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Full text of "Handbuch der Archaeologie der Kunst"

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of  % 

of  Toronto 


Professor  J«  Macnaughton 


HANDBOUND 
AT  THE 


UNIVERSITY  OF 
TORONTO  PRESS 


Handbnch 


der 


Archaeologie  der  Kunst 


von 


K*  C£  Miille  r. 


Dritte,  nach  dem  Handexemplar  des  Verfassers   verbensertc, 
berichtigte  und  vermehrte  Auflage 


von 


Dr.  Fr.  Gr.  Welcker. 


Zweiter  Abdruck. 


STUTTGART. 

Verlag    von    Albert    H  e  i  t  z. 

1878. 


o 

5330 

Ms 


Druck  yon  Karl  Kirn  in  Stuttgartv 


Vorrede  zur  zweiten  Ausgabe. 


Da  das  Buch,  welches  ich  dem  Publicum  hiermit  zum 
zweitenmal  ubergebe,  in  seiner  friihern  Gestalt  brauchbar 
gefunden  worden  ist:  so  habe  ich  diese  im  Ganzen  unver- 
andert  bestehen  lassen,  und  auch  einige  rieu  hinzugekommene 
Paragraphen  (§.  75*.  157*.  441*.  324*.  345*.  345**.)  so  be- 
zeichnet,  dass  die  bisherige  Reihenfolge  dadurch  nicht  gestort 
wird.  Ich  bin  freilich  gewahr,  dass  in  einem  Handbuche  der 
Archaeologie  noch  manche  andre  Mittheilungen  iiber  Inschriften, 
Munzen  und  die  topographischen  Beziehungen  der  Denkmaler 
erwartet  werden  konnten:  aber  ich  musste  nach  meinem 
Plane  Alles  ausschliessen ,  wodurch  unsre  Kenntniss  der  bil- 
denden  Kunst  im  Alterthum  nicht  unmittelbar  gefordert  wird, 
und  durfte  also  z.  B.  auch  die  Munzen  nur  als  hochstbedeu- 
tende  Reste  der  alten  Kunst,  nicht  aber  als  Denkmaler  des 
politischen  Leberls  und  Handelsverkehrs  der  Alten  —  die  noch 
zu  wenig  hervorgehobne  Hauptrucksicht  bei  diesem  Studium 
-  in  Betracht  ziehen.  Auf  der  andern  Seite  bin  ich  eben 
so  uberzeugt,  dass  auch  in  der  Darlegung  der  innern  Prin- 
zipien  der  alten  Kunst,  von  denen  die  Kunstler  bewusst  oder 
unbewusst  bei  der  Entwickelung  ihrer  Ideen  geleitet  wurden, 
bei  weitem  mehr  geleistet  werden  kann,  als  dies  Handbuch 
angiebt,  jedoch  hielt  ich  auch  bei  dieser  neuen  Bearbeitung 
den  Gedanken  fest,  dass  es  doch  nur  bestimmt  sein  konne, 
die  Summe  aus  der  bisherigen  Bearbeitung  der  Wissenschaft 


IV 

zu  ziehen,  und  daher  nur  die  sichersten  und  einleuchtendsten 
Bemerkungen  iiber  diese  im  hohern  Zusammenhange  noch 
zu  wenig  verhandelten  Fragen  mitzutheilen  habe.  Eine  ahn- 
liche  Entsagung  musste  ich  mir  in  Befreff  der  Kunstmythologie 
zur  Pflicht  machen,  iiber  welche  meine  Ansichten  noch  immer 
von  denen  sehr  abweichen,  welche  die  jetzige  Generation 
archaeologischer  Forscher  grossentheils  bekennt.  Wenn  nach 
dieser  die  Bildner  des  Alterthums  gewisse  Grundideen  des 
Heidenthums  mit  Bewusstsein  und  Absicht  in  ihren  Werken 
auszudriicken  suchten,  die  daher  gleichsam  wie  Hieroglyphen 
einer  physischen  Theologie  zu  deuten  seien:  so  ist,  nach 
meiner  Ueberzeugung ,  von  dem  Kiinstler  der  BKithezeit  der 
alten  Kunst  im  Ganzen  nur  so  viel  Kenntniss  des  vaterlichen 
Glaubens  zu  erwarten,  wie  von  jedem  Manne  aus  dem  Volke; 
alles  Andre  aber  war  bei  den  schopferischen  Geistern  unter 
den  Kiinstlern  eine  eben  so  freie  und  ihnen  eigenthumliche 
und  nur  von  den  Forderungen  ihrer  Kunst  abhangige  Thatig- 
keit,  wie  die  Ausbildung  irgend  eines  Mythus  zu  einer  So- 
phokleischen  Tragodie.  Wie  aber  auch  diese  Frage,  die  in 
unsrer  Zeit  eine  grimdliche  Erorterung  verdiente,  entschieden 
werden  mag:  so  wird  es  doch  diesem  Handbuch  von  den 
Anhangern  jener  Lehre  nicht  zum  Vorwurfe  gemacht  werden 
konnen,  dass  es  von  einer  antiken  Theologie,  die  aus  den 
Kunstwerken  allein  zu  schopfen  sei,  bis  jetzt  nur  Weniges 
zu  melden  hat. 

Um  desto  mehr  bin  ich  bemiiht  gewesen,  die  in  mein 
Buch  aufzunehmenden  Facta,  innerhalb  der  Granzen  meines 
Plans,  zu  vervollstandigen ,  scharfer  zu  bestimmen  und  ge- 
nauer  zu  ordnen.  Man  wird  die  grossen  Erweiterungen,  die 
die  Kenntniss  der  alten  Kunst  in  den  letzten  Jahren  erhalten 
hat,  nicht  nach  fliichtig  zusammengerafften  Notizen  ausser- 
lich  angeschoben,  sondern  durch  fortgesetzte  Aufmerksamkeit 
in  das  Ganze  verwebt  finden.  Die  zahlreichen  Beurtheilungen, 
die  dem  Werke  von  gelehrten  Archaeologen  zu  Theil  ge- 
worden,  sind  sorgfaltig  benutzt  worden.  Ueberhaupt  aber 
darf  ich  sagen,  dass  die  Arbeit  dieser  zweiten  Ausgabe  kaum 


V 

geringer  gewesen  1st,  als  die,  welche  ich  zuerst  auf  das  Buch 
iiberhaupt  gewandt  habe. 

Zwischen  dem  Zuwenig  und  Zuviel  des  mitgetheilten 
Stoffes  uberall  die  rechte  Mitte  getroffen  zu  haben,  darf  ich 
mir  freilich  nicht  einbilden.  Die  festen  Grundsatze,  die  ich  mir 
iiber  die  aufzunehraenden  Fakta  und  Denkmaler  gebildet,  wird 
der  Kenner  der  Sache  leicht  herausfinden :  aber  in  sehr  vielen 
Fallen  konnte  doch  nur  ein  subjectives,  oft  nur  ein  monien- 
tanes  Gefuhl  leiten.  Meine  Aufgabe.  wurde  dadurch  erschwert, 
dass  ich  mein  Buch  zugleich  zur  Grundlage  von  miindlichen 
Vortragen  und  zum  Handbuche  fur  das  Privatstudium  be- 
stimmte,  indem  eine  Absonderung  des  einen  Z weeks  von 
dem  andern  in  der  gegenwartigen  Lage'  unsrer  Studien  nicht 
rathsam  sein  mochte.  Daher  ist  denn  in  diesem  Buche  viel 
mehr  Stoff  gegeben,  als  ein  akademisches  Collegium  etwa  in 
hundert  Stunden  verarbeiten  und  entwickeln  kann ;  und  wenn 
es  auch  vielleicht  archaeologischen  Vorlesungen  von  sehr  ver- 
schiedner  Art  zum  Grunde  gelegt  werden  konnte,  wird  die 
Benutzung  desselben  doch  immer  eine  freie  und  eigenthum- 
liche  sein  miissen:  wie  der  Verfasser  selbst  nach  langerer 
Erfahrung  es  in  der  letzten  Zeit  am  zweckmassigsten  gefunden 
hat,  schon  in  den  ersten  oder  geschichtlichen  Theil  das  Wissens- 
wurdigste  uber  Technik,  Formenbildung  und  Gegenstande 
der  alten  Kunst  heriiber  zu  nehmen,  ohne  darum  weniger 
iiberzeugt  zu  sein ,  dass  die  systematische  Disposition  des 
zweiten  Theils  fur  das  Studium  wesentliche  Vortheile  ge- 
wahrt. 

Dem  von  mehreren  Seiten  geausserten  Bediirfniss  eines 
Registers  hat  Herr  Dr.  A.  Lion,  welcher  auch  die  Gorrectur 
dieser  Ausgabe  hauptsachlich  besorgt  hat,  wenigstens  in  den 
Punkten  entsprochen,  zu  deren  Auffindung  die  Kenntniss  der 
Anordnung  des  Buches  nicht  schon  hinreicht.  Ein  Alles  um- 
fassendes  Register  wurde  den  Umfang  des  Werks  zu  sehr 
ausgedehnt  haben. 

Auch  die  Nachtrage  habe  ich  auf  das  Wichtigste  be- 
schrankt;  weil,  wenn  ich  die  Notizen,  welche  ich  aus  den 


VI 

wahrend  des  Druckes  erschienenen  Werken,  ganz  so  wie  aus 
den  fruher  herausgekommenen ,  ausgezogen,  dafur  hatte  be- 
nutzen  wollen,  der  Gebrauch  des  Buches  sehr  unbequem  ge- 
worden  ware.  Irgend  eine  Granze  muss  doch  hier  angenommen 
^erden,  und  so  kann  im  Ganzen  das  Ende  des  J.  1833  als 
der  Zeitpunkt  betrachtet  werden,  bis  zu  welchem  die  archaeo- 
logische  Literatur,  soweit  sie  nach  Gottingen  gelangt  war, 
fiir  dies  Handbuch  mit  einer  gewissen  systematischen  Gleich- 
formigkeit  benutzt  worden  1st. 

Gottingen,  im  Januar  1835. 


Vorrede  des  Herausgebers. 


Die  neue  Ausgabe  dieses  Buches  iibernahm  ich  nach 
dem  dringenden  Wunsche  der  hochachtbaren  hinterlassenen 
Gattin  des  Verfassers  und  seiner  nachsten  Freunde.  Wie  das- 
selbe  bisher  dem  Studium  der  alten  Kunst  und  ihrer  Denkmaler 
anerkannt  sehr  forderlich  gewesen  ist,  so  wird  es  ihm  ohne 
Zweifel  auch  kiinftig  gute  Dienste  thun,  und  wenn  es  zuerst 
nach  seiner  ganzen  Einrichtung  unvermeidlich  bei  Manchen 
auch  einen  Irrthum  veranlasst  haben  mag,  die  Vorstellung 
namlich,  dass  die  Kenntniss  der  alten  Kunst  eine  ziemlich 
leichte  und  beilaufig  zu  erlangen  sei,  so  muss  gerade  die 
Ausbreitung  des  Studiums  selbst,  die  durch  das  zweckmassig 
und  geschickt  ausgefuhrte  Compendium  und  Repertorium  ver- 
mehrt  wird,  auch  beitragen  zu  der  Vertiefung  in  den  Gegen- 
stand  zu  veranlassen.  Denn  wie  verschieden  ein  oberflach- 
liches  leichtes  Wissen  von  der  Kenntniss  der  Kunstgegenstande 
selbst  und  ihres  Zusammenhangs  sei,  muss  fur  Alle  offenbar 
werden,  sobald  sich  erst  Viele  mit  ihnen  beschaftigen ,  und 
gar  Manche  werden  dann  bald  gewahr  werden,  wie  viel 
mehr  dazu  gehore  nur  ein  einziges  Monument  richtig  auf- 
zufassen,  zu  beurtheilen  oder  grundlich  und  sicher  zu  erklaren, 
als  alle  die  vielen  in  dem  Buch  zusammengedrangten  Monu- 
mente,  Namen,  Zahlen,  Stellen  und  Gitate  mit  dem  Gedachtniss 
oder  mit  matten  unbestimmten  und  unfruchtbaren  Vorstel- 
lungen  zu  umfassen. 

Der  Verfasser  hatte  bis  zu  seiner  Reise  nach  Griechenland, 
von  der  er  nicht  heimgekehrt  ist,  aus  alien  neu  erschienenen 


VIII 

Schriften  alles  in  den  Plan  seines  Buches  Einschlagende  in 
einem  mit  weissem  Papier  durchschossenen  Exemplar  sehr 
fleissig  eingetragen,  nachdem  er  es  vorher  auf  kleinen  an 
Ort  und  Stelle  leicht  unterzubringenden  Zetteln  ausgezogen 
hatte.  Von  diesen  Zetteln  waren  eine  betrachtliche  Menge 
noch  uniibertragen '  zwischen  den  Blattern  eingelegt ,  zum 
Theil  auch  noch  unvertheilt  an  ihren  Stellen  haufenweise 
liegen  geblieben.  Die  eingeschriebenen  fmden  sich  zwar  un- 
gefahr  in  der  Gegend  der  Seiten,  wohin  sie  gehoren,  doch 
war  die  genauere  Stelle,  die  sie  am  fiiglichsten  einnehmen 
konnten,  meistentheils  erst  noch  zu  bestimmen.  Diese  Zu- 
satze  sind  ausserst  fluchtig  geschrieben  und  so  schwer  zu 
lesen,  dass  sie  ohne  Aufsuchen  der  Stellen  in  Biichern  und 
der  Monumente,  worauf  sie  sich  beziehen,  meistentheils  gar 
nicht  zu  entziffern  und  zu  benutzen  gewesen  sein  wurden. 
Dies  Nachschlagen  wurde  ich  zwar  auch  ausserdem  aus  an- 
dern  Grunden  fast  in  alien  Fallen  nothwendig  gefunden  haben. 
Und  so  gross  ist  die  Anzahl  dieser  Zusatze,  dass  ich  nicht 
weiss,  ob  ich  dem  Geschafte  mich  zu  unterziehen  Entschluss 
gefasst  haben  wurde,  wenn  ich  sie  im  voraus  gekannt  hatte. 

Berichtigungen  oder  Abanderungen  hat  der  Verfasser 
nur  selten  vorgenommen  oder  angedeutet.  Hatte  er  selbst 
von  seinem  Werk  eine  neue  Ausgabe  machen  konnen,  so 
wiirden  sie  vermuthlich  nicht  seltener  als  in  der  zweiten 
vorkommen.  Dann  hatte  er  wahrscheinlich  auch  von  den 
fruher  niedergeschriebenen  Zusatzen,  nachdem  unterdessen 
immer  mehr  Neues  hinzugekommen  ware,  gar  manche  unter- 
driickt,  um  das  Gleichmass,  worauf  er  im  Ganzen  sorgfaltig 
bedacht  war,  zu  erhalten.  Dem  fremden  Herausgeber  schien 
es  mir  nicht  zuzukommen  eine  strenge  Auswahl  unter  diesen 
Zusatzen  zu  treffen>  sondern  eher  im  Beibehalten  etwas  zu 
weit  zu  gehen  und  nur  diejenigen  auszuschliessen ,  die  ihm 
entschieden  entbehrlich  geworden  oder  zur  Aufnahme  un- 
mittelbar  nicht  bestimmt  gewesen  zu  sein  schienen. 

Der  andre  Theil  meiner  Arbeit  besteht  in  Erweiterung  und 
Fortsetzung  des  Werks  bis  auf  die  neueste  Zeit  nach  dessen 
eigenen  Plan  und  Gharakter.  Aus  Riicksicht  auf  diese  musste 
ich  es  ungleich  mehr  darauf  absehn,  das  Buch  mit  dem 
Wichtigsten  der  seit  Jahren  hinzugekommen  en  Denkmaler 


IX 

und  gelehrten  Arbeiten  oder  aiich  mtt  vielen  von  dem  Ver- 
fasser  nur  iibersehenen  Nachvveisungen  von  alteren  Monu- 
menten ,  alterer  Litteratur  zu  bereichern ,  als  mir  fur  eigene 
Ansichten  und  Bemerkungen  geeignete  Stellen  aufzusuchen. 
Insbesondere  habe  ich  vermieden  durch  hiiufige  Einschiebsel 
in  dem  Zusammenhang  der  Kunstgeschichte  sowohl  als  des 
theoretischen  Theils  etwas  Fremdartiges ,  einen  merklichen 
Bestandtheil  einer  neuen  Arbeit  in  die  alte  einzumischen. 
Nur  die  wichtigsten  neueren  Entdeckungen  mussten  noth- 
wendig  in  die  Geschichte  aufgenommen ,  und  iiber  einige 
wichtigere  Punkte  der  Technik  durften  abweichende  Ansichten 
nicht  unterdriickt  werden.  Jemehr  meine  Zusatze  sich  an 
das  £inzelne  hielten  ohne  in  das  Allgemeine  und  das  Innere 
einzugreifen,  um  so  angemessener  schienen  sie  mir  dem  Zwecke 
zu  sein.  Daher  fallen  £ie  hauptsachlich  in  die  Uebersicht  der 
Gegenstande  der  alten  Kunst,  obgleich  ich  die  vorliegende 
kunstmythologische  Darstellung  der  Go  tier  nicht  durch gangig 
fur  die  einfachste,  oder  die  richtigste,  oder  die  erschopfendste 
ausgeben  will  und  in  den  Heroenmythen  die  Eintheilung  der 
Monumente,  eben  so  wie  auch  der  epischen  Sagen  selbst 
nach  den  Stammen  fur  nachtheilig  halte.  Von  Kunstwerken 
war  der  Zuwachs  so  sehr  gross,  dass  weder  alle  grossern 
Kupferwerke,  noch  die  Schriften  des  archaeologischen  Instituts 
in  Rom  und  andere  Zeitschriften ,  worin  fortwahrend  eine 
Menge  von  Denkmalern  erwahnt,  beschrieben  und  besprochen 
werden,  eben  so  stark  als  mit  friiheren  von  dem  Verfasser 
geschehn  ist,  ausgebeutet  werden  durften.  Noch  weniger 
konnte  ich  daran  denken,  aus  der  Fiille  von  nicht  offentlich 
bekannt  gemachten  Denkmalern,  die  ich  in  meinen  Papieren 
aus  den  Zeiten  eines  mehrmaligen  Aufenthalts  in  Italien  in 
den  letzten  Jahren,  so  wie  von  Reisen  in  Griechenland  und 
Sicilien,  Deutschland,  Holland,  Frankreich  und  England  her 
aus  offentliehen  und  Privatsammlungen  verzeichnet  auf bewahre, 
einen  andern  als  sehr  beschrankten  Gebrauch*  zu  machen, 
da  sie  sich  nicht  ohne  mehr  Worte  hatten  anfiihren  lassen. 
Manche  Werke  zu  sonsther  angefiihrten  Monumenten  durch- 
gangig  mitzucitiren  nach  der  Weise  des  Verfassers,  wie  z.  B. 
Pistolesi  Vaticano,  den  er  fur  die  folgende  Auflage  ausgezogen 
hatte,  Inghirami's  Vasi  fittili  u.  a.,  schien  mir  uberflussig. 


X 

Von  den  Gemmenabdriicken  des  archaeologischen  Instituts 
sind  die  5.  und  6.  Genturie  (Bullet.  1839.  p.  97)  nicht  gleich 
den  vier  ersten  eingetragen  worden.  Von  Gerhards  aus- 
erlesenen  Vasen  war  der  3.  Band  nur  bis  Taf.  234  in  metnen 
Handen,  von  der  Elite  ce'ramographique  ein  noch  kleinerer 
Anfang  des  3.,  von  dem  Museo  Borbonico  erst  die  Halfte  des 
14.  Bandes.  Je  sparsamer  der  Raum  zu  benutzen  war,  um 
so  mehr  habe  ich  gesucht  mich  auf  das  Wichtigere  und  das 
Verstecktere ,  das  Vereinzelte  im  Anfiihren  und  Beifugen  zu 
beschranken,  und  die  auf  diesem  Gebiet  wohl  bewandert 
sind,  werden  aus  dem  Ganzen  zu  entschuldigen  wissen,  wenn 
der  Tact  der  wunschenswiirdigsten  Auswahl  nach  ihrer  nahern 
Erfahrung  in  besondern  Kreisen  mich  im  Drang  andrer.Ge- 
schafte  und  selbst  des  Drucks  hier  und  da  verlassen  hat 
oder  das  Rechte  mir  nicht  zu  rechter  Zeit  gegenwartig  ge- 
wesen  ist.  Meine  Zusatze  sind  sammtlich  durch  Klammern 
abgesondert  worden,  um  auch  von  der  Seite  den  Grundsatz, 
das  Werk  in  seiner  Vollstandigkeit  bis  auf  den  letzten  Buch- 
staben  und  vollig  unverandert  dem  Publikum  von  neuem  zu 
iibergeben,  auch  von  dieser  Seite  aufrecht  zu  halten. 

Bonn  d.  15.  August  1847. 

F.  G.  Welcker. 


Vorbemerkung  zur  vierten  Auflage. 


Das  vorliegende  Handbuch  1st  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
vergriffen.  Vielfache  Bemuhungen  der  unterzeichneten  Ver- 
lagsbuchhandlung  es  in  einer  neuen,  dem  jetzigen  Stande  der 
Wissenschaft  entsprechenden  Gestalt  vorzulegen  sind  daran 
gescheitert,  dass  sammtliche  deshalb  befragte  Gelehrte  er- 
klarten,  dies  lasse  sich  nur  durch  eine  vollige  Umarbeitung 
grosser  Theile  des  Werkes  erreichen;  eine  Schonung  des  ur- 
sprimglichen  .Textes,  wie  sie  Welcker  vor  dreissig  Jahren 
uben  konnte,  wiirde  heutzutage  namentlich  in  den  kunst- 
geschichtlichen  Abschnitten  unmoglich  sein,  die  wunschens- 
werthe  Umarbeitung  aber  wiirde  aus  K.  0.  Mullers  Handbuch 
das  Werk  eines  Andern  machen.  Ueberdies  wollte  sich 

* 

niemand  bereit  erklaren  den  grossen  Aufwand  von  Zeit  und 
Miihe  an  eine  solche  Umarbeitung  zu  wenden.  Da  nun  ebenso 
wenig  der  Ersatz  des  vorliegenden  Buches  durch  ein  ganz 
neues  Handbuch  fiirs  Erste  zu  erwarten  steht,  so  ist  es  zweck- 
massig  erschienen  dem  unleugbaren  Bedurfniss,  wie  es  sich 
in  der  staten  Nachfrage  kund  gibt,  durch  einen  unveranderten 
Wiederabdruck  einstweilen  abzuhelfen.  Der  Wiederabdruck 
erfolgt  Seite  auf  Seite  nach  der  dritten  Auflage.  Die  An- 


XII 

wendung  lateinischer  Lettern  und  die  Bezeichnung  der  Para- 
graphen  am  oberen  Rande  der  Seite  werden  der  Brauch- 

barkeit  zu  Statten  kommen. 

\ 
So  lasst  sich  hoffen,  dass  der   neue  Abdruck  sich  den 

jetzt  so  lebhaft  betriebenen  archaeologischen  Studien  nutzlich 
erweisen  werde,  bis  das  ganze  Buch  einmal  durch  ein  neues 
ersetzt  sein  wird,  welches  mit  dem  hier  in  mustergiltiger 
Weise  erreichten  Vorzug  sachkundiger  Kiirze  den  weiteren 
Vortheil  verbindet,  die  Fortschritte  der  archaeologischen 
Wissenschaft  in  den  letzten  Jahrzehnten  in  sich  verarbeitet 
zu  haben. 

Die  Verlagsbuchhandlung. 


1ST  o  t  i  z 

iiber  die  Abkiirzungen  und  Anfiihrungs-Arten. 


G.  A.  bedeutet  Catalogus  artificum  (von  Sillig). 

C.  I.      -  Corpus  Inscriptionum  Graecarum  (von  Boeckh). 

D.  N.  —  Doctrina  numorum  (von  Eckhel). 

D.  A.  K.  —  Denkmaler  der  alten  Kunst,  s.  S.  23. 

G.  —  Galerie,  Galeria.     G.  M.  —  Galerie  mythologique  (von  Millin). 

g.  —  gens  (bei  den  sog.  Familien-Mimzen).     g.  —  gegen. 

Inst.  —  Institute  die  corrispondenza  archeologica,  s.  S.  22. 

M.  —  Museum,  Musee,  Museo. 

M.  I.    Mon.  In.  —  Monumenti  inediti,  Monumens  inedits. 

M.  —  Miinzen. 

N.  —  Numi.  "N.  Brit.  —  Veterum   popul.   et  regum  numi  qui  in  Museo 

Britannico  asservantur  (von  T.  Combe). 
N.  H.  —  Naturalis  historia  (von  Plinius). 
N.  Pomp.  —  Pompejana,  new  series  (von  W.  Gell). 
N.  —  Norden.    0.  —  Osten.    S.  —  Siiden.     W.  —  Westen. 
N.  —  Nummer  (bei  Aufzahlungen  von  Denkmalern). 
01.  —  Olympiade. 
P.  gr.  —  Pierres  gravees. 

PCI.    M.  PCL,  —  II  Museo  Pio-Clementino,  s.  S.  21. 
r.,  1.,  die  R.,  die  L.  —  rechts,  links,  die  Rechte,  die  Linke. 
S.  —  Sohn.    st.  —  stirbt. 
T.  —  Tempel. 
V.  -  Villa. 

X  verbindet  die  Zahlen  der  Lange  und  Breite  eines  Rechtecks. 

In  Buchertiteln  bedeutet  B.  Berlin,  F.  Firenze,  L.  London,  N. 
Napoli,  P.  Paris,  R.  Roma,  V.  Venezia. 

In  dem  kunstmythologischen  Abschnitt  bezeichnen  die  einzelnen  An- 
fangsbuchstaben  stets  die  Gottheit,  die  in  der  Ueberschrift  und  dem 
Columnentitel  genannt  ist. 


XIV 

• 

Die  Ziffern  bei  L.  bezeichnen  die  Nurnmern,  welche  die  Antiken  des 
Musee  Royal  im  Louvre  nach  der  Description  von  1830  (s.  S.  353)  haben, 
bei  den  Antiken  in  Dresden  die  des  Verzeichnisses  von  1833  (s.  S.  357), 
bei  denen  in  Miinchen  die  der  Beschreibung  der  Glyptotbek  von  Klenze  und 
Schorn,  welche  in  der  neuern  Ausgabe  von  1833  dieselben  geblieben  sind. 
Die  Antiken  des  Britischen  Museums  sind  einigemal  nach  den  Nummern 
angefiihrt,  die  sie  im  Jahre  1822  batten. 

A.  mit  einer  Ziffer  citirt  die  Anmerkung  des  Paragraphen;  die  blosse 
Ziffer  den  Abschnitt  des  §.  selbst.  Die  Anmerkungen  gehoren  stets  zu 
dem  Abschnitt  des  §.,  der  die  entsprechende  Zahl  am  Rande  hat. 

Bouill.,  das  Werk  des  Malers  Bouillon  (s.  S.  22]  ist  um  der  Kiirze 
willen  immer  so  citirt  worden,  dass  die  Kupfertafeln  vom  Anfange  bis  zum 
Ende  jedes  Bandes  durchgezahlt  worden  sind. 

Micali's  Kupt'erwerk  (s.  S.  198)  wird  immer  in  der  neuen  erweiterten 
Gestalt  angefiihrt,  wenn  die  altere  Ausgabe  nicht  ausdriicklich  genannt  ist. 

Mionnet's  Empr.  bezieht  sich  auf  die  in  dem  Catalogue  d'une  collection 
d'empreintes.  P.  an  8.  verzeichneten  Miinzabdriicke ,  welche  die  hiesige 
archaologische  Sammlung  mit  einem  grossen  Zuwachs  von  spatern  Ab- 
driicken  aus  derselben  Hand  besitzt.  Die  letzteren  sind  nach  der  Nummer, 
welche  sie  in  Mionnet's  Description  de  Medailles  antiques  Grecques  et  Ro- 
maines  tragen,  angefiihrt.  Mionnet  PI.  bezeichnet  den  der  Description 
beigegebenen  Band  mit  Kupfern. 

Bei  der  Aufzahlung  von  Denkmalern  einer  Art  bezeichnet  em  Semicolon 
zwischen  den  Anfiihrungen  die  Verschiedenheit  des  Denkmals.  Z.  B.  werden 
durch  M.  PCI.  II,  30;  M.  Cap.  Ill,  32  zwei  verschiedene  Statuen,  durch 
M.  PCI.  I,  12;  Bouill.  I,  15  eine  und  dieselbe  angezeigt. 

Das  Zeichen  []  fiir  Biicher,  die  der  Verf.  ohne  eigene  Ansicht  an- 
fiihrte,  ist  in  der  zweiten  Ausgabe  verschwunden ,  weil  der  Verf.  ausser 
der  hiesigen  Universitats-Bibliothek  fiir  die  Zwecke  dieses'  Handbuchs  auch 
(im  Herbst  1830)  die  Konigl.  Bibliothek  in  Berlin  und  (im  Herbst  1833) 
die  mit  dem  K.  K.  Antiken  -  Cabinet  in  Wien  verbundene  archaologische 
Biichersammlung  durchgesehen. 


Inhalts-Anzeige. 


Einleitung. 

A.  The  or  etisehe. 

1.  Zergliederung  des  Begriffes  Kunst.    §.  1  ff.  S.  1  ff. 

2.  Die  einfachsteii  und  allgemeinsten  Gesetze  der  Kunst.  §.  9.      4 

3.  Eiutheilung  der  Kunst.    §.  16.  6 

4.  Allgemeines  liber  die  geschichtliche  Erscheinung  der  Kunst, 
insonderheit  der  bildenden.    §.  29.  14 

B.  Litterarische.    S.  35.  -16 


Gesehichte  der  Kunst  im  Alterthum. 
Die  Griechen. 

Erste  Periode  b  i  s  g  e  g  e  n  01.  50. 

1.  Allgemeine  Bedingungen  und  Hauptziige  der  Kunstentwicke- 
lung.    §.  40.  24 

2.  Architektonik.    §.  45.  26 
3.'    Die  iibrige  Tektonik.    §.  56.  36 

4.  Bildende  Kunst.    §.  64.  42 

5.  Anfange  der  Malerei.    §..73.  51 

Zweite   Periode.     Von  01.  50  bis  80. 

1.  Der  Charakter  der  Periode  im  Allgemeinen.    §.  76.  55 

2.  Architektonik.    §.  80.  57 

3.  Bildende  Kunst. 

a.  Verbreitung  derselben.    §.  82.  61 

t>.  Cultusbilder.    §.  83.  63 

c.  Ehrenbildsaulen.    §.  87.  66 

d.  Mythologische  Figuren  als  Weihgeschenke    §.  89.  67 

e.  Tempelsculpturen.    §.  90.  68 

f.  Styl  der  bildenden  Kunst.    §.  91.  72 

g.  Ueberreste  der  bildenden  Kunst.    §.  96.  75 
Stein-  und  Stempelschneidekunst.    §.  97.  80 

4.  Malerei.    §.  99.  83 


XVI 

Dritte   Periode.     Yon   01.  80  bis  111. 

1.  Die  Ereignisse   imd  der  Geist   der  Zeit  in  Beziehung  auf 

die  Kunst.    §.  100.  S.  87 

2.  Architektonik.    §.  105.  91 

3.  Bildende  Kunst.  . 

a.  Die  Zeit  des  Phidias  und  Polykleitos.  §.  112.             100 

b.  Die  Zeit  des  Praxiteles  und  Lysippos.  §.  124.             117 
Stein-  und  Stempelschueidekunst.    §.  131.  134 

4.  Malerei.    §.  133.  137 

Vierte  Periode.     Von  01.  111.  bis   158,  3. 

1.  Ereignisse  und  Charakter  der  Zeit.    §.  144.  149 

2.  Architektonik.    §.  149.  153 

3.  Bildende  Kunst.    §.  154.  158 
Stein-  und  Stempelschneidekunst.    §.  161.  168 

4.  Malerei   §.  163.  170 
Pltinderungen   und  Yerheerungen  Griechenlands.  §.  164.       173 

Episode. 

Von  der  (jriechischen  Kunst  bei  den  Italischen  Volkern 
vor   01.    158,    3. 

1.  Griechischer  Urstamm    §.  166.  177 

2.  .  Etrusker.    §.  167.  179 

3.  "  Rom  vor  dem  J.  d.  St.  606.    §.  179.  198 

Fiinfte  Periode.     Von  606  der   Stadt 
(01.  158,  3.)  bis  zura  Mittelalter. 

1.  Allgemeines  iiber  den  Charakter  und  Geist  der  Zeit.  §.  183.     204 

2.  Architektonik   §.  188.                    .  208 

3.  Bildende  Kunst.    §.  196.  224 

4.  Malerei.    §.  208.  245 
Die  Zerstorungen    §.  214.  254 

Anhang. 
Die  ungriechischen  Volker. 

I.  Aegyptier. 

1.  Allgemeines    §.  215.  257 

2.  Architektonik   §.  219.  266 

3.  Bildende  Kunste  und  Malerei. 

a.  Technik  und  Behandlung  der  Formen.    §.  228.  276 

b.  Gegenstande.    §.232.  283 

II.  Die   Syrischen   Stamme.    §.  234.  292 
A.     Babylonier. 

1.  Architektonik.    §.  235.  292 

2.  Bildende  Kunst.    §.  237.  295 


XVII 

B.  Phouicier  und  benaclibarte  Stamme. 

1.  Architektonik.     §.  239.  S.   297 

2.  Bildende  Kunst.     §.  240.  299 

C.  Kleinasien.     §.  241*,  303 

III.  Volker  vom  Arischen   Stamme.     §.  242.  305 

1.  Architektonik.     §.  243.  306 

2.  Bildende  Kunst.     §.  245*.  309 

IV.  Inder.     §.  249.  316 


Systematische  Behandlung  der  antiken  Kunst. 

Propadeutischer  Abschnitt. 
Geographic  der  alten  Knnstdenkmaler. 

1.  Allgeineines.     §.  251.  320 

2.  Griechenland.     §.  252.  322 

3.  Asien  mid  Africa.     §.  255.  327 

4.  Italien.     §.  257.  330 

5.  Der  Westen  Europa's.     §.  262.  350 

6.  Deutschland  und  der  Norden.     §.  264.  357 

Erster  Hauptabschnitt. 

Tektonik.    §.*  266.  365 

I.  Gebaude.     Architektonik.    §.  267.  365 

1.  Baumaterialien.     §.  268.  366 

2.  Die  einfachen  geometrischen  Grundformen.     §.  273.  370 

3.  Die  Architekturstiicke.     §.  275.  372 

4.  Arten  der  Gebaude.     §.  286.  385 

II.  Gerathe  und  Gefasse.     §.  297.  408 

Zweiter  Hauptabschnitt. 

Bildende  Kunst  (nebst  Malerei).    §.  303.  419 

Erster  Theil. 

Von  der  Technik  der  alten  Kunst.    §.  304.  419 

I.    Mechanische  Technik. 

A.    Der  Plastik  im  weitern  Sinne. 

1.     Die  Bildnerei  in  weichen  oder  erweichten  Massen. 

a.  Arbeit  in  Thon  oder  ahnlichen  Stoffen.     §.  305.          420 

6.  Metallguss.    §.  3€6.  42a 

0.  Muller'a  Archaeologie.    4.  Aufl.  II 


XVIII 

2.    Die  Arbeit  in  harten  Massen. 

a.  Holzschnitzerei.     §.  308.  S.  427 

6.  Bildhauerei.     §.  309.  428 

c.  Arbeit  in  Metall  und  Elfenbein.     §.  311.  432 

d.  Arbeit  in  Edelsteinen.     §.  313.  438 

e.  Arbeit  in  Glas.     §.316.  445 

f.  Stempelschneidekunst.     §.  317.  447 

B.     Zeichnung  auf  ebner  Flache. 

1.  Durch  Auftrag  von  Farbestoffen  weicher  und  fltissiger  Art. 

a.  Einfarbige  Zeichnung  und  Malerei.     §.  318.  449 

b.  Malerei  mit  Wasserfarben.     §.  319.  449 

c.  Enkaustische  Malerei.     §.  320.  453 

d.  Vasenmalerei.    §.  321.  456 

2.  Durch  Zusammenfugung  fester  Stoffe,  Mosaik.     §.  322.         458 

II.     Optische  Technik.    §.  323.  462 


Zweiter  Theil. 
Von  den  Formen  der  bildenden  Kunst.    §.  324*. 

I.    Formen  der  Natur  und  des  Lebens. 

A.  Vom  menschlichen  Korper. 

1.  Allgemeine  Grundsatze.     §.  325.  467 

2.  Charakter  und  Schonheit  der  einzelnen  Formen. 

a.  Studien  der  alten  Kunstler.     §.  328.  470 

b.  Behandlung  des  Gesichts.     §.  329.  471 

c.  Behandlung  des  tibrigen  Korpers.     §.  331.  476 
d-.  Proportionen.     §.  332.  478 

e.  Colorit.    §.  333.  480 

f.  Yermischung  menschlicher  Bildung  mit  andern  For- 
men.    §.  334.  480 

g.  Der   Korper   und   die   Gesichtsziige    in    Bewegung. 

§.  335.  482 

B.  Bekleidung  des  Korpers. 

1.  Allgemeine  Grundsatze.     §.  336.  485 

2.  Griechische  Mannerkleider.     §.  337.  487 

3.  Frauengewander.     §.  339.  492 

4.  Komische  Tracht.    §.  341.  496 

5.  Waffentracht.     §.  342.  497 

6.  Behandlung  der  Draperie.     §.  343.  499 

C.  Von  den  Attributen  und  attributiven 

Handlungen.     §.  344. 

II.    Von  der  Kunst  geschaffne  Formen.   §.345.     502 


XIX 

Dritter  Theil. 

Von  den  Gegenstanden  der  bildenden  Kunst.  §.  346.     S.  509 

I.    Mythologische  Gegenstande.     §.  347.  509 

A.  Die  Olympischen  Zwolfgo-tter. 

1.  Zeus.     §.  349.  512 

2.  Hera,     §.  352.       .  522 

3.  Poseidon.     §.  354.  526 

4.  Demeter.     §.  357.  532 

5.  Apollon.     §•  359.  539 

6.  Artemis.     §.  363.  552 

7.  Hephastos.     §.  366.  559 

8.  Pallas  Athena.     §.  368.  562 

9.  Ares.  §.  372.  573 

10.  Aphrodite.     §.  374.  576 

11.  Hermes.     §.  379.  586 

12.  Hestia.     §.  382.  593 

B.  Die  iibrigen  Gottheiten. 

1.  Dionysischer  Kreis. 

a.  Dionysos.     §.  383.  594 

b.  Satyrn.     §.  385.  603 

c.  Silene.     §.  386.  609 

d.  Pane.     §.  387.  611 

e.  Weibliche  Figuren.    §.  388.  614 

f.  Kentauren.     §.389.  617 

g.  Dionysos  Thiasos  im  Ganzen.     §.  390.  619 

2.  Kreis  des  Eros.    §.  391.  622 

3.  Musen.     §.  393.  629 

4.  Heilgotter.     §.  394.  632 

5.  Urwelt,  Menschenschopfung.     §.  395.  634 

6.  Unterwelt  und  Tod.     §.  397.  639 

7.  Schicksal  und  Weltordnung.     §.  398.  644 

8.  Zeit.     §.  399.  646 

9.  Lichtwesen.    §.  400.  647 

10.  Winde.     §.  401.  652 

11.  Das  Element  des  Wassers.    §.  402.  653 

12.  Die  Vegetation  des  Landes.    §.  404.  659 

13.  Land,  Stadt  und  Haus.     §.  405.  '  661 

14.  Menschliche  Thatigkeiten  und  Zustande.    §.  406.  665 

15.  Alt-Italische  Gotter.     §.  407.  669 

16.  Fremde,  orientalische  Gotter.    §.  408.  670 

C.  Hero  en.     §.  409.  673 

1.  Herakles.    §.  410.  674 

2.  Die  iibrigen  Heroenkreise  (nach  geographischer  Ordnung). 

§•  412.  685 


XX 

II.  Gegenstande  des  Menschen  -  Leben  s. 
A.    Individueller  Art. 

1.  Historische  Darstellungen.     §.  419.  S.  724 

2.  Portratbildungen.     §.  420.  728 

i>.    Allgemeiner  Art. 

1.  Cultushandlungen.     §.  422.  735 

2.  Agonen.     §.  423.  740 

3.  Krieg.     §.  426.  748 

4.  Jagd,  Landleben,  Wirthschaftliches.     §.  427.  749 

5.  Hausliches  und  eheliches  Leben.     §.  428.  752 

6.  Tod.     §.431.  757 

III.  Gegenstande  aus  der  iibrigen  Natur. 

1.  Thiere  und  Pflanzen.    §.  433.  759 

2.  Arabeske,  Landschaft.     §.  435.  763 

3.  Amulete,  Symbole.    §.  436.  765 


Einleitung. 


A.  Theoretische. 


1.    Zergliederung  des  Begriffes  Kunst. 

§.  1.  Die  Kunst  ist  eine  Darstellung,  d.  h.  eine 
Thatigkeit,  durch  welche  ein  Innerliches,  Geistiges  in  die 
Erscheinung  tritt.  —  Sie  will  nichts  als  darstellen,  und  unter- 
scheidet  sich  dadurch,  dass  sie  sich  darin  gemigt,  von  alien 
praktischen,  auf  einen  besondern  Zweck  des  aussern  Lebens 
gerichteten  Thatigkeiten. 

2.  Weil  die  Kunstiibung  zwecklos  ist,  heisst  sie  oft,  besonders  bei 
praktisch  gesinnten  Volkern,  ein  Spiel,  ludus.  Nutzliche  Kunst  im 
Gegensatz  der  schonen  ist  nichts  als  Handwerk. 


2.  Die  nahere  Bestimmung  wird  besonders  durch  die  1 
Art   des    Zusammenhangs    zwischen    dem    Innern 
und   Aeussern,   Darstellenden  und  Dargestellten ,   in  der 
Kunst  gegeben.     Dieser  Zusammenhang   muss   durchaus  ein  2 
in  der  Natur   des  Menschen   mit  Nothwendigkeit 
gegebener,  nicht  durch  willkurliche  Satzung  angenommener 
sein.     Er  ist  kein  Gegenstand  des  Erlernens,  wenn   er  auch  3 
auf  verschiedene  Naturen,  verschiedene  Bildungsstufen  starker 
oder  schwacher  wirken  kann. 

3.  Die   geistige  Bedeutung;  einer  Reihe   von  Tonen,  der  Gharakter 
und  Ausdruck  eines  Gesichts  wird  nicht  erlernt,  obgleich  von  dem  Einen 
starker  und  feiner  empfunden  als   vom  Andern.     Die  Natur  selbst  hat 

O.  Mailer's  Archaeologie.     4.  Aufl.  1 


2  Einleitimg.  [3,  4,  5] 

diese  Sympathie  unseres  Gemiithes  mit  den  sinnlichen  Formen  gegriindet, 
auf  welcher  alle  Kunst  beruht. 

1  3.     Zugleich  1st  dieser  Zusammenhang  in  der  Kunst  ein 
so  enger  und   inniger,   dass  das  innere  oder  geistige  Mo- 
ment unmittelbar  zur  aussern  Darstellung  antreibt,  und  sich 
selbst   erst   im  Geiste  durch   die  Darstellung  vollstandig  ent- 

2  wickelt.  -  -  Daher   die  Kunstthatigkeit   gleich  von  Anfang  in 
der  Seele  auf  das   aussere  Darstellen  gerichtet   ist,   und  die 
Kunst   iiberall    als  ein  Machen,   Schaffen   (Kunst,   rfyvri) 
angesehen  wird. 

1.  Die  Kunstdarstellung  ist  nach  Kant,  Kritik  der  Urtheilskraft 
S.  251,  eine  eigentliche  Darstellung,  vnorvncoGis,  exhibitio,  kein 
Charakterismus,  wie  die  Sprache,  welche  nur  Mittel  zur  Reproduction 
der  Begriffe  ist,  nicht  die  Begriffe  unmittelbar  darstellt. 


1  4.     Das  Aeussere   oder  Darstellende  in  der  Kunst  ist 

2  eine  sinnliche  Form.    Entweder  kann  nun  die  sinnliche  Formr 
welche  ein  inneres  Leben   auszusprechen  vermag,   durch  die 
Phantasie  geschaffen  werden,  oder  auch  den  aussern  Sinnen 

3  in  der  Erscheinungswelt  entgegentreten.     Da   aber  schon  das 
gemeine  Sehen,  noch  viel  mehr  aber  jedes  kunstlerische ,  zu- 
gleich  eine  Thatigkeit  der  Phantasie  ist:  so  muss  die  Formen 
bildende* Phantasie  uberhaupt  als  das  Haupt-Vermogen 
der  Kunstdarstellung  bezeichnet  werden. 

3.  »Der  Maler  malt  eigentlich  mit  dem  Auge;  seine  Kunst  ist  die 
Kunst  regelmassig  und  schon  zu  sehen.  Sehen  ist  hier  ganz  aktiv,  durch- 
aus  bildende  Thatigkeit.«  Novalis  II.  S.  127.  —  Der  Unterschied  der 
nachahmenden  und  der  freischaffenden  Kunst  ist  daher  nicht  so 
scharf  als  es  scheinen  kann. 

5.  Der  Schopfung  oder  phantasievollen  Auffassung  der 
Kunstform  schliesst  sich  als  eine  untergeordnete,  aber  doch  mit 
jener  nahe  zusammenhangende  Thatigkeit  die  Darstellung  der 
Form  im  Stoffe  an,  welche  wir  die  Ausfuhrung  nennen. 

Z.  B.  die  Darstellung  des  musikalischen  Tons  durch  den  Gesang 
oder  Instrumente ,  der  Form  eines  organischen  Korpers  in  Stein  oder 
durch  Farben.  Je  weniger  die  Kunstthiitigkeit  entwickelt  ist,  um  desto 


[6,  7,  8]  Zur  Theorie  der  Kunst.  3 

weniger  trennt  sich   die  Ausfiihrimg  von  der  Schopfung  der  Kunstform, 
und  das  Bilden  im  Stoffe  scheint  das  Erste,  Urspriingliche  zu  sein. 


6.  Das   Inn  ere   oder   Dargestellte   in   der  Kunst,   das 
geistige  Leben,  dessen  entsprechender  und  befriedigender  Aus- 
druck   die  Kunstform  ist,   die  Seele   dieses  Korpers,   nennen 
wir  die  Kunst  idee;  wir  verstehen  darunter  ganz  allgemein 
die  Stimmung  und  Thatigkeit  des  Geistes,  aus   welcher  die 
Auffassung  der  bestimmten  Form  hervorgeht. 

Auch  ein  der  Natur  nachgebildetes  Kunstwerk  hat  doch  immer  sein 
inneres  Leben  in  der  Kunstidee,  das  heisst  in  der  geistigen  Bewegung,  zu 
welcher  die  Anschauung  des  Gegenstandes  anregte. 

7.  Die  Kunstidee  ist   niemals  ein  Begriff,   indem   der 
Begriff  ein  Fach  ist,   in  welches   verschiedene  Erscheinungen 
hineinpassen ,    die   Kunstidee   aber  mit   der  ganz   besondern 
Form    des  Kunstwerks    in    der    innigsten   Uebereinstimmung 
stehen   (§.   3),   also    selbst   ein   ganz   Besonderes   sein   muss; 
daher  auch  die  Idee  eines  Kunstwerks  durch  die  Sprache,  als 
den  Ausdruck  von  Begriffen,  niemals  auf  eine  ganz  geniigende 
Weise  bezeichnet  werden  kann. 

Diese  Idee  hat  keinen  Ausdruck  als  das  Kunstwerk  selbst.  Dar- 
stellungen  von  Begriffen  in  der  Kunst  (z.  B.  der  Wahrheit)  sind  nur 
scheinbar.  Nicht  ein  Begriff  wird  durch  das  Kunstwerk  dargestellt,  son- 
dern  eine  Summe  ihm  zu  Grunde  liegender  concreter  Vorstellungen  und 
Eindrucke.  Die  Allegoric,  welche  Begriffe  durch  aussere  Gestalten, 
mit  dem  Bewusstsein  ihrer  Verschiedenheit ,  andeutet,  ist  ein  Spiel  des 
Verstandes,  welches  nicht  im  Kreise  der  eigentlichen  Kunstthatigkeit  liegt. 

8.  Vielmehr    ist    die    Kunstidee    eine    Vorstellung  1 
eigenthiimlicher,  individueller  Art,  welche  zugleich  mit 
einer  starken  und  lebhaften  Empfindung   der  Seele  ver- 
bunden    ist,    so  dass  'bald   Vorstellung  und   Empfindung  in  2 
einem  geistigen  Zustande  (einer  dunkeln  Stimmung)  vereinigt 
liegen,  bald  die  Vorstellung  gesonderter  hervortritt,  aber  doch 
immer  bei   der   Erschaffung,    wie    bei    dem   Aufnehmen   der 
Kunstform,  die  Empfindung  vorherrschend  bleibt. 

1.      Interessant  redet   von  der   dunkeln  Totaliclee,   welche    der 


4  Einleitung.  [9,  10,  11] 

Hervorbringung  eines  Kunstwerks,  wie  der  Keim  der  Pflanze,  vorausgeht, 
Schiller  in  dem  Briefwechsel  mit  Goethe,  Bd.  VI.  Br.  784.  S.  34. 
S chillers  auserlesene  Briefe  III.  S.  228. 

2.  Man  vergleiche  die  Eunstidee  einer  einfachen  Melodie,  welche  eine 
gewisse  Stimme  der  Seele  ausdruckt,  mit  der  eines  verwandten  plastischen 
Eunstwerks.  Die  Musik  eines  Dithyrambus  und  eine  Bacchische  Gruppe 
haben  eng  verwandte  Eunstideen  darzustellen ,  aber  die  Gruppe  stellt  die 
zum  Grunde  liegende  Idee,  auch  abgesehen  von  dem  festeren  sinnlichen 
Eindruck  der  Kunstformen,  zu  hoherer  Bestimmtheit  der  Vorstellung  aus- 
gebildet  und  entwickelt  dar. 


2.    Die  einfachsten  und  allgemeinsten  Gesetze  der  Kunst. 

1  9.     Die  Gesetze   der  Kunst   sind  nichts  Anders   als  die 
Bedingungen,  unter  welchen  allein  das  Empfindungsleben  der 
menschlichen  Seele  durch  aussere  Formen  in  eine  ihm  wohl- 

2  thatige  Bewegung  gesetzt  werden  kann;   sie  bestimmen  die 
Kunstform    nach    den  Forderungen    des    Empfindungslebens, 
und   haben    also    in    der    Beschaffenheit    des    Empfindungs- 
vermogens  ihren  Grund. 

2.  Diese  Beschaffenheit  wird  hier  nur  an  den  Aeusserungen  erkannt, 
die  Erforschung  derselben  gehort  der  Psychologie. 

10.  Zuerst  muss  die  Kunstform,   urn  das  Empfmdungs- 
vermogen  in  eine  zusammenhangende  Bewegung  zu  versetzen, 
eine  allgemeine  Gesetzmassigkeit  haben,   die  als  Beob- 
achtung  mathematischer  Verhaltnisse  oder  organischer  Lebens- 
formen  erscheint;   ohne  diese  Gesetzmassigkeit  hort   sie   auf 
Kunstform  zu  sein. 

Die  Musik  wirkt  nur  dadurch,  dass  sie  sich  mathematischen  Verhalt- 
nissen,  die  Plastik  dadurch,  dass  sie  sich  den  organischen  Naturformen 
einverleibt;  reisst  sie  sich  von  dieser  los,  so  verliert  sie  den  Boden,  auf 
dem  sie  sich  unserm  Geiste  annahern  kann.  • 

11.  Diese  Gesetzmassigkeit  ist  aber  an  sich  noch  nicht 
fahig,  ein  inneres  Leben  auszudriicken ;  sie  ist  nur  Bedingung 
der  ,Darstellung;   Schranke  der   sich  innerhalb  hin  und  her 
bewegenden,  die  Gesetzmassigkeit  modificirenden ,  im  Ganzen 
aber  bewahrenden  Kunstformen. 


[12,  13,  14]  Zur  Theorie  der  Kunst.  5 

Dies  ist  das  Verhaltniss  der  harmonischen  Gesetze  zur  Melodie,  des 
Gesetzes  des  Gleichgewichts  im  Rhythmus  zur  Mannigfaltigkeit  der  Rhyth- 
men,  der  organischen  Grundform  zu  den  besondern  Gestaltungen  der 
Plastik:  dass  namlich  diese  Gesetze  die  Darstellung  zwar  bedingen,  aber 
fiir  sich  noch  keine  Darstellung  enthalten. 


12.  Wahrend  diese  Gesetzmassigkeit  erste  Forderung  an 
die  Kunstform   uberhaupt:  ist   die  Schonheit  ein  naheres 
Pradikat  der  Kunstform  in  Bezug  auf  das  Empfindungsleben. 
Schb'n  nennen  wir  diejenigen  Formen,   welche   die  Seele  auf 
eine  ihrer  Natur  durchaus  angemessene,   wohlthatige,  wahr- 
haft  gesunde  Weise  zu  empfmden  veranlassen,  gleichsam  in 
Schwingungen  setzen,  die  ihrer  innersten  Structur  gemass  sind. 

Obzwar  die  Theorie  der  Kunst  durch  eine  solche  Definition  die  weitere 
Frage  nach  der  Natur  des  Schonen  an  die  Aesthetik  als  einen  TheiLder 
Psychologie  abgiebt:  so  sieht  man  doch  auch  schon  aus  dem  Gegebenen, 
wie  das  Schone  sich  von  dem  sondert,  was  bios  den  Sinnen  gefallt ;  auch, 
warum  Regierde,  personliches  Interesse  von  dem  Genusse  des  Schonen 
ausgeschlossen  sind.  »M6chte  es  doch  einmal  einer  wagen,  den  Regriff 
und  selbst  das  Wort  Schonheit  —  aus  dem  Umlauf  zu  bringen  und  wie 
billig  die  Wahrheit  in  ihrem  vollstandigsten  Sinn  an  ihre  Stelle  zu  setzen.« 
Schiller  Rriefwechsel  II.  S.  293. 

13.  Da  die  Seele   naturlich  dieser  gesunden  und  wohl-  1 
thatigen  Bewegung  des  Empfmdungslebens  nachstrebt :  so  ist 
das  Schone  allerdings  Prinzip  der  Kunst,  ohne  indess  jemals 
an  sich  Gegenstand  der  Darstellung,  Kunstidee  im  obigen  Sinne, 
zu    sein,    da   diese    (§.    7)    eine   ganz  besondere  Vorstellung 
und  Empfindung   ist.     Im  Gegentheil  befmdet  sich  auch  die  2 
Schonheit,   auf  den  hochsten  Punkt  gefuhrt,   im  Gegensatze 
mit  jedem  Bestreben  etwas  Besonderes  darzustellen. 

2.  Daher  der  tiefe  Ausspruch  Winckelmann's  (VII.  S.  76),  dass  die 
vollige  Schonheit  unbezeichnend  sein  musse,  gleich  dem  reinsten 
Wasser.  Man  hat  gestritten,  ob  das  Schone  oder  das  Gharakteristische, 
Redeutende  Prinzip  der  Kunst  sei.  Eine  durchgangige  Aufhebung  der 
Schonheit  und  Gesetzmassigkeit  durch  grelle  Charakterisirung  ist  Cari- 
catur;  dagegen  eine  theilweise,  im  Ganzen  sich  auflosende  Aufhebung 
(Dissonanz,  Arrhythmic,  scheinbare  Verhaltnisswidrigkeit  in  der  Architektur) 
ein  wichtiges  Mittel  der  Darstellung  werden  kann. 

14.  Als  entgegengesetzte  Punkte  in  der  Reihe  von  Em- 


(3  Einleitung.  [15,  16,  17] 

pfmdungen,  die  man  durch  das  Schone  bezeichnet,  kann 
man  das  Erhabene  und  Anmuthige  betrachten,  wo  von 
jenes  der  Seele  eine  bis  an  die  Granzen  ihrer  Kraft  gestei- 
gerte  Energie  der  Empfindungen  zumuthet,  dieses  sie  von 
selbst,  ohne  Steigerung  ihrer  Kraft,  in  einen  Kreis  wohl- 
thatiger  Empfindungen  hineinzieht. 

15.  Es  liegt  im  Begriffe  eines  Kunstwerks  als  einer 
innigen  Verbindung  einer  Kunstidee  mit  ausseren  Forinen, 
dass  es  eine  Einheit  haben  muss,  auf  welche  Alles  im 
Kunstwerke  sich  zuruckbezieht,  und  durch  welche  die  verschie- 
denen,  successiv  oder  nebeneinander  existirenden,  Theile  so 
zusammengehalten  werden,  dass  der  eine  den  andern  gleich- 
sam  fordert  und  nothwendig  macht.  Das  Kunstwerk  muss 
ein  Eines  und  Ganzes  sein. 


3.    Eintheilung  der  Kunst. 

1  16.     Die   Eintheilung   der  Kunst   wird   besonders  durch 
die  Beschaffenheit  der   For  men   gegeben,   durch  welche  sie 
darstellt :  obgleich  nicht  zu  zweifeln  ist,  dass  auch  die  Kunst- 
ideen,  in  inniger  Uebereinstimmung  mit  den  Kunstformen,  in 
verschiedenen  Kiinsten  schon   in  ihrem  ersten  Beginnen  ver- 

2  schiedenartig  sind.  -  -  Nun  sind   alle  Formen ,   welchen  eine 
bestimmte  Gesetzmassigkeit  zukommt,  geeignet  Kunstformen  zu 
werden ,   namentlich   die  m  a  t  h  e  m  a  t  i  s  c  h  e  n    Formen   und 
Verhaltnisse ,   von  denen  in  der  Natur  die  Gestalt  der  Welt- 
korper  und  ihrer  System  e  und  die  Bildung  der  Mineralkorper 
abhangt,  und  die  organischen  Gestaltungen,  in  denen  das 
Leben   auf  unserer  Erde   sich  weiter  und  holier  entwickelt. 
Auf  diese  Weise  erscheint  die  Kunst  gleichsam  als  eine  zweite 
Natur,  welche  den  Gang  derselben  wiederholt  und  erneuert. 

1  17.  Hiebei  beobachten  wir  den  Umstand,  dass,  je 
dunkler  und  unentwickelter  die  in  der  Kunstidee  enthaltene  Vor- 
stellung  ist,  um  desto  mehr  die  mathematischen  Verhalt- 
nisse zur  Darstellung  geniigen ;  je  klarer,  bestimmter  aber  jene 
Vorstellung  wird,  urn  desto  mehr  die  Formen  der  hohern, 
weiter  entwickelten,  organischen  Natur  entnommen  werden. 

•a  Wie  nun  aber  der  wissenschaftliche  Verstand  nur  jene  mathe- 


[18]  Zur  Theorie  der  Kunst.  7 

matischen  Verhaltnisse  vollig  durchdringt,  das  organische  Leben 
dagegen  nie  in  dem  Grade  in  den  Begriff  auflosen  kann: 
so  erscheint  auch  die  kunstlerische  Phantasie  nur  in  jenen 
Formen  frei  schaffend,  von  der  aussern  Natur  unabhangig, 
in  diesen  dagegen  gebundener  und  durchaus  auf  Beobach- 
tung  des  ausserlich  Vorhandenen  angewiesen. 

1.  Rhythmik,  Musik,  Architektur,  welche  durch  mathematische  Ver- 
haltnisse wirken,  stellen  Vorstelhmgen  dimkler  Art  dar,  welche  weniger 
entwickelt  und  gegliedert  sind.  Formen  derselben  Art  sind  in  Raum  und 
Zeit  die  Grundformen  des  Universums ,  aber  keines  individuellen  Lehens. 
Die  Formen  des  vegetativen  Lebens  (Landscbaftsmalerei)  gestatten  schon 
mehr  Bestimmtheit  der  Vorstellungen ;  am  meisten  die  des  hochsten  ani- 
malischen  (historische  Malerei,  Plastik).  Von  dem  Gefallen  an  Kunstformen 
der  erstern  Art  finden  wir  auch  die  Thierwelt  nicht  ganz  ausgeschlossen; 
es  giebt  musikalische,  architektonische  Instinkte,  keinen  plastischen.  Jede 
Kunst  fehlt,  indem  sie  ihre  Formen  anders  als  ihrer  Bestimmung  gemass 
brauchen  will;  die  Musik  z.  B.,  wenn  sie  malt. 


18.  Jede  Form  setzt  eine  Gross e  voraus,  die  entweder  1 
in  der  Zeit  oder  im  Raume,  in  der  Succession  oder  Goexi- 
stenz,  gegeben  sein  kann.  Die  Zeit  wird  nur  durch  Bewe- 
gung  zur  Erscheinung  gebracht,  und  zur  besondern  messbaren 
Grosse.  Und  zwar  ist  die  Bewegung  um  so  mehr  als  reine 
Zeitgrosse  anzusehen,  je  weniger  dabei  das  Raumliche,  der 
sich  bewegende  Korper  und  die  Linie  der  Bewegung  in  Betracht. 
kommt.  Eine  solche  reine  Zeitgrosse  ist  in  Wirklichkeit  der  2 
musikalische  Ton,  welcher,  als  solcher,  ganz  und  gar 
auf  dem  Maasse  der  Geschwindigkeit  der  regelmassigen  Schwin- 
gungen  des  tonenden  Korpers  beruht.  Die  Musik  ist  es, 
welche  aus  der  Folge  und  Verbindung  dieser  schnellern  oder 
langsamern  Schwingungen  den  vollkommensten  Ausdruck  von 
Kunstideen  gewinnt. 

3.  Musice  est  exercitium  arithmeticae  occultum  nescientis  se  nu- 
merare  animi,  Leibniz.  Kant  S.  117  beschrankt  diese  richtige  Be- 
merkung  zu  sehr,  indem  er  behauptet,  dass  die  Mathematik  bios  die 
conditio  sine  qua  non  des  musikalischen  Eindrucks  sei,  aber  »an  den 
Reizen  und  Gemiithsbewegungen ,  welche  die  Musik  hervorbringt ,  nicht 
den  mindesten  Antheil  habe.«  Zum  musikalischen  Ton,  der  fur 
sich  allein  nicht  erscheinen  kann,  kommt  in  der  Ausfuhrung  nothwendig 
der  Laut  hinzu,  d.  h.  die  an  das  Ohr  schlagende  Tonwelle,  die  offen- 


8  Einleitung.  [19,  20] 

bar  bei  verschiedenen  Instrumenten  verschieden  gestaltet,  und   nicht   rein 
quantitativer,  messbarer  Art,  sondern  wirklich  qualitativ  bestimmt  ist. 

1  19.     Der  musikalische  Ton  kann  eine  verhiillte  Zeit- 
grb'sse  genannt  werden,  indem  der  eigentlich  nur  quantitative 
Unterschied  der  Tone  durch  die  Beschaffenheit  unsers  Sinns 
in  einen  scheinbar  qualitativen  verwandelt  zum  Geiste  gelangL 

2  Dagegen  werden  die  Tone  wieder  in  ihrer  Dauer  durch  eine 
andere  Gattung  von  Kunstformen  bestimmt,  in  welcher  das 
Quantitative,  das  Messen  einer  Zeitgrosse,  dem  Geiste  deutlich 
entgegentritt,  in  welcher  man  mit  Bewusstsein  misst  und  zahlt. 

3  Die  Kunst,   welche  durch  diese  Gattung  von  Maassen  ihre 
Ideen  ausdruckt,   ist  die  Rhythmik,  welche  als  Kunst  nie 
fur  sich  allein  auftreten,  aber  sich  mit  alien  durch  die  Bewe- 

*  gung  darstellenden  Kiinsten  verbinden  kann. 

3.  Die  Rhythmik  misst  Tone,  und  Bewegungen  von  Korpern.  Ueber- 
dies  fmdet  der  Begriff  des  Rhythmus  auch  in  den  raumlich  darstellenden 
Kiinsten  seine  Anwendung,  und  bedeutet  hier  ein  einfaches,  leichtfassliches 
Verhaltniss  der  Grossen  zu  einander.  Die  Rhythmik  auf  die  Sprache  an- 
gevvandt  und  durch  diesen  Stoffbedingt  ist  die  Metrik. 


1  20.     Eine   andere  Reihe  von  Kiinsten  nimmt  zur  Zeit 
den  Raum,  zu  dem  Maasse  der  Bewegung  die  Qualitat  oder 
Art  und  Weise  derselben,  hinzu.     Eine  solche  Darstellung  in 
Raum  und  Zeit  zugleich  kann  der  Mensch  nur  durch  Bewe- 

2  gung  seines  eigenen  Korpers  moglich  machen.    Diese  Reihe 
von  Kiinsten  erreicht  ihr  Hochstes  in  der  mimischen  0  r  che- 
st ik,  einer  ausdrucksvollen  Tanzkunst ,   in  der  ausser  dem 
Rhythmus  der  Bewegung  die  Art  derselben,  die  schone  und 

3  bedeutungsvolle  Geberde,  Kunstform  ist.     Aber  Aeusserungen 
einer  solchen  Kunstthatigkeit  durchdringen,  in  hoherem  oder 
geringerem  Maasse,  nach   den  Anlagen  von  Individuen  und 
Nationen,  das  ganze  Leben,  und  verbinden  sich  mit  verschie- 
denen Kiinsten. 

2.  Die  Mimik  an  sich  mit  den  redenden  Kiinsten  verbunden,  heisst 
Declamation,  bei  den  Griechen  GrjfiEia,  G^^KTK. 

3.  Unwillkiirlich   spricht   jede   Bewegung  und  Geberde  an  uns; 
ohne  Absicht  stellen   wir  bestandig  geistiges  Leben  dar.     Diese  unwill- 
kiirliche   Darstellung   zu    regeln,    war   Hauptsache    der    Griechischen 


[21,  22]  Zur  Theorie  der  Kunst.  9 

Erziehung.  Man  erwartete,  dass  Gewohnung  an  aussere  Wiirde  und 
edlen  Anstand  auch  das  Gemiith  zur  Gcocpgocvvrj  und  xaA.oxaya'O'/G:  stim- 
men  wiirde.  Auch  die  Gymnastik  erschien,  besonders  in  der  Uebung  des 
Pentathlon,  als  eine  kunstmassige,  der  Orchestik  verwandte  Darstellung. 
—  Die  Kiinste,  wobei  der  Mensch  durch  Bewegung  und  Stimme  han- 
delnd  auftritt,  fmden  wir  im  Ganzen  viel  friiher  entwickelt  als  die 
werkthatigeri,  welche  eines  aussern  Stoffes  bediirfen.  Nur  jene  ge- 
horten  daher  in  Griechenland  zur  allgemeinen  Hberalen  Erziehung,  nicht 
diese.  Vgl.  Wachsmuth  Hellen.  Alterthumskunde ,  II,  II.  S.  311  ff.  Die 
lebendige  Plastik  aber  der  gymnischen  Spiele  und  Chortanze  hat  hernach 
die  Bildner  in  Stein  und  Erz  erstaunend  gehoben  und  gefordert. 

% 

21.  Die   allein  im  Raum   darstellenden  (zeichnen-  l 
den)  Kiinste  konnen   nicht    durch  die  reine  (arithmetische) 
Grosse,    das   bios  Quantitative,    darstellen,    wie  die  Musik, 
indem  das  Raumliche  immer  zugleich  als  Figur,  also  quali- 
tativ,  bestimmt  werden  muss.     Sie  haben  nur  zwei  Mittel  2 
darzustellen ,    die    geometrisch   bestimmbare    und    die   or- 
ganische,   mit  der  Vorstellung  des  Lebens  eng  verbundene 
Korperform. 

1.  Die  Zeit  entspricht  der  Linie  im   Raum,  abgesehen  von  deren 
besonderer  Richtung  und  Wendung,  also  einem  ausserlich  Undarstellbaren, 
nirgends  Vorhandenen. 

2.  Unter   dem  Organischen  im  weitern   Sinne  wird  das  Vegetative 
mitbegriffen. 

22.  Die  geometrischen   Formen   konnen   imlaugbar  1 
auch  an  sich  nach  Kunstgesetzen  ausgebildet  und  zur  Kunst- 
form  werden ;  indess  erscheint  diese  Gattung  von  Kunstformen 
aus   Grunden,    die  im   Verhaltniss   der  Kunst    zum  iibrigen 
Leben  der  Menschen  und  Volker  liegen,  fast  nie  unabhangig 
und  rein  darstellend ,   sondern  in  der  Regel  an  ein  zwecker-  • 
fiillendes   (§.  1,  2)   einem  bestimmten  Lebensbediirfnisse  ge- 
niigendes  Schaffen  gebunden.     Aus   dieser  Verbindung  geht  2 
eine   Reihe   von  Kunsten  hervor,   welche  Gerathe,   Gefasse, 
Wohnungen  und  Versammlungsorte  der  Menschen  zwar  einer- 
seits  nach  ihrer  Zweckbestirnmung,  aber  andrerseits  in  Gemass- 
heit  von  Gefuhlen  und  Kunstideen,   gestalten  und  ausbilden. 
Wir  nennen  diese  Reihe  gemischter  Thatigkeiten  Tektonik;  3 
ihr  Hochstes  ist  die  Architektonik,  welche  am  meisten  vom 


10  Einleitung.  [23,  24] 

Bediirfniss   sicli  emporschwingen ,   und  zu  einer  machtvollen 
Darstellung  tiefer  Empfmdungen  werden  kann. 

3.  Den  Ausdruck  Tekt.onik  habe  ich  hier  zur  Bezeichnung  ernes 
wissenschaftlichen  Begriffs,  den  man  schwerlich  entbehren  kann,  einzu- 
fuhren  gesucht,  indem  ich  dabei  nicht  ubersah,  dass  bei  den  Alien 
TSY.TOVSS  in  speciellem  Gebrauch  Bauleute  und  Schreiner,  nicht  aber  Thon- 
und  Metallarbeiter  heissen,  aber  dabei  zugleich  den  allgemeinen  Sinn 
beriicksichtigte ,  der  in  der  Etymologic  des  Worts  liegt.  Vgl.  Welcker 
Rhein.  Mus.  f.  Philol.  Bd.  II.  S.  453.  [E.  Gurtius  im  Cottaischen  Kunstbl. 
1845.  S.  41.]  —  Die  Architektur  zeigt  deutlich,  welche  Herrschaft  fiber 
das  menschliche  Gemuth  geometrische  Formen  und  Maassverhaltnisse  aus- 
iiben  konnen.  Sobald  sie  aber  die  geometrisch  construirbare  Figur  verlasst, 
eignet  sie  sich  schon  eine  fremde  Kunst  an,  wie  in  vegetabilischen  und 
animalischen  Zierathen.  Die  letztern  hat  das  Alterthum  mit  richtigem 
Sinn  an  portativen  Gerathen,  Kesseln,  Thronen  und  dgl.  am  ehesten 
zugelassen.  —  Die  Gartenkunst  kann  man  eine  Anwendung  der  Archi- 
tektur auf  das  vegetabilische  Leben  nennen. 

1  23.     Der  eigenthumliche  Gharakter  dieser  Kunste  beruht 
auf  der  Vereinigung  der  Zweckmassigkeit  mit  der  kunst- 
lerischen  Darstellung,    zweier    Prinzipien,    die  in  den 
einfachsten  Werken  der  Art   noch  wenig  unterschieden  sind, 
aber  in  den  hoheren  Aufgaben  immer  weiter  auseinandertreten, 
ohne  doch  je  ihren  nothwendigen  Zusammenhang  zu  verlieren. 

2  Das  Hauptgesetz  dieser  Kunste  ist  daher,  dass  die  Kunstidee 
des  Werks  aus  seiner  Zweckbestimniung  fur  ein  lebendig  und 
tief  auffassendes  Gefuhl  naturlich  hervorgehen  miisse. 

1.  Ein  Gefass  fur  einen  einfachen  Zweck  wird  meist  schon  dadurch 
schon  sein,  dass  es  zweckmassig  ist.  Und  wie  innig  auch  in  der  Archi- 
tektur die  utilitas  mit  der  venustas  und  dignitas  zusammenhange,  fiihrt 
schon  Cicero  de  Or.  Ill,  46  schon  aus.  Doch  trennt  sich  naturlich  in  den 
Gebrauchen  fur  den  Gultus  zuerst  die  Kunstidee  von  der  ausseren  Zweck- 
massigkeit.  Die  Gothische  Kirche  hat  ihre  Hohe,  das  Emporstreben  aller 
Theile  nicht  der  Zweckmassigkeit  zu  verdanken.  Oft  giebt  hier  das  Be- 
diirfniss nur  den  Anlass,  und  die  Phantasie  erscheint  in  der  Zusammen- 
setzung  geometrischer  Formen  fast  freischaffend. 


1  24.  Diejenigen  Kunste,  welche  durch  aus  dem  Leben 
hervorgegangene ,  organise  he  Naturformen  darstellen, 
sind  (§..  17,  2)  wesentlich  nachahmend,  und  beruhen  auf 
kiinstlerischem  Naturstudium ,  indem  nur  die  wirkliche  orga- 
nischse  Naturform  in  jenem  nothwendigen  und  innigen  Zusam- 


[25]  Zur  Theorie  der  Kunst.  11 

menhange  zum  geistigen  Leben  steht  (§.  2,  3.),  jene  durchgan- 
gige  Bedeutsamkeit  hat,  von  welcher  die  Kunst  ausgeht    Aber  2 
der  Kunstler  verrnag  eine  Vorstellung  der  organischen  Form 
za  erreichen,  welche  iiber  der  einzelnen  Erfahrung  steht,  und 
in  dieser  die  Grundform  fiir  die  erhabensten  Ideen  zu  fmden. 

2.  Die  vollkommen  entwickelte  organische  Form  ist  eben  so  wenig 
in  der  Erfahrung  gegeben  ,  wie  ein  reines  mathematisches  Verhaltniss, 
aber  sie  kann  aus  dem  Erfahrenen  herausgefuhlt  und  in  der  Begeisterung 
ergrifferi  werden.  Auf  dem  Streben  nach  einer  solchen  Auffassung  des 
Organismus  beruht  die  wahre  und  achte  Idealitat  der  besten  griechischen 
Kunst.  Ueber  die  verkehrten  Richtungen  der  Idealisten  und  Realisten  in 
Kunst  und  Theorie  spricht  sehr  einsichtsvoll  G.  F.  von  Rumohr,  Italienische 
Forschungen  I.  S.  1  —  157.  [Briefe  von  F.  Thiersch  und  Rumohr  bei  Greuzer 
Zur  Archaeol.  II.  S.  82—99.  und  Greuzer  I.  S.  59  ff.  treffend  gegen  Rumohr.] 
-  Die  Verbindungen  niedrer  Naturformen  untereinander  und  mit  der 
menschlichen  (Greifen,  Kentauren,  Fliigelfiguren)  werden  theils  durch  den 
Glauben  gerechtfertigt  ,  theils  gehorten  sie  in  den  besten  Zeiten  mehr  der 
schmucken  den  Bildnerei  an.  In  der  Arabeske  werden  mathematische 
Grundlinien  von  Gebauden  und  Gerathen  auf  eine  freie  Weise  zum  Behufe 
der  Verzierung  in  vegetabilische  und  selbst  animalische  Formen  hinuber- 
gespielt.  »Eine  Gattung  der  Malerei,  die  sich  aller  natiirlichen  Gestalten 
in  phantastischer  Zusammensetzung  und  Vermischung  bedient,  nur  an- 
deutungsweise  allegorische  Gestalten  auszusprechen  :  dies  ist  die  Arabeske.« 
Schorn  Umriss  einer  Theorie  der  bild.  Kunst  1835  S.  38. 

25.     Diese  Kunste  werden  nun  dadurch  unter  einander  i 
unterschieden  ,   dass  die  eine,   die  Bildnerei  oder  Plastik, 
die  organischen  Formen   selbst  korperlich  hinstellt  (nur  dass 
die  Verschiedenheit  des  Stoffes   oft  Veranderungen  der  Form  2 
nothig  macht,  um  ein  en  ahnlichen  Eindruck  zu  erreichen)  :  die 
andere,  die   Zeichnung   oder   Graphik,   durch  Licht   und  3 
Schatten   auf  einer  Flache   bios  den  Schein  der  Korper  her- 
vorbringt,  indem  nur  durch  Licht  und  Schatten  unser  Auge 
Korperformen  wahrnimmt. 


1.  TT/laarfxr?',    urspriinglich  in.engerm  Sinne   gebraucht   (s.   unten 
§.  305),    hat  diese  weitere  Bedeutung  schon  bei  spateren  Rhetoren  und 
Sophisten.     Jakobs  und  Welcker  ad  Philostr.  p.  195. 

2.  Vollig  treue  stereometrische  Darstellung  verbietet  der  wesent- 
lich  verschiedene  Eindruck  des  lebendigen  und  leblosen  Korpers;  verschie- 
dene  Stoffe  gestatten  indess  hierin  verschiedene  Grade  der  Annaherung. 


12  Einleitung.  [26,  27] 

3.  Die  Zeichnung  nennt  Kant  gut  die  Kunst  des  Sinnenscheins; 
doch  verwandelt  das  Auge  auch  jedes  plastische  Werk  in  ein  Gemalde, 
indem  es  dasselbe  von  einem  bestimmten  Standpunkt  aus  betrachtet. 

1  26.     Die  Farbe  1st  zwar  der  aussern  Moglichkeit  nach 
mit  beiden  Kiinsten  vereinbar,  aber  wirkt  in  der  Plastik  urn 
so  weniger  vortheilhaft ,  je  mehr  sie  der  Natur  nahekommen 
will,  well  bei  solchem  Bestreben,  den  Korper  vollig  wiederzu- 
geben,  der  Mangel  des  Lebens  urn  so  unangenehmer  auffallt; 

2  dagegen  verbindet  sie  sich  ganz  natiirlich  mit  der  an  sich  un- 
vollkommener  darstellenden  Zeichnung,  welche  nicht  die  Kor- 
per,  sondern  die  Wirkungen   des  Lichts  auf  ihnen  darstellt, 
wozu  die  Farbe  selbst  gehort,  und  erhebt  diese  zu  der  Kunst 

3  der  Malerei.     Die  Farbe  hat  in  ihrer  Natur,   ihren  Wir- 
kungen und  Gesetzen  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  Tone. 

1.  Daher  das  Widerwartige  der  Wachsfiguren ;  die  bezweckte  Illusion 
ist  grade  hier  das  Abstossende.  Die  gemalten  Holzbilder  der  alteren 
Griechischen  Kunst  gingen  nicht  auf  diese  getreue  Nachahmung  der  lokalen 
Farben  aus. 

3.  Auch  die  Farben  sind  wahrscheinlich  nur  quantitativ  (nach 
Euler  durch  die  Zahl  der  Schwingungen  des  Lichtathers)  verschieden.  Sie 
bilden  eine  Art  Octave,  consoniren  und  dissonireri,  erwecken  ahnliche 
Empfmdungen  wie  Tone.  —  Vgl.  Goethe's  Farbenlehre,  besonders  Abschn.  6: 
»Sinnlich-sittliche  Wirkung  der  Farben.« 

1  27.     Hierdurch  wird  das   Verhaltniss   der  Plastik 
und   Malerei,    ihrem    Vermogen    und    ihrer    Bestimmung 

2  nach,  schon  in  den  Hauptziigen  bestimmt.     Die  Plastik  stellt 
die  organische  Form  in  hochster   Vollkommenheit    dar,  und 
halt  sich  mit  Recht  an   den  Gipfel  derselben,  die  Menschen- 
gestalt;  sie  muss  uberall  vollig  und  rund  darstellen  und  darf 
nichts  unbestimmt  lassen;  eine  gewisse  Beschranktheit  in  den 
Gegenstanden,  aber  grosse  Klarheit  auf  der  andern  Seite  ge- 

3  hort   zu  ihrem    Gharakter.      Die   Malerei,    welche    zunachst 
das  Licht  darstellt  (in  dessen  Wundern  sie  recht  ihre  Grosse 
zeigt),   und  dafur  in   der  Korperform  mit  dem  dadurch  her- 
vorgebrachten  Schein  zufrieden  ist,  vermag  viel  mehr  in  ihren 
Kreis   zu  ziehen  und  die  ganze  Natur  zur  Darstellung  ihrer 
Kunstideen  zu  machen;  sie  ist  andeutungsvoller,  aber  minder 

4  scharfbezeichnend.    Die  Plastik  ist  ihrer  Natur  nach  mehr  auf 


[28]  Zur  Theprie  der  Kunst.  13 

das  Ruhige,  Feste  gerichtet,  die  Malerei  mehr  auf  das 
Vortibergehende ;  diese  kann  auch  dadurch,  dass  sie  Femes 
und  Nahes  verbindet,  mehr  Bewegung  in  sich  aufnehmen 
als  jene;  die  Plastik  ist  daher  mehr  fur  die  Darstellung  des 
Gharakters  (?7/#o£),  die  Malerei  fur  den  Ausdruck 
(T«  nd&ri)  geeignet.  Die  Plastik  ist  iiberall  an  eine  strengere  5 
Gesetzmassigkeit,  an  ein  einfacheres  Schonheitsgesetz,  gebun- 
den;  die  Malerei  darf  eine  grossere  scheinbare  Stoning  im 
Einzelnen  (§.  13.  Anm.)  wagen,  well  sie  reichere  Mittel- hat, 
sie  im  Ganzen  wieder  aufzuheben. 

5.  Das  Malerische  wird  von  Neuern  ofter  dem  Schonen  entgegen- 
gesetzt,  das  Plastische  niemals. 

Das  B a sre lief  (Basso-,  Mezzo-,  Altorilievo),  dessen  Gesetze  schwer 
zu  bestimmen  sind,  schwankt  zwischen  beiden  Kiinsten;  das  Alterthum 
hat  es  mehr  plastisch ,  die  neuere  Zeit ,  in  der  die  Malerei  vorherrscht, 
oft  malerisch  behandelt.  Tolken  fiber  das  Basrelief.  Berlin  1815.  Die 
Scalptur  (Stein-  und  Stempelschneidekunst)  1st  in  der  Begel  nichts  als 
die  Kunst,  ein  Relief  im  Kleinen  mittelbar  hervorzubringen. 


28.  Die  redenden  Kunst e  haben  in  ihren  Darstel-  i 
lungsformen  von  den  andern  viel  mehr  Abweichendes  als 
diese  untereinander.  Auch  sie  stellen  ausserlich,  sinnlich  dar, 
und  folgen  ausserlichen  Formgesetzen  (der  Euphonie,  der  Rhyth- 
mik),  aber  diese  aussere  Darstellung  (der  das  Ohr  beriih- 
rende  Laut)  ist  so  wenig  wesentlich  und  nothwendig,  dass 
der  Genuss  des  Kunstwerks  auch  ohne  sie  moglich  ist.  Ge-  2 
wiss  ist  die  Thatigkeit  des  Dichters  viel  complicirter  als  die 
der  andern  Kiinstler,  und  macht  gewissermassen  den  doppelten 
Weg,  indem  aus  dem  geistigen  Grunde,  der  Kunstidee,  ge- 
wisse  Reihen  von  geistigen  Anschauungen,  von  Phantasiebil- 
dern  erwachsen,  welche  die  Sprache  alsdann  durch  Begriffe 
zu  erfassen,  zu  beschreiben  und  mitzutheilen  sucht. 

2.  Auch  kann  man  nicht  laugnen,  dass  eine  jede  Rede,  welche 
Empfmdungen  auf  eine  befriedigende  und  wohlthuende  Weise  anregt, 
einem  Kunstwerke  verwandt  sei;  dies  findet  aber  nicht  bios  bei  der  eigent- 
lichen  Beredsamkeit ,  sondern  auch  z.  B.  beim  klaren  philosophischen 
Vortrage  statt.  Darum  ist  ein  solcher  aber  noch  nicht  eigentlich  ein 
Kunstwerk  zu  nennen. 


14  Einleitung.  [29,  30,  31] 

4.    Allgemeines  iiber  die  geschichtliche  Erscheinung  der 
Kunst,  insonderheit  der  bildenden. 

1  29.    Die  gesammte  Kunstthatigkeit,  insofern  sie  von  dem 
geistigen  Leben  und  den  Gewohnungen  einer  einzelnen  Person 
abhangt,   wird  eine  individuelle;    von  dem   einer  Nation, 

2  eine  nation  ale.     Sie    wird  durch  Beides   eben   so   in    den 
Kunstideen  als  in  der  Auffassung  der  Formen  bestimmt,  und 
nach  der  Wandelbarkeit  des  Lebens  von  Tndividuen  und  Na- 
tionen  in  verschiedenen  Zeiten  und  Entwickelungsstufen ,  auf 

3  verschiedene  Weise  bestimmt.   Diese  Bestimmung,  welche  die 
Kunst  dadurch  erhalt,  nennen  wir  den  Styl. 

3.  Z.  B.  den  Aegyptischen,  den  Griechischen ;  den  Slyl  der  Griechi- 
schen  Kunst  in  besondern  Zeiten;  den  des  Phidias,  des  Praxiteles.  Nur 
der  hat  einen  Styl,  dessen  Eigenthumlichkeit  machtig  genug  ist,  seine  ganze 
Kunstthatigkeit  durchgreifend  zu  hestimmen.  Der  Styl  bedingt  auch  die 
Auffassung  der  Idee,  nicht  bios  der  Formen,  obgleich  man  neuerlich  ihn 
ganz  auf  die  Erfullung  der  Bedingungen  des  Stoffs  (§.  25,  2)  hat  ein- 
schranken  wollen.  Schorn  Umriss  S.  40  defmirt  Styl:  gesetzmassige 
Schonheit,  das  musikalische  oder  rhythmische  Element  der  Gestaltenbildung. 
Dagegen  ist  Manier  ein  falsches  Einmischen  des  Personlichen  in  die 
Kunstthatigkeit  nach  tragen  Gewohnungen  oder  krankhaften  Richtungen 
der  Empfindung,  wodurch  die  Form  ohne  Riicksicht  auf  die  Forderung 
des  Gegenstandes  immer  auf  ahnlicbe  Weise  modificirt  wird. 

1  30.     Das    geistige    Leben,    welches   sich    in    der   Kunst 
aussert,  hangt  mit  dem  gesammten  Geistesleben  auf  s  engste 
zusammen ;  nur  der  bestandig  wirksame  Trieb  zur  Darstellung 

2  macht  den  Kiinstler.     Jedoch  steht  die  Kunst  iiberall  ganz 
besonders  mit  dem  religiosen  Leben,  mit  den  Vorstellun- 
gen   von   der  Gottheit,    in   Verbindung;   indem   die  Religion 
dem  Menschen  eine  geistige  Welt  offnet,   welche  in  der  Er- 
fahrung  nicht  ausserlich  erscheint,  und  doch  eine  aussere  Dar- 
stellung verlangt,  die   sie  nach   der   verschiedenen  Richtung 
der  Volker  mehr  oder  minder  in  der  Kunst  findet. 

2.  So  schliesst  sich  in  Griechenland  an  den  Gultus  durch  Tempel, 
Bild,  Hymnus,  Chor,  Pompen,  Agonen,  die  Uebung  der  Architektur,  Plastik, 
Musik,  Poesie,  Orchestik,  Gymnastik  an. 

1  31.     Die   Religion   wird    um   so   mehr  kunstlerisch  und 

besonders  plastisch  sein,  je    mehr  ihre  Vorstellungen  in  den 


[32,  33]  Zur  Theorie  der  Kunst.  15 

Formen  der  organischen  Welt  auf  adaequate  Weise  darstell- 
bar  sind.     Eine   Religion,  in   welcher   das   Leben   der  Gott-  2 
heit    mit    dem    in    der    Natur    vorhandenen,    im    Menschen 
sich  vollendenden,  verschmolzen  wird  (wie  die  Griechische  war), 
ist  ohne  Zweifel  besonders  der  plastischen  Kunst  forderlich. 
Indess  erkennt  auch  eine  solche  Religion  in   der  Gottheit  zu-  3 
gleich  immer  ein  Undarstellbares,  jenen  Formen  nicht  Adaequa- 
tes,   an;    und  nicht  alle   Theile  und   Seiten  derselben  geben 
sich  der  Kunstdarstellung  auf  gleiche  Weise  hin. 

3.  Das  religiose  Gefuhl,  welches  adaequate  Formen  zu  finden 
verzichtet,  nennen  wir  ein  mystisches;  wenn  es  aussere  Zeichen  sucht, 
so  sind  es  meist  absichtlich  unformliche,  seltsame. 

32.  Wahrend  die  eigentliche  Kunstform  ein  volliges 
Entsprechen  und  inniges  Durchdringen  der  geistigen  Redeu- 
tung  und  iiussern  Darstellung  fordert,  beruht  das  Symbol 
auf  einer  kiihnern  Verkniipfung  der  Vorstellungen  von  gott- 
lichen  Wesen  mit  aussern  Gegenstanden ,  die  nur  durch  den 
Drang  des  religiosen  Gefuhls,  aussere  Hulfsmittel  und  Stutz- 
punkte  fur  den  Aufschwung  des  Geistes  zu  gewinnen,  erklart 
werden  kann. 

Solcher  Art  sind  die  Thiefsymbole  Griechischer  Gotter;  nur  der 
von  dem  hestimmten  Gefuhl  und  Glauben  Durchdrungene  sieht  das 
gottliche  Leben  in  dem  Thiere.  Der  eigentliche  Cultus  ist  symbolisch; 
die  Kunst  kniipft  sich  nur  daran  an,  und  das  Symbolische  wird  in 
,ihr  untergeordnet,  je  mehr  sie  sich  entwickelt. 


33.     Indem   die  Kunstideen  aus  Vorstellungen,   die  sich  l 
bei  den  Volkern  auf  geschichtliche  Weise  gebildet  und  festgestellt 
haben,    erwachsen,   sind    sie   positiver  Art;    doch  wiirde 
alles  eigenthiimliche  Kunstleben  aufhoren,  wenn  sie  vollig  po- 
sitiv  waren,   womit  die  Feststellung  ganz  bestimmter,   sich 
immer   nur  wiederholender  Formen  nothwendig    zusammen- 
hangen  rniisste  (§.   3 ,   7).      Solche   durch   Satzung    oder  Ge-  2 
wohnheit  festgestellten  Formen,  welche  der  freien  Kunstthatig- 
keit  Schranken  setzen,  nennt  man  Typus. 

2.  Ein  Typus  wird  in  der  Nachbildung  festgehalten ,  ohne  aus  dem 
Geiste  des  Kiinstlers  als  die  angemessenste  Form  von  selbst  hervorzugehen. 
Die  sogenannten  Ideale  der  Griechischen  Gotter  sind  keineTypen; 


16  Einleitung.  [34,  35] 

sie  schliessen  die  Freiheit  des  Kiinstlers  nicht  aus;  vielmehr  enthalten  sie 
den  starksten  Antrieb  zu  neuen,  genialen  Schopfungen. 


34.  Aus  Allem  erhellt,  dass  ein  Volk  und  eine  Zeit, 
in  denen  ein  tiefes  und  zugleich  regsames  Leben,  welches 
durch  das  Positive  des  Glaubens  und  der  Sitte  mehr  unter- 
stiitzt  als  gefesselt  wird,  mit  einer  lebendigen  und  begeister- 
ten  Auffassung  der  Naturformen ,  und  mit  der  nothigen 
Herrschaft  uber  den  Stoff  zusammentrifft,  fur  die  Ausbildung 
der  Kunst  besonders  glucklich  sein  wird. 


B.    Litterarische  Einleitung. 

35.  Schon  das  Alterthum  hatte  die  zeichnenden 
Kimste  zum  Gegenstande  von  Gelehrsamkeit  und  Wissenschaft 
gemacht,  wenn  auch  nie  in  dem  allgemeinen  Zusammenhange, 
wie  man  es  jetzt  versucht.  Wir  unterscheiden  hier  folgende 
Classen  von  Schriftstellern:  1)  Kunstler,  welche  Regeln 
ihrer  Kunst  und  Betrachtungen  iiber  vorziigliche  Werke  mit- 
theilen.  2)  Historische  Forscher  iiber  die  Kiinstlerge- 
schichte.  3)  Periegetische  Schriftsteller,  welche  die  Merk- 
wiirdigkeiten  kunstberuhmter  Orte  schildern.  4)  Sophisten, 
welche  von  Kunstwerken  Gelegenheit  zu  rhetorischen  Compo- 
sitionen  nehmen.  '5)  Gelehrte  Sammler. 

1)  Alte  Schriften,  commentarii ,  der  Architekten  iiber  einzelne  Ge- 
baude  derselben,  wohl  entstanden  aus  Rechenschaften  (vgl.  Corp.  Inscr. 
n.  160),  hatte  man  von  Theodores  v.  Samos  (?)  um  01.  45,  Chersiphron 
und  Metagenes  (?)  um  55,  Iktinos  und  Karpion,  85,  Philon,  115  und 
A.  bei  Vitruv  VII.  Praef.  Die  Neat  noirjais,  welche  dem  alten  Theo- 
doros  oder  Philon  beigeschrieben  wurde,  war  nach  einem  Fragment 
(bei  Pollux  X,  52,  188.  vgl.  Hemsterh.)  eine  allgemeine  Unterweisung  im 
Tempelbau ;  ondofrryxTy  des  Philo.  M.  Vitruvius  Pollio,  Ingenieur 
unter  Caesar  und  August:  de  Architectura  libri  X.  Ausg.  von  L.  Marini 
1837,  Annali  d.  1st.  archeol.  VIII.  p.  130.  Bullett.  1837,  p.  188.  Die 
Kunstler  Antigonos,  Menaechmos,  Xenokrates,  nach  Alexander,  u.  A.  de 
toreutice,  Plin.  Elench.  auctor.  XXXIII.  Pasiteles  (a.  u.  700)  schrieb 
mirabilia  opera.  Wissenschaftliche  Maler,  Parrhasios  (01.  95),  Euphranor 
(107),  Apelles  (112)  u.  A.,  schreiben  iiber  ihre  Kunst  (PI.  El.  XXXV.). 
Schriften  von  Malern  und  Sculptoren,  Euphranor,  Silanion  (114),  iiber 


[36]  Litteratur.  17 


Symmetrie,    Plin.    XXXV,    40,    25.     Vitruv  VII.   Pr.     Laas  ntgl 
ylvyjs,  Bekker  Anecd.  Gr.  p.  1182. 

2)  Oi  nokvTtQcty[iovYiGKvt£g  Gnovdy  TK  eg  rovs  nluGTug   Paus.  V, 
20,    1.     Aus   solchen  fubren  die  Historiker  bei  bestimmten  Epochen  die 
gleichzeitigen   Kiinstler   an.      Ueber   die  Kunstkennerschaft   der    Alien    s. 
§.  184,  6. 

3)  Die    erste  Quelle   sind   die    Ciceroni,    a'^yyqrca,    aeptqyqrat, 
pvGTccycoyoi,    ol   inl    ftav^ctGiv    (s.   Gic.    Verr.   IV,    59.    mystagogi   lovis 
Olympiae   et    Minervae  Athenis,   Varro   ap.   Non.    p.   419),    welche   von 
Mythen    und  Kunstanekdoten    lebten   (Lukian   Philops.  4).     Vgl.   Facius 
Gollectaneen   S.   198.     Thorlacius   de  gustu  Graecorum   antiquitatis   am- 
bitioso.   1797.      Bottiger  Archaeol.   der  Malerei   S.   299.    -  -   Periegetische 
Schriftsteller  :    der    grundliche   und    umfassende  Polemon,    6   TtsQirjyrjT^ 
GTTjlioKOTiKs  .    um  01.   138,   Heliodor  fiber  Athen,    Hegesandros,    Alketas 
fiber  Delphi  und  zahllose  andre,  s.  L.  Preller  Polemonis  Perieg.  fragmenta, 
Lpz.  1838.    Pausanias  der  Lyder,   unter  Hadrian  und  den  Anloninen, 
ein  genauer  und  sehr  kundiger  Schriftsteller,  der  aber  ganz  als  Perieget 
zu  fassen  ist,  'EHddos  nsQirjyiJGecos  /?.  /. 

4)  Die    Gemaldebeschreibungen    des   Rhetor    Philostratos    (um 
220  p.  G.)  und  seines  Tochtersohns,  des  jungern  Philostr.  Gegen  Welcker 
Passow  Zschr.   f.  A.   W.   1836.   S.   571,    aus  Unkunde  der  alten  Kunst. 
[Kayser    in  seiner  Ausg.  des  Philostr.  1844  im  Prooemium   zu  den  Ge- 
malden.]     Libanios  (314—390)    und  andrer  Rhetoren  SKCPQKGSIS.     Vgl. 
Petersen  vier  Programme  de  Libanio.  Havniae  1827.  28.     Das  geistreichste 
der  Art   sind  einige   Schriften    Lukians.     Verwandter  Natur   sind   die 
meisten  Epi  gramme  auf  Kunstwerke  ;  woruber  Heyne,  Gommentatt.  Soc. 
Gott.  X.  p.  80  sqq. 

5)  M.    Terentius  Varro   de  novem  disciplinis,   darunter  de  archi- 
tecture.   Plinius  Nat.  Hist.  XXXIII—  XXXVII   (God.  Bamberg.   Schorn's 
Kunstblatt  1833.    N.  32—51).     J.   Ghr.   Elster  Proleg.    ad   exc.   Pliniana 
ex.  1.  XXXV.  Programm  von  Helmstadt  1838. 

36.      Die    neuere   Behandlung    der   alten  Kunst,    seit  1 
der  wiedererwachten  Liebe  zum  classischen  Alterthum,  kann 
man  nach  drei  Perioden  unterscheiden. 

I.  Die  kiinstlerische,  etwa  von  1450  bis  1600.  2 
Die  Kunstwerke  des  Alter  thums  werden  mit  Freude  und  Liebe 
aufgefasst,  und  mit  Eifer  gesammelt.  Ein  edler  Wetteifer 
entziindet  sich  daran.  Das  Interesse  am  Kunstwerke  als  einem 
historischen  Denkmal  ist  gering,  man1  will  geniessen.  Daher 
die  Restaurationen  der  Kunstwerke. 

0.  Muller's  Archaeologie  ,    3.  Aufl.  2 


18  Einleitung.  [37] 

2.  Henrici  Gommentatt.  VII.  de  statuis  ant.  mutilatis  recentiori 
manu  refectis.  Viteb.  1803  sqq.  4.  Die  Werke  der  alten  Kunst  waren 
im  Mitt  el  alter  zu  keiner  Zeit  ganz  unbeachtet  geblieben;  Nicola  Pisano 
(st.  1273)  studirte  alte  Sarkophagen  (Gicognara  Storia  della  Scult.  I. 
p.  355):  indessen  wurde  nichts  fur  Erhaltung  und  Aufbewahrung  gethan. 
Die  Zerstorungsgeschichte  des  alten  Roms  schliesst  selbst  noch  nicht 
mit  Sixtus  IV.  (st.  J484;  vgl.  Niebuhr's  Kl.  Schriften  Bd.  I,  S.  433), 
doch  verfahrt  man  immer  schonender.  Gibbon's  71stes  Kap.  Prospect 
of  the  Ruins  of  Rome  in  the  fifteenth  century.  Sammlungen  beginnen 
schon  mit  Kola  Rienzi,  dem  Nachaffer  des  Alterlhums  (1347),  mit  Petrarca 
(st.  1374;  Munzen);  bedeutendere  mit  Lorenz  Medicis  (1472—92;  Statuen, 
Biisten,  besonders  aber  Gemmen,  s.  Heeren  Gesch.  der  classischen  Litteratur, 
If.  S.  68);  schon  friiher  in  Rom,  \vie  von  Eliano  Spinola  unter  Paul  II. 
Poggius  (st.  1459.)  kannte  etwa  nur  fiinf  Statuen  in  Rom;  nach  seinem 
Werke  de  fortunae  varietate  urbis  Romae,  herausg.  von  Dom.  Georgi  1723. 
Ueber  Poggius  Florent.  de  varietal e  fortunae  s.  Heumann  Poecile  T.  II. 
p.  45  sq.  Eifer  der  Pabste  Julius  II.,  Leo  X.  Raphael's  grossartiger 
Plan,  das  alte  Rom  offen  zu  legen.  (Raphael's  Brief  an  Leo  X.  bei 
Bunsen  Beschreibung  der  Stadt  Rom,  I.  S.  266.  Leo's  Auftrag  an 
Raphael ,  P.  Bembo  Epistolae  n.  21.)  Michel  Angelo's ,  Benvenuto- 
Gellini's  Enthusiasmus  fur  die  Antike.  Bei  weitem  die  meisten  Antiken, 
besonders  Staluen,  sind  zwischen  1450  und  1550  gefunden.  Haupt- 
restaurator  (am  Apollo  vom  Belvedere,  Laokoon)  Giovanni  Angelo  Mon- 
torsoli  urn  1532.  Zahlreiche  Pallaste  fiillen  sich  damit  (vgl.  Fiorillo 
Gesch.  der  Malerei,  I.  S.  125  ff.  II.  S.  52  ff.).  Ostentation  tritt  an  die 
Stelle  achter  Kunstliebe.  Die  Restauration  wird  handwerksmassig  besorgt. 

1  37.      II.      Die   antiquarische,    von    1600    etwa    bis 
1 750.     Der  Antiquar ,    welcher    ursprunglich    besonders    als 
Nomenclator  der  aufzustellenden  Statuen    gebraucht    wurde, 
erlangt  nach  und  nach  mehr  Wichtigkeit,  ohne  dass  indess  die 
ausgezeichnetern  Kenner  des  Alterthums  sich  viel  um  die  Kunst 

2  bekummern.     Die  Bemuhungen,  die  alten  Kunstwerke  zu  er- 
lautern,   obgleich   nicht  ohne  Verdienst,    sind  meist  zu  sehr 
auf  das  Aeussere  und  Kleinliche  gerichtet,  und,  weil  sie  von 
keiner  genauen  Kenntniss  des  Griechischen  Lebens  ausgehn, 

3  in  falschen  Richtungen   befangen.     Dieselbe  Zeit  sorgt  auch 
fur  Bekanntmachung  der  Sammlungen,   zuerst  nachlassiger, 
allmahlig  mit  mehr  Sorgfalt  und  Geschick. 

2.  Rom  war  Mittelpunkt  dieser  Studien,  daher  der  fruhe  Eifer 
fur  Roms  Topographic  (von  Fl.  Biondo  1449  an;  vgl.  §.  258,  3); 
daher  aber  auch  die  Sucht,  die  alten  Kunstwerke  immer  aus  der  Ro- 


[37  j  Litteratur.  19 

mischen  Gescbichte  zu  deuten.  —  Andr.  Fulvius,  Raphael's  Zeitgenoss, 
nannte  sich  zuerst  Antiquar.  —  Hadr.  Junius  (1511—1575).  Fulv.  Ursi- 
nus  (1529—1600).  Jacques  Spon  (1675  mit  Wehler  in  Griechenl.)  theilt 
den  gesammten  Stoff  auf  eine  rohe  Weise  in  Numismato  -  Epigrammato- 
Architektono-Ikono-Glypto-Toreumato-Biblio-Angeiographie.  Miscellanea 
antiquit.  Lugd.  Bat.  1685.  Recherches  curieuses  d'Antiquite  contenues  en 
plusieurs  dissertations  —  par  Mr.  Spon.  Lyon  1683.  Eine  ahnlicbe  Be- 
handlung  herrscht  in  den  Schriften  Laur.  Beger's,  Thesaurus  Brandeburg. 
Berl.  1696.  In  Montfaucon's  Antiquite  expliquee  et  represented  en  figu- 
res, 1.  Abth.  1719.  2.  Ausg.  1722,  5  Bde.  f.  (Supplement  in  5  Bdn.  1724.) 
wird  die  Kunst  nur  gebraucht,  Aeusserlichkeiten  des  alten  Lebens  an- 
schaulich  zu  machen.  In  Ernesti's  Archaeologia  literaria  (ed.  alt.  von  G. 
H.  Martini.  Lpz.  1790),  und  Christ's  Abhandlungen  iiber  die  Litteratur 
und  Kunstwerke,  vornehmlich  des  Alterthums  (herausg.  von  Zeune.  Lpz. 
1776.),  herrscht  auch  noch  dieser  antiquarische  Geist.  Man  betrachtet 
die  Kunstwerke  nur  als  Denkmaler  der  Erinnerung,  wie  die  Inschriften. 
Notizen  von  Entdeckungen  aus  einer  Handschrift  des  Ghibroti,  Bullett. 
d.  Inst.  1837  p.  67. 

3.  Die  fruheren  Kupferwerke  iiber  Statuen  sind  heutzutage  meist 
nur  noch  fur  die  Geschichte  der  Aufbewahrung  und  Erganzung  derselben 
wichtig.  Zuerst  waren  besonders  Insignium  virorum  imagines  (nach 
Miinzen  und  Biisten)  beliebt.  Wichtiger  sind  Kupferstiche  von  Agostino 
Veneto  (de'  Musis) 'nach  Marc  Antonschen  Zeichnungen,  Bartsch  Peintre 
graveur  XIV.  p.  176.  Lafrerii  Speculum  Rom.  magnitudinis  Romae  [einzeln 
von  1544-75.  gestochene  Blatter,  Aldroandi  statue  di  Roma  1556].  Ant. 
statuarum  urbis  Romae  icones.  R.  ex  typis  Laur.  Vaccarii  1584.  T.  II. 
1621  ex  typis  Gott.de  Scaichis.  Gavalerii's  Antiquae  statuae  urbis  Romae 
(1585),  Boissard's  Antiqu,  Romanae,  6  Bde.  f.  1597—1627.  Franc.  Perrier's 
Segmenta  nobil.  signprum  et  statuarum  (1638),  und  Icones  et  segmenta 
illustr.  e  marmore  tabularum  (1645).  Insigniorum  statuarum  urbis  Romae 
icones  von  lo.  lac.  de  Rubeis  (1645).  Signorum  vet.  icones  von  Episcopius 
(Jan  de  Bischop).  Gio.  Batt.  Rossi  Antiq.  statuarum  urbis  Romae  I.  et  II. 
liber.  1668  f.  Sandrart  »Teutsche  Academic  der  Bau-  Bild-  und  Malerei- 
kunst.«  4  Bde.  f.  Nurnberg  1675.  76.  Epoche  machen  Pietro  Santi 
Bartoli's  Zeichnungen  und  Stiche,  meist  vereint  mit  Erklarungen  von  G. P. 
Bellori,  die  Golumnae ,  Lucernae,  Pitture ,  die  Admiranda  Romanorum  an- 
tiquitatis  (eine  treffliche  Sainmlung  von  Reliefs ,  erste  Ausg.  von  Jac.  de 
Rubeis,  zweite  von  Domen.  de  Rubeis,  R.  1693  besonders  werthvoll  (u.  a. 
Raccolta  di  statue  antiche  da  Domen.  de  Rossi,  illustr.  di  Paolo  Aless. 
Maffei.  R.  1704.  Statuae  insigniores  von  Preisler  1734.  Ant.  Franc.  Gori 
(des  Etruskischen  Antiquars)  Museum  Florentinum  6  Bde.  f.  1731  —  1742. 
Recueil  des  Marbres  antiques  —  a  Dresde  von  le  Plat.  1733.  (schlecht). 


20  Einleitung.  [38] 

Antiche  statue,  che  nell1  antisala  della  libreria  di  S.  Marco  e  in  altri  luoghi 
pubblici  di  Venezia  si  trovano,  von  den  beiden  Zanetti's,  2  Bde.  f.  1740.  43. 
Mich.  Ang.  Gausei  (de  la  Chausse)  Romanurn  Museum.  R.  1746,  eine 
bunte  antiquarische  Sammlung.  (Graevii  Thesaur.  T.  V.  XII.)  [Prange 
Magazin  der  Alterth.  Halle  1783  f.]  Von  den  Werken  fiber  Architektur- 
Reste  besonders:  Les  restes  de  Tancienne  Rome,  gez.  und  gest.  von  Bo- 
navent.  d'Overbeke.  Amsterd.  1709.  3  Thle.  f. 

1  38.    III.    Die  wissenschaftliche  1750.  —  Dies  Zeitalter 
hat  sich  der  grossten  aussern  Hulfsquellen  zu  erfreuen,  wozu 
die  Aufgrabung  der  verschiitteten  Stadte  am  Vesuv,   die  ge- 
nauere  Kenntniss  der  Baudenkmaler  und  Localitaten  Griechen- 
lands;  und  die  Entdeckung  und  Erwerbung   der  wichtigsten 
Bildwerke  von  griechischen  Tempeln,  auch  die  uber  Aegypten 
und  den  Orient  weiter  ausgebreitete  Kunde  und  —  das  Aller- 
neueste  —  die  unerwartet  grossen  Funde  Etruskischer  Graber 

2  gehoren.    Auf  der  andern  Seite  wird  diesem  Zeitalter  der  Ent- 
wurf  einer  alten  Kunstgeschichte  verdankt,  der  aus  Winckel- 
mann's    grossem   Geiste    hervorgegangen;    so    wie   mancher 
Versuch,  die  Kunst  der  Griechen  philosophisch  und  historisch 
tiefer  zu  ergrunden;   auch   eine  auf  richtigere  Basen  gebaute 
und  umsichtigere  Kunsterklarung. 

1.  Die  Ausgrabung  Herculan urn's  1711  angeregt,  aber  erst  1736 
von    neuem   vorgenommen.    —   Stuart's   (1751    in   Atlien)    und  Revetfs 
Antiquities  of  Athens,   der  erste  Bd.  Lond.  1762.     Unternehmungen  der 
1734  gestifteten  Society  of  Dilettanti  (Ionian  antiquities  1769.  97.     Uned. 
antiq.   of  Attica    1817).     Untersuchungen  Englischer ,  Franz,  mid  andrer 
Reisenden:  Chandler,  Ghoiseul  Gouffier,  Cockerell,  W.  Gell,  Leake,  Dodwell, 
Pouqueville,  v.  Stackelberg,  Brondsted;  die  Franz.  Expedition  nach  Morea. 
—  Entdeckung  in  Aegina   1811   in  Phigalia  1812.     Erwerbung  der  Elgin- 
schen  Sammlung  (1801)  fur   das  Britische  Museum  1816.    —  Die  Aegyp- 
tische  Expedition  1798.  —  Die  Graber  von  Yulci  1828. 

2.  Winckehnann  geb.  1717,   gest.  1768,  1755  von  Dresden  nach 
Rom.     Antiquario  della  camera  apostolica.     Fur  die  archaeol.  Hermeneutik 
machen  die  Monumenti  inediti  1767.  Epoche.   Die  Kunstgesch.  1764.   Haupt- 
ausgabe   seiner   Deutschen   Werke   zu  Dresden   1808  —  1820.   8   Bde.   (von 
Fernow,  H.  Meyer,  Schulze,  Siebelis).    Noten  von  C.  Fea.    [Neue  Ausg.  Dres- 
den 2  Bde.  4.  1829.  1847.]  —  Gleichzeitig  der  Graf  Gay  1  us,  durch  technische 
Kenntnisse  und   Geschmack  ausgezeichnet ,  Recueil   d1  Antiq.   Egyptiennes, 
Etrusques,  Grecques  et  Romanies  1752—67.  7  Bde.  4.  Les  si ng  (1729—81.) 
sucht  das  Eigenthiimliche  der  Griech.  Kunst  auf  scharfe  Begriffe,  mitunter 


[38]  Litteratur.  21 

einseitige,  zuriickzuftihren.  Laokoon  oder  iiber  die  Granzen  der  Malerei 
und  Poesie  1766.  Heyne  (1729—1812)  erganzt  Winckelmann's  Werk 
besonders  im  chron*logischen  Theile  (Antiquar.  Abhandl.;  Gommentt. 
Soc.  Gott. ,  Opusc.  Academ.)  und  macht  die  Archaeologie,  nach  Versuchen 
von  Christ  (st.  1756)  zum  philologischen  Unterrichtsgegenstand.  Academ. 
Vorlesungen  fiber  die  Archaeol.  der  Kunst.  Braunschweig  1822.  Ennio 
Quirino  Visconti,  gelehrter  und  geschmackvoller  Kunsterklarer,  besonders 
im  Museum  Pio-Glem.  Sein  Wirken  in  Frankreich  und  England.  Ausg. 
seiner  Werke  in  Mailand  1818.  19.  Kleinere  Schriften  von  Labus  ge- 
sammelt  und  herausgegeben.  Zoe'ga,  durch  Tiefe  und  Griindlichkeit  aus- 
g-ezeichnet.  JBassirilievi  antichi.  1807  ff.  Millin's  Schriften  fiir  Ver- 
breitung  der  Kunde  von  Kunstwerken  und  Popularisirung  dieser  Kenntnisse 
unschatzbar.  Gothe's  Wirken  fiir  Erhaltung  einer  achten  Liebe  zur 
antiken  Kunst.  Propylaen;  Kunst  und  Alterthum.  Bottiger's  Verdienste 
um  gelehrte  Archaeologie,  Hirt's  ganz  besonders,  aber  nicht  bloss,  fiir 
Architektur,  Welcker's,  Milligen's  und  Andrer  fiir  Kunsterklarung.  Sym- 
bolische  Erklarungsweise  (Payne  Knight,  Christie,  Creuzer).  H.  Meyer's 
(W.  K.  F.)  Geschichte  der  bildenden  Kiinste  bei  den  Griechen  von  ihrem 
ersten  Ursprunge  bis  zum  hochsten  Flor  1824  [mit  Abbildungen  1825, 
und  einer  Uebersicht  in  Tabellen  1826  fol.],  eine  weitere  Ausbildung  der 
Winckelmannschen  Ansichten.  [3.  Th.  herausgeg.  von  Riemer  1836.]  Ein 
Versuch  eines  neuen  Systems:  Thiersch,  iiber  die  Epochen  der  bilden- 
den Kunst  unter  den  Griechen  (2te  Ausg.  1829).  Vgl.  Wiener  Jahrb. 
XXXVI— XXXVIII.  —  Die  Geschichte  der  bildenden  Kunste  bei  den  Alten 
von  A.  Hirt.  Ber.  1833. 

Die  Mittheilungen  von  Antiken  einzelner  oder  verschiedener  Museen 
durch  Kupferwerke  gehen  fort  und  werden  vollkommener.  Museum  Ca- 
pitolinum  T.  I — III,  1748—55,  von  Joh.  Bottari,  T.  IV.  von  Nic.  Foggini. 
Galeria  Giustiniana.  R.  1631.  2  Bde.  f.  Barbault  les  plus  beaux  Monu- 
mens  de  Rome  ancienne.  R.  1761  f.  und  andere  Werke  Desselben. 
Giambatt.  Piranesi's  (bis  1784)  und  des  Sohnes  Francesco  Prachtwerke 
iiber  Rom.  Architektur.  Raccolta  d'antiche  Statue,  Busti,  Bassirilievi  ed 
altre  sculture  restaurate  da  Bartol.  Cavaceppi.  R.  3  Bde.  1768—72.  Monum. 
Matthaeiana  (schlechte  Kupfer)  3  Bde.  f.  1779,  mit  Erkl.  von  Rudolph 
Venuti  und  Jo.  Chr.  Amaduzzi.  II  Museo  Pio-Clementino  descritto  da 
Giambatt.  Visconti  T.  I.  1782,  da  Enn.  Quir.  Vise,  T.  II— VII.  1784— 
1807.  Museo  Chiaramonti  von  Fil.  Aur.  Visconti  u.  Gius.  Ant.  Guattani. 
T.  I.  1808.  [T.  II.  von  A.  Nibby  1837,  in  f.  und  4]  Guattani's  Monum. 
inediti  (1784 — 89.  1805,  in  4)  und  Memorie  enciclopediche  Romane 
1806—17.  4.  Augusteum;  Dresdens  antike  Denkmaler  von  W.  G.  Becker. 
3  Bde.  f.  1804—1811.  [W.  A.  Becker  Berichtigungen  und  Nachtrage 
1837.  8.]  Hauptwerke  tiber  die  in  Paris  durch  Napoleon  vereinigten 


22  Einleitung.  [39] 

Antiken:  Musee  Francois  publ.  par  Robillard-Peronville  et  P.  Laurent.  P. 
1803 — 11.  Text  von  Groze-Magnan,  Visconti  und  Emm.  David.  Als  Fort- 
setzimg  Musee  Royal  publ.  par  H.  Laurent  [immer  eine  Antike  mit  drei 
Gemalden  verbunden].  Musee  des  Antiques  dessine  et  grave  par  B. 
Bouillon  peintre  avec  des  notices  explicatives  par  J.  B.  de  Saint  Victor. 
P.  3  T.  1812—1817.  —  Specimens  of  ancient  Sculpture,  von  der  Gesellscb. 
der  Dilettanti.  Lond.  1809.  [Vol.  II.  1835.]  Ancient  Marbles  of  the 
British  Museum  von  Taylor  Combe.  6  Theile.  1812—1830.  [7.  8.  1839.] 
Ancient  unedited  monuments  von  James  Millingen.  1822  (ein  Musterwerk). 
Monumens  inedits  d'Antiquite  figuree  recueillis  et  publics  par  Raoul-Ro- 
chette.  2  Vol.  f.  1*828.  1829.  Antike  Bildwerke  zum  ersteiynale  bekannt 
gemacht  von  Eduard  Gerhard,  begonnen  1827  [geendigt  1839.  E.  Braun 
Ant.  Marmorwerke  zum  erstenmal  bekannt  gemacht  1.  2.  Decade  Leipz. 
1843  f.  Ders.  Zwolf  Basreliefs  aus  Palast  Spada  u.  s.  w.  Rom  1845  f. 
vgl.  Bullett.  1846.  p.  54].  Epoche  macht  iiir  den  raschen  Umschwung 
archaeologischer  Notizen  und  Ideen  die  Griindung  des  Istituto  di  corri- 
spondenza  archeologica.  (Gerhard,  Panofka,  der  Herzog  von  Luynes.) 
Monument!  inediti,  Annali  und  Bullettini  delF  Istituto  von  1829  an; 
[1846  achtzehn  Bande  der  Ann.  und  eben  so  viele  des  Bull.  Dazu  Nou- 
velles  Annales  de  la  Section  Francaise  1836.  1838.  2  Vol.  8  mit  24  Kupfert. 
fol.J.  Memorie  dell'  1st.  fasc.  1.  1832.  [2.  3.  Bullettino  Napoletano  seit 
1842,  ganz  Avellinos  Werk,  in  4  auf  die  Denkmaler  des  Konigreichs  be- 
.schrankt;  Gerhards  Archaeol.  Zeit.  4  seit  1843,  Revue  archeol.  P.  1844 
bis  jetzt  3  Bde.  8.] 

« 

39.  Dieses  Handbuch  hat  besonders  die  Absicht,  den 
Stoff,  welcher  in  der  archaeologisehen  Litteratur  enthalten, 
und  durch  specielle  Untersuchtmgen  hinlanglich  aufgeklart  ist, 
mit  gen auerBescb rankling  auf  die  zeichnenden  Kiinste  der  Alten, 
in  wissenschaftlicher  Anordnung  zur  Uebersicht  zu  bringen. 

Andere  Hiilfsbucher.  Millin  Introduction  a  Tetude  des  rnonu- 
mens  antiques.  1796  u.  1826.  Gurlitt  Allg.  Einleitung,  in  seinen  archaeol. 
Schriften,  herausg.  von  Corn.  Miilier.  S.  1—72.  Job.  Phil.  Siebenkees 
Handbuch  der  Archaeologie.  Niirnberg  1799.  2  Bde.  (wenig  kritisch).  Ghr. 
Dan.  Beck  Grundriss  der  Archaeologie.  Lpz.  1816  (unvollendet).  Bottiger 
Andeutungen  zu  vierundzwanzig  Vorlesungen  ub.  die  Archaeologie.  Dresd. 
1806.  Gio  Batt.  Vermiglioli  Lezioni  elementari  di  Archeologia.  T.  1.  2. 
Milano  1824.  (Archaeologie  als  Denkmalerkunde.)  N.  Schow  Laerebog  i 
Archaeologia.  Kiobenh.  1825.  Ghampoilion  Figeac  Resume  complet  de 
TArcheologie.  2  Bde.  P.  1826.  (Deutsch  von  Mor.  Fritsch.  Lpz.  1828.) 
Nibby  Elementi  di  Archeologia  R.  1828  (meist  Topographic).  R.  RoclictU- 
Gours  d'Archeologie.  P.  1828  (zwolf  Vorlesungen).  Fr.  G.  Peter  sen  All  gem. 


[93]  Litteratur.  23 

Einleitung  in  das  Studium  der  Archaeol.  Aus  dem^Danischen  ubersetzt 
von  Friedrichsen.  Lpz.  1829.  A.  v.  Steinbuchel  Abriss  der  Alterthums- 
kunde.  Wien  1829  (auch  Mythologie  und  eine  geographische  Miinzkunde), 
nebst  einem  grossen  antiquarischen  Atlas.  [A.  W.  Schlegel  Lecons  sur 
Tliist.  et  la  theorie  des  beaux  arts  trad,  par  Couturier,  P.  1830.]  Levezow 
iiber  arcbaeol.  Kritik  und  Hermeneutik,  Abhandl.  in  der  Berliner  Akad. 
der  Wiss.  1833,  B.  1834.  —  Mit  dies  em  Handbuche  stehen  in  Verbindung 
die:  Denkmaler  der  alten  Kunst  von  K.  0.  Miiller  und  K.  Oesterley  (auch 
mil  franzosischem  Texte),  1832  angefangen  [seit  Bd.  II.  Heft  2  fortges. 
von  Wieseler,  Heft  3.  1846.  Das  Handbuch  ist  ins  Franzosische  uber- 
setzt u.  auch  benutzt  von  L.  Ross  in  seinem  '  Ey%£iQi§iov  tfis  aQ%Ktoloyla$ 
rwv  TE%va)v,  Siavo/uy  TtQcorr].  'A&rjvrjGi  1841.  1.  Abth.  A.  Bottigers  Kl. 
Schriften  archaeol.  u.  antiq.  Inhalts,  gesammelt  von  Sillig.  3  Bde.  1837.  38. 
Fr.  Creuzers  deutsche  Schr.  2.  Abth.  Zur  Archaeol.  oder  zur  Gesch.  u. 
Erkl.  der  a.  K.  1.  2.  Tli.  1846.  Th.  3.  1847.  Heynes  Akademische  Vor- 
lesungen  (iber  die  Archaeol.  der  Kunst  des  Alterth.  Braunschweig  1822 
(meist  Kunstmythologie  enthaltend)  hatten  nicht  noch  spat  herausgegeben 
werden  sollenj. 


Geschichte  der  Kunst  im  Altertlmm. 


Die  Griechen. 
Erste  Periode,  bis  gegen  Olympias  50.    (580  v.  Chr.) 


1.    Allgemeine  Bedingungen  und  Hauptziige  der 
Kunstentwickelung. 

40.  Die  Griechen   sind  unter  alien  Zweigen  des  Indo- 
Germanischen  Stammes  derjenige,  in  welchem  sich  sinnliches 
und  geistiges,  innerliches  und  ausserliches  Leben  in  dem  schon- 
sten  Gleichgewicht  befand;  daher  sie  von  Anfang  zur  selbstan- 
digen  Ausbildung  'von  Kunstformen  recht  eigentlich  bestimmt 
gewesen  zu  sein  scheinen  ;  wiewohl  es  einer  langen  Entwicke- 
lung   und    vieler   giinstigen  Umstande  bedurfte,    ehe  dieser 
Kunstsinn;  der   in  der  Mythologie  und  Poesie  sich  so  fruh- 
zeitig  regie,  auch  auf  die  ausseren  Stoffe  iibertragen,  und  zur 
bildenden  Kunst  werden  konnte. 

41.  Dies  Volk  wohnte  seit  uralter  Zeit  in  dem  eigent- 
lichen  Griechenland  ,  in  Unteritalien  ,  auch  theilweise  an  der 
Kiiste  Kleinasiens  ,   als  eine  ansassige  ,   ackerbauende  ,  feste 
Wohnsitze  mit  Heiligthumern  und  Burgen  (noteig)  grundende 
Nation.     Diese  Grundungen  gehoren  grosstentheils   dem  Ur- 
stamme  der  Pelasger  an. 


,  Name  mehrerer  Pelasgischen  Lander;  AUQIGGK  (auch  Accact 
nach  Hesych,  von  Aag),  Name  von  Burgen.  FOQTVS  in  Kreta  (TSL^IOBGOK 
II.  II,  646)  heisst  auch  Larissa  und  KQr^ivLu.  Die  Burg  von  Mykenae 
gegen  1000  Fuss,  die  von  Tiryns  220  Ellen  lang  nach  W.  Gell. 

1  42.  Schon  in  der  heroischen  Zeit,  welche  auf  der 
Herrschaft  von  Hellenenstammen  ,  vorzugsweise  kriegerischer 
Art,  beruht,  entfaltet  sich  in  den  Hausern  der  Anakten  eine 


[43,  44]  Dorische  uncl  lonische  Tempelbaukunst.  25 

gewisse  Pracht  des  Lebens ;  welche  zum  Theil  auf  dem  engen  2 
Zusammenhange  mit  Kleinasien,  und  dadurch  mit  dem  ferne- 
ren    Orient,    beruht.     Sie    zeigt    sich  bei    der  Anlage    ihrer  3 
Wohnungen  und  der  Arbeit  ihrer  Gerathe  in  einer  nach  dem 
Glanzenden  strebenden  Tektonik  und  Architektonik  (§.  22). 

2.  Die  Stadt  Sipylos  (kyklopische  Ruinen  ,  Millin's  Magas.  ency- 
clop.  1810.  T.  V.  p.  349,  R.  Rochette  Hist,  de  Tetabliss.  des  colon. 
Grecques.  T.  IV.  p.  384),  der  alte  Sitz  der  Tantaliden.  Die  Herakliden 
(eigentlich  Sandoniden)  von  Lydien  waren  eine  Assyrische  Dynastie.  Gold, 
Silber,  Elfenbein,  Pontische  Metalle  (Alybe)  kamen  fruhzeitig  nach  Griechen- 
land.  Phoenicischer  Handel.  Das  goldreiche  Mykene  und  Orchomenos 
Minycios  (II.  IX,  381.  Minyas,  Sohn  des  Ghryses). 

43.  Durch  die  sogenannte  Riickkehr  der  Herakliden  wer-  l 
den  die  Dorier,  aus  den  Gebirgen  Nordgriechenlands  herab- 
kommend,    der    rnachtigste    Stamm    in    Griechenland ,     ein 
Stamm,   in   dem  der  Hellenische   Sinn  fiir  strenge  Ordnung 
und  Ebenmaass  am  meisten  ausgebildet  erscheint,  mit  vorwal- 
tender  Neigung  zu  dem  Ernsthaften,  Wurdigen  und  Feierlichen. 
Aus   dieser  Sinnesart  geht,   als   eine  Lauterung  und  Verede-  2 
lung  fruherer  architektonischer  Unternehmungen ,   die  Dori- 
sche Tempelbaukunst  hervor,  in  volligem  Einklange  mit 
dem  Dorischen  Staatsleben,  der  Dorischen  Tonart,  den  Dori- 
schen  Festtanzen  und  Liedern.    Erst  gegen  Ende  der  Periode  3 
entfaltet  sich  neben  ihr  die  reichere  und  frohlichere  lonische, 
welche  eben  so  dem  weicheren,  beweglichern ,  und  dem  Ein- 
flusse  orientalischer  Sitte  und  Kunst  offener  stehenden  Sinne 
des  lonischen  Stammes  entspricht. 

1.  Die  Dorische  Wanderung  80  n.  Troja,  328  vor  01.  I.  Die  lonische 
nach  Asien  140,  268. 

44.  Dagegen  erscheint  in  dieser  ganzen  Zeit  die  bildende  I 
Kunst  nur  beschaftigt,   theils  Gerathe  zu  schmiicken  (daitidl- 
AtM'),    theils  Idole  fiir   den   Gultus   zu   fabriciren,    wobei   es 
nicht  darauf  ankommt,  die  dem  Kunstler  vorschwebende  Vor- 
stellung  von  der  Gottheit  ausserlich  darzustellen,  sondern  nur 
eine  herkommliche  Figur  von  neuem  herbeizuschaffen.     So  2 
bleibt  fortwahrend  die  bildende  Kunst  einem  auf  Erfullung 
ausserer  Zwecke  gerichteten,   handwerksmassigen  Thun   und 


26  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [45,  46] 

Treiben  untergeordnet ;  imd  cler  eigentliche  Geist  der  bilden- 
3  den  Kunst  ist  nur  im  Keime  yorhanden.  Der  tief  in  dem 
Griechischen  Geiste  wurzelnde  Sinn  fur  das  Bedeutungsvolle 
und  Schone  der  menschlichen  Gestalt  fmdet  seine  Befriedigung 
in  der  Nahrung,  welche  ihm  die  orchestischen  Kiinste  (§.  20. 
Anm.)  gewahren.  Die  Zeichnung  bleibt  daher  lange  roh  und 
unformlich. 


2.   Architektonik. 

1.  45.  Als  alteste  Werke  Griechischer  Hande  inussen  die 
Riesenmauern  der  Akropolen  angesehen  werden,  welche 
von  der  Nachwelt,  die  sie  als  Menschenwcrke  nicht  begreifen 

2  konnte,  in  Argolis  Kyklopen-Mauern  genannt  wurden, 
aber  ohne  Zweifel  zum  grossten  Theile  von  den  ureinwoh- 
nenden,  hernach  unterworfenen  Pelasgern  errichtet  sind,  da- 
her sie  sich  auch  in  Arkadien  und  Epeiros,  Hauptlandern  der 
Pelasger,  zahlreich  fmden. 


1.  TIQWS  TSIXIOSGOK  II.  II,  559.  InlitQflfivov  Tsl%os  Pherekydes 
Schol.  Od.  XXI,  32.  TIQVV&LOV  -nUv%^v^a.  Hesycb.  T5.  Kvulcontiu 
Argolis  bei  Eurip.  Orest  953.  KvxIiajnsiK  OVQUVLK  rsi^r]  Elektra  1167. 
Kvultoittov  &vtus/Mt  Iph.  Aul.  152.  Kv^l<07tioc  TIQO&VQO.  JLvQVG&io$ 
Pindar  Fr.  inc.  151.  KvitlcoitEiov  TQO%QV  Sophokles  bei  Hesych  s.  v. 
xvx^ovs-  Turres  Cyclopes  inven.  Arist.  bei  Plin.  VII,  57.  Ueber  deren 
angebliche  Herkunft  (aus  Kuretis,  Thrake,  Lykien):  ad  Apollod.  II,  2,  1. 
Hesch. 


2.  n^KGyi-Aov  oder  U^oiQyiy.bv  T£i%og  in  Athen.  [Gottling  im 
•Rhein.  Mus.  f.  Philologie  1843.  IV.  S.  321.  480.  Ders.  die  Gallerien  und 
die  Stoa  von  Tirynth  Archaeol.  Zeit.  1845.  N.  26.  Taf.  26.  Exped.  de  la 
Moree  II.  pi.  72.]  In  Argolis  ("^pyog  Ue^Koyov)  zehn  Kyklopische  Ruinen. 
Ueber  das  Alter  und  die  Befestigung  Lykosura's  in  Arkadien  Pausan.  VIII,  38. 
Dodwell  II.  p.  395.  W.  Gell  Stadtemauern  Tf.  11.  Von  den  sehr  zabl- 
reichen  Epeirotischen  Mauern  (Ephyra)  Pouqueville  Aroyage  dans  la  Grece 
T.  I.  p.  464  ff.  und  sonst,  Hughes  Travels  II.  p.  313. 

1  46.  Die  ungeheuern,  unregelmassig  und  vieleckig  geform- 
ten  und  durch  kein  ausseres  Mittel  verbundenen  Blocke  dieser 
Mauern  sind  nach  der  altesten  und  rohesten  Weise  ganz  un- 
behauen  («(?;>of/),  die  Liicken  mit  kleinen  Steinen  ausgefullt 
(in  Tiryns);  nach  der  vervollkommnetern  dagegen  mit  Ge- 


[-1-6]  Architektonik ;  Kyklopische.  27 

schick  behauen  und  mit  grosser  Genauigkeit  in  einander  gefugt 
(in  Argos   und   zum  Theil   in  Mykenae),    woraus    die    aller- 
unverwiistlichsten  Mauern  hervorgehen.    Die  Thore  sind  meist  2 
pyramidalisch ;  regelmassige  Thurme  konnten  nicht  mit  Leich- 
tigkeit   angebracht   werden.     Dieser  Bau   geht   durch   allerlei  3 
Mitt'elstufen   in   den  Quaderbau   iiber,    der   spater   der   herr- 
schende  ist,   obwohl  nicht  zu  laugnen,   dass  polygone  Blocke 
zu   alien   Zeiten   bin    und  wieder   zu   Unterbauen   gebraucht 
worden  sind. 

1.  Bei  der  ersten,  roheren  Art  ist  das  Brechen  und  Bewegen  der 
Steine  mit  Hebebaumen  (uozlevsiv  itsrpov?  Eurip.  Kykl.  241.  vgl.  Od.  IX, 
240)  die  Hauptsache.     Die  Kyklopen-Mauern  von    Mykenae   dagegen    sind 
nach   Euripides    Ras.   Herakl.  948    (Nonnus  XLI ,    269)    mit   Messschnur 
und   Steinaxt   bearbeitet,    cpolvttci    KCCVOVL    ncti    TVKOIS   rjQpoGfisvu.      Die 
Steine  sind  grosser  als  nfuzgiaZoi.     Mauern    von  Tiryns   zwischen  20  und 
24 */2  Fuss  dick. 

2.  An  den  Tlioren   sind  Pfosten   und  Oberschwelle   meist  einzelne 
Blocke,  die  Steinthur  war  in  der  Mitte  eingezapft.    Von  Thurmen  kommt 
ein  eckiger  als  Schluss  einer  Mauer  in  Mykenae,  ein  halbrunder  angeblich 
in  Sipylos  vor.    In  den  Mauern  von  Mykenae,  Larissa,  besonders  in  Tiryns 
(auch  in    Italien) ,    fmden   sich  giebelformige   Gange    aus   gegeneinander- 
gestiitzten  Blocken  gebildet.    [Gottling  das  Thor  von  Mykenae,  N.  Rhein. 
Mus.  I.   S.  161.     Der  im  Jahr  1842   aufgeraumte  Thorweg  von  Mykenae 
ist   fiinf  Schritt  breit   und   verhaltnissmassig  lang ;  Fahrgleisen   sind   auf 
den  grossen  Flatten   des  Bodens  sichtbar.]     Auch  hat  die  Aufschichtung 
der  Steine  ofter  etwas  Bogenartiges.    Bei  Nauplia  gab  es  GmjlKiu  nat  tv 
KVTOI?  oly,o8o^r]Tol  liapvQt.vd'oi,    Kyklopeia  genannt,   Strab.  VIII.  p.  369. 
373.     Wahrscheinlich  Steinbriiche,  als  Grabstatten  benutzt. 

Gyriacus  von  Ancona  (1435)  Inscriptions  seu  Epigr.  Graeca  et 
Lat.  reperta  per  Illyricum  etc.  Romae  1747  (Mspt.  auf  der  Barber.  Biblio- 
thek).  Winckelmann  Anmerk.  iiber  die  Baukunst.  Th.  I.  S.  357.  535. 
Petit-Radel  im  Magasin  encyclop.  1804.  T.  V.  p.  446.  1806.  T.  VI. 
p.  168.  1807.  T.  V.  p.  425.  1810.  T.  V.  p.  340.  (Streit  mit  Sickler,  Mag. 
enc.  1810.  T.  I.  p.  242.  T.  III.  p.  342.  1811.  T.  II.  p.  49.  301)  im  Moni- 
teur  1810.  2.  Jun.  1812.  no.  110,  im  Musee-Napoleon  T.  IV.  p.  15,  in 
Voyage  dans  les  principales  villes  de  Tltalie.  P.  1815  und  den  Ann.  dell1 
Ist.  I.  p.  345,  vgl.  Memoires  de  Tlnstitut  Royal  T.  II.  Glasse  d'hist.  p.  1, 
bei  Raoul-Rochette  Hist,  de  Tetabl.  des  col.  Gr.  T.  IV.  p.  379  sqq.  und 
Notice  sur  les  Nuraghes  de  la  Sardaigne.  Paris  1826.  Rapport  de  la  3e 
classe  de  Tlnstitut  an  1809.  Rapport  fait  a  la  Cl.  des  Beaux  Arts  14. 
Aout  1811.  W.  Gell  Argolis.  L.  1810.  Probestiicke  von  Stadtemauern 


28  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [47] 

des  alten  Griechenlands.  Miinchen  1831.  Dodwell's  Classical  Tour.  Dess. 
Views  and  descr.  of  Cycl.  or  Pelasgic  remains  in  Greece  and  Italy,  with 
constructions  of  a  later  period.  L.  1834  f.  131  Tf.  [Petit-Radel  les  murs 
pelasg.  de  Fit.  in  den  Memorie  d.  1st.  archeol.  I.  p.  53.  Rech.  sur  les 
mon.  Cycl.  et  descr.  de  la  coll.  des  modeles  en  relief  composant  la  galerie 
Pelasg.  de  la  bibl.  Mazarine  par  Petit-Radel,  publiees  d'apres  les  mss.  de 
1'auteur  P.  1841.  8.]  Squire  in  Walpole's  Memoirs  p.  315.  Leake  Morea. 
T.  II.  p.  349.  368.  I.  p.  377  u.  sonst.  Hirt  in  Wolfs  Analekten  Bd.  1. 
S.  153.  Gesch.  der  Raukunst.  Rd.  1.  S.  195.  Tf.  7.  —  Von  den  Italianischen 
unten  §.  166.  Heiligkeit  des  Raues  aus  agyols  At'frot?  bei  Altaren.  Eben 
so  Moses  Exod.  20,  25.  Deuter.  27,  5. 


1  47.     Der  grossartige  Sinn,   der  in  der  Errichtung  dieser 
Mauern,    welche    meist   nur  Burgen,    seltener    ganze  Stadte 

2  schirmten,  hervortritt,  zeigte  sich  auch  in  der  Anlage  der  meist 
auf   den  Burgen  gelegenen,    ausgedehnten    und   geraumigen 

3  Her  renha  user   der  Fursten    heroischer  Zeit   [Paatteta  bei 
Pausanias];   er   vereinte  sich   hier  mit  grossem  Gefallen   an 
metallischen  und  glanzenden  Zierathen,  welches  fur  die  Archi- 
tektonik  der  heroischen  Zeiten  charakteristisch  ist. 

2.  Homer's  Schilderung  des  Odysseus-Palastes  ist  als  allgemeines 
poetisches  Rild  gewiss  richtig.  Vgl.  Voss  Homer  Rd.  IV.  Taf.  1  ,  Hirt  I. 
S.  209.  Tf.  7.  "E0xo£,  avKr]  mit  Altar  des  Zei>s  'E^xfTos,  Saulengange, 
gegen  das  Haus,  TTQO&VQOV  ,  grosses  fisyaQov  mit  Saulenreihen, 
oder  verborgnere  Zimmer.  Das  Oberhaus  der  Frauen,  die  vnsQaJci, 
reichte  nicht  nach  Art  unsrer  Stockwerfce  iiber  clen  ganzen  Unterstock. 
Das  Odysseus-Haus  auf  der  Akropolis  von  Ithaka  von  Gell  entdeckt  (Ithaca 
p.  50  f.),  Goodisson  fmdet  indess  merits  wieder.  Dabei  viel  isolirte  Raue. 
In  Priamos  Hause  fiinfzig  Q-cila^ot,  &GTOLO  M&oio  der  Sohne,  gegeniiber 
in  der  Aule  zwolf  rsysoi  ftal.  |.  A.  der  Eidame  nebeneinander.  II.  VI,  243, 
[nicht  weniger  freie  Dichtung,  schon  nach  den  mythischen  Zahlen,  als  im 
Palaste  des  Alkinoos.] 


3.     Tol$  8'    yv   ^a'Axga   (ilv   TBV%£U,    ^aAxaot    8s   TK  (Hxot  Hesiod 
E.    152.      Xcdnov    re    GTsgonrjv    naS    Scofiarct    r}%yevxvt  %QVGQV    r     rjhs- 

KTQOV      TS      KCll      ClQyVQOV      TjS'      tticpCiVTOS.        Od.      IV,      82.         XahxSOL      fi£V 

yctQ    rol%oi    iKri^uddT     evfrct    xort  sv&ct    is  (tv%6v    ^|    ov8ov'    neQi   Ss 

ftQiyuog    Kvavoio.     %QVGsiat    Se  &VQKI    nvxivbv    Sopor    SVTOS    SZQ- 

yov    ctQyvQsoi    8s    GTCt^fiol    sv  ^aZxf'oo    E'GTKGCCV    ovdco,     ceQyvQSOv 

8'   £<p'  tins  Q&VQIOV,    %gvG&r}    8e  xo^tov?/,    im    Feenpallast    des    Al- 


[48J  Architektonik;  Thesauren.  29 

kinoos,  Od.  VII,  86.  tktcpKVTodsToi  do^oi  in  Asien,  Eurip.  Iph.  Aul.  583. 
Vgl.  §.  48.  Anm.  2.  3.  §.  49,  2. 

48.     Der  merkwiirdigste  Theil  dieser  fiirstlichen  Anlagen  1 
aus  der  heroischen  Zeit  sind  die  Thesauren,   Dom-artige 
Gebaude,  welche  zur  Aufbewahrung  kostbarer  Waffenstiicke, 
Becher    und    andrer    Haus  -     und    Erbgiiter    (xsipijLa)    be- 
stimrnt  gewesen  zu  sein  scheinen.  Aehnlich  diesen  meist  unter-  2 
irdischen  Bauen    waren  die    Ovdol  mancher    alten  Tempel- 
gebaude,  kellerartige  und  sehr  massive  Anlagen,  welche  eben- 
falls  besonders  zur  Aufbewahrung  von  Kostbarkeiten  dienten. 
Entsprechende  Formen  hatten  endlich  nicht  selten  dieThalamoi,  3 
verborgene  Frauengemacher,  und  selbst  die  Gefangnisse  jener 
Vorzeit. 

1.  Thesauros  des  Minyas  (Pans.  IX,  38.  Squire  in  Walpole's 
Memoirs  p.  336.  Dodwell  I.  p.  227)  aus  weissem  Marmor,  70  F.  Durch- 
messer.  Views  pi.  13.  --  Des  Atreus  und  seiner  Sohne  ?u  Mykenae 
(Paus.  II,  16),  von  denen  Lord  Elgin  einen  geoffnet  (s.  Gell.  Argolis  t. 
4_6.  Squire  p.  552.  Dodwell  II.  p.  236.  Views  pi.  9.  10.  Descr.  de 
Moree  II.  66  ff.  Pouqueville  IV.  p.  152,  besonders  Donaldson  Antiq.  of 
Athens.  Supplement,  p.  25).  Durchmesser  und  Hohe  gegen  48  F.  Von 
drei  andern  sieht  man  Trummer  daselbst.  Leake  Morea  T.  II.  p.  382  ff. 
Views  pi.  11.  [Vgl.  §.  291  A.  5  u.  hierzu  Col.  W.  Mure  fiber  die  konig- 
lichen  Grabmaler  des  heroischen  Zeitalters  im  Rhein.  Mus.  1838  VI.  S.  240, 
welcher  das  Verliess  der  Antigone  bei  Sophokles,  ein  pvrifiBlov  KKraystov 
nach  Aristophanes  von  Byzanz  im  Inhalt,  treffend  vergleicht.  Es  wider- 
spricht  ihm  Col.  Leake  Peloponnesiaca ,  a  supplem.  1846.  p.  258.  Eine 
grosse  Bestatigung  aber  giebt  ein  Grab  zu  Caere,  mit  welchem  auch  Ganina 
Cere  ant.  tv.  3  —  5.  9  das  Mykenische  zusammen  abbildet,  s.  p.  94,  auch 
Em.  Braun  Bull.  1836.  p.  57.  58.  1838.  p.  173  und  Abeken  Bull.  1841 
p.  41  und  Mittelitalien  S.  234.]  —  Des  Hyrieus  und  Augeas,  gebaut  von 
den  Myniern  Trophonios  und  Agamedes  (Orchornenos  S.  95.  vgl.  den 
Kykliker  Eugammon  bei  Proklos).  —  Thesauros  (des  Merielaos)  von  Gropius 
unfern  Amiklae  gefunden  [W.  Mure"  Tour  in  Greece  II.  p.  246,  Grab  des 
Menelaos,  der  nach  der  Sage  in  Amyklae  begraben  war,  oder  des  Amyklas, 
der  alten  Amykaeischen  Konige) ;  Spur  bei  Pharsalos.  Autolykos,  Daedalions 
(des  Kunstreichen)  Sohn,  n^elarcc  v.lsmfov  sftrjaavQi&v,  Pherekyd.  Fragm. 
18.  St.  Od.  XIX,  410. 

2.  Ovdos ,  Fundament,  Sockel,  daher  Schwelle,  aber  auch  unter- 
irdischer  Behalter;  der  laivoz  ovdos  zu  Delphi  war  ein  Thesauros, 
II.  IX,  404,  den  die  Minyeischen  Baumeister  aus  kyklopischen  Fels- 


30  Gnechische  Kunstgescb.  Per.  I.  [49] 

massen  errichtet  haben  sollten  (Hymn,  auf  Ap.  Pyth.  115.  Steph.  B.  s.  v. 
JsJicpoi).  [Dass  diess  unrichtig  sei,  ist  von  anclern  und  von  L.  Ross  '-Ey^f t- 
giSiov  §.67,  2  errinnert  warden.]  Audi  der  ^aAxsog  ovSog  von  Kolonos 
bei  Sophokles  wird  als  Ausmauerung  eines  Abgrunds  gedacht  (vgl.  II. 
VIII,  15.  Theogon.  811)  86(1010  TQtts  advTot  mit  Schatzen,  H.  in  Merc.  247. 
Der  vtyoQocpog  d-dlapos,  in  der  Tiefe  gelegen  und  mit  allerlei  Gfitern 
gefullt,  bei  Odysseus,  Menelaos,  Priamos  (Od.  II,  337.  XV,  98.  XXI,  8.  II. 
VI,  288) ,  ist  auch  eine  Art  Thesauros.  Einen  Schatzbehalter  in  Ilion  er- 
kannte  man  nach  Eurip.  Hekabe  1010  an  einem  schwarzen  Stein  fiber 
der  Erde.  Unterirdische  Behalter  von  Frfichten  und  andern  Dingen  waren 
fast  uberall  gewohnlich  wie  die  as igoi  ffir  Getreide  in  Thrake,  Philo,  Mathem. 
vett.  p.  88,  die  favissae  in  Italien,  die  Aaxxot  ffir  Frfichte,  Wein,  Oel  in 
Athen,  die  Germanischen  Keller,  Tacit.  Germ.  16.  Phryger  und  Armenier 
wohnen  auch  unterirdisch  (Vitruv  If,  1,  5.  vgl.  Schol.  Nikand.  Alexiph.  7. 
Xenoph.  Anab.  IV,  5,  25  u.  A.) 

3.  Hierher  gehoren  der  pyramidale  Thalamos  der  Kassamlra  (Ly- 
kophr.  350),  der  eh  erne  der  Danae,  der  der  Alkmene,  der  Proetiden  Paus. 
b%vgol  nciQ&svcovss  Eurip.  Iph.  Aul.  738.  [Die  Pyramide  ohnweit  des 
Erasinos  u.  Lernae  abgebildet  von  Mure  Tour  in  Greece  »II.  p.  195,  als 
Denkmal  des  heroischen  Zeitalters,  gleich  einer  andern  in  Argolis  bei  Gell 
p.  102  und  der  von  Pausanias  II,  36  erwahnten.  Vgl.  L.  Ross  Reisen  im 
Peloponnes  S.  142.  Stackelberg  La  Grece  P.  1829.  Titelvignette,  vgl. 
§.  294  A.  6.]  —  Als  eine  Art  von  Gebauden  wird  auch  das  eherne  Fass 
der  Aloiden  (II.  V,  387)  und  des  Eurystheus.  (Apollod.  II,  5,  1)  gedacht. 
[Welcker  Kl.  Schriften  Bd.  II.  S.  GXV.]  Als  Gefangniss  dient  auch  spater 
in  Messene  (Liv.  XXXIX,  50.  Plut.  Philopoemen  19)  ein  thesaurus  publicus 
sub  terra,  saxo  quadrate  septus.  Saxum  ingens,  quo  operitur,  machina 
superimpositum  est. 

1  49.     Das  Mykenaeische  Schatzhaus,  das  am  besten 
erhaltene  Muster  dieser  so  weit   verbreiteten  und  oft  ange- 
wandten  Gattung  von  Bauwerken,  ist  aus  horizontalen ,   all- 
mahlig   zusammentretenden ,    in  einem   Schlussstein   (anpovta 
rov   navTOi;)   sich  vereinigenden  Steinlagen  errichtet   und  mit 

2  einer  pyramidalen,  kunstreich  iiberdeckten  Pforte  versehen ;  es 
war  inwendig  wahrscheinlich,  wie  manche  ahnliche  Gebaude, 
mit  Erzplatten  bekleidet,  wovon  [in  horizontalen  Reihen  die 
Locher  der]  Nagel  noch  sichtbar  sind,   aber  an  der  Fronte 
mit  Halbsaulen  und  Tafeln    aus   rothem,  griinem,  weissem 
Marmor,   welche  in   einem  ganz   eigenthumlichen  Styl   gear- 
beitet  und  mit  Spiralen  und  Zikzaks  verziert  sind,  auf  das 
reichste  decorirt. 


[50]  Tempelanlagen;  Grabmaler  u.  s    w.  31 

1.  Die  Pforte  18  F.  hoch,   unten  11  F.  breit,  die  Oberschwelle  ein 
Stein,  27  F.  lang,  16  breit  (22  und  20  nach  Haller  bei  Pouquev.).     Ueber 
die  Keile   zwischen  den  einzelnen  Steinen   einer  Lage  Cockerell  bei  Leake 
Morea  II.  p.  373.  Donaldson  pi.  2. 

2.  Ueber  die  Fragments  der  Bekleidung,  woven  zwei  Tafeln  im  Brit. 
Museum  s'nd,  Wiener  Jahrbiicher  XXXVI.   S.  186.     Donaldson  pi.  4.  5. 
[Diese  in  der  Nahe,   ungewiss  in  welcher,  gefundnen  Stiicke  werden  von 
Andern  an  den  Wanden  des  Thfirwegs  angebracht.  W.  Mure  Tour  in  Greece 
II.  p.  167.    Stackelberg  La  Grece  setzt  sie  an  das  Portal.   Drei  Bruchstiicke 
dieser  Ornamente  auch  in  Miinchen  in  den  Vereinigten  Sammlungen.] 


50.  In  clerselben  kraftvollen  Weise  haben  sich  die  alten 
Griechen  der  mythischen  Vorzeit,  ohne  Zweifel  auch  friihzeitig 
in  Tempelanlagen  (1),  Grabmalern  (2),  auch  Seeabziigen 
und  Ganalen  (3),  selbst  Hafenbauen  (4)  versucht. 

1.  Vom  Delphischen  Tern  pel  erzahlen  Paus.  u.  A.  viele  Sagen,  der 
eherne  ist  wahrscheinlich  einerlei  mit  dern  ovdoe  (§.  48,  2).    [Der  kleine 
Tempel  auf  der  Spitze  des  Ocha  fiber  Karystos  §.  53  A.  2  gehort  hierher.] 

2.  Die    Grabmaler    der  heroischen  Zeit  batten   meist   die  Form 
conischer  Hiigel    (tumuli,    nohavai).      Phrygische   (Athen.   XIV.  p.   625), 
Amazonen-Graber  (Plut.  Theseus  26).   Alte  Grabhiigel,  Stieglitz  Beitr.  S.  17. 
[Lelegien ,   Grabhiigel  so  wie  Bergfesten ,   der  Leleger  in  Karien  und   um 
Milet,  bei  Strabo.]     Griechenland  ist  noch  voll  solcher  Grabhiigel.  —  Zu 
den  Grabmalern  gehoren  wahrscheinlich  auch  [Pyramiden  §.  48  A.  3,  und] 
die  Labyrinthe  zu  Nauplia  (§.  46.  Anm.  2),  bei  Knossos  (ein  Gmqlcdov 
avTQwdes  nach  Etym.  M.),  auf  Lemnos  (mit  150  Saulen;  exstant  reliquiae, 
Plin.),   da  Grabkammern  in  Felsen  eine   uralte  Sitte  dieses  Volkes  waren. 
Steinbrfiche  gaben  Gelegenheit.    Aafivgivftos  ist  acht  griechisch  und  hangt 
mit  JiuvQu  zusammen.     Daedalos  als  Architekt  in  Kreta  und  den  West- 
landern  §.  166. 

3.  Die  unterirdischen  Abziige  des  Kopaischen  Sees  (Katabothra), 
die  Schliinde  (£sQS&Qa)  von  Stymphalos  und  Pheneos,  wo  auch  ein  Canal 
des  Herakles,  scheinen  von  Menschenhanden  wenigstens  vervollkommnet 
worden  zu  sein.     [Vgl.  §.  168  A.  3.] 

4.  Der  %VTO<S  li^r\v  von  Kyzikos  ein  Werk  der  Giganten  (Encheiro- 
gastoren)  oder  der  Pelasger,  Scholl.  Apoll.  I,  987. 


32  Griechische  Kunstgesch.     Per.  I.  [51,  52] 

51.  Der  Dorische  Tempelbau  dagegen  hangt  in 
seinen  Ursprungen  deutlich  mit  der  Einwanderung  der  Dorier 
zusammen.  In  ihm  kehren  die  schon  mehr  auf  Glanz  und 
Reichthum  gerichteten  Bestrebungen  der  fruhern  Zeit  wieder 
zur  Einfachheit  zuriick,  und  die  Kunst  gewinnt  dadurch  feste 
Grundformen,  die  fur  die  weitere  Entwickelung  unschatzbar 
war  en. 

Angeblich  hatte  Doros  selbst  das  Heraeon  bei  Argos  gebaut.  Vitruv 
IV,  1. 

1  52.     In  dieser  Bauweise  ist  Alles  zweckmassig,   in  sich 
ubereinstimmend,  und  eben  dadurch  edel  und  gross ;  nur  hat 

2  der  Steinbau  manche  Formen  dem  fruhern  Holzbau  abgeborgt, 
der  sich  besonders  im  Gebalk  lange  erhielt.    Aus  dem  Holz- 

3  bau  erklaren  sich  namlich  die  den  Fries  bildenden  Triglyphen 
(als  Balkenkopfe)  und  Metopen   (als   Zwischenoffhungen) ;   so 
wie  auch  die  Tropfen  unter  den  Triglyphen  und  an  den  Die- 

4  lenkopfen  des   Daches  darauf  bezogen    werden.     Die  grosse 
Starke   der  Saulen,   und  die   starke  Verjiingung,   so  wie   die 
enge  Zusammenstellnng  derselben,  bezwecken  Festigkeit  und 
Soliditat;    mit   der  Starke   dieser  Stiitzen  ist   aber  auch  die 
darauf  ruhende  Last  im  rechten  Verhaltnisse,  indem  das  Ge- 
balke  bei  den  altern  Bauwerken  von  sehr  bedeutender  Hohe 

5  (3/7    der  Saulenhohe)   und    Schwere    ist.      Die    weite  Ausla- 
dung  des  Capitals  und  der  starke  Vorsprung  des  Kranzleistens, 
welcher  die  Bestimmung   des  Daches,  sich  schiitzend  auszu- 
breiten,  deutlich  ausspricht,  zeigen  das  Streben  nach  entschie- 
denem  Gharakter  der  Formen ;  noch  sucht  die  Architektur  nicht, 
schroffe  Uebergange   durch  Zwischenglieder  zu   mildern.     Die 

6  Verhaltnisse  sind  einfach,  und  die  Gleichheit  der  Dimensionen, 
die  in  den  einzelnen  Theilen  ofter  wahrgenommen  wird,  be- 
friedigt  das  Auge;    im  Ganzen   aber  herrschen  iiber  die  ver- 
ticalen  Linien  der  Saulen  und  Triglyphen,  welche  durch  die 
Canneluren   noch  mehr   hervorgehoben   werden,   die  grossen 
horizontalen  Hauptlinien  des  Architravs  und  Kranzes.     Die 

7  imposante  Einfachheit  der  Hauptformen  wird  durch  wenige 
und   kleine  zierende   Glieder   (Einschnitte ,    Ringe,    Tropfen, 
Nagelkopfe  nach  neueren  Architekten)  angenehm  unterbrochen. 

8  Ueberall  sind  die  Formen  geometrischer  Art,  meist  aus  graden 


(52]  Architektonik;  Dorische.  33 

Linien  gebildet;  jedoch  tritt  in  Farben,  die  das  fruhere  Alter- 
thum  Icbhaft  und  grell  liebte,  auch  vegetabilischer  Schmuck 
hinzu. 

** 

2.  Holzerner  Tempel  des  Poseidon  Hippios  bei  Mantinea,  Paus.  VIII. 
10,  2.    Metaponti  templum  Junonis  vitigineis  columnis  stetit.  Plin.  XIV,  2. 
OlvofiKov  nlcov  Paus.  V,  20,  3.    Eichene  Saule  im  Heraeon,  V,  16.  —  Die 
einfachsten   Tempel    (077x04)   der  Vorzeit    waren   wohl   eigentlich   ho  hie 
Baume,  in  welche  Bilder  hineingestellt  wurden,  wie  in  Dodona  (ycclsv 
S'  tv  nvdptvi  cprjyov,   Hesiod.  Schol.  Sophokl.   Trach.  1169.     Fragm.  54. 
Gottling.),   in  Ephesos  (vrjbv  TCQ^VG)   svi  itrsttris  Dionys.  Per.  829.  vgl. 
Kallim.  auf  Art.  237) ,  und  die  Artemis  Kedreatis  in  Arkadien  (Paus.  VIII, 
13).     Artemis  auf  dem  Baume  (Caryatis)  Relief,  Annali  d.  I.  I.  tv.  c.  1. 
Die  Saule  entwickelt  sich  aus  dem  Baumstamm ;  der  vierkantige  Stein  ist 
dazu  viel  unvortheilhafter;  nur  die  unverletzten  Kreise  machen  die  Starke 
aus.    Klenze  Aphorist.   Bemerkungen  S.  57   ff.  ist  gegen  die  Herleitung 
des  Dorischen  Tempelbaues   vom  Holzbau.     Aber   das   Gesims   und    die 
Dielenkopfe  weisen  darauf  hin.    Also  das  Princip  ist  gesichert. 

3.  Eurip.    Iphig.    Taur.    113    (si'Gay    TQiylvycov    onot    KSVOV)    setzt 
Balkenkopfe  mit  Zwischenoffnungen  voraus.    Eben  so  Orest  1366  nscpsvyu  — 

V.s8Q(OTCi     7TKGTKd(OV     V7l£Q     TSQfflVCf     <da)QtKO(<S      TS      TQiyKv(pQV$.        Holzei'Iie 

Triglyphen  sind  auch  Bakch.  1216  anzunehmen. 

3_7.  Vgl.  §.  275-277.  282.  288.  Das  Verhaltniss  1  : 1  lasst  sich 
in  der  Saulenstellung  und  in  den  Theilen  des  Gebalkes  nachweisen. 

8.  Hittorff  de  Tarchitecture  polychrome  chez  les  Grecs.  Ann.  d. 
Ist.  II.  p.  263.  vgl.  §.  80.  274.  Ueber  die  Bemalung  der  T.  sind  die 
Untersuchungen  des  Herzogs  von  Luynes  Metaponte  P.  1833  f.  (Annali 
V.  p.  292),  nach  gemalten  Terracotta-Fragmenten ,  und  die  das  ganze 
Alterthum  umfassenden  Angaben  von  Semper:  Vorlaufige  Bemerkungen 
fiber  bemalte  Architektur  und  Plastik  bei  den  Alten  1834  (vgl.  G.  A. 
S.  1389),  zu  beriicksichtigen.  Kugler  iiber  die  Polychromie  der  Gr.  Archit. 
und  Sculptur  und  ihre  Grenzen  B.  1835  (sehr  iibereinstimmend  mit  Gott. 
Anz.).  H.  Hermann  Bern,  iiber  die  antiken  Decorationsmalereien  an  den  T. 
zu  Athen  in  All  gem.  Bauzeitung  Wien  1836.  N.  11.  Einige  Ornamente 
zum  Theil  gemalt,  gezeichnet  in  Athen  1835,  das.  1837.  N.  15.  Bl.  CXVIII. 
Blaue  Triglyphen,  wohl  erhalten,  auf  der  Akropolis  gefunden  (Triglyphen 
auch  an  den  Propylaeen  u.  in  Aegina  blan),  u.  a.  farbige  Architekturstiicke, 
Kunstbl.  1836.  N.  16.  Terracotten,  Stirnziegel,  Rinnleisten  u.  Gesimsstiicke 
gemalt,  das.  N.  24  von  Ross.  Ders.  iiber  Lithochromie  Kunstbl.  1837. 
N.  15.  vgl.  Stackelberg  Tf.  5.  6.  [Auch  die  Schriftstelen,  wenigstens  alle, 
die  mit  einem  Aetom  gekront  waren,  Ross  Hall.  A.  L.  Z.  1834.  Intell. 

O.  Miiller's  Archaeologie.     4.  Aufl. 


34  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [53] 

S.  322.]  Klenze  Aphorist.  Bern,  auf  einer  Reise  in  Griechenland  S.  548  ff. 
[Gegen  Uebertreibungen  fiihrt  Ulrichs  Reisen  in  Griechenland  S.  72  f. 
viele  Stellen  der  Alten  an.] 

9 

\  53.  Der  Grund  zu  einer  reichern  Ausbildung  des  Do- 
rischen  Tempelbaues  wurde  in  dem  durch  Land-  und  See- 
handel  fruhzeitig  bliihenden  Korinth  gelegt;  von  hier  ging 
die  Ausschmiickung  der  Giebel  durch  Reliefs  aus  Thon  (an 
deren  Stelle  hernach  Statuengruppen  treten),  so  wie  der 
Stirnziegel  durch  bildliche  Zierathen,  spater  auch  die  zierliche 

2  Form  der  Felderdecken  (yaTvajpaTa,  lacunaria) ,  aus.  Byzes 
von  Naxos  erfindet  um  01.  50  den  kunstreichen  Schnitt  der 
Marmorziegel. 

1.  Pindar  01.  13,   21  nebst  Boeckh's  Expl.  p.  213  iiber  den  Adler 
im  dsTWfia.    (Vgl.  auch  die  Munze  von  Perge,  Mionnet  Descr.  III.  p.  463.) 
Welcker  Rhein.  Mus.  II.  S.  482  gegen  den  Adler.  —  Ueber  die  Felderdecken 
§.  283.    In  Bezug  darauf  fragt  der  Spartiat  den  Korinthier:  Wachsen  bei 
euch  die  Holzer  viereckig?    Plut.  Lyk.  13. 

2.  Von  Byzes  Pans.  V,  10.    Ueber   die  kunstliche  Verbindung  der 
Ziegel  vgl.  Liv.  XLII,  2. 

Wichtige  Monumente  der  Dorischen  Gattung  aus  dieser  Zeit 
waren  das  Her  aeon  von  Olympia  (Hirt  1 .  S.  228),  angeblich  acht  Jahre 
vor  Oxylos  gebaut  (Paus.  V,  16.  vgl.  Photios  Lex.  p.  194),  und  das 
Epoche  machende  Heraeon  von  Samos,  von  Rhoekos  und  Theodores, 
um  01.  40,  angelegt.  Vitruv  VII.  Praef.  vgl.  §.  80.  Anm.  1.  3. 

Ruin  en.  Der  kleine  Tempel  auf  Berg  Ocha,  aus  grossen  Blocken, 
mit  pyramidalischem  Thor,  ohne  Saulen,  Hawkins  in  Walpole's  Travels. 
[M.  d.  I.  Ill,  37.  Annali  XIV.  p.  5. '  Bull.  1842.  p.  169.  Rhein.  Mus.  II. 
S.  481.  Ein  Hypaethron,  im  Dach  aus  von  alien  Seiten  iiber  einander  ge- 
schobenen  grossen  Steinplatten  ein  Einschnitt.  E.  Dodwell  entdeckte  in 
Gyklopischen  Anlagen  Italiens  mehr  als  ein  Hieron,  namentlich  in  Cigliano, 
50  F.  lang,  aus  wohlgeschnittnen  unregelmassigen  Polygonen,  in  Marcellina, 
in  Golle  Malatiseolo,  Universel  P.  1829.  N.  170.  Andere  spater  im  Lande 
der  Aequicoler  Bull.  1831.  p.  45  ff.]  —  Die  Ruinen  des  Tempels  (der  Pallas 
Ghalinitis?)  zu  Korinth,  die  monolithen  Saulen  aus  Kalkstein,  7*/s  moduli 
hoch.  Le  Roy  Mon.  de  la  Grece  P.  I.  p.  42.  pi.  25.  Stuart  Antiq.  of 
Athens  V.  III.  ch.  6.  pi.  2.  vgl.  Leake  Morea  T.  III.  p.  245.  268.  Descr. 
de  Moree  III.  pi.  77.  78.  Ein  Theil  der  Tempel  in  Selinunt  scheint 
noch  dieser  Periode  anzugehoren,  Thiersch  Epochen  S.  422  f.J  —  Der 


[54]  lonische  Baukunst.  35 

kleine  Dorische  Tempel  der  Nemesis  zu  Rhamnus  wird  hier  besonders 
der  Mauern  aus  polygonen  Blocken  wegen  erwahnt.  Uned.  Antiq.  of 
Attica,  ch.  7. 

54.     Neben   diese  dorische  Bauart  tritt,  nicht  allmahlig  1 
durch  vermittelnde  Uebergange,  sondern  gleich  als  wesentlich 
verschieden,    die    lonische.     Die    Saulen    haben    hier    von  2 
Anfang  an  viel  schlankere  und  sich  weniger  verjungende  Schafte, 
welche  durch  Basen  emporgehoben  werden.   Die  geschmiickte  3 
und  mit  vorhangenden  Theilen  (den  Voluten)  versehene  Form 
der   Capitale   kann  nicht  bloss  aus  dem  Nothwendigen   und 
Zweckmassigen   abgeleitet  werden.     Das   Gebalk  behalt  vom  4 
Dorischen  nur   die  allgemeinen  Abtheilungen ,   aber  giebt  die 
naheren  Beziehungen  auf  den  Holzbau  auf ;  es  ist  den  schlan- 
kern  und  welter  gestellten  Stiitzen  gemass  viel  leichter,  und 
bietet  weniger  einfache  Massen  dar  als  das  Dorische.   Ueberall  5 
herrschen  mehr  rundliche  und  gleichsam  elastische  Formen  (wie 
in   den  Basen  und  Polstern),    mehr  sanfte  Uebergange  (wie 
zwischen  Fries  und  Kranz),  wodurch  die  Gattung  eine  heitere 
Anmuth  erhalt,   ohne  das  Charakteristische   der  Formen  zu 
verlieren.    Die  Verzierungen  einzelner  Glieder  fmden  sich  meist  6 
in    Persepolis  wieder    (§.  244,   6)    [282  A.   5],    und  waren 
vielleicht  in  Asien  fruhzeitig  weitverbreitet. 

2.  Die  Saulen  am  Tempel  von  Ephesos  waren  8  Diameter  hoch, 
Vitruv  IV,  1.    2—4.  S.  §.  275-277. 

3.  Das    lonische  Capital  ist  ein   verziertes  Dorisches,    fiber  dessen 
Echinus  ein  Aufsatz  aus  Voluten,  Canal  und  Polstern  gelegt  ist,  welcher 
auf  ahnliche  Weise  am  obern  Rande  von  Altaren,   Cippen,  Monumenten 
vorkommt,  und  wohl  aus  angehangten  Widderhornern  hervorgegangen 
ist.     Vgl.  Hesych.  s.  v.  x^to?   —   (tSQos  rt  TOV  KoQiv&iov  xiovo$  (wahr- 
scheinlich  die  Voluten  daran).     Da  der  Widder  ein  gewohnliches  Todten- 
opfer  war,   so  stimmt  dies  mit  der  Ableitung  der  lonischen  Ordnung  aus 
Grabsaulen,    bei    Stackelberg   Apollot.    S.    40   ff.     R.   Rochette   M.   I.   I. 
p.  141.  304,    sehr  iibertrieben  von  Carelli ,  Disst  eseg.  int.  all'  origine  ed 
al  sistema  della  sacra  Archit.   presso  i  Greci.  N.  1831.    Voluten -Capital, 
67tsiQOK£<pKlov  Marm.  Oxon.  II,  48,   19.     Daher  vielleicht  bei  Plinius  in 
spiris  columnarum  auf  die  Voluten  zu  beziehen.     Beispiel  einer  lonischen 
Saule  als  Grabstele  auf  Attischen  Vasen,   M.  Pourtales  pi.  25.    Voluten- 
Altar  z.  B.  Stackelberg  Graber  Taf.   18.  Altionische   Base  verwandt  der 
Pelasgischen  und  Persischen.     Kugler  S.  26.   [E.  Guhl  Versuch  iiber  das 
lonische  Capital,  Berl.  1845  aus  Crelles  Journal  fur  die  Baukunst.] 

\ 


36  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [55,  56] 

55.  Die  Anfange  dieser  Architektur  liegen  wahrscheinlich 
schon  in  friihen  Zeiten,  da  sie  bereits  an  dem  bald  nach 
Olymp.  33  gebauten  Schatzhause  des  Sikyonischen  Tyran- 
nen  Myron  zu  Olympia,  ausserhalb  loniens,  gefunden  wurde, 
und  sich  gleich  beim  Beginn  der  folgenden  Periode  am  Hei- 
ligthum  der  Artemis  von  Ephesos  in  voller  Herrlichkeit  ent- 
faltete. 

In  diesem  Thesauros  waren  zwei  Thalamoi,  der  eine  Dorisch,   der  . 
andere  lonisch  gebaut,  und  mil  Erz  wenigstens  bekleidet,  Paus.  VI,  19,  1. 

Als  eins  der  merkwiirdigern  Gebaude  der  Zeit  verdient  hier  noch 
Erwahmmg  Theodores  des  Samiers  kuppelformige  Skias  zu  Sparta, 
Paus.  Ill,  12,  8.  Etym.  M.'s.  v. 


3.    Die  ttbrige  Tektonik. 

1  56.     Schon  die  von  Homer  geschilderte  Zeit  legt  grosses 
Gewicht   auf  die  zierliche  und  reiche  Arbeit  von  Gerathen: 
Sesseln,  Bettstellen,  Laden,  Bechern,  Kesseln,  Waffenstiicken. 

2  Was  darunter  die  holzernen  Gerathe  anlangt:   so  wer- 
den  diese  mit  dem  Beile  aus   dem  Groben  gehauen  (rexrai- 
VBIV  ,    nsksxsiv) ,    dann    sorgfaltiger    mit    feinern    Instrumen- 
ten  bearbeitet  (£&«>),   und  hierauf  in  vertiefte,   eingebohrte 
Stellen    Schmuck    aus    Gold,    Silber,    Elfenbein,    Bernstein 
eingelegt  (dtvovv   t^^cLvn    xai  aQyvQW,   d  cud  a).),  fir},      [dwovv   ist 
drechseln,  das  Bunte  entsteht  durch  aufgeheftete  gedrechselte 
Stiicke.] 

2.  S.  die  Beschreibung  des  Bettes  des  Odysseus,  Od.  XXIII,  195 
(vgl.  II.  Ill,  391),  des  Sessels,  den  der  ri^rtov  Ikmalios  der  Penelope  ge'- 
macht,  Od.  XIX,  56,  auch  der  xrjlbs  xaA?y,  SaiSctlsr)  im  Zelte  des  Achill, 
II.  XVI,  221,  und  der,  welche  Arete  dem  Odysseus  giebt,  Od.  VIII,  424. 
Tsxrcciveiv  auch  von  Schiffen,  fiber  deren  Arbeit  Od.  V,  244  zu  vgl.; 
der  Troische  TSKTGOV  *  A  QfiovlSrjs  ist  darin  ausgezeichnet  (II.  V,  60).  zltvovv 
bedeutet  rundarbeiten,  wie  TOQVOVV,  vgl.  Schneider  im  Lex.  s.  v.  roQevco. 
Instrumente  bei  Homer:  Trs'^gxvg,  GKtnccQvov,  a^lvrj,  TSQ^TQK,  TQVTCUVOV 
mit  Riemen  Od.  IX,  383.  Eurip.  Kykl.  460),  crafty.  —  Elfenbein 


[57,  58]  Tektonik;  Holzarbeiten.  37 


kommt  an  Schliisseln,  Ziigeln,  Schwertscheiden  (xo^sog 
tteyctrros,  Od.  VIII,  404.  vgl.  nQiorov  sleyavTOs  Od.  XVIII,  195. 
XIX,  564)  vor;  so  wie  Elektron  (Bernstein,  Buttmann  in  den  Schr.  der 
Berl.  Akademie  1818.  19.  Hist.  Gl.  S.  38)  [Mythologus  Bd.  II.  S.  337] 
an  Wanden  und  Gerathen.  [Vgl.  die  Phonicische  Kunst  §.  239.] 

57.  Diese  eingelegte  Arbeit  in  Holz  wurde   auch   noch  1 
in  nachhomerischer  Zeit  mit  Vorliebe  fortgesetzt,  und  anstatt 
blosser  Zierathen  figurenreiche  Compositionen  an   holzernen 
Gerathen    gebildet.      So    verziert    war    die    Lade    (P.agi'«£,  2 
xvy&ri),  welche  die  Kypseliden  als  Tyrannen  des  reichen 
Korinthos  nach  Olympia  geweiht  hatten. 

2.  Dio  Ghrysost.  XI.  p.  325.  Reisk.  cos  UVTOS  ecoQKxcbg  efyv  £v 
v  T  w  oitiG&oSo  fiat  TOV  vedb  TTJS"HQCCS  V7t6(j,vr]^K  rr,s 
Ixeivrjg,  sv  rf]  ^vlivrj  KI@COTCO  rfj  uvciTS&EiGy  vnb  Kvtysllov. 
Sie  stand  im  Heraeon  zu  Olympia,  war  aus  Gedernholz,  von  bedeutendem 
Urnfange,  wahrscheinlich  elliptisch,  da  Pausanias  keine  verschiedenen 
Seiten  erwahnt,  und  kctQvaj-  von  Deukalion's  und  andern  Schiffen  ge- 
braucht  an  eine  solche  Form  zu  denken  gestattet.  Die  Figuren  waren 
theils  aus  dem  Holze  hervorgearbeitet,  theils  aus  Gold  und  Elfenbein  ein- 
gelegt,  in  ftinf  iibereinanderliegenden  Streifen  (gcopatff),  die  Paus.  herum- 
gehend,  die  erste,  dritte  und  funfte  von  der  Rechten  zur  Linken,  die 
zweite  und  vierte  von  der  L.  zur  R.  gehend  beschreibt.  Sie  enthalten 
Scenen  aus  den  heroischen  Mythen,  zum  Theil  auf  die  Ahnen  des  Kypselos, 
der  aus  Thessalien  stammte,  beziiglich.  Vgl.  §.  65,  3.  Pausanias,  welcher 
die  von  dieser  Lade  erzahlten  Fabeln  glaubt,  denkt  sie  sich  um  Olymp.  10 
verfertigt,  und  den  Eumelos  als  Urheber  der  Aufschriften:  aber  Herakles 
hatte  darauf  schon  seine  gewQhnliche  Tracht  (Paus.  V,  17  ex.),  die  er  erst 
nach  01.  30  erhielt,  §.  77,  1.  Ueber  die  Inschriften  Volkel  Archaeol. 
Nachlass  I.  S.  158.  —  Heyne  iiber  den  Kasten  des  Kypselos;  eine  Vor- 
lesung  1770.  Descrizione  della  cassa  di  Gipselo  da  Seb.  Giampi.  Pisa  1814. 
Quatremere-de-Quincy  Jup.  Olymp.  p.  124.  Welcker's  Zeitschrift  fur  Gesch. 
und  Ausleg.  der  Kunst.  Th.  1.  S.  270  ff.  536.  Siebelis,  Amalthea  II.  S.  257. 
Thiersch  Epochen.  S.  169.  (1829.)  [0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  3.  H.  Brunn 
im  N.  Rhein.  Mus.  V.  S.  321.  335  ff.] 

58.  Von  met  a  linen  Gerathen,  wie    sie  in  hochster  1 
Vollkommenheit  Hephaestos,  "der   Vorstand    aller    Schmiede 
(x«Ax«fe),    verfertigt,    riihmt  Homer  Kessel,    Schalen,  Drei- 
fiisse,   Becher,   Panzer,  Schilde,  zum  Theil  als  einheimische, 


38  Griechische  Kunstgesch.     Per.  I.  [59] 

2  zum  Theil  als  auslandische  Arbeiten.  An  diesen  kommen 
eine  grosse  Menge  metallischer  und  andrer  glanzender  Stofife 
vor,  welche  man  auf  eine  effektvolle  Weise  zusammenzustellen 
liebte. 

1.  Dreifiisse  des  Hephaestos,  II.  XVIII,  374  und  sonst.  Nestor's 
Becher  mit  zwei  BSden  und  vier  Henkeln  (ovara),  an  denen  goldene 
Tauben  gebildet,  Asklepiades  neyl  NsGroQiSoc;,  Amalthea  III.  S.  25.  Der 
Kyprische  Panzer  (daran  v.vavsoi  dQctHovres  IQIGGIV  toixorss),  der  Schild 
mit  einem  Gorgoneion,  und  die  iibrige  Rustung  des  Agamemnon,  II.  XI, 
17  ff.  Schild  des  Aeneas,  II.  XX,  270.  Bin  Aegyptischer  Spinnkorb,  Od.  IV, 
125.  Sidonische  Krateren,  II.  XXIII,  743.  Od.  IV,  616.  [vgl.  §.  240,  4.]  Bin 
und  xQvooxoog  Laerkes  vergoldet  die  Homer  der  Stiere,  Od.  Ill,  425. 


2.  Metalle.  Erz,  auch  Eisen  ('  ISaiot  z/axrv^ot  tvgov  h 
vanaig  tosvra  Gidygov,  fg  TTVQ  r  rjvsyy.av  xca  aginQSTtts  Sgyov 
Phoronis)  ,  Gold  ,  Silber  ,  xac  a/rcpo?  (wahrscheinlich  Zinn  , 
plumbum  album,  Beckmann  Gesch.  der  Erfindungen  IV.  S.  327  ff.),  Blei, 
xvorvog  (ein  metallischer  Stoff  von  schwarzblauer  Farbe),  riravos  (Gyps) 
am  Schilde  des  Herakles  bei  Hesiod.  Vgl.  Millin  Mineralogie  Homerique 
(2  ed.  1816)  p.  65  seq.  Kopke  Kriegswesen  der  Griechen  im  heroischen 
Zeitalter  S.  39.  Ueber  die  Instrumente  fatpnv  (KKfio&srov)  ,  QUIGT^Q, 
GcpvQK,  TtvQayQct,  die  cpvGKi  (uv.QocpvGiov),  %6avct  Millin  p.  85.  Glarac 
Musee  de  Sculpt.  I.  p.  6  seq. 

1  59.     An  einem  dieser  Kunstw.erke,  dem  Hephaestischen 
Schilde  des  Achilleus,  schildert  Homer  auch  grosse  Composi- 
tionen  aus  zahlreichen  Figuren  :   aber  grade  die  grosse  Ftille 
und  Ausdehnung  dieser  Darstellungen  und  die  geringe  Riick- 
sicht  ,  welche  dabei  auf  das  wirklich  Darstellbare  genommen 
wird,  entfernen  den  Gedanken  an  menschliche  Arbeiten  von 
ahnlichem  Umfang,  wenn  man  auch  wohl  zugeben  muss,  dass 
im   Kleinen    Figuren     auf  Metallplatten    anzubringen   nichts 

2  Unerhortes  war.     Man   kann    dabei  nicht  anders  verfahren 
sein,  als  dass  man  das  erweichte  und  zu  Flatten  geschlagene 
Metall  mit  scharfen  Instrumenten  zuschnitt,  und  mit  Nageln, 
Stiften  u.  dgl.  auf  den  Grund  befestigte. 

1.  Am  Schilde  des  Achilleus  haben  Restaurationsversuche  angestellt 
friiher  Boivin  u.  Gaylus,  neuerlich  Quatermere-de-Quincy  Jupiter  Olymp. 
p.  64.  Mem.  de  1'lnstitut  royal.  T.  IV.  p.  102,  [Recueil  de  Dissert.  1817] 


[60]  Metallgerathe.  39 

und  Flaxmann  fur  erne  neue  Silberarbeit.  Vgl.  Welckei1  Zeitschr.  I.  S.  553 
ad  Philostr.  p.  631.  [Nauwerk  der  Schild  des  Ach.  in  neun  Darstell.  Berlin 
1840.  Programme  iiber  dens,  von  U.  Lucas,  Emmerich  1842,  Marx  in 
Coesfeld  1843.  Clemens  in  Bonn  1844.  Vgl.  H.  Brunn  im  N.  Rhein  M. 
V.  S.  340.  Ueber  den  Hesiod.  Schild  K.  Lehrs  in  Jahns  Jahrb.  1840. 
S.  269  ff.] 

2.  Ueber  das  Schmelzen  des  Metalls  II.  XVIII,  468.  Hes.  Theog. 
862.  vgl.  Schneider  s.  V.  %odvr].  Gusswerke  aber  sind  spater,  so  wie  die 
Kunst  des  Lothens.  Alle  alteren  Werke  sind  mit  dem  Hammer  getrieben 
(ayvQijlccTu)  u.  die  Zusammenfiigung  geschieht  durch  mechanische 
Mittel,  dsepoi  (II.  XVIII,  379)  jjlot  (II.  XI,  634),  nsqovcci,  KSVTQU  (Paus.  X, 
16,  1).  Aeschylos  Sieben  525  ff.  tv  ^orAx^Zarco  oaxft  —  Scpiyy  cofioarov 
7tQosn£[jr]%<xv£[i£vr]v  ybficpois  —  ^ci^ntQov  SKKQOVGTOV  Ssfias.  Das  Befestigen 
von  Metallzierathen  auf  einen  Grund  (z.  B.  auch  das  Verzieren  von  Sceptern 
mit  goldnen  Nageln)  ist  die  i^naiGxLKr]  TE%VIJ.  S.  Lobeck  zu  Soph. 
Aias  V,  846.  S.  357.  Athenaeus  XII.  p.  543  f.  Gxtncovi  %QVGKS 


60.  Sehr  vervollkommnet  wurde  nach  den  Homer  ischen 
Zeiten  die  Arbeit  an  Gefassen  durch  zwei  grosse  Erfindungen, 
erstens  die  des  Gusses  in  Formen,  welche  einem  Sami- 
schen  Meister  Rhoekos,  Phileas  Sohn,  und  seinem  Sohne 
Theodores  zugeschrieben  wird,  [nicht  nachweislich  bei  den 
Phoeniciern,  §.  240,  3],  und  ohne  Zweifel  auch  bei  der  Ver- 
fertigung  von  Krateren  und  andern  Gefassen,  in  denen  diese 
Kunstler  sich  auszeichneten,  ihnen  grossen  Vorschub  leistete. 

Die  Geschichte  der  alten  Samischen  Kiinstler-Schule  ist  sehr 
schwierig,  auch  nach  Thiersch  Epochen  S.  181  (der  zwei  Theodores  und 
zwei  Telekles  unterscheidet)  ,  Hirt  Amalth.  I.  S.  266  (der  beide  Unter- 
scheidungen  verwirft),  Meyer  Kunstgesch.  Anm.  S.  26,  Sillig  im  Gat. 
Art.  s.  vv.  Rhoecus,  Telecles,  Theodorus,  Panofka  Sam.  p.  51,  mit  dem 
das  Folgende  am  besten  stimmt.  Hierin  vereinigen  sich  die  Zeugnisse: 
Herod.  I,  51.  Ill,  41.  60.  Diodor  I,  98.  Vitruv  Praef.  VII.  Plin.  VII,  57. 
XXXIV,  8,  19,  22.  XXXV,  12,  43.  XXXVI,  13,  19,  3.  Paus.  Ill,  12,  8.  VIII, 
14,  5.  X,  38,  3.  Amyntas  bei  Athen.  XII,  514  F.  Diogen.  L.  II,  8,  19; 
nur  dass,  mit  Einigen  bei  Plinius  den  Rhoekos  und  Theodoros  lange  vor 
Ol.  30  zu  setzen,  die  Geschichte  des  Ephesischen  Tempels.  §.  80  A.  1, 
nicht  duldet.  Die  moglichste  Dehnung  der  Genealogie  ist  diese: 

Olymp.  35.  Rhoekos,  Phileas  Sohn,  der  erste  Architekt  des  un- 
geheuern  Heraeons  (Samos  also  schon  sehr  reich  und  machtig;  es  erhielt 


40 


Griechische  Kunstgesch.    Per.  I. 


[61] 


01.  18  die  ersten  Trieren;  seine  Macht  scheint  besonders  um  01.  30  zuzu- 
nehmen),  am  Lemnischen  Labyrinth  thatig.     Erfindet  den  Erzguss. 


Telekles  arbeitet 
mit  dem  Bruder 
zusammen. 


01.  45.  Theodores  am  Heraeon 
thatig,  so  wie  beim  Labyrinth. 
Erbauer  der  Skias,  legt  die 
Fundamente  des  Ephesischen 
Artemision.  Erfindet  angeb- 
lich  normam,  libellam,  tor- 
num,  clavem.  Giesst  Statuen 
aus  Eisen. 

01.  55.  Theodores,   nicht  mehr  Architekt, 

bloss  Metallarbeiter,  arbeitet  fur  Kroesos 
(zwischen  55  u.  58)  einen  grossen  silbernen 
Krater,  fasst  den  Ring  des  Polykrates,  und 
macht  einen  goldenen  Krater,  den  man 
im  Palast  der  Perser-Konige  sah. 

Wahrscheinlich  gehorte  zu  den  Werken  dieser  Schule  schon  der  eherne 
Kessel,  welchen  die  von  Tartessos  heimkehrenden  Samier  (um  01.  37)  ins 
Heraeon  weihten,  mit  Greifenkopfen  in  Hautrelief  am  Rande,  und  drei 
knieenden,  7  Ellen  hohen  Figuren  als  Fiissen.  Herod.  IV,  152. 

61.  Zweitens  durch  die  Kunst  des  Lot  hens  (der  xo?.- 
lr\oi$,  ferruminatio) ,  d.  h.  einer  chemischen  Verbindung  von 
Metallen,  in  der  Glaukos  von  Chios,  ein  Zeitgenoss  des 
Halyattes  (40 ,  4—55,  1),  und  wahrscheinlich  Zogling  der 
Samischen  Erzgiesser,  sich  Ruhm  erwarb,  und  seine  Kunst 
ebenfalls  durch  kiinstliche  Gerathe,  besonders  den  Untersatz 
eines  Kraters  zu  Delphi,  bewahrte. 

Von  Chios  nach  Herod.,  Paus.  u.  A.,  von  Samos  nach  Steph.  Byz. 
s.  v.  Al%u\.7i.  S.  Sillig  s.  v.  Glaucus,  nebst  den  Scholien  zu  Platon 
Phaed.  p.  108,  18.  Bekk.  und  Heindorf  p.  225.  Besonders  wird  die 
x  6  ^Krj  a  i  s  6  L  8  77  Q  ov  als  seine  ausschliessliche  Erfindung  genannt ; 
class  es  L5thung  ist,  lasst  sich  nach  Paus.  X,  16,  1  sehr  deutlicher  Be- 
schreibung  des  vnoHQTjTrjQidiov  nicht  bezweifeln.  Zugleich  wurde  aber 
Glaucos  auch  wegen  der  Kunst,  das  Eisen  zu  harten  und  zu  erweichen 
(GiSriQov  GTOIKQGIS  xat  /ia^,o:|tg),  bewundert  (Plutarch  de  def.  or.  47). 
Vgl.  Ramshorn  de  statuar.  in  Graecia  multitud.  p.  19  sqq.  Ueber  die  Art 
des  Lothens  Fea  zu  Winckelm.  Th.  V.  S.  429.  Dresden.  ' 
G.  I.  I.  p.  236. 


[62,  63J  Topferarbeit.  41 

62.  Ein  drittes  Handwerk,  welches  wegen  der  unschein- 
baren  Gerathe,   die  es,  fur  sich  genommen,  liefert,  weniger 
erwahnt  wird,  als  es  seines  Zusammenhanges  wegen  mit  der 
plastischen  Kunst  verdiente,  ist   die  Topferkunst,    x*(m- 
ju«imx?j.     Sie  bliiht    als   ein   sehr  ansehnliches  Gewerk    be- 
sonders    zu   Korinth,    Aegina,    Samos  und  Athen,    wo  die 
Topfer  seit  alten  Zeiten  einen  bedeutenden  Theil  der  Bevol- 
kerung  ausmachten. 

Homer  beschreibt  II.  XVIII,  600  die  Topferscheibe,  das  niedliche 
Gedieht  Kafuvog  ij  Ksgafiis  den  Ofen,  den  Athena  beschiitzt,  aber  viele 
feindliche  Damonen  bedrohen.  TQO%OS  von  Talos.  Das  Handwerk  wird 
zeitig  in  Korinth  ausgebildet  (Hyperbios,  Dibutades,  s.  Boeckh  ad.  Find. 
01.  XIIIr  27);  auf  Aegina  (Aeginet.  p.  79,  auch  Pollux  VII,  197.  Hesych 
u.  Phot.  s.  v.  'ff%<b  TttTQttiu}',  in  Samos  (Samia  terra,  vasa,  Panofka 
Sam.  p.  16);  in  Athen  (Kerameikos  Stadtquartier  und  Vorstadt;  Athena, 
Hephaestos  und  Prometheus  Vorsteher  des  Gewerks;  Koroebos  sollte  die 
ersten  Topfer werkstatten,  Hyperbios  und  Euryalbs  (Agrolas  bei  Paus.)  nach 
Plin.  die  ersten  Backstein-Mauern  errichtet  haben;  die  Erde  der  Kolias 
war  ein  treffliches  Material;  Oelkriige  Preise  an  den  Panathenaeen,  daher 
die  Amphora  auf  Miinzen;  Topfmarkt  besonders  am  Feste  des  Weinfullens, 
iv  TOIS  Xovoi;  Phoenikier  fiihrten  nach  Skylax  p.  54,  Huds.  Attische  Ge- 
schirre  bis  nach  Kerne.  Vgl.  Valkenaer  ad  Herod.  V,  88  u.  Wien.  Jahrb. 
XXXVIII.  p.  272). 

63.  So  wie  die  Topfer  in  diesen  Werkstatten  ihr  Ma-  1 
terial,  welches  die  Natur  trefflich  darbot,  zu  verfeinern  und 
ihm  durch  Mischungen,    besonders  mit  Rothel-Erde,    mehr 
Reiz  zu  geben  suchten:  so  fmden  sich  auch  schon  an  den  alte-.2 
sten  Gefassen  Griechischer  Werkstatten  zierliche  Formen,  und 
in  Henkeln,  Griffen  und  andern  aus  freier  Hand  zugefugten 
Theilen  tritt  die  Kunstfertigkeit  des  Plasten  im  ursprunglich- 
sten  Sinne  hervor. 

Ueber  den  feinen  mit  Sand  gemischten  Thon,  der  sich  in  Griechenland 
findet,  Due  de  Luynes  de  la  poterie  antique.  Ann.  d.  Inst.  T.  IV.  p.  138. 
Dibutadis  inventum  est,  rubricam  addere,  aut  ex  rubrica  cretam  fmgere, 
[Cod.  Bamberg  und  Isidor  XX,  4,  3  ex  rubra  creta]  Plin.  Die  Erde  von 
Kolias  mischte  sich  trefflich  mit  /cuUos,  Suidas  s.  v.  Kcolmdo? 


42  Griechische  Kunstgesch.     Per.  I.  [64] 

4.    Bildende  Kunst. 

1  64.     Die    Homerischen    Gedichte    und    die    auf    anderm 
Wege  uns  zugekommenen  mythischenNachrichten  stimmendarin 
uberein,   dass  das  fruhere  Griechenland  ausser  Gotterbildern 

2  keine  Bildsaulen  kannte.    Und  wenn  auch  zum  Schmuck  von 
Gerathen  dienende  oder  an  Baudenkmalern  angebrachte  Bild- 
werke  schon  friihzeitig  vorkommen :  so  scheint  ein  rundes,  fur 
sich  stehendes  Bild,   welches  kein  Tempelidol  war,  in  Grie- 
chenland lange  Zeit  etwas  Unerhortes  gewesen  zu  sein. 

1.  Die  goldenen  Dienerinnen  des  Hephaestos,  die  goldnen  Fackeltrager 
und  goldnen  und  silbernen  Hunde,  die  Hephaestos  dem  Alkinoos  zu  Wach- 
tern  des  Hauses  gegeben,   deuten  schwerlich  auf  etwas  Wirkliches.     [Ein 
goldner  Hund  im  Temenos  des  Zeus  in  Kreta,  Anton.  Lib.  36,  Nacliahmung 
der    wirklichen  Bewachung  der  Pforten  der  Tempel  z.  B.  auf  dem  Eryx, 
auf  dem  Capitol;   die  goldnen  Lychnuchen  ahmen  die  wirklichen  Odyss. 
VII,  91  nach,  die  einfachste  Erfindung  fiir  Gandelaber,  die  sich  wiederholt 
in  Engeln  als  Fackelhaltern,  von  einem  Zeitgenossen  des  Lor.  Ghiberti  (Bois- 
sere  Gesch.  des  Doms   zu  Coin  S.  13)   und  angeblich   des  Michel  Angelo, 
einem  sehr   schonen  Werke  in  einer  Kirche   zu  Florenz.     Nach  derselberi 
Idee  ist  der  Gandelaber  sehr  alten  Styls  aus  Vulci,  Gab.  Pourtales  pi.  40, 
p.  112.]    Die  Stelle  der  II.  XVIII,  590  ist  mit  einigen  alten  Erklarern  so 
zu  verstehn:  dass  Hephaestos  einen  Tanzplatz,  eine  Orchestra,  an  dem 
Schilde  bildet,  jenem  ahnlich,   den  Daedalos  in  Knossos  fiir  die  Ariadne 
eingerichtet  (die  nach  Kretischer  Sitte  mit  Junglingen  tanzt).    Dies  ist  die 
Grundbedeutung  von  %OQOS,  vgl.  II.  Ill,  394.  Od.  VIII,  260,   nebst  Bust., 
ihre  Festhaltung  entfernt  alle   Schwierigkeiten.    Die  spatern  Kreter  ver- 
standen  die  Stelle  freilich   anders,   Paus.  IX,  40;   auch  d.  j.  Philostr.  10 
[Die  alte  Vase  des  Klitias  in  Florenz  (Bullett.  1845.  N.  7)   stellt  den  Chor 
des  Daedalos  in  sieben  Paaren  dar,   gewiss  nach   dem  Sinn  des  Dichters, 
s.  Rhein.  Mus.  II.  S.  484]. 

2.  Ein  sehr  merkwiirdiges  architektonisches  Bildwerk  sind  die  Ky- 
klopischen  Lowen  auf  dem  Thor  von  Mykenae  aus  griinem  Marmor, 
Dodwell  II.  p.  239  (vgl.  die  Sage  von  den  Mauern  von  Sardis  Herod.  I,  84) 
in  einem  zwar  rohen,  aber  natiirlich  einfachen  Styl.  Paus.  II,  16.  4.   W.  Gell 
Argol.  pi.  8—10.  D.  A.  K.  Tf.  1,  1.    Specimens  II,  3.  Descr.  de  la  Moree 
II,  60.     Aehnlich  die  Aegyptischen ,  Klense  Aphorist.  Bern.  S.  536.     Eher 
nach  Persien,  Phoenikien  und  Lydien  hinweisend.  [Der  griine  Marmor  ist 
nur  der  Aegyptischen  Hypothese  zu  Liebe   angenommen,    sehr  kecklich, 
denn  der  Stein  ist  derselbe,  der  ganz  in  der  Nahe  gebrochen  wurde,  nur 
ausgesucht.     Uebrigens  s.   auch  Goettling   das  Thor  von   Mykenae    im  N. 


[65]  Bildende  Kunst.  43 

Rhein.  Mus.  I.  S.  161.  W.  Mure  Tour  in  Grece  II.  p.  167  ff.  Annali  d.  I. 
archeol.  XVII.  p.  168.  Merkwurdig  genug  1st  auch  die  ain  Sipylos,  zwei 
Stunden  von  Magnesia,  in  vertieftem  Grand  aus  dem  Felsen  in  Hochrelief 
ausgehauene  Figur,  die  schon  Ghishull  als  Niobe  erkannte  und  als  solche 
Steuart  Tf.  I.  (§.  341*  A.  3)  bekannt  gemacht  hat.  Auch  Mac  Farlan 
Constantinople  in  1828  L.  1829  gab  eine  schattenartige  Zeichnung  p.  317, 
dachte  aber  an  Gybele,  was  ein  Irrthum  ist,  s.  Bull.  1843,  p.  65.  Pausanias 
besuchte  diese  Niobe  I,  21,  5  und  gedenkt  VIII,  2,  3  der  Sage,  dass  sie 
im  Sommer  weine,  welche  schon  die  Ilias  kennt  XXIV,  615.  Von  der 
nicht  ganz  perpendicularen  Felsenwand  rinnt  von  einem  grossen  Einschnitt 
fiber  der  Figur  Wasser  herab.  Sie  ist  iibrigens  sitzend,  hat  die  Hande 
fiber  einander  geschlagen  und  den  Kopf  ein  wenig  auf  die  Seite  geneigt, 
beides  passend  zum  Ausdruck  der  Trauer.  Hr.  Steuart  bestatigte  mfind- 
lich,  was  Pausanias  andeutet,  dass  man  in  der  Nahe,  wenn  man  hinauf 
gestiegen  ist,  keinen  Meisel  erkennt,  wahrend  man  von  unten,  wie  Mac 
Farlan  angiebt,  aus  betrachtlicher  Entfernung,  bei  einer  Hohe  von  etwa 
200  F.  das  Bild,  das  die  dreifache  naturliche  Grosse  haben  soil,  deutlich 
erblickt.]  Der  Geschmack  an  Thierfiguren,  auch  monstrosen,  zur  Ver- 
zierung  zeigt  sich  sehr  fruh  in  den  verschiedensten  Arten  von  Kunstwerken. 
Vgl.  §.  75,  2.  434,  1. 

65.  Abgesehen  von  den  aussern,  in  dem  Mangel  der  1 
Technik  liegenden  Umstanden,  welche  der  Entwickelung  der 
bildenden  Kunst  grosse  Hindernisse  in  den  Weg  legten ,  war 
es  der  ganze  Charakter.  der  Phantasie,  insofern  sie  sich  mil 
dem  Leben  der  Gotter  und  Heroen  beschaftigte ,  welcher  in 
jener  Zeit  bei  den  Griechen  die  Ausbildung  der  Plastik  noch 
zuruckhielt.  Die  Phantasie  der  Griechen,  wie  sie  in  der  epi-  2 
schen  Poesie  hervortritt,  ist  noch  zu  sehr  mit  der  Ausmalung 
des  Wunderbaren  und  Uebergewaltigen  beschaftigt,  die  Vor- 
stellungen  von  den  Gottern  haben  noch  zu  wenig  sinnliche 
Bestimmtheit  erlangt,  als  dass  die  Poesie  nicht  weit  besser 
zu  ihrer  Darstellung  sich  geeignet  haben  sollte  als  die  Plastik. 
In  der  bildenden  Kunst  dieser  Zeit  nehmen  grelle  Darstellun-  3 
gen  von  Schreckgestalten  (wie  das  Gorgoneion)  einen  bedeu- 
tenden  Platz  ein ;  durch  solche  vermochte  die  noch  rohe  Kunst 
zuerst  Interesse  zu  erregen. 

2.  Allerdings  ist  schon  bei  Homer  das  plastische,  feste  Gestalten 
bildende,  Talent  nicht  zu  verkennen,  aber  es  bildet  sich  erst  durch  die 
epische  Poesie  allmahlig  aus.  —  Die  Gestalten  der  Gotter  sind  gigantisch ; 
ihre  Erscheinungen  nicht  selten  geisterhaft,  die  Formen,  in  denen  sie  er- 
scheinen,  lassen  sich  oft  wenig  bestimmt  denken.  Die  Beiworter  sind 


44  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [66] 


meist  weniger  plastisch  als  bedeutungsvoll.  Bei  der  rjSQocpotTig  ' 
bei  den  im  Winde  dahinfahrenden  Harpyien  darf  man  sich  nicht  spatere 
Kunstgestalten  vorstellen.  Auch  die  Thaten  der  Heroen  sind  oft  unplastisch, 
die  des  Achilleus  am  meisten.  Homer  hat  keine  von  Bildwerken  entlehnten 
Zfige,  wie  spatere  Dichter. 

Darin  liegt  wohl  der  Grund  der  auffallenden  Erscheinung,  warum 
die  schmuckenden  Bildwerke  am  Schilde  des  Ac  hill  u.  sonst  bei  Homer 
nie  mythische  Gegenstande,  sondern  aus  dem  biirgerlichen  und  Landleben 
genommene  enthalten  (was  die  iibersahen,  die  die  beiden  Stadte  fur  Eleusis 
u.  Athen  erklarten),  ausgenommen  etwa  die  iiber  das  Volk  vorragenden 
ganz  goldenen  Figuren  des  Ares  und  der  Athena  (denn  Eris,  Kydoimos 
haben  sich  in  Menschen  verwandelt).  Der  Schild  des  Herakles,  wenn 
auch  zum  Theil  roher  gedacht  und  phantastischer  ausgeschmiickt,  steht  doch 
in  vielen  Stiicken  den  wirklichen  Kunstwerken,namentlich  den  altesten  Vasen- 
gemalden,  so  wie  dem  Kasten  des  Kypselos,  weit  naher,  wie  in  dem  Drachen- 
bilde  der  Mitte,  der  Ker,  der  Kentaurenschlacht,  Perseus  und  den  Gorgonen, 
den  Ebern  und  Lowen.  Die  weitere  Ausffihrung  des  fiber  den  Schild  des 
Herakles  Gesagten  habe  ich  in  Zimmermanns  Zeitschr.  f.  Alterthumswiss. 
1834.  N.  110  ff.  gegeben.  Vgl.  §.  345**  A.  5. 

3.  Die  Gorgo-Maske  schwebt  schon  Homer  und  Hesiod  aus  Bil- 
dern  vor,  wie  das  Kyklopische  Gorgoneion  bei  Argos  (Paus.  II,  20,  5) 
war,dem  manche  Abbildung  auf  alten  Miinzen,  Vasen,  Reliefs  ziemlich 
nahe  stehen  mag.  S.  Levezow  fiber  die  Entwickelung  des  Gorgonen-Ideals. 
B.  1833.  S.  25  f.  §.  397,  5,  bestritten  von  Due  de  Luynes  Ann.  d.  Inst. 
VI.  p.  311.  Aehnlicher  Art  war  das  Graunbitd  des  Drachen  (§QUKOVTOS 
rpofios)  auf  dem  Herakles-Schilde  (Hesiod  144)  und  der  lowenkopfige  Phobos 
des  Agamemnon-Schildes  auf  dem  Kasten  des  Kypselos  (Paus.  V,  19,  1. 
vgl.  II.  XI,  37),  auf  dem  fiberhaupt  ein  grelle  Symbolik  herrschte,  wie  in 
der  Lahmheit  von  Tod  und  Schlaf,  der  grausigen  Ker  (Paus.  V,  19,  1, 
vgl.  mit  Schild  156,  248),  der  seltsamen  Artemis-Figur  §.  363.  Stirnziegel 
mit  Gorgonenmasken  geschmfickt  in  Selinus  u.  a.  Orten.  Dibutades  war 
nach  Plinius  XXXIV,  12,  43  der  Plastes,  qui  primus  personas  tegularum 
extremis  imbricibus  imposuit,  vgl.  Hirts  Gesch.  der  Baukunst  I.  S.  227. 
L.  Boss  im  Kunstblatt  1836.  N.  57. 

1  66.  Was  nun  aber  das  Gotterbild  betrifft,  so  macht 
dies  von  Anfang  an  durchaus  nicht  den  Anspruch,  ein  Bild 
(eiKMv)  des  Gottes  zu  sein,  sondern  ist  nur  ein  syrnbolisches 
Zeichen  (§.  32)  seiner  Gegenwart,  wozu  die  Frommigkeit 
alter  Zeiten  um  so  weniger  Aeusseres  bedarf,  je  mehr  sie  in- 
nerlich  yon  dem  Glauben  an  diese  Gegenwart  erfiillt  ist: 
daher  nichts  gewohnlicher  ,  als  rohe  Steine  ,  Steinpfeiler, 


I 

[66]  Aelteste  Idole.  45 

Holzpfahle    u.    dgl.    als    Gnltusbilder    aufgestellt    zu    finden. 
Zum   Gegenstande   der  Verehrung   wird    alles    dies   weniger  2 
durch  die  Form  als  durch   die  Consecration  (idgvatg).    Wird  3 
das   Zeichen    zur  Ehre   des   Gottes   kostbarer   und  zierlicher 
ausgebildet,    so    heisst    es    ein    aywA^a,   wie    auch   Kessel, 
Dreifusse  und  andere  Zierden  der  Tempel. 

1.  'Agyol  I L ft 01  besonders  bei  grossen  Naturgottern ,  Eros  von 
Thespiae,  Chariten  in  Orchomenos.  Paus.  IX,  27.  1,  35,  1.  vgl.  VII,  22,  3. 

"EQuaia  Steinhaufen,  durch  welche  man  zugleich  die  Wege  reinigt, 
wobei  die  naive  Frommigkeit  der  Vorzeit  zwei  Zwecke  zugleich  erfullt. 
Eustath.  zur  Od.  XVI,  471.  Suidas  "EQ^KLOV.  E.  Otto  de  diis  vialibus. 
c.  7.  p.  112  sq.  Mit  Oel  begossene  Steine  an  den  Dreiwegen,  Theophrast. 
Char.  16.  vgl.  Gasaub.  Der  Zsv?  Kannm-eas  in  Lakonien,  Paus.  Ill,  22. 
Jupiter  lapis  als  Romischer  Schwurgott. 

Die  dreissig  Pfeiler  zu  Pharae  als  Bildsaulen  eben  so  vieler  Gotter 
Paus.  VII,  22,  3.  Mehr  von  solchen  Steinpfeilern  Zoega  de  Obeliscis 
p.  225  ff. 

Im  Tempel  der  Ghariten  von  Kyzikos  war  ein  dreieckiger  Pfeiler, 
den  Athena  selbst  als  erstes  Kunstwerk  geschenkt,  Jacobs  Anthol.  Pal.  1. 
p.  297.  n.  342.  Boeckh  Expl.  Pind.  p.  172. 

Apollon  Agyieus  yn'cov  y.ajvosidijs  bei  den  Doriern,  in  Delphi 
und  Athen.  Dorier  I.  p.  299.  Kommt  auf  Miinzen  von  Ambrakia,  und 
Apollonia  und  Orikos  in  Illyrien  vor.  Millingen  Ancient  coins  1831.  pi.  3. 
19.  20.  D.  A.  K.  1,  2.  'dyvisvs  nach  Manchen  dem*Dionysos  gehorig. 
Harpokr.  v.  «ym«g.  Artemis  Patroa,  Paus.  II,  9,  6. 

Die  Stele  auf  dem  Grabe,  ein  gearo?  TTSTQOS,  ist  ein  aycdfi'  'Ai'Sa, 
Pind.  N.  X,  67.  Das  Tropaeon  ein  PQST&S  Jibs  Tgonutov,  Eurip.  Welcker 
Sylloge  Epigr.  p.  3. 

Lanzen  als  alte  Gotterbildsaulen  (Kaeneus,  Parthenopaeos  bei  Ae- 
schylos)  Justin  XLIII,  3.  Agamemnon's  Skeptron  oder  SOQV  in  Chae- 
ronea  verehrt,  Paus.  IX,  40,  6.  So  stellt  der  Dreizack  den  Poseidon 
(Boettiger  Amalth.  II.  S.  310),  das  HTjQvxflov  den  Hermes  dar;  solche 
dyulficcTK  muss  jnan  sich  auf  der  KOLVO^CO^LK  bei  Aeschilos  { Jxsr.  219 
denken. 

Die  Hera  zu  Argos  ein  uLcov,  Phoronis  bei  Klem.  Strom.  1.  p.  418, 
zu  Samos  accvls  (Kallimachos  bei  Euseb.  Praep.  Ev.  Ill,  8),  so  wie  die 
Athena  zu  Lindos  ein  Islov  e'dos,  d.  h.  ein  unbearbeiteter,  glatter  Balken. 
Nach  Tertullian  Apolog.  16  die  Pallas  Attica  u.  Ceres  Raria  ein  rudis  palus. 
Dionysos  (neQimovios)  zu  Theben  eine  Saule  mit  Epheu  umrankt,  Klem. 
Str.  1.  p.  348.  Sylb.  Hermes-Phallus  in  Kyllene.  Paus.  VI,  26,  3.  vgl. 


46  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [67J 

Artemidor  I,  45.  Reiff  p.  257.  Die  Dioskuren  in  Sparta  zwei  Balken  mit 
zwei  Querholzem  (do-Hava),  Plut  de  frat.  am.  1.  p.  36.  Die  Ikarische 
Artemis  ein  lignum  indolatum,  Arnoh.  adv.  gentes  VI,  11  u.  s.  w.  Vgl. 
unten  Phoenikier  §.  240. 

2.  Ueber  das  idQvso&tti  (aufrichten,  mit  Wolle  umwinden,  salben, 
dabei  eine  Oblation  oder  Opfer)  Vandale  de  oraculis  p.  624.  Vgl.  §.  68,  1. 
83,  2.  422,  6. 

3.  Ueber   ayal/ua  Ruhnken  ad   Timaeum,  2    (Koch  Obs.    p.  1). 
Siebelis  Paus.  T.  1.   p.  XL1.    Rarker's  Stephan.  s.  v. 

67.  Um  das  Zeichen  in  nahere  Beziehung  zur  Gottheit 
zu  setzen,  fiigt  man  einzelne  besonders  bezeichnende  Theile 
hinzu,  Kopfe  von  charakteristicher  Form,  Arme  welche  die 
Attribute  halten,  Phallen  bei  den  erzeugenden  Gottheiten. 
Hierdurch  entstand  die  Herme,  welche  sehr  lange  Zeit  das 
Hauptwerk  der  Sculptur  in  Stein  blieb. 

Die  Pfeilerbildung  (TSTQcxyoovo?  tgyKGiu)  der  Hermen  war  vvohl, 
wie  der  Hermesdienst,  in  Arkadien  zu  Hause  (Paus.  VIII,  31,  4.  39,  4.  48,  4. 

TtEQlGGwg  "/KQ  dtf  Tl  TO)   6%r]tUCCTl  TOVT(p   (pKLVOVTCCL    £LOl  %<Xl()£lV  ol  '^pxatffg); 

aber  wurde  zeitig  von  den  verwandten  Athenern  cultivirt  (Thuk.  VI,  27), 
von  wo  Pausan.  (I,  24.  IV  33)  die  viereckten  Hermen  ableitet.  'Ep.uo- 
ykvcpsiK  in  Athen  das  Quartier  der  Steinarbeiter(;it#o£6<H  Lukian's  Traum7). 
Der  Kopf  keilbartig  (ocprjvoTKoycov ,  Artemidor  II,  37);  statt  der  Arme 
(axco^ot,  trunci)  hochstens  Vorspriinge  zum  Kranzaufhangen  (D.  A.  K. 
1,  3);  der  Phallus, darf  nicht  fehlen  (den  die  'EQpOKonldai  nsQiSKOtyav, 
vgl.  besonders  Aristoph.  Lysistr.  1093;  Plutarch  an  seni  28)  ofter  ein 
Mantel  umher  (Paus.  VIII,  39,  4.  Diogen.  L.  V,  82).  Sie  stehen  auf 
den  Strassen,  an  Kreuzwegen,  daher  mit  mehreren  Kopfen  (z.  R.  der  drei- 
kopfige  Hermes  des  Prokleides  zu  Ankyle,  vori  Aristoph.  TQirpa^g  genannt, 
Philochoros  p.  45.  Siebelis;  der  vierkopfige  von  Telesarchides  im  Kera- 
meikos,  Bust,  zur  II.  XXIV,  333.  Hesych  s.  v.  'E^r/c),  auch  als  Weg- 
weiser,  mit  Stadienbezeichnung  (zum  C.  I.  n.  12.  vgl.  Anthol.  Pal.  T.  II. 
p.  702.  Planud.  II,  254).  Vgl.  Sluider  Lectt.  Aiidocid.  c.  2.  p.  32  sq. 
Gurlitt  Archaeol.  Schriften  S.  193,  214  unten  §.  379,  2. 

Eine  ahnliche  Darstellungsweise  kam  fruh  beim  Dionysos  auf, 
wie  in  dem  Lesbischen  4iov.  ^>K^rjv  von  Olivenholz  (Paus.  X,  19. 
Euseb.  Praep.  Ev.  V,  36.  Lobeck  Agl.  p.  1086).  Dionysos-Hermen  §.  383, 
3.  D.  A.  K.  1 ,  5.  So  bildete  sich  auch  die  Erzsaule  des  Amyklaeischen 
A  poll  mit  behelmtem  Kopfe  und  bewaffneten  Handen.  Als  Kopfbilder 
sind  noch  die  Tig ui-i Sinai  &sai  zu  merken  (Gerhard's  Rildw.  Pro- 
dromus  S.  64.  107).  [Dionysos  als  Maskenkopf  §.  345*  3.  383,  3,  und 
so  andre  Rakchische  Damonen  Zoega  Rass.  16.] 


[68]  Schnitzbilder.  47 

68.     Die  Holzschnitzer  dagegen  wagten  zeitig,  beson-  i 
ders    bei   Gottern,    deren   Attribute    eine    vollstandige  Figur 
zur  Grundlage  forderten,   wie  bei   der  Pallas,   ganze   Bilder 
(%6ava)  zu  verfertigen.     Solche  Bilder  galten  noch  spater  als 
die   heiligsten;    zahllose   Wundersagen    erklarten    haufig  nur 
ihre  Gestalt,  z.  B.  die  geziickte  Lanze,  die  knieende  Stellung, 
die  halbgeschlossenen  Augen.    Ihr  Ansehen  war  oft,  besonders  2 
wegen  Ueberladung  mit  Attributen,  seltsam  und  lacherlich. 
Die  Fiisse  wurden  nach  der  einfachsten  Weise  nicht  getrennt,  3 
die  Augen  durch  einen  Strich  bezeichnet;   hernach  gab  man 
ihnen  eine  schreitende  Stellung  mit  wenig  geoffneten  Augen. 
Die  Hande  liegen,  wenn  sie  nichts  tragen,  am  Leibe. 

1.  Soavov  Siebelis  Paus.  T.   I.    p.  XLII.  "ESos,   ein  Tempelbild, 
ein    iSQVfievov    (im   engern  Sinn    ein    sitzendes.     C.  I.    I.    p.   248.    905). 
Welcker  Sylioge  p.  3.    TO  Trjg  '  A&r]vciq   i!do$  Isokr.   de  antid.  2,   Pallas 
Parthenos.    'E8o£otlv,  Ruhnken  ad  Tim.  p.  93.     (Koch  Obs.  p.  16.) 

Das  Troische  Palladion,  ein  Sunsrss  nach  Appollod.  Ill,  12.  3. 
(vgl.  Diod.  Frgm.  n.  14.  p.  640.  Wess.),  schwang  in  der  R.  die  Lanze, 
und  hielt  in  der  L.  Rocken  und  Spindel.  Doch  dachte  man  sonst  bei 
Palladion  nur  an  die  Schild  und  Speer  erhebende,  mit  der  Aegis  geschirrnte 
Pallas,  wie  sie  bei  dem  Raube  des  Diomedes,  dem  Frevel  an  Kassandra 
und  sonst  (§.  415.  D.  A.  K.  1,  5—7)  immer  vorkommt.  Resonders  alter- 
thumlich  auf  der  Vase  bei  R.  Rochette  M.  I.  pi.  60.  Vgl.  Millingen  Anc. 
Un.  Hon.  Ser.  II.  p.  13.  Audi  in  Athen  heisst  nicht  das  Rild  der  Athena 
Polias  auf  der  Rurg,  sondern  nur  das  angeblich  von  Troja  stammende 
Rild  im  Suden  der  Stadt  Palladion.  S.  Aeschylos  Eumeniden,  mit  erl. 
Abhandl.  S.  155.  Sitzende  Athenabilder  werden  davon  unterschieden; 
ein  solches  war  auch  in  Troja  nach  II.  VI,  92.  vgl.  Strab.  XIII.  p.  601. 
Eust.  zur  II.  a.  0. 

2.  Vgl.  die   Sagen  von  der  lacherlichen  Figur  der  Delischen  Leto 
(Athen.  XIV,  614)  und  dem  von  den  Proetiden  verspotteten  Herabilde  (Aku- 
sil.  bei  Apollod.  II,  2,  2),    wahrscheinlich  dem  von  Peirasos  aus  wildem 
Rirnbaum   geschnitzten  (Thiersch  Epochen  S.  20).     Von  Daedalos  Bildern 
Paus.  II,  4:  uTOTteoTSQK  fiev  rr\v  Qtyutr,  STttnQSTifi  de   o^ra?  rt  xnri 


3.  ZWA/7  Cf/z^^xoTfv,  avf^noSa  der  alten  Rilder  Apollod.  a.  0. 
Aeginet.  p.  110;  daher  die  dm^g^xoro:  des  Daedalos  lebendig  schienen. 
Gedike  zu  Platon's  Menon  p.  76.  Ruttmann.  —  Xeigs  s  nccQCiTEXK^vaL 
Diod.  I,  98.  Ka&stusvai  ncti  rcdg  TtlsvQKig  xsnoMrjfjiSvai  IV,  76.  —  Die 
,  die  Daedalos  offnet  (Diod.  IV,  76.  Suidas  s.  v. 


48  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [69J 

TtoiruiKTK.  Schol.  zu  Platon  p.  367.  Bekk.),  werden  oft  durch  Frevel  er- 
klart,  die  die  Gottheit  nicht  habe  sehen  wollen,  wie  die  Pallas  zu  Siris, 
Lykophr.  988.  Strab.  VI.  p.  264.  vgl.  Plut.  Gamill  6. 

69.  Die  Hauptsache  aber  war  bei  diesen  Biidern,  dass 
sie  Gelegenheit  gaben,  die  Gottheit  nach  menschlicher  Weise 
vielfach  zu  bedienen  und  zu  besorgen.  Diese  Holzbilder  wer- 
den gewaschen,  gebohnt,  angestrichen,  gekleidet,  frisirt;  mit 
Kranzen  und  Diademen,  Halsketten  und  Ohrgehangen  aus- 
geschmiickt;  sie  haben  ihre  Garderobe  und  Toilette,  und  in 
ihrem  ganzen  Wesen  entschieden  mehr  Aehnlichkeit  mit  Pup- 
pen  (manequins) ,  als  mit  den  Werken  der  ausgebildeten 
plastischen  Kunst. 

Die  Sitte,  die  Gotter  auf  solche  Weise  zu  putzen,  reicht  von  Babylon 
bis  Italien.  Die  Gapitolinischen  Gotter  batten  eine  formliche  Dienerschaft 
zu  solchen  Zwecken  (Augustin  de  G.  D.  VI,  10).  Die  Far  ben  der 
Holzbilder  sind  grell,  oft  bedeutsam.  Kugler  Polychrom.  Sculptur  S.  51. 
Klenze  Aphorist.  Bemerk.  S.  235  gemalte  Terracotten  des  Baron  Haller, 
S.  257.  Plutarch'  Qu.  Rom.  98  TO  [isliTivov,  co  zu  TIK^KIK  TCOV  ayKl^drtov 
$ZQm£ov.  Dionysos  wie  seine  Bakchanten,  Hermes  und  Pan  werden  roth 
gefarbt  (Paus.  II,  2,  5.  VII,  26,  4.  VIII,  39,  4.  Voss  zu  Virgil  Bd.  II. 
p.  514),  Athena  Skiras  weiss  (A&.  ZKIQKS  tevxrj  gg/ETcu,  Schol.  Arist. 
Wesp.  961).  In  Rom  wurde  Jupiter  von  den  Gensoren  miniandus  locirt 
(Plin.  VII,  36.).  Die  Gesichter  oft  vergoldet,  wie  der  Amyklaeische  Apollon 
mit  Kroesos  Golde.  Vgl.  Paus.  III.  10,  10  mit  Siebelis  Anm. 

Ueber  die  bekleideten  Tempelbilder  Quatr.  -  de  -  Quincy  Jup. 
01.  p.  8  sq.  Peplen  hatte  Pallas  in  Troja,  in  Athen,  in  Tegea  (nach 
Miinzen),  Hera  zu  Elis,  Asklepios  und  Hygieia  zu  Titane.  Paus.  II, 
11,  6.  Urkunde  iiber  die  Garderobe  der  Artemis  Brauronia  zu  Athen 
(01.  107,  4 — 109,  1)  G.  I.  n.  155.  %ITO:>VK  KfiogyLvov  n£Qi  TOO  sdst  — 

IflUTlOV    hsVXOV    nKQ(XloVQY8S,    TOVTO    TO    MQ'IVOV    £dos    Cifini^KTKL  U(J,7l£- 

%ovov ,  APTEMUOZ  IEPON  sniysyQUTtTai,  itfQt  TCO  £§si  rip  KQ%KI(Q 
u.  s.  w.  Noch  in  s  pater  Kaiserzeit  hingen  Purpurmantel  um  die  Bildsaulen 
Vopisc.  Probus  10.  Saturnin  9.  Libanios  T.  I.  p.  324.  R.  Plynteria  in 
Athen,  das  Fest  des  Kleiderwaschens  der  Athena,  den  25sten  Thargelion 
(nQaj-isQyidai).  Kallynteria  das  Fest  des  Abputzens  der  Bildsaule,  den 
19.  (Vgl.  Bekker's  Anecd.  I.  p.  270,  wo  Kal'kvvTji^ia.  einzufiigen.) 
Dabei  waren  thatig  die  kovTQiSss  und  nlvvTQiozg  (vgl.  Alberti  zu 
Hesych  Th.  II.  S.  498)  und  der  xaraWjrrjys,  Etym.  M.  AOVTQO.  der 
Pallas  zu  Argos  nur  mit  Oel  ohne  Salben  und  Spiegel 
(Kallim.  Hymnus  13  ff.  mit  Spanheim,  und  du  Theil  Mem.  de  FAc.  des 


[70]  Schnitzbilder.  49 


Inscr.  XXXIX.  p.  237).  Die  'HgsGiSss  waren  die  lovTQocpoQot  der  Hera 
zu  Argos  (Etym.  M.,  Hesych),  ihr  Ankleidefest  hiess  'EvSvpunu  (Plut. 
de  mus.  9),  das  Gewand  KUTOS,  Hesych. 

Ein  Beispiel  einer  vollstandig  drapirten  Statue  ist  die  Samische 
Hera,  als  Zeusbraut  nubentis  habitu  dargestellt  (Varro  bei  Lactanz 
Inst.  I,  17),  verua  unter  den  Handen,  auf  Miinzen  (D.  A.  K.  2  ,  8)  und 
in  einer  Terracotta,  die  ein  Privatmann  zu  Cambridge  besitzt.  Wahr- 
scheinlich  das  Werk  des  Smilis  §.  70. 

Andre  Gultusbilder  (D.  A.K.  10—  14):  die  Hera  als  Ehegottin  auf 
dem  Fries  von  Phigalia,  die  Gottin  Chryse  von  Lemnos  bei  Millingen 
Peint.  de  div.  coll.  50.  51,  Artemis-Lusia  ebd.  pi.  52,  Artemis- 
Alp  he  ioa  Maisonneuve  Introd.  a  Fetude  des  Vases  pi.  30.  vgl.  §.  414,  3, 
die  Lydisch-Griechischen  Artemis-Bilder  von  Ephesos  (fiber  die  Holzart, 
Vitruv  II,  9.  Plin.  XVI,  79),  von  Magnesia  und  andern  Stadten,  mit 
den  Staben  unter  den  Handen  (Holstenius  Epist.  de  fulcris  s.  verubus 
Dianae  Ephesiae).  Vgl.  §.  365,  2.  Eine  steinerne  Nachbildung  des  Xoa- 
non  der  Nemesis  zu  Rhamnus  gefunden,  im  Brit.  Museum  (XV,  307. 
1821).  Uned.  Antiq.  of  Att.  ch.  7.  pi.  2. 

70.     Die  Holzschnitzer  iibten  ihre  Kunst,  wie  das  friihere  i 
Alterthum  auch  die  meisten  andern,  in  Familien  und  Geschlech- 
tern  nach  der  Weise  der  Vater  mit  schlichtem  und  anspruch- 
losem  Sinne:   daher  sehr  wenige  individuelle  Namen  hervor- 
treten.     Der  Name  Daedalos  bezeichnet  die  Thatigkeit  der  2 
Attischen  und  Kretischen;    der  Name  Smilis   die  der  Aegi-  3 
netischen  Bildner.    Noch  mythischer  und  dunkler  ist  der  Name  4 
der  Telchinen. 

2.  JdlSalog  (§.  50.  64.  68),  mythischer  Ahnherr  des  Daedaliden- 
geschlechts  (vgl.  die  Hephaestiaden)  zu  Athen,  zu  denen  auch  Sokrates 
gehorte.  Sohn  des  Mrjzioov,  Evitcttaftos,  ncdK[tdo3v.  Zugleich  Vater  der 
Kretischen  Kunst.  Von  semen  Holzbildern  besonders  Paus.  IX,  40,  2; 
Schol.  Eurip.  Hec.  838  (821);  mehrere  .davon'waren  in  Kreta  (K^nna 
£oava,  Paus.  I,  18,  5).  Angebliche  Arbeiten  des  Daedalos  in  .  Libyen 
(Skylax  p.  53  Huds.).  Seine  Erfmdungen  der  Sage  nach  sind  besonders 
Instrumente  der  Holzarbeit  (vgl.  §.  56,  2):  serra,  ascia,  perpendiculum, 
terebra,  ichthyocolla,  so  wie  malus  antennaeque  in  navibus  Plin.  VII,  57. 
Daedaliden:  (ausser  Talos  und  Perdix)  Endoeos  von  Athen,  Verfertiger 
eines  sitzenden  Holzbildes  der  Athena  zu  Erythrae,  eines  andern  von 
Kallias  geweihten  zu  Athen,  eines  elfenbeinernen  zu  Tegea,  wahrscheinlich 
erst  urn  01.  55.  Vgl.  Welcker  Kunstblatt  1830.  St.  49.  Inschrift  mit 
"Evdoios  snofyoev  gefunden  in  Athen,  Bullett.  1835.  p.  212.  [R.  Rochette 

O.  Mil  1  let's  Archaeologie.     4.  Aufl.  4 


50  Griechische  Kunstgesch.     Per.  I.  [71] 

Supplement  au  Catal.  des  artistes  p.  203.]  Learchos  von  Rhegion  (also 
nach  01.  14),  dessen  eherner  Zeus  zu  Sparta  aus  gehammerten  Stucken 
zusammengenietet  war,  Pans.  Ill,  17.  Dipoenos  und  Sky  11  is  §.  82. 

3.  2  pll  i?   (von  G{illri)    erscheint    unter    Prokles   (140    n.  Tr.)   in 
Samos  arbeitend,    um  01.  4-0  in  Lemnos  am  Labyrinth  mit  Rhoekos  und 
Theodores.     Besonders  Herabilder.  Aeginet.  p.  97. 

4.  Als  eine  alte  Schmiede-  und  Bildner-Innung  erscheinen  auch  die 
Tsl%lvB<s  (Mulciber)  zu  Sikyon,   Kreta  und  Rhodes,    von  denen  Gotter- 
waffen  und  Bilder  (Zeus,  Hera,  Apollon  Telchinios  in  Rhodes)  hergeleitet 
werden.     Auf  das  Daedalische   Leben    ihrer  Bilder    und    den    bosen    Ruf 
ihrer  Zauberkunste    deutet  Pindar   01.  VII,    50.    vgl.  Boeckh   und  Dissen. 
Welcker   Prometh.    S.  182.      Hoeck   Kreta   I.    S.    345.      Lobeck    Aglaoph. 
p.  1181.     Alle   diese  Innungen    und  Geschlechter   erscheinen    in    der  Sage 
nicht  selten  als  bosartige  Zauberer. 

Auch  dem  Epeios  von  Panopeus  (einer  Minyerstadt)  ,  dem  Meister 
des  dovgeios  I'nnos,  wurden  einige  Schnitzbilder  beigelegt.  —  Die  Sami- 
schen  Briider  Telekles  und  Theodores  verfertigten  ein  Schnitzbild  des 
Apollon  Pythaeus  zu  Samos  aus  zwei  Scheiten,  angeblich  von  einander 
getrennt,  woraus  man  auf  einen  festen  Aegyptischen  Kanon  schloss. 
Diodor  I,  98. 

1  71.     In   dem  letzten  Jahrhundert   dieser  Periode   finden 
sich  auch,  wahrscheinlich  nicht  ohne  Anregung  von  Kleinasien 
her  ,     Gotterbildsaulen    aus    M  e  t  a  ]  1  ,     wie    der    Zeus 
des  Daedaliden  Learchos  (§.  70.  Anm.  2),  einige  wenige  Bil- 

2  der  der  Samischen  Schule;   besonders  der  von  Kypselos  oder 
Periander   (etwa    01.  38)   nach   Olympia   geweihte    aus  Gold 
geschlagene  Zeus  von  colossaler  Grosse,   fiir  den  die  Reichen 
Korinths    einen   bedeutenden   Theil    ihres   Vermogens    opfern 
mussten  [wenn  dies  nicht  erdichtete  Sage  1st]. 

1.  Auf  dem  Grabe  eines  Phrygischen  Konigs  lag  eine  eherne  Jung- 
frau.  Epigr.  Homer.  3.  Vgl.  §.  240.  —  Von  der  Samischen  Schule 
konnte  Pausanias  aus  Erz  nur  eine  Statue  der  Nacht  zu  Ephesos  von 
Rhoekos,  ein  sehr  rohes  Werk,  ausfmdig  machen.  X,  38,  3. 


2.     Das  Kypseliden-Werk    heisst  KO^OGGO?  , 

,  Zevs,  %QVGOV<S,  Gyvyfoctrog,  oloGyvQos  (nicht  plattirt).  Besonders 
belehrende  Stellen  sind  Strab.  VIII.  p.  353.  378  ,  die  Schriftsteller  bei 
Photios  und  Suidas  s.  v.  Kvipf-Udav,  die  Schol.  Platon  Phaedr.  p.  20,  1. 
Bekk.  Vgl.  Schneider  Epim.  ad  Xen.  Anab.  p.  473. 


[72,  73]  Metall-  und  Thonbilder.  51 

72.     Auch  aus  den  Werkstatten  der  Topfer  gingen  Got-  1 
terbilder  hervor,  wenn  auch  weniger  fur  den  Tempeldienst, 
als  fur   den  hauslichen  Cultus    und  die  Bestattung:    derglei- 
chen  noch,    Werke    der  Attischen  Thonbildner   (xrilo-xla&oi), 
von    grosser   Simplicitat    und    Roheit,    haufig    in    Attischen 
Grabern  gefunden  werden.     Auch  zum  Schmuck  von  Hausern 
und  Hallen  werden  zeitig,  besonders  in  Korinth  und  im  Atti-  2 
schen  Kerameikos ,    Figuren  und  Reliefs   von  Erde  gemacht. 
[Gepragtes  Silbergeld  fiihrt  Pheidon  ein,  §.  98.] 

1.  TLrilivoi  -foot,    besonders    Hephaestos,    Schol.  Arist.    Vogel  436. 
Juven.  X,    132.     Attische   Sigillarien,    Walpole's  Memoirs   p.  324.    pi.  2. 
(D.  A.  K.  I.  Tf.  2.  n.  15.]    Zeus    und   Hera   von    Samos,    Gerhard   Ant. 
Bildw.    I,    1.     Vgl.   Hirt  Gesch.   der   bild.  Kunst   bei    den   Alten   S.   92. 
Vier    bemalte   Thonbilder   der    Gaea    Olympia    in    einer    Todtenlade    zu 
Athen,  Stackelb.  Graber  Taf.  8.     Aehnlich  Kunstbl.  1836  n.  24.    Gerhard 
Ant.    Bildw.  95—99.      [Die    ungestalten    Thonbilder   aus   Athen,    Samos, 
womit  rohe  Marmorfigurchen  aus  Grabern  auf  Paros,  Jos,   Naxos,   Thera 
zu  vergleichen    sind ,    konnen    von   Karern    und    andern  r  vorhellenischen 
Bewohnern,  zum  Theil  nach  ihrer  Aehnlichkeit  mit  den  Sardischen  Idolen 
wie  das  Walpolesche,   von  den  Phoeniziern  herriihren,    auf  die  auch  die 
Thierfiguren  der  schoneren  ni&oi  in  den  Grabern  von  Thera,  Melos  u.  s.  w. 
hinweisen.     Vgl.  L.  Ross  iiber  Anaphe  in  den  Schr.  der  Bair.  Akad.  Philos. 
Kl.  II,  2.  S.  408.] 

2.  Sage   von  dem   ersten  thonernen  Relief  (rvnos)   des  Dibutades, 
Plin.  XXXV,  43.    Protypa  [prostypa],  ectypa  Bas-  und  Hautreliefs.     Ghal- 
kosthenes  macht  am  Kerameikos  von  Athen  ungebrannte  Bildwerke  (cruda 
opera,  Plin.  45);  ebenda  sah  Paus.  auf  dem  Dache  der  Konigshalle  ctycil- 

onrrjs.  yrjg.     I,  3,  1.  vgl.  2,  4. 


5.    Anfjlnge  der  Malerei. 

73.     Die  Malerei  ward  in  Griechenland  noch  spater,  als  1 
die  Plastik ,    eine  unabhangige  Kunst ,    zum  Theil  deswegen, 
weil  der  Griechische  Gultus   ihrer  wenig  bedurfte.     Obgleich 
Homer  mehreremal   Gewander  mit  eingewebten  Figuren  er-  2 
wahnt:    spricht   er  doch  von   keiner  Art    von  Malereien    als  3 
den  ,,rothwangigen   Meerschiffen"  und    einem  elfenbeinernen 
Pferdeschmuck,  den  eine  Maeonerin  oder  Karerin  mit  Purpur 
farbt.     Lange   bestand    alles   Malen    im    Goloriren    von    Bil-  4 
dern  und  Reliefs  aus  Thon  und  Holz. 


52  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [74]i 

1.  Gegen    Ansaldus    de    sacro    ap.   ethnicos   pictar.  tabular,    cultu. 
Yen.  1753.    s.   Boettiger  Archaeol.    der  Malerei    S.  119.     Empedokles   von 
Aphrodite  p.  309.     rr\v  ofy*  svcsfistcciv  ayKk[iciGiv  Uaaxovras,  YQCCTCTOIS 
TS  ZOOOIGI.  vgl.  Boeckhs  G.  I,  II.  p.  663.  —  Ilivaxes  werden  als  Votivtafeln 
an  Gotterbildsaulen  gehangt,  Aeschyl.  'Ixgr  466,  eben  so  an  heilige  Baume, 
Ovid.  Met.  VIII,  744.  vgl.  Tischbein's  Vaseng.  I,  42.    Millin  Mon.  ined.  I,  29 
[an  Brunnen,  M.  d.I.  IV.  tav.  18].    Maler  soldier  ntvumcc.    Isocr.  de  antid.  2. 

2.  Die  Diplax  der  Helene  mit  den  Kampfen  der  Troer  und  Achaeer 
um  sie,    II.  Ill,    126.     Die  Ghlaena   des  Odysseus   mit   einem  Hund   und 
Rehe   (doch   sind   diese   vielmehr    als  Zierathen   der  nsQovr)   zu  denken) 
Od.  XIX,  225. 

3.  Dem  II.  IV,  141    geschilderten   Innov   nctgriiov   entsprechen    die 
in  Ephesos  gemalten  (pukccQu  des  Agesilaos,  Xen.  Hell.  Ill,  4,  17.  IV,  1,  39. 
Ephesos  war  immer  halb  -  Lydisch  (Aristoph.  Wolken  600). 

74.  Die  ersten  Fortschritte  in  der  Malerei  schreiben  die 
Griechischen  Kunsttraditionen  den  Korinthiern  und  Sikyoniern 
zu;  und  nennen  sogar,  doch  ohne  grosse  Beglaubigung ,  die 
einzelnen  Erfinder  der  Umrisszeichnung  und  monochromen  Ge- 
malde  mit  Namen. 

Plin.  XXXV,  5.  11.  34.  Linearis  pictura  von  Kleanthes  von  Ko- 
rinth.  [Eucheir,  Boeckh  Metrol.  S.  208.]  Spargere  lineas  intus,  Ardikes- 
v.  Kor.  Telephanes  v.  Sik.  Monochromen  malt  Kleophant  v.  Kor. 
Hygiemon,  Deinias,  Gharmadas,  Eumaros  von  Athen,  qui  primus  in 
pictura  marem  feminamque  discrevit  [figuras  omnes  imitari  ausus]  (durch 
helleres  Golorit). 

Bularchos  von  Kandaules  (f  01.  16,  1)  mit  Gold  aufgewogenes 
Magnetum  excidium  (VII,  39),  Magnetum  proelium  (XXXV,  34),  muss 
um  so  mehr  als  Missverstand  des  Plin.  (Gandaules  z.  B.  des  Xanthus 
Vater)  verworfen  werden,  da  die  von  Archilochos  erwahnle  Zerstorung 
Magnesias  durch  die  Trerer  (die  einzige  bekannte)  erst  unter  Ardys,  nach 
01.  26,  fallt.  Vgl.  Heyne  Artium  tempora,  Opusc.  Acadd.  V.  p.  349. 
Antiq.  Aufs.  I.  S.  114.  [Welcker  Kl.  Schr.  I.  S.  439.] 

Zur  Geschichte  der  Malerei  Gaylus  Memoires  de  1'Ac.  des  Inscr. 
T.  XIX.  p.  250.  Hirt  sur  la  peinture  des  anciens,  Mem.  V.  Memoires  de 
Berlin  1803.  p.  149.  Levesque  sur  les  progres  successifs  de  la  peinture 
chez  les  Grecs.  Mem.  de  1'Inst.  Nat.  Litterat.  T.  I.  p.  374.  J.  J.  Grund 


(75,  75*]  Malerei.  53 

Malerei  der  Griechen  Bd.  I.  S.  72  ff.  234  ff.    Boettiger  Ideen  zur  ArchaeoL 
der  Malerei  Bd.  I.  Dresden  1811.  Meyer's  Kunstgeschichte  S.  37. 

75.  Hier  in  Korinth,  der  Topferstadt  (§.  62),  trat  i 
auch  die  Malerei  zeitig  in  Verbindung  mit  der  Arbeit  von 
Gefassen,  so  dass  die  nach  der  Erzahlung  von  Demarat  schon 
Olymp.  30  bestehende  Verbindung  Korinths  mit  Tarquinii 
in  Etrurien  auch  die  alterthiimliche  Gefassmalerei  hin- 
uberfuhren  konnte.  Die  Vasen  -  Fabrication  zerfallt  schon  3 
fruhzeitig  in  zwei  Hauptzweige:  die  hellgelben  glanzlosen  Ge- 
iasse  von  breiteren  und  gedruckteren  Formen  mit  rothen,  brau- 
nen,  violetten  Figuren,  welche  mei-st  arabeskenartige  Thier- 
gestalten  darstellen ;  und  die  rothgelben  besser  gefirnissten  Vasen 
von  geschmackvollerer  Form  mit  schwarzen  Figuren  meist 
mythologischer  Art:  beide  wurden  eben  so  in  Griechenland, 
wie  in  Italien  verfertigt.  Die  altesten  dieser  bemalten  Ge-  3 
fasse  geben  durch  die  Roheit  und  Plumpheit  ihrer  Figuren 
den  deutlichsten  Begriff  von  den  Stufen,  welche  die  Kunst 
der  Zeichnung  durchlaufen  musste,  ehe  sie  zu  einem  festen 
-und  geregelten  Nationalstyl  gelangte. 

1.  Die  alteste  Farbe  nach  Plin.  XXXV,  5  testa  trita.    Den  Demarat 
begleiten  nach  Plin.  Kleophantos,    oder  Eucheir   und  Eugrammos  (Topfer 
und   Topfmaler).     Kunstbl.  1835.    St.  88.    Graber   von   Phaneromeni   bei 
Korinth,    alterthiimliche  Vasen,    schwarze   Figuren    auf  rothem   Grunde; 
Herakles  Kentaurenkampf,  Dei'anira. 

2.  Zu  der  ersten  jGattung,  welche  man  auch  missbrauchlich  Aegyp- 
tische  Vasen  nennt,    gehort    das  bei   Korinth  gefundene  Gefass    (Dodwell 
Class.    Tour.  II.   p.  197.     Maisonneuve   Introd.   pi.  56.   D.  A.  K.  3,    18), 
welches  man  nach  der  Schrift  (C.  I.  n.  7)  gegen  01.  50  setzen  kann;  hier 
1st   ausser   monstrosen    Thierfiguren    eine   Eberjagd    von  Heroen    gemalt. 
Vgl.  §.  321. 

3.  Einige  Beispiele   der  schwarzen  Figuren   von  unformlicher  Art: 
cler  in  den  Krieg  ziehende  Kampfer,  Millingen  Collect,  de  Coghill   pi.  36; 
-der  Dionysos  mit  zwei  Satyrn  und  Apollon  mit  zwei  Horen,  pi.  37  (D.  A. 
K.  3,  16,  17) ;  Dionysos,  Hermes  und  die  Horen  auf  Stiihlen  sitzend,  pi.  38. 

75.*  Dabei  verdient  besondere  Aufmerksamkeit  der  grelle 
Gharakter  in  Formen  und  Bewegungen,  welche  an  Gegen- 
.standen  aus  deni  Dionysischen  Kreise,  die  einen  grossen 


54  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [75  *] 

Theil  der  alten  Vasenmalerei  einnehraen,  hervortritt.  Aus  den 
eigenthumlichen  Empfmdungen ,  die  mit .  diesem  Gottesdienste 
verbunden  waren,  sind  in  den  bildenden  wie  in  den  musischen 
Kiinsten  einerseits  erhabene  und  schwungvolle ,  andererseits 
groteske,  caricaturartige  Productionen  hervorgegangen.  Die 
letztere  Gattung  kam  in  der  Kindheit  der  Kunst  naturlich  zu- 
erst  in  Aufnahme;  sie  hat  indess  wahrscheinlich  nicht  vvenig 
zu  einer  freieren  und  kuhnern  Bewegung  in  der  Kunst  bei- 
getragen. 


Zweite  Periode. 
Von  01.  50  bis  80.    (580-460  v.  Chr.) 


1.    Der  Charakter  der  Periode  im  Allgemeinen. 

76.     Urn  die  fiinfzigste  Olympiade  treten  mehrere  aussere  i 
Umstande  ein,  welche  der  Kunst  vortheilhaft  waren ;  starkerer 
Verkehr  mit  den  Herrschern  und  Volkern  Asiens  und  Aegyptens ; 
grosserer  Handelsreichthum  [§.  98] ;  das  Bestreben  der  Tyran-  2 
nen,  durch  glanzende  Werke  die  Aufmerksamkeit,  die  Hande  3 
und  das  Vermogen  ihrer  Unterthanen  zu  beschaftigen. 

1.  Kroesos  01.  55,  1—58,  3,  seine  Weihgeschenke  in  Delphi.   Griechen 
dienen  bei  Nebucadnezar,  dem  Chaldaeer  01.  44.    Psammetichos  Konig  durch 
Hiilfe    der  loner  u.  Rarer  27,  2.     Amasis  der  Philhellene  52,    3—63,    3. 
Naukratis,  Hellenion. 

2.  Bliihender  Handel  von  Korinth,  Aegina,  Samos,  Milet,  Phokaea. 
Das  in  Griechenland  seltne  Gold  wird  jetzt  allmahlig  haufiger.    Athenaeos  VI. 
p.  231  ff.    Boeckh  Staatshaush.  I.  S.  6  ff. 

3.  Kypseliden  01.  30,  3-49,  3.     Theagenes  von  Megara  urn  01.  40. 
Polykrates  53,  3  bis  ungefahr  64,  1.    "Epya  TTo^ux^arfm  Arist.  Pol.  V,  9,  4. 
Peisistratos  55,  1—63,  2;  seine  Sohne  bis  67,  3. 


77.     Tiefere  Griinde  liegen    im  Entwickelungsgange  des  1 
Griechischen  Lebens  selbst.     Die  epische  Poesie,    welche  das 
Feld  der  Mythologie  fur  die  Plastik    urbar    macht,    hat    um 
01.  50  ziemlich  ihren  Gegenstand  erschopft;  aus  ihr  wachsen 
neben  der  Plastik  die  Lyrik  und  Dramatik  hervor.     Die  mit  2 
dem  grossten  Eifer  betriebene  Gymnastik  und  Orchestik,  Kiinste, 
welche    die   Homerische  Zeit  noch   nicht    in    der  Ausbildung 
kannte,   die  ihnen  besonders  der  Dorische  Stamm  gab,  hat- 


56  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [78] 

ten  um  Olymp.  50  ziemlich  ihren  Gipfel  erreicht;  sie  hin- 
terliessen  einerseits  eine  lebhafte  Begeisterung  fiir  das  Schone 
und  Bedeutungsvolle  der  menschlichen  Gestalt,  und  erweckten 
andererseits  den  Wunsch,  besonders  das  Andenken  an  die  Kraft 
und  Tiichtigkeit  siegreicherKampfer  durch  Statuen  zubefestigen. 

1.  Die  Hesiodischen   Sanger   reichen   etwa  bis   01.  40.    Peisandros 
01.  33 — 40  schafft  den  Herakles  mit  Lowenhaut  und  Keule ,  wie  ihn  her- 
nach  die  bildende  Kunst   darstellt.    Dorier  II.  S.  444.    Durch  Stesichoros 
(50)  wird  der  epische  Stoff  schon  lyrisch  umgebildet. 

2.  Die  Hellenische  Nacktheit  beginnt  zu  Olympia  im  Lauf  (im  Ring- 
kampf  spater)   mit  Orsipp   dem  Megarer  01.  15.  G.  I.  I.  p.  553 ;    sie  ging 
aber   besonders    von  Kreta   und   Sparta   aus.     'Aycavts    GTScpccvlrai   (bei 
Homer   giebt   es  bloss  xgruiKTlrKi)  [dies  Wort   allgemein   verstanden]   in 
Olympia  seit  01.  7.    Die  Gymnastik  bliiht  besonders  in  Sparta  (am  meisten 
20—50),  in  Aegina  (45—80),  hochst  glanzend  in  Kroton  (50—75). 

In  der  Zeit  des  Thaletas,  Sakadas  u.  A.  (01.  40—50)  waren  die 
gymnopaedische,  hyporchematische  und  andere  Gattungen  der  Orchestik 
schon  sehr  kunstmassig  ausgebildet;  die  altesten  Tragiker  von  Thespis  an 
(01.  61)  waren  besonders  Tanzmeister.  Die  Werke  der  alten  Kiinstler 
enthielten  nach  Athen.  XIV.  p.  629  b  viel  aus  der  alten  Tanzkunst  Ge- 
nommenes. 

1  78.      Durch    die   Bildung    von    Athleten   wird    nun    die 
Kunst   zuerst    auf  ein   genaueres  Studium   der  Natur    hinge- 
lenkt,  von  dern  sie  indess  auch  sehr  bald  in  den  Darstellungen 

2  von  Gottern  und  Heroen  Vortheil  zieht.     Lebens voile  Gestal- 
ten  treten  als  Weihgeschenke  in  den  Tempeln  der  Gotter  an 
die  Stelle   der  Kessel,    Dreifiisse  u.  dgl. ,    welche  fru'her   die 

3  hauptsachlichsten  Anatheme  gewesen  waren.     Doch  tragt  die 
Nachbildung  der  Naturformen ,    wie  in  jeder  Kunst,    die  mit 
Fleiss  und  Liebe  beginnt,  einen  strengen  Gharakter,  und  der 
Zusammenhang  mit  den  Holzbildern  der  frtiheren  Zeit  hemmt 
in  vielen  Stiicken  das  Streben  nach  Natur  und  Wahrheit. 

1.  Ueber  das  Naturstudium  als  Basis   der  Entwickelung  der  eigent- 
lichen  Kunst  Schorn   Studien   der  Griech.  Kiinstler    p.  174,    welcher   mit 
Recht  hier  die  Grenze  zwischen  Kunst  und  Handwerk  zieht. 

2.  Der  Delphische  Tempel  war  nach  Theopomp,  Athen.  VI.  p.  231, 
ehemals  nur  mit  ehernen  Weihgeschenke n  geschmuckt,    nicht  Bildsaulen, 
sondern  Kesseln  und  Dreifussen  von  Erz. 


[79,  80]  Architektonik;  Tempelbau.  57 

79.  Dessenungeachtet  1st  es  diese  Periode,  in  welcher  die 
Kunst ,  wenn  man  mehr  auf  das  innere  Walten  des  Kunst- 
geistes  als  auf  die  einzelnen  Erscheinungen ,  welche  sichtlich 
hervortreten,  sieht,  am  machtigsten  erscheint  und  das  Grosste 
leistet.  Die  scharfe  Auspragung  idealer  Gharaktere,  die- 
ser  Hauptvorzug  der  Griechischen  Kunst  vor  jeder  andern, 
wird  hauptsachlich  dieser  Periode  verdankt,  und  wurde  von 
ihr  mit  desto  grosserer  Sicherheit  erreicht,  je  mehr  der  Aus- 
druck  voriibergehender  Bewegungen  ihr  noch  entfernt  lag 
(vgl.  §.  27).  Die  Gotter  und  Heroen  werden  nun  eben  so 
bestimnite  plastische  Gestalten,  wie  sie  vorher  poetische  Indi- 
viduen  gewesen  waren,  und  die  nachste  Periode  konnte,  auch 
wo  sie  den  Forderungen  ihres  Geistes  gemass  umbildete,  doch 
iiberall  schon  entwickelte  Formen  zum  Grunde  legen. 


2.   Architektonik. 

80.  Die  Tempelbaukunst  hat  in  dieser  Periode  durch  die 
ausserordentlichsten  Anstrengungen  der  Griechischen  Staaten 
Gebaude  ausgefuhrt,  welche  nie  eigentlich  iibertroffen  worden 
sind,  und  beide  Style,  den  Dorischen  und  lonischen,  ihrer 
eigenthumlichen  Bestimmung  gemass  jenen  zu  grossartiger 
Wiirde,  diesen  zu  glanzender  Eleganz  ausgebildet.  Die  Tempel 
erweiterten  sich  auf  die  einzige  Art,  wie  es  moglich  war, 
durch  Saulenstellungen  im  Innern,  womit  meist  die  Durch- 
brechung  der  Decke  durch  eine  weite  Oeffnung  (Hypaethron) 
verbunden  war.  . 

I.    Die   beriihmtesten    (verschwundenen)   Bauwerke   der  Zeit. 

1.  Tempel  der  Artemis  von  Ephesos.  Kroesos  (Herod.  I,  92) 
und  Kleinasiens  andere  Konige  und  Stadte  contribuiren  (Plin.  XVI,  79 
XXXVI,  21.  Liv.  1,  45.  Dionys.  IV,  25).  Theodores,  Rhoekos  Sohn 
(01.  45),  fiillt  den  Sumpfgrund  mit  Kohlen;  Chersiphron  von  Knossos 
stellt  die  60  Fuss  hohen,  zum  Theil  monolithen  lonischen  Saulen  (unter 
Kroesos  Herod,  a.  0.),  sein  Sohn  Metagenes  legt,  mit  Hiilfe  von  Sand- 
sacken,  die  30  und  mehr  Fuss  langen  Architrave  dariiber  (Plin.  Vitruv). 
Ein  anderer  Architekt  vergrossert  ihn  nach  Strab.  XIV,  640 ;  erst  Demetrios 
und  Paeonios  von  Ephesos  (etwa  01.  90—100)  vollendeten  ihn.  Octastylos, 
dipteros,  diastylos,  hypaethros,  425  X  220  Fuss,  auf  10  Stufen.  Aus 
weissem  Marmor,  dessen  Briiche,  nur  8  m.  p.  entfernt,  von  Pixodaros 


58  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [80] 

entdeckt  waren.  Herostrat  verwiistet,  Deinokrates  erneuert  das  Weltwunder. 
Epigramme,  Miinzen,  bei  Menetreius  Symbol.  Dianae  Ephesiae  statua.  R.  1688. 
Forster  Memoires  de  Cassel  p.  187.  Hirt  Tempel  der  Diana  von  Ephesus. 
Berl.  1809.  Gesch.  der  Baukunst  I.  S.  232.  Abweichend  die  ;Herausg. 
von  Stuart's  Antiqq.  of  Athens.  V.  1.  p.  332  der  Deutschen  Uebers. 

2.  Tempel    der    Kybebe    in    Sardis,    ein    Werk    der   Lydischen 
Dynastie ,    von   den   loniern    01.   69,   3    zerstort ,    dann    erneuert.     Einige 
Trummer  der  lonischen  Gattung.    Octastylos,  dipteros.  Grosse  261  X  144  F. 
Cockerell  bei  Leake  Asia  minor  p.  344.     A.  v.  Prokesch  Erinnerungen  aus 
Aegypten    und    Kleinasien  III.^S.  143.     [Didymaeon  zu  Mile.t,    zerstort 
01.  71.  §.  109,  15.] 

3.  Heraeon  in  Samos,  wo  von  noch  einige  Trummer  der  lonischen 
Gattung,   346  X  189  F.     (Bedford  bei  Leake  Asia   min.   p.  348.     Ionian 
Ant.  T.  I.  ch.  5).     Es    muss    an    die  Stelle  des  altern   Dorischen    (§.  53) 
getreten    sein,    wahrscheinlich    in    Polykrates   Zeit.     Es   war    der   grosste 
Tempel,  den  Herodot  kannte,  indem  das  Artemision  wohl  noch  nicht  die 
nachmalige  Grosse  erreicht  hatte.     Herod.  II,  148.    Ill,  60. 

4.  Tempel  des  Olympischen  Zeus  zu  Athen,  unter  Peisistratos 
und  seinen  Sohnen  von  Antistates,  Kallaeschros,  Antimachides  und  Porinos 
gebaut,  aber  imvollendet,  ein  colossaler  Bau  der  Dorischen  Gattung.    Nach 
den  Ruinen  des  spatern  Umbaus  war  die  Grosse  372  X  167  F.    (Stuart), 
oder  354  X  171  (Leake).    ' Olv^ntLov  r;  (UTS  its  pikv,    xKTceTtA.rjgiv  6'  s%ov 
rr\v     rrjs     olKof'efUas     vitoyQcccpyv ,     ysvopsvov    d'    civ    §^TLGTOV    sfatQ 
GvvsTslsG&i].     Dikaearch  p.  8.    Huds.  Vgl.  Hallische  Encykl.  Athen  p.  233 
Hirt  Gesch.  I.    S.  225.    —    Das    Pythion    der   Peisistratiden.     Vielleicht 
auch  der  altere  Parthenon. 

5.  Tempel  von  Delphi  nach  dem  Brande  01.  58,  1  von  Spintharos 
dem  Korinthier  gebaut.   (Die  Amphiktyonen  verdingen  den  Bau;  wozu  die 
Delpher  ein  Viertel  geben  und  iiberall  dafiir  sammeln;  die  Alkmaeoniden 
unternehmen  ihn  fiir   300  Talente,   aber   fiihren  ihn  viel  herrlicher  aus, 
Herod.  II,  180.  V,  62  u.  A.;  jedoch  wurde  er  erst  nach  01.  75  vollendet. 
Aeschin.  g.  Ktes.  §.  116.  Bekk.)  Aus  Porosstein,  der  Pronaos  aus  Parischem 
Marmor.     Pronaos,    Naos    mil    clem    Hypaethron    (clarauf  deuten   Justin 
XXIV,  8.    Eurip.  Ion  1568)  und   Adyton.     Ein    eHKTopnsSos   vctos   nach 
Philostrat  Apollon.  Tyan.  VI,  11.     Fragmente  altdorischer  Saulen  (6  Fuss 
dick)  in  Castri,  Dodwell  I.  p.  174.    Gell  Itin.  in  Greece  p.  189. 

6.  Das  eherne  Haus  der  Pallas  in  der  Polis  zu  Sparta,  um  01.  60 
gebaut,  inwendig  mit  ehernen  Reliefs  verziert.     Paus.  Ill,  17.  X,  5.     [Der 
Tempel  zu  Assos  §.  255.  A.  2.] 

II.    Erhaltene   Gebaude. 

1—4.    Paestum  (Poseidonia),  die  Troezenisch-Sybaritische  Golonie. 
Der  grosse  Tempel  (des  Poseidon),  peripteros,  hexastylos,  pycnostylos, 


[80]  Tempel-Ruinen.  59 

hypaethros  mit  einer  Nische  fur  das  Bild,  gross  195  X  79  Engl.  Fuss,  die 
Dorischen  Saulen  8  moduli,  in  ungetriibter  Strenge  und  Einfachheit  des 
altdorischen  Styls.  Der  viel  jiingere  kleine  T.  (der  Demeter,  das  Bild 
stand  in  einem  innern  Thalamos)  peript.  hexast.  107  X  47  F.  Der  kleine  T. 
Mauch  Supplem.  zu  Normand  Taf.  1.  Die  Saulen  sind  nicht  schlanker, 
aber  haben  eine  sehr  starke  Schwellung,  einen  eingezogenen  Hals,  in  der 
Vorzelle  Basen,  auch  stehen  hier  schon  Halbsaulen.  An  die  Ecke  des  Ge- 
balks  ist  eine  halbe  Metope  gestellt.  Eine  Stoa,  deren  Saulenumgang  9 
Saulen  an  den  schmalen,  18  an  den  langen  Seiten  hat.  Im  Innern  lauft 
eine  Saulenreihe  durch.  Der  Fries  ohne  Triglyphen-Eintheilung.  177  X  75  F. 
Das  Material  dieser  Gebaude  ist  ein  fester,  dem  Travertin  ahnlicher  Tuf 
von  weissgelblicher  Farbe.  Die  Arbeit  ist  hochst  sorgfaltig.  —  [The  ruins 
of  Paestum  by  Th.  Major,  L.  1768  f.  m.  iibers.  von  Baumgaertner,  Wiirzb. 
1781  f.J  Paoli  Rovine  di  Pesto  1784.  Delagardette  Les  mines  de  Paestum. 
P.  an  2.  [Paris  1840  fol.  maj.]  Wilkins  Magna  Graecia,  ch.  6  (nicht 
ganz  zuverlassig).  Winckelmann's  Werke  I.  S.  288.  Stieglitz  Archaeol.  der 
Baukunst  Th.  II.  Abschn.  1.  Hirt  Geschichte  I.  S.  236.  [Merc.  Ferrara 
Descr.  di  un  viaggio  a  Pesto,  in  Napoli  1827.  4,  mit  5  Kpft]  —  Ein 
neuentdeckter  Tern  pel  (beim  Amphitheater)  zeigt  sonderbare  Gapitale 
aus  spater  Zeit  des  Verfalls,  auf  die  ein  altdorisches  Gebalk  mit  Bitdwerken 
in  den  Metopen  gesetzt  worden  ist.  Moniteur  1830.  7.  Juill.  Preuss. 
Staatsz.  1830.  13.  u.  17.  Jul.  Bullet,  d.  Inst.  1830.  p.  1.35.  226.  Mon. 
d.  Inst.  T.  II.  tav.  20  figurirte  Capitaler.  Hittorff  Journ.  des  Sav.  1835. 
p.  303.  cf.  p.  309.  Hosking,  Archaeol.  Brit.  XXIII.  p.  85.  Mauch  Supple- 
ment zu  Normand.  1831.  Tf.  15. 

5.  Metapont.  Der  T.,  woven  15  Saulen  noch  stehen,  ein  hexast. 
peript.  ist  nach  den  Verhaltnissen  der  Saulen  (10  mod.)  bedeutend  jiinger, 
als  der  grosse  T.  von  Paestum.  Ein  anderer  liegt  ganz  in  Triimmern,  in 
denen  sehr  interessante  Fragmente  des  Rinnleistens  und  der  Deckenver- 
zierung,  aus  gebrannter  Erde  und  bemalt,  gefunden '  worden  sind.  Meta- 
ponte,  par  le  Due  de  Luyrtes  et  F.  J.  Debacq  P.  1833. 

6  —  11.  [B.  Olivieri  Vedute  d.  avanzi  dei  mon.  ant.  delle  due  Sicilie. 
R.  1794  f.]  Die  altern  Sicilischen  Tempel  sind  nicht  mit  Sicherheit  zu 
bestimmen,  da  die  schwerern  Verhaltnisse  sich  hier  sehr  lange  erhielten. 
Wahrscheinlich  gehoren  dazu: 

Syrakus  (01.  5,  3),  T.  der  Athena  auf  Ortygia  (D'Orville  Sicula 
p.  195),  die  Saulen  noch  nicht  9  mod.  (6y2  F.  Diam.;  2S2/s  Hohe).  Peript. 
hexast.  Basen  im  Pronaos.  Wilkins  ch.  2.  Wohl  aus  Hieron's  Zeit. 
[Gavallari  bei  Serradifalco  antich.  d.  Sicilia  IV.  tv.  9.  p.  120.] 

Akragas  (43,4),  besonders  unter  Theron  (73,  1  bis  76,4)  bluhend. 
Damals  grosse  Tempel  gebaut,  mit  Karthagischen  Gefangnen  (Diod.  XI,  25). 


60  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [81] 

Viele  Tempelruinen ;  die  zwei  vollstandigsten  heissen  ganz  willkiirlich 
(D'Orville  p.  95  sq.)  T.  der  Goncordia  (128  X  50  F.)  und  T.  der  Juno 
(124  X  54  F.);  hesonders  hat  sich  der  erste  als  christliche  Eirche  wohl 
erhalten.  Die  Saulen  9  bis  10  mod.  Das  Material  ist  ein  braunlich-gelber 
Kalkstein  mit  versteinerten  Muscheln.  Houel  Voyage  pittor.  T.  IV.  pi.  218. 
221.  Pancrazi  Antichita  Siciliane  T.  II.  p.  86.  Wilkins  ch.  3.  Fr.  Gaertner's 
Ansichten  der  am  meisten  erhaltenen  Monumente  Siciliens  Tf.  1  ff.  Baltaro 
Restauration  du  temple  de  la  Concorde  a  Girgenti  Bullett.  1837.  p.  49. 

S  el  in  us  (38,  1).  Die  alteren  Tempel  sind  die  drei  auf  der  Burg, 
der  nordliche  171  X  73  F.,  der  mittlere  197  X  72,  der  sudliche  116  X  51 
(nach  Hittorff).  Alle  drei  hexast.  peript.,  aber  besonders  der  mittlere. 
wahrscheinlich  alteste,  sehr  eigenthiimlicb ,  mit  schmaler  Gella,  breitem 
Saulenumgange,  doppeltem  Prostyl,  durch  Mauern  umschlossenem  Pronaos 
und  Opisthodom.  Die  Saulen  9  mod.,  bei  dem  dritten  T.  9V2;  bei  dem 
ersten  am  meisten  (um  8/i3  mod.)  verjungt.  S.  Houel  I.  p.  24.  pi.  16  ff. 
de  St.  Non  Voy.  pitt.  IV.  p.  184.  D'Orville  p.  60  sqq.  Hittorff  u.  Zanth 
Architecture  antique  de  la  Sicile  pi.  10 — 29.  vgl.  Reinganum  Selinus 
S.  78.  Goettling  im  Hermes  XXXIII.  S.  235.  Hittorff  behauptet  das 
lonische  Capital  bei  dorischem  Gebalk  am  [angeblichen]  Empedokleum. 
Journ.  des  Sav.  1835.  p.  298.  Beispiele  dieser  Verbindung  p.  302  (Therons  , 
Denkmal,  Gyrene,  Jerusalem,  Petra). 

12.  Aegina,  T.  des  Hellenischen  Zeus  (vgl.  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  342) 
oder  [vielmehr]  der  Minerva  (Stackelberg  Apollotempel  zu  Bassae  Beil.  3. 
Ann.  d.  Inst.  II.  p.  319),  wahrscheinlich  nach  dem  Siege  iiber  die  Perser 
gebaut,  01.  75  [?J  daher  er  dem  Theseustempel  (01.  78)  schon  sehr  ahn- 
lich  ist.  Peript.  hexast.  hyp.  Die  Saulen  10 1/3  mod.  94  X  £5  Fuss.  Aus 
gelblichem  Sandstein,  Dach  und  Kranz  von  Marmor.  Die  Gella  war  roth 
angestrichen,  das  Tympanum  himmelblau,  am  Architrav  gelbes  und  grimes 
Laubwerk ,  Triglyphen  blau ,  eben  so  der  Leisten  mit  den  Tropfen ,  das 
Band  dariiber  roth;  die  Marmorziegel  mit  einer  Blume.  Ionian  Antiq.  II. 
ch.  6  sq.  Wagner  Aeginet.  Bildw.  S.  217.  Gockerell  im  Journal  of  Science 
and  the  Arts  V.  VI.  n.  12.  L.  1819.  Descr.  de  Moree  III.  pi.  53.  '  lov 
'Av&okoy.  Heft  1  gegen  den  Zeus  Panhellenios.  Kunstbl.  1836.  St.  41 
verfehlt.  Klenze  Aphor.  Bemerk.  S.  159.  Taf.  I,  1. 

1  81.     Zugleich   geschah,   besonders   durch  die  Tyranneri, 
Bewundernswiirdiges  im  Bau  von  Wasserleitungen ,  Canalen, 
Fontanen  und  ahnlichen  zum  Nutzen  der  Gemeinden  dienen- 

2  den  Werken.     Fiir   die  Schau  der  Spiele  indess  behalf  man 
sich  noch  mit  einfachen  und  kunstlosen  Anlagen ;  und  von  herr- 


[82]  Bildende  Kunst;  Kunstschulen.  61 

lichen   Theatern,    Hippodromen ,    Stadien   1st   noch  nirgends 
die  Rede. 

1.  Die  Enneakrunos  (Kallirrhoe)  der  Peisistratiden.  Die  Fontane 
des  Theagenes.  Die  Wasserleitung  in  Samos,  sieben  Stadien  weit  durch 
den  Berg,  von  Eupalinos  dem  Megarer  gefiihrt,  und  der  Molo  des  Hafens, 
wahrscheinlich  sgycc  nolvKQareia.  Kloaken  (vnovofioi)  von  Akragas, 
<$fftaxfg;  ein  grosses  Badebassin  (xo/lv/tt^^a).  Diodor  XI,  26,  bei  01. 
75.  1.  (Solcbe  Kolymbethren  sollte  schon  Daedalos  in  Sicilien  gebaut 
haben,  z.  B.  bei  dem  Megarischen  Gebiet;  so  wie  ihm  auch  die  Einrichtung 
eines  naturlichen  Schwitzbades  zugeschrieben  wurde,  Diod.  IV,  78.) 


3.    Bildende  Kunst. 

a.     Verbreitung  derselben. 

82.  Die  bildende  Kunst  erhebt  sich  nach  Olymp.  50  mit 
ungemeiner  Kraft  in  den  verschiedensten  Gegenden  Griechen- 
lands,  und  statt  des  einformigen  Wirkens  von  Geschlechtern 
treten  kunstbegabte ,  von  ihrem  Talent  zur  Kunst  getriebene 
Individuen  in  grosser  Anzahl  hervor.  Die  Sculptur  in  Mar- 
mor  erhalt  durch  Dipoenos  und  Skyllis  von  Kreta  die  erste 
Vervollkommnung;  Schiller  dieser  Meister  finden  sich  in  Sparta 
und  andern  Orten.  Der  Erzguss  wird  besonders  auf  Aegina, 
welches  Eiland  mit  Samos  in  enger  Verbindung  stand,  und 
zu  Argos  von  zahlreichen  Meistern  zu  Athleten-,  Heroen- 
und  Gotterbildern  angewandt ;  eben  so  besteht  eine  mit  der 
Argivischen  verbundne  ausgezeichnete  Kunstlerschule  zu  Sikyon. 
Gegen  Ende  des  Zeitraums  erhebt  sich  die  Plastik  auch  in 
Athen  zu  grosserer  Auszeichnung. 

[In  Chios  geht  die  Sculptur  in  der  Farailie  des  Bupalos  bis  auf  den 
Anfang  der  Olympiaden  zuriick.]  Namhafte  Kunstler  dieser  Zeit  sind:  die 
Daedaliden  Dipoenos  und  Skyllis  (marmore  sculpendo  primi  omnium 
inclaruerunt)  01.  50  nach  Plin.  Sie  arbeiten  auch  in  Holz  und  Elferibein, 
an  verschiedenen  Orten  in  Griechenland  (Sikyon,  Argos,  Kleonae,  Ambrakia?). 
[Ihre  Artemis,  Herakles  und  Athene  erscheinen  durch  Cyrus,  als  er  gegen 
Kroesus  kriegte,  nach  Asien  versetzt,  in  Armenien,  nach  Moses  von  Chorene, 
wie  der  Vf.  Ztschr.  f.  d.  A.  W.  1835.  N.  110  ausfuhrt.  Hatte  also  vorher 
Kroesus  sie  von  den  Sikyoniern  erworben?]  Tektaeus  und  Angelion,  ihre 
Schiller,  gegen  55.  Paus.  II,  32.  Dorykleidas,  Dontas  (oder  Medon),  Theokles 
von  Lakedaemon,  Holzschnitzer  und  Toreuten,  Schiller  des  Dipoenos  und 


62  Griechische  Kunstgesch.     Per.  II.  [82] 

Skyllis  g.  55.  Paus.  V,  17.  VI,  19.  Endoeos  (§.  70.  Anm.  2)  urn  55. 
Perillos  odcr  Perilaos,  Erzgiesser  (Stier  des  Phalaris)  55.  Bupalos  und 
A  t  he n i  s,  Hipponax  Feinde  (01.  60),  Bildhauer  aus  einem  Kunstlergeschlecht 
von  Chios,  Sohne  des  Anthermos  (Archennus),  des  S.  Mikkiades,  des  S. 
Malas  (gegen  40),  nach  Plin.  Welcker  Hipponax.  p.  9.  [Tbiersch  Epochen 
S.  192.  Bion  von  Klazomenae  oder  Chios,  ayctlftaTOTtoios,  bei  Hipponax 
nach  Diogenes  IV,  58,  von  Sillig  in  Hippokrates  verwandelt.]  Kallon 
von  Aegiha,  Schiiler  von  Tektaeos  und  Angelion,  Erzgiesser  (Aegi- 
netica  aeris  temperatura  Plin.)  urn  01.  60—65,  wiewohl  man  die  von 
ihm  und  Gitiadas  gearbeiteten  Dreifiisse  mit  dem  Messenischen  Kriege  in 
Verbindung  brachte  (Paus.  Ill,  18,  5.  IV,  14,  2).  Gitiadas  vori  Lake- 
daemon,  sehr  wahrscheinlich  sein  Zeitgenoss  (dagegen  Welcker  Hyperb. 
Romische  Studien  S.  262),  Erzarbeiter  (zugleich  Dorischer  Dichter).  Syadras 
und  Chartas  von  Lakedaemon,  Erzgiesser  01.  60.  (Sparta  schickt  01.  58 
dem  Kroesos  einen  grossen  Kessel  mit  Figuren,  £codloig,  am  Rande. 
Herod.  I,  70.)  Dameas  von  Kroton,  Erzg.  65.  Eucheiros  von  Korinth, 
Schiiler  von  Syadras  und  Chartas,  Erzg.  66.  Kanachos  von  Sikyon, 
Holzschnitzer,  Toreut  und  Erzgiesser,  01.  67—73.  (Schorn  Studien  S.  199. 
Kunstblatt  1821.  n.  16.  Thiersch  Epochen  S.  142.  vgl.  unten  §.  86.) 
Aristokles  sein  Bruder,  Erzg.  (S  icy  on  diu  fuit  officinarum  omnium 
metallorum  patria  Plin.)  Aristokles  von  Kydonia  vor  01.  71.  (Paus.  V, 
25,  6.)  Eutelidas  und  Chrysothemis  von  Argos  (t£%vuv  elSorsg  tx  n^ortQcov). 
Erzg.  70.  Antenor,  Euphranor's  S.  (C.  I.  II.  p.  340)  von  Athen,  Erzg.  70. 
Arkesilaos,  Aristoclikos  Sohn,  um  70.  Stomios,  Erzg.  72.  Damophilos  und 
-Gorgasos,  Thonbildner  und  Maler  in  Italien,  72.  Synnoon  von  Aegina, 
Schiiler  des  Aristokles  von  Sikyon,  Erzg.  72.  Klearchos  von  Rhegion, 
Erzg.  72.  Glaukias  von  Aegina,  Erzg.  73—75.  Askaros  von  Theben, 
Erzg.  vor  75,  nach  Paus.  Meinung.  Ageladas  von  Argos,  Erzgiesser 
01.  68-81  (des  Verf.  Commentatt.  de  Phidia  I.  §.  6—8.  Welcker  im 
Kunstblatt  1827.  N.  81),  arbeitet  mit  Kanachos  und  Aristokles  drei  Musen 
(Anthol.  Pal.  IT.  p.  692.  Planud.  n.  220).  Anaxagoras  von  Aegina,  Erzg.  75. 
Diyllos,  Amyklaeos,  Chionis,  Korinthier,  Erzg.,  nicht  lange  vor  75.  Aristo- 
medon  von  Argos,  Erzg.  um  dieselbe  Zeit.  Aristomedes  und  Sokrates  von 
'Theben,  Marmorarbeiter  75.  Menaechmos  und  Soidas  von  Naupaktos, 
Toreuten  um  75.  Kritias  von  Athen,  Erzgiesser  75—83.  Hegias 
(Hegesias)  von  Athen,  Erzg.  aus  derselben  Zeit.  Glaukos  von  Argos, 
Erzg.  77.  Dionysios  von  Argos,  Erzg.  77.  Simon  von  Aegina,  Erzg.  77. 
Ptolichos  von  Aegina,  Sohn  und  Schiiler  des  Synnoon,  Erzg.  78.  On  at  as 
von  Aegina,  Erzg.  78—83,  auch  Maler,  Rathgeber  iiber  Onatas  in  der 
Encykl.  von  Ersch  u.  Gruber,  im  Allgemeinen  richtig,  der  Herakles  des 
Onatas  auf  Miinzen  unglaubhaft.  Kalynthos  von  Aegina,  Erzg.  80.  Kalli- 
ieles  von  Aegina,  Onatas  Schiiler,  Erzg.  83.  Fiir  dieKiinstlergeschichte 


[83,  84]  Cultusbilder.  63 

verweise  ich  iiberhaupt  auf  Franc.  Junius  altern  und  J.  Sillig's  ungleich 
vollkommnern  Gatalogus  artificum.  Dresd.  1827,  wozu  Welcker  (Kunst- 
blatt  1827.  S.  321.  333  f.  1828.  S.  36),  J.  M.  Schultz  (Jahns  Jahrb.  1829. 
Ill,  1),  Osann  (Kunstbl.  1830.  S.  330.  1832.  S.  293)  und  R.  Rochette 
(Lettre  a  M.  Schorn.  P.  1832)  [erweitert  als  Supplement  au  Catal.  des 
artistes  1845.  Graf  Glarac  Catal.  des  art.  de  Tantiqu.  1844,  Emeric  David 
Essai  sur  le  classement  chronol.  des  sculpteurs  Grecs  les  plus  celebres.  P. 
1807.  8,  nach  den  Ansicbten  des  Bildhauers  Giraud.  wie  Gr.  Glarac  bezeugt). 
H.  Brunn  Artificum  liberae  Graeciae  tempora,  Bonnae  1843]  manchen 
Nachtrag  geliefert  haben.  Wo  Abweicbung  davon  nothig  schien,  sind  die 
Grande  zum  Theil  schon  aus  der  Zusammenstellung  des  Ganzen,  zum 
Theil  aus  dem  Folgenden  zu  ersehn. 


b.     Gultusbilder    na 


83.  Wie  es   nicht   die   Cultusbilder  waren,    von   denen  1 
eine  freiere  Ausbildung  der  Kunst   ausging:   so  entzogen  sie 
sich,   durch   die  Pietat,   mit  ,der   die  alte  Form   festgehalten 
wurde,  auch  noch  in  dieser  Periode  und  spater  dieser  Ausbil- 
dung  sehr  haufig.     Man  gab  in  Colonieen  getreu  die  Gestalt  2 
der  Bilder  der  Metropolis  wieder;   und  man  ahmte  nicht  sel-  3 
ten,  wenn  man  ein  neues  Bild  bedurfte,   die  Figur  des  alten 
genau  nach. 

2.  Solcbe  Bilder  heissen  dcp  idQVftKTa  (Wesseling  zu  Diod.  XV,  49), 
die  namentlich  bei  der  Artemis  Ephesia  viel  vorkommen  (Dionys.  II,  22. 
vgl.  VIII,  56).   In  Massalia  (01.  45  oder  60)  und  seinen  Colonieen  bewahrte 
man  dieselbe  Form  des  alten  Schnitzbildes,  Strab.  IV,  p.  179.  Die  acpiSQvaei? 
der  Tern  pel,  wie  in  der  Geschichte  von  Helike,   Olymp.  101,  4  bei  Diod. 
a.  0.  Strab.  VIII.  p.  385,  in  der  von  Selinunt,  umfassen  die  Nachahmung 
des  Gultusbildes. 

3.  Onatas  ahmt  das  alte  verbrannte  Schnitzbild  der  Demeter  Melaena 
von  Phigalia,  mit  Pferdekopf,  aus  dem  Drachen  und  andere  Thiere  hervor- 
wuchsen,  Delpbin  und  Taube  auf  der  Hand,  der  Tradition  folgend,  in  Erz 
nach,  Paus.  VIII,  42.     Vgl.  die  Geschichte  von  der  Leukippiden-Priesterin 
zu  Sparta,  Paus.  Ill,  16. 

84.  Auch   im  Stoffe   entfernt  man   sich  nur  allmahlig  1 
von  dem  fruher  gebrauchlichen  Holze.    Man  setzt  an  die  be- 
kleideten  oder  auch  vergoldeten  Korper  von  Holz  Kopfe,  Arme,. 
Fusse    von    Stein    (axqok&oi)  ;    man    fiigt    dem    Holz    auch  2 
Elfenbein  an;  oder  man  belegt  es  ganz  mit  Gold.  3 


64  Griechische  Kunstgesch.     Per.  II.  [85] 

[Apollon  von  Kanachos  in  Theben  aus  Gedernholz,  ein  Athlet  aus 
Feigenholz  §.  87,  1,  der  Sosianische  Apollon  aus  Gedern,  Plin.  XIII,  11. 
Hekate  von  Myron  zu  Aegina,  die  ersten  Olympiasieger  01.  59.  61.  Paus. 
VI,  18,5.]  'JnQoliQ-ot  Paus.  II,  4,  1.  VI,  25,  4.  VII,  21,  4.  23,  5.  VIII,  25,  4. 
31,  1.  3.  IX,  4,  1.  Ein  Beispiel  ist  das  Standbild  des  Apollon  bei  Phigalia, 
Stackelberg  Apollotempel  S.  98. 

2.  Die  Dioskuren  mil  Frauen,  Kindern  und  Rossen  zu  Argos,  von 
Dipoenos  und  Skyllis,  aus  Ebenholz;  an  den  Rossen  Einiges  aus  Elfenbein, 
Paus.  II,  22,  6. 

3.  XQVGSOOV  i-ocevcov  rvnoi  Eurip.  Troad.  1081. 

1  85.     Hieraus  entwickeln   sich  die  in  dieser  Periode  sehr 
beliebten   Gotterbilder  ,    in   welchen  ein  Kern  von  Holz  mit 

2  Elfenbein  und  Gold  iiberzogen  wird.     Man  rechnet  diese  Ar- 
beit,  welche  schon  friiher   auf  ahnliche  Weise  bei  Gerathen 
angewandt    worden   war    (§.  56),   zum   Kreise    der   Toreu- 

3  tik,  worunter  Sculptur  in  Metallen  (die  Kunst  des  ciseleur), 
aber  auch  diese  Combination  v6n  Metall  mit  andern  Stoffen 

4  verstanden  wird.    Indess  wird  jetzt  auch  der  Erzguss  haufiger 
auf  die  Darstellung  der  Gotter  in  ihren  Tempeln  verwandt. 


1.  Solche  xQVGshscpdvTtva  KyahfictTK  existirten  von  Dorykleides,  Theo- 
kles,  Medon  (im  Heraeon  zu  Olympia),  von  Kanachos  (die  Aphrodite  zu 
Sikyon),  Menaechmos  und  Soidas. 

2.  Wahrscheinlich   war  ein  Werk  der  Toreutik  auch   der  Thron 
des  Amyklaeischen  Apollon,    den   Bathykles   der  Magnesier  baute 
wohl  in  Kroesos  Zeit,   wo  die  Spartaner  zuerst  auf  kostbare  KVK&^KTU 
bedacht  gewesen  zu  sein  scheinen,  vgl.  §.  69.  82.   Den  Thron  schmiickten 
Reliefs  in  42  Feldern;  an  den  Fiissen    waren  stiitzende  Bildsaulen,  zwei 
Ghariten,  zwei  Horen,  Echidna  und  Typhoeus,  Tritonen.    Paus.  Ill,  18.  1$. 
Heyne  Antiquar.  Aufs.  St.  1.   S.  1.     Quatr.-de-Quincy  Jup.  01.  p.  196,  wo 
aber  eine   unrichtige  Vorstellung  der  xa&edQai  und   £VQv%a>Qiui  gegeben 
wird,  Welcker  Zeitschrift  I.  II.  S.  280  ff. 

3.  Ueber  die  Toreutik  Heyne  Antiq.  Aufs.  St.  2.  S.  127.    Schneider 
Lex.  s.  v.  TOQEVEIV.     Quatr.-de-Quincy  a.   0.   S.  75  ff.     [Wenn    man    die 
Toreutik,   wie   sie  §.  173.  311  richtig  erklart  ist,  die  mehr  oder  weniger 
im  Kleinen  und   Feinen   auf  der  Flache  arbeitet,  mit  dem  Aufbau  von 
Kolossen  und  Thronen  zusammenwirft,  so  ist  es  in  Folge  einer  Deduction 
von  Quatremere,  die  an  Unrichtigkeit  kaum  seinem  Attischen  Demos  etwas 
nachgiebt,  dennoch  wunderbarerweise  ganz   allgemein  Eingang  gefunden 
hat.    So  auch  hier  und  §.  120,  2.  312.   A.  1  u.  s.  w.    Bei  den  Kiinstlern 


[86]  Cultusbilder.  65 

schwankt  daher  die  Bezeichnung  Toreut  zwischen  caelator  oder  Giselirer 
und  Goldelfenbeinkiinstler ,  Meister  von  Golossen ,  wie  z.  B.  in  den  Ver- 
zeichnissen  §.  112.  124.  196.  Man  wird  nicht  Statuen  in  Marraor  und 
in  Erzguss  (sculptura  und  statuaria)  oder  beide  und  Glyphik  (in  Edel- 
steinen)  oder  anaglypha  und  Gameen  unter  denselben  Namen  vereinigen 
wollen:  warum  also  in  Widerspruch  mit  einem  bei  den  Alten  unendlich 
verbreiteten  Sprachgebrauch  Toreutik  und  Goldelfenbeinarbeit  ?] 

4.  Eherne  Gultusbilder  z.  B.  der  Apollon  Philesios  des  Kanachos 
im  Didymaeon,  die  §.  83,  3  erwahnte  Demeter  des  Onatas  u.  a. 

86.     Die  Darstellung    der    Gotter    selbst   geht    in    dieser  1 
Periode  durchaus   von   einem  fromrnen,    von  Ehrfurcht    und 
Scheu   vor  der  Gottheit   durchdrungenen  Gemuthe   aus.     Die  2 
Gottheiten    werden    gern   thronend   (SV&QOVOI)    oder    in   ruhi- 
gem,  festem  Stande  dargestellt ;  sinnlicher  Liebreiz  wird  noch 
bei  keiner  hervorgehoben ;   wie   die  Glieder  gewaltige  Kraft : 
so  zeigen   die  Mienen   einen   starren    und  unbewegten  Ernst. 
Golossalbildern  werden  sehr  haufig  kleinere  Figuren  untergeord-  3 
neter  Gottheiten,  die  ihren  Gharakter  bezeichnen,  oder  heilige 
Thiere  auf  die  ausgestreckte  Hand  gestellt. 

2.  3.  Vgl.  unten  die  einzelnen  Gotter  im  zweiten  Haupttheil.  Haupt- 
beispiele  sind  der  Delische  Apollon  des  Tektaeos  und  Angelion 
rait  den  Ghariten  auf  der  Hand  (Plutarch  de  mus.  14.  Paus.  IX,  35,  1), 
wiederei^annt  in  der  Gemme  G.  M.  33,  474;  auch  auf  dem  M.  von  Athen, 
Combe  N.  M.  Br.  7,  9.  Pellerin  Med.  des  peuples  pi.  23,  19.  M.  Hunter. 
11,  14.  [Sestini  Descr.  d'alc.  med.  Gr.  del  Princ.  di  Danimarca  Fir.  1821. 
tav.  2.  n.  6.]  vgl.  des  Verf.  Dorier  I.  S.  353,  unten  §.  359,  5.  [Die  Hera 
des  Pythodoros  mit  den  Sirenen,  der  Zeus  des  Phidias  mit  der  Nike  auf 
der  Hand.]  Dann  der  Apollon  Philesios  als  Tempelbild  im  Didymaeon 
aufgestellt  (so  sieht  man  ihn  auf  den  Miinzen),  von  Kanachos  nach  der 
Pliinderung  und  Anziindung  des  Hieron  01.  71 ,  1  (wobei  der  Erzcoloss 
gewiss  nicht  ausgedauert  hatte)  und  vor  75,  2  (wo  ihn  Xerxes  fortfuhrte) 
gearbeitet  —  in  steifer  Stellung,  sebr  musculos  und  vierschrotig ,  auf  der 
ausgestreckten  R.  ein  Hirschkalb,  in  der  gesenkteren  L.  einen  Bogen 
haltend.  (Von  dem  Hirscb  auf  der  Hand  ist  der  automatisch  gearbeitete 
cervus,  besser  corvus,  bei  Plin.  XXXIV,  19,  14  zu  unterscheiden.)  [Der 
cervus  aller  Handschriften  wird  vertheidigt  von  Soldan  Zeitschr.  f.  A.  W. 
1S41.  S.  579 — 83  (welcher  den  jungeren  Kanachos  ohne'  Grund  in  Frage 
bringt)  und  von  Jan  Jen.  L.  Z.  1838.  Febr.  S.  254  f.  Dieser  von  dem 
Standbild  der  Inschriften  verschiedene  Apollon,  mit  dem  der  desselben  Kana- 
chos in  Theben  nach  Paus.  IX,  10,  2  genau  ubereinstimmte,  kam  -in  der 
Stellung  der  Hindin  vor  dem  Gott  iiberein  mit  dem  zu  Delphi  bei 

O.  Miiller 's  Archneologie.    4.  Aufl.  5 


66  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [87] 

Paus.  X,  13,  3,  auf  einem  geschn.  St.  in  den  D.  A.  K.  I.  Tf.  15.  n.  61, 
und  so  wird  zugleich  die  Art  des  Automats  und  das  Motiv  es  anzubringen, 
was  auch  spater  geschehen  sein  kann,  Mar.]  Die  Gesichtsziige  streng  und 
archaistisch  (§.  94),  die  Haare  gescheitelt,  mit  Drahtlockchen  iiber  der 
Stirn.  Zusammenzusetzen  aus  den  Milesischen  Miinzen  (Seleukos  Nikator 
gab  das  Bild  zuriick),  der  Bronze  im  Brit.  Mus.  Specimens  of  ancient 
sculpture  pi.  12,  dem  Kopfe  ebenda  Spec.  pi.  5,  und  manchen  Marmor- 
bildern  (Bonus  Eventus).  Voelkel  in  Welcker's  Zeitschr.  I,  1.  S.  162. 
Schorn's  Kunstbl.  1821.  N.  16.  D.  A.  K.  4,  19—23.  [vgl.  die  Statue  des 
Mus.  Chiaramonti  in  Gerhards  Ant.  Bildw.  I,  11.  Eckhel  D.  N.  II.  p.  531.] 


c.     Ehrenbildsaulen  (nv 

1  87.     Die  Athletenbilder,    welche   die  Kunst  auf  das 
Leben  hinwiesen,  beginnen  nach  den  vorhandenen  Nachrichten 
mit  Olymp.  58,  aber  werden  sogleich  sehr  zahlreich  und  be- 

2  schaftigen  die  vorziiglichsten  Kiinstler.     Obgleich  in  der  Regel 
keineswegs  eigentliche  Portratstatuen,  waren  sie  doch  bestimmt, 
die  korperliche  Tiichtigkeit  und  Ausbildung   der  Athleten  im 

3  Andenken  zu  erhalten;   sie  deuteten  oft.  auch  durch  Stellung 
und  Bewegung  die    eigenthumliche  Kunst   des  Kampfers  an. 
Zur  Menschenfigur  gesellt  sich  in  diesen  Anathemen  das  Ross. 

1.  Paus.  VI,  18,  5   nennt   als  die  ersten  nach  Olympia  geweihten 
Athleten:   Praxidamas  von  Aegina  01.  58  (von  Gypressen),  RheriHios  von 
Opus  01.  61  (von  Feigenholz).    Also  ist  Eutelidas  Statue  (Paus.  VI,  15,  4, 
sicher   jiinger   als  01.  58.     Aelter   war   indessen   doch   die   alterthumlich 
steife  Bildsaule  (01.  53)  des  Arrhachion  von  Phigalia,   der   als  Todter  zu 
Olympia  gekranzt  worden    war.     Sehr   alterthumlich    war    noch    die    um 
01.  65   von  Dameas   fur  Olympia   gearbeitete  Statue   des   grossen  Milon, 
mit  geschlossenen  Fiissen,  und  sehr  steif  gebildeter  Hand  (Philostr.  Apoll. 
Tyan.  IV,  28),    aus  deren  Haltung  das  Marchen  bei  Paus.  VI,  14,  2    am 
Encle,  entstanden  zu  sein  scheint. 

2.  Olympiae  omnium  qui  vicissent  statuas  dicari  mos  erat.  Eorum 
vero  qui  ter  ibi  superavissent,   ex  membris  ipsorum  similitudine  expressa, 
quas  iconic  as  vocant,  Plin.  XXXIV,  9. 

3.  Glaukos   der  Karystier,    ausgezeichnet    in    den  Handbewegungen 
des  Faustkampfs,  war  von  Glaukias  von  Aegina  praeludirend  (tfxm^a^oo?;) 
dargestellt.    Paus.  VI,  10,  1.      Diagoras    und    seine  Familie    erhoben    die 
Rechte  betend,    und  hielten  die  Linke  zum  Faustkampfe    und  Pankration 
bereit.  .  Schol.  Pind.  0.  7,  in.  und  vgl.  Nepos  Chabrias  1  (mit  Beseitigung 
des  Anachronismus).     Xenoph.  Memor.  Ill,  10.   "On  psv,  £<pr},  «  Kteircov, 


[88,  89J  Ehrenbilclsaulen.  67 

odholov?  (vgl.  Sympos.  2,  17)  notel?  dgofiels  TS  y.a.1  nctlai6Tu$  xort   TTUX- 


88.  Ausser  diesen  Siegern  in  heiligen  Wettkampfen  wa- 
ren  Bildsaulen  von  Individuen  in  dieser  Zeit  noch  sehr  sel- 
ten  ;  ihre  Weihung  setzt  immer  ganz  besondere  Veranlassungen 
voraus;  das  %cdxovv  viva  arrjacu  war  zuerst  eine  fast 


Dies  gilt  von  den  Bildern  der  Argiver  Kleobis  und  Biton  in  Delphi, 
Herod.  1  ,  31  ,  gegen  01.  50;  [des  Bathyllos  von  Polykrates  in  Samos  ge- 
weiht,  §.  96.  N.  17,  wenn  nicht  die  Worte:  qua  nihil  videor  effectius 
cognovisse,  Verdacht  erregten,  dass  im  Heraeon  einem  reizenden  und 
lebensvoll  ausgefiihrten  Erzbild  spaterer  Zeit  eine  falsche  Inschrift  gegeben 
worden  sei]  der  Freiheitshelden  Harmodios  und  Aristogeiton  von  Athen 
(die  ersten  machte  Antenor  67,  4,  die  zweiten  Kritios  01.  75,  4.  Boeckh 
C.  I.  II.  p.  320.  340.  Stackelberg  Graber,  Vign.  S.  33.  Welcker  Rhein. 
Mus.  IV.  S.  472.  M.  Hunter,  tab.  9.  n.  4.  [R.  Rochette  sur  le  torse  du 
Belvedere  p.  29.  Suppl.  au  catal.  des  artistes  .  p.  204]  ;  der  Phokeischen 
Heerfuhrer  in  dem  furchtbaren  Kriege  gegen  die  Thessaler,  Werken  des 
Aristomedon  gegen  01.  74.  Paus.  X,  1,  4;  auch  den  sldmHois  der  im 
Kriege  gefallnen  Fiirsten  Sparta's,  Herod.  VI,  58.  Hipponax  Bild  (§.  82) 
war  nichts  weniger  als  ein  Ehrenbild.  Vgl.  §.  420,  1.  Koehler  iiber  die 
Ehre  der  Bildsaulen,  Schriften  der  Miinchner  Akademie  Bd.  VI.  S.  67. 
Hirt  Schr.  der  Berl.  Akad.  1814.  15.  Hist.  Gl.  S.  6.  Boeckh  G.  I.  I. 
p.  18  sq.  872  sq.  (zur  Sigeischen  Inschrift). 


d.   Mythologische  Figuren  als  Weihgeschenke  (UVK 

89.     Viel  haufigere  Weihgeschenke   waren  jetzt  Figuren  1 
oder  auch  ganze  Gruppen,    meist  von  Erz,    aus    der  Gotter- 
tind  Heroensage.      Zur  Erinnerung  an  die  fruher  allgemeine  2 
Art  der  Weihgeschenke   (§.  78)   werden   auch  mitunter  Sta- 
tuen  unter  Dreifiisse  gestellt,    die  ihnen  als  Einfassung  und 
Dach  dienen.     Die  Mythologie   wird  in  diesen  Weihgeschen-  3 
ken  auf  eine  ganz  ahnliche  Weise,  wie  in  der  Lyrik  und  von 
Aeschylos  im  Drama,    gebraucht,    um    der  Gegenwart   eine 
hohere  Bedeutung  zu  verleihen. 

2.  Dreifiisse  in  Amyklae  von  Kallon  und  Gitiadas  mit  Gottinnen 
darunter,  Paus.  Ill,  18.  Vgl.  Amalthea  III.  S.  30  f.  Noch  die  Weihge- 
schenke fur  den  Perserkrieg  u.  die  Siege  der  Sicil.  Tyrannen  iiber  Karthago 
waren  zum  grossen  Theil  Dreifiisse.  Ebd.  S.  27. 


68  Griechische  Kunstgesch.     Per.  II.  [90J 

3.  Die  Phokeer  weihten,  fur  den  Sieg  iiber  die  Thessaler  am  Parnass, 
den  Dreifussraub  des  Herakles:  Leto,  Artemis,  Apollon  auf  der  einen 
Seite,  Herakles,  Athena  gegeniiber.  Die  Idee  dabei  war,  die  Phokeer  als 
Beschirmer  des  Delphischen  Dreifusses  darzustellen ;  die  Thessaler-Fursten 
war.en  Herakliden,  ihr  Feldgeschrei  Athena  Itonia.  Die  Meister  waren 
Ghionis,  Diyllos,  Amyklaeos.  Herod.  VIII,  27.  Paus  X,  13,  4.  vgl.  X,  1,  4. 
—  Ein  Sieg  Tarents  iiber  die  Peuketier  wird  durch  eine  Gruppe  des  Onatas 
gefeiert,  worin  Taras  und  Phalanthos.  Paus.  X,  13,  5. 


e.     Te  mpelsculpturen. 

1  90.     Auf  eine  ahnliche  Weise  wurden  mythologische  Grup- 
pen  fiir  die  in  dieser  Periode  gewohnlich  gewordene  Ausschmu- 
ckung  der  Tern  pel   durch  Steinbildwerke ,   in  den  Metopen, 
an   dem  Friese,    auf  den  Giebeln  und  Akroterien,    gewahlt, 
indem  auch  hier  Alles  in  Bezug  gesetzt   wurde   auf  die  Gott- 

2  heit,    die    Weihenden,    die    Umstande    der    Weihung.      Zwei 
Werke  der  architektonischen  Sculptur  bezeichnen  ziemlich  die 
Grenzen    dieser    Periode,    die    Selinuntischen    Metopenreliefs 

3  und  die  Aeginetischen  Giebelstatuen.    Von  diesen  sind  die  letz- 
tern  besonders  geeignet,    auch  jene  Kunst   in  der  Wahl  und 
Behandlung    des    mythologischen    Gegenstandes    deutlich    zu 
machen. 

2.  Die  auf  der  Burg  von  Selinus  bei  dem  mittlern  Tempel  im 
J.  1823  von  W.  Harris  und  Sam.  Angell  entdeckten  und  zusammenge- 
setzten,  in  Palermo  aufbewahrten  Met  open -Tafeln  (4  F.  9J/3  Z.  X  3  F. 
6V2  Z.)  aus  Kalktuff  sind  mit  Reliefs  geschmiickt,  welche  bemalt  waren, 
und  die  Kunst  noch  ganz  in  ihrer  Kindheit  zeigen  (etwa  um  01.  50  [oder 
5 — 10  01.  friiher]).  a.  Herakles  nackt  (die  Lowenhaut  wohl  von  ver- 
goldeter  Bronze)  die  Kerkopen  tragend.  b.  Perseus  mit  dem  Hute  (xwy) 
des  Hermes  (vgl.  die  Miinzen  von  Aenos,  Mionnet  Descr.  PL  49,  3)  und 
den  Fliigelschuhen ,  Athena  in  Peplos,  Medusa  mit  dem  Pegasos.  Bedeu- 
tend  spater  ist  das  eben  daher  stammende  Relief  mit  dem  Viergespann, 
so  wie  die  Metopen-Reliefs  von  dem  mittlern  Tempel  der  Unterstadt,  ob- 
gleich  diese,  welche  eine  einen  Helden  oder  Giganten  niederstossende  Gottin, 
und  den  Torso  eines  sterbenden  Kampfers  zeigen,  besonders  der  letzte, 
in  einem  alterthumlich  harten  Style  gearbeitet  sind,  der  etwa  dem  Ende 
dieser  Periode  angehort.  Vgl.  §.  119.  Beide  Tempel  batten  nur  an  der 
Ostfronte  Metopen. 

P.  Pisani  Memorie  sulle  opere  di  scultura  in  Selinunte  scoperte. 
Palermo  1823.  V.  Klenze  im  Kunstblatt  1824.  N.  8.  vgl.  N.  28.  39. 69.  78. 1825. 


[90]  Tempelsculpturen.  69 

N.  45.  1826.  N.  98.  Boettiger's  Amalthea  III.  S.  307  ff.  Sculptured  Me- 
topes discovered  amongst  the  ruins  of  Selinus  —  descr.  by  S.  Angell  and 
Th.  Evans.1 1826  f.  Hittorff  Archit.  ant.  de  la  Sicile  pi.  24.  25.  49.  (Fr. 
Inghirami)  Osservazioni  sulle  antich.  di  Selinunte  illustr.  del  S.  P.  Pisani 
1825.  Monum.  Etruschi  Ser.  VI.  t.  v.  5.  Thiersch  Epoclien  S.  404  ff. 
Tf.  1  (mit  Zeiclmungen  von  Klenze).  R.  Rochette  Journ.  des  Sav.  1829. 
p.  387.  Broensted  Voy.  en  Grece  II.  p.  149.  D.  A.  K.  Tf.  4,  24.  5,  25-27. 

Von  den  Metopen  des  Ternpels  von  Paestum  (s.  §.  80.  II,  4),  deren 
Styl  den  Aeginetischen  Bildwerken  verwandt ,  ist  nur  wenig  (Phrixos  auf 
dem  Widder)  zu  erkennen;  die  zu  Assos  (§.  255,  2)  sind  noch  nicht 
hinlanglich  bekannt. 

3.  Die  Aeginetischen  Bildwerke,  1811  von  mehrern  Deutschen, 
Danen  mid  Englandern  (Broendsted,  Koes,  Gockerell,  Foster,  von  Haller, 
Linkh,  von  Stackelberg)  gefunden,  sind  von  Thorwaldsen  restaurirt  und 
nach  Munchen  (Glyptothek  n.  55 — 78)  gebracht  worden.  Sie  bildeten  zwei 
einander  entsprechende  Gruppen  in  den  Giebelfeldern  des  Minerventempels 
(§.  80),  wovon  die  westliche  vollstandiger ,  die  ostlichen  Figuren  aber 
grosser  und  besser  gearbeitet  sind.  Athena  leitet  die  Kampfe  der  Aeakiden 
oder  Aeginetischen  Helden  gegen  Troja,  im  W.  den  Kampf  um  Patroklos 
Leichnam  (nach  Andern,  um  Achilleus,  s.  Welcker,  Rhein.  M.  Ill,  1.  S.  50), 
in  0.  um  Oikles,  der  als  Streitgenoss  des  Herakles  gegen  Laomedon  von 
den  Troern  erschlagen  wurde  (vgl.  Gott.  G.  A.  1832.  S.  1139).  Herakles 
steht  in  0.  zum  Aeakiden  Telamon  im  Verhaltniss  des  Bogenschiitzen  zum 
Schwerbewaffneten  (vgl.  Pind.  I.  V,  27,  auch  Eurip.  Ras.  Herakl.  158), 
wie  Teukros  zu  Aias  in  W.  j  Gostiim  und  Gestalt  des  Herakles  entspricht 
der  auf  den  Thasischen  Miinzen.  Wie  die  Aeakiden  hier  die  Barbaren 
Asiens  schlagen,  und  ihre  Landsleute  aus  grosser  Noth  retten,  so  batten 
sie  neuerlich  bei  Salamis,  dem  Glauben  nach,  mitgefochten  (Herod.  VIII, 
64  A.),  und  ihre  Nachkommen,  die  Aegineten,  zur  Rettung  von  Hellas 
das  Ihrige  beigetragen.  Auf  diese  Parajlele  [?]  deutet  besonders  das  Per- 
sische  Bogenschutzen-Costum  des  Paris,  der  Lederhabit,  die  gebogene 
Mutze  u.  Andres  (Herod.  I,  71.  V,  49.  VII,  61).  Vase  in  altem  Styl,  wie 
Manier,  Bewaffnung  von  Helden,  darunter  einer  dem  Paris  sehr  ahnlich, 
M.  Pourtales  pi.  8,  auch  in  Stackelbergs  Grabern  Tf.  10.  Darnach  ge- 
horen  die  Gruppen  sicher  in  01.  75  ff.  [?j.  Dem  Marmor  war  vergoldete 
Bronze  angefugt  (viele  Locher  lassen  den  Platz  von  Waffenstiicken  er- 
rathen),  auch  die  Locken  zum  Theil  aus  Draht  angesetzt.  Spuren  von 
Farbe  an  Waffen,  Kleidern,  Augapfeln,  Lippen,  nicht  am  Fleische.  Die 
Anordnung  der  Gruppen  ist  einfach  und  regelmassig  [architektonisch- 
symmetrischj ;  vom  Styl  der  Arbeit  §.  92.  Auf  den  Akroterien  standen 
weibliche  Figuren  jn  alterthiimlicher  Draperie  und  Haltung  (Moeren* 
Niken.  Keren?). 


70  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [90*J 

Wagner's  Bericht  iiber  die  aegin.  Bildw.  mit  kunstgeschichtl.  Anm. 
von  Schelling  von  1817.  Hirt  in  Wolf's  Analekten  H.  III.  S.  167  (wo  fur 
Erklarung  und  Zeitbestimmung  das  Meiste  geleistet).  [vgl.  Getting.  Anz. 
1818.  St.  115  ff.]  Gockerell  §.  80.  Anm.  II,  c.  Leake  Morea  II.  p.  467. 
Thiersch  Amalthea  I.  S.  137  ff.  Goethe's  Kunst  u.  Alterthum  III.  S.  116  ff. 
D.  A.  K.  Tf.  6—8.  B.  Edw.  Lyon  Outlines  of  the  Egina  Marbles.  Liver- 
pool 1829. 

[90*.  Wiirdig  neben  den  Statuen  von  Aegina  zu  ste- 
hen  sind  die  Reliefe  des  alteren  grossen  Denkmals  von  Xan- 
thos  in  Lykien,  das  nicht  nach  der  Einnahme  der  Stadt 
durch  Harpagos  01.  58,  3,  ungefahr  die  Zeit,  in  welcher  jene 
entstanden  sein  mochten,  errichtet  sein  kann.  Denn  bei  dieser 
gingen  alle  Xanthier  bis  auf  die  abwesenden  Familienvater 
unter  (Herod.  I,  176),  und  nachher  als  Lykien  tributpflich- 
tig  war  und,  bei  eigner  Verwaltung  der  Stadt e  und  vermuth- 
lich  schon  damals  einer  Confederation,  doch  einen  Persischen 
Agenten  in  der  Hauptstadt  Xanthos  hatte,  wurde  ein  so 
ansehnliches  Grabmal  gewiss  keinem  der  Unterworfnen  erbaut. 
Auch  lasst  bei  aller  Verschiedenheit  der  Figuren  der  alterthum- 
lich  strenge,  doch  schon  von  Anmuth  leis  umflossene  Styl, 
die  bewundernswiirdige  Einfalt,  Wahrheit  und  bereits  erwor- 
bene  Sicherheit  und  Feinheit  der  Arbeit  mit  Wahrscheinlichkeit 
annehmen,  dass  das  Lykische  Werk  ungefahr  in  der  gleichen 
Zeit  entstanden  sei,  als  das  andre  in  Aegina :  ob  aus  einhei- 
mischer  Schule  oder  unter  dem  Einfluss  der  zur  Zeit  hoch- 
beruhmten  Werkstatte  von  Chios  oder  der  Schiller  des  Dipoe- 
nos  und  Sky  His,  dies  wird  nie  auszumachen  sein.  Auf  die- 
ser Stufe  kann  die  Kunst,  wie  das  neuere  Italien  lehrt,  auf 
den  verschiedensten  Punkten,  bei  geringer  Verbindung  unter 
einander  von  innen  heraus/die  wunderbare  Uebereinstimmung 
entwickeln,  worm  wir  diese  Lykisch-Griechischen  Werke  mit 
den  sonsther  bekannten  Griechischen  Denknmlern  erblicken. 
Wie  weit  stehen  hinter  diesem  Denkmal  die  Friesstucke  von 
Assos  zuriick. 

Hr.  Karl  Fellows,  dem  wir  die  iiberraschende  Erweiterung  der 
Kunstgeschichte  durch  das  Lykische  Alterthum  verdanken,  fiir  dessen  im 
Lande  gesammelte  und  dem  Nationalmuseum  geschenkte  Denkmaler  dieses 
ein  besondres  grosses  Gebaude  errichtet  hat,  machte  diese  Entdeckung 
auf  seiner  ersten  Reise  1838.  The  Xanthian  Marbles,  their  acquisition 
cet.  L.  1843.  Abbildung  der  Reliefe  s.  in  Fellows  Journal  written  during 


[90*]  Tempelsculpturen.  71 

an  excursion  in  Asia  Minor  L.  1839.  p.  231  und  eine  bessere  in  seinem 
Account  of  discoveries  in  Lycia  L.  1841.  p.  170,  wiederholt  in  Gerhards 
Archaeologischer  Zeitung  1843.  Tf.  4.  S.  49,  noch  sehr  berichtigt  und 
verbessert  M.  d.  I.  IV.  tv.  3,  womit  zu  verbinden  die  sehr  eindringende 
Beschreibung  und  Erklarung  von  E.  Braun  Ann.  XVI,  p.  133.  Bull.  1845. 
p.  14  und  .im  N.  Rhein.  Mus.  1844.  S.  481—490.  vgl.  Gerhard  Archaeol. 
Zeit.  1845.  S.  69.  Das  Grabmal  ist,  wie  noch  vier  andre,  meist  in  Xan- 
thos  selbst  gefunden,  ein  viereckter  Thurm  aus  Kalkstein  in  einem  einzigen 
Stiicke  auf  einer  Basis,  so  dass  der  Fries  iiber  20  F.  vom  Boden  war, 
iiber  dem  Fries  ein  starker  Karniess  mit  Abacus  darauf.  Die  Figuren 
sind  ungefahr  wie  am  Fries  des  Parthenon,  3  F.  6  Z.  hoch,  und  vertheilt 
auf  je  drei  weissen  Marmorplatten  auf  jeder  Seite ;  die  Ost-  und  Westseite 
8  F.  4  Z. ,  die  beiden  andern  etwas  weniger  lang.  M.  d.  I.  IV.  tv.  2. 
Auf  der  westlichen  als  der  Hauptseite  ist  der  Fries  durch  eine  kleine 
Thuroffnung,  woriiber  eine  saugende  Kuh,  wie  iiber  einer  ahnlichen  (Fel- 
lows Asia  M.  p.  226)  ein  Lowe  ist,  durchbrochen ;  diese  Thure  fiihrt  in 
eine  achthalb  Fuss  hohe  Rammer  und  ist  sehr  unbequem  um  einzusteigen, 
wohl  eher  zum  Hineinschieben  ernes  Aschenkastens  oder  von  Spenden 
bestimmt.  Diese  Einrichtung  hat  Aehnlichkeit  mit  dem  Grabe  des  Kyros 
§.  245.  A.  2.  Die  Kunst  hingegen  erscheint  nicht  nur  im  Ganzen  rein 
Griechisch,  sondern  es  treffen  noch  iiberraschender  einzelne  Figuren  iiberein, 
die  thronenden  Gottinnen  mit  der  Leukothea  Albani,  von  der  darum  ein 
Abguss  genommen  und  neben  der  Grabkammer  aufgestellt  worden  ist, 
nach  dem  Anzug  uberhaupt  die  weiblichen  Figuren  mit  der  den  Wagen 
besteigenden  Gottin  und  der  gewappnete  Mann  mit  dem  Aristion  der  Stele 
in  Athen  (§.  96.  n.  19).  Um  so  auffallender  ist  das  Fremdartige,  Eigen- 
thumliche  in  den  dargestellten  Religionsgebrauchen,  Gottern  und  deren 
Attributen.  Die  Gompositionen  der  vier  Seiten  sind  deutlich  in  einheitlichem 
Zusammenhang  und  engerm  Bezug  unter  einander.  Auf  der  Seite  mit  der 
Grabespforte  sind  allerdings  Demeter  und  Kora,  jene  mit  einer  Patera,  die 
jungere  Figur  mit  Granat-Frucht  und  Bliithe,  nebst  den  drei  Horen  oder 
Ghariten,  die  mittleren  mit  Granat-Apfel-  und  Bliithe,  die  hintere  mit 
einem  Ei,  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  zu  erkennen;  und  da  auf  den 
drei  andern  Seiten  die  Mitte  eingenommen  wird  von  drei  thronenden 
Gottern,  mit  Staben,  in  weiten  Aermelgewandern  und  Manteln,  zwei  bartig, 
der  dritte  ohne  Bart  ohne  jiinger  zu  sein,  so  dringt  sich  der  Gedanke  an 
die  drei  Zeus  von  selbst  auf  (nur  dass  dann  Poseidon  nicht  aus  diesem 
Bezug  heraus  auch  mit  der  Demeter  als  Phytalmios  insbesondere  zu  ver- 
binden ist),  Doch  wird  diese  Annahme  durch  ein  dem  Baren  am  meisten 
ahnliches  Thier  unter  dem  Stuhl  des  einen,  einen  Triton  als  Ornament 
unter  der  Stuhllehne  und  eine  Granatblume  in  der  Hand  des  andern  und 
Granatapfel  in  beiden  Handen  des  dritten  nicht  unterstutzt.  Diesen  drei 
Gottern  scheint  eine  Familie  Geschenke  zu  weihen,  der  geharnischte  Mann 


72  Griechische  Kunstgesch.     Per.  II.  [91] 

semen  Helm,  die  Frau  eine  Taube,  ein  Kind  einen  Hahn  und  einen  Granat- 
apfel.  Dies  Kind  ist  auf  der  andern  breiteren,  der  mit  der  Thiire  und 
den  zwei  Gottinnen  gegeniiber  liegenden  Seite,  welche  an  den  Enden  noch 
zwei  und  eine  stehende,  gleich  den  Horen  gegeniiber  untergeordnete  Figuren 
hat,  wogegen  die  Enden  der  zwei  schmaleren  Seiten  von  vier  sehr  schonen 
madchenraubenden  Harpyien  eingenommen  werden.  So  passend  und  ver- 
standlich  bei  einer  Grabvorstellung  dies  Beiwerk  ist,  worauf  man  anfangs 
auf  mancherlei  Weise  spielend  die  Figuren  der  Hauptvorstellung  bezog, 
so  wenig  lasst  diese  selbst  sich  im  Besondern  und  aus  den  kiinstlich  her- 
beizuziehenden,  meist  selbst  seltenen  oder  nach  ihren  Beziigen,  nach  Zeit 
und  Ort  mehrdeutigen  und  vollig  zusammenhangslosen  Einzelheiten  ein- 
heimischer  Griechischer  Mythologie  und  Symbolik  bestimmter  erklaren. 
Von  farbigen  Ornamenten  erkennt  man  Spuren  ausser  dem  Blau  des 
Grundes  in  der  rothen  Helmspitze  und  dass  die  Leisten  der  Plinthen  und 
an  den  Thronen  bei  ihrem  niedrigern  Relief  bemalt  gewesen  sind. 

Proben  weit  fruherer  Kunst  und  in  rauherem  Stein  aus  Xanthos 
sind  in  London  eine  Stele  mit  zwei  Lowen  darauf,  mehrere  Thiere  aus  einer 
zur  Zeit  der  RSmer  gebauten  Mauer,  zum  Theil  abgebildet  Lycia  p.  174. 
Sehr  alt  sind  auch  Stiicke  eines  Frieses  ahnlich  dem  von  Assos,  ein  Bar, 
ein  Hirch,  ein  Lowe  einen  Hirsch  zerfleischend ,  ein  laufender  Satyr  mit 
einem  Baumzweig;  ein  schmalerer  Fries  mit  fechtenden  Hahnen  und  andern 
Vogeln,  vier  gefliigelte  Sphinxe  von  einem  Grab  und  eine  kauernde  Sphinx 
von  vollendeter  Arbeit  im  strengen  Styl  u.  s.  w.  Lowe  und  Stier  sind 
vorherrschende  Gegenstande  in  der  Lykischen  Sculptur  (Lycia  p.  173),  und 
Lowen  sollen  noch  in  den  Lykischen  Bergen  leben  (p.  182).  Uebrigens 
sind  alle  Monumente  des  neuen  Lykischen  Museums  aus  Xanthos;  von 
andern  Stiidten,  Tlos,  Telmessos,  Pinara,  Myra,  Kadyanda,  hat  Hr.  Fellows 
nur  Zeichnungen  und  einige  Abgiisse  mitgebracht.J 


f.     Styl  der  bildenden  Kunst. 

1  91.     So  wenig  zu  erwarten  ist,  dass  in  einer  Zeit  eines 
so  angestrengten  Strebens,   bei  der  grossen  Ausdehming  des 
Kunstbetriebs,  dem  verschiedenen  Stammcharakter  der  Dorier 
und    lonier ,    dem    Mangel    eines    Mittelpunkts ,    die    Kunst 
tiberall  auf  gleiche  Weise  fortgeschritten  sei :  so  bemerkt  man 
doch  gewisse ,  durchgangige   und  in   dem  Gange   der  Helleni- 
schen  Kunstentwickelung  mit  Nothwendigkeit  gegebene  Veran- 

2  derungen.     Sie  bestehen  hauptsachlich  darin,  dass  die  Formen 
aus  der  ursprunglichen  unbezeichnenden  Roheit  in  ein  Ueber- 
maass  der  Bezeichnung,  einerseits  von  Kraft,  Energie,  Tuch- 
tigkeit,  andererseits  von  Zierlichkeit,  welche  fur  diese  Zeit  die 


[92J  Styl  der  bildenden  Kunst.  73 

Anmuth  vertreten  musste,  iibergehen.    Die  dieser  Richtung  an-  3 
gehorenden   Bildwerke    nennt    man    »im    altgriechischen 
Style  «    gearbeitet:    wofiir   friiher    missbrauchlich   immer   der 
Etruskische  genannt  wurde. 

3.  Nach  Winckelmann  erkannte  das  richtige  Verhaltniss  dieser  Style 
noch  deutlicher  L.  Lanzi  Notizie  della  scultura  degli  antichi  e  del  van 
suoi  stili  (Sec.  ed.  1824.  Deutsch  von  Lange.  L.  1816).  c.  2.  dello  stilo 
Etrusco.  [Zoega  Bassir.  II.  p.  57.  de  Obel.  p.  222,  von  dem  auch  der 
bezeichnende  Name  hieratisch  herruhrt.] 

92.     Die  Formen  des  Korpers   sind   an  diesen  Bildwer-  1 
ken  ubermassig  muskulos  ;  Gelenke,  Sehnen  sehr  stark  hervor- 
gehoben,  und  eben  dadurch  alle  Umrisse  hart  und  schneidend. 
Solche  Harte    wird    in    hohem    Maasse    von    Kallon,    schon  2 
weniger  von  Kanachos   ausgesagt,   aber   auch  dem  Styl  der 
Attischen  Meister  um  01.  75  noch  zu  scharfe  Muskelbezeich- 
nung   vorgeworfen.     Indess    fiihrte    grade    diese  Strenge   der  3 
Zeichnung  zu  der  Naturwahrheit,  welche  an  den  Aeginetischen 
Statuen,   in  den  meisten  Stiicken,   so   sehr  bewundert  wird. 

-  Mit   dieser  Kraftigkeit  der  Zeichnung   verbinden   sich  ge-  4 
wohnlich  kurze  und  gedrungene  Proportionen  ,   obgleich  auch 
ein  ubermassiges  in  die  Lange  Ziehen  der  Figuren  nicht  selten, 
doch  mehr  in  Malereien  als  Sculpturen,   gefunden  wird.  — 
Die  Bewegungen  haben   oft   etwas  Gewaltsames  (was  durch  5 
die  haufige  Darstellung  mythologischer  Kampfscenen  sehr  be- 
giinstigt   wird),    aber   auch  bei  grosser  Lebendigkeit  immer 
eine  gewisse  Steifheit,  etwas  Schroffes-  und  Eckiges. 

2.  Duriora  et  Tuscanicis  proxima  Gallon  atque  Hegesias,  Quintil. 
Inst.  XII,  10.  Ganachi  rigidiora  quam  ut  imitentur  veritatem,  Gic.  Brut. 


18,  70.  Ola.  TK  rrjs  ncc^caocs  egyaoiKS  IGTL  *Hyr]Giov  nctl  TCOV 
KQITLKV  TOV  NrjsicaTrjv,  a.n^GfpLy^.svK  (adstricta)  Y.KL  v^vQcodrj 
nod  axQifitof  KTtoTSTKftsvct  ratg  yQa^fjcds,  Lukian  praec.  rhet.  9.  Demetr. 
de  elocut.  §.  14  sagt,  der  altere  rhetorische  Styl  sei  unperiodisch  ,  aber 
wie  die  alten  aycxlfjittTct,  deren  rs^vrj  GVGrolrj  nai 


3.  In  den  Aeginetischen  Statuen  verbindet  sich  mit  einer 
Naturwahrheit,  die  in  Erstaunen  versetzt,  manche  Sonderbarkeit  ,  wie  das 
starke  Angeben  des  Brustknorpels,  die  eigene  Abtheihing  des  musculus 
rectus,  und  die  spitze  Form  auch  stark  gebogner  Kniee.  Wagner  (§.  90) 
S.  96.  —  Gleiches  Verdienst  der  Naturtreue  scheint  der  um  01.  64  aufge- 


74  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [93,  94] 


stellte  Hermes  ayoQulos  gehabt  zu  haben,   noch  in  Lukian's  Zeit  (Zeus 
Tragod.  33)  ein  Studium  der  Erzgiesser.    Wiener  Jahrb.  XXXVIII.  S.  282. 

4.  Kurze  Proportionen  besonders  in  den  SelinuntischenMetopen 
(deren  Zeichnung  auch  durch  das  Bestreben,  jeden  Korpertheil  in  mog- 
lichster  Breite  zu  zeigen,  bestimmt  wird).  In  den  Aeginetischen 
Statuen  sind  die  Kopfe,  besonders  in  den  untern  Theilen,  gross,  die  Brust 
lang  und  breit,  der  Leib  verhaltnissmassig  kurz,  die  Schenkel  kurz  gegen 
die  Schienbeine.  Andre  Beispiele  kurzer  Proporlionen  §.  96.  N.  4.  5.  6.  10. 
12.  16.  19.  Vgl.  §.  99.  N.  1.  2.  3.  6.  Beispiele  der  schlanken  §.  96.  N.  20. 
21.  23.  Vgl.  §.  99.  N.  4.  5,  auch  9.  10. 

1  93.     Jene   alterthiimliche  Zierlichkeit  aber  zeigt  sich  in 
den  sauber  und  regelmassig  gefaltelten  Gewandern  (vgl.  §.  69); 

2  den  zierlich  geflochtenen  oder  drahtformig  gelockten  und  sym- 

3  metrisch  angeordneten  Haaren;   dann  in  der  eignen  Haltung 
der  Finger,  die  beim  Anfassen  von  Sceptern,  Staben  u.  dergl., 
an  weiblichen  Figuren  auch  beim  Aufnehmen  der  Gewander, 

4  immer  wiederkehrt  ;  in  dem  schwebenden  Gange  auf  den  Fuss- 

5  spitzen  und  zahlreichen  andern  Einzelheiten.   Verwandter  Art 
ist  die  Forderung  des  Parallelismus  und  der  Symmetric  bei 
der  Gruppirung  rnehrerer  Figuren. 

1.  S.  §.  96.  N.  5.  6.  7.  13.  14.  16.  17.   Ausser  den  gesteiften  und  ge- 
platteten  Tempelgewandern,    muss  hier  der  Geschmack  der  Zeit  fur  zier- 
liche,  faltenreiche  Gewandurig  in  Anschlag  gebracht  werden,  der  besonders 
in  lonien  herrschte,   und   sich  in  Athen  mit  der  Zeit  des  Perikles  verier. 
TsTTiyocpoQot,   <xQ%<xi(p    6%rj[iKTi   httftTCQOi.    Des    Verf.    Minervae  Poliadis 
aedis  p.  41. 

2.  So  bei  den  Aegin.  Statuen  (auch  an  der  pubes),  vgl.  §.  96.  N.  1. 
7.  12.  14.  16.  17.    Auch   dies  stammt  aus  der  Sitte  des  feineren  und  vor- 
nehmeren  Lebens  damaliger  Zeit,  die  besonders  an  Festen  hervortrat  und 
sich  erhielt.   Asios  bei  Athen.  XII,  525  F.  Badl&iv  *HQKIOV  ef 

],  Pollux.  II,  35. 


3.  '  S.  N.  14.  15.  16.  17.  21.  Primore  digito  in  erectum  pollicem 
residente  adorirte  man,  Appulej.  Met.  IV.  p.  90.  Bip.  Mit  drei  Fingern 
legt  man  Opferfladen,  Weihrauch  u.  dgl.  Aristoph.  Wesp.  95.  Porphyr. 
de  abstin.  II,  15.  Ovid  F.  II,  573.  Lactant.  Inst.  V,  19. 

1  94.  In  der  Bildung  der  Kopfe  herrschen  in  der  alt- 
griechischen  Kunst  gewisse  Grundformen,  welche,  theils  aus 
alter  Unvollkommenheit  der  Kunst,  theils  aus  einer  unschonen 


[95,  96]  Erhaltene  Bildwerke.  75 

Auffassung  nationaler  Ziige  hervorgegangen  ,  durch  haufige 
Anwendung  in  beriihmten  Kunstschulen  ein  beinahe  typisches 
Ansehen  erlangt  batten,  und  daher  auch  dann  noch  beibehalten 
wurden,  als  die  Kunst  in  der  Bildung  des  iibrigen  Korpers 
schon  sehr  weit  vorgeschritten  war.  Dazu  gehoren  im  Gan- 
zen  eine  zuriickliegende  Stirn,  spitze  Nase,  eingezogener  Mund 
mit  emporgerichteten  Winkeln,  flache  langgezogene  Augen, 
starkes  eckiges  Kinn,  flache  Wangen,  hochsitzende  Ohren. 

1.  Vultum  ab  antique  rigo  re  variare,  war  Verdienst  des  Polygnot 
in  der  Malerei.    Plin.  XXXV,  35. 

2.  Vgl.   den  Apollon  des  Kanachos  §.  86  mit  den  Aegin.  Statuen, 
u.  §.  96.  N.  5.  12.  13.  14.  16  nebst  den  Miinzen  §.  98. 

95.  Das  Eigenthumliche  des  Aeginetischen  Styls 
scheint  den  Andeutungen  bei  den  alten  Schriftstellern  und  dem 
Gharakter  der  erhaltenen  Werke  (§.  90,  3  u.  96.  N.  3) 
zufolge,  theils  in  strenger  Festhaltung  des  Alterthumlichen, 
theils  in  sehr  genauer  und  emsiger  Nachahmung  der  Natur, 
somit  (dem  Stammcharakter  der  Dorier  gemass)  in  einer  sehr 
gewissenhaften,  aber  wenig  freien  Art,  die  Kunst  zu  treiben, 
bestanden  zu  haben. 


Tip  OTTO  g  rrjs  SQyctGictg  o  Alyivcdog,  nlccGziY.)]  77  Alyivuiu.  u.  dergl. 
Paus.  I,  42.  II,  30,  3.  VII,  5.  VIII,  53,  5.  X,  36,  3,  welcher  rtov  'ATXIKMV 
TU  KQ%Ki6TKTK  ,  so  wie  die  AtyvTiriK  davon  genau  unterscheidet,  VII,  5. 
Hesych:  Alyivr\xiv.a.  sgya  TOVS  GV^S^KOTKS  (vgl.  §.  68.  Anrn.  3)  K 


g.    Ueberreste  der  bildenden  Kunst   (D.  A.  K.  Tf.  9—  14). 

96.  Die  Reste  des  altgriechischen  Styls  bestimmt 
zu  bezeichnen  ist  deswegen  schwierig,  well,  abgesehn  von  dem 
langen  Bestande  desselben  in  Etrurien,  auch  in  Griechenland 
zu  alien  Zeiten  besonders  Weihgeschenke  fur  Tempel  in  einem 
absichtlich  steifen  und  iiberzierlichen  Styl  gearbeitet  worden 
sind.  Man  nennt  diesen  den  hieratischen  oder  archai- 
stischen  Styl.  Von  den  Holzstatuen  dieser  Periode  hat 
sich  nichts,  von  Erzbildern,  ausser  analogen  Werken  in 
Etrurien,  nur  eine  sehr  alterthumliche  steife  Bronzefigur  er- 
halten. 


76  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [96] 

N.  1.  Die  Figur  diente  als  Fuss  ernes  Geraths.  Inschrift  (G.  I.  n.  6): 
TIolvKQctTSs  aj/E-frgxf.  [den  beriihmten  Samier  zu  verstehen,  ist  viel  ge- 
wagt.]  Bei  Paciaudi  Mon.  Pelop.  II.  p.  51.  Gollectio  Antiqq.  Mus.  Nan. 
n.  29.  276.  Die  Aechtheit  bezweifelt  Graf  Glarac  Melanges  d'Antiq.  p.  24. 
Panofka  Gab.  Pour  tales  pi.  13.  p.  42. 

2.  Ein    Meisterwerk    altpeloponnesischer  Kunstschulen    der  Lampa- 
dephor  §.  422.    A.  7. 

3.  Altgriechisclie  Bronze  in  Tubingen,  gegen  6  Zoll  hoch,  s.  Gruen- 
eisen  im  Kunstbl.  1835.    N.  6  ft0,  auch   besonders  gedr.  8.     Aeginetischer 
Styl,   doch  die  Gesichtszuge  mehr  natiirlich,  auch  schlankere  Figur.     Des 
Amphiaraos  £|sAa(>/<7?   Pandaros  nach  Thiersch;  aber  deutlich  ein  Wagen- 
lenker,  antreibend  und  zugleich  zuriickhaltend. 

4.  Bronzene  Minerva    von   Besanqon,    hieratisch,    der  Kopf  schon, 
pieces  de  rapport  von  Silber. 

5.  Kentauren  in  Bronzen  §.  389.  A.  2. 

Von  einer  alten  Kunstarbeit  in  demselben  Stoffe,  gra- 
virten  Zeichnungen,  haben  sich  sehr  alterthiimliche  Ar- 
beiten,  und  ein  vortreffliches  Denkmal  aus  der  Aeginetischen 
Schule  erhalten. 

6.  Graffito  in  Bronze,  ein  von  zwei  'Lowen  zerfleischter  Hirsch,  in  ur- 
altem  Style.    Als  Beispiel  vieler  ahnlichen  Arbeiten  im  altern  Griechenland 
zu  betrachten.     Gerhard  Ant.  Bildwerke  Gent.  I.    Tf.  80,  1. 

7.  Sehr  dunne  Bronzeplatte  mit  getriebenen  Figuren,  sehr  alterthum- 
lich,  die  Augen  aus  Kiigelchen,  fiinf  Manner,  vier  Frauen;  ich  erklare  die 
Argonauten  u.  Lemnierinnen.     Gab.  Pourtales,  Titelvign. 

8.  Bronzener  Discus   aus  Aegina,   mit  zwei  auf  das  Pentathlon  be- 
ziiglichen  Figuren,  einem  Springer  mit  Springgewichten  und  einem  Wurf- 
spiesswerfer  (mit  dem  ccyxvleoTov  anovnov},   von  sehr  naturtreuer,  sorg- 
faltiger  Zeichnung.     E.  Wolf,  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  75.  tv.  B. 

Die  genauer  bekannt  gewordenen  Steinbilder  des  alten 
Styls  mochten  sich,  ausser  den  schon  §.  86.  90  erwahnten, 
nach  ihrem  Style,  ungefahr  so  stellen  lassen. 

9.  Apollo,  Goloss,  erst  angelegt.    Ross  im  Kunstblatt  1836.    N.  12, 
ahnliche  kleinere  Statue  in  Thera,   Ross  Kunstbl.    1836.    N.  18.     [Dessen 
Inselreise  I.    S.  34.  81],  Lockchen  aus  Stein,  Flechten  auf  den  Schultern, 
Brust  voll  und  breit,   athletisch,  etwas  schreitend  mit  dem  linken  Bein, 
wie    in    dem    Goloss   von    Naxos    und    den    Bruchstiicken    des    Delischen 
[reichen    diese    letzteren    zu,    um    dies    zu    bestimmen?     Der  Theraeische 
Apollon,  eins  der  merkwurdigsten  Denkmaler  alterer  Zeit,  jetzt  im  Theseion 
in  Athen,  gestochen  in  A.  Schoells  Mittheilungen  Tf.  IV,  8,  vgl.  Schneide- 


[96]  Erhaltene  Bildwerke.  77 

wins  Philologus  1.  S.  344.  Nicht  minder  wichtig  die  Statue  der  sitzenden 
Athena  auf  der  Akropolis,  A.  Schoell,  Tf.  I,  worn  it  eine  kleinere  auch  auf 
der  Akropolis  erganzend  zusammentrifft.  Vgl.  Bull.  1842.  p.  186.] 

10.  Statuen   am   heiligen   Wege   der   Branchiden.     Ungeachtet  der 
hochsten    Simplicitat    und    Roheit    reichen   sie   nach    den  Inschriften    bis 
Olyrnp.  80.    Ionian  Ant.  T.  1.  n.  Ausg.   Amalthea  III.   S.  40.    G.  I.  n.  39 
und  p.  XXVI. 

11.  Pallas  der  Villa  Albani.     Winckelm.  Mon.  Ined.  P.  I.    p.  18.  n. 
17.    Werke  VII.  Tf.  4. 

12.  Penelope  im  Museum  Pio-Clementinum ,   und  Chiaramonti,   be- 
kannt   gemacht  vori  Thiersch  Kunstblatt  1824.   St.  68  ff.,  Epochen   S.  426 
und  R.  Rochette  Mon.  In.  pi.  32,  1.  33,  3.  vgl.  p.  102.  420. 

13.  Dresdner   Pallas    (n.  150).     '  Ev   -nQofiolf).     Nachbildung   eines 
bekleideten  Holzbilds    mit  Bezug  auf  den  Panathenaischen    Peplos  (iiber 
den  Boeckh  tragic,  princ.  p.  192,  des  Verf.  Minervae  Poliadis  aedis  p.  26). 
Das  Relief,  welches  den  hineingestickten  Gigantenkampf  darstellt,  ist  mit 
gutem- Grande    im   vervollkommneten   Style  gehalten.     Augnsteum  9.  10. 
Boettiger's   Andeutungen   S.  57.     Schorn,    Amalthea  II.    S.  207.     Meyer's 
Gesch.  Tf.  5  A. 

14.  Herculanische  Pallas  in  hieratischem  Styl,  vergoldet  und  bemalt. 
Millingen  Un.  Mon.  Ser.  I.    pi.  7.    p.  13.    vgl.  §.  368,  5. 

15.  Artemis  aus  Pompeji  in  ahnlichem,  sich  zu  Etruskischem  Ge- 
schmacke    neigendem    Styl,    aus  Marmor    und    bemalt,    4   Palmen    hoch. 
Winckelm.  W.  V.    S.  20.  44.  200.  ^  M.  Borbon.  II.  tv.  8.  vgl.  §.  363. 

16.  Unter  den  archaistischen  Apollobildern  ist  besonders  merkwiirdig 
ein  Apollon   ('dyvslos  von  Argos?)  im  Mus.  Ghiaramonti.    Gerhard  Ant. 
Bildwerke  I.    Tf.  11. 

17.  Giustinianische  Vesta,   merkwiirdig  durch  die  saulenartige  Figur 
und  die  cannelurenartigen  Falten,   wahrscheinlich  durch  architektonische 
Zwecke  bedingt.    Ob  aus  Athen,  ist  zweifelhaft.    Raccolta  87.    Winckelm. 
W.  VII.   Tf.  4.     Hirt  Gesch.    der   bild.   Kunst   S.  125.    Thiersch  Epochen 
S.  134.    Mit    der  Giustinianischen  Vesta   sind  durch  kurze  Proportionen, 
grosse  Kopfe,   gradlinige  Falten  des  Doppelchiton  und  eine  eigenthiimliche 
Mittelstufe   zwischen   alterthumlicher   Herbigkeit   und   naiver   Grazie    ver- 
schiedene  Figuren  verwandt,  welche  alle  Attische  Madchen   in  Procession 
oder  dazu  sich  kostumirend  vorzustellen  scheinen,   besonders  die  Hercula- 
nischen  Bronzefiguren  M.  Borbon.  II,  4—7  und  die  andern  damit  §.  422. 
A.  7  zusammengestellten. 

Die  Reliefs  in  Stein  konnen  etwa  so  gestellt  werden 
(wobei  indess  zu  bemerken,  dass  nur  wenige  sicher  der  Zeit 
zugeeignet  werden  konnen,  deren  Kunst  sie  ungefahr  darstellen). 


78  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [96] 

18.  Samothrakisches  Relief,  mit  Agamemnon,  Talthybios,  Epeios. 
Von  einem  richterlichen  Sitze  nach  Stackelberg,  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  220. 
Nach  01.  70    (wegen  des  SI,  C.  I.  n.  40.     Glarac  Melanges    p.  19) ,    aber 
in   sehr  alter  Weise   gearbeitet.     Tischbein's   und  Schorn's  Homer   nach 
Antiken  H.  IX.  Tf.  1.    Millingen  Un.  Mon.  Ser.  II.  pi.  1.    Amalthea  III. 
S.  35.     Glarac  M.  de  Sculpt,  pi.  116.    Vgl.  Voelkel's  Nachlass  S.  171. 

19.  Sogen.  Relief  der  Leukothea;   eine  Mutter,  die  ihr  Kind   einer 
kindernahrenden  Gottheit  (xov^or^oqpo?  -foa)   darbringt.    Winckelm.  Mon. 
In.  P.  I.   p.  67.  n.  56.    Zoega  Bassir.  1.  tv.  41.   Winckelm.  W.  III.  Tf.  3. 
Vgl.   Panofka  Ann.  d.  Inst.  IV.   p.  217     (Geburt   der  Hera).    [Die  Stele 
des  Aristion,  sgyov  'JjuoroxAeous,  treffliches  Bild  eines  Marathonomachos, 
mit  Spuren  von  Farben,   im  Theseion,  'EcprjfisQig  aQxccioloy.    Tf.  75.  I. 
S.  127  f.     N.  Rhein.  Mus.  IV.   S.  4.   Tf.  1,   Schoell  Mittheil.   Tf.  1.    Bei 
Schoell  Tf.  2,  4  ist  auch  das  grosse  Relief  einer  den  Wagen  besteigenden 
weiblichen  Figur  auf  der  Akropolis,  worin  mit  Alterthumlichkeit  sich  An- 
muth  merkwiirdig  verbindet.    Weit  alterthumlicher  ist  das  Basrelief  Des- 
puiges  §.  364.   A.  8.] 

20.  Dreifussraub.     Ein  zeitig   gebildetes  Sujet   (§.  89.   Anm.  3), 
wahrscheinlich  bei  Weihung  von  Tripoden  viel  gebraucht,   die  in  Delphi, 
Theben,   Athen   sehr  haufig.    Die  Basis  zu  Dresden  n.  99    (August  5 — 7) 
lasst  sich  am  besten  erklaren  als  Untersatz  eines  Dreifusses,  der  in  einem 
ccycov   ha[j,7ta8ov%o$    als  Preis    gewonnen.     Auf  dasselbe  Original  fiihren 
zuriick   die  Reliefs   bei  Paciaudi  Mon.  Pelop.  1.     p.  114    (aus  Lakonika; 
Mon.  du  M.  Napol.  II.  pi.  35  (im  L.  n.  168.      Glarac  pi.  119);   Zoega  II. 
tv.  66.   (Villa  Albani).    Auf  alten    Vasengemalden   wird   der   Gegenstand 
schon    freier   und   lebendiger   behandelt.     Vgl.    besonders   Fr.  Passow    in 
Boettiger's  Archaeol.  und  Kunst  I.  S.  125.     [Auf  einem  einzigen:  so  auch 
nur  in  einem  Relief,  an  einem  Sarkophag  in  Coin,  Verein  der  Alterthums- 
freunde,  Bonn  1845.  VII.  S.  94,   wo  46  Mon.   zusammengestellt  sind,    zu 
denen  noch  andre  hinzukommen.] 

21.  Versohnung  des  Herakles,  dem  Athena  (die  Gottheit  dem  Heros) 
vorausschreitet ,  Alkmena  (?)  folgt,  mit  den  Gottern  von  Delphi,  auf  die 
Hermes  und  die   Chariten  als  Friedens-  und  Freundschaftsgotter  folgen, 
von  einem  Korinthischen  Tempelbrunnen   (nsgiGToptov  puteal  sigillatum) 
bei  L.  Guilford.   Dodwell  Alcuni  bassir.  2—4.   Tour  II.  p.  20lP  vgl.  Leake 
Morea  III.    p.  246.    Gerh.  Ant.  Bildwerke  I.    Tf.  14—16    (Zug  der  neu- 
gebornen  Aphrodite   nach   dem  Olymp,    auch  Welcker,    Ann.  d.  Inst.  II. 
p.   328).     Panofka  Ann.  II.   tv.  F.   p.    145     (Hochzeit    des    Herakles    und 
der  Hebe).     Am  ausfuhrlichsten  K.  W.  Bouterweck  in  Schorns  Kunstblatt 
1833.   N.  96—99,  welcher  auch  des  Herakles  Einfuhrung  in  den  Olymp 
und  Vermahlung  mit  Hebe  darin  nachzuweisen  sucht.     [Der  Verf.  wieder- 
holt  seine  obige  Erklarung  auch  Dorer  I,  431  u.  D.  A.  K.  XI,  42,    Gerhard 


[96]  Erhaltene  Bildwerke.  79 

die  seinige  im  Text  zu  den  Ant.  Bildw.  2.  Lief.  1844.  S.  194—207. 
Auch  E.  Braun  nimmt  die  Vorstellung  fur  hochzeitlich ,  aber  als  Her.  u. 
Hebe,  in  seinem  Tages  S.  10,  u.  0.  Jahn  stimmt  ihm  bei  Archaeol.  Aufs. 
S.  108,  110—113.] 

22.  Altar   der  Zwolfgotter  aus  Villa  Borghese  im  Louvre  n.  378, 
em  treffliches  Werk,   edel  gedacht  und  iiberaus  fleissig  gearbeitet.    Unter- 
halb   der  Zwolfgotter   die  Ghariten,    Horen   und  Moeren.    Vielleicht  eine 
Nachbildung  des  ficopbs  J cadence  ftscov  der  Pisistratiden,  um  01.  64.   Visconti 
Mon.  Gabini   tv.  agg.   a.  b.  c.    Winckelm.  W.  III.    Tf.   7.   8.     M.  Bouill. 
Ill,  66.     Glarac  pi.  173.  174.   Aehnliche  Zusammenstellungen:  das  Capitol. 
Puteal  mit  zwolf  Gottern,  Winckelm.  Mon.  In.  n.  5.    M.  Gap.  IV.  tb.  22. 
Winckelm.  W.  III.  Tf.  4.     Die  ara  tonda  des  Gapitols  mit  Apoll,  Artemis, 
Hermes,  M.  Gap.  IV.    tb.  56.    Winckelm.  W.  III.    Tf.  5.     Eine  andre  aus 
dem  Mus.  Cavaceppi's  mit  Zeus,   Athena,  Hera,  Welcker's  Zeitschr.  I,  II. 
Tf.  3.  n.  11.     Zoega  Bassir.  II.  tv.  100.  101. 

23.  Anathemen   fur   Siege   in   musischen   Spielen,    im   zierlichsten 
hieratischen  Style.    Apollon,    haufig  begleitet  von  Leto  und  Artemis,   als 
Pythischer  Kitharsanger  ,   nach  dem  Siege  libirend;   eine  Siegsgottin  ein- 
schenkend.    Zoega  Bassir.  II.  tv.  99;   Mon.  du  M.  Napol.  IV.  pi.  7.  9.  10 
(Glarac  pi.  120.  122);    Marbles  of  the  Brit.  M.  II.  pi.  13;  Fragment   aus 
der  Elginschen  Sammlung   im  Brit.  M.  R.  XV.  103;    aus  Capri  bei  Hadrava 
tv.  4.    Als  Friedensverzierung   in  Terracotta,    Brit.  M.  n.  18.  —  Apollon 
in  demselben  Gostiim  einen  Paean  zur  Kithar  singend,  deren  Saiten  er  mit 
der  Linken  greift  (t/>aHff)  und  zugleich  mit  dem  Plektron  in  der  R.  schlagt 
(x^e'xfi),   Mon.   du   M.  Napol.  IV.  pi.  8;  ganz   wie  das  Samische  Erzbild 
des  Bathyllos  im  Apollon-Costum.   Appulej.  Florid,  p.  128.  Bip.   Anakreont. 
29,  43.  —  Vgl.  Welcker,  Ann.  d.  Inst.  v.  p.  147.     [§.  361,  4.] 

24.  Siegsopfer  fur  Athena-Polias,  die  man  an  der  hiitenden  Schlange, 
olxovQos   ocpig,    deutlich  erkennt,  in  mehreren.  Reliefs,   die  —  mit  einer 
nicht .  seltenen   Ausdehnung   der   ursprunglichen   Bedeutung  —  an  Grab- 
pfeilern  von  Kriegern  angebracht  wurden.     Mon.  du  M.  Napol.  .IV.  pi.  11, 
Glarac  M.  du  Louvre  pi.  223.  n.  175.   Amalthea  III.  S.  48.   Vgl.  R.  Rochette 
Mon.  In.  I.   p.  288.  426.    Welcker,  Ann.   d.  Inst.  v.   p.  162.    Diese  Vor- 
stellung auch  auf  einem  Marmordiscus  M.  Borbon.  X,  11.     Die  Stele  hat 
das  Aphlaston.     [Avellino  Casa  di  Pompeji  1840.  tav.  4.   p.  57—80,   wo 
der  Salaminische  Sieg  des  Aias  nachgewiesen  ist.     Vgl.  Annali  d.  Inst.  V. 
p.  162.    R.  Rochette  Mon.  ined.  p.  288.  426.J 

Den  Uebergang  des  altgriechischen  Styls  zu  dem  voll- 
ertdeten  der  folgenden  Periode  konnen  besonders  folgende 
Reliefs  anschaulicher  zu  machen  dienen. 

25.  Herakles    auf   der    Hindin   knieend    (UKVTK   vsvgcodr]).     Combe 


80  Griechische  Kunstgesch.     Per.  II.  [97] 

Marbles  of  the  Brit.  M.  II.  pi.  7.  Specimens  pi.  11.  Die  Stellung  blieb 
auch  in  der  spatern  Kunst  fast  dieselbe;  s.  Anthol.  Pal.  II.  p.  653.  Plan.  96. 
[Die  scheme  in  Pompeji  gefundene  Gruppe,  edirt  von  Gaet.  d'Ancora, 
Neapel  1805.  4  und  in  den  M.  d.  I.  IV,  6  mit  einer  ahnlichen  aus  Marmor, 
Annali  XVI.  p.  175  von  H.  Keil.] 

26.  Kastor  als  Rossebandiger  mit  dem  Kastorischen  Hunde,  aus  der 
Tiburtinischen  Villa  des  Hadrian.     Combe  II.  pi.  6.     Specimens  pi.  14. 

27.  Festzug  eines  Satyr  und  dreier  Maenaden  in  alter  Feierlichkeit, 
Inschrift:   KcclTn^K^o?  £noi£i.     M.  Gap.  IV.  tb.  43. 

28.  Grabpfeiler  mit  der  Figur  des  Gestorbenen   (als  ifcag),  auf  einen 
Stab  gestiitzt,    einem  Hunde  eine  Heuschrecke  reichend,  bei  Orchomenos. 
Clarke  Travels  III.  p.  148.     Dodwell  Tour  I.  p.  243.     Sehr  ahnlich  ist  die 
Figur  eines  Reliefs  in  Neapel,  von  dem  Grabe  eines  Gampanischen  Meddix 
nach  der  Inschrift  [die  Inschrift   gehort  nicht  zu  der  Stele   und  ist    jetzt 
auch  da  von  getrennt],  nur  kiirzer  bekleidet,  und  mit  einem  am  Handgelenk 
hangenden  Oelgefass  (IrjHv&os)  als  Zeichen   der  Gymnastik.     R.  Rochette 
Mon.  In.  I.  pi.  63.  p.  251.     Odysseus  mit    dem  Hund  Argos    auch    nach 
Welcker  (wie  nach  R.  Rochette  und  dem  Gatal.  del  Mus.  Borbon.)  Rhein. 
Mus.  Ill,  4.  S.  611  [was  indessen  ein  Irrthum  ist.     Mas.  Borbon.  XIV,  10]. 

Auch  in  Terracotta  sind  Arbeiten  des  hieratischen 
Styls  viel  gewohnlicher,  als  unbezweifelt  achte  Werke  dieser 
Periode. 

29.  Aecht  alterthumlich  sind  die  auf  Melos  gefundnen  Relieffiguren, 
ohne  Unterlage,  wahrscheinlich  von  einem  Votivschilde,  Perseus  als  Gorgo- 
todter  und  Bellerophon   als  Sieger  der   Chimaera   darstellend.     Millingen 
Un.  Mon.  Ser.  II.  pi.  2.  3.      [Auch  Alkaeos   und  Sappho,    im  Britischen 
Museum  noch  unedirt] 

30.  Terracottarelief  von  Aegina,    die  Hyperboreische  Artemis   mit 
Eros  auf  einem  Greifenwagen  fahrend.     Welcker,  Mon.  In.  d.  Inst.  tv.'lSb. 
Ann.  II.  p.  65. 


Stein-  und  Stempelschneidekunst. 

97.  Als  geringere  und  unbeachtetere  Zweige  der  Plastik, 
in  die  erst  spat  das  Leben  aus  den  Hauptasten  sich  verbrei- 
tet,  erhob  sich  allmahlig  die  Kunst,  Edelsteine  zu  graviren, 
und  die,  Munzstempel  zu  stechen.  Beide  dienen  zunachst 
den  Zwecken  der  Oekonomie  und  des  Verkehrs.  Die  Stein- 
schneidekunst  sorgt  fur  Siegelringe,  crqppwyr^sg,  deren 
Bedurfniss  durch  das  im  Alterthum  gewohnliche  Versiegeln 


[97,  98]  Geschnittene  Steine  u.  Mfinzen.  81 

von  Vorrathen  und  Schatzen  noch  sehr  vermehrt  wurde,  aber 
eben  so  gut  clurch  metallne  (ja  holzerne)  Petschafte  mit  be- 
deutungslosen  Kennzeichen  befriedigt  wurde.  Doch  entwickelte  3 
sich  schon  sehr  friih  die  Arbeit  in  harten  und  edlen  Steinen, 
nach  dem  Vorgange  der  Phonikisch  -  Babylonischen  Stein- 
schneider  (§.  238.  240)  aus  einem  rohen  Einschneiden  run- 
der  Hohlungen  zu  sorgfaltiger  Eingrabung  der  ganzen  Figu- 
ren  in  alterthumlich  strengem  Style. 


2.  Von   dem  Versiegeln  der  tafiisla  Boettiger  Kunstmythol.  S.  272 
u.  sonst.    Ueber  die  alien  Siegelringe  aus  Metall  Atejus  Gapito  bei  Macrob. 
Sat.  VII,  13.  Plin.  XXXIII,  4.     Von  den  ftQiTtofacoTois  &Qtnrjdsai:ois  (theils 
wirklich  aus  wurmstichigem  Holz   gemachten,   theils   dem  nachgebildeten 
Petschaften)   s.  Salmas.   Exc.   Plin.    p.  653.  b.     Ob   Polykrates   Ring  ge- 
schnitten   gewesen,    ist   zweifelhaft;    dafiir   sprechen    Strab.  XIV.  p.  638. 
Paus.  VIII,  14,  5.     Clemens  Protr.  III.  p.  247.  Sylb.  —  bestimmt  dagegen 
Plinius  XXXVII,    4.  vgl.  Herod.  Ill,  41.    Gcpwyls   xqvGoderos   GpaQKySov 
Uftov\    Theodoros  hatte  ihn  gewiss  nur  gefasst  [si  fabula  vera.]    Nach 
Diogen.  Laert.  I,  2.  §.  57  war  es  ein  Solonisches  Gesetz:    daxry/UoyAvqpoj 
firj    sgzlvKi    GcpQuylda    cpvkuTTSiv   rov    itQa&svTOs  *$axru/U'ov.      Derselbe 
nennt,  nach  Hermipp,   Pythagoras  Vater  einen  dctKrvltoylvcpos  (VIII,  1). 

3.  S.  fiber  Scarabaeen  (§.175.  230,  2)  mit  Figuren,  die  fast  ganz 
aus  runden,  roh  nebeneinandergesetzten  Hohlungen  bestehn,  Meyer  Kunst- 
gesch.  I.  S.  10.  Tf.  1.     Eine   treffliche  Sammlung  theils    von    dieser  Art, 
theils  von  sorgfaltiger  alter  Arbeit,  meist  aber  Etruskische,    geben  die  Im- 
pronti   gemmarie    d.  Inst.  Gent.   I,  1  —  50.    Ill,    1—55.     Sonst   s.  Lippert 
Dactyl.  Scr.  I.  P.  II.  n.  79.  496.  II,  I,  431.  II,  103.    Millin  Pierres  gravees 
ined.  6.  7.  13.  25.  26.  50.  51.     Specimens  p.  LXXXI.     Vgl.  Lessing  Antiq. 
Briefe  Th.  1.  S.  155.    Facius  Miscellaneen  zur  Gesch.  der  Kunst  im  Alter- 
thum  IV,  2.   S.  62   (wo  auch  die  angeblichen   GcpQuylSss  der  Mythologie 
bemerkt  sind).    Gurlitt  fiber  die  Gemmenkunde,  Archaeol.  Schriften  S.  97  ff. 
Hirt  Amalthea  II.  S.  12.    D.  A.  K.  Tf.  15. 

98.     Das    gepragte    Silbergeld    war    schon    durch  1 
den    Argivischen   Konig    Pheidon,    um    Olymp.    8,    an    die 
Stelle  des  fruhern  Stabgeldes  getreten,  Aegina  die  erste  Of- 
ficin  des  Miinzpragens  geworden.     Aber  lange  begniigte  man  2 
sich  mit  den  einfachsten  Zeichen   auf  den  convexen  Vorder- 
seiten  der  Miinzen,    mit  roh  angedeuteten  Schildkroten   (auf 
Aegina),   Schilden    (in  Boeotien),    Bienen  (Ephesos)  u.   dgl.; 
auf  dem  flachen  Revers  blieb   der  Eindruck  eines  die  Munze 

O.  Mullet's  Archaeologie.     4.  Aufl.  6 


32  Griechisch'e  Kunstgesch.    Per.  II.  [98] 

beim  Pragen  festhaltenden  Vorsprtmgs  (quadratum  incusum). 
3  Erst  in  dieser  Periode  treten  Gotterkopfe  und  vollstandige 
Figuren  ein,  und  die  vertieften  Felder  der  Reverse  fiillen 
sich  allmahlig  mil  immer  kunstreichern  Darstellungen ;  es  ent- 
wickeln  sich  verschiedene  Schulen  der  Miinzpragung,  wie  in 
den  charakteristisch,  aber  ohne  Zierlichkeit  gezeichneten  numis 
incusis  (mit  erhobenen  und  zugleich  vertieften  Figuren)  Unter- 
italiens,  und  den  sehr  scharf  und  in  feinem  Detail  ausgefuhr- 
ten  Miinzen  Makedoniens  und  Ghalkidike's 

1.  Ueber  Pheidon   und  den  alten  Aeginetischen   Miinzfuss  des  Vf] 
Aeginet.  p.  51.  88.     [Boeckhs  Metrologie  S.  76.] 

2.  Die  unformlichsten  %&(&viu  Aegina's  (in  Mionnet's  Empreintes 
n.  616  ff.)  gehen  gewiss   sehr  hoch  hinauf.    Nahe  kommen   manche  Ko- 
rinthische   mit  dem  Pegasos  und  Koppa,    und  Boeotische  mit  dem 
Schilde.     Levezow  iiber  mehrere  im  Grossherz.  Posen  gef.   uralte  Griech. 
Miinzen,  B.  1834. 

3.  Auf  den  AttischenM.  tritt  an  die  Stelle  des  rohen  Gorgoneions 
(vgl.  Gousinery  Voy.  cl.  la  Maced.  II.  p.  119.  pi.  4)   der  Minervenkopf  mit 
dem  alterthiimlich  bizarren  Profil  (Mionnet  Descr.  pi.  41.  50.  54.    Empr. 
603.  4.  5)  und  der  Eule  auf  dem  Reverse,   welcher  Typus  sich  sehr  lange 
erhalt.    Miinzen  von  Athen  im  kaiserl.  Miinzcabinet,  Wiener  Jahrb.  1838. 
LXXXII.  S.  28.  —  Die  numi  incusi  (vgl.   Stieglitz  Archaeol.  Unterhal- 
tungen  II.  S.  54)  von  Sybaris,  Siris,  Poseidonia,  Pandosia,  Taras,  Eaulonia, 
Kroton,  Metapont,  Pyxoeis  reichen  etwa  von  01.  60  bis  80.     (Sybaris  zer- 
stort  67,   3.    Pyxoeis  gegriindet  77,   2.     Siris  erobert  g.  50,    aber  Siriteu 
existirten   fort.)     Mionnet    Descr.   pi.    58—60.     Micali   Italia   tv.  58.   60. 
Millin  Mag.  encycl.  1814.  T.  II.  p.  327.   --   Miinzen   von   Rhegion   und 
Messana   mit   dem   Hasen   und   Maulthiergespann    (Mionnet   pi.   61,  5. 
Combe  M.  Brit.  tb.  3,   27)  sind   aus  Anaxilas  Zeit  (70—76),    Aristot.  bei 
Pollux  V,  12,  75;    andre  von  Messana  haben  die  Typen  der  Samier,   die 
sich  (70,  4)  dort  niedergelassen  batten.    Gott.  G.  A.  1830.  S.  380.    Zierlich 
gearbeitete   alte  M.  von  Syrakus,    Gela.     [Miinzen    mit  dem  Kopf  des 
Theron,  wahrscheinlich  lang  nach  01.  77,  Visconti  Iconogr.  Gr.  II.  p.  6  sq.j 
—  In  stronger,  aber  sehr  vortrefflicher  Kunstweise  sind  die  M.  von  Ale- 
xander I.    (01.  70  bis  79),   die  von  den  Bisalten   nachgeahmt  wurden; 
sehr  zierlich   erscheint    der  alte  Styl  auf  den  M.  von  Akanthos,   auch 
von  Mende.    Lowe  u.  Stier  auf  M.  von  Akanthos,   erklart  aus  Herod. 
VII,  125  von  Finder  p.  20.    Aber.  der  Lowe  greift  dort  nur  die  Kameele 
an.    Die  Thasischen  M.  (®A)  mit  dem  die  Nymphe  umarmenden  Satyr 
(auf  andern,   wahrscheinlich  eben  daher,    verfolgt  der  Satyr  die  Nymphe) 


[99]  Munzen.    Malerei.  83 

zeigen  die  Kunst  von  roher  Garicatur  (vgl.  §.  75*)  zu  zierlicher  Ausbildung 
fortschreitend.  Zu  Lete  in  Mygdonien  und  Orrheskos  in  derselben  Gegend 
sind  jene  und  andre  alterthumliche  M.  in  barbariscner  Fabrik  nachgeahmt 
worden  (mit  einem  Kentaur  statt  des  Satyrs).  JVIionnet  Descr.  pi.  40.  44.  50. 
Suppl.  II.  p.  545.  III.  pi.  6.  8.  Cadalvene  Recueil  de  Med.  p.  76.  Gousinery 
Voy.  dans  la  Maced.  T.  I.  pi.  6.  7.  vgl.  Gott.  G.  A.  1833.  S.  1270.  - 
Sehr  alterthumlich  sind  oft  auch  besonders  die  Thierfiguren  und  Monstra 
auf  den  alten  Goldstateren  Kleinasiens,  von  Phokaea,  Klazomenae, 
Samos,  Lampsakos,  Kyzikos.  (Die  Verbindung  von  Lowe  und  Stier  auf 
den  Samischen  Stateren  erinnert  sehr  an  orientalische  Combinationen.) 
S.  Sestini  Descr.  degli  Stateri  antichi.  Firenze  1817  und  besonders  Mionnet 
Suppl.  V.  pi.  2.  3.  Vgl.  sonst  Stieglitz"  Versuch  einer  Einrichtung  antiker 
Munzsammlungen  zur  Erlauterung  der  Geschichte  der  Kunst.  Leipz.  1809. 
D.  A.  K.  Tf.  16.  17. 


4.     Malerei. 

99.  Die  Malerkunst  macht  in  dieser  Periode ,  durch  l 
Kimon  von  Kleonae  und  Andre,  besonders  in  perspektivischer 
Auffassung  der  Gegenstande,  diejenigen  Fortschritte ,  welche 
sie  in  den  Stand  setzen,  gleich  beim  Beginn  der  nachsten  in 
grosser  Vollkommenheit  aufzutreten.  Beschrankter  in  ihren  2 
Mitteln  bleibt  die  Vasenmalerei ,  welche  von  ihren  beiden 
Metropolen ,  Korinth  und  Athen,  sich  nach  Sicilien  und 
Italien  verbreitet,  so  dass  namentlich  die  Fabriken  bei  den 
Chalkidischen  Griechen  in  Unteritalien  in  Gegenstanden  und 
Formen  Attische  Muster  zum  Grunde  legen.  In  der  jetzt  3 
vorherrschenden  Gattung  mit  schwarzen  Figuren  auf  rothgel- 
bem  Thon  zeigen  sich  alle  Eigenthumlichkeiten  des  alten  Styls : 
iibermassig  hervortretende  Hauptmuskeln  und  Gelenke,  steif 
anliegende  oder  regelmassig  gefaltete  Gewander,  steife  Hal- 
tung  oder  schroffe  Bewegungen  des  Korpers  —  dabei  aber, 
hervorgerufen  durch  die  Leichtigkeit  dieser  Kunstiibung,  gar 
rnannigfaltige ,  einzelnen  Fabrikorten  angehorende  Manieren, 
oft  mit  absichtlichem  Streben  nach  dem  Bizarren. 

1.  Kimon  voxj  Kleonae.  Plin.  XXXV,  34.  Ael.  V.  H.  VIII,  8  (da- 
gegen  bei  Simonides,  Anthol.  Pal.  IX,  758,  auch  wohl  App.  T.  II.  p.  648, 
MUcov  zu  schreiben  ist)  [der  die  Erfmdung  des  Eumaros  §.  74  ausbildete], 
erfmdet  catagrapha,  obliquas  imagines,  d.  h.  schrage  Ansichten  der  Figuren 
von  der  Seite,  von  oben,  unten;  und  regt  eine  genauere  Ausfuhrung  des 


84  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [99] 

Korpers  und  cler  Draperie  an.  Ein  grosses  Bild  war  das  von  dem  Bau- 
meister  Mandrokles  in  das  Heraeon  geweihte,  die  Brucke  iiber  den  Bosporos 
und  Dareios  Uebergang  (Herod.  IV,  88).  Gemalde  in  Phokaea  gegen 
01.  60.  Herod.  I,  164.  Mimnes,  von  Hipponax  01.  60  erwahnt,  malt  Trieren. 
[Aglaophon  in  Thasos,  Polygnots  und  Aristophons  Vater  und  Meister.] 

2.  Hier  muss  die  Frage  erwahnt  werden ,    ob  die  grosse  Masse  der 
Vasen  von  Volci  (von  deren  Auffmdung  §.  257),    die  etwa  aus  der  Zeit 
von  Olymp.  65  bis  95   stammt,    und   durch  Gegenstande  und  Inschriften 
entschieden  auf  Athen  zuriickweist,  von-Attischen  Golonisten  oder  Metoeken 
in  Volci  gearbeitet,   oder  durch  den  Handel  von  Athen  oder  einer  Chal- 
kidischen  Colonie  Athens  gekommen  ist.    Vgl.  Millingen,  Transact,  of  the 
R.  Soc.  of  Literat.  II,   1.  p.  76.    Gerhard  Rapporto  int.  i  Vasi  Volcenti, 
Ann.  d.  Inst.  III.  p.  1    (Mon.  tv.  26.  27).    Welcker  Rhein.  M.  fur  Philol.  I, 
II.  S.  301  (fur  die  erstre  Ansicht,   welchem  Gerhard  beistimmt,  Bull.  1834. 
p.  76).   —   R.  Rochette  Journ.   des  Sav.  1831.  Fevr.  Mars.    Der  Verf.   in 
Comment.  Soc.  Gotting.  VII.  p.  77  (fur  die  zweite  so  wie  Bunsen  Annali  VI. 
p.  40.    R.  Rochette  das.  p.  285,  Journ.  des  Sav.  1837.  p.  486  fur  Impor- 
tation.   Gerhard  gibt  die  Tyrrhenische  Gattung  als  solche  auf,   Ann.  IX. 
p.  136,   erklart  sich  aber  fur  die  Entstehung  in  Italien  p.  140).     Vgl.  im 
Folgenden  Nr.  13.     Von  der  Nachbildung  Athenischer  Vasenmalereien  in 
dem  Ghalkidischen  Nola  hat  Boeckh,  Prooem.  lect.  hiem.  1831,  ein  merk- 
wurdiges  Beispiel  ans  Licht  gestellt. 

3.  Unter  der  grossen  Menge  alterthiimlicher  Vasenbilder  wahlen  wir 
hier  einige  besonders  interessante,  welche  den  verschiedenen  Manieren,  die 
sich  in  Griechenland  selbst  entwickelten ,   angehoren.    Von  den   schatten- 
rissartigen   gibt   eine   ganze  Reihe  Stackelberg   Tf.  10 — 15.      [Die   grosste 
und  merkwurdigste   aller  Vasen  der   alteren  Zeit  ist  die   1845  im  Gebiet 
von   Ghiusi   durch  Alessandro  Francois   entdeckte,   jetzt    eine  Zierde   der 
Gallerie  zu  Florenz,   von  Klitias  gemalt,  von  dem  Topfer  Ergotimos,  mit 
einem  vermuthlich   unter  bestimmtem   Gesichtspunkt  zusammengestellten 
Cyclus  bedeuterider  Gompositionen,  mit  115  Namen  dargestellter  Personen. 
Vorlaufige  Nachricht  geben   E.   Braun  Allgem.  Zeit.  1845.  S.  1379.    Bull. 
1845.  p.  113  und  Gerhard  das.  p.  210  und  Archaeol.  Zeit.  1846.  S.  319.] 

N..  1.  Die  Attische  Preisvase,  TON  A@ENE€[E]N  A®  AON  EMI, 
bei  Mr.  Burgon  (Millingen  Un.  Mon.  S.  I.  pi.  1—3.  vgl.  G.  I.  n.  33  u. 
p.  450),  mit  der  Athena  als  Vorkampferin  und  einem  Wagensieger  mit 
KtvTQov  und  ^atfr/f.  Eine  Panathenaeische  Vase  aus  Aegina,  Bull.  1830. 
p.  193.  1831.  p.  95,  eine  aus  Kyrene  Annali  VI.  p.  2873.  [Eine  Menge 
soldier  Vasen  M.  d.  I.  I.  tv.  22.  Gerhard  Etr.  u.  Gampanische  Vasen 
Tf.  A.  B.]  In  zierlicherem  Style  und  offenbar  nur  Prunkvasen  sind  die 
zahlreichen  Amphoren  derselben  Art,  mit  verschiedenen  gymnischen  und 


[99]  Malerei.  85 

Ross-Wettkampfen,  auch  einem  Kitharsanger,  aus  Volci  (Gerhard  Ann.  d. 
Inst.  II.  p.  209.  Ambrosch  ebd.  V.  p.  64.  Mon.  21.  22),  so  wie  einige  in 
Gross-Griechenland  gefundene  (die  Kollersche  in  Berlin,  bei  Gerhard  Ant. 
Bildw.  I.  Tf.  5—7;  eying  ByQKips  VMS  b.  Stackelb.  Tf.  25,  das  efczige 
Beispiel  aus  Athen;  eigener  Styl  der  Malet-ei,  mit  kurzen  steifen  Figuren, 
von  einem  kleinen  Athenischen  Dreifuss.  Die  Lambergsche  in  Wien,  die 
am  wenigsten  alterthumliche ,  bei  Laborde  I,  73.  74;  vgL  Panofka  M. 
Bartoldiano  p.  65  sqq.).  Ueber  die  Bestimmung  dieser  Vasen  Broendsted 
Transact,  of  the  R.  Soc.  II,  I.  p.  102. 

2.  Vase   mit  der  Erlegung  des  Minotaur,    in  alterthumlich  steifem 
Style,    die  weiblichen  Figuren  mit  faltenlosen  buntgegitterten  Gewandern. 
Werk  des  Topfers  Taleidas ;  in  Sicilien  gefunden :  aber  wahrscheinlich  aus 
Attischer  Schule,    da  der  Gegenstand  auf  einer  Attischen  Vase,    bei  Mr. 
Burgon,    grade  ebenso   dargestellt   ist.     Am  genauesten  bei  Maisonneuve 
Introduction  pi.  38. 

3.  Geburt  der  Pallas,  in  sehr  ahnlichem  Style,  wie  die  vorige  Vase. 
Aus  Volci,   wo    sehr  viele  der  Art.    Micali  Ant.  popoli  Italiani,    Monum. 
tv.  80,  2.     [Gerhard  Auserles.  Vasen  I.  Tf.  1—4.] 

4.  Vase  mit  der  Eberjagd  eines  Heros  Antiphatas,    Preis  fur  einen 
Sieg  mit  dem  Rennpferde,  aus  einem  Grabe  bei  Capua,  mit  Dorischen  In- 
schriften.     Sehr  symmetrische  Anordnung  der  Figuren.    Hancarville  Antiqq. 
Etr.  Gr.  et  Rom.  I.  pi.  1—4.    Maisonneuve  Introd.  pi.  27. 

5.  Hermes  mit  den  drei  Gottinnen  zu  Paris  eilend,    wie   auf  dem 
Kasten  des  Kypselos.     Paus.  V,   19,   1.     Aehnlich    wie   die  vorige  Vase 
parallele  Richtung  der  Glieder;    regelmassig  gefaltete  Gewander,  schlanke 
Proportionen.     Millingen  Coll.  de  Coghill  pi.  34. 

6.  Herakles  mit  der  Lowenhaut,    aber  zugleich   einem  Boeotischen 
Schilde,  in  gewaltigem  Ansprunge  gegen  Kyknos  (vgl.  das  Bild  am  Amykl. 
Thron,  Paus.  Ill,  18)  bei  Millingen  Un.  Mon.  S.  I.  pi.  38. 

7.  Achilleus,  der  den  erlegten  Hektor  (in  riesiger  Gestalt)  hinter  dem 
Wagen  schleppt,  ofter  auf  Sicilischen  Vasen,   bei  R.  Rochette  Mon.  In.  I. 
pi.  17.  18.    Auf  einer  ahnlichen  in  Canino  ist  die  kleine  gefliigelte  Helden- 
figur  als  Eidolon  des  Patroklos  bezeichnet.    R.  Rochette  p.  220. 

8.  Abschied  der  Eriphyle  von  Amphiaraos  und  Adrastos,  zwei  Gruppen 
auf  einer  Grossgriechischen  Vase.     Scotti  Illustrazioni   di    un  vaso   Italo- 
Oreco.  N.  1811.  4.     [Millingen  Peint.  de  Vases  pL  20.  21.    Des  Vfs.  D.  A. 
K.  Denkm.  I.  Tf.  19,  98.    Minervini  im  Bullett.  Napol.  II.  p.  122.  III.  p.  48. 52. 
O.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  139  f.] 

9.  Memnon  von  Achilleus  erlegt  und  von  Eos  entfuhrt,  zwei  Gruppen 
einer  Agrigentinischen  Vase  (aber  mit  Attischer  Inschrift),   von  kraftiger 
und  ausgebildeter  Zeichnung.    Millingen  Un.  Mon.  I.  pi.  4.  5. 


86  Griechische  Kunstgesch.     Per.  II.  [99] 

10.  Pyrrhos,  welcher  vor  Ilions  Mauern,  am  Altare  des  Thymbraeischen 
Apollon,    den  kleinen  Astyanax  todtet,   auf  einer  Vase  von  Volci.    Mon. 
d.  Inst.  I,  34.  vgl.  Ambrosch  Ann.  III.  p.  361  [den  kleinen  Troilos,    Ann. 
V.  J  251—54.  0.  Jahn  Telephos  und  Troilos  S.  70]. 

11.  Athena,  kenntlich  an  Helm  und  Lanze,  zur  Rechten  des  Zeus, 
mit  dem  Blitze,  sitzend;    vor  ihnen  zwei  Horen,  hinter  dem  Sitze  Hermes 
und  Dionysos,  in  ausgebildetem  alten  Style,  wie  er  in  Volci  vorherrscht.   In 
Farben  (mit  aufgesetztem  Roth  und  Weiss)  copirt  bei  Micali  tv.  81. 

12.  Dionysos    auf   dem  Schiffe   der  Tyrrhenischen  Seerauber   (eine 
geistreiche   und  grossartige  Composition),  auf  einer  Schale  von  Volci,   im 
Innern.    Am  aussern  Rande  Kampfe  um  zwei  gefallene  Helden.    Inghirami 
G.  Omerica  tv.  259.  260  [Gerhard  Auserles.  Vasen  I.  Tf.  49]. 

13.  Athenische  Jungfrauen,  welche  das  brautliche  Bad  aus  der  Fon- 
taine Kallirrhoe  (KAAIPE  KPENE,  lies  KaMt$$rj  KQJVTI)  schopfen,   aus 
Volci.     Broendsted  A  brief  descr.  of  thirty-two  anc.  Greek  Vases  n.  27. 
Vgl.  die  Hochzeit-Vasen  fur  Lysippides  und  Rhodon,  bei  Pr.  Lucian  Musee 
Etrusque  n.  1547.  1548. 

14.  Eine  Scene  des  Handels,  Verkauf  von  Wolle  [Silphion],    unter 
Aufsicht  eines  Magistrats,  mit  Do]  ischen  Inschriften  ('  AxQEGttas),  auf  einer 
Vase  aus  Etrurien,  in  einem  bizarren,  nicht  Attischen,  Styl.    Mon.  d.  Inst. 
47.    Ann.  V.  p.  56.    Micali  tv.  97.    [Gab.  Durand  n.  422.    Panofka  Bilder 
antiken  Lebens  Taf.  XVI,  3.    Inghirami  Vasi  fitt.  tav.  250.] 


Dritte  Periode. 
Von  01.  80  bis  III.    (460—336  v.  Chr.) 

Von  Perikles  bis  auf  Alexander. 


1.    Die  Ereignisse  und  cler  Geist  der  Zeit  in  Beziehung 
auf  die  Kunst. 

100.  Die  Perserkriege  weckten  in  Griechenlancl  das  schlum-  1 
mernde    Bewusstsein   der  Nationalkraft.     Athen,    durch   die  2 
Stammart  seiner  Bewohner  ganz   geeignet,    Mittelpunkt  der 
Griechischen  Bildung  zu  werden,   bemachtigt  sich  der  in  den 
Umstanden  gegebnen  Hiilfsmittel  mit  grossem  Geschick;  wo-  3 
durch  es  schnell  zu  einer  Hohe  der  Macht  gelangt,    wie   sie 
nur  je  eine  Stadt  besessen. 

2.  Die  Attiker  haben  mit  ihren  Stammgenossen,  den  loniern  Asiens, 
das  Empfangliche ,  Lebendige,  Neuerungssiichtige  gemein,    aber  verbinden 
damit  eine  Energie,  die  dort  friih  verschwunden.    To  dQccGT^Qtov,  TO  dsivov. 

3.  Den  Beginn  des  hohern  Aufschwungs  in  Athen  setzt  Herod.  V, 
78  schon  Olymp.  67,  4.     Themistokles  Volksbeschluss   fiber  Verwendung 
des  Silbers  von  Laurion  fur  die  Flotte  g.  73. .   Schlacht  von  Salamis  75,  1. 
Die  Hegemonic  der  Griechen,    die  unter  dem  Konig  gewesen  waren,   fiir 
den  Perserkrieg  kommt  an  Athen,  wahrscheinlich  77,  1.     Aristides  billige 
Schatzung;  das  Schatzhaus  auf  Delos;   die  Summe  der  jahrlichen  Tribute, 
CPOQOI,  460  Talente  (spater  600  und  1200).     Perikles  versetzt  deri  Schatz 
nach  Athen  g.  79,    3.     Die   Bundesgenossen   werden   von  da  an   meist 
Unterthanen,    der  Bundesschatz   Staatsschatz.     Die   hochste    Summe  des 
Schatzes  vor  dem  Pelop.  Kriege  war  9700  Talente,  die  jahrliche  Einnahme 
damals  gegen  1000.     Boeckh  Staatshaush.  I.  S.  427  ff.  465. 

101.  Der  grosse  Reichthum,    welcher  Athen   in    dieser  i 
Zeit  zufloss  und   nur  zum  geringsten  Theile  von  dem   lassig 
betriebenen  Kriege  mit  Persien  verzehrt  wurde,  wird  im  An- 
fange  besonders  zur  Befestigung  Athens  verwandt;    dann  2 


88  Griechische  Kunstgesch.     Per.  III.  [101,  102J 

aber  zur  grossartigsten  Ausschmuekung  derStadt  mit  Tem- 
peln  und  Bauwerken  fur  die  Spiele. 

1.  Der   Mauerbau   des  Peiraeus  begann   durch  Themistokles   unter 
dem   Archon   Kebris   vor  01.   75    (nach   Boeckh  de   archont.    pseudepon. 
01.  72,   1),    fortgesetzt  75,  3.     Der  Aufbau  Alhens  und   die  Erneuerung 
der  Mauern  75,  2.    Gegen  78,  4  veranlasst  Kimon  die  Befestigung  der  Sud- 
seite  der  Akropolis  (Plut.  Kim.  13.    Nepos  Cim.  3),   und  die  Grundlegung 
der  langen  Mauern,  die  Perikles  01.  80,  3.  4  vollendete,  aber  spater  noch 
eine  Mauer  hinzufugte.     Ueber  die   drei    langen  Mauern  Leake's  Topo- 
graphie  von  Rienaecker,  Nachtr.  S.  467. 

2.  Das  Theseion   wird    unter  Kimon   01.  77,   4  begonnen.     Gegen 
01.  80,   3    tragen  die  Athener  auf  gemeinsame  Erneuerung  der  von  den 
Persern  zerstorten  Heiligthiimer  an;   und  in  Attika  werden  um  diese  Zeit 
viele  Tempel  gebaut.    Parthenon  01.  85,  3  vollendet.    Propylaeen  01.  85,  4 
bis  87,  1  gebaut.  —  Das  steinerne  Theater  wird  ((ASTU  TO  nsoflv  TK  LKQIO) 
70,  1  begonnen,   aber  in  den  obern  Theilen  erst  unter  Lykurg's  Finanz- 
verwaltung  (109 — 112)  vollendet.     Die  Peisianaktische  Halle  wird  zur  Ge- 
maldegallerie,  noixtli],  eingerichtet,  um  79,  3.     Das  Odeion  baut  Perikles, 
fiir  die  Panathenaeen ,  vor  84,  1.     S.  des  Verf.  Commentatt.   de  Phidia  I. 
§.  5.  —  Die   Kosten   dieser  Gebaude   waren   bedeutend,    die  Propylaeen 
kosteten    (nebst  allem    was   dazu   gehorte)   2012    Talente    (Harpokration) 
gleich  2,766,500  Rthl.,  wogegen  Thukyd.  II,  13  nicht  zeuget. 

1  102.     Indem  sich  an   diesen  Bauwerken   ein   Kunst- 
geist  entfaltete,  der  Majestat  mit  Anmuth  auf  die  gliicklichste 
Weise  vereinigt:  erreicht  die  bildende  Kunst,  durch  den 
freien  und  lebendigen  Geist  des  demokratischen  Athens  von 
alien  Fesseln  alterthumlicher  Steifheit  gelost,    und   von  dem 
grossartigen  und  gewaltigen  Sinne  der  Perikleischen  Zeit  durch- 

2  drungen,  durch  Phidias  denselben  Gipfelpunkt.     Jedoch  sind, 
dem  Gharakter  der  altern  Hellenen  gemass,  noch  immer  ru- 
hige  Wurde  und  eine  leidenschaftslose   Stille  der  Seele   das 

3  Geprage  der  bewunderten  Hauptwerke   der  Zeit.     Der  Geist 
der  Athenischen  Kunst  macht  sich  schnell  in  Griechenland  herr- 
schend:    obgleich  auch  im  Peloponnes,  namentlich  unter  den 
demokratischen  und  industriosen  Argivern,  die  Kunst  in  grosser 
Vollkommenheit  geubt  wird. 

3.  Athenische  Kiinstler   arbeiten   gegen  01.  83.    (De  Phidia  I,  14) 
fur  den  Delphischen  Tempel  [N.  Rhein.  Mus.  I.  S.  18J,   und  die  Phidias- 
sische  Schule  schmiickt  um  01.  86  Olympia  und  Elis  mit  Bildwerken.  — 
Ueber  Argos  Zustand  des  Verf.  Dorier  II.  S.  143.' 


[103]  Allgemeines.  89 

103.  Der  Peloponnesische  Krieg,  von  Olymp.  87,  i 
1  ex.  bis  93,  4,  vernichtet  erstens  Athens  Reichthum  durch 
die  das  Maass  der  Einkiinfte  tiberwiegenden  Kriegskosten,  und 
zerreisst  zugleich  das  Band  der  Athenischen  Kimstlerschule 
mit  den  Peloponnesischen  und  andern.  Tiefer  greift  die  innre  2 
Veranderung,  welche  im  Peloponnesischen  Kriege  einlrat,  nicht 
ohne  bedeutende  Mitwirkung  der  grossen  Seuche  (01.  87,  3), 
die  das  mannhafte  Geschlecht  der  alten  Athener  hinwegraffte, 
und  ein  schlechteres  zuriickliess.  Sinnlichkeit  und  Leidenschaft-  3 
lichkeit  auf  der  einen  Seite,  und  eine  sophistische  Bildung 
des  Verstandes  und  der  Rede  auf  der  andern,  treten  an  die 
Stelle  der  festen  und  durch  sichre  Gefuhle  geleiteten  Denk- 
weise  fruherer  Zeiten;  das  Griechische  Volk  hat  die  Schranken 
der  alten  National-Grundsatze  gesprengt;  und,  wie  im  offent- 
lichen  Leben,  so  drangt  sich  auch  in  alien  Kiinsten  Sucht 
nach  Genuss  und  Verlangen  nach  heftigern  Anfregungen  des 
Gemiiths  mehr  hervor. 

1.  Ueber  die  Kriegskosten  s.  Boeckh  Staatshaush.  1.   S.  311.     Ueber 
die  Trennung  der  Kunstschulen  wahrend  des  Krieges  De  Phidia  I,  19. 

2.  HQCOTOV    r£   ?}(>|£   Jtori  £g  TaM.cc  Trj  Tro'/Ut  fnl  Ttlsov  avofiiag  TO 

VOG7](MX    OTL     68     7]8r]     TE     ijdv     KKl     7lCLVTCt%6Q'£V     TO     £g     CCVTO    HfffSctltoV, 

TOVTO  v.a.1  v.alov  xai  xQ-qGitiov  KKTS6T7].     Thukyd.  If,  53. 

3.  Im  offentlichen  Leben   tritt  an  die  Stelle   des  durch  die  durch- 
dringende  Kraft  des  Geistes  herrschenden  Olympics  Perikles  das  Geschlecht 
der  Schmeichler  des  Demos ,   Kleon  u.  s.  w. ;  auf  das  hausliche  Leben  er- 
lialten  die  Hetaren  immer  mehr  Einwirkung;  in  der  Tragodie  gewinnt  den 
Geschmack  des  grossen  Publikums   der  THX&IITIXCOTUTOS  und  SSIVOTKTOS 
Euripides;    die    Lyrik    geht    in   den   neuen    ziigellosen    und    prunkvollen 
Dithyrambos    iiber,    dessen   Meister   (Melanippides ,    Kinesias,   Philoxenos, 
Telestes,   Phrynis  und  Timotheos  von  Milet)  von  den  Strengern  als  die 
Verderber   der    Musik,    besonders   ihres   ethischen    Charakters,    angesehn 
wurden:  wodurch  zugleich  die  Rhythmik,  um  01.  90,  regelloser  und  schlaffer 
wird.   Die  alte  Redekunst  ist  auf  einen  symmetrischen  Satzbau  gegriindet, 
und  fordert   die  ruhigste  Declamation;  neben   dieser  tritt  allmahlig  eine 
affektvolle,  pathetische  Redekunst  hervor. 

Besonders  zu  beachten  ist  hier  die  immer  zunehmende  Freiheit 
und  Heftigkeit  im  korperlichen  Ausdrucke  der  Gemuths- 
bewegungen.  Der  Spartanische  Jungling  bewegt  nach  Xenophon  die 
Augen  nicht  mehr  als  ein  Erzbild  (Dorier  II.  S.  268).  In  Athen  bewahrt 
noch  Perikles  die  »feste  Haltimg  des  Gesichts,  den  ruhigen  Gang,  die  bei 


90  Griechische  Kunstgesch.     Per.  III.  [104] 

keiner  rednerischen  Bewegung  in  Verwirrung  gerathende  Lage  der  Ge- 
wander,  den  gleichniassigen  Ton  der  Stimme.«  Plut.  Perikl.  5.  Vgl. 
Siebelis  zu  Winckelm.  W.  VIII.  S.  94.  Durch  Kleon  kamen  heftige  und 
freie  Bewegungen  (TO  ryv  %SIQK  ?£o>  £#av)  auf  der  Rednerbuhne  auf,  und 
die  alte  8vxoo[ttcc  der  Redner  verschwand.  Plut.  Nikias  8.  Tib.  Gracchus  2. 
Aeschines  g.  Timarch  §.  25  ff.  Bekk.  Demosth.  it.  TCKQKTTQ.  p.  420.  R. 
Bei  Demosthenes  muss  man  sich  das  Hochste  affektvoller  Bewegtheit 
denken;  bei  Aeschines  etwas  affektirt  Steifes.  Auf  der  Biihne  beginnt 
eine  lebhafte,  pathetische  Gesticulation  mit  Kallippides,  Alkibiades  Zeit- 
genossen,  welchen  Myniskos,  Aeschylos  Schauspieler ,  deswegen  nl&r]>ios 
nannte.  Aristot.  Poet.  26.  cum  Intpp.  Xenoph.  Sympos.  3,  11. 

1  104.     Mit    cliesem    Zeitgeiste   hangt    die   Richtung    der 
Kiinstler  eng  zusammen,  durch  welche  die  bildende  Kunst  nach 
Olymp.  100   zu    einer  neuen   Stufe   sich  erhebt,    indem  sich 
in  ihren  Schopfungen ,  gegen  die  Werke  der  fruhern  Gene- 
ration gehalten,  viel  mehr  Sinnlichkeit  und  Pathos,  ein  mehr 
gestortes   Gleichgewicht   und  ein  unruhigeres  Verlangen  der 
Seele  kund  giebt,  wodurch  freilich  die  Kunst  sich  wieder  einer 

2  ganz  neuen  Welt  von  Ideen  bemachtiget.    Zugleich  verhindert 
aber   die  Richtung   auf  augenblicklichen  Genuss,   in   welcher 
besonders    das   Athenische   Volk  befangen   war,    bedeutende 
offentliche  Unternehmen ,  und  die  Kunst  bleibt  (Konon's  und 
Lykurg's  Unternehmungen  abgerechnet)  ohne  die  grosse  offent- 
liche  Aufmunterung  der  Perikleischen  Zeit,   bis   sie  sich   die 

3  Gunst   der  Makedonischen  Konige    erwirbt.     Dies    Ver- 
haltniss    fiihrt  Veranderungen   im   Geiste   der  Kunst   herbei, 
welche  schon  am   Schlusse   dieses  Abschnitts,  deutlicher  im 
folgenden,  hervortreten. 

2.  Demosthenes  klagt  bitter  iiber  die  Diirftigkeit  der  offentlichen  und 
die  Pracht  der  Privatbaue  seiner  Zeit.  VgL  Boeckh  Staatshaush.  I.  S.  220. 
Von  Konon's  Werken  Paus.  I,  1,  3.  I,  2,  2.  Vgl.  De  Phidia  I,  3.  n.  <]. 
und  zur  Bestatigung,  dass  das  Heiligthum  des  Zeus  Soter'von  Konon  er- 
richtet  worden,  auch  Isokr.  Enagor.  §.  57.  Unter  Lykurgos  wurden  be- 
sonders friihere  Werke  ausgebaut,  aber  auch  einiges  Neue.  S.  das  Psephisma 
bei  Plutarch  X.  Orat.  p.  279.  H. ,  wo  wohl  zu  schreiben:  fj^itQya  naga- 

hcificbv  TOV$  T£  VSCOgOLKOVS  Y,K\  Tf\V  6XSVoQ'r]XTr]V  "ACtl  TO  &SKTQOV  TO  d IQV '. 
S^ElQyttOUTO  KCtl  £7t£T£A.£G£,  XKl  TO  T£  GTOtSlOV  TO  TIciVCiQ'.  XKl  TO  yVflVtt- 

GIOV  TO  Avxeiov  xarEtrxfvacyf.  Vgl.  p.  251.  Paus.  I,  29,  16.  Doch  bleibt 
immer  der  edelste  Privataufwand  der  auf  Kampfrosse  und  Bildsaulen,  und 
es  ist  ein  barter  Vorwurf  fCir  Dikaeogenes  (Isaeos  von  Dikaeog.  Erbsch.  §.  44), 


[105,  106]  Architektonik ;  Theater.  91 

dass  er  die  von  seinem  Erblasser  fur  3  Talente  (4125  Rthlr.)  an- 
geschafften  Weihgeschenke  ungeweiht  in  den  Bildhauerwerkstatten  herum- 
liegen  lasse. 


2.    Architektonik. 

105.  Das   erste  Erforderniss  fur  das  Gedeihen  der  Bau- 
kunst,    das   Aufbieten    aller    Krafte,    um    etwas    Grosses    zu 
schaffen,  tritt  schon  an  den  Mauerbauen  dieser  Zeit  hervorr 
vorziiglich  den  Mauern  des  Peiraeeus,  die,  an  Colossalitat  den 
klykopischen  ahnlich,  zugleich  durch  die  grosste  Regelmassig- 
keit  der  Ausfiihrung  ausgezeichnet  waren. 

Der  Mauerkreis  des  Peiraeeus  mit  Munychia  mass  60  Stadien;  die 
Hohe  war  40  Gr.  Ellen  (Themistokles  wollte  die  doppelte),  die  Breite  die,, 
dass  beim  Bau  zwei  mit  Steinen  beladene  Wagen  nebeneinander  vorbei 
konnten;  die  Steine  waren  afiaj-ialoi,  genau  aneinander  gefugt  (iv  TOfifj 
syyeovioi),  durch  keinen  Mortel,  sondern  nur  durch  eiserne  mit  Blei  ver- 
gossene  Klammern  zusammengehalten.  Eben  so  die  Mauern  des  Parthe-  . 
non;  die  Cylinderblocke  der  Saulen  dagegen  durch  Dobel  aus  Holz 
(Cypressenholz  beim  T.  von  Sunion,  Bullet,  d.  Inst.  1832.  p.  148)  ver- 
bunden.  [Einer  dieser  Zapfen  nebst  Kapsel  in  Miinchen.]  Alles  Technische 
ist  hier  in  hochster  Yollendung. 

106.  Ferner  bewafrrt  sich  in  den'feauen  von  Theatern,  i 
Odeen  und  andern   Gebauden   fiir   die  Festspiele  ein  klarer 
und  durchdringender  Verstand,  welcher  den  Zweck  des  Baus 
auf  das  Bestimmteste  auffasst,   und  auf  dem  nachsten  Wege 
zu   erreichen  weiss.     Das  Theatron  ist,   wie  der  alte  Cho-  2 
ros  (§.  64,  1),  noch  immer  der  Hauptsache  nach  ein  offener, 
von    beiden   Seiten   zuganglicher  Tanzplatz   (Orchestra),    um 
welchen  sich  die,  moglichst  viel  Personen  zu  fassen,  eingerich- 
teten    Sitze    und    das    erhohte    Buhnengerust    erheben.     Der 
Theaterbau  ging  wahrscheinlich  von  Athen  aus,  aber  verbrei- 
tete  sich  schon  in  dieser  Periode  liber  ganz  Griechenland.   Auch  3 
das  Odeion,  ein  kleineres  und  schirmformig  bedecktes  Thea- 
ter, erhalt  seine  Form  in  Athen ;  so  wie  wahrscheinlich  einer  4 
der  Genossen  des  Phidias  zuerst.  zu  Olympia  die  kunstreiche 
Form     der    Schranken     (cic^aig)     eines     Hippodrom 
darstellte. 

2.     Von   dem  Theater  Athens  §.  101.  Anm.  2.     Das  Epidaurische, 


92  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [107] 

ein  Werk  des  Polykleitos  (um  01.  90),  war  an  Schonheit  und  Ebenmaass 
das  erste;  von  den  sehr  zweckmassig  angelegten  Stufen  1st  Einiges  iibrig. 
[Die  Sitze  sind  noch  fast  vollstandig;  die  Herstellung  mit  den  aus  ihrer 
Stelle  gebrachten  Steinen  selbst  wiirde  leicht  sein.]  S.  Clarke  Travels  II, 
11.  p.  60.  Donaldson  Antiq.  of  Athens,  Suppl.  p,  41.  pi.  1.  Das  Syra- 
kusische  Theater  (vgl.  Houel  T.  III.  pi.  187  sqq.  Wilkins  Magna  Gr.  ch.  2. 
p.  6.  pi.  7.  Donaldson  p.  48.  pi.  4.  5).  [Gavallari  bei  Serradifalco  Antich. 
d.  Sicilia  IV.  tv.  17—22.  p.  132.]  baute  Demokopos-Myrilla  vor  Sophron 
(01.  90).  Eustath.  zur  Od.  Ill,  68.  p.  1457.  R.  Vgl."  §.  289. 

3.  Das  Ode  ion  angeblich   dem  Zelte  des  Xerxes  nachgeahmt,  das 
Dach  sollte  aus  Persischen  Masten  bestehn,  daher  auch  Themistokles,  statt 
Perikles,  als  Grimder  genannt  wird  (Hirt  Gesch.  II.    S.  18).    Aber  auch 
Attika   lieferte   friiher   weit   jiingere  Baume    als  spater  fiir  die  Dachung 
grosser  Baue,  Platon  Kritias  p.  111.    Ueber  die  Anlage  eines  Odeions  §.  289. 

4.  Ueber  Kleoetas,    Aristokles  Sohn,    Boeckh  G.  I.   p.  39.  237  der 
Verf.   De   Phidia  I,  13;    fiber  seine  ayeaig  Hirt  Gesch.  III.    S.  148.     Sie 
erfullte    den  Zweck ,    alle  Wagen  in  gleiche  Distanz   von  dem  normalen 
Anfangspunkte  der  Umlaufe  um  die  Spina  zu  bringen. 

1  107.     Wahrscheinlich    diente  bei  diesen   Theater-Bauen 
auch  schon  die,  bei  Tempeln  in  diesem  Zeitraume  noch  nir- 
gends    als    etwa    beim    Eleusinischen    Megaron    (§.   109,  5) 

2  angewandte,   Kunst  zu  wolben.     Nach   der  Ueberlieferung 
der  Alten  erfand  diese  Demokritos,  ubertrug  sie  aber  vielleicht 

3  nur    aus    Italien    (s.  §.    168)    nach    Griechenland.     Derselbe 
Demokritos   stellte   mit  Anaxagoras  iiber   die  per spekti vi- 
se he  Anlage   und  Ausfiihrung  der  Scene   des  Theaters  For- 
schungen  an;  er  war  es  besonders,  durch  den  ein  philosophi- 
scher  Untersuchungsgeist  denKiinsten  Vorschub  zu  leisten  anfing. 

2.  Poseidon.  bei  Seneca  Ep.  90 :  Democr.  dicitur  invenisse  fornicem 
ut   lapidum    curvatura    paulatim  inclinatorum  medio   saxo   (Schlussstein, 
key-stone)  alligaretur.    Demokritos  stirbt  nach  der  wahrscheinlichsten  An- 
gabe  01.  94,  'l  geg.  90  Jahr  alt. 

3.  Vitruv  Praef.  VII.   Namque  prirnum  Agatharchus  (§.  134)  Athenis, 
Aeschylo  docente  tragoediam,  scenam  fecit  et  de  ea  commentarium  reliquit. 
Ex  eo  moniti  Democr.  et  Anax.  de  eadem  re  scripserunt,  quemadmodum 
oporteat  ad  aciem  oculorum  radiorumque  extensionem,   certo  loco  centro 
constitute,  ad  lineas  ratione  naturali  respondere  etc.    Die  Sache  gehort  in 
die  letzten  Zeiten  des  Aeschylos  (gegen  01.  80),  daher  Aristot.  Poet.  4,  16 
die  Skenographie  oder  perspektivische  Buhnenmalerei  erst  dem  Sophokles 


[108,  109J  Gewolbe;  Saulenordnungen.  93 

zuschreibt.  Die  Skenographie  erscheint  von  nun  an  als  eine  besondre 
Kunst;  gegen  01.  90  treffen  wir  in  Eretria  einen  Architekten  mid  Skeno- 
graphen  Kleisthenes  (Diog.  Laert.  II,  125),  spater  gab  es  deren  mehrere, 
wie  Eudoros,  Scrapion  bei  Plin.  Arist.  Poet.  4,  16.  Auch  ein  pictor  scae- 
narius  bei  Gori  Inscr.  Etr.  I.  p.  390.  Vgl.  §.  324. 

108.  Von    den    Saulenordnimgen    wircl    in    dieser  l 
Zeit   die  Dorische  in  Athen  zu  hoherer  Anmuth  ausgebildet, 
ohne   indess  den  vorherrschenden  Gharakter  der  Majestat  zu 
verlieren.     Die  lonische  fmdet  man  in  Athen  in  einer  eigen-  2 
thumlichen  schmuckreichen  Form,  in  lonien  selbst  in  derjenigen, 
welche  sich  hernach  als  die  gesetzmassige,  kanonische,  erhalten 
hat.     Daneben   erscheint  um  01.  85   das   Korinthische  Gapi-  3 
tal,    welches  sich  durch  eine  sehr  geistreiche  Verbinclung  der 
lonischen  Volutenformen  mit  freieren  und  reicheren  vegetabili- 
schen  Formen  entwickelt,  aber  erst  allmahlig  seine  kanonische 
Form  erlangt.     Auch  findet  es  sich  zuerst  nur  einzeln;  dann  4 
wiederholt,   aber  nur  in  untergeordneten  Theilen  des  Gebau- 
des;  als  Hauptgattung  aber  zuerst  bei  kleineren  Ehrenmonu- 
menten. 

3.  S.  das  Geschichtchen  von  Kallimachos  Erfmdang  bei  ^7itruv  IV,  1. 

4.  S.  §.  109.   N.  5.  12.  13.  15.     Durchgangig  fmdet  man  es  zuerst 
an  dem  zierlichen,   aber  keineswegs  durchaus  musterhaften  Ghoregischen 
Denkmale  des  Lysikrates,  01.  Ill,  2.    Stuart  I.  ch.  4. 

109.  Wahrend  die    Tern  pel    Athens    in    diesem    Zeit- 
raume  den  Gharakter  des  reinsten  Maasses,  der  gewahltesten 
Formen,  der  vollkommensten  Harmonie  tragen,  und  ein  ahn- 
licher  Geist  im  Peloponnes  sich  zeigt:  strebt  man  in  der  erst 
spater  eintretenden  Bliithezeit  loniens  vorzugsweise  nach  Ele- 
ganz    und  Pracht,    und    baut    daher  fast  nur   im  lonischen 
Styl  (mit   zwar  effektvoller,   aber   nicht  so  sorgfaltiger  Aus- 
fuhrung  im  Detail);   dagegen   die  Sicilischen  Tempelgebaude, 
auf  alt-Dorischen  Formen  beharrend,  durch  riesenmassige  Grosse 
und  Kuhnheit  des  Plans  imponiren. 


I.    'Attika. 

1.     [Massvergleichung  von  siebenzehn  TempeJn  bei  Serradifalco  Ant. 
d.  Sicilia  II.    p.  80,  und  Zusammenstellung   von   21   Sicilischen   Tempeln, 


94  Griechische  Kunstgesch.     Per.  III.  [109] 

im  Grundriss  v.  tv.  43.]  Theseion,  von  01.  77,  4  (§.  101.  Anm.  2) 
bis  iiber  80  (§.  118).  Peript.  hexast.  in  Dorischer  Ordnung,  104  X  45  F., 
aus  Pentelischem  Marmor.  Die  Saulenhohe  iiber  11,  die  intercolumnia  3 
mod.  Wohl  erhalten,  auch  die  schonen  Deckenfelder.  Stuart  Antiqq.  of 
Athens.  III.  cb.  1.  Supplem.  ch.  8.  pi.  1.  [L.  Ross  TO  ®^Gflov  v.a.1  6 
vccos  TOV  "Agtog  iv  ' A^rjvai^  1838.  8.  Archaeol.  Zeitung  1844.  S.  245. 
Dagegen  Ulrichs  Annali  d.  Inst.  XIII.  p.  75.  E.  Curtius  in  Gerhards  Ar- 
chaeol.  Zeit.  I.  S.  97.] 

2.  Parthenon   oder  Hekatompedon,    50  Fuss  grosser  (langer) 
als  ein  alteres,  dessen  Platz  es  einnahm,  Hesych.   Gebaut  von  Iktinos  und 
Kallikrates,  Schrift  dariiber  von  Iktinos  und  Karpion.  Peript.  octast.  hypae- 
thros,  in  Dorischer  Ordnung,  auf  einer  hohen  Plattform,   ganz  aus  Pentel. 
Marmor.   Unterbau,  Ross  Kunstbl.  1835.   N.  31.    Besteht  aus  dem  Saulen- 
umgange;  dem  Vortempel  (itgov-^iov]  an  beiden  schmalen  Seiten,  gebildet 
durch   Saulen  mit   Gittern  dazwischen;    clem  eigentlichen  Hekatompedon, 
d.  h.  der  100  Fuss  langen  Gella.   [Vielmehr  breiten,  berechnet  nach  Stuart 
p.  8  und   le  Roy  p.  5  von  Ideler   in   den    Schr.    der   Berl.   Akad.   1812. 
S.  186]   mit  16  (oder  23?)  Saulen  um  da.s  Hypaethron;  dem  eigentlichen 
Parthenon  oder  Jungfrauengemach ,  einem  quadratischen  eingeschlossenen 
Raum   um  die  Bildsaule;   dem  geschlossenen  Opisthodomos  mit  4  Saulen, 
nach  W.    Die  Vorderseite  war  0.     Gesammtgrosse  227  X  101  Engl.  F.; 
Hohe  65  F.    Die  Saulenhohe  12  mod.,  die  Intercol.  fast  22/s;   Verjungung 
des  Schafts  13/3o;  Schwellung  !/44;  Ecksaulen  2  Zoll  starker.  Am  Architrav 
hingen  Schilde;  von  dem  Reichthum  an  Bildwerken  §.  118.   Der  Triglyphen- 
fries   sinnreich   zusammen  gesetzt  mit  moglichster  Ersparung  von   Stein, 
Klenze  Aphorist.    Bern.  S.  368.    Tf.  1.    Fig.  2.  3.     Den  reinen  Glanz  des 
Marmors  hob  der  an  kleineren  Streifen  und  Gliedern  angebrachte  Farben- 
und  Goldschmuck.    Der  T.  hat  besonders   1687  den   28.  Sept.  durch  die 
Venetianer,  neuerlich  durch  Elgin,  gelitten :  aber  erregt  noch  immer  einen 
wunderbaren  Enthusiasmus.    I.   Spon  (1675).     Voy.  de  Grece.     Stuart  II. 
ch.  1.     Wilkins  Atheniensia   p.   93.     Leake   Topogr.  ch.  8.     Boeckh  C.  I. 
p.  177.     Die    neuen    Herausg.    Stuart's    in    der    Deutschen   Uebersetzung 
(Darmstadt  1829)  I.   S.  293,  wo  auch  S.  349   von  den  Spuren  des  alten 
Parthenon  Nachricht  gegeben  wird.     Cockerell's  Plan  bei  Broendsted  -Voy. 
dans  la  Grece  II.  pi.  38.   Ueber  Heger's  Untersuchungen  Gott.  G.  A.  1832. 
S.  849.    Das  Parthenon   neu   gemessen   von  J.  Hoffer,    Wiener   Bauzeit. 
1838.     N.  40  ff.     [Ein  6%  F.  langes  Modell  des  vollstandigen  Parthenon 
ist  in  der  Gallerie  der  Bodlejana  zu  Oxford.] 

3.  Propylaeen,   gebaut  von  Mnesikles.     Sie  bildeten  den  Zugang 
zu  der  Burg  als  einem  heiligen  Tempelhofe,  und  standen  mit  einer  vom 
Markte  ausgehenden  Auffahrt  in  Verbinclung.   Fahrweg  zu  den  Propylaeen 


[109]  Tempel-Ruinen.  95 

aus  Pentelischen  Mavmorplatten ,  L.  Ross  im  Kunstbl.  1836.  N.  60.  Ein 
Prachtthor,  mit  vier  Nebenthiiren,  nach  aussen  erne  lonische  Vorhalle. 
nach  beiden  Seiten  Dorische  Frontispice,  deren  Architektur  mit  der  innern 
Jonischen  sehr  geschickt  vereinigt  ist.  Vgl.  N.  5,  c.  An  den  Seiten  spring-en 
Fliigelgebaude  vor,  wovon  das  nordliche  als  eine  Poekile  diente;  vor  dem 
siidlichen  lag  ein  kleiner  Tempel  der  Nike  Apteros.  Stuart  II.  ch.  5. 
Kinnard  Antiqq.  of  Athens,  Suppl.  (fiber  die  Auffahrt).  Leake  Topogr. 
ch.  8.  p.  176.  Le  temple  de  la  Victoire  sans  ailes,  restaure  par  R.  Kous- 
min,  decrit  par  V.  Ballanti.  R.  1837  f.  Bull.  1837.  p.  218.  [Kunstblatt 
1835.  N.  78  f.  L.  Ross  u.  E.  Schaubert  die  Akropolis  von  Athen,  1.  Abth. 
der  Tempel  der  Nike  Apteros.  B.  1839  f.] 

4.  Tempel  der  Athena  Polias  und  des  Poseidon  Erechtheus.  Ein 
uraltes  Heiligthum,  welches  nach  dem  Perserkriege  erneuert,  aber  (zufolge 
der  Urkunde,  G.  I.  n.  160)  erst  nach  92,  4  vollendet  wurde,  voll  von 
heiligen  Denkmalern,  durch  die  der  Plan  des  Gebaudes  eigne  Bestimmungen 
erhielt.  Ein  Doppeltempel  (VKOS  Sinlovs)  mit  einem  getrennten  Gemach 
gegen  W.  (Pandroseion) ,  einem  Prostyl  gegen  0.,  und  zwei  Hallen* 
(nQ06TK6£i<s}  an  der  NW.  und  SW.  Ecke.  Das  Gebaude  lag  auf  zwei 
verschiednen  Boden,  indem  sich  an  der  0.  und  S.  Seite  eine  Terrasse  hin- 
zog,  welche  gegen  N.  und  W.  aufhorte  (nach  welcher  Seite  der  rol%og  6 
SKTOS  in  der  Inschrift  liegt).  Grosse,  ohne  die  Hallen,  73  X  37  F.  Karya- 
tiden  (XOQUI,  Attische  Jungfrauen  im  vollen  Panathenaischen  Putze) 
[§.  330,  5]  um  die  Halle  an  der  SW.  Ecke  (worm  der  Erechtheische 
Salzquell  und  der  uralte  Oelbaum  gewesen  zu  sein  scheinen);  Fenster  tmd 
Halbsaulen  am  Pandroseion.  Der  Fries  des  Ganzen  war  aus  Eleusinischem 
Kalkstein  mit  angesetzten  (metallnen)  Reliefs  (£««).  [Siebenzehn  Stiicke 
stehen  im  Erechtheion,  verzeichnet  Ann.  d.  I.  XV.  p.  309  f.]  Die  lonische 
Architektur  zeigt  viel  Eignes,  besonders  in  den  Capitalen  (§.  276);  die 
Sorgfalt  der  Ausfuhrung  ist  uniibertrefflich.  Stuart  \I.  ch.  2.  Wilkins 
p.  75.  Des  Verf.  Minervae  Poliadis  sacra  et  aedis.  1820.  Rose  Inscript. 
Graecae  vetustissimae  p.  145.  G.  I.  1.  p.  261.  Neue  Ausg.  von  Stuart 
p.  482.  Bruchstucke  einer  zweiten  diesen  Tempel  angehenden  Inschrift 
Kunstbl.  1836.  St.  60.  [39  f.  Vollstandig  in  der  'EcpwtQis  dg%aioL 
1837.  p.  30  bei  Rangabis  Antiqu.  Hellen.  p.  45  und  Ann.  d.  I.  XV. 
p.  286—327,  darin  ein  Architekt  Archilochos  von  Agryle.]  Inwood  the 
Erechtheion  of  Athens,  fragments  of  Athenian  architecture  and  a  few 
remains  in  Attica,  Megara  and  Epirus.  L.  1827.  [v.  Quast  das  Erechtheum 
zu  Athen  nach  dem  Werk  des  Hr.  Inwood.  B.  1840.  —  Tempel  der  Athene 
Ergane  auf  der  Akropolis  s.  Ulrichs  in  der  ' A\tr\vu.  1841.  4.  Juny  und 
in  den  Abhd.  der  Mfinchner  Akad.  philo's.  philol.  Kl.  Ill,  3.  S.  627.] 

5.     Eleusis.    Unedited  Antiqq.  of  Attica  ch.  1—5.     (Traduct.  par 
M.  Hittorff.    Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  345.)    [Deutsch  von  G.  Wagner  Darmst. 


96  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [109] 


1829.  8.]  a.  Der  grosse  Tempel  (fisyuQov,  KVCCHTOQOV},  unter  Leitung 
des  Iktinos  von  Koroebos,  Metagenes,  Xenokles  gebaut,  und  fur  die  Feier 
der  Mysterien  eingerichtet.  Abweichung  der  Eleusinischen  Gebaude  vom 
reinen  Styl,  Kugler  S.  43.  Eine  grosse  Cella  mit  vier  quer  dnrchlaufen- 
den  Dorischen  Saulenreihen  in  zwei  Stockwerken;  dazwischen  eine  grosse 
Lichtoffnung,  welche  Xenokles  wolbte  (TO  onctlov  f^,oQvcpco6s  Plut.  Perikl. 
13.  vgl.  Pollux  II,  54),  indem  dieser  Tempel  kein  Hypaethros  sein  durfte. 
Vorhalle  aus  12  Dor.  Saulen  (von  Philon  unter  Demetrios  Phalereus),  welche 
sclion  diinne  Stege  zwischen  den  Canneluren  haben.  212.  10.  2  X  178. 
6,  das  Innere  G  167  X  166.  6.  Unter  der  Cella  eine  Krypte,  unver- 
jungte  Cylinder  stiitzten  den  obern  Boden.  Das  Material  meist  Eleusini- 
scher  Kalkstein,  wenig  Marmor.  Die  Grosse  des  Ganzen  220  X  178  Fuss. 
Etwas  abweichende  Angaben  Ionian  antiqq.  ch.  6,  19—21  neue  Ausg. 
b.  Die  kleinern  Propylaeen  im  innern  Peribolos,  mit  rathselhafter 
Einrichtung  der  Thiir.  Hier  kommt  ein  Pilaster-Capital  mit  Akanthus- 
blattern  vor.  c.  Die  grossern  im  aussern.  Ganz  denen  auf  der  Burg 
%leich;  nur  ohne  die  Seitengebaude.  Die  von  Pausanias  dort  gepriesene 
Felderdecke  (090977)  1st  hier  deutlicher.  (Ob  Appii  propylaeum,  Cicero  ad 
Alt.  VI,  1.?)  d.  Kleiner  Tempel  der  Artemis  Propylaea,  ein  templum 
in  antis,  Dorisch.  e.  Kleiner  Tempel  auf  dem  Felsen  iiber  dem  Megaron, 
im  innern  Peribolos.  —  Keins  der  Gebaude  inEleusis  ist  ganz  vollendet  worden. 

Andre   Attische  Tempel. 

6.  Zu  Rhamnus.   Der  grossre  Tempel  der  Nemesis,  hexast.  peript., 
Dorisch,   71   X  33  F.,   wurde   wahrscheinlich    in  Perikl  es  Zeit  begonnen 
(vgl.  §.  117),  aber  erst  spater  vollendet  (Stege  der  Canneluren).    Man  be- 
merkt  reiche  Malereien  und  Vergoldungen   am  Kranze  nach  aussen,  und 
dem  Simse  iiber  dem  Friese  im  Innern,  deren  Umrisse  eingeschnitten  sind. 
Schone  Felderdecke.    Un.  Antiqq.    ch.  6. 

7.  Tempel  der  Pallas  auf  Sunion,   hexast.  peript.,  mit  Propy- 
laeen   derselben,    Dorischen,   Ordnung.     Auch   aus  Perikles  Zeit.    Ionian 
Antiqq.  II.  ch.  5.  pi.  9—14.     Un.  Antiqq.    ch.  8. 

8.  Stoa  zu  Thorikos  (7  Saulen  vorn,  15  an  der  Seite,  vgl.  §.80. 
Anm.  II,  3).    Die  Saulen   (11   mod.   hoch)    haben   erst   den   Anfang   der 
Canneluren  erhalten.    Un.  Antiqq.  ch.  9. 

II.    Peloponnesische  Haupttempel. 

9.  Tempel    des    Zeus    zu    Olympia,    aus    der    Beute    Pisa's 
(welches    gegen    Olymp.    50    fiel)    von    Libon    dem    Eleer    gebaut,    um 
Olymp.  86   vollendet.    Aus  Porosstein.    Hexast.   peript.  hypaethros.    Der 
Pronaos  durch  Gitterthiiren   (&VQKI  ^KI-UKI}  zwischen  Saulen  geschlossen, 
eben  so  der  dem  Pronaos  entsprechende  Opisthodomos;    die  Cella  ziem- 


[109]  Tempel-Ruinen.  97 

lich  eng,  mit  obern  Gallerien  (GTOKI  vnsQcoot).  Grosse  230  X  95  Griech. 
F.;  Hohe  68.  Ueber  die  Ruinen  besonders  Stanhope's  Olympia  p.  9. 
Gockerell  Bibl.  Italiana  1831.  N.  191.  p.  205.  Expedition  sclent,  de  la 
Moree  Livr.  11.  pi.  62  ff.  vgl.  Voelkel's  Nachlass  I. 

10.  11.  T.  der  Hera  von  Argos,  von  Eupolemos  nach  01.89,  2. 
Das  Olympieionzu  Megara  vor  87.  Keine  Ruinen  von  diesen  Tempeln. 
[Entdeckung  der  Grundlage,  W.  Mure  Ann.  d.  Inst.  X.  p.  308.  tav.  H. 
dessen  Tour  in  Greece  II.  p.  177.] 

12.  T.  des  Apollon  Epikurios  bei  Phigalia  von  Iktinos  dem 
Athener  (Eustath.   zur  Od.  p.  1825.  R.),    also  wohl  vor  01.  87,  2   (nach 
Pausanias  Vermuthung  nach  der  Pest,   88)  gebaut.     Grosse  126  X  48  F. 
Aussen   ein   Dorisches   Pteroma;    innen   bilden  lonische   Saulen   Nischen 
(wahrscheinlich   fur   Donarien)   und   ein   Hypaethron.     Eine  Korinthische 
Saule   stand    am  Schlusse  des  Hypaethron  hinter  dem  Bilde.     Ueber  die 
Ruinen  Combe  Brit.  M.  IV.  pi.  25—28.     Stackelberg  Apollotempel  Tf.  1 
bis  5.     Donaldson  Antiqq.  of  Athens,  Supplem.  p.  1.  pi.  1 — 10. 

13.  T.  der  Athena  Alea   zu  Tegea,    von  Skopas   nach  01.  96 
gebaut,   der  grosste  und  schonste  des  Pelopohnes.     Die  Verbindung  von 
lonischen  Saulen  nach  aussen,  Dorischen  und  Korinthischen  ubereinander 
im  Innern,  ist  fur  die  Geschichte  der  Baukunst  wichtig.    Paus.  VIII,  45. 
Geringe  Ueberreste.    Dodwell  Tour  II.  p.  419.    Klenze  Aphorist.  Bemerk. 
auf  einer  Reise  nach  Griechenland  S.  647. 

14.  Die  sehr  schlanken  (uber  13  mod.  hohen)  Dorischen  Saulen  des 
Zeustempels  zu  Nemea   scheinen   dem  Ende   dieser  Periode    anzugehoren, 
Ionian  Antiqq.  II.  ch.  6.  pi.  15—18.    Descr.  de  Moree  III.  pi.  72.     [Clarke 
Trav.  II,  2.  ch.  18.  p.  714  Quartausg.] 

III.    lonien  [und  Karien]. 

15.  DidymaeonzuMilet,  nach  der  Zerstorung  01.  71  neu  auf- 
gebaut,  besonders  durch  Paeonios  und  Daphnis  von  Milet,   aber  nie  ganz 
vollendet.     Dipteros    decast.   hypaethros,    163    F.   breit,    in    prachtvoller 
lonischer  Gattung,  mit  Korinthischen  Halbsaulen  im  Pronaos.    Die  Saulen 
6Y4NFuss  stark,  63 Vs  hoch;   schlanker  als  die  in  Ephesos,  Samos,  Sardis 
(§.  54.  80),    mit   schwacherem  Gebalk.     Ionian  Antiqq.  I.  ch.  3.  p.  27. 
Choiseul  Gouffier  Voy.  pittor.  I.  pi.  113.  114.    Hirt  Gesch.  II.  S.  62.  Tf.  9.  11. 

16.  T.  der  Pallas  Polias  zu  Priene,  gebaut  von  dem  gelehrten 
Architekten  Pytheus,    um  01.  110.    Alexander  hatte,   nach  einer  Inschr., 
den  Ruhm,    ihn  zu  weihen.     C.  I.  n.  2904.     Peript.   hexast.  in  schoner 
lonischer  Ordnung,  mit  Propylaeen,  die  statt  der  lonischen  Saulen  inwendig 
Pilaster  haben,  deren  Capitale  mit  Greifen  in  Relief  geziert  sind.    Ionian 
Antiqq.  I.  ch.  2  neue  Ausg.     Choiseul  Gouffier  pi.  116. 

O.  Mullet's  Archaeologie.     4.  Aufl.  7 


98  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [109] 

17.  T.  des  D ion y sos   zu  Teos,    von  Hermogenes,  wahrscheinlich 
gegen  Alexanders  Zeit  gebaut.    Peript.  hexast.  und  eustylos   nach  Vitruv 
(der   besonders   Hermogenes   folgt).     Ionian  Antiqq.  I.   ch.  1.     Ghoiseul 
Gouff.  pi.  124.    Vgl.  dazu  Hirt  Gesch.  II.  S.  66. 

18.  T.  der  Artemis  Leukophryne  zu  Magnesia  am  Maeandros, 
von  Hermogenes  gebaut,  pseudodipteros  nach  Vitruv  198  X  106  F.  Leake 
Asia  min.  p.  349.    Dazu  gehort  der  Aufriss  Ionian  Antiqq.  I.  ch.  1.  pi.  2 
erste  Ausg.     [R.  Rochette   nach    der  Arbeit   des  Architekten  ^Glerges   im 
Journ.  des  Sav.  1845.  Oct.  Nov. 

19.  Trummer    eines   A  polio  temp  els   zu   Delos    in    Dorischer 
Ordnung  (die  Saulenhohe  12  mod.).     Stuart  III.  ch.  10.  p.  57*.     [Von  dem 
Asklepiostempel,   dem  bedeutendsten  in  Kos,  Friesplatten ,   s.  Ross  in 
Gerhards   Archaeol.  Zeit.   1846.   Tf.  42.    S.  281.     T.   des  Dion  y  sos   zu 
Aphrodisias,    octast.    peripteros ,    vermuthlich    von    Hermogenes ;    am 
Architrav  Panther  und  Krater  abwechselnd,  Ion.  Antiqu.  III.  ch.  2.  pi.  13  ff. 
vgl.  Fellows  Lycia  p.  33  und  Texier.    Der  schone  lonische  T.  von  Azani 
in  Phrygien  bei  Fellows  Asia  Minor  p.  136.  141  und  bei  Texier.] 

IV.    S  i  c  i  1  i  e  n. 

20.  21.    Akragas.    Vgl.  oben  §.  80.    Der  grosse  Dorische  Tempel 
des  Zeus  Olympics   war  unvollendet,    als  Akragas  01.  93,  3   von  den 
Karthagern  erobert  wurde,    und  blieb  es   auch  nach  der  Erneuerung  der 
Stadt.     Diod,  XIII,   82.    Grosse  nach  Diodor  340  X  160  F.  (369  X  182 
Engl.  F.  nach  den  neuesten  Messungen).    Hohe  120,    ohne  den  Unterbau 
(KQ-rjitidcopa).     Die  Cella  hat  nach  innen  Pilaster,    12  Fuss  breit,   nach 
aussen  Halbsaulen,  20  F.  im  Umfang,  aber  Saulenhallen  an  den  schmalen 
Seiten   nach   Diodor,   nach  Cockerell   jedoch   auch  hier   Halbsaulen   und 
Pilaster.     Die   Saulen   unter    10  mod.    hoch.     Im   Innern  standen   uber 
Saulen  oder  Pfeilern,  als  Trager  der  Decke,  Gigantenfiguren,  in  alterthiim- 
lich  strengem  Style.     [§.  279.]     Nic.  Maggiore  Opusc.  archeol.  1834.   vgl. 
Bullet.  1836.  p.  62.     Vieles  an  diesem  T.  ist   noch  dunkel.     S.  Wilkins 
Magna  Gr.  ch.  3.  pi.  14-17.     Hirt  II.  S.  90.  Tf.  9,  12.     Klenze  T.  des 
Olymp.  Jupiters  1821  und  im  Kunstblatt  1824.  N.  36  (vgl.  28.  39).  Gockerell 
Antiqq.  of  Athens,    Supplem.  p.  1.  pi.  1—8.    Unweit  davon  der    sog.  T. 
des  Herakles.     Gockerell  pi.  9.    Neuere  Nachgrabungen  bei  dem   [soge- 
nannten]    T.    des   Hercules,    Bull.   1836.   p.  97.   129,  Therons   Denkmal, 
Pyramide  eines  Siegerrosses  (Plin.  VIII,  42),   nach  Goettling  im  Kunstbl. 
1836.  N.  7. 

•22—24.  Selinus.  Vgl.  §.  80.  Seine  grossen  und  reichen  Tempel 
werden  bei  Thuk.  VI,  20  und  bei  der  Karthagischen  Zerstorung  (92,  4) 
erwahnt.  Der  Dorische  Haupttempel  war  damals  noch  unvollendet,  da 
erst  die  acht  Saulen  der  Ostfronte  (mit  Stegen)  cannelirt,  einige  andere 


[110,  111]  Privatgebaude;  Stadte.  99 

angefangen  waren.  Dipteros  nach  Wilkins,  pseudodipt.  nach  Hittorff  und 
Serradifalco,  mit  grossem  Saulen-Pronaos  und  Hypaethron.  331  X  161  F. 
nach  Wilkins,  367  X  161  nach  Goettling,  im  Hermes  XXXIII.  S.  248. 
Die  Saulen  gegen  10  mod.  hoch.  Siidlich  von  diesem,  in  demselben  6'st- 
lichen  Theile  der  Stadt,  liegen  zwei  andere  Tempel,  alle  zusammen  i  pilieri 
dei  Giganti  genannt,  186  X  76  und  232  X  83  F.  gross;  beide  hexastyli 
"  peripteri,  die  im  Ganzen  derselben  Zeit  anzugehoren  scheinen.  Der  mittlere, 
kleinste  T.  ist  fast  eben  so  angelegt,  wie  der  mittlere  T.  der  Burg,  jedoch 
erst  in  spaterer  Zeit,  als  schlankere  (gegen  10  mod.)  und  dabei  sehr  stark 
(um  2/s  mod.)  verjungte  Saulen  in  Sicilien  aufgekommen  waren;  etwa  um 
Olymp.  80.  Vgl.  uber  die  Bildwerke  §.  90  u.  119.  Wilkins  ch.  4.  pi.  1—11. 
Hittorff  und  Zanth  Archit.  de  la  Sicile.  Livr.  5.  pi.  30  ff. 

25.  Egesta.  Hexast.  peript.,  190  X  77  F.,  die  Saulen  noch  nicht 
cannelirt.  Wilkins  ch.  5.  Gaertner's  Ansichten  der  Monumente  Siciliens. 
Hittorff  pi.  2—6.  [Syrakus.  Hexast.  peript.  Serradifalco  I.  tav.  3—8. 
Ganina  im  Bullet.  1836.  p.  91.]  Die  Cella  86,  6.  X.  47,  4.  Palm,  ganze 
Lange  218,  2.  P.  Gavallari  bei  Serradifalco  IV.  tv.  5—8.  p.  120.  Korfu. 
Ohnweit  der  Stadt  Hexast.  peript.  W.  Railtoh  §.  253.  A.  1.) 

110.  Der  Luxus   in  Privatbauen,    Hausern,   Denk- 
malern,    beginnt  in  Athen  besonders  erst  gegen  Ende  dieser 
Periode  (§.  104,  2),   friiher   bei    den   reichen   und   ubermu- 
thigen  Agrigentinern ,   die,    nach  dem  bekannten  Ausspruch, 
bauten  als  gedachten  sie  ewig  zu  leben. 

S.  die  Wundergeschichten  bei  Diod.  XIII,  81  von  Gellias  Pallast  und 
colossalem  Weinkeller,  der  offentlichem  Piscina,  den  Monumenten  siegreicher 
Rosse  und  Lieblingsvogel.  Das  sogenannte  Grabmal  des  Theron 
(Wilkins  ch.  3.  pi.  19)  ist  wegen  der  lonischen  Halbsaulen  mit  Dorischem 
Gebalk  und  des  Kreuzgewolbes  im  Innern  merkwiirdig.  Aehnliche  Mischung 
ist  an  dem  sog.  Heroon  des  Empedokles  auf  der  Burg  von  Selinus 
wahrgenommen  worden. 

111.  Auch  die  grosste  Aufgabe  des  Architekten,  die  An-  1 
lage  ganzer  Stadte,  wurde  in  dieser  Periode  besonders  dem 
Hippodamos  von  Milet  zu  Theil,  welcher  den  Peiraeeus,  den 
Themistokles  mehr  zu  einer  Zuflucht  in  Kriegszeit  bestimmt 
hatte,   zu  einer  herrlichen  Stadt  ausbaute,    Thurioi  (01.  83, 
3)  mit  winkelrechten  grossen  Strassen  anlegte,  und  Rhodes 
(01.  93,  1),    ebenfalls  hochst  symmetrisch  und  regelmassig, 
in  einer  theaterahnlichen  Form  aufbaute.     Durch  ihn,  so  wie  2 
durch  Meton ,   scheint  die  regelmassige*.  (lonische)  Bauweise 


100  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [112] 

iiber  die  altgriechische,  winkliche  und  enge,  Stadteanlage  die 
Oberhand  gewonnen  zu  haben. 

1.  Ueber    Hippodamos    Anlagen    vgl.    Aristot.    Pol.    II,    5    mil 
Schneider,    VII,  10.     Photios  u.  Hesych.  s.  v.    'Innodapov    vsprjGis   mit 
Diod.  XII,   10.     Schol.  Aristoph.  Ritt.  327    (vgl.  Meier   zu   den  Scholien, 
p.  457  Dindorf).    Ueber  Rhodes  Strab.  XIV,  654.    Aristeides  Rhodiakos. 
Meurs.  Rhodus  I,    10.    Aehnlich  war'wohl  die  Anlage  der  schonen  Stadt 
Kos  (103,  3),  so  wie  des  neuen  Halikarnass  (von  Mausolos;   der  Plan 
bei  Guper  Apoth.  Homed  p.  241  ist  nicht  ganz  richtig).     [Vitruv  I,   7  de 
electione  locorum  ad  usum  communem  civitatis.] 

2.  Ueber  Melon's  (des  Astronomen  und  Hydraulikers)  Plane  einer 
Stadtanlage   Aristoph.     Voegel  995   u.  Schol.     Ueber   altgriechische    und 
lonische  Stadteanlagen   vgl.  Dorier  Bd.  II.  S.  255.     Die  Stadte  des  Pelo- 
ponnes,  welche  nach  Sparta's  Sturz  erwuchsen,    waren  gewiss  auch  regel- 
massiger,    wie   das   neue  Mantinea   (01.  102,   2,    s.  Gell  Stadtemauern 
Tf.  35),  Megalopolis  (102,  2),   Messene  (01.  102,  4)    mit  gewaltigen 
Quadermauern  und  schonen  Festungsthoren ;   die  Dorische  Architekter  der 
Porticus    urn   das  Stadium   fallt   indess   schon   in   das  Kleinliche.     Leake 
Morea  T.  I.  p.  372.  pi.  3.     Gell  Stadtemauern  Tf.  36.    Donaldson  Antiqq. 
of  Ath.  Suppl.  p.  19.  pi.  1.  2.     Exped.  scient.  de  la  Moree  pi.  24  sqq. 


3.    Bildende  Kunst. 

a.    Die  Zeit  des  Phidias  und  Polykleitos. 

1  112.     Die  hochste  Bluthe  der  Kunst,    welche  in   dieser 
Periode  im  ganzen  Griechenland ,    aber  besonders  in  Athen 
und  Argos  eifrig  betrieben  wird,  bereiten  die  trefflichen  Kiinst- 

2  ler   Kalamis    und    Pythagoras    vor;    von    denen    jener 
zwar  noch  nicht  von   aller  Harte   des  alten  Styls   frei  war, 
aber  doch  in  den  mannigfachsten  Aufgaben,  erhabnen  Gotter- 
bildern,  zarten  und  anmuthreichen  Frauen,  feurigen  Rossen, 

3  Bewunderungswurdiges  leistete;    dieser  in  lebensvoller  Dar- 
stellung   der   Muskeln   und   Adern,    in   genauer    Kunde   der 
Proportionen ,   zugleich  aber  auch  schon  (was  in. dieser  Zeit 
seltener)  in  ergreifendem  Ausdrucke,  vortrefflich  war. 

1.  Kalamis  (von  Athen?),  Toreut  [§.  85.  A.  2],  Erzgiesser  und 
Bildhauer.  01.  78—87.  Pythagoras  von  Rhegion,  Erzg.,  Schiller 
des  Klearch,  Olymp.  75—87.  Paus.  VI,  6.  VI,  13.  vgl.  Gorsini  Dissert. 


[112]  Bildende  Kunst.     Erste  Epoche.  101 

agon.  p.  124.  130.  Plin.  XXXIV,  8.  19.  Eukadmos  von  Athen,  Bildh.  80. 
Telephanes,  der  Phokeer,  Erzg.  (arbeitet  fur  die  Alenaden  und  Perser- 
konige)  urn  80.  Polygnotos,  Maler,  auch  Bildh.,  'urn  80.  Ptolichos  von 
Korkyra,  Kritias  Schiiler,  Erzg.  83.  Skymnos  und  Dionysodoros ,  Erzg. 
und  Toreuten,  Kritias  Schiiler,  83.  Akestor  von  Knossos,  Erzg.  83.  [Ona- 
tas  von  Aegina,  01.  78—83,  und  seine  Schiiler  §.  82.]  Pheidias,  Char- 
mides  Sohn,  von  Athen,  Ageladas  Schiiler,  Maler,  Erzgiesser,  Toreut,  Bild- 
hauer,  01.  80—87,  1.  Praxias  von  Athen,  Kalamis  Schiiler,  Bildh.  83. 
Androsthenes  von  Athen,  Eukadmos  Schiiler,  Bildh.  83.  Nesiotes,  Mit- 
arbeiter  des  Kritios,  Ross  im  Kunstbl.  1836.  N.  16.  [R.  Rochette  Supplem. 
au  Gatal.  des  artistes  p.  368.]  Polykleitos,  Sikyonier  und  Argeier, 
Ageladas  Schiiler,  Erzg.,  Toreut,  Bildhauer  und  Architekt,  etwa  von  82—92. 
Myron,  ein  Athener  von  Eleutherae,  Ageladas  Schiiler,  Erzg.,  Toreut, 
Bildhauer,  urn  dieselbe  Zeit.  Kallimachos,  Erzgiesser  und  Toreut,  um 
85.  Stypax  von  Kypros,  Erzg.  85.  Alkamenes  von  Athen,  Phidias, 
vielleicht  auch  Kritias,  Schiiler,  Kleruch  in  Lemnos,  Erzg.,  Bildh.  und 
Toreut,  83-94 -(de  Phidia  I,  19).  Kolotes,  Phidias  Schiiler,  Toreut  86. 
Paeonios  von  Mende,  Bildh.  86.  Kleoetas  (von  Athen?),  Erzg.  u.  Architekt 
(§.  106,  4)  geg.  86.  Agorakritos  von  Paros,  Phidias  Schiiler,  Erzg.  u. 
Bildh.  85—88.  Phradmon  von  Argos,  Erzg.  um  87.  Kallon  von  Elis, 
Erzg.  um  87.  Gorgias  von  Lakedaemon,  Erzg.  87.  Ktesilaos,  Erzg.  87. 
Sokrates,  Sophroniskos  Sohn,  von  Athen,  Bildh.  g.  87.  Polyklet's  Sohne 
als  Kiinstler  um  87  erwahnt  Platon  Protag.  p.  328.  Theokosmos  von 
Megara,  Phidias  Schiiler,  Erzg.  u.  Toreut  87 — 95.  Amphion  von  Knossos, 
Akestor's  Sohn,  Ptolichos  Schiiler,  Erzg.  89.  Sostratos  von  Rhegion,  Pytha- 
goras Schiiler,  gegen  89.  Nikodamos,  ein  Maenalier,  Erzg.  90.  Therikles, 
der  Korinthische  Topfer  (©wixlsla),  gegen  90.  Athenaeos  XI.  p.  470  f. 
Bentlei's  Phalaridea.  [Therikles  der  Thiermaler,  von  den  mit  Thierfiguren 
verzierten  Bechern  abstrahirt,  Rhein.  Mus.  VI.  S.  404—20.]  Kleiton  von 
Athen,  Erzg.  (uvdQtKVTonoios)  g.  90.  Nikeratos  von  Athen,  Erzg.  90. 
Apellas,  Erzg.  g.  90.  Demetrios,  Athener  von  Alopeke,  g.  90.  Er  darf 
wegen  des  Simon  nicht  zu  sehr  von  dem  Zeitalter  des  Maler  Mikon  ent- 
fernt  werden,  und  ich  halte  daher  die  al'te  Pallas-Priesterin  Lysimache, 
die  er  bildete,  fur  die  Vorgangerin  der  bekannten  Theano.  Vgl.  Lange 
Anm.  zu  Lanzi  S.  84.  Sillig  G.  A.  p.  180).  Pyromachos  g.  90.  (Plin. 
XXXIV,  19.  20.)  Naukydes  von  Argos,  Mothon's  Sohn,  Erzg.  und 
Toreut  90—95.  Perikleitos,  Naukydes  Bruder,  Polykleitos  Schiiler,  um 
dieselbe  Zeit  (Paus.  II,  22.  8  ist  vielleicht  zu  schr. :  TO  {usv  TTo^vxJUtros, 
TO  8s  ntQixleiTog  enoirjae,  TO  8s  adaAqpos  UsQixlflTOV  NavMSris}.  Ly- 
kios  von  Eleutherae,  Myron's  Sohn  und  Schiiler,  Erzg.  u.  Toreut  um  92. 
Athenodoros  und  Demeas  von  Kleitor,  Schiiler  des  Polykleitos,  Erzg.  94. 
Asopodoros  von  Argos,  Alexis,  Phrynon,  Deinon,  Erzg.,  nebst  Aristeidesr 


102  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [113] 

Erzg.  und  Architekt,  sammtlich  Schiller  des  Polykleitos,  um  94.  Aristan- 
dros  von  Paros,  Erzg.  94.  Aristokles,  Kleoetas  Sohn,  Erzg.  u.  Toreut, 
92—95  (vgl.  Boeckh  C.  I.  p.  237).  Kanachos  von  Sikyon,  der  Jiingere, 
Polykleitos  Schiiler,  Erzg.  95.  Deinomenes,  Erzg.  95.  Patrokles,  Erzg.  95. 
Pison  von  Kalauria,  Amphion's  Schiiler,  Erzg.  95.  Alypos  von  Sikyon, 
Naukydes  Schiiler,  Erzg.  95.  Tisandros,  Erzg.  95.  Sostratos  von  Chios,  95. 
Archias  von  Athen,  Toreut  95  (G.  I.  n.  150.  §.  42).  Antiphanes  von 
Argos,  Perikleitos  Schiiler,  Erzg.  95 — 102.  Polykleitos  d.  j.  von  Argos, 
Naukydes  Schiiler,  Erzg.  95—101  (Paus.  II,  22.  Ill,  18.  VI,  2,  vgl.  Corsini 
Diss.  agon.  p.  123.  VI,  6).  Mys,  Toreut,  95.  Daedalos  von  Sikyon, 
Patrokles  Schiiler,  Erzg.  96— 104  (Paus.  VI,  2.  VI,  3,  vgl.  Corsini  Diss. 
agon.  p.  130.  133.  X,  9).  Kephisodotos  von  Athen,  Erzg.  97—104  (er 
arbeitete  fur  Kononische  Unternehmungen  und  fiir  Megalopolis.  Des  Vfs.  Abh. 
de  Phidia  p.  6).  Pantias  von  Chios,  Sostratos  Schiiler,  Erzg.  100.  Kalli- 
kles  von  Megara,  Theokosmos  Sohn,  Erzg.  100.  [L.  Stephani  zur  Attischen 
Kunstgesch.  im  N.  Rhein.  Mus.  IV.  S.  1.] 

2.  Calamidos  dura  ilia  quidem,  sed  tamen  molliora  quam  Canachi, 
Cicero.     lam  minus  rigida  Calamis   Quintilian,   oben  §.  92.    An    seiner 
Sosandra  loct  Lukian,  Imagg.  6  ro  psidiafiu  tenrbv  v.u\  \ilr\%Q<s  —  V.KL 
rb  evGTcdss   8e   xca  xoc/uov  TTJS  uvafioHris,    vgl.    die    Hetaerengespr.   3. 
Sillig  C.  A.  p.  115. 

3.  Hie  primus  (?)  nervos  et  venas  expressit,  capillumque  diligentius. 
—  Vicit  Myronem  pancratiaste  Delphis   posito.  —  Syracusis  (fecit)  claudi- 
cantem,   cuius  ulceris  dolorem  sentire  etiam  spectantes  videntur.     Plinius 

XXXIV,      19.         nV&KyOQKV      TtQCOZOV      SOKOVVTCC     QV&fjlOV     -HOCt     GVflfiSTQlOC? 

SGTOXKG&KI  Diog.  L.  VIII.  Pyth.  25.  Sillig  C.  A.  p.  399  nebst  Varro  de 
L.  L.  V.  §.  31. 

1  113.    Nun  tritt  der  Athener  Phidias   auf,   ein  Ktinst- 
ler,  dessen  Genius  so  machtig,   und  dessen  Ruhm  so  aner- 
kannt  war,  dass  die.Werke  der  Perikleischen  Zeit  sammtlich 
von  ihm  geleitet,  und  das  ganze  in  Athen  versammelte  Heer 
mannigfacher  Kiinstler  nach  seinen  Ideen  beschaftigt  wurde. 

2  Er  selbst  arbeitete  besonders  die  aus  Gold  und  Elfenbein  zu- 
sammengesetzten  Golossalstatuen,  zu  deren  vollkommnerer  Aus- 
fuhrung  eine  beispiellose  Freigebigkeit  der  Staaten,  und  eine 
erweiterte  Technik  sich  die  Hand  boten. 

1.  Phidias  Lebensumstande  nach  des  Verf.  Comm.  de  Phidiae  Vita  I. 
(vgl.  Em.  David  in  der  Biographic  univers.  XXXIV  p.  27):  Geboren  g.  73. 
Zuerst  von  einheimischen  Meistern,  wahrscheinlich  Hegias,  um  01.  80 


{114]  Bildende  Kunst.    Phidias.  103 

auch  von  dem  Argiver  Ageladas  unterwiesen,  leitet  er  die  Perikleischen 
Werke,  von  82  oder  83  an,  vollendet  die  Pallas  im  Parthenon  85,  3,  den 
Olympischen  Jupiter  nach  86.  Angeklagt  durch  Gabale  gegen  Perikles 
86,  4;  stirbt  im  Gefangniss  87,  1.  —  Gegen  die  Meinung,  dass  er  schon 
um  73  als  Kiinstler  thatig  gewesen  sei,  spricht  am  besten  die  Vergleichung 
seines  Zeitalters  mit  dem  der  Vorganger,  des  Kritias,  Pythagoras,  Kalamis. 
Unter  Phidias  Direction  standen  nach  Plutarch  Per.  12  rfxrovf?, 

,     %KkKOtV7tOl,      A.l&OVQyoi  ,     /3aCpSig,    %QV60V   (JiK^KKT^QES    X«t    J/U- 

(§.  312,  2),  ^coyQarpoi,  TtoiKtkTcci,  TOQSVTKL.  TLoMikrcti  sind 
Buntweber,  Sticker,  deren  Teppiche  (uKQccnsruGfiKTa)  man  bei  Vergegen- 
wartigung  des  Gesammteindrucks  jener  Tempel  und  Elfenbeinbilder  nicht 
vergessen  muss.  Ob  Akesas  und  H el  ikon,  die  Salaminier  aus  Cypern, 
die  dem  Delphischen  Apoll  (vgl.  Eurip.  Ion.  1158)  und  der  Pallas  so 
prachtige  Teppiche  gewebt,  dieser  Zeit  angehoren?  Athen  II.  p.  48  b. 
Euet.  zu  Od.  I,  131.  p.  1400  Rom.  (Gyprische  wotxt/U'a  vcpuGftccToov)  Plut. 
AlexJk  32.  Apostol.  II,  27.  Zenob.  I,  56.  Dass  die  genannten  Buntweber 
nicht  jiinger  als  Phidias,  dafiir  spricht,  dass  Plutarch  Alex.  32  den  Helikon 
fur  Alexandros  Zeit  ,,den  alten"  nennt.  Sein  Werk  war  der  Kriegsmantel 
(fniTtoQTcaftK)  des  Konigs,  ein  Geschenk  der  Stadt  Rhodes.  In  Phoenikien, 
Cypern,  Karthago  (Athen.  XII.  p.  541  b)  war  diese  Kunst  besonders 
zu  Hause. 

2.  Das  abnehmbare  Gewand  der  Pallas  wog  44  Goldtalente  nach 
Philochoros,  786,500  Rthl.;  doch  betrug  die  Dicke  wenig  fiber  erne  Linie. 
Bredow  zu  Thukyd.  II,  13.  Einzelne  Locken  des  Zeus  wogen  nach  Lukian, 
Zeus  Trag.  25,  6  Minen,  etwa  300  Louisd'or.  —  Ueber  die  technische 
Beschaffenheit  dieser  Statuen  §.  312,  2. 

114.  Zu  diesen  gehort  unter  andern  das  sechs  und 
zwanzig  Griechische  Ellen  hohe  Standbild  der  PallasPar- 
thenos,  welches  als  ein  Bild  einer  gerusteten,  aber  sieg- 
reichen,  in  heitrer  Majestat  herrschenden  Gotterjungfrau  ge- 
dacht  war.  Die  grandiose  Einfachheit  der  Hauptfigur  war 
hier,  wie  in  andern  Werken  des  Phidias,  durch  reichen 
Schmuck  an  der  Basis,  den  Waffen,  selbst  dem  Sohlen- 
Rande  gehoben.  * 

"Aycc^ficc  OQ&OV  iv  %izd!ivi  nodijQSi.  Isokr.  n.  ccvdiS.  2.  Qfidiccg 
o  rb  "t^g  'A&rjvag  sdog  egyuGctfisvos.  Aegis  mit  Gorgoneion.  Auf  dem 
Helme  Sphinx  (rund)  und  Greifen  (in  Relief).  Lanze  in  der  Hand,  Schild 
zu  Fussen;  dieser  stutzte  wahrscheinlich  zugleich  die  Hand  mit  der  vier 
Ellen  hohen  Nike.  Die  heilige  Schlange  (Erichthonios)  neben  der  Lanze 
am  Boden.  Am  Schilde  nach  innen  die  *  Gigantomachie ,  nach  aussen 
Amazonenschlacht  (Perikles  und  Phidias  kunstlich  angebrachte  Portrate). 


104  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [115} 

Am  Rande  der  Tyrrhenischen  Sohlen  die  Kentauromachie.  (Alle  Bildwerke 
sind  Attische  Nationalsujets.)  Pandorae  genesis  an  der  Basis.  Pau  I,s. 
24,  5—7  mit  Siebelis  Anm.  Plin.  XXXVI,  4,  4  (vgl.  Ann.  d.  Inst.  II. 
p.  108).  Maximus  Tyr.  diss.  14.  T.  I.  p.  260  R.  Boettiger  Andeut.  S.  86. 
Am  nachsten  steht  der  Parthenos  des  Phidias  ohne  Zweifel  die  in  V. 
Albani  (Gavaceppi  Raccolta  I.  t.  1),  bei  Hope  (Specimens  pi.  25)  [u.  II. 
pi.  9],  und  in  Neapel  (M.  Borb.  IV,  7.  Neapels  Antiken  S.  41)  vorhandene 
Pallas,  welche  auch  Q.  de  Quincy  (Jup.  01.  p.  226.  Mon.  et  ouvrages 
d'art  ant.  restituSs  T.  I.  p.  63)  zum  Grunde  gelegt.  Haufig  auf  M.  Asia- 
tischer  Stadte  nachgebildet ,  Eckhel  Syll.  5,  10.  M.  S.  Clement.  4,  74 
5,  75.  21,  152.  Mionnet  Suppl.  VIII.  pi.  14,  1.  Antiochos  IX. 

1  115.  Noch  mehr  erregte  das  Staunen  und  den  Enthu- 
siasmus  der  gesammten  Hellenen  der  Olympische  Zeus. 
Hochster  Reichthum  der  die  einfach  erhabne  Gestalt  umgeben- 
den  plastischen  Zierden,  tiefe  Wissenschaft  in  der  Anordnung 
der  Maasse  der  sehr  colossalen  Figur,  und  der  erhabenste 
Schwung  des  Geistes  in  der  Auffassung  des  Zeusideals  mach- 
ten  diese  Statue  zu  einem  Wunder  der  Welt.  Die  zum 
Grunde  liegende  Vorstellung  ist  die  des  allmachtig  herrschen- 
den,  uberall  siegreichen  Gottes  in  huldvoller  Gewahrung, 
gnadiger  Erhorung  nienschlicher  Bitten.  In  ihm  schauten  die 
Griechen  den  Zeus  gegenwartig ;  ihn  zu  sehen,  war  ein  Ne- 
penthes; ihn  vor  dem  Tode  nicht  erblickt  zu  haben,  beinahe 
ein  solches  Ungliick,  wie  in  die  Mysterien  uneingeweiht  zu 
sterben. 

1.  Der  Thron    des   Olymp.  Zeus    aus   Cederholz   mit   Zierden   und 
Reliefs  aus  Gold,  Elfenbein,  Ebenholz,  Steinen,  auch  Malerei.    Der  Scepter 
aus  alien  Metallen  zusammengesetzt ;   der  Fussschemel   reich   geziert;   die 
Basis  mit  Bildwerken,   aber  wahrscheinlich  nur  in  einem  Streifen  an  der 
Vorderseite,   geschmuckt.     Die  Schranken  hatte  Panaenos  gemalt   (gegen 
die  Hinterthuren  waren  sie  blau  angestrichen) ,    so  wie  wahrscheinlich  die 
Blumen  des  Goldgewandes.  —  Die  Figur,   unter  einem  Theile  des  Daches 
stehend,    war  auch  fur  den  Tempel  (§.  109,  7)  colossal.     Etwa  40  Fuss 
hoch  auf  einer  Basis  von  12.     Sie  schien  noch  grosser  als  sie  war,  Paus. 
V,  12,  4.    Beweise  fur  die  perspektivische  Kenntniss:    die  Geschichte  mit 
dem  Antlitz,  Lukian  pro  mag.  14,  der  Streit  mit  Alkamenes,  Tzetz.  Ghil. 
VIII,  193  und  die  allgemeinen  Zeugnisse  §.  324. 

2.  In   der  Rechten   hielt  Zeus   eine  Nike    (die   wahrscheinlich   von 
ihm    ausging,    wie   bei   dem  Olympischen  Zeus    von  Antiochien   §.  160), 


[116]  Phidias  Werke.  105 

in  der  L.  das  Skeptron  mit  dem  Adler  (vgl.  die  Eleischen  Miinzen,  Stan- 
hope Olympia  10).  Phidias  fiihrt  die  Beschreibung  des  Z.  xaravsvcoz/ 
II.  I,  529  als  sein  Vorbild  an.  EiQrjvtnbs  ncti  nuvTK%ov  TIQ<XO$  ,  Dio 
Ghrysost.  XII.  (Olympikos)  p.  215.  Allgemeinere  Ausdriicke  der  Bewundrung 
Livius  XXXXV,  28.  Quintil.  XII,  10.  Dio  Ghrysost.  Or.  XII.  p.  209  ff.  A. 
Unter  den  erhaltenen  Werken  sind  am  verwandtesten  der  Jupiter  Verospi 
und  die  Mediceische  und  Vatikanische  Bflste,  §.  349.  Eleische  Kaiser- 
miinzen  mit  dem  Z.  Olympics  bei  Q.  de  Quincy  pi.  17.  p.  312  und  M. 
Fontana  6,  1. 

Volkel  iiber  den  grossen  Tempel  und  die  Statue  des  Jupiter  zu 
Olympia.  Lpz.  1794.  Archaeol.  Nachlass.  1831.  S.  1.  Siebenkees  tiber  den 
Tempel  und  die  Bildsaule  des  Jupiter  zu  Olympia.  Nurnb.  1795.  Boettiger 
Andeutungen  S.  93.  (Marchese  Haus)  Saggio  sul  tempio  e  la  statua  di 
Giove  in  Olimpia.  Palermo  1814.  Q.  de  Quincy  Jup.  Olympien  p.  384. 
Des  Verf.'Comm.  de  Phidia  II,  11.  Rathgeber,  Encyklop.  Ill,  III.  S.  286. 

116.  Ausser  diesen  und  andern  Werken  der  Toreutik  l 
arbeitete  Phidias  zahlreiche  Gotter-  und  Heroenstatuen  aus 
Erz  und  Marmor  als  Cultusbilder  oder  Weihgeschenke.  Be-  2 
senders  aber  war  es  die  Vorstellung  der  Athena,  welche  er, 
nach  verschiednen  Modifikationen,  sinnreich  entwickelte,  indem 
er  sie  fur  Plataeae  in  einem  Akrolith  (§.  84)  als  Streitbare 
(Areia),  fur  die  Athener  auf  Lemnos  dagegen  besonders  an- 
muthig  und  in  einem  milden  Charakter  (KcdMpoQyog)  dar- 
stellte.  Das  colossalste  Bild,  die  eherne  Promachos,  welche  3 
zwischen  den  Propylaeen  und  dem  Parthenon  stehend,  iiber 
beide  emporragend,  von  den  Schiffern  schon  aus  grosser  Feme 
gesehen  wurde,  war,  als  Phidias  starb,  noch  nicht  fertig; 
beinahe  ein  Menschenalter  spater  arbeitete  Mys  nach  Parrha- 
sios  Zeichnungen  die  Kentauromachie  am  Schilde,  so  wie  die 
ubrigen  Werke  der  Toreutik,  womit  das  Gusswerk  geschmuckt 
wurde. 

1.  Petersen  Observ.  ad.  Plin.  XXXIV,  19,  1,  ein  Programm  Havniae 
1824.  Sillig  G.  A.  p.  344.  vgl.  p.  288.  Gomm.  de  Phidia  I,  9. 

2.  Der  Tempel  der  Athena  Areia  war  nach  der  umstandlichen 
Nachricht  Plutarchs  aus  der  Plataeischen  Beute  (Aristid.  20),  wodurch  die 
Zeit  des  Werks  aber  wenig  bestimmt  wird.  Ueber  die  Kallimorphos 
Paus.  I,  28.  2.  Lukian  Imagg.  6.  Plin.  XXXIV,  19,  1.  Himerios  Or. 
XXI,  4.  [vgl.  Preller  in  Gerhards  Archaeol.  Zeit.  1846.  S.  264.] 


106  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [117,  118] 

3.  Der  Platz  der  Promachos  wird  durch  Paus.  I,  28,  2,  vgl.  mit 
Herod.  V,  77,  bestimmt;  hier  zeigt  sie  auch  die  Munze  (Leake  Topogr. 
Vignette.  Mionnet  Suppl.  III.  pi.  18.  Broendsted  Reise  II.  Vign.  37). 
Sie  hob  den  Schild  (ave%si  Trjv  aaniSu}  und  fasste  den  Speer  (olov  rolg 
sniovGiv  tvlGruG&tti  psMovaa,  Zosimos  V,  6,  2).  Die  Hohe  der  Statue, 
ohne  die  Basis,  war  wohl  fiber  50  Fuss,  aber  unter  60,  wie  man  aus 
Strab.  VI,  p.  278  schliessen  kann.  Ueber  die  Zeit  des  Werkes  Comm.  de 
Phidia  I,  9.  10. 

1  117.     Auch  Phidias  Anhanger,  besonders  der  dem  Mei- 
ster    innig    ergebne  Agorakritos   und  der  unabhangigere, 
seinem  Lehrer   auch  widerstrebende  Alkamenes,   wandten 

2  ihre    Kunst    am    meisten    auf    Gotterbilder.     Eine    voile 
Bliithe    der  Schonheit,    vereinigt   mit    einer  milden  ruhigen 
Hoheit  in  den  Ziigen,   charakterisirte  ohne  Zweifel  die  gott- 
lichen  Frauenbilder,  welche  sie  im  Wetteifer  mit  einander  ver- 
fertigten:   die  Aphrodite  in   den  Garten,   von  Alkamenes, 
und  die  entsprechende  Statue  des  Agorakritos,  aus  Parischem 
Marmor,   die,    des  Preises   verlustig,   mit  hinzugefugten   At- 
tributen,  als  Nemesis  in  Rhamnus  consecrirt  wurde. 

2.  Vgl.  ausser  Andern  Zoegas  Abhandlungen  S.  56.  62.  Welcker 
ebd.  S.  417.  De  Phidia  I,  20.  Sillig  p.  26  sqq.  —  Alkamenes  sinnreich 
gebildeter  Hephaestos.  Sillig  p.  32. 

1  118.    Jetzt  existiren  als  Werke  dieser  ersten  aller  Kunst- 
schulen  noch  die  architektonischen  Sculpturen,  womit 
sie  die  Tempel  Athens,  ohne  Zweifel  unter  Phidias  unmittel- 

2  barer  Aufsicht   und  Leitung,    ausgeschmuckt  hat.     Erhalten 
hat  sich  erstens  Einiges  von  den  achtzehn  sculpturirten  Meto- 
pen  nebst  dem  Friese  der  schmalen  Seiten   der  Gella  vom 
Theseus-Tempel,  dessen  Styl  offenbar  der  Phidiassischen 
Schule   angehort;   zweitens   eine  bedeutende  Anzahl  von  den 
sammtlich  mit  Hautrelief  geschmiickten  Metopeh  des  Parthe- 
non,  so   wie   ein   grosser  Theil  des  Frieses  von  der   Cella, 
zugleich  einige  colossale  Figuren  und  eine  Masse  von  Bruch- 
stiicken  von  den  beiden  Giebeln  desselben  Tempels;  an  wel- 
chen  Giebelstatuen   der  Meister  selbst  am  meisten  Hand  an- 

3  gelegt  zu  haben  scheint.   In  alien  diesen  Werken  erscheint  im 
Ganzen  derselbe  Geist  der  Kunst ;  nur  dass  bei  den  Metopen 
bisweilen  Kiinstler    der  altern   Schule,    welche  noch  immer 
fortbestand    (§.   112   Anm.   1),    gebraucht    worden   zu   sein 


[118]  Phidias  Schule.  107 

scheinen,  deren  Arbeit  minder  rund  und  fliessend  ist,  und  dass 
bei  dem  Friese  die  gleichmassige  Fiillung  des  Raums,  welche 
die  architektonische  Decoration  forderte,  so  wie  das  Gesetz  der 
Symmetrie  und  Eurhythmie,  das  Streben  nach  Natur  und 
Wahrheit  in  manchen  Punkten  bedingte.  Abgesehn  davon,  4 
fmden  wir  iiberall  eine  Wahrheit  in  der  Nachahmung  der 
Natur,  welche,  ohne  Wesentliches  (wie  die  von  der  An- 
strengung  schwellenden  Adern)  zu  unterdrucken,  ohne  sich 
irgend  von  der  Natur  losreissen  zu  wollen,  den  hochsten  Adel  / 
und  die  reinste  Schonheit  erreicht ;  ein  Feuer  und  eine  Lebendig- 
keit  der  Bewegung,  wo  sie  die  Sache  fordert,  und  eine  Be- 
haglichkeit  und  Bequemlichkeit  der  Ruhe,  wo  diese,  wie  be- 
sonders  bei  Gottern,  angemessen  erschien;  die  grosste  Natiir- 
lichkeit  und  Leichtigkeit  in  der  Behandlung  der  Ge wander, 
wo  nicht  Regelmassigkeit  und  eine  gewisse  Steifheit  grade  er- 
forderlich  ist,  ein  lichtvolles  Hervorheben  der  Hauptvorstellung 
und  eine  Fulle  sinnreich  erfundner  Motive  in  untergeordneten 
Gruppen ;  endlich  eine  natiirliche  Wurde  und  Anmuth  vereint 
mit  edler  Einfalt  und  Unbefangenheit ,  ohne  alles  Streben 
nach  Lockung  der  Sinne,  glanzendem  Effekt  und  Hervor- 
hebung  der  eignen  Meisterhaftigkeit,  welche  die  besten  Zeiten, 
nicht  bios  der  Kunst,  sondern  des  Griechischen  Lebens  u'ber- 
haupt  charakterisirt. 

2.  Theseion.  Die  Statuen,  die  im  0.  Giebel  standen,  sind  ver- 
schwunden.  Ross  &rjaslov  p.  26.  [Not.  63  behauptet,  dass  in  beiden 
Giebeln  6  oder  7  Statuen  standen;  Ulrichs  stellte  die  im  hinteren  in  Ab- 
rede,  indem  keine  Spuren  der  Aufstellung  im  Giebelfeld  seien.]  In  den 
zehn  Metopen  gegen  0.  Thaten  des  Herakles;  in  den  acht  anstossenden 
gegen  N.  u.  S.  des  Theseus.  Im  Friese  vorn  ein  Heldenkampf  unter  der 
Leitung  von  Gottern,  als  Kampf  des  Theseus  und  der  Pallantiden  erklart, 
Hyperbor.  Romische  Studien  I.  S.  276  [eine  Gigantomachie  nach  Dodwell 
Trav.  I.  p.  362;  nach  Ulrichs  Ann.  d.  Inst.  XIII.  p.  74  die  Herakliden 
vertheidigt  von  Theseus  gegen  den  Eurystheus,  was  K.  F.  Hermann  Gotting. 
Anz.  1843.  S.  488  ff.  bestreitet,  E.  Gurtius  in  Gerhards  Arch.  Zeit.  1843. 
S.  104  f.  bestatigt,  0.  Jahn  Jen.  L.  Z.  1843.  S.  1167  »nicht  unbedingt 
vorzieh'n«  will];  hinten  die  Kentauromachie.  Alles  gleich  lebensvoll  und 
grossartig.  Gypsabgiisse  im  Britischen  Museum  (R.  XIV,  52—73).  Stuart 
III.  ch.  1.  Dodwell  Tour  I.  p.  362,  nebst  Kupfer.  Alcuni  bassirilievi 
tv.  5.  D.  A.  K.  Tf.  20—22. 

Parthenon,    a.   Metopen,  gegen  4  F.  hoch,  der  Vorsprung  der 


108  Griechische  Kunstgesch.     Per.  III.  [118] 

Figuren  bis  10  Zoll.  Im  Ganzen  waren  92  Tafeln;  15  von  der  Siidseite 
sind  jetzt  im  Brit.  Museum,  1  im  Louvre  (Glarac  pi.  147),  Bruchstiicke  in 
Copenhagen  (Broendsted  Voy.  en  Grece  II.  pi.  43);  32  von  der  Siidseite 
sind  von  Carrey  auf  Befehl  des  Gr.  Nointel  1674  (vgl.  §.  109,  2)  gezeichnet 
(bei  Broendsted  mitgetheilt) ,  einige  bei  Stuart  II.  ch.  1.  pi.  10—12.  IV. 
ch.  4.  pi.  28 — 34  und  im  Museum  Worsleyanum  II.  ch.  5.  Nachrichten 
von  andern  in  der  neuen  Ausgabe  Stuart's,  und  in  Leake's  Topography 
ch.  8.  p.  226.  Darnach  sieht  man,  dass  an  der  vordern,  oder  ostlichen, 
Seite  besonders  Pallas  als  Gigantenkampferin  und  andre  Gotterkampfe 
(auch  der  um  den  Dreifuss)  vorgestellt  waren,  an  der  sudlichen  in  der 
Mitte  Scenen  aus  der  altern  Attischen  Mythologie,  gegen  die  beiden  Ecken 
bin  die  Kentauromachie  (dieser  gehort  Alles  besser  Erhaltene  an),  an  der 
nordlichen  unter  andern  der  Amazonenkampf,  an  der  westlichen  abwechselnd 
Kampfe  von  Reitern,  und  zu  Fuss,  wahrscheinlich  geschichtlichen  Inhalts. 
Vgl.  Stuart's  Alterth.  Athens,  in  der  Deutschen  Ausg.  II.  S.  658. 

b.  Fries  der  Cella,  3Y3  Fuss  hoch,  528  lang  (wovon  an  456  noch 
genauer  bekannt).  Davon  sind  53  Flatten,  ausser  den  Gypsabgiissen  der 
ganzen  Westseite,  im  Brit.  Museum,  1  im  Louvre  n.  82  (Clarac  pi.  211); 
4  sind  kiirzlich  (nebst  einem  Stuck  Metope)  in  Athen  ausgegraben  worden, 
s.  Hall.  ALZ.  1833.  Intell.  74;  Vieles  geben  die  in  Paris  aufbewahrten, 
noch  nicht  edirten,  Carreyschen  Zeichnungen,  Stuart  II.  pi.  13—30.  IV. 
pi.  6 — 28  und  das  M.  Worsleyanum.  Vgl.  die  Uebersicht  im  Deutschen 
Stuart  II.  S.  667.  D.  A.  K.  Tf.  23—25.  Drei  aufgefundene  Friesstiicke 
im  Kunstbl.  1835.  N.  8,  a.  Gefasstrager,  b.  Wagenfuhrer  (aus  der  Tf.  b. 
Stuart  II,  1,  18),  c.  drei  Manner  urid  zwei  Kuhe;  ferner  drei  der  zwolf 
sitzenden  Gottheiten  (Poseidon,  Theseus  und  Agraulos  nach  Visconti)  Kunstbl. 
1836.  N.  60,  vgl.  Forchhammer  im  Archaeol.  Intell.  Bl.  1833.  N.  14. 
Bull.  1833.  p.  89.  137.  1835.  p.  113—20.  —  Das  Ganze  stellt  die  Pana- 
thenaische  Pompa  dar.  Auf  der  W.  Seite  sah  man  die  Vorbereitungen 
des  Reiterzugs;  dann  S.  und  N.  in  der  ersten  Halfte  die  Reiter  Athens  in 
Gliedern  galloppirend  (snQctfidocpoQovvTas);  hierauf  die  Theilnehmer  des 
auf  den  Festzug  folgenden  Wagenkampfes,  in  der  lebhaften  Bewegung  der 
auf-  und  abspringenden  Apobaten  (s.  den  Deutschen  Stuart  II.  S.  686), 
neben  ihnen  Kampfgottinnen  als  Wagenlenkerinnen ;  welter  alsdann  in  S. 
die  Greise  und  Greisinnen  der  Stadt,  in  N.  Chore  nebst  Auleten  und 
Kitharisten,  Askophoren,  Skaphephoren ,  Hydriaphoren ;  am  meisten  vorn 
auf  beiden  Seiten  die  Opferktihe  nebst  ihren  Begleitern.  Auf  der  0.  Seite 
sitzen,  von  Jungfrauen,  welche  die  Weihgeschenke  bringen,  und  den  ord- 
nenden  Magistraten  umgeben,  12  Gotter  (Zeus,  Hera  nebst  Iris  oder  Hebe, 
Hephaestos  [§.366,5],  Demeter,  die  Anakes,  Hygieia,  Asklepios,  Poseidon, 
Erechtheus?,  Peitho,  Aphrodite  nebst  Eros  nach  dem  Vf.),  zwischen  denen 
die  Priesterin  der  Pallas  Polias  mit  zwei  Ersephoren  und  der  Priester  des 


[118]  Bildwerke  des  Parthenon.  109 

Poseidon  Erechtheus,  der  den  Peplos  einem  Knaben  ubergiebt,  die  Mittel- 
gruppe  einnehmen.  —  An  den  Gewandern  und  Haaren  sind  Spuren  von 
Farbe  und  Gold;  die  Ziigel,  Stabe  und  dgl.  waren  aus  Metall,  wie  auch 
im  Giebelfelde  das  Gorgoneion  und  die  Schlangen  an  der  Aegis  der 
Pallas,  und  Andres. 


c.  Giebelstatuen.  (Hohe  des  Giebels  ll'/a  F.;  Breite  94  F.; 
Tiefe  des  untern  Krauzes  2  F.  Iiy8  Z.)  Das  Brit.  Mus.  hat  vom  0.  Giebel 
9  Figuren,  vom  W.  Giebel  1  Figur  und  5  becleutende  Bruchstucke,  abge- 
bildet  in:  Marbles  of  the  Brit.  M.  P.  VI.;  Carrey's  Zeichnung  (Stuart  IV. 
ch.  4.  pi.  1 — 5)  gibt  den  W.  Giebel  fast  vollstandig,  vom  ostlichen  1  Figur 
(die  Nike)  weniger  als  im  Brit.  Mus.  ist.  D/  A.  K.  Tf.  26.  27.  [Bei  den 
durch  L.  Ross  geleiteten  Ausgrabungen  sind  mehrere  Bruchstucke  zum 
Vorschein  gekommen.  Ein  Kopf  aus  Venedig,  jetzt  in  Paris,  Kunstbl.  1824. 
S.  92.  253.  Das  akad.  Mus.  in  Bonn  S.  86,  als  neue  Entdeckung  in  Revue 
archeol.  1845.  p.  832.  vgl.  1846.  p.  335.]  Im  Osten  die  erste  Erscheinung 
der  Athena  unter  den  Gottern  (wie  im  Homer.  Hymnus  28.  of'/5org  8'  s%s 
OQCOVTCCS  tt&KvccTovs  —  GTrjosv  8'  *  TnsQiOVOs  dyhabg  vlog  I'nnovs 
STJQOV  %QOVOV}',  im  Westen  besiegt  Pallas,  um  Athens  Schutz- 
herrschaft  streitend,  den  Poseidon  dadurch,  dass  sie  die  von  ihm  geschaffnen 
Rosse  den  Erichthonios  anjochen  lehrt.  So  nach  der  Erklarung  des  Verf. 
de  Phidia  Gomm.  III.  Andre  davon  verschiedene  geben  Visconti,  Leake, 
Q.  de  Quincy  Mon.  restitues  T.  I.  p.  1.  Broendsted  Voy.  enGrece  II.  p.  X. 
Cockerell  in:  Marbles  of  the  Brit.  Mus.  P.  VI.  Vgl.  Reuvens  im  Classical 
Journal  N.  53.  56.  Antiquiteiten,  een  oudheidkundig  Tijdschrift  II,  I. 
S.'  1.  II.  S.  55,  und  Millingen  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  197.  [Nach  Gerhard 
Drei  Vorles.  Berlin  1844  die  Geburt  der  Athene  aus  dem  Haupt  des  Zeus, 
nach  Welcker  in  des  Dr.  L.  Schmitz  Classical  Mus.  L.  1845.  VI.  p.  367 
bis  404  die  Geburt  der  Gottin,  die  unmittelbar  erwachsen  ist,  unter  den 
Gottern  des  Olymps  mitten  und  Gottern  Attikas  zu  beiden  Seiten;  und 
der  Augenblick  des  ausgesprochenen  Siegs  der  Athena,  die  sich  zu  ihrem 
Wagen  wendet,  wahrend  Poseidon  seinen  Unmuth  ausdruckt,  mit  den 
beiden  zugehorigen  Gottern  auf  den  Seiten.]  Im  Allgemeinen:  Memorandum 
on  the  subject  of  the  Earl  of  Elgin's  Pursuits  in  Greece.  2  Ed.  1815. 
Visconti  Deux  memoires  sur  les  ouvrages  de  sculpture  de  la  collection 
d'Elgin.  1816.  Q.  de  Quincy  Lettres  a  Mr.  Ganova  sur  les  marbres  d'Elgin. 
1818.  [Die  Elginschen  Marmorbilder  in  Umrissen  nach  der  Londoner 
Ausg.  (des  Stuart)  vom  J.  1816,  Leipz.  u.  Darmst.  f.  mit  dem  Tempel  51  Tf.] 

Spater  als  diese  Werke,  aber  doch  in  vieler  Hinsicht  verwandt,  von 
ungemeiner  Energie  und  Lebhaftigkeit ,  sind  die  Reliefs  vom  T.  der  Nike 
Apteros  (§.  109.  Anm.  3.  vgl.  Leake  Topogr.  p.  193)  im  Brit.  Museum. 


HO  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [119] 

R.  XV.  n.  257—260,  bei  Stuart  II.  ch.  5.  pi.  12.  13,  welche  zum  Theil 
Kampfe  von  Griechen  mit  Persern,  zum  Theil  von  Griechen  unter  einander 
darstellen.  [Bei  Ross  und  Schaubert  Tf.  11.  12.  Brit.  Mus.  IX.  pi.  7—10. 
p.  30,  neue  Anordnung,  der  zwischen  London  und  Athen  getheilten  sehr 
verstossnen  Flatten.  Ob  Perser  oder  Amazonen,  die  in  einigen  Figuren 
unverkennbar  scheinen,  auch  von  Stuart,  Visconti  und  Le  Bas  anerkannt 
werden,  und  alsdann  Scythen,  ist  wenigstens  sehr  zweifelhaft.]  Die  Ein- 
wirkung  des  Phidiassischen  Styls  erkennt  man  auch  in  den  Sepulcral- 
Reliefs  von  Athen  aus  dieser  und  der  nachstfolgenden  Zeit.  Glarac  M. 
de  sculpt,  pi.  154.  155  (vgl.  pi.  152).  D.  A.  K.  Tf.  29.  Stackelb.  Graber 
Tf.  1.  2.  Vielleicht  ware  hier  noch  eine  Zusammenstellung  der  sonst  zer- 
streuten  Sculpturen  an  ihrem  Platze,  die  den  Geist  der  Phidiassischen 
Schule  an  sich  tragen,  deren  edle  Simplicitat  ,  frische  Natiirlichkeit  in  den 
Formen  und  behagliche  Lassigkeit  in  den  Stellungen  sie  auf  den  ersten 
Blick  von  alien  andern  unterscheidet.  Vorlaufig  nenne  ich  hier  das  be- 
ruhmte  Relief  des  Wiedersehns  der  Eurydike  §.413.  A.  4,  das  Bruchstiick 
eines  Heldenkampfs  von  einem  sehr  grossen  Friese  in  V.  Albani,  bei 
Winck.  M.  I.  I,  62.  Zoega  Bassir.  I,  51,  vgl.  p.  247,  und  die  §.  429.  A.  3 
erwahnten  Darstellungen  der  Uebergabe  der  Braut;  auch  das  Fragment 
bei  Zoega  II,  103,  welches  1822  sich  im  Hofe  des  Louvre  befand. 

4.    Die  Alten  ruhmen  an  Phidias  besonders  TO  [isycdetov  nut  TO 
a/ita,  Demetr.  de  eloc.  14,  TO  GSfivov  xat  ii£ycthoT£%vov  xai  a|tco- 
,  Dionys.  Hal.  de  Isocr.  p.  542. 


1  119.    Der  belebende  und  von  alter  Starrheit  befreiende 
Einfluss   dieser  Schule  zeigt   sich  auch  in  andern  Gegenden 
Griechenlands  bei  der  plastischen  Ausschmuckung  der  Tempel, 
aber  auf  merkwiirdige  Weise  durch  die  Richtung  und  Sinnes- 

2  art    andrer    Individuen     und    Kunstschulen    modificirt.     In 
Olympia  sind  die  herrlichen  Gruppen  in  den  Giebeln  des 
Zeustempels  ,    welche  Alkamenes   und  Paeonios    von  Mende 
arbeiteten,  ganzlich  verschwunden;  dagegen  zeigen  die  Reste 
der  Metopen    am  Pronaos    und   Opisthodomos  (vgl.  §.  109. 
II,  9),    welche    die  Arbeiten   des  Herakles   darstellten,   eine 
frische  Naturwahrheit   und   naive  Grazie,   welche    von    den 
Fesseln  des  alten  Styls  nichts  mehr  hat,  aber  auch  der  Gross- 
artigkeit  Phidiassischer  Idealbildungen  (namentlich  in  der  Auf- 

3  fassung    des  ;  Herakles)   noch   fern   bleibt.    Die   Reliefs    von 
P  hi  g  alia  lassen  in  einzelnen  Gruppen  deutlich  Athenische 
Vorbilder  erkennen,  und  zeigen  in  der  Composition  eine  un- 
ubertreffliche  Erfmdungsgabe  und  hochst  lebendige  Phantasie; 


[119]  Bildwerke  andrer  Tempel.  \\\ 

auf  der  andern  Seite  erscheint  in  ihnen  ein  weit  weniger 
gelauterter  Sinn  fur  Formen,  ein  Gefallen  an  iibertrieben 
heftigen  Bewegungen  und  beinahe  verrenkten  Stellungen,  ein 
Wurf  der  Gewander  mit  sonderbar  straffen,  oder  wie  vom 
Winde  gekrauselten  Fallen,  und  auch  in  der  Auffassung  des 
Gegenstandes  selbst  ein  grellerer  Charakter,  als  der  Phidias- 
sischen  Schule  zugeschrieben  werden  kann.  In  Sicilien 
finden  wir  freilich  in  den  Giganten  des  Agrigentinischen  Zeus- 
tempels,  fur  architektonische  Zwecke,  noch  in  dieser  Zeit  den 
alien  Styl  in  aller  Strenge  festgehalten ;  aber  sowohl  die 
Bruchstucke  aus  den  Giebelfeldern  dieses  Heiligthums,  'als 
auch  die  bei  dem  sudlichsten  Tempel  der  Unterstadt  von  Se- 
linus  (vgl.  §.  109.  IV,  24)  gefundenen  Metopen  zeigen, 
dass  auch  hier  in  den  nachsten  Jahrzehenden  nach  dem  Wir- 
ken  der  Phidiassischen  Schule  von  Athen  aus  eine  freiere  und 
lebensvollere  Behandlung  Eingang  gefunden  hatte. 

2.  Olympia.    Im  0.  Giebel  sah  man,  von  Paeonios  gearbeitet,  urn 
das  Bild  des  Zeus  auf  der  einen  Seite  Oenomaos  mit  seiner  Frau  Steroper 
auf  der   andern  Pelops    und  Hippodameia,   dann  die  Wagenlenker,   Vier- 
gespanne   und   Warter  der   Rosse,    zuletzt   die   Flussgotter  Alpheos   und 
Kladeos  in  symmetrischer  Anordnungj  im  W.  Giebel,  von  Alkamenes,  als 
Mittelpunkt   einer  Kentaurenschlacht   den  Zeussohn   Peirithoos,    welchem 
Kaeneus  die  von  Eurytion  geraubte  Frau   wieder  erobern  hilft,   wahrend 
Theseus  zwei  Kentauren  als  Madchen-  und  Knaben-Rauber  ziichtigt.  Paus. 
V,  10,  2.    Von  den  zwolf  Arbeiten  des  Herakles  aber  (in  deren  Aufzahlung 
bei  Paus.  V,  10,  2  wahrscheinlich  Kerberos  ausgefallen  ist)  sind  der  Kampf 
mit  dem  Knossischen  Stier,    der  erlegte  und  sterbende  Lowe,   eine  Local- 
gottin  (vielleicht  die  Stymphalische  Nymphe  Metopa),    ein  Stuck   von  der 
Hydra  und  von  der  zu  Boden  liegenden  Amazone  am  Opisthodom,  Theile 
von  Diomed,  Eber,  Geryon  am  Pronaos  nebst  mehrern  kleinern  Fragmenten 
im  J.  1829  aufgefunden  worden,    und  jetzt  in  Paris.    Die  Haare,   unaus- 
gearbeitet,    wurden  durch  Farben  bezeichnet.     Exped.  scient.  de  la  Moree 
pi.  74—78.     Clarac  M.   d.  Sculpt,  pi.  195  bis.  D.  A.  K.  Tf.  30.     VgL  R. 
Rochette  Journ.  des  Sav.  1831.   p.  93.    Bullet,  d.   Inst.  1832.   p.  17.  33. 
Ann.  p.  212.    Welcker's  Rhein.  M.  I.  IV.  S.  503.    Hall.  Encyklop.  III.  III. 
S.  243. 

3.  Phigalia.    Der  Fries  des  T.  des  Apollon  Epikurios  (§.  109.  II,  12), 
welchen  Linckh,  von  Haller,  Cockerel],  Foster  u.  A.  aufgefunden,  lief  uber 
den  lonischen   Saul  en   um  das  Hypaethron;    er  ist,   ziemlich   vollstandig 
erhalten,  im  Britischen  Museum.    Er  stellt,  in  Hautrelief,  die  Kentauren- 


112  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [120] 

und  Amazonen-Schlacht,  zwischen  beiden  Apollon  und  Artemis,  als  hiilf- 
reiche  Gotter  mit  einem  Hirschgespann  herbeieilend,  dar.  Die  Gruppe  des 
Kaeneus  ist  wie  am  Theseion,  der  Raub  des  Madchens  und  Knaben  wie 
in  dem  Giebel  zu  Olympia  behandelt.  Bassirilievi  della  Grecia  disegn.  da 
G.  M.  Wagner  1814.  Marbles  of  the  Brit.  M.  P.  IV.  0.  M.  Baron  von 
Stackelberg's  Apollotempel  zu  Bassae  in  Arcadien  und  die  daselbst  ausgegr. 
Bildwerke  1828. 

4.  Agrigent.  Ueber  die  Giganten  §.  109.  IV,  20;  mit  ihnen  haben 
die  Karyatiden  vom  T.  der  Athena  Polias  (§.  109.  I,  4)  die  feste  und 
grade  Haltung  gemein,  obgleich  sie  sonst  von  einem  ganz  andern  Kunst- 
geiste  beseelt  sind.  Die  Giebelgruppen  stellten  in  0.  die  Gigantomachie,  in 
W.  Troja's  Einnahme  dar;  die  geringen  Bruchstiicke  davon  gehoren  dem 
edelsten  Style  an.  Cockerell,  Antt.  of  Athens,  Suppl.  p.  4  frontisp. 

Selinus.  Stiicke  von  5  Metopen  vom  Pronaos  und  Posticum  des 
dem  Meere  zunachst  gelegenen  T.,  nach  den  Angaben  von  Angell  im  Jahr 
1831  von  dem  Herzog  Serradifalco  und  von  Villareale  hervorgezogen,  jetzt 
in  Palermo.  Aktaeon  in  eine  •  Hirschhaut  gehullt  (wie  bei  Stesichoros), 
Herakles  mit  der  Amazonen-Konigin,  Pallas  und  Ares  [ein  Gigant],  Apoll 
und  Daphne  (?),  [Hera  vor  Zeus  auf  dem  Ida  nach  II.  14]  glaubt  man 
darin  zu  erkennen.  Die  Korper  aus  Kalktuf,  mit  farbigem  Anstrich;  nur 
die  Extremitaten  nach  Art  der  Akrolithen  (§.  84)  aus  Marmor  angefugt, 
doch  nur  bei  Frauen  [wie  in  den  Vasengemalden]  weisse  Extremitaten. 
Bullet,  d.  Inst.  1831.  p.  177.  Transact,  of  the  R.  Soc.  of  Litter.  II,  I,  VI. 
Serradifalco  Ant.  d.  Sicilia  II.  tav.  30—34.] 


1  120.     Neben  dieser  Attischen  Schule  erhebt  sich  auch  die 
Sikyonisch-Argivische  (vgl.  §.  82)  durch  den  grossen  Poly- 

2  kleitos   zu   ihrem  Gipfel.      Obschon  dieser  Meister   in    sei- 
nem  Golossalbilde  der  Hera  zu  Argos  nach  Einigen  die  Kunst 
der  Toreutik  noch  vervollkommnete :  so  stand  er  doch  im  Bil- 
den  von  Gottern    im  Allgemeinen   dem  Phidias   bei  Weitem 

3  nach.     Dagegen  schwang  sich  durch  ihn   die  im  Peloponnes 
vorwaltende  Kunst,  Erzstatuen  von  Athleten  zu  bilden,   zur 
vollkommensten  Darstellung  schoner  gymnastischer  Figuren  em- 
por,  an  denen  zwar  keineswegs  ein  eigenthiimlicher  Gharakter 
vermisst  wurde,  aber  doch  die  Darstellung  der  reinsten  For- 
men  und  ebenmassigsten  Verhaltnisse  des  jugendlichen  Leibes 

4  die  Hauptsache  war.     Daher  eine  seiner  Statuen,    der  Dory- 
phoros,  es  sei  nun  nach  der  Absicht  des  Kiinstlers  oder  durch 


[120]  Polykleitos.  113 

das  Urtheil  der  Nachwelt,  ein  Kanon  der  Proportionen 
des  menschlichen  Korpers  wurde,  welche  im  Allgemeinen  da- 
mals  noch  kiirzer  und  stammiger  waren  als  spater.  Ebenso  5 
legte  man  ihm  (nach  Plinius)  die  Durchfuhrung  des  Grund- 
satzes  bei,  den  Schwerpunkt  des  Korpers  hauptsachlich  auf 
den  einen  Fuss  zu  legen  (ut  uno  crure  insisterent  signa); 
woraus  der  so  anziehende  und  bedeutende  Gegensatz  der  tra- 
genden,  gedrangteren,  und  der  getragenen,  mehr  entwickelten, 
Seite  des  menschlichen  Korpers  hervorgeht. 

2.  Von  der  Hera   in   dem  Heiligthum  bei  Argos  besonders  Paus. 
II,  17,    Maximus  Tyr.  Diss.  14.  p.  260  R.,    Boettiger  Andeut.  S.  122,   Q. 
de  Quincy  p.  326.     [Seine  Nachbildung  1st  schlimmer  als  eine  Garicatur.] 
Vgl.  §.  353.    Der  Kopf  der  Statue  1st  auf  spatern  Miinzen  von  Argos  ab- 
gebildet  (Millingen  Anc.  Coins   pi.  4.   19.     Gadalvene  Recueil  pi.   3,  1.  „ 
vgl.  die  HP  A  APFEIA  der  Alexandrinischen  M.  von  Nero,   Eckhel  D.  N. 
IV.  p.  53),  er  1st  mit  demselben  breiten  Stephanos  (vgl.  §.  340)  geschmiickt 
wie  die  in  alterm  Styl  dargestellte  Hera  Olympia  auf  den  M.  von  Elis,  die 
Lakinische  Hera  auf  M.  von  Pandosia  und  von  Kroton  (nach  Eckhel  ;  von 
Veseris  nach  Millingen  Anc.  Coins  pi.  2,  8),  auch  die  Plataeische,  zusammen- 
gestellt  in  D.  A.  K.  Tf.  30.     Ta  JTo^vxAs/rov  ^OUVK  rrj  ri^vri   XKMiGra 
rcav  TCUVTCOV   —   nach  Strab.  VIII.  p.  372.     Toreuticen   sic   erudisse,    ut 
Phidias  aperuisse  (iudicatur)  Plin.  XXXIV,  19,  2.     [Vorhergeht  von  Phidias 
primusque  artem  toreuticen  aperuisse  atque  demonstrasse  merito  iudicatur, 
an  beiden  Stellen  in   deutlicher  Beziehung    auf  ihre  Erzstatuen,    so    wie 
noch  einmal  die  toreutice  der  Malerei  gegeniibergestellt  ist,  XXXV,  36,  8, 
als  eigentliche  plastice  oder  als  Plastik,  Sculptur  uberhaupt.     Dass  Plinius 
die  Bildnerei  in  Bronze  uberhaupt  verstehe,  bemerkt  Schneider  im  Worter- 
buch:  wie  denn  dessen  Ausdruck  an  Seltsamkeiten,  willkiirlichen  und  zu- 
falligen  Ungenauigkeiten  aller  Art  leidet.]     (Dagegen  nach  Quintil.  Phidias 
in  ebore  longe   citra  aemulum.)     Vgl.  im  Allgemeinen   die  Urtheile  Cic. 
Brut.  18.    Quintil.  XII,  10.    Schorn  Studien  S.  282.    Meyer  Geschichte  I.  S.  69. 

3.  Diadumenum  fecit   molliter    puerum   (eine   ahnliche  Statue   aus 
Villa  Farnese,   Winckelm.  W.  VI.    Tf.  2.     Gerhard   Ant.  Bildw.  69).  - 
Doryphorum  viriliter  puerum  [Gegenstucke  mit  Bezug  auf  Prodikos,    siehe 
Welcker  Kl.  Schr.  II.  S.  482]  —  destringentem  se  (ano^vo^vov}  et  nudum 
talo   incessentem    (d.   h.   7tuyY.QUTict6tr)v    anoTtre^vi^ovTa,    s.  Jacobs    ad 
Philostr.  p.  435),   duosque  pueros  item  nudos   talis  ludentes 

Plin.  a.  0.     Sillig  G.  A.  p.  364  sqq. 


4.     Vom  Kanon  Plin.  a.  0.  (Doryphorum,  quern  et  canona  artifices 

0.  M  u  1  1  e  r  '  s  Archaeologie.    4.  Aufl. 


114  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [121] 

vocant),  Gic.  Brut.  86.  Oral.  2.  Quintil.  V,  12.  Lukian  de  salt.  75.  Hirt 
Abh.  der  Berl.  Akad.  1814.  Hist.  Gl.  S.  19  [Thiersch  Ep.  S.  357  beseitigt 
die  Emendation  quern  et  f.  et  quern].  Als  eine  Schrift  nur  bei  Galen 
TisQl  TCOV  naff  ' InnoKQKTTjv  nod  II^aT.  IV,  3.  T.  v.  p.  449  Kuhn,  u.  sonst. 
Quadrata  (rtrQuytovu)  Polycl.  signa  esse  tradit  Varro  et  paene  ad  unum 
exempjum,  Plin.  Genaueres  §.  332  [vgl.  §.  130,  2]. 

1  121.     Mit  diesem  Charakter  des  Polykleitos   stimmt   es 
sehr  wohl  uberein,  dass  er  in  einem  Kiinstler-Wettkampfe  zu 
Ephesos    mit    seiner    Am  a  zone    den    Phidias,     Ktesilaos, 

2  Phradmon  und  Kydon   uberwand.     Phidias  an  eine  Lanze 
gestiitzte  Amazone  ist  in  der  zum  Sprunge  sich  bereitenden 
im  Vatican,    Ktesilaos   verwundete   in   einer  Gapitolinischen 
Statue  wieder  erkannt  worden ;  die  Polykletische  miissen  wir 

.  uns  darnach  als  das  Hochste  in  der  Darstellung  dieser  blu- 
henden  und  kraftig  ausgebildeten  Frauengestaltendenken.  Auch 
war  Polykleitos  wie  Ktesilaos  schon  in  Portratstatuen  aus- 

3  gezeichnet ;  jener  bildete  den  Artemon  Periphoretos,  dieser  den 
Perikles  Olympios. 

2.  Ueber  die  Amazone  des  Vatican  (Raccolta  109.  Piranesi 
Stat.  37.  M.  FranQ.  Ill,  14.  Bouill.  II,  10;  eine  eben  so  schSne  ist  im 
Capitol,  andere  Gopieen  desselben  Originals  haufig),  der  Verf.  de  Myrina 
Amazone,  in  Commentat.  Soc.  Gott.  rec.  VII.  p.  59.  D.  A.  K.  Tf.  31. 
vgl.  Gerhard  Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  30.  273.  Beschr.  Roms  I.  S.  94. 
Hirt  Gesch.  der  Kunst  S.  177.  [Das  akad.  Mus.  zu  Bonn  1841.  S.  63  ff.] 
Ueber  die  verwundete  Amazone  (im  Capitol  M.  Cap.  III.  t.  46;  im 
Louvre  n.  281,  Bouill.  II,  11;  im  Vatican  Gerhard  Beschr.  Roms  S.  95) 
s.  die  Herausg.  Winckelm.  IV.  S.  356.  VI.  S.  103.  Meyer  Gesch.  S.  81. 
Anm.  78.  Von  einer  schonen,  aber  fragmentirten,  Statue  derselben  Art, 
nur  in  etwas  hartlichem  Style,  auf  dem  Schlosse  zu  Worlitz,  Hirt  a.  0. 
S.  160.  Ein  Torso  im  K.  K.  Antiken-Kabinet  zu  Wien,  unter  Menschen- 
grosse,  ist  dadurch  sehr  merkwiirdig,  dass  in  den  scharfen  Zugen  des 
links  geneigten  Kopfs,  in  den  drahtartig  angelegten  Haaren  um  die  Stirn, 
in  dem  steifgefalteten  Ober-  und  Untergewand  (das  letztere  bedeckt  auch 
die  rechte  Brust)  das  Amazonen-Ideal  erhalten  ist,  wie  es  die  Kunstler- 
Generation  vor  Phidias  und  Ktesilaos  bereits  ausgebildet  hatte. 

3.  Artemon  Periphoretos  war  der  Maschinenbauer  des  Perikles  im 
Kriege  gegen  Samos  (01.  84,  4);  das  angeblich  Anakreontische  Gedicht 
(Mehlhorn  Anacr.  p.  224)  auf  ihn  ohne  Zweifel  spatern  Ursprungs.  [Das 
Gedicht  ist  sicher  acht  und  der  Artemon  ne^Kpo^rog  als  Zeitgenoss  des 


[122]  Polykleitos.    Myron.  115 

Anakreon  und  ein  Weichling  von  dem  Maschinenbauer  Artemon  zu  unter- 
scheiden ;  der  A.  Periphoretos  des  Polyklet  war  ein  Gegenstiick  des  Herakles 
Ageter;  wie  im  Rhein.  Mus.  Ill,  1.  S.  155  ff.,  worauf  der  Verf.  am  Rande 
selbst  verwiesen  hat,  gezeigt  1st.]  Die  Statuen  des  Artemon  und  Perikles 
erwahnt  Plin.  Von  der  Sosandra  §.  112.  Kolotes,  Phidias  Schuler,  bildet 
nach  einer  auffallenden  Angabe  des  Plin.  philosophos.  Stypax  bildet  (zum 
Scherz)  einen  Sklaven  des  Perikles  als  GitKctyxvomrjg,  den  Plin.  mit  dem 
Arbeiter  des  Mnesikles  (Plut.  Perikl.  13)  verwechselt  zu  haben  scheint. 


122.    Noch  korperlicher  aussert  sich  die  Kunst  in  My-  i 
ron  dem  Eleuthereer  (einem  halben  Boeoter),   den  seine  In- 
dividualitat  besonders  dahin  fuhrte,    kraftiges  Naturleben  in 
der  ausgedehntesten  Mannigfaltigkeit   der  Erscheinungen  mit 
der  grossten  Wahrheit  und  Naivetat  aufzufassen  (primus  hie 
multiplicasse   veritatem    videtur).     Seine   Kuh,    sein   Hund,  2 
seine  Seeungeheuer  waren   hochst   lebensvolle  Darstellungen  3 
aus  der  Thierwelt;    aus  derselben  Richtung  gingen  sein  Do- 
lichodrom  Ladas,  der  in  der  hochsten  und  letzten  Anspannung 
vorgestellt  war,  sein  Diskobol,  der  im  Moment  des  Abschleu- 
derns  aufgefasst  war,  und  durch  zahlreiche  Nachbildungen  sei- 
nen  Ruhm  beweist,  seine  Pentathlen  und  Pankratiasten  her- 
vor.    Von  mythischen  Gestalten  sagte   ihm  besonders  Hera-  4 
kles  zu,    den  er  nebst  der  Athena    und  dem  Zeus  in    einer 
colossalen  Gruppe  fur  Samos  bildete.    Doch  blieb  er  in  der  5 
gleichgiiltigen ,   regungslosen  Bildung    des    Gesichts,    und,  in 
der  steifen  Arbeit  der  Haare   auf  der  Stufe  der  fruhern  Erz- 
giesser  (der  Aegineten  besonders)  stehn,    von  denen  er  sich 
uberhaupt  weniger  unterschied,  als  Polyklet  und  Phidias. 

1.  Ueber   Myron   Boettiger  Andeut.    S.  144.     Sillig  G.  A.    p.  281. 
Myron  qui  paene  hominum  animas  ferarumque  aere  expresserat,  Petron 
88.     Steht  nicht  im  Widerspruch  mit :   corporum  tenus  curiosus ,   a  n  i  m  i 
sensus  non  expressisse  videtur,  Plin.  XXXIV,  19,  3.     [Statius  Silv.  IV,  6, 
25,  quae  docto  multum  vigilata  Myroni  Aera,  von  Sillig  iibersehen,  mit 
Ovids  operosus  zusammentreffend.] 

2.  Ueber  die   durch  Epigramme    (Anthol.  Auson.)  beruhmte  Kuh, 
mit  strotzenden  Eutern  nach  Tzetz.  Ghil.  VIII,  194,  s.  Goethe  Kunst  und 
Alterthum  II.   p.   1.     (Doch   kann    es   aus   mehrern  Gninden   nicht   die 


Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [123] 

auf  den  Miinzen    von  Epidamnos   sein.)     Vier   andere  Ktihe   des  Myron, 
Properz  II,  31,  7. 

3.  Von  dem  Ladas  Anthol.  Pal.  T.  II.   p.  640.     Plan.  n.  53.  54. 
Ueber  zwei  Erzfiguren  in  Neapel    als  Nachbildungen  (?)     Schorn's  Kunst- 
blatt  1826.  n.  45.  vgl.  M.  Borb.  V,  54.     Der  Diskobol  em  distortum  et 
elaboratum  signum,  Quintil.  II,  13.    Eine  Copie  beschreibt  genau  Lukian 
Philops.  18  rbv   ZniKenvcpoTK   HCCTCC    TO  G%y(j,ct  rrjg  occpsGscog , 

(JtSVOV    Slg    TTjV    SlGKOCpOQOV,    rjQSfJLCt    Oti^d^OVTK    T03     STSQO),    SOIKOTK 

GrrjGOfisvaj  (isra  rrjs  fioliijs-  Sonst  fiber  den  Akt  des  Wurfes  Ovid  M.  X, 
177.  Ibis  587.  Stat.  Theb.  VI,  680.  vgl.  Welcker  ad  Philostr.  p.  352. 
Nachbildungen  in  Statuen:  M.  Capit.  Ill,  69;  M.  Franq.  I,  20.  Bouill.  II, 
18  (im  Vatican  aus  Hadrian's  Villa);  Piranesi  Stat.  6.  Guattani  M.  I. 
1784.  Febr.  p.  IX  (in  Villa  Massimi)  [jetzt  im  Palast  Massimi  alle  Colonne, 
weit  das  schonste  Exemplar  und  eine  der  ersten  Statuen  der  Welt],-  Speci- 
mens pi.  29  (im  Brit.  Museum);  und  in  Gemmen:  M.  PioGl.  I.  t.  agg.  A. 
n.  6.  D.  A.  K.  Tf.  32.  Vgl.  Franc.  Cancellieri  del  Discobolo  scoperto 
nella  Villa  Palombara.  R.  1806.  Welcker's  Zeitschr.  I.  S.  267.  Amaltbea 
III.  S.  243.  [Meyer  in  den  Propyl.  II,  1.  S.  35.  Wagner  im  Kunstbl.  1830. 
N.  54.  Nachgebildet  ist  die  Figur  nicht  bios  in  dem  Philostratischen  Ge- 
malde,  auch  in  einem  Relief  mit  Kampfspielen  durch  Kinder  dargestellt 
M.  du  Louvre  pi.  187.  n.  455.  Zu  den  bekannten  Wiederholungen  der 
Statue  kommt  eine  in  Turin,  wozu  Millin  Voy.  au  Piemont  eine  in  Neapel 
nennt,  und  eine  im  Vatican  Beschr.  Roms  II,  2.  S.  242.  N.  10.] 

4.  Plin.  a.  0.     Gic.  Verr.  IV,  3,  5.     Strabon  XIV,  637  b. 

5.  Ueber  die  Arbeit  der  Haare  s.  Plin.  u.  vgl.   die  Bemerkung  der 
Herausg.  Winckelm.  VI.  S.  113  iiber  zwei  Gopieen  des  Diskobol.  —  Myron 
arbeitet  auch  Schalen  u.  dgl.  (Martial  VI,  92.    VIII,  51),    wie  Polykleitos, 
und  Myron's  Sohn  Lykios  (AvKiovgyrj  ?). 

1  123.    Als  Abweichungen  von  dem  herrschenden  Geiste 
und  Sinne  erscheinen    die  Bestrebungen   des  Kallimachos 
und  Demetrios.     Ein  sich  nie  genugthuender  Fleiss  zeich- 
nete  Kallimachos  Werke   aus,    aber  verdarb    sie  auch,    und 
verdiente  ihm  den  Beinamen  Katatexitechnos,  well  seine  Kunst 
im  feinen  Ausfiihren  kleinlicher  Einzelheiten  gleichsam  zusam- 

2  menschwinde.    Demetrios  dagegen,  der  Athener,  war  der  erste, 
der  in  Nachbildungen  von  Individuen,  besonders  altern  Leu- 
ten,   eine  Treue  erstrebte,    welche    auch   das  Zufallige,    zur 
Darstellung  des  Gharakters  Unwesentliche  und  Unschone,  ge- 

3  treu  wiedergab.  —  Unter  den  Kiinstlern,  welche  sich  g  e  g  e  n 


[124]  .    Zweite  Epoche.  117 

Ende  (wie  Naukydes)  und  nach  dem  Ende  des  Pelop.  Krie- 
ges  (wie  Daedalos)  auszeichneten,  scheint,  auch  wenn  sie  nicht 
selbst  Schiller  des  Polyklet  waren,  doch  besonders  der  Poly- 
kletische  Geist  fortgelebt  zu  haben.  Der  Erzguss  herrscht  noch 
immer  vor ;  gyrnnastische  Figuren,  Athleten-  und  Ehrenstatuen, 
beschaftigen  die  Kiinstler  am  meisten. 

1.  Ueber  Kallimachos  s.  Sillig.  G.  A.  p.  127  und  Voelkel's  Nachlass 
S.  121.     Ueber  xarar^^/rs^vos   vgl.  auch  ebd.    S.  152.     Der  haufige  Ge- 
branch  des  Bohrers,  dessen  erste  Anwendung  auf  Marmor  ihm  zugeschrieberi 
wird  (vgl.  §.  56.  Anm.  2),  das  Korinthische  Capital  (§.  108),  der  zierliche 
Lychnos   der   Pallas  Polias   (wohl   nach  01.  92  gearbeitet),    die   saltantes 
Lacaenae,  emendatum  opus,  sed  in  quo  gratiam  omnem  diligentia  abstulerit, 
stimmen  sehr  gut  mit  diesem  Beinamen  uberein. 

2.  Dem.  nimius  in  veritate,    Quintil.  XII,  10.     Sein  Pelichos  von 
Korinth  (vgl.  Thuk.  I,  28)  war  itQoyaGTcoQ,   cpcdavTiccs ,    yfiiyvfivos  rrjv 

rov  ncoycovos  TK$  TQI%US  SVLKS,  £7tiGr][io$  zees 
opoios,  nach  Lukian  Philops.  18,  wo  Dem.  KV&QOJ- 
nonoibs  heisst.  Ein  signum  Gorinthium  ganz  derselben  Kunstart  be- 
schreibt  Plin.  Epist.  Ill,  6. 

3.  S.  besonders  die  Nachrichten  iiber  die  Weihgeschenke  der  Lake- 
daemonier  von  Aegospotamoi   (die  meerblauen  Nauarchen)  Paus.  X,  9,  4. 
Plut.  Lysander  18  de  Pyth.  orac.  2.    Vgl.  Paus.  VI,  2,  4.    Eine  ikonische 
Statue  Lysanders  von  Marmor  in  Delphi  Plut.  Lys.  1. 


b.    Die  Zeit  des  Praxiteles  und  Lysippos. 

v 

124.  Nach  dem  Peloponnesischen  Kriege  erhebt  sich  zu  l 
Athen  und  in  der  Umgegend  eine  neue,  mit  der  vorigen  durch 
keine  nachweisbare  Succession  zusammenhangende  Kunstschule, 
deren  Kunstweise  in  gleichem  Maasse  dem  Geiste  des  neuatti- 
schen  Lebens  entspricht,  wie  die  Phidiasische  dem  Gharakter 
des  altern  (§.  103).  Besonders  waren  es  Skopas ,  von  2 
Paros,  einer  Athen  stammverwandten  und  damals  auch 
unterworfenen  Insel,  gebiirtig,  und  Praxiteles,  aus  Athen 
selbst,  durch  welche  die  Kunst  zuerst  die  der  damaligen  Stim- 
mung  der  Gemuther  zusagende  Neigung  zu  aufgeregteren 
und  weicheren  Empfindungen  erhalt,  welche  indess  bei  diesen 
Meistern  noch  mit  einer  edlen  und  grossartigen  Auffassung 
der  Gegenstande  aufs  schonste  vereinigt  war. 


118  Griechische  Kunstgesch.     Per.  III.  [125] 

1.  Bildende  Kunstler  der  Zeit:  Mentor,  Toreut,  zwischen  01.  90 
(er  ahmt  Therikleische  Becher  in  Silber  nach)  und  106  (wo  Werke  von 
ihm  im  Ephesischen  Artemision  imtergehen.  Kleon  von  Sikyon,  Antiphanes 
Schuler,  98—102.  Skopas,  der  Parier,  wahrscheinlich  Sohn  Aristanders 
(§.  112.  Boeckh  C.  I.  2285  b),  Architekt,  Bildhauer  u.  Erzg.  97—107. 
Polykles  von  Athen,  Stadieus  Schuler  (?),  Erzg.  102.  Damokritos  von 
Sikyon,  Schuler  Pison's,  Erzg.  102.  Pausanias  von  Apollonia,  Erzg.  gegen 
102.  Samolas  aus  Arkadien,  Erzg.  gegen  102.  Eukleides  von  Athen, 
Bildh.  geg.  102  (?).  Leochares  von  Athen,  Erzg.  und  Bildh.  102—111. 
(Gegen  104  war  er  nach  dem  Ps.  Platon.  Brief  XIII.  p.  361  ein  junger 
und  trefflicher  Bildner).  Hypatodoros  (Hekatodoros)  und  Aristogeiton  von 
Theben,  Erzg.  102.  Sostratos,  Erzg.  102 — 114.  Damophon  aus  Messenien, 
Erzg.  103  ff.  Xenophon  von  Athen,  Erzg.  103.  Kallistonikos  von  Theben, 
Erzg.  103.  Strongylion,  Erzg.  geg.  103  (?).  Olympiosthenes,  Erzg.  geg. 
103  (?).  Euphranor,  der  Isthmier,  Maler,  Bildh.,  Erzg.  und  Toreut 
104—110.  Praxiteles  von  Athen  (C.I.  1604.  Opera  eius  sunt  Athenis 
in  Ceramico,  Plin.  N.  H.  XXXVI,  4,  5),  Bildh.  u.  Erzg.  104—110.  Echion 
[oder  Action],  Erzg.  und  Maler  107.  Therimachos ,  Erzg.  und  Maler  107 
Timotheos,  Bildh.  u.  Erzg.  107.  Pythis,  Bildh.  107.  Bryaxis  von 
Athen,  Bildh.  u.  Erzg.  107—119.  Herodotos  von  Olynth,  g.  108.  Hippias, 
Erzg.  110.  Lysippos  von  Sikyon,  Erzg.  103—114  (zu  Paus.  VI,  4.  vgl. 
Corsini  Diss.  Agon.  p.  125),  nach  Athen.  XL  p.  784  noch  116,  1  (?). 
Lysistratos,  Lysippos  Bruder,  von  Sikyon,  Plastes  114.  Silanion  von 
Athen,  ein  Autodidakt.  Sthenis,  Euphronides,  Ion,  Apollodoros,  Erzgiesser 
114.  Amphistratos,  Bildh.  114.  Hippias,  Erzg.  114  (zu  schliessen  aus 
Paus.  VI,  13,  3).  Menestratos,  Bildh.  uni  114  (?).  Ehaereas,  Erzg.  gegen 
114.  Philon,  Antipatros  Sohn  (?),  Erzg.  114.  Pamphilos,  Praxiteles 
Schuler,  114.  Kephissodotos  (oder  -doros)  und  Timarchos,  Praxiteles 
Sohne,  Erzg.  114—120. 

1  125.     Skopas,    besonders   Arbeiter    in   Marmor    (dem 
Produkt  seiner  Heimat),    dessen  milderes  Licht  ihm  fur  die 
Gegenstande  seiner  Kunst  ohne  Zweifel  geeigneter  schien  als 
das   strengere  Erz,   entlehnt  seine  liebsten  Gegenstande  aus 

2  dem  Kreise   des  Dionysos   und    der  Aphrodite.      In  jenem 
Kreise  war  er  sicher  einer  der  ersten,  welcher  den  Bachischen 
Enthusiasmus  in  vollig  freier,    fesselloser  Gestalt  zeigte  (vgl. 

3  §.  96.    Anm.  21);    seine   Meisterschaft    in    diesem    beweist 
unter  andern  die  Zusammenstellung  der  durch  geringe  Niian- 
cen  unterschiedenen  Wesen:    Eros,  Himeros  und  Pothos,  in 

4  einer    Statuengruppe.      Das  Apollonideal    verdankt    ihm    die 
anmuthigere  und  lebensvollere  Form  des  Pythischen  Kitharoe- 


[125]  Skopas.  119 

den ;  er  schuf  sie,  indem  er  der  in  der  Kunst  friiher  herkomm- 
lichen  Figur  (§.  96.  Anm.  17)  mehr  Ausdruck  von  Schwung 
und  Begeisterung  verlieh.  Eins  seiner  herrlichsten  Werke  war  5 
die  Gruppe  der  Meergottheiten,  welche  den  Achilleus  nach 
der  Insel  Leuke  fuhren:  ein  Gegenstand,  in  dem.  gottliche 
Wiirde,  weiche  Anmuth,  Heldengrosse,  trotzige  Gewalt  und 
iippige  Fulle  eines  naturkraftigen  Lebens  zu  so  wunderbarer 
Harmonie  vereinigt  sind,  dass  auch  schon  der  Versuch,  die 
Gruppe  im  Geiste  der  alten  Kunst  uns  vorzustellen  und 
auszudenken,  uns  mit  dem  innigsten  Wohlgefallen  erfullen 
muss.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  durch  Skopas  zuerst  6 
der  dem  Bachischen  Kreise  eigene  Gharakter  der  Formen  und 
Bewegungen  auf  die  Darstellung  der  Wesen  des  Meers  iiber- 
tragen  wurde,  wonach  die  Tritonen  sich  als  Satyrn,  die 
Nereiden  als  Maenaden  der  See  gestalten,  und  der  ganze 
Zug  wie  von  innrer  Lebensfulle  beseeligt  und  berauscht  erscheint 
(vgl.  §.  402). 

2.  Dionysos    zu   Knidos    von   Marmor,    Plin.  XXXVI,   4,   5.     Eine 
Maenas  mit  flatterndem  Haar  als  xificcigocpovog,   aus  Parischem  Marmor, 
Kallistratos  2.    Anthol.  Pal.  IX,  774  u.  Plan.  IV,   60.     (App.  II.   p.  642), 
wahrscheinlich  die  auf  dem  Relief  bei  Zoega  Bassir.  II.  tv.  84,    die   auch 
auf  den  Reliefs  ebd.  83.  106 ,   auf  der  Vase  des  Sosibios    (Bouill.  Ill,  79), 
bei  Gr.  Landsdown   und   im  Brit.  Museum   (R.  VI.  n.  17*)   wiederkehrt. 
Panisk,  Gic.  de  divin.  I,  13. 

3.  Zu  Rom  eine    unbekleidete  Venus  Praxiteliam   illam  antecedens 
(der  Zeit  nach?)  Plin.  XXXVI,  4,  7.    Venus,  Pothos  (und  Phaethon?)  zu 
Samothrake,  Plin.  ebd.     Eros,  Himeros,  Pothos  zu  Megara,  Paus.  I,  43,  6. 
Skopas  eherne  Aphrodite  Pandemos  zu  Elis,    auf  einem  Bocke  sitzend, 
macht  einen  merkwurdigen  Gegensatz  gegen  Phidias  benachbarte  Urania 
mit  der  Schildkrote,  Paus.  VI,  25,  2.     Ghametaerae? 

4.  Der  Apollon   des   Skopas    war  nach  Plin.    die  Hauptstatue   des 
Tempels,  durch  den  Augustus  seinem  Schutzgott  fur  den  Sieg  von  Actium 
dankte,    und  erscheint  daher   auf  Romischen  Miinzen   seit  Augustus    mit 
beiderlei  Beischrift:  Ap.  Actius  u.  Palatinus.   S.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  94.  107. 
VII.   p.  124.   vgl.   Tacit.  Ann.  XIV,   14.     Sueton  Nero  25    (nebst  Patinus 
Anm.).    Diesen  beschreibt  Properz  II,  31,  15:  Inter  matrem  (von  Praxiteles, 
Plin.)  deus  ipse  interque  sororem  (von  Timotheos,  Plin.)  Pythius  in  longa 
carmina  veste  sonat.     Eine  Copie  dieses  Palat.  Apollon  ist  der  mit 
den   Musen   in   der   Villa   des    Gassius   aufgefundene  Vaticanische ,    s.  M. 


120  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [126] 

PioCl.  I.  tv.  16  (vgl.  Visconti  p.  29,  welcher  indess  Timarchides  Statue, 
Plin.  XXXVI,  4,  10,  fur  das  Original  halten  mochte)  M.  Franc,  I.  pi.  5. 
Bouill.  I.  pi.  33. 

5.  Sed  in  maxima  dignatione,  Gn.  Domitii  delubro  in  Girco  Flaminio, 
Neptunus  ipse  et  Thetis  atque  Achilles,  Nereides  supra  delphinas  et  cete 
et  hippocampos  sedentes.  Item  Tritones,  chorusque  Phorci  et  pristes  ac 
multa  alia  marina  omnia  eiusdem  manus,  praeclarum  opus  etiamsi  totius 
vitae  fuisset.  Plin.  Ueber  den  Mythus  des  Bildwerks  besonders  v.  Koehler 
Mem.  sur  les  lies  et  la  Course  d'Achille.  Petersb.  1827.  Sect.  1. 

1  126.     Ob    die   Gruppe   der   Niobe   (welche   in   Rom 
sich   im  Tempel    des  Apollo   Sosianus    befand)    von   Skopas 
oder  Praxiteles  sei,  wussten  die  Romischen  Kunstkenner,  wie 

2  bei  einigen  andern  Marmorwerken,  nicht  zu  entscheiden.    Auf 
jeden  Fall  zeugt  die  Gruppe  fur  eine  Kunst,   welche  gern  er- 
greifende  und  erschiitternde  Gegenstande  darstellt,  aber  diese 
zugleich  mil  der  Massigung  und  edlen  Zuriickhaltung  behan- 
delt,    wie    sie    der  Sinn  der  Hellenen   in   den   besten  Zeiten 

Sforderte.  Der  Kiinstler  bietet  Alles  auf,  um  unser  Gemiith 
fur  die  von  den  Gottern  gestrafte,  getroifne  Familie  zu  ge- 
winnen ;  die  edlen  und  grossartigen  Fornien  der  Gesichter,  in 
denen  die  Familienverwandtschaft  sich  ausspricht,  erscheinen 
nirgends  durch  korperlichen  Schmerz  und  Furcht  vor  der  drohen- 
den  Gefahr  widrig  verzogen;  das  Angesicht  der  Mutter,  der 
Gipfel  der  ganzen  Darstellung,  driickt  die  Verzweifelung  der 

4Mutterliebe  in  der  reinsten  und  hochsten  Gestalt  aus.  Das 
Urtheil  iiber  die  Composition  und  die  Motive,  welche  die 
Gruppe  in  ihren  Theilen  belebten  und  zusammenhielten ,  ist 
durch  den  Zustand,  in  dem  sie  auf  uns  gekommen,  sehr  er- 

Sschwert.  Doch  liegt  so  viel  am  Tage,  dass  ausser  der  Mutter 
auch  unter  den  iibrigen  Figuren  mehrere  zu  Kleineren  Grup- 
pen  vereinigt  waren,  in  denen  das  Bemiihen  Andre  zu  schii- 
tzen  und  ihnen  zu  helfen,  die  Reihe  der  Fliehenden  und  sich 
Rettenden  auf  eine  fiir  Auge  und  Gemiith  gleich  wohlthatige 
Weise  unterbrachen. 

1.  Par  haesitatio  est  in  templo  Apollinis  Sosiani,  Niobe-n  cum 
liberis  morientem  (oder  Niobae  liberos  morientes)  Scopas  an  Praxiteles 
fecerit,  Plin.  XXXVI,  4,  8.  Die  Epigramme  (Anthol.  Pal  App.  II. 
p.  664.  Plan.  IV,  129.  Auson.  Epit.  Her.  28)  stimmen  fiir  Praxiteles. 
Der  Tempel  des  Apollo  Sosianus  war  wahrscheinlich  von  G.  Sosius 


[126J  „  Niobe-Gruppe. 

der  unter  Antonius  in  Syrien  stand,  gegrundet  worden  (vgl.  Dio  Cass. 
XLIX,  22  mit  Plin.  XIII,  11).  [Wagner  S.  296.]  Ueber  die  Aufstellung 
in  einem  Giebel  (nach  Bartholdy's  Idee)  s.  Guattani  Memorie  enciclop. 
1817.  p.  77  u.  Le  statue  della  favola  di  Niobe  sit.  nella  prima  loro  dis- 
posizione,  da  G.  R.  Cockerell.  F.  1818,  auch  (Zannoni)  Galeria  di  Firenze, 
Stat.  P.  II.  tv.  76.  [Wagner  bestreitet,]  Thiersch  bezweifelt  sie,  aber  gibt 
doch  die  dreieckige  Form  und  bilaterale  Anordnung  der  Gruppe  zu.  [Die 
dreieckige  Form  nicht,  S.  369.  vgl.  273.] 

4.  Zu  der  Florentinischen  Gruppe  (1583  bei  dem  Thor  S.  Gio- 
vanni in  Rom  gefunden)  sind  viele  ungehorige  Figuren  hinzu  gekommen 
(ein  Diskobol,  eine  Psyche,    eine  Musenfigur,  eine  Nymphe,  ein  Pferd). 
Auch  die  Gruppe  jugendlicher  Pankratiasten,  obwohl  dabei  gefunden,  fiigt 
sich  nicht  wohl  in  das  Ganze  ein,  sondern  scheint  nach  dem  Symplegma 
von  Kephissodotos,  Praxiteles  Sohn,   gearbeitet  zu  sein  (digitis  verius  cor- 
pori  quam   marmori  impressis  Plin.).  [?]    Aber  auch  die  iibrigen  Statuen 
sind  von  ungleichem  Werth,  selbst  von  verschiednem  Manner.    Von  den 
in  Florenz  befindlichen  Niobiden  werden  ausser  der  Mutter  mit  der  jiingsten 
Tochter  zehn  Figuren  fur  acht  zu  halten,   und  (nach  Thorwaldsen's  Be- 
merkung)  der  sog.  Narcissus  (Galeria  tv.   74)  dazuzufiigen  sein.     Ob  die 
Florentinischen  Figuren  die  im  Alterthum  beriihmten  sind,  ist  noch  sehr 
zweifelhaft,   da  die  Behandlung  der  Kfirper,   obwohl  im  Allgemeinen  vor- 
trefflich  und  grossartig,   doch  nicht  die  durchgangige  Vollendung  und  die 
lebendige  Frische  zeigt,  wie  die  Werke  des  Griechischen  Meissels  aus  der 
besten  Zeit.  —  Der    lebendige  Hauch  Griechischer  Kunst  ist  dagegen  in 
dem  sog.  Ilioneus  in  der  Glyptothek  zu  Miinchen  (n.  125)  unverkennbar; 
eines  Skopas  wiirdig,  kann  er  indess  aus  der  Verbindung  mit  den  Niobiden 
keine  ganz  befriedigende  Erlauterung  erhalten.   Vgl.  Kunstblatt  1828.  N.  45. 
Die  sog.  Niobide  in  Paris   (L.  441.    Glarac  pi.   323)    ist   viel   eher   eine 
Maenas,   die    sich   einem  Satyr  entringt.     Von  den  sichern  Figuren  der 
Gruppe   kommen   ausser  Florenz   am   haufigsten  der   erhabene  Kopf  der 
Mutter   (sehr  schon   in  Sarskoselo    und  bei   Lord  Yarborough)   und   der 
sterbende  ausgestreckt  liegende  Sohn  (auch  in  Dresden  und  Miinchen)  vor. 

5.  Ausser   der  Mutter   sind   folgende   partielle  Gruppirungen  nach- 
gewiesen:    a.  Der  Paedagog  (Gal.  15)  war  mit  dem  jiingsten  Sohne  (Gal. 
11)  so  zusammengestellt,  dass  dieser  sich  an  ihn  von  der  linken  Seite  an- 
drangte,  und  er  ihn  mit  dem  rechten  Arme  an  sich  zog,  nach  der  bei 
Soissons  gefundenen  Gruppe,  welche  (mit  Verwechselung  von  rechts  und 
links)  bei  R.  Rochette  M.  I.   pi.  79.    vgl.   p.  427  abgebildet  ist.    b.   Ein 
Sohn  (Gal.  9)  stiitzte  mit  dem  vorgestellten  linken  Fuss  eine  umsinkende 
sterbende  Schwester,  welche  in  einer  Vaticanischen  Gruppe,  Kephalos  und 
Prokris  genannt,  erhalten  ist,  und  suchte  sie  mit  dem  iibergebreiteten  Ge- 
wande  zu  schutzen;  nach  der  Bemerkung  von  [Ganova],  Schlegel,  Wagner, 


122  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [127] 

Thiersch  (Epochen  S.  315).  c.  Eine  Tochter  (Gal.  3)  suchte  ebenfalls  mit 
ausgebreitetem  Obergewande  den  auf  das  linke  Knie  gesunkenen  Sohn 
(Gal.  4.  Race.  33)  zu  bedecken;  eine  Gruppe,  die  aus  einer  spatern 
Gemmen-Arbeit  (Impronti  gemm.  d.  Inst.  I,  74)  mit  Sicherheit  erkannt 
werden  kann.  Dieses  Niobidenpaar,  den  Bruder,  der  von  seiner  Schwester 
geschirmt  wird  (D.  A.  K.  Taf.  33,  d.  e.)  erkenne  ich  auch  in  der  Gruppe 
M.  Gapit.  Ill,  42  wieder,  wo  man  nur  genauere  Angaben  uber  die  Restau- 
rationen  wiinschen  muss,  durch  welche  die  Schwester  aus  der  aufrechten 
Stellung  in  diese  zusammengebeugte  gebracht  zu  sein  scheint. 

Fabroni  Dissert,  sulle  statue  appartenenti  alia  favola  di  Niobe. 
F.  1779  (mit  unpassenden  Erlauterungen  aus  Ovid).  H.  Meyer,  Propylaeen 
Bd.  II.  St.  2.  3  und  Amalthea  I.  S.  273  (Erganzungen).  A.  W.  Schlegel 
Bibliotheque  universelle  1816.  Litter.  T.  III.  p.  109.  [Oeuvres  T.  2.] 
Welcker  Zeitschrift  I.  S.  588  ff.  Thiersch  Epochen  S.  315.  368.  Wagner 
im  Kunstblatt  1830.  N.  51  ff.  [Welcker  uber  die  Gruppirung  der  Niobe 
und  ihrer  Kinder  im  Rhein.  Mus.  IV.  S.  233.  Feuerbach  Vatic.  Ap. 
S.  250  ff.  Guigniaut  Religions  de  1'antiqu.  pi.  215  bis,  Explic.  p.  331—33. 
Ed.  Gerhard  Drei  Vorles.  1844.  S.  49  ff.  Ad.  Trendelenburg  Niobe,  einige 
Betrachtungen  uber  das  Schone  und  Erhabene.  Berl.  1846.]  Abbildungen 
bei  Fabroni,  in  der  Galerie  de  Florence  I . .  IV.  und  der  Galeria  di  Firenze, 

Stat.  P.  I.  tv.  1  ff.    D.  A.  K.  Tf.  33.  34.    Vgl.  §.  417. 
vib  IMII;  iiunbuMlfoV'  d'gtty \fiiii\9iith  oth  .liloiri  fboi)    ,^i 

:il'j'-:>ifll/'     li'i.'futM  i"f'V*"f-  1    <"-»]      '' 'Ji'f'-l' Lf    Olf)  '  r-\t'u'     t^f'iY 

1  127.    Auch  Praxiteles  arbeitete  besonders  in  Marmor, 
und   that  sich  selbst  am  meisten  in  Gegenstanden  aus  dem 
Gyklus  des  Dionysos,  der  Demeter,  der  Aphrodite,  des  Eros 

2  genug.     In  den  zahlreichen  Figuren,   die  er  aus  dem  ersten 
Kreise  bildete,  war  der  Ausdruck  Bachischer  Schwarmerei,  so 
wie  schalkhaften  Muthwillens  mit  hochster  Anmuth  und  Lieb- 

3  lichkeit  vereinbart.   Praxiteles  war  es,  der  in  mehrern  Muster- 
bildern    des    Eros    die    vqllendete    Schonheit    und    Liebens- 
wurdigkeit  des  Knabenalters  darstellte,  welches  den  Griechen 

4  grade  das  reizendste  schien;  der  in  der  enthullten  Aphrodite 
die  hochste  sinnliche  Reizfulle  mit  einem  geistigen  Ausdrucke 
vereinigte,   in  dem  die  Herrscherin  der  Liebe  selbst  als  das 
von  innerer  Sehnsucht  erfullte,  der  Liebe  bediirftige  We.ib 

5  erschien.     So  herrlich  diese  Werke  waren:   so  tritt  doch  in 
ihnen  an  die  Stelle  der  gottlichen  Wurde  und  Herrschermacht, 
welche    die    fruhern  Bildner   auch   in    den   Gestalten   dieses 
Kreises  auszudriicken  gesucht  hatten,  die  Verehrung  der  sinnlich 

6  reizenden  Erscheinung  fur  sich.    Diese  Richtung  zu  begiinsti- 


[127]  Praxiteles.  123 

gen,  dazu  wirkte  gewiss  auch  das  Leben  des  Kiinstlers  mit 
den  Hetaeren;  manche  unter  diesen  ganz  Griechenland  mit 
ihrem  Ruhme  erfullenden  Buhlerinnen  erschien  dem  Kunstler 
wirklich,  und  nicht  ohne  Grund,  als  eine  in  die  Erscheinung 
getretne  Aphrodite.  Auch  in  dem  Kreise  des  Apollon  gefiel  7 
es  Praxiteles,  Manches  umzubilden,  wie  er  den  jugendlichen 
Apollon  in  einem  seiner  schonsten  und  geistreichsten  Werke  in 
Stellung  und  Figur  den  edlern  Satypgestalten  naher  brachte, 
als  es  ein  fruherer  Kunstler  gethan  haben  wurde.  Ueber-  8 
haupt  war  Praxiteles,  der  Meister  der  jungern,  wie  Phidias 
der  altern  Attischen  Schule,  fast  ganz  Gotterbildner;  Heroen 
bildete  er  selten,  Athleten  gar  nicht. 

1.     Von  Praxiteles  als  Marmor-Arbeiter  Plin.  XXXIV,  8,  19.  XXXVI, 
4,  5.     Phaedr.  V.  Praef.     Statius  S.  IV,  6,  26.    'O  KKTK^ag  ZKQCOS  rots 
£Qyois  *a  rrjg  tyvxyg  nd&r],  Diodor  XXVI.   Eel.  1.   p.  512  Wess. 


2.  Gyclus  der  Demeter,   s.  Preller  Demeter  u.  Persephone   S.  91. 
Dionysos  von  Elis,  Paus.  VI,  26,  1,  vielleicht  der  von  Kallistratos  8  be- 
schriebene,  von  Erz,  ein  reizender  Jiingling,  mit  Epheu  bekranzt,  mit  einer 
Nebris   umgurtet,    die  Lyra   (?)    auf  den   Thyrsus  stiitzend,    weich  und 
schwarmerisch  blickend.   Neben  dieser,  damals  erst  aufgekommenen,  jugend- 
lichen Bildung  stellte  Prax.  den  Gott  auch  in  alterer  Weise,   in  reifem 
Mannesalter,  dar,  wie  in  der  Gruppe,  welche  Plin.  XXXIV,  8,  19,  10  be- 
schreibt:  Liberum  patrem  et  Ebrietatem  nobilemque  una  Satyrum,  quem 
Graeci  neQifiorjTov  cognominant.     Es  ist  nicht  ausgemacht,  ob  der  Satyr 
der  Tripodenstrasse  (Paus.  I,  20,  1.   Athen.  XIII,  591  b.   vgl.  Heyne  Antiq. 
Aufs.  II.    S.  63)   derselbe  ist.     Dieser  wird  fur  den  ofter  vorkommenden, 
an   einen   Baumstamm   gelehnten,    vom   Flotenspiel  ruhenden   gehalten: 
M.  PioGl.  II,  30.  M.  Gap.  Ill,  32.  M.  Franq.  II.   pi.  12.  Bouill.  I,  55.  vgl. 
Winckelm.  W.  IV.  S.  75.  277.  VI.  S.  142.  Visconti  PioGl.  II.  p.  60.    Satyr 
in  Megara,  Paus.    I,  43,  5.    Prax.   bildete    eine   Gruppe    von   Maenaden, 
Thyaden,  Karyatischen  Tanzerinnen  (§.  365)  und  Silenen  in  rauschendem 
Zuge,  Plin.  XXXVI,  4,  5.     Anthol.    Pal.   IX,    756.    Pan   einen   Schlauch 
tragend,  lachende  Nymphen,  eine  Danae,  aus  Manner,  Anthol.  Pal.  VI, 
317.    App.  T.  II.   p.  705.    Plan.  IV,  262.     Hermes  den  kleinen  Dionysos 
tragend,  von  Marmor  (Paus.  V,  17,  1),  wahrscheinlich  copirt  in  dem  Relief, 
Zoega  Bassir.  I,  3,  und  auf  dem  Gefasse  des  Salpion.    §.  384. 

3.  Eros.    a.  Zu  Parion,   aus  Marmor,   nackt,  in  der  Bliithe  der 
Jugend,  Plin.  XXXIV,  4,  5.    b.  Zu  Thespiae,   von  Pentelischem  Marmor, 
mit  vergoldeten  Fliigeln  (Julian  Or.  II.  p.  54  c.  Spanh.),  ein  Knabe  in  der 


124  Griechische  Kunstgesch.     Per.  III.  [127] 


Jugendbliithe  (iv  SQO),  Lukian  Arnor.  11.  17.  Pans.  IX,  27.  Von  der 
Phryne  (oder  Glykera)  geweiht,  von  Caligula,  dann  wieder  von  Nero  ge- 
raubt,  zu  PliniusZeit  in  Octaviae  scholis  (Manso  Mythol.  Abhandl.  S.  361  ff.). 
In  Thespiae  stand  eine  Gopie  des  Menodoros,  Paus.  Von  dem  Thespischen 
als  einem  ehernen  spricht  (aus  Unkunde)  Julian.  Aegypt.  Antbol.  Pal.  App. 
II.  p.  687.  Plan.  IV,  203.  c.  Der  Eros  aus  Marmor  im  sacrarium  des 
Hejus  zu  Messana,  dem  Thespischen  ahnlich,  Cic.  Verr.  I.  IV.  2,  3.  (Vgl. 
Amalthea  III.  8.  300.  Wiener  Jahrb.  XXXIX.  S.  138).  d.  e.  Zwei  eherne 
von  Kallistratos  4.  11  bescnriebene  ,  einer  ruhend  (Jacobs  p.  693),  der 
andre  mil  einem  Bande  die  Haare  umwindend.  Der  Parische  oder  Thespische 
ist  wahrscheinlich  nachgebildet  in  dem  schonen  Torso,  mil  schmachtendem 
Ausdrucke  und  jugendlichem  Lockenputz  (Krobylos)  von  Centocelle,  M. 
PioGl.  I,  12.  Bouill.  I,  15,  der  vollstandiger,  mil  Fliigelansatzen,  in  Neapel 
vorhanden  ist,  M.  Borbon.  VI,  25.  Aehnlich,  nur  noch  schlanker  und 
zarter,  ist  der  Eros  aus  der  Elginschen  Sammlung  im  Brit.  Museum  R. 
XV.  n.  305.*  D.  A.  K.  Tf.  35.  [Brit.  Mus.  T.  IX.] 

4.  Aphrodite,  a.  Die  von  den  Koern  bestellte,  velata  specie,  d.  h. 
ganz  bekleidet,  Plin.  XXXIV,  4,  5.  b.  Die  von  den  Knidiern  gekaufte, 
beim  Tempel  der  Aphr.  Euploea,  in  einer  besonders  dazu  eingerichteten 
Kapelle  (aedicula  quae  tota  aperitur,  Plin.,  vscos  afKpi&vQos  Lukian  Amor. 
13  7t£Qi6xenTcp  lv\  XCOQOJ  Anthol.  Pal.  App.  T.  II.  p.  674.  Plan.  IV,  160) 
aufgestellt;  spater  nach  Kedrenos  in  Byzanz.  Aus  Parischem  Marmor;  die 
wesentlichen  Ziige  gibt  Lukian  Amor  13  f.  Imagg.  6  so  an: 
yelcoTi  IIIKQOV  vjioptLSicoocc.  —  '  OfpQVcov  TO  svyQctfipov  xcd  TCOV 

TO    vygbv  ctfjia  TO)  <pcu8()<p  x*u  xf^o^tf/uaVoo.  —  Tlav  ds  TO 


T'f)    ETEQOC    %£lQl    TrjV    C(fd(O    ^S^&OTOJS    kni'KQVTlTElV.   —    TcOV    ds    T0l$ 
£v£6CpQKyL6[lSV(OV    l|    SKKTSQ03V    TVTtCOV    OVV,    KV    fi'TTOl    Tig    COS  ^VS  6 

MriQov  TE  xori  Kv/jftrjs  in'  sv&v  TSTCCHSVTJS  a%Qt-  nodbs  rjXQifico[ji£vot 
fioi.  Hiernach  und  nach  den  Munzen  von  Knidos  zu  Ehren  der  Plautilla 
erkennt  man  diese  Aphr.  in  der  Statue  der  Vaticanischen  Garten  (Perrier 
n.  85.  Episcopius  n.  46.  Race.  4),  in  der  neudrapirten  im  PioCl.  I,  11 
und  einer  aus  Palast  Braschi  nach  Miinchen  (n.  135)  gekommenen  (Flax- 
mann  Lectures  on  sculpt,  pi.  22),  und  darnach  auch  in  Busten  (im  L. 
59.  Bouill.  I,  68),  auch  in  Gemmen,  Lippert  Dactyl.  I,  I,  81.  'Die  Nackt- 
heit  war  bei  ihr  motivirt  durch  das  Ablegen  des  Gewands  im  Bade  mit 
der  Linken,  die  Rechte  deckte  den  Schooss.  Die  Formen  waren  grossartiger, 
das  Gesicht,  bei  einem  schmachtendlachelnden  Ausdrucke,  doch  von  er- 
habenerm  Charakter  und  runderer  Form,  als  bei  der  Mediceischen  Venus, 
das  Haar  durch  ein  einfaches  Band  zusammengehalten.  Die  Identitat  der 
Knidischen  und  Mediceischen  Venus  behauptete  A.  Meyer,  zu  Winckelm. 


[128]  Praxiteles,  Leochares,  Polykles  u.  A.  125 

W.  VI,  II.  S.  143.  Jenaer  ALZ.  1806.  Sept.  67.  Gesch.  der  Kunst  I. 
S.  113,  gegen  Heyne  Ant.  Aufs.  I.  S.  123.  Visconti  M.  PioGl.  I.  p.  18. 
Levezow  Ob  die  Mediceische  Venus  ein  Bild  der  Knidischen  sei.  B.  1808. 
Thiersch  Epochen  S.  288.  —  c.  Eine  eherne,  Plin.  d.  Eine  marmorne  in 
Thespiae,  Paus.  IX,  27.  e.  Eine  Aphr.  des  Prax.  stand  im  Adonion  zu 
Alexandreia  am  Latmos,  Steph.  B.  s.  v.  'dfai-avdQeitt.  Peitho  und  Pare- 
goros  (itKQ<pctGi$  Homer)  neben  der  Aphr.  Praxis  in  Megara.  Paus.  I,  43. 

6.  Prax.  bildet  nach  Klem.  Alex.  Protr.  p.  35.  Sylb.  Arnob.  adv. 
gent.  VI,  13  die  Kratina  in  seiner  Aphrodite  nach;  nach  Andern  die 
Phryne,  die  auch  von  ihm  in  Marmor  gebildet  in  Thespiae  (Paus.  IX,  27) 
und  vergoldet  in  Delphi  stand  (Athen.  XIII.  p.  591.  Paus.  X,  14,  5. 
Plut.  de  Pyth.  orac.  14.  15),  das  Tropaeon  Hellenischer  Wollust  nach 
Krates.  Vgl.  Jacobs  in  Wieland's  Att.  Museum  Bd.  III.  S.  24.  51.  Nach 
Strab.  IX.  p.  410  beschenkt  er  auch  die  Glykera.  Er  bildet  nach  Plin. 
den  Triumph  einer  heiterri  Hetaere  iiber  eine  Attische  Hausfrau  von  trister 
Gemuthsbeschaffenheit :  signa  flentis  matronae  et  meretricis  gaudentis  (der 
Phryne).  Vgl.  V.  Murr  »Die  Mediceische  Venus  und  Phryne. « 

7.  Fecit  et  (ex  aere)  puberem  [Apollinem]  subrepenti  lacertae  cominus 
sagitta  insidiantem,  quern  Sauroctonon  vocant,  Plin.  vgl.  Martial  Epigr.  XIV, 
172.  Dass  dieser  Eidechsentodter  kein  Apollon,  behauptete  Seitz,  Mag. 
encyclop.  1807.  T.  V.  p.  259.  Jetzt  sieht  man  darin  eine  Andeutung 
der  Eidechsen-Weissagung  (Welcker  Akad.  Kunstmus.  zu  Bonn  S.  71  ff. 
A.  Feuerbach  Vatic.  Apoll  S.  226),  aber  spielend  behandelt.  Nachbildungen, 
von  naiver  Anmuth  und  Lieblichkeit,  dem  Satyr  des  Prax.  auch  in  der 
Stellung  der  Fiisse  sehr  ahnlich,  sind  haufig  (Vill.  Borgh.  St.  2.  n.  5. 
Winckelm.  M.  I.  I.  n.  40.  M.  Royal.  I.  pi.  16;  M.  PioCl.  I,  13;  eine 
eherne  in  Villa  Albani);  auch  auf  Gemmen  (Millin  Pierr.  grav.  pi.  5  und 
sonst).  Auch  werden  ein  Apollon  mit  Schwester  und  Mutter;  Leto  und 
Artemis  mehreremal  (osculum  quale  Praxiteles  habere  Dianam  credidit, 
Petron),  und  zahlreiche  andre  Gotterbilder  von  Prax.  erwahnt.  Sillig  G. 
A.  p.  387.  Ueber  die  enkaustische  Behandlung  der  Statuen  des  Prax. 
§.  310. 

128.     Ein  gleicher  Geist  der  Kunst  lebte  in  Leochares,  i 
dessen  Ganymedes  den  vom  Adler  emporgetragenen  Liebling 
des  Zeus   eben  so  reizend  wie  edel  auffasste,  wiewohl  der 
Gegenstand  immer  eine  sehr  bedenkliche  Seite  hatte.     Noch  2 
mehr  iiberwiegt   das  Streben  nach  sinnlichen  Reizen  in  der 
Kunstschopfung  des  Hermaphroditen ,   welche  wahrscheinlich 
dem    Polykles    verdankt    wird.    Das    Streben    nach    dem  3 


126  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [128] 

Ruhrenden   zeigt  besonders   Sil  an  ion's   sterbende   lokaste, 

4  eine  eherne  Bildsaule,    mil  todtblassem   Antlitz.     Als   Zeit- 
und  Kunstgenossen    des  Praxiteles   erscheinen   noch  Timo- 
theos    (§.   125.    Anm.   4)    und    Bryaxis;    beide    verzier- 
ten  mit  Skopas  und  Leochares  zusammen  das  Grabmal  des 

5  Mausolos,    nach    Olymp.    106,  4    (§.    149).     Von   Leochares 
und  Bryaxis  hatte  man   auch  Bildnissstatuen  Makedonischer 
Fursten,    so   wie    in   Athen   selbst,    [wo   Demetrios   Muster 
aufstellte,  §.  123,  2],    die  Ehrenstatuen    viele  Kunstler   be- 

6  schaftigten   (vgl.   §.  420).    Alle  die  genannten  Meister  (nur 
iiber  Timotheus   mangeln   die  Nachrichten)   waren  Athener; 
sie  bilden  mit  Skopas  und  Praxiteles  zusammen  die  neuere 
Schule  von  Athen. 

1.  Leochares  (fecit)  aquilam  sentientem  quid  rapiat  in  Ganymede, 
et  cui  ferat,  parcentemque  unguibus  (cpstdofievais  OVV^EGGL  Nonn.  XV, 
281)  etiam  per  vestem,  Plin.  XXXIV,  19.  17.  vgl.  Straton  Anthol.  Pal. 
XII,  221.  Eine  sichere  Nachbildung  ist  die  Statue  im  PioGl.  Ill,  49,  welcbe 
die  Hingebung  des  geliebten  Knaben  an  den  Erasten  in  der  andeutenden 
Manier  des  Alterthums  darstellt.  Denn  dass  der  Adler  den  Liebenden 
selbst  bedeutet,  tritt  z.  B.  auf  den  Munzen  von  Dardanos  (Choiseul  Gouffier 
Voy.  pitt.  II.  pi.  67,  28)  deutlicher  hervor,  wo  der  Gegenstand  frecher 
behandelt  ist.  Ganymedes  wird  deswegen  auch  mit  der  Leda  zusammen- 
gestellt,  wie  an  der  Saulenhalle  von  Thessalonike  (Stuart  Ant.  of  Athens 
III.  ch.  9.  pi.  9.  11),  als  mascula  und  muliebris  Venus.  Dadurch  wird  es 
wahrscheinlich ,  dass  auch  diese  Conception  der  alten  Kunst  (§.  351)  der- 
selben  Zeit  angehort. 

2.  Polycles  Hermaphr.  nobilem  fecit,  Plin.  Dass  hier  der  altere 
Polykles,  aus  dieser  Zeit,  gemeint  sei,  wird  durch  die  Bemerkung  noch 
wahrscheinlicher,  dass  bei  Plin.  XXXIV,  19,  12  ff.  die  alphabetisch  aufge- 
zahlten  Plasten  in  jedem  Buchstaben  wieder  so  stehn,  wie  sie  hinter  ein- 
ander  in  den  historischen  Quellen  gefunden  wurden  (eine  Regel,  die  ziem- 
lich  ganz  durchgeht,  und  wonach  vielleicht  das  Zeitalter  noch  einiger 
Kunstler  bestimmt  werden  kann) ;  wonach  dieser  Polykles  vor  dem  Schiller 
des  Lysippos,  Phoenix,  lebte.  Ob  sein  Hermaphrodit  ein  stehender  oder 
liegender  war  (§.  392,  2),  ist  eine  schwer  zu  beantwortende  Frage. 

3.    Von  der  lokaste  Plut.  de  aud.  poet.  3.    Quaest.  symp.  V,  1. 

5.  Von  Leochares  die  Statuen  des  Amyntas,  Philipp,  Alexander, 
Olympias  und  Eurydike  aus  Gold  und  Elfenbein,  Paus.  V,  20 ;  des  Isokrates, 
Plut.  Vitr.  X.  Oratt  Von  Bryaxis  ein  Konig  Seleukos.  Ob  eine  Ehren- 


[128*]  Praxiteles.  127 

statue  den  Schild,  das  Akrostolion  eines  Schiffs,  ein  Buch  erhalten,  zu  den 
Gottern  beten  solle,  fragt  Polyeuktos  gegen  Demades  bei  Apsines  Art. 
rhetor,  p.  708.  [Longin  de  invent,  ed.  Walz  T.  IX.  p.  545.] 

6.  Die  Kunst  in  Athen  zu  dieser  Zeit  konnen  auch  die  Reliefs  am 
Ghoregischen  Denkmal  des  Lysikrates  (§.  108)  —  Dionysos  und 
seine  Satyrn,  welche  die  Tyrrhener  bandigen  —  deutlich  machen;  Anlage, 
Zeichnung  sind  trefflich,  der  Ausdruck  im  hochsten  Grade  lebendig,  die 
Ausfiihrung  indess  schon  minder  sorgfaltig.  Stuart  I.  ch.  4.  Meyer  Gescho 
Tf.  25—27.  D.  A.  K.  Tf.  27.  vgl.  §.  385. 

128*.  Hier  ist  die  ausserste  Grenze  jenseit  deren  das 
zweite  grosse  Denkmal  von  der  Akropolis  von  Xanthos 
nicht  herabgesetzt  werden  kann.  Erst  bei  seiner  dritten  Reise 
entdeckte  Hr.  Fellows  durch  emsigste  Nachgrabung  und  mil 
vielem  Gluck  die  weit  umher  zerstreuten  Bestandtheile,  wor- 
aus  er  nachmals  den  unter  dem  Namen  eines  Mausoleum 
oder  eines  Ehrendenkmals  des  Harpagus  bekannten  Bau  in 
Zeichnung  zu  reconstruiren  sinnreich  versucht  hat.  Noch 
kommt  es  darauf  an,  ob  diese  Herstellung  des  lonischen 
'Gebaudes  vollig  sicher  stellen  kann,  dass  die  Statuen,  die 
iiber  Maenaden  des  Skopas  in  Kuhnheit  und  Leichtigkeit 
der  Darstellung  noch  hinausgehn,  zu  dem  Gebaude  gehort 
haben,  dessen  meisterhafte  Friese  eher  auf  die  Zeit  derer  von 
Phigalia  hindeuten. 

Dieser  Friese  sind  zwei,  der  eine  3  F.  4  Z.,  der  andere  1  F.  11  Z. 
hoch,  der  grossere  aus  16  Marmorplatten.  Die  Composition  im  Ganzen 
und  der  Zusammenhang  einzelner  Theile  bleibt  ungewiss,  da  nur  ein  Theil 
aufgefunden  ist.  Der  grossere  Fries  stellt  eine  Schlacht  dar  mit  dem 
Feuer  und  der  Lebendigkeit  der  Darstellungen  von  Phigalia,  aber  eine 
wirkliche  Schlacht  und  mit  Nachahmung  der  Wirklichkeit  auch  in  den 
Riistungen  der  Kampfer,  nach  welchen  die  beiden  Seiten  schwer  zu  unter- 
scheiden  sind.  Deutlich  sind  langbekleidete  lonische  Hopliten,  Lykier 
ahnlich  wie  Herodot  (VII,  92)  sie  beschreibt,  Andre  tragen  Anaxyriden, 
die  Bogenschutzen  Lederharnische;  zwei  Arten  von  Helmen,  das  Laiselon 
(Philostr.  Imagg.  p.  323).  Auf  funf  Flatten  sind  Hopliten  gegen  Reiter 
im  Gefecht,  auf  andern  blosse  Fusskampfer,  die  mannichfaltigsten  Kampf- 
gruppen.  Die  Lanzen,  Schwerter  und  Bogen  waren  nicht  ausgedriickt, 
nur  als  Ausnahme  von  diesem  Princip  findet  sich  ein  Schaft  in  Marmor, 
ein  Loch  zum  Einstecken  eines  Schwerts  in  die  Hand.  Auf  dem  kleineren 
Fries  ist  dargestellt  die  Einnahme  einer  Stadt,  Niederlage  aussen,  welcher 


128  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [128*] 

die  Belagerten  von  den  Mauern  zusehn,  Angriff  auf  das  Hauptthor,  ein 
Ausfall,  Sturmleitern  gegen  dreifach  iiber  einander  ragende  wohlbemannte 
Mauern,  Gesandte,  welche  die  Stadt  iibergeben.  Vor  dem  Sieger  nanilich,  mil 
Phrygischer  Miitze  und  Mantel,  welcher  einen  Thron  einnimmt  und  iiber 
welchen  ein  Sonnenschirm  gehalten  wird  (Zeichen  des  hochsten  Rangs, 
das  von  den  Persern  nach  Aegypten  iiberging  und  noch  jetzt  in  Marokko 
im  Gebrauch  ist;  die  Franzosen  erbeuteten  den  des  kaiserlichen  Prinzen), 
stehn  zwei  Greise  sprechend,  von  ftinf  Bewaffneten  begleitet.  Auf  einem 
Eckstein  werden  Gefangne  mit  auf  den  Riicken  gebundnen  Handen  abge- 
fiihrt,  die  nicht  Kriegsleute  sind.  Beschreibungen  im  Einzelnen  geben  Sam. 
Birch  Britannia  XXX.  p.192— 202  (mit  vorsichtig  aufzunehmenden  Deutungen) 
und  E.  Braun  im  N.  Rhein.  Mus.  III.  S.  470,  nachher  auch  erweitert  in  der 
Archaeol.  Zeit.  1844.  S.  358  ff.  vgl.  Bull.  1846.  p.  70.  Diese  Scenen  nun  werden 
auf  die  Eroberung  von  Xanthos  durch  den  Feldherrn  des  Kyros  bezogen; 
darin  stimmt  man  mit  Sir  Fellows  (Xanthian  Marbles  1842.  p.  39)  bis  jetzt 
iiberein.  Col.  Leake  nimmt  zwar  an  (Transact,  of  the  R.  Soc.  of  litter. 
Second  Series  I.  p.  260  ss.) ,  dass  das  Denkmal  des  Harpagos  nicht  bald 
nach  der  Einnahme  der  Stadt  (01.  58,  3),  sondern  erst  gegen  01.  70,  viel- 
leicht  von  dem  bei  Herodot  01.  71,  4  vorkommenden  Enkel  des  Harpagos 
gesetzt  worden  sei,  des  Styls  wegen;  nach  diesem  werde  man  lieber  noch 
ein  Jahrhundert  (01.  95)  heruntergehen  wollen  »oder  zwei« :  aber  das  er- 
laube  die  Geschichte  Kleinasiens  nach  Alexander  nicht.  Doch  wir  diirfen 
nur  bei  dem  einen  Jahrhundert  stehen  bleiben,  da  wir  ohnehin  an  die 
Period e  des  Skopas  und  Praxiteles  denken  wiirden,  und  diese  Einwendung 
der  Geschichte  gegen  die  Aussage  des  Styls  uber  die  Zeit  ist  gehoben :  auch 
setzt  E.  W.  Head  im  Classical  Museum  N.  II.,  obgleich  sonst  einverstanden 
mit  Leake  (p.  224,  228),  das  Denkmal  01.  83  oder  96  oder  noch  spater 
(p.  230).  Allein  der  Inhalt  der  Friese  selbst  ist  der  Annahme  entgegen: 
er  ist  nicht  bios  verschieden  im  Einzelnen  von  der  Geschichte,  wie  Leake 
entschuldigend  annimmt,  sondern  im  Ganzen  und  Wesentlichen,  und  sogar 
gewissermassen  das  Gegentheil  von  ihr.  Nachdem  die  Xanthier  durch  die 
Massen  des  Harpagos  in  die  Stadt  zuriickgeschlagen  worden  waren,  brachten 
sie  ihre  Weiber  und  Kinder,  Sklaven  und  andere  Habe  in  der  Akropolis 
zusammen,  verbrannten  sie  und  stiirzten  sich  dann,  durch  furchtbare  Eide 
verbunden,  auf  die  Feinde  und  suchten  im  Gefecht  den  gemeinsamen  Tod, 
so  dass  Xanthos  eine  ganz  neue  Einwohnerschaft  erhielt,  mit  Ausnahme 
von  achtzig  Hausvatern,  die  zur  Zeit  des  Untergangs  in  der  Fremde  ge- 
wesen  waren.  Unmoglich  also  konnte  man  die  Perser,  die  iiber  Leichen 
in  die  offen  stehende  Akropolis  eingezogen  waren,  im  heissen  Kampf  der 
Bestiirmung  und  die  Xanthier  als  unterhandelnd  darstellen,  zu  derselben 
Zeit  ungefahr,  worin  die  wahre  Geschichte,  deren  eigne  Natur  gegriin- 
deten  Verdacht  der  Entstellung  oder  Uebertreibung  nicht  zulasst  und  die 


[128*]  Praxiteles.  129 

sich  so  wenig  kunstlerisch  verdecken  als  im  Allgemeinen  vergessen  liess, 
von  Herodot  erzahlt  wurde,  oder  bald  nachher.  Hierzu  kommt,  class  die 
Friese  kerne  Perser  im  Kampfe  zeigen,  die  im  Heere  des  Harpagos  iiber 
die  lonischen  und  Aeolischen  Hiilfsvolker  hervorragen  miissten.  Darum 
nothigt  uns  eine  so  bedeutende  historische  Darstellung  zu  einer  andern 
Annahme.  Die  Xunthier,  die  ihre  Stadt  auch  gegen  Alexander  mit  ahnlicher 
Hartnackigkeit  vertheidigten  und  im  Kriege  des  Brutus  und  der  Triumvirn 
sich  abermals  mit  Weibern  und  Kindern  vernichteten  nachdem  durch  List 
der  Feind  eingedrungen  war,  konnten  friihzeitig  auch,  wie  die  lonier,  einen 
Versuch  gemacht  haben  sich  der  Persischen  Oberherrschaft  wieder  zu 
entziehn,  dessen  iiblen  Ausgang  das  Monument  ihren  Kindern  triumphirend 
und  drohend  vor  Augen  stellte;  doch  wurde  dies  von  Herodot  vermuthlich 
nicht  iibergangen  worden  sein.  Oder  die  Darstellung  der  eroberten  Stadt 
bezieht  sich  nicht  auf  Xanthos,  sondern  auf  auswartige  Thaten  des  Per- 
sischen Commissars  in  Xanthos,  wie  an  der  von  Appian  erwahnten,  jetzt 
in  London  befmdlichen ,  mit  Lykischer  Schrift  iiberdeckten  Friedenssaule 
von  Xanthos  die  Griechischen  Verse  von  dem  Sohn  eines  Harpagos  riihmen, 
dass  er  als  der  beste  in  der  Landschlacht  (%£ QGI  ndlriv]  unter  alien  Lykiern, 
die  demnach  hier  mit  ihm,  nicht  wider  ihn  stritten,  viele  Akropolen  zer- 
storte  und  seinen  Verwandten  einen  Theil  der  Herrschaft  ((J.SQOS  fiaail sices) 
zuwandte  (die  auswarts  eroberten  Stadte,  unter  oberhoheitlicher  Geneh- 
migung).  Diess  vermuthlich  in  dem  Krieg  des  Euagoras,  der  auch  Kilikien 
zum  Aufstand  brachte  und  von  den  Persern  01.  98,  2  zur  See  und  sechs 
Jahre  spater  in  Cypern  selbst  geschlagen  wurde  (Franz  in  der  Archaeol. 
Zeitung  1844.  S.  279).  Die  lonier  sind  alsdann  auch  hier  ohne  Zweifel 
Soldner  im  Dienste  des  Artaxerxes,  so  wie  auf  der  andern  Seite  vielleicht 
Arkadier  fochten,  die  Schweizer  des  Alterthums,  wie  aus  der  alten  Komodie 
bekannt  ist.  Von  den  beiden  Giebeln  haben  sich  die  Halfte  des  einen 
mit  einer  Schlachtscene  und  Stiicke  des  andern  mit  zwei  thronenden 
Gottern  und  stehenden  Figuren  erhalten,  wahrscheinlich  Dankopfer  an  die 
Gotter  fiir  den  Sieg  und  dies  wohl  auf  der  Vorderseite.  Unter  den  meist 
sehr  unvollstandigen  Statuen  von  verschiedener  Grosse,  die  Sir  Fellows 
in  den  Intercolumnien  des  Vorder-  und  Hintergiebels  und  auf  den  Akro- 
terien  anbringt,  setzen  am  meisten  in  Verwunderung  die  weiblichen  Figuren, 
die  nach  der  rechten  oder  der  linken  Seite  gewandt ,  in  lebhaftester  Be- 
wegung,  zum  Theil  sich  umschauend,  enteilen,  wodurch  sie  in  Linien  des 
Korpers,  dem  auch  das  Gewand  sich  eng  und  wie  durchsichtig  anschmiegt, 
und  der  fliegenden  Gewandmassen ,  unter  der  so  kuhnen  als  erfmdungs- 
reichen  Hand  des  Werkmeisters,  eine  Fiille  von  Schonheiten  entwickeln, 
iiber  welche,  was  in  der  raschen  Ausfiihrung  unvollendet  oder  verfehlt 
erscheint,  leicht  zu  iibersehen  ist.  Von  alterthiimlicher  Harte  mocfiten 
diese  Eigenheiten  der  Behandlung  zu  unterscheiden  sein.  Auf  den  Plinthen 

O.  Miiller'8  Archaeologie.     4.  Aufl.  9 


130  Griechische  Kunstgesch.     Per.  III.  [129] 

dieser  Figuren,  zwischen  den  Fiissen,  findet  sich  ein  Fisch,  ein  grosserer 
Fisch,  ein  Seekrebs,  eine  Schneckenmuschel,  ein  Vogel,  der  in  dieser  Ver- 
hindung  fur  einen  Seevogel,  nicht  fur  eine  Taube  zu  nehmen  ist:  und 
ahnliche  Thiere  sind  nach  diesen  funf  in  den  Zeichen  ubereinstimmenden 
Figuren  auch  in  zwei  andern  ahnlichen  und  zugehorigen  vorauszusetzen, 
yfo  sie  mit  dem  grosseren  Theil  des  Ganzen  fehlen.  Wenn  nun  diese 
Symbole  Nereiden  deutlich  anzeigen,  so  ist  deren  Flucht  nur  zu  begreifen 
aus  Storung  in  ihrem  eignen  Reiche  durch  eine  Seeschlacht  entweder, 
wie  die  gegen  Euagoras ,  oder  durch  einen  Landsieg ,  welcher  die  Feinde 
nothigte  sich  fiber  Hals  und  Kopf  in  die  Schiffe  zu  werfen,  wie  z.  B.  bei 
Herodot  V,  116:  und  nur  unter  dieser  Voraussetzung  passen  auch  Nereiden 
an  ein  Siegesdenkmal.  Zugleich  geben  sie  dann  einen  Beweis  mehr  ab, 
dass  in  den  Friesen  nicht  die  Einnahme  von  Xanthos  durch  den  ersten 
Harpagos,  sondern  ein  spaterer  Sieg  der  Persischen  Regierung  iiber  einen 
Aufstand  gegen  sie  dargestellt  sei.  Aber  es  scheint  auch  die  unverkenn- 
bare  Beziehung  dieser  Nereiden  auf  einen  Seesieg  die  architektonische 
Combination,  dass  sie  zu  demselben  Bau  mit  den  Friesen  gehort  haben, 
sehr  zu  bestatigen.  Diese  Vereinigung  vom  Getummel  der  Schlacht  und 
(andeutend)  zur  See  und  dem  Bild  ersturmter  Stadte  bringt  eine  gute 
Totalwirkung  hervor.  Auf  solche  Art  war  hier  durch  lonische  Hand  und 
in  rein  Griechischer  Weise  der  Assyrische  und  Persische  Gebrauch  Schlachten 
vorzustellen  (§.  245*.  248  A.  2)  nachgeahmt. 

Ausser  diesem  Monument  sind  aus  der  besten  Kunstzeit  aus  Xanthos 
nach  London  gebracht  worden  besonders  zwei  Lowen,  das  nach  dem 
gefliigelten  Wagen^benannte  Grab  mit  merkwurdigen  Vorstellungen  (Asia 
M.  p.  228.  Lycia  p.  165),  ein  Fries  von  Wagen  und  Reitern  (Lycia  p.  173), 
eine  Jagd,  verfhuthlich  von  einem  Grabe,  so  wie  der  Zug  der  Landleute, 
die  ihre  Abgaben  in  Zucht-  und  Jagdthieren  und  andern  Naturalien  dem 
Herrn  entrichten  (Lycia  p.  176).  Sehr  gut  scheinen  auch  die  Fragmente 
von  Amazonengefecht  und  Festprocession  das.  p.  177,  Bellerophon  die 
Ghimaera  bekampfend,  p.  136,  die  in  colossaler  Figur  von  einem  Grabe 
ebenfalls  versetzt  worden  ist,  und  nicht  wenige  unter  den  Reliefen  von 
Grabmalern,  die  nur  hausliche  Scenen  oder  Krieg  darstellen  (nicht  einmal 
p.  209  scheint  eine  Ausnahme  zu  machen),  enthalten  sehr  vorzugliche  und 
eigenthumliche  Gompositionen,  p.  116  (vgl.  das  Titelkupfer,  wo  MEZOS  zu 
schreiben  ist),  118.  135,  141.  166*  178  197.  198.  200.  206.  207.  208]. 


129.  Wie  die  Ersten  dieser  Schule  immer  noch  den 
Geist  des  Phidias,  nur  in  einer  Verwandlung,  in  sich  tra- 
gen,  und  daher  vorzugsweise  ein  inneres,  geistiges  Leben  in 
Gottern  oder  andern  mystischen  Gestalten  auszudriicken  be- 
miiht  sind:  so  setzen  dagegen  besonders  Euphranor  und 


[129]  Euphranor  und  Lysippos.  131 

Lysippos  die  Schule  des  Polyklet,  die  Argivisctf-Sikyoni- 
sche,  fort,  deren  Augenmerk  immer  mehr  auf  korperliche 
Wohlgestalt  und  die  Darstellung  athletischer  und  heroischer 
Kraft  gerichtet  gewesen  war.  Unter  den  Heroen  wurde  von  2 
Lysippos  der  Herakles-Charakter  auf  eine  neue  Weise  ausge- 
bildet,  und  das  machtige  Gebaude  seiner  durch  Miihe  und 
Anstre^igungen  ausgearbeiteten  Glieder  (§.  410)  zu  dem  Um- 
fange  aufgethiirmt ,  dem  die  Kunst  der  spatern  Bildner  alle- 
zeit  nachstrebte.  Die  Athletenbilder  nahmen  die  Kunstler  jetzt  3 
nicht  mehr  so  wie  friiher  in  Anspruch,  obgleich  auch  sechs 
Statuen  der  Art  als  Werke  des  unglaublich  thatigen  Lysip- 
pos angefuhrt  werden;  dagegen  waren  es  besonders  ideali- 
sirte  Portrate  machtiger  Fursten ,  welche  die  Zeit  forderte. 
In  der  Gestalt  des  Alexander  wusste*  Lysippos  selbst  den  4 
Fehlern  Ausdruck  zu  verleihen,  und,  wie  Plutarch  sagt,  al- 
lein  das  Weiche  in  der  Haltung  des  Nackens  und  den  Au- 
gen  mit  dem  Mannhaften  und  Lowenartigen,  was  in  Ale- 
xanders Mienen  lag,  gehorig  zu  verschmelzen.  So  waren  5 
seine  Portratstatuen  iiberhaupt  immer  lebensvoll  und  geist- 
reich  gedacht;  wahrend  dagegen  andre  Kunstler  der  Zeit,  wie 
Lysistratos,  Lysippos  Bruder,  der  zuerst  Gesichter  in 
Gyps  abformte,  sich  bios  die  getreue  Nachahmung  der  ausser- 
lich  vorhandenen  Gestalt  zum  Ziele  ihrer  Kunst  setzten. 

1.  Cicero  Brut.  86,  296  (vgl.  Petron  Satyr.  88).    Polycleti  Dorypho- 
rum  sibi  Lysippus   magistrum  fuisse  aiebat.     Grade,  wie  Polyklet  §.  120, 
bildet  er  nach  Plin.  destringentem  se.     Daher  auch   die  Verwechselungen, 
Sillisr  C.  A.  p.  254.  N.  7. 

2.  Euphranor  (als  Maler)  primus  videtur  expressisse  dignitates  heroum, 
Plin.  XXXV,  40,  25.  —  Lysippische  Heraklesstatuen,    Sillig  G.  A. 
p.  269.     a.    Der  bei  grosser  Unternehmung  momentan  rastende  Herakles, 
Farnesische    Golossalstatue   (Maffei    Race.  49.     Piranesi  Statue  11.    M. 
Borb.  Ill,  23.  24),  in  den  Tbermen  des  Garacalla  gefunden,  unter  welchem 
Kaiser  die  Statue  wahrscheinlich  nach  Rom  kam  (Gerhard  Neapels  Bildw. 
S.  32),   von   dem  Athener  Glykon  einem  Lysippischen  Original  nachge- 
bildet,  wie  die  Inschrift  einer  schlechtern  Copie  beweist  (Biahchini  Palazzo 
dei  Gesari  tv.  18).     Die  Hand  mit  den  Aepfeln  ist  neu;    die  acliten  Beine 
sind  1787  an  die  Stelle  der  von  Gul.  della  Porta   gekommen.    Eine  ganz 
ahnliche    Statue   beschreibt    Libanios  '(Petersen   de  Libanio    comment.  II. 
Havn.  1827);    auch  kommt  die  Figur  sonst  viel  in  Statuen,  Gemmen  und 
auf  Munzen  vor  (Petersen  p.  22);    den  Kopf  derselben  iibertrifft  vielleicht 


132  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [129] 

der:  Marbles  of  the  Brit.  M.  I,  11,  an  ergreifendem  Ausdrucke.  —  Vgl. 
Winckelm.  W.  VI.  I.  S.  169.  II.  S.  256.  Meyer  Gesch.  S.  128.  D.  A.  K. 
Tf.  38.  b.  Der  nach  vollbrachten  Arbeiten  ausruhende  Herakles,  Goloss 
zu  Tarent,  durch  Fabius  Max.  nach  dem  Capitol,  spater  nach  Byzanz  ge- 
bracht,  von  Niketas  de  statuis  Gonstantinbp.  c.  5.  p.  12.  ed.  Wilken. 
[Fabr.  Bibl.  Gr.  VI.  ed.  1.  p.  408]  beschrieben.  Er  sass,  sorgenvoll  gebeugt, 
auf  einem  Korbe  (in  Bezug  auf  Augeas  Stallreinigung),  woruber  die  Lowen- 
haut  lag,  und  stiitzte  den  1.  Arm  auf  das  gebogene  Knie,  der  r.^lag  auf 
dem  herabhangenden  r.  Beine.  Offenbar  ist  dies  die  auf  Gemmen  so 
haufige  Figur,  bei  Lippert  Dact.  I,  285—87.  II,  231.  Suppl.  344—246. 
c.  Der  von  Eros  Macht  niedergebeugte ,  seiner  Waffen  beraubte  Herakles 
(Anthol.  Pal.  II.  p.  655.  Plan.  IV,  103) ,  wahrscheinlich  erhalten  in  einer 
der  vorigen  ahnlich  gebildeten  Figur  auf  Gemmen.  Lippert  Dact.  I,  280. 
281.  II,  225—27.  Suppl.  331.  Gal.  di  Fir.  v.  tv.  6,  2.  3.  d.  Ein  kleiner 
bronzener  Herakles  (sniTQccrts^ios),  den  Statius  S.  IV,  *6.  Material  IX,  44 
beschreiben,  von  der  grossartigsten  Bildung  und  heiterm  Ausdrucke,  wie 
beim  Gottermahl,  auf  einem  mit  der  Lowenhaut  bedeckten  Steine  sitzend, 
in  der  r.  Hand  den  Becher,  die  1.  an  der  Keule  ausruhend.  Offenbar 
(nach  Heyne)  das  Vorbild  des  Torso  (§.  160  und  411).  [An  Lysipp 
erinnert  durch  die  schlankeren  Proportionen,  den  hoheren,  weniger  dicken 
Hals,  durch  seine  Vorziiglichkeit  der  H.  aus  vergoldeter  Bronze  im  Capitol, 
obgleich  in  der  Ausfuhrung  etwas  Manier  und  Uebeiiadung  hinzugekommen 
ist,  wie  zu  andern  meisteiiichen  Compositionen  in  der  Nachbildung:  auch 
kommt  die  Figur  auf  Miinzen  von  Berytus  (Rasche  Suppl.  I.  p.  1361) 
u.  a.  vor.] 

3.  Euphranor's  Alexander  et  Philippus  in  quadrigis,  Plin.  Lysippus 
fecit  et  Alexandrum  Magnum  multis  operibus  a  pueritia  eius  orsus  - 
idem  fecit  Hephaestionem  —  Alexandri  venationem  —  turmam  Alexandri, 
in  qua  amicorum  eius  (STKIQCOV)  imagines  summa  omnium  similitudine 
expressit  (Alexander,  umher  25  Hetaeroi,  die  am  Granikos  gefallen, 
9  Krieger  zu  Fuss,  s.  Plin.  vgl.  Vellej.  Paterc.  I,  11,  3.  Arrian.  I,  16,  7. 
Plut.  Alex.  16)  —  fecit  et  quadrigas  multorum  generum.  Ueber  Alexanders 
Edikt  Sillig  C.  A.  p.  66.  N.  24. 

4.  Hauptstatue  des  Alex,  von  Lysipp,  mit  der  Lanze  (Plut.  de  Isid. 
24)  und  der  spatern  Beischrift:  Avducovvri  8'  sot-nev  6  ^eUxsos  sis  Jla 
Asvooav.  Fav  vn  sfiol  TL&sfiKi,  Zsv,  GV  8'  "Olv^nov  %%s  (Plut.  de 
Alex.  virt.  II,  2.  Alex.  4.  Tzetz.  Chil.  VIII.  V.  426  u.  A.).  Eine  Reiter- 
statue  Alexanders,  des  Griinders  (von  Alexandrien,  wie  es  sche'int),  hatte 
strahlenformig  wallendes  Haupthaar.  Libanios  Ekphr.  T.  IV.  p.  1120  R. 
Von  dem  (ibereinstimmenden  Charakter  der  Alexanderbilder  Appulej. 
Florid,  p.  118  Bip.  Das  von  der  Stirn  emporgebogene  Haupthaar  (relicina 


[130]  Euphranor  und  Lysippos.  133 


frons,  KvaGTolr]  rfjs  xo'/cn??  Plut.  Pomp.  2)  gehort  immer  zu  den  Haupt- 
kennzeichen.  Von  der  Statue  mit  der  Lanze  1st  auf  den  Miinzen  der 
Makedoner  aus  der  Kaiserzeit  (Gousinery  Voyage  dans  la  Maced.  T.  I. 
pi.  5.  n.  3.  5.  8)  der  behelmte,  eigenthiimlich  gewandte  Kopf  erhalten; 
diesem  entspricht  die  Gabinische  Statue  (Visconti  Mon.  Gab.  23),  und  der 
ahnliche  Kopf  der  Statue  im  L.  684.  Bouill.  II,  21.  Glarac.  pi.  263. 
Dagegen  der  von  Manchen  fur  Helios  gehaltene  Capitolinische  Alexanders- 
kopf  (Winckelm.  M.  I.  n.  175)  von  jener  Reiterstatue  genommen  sein 
kann.  Die  Rondaninische  Statue  in  Miinchen  (n.  152.  Guattani  M.  I. 
1787.  Sett.)  des  zur  Schlacht  sich  riistenden  Alex,  hat  wenig  von  Lysip- 
pischem  Charakter,  namentlich  in  den  Proportionen.  Vortrefflich  ist  die 
Bronze  des  im  Kampfgewuhl  streitenden  Alex.  M.  Borb.  Ill,  43  b.  vgl. 
§.  163,  6.  Ein  Rathsel  der  Archaeologie  ist  der  Kopf  des  sterbenden  Alex. 
in  Florenz.  Morghen  Principj  del  disegno  tv.  4  b.  Le  Blond  le  vrai  por- 
trait d'Alexandre.  Mem.  de  Tlnst.  Nat.  Beaux  arts  I.  p.  615.  Als  treues, 
aber  ohne  Lysippos  Geist  gearbeitetes  Portrat  gilt  am  meisten  die  Buste 
des  Ritters  Azara  im  L.  132.  Visconti  Iconogr.  Grecque  pi.  39,  1.  Meyer 
Gesch.  Tf.  13.  29.  D.  A.  K.  Tf.  39.  40.  Ueber  Alexander  als  Zeus-Sohn 
und  Herakles  §.  158,  2. 

5.  Hominis  autem  imaginem  gypso  e  facie  ipsa  primus  omnium 
expressit  ceraque  in  earn  formam  gypsi  infusa  emendare  instituit  Lysistratus. 
—  Hie  et  similitudinem  reddere  instituit;  ante  eum  quam  pulcherrimas 
facere  studebant  (dagegen  §.  123).  Plin.  XXXV,  44. 

130.  Beobachtung  der  Natur  und  Studium  der  frii-  l 
hern  Meister,  welches  Lysippos  eng  mit  einander  verband, 
fuhrte  den  Kunstler  noch  zu  mancher  Verfeinerung  im  Ein- 
zelnen  (argutiae  operum);  namentlich  legte  Lysippos  das 
Haar  naturlicher,  wahrscheinlich  mehr  nach  malerischen  Ef- 
fect en,  an.  Auch  wandten  diese  Kunstler  auf  die  Propor-  2 
tionen  des  menschlichen  Korpers  das  angestrengteste  Studium  ; 
dabei  fuhrte  sie  das  Bestreben,  besonders  Portratfiguren 
durch  eine  ungewohnliche  Schlankheit  gleichsam  uber  das 
Menschenmaass  hinauszuheben  ,  zu  einem  neuen  System 
schlankerer  Proportionen,  welches  von  Euphranor  (in  der 
Malerei  auch  von  Zeuxis)  begonnen  ,  von  Lysippos  aber 
erst  harmonisch  durchgefuhrt,  und  in  der  Griechischen  Kunst 
hernach  herrschend  wurde.  Es  muss  indess  gestanden  wer-  3 
den,  dass  dieses  System  weniger  aus  einer  warmen  und  in- 
nigen  Auffassung  der  Natur,  welche  namentlich  in  Griechen- 


134  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [131] 

land  sich  in  gedrungenern  Figuren  schoner  zeigt,  als  aus  ei- 
nem  Bestreben,  das  Kunstwerk  iiber  das  Wirkliche  zu  er- 
4  heben,  hervorgegangen  1st.  Auch  zeigt  sich  in  den  Werken 
dieser  Kiinstler  schon  deutlich  die  vorwaltende  Neigung  zu 
dem  Colossalen,  welche  in  der  nachsten  Periode  herrschend 
gefunden  wird. 

1.  Propriae    huius   (Lysippi)    videntur    esse   argutiae   operum, 
custoditae  in  minimis  quoque  rebus.    Plin.  XXXIV,  19,  6.     Statuariae  arti 
plurimum  traditur  contulisse  capillum  exprimendo.    Ebd.  Vgl.  Meyer  Gesch. 
S.  130.     Die  veritas  ruhmt  an  ihm  und  Praxiteles  besonders  Quintil.  XII, 
10.  —  Lysipp  und  Apelles  beurtheilen  ihre  Werke  wechselseitig,    Synesios 
Ep.  1.  p.  160  Petav. 

2.  Euphr.  —  primus  videtur  usurpasse  symmetriam ,    sed   fuit  in 
universitate  corporum  exilior,  capitibus  articulisque  grandior  Cgrade  dasselbe 
von  Zeuxis  XXXV,   36,   2) :    volumina   quoque   composuit   de   symmetria. 
—  Lys.  stat.  arti  plur.  trad.  cont.  capita  minora  faciendo  quam  antiqui, 
corpora  graciliora  siccioraque,  per  quae  proceritas  signorum  maior  videretur. 
Non   habet  Latinum   nomen   symmetria,   quam   diligentissime   custodivit, 
nova  intactaque  ratione  quadrat  as  (§.  120)  veterum  staturas  permutando. 
Plin.  XXXIV,  19,   6.    XXXV,  40,   25.     Vgl.  unten   §.  332.    Ueber   seinen 
Grundsatz,  darzustellen,  quales  viderentur  homines,   Wien.  Jahrb.  XXXIX. 
S.  140. 

4.    Fecit    et  Golossos   (Euphranor),   Plin.  XXXV,  40,  25.     Lysippos 
Jupiter  zu  Tarent  war  40  cubita  hoch;  vgl.  Sillig  G.  A.  p.  257.  259. 


Stein-  und  Stempelschneidekunst. 

1  131.     Der  Luxus  des  Ringtragens  hebt  in  dieser  Periode 
die   Kunst    des    Daktylioglyphen    zu   der    Hohe,    welche 
ihr  im  Vernal tniss    zu    den    iibrigen  Zweigen   der  bildenden 

2  Kunst  erreichbar  ist ;  obgleich  die  Nachrichten  der  Schriftsteller 
keinen  Namen  eines  einzelnen  bemerklich   machen,    als   den 

3  des  Pyr  go  teles,  der  Alexanders  Siegelringe  schnitt.     Auch 
in  den  Gemmen  kann    man  hin    und    wieder  eine  den  Phi- 
diassischen  Bildwerken  entsprechende  Formenbehandlung  und 
Composition    finden;    weit    haufiger    aber    sind    Kunstwerke 
dieses  Faches,  in  welchen  der  Geist  der  Praxitelischen  Schule 
sich  kund  thut. 


[132]  Geschnitttene  Steine  und  Miinzen.  135 

1.  Ueber  die  Ringe    der  Kyrenaeer    (Eupolis  Marikas)    und    den    in 
Gypern  gekauften  Smaragd  des  Auleten  Ismenias  mit  einer  Amymone  Aelian 
V.  H.  XII,  30.     Plin.  XXXVII,  3.      Die   Musiker   waren   besonders   reich 
damit  geziert  (6cpQKyi8ovv%KQyoKO<j,rJT(xi)   und    schmiickten   auch   ihre  In- 
strumente  so,    vgl.  Lukian  adv.  indoct.  8.     Appulej.  Florid,  p.  114  Bip. 

2.  Ueber  die  angeblichen  Gemmen  des  Pyrgoteles  Winckelm.  Bd.  VI. 
S.  107  ff.  vgl.  Fiorillo  Kleine  Schriften  II.  S.  185.     Ein  von  R.  Rochette, 
Lettre    a  Mr.  Schorn    p.  49,    angefuhrtes    Factum    zeigt,    dass    schon   im 
Alterthum  der  Name  dieses,    wie  andrer   beriihmter  Kunstler  betrugerisch 
gebraucht   wurde.     Andre,    nur   durch  Gemmen   bekannte  Namen   dieser 
Periode  zuzueignen,    hat  man  keinen  Grund   (s.  v.  Koehler  in  Boettiger's 
Archaeol.  u.  Kunst  1.  S.  12),  doch  sind  wohl  einige  der  beruhmteren  Stein- 
schneider  nicht  viel  junger.          f 

132.  Auch  auf  das  Schneiden  der  Miinzstempel  wird  i 
in  dieser  Periode,  oft  in  Gegenden  und  Orten,  welche  sonst 
nicht  als  Sitze  von  Kunstschulen  bekannt  sind,  grosse  Sorg- 
falt  verwandt ;  jedoch  behalt  in  der.  ersten  Halfte  des  Zeit- 
raums  die  oft  grossartige  und  charakter voile  Zeichnung  der 
Munztypen  meist  noch  eine  gewisse  Harte;  dagegen  in  der 
zweiten  Abtheilung,  besonders  in  den  Stadten  Siciliens,  in 
Schonheit  des  Geprages  (oft  bei  auffallendem  Ungeschick  in 
der  Mechanik  des  Pragens)  das  Hochste  und  Herrlichste,  was 
je  geleistet  worden  ist,  erreicht  wird.  Dabei  wird  die  Kunst  2 
sehr  durch  die  Sitte  gehoben,  die  an  sich  hochst  mannigfachen 
Typen  der  Miinzen  durch  die  Kucksicht  auf  Siege  in  heiligen 
Spielen,  Befreiung  von  Gefahren  durch  gottliche  Hulfe,  und 
andre  Begebenheiten,  die  eine  mythologische  Darstellung  zu- 
liessen,  noch  zu  vermannigfaltigen ;  und  so  stellt  sich  uns  hier 
oft,  im  kleinsten  Raume,  eine  plastische  Scene  voll  sinnreicher 
Gedanken  und  Beziehungen  dar. 

1.  Unter  den  Miinzen  gehoren  der  ersten  Halfte  dieser  Periode  (vor 
dem  Ende  des  Pelop.  Krieges)  an ,  ausser  denen  von  Athen ,  die  ihr  alt- 
vaterisches  Geprage  auch  in  der  besten  Zeit  behaupteten  (s.  Diog.  L.  VII, 
1,  19),  viele  von  Korinth,  von  Argos  mit  dem  Wolf,  auch  die  von  Sikyon 
oder  Sekyon  (Ann.  d.  Inst.  II.  p.  336)  mit  der  scharf  gezeichneten  Ghimaera; 
aus  Sicilien  die  M.  von  Selinus  mit  den  Flussgottern  Selinos  und  Hypsas 
(zw.  01.  80  und  94),  die  von  Naxos  mit  dem  edlen  Kopfe  des  bartigen 
Dionysos  und  der  kecken  Gestalt  des  alten  Satyrs,  auch  die  schonen  Agri- 
gentinischen  mit  den  beiden  Adlern  auf  dem  Hasen  (vor  01.  93,  3).  — 
Nach  dem  Pelop.  Kriege,  als  Arkadien  bereichert  und  durch  die  Poly- 


136  Griechische  Kimstgesch.    Per.  III.  [132] 

kletische  Schule  gebildet  war,  werden  die  schonen  Silberstiicke  von  Pheneos 
und  Stymphalos  geschlagen  sein;  dann  gegen  01.  104  die  M.  des  Arka- 
dischen  Bundes  mit  dem  Zeuskopfe  und  dem  Pan;  von  da  beginnen  die 
meist  geringern  M.  von  Megalopolis  und  Messene.  Des  Vfs.  Medailles  de 
1'Arcadie  in  den  Annali  d.  Inst.  archeol.  VII.  p.  167—72.  Urn  01.  100, 
da  Olynth  der  Ghalkidischen  Confederation  vorstand,  war  das  Ghalkidische 
Silbergeld,  mit  dem  Apollokopf  und  der  Kithar,  dort  gebrauchlich  (s.  Ga- 
dalvene  Recueil  pi.  1,  28)  j  die  herrlichen  M.  von  Opus  sind  der  besten 
Zeit  wiirdig,  wie  manche  von  Thessalien,  Lesbos,  Kos,  Kreta.  An  die 
von  Philipp  schliessen  sich  die  von  Philippi,  doch  von  auffallend  barter 
Zeichnung,  an.  In  Italien  gehoren  viele  von  Tarent,  Herakleia,  Thurii, 
Velia,  Metapont  dieser  Periode;  so  wie  die  kostlichen  Meisterwerke  von  Sici- 
lischen  Graveurs  (vgl.  §.  317),  die  grossen  Syrakusischen  Pentekontalitren 
(Etrusker  I.  S.  327.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  81)  an  der  Spitze,  einer  Zeit, 
der  der  beiden  Dionysios  (Payne  Knight,  Arcliaeol.  Brit.  XIX.  p.  369),  zu- 
zuschreiben  sind,  in  der  auch  die  von  Karthago  abhangigen  Orte  Siciliens 
an  demselben  Kunsteifer  Theil  nahmen.  Als  aber  Timoleon,  01.  109,  2, 
die  Golonialverbindung  von  Syrakus  mit  Korinth  herstellte,  wurde  wahr- 
scheinHch,  mit  geringerm  Eifer  fur  Schonheit,  das  viele  in  Sicilien  vor- 
handene  Geld  mit  dem  Korinthischen  Pallaskopfe  und  Pegasos  geschlagen, 
welches  auch  in  den  andern  Golonien  Korinths  (mit  andern  Anfangsbuch- 
staben  statt  des  Korinthischen  Koppa)  damals  gebrauchlich  war  (R.  Rochette 
Ann.  d.  Inst.  I.  p.  311  ff.).  Munzen  der  Campanier  in  Sicilien  von  Due 
de  Luynes  Annali  d.  Inst.  I.  p.  150.  —  Fur  die  Kunstgeschichte  brauch- 
bare  Abbildungen  Griechischer  M.  in  London's  Numismatique  du  voy.  du 
j.  Anacharsis.  2  Bde.  1818,  in  den  neuern  Werken  von  T.  Combe,  Mionnet, 
Millingen,  R.  Rochette,  Cadalvene,  Causinery  u.  A.;  sehr  glanzende  in  den 
Specimens  of  anc.  coins  of  M.  Grecia  and  Sicily,  sel.  from  the  cabinet  of 
the  L.  Northwick,  drawn  by  del  Frate  and  engr.  by  H.  Moses;  the  text 
by  G.  H.  Noehden.  1824.  25.  D.  A.  K.  Tf.  41.  42.  [Due  de  Luynes  Choix 
de  med.  Grecqiies  1840  f.  17  T.  Sammlung  Prokesch  in  Gerhards  Arch. 
Zeit.  Tf.  21.  22.  32.  41.  43.  Akermann  Ancient  coins  of  cities  and  princes 
L.  1844-46.  P.  1-6.  8vo.] 

2.  Von  Philipp  sagt  es  Plut.  Alex.  4,  class  er  die  Olympischen  Siege 
auf  seine  Munzen  setzte ;  von  den  Sicilischen  beweist  dasselbe  der  Augen- 
schein.  —  Die  Arkader  bezeichnen  ihre  Herrschaft  fiber  Olympia,  aus 
dessen  Schatzen  sie  ihre  Truppen  besoldeten,  dadurch,  dass  sie  den  Kopf 
des  Olympischen  Zeus,  und  ihren  Gott  Pan,  auf  dem  Felsen  von  Olympia 
sitzend  und  den  Adler  des  Zeus  aussendend,  abbildeten.  Auf  den  M.  von 
Selinus  sieht  man  Apollon  und  Artemis  als  Pestsendende  Gotter  heran- 
ziehen,  aber  zugleich  auf  der  Riickseite  die  Gotter  der  Fliisse,  durch  deren 
Wasser  Empedokles  den  Pesthauch  der  Sumpfe  entfernt  hatte,  dem  Asklepios 


[133,  134]                                        Maleuei.  137 

libirend.     Die  Miinzen  von  Alexandria  sahen  sehr  gut  aus  ohne  gut   zu 

sein  im  Gegensatz  cler  Attischen  Tetradrachmen ,   wie  Zeno   anfuhrt  bei 
Diogenes  L.  VII,  1,  18. 


4.    M  a  1  e  r  e  i. 

133.  In  dieser  Periode  erreicht,  in  drei  Hauptstufen,  1 
die  Malerei  eine  Vollkommenheit ,  welch  e  sie,  wenigstens 
nach  dem  Urtheil  der  Alten,  zu  einer  wurdigen  Nebenbuhlerin 
der  Plastik  machte.  Immer  blieb  indess  die  antike  Malerei,  2 
durch  das  Vorherrschen  der  Formen  vor  den  Lichtwirkungen, 
der  Plastik  naher,  als  es  die  neuere  ist;  Scharfe  und  Be- 
stimmtheit  der  Zeichnung;  ein  Getrennthalten  der  verschiede- 
nen  Figuren,  urn  ihre  Umrisse  nicht  zu  verwirren ;  eine  gleich- 
massige  Lichtvertheilung  und  durchgangig  klare  Beleuchtung; 
die  Vermeidung  starkerer  Verkiirzungen  (ungeachtet  der  nicht 
geringen  Kenntniss  der  Linearperspektive)  gehoren,  wenn  auch 
nicht  ohne  Ausnahmen  [§.  140,  2],  doch  im  Ganzen  immer 
zu  ihrem  Gharakter. 

2.  Artifices  etiam  quum  plura  in  unam  tabulam  opera  contulerunt, 
spatiis  distinguunt,  ne  umbrae  in  corpora  cadant,  Quintil.  VIII,  5, 
26.  Der  Schatten  sollte  bloss  die  korperliche  Form  jeder  Figur  fur  sich 
hervortreten  lassen. 


134.     Der   erste  Maler  von   grossem  Ruhm  war  Po-  i 
lygnotos,    der  Thasier,   in  Athen    eingebiirgert ,    Kimon's 
Freund.     Genaue  Zeichnung  und  eine  edle^und  scharfe  Gha-  2 
rakterisirung  der  verschiedensten  mythologischen  Gestalten  war 
sein  Hauptverdienst;  auch  seine  Frauengestalten  hatten  Reiz 
und  Anmuth.    Seine  grossen  Tafelgemalde  waren  mit  grosser  3 
Kenntniss  der  Sagen  und  in  ernstem  religiosem  Geiste  ge- 
dacht,  und  nach  architektonisch-symmetrischen  Prinzipien  an- 
geordnet. 

1.  Polygnot,  des  Malers  Aglaophon  Sohn,  \vahrscheinlich  in  Athen 
seit  79,  2.  Malt  fiir  die  Poekile,  das  Theseion,  Anakeion,  wohl  auch  die 
Halle  bei  den  Propylaeen,  den  Delphischen  Tempel  (Plin.),  die  Lesche  der 
Knidier,  den  T.  der  Athena  in  Plataeae,  in  Thespiae.  Boettiger  Archaeologie 
der  Mai.  1.  S.  274.  Sillig  G.  A.  p.  22.  372.  De  Phidia  I,  3. 


138  Griechische  Kunstgesch.     Per.  III.  [135] 


2.  'Hftoygdcpos,  rj&mos,  d.  h.  der  Maler  edler  Gharaktere,  Aristot. 
Poet.  6,  15.  Pol.  VIII,  5.  vgl.  Poet.  2,  2  u.  §.  138.  Instituit  os  aperire  etc. 
Plin.  XXXV,  9,  35.  Die  schonen  Linien  der  Augenbraunen  ,  sanfte  Rothe 
der  Wangen,  einen  leichten  Wurf  zarter  Gewander  (ka&fjra  8$  TO  'Hemo- 
TKTOV  ^siQYKGfisvrjv)  riihmt  Lukian  Imagg.  7.  Primus  mulieres  lucida 
veste  pinxit,  Plin.  [vgl.  Nouv.  Ann.  de  la  Section  FranQ.  de  1'Inst.  archeol. 
II.  p.  389  f.,  wo  in  der  Vase  mit  Boreas  und  Oreithyia  pi.  22.  23,  jetzt  in 
Miinchen,  Aehnlichkeit  mit  dem  Polygnotischen  Styl  gesucht  ist.  Verwandt 
sind  Vases  Luynes  pi.  21.  22,  der  Abschied  des  Achilleus  von  Nereus  pi. 
28.  Zeus  das  Bacchuskind  den  Nai'aden  ubergebend,  pi.  34  und  in  Ger- 
hards  Trinkschalen  Tf.  9,  Peleus  und  Thetis  u.  a.]  Ueber  das  Technische 
seiner  Gemalde  vgl.  §.  319.  [135.  A.  3.] 

3.  Ueber  die  Bilder  in  der  Lesche,  rechts  das  eroberte  Ilion  u.  die 
Abfahrt  der  Hellenen;  links  Odysseus  Besuch  in  der  Unterwelt,  Paus.  X, 
25—31.  Gaylus  Hist,  de  1'Ac.  T.  XXVII.  p.  34.  F.  u.  J.  Riepenhausen 
Gemalde  des  Polygn.  in  der  Lesche  zu  Delphi.  Th.  I.  1805,  mit  Erlaute- 
rungen  von  Chr.  Schlosser  (die  Zerstorung  llion's,  vgl.  dazu  Meyer  in  der 
Jen.  ALZ.  Juli  1805  u.  Boettiger  Archaeol.  der  Mai.  S.  314).  Peintures 
de  Polygn.  a  Delphes  dessinees  et  gravees  d'apres  la  descr.  de  Pausanias 
par  F.  et  J.  Riepenhausen.  1826.  1829  (fiber  die  Composition  vgl.  GGA. 
1827.  S.  1309).  [0.  Jahn  die  Gemalde  des  Polygnot  in  der  Lesche  zu 
Delphi,  Kiel  1841.]  Bei'dem  Gemalde  der  Unterwelt  ist  besonders  auf  die 
Andeutungen  der  Mysterien  zu  achten,  welche  theils  an  den  Ecken  (die 
Priesterin  Kleoboea,  Oknos,  die  Ungeweihten),  theils  in  der  Mitte  angebracht 
waren.  Hier  sass  der  Mystagog  Orpheus  in  einem  Kreise  von  Sangern  und 
Greisen,  umgeben  von  funf  Troischen  und  fiinf  Griechischen  Helden.  Vgl. 
Rathgeber  in  der  Encykl.  unter:  Oknos.  Bei  dem  Gemalde  von  Ilion 
steht  der  unermudliche  Blutracher  Neoptolemos  (dessen  Grab  in  der  Nahe 
war)  mit  dem  sanften  Menelaos,  der  nur  die  schone  Beute  fortzubringen 
sucht,  in  einem  interessanten  Gegensatze.  Mit  diesem  Bilde  hat  das,  etwas 
alterthiimlich  gehaltene,  Nolanische  Vasenbild,  Tischbein's  Homer  IX,  5.  6, 
einige,  doch  nur  wenige  Ztige  gemein.  —  Im  Allgemeinen  iiber  diese 
Bilder  Correspond,  de  Diderot.  T.  III.  p.  270  f.  (ed.  1831).  Goethe's  W. 
XLIV.  S.  97. 

1  135.     Neben  Polygnotos    werden   mehrere  andre  Maler 
(grosstentheils  Athener,    aber   auch   Onatas   der  Aeginet) 

2  mit  Auszeichnung  genannt;  welche  meist  mit  grossen  figuren- 
reichen  historischen  Bildern,  deren  Gegenstand  auch  sehr  gern 
aus  der  Zeitgeschichte  genommen  wurde,  Tempel  und  Hallen 

3  schmucklen.     Dionysos  erreicht  unter  ihnen  Polygnot's  aus- 

i 


[136]  Athenische  Schule;  Polygnotos.  139 

drucksvolle  und  zierliche  Zeichnung,   aber  ohne  seine  Gross- 
artigkeit  und  Freiheit. 

1.  Iphion  der  Korinther  bei  Simonides.  GGXXI.  Schneidew.  Sillax 
der  Rheginer  g.  75  bei  demselben  GGXXII.  Onatas  auch  Maler  78—83. 
Mikon  von  Athen,  Maler  u.  Erzg.  ;  besonders  in  Rossen  ausgezeichnet, 
77—83.  (Sillig  G.  A.  p.  275.  Vgl.  oben  §.  99,  I.  Bei  Simonides  CGXIX. 
und  CCXX.  ist  bei  Schneidewin  Mixav  zu  schreiben.  MLY.COV  1st  auch 
Arrian  Alex.  VII,  13  zu  restituiren).  Dionysios  von  Kolophon,  Mikon's 
Zeitgenoss  (vgl.  Simonides  §.  99.  Anm.  1).  Aristophon,  Polygnot's  Bruder. 
Euripides  (der  Tragiker,  Eurip.  Vita  ed.  Elmsleius)  um  dieselbe  Zeit. 
Timagoras  von  Ghalkis  83.  Panaenos  von  Athen,  Phidias  aSskcpidovs, 
um  83—86.  Agatharchos,  Biihnen-  und  Zimmer-Maler,  etwa  von  80 
(so  dass  er  fur  Aeschylos  letzte  Trilogie  scenam  fecit)  bis  90  (vgl.  Voelkel's 
Nachlass  S.  103.  149).  Aglaophon,  Aristophon's  Sohn,  vvie  es  scheint,  90 
(vgl.  ebd.  113).  Kephissodoros,  Phrylos,  Euenor  von  Ephesos,  Demophilos 
von  Himera,  Neseas  von  Thasos,  90.  Kleisthenes  von  Eretria  (oben  §.  107. 
Anm.  3)  um  90.  Nikanor,  Arkesilaos  von  Paros,  enkaustische  Maler,  um 
90  (?).  Zeuxippos  von  Herakleia  um  90  (vgl.  Heindorf  ad  Plat.  Protag. 
p.  495).  Kleagoras  von  Phlius  91  (Xen.  Anab.  VII,  8,  1).  Apollodoros 
von  Athen,  93. 

2.  In  der  Poekile  (braccatis  illita  Persis)  befanden  sich:  1.  die  Mara- 
thonische  Schlacht  von  Mikon  (oder  Panaenos,  auch  Polygnot);  die  Heer- 
fiihrer  beider  Parteien  ikonisch;   die  Plataeer  mit  Boeotischen  Landhuten 
(Demosth.  g.  Neaera   p.  1377).    Gotter    unfl   Heroen   waren  eingemischt; 
mehrere  Momente  der  Schlacht  aufgefasst;   ausserdem  die  Flucht  zu  den 
Schiffen  (Boettiger  Archaeol.  der  Mai.  S.  246).    2.  Troja's  Einnahme  und 
das  Gericht  fiber  Kassandra's  Schandung,   von  Po-lygnotos.    3.  Kampf  der 
Athener  und  Amazonen,  von  Mikon.     4.  Schlacht  bei  Oenoe.   S.  Boettiger 
S.  278.     [0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  16.]     Platon  Euthyphr.  p.  6   spricht 
auch  von  Gotterkampfen,  mit  denen  die  Tempel  (?)  bemalt  waren.     [Die- 
selbe Erklarung  ohne  Bedenken  §.  319.  A.  5.] 

3.  Dionysios    ahmte    nach  Aelian  V.  H.  IV,  3    Polygnofs  Kunst 
hinsichtlich   der  Darstellung*  des  Gharakters,  der  Affekte,  der  Gesteri,  der 
zarten  Gewander  genau  nach,  aber  ohne  dessen  Grossartigkeit,  vgl.  Aristot. 
Poet.  2  und  Plut.  Timol.  36,  der  seine  Werke  gezwungen  und  muhsam 
nennt  ,  wie  Fronto  ad  Verum  1  .  non  inlustria   [geht  auf  die  Stoffe]  ;   bei 
Plinius  heisst  er  av&QoonoyQdcpos,  ahnlich  wie  Demetrios  §.  123. 


136.     Der   Erste   aber,    welcher    auf   die  Niiancen    von  l 
Licht  und  Schatten  ein  tieferes  Studium  richtete,  und  durch 


140  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [137] 

cliese  wesentlichen  Erfordernisse  Epoche  machte,  war  A  poll  o 
2  doros  von  Athen,  der  Skiagraph.  Seine  Kunst  ging 
ohne  Zweifel  von  der  perspektivischen  Buhnenmalerei  des 
Agatharchos  (§.-  107.  Anm.  3)  aus,  und  war  zunachst  darauf 
berechnet,  die  Angen  der  Menge  durch  den  Schein  der 
Wirklichkeit  zu  tauschen;  wobei  auf  sorgfaltigere  Zeichnung 
verzichtet  wurde  (daher  manche  ungiinstige  Urtheile  der 
Alten  iiber  die  gesammte  Skiagraphie)  ;  jedoch  war  sie  auf 
jeden  Fall  eine  nothwendige  Vorstufe  fur  die  hohere  Ent- 
wickelung  der  Kunst. 


1.  Apollodor  erfand   tp&ogav  xca  ano%Qco6iv  axmg,  Plut.  de  glor. 
Athen.  2.   Hesych.     (Luminum    umbrarumque  rationem  invenisse  Zeuxis 
dicitur,  Quintil.  XII,  10).     Er  sagte  von  sich:    Mm^cerKi  ns  pccMov  rj 
fjLi^asrai.    Neque  ante  eum  tabula  ullius  ostenditur  quae  teneat  oculos, 
Plin.    Aehnliche,  eigentlich  ungerecbte,  Urtheile  Quintil.  XII,  10. 

2.  Apollodor  war  Skiagraph  oder  Skenograph  nach  Hesych.     Ueber 
den  engen  Zusammenhang  beider  Schneider  Eel.  phys.  Ann.  p.  265.    Von 
der  Bestimmung  der  Skiagraphie,    in  der  Ferae  zu  wirken   (  uxmypaqprn 
ucacpris   v.al  a.uKTrtl6s  Plato  Kritias  p.  107),   Plat.  Staat  X.    p.  602.  vgl. 
Phaedon  p.  69.    Parmen.    p.  165.    Theaetet  p.  208  mit  Heindorf's  Anm. 
Arist.  Rhet.  III.    c.  12. 


1  137.     Nun    beginnt   mit   Zeuxis    das    zweite   Zeitalter 
der  vollkommnern  Malerei,   in   welchem   die  Kunst  zu  sinn- 

2  licher  Illusion  und  ausserem  Reize  gelangt  war.     Die  Neu- 
heit  dieser  Leistungen  verleitet  die  Kiinstler  selbst  zu  einem, 
unter  den  Architekten  und  bildenden  Kimstlern  unerhorten, 

3  Hochmuthe;  obgleich  ihre  Kunst  in  Betracht  des  Ernstes  und 
der  Tiefe,  womit  die  Gegenstande  aufgefasst  wurden,  so  wie 
der  sittlichen  Strenge,   gegen  den  Geist  der  friihern  Periode 

4  schon  entartet  erscheint.   In  dieser  Epoche  herrscht  die  loni- 
sche  Schule  der  Malerei,   welche  clem  Charakter  des  Stam- 
mes   gemass   (§.  43)   mehr  Neigung   zum  Weichen  und  Uep- 
pigen  hat,   als  die  alten  Peloponnesischen  und  die  zunachst 
vorhergegangene  Attische  Schule. 

1.  S.  die  Geschichten  von  den  Trauben  des  Zeuxis  und  Parrhasios 
Leinwancl  u.  dgl.  [Hierauf  deutet  auch  die  Sage,  dass  Zeuxis  sich  iiber 
ein  von  ihm  gemaltes  altes  Weib  zu  Tode  gelacht  habe,  Festi  Sched. 


[138]  lonische  Schule;  Zeuxis.  141 

p.  209.  Mull.]  Von  der  Illusion  der  Malerei  Plat.  Sophist  p.  234.  Staat 
X.  p.  598.  Viele  hielten  dies  offenbar  fur  das  Hochste,  ahnlich  wie  die 
tragische  Kunst  seit  Euripides  auf  die  Knurr]  (friiher  auf  die  £X3rA?y|tg) 
hinausging. 

2.  Apollodoros  trug   nach   Perserart   [die    ein  Alkibiades   und   der 
reiche  Kallias  nachahmten]   eine  hohe  Tiare,  Hesych.    Zeuxis  verschenkt 
zuletzt  seine  Werke,  weil  unbezahlbar  (Plin.  XXXV,    36,  4),  und  nahm 
dagegen  Geld  fur  das  Sehenlassen  der  Helena  (Ael.  V.  H.  IV,  12).  Parrha- 
sios  1st  nach  Art  eines  Satrapen  stolz  und  schwelgerisch ,  und  behauptet, 
an  den  Grenzen  der  Kunst  zu  stehn. 

3.  Parrhasius  pinxit  et  minoribus  tabellis  libidines  eo  genere  petu- 
lantis  ioci  se  reficiens.     Ein  Beispiel  Sueton  Tiber.  44.  vgl.  Eurip.  Hippol. 
1091.   Klem.  Alex.  Protr.  IV.  p.  40.   Ovid  Trist.  II,  524.   Lobeck  Aglaoph. 
p.  606. 

4.  Ephesos  war  in  Agesilaos  Zeit  (95.  4)  voll  von  Malern,  Xenoph. 
H.  Ill,  4,  17.     [Mehrere  §.   139.  A.  2.]  —  Die  Maler  der  Zeit:  Zeuxis, 
von  Herakleia,   oder  Ephesos  (nach  dem  Hauptorte  der  Schule,  Toelken, 
Amalth.  III.   S.  123),   etwa  um  90—100.     (Plinius  setzt  ihn  95,  4;  aber 
er  malte  fur  400  Minen  den  Pallast  des  Archelaos,  der  95,  3  starb,  Aelian 
V.  H.  XIV,  7.    vgl.  Plin.  XXXV,  36,  2.     Einen*  rosenbekranzten  Eros  bei 
Aristophanes  Acharn.   992.  —  Olymp.  88,  3  —  schreibt  der   Schol.  dem 
Zeuxis  zu.     [Sillig  G.  A.   p.  464   bezweifelt    die  Richtigkeit,   R.  Rochette 
Peintures  ant.  ined.   p.  170  widerspricht  ihm],   auch  Thonbildner.    Par- 
rhasios,  Euenor's  Sohn  und  Schiller,  von  Ephesos,  um  95  (Seneca  Gon- 
trov.  V,  10  ist  eine  blosse  Fiction).     [Kunstbl.  1827.    S.  327.   Feuerbachs 
Vatic.  Apollo   S.  71.]     Timanthes  von  Kythnos    (Sikyon)  und  Kolotes 
von  Teos,  gleichzeitig.    Euxenidas  95.   Idaeos  (Agesilaos  (PK}.KQK,  Xenoph. 
H.   IV,  1,  39)   um   dieselbe  Zeit.     Pauson,   der   Maler    der   Hasslichkeit 
(Aristot.),   um  95  (s.  indess  Welcker  im  Kunstblatt  1827.    S.  327.     [Des 
Vfs.  Erkl.  ist  bestritten  Kunstbl.  1833.    S.  88.]     Androkydes  von  Kyzikos 
95_100.    Eupompos  von  Sikyon  95—100.   Brietes  von  Sikyon,  um  die- 
selbe Zeit. 

138.     Zeuxis,   welcher  in  der  Skiagraphie  Apollodoros  1 
Entdeckungen    sich   aneignete  und  welter  bildete,    und  be- 
sonders    gern    einzelne    Gotter-    und    Heroenfiguren    malte, 
scheint  in  der  Darstellung  weiblichen  Reizes  (seine  Helena  zu 
Kroton)    und    erhabner  Wurde    (sein   Zeus    auf  dem  Thron 
von  Gottern  umgeben)  gleich  ausgezeichnet  gewesen  zu  sein; 
doch  vermisst  Aristoteles  (§.  134.  Anm."  2)  in  seinen  Bildern 
das   Ethos.     Parrhasios    wusste    seinen  Bildern  noch  2 
mehr  Rundung  zu  geben,  und  war  viel  reicher  und  mannig- 


142  Griechische  Kunstgesch.    Per.  HI.  [139] 

faltiger  in  seinen  Schopfungen;  seine  zahlreichen  Gotter-  und 
Heroenbilder  (wie  sein  Theseus)  erlangten  ein  kanonisches 
3  Ansehn  in  der  Kunst.  Ihn  iiberwand  indess  in  einem31aler- 
Wettkampf  der  geistreiche  Timanthes,  in  dessen  Iphi- 
genien-Opfer  die  Alten  die  Steigerung  des  Schmerzes  bis 
auf  den  Grad,  den  die  Kunst  nur  andeuten  durfte,  bewun- 
derten. 

1.  Am   genauesten    bekannt   1st   von   Zeuxis    die  Kentaurenfamilie 
(Lukian  Zeuxis),   eine  reizende  Zusammenstellung ,  in  der  auch  die  Ver- 
schmelzung  von  Mensch  und  Ross,   und  die  Genauigkeit  der  Ausfiihrung 
bewundert  wurde.    Vgl.  die  Gemme  M.  Florent.  I.  tb.  92,  5. 

2.  Parrh.    in   lineis  extremis  palmam   adeptus  —  ambire  enim  se 
extremitas  ipsa  debet.  Plin.    Von  ihm  als  Gesetzgeber  der  Kunst  QuintiJ. 
XII,  10.  —  Ueber  seinen   Demos  der  Athener,   wo  in  einer  Figur  durch 
Korperbildung,  Ausdruck,  Gesten  und  Attribute  sehr  widersprechende  Ziige 
ausgedriickt  waren,  hat  Q.  de  Quincy  Mon.  restitues  T.  II.  p.  71  ff.  eine 
sonderbare    Hypothese    aufgestellt    (eine    Eule    mit    andern   Thierkopfen). 
Ueber  die  fruhern  Meinungen  G.  A.  Lange  im  Kunstblatt.    1820.  N.  11. 
[Lange  Verrnischte  Schr.  S.  277.] 

3.  Graphische  Agonen  bei  Quintil.  II,   13.   Plin.  XXXV,  35.  36,  3. 
5,  in  Korinth  Apostol.  XV,   13,  in  Samos  Aelian  V.   H.  IX,  11.    Athen. 
XII,  543.     Timagoras  von  Ghalkis  hatte  sich  selbst  ein  Siegslied  gedichtet. 
Mit  Tirnanthes   Bild  hat   das  Pompejanische  (Zahn's  Wandgemalde  19. 
R.  Rochette  M.  I.  I,  27.   M.  Borb.  IV,  3.  vgl.  §.  415,  1)  wenigstens  den  ver- 
hullten  Agamemnon  gemein.    Vgl.  Lange  in  Jahn's   Jahrbuchern.   1828. 
S.  316.     [Verm.   Schr.   S.  163.]     Mit  seinem  Marsyas  religatus   kann  das 
Gemalde  Antich.  di  Ercolano  II,  19  verglichen  werden;  [auch  ein  Vasen- 
gemalde].    In  unius  huius  operibus  intelligitur  plus  semper  quam  pingitur 
(wie  in  dem  sehr  artig  erfundenen  Kyklopenbilde),  Plin.  XXXV,  36,  6. 


1  139.     Wahrend   Zeuxis,   Parrhasios   und  ihre  Anhanger 
unter  dem  allgemeinen  Namen  der  Asia tisc hen  Schule  der 
fruher  bliihenden,  besonders  in  Athen  ansassigen,  Griechischen 

2  (Helladischen)  Schule  entgegengesetzt  werden:  erhebt  sich 
jetzt   durch  Pamphilos  die  Schule  von  Sikyom  im  Pelopon- 
nes  neben   der  lonischen  und  Attischen  als  eine  dritte 

3  wesentlich  verschiedene.   Ihre  Hauptauszeichnung  war  wissen- 
schaftliche  Bildung,  kimstlerisches  Bewusstsein,  und  die  hochste 

*  Genauigkeit    und   Leichtigkeit    in   der   Zeichnung.     In   dieser 


[139J  Sikyonische  Malerschule.  143 

Zeit  wurcle  auch  durch  Aristeides  von  Theben  und  Pausias 
von  Sikyon  die  enkaustische  Malerei  ausgebildet,  die  in- 
dess  (nach  Plinius)  schon  von  Polygnotos  geubt  worden  war 
(ygl.  §.  320). 

2.  Die  Sikyonischen  Maler  als  eine  Glasse,  Athen.  V.  p.  196  e. 
Polemon  (§.  35,  3)  schrieb  iiber  die  Poekile  in  Sikyon,  gebaut  um  01.  120. 
Athen.  VI,  253  b.  XIII,  577  c.  [In  der  ersten  Ausg.  folgte:  »Daher  Sicyon 
Helladica,  welcher  Ausdruck  spater  Schriftsteller  wohl  nur  aus  der  Sprache 
der  Kunstgelehrten  abgeleitet  werden  kann.«  Und  Aeginet.  p.  156  ist  die 
Unterscheidung  der  Athenischen  und  der  Helladischen  Malerei  im  Gegen- 
satze  der  Asiatischen  richtig  abgeleitet.  Suid.  ZIKVCOV  77  vvv 


Beriihmte  Maler  der  Zeit:  Pamphilos  von  Amphipolis,  Eupompos 
Schuler  (Sikyon.  Schule),  97—107.  Aristeides  von  Theben,  Euxenidas 
Schiller,  etwa  102  —  112,  auch  enkaustischer  Maler.  Leontion,  in  ders. 
Zeit.  [fallt  nach  dem  Cod.  Bamberg.  weg.]  Pausias  von  Sikyon,  Brietes 
Sohn,  Pamphilos  Schuler,  enkaust.  Maler  in  ders.  Zeit.  Ephoros  vori 
Ephesos,  und  Arkesilaos  (lonische  Schule)  geg.  103.  Enphranor,  Isthmier, 
d.  h.  von  Korinth  (doch  arbeitete  er  in  Athen,  und  wird  von  Plutarch  de 
glor.  Athen.  2  den  Attikern  zugezahlt),  Enkaust  104—110.  Kydias  von 
Kythnos,  Enk.  104.  Pyrrhon  von  Elis,  g.  105.  Echion  [wenn  nicht 
Action],  Therimachos  107  (§.  124).  Aristodemos  107.  Antidotos,  Euphranor's 
Sch.,  Enk.  108.  Aristolaos,  Pausias  Sohn  und  Sch.,  Enk.  108.  Mecho- 
panes  (?)  [vielleicht  M7]%ocpdvr]s;  denn  Nikophanes  liegt  weit  ab]  108. 
Melanthios,  Pamphilos  Sch.,  etwa  104—112.  Ktesidemos  g.  108.  Philo- 
chares  von  Athen,  Aeschines  Bruder,  109.  Glaukion  von  Korinth  g.  110  (?). 
Alkimachos  110  (Plin.  vgl.  Corsini  Dissert.  Agon.  p.  128).  Apelles  von 
Kolophon  ,  der  Schule  nach  Ephesier  (durch  Ephoros  u.  Arkesilaos)  ,  aber 
auch  Sikyonier  (durch  Pamphilos),  106—118.  vgl.  Toelken,  Amalthea  III. 
S.  123).  Nikomachos,  Aristodemos  Sohn  und  Sch.  (Sikyon.  Schule),  110  ff. 
Nikias  von  Athen,  Nikomedes  Sohn,  Antidotos  Sch.,  Enk.  (Praxiteles 
hiilfreich)  110—118.  Amphion  (?)  [God.  Bamb.  Melanthio]  112.  Asklepio- 
doros  von  Athen  112.  Theomnestos  112.  Theon  von  Samos  g.  112. 
Karmanides,  Euphranor's  Sch.  112.  Leonidas  von  Anthedon,  Euphranor's 
Sch.  112  (derselbe  war  Schriftsteller  iiber  Proportionen).  Protogenes, 
der  Kaunier  (auch  Erzg.),  112  —  120.  Athenion  von  Maroneia,  Glaukion's 
Sch.,  Enk.  g.  114  (?).  Gryllon  g.  114.  Ismenias  von  Ghalkis  114  (?). 

3.  Pamphilos  praestantissimus  ratione,  Quintil.  XII,  10.  Er  lehrt 
fur  1  Talent  10  Jahre.  Fordert  mathematische  Vorkenntnisse.  Die  Zeich- 
nung  wird  jetzt  in  den  Kreis  der  Hberalen  Erziehung  aufgenommen,  Plin. 


144  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [140] 

XXXV,  10,  40.  vgl.  Aristoteles  Paedagogik  von  Orelli,  in  den  Philol.  Bei- 
tragen  aus  der  Schweiz  S.  95.  [Teles  bei  Stobaeus  XGVIII,  72  nennt 
unter  den  Lehrern  der  Epheben  den  Maler  und  den  ap/uovnto'g,  der 
Axiochos  7  und  Kebes  13  dafur  die  XQITIKOVS.]  Auf  die  Feinbeit  und( 
Sicherheit  der  Umrisse  geht  die  Geschichte  bei  Plin.  XXXV,  36,  11,  die 
Qu.  de  Quincy  Mem.  de  1'Inst.  Royal.  T.  V.  p.  300  zu  frei  deutet;  der 
Ausdruck  in  ilia  ipsa  muss  festgehalten  werden.  Dieselbe  Figur  wird  in 
demselben  Raum  dreimal  immer  feiner  und  genauer  umschrieben;  der 
Eine  corrigirt  dem  Andern  die  Zeichnung  durchgangig.  Vgl.  Boettiger 
Archaeol.  der  Mai.  S.  154.  Melanthios  der  Maler  in  seinen  Buchern  von 
der  Malerei  bei  Diog.  L.  IV,  3,  18.  dstv  av&ccSsiKr  riva  nai 
l7tizQS%8tv,  ofiolcos  Ss  nav  TOLS  fj 


1  140.     Auf    der    dritten    Stufe    der   Malerei    that    sich 
Aristeides  von  Theben  durch  Darstellungen  der  Leidenschaft 

2  und  des  Riihrenden  hervor;   Pausias  durch  Kinderfiguren, 
Thier-  und  Blumenstucke  ,   von  ihm  beginnt  die  Malerei  der 

3  Felderdecken  ;  Euphranor   war  in  Helden   (Theseus)  und 

4  Gottern  ausgezeichnet;   Melanthios,   einer  der  denkendsten 
Kunstler  der  Sikyonischen  Schule,  nahm  nach  Apelles  Urtheil 

5  in  der  Anordnung  (dispositio)  den  ersten  Rang  ein;  Nikias, 
aus   der   neuern  Attischen  Schule,    malte    besonders    grosse 
Historienbilder  ,    Seeschlachten    und    Reiterkampfe    in    hoher 
Vorzuglichkeit. 

1.  (Aristides)  primus   animum  pinxit  et  sensus  hominum  expressit, 
quae  vocant  Graeci  q&rj  (dagegen  §.  133.  Anm.  2),  item  perturbationes 
(die  nd&rj).    Huius  pictura  oppido  capto  ad  matris  morientis  ex  vulnere 
mammam    adrepens   infans:   intelligiturque   sentire  mater   et  timere,   ne 
emortuo   lacte  sanguinem    lambat.    Plin.   XXXV,   36,  19.    vgl.  Aemilian. 
Anthol.  Pal.  VII,  623. 

2.  Ueber  Pausias  schwarzen  Stier  (ein  Meisterstuck  der  Verkurzung 
und  Schattirung)  ,  und  die   liebliche  Kranzflechterin  Glykera  Plin.  XXXV, 
40,  24.  —  Idem  et  lacunaria  primus  pingere  instituit,  nee  cameras  ante 
eum  taliter  adornari  mos  fuit  ;  d.  b.  er  fuhrte  die  bernach  gewohnlichen 
zierlicben  Deckenbilder  ,   aus  einzelnen  Figuren,  Blumen,  Arabesken  be- 
stehend,  ein.   Die  Lakunarien  mit  gemalten  Sternen  u.  dergl.  zu  verzieren, 
war  schon  fruher  in  den  Tempeln  ublich  gewesen. 

3.  Euphranor  scheint  in  den  Zwolfgottern  ,   die  er  fur  eine  Halle 
im    Kerameikos   malte,   nachdem    er   sich   im   Poseidon   erschopft   hatte, 
fur   den  Zeus   sich   mit   einer  Gopie   des   Phidiassischen  Werks  begntigt 
zu    haben.     Siehe    die    Stellen    bei    Sillig    G.    A.    pag.    208    add.    Schol. 


[141]  Apelles.  145 

II.  I,  528.  —  Von  EehiorTs    nova  nupta   verecundia   notabilis  1st  wohl 
etwas  in  die  sog.  Aldobrandinische  Hochzeit  iibergegangen,  vgl.  §.  319. 

141.    Allen  voran  geht  indess  der  grosse  Apelles,  der  l 
die    Vorzuge    seiner    Heimat    lonien  —   Anmuth,    sinnlichen 
Reiz,  bliihendes  Golorit  —  mit  der  wissenschaftlichen  Strenge 
der  Sikyonischen  Schule  vereinigte.     Seinem    reichen  Geiste  2 
war  zum  Vereine  aller  ubrigen  Gaben  und  Vermogen,  deren 
der   Maler   bedarf,   als  ein  Vorzug,    den   er    selbst    als   den 
ihm  eigenthumlichen  anerkannte,    die  Gharis  ertheilt;   wohl  3 
keins  seiner  Bilder  stellte  diese  so  vollkommen  dar,    als  die 
vielgepriesene  Anadyomene.    Aber  auch  heroische  Gegenstande  4 
waren  seinem  Talent  angemessen,   besonders   grossartig  auf- 
gefasste  Portrate,  wie  die  zahlreichen  des  Alexander,  seines 
Vaters    und  seiner  Feldherrn.     Wie   er  Alexander   mit  dem 
Blitz    in    der   Hand    (als    xEQawoyoQog)    darstellte:     so    ver-  5 
suchte  er,   der  Meister  in  Licht  und  Farbe,    selbst  Ge  witter 
(fioovTiqv,  doTQanriv,   xeQawofioliav)  zu  malen,    wahrscheinlich 
zugleich    als    Naturscenen    und    als    mythologische    Personi- 
ficationen. 

1.  Parrhasios  Theseus  war  nach  Euphranor  mit  Rosen  genahrt; 
dagegen  waren  Antidotos,  Athenion,  und  Pausias  Schiller  Aristolaos  und 
Mechopanes  [Mechophanes  §.  139.  A.  2]  severi,  duri  in  coloribus 
(Mechopanes  besonders  durch  das  vielgebrauchte  sil  §.  319).  Offenbar 
herrschte  in  der  lonischen  Schule  ein  bliihender,  in  Sikyon  ein  ernsterer 
Farbenton  vor. 


3.  Die  Anadyomene  befand  sich  in  Kos  im  Asklepieion 

Kcoi'ov  Kallim.  Fragm.  254  Bentl.),  und  kam  durch  August  in  den  Tempel 
des  D.  Julius  zu  Rom,  wo  sie  aber  schon  in  Nero's  Zeit  verdorben  war. 
[Hochst  wahrscheinlich  die,  wovon  Petron  84  sagt:  quam  Graeci  Mono- 
cnemon  vocant,  etiam  adorant,  s.  Philostr.  Imagg.  p.  LXI.  Kunstbl.  1827. 
S.  327  (gegen  Sillig).  So  hiess  ein  Amazone  von  Strongylion  fu'xj/T^og, 
und  monocremon  ist  die  verdorbene  Lesart;  s.  §.  318.]  Sie  war  nach 
Einigen  (Plin.)  nach  der  Pankaste,  nach  Athen,  nach  der  Phryne  gemalt. 
Epigramme  von  Leonidas  von  Tarent  u.  A.  Ilgen  Opusc.  I.  p.  34.  Jacobs 
in  Wieland's  Alt.  Mus.  III.  S.  50.  Ein  spateres  Gemalde  der  Anadyomene 
Bartoli  Pitt.  I,  22.  vgl.  Anakreont.  51. 

4.  Ueber  Alexanders  vortretenden  Arm  mit  dem  Blitz  Plin.  XXXV, 
36,  15.    So  wird  an  Nikias  ut  eminerent  e  tabulis  picturae,  an  Euphranor 

O.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  10 


146  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [142,  143] 

das   ££e%ov    geruhmt.     [Fr.  Lindemann    de   imagine  Al.  M.  ab  Ap.  picta 
Lips.  1820.  8.] 

5.  Vgl.  Philostr.  I,  14.  Welcker  p.  289.  Plin.  XXXV,  36,  17.  Ueber 
die  Lasirung  der  Bilder  des  Apelles  §.  319,  5.  —  Arnaud  sur  la  vie  et 
les  ouvrages  d'Apelle,  Mem.  de  1'Ac.  des  Inscr.  T.  XLIX.  200.  [Apelles 
und  Antiphilus  von  Toelken  in  Boettigers  Amalthea  III.  S.  111  —  134.] 

1  142.     Neben  ihm  bliihte,  ausser  den  Genannten,   Pro- 
togenes,   welchen  der  durch  sein  Genie  uber  jede  niedrige 
Gesinnung  emporgestellte  Apelles  selbst  beriihmt  gemacht  hatte : 
ein  Autodidakt,  dessen,  oft  allzu  sorgfaltiger,  Fleiss  und  ge- 
naues  Naturstudium  seine  wenig  zahlreichen  Werke  unschatz- 

2  bar  machten.     Auch  der  durch  die  Lebendigkeit  seiner  Erfm- 
dungen  (cpavraotai ,    visiones)   ausgezeichnete  The  on   gehort 
dieser  schnell  voriibergehenden  Bliithezeit  der  Malerei  an. 

1.  Protogenis  rudimenta  cum  ipsius  naturae  veritate  certantia  non 
sine  quodam   horrore  tractavi,    Petron  83.     Sein   beruhmtestes  Bild    war 
der  Stadt-Heros  lalysos  mit  dem  Hunde  und  dem  ausruhenden  Satyr,  eine 
mythische  Darstellung  der  Stadt  und  Gegend,   iiber  der  er  7  (oder   nach 
Fronto    11)   Jahre   gemalt   hatte   (01.    119).    Fiorillo  Kleine   Schriften  I. 
S.  330  ff.     Gic.  Verr.  IV,  60  nennt  als  eins  der  schonsten  Bilder  Paralum 
pictum  (pictam),    namlich  das  Schiff  Paralos,   welches  er    nebst  der  Am- 
monischen  Triere   in    den  Propylaeen   der  Burg  Athens  malte,   und  zwar 
als  einen  Theil    des  Gemaldes   des  Phaeaken-Eilands ,   wie  man   aus  Plin. 
XXXV,  36,  20.    Paus.  I,  22,  6  errath.    Meine,  wenn  auch  noch  nicht  ganz 
feste  Meinung  ist,  dass  bei  Paus.  I,  22,  6  (cf.  Hermann   de  pict.  parietum 
p.  19,    der  die  Sache  nicht  im  Zusammenhang  betrachtet)  der  Name  des 
Protogenes,   als    des   Malers   des  Nausikaa-Gemaldes   in    den  Athenischen 
Propylaeen,  ausgefallen  sei;    und  Plinius  XXXV,  36,  20  auf  dasselbe  Bild 
ziele,  welches  zugleich  eine  Darstellung  eines  Hafens  enthalten  habe,  wobei 
die  Athenischen  Prachtschiffe  Ammonias  und  Paralos  angebracht  worden 
seien,  nach  welchem  letztern  Cicero  das  ganze  Bild  benennt.     [Das  Letzte 
aus  den  Nachtragen  S.  707.    Am  Rand  ist  spater  verwiesen  auf  Welcker's 

'  ganz  verschiedene  Erklarung,  zwei  Gemalde  des  Protogenes  bei  Plinius  in 
Zimmermanns  Zeitschr.  1837.  N.  83  f.  Vgl.  R.  Rochette  Lettres  archeolog. 
1840.  I.  p.  46—61.  Westermann  in  den  Jahrb.  f.  Philol.  XXV.  S.  480.] 

2.  Boettiger's  Furienmaske  S.  75.    Ueber  den  Muttermord  des  Orest 
von  Theon  auch  R.  Rochette  M.  I.  p.  177. 

1  143.    Die herrlicheKunst  dieser  Meister  ist,  insofern  sie  sich 

in  der  Beleuchtung,    dem  Farbenton,   den  Localfarben  zeigte, 


[143]  Vasengemalde.  147 

fur  uns  bis  auf  ziemlich  dunkle  Meldungen  uncl  spatre  Nach- 
ahmungen  untergegangen ;  dagegen  geben  von  den  Fortschrit- 
ten  und  Leistungen  der  Zeichnung  in  dieser  Periode  die  Va- 
sengemalde (mit  ausgesparten  hellen  Figuren),  wenn  man 
von  den  Arbeiten  gemeiner  Handwerker  auf  die.Werke  der 
ersten  Kiinstler  zu  schliessen  wagt,  die  hochste  Vorstellung.  Und 
zwar  enthalten  die  Funde  von  Volci  (§.  99,  2)  besonders 
viel  Proben:  1)  der  zwar  eleganten  und  edlen,  aber  noch 
steifen,  symmetrischen  und  uberzierlichen  Zeichnung;  aber  auch 
2)  einer  freien  und  dabei  einfachen  und  grossartigen  Zeich- 
nung, wie  man  sie  sich  von  Polygnot  ausgehend  denken 
mag;  auch  3)  ein  sehr  interessantes  Beispiel  iiberfleissiger  und 
kleinlicher  Naturnachahmung ,  ungefahr  auf  Dionysios  Weise 
(§.  135,  3):  dagegen  in  dem,  der  Masse  nach  jiingeren 
Vasenvorrath  von  Nola  neben  den  alteren  Manieren  4) 
Muster  von  einer  Leichtigkeit ,  Grazie  und  weichen  Anmuth 
wie  sie  erst  von  der  lonischen  Schule  der  Malerei  aus- 
gegangen  sein  kann,  getroffen  werden. 

2.  Proben  von  1):  Der  Kampf  uber  Patroklos  Leichnam  und  die 
Versohnung  mit  Achill,  auf  einer  Schale  von  Volci,  Inghirami  G.  Omer  II 
254.  Peleus  die  Thetis  zur  Grotte  des  Cheiron  bringend,  V.  von  Volci, 
Ingh.  ebd.  235.  Vasi  fittili  77.  Thetis  unter  den  Nereiden  geraubt,  auf 
dem  Deckel  einer  V.  von  Nola,  mehr  in  imitirter  Weise,  M.  I.  d.  Inst.  37. 
vgl.  J.  de  Witte  Ann.  V.  p.  90.  Apollon  und  Idas  urn  die  Marpessa 
kampfend  (?),  auf  einer  V.  von  Agrigent,  M.  I.  d.  Inst.  20.  vgl.  Ann.  II 
p.  194.  IV.  p.  393.  Bullett.  1831.  p.  132.  Poseidon  die  Insel  Nisyros 
uber  den  Giganten  Ephialtes  sturzend,  auf  einer  V.  aus  Sicilien,  Millingen 
Un.  Mon.  I,  7. 

2)  Athena  das  von  der  Erde  hervorgelangte  Kind  Erichthonios 
aufnehmend,  in  Gegenwart  des  Hephaestos,  V.  von  Volci.    M.  I.  d.  Inst.  10. 
Ann.  I.  p.  292.    Achill  und  Hektor  zum  Kampfe  eilend ;  jener  von  Phoenix, 
dieser   von   Priamos    zuruckgehalten ,   V.   von  Volci.    (Die   Heldenfiguren 
noch   sehr   alterthumlich.)     M.  I.  d.  Inst.  35.   36.    vgl.  Ann.  III.    p.  380. 
IV.  p.  84.    Tityos  von  Apollon  erlegt,   V.  von  Volci  (die  Muskelzeichnung 
auch  hier   in   alterer   Manier).     M.  I.   d.  Inst.  23.   vgl.  Ann.  II.   p.  225. 
Apollon,  nach  seiner  Meerfahrt  in  Delphinsgestalt,  auf  dem  von  Schwanen' 
flugeln  umfassten  Dreifuss   die  Kithar  schlagend,   V.  von  Volci.    M.  I.  d. 
Inst.  46.  Ann.  IV.  p.  333.    Micali  Mon.  94. 

3)  Schale  des   Sosias,   deren   inneres  Gemalde   den   von  Achill 
verbundenen  Patroklos  darstellt,   mit  sorgfaltiger  Angabe  aller  Details   an 


148  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [143] 

/ 

Korper   und  Bekleidung,    die  Aussenseite  wahrscheinlich   die   bei    Peleus 

Hochzeit    versammelten ,    Gliick   verheissenden   Gotter,    in   einer   alteren, 

weniger   studirten   Manier.     M.  I.  d.  Inst.  24.   25.  Ann.  II.   p.  232.   III. 

p.  424.  IV.  p.  397.    [Jetzt  in  Berlin  n.   1030.    Gerhard  Trinkschalen  des 

K.  Mus.  Taf.  6.] 

4)  Die  Helden  Aktaeon,  Kastor,  Theseus  und  Tydeus  auf  der  Jagd 
vereinigt,  auf  einer  wahrscheinlich  Nolanischen  V.  von  hochst  gracioser 
Zeichnung,  Millingen  Un.  Mon.  I,  18.  Raub  der  Thetis,  geistreich,  aber 
nachlassiger  behandelt,  ebend.  I,  10.  Achilleus  und  Patroklos  Abschied 
von  ihren  Vatern,  nebst  andern  Bildern,  auf  einer  Prachtvase  im  Louvre, 
vermuthlich  von  Lokri  oder  Kroton,  von  sehr  sorgfaltiger,  edler  Zeichnung, 
ebd.  I,  21.  —  Vgl.  D.  A.  K.  Tf.  43—46.  Frauen  und  zwei  Eroten,  in 
bunten  Farben  und  mit  Vergoldung,  hochst  anmuthig,  Stackelberg  Graber 
Tf.  27.  Vergoldungen,  das.  Tf.  17.  30.  Polychrom.  Attische  Vasen,  mit 
Licht  und  Schatten,  Stelen  mit  Spendenden,  das.  Tf.  44 — 46,  [ahnlich  und 
sehr  schon  Cab.  Pourtales  pi.  25],  Charons  Kahn,  Hermes  fiihrt  eine  Frau 
zu  ihm  Tf.  47,  ein  Mann  kommt  bei  ihm  an  48  (von  Stackelberg  mythisch 
erklart).  [Polychrom.  Lekythen,  deren  aus  Athen  jetzt  viele  verbreitet 
sind,  bei  R.  Rochette  Peint.  ined.  pi.  9.  10.  Eine  in  Athen  vor  einigen 
Jahren  gebildete  Sammlung,  worin  mehrere  ausgezeichnete  Stucke,  ist  jetzt 
in  Paris.] 


Vierte  Periode. 
Von   01.   Ill   bis   158,   3.      (336  —  146   v.  Chr.) 

Von  Alexander  bis  zur  Zerstorung  Korinths. 


1.    Ereignisse  und  Charakter  der  Zeit. 

144.    Dadurch,  dass  ein  Griechischer  Fiirst  das  Persische 
Reich  eroberte,  seine  Feldherrn  Dynastien  grundeten:  erhiel-  l 
ten  die  zeichnenden  Kiinste  unerwartete  und  sehr  mannigfache 
Veranlassungen    zu    grossen    Werken.      Neue    Stadte,    nach 
Griechischer  Weise  eingerichtet,  entstanden  mitten  im  Barbaren-  2 
lande;    die  Griechischen  Gotter  erhielten  neue  Heiligthiimer. 
Die  Hofe  der  Ptolemaeer,    Seleukiden,    Pergamenischen   und  3 
andrer  Fursten  gaben  der  Kunst  fortwahrend    eine  reichliche  4 
Beschaftigung. 

2.  Alexandreia   bei   Issos    01.  Ill,  4?,    in  Aegypten  112,  1.     (Ste 
Groix  Examen  des  hist.  d'Alex.  p.  286),  in  Ariadna  und  Arachotis  112,  3, 
am  Paropamisos  112,  4,  am  Akesines  112,  2  u.  s.  w.  (70  Stadte  in  Indien?) 
Raoul-Rochette  Hist,   de  1'etabl.  T.  IV.   p.  101  sqq.  —  Antigoneia  (dann 
Alexandreia  genannt)  in  Troas,  Philadelpheia,  Stratonikeia,  Dokimeia  u.  a. 
Stadte  in  Kleinasien ;  Antigoneia  01.  118,  2,  Antiocheia  am  Orontes  119,  4, 
gleichzeitig  Seleukeia  am  Tigris  und  viele  Stadte  in  Syrien.  —  Kassandreia 
116,  1,  Thessalonike.   Uranopolis  auf  dem  Athos  von  Alexarchos,  Kassander's 
Bruder  (Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II.  pi.  15). 

3.  Ein  Beispiel   ist   Daphne,    Heiligthum   des  Pythischen  Apollon 
und  Lustort   bei  Antiocheia,    seit  120  etwa,   Gibbon  Hist,  of  the  Decline 
etc.    ch.  23.  T.  II.   p.  396    (1781).     Die  Seleukiden   waren  -angeblich  Ab- 
kommlinge,  und  grosse  Verehrer  des  Apollon  (wie  auch  die  Weihgeschenke 
nach  dem  Didymaeon  und  die  Riickgabe  des  Bildes  von  Kanachos  beweisen; 
Apollon  am  Dreifuss  und  auf  dem  Omphalos   sitzend   auf  ihren  Miinzen). 
S.  Norisius  Epochae  Syro-Macedonum  diss.  3.  p.  150. 

4.  Die  Ptolemaeer   sind  Conner  und  Beforderer   der  Kunst  bis  auf 
den  VII.   (Physkon),    unter   diesem   allgemeine  Flucht   der  Kunstler   und 


150  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [145,  146] 

Gelehrten,  gegen  01.  162.  Unter  den  Seleukiden  Seleukos  I.  und  II.,  An- 
tiochos  III.  und  IV.  In  Pergamon  Attalos  I.  und  Eumenes  II.  Ausser 
diesen  die  Syrakusischen  Tyrannen  Agathokles  und  Hieron  II.  Audi  Pyr- 
rhos  von  Epeiros,  Agathokles  Eidam,  war  ein  Kunstfreund,  s.  iiber  Am- 
brakia's  Kunslreichthum  Polyb.  XXII,  13.  Liv.  XXXVIII,  9. 

1  145.     Unlaugbar  wird  dadurch  zugleich  der  Gesichtskreis 
der  Griechischen  Kiinstler  erweitert;    sie   werden    durch  die 
Wunder  des  Morgenlands  zum  Wetteifer  in  Colossalitat  und 

2  Pracht  angetrieben.     Dass  indessen  keine  eigentliche  Vermi- 
schung  der  Kunstweisen  der  verschiednen  Volker  eintrat,  davon 
liegt  der  Grund   theils    in  der  innerlich  festen,    aus    eignem 
Keim  hervorgewachsenen  und  daher  nach  aussen  abgeschlos- 

3  senen  Bildung  der  Nationen  des  Alterthums,  namentlich  der 
Griechen ;  zugleich  aber  auch  in  der  scharfen  Trennung,  welche 
lange  zwischen  den  erobernden  und  den  einheimischen  Volkern 
bestand;    so  dass   die  Stadte  des  Griechischen  Kunstbetriebs 
wie  Inseln  in  fremdartigen  Umgebungen  mitten   inne  liegen. 

3.  Diese  Trennung  geht  fur  Aegypten,  wo  sie  am  scharfsten  war, 
besonders  aus  den  neuen  Untersuchungen  hervor  (§.  217,  4).  Die'Ver- 
waltung  behielt  hier  ganz  den  Gharakter  der  Einrichtung  eines  in  einem 
fremden  Lande  stehenden  Heeres.  Im  Gultus  kamen  in  Alexandria  der 
Pontisch-Aegyptische  Serapis  und  der  Agathodaemon  -  Knuphis  zu  den 
Hellenischen  Gottern  hinzu;  die  Ptolemaeer-Miinzen  zeigen  indess  bis  auf 
die  letzten  Zeiten  von  fremden  Gottern  nur  den  schon  lange  hellenisirten 
Ammon  (Eckhel  D.  N.  I,  IV.  p.  28).  Auch  die  Alexandrinischen  Kaiser- 
miinzen  haben  nicht  viel  Aegyptische  Gottheiten;  dagegen  die  Nomen- 
Munzen  §.  232.  Antiochien  hatte  einen  Griechischen  Demos  mit  Phylen 
und  Volksversammlungen  im  Theater,  und  einen  Rath  aus  altreichen 
Familien.  Alle  seine  Getter  sind  Griechisch,  nur  dass  Isis  unter  Seleukos  II. 
einen  Tempel  erhielt,  und  die  Ghaldaeische  Astrologie  zeitig  Eingang  fand. 
Auf  Miinzen  Antiochos  des  VII.  kommen  Aegyptische  Symbole,  auf  denen 
des  VIII.  ein  Zeus-Belos  als  Gestirngott  vor.  —  Selten  waren  Stadte  ge- 
mischter  Bevolkerung,  wie  Antiocheia  ^L^O^KQ^CCQOS  (spater  Edessa)  in 
Osroene.  Malalas  T.  II.  p.  50  Ven. 

146.  Auch  bleiben  die  Stadte  des  alten  Griechenlands 
fortwahrend  die  Sitze  des  Kunstbetriebs;  nur  wenige  Kiinst- 
ler gehen  aus  den  Griechischen  Anlagen  im  Orient  hervor; 
und  nirgends  kniipft  sich  an  einen  der  Hofe,.  eine  namhafte 
Kunstschule  an. 


[147]  Charakter  der  Zeit.  151 

Vgl.  §.  154.  Ueber  den  Kunsthandel  von  Sikyon  nach  Alexandreia 
Plut.  Arat  13.  Athen.  V.  p.  196  e.  Fur  Antiocheia  arbeiten  besonders 
der  Athener  Bryaxis  (§.  128,  5.  158,  1)  und  der  Sikyoner  Eutychides 
(§.  158,  5). 

147.  Nun  1st  es  keinem  Zweifel  unterworfen ,  dass  die  1 
Kunstschulen  Griechenlands ,  besonders  im  Anfange  dieser 
Periocle,  in  einerri  bliihenden  Zustande  waren,  und  in  einzel- 
nen  von  den  Mustern  der  besten  Zeit  genahrten  Gemuthern 
noch  lange  der  reine  Kunstsinn  der  fruhern  Periode  lebendig 
blieb.  Auf  der  andern  Seite  konnte  es  nicht  ohne  Einfluss  2 
auf  die  Kunst  bleiben,  wenn  die  innige  Verbindung,  in  der 
sie  mit  dem  politischen  Leben  freier  Staaten  stand,  geschwacht, 
und  ihr  dagegen  die  Verherrlichung  und  das  Vergniigen 
einzelner  Personen  als  ein  Hauptzweck  vorgeschrieben  wurde. 
Es  musste  sie  wohl  auf  mancherlei  Abwege  fiihren,  wenn  3 
ihr,  bald  die  Schmeichelsucht  knechtisch  gesinnter  Stadte,  bald 
die  Launen  von  Glanz  und  Herrlichkeit  iibersattigter  Herr- 
scher  zu  befriedigen  und  fur  den  Prunk  von  Hoffesten  in 
der  Schnelligkeit  viel  Glanzendes  herbeizuschaffen,  aufgegeben 
wurde. 

2.  Vgl.  iiber  die  Yerbindung  der  Kunst  der  republikanischen  Zeiten 
mit  dem  offentlichen  Leben  Heeren  Ideen  III,   1.   S.  513.     Dagegen   iiber 
den  Geist  dieser  Periode  Heyne  de  genio  saeculi  Ptolemaeorum ,    Opusc. 
Acad.  I.  p.  114. 

3.  Den  Charakter  dieser  Hoffeste    zeigen:     die  Beschreibung  der  in 
Alexandreia,  unter  Ptol.  II,  von  der  zweiten  Arsinoe  veranstalteten  Adonis- 
feier  bei  Theokrit  XV,   112  ff.    Aphrodite  und  Adonis   auf  Ruhebetten  in 
einer  Laube,  in  der  viel  kleine  Eroten  umherfliegen ,   [automatisch  wie  an 
dem   Fest    in   Florenz    im    Weisskunig;     Automate    sind    im    Folgenden 
mehrere  erwahnt] ,    zwei  Adler  den  Ganymed  emportragen  u.  dgl.     Alles 
aus  Elfenbein,  Ebenholz,   Gold,   prachtigen  Teppichen,  Laub,    Blumen  und 
Fruchten  zusammengesetzt.    Vgl.  Groddeck  Antiq.  Versuche  I.  S.  103  ff.  — 
Ferner  die  Beschreibung  der  von  Ptol.  II.  alien  Gottern,  besonders  Dionysos 
und  Alexander,  aufgefuhrten  Pompa,  aus  Kallixenos,  bei  Athen.  V.  p.  196  sqq. 
Tausende  von    Bildern,    auch   colossale  Automate,    wie   die   neun   Ellen 
hohe  Nysa.     Ein  cpcdlbs  %QVGOV<S  7i7]%(ov    SKCCTOV    shoot   (wie    im  T.    zu 
Bambyke)  dtaysyea^usVoff  xat  SiadEdefievo?   GTSfifiKGt  §IU%QVGOIS,    l%(av 

£n     UKQO'V    KGTEQK    %QVGOVV    0V    ^V    77    7lSQl(jl,£TQO$    Ttrj^COV    f|.        Vgl.     §.    150. 

Manso  vermischte  Schriften  II.  S.  336  u.  400.  —  Auch  die  Pompa  Antiochos 
des  IV. ,   wobei  Bilder   von   alien  Gottern ,    Daemonen   und  Heroen ,    von 


152  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [148] 

denen  nur  irgend   eine  Sage  war,   meist   vergoldet,    oder   mit   golddurch- 
wirkten  Kleidern  angethan.    Polyb.  XXXI,  3,  13. 

1  148.     Zu  diesen   aussern,    durch    den  Gang   des  politi- 
schen  Lebens    herbeigefuhrten  Umstanden  treten  andere  im 
innern  Leben  der  Kunst  selbst  gegebene  hinzu.    Die  Kunst 
scheint   mit  dem  Ende  der  vorigen  Periode   den  Kreis   edler 
und  wurdiger  Productionen,  fur  die  sie  als'  Hellenische  Kunst 
die    Bestimmung    in   sich  .trug,   im   Ganzen    durchlaufen    zu 

2  haben.     Die  schaffende  Thatigkeit,    der  eigentliche  Mittel- 
punkt  der  gesammten  Kunstthatigkeit,  welche  fur  eigenthum- 
liche   Ideen    eigenthumliehe  Gestalten  bildet,   musste,    wenn 
der  naturliche  Ideenkreis   der  Hellenen   plastisch  ausgebildet 
war,  in  ihrem  Schwunge  ermatten,  oder  auf  eine  krankhafte 

3  Weise   zu   abnormen    Erflndungen    getrieben    werden.      Wir 
fmden  daher,  dass  die  Kunst  in  dieser  Periode  sich  bald  nur 
im  grossten,  bald  im  kleinsten  Maass  der  Ausfuhrung,   bald 
in  phantastischen,    bald  in  weichlichen,   nur  auf  Sinnenreiz 
berechneten  Kunstwerken  gefallt.     Und  auch  die  bessern  und 
edlern  Werke  der  Zeit  unterscheidet  doch  im  Ganzen  etwas, 
zwar  wenig  in  die  Augen  fallendes,    aber    dem    natiirlichen 
Sinne   fuhlbares,    von   den   fruhern,    das    Streben    nach 
Effect. 

1.  Hoc  idem  (eminentissima  ingenia  in  idem  artati  temporis  spatium 
congregari)  evenisse  .  .  .  plastis,  pictoribus,  scalptoribusque,  si  quis  tempo- 
rum  institerit  notis,  reperiet,  et  eminentia  cuiusque  operis  artissimis  tem- 
porum  claustris  circumdata.  Vellej.  I,  17.  Die  Viscontische  Lehre  von 
dem  langen  Bestande  der  Griechischen  Kunst  in  gleicher  Trefflichkeit, 
sechs  Jahrhunderte  hindurch  (1'etat  stationnaire  de  la  sculpture  chez  les 
anciens  depuis  Pericles  jusqu'aux  Antonins) ,  welche  in  Frankreich  und 
nun  auch  einigermassen  in  Deutschland  Eingang  gefunden,  vertragt  sich 
schon  mit  der  allgemeinen  Geschichte  des  menschlichen  Geistes  nicht. 
[Koehler  in  Boettigers  Archaeol.  und  K.  I.  S.  16.] 

3.  Niitzlich  ist  auch  hier  die  Vergleichung  mit  der  Geschichte  der 
andern  Kiinste,  besonders  der  Redekunst  (vgl.  §.  103.  Anm.  3),  in  welcher 
in  diesem  Zeitraume,  besonders  durch  den  Einfluss  der  zu  mehr  Pathos, 
Schwulst  und  Prunk  von  Natur  geneigten  Lyder  und  Phryger,  die  Asia- 
tische  Rhetorik,  daneben  die  Rhodische  aufkam. 


[149  J  ArchitektOnik.  153 


2.    Architektonik. 

149.     Die  Architektonik,  welche  friiher  den  Tempel  zum  1 
Hauptgegenstande  gehabt   hatte,   erscheint  in  dieser  Periode 
viel    mehr    thatig   fiir   die  Bequemlichkeit   des  Lebens,    den 
Luxus  der  Fiirsten  und  die  glanzende  Einrichtung  der  Stadte 
im   Ganzen.    Unter    diesen  machte  Alexandreia  Epoche,  2 
angelegt  nach  dem  Plane  des  Architekten  Deinokrates,  dessen 
gewaltiges   Genie  allein  Alexanders  Unternehmungsgeiste  ge-  3 
wachsen  war;  die  Zweckmassigkeit  und  regelmassige  Schonheit 
dieses  Plans,    die  Pracht    und  Colossalitat  der  offentlichen, 
und    die    Soliditat   der    Privatgebaude    machten    diese  Stadt 
zum  Vorbild  fiir  die  iibrige  Welt  (vertex  omnium  civitatum 
nach     Ammian).     Abgesehen    aber    von     den     grossartigen  4 
Bauten,    welche    der    Seehandel    veranlasste,    machte    doch 
wahrscheinlich    Antiocheia,   als    es    vollstandig    ausgebaut 
war,  einen  noch  glanzendern  und  reizendern  Eindruck;   seine 
Prachtanlagen    blieben    durch   das    Alterthum   hindurch    das 
Muster  fiir  alle  ahnlichen  Unternehmungen  in  diesen  Gegenden 
(§.  192). 

2.  Deinokrates  (Deinochares ,  Cheirokrates,  Stasikrates,  Timo 
chares)  war  der  Erbauer  von  Alexandreia,  der  Erneuerer  des  T.  zu  Ephesos; 
derselbe,  der  den  Athos  in  eine  knieende  Figur  umformen  wollte.  Nach 
Plin.  XXXIV,  42  soil  er  auch  den  magnetischen  Tempel  der  zweiten  Arsinoe 
(01.  133)  unternommen  haben;  von  welchem  durchaus  marchenhaften 
Bau  der  wirkliche  T.  der  Arsinoe-Aphrodite  Zephyritis  wohl  zu  unter- 
scheiden  ist  (Valckenaer  ad  Theocr.  Adon.  p.  355  b).  Auson.  Mos.  311 
bis  17.  [Boecking  in  seiner  Ausg.  1845  nimmt  Verschiedenheit  dieses 
Dinochares  von  dem  Grunder  Dinokrates  an,  mil  Tross,  welchen  Osann  in 
den  Mem.  d.  Inst.  I.  p.  341  ff.  bestreitet.  Die  Abweichung  in  den  Namens- 
formen  ist  herkommlich.  Lobeck  Aglaoph.  p.  996.  1301.]  Den  Bau 
Alexandriens  leitete  Kleomenes  von  Naukratis  (Justin  XIII,  4.  vgl.  Fr. 
Diibner),  neben  dem  als  Architekten  von  Jul.  Valerius  (de  R.  G.  Alex.  I, 
21.  23)  Olynthios,  Erateus,  und  Libios  Sohne  Heron  und  Epithermos  (?) 
genannt  werden.  In  derselben  Zeit  lebte  der  Ganalbauer  K  rates  (Diog. 
Laert.  IV,  23.  Strab.  IX.  p.  407.  Steph.  Byz.  s.  v.  'A&ijvai);  etwas  jiinger 
(01.  115)  ist  der  Knidier  Sostratos  (von  seiner  schwebenden  Halle  Hirt 
Geschichte  II.  S.  160).  Amphilochos,  Lagos  Sohn,  ein  beriihmter  Architekt 
von  Rhodes,  wohl  auch  aus  dieser  Periode  (Inschrift  bei  Clarke  Trav.  II, 
I.  p.  228.  G.  I.  n.  2545)  Architekt  Satyros,  Phoenix  der  Maschinenbauer 


154  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [150 J 

unter  Ptolem.  II.  Plin.  XXXVI,  14,  3.   Ktesibios  unter  Ptolem.  Euergetes  II. 
Beckers  Gallus  I.    S.  187. 

3.  Ueber  Alexandreia  vgl.  Hirt  II.    S.  78.  166.    Mannert  Geogr. 
X,  I.   S.  612.   Die  Stadt  erstreckte  sich  in  oblonger  Gestalt,  von  zwei  iiber 
100  F.  breiten  Hauptstrassen  im  rechten  Winkel  durchschnitten,    wo  von 
die  langere  sich  30  Stadien  von  dem  W.  Thor,  nach  der  Nekropolis,  bis 
zu  dem  0.  Thor,   dem  Kanobischen,  erstreckte.    Ziemlich  ein  Viertel  des 
Ganzen  die  Burg   (Bruchion)  in  N.O. ,   mit  dem  Pallast,   dem  Mausoleum 
(GCO^K),  dem  Museion,  und  Propylaeen  (bestehend  aus  vier  Riesensaulen, 
auf  denen  ein  Rundtempel  mit  einer  Kuppel  sich  erhob,  nach  der,  indess 
ziemlich  dunkeln,  Beschreibung  in  Aphthonios  Progymn.  12.   p.  106  Walz). 
[Ueber  die  Burg  von  Alexandria  nach  Aphthonius  von  Heffter.  Ztschr.  f. 
A.  W.  1839.  n.  48.    Ueber  die  sogenannte  Pompejussaule  s.  §.  193  A. 
Eine  ahnliche  Granit-Saule ,    »nach  dieser  die  grosste  in  der  Welt,«   ohne 
Basis  und  Capital,  37  F.  8  Z.  hoch,  5  F.  3  Z.  im  Durchmesser  (die  von 
Alexandria  hat  9  F.  Durchmesser)  und  aus  Einem  Stuck  fand  Clarke  bei 
Alexandreia  Troas,  auf  einem  Hugel  iiber  der  Stadt,  und  vermuthete  daher, 
dass  beide  bestimmt  waren  das  Bild  Alexanders  zu  tragen,   Travels  II,  I. 
p.  l4&    (III,  p.  188  der  Octavausg.).    Dies   ist  irrig,  da  nicht  weit  davon 
in   den  Steinbriichen  selbst   noch  sieben  andre  genau  von  denselben  Ver- 
haltnissen  liegen,  und  wie  jene  aus  einem  Stuck,  unzerbrochen  und  ohne 
Spur  eines   Fussgestells.     Ch.    Fellows   Asia  minor   p.   61   f.     (Aehnliche 
liegen    viele    in    den    Steinbruchen    iiber    Karystos.)     Abdollatif    sah    in 
Alexandreia  400  in  zwei  oder  drei  Stiicke  gebrochne  Saulen  von  demselben 
Stein   wie   jene   ungeheure    und   einem   Drittheil   oder  Viertheil,   wie   es 
scheme,  der  Grosse.     Abdoll.  traduit  par  Silv.  de  Sacy  p.  282.] 

4.  Antiocheia  bestand  aus  vier  mit  besondern  Mauern  und  einer 
Hauptmauer  eingeschlossenen  Stadten.    1.  und  2.  waren  unter  Seleukos  I. 
gebaut,  am  S.  Ufer  des  Orontes,  die  Mauern  von  dem  Architekten  Xenaeos. 
3.  unter  Seleukos  II.  und  Antiochos  III.,  auf  einer  Flussinsel,  selir  regel- 
massig,  mit  rechtwinklig  sich  durchschneidenden  Saulenstrassen;  im  nord- 
lichen  Theile    die   grosse  und  prachtvolle  Konigsburg,    nach  hinten  mit 
doppelten  Saulengallerien  iiber  der  Stadtmauer.    4.  unter  Antiochos  IV., 
nach  dem  Berge  Silpion  hinauf;   welcher  Stadttheil  die  Akropolis  und  die 
Felsengraber  einschloss,  zugleich  im  untern  Theile  die  36  Stadien  lange 
Hauptstrasse ,  von  zwei  bedeckten  Saulenhallen  eingefasst,  und  von  einer 
eben    so     angelegten   rechtwinklig    durchschnitten,    mit    Triumphalbogen 
(TSTQKitvXois)  an  alien  Kreuzpunkten.  Des  Verf.  Antiochenae  dissertationes 
(1834). 

1          150.     Gewiss    ging    die   glanzendere,    dem   republikam- 
schen  Griechenland  unbekannte,  Z  i  m  m  e  r  e  i  n  r  i  c  h  t  u  n  g, 


[151]  Pallaste,  Grabmaler.  155 

wie    wir    sie   hernach  in  Rom  fmden,    und  wie  sie  Vitruv 
beschreibt,   von   diesem  Zeitraume  aus,   wie  man  schon  aus 
den  Namen   der  Kyzikenischen ,  Korinthischen  und  Aegypti- 
schen    Sale    (oeci)    abnehmen    kann.      Einen    Begriff  davon  2 
gibt   die   erfindungsreiche  Pracht  und  Herrlichkeit ,   mil  der 
das  Dyonisische  Zelt  des   zweiten  und  das  Nilschiff  des  vier- 
ten  Ptolemaeos  —  und  doch  nur  fur  einzelne  Fest-  und  Lust- 
parthieen  —  ausgestattet  waren.     Aber  neben  den  Pallasten  3 
der  Herrscher  wurde  auch  fur  die   Volksrnasse  der  Haupt- 
stadte,   durch  Theater,   wahrscheinlich   auch  durch  Thermen  . 
und  Nymphaeen  (§.  292,  1.  4),  fur  das  Leben  der  Literaten 
durch  Museen  .(§.  292,  5)  gesorgt. 

2.  Ueber  das  Dionysische  Zelt  fur  die  Pompa  Ptol.  des  II.  (§.  147, 
4.  244,  5.)  Kallixenos  bei  Athen.  V.  p.  196  f.  Golossale  Saulen  von  der 
Form  von  Palmen  und  Thyrsen;  iiber  den  Architraven,  unten  der  zu  einer 
Kuppel  (ovQctviGY-os)  sich  erhebenden  Zeltdecke,  Grotten,  in  denen  lebendig 
scheinende  Personen  der  Tragodie,  Komodie  und  des  Satyrdrama's  bei 
Tische  sassen.  Gaylus  Mem.  de  1'Ac.  des  Inscr.  XXXI.  p.  96.  Hirt  S.  170. 
—  Ueber  die  (vav$  ^K^a^riyog)  Ptol.  des  IV.,  einen  schwimmenden 
Pallast,  Kallixenos  ebd.  p.  204.  Ein  Oekos  darin  mit  Korinthischen  Capi- 
talen  von  Elfenbein  und  Gold,  aber  die  elfenbeinernen  Reliefs  am  goldnen 
Friese  waren  doch  nur  von  mittelmassiger  Kunst;  ein  kuppelformiger 
Aphroditentempel  (der  Knidischen  Gapelle  §.  127,  4  ahnlich)  mit  einem 
Marmorbilde;  ein  Bachischer  Saal  mit  einer  Grotte;  ein  Speisesaal  mit 
Aegyptischen  Saulen  und  Vieles  der  Art.  [Alexandrina  belluata  conchyliata 
tapetia,  neben  peristromata  picta  Gampanica,  Plautus  Pseud.  I,  2,  16.] 

151.     Gleich    prachtvoll    zeigt    sich   die    Zeit   in  Grab-  i 
denkmalern,    in    welcher    Gattung    von   Bauwerken   das 
Mausoleion  der  Karischen  Konigin  Artemisia,   schon  vor 
Alexander,   zum  Wetteifer  aufforderte.     Selbst  die  zum  Ver-  2 
brennen  bestimmten  Scheiterhaufen  wurden  in  dieser  Periode 
bisweilen   mit   unsinnigem  Aufwande  an  Kosten  und  Kunst 
emporgethiirmt. 

1.  Mausolos  st.  106,  4.  Pytheus  (§.  109,  III.)  u.  Satyros  die  Archi- 
tekten  seines  Denkmals.  Ein  fast  quadratischer  Bau  (412  F.)  mit  einem 
Saulenumgange  (25  Ellen  hoch)  tragt  eine  Pyramide  von  24  Stufen;  darauf 
eine  Quadriga,  aere  —  vacuo  pendentia'Mausolea,  Martialis  de  spectac.  I. 
Gesammthohe  104  F.  Reliefs  am  Fries  von  Bryaxis,  Leochares,  Skopas, 
Timotheos  [nach  Vitruv  Praxiteles],  von  denen  wahrscheinlich  noch  Reste 


156  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [152J 

auf  der  Burg  von  Budrun  sind.  (Von  diesen  Reliefs,  zum  Theil  Amazonen- 
kampfen,  Einiges  bei  R.  Dalton  Antiq.  and  Views  in  Greece  and  Egypt. 
L.  1791  Anhang;  Ionian  antiq.  II.  pi.  2.  add.  in  der  2.  Ausg.  [Fimf  Stiicke 
wurden  1846  nach  London  gebracht.]  Ueber  einen  schonen  Karyatiden- 
Torso  ebendaher  Bullet,  d.  Inst.  1832.  p.  168.)  S.  Gaylus  Mem.  de  1'Ac. 
XXVI.  p.  321.  Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  I.  pi.  98.  Hirt  S.  70.  Tf.  10,  14. 
Philo  de  septem  orbis  spectac.  c.  4  u.  in  Orellis  Ausg.  p.  127.  Leonis 
Allatii  diatr.  u.  p.  133.  Guper.  de  nummo  Mausoleum  Artem.  exhib.  Quatre- 
mere  de  Quincy  Rec.  de  dissert.  I.  Aehnliches  Grabmal  in  Mylasa, 
R.  Rochette  im  Journ.  des  Sav.  1837.  p.  202.  Diese  Form  von  Denk- 
malern  findet  sich  in  Syrien  sehr  verbreitet,  ahnlich  war  in  Palaestina 
das  urn  01.  160  von  dem  Hohenpriester  Simon  seinem  Vater  und  seinen 
Brudern  errichtete  Grabmal,  ein  Grundbau,  von  Saulen  umgeben,  mit  7 
Pyramiden  dariiber,  Joseph  Ant.  XIII,  6. 

2.  Das  sog.  Denkmal  des  Hephaestion  war  nur  ein  Scheiter- 
haufen  (TIVQCX,  Diod.  XVII,  115),  von  Deinokrates  geistreich  und  phantastisch 
in  pyramidalischen  Terrassen  construirt  (fur  12000  Tal.?)  Aehnlich  war 
wahrscheinlich  die  von  Timaeos  beschriebene  Pyra  des  altern  Dionysios 
(Athen.  V.  p.  206)  gewesen,  so  wie  die  rogi  der  Gaesaren  auf  Miinzen  die- 
selbe  Grundform  zeigen.  Vgl.  294,  7.  Ste  Groix  Examen  p.  472.  Gaylus 
Hist,  de  1'Ac.  des  Inscr.  XXXI.  p.  76.  Qu.  de  Quincy  Mem.  de  1'Inst. 
Royal  IV.  p.  395.  Mon.  restitues  II.  p.  105. 

1  152.    Die  Lieblingswissenschaft  der  Zeit,  die  Mechanik, 
zeigt    sich   indessen    noch    bewundernswiirdiger    in    grossen, 
kunstreich  construirten  Wagen  ,   in  kuhn  erfundenen  Kriegs- 
maschinen;   besonders  Riesenschiffen  ,   mit  denen  die  Fursten 

2  Aegyptens    und    Siciliens    sich    zu    uberbieten    suchten;    die 
Hydraulik  in  vielfachen  Wasserkiinsten. 


1.  Ueber  den  Prachtwagen  (ae/ia^«|a)  fur  Alexanders  Leichnam 
Gaylus  Hist,  de  1'Ac.  des  Inscr.  XXXI.  p.  86.  Ste  Croix  p.  511.  Qu.  de 
Quincy  Mem.  de  1'Inst.  Roy.  IV.  p.  315.  Mon.  restitues  II.  p.  1.  —  Die 
Belagerungsmaschine  des  Demetrios  Poliorketes,  Helepolis,  geHaut  von  Epi- 
machos,  vereitelt  von  Diognetos,  01.  119,  1.  Um  dieselbe  Zeit  (Vitruv  VII. 
Praef.),  indess  wohl  schon  unter  Lykurgs  Verwaltung,  baut  Philon  den 
Athenern  die  grossen  Schiffshauser.  Archimedes  Maschinen  zu  Syrakus 
01.  141,  3.  Gleichzeitig  der  Tarentinische  Maschinenbauer  Herakleides, 
Erfmder  der  Sambyke.  Polyb.  XIII,  4.  Athen.  XIV.  p.  634.  Polyaen.  V, 
17.  —  Ungeheures  Seeschiff  Ptol.«  des  IV.  mit  40  Ruderreihen.  Hieron 
des  II.  grosses  Schiff,  mit  3  Verdecken,  20  Ruderreihen.  von  Archias  von 
Korinth  gebaut,  -  von  Archimedes  ins  Meer  gefuhrt.  —  Etwas  Weniges  zur 


[153]  Tempelgebaude.  157 

Geschichte  der  Mechanik  bei  den  Griechen  (viel  ist  nicht  bekannt)  gibt 
Kaestner  Gesch.  der  Mathematik  II.   S.  99.  vgl.  Hirt  II.  S.  259. 

2.  Ktesibios  von  Alexandreia,  unter  VII.  Sein  Ptol.  Schiller  Heron, 
der  Hydrauliker. 

153.     Indess  versteht  sich,   dass  auch  die  Tempelbau-  1 
kunst  in  einer  so  baulustigen  Zeit,   welche  noch  dazu  mit 
Freigebigkeit  gegen  die  Gotter  prunkte,   keineswegs  vernach- 
lassigt  wurde.   Die  Korinthische  Ordnung  vvurde  dabei  immer  2 
mehr  die  gewohnliche ,   und  gelangte  zu  den  festen  und  ge- 
wahlten  Formen,  welche  hernach  die  Romischen  Baukiinstler 
festhielten.  Aber  alle  Prachtbauten  der  Griechischen  Herrscher  3 
im  Orient  sind,  wie  die  Griechische  Gultur  selbst,  fast  spur- 
los  verschwunden ;   nur  A  then,   welches  jetzt   wenig  durch  4 
eigne  Anstrengung  leistet,  aber  von  fremden  Monarchen  wett- 
eifernd  geschmiickt  wird,  hat  noch  Einiges  davon  erhalten. 

2.  An  den  Korinthischen  Capitalen  liebte  man  in   dieser  Zeit  den 
Blatterschmuck  von  vergoldeter  Bronze  zu  machen,  wie  am  Museion  zu 
Alexandreia  (Aphthonios).    Vgl.  §.  150.  Anm.  2. 

3.  Tempelgebaude   der  Zeit.    T.  des  Apollon  zu  Daphne,  in 
Kaiser  Julian's  Zeit  amphiprostylos,  mit  innern  Saulenreihen  (Jo..Chrysost. 
de  Baby  la  c.  Julianum  c.  17.  21).    T.  des  Bel  und  der  Atergatis   (Zeus 
u.   Hera)    zu    Hierapolis    oder   Bambyke,    gebaut   von    der   Stratonike 
(g.  123),    das  Vorbild   von  Palmyra.    Ueber   den   Naos   erhob    sich   der 
Thalamos   (das  Chor);  Wande  und  Decke  waren  ganz  vergoldet.    Lukian 
de  dea  Syria. 

Wahrscheinlich  gehort  dieser  Zeit  auch,  was  sich  in  Kyzikos  Grosses 
fand,  namentlich  der  Tempel,  nach  Dio  Gass.  LXX,  4  der  grosste  und 
schonste  aller  Tempel,  mit  monolithen  (?)  Saulen  von  75  F.  Hohe,  24  F. 
Peripherie.  [Aehnliche  Monolithe  §.  149.  A.  3.]  Dies  ist  wohl  der  prachtige 
T.  des  Zeus,  dessen  Marmor-Fugen  durch  Goldfaden  bezeiohnet  waren 
(Plin.  XXXVI,  22).  Ein  Erdbeben  zerstorte  ihn  unter  Antoninus  Pius,  der 
ihn  zu  Hadrian's  Ehren  herstellte.  S.  Aristeides  Paneg.  Cyzic.  I.  p.  241. 
Malalas  p.  119.  Ven.  Den  Tempel  der  Apollonis  in  Kyzikos  baute 
Attalos  II.,  einer  von  ihren  vier  Sohnen,  nach  01.  155,  3;  vgl.  §.  157,  2. 
Sonst  von  Kyzikos  Anlage  (ahnlich  der  von  Rhodes,  Massalia  und  Karthago) 
Plin.  a.  0.  Strab.  XII.  p.  575.  XIV.  p.  653;  die  Ruinen  (Renouard  de 
Bussieres  Lettres  sur  1'Orient  I.  p.  165.  pi.  11)  sind  noch  nicht  gehorig 
durchforscht. 

T.  des  Olymp.  Zeus  in  Syrakus  von  Hieron  II.  gebaut,  Diodor  XVI, 
83.  Gic.  Verr.  IV,  53.  [Serradifalco  IV.  tv.  28  f.  p  .153.] 


158  Griechische  Kuntsgesch.     Per.  IV.  [154] 

Die  Dorische  Ruine  in  Halikarnass  (Ghois.  Gouff.  I.  pi.  99  sq.), 
wohl  aus  der  Zeit  nach  Mausolos,  zeigt  die  Gattung  in  ihrem  Verfall;  sie 
wird  charakterlos.  [In  Knidos  ein  Korinthischer  pseudoperipteros  prostyles, 
Ion.  Antiqu.  III.  ch.  1.  pi.  5  ff.  ein  Dorischer,  etwa  200  Jahre  vor  Ghristus 
(p.  30)  pi.  26;  in  Aphrodisias  das.  ch.  2  ein  Korinthischer  pi.  23.  Ein 
Korinthischer  Tempel  in  Labranda,  Fellows  Asia  Minor  p.  261,  vielleicht 
spater.] 

4.  In  A  then  bauen  die  Konige  (Gymnasion  Ptol.  des  II.  Porticus 
des  Eumenes,  des  Attalos,  ein  Odeion  der  Ptolemaeer?),  vor  alien  Antiochos 
Epiphanes,  welcher  den  T.  des  Zeus  Olympics  (§.  80.  I,  4)  gegen  01.  153 
durch  einen  Romer  Gossutius  (G.  I.  363.  vgl.  p.  433)  Korinthisch  umbauen 
lasst;  jedoch  vollendete  ihn  erst  Hadrian.  Stuart  III.  ch.  2.  vgl.  Ersch 
Encykl.  Attika  S.  233.  Spater  erneuerte  Ariobarzanes  II.  von  Gappadocien 
das  173,  3  von  Aristion  verbrannte  Odeion  des  Perikles  durch  die  Architekten 
C.  u.  M.  Stallius  u.  Menalippos.  G.  I.  357.  Noch  gehSrt  das  achteckige 
horologische  Gebaude  des  Andronikos  Kyrrhestes,  mit  eigenthumlichen 
Korinthischen  Saulen,  in  diese  Zeit,  Stuart  I.  ch.  3.  Hirt  S.  152.  In  Rom 
hatte  man  eine  Nachbildung  davon,  aber  mit  12  Figuren  der  Winde. 
S.  Polenus  Exercit.  Vitruv.  II,  2.  p.  179.  [Prachtige  Gymnasien  in  Klein- 
asien  §.  292.  A.  2.]  

3.    Bildende  Kunst. 

1  154.     Im  Anfange   dieses  Zeitraums,  bis  gegen  Olymp. 
120  und   etwas  weiter  hinab,    bluht,    neben   den  nachsten 
Schiilern  des  Praxiteles,  besonders  die  Sikyonische  Schule, 
in   welcher  der  Erzguss  in   alter  Vollkommenheit  und  edlem 
Styl  geiibt  wird,   von  Euthykrates  sogar  mit  mehr  Strenge 

2  (austerius),  als  es  der  Geschmack  der  Zeit  billigte.     Hernach 
verlor  sich  nach  den  geschichtlichen  Nachrichten  die  Uebung 

3  des  Erzgusses   (cessavit  deinde  ars);   und  obwohl  in  Klein- 
asien  eine  Zeitlang  noch  sehr  achtbare  Bildner  thatig  waren, 
kam  der  Erzguss  und  die  Kunst  uberhaupt  doch  sichtlich  in 
Abnahme,    bis    am  Ende    dieser  Periode   in  A  then    durch 
Studium   der  fruhern  Werke  eine  Restauration  der  Kunst 
bereitet  wird,   welche  mit  der  Herrschaft  des  Griechischen 
Geschmacks  in  Rom  zusammenfallt. 

Bildende  Kunstler  der  Periode,  deren  Zeit  bekannt  ist:  Aristodemos, 
Erzg.  118.  Eutych'ides  von  Sikyon,  Lysipp's  Schuler,  Erzgiesser  und 
Maler  120.  Dahippos  und  Beda,  Lysipp's  Sohne  und  Schuler,  Euthy- 
krates und  Phonix,  Lysipp's  Sch. ,  Erzg.  120.  Zeuxiades,  Silanion's 
Schuler,  Erzgiesser  120  (vgl.  Welcker  im  Kunstblatt  1827.  N.  82). 


[155]  Bildende  Kunst;    Rhodische  Ku-nstler.  159 

Daetondas  von  Sikyon,  Erzg.  120.  Polyeuktos,  Erzg.  in'Athen,  g;  120(?). 
Chares  von  Lindos,  Lysipp's  Schiller,  Erzg.  122—125.  Praxiteles,  der 
jungere,  Erzg.  123  (in  Theophrast's  Testament  (?).  Aetion  (Eetion)  von 
Amphipolis,  Bildschn.  g.  124  (Theokr.  Ep.  7.  Kallimach.  Ep.  25).  Tisi- 
krates  von  Sik.,  Euthykrates  Sch.,  Bildh.  125.  Piston,  Erzg.,  Zeitgenoss 
des  Tisikrates  (?).  Kantharos  von  Sikyon,  Eutychides  Sch. ,  Bildh.  125. 
Hermokles  von  Rhodes,  Erzg.  125.  Pyromachos,  Erzg.  u.  Maler,  125 
(120  nach  Plin.)  bis  135  (vgl.  §.  157*).  Xenokrates,  Tisikrates  (oder 
Euthykrates)  Sch.,  Erzg.  130.  Isigonos,  Stratonikos,  Antiochos,  Erzg.  gegen 
135  und  spater.  Mikon,  Nikeratos  Sohn,  von  Syrakus,  Erzg.  142.  Aegi- 
netes,  ein  Plaste  144.  Stadieus  150.  Alexandros,  des  Konig  Perseus  Sohn, 
Toreut  153  (Plutarch  Paulus  37).  Antheus,  Kallistratos,  Polykles,  Athe- 
naeos  (?),  Kallixenos,  Pythokles,  Pythias  und  Polykles  Sohne,  Timokles 
und  Timarchides  (Paus.  X,  34,  3.  4),  Erzg.,  auch  zum  .Theil  Bildh.  155. 
Timarchides  Sohne,  Bildh.  158.  s.  §.  159.  [Eine  Reihe  Rhodischer  Erz- 
giesser  entdeckte  L.  Ross  auf  der  Akropolis  von  Lindos,  zum  Theil  aus 
Soli,  Kalymna  u.  a.  Orten,  Archimenidas ,  Epicharmos,  Vater  und  Sohn, 
Zenon,  Mnasitimos,  Peithandros,  Protos,  Pythokritos,  Sosipatros,  die  er 
sammtlich  vor  die  Zeiten  der  Romischen  Herrschaft^und  zum  grosseren 
Theile  selbst  ziemlich  weit  zuriick  in  die  Makedonischen  setzt ,  N.  Rhein. 
Mus.  IV.  S.  161  f.] 

155.     Von  der  Lysippischen  Schule    zu  Sikyon  ging  zu-  l 
nachst  die  Rhodische  aus;   Chares   von  Lindos,  ein  Schii- 
ler  des  Lysippos,  vetfertigte  den  grossten  unter  den  hundert 
Sonnencolossen    zu  Rhodos.     Wie  die  Rhodische  Beredsam-  2 
keit  prunkvoller  als  die  Attische  und  dem  Geiste  der  Asiati- 
schen  verwandter  war:  so  ist  glaublich,  dass  auch  die  bildende 
Kunst  in  Rhodos  durch  das  Streben  nach  glanzendem  Effekt 
sich  von  der  Attischen  unterschieden  habe.    Rhodos  bliihte  am  3 
meisten  von  der  Zeit  der  Belagerung  durch  Demetrios  (119, 
1)    bis   zur  Verheerung    durch    Gassius    (184,  2);    in    dieser 
Zeit  mag  wohl  auch    die  Insel  am    meisten  Mittelpunkt  der 
Kunste  gewesen  sein. 

1.  Der  Goloss  war  70  Gr.  Ellen  hoch,  in  einzelnen  Theilen  gegossen, 
angeblich  aus  dem  'Metall  der  Helepolis,  von  122,  1  bis  125,  1  gearbeitet, 
stand  beim  Hafen,  aber  nicht  iiber  dem  Eingang,  nur  bis  zu  dem  Erdbeben 
139,  1.  (So  nach  den  Chronographen ;  nach  Polyb.  V,  88  trifft  aber  das 
Erdbeben  vor  138,  2;  dann  muss  auch  die  Verfertigung  etwas  fruher  ge- 
setzt  Verden.)  S.  Plin.  XXXIV,  7,  18.  Phylon  von  Byzanz  de  VII.  mundi 
miraculis  (offenbar  ein  spateres  Werk  ernes  Rhetors)  c.  4.  p.  15  nebst 


160  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [156] 

Allatius  und  Orelli's  Anm.  p.  97— .109.  Gaylus  Mem.  de  1'Ac.  d.  Inscr. 
XXIV.  p.  360.  Von  Hammer  Topograph.  Ansichten  von  Rhodos  S.  64. 
Ueber  die  andern  Colosse  Meurs.  Rhod.  I,  16.  Lysipps  Jupiter  in  Tarent, 
40  Ellen  hoch. 

3.  Der  Rhodier  Hermokles  arbeitete  die  Erzstatue  des  Eunuchen 
Kombabos;  ob  aber  auch  die  vielen  andern  Statuen  von  Heroen  und 
Konigen  in  dem  T.  zu  Hierapolis,  bleibt  ganzlich  ungewiss. 

1  156.     Dieser  Zeit   gehort  nun   wahrscheinlich  der  Lao- 
koon  an:    ein  Wunder    der  Kunst   in  Betracht    des    feinen 
und  edlen  Geschmacks    in  der  Losung  einer    so  schwierigen 
Aufgabe,    und    der   tiefen  Wissenschaft  in  der  Ausfiihrung, 
aber  deutlich  auf  glanzenden  Effekt  und  Darlegung  der  Mei- 
sterhaftigkeit   berechnet,    und,    verglichen    mit    den  Werken 
friiherer  Zeiten,  von  einem  gewissen  theatralischen  Gharakter. 

2  Zugleich  erscheint  in  diesem  Werke  das  Pathos  so  hoch  ge- 
gesteigert,  als  es  nur  immer  der  Sinn  der  antiken  Welt  und 
das  Wesen  der  bildenden  Kunst  zulasst,   und  viel  hoher,  als 
es  die  Zeit  des  Phidias  gestattet  haben  wurde 

1.  Plin.  XXXVI,  4,  11:  Laocoon,  qui  est  in  Titi  Imp.  domo,  opus 
omnibus  et  picturae  et  statuariae  artis  praeponendum  (d.  h.  ein  Rildbauer- 
werk  von  einer  Kiihnheit  der  Composition,  wie  sie  der  Erzguss  und  die 
Malerei  kaum  erreichen).  Ex-uno  lapide  eum  et  liberos  draconumque 
mirabiles  nexus  de  consilii  sententia  fecere  summi  artifices,  Agesander  et 
Polydorus  et  Athenodorus  Rhodii  (Athenodor  war  Agesander's  Sohn,  nach 
einer  Inschr.).  Similiter  (namlich  auch  de  consilii  sententia)  Palatinas 
Caess.  domos  etc.  1506  in  der  Gegend  der  Bader  des  Titus  wiedergefunden; 
aus  6  Steinen;  der  rechte  Arm  restaurirt  nach  Modellen  von  Giov.  Agnolo. 
Auch  Einiges  an  den  Sohnen  ist  neu.  Race.  1.  M.  PioGl.  II,  39.  Piranesi 
Statue.  M.  Franq.  IV,  1.  M.  Bouill.  II,  15.  Eine  pyramidale,  nach  einer 
Verticalflache  geordnete  Gruppe.  Die  Nebenfiguren  auch  dem  Maasse  nach 
subordinirt,  wie  bei  der  Niobe.  Drei  Akte  desselben  Trauerspiels ;  im 
Vater  der  mittelste,  in  welchem  Energie  und  Pathos  am  hochsten.  Antike 
Kopfe  des  Laokoon,  in  der  Sammlung  des  Herzogs  von  Aremberg,  und 
zu  Bologna  [in  der  Villa  Litta  zu  Lainata  bei  Mailand].  Winckelm.  W. 
VI.  I.  S.  101  ff.  vgl.  II.  S.  203  ff.  Heyne  Antiq.  Aufs.  II.  S.  1.  Lessing's 
Laokoon.  Propylaeen  Bd.  1.  St.  1.  Thiersch  Epochen  S.  322.  Der  Kopf 
des  Herzogs  von  Aremberg  in  Bmssel  in  den  Mon.  d.  Inst.  II,  41  b.  vgl. 
Schorn  Annali  IX.  p.  153 ,  fiber  den  in  Mailand  p.  160.  [Jener  ist  nicht 
antik,  das  akad.  Kunstmus.  zu  Bonn  1841.  S.  14;  der  von  Winckelmann 
angefiihrte  Farnesische  Kopf  scheint  den  Kapaneus  vorzustellen.] 


{157,  157*]  Rhodische  Kunstler.  161 

157.  Auch  scheint  sich  an  die  Rhodische  Schule  das  1 
Werk  Trallianischer  Kiinstler,  welches  von  Rhodos  nach  Rom 
gebracht  wurde,  der  Fames ische  Stier,  anzuschliessen, 
welches  zwar  sinnlich  imposant,  aber  ohne  einen  befriedigen- 
den  geistigen  Inhalt  ist.  Die  Darstellung  der  Scene  war  da-  2 
mals  in  Kleinasien  beliebt,  und  genau  dieselbe,  wie  an  dem 
Tempel  der  Apollonis  zu  Kyzikos  (§.  153),  dessen  Reliefs, 
welche  in  zahlreichen,  mythologischen  und  historischen  Gruppen 
Beispiele  von  Pietat  der  Sohne  gegen  ihre  Mutter  darstellten, 
als  ein  schongedachtes  und  sinnreich  erfundenes  Werk  der 
Kunst  gegen  Ende  dieser  Periode  zu  bemerken  sind. 

1.  Plin.   XXXVI,   4,  10:    Zethus   et  Amphion   ac  Dirce  et  taurus, 
vinculumque,  ex  eodem  lapide,  Rhodo  advecta  opera  Apollonii   et  Tau- 
risci.    Wahrscheinlich  schon  in  Caracalla's  Zeit,  dann  wieder  in  neuerer, 
erganzt    und    mit   ungehorigen   Figuren    (wie    der    Antiope)    uberladen. 
Piranesi   Statue.      Maffei   Race.    48.     Winckelm.  W.    VI,    I.    S.   128   ff. 
(vgl.  II.  S.  233).  VII.  S.  190.     Heyne  Antiq.  Aufs.  II.  S.  182.     Fr.  Paga- 
nuzzi   sopra   la   mole   scultoria   volg.    den.   il   Toro   Farnese.      [Der  Vf. 
Annali  XI.  p.  287 — 92.    Zwei  Wandgemalde  und  andere  Monumente  bei 
Avellino  Descriz.  di  una  casa  di  Pompei  1843.  p.  40.] 

2.  Dieselbe  Gruppe    auf  einer  Miinze    von    Thyateira,    Eckhel   N. 
anecd.    tb.    15,    1;    und    wahrscheinlich    auch    in    Antiochien,    Malalas 
p.  99.  Ven.  —  Dieselbe   beschreiben    die   Epigr.    auf   die  Kyzikenischen 
Reliefs  Anthol.  Pal.  III.   (aye  xca  ^x  ravgoio  xa-fraTrrtrs  8Ln^av.K 

Q<PQK  8e(tK$  6VQy  rrjcSs  HUTU  gv).6%ov).  Diese  Reliefs  ( 
deren  Anbringung  schwer  zu  bestimmen  ist)  stellten  z.  B.  dar:  Dionysos 
die  Semele  zum  Olymp  fiihrend,  Telephos  die  Auge  auffindend,  den  Python 
von  Apoll  und  Artemis  getodtet,  bis  auf  die  Katanaeischen  Bruder,  Kleobis 
und  Biton  und  Romulus  und  Remus  herab.  Ueber  die  Gegenstande  vgl. 
besonders  Polyb.  XXIII,  18.  Sonst  Visconti  Iscr.  Triopee  p.  122,  Jacobs 
Exerc.  crit.  in  scriptt.  vet.  II.  p.  139.  Animadv.  ad  Anth.  Ill ,  III.  p.  620. 
[Hall.  Litt.  Zeit.  1836.  Oct.  S.  226  f.  Letronne  append,  aux  lettres  d'un 
antiqu.  p.  85.] 

157.*    Friiher   hatte    in    Pergamon   Pyromachos    den  l 
meisten  Ruhm  als  Kunstler  erworben,  der  Meister  einer  be- 
ruhmten  Statue  des  Asklepios  in  dem  glanzenden  Heiligthum 
dieses  Gottes  bei  Pergamon.'    Er  war  der  erste  unter  den  2 
Kiinstlern,    welche    die  Siege  Attalos   des  I.  und    Eumenes 
des  II.  iiber  die  Kelten  durch  Gruppen  von  Erzstatuen  ver- 

0.  Muller's  Arohaeologie.    4.  Aufl. 


162  Griechische  Kunstgesch.     Per.  IV.  [157*] 

herrlichten,  denen  einige  beriihmte  Statuen  des  Alterthums, 
welche  sich  durch  eine  ergreifencle  und  riihrende  Darstellung 
3  auszeichnen,  ihre  erste  Entstehung  danken  mogen.  Gleich- 
zeitig  scheint  in  Ephesos,  einer  damals  sehr  reichen  und 
bliihenden  Stadt,  eine  vorziigliche  Kiinstlerschule  gebliiht,  und 
ahnliche  Kampfscenen  dargestellt  zu  haben,  wovon  uns  noch 
ein  vortreffliches,  Lysippischer  Vorbilder  wiirdiges  Werk  er- 
halten  ist. 

1.  Von  Pyromachos  Pergamenischem  Asklepios  Polyb.  XXXII, 
25.    Diodor  Exc.  p.  588  nebst  Valesius  und  Wesseling.    Man  erkennt  die 
Figur  ziemlich  sicher  als  die  gewohnliche  Darstellung  des  Gottes  auf  zahl- 
reichen  Munzen  von  Pergamon   wieder  (Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II.  pi.  5), 
mil  der  am  meisten  die  Statue  Gal.  di  Fir.  27,    und    auch   viele   andere, 
aber  minder  genau,  stimmen.     Vgl.  §.  394. 

2.  Von  diesen  Kelten-Schlachten   Plin.  XXXIV,  19.    Auch  die 
von  Attalos  nach  Athen  geweihte  Kelten-Niederlage  war   eine  Gruppe  von 
Statuen    (Paus.  I,  25,  2.    vgl.  mit  Plut.  Anton.  60).     R.  Rochette  sur  les 
represent.  d'Atlas  p.  40  nimmt  diese  fur  Reliefs  und  unterscheidet  davon 
die  Statuengruppe  bei  Plutarch.     Hierzu  gehort  erstens  aller  Wahrschein- 
lichkeit  nach  der  sterbende  Fechter,  der  zwar  an  Ktesilaos  vulneratus 
deficiens  (Plin.  XXXIV,  19,  14)  erinnert,    aber  durch  Schnurrbart,    Haar- 
tracht,   Halskette    und  Anderes   sich  deutlich  als  Kelten  erweist.     Nibby 
Osserv.  sopra  la  statua  volg.  app.  il  Gladiator  moribundo.  R.  1821,  gestutzt 
auf  Propertius  II,  31.     Beschreibung    der  Palatinischen   Elfenbein-Thuren, 
brachte  die  Figur   mit  der  Vernichtung   der  Gallier   in  Verbindung:   aber 
besser  eignet  sie   sich  noch   zur  Eckfigur    einer  der  angefiihrten  Schlacht- 
scenen.   S.  R.  Rochette  im  Bulletin  universel,  Set.  VII.  1830.  Aout.  Welcker 
Rhein.  Mus.  I.  S.  529.     [Das  akad.  Kunstmus.  in  Bonn.    2.  Ausg.    S.  80. 
Nach  Goettling  Thusnelda   und  Thumelicus  S.  16  f.   ein  Gladiator  in  der 
Stellung,   worin   er   gefallen.]     Im   M.  Gap.  Ill,   67.     Piranesi    Stat.  36. 
Maffei  Race.  65.    M.  Franq.  II,  22.     Ein  ahnlicher  Torso  in  Dresden  n.  298. 
Leplat   pi.  79.     Ferner   auch   nach   der  Vermuthung   R.  Rochette 's,   die 
Arria  und  Paetus  genannte  Gruppe  der  Villa  Ludovisi,  die  einen  Bar- 
baren  darstellt,   der  sein  Weib   und  sich  durch  Mord  der  Gefangenschaft 
entreisst.    Piranesi  9.    Maffei  60.  61.  vgl.  Heyne  Vorlesungen  S.  240. 

3.  Die   drei  Agasias   von   Ephesos  (Agasias,    Dositheos  Sohn, 
am  Borgh.  Fechter;    Agasias,  Menophilos  S. ,   etwa   um  100  v.  Chr.  G.  I. 
2285  b;  und  Agasias  als  Vater  des  Herakleides  auf  einer  Statue  im  L.  411 
noch  ziemlich  deutlich  zu  erkennen)  weisen  deutlich  darauf  hin^  dass  der 
Name  Agasias  entweder  in  einer  Kimstlerfamilie  von  Ephesos  gebrauchlich, 
oder  durch  einen  grossen  Meister   dort  sehr  beriihmt  geworden  war.     Der 


[158  (159)]  Pergamenische,  Ephesische  Kiinstler.  163 

Borghesische  Fechter  im  L.  304  (nach  einem  Einfall  Lessing's  ein 
Ghabrias,  nach  Mongez  Mem.  de  1'Inst.  Nat.  Litt.  II.  p.  43  [p.  423—69] 
ein  Athlet,  nach  Gibelin  ebd.  IV.  p.  492  und  Hirt  ein  Ballorischleuderer, 
nach  Qu.  de  Quincy  Mem.  de  1'Inst.  Roy.  IV.  p.  165  ein  Hoplitodrom)  1st 
am  wahrscheinlichsten  ein  Krieger,  der  mit  Schild  und  Lanze  einen  Reiter 
abwehrte,  welchen  Agasias  wahrscheinlich  aus  einer  grossern  Schlachten- 
gruppe  nahm,  um  ihn  mit  besonderm  Raffinement  der  Kunst  auszufuhren. 
Maffei  Race.  76.  Piranesi  Stat.  13.  M.  Roy.  I,  8.  Clarac  pi.  304.  vgl. 
§.  328,  4.  Auch  der  sog.  I  as  on  (§.  412)  mochte  sich  hier  anschliessen. 

158.   (159.)    In  den  Residenzstadten  der  Makedonischen  1 
Herrscher  wurden  indess  die  Tempelstatuen  mehr  nach  dem 
Muster  friiherer  beriihmter  Werke,    als    nach    neuern  Ideen 
der  Kiinstler  verfertigt.     Dagegen  veranlasste  die  damals  den  2 
Kunstlern  am  haufigsten  gestellte  Aufgabe,  die  Herrscher  durch 
Bildnissstatuen  zu  verherrlichen,  manche  neue  und  geist- 
reiche  Produktionen,  besonders  da  die  Identificirung  der  Fiir- 
sten  mit  bestimmten  Gottheiten  durch  Korperbildung,  Gostiim 
und  Attribute  der  kiinstlerischen  Phantasie  einen  grossen  Spiel- 
raum  gewahrte.    In  den  ersten  Geschlechtern  nach  Alexander  3 
traten    ohne  Zweifel    noch   manche    in  Lysippos    edlem   und 
grossartigem  Style   aufgefasste  Werke   der  Art  hervor;    wie 
bald  aber  die  Portratdarstellungen  der  Seleukiden,  Ptolemaeer 
und  der  Konige  Makedoniens   zu  gemeinen  und  unbedeuten- 
den  Bildungen  herabsanken,  sieht  man  aus  den  Miinzen  dieser 
Dynastien   mit   grosser   Deutlichkeit.     Dabei   gebot   die    bis  4 
zum  Unsinn  getriebene  Schmeichelei  oft  die  iibereilteste  An- 
fertigung ;  ja  man  begniigte  sich  bei  vorhandenen  Statuen  bios 
die  Kopfe  oder  die  Inschriften  zu  vertauschen.     Mit  den  Bild-  5 
nissen  der  Herrscher  wurden  oft  auch  Statuen  der  Stadte- 
gottinnen    (Tv%cu   nolswv)    combinirt:    eine    Gattung    von 
Figuren,    welche    damals    sehr    beliebt  wurden,    und   durch 
Riicksicht  auf  Localitaten  und  Produkte  auf  eine  interessante 
Weise  individualisirt  werden  konnten. 

1.  Der  Daphnaeische  Apollon  des  Bryaxis,  ein  colossaler  Akrolith 
(§.  84),  war  dem  Palatinischen  des  Skopas  sehr  ahnlich,  nur  dass  er  mit 
der  R.  aus  einer  Schale  eine  Libation  ausgoss.  Der  Olympische  Zeus, 
den  Antiochos  IV.  zu  Daphne  aufstellte,  war  in  Stoff  und  Form  ganz 
eine  Nachbildung  des  Phidiassischen.  S.  des  Verf.  Antiochenae  dissert.  I, 
17,  24.  Die  Alexandrinische  Hauptstatue  des  Serapis  wird  bei  Klemens, 


164  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [158  (159)] 

Protr.  p.  14  Sylb.  (in  sehr  verwirrter  Erzahlung),   dem  Bryaxis,   von  Jul. 
Valerius  I,  35  dem  Architekten  Parmenion  zugeschrieben. 

2.  In  dem  Gottercostiim  der  Herrscher  ist  Alexander  das  Vorbild 
der  Makedonischen  Dynastien ;  dieser  Herrscher  erschien  selbst  in  seiner 
spatern  Zeit  theils  mil  den  Gewandern  und  Hornern  des  Zeus  Ammon 
geschmiickt,  theils  mit  Herakles  Lowenhaut  und  Keule  (Athen.  XII.  p.  537), 
und  wollte  auch  in  jener  Tracht  von  den  Bildnern  dargestellt  sein  (Kle- 
mens  Protr.  4.  p.  16  Sylb.  vgl.  Paus.  V,  24,  3).  Daher  ich  nicht  zweifle, 
dass  1)  der  Kopf  mit  dem  Ammonshorn  und  dem  Diadem  auf  den 
schonen  Miinzen  des  Lysimachos,  welcher  auf  spatern  M.  der  Makedonischen 
Nation  aus  der  Romerzeit  mit  der  Beischrift  'AlsgccvSpov  vorkommt,  und 
2)  der  Kopf  mit  der  Lowenhaut,  mit  mehr  oder  minder  portratartigen 
Ziigen,  wahrend  Alexanders  Regierung  auf  den  Miinzen  vieler  Stadte 
Asiens  und  einiger  Europa's,  spater  auf  denen  der  Makedonischen  Nation 
mit  derselben  Beischrift,  und  eben  so  auf  spatern  Contorniaten  (Eckhel 
D.  N.  VIII.  p.  289)  abgebildet,  den  Alexander  darstellen  sollen.  Eine 
geistreiche  Modification  der  letztern  Vorstellung  ist  der  Alex,  mit  der 
Exuvie  eines  Elephanten  auf  einer  M.  Apollonia's  in  Karien  und  Ptol.  des  I. 
(wie  spater  Demetrios  von  Indien).  S.  iiber  diese  Frage  Eckhel  D.  N.  II.  p.  108 
(mit  ihm  Arneth  Wien.  Jalirb.  XL VII.  S.  17-1  gegen  den  Alex,  mit  der 
Lowenhaut),  Visconti  Iconogr.  II.  p.  43  (bedingt  dafiir),  Ghois.  Gouff.  Voy. 
pitt.  II.  p.  41,  Stieglitz  Archaeol.  Unterhalt.  II.  S.  107,  besonders  die  neuern 
Untersuchungen  von  Gadalvene  Recueil  des  med.  p.  107.  260  u.  Cousinery 
Voy.  dans  la  Maced.  I.  p.  229.  pi.  3—5.  vgl.  Mionnet  Suppl.  II.  pi.  & 
III.  pi.  10.  D.  A.  K.  Tf.  39.  Nach  Alexander  wurde  Demetrios  Polior- 
ketes,  ein  neuer  Dionysos  und  Poseidon's  Sohn,  stierhornig  und  in  der 
Stellung  des  Meergottes  gebildet  (so  in  einer  Herculanischen  Bronze, 
Visconti  II.  p.  58.  pi.  40,  3.  4);  eben  so  als  TKVQOKSQGOS  Seleukos  I. 
(Appian  Syr.  57.  Libanios  T.  I.  p.  301.  Reiske,  auf  Miinzen)  und  Attalos  I. 
(Paus.  X,  15,  2);  mit  Bockshornern ,  wegen  der  Sagen  von  Karanos, 
manche  Makedonische  Herrscher  (Vise.  II.  p.  61.  69.  341);  mit  den  Strahlen 
des  Helios  besonders  die  Epiphanes  benannten  Fiirsten,  aber  auch  andere 
(Vise.  II.  p.  337).  Lysimachos  Bildung  erschien  ganz  der  des  Herakles 
gleich  (Anthol.  Pal.  II.  p.  654.  Plan.  IV,  100). 

3.  Ein  Fragment  einer  Biiste  von  Demetrios  Poliork.  (dessen  edles 
und  schones  Ansehen  nach  Plut.  Dem.  2  kein  Kiinstler  erreichen  konnte) 
in  grossartigem  Style  im  L.  680.  Im  Ganzen  sind  die  Biisten  der  Nach- 
folger  Alexanders  selten;  der  Name:Ptolemaeos  wird  oft  mit  Unrecht  an- 
gewandt;  Visconti  theilt  nur  zwei  Herculanische  Bronze-Busten  Ptol.  dem  I. 
und  seiner  Frau  Berenike  zu,  pi.  52,  3.  4.  6.  7.  Minder  t  zuverlassige 
Biisten  Antich.  di  Ercol.  V.  tv.  61  fif.  M.  Borb.  VII,  12.  Specimens  of 
anc.  sculpt.  II,  40.  41.  Arsinoe.  II,  39  Ptolemaeerin.  Musa  &ea  Ovgaviu, 


[159  (160)]  Bildnissstatuen,  Stadtefiguren.  165 

Gattin  Phraates  IV,    auf  Miinzen ,    R.  Rochette   deux.   Suppl.   a  la  Notice 
sur  quelques  med.  Gr.  de  rois  de  la  Bactriane  et  de  1'Inde  p.  51  ss. 

4.  Die  360  (oder  nach  Dion  Chrys.  Or.  37.  p.  122  gar  1500)  Statuen 
des  Demetrios  Phalereus  sind  bekannt.     Das  [i£Ta$Qv&tuit;£  iv  (welches 
in  der  Kaiserzeit  selbst  an  Gemalden  von  Apelles  geubt  wurde,  Plin.  XXXV, 
36,  16)  und    fiszayQacpsiv    (Pausanias  Aerger   dariiber,    1,  2,  4.    vgl. 
Siebelis  18,  3.  II,  9,  7.  17,  3)  war  in  Athen  wenigstens  schon  in  Antonius 
Zeit  ublich  (Plut.  Anton.  60),  besonders  aber  in  Rhodos  nach  Dion  Chrys. 
Or.  31  ('Podtaxo's)  p.  569  sqq.  vgl.  37  (KoQiv&taxos)  p.  121.     R.  Koehler, 
Miinchn.  Denkschr.  VI.    S.  207.     Winckelm.  W.  VI,  I.  S.  285.     Boettiger 
Andeut.  S.  212. 

5.  Die  Tyche  oder  der  weibliche  Genius  Antiochiens,  von  Euty- 
chides  gearbeitet,    war  eine   reich   beklei.dete  Frau  mit  einer  Mauerkrone, 
in  nachlassiger  Stellung   auf   einem  Felsen    (clem  Berge  Silpion)    sitzend, 
Aehren,   oder   eine  Palme  in  der  R.  haltend,    vor   cleren  Fiissen  sich  in 
Junglingsfigur  der  Fluss  Orontes   mit   halbem  Leibe   emporhob.    Urn  sie 
standen,  sie  kranzend,  Seleukos  und  Antiochos;  innerhalb  eines  viersauligen 
offenen   Tempelchens   (rtTQctK^viov);    Visconti    PioGl.  III.   p.   72.   tv.  46 
[wovon  eine  kleinere  Wiederholung  im  Vatican,    eine  in  der  Vigna  Cam- 
pana  in  Rom  und  eine  Miniaturcopie  in  Bronze  im  Gollegium  RomanumJ. 
Diss.  Antioch.  I,  14.    Nach  dieser  wurden  sehr  viele  Stadtegottinnen  Asiens 
gebildet.  —  In  dem  Tychaeon  von  Alexandreia  (wie  es  scheint)    stand  in 
der  Mitte  die  Gliicksgottin  die  Erde  kranzend,  diese  den  Alexander.   Libanios 
IV.  p.  1113  Reiske.    In  dem  von  Ptol.  IV.  erbauten  Homerstempel  standen 
um  den  Thron  des  Sangers  seine   angeblichen  Vaterstadte   [sieben  an  der 
Zahl].    Aelian  V.  H.  XIII,  21.  vgl.  §.  405. 

159.  (160.)  Erstaunend  viel  wurde  in  denselben  Resi-  l 
denzen  in  kunstreich  getriebenen  und  ciselirten  Gefassen 
gearbeitet;  Syrien,  Kleinasien,  auch  Sicilien  war  voll  sol- 
cher  Kunstschatze ;  jedoch  war  die  eigentliche  Bluthe  dieser 
Kunst  schon  voriiber,  als  die  Romer  den  Orient  eroberten. 
Wahrscheinlich  gehoren  dieser  Periode,  die  in  so  vielen  Dingen  2 
nach  dem  Auffallenden  strebte,  auch  die  sog.  Kleinkiinst- 
ler  ([*ixoQTe%voi)  an,  unter  welchem  Namen  im  Alterthum 
immer  die  Toreuten  Myrmekides  von  Athen,  oder  Milet, 
und  Kallikrates  der  Lakedaemonier  (der  alte  Theodoros  von 
Samos  nur  aus  Missverstand)  angefuhrt  werden. 


1.    Mentor   zwar,    der  vortrefflichste  caelator  argenti 

i,  gehort  der  vorigen  Periode  (§.  124)  an,  und  Boethos  (wohl  kein 


166  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [160(158)] 

Karchedonier,  sondern  Kalchedonier)  [Wiener  Jahrb.  XXXIX,  149J  scheint 
sein  Zeitgenoss;  aber  Akragas,  Antipatros,  Stratonikos,  Tauriskos  von 
Kyzikos  diirften  in  diese  Periode  gehoren.  Antiochos  IV.  verkelirt  viel 
mit  Toreuten.  Athen.  V.  p.  193  d. 

2.  Die  Hauptaufgabe  ist  immer  ein  Viergespann  von  Eisen  (vgl. 
§.  311,  5),  das  eine  Fliege  bedecken  konnte.  Die  Elfenbeinarbeiten  wurden 
nur  sichtbar,  wenn  man  schwarze  Borsten  dran  hielt.  S.  die  Stellen  bei 
Facius  ad  Plutarchi  Exc.  p.  217.  Osann  ad  Appulei.  de  orthogr.  p.  77. 
Boeckh  C.  I.  I.  p.  872  sq. 


1  160.    (158.)    Dass  bei    alien  Anstrengungen    des  Luxus 
doch  schon    in   der  Zeit  des  Romerfeindes  Philipp    und  An- 
tiochos des  Grossen  die  Kunst  in  der  gesammten  Griechisch 
gebildeten  Welt  gesunken  war,  und  von  keinen  grossen  Ideen 
bewegt  auch  in  technischer  Vollendung  immer  welter  zuruck- 

2  blieb,  ist  mit  Sicherheit  anzunehmen.    Aber  ein  halbes  Jahr- 
hundert  spater  traten  besonders  in  A  t  h  e  n  Erzgiesser  und  zu- 
gleich  Bildhauer  auf,    die,    wenn  auch,    nach  Plinius,    weit 
unter  den  fruheren  stehend,   doch  Vortreffliches  leisteten,  in- 
dem  sie  sich  mit  richtigem  Sinne  und  feinem  Geschmack  an 
die  grossen  Muster  aus  der  wahren  Bliithezeit  der  Kunst  an- 

3  schlossen.    An  diese  Wiederhersteller  der  Kunst  reihte  sich  der 
Athener  Kleomenes  an,    der    durch    seine  Aphrodite  als  ein 
gliicklicher  Fortbilder  des  von  Praxiteles  geschaffenen  Ideals 

4  hohe    Bewunderung    verdient;    dessen  Sohn  Kleomenes,  aus- 
gezeichnet  in  weicher  Behandlung  des  Marmors;    auch  wohl 
in  den  folgenden  Generationen   die  Athener  Glykon    (§.  129. 
Anm.    2)    und    Apollonios ,     Nestor's     Sohn     (§.    411,    3), 

5  welche    sich    besonders    an    Lysippische    Vorbilder    hielten. 
Die  Reliefs  am  Monumente  des  Kyrrhestes  (§.  153),    so  vor- 
trefflich   sie   in   der  plastischen  Verkorperung  der  darin  vor- 
gestellten  acht  Hauptwinde  sind  (§.  401),  zeigen  in  der  Aus- 
fuhrung  eine  weit  rohere  Technik,  als  diesen  Wiederherstellern 
der  bildenden  Kunst  zugeschrieben  werden  kann. 

2.  Unter  den  Erzgiessern  von  01.  155  stehen  Polykles  und  Timokles ; 
wahrscheinlich  die  durch  Paus.  X,  34.  vgl.  VI,  12  bekannte  Attische 
Kunstler-Familie :  Polykles  mit  zwei  Sohnen,  Timokles  und  Timarchides. 
Damals  baute  Metellus  mit  Griechischen  Baumeistern  (§-.  180)  die  grosse 
Porticus  mit  den  Tempeln  des  Jupiter  und  der  Juno,  und  zog  zu  den 


[160  (158)]  Restauration  der  Kunst.  167 

Sculpturwerken  fur  diese  offenbar  mehrere  damals  lebende  (daher  zum 
Theil  von  Plinius  in  seinen  aus  Griechischen  Quellen  stammenden  chrono- 
logischen  Listen  nicht  angefuhrte)  Kunstler  herbei;  man  kann  aus  Plin. 
XXXVI,  4,  10  abnehmen,  dass  damals  Polykles,  Timarchides  und  dessen 
Sohrie  in  Rom  waren,  wie  auch  Dionysios  und  Philiskos  von  Rhodes.  In 
Elatea  war  von  Timokles  und  Timarchides  ein  bartiger  Asklepios  und  erne 
Athena  Promachos,  deren  Schild  dem  der  Parthenos  in  Athen  nachgebildet 
war.  Vgl.  Hirt  Gesch.  der  bild.  Kunst  S.  295,  wo  fur  die  Geschichte  der 
Restauration  der  Kunst  das  Wesentlichste  geleistet  ist;  nur  bedarf 
die  Stelle  des  Plin.  wohl  nicht  der  verlangten  Aenderung.  [L.  v.  Jan.  Jen. 
Litt.-Zeit.  1838.  S.  256—58.] 

3.  Kleomenes,  Apollodoros  Sohn,  von  Athen,  der  Meister  der 
Mediceischen  Venus,   ist  wahrscheinlich  auch  der  der  Thespiaden,   die  im 
Besitze  des  Asinius  Pollio  waren   (von  denen  die  Thespiaden  beim  T.  der 
Felicitas  zu  unterscheiden  sind).     Vgl.  iiber  ihn  und  seinen  Sohn  Visconti 
Decade  philos.  et  liter,  an.  X.  n.  33.  34.     Voelkel's  Nachlass  S.  139.    Die 
Me  die  eische  Venus  ist  aus  elf  Stucken  zusammengesetzt ;  nur  die  Hande 
und  ein  Theil  der  Arme  fehlte.     Die  Ohren.trugen  Schmuck,  .die  zierlich 
geordneten   Haare   waren   vergoldet.    Sie    ist    aus   der  Knidischen  Venus 
hervorgegangen;  nur  bedurfte  die  Nacktheit  jetzt  keiner  Motivirung  durch  das 
Bad  mehr   (auch  der  Delphin  ist   nur  Stiitze  und  deutet    auf  keine  Meer- 
fahrt);  und  das  Gesicht  hat  die  schmalern,  feinern  Form  en  der  raffinirten 
Kunst  jener  Zeit.     M.  Franc^.  II,  5.  vgl.  §.  377,  3. 

4.  Kleomenes,  Kleomenes  Sohn,  ist  nach  der  Inschrift  Meister 
der  Statue  im  L.  712,  gewohnlich  Germanicus  genannt,  nach  Glarac  Marius 
•Gratidianus  (s.  daruber  Goett.  G.  A.  1823.   S.  1325),    nach  Thiersch  Idee 
Quinctius  Flaminin  (dessen  Gesicht  auf  einem  wahrscheinlich  in  Griechen- 
land  geschlagenen  Stater,  bei  Mionnet  Suppl.  III.  p.  260.    Visconti  Iconogr. 
Rom.  pi.  42,  2,  von  dieser  Statue  sehr  verschieden  ist);  auf  jeden  Fall  ein 
Romer  oder  Grieche  spaterer  Zeit,  der  durch  das  Costiim  des  Hermes  und 
durch   die  Geberde   als  Redner  bezeichnet   wird.    Bei   sehr   vortrefflicher 
Arbeit  hat  die  Statue  wenig  Leben.  Race.  69.  M.  FranQ.  IV,  19.  Clarac  pi.  318. 

5.  Derselbe  Apollonios  [Nestor's  Sohn],  welcher  auf  dem  Torso,  soil 
auch  auf  einer  Statue  des  Asklepios  zu  Rom  genannt  sein.    Spon  Miscell. 
erud.  antiq.  p.  122  [und  ist  genannt  an  einem  Satyr,   Winckelm.  Vorrede 
der  Kunstgeschichte  S.  XIII  (1809),  erwahnt  auch  von  Dati  Vite  de'  pittori 
p.  118].    In  beiden  Namen,    Apollonios  und  Glykon,  sind  in  die  Cursiv- 
schrift  iibergehende  Ziige  (to)  zu  bemerken,  die  in  Steinschriften  nicht  viel 
vor  Chr.  Geb.  aufkamen. 


168  Griechische  Kunstgesch.    Per."  IV.  [161] 

Stein-  und  Stempelschneidekunst. 

1  161.     Der  Luxus  in  geschnittenen  Stein  en   wird  beson- 
ders  durch  den  Gebrauch  noch  erhoht,  der  aus  dem  Orient 
stammte,   und  jetzt  vorzuglich  von  dem  Hofe  der  Seleukiden 
unterhalten    wurde,    auch   Becher,    Krateren,    Leuchter  und 
andre  Arbeiten    aus  edlen  Metallen  mit  Gemmen  zu  zieren. 

2  Zu  diesem  und  anderm  Behufe,    wo  das  Bild  des  Edelsteins 
bios  schmucken,  und  nicht  als  Siegel  abgedriickt  werden  soil, 
schneidet    man    die   Gemmen    erhaben,    als    Gameen,    zu 
denen  gern  mehrfarbige  Onyxe   genommen  werden  (§.  313). 

3  In  diese  Glasse  gehoren  auch   die  in  derselben  Zeit  aufkom- 
menden,    ganz  aus   edlen  Steinen  geschnittenen  Becher  und 

4  Pateren  (Onyxgefasse).     In   dieser   Gattung   werden    in  den 
ersten  Zeiten  dieser  Periode,    in  denen  die  Kunst  noch  von 
einem  hohern  Geiste  belebt  war,    wahre  Wunder  an  Schon- 
heit  und.  technischer  Vollendung  geschaffen. 

1.  In  Alexanders  Persischer  Beute  waren,  nach  Parmenion's  Briefen 
(Athen.  XL  p.  781),  rnit  Gemmen  besetzte  Becher  (norriQice,  AtfroxoAA^ra) 
von  56  Babyl.  Talenten,  34  Minen  Gewicht.  Theophrast's  Bravazzo 
(Char.  23)  hat  auch  /U&oxd/Uqra  norriQia  von  Alexanders  Zuge  heimge- 
bracht,  und  halt  darum  die  Kiinstler  in  Asien  fur  besser  als  die  Euro- 
paischen.  Ueber  den  Seleucidischen  Luxus  darin  Cic.  Verr.  IV,  27.  28. 
Athen.  V.  p.  199  verglichen  mit  Virgil  Aen.  I,  729.  Ein  I/JVXTJ^  §KQ§KQI~ 
xog  li&oxoMos  mit  anderm  Silbergeschirr  von  Seleukos  II.  an  das  Didy- 
maeon  geschenkt,  Corp.  Inscr.  n.  2852,  48. 

3.  Mithridat,  dessen  Reich    der  grosse  Stapelplatz  des  Handels  mit 
Edelsteinen  war,  hatte  nach  Appian  Mithr/115  zweitausend  Becher  von  Onyx 
mit  goldenen  Einfassungen.    Bei  Gic.  Verr.  IV,  27    vas  vinarium  ex  una 
gemma  pergrandi,  trull  a  excavata. 

4.  Das  edelste  Werk  ist  der  Gameo-Gonzaga    (jetzt   im  Besitze  des 
Russischen  Kaisers)  mit  den  Kopfen  Ptol.  des  II.   und  der  ersten  Arsinoe 
(nach  Vise.),    fast    V3  Fuss   lang,   im   schonsten    und   geistreichsten  Styl. 
Visconti  Iconogr.  pi.  53.    Eine  treffliche  Arbeit,  wenn  auch  minder  gross- 
artig,   ist  der  Wiener  mit  den  Kopfen   desselben  Ptol.    und   der   zweiten 
Arsinoe.    Eckhel  Choix  des  pierres  grav.  pi.  10.    Derselbe  Ptol.  ist  auf  eine 
geistreiche  Weise  costumirt  in  einem  Bruchstiicke  zu  Berlin  zu  sehen.  Beger 
Thes.  Brand,  p.  202.    Schoner  Cameo  mit  den  Kopfen  Demetrios  I.  und  der 
Laodike  von  Syrien,  bei  Visconti  pi.  46.    Auch  der  Cameo  bei  Millin  M.  I,  II. 
pi.  15.  p.  117  gehort  dieser  Zeit.    Vgl.  die  Beschreibung  des  sehr  kiinstlich 


[162J  Geschnittene  Steine  und  Munzen.  169 

geschnittenen  Achats,  welchen  Pyrrhos  hatte,   mil  Apoll  und  den  Musen, 
bei  Plin.  XXXVII,  3.   Nikomedes  IV.  von  Bithynien.  Impronte  gemm.  IV,  85. 

102.     In   den  Munzen  thut  sich  deutlicher  als  anders-  i 
wo,    und  zugleich  auf  die  sicherste  und  urkundlichste  Weise, 
das  Sinken  der  Kunst  in   den  Makedonischen  Reichen  kund. 
In  der  ^ersten  Halfte  der  Periode  zeigen  sie  meist  eine  treff-  2 
liche    Zeichnung    und  Ausfiihrung,    wie    die    von  Alexander 
selbst,  Philipp  Arrhidaeos,   Antigonos  und  Demetrius  Polior- 
ketes,    von    Lysimachos,    von    Seleukos    Nikator,    Antiochos   / 
Soter  und  Theos,   besonders  die  in  Sicilien  geschlagenen ,  in 
zarter  Behandlung  unubertrefflichen,  aber  doch  an  Kraft  und 
Grossartigkeit    fruhern  Werken    nachstehenden  Munzen    von 
Agathokles,   Hiketas    und   Pyrrhos.     Viel    geringer    sind    die  3 
Makedonischen   von   Antigonos  Gonatas,  die   Syrischen  von 
Antiochos  III.   an;  auch  die   Sicilischen  von  Hieron  II.  und 
seiner   Familie    (Philistis,     Gelon    und    Hieronymos)    stehen 
den  fruhern  nach.     Ebenso  zeichnen  sich  unter  den  Munzen 
der  Ptolemaeer,  welche  indess  im  Allgemeinen  nicht  vorziig- 
lich  sind ,   doch  die  altern   als   die  bessern  aus.     Unter  den  4 
Munzen   aber,   welche   Griechische  Staaten  nach  Alexanders 
Zeiten  geschlagen   haben,    wird  man  viele  finden,    die  sich 
durch  leichte,  effektvolle  Behandlung  auszeichnen,  aber  keine, 
denen  eigentliche  Kunstvollendung  nachzuruhmen  ist. 

2.  3.  Mionnet's  Abdriicke  geben  hinlangliche  Beispiele;  und  die 
von  Alexander  beginnende  Sitte,  Portrate  der  Fursten  auf  die  Munzen  zu 
setzen,  erleichtert  die  chronologische  Anordnung  sehr,  wiewohl,  besonders 
bei  den  Ptolemaeern,  wo  bestimmte  Beinamen  fehlen,  die  Zutheilung  der 
Munzen  an  die  Regenten,  die  sie  schlagen  liessen,  ihre  Schwierigkeiten 
hat.  Vaillant's  Seleucidar.  imperium  u.  Hist.  Ptolemaeorum ,  Frohlich's 
Ann.  regum  Syriae,  P.  van  Damme  Recueil  de  Med.  des  rois  Grecs. 

4.  Besonders  wichtige  Classen  fur  die  Kunstgescbichte  bilden  das 
Achaeische  Bundesgeld  von  01.  133—158.  (Cousinery  Sur  les  monn.  d'arg. 
de  la  ligue  Acheenne),  die  Kistophoren  in  dem  vordern  Kleinasien  um 
01.  130—140  geschlagen  (Neumann  N.  V.  II.  p.  35.  tb.  1),  die  grossen 
Athenischen  und  Rhodischen  Silbermunzen ,  welche  man  leicht  von  den 
fruhern  unterscheidet.  Gavedoni  Oss.  sopra  le  antich.  monete  di  Atene. 
Modena  1836,  Bullett.  1837.  p.  142. 


170  Griechische  Kunstgesch.     Per.  IV.  [163] 

4.    Malerei. 

163.  Die  Malerei  wircl  besonders  im  Anfange  dieses 
Zeitraums  in  den  drei  Schulen,  welche  in  der  vorigen  Periode 
bliihten,  eifrig  geiibt;  doch  reicht  keiner  der  Nachfolger  nur 
von  fern  an  den  Ruhm  der  grossen  Meister  der  zunachst 
2 vorhergegangenen  Zeit.  In  Sikyon,  wo  am  meisten,Kunstler 
vereinigt  waren ,  wurden  die  Werke  der  fruhern  un*  Olymp. 

3  134   mehr    bewundert,    als    durch   ahnliche    vermehrt.     Die 
Richtungen,  welche  dieser  Zeit  eigenthumlich  waren,  brachten 
bald  Gemalde,   welche   einer  niedrigen  Sinnlichkeit  dienten, 
bald   durch  Lichteffekte  anziehende  Bilder,   auch  Caricaturen 

4  und    Travestirungen    mythischer    Gegenstande    hervor.     Das 
Schnellmalen ,   welches   besonders  die  Prachtaufzuge  in   den 
Residenzen  der  Herrscher  (§.  147)  nothig  machten,   musste 

5  manchen  Kiinstler  verderben.    Auch  kam  in  dieser  Zeit  wohl 
die    Rhyparographie    (sogenannte    Stillleben)    auf,    und 
die  Skenographie   wurde  auf  die  Verzierung  der  Pallaste 

6  der    Grossen    verwandt    (§.    209).     Indem    die    Prachtliebe 
der  Grossen  nun  .auch  von  den  Fussboden  den  Schmuck  der 
Malerei  verlangte,  entstand  die  Mosaik,   welche  sich  schnell 
entwickelte,  und  grosse  Heldenkampfe,  sehr  belebte  Schlacht- 

7  scenen  darzustellen  unternahm.     Die  friiher  so  beliebte  Be- 
malung   irdener   Gefasse    verliert   sich  im  Laufe  dieses 
Zeitraums,    friiher,   so    viel    man  bemerken  kann,    bei  den 
Griechen  des  Mutterlandes  und  der  Colonien,  als  in  manchen 
nur    oberflachlich    hellenisirten    Landschaften    Unteritaliens, 
wo  diese  Vasen  als  Luxusgegenstande  langer  in  Schatzung 
blieben,    aber    dadurch   auch    den  Verfall  der  Zeichnung  in 
nachlassige  Fabrikarbeit  oder  ein  manierirtes  und  geputztes 
Wesen  recht  deutlich  vor  Augen  stellen. 

1.  Floruit  circa  Philippum  et  usque  ad  successores  Alexandri  pictura 
praecipue,  sed  diversis  virtutibus,  Quintil.  XII,  10.  vgl.  Plaut.  Poenul.  V, 
4,  103.  Namhafte  Kiinstler:  Antiphilos  aus  Aegypten,  Ktesidemos 
Schuler,  112—116  (daraus,  dass  er  Alexander  als  Knaben  malte,  folgt 
wohl  nicht  nothwendig,  dass  er  ihn  als  Knaben  gesehn).  Aristeides,  Arist. 
von  Theben  Sohn  und  Schuler,  g.  113.  Ktesilochos,  Apelles  Bruder  u. 
Sch.  [lonische  Schule),  115.  Aristeides,  Nikomachos  Bruder  u.  Sch.  (Sikyon. 
Schule),  g.  116.  Nikophanes  u.  Pausanias  (Sikyon.  Schule),  gleichzeitig, 
wie  es  scheint.  Philoxenos  von  Eretria,  und  Korybas,  Nikoiiachos  Sch. 


[163]  Malerei.  171 

(Sikyon.  Schule),  g.  116.  Helena,  Timon's  Tochter,  gleichzeitig.  Aristokles, 
Nikomachos  S.  u.  Sch.  (Sikyon.  Schule),  geg.  116.  Omphalion,  Nikas  Sch. 
(Attische  Schule),  g.  118.  Nikeros  u.  Ariston,  Aristeides  von  Thehen  S. 
u.  Sch.,  118.  Antorides  u.  Euphranor,  AristeidesjJ(  Ariston  sf?)  Sch.,  118. 
Perseus,  Apelles  Sch.  (lonische  Schule),  118.  Theodoros  (Sillig  C.  A.  p.  443) 
118.  Arkesilaos,  Tisikrates  S.,  geg.  119.  Klesides  120  (?).  Artemon 
120  (V).  Diogenes  120.  Olhiades  (Paus.  I,  3,  4)  125.  Mydon  von  Soli 
[God.  Bamberg.  Monac.  Milon],  Sch.  des  Erzg.  Pyromachos,  130.  Nealkes 
von  Sikyon,  132.  Leontiskos  (Sikyon.  Schule),  g.  134.  Timanthes,  der 
zweite,  von  Sikyon,  135  (wie  es  scheint).  Erigonos,  Nealkes  Farbenreiber, 
138.  Anaxandra,  Nealkes  Tochter,  138  (Klem.  Alex.  Strom.  IV.  p.  523). 
Pasias,  Erigonos  Schiller  (Sikyon.  Schule),  144.  Herakleides,  aus  Makedonien, 
Schiffsmaler,  Enkaust,  150.  Metrodoros,  in  Athen,  Philosoph  und  Maler,  150. 

2.  Ueber   die  Sikyon.  Schule  besonders  Plut.  Arat  13.     Das   Ana- 
kreontische  Gedicht  (28),   wo  die  Malerei  die  Rhodische  Kunst  heisst,  ge- 
hort  schon  deswegen  in  die  Zeit  nach  Protogenes. 

3.  Als   noQvoyQucpoi   nennt  Ptolemon   bei  Athen.  XIII.    p.  567 
den  Aristeides    (wahrscheinlich  den  von  01.  116)  nebst  Nikophanes  und 
Pausanias.     Verwandt    (wenn    nicht    einerlei)    mit    Nikophanes    ist    der 
Ghaerephanes  ,    der    axoAa'tfrovg    ofidiKs    yvvaiKwv    nQog   avdyas   malte, 
Plut.  de  aud.  poet.  3.     Antiphilos  feueranblasender  Knabe,  Plin.;   derselbe 
malt  zuerst  gryllos   (§.  435).    Von  Ktesilochos  ein  gebarender  Zeus,    [in 
Vasen  Parodieen  auf  Herakles  den  Kerkopenbandiger  (d'Hancarville  III,  88. 
Saint  Non  Voy.  pitt.  T.  2.  p.  243),  auf  das  Parisurtheil  u.  a.],  fiber  solche 
parodische    Mythenbehandlung    s.    Hirt    Gesch.    S.  265   unten  §.  390,   6. 
Galaton's  speiender  Homer  war  gewiss  gegen  die  Alexandrinischen  Dichter 
gemeint. 


4.  Als    Schnellmaler    kommen    schon    Pausias    (rjpsQrjoiog    nival-), 
Nikomachos,  besonders  aber  Philoxenos  (hie  celeritatem  praeceptoris  secutus, 
breviores  etiamnum  quasdam  picturae  vias  et  compendiarias  invenit),  spater 
die  Lala  vor.  An  Antiphilos  ruhmt  die  facilitas  Quintil.  XII,  10.   Rathsel- 
haft  ist  die  Stelle  Petron  2  :  Pictura  quoque  non  alium  exitum  fecit,  post- 
quam  Aegyptiorum  audacia  tarn  magnae  artis  compendiariam  invenit. 

5.  Pyreicus  (aus  unbekannter  Zeit)  —  tonstrinas  sutrinasque  pinxit 
et  asellos  et  obsonia  ac  similia:   ob  hoc  cognominatus  rhyparographos,  in 
iis  consummatae  voluptatis.     Quippe    eae    pluris  veniere   quam  maximae 
multorum.    Vgl.  Philostratos  I,  31.  II,  26  (Xenia).     Rhopographie  da- 
gegen,   bei  Gic.  ad  Att.  XV,  16,   bezeichnet  die  Darstellung  beschrankter 
Naturscenen:    ein  Stiickchen  Wald,  ein  Bach,  dgl.    Welcker  ad   Philostr. 


172  Griechische  Kunstgesch.     Per.  IV.  [163] 

p.  397.  [Obsonia  ac  similia,  Friichte  und  Blumen,  §.  211.  A.  1.  434.  A.  2, 
sind  nicht  schmutzig,  selbst  Buden,  beladene  Esel,  das  Genre  uberhaupt 
fasst  der  gesunde  Sinn  nicht  von  Seiten  des  etwa  anklebenden  Schmutzes 
auf;  der  Name  wiirde  nicht  geringschatzig,  sondern  ein  ekler  Scheltname, 
er  kann  nicht  ein  Griechischer  Kunstausdruck  sein.  Ausser  Cicero  bezeugt 
das  Etym.  M.  QoonoyQcccpovs ,  von  Buschwerk,  $cons$,  vlrj.  Der  Beiname 
des  Pyreikos  geht  auf  eine  andre  Art  der  Qconoygacpia,  von  QCOTIQ$,  bunte 
Waare,  die  das  Handelsschiff  bringt  (Aeschyl.  fr.  Hect.  Bekker.  Anecd. 
p.  61).  Solcher  econos  stach  in  den  Buden  hervor,  damit  waren  die  Esel 
beladen,  auch  Fische  lassen  sich  darunter  begreifen.  Darauf  bezieht  sich 
ein  unklar  gefasster  Artikel  bei  Phot.  Suid.  und  Zonaras  und  die  Anspielung 
des  Leonidas  Tar.  Qcomxu  y(pxtyafjt&tHx  in  witzigem  Doppelsinn  (Syll. 
Epigr.  Gr.  p.  98).  Hingegen  beruht  rhyparographus  einzig  auf  der  Stelle 
des  Plinius  und  auf  Emendation  darin,  die  auch  von  Passow  und  Pape 
in  ihren  Worterbiichern  verworfen  wird.  Die  Erklarung  Stillleben  riigt, 
wie  djsr  Vf.  selbst  anmerkte,  A.  W.  Becker  de  com.  Romanor.  fab.  p.  43. 
Fruchtstiicke  speciell  heissen  auch  Xenia,  Philostr.  I,  31.  "Vitruv 
VI,  7,  4:  ideo  pictores  ea  quae  mittebantur  hospitibus  picturis  imitantes 
Xenia  appellaverunt ,  wodurch  die  zum  Philostr.  vermuthete  Erklarung 
bestatigt  wird.] 

6.  Die  ersten  Mosaiken,  die  erwahnt  werden,  sind  Sosos,  des 
Pergameners,  Kehrichtzimmer  (otxog  atfapoorog  aus  Thonwurfeln ,  Plin. 
XXXVI,  60;  den  darin  angebrachten  Kantharus  mit  den  trinkenden  und 
sich  sonnenden  Tauben  ahmt,  doch  nur  unvollkommen,  die  Mosaik  aus 
der  Villa  Hadrian's,  M.  Gap.  IV,  69,  nach,  [die  sich  in  Neapel  1833  voll- 
standiger  wiederholt  gefunden  hat.]  Dann  die  FussbSden  rnehrerer  Sale 
in  Hieron's  grossem  Schiffe  (§.  152,  1)  aus  Stein-Mosaik,  welche  den  ganzen 
Mythos  von  Ilion  darstellte,  [woran  300  Arbeiter  ein  Jahr  lang  arbeiteten. 
Hieron  01.  127,  3 — 148.]  Unter  den  erhaltenen  verdient  dieser  Periode 
am  meisten  die  am  24.  Okt.  1831  zu  Pompeji  im  Hause  del  Fauno  aus- 
gegrabene,  aus  Marmorstiickchen  [wie  spatere  Untersuchung  gezeigt  hat, 
aus  Glas]  bestehende  [jetzt  im  Museum  zu  Neapel  im  Saal  der  Flora], 
zugeeignet  zu  werden,  welche  zugleich  von  der  lebhaften,  beinahe 
tumultuarischen ,  von  Griechischem  Geschrnacke  merklich  abweichenden, 
Manier  einen  Begriff  gibt,  mit  der  Maler  dieser  Zeit  Schlachtscenen  auf- 
fassten,  unter  denen  Philoxenos  eine  Schlacht  Alexanders  mit  Dareios, 
Helena  die  Schlacht  bei  Issos  malte.  Die  Mosaik  stellt  sicher  eine 
Alexandersschlacht  dar,  nach  Quaranta's  wahrscheinlichster  Meinung  die 
von  Issos  (Curtius  III,  27),  die  auch  von  Minutoli  Notiz  iiber  den  1831 
gefundenen  Mosaik-Fussboden  B.  1835,  [von  G.  B.  Baizini  Due  lettere, 
Bergamo  1836,  Heeren  in  den  Goetting.  Anz.  1837.  N.  89,  auch  im  Rhein. 
Mus.  IV.  S.  506]  angenommen  wird,  nach  Avellino  [und  Janelli,  Nuove 


[164]  Malerei.  173 

rifless.  sul  gran  mus.  1834]  die  am  Granikos,  nach  Niccolini  [und  Roulez 
Not.  sur  la  mos.  de  Pompei  1836]  die  von  Arbela,  nach  Hirt  die  mit  den 
Mardern  wegen  des  Bukephalos.  M.  Borb.  VIII.  tv.  36—45.  Kunstblatt 
1832.  N.  100.  Schulzeitung  1832.  N.  33.  Berlin.  Jahrb.  1832.  II,  12. 
[Des  Vfs.  D.  A.  K.  I.  Taf.  55.  Zahn  Ornam.  Neue  Folge  Taf.  91—93. 
Irrthum  von  Schreiber,  die  Marcellu&schlacht  in  Glastidium,  Freiburg  1843.  4, 
nicht  wesentlich  verbessert  durch  die  Wendung,  die  ihm  Bergk  gibt  Zeitschr. 
f.  A.  W.  1844.  N.  34  f.] 

7.  Wenn  die  durch  Eleganz  der  Formen  u.  Zeichnung,  schonen 
Firniss  und  angenehme  gelbrothe  Far  be  ausgezeichneten  Nolanischen 
Vasen  aus  der  Zeit  des  Philipp  und  Alexander  sein  mogen,  wo  die  Nolaner 
grosse  Freunde  alles  Griechischen  waren  (Dionys.  Hal.  Exc.  p.  2315. 
Reiske):  so  werden  dagegen  die  Vasen  Apuliens  (aus  Barium,  Rubi, 
Canusium),  meist  grosse,  schlanke  Gefasse  von  gesuchten  Formen  und 
manierirter  Zeichnung,  so  wie  die  ahnlichen,  welche  im  innern  Lucanien 
(Armento)  gefunden  werden,  einer  Periode  angehoren,  wo  mit  Griechischem 
Luxus  eine  schon  gesunkene  Kunst  sich  zu  den  Sabellisch-Oskischen  Volkern 
den  Weg  bahnte  (etwa  in  Pyrrhos  Zeit).  Die  bald  auf  luxuriosen  Lebens- 
genuss,  bald  auf  Bachus-Mysterien  beziiglichen  Gegenstande,  die  mit  grosser 
Willkiir  und  Regellosigkeit  behandelt  sind,  deuten  auf  den  Zustand  Unter- 
italiens  vor  dem  SG.  de  Baccanalibus ,  564  a.  u.  c.  (vgl.  Gerhard,  Bullet, 
d.  Inst.  1832.  p.  173).  Grosse  Vase  von  Ruvo  mit  einer  Menge  von 
Vorstellungen,  M.  d.  I.  II,  30—32.  E.  Braun  Annali  VIII.  p.  99.  'Eine 
andre  mit  Reliefs  an  Hals  und  Henkeln,  Malereien  am  Bauch,  Hall. 
L.  Z.  Intell.  1838.  N.  91.  Andre  Apulische  das.  1837.  N.  30.  Eben  so 
lasst  sich  der  Verfall  der  Kunst  in  den  Campanischen  Vasen  verfolgen, 
vgl.  §.  257  und  uber  die  letzte 'Epoche  der  Vasenmalerei  §.  177. 


Pliinderungen  und  Verheerungen  Griechenlands. 

164.  Die  Wegnahme  von  Kunstwerken,  welche  als  Raub  i 
von  Heiligthumern  schon  in  der  mythologischen  Zeit,  als 
eigentlicher  Kunstraub  in  den  Perserkriegen ,  als  Werk  der 
Geldnoth  besonders  in  dem  Phokischen,  [als  Raub  von  Seiten 
der  Tyrannen  hier  und  da]  vorkommt,  wurde  nun  durch  die 
Romer  zu  einem  regelmassigen  Lohn,  welchen  sie  sich  selbst 
fur  ihre  Siege  nahmen.  Indessen  waren  ihnen  darin  manche  2 
unter  den  fruhern  Makedonischen  Fiirsten  vorausgegangen, 
die  ihre  Residenzen  schwerlich  Alle  durch  Kauf  geschmuckt 
hatten;  auch  waren  manche  Denkmaler  aus  Tyrannenhass 
(wie  von  Arat),  zahlreiche  Heiligthiimer  besonders  von  den 
Aetolern  aus  Brutalitat  zefstort  worden. 


174  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [165] 

1.  Hierher  gehoren  die  Palladienraube  u.  dergl.,   so  wie  die  deorum 
evocationes.    In    Sophokles   Xoanephoren   trugen   die   Gotter   ihre   Bilder 
selbst   aus  Ilion.    Aus  Frommigkeit  wurden  auch  spater  noch  ofter  Bild- 
saulen  geraubt.     S.  die  Beispiele  bei  Paus.  VIII,  46.   Gerhard's  Prodromus 
S.  142.    Xerxes  nahm  den  Apollo  des  Kanachos  (§.  86)  und  die  Attischen 
Tyrannenmorder   (§.  88).     Dann    die    Einschmelzungen    der    Phokischen 
Soldner-Hauptleute  (oQftos  'EQtcpvlrjs;  die  goldnen  Adler);   und  Dionysios 
Tern  pelberaubungen. 

2.  Die  Aetoler  verheeren  im  Bundesgenossenkriege,  von  139,  4  an, 
die  T.  von  Dodona  und  Dion,  des  Poseidon  auf  Taenaron,  der  Artemis  in 
Lusoi ,  Hera  bei  Argos ,  Poseidon  bei  JVIantinea ,  das  Pamboeotion ,  Polyb. 
IV,  18.   62.  67.  V,  9.  11.  IX,  34.  35;    Philippos  II.    dagegen    zweimal 
Thermon,  Pol.  V,  9.  XI,  4  (2000   MgiavTes).    Derselbe  verheert  g.  144 
die  Heiligthumer  von  Pergamon  (Nikephorion),  Pol.  XVI,  1 ;  spater  pliindert 
Prusias  (156,  3)    die   Kunstschatze    von   Pergamon,    dem  Artemision   von 
Hiera-Kome,  dem  T.  des  Apollon  Kynios  bei  Temnos.  Pol.  XXXII,  25. 

1  165.     Die  Romischen  Feldherrn  rauben  zuerst  mit  einer 
gewissen  Massigung,   wie  Marcellus  von  Syrakus  und  Fabius 
Maximus   von  Tarent,  bios  aus  der  Absicht,  ihre  Triumphe 

2  und     die    offentlichen    Gebaude    zu    schmucken.     Besonders 
fullen  die   Triumphe  iiber  Philipp,   Antiochus,    die  Aetoler, 
die    Gallier    Asiens,    Perseus,    Pseudophilipp ,    am    meisten 
Korinths  Eroberung,    spater    die   Siege    iiber  Mithridat    und 
die  Kleopatra   die  Romischen  Hallen   und   Tempel  mit   den 

3  mannigfachsten  Arten    der  Kunstwerke.     Von    dem  Achaei- 
schen  Kriege  an  werden  die  Romer  Kunstliebhaber ;  die  Feld- 
herrn rauben  nun  fur  sich ;  zugleich  nothigt  das  Streben  nach 
Militarherrschaft,  wie  bei  Sulla,  zur  Einschmelzung  kostbarer 

4  Stucke.     Immer   weniger  wird  auch  eigentlicher  Tempelraub, 
den  fruher  das  Collegium   der  Pontifices  zu  verhiiten  beauf- 
tragt  wurde,  gescheut;  von  den  Weihgeschenken  geht  man  zu 

5  den    Gultusbildern.     Die    Statthalter    der   Provinzen    (Verres 
ist  Einer  von  Vielen),   und  nach  ihnen  die  Kaiser  vollenden 
das  Werk   der  erobernden  Imperatoren;  und  eine  ungefahre 
Berechnung  der   geraubten  Statuen  und  Bilder  fuhrt  bald  in 
die  Hunderttausend. 

1.  Die  Imperatoren.  Von  Marcellus  (01.  142,  1)  Massigung 
Gic.  Verr.  IV,  3,  52.  Von  Fabius  (142,  4)  Livius  XXVII,  16;  dagegen 
aber  Strab.  VI,  p.  278.  Plut.  Fabius  22.  Marcellus  beschenkte  auch 


[165]  Pliinderungen  Griechenlands.  175 

Griechische    T. ,    wie   Samothrake,    Pint.  Marc.  30.    Von   Capua's   Kunst- 
schatzen  (01.  142,  2)  Liv.  XXVI,  34. 

2.  T.  Quinctius  Flamininus  Triumph  iiber  Philipp  III.  01.  146,  3, 
fiihrt  allerlei  Kunstwerke  aus  den  Stadten  der  Makedonischen  Parthei  auf. 
L.  Scipio  Asiaticus  iiber  Antiochos  III.  147,  4  (vasa  caelata,  triclinia  aerata, 
vestes  Attalicae,  s.  besonders  Plin.  XXXIII,  53.  XXXVII,  6.  Liv.  XXXIX,  6). 
Fulvius  Nobilior  Triumph  iiber  die  Aetoler  und  Ambrakia  (285  Erzbilder, 
230  marmorne,  vgl.  §.  144.  180)  148,  1.  (Vorwiirfe  wegen  Beraubung  der 
Tempel  Liv.  XXXVIII,  44.)  Gn.  Manlius  iiber  die  Asiatischen  Gallier  148,  2 
(auch  besonders  Gefasse,  triclinia  aerata,  abaci  Plin.  XXXIV,  8  und 
XXXVII,  6).  L.  Aemilius  Paulus  iiber  Perseus,  153,  2  (250  Wagen  voll 
Kunstwerke).  Q.  Gaecilius  Metellus  Macedonicus  iiber  Pseudophilipp  158,  2, 
besonders  Statuen  aus  Dion.  Zerstorung  Korinths  durch  Mum- 
mi  us  158,  3.  Ueber  Mummius  Roheit  (doch  ohne  Bosartigkeit)  Vellej. 
I,  13.  Dion  Ghrys.  Or.  37.  p.  137  sq.  Romische  Soldaten  spielen  auf 
Aristeides  Dionysos  und  leidendem  Herakles  Wiirfel,  Polyb.  XL,  7.  Von 
nun  an  Geschmack  fur  signa  Gorinthia  und  tabulae  pictae  in  Rom ,  Plin. 
XXXIII,  53.  XXXVII,  6.  Doch  kommt  nicht  Alles  nach  Rom,  Vieles  nach 
Pergamon ;  Viel  wird  auch  verschleudert.  Audi  andere  Gegenden  Griechen- 
lands damals  beraubt.  Vgl.  Petersen  Einleitung  S.  296.  Zugleich  Karthago 
zerstort;  wo  ebenfalls  Griechische,  Sicilische  Kunstwerke  (Phalaris  Stier, 
Boeckh  ad  Find.  Schol.  p.  310,  der  grosse  Apollon,  Plut.  Flaminin  1).  - 
Etwas  spater,  161,  3,  bringt  Attalos  des  III.  Vermachtniss  besonders 
Attalica  aulaea,  peripetasmata  nach  Rom.  —  Sulla  erobert  und  pliindert 
im  Mithridatischen  Kriege  Athen  (173,  2)  und  Boeotien,  und  lasst  sich 
die  Tempelschatze  von  Olympia,  Delphi,  Epidauros -ausliefern.  Das  ganze 
Heer  raubte  und  stahl  (vgl.  Sallust  Gatil.  11).  Lucullus  erwirbt,  um 
01.  177,  viel  Schones,  aber  meist  fur  sich.  —  Die  Seerauber  pliindern, 
vor  178,  2  die  T.  des  Apollon  in  Klaros,  bei  Milet,  auf  Aktion,  Leukas, 
des  Poseidon  auf  dem  Isthmos,  Taenaron,  Kalauria,  der  Hera  in  Samos, 
Argos,  bei  Kroton,  der  Demeter  zu  Hermione,  des  Asklepios  zu  Epidauros, 
der  Kabiren  zu  Samothrake,  bis  Pompejus  sie  besiegt.  Plut.  Pompej.  24. 
-  Pompejus  Triumph  iiber  Mithridat  (179,  4)  bringt  besonders  geschnittene 
Steine  (Mithridat's  Daktyliothek),  Bilder  aus  Gold,  Perlen  u.  dgl.  Kostbar- 
keiten  nach  Rom ;  victoria  ilia  Pompeii  prirnum  ad  margaritas  gemmasque 
mores  inclinavit.  Plin.  XXXVII,  6.  Octavian  schafft  Kunstschatze  aus 
Alexandreia  (187,  8),  auch  aus  Griechenland,  nach  Rom. 

5.  Die  Statthalter.  Verres  systematischer  Kunstraub  in  Achaia, 
Asia,  besonders  Sicilien  (01.  177)  von  Statuen,  Gemalden  und  vasis  caelatis. 
Fraguier  sur  la  galerie  de  Verres,  Mem.  de  1'Ac.  des  Inscr.  IX.  Facius 
Miscellen  S.  150.  vgl.  §.  196,  2.  —  Plena  domus  tune  omnis  et  ingens 


176  Griechische  Kunstgesch.     Per.  IV.  [165] 

stabat  acervus  numorum,  Spartana  chlamys,  conchylia  Goa,  et  cum  Parr- 
hasii  tabulis  signisque  Myronis  Phidiacum  vivebat  ebur,  nee  non  Polycleti 
multus  ubique  labor :  rarae  sine  Mentore  mensae.  Inde  Dolabellae  atque 
hinc  Antonius,  inde  sacrilegus  Verres  referebant  navibus  altis  occulta  spolia 
et  plures  de  pace  triumphos,  Juvenal  VIII,  100.  Cn.  Dolabella,  Cons.  671, 
Proc.  in  Makedonien,  und  Gn.  Dolabella,  Praetor  Giliciens  (Verres  sein 
Quaestor),  beide  repetundarum  belangt;  Cn.  Dolabella,  Cicero's  Eidam, 
pliindert  die  Tempel  Asiens  Gic.  Phil.  XI,  2.  Ein  Proconsul  plundert  die 
Athenische  Poekile  nach  Synesios  Ep.  135.  p.  272.  Petav.  Boettiger 
Archaeol.  der  Malerei.  S.  280. 

Die  Kaiser.  Besonders  Caligula,  Winckelm.  W.  VI,  I.  S.  235,  Nero, 
der  die  Siegerstatuen  in  Griechenland  aus  Eifersucht  umstiirzte,  von  Delphi 
500  Statuen,  besonders  fur  das  goldne  Haus,  holte,  u.  s.  w.  Winckelm. 
S.  257.  Von  Athens  Verlusten  Leake  Topogr.  XLIV  ff.  Und  doch  zahlt 
Mucianus  (Vespasian's  Freund)  nach  Plin.  XXXIV,  17  noch  3000  Statuen 
zu  Rhodos;  nicht  weniger  waren  zu  Delphi,  zu  Athen,  zu  Olympia.  Vgl. 
unten  §.  252. 

Im  Allgemeinen :  Voelkel  fiber  die  Wegfuhrung  der  alten  Kunstwerke 
aus  den  eroberten  Landern  nach  Rom  1798.  Sickler's  Gesch.  der  Weg- 
nahme  vorz.  Kunstwerke  aus  den  eroberten  Landern  in  die  Lander  der 
Sieger  1803  (minder  genau).>  Petersen  Einleitung  S.  20  ff.  [R.  Rochette 
Peintures  ant.  inedites  1836.] 


Episode. 


Von  der  Griechischen  Kunst  bei  den  Italischen  Volkern  vor 
01. 158, 3  (v.  Chr.  146,  a.  u.  606  nach  Caton.  Aera). 


1.    Griechischer  Urstamm. 

166.  Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  Be- 
wohner  des  untern  und  mittlern  Italiens  im  Ganzen  den 
Pelasgischen  Griechen  naher  verwandt  waren,  als  irgend  einem 
andern  Indo-Germanischen  Stamme.  Daher  auch  die,  nicht 
bios  aus  aussern  Bedingungen  des  Locals  zu  erklarende,  auf- 
fallende  Aehnlichkeit  der  alien  Stadtemauern  in  den  ge- 
birgigen  Gegenden  Mittelitaliens  mit  den  altgriechischen;  auch 
sind  wohl  aus  demselben  Volker-  und  Cultur-Zusammen- 
hange  manche  altere  Bauanlagen  in  Italien  und  den  benach- 
barten  Inseln,  namentlich  den  Griechischen  Thesauren  ahnliche 
Rundgebaude,  abzuleiten. 

1.  Dariiber  Niebuhr  R8m.  Gesch.  I.  S.  26  ff.  (zw.  AufL).    Des  Verf, 
Etrusker  I.  S.  10  ff.     Weitere  Aufklarung   iiber  diesen  Gegenstand  hangt 
ganz  von  den  Untersuchungen  iiber  die  Lateinische  Sprache  und  die  Um- 
brischen   und  Oskischen  Sprachreste  ab.     [Grotefend  Rudim.  1.  Umbricae 
P.  1—8.  1836—39.  4.    Rud.  1.    Oscae   1839.  4.     Th.  Mommsen    Oskische 
Studien  B.  1845.    Nachtrage  1846.] 

2.  Die  sog.  Kyklo'pischen  Mauern  finden  sich  besonders  gedrangt 
in    dem    alien  Lande    der  Aboriginer    oder  Casker,    welches    hernach   die 
Sabiner  einnahmen    (hier  fand  schon  Varro  die  Stadte-Ruinen   und  alter- 
tbiimlichen  Graber  sehr  merkwiirdig,  Dionys.  I,  14),  bei  den  benachbarten 
Marsern,    Hernikern  (herna  Felsen),   im  ostlichen  und  sudlichen  Latium, 
auch   in  Samnium.     So  in  Lista,    Batia,    Trebula  Suffena,    Tiora;   Alba 
Fucentis,  Atina ;  Alatrium,  Anagnia,  Signia,  Praeneste ;  Sora,  Norba,  Cora, 
Arpinum,  Fundi,  Circeji,  An^ur;  Bovianum,  Calatia,  Aesernia;  vgl.  §.  168. 
Ziemlich  alle  aus  Kalkstein,   daher  in  der  Nahe  des  Apennin,    aber  doch 

O.  Mullet's  Archaeologie.     4.  Aufl,  12 


178  Griechische  Kunst  in  Italien.  [166] 

keineswegs  in  ganz  Italien,  nur  in  dem  Theile  zwischen  den  Fliissen 
Arnus  und  Vulturnus.  Offenbar  gehoren^  diese  Anlagen  einem  altern 
System  an,  und  konnen  auch  in  Signia  und  Norba  schwerlich  von 
Romischen  Colonien  abgeleitet  werden;  wiewohl  der  Bau  aus  grossen 
polygonen  Massen  sich  bei  Untermauerungen ,  namentlich  von  Strassen, 
viel  langer  erhielt.  Die  Mauern  sind  fast  alle  in  der  zweiten  Kyklop. 
Weise  (§.  46),  die  Thore  pyramidalisch ,  mit  einem  ungeheuern  Stein  als 
Oberschwelle,  oder  nach  oben  ganz  convergirend.  Hin  und  wieder  finden 
sich  Spuren  eingehauener ,  phallischer  Figuren  daran,  wie  zu  Alatrium 
und  Arpinum.  [Vgl.  mit  den  Thoren  bei  Dionigi  tv.  54  die  zu  Ghaeronea, 
Thorikos,  Missolongi,  Daulis  bei  Dodwell  Views  pi.  16.  22.  27.  44  f.  28.  31. 
Mehrere  bei  Abeken  Mittelitalien  Tf.  2.]  Der  Brief  M.  Aurel's  an  Fronto 
(e  cod.  Vatic,  ed.  Mai.  IV,  4)  zeigt,  wie  voll  diese  Mauern  von  alterthum- 
lichen  Anlagen  waren,  in  Anagnia  kein  Winkel  ohne  ein  Heiligthum; 
eben  so  hat  man  in  Norba  zahlreiche  Substructionen  alter  Gebaude  aus 
Polygonen  gefunden.  M.  I.  d.  Inst.  tv.  1.  2.  Ann.  I.  p.  60  f.  Sonst, 
ausser  der  zu  §.  46  angefiihrten  Litteratur:  Marianna  Dionigi  Viaggi  in 
alcune  citta  del  Lazio.  R.  1809  f.  Middleton  Grecian  remains  in  Italy. 
L.  1812  f.  Micali  Ant.  Monumenti  tv.  13.  Gerhard,  Ann.  d.  Inst.  I. 
p.  36  f.  III.  p.  408.  Memorie  I.  p.  67.  Dodwell,  Bull.  d.  Inst.  1830. 
p.  251.  1831.  p.  43.  213.  Petit-Radel  auch  in  den  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  1 
u.  233  ff.  IV.  p.  350.  Memorie  I.  p.  55.  Bunsen  Carta  del  sito  dei  piu 
antichi  stabilimenti  Italici  nelF  agro  Reatino  e  le  sue  adjacenze,  M.  d.  1. 
II,  1.  Annali  VI.  p.  99—145.  vgl.  p.  35.  [W.  Abeken  Mittelitalien  vor 
den  Zeiten  Romischer  Herrschaft,  nach  s.  Denkmalen  dargestellt,  mit 
11  Taf.  1843,  hist.  Einleitung,  Architektur  S.  121,  Plastik  und  Malerei 
S.  263,  Uebersicht  der  Kiinste  in  ihrer  Technik  und  ihren  Leistungen  S.  355.] 

3.  In  Norba  theils  viereckige,  theils  runde  Kammern,  mit  zusammen- 
tretenden  Steinlagen  statt  einer  Wolbung.  Dasselbe  System  wird  bei  einer 
alten  Wasserleitung  zu  Tusculum  wahrgenommen ,  Donaldson  Antiq.  of 
Athens,  Suppl.  p.  31.  pi.  2.  [Ganina  Tusculo  tv.  14.]  In  Sardinien 
gab  es  im  Alterthum,  in  den  sogen.  lolaischen  Orten  (Paus.  X,  17,  4), 
angeblich  Daedalische  Bauwerke  (Diod.  IV,  30),  darunter  gewolbartige 
Gebaude  (&6loi)  nach  althellenischer  Weise,  Ps.  Aristot.  mirab.  ausc.  104. 
Diese  sind  wiederentdeckt  in  den  sog.  Nuraghen,  meist  symmetrischen 
Gruppen  konischer,  aus  horizontalen  Lagen,  von  ziemlich  rohen  Steinen, 
ohne  Mortel,  aufgeschichteter  und  nach  Art  der  Thesauren  gewolbter 
Monumente.  Petit-Radel's  Werk  daruber,  citirt  zu  §.  46.  Bull.  1833. 
p.  121.  Aehnlich  den  Talajots  in  Majorca  und  Minorca,  Bull.  1834.  p.  68. 
Arch.  Intell.  1834.  St.  (34)  Phoenicisch?  Micali  Ant.  Monum.  tv.  71. 
Hallische  ALZ.  1833.  Intell.  p.  13  (101).  Wahrscheinlich  sind  diese 
indess  erst  aus  der  Etruskischen  Zeit;  vgl.  des  Verf.  Etrusker  II.  S.  227 


[167]  Etrusker.  179 

und  §.  170,  3.  In  Sicilian  das  Kyklopische  Bauwerk  von  Cefalu  (Kepha- 
loedion),  s.  besonders  G.  F.  Nott,  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  270.  M.  I.  tv.  28.  29. 
(Daedalos  1st  nach  Griechischer  Sage  auch  in  Sicilien  Architekt  colossaler 
Mauern,  vgl.  §.  50.  81,  namentlich  am  Eryx,  zu  Kamikos ,  Diod.  IV,  78. 
vgl.  Paus.  VIII,  46,  2.)  Einige  Aehnlichkeit  mit  den  Nuraghen  scheint 
die  torre  de'  Giganti  auf  Gozzo  (Gaulos)  zu  haben.  Bull.  1833.  p.  85. 
Houel  Voy.  pitt.  T.  IV.  pi.  249—251.  Mazzera  Temple  antediluvien ; 
Kunstblatt  1829.  N.  7.  Gpt.  W.  H.  Smyth  Notice  of  some  remains  at 
Gozzo  near  Malta,  Archaeologia  Vol.  XXII.  p.  294.  pi.  26—28.  Giant 
Tower.  Vier  Abtheilungen  des  Terrains  durch  Mauern,  zwei  runde  Cellen 
mit  Terrassen  und  innern  Einschliessungen.  (Soil  unzuverlassig  sein.) 


2.    Etrusker. 

167.  Jedoch  sehen  wir  das  Streben  nach  Errichtung  1 
machtiger  und  der  Zeit  trotzender  Denkmaler,  wie  es  in 
altern  Zeiten  vorhanden  gewesen  sein  muss,  hernach  bei  den 
Oskischen  und  Sabellischen  Stammen  (aus  denen  die  Romer 
selbst  erwuchsen)  verschwinden,  und  die  einheimischen  Volker 
Mittel-  und  Unteritaliens  verlieren  fast  alle  Bedeutung  fur 
die  Kunstgeschichte.  Dagegen  verbreiten  sich  in  Norditalien  2 
bis  zur  Tiber  hinab  die  Etrusker  oder  Rasener,  ein  Stamm, 
der  dem  Zeugnisse  der  Sprache  nach  ur sprung]  ich  dem  Grie- 
chischen  sehr  fremd  war,  aber  dessenungeachtet  mehr,  als 
irgend  ein  andrer  ungriechischer  in  diesen  fruhern  Zeiten,  von 
Hellenischer  Bildung  und  Kunst  angenommen  hat.  Der  3 
Hauptgrund  lag  wahrscheinlich  in  der  Golonie  der  aus  dem 
siidlichen  Lydien  (Torrhebis)  verdrangten  Pelasger-Tyr- 
rhener,  welche  sich  besonders  um  Caere  (Agylla)  und  Tar- 
quinii  (Tarchonion)  festsetzte.  Letztere  Stadt  behauptete  eine 
Zeitlang  das  Ansehen  eines  Vorortes  in  dem  Stadtebund 
Etruriens,  und  blieb  immer  der  Hauptausgangspunkt  Grie- 
chischer Gultur  fur  das  uhrige  Land.  [Verbindung  mit  Ko- 
rinth  um  01.  30.  §.  75.]  Doch  empfmgen  die  Etrusker  auch  4 
sehr  viel  Hellenisches  durch  den  Verkehr  mit  den  unter- 
italischen  Colonien,  besonders  als  sie  sich  selbst  in  Vultur- 
num  (Capua)  und  Nola  niedergelassen  hatten ;  so  wie  hernach 
durch  den  Handel  mit  Phokaea  und  Korinth. 

Ein  Auszug  der  in  des  Verf.  Etruskern,  in  der  Einleitung,  entwickelten 
Ansichten.     Bei   Niebuhr   sind   diese  Pelasger  -  Tyrrhener   ureinwohnende 


180  Griechische  Kunst  in  Italian.  [168] 

Sikeler;    bei  Andern  (wie  bei  Raoul-Rochette)  die  Etrusker  iiberhaupt  ein 
Pelasgischer  Stamm. 


1  168.     Die  Etrusker  erscheinen    nun  im  Allgemeinen   als 
ein    industrioses    Volk    (q>dore%vov    e&vog),    von    einem    kiih- 
nen,    grossartigen  Unternehmungsgeiste ,    welcher  durch  ihre 
priesterlich  aristokratische  Verfassung  sehr  begunstigt  wurde. 

2  Gewaltige   Mauern,    meist    aus    unregelrnassigen    Quadern, 

3  umgeben  ihre  Stadte  (nicht  bios  die  Akropolen);    die  Kunst, 
durch    Kanalbau    und    Seeableitungen    Gegenden    vor 
Ueberschwemmungen  zu  sichern,  wurde  von  ihnen  sehr  eifrig 

4  betrieben.      Tarquinische    Fursten    legten   in  Rom    zur   Ent- 
sumpfung  der  niedrigen  Gegend  und  Abfuhrung  des  Unraths 
die  G 1  o  a  k  e  n ,  besonders  fur  das  Forum  die  Cloaca  Maxima, 
an:  ungeheure  Werke,  bei  denen,  schon  vor  Demokrit  (§.  107), 
die  Kunst  des  Wolbens  durch  den  Keilschnitt  auf  eine  vollig 

5  zweckmassige  und  treffliche  Weise  angewandt  worden  ist.  Die 
Italische  Hauseranlage,   mit    einem   Hauptzimmer  in  der 
Mitte ,  nach  welchem  der  Tropfenfall  des  umliegenden  Daches 
gerichtet  ist,  ging  auch  von  den  Etruskern  aus,    oder  erhielt 

6  wenigstens    durch    sie    eine    feste   Form.     In    den   Anlagen 
von   Stadten   und  Lagern,    wie   in   alien  Abmarkungen, 
zeigt    sich  ein  durch  die  disciplina  Etrusca  befestigter  Sinn 
fur  regelmassige  und  stets  gleichbleibende  Formen. 

2.  Anf  Etruskische  Weise  ummauert  sind  Volaterrae  (dessen  Bogen- 
thor  indess  als  Romische  Restauration  nachgewiesen  ist,  Bull.  d.  Inst.  1831. 
p.  51),  Vetulonium,  Rusellae,  Faesulae,  Populonia,    Gortona,  Perusia,  Veji 
(W.  Gell  Memorie  d.  Inst.  I).    Aus  Polygonen   bestehen    die  Mauern    von 
Saturnia  (Aurinia),   Gosa,  Falerii  (Winckelm.  W.  Bd.  III.  S.  167);    so  wie 
die  Umbrischen  von  Ameria,  Spoletium  und  sonst.    Micali  tv.  2—12. 

3.  Die  Kan  ale  des  Padus  leiteten   ihn   in  die   alten  Lagunen  von 
Adria,  die  Septem  maria,   ab.     Aehnliche  gab  es  an  den  Mundungen  des 
Arnus.     Etrusker  I.    S.  213.  224.      Der  Emissar    des  Albanisclien  See's, 
durch  einen  Etruskischen  Haruspex    veranlasst,   wohl   auch  geleitet,    war 
durch  hartes  vulcanisches  Gestein  gebrochen,  7500  F.  lang,  7  hoch,  5  breit. 
Sickler,  Almanach  aus  Rom  I.  S.  1 3.  Tf.  2.    Hirt  Gesch.  der  Baukunst  II. 
S.   105  ff.     Niebuhr  R.   G.   II.   S.  570.     Ueber   ahnliche   in    Siidetrurien 
Niebuhr  I.  S.  136. 

4.  Zur  Beseitigung  der  Zweifel  von  Hirt   an  dem  Alter  der  Cloaca, 


[169]  Etruskische  Baukunst.  181 

Gesch.  I.  S.  242.  vgl.  Bunsen  Beschreibung  der  Stadt  Rom  I.  S.  151. 
Ann.  d.  Inst.  I.  p.  44,  iibereinstimmend  mit  Piranesi  Magnificenza  de' 
Roman!  t.  3. 

5.  Das  cavaedium  heisst  mit  einem  Tuskischen  Worte  atrium; 
dessen  Mitte  ist  das  impluvium  und  compluvium.  Das  einfachste  Cavae- 
diuin  in  Rom  hiess  Tuscanicum,  dann  tetrastylum,  Cliorinlium.  Varro  de 
L.  L.  V,  33.  §.  161.  Vitruv  VI,  10.  Diod.  V,  40. 

169.  Der  Tuscanische  Tempelbau  ging  von  dem  l 
Dorischen  aus,  jedoch  nicht  ohne  bedeutende  Abweichungen. 
Die  Saulen,  mit  Basen  versehen,  waren  schlanker  (14  mo- 
duli nach  Vitruv)  und  standen  weiter  auseinander  (araeosty- 
lum),  indem  sie  nur  ein  holzernes  Gebalk  trugen,  mit  vor- 
tretenden  Balkenkopfen  (mutuli)  iiber  dem  Architrav,  weit 
vorspringendem  Sims  (grunda),  und  hohem  Giebel.  Der  Plan  2 
des  Ternpels  erhielt  durch  die  Rucksicht  auf  den  geweihten 
Bezirk  der  Auspicien-Beobachtung  das  Augural -Templum, 
Modificationen ;  die  Grundflache  wurde  einem  Quadrat  ahn. 
licher,  die  Gella,  oder  mehrere  Gellen,  wurden  in  den  Hinter- 
theil  (die  postica)  gebracht,  Saulenreihen  fullten  die  vordere 
Halfte  (antica),  so  dass  die  Hauptthiir  gerade  in  die  Mitte 
des  Gebaudes  fiel.  Nach  dieser  Regel  war  der  Capitoli-  3 
nische  Tempel,  mit  drei  Gellen,  von  den  Tarquinischen 
Fursten  gebaut  worden.  Obgleich  in  der  Ausfuhrung  zierlich 
und  reich,  hat  diese  Baukunst  nie  das  Ernste  und  Maje- 
statische  der  Dorischen  erreicht,  sondern  immer  etwas  Breites 
und  Schwerfalliges  gehabt.  Reste  derselben  existiren  nicht  4 
mehr ;  die  Etruskischen  Aschenkisten  zeigen  in  den  architekto- 
nischen  Verzierungen  einen  verdorbnen  Griechischen  Geschmack 
spaterer  Zeiten. 

1.  Vitruv  III,  3,  5.  Ueber  die  Tuscanische  Saulenordnung  Marquez 
Ricerche  dell'  ordine  Dorico  p.  109  sqq.  Stieglitz  Archaeol.  der  Baukunst 
II,  I.  S.  14.  Hirt  Gesch.  I.  S.  251  ff.  Klenze  Versuch  der  Wiederher- 
stellung  des  Toscanischen  Tempels.  Munchen  1821.  Inghirami  Mon. 
Etr.  IV.  p.  1.  tv.  5.  6.  [Memorie  per  le  belle  arti  T.  3.  p.  CGLXX.] 
Erhalten  ist  davon  nichts  als  etwa  zwei  Saulenstiicke  in  Volci  und  Bo- 
marzo  M.  I.  d.  Inst.  tv.  41 ,  2  c.  Ann.  IV.  p.  269.  Ueber  die.  mutuli 
besonders  die  Puteolanische  Inschrift  Piranesi  Magnific.  tv.  37.  Scheppig 
iiber  Capitaler  von  besonderer  Form  in  Volci,  Toscanella  u.  s.  w.  Annali 
d.  Inst.  VII.  p.  187.  Monum.  II,  20. 


182  Griechische  Kunst  in  Italian.  [170] 

2.  Vgl.  hierzu  des  Verf.  Etrusker  II.    S.  132  ff.  und  Tf.  1. 

3.  Der  Gapitolin.  T.,  gross  207 1/2  X  192V2  F.,  enthielt  drei  Cellen, 
des  Jupiter,  der  Juno  und  Minerva;   der  vordere  Raum  heisst  ante  cellas. 
Vovirt  und  gebaut  etwa  von  150  Roms  an;  dedicirt  245.    Stieglitz  Archaeol. 
der  Baukunst  II,  I.    S.  16.     Hirt  Abh.    der  Berl.   Akad.  1813.    Gesch.  I. 
S.  245.  Tf.  8,  1.     Vgl.  Etrusker  II.  S.  232.    Die  gewaltigen  Substructionen 
Piranesi  Magnific.  tv.  1.     Derselbe  Styl  zeigt  sich  auch  in  der  Mauer  des 
Peribolos  des  Jupiter  Latiaris  auf  dem  Albanischen  Berge. 

1  170.      Auch    in    den    Ge  baud  en   fur    Spiele    fmden 
wir    Griechische    Grundformen,    wie    die    Spiele    selbst   zum 

2  grossen    Theile    Griechi§ch    waren.      Die   Grabmaler,    auf 
welche  die  Etrusker  mehr  Aufmerksamkeit  verwandten  als  die 
altern  Griechen,   sind  grossten  theils  Excavationen  im  Gestein 
des  Bodens,   deren  Anlage   durch  die  Beschaffenheit  des  Bo- 
dens  bestimmt  wird,  unterirdisch,  wo  Ebenen  sich  ausbreiten, 
uber  der  Flache  des  Bodens,    wo  Felswande  sich  darbieten. 
Ueber   den    excavirten    Grabkammern    erheben    sich    haufig 
Hugel,  welche  mitunter  untermauert,   und  in  grossen  Dimen- 
sionen    aufgefuhrt,    an    die  Monumente  Lydischer   Herrscher 

3  erinnern  (§.  241*).      Bei   den  ganz  gemauerten  Denkmalern 
war  die  Form  konischer  Thurme  beliebt,  welche  Theils  Grab- 
kammern enthielten  (wie  die  Sardinischen  Nuraghen),    theils 
nur  zur  Zierde  auf  einen  viereckigen  Unterbau  gestellt  waren ; 
die    letztere    Form    erscheint    in   den    Sagen    von   Porsena's 
Mausoleum  auf  eine  ganz  phantastische  Weise  ausgebildet. 

1.  Die   Circi   (in  Rom   unter  Tarquin  I.)   entsprechen  den  Jlippo- 
dromen.     Theater-Ruinen  in  Faesulae,  Adria  am  Po,  Arretium,  Falerii 
(Bull.  d.  Inst.  1829.  p.  72).     Amphitheater,  fur  Gladiatoren,  vielleicht 
Tuskischen  Ursprungs;    mehrere  Rumen.    Ein  Etr.  Brunnen   in  Fiesole 
entdeckt,  Ann.  VII.  p.  8. 

2.  a.  Unterirdische  Graber,  im  Tuf  unter  Ebenen,  mit  herabfuhren- 
den  Treppen  oder  Gangen  und  einem  Vestibul ;  oft  aus  mehrern  symmetrisch 
gestellten  Kammern   bestehend;   bisweilen   stutzende  Pfeiler  darin   stehen 
gelassen ;  die  Decke  horizontal,  aber  auch  giebelformig  ansteigend.    So  die 
Graber  von  Volci   (s.  besonders  Fossati   Ann.  d.  Inst.  I.  p.  120.    Lenoir 
und  Knapp  IV.  p.  254  ff.    M.  I.  tv.  40.  41),   ahnliche  in  Glusium,   Vola- 
terrae  und  sonst.    Gori  M.  Etr.  III.  cl.  2.  tb.  6  ff.    b.  Unterirdische  Graber 
im  Tuf  und  Tumuli  daruber;  mit  horizontalen  Gangen,  aber  auch  Treppen 
meist    einzelne  kleine  Karnmern,   sonst  ahnlich  wie  nach  der  ersten  Art. 
So  die  meisten  von  Tarquinii,   in  denen   die  Leichen   auf  Steinbetten 


[170]  Etruskische  Grabanlagen.  183 

• 

liegend  gefunden  werden  (s.  G.  Avvolta  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  91.  tv.  B. 
Lenoir  und  Knapp  a.  0.  Inghirami  tv.  22.  Micali  tv.  64.  Millingen 
Transact,  of  the  R.  Society  of  Literal.  II,  I.  p.  77).  c.  Grabkammern, 
fiber  denen  kiinstlich  ummauerte  Hugel,  mit  thurmartigem  Gemauer  darin 
emporsteigen ,  wie  die  sogen.  Gocumella  bei  Volci,  deren  Durchmesser 
iiber  200  F.  1st  (Micali  tv.  62,  1).  Aehnliche  aufgemauerte  Hiigel  bei 
Tarquinii  und  Viterbo.  d.  In  senkrechte  Felswande  eingehauene  Kammern, 
mit  einfachem,  oder  verziertem  Eingange  zu  dem  Innern,  bei  Tuscania, 
oder  Toscanella  (Micali  tv.  63)  und  Bomarzo  (Ann.  d.  Inst  IV.  p.  267. 
281.  284).  e.  In  eben  solche  Felswande  eingehauene  Kammern  mit 
Faqaden  iiber  dem  mehr  versteckt  liegenden  Eingange,  welche  theils  blosse 
Thiirverzierungen  darstellen,  wie  in  dem  Tarquinischen  Orte  Axia,  theils 
Dorische  Tempel-Frontons ,  in  Etruskischem  Geschmacke  verschnorkelt, 
wie  in  Orchia.  Orioli,  Opuscoli  Lett.'di  Bologna  I.  p.  36.  II.  p.  261.  309. 
[Ders.  Ann.  V.  p.  18—56  zu  Mon.  d.  I.  I,  48  u.  60,  Graber  Norchia  und 
Gastel  d'Asso,  Gastellaccio.]  Bei  Inghir.  IV.  p.  149.  176.  Ann.  d.  Inst.  V. 
p.  18.  vgl.  Ann.  IV.  p.  289.  M.  I.  tv.  48. 

3.  [Fr.  Orioli  dei  sepolcrali  edifizi  dell'  Etr.  media  e  in  generale 
dell'  archit.  Tuscanica,  Poligrafia  Fiesol.  1826.  4.]  Aufgemauerte  Grab- 
kammerri,  z.  B.  bei  Gortona  (sog.  Grotte  des  Pythagoras),  bisweilen  auch 
gewolbt,  Gori  M.  Etr.  III.  cl.  2.  tb.  1.  2.  p.  74.  Inghirami  IV.  tv.  11. 
Graber  bei  Gervetri  (Caere)  M.  d.  I.  II,  19.  Ann.  VII.  p.  177.  Vgl.  Hall. 
A.  L.  Z.  1834.  Int.  Bl.  N.  38.  1836.  Int.  Bl.  N.  6.  Graber  in  Caere  mit 
Spitzbogen,  das.  1836.  N.  (30).  Bull.  1836.  p.  56.  [Heideloff  iiber  die  Spitz- 
bogen  der  Alten  1843.  4.  vgl.  Edinb.  Rev.  GLVI.  p.  449.  P.  E.  Visconti  Mon. 
sepolcrali  di  Ceri,  R.  1836  f.  Ganina  Descriz.  di  Cere  ant.  R.  1838  f.  vgl. 
.Bull.  1838.  p.  169.  Kunstbl.  1839.  N.  40.  Das  grosse  und  besonders 
reiche  Grab  Mus.  Gregor.  II.  tv.  107.  Graber  von  Caere  und  Monterone 
jV^icali  M.  I.  1844.  tv.  55 — 57.  p.  355.]  Ein  Grab  bei  Perugia,  publicirt 
von  Speroni,  Bull.  1834.  p.  191.  Vermiglioli  il  sep.  de'  Volumni  scop, 
in  Perugia  nel  1840.  Perugia  1840.  4,  sehr  ausgezeichnet.  Cavedoni 
Osserv.  sopra  un  sepolcreto  Etrusco  nella  collina  Modenese;  Mod.  1842.  8. 
vgl.  Bull.  1841.  p.  75.  Grabmonumente  zu  Sovana  M.  d.  I.  Ill,  55—57. 
Ann.  XV.  p.  223.  233.  vgl.  Bull.  1843.  p.  155.]  Den  Nuraghen  ahnliche 
Grabmaler  von  konischer  Form  bei  Volaterrae,  Inghirami  Ann.  d.  Inst.  IV. 
p.  20.  tv.  A.  Konische  Spitzsaulen  auf  einem  cubischen  Unterbau  an  dem 
sogen.  Grabmal  der  Horatier  bei  Albano,  Bartoli  Sepolcri  ant.  tv.  2. 
Inghir.  VI.  tv.  F6,  und  auf  Etruskischen  Urnen  (bei  der  decursio  funebris) 
R.  Rochette  M.  I.  I.  pi.  21.  2.  Ueber  Porsena's  Grabmal  Plin.  XXXVI,  19, 4, 
altere  Abhandlungen  von  Gortenovis,  Tramontani,  Orsini,  neuere  von  Qu. 
de  Quincy  Mon.  restitues  I.  p.  125,  Due  de  Luynes  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  304 
(M.  I.  tv.  13),  Letronne  ebd.  p.  386.  [E.  Braun  il  laberinto  di  Porsenna 


184  Griechische  Kunst  in  Italien.  [171] 

comparato  coi  sep.  di  Poggio-Gojella   ultimamente  dissotterrati   nel   agro 
Glusino,  R.  1840  f.     Vgl.  Bull.  1840.  p.  147.    1841.  p.  6.] 


1  171.      Unter    den    Zweigen    der     bildenden    Kunst 
bliihte   in  Etrurien   besonders    die  Arbeit  von  F  i  c  t  i  1  i  e  n. 

2  Gefasse  aus  Thon  wurden  in  Etruskischen  Stadten  in  sehr 
verschiedner  Art,    zum  Theil  mehr  nach  Griechischer,    zum 
Theil  nach  abweichenden,  einheimischen  Manieren,  verfertigt; 
bei  den  letztern  ist  uberall  die  Vorliebe  fur  plastische  Ziera- 

3  then  bemerkbar.     Eben   so   war  en  Tempelzierden  (antefixa), 
Reliefs  oder  Statuen  in  den  Giebelfeldern ,    Statuen  auf  den 
Akroterien  und  in  den  Tempeln  aus  Thon  in  Italien  gebrauch- 
lich;    wo  von  das   thonerne  Viergespann   iiber,    und   der  an 
Festen  bemennigte  Jupiter  von  Thon   in  dem  Gapitolinischen 
Tempel  Beispiele  sind.     Jenes  war  in  Veji,  dieser  von  einem 
Volsker,  Turrianus  von  Fregellae,  gearbeitet. 

1.  Elaborata  haec  ars  Italiae  et  maxime  Etruriae,  Plin.  N.  H.  XXXV,  45. 

2.  Tuscum  fictile,   catinum,    bei  Persius  und  Juvenal.    Man  uriter- 
scheidet  folgende  Hauptclassen :     1.    Auf  Griechische  Weise  fabricirte   und 
bemalte  Gefasse,  s.  §.  177.     2.    Schwarzliche ,   meisl  ungebrannte,  Vasen, 
von  schwerfalliger,  auch  kanobusartiger  Form,  theils  mit  einzelnen  Relief- 
figuren  an  Fiissen  und  Henkeln,   theils   mit  umlaufenden  Reihen   stumpf 
eingedruckter  Figiirchen  von  Menschen,  Thieren,   Ungeheuern:    eine  alter- 
thiimliche  Arabeske,  wo  bei  auch  orientalische  Gompositionen  (§.  178),  und 
mitunter  Griechische  Mythen,   namentlich  der  von  den  Gorgonen,   benutzt 
sind;  besonders  in  Glusium  einheimisch.    Dorow  Notizie  int.  alcuni  vasi 
Etruschi,    in    den  Memorie  Rom.  IV.  p.  135  und  zu  Pesaro  1828.    Voy. 
archeologique  dans  Fane.  Etrurie.    P.  1829.  p.  31  f.     Bull.   d.  Inst.  1830; 
p.  63.    Micali  tv.  14—27.     [Mon.    ined.    1844.    tv.  27—34.]    M.    Etrusco 
Ghiusino.  F.  1830  ff.    (vgl.  Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  37.    1831.  p.  52.    1832. 
p.  142).     Ueber  die  Schwarzung  der  Gefasse  in  Chiusi  Bullett.  1837.  p.  28. 
[Ausser   in  Ghiusi  sind    deren   besonders   viele   im   Museum  zu  Florenz.] 
3.    Glanzend    schwarze    Gefasse,    mit    Zierathen    in   Relief   von    schoner 
Griechischer  Zeichnung,    bei  Volaterrae   gefunden.    4.   Arretinische 
Gefasse,  noch  in  der  Kaiserzeit  gearbeitet,  corallenroth,  mit  Zierathen  und 

-Figuren  in  Relief.  Plinius,  Martial,  Isidor.  Inghir.  V.  tv.  1.  Ausgrabungen  Bull. 
1834.  p.  102. 1837.  p.  105.  Bruchstucke  von  Modenesischen  Gefassen  Bull. 


[172]  Etruskische  Plastik.  185 

1837.    p.    10.     [A.   Fahbroni  Storia    degli  ant."  V.    fitt.  Aretini   cong.   tav. 
Arezzo  1841.  8.] 

3.  Die  Belege,  Etrusker  II.  S.  246.  Die  Existenz  und  Heimat  des 
Turrianus  hangt  freilich  sehr  von  einzelnen  Handschriften  des  Plinius  ab. 
[Der  Gegensatz  von  Veji  und  den  Volskern  1st  nach  den  nicht  interpolirten 
Handschriften  nicht  begrundet,  L.  v.  Jan  Jen.  Litt.  Zeit.  1838.  S.  258.] 
Aus  dem  Volsker-Lande  stammen  indess  auch  die  sehr  alterthumlichen 
gemalten  Reliefs:  Bassirilievi  Volski  in  terra  cotta  dipinti  a  vari  colori 
trovati  nella  citta  di  Velletri  da  M.  Garloni  (Text  von  Bechetti).  R.  1785. 
M.  Borb.  X,  9—12.  Inghir.  VI.  tv.  T  4.  X  4.  vgl.  Micali  tv.  61.  Sie 
stellen  Scenen  aus  dem  Leben,  meist  Agonen,  dar.  Sonst  ist  nicht  viel 
von  diesem  Kunstzweige,  als  Aschenkisten  (von  Glusium)  iibrig,  wo  von 
§.  174.  Vgl.  Gerhard,  Hyperb.  Rom.  Studien  S.  206. 


172.     An  die  Plastik  im  ursprunglichsten  Sinne  schliesst  i 
sich    auch    bei    den    Tuskern    der   Erzguss    an.     Erzbilder 
waren  in  Etrurien  sehr  zahlreich;  Volsinii  hatte  deren  im  J.  2 
der   St.   487    gegen    zweitausend;    vergoldete    Bronzestatuen 
schmuckten  auch  die  Giebel;   es  gab  Golosse  und  Statuetten, 
von  welchen  letztern  sich  noch  am  meisten  erhalten  hat.   Nur  3 
ist    es    oft    schwer,    das    acht-Etruskische    unter    der   Masse 
spaterer  Romischer  Arbeiten  herauszuscheiden. 

2.  Metrodor  bei  Plin.  XXXIV,  16.   Vitruv.  Ill,  2.   Tuscanicus  Apollo 
L  pedum  a  pollice,  dubium  aere  mirabilior,  an  pulcritudine,  Plin.  XXXIV 
18.     Tyrrhena  sigilla  Horaz. 

3.  Beriihmte  Werke  sind:  a.  die  Ghimaera  von  Arretium  in  Florenz 
(sehr  kraftig  und  lebensvoll),  Dempster  Etr.  Reg.  I.  tb.  22.  Inghir.  III.  t.  21. 
Micali  Mon.  tv.  42,  2.    b.  die  Wolfm  auf  dem  Capitol,  wahrscheinlich  die 
von  Dionys.  I,  79  u.  Liv.  X,  23  erwahnte,  welche,   im   J.  der  Stadt  458 
geweiht,  am  Ruminalischen  Feigenbaum  stand,  von  steifer  Zeichnung  der 
Haare,  aber  kraftigem  Ausdruck;  Winckelm.  W.  VII.  Tf.  3  c.  Micali  tv.  42, 1. 
[Urlichs  de  lupa  aenea  im  N.  Rhein.  Mus.  IV.   p.  519.     L.  Byron  Child 
Harold  zu  IV,  25.]    c.  der  Aule  Meteli,  genannt  Arringatore  oder  Haruspex, 
in  Florenz,  ein  sorgfaltig,  aber  ohne  sonderlichen  Geist  behandeltes  Portrat, 
Dempster  I.  tb.  40.  d.  die  Minerva  von  Arezzo  in  Florenz,  eine  anmuthige 
Gestalt  der  schon  verweichlichten  Kunst,   Gori  M.  Flor.  III.  tb.  7.  M.  Etr. 
T.  I.  tb.  28.     e.  der  Apollon  in  altgriechischer  Bildung  mit  Etrusk.  Hals- 
kette  und  Beschuhung,  M.  Etr.  I.  tb.  32.    Einer  in  Paris,  Journ.  des  Sav. 
1834.  p.  285.    f.  der  stehende  Knabe  mit  der  Gans,   eine  Figur  von  an- 
muthigem  naivem  Charakter,  im  Mus.  von  Leyden,  Micali  tv.  43.   g.  Der 


186  Griechische  Kunst  in  Italien.  [173] 

Mars  von  Lodi,  Bull.  1837.  p.  26.  Int.  Bl.  der  A.  L.  Z.  1836.  N.  6. 
Kunstbl.  1838.  N.  65;  ein  unbekannter  Kampfer  ganz  ahnlich  in  England, 
Specimens  of  anc.  sculpt.  II,  4  [und  im  Mus.  zu  Florenz,  Micali  Mon.  1833. 
tv.  39.  Abbildung  des  Kriegers  von  Todi  Mus.  Ghiaram.  II.  tv.  B.  M. 
Gregor.  I.  tv.  44.  45].  Vgl.  noch  ausser,  Gori  M.  Etr.  I.,  Micali  tv.  29- 
32—39.  42—44,  namentlich  32,  2.  6  u.  33  als  Beispiele  der  unformlichen, 
bizarren  Art;  29,  2.  3  orientalisirende  Fliigelfiguren  (aus  einem  Grabe  von 
Perusia);  39,  eine  altgriechische  Heldenfigur,  aber  mit  Etruskischen 
Besonderheiten  im  Costtim;  35,  14  (Hercules),  36,  5  (Pallas),  38,  1  (ein 
Held)  altgriechischen  ahnlich,  aber  plumper  und  ungeschickter;  38,  5  als 
Beispiel  Etruskischer  Uebertreibung  im  Gewaltsamen;  44,  1  der  Knabe 
von  Tarquinii  in  einem  spatern  Style,  doch  noch  barter  als  der  oben  f. 
bezeichnete.  Am  meisten  Bronzefiguren  liefert  Perugia ,  Gerhard,  Hyperb. 
Rom.  Studien  S.  202.  Elf  Figiirchen  Mon.  d.  Inst.  II,  29.  Annali  VIII. 
p.  52.  [Das  alteste  von  Allem  eine  weibliche  Biiste  aus  der  sogenannten 
grotta  Egizia  bei  der  Polledrara  zu  Vulci,  in  Brauns  Besitz,  Bull.  1844. 
p.  106.  Vgl.  Micali  Mon.  ined.  1844.  tv.  4—8  das.  tv.  11—16.  Erzfiguren 
und  Gerath  aus  Falterona  im  Jahr  1838.,  tv.  17—19  andre  Erzfiguren  und 
Reliefe.  Aus  Vulci  ist  auch  eine  der  schonsten  Erzstatuen,  Griechischer 
Art  aus  der  Kaiserzeit,  irrthumlich  nach  einem  zugleich  gefundnen  Helm, 
da  der  Kopf  angesetzt  gewesen  war  und  fehlte,  fur  Pallas  Ergane  ge- 
nommen,  in  Munchen.  Bull.  1835.  p.  11.  120.  1836.  p.  145.  Kunstbl.  1838. 
S.  78.  349.  Ztschr.  f.  AW.  1839.  S.  192.  M.  Chiaram.  II.  tv.  A.] 

!  173.  Besonders  geschatzt  war  ferner  in  Etrurien  die 
Arbeit  des  Toreuten  (des  ciseleur,  graveur,  orfevre),  ja 
Tyrrhenische  aus  Gold  getriebne  Schalen  und  allerlei  Bronze- 
arbeiten,  wie  Gandelaber,  wurden  selbst  in  Athen,  und  noch 
in  der  Zeit  der  hochsten  Kunstbildung  gesucht;  eben  so 
wurden  silberne  Becher,  Throne  von  Elfenbein  und  edlem 
Metall,  wie  die  Gurulsessel,  Bekleidungen  von  Prachtwagen 
(currus  triumphales ,  thensae)  mit  Erz,  Silber,  Gold,  und 
reich  verzierte  Waffenstucke  in  Menge  und  Vorzuglichkeit  ver- 

2  fertigt.    Auch  hat   sich  in  Grabern  noch  manche  getriebene 
Arbeit,  welche  zur  Zierde  solcher  Gerathe  diente,   von  alter- 

3  thumlich  zierlicher  und  sorgfaltiger  Behandlung  erhalten.    In 
diese  Classe  gehoren  auch  die  auf  der  Riickseite  gravirten 
Bronze-Spiegel    (ehemals    Pateren    genannt),    nebst    den 
sogenannten  mystischen  Gist  en,    welche   letztern   zwar 
aus  Latium  stammen,  aber  aus  einer  Zeit,  in  der  Etruskische 
Kunstmanieren  dort  noch  die  herrschenden  waren. 


[173]  Etruskische  Toreutik.  187 

1.  Ueber  Etruskische  Gerathe  aus  Bronze  und  edlen  Metallen  Athen. 
I,  28  b.    XV,  700  c.  und  die  Aufzahlung  in  des  Verf.  Etruskern  II.  S.  253. 
Von  den   Triumphalwagen  und   Thensen  I.    S.  371.  II.    S.  199.    Henkel 
von   einem  Etruskischen  Erzgerath  in  phantastischem  Styl,  Gerhard  Ant. 
Bildw.  CI. 

2.  Eine   Sammlung  Tyrrhenischer  Candelaber,    welche  eine  kuhne 
Erfindungsgabe,  besonders  in  animalischen,  auch  monstrosen  Verzierungen 
zeigt,    bei  Micali  tv.  40.     Bei  Perusia  sind   im  J.  1812   in    einem  Grabe, 
ausser   verschiedenen   runden   Figuren,   mehrere   Bronzeplatten   gefunden 
worden,  welche  einen   Wagen  verzierten,  und   theils  am  Orte  geblieben, 
theils  nach  Munchen  (n.  32—38)  gekommen  sind;  sie  stellen,  in  getriebenem 
Relief  mit  gravirten  Linien,  und  in  rohem  Tuskanischen  Style,  Ungeheuer, 
Gorgonen,  Monstra  aus  Fischen  und  Menschen  oder  Pferden,  auch  eine 
Eberjagd  vor.   Vermiglioli  Saggio  di  bronzi  Etr.  trovati  nell'  agro  Perugino 
1813.   Inghir.  III.  tv.  18.  23  sqq.    Ragion.  9.   Micali  tv.  28.   [Ein  Bronze- 
wagen  aus  Vulci,  sehr  zusammengestuckelt  und  mit  wenigen  Fliigelgestalten, 
als  Belegstucken,  die  zwei  Rader  sehr  gross,  der  Deichselkopf  ein  schoner 
Widderkopf,  bei  dem  Pr.  von  Mussignano  in  Rom.    Schoner  Dreifuss  von 
Vulci,   M.  d.  I.  Ill,  43.     Ann.    XIV.    p.    62.     Drei    andre   Mon.    II,    42. 
Annali  IX.   p.  161.   Ein  unvergleichlicher  Gandelaber  aus  Vulci  §.  63.   A.  1. 
Bronzegerath   aller  Art,   auch  mit  Bildwerk,   aus  den  Grabern  von  Caere. 
Vulci,  Bomarzo  Mus.  Gregor.  I.  tv.  1—21.  38—42.  46—75.  II.  tv.  101—106. 
(Statuetten  nur  I,  43.    II,  103.    L.  Grifi  Monum.  di  Gere  ant.  R.  1841  f. 
12  Kpft.  hochst  alterthumlich  und  zum  Theil  roh.]   Aus  Perugia  stammen 
auch  drei  andre  Flatten,  welche  den  Fuss  eines  Gandelabers  bildeten,  mit 
Gotterfiguren   in   Relief  (Juno    Sospita,    Hercules,    Hebe?),    in   Munchen 
(n.  47)  u.  Perugia  Inghir.  III.  tv.  7.  8.    Ragion.  3.    Micali  tv.  29.    Ferner 
die  fragmentirten  Bronzeplatten  von  ausgezeichneter  Sorgfalt  in  der  alter- 
thumlichen  Behandlung,  welche  einen  Streitwagen,  und,  wie  es  scheint  (?), 
einen  Amazonen-Kampf  darstellen  (Micali  tv.  30),  nebst  andern  interessanten 
Stiicken  ahnlicher  Ail.   Ueberdies  getriebene  Silberplatten,  mit  aufgenieteten 
Zierden  von  Gold  (also  Werken  der  Empaestik,  §.  59),  welche  eine  Reiter- 
schlacht  und  einen  Kampf  wilder  Thiere  vorstellen,  jetzt  im  Brit.  Museum. 
Millingen  Un.  Mon.  II,  14,     Micali  tv.  45.    In  einem  Tarquinischen  Grabe 
sind  1829  elf  Bronzeschilde  gefunden  worden,  mit  getriebenen  Kopfen  von 
Lowen  und  Panthern,  und  Stieren  mit  Menschengesicht,  in  alterthumlicher 
Arbeit;  die  Augen  mit  Emailfarben.    Bull.  d.  Inst.  1829.    p.  150.    Micali 
tv.  41,  1  —  3.   Andre  Schilde  mit  Streifen  von  Menschen-  und  Thierfiguren, 
s.  Ann.  I.    p.  97.     Silbergefass   von   Glusium    mit   der  Darstellung   einer 
Pompa  im  alten  Styl,   Dempster  I.  tb.  78.    Inghir.  III.    tv.  19.  20.     Ein 
Etr.  Spiegelhalter  in   arabeskenartiger  Weise,   Specimens  II,  6.  Goldfibuln 
Micali  tv.  45,  3.     Gerhard  Bull.  1830.   p.  4—9.    [Bins  der  merkwurdigsten 


188  Griechische  Kunst  in  Italien.  [173] 


Etr.  Werke  die  grosse  1741  gefundrie  Grahlampe  (Av#i>og)  aus  der  Nahe 
von  Grotona,  aufgestellt  im  offentlichen  Museum  daselbst  Bull.  1840.  p.  164. 
Mem.  de  I.  Ill,  41.  42.  Ann.  XIV.  p.  53.  Micali  M.  I.  1844.  tv.  9.  10 
auf  dern  Boden  eine  Medusa,  umher  sechszehn  Lichter  und  eben  so  viele 
Figuren,  Satyrn  und  Sirenen  abwechselnd;  das  Gewicht  170  Toscanische 
Pfunde.J 

3.  Von  den  sog.  Pateren  als  mystischen  Spiegeln  handeln 
am  ausfuhrlichsten  Inghir.  II.  p.  7  ff.  R.  Rochette  M.  I.  p.  187;  doch 
ist  immer  der  Gebrauch  der  Spiegel  in  Mysterien  der  Etrusker  noch  nicht 
nachgewiesen  ;  der  Verf.  halt  sie  fur  Spiegel  (%cdxa  SGOUTQU),  vvelche  unter 
andern  Gerathen  und  Schatzen  des  Lebens  (ursQiafiara)  den  Todten  mit 
ins  Grab  gegeben  wurden.  Goett.  G.A.  1828.  S.  870.  1830.  S.  953.  [Niemand 
zweifelt  mehr,  dass  es  Spiegel  seien,  und  die  Unterscheidung  in  hausliche 
und  mystische  wird  sich  aueh  nicht  halten.  Nur  Micali  T.  3.  p.  84  s. 
vertheidigte  die  Pateren  und  halt  sie  selbst  in  seinem  neuesten  Werk  fest, 
so  wie  es  Thiersch  Jahresberichte  der  k.  Bayr.  Akad.  von  1829—31  VII. 
S.  53  f.  that.  Spiegel  erkannten  L.  Vescovali  und  Inghirami  ,  und  man 
findet  sie  ahnlich  oft  abgebildet  auf  Vasen,  z.  B.  mit  Parisurtheilen  ,  und 
n  Wandgemalden  (Pitt.  d'Ercol.  Ill,  26).  Zahn  Neue  Folge  II,  10.]  Auch 
Spiegeldecken  ahnlicher  Art  sind  vorhanden  (loyslov  argoyyv^ov,  Aristoph. 
Nub.  751  loyiov  Hesych.).  Die  Bilder  der  Riickseiten  sind  meist  nur 
Umrisslinien,  selten  in  Relief,  meist  aus  einem  spatern,  theils  verweich- 
lichten,  theils  caricirten  Style;  die  Gegenstande  mythologisch  und  zum 
grossen  Theil  erotisch,  oft  aber  auch  nur  als  ein  gleichgtiltiger  Zierath 
behandelt.  Viele  bei  Lanzi  Saggio  II.  p.  191.  tv.  6  ff.  Bianconi  de  pateris 
antiquis.  Bon.  1814.  Borgia'sche,  Townley'sche  sind  auf  einzelnen  Blattern 
gestochen.  Inghir.  II.  P.  I.  u.  II.  Micali  tv.  36.  47.  49.  50.  Das  schonste 
Stiick  [von  rein  Griechischer  Kunst]  ist  der  in  Volci  gefundene  Spiegel  im 
Besitze  Gerhard's,  wo  in  einer  Zeichnung  voll  Seele  und  Anrnuth  Dionysos 
die  aus  der  Unterwelt  emporgefuhrte  Semele  in  Gegenwart  des  Pythischen 
Apollon  umarmt.  S.  Gerhard  Dionysos  u.  Semele.  B.  1833.  Ueber  andre 
s.  §.  351,  3.  367,  3.  371,  2.  384,  2.  396,  2.  410,  4.  413,  2.  414,  2.  4.  415,  1. 
430,  1  und  sonst.  [Gerhard  Etr.  Spiegel  1.  2.  Th.  Gotterbilder,  2.  Th. 
Heroenbilder  1843.  1845.  4.  240  Taf.  E.  Braun  Tages  u.  des  Hercules  u. 
der  Minerva  heilige  Hochzeit.  Munchen  1830.  fol.  vgl.  N.  Rhein.  Mus.  I. 
S.  98.  Mus.  Gregor.  I.  tv.  22—  36]  . 

Diese  Spiegel  findet  man  in  den  Grabern  bisweilen  mit  anderm 
Schmuck-  und  Badegerath  (wie  man  nach  Plin.  XXXVI,  27  specula  et  strigiles 
in  die  Graber  nahm)  in  runden  Kastchen  aus  getriebner  Bronze,  die  man 
nun  auch  cistae  mysticae  nennt.  S.  besonders  Lami  sopra  le  ciste  mistiche, 
u.  Inghir.  II.  p.  47.  tv.  3.  [Plautus  Mostell.  I,  3,  91  cum  ornamentis  arcula.] 
Auf  dem  Deckel  derselben  stehen  Figuren  als  Griff;  Thierklauen  bilden. 


[174]  Etruskische  Toreutik.  189 

die  Fosse;  gravirte  Zeichnungen  verzieren  Gefass  und  Deckel.  Die  meisten 
stammen  von  Praeneste,  wo  sie  zum  Theil  als  Weihgeschenke  von  Frauen 
im  Tempel  der  Fortuna  aufbewahrt  worden  zu  sein  scheinen.  Die  be- 
kanntesten  sind:  1.  Die  mil  schonen  und  interessanten  Darstellungen  aus 
dern  Argonauten-Mythos  (Landung^in  Bithynien,  Amykos  und  Polydeukes) 
geschmuckte ,  mil  der  Inschr.  Novios  Plautos  med  Romai  fecid,  Dindia 
Macolnia  filea  dedit;  wonach  die  Arbeit  etwa  um  500  a.  u.  zu  setzen  ist. 
M.  Kircheriani  Aerea.  I.  Die  Magulnii,  Plautii  sind  Praenestiner,  Grotefend 
A.L.Z.  1834.  N.  34.  [Der  Novios  aber,  der  das  Werk  zu  Rom  ausfuhrte, 
war  ein  Osker  aus  Capua,  vgl.  Mommsen  Oskische  Studien  S.  72.  Eine 
Zeichnung  in  Gerhards  Spiegeln  I,  2.  Eine  des  grossen  Kiinstlers  wiirdige 
wird  Pater  Marchi  herausgeben.  Vgl.  Heyne  Ant.  Aufs.  I,  48.  M.  PioCl.  I. 
p.  81.  Das  Coll.  Rom.  besitzt  zwei  andre  Werke  von  Oskischen  Kiinstlern, 
einen  Jupiter  mit  C.  POMPONIO  QVIRINA  (die  Tribus)  FEGID  und  eine 
scheme  Medusa  mit  G.  OPIOS  FEGID,  Ein  Oskischer  Vasenmaler  ist  Pupidiis 
Stenis,  Bull.  1846.  p.  98.]  2.  Die  1826  gefundne,  wo  Giste,  Deckel  und 
Spiegel  mit  Achilleus-Mythen  geziert  ist,  bei  R.  Rochette  M.  I.  pi.  202.  p.  90. 
Stackelberg,  Kunstbl.  1827.  St.  32.  33.  [47.  Gal.  Omer.  167.]  3.  Die  1786 
gefundne  im  Brit.  Mus. ,  mit  dem  Opfer  der  Polyxena  und  zugleich  des 
Astyanax,  bei  R.  Rochette  pi.  58.  Dagegen  Welcker  im  Rhein.  Mus.  III. 
S.  605.  [Gerhard  Etr.  Spiegel  Tf.  15.  16,  als  Leichenopfer  Achills  fur 
Patroklos.j  Ueber  die  Broendsted'sche  und  neun  andre  bekannt  gewordne 
Gisten  Gerhard,  Hyperb.  Rom.  Studien  S.  90.  R.  Rochette  p.  331.  Eine 
Cista  mit  Patera  1794  in  Palestrina  gefunden  beschreibt  Uhden,  s.  Gerhard 
archaeol.  Intell.Bl.  1836.  S.  35.  Broendsted  de  cista  aenea  Praenestina 
Havn.  1834.  Darin  ein  Spiegel  mit  Aurora.  [Im  Jahr  1817  wurde  in 
Praeneste  die  funfte  gefunden,  Mem.  sulle  belle  arti  R.  1817.  Apr.  p.  65. 
Fr.  Peter  in  den  Ann.  d.  Acad.  di  Lucca,  Kunstbl.  1818.  N.  2.  Auch  in 
Vulci  wurden  solche  Gisten  gefunden;  eine  bei  Baseggio  in  Rom.  Die 
schOne  Gista  aus  der  Akademie  von  S.  Lucas  ist  jetzt  im  Mus.  Gregor.  I,  37.] 


1 74.    Weniger  wird  in  Etrurien  der  Bildschnitzerei  l 
(thonerne  Bilder  ersetzten   die  JoW«  Griechenlands)  und  der 
Sculptur  in  Stein   gedacht;   nur  wenige  Steinbilder  zeigen  2 
durch    eine    sorgfaltige   und    strenge    Behandlung,    dass   sie 
aus   der  Zeit   der  bluhenden  Kunst  Etruriens  stammen;   die  3 
gewohnlich  bemalten,  mitunter  vergoldeten,   Bas-  und  Haut- 
reliefs  der  Aschenkisten,  welche  aus  zusammengezogenen 
Stein  sargen    hervorgegangen    sind,     gehoren    mit    geringen 
Ausnahmen     einer     handwerksmassigen     Technik     spaterer 


190  Griechische  Kunst  in  Italien.  [174] 

Zeiten;    zum   grossen    Theil   wahrscheinlich   der   Romischen 
Herrschaft,  an. 

1.  Plin.  XIV,  2.    XXXVI,  99.    [?  XXXIV,  16.    XXXV,  45.]     Vitruv. 
II,  7.     Der  Marmor  von  Luna  blieb  fifr  Sculptur  unbenutzt.    S.  Quintino 
Mem.  della  R.  Ace.  di  Torino  T.  XXVII.   p.  211  sq. 

2.  So  die  Reliefs  von  Cippen  und  Saulenbasen  bei  Gori  M.  Etr.  I. 
tb.  160.    III.  cl.  4.   tb.  18.  20.  21,  bei  Inghir.  VI.  tv.  A.  (Mi  Afiles  Tites  etc.) 
C.  D.  E  1.    P  5.  z.  a.     Micali  tv.  51,  1.  2.  52—56   (bei   Clusium  und  in 
der  Na.be  ausgegrabene  Reliefs,  welche  meist  Funeral-Gebrauche  darstellen, 
und   einen    einfach    alterthumlichen    Gharakter   haben;   vgl.  Dorow  Voy. 
archeol.  pi.  10,  3.    12,  2).     [Micali  M.  ined.  1844.    tv.  22  aus  der  Gegend 
von  Ghiusi  viereckte  Basis  mit  Todtenlager,  Leichenzug,  Mahl  und  Spielen, 
jetzt   in    Berlin;    ahnlich  tv.  23—26.     Grabreliefe  tv.  48.  49,  Gorgonen- 
masken  50.  51.]     Rohgearbeitete  und  obscone  Reliefs  an  einer  Felswand 
von  Gorneto,  Journ.  des  Sav.  1829.  Mars.   Hierher  gehoren  auch  die  alter- 
thiimlichen Thier-,  Sphinx-  und  Menschenfiguren,  die  sich  auf  der  Cocumella 
und  an  den  Eingangen  der  Graber  von  Volci  aus  einer  Art  von  Peperino 
ausgehauen  fmden.     M.  I.  d.  Inst.  tv.  41,  9.  12.    Micali  tv.  57,  7. 

3.  Die  Todtenkisten  aus  Alabaster  (Volaterrae) ,  Kalktuf,  Travertin, 
sehr  oft   auch  aus  gebrannter  Erde  (Clusium ).    Die  Sujets:    1.  aus  der 
Griechischen ,  meist  aus  der  tragischen  Mythologie,  mit  vieler  Beziehung 
auf  Tod  und  Unterwelt;  dabei  Etruskische  Figuren  der  Mania,  des  Mantus 
(Gharun)   mit   dem    Hammer,    der  Furien.     Ambrosch  de  Gharonte  Etr. 
Vratisl.  1837.  4.     E.  Braun  Ann.  IX.  p.  253.    [Charon  XAPV,  auf  einer 
Etrurischen  Vase  neben  dem  Tod  des  Ajas  u.  neben  Penthesilea  Mon.  de 
I.  II,  9.  Ann.  VI.  p.  274.]    2.  Glanzende  Scenen  aus  dem  Leben:  Triumph- 
zuge,  Pompen,  Mahlzeiten.  3.  Darstellungen  des  Todes  und  jenseitigen  Lebens: 
Abschiede;  Sterbescenen ;   Reisen  zu  Ross,  auf  Seeungeheuern.    4.  Phan- 
tastische  Bilder  und  blosse  Verzierungen.   Die  Composition  meist  geschickt ; 
die  Ausfuhrung  roh.   Dieselben  Gruppen  wiederholen  sich  in  verschiedener 
Bedeutung.    Die  oben  liegenden  (accumbentes)  Gestalten  sind  oft  Portrats, 
daher  die  unverhaltnissmassige  Grosse  der  Kopfe.    Der  Bachische  Cultus 
war  in  der  Zeit  dieser  Arbeiten  schon  aus  Italien  verdrangt ;  nur  ein  alterer 
Sarkophag  von  Tarquinii  (Micali  tv.  59,  1)  hat  die  Figur  eines  Bachus- 
priesters  auf  dem  Deckel.    Die  Inschriften  enthalten  meist  nur  die  Namen 
des   Verstorbnen,    in   spaterer   Schriftart.     (Die  Etruskische  Sprache  und 
Schrift   ging   nach  August,  vor  Julianus,    unter.)    Uhden,   Abhandl.  der 
Akad.  von  Berlin  vom  J.  1816.  S.  25.     1818.  S.  1.    1827.  8.  201.     1828. 
8.  233.     1829.  S.  67.  Inghir.  I.  u.  VI.  V  2.    Micali  tv.  59.  60.  104—112. 
Mehrere   von   Zoega   (Bassir.  t.  IV.  38-40),    R.  Rochette,    Clarac  u.  A. 


[175]  Etruskische  Sculpturen,  Gemmen.  191 

publicirt.  Einzelne  Beispiele  §.  397.  412,  2.  416,  2.  431  u.  sonst.  [Urnen 
aus  Caere,  Bomarzo  u.  s.  w.  zum  Theil  aus  Thon,  Mus.  Gregor.  I.  tv.  92—97. 
Die  eines  Grabes,  in  Perugia,  mit  Inschriften,  Bull.  1845.  p.  106.] 


175.     Die  Etrusker,  bemuht  den  Korper  auf  alle  Weise  1 
zu    schmucken,    daher    auch   grosse   Freunde    von    Ringen, 
schnitten   zeitig  in  Edelsteinen;    mehrere  Scarabaeen  des2 
altesten  Styls  sind  der  Schrift  und  den  Fundorten  nach  ent- 
schieden  Etruskisch.    Die  Stufen,  in  denen  die  Technik  fort-  3 
schritt,  sind  schon  oben  (§.  97)  angegeben  worden;   auf  der 
hochsten,  welche  die  Etrusker  erreichten,  verbindet  sich  eine 
bewundernswiirdige  Feinheit  der  Ausfiihrung  mit  der  Vorliebe 
fur  gewaltsame  Stellungen  und  iibertriebene  Bezeichnung  der 
Musculatur,  wodurch  selbst  die  Wahl  der  Gegenstande  meist 
bestimmt  wird.   Auch  goldne  Ringplatten  mit  gravirten  oder  4 
auch  gepressten  arabeskenartigen  Figuren   hat  man  bei  den 
neuesten  Nachgrabungen  gefunden,  durch  die  iiberhaupt  der 
durch  die  Alten  bekannte  Reichthum  der  Etrusker  an  Schmuck- 
gerathen  eine  merkwurdige  Bestatigung  erhalten  hat. 

2.  Fiir  den  Etruskischen  Ursprung  Vermiglioli  Lezioni  de  Archeol.  I. 
p.  202.  Etrusker  II.  S.  257.  vgl.  auch  R.  Roohette's  Cours  p.  138.  [Skara- 
baeus  mit  Griechischer  Inschrift  in  Aegina,  u.  a.  in  Griechenland  gefundne, 
Finlay  im  Bull.  1840.  p.  140.  Seitdem  sind  dort  viele  zum  Vorschein 
gekommen.]  Zu  den  friiher  bekannten  Meisterwerken ,  der  Gemme  mit 
den  funf  Helden  gegen  Theben  (bei  Perugia  gefunden),  dem  Theseus  in 
der  Unterwelt,  dem  Tydeus  anogvopsvoe,  dem  Peleus,  der  das  nasse  Haar 
ausdriickt  (Winckelm.  M.  I.  II.  n.  101.  105.  106.  107.  125.  Werke  VII. 
Tf.  2  eine  ahnliche  Figur  Micali  tv.  116,  13),  kommen  jetzt  der  Herakles, 
der  den  Kyknos  niederstosst  (Impronti  d.  Inst.  I,  22.  Micali  tv.  116,  1), 
der  kummervoll  nachsinnende  Herakles  (Micali  tv.  116,  5),  der  das  Fass 
des  Pholos  offnende  Herakles  (Micali  tv.  116^  7)  u.  andre,  besonders  in 
Volci  und  Clusium  gefundne.  [Der  s.  g.  Etruskische  Gemmenrand.] 

4. '  Von  diesen  Graffito's  in  Goldringen  sind  mehrere  in  den  Impronti 
d.  Inst.  I.  57-62,  III,  58-62,  sehr  Phoenicisch,  und  bei  Micali  tv.  46, 
19—23  mitgetheilt;  in  alien  zeigt  sich  ein  Streben  nach  monstrosen 
Combinationen,  welches  besonders  von  Babylonisch-Phoenikischen  Arbeiten 
der  Art  Vortheil  zog.  Eine  Zusammenstellung  von  in  Volci  gefundenen 
goldenen  Schnallen  (eine  sehr  grosse  in  rohem  Geschmack  zusammengesetzt, 


192  Griechische  Kunst  in  Italien.  [176] 

und  mit  gravirten  Kampfern,  Lowen,  Vogeln  von  unformlicher  Zeichnung 
geschmuckt)  und  Fibeln  (die  zum  Theil  sehr  schon  mit  Sphinxen,  Lowen 
geschmiickt  sind),  Halsketten  und  Gehenken  (darunter  Aegyptische  Phthas- 
Idole  aus  emaillirter  Terracotta,  in  Etruskischer  Fassung),  Diademen,  Ketten, 
Ringen  und  andern  Schmucksachen  bei  Micali  tv.  45.  46.  vgl.  Gerhard, 
Hyperbor.  Rom.  Studien  S.  240.  Ein  Halsschmuck  Mon.  d.  Inst.  II,  7. 
Annali  VI.  p.  243.  Funde  in  Caere  Bull.  1836.  p.  60.  1839.  p.  19.  72  (diess 
letzte  ahnlich  wie  Micali  45,  3).  [Die  verschiedenen  Kronen  und  Kranze, 
priesterlichen  Brustschilde,  die  Hals-  und  Armbander,  Ringe  und  Spangen 
u.  s.  w.  der  neuen  papstlichen  Sammlung,  Mus.  Gregor.  I.  tv.  67—91. 
Grifi  Mon.  di  Gere  tv.  1.  2.  P.  Secchi  Tesoretto  di  Etr.  arredi  in  oro  del 
Gav.  Gampana,  Bull.  1846.  p.  3.  Die  Sammlung  Campana  ist  iiberhaupt 
reich  an  den  auserlesensten  und  nicht  bios  an  Etrurischen  Stucken,  von 
einer  jetzt  unerreichbaren  Feinheit  und  Kunst  der  Arbeit,  wenn  sie  auch 
an  Zahl  der  des  Mus.  Gregorianum  nachsteht.  Das  Armband  weist  als 
Italischen  Nationalschmuck  nach  K.  F.  Hermann  Goett.  Gel.  Anz.  1843 
S.  1158.  1844  S.  504.  Schiassi  sopra  una  armilla  d'oro  del  M.  di  Bologna. 
Bol.  1815.  8.] 

1  176.     In    den    Munzen    hatten    die    Etrusker    erstens 
ihr  einheimisches  System;  gegossene,  vielleicht  zuerst  viereckige, 
Kupfer-Stucke ,    welche   das  Pfund  mit   seinen  Theilen   dar- 

2  stellten.     Die   Typen   sind   zum  Theil   sehr  roh,   doch  zeigen 
sie  Bekanntschaft  mit  Griechischen  Miinzbildern  von  Aegina, 
Korinth  und  andern  Orten   (Schildkrote ,    Pegasos,    Muschel 

3  u.  dgl.),  manche  auch  einen  edlen  Griechischen  Styl.    Enger 
schloss  sich  Etrurien   an  Griechenland   in  seinen  Silber-  und 
Goldmimzen    an,    dergleichen    aber    nur    wenige    Stadte  ge- 
schlagen  haben. 

1.  Aes  grave  gibt  es  von  Volaterrae,  Kamars,  Telamon,  Tuder, 
Vettona  und  Iguvium,  Pisaurum  und  Hadria  (in  Picenum),  Rom  (seit 
Servius),  und  vielen  unbenannten  Orten.  Der  As,  ursprunglich  der  libra 
(Ifaga)  gleich,  wird  durch  I  oder  L,  der  Decussis  durch  X,  der  Semissis 
durch  G,  die  Uncia  durch  0  (globulus)  bezeichnet.  Fortwahrende  Reductionei*. 
wegen  des  steigenden  Kupferpreises  (ursprunglich  die  Libra  =  Obolos, 
268:  1),  daher  das  Alter  der  Asse  ungefahr  nach  dem  Gewicht  bestimmt 
werderi  kann.  Von  200  (Servius)  bis  487  a.  u.  c.  sinkt  der  As  von  12 
auf  2  Uncien.  Die  viereckten  Stuck e  mit  einem  Rinde  sind  Votivmunzen 
nach  Passeri.  —  Passeri  Paralipomena  in  Dempst.  p.  147.  Eckhel 
D.  N.  I,  I.  p.  89  sq.  Lanzi  Saggio  T.  II.  Niebuhr  R.  G.  I.  S.  474  ff. 
Etrusker  I.  Seite  304—342.  Abbildungen  besonders  bei  Dempster, 


[177]  Etruskische  Malerei.  193 

Guarnacci,  Arigoni,  Zelada;  Schwefelabgiisse  von  Mionnet.  [Jos.  March! 
und  P.  Tessieri  L'aes  grave  del  M.  Kircheriano  ovvero  le  monete  primi- 
tive de'  popoli  dell'  Italia  media.  Rom.  1839.  4.  mit  40  Taf.  Querf.  Da- 
gegen  mit  der  gesundesten  Eritik  J.  Millingen  Consider,  sur  la  numism. 
de  Fancienne  Italie.  Florence  1841.  Supplement.  Flor.  1844.  Gennarelli 
la  moneta  primitiva  e  i  mon.  dell1  Italia  ant.  R.  1845.  4.  Lepsius  fiber 
die  Tyrrhen.  Pelasger  in  Etrurien  und  fiber  die  Verbreitung  des  Italischen 
Munzsystems  von  Etrurien  aus.  Leipz.  1842.] 

2.  Manche  von  Tuder  z.  B.,  mit  Wolf  und  Kithara,   sind  in  einem 
guten  Griechischen  Styl.     Der  Janus   von  Volaterrae   und  Rom  ist  meist 
roh  gezeichnet,  ohne  Griechisches  Vorbild. 

3.  Silbermunzen  von  Populonia  (Pupluna.  X.  XX),    den  Kama- 
rinaeischen  ahnlich ,   \vohl   meist   aus  dem   funften  Jahrh.  Roms.    Gold 
von   Populonia   und  Volsinii  (Felsune).     In   Rom    beginnen    die  Denare 
(l/84  Pfund)  a.  u.  483. 


177.     Die    Etruskische  Malerei    ist    ebenfalls    nur    ein  l 
Zweig   der  Griechischen;    doch    scheint  -friiher,    als    wir    in 
Griechenland    da  von    horen,    hier    die    Wandmalerei    geiibt 
worden    zu    sein.      Zahlreiche   Grabkammern,    besonders  2 
bei  Tarquinii,    sind  mit  Figuren  in  bunten  Farben   bemalt, 
die  ohne  viel  Streben  nach  Naturwahrheit ,    mehr  mit  Riick- 
sicht  auf  eine  harmonische  Farbenwirkung,  ziemlich  rein  und 
ungemischt  auf  den  Stucco  gesetzt  sind,    mit    dem    der  Tuf 
dieser  Grotten  iiberzogen  ist.     Der  Styl  der  Zeichnung  geht  3 
von  einer  den  alten  Griechischen  Werken  verwandten  Strenge 
und  Sorgfalt   in  die   fluchtigen   und   caricaturartigen  Manie- 
ren  uber,  welche  in  der  spatern  Kunst  der  Etrusker  herrsch- 
ten.     Auch   sind  nach  Plinius  in  Italien  (Caere,    Lanuvium, 
Ardea)  Wandgemalde  von  ausgezeichneter  Schonheit  verfertigt 
worden,  aber  naturlich  erst  nach  Zeuxis  und  Apelles  Zeiten. 
Die    Griechische    Va  s  e  n  m  a  1  e  r  e  i    wurde    den    Etruskern  4 
friihzeitig  bekannt  (§.  75);    indessen  mussen  die  Etrusker  es 
in  der  Regel  vortheilhafter  gefunden  haben,  sich  Griechischer 
Fabricate  zu  bedienen,    diese   mogen  nun  durch  den  Handel 
iiber  Tarquinii,  Adria  und  andre  Kiistenorte  eingefiihrt,  oder 
von  Griechischen  Kiinstlern  im  Lande  gearbeitet  worden  sein 
(vgl.   §.   99,    2.    257).      Nur    die   verhaltnissmassig    wenigen  5 
und  an  Kunstwerth    geringeren  Vasen,    welche  mit  Etruski- 

O.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  13 


194  Griechische  Kimst  in  Italien.  [177] 

scher  Schrift  versehen   sind,    konnen  einen  sichern  Anhalts- 
punkt  geben,   um  Etruskisches  und  Griechisches  zu  scheiden. 

2.    3.     Die  Etruskischen  Sepulcralgemalde  zerfallen  in  zwei  Classen. 
1.  Die  altern,    dem  altgriechischen  Style  mehr  nahe  stehend,   halten  sich 
auch  in  den  Gegenstanden  an  Griechische  Sitten  und  Ideen.    Hierher  ge- 
hort  a.  die  Grotte  del  fondo  Querciola  in  Tarquinii  (1831  entdeckt),   von 
besonders  reiner,   einfacher  Zeichnung;   Mahle  der  Seligen;    ein  Zug  nach 
dem   mit   iibereinandergestellten  Vasen   angefullten  Grabe.    M.  I.  de  Inst. 
tv.  33.      b.    Die   Grotte    del   f.  Marzi   (1830);    der    Styl    der   Zeichnung 
Etruskisch   caricirt,   Mahle   und   Tanze  der   Seligen   in  Weinlauben    und 
Garten,  wie  bei  Pindar,    nach  Orphischen  Quellen.    M.  I.  d.  Inst.  tv.  32. 
c.  d.   e.  Die  drei  1827  geoffneten  und  von  Baron  v.  Stackelberg  und  Kestner 
gezeichneten  Graber,   vorlaufig   bekannt   gemacht    [bei   Gotta   liegen   die 
Zeichnungen  gestochen  seit  Jahren]  von  Micali  tv.  67.  68.    Die  Inschriften 
Bullet,  d.  Inst.  1833   fol.  4.     Mahle    (der  Seligen   oder  Todtenfeiernden), 
Zug  zu  dem  Grabmal,   gymnische   Spiele,    Wagenrennen  mit  Zuschauern 
auf  Gerusten.    Die  am  wenigsten  sorgfaltig  ausgemalte  Grotte  zeichnet  sich 
durch  Etruskische  Personen-Namen   iiber  den  Figuren  der  das  Todtenfest 
Feiernden  aus.  vgl.  R.  Rochette  Journ.  des  Savans  1828.  p.  3.  80.    Kestner 
Ann.  d.  Inst. .  I.  p.  101.     Stackelberg  in  Jahn's  Jahrb.  I.  S.  220.     [Hypo- 
gaei  or  sep.  caverns  of  Tarquinii  by  the  1.  Byres  edit,  by  Frank  Howard. 
L.  1842  f.    Die  Gemalde  der  Tarquinischen  Grotten  auch  im  Mus.  Gregor.  I. 
tv.  99—104,   nach  den  Abbildungen   an  den  Wanden  des  Museums,    wie 
auch  in  Miinchen.]    f.  Grotte  von  Clusium  (auch  1827),  mit  Wagenrennen 
und  gymnischen  Spielen,    die    auf  den  Tuf  selbst  in  einem  nachlassigen, 
aber  kecken  Style  gemalt  sind.     Ueber  die  zuletzt  gefundenen  unterirdischen 
Gemalde  in  Grabern  von  Ghiusi,  Annali  VII.  p.  19.     2.   Die  neuern,  die 
nichts  von  der  Strenge  des  alten  Styls  haben,    sondern  eine  leichte,   zum 
Theil  durch  ubermassige  Dehnung  der  Figuren  caricirte  Zeichnung;    hier 
sind  auch  die  Gegenstande  mehr  aus  Etruskischem  Glauben,  wohl  aus  den 
Acheruntischen  Buchern  des  Tages,  genommen.    Hierher  das  Tarquinische 
Grab,  in  welchem  weisse  und  schwarze,  mit  Hammern  geriistete,    Genien 
den   Todten    sich   streitig    machen.      S.  Wilcox,    Philos.    Transact.   LIII. 
tv.  7—9.     Agincourt  Hist,  de  1'Archit.  pi.  10,  1.  2.    Inghir.  IV.  tv.  25—27 
u.  VI.  tv.  G  3.     Micali  tv.  65.    Ein   anderes   Grab  (Dempster  II.    tb.  88. 
Aginc.  pi.  11,  5.    Inghir.  tv.  24)  zeigt  die  Verdammten  aufgehangt,    und 
mit  Feuer  und  Marterinstrumenten   gequalt.    Die  altern  Nachrichen  iiber 
Etruriens    bemalte  Hypogeen   stellt   Inghir.  IV.   p.   111—144   zusammen; 
vgl.  G.  Avvolta  Ann.  d.  Inst.  p.  91.    Bull.  1831.  p.  81.    Gerhard  Hyperb. 
Rom.  Studien  S.  129.  vgl.  p.  234.    Ueber  drei  neu  entdeckte  Tarquinische 
Graber   mit   trefflichen   Gemalden    Bullet.   1832.    p.  213.     [Kestner   iiber 
zwei   in  Vulci  bei  Ponte  della  Badia   entdeckte  Graber  Bull.  1833.  p.  73. 


I 
[177]  Etruskische  Grabgemalde.  195 

M.  d.  I.  II,  2—5.  Orioli  Ann.  VI.  p.  153—190.  Wandgemalde  eines 
Grabes  in  Veji,  athletisch  decorativ,  bei  Micali  M.  I.  1844.  tv.  58;  eines 
mit  Sphinxen,  Pferden,  Panthern  in  dem  Styl  der  Therikleen  s.  Bull.  1843. 
p.  99  ff.  'Noch  andere  Graber  in  (Veji  sind  seitdem  durch  Campana 
geoffnet  worden.] 

5.  Unter  den  Vasen  von  Volci  sind  nur  drei,  welche  Etruskische 
Inschriften  haben,  die  sich  auf  die  gemalten  Gegenstande  beziehen  [eine 
ist  bei  E.  Braun  mit  einem  Spruch  in  Etr.  Schrift;  der  Prinz  Borghese 
fand  in  Bomarzo  im  Fruhjahr  1845  ein  kleines  Gefass  mit  dem  voll- 
standigen  Etr.  Alphabet,  vgl.  Mus.  Gregor.  II.  tv.  103,  zwei  Schalen  aus 
Bomarzo  mit  Namen  Bull.  1846.  p.  105] ;  auf  einigen  andern,  von  rohester 
Arbeit,  sind  Etruskische  Personen-Namen  gemalt  (kale  Mukathesa),  nach 
Gerhard  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  73.  175.  Micali  tv.  101.  Spater  sind  bei 
Nachgrabungen,  die  Baron  Beugnot  bei  Volci  angestellt,  noch  zwei  Bilder 
einer  Vase  gefunden  worden ,  die  durch  die  Einmischung  Etruskischer 
Genien  und  die  Beischriften  (Aivas,  Gharu;  Turms,  Pentasila)  grosse 
Aehnlichkeit  mit  Aschenkisten  erhalten.  Hallische  ALZ.  1833.  Intell.  46. 
M.  d.  I.  II,  8.  Aivas  sich  in  sein  Schwert  stiirzend.  Ataiun  von  Hunden 
angefallen  II,  9.  A.  Aivas,  von  einem  andern  erstochen,  Gladiatorwitz, 
dabei  Gharu.  B.  Eine  Frau  (HIN0IA),  Charon  (TVPMVCAS),  eine 
Frau  (1IENTASILA),  gelbe  Figuren,  hochst  rohe  Zeichnung.  Ann.  VI. 
p.  264.  Vase  von  Perugia  Ann.  IV.  tv.  G.  vgl.  V.  p.  346.  [Meleager 
und  Atalanta  nach  Zannoni  in  der  Antologia  di  Firenze],  Spiegel  mit 
vielen  Inschriften,  Bull.  1835.  p.  122.  158.  Eine  bei  Glusium  gefundene 
Schale  hat  ein  Gorgoneion  mit  Etruskischer  Umschrift.  Micali  tv.  102,  5. 
Ein  Fragment  einer  Vase,  von  besserer  Arbeit  scheint  es,  mit  Etruskischer 
Inschr.  (Tritun,  Alacca)  bei  Inghir.  V.  tv.  55,  8.  Auch  ist  bei  Volci  eine 
Schale  mit  Odysseus  Fahrt  bei  der  Sirenen-Insel  und  der  Inschrift  Fecetiai 
pocolom  gefunden  worden  (ALZ.  a.  0.),  wie  bei  Tarquinii  ein  Gefass  mit 
einer  Eros-Figur  in  spaterm  Style  und  den  Worten  Volcani  pocolom, 
Levezow  Berl.  V.  n.  909;  in  Orte  zwei  Trinkschalen  mit  rohen  Figuren, 
Lavernae  poculum,  Salutes  poculum,  Bull.  1837.  p.  130,  Beweise,  dass 
auch  noch  in  dem  den  Romern  unterworfenen  Etrurien,  im  sechsten  Jahr- 
hundert  der  Stadt,  gemalte  Vasen  fabricirt  wurden.  [Millingen  besass 
zuletzt  die  beiden  Durandschen  Schalen,  nicht  Fecetiai,  sondern  Aecetiae 
pocolom,  so  dass  Secchi  (if rig)  Egeriae  las,  und  Belolai  pocolom.  Im 
Gregor.  Mus.  Lavernae  pocolom  und  Keri  pocolom  (d.  i.  Ceri  Mani). 
Etrurische  Vasen  bei  Micali  M.  ined.  1844.  tv.  35—47,  in  Berlin  nach 
Gerhards  Neuerworbenen  Denkm.  n.  1620—29.  1790—95.  Von  jenen 
Schalen  sind  nach  Millingens  Angabe  etwa  sechs  mit  Etr.  Schrift,  noch 
eine  mit  Schrift  ohne  Figuren  bekannt.] 


196  Griechische  Kunst  in  Italian.  [178] 

1  178.     Was  nun,    theils  aus  der  Betrachtung  dieser  ein- 
zelnen  Gattungen   der  Kunst  und  Classen  von  Monumenten, 
theils  aus  einigen  Andeutungen  der  Alten,  sich  fur  das  Gauze 
der  Kunstentwickelung  in  Etrurien  ergiebt,  1st  ungefahr  dies : 

2  dass  der  zwar  kraftige,  aber  zugleich  diistre  und  strenge  Geist 
der  Etruskischen  Nation,    welcher  der  freien    schopferischen 
Phantasie  der  Griechen  entbehrte,  sich  in  der  Kunst  viel  mehr 
receptiv  als  productiv  zeigte,    indem  er,    bei  fruhzeitiger  Be- 
kanntschaft    mit   den  Werken  Griechischer ,    besonders  Pelo- 
ponnesicher  Kiinstler,  sich  deren  Weise  getreulich  aneignete  und 

3  sie  Jahrhunderte  lang  festhielt ;  doch  nicht  ohne  dass  zugleich 
fur    verzierende    Bildwerke    die   unverstandlichen ,    aber    die 
Phantasie  um  desto  mehr  anregenden  Bildungen  in  Anspruch 
genommen  wurden,    die  der  Handel  aus  dem  Orient  herbei- 
fiihrte,    und  zugleich   der    dem  Etruskischen  Stamme   einge- 
pflanzte  Geschmack  fiir  bizzare  Gompositionen  und  verzerrte 
Bildungen  sich  hier  und  da  auf  verschiedene  Weise  in  aller- 

4  lei  Gattungen  von  Werken  zeigte;    dass  aber,   als  die  Kunst 
in  Griechenland   die    hochste  Stufe    erstieg,  theils    der  Ver- 
kehr  der  beiden  Volker    durch  allerlei  Ereignisse  —  nament- 
lich    Campaniens    Samnitische    Eroberung,    um   das    J.    332 
Roms  —  zu  beschrankt,  theils  die  Etruskische  Nation  selbst 
schon  zu  gebrochen,   zu  entartet  und  innerlich  verfallen  war 
und  am  Ende   auch  nicht  Kunstgeist  genug  besass,    um  sich 
die  vervollkommnete  Kunst   in  gleichem  Maasse  aneignen  zu 

5  konnen:  daher  ungeachtet  raancher  einzelnen  trefflichen  Lei- 
stungen  doch  die  Kunst  der  Etrusker  im  Ganzen  in  ein  hand- 
werksmassigeS;  auf  Griechische  Eleganz  und  Schonheit  keinen 

6  Anspruch  mehr  machendes  Treiben  verfiel.     Immer  war  hier- 
nach  die  zeichnende  Kunst  in  Etrurien  ein  fremdes  Gewachs, 
fremd    den   Formen,   fremd    dem  Stoffe  nach,    welchen   sie 
fast    durchaus    nicht    aus    der   nationalen   Superstition,    die 
sich  wenig  zu  Kunstdarstellungen  eignete,    sondern  aus  den 
Gotter-  und  Heroen-Mythen  der  Griechen  entlehnte. 

2 — 5.  Hiernach  zerfallen  die  Etruskischen  Kunstwerke  in  funf  Classen : 
1.  Die  eigentlichen  Tuscanica  Quintil.  XII,  10.  TVQWVIKK  Strab.  XVII. 
p.  806  a,  Arbeiten,  die  den  altesten  Griechischen  beigesetzt  werden.  Schwer- 
falligere  Formen,  und  Details  des  Gostiims,  auch  die  bei  den  Etruskischen 
Kunstwerken  fast  allgemeine  Bartlosigkeit  machen  den  Unterschied.  Hier- 


[178J  EntwickeJung  tier  Kunst.  197 

her  gehoren  viele  Bronzen  und  selicirte  Arbeiten,  einige  Steinbilder,*  viele 
Gemmen,  einige  Pateren,  die  alteren  Wandgemalde.  2.  Imitationen  orien- 
talischer,  besonders  Babylonischer  Figuren,  die  durch  Teppiche  und  ge- 
schnittene  Steine  sich  verbreitet  batten;  immer  nur  bei  decorirenden, 
grossartigen  Bildwerken.  So  auf  den  Clusinischen  Gefassen,  deren  Figuren 
ofter  auf  Persisch-Babylonischen  Steinen  wiederkehren  (wie  die  zwei  Lowen 
haltende  Frau  bei  Dorow  Voy.  archeol.  pi.  2,  1  b,  der  bei  Ousely  Travels  I. 
pi.  21,  16  sehr  ahnlich  ist)  und  zugleich  mit  denen  auf  den  sog.  Aegyptischen 
Gefassen  (§.  75)  oft  grosse  Aehnlichkeit  haben  (wie  z.  B.  ganz  dieselbe 
zwei  Ganse  erwiirgende  weibliche  Figur  auf  beiden  vorkommt,  Micali 
tv.  17,  5.  73,  1);  und  auf  gescbnittenen  Steinen,  wo  besonders  Thier- 
compositionen  (vgl.  §.  175)  und  Thierkampfe,  den  Persepolitanischen  ahnlich, 
vorkommen.  Dass  den  Etruskern  die  Griechischen  Monstra  noch  nicht 
geniigten,  zeigt  auch  die  Figur  des  Scarabaeus  bei  Micali  tv.  46,  17:  ein 
Kentaur  der  alterthiimlichen  Form,  mit  Gorgonenkopf,  Schulterflugelnr 
und  Vorderfiissen  von  einem  Adler.  3.  Absichtlich  verzerrte  Bildungen, 
besonders  in  Bronzen  (§.  172)  und  in  Spiegelzeichnungen.  Vgl.  Gerhard 
Sformate  immagini  di  bronzo,  Bullet,  d.  Inst.  1830.  p.  11.  Auch  die 
spatern  Wandmalereien  (§.  177)  gehoren  hierher.  4.  Arbeiten  in  schonem 
Griechischen  Styl,  sehr  selten,  nur  einige  Spiegelzeichnungen  und  Bronzen. 
5.  Werke  des  spatern  handwerksmassigen  Betriebes  der  Kunst,  der  ziem- 
lich  in  alien  Aschenkisten  wahrzunehmen  ist.  Ueber  das  eigenthumlich 
Etruskische  Profil  in  alten  Steinarbeiten  und  seine  Verschiedenheit  von 
Aegyptischen  Lenoir,  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  270.  [Epochen  der  Etr.  Kunst 
nach  Micali,  Annali  XV.  p.  352  s.  On  Etruscan  antiquities,  Quarterly 
Rev.  1845.  N.  GLI,  von  einem  namhaften  Kenner.] 

Litteratur  der  Etruskischen  Kunstalterthumer.    Thomas  Dempster's 
(1619    geschriebene)    De   Etruria    regali    1.   VIII.  ed.   Th.    Coke.   F.  1723. 

2  Bde.  f.    Die  Abbildungen  von  Kunstwerken  und  Erlauterungen  sind  von 
Ph.  Buonarotti  hinzugefiigt.     A.  F.  Gori  Museum  Etruscum  1737—43  (mit 
Passeri's    Dissert.).      Dess.    Musei    Guarnacci   Ant.   Mon.    Etrusca    1744  f. 
Saggi    di    Dissertazioni    dell'    Acad.   Etrusca    di    Gortona    von    1742    an. 
9  Bde.  4.    Museum  Gortonense  a  Fr.  Valesio,  A.  F.  Gorio  et  Rod.  Venuti 
illustr.  1750  f.      Scipione  Maffei  Osservazioni  letterarj.  T.  IV.  p.  1—243. 
V.   p.  255—395.    VI.    p.    1—178.     J.  B.  Passeri   In   Dempsteri   libros   de 
E.  R.  Paralipomena.  1767  f.   Guarnacci  Origini  Italiche.  1767—72.    3  Bde.  f. 
Heyne's  Abhandlungen  in  den  Nov.  Gommentarr.  Gott.  T.  III.  V.  VI.  VI. 
Opusc.  Acadd.  T.  V.  p.  392.    Luigi  Lanzi  Saggio  di  lingua  Etrusca.  1789. 

3  Bde.    (welcher    nach  Winckelmann's   und  Heyne's  Vorgang   das  vorher 
ganz  verworrene  Feld  einigermassen    gereinigt).    Franc.  Inghirami  Monu- 
menti  Etruschi   o    di   Etrusco   nome.     7  Bde.   Text   in  4,  6  Bde.  Kupfer 
f.  1821—1826.     Micali  Storia   degli    antichi  popoli  Italian*.     1832.  3  Bde. 


198  Griechische  Kunst  in  Italien.  [179,  180] 

eine  neue  Bearbeitung  des  Werkes  Italia  avanti  il  dominio  de'  Rornani, 
deren  Atlas,  Antichi  Monumenti  betitelt,  den  fruhern  an  Reichhaltigkeit 
und  Wichtigkeit  der  mitgetheilten  Monumente  weit  iibertrifft,  und  daher 
hier  allein  benutzt  ist.  [Nicht  minder  reichhaltig  die  letzte  Sammlung, 
Mon.  ined.  a  illustraz.  della  storia  d.  ant.  pop.  Ital.  Firenze  1844.  2  Vol.  f. 
vgl.  Annali  XV.  p.  346.  R.  Rochette  Journ.  des  Sav.  1845.  p.  349.  Cave- 
doni  Oss.  crit.  sopra  i  mon.  Etr.  del  Micali,  Modena  1844.  8.]  Etr.  Museo 
Chiusino  dai  suoi  possessor!  pubbl.  con  brevi  espos.  del  Gav.  Fr.  Inghirami 
P.  I.  1833.  P.  II.  1832  (sic).  [Musei  Etrusci  quod  Gregorius  XVI.  in  aedd. 
Vatic,  constituit  P.  I.  II.  1842.  2  Vol.  fol.]  ^  Kleinere  Schriften  von 
Vermiglioli,  Orioli,  Cardinali  u.  A. 


3.    Rom  vor  dem  J.  der  Stadt  606.    (01.  158,  3.) 

1  179.     Rom,  vor  der  Herrschaft  der  Etruskischen  Konige 
em  unansehnlicher  Ort,  hatte  durch  diese  die  Anlagen,  deren 
ein  Etruskischer  Hauptort  bedurfte ,  und  zugleich  einen  sehr 
bedeutenden   Umfang    (von    etwa    sieben   Millien)    erhalten. 

2  Auch  waren  nun  seine  Heiligthiimer  mil  Bildsaulen  versehn, 

3  deren  Rom  fruher  ganz  entbehrt  haben  soil;    lange  bleiben 
indess  Roms  Gotter  holzerne  und  thonerne,  Werke  Tuskischer 
Kunstler  oder  Handwerker. 

1.  Dazu  gehoren   die   grosse  Cloaca    (§.  168),   die  Einrichtung   des 
Forum   und  Comitium,    der    Circus   (§.  170),  der   Capitolinische    Tempel 
(§.  169),  das   aus  den  Latomien   des  Capitolinischen  Berges   entstandene 
Gefangniss  (robur  Tullianum,  S.  Pietro  in  Carcere),   der  T.  der  Diana  auf 
dem  Aventin,    der  Wall  des  Tarquinius   oder  Servius  (Niebuhr  I.  S.  107) 
und    die   Servianischen  Mauern   (Bunsen   Beschreibung  Roms  I.   S.  623). 
Ueber  die  Substructionen  der  Via  Appia  im  Thai  von  Aricia  u.  das  Grab 
der  Horatier  und  Curiatier,  M.  d.  I.  II,  39.     Canina,  Ann.  IX.  p.  10. 

2.  Ueber  den   bildlosen   Cultus   in  Rom   vor   dem   ersten  Tarquin 
Zoega  de  Obel.  p.  225.J 

3.  Vgl.  Varro  bei  Plin.  XXXV,  45  mit  Plin.  XXXIV,  16.' 


1  180.  In  der  Zeit  der  Republik  trieb  die  Romer  ihr 
praktischer,  auf  das  Gemeinwohl  gerichteter  Sinn  viel  weni- 
ger  zur  sogenannten  schonen  Architektur,  als  zur  Anlage 


[180]  Das  altere  Rom;  Bauwerke.  199 

grossartiger  Werke  der  W  a  s  s  e  r-  mid  Strassen  baukunst; 
jedoch  kommen  die  mit  Kies  unterbauten,   aus  grossen  Stei- 
nen  zusammengesetzten  Heerstrassen   erst  im  sechsten  Jahr- 
hundert,  die  ausgedehnten  Bogenwerke  der  Aquaeducte  erst  mit 
dem  Anfange  des  siebenten  auf.      Tempel  wurden  zwar  sehr  2 
viele,   friihzeitig    auch    allegorischen   Gottheiten,   gelobt  und 
geweiht;    aber  wenige  waren  vor  denen  des  Metellus  durch 
Material,    Grosse  oder  Kunst  ausgezeichnet.     Noch  geringer,  3 
als  die  Gotter,   wohnten  naturlich    die  Menschen;    auch  an 
grossen  offentlichen  Hallen  und  Salen  fehlte  es  lange;    und 
die   Gebaude    fur    die  Spiele    wurden    nur   fiir   den  voriiber- 
gehenden  Zweck  leicht  construirt.     Indess  war  doch  unter  den  4 
zeichnenden  Kimsten  die  Architektonik  noch  ani  meisten  den 
Romischen    Sitten    und    Lebensansichten    angemessen;     ein 
Romer  Gossutius    baute    gegen  590   in  Athen  fiir  Antiochos 
(§.  153.  Anm.  4).     Wie  Griechische  Formen  und  Verzierungen  5 
uberall  Eingang  fanden,  zeigen  die  Steinsarge  der  Scipionen 
aber  auch,    wie   sie   ohne  Riicksicht   auf  Bestimmung   und 
Charakter,  nach  Etruskischem  Vorgange,  combinirt  und  ver- 
mischt  wurden. 

1.  Die   Sorge   der   Homer    fur  Strassenbau,    Wasserleitungen   und 
Abfuhrung    des   Unraths   stellt  Strabo  V.    p.  235    in  Gegensatz   mit    der 
Gleichgiiltigkeit  der  Griechen  fiir  diese  Dinge.    Ableitung  des  Albanischen 
See's  g.  359  (§.  168),  des  Velinus  durch  Curius  462.    (Niebuhr  III.  S.  486.) 
Wasserleitungen:  Aqua  Appia  (10  Millien  unterirdisch,  300  F.  auf  Bogen) 
442,   Anio  vetus  481,    Marcia  608,  spater  die  Tepula  627,   die  lulia  von 
Agrippa    719.     (Frontinus   de   aquaeduct.  1.)     Neue    Cloaken   568.    719. 
Austrocknung   der  Pomptinischen   Sumpfe  592    (dann    unter  Caesar   und 
August).     Strassen:    Via   Appia   442   (zuerst   ungepflastert;    460  wurden 
10  Millien  von  der  Stadt  und  mit  Basaltlava  gepflastert) ;    Flaminia  532. 
565;  Verbesserung  des  Strassenbau's  in  der  Gensur  des  Fulvius  Flaccus  578; 
treffliche   Strassen   des    G.   Gracchus   g.  630.     Tiberbrucken       Vgl.   Hirt 
Geschichte  der  Baukunst  II.  S.  184  ff. 

2.  Bemerkenswerth  der  vom  Dictator  Postumius   gelobte,    von  Sp. 
Cassius  261  geweihte  T.  der  Geres,  des-  Liber  und  der  Libera  beim  Circus 
Maximus,  Vitruv's  Muster  der  Tuscanischen  Gattung,  der  erste,  nach  Plin., 
welchen  Griechen,  Damophilos  und  Gorgasos,   als  Maler  und  Thonbildner 
verzierten.    T.  der  Virtus  und   des  Honor,   von  M.  Marcellus  547  dedicirt 
und  mit  Griech.  Kunst werken  geschmuckt.    T.  der  Fortuna  Equestris,  578 


200  Griechische  Kunst  in  Italien.  [181] 

von  Q.  Fulvius  Flaccus  erbaut,  systylos  nach  Vitruv  III,  3 ;  die  Halfte  der 
Marmorziegel  von  der  Hera  Lakinia  sollte  das  Dach  bilden.  Liv.  XLII,  3. 
T.  des  Hercules  Musarum  am  Circus  Flaminius,  von  M.  Fulvius  Nobilior, 
dem  Freunde  des  Ennius,  573  gebaut,  und  mit  ehernen  Musenstatuen  von 
Ambrakia  geschmiickt.  S.  Plin.  XXXV,  36,  4,  nebst  Harduin,  Eumenius 
pro  restaur.  schol.  c.  7.  3,  und  die  Miinzen  des  Pomponius  Musa.  Q.  Me- 
tellus  Macedonicus  errichtet  605  aus  der  Beute  des  Maked.  Kriegs  zwei  T., 
des  Jupiter  Stator  und  der  Juno,  wobei  zuerst  Marmor  vorkam,  von  einer 
grossen  Porticus  (722  nach  der  Octavia  genannt)  umgeben.  Jupiters  T. 
peripteros,  der  Juno  prostyles,  nach  Vitruv  und  dem  Gapitolin.  Plane  Roms. 
Jenen  baut  Hermodor  von  Salamis,  nach  Vitruv;  die  Saulen  arbeiten, 
nach  Plinius,  Sauras  und  Batrachos  von  Lakedaemon  (lacerta  atque  rana 
in  columnarum  spiris;  vgl.  Winckelm.  W.  I.  S.  379.  Fea  S.  459).  Vgl. 
Sachse  Gesch.  der  Stadt  Rom  I.  S.  537.  Ueber  die  Statuen  darin  §.  160,  2, 
Hermodor  von  Salamis  baut  auch  den  T.  des  Mars  am  Circus  Flaminius 
nach  614.  Hirt  II.  S.  212. 

3.  Roher  Aufbau  der  Stadt  aus  ungebrannten  Ziegeln  365.  Die  erste 
namhafte  Basilika  (fiuGiHiKri  GTOU)  von  Cato  568 ;  fruher  dienten  die  Janus 
als  Versammlungsorte.  Anlagen  des  Censor  Fulvius  Nobilior  573  fur  den 
Verkehr.  Senatusconsult  gegen  stehende  Theater  (theatrum  perpetuum) 
597.  vgl.  Lipsius  ad  Tac.  Ann.  XIV,  20.  Die  columna  rostrata  des  Duilius 
im  ersten  Pun.  Kriege.  Von  andern  Ehrensaulen  Plin.  XXXIV,  11. 

5.  S.  besonders  den  Sarkophag  des  Cornelius  Lucius  Scipio  Barbatus 
Gnaivod  patre  prognatus  etc.  (Consul  454)  bei  Piranesi  Monumenti  degli 
Scipioni  t.  3.  4.  Winckelm.  W.  I.  Tf.  12.  Hirt  Tf.  11.  F.  28.  Ueber 
die  geringen  Reste  des  republicanischen  Roms  Bunsen  I.  S.  161,  fiber  die 
Graber  der  Scipionen  Gerhard  Beschr.  Roms  II,  2.  S.  121. 

1  181.     Die  bildende   Kunst,    anfangs  unter  den  Ro- 
mern   sehr   wenig  geiibt,    ward  ihnen    allmahlig  durch   den 

2  politischen  Ehrgeiz  wichtig.     Senat  und  Volk,  dankbare  Staa- 
ten  des  Auslands ,  und  zwar  zuerst  die  Thuriner,  errichteten 
verdienten  Mannern  Erzstatuen   auf  dem  Forum  und  sonst; 
manche  auch   sich    selbst,    wie    nach  Plinius   schon  Spurius 

3  Gassius   g.  268.     Die   Bilder    der  Vorfahren    in  Atrium    da- 
gegen    war  en    keine   Statuen ,    sondern    Wachsmasken ,    be- 
stimmt,    bei   Aufziigen    die   Verstorbenen    darzustellen.     Das 

4  erste  Erzbild    einer   Gottheit    war   nach   Plinius    eine  Geres, 
die   aus    dem    eingezogenen   Vermogen    des   Spurius   Cassius 
gegossen    wurde.      Seit    der    Zeit    der    Samnitischen    Kriege, 


[181]  Aeltere  Bildwerke  in  Rom.  201 

als  Roms  Herrschaft  sich  uber  Grossgriechenland  zu  verbreiten 
anfing,  wurden  auch  nach  Griechischer  Art  aus  der  Kriegs- 
beute  Statuen  und  Golosse  den  Gottern  als  Weihgeschenke 
aufgestellt. 

1.  Plin.  XXXIV,  11  ff.  gibt  zwar  viele  Erzstatuen  fur  Werke   der 
Konigszeit  und  fruhern  Republik   aus,   und   glaubt  sogar  an  Statuen  aus 
Euander's  Zeit,  und   an  die  Weihung  eines  Janus  durch  Numa,   der  die 
Zahl  355,  auf  die  Weise  Griechischer  Mathematiker,  durch  Verbiegung  der 
Finger   anzeigte.    Aber  das  meiste  von  ihm  Angefuhrte  gehort  offenbar 
spaterer   Zeit    an.    Die    Statuen    des   Romulus    und   Gamillus   waren   in 
heroischer  Nacktheit  ganz  gegen  Romische  Sitte;  wenn  nicht  Plinius  (ex 
his  Romuli  est  sine  tunica,  sicut  et  Camilli  in  Rostris)  zu  erklaren  ist  aus 
Asconius  in  Scaur,  p.  30.     Orell.   Romuli  et  Tatii  statuae  in  Capitolio  et 
Camilli   in  rostris  togatae  sine  tunicis.     Romulus  war  eine  Idealbildung, 
deren  Kopf  auf  Munzen   des  Memmischen  Geschlechts  erhalten  ist;   eben 
so   Numa   (Visconti   Iconogr.    Rom.    pi.  1);    dagegen   Ancus   Marcius   ein 
Familiengesicht  der  Marcier  erhalten  zu  haben  scheint.     Aechtere  Werke 
der  fruhern  Zeit  sind  der  Attus  Navius  (vgl.  mit  Plin.  Gic.  de  div.  I,  11), 
der  Minucius  vom  J.  316  und  die  wahrscheinlich  Griechischen  Statuen  des 
Pythagoras  und  Alkibiades  (um  440  gesetzt)  und  des  Hermodor  von  Ephesos, 
Theilnehmers  an  der  Decemviralgesetzgebung.     Vgl.  Hirt  Gesch.  der  Bild. 
Kunst    S.   271.     Romer-Statuen    vor    Pyrrhus    (454),    Cicero   Gael.   §.  39 
c.  intpp. 

2.  S.  Plin.  XXXIV,  14.    Im  J.  593   nahmen   die  Censoren  P.  Corn. 
Scipio  und  M.  Popilius  alle  Statuen  von  Magistraten  um  das  Forum  weg, 
die  nicht  vom  Volk  oder  Senat  gestellt  waren.     Eine  Statue  der  Cornelia, 
der  Mutter  der  Gracchen,  stand  in  der  Porticus  des  Metell. 

3.  Ueber  die  Imagines  maiorum  Polyb.  VI,  53  mit  Schweighauser's 
Note.  Lessing  Sammtl.  Schriften  Bd.  X.  S.  290.   Eichstaedt  III.  Prolusiones. 
Qu.  de  Qumcy  Jup.  Olymp.  p.  14.  36.    Hugo's  Rechtsgesch.  (elfte)  8.  334. 
Bilder  seiner  Vorfahren  auf  Schilden  (vgl.  §.  345*)  weihte  zuerst  Appius 
Claudius  in  den  456  (nicht  259)  vovirten  T.  der  Bellona,   Plin.  XXXV,  3. 

5.  Merkwiirdig  ist  der  448  auf  dem  Capitol  geweihte  Hercules  (Liv. 
IX,  44);  und  der  von  Sp.  Garvilius  nach  459  dedicirte  Jupiter-Coloss  auf 
dem  Capitol,  sichtbar  vom  Jupiter  Latiaris  aus,  aus  den  prachtigen  Waffen 
der  heiligen  Legion  der  Samniter  (vgl.  Liv.  IX,  40.  X,  38)  gegossen;  vor 
den  Fussen  befand  sich  das  aus  den  Feilspanen  (reliquiis  limae)  gegossene 
Bild  des  Carvilius.  Plin.  XXXIV,  18.  Novius  Plautius,  Erzarbeiter  in  Rom, 
um  500.  §.  173.  Anm.  4. 


202  Griechische  Kunst  in  Italien.  [182] 

1  182.     In   den  Consular-  und  Familien  m  iinzen 
(so   nennt  man  die  mit  dem  Nam  en  der  Aufseher  des  Munz- 
wesens,  besonders  der  tresviri  monetales,  bezeichneten)  zeigt 
sich  wahrend  des  ersten  Jahrhunderts ,   nachdem  man  ange- 
fangen   Silber   zu   pragen    (483),    die  Kunst    sehr   roh;    das 
Geprage   1st   flach,    die  Figuren   plump,    der  Romakopf  un- 
schon.     Auch    da    die   mannigfaltigern    Familien-Typen   auf- 
kommen,  bleibt  die  Kunst  noch  lange  roh  und  unvollkommen. 

2  Auffallend    ist   die,    mit  den   sonst  bekannten  Sitten  Roms 
contrastirende ,    fruhzeitige  Beschaftigung  mit  der  Malerei, 

3  besonders  bei  Fabius  Pictor.   Doch  tragt  auch  die  Anwendung 
der    Malerei    zur  Verewigung   kriegerischer  Grossthaten  und 
zum  Schmuck   der  Triumphe   dazu   bei,    ihr  Ehre   bei   den 
Romern  zu  verschaffen. 

1.  Die   altesten  Consular-Munzen  haben    vorn  den  Kopf  mit   dem 
geflugelten  Helm  (Roma,  nach  andern  Pallas);  auf  dem  Revere  die  Dios- 
kuren,  wofiir  aber  bald  ein  Rossegespann  eintritt  (bigati,  serrati).    Die 
Familien-Miinzen  haben  zuerst  die  allgemeinen  Romischen  Ernbleme  der 
Consular-Munzen;   nur  bildet  man  auf  den  Gespannen  verschiedne  Gotter 
ab ;  hernach  treten  verschiedene  Typen,  in  Bezug  auf  Gultus  und  Geschichte 
der  Geschlechter,   ein.    Interessant   ist  der  Denar  des  Pompejischen  Ge- 
schlechts  mit  der  Wolfm,  den  Kindern  und  dem  Fostlus.     Die  Wolfm  ist 
gut,  wahrscheinlich  nach  der  Etruskischen  (§.  172),  gezeichnet,  alles  Andre 
noch  schlecht  und  roh.    Hauptwerke  iiber  diesen  Theil   der  Miinzkunde 
von   Gar.  Patin,    Vaillant,    Morelli  und  Havercamp.  Eckhel  D.  N.  II,  V. 
p.  53  ff.,  besonders  111.   Stieglitz  Distributio  numorum  familiarum  Roman, 
ad  typos  accommodata  (ein  lehrreiches  Buch)  Lips.  1830.  B.  Borghesi  iiber 
Familien-Munzen ,   in  Giornale  Arcad.  T.  LXIV.  LXV.    Gavedoni    Monete 
ant.  italiche  impresse  per  la  guerra  civile,  Bullett.  1837.    p.  199. 

2.  Fabius  Pictor  malt  den  T.  der  Salus,  u.  zwar  meisterhaft ,  451 
Liv.  X,  1.     Plin.  XXXV,   7.    Val.  Max.   VIII.  14,  6.    Dion.   Hal.   Fragm. 
von  Mai  XVI.  6.    Letronne   Lettres    d'un    antiquaire   p.  412.    Appendice 
p.  82  laugnet,  dass  die  Stelle  des  Dionysius  auf  den  Fabius  sich  beziehe. 
M.  Pacuvius  von  Rudiae,  der  Tragiker  (ein  Halbgrieche),  malt  den  T.  des 
Hercules  am  Forum  Boarium,  g.  560.    Postea  non  est  spectata  (haec  ars) 
honestis  manibus,  Plin.    Ein  Maler  Theodotos,  bei  Naevius  (Festus  p.  204. 
Lindem.)  [Panofka  im  N.  Rhein.  Mus.  IV.    S.  133  ff.],  urn  530  ist  deut- 
lich  ein  Grieche,  so  wie  der  Tot%oyQK(pos  Demetrios  590,  Diodor  Exc.  Vat. 
XXXI,   8.   vgl.    Osann,    Kunstblatt    1832.    N.    74.     [roixoyQucpos   ist   nur 


[182]  .Aeltere  Bildwerke  in  Rom.  203 

Osanns  Vermuthung  fur  ronoyQacpog,  wahrscheinlicher  1st  ronioyQcccpos, 
in  dem  aus  Vitruv  bekannten  Sinn  von  to  pi  a;  R.  Rocliette  Suppl.  au 
catal.  des  artistes  p.  271  ff.  will  roTroy^aqpos,  obgleich  TOTTO?  fur  Land- 
schaft  nicht  nachweislich  ist.] 

3.  Beispiele  bei  Plin.  XXXV,  7,  besonders  M.  Valerius  Mesala 
Schlacht  gegen  die  Karthager  in  Sicilien  489,  L.  Scipio's  Sieg  fiber  An- 
tiochos  g.  564.  L.  Hostilius  Mancinus  erklart  606  selbst  dem  Volke'  ein 
Gemalde  von  Karthago's  Eroberung.  Die  Triumphe  machten  Gemalde 
nothig  (Petersen  Einl.  S.  58);  dafiir  liess  Aemilius  Paulus  den  Metrodor 
von  Athen  kommen  (ad  excolendum  triumphum),  Plin.  XXXV,  40,  30. 


Fiinfte  Periode, 
Von  606  der  St.  (01.  158,  3)  bis  zum  Mittelalter. 


1.    Allgemeines  fiber  den  Charakter  und  Geist  der  Zeit. 

1  183.     Wie    die    gesammte    Geschichte     des    gebildeten 
Menschengeschlechts  (mil  Ausnahme  Indiens):  so  concentrirt 
sich  auch  jetzt  die  Kunstgeschichte  in  Rom.    Aber  nur  durch 
die  politische  Uebermacht,  nicht  durch  kiinstlerische  Talente 
der  Romer.    Die  Romer,   obgleich  nach  der  einen  Seite  bin 
den  Griechen  innig  verwandt,  waren  doch  als  Ganzes  aus  einem 

2  derberen,    minder  fein    organisirten   Stoffe.     Ihr  Geist  blieb 
den  aussern  Verhaltnissen  der  Menschen  untereinander,  durch 
welche  der  en  Thatigkeit  im  Allgemeinen  bedingt  und  bestimmt 
wird,   (dem  praktischen  Leben)  zugekehrt;  zuerst  mehr  4en 
auf  die  Gesammtheit  beziiglichen  (politischen) ,  dann,   als  die 
Freiheit   sich  iiberlebt  hatte,  denen  der  Einzelnen  unterein- 
ander (Privatleben) ,   besonders  den  durch  die  Beziehung  der 

3  Menschen  zu   den  aussern  Giitern  gegebenen.     Die  res  fami- 
liaris  zu  erhalten,  zu  mehren,  zu  schiitzen,  wurde  nirgends 

4  so   sehr  wie  hier  als  Pflicht  angesehen.     Die  sorglose  Unbe- 
fangenheit  und  spielende  Freiheit  des  Geistes,  welche,  innern 
Trieben  sich  rucksichtslos  hingebend,  die  Kunste  erzeugt,  war 
den  Romern  fremd;   auch  die  Religion,  in  Griechenland  die 
Mutter   der  Kunst,    war  bei   den  Romern   sowohl   in   ihrer 
fruhern  Gestalt,   als  Ausfluss  der  Etruskischen  Disciplin,   als 
auch  in  ihrer  spatern,  wo  die  Vergotterung  ethisch-politischer 

5  Begriffe  vorherrscht,   absichtlich  praktisch.     Doch  war  diese 
praktische  Richtung  bei  den  Romern  mit  einem  grossartigen 
Sinne  verbunden,  der  das  Halbe  und  Kleinliche  scheute,   der 
jedem  Bedurfniss   des  Lebens   auf  eine  umfassende,    durch- 
greifende  Weise  durch  grosse  Unternehmungen  geniigte,  und  da- 
durch  unter  den  Kunsten  wenigstens  die  Architektur  emporhielt. 


[184]  Gharakter  der  Periode.  205 

3.  Vgl.  fiber  diesen  Punkt  (einen  Hauptgrund  der  grossen  Ausbildung 
des  Privatrechts)  Hugo's  Rechtsgeschichte  elfte  Aufl.  S.  76.  Juvenal  XIV. 
zeigt,  wie  die  avaritia  der  Jugend  als  gute  Wirthschaft  eingeimpft  wurde. 
Horaz  stellt  ofter,  wie  A.  P.  323,  die  okonomisch-praktische  Bildung  der 
Romer  der  ideellern , Hellenischen  entgegen.  Omnibus,  diis  hominibusque, 
formosior  videtur  massa  auri,  quam  quidquid  Apelles  Phidiasque,  Graeculi 
delirantes,  fecerunt.  Petron  88. 


184.     Der  Gharakter  der  Romischen  Welt  in  Bezug  auf  1 
die  Kunst,   diese  Periode  hindurch,   lasst   sich  am  besten  in 
vierfacher  Gestalt  fassen:    I.    Von    der   Eroberung  Ko- 2 
rinths   bis   auf  August.    Das  Streben   der  Vornehmen, 
durch  Pracht  bei  Triumphen,  durch  unerhort  glanzende  Spiele 
zu    imponiren,    das   Volk  zu  gewinnen,    zieht  Kunstler  und 
Kunstwerke  nach  Rom.     Bei  Einzelnen  entsteht  achter  Ge-  3 
schmack  fur  die  Kunst,  meist  freilich  mit  grossem  Luxus  ver- 
bunden,  nach  Art  der  Kunstliebe  Makedonischer  Fiirsten.   Der  4 
Reiz  dieser  Genusse  wird  durch  das  Widerstreben  einer  alt- 
romisch    gesinnten  Partei   fur    das   Privatleben   nur   erhoht, 
wenn  diese  auch  im  offentlichen  Leben  scheinbar  die  Oberhand 
hat.   Rom  ist  daher  ein  Sammelplatz  der  Griechischen  Kiinst-  5 
ler,  unter  denen  sich  sehr  vorziigliche  Nacheiferer  der  Alten 
befanden;  Kunstgelehrsamkeit  und  Kennerschaft  schlagen  hier  6 
ihren  Sitz  auf. 

i  * 

2.  S.  §.  182,  3.  M.  Aemilius  Scaurus,  Sullae  privignus,  ffihrte  694 
als  Aedil  fur  seine  Spiele  die  verpfandeten  Bilder  Sikyons  nach  Rom,  Plin. 
XXXV,  40,  24.  XXXVI,  24,  7.  Durch  Ungeschicklichkeit  verdarben  auch 
Bilder  beim  Reinigen  fur  solche  Zwecke,  XXXV,  36,  19.  In  Cicero's  Zeit 
liehen  die  Magistrate  die  Kunstwerke  sich  oft  weither  zusammen,  Gic. 
Verr.  IV,  3.  Fiir  die  Spiele  brauchte  man  auch  skenographische  Bilder, 
wo  Illusion  das  hochste  Ziel  war.  Plin.  XXXV,  7. 

4.  S.  Gate's  Rede  (557)  Liv.  XXXIV,  4.  Plin.  XXXIV,  14.  Cicero 
scheut  sich,  von  den  Richtern  fiir  einen  Kunstkenner  gehalten  zu  werden: 
nimirum  didici  etiam  dum  in  istum  inquire  artificum  nomina.  Verr.  IV, 
2.  7.  Cicero's  Kunstliebe  war  indess  immer  massig,  s.  Epp.  ad  div.  VII,  23. 
Parad.  5,  2.  Anders  der  Damasippus,  Epp.  a.  0.  Horat.  Sat.  II,  3,  64. 

6.  Die  intelligentes  stehen  den  IdicoTccig  gegenuber,  Cicero  a.  0.  Aber 
auch  Petron's  (52)  Trimalchio  sagt  bei  den  lacherlichsten  Kunsterklarungen : 


<206  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [185,  186J 

Meum  enim  intelligere  nulla  pecunia  vendo.  Wichtige  Stellen  uber  die 
Kunstkennerschaft  Dionys.  de  Dinarcho  p.  644.  de  vi  Dem.  p.  1108.  [Juv. 
I,  56  doctus  spectare  lacunar.]  Die  Probe  war:  non  inscriptis  auctorem 
reddere  signis,  Statius  Silv.  IV,  6,  24.  Die  Idioten  wurden  dagegen  viel 
mit  beriihmten  Namen  betrogen.  Beck  de  nomin.  artif.  in  -monum.  artis 
interpolatis.  1832. 

,1  185.  II.  Die  Zeit  cler  Julier  und  Flavier, 
723  bis  848  (96  n.  Ghr.).  Kluge  Fiirsten  wissen  dem 
Romischen  Volke  durch  grossartige  Bauunternehmungen ,  die 
auch  dem  gemeinen  Mann  ausserordentliche  Bequemlichkeiten 
und  Genusse  verschaffen,  alles  politische  Leben  in  Vergessen- 
heit  zu  bringen ;  halbwahnsinnige  Nachfolger  geben  durch  die 
riesenhaften  Plane  ihres  Uebermuths  doch  den  Kunsten  voile 

2  Beschaftigung.  Wie  weit  auch  in  solchen  Zeiten  die  Kunst 
von  cler  Wahrheit  und  Einfalt  der  besten  Zeiten  Griechen- 
lands  entfernt  sein  musste:  zeigt  sie  doch  in  diesem  Jahr- 
hundert  noch  uberall  Geist  und  Schwung;  das  Sinken  des 
Geschmacks  ist  noch  wenig  merkbar. 

1.    August's  Wort:  er  hinterlasse  die  Stadt  marmorea,  die  er  lateritia 
empfangen.     Nero's  Brand  und  Neubau. 

1  186.     III.    Von'Nerva    bis    zu    den    sog.    Tri- 
g  i  n  t  a    t  y  r  a  n  n  i ,    96  bis  g.   260  n.    Ghr.     Lange   Ruhe 
im   Romischen  Reiche;   glanzende  Unternehmungen   auch  in 
den-  Provinzen ;  ein  vqriibergehendes  Aufleuchten  der  Kunst  in 
Griechenland  selbst  durch  Hadrian;  Prachtbauten  im  Orient. 

2  Bei  so   eifrigem  und  ausgedehntem  Betriebe  der  Kunst  zeigt 
sich   doch,    von    den   Antoninen    an,    immer    deutlicher  der 
Mangel  an  innerm  Geist  und  Leben  neben  dem  Streben  nach 
ausserem  Prunk;   Niichternheit  und  Schwulst   vereinigt,  wie 

sin  den  Redekunsten.  Die  Kraft  des  Geistes  der  Griechisch- 
Romischen  Bildung  war  durch  das  Eindringen  fremder  Denk- 
weisen  gebrochen ;  das  allgemeine  Ungeniigen  an  den  vater- 
lichen  Religionen,  die  Vermischung  verschiedenartigen  Aber- 
glaubens  musste  der  Kunst  in  vieler  Beziehung  verderblich  sein. 

4  Bedeutende  Einwirkung  hatte  der  Umstand,  dass  ein  Syrisches 
Priestergeschlecht  eine  Zeitlang  den  Romischen  Kaiserthron  inne 

5  hatte.     Syrien,    Kleinasien    waren    damals    die    bluhendsten 
Provinzen,  und  ein  von  ihnen  ausgehender  Asiatischer  Gha- 


[187J  Charakter  der  Periocle.  207 

rakter  wird,   wie   er  in  der  Schriftstellerei  herrscht,   auch  in 
den  zeichnenden  Kunsten  deutlich  wahrgenommen. 

3.  Der  Isisdienst,   der  um  700  der  St.  mit  Gewalt  eingedrungen 
war,  und  oft  zum  Deckmantel  der  Ausschweifungen  gedient  hatte,  wurde 
allmahlig  so  herrschend,  dass  Commodus  und  Garacalla  offentlich  daran 
Theil   nahmen.  —  Der   Mithrasdienst,    ein   Gemisch    Assyrischer   und 
Persischer  Religion,  wurde  durch  die  Seerauber,  vor  Pompejus,  zuerst  in 
der  Romischen   Welt  bekannt,   in  Rom  seit  Domitianus,  besonders  seit 
Commodus   Zeit    einheimisch.  —  Syrischer   Cultus    war   schon   unter 
Nero  beliebt,  aber  besonders  seit  Septimius  Severus  herrschend.  —  Dazu 
die  Ghaldaeische  Genethliologie ;   Magische   Amulete,    §.  206;    theurgische 
Philosophie.    Vgl.  Heyne  Alexandri  Sev.  Imp.  religiones  miscellas  probantis 
indicium,  besonders  Epim.  VI.:   de  artis  fingendi  et  sculpendi  corruptelis 
ex  religionibus  peregrinis  et  superstitionibus  profectis,   Opuscc.  Acadd.  VI. 
p.  273. 

4.  Auch  fur  die  Kunstgeschichte  ist  die  Genealogie  wichtig: 

Bassianus 
Sonnenpriester  zu  Emesa 


Julia    Domna  Julia  Maesa 

Septim.  Severs  Gemahlin 


Bassianus        Septimius  Soaemias  Julia  Mammaea 

Garacalla  Geta        v.  einem  Rom.  Senator  v.  einem  Syrer 

i 

;  '••-..: 
Elagabal  Severus  Alexander 

187.      IV.     Von    den    Trig,     tyranni    bis     in  die  1 
Byzantinische   Zeit.     Die    antike   Welt   verfallt,   mit   ihr 
die  Kunst.     Der  altromische  Patriotismus  verliert  durch  die  2 
politischen  Veranderungen   und  die  innere  Kraftlosigkeit  des 
Reichs  den  Halt,  welchen  ihm  das  Kaiserthum  noch  gelassen 
hatte.    Der  lebendige  Glaube  an  die  Gotter  des  Heidenthums  3 
verschwindet ;  Versuche,  ihn  zu  halten,  geben  fur  personliche 
Wesen  nur  allgemeine  Begriffe.     Zugleich x  verliert  sich  uber- 
haupt  die   Betrachtungsweise  der  Dinge,   welcher  die  Kunst 
ihr  Dasein  verdankt,   die   warme  und  lebendige  Auffassung 
der  leiblichen  Natur,  die  innige  Verbindung  der  korperlichen 
Formen  mit   dem  Geiste.     Ein  todtes  Formenwesen  erstickt 
die  Regungen  freierer  Lebenskraft,  die  Kiinste  selbst  werden 


208  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [188] 

von  einem  geschmacklosen ,  halborientalischen  Hofprunk  in 
Dienst  genommen.  Ehe  noch  von  aussen  die  Axt  an  den 
Baum  gelegt  wird,  sind  bereits  im  Innern  die  Lebenssafte 
vertrocknet. 


2.    Architektonik. 

1  188.     Schon   vor    den   Kaisern   hatte   Rom    alle   Alien 
von  Gebauden  erhalten,   welche  eine  grosse  Stadt  nach  der 
Weise    der    Makedonischen    Anlagen    zu    schmiicken    nothig 

2  schienen;  zierlich  gebaute  Tempel,  obgleich  keinen  von  bedeuten- 

3  dem  Umfange;   Curien  und  Basiliken,    welche   als  Versamm- 
lungs-  und  Geschaftorte  den  Romern  immer  nothiger  wur- 
den,    so   wie    mil    Saulenhallen   und    offentlichen    Gebauden 

4  umgebne  Markte  (fora);  auch  Gebaude  fur  die  Spiele,  welche 
•das  Romische  Volk  fruher,  wenn  auch  prachtig,  doch  nur  fiir 

kurzen  Bestand  construirt  zu  sehen  gewohnt  war,  wurden  jetzt 

5  von   Stein    und   in    riesenhaften  Maassen   gebaut.     Eben   so 
nahm  der  Luxus  der  Privatgebaude ,  nachdem  er  schuchtern 
und  zogernd  die  ersten  Schritte  gethan  hatte,   bald  reissend 

6  und   auf  eine  niegesehene  Weise  iiberhand;   zugleich  fullten 
Monnmente  die  Strassen,   und   prachtige  Villen  verschlangen 
den  Platz  zum  Ackerbau. 

2.  Tempel    des    Honor    und    der    Virtus,    von    dem    Architekten 
C.  Mutius  fur  Marius  gebaut  nach  Hirt  II.  S.  213;  Andre  (wie  Sachse  I. 
S,  450)   halten   ihn  fiir  den  Marcellischen.    §.  180.    Anm.   2.    Das  neue 
Capitol  des  Sulla  u.  Catulus,  mit  unverandertem  Plan,  674  geweiht.   T.  der 
Venus  Genitrix  auf  dem  Forum  Julium  706  gelobt.    T.  des  Divus  Julius, 
begonnen  710. 

3.  Die  Curia  des  Pompejus  697 ;  die  prachtvolle  Basilica  des  Aemilius 
Paulus,  des  Consuls  von  702,  mit  Phrygischen  Saulen  (basilica  Aemilia  et 
Fulvia,  Varro  de  L.  L.  VI.  §.  4).     Die    Basilica    Julia,    welche    August 
vollendete  und  dann  erneuerte,  an  der  SW.Ecke  des  Palatin.     S.  Gerhard 
della  basilica  Giuila.  R.  1823.     Daran  stiess  das  neue  Forum  Julium,  von 
Augustus  vollendet.    Ueber  die  Einrichtung  eines  Forum  §.  295. 

4.  Im  J.  694   zierte    M.  Aemil.   Scaurus    als   Aedil    ein   holzernes 
Theater     prachtig     aus;     die    Buhnenwand     bestand     aus    drei    Stock- 
werken    von    Saulen    (episcenia),    hinter    denen    die    Wand    unten   aus 
Marmor,     dann    aus    Glas,    dann    aus    vergoldeten    Tafeln    war.     3000 


[189]  Bauwerke  der  letzten  Zeit  der  Republik.  209 

eherne  Bildsaulen,  viele  Gemalde  und  Teppiche.  Curio's,  des  Tribunen 
(702),  zwei  Holztheater  vereinigen  sich  zu  einem  Amphitheater.  Pompejus 
Theater  (697),  das  erste  steinerne,  fur  40,000  Zuschauer,  dem  Mitylenaeischen 
nachgeahmt;  auf  dem  obern  Umgange  stand  ein  T.  der  Venus  Victrix. 
Hirt  III.  S.  98.  [Canina  sul  teatro  di  Pompeo,  in  den  Mem.  d.  acad 
archeol.  1833.]  Das  erste  Amphitheater  von  Stein  von  Statilius  Taurus 
unter  August  errichtet.  Der  Circus  Max.  unter  Caesar  fur  150,000  Menschen 
eingerichtet. 

5.  Den  Censor,  L.  Crassus,    traf  um  650  wegen   seines  Hauses  mit 
sechs  kleinen  Saulen  aus  Hymettischem  Marmor  viel  uble  Nachrede.     Das 
erste  mit  Marmor  bekleidete  (ein  Luxus,  der  jetzt  einreisst)  hatte  Mamurra, 
698;  aber  auch  Cicero  wohnte  fur  LLSXXXV,  d.  h.  175,000  Rthlr.  Mazois 
Palais   de  Scaurus,   fragm.  d'un   voyage  fait  a  Rome   vers  la   fin   de   la 
republ.  par  Merovir  prince  des  Sueves.     Deutsch  mit  Anm.  von  den  Brudern 
Wustemann.    Gotha  1820. 

6.  Lucullus  Villen,    Petersen  Einl.    p.  71.     Yarro's  Ornithon    (nach 
dem    Windthurm   in    Athen,   de  R.  R.  Ill,  3).     Monument    der   Caecilia 
Metella,   der  Gemahlin  des  Crassus,   beinahe  die  einzige  Ruine  aus  dieser 
Zeit.  —  Architekten  aus  Cicero's  Zeit  Hirt  II.  S.  257.  Cyrus  in  Cicero's  Briefen. 


189.    In  der  ersten  Kaiserzeit  bildet  die  Romische  Archi-  1 
tektur  an  offentlichen  Gebauden  den  prachtigen  und  grossen 
Charakter  aus,    welcher  den  Verhaltnissen  und  Ideen  eines 
weltherrschenden  Volks   sicher  der  angemessenste  war.    Die  2 
Pfeiler   und  Bogen  tret  en  an   den   ansehnlichsten  Gebauden 
als  eine  Hauptform  neben  die  Saulen  und  das  Saulengebalk, 
indem  dabei  das  Grundgesetz  beobachtet   wird,    dass    beide 
Formen,  jede  nur  sich  fortsetzend,  nebeneinander  hergehen, 
so    dass    die  Bogen    die   innere  Construction   des  Gebaudes, 
die   Saulen    die    aussere   Fronte    bilden,    und   da,    wo    kein 
Dach    auf   ihrem   Gebalke  liegt,    als   Trager  von   Bildsaulen 
ihren  Zweck  erfiillen.    Indess  fmden  sich  doch  strengere  Schii-  3 
ler  der  Griechischen  Meister,    wie  Vitruvius,   schon  jetzt  ge- 
drungen,    uber  Vermischung  heterogener  Formen  zu  klagen: 
welcher  VorVurf  in    der  That    auch  das,    erst    nach  Vitruv  4 
aufgekommene ,    sogenannte  Romische  Capital  treffen   muss. 
Die  Reinheit  der  Baukunst  musste  auch  damals  schon 
an  den  Gebauden   des  Griechischen  Mutterlands  und  loniens 
gelernt  werden. 

3.    S.    Vitruv   I,    2.    IV,  2    iiber   die    Vermischung    des    lonischen 

0.  Muller'a  Archaeologie.     4.  Aufl.  14 


210  Griechische  Kunstgesch.     Per.  V.  [190] 

Zahnschnitts  und  der  Dorischen  Triglyphen.  Sie  findet  z.  B.  am  Theater 
des  Marcellus  statt.  Mehr  klagt  Vitruv  uber  die  aller  Architektonik 
spottende  Skenographie,  §.  209. 

4.  Das  Romische  oder  composite  Capital  setzt  das  lonische 
Eckcapital  vollstandig  uber  die  untern  zwei  Drittel  des  Korinthischen ,  in 
welches  jenes  doch  schon  auf  die  angemessenste  Weise  aufgenommen  war ; 
es  verliert  dadurch  alle  Einheit  des  Gharakters.  Die  Saulen  erhalten 
9.  bis  9Va  Diameter  Hohe.  Zuerst  am  Bogen  des  Titus. 

1  190.     Augustus  umfasste   alle  Zweige    einer  Romischen 
Bauordnung   mit    wahrhaft   furstlichem  Sinne:    er   fand  das 
Marsfeld    noch    grosstentheils    frei,    und    machte    es,    nebst 
Agrippa    und    Andern,    zu    einer    von    Hainen    und    griinen 
Flachen  angenehm  unterbrochenen  Prachtstadt,    von  welcher 

2  die  ganze  ubrige  Stadt  verdunkelt  wurde.     Die  nachfolgenden 
Kaiser  drangen  sich  mit  ihren  Bauen  mehr  um  den  Palatin 
und    die   Sacra- Via;    ein    ungeheures    Gebaude    erhebt    sich 

3  hier  auf  den  Trummern   des  andern.     Die  Flavier  setzen  an 
die  Stelle  der  Riesenbauten  Nero's,   welche  nur  der  Schwel- 
gerei  und  Eitelkeit  des  Erbauers  dienten,   gemeinnutzige  und 
populare  Gebaude;  in  ihrer  Zeit  tritt  indess  schon  ein  merk- 

4  liches  Nachlassen  des  guten  Geschmackes  ein.   Ein  schreckliches 
Ereigniss  unter  Titus  erhalt  der  Nachwelt  die  lebendigste  An- 
schauung  des  Ganzen  einer  Romischen  Landstadt,  in  welcher 
bei  der   sparsamsten  Raumbenutzung    und  einer  im  Ganzen 
leichten  und  wohlfeilen  Bauweise ,   doch  ziemlich  alle  Arten 
offentlicher  Gebaude,   die  eine  Hauptstadt  hatte,  vorkommen, 
und   Sinn    fur  elegante  Form    und    gefalligen  Schmuck    sich 
iiber  all  verbreitet  zeigt. 

1.     Unter  August  (Monum.  Ancyranum) : 

I.  In  Rom.  a.  Vom  Kaiser  [gebaut.  T.  des  Apollo  Pala-' 
tinus,  724  vollendet,  aus  Cararischem ,  die  Saulenhallen  umher  aus 
Punischem  Marmor;  Bibliotheken  darin.  Sachse  II.  S.  10.  Petersen  Einl. 
S.  87.  T.  des  Jupiter  Tonans,  jetzt  des  Saturnus  (drei  Korinthische 
Saulen  nebst  Gebalk  am  Capitolinischen  Berge  sind  von  einer  Restauration 
ubrig,  Desgodetz  Les  edifices  antiques  de  Rome  ch.  10);  des  Quirinus, 
ein  Dipteros;  des  Mars  Ultor  auf  dem  Capitol,  ein  kleiner  Monopteros, 
den  man  noch  auf  Miinzen  sieht,  und  auf  dem  Forum  des  Augustus,  ein 
grosser  T.,  wovon  noch  drei  Saulen  ubrig  sind,  Piale  Atti  dell'  Ac.  Archeol. 
Rom.  II.  p.  69.  Die  Romischen  fora  nach  Bunsen,  Mon.  d.  Inst.  II,  33.  34. 
Theater  des  Marcellus,  in  den  Pallast  Orsini  verbaut,  378  F.  im  Durch- 


[190J  Bauwerke  des  August. 

messer  (s.  Guattani  M.  I.  1689.  Genn.  Febr.  Piranesi  Antichita  Rom. 
T.  IV.  t.  25—37.  Desgodetz  ch.  23).  Porticus  der  Octavia  (friiher  des 
Metell),  nebst  einer  Curia,  Schola,  Bibliothek  und  Tempeln,  eine  grosse 
Anlage.  Einige  Korinthische  Saulen  davon  ubrig,  wie  man  glaubt  (vgl. 
Petersen  Einl.  S.  97  ff.).  Augustus  Mausoleum  nebst  dem  Bustum,  auf 
dem  Marsfelde  an  der  Tiber;  Reste  davon.  Aquae.  Viae. 

b.  Baue  andrer  Grossen  (Sueton  August  29).  Von 
M.  Agrippa  grosse  Hafen-  und  Gloakenbaue;  die  Porticus  des  Neptun 
oder  der  Argonauten ;  die  Septa  Julia  und  das  Diribitorium  mit  ungeheurem 
Dache  (Plin.  XVI,  76  und  XXXVI,  24,  1  e  cod.  Bamberg.  Dio  Cass.  LV,  8); 
die  grossen  Thermen.  Einen  Vorbau  bildete  das  Pantheon  (727),  em 
Rundgebaude,  132  F.  hoch  und  im  Innern  breit,  mit  einer  Vorhalle  a  us 
16  Kor.  Granitsaulen ;  die  Wande  mit  Marmor  belegt,  die  Lacunarien  mit 
vergoldeten  Rosetten.  Eherne  Balken  trugen  das  Dach  der  Vorhalle,  die 
Ziegel  waren  vergoldet. "  Geweiht  den  Gottern  des  Julischen  Geschlechts 
(Jupiter  als  Ultor,  Mars,  Venus,  D.  Julius  u.  drei  andern),  deren  Golosse 
in  Nischen  standen.  [Statt  der  Worte  Pantheon  lovi  Ultori  in  der  zweiten 
St.  des  Plin.  hat  der  God.  Bamb.  vidit  orbis :  non  et  tectum  diribitorii? 
Der  Nischen  sind  nur  sechs.]  Andere  Statuen  in  Tabernakeln,  die  Karya- 
tiden  des  Diogenes  auf  Saulen.  Golosse  des  August  und  Agrippa  in  der 
Vorhalle.  Restaurirt  202  n.  Chr.  S.  Maria  Rotonda.  Desgodetz  ch.  l.r 
Hirt  im  Museum  der  AlterthumsW.  Bd.  I.  S.  148.  Guattani  1789.  Sett. 
Mem.  encycl.  1817.  p.  48.  [Beschr.  Roms  ill,  3.  S.  339-59.]  Vier 
[Process-]  Schriften  von  Fea  1806  u.  1807,  [\iber  die  Wegraumung  der 
anstossenden  Haiiser.]  Wiebeking  Burgerl.  Baukunst  Tf.  24.  Rosini's 
Vedute.  Von  Asinius  Pollio  das  Atrium  der  Libertas  mit  einer  Biblio- 
thek und  Schriftsteller-Biisten.  S.  Reuvens  bei  Thorbecke  de  Asinio  Pollione. 
Cornelius  Balbus  Theater.  —  Pyramide  des  Gestius. 

Von  der  pittoresken  A.nsicht  (Skenographie)  des  Campus  Martius  in 
dieser  Zeit  Strab.  V.  p.  256.  Vgl.  Piranesi's  phantasiereiches  Gesammtbild : 
Campus  Martius  R.  1762. 

II.  Ausser  Rom.  In  Italien  die  Ehrenbogen  August's  zu 
Rimini  (Werk  von  Briganti),  Aosta  und  Susa  (Maffei  Mus.  Veron.  p.  234. 
Werk  von  Massazza),  welche  noch  stehen.  Strasse  durch  den  Berg  von 
Posilippo  gebrochen  von  T.  Coccejus  Auctus.  R,  Rochette  •  Lettre  a  Mr. 
Schorn  p.  92.  IndenProvinzen  mehrere  T.  des  August  u.  der  Roma; 
Trummer  zu  Pola.  Die  Stoa  der  Athena  Archegetis  am  neuen  Markt  zu 
Athen  mit  einer  Reiterstatue  des  L.  Caesar  (schlanke  Dorische  Saulen) 
g.  750.  C.  I.  n.  342.  477.  Stuart  I.  ch.  1.  Von  einem  kleinen  Rund- 
tempel  des  August  (C.  I.  478)  sind  neuerlich  Reste  aufgefunden.  Nikopolis 
bei  Aktium,  und  bei  Alexandreia  von  August  gebaut.  Ara_maxima  dem 


Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [190] 

August  744  gebaut  von  den  Volkern  Galliens,  in  einer  Inschrift  bei  Osann 
in  der  Zeitschr.  f.  A.  W.  1837.  S.  387.  Prachtbaue  Herodes  des  Gr.  in 
Judaea  (Hirt  in  den  Schriften  der  Berl.  Akad.  1816);  der  neue  Tempel 
suchte  den  alten  Salomonischen  mit  dem  jetzt  herrschenden  Griechischen 
Geschmack  der  Architektur  in  Uebereinstimmung  zu  bringen.  T.  des  G. 
und  L.  Caesar  zu  Nemausus,  Nismes,  ein  zierlicher  Korinthischer  prostyles 
pseudopeript. ,  gebaut  752  (In.  Chr.).  Glerisseau  Antiques  de  Nismes. 
Vgl.  §.  262,  2. 

2.  Die  Claudier.      Fur  Tiber   1st   das   Lager  der  Praetorianer 
(22   n.   Chr.);   fur    Caligula   die   strassenartige   Schiffbrucke   fiber   den 
Busen  von  Bajae  (Mannert  Geogr.  IX,  1.  S.  731)  bezeichnend.     Claudius 
grosser  Hafen  von  Ostia   mit  Riesenmolo's   und   einem  Pharus   auf  einer 
kiinstlichen   Insel ,    spater   durch   Trajan   noch   verbessert   (Schol. '  Juven. 
XII,  76) ;  seine  Wasserleitungen  (aqua  Claudia  et  Anio  novus)  u.  Ableitung 
des  Fuciner  See's  [vollendet    durch  Hadrian,    Martiniere  Geogr.  Lex.  IV. 
S.  1973  f.].    Bunsen  Annali  d.  Inst.  VI.  p.  24.  tav.  d'agg.  A.  B.    [L.  Canina 
sulla  stagione  delle   navi  di  Ostia,    sul  porto   di  Claudio  1838,    Atti  dell' 
acad.  pontef.]     Claudius  Triumphbogen  an  der  Flaminischen  Strasse  (auf 
Munzen,  Pedrusi  VI.  tb.  6,  2),  verschuttete  Reste  davon.  Bullet,  d.  Inst.  1830. 
p.  81.     Palatinische  Kaiserpallaste.    Del  pallazzo  de'  Cesari  opera  postuma 
da  Franc.  Bianchini.   Ver.  1738.    Aus  Nero's   Brande   (65)   ersteht   ein 
neues,  regelmassiges  Rom.    Das  goldene  Haus  (an  der  Stelle  der  transi- 
toria)  reichte  vom  Palatin  nach  Esquilin  und  Caelius  hinuber,  mit  Millien 
langen  Porticus   und   grossen   Parkanlagen   im   Innern,    und   unsaglicher 
Pracht  besonders  der  Speisesale.     Die  Architekten  waren  Celer  und  Severus. 
Die  Flavier  zerstorten  das  Meiste;   zahlreiche  Gemacher  haben  sich  hinter 
den  Substructions-Mauern   der  Thermen  des  Titus   am  Esquilin   erhalten. 
S.   Ant.   de   Romanis   Le    antiche    Camere   Esquiline   1822    und    Ganina 
Memorie   Rom.  II.   p.   119.   vgl.   §.  210.     Neronische   Thermen  auf  dem 
Campus.     [L.  Canina  sul  porto  Neroniano  di  Ostia  R.  1837  aus  dem  Atti 
d.  acad.  pontef.] 

k 

3.  Die  Flavier.    Von  Vespasian  das  dritte  Capitol,    hoher  als 
die  fruhern  (auf  Munzen,   Eckhel  D.  N.  IV.   p.  327);   das  Vierte  von  Do- 
mitian,  immer  noch  nach  demselben  Grundplan,  aber  mit  Korinth.  Saulen 
aus   Pentelischem    Marmor,    inwendig   reich    vergoldet    (Eckhel    p.   377). 
T.  der  Pax   von  Vespasian   (Eckhel   p.  334);  grosse  Ruinen    an   der  Via 
Sacra;  die  Kreuzwolbung  des  Mittelschiffs  stiitzt  sich  auf  8  Korinth.  Saulen; 
zu  jeder  Seite  3  Nebenraume.     Bramante  enthimmt  davon   die   Idee   der 
Peterskirche.    Nach  Andern  zu  einer  Basilica  des  Constantin  gehorig  (Nibby 
del  tempio  d.  Pace  et  della  has.  di  Constant.  1819.    La  bas.  di  Constant, 
sbandita   della   via  sacra  per  lett.  del  Av.  Fea.  1819).    Desgodetz  ch.  7. 


[190]  Bauwerke  der  Claudier,  der  Flavier.     Pompeji. 

Vgl.  Caristie  Plan  et  Coupe  du  Forum  et  de  la  Vole  sacree.  Amphi- 
theatrum  Flavium  (Coliseum)  von  Titus  80  dedicirt  und  zugleich  als 
Naumachie  benutzt.  Die  Hohe  158  Par.  F.,  die  kleine  Achse  156  (Arena) 
und  2  X  156  (Sitze),  die  grosse  264  und  2  x  156.  Desgodetz  ch.  21. 
Guattani  1789.  Febr.  Marzo.  Funf  kleine  Abhandlungen  von  Fea.  Wagner 
de  Flav.  Amph.  commentationes.  Marburgi  1829—1831.  vgl.  §.  290,  3.  4. 
Titus  Pallast  und  Thermen.  Domitian  baut  viel  Prachtiges,  wovon 
Martial,  Statius  Silv.  IV,  2,  48.  Grosser  Kuppelsaal  auf  dem  Palatium, 
von  Rabirius.  Albanische  Burg  (Piranesi  Antichita  cyAlbano).  Forum 
Palladium  des  Domitian  oder  Nerva,  mit  reichverzierter  Architektur ; 
cannelirte  Kranzleisten;  Kragsteine  und  Zahnschnitte  zusammen,  s.  Moreau 
Fragmens  d' Architecture  pi.  7.  8.  11.  12.  13.  14.  17.  18.  Guattani  1789. 
Ottobre.  Bogen  des  Titus  an  der  Via  Sacra,  die  Architektur  etwas 
iiberladen,  der  Kranzleisten  cannelirt.  Bartoli  Vet.  Arcus  August,  cum 
notis  I.  P.  Bellorii  ed.  lac.  de  Rubeis.  1690.  Desgodetz  ch.  17.  vgl.  §.  294,  9. 
[Gius.  Valadier  Narraz.  artist,  dell'  operate  nel  ristauro  dell'  arco  di  Tito. 
In  Roma  1822.  4.J 

4.  Unter  Titus  (79  n.  Chr.)  Verschiittung  von  Pompeji,  Hercu- 
lanum,  Stabiae,  Wiederentdeckungsgeschichte  §.  260.  Pompeji  ist  als 
Miniaturbild  Roms  hochst  interessant.  In  dem  offen  gelegten  Drittel  der 
Stadt  liegt  ein  Haupt-Forum,  mit  dem  Jupiters-T.  (?),  einer  Basilica,  dem 
Chalcidicum  und  der  Krypta  der  Eumachia,  und  dem  Collegium  der 
Augustales  (?),  das  forum  rerum  venalium,  zwei  Theater  (das  unbedeckte 
von  Antonius  Primus  gebaut,  M.  Borbon.  I,  38),  Thermen,  zahlreiche  meist 
kleine  Tempel,  darunter  ein  Iseum,  viele  Privatgebaude ,  zurn  Theil  recht 
stattliche,  mit  Atrium  und  Peristyl  versehene  Wohnungen,  wie  das  sog. 
Haus  des  Arrius  Diomedes,  das  des  Sallust,  des  Pansa,  und  die  vom 
tragischen  Poe'ten  und  Faun  benannten,  vor  dem  Thore  nach  Herculanum 
die  Graberstrasse;  davon  getrennt  in  0.  das  Amphitheater.  Fast  Alles  in 
kleinem  Maassstabe,  die  Hauser  niedrig  (auch  wegen  der  Erdbeben),  aber 
nett,  reinlich,  freundlich;  leicht  aus  Bruchsteinen  gebaut,  aber  mit  vor- 
trefflichem  Anwurf;  scho'ne  Fussboden  aus  buntem  Marmor  und  Mosaik. 
Die  Saulen  meist  Dorischer  Art,  mit  diinnen  Schaften,  aber  auch  lonische, 
mit  sonderbaren  Abweichungen  von  der  regelmassigen  Form  und  farbigem 
Anstrich  (Mazois  Livr.  25),  und  Korinthische.  Das  alterthumlichste  Ge- 
baude  ist  der  sog.  T.  des  Hercules.  Vieles  war  seit  dem  Erdbebenr 
63  n.  Chr.,  noch  nicht  restaurirt. 

Hauptbiicher:  Antiques  de  la  Grande  Grece,  grav.  par  Fr.  Piranesi 
d'apres  les  desseins  de  J.  B.  Piranesi  et  expl.  par  A.  J.  Guattani.  P.  1804. 
3  Bde.  f.  Mazois  Prachtwerk:  Antiquites  de  Pompei,  1812  begonnen,  seit 
1827  von  Gau  fortgesetzt,  [vollendet  mit  dem  4.  Th.  1838].  W.  Gell  und 
Gandy  Pompejana  or  Observations  on  the  Topography ,  edifice*  and 


214  Griechische  Kunstgesch.     Per.  V.  [191] 

ornaments  of  Pompeji.  L.  1817.  New  Series  1830  in  8.  Goro  von  Agyag- 
falva's  Wanderungen  durch  Pompeji.  Wien  1825.  R.  Rochette  und  Bouchet 
Pompei.  Ghoix  d'edifices  inedits,  begonnen  P.  1828  [enthalt  Maison  du 
poete  trag.  abgebrochen  mit  der  3.  Lieferung,  22  Tf.].  Gockburns  und 
Donaldson  Pompeji  illustrated  with  picturesque  views.  2  Bde.  f.  W.  Clarke's 
Pompeji,  ubersetzt  zu  Leipzig  1834.  M.  Borbonico.  Vgl.  §.  260,  2.  Letzte 
Ausgrabungen,  Bullet.  1837.  p.  182.  [Engelhardt  Beschr.  der  in  Pompeji 
ausgegrabenen  Gebaude,  Berlin  1843.  4  (aus  Grelles  Journal  f.  d.  Baukunst). 
The  library  of  entertaining  knowledge.  Pompei.  2  Vol.  2  ed.  Lond.  1833. 
L.  Rossini  Le  antichita  di  Pompei  delin.  sulle  scoperte  fatte  sino  1'anno 
1830.  R.  f.  max.  75  tav.]. 


1  191.     Trajanus    gewaltige  Bauten    und  Hadrianus    mit 
allem  Friihern  wetteifernde  Anlagen,  auch  einzelne  unter  den 
Antoninen  gefuhrte  Bauwerke,  zeigen  die  Architektur  in  ihrer 
letzten  Bliithezeit,   im  Ganzen  noch  eben  so  edel  und  gross, 
wie  reich  und  geschmuckt,  obgleich  in  einzelnen  Werken  das 
Ueberladene  und  Gehaufte  der  Verzierungen ,  wohin  die  Zeit 

2  sich  neigt,    schon   sehr  fiihlbar  wird.     Auch  fmdet  man  seit 
Domitian   schon  die  aus  fortlaufenden  Postamenten  (Stereo- 
baten)   entstandenen  einzelnen  Fussgestelle  der  Saulen  (Sty- 
lobaten),    welche   keinen  Grund  und  Zweck   haben,   als  das 
Bestreben  nach  schlanken  Formen  und  moglichst  vieler  Unter- 
brechung  und  Zusammensetzung. 

1.  Trajan's  Forum,  das  Erstaunenswurdigste  in  ganz  Rom  nach 
Ammian  XVI,  10,  mit  einem  ehernen  Dache,  das  durchbrochen  sein  musste 
(Paus.  V,  12,  4.  X,  5,  5  gigantei  contextus  Ammian);  neuerlich  viel 
Granitsaulen  und  Fragmente  dort  gefunden.  In  der  Mitte  die  Saule 
(113  n.  Ghr.)  mit  dem  Erzbilde  des  Kaisers  (St.  Peter).  Piedestal  17  F., 
Basis,  Schaft,  Capital  u.  Fussgestell  der  Statue  100  F.  Der  Schaft  unten 
11,  oben  10  F.  stark.  Aus  Gylindern  weissen  Marmors;  mit  einer  Treppe 
im  Innern.  Das  Band  mit  den  Reliefs  wird  oben  breiter,  welches  die 
scheinbare  Hohe  verringert.  Bartoli's  Columna  Traiana.  [1673.  Col. 
Trai.  134.  aen.  tabulis  insc.  quae  olim  Mutianus  incidi  cur.  cum  expl. 
Giacconi,  nunc  a  G.  Losi  reperta  imprimitur.  R.  1773.]  Prachtwerk  von 
Piranesi  1770.  Raph.  Fabretti  De  Columna  Traiani.  R.  1683.  Gegen  die 
Spuren  von  Farben,  die  Semper  u.  A.  behaupteten,  Morey  im  Bullett.  1836. 
p.  39.  Die  Basilica  Ulpia  mit  zahlreichen  Statuen  besetzt,  auf  Bronze- 
Munzen*  (Pedrusi  VI.  tb.  25).  Sehr  viel  Bauwerke,  Thermen,  Odeion, 


[191]  Bauten  Trajans,  Hadrians,  der  Antonine.  215 

Hafen,  Aquaedukt  (auf  Miinzen).  Traianus  herba  parietaria.  Fast  Alles 
von  Apollodor,  Dio  Gass.  LXIX,  4,  wie  auch  die  Donaubriicke,  105  n.  Ghr. 
Ygl.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  419.  Bogen  des  Trajan  existiren  in  Ancona  (sehr 
schon,  aus  grossen  Steinmassen)  und  in  Benevent,  von  fast  Palmyrenischer 
Architektur.  Ueber  diesen  Werke  von  Giov.  di  Nicastro  und  Carlo  Noli. 
Der  Briefwechsel  mit  dem  j.  Plinius  zeigt  des  Kaisers  Kenntniss  und  An- 
theil  an  den  Bauen  in  alien  Provinzen.  Plinius  Villen  (Architekt  Mustius), 
Sshriften  daruber  von  Marquez  und  Carlo  Fea. 

Hadrianus,  selbst  Architekt,  todtet  Apollodor  aus  Hass  und  Eifer- 
sucht.  T.  der  Venus  und  Roma,  pseudodipt.  decast.,  in  einem  Vorhof 
mit  einer  doppelten  Saulenhalle,  zum  grossen  Theil  aus  Marmor,  mit 
Korinthischen  Saulen,  grossen  Nischen  fur  die  Bildsaulen,  schonen  Lacu- 
narien  und  ehernem  Dach.  S.  Garistie  Plan  et  Coupe  n.  4.  Die  Vorder- 
ansicht  (Romulus  Geschichte  im  Giebel)  auf  dem  Basrelief  bei  R.  Rochette 
M.  I.  I.  pi.  8.  Grabmal  jenseits  der  Tiber,  beschrieben  von  Procop,  Bell. 
Goth.  I,  22.  Jetzt  Gastell  S.  Angelo,  Piranesi  Antichita  IV.  t.  4—12. 
Restaurationen  Hirt  Gesch.  Tf.  13,  3.  4.  30,  23.  Bunsen  (nach  Major 
Bavari's  Nachtbrschungen)  Beschr.  Roms  II.  S.  404.  Ein  quadratischer 
Unterbau  trug  einen  Rundbau,  der  sich  wahrscheinlich  in  drei  Absatzen 
verjungte.  [Circus  in  der  Nahe  des  Mausoleum,  daruber  Abhdl.  von 
Ganina  1839,  in  den  Mem.  d.  Acad.  Rom.  di  Archeol.]  Tiburtinische 
Villa,  voll  Nachahmungen  Griechischer  und  Aegyptischer  Gebaude,  Lyceum, 
Academia,  Prytaneum,  Canopus,  Poecile,  Tempe  [Lesche,  grossentheils 
erhalten],  ein  Labyrinth  von  Ruinen,  7  Millien  im  Umfang,  und  eine  sehr 
reiche  Fundgrube  von  Statuen  und  Mosaiken.  Pianta  della  villa  Tiburt. 
di  Adriano  von  Pirro  Ligorio  und  Franc.  Gontini.  R.  1751.  Winckelm. 
VI,  1.  S.  291.  Als  Euerget  Griechischer  Stadte  vollendet  Hadrian  das 
Olympleion  in  Athen  (01.  227,  3.  vgl.  G.  I.  n.  331)  und  baut  eine  neue 
Hadrians-Stadt ,  wozu  der  Bogen  des  Eingangs  noch  steht.  Heraeon, 
Pantheon,  Panhellenion  daselbst,  mit  vielen  Phrygischen  und  Libyschen 
Saulen.  Wahrscheinlich  ist  auch  die  sehr  grosse  Halle,  376  X  252  Fuss, 
nordlich  von  der  Burg,  mit  Stylobaten,  ein  Hadrianischer  Bau.  Stuart  I. 
ch.  5  (der  sie  fur  die  Poekile  hielt),  Leake  Topogr.  p.  120.  Zu  den 
Attischen  Monumenten  der  Zeit  gehort  auch  das  Denkmal  des  in  die 
Biirgerschaft  von  Athen  eingetretenen  Seleukiden  Philopappos,  g.  114 
unter  Trajan  auf  dem  Museion  errichtet.  Stuart  III.  ch.  5.  Grandes  Vues 
de  Cassas  et  Bence  pi.  3.  Boeckh  C.  I.  362.  In  Aegypten  Antinoe 
(Besa),  auf  Griechische  Weise  schon  und  regelmassig  angelegt;  mit  Saulen 
Korinthischer  Ordnung,  doch  vori  freien  Formen.  Description  de  1'Egypte 
T.  IV.  pi.  53  sqq.  Decrianus,  Architekt  und  Mechaniker,  §.  197. 

Unter  Antoninus  Pius  der  T.  des  Antonin  u.  der  Faustina,  zuerst 
Wahrscheinlich  nur  dieser  bestimmt,  ein  Prostylos  mit  schonen  Korinth. 


216  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [192] 

Gapitalen,  das  Gesims  schon  sehr  iiberladen.  Desgodetz  8.  Moreau  pi.  23. 24. 
Villa  des  Kaisers  zu  Lanuvium.  Von  M.  Aurelius  und  L.  Verus  die 
Ehrensaule  des  Anton.  Pius  errichtet,  eine  blosse  Granitsaule,  von  der 
nur  noch  das  marmorne  Postament  in  dem  Vaticanischen  Garten  vorhanden 
ist,  §.  204,  4.  Vignola  de  col.  Antonini.  R.  1705.  [Seconda  lett.  del  Sgr. 
M.  A.  de  la  Ghausse  sopra  la  col.  d.  apoth.  di  A.  P.  Nap.  1805.]  Saule 
des  M.  Aurel,  weniger  imposant  als  die  Trajanische  (die  Basreliefstreifen 
bleiben  gleich  hoch).  [Moreaurelssaule  nach  P.  S.  Bartolis  Zeichnungen 
von  Bellori  1704.]  Zugleich  ein  Triumphbogen  an  der  Flaminischen 
Strasse  gebaut,  wovon  noch  die  Reliefs  im  Pallast  der  Gonservatoren  er- 
halten  sind.  Herodes  Atticus,  Lehrer  des  M.  Aurel  und  L.  Verus  (vgl. 
Fiorillo  und  Visconti  fiber  seine  Inschriften) ,  sorgt  fur  Athen,  durch 
Verschonerung  des  Stadion  und  ein  Odeion.  Theater  in  Neu-Korinth. 
[Tempel,  vermuthlich  unter  den  Antoninen  erbaut  zu  Jaeckly  bei  Mylasa, 
Ion.  Antiqu.  Vol.  I.  ch.  4.] 

1  192.      Nach   der    Zeit    von   Marc   Aurel   tritt,   obgleich 
die  Baulust  nicht  aufhort,  doch  im  Geschmack  der  Architekten 

2  ein  schneller  Verfall  ein.     Man  hauft  die  Verzierungen   der- 
massen,  dass  alle  Klarheit  der  Auffassung  verloren  geht,  und 
legt  uberall  zwischen  die  wesentlichen  Theile  so  viel  vermit- 
telnde  Glieder,  dass  die  Hauptformen,  namentlich  der  Kranz- 
leisten,  ihren  bestimmten  und  entschiedenen  Gharakter  vollig 

3  verlieren.     Indem    man  jede    einfache  Form   zu  vermannig- 
faltigen    sucht,    die   Saulenreihen    nebst    dem   Gebalk   durch 
haufiges  Vor-  und  Zuriicktreten  unterbricht,    Halbsaulen  an 
Pilaster  klebt  und  einen  Pilaster  aus  dem  andern  vorspringen 
lasst,    die  Verticallinie  der  Saulenschafte  durch  Gonsolen  zur 
Aufstellung  von  Statuen  unterbricht,   den  Fries  bauchig  her- 
vortreten  lasst,  die  Wande  mit  zahlreichen  Nischen  und  Fronti- 
spizen  anfullt:    raubt  man  der  Saule,  dem  Pfeiler,  dem  Ge- 
balke,  der  Wand  und  jedem  andern  Theile  seine  Bedeutung 
und  eigenthumliehe  Physiognomic,  und  bewirkt  mit  einer  ver- 
wirrenden  Mannigfaltigkeit   zugleich   eine  hochst    ermiidende 

4  Eintonigkeit.     Obgleich  die  technische  Construction  im  Ganzen 
trefflich,  so  wird  doch  die  Arbeit  im  Einzelnen  immer  schwer- 
falliger,    und  die  Sorgfalt   in  der  Ausfiihrung   der  verzierten 
Theile  in  demselben  Maasse  geringer,  in  welchem  sie  gehauft 

5  werden.     Offenbar  hatte  der  Geschmack  der  Volker  Syriens 
und  Kleinasiens  den  grossten  Einfluss  auf  dieae  Richtung 
der  Architektur;    auch  finden  sich  hier  die  ausgezeichnetsten 


[912J  Architektur  in  Syrien.  .217 

Beispiele   dieser    luxuriosen  und  prunkvollen   Bauart.     Audi  6 
einheimische  Bauwerke   des   Orients  mogen  nicht  ohne  Ein- 
fluss  geblieben  sein;  die  Vermischungen  Griechischer  mit  ein- 
heimischen  Form  en   in  barbarischen  Landern,    welche  man 
nachweisven  kann,  scheinen  meist  in  diese  Zeit  zu  fallen. 

1.  Unter  Gommodus  der  T.  des  M.  Aurel  init  convexem  Friese 
(in  die  Dogana  verbaut).  Septimius  Severus  Bogen,  in  der  Anlage 
missverstanden  (die  mittleren  Saulen  treten  zwecklos  heraus),  mit  Schnitz- 
werk,  von  roher  Arbeit,  iiberladen.  [Suaresius  Arcus  Sept.  Sev.  R.  1676  f.] 
Ein  andrer  Bogen,  von  den  Argentarii  errichtet.  Desgodetz  ch.  8.  19. 
Bellori.  Septizonium  im  16.  Jahrh.  ganz  abgetragen.  Ein  Labyrinthos  als 
Anlage  zum  Vergniigen  des  Volks  gebaut  von  Qu.  Julius  Miletus.  Welcker 
Sylloge  p.  XVII.  Caracalla's  Thermen,  eine  ungeheure  Anlage  mit 
trefflichem  Mauerwerk;  leicht'e  Gewolbe  aus  Gusswerk  von  Bimsstein,  von 
grosser  Spannung,  besonders  in  der  cella  solearis  (einem  Schwimmbade 
g.  0.),  vgl.  Spartian  Carac.  9.  (Die  Hauptfundgrube  der  Farnesischen 
Statuen,  alterer  von  vorziiglicher,  neuerer  von  gemeiner  Arbeit.)  A.  Blouet's 
Restauration  des  Thermes  d'Ant.  Caracalla.  Von  neuen  Ausgrabungen 
Gerhard,  Hyperb.  Rom.  Studien  S.  142.  Sogenannter  Circus  des  Caracalla 
(wahrscheinlich  des  Maxentius;  doch  entscheidet  die  Inschrift  nicht  ganz), 
vor  der  Porta  Capena,  schlecht  gebaut.  Neuerlich  aufgedeckt;  Unter- 
suchungen  von  Nibby  dariiber;  Kunstbl.  1825.  N.  22.  50.  1826.  N.  69. 
Heliogabalus  weiht  seinem  gleichnamigen  Gotte  einen  T.  auf  dem 
Palatium.  Severus  Alexander  Thermen  und  andre  Badeanstalten ; 
viele  fruhere  Gebaude  wurden  damals  wiederhergestellt.  Aus  der  Zeit  des 
Schwulstes  in  der  Architektur  existirt  in  Rom  noch  sonst  Manches,  wie 
die  sog.  T.  des  Jupiter  Stator,  der  Fortuna  Virilis  (Maria  Egiziana),  der 
Concordia  (spatre  Restauration  eines  T.  des  Divus  Vespasianus,  nach  Fea). 

5.  In  Syrien  wurde  Antiochien  fast  von  jedem  Kaiser  mit  Bau- 
werken,  besonders  Aquaeducten,  Thermen,  Nympbaeen,  Basiliken,  Xysten 
und  Anlagen  fur  Spiele  geschmuckt,  und  die  alten  Herrlichkeiten  (§.  149) 
Qfter  nach  Erdbeben  wieder  hergestellt.  Zu  Heliopolis  (Baalbeck)  der 
grosse  T.  des  Baal,  unter  Antoninus  Pius  gebaut  (Malalas  p.  119.  Ven.), 
peript.  decast.  280  X  155  Par.  F.,  mit  einem  viereckten  und  sechseckigen 
Vorhofe;  ein  kleinerer  T.  peript.  hexast.  mit  einem  Thalamos  (vgl.  §.  153. 
Anm.  3);  ein  seltsam  angelegter  Tholos.  R.  Wood  The  ruins  of 
Balbeck  otherwise  Heliopolis.  L.  1757.  Cassas  Voy.  pittor.  en  Syrie.  II. 
pi.  3—57.  Souvenirs  pendant  un  voy.  en  Orient  (1832.  33)  par  M.  Alph. 
de  Lamartine.  P.  1835.  T.  III.  p.  15  sqq.  Prachtige  Schilderung.  Ueber 
den  Tempel  des  Sol  Angaben  von  Russegger  im  Bullett.  1837.  p.  94  f. 
Palmyra  (Tadmor)  hebt  sich  im  ersten  Jahrh.  n.  Chr.  als  Handelsort  in 


218  Griechische  Kunstgesch.     Per.  V.  [192] 

der  Wtiste,  und  bliiht,  von  Hadrian  hergestellt,  in  der  Friedenszeit  der 
Antoninen,  dann  als  Residenz  des  Odenat  und  der  Zenobia,  bis  zu  Aurelian's 
Eroberung.  S.  Heeren  Gommentatt.  Soc.  Gott.  rec.  VII.  p.  39.  Audi 
Diocletian  liess  dort  ,bauen,  und  Justinian  erneuerte  (nach  Prokop  und 
Malalas)  Kirchen  und  Bader.  T.  des  Helios  (Baal)  octast.  pseudodipt. 
185  X  97  F.,  mit  Saulen,  deren  Laubwerk  aus  Metall  angefiigt  war,  in 
einem  grossen  Hofe  (700  F.  lang  u.  breit)  mit  Propylaeen,  in  0.  Kleiner 
T.  prost.  hexast. ,  in  W.  Dazwischen  Saulenstrasse,  3500  F.  lang,  eine 
Nachbildung  der  in  Antiocheia.  Umber  Triirnmer  eines  Pallasts,  Basiliken, 
offne  Saulenhallen,  Markte,  Aquaedukte,  Ehrendenkmaler ,  Grabmaler  (des 
Jamblichos  vom  J.  103  n.  Ghr.  von  sehr  merkwiirdiger  Archit.ektur) ;  fur 
Spiele  nur  ein  kleines  Stadion.  Wood  The  ruins  of  Palmyra  oth.  Tedmor. 
1753.  Cassas^I.  pi.  26  ff.  In  abnlichem  Style  waren  die  Stadte  der 
Dekapolis,  0.  vom  Jordan,  besonders  Gerasa  (wo von  Burckhardt  Trav. 
in  Syria  p.  253  und  ausfiihrlicher  Buckingham  Trav.  in  Palestina  p.  353  ff., 
mit  mehreren  Planen  und  Rissen,  handelt)  u.  Gadara  (Gamala  bei  Bucking- 
ham p.  44),  angelegt.  Dieselbe  prunkvolle  und  iiberladne  Architektur 
herrschte  in  Kleinasien,  wie  der  Tempel  zu  Labranda  (Kiselgick,  nach 
Andern  Euromos,  Ghoiseul  Gouff.  Voy.  pitt.  I.  pi.  122.  Ionian  ant.  I. 
ch.  4),  das  Monument  von  Mylasa,  mit  im  Durchschnitt  elliptischen  Saulen 
(Ion.  ant.  ch.  7.  pi.  24  f.  Ghois.  pi.  85  f.) ,  die  Trummer  eines  T.  zu 
Ephesos  (Ion.  ant.  pi.  44.  45.  Ghois.  pi.  122)  zeigen;  auch  die  Saulenhalle 
von  Thessalonike  (Stuart  III.  ch.  9)  gehort  dieser  Zeit  an.  In  den  Felsen- 
grabern  bei  Jerusalem,  namentlich  den  sog.  Grabern  der  Konige,  deren 
Zeit  sich  sehr  wenig  bestimmen  lasst  (Munter  Antiqu.  Abhandl.  S.  95  f. 
Raumer  Palaestina  S.  212.  216),  erscheinen  einfachere  Griechische 
Architekturformen ;  nur  der  Charakter  der  Zierathen  (Trauben,  Palmen 
u.  dergl.)  ist  orientalisch.  Gassas  III.  pi.  19—41.  Forbin  Voy.  d.  le 
Levant,  pi.  38. 

6.  In  den  merkwiirdigen  Ruinen  von  Petra,  der  von  Felsen  eih- 
gefassten,  schwerzuganglichen  Stadt  der  Nabataeer,  welche  durch  den 
Handel  vom  Rothen  Meere  aus  reich  wurde,  fmdet  man  Felsentempel  mit 
Kuppeln,  Theater,  Grabmaler,  Trummer  von  Pallasten;  auch  colossale 
Statuen ;  im  Ganzen  Griechische  Formen,  aber  willkurlich  zusammengesetzt, 
und  durch  Lust  an  phantastischer  Mannigfaltigkeit  der  Formen  entstellt. 
S.  besonders  Burckhardt  Trav.  in  Syria  p.  421.  Leon  de  Laborde  und 
Linant  Voy.  de  1'Arabie  Petree.  Livr.  2  ff.  Wie  im  Sassaniden-Reiche 
(§.  248):  so  findet  man  auch  im  Reiche  Meroe,  besonders  an  dem 
Tempelchen  bei  Naga  (Gailliaud  Voy.  a  Meroe  I.  pi.  13),  eine  interessante 
Vermischung  spatromischer  mit  einheimischen  Formen. 


[H)3]  Bauten  des  sinkenden  Reichs.  219 

193.     Von    dem    Zeitalter    der    dreissig   Tyrannen,  1 
noch  mehr   von  Diocletian  an,   geht  die  Ueppigkeit  ganz  in 
Rohheit  iiber,    welche  die  Grundformen  und  Prinzipien  der 
alten  Architektur   vernachlassigt.     Die   Saulenbaukunst   wird  2 
mit  der  Bogenarchitektur  so  verbunden,   dass  die  Bogen  zu- 
erst  auf  dem  Saulengebalk  ruhen,    dann  aber  auch  so,   dass 
sie    unmittelbar    von    der  Platte   des  Capitals  emporsteigen, 
gegen  die  Gesetze  der  Statik,  welche  unverjimgte  und  eckige 
Pfeiler  unter   dem  Bogen  fordert;   auch  lasst  man  die  Ge- 
balke  selbst,  sammt  Zahnschnitt  und  Kragsteinen  die  Bogen- 
form   annehmen.     Man   setzt   Saul  en   und   Pilaster   auf  Con-  3 
solen,    welche   aus   den  Wanden   vortreten,   um   Bogen   oder 
Giebel    zu   tragen;    man    fangt    an,    den   Saulen    schrauben- 
formig  geriefte  und  sonst  verschnorkelte  Form  en  der  Schafte 
zu    geben.     Deckende    Glieder    werden    wegen    der    Mannig-  4 
faltigkeit  der  Theile  als  Hauptsache  betrachtet,  und  belasten 
hochst   schwerfallig  die  darunter  liegenden,   wie  das  Gesims 
das  Gebalk  im  Ganzen  und  in  den  einzelnen  untergeordneten 
Theilen.     Die  Ausfuhrung  ist  u'berall  mager,   platt  und  roh,  5 
ohne  Rundung  und  Effekt:  doch  bleibt  als  ein  Ueberrest  des     • 
Romischen  Sinns    eine   gewisse  Grossartigkeit  in  der  Anlage, 
und  im  Mechanischen  wird  noch  immer  Bewundernswiirdiges 
geleistet.     Die    neue   Einrichtung    des  Reichs    bewirkt,    dass  6 
in  Rom   selbst   weniger  Neues  unternommen  wird;  dagegen, 
besonders    seit   Diocletian,    sich  Provinzialstadte  mit  neuem  7 
Glanze   erheben ;    am   meisten  schadet  Rom   die  Versetzung  8 
des  Throns  nach  Constantinopel  (330). 

6.  Gallienus  Bogen  aus  Travertin,  von  kunstloser  Einfachheit. 
Unter  Aurelian  die  erweiterten  Mauern  Roms;  die  Sorge  fiir  Sicherheit 
beginnt.  (Nibby's  Angaben  Mura  di  Roma  1821  nicht  iiberall  richtig, 
s.  Stef.  Piale  in  den  Dissert,  dell1  Ace.  Archeol.  II.  p.  95.)  Grosser  Doppel- 
tempel  des  Bel  und  Helios.  Besoldete  Lehrer  der  Architektur.  Diocletian's 
Thermen  ziemlich  erhalten;  aus  dem  Ringsaal  in  der  Mitte,  dessen  Kreuz- 
gewolb  8  Granitsaulen  stiitzen,  hat  M.  Angelo  1560  die  schone  Kirche 
S.  Maria  degli  Angeli  gemacht.  Desgodetz  24.  Le  Terme  Diocl.  misur. 
e  disegn.  da  Seb.  Oya.  R.  1558.  Festes  Schloss  und  Villa  des  Exkaisers 
bei  Salona  (zu  Spalatro)  in  Dalmatien,  705  Fuss  lang  und  breit.  Adam's 
Ruins  of  the  Palace  of  Diocletian  at  Spalatro.  1764  f.  Die  Diocletianische 
Ehren-Saule  in  Alexandreia  (sonst  Pompejus-Saule)  ist  zwar  sehr  gross 


220  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [193] 

88 '/a  Par.  F.),  aber  in  schlechtem  Geschmack.  Descr.  de  TEgypte  T.  V. 
pi.  34.  Antiquites  T.  II.  ch.  26.  Appendice,  Norry  Descr.  de  la  colonne 
de  Pompee.  Hamilton  Aegyptiaca  pi.  18.  Gassas  III.  pi.  58.  [(§.  149.  A.  2.) 
Clarke  Travels  II,  2  als  Titelkupfer,  Dalton  Mus.  Gr.  et  Aeg.  or  Antiquities 
from  drawings  pi.  43.  Der  Schaft  ist  von  gutem,  Capital  und  Basis  von 
schlechtem  Styl,  weshalb  Norry,  Leake  im  Classical  Journal  Vol.  13.  p.  153 
und  Wilkinson  Topogr.  of  Thebes  1835  sie  fur  ein  Griechisches  Werk  aus 
der  Glanzzeit  von  Alexandreia  ansehen  und  nach  der  von  Villoison  und 
Leake  hergestellten ,  20  F.  hoch  stehenden  Inschrift  annehmen,  dass  sie 
erst  zuletzt  dem  Diocletian  gewidmet  worden  sei.  J.  White  Aegyptiaca 
Oxf.  1801  glaubte,  schon  Ptolem.  Philad.  habe  sie  seinem  Vater  gesetzt. 
Nur  Zoega  hat  de  Obel.  p.  607  nachgewiesen,  dass  Aphthonius  in  der  Be- 
schreibung  der  Akropolis  von  Alexandreia  Progymn.  12  von  dieser  Saule 
als  dem  weit  her  in  die  Augen  fallenden  Mittelpunkte  der  von  den  Ptole- 
maeern  herriihrenden  Bauten  der  Akropolis  spricht  (aQ%ul  81  rtov  OVTCOV 
rri  rrjs  KIOVO$  nog-vyy  itSQifGTyKaGt)  und  dass  der  Ort  auch  ihrer  jetzigen 
Aufstellung  hiermit  ubereinstimmt.  Diess  Zeugniss  ist  unerschutterlich, 
wenn  gleich  die  von  Cyriacus  mitgetheilte  Inschrift,  welche  die  Saule  durch 
Deinokrates  von  Alexander  dem  Makedonier  errichten  lasst  und  welche 
Fr.  Osann  in  den  Memorie  d.  Inst.  archeol.  III.  p.  329  vertheidigt,  nicht 
acht  sein  kann.  Demnach  ist  die  Saule  nicht  erst  in  den  Jahren  205 — 209 
aus  den  Granitbruchen  von  Syene  hervorgegangen ,  wie  Letronne  Rech. 
pour  servir  a  Fhist.  de  1'Eg.  p.  367,  und  Journ.  de  Sav.  1836.  p.  593  bei- 
behalt,  und  auch  der  Vf.  hat  in  der  Hallischen  ALZ.  1835.  Jun.  S.  245 
nachgegeben,  dass  der  Schaft  von  jener  Saule  herruhren  konne,  die  in 
Alexanders  oder  der  Ptolemaeer  Zeit  auf  derselben  Stelle  errichtet  worden 
war.]  Constantin's  Bogen,  mit  Dacischen  Siegen  von  Trajan's  Bogen 
geschmuckt,  die  neuen  Arbeiten  ganz  ungestalt.  Gonstantinische  Thermen. 
Grabmal  der  Constantia,  Constantin's  Tochter,  (sogen.  T.  Bachi,  Desgodetz 
ch.  2)  neben  der  Kirche  der  H.  Agnes;  und  der  Helena,  der  Gemahlin 
des  Julian,  ein  Tholus  nach  Art  des  Pantheon,  an  der  Via  Nomentana. 
Noch  deutlicher  als  in  Ruinen  erscheint  der  verdorbne  Baustyl  der  Zeit 
mit  seinen  gewundenen  und  verschnorkelten  Saulen  in  Sarkophagen  (z.  B. 
dem  des  Probus  Anicius,  g.  390,  Battelli's  Dissertation  daruber.  R.  1705), 
auch  auf  Munzen  von  Kleinasien,  wie  von  Blaundos  unter  Pbilippus 
Arabs. 

7.  Neben  Rom  waren  ansehnlich:  Mediolanum,  von  dessen  Bau- 
werken  Ausonius  (st.  392)  Clarae  Urbes  5;  Verona,  mit  dem  colossalen 
Amphitheater,  und  den  265  geba.uten  Thoren,  in  drei  Stockwerken,  mit 
schraubenformig  cannelirten  Saulen,  und  Pilastern  auf  Consolen;  [Graf 
Orti  Manara  delle  due  antichissime  porte  esist.  in  Verona  ai  tempi  de' 
Romani,  Verona  1840  f.]  Treveri,  wo  viele  Triimmer,  die  Porta  Nigra 


[194]  Christliche  Architektur. 

ein  gewaltiges,  obgleich   im  Einzelnen   rohes  Werk,   vgl.  §.  264;   Narbo; 
Carthago. 

8.  In  Byzanz  hatte  schon  Septimius  Severus  viel  gebaut;  jetzt 
wurde  die  Stadt  schnell  mit  Gebauden  fur  die  Bediirfnisse  des  Volks  und 
Hofs  versorgt.  Ein  Forum  August's,  andre  fora,  Senatus,  Regia,  das 
Palatium,  Bader,  wie  das  Zeuxippeion,  der  Hlppodrom  (Atmeidan),  mit 
dem  von  Theodosius  aufgerichteten  Obelisk,  und  dem  angeblich  Delphischen 
Schlangen-Dreifuss.  Zuerst  wurden  auch  Tempel  der  Roma  und  Cybele 
geweiht.  Theodosius  baute  das  Lauseion  und  Thermen.  Ein  merkwurdiges 
Denkmal  (dem  Athenischen  Thurm  der  Winde  zu  vgl.)  war  das  Ane- 
modulion,  s.  Niketas  Akom.  Narratio  de  statuis  ant.  quas  Franci  destruxerunt, 
ed.  Wilken  p.  6.  Ueberhaupt  Zosimos,  Malalas  und  andre  Chronisten, 
Prokop  de  aedif.  Justiniani,  Godinus  und  ein  Anonymus  Antiqq.  Gpoli- 
tanae,  Gyllius  (st.  1555).  Topogr.  Cpoleos,  Banduri  Imperium  orientale, 
Heyne  Serioris  artis  opera  quae  sub  Imper.  Byzant.  facta  memorantur, 
Comment.  Soc.  Gott.  XI.  p.  39.  Noch  sind  vorhanden  der  Obelisk  des 
Theodosius;  die  100  Fuss  hohe  Porphyrsaule  auf  dem  alten  Forum,  worauf 
Gonstantin's ,  dann  Theodosius  Bildsaule  stand,  erneuert  von  Man.  Gom- 
nenus;  die  91  F.  hohe  marmorne  Spitzsaule,  welche  Gonstantin  Porphyrog., 
oder  dessen  Enkel,  mit  vergoldeter  Bronze  iiberziehen  liess ;  das  Fussgestell 
der  Theodosischen  Saule  (§.  207),  und  einiges  weniger  Bedeutende. 
S.  Garbognano  Descr.  topograf.  della  stato  presente  di  Cpoli.  1794.  Pertusier 
Promen.  pittoresques  dans  Cple.  1815.  V.  Hammer  Gpolis  und  der  Bos- 
porus. 2  Bde.  1822.  Raczynski's  Malerische  Reise  S.  42  ff.  Hauptbauten 
waren  die  Aquaeducte  (wie  der  des  Valens)  und  die  Cisternen,  grosse, 
aber  im  Ganzen  kleinliche  Bauwerke,  die  auch  sonst  im  Orient  sehr  beliebt 
waren  (z.  B.  in  Alexandreia,  Descript.  de  1'Eg.  T.  V.  pi.  36.  37)  und  Vor- 
bilder  Arabischer  Baue  wurden.  In  Byzanz  sind  acht,  theils  offen,  theils 
mit  kleinen  Kuppeln  iiberwolbt;  nur  eine  noch  benutzt,  die  beim  Hippo- 
drom,  190  X  166  F.  gross,  in  drei  Stockwerken,  wovon  jedes  aus  16  X  14 
Saulen  besteht.  Die  Saulen  meist  Korinthisch,  aber  auch  mit  andern, 
ganz  abnormen  Capitalern.  Walsh  Journey  from  Gple  to  England,  ed.  2. 
1828.  Graf  Andreossy  Cple  et  le  Bosphore.  P.  1828.  L.  III.  ch.  5.  8. 

194.     In    dieser    Zeit    entwickelt   sich    der    Christliche  i 
Kirchenbau,  nicht  aus  dem  Griechischen  Tempel,  sondern,  den 
Bedurfnissen   des  neuen  Cultus  gemass,  aus  der  Basilica, 
indem   theils  alte  Basiliken  dazu  eingerichtet ,    theils   neue, 
aber  nach  Constantin  meist  mit  geraubten  Architekturstiicken, 
erbaut    werden.     Eine    Vorhalle    (Pronaos,    Narthex);    das  2 
Innre    ganz   bedeckt;    mehrere  Schiffe,    das    mittlere    hoher 


Griechische  Kunstgesch.     Per.  V.  [194] 

ocler  alle  gleich  hoch;  hinten  in  einem  runden  Ausschnitt 
(Concha,  Sanctuarium)  die  erhohte  Tribune.  Indem  diese 
verlangert,  und  Seitenhallen  zugefugt  werden,  entsteht  die 

3  spatre  Form    der  Basilica  Italiens.     Daneben  hatte  man  in 
Rom  zu  Baptisterien  besondre  Rundgebaude,  deren  Form 
und  Einrichtung  von  den  Badesalen  der  Homer  (§.  292,  1) 
ausging;   aber   im  Orient   baute  man  schon  in  Constantin's 
Zeit    auch   Kirchen    von   runder   Form    mit   weit   gewolbten 

4  Ku'ppeln.      Diese    Form    wurde   im   Ganzen    sehr    grossartig, 
wenn   auch   in  den  einzelnen  Parthien  mit  kleinlichem   Ge- 
schmack,    in    der    unter   Justinian    erbauten    Sophien-Kirche 
ausgebildet ;  sie  herrscht  hernach  im  orientalischen  Reiche,  und 
noch  die  spatern  Griechischen  Kirchen  mit  ihren  Haupt-  und 

5  Nebenkuppeln    huldigen    diesem    Geschmacke.     Die    Gebaude 
der  Ostgothischen  Zeit,   besonders  von  der  Amalasuntha  an, 
sind    wahrscheinlich   nicht    ohne    Einwirkung   Byzantinischer 
Architekten  entstanden. 

1.  Kirche  der  H.  Agnes,  von  Gonstantia,  Gonstantinus  Tochter,  an- 
gelegt,  eine  dreischiffige  Basilica  mit  zwei  Saulenstellungen  ubereinander. 
Funfschiffige  Basilica  des  H.  Paulus  ausser  den  Mauern,  nach  Einigen  von 
Gonstantin,  die  Saulen  verschiedenartig,  wie  auch  bei  Johann  im  Lateran, 
das  kunstreiche  Zimmerwerk  urspriinglich  mit  Gold  belegt;  neuerlich  ab- 
gebrannt  (Rossini's  Vedute).  N.M.  Nicolai  Delia  Basilica  di  S.  Paolo. 
R.  1815  f.  Die  funfschiffige  Basilica  St.  Peter  auf  dem  Vatican  (Bunsen 
Beschreibung  von  Rom  II.  S.  50  f.) ,  durch  Portiken  mit  der  Tiberbriicke, 
wie  St.  Paul  mit  der  Stadt  verbunden.  St.  Clemens,  ein  Muster  der  alten 
Einrichtung  der  Basiliken.  Nibby  Diss.  Ace.  Rom.  II.  p.  401.  Gutensohn 
u.  Knapp  Monumenti  della  Rel.  Gristiana.  R.  1822  begonnen.  Sonst 
Agincourt  Hist,  de  1'Art.  par  les  monumens  depuis  sa  decadence.  T.  IV. 
pi.  4  — 16.  64.  Plainer,  Beschreibung  Roms,  I.  S.  417.  Diesen  Rornischen 
Basiliken,  besonders  der  ersten,  entspricht  in  alien  Hauptpunkten  die  Be- 
schreibung der  von  Gonstantin  zu  Jerusalem  erbauten  Kirche  bei  Euseb. 
V.  Const.  Ill,  25 — 40;  eben  so  die  von  Gonstantin  u.  Helena  gebaute 
Apostelkirche  zu  Byzanz,  Banduri  T.  II.  p.  807.  Par. 

3.  Ein  solcher  Rundbau  ist  das  sog.  Baptisterium  des  Gonstantin, 
Giambini  Opp.  T.  II.  tb.  8.  Ueber  das  Baptisterium  bei  St.  Peter  Bunsen  II. 
S.  83.  Besonders  interessant  ist  die  Beschreibung  eines  Rhetors  (Walz 
Rhetores  I.  p.  638)  von  einem  Baptisterion  (2Jffivslov  BCCTITIGTOV)  mit 
reichen  Mosaiken  an  der  Kuppel  fiber  dem  Badebassin.  Von  runden 
Kirchen  ist  das  alteste  Beispiel  die  auch  von  Constantin  gebaute  Haupt- 


[195]  Christliche  Architektur.  223 

kirche  von  Antiochien,  von  aehteckigem  Plan,  in  der  Anlage  der  Kirche 
S.  Vitale  (Anm.  5)  ahnlich,  mit  sehr  hoher  und  weiter  Kuppel,  Euseb. 
Ill,  50.  Dronke  und  Lassaulx  Matthiaskapelle  bei  Kobern  S.  51.  Verzeich- 
niss  von  61  Rund-  und  Polygonkirchen. 

4.  Die  Kirche  der  H.  Sophia  wurde  vor  537  von  Isidor  von  Milet 
und  Anthemios  von  Tralles  neu   gebaut;   das  auf  vier  Pfeilern  ruhende 
Rundgewolbe  (rpov/Uog)  erneuerte  nach  einem  Erdbeben  554  der  jungere 
Isidor,  dauerhafter,  aber  minder  effektvoll.     Unter  dem  Gewolbe  das  ISQK- 
TSIOV,  in  den  Ausbauten  an  den  Seiten  die  Platze  fur  Manner  und  Frauen, 
vorn   die   Narthex.    Prokop.  I,   1.     Agathias  V,   9.     Malalas   p.  81.   Yen. 
Kedrenos  p.  386.   Anonym,  bei  Banduri  Imp.  Or.  I.   p.  65.    cf.  II.  p.  744. 

-  Andre  Baumeister  und  [iri%ctvo7ioi.oi  derZeit:  Chryses  von  Alexandrien, 
Joannes  aus  Byzanz. 

5.  In  Ravenna  ist  die  Kirche  S.  Vitale,  welche  nach  achteckiger 
Grundform  ganz  peripherisch  angelegt  ist,   mit  rohen  Formen  der  Saulen- 
capitaler,  ein  Bau   der  letzten  Gothischen  Zeit;  Justinian  liess  ihn  durch 
Juh'anus  Argentarius  musivisch  auszieren  und  mit  einer  Narthex  versehen 
(Rumohr  Ital.  Forschungen  III.  S.  200).     Agincourt  IV.  pi.  18.  23.    Theo- 
dorichs  Mausoleum  (wenigstens  ein  Werk  der  Zeit),  jetzt  S.  Maria  Rotonda, 
ist  ein  aus  sehr  grossen   Werkstucken  zusammengesetzter  Bau  von  ein- 
fachen,  wiewohl  schwerfalligen  Formen.   Smirke,  Archaeologia  XXIII.  p.  323. 
Vgl.   Schorn  Reisen  in  Italien  S.  398  f. ,   und  iiber  Theodorich's  Baue  in 
Rom,  Ravenna,  Ticinum,  [auf  der  Hohe  bei  Terracina]  Manso's  Gesch.  des 
O.Gothischen   Reichs   S.    124.  396  f.     Gegen   die    Ableitung   Italianischer 
Bauten  aus  Byzanz  spricht  Rumohr  S.  198  ft".    Architekt  Aloisius  in  Rom 
um  500.   Gassiodor  Var.   II,  39.  —  Bellermann   die   altesten   christlichen 
Begrabnissstellen,  im  Besondern  die  Katacomben  zu  Neapel  mit  den  Wand- 
gemalden,  Hamb.  1839.  4. 

In  Rom  ist  nur  noch  die  Saule  des  Kaisers  Phokas  (F.  A.  Visconti 
Lett,  sopra  la  col.  dell'  Imp.  Foca.  1813),   um  600  errichtet,  einem  altern 
•    Denkmal  geraubt,  zu  erwahnen. 

195.  Durch  die  neuen  Aufgaben  eines  neuen  Gultus  i 
und  den  frischen  Geist,  den  die  Umkehrung  aller  Verhalt- 
nisse  dem  gealterten  Geschlechte  wenigstens  bin  und  wieder 
einhaucht,  erhalt  auch  die  Architektur  einen  neuen  Lebens- 
funken.  Zwar  bleiben  die  Formen  im  Einzelnen  roh,  ja 
sie  werden'fortwahrend  plumper  und  ungestalter;  aber  dabei 
zeigen  doch  die  Werke  der  Justinianischen  und  Ostgothischen 
Zeit  einen  freiern  und  eigenthumlichern  Sinn,  der  die  Be- 
deutung  des  GebaudeS  im  Ganzen  heller  fasst,  als  es  bei 
den  letzten  Romischen  Architekten  der  Fall  war;  und  die 


224  Griechische  Kunstgesch.     Per.  V.  [196] 

vasten   Raume   der    Basiliken   wirken    mit    ihren   einfachen, 
durch  die  musivische  Arbeit  nicht  gestorten  Linien  und  Flachen 

2  machtiger,  als  die  uberreiche  Palmyrenische  Architektur.   Die- 
ser  fiir  neue  Zwecke  neu  belebte  (Vorgothische,  Byzantinische) 
Architekturstyl,  welcher  sich  immer  noch  fast  in  alien  einzel- 
nen  Formen  an  den  spatromischen  anschliesst,  herrscht  in  der 
ersten  Halfte  des  Mittelalters,  durch  die  aus  dem  Rb'misehen 
Alterthum  fortbestehenden,  auch  wohl  mit  Griechenland  fort- 
wahrend  zusammenhangenden  Baucorporationen  gepflegt  und 

3  ausgebildet,   im  ganzen  Christlichen  Europa;   er  herrscht  so 
lange,    bis    im    dreizehnten    Jahrhundert    der    Germanische 
Geist,   den  des  Europaischen  Suden  uberfliigelnd ,   die  Romi- 
schen Formen  nach  einem  ganz  neuen  System,  eignen  Grund- 
ideen   und   Gefuhlen  gemass,   durchgangig  umzuschaffen  be- 

4  ginnt.     Der   spitze  Giebel   und  Bogen  und  die  moglichst  un- 
unterbrochene  Fortsetzung  der  Verticallinien  bezeichnen  die 
aussern,    klimatischen ,    und  die  innern,   aus   dem  Gemiithe 
stammenden  Grundrichtungen   dieser  der  antiken  scharf  ent- 
gegengesetzten  Baukunst,  welche  aber  in  It  alien  nie  ganz  ein- 
heimisch,   und  darum  auch  im  fiinfzehnten  Jahrhundert  sehr 
schnell  durch  die  erneuerte  Baukunst  der  Romischen  Kaiser- 
zeit  verdrangt  wurde. 

2.  Stellen,  wo  im  10.  u.  11.  Jahrhundert   Bauwerke  durch  more 
Graecorum,  ad  consuetudinem  Graecorum  bezeichnet  werden,  auch  von 
Griechischen  Werkmeistern  die  Rede  ist,  bei  Stieglitz  iiber  die  Gothische 
Baukunst  S.  57.    Generalversammlung  der  Bauleute  zu  York  926.? 

3.  Opus  Teutonicum  und  ahnlich  heisst  die  sog.  Gothische  Architektur 
in  Italien  und  England,  s.  Fiorilio  Gesch.  der  Kunst  in  Deutschland  Bd.  II. 
S.  269  ff.     Vasari  nennt  sie  bald  stilo  tedesco,  bald  gotico. 


3.    Bildende  Kunst. 

1  196.  Die  Kiintler  ziehen  sich  aus  den  eroberten  Landern 
immer  mehr  nach  Rom ;  in  der  Zeit  des  Sulla,  des  Pompejus, 
des  Octavian  findet  man,  was  es  damals  von  vorziiglichen 
Toreuten,    Erzgiessern,   Bildhauern    gab,    ziemlich   in   Rom 

2  vereinigt.      Pasiteles    zeichnet    sich    als    ein    sehr    fleissiger 
und    sorgfaltiger    Kiinstler    aus,    der    nie    anders    als    nach 


[196]  Bildende  Kunst  am  Ende  der  Republik.  225 

genau  vollendeten  Modeller!  arbeitete;  Arkesilaos  Modelle 
wurden  fur  sich  hoher  geschatzt,  als  Statuen  andrer  Kiinstler; 
Decius  wagt  es,  sich  im  Erzguss  mit  Chares  zu  messen; 
und  es  zeigt  sich  iiberall  die  Wirkung  der  durch  Studium 
der  besten  Muster  bewirkten  Restauration  der  Kunst,  die 
besonders  von  Athen  ausging.  Auch  fehlt  es  nicht  an  Ar-  3 
beitern  in  Gefassen,  obgleich  keiner  an  die  fruhern  reicht, 
daher  argentum  vetus  mit  schon  gearbeitetem  gleichbedeutend 
gebraucht  wird.  In  den  Miinzen  beginnt  das  beste  Zeitalter  4 
erst  700;  aus  dieser  Zeit  haben  wir  Denare,  welche  mit 
Pyrrhos  und  Agathokles  Miinzen  an  Feinheit  der  Arbeit 
und  Schonheit  der  Zeichnung  wetteifern ;  obgleich  freilich  der 
grossartige  Schwung  alterer  Griechischer  Miinzen  doch  auch 
in  diesen  nicht  gefunden  wird. 

2.  Pasiteles  aus  Grossgriechenland ,  Toreut  u.  Erzg.,    Givis  Rom. 
662,    arbeitete   wohl  einige  Zeit  fruher  die  Statue  fur   den  Jupiters-  und 

.Juno-T.  des  Metell,  Plin.  XXXVI,  4,  10.  12.  vgl.  indess  Sillig  Amalth. 
Ill,  294.  Kolotes,  Pasiteles  Sch. ,  Toreut ,  g.  670  (?).  Stephanos,  Pasiteles 
Sch.,  Bildh.  (Thiersch  Epochen  S.  295)  g.  670.  Tlepolemos,  Wachsbildner, 
u.  Hieron,  Maler,  Briider  von  Kibyra,  Verres  canes  venatici,  um  680. 
Arkesilaos,  Plastes,  Erzg.  u.  Bildh.,  680—708.  (Venus  Genitrix  fur 
Caesar's  Forum.)  Posis,  Plastes,  690.  Coponius,  Erzg.  690.  Menelaos, 
Stephanos  Sch.,  Bildh.  g.  690  (§.  416).  Decius,  Erzg.  g.  695.  Praxi- 
teles, Poseidonios,  Leostratides,  Zopyros,  Toreuten,  Arbeiter  von  Gefassen, 
g.  695.  (Durch  Praxiteles  kommen  silberne  Spiegel  in  die  Mode,  derselbe 
bildet  den  Knaben  Roscius,  Cic.  de  div.  I,  36.)  Aulanios  Euandros,  von 
Athen,  Toreut  u.  Plastes,  710—724.  Lysias,  Bildh.  g.  724.  Diogenes, 
von  Athen,  Bildh.  727.  Kephisodoros ,  in  Athen,  g.  730  (?).  G.  I.  364. 
Eumnestos,  Sosikratides  Sohn,  in  Athen,  g.  730.  G.  I.  359  Add.  Pytheas, 
Teucer,  Toreuten  um  diese  Zeit.  Maecenas  Freigelassener  Junius  Thaletio, 
flaturarius  sigillarius,  Gruter  Thes.  Inscr.  638,  6  (§.  306).  Goldarbeiter 
der  Livia,  in  den  Inschr.  des  Columbarium.  [In  Athen  Eubulides  und 
Eucheir  drei  Generationen  abwechselnd.  C.  I.  n.  916,  R.  Rochette  Suppl. 
au  Catal.  des  Artistes  p.  306.] 

3.  Zopyros  Urtheil  des  Orest    vor  dem  Areopag   glaubt   man    auf 
einem  im  Hafen  von  Antium  gefundenen  Becher,  Winckelm.  M.  I.  n.  151, 
Werke  VII.  Tf.  7,   zu  erkennen.     Subito  ars  haec  ita   exolevit,    ut  sola 
iam  vetustate  censeatur,  Plin.  XXXIII,  55. 

4.  So  ist  z.  B.  an  dem  Denar  des  L.  Manlius  mit  Sulla  auf  dem 

0.  M  tiller's  Archaeologie.    4.  Aufl.  15 


226  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [197] 

Triumphwagen  besonders  der  Revers  noch  sehr  diirftig  behandelt.  Viel 
besser  der  Denar  des  A.  Plautius  mit  dem  Judaeer  Bachius  aus  der 
Zeit  der  Asiatischen  Kriege  des  Pompejus.  Sehr  vorziiglich  der  des 
Nerius  mit  dem  Jupiterkopf  von  703.  Eben  so  schon  der  des  Gornu- 
ficius  mit  dem  Ammon  (den  Revers  erklare  ich  so:  Juno  Sospita  hat 
dem  auspicirenden  Gornuficius  em  gliickliches  Zeichen  gesandt,  daher  sie 
die  Krahe  auf  ihrem  Schilde  tragt,  und  kranzt  ihn  nun  als  Sieger).  Auch 
der  des  Sext.  Pompejus,  mit  dem  Kopfe  seines  Vaters,  und  auf  dem 
Revers  den  Gatanaeischen  Brudern  (vgl.  §.  157.  Anm.  2)  und  dem  Neptun 
als  Seeherrscher ,  obgleich  dieser  eine  gewisse  Trockenheit  des  Styls  zeigt. 
Ausserordentlich  schon  der  des  Lentulus  Gossus  (nach  729)  mit  dem 
feinen  Augustus-  und  wackern  Agrippa-Gesicht. 


1  197.     In  der  Kaiserzeit  erscheinen   die  Kiinste  dem  all- 
gemeinen  Urtheil    nach  zu  Dienerinnen   des  Luxus    und   der 
Launen  der  Herrscher  entwiirdigt.     Die  Schlaffheit  der  Zeit, 
sagt  Plinius,  hat  die  Kiinste  vernichtet,  und  weil  man  keine 
Geister  mehr  darzustellen  hat,  vernachlassigt  man  auch  die, 

2  Korper.     Indessen  gab  es  geistreiche  und  treffliche  Bildhauer, 
welche  die  Pallaste  der  Gaesaren  rnit  ausgezeichnet   schonen 

3  Gruppen   anftillten;    und  in   Nero's   Zeit   erhebt   sich  Zeno- 
doros,    zuerst  in  Gallien,    dann    in   Rom,    als    ein   grosser 
Erzgiesser,    der  den  Auftrag  erfullte,    den  Kaiser  als  Helios 

4  in  einem  Goloss  von  110  Fuss  Hohe  darzustellen.      So  nahe 
er  in  der  Geschicklichkeit  des  Modellirens  und  Giselirens  den 
Alten  gekommen  sein  soil  (er  bildete  auch  Becher  des  Kala- 
mis  tauschend  nach):    so  wenig  konnte  er,  bei  den  grossten 
aussern  Vortheilen,    die   verloren  gegangene   feinere  Technik 
des  Erzgusses  wieder  erneuern. 

1.  Luxuriae  ministri,  Seneca  Epist.  88.  —  Plin.  XXXV,  2. 

2.  Similiter  Palatinas  domos  Gaesarum  replevere  probatissimis  signis 
Graterus  cum  Pythodoro,  Polydectes  cum  Hermolao,  Pythodorus  alius  cum 
Artemone;    et   singularis   Aphrodisius   Trallianus,    Plin.    XXXVI,    4,    11. 
[Diess  sind    altere  Kiinstler,    deren  Werke  den   Pallast   erlullten.]     Sonst 
sind   keine  Bildhauer  der   Zeit   sicher  bekannt,    als   ein  Julius  Ghimarus, 
welcher  dem  Germanicus  Statuen  gearbeitet,    nach  einer  Inschrift  [statuas 
et  aediculam  effecit,    sedes   marmoreas  posuit,    geweihtj;    und  Menodoros 
(unter    Caligula?)    bei   Pausan.      [A.  Pantulejus    von   Ephesus   macht    in 
Athen  die  Statue  Hadrians  G.  I.  n.  339.     M.  Gossutius  Kerdon   arbeitete 
fur  die  Villa  Antonins  des  Frommen   bei  Lanuvium.]    Nero   selbst   legte 


[198,  199]  Zeit  4es  JiaL  und  Flav.  Gesehlechts.. 

sich  auf  Toreutik  und  Malerei.  Demetrfos,  Goldschmied  in  Ephesos, 
Apostelgesdbu  Die  Kunstlernamen  bei  Virgil  scheinen  sich  auf  keine' 
wirklichen  Personen  zu  beziehen. 

3.  Der  Coloss  sollte  •ein  Nero  werden,  aber  wurde,  75  nach  Chr.r 
als  Sol  dedieirt.  Er  hatte  7  Strahlen  urn  das  Haupt;  wie  Nero  auch  in 
der  Buste  im  Louvre  (n.  334)  und  sonst  Strahlen  um  das  Haupt  hat. 
Der  Goloss  stand  vor  der  Fronte  des  goldenen  Hauses,  auf  dem  Platze 
des  nachmaligen  T.  der  Venus  und  Roma,  und  wurde  desswegen  von 
Decrianus  mit  Hulfe  von  24  Elephanten  translocirt.  Spartian  Hadr.  19. 
vgl.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  335.  Spater  wurde  er  zum  Commodus  gemacht, 
Herodian  I,  15. 

198.  Die  sichersten  Quellen  der  Kunstgeschichte  der  Zeit  1 
sind    erstens    die   Bildwerke    an    den    offentlichen 
Denkmalern,    deren  sich  aber   erst,    bei  dem  Untergange  2' 
der   fruhern,    unter    den    Flaviern   fmden.     Die  Reliefs   am 
Triumphbogen  des    Titus,    die    Apotheose   des  Kaisers    und 
den  Triumph    iiber  Judaea    darstellend,    sind    gut    erfundenr 
geschmackvoll  angeordnet,  aber  in  der  Ausarbeitung  vernach- 
lassigt;    und  an  denen   vom  Pallas-Tempel   auf  dem  Forum  3 
des  Domitian  ist  auch  mehr  die  Zeichnung  im  Ganzen,    als 
die  Ausfuhrung,  am  wenigsten  der  Draperien,  zu  loben. 

2.  Bartoli  u.  Bellori   Admiranda  Romae  tb.  1 — 9.    Arcus,  I.    Vgl. 
die    Miinzen   mit   der  Judaea  capta,    Pedrusi  VI.  tb.  12.    H.  Reland  de 
spoliis  templi  Hierosolymitani  in  arcu  Titiano.     Traiect.  1716. 

3.  Man  sieht  bier  Pallas  Frauen  in  hauslichen  Arbeiten  unterrichtend. 
Bartoli  tb.  35—42  (63-70).     Vgl.  die  Herausg.  Winckelm.  VI,  II.  S.  334. 

199.  Zweitens    die    Statuen    und    Biisten    der  i 
Kaiser,  welche  wenigstens  dem  Originale  nach  auf  die  Zeit 
ihrer  Regierung   zuriickgehen.     Sie   zerfallen  in  verschiedene 
Classen,   welche   auch  durch  das  Costiim,    und  dadurch  am 
sichersten,  unterschieden  werden:     1.    Solche,  welche  die  In-  2 
dividualitat  ohne  Erhohung  derselben  wiedergeben,    und  da- 
her  auch  das  Costum  des  Lebens  beibehalten,    entweder  die 
Friedenstracht  der  Toga,  in  Beziehung  auf  Priesterthum  iiber 
den  Kopf  gezogen ;  oder  die  Riistung  des  Krieges ,  wobei  die  3 
Stellung   gern   die    der   Anrede   der  Armeen    (allocutio)   ist; 
in  beiderlei  Art  giebt  es  gute  Statuen  der  Zeit.     Auch  ge-  4 
horen    zu    dieser    Gattung  die   Statuen  zu   Pferde    und   auf 


228  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [199] 

Triumphalwagen ,  welche  ursprunglich  wirklich  Ausziige  an 
der  Spitze  eines  Heers  und  Triumphe,  oder  bedeutende  Er- 
oberungen  vom  Feinde  bezeichnen  ,  aber  bald  aus  Schmei- 

5  chelei   und  Eitelkeit    bei   jeder   Gelegenheit   gesetzt    werden. 
2.   Solche,  welche  das  Individuum  in  einem  erhohten,   heroi- 
sirten  oder  vergottlichten  Gharakter  zeigen  sollen,   wohin  die 
seit  August  gewohnlichen  Statuen   ohne  Bekleidung  und  mil 
Lanzen    in    den  Handen    gehoren,    die    man,    nach  Plinius, 

6  Achilleische  Statuen  nannte ;  so  wie  die  sitzenden  mit  nacktem 
Oberkleide    und    einem  Pallium    um  die  Hiiften,    wobei  ge- 
wohnlich    an   Jupiter    gedacht    wird;    iiberhaupt    dauert    der 
Gebrauch    der    Verschmelzung    von   Individuen    mit    Gottern 
fort,    und  die  Kunst,   Portrate   zu  einem  ideellen  Gharakter 
zu  erheben,    wurde  damals  noch  mit  eben  so  viel  Geist  ge- 
iibt,  wie  die,  den  wirklichen  Gharakter  auf  eine  einfache  und 

7  lebendige  Weise  darzustellen.     Auch  die  Statuen  von  Frauen 
aus  der  herrschenden  Familie  zerfallen  in  die  beiden  angege- 

8  benen   Glassen.     Dagegen  ist  zu  merken ,    dass    die  solenne 
Vorstellung   des  Divus,    des  vom  Senat  consecrirten  Kaisers, 
kein    ideelles   Gostum,    sondern    eine   sitzende  Figur   in    der 
Toga  (die  oft  auch  das  Haupt  umzieht),   mit  dem  Sceptrum 

9  in    der  Hand,    und   der  Strahlen-Krone ,    verlangt.     Wie   in 
Makedonischer  Zeit,    werden    auch  jetzt  Statuen  von  St ad- 
ten    und    Provinzen    oft   mit  Denkmalern   der  Herrscher 
combinirt,    und   diese   Gattung  von  Figuren  iiberhaupt   von 
ausgezeichneten  Kiinstlern  behandelt,  wovon  auch  die  Miinzen 
Zeugniss  geben. 

2.  Simulacrum  aureum  Galigulae  iconicum,  Sueton  22.  Statuae 
civili  habitu  (Orelli  Inscr.  n.  1139.  3186)  oder  togatae,  z.  B.  der  Tibe- 
rius mit  schoner  Toga  von  Capri,  im  L.  111.  M.  de  Bouillon  II,  34.  In 
Priestertracht  August  aus  der  Basilica  von  Otricoli  PioGl.  II,  46.  Kopf 
des  Augustus  aus  Basalt,  gef.  bei  Ganopus  1780,  Specim.  of  anc.  sculpt. 
II,  46,  Statue  des  August  im  Capitol  Race.  16,  des  Jul.  Caesar  daselbst 
Race.  15.  Drusus  aus  Herculanum  Ant.  di  Ere.  VI,  79.  M.  Borb.  VII,  43. 
[Bei  Cervetri  ausgegraben  sieben  vortreffliche  colossale  Statuen,  jetzt  er- 
ganzt  von  de  Fabris,  im  Lateran,  Germanicus,  Drusus,  Tiberius,  Caligula, 
Claudius,  Agrippina  u.  eine  andere  weibliche,  nebst  dem  Kopf  des  Augustus, 
Bull.  1840.  p.  5.  So  wurden  im  alten  Privernum  treffliche  Colossalbilder, 
vermuthlich  aus  der  Curia  oder  dem  Augusteum  der  Stadt,  gefunden, 
welche  Augustus,  Tiberius  und  Claudius  von  neuem  erhoben  batten;  der 


[199]  Statuen  des  Jul.  und  Flav.  Geschlechts.  229 

Kopf  des  Claudius  Mus.  Chiaramonti  II.  tv.  32.  So  setzte  Veji  dem 
August  und  Tiberius  Colossalstatuen ,  das.  Not.  3.  Das.  tv.  31.  Claudius 
aus  Pallast  Ruspoli;  tv.  31.  Titus  mit  Julia,  gefunden  1828.] 

3.  Statuae  pedestres  habitu  militari  (Capitolin,    Macrin  6)   oder 
thoracatae,  z.  B.  der  colossale  Augustus   im  Pallast  Grimani,    s.  Thiersch 
Reisen  I.    S.  250  ff.     Drusus,   Tiberius  Sohn,  im  L.   bei  Mongez  Iconogr. 
Romaine  pi.  23,  1.    Titus   im  L.  29.  pi.  33,  1.    34,  1.  2.    Bouill.  II,  41. 
Domitian   und    Marc  Aurel    aus    Pallast    Giustiniani  Race.  89.    90.     [Der 
Domitian    M.    Chiaramonti    II,    36.]      Domitian    aus    Pallast    Giustiniani 
M.  Chiar.  II.  tv.  36. 

4.  Die  statua   equestris    des  August  auf  der  Tiberbriicke   (siehe 
Dio  L1II,  22  u.  die  Denare  des  L.  Vinicius)  deutete  wenigstens  auf  kriege- 
rische  Plane.     Domitian's   colossale  Reiterstatue    auf  dem  Forum  (Statius 
S.  I,  1.    Fr.  Schmieder,  Programm  1820)  stellte  ihn  als  Germaniens  Sieger 
dar,   den   Rheinstrom   unter   den  Vorderfussen   des  Pferdes;   die   L.  trug 
eine  Pallas  mit  vorgehaltenem  Gorgoneion,  die  R.  gebot  Frieden  (vgl.  §.  335). 
Domitian  mit  Pallasbiiste  auf  der  Schulter,  Relief  bei  Vaillant  de  Canopo 
p.  11;   angebliche  st.  equestris  des  Augustus  Race.  52.     [Die  Reiterstatue 
Theodorichs   vor   dem  Pallast    Karls   des  Grossen    zu  Aachen   von  Bock 
Jahrb.  des  Rhein.  Alterth.  Vereins  V.  S.  1.]    In  quadrigis,   auf  einem 
Triumphbogen ,    von    zwei    Parthern    umgeben,    erscheint    August    nach 
Wiedergewinnung  der  Feldzeichen   des  Crassus,    Eckhel  D.  N.  VI.  p.  101. 
Statuen   in   bigis   setzte   man   zuerst  Magistraten   wegen   der  Pompa   im 
Circus,  bald  wurden  Viergespanne   (auch  Sechsgespanne ,    die  in  Rom  seit 
Augustus   aufkamen)   ohne    Riicksicht   auf  Triumphe   und   Pom  pen  und 
Ritterstatuen  selbst  in  den  Hausern  von  Sachwaltern,   errichtet.     Martial 
IX,  69.     Tacit,  de  orat.  8.  11.    Juvenal.  VII,  126.     Appulej.  Flor.  p.  136  Bip. 
Den  Kaisern  wurden  dagegen  Elephanten-Wagen  gesetzt,  s.  Plin.  XXXIV,  10 
und    die  Miinzen   mit    dem  Bilde   des   Divus  Vespasianus,   vgl.  Capitolin, 
Maximin  26. 

5.  Statuae  Achilleae,  Plin.  XXXIV,  10.     Dazu  scheint  [der  herr- 
liche  Pompejus  im  Pallast  Spada],   der  colossale  Agrippa  (der  Delphin  ist 
restaurirt)  im  Pall.  Grimani,    angeblich   aus   dem  Pantheon,    zu   gehoren. 
Pococke  Trav.  II.    pi.  97.    Visconti   Icon.  Rom.  pi.  8.    August  im  Hause 
Rondanini,   Winckelm.  VII.    S.  217.     Claudius,    Ant.    di   Ercol.  VI,    78. 
Domitian,   Guattani  M.  I.  1786.    p.  XVI.     Vgl.  die  Beispiele    bei  Levezow 
Antinous  S.  51.     Oft  liegt  ein  Pallium   um  den  Leib,   wie  bei  dem  sonst 
Achilleischen  Germanicus  aus  der  Basilica  von  Gabii  im  L.  141.    Mongez 
pi.  24,  3,  dem  Nero  L.  32.     Clarac  pi.  322. 

6.  In  Caesarea   errichtet  Herodes  Colossalstatuen   des  Augustus- 
Jupiter  u.  der  Roma.     Joseph  B.  I.  I,  21.   vgl.  §.  203.    Jupiters-Costiim 
hinsichtlich  der  Bekleidung  haben  die  sitzenden  Colossalfiguren  des  August 


230  Griechische  Kunstgesch.     Per.  V.  [199] 

und  Claudius  aus  Herculanum,  M.  Borb.  IV,  38'.  37.  Als-  stehender 
Jupiter  mil  Blitz  ein  Augustus  von  Bronze,  Ant.  di  Ercol'.  VI r  77.  Die 
schone  Augustusbiiste  in  Miinchen  227  u.  im  L.  278,  Mongez  pi,  18r  hat 
zwar  den  Eichenkranz,  aber  sonst  ganz  Portratzuge.  Jupiters-Costum  hat 
die  sitzende  Statue  des  Tiber  von  Piperno,  das  seheussliche  Gesicht  mog- 
lichst  veredelt,  Mongez  pi.  22.  Vgl.  die  Ye-jentisefoe  Statue,  Guattani  Mem. 
encicl.  1819.  p.  74,  und  den  herrlichen  Kopf  von  Gabii,  Benaall.  II,  75. 
Caligula  wollte  selbst  den  Zeus  zu  Olympia  zui  seinem  Bildle  machen. 
Einen  Claudius  als  Gott  stellt  die  herrliehe  CoJossalbuste  in  &panien  dar, 
Admir.  Romae  80.  Mongez  pi.  27 ,  3,  4 ,  der  aber  aueh  vergottert  ein 
blodsinniges  Ansehen  behalt.  Grossartig  behandelter  Colosealkopf  des 
Vitellius  in  Wien.  —  August  als  Apollo  §.  3.62,  2. 

7.  Portratstatuen:    Livia  als  Priesterin  des  August,  aus  Pompeji, 
M.  Borb.  Ill,  37.     Avellino,    Atti    d.    Aeead.   Ercol.  II.    p.  1.      Die   erste 
Agrippina    im    Capitol,    herrlich   in    der   Anordnimg    der    ganzen    Figur, 
weniger  in  der  Draperie  zu  loben,  M.  Cap.  T.  III.  t.  53.  Mo.ngez  pi.  24*,  1.  2. 
Aehnlich    in  Florenz,    Wicar  III,  4.     Farnesische  Statue   der  zweiten  (?) 
Agrippina,  grossartig  behandelt,  Mongez  pi.  27,  6.  7.     M.  Borb,  III,  22.  — 
Livia  als  Ceres  (L.  622.  Bouill.  II,  54.  vgl.  R.  Rochette,  Ann.  d.  Inst.  I. 
p.  149    fiber    dies  Costiim),    Magna  Mater    (§.  200),    Vesta   (auf  Miinzen 
Eckhel  VI.  p.  156).    Julia,  Augustus  Tochter,  als  Kora,  L.  77.   Bouill.  II,  53. 
Agrippina,    Drusilla   und  Julia,    Caligula's   Schwestern,    auf  Munzen,    als 
Securitas,  Pietas  und  Fortuna,   Eckhel  VI.  p.  219.    [Zwei  Julia,    Tochter 
des  Titus  M.  Chiaram.  II,    34.    35.]   —  Zu   den    vortrefflichsten   Portrat- 
statuen gehoren  die  Matrone  u.  Jungfrau   (die    letztere    zugleich   in    einer 
Copie  gefunden)  aus  Herculanum  zu  Dresden  n.  272—274.    Becker  August. 
19—24.  vgl.  Race.  91,  von  Hirt  fur  Caligula's  Mutter  und  zwei  Schwestern 
gehalten.     Familie  des   M.  Nonius  Balbus    von  Herculanum,    zwei  Reiter- 
statuen  (§.  434)  aus  der  Basilica,  sieben  zu  Fuss  aus  dem  Theater,  nam- 
lich  Balbus  nebst  Vater,  Mutter  und  vier  Tochtern.    Neapels  Ant.  S.  17  ff. 

8.  So   z.  B.   Divus  Julius   auf  dem  Cameo  §.  200,  2  b,  Divus 
Augustus  auf  Munzen  Tiber's  u.  a.  m.    Nero  war  der  erste,    der  lebend 
(als   Phoebos)    die    corona   radiata    nahm,    Eckhel    VI.    p.   269.     Mongez 
pi.  30,  3.  4.    Bouill.  II,  76.    §.  197,  3.    Vgl.  Schoepflin  de  apotheosi.  1730. 

9.  Coponius  hatte  14  von  Pompejus  iiberwundene  Nationen  fur  die 
Porticus  ad  nationes  beim  Pompejus-Theater  gearbeitet ;  eine  andere  Reihe 
scheint   Augustus    dazugestellt    zu   haben.      Schneider    ad  Varr.   R.  R.  II. 
p.  221.     Thiersch  Epochen  S.  296.     Dies  waren  gewiss  Statuen:    dagegen 
8  Stadtefiguren    in   Relief  zu    Rom    und    Neapel    existirend    (Visconti  M. 
PioCL  III.  p.  61.     M.  Borb.  Ill,   57.  58)    besser   der   Attica    der   Porticus 


[200]  Statuen  des  Jul.  und  Flav.  Geschlechts.  231 

des  Agrippa  zugeschrieben  werden.  An  dem  grossen  Altar  des  Augustus 
bei  Lugdunum  (durch  Munzen  bekannt)  waren  Figuren  von  60  Gallischen 
Volkerschaften.  Strab.  IV.  p.  192.  —  Von  der  Statue  des  Tiber,  welche 
die  urbes  restitutae  aufstellen  liessen,  ist  zu  Puteoli  das  Fussgestell  ubrig, 
mit  den  Figuren  von  14  Klein asiatischen  Stadten,  die  sehr  cbarakteristisch 
gebildet  sind.  S.  L.  Th.  Gronov,  Thes.  Ant.  Gr.  VII.  p.  432.  Belley, 
Mern.  de  1'Ac.  des  Inscr.  XXIV.  p.  128.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  193.  Vgl.  §.  405. 

200.     Gleich   wichtigen    Stoff  liefern    die    Gemmen    der  1 
Kunstgeschichte.      Dioskorides ,    welcher   den    Augustus-Kopf 
schnitt,  mit  welchem  der  Kaiser  selbst  siegelte,  war  der  aus- 
gezeichnetste  Arbeiter  der  Zeit  in  Intaglio's.     Aber  noch  wich-  2 
tiger,    als    die   unter  seinem  Namen   erhaltenen   Steine,    ist 
eine  Reihe  von  Gameen,  welche  das  Julische  und  Claudische 
Geschlecht  in  bestimmten  Epochen  darstellen,  und  ausser  der 
Herrlichkeit  des  Materials  und  der  geschickten  Benutzung  auch 
durch  vieles  Andere  Bewunderung  verdienen.    In  alien  Haupt-  3 
werken   der   Art    herrscht    dasselbe  System    der  Darstellung 
jener  Fursten  als  weltbeherrschender  und  segensreich  waltender 
Wesen,  als  gegenwartiger  Erscheinungen  der  hochsten  Gotter. 
Die  Zeichnung  ist  ausdrucksvoll   und   sorgfaltig,    wenn  auch  4 
der  Geist  der  Behandlung   und   der  Adel  der  Formen,    wie 
in  den  Ptolemaeer-Gemmen  (§.  161),   nicht    mehr   gefunden 
wird,  vielmehr  hier,  wie  in  den  Reliefs  der  Triumphbogen  und 
manchen  Kaiserstatuen,  eine  eigenthumlich  Romische  Korper- 
bildung  zum  Vorschein  kommt ,  welche  sich  durch   eine  ge- 
wisse  Schw^erfalligkeit  von  der  Griechischen  bedeutend  unter- 
scheidet. 

1.  Man  hat  7  Gemmen  des  Diosk.  bis  jetzt  fiir  acht  gehalten,  zwei 
mit  Augustus  Kopf,  einen  sog.  Maecen,  einen  Demosthenes,  zwei  Mercure, 
einen  Palladienraub  (Stosch  Pierres  grav.  pi.  25  sqq.  Bracci  Mem.  degli 
Incis.  tb.  57.  58.  Winckelm.  W.  VI.  Tf.  8  b):  aber  auch  hieruber  sind 
noch  genauere  Untersuchungen  zu  erwarten.  Augustus  Impr.  gemm.  IV,  93. 
[Onyx-Camee,  Augustus  im  grunen  Gewolbe  zu  Dresden.]  Dioskorides 
Sohne,  Erophilos  (Herausg.  Winckelm.  VI,  2.  S.  301),  Eutyches  (R.  Rochette 
Lettre  a  Mr.  Schorn  p.  42).  Gleichzeitig  Agathangelos  (Kopf  des  Sextus 
Pompejus?),  Saturninus  und  Pergamos,  ein  Kleinasiatischer  Gemmenarbeiter, 
R.  Rochette  p.  51.  47.  vgl.  p.  48.  Auch  Solon,  Gnaeos,  Aulos,  Admon 
werden  dieser  Zeit  zugeeignet.  Aelius  unter  Tiber,  Euodos  unter  Titus 
(Julia,  Titus  Tochter,  auf  einem  Beryll  zu  Florenz.  Lippert  I,  II,  349). 


Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [200] 

2,  Cameen.  Die  drei  grossten:  a.  Der  Wiener,  die  Gemma 
Augustea,  von  der  sorgfaltigsten  Arbeit,  9X8  Zoll  gross.  Eckhel  Pierres 
grav.  pi.  1.  Koehler  iiber  zwei  Gemmen  der  K.  K.  Sammlung  zu  Wien. 
Tf.  2.  [vgl.  Morgensterns  Denkschr.  auf  Koehler  S.  16  f.]  Millin  G.  M.  179,  677. 
Mongez  pi.  19*.  Arneth,  Beitrage  zur  Gesch.  von  Oesterreich  II.  S.  118. 
Darstellung  der  Augustischen  Familie  im  J.  12.  August  (neben  ihm  sein 
Horoskop,  vgl.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  109),  mit  dem  Lituus  als  Zeichen  der 
Auspicien,  thront  als  siegreicher  Jupiter  mit  Roma  zusammen;  Terra, 
Oceanus,  Abundantia  umgeben  den  Thron  und  kranzen  ihn.  Tiber,  iiber 
die  Pannonier  triumphirend ,  steigt  vom  Wagen,  den  eine  Victoria  fiihrt, 
um  sich.vor  August  zu  prosterniren.  Germanicus  hat  zugleich  honores 
triumphales  erhalten.  Unten  wird  von  Romischen  Legionaren  und  Auxi- 
liaren  ein  Tropaeon  errichtet  (wobei  der  Scorpion  auf  einem  Schilde 
vielleicht  auf  Tiberius  Horoskop  geht).  Sueton  Tib.  20.  Zur  Erklarung 
hat  zuletzt  Passow  beigetragen,  in  Zimmermann's  Zeitschrift  fiir  Alter- 
thumsw.  1834.  N.  1.  2  [nach  Thiersch  Epochen  S.  305]. 

b.  DerPariser,    durch  Balduin   den  II.   aus  Byzanz    an 
St.  Louis;    de  la  Ste  Ghapelle    (dort  Josephs  Traum   genannt),  jetzt   im 
Cabinet  du  Boi.    Le  Boy  Achates  Tiberianus.  1683.    Millin  G.  M.  181,  676. 
Mongez  pi.  26.     Der  grosste  von  alien,    13  X  H  Z.;    eiri  Sardonyx  aus 
ftinf  Lagen  [der  gewohnlich  fiir  ein  Werk  der  Augusteischen  Zeit  genommen, 
von  Andern  eher  in  das  dritte  Jahrhuiidert  gesetzt  wird].    Die  Augustische 
Familie  einige  Zeit  nach  August's  Tode.    Ob  en:    August  im  Himmel  be- 
willkommriet  von  Aeneas,    Divus  Julius  und  Drusus.    Mitten:    Tiberius 
als  Jupiter  Aegiochos  neben  Livia-Ceres,  unter  dessen  Auspicien  Germanicus 
im  J.  17    nach  dem  Orient  geht.    Umher   die  altere  Agrippina,   Caligula 
(comitatus   patrem   et   in   Syriaca   expeditione,    Suet.    Calig.   10.    vgl.  M. 
Borbon.  V,  36),  Drusus  II.,  ein  Arsaciden-Prinz ?,  Klio,  Polymnia.  Unten: 
Die  Nationen  Germaniens  und  des  Orients  iiberwunden.    Aehnlich  erklaren 
Eckhel,    Visconti,   Mongez,   Iconographie   und   Mem.  de  1'Inst.  Boy.  VIII. 
p.  370  (sacerdoce  de  la  famille  de  Tibere  pour  le  culte  d'Auguste),  besonders 
Thiersch  Epochen  S.  305.    Dagegen  Hirt,  Analekten  I,  II.  S.  332:   Nero's 
Aufnahme    in    das   Julische    Geschlecht,    womit   die   Ankunft   gefangener 
Bosporaner   gleichzeitig  fiel.    Fleck  Wissensch.  Beise   durch   das   siidliche 
Deutschland,   Italien  u.  s.  w.  I,  1.  S.  172.     [Die  Apotheose  des  Augustus 
in  einem  Belief  in   der  Sacristei   von  S.  Vitale  in  Bavenna,   mit  Boma, 
Claudius,  Jul.  Caesar,  Li  via  als  Juno,  Augustus  als  Jupiter.] 

c.  Der    Niederlandische   (de  Jbnge  Notice  sur   le  Cab. 
des  Medailles  du  Boi  des  Pays-Bas,   I  Suppl.  1824.  p.  14),    ein  Sardonyx 
von  3  Lagen,    10  Zoll  hoch,    trefflich   entworfen,    aber  viel   schlechter, 
als   die    andern,    ausgefiihrt.     Millin   G.  M.    177,    678.      Mongez    pi.   29. 
Claudius,    als   triumphirender   Jupiter    (nach    dem    Britannischen    Siege), 


[201]  Geschnittene  Steine;  Munzen.  233 

Messalina,  Octavia  und  Britannicus  auf  einem  Wageri,  welchen  Centauren 
als  Tropaeentrager  fuhren;  Victoria  voranfliegend. 

In  demselben  Geiste  sinnreicher  Schmeichelei  ist  die  Darstellung 
entworfen :  Germanicus  u.  Agrippina,  als  Triptolemos  u.  Demeter  Thesmo- 
phoros  (mit  der  Rolle)  durch  die  Lander  fahrend,  auf  einem  schonen 
Pariser  Cameo.  Mem.  de  1'Ac.  des  Inscr.  I.  p.  276.  Millin  G.  M.  48,  220. 
Mongez  pi.  24*,  3.  —  Eine  ahnliche,  trefflich  gezeichnete,  Composition 
zeigt  eine  in  Aquileja  gefundene  silberne  Schale  in  dem  KK.  Antiken-Cabinet. 
In  Relief  (die  Gewander  vergoldet)  ist,  unter  Jupiter  und  Ceres,  Proserpina 
und  Hekate  im  obern  Felde,  Germanicus,  wie  es  scheint,  dargestellt  im 
Begriffe  an  einem  Altare  jenen  Gottheiten  zu  opfern ,  um  dann  —  als 
neuer  Triptolemos  —  den  Drachenwagen  zu  besteigen;  unten  liegt  die 
Erdgottin.  [Edirt  von  dem  Vf.  Mon.  d.  I.  III.  tv.  4.  Ann.  XL  p.  78.] 

Andre  Werke  dieser  an  schonen  Cameen  sehr  fruchtbaren  Zeit,  bei 
Mongez  pi.  24*,  5.  29,  3  und  Eckhel  pi.  2.  5.  7—12.  August  und  Livia, 
Impr.  dell'  Inst.  II,  79.  Livia  als  Magna-Mater  eine  Buste  des  Div.  Augustus 
haltend.  Kohler  a.  0.  Kopf  des  Agrippa  von  ausgezeichneter  Sehonheit 
auf  einem  Niccolo  zu  Wien.  [Der  Stein  Carpegna,  jetzt  im  Vatican,  bei 
Buonarotti  Medaglioni  p.  427,  nebst  einem  andern.] 

4.  Durchgangig  beinahe  fmdet  man,  dass  der  Leib  im  Verhaltniss 
gegen  die  Beine  verlangert  ist;  dass  dies  zur  Romischen  Nation albildung 
gehore,  bemerkt  v.  Rumohr  Ital.  Forschungen  I.  S.  78. 

201.      In    den    Munzen,    besonders    den    vom    Senat  1 
geschlagnen  Bronze-Medaillen ,   der  Kaiser   des  Julischen  und 
Flavischen  Geschlechts  erscheint  die  Kunst  auf  gleicher  Hohe 
bleibend;  die  Kopfe  sind  durchaus  lebensvoll,  charakteristisch  2 
und  edel  aufgefasst,  die  Reverse  seltner,  aber  doch  auch  bis- 
weilen,  besonders   auf  Neronischen  Bronzen,  von  vollkomm- 
ner  Ausfuhrung.     Die    mythisch-allegorischen    Gompositionen  3 
derselben,   welche   die  Lage   des  Reichs   und  Kaiser-Hauses 
darzustellen  bestimmt  sind  (§.  406),  sind  sehr  sinnreich  und 
geistvoll  erfunden,  wenn  auch  die  Figuren  auf  eine  herkomm- 
liche,  fluchtige  Weise  behandelt  werden. 

1.  Die  Abbildungen  bei  Mediobarbus,  Strada  sind,  wie  die  verrufnen 
Golzischen,  unzuverlassig;  nach  Eckhel's  Angabe  auch  die  schonen  Dar- 
stellungen  in  God's  M.  Florentinum.  Zuverlassigere  in  den  Werken  iiber 
Kaisermiinzen  von  Patinus,  Pedrusi,  Banduri  (von  Decius  an),  Morelli. 
Bossiere  Medaillons  du  Cab.  du  Roi.  Lenormant  Tresor  de  Glyptique. 


234  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [202] 

1  202.     Unter   Trajanus   sind   die  Reliefs  der  Saule   ge- 

2  arbeitet,  welche  seinen  Sieg  liber  die  Dacier  feiern.    Kraftige 
Gestalten  in  natiirlichen  angemessenen  Stellungen,  Gharakter 
und  Ausdruck  in  den  Gesichtern,   sinnreiche  Motive,  um  die 
Monotonie  rnilitarischer  Anordnung  zu  verringern,  Gefuhl  und 
Innigkeit  in   der  Darstellung  gemuthlicher   Scenen,   wie   der 
um    Gnade    flehenden    Frauen    und    Kinder,    geben    diesen 
Arbeiten  bei  manchem  Fehler  in  der  Behandlung  des  Nackten, 

3  der   Draperieen,    einen   hohen    Werlh.   —  Die   Statuen    der 
Kaiser,  wie  ihre  Abbildungen  auf  Minzen  und  Gameen,  sind 
in  dieser  Zeit  kaum  geringer,   als  in  der  nachstvorhergehen- 

4  den ;  doch  wurde  es  ubereilt  sein,  aus  deren  Trefflichkeit  auf 
gleiche  Leistungen  in  andern  Gegenstanden  zu  schliessen. 

2.  S.  die  Herausg.  Winckelm.  VI,  2.    S.  345.  Ueber  das  Historische, 
ausser  Bellori,  Heyne  de  Col.  Trai.  bei  Engel's  Commentatio  de  expeditione 
Traiani.    Hierher  gehoren  auch  die  Bildwerke  am  Bogen  des  Constantin, 
wo    neben  Trajan    auch  Hadrian    mit  Antinoos   erscheint,    Admir.  Rom. 
tb.  10 — 27;    die  Tropaeen    des  Parthischen  Feldzugs  von  dem  castellum 
aquae  Marciae,  jetzt  auf  dem  Capitol ;  und  andre  Reliefs  mit  Kriegern  von 
einem   Monumente  Trajan's,  welche  Winckelm.  VI,  1.    S.  283  beschreibt. 
Verwandte  Darstellungen  auf  Miinzen,  z.  B.  rex  Parthorum  victus,  Pedrusi 
VI,  26,  7  rex  Parthis   datus,  regna  assignata.     [Das  treffliche  Hochrelief 
von  Trajan    aus  Pallast  Aldobrandini  in  den  sale  Borgia  des  Vatican  ist 
vermuthlich  vom  Forum  Trajan's,  so  wie  viele  Monumente  dieses  Hauses, 
vielleicht  auch  die  ausserst  lebendigen  Ringer  (Dares  u.  Entellus  genannt), 
die  jetzt  eben  dort  sind,  M.  Chiaramonti  II,  21.  22;  wo  auch  tv.  49—51 
herrliche  Friesstiicke  von  der  Basilica  und  der  Bibliotheca  Ulpia.] 

3.  Schone  Colossalstatue  des  Nerva  im  Vatican,  PioCl.  Ill,  6.  Mongez 
pi.  36,  1.  2.    Von  Trajan  eine  schone  statua  thoracata  im  L.  42.  (Clarac 
pi.  337),  colossaler  Kopf  14.     Mongez  pi.  36,  3.  4.    Grosse  Bronzebiiste 
Hadrian's  im  Capitol.  Mus.  Mongez  pi.  38.     Von  andern  Winckelm.  VI,  I. 
S.  306.     Statue  Race.  104.     Statuen   Hadrian's  wurden  von  alien  Griech. 
Stadten  gesetzt,  C.J.  321  ff.  Auf  den  munis  aeneis  maximi  moduli,  welche 
mit  Hadrian  beginnen,    ist  der  Kopf  dieses  Kaisers   sehr  geistreich  und 
gliicklich  behandelt,  auch  schone  Reverse.   Auf  Cameen  Hadrian  kriegerisch, 
Eckhel  Pierres  gr.  pi.  8.   Apotheose,  Mongez  pi.  38,  7.    Sabina,  Race.  107. 
Impr.  gemm.  IV,  99. 

4.  Dion  Chrysost.  Or.  21.   p.  273    erklart   die   Athleten-Statuen   in 
Olympia  fur  um  so  schlechter,  je  spater,   die  navv  natMiovs  ncddcts  fur 
die  besten. 


[203]  Bildwerke  aus  Hadrian's  Zeit.  235 

203.     Durch    Hadrianus,     wenn     auch    immer    zum  i 
grossen  Theile  affektirte,  Kunstliebe  erhielt  die  Kunst,  welche 
bisher  immer  mehr  zur  Darstellerin  der  aussern  Wirklichkeit 
geworden   war,    em  en   hohern  Flug.     Die  Gegenden,   welche  2 
damals  von  neuem  gehoben  wurden,  Griechenland  und  beson- 
ders  das  vordere  Kleinasien,  erzeugten  Kunstler,  welche,  fur 
die  Wimsche   und  Neigungen  des  Kaisers,   die  Kunst  neu  zu 
beleben   verstanden.     Dies  zeigen  besonders  die  Statuen  des  3 
Antinoos,    welche  in   dieser   Zeit   und   in   den   genannten 
Gegenden   gearbeitet   worden   sind.     Am  bewundernswiirdig-  4 
sten  erscheint  die  Sicherheit,  worriit  dieser  Gharakter  von  den 
Kunstlern   einerseits  nach  verschiednen   Stufen,   als  Mensch, 
Heros,    Gott,    modificirt,    andrerseits    aber    doch    in    seinem 
eigenthiimlichen  Wesen  festgehalten  und  durchgefiihrt  worden 
ist.     Uebrigens   ist   Hadrian's  Zeit   grade  auch  die,    wo   am  5 
meisten  theils  in  strengerem,  theils  in  gemildertem  Aegypti- 
schem    Style    gearbeitet   wurde,    wie   Statuen    der   Art   aus 
der  Villa  Tiburtina  und  eine  eigne  Glasse  der  Antinoos-Bilder 
beweisen.    Meist  sind  sie  aus  schwarzen  Steinen,  sogenannten  6 
Basalten:   wie  iiberhaupt   in   dieser  Zeit  der  Geschmack  fiir 
die  Pracht   farbiger  Steine   auch  in    die  bildende  Kunst  sehr 
eingedrungen  war  (vgl.  §.  309). 

1.  Hadrianus  war  selbst  ein  Polyklet  oder  Euphranor  nach  Victor. 
Kunstler  der  Zeit:  Papias  u.  Aristeas  von  Aphroditdas ,  welche  sich 
als  Arbeiter  zweier  Kentauren  von  marmo  bigio  aus  der  Tiburtinischen 
Villa  nennen  (M.  Gap.  IV,  32);  einer  davon  ist  dem  beruhmten  Borghesi- 
schen  Kentauren  (§.  389)  ahnlich.  Winckelm.  VI,  I.  •  S.  300.  Auch  ein 
Zenon  in  mehrern  Inschriften,  Gruter  p.  1021,  1.  Winckelm.  VI.  1.  S.  278. 
2.  S.  341.  R.  Rochette  Lettre  a  M.  Schorn  p.  91,  u.  der  Attilianus  (Atti- 
kion?)  auf  einer  Musenstatue  in  Florenz,  beide  ebendaher,  fiihrten  Winckel- 
mann  auf  die  Annahme  einer  Aphrodisischen  Schule.  Ein  Ephesischer 
KvdQiKVTonoics  A.  Pantulejus,  G.  I.  339.  Xenophantos  von  Thasos,  336. 

3.  Antinoos,  aus  Claud iopolis  in  Bithynien,  in  praedagogiis 
Caesaris,  ertrinkt  bei  Besa  (§.  191)  im  Nil,  oder  fallt  als  Opfer  eines 
dustern  Aberglaubens  (eine  durchaus  rathselbafte  Geschichte)  g.  130  n.  Chr. 
Die  Griechen  apotheosiren  ihn  Hadrian  zu  Gefallen,  Spartian  14;  sein 
Cultus  in  Bithynien  u.  Mantinea  (weil  man  die  Bithynier  mythisch  von 
Mantinea  herleitete,  Paus.  VIII,  9).  Zahlreiche  Statuen  und  Darstellungen 
auf  Reliefs  u.  Munzen.  S.  Levezow  fiber  den  Antinous.  B.  1808.  Petit- 
Radel  M.  Napol.  III.  p.  91—113.  Mongez  T.  III.  p.  52.  Antinoos  als 


236  Griechische  Kunstgesch.     Per.  V.  [204] 

Ganymed,  Specim.  of  anc.  sculpt.  II,  52  ?  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  528.  Kennt- 
lich  an  dem  Haarwuchse,  den  Augenbrauen,  dem  vollen  Munde,  der  etwas 
Diistres  hat,  der  breiten,  starkgewolbten  Brust  u.  s.  w.  —  Als  neuer  Dio- 
nysos  zu  Mantinea  verehrt  (auch  auf  Miinzen  als  Dionysos,  Jakchos,  Pan 
mit  allerlei  Bachischen  Insignien).  Von  dieser  Art  sind  die  colossale 
Statue  von  Palestrina  im  Pallast  Braschi  [jetzt  im  Lateran] ,  Levezow 
Ts.  7.  8  (ahnlich  die  Dresdner  401.  August.  18)  [eine  gute  Statue  des 
Antinous-Bachus  auch  in  Villa  GasaliJ;  die  herrliche  Btiste  in  Villa  Mondra- 
gone,  jetzt  im  L.  126,  ehemals  sanft  gefarbt  [aus  Marmor  von  hellroth- 
licher  Farbe],  die  Augen  aus  Edelstein,  Trauben  und  Pinienfrucht  aus 
Metall,  der  Gharakter  ernst  und  streng  aufgefasst,  Bouill.  II,  82.  Levezow  10 
(eine  Wiederholung  in  Berlin  141);  der  Cameo  mit  Antinooskopf,  dem 
eine  Silenus-Maske  als  Kopfbedeckung  dient,  Eckhel  Pierr.  gr.  9.  Als 
Agathodaemon  (das  Fiillhorn  aus  einem  Elephanten-Riissel  gebildet)  in 
Berlin  140.  Bouill.  II,  51.  M.  Roy.  II,  1.  Als  Hermes  auf  Alexandrinischen 
Miinzen,  Kopf  mit  Fliigeln  in  Berlin  142.  Als  Herakles  im  L.  234.  Clarac 
pi.  267.  Bouill.  II,  50.  Als  Aristaeos  im  L.  258.  Bouill.  II,  48.  Als 
neuer  Pythios  auf  Miinzen.  Ein  Antinoos-Apollo  aus  Marmor  bei  Lyko- 
polis  gefunden,  in  der  Drovetti'schen  Sammlung.  —  Heroisch  (mit  kurz- 
gelocktem  Haupthaar  und  von  kraftiger  Bildung)  der  Capitolinische  Anti- 
noos,  M.  Gap.  Ill,  56.  Bouill.  II,  49.  Levezow  3.  4.  Aehnlich  in  Berlin 
134.  'Avrivoog  T^cog  aya#og  auf  Miinzen.  Aber  auch  als  Heros  wird  er 
mitunter  Bachisch  gebildet,  auf  dem  Panther  sitzend,  wie  auf  Miinzen  von 
Tios.  —  Mehr  individuell  unter  andern  in  dem  Brustbild  im  L.  49. 
Mongez  pi.  39,  3.  PioGl.  VI,  47.  Race.  121.  Schones  Brustbild  auf 
Bithynischen  Miinzen,  Mionnet  Suppl.  V.  pi.  1,1.  —  Die  beriihmte  Gruppe 
von  Ildefonso  ist  von  Visconti  su  due  musaici  p.  31,  Mongez  (T.  HI.  p.  55. 
pi.  39)  und  Andern  auf  Antinoos  bezogen  worden,  wegen  der  Aehnlichkeit 
des  Kopfes  der  einen  Figur,  den  indess  Andre  fur  der  Figur  fremd  halten; 
der  andre  Jimgling  wird  dann  am  besten  fur  Hadrian's  Lebens-Damon 
genommen.  Hypnos  und  Thanatos,  nach  Lessing,  Gerhard  Venere  Pros, 
p.  49,  R.  Roche  tte  M.  I.  p.  176.  218,  Welcker  Akadem.  Kunstmuseum  S.  53. 

6.    Ueber  den   Aegyptischen   Antinoos  Winckelm.  VI,  1.     S.  299  f. 
2,  357.   VII,  36.    Bouill.  II,  47.    Levez.  11.  12.     Sonst  vgl.  §.  408. 

1  204.     Wahrend   der  langen  Regierung   der  Antonine 
ruhte  die  ermattete  Romische  Welt  aus,  ohne  die  alten  Krafte 
wiedererlangen  zu  konnen.   Wie  in  der  Redekunst  Asiatischer 
Bombast  auf  der  einen,  trockne  Niichternheit  auf  der  andern 
Seite  immer  mehr  liberhandnehmen :  so  scheinen  sich  auch  in 

2  den  bildenden  Kiinsten  beide  Richtungen  gezeigt  zu  haben.   Ja 


[204]  Die  Antonine.  237 

gewissermassen  zeigen  sich  in  den  oft  sehr  fleissig  gearbeite- 
ten  Brustbildern  der  Kaiser  beide  zugleich,  indem  das  Haar 
des  Hauptes  und  Bartes .  in  einer  iibertriebenen  Lockenfiille 
wuchert,  und  in  allem  andern  Zubehor  eine  studirte  Eleganz 
stattfmdet;  wahrend  die  Zuge  des  Gesichts  mil  einer  unver- 
kennbaren  Trivialitat  aufgefasst  und  wiedergegeben  sind.  Auch  3 
die  Miinzen  werden  an  Kunst  geringer,  obgleich  die  in  Rom 
geschlagnen  immer  noch,  besonders  in  der  Auffassung  der 
Physiognomie  des  Kaisers,  viel  besser  sind,  als  die  damals  in 
grosser  Anzahl  in  den  Stadten  Kleinasiens  und  Thrakiens 
gepragten  Bronzemedaillen ,  auf  denen  die  Stadte ,  mit  der 
Eitelkeit  sophistischer  Prunkredner,  ihre  Gotterbilder,  Heilig- 
thumer,  Localmythen  und  Kunstwerke  zur  Schau  stellen,  ohne 
indessen  selbst  beachtungswerthe  Kunstwerke  dabei  zu  produ- 
ciren.  Eben  so  sehr  muss  das  Lob  kunstlerischer  Vollendung  4 
bei  andern  Werken  dieser  Periode  bedingt  werden ;  Pausanias 
halt  die  Meister  derselben  im  Ganzen  kaum  der  Nennung  werth.  5 

2.  S.  besonders  die  beiden  colossalen  Bus  ten  des  M.  Aurel  u. 
L.  Verus  im  L.  138.  140    (Villa  Borgh.  St.   5,  20.  21.     Bouill.  II,  85V 
von  Acqua  Traversa  bei   Rom,    wo  von   besonders  die   letztre   (auch   bei 
Mongez  pi.  43,  1.  2)  ein  Meisterstuck  in  ihrer  Art  1st.   Scheme  Farnesische 
Statue  des  L.  Verus  im  M.  Borbon.  X,  27.    Race.  106  dem  M.  Aurel  und 
der  Faustina  wurden  silberne  Statuen  gesetzt  im  Venustempel,  eine  goldne 
von  ihr  ins  Theater  gebracht,   wenn  sie  erschien,  Dio  Cassius  LXXI,  31. 
Ueber  die  bei  Marathon  (Herodes  Atticus)  gefundnen  Biisten  des  Sokrates, 
M.  Aurel  u.  A.  s.  Dubois   Catal.  d'Antiq.  de  Choiseul-Gouff.   p.  21.    Der 
M.  Aurel  im  L.  26  (Glarac  pi.  314)  ist,  bei  sehr  fleissiger  Ausfuhrung  des 
Thorax,   ein  geringes  Werk.  —  An  jenen  Biisten  ist  das  Haar  sehr  miih- 
sam  ausgearbeitet  und  mit  dem  Bohrer  unterhohlt.    Die  Augenlider  liegen 
lederartig  an,  der  Mund  ist  zugedriickt;  die  Hautfalten  um  Auge  und  Mund 
stark  markirt.     Die  •  Bezeichnung  der  Augensterne   und  Brauen  ist  auch 
bei  Biisten  des  Antinoos  zu  finden.     [Die   Biiste  angeblich  des  Herodes 
Atticus  aus   einem  Grabe  bei  Marathon  im  Cab.  Pourtales  pi.  37.]  —  An 
den  Biisten  vornehmer  Frauen   (wie  schon   der  Plotina,  Marciana  und 
Matidia  in  Trajanus  Zeit)  gaben  sich  die  Bildhauer  die  hochste  Miihe,  den 
geschmacklosen  Kopfputz  getreu  wiederzugeben.   In  den  Draperieen  macht 
sich  eine  gedunsene,  schwiilstige  Behandlung  der  Falten  bemerklich. 

3.  Manche  grosse  Bronzemiinzen  von  Antoninus  Pius  stehen  den 
besten  Hadrianischen   fast   gleich,    obgleich   das  Gesicht  immer  auf  eine 
minder   geistvolle  Weise   behandelt   ist:    besonders  die,    welche  auf  dem 


238  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  •       [205] 

Revers  Darstellungen  aus  der  Urzeit  Roms  und  dem  damals  erneuerten 
Pallantion  in  Arkadien  erithalten  (woriiber  Eckhel  VII,  p.  29  f.).  Besonders 
schon  ist  die,  niit  der  Umschrift  um  Antoninus  Brustbild :  Antoninus  Aug. 
Pius  P.  P.  Tr.  P.  Cos.  III.;  auf  dem  Revers:  Hercules,  welcher  seinen 
Sohn  Telephos  an  der  Hirschkuh  saugend  wiederfindet.  Die  Miinzen 
M.  Aurel's  sind  durchgangig  geringer.  Von  den  Stadtemiinzen  unten: 
Local,  §.  255.  —  Race.  105.  [Die  runde  Basis  mit  Antonin,  der  von 
Lanuvium  war,  seinen  beiden  Sohnen,  Juno  Lanuvina,  Victoria,  Roma, 
Mars,  Venus,  in  Villa  Pamfili  ist  aus  der  Nachbarschaft  dahin  gebracht, 
wo  Antonin  Giiter  hatte.] 

4.  Die  Reiterstatue  M.  Aurel's  auf  dem  Platze  des  Capitols  (fruher 
vor  S.  Giovanni  im  Lateran)  aus  vergoldetem  Erz  ist  ein  achtungswerthes 
Werk,  aber  Ross  und  Mann  unendlich  weit  von  einem  Lysippischen  Werke 
entfernt.  Perrier  tb.  11.  Sandrart  II,  1.  Falconet  sur  la  statue  de 
M.-Aurele.  Amst.  1781.  Race.  14.  Gicognara  Stor.  della  Scultura  III.  tv.  23. 
Mongez  pi.  41,  6.  7.  Antike  Base  der  Reiterstatue  Bullett.  1834.  p.  112. 
Vergotterung  des  Antonin  und  der  altern  Faustina  an  der 
Basis  der  Granitsaule  §.  191,  ein  schemes  Relief;  die  decursio  funebris  an 
den  Nebenseiten  viel  geringer.  PioGl.  V,  28—30.  [Jetzt  ist  die  ganze 
Basis  restaurirt,  de  Fabris  il  piedistallo  d.  col.  Antonina  collocate  nel 
giardino  della  pigna  R.  1846.  4.]  Auf  Antonin  beziehen  sich  auch  die 
Reliefs  an  der  Attica  des  Gonstantin-Bogens.  Die  Saule  M.  Aurel's  ist 
der  Scenen  aus  dem  Marcomannen-Kriege  wegen  interessant  (zu  der  Dar- 
stellung  des  Ungewitters,  Bellori  tb.  1$,  vgl.  Kaestner's  Agape  S.  463—490); 
die  Arbeit  ist  viel  geringer  als  an  der  Trajanischen.  Apotheose  der  jimgern 
Faustina  vom  Bogen  M.  Aurel's,  M.  Gap.  IV,  12. 

5.  Pausanias  Ausdruck:  ayci^iKTK  TS%VT]S  r^g  gqp'  ^cov  VI,  21  ist 
unmoglich  ehrend.  Die  Bildsaule  von  Gold  und  Elfenbein  im  Athenischen 
Olympieion  lobt  er  »wenn  man  auf  den  Eindruck  des  grossen  Ganzen  sieht« 
I,  18,  6.  Von  Kiinstlern  nennt  er  uberhaupt  nach  01.  120  nur  zwei  oder 
drei  sichre  Nam  en.  Ob  Kriton  und  Nikolaos,  die  Arbeiter  der  an  der  Via 
Appia  bei  Rom  gefundnen  Karyatiden  [in  Villa  Albani,  nach  Winckelmann 
aus  Giceros  Zeit] ,  in  diese  Zeit  gehoren?  Guattani  M.  I.  1788.  p.  LXX. 
Ein  geschickter  Holzschnitzer  Saturnin  zu  Oea  in  Africa,  Appulej.  de  magia 
p.  66.  Bip.  Ueber  Kunstwerke,  welche  Herodes  veranlasste,  Winckelm. 
VI,  1.  S.  319. 

1  205.     Die   unruhigere  Zeit  des  Gommodus,   der^  nach- 
sten    Nachfolger    des    Septimius    Severus    und     seiner 
Familie  halt  in  der  Kunst  den  Styl  fest,  welcher  sich  in  der 
der    Antonine    gebildet;     doch    mit    immer    entschiedenern 

2  Zeichen  des  Verfalls.   Die  besten  Werke  der  Zeit  sind  Kaiser- 


[205]  Commodus,  Septimius,  Caracalla's  Zeit.  239 

biisten,    deren   Verfertigung   cler   sklavische  Sinn   des  Senats 
sehr  beforderte;   doch  zeigen  grade  die  am  sorgfaltigsten  ge- 
arbeiteten   am  meisten  Schwulst  und  Manier  in  der  Behand- 
lung.     Aufgesetzte  Perriicken,   Gewander  aus  bunten  Steinen  3 
entsprechen  dem  Geschmack,  worin  das  Ganze  behandelt  1st. 
Mit  den  Biisten  hangen  die  Brustbilder  der  Bronze-Medaillen  4 
und  Gameen   nahe  zusammen;   noch  immer  bringt  auch  hier 
die     Vermischung    der    Individuen     mit     idealen     Gestalten 
manches  interessante  Werk  hervor,  obgleich  sie  aufgehort  hat, 
eine  so  innige  Verschmelzung  zu  sein,   wie  in  friiherer  Zeit. 
In   Garacalla's   Zeit   sind  viel   Statuen ,    besonders   von  Ale-  5 
xander  dem  Makedonier,  gearbeitet  worden;  auch  war  Seve- 
rus  Alexander   ein  bespnderer  Freund  von  Bildsaulen,  inso- 
fern  er  sie  als  Denkmaler  vortrefflicher  Menschen  betrachten 
konnte.     Die  erhobenen  Arbeiten  an  den  Triumphbogen  des  6 
Septimius,  besonders  an  dem  kleinern,  sind  handwerksmassig 
ausgefuhrt. 

2.  Commodus  erscheint  bald  Jung  (einem  Gladiator  ahnlich),  bald 
in   reifereri  Jahren.    Auf  Bronze-Medaillen  sieht   man  sein  Brustbild  in 
jugendlicher  Gestalt,  mit  athletischem  Korper,  mit  dem  Lorbeerkranz  und 
der    Aegis.     Scboner   Kopf  im  Capitol.    Gute  Biiste   des  Pertinax   aus 
Velletri  im  Vatican,  Gardinali  Mem.  Romane  tb.  I,  III.  p.  83.   Geschnittene 
Steine,  Lippert  I,  II,  415.    Grispina,  Maffei  108.    Septim  Sever,  nach 
L.  Verus    am   haufigsten  in  Biisten.     PioGl.  VI,  53   (mit  Gorgoneion  auf 
der  Brust);  aus  Gabii  im  L.  99.    Mon.  Gab.  n.  37.    Mongez  pi.  47,  1.  2. 
Die  Arbeit  ist  indess  noch  trockner,  als  bei  den  Antoninen.    Bronzestatue 
des  Sever,   [im  Pallast  Barberini,  jetzt  in  Sciarra],  Maffei  Race.  92;   be- 
sonders in  Nebenwerken  sehr  sorgfaltig  gearbeitet.     Von  Garacalla  vor- 
ziigliche  Biisten  mit  einem   affektirten  Ausdrucke  von   Wuth,  in  Neapel 
(M.  Borbon.  Ill,  25),    im  PioGl.   (VI,   55),    Gapitol,    Louvre   (68.   Mongez 
pi.  49,  1).     S.  die  Herausg.  Winckelm.  VI.    S.  383.    Vgl.  die  fleissig,  aber 
geistlos  gearbeitete  Gemme,    Lippert  I,  II,  430.    Jugendliche  Reiterstatue 
im  Pallast  Farnese  zu  Rom,  Race.  54.    Von  Heliogabal  werden  einige 
Busten  wegen  feiner  Arbeit  geschatzt,  in  Mu'nchen  216,  im  L.  83.   Mongez 
pi.  51,  1.  2;  PioGl.  VI,  56.   Mit  Severus  Alexander  kommen  die  kurz- 
geschnittenen  Haare  und   der  rasirte  Bart  wieder  auf.  —  Von  Kunstlern 
kennen  wir  Attikus  aus  Gommodus  Zeit,   G.  I.  p.  399,  Zenas  durch  eine 
Biiste  des  Glodius  Albinus  im  Gapitol. 

3.  Bei  den  Kaiserinnen  wird  die  Haartracht  immer  abgeschmack- 
ter;  bei  der  Julia  Domna,  Soaemias,  Mammaea,  Plautilla  (Garacalla's  Ge- 


240  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [206] 

mahlin)  sind  es  deutlich  Perriicken,  galeri,  galericula,  sutilia,  textilia 
capillamenta.  Ein  Kopf  der  Lucilla  mil  einer  abnehmbaren  aus 
schwarzem  Marmor,  Winckelm.  V.  S.  51.  vgl.  iiber  ahnliche  die  Herausg. 
S.  360  nach  Visconti  und  Boettiger.  Fr.  Nicolai  iiber  den  Gebrauch  der 
falschen  Haare  und  Perriicken  S.  36  Julia  Mammaea  im  Capitol  Race.  1.8. 

4.  Commodus  erhielt  nach  Lamprid.  9  Statuen  in  Hercules  Habitus, 
dergleichen   noch   vorhanden    sind.    Epigramm    darauf  bei   Dio  Gass.  in 
Mai's  Nova  Coll.  II.   p.  225.    Kopf  des  Hercules-Gommodus  auf  Gemmen, 
Lippert  I,  II,  410.    Eine   schone  Medaille   zeigt  auf  der  einen  Seite   das 
Brustbild  des  Hercules-Gommodus,   auf  der  andern,   wie  er  als  Hercules 
nach  Etruskischem  Ritus  Rom  (als  Gommodus-Golonie)  neu  griindet;  Here. 
Rom.  conditori  P.   M.   Tr.  P.  XVIII.  Cos.  VII.  P.  P.  Eckhel  VII.   p.  131. 
vgl.  p.  122.    Nach  spatern  Chronographen  setzte  Gomm.  auch  dem  von 
Vespasian  (oder  Hadrian)  neu  aufgestellten  Kploss  von  Rhodos  sein  Haupt 
auf:  Allatius  zu  Philon  p.  107.  Orelli.   Septim  Sever  mit  seinen  beiden 
S6hnen  (?)  als  Jupiter,  Hercules  und   Bachus  bei  Luna  (Fanti  scritti  di 
Carrara),  Gius.  A.  Guattani  in  den  Dissert,  dell1  Ace.  Rom.  di  Arch.  T.  I. 
p.  321.    Noch  Gallienus  wollte  als  Sol  dargestellt  werden  und  erschien 
bei  Aufziigen  radiatus.     Trebell.  16.  18. 

Die  Kaiserinnen  mit  geringer  Bekleidung  als  Venus  darzustellen, 
war  in  dieser  Zeit  sehr  gewohnlich.  Der  niichterne  Portrat-Charakter, 
auch  oft  der  Haarputz  der  Zeit,  bildet  mit  der  Vorstellung  dann  gewohn- 
lich einen  schneidenden  Contrast.  So  Marciana,  Trajan's  Schwester,  St.  di 
S.  Marco  II,  20.  Winckelm.  VI,  284.  vgl.  V,  275;  Julia  Soaemias  (mit 
beweglichem  Haarputz),  PioCl.  II,  51;  Sallustia,  Sever  Alexander's  Frau, 
Veneri  felici  sacrum,  PioCl.  II,  52.  Edler  war  die  Darstellung  der  beiden 
Faustinen  als  Geres  und  Proserpina,  R.  Rochette  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  147. 

5.  Caracal  la's  Nachaffung    Alexander's    brachte   iiberall    Statuen 
des  Makedoniers  hervor,  auch  Janusbilder  des  Caracalla  und  Alex.,  Herodian 
IV,  8.    Aus  dieser  Zeit  der  Tumulus  des  Festus  bei  Ilion  (doch  konnte  es 
auch  das  Grab  des  Musonius  unter  Valens  sein,  s.  Eunapius  b.  Mai  Vet. 
scr.  nova  coll.  T.  I.  p.  171),  Choiseul  Gouff.  Voy.  pitt.  T.  II.  pi.  30.  Ueber 
Sev.  Alex.,  der  iiberall  Kiinstler  zusartimentrieb  und  viele  Statuen  errichtete, 
Lamprid.  25. 

6.  Siege   des  Septim   Sever  iiber   die  Farther,   Araber,    Adiabener. 
Arcus  Sept.  Sev.    anaglypha   cum  explic.  Suaresii.    R.  1676  f.    An  dem 
Bogen  der  Argentarii  opfernde  Figuren  des  Kaisers,  der  J.  Domna,  des  Geta 
(zerstfirt)  und  Caracalla. 

1  206.  Jedoch  1st  auch  das  Jahrhundert  der  Antoninen 
und  ihrer  Nachfolger  von  eigenthiirnlicher  Produktivitat  noch 
nicht  verlassen,  welche  der  Reihe  der  Entwickelungen  der  alten 


[206]  Neue  Gegenstande  der  Bildnerei.  241 

Kunstwelt  neue  Glieder  zufiigt.  Die  erhobenen  Arbeiten  an  2 
den  S  ark  op  ha  gen,  welche  uberhaupt  erst  in  dieser  ^eit 
durch  Einwirkung  ungriechischer  Ideen  gewohnlich*  werden, 
behandeln  Gegenstande  aus  dem  Kreise  der  Demeter,  des 
Dionysos ,  auch  aus  der  heroischen  Mythologie  so ,  dass  da- 
durch  auf  mannigfache  Weise  die  Hoffnung  einer  Palingenesie 
und  Befreiung  der  Seele  ausgedruckt  wird.  Auch  die  Fabel  3 
von  Eros  und  Psyche  wird  oft  zu  diesem  Behufe  ange- 
wandt,  welche  unleugbar  die  Schmerzen  der  von  dem  himm- 
lischen  Eros  getrennten  Seele  darstellt :  nach  den  schriftlichen 
Erwahnungen  des  My  thus  zu  urtheilen,  werden  auch  die 
geistreich  componirten,  wiewohl  nicht  vorziiglich  ausgefuhrten 
Gruppen  von  Eros  und  Psyche  kaum  uber  das  Zeitalter  des 
Hadrian  hinaufgehen.  Zugleich  miiht  sich  die  Kunst  immer  4 
mehr,  die  Ideen  eingedrungener  orientalischer  Gultur  zu  ge- 
stalten,  und,  nachdem  sie  im  zweiten  Jahrhundert  in  den 
von  Griechischem  Geist  umgebildeten  Aegyptischen  Gotter- 
figuren  manches  Ausgezeichnete  geschaffen,  wendet  sie  sich, 
jetzt  schon  roher  und  unvermogender,  dem  Mithrasdienst'e 
zu,  unter  dessen  Bildwerken,  etwa  zwei  Statuen  Mithrischer 
Fackeltrager  ausgenommen,  nichts  Vorziigliches  vorhanden  ist 
(§.  408 ,7).  In  den  Bildern  der  dreigestalten  H  e  k  a  t  e  5 
(§.  397,  4),  in  den  vielen  Pantheis  signis  (§.  408,  8) 
zeigt  sich  ein  Ungeniigen  an  den  festen  Formen  der  alten 
Hellenischen  Gottergebilde,  eine  Sehnsucht  nach  umfassendern, 
universellern  Ausdriicken,  welche  nothwendig  in  Unformen  aus- 
schweifen  musste.  Der  eklektische  Aberglaube  der  Zeit  braucht  6 
Gemmen  als  magische  Amulete  gegen  Krankheiten  und 
damonische  Einwirkungen  (§.  433),  setzt  giinstige  und  heilvolle 
Constellationen  auf  Ringsteine  und  Miinzen  (§.  400,  3), 
und  bringt  durch  Vermischung  Aegyptischen,  Syrischen  und 
Hellenischen  Glaubens,  besonders  in  Alexandrien,  die  pan- 
theistische  Figur  des  Jao-Abraxas  mit  allerei  verwandten 
Gestalten  der  sogenannten  Abraxas-Gem  men  hervor 
(§•408,  8). 

2.  Von  dem  Aufkommen  der  Sarkophage  Visconti  PioCl.  IV.  p.  IX. 
Ueber  die  Tendenz  der  dargestellten  Mythen  Gerhard ,  Beschr.  Roms 
S.  320  f.,  unten  §.  358,  1.  397,  2.  Ans.  Feuerbach  der  Vatic.  Apollo 
S.  317:  ,,Ein  ganzes  Fiillhorn  poetischer  Blumen  ist  noch  an  Romischen 

0.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  16 


242  Griechische  Kunstgesch.     Per.  V.  [207J 

Sarkophagen  iiber  die  Ruhestatte  der  Todten  ausgegossen,  ein  wahrhaft 
unerschopflicher  Reichthum  feinsinniger  Anspielungen.  Die  bunte  Reihe 
mystischflf  Bilder,  welche  hier  durch  den  Ort  selbst,  zu  dessen  Schmuck 
sie  dienen,  eine  neue  und  tiefere  Bedeutung  gewannen,  lassen  sich 
Marchen  vergleichen,  womit  ein  gemuthvoller  Dichter  die  Stunden  des 
Triibsinns  wegzutauschen  weiss."  Die  Beziehung  auf  den  Bestatteten  ist 
z.  B.  da  recht  deutlich,  wo  der  Kopf  eines  Bachischen  Eros,  der  trunken 
vom  Gastmahl  hinweggefuhrt  wird  (von  dem  Gastmahl  des  Lebens,  wovon- 
er  .genug  genossen) ,  noch  nicht  ausgefuhrt  ist,  weil  er  (durch  Sculptur 
oder  auch  Malerei)  die  Ziige  dessen  erhalten  sollte,  der  in  den  Sarkophag 
gelegt  wurde.  M.  PioGl.  V,  13.  Gerhard  in  der  Beschr.  Roms  II,  2. 
S.  146.  —  Griechische  Stelen  in  spaterem  Styl  Annali  d.  Inst.  I.  p.  143. 
3.  Eine  Munze  von  Nikomedien,  geschlagen  um  236,  bei  Mionnet 
Suppl.  V.  pi.  1,  3,  zeigt  Psyche  fussfallig  den  Amor  anflehend.  Sonst 
s.  §.  391,  8.  Jedoch  kommen  Eroten  und  Psychen  Blumen  flechtend  auf 
einem  Pompejanischen  Gemalde  vor.  M.  Borbon.  IV,  47.  Gerhard  Ant. 
Bildw.  IV,  62,  2. 

1  207.     Allmahlig  geht  der  Schwulst  und  Luxus  der  Kunst 

2  immer    mehr   in    Diirftigkeit   und    Armuth   iiber.      Auf  den 
Miinzen,  welche  uns  am  sichersten  leiten,   werden  die  Kopfe 
zusammengezogen,  um  mehr  von  der  Figur  und  den  Beiwer- 

3  ken  anbringen  zu  konnen;    mit  dem  Ende  des  dritten  Jahr- 
hunderts  aber  verlieren  plotzlich  die  Brustbilder   alles  Relief, 
die  Zeichnung  wird  auf  eine  schulerhafte  Weise  unrichtig,  die 
ganze  Darstellung  platt,    charakterlos  und  so  unbezeichnend, 
dass  auch  die  verschiedenen  Personen  nur  durch  die  Umschriften 
unterscheidbar  sind,  und  bald  tritt  der  vollig  leblose  Styl  ein, 

4  in  welchem  die  Byzantinischen  Miinzen  gearbeitet  sind.     Die 
Elemente  der  Kunst  gehen  auf  eine  merkwiirdig  schnelle  Weise 
verloren;  die  nicht  geraubten  Bildwerke  am  Bogen  des  Gon- 
stantin  sind  roh  und  unbeholfen;    die  an  der  Theodosischen 
Saule,    so   wie  am  Fussgestell  des  Obelisk,   den  Theodosius 

5  im    Hippodrom   zu   Byzanz    aufgestellt,    kaum    geringer.     In 
den  Sarkophagen   tritt,    nach   den   schwiilstigen ,    mit  stark- 
erhobenen  Figuren,  meist  in  lebhafter  Bewegung,   iiberfiillten 
Werken  der  spatern  Romerzeit,    an   christlichen  Denkmalern 
eine  monotone,  oft  architektonisch  bedingte,   Anordnung  und 

3    die  trockenste,  diirftigste  Arbeit  ein.   Die  christliche  Welt  inacht 
von  Anfang  an  von  der  Plastik  weit  weniger  Gebrauch,    als 


[207]  Die  Zeit  Constantin's  und  der  Spatern.  243 

von  der  Malerei;  indessen  iiberdauert  die  Ehre  der  Statuen 
das  Leben  der  Kunst  in  den  verschiedenen  Theilen  des  Rorni- 
schen  Reiches,  besonders  in  Byzanz,  sehr  lange ;  ja  man  geizt 
nach  dieser  Auszeichnung,  bei  der  man  freilich  viel  mehr  auf 
gehorige  Bezeichnung  des  Ranges  durch  Platz  und  Kleidung 
achtet,  als  auf  die  Darstellung  von  Gharakter  und  Indivi- 
dualitat;  wie  iiberhaupt  alles  Leben  der  Zeit  in  der  Masse 
leerer  Formen  ersticken  muss.  Prunkgerathe  aus  edlem  Me-  7 
tall  und  geschnittenen  Steinen,  ein  Luxus,  in  dem  die  spate 
Romerzeit  das  Hochste  erreichte,  werden  noch  immer  mit 
einem  gewissen  Geschick  verfertigt ;  auch  auf  die  elfenbeinernen 
Schreibtafelchen  oder  Diptycha  —  eine  dem  sinkenden  Rom 
eigenthumliche  Art  von  Arbeiten  —  wird  viel  Muhe  verwandt 
(§.  312,  3);  und  so  iiberdauert  in  mehrfacher  Weise  technische 
und  mechanische  Kunstlichkeit  das  Leben  der  Kunst  selbst. 

2.  So  bei  Gordianus  Pius,   Gallienus,    Probus,  Garus,   Numerianus, 
Garinus,   Maximianus.    Auch  in  den  Bus  ten   zeigt    sich   dies  Bestreben, 
mehr  vom  Brustbilde   zu    geben.     So  der  Gordianus  Pius  von  Gabii   im 
L.  2,  bei  Mongez  pi.  54,  1.  2. 

3.  Den  bezeichneten  Styl  zeigen   die  Miinzen  von  Gonstantinus  an; 
die  Byzantinische  Manier  beginnt  mit  Theodosius  Nachfolgern  (Du  Gange, 
Banduri).  —  Den  Verfall  der  Kunst  zeigen  auch  die  Gonsecrations-Miinzen 
(unter  Gallien),   so   wie   die   bei   offentlichen  Spielen   ausgetheilten  Con- 
torniaten.  —  Statuen  der  Zeit:  Constantin  im  Lateran,  wird  bei  plumpen 
Gliederformen  wegen  natiirlicher  Anlage  gelobt.    Winckelm.  VI,  1.  S.  339,  2. 
S.  394.     Mongez   pi.   61,    1.   2.      Gonstantinus   II.  (?)   auf   dem   Capitol, 
Mongez   pi.  62,  1—3.     Julianus  im  L.  301.    Mongez    pi.  63,  1—3,    eine 
sehr  leblose  Figur.     Vgl.  Seroux   d'Agincourt  Hist,  de  1'Art  IV,  II.  pi.  3. 
—  Die  Arbeit  der  Haare   macht  man  sich  in   dieser  Zeit  immer  leichter, 
indem  man  in  die  dicke  Steinmasse  nur  einzelne  Locher  einbohrt. 

4.  Constantin's  Bogen   (die  Streifen  fiber  den  kleinern  Saitenbogen 
beziehen   sich    auf  Maxentius  Besiegung  u.  Roms  Einnahme)    bei  Bellori, 
vgl.  Agincourt  pi.  2.    Hirt  Mus.  der  Alterthumsw.  I.    S.  266.     Die  Theo- 
dosische  Saule  scheint  Arcadius  dem  Theodosius  (nach  Andern  Theodosius  II. 
dem  Arcadius)    zu  Ehren   erbaut   zu   haben;    sie   war    von  Marmor,    mit 
einer  Treppe  inwendig,  eine  Nachbildung  der  Trajanischen ;  jetzt  steht  nur 
noch  das  Fussgestell  in  Constantinopel.     Col.  Theod.  quam  vulgo  historia- 
tam  vocant,    ab  Arcadio  Imp.  Cpoli  erecta  in  honorem  Imp.  Theodosii  a 
Gent.  Bellino  delineata  nunc  primum   aere  sculpta  (Text  von  Benetreius) 
P.    1702.      Agincourt    pi.    11.      Reliefs    vom    Fussgestell    des   Obelisken, 


244  Griechische  Kunstgesch.     Per.  V.  [207] 

Montfaucon  Ant.  expl.  Ill,  187.  Agincourt  pi.  10.  Vgl.  Fiorillo  Gesch. 
der  Kunst  in  Italien  S.  18.  —  Ein  rundes  steinernes  Bild  umgedreht  von 
zwei  gefliigelten  Jahreszeiten  beschreibt  Max.  Planudes  b.  Boissouade 
Anecd.  Gr.  II.  p.  320. 

5.  S.    besonders    den    Sarkophag    mit    Christus,    den   Aposteln, 
Evangelisten,  Elias,  im  L.  764.  76.  77  bei  Bouillon  III.  pi.  65  (Glarac  pi.  227) 
und    vgl.   die   nachstfolgenden   Tafelh.      Viele   aus    den   Katakomben    in 
Romischen  Museen,   [besonders   in   der  Vaticanbibliothek ,    auch  im  La.te- 
ranischen  Museum,  in  Pisa  u.  a.  Orten] ,  bei  Aringhi  und  Aginc.  pi.  4 — 6. 
Gerh.  Ant.  Bildw.  75,  2.  vgl.  Sickler,  Almanach  I.  S.  173.     Ein  Bildhauer 
Daniel    hatte    unter   Theodorich    ein    Privilegium    fur    Sarkophagen    aus 
Marmor,  Cassiodor  Var.  Ill,  19.     Ein  ahnlicher  Kiinstler  Eutropos,  Fabretti 
Inscr.  V,   102.     Christliche  Kiinstler  unter  den  Martyrern  (Baronius  Ann. 
ad  a.  303).     Ein  christl.  artifex  signarius  Muratori  p.  963,  4. 

6.  Ueber    die    Ehre    der    Statuen    im    spatern    Rom    die    Herausg. 
Winckelm.  (nach  Fea)  VI.  S.  410  ff.,    unter  den  Ostgothen  Manso  Gesch. 
des  Ostgoth.  Reichs  S.  403.     Als  Dichterbelohnung  bei  Merobaudes,   siehe 
Niebuhr    Merob.    p.  VII.  (1824);    in   Byzanz    erhielten    auch   Tanzerinnen 
Statuen.    Anth.  Planud.  IV,  283  ff.  —   Justinian's  Reiterstatue    auf  dem 
Augustaeon    (welclie  nach  Malalas  friilier  den  Arkadios  dargestellt  hatte) 
war  in  heroischem  Costiim,    was  damals  schon  auffiel,    aber  trug  in  der 
L.  die  Weltkugel  mit  dem  Kreuz,  nach  Procop  de  aedif.  lust.  I,  2.   Rhetor, 
ed.  Walz.  I.  p.  578.    Prachtgemalde  der  Kaiser  mit  der  Weltkugel  in  der 
Hand,    Basilius   b.  Vales,  ad  Ammian.  XXV,  10,  2.      Ueber    den  Bronze- 
coloss  zu  Barletta  in  Apulien    (bei  Fea  Storia   della  Arte  II.  tv.  11)   eine 
Schrift  von  Marulli;  nach  Visconti  (Icon.  Rom.  IV.  p.  165)  ist  es  Heraklius, 
[nach  Marulli  il   colosso  di   bronzo  esistente  nella  citta  di  Barletta.  Nap. 
1816.  8.     Theodosius.]  —  In  dem  projektirten  Vertrage  zwischen  Justinian 
und  Theodat,  bei  Prokop,  wird  gehorig  ausgemacht,  dass  der  Gothenkonig 
keine  Statue    ohne  den  Kaiser  haben,   und   immer  links  stehen  solle.  — 
Auch  jetzt  war  das  (isTuyQuysLv  sehr  gewohnlich,  Herausg.  Winckelm.  VI. 
S.  405.   vgl.  §.  158.  A.  4.   —  Eine   richtige    Schilderung   des    Geistes   der 
Zeit  gibt  P.  Er.  Mtiller  de  genio  aevi  Theodos.  p.  161  sqq.       ' 

7.  Der  Gebrauch  der  Gem  men,  meist  wohl  Gameen,  an  Gefassen 
(dergleichen  Gallienus  selbst  machte,  Trebell.  16),  am  balteus,  den  fibulae, 
caligae   und  socci   (Heliogabal   trug  Geinmen  der   ersten  Kiinstler  an  den 
Fiissen,    Lamprid.  23),   war  in  dieser  spatern  Kaiserzeit    sehr  verbreitet. 
Der  Sieger   der  Zenobia   weihte    in    den  Sonnentempel   aus  Gemmen   zu- 
sammengefiigte  Kleider,  Vopisc.  Aurel.  28,  Honorius  mit  Amethysten  und 
Hyacinthen  prangendes  Staatskleid  beschreibt  Glaudian;    gewisse  Arbeiten 
der  Art  durften,  nach  Kaiser  Leo  (Codex  XI,  11),  nur  die  Palatini  artifices 
machen.  —  Daher  die  sorgfaltige  Cameen-  und  Gemmen-Arbeit  bis  in  die 


[208]  Ghristliche,  Byzantinische  Bildwerke.  245 

spate  Zeit.  Ein  Sardonyx  im  Cabinet  du  Roi  zu  Paris:  Constantin  zu 
Pferde  seinen  Gegner  niederschlagend ;  ein  Sardonyx  in  Petersburg:  Con- 
stantin  u.  Fausta,  Mongez  pi.  61,  5;  Gonstantinus  II.  auf  einem  grossen 
Achatonyx,  Lippert  III,  II,  460;  ein  Sapphir  zu  Florenz:  eine  Jagd  des 
Kaisers  Constantius  zu  Gaesarea  in  Cappadocien,  Freher  Sapphirus  Gon- 
stantii  Imp.  Banduri  Numism.  Suppl.  tb.  12  —  werden  geriihmt.  In 
Byzanz  wurden  besonders  Gameen  aus  Blutjaspis  sorgfaltig  gearbeitet; 
mehrere  cler  Art  mit  christlichen  Gegenstanden  im  Antiken-Gabinet  zu 
Wien.  —  Helias  argentarius  st.  405.  Gruter  p.  1053,  4. 

Heyne   Artes    ex    Gpoli    nunquam    prorsus    exulantes.      Gommentat. 
Gott.  III.  p.  3. 


4.    M  a  1  e  r  e  i. 

208.     Die  Malerei  erscheint.  in  cler  Zeit  Caesar's  in  einer  1 
Nachbluthe ,    welche  bald  verbluht.     Gegenstande  des  hoch-  2 
sten  tragischen  Pathos,  der  tiefgekrankte,  iiber  seinem  Zorne 
brutende  Aias,   Medea  vor  dem  Kindermorde  voll  Wuth  und 
Mitleid  zugleich  in  den   weinenden  Augen,    schienen  damals 
dem  ausgezeichnetsten  Geiste   ein   besonders  trefflicher  Stoff. 
Daneben  ist  die  Portratmalerei  beliebt ;   Lala  malt  besonders  3 
Frauen,  auch  ihr  eigenes  Spiegelbild. 

1,  Timomachos  von  Byzanz  g.  660  (Zumpt  ad  Gic.  Verr.  IV,  60). 
Lala   von  Kyzikos  —  damals   ein   Hauptsitz    der  Malerei   —  g.  670    (et 
penicillo   pinxit    et    cestro   in    ebore).      Sopolis,    Dionysios,    Zeitgenossen. 
Arellius   g.  710.    Der   stumme  Knabe  Pedius    um  720.     Der   Griechische 
Maler  des  Junotempels   zu  Ardea   lebte   wohl    um   650  -  700.    Vgl.  Sillig 
C.  A.  p.  246  und  des  Verf.  Etrusker  II.  S.  258. 

2.  Timomachos    Aias    u.    Medea,    beruhmte,    viel    in    Epigrammen 
gepriesene  Bilder,    von  Caesar  fur    80  Tal.  gekauft    (wahrscheinlich   von 
den  Kyzikenern,  Cic.  a.  0.  vgl.  Plin.  XXXV,  9)  und  in  den  T.  cler  Venus 
Genitrix  geweiht.     Boettiger  Vasengemalde  II.  S.  188.     Sillig  C.  A.  p.  450. 
Pie  Medea  wird    nach    den  Epigrammen  der  Anthologie  in  einer  Hercu- 
lanischen   Figur   (Ant.  di  Ercol.  1,   13,    M.  Borbon.  X,   21)    und    einem 
Pompejanischen    Gemalde    (M.    Borb.    V,  33)    und    in    Gemmen    (Lippert, 
Suppl.  1.  93  u.  a.)  erkannt.     Panofka,  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  243.     Von  dem 
Aias  Welcker,  Rhein.  Mus.  Ill,  I.  S.  82.    Auch  Timomachos  Orestes  und 
Iphigeneia   in  Taurien    (wie    bei  Plin.  XXXV,   40,   30    zu    verbinden   ist) 
waren  aus  der  Tragodie.      [Ein   Diogenes  Albinus  pictor  in  Gallien  wird 


246  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [209] 

nach  den  Zugen  der  Lateinischen  Inschrift  in  das  Ende  des  ersten  Jahr- 
hunderts  gesetzt,  Revue  archeol.  III.  p.  511.  583.] 


1  209.     In  der  Kaiserzeit  fmden   wir  die  Staff elei-Malerei, 
welche   allein  als  wahre  Kunst,    wenigstens  als   der  Haupt- 
zweig  derselben,  gait,    vernachlassigt ,    und  die  Wandmalerei 

2  als   Dienerin  des  Luxus   vorzugsweise  geiibt.     Plinius    unter 
Vespasian  betrachtet  die  Malerei  als  eine  untergehende  Kunst; 
er  klagt,  dass  man  mit  den  herrlichsten  Farben  nichts  hervor- 

3  bringe,   was  der  Rede  werth  sei.     Die  Skenographie,  welche 
besonders  in  Kleinasien  eine  phantastische  Richtung  genommen 
hatte,  in  der  sie  alien  Regeln  der  Architektonik  Hohn  sprach, 
wurde  nun,  auf  die  Zimmerverzierung  iibergetragen,  wo  mog- 
lich  noch  willkurlicher  ausgebildet ;  man  gefiel  sich,  eine  durch- 
sichtige  und  luftige  Architektur  in  vegetabilische  und  seltsam 

4  zusammengesetzte  Formen  hiniiberzuspielen.     Zugleich  wird  in 
Augustus  Zeit   die  Landschaftsmalerei   von  Ludius,    auf  eine 
eigenthumliche   Weise  gefasst,    zu   einer  besondern   Gattung 
ausgebildet;    Ludius    malt   als   Zimmerverzierung  Villen    und 
Hallen,    Kunstgarten   (topiaria  opera),    Parks,   Strome,   Ga- 
nale,  Hafenstadte,  Meeransichten ;   belebt  durch  Personen  bei 
landlichen  Geschaften  und  in  allerlei  komischen  Lagen:   sehr 

5  heitere  und  wohlgefallige  Bilder.     Auch  in  allerlei  Spielereien 
gefallt   sich   die   Zeit;  in  Nero's  goldnem  Hause   bewunderte 
man  eine  Pallas  des  Fabullus,  die  Jeden  ansah,  der  nach  ihr 
hinsah.     Nero's    120  Fuss    holies  Bild    auf   Leinwand    wird 
von  Plinius  mit  Recht  zu  den  Tollheiten  der  Zeit  gerechnet. 

1.  Male r  der  Zeit.     Ludius  g.  730.    Antistius  Labeo,  [die  Hand- 
schriften  Titedius,  Titidius]  vir  praetorius,  urn  40  n.  Chr.  Turpilius  Labeo 
Eq.  Rom.  um  50.     Dorotheos  60.     Fabullus    (Amulius),    der    Maler   des 
goldenen  Hauses  (der  Kerker  seiner  Kunst)  60.     Cornelius  Pinus,   Accius 
Priscus,  Wandmaler  des  T.  des  Hanos  u.  der  Virtus  70.     Artemidorus  80. 
Publius,    Thiermaler  g.  90.     Martial  I,    110.     Mosaikarbeiter  in  Pompeji:. 
Dioskurides  von  Samos,  M.  Borb.  IV,  34.    Herakleitos,  Hall.  A.L.Z.  1833. 
Intell.  57.  Bullett.  1833.  p.  81  ff.  vgl.  §.  210,  6. 

2.  S.  Plin.  XXXV,  1.  2.  11.  37.     Vgl.   das    spatere   Zeugniss   des 
Petronius  c.  88.     [Philostr.  Imag.  ed.  Jacobs  p.  LIX  f.]     Ueber  den  aussern 
Luxus  Plin.  XXXV,  32  und  Vitruv  VII,  5.    Quam  subtilitas  artificis  adiiciebat 
operibus  auctoritatem,  nunc  dominicus  sumptus  efficit  ne  desideretur. 


[210]  Malerei  der  ersten  Kaiserzeit.  247 

3.  S.  Vitruv's,  VII,  5,  Nachrichten  von  einer  Scene,  welche  Apaturios 
von  Alabanda  in  einem  kleinen  Theater  zu  Tralles  eingerichtet  und  gemalt. 
Ein  Mathernatiker  Licinius  veranlasste  die  Veranderung  des  Alabandischen 
Werks;    Vitruv  wunscht  seiner  Zeit  einen  ahnlichen.     Piriguntur   tectoriis 
monstra  potius  quam  ex  rebus  finitis  imagines  certae.     Pro  columnis  enim 
statuuntur  calami,    pro  fastigiis  harpaginetuli  striati  cum  crispis  foliis  et 
volutis;  item  candelabra  aedicularum  sustinentia  figuras  etc. 

4.  Plin.  XXXV,  37.  —  Vitruv  spricht  iiberhaupt  von  folgenden  Classen 
von  Wandmalereien:     1.  von  Nachbildungen  architektonischer  Glieder, 
Marmorgetafel  u.  dgl.  in  Zimmern,  als  der  urspriinglichsten  Decoration  in 
Farben;    2.  von  architektonischen  Ansichten  im  Ganzen,    nach  der 
skenographischen    Weise;    3.   von    den    tragischen,    komischen    und 
saty  rise  hen  Scene  n   [Buhnen]   in   grossern  Salen   (exedris);   4.  land- 
sell  a  ft  lichen    Bildern    (varietates    topiorum)     in    den    ambulationes; 
5.   historischen   Bildern    (megalographia) ,    Gottergestalten ,    mytholo- 
gischen  Scenen;  auch  mit  Landschaften  (topiis)  dabei. 

5.  Plin.  a.  0.    Vgl.  Lukian  de  dea  Syr.  32. 

210.     Diesem  Gharakter  der  Kunst,    wie  er   den  Zeug-  1 
nissen  der  alien  Schriftsteller  entnommen  werden  kann,  ent- 
sprechen    vollig  die   sehr  zahlreichen  Denkmaler   der  Wand- 
malerei,  welche  mit  ziemlich  gleichem  Werthe  sich  von  der  Zeit 
des  Augustus  bis  zu  der   der  Antonine  hindurchziehen :    die 
Gemalde  im  Grabmal    des  Cestius   (§.  190,   1),    die    in  den  2 
Gemachern  des  Neronischen  Hauses  (§.  190,  2),    welche  be- 
sonders  glanzend  und  sorgfaltig  ausgeziert  waren;  der  grosse 
und   bestandig  wachsende  Vorrath   von   Mauergemalden   aus  3 
Herculanum ,   Pompeji  und  Stabiae ;    so  wie  die  im  Grabrnal  4 
der  Nasonier,  und  zahlreiche  andere  in  antiken  Gebauden  hier 
und  da  gefundene,  in  denen  alien  auch  die  entartete  Kunst  eine 
unerschopfliche  Erfindungsgabe  und  Productivity   zeigt.     Die  5 
Raume  auf  das  Geschmackvollste  vertheilt  und  disponirt;  Ara- 
besken  von  bewundernswurdigem  Reichthum   der  Phantasie; 
Skenographieen  ganz  in  jenem  spielenden  und  leichten  Archi-  • 
tekturstyl ;  die  Decken  nach  Art  von  Lauben  mit  herabhangen- 
den  Guirlanden   und  dazwischen   flatternden  Fliigelgestalten ; 
Landschaften  in  Ludius  Manier  meist   nur  leicht  angedeutet; 
ferner  Gotterfiguren  und  mythologische  Scenen,  manche  sorg-  6 
faltig,  die  meisten  fliichtig  gezeichnet,  aber  haufig  von  einem 
unnachahmlichen    Reize    (besonders    die    in    der   Mitte    von 


248  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [210] 

grossern  Feldern  freischwebenden  Figuren) :  dies  und  Andres  in 
lebhaften  Farben  und  einfacher  Beleuchtung,  heiter  und  wohl- 
gefallig,  mit  viel  Sinn  fur  Harmonie  der  Farben  und  eine 
7  architektonische  Totalwirkung,  angeordnet  und  ausgefuhrt. 
Viel  ist  gewiss  hiervon  Gopie  friiherer  Bilder,  da  sogar  das 
ganze  Studium  mancher  Maler  darin  bestand,  dass  sie  alte 
Bilder  aufs  Genaueste  wiedergaben. 

2.  Histoire  critique  de  la  Pyramide  de  C.  Gestius  par  I'Abbe  Rive 
(mit  Abbildungen  nach  Zeichnungen  M.  Garloni's).    P.  1787.  —  Description 
des  Bains  de  Titus  —  sous  la  direction  de  Ponce.  P.  1787.  3  Livraisons. 
Terme   di  Tito,   grosses  Kupferwerk   nach  Zeichnungen  von  Smugliewiczr 
Stich  von  M.  Garloni.     Sickler's  Almanach  II.  Tf.  1-7.  S.  1. 

3.  Antichita  di  Ercolano,   I— IV.  VII.    Pitture  antiche.    N.  1757  ff. 
65.  79.    Gli   ornati  delle  pareti  ed  i  pavimenti  delle  stanze   dell'  antica 
Pompeii  incisi  in  rame.    N.  1808.   2  Bde.  f.    Zahn,  Neuentdeckte  Wand- 
gemalcle    in   Pompeji    in    40    Steinabdriicken.      Derselbe,    Die    schonsten 
Ornamente    und  merkwurdigsten   Gemalde    aus  Pomp.,    Here.  u.  Stabiae, 
[1828.  100  Taf.    Zweite  Folge  1842.  1844.  100  Taf.    Real  Museo  Borbon. 
R.  Rochette  Peintures   de  Pompee  seit   1844   3  Lieferungen.     Wandgem. 
aus  Pompeji  und  Herculanum  von  W.  Ternite,    Berlin  b.  Reimer  3  Lief, 
u.  bei  Reimarus  bis  jetzt  3*  Lief.  Text  des  ersten  Heftes  von  K.  0.  Muller, 
seitdem  von  WelckerJ.    Manches  bei  Mazois,  Gell,  Goro,  R.  Rochette  (siehe 
§.  190,  4).     [Pianta  de'  scavi  della  Villa  Giulia  (?)  fra  Ercolano  ed  Oplonti 
Nap.  n.  24.  27.] 

4.  P.  S.  Bartoli:    Gli  antichi  sepolcri.  R.  1797.     (Veterum  sepulcra, 
Thes.  Antiqq.  Gr.  XII.)     Desselben:    Le  pitture  ant.  delle  grotte  di  Roma 
e  del  sepolcro    dei   Nasoni    (1675  entdeckt    aus    der  Zeit   der  Antonine). 
R.    1706.    1721    f.    mit    Erlauterungen    von    Bellori    und    Gauseus    (auch 
lateinisch  R.  1738)  [u.  im  Thes.  Ant.  Rom.  Thes.  T.  XII].    Bartoli  Recueil 
de  Peintures  antiques  T.  I.  II.   Sec.  ed.  P.  1783.     Collection  de  Peintures 
antiques,    qui  ornaient   les  Palais,    Therrnes  etc.  des  Emp.  Tite,   Trajan, 
Adrien    et    Gonstantin.      R.    1781.      [Ponce   Bains    de    Titus    P.    1786    f. 
Gemmen    aus   den    Thermen    des    Titus,    Sickler  Almanach    aus  Rom  II. 
Tf.  1—7.     Landon  .Ghoix    des    plus  eel.   peint.  P.  1820.   4.]     Arabesques 
antiques    des    Bains    de    Livie    et    de    la    Ville   Adrienne    nach   Raphael 
gestochen  von  Ponce.    P.  1789.     Pitture  antiche  ritrov.  nello  scavo  aperto 
1780  incise   e   pubbl.   da  G.  M.   Cassini.    1783.     Gabott    Stucchi   figurati 
essist.    in    un    antico    sepolcro    fuori    delle    mura    di   Roma.      R.    1795. 
Parietinas  Picturas  inter  Esqu.   et  Viminalem   collem  super  anno  detectas 
in    ruderibus    privatae    domus ,     D.    Antonini    Pii    aevo    depictas    (zwei 


[211]  Erhaltne  Gemalde  cler  Zeit.  249 

Bilder  in  den  Peintures  qui  ornaient  —  n.  4,  wenn,  dasselbe  Bild, 
entsprechen  ganz  der  Vorstellung  der  Miinze  der  Lucilla,  Num.  Mus.  Pisani 
tb.  25,  3)  in  tabulis  expressas  ed.  C.  Buti  Archit.  Raph.  Mengs  del.  Gampa- 
rolli  sc.  1778.  7  sehr  schone  Blatter  (Pitture  antiche  dell  a  villa  Negroni). 
[Die  Gemalde  im  Vatican  aus  Torre  Marancia  in  den  Mon.  Amaranziani 
R.  1843.  Wandmalereien  eines  Wohnhauses  in  Gantania  Ann.  d.  Inst.  IX. 
p.  60.  177,  (eines  andern  in  Anaphe,  Ross  in  den  Abhdl.  der  Munchner 
Akad.  II.  Tf.  3  A.  S.  449,  eines  Grabes  in  Apulien,  Archaeol.  Int.  Bl.  1835. 
S.  11,  vgl.  1837.  S.  49,  andre  in  Kyrene  bei  Pacho.  Vgl.  die  Stellen  von 
Aristides  fiber  Korinth  ,  von  Dio  und  Themistins  bei  R.  Rochetle  Peint. 
ant.  p.  198,  Clem.  Alex.  Protr.  p.  52  s.  Pott.  Sidonius  Apollinaris  Epist. 
II,  11.]  Im  Allgemeinen  vgl.  Winckelm.  V.  S.  156  ff. 

6.  Ausser  diesen  schwebenden  Gestalten  von  Tanzerinnen,  Kentauren 
und  Bachanten,  Pitt.  Ere.  I,  25—28,  ruhmt  Winckelmann  am  meisten  die 
vier  Bilder,  IV,  41  —  44.    Zeichnungen  (retouchirte?)  von  Alexander  von 
Athen  auf  Marmor,  I,  1  —  4,  [welche  H.  Meyer  zu  Winckelmann  V.  S.  473 
besser  wurdigt  als  W.  selbst.]   Unter  den  historischen  Bildern  von  Pompeji 
wird  besonders  geriihrnt  die  Wegfiihrung  der  Briseis  von  Achill  (R.  Rochette 
M.  I.  I,  19.    Gell  New.   S.  39.  40.   Zahn  Wandgem.  7)  [so  wie  die  Chryseis 
und   der  Besuch   der  Here    bei  Zeus   auf   dem  Ida   aus   demselben  s.  g. 
Homeriscben  Hause];   von  Andern  das  durch  die  Behandlung  des  Lichts 
ausgezeichnete  Bild  bei  R.  Rochette  M.  I.  I,  9.     Gell   83.     (Hypnos  und 
Pasithea  nach  Hirt,  Mars  und  Ilia  nach  R.  Rochette,   Dionysos  und  Aura 
nach  Lenormant,   D.  u.  Ariadne  nach  Guarini,  Zephyros  und  Flora  nach 
Janelli  und  Andern,   s.  Bull.  d.  Inst.  1834.   S.  186  f.);   auch  das  rathsel- 
hafte  Bild,  Gell.  48.     Zahn  20.    R.  Rochette  Pompei  pi.  15,  die  Geburt 
der  Leda,  oder  ein  Nest  mit  Eroten  (Hirt  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  251)  darstellend 
[sicher  das  Erste,   mit  Bezug  auf  die  Sage   in  den  Kyprien].     Andre  im 
II.  Th.     Ueber   die  Stiicke    der  Rhyparographie   [Rhopographie]    Welcker 
ad  Philostr.   p.  397.     Die  aus  blossen  Farbenkleksen  bestehenden,  nur  in 
der  Ferae  erkennbaren  Bilder  (Gell  p.  165)  erinnern  an  die  compend.  via 
§.  163. 

7.  [Diese  Gemalde  bilden  zwei  Klassen,  Nachbildungen  alterer  Werke 
aller  Art,  und  neue,   Romische.    Bull.   1841.    p.   107.]     Quintil.  X,  2  ut 
describere  tabulas  mensuris  ac  lineis  sciant.    Lukian  Zeuxis  3. 

TKVTT]$    avTiygacpos    ZGTI    vvv  'si&rivrjGi    Ttgog   ccvrrjv   8K£iv7]v 

GTadfiy  usTsvrjvsy^svr].    [exemplar  quod  apographon  vocant,  Plin.  XXXV, 

40,  23.    ^ifirjfiK  Pausan.  VIII,  9,  4  cf.  Siebelis.] 


211.     Im    Zeitalter    Hadrian's    muss,    neben    andern  l 
Kiinsten,  auch  die  Malerei  sich  noch  einmal  erhoben  haben. 
Ihm  gehort  Action  an,  den  Lukian  den  ersten  Meistern  an 


250  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [212J 

die  Seite  stellt,  und  dessen  reizendes  Bild  —  Alexander 
und  Roxane,  und  Eroten  mit  ihnen  und  des  Kb'nigs  Waffen 
beschaftigt  —  er  nicht  genug  preisen  kann.  Ini  Ganzen 
sinkt  indess  dennoch  die  Malerei  immer  rnehr  zu  einer 
Farbensudelei  herab;  und  es  war  gemeiniglich  ein  Geschaft 
von  Sklaven,  die  Wande  nach  Lust  und  Laune  ihrer  Herrn 
auf  s  Eiligste  mit  Bildern  anzufullen. 

1.  Aetion  wird  sonst  in  Alexander's  Zeit  gesetzt  (auch  von  Hirt 
Gesch.  der  hild.  Kunste  S.  265),  aber  Lukian  sagt  bestimmt,  dass  er  nicht 
in  alten  Zeiten,  sondern  ganz  kiirzlich  gelebt  habe  (TK  Tstevrala  TKVTCC 
Herod.  4),  also  wohl  in  Hadrian's  und  der  Antoninen  Zeitalter.  Vgl.  sonst 
Imagg.  7.  Hadrian  selbst  war  Rhyparograph  [§.  163  A.  5];  Apollodor 
sagte  ihm :  "Ansk&s  -AK\  roc?  •x.oloY.vvQ'CKs  ypa'qpf.  Dio  C.  LXIX,  4.  Suidas 
s.  v.  ' A8giuv6s.  Gegen  140  auch  Diognetos.  Eumelos  (malt  eine  Helena) 
um  190.  Aristodemos  aus  Karien,  Schiller  des  Eumelos  (?),  Gastfreund 
des  altern  Philostratos ,  auch  Schriftsteller  iiber  die  Geschichte  der  Kunst, 
um  210.  —  Spater,  370  n.  Chr.,  ein  Maler  Hilarius  aus  Bithynien  in  Athen. 

In  Trimalchio's  Hause  (Petron  29)  waren  Trimalchio  als  Mercur  und 
seine  ganze  Carriere,  dann  die  Ilias  und  Odyssee,  und  Laenatis  gladiatorium 
gemalt.  Bilder  von  Gladiatoren,  von  deren  Anfang  Plin.  XXXV.  33  spricht, 
und  andern  Spielen  werden  jetzt  sehr  beliebt.  Capit.  Gord.  3.  Vopisc. 
Garin.  18.  §.  424.  Gladiatoren  —  Mosaik  1834  in  Torrenuova  gefunden, 
ahnlich  wie  Winck.  M.  ined.  tv.  197.  198,  Kellermann  Hall.  A.L.Z.  1834. 
Int.Bl.  n.  69.  [W.  Henzen  Explic.  musivi  in  Villa  Burghesia  asservati  quo 
certamina  amphitheatri  repraesentata  extant,  praemio  donata.  Rom.  1845.  4. 
II  musaico  Antoniniano  rappr.  la  scuola  degli  atleti,  trasferito  al  pal. 
Lateranese,  Roma  1843,  von  J.  P.  Secchi,  Prof,  am  Coll.  Rom.]  Bei  Juven. 
IX,  145  wiinscht  sich  Einer  unter  seinem  Gesinde  einen  curvus  caelator 
et  alter,  qui  multas  facies  pingat  cito.  Malende  Sklaven  kommen 
auch  in  juristischen  Quellen  vor,  s.  Fea's  Note  in  Winckelm.  W.  V.  S.  496. 


1  212.     Hernach   ist    der    Verfall   der    Malerei   um    desto 
sichtbarer;  der  fruhere  Luxus  der  Arabesken  und  architektoni- 
schen  Verzierungen  verschwindet ;  plumpe  Einfachheit  tritt  an 
dessen  Stelle,   wie  ziemlich  in   alien  Gemalden  aus  der  Zeit 

2  des  Gonstantin.     An  diese  schliessen  sich  die  altesten  christ- 
lichen  Bilder  in  den  Katakomben  an,  welche  immer  noch  viel 

3  von   der  Weise  der  fruhern  Kaiserzeit   behalten;  so  wie  die 


[212]  Malereien  der  spatern  Kaiserzeit.  251 

Miniaturmalereien  einiger  heidnischen  und  christlichen  Hand- 
schriften,  von  denen  die  besten  fur  die  Auffassung  der 
Gegenstande  in  der  alien  Kunst  sehr  lehrreich  sind.  Obgleich  4 
die  enkaustische  Malerei  auch  noch  in  Byzanz  sehr  geiibt 
wurde  (§.  320) :  so  wurde  doch  jetzt  bei  der  Verzierung 
der  Kirchen,  wie  der  Pallaste,  vorzugsweise  von  der  Mosaik 
Gebrauch  gemacht,  einem  Kunstzweige,  welcher  in  dieser 
Zeit  sehr  im  Ansehn  stieg,  und  durch  das.ganze  Mittelalter 
hindurch  in  Byzanz,  und  von  den  Byzantinern  auch  in 
Italieh,  haufig  betrieben  wurde. 

1.  Die    Malereien    aus    den    Thermen   des   Constantin    [im    Pallast 
Rospigliosi],  Bartoli  pi.  42  sq.     Agincourt  T.  V.   pi.  4.     Ob  das  Bild  der 
Roma    im    Pallast    Barberini    wirklich    der   Zeit    Constantin's    angehort? 
S.    Winckelm.   W.    V.    S.   159.     Hirt   Gesch.    der    Baukunst    II.    S.    440. 
Sickler's  und  Reinhart's  Almanach  Bd.  I.   S.  1.  Tf.  1.   Malerei  P.  E.  Muller 
de  genio  aevi  Theodos.  p.  161. 

2.  Von  deri  Katakomben:  Sosio  Roma  sotterranea.   R.  1632.   (Stiche 
von  Cherubin   Alberti).    Aringhi  Roma  subterranea  novissima.    R.  1651. 
Bottari  Sculture  e  pitture  sagre  estratte  dai  Gimiterj  di  Roma.    1737—54. 
Artaud  Voy.  dans  les  Catac.  de  Rome.  P.  1810.  8.   Bartoli's  Werk  §.  210,  4. 
Agincourt  pi.  6—12.     Roestell,  Beschr.  Roms  I.    S.  410.     [Das  von  Pater 
March!    nach    grossen    Untersuchungen    begonnene    Werk,    wovon    viele 
Lieferungen  bereits  erschienen  sind.] 

3.  Die  Ambrosianische  Ilias  (Mai  Iliad.  Fragm.  aritiquiss.  c.  picturis. 
Med.   1819),   deren  Bilder  dem  classischen  Alterthum   am  nachsten  stehn 
[auch  Rom  1835  kl.  f.     Homeri    Iliados   picturae    ant.    ex    God.    Mediol. 
Das.   1835   Virgilii  picturae   ant.  ex   Godd.    Vaticanis].     Der  Vaticanische 
Virgil  (aus  dem  4.  oder  5.  Jahrh.?).     S.  Bartoli  Figurae  antiquae  e  Cod. 
Virg.  Vatic,   (verschonert).     Agincourt  20—25.    Millin  G.  M.  pi.  175  b.  ff. 
Beschr.  Roms  II,  2.    S.  345.    Der  Vaticanische  Terenz  mit  Scenen  aus  der 
Komodie,    Berger    de    personis.    1723.     Beschr.    Roms   das.    S.  346.     Die 
Vatican.  Handschr.   des  Kosnias  Indopleustes.     Die  altesten  Miniaturen  zu 
biblischen  Buchern,  besonders  die  Vaticanischen  zum  Josua,  schliessen  sich 
in  Gostum  und  Gomposition  an  jene  Homerischen  an. 

4.  S.  Gassiodor  Var.  I,  5.    VII,  5.   Symmachus  Ep.  VI,  49.  VIII,  42. 
Justinian's    Ghalke    enlhielt    grosse    Mosaikgemalde    seiner    Kriegsthaten. 
Prokop  de  aed.  Justin.  I,  10.     Von  einem  Wandbilde  des  Theodorich  aus 
Mosaik  Prokop  B.  Goth.  I,  24,  Rumohr  Ital.  Forschungen  I.  S.  183,  minder 
richtig  Manso   S.  403.    Vgl.  Muller  de  genio  aevi  Theod.    p.  168.    Nach- 
richten  von  den  nie  fehlenden  Mosaiken  der  Basiliken:  Sartorius  Regierung 


252  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [213] 

der  Ostgothen  S.  317.  N.  21.  —  Proben  geben  u.  A.  Giampini  Opera.  R. 
1747.  Furietti  de  Musivis.  R.  1752.  Agincourt  V.  pi.  14  sqq.  Gutensohn 
und  Kriapp  (§.  194).  Vgl.  §.  322.  Zwei  Bilder  in  der  Bibl.  Goisliniana, 
Nicephorus  Botoniates  mit  einem  Monch  und  Kaiser  und  Kaiserin,  iiber 
denen  Ghristus  schwebt  beide  Kronen  anfassend. 


1  213.     Bei  dem  Verschwinden  alles  lebendigen  Studiums 
der   Natur,   und   dem  Untergange   aller   hohern   technischen 
Fertigkeiten ,   halt   indess   eine   von  "neuem  handwerksmassig 
gewordne  Praktik  des  Malens  und  Bildens  immer  noch  sehr 
Viel    von    den    Grundsatzen    und    Formen    der   alten   Kunst 

2  fest.   Die  christliche  Religion  eignet  sich  zuerst  zur  Verzierung 
von  Kirchen,  Grabern,  Siegelringen  nicht  bloss/viele  Formen 
und  auch  einige  Gegenstande  der  antiken  Kunst  an,  sondern 
gestaltet    auch   theils    aus    geschichtlichem ,    theils    aus    alle- 
gorischem     Stoffe     nicht    ohne    kunstlerischen     Sinn    einen 
eignen   Bilderkreis;    nur    widerstreitet   sie,    in    reinerer  und 
strengerer  Auffassung,   aller  Verehrung  bildlicher  Gestalten. 

3  So  bilden  sich  in  der  christlichen  Kirche  fur  die  heiligen  Per- 
sonen  um  so  mehr  stehende  und  feste  Formen,  da  man  durch 
das  Zuriickgehn   auf  die  altesten  Bilder,  die  man  hatte,   die 

4  wirkliche  Gestalt  derselben  festzuhalten  glaubte.    Die  Gesich- 
ter  wurden  dabei  nach  einer  idealen,  wenn  auch  immer  roh 
behandelten,    Grundform   gebildet;    das   Costiim   war  in  der 
Hauptsache  ein  Griechisches,   und  der  Faltenwurf  wurde  auf 

5  antike  Weise  in  grossen  Massen  angelegt.     Das  Mittelaltrige 
drangt    sich    in   Tracht    und   Geberde   erst   allrnahlig  in   die 
Welt  des  Alterthums  hinein,   mehr  bei  neuhinzukommenden, 

6  als    alten    traditionellen    Figuren.      Ueberall    in    jener    Zeit 
Spuren    einer    alten    Schule,    nirgends    eine    eigne   lebendige 
Auffassung   der   Natur,    von   deren  erneuertem   Studium  im 
dreizehnten    und   vierzehnten    Jahrhundert    der   frische    Auf- 
schwung   der  Kunst  und   die  Befreiung   von  jenen  typischen 
und  leblosen   Formen    ausging,    welche    in   der  Griechischen 
Kirche   als   der  letzte  Rest  einer  untergegangenen  Kunstwelt 
noch  heutzutage  fortbestehen. 

1.  God.  Theodos.  XIII,  4  de  excusationibus  artificum. 

2.  Die- christlichen  Katakomben  zeigen,  wie  auch  heidnische  Gegen- 
stande   (besonders   Orpheus)    in    die    christliche    Allegoric    aufgenbmmen 
wurden.   Weinlese,  Gerhard  Beschr.  Roms  II,  2.    S.  234.   Die  Porphyrurne 


[213]  Aelteste  christliche  Kunst.  253 

der  Gonstantia  ist  mit  Bachischen  Scenen  geschmiickt,  Winckelm.  Yf,  1. 
S.  342;  ein  Flussgott  auf  dem  Sarkophag  Bouill.  III.  pi.  65.  Die  ersten 
christl.  Kaiser  haben  auf  den  Miinzen  personliche  Darstellungen  der  Stadte, 
und  andere  in  das  Heidenthum  hinein  streifende  Gegenstande.  Gonstantin 
tragt  das  Labarum  und  den  Phoenix  (felicium  lemporum  reparatio),  Con-: 
stantius  wird,  das  Labarum  haltend,  von  einer  Victoria  gekranzt.  R.  Walsh 
Essay  on  ancient  coins,  medals  and  gems  as  illustr.  the  progress  of 
Christianity  p.  81  ff.  R.  Rochette  Premier  Mem.  sur  les  antiqu.  chre- 
tiennes.  Peintures  des  catacombes.  P.  1836.  Deux.  Mem.  Pierres  sepulcr. 
1836.  [Trois.  Mem.  objets  deposes  dans  les  tombeaux  ant.  qui  se  retrou- 
vent  en  tout  ou  en  partie  dans  les  cimetieres  Chretiens.  1838.]  Aber 
auch  neu  gebildete  Gegenstande,  wie  der  gute  Hirte,  erscheinen  in  dieser 
Zeit  auf  kunstgemasse  Weise  aufgefasst.  Eine  verdienstliche  Statue  des 
guten  Hirten  in  Rom  beschreibt  Rumohr  Ital.  Forsch.  I.  S.  168 ,  eine 
gute  Figur  der  Art  an  einem  Sarkophag  im  L.  772.  Clarac  pi.  122. 
Ueber  die  gemma  pastoralis  s.  Thes.  gemm.  astrif.  III.  p.  82.  Gonstantin 
hatte  den  guten  Hirten,  so  wie  viele  Scenen  des  N.  u.  A.  T.  bilden  lassen 
(Euseb.  V.  Const.  IV,  49),  unter  den  letztem  Daniel,  der  nebst  Jonas  der 
typischen  Bildnerei  am  willkommensten  war.  In  den  Sinnbildern  der 
altesten  Christen  (Miinter,  Sinnbilder  und  Kunst vorstellungen  der  alten 
Christen.  1825)  ist  freilich,  zum  Theil  aus  dem  oft  empfohlenen  Bestreben, 
auch  in  den  Siegelringen  alles  Gotzenbildartige  zu  vermeiden,  viel  Klein- 
liches  und  Spielendes  (wie  im  Fische,  IX0Y2T);  doch  sind  andere  (das 
Lamm,  der  diirstende  Hirsch,  die  Taube  mit  dem  Oelzweig)  auch  von 
Seite  der  Kunst  gliicklich  erfunden.  Die  Meinungen  der  nachdenkenden 
Christen  waren  von  Anfang  an  sehr  getheilt,  in  Rom  im  Ganzen  mehr 
fiir  die  Kunst,  in  Africa  strenger.  Tertullian,  Augustin,  auch  Klemens  von 
Alexandreia  sprechen  mit  Harte  gegen  alle  Ausiibung  der  Plastik  und 
Malerei.  Die  Concilien,  unter  denen  sich  das  von  Illiberis  g.  300  zuerst 
damit  beschaftigte ,  waren  im  Ganzen  mehr  gegen  plastische,  als  gemalte 
Bilder.  Vgl.  Neander  K.Gesch.  II.  S.  616.  Jacobs  Acad.  Reden  I.  S.  547  f. 
Griineisen  iiber  die  Ursachen  und  Grenzen  des  Kunsthasses  in  den  drei 
ersten  Jahrh.  n.  Ghr.,  Kunstbl.  1831.  N.  29.  Bei  P.  E.  Muller  de  genio 
aevi  Theodos.  p.  267  sq.  Stellen  von  Chrysostomus  u.  a.  fiber  denv 
Stand  der  Kunst. 

4.  Ghristus-Bilder  gab  es  scbon  ziemlich  frtih,  da  Severus-Alexander 
Ghristus  in  seinem  Lararium  hatte;  dann  hatten  die  Karpokratianer  solche 
Bilder,  mit  denen  in  Aegypten  auch  heidnischer  Aberglaube  getrieben 
wurde  (Reuvens  Lettres  a  Mr.  Letronne  I.  p.  25).  Dagegen  ist  das  Bild 
von  Edessa  eine  Erfmdung,  und  die  Statue  von  Paneas,  mit  der  Sama- 
riterin,  wahrscheinlich  eine  missverstandene,  antike  Gruppe  (Hadrian  und 
Judaea  nach  Iken).  Das  Christusideal  bildete  sich  im  Ganzen  weit  weniger 


254  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [214] 

durch  die  Sculptur,  als  durch  Mosaiken  und  Malereien  aus.  Einem  christ- 
lichen  Maler,  der  es  in  das  Jupiterideal  ummodeln  wollte,  verdorrte  die 
Hand,  nach  Kedren  p.  348.  Par.  Theodoret  Exc.  hist,  eccles.  I,  15. 
[Ueber  die  Entstehung  der  christl.  Kunst  und  ihrer  Religionsideale,  nach 
der  Ansicht  der  altesten  Werke  der  christl.  Sculptur  u.  der  neugriech. 
Malerei  in  Sickler's  u.  Reinhart's  Almanach  aus  Rom  I.  S.  153 — 196.]  - 
Wie  die  christliche  Kunst  lange,  nur  in  den  Gegenstanden.  anders  gewandt, 
in  Technik  und  Formen  eine  antike  bleibt,  zeigt  besonders  Rumohr  Ital. 
Forschungen  I.  S.  157  ff.  Uebereinstimmend  mit  dem  hier  Gesagten, 
meist  aus  Rumohr's  vortrefflichem  Buch  Entlehnten,  fuhrt  R.  Rochette 
Disco urs  sur  1'origine,  le  developpement  et  le  caractere  des  types  imitatifs 
qui  constituent  1'art  du  Christianisme.  P.  1834,  aus,  wie  sich,  nach  den 
ersten,  noch  unbestimmten  und  charakterlosen  Versuchen,  unter  dem 
Einfluss  der  antiken  Kunst  zeitig  gewisse  ideale  Typen  des  Heilands,  der 
Jungfrau  und  der  Apostel  bildeten;  die  dem  Alterthum  fremdartigern 
Gegenstande  aber  —  die  Darstellungen  heiliger  Schmerzen  —  der  Ge- 
kreuzigte  u.  die  Martyrien,  erst  im  siebenten,  achten  Jahrhundert  in  diese 
Kunstwelt  eingetreten  seien. 


Die  Zerstftrungen. 

1  214.     Es  1st  nach  allem  Diesem  nicht  zu  leugnen,    dass 
fiir  die  Kunste   in  Italien  die  Versetzung  der  Residenz  nach 

2  Byzanz;    fiir  die  antike  Kunst  im  Allgemeinen  das  Chri- 
stenthum,    sowohl  nach   seiner    innerlichen  Richtung,    als 
auch  durch  die  natiirliche  und  nothwendige  Feindseligkeit  der 

3  aussern    Stellung;    endlich    die    Einfalle    und   Eroberungen 
der  Germanischen  S  tarn  me  verderblich  gewirkt  haben, 
weniger  indess  durch  absichtliche  Zertriimmerung,   als  durch 
die  natiirlichen  Folgen   von   Durchziigen,    Belagerungen   und 
Eroberungen,    indem  namentlich   den   ehrlichen  und  fiir  Bil- 
dung  empfanglichen  Gothen  kaum  irgendwo  ein  freventliches 
Zerstoren  von  Kunstwerken  nach  historischen  Zeugnissen  vor- 

4  geworfen  werden  kann.     Gewiss  ist  die  uniibersehbare  Masse 
von    Kriegs-    und    Hungersnoth,    Pest    und    aller  Art    von 
Leiden,  vvelche  Rom  im  sechsten  und  siebenten  Jahrhunderte 
traf,  bei  der  Geschichte  des  Untergangs  der  alten  Kunst  wohl 
in   Rechnung   zu   bringen;    dazwischen    liegende   Zeiten    von 
Prosperitat  waren  den  alten  Bauwerken,    die  nun  zu  neuen 

5  benutzt  wurden,    nur  um   so  gefahrlicher.     Und  doch  waren 
es  nicht  diese  aussern  Ereignisse,   welche  hauptsachlich  das 


[214]  Zerstorungeh  antiker  Bildwerke.  255 

Vergehen  der  antiken  Kunst,  das  stufenweise  schon  lange  vor 
ihrem  Beginn  eingetreten  war,  herbeifuhrten  und  verschul- 
deten;  es  war  die  innere  Erschopfung  und  Schwachung  des 
menschlichen  Geistes,  der  Verfall  alles  antiken  Sinnes,  kurz 
der  in  innern  Lebensgesetzen  begriindete  Untergang  der  ge- 
sammten  geistigen  Welt,  aus  welch er  die  Kunst  selbst  hervor- 
gegangen  war.  Das  Gebaude  der  antiken  Kunst  musste,  auch 
ohne  diese  aussern  Anstosse,  in  sich  selbst  zusammensinken. 

1.  B.  Heyne:  Priscae  artis  opera  quae  Gpoli  exstitisse  memorantur, 
Gommentat.  Gott.  XL  p.  3.  De  interitu  operum  turn  antiquae  turn  serioris 
artis  quae  Gpoli  fuisse  memorantur,  ebd.  XII.  p.  273.  Petersen  Ein- 
leitung  B.  120. 

Gonstantin  fiihrt  Bilder  von  Rom,  Griechenland,  besonders  aus  Klein- 
asien  nach  Byzanz.  Ueber  die  Statuen  von  Gottern,  Heroen,  historischen  Per- 
sonen  im  Bade  des  Zeuxippos,  welches  Severus  angelegt,  Gonstantin  ver- 
schonert  hatte,  Ghristodor  Anthol.  Palat.  II.  Kedren  p.  369.  Die  Erzstatuen, 
mit  denen  Gonstantin  die  Hauptstrasse  geschmuckt,  wurden  fiir  Anastasios 
Coloss,  auf  dem  forum  Tauri,  eingeschmolzen.  Malalas  XV.  p.  42.  Auf 
dem  Platze  der  Sophienkirche  standen  vor  Justinian  427  Statuen  alterer 
Kunstler.  Auch  von  ungeheuren  Colossen  der  Hera,  des  Herakles  hort 
man  bei  der  Geschichte  der  Frankischen  Verwiistung  (Niketas).  Im 
Einzelnen  lasst  sich  aber  wenig  Sicheres  sagen;  die  Byzantiner  nennen 
gern  jedes  Gotterbild  nach  dem  Hauptort  des  Cultus  (Samische  Hera, 
Knidische  Aphrodite,  Olympischer  Zeus).  —  Rom  wurde  auch  durch  das 
Exarchat  noch  beraubt,  besonders  663  unter  Constans  II.,  sogar  der 
Bronzeziegel  des  Pantheon. 

In  Byzanz  zerstorten  Feuersbriinste,  besonders  404.  475  (das  Lau- 
seion),  532  (das  Bad  des  Zeuxipp)  u.  s.  w.;  dann  die  Ikonoklasten  (von 
728  an);  die  Kreuzfahrer  (1203  u.  1204),  wobei  zwei  ungeheure  Brande 
bei  weitem  den  meisten  Schaden  thaten.  Damals  erwarb  Venedig  Mancherlei 
(unten  §.  261,  2).  Zugleich  litt  Griechenland  viel  durch  die  Franken  und 
Seerauber.  Hernach  durch  die  Tiirken;  jetzt  durch  die  Truppen  der 
grossen  Machte. 

2.  Ueber  Constantin's  spatere  Verwiistungen  von  Tempeln  Herausg. 
Winckelm.  VI,  2.  S.  403.  Muller  de  genio  aevi  Theodos.  p.  169  f.  Libanios 
Klagen  sind  wohl  iibertrieben.  Das  Serapeion  in  Alexandreia,  der  erste 
Tempel  nach  dem  Capitol,  wurde  durch  den  Bischof  Theophilos  389  zer- 
stort.  Wyttenbach  ad  Eunap.  p.  153.  Direkte  Befehle,  Tempel  zu  zerstoren, 
beginnen  erst  mit  Theodosius  Sohnen.  Muller  de  genio  aevi  Theod.  p.  172. 
Petersen  p.  122.  Man  zerstorte  zuerst  besonders  Sitze  eines  frechen,  oder 
mystischen  Cultus,  Mithrashohlen  u.  dgl.,  dann  auch  andere  Tempelbilder. 
Man  freut  sich,  dem  Volke  das  staubige  Innere  der  chryselephantinen 


256  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [214] 

Golosse  zu  zeigen,  Euseb.  V.  Const.  HI,  54.  Eunapios  klagt  die  Mdnche 
an ,  Alarich's  Heer  zur  Zerstorung  des  Tempels  von  Eleusis  gefiihrt  zu 
haben.  Dagegen  aber  immer  auch  wieder  Bemiihungen,  die  Denkmaler 
des  Alterthums  zu  erhalten.  Zum  Schutze  der  Kunstwerke  gab  es  in  Rom 
einen  centurio,  dann  tribunus,  comes,  rerum  nitentium.  Vales,  ad  Ammian. 
XVI,  6.  Kunstler  werden  im  Cod.  Theodos.  XIII.  t.  4  geehrt.  Auch  die 
friihern  Papste  batten  mitunter  Sinn  fur  den  Glanz,  den  die  Reste  des 
Alterthums  ihrer  Stadt  verliehen,  namentlich  der  von  Fea  gerechtfertigte 
Gregor  der  Grosse. 

3.  Griechenland  wird  schon  sehr  zeitig  verwiistet;  die  sog. 
Sky  then  durchzogen  es  mehreremal  unter  Gallien,  sie  pliinderten  auch 
den  Ephesischen  Tempel ;  in  Attika  schlug  sie  Dexippos  bei  der  Pliinderung 
der  Stadt,  Trebellius  Gallien  6.  13.  (vgl.  C.  I.  n.  380).  395  bedrohte 
Alarich  Athen;  doch  wandte  nach  Zosimos  Athena  Promachos  die  Zer- 
storung ab  (und  grade  in  Athen  bestand  das  Alterthum  in  Monumenten, 
Glaube  und  Sitte  am  langsten  ungefahrdet).  Rom  wird  408  von  Alarich 
belagert,  und  viele  Statuen  aus  edlem  Metall  eingeschmolzen,  um  ihn  zu 
befriedigen ,  410  von  ihm  erobert  und  geplundert.  Schrecklicher  war  die 
Pliinderung  durch  Genserich  den  Vandalen  455.  Die  Kunstschatze  des 
Capitols  nach  Africa  gefiihrt.  Der  in  Byzanz  gebildete  Theodorich 
schiitzt  das  Alterthum  und  die  Kunst  mit  Sorgfalt.  Herstellung  des 
Pompejus-Theater's.  Theodericus  rex  Roma  felix  auf  Ziegeln  aus  den 
Thermen  des  Caracalla.  Vgl.  die  Vertheidigung  der  Gothen  bei  Sartorius 
S.  191  fg.  Wittig  belagert  Rom  537;  die  Griechen  vertheidigen  Hadrian's 
Mausoleum  mit  Statuen.  Totila's  Verwiistungsplan  546.  Kriege  der  Longo- 
barden  und  Griechen.  Vgl.  im  Allgemeinen  Gibbon  ch.  71,  Winckelm. 
VI,  1.  S.  349  ff.  nebst  den  Anm.,  Fea  sulle  rovine  di  Roma  in  der  Ital. 
Uebers.  Winckelmann's.  Hobhouse  Anm.  zu  Byron's  Childe  Harold,  Petersen 
Einl.  S.  124  ff.,  Niebuhr's  Kl.  Schriften  I,  S.  423  ff.  —  Umstande,  welche 
auf  ein  plotzliches  Stocken  in  Kunstunternehmungen  schliessen  lassen, 
fuhrt  Winckelm.  VI,  1.  S.  337  an,  so  wie  die  Herausg.  S.  390. 


Anhang. 

Die  ungriechischen  Volker. 


,,Chinesische,  Indische,  Aegyptische  Alterthiimer  sind 
immer  nur  Curiositaten ;  es  ist  sehr  wohl  gethan  sich 
und  die  Welt  damit  bekannt  zu  machen;  zu  sittlicher 
und  asthetischer  Bildung  aber  werden  sie  nur  wenig 
fruchten."  Goethe  Werke  XXIII.  S.  278. 

I.    A  e  g  y  p  t  i  e  r. 

1.    Allgemeines. 

215.     Die  Aegyptier  sind  ein  durchaus  eigenthmnlicher  1 
Zweig    der    Caucasischen   Menschenfa^e    im    weitern    Sinne 
dieses  Worts.     Ihr  Korperbau  war  zierlich,  sehmachtig,  mehr  2 
fur  ausdauernde  Arbeit,  standhaftes  Erdulden,   als  heroische 
Kraftausserung  geschaffen.     Ihre  Sprache,    in  der  Koptischen  3 
erkennbar,  steht  in  ihrem  Bane  den  Semitischen  nahe,  aber 
beruht  noch  mehr  auf  ausserlicher  Anreihung,    und  entfernt 
sich  urn  desto  weiter  von  dem  innern  organischen  Reichthum 
der  Griechischen.     Dieser  Volksstamm  findet  sich  seit  Urzeiten  4 
in  der  ganzen  Ausdehnung  des  Nilthals;    die  Aethiopen  des 
Reiches  Meroe  waren,  zwar  selten  politisch,  aber  durch  iiber- 
einstimmende  Sitte,    Religion,    Knnst,    iiberhaupt  Nationali- 
tat,    init   den  Aegyptiern   vereinigt.     So   wie    dieses   Strom-  5 
land,  besonders  in  Aegypten,  durch  die  scharfe  Abgrenzung, 
die  jahrliche  grosse  Ueberschwemmung,  einen  sehr  bestimmten 
und  festen  Gharakter,  etwas  Abgeschlossenes  und  Einformiges 
hat:  so  fmden  wir  hier  auch  das  gesammte  Leben  seit  uralten 
Zeiten  sehr  geregelt,    und  gleichsam   erstarrt.     Die  Religion,  6 
ein  Naturcult,  durch  Priesterwissenschaft  ausgebildet,  war  zu 
einem  sehr  weitlaufigen  Garemoniendienst  geworden;  ein  com- 
plicirtes  System  der  Hierarchie   und  des  Kastenwesens  wand 
sich  durch  alle  Zweige  offentlicher  Thatigkeit,  wie  des  Hand- 
werks  und  der  Kunst  hindurch ;  jegliches  Geschaft  hatte  seine 
erblich  darauf  angewiesenen  Leute. 

O.  Mullet's  Archaeologie.     4.  Aufl.  17 


258  Aegyptische  Kunst.  [216] 

1.  Die  Aegyptier   waren    keine    Neger,    obgleich    ihnen    unter    den 
Caucasiern  arn  nachsten  stehend.     Die  Lippen  starker.  Nase  aufgeworfenerr 
als   bei    den   Griechen.     Vgl.   mit    den    alten   Bildwerken   die   Kopfe   von 
Kopten,  Denon  Voy.  T.  I.  p.  136.  8.     Gau's  Antiq.  de  la  Nubie  pi.  16. 

2.  Plerique  subfiisculi  sunt  et    atrati    (es  gab  Unterschiede ,    durch 
tisJiciyxQcos    u.    (UfA/^pcog    bezeichnet ,    wie    in    cler   Verkaufsurkunde    des 
Pamonthes) ,    magisque  maestiores,    gracilenti  et  aridi,   Ammian  XXII, 
16,  23.     Ein  imbelle  et  inutile  vulgus   nach  Juvenal  XV,   126,    aber  auf 
der   Folter   nicht    zu    bezwingen,   Ammian    und    Aelian   V.    H.    VII,    18* 
S.  Herod.  Ill,  10.  11.  77  von  den  Hirnschadeln  zu  Pelusium. 

3.  [Bunsen   Aegyptens    Stelle    in    der    Weltgeschichte    1845.    B.    1. 
Abschn.  4.  5  iiber  die  Sprach-  und  die  Schriftbildung  der  Aegypter.] 

4.  Die  Bildwerke  Ober-Nubiens  zeigen  dieselben  Formen  und  Farbe 
der  Korper,    wie   die  Aegyptischen.  —  Eine  politische  Einheit   fand    nur 
unter  Sesostris   (1500  v.  Chr.)   und   Sabakon   (800)  statt.  —  Vgl.  Heeren 
Ideen  II,  2  (1826)  Abschn.  I.  Ansicht  des  Landes  und  Volkes. 

1  216.    Wie  dieses  Volk  durch  seine  Stille  und  ernste  Natur 
sehr  viele  Zweige  der  Industrie  und  der  mechanischen  Kunste 
fruhzeitig  zu   einer  bewundernswurdigen  Hohe  gebracht  hat: 
so  fmden   wir   hier    auch   schon   in   uralter  Zeit  eine   ausge- 

2  bildete  und  viel  gebrauchte  Schrift.     Und  zwar  unterscheidet 
man  die  Hieroglyph  en    als    eine    eigentlich    monumentale 
Schrift,    welche,    von  direkter  Abbildung  und  tropischer  Be- 
zeichnung  ausgehend,    sich  in  einzelnen  Theilen  einer  alpha- 
betischen  Schrift  nahert,  wie  besonders  in  den  Namenschildern ; 

3  die  hieratische  Schrift,    welche  bei   der  Uebertragung  der 
Hieroglyphik ,    besonders   des   phonetischen  Theils   derselben, 
auf  Papyrus  durch  Abkurzung  und  Vereinfachung  der  Zeichen 

4  entstanden   zu  sein   scheint;    endlich  die  demotische,    sich 
wieder  an  diese  anschliessende ,   welche  in   ihrer  Natur  noch 
mehr  alphabetisch,  und  in  der  Form  der  Zeichen  am  meisten 
simplificirt  ist. 

2.  Die  Entdeckung  der  phonetischen  Hieroglyphen  beruhte 
zuerst  auf  der  Vergleichung  des  Namens  Ptolemaeos  auf  dem  Rosettastein 
(§.  217,  4)  mit  dem  Namen  Kleopatra  an  dem  Obelisken  zu  Philae.  An- 
geregt  von  Young:  Encyclopaedia  Britannica.  Supplement,  Artikel  Egypt. 
1819.  Account  of  some  recent  discoveries  in  Hieroglyphical  Literature  and 
Egyptian  Antiquities.  1823.  Vollstandiger  entwickelt  von  Champollion 


[217]  Aegyptische  Schrift.  259 

le  jeune.  Lettre  a  M.  Dacier  relative  a  1'alphabet  des  hieroglyphes 
phonetiques.  1822.  Precis  du  systeme  hieroglyphique  des  anciens  Egyptiens. 
1824.  Bestatigt  durch  H.  Salt's  Essay  on  Dr.  Young's  and  Mr.  Cham- 
pollion's  Phonetic  system  of  Hieroglyphics.  Richtiges  Urtheil  iiber  Gham- 
pollion's  Leistungen  von  Kosegarten  in  den  Berl.  Jahrb.  1831.  N.  94  ff. 
Ein  entgegengesetztes,  jetzt  aufgegebenes  System  in  Seyffarth's  Rudimenta 
Hieroglyphices.  1826.  Lepsius  sur  1'alphabet  hierogl.  Annali  d.  Inst  IX. 
p.  1.  tav.  d'agg.  A.  B. 

3.  '  IE  QCCT  inr]   ygafiuKTCOv   [i£&o8o$    rj  %Q<QVTCII  ol  hQoyQccfifiKTslg 
bei  Klernens.     Auf  Papyrus-Rollen ,    welshe  liturgischer  Art  zu   sein  und 
Hymnen  zu  enthalten  scheinen.      Dieselbe   Schrift    enthalten  Bruchstiicke 
gefalteten  Papyrus  (vgl.  Herod.  II,  100)  mit  Namen  und  Regierungsjahren 
der   Konige   in    der  Turiner   Sammlung.     S.   Quintino   Lezioni   intorno   a 
diversi  argomenti  d'Archeologia.  1825.     Meist  hieratische  Stiicke  verzeichnet 
der  Catalogo  de'  papiri  Egiziani  della  bibl.  Vaticana  von  Mai.  1825.  4. 

4.  'EitiaroA.o'yQccfpiKT]  psftodog  bei  Klemens,  ST][IOTIK<X,  drjficoSrj 
YQ.  bei  Herod.  Diodor    (syxwQicc  ist   allgemeiner).     Auf  Papyrus,    fiir  Ur- 
kunden,    Briefe,    allerlei    weltliche  Aufzeichnungen   gebraucht.    Urkunden 
und  Akten  einer  Gholchyten-  oder  Mumienbekleider-Familie    zu   Theben, 
theils  demotisch,  theils  Griechisch,  zum  Theil  sich  entsprechend.     Einzelnes 
herausgegeben    von   Boeckh  (Erklarung   einer  Aegypt.  Urkunde.    B.  1821) 
und  Buttmann   (Erkl.  der  Griech.  Beischrift.  1824),    von  Petrettini  (Papiri 
Greco-Egizj.  1820),  von  Peyron  (Papyri  Graeci  R.  Taurinensis  Musei  Aegyptii, 
besonders    die   Processakte    von   117  v.   Ghr.),   in  Young's    Account    und 
Hieroglyphics,  bei  Mai  a.  0.,   und  Kosegarten  de  prisca  Aegyptiorum  litte- 
ratura  Gomm.  I.  1828.     Die  Urkunden   und  der  Rosettastein   haben    zur 
Bestimmung   einer  Anzahl   von  Buchstaben,    die   in  Griechischen  Namen 
vorkommen,  der  Zahlzeichen  und  anderer  Siglen  gefuhrt,   besonders  durch 
Young,    Ghampollion,    Kosegarten.      Ueber  Spohn's  Arbeit    (de  Lingua  et 
Literis  veterum  Aegyptiorum,  ed.  et  absolvit  G.  Seyffarth)  vgl.  u.  a.  Goett. 
G.  A'.  1825.  St.  123. 

Das  beste  Material  dieser  Forschungen  geben  die:  Hieroglyphics 
collected  by  the  Egyptian  Society  arranged  by  Th.  Young.  2  Bde.  C.  Yorke 
und  M.  Leake  Transaction  of  the  R.  Soc.  of  Literat.  I,  I.  p.  203.  Bunsen 
Obss.  generates  sur  1'etat  actuel  de  nos  connaissances  relativement  a  Tage 
des  mon.  de  1'Eg.  Annali  d.  Inst.  VI.  p.  87. 

217.     Durch   die  neuerlich  gewonnene  Kenntniss   dieser  i 
Schriftarten,  namentlich  der  ersten,  und  eine  dadurch  veran- 
lasste  grossere  Beachtung  des  Manethon  haben  wir  zugleich 
feste  Bestimmungen  iiber  das  Alter  vieler  Monumente 
erlangt,  welche,  bei  der  schon  von  Platon  geriihmten  Unver- 


260  Aegyptische  Kunst.  [217] 

anderlichkeit  der  Kunst  in  Aegypten  Jahrtausende  hindurch, 
unmittelbar  aus  dem  Styl  der  Denkmaler  kaum  gewonnen 
werden  konnten.  Wir  unterscheiden  nun: 

2  I.  Die  Periode  vor  der  Syrisch-Arabischen  Eroberung  der 
Hyksos  oder  Hirtenkonige  (sechszehn  Dynastieen  bei  Manethon), 
in   der  This   und  Memphis    besonders    bluhten.     Nichts   ent- 
ging  am  Ende  derselben  der  Zerstorung,    als   die  Pyramiden 
von  Memphis,  Werke  der  vierten  Dynastie.   Aber  auch  Tempel- 
fragmente  der  fruhern  Zeit  finden  sich  hier  und  da  spateren 
Werken   eingebaut;    sie  zeigen  genau  dieselbe  Kunstart, 
wie   die   spatern.     Wie   diese  nationale  Kunstweise  sich  ge- 
bildet,  stufenweise  zu  verfolgen,    hat  besonders  eben  die  un- 
geheure  Verwu' stung  der  Hyksos,  der  Schluss  dieser  Periode, 
unmoglich  gemacht. 

3  II.    Der  Stamm   einheimischer  Fiirsten ,    der  auch  unter 
den  Hyksos  nicht  erloschen  war,  aber  sich  in  die  entferntesten 
Gegenden  zuruckgezogen  hatte,  erobert,  von  den  Sud-Grenzen 
Aegyptens  ausgehend  (die  achtzehnte,  Thebaeische,  Dynastie 
bei  Manethon)    allmahlig  das  Reich   wieder,    und    erhebt  es 
zu  neuem  Glanze,    der  unter  Ramses   dem  Grossen,    Sethos 
bei    Manethon  ,    sonst    Sesostris    genannt    (dem    ersten    der 
Fiirsten  der  neunzehnten   Dynastie,    1473   v.    Ghr.),    seinen 
Gipfel  erreicht.     Sein  Name  und  die  mehrerer  anderer  Ram- 
ses ,   Amenophis ,   Thutmosis ,    stehen  auf  zahllosen  Tempeln 
und    andern   Monumenten,    auch  in  Unter -Nubien.     Theben 
ist  der  Mittelpunkt  Aegyptens,  und  erhebt  sich  zur  hochsten 
Bluthe.     Auch  die  nachfolgenden  Dynastieen,  selbst  die,  den 
Aegyptiern   verwandten,    Aethiopischen   Eroberer,    lassen   in 
gleicher  Kunstweise  Denkmaler    ihres  Namens   zuriick:    und 
unter  den  philhellenischen  Herrschern  von  Sais  ist  in  der  Kunst 
noch  nichts  von  Griechischem  Einflusse  zu  bemerken. 

4  III.     Aegypten  befindet   sich   unter   fremder  Herrschaft, 
zuerst  Persischer,  dann  Griechischer,  darauf  Romischer,  ohne 
dass   indess   das  Leben   im  Innern  des  Landes  dadurch  sehr 
verandert  wurde.     Die  alte  Kasteneinrichtung,  die  Hierarchie 
im  Verhaltniss   zur  Nation    besteht   fort;    alle  Geschafte    des 
Lebens  und  Zweige  der  Kunst  werden  nach  der  alten  Weise 
geiibt.     Die  Konige    und   Kaiser    werden    von    cler  Priester- 


[217]  Perioden  der  Aegypt.  Kunstgesch.  261 

schaft  der  verschiedenen  Distrikte  in  Titeln  imd  Darstellungs- 
weise  ganz  nach  der  Art  der  alien  Pharaonen  behandelt. 
Erst  das  Ghristenthum  vernichtet  durch  ausserliche  Zerstorung 
diese  mumienartig  in  sich  aufgetrocknete  und  darum  unver- 
wesbare  Aegyptische  Welt. 

1.  Manethon  (260  v.  Ghr.)  steht,  abgesehen  von  den  Gorruptionen 
des  Texts,    so  hoch  an  Zuverlassigkeit  tiber  den  eigentlichen  historischen 
Nachrichten  Herodot's,  als  authentische  Aufzeichnungen,  von  einem  kundigen 
Eingebornen  benutzt,    fiber  miindlichen  Erzahlungen  zweideutiger  Mittels- 
personen    an    einen    Fremden.     Unter    solchen   Aufzeichnungen ,    welche 
Manethon  benutzen  konnte,  1st  die  Genealogie  Ramses  des  Grossen  merk- 
wiirdig,   welche  die  Tafel  von  Abydos   gibt   (am   genauesten  Hierogl.  47). 
Wenigstens  stimmt  hier  die  Folge,    Thutmosis,    Amenophis,    Horus,   mit 
Manethon  iiberein.    [Boeckh  Manethon  u.  die  Hundsternsperiode,  ein  Bei- 
trag  zur  Geschichte  der  Pharaonen  B.  1845.] 

2.  Die   Pyramiden-Erbauer,    Suphis  I.    (Cheops  Herod.),    ein 
Gotterverachter,  Suphis  II.  (Chephren),  Mencheres  (Mykerinos),  Konige  der 
IV.  Dynastie,  sind  von  den  Priestern,  die  Herodot  horte,  aus  theokratischen 
Grtinden  in  die  Zeit  des  Verfalls  hinabgeschoben.    Vgl.  Heeren  Ideen,  2. 
S.  198    mit    Champollion  Lettres    a  M.    le  Due   de  Blacas  II;   und  den 
Letztern   tiber  die  Bruchstiicke  friiherer  Gebaude,   die  man  im  Ammons- 
tempel  und  Pallast  bei  Karnak  in  den  Ruinen  Thebens  findet. 

3.  Die  XVIII.  Dynastie  nach  Ghampoliion:     Amnoftep,    Thoytmos, 
Amnmai,  Thoytmos  II.,  Amnof,  Thoytmos  III.,  Amnof  II.  (Phamenophis, 
oder  Memnon) ,    Horus ,  Ramses  I. ,    Ousirei ,  Manduei ,  Ramses  II.  III.  IV. 
(Mei-Amn)  V.    Die  XIX.:  Amn-mai  Ramses  VI.,  Ramses  VII.,  Amnoftep  II., 
Ramses  VIII.  IX.,  Amenme,  Ramses  X.    Cbampollion's  Annahmen  bestreiten 
in  mehrern  Punkten  Burton   Excerpta   hierogl.  Qahira  1828—30   u.  Wil- 
kinson Materia  hieroglyphica.  Malta  1828.  (vgl.  Bull.  d.  Inst.  1832.  p.  221); 
Rosellini    Monumenti    dell1    Egitto    e    della    Nubia    dis.    dalla    spedizione 
scientifico-letteraria  Toscana  in  Egitto  P.  I.    Mon.  storici  1832.   33.  (vgl. 
Goetting.  Gel.  Anz.  1833.  St.  200)  ordnet  die  Folge  so:   XVIII.:  Amenof  I., 
Thutmes  I.  II.  III. ,  die  Konigin  Amense,  Thutmes  IV. ,  Amenof  II.,  Thut- 
mes  V.,  Amenof  III.  (Memnon),  Horus,  Tmauhmot,  Ramses  I.,  Menephtah  I., 
Ramses  II.  III.  (Amn-mai  Ramses  oder  Sesostris),  Menephtah  II.  III.,  Herri. 
Die  XIX.  beginnt:   Ramses  Mai-Amn   (auch  Sethos  oder  Aegyptos  —  eine 
sehr  unkritische  Combination).     Von  den  Folgenden  glaubt  man  auf  Monu- 
menten    zu  linden:     Manduftep   (Smendes,    XXL),    Scheschon,    Osorchon, 
Takelothe  (XXII.);  Sabaco  und  Tirraka  (XXV.,  diese  Salt),  Psemteg  (Psam- 
metichos,    XXXI.) ,    Naiphroue,    Hakr   (Nephereus   und    Akoris,    von    der 

Dyn.XIX|X  a.  d.  Perserzeit). 


262  Aegyptische  Kunst.  [218] 

4.  Hauptstiitzen  dieser  in  neueren  Zeiten  gewonnenen  Ansicht  sind: 
1.  der  Rosettastein ,  ein  Dankdecret,  in  hieroglyphischer ,  demotischer  und 
Grieehischer  Schrift,  der  in  Memphis  versammelten  Priester  an  Ptolemaeos  V., 
der  sich  nach  Pharaonen-Weise  hatte  inauguriren  lassen,  besonders  dafur, 
dass  er  die  Priesterschaft  von  manchen  Lasten  befreite.  Zuletzt  erklart 
von  Drumann,  1823.  Dergleichen  Dank-  und  Lob-Decrete  gab  es  viele; 
noch  Nero's  Tugenden  wurden  von  den  Einwohnern  von  Busiris  in 
Hieroglyphen  gepriesen.  2.  Die  Griechischen  Inschr.  an  den  Tempelwanden, 
meist  des  Inhalts,  dass  Ptolemaeer  und  Imperatoren ,  oder  die  Landes- 
'einwohner  fiir  das  Heil  dieser  Herrscher  (VUEQ  avrwv},  den  Landesgottern 
Tempel,  oder  neue  Theile  derselben,  weihen;  sie  reichen  bis  in  die  Zeit 
der  Antonine  hinab  Letronne  Recherches  pour  servir  a  Fhistoire  de 
1'Egypte  pendant  la  domination  des  Grecs  et  des  Remains.  1823.  3.  Die 
hierogiyphischen  Inschr.  mit  Namen  von  Ptolemaeern  und  Rornischen 
Kaisern  bei  Darstellungen ,  die  dem  Inhalt  und  der  Form  nach  rein 
Aegyptisch  sind ;  sie  reichen  nach  Rosellini  bis  auf  Garacalla.  4.  Noch 
tiefer  in  das  Privatleben  hinein  ftihren  die  Urkunden  der  Cholchyten, 
§.  216,  4.  Vgl.  Goett.  G.  A.  1827.  St.  154—156.  Man  sieht  daraus, 
das  ganze  heilige  Recht  der  Aegyptier,  und  was  gehorte  hier  nicht  dazu, 
bestand  in  der  spatern  Ptolemaeerzeit  noch  ziemlich  ungefahrdet. 

1  218.     Dem   Local    nach   zerfallen   die  Monumente   der 
Aegyptischen  Kunstweise : 

I.  In  die  Ober-Nubischen.  Hier  lag  das,  wenigstens 
schon  vor  Herodot  bliihende  Reich ,  M  e  r  o  e ,  in  dem  die 
Priesterherrschaft  des  Ergamenes  (um  270  v.  Ghr.)  noch 
strenger,  priesterlicher  Kenntniss  noch  allgemeiner  verbreitet 
war.  Auf  dieser  sogenannten  Insel  fmdet  man  jetzt  noch 
bedeutende  Gruppen  von  Ruinen,  welche  indessen  meist  den 
Aegyptischen  Styl  nur  in  einer  spatern  Ausartung  zeigen. 
Am  nordlichen  Ende  derselben,  schon  ausserhalb  der  Insel, 
finden  sich  ahnliche  Ueberreste  von  Napata,  der  Residenz  der 
Koniginnen  Kandake;  auch  zeigen  sich  Bauwerke  verwandter 
Art  an  mehrern  Orten  Abessyniens. 

2  II.     Die   Unter-Nubischen,    durch   ein  en   grossen 
Raum    von   jenen    getrennten,    sich    an   Ober-Aegypten    an- 
schliessenden.     Bass  sie  meist  die  Gestalt  von  Hohlenanlagen 
tragen,   hat   wohl  zum  Theil  die  geringere  Ausdehnung   des 
Nilthals  bewirkt,  welches  keine  hinlangliche  Flache  zu  andern 
Constructionen  darbot;  den  hierogiyphischen  Inschriften  nach 
stammen  die  hoher  gelegenen  aus  der  bliihenden  Zeit  Thebens, 
die    im    Grenzlande    aus    spatern    Perioden.      Der    unfertige 


[218]  Local  der  Aegypt.  Kunst.  263 

Zustand    der    nieisten    beweist,    dass    die   Verhaltnisse ,    aus 
denen  sie  hervorgingen,  voriibergehend  waren. 

III.  Die  Ober-Aegyptischen,    theils   oberhalb  The-  3 
bens,    theils   in  Theben   selbst,    theils  unterhalb  bis  Hermo- 
polis.     Die  Monumente  von  Theben,    bei  weitem  die  colos- 
salsten  unter  alien,*  danken  meist  einer   und  derselben  Zeit, 
der  achtzehnten  und  neunzehnten  Dynastie,  ihre  Entstehung, 
und  slellen  daher  einen   und  denselben  machtigen  und  gran- 
diosen  Styl  dar. 

IV.  Die  Mittel-Aegyptischen    und   V.  die   Unter- 4 
Aegyptischen,    ursprunglich  nicht   minder  zahlreichen, 
aber    durch   die  haufigern  Volkerziige   und  Verheerungen    in 
diesen  Gegenden,  so  wie  durch  die  Entstehung  neuer  bedeu- 
tender  Stadte  in   der  Nachbarschaft  zum   grossen  Theil  ver- 
tilgt.     VI.    Oasen. 

1.  Das  Reich  Me  roe  ist    beinahe  eine  Flussinsel,    durch  Nil  und 
Astaboras  gebildet,    das    vom   Gihon  umflossene  Kusch.     Ruinen  am  Nil, 
um  Schendy,    17  nordl.  Breite.     Hier  liegen  Gurkab,    wo   43  Pyramiden  j 
Assur,  wo  80.     Siidlich  von  Schendy,   vom  Nil  entfernter , .  Mecaurah  mit 
einem  labyrinthisch  angelegten  Heiligthum  (dem  Orakeltempel  nach  Heeren) 
und  Naga,  wo  ein  T.  des  Ammon  mit  Widderalleen.    Unterhalb  der  Ver- 
einigung  der  Strome  die  Ruinen  am  Berge  Barkal  und  bei  Merawe.    ehe- 
mals  N  a  pat  a.  Zum  Theil  sind  diese  Bauwerke  von  Aegyptischen  Herrscbern 
(der   alteste  Name   ist  Amenophis  II.)    angelegt,    zum   Theil   viel   spater, 
daher    nicht    im    strengen   Styl    Aegyptischer    Bau-    und    Bildkunst;    die 
Koniginnen,  welche,  bald  mit  einem  Konig,   bald  allein,  in  kriegerischen 
wie  in  priesterlichen  Akten  vorkommen,    gehoren   wahrscheinlich  zu  den 
Kandake's,    welche  von  der  Makedonischen  Zeit  bis   ins  4.  Jahrh.  n.  Ghr. 
hier  herrschten,  und  ausser  Napata  auch  Meroe  inne  batten  (Plin.  VI,  35). 
S.  Burckhardt's  Travels    in    Nubia.      G.  A.   Hoskins    Travels    in    Ethiopia 
1835.  4.  (Goett.  G.  Anz.  1836.  St.  166.  167.)     Caillaud's  Voyage  a  Meroe  etc. 
2  Bde.  Kupfer,    3  Bde.  Text.     Nachrichten  von  Riippel,    Lord   Prudhon 
und  Major  Felix  (Bull.  d.  Inst.  1829.  p.  100).     Karte  von  Hitter  im  zweiten 
Heft  der  Karten  und  Plane.  . 

In  Habesch  Axum  (nach  Mannert  durch  die  Auswanderung  der 
Aegyptischen  Kriegerkaste  gegrundet)  um  500  n.  Ghr.  ein  machtiges  Reich. 
Obelisken,  abweichender  Art,  ohne  Hieroglyphen.  Nachrichten  von  Bruce, 
Salt,  Lord  Valencia  Travels  T.  III.  Aehnliche  im  Hafen  Azab  und  wohl 
auch  in  Adule. 

2.  Die  Monumente  Unter-Nubiens,  von  Sesce  an,  sind  durch  eine 
leere  Strecke  von    30  Meilen   von  Meroe   getrennt.    T.  von  Soleb   (Reliefs 


264  Aegyptische  Kunst.  [218] 

von  Amenophis  II.);  Aamara;  Semne;  Wady-Halfa;  Ibsambul  [Kerkis], 
zwei  Felstempel  mil  Golossen,  der  grossere  1st  das  Ehrenmonument  Ramses 
des  Gr.;  Derri;  Hasseya;  Amada;  Wady-Sebua,  T.  und  Sphinxreihen ; 
Moharraka  [Hierosykaminon] ;  Korti  [Gorte] ;  Dakke  [Pselkis] ,  T.  des 
Hermes  Pautnuphis;  Gyrsche  [Tulzis]  mit  einer  sehr  grossen  Tempelgrotte, 
stiitzenden  Golossen,  besonders  alt;  Dondur;  Kalabsche  [Talmis]  mit  einem 
T.  u.  einem  Felsendenkmal ;  Tafa  [Taphis];  Kardassy  [Tzitzi];  Debod  mit 
der  Insel  Berembre  [Parembole].  Bis  Sykaminon  reichen  die  Monumente 
der  Ptolemaeer  und  Romer  (so  weit  reichte  die  GVVOQLK  des  Reichs  vor 
Diocletian);  dann  beginnen  altere.  Berenike  am  rothen  Meer  mit  einem 
kl.  T.  Hauptquellen  die  Reisen  Burckhardt's,  Ligth's,  fur  Ibsambul  Belzoni : 
Narrative  of  the  operation  and  rec.  discoveries  within  the  pyramids, 
temples,  tombs  and  excavations  in  Egypt  and  Nubia.  Sec.  ed.  1821,  be- 
sonders Gau's  Antiquites  de  la  Nubie.  13  Livr.  Kupfer  nebst  Text. 
P.  1822,  auch  Leljegreen  aus  dem  Schwedischen  in  Schorn's  Kunstblatt 
1827.  N.  13  ff.,  und  die  Karte  von  A.  v.  Prokesch,  aufgenommen  1827. 

3.  In  Ober-Aegypten,  an  der  Grenze  die  Insel  der  Isis  Philae 
mit  einem  grossen  T.  (Viel  von  Ptolem.  Euerg.  II.  gebaut,  das  Heiligthum 
bestand  noch  in  Narses  Zeit),  Parthey  de  Philis  ins.  eiusque  monum. 
B.  1830;  Elephantine  (Denkmaler  von  Amenophis  II.);  Syene  [j.  AssuanJ; 
Omboi  [Koum  Ombo];  Silsilis;  Gross- Apollinopolis  [Edfu]  mit  einem  pracht- 
vollen  T.  nebst  Typhonion,  aus  der  .Ptolemaeerzeit;  Eilethyia  [El  Kab] 
mit  vielen  und  schonen  Katakomben;  Latopolis  [Esneh]  mit  einem  grossen 
sehr  machtig  construirten,  und  einem  kleinen,  spat  und  schlecht  gebauten, 
Tempel;  Aphroditopolis  [Eddeirj;  Hermonthis  [Erment]. 

Dann  The  ben,  dessen  Trurnmer  im  Ganzen  an  5  geogr.  Meilen  im 
Umfang  haben.  1.  Die  eigentliche  Stadt  auf  der  Ostseite.  T.  und  Pallast 
bei  Luksor  (Amenophis  II.),  durch  eine  iiber  6000  F.  lange  Sphinx-Allee 
verbunden  mit  dem  T.  (von  Amenophis  I.-  u.  andern  Herrschern)  und 
Pallast  (Ramses  der  Gr.)  bei  Karnak.  Kleiner  Hippodrom.  2.  Die  Mem- 
noneia,  d.  h.  die  Stadt  der  Mausoleen,  besonders  in  der  Gegend  von 
Kurnah,,  Hier  lag,  wo  jetzt  das  Feld  der  Colosse,  das  Memnoneion  (bei 
Strabon)  oder  Amenophion  (in  Papyrus-Schriften),  wahrscheinlich  dasselber 
welches  Diodor  als  Osymandyeion  beschreibt.  S.  Goett.  G.  A.  1833.  St.  36. 
[Dagegen  Letronne  im  Joum.  des  Sav.  1836.  p.  239.]  Ferner  das  Rames- 
seion  (das  Osymandeion  der  Descript.)  mit  der  Sphinx-Allee,  das  Meneph- 
theion  (Pallast  bei  Kurnah),  und  noch  in  Ptolem.  I.  Zeit  14  andere 
Monumente.  Umher  Grotten  und  Syringen.  Ueber  dem  Memnoneion  (nach 
Strabo)  lagen  gegen  40  in  den  Felsen  gehauene  herrliche  Konigsgraber,  von 
denen  16  im  Felsenthale  Biban-el-Maluk  aufgefunden  sind.  Siidlicher,  bei 
Medinet-Abu,  ein  Pallast  (von  Ramses  Meiamun)  und  Pavilion  (nach  den  Verf. 
der  Descript.)  in  zweiStockwerken,  bei  dem  grossen  Hippodrom  (6000  X 2000  F.). 


[218]  Nubien,  Ober-Aegypten.  265 

Viv.  Denon's  Voy.  dans  la  haute  et  basse  Egypte  pendant  les  camp,  du 
Gen.  Bonaparte.  1802.  Description  de  1  'Egypte,  Antiquites  V.  I.  II.  III. 
Hamilton  Remarks  on  several  parts  of  Turkey.  I.  Aegyptiaca.  Wilkinson 
Topogr.  of  Thebes  and  general  View  of  Egypt.  L.  1835.  Quarterly  Rev. 
1835.  CV.  p.  103.  Journ.  des  Sav.  1836.  p.  271.  Wilkinson  p.  80  ein 
Rogen  von  154  a.  G.  Grotte  von  Rrei-Hassan,  Dorischer  Architektur  ahn- 
lich.  Gewolbe  alt.  Horkier  Voy.  en  Enthiopie  p.  352.  353.  Holzdobel. 
Reise  zum.  T.  des  Jupiter  Ammon  in  der  Libyschen  Wiiste  und  nach 
Ober-Aegypten  von  H.  Freiherrn  v.  Minutoli,  herausg.  von  Toelken.  1824. 
Minutoli's  Nachtrag.  1827.  Ghampollion  Lettres  ecrites  d'Egypte  et  de 
Nubie.  P.  1833. 

Weiterhinab:  Klein-Apollinopolis  [Kous];  Koptos  [Kuft];  Tentyra  mit 
einem  schonen  T.  ,  der  nach  den  Namenschildern  von  Kleopatra  und 
Ptolemaeos  Caesar  begonnen,  von  den  Kaisern  ibrtgebaut  worden  ist; 
Klein-Diospolis;  Abydos  [El  Arabat];  This  [bei  Girgehe];  Chemmis  [Eckh- 
min];  Antaeopolis  [Kan  el  Kebirj;  Lykopolis  [Es  Syut]. 

4.  In  Mittel-Aegypten:  Hermopolis  [Renisour];  Kynopolis  (?) 
[Nesle  Sheik  Hassan];  Aphroditopolis  [Doulab  el  Halfeh];  daneben  die 
Landschaft  des  See's  Moeris  [Fayoum]  mit  dem  Labyrinth  und 
Pyramiden,  auch  einem  muthmasslichen  T.  des  Ammon  in  der  Nahe,  und 
der  Stadt  Krokodilopolis  (Arsinoe).  Descr.  T.  IV.  pi.  69  sqq.  Memphis; 
das  ASVKOV  TSI^OS,  welches  ohne  Zweifel  die  Konigsburg  enthielt,  lag  hoch, 
und  schloss  sich  wahrscheinlich  hinten  an  die  Pyramiden  von  Sakkarah 
als  Nekropolis  an.  Die  Pyramiden  von  Ghizeh,  die  hochsten,  liegen  40 
Stadien  nordlich  von  der  Stadt;  die  von  Dashour  sudlich  davon.  Der 
Roden  voll  Syringen  (Graber  von  Reni-Hassan).  Vom  T.  des  Phthas  nebst 
der  avlri  des  Apis  keine  Spur.  Descr.  T.  V. 


In  Unter-Aegypten:  Rusiris  (Ruinen  bei  el  Rahbeyt);  Heliopolis 
oder  On  [bei  Matarieh],  nur  ein  Obelisk  noch  vorhanden;  Tanis  [San],  ein 
Dromos  von  Granitsaulen  ;  Sais  [Sa  el  Haggar],  bedeutende  Ruinen,  be- 
sonders  der  Nekropolis;  Taposiris  [Abusir].  Descr.  T.  V. 

Oasen.  Ammonische  Oase  [Siwah],  Ruinen  des  Ammonstempels 
(zu  Omm-Reydah),  der  konigl.  Rurg,  Katakomben.  Reise  von  Minutoli. 
Voy.  a  TOase  de  Syouah,  redige  par  Jomard  d'apres  les  materiaux  recueillis 
par  Drovetti  et  Cailliaud.  Nordliche  Oase  von  Aegypten  [El  Wah  oder 
El-KassarJ,  mit  ausgedehnten  Ruinen,  von  Relzoni  besucht.  Sudliche  Oasis 
[El  Khargeh  und  El  Dakel]  mit  Aegyptischen  T.  und  spatern  Gebauden, 
von  Gailliaud  genau  beschrieben.  Cailliaud  Voy.  a  TOasis  de  Thebes  et 
dans  les  deserts  situes  a  TOrient  et  a  TOcc.  de  la  Thebaide,  redige  par 
Jomard.  —  Aegyptisch-Griechische  Gebaude  im  Smaragclgebirge  zu  Sekket, 


266  Aegyptische  Kunst.  [219,  220] 

Cailliaud  pi.  5  sqq.  —  Hieroglyphische  Steine  auch  in  Arabia  Petraea.  - 
Denkmaler  des  Sesostris  bei  Berytos  (Gassas  II.  pi.  78),  s.  Journ.  des  Sav. 
1834  p.  527.  Bull.  1834  p.  20.  151.  1835  p.  20.  1837  p.  134.  145. 
[Lepsius  Monum.  de  Beirut,  M.  d.  I.  II,  51.  Annali  X.  p.  12—19.  Ver- 
schiedenheit  zwischen  Herodots  Bericht  fiber  die  Denkmaler  des  Herodot 
und  diesen,  Bull.  1842  p.  184.] 


2.    Architektonik. 

1  219.     Die   Architektonik  Aegyptens   hat   nicht,   wie  die 
Griechische,   ihre  Formen   auf  eine  augenfallige  Weise  durch 
den  Holzbau    erhalten;    im   Gegentheil    hat    der  Mangel   an 
Holz  die  Aegyptier  genothigt,  zeitig  ihr  reiches  Felsenmaterial 
zu  benutzen,  und  ein  troglodytisches  Hineingraben  in  dasselbe 
fand     wenigstens    neben    dem    Aufhaufen    von    Steinmassen 

2  auf    der    Erde    seit    uralten    Zeiten    statt.     Eben    so   wenig 
konnten    diese  Formen    durch   die  Rucksicht  auf  Ableitung 
des  Regens  bestimmt  werden  (daher  nirgends  Giebeldacher); 
nur    das    Streben    nach   Schatten    und    nach    einem    kuhlen 
Luftzuge    kann   man  als   die   klimatischen  Bedingungen   an- 
geben,   mit   denen  sich  priesterliche  Grundsatze  und  das  be- 
sondre  Kunstgefiihl   der  Nation   vereinten,   um   diesen  eigen- 
thumlichen,  einfach  grandiosen,  Architekturstyl  hervorzubringen. 

Quatr.  de  Quincy's  und  Gius.  del  Bosso's  Werke  iiber  die  Aegyptische 
Baukunst  sind  jetzt  wenig  mehr  zu  brauchen.  Dagegen  Hirt  Gesch.  der 
Baukunst  I,  S.  1—112. 

1  220.     In    der  A n  1  a g e    sind   die   Tempelgebaude 
ohne  die  innre  Einheit  der  Griechischen:  vielmehr  Aggregate, 
die  ins  Unendliche   vermehrt  werden  konnten,   wie  auch  die 
Geschichte,   z.  B.  des  Phthas-Tempels  in  Memphis  bei  Hero- 

2  dot,   lehrt.     Alleen  von  Widder-  oder  Sphinx-Colossen ,   oder 
auch  Colonnaden  bilden  den  Zugang  oder  Dromos;  bisweilen 
findet  man   davor  kleine  Vortempel  beigeordneter  Gottheiten 
(namentlich  Typhonien).     Vor  der  Hauptmasse  der  Gebaude 
stehen    gern   zwei   Obelisken    als   Denkpfeiler    der   Weihung. 
Die   Richtung    der    ganzen    Anlage    folgt    nicht    nothwendig 
derselben   graden    Linie.     Die    Hauptgebaude   beginnen   mit 
einem    Pylon,    d.   h.    pyramidalischen    Doppelthiirmen    oder 
Flugelgebauden    (Strabon's    Ptera),    welche    die    Thu're    ein- 


[221]  Tempelgebaude.  267 

fassen,  deren  Bestimmung  aber  noch  sehr  dunkel  1st  (sie 
konnten  als  Bollwerk  des  Eingangs,  aber  auch  zu  Himmels- 
beobachtungen  dienen).  Dann  folgt  gewohnlich  ein  Vorhof,  4 
von  Saulengangen ,  Nebentempeln ,  Priesterwohnungen  um- 
geben  (ein  Propylon  oder  Propylaeon,  zugleich  ein  Peristylon).  5 
Ein  zweiter  Pylon  (die  Zahl  kann  auch  vermehrt  werden)  fuhrt 
nun  erst  in  den  vordersten  und  ansehnlichsten  Theil  des  eigent- 
lichen  T  empelgebaudes,  eine  von  Mauern  eingeschlossene  Sau- 
lenhalle,  welche  nur  durch  kleine  Fenster  im  Gebalk  oder 
Oeffnungen  im  Dache  Licht  erhalt  (der  Pronaos,  ein  hypo- 
styler  Saal).  Hieran  schliesst  sich  die  Gella  des  Tempels  (der  6 
Naos  oder  Sekos),  ohne  Saulen,  niedriger,  meist  von  meh- 
rern  Mauern  eingefasst,  oft  in  verschiedne  kleine  Gemacher 
oder  Krypten  abgetheilt,  mil  monolithen  Behaltern  fur  Idole 
oder  Thiermumien,  dem  Anblicke  nach  der  unansehnlichste 
Theil  des  Ganzen. 

1.  Menes  baute  diesen  T. ,  Sesostris  machte  einen  Anbau  aus  un- 
geheuren  Steinen  und  setzte  6  Bildsaulen  seiner  Familie  hinein,  Rhampsinit 
baute  Propylaeen  gegen  W.   mit  2  Statuen,  Asychis  Propylaeen  gegen  0., 
Psammetich  gegen  S.  und  gegeniiber  eine  avhy   fiir  Apis,   Amasis  setzte 
einen  Goloss  davor. 

2.  8.  Strabon  XVII.    p.  805.  c.   Plutarch  de  Is.  20  und  vgl.  zu  den 
Ausdriicken  Diod.  I,  47.  48.     Von   einzelnen  Tempeln  s.  besonders  den  T. 
des  Ammon   bei  Karnak,   Descr.  III.,   den  von  Philae,  Descr.  I.,  den  von 
Soleb,  Gailliaud  II.  pi.  13,  von  B.  Barkal,  I.  pi.  64. 

3.  Fiir    die    letztre    Bestimmung    des    Pylon    spricht,    dass    nach 
Olympiodor  Claudius  Ptolemaeus  40  J.,  Sterne  observirend,  in  den  nrfQolg 
rov  Kavcofiov  wohnte.    TITSQK  KCCI  d^opoi  vnai&Qioi  der  Tempel,  dagegen 
KQVTtTu  mit  unterirdit-chen   GTO^IGT^QIK^  Plutarch  de  Is.  20.    S.  Buttmann 
im    Museum    der   Alterthumsw.  II.    S.  489  ff.     Die  einzelnen  Fliigel   sind 
entweder.  nach  einem  Quadrat  (in  Edfu  von  96,  in  Philae  von  54  F.)  be- 
schrieben,  oder  hoher  als  breit,  welches  die  jiingere  Bauweise  scheint.    Die 
innern  Seitenlinien  dieser  Fliigel  fallen,  bis  auf  den  Boden  verlangert,  auf 
die  aussersten  Punkte  der  ThiirofFnung.    Ueber  die  Verzierung  mit  Hasten 
und   Flaggen    an  Festen    die  Reliefs  Descr.  III.  pi.  57,  3.    Gailliaud  Voy. 
a  Meroe  II.  pi.  74. 

221.    Diese  Anlage  kann  eben  so  zusammengezogen  wie  1 
ausgedehnt  werden,  auch  so,   dass    das  Haupttempelgebaude 
mit  Saulen  eingefasst  wird.    Dabei  herrscht  aber  durchgangig  2 
die  Regel,  dass  die  Saulen  zwar  innerhalb  von  Mauern,  aber 


268  Aegyptische  Kunst.  [222,  223] 

nicht  aussen  um  die  Mauer  umher  stehen  konnen,  sondern, 
wo  sie  nach  aussen  angebracht  sind,  mit  steinernen  Briistun- 
gen  (plutei)  verbunden  eine  Mauer  vertreten,  daher  auch  an 
den  Ecken  gewohnlich  Mauern  fur  die  Saulen  eintreten. 
Auch  sind  dann  die  Thurpfosten  an  die  Schafte  der  mittelsten 
3  Saulen  angebaut,  ahnlich  wie  sonst  an  Pylonen.  Mit  an- 
dern  Worten:  die  Aegyptier  kennen  keinen  Peripteral-Tempel; 
die  Saulenreihe  ist  ihnen  nicht,  wie  den  Griechen,  freie  Er- 
weiterung  des  Tempels,  sie  ist  nur  die  durchbrochne  Mauer. 

2.  S.  z.  B.  den  T.  von  Tentyra,  der,  obgleich  spat,  die  Aegyptische 
Architekt.ur  in  grosser  Vollkommenheit  zeigt.  (Die  Sculptur  ist  schlecht.) 
Dass  die  Ruine  bei  Meqaurah  eine  Porticus  urn  die  Celle  des  Tempels 
zeigt,  Cailliaud  I.  pi.  29.  vgl.  13,  ist  hiernach  ein  Beweis  spatern  Ursprungs. 

1  222.    Die  aus  Quadern,  meist  von  Sandstein,  zusammen- 
gesetzten  Mauern   sind   nur  nach   innen    senkrecht,    nach 
aussen  geboscht,  wodurch  die  untere  Starke  derselben  bisweilen 
auf  24  Fuss  steigt,  und  die  Gebaude  im  Ganzen  eine  Pyra- 
midalform  -  -   die   Grundform   der  Aegyptischen   Architektur 

2  —  erhalten.    Die  ebne  Flache  der  Mauern  nach  aussen  wird 
bei  alien  Arten  von  Gebauden  von  einem  Rundstab,  rahmen- 

3  artig,  eingefasst.     Ueber  diesem  Rundstab  erhebt  sich  uber- 
all  der  Sims  mit   einem,   doch  nicht  bedeutend,  vorsprin- 
genden  platten  Kranzleisten  und  einer  Hohlkehle  darunter,  die 
liber  den  Eingangen  jedesmal  mit  der  gefliigelten  Kugel  ver- 

4  ziert  ist.    Oefter  ist  der  Kranzleisten  auch  doppelt  vorhanden ; 
die  Flache  zwischen  dem  obern  und  untern   ist  dann  regel- 
massig  in  der  Form  von  kleinen  Schlangen  (petodlaxoi,  uraei) 

5  zugehauen.     Das  Gesims  bildet  zugleich  eine  Briistung  gegen 
die  Flache  der  Decke,  welche  sehr  einfach  aus  quer  uberge- 
legten  Steinbalken  und  eingefugten  Platten  (oft  von  gewal ti- 
ger Ausdehnung)  besteht. 

1.  Die  Mauern  isodom  oder  pseudisodom ,  after  auch  mit  schragen 
Fugen.  Dass  die  Quadern  meist  erst,  wenn  sie  aufgesetzt  waren,  nach 
aussen  bearbeitet  und  geschliffen  wurden,  sieht  man  an  unvollendeten 
Theilen.  Dasseibe  gilt  von  den  Saulenknaufen. 

1  223.  Die  Saulen  sind  in  der  Regel  etwas  schlanker 
als  die  alteren  Dorischen;  sie  sind  eng  gestellt. ,  mit  Basen 
aus  kreisformigen  Platten,  oft  mit  abgeschragten  Ecken;  ver- 


[223]  .         Architektur.     Mauern,  Saulen.  269 

sehn,  der  Schaft  entweder  gradlinig  verjiingt  oder  ausgebaucht, 
haufig  mit  senkrechten  und   querlaufenden  Furchen   verziert, 
aber  nicht  eigentlich  cannelirt.   Die  Capitale  zerfallen  in  zwei  2 
Hauptordnungen :     1.  kelchformige ,   mit  allerlei  Blatterwerk 
geschmiickte ,   mit  schmaleren ,   aber  oft  sehr  hohen  Flatten ; 
2.  imten  ausgebauchte  und  nach  oben  sich  verengende,   mit 
vortretenden ,  aber  niedrigen  Flatten.     Eine   seltsame  Natur-  3 
form  ist  die  Zusammensetzung  von  vier  Masken  (der  Arthor 
zu  Tentyra),    und   Fagaden    von  Tempeln    dariiber,    welche 
sowohl  als  Verzierung  der  Platte,    als  auch   des  ganzen  Ca- 
pitals vorkommt.     Diese  Grundformen   der  Gapitale   erhalten  4 
durch  einen  verschwenderischen  Reichthum  von  Sculptur-Ver- 
zierungen,  welche  fast  immer  an  die  Vegetation  des  Landes, 
besonders  die  Nilpflanzen,  erinnern,  selbst  in  einer  und  der- 
selben  Tempelhalle  die  mannigfachsten  Modificationen.  Ausser  5 
Saulen    sind   auch    Pfeiler    gewohnlich,    an    denen   haufig 
Figuren  angelehnt  stehn,  die  aber  nur  selten  wirkliche  Trager 
eines  Theils  des  Gebalks  sind.     Ueber  den  Saulen  liegt  das  6 
Architrav  mit  dem  Rundstab,  durch  welche  Theile  die  Ein- 
heit  mit  den  Mauern  hergestellt,  und  Alles  gleichmassig  dem 
Sims,  der  iiberall  derselbe  bleibt,  untergeordnet  wird. 

1.  Die  Hohe  der  Saulen  ist  nach  der  Descr.   bei  dern  T.  zu  Luxor 
und  dem  sog.  Osymandyeion  51/*  mal  der  starkste  Durchmesser.     Lepsius 
in  den  Annali  d.  Inst.  IX,  2.   p.  65.  99.   tav.   d'agg.  (vor  den  Hyksos?), 
Mon.   II,   45,    iiber    urspriingliche   Aehnlichkeit    der   Dorischen    mit    der 
Aegyptischen   Saule,    mit    wenig    Verstand    von    Architektur.     [Auch    in 
Indischer  Architektur  ein  cannelirter  Pfeiler  §.  249.] 

2.  Athenaeos  V.  p.  206  (vgl.  §.  150.  2)  beschreibt  die  erste  Art  sehr 
genau:     Ol  yug  ysyovoT^s  avTo&i  Kiovsg  avrjyovTO  GTgoyyvkoi ,  dm/Uar- 

rol$  Gnov8vloig  (Gylindern),  TOV  fiev  [iskavos  rov  Se  Afvxov, 
rfd-ffievcov.  Eld  d'  UVTCOV  x«i  at  us  epochal  TO)  G^ijfiari 
cov  77  filv  ohr]  nKQiygcicp^  naQKTthrjaia  QoSoig  fnl  III-K.QOV 
KGTIV.  nsffl  81  TOV  7iQO<sayoQ£v6(t£vov  y.a.JiaQ'ov  ov% 
snl  T<OV  *EM,r)vixcQv ,  xcd  tpvkKa.  TQU%£O.  TtSQinsiTai, 
ACOTCOV  8s  noTafiicov  Kcttvxss  ncti  cpoivlxcav  aQTi^aGTCov  xaQ7t6$' 
'  S  v.fx.1  Tt&ftovoov  akhcov  KvQ~£(ov  y£yl.V7iTKi  yivj\.  TO  d'  vno  Trjv 
drj  TO>  ovvunTOvri  itQog  TTJV  xsqpa^jyv  tni 
uv&eat  y.al  cpvM.oi$  coaavsi  KaTaTtfTthsynsvoi 
—  Das  Capital  der  zweiten  Art  ist  nach  Ritter,  Erdkunde  I. 
S.  715,  eine  Nachbildung  der  Lotos-Frucht. 


270  Aegyptische  Kunst.  [224] 

3.  Interessant   ist   der  Aegyptische   Aufriss  eines  solchen   Capitals, 
durch  ein  Netz  entworfen,  Descr.  IV.  pi.  62. 

5.  S.  solche  Atlanten,  die  indess  nichts  tragen,  Descr.  III.  pi.  29. 
Belzoni  pi.  43.  Diodor  beschreibt  solche,  nicht  genau,  durch:  VTir^siodai 
d*  Kvrl  TCOV  yitovcov  ^(pdicc  nri%a)v  sxxa/dfxa  [iov6\i&ct,  I,  47.  Nur  bei 
dem  Berge  Barkal,  Gailliaud  I.  pi.  67  sq.  ,  kommen  einmal  Zwergfiguren 
vor,  welche  wirklich  einen  Theil  des  Pfeilers  tragen. 

1  224.     Als   ein  Zubehor  der  Tempelarchitektur  sind  die 
Obelisk  en    zu    betrachten:    vierseitige,    auf   eine    niedrige 
Basia  gestellte  ,  Pfeiler,    die  sich  nach  oben   verjiingen,   und 

2  mil  einem  Pyramidion  schliessen;.gewdhnlich  aus  Granit,  dem 
pyrrhopoecilus  oder  Syenites  der  Alien,  mit   vortrefflich  ein- 

3  gegrabenen    Bildwerken    und    Hieroglyphen.     Der   Gebrauch 
des  Obelisks  als  eines  Gnomon  ist,    so   wie  die  Stellung  auf 
einer  hohen  Basis  inmitten  freier  Platze,    erst   bei   der  Ver- 

4  setzung  einzelner  nach  Rom  aufgekommen;   in  Aegypten  ge- 
horten   sie  zur  Glasse    der  Stelen  (Denkpfeiler)  ,    und    gaben 
an,   welche  Ehren  und  Titel  der  Konig,   der   einen  Tempel 
erbaut,  erweitert,  reich  beschenkt  hatte,  dafur  von  der  Prie- 
sterschaft  empfangen  habe,  dass  z.  B.  Harnesses  als  Aroeris, 

5  welchen  Re  und  alle  Gotter  lieben  ,    geehrt   werde.     Die  be- 
ruhmtesten  Obelisken  waren  in  Heliopolis  und  Theben;   von 
da  sind  auch  die  ansehnlichsten  der  in  Rom  befindlichen. 

1.  Die  Verjiingung  betragt  gewohnlich  '/a;  das  Verhaltniss  der  untern 
Breite  zur  Hohe  1  :  9  bis  12. 

2.  Das  Yerfahren  des  Aushebens  der  Obelisken  ist  in  den   Stein- 
briichen   von   Syene   noch   deutlich    zu    sehen.     Roziere   Descr.  I.  App.  I. 
Hittorf  Precis  sur  les  pyramidions  en  bronze  dore,   employes  par  les  anc. 
Eg.  comme  couronnement  de  quelques  uns  de  leurs  obelisques  P.  1836. 

4.  Die  Interpretation  eines  Obelisken  von  Hermapion  bei  Ammian 
XVII,  4  (eins  der  schatzbarsten  Fragmente  des  ganzen  Aegyptischen  Alter- 
thums),  welche  leider  durch  die  excerpirende  Hand  Ammian's  sehr  gelitten 
hat,  muss  wohl  ungefahr  so  in  Ordnung  gebracht  werden: 

1  AQ^V  ccno  TOV  VOTLOV  difQfiTjvtv/ASva  £%£i  GTi%o  STTQCOTOS  tads' 
Asysi  "Hlios  (?r(»eoroff?)  fiaGilel  'Pa^far^-  dtdcoQ^Bd-a  Gut  TCKGKV  olnov- 
f^svrtv  utru  ^a^ag  pctoil.sv£Lv,  ov  "Hlios  cpilsl.  Dies  stand  namlich  oben 
fiber  den  drei  Golumnen,  welche  mit  den  Sperbern,  oder  Falken,  beginnen, 
durch  die  auf  vielen  Obelisken  Aroeris  iiber  jeder  Reihe  bezeichnet  ist. 


Tys  ohovfisvrjs,  ov  "Hkios  TIQOSXQIVEV  a/lxmog  "AQBCOC;  §ctGiA.£VS  ' 


[224]  Obelisken.  271 


CO    TtKGK    ITtOTSTCCXTttl    /;    717    /USTCC    aAxj^g    X«J    &KQGOVg' 

Hliov  nccig  ai<nvo{hog. 

ZTI^OS  dsvTsgog.  *An6lla>v  xQctTsgbg  6  £Gtcog  tit  ccirj- 
ftsiag  dEGnorqg  diadij^Krog,  rrjv  Ai'yvnrov  do^KGccg  xaxr^tts'vog,  ayAao- 

TCOllJGKg   '  HliOV    TCOktV  ,    KtXl    KTlGCtg    TTjV    koiTtrjV    otxOVHSVTjV,     7to2.VTlfir]GKg 

Tovg  8v  '  Hkiov  noksi  ftsovg  Kvidyvfisvovs,  ov  "Hliog  cpihsl. 

ST  LI  o  g  T  Q  LTD  g.  'Anolhcov  n  QKT  SQO  g  e  Hktov  Ttalg  7ra^qpfyyr/g, 
ov  f  Hliog  TIQOSKQLVSV  ,  nod  "Agys  Kkniftos  sScoQrjGaro,  ov  xa  ayccfi'K  iv 
navri  dictfisvsi  KKIQW'  [jSafffAfvg]  ov  "dfificov  Kyana,  ['Pa^f'ar^g]  Tt^QcoGas 
TOV  VKCOV  TOV  $olvino$  aya&wv'  [fi(X6iA.£vs  'Por^fffTryg]  co  o^  ftsol  £00375 
XQOVOV  sdcoQiJGKvro.  Die  durch  Klammern  bezeichneten  Erganzungen 
fordert  die  symmetrische  Einrichtung  aller  Obelisken. 

['  E  cp    rj  A  /  o  v  8  v  G  fi  co  v.  ] 

Die  Ueberschrift  aller  drei  Golumnen:  "H/iios 
OVQUVOV    [fiaGilsl  *  PcefiSGTfl].     SfdtOQrjftccl   Got  fiiov 
Steht  jetzt  am  falschen  Orte. 

KQKT  8  Q  6g  [cpilcchrid'Tjs]  viog  "HQCOVOQ,  fictGihsvs  o/xou- 
'Pocu,£GT7]<3  ,    og   ?q)vk<x£sv  Afyvmov    rovg   aZAoa^vatg   viKiJGceg,    ov 
Hlios  cpilsL     a)  nokvv  XQOVOV  £corjs  sScoQrJGKVTO  ^£oi,    dsGnoTTjs  ofaov- 


'Anollcov    KQKTSQOS 

(XVELKtXGTOS  ,     [5g     TWV    •O'gJcOV    Kvd(Jl(XVT(XS    KV£&r)XfV     SV    Tflds     rfj     ^KGi^LK, 

AlyvTiroVj  ncti  ^OG^GSV  *  Hkiov  TtoKiv  o^ioicog  xat  avTov"Hhiov 
ovgavov'   Gvv£TsA.evTr]G8v  e'gyov  aya&ov    HJUov  ncxlg 


Fehlt. 

[To 
[Zrl%og    TiQcoTog.]      Allgemeine   Ueberschrift.     "HA.  tog 

OVQKVOV     PK(l£GTrj    fictGllzl'     dsScOQ^flKi    GOl    TO  X^arOg    X(Vt    TJjV    KKTK   TICLV- 

TCOV  t^ovGiKv.    Die  erste  Golumne  fehlt. 
[2ri%og  dsvTS  oog.]     Fehlt. 
2TL%og  TQirog.    'Anoklwv 
%QOVCOV,  [ov]  ncti  "HcpaiGrog  6  TCOV  dsonv  narrjQ  nQOSKQivev  dice  TOV  " 

agyg  '  Hliov  ncclg  xori  vno  '  Hllov 
.....  ] 

'A  977/1  1(0  TT]  g. 

2ri%og  ngcoTog.    Ueberschrift:  'O  ay  *  Hliov  nolscog  [is 

SVOVQKVlOg    ^Pct^GTT]    fittGlksi'    d(8cOQ7]^KL    GOl    .....  ] 

'Anokltov  KQctTsgbs  [cpikcclijd"r]g]  "Hgcovog  vlog,  ov  H/Uog  rjyco- 
yr]Gzv,  ov  ol  ftsoi  £Ti{ir)Gav,  6  izaGrjg  yrjs  PKGIJ.SVCOV  ,  ov"HA.iog  TCQOK- 
XQIVSV  6  oil-Algols  SIK  TOV  "AQZct  §KGitei>g  ,  ov  "Apficov  cpdsi  [*Pa[i£GTr]g]' 
•x.a.1  6  Tra/iqpg'yy^g  Gvyngivag  aicoviov 


272  Aegyptische  Kunst.  [224] 


[Sri%o$  dsvrsQog.]     Fehlt. 

[2Ti%og  TQITOS.]    Fehlt. 

Kiirzer  wird  die  Dedications-Inschrift  eines  Obelisken,  den  Sesonchosis 
dem  Serapis  weihte,  von  Jul.  Valerius  de  r.  g.  Alex.  I,  31  angegeben.  Vgl. 
sonst  Zoega  de  Ob.  p.  593,  Heeren  Ideen  II,  2.  S.  415.  Ghampollion 
Precis  p.  146  ff. 

5.  Manche  der  Obelisken  in  Rom  sind  spater,  in  einem  rohen  und 
nachgemachten  Style,  gearbeitet,  wie  der  Pamphilius,  Barberinus,  Sallustius 
nach  Zoega.  Unter  den  alten,  echtagyptischen  ,  sind  besonders  wichtig: 

a.  Der  von  Thutmosis  geweihte,  aus  Theben  nach  Alexandreia 
und   durch  Gonstantius  II.   nach  Rom  gebracht  und  im  Circus  aufgestellt, 
hier    der   grosste    von    alien   (sonst  148,  jetzt  '  144  Palmen),    1587    unter 
Sixtus  V.  von  Fontana  vor  dem  Lateran  aufgestellt.    Abgebildet  bei  Kircher. 

b.  Der  von  Semenpserteus  (nach  Plinius,  wobei  man  aber  eine 
Verwechslung  mit  dem  folgenden  annehmen  muss)  d.  h.  Psammetich,  dessen 
Namen  man  noch  daran  liest,   in  Heliopolis  aufgestellte  ,  von  August  im 
Campus    als  Gnomon   errichtete,    72  od.   76  Fuss   nach  den  Alten,    94'/2 
Palmen  nach  Neuern  hohe,  von  Pius  VI.   auf  Monte  Citorio  von  neuem 
aufgestellte.    (Dieser  hat  nur  2,  nicht  3  Golumnen.)  Abgebildet  bei  Zoega. 
Randini  Comm.  de  obelisco  Augusti.  1750  f. 

c.  Der  von  Sesostris   oder  Ramesses    dem  Grpssen   (nach   der 
Voraussetzung  der  Verwechslung)  zu  Heliopolis  geweihte,  von  August  im 
Circus,  1589  von  Fontana  an  der  Porta  del  Popolo  (daher  Flaminius  auf- 
gestellte,   nach   den  Alten  85,  87   oder  88  Fuss,   jetzt  107    (vorher  110) 
Palmen.    Rei  Kircher.   Nach  Ammian  konnte  nur  dieser  der  von  Hermapion 
erklarte    sein;    auch    findet   sich    richtig    stets   in  der  ersten  und  dritten 
Columne  Ramesses  Name;   aber  in  der  zweiten  stets  ein  andrer,  Manduei 
nach  Champollion,  .welcher  deswegen  eine  vollige  Verschiedenheit  der  beiden 
behauptet.     (Wenn    nicht    etwa    dies    Schild    nur    die    Rezeichnung    von 
Heliopolis  ist?). 

d.  Der  Obelisk  zu  Constantinopel,  §.  193,  4,  dessen  Aufrichtung 
an  der  Rasis  desselben  abgebildet  ist. 

e.  f.    Die  zwei  schonsten  in  Aegypten  waren  die  Thebaeischen,  bei 
Luxor,    110   Palmen  hoch,  deren  Hieroglyphen  auf  dieselbe  Art,  wie  bei 
Hermapion,  angeordnet  sind.   Descr.  III.  pi.  2.    Minutoli  Tf.  16—19.   Einer 
davon  ist  neuerlich  nach  Paris  gebracht.   Andre  in  Theben,  auch  in  Helio- 
polis.   Obelisk  in  Luxor  Annali  d.  I.  V.  p.  299. 

g.  Der  in  Alexandreia,  die  sogen.  Nadel  der  Kleopatra.  —  Die 
Alten  sprechen  von  noch  grossern,  als  die  vorhandnen;  Diodor  von  einem 
des  Sesostris,  120  Aegypt.  Ellen  hoch. 

Mich.  Mercati  degli  Obelisci  di  Roma.  R.  1589.  4.  Athan. 
Kircher  Oedipus  Aegyptiacus.  R.  1652—54.  3  Rde.  f.  Desselben 


[225]  Pallaste,  Mausoleen,  Pyramiden.  273 

Obeliscus  Pamphilius.  1650.  Obelisci  Aegytiaci  praeterito  anno  inter  rudera 
templi  Minervae  effossi  interpretatio.  1666.  Zoega  De  origine  et  usu 
Obeliscorum.  R.  1797.  Cipriani  sui  dodici  Ob.  Eg.  che  adornano  la  citta  di 
Roma,  R.  1823.  Rondelet  Tart  de  batir.  T.  I.  pi.  1.  [Ungarelli  Inter- 
pretatio obeliscorum  urbis  ad  Gregorium  XVI.  R.  1842.  fol.  vgl.  Bullett. 
1834.  p.  159.] 

225.  Die  Pallaste  der  Konige  in  Aegypten  sind  ent-  1 
schiedene  Nachbildungen  der  Tempel,  wie  die  Konigsstatuen 
der  Gotterbilder,  und  der  Hauptunterschied  ist,  was  die  Ar- 
chitektur  anlangt,  nur  der,  dass  die  Raume,  besonders  die 
hypostylen  Sale,  noch  grosser  (wie  besonders  bei  dem  colos- 
salen  Pallast  von  Karnak),  und  die  hinteren,  eigentlich  be- 
wohnbaren,  Gemacher  ausgedehnter  und  mannigfaltiger  sind. 
Auch  die  Anlage  der  Mausoleen  ist,  nach  Diodor's  Be-  2 
schreibung  des  Osymandyeion ,  nicht  wesentlich  verschieden. 
An  die  Hofe  und  Saulenhallen  schliessen  sich  hier  Speisesale, 
auch  eine  Bibliothek;  als  Schluss  des  Ganzen  erhebt  sich, 
am  hochsten  gelegen,  das  Grabmal,  welches  der  Fiirst  sich 
selbst  bei  Lebzeiten  errichtet. 

1.  Bei   dem   Pallast    von   Karnak   folgen    sich    vier   Pylonen;    ein 
Hypostyl   von   318  X  159   F.,    nut    134  Saulen,    die   hochsten    70   Fuss 
hoch.     Descr.  III. 

Ein  Gesammtpallast  vieler  Herrscher  (nach  Herodot  von  den  Dode- 
karchen,  nach  Strabon's  Meinung  von  Ismandes,  nach  Manethon  von 
Lachares  (Laboris,  Sesostris  Nachfolger,  von  der  zwolften  Dynastie),  nach 
Diodor  von  Mendes  gebaut)  war  der  Labyrinthosj  die  Pyramide  als 
Schluss  vertritt  den.  rcccpos  des  Osymandyeion.  Ueber  die  Anlage  des 
Ganzen  vgl.  Letronne  zur  Geogr.  de  Strabon  T.  V.  p.  407  und  in  Malte- 
b  run's  N.  Ann  ales  des  Voy.  T.  VI.  p.  133. 

2.  Die  Ruinen  (Descr.  II.   pi.  27  ff.),    welche  Jollois  und  Devilliers 
fur  das   von  Hekataeos   von  Abdera  beschriebene  Osymandyeion   hielten, 
sind  zwar  lange  nicht  so  grossartig,    wie  dieses  war,   aber   zeigen   doch 
grosse  Uebereinstimmung  des  allgemeinen  Plans  beider  Mausoleen.   Letronne 
Mem.  sur  le  Mon.  d'Osymandyas,   bezweifelt  die  Existenz  des  Osym.  des 
Hekataeos;    Gail  Philologue  XIII  und   Mem.  de  Tlnst.   Roy.  VIII.    p.  131 
vertheidigt  die  Meinung  der  Verf.  der  Descr.    Osymandyas  oder  Ismandes 
war  kein  geschichtlicher  Konigs-Name,    nur  ein  Beiname,    wahrscheinlich 
von  Erbauern    grosser  Denkmaler;    besonders   hiess   nach  Strabo   so  der 
Amenophis-Memnon  (XVII.  p.  813.  vgl.  811).     Vgl.  §.  218.  Anm.  3. 


O.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  18 


274  Aegyptische  Kunst.  [226] 

1  226.    Die  iibrigen  Grabmonumente  zerfallen  in  zwei 
Classen.     I.  Die  Pyramiden,   viereckige  und  rechtwinklige 
tumuli  (eine  Form  von  Grabhugeln,  die  auch  sonst  im  Orient 
gefunden  wird),  zu  den  ungeheuersten  Gebauden  ausgedehnt. 

2  Die  ansehnlichsten  Pyramiden   liegen  auf  Plateaus  der  Liby- 
,schen  Bergkette,  urn  Memphis  herum,  in  mehrern  zum  Theil 
symmetrischen  Gruppen,   von  Kunststrassen ,  Dammen,  Gra- 
ben  und  Hypogeen  umgeben.     Die  Grundflache,  ein  Quadratr 

3  ist  nach  den  Himmelsgegenden  orientirt.     Sie  wurden  zuerst 
in  grossen  Terrassen  aus  Kalkstein  (nur  kleinere   aus  Back- 
stein  en)  emporgethurmt,  und  dann  erst  die  Terrassen  ausge- 
fullt;  die  Bekleidung  geschah  mit  Steinen,  welche  Politur  an- 
nahmen,  und  auch  mit  Sculpturen  verziert  wurden ;  sie  ist  jetzt 

4  meist  weggenommen.    Der  Eingang  zum  Innern,  den  ein  ein- 
ziger  herausnehmbarer  Stein  verschloss,  ist  schwer  zufmden; 
durch  ihn  gelangt  man  zunachst  in  schmalere  und  breitere 
Gange,  welche  am  Ende  in  eine  oder  mehrere  Kammern  fiihren ; 
die   ansehnlichste   enthalt  den   Sarkophag  des  Konigs.     Nir- 

5  gends     findet     sich    eine    Spur    von    Wolbung.      Senkrechte 
Schachte  (einen  solchen  hat  man  in  der  Pyramide  des  Cheops 
entdeckt)  fuhrten  wahrscheinlich  zu  dem  Nilcanal  im  Grund- 
felsen,  von  welchem  Herodot  spricht. 

2.  [Zoega  de  Obel.  p.  379—414]    Die  Pyramide  des  Cheops,    die 
grosste   von   alien,    bei  Ghizeh,    ist    nach  Grobert  (Descript.  des   Pyr.  de 
Ghize)  an  jeder  Seite  728  Par.  F.  lang,  nach  Jomard  (Descr.  T.  II.  ch.  18 
und  die  damit  verbundenen  Memoires  T.  II.   p.  163)  699,   nach  Goutelle 
(Mem.  II.  p.  39)  716V8;   die  verticale  Hohe  448  oder  422  oder  428  V*  F. 
Der  zweiten  des  Chephren  gibt  Belzoni   (der  sie  geoffnet)   663  Engl.  F. 
Breite,  437 '/a  Hohe.     An  jener  arbeiteten  nach  Herodot  100,000  Menschen 
40  J.  lang;  man  zahlt  203  Steinlagen,  die  einzelnen  von  19  Zoll  bis  4  F. 
4  Zoll  Hohe. 

Die  Nubischen  Pyramiden  sind  viel  kleiner,  von  schlankerer 
Form,  mit  vorspringenden  Staben  an  alien  Ecken,  meist  aus  Backsteinen. 
Nicht  selten  haben  sie  Vorhallen  mit  Pylonen  und  Sculpturen  und  Hiero- 
glyphen  darauf.  Gailliaud  I.  pi.  40  sqq. 

3.  S.  fiber  den  Bau  Plin.  XXXVI,  17.    Herod.  II,  125.     Meister  de 
pyramidum  Aegypt.    fabrica   et    fine.     K   Comtr.   Soc.   Gott.  V.  cl.  phys. 
p.1 192,  besonders  Hirt  Von  den  Pyramiden.  B.  1815.    Der  Bau  mit  Back- 
steinen war  sonst  in  Aegypten  sehr  gewohnlich  j  Privatgebaude  bestanden 
wohl    meist    daraus;     vgl.    Aristoph.    Vogel    1133.    vgl.    Rosellini    II,    II. 


[227]  Hypogeen.  275 

Reliefe  der  Backsteinbereitung  durch  die  Juden  pi.  49.  Sculpturen  an 
Pyramiden  erwahnt  Herod.  II,  148;  sie  sind  mit  der  Bekleidung  verloren. 
Im  Innern  der  Pyr.  hat  man  nur  bei  der  neueroffneten  von  Sakkarah  an 
einer  Thur  Hieroglyphen  gefunden.  Minutoli  Tf.  28,  4  a. 

4.  Theils  liegen  iiber  den  Gangen  lange  Steinblocke  queriiber;  auch 
treten  die  Wande  der  breitern  Gallerien  nach  oben  zusammen;  theils  sind 
die  Steine  giebelformig  gegen  einander  gestiitzt;  im  Hauptgemach  der 
Pyramide  des  Cheops  fmdet  sich  ein  doppelter  Plafond.  Dies  Gemach  ist 
18  F.  hoch,  32  lang,  16  breit,  von  Granitquadern  umgeben,  ohne  alle 
Verzierung.  In  das  Innere  dieser  Pyramide ,  des  Cheops ,  ist  neuerlich 
besonders  Caviglia  weit  vorgedrungen. 

Von  friihern  Schriftstellern  iiber  Pyramiden  sind  de  Sacy  zu  Abdallatif, 
Langles  zu  Nordens  Voy.  T.  Ill,  Beck,  Anleitung  zur  Kenntniss  der  Welt- 
gesch.  I.  S.  705  ff.,  lehrreich.  Sylv.  de  Sacy  sur  les  noms  des  pyramides 
im  Mag.  encycl.  a.  VI.  N.  VI.  p.  419.  [J.  J.  Ampere  Voyage  et  recherches 
en  Eg.  et  en  Nubie,  III.  Pyramides,  in  der  Revue  des  deux  mondes 
T.  XVI.  p.  660-89.] 

227.  II.  Unterirdische  in  den  Felsen  gehauene  An-  1 
lagen,  Hypogeen.  Diese  liegen  den  Nil  entlang  uberall 
an  der  Libyschen  Bergkette  und  unter  den  angrenzenden  Sand- 
feldern.  Die  ansehnlichsten  haben  vorn  einen  Vorhof  unter  2 
freiem  Himmel,  einen  bogenformigen  Eingang  (Bogen  aus 
keilformigen  Steinen  construirt  gehoren  sender  Zweifel  sammt- 
lich  in  das  Griechische  Zeitalter);  dann  folgen  Gange,  Kam-  3 
mern,  Sale,  Nebengange  mit  Schachten  oder  Gruben,  in 
denen  Mumien  liegen;  als  Schluss  ofter  Estraden  mit  Nischen, 
in  denen  Gotterfiguren  in  Hautrelief  sitzen.  Die  Grosse  der 
Gange  und  Kammern  ist  sehr  mannigfach  (oft  verstatteten 
Mumien  kaum  den  Durchgang),  die  Disposition  hochst  laby- 
rinthisch.  Die  Griechen  nannten  sie  Syringen,  Hohlengange. 
In  grosserem  Maassstab  sind  0die  Graber  der  Konige  in  4 
dem  Thale  oberhalb  der  Nekropolis  von  Theben;  die  Gange, 
welche  sich  gewohnlich  in  die  Tiefe  senken,  breiter;  die  Kam- 
mern grosser  und  mit  Pfeilern,  welche  die  Decke  stiitzen,  ver- 
sehn.  In  dem  von  Belzoni  entdeckten  Grabe  ist  der  Haupt- 
saal  gewolbartig  ausgehauen,  sehr  gross  und  in  hohem  Grade 
prachtig  geschmiickt;  in  ihm  stand  ein  sehr  diinn  gearbeiteter 
Alabaster-Sarkophag ,  welcher  ohne  Zweifel  in  einen  noch 
colossaleren  eingeschlossen,  selbst  wieder  viele  andere  schach- 
telformig  einfasste. 


276  Aegyptische  Kunst.  [228] 

1.  Jollois  und  Jomard  fiber  die  hypogees,  Descr.  T.  I.  ch.  9,  5.  10. 
Unter  den  Alten  besonders  Heliodor  Aeth.  II,  27.    Ammian  XXII,  15. 

2.  Das  Gesagte  gilt  von  dem  bei  Belzoni  pi.  44.  n.  2   abgebildeten 
Bo  gen  (der  andere  dort  mitgetheilte  ist  kein  eigentlicher).    Vgl.  Cailliaud 
Voy.  a  Meroe  II.  pi.  33. 

4.  S.  Gostaz,  Descr.  T.  I.  ch.  9,  5.  11.  Belzoni  pi.  39.  40.  Belzoni 
hat  auch  ein  Modell  dieses  Grabes  zu  London  und  Paris  ausgestellt. 
Description  of  the  Eg.  Tomb  dicovered  by  G.  Belzoni.  L.  1822.  Sicher 
gehort  es  einem  Thebaeischen  Konig,  nach  Champollion  dem  Ousirei- 
Akencheres  I.,  von  der  XVIII.  Dynastie,  dem  Menephthah  I.,  Vater  des 
Rhamses-Sesostris,  nach  der  Beschr.  Boms  II,  2.  S.  439.  Die  dritte  Grotte 
an  der  Westseite  des  Thais  hiess  nach  Griechischen  Inschr.  die  Memnonische 
Syrinx,  Transact,  of  the  B.  Soc.  of  Liter.  I,  I.  p.  227.  II,  I.  p.  70. 

Die  Unter-Nubischen  Monumente,  deren  Bestimmung  meist 
sehr  ungewiss  ist,  mochten  zum  Theil  blosse  Ehrendenkmaler,  Keno- 
taphien,  Aegyptischer  Konige  sein.  Die  alteren  im  Thai  gegen  Westen. 
So  ist  offenbar  die  grosse  Grotte  von  Ibsambul  ein  Denkmal  Bamses  des 
Grossen,  dessen  Bilder  die  Golosse  am  Eingange  sind,  und  der  in  der 
Statuengruppe  der  innersten  Nische  unter  die  Gotter  recipirt  dargestellt 
wird.  Die  kleinere  Grotte  daneben  ist  ein  Denkmal  seiner  frommen  Ver- 
ehrung  der  Gotter,  namentlich  der  Athor. 


3.    Bildende  Kiinste  und  Malerei. 

a.    Technik  und  Behandlung  der  Formen. 

1  228.    Die  Aegyptier  waren  besonders  gross  in  der  Stein- 
sculptur.    In  Stoff  und  Form  tragt  bei  ihnen  die  bildende 

2  Kunst   einen  architektonischen  Gharakter.     Ihre  Statuen, 
oft    aus    den    hartesten   Steinen,    aus    Granit,    Syenit,    Por- 
phyr,   Basanit,  meist   aus    feinkornigem   Sandstein,  und  in 
kleinerem  Maassstab  aus  Haematit,  Serpentin,  Alabaster  mit 
meisterhafter  Sicherheit  gehauen,  sind  in  der  Regel  bestimmt, 
sich  an  Pfeiler,  Wande,  Pylonen  zu  lehnen  und  Architektur- 
flachen  zu  schmucken.  Bei  sitzenden  herrscht  daher  die  volligste 
Ruhe  und  Regelmassigkeit  der  Stellung;    stehende  schreiten 

3  auf  eine  steife  Weise;  die  Arme  liegen  dem  Korper  an.    Die 
Grosse  ist  oft  sehr  colossal;  auch  der  Transport  dieser  Golosse 

4  war   eine    schwierige    Aufgabe.     Die   Behandlung   der  Form 
geht  stets  in's  Allgemeine ;  sie  hat  darin  eine  gewisse  Richtig- 


[228J  Steinsculptur.  277 

keit,  und  macht  durch  den  einfachen  Schwung  der  Hauptlinien 
einen  grossen  Eindruck;  aber  die  Formen  sind  mehr  geome- 
trische,  als  organische,  und  durchaus  mangelt  das  Leben  und 
die  Warme  in  der  Auffassung  des  Einzelnen.     Die   einzelnen  5 
Theile  des  Korpers  sind   nach  einem  nationalen  Grundtypus 
gebildet;  auch  folgten  die  Aegyptischen  Kiinstler  einem  festen 
System  der  Proportioned    Doch  werden  auch  Abweichungen  6 
in  den  Verhaltnissen  und  Formen  bemerkt,  die  von  der  Ver- 
schiedenheit  der  Gegenden  und  Zeiten  abhangen.    Die  Formen  7 
der  Geschlechter  werden  gut  unterschieden ;  dagegen  hat  sich 
von  Gharakteristik  verschiedenartiger  Personen   durch  Modi- 
fication der  Gestalt,  von  einer  bestimmten  Unterscheidung  in 
der  Bildung  der  Gotter   und  Konige,   bis  jetzt  noch    nichts 
Sicheres  nachweisen  lassen.     Die  Aegyptische  Kunst    unter-  8 
scheidet  die  Personen  durch  Farbe,  durch  Bekleidung,  welche 
mit  Sorgfalt,  aber  Steifheit  behandelt  ist,  besonders  durch  die 
mannigfachen  Arten  des  Kopfputzes,  endlich  durch  Anfugung 
von  Thier-Kopfen ,  Fliigeln  und  andern  Theilen.    Lebendiger  9 
und  tiefer  als  die  Menschengestalt  ist   die  Thiergestalt  auf- 
gefasst,  zu  deren  bewunderungsvoller  Beobachtung  die  Aegyptier 
ihre  naturliche  Neigung  von  Anfang  an  hintrieb,  wie  ihre  Reli- 
gion beweist;  auch  die  Verschmelzungen  verschiedner  Thier- 
figuren  sind  oft  sehr  gliicklich ,  oft  freilich  auch  im  hochsten 
Grade  phantastisch  und  bizarr. 

3.  Der  Goloss  von  Ramesseion  (dem  sogen.  Osymandyeion)  wird 
aus  den  Fragmenten  auf  53  Par.  Fuss  10  Zoll  berechnet;  der  Osymandyas 
des  Diodor  war  gegen  60  Fuss  hoch.  Ueber  die  Art  der  Forth ringung 
belehrt  das  Thebaeische  Relief  bei  Minutoli  Tf.  13. 

5.  Nacb  Diodor  I,  98  theilten  die  Aeg.  Kiinstler  den  menschlichen 
Korper,  d.  h.  die  Lange,  in  21  '/4  Theile;  wobei  vielleicht  die  Nasenlange 
die  Einheit  bildet.  Die  Brust  im  Ganzen  breit;  der  Leib  nach  unten 
schmaler;  der  Hals  kurz;  die  Fiisse,  besonders  Zehen,  lang;  die  Kniee 
scharf gezeichnet ,  oft  mit  besonderer  Sorgfalt  und  Precision  behandelt. 
Die  Nase  breit  und  rund ;  die  Augen  (welche  bisweilen  eingesetzt  wurden) 
vorgewolbt;  der  Stirnbogen  ohne  Scharfe;  Augen-  und  Mundwinkel  etwas 
nach  oben  gerichtet;  der  Mund  breit  und  die  Lippen  stark;  das  Kinn 
meist  kleinlich;  die  Ohren  lang  und  hochsitzend.  Das  Letzte  ist  Eigen- 
thiimlichkeit  der  Race,  nach  Dureau  de  la  Malle,  Ann.  des  Sciences  natur. 
1832.  Avril.  Der  Bart  erscheint  als  ein  kiinstlicher  Ansatz,  dessen  Bander 
man  oft  cleutlich  langs  den  Wangen  wahrnimmt.  Vom  Kopfhaare  sieht 


278  Aegyptische  Kunst.  [228] 

man  nur  bei  Phthas  eine  Flechte  hervorkommen.  S.  besonders  den  colos- 
salen  Granitkopf  des  grossen  Ramses  aus  dem  Ramesseion,  jetzt  im  Brit. 
Museum.  Descr.  II.  pi.  32,  besser  bei  Noehden,  Amalthea  II.  S.  127. 
Specimens  II,  I.  Hierogl.  pi.  10. 

6.  Hauptabweichungen  scheinen:    1.  die  sanfteren,  dem  Griechischen 
Ideal  mehr  genaherten  Formen  mancher,  besonders  kleinerer,  Figuren  aus 
spaterer  Zeit.     2.  die  plumperen  Proportionen  und  Formen,  die  besonders 
in  Ober-Nubien  gefunden  werden.    Frauen  mit  dicken  Leibern  und  hangen- 
den  Brusten  (Gailliaud   I.  pi.  20.    vgl.  Juven.  XIII,    163).     Sonst  ist   im 
Allgemeinen   strengere  Zeichnung   und   scharfere,    muhsamere  Arbeit  In- 
dieium   des  hohern  Alterthums;   die  Sculpturen   der   spatern  Ptolemaeer- 
und  Romerzeit   machen  sich  durch  Nachlassigkeit    und  Charakterlosigkeit 
kenntlich.    Rosselini  II,  II.    Steigen  von  Seiten  des  Fleisses,  vor  Ramesses  V. 
(Sesostris)  an  Sinken ;  aber  unter  den  folgenden  Konigen  der  grosste  Fleiss. 
Unter    den    Ptolemaeern    gute    Rundung    und    Musculatur    der    Figuren. 
Minutoli    Einige  Worte  iiber  die   Verschiedenheit    des  Styls    in   den  Aeg. 
Kunstdenkm. ,   so   wie  fiber  ihre  Aehnlichkeit  und  scheinbare  Stammver- 
wandtschaft  mit  denen  anderer  Volkerschaften.     B.  1835.     Heidelb.  Jahrb. 
1835.  S.  37  fg. 

7.  Portratgemalde,  Amasis,  Herod.  II,  182. 

8.  Die    Haupttracht   der  Aegyptier    waren    baumwollene    Ghitonen 
(fivGaivai  KalocGiQitg)-,    bei  Mannern   oft  nur  um  die  Lenden  geschlagene 
Tiicher  (unter  der  Brust    gegiirtete  Givdoveg,   Diod.  I,   72).     Obwohl  sehr 
diinn  und  zart,  bilden  sie  doch,  gesteift,  gradlinige  und  vortretende  Fallen. 
Die  Streifen    des    Zeugs   werden    durch   Sculptur,    oft   auch    durch  Farbe 
bezeichnet.    Brustschilder  waren  ein  Hauptschmuck.    Eine  enganschliessende 
Haube,  die  allgemeine  Nation altracht,  wird  zur  Bezeichnung  priesterlicher 
Wiirde  mannigfach  erhoht  und  geschmiickt.     Dahin  gehoren  die  ficHultlKi 
(vgl.  Diod.  I,  47)  mit  Kanidsg  und  qpiUaxrr/pm  in  der  Inschr.  von  Rosette; 
darunter  das  TIG%£VT,  fiber  dessen  Gestalt  Ghampollion  und  Young  difleriren. 
30  coeffures  hieroglyphiques  stellt  Denon  pi.  115  zusammen. 

9.  Am    haufigsten   sind  Widder  (aber  meist  mit  Lowenklauen  und 
Schwanz),    Lowen,    die    wilden  Hunde    oder  Schakals,    allerlei  Affenarten 
(xwoxf'qporAoi),    Ibisse  u.  s.  w.     Vortreffliche  Abbildungen    beinahe    aller 
Quadrupeden  und  Vogel  Aegyptens  sind  gesammelt  in  Rosellini's  Monum. 
dell1  Eg.  Atlas  I.     Granit-Lowe,  Specimens  II,  2.  —  Sphinxe  oder  Andro- 
sphinxe  (d.  h.  Menschensphinxe)    sind   Lowen  mit    Menschenkopfen.     Die 
ungeheure  von  Ghizeh,    welche  Caviglia  offen  gelegt,    ist  aus  dem  Felsen 
gehauen,  mit  Ausnahme  der  Vordertatzen,  zwischen  denen  ein  Tempelchen 
lag.      Hierogl.   pi.  80.      Andere    Compositionen :    Loweri-Sperber;    Lowen- 
Uraeus  mit  Fliigeln;  Schlangen-Geyer ;  Schlange  mit  Menschenbeinen  u.  dgl. 
Wahrend  die  Griechen  in  ihren  Gornbinationen  der  Art  von  Menschen  den 
Kopf  am  meisten  festhalten,  opferten  die  Aegyptier  diesen  am  ersten  auf 


[229,  230]  Arbeit  in  Reliefs.  279 

229.  Weit  weniger,    als  die  runde  Statue,   gelang   den  l 
Aegyptiern  die  Aufgabe,  das  optische  Bild  des  menschlichen 
Korpers   auf   die  Flache  zu    iibertragen,   in  Relief  darzu- 
stellen.     Das    der    unmundigen   Kunst  natiirliche   Bestreben,  2 
jeden  Theil   des  Korpers   in   einer   moglichst  deutlichen   und 
leicht  zu  fassenden  Gestalt  darzustellen,  wirkt  hier  iiberall  be- 
stimmend  und  behindernd  ein.     Fur   die   Vorstellungen  aus  3 
dem  Gultus  bildete  sich  eine  feste  typische  Darstellungsweise 
der  Korper  und  ihrer  Bewegung ;  mehr  Natiirlichkeit  herrscht 
in    der   Auffassung    hauslicher  Scenen;    wo   aber    die  Kunst 
kriegerische    Begebenheiten   von  grossem   Umfange  schildern 
will,   tritt   bei  dem  Streben  nach  Mannigfaltigkeit  der  Hand- 
lungen  und  Bewegungen  das  Ungeschick  der  Kiinstler  am  deut- 
lichsten  hervor;  auch  sind  solche  nachlassiger  behandelt.    Die  4 
Reliefs  der  Aegyptier  sind  seltner  eigentliche  Basreliefs,  der- 
gleichen   man  mit    sehr   geringer  Erhebung  von    der  Flache 
auf    Steintafeln,     Stelen    findet;     gewohnlicher    sogenannte   • 
Koilanaglyphen,     basreliefs    en    creux,    bei    denen    die 
Gestalten   sich  in  einer  eingeschnittenen  Vertiefung  erheben. 
Das  mattbehandelte  Relief  sondert  sich  dabei  angenehm  von  5 
der  polirten  Flache  umher  ab,    ohne  den   architektonischen 
Eindruck    unangenehm   zu   unterbrechen.     Die    Scharfe    und  6 
Precision  in  der  Arbeit  der  oft  ziemlich  tief  eingeschnittenen 
Figuren  ist  bewundernswiirdig.     Doch  hat  man  sich,   beson- 
ders  an  ausseren  Wanden,  auch  oft  begniigt,  blosse  Umriss- 
linien  einzugraben. 

2.  Daher  die  Brust  von  vorn,  Huften  und  Beine  von  der  Seite, 
Kopf  von  der  Seite  (Kopfe  von  vorn  kommen  oft  in  Hieroglyphen ,  auch 
bisweilen  in  freieren  Darstellungen,  wie  Schlachtstiicken,  aber  hochst  selten 
in  Gultusdarstellungen  vor,  s.  das  Gemalde  bei  Minutoli  Tf.  21,  3),  und 
doch  die  Augen  von  vorn;  die  Schultern  und  Arme  sehr  eckig;  sehr  oft 
sind  auch  die  Hande  beide  rechte  oder  linke. 

230.  Auch  in  gebrannter  Erde  wurde  Vorzugliches  1 
gearbeitet,  theils  Geschirre,   zu  denen  auch  die  sogenannten 
Kanoben  zu  rechnen  sind;  theils  kleine  Figuren  von  Gottern 
mit   blauer   und    gruner    Schmelzfarbe,    meist    recht   kraftig 
entworfen,  und  zu  vielen  Tausenden  fabrikmassig  gearbeitet. 
Auch  die   Scarabaen   sind    noch    ofter  aus    gebrannter  Erde  2 
als   aus  Stein  (Amethyst,    Jaspis,    Agath,    Cornalin,    Lapis- 


280  Aegyptische  Kunst.  [280] 

lazuli   u.    a.    m.),    obgleich    auch    die   Glyptik,    selbst   in 

3  Aethiopien ,     fruhzeitig    zu    Hause    war.      Kunstwerke    aus 
Me  tall   waren  viel    seltner;    und    hier  haben   die    Aegyp- 
tier    den    Griechen     die    Haupterfmdungen    iibrig    gelassen, 
wahrend    sie    in    der    Stein  sculpt  ur    ihre    Vorganger    waren. 

4  A  u  f   Metall    zu    malen,   war  weni^stens    in    spaterer 
Alexandrinischer    Zeit    eine    Aegyptische    Kunst;    auch    die 
Fabrication  von   buntfarbigen  Glaswaaren  bliihte  in  Ale- 
xandreia,  und  wahrscheinlich  schon  bei  den  alten  Aegyptiern. 

5  Die  Holzschnitzerei  war   zwar   in  Aegypten   durch  den 
Mangel  an  Material  beschrankt,  doch  gab  es  holzerne  Bilder 
von  Gottern  und  Menschen  in   grosser  Anzahl;  die   wir  uns 
nach  den  Deckeln  der  Mumien  vorstellen  konnen. 

1.  Aegyptische  Topfe  Descriptio  II.  pi.  87  ff.     V.  pi.  75.    K  a  no  bos 
ist  eigentlich  wirkliche  Benennung  eines  Gottes  §.  220,  3),  und  zwar  des 
Agathodaemon  Knuph,  der  als  ein  Krug  zum  Durchseihen  des  Nilwassers 
(Suidas    s.  Y.)   mit    einem    Menschenkopfe    dargestellt    wurde.      Hernach 
nennt  man  alle  ahnliche  Topfe  —  von  sehr  verschiedenem  Umfang  und 
Stoff  —  Kanoben.    Die  Kanoben  bei   den  Mumien,    mit    den  vier  Kopfen 
(§.  232,  3),  sind  oft  mit  Emailfiguren  gefullt,  oft  auch  massiv.     Viel  solche 
Terracotta  -  Figuren    Descr.    V.    pi.    67   ff.      Ghinesische    Vasen    in    alten 
Aegyptischen  Grabern,    J.  F.  Davis  in   den   Annali    d.  Inst.  IX.   p.   321. 
[Ein  Amerikaner,  der  lange  in  China  gelebt,  versicherte  dergleichen  Yasen, 
die  er  in  Aegypten  bei  dem  Englischen  General-Consul  fand,    sogleich  als 
Chinesiscli    erkannt  zu  haben.     Auch  in  der  Aegyptischen  Sammlung  zu 
Florenz  beflnden  sich  mehrere.] 

2.  Die  Aegyptier   brauchten   viel  Siegelringe;   selbst  Opfer   werden 
von  dem  Sphragisten  besiegelt.     Von  den  GcpQuylSeg   der  Aethiopen,    die 
sie  mit  einem  scharfen  Steine  gruben,  Herod.  VII,  69.     Die  Scarabaeen 
finden  sich  bei  Mumien,    an  Schniiren  auf  der  Brust,    gewohnlicher  lose 
zwischen  den  Mumien-Bandagen ;  theils  grossere,  offenbar  Amulete,  theils 
kleinere,  an  Faden  zu  reihen,  in  ungeheurer  Anzahl,  oft  mit  Konigsnamen. 
Unter    1700   in    Turin   sind    172    mit    Thutmosis-Namen.      S.    Quintino's 
(Lezioni  int.   a  div.   argom.   d'archeol.  VI)    Ansicht:    diese   letztern    seien 
Scheidemiinze ,    wird  durch  den  Ps.  Platon.  Eryxias  p.  400  einigermassen 
bestatigt.    Abbildungen  Descr.  V.   pi.  79  ff.     Steinbuchel  Scarabees  Egypt, 
figures  du  Musee  des  Ant.  de  S.  M.  PEmpereur.  Wien  1824.     Bellermann 
iiber  die  Scarabaeen-Gemmen.  B.  1820.  21.  —  Auch  Halsketten  und  anderer 
Schmuck  aus  Schmelz  ist  an  Mumien  nicht  selten.     Unendlich  viel  davon 
ist  in  England,  [Italien,  Deutschland,  Holland]  und  Frankreich  in  offent- 
lichen  und  Privatsammlungen  aufgehauft.    Vasen,  Flaschen  von  Gold  und 


[230]  Glyptik,  Malerei.  281 

Silber,  Glas  u.  a.  Material,  Edinb.  New  philos.  Journ.  1838.  Apr.  Jul. 
p.  101 ,  aus  Wilkinson.  [Wilkinson  Manners  and  customs  of  the  anc. 
Eg.  Vol.  2.  ch.  7.  p.  342  sq.  2.  ed.  Ueber  Kunst  und  Kunstwerke  iiber- 
haupt  Vol.  3.  .ch.  10.  p.  264  sq.] 

3.  Von   ehernen  Bildsaulen   in  Aegypten  scheint  keine  Nach- 
richt  zu  sein;  einer  goldenen  gedenkt  Herod.  II,  172.    Die  goldenen  und 
silbernen  Weihgeschenke  bei  Diodor  beweisen  nichts  fur  Bildwerke.    In 
Sammlungen   aus   Aegypten   fmden   sich   oft   kleine   Bronze-Figuren   von 
Gottern  und  heiligen  Thieren,  nett  und  scharf  bearbeitet.   Auch  die  rathsel- 
hafte  Figur  des  Horus?,  welcher,  auf  Krokodilen  stehend,  Scorpionen  und 
wilde  Thiere  mit  den  Handen  zusammendriickt,  kommt  haufig  in  Bronze, 
wie  in  Stein  und  Terra-Gotta,  vor;  sie  tragt  aber  immer  ein  spates  Ansehn. 
Goldne  Blattchen  mit  dem  Auge,  dem  Uraeus,  dieriten  als  Amulete. 

4.  Von   Malerei   auf  Silber   bei   den  Aegyptiern   Plin.  XXXIII,  46. 
Ganz  genau  entspricht  den  von  Plinius  erwahnten  Vasen  (tingit  et  Aegyptus 
argentum,  ut  in  vasis  Anubem  suuni  spectet  etc.)  die  Kanne,   welche  im 
October   1831  bei  dem  Dorfe  Egyed  im  Oedenburger  Comitat  in  Ungarn 
gefunden  worden.   Sie  besteht  aus  Kupfer,  welches  aber  iiberall  mit  Silber- 
blech  iiberzogen  ist,  darauf  sind  Aegyptische  Gotterfiguren  und  entsprechende 
Verzierungen  aus  Goldfaden  und  Silberplattchen  gelothet,  der  iibrige  Grund 
aber  ganz  mit  einem  braunrothen  Lack  iiberzogen,  wahrscheinlich  dem- 
selben,    dessen  Bereitung  Plinius  lehrt.    Eine   unvollstandige  Mittheilung 
dariiber  von  Bosellini,  Ann.  d.  Insl.  V.  p.  179.  M.  I.  tv.  56;  eine  genauere 
von  Jankowich  Miklostol,  s.  A.  Magyar  Tudos  Tacsasag  Evkoenyvei  T.  I. 
p.  354  und  die  beigefiigten  drei  Kupfertafeln,  deren  Mittheilung  mit  genauer 
Nachbildung  der  Farben  ich  Herrn  Petrowich  aus  Ungarn  verdanke.   Hofr. 
Hausmann  theilte  mir  folgende  Bemerkungen  mit:    »Die  natiirliche  Ver- 
bindung  von  Silber,  Kupfer  und  Schwefel  hat  ein  ganz  anderes  Verhaltniss 
als  Plinius  fiir  die  Mischung  angibt.   Darin  mag  vielleicnt  die  Verschieden- 
heit  der  Farbe  liegen ,    die  bei  jener  zwar  etwas  in  das  Bothliche  oder 
Violette  sticht,  aber  doch  nicht  braunroth  ist.  Mit  der  Angabe  des  Plinius 
aber  stimmt  die  in  Prechtls  Technologischer  Encyklopadie  Bd.  5  angegebene 
Verfertigungsart  des  Niello  grosstentheils  uberein:  nur  das  Blei  erwahnt  er 
nicht.     Die  Arbeit  der  Isistafel  zu  Turin  kommt  doch  nach  dem,   was  ich 
mir  dariiber  notirte,  nicht  ganz  mit  der  an  dem  Gefass  von  Egyed  iiberein. 
Die  Isistafel  besteht  aus  Kupfer  mit  eingelegter  Arbeit  von  Silber.    Man 
erkennt  deutlich,  dass  das  Kupfer  ausgegraben  und  das  Silber  eingelassen 
worden.     Drei  Reihen  Figuren  rings  umher,  die  durch  Silber  dargestellten 
Umrisse  oft  sehr  fein.    Von  einem  Lack  habe  ich  nichts  wahrgenommen.« 
[Fein  mit  Silber  eingelegt  sind  auch  manche  der  zierlichen  antiken  Bronze- 
figiirchen    in   Neapel    und    anderwarts.]     Verwandter    Art   ist   die   tabula 


Aegyptische  Kunst.  [231] 

Bembina,  in  Rom  gefunden,  jetzt  in  Turin,  ein  Emailgemalde  auf  Bronze, 
die  Umrisse  mil  Silberfaden  ausgelegt,  wahrscheinlich  fur  Romischen  Isis- 
dienst  bestimmt.  Bei  Montfaucon,  Gaylus  Rec.  T.  VII,  Pignori  Mensa 
Isiaca.  R.  1 605.  Lessings  Fragmente  fiber  die  Isische  Tafel,  Verm.  Schriften 
X.  S.  327  ff.  Boettiger  Archaeol.  der  Malerei  S.  36.  Oberlin  Orbis  ant. 
p.  267.  Ueber  die  Glasarbeiten  Boudet  sur  Fart  de  la  verrerie  ne  en 
Egypte,  Mem.  T.  II.  p.  17.  Vgl.  Minutoli  Tf.  21. 

6.  S.  Herodot.  II,  130  von  den  Kebsweibern  des  Mykerinos,  c.  143 
von  den  345  Oberpriestern  in  Theben  in  holzernen  Golossen,  auch  c.  182. 
Holzerne  Figuren  im  Osymandeion,  die  ein  Gericht  darstellen,  nach  Diodor. 
Die  Mumiensarge  sind  den  Bildern  des  Osiris  und  der  Isis  nachgebildet ; 
oft  mit  vergoldeten  Gesichtern.  Holzerne  Figuren,  auch  Reliefs,  bemalt, 
sind  in  Museen  nicht  selten.  Alles  aus  Sykomorholz,  dessen  hohen  Preis 
die  sorgsame  Zusammenleimung  mancher  Mumienkasten  aus  kleinen  Spanen 
beweist.  —  Von  elfenbeinernen  Arbeiten  Diod.  I,  46. 


1  231.     Die  Malerei  geht  von  der  Farbung  von  Statuen 
und    Reliefs    aus,    welche    in    Aethiopien    wieder    eng    mit 

2  dem  Farben  der  lebenden  Korper  zusammenhing.     Sie  ver- 
andert   ihren  Gharakter  nicht   durch  Uebertragung  auf  eine 
Flache,    es   sei  nun    an   den   Wanden   der  Hypogeen,   oder 
auf  und   in    den  Mumienkasten,    oder   unmittelbar   auf  den 
Byssusdecken    der  Mumien,    oder   auch   auf  Papyrus-Rollen. 

3  Die  Farben   werden,   mit  Leim   oder  Wachs  gebunden,   auf 
den  Stein,    den  Anwurf  von  Stucco,   oder  bei  Mumienkasten 
auf  eine    diinne   Gypslage,    ohne  Riicksicht    auf  Licht    und 
Schatten,   ohne  Mischung  und  Nuancirung,  rein  aufgetragen. 

4  Dieselben  einfachen  Farbenmateriale  werden,  mit  einiger  doch 
geringer  Riicksicht  auf  die  Lokalfarben   der  Natur,    iiberall 
auf  gleiche  Weise  angewandt,    bisweilen  scheint  eine    sym- 

5  bolische  Bedeutung  dabei  bezweckt  zu  sein.     Ueberall  aber, 
auch    wo   blosse  Federumrisse   an  die  Stelle  von  Malereien 
treten,  herrscht  das  bestimmte,  scharf  ausgesprochne  System 
der  Aegyptischen  Zeichnung. 

1.  Nach  Plin.  XXXIII,  36  wurden  die  Vornehmen   und  die  Gotter 
bei  den  Aethiopen   mit  Minium  bemalt;  nach  Herodot  VII,  69  waren  die 
Aethiopischen  Krieger  halb  mit  Gyps,  halb  mit  Minium  gefarbt. 

2.  Die  Wande  der  Hypogeen  sind  mit  rahmenartig  eingefassten 
Bildern  geschmiickt,   von  deren  Kunstweise  und  Gegenstanden  §.  233,  4. 


[232]  Gegenstande.  283 

Die  Holzf  utter  ale  oder  Kasten  der  Mumien  sind  von  aussen  mit 
religiosen  Gegenstanden  bemalt  und  besehrieben,  und  enthalten  ein  Todten- 
Ritual,  wie  sonst  die  Papyrusrollen.  (Daher,  wo  Holzfutterale  der  Mumien,. 
keine  Papyrusrollen.)  Die  vollstandigste  Vorstellung  geben  Guigniaut  Rel. 
de  l'ant.  pi.  45.  Minutoli  Tf.  36.  37.  Im  Innern  des  Kastens  findet 
sich  unter  der  Mumie  ofter  eine  lebensgrosse  Figur,  die  bei  spatern  Mumien 
aus  Romischer  Zeit  einem  Byzantinischen  Bilde  sehr  ahnlich  sieht.  Cailliaud 
II.  pi.  66  sqq.  Mumie  des  Pet-Mant-Ich-Mes  im  Museum  der  Insel  Jersey, 
Pettigrew  Archaeol.  Britann.  XXVII.  p.  262.  —  Ausfuhrliche  Beschreibungen 
der  gemalten  Mumiendecken  und  Kasten  zu  Miinchen  gibt  Wagen, 
Denkschriften  der  Miinchner  Acad.  1820.  Die  spateste  Art  der  Malerei 
auf  Mumiendecken  zeigen  die  eben  dadurch  interessanten  Dresdner  Mumien 
(Becker  August  T.  I.)  Enkaustische  Malerei  der  Aegypter  nach  Rosellini 
II,  II.  Bemalte  Mumien  roll  en  besonders  bei  Denon  pi.  136  sqq., 
Descr.  V.  pi.  44  sqq.,  Mai  Gatal.  (§.  216,  3),  Cadet  Copie  figuree  d'un 
rouleau  de  papyrus  tr.  a  Thebes  dans  les  tomb,  des  Rois.  1805. 

4.  Manner  rothlich  (eine  eigenthumliche  Fleischfarbe),  Frauen  gelb- 
licher;  Quadrupeden  in  der  Regel  roth,  Vogel  meist  grim  oder  blau,  eben 
so  das  Wasser,  daher  auch  Ainmon.  Blau  wird  durch  Kupfer-,  Braun 
durch  Eisen-Oxyd  gewonnen.  Gostaz  sur  la  peinture  des  Egyptiens,  Mem. 
T.  III.  p.  134.  Boettiger  Archaeol.  der  Mai.  S.  25—100.  Greuzer  Com- 
mentationes  Herodoteae  p.  385.  John,  Beilagen  zu  Minutoli's  Reise  3.  4.  5. 
Minutoli's  Abhandlungen  verm.  Inhalts,  zweiter  Gyklus,  I.  S.  49.  Baillif 
und  Merimee  in  Passalacqua's  Catalogue  p.  242.  258. 


b.     Gegenstande. 

232.  Der  Grundgedanke,  welcher  aus  den  neuen  Ent-  i 
deckungen  iiber  die  Bedeutung  Aegyptischer  Kunstwerke  von 
selbst  hervortritt,  und  von  nun  als  Basis  festgehalten  werden 
muss,  1st  der:  die  Aegyptier  waren  vollig  ohne  den  Grie- 
chischen  Darstellungstrieb ,  welcher  das  die  Seele  innerlich 
Erfullende  und  Bewegende  darzustellen  nothigt,  well  es 
schon  und  erhebend  ist  [§.  233,  6].  Ihre  Darstellung  wird  2 
uberall  durch  ausserliche  Zwecke  geleitet;  sie  will  bestimmte 
Begebenheiten,  Akte,  Verdienste  beurkunden ;  sie  ist  durchaus 
historischer ,  monumentaler  Art,  gleichsam  eine  ausgefuhrte 
Denkschrift.  Schrift  und  Bild  sind  hier  gleichsam  noch  un- 
geschieden  und  zusammengewachsen ;  daher  auch  das  Bild-, 
werk  ziemlich  uberall  von  Hieroglyphenschrift  begleitet  wird, 


284  Aegyptische  Kunst.  [232] 

deren  Inhalt  das  erstre  nur  in  grosserem  Maassstabe  ausfuhrt 

3  und  veranschaulicht.    Die  Goiter  werden  nicht  an  sich  vor- 
gestellt,  sondern  nur  in  Bezug  auf  ihre  Feier ;  es  giebt  daher 
keine  rein  mythologische  Scenen ;  sondern  immer  ist  die  Absicht, 
die^  Huldigungen  anzugeben ,  welche  die  Gottheit  in  einer  ge- 

4  wissen  Modification    oder   Situation   empfangt.     Alle  Gultus- 
Scenen  der  Aegyptischen  Kunst  sind  bestimmte  Huldigungs- 
akte  bestimmter  Individuen,  Erinnerungsdenkmale  an  die  der 
Gottheit   geleisteten  Dienste.     Mit  Scrupulositat  werden  hier 
unzahlige  Arten  von  Darbringungen  und  Weisen,  seine  From- 

5  migkeit  zu  bezeigen,  unterschieden.    Eben  so  wird  das  Leben 
der  Unterwelt  stets  als  das  Schicksal  eines  Einzelnen,  als  das 

6  Todtengericht  tiber  ihn,   dargestellt.     Endlich  sind    auch  die 
vermeinten  rein  wissenschaftlichen  Darstellungen  des  Himmels 
zu  Horoskopen  einzelner  Individuen  aus  spaterer  Zeit  herab- 
gesunken. 

3.  Ueber  Darstellungen  aus  Aegyptischem  Gotterglauben  und 
Cultus:  Hirt  iiber  die  Bildung  der  Aegyptischen  Gottheiten  1821  (nach 
Griechischen  Nachrichten).  Ghampollion's  Pantheon  Egyptien  (nach  hiero- 
glyphischen  und  andern  Beischriften).  Kupfer  zu  Creuzer's  Symbolik,  be- 
sonders  zu  Guigniaut's  Bearbeitung  (Religions  de  FAntiquite,  Planches,  I. 
Cah.).  ^K.  Schwenck  die  Mythol.  der  Aegypter  mil  13  lithogr.  Tafeln  1846 
mit'  eindringendem  Scharfsinn  und  grosser  mythologischer  Einsicht  durch- 
gefiihrt.]  —  Eine  sehr  wichtige  Quelle  der  Aegyptischen  Symbolik,  auch 
wegen  eigenthiimlicher  Verschmelzungen  interessant,  sind  die  von  Trajan 
bis  M.  Aurel  als  Caesar  reichenden  Nomen-Munzen.  S.  Zoega  Numi 
Aeg.  imper.  R.  1786.  Tochon  d'Annecy  Rech.  sur  les  med.  des  nomes 
de  TEgypte.  P.  1822.  4.  Descr.  V.  pi.  58. 

Sichere  Personen  der  Aegyptischen  Kunstmythologie  scheinen      • 
A.     unter  den  Gottern: 

I.  Phthas,  die  Beischrift  in  phonet.  Hierogl.  Ptah,  in  enganliegen- 
dem  Kleide,  mit  geschlossenen  Fiissen,  an  das  aus  vier  Stufen  bestehende 
Geriist  gelehnt  (welches  TK  TSTTKQK  &£[i*licx.  genannt  wird,  und  wohl  die 
Elemente  bedeutet,  Reuvens  Lettres  a  Mr.  Letronne,  I.  p.  28  f.).  Auch 
zwergartig  und  ithyphallisch ,  wie  im  T.  zu  Memphis,  vgl.  Toelken  zu 
Minutoli  S.  426.  Auch  mit  einem  Skarabaeus  als  Kopf,  Beischrift  Ptah- 
Tore  ($£»££/,  Reuvens  a,  0.  p.  14).  Der  Affe  Kynokephalos  sein  Symbol 
II.  Ammon,  Beischr.  Amn,  mit  Widder-^  oder  Menschenkopf,  eine 
doppelte,  verschiedenfarbige  Feder  darauf,  mit  kiinstlichem  Barte  und  dem 
Scepter.  Modificationen  1  ithyphallisch,  die  Geissel  schwingend,  mit 


[232]  Gottergestalten,  Gultus-Scenen.  285 

verbundenen  Fiissen,  mit  Beischrift  Amn;  wircl  fur  den  Pan-Mendes 
von,  Ghemmis  gehalten,  der  in  seiner  von  Herodot  erwahnten  Bocksgestalt 
noch  nicht  nachgewiesen  ist.  2.  als  Ammon-Ghnubis  oder  Knuphis  (vgl. 
Toelken  zu  Minutoli  S.  374),  Beischrift  Nef ,  Nuf  (mit  gutturalem  n,  daher 
Griechiscb  Kvovyi? ,  aber  in  Zusammensetzung  nsrsvvovcpis},  mit  Bocks- 
hornern.  Audi  in  Schlangengestalt ,  von  den  Griechen  Agathodaemon 
genannt.  Als  Nilkrug  in  Kanobos  §.  230,  1.  3.  Mit  der  Sonne  vereinigt, 
als  Amonra,  Amonrasonter.  III.  Der  Sonne ngott,  Re,  Phre  genannt, 
sperberkopfig  (hQKKOpoQyos  Horapollon)  mit  der  Sonnenscheibe,  woran  ein 
Uraeos.  Verwandt  scheint  der  Mandu,  MavSovlis  in  einer  Inschrift 
von  Talmis,  dessen  Bild  oft  ausgekratzt  ist.  IV.  Thoyt,  der  Ibiskopfige, 
als  Grammateus  unter  den  Gottern  dargestellt.  Audi  sperberkopfig  nach 
Ghamp.  als  Hermes-Trismegistos,  sein  Emblem  der  geflugelte  Discus  (Tat). 
V.  Sochos  oder  Suchos,  Souk,  mit  Krokodilkopfe ;  auch  durch  ein  Krokodil 
mit  umgebogenem  Schwanze  bezeichnet,  auf  Miinzen  des  Nomos  von 
Omboi.  Zoega  10.  Tochon  d'Ann.  p.  130.  VI.  Der  Mondgott,  Pooh 
oder  Pioh  (p  ist  der  Artikel),  mit  geschlossenen  Fiissen,  einer  Haarflechte, 
Mondsichel.  Auch  mannweiblich ,  den  Aether  besamend.  VII.  Osiris, 
Ousri,  menschlich  mit  Krummstab  und  Geissel  (s.  Macrob.  Sat.  I,  23), 
besonders  an  seinem  hohen  Hute  kenntlich.  Das  Auge  ein  Hauptsymbol, 
VIII.  Aroeris,  Horus,  Harpokrates,  Arori,  of  I  als  Knabe,  mit  e'iner 
einzigen  Haarflechte,  an  der  Isis  saugend,  auf  Lotos  sitzend.  Auch  sperber- 
kopfig. Den  Sperber  als  Saugling  der  Isis  zeigt  ein  Basalt-Torso  der 
Borgiaschen  Sammlung,  voll  interessanter,  aber  im  hochsten  Grade  phan- 
tastischer  und  monstroser  Vorstellungen.  IX.  Anubis,  Anbo,  mit  dem 
Kopfe  des  wilden  Hundes  (Schakals?).  X.  Bebon,  Babys  oder  Seth 
(gewohnlich  Typhon),  mit  Nilpferdleib ,  Krokodilenkopf,  einem  Schwert  in 
Handen.  Als  Gestirn  des  grossen  Baren  im  Thierkreise  von  Tentyra. 

B.    Von  den  Gottinnen: 

I.  Neith,  der  Geyer  bezeichnet  sie.  Mit  Menschen-  oder  Geyer- 
oder  Lowenkopfe  (dann  mit  der  Beischrift  Tafnet).  Auch  mannweiblich 
nach  Horapollon.  Vgl.  W.  von  Humboldt  in  den  Schriften  der  Berl. 
Acad.  1825.  S.  145.  II.  Athor  ('AygoSirri),  die  Gottin  von  Tentyra, 
auch  zu  Philae,  mit  Kuhkopf,  aber  auch  menschlich,  mit  einem  Geyer  als 
Kopfputz.  Ihr  hieroglyphischer  Name:  ein  Sperber  in  einem  Quadrat. 
III.  Isis,  menschlich,  mit  Kuhhornern  und  einem  Discus  dazwischen,  oft 
schwer  von  Athor  zu  unterscheiden.  Die  Figur  mit  der  Feder,  die  Cham- 
pollion  sonst  Hera-Sate  nannte,  wird  jetzt  von  ihm,  wie  von  Toelken,  fur 
die  Aletheia  oder  Wahrheit  (bei  Aegyptischen  Todtengerichten)  angesehen. 
-  Die  vier  Genien  des  Amenthes,  der  Menschen-,  Schakal-,  Affen-  und 
Sperberkopfige ,  stehen  oft  in  mumienartigen  Gestalten,  oder  als  Kanoben, 
zusammen. 


286  Aegyptische  Kunst.  [232] 

4.  Haufige  Scenen  des  Cult  us  sind:   Opfer;  das  Thier  zerstiickelt; 
Thierschenkel,  Geflugel,  mit  Fruchten  und  Blumen  auf  den  Opfertisch  ge- 
legt;  Rauchgefasse  auf  kiinstlichen  Handen  hingereicht;  ganze  Reihen  von 
Opferthieren  vom  Konige  den  Gottern  zugefiihrt.  Hierogl.  pi.  61.  Adorationen 
von  Gottern  und  heiligen  Thieren  (z.  B.  einer  heiligen  Kuh,   Minutoli  Tf. 
30,  2).    Weihungen  von  Pharaonen  durch  Begiessung  mit  heiligem  Wasser, 
durch  Aufsetzung  heiliger  Bute.    Processionen  (wie  sie  Appulej.  Met.  XI. 
beschreibt),   wobei    auch   der  Gott   umhergetragen  wird    (vehitur  ferculo, 
Macrob.  Sat.  I,  23),  in  einem  Tempelchen  (TCKGTOS,  vctb$  %QVGOVS),  wie  sie 
noch  spat  von  Philae  nach  Nubien  geholt  wurden   (Letronne  Christ,  en 
Egypte  p.  77).     Namentlich  die   grosse  Procession  oder  ucoftKGia  mit  dem 
Ammonsschiff    nach    den    Memnonien    auf  der   Libyschen    Seite   hiniiber 
(Peyron,    Mem.    di    Torino    XXXI.    p.    48).     S.  das  Relief  von  Karnak, 
Descr.  III.    pi.  32.  33,  vgl.  das  von  Philae,  I.  pi.  11.   Minutoli  Tf.  20  u.  A. 
—  Oft  sind  sehr  zahlreiche  Gotterversammlungen  vorgestellt,  wie  Hierogl. 
pi.  66.  67.  —  Dabei  sind  nun  durchaus  die  anbetenden,  opfernden  Personen 
conventionelle  Portrate,   und   bezeichnen  bestimmte  historische  Personen. 
Daher  z.  B.  in  einem  T.  von  Klein-Diospolis ,  welchen  Kleopatra  als  Vor- 
mund  des  minderjahrigen  Ptolem.  V.  geweiht,  in  diesen  Reliefs  die  Konigin 
stets  dem  Konig  vorantritt  (Salt  Essay  p.  7).    Nicht  immer  betreffen  diese 
Oblationen  die  Consecration  des  Tempels,  sondern  sind  meist  blosse  Akte 
der  Huldigung  (Trpogxvvr^ara  in  zahlreichen  Aegyptischen  und  Nubischen 
Inschr.,  s.  Niebuhr  u.  Letronne  im  Anhange  zu  Gau's  Antiq.  de  la  Nubie), 
wobei  man  far  Opfer  und  Gaben  Priestertitel  empfangt  (s.  besonders  die 
Inschr.   von  Gartasse,   Niebuhr  p.  13),   welche  in  den  Bildwerken  ohne 
Zweifel  besonders  durch  den  Kopfschmuck  der  Darbringer  bezeichnet  werden. 
S.  Heeren  Ideen  II,  1.     S.  388. 

Eine  mythologische  Scene  scheint  das  beruhmte  Relief  von  Karnak 
(Descr.  III.  pi.  64,  Hirt  Tf.  8,  61,  Guigniaut  pi.  32),  wo  dem  Osiris  das 
von  Typhon  entrissene  Glied  durch  Ammon  zuriickgebracht ,  und  Typhon 
zugleich  durch  Horus  fur  die  Entreissung  gestraft  wird:  aber  auch  hier 
ist  ein  Pharao  mit  Darbringungen  dabei.  Vgl.  die  Darstellung  aus  Philae, 
Hierogl.  68.  Ebenso,  wenn  die  den  Horus  saugende  Isis,  wenn  Horus  oder 
sein  Sperber  auf  der  Lotosblume  zwischen  dem  feindlichen  Typhon  und 
schutzenden  Kneph  vorgestellt  wird,  geschieht  dies  gewiss  immer  deswegen, 
weil  Isis  grade  als  Mutter,  Horus  grade  als  angegriffen  und  vertheidigt 
Gegenstand  einer  Adoration  und  Darbringung  sind. 

5.  Zum  Todtenschicksal    gehoren:     Die   Einbalsamirung   durch 
Anubis.     Der  Transport  der  Mumie  nach  der  Todtenstadt   am  jenseitigen 
Nilufer  zu  Schiffe  (holzerne  Modelle  solcher  Schiffe  in  dem  Grabe,  welches 
Passalacqua  geoffnet,  jetzt  in  Berlin).    Vielerlei,  zum  Theil  schwer  zu  er- 
klarende,  Consecrationen  der  Mumie.    Das  Todtengericht  und  die  Seelen- 


[233]  Steinsculptur.  287 

wagung;  Aroeris  und  Anubis  wagen  die  guten  Handlungen,  Thoyt  be- 
zeichnet  eine  Zahl  am  Jahresscepter  (nach  Guigniaut),  etwa  die  der  Jahre 
der  Seelenwanderung;  dem  Osiris  als  Herrscher  der  Unterwelt  (Petem- 
pamentes  in  der  Inschr.  von  Philae)  wird  ein  Siihnopfer  gebracht;  dabei 
sitzen  42  oder  43  Todtenrichter  armlos,  wie  in  den  Thebaeischen  Richter- 
statueri  (Plut.  de  Is.  10),  mit  dem  Zeichen  der  Wahrheit.  Diese  Vor- 
stellungen  sind  auf  Stelen  (die  interessanteste  die  zu  Garpentras  mit  der 
Phoenikischen,  oder  Aramaeischen,  Unterschrift,  an  den  Wanden  der  Grab- 
denkmaler,  Descr.  II.  pi.  35,  und  besonders  auf  Mumienrollen  sehr  haufig 
(Descr.  II.  pi.  60.  64.  67.  72;  Hieroglyph,  pi.  5;  Fundgruben  des  Orients 
V.  S.  273;  Mai  Gatalogo,  Todtenritual  des  Nesimandu).  Todtenopfer; 
eine  priesterliche  Familie  bringt  dem  gestorbenen  Vater  Ptahmes  Ob- 
lationen,  auf  einer  Stele  in  Florenz,  Rosellini  Di  un  basso -rilievo  Egiz. 
F.  1826.  Wie  der  apotheosirte  Konig  von  den  Gottern  empfangen  wird, 
sie  umarmt,  Geschenke  erhalt,  stellen  besonders  die  Reliefs  des  Konigs- 
grabes  bei  Belzoni  pi.  5.  18  sqq.  dar.  Wie  die  Gotter  Ramses  des  Gr. 
Namen  auf  die  Blatter  der  Persea  schreiben,  sieht  man  im  Ramesseion. 
Gailliaud  II.  pi.  72.  Minutoli  Tf.  22,  2. 

6.  Sog.  astronomische  Darstellungen ,  nach  den  Verf.  der  Descr. 
Jollois,  Devilliers,  Jomard,  Fourier:  das  Planisphaerium  von  Tentyra,  jetzt 
in  Paris  (wahrscheinlich  aus  der  Zeit  Nero's,  der  Zodiacus  von  Tentyra 
(aus  der  Zeit  Tiber's),  zwei  zu  Esneh,  eine  zu  Hermonthis,  eine  zu  Theben. 
Nirgends  bildet  hier  der  Zodiacus  einen  Kreis,  immer  entweder  eine  Spi- 
rale  oder  Parallelen;  so  dass  immer  ein  Zeichen  die  Reihe  anfuhrt.  Bei 
der  Mumie  des  Petemenon  aus  dem  Hypogeum  eirier  graecisirenden  Familie 
bei  Kurnah  (s.  S.  Quintino  Lezioni  V.  und  Mem.  d.  Ace.  di  Torino  XXIX. 
p.  255),  abgebildet  bei  Gailliaud  II.  pi.  69,  tritt  der  Steinbock,  unter  dem 
Petemenon  (am  2.  Juni  116  n.  Ghr.)  geboren,  ganz  aus  der  Reihe  heraus. 
S.  Letronne  Observations  critiques  et  archeologiques  sur  Fobjet  des  repre- 
sentations Zodiacales.  1824.  Doch  lasst  sich  diese  Erklarung  auf  eine 
andre  Mumie  derselben  Familie  nicht  anwenden.  Reuvens  Lettres  a 
Mr.  Letr.  II,  2.  Die  Zodiacal bilder  sind  offenbar  ursprunglich  der  Aegyp- 
tischen  Mythologie  und  Wissenschaft  fremd;  sie  scheiden  sich  als  ganz 
verschiedenartig  aus  den  tibrigen,  wirklich  einheimischen  Gestirnbezeich- 
nungen  heraus. 

233.     Eine   Heroenmythologie ,  dieser   grosse  Hebel  der  i 
Griechischen  Kunst,  mangelte,  nach  Herodot,  Aegypten  durch- 
aus;  Gotter  und  menschliche  Fursten  grenzen  hier  unmittel- 
bar  aneinander.     Seit   uralten    Zeiten   wurden   Konige    und  2 
Priester    durch  Statuen  geehrt,    die  von   denen   der   Gotter 
kaum    durch    ein  allgemeines   Kennzeichen   zu   unterscheiden 
sind;  und  die  Pylonen  und  Wande  der  Pallaste,  die  Konigs-  3 


288  Aegyptische  Kunst.  [233] 

Graber  und  Monumente   verewigen  in   zahllosen  Bildern  die 
Hauptthaten   des   offentlichen ,   kriegerischen   imd   politischen 

4  Lebens  der  Herrscher.  Eben  so  bezeugen  die  Wande  der  Graber 
des  Volkes    durch  Gemalde   iiberall   das  besondere  Geschaft 
und    den   speciellen   Beruf  derer,   die    sie   inne   haben.     Bei 

5  diesem    engen    Verhaltniss   der   Kunst    zur   Wirklichkeit  darf 
es   auch  nicht   befremden,   wenn    die  Aegyptischen  Kiinstler 
schon   sehr  fruhzeitig  den  Abbildungen  der  Konige  eine  Art 

6  von  Portratahnlichkeit    zu    geben    bemiiht    waren.     Ueberall 
herrscht   in   dieser  Kunst    die   Absicht  vor,    das  Gedachtniss 
bestimmter  Begebenheiten  und  Zustande  zu  erhalten,  so  sehr, 
dass  auch  das  speciellste  Detail,  die  Zahl  erschlagner  Feinde, 
gefangener   Fische    und  Vogel,    mit    in    die  Kunstdarstellung 
aufgenommen  wird,   und  sie  selbst  die  Stelle  eines  Registers 

7  daruber  vertritt.  —  Und  so  baut  sich,  wie  im  ganzen  Aegyp- 
tischen Leben,   so   auch  in  der  bildenden  Kunst,    auf  dem 
Fundament   einer  wunderbaren  Natur-  und  Weltanschauung, 
welche  in  der  Religion  ausgepragt  war,   ein   nuchternes  und 
kaltes  Verstandesleben  auf,  welches  jene  seltsamen  Symbole, 
die   die  Phantasie   fruherer  Zeiten  hervorgebracht ,  wie    ge- 
gebene  Formeln  anwendet,  um  damit  die  zahlreichen  Distin- 
ctionen  eines  kunstlich   ausgebildeten  biirgerlichen  Zustandes 
und  einer  priesterlichen  Wissenschaft  zu  bezeichnen,  auch  da- 
durch  einen  grossen  Reichthum  von  bildlichen  Darstellungen 
gewinnt,  aber  dabei  von  jener  Warme  und  Lebendigkeit  der 
Anschauung,  der  die  eigentliche  Bedeutung  der  Naturformen 
deutlich  wird,   von  jener  gesunden  Mitte   von  Gemuthsleben 
und  Sinnlichkeit,  aus  der  allein  die  wahre  Kunst  hervorgeht, 
himmelweit  entfernt  bleibt. 

2.  Statuen  der  Konige,  besonders  colossale,  sind  zahlreicher  als 
die  der  Gotter.  Der  an  50  F.  hohe,  aus  einer  granitahnlichen  Breccia  ge- 
hauene  sogen.  Memnon  (den  bloss  die  Griechen,  wie  es  scheint,  wegen  des 
zufalligen  Klingens  beim  Sonnenaufgang,  mit  dem  Namen  dieses  Sohnes  der 
Morgenrothe  benannten),  Descr.  II.  pi.  22.  Hierogl.  13,  ist  Amenophis  II. ; 
es  ist  die  Statue,  die  fruhzeitig  zur  Ruine  geworden,  und  noch  in  Hadrian's 
Zeit  (Juven.  XV,  5)  halb  abgebrochen  war  und  erst  hernach  restaurirt 
wurde,  wodurch  wahrscheinlich  das  Klingen  des  Steins  aufhorte;  daneben 
steht  der  vollstandigere  Goloss  Ramses  des  Gr.  Vgl.  Jacobs  iiber  die  Mem- 
nonien,  Leben  und  Kunst  der  Alten  III,  I.,  und  iiber  die  Geschichte  der 


[233]  Konigsstatuen,  Kriegsthaten.  289 

Statue  besonders  Letronne  la  statue  vocale  de  Memnon.  P.  1833.  (Der 
klingende  Stein,  den  Wilkinson  darin  gefunden,  ist  wohl  erst  nach  Auf- 
horen  des  natiirlichen  Klingens  eingefiigt  word  en.  Letronne  in  dem  Archiv 
f.  die  Philol.  Leipz.  1834.  III.  S.  254—57  sur  les  moyens  artificiels 
employes  pour  produire  la  voix  de  Memnon  selon  Mr.  Wilkinson.  L.  nimmt 
an,  dass  der  erklingende  Stein  ein  restaurirter  Theil  sei.  Wilkinson  in 
den  Schriften  der  Society  of  Litter.  II,  2.  p.  451.  S.  iiber  die  zahlreichen 
Statuen  der  Amenophis,  Thutmosis,  Ramses  im  Turiner  Museum  Gham- 
pollions  Lettres  a  Blacas,  Cost.  Gazzera  Descr.  dei  monumenti  Egizj  del 
R.  Museo  Egizio.  Tor.  1824.  mit  12  lithogr.  Tafeln.  [Der  Ramses  das 
schonste  Werk  der  Aegypt.  Kunst.]  Ueber  den  sehr  alterthumlichen  Goloss 
des  Ptah  men  Manduei  (nach  Ghampollion  Figeac  2272  v.  Ghr.?)  auch 
S.  Quintino  Lezioni  III.  Mem.  d.  Ace.  di  Torino  XXIX.  p.  230.  Lepsius 
iiber  die  Statuen  der  Mutter  des  Ramses  Sesostris  und  die  des  Amasis. 
Mon.  d.  I.  II,  40.  Annali  IX.  p.  167.  Uebrigens  errichtete  Aegypten 
solche  Ehrenstatuen  spater  nicht  bloss  fremden  Konigen,  sondern  auch 
andern  angesehenen  Mannern,  wie  dem  Kallimachos  unter  der  Kleo- 
patra  nach  dem  Decret  der  Thebaeischen  Priester  des  Amonrasonter  zu 
Turin. 

3.  Die  Thaten  der  Konige  fmdet  man  jetzt  auf  den  Monumenten 
so  wieder,  wie  sie  dem  Germanicus  nach  Tacit.  Ann.  II,  60  ausgelegt 
wurden :  Manebant  structis  molibus  litterae  Aegyptiae,  priorem  opulentiam 
complexae:  iussusque  e  senioribus  sacerdotum,  patrium  sermonem  inter- 
pretari,  referebat:  habitasse  quondam  DGG  milia  aetate  militari,  atque  eo 
cum  exercitu  regem  Rhamsen  Libya,  Aethiopia,  Medisque  et  Persis^et 
Ractriano  ac  Scytha  potitum  etc.  Legebantur  et  indicta  gentibus  tributa, 
pondus  argenti  et  auri ,  numerus  armorum  equorumque,  et  dona  templis, 
ebur  atque  odores,  quasque  copias  frumenti  et  omnium  utensilium  quaeque 
natio  penderet.  Gol.  Mure  sopra  i  popoli  stranieri  introdotti  nelle  rappr. 
storiche  dei  mon.  egiz.  Annali  d.  I.  VIII.  p.  333.  Landschlachten  auf 
den  Pallasten  zu  Medinet-Abu,  von  Ramses  Meiamun;  zu  Karnak  (Denon 
pi.  133)  von  Ramses  dem  Gr. ;  im  Ramesseion  von  demselben  (Descr.  II. 
pi.  32);  zu  Luxor,  von  Amenophis  II.  und  Ramses  dem  Gr.  Eroberung 
einer  Feste,  am  Ramesseion,  durch  Ramses  den  Gr. ,  Descr.  IF.  pi.  31. 
Hamilton  pi.  9.  Gailliaud  II.  pi.  73.  Vgl.  Dureau  de  la  Malle  Poliorcetique 
des  Anciens  avec  un  Atlas  de  7  planches.  Kampf  der  Heerfiihrer, 
des  Aegyptiers  mit  dem  Hyksos?,  Descr.  III.  pi.  38.  Hamilton  pi.  8.  Ueber 
den  Gebrauch  der  Streitwagen  dabei  Minutoli  Abhandl.  zw.  Gyklus,  I. 
S.  128.  Seeschlachten,  meist  zugleich  Landschlachten,  wahrscheinlich 
an  den  Kiisten  des  Erythraeischen  Meers  geliefert,  zu  Karnak  und  Medinet- 
Abu,  Descr.  II.  pi.  10.  Hamilton  pi.  9.  Dass  die  Gegner  der  Aegyptier 

O.  Mailer's  Archaeologie.    4.  Aufl.  19 


290  Aegyptische  Kunst.    Privatleben.  [233] 

in  diesen  Seeschlachten  die  Aethiopen  von  Meroe  sind,  dafiir  spricht 
der  scheinbar  aus  emporstehenden  Federn  bestehende  Kopfputz,  in  dem 
ich  wiederzuerkennen  glaube,  was  Lukian  de  salt.  18  von  den  Aethiopen 
angiebt :  sie  brauchen  ihren  Kopf  als  Kocher,  indem  sie  die  Pfeile  strahlen- 
formig  herumbinden.  Doch  s.  jetzt  Rosellini.  Triumph  des  Siegers, 
sich  in  eine  heilige  Procession  des  Ammon  -  Mendes  verwandelnd,  wobei 
der  Konig  auch  als  erster  Ackersmann  erscheint,  im  Innern  des  Pallastes 
von  Medinet-Abu,  Descr.  II.  pi.  11.  Aufschiittung  der  abgehauenen  Hande, 
um  die  Todten  zu  zahlen,  vor  dem  Siegswagen  des  Herrschers,  Descr.  II. 
pi.  12.  Ham.  pi.  8.  Ziige  von  Gefangnen  von  den  Triumphwagen  des 
Konigs,  im  Pallast  zu  Medinet-Abu,  im  Ramesseion,  Descr.  II.  pi.  12. 
Hierogl.  15.  Darbringung  der  Aethiopischen  Beute  vor  den  Thron  Ramses 
des  Gr.  in  dem  Felsendenkmal  zu  Talmis,  Gau  Tf.  14.  15.  Gesandt- 
schaften  der  unterworfenen  Volker  (Neger,  Libyer,  Syrer?)  in  sehr  charak- 
teristischer  Darstellung  an  den  Herrscher,  in  dem  Konigsgrabe  des  Aken- 
cheres,  Belzoni  pi.  6.  7.  8.  Minutoli  Nachtr.  Tf.  3.  Hinrichtungen  oder 
Opferungen  (?)  schwarzer  Menschen  in  den  Konigsgrabern ,  Descr.  II. 
pi.  86.  Der  Herrscher,  viele  Personen,  zum  Theil  offenbar  Nicht-Aegyptier, 
mitunter  aber  auch  Frauen,  am  Schopfe  fassend  und  todtend  (opfernd, 
hinrichtend  ?) ,  in  vielen  Bildwerken.  Aehnlich  die  Konigin  in  Meroe, 
Cailliaud  I.  pi.  46.  Mon.  dell'  Egitto  e  delle  Nubie  disegnati  dalla 
spedizione  scientifico  -  letter.  Toscanica,  distrib.  in  ordine  di  materie, 
interpretati  ed  illuustr.  dal  Dott.  Ippol.  Rosellini.  P.  II.  mon.  civili 
T.  I.  1834. 

4..  Das  Privatleben  ist  besonders  in  den  Katakomben,  nament- 
lich  zu  Eleithyia,  dargestellt  (Costaz,  Mem.  T.  I,  p.  49),  Scenen  des 
Ackerbau's,  Pfliigen,  Erndten  des  Getreides,  Erndte  eines  Nelumbo- 
feldes,  Weinlese  und  Keltern,  Oelpressen  (?),  Hanfschlagen ,  Descr.  I. 
pi.  68—71.  II.  pi.  90.  V.  pi.  17.  18.  Hamilton  pi.  23.  vgl.  Mongez 
Sur  les  instrumens  d'agric.  chez  les  anciens,  Mem.  de  Flnst.  roy.  T.  II. 
p.  616.  III.  p.  1.  Ein  Hirte,  der  sein  Vieh  zahlt,  in  den  Katakomben 
von  Memphis,  Cailliaud  II.  pi.  73.  Weberei  (Minutoli  pi.  24,  2),  Schiff- 
fahrt  (Descr.  pi.  I.  68  sqq.  Hamilt.  23).  Handel  und  Verkehr,  Wagen  der 
Waaren  u.  dgl.  Waffen-  und  Ringiibungen  (Descr.  IV.  pi.  66,  ungewiss 
aus  welcher  Zeit).  Gastmahler,  Tanz  und  Musik  (herrlich  geschmiickte 
Instrumente  in  der  sogen.  Harfengrotte ,  Descr.  II.  pi.  91).  Die  inter- 
essanteste  Darstellung  sind  die  Vergmigungen  des  Konigs  auf  der  Jagd, 
dem  Entenfange  (Falkenbeize  ?) ,  der  Fischerei,  aus  den  Hypogeen  bei 
Kurnah.  Auch  hier  wird  alles  Erlegte  gleich  einregistrirt.  Cailliaud  II. 
74.  75.  Lowenjagd  des  K.,  Descr.  II.  pi.  9.  Hamilton  pi.  8.  [Wilkinson 
§.  230.  A.  3.] 


[233]  Konigsstatuen,  Kriegsthaten. 

5.  Eine  Ikonographie  der  Herrscher  Aegyptens  von  Amenophis  I. 
an,  in  Rosellini's  Monum.  dell'  Eg.,  Atlas  I.  Bedenken  erregt  indess  der 
Umstand,  dass  diese  Portrate  grade  da  aufhoren,  wo  man  sie  durch  Ver- 
gleichung  controliren  konnte.  Denn  bei  den  Ptolemaeern  1st  kaum  eine 
Aehnlichkeit  mit  den  Griechischen  Mimzbildern  wahrzunehmen ,  bei  den 
Kaisern,  auch  nach  Rosellini,  gar  keine.  Vgl.  Rosell.  T.  1.  p.  461  ff. 
Besonders  ist  der  Sesostris  tv.  VI.  f.  22  dem  young  Memnon  des  Briti- 
schen  Museums  unahnlich.  Gegen  Rosellini's  Ikonogr.  R.  Rochette  Journ. 
des  Sav.  1834.  p.  457.  521.  Rosellini  P.  I.  T.  1.  2.  Mon.  storici  1832. 
33.  Untersuchungen  iiber  Chronol.  u.  Geschichte.  Kopfe  von  Amenoph  I., 
Haupt  der  18.  Dynastie  bis  zu  den  Ptolemaeern. 


II.    Die   Syrischen   Stamme. 

234.  Die  Syrischen  oder  sogenannten  Semitischen  Na- 
tionen,  welche  fast  das  ganze  Vorderasien  zwischen  Halys 
und  Tigris,  Armenien  und  dem  Erythraeischen  Meere  be- 
wohnten,  und  eben  so,  wie  die  Aegyptier,  gewisse  Grundziige 
des  nationalen  Charakters  in  Religion,  Verfassung  und  Sitte 
zeigen,  haben  besonders  in  zwei  Stammen  Kunstwerke  eigen- 
thiimlicher  Art  hervorgebracht ,  von  denen  wir  noch  Ge- 
naueres  wissen,  in  Babylon  und  in  Phoenikien.  Ab- 
hangig  da  von  erscheint  Klein  a  si  en,  welches,  zur  einen 
Halfte  von  Semiten  bewohnt,  auch  in  der  andern  durch  die 
uralte  Herrschaft  der  Assyrier  iiber  Lydien  die  friihzeitig 
entwickelte  Cultur  dieses  Stammes  iiberkam. 


A.     Babylonier. 
1.    Architektonik. 

1  235.      Die    Babylonier,     durch    einen    innern    Trieb, 
wie  andre  Volker  dieser  Gegend,  friihzeitig  in  grosse  Massen 
zusammengedrangt ,    womit  die  Entwickelung  einer  strengen 
Monarchic  zusammenhangt,  und  zugleich  durch  die  Lage  ihres 
niedrigen   Flusslandes   zu  schiitzenden   Bau-Unternehmungen 
hingetrieben ,   unternahmen    schon    in   uralten  Zeiten    grosse 

2  Werke;  wozu  als  Material  wenig  Holz  (fast  nur  Palmstamme) 
und  Stein  (der  weit  aus  Armenien  kommen  musste)  gebraucht 

3  werden  konnte;   dagegen  aus   dem  feinen  Thon  des  Bodens 
die  trefflichsten  Backsteine,  fur  die  innern  Theile  der  Gebaude 
an  der  Sonne  getrocknete,    fur  die  aussern  gebrannte,    ver- 
fertigt,  und  durch  Asphalt  (der  von  Is,  jetzt  Hit,  am  Euphrat 
kam)  und  Gyps  mit  dazwischen  tretenden  Rohrlagen  zu  einer 

4  fest   zusammenhangenden   Masse   vereinigt    wurden.      Leider 
hat  aber  auch   diese  Wahl   des  Materials,  zumal  da  immer 
neue  grosse  Stadte,  namentlich  das  zur  Vernichtung  Babylon s 
angelegte  ungeheure  Seleucien,  hier  ihren  Baustoff  suchten,  be- 
wirkt,    dass   es   bis  jezt  noch  unmoglich   gewesen,   aus   den 


[236]  Babylonische  Architektonik.  293 

unformlichen    Trummerhaufen    die   bestimmten   Formen    der 
Babylonischen  Architektur  herauszuerkennen. 

1.  Canale  des  Euphrats;  Damme  gegen  den  Strom;  Ableitungs-Seen 
mit  steinernen  Mauern  eingefasst;  Schleusswerke  des  Canals  Pallakopas. 

2.  Nur  die  grosse  Euphratbriicke  von  Babylon  bestand  nach  Hero- 
dot  I,  186.    Diodor  II,  8.    Gurtius  V,  4  aus  Steinquadern,  die  mit  eisernen 
Klammern  und  Blei  verbunden  waren,  und  gegen  den  Strom  spitzwinklige 
Pfeiler  bildeten.     Ueber  diese  waren,    schnell  wegnehmbar,   Balken  von 
Palmbaumen,    Gedern,    Gypressen   gelegt.  —  Der  fabelhafte   tunnel    wird 
zwar  von  Diodor  als  ein  Gewolbe  aus   Backsteinen  mit  sehr  vielem  As- 
phalt gescbildert:  aber  in  den   Buinen  ist,  nach  Bich  und  Porter,  keine 
Spur  von  Wolbung. 

3.  Keel   sysvETo    ccvrolg   77    nkiv&o?    £?$    li&ov    KCU    rctfcpaArog   rjv 
ccvrols  6  TTT^O'S,  Genesis  II,  3.    Das  Genauere  Herodot  I,  179.    Ktesias  bei 
Diodor  II,   7.    10.     Berosos   bei  Joseph  g.  Apion  I,  19.  vgl.  auch  Phlegon 
de  mulieribus,  Gottinger  Bibl.  St.  VI.  Ined.  p.  10.    Schol.  Arist.  Vogel  552. 
Die   Ruinen   von  Ninive   aus  eben  solchen  Backsteirihaufen  wie  Babylon, 
A.  J.  Bich  Narrative  of  a  residence  in  Koordistan  and  of  the  site  of  ancient 
Nineveh  II  Vol.  1836.    8. 

236.     Die  Babylonischen  Bauwerke  zerfallen  in  zwei  1 
Classen.    E  r  s  t  e  n  s  altere  der  einheimischen  Dynastien.    Dazu  2 
gehoren  die  Anlagen  der  westlichen  Seite,  wo  sich  A  It- Ba- 
by Ion  mit  unabsehbar  langen  sich  rechtwinklich  darchschnei- 
denden  Strassen  ausbreitete,   wo   die   altere  Konigsburg 
noch  in  einer  Anhohe   von  Backsteinen   erkennbar  ist,  und 
wo  auch  der  grosse  Tempel  des  Baal,  der  Thurm  zu  Babel, 
lag,  der  in  Birs  Nimrod  durch  dessen  Grosse  und  terrassen- 
formige   Anlage   mit    Sicherheit   erkannt   wird.      Zweitens  3 
die  Werke  der  Ghaldaeischen  Fiirsten  (von  627  v.  Ghr.),  be- 
sonders   des   Nabuchodonosor ,   welcher   der   alten   Stadt,  im 
Westen  des  Euphrat,    eine  neue,    ostlich  vom  Strome,   zam 
Schutz  dieser  Seite  hinzufiigte ,    beide    mit    mehrern  Befesti- 
gungslinien  urn  gab,  und  besonders  die  Neustadt  mit  herrlichen 
Werken  schmiickte;  unter  denen  eine  Nachahmung  eines  Per-  5 
sischen  Gebirg-Parks  uns  am  genauesten  bekannt  ist. 

2.  Birs  Nimrod,  ll/2  Deutsche  Meilen  vom  Euphrat,  und  doch 
nach  Herodot  und  Diodor  mitten  in  der  Stadt.  Unten  ein  ungeheures 
legov,  1200  F.  im  [j,  welches  aber  nicht  als  zusammenhangendes  Gebaude 
zu  denken  ist;  mitten  darin  der  T.  des  Baal  mit  der  goldnen  Bildsaule, 


294  Kunst  der  Syrischen  Stamme.  [236] 

von  einem  runden  Thurm  eingeschlossen ,  der,  unten  600  F.  im  Durch- 
messer,  sich  in  8  Terrassen  erhob.  Im  obersten  Stockwerke  der  heiligste 
T.  obne  Bild;  nur  mit  einem  goldnen  Tisch  und  Ruhebett  fur  den  Gott. 
Herodot  I,  181  ff.  Der  Thurm  600  F.  hoch  nach  Strabon. 

3.  Wir  ziehen  entschieden  Berosos  von  Josephus  erhaltene  Archiv- 
nachrichten  uber  den  Ursprung  dieser  Anlagen  (Berosi   quae  supersunt, 
ed.  Richter  p.  65),  mit  denen  sich  auch  Herodot  wohl  vereinigen  lasst, 
den  Fabeln  bei  Ktesias  und  Diodor  vor,  welche  zum  Theil  auf  der  volks- 
rnassigen  Benennung:   Semiramische  Werke,  fiir  alle  grossen  Werke  im 
Orient  beruhen.     Wie   vortrefflich  Berosos  Angaben  mit  den  vorhandnen 
Trummern  stimmen,  hat  Heeren  gezeigt,  Ideen  I,  2.  S.  172  ff. 

4.  Ueber-  dieMauern  Babylons,  Erbauer,  Grosse  u.  s.  w.  die  Gom- 
mentatoren  zu  Diodor  II,  7,  besonders  Tzetzes  Chil.  IX,  568. 

5.  Nabuch.   baut    nach    Berosos   diesen   kiinstlichen   Paradeisos 
fiir    seine   Medische    Gernahlin   Amuhia   (Nitokris?    vgl.   Niebuhr    Kleine 
Schriften    S.   208  f.).    Nach   Diodor  II,  10   lasst  sich  ein  vollig  genauer 
Plan  davon  machen;   Strab.  XVI.  p.  738,    welcber  von  Gewolben  spricht, 
ist  ungenauer.    Der   gauze  Bau  mass  400  F.   im   Q,   und  bestand   aus 
22  F.  starken  paralellen  Backsteinmauern,  getrennt  durch  Gange  (avQiyytg) 
von  10  F.    (Bei  Gurtius  V,  5  schreibe:  quippe  XX.  pedes  lati  parietes 
sustinent,   XI.  pedum  intervallo  distantes;  denn   der  Mauern  konnten  nur 
13  sein,  Syringen  12).    Steinbalken,  16  F.  lang,  (weil  2  X  16  =  22  +  W\ 
lagen  dariiber;   alsdann  4  Lagen:   Rohr  in  Asphalt,  Backsteine  in  Gyps, 
Blei,    Gartenerde;    deren    untere    das   Durchdringen   der   Nasse   und    das 
Zersprengen   des   Gemauers    durch   die  Kraft  der  Vegetation  bezweckten. 
Die   hochste   Terrasse,   50  F.   hoch,  war  dem  Euphrat  am  nachsten;  in 
der  ersten  Syrinx  war  ein  Pumpwerk.     Noch  sieht  man  in  den  Ruinen- 
haufen  el   Khasr  parallele  Mauern  und  Gange  dazwischen,   die  mit  Sand- 
steinblocken  iiberlegt  sind. 

Ruinen  von  Babylon.  Quellen:  Niebuhr  Reisebeschreibung 
nach  Arabien  Bd.  II.  S.  290.  Maurice  Rich  Memoir  on  the  Ruins 
of  Babylon,  in  v.  Hammer's  Fundgruben  Bd.  Ill,  und  dann  beson- 
ders zu  L.  8.  Von  Demselben:  Observ.  on  the  Ruins  of  Bab. 
L.  1816  u.  On  the  Topography  of  anc.  Bab.  in  der  Archaeol.  Britann. 
T.  XVIII.  243.  Gap.  Keppel's  Reise  von  Indien  nach  England,  s.  Kunstbl. 
1827.  N.  43.  Robert  Ker  Porter's  Travels  in  Georgia,  Persia,  Armenia 
V.  II.  pi.  69—76.  Bearbeiter:  Rennell  Geogr.  System  of  Herodotus, 
im  Auszug  in  Bredow's  Untersuchungen  iiber  die  alte  Gesch.  II.  S.  533. 
Ste  Groix  sur  les  mines  de  Bab.,  Mem.  de  1  Ac.  des  Inscr.  T.  XL VIII.  p.  1. 


[237]  Babylonische  Gotterbilder.  295 

Beauchamp   Mem.   sur  les  antiqu.  Babyloniennes ,   Journal  des  Sav.  1790. 
p.  797  ff.     Heeren  Ideen  I,  2.  S.  157  ff.  nebst  Plan. 


2.    Bildende  Kunst. 

237.     Die  bildende  Kunst  zeigte  sich  theils  in  Reliefs,  1 
welche  in  die  noch  ungebrannten  Backsteine  eingedriickt  und 
mit    einem    bunten    Firniss    iiberstrichen    wurden;    theils    in  2 
Gotterstatuen  und  Colossen,  welche  aus  einem  holzernen 
Kern   bestanden,    iiber    den    geschlagenes  Metall,  Gold   oder 
Silber,   gezogen  wurde   (vgl.  §.  71.  84),    und   denen  zur  Er- 
hohung  des  Glanzes  aus  Edelsteinen  zusammengesetzte  Attri- 
bute angefugt  wurden;  auch  kostliche  Ge  wander,  in  deren 
Verfertigung   und   Farbung   die  Babylonier   besonders  ausge-  3 
zeichnet  waren,  dienten  diesen  Bildsaulen  zu  einem  die  Augen 
blendenden   und  durch    wundersame  Figuren   die   Phantasie 
beschaftigenden  Schmucke. 

1.  Von  den  Reliefs  an  der  innersten  und  zweiten  Mauer  der  west- 
lichen  Konigsburg,  welche  allerlei  Thiere  und  konigliche  Jagden  darstellten, 
sagt  Diodor:  'Ev  wfjialg  ?TI  ralg  nliv&oig  dtstsrvTtcoro 


Vgl.  Hesekiel  4,  1  ;  auch  die  gemalten  Ghaldaeer  mit  bunten  Rocken  und 
Hiiten,  Hesekiel  13,  14,  waren  wohl  solche  Arbeiten.  Noch  fmdet  man 
Backsteine  mit  Keilschrift  an  der  untern,  und  eingedriickten  Thierfiguren 
an  der  vordern  Seite  in  Babylon. 

2.  S.  Herodot  I,  183  iiber  das  Bild  des  Belos,  sammt  Tisch,  Thron 
und  Fussschemel  aus  Gold  (800  Talente),  und  einer  andern  goldenen 
Statue  von  12  Ellen  Hohe,  die  aber  der  Schriftsteller  selbst  nicht  sah. 
Fabelhafteres  Diodor  II,  9  iiber  die  goldenen,  getriebenen  Bilder  des  Zeus, 
der  Hera  u.  Rhea;  dabei  ein  aus  edlen  Steinen  zusammengefugter  Scepter, 
GKrjnTQov  liQ-oY.6llr]Tov.  (So  weihte  Milto  in  Asien  neben  einer  goldenen. 
Venus-Mylitta  eine  Tre^smg  Ai^oxo/l/lTyTo?,  Aelian  V.  H.  XII,  1.)  Ueber 
die  Verfertigung  der  Bilder  besonders  der  Brief  Jeremias  I,  7:  yAcocao: 
709  avTotv  forl  KKTf^vGfiEvr]  vTio  TSKTovos  (Berosos  zu  Athen  inaurata 
lingua  Plin.  VII,  37),  KVTK  8s  n£Qi%QVGa.  x«i  nsgi  KQ  y  VQK  —  Y.KL 
ntXQ&evcp  ytkoKOGHto  Ittfufiavovrfs  %QVGIOV  K(XTaGx£V(x£ovGi  orf- 
£nl  TOTS  xsqpaAo's  rcov  •O'scov  KVTCOV  u.  s.  w.,  besonders  V.  54.  56.  57. 
Vgl.  Daniel  3.  Znr^a^^ra,  nach  Berosos  bei  Hesych,  die  KoafiyrQict  der 
Babylonischen  Hera.  Von  ehernen  Statuen  alter  Konige  in  Babylon 
Diodor  II,  8.  Stein  erne  Bilder  kommen  nur  bei  Daniel  5,  4.  23  vor. 
Vgl.  Miinter  Rel.  der  Babylonier  S.  59  ff. 


296  Kunst  der  Syrischen  Stamme.  [238] 

3.  Von  Babylonischen  Zeugen  und  Teppichen  mil  eingewebten 
Wunderthieren  (£coo  TEQctrcoSr]  Philostr.  Imagg.  II,  32.  vgl.  II,  5),  Boetliger 
Vasengemalde  I,  III.  S.  105  sqq.  Heeren  I,  2.  S.  205.  Munter  S.  64. 
Die  Medischen  und  Persischen  waren  gewiss  nur  Nachahmungen,  an  diesen 
riihmt  Athen.  V.  p.  197  b.  schone  und  genaue  Zeiclmung  der  Figureri. 
Solche  $ciQ$ctQ(ov  vcpaGfiKTK  braehten  TQccyeldcpovs  und  initcdeKTQv6va$ 
(Aristoph.)  und  fii^o&rjQcxs  yarns  (Eurip.  Ion  1176)  nach  Griechenland, 
und  batten  besonders  auf  die  Etruskische  Kunst  Einfluss  (§.  178,  3). 
Diese  Wunderthiere  waren  gewiss  zum  Theil  Nachbildungen  <3er  im  T. 
des  Baal  dargestellten,  von  Berosos  p.  49  beschriebenen. 

1  238.    Jetzt  konnen  uns  nur  noch  einige  Reste  von  Stein- 
bildern    einen  Begriff  von    dem   Kunsstyl   der  Babylonier 

2  geben;    in   viel  reicherer  Masse  aber   ihre  geschnittenen 
Steine  (jeder  Babylonier  hatte  nach  Herodot  ein  Petschaft), 
besonders  die  grosstentheils  in  der  Gegend  von  Babylon  (am 
meisten  zu  Borsippa,  wo  noch  spat  eine  beriihmte  Chaldaeer- 
Schule  existirte)   gefundenen,   aus   harten  und  edlen  Steinen 

3  (Ghalcedon,  Haematit,   Agat)  bestehenden  Cylinder;   welche, 
wenn   sich    ihr  Gebrauch  auch  von   den   Ghaldaeern  zu   den 
Magern,  von  der  Baalsreligion  zu  dem  Ormuzd-Dienste,  fort- 
pflanzte,   doch  besonders   aus  Babylonischen  Sitten  und  Ge- 

4  brauchen  abzuleiten  und  zu  erklaren  sein  mochten.   Auf  ihnen 
erkennt   man  auch  noch   muthmasslich    einige    der  Haupt- 
g otter  des  Babylonischen  Gultus,  der  uns  indess  in  seinem 
inneren  Zusammenhange  zu  wenig  bekannt   ist,   um   durch- 

5  gefiihrte  Erklarungen  zu  versuchen.     Die  Arbeit  dieser  Cylin- 
der ist  von  sehr  verschiedenem  Verdienst,   oft  fast  ganz  aus 
runden  Hohlungen  bestehend,   bisweilen  sehr  sorgfaltig   und 
zierlich;  der  Styl  der  Zeichnung  stimmt  im  Ganzen  sehr  mil 
den  Monumenten  von  Persepolis  iiberein. 

1.  S.  Munter  a.  0.    S.  63    uber   einen   Granitic  wen    aus    Baby  Ions 
Ruinen.     Besonders   wichtig  ist  der  Block  aus  grauem   Granit  von  Rich, 
Fundgruben  III.  S.  199.  Tf.  II,  1,    mitgetheilt,    und  der  ll/2  Fuss  lange, 
bei  Tak-Khesra   am  Tigris   gefunderie  Marmorblock    (im   Pariser   Cabinet) 
mit  Figuren  von  Thieren,  Altaren,  Sternen,  wohl  aus  Ghaldaeischer  Astro- 
logie.    Millin  M.  I.  T.  I.  p.  58.  pi.  8.  9.    Hager  Illustrazione  di  uno  zodiaco 
orientale.  Mil.  1811.     Munter  S.  102.  Tf.  3. 

2.  Abbildungen    und    Beschreibungen    von   Gylindern    und    Baby- 
lonischen Siegelsteinen  in  Caylus  Recueil,  bei  Herder's  Vorwelt,  Sammtl. 


[239]  Phoenicische  Architektonik.  297 

Werke  bei  Gotta  Bd.  I.  S.  346;  bei  Tassie  Gatal.  de  pierres  grav. 
pi.  9—11;  in  den  Fundgruben  III.  S.  199.  Taf.  2.  IV.  S.  86.  Tf.  S.  156. 
Tf.;  bei  Ousely's  Travels  T.  I.  pi.  21.  III.  pi.  59;  Porter  a.  0,  pi.  79.  80; 
Dubois  Pierres  grav.  Egypt,  et  Persannes  Dorow's  Morgenl.  Alterthumer 
H.  1.  T.  1;  J.  Landseer's  Sabaean  Researches.  L.  .1823;  Guigniaut 
pi.  21—24.  Zur  Erklarung,  neben  Grotefend  (§.  248,  4),  Miinter  S.  95.  135. 
Von  Gylindern  aus  Terracotta  mit  Keilschrift  ders.  S.  94. 

3.  Wenn    die   Cylinder    Amulete   sind,    woffir   auch   die    durch- 
gaugige  Durchbohrung  spricht :  so  hangen  sie  gewiss  mit  dem   Glauben 
an  die  wunderbaren  Krafte  der  Steine   zusammen,  den  Plin.  XXXVI,  34, 
XXXVII ,   14  sqq.  den  Magern  beilegt  (vgl.  die  Orphischen    Ai&ma  691) 
und    Schriften    des    Zoroaster,    aber   zugleich    des    Babylonier   Zachalias 
dariiber    anfuhrt.     Auch    fiihren    die    Namen    der    Steine:    Belus-Auge 
(Plin.  XXXVII,  55),  Belus-Stein  (auch  Eumithres,   superstitionibus   grata, 
ebd.  58),  Adadunephros  (eiusdem  oculus   ac  digitus  dei:    et  hie  colitura 
Syris,  ebd.  71 ;  die  Gottheit  Adad  Macrob.  I,  23)  darauf,  dass  dieser  Glaube 
besonders  in  Assyrien  zu  Hause  war.     Bei  den  Magern  war  auch  von  In- 
schriften  und  Bildern  auf  Steinen  die  Rede,   Plin.  XXXVII.  40,  welcher 
XXXVII,  37  diesen  Gebrauch  der  Amulete  dem  ganzen  Orient  zuschreibt. 

4.  Baal  mit  der  Tiara   oder  Kidaris  (vgl.  fiber  diese  Kopftracht 
Hoeck  Vet.    Mediae  mon.   p.  42)  und  einer    Strahlenkrone,  einen  Kranz 
in    der   Hand,    auf    einem  Thron   nebst  Fussschemel,    Miinter   Tf.  1.  3. 
Mylitta  (Astarte)  mit  den  Fiissen  auf  einem  Lowen  (Macrob.  Sat.  I,  23), 
Hunde  am  Thron,  fiber  den  Schultern  ragen  Waff  en  hervor,  Mfinter  1,  5. 
Atergatis  den  Baal  ffir  ihre  Fische  um  Schonung  flehend  (?),  auf  dem 
Cylinder  bei  Mtinter  1,8,  vgl.  Lukian  dea  Syr.  47.     San  don  (Herakles) 
auf  einem  gehornten  Lowen  stehend  (wie  auf  Tarsischen  Mfinzen,  worauf 
dieser  Assyrische  Gott   auf  seinem  Rogus   vorgestellt   wird,  s.  Niebuhr's 
Rhein.  Museum  Bd.  III.  S.  22,  vgl.  Visconti  PioCl.  II.  p.  107),  auf  einem 
Cylinder   bei   Herder  Tf.   1.    Ungeheuer,    wie  sie    Berosos   beschreibt, 
Mfinter  2,   15.   18.   19  u.  sonst.    Die  vierflfigligen  Menschen  fmdet  man 
z.  B.  auf  dem  Dorowschen  Cylinder  wieder. 


B.    Phoenicier  und  benachbarte  Stamme. 
1.    Architektonik. 

239.      Das  erwerbthatige   Volk   der    Phoenicier   war  1 
offenbar  weniger  auf  Colossalitat  und  Unzerstorbarkeit  bei  Bau- 
unternehmungen  bedacht ,  als  auf  eine  glanzende  Auszierung. 
Die  Tempel  scheinen  klein  gewesen  zu  sein,  wie  der  der  Astarte  2 


298  Kunst  der  Syrischen  Stamme.  [239] 

3  zu   Paphos   auf  Kypros;    ihre    eigenthiirnliche   Anlage    kann 
wohl  am    besten    aus   dem  Temp  el    des  Jehova  zu  Jeru- 
salem beurtheilt  werden,  auf  den  offenbar  die  Phoenicische 
Kunst  mehr  eingewirkt,  als  die  entfernter  stehende  Aegyptische. 

4  Ueberall,   an   der  Bundeslade,   der   alten  Stiftshiitte  und  in 
dem  Salomonischen  Tempel,  finden  wir  den  fur  diese  Volker 
charakteristischen  Gebrauch  wieder,  Bretterwande  oder  das  Ge- 

5  tafel   an  Stein wanden  mit   Goldblech    zu   iiberziehen.     Auch 
Elfenbein   zur   Verzierung  von   Architektur-Theilen ,   wie   zur 
Auszierung  von  Thronen  und  andern  Gerathen,  zu  brauchen, 
war  bei   den  Syrischen   Stammen    gewohnlich:    dieser  Luxus 
breitete  sich  iiber  Kleinasien  fruhzeitig  nach  dem  Westen  aus 
(§.  47.  56). 

2.  Phoenicische  Haupttempel :  des  Melkarth  zu  Tyrus  und  zu  Gades, 
der  Astarte  auf  der  Burg  von  Karthago.     Den  ersten   soil  nebst  dem  des 
Zeus   Olympios  (Bel-Samen)  und    der   Astarte  der  Kdnig  Hiram  gebaut, 
Gedern  dazu  vom  Libanon    gehauen ,  auch   goldne  Saulen   hineingestellt 
haben.     Dios  und  Menandros  bei  Joseph  g.  Apion  I,  17.  18.   Von  keinem 
weiss  man  indess  etwas  Genaueres;  dagegen  ist  der  T.  zu  Paphos  durch 
Ruinen   (beschrieben   von   Ali-Bey   und    von  Hammer)  und  Abbildungen 
auf  Gemmen  und  Miinzen  einigermassen  bekannt.     S.  Gemmae  astriferae 
I,  16.  77.  78,  auch   die  Darstellung  von  Paphos,   Pitt,  di  Ercol.  HI,  52. 
Lenz   die   Gottin    von  Paphos.   1808.     Miinter  Der    T.  der    himmlischen 
Gottin  von  Paphos;  zweite  Beilage  zur  Rel.  der  Karthager.     Der  Tempel- 
hof  150  X  100  Schritt;  in  zwei  Halften  getheilt,  in  deren  einer  das  kleine 
Tempelgebaude.     Zwei  Pfeiler  oder  Obelisken   standen  davor,   durch  eine 
Kette  verbunden.     Ein  halbkreisformiges   Gelander  umgab   einen  Vorhof 
(Taubengehege).   Der  mittlere  Theil  erhob  sich  bedeutend  iiber  die  Neben- 
hallen.    Im  Adyton  stand  die  Gottin  als  Spitzsaule  von  Gandelabern  um- 
geben.    Von  einem  uralten  T.  des  Apollo  aus  Gedern  in  Utica  Plin.  XVI,  79. 
Tempel   von   By  bios    mit  Meta    darin,    colossal.     Mionnet  Suppl.   VIII. 
pi.  17,  2.   Meta  von  Byblos,  R.  Rochette  Mon.  ined.  p.  410.   Vign.  Tempel 
auf  dem  Berg  Garitzin  Mionnet  Suppl.  VIII.  pi.  18,  2.. 

3.  Der  T.  auf  Moriah  *trat   an  die  Stelle  des   alten  Hirtentempels 
aus  beweglichen   Bretterwanden   mit  etnem   Ueberhange    aus  Teppichen, 
der    die   Bundeslade    mit    ihren    Cherubim    einschloss.    —    Grosse    Sub- 
structionen  fullten  ein  Thai,  600  Fuss   tief,  aus.     Der  eigentliche  T.  war 
60  Ellen   lang    (20    davon    das   Ghor),    20    breit    (ohne    die   Kammern), 
30  hoch.     Die   steinernen   Mauern    wurden    nach    oben    schwacher,    wie 
in    Aegypten,    an    ihnen    lagen   zunachst    in    drei    Stockwerken   Reihen 
kleiner  Kammern,  mit  Fenstern,  fur  allerlei  Zwecke.    Vor  dem  Eingange 


[240]  Bildwerke  der  Phoenicier.  299 

ein  thurmartiges  Gebaude  (Ulam),  ahnlich  wie  in  Paphos,  20  Ellen  breit, 
10  dick,  120  (?)  hoch.  Davor  zwei  machtige  Erzsaulen  (Jachin  und  Boas) 
mil  schon  verzierten  Capitalern,  welche  nichts  zu  tragen  batten,  40  Ellen 
hoch.  Diese  arbeitete  Hiram  Abif  aus  Tyrus.  Das  Dach  und  die  innern 
Wande  des  Tempels  und  Ghors  (Dabir)  waren  aus  Gedernholz,  mit  Schnitz- 
werk  von  Gherabim,  Palmen  und  Guirlanden,  welches  sich  durch  den 
diinnen  Ueberzug  von  Gold  ausdriickte.  Ein  doppelter  Vorhof,  der  Priester 
und  des  Volks,  zu  welchem  erst  Herodes  (§.  190,  1,  II.)  den  aussern 
dritten  Vorhof  der  Heiden  hinzufugte.  Von  eigentlichen  Saulenhallen  ist 
dabei  im  A.  T.  nicht  die  Rede;  doch  kommen  bei  Salomon's  Pallaste  drei 
Hallen,  jede  mit  15  Saulen,  vor.  —  S.  die  Literatur  in  Fabricius  Bibliogr. 
antiq.  p.  388  u.  in  Beck's  Grundriss  S.  30.  Ugolini  Thes.  Antiqq.  Hebr. 
T.  IX  -XL  Hirt  Der  Tempel  Salomons.  B.  -1809.  De  Wette  Hebr.  Judische 
Archaeologie.  §.  224.  225.  Kunstblatt  1831.  St.  74  ff.  Ueber  den  2.  Tempel 
von  Jerusalem,  Stieglitz  Beitr.  S.  63,  besonders  nach  Meyer  und  Griineisen. 
Tempel  von  Samaria  Mionnet  Suppl.  VIII.  pi.  18,  2.  [W.  Kraft  Topographie 
von  Jerus.  1846.  S.  52  ff.  98  ff.] 

5.  S.  Konige,  B.  I,  22,  39  von  Abab's  elfenbeinernem  Hause  (vgl. 
Amos  3,  15).  Ebd.  10,  18  von  Salomon's  &QOVOS  %QV6e)i£(puvTivos  mit 
Lowen  an  beiden  Lehnen  (wie  in  Aegypten)  und  an  den  Seiten  der  sechs 
Stufen.  Von  Tyrus  sagt  Hesek.  27,  6  nach  den  LXX:  TCC  hya  oov 


2.    Bildende  Kunst. 

240.    Derselbe  Geschmack  durchdringt  die  bildende  Kunst.  l 
Abgesehn   von   den    alten  Baetylien-Bildern   des   einfachsten 
Idolen-Gultus ,   waren   Steinbilder   offenbar   selten.      Dagegen  2 
batten  die  Phoenncier  und  Gananaeer,  wie  diestammverwandten 
Babylonier,    gewohnlich    Holzbilder,    iiber   die    gehammertes 
Metallblech  geheftet  wurde;   fur  welche  Art  Arbeit  sich  eine 
sehr  regelmassige  und  sorgfaltige  Technik  ausgebildet  zu  haben 
scheint.     Gegossene   Statuen   lassen   sich   dagegen   nicht   mit  3 
Sicherheit  nachweisen,  obgleich  das  Verfahren,  Metallmassen 
in    irdenen  Formen   eine  bestimmte   Gestalt   zu  geben,    den 
Phoeniciern  nicht  ganz  unbekannt  war.     Auch  Gefasse  von  4 
zierlicher,   oft  colossaler  Form,   wurden    viel  hier   verfertigt.  5 
Mit  der  Arbeit  in  edlen  Metallen  vereinigte  sich,  auch  in  den- 
selben  Individuen,    die  Kunst,    Edelsteine  zu  graben  und  zu 
fassen,  so  wie  Gewander  und  Vorhange  (welche  oft  auch  eine 


300  Kunst  der  Syrischen  Stamme.  [240] 

6  bunte  Zeichnung  batten)  zu  weben  Auch  das  einheimische 
Glas  wurde  gebraucht,  mit  buntem  Schimmer  Wande  und 
Decken  zu  schmucken.  Ueberall  Neigung  zu  Putz  und  Glanz, 
welche  indess  echtem  Kunstsinne  oft  mehr  den  Weg  vertritt, 
als  die  Bahn  offnet.  [Wandgemalde  kommen  bei  Ezechiel  vor.] 

1.  Hierher   gehort    Beth-El    in    Jakob's    Geschichte,    und   der   Gott 
Baetylos  bei  Sanchuniatbon.     Schwarze  Steine  (Meteorsteine)  zu  Heliopolis 
Emesa,    auch  im  Phrygischen  Pessinus.     Ueber  die  Spitzsaule  in  Paphos 
§.  239.     Der  Syrische  Zeus  Kasios  erscheint  auf  Miinzen  als  roher  Stein- 
baufe  (doch  gab  es  bier  auch  einen  dem  Apollo  ahnlichen  Zeus,  mit  einem 
Granatapfel  in  der  Hand,  Achill.  Tat.  Ill,  6).    Vgl.  Falconet  Mem.  de  1'Ac. 
des  Inscr.  VI.    p.  513.      Hunter   Antiq.  Abhandl.    S.  257.      Von   Dalberg 
Ueber  Meteorcultus  im  Alterthum.    1811.    De  Wette  Archaeol.  §.   192. 

2.  S.  Deuteron.  7,  25,  besonders  Jerem.  10,  3.     |v^ov  iariv  s'x  TOV 

§QVflOV  £KK£KO[l[l£VOV  ,  EQyOV  TSKTOVOg  ,  KCCL  ICOVEV^K  ,  aQyVQlO)  KCCl 
%QVGiq>  K£K<XAAC07tlG[l£VCe  £V  Gtf)l)Qttl<$  KCti  7]AOig  ZGTFQs'cOGCtV  KVTK  X.  T.  A., 

Jesaias  40,  19.     /u?)  elyiovcc  BTCOI'TJCS  TEKTOOV  rj  (xa/?)  %QVGo%6o$  %(avsvGas 

XQVGlOV     7teQl£%QVG(OG£V     CiVTOV    —     'gvkov    yctQ    KGrjTtTOV     IxlSfQTVLI,    TSKTCOV 

x.  T.  I. ,  auch  44,  13  ff. ,  wo  die  Arbeit  des  rcxrow  mit  Schnur  und 
Rothel  beschrieben  wird,  womit  er  »eine  schone  Menschengestalt«  hervor- 
bringt.  Auch  das  goldene  Kalb  (nach  Michaelis)  und  die  Cherubim  des 
Allerheiligsten  waren  aus  Holz  und  mit  Goldblech  uberzogen.  —  Ein  ver- 
goldeter  Apollo  in  einer  goldgetriebenei)  Kapelle  zu  Karthago,  Appian 
Pun.  127.  Das  Gefallen  an  Zusammensetzung  von  Metallen  nimmt  man 
besonders  aus  Daniel  2,  31  ab.  Vgl.  Sickler  Mythus  des  Aesculapius. 
1819.  Zweiter  Anhang. 

3.  Die  ehernen  Saulen   am  Tempel    ynd  die  Gefasse  wurden   nach 
clem  1.  B.  der  Konige  7,  46  in  dicker  Erde,  d.  h.  wohl  in  starken  irdenen 
Formen,  gegossen.     Vgl.  De  Wette  Archaeol.  §.  106. 

4.  Mannigfache  Gefasse  im  T.  zu  Jerusalem,    besonders  das  eherne 
Meer    von    zwolf   Rindern    getragen.      Beilaufig    ist    dabei    das    eiforrnige 
Riesengefass  aus  Stein,    30  F.  im  Umfang,    mit  vier  Henkeln  und  einem 
Stier  als  Zierde,  zu  erwahnen,  welches  bei  Amathus  (Lemisso)  auf  Gypern 
liegt.      J.    Landseer    Sabaean    Researches    p.    81.      Punische   Silber-    und 
Goldschilde  mit  Bildern  Liv.  XXV,  24.   Plin.  XXXV,  4.  Vgl.  oben  §.  58.  1. 

5.  Hiram,   Konige  B.  I,  7  bios  Erzkiinstler,    versteht  nach  Paralip. 
II,  2,    14  zu    arbeiten  iv   %QVGL(O    ytai    iv   ^aAxco    xo;<    BV   GiSijQa)  Keel  fv 
Mftoig  "AK\  gvkois    v.ai  vcpcxlvsiv  iv  rrj  TtOQtpVQO.    xori  tv    rrj  vanlvftq)   yiui 
sv  rr\  PVGGGJ  Kai  sv  rw  XOKKLVOJ  xori,  yAvtyai  y^vcpaf.     Reiche  Zusammen- 
setzungen  von  Edelsteinen  in  Tyrus,  Hesekiel  28,  13  u.  sonst.    Obelisk  von 
Smaragd,  wahrscheinlich  Plasma  di  Smeraldo,  im  T.  des  Melcarth  daselbst, 


[S241]  Phoenicische  Gotterbilder.  301 

Theophrast  de  lapid.  25.  Arbeiten  in  Bernstein  Od.  XV,  459.  Vgl.  Eich- 
horn  de  gemmis  scalptis  Hebr.,  Comment.  Soc.  Gott.  rec.  T.  II.  p.  18. 
Hartmann  Hebraeerin  am  Putztisch  Th.  III.  S.  84.  —  Sidonische  Ge- 
wander  kommen  bei  Homer  vor.  Hiram's  Vorhang  vor  dem  Aller- 
heiligsten,  mil  Cherubim  darin.  Aehnliche  arbeiteten  Kyprier  fiir  Grie- 
chische  T.  §.  113.  A.  1. 

6.  Ueber  das  Glas  bei  Phoeniciern  und  Hebraeern  Hamberger  und 
Michaelis,  Commentar.  Soc.  Gott.  T.  IV.  Heeren  Ideen  I,  2.  S.  94. 
[Ezech.  23,  14.  xai  sldfv  uvdgKg  f^coyQKCprjfisvovs  £ni  rov  TOI%OV, 
ztxovccs  XcdSatcov ,  s£coyQUfpr](j,svov$  (v  yQucpidi.  cf.  15.  Hieron.  ad 
Ezech.  8,  20:  sed  et  omnes  templi  parietes  diversis  idolorum  imaginibus 
pingebantur,  ut  nulla  esset  bestia,  quam  non  parietis  pictura  monstraret: 
angefiihrt  von  Winckelmann.] 

241.     In   wie   fern   die  Bilder  der  Gotter   bei   diesen  1 
Volkerschaften    durch   charakteristische  und  bedeutsame  Bil- 
dung  einen   angebornen  Kunstsinn  bethatigten,   ist  bei   dem 
Mangel   von  Monumenten   der  Art   schwer  zu  sagen :  soviel  2 
geht  sicher  aus  den  Nachrichten  der  Alten  hervor,   dass  sie 
viel   Gombinationen  der  Menschenfigur  mit   Thieren  hatten, 
theils  halbthierische,  theils  auf  Thieren  sitzende  und  stehende  3 
Gestalten;  auch  auf  ihren  geschnittenen  Steinen  spielten  mit 
Ungeheuern   combinirte  Figuren  eine  grosse  Rolle,   und  ver- 
breiteten  sich  durch  solche  Werke  friihzeitig  nach  dem  Occi-  4 
dent.     Auch   durch  ungestalte    und  zwergartige,   oder  durch 
formlose  und  seltsam  verhiillte  Figuren  deuteten  die  Phoenicier 
gern  das  wunderbare  Wesen  der  Gottheit  an;  und  dem  Cha- 
rakter  ihres  wilden  und  lasciven  Naturdienstes  gemass  spielte 
die  Bezeichnung  des  Geschlechts,  auch  der  Doppelgeschlechtig- 
keit,  an  ihren  Bildern  eine  grosse  Rolle.    Wenn  solcher  Greuel  5 
dem  Volke  Gottes  in  der  Regel  fremd  blieb :  so  ist  die  Phantasie 
desselben  doch  auch  von  dem  Gefallen  an  seltsamen  Thier- 
compositionen  friihzeitig  ergriffen  worden ;  bei  Gebilden  der  poe- 
tischen  Phantasie  aber  zeigen  seine  Sanger  mehr  Neigung  zu 
wundersamer  Verkniipfung  bedeutungsvoller  und  imposanter  Ge- 
stalten, als  plastische  Form  und  Riicksicht  auf  Ausfuhrbarkeit. 

2.  Dagon  (Odakon)  von  Asdod,  Atergatis  in  Askalon,  Cannes 
in  Babylon,  waren  alle  halb  Fisch  halb  Mensch.  Auf  Kaiseramnzen  von 
Askalon  erscheint  Alergatis  (nach  Andern  Semiramis)  als  Weib  auf  einem 
Triton,  oder  Schiff,  oder  Drachen,  stehend,  auf  der  R.  eine  Taube,  in  der 
L.  eine  Blumenranke  haltend,  auch  mit  der  Thurmkrone  oder  einem 


302  Kunst  der  Syrischen  Stamme.  [241] 

Halbmond  auf  dem  Kopfe.  S.  Norisus  Ann.  Syromaced.  p.  503  f.  In 
Lukian's  Zeit  (dea  Syria  31.  vgl.  14)  war  die  Syrische  Gottin  ein 
auf  Lowen  sitzendes  (wie  Juno-Gaelestis  auf  den  Murizen  von  Karthago) 
Frauenbild  mit  vielen  Attributen,  eine  Art  von  Pantheum.  Vgl.  Creuzer 
Symb.  II.  S.  67.  So  thront  sie  mit  zwei  Lowen,  Boissard  IV,  95.  Zeus 
(Baal)  sass  auf  Stieren,  wie  der  Jupiter  DoHchenus  von  Gommagene 
auf  einem  Stier  steht.  Marini  Atti  dei  frat.  Arv.  II.  p.  539.  Boettiger 
Kunstmyth.  I.  S.  308.  313.  330.  Tf.  4.  Munzen  von  Hierapolis  (Neu- 
mann Numi  Vet.  II.  tb.  3,  2)  zeigen  beide,  den  Gott  auf  einem  Stier-, 
die  Gottin  auf  einem  Lowenpaar  sitzend ;  eine  Garneol  des  Wiener  Cabinets 
giebt  dieselbe  Gruppe  mit  merkwiirdigen  Beiwerken.  Von  einem  Syrischen 
Apollon  mit  Bart,  einem  Brustpanzer,  einem  Kalathos  auf  dern  Kopfe, 
in  Hierapolis,  Lukian  35  u.  Macrob.  I,  17.  Macrob.  beschreibt  auch  I,  23 
das  Aegyptisirende  Bild  des  Gottes  von  Heliopolis.  Die  Atergatis  von 
Aphaka  nach  Macrob.  I,  21  capite  obnupto,  specie  tristi. 

3.  Die  Figur,  welche  Lowen  an  den  Schwanzen  emporbalt,  auf  der 
(Etruskischen?)  Gemme,  Impronti  d.  Inst.  I,  16,  kommt  auf  einer  Miirize 
mit   Phoenicischer    Schrift    sehr  ahnlich   vor ,   Dutens    Med.   Grecques   et 
Phemc.  pi.  2,  10,  wie  R.  Rochette  bemerkt  Journal  des  Sav.  1834.  p.  282. 
Die  mitten  zusammengefugten  Vordertheile  von  Thieren  auf  altgriechischen 
Munzen,    besonders  von  Samos,  mogen  durch  Vorderasiatische  Bildwerke 
mit  den  Persepolitianischen  (§.  244.  A.  6)  in  Verbindung  stehn.   Donaldson 
Antiqq.  of  Athens,  Supplem.  p.  26. 

4.  Von  den  Phoenicischen  Pataeken  Herod.  Ill,  37.     Adonis  in 
Gypern,  nach  Hesych.  TIvyfiKicov.     Von  einem  spannenlangen  alterthum- 
lichen  Aphroditenbilde  aus  Gypern  (01.  23).    Athen.  XV.  p.  675.  —  Astarte 
als  Gottin   von   Sidon   auf  Kaisermimzen ,   eine  verhiillte  halbe  Figur  in 
einem  Tempel  auf  einem  Wagen  (vabg  £v yoyoQov[itvos),  Norisius  p.  417. 
M.  S.  Clement,  tv.  11,  108.  109.  37,  34.     [Lenz  die  Gottin  von  Paphos. 
Gotha    1808.  4.]     In    einer    mumienartig    eingewickelten    Frauenfigur   zu 
Palermo    erkannte  Hirt    (Berliner  Kimstbl.  II.    S.  75)    ein    Karthagisches 
Idol.  —  Der  doppelgeschlechtliche  Aphroditos  in  Amathus.     Baal-Peor 
in  Moab  war  wahrscheinlich  priapisch.     Im   Vorhofe  zu  Hierapolis   zwei 
180  F.  hohe  Phallen  (Lukian  16.  28);  ahnliche  in   andern  Syrischen  und 
Babylonischen  Heiligthumern.     Ein  Karthagisches  Idol    scheint    die  Iside 
bei  Serradifalco  Genni  sugli  avanzi  d.  ant.  Solunto,  Palermo  1831.  tv.  6. 
Sopra   alcune    monete    Fenicie    delle    isole   Baleari    von   della    Marmora, 
Welcker  im  Rhein.  M.  III.  S.  504.   Munzen  von  Melite  Torremuzza  tv.  92, 
vierfluglicher  Osiris,  von   Gaulos  tv.  93,  behelmter  Kopf,  darunter  Halb- 
mond, von  Kossura  tv.  96  mit  phoenicischer,  mit  lateinischer  Schrift,  Gotze 
mit  Schlangen,  Neumann  T.  II.  tb.  IV,  10 — 14.     Sardische  Idole,  Archaeol. 
Intell.  Bl.  1834.  n.  34.     [Bei  della  Marmora  Voy.  de  la  Sardaigne  pi.  34, 


[241*]  Kunst  in  Kleinasien.  303 

bei   dem   in  Turin   die   Sammlung   auch    in  Abgiissen   ist.     Fr.   Miinter 
Sendschreiben  iiber  einige  Sarclische  Idole.     Kopenh.  1822.  4.] 

5.  Die  Cherubim  in  Genesis  3,  24  und  im  Dabir  scheinen  ganz 
menschliche  und  nur  geflugelte  Figuren,  in  andern  Stellen  treten  groteskere 
Vorstellungen  hervor.  F.  J.  Ziillig  Der  Cherubim -Wagen.  1832,  u.  Grun- 
eisen  im  Kunstblatt  1834.  St.  1  f. 


C.    Kleinasien. 

241.*    Von  -  Bauwerken    Kleinasiatischer    Volker,    bevor  1 
Griechischer  Geschmack  ihre  Formen  bestimmte,  wie  bei  dem 
Tempel    der   Kybebe    zu    Sardis    (§.  80) ,    sind    nur    Grab- 
denkmaler    mis    bekannt     geworden.     Die    Monumente    der  2 
Lydischen  Konige,    unter   denen  das  Grab  des  Halyattes  das 
colossalste,    waren   sehr  hone  Tumuli  auf  Unterbauten  aus 
grossen    Steinen.      In  Phrygien   finden   wir    an    dem   Grabe  3 
des   Konigs  Midas  die  im  Orient  so  verbreitete  Form   einer 
in    eine    senkrechte   Felswand    gehauenen    Fagade.       Sonst  4 
waren  unterirdische  Wohnungen  und  Sanctuarien  des  Attis- 
Gultus  bei   diesem  Volksstamme  in  Gebrauch  (§.  48.  A.  2). 
In    Metallarbeiten,    in   Webereien    und    Farbereien    werden  5 
die  Lyder  friihzeitig  die  Leistungen  der  Semitischen  Stamme 
sich  angeeignet  .haben ,    und  auf  diesem  Wege  wird  manche 
technische  Fertigkeit  zu   den   Griechen  gekommen   sein  (vgl. 
§.  71,  1.  73,  3). 

1.  S.  Herod.  I,  93  mit  Creuzer's  Excurs  in  Baehr1s  Ausgabe.  Thiersch 
Munchner  Abhdl.  Philol.  Cl.  I.  S.  395.  Vergleichung  mit  Porsenas  Denkmal, 
Lydischer  Ursprung,  Lyder  und  Tyrrhener  zu  trennen  (gewiss  nicht). 
Ueber  die  Reste  Leake  Asia  minor  p.  265.  Prokesch  Reisen  III.  S.  162. 
Die  schrage  Hohe  dessen,  was  man  von  dem  Tumulus  sieht,  betragt  648  F. ; 
oben  stand  ein  colossaler  Phallus.  Vgl.  §.  170.  --  Phrygische  Tumuli 
§.  50.  A.  2.  —  Eine  ungeheure  dreieckige  Pyramide  bei  den  Sakern  be- 
schreibt  Ktesias  Pers.  27.  p.  117.  Lion. 

3.  Das  Grab  des  Midas  im  Thale  Doganlu  beim  alten  Nakoleia  in 
Nord-Phrygien,  aus  rothem  Sandstein  gehauen;  die  Facade  g.  80  F.  hoch, 
60  breit;  oben  eine  Art  Fronton  mit  grossen  Voluten  geschmuckt.  Leake 
in  Walpole's  Travels  p.  207.  Asia  minor  p.  26.  Hamilton  Aegypt  p.  418. 
Ueber  die  Inschrift  (MIJAI  .  .  FANAKTE1]  Osann  Midas  1830. 
Grotefend,  Transact,  of  the  R.  Asiat.  Soc.  V.  III.  P.  II.  p.  317.  In  der 
Nachbarschaft  sieht  man,  nach  Leake,  Facaden,  die  aus  einem  Prostyl 


304  Kunst  in  Kleinasien.  [241*] 

von  zwei  Saulen  mit  Architrav,  Zahnschnitt  und  Kranzleisten  be- 
stehen:  die  Gestalt,  welche  in  der  Nekropolis  von  Telmissos  so  viel 
vorkommt,  und  dort  schon  mehr  die  Formen  der  lonischen  Ordnung 
tragt.  Ghoiseul-Gouff.  T.  I.  p.  118.  pi.  67.  68.  [Nach  J.  R.  Steuart  Descr. 
of  some  anc.  mon.  with  inscriptions  still  existing  in  Lydia  and  Phrygia, 
several  of  which  are  supposed  to  be  tombs  of  the  early  kings  L.  1842 
ist  die  Inschrift  vollstandiger  ATE  2  APKIAEFAIS  'AKENANOI'AFOS 
(der  Name  des  Vaters  im  Gen.)  MIJAI  AAFAPTAEI  (Zas'er??,  wie  Aaayog, 
Aayos,  AUUKTTJS)  FANAKTEI  EJAES  (verrnuthlich  f^xs),  vgl.  Bull. 
1843.  p.  64.  Sieben  Grabmaler  des  Thais  Doganlu  mit  derselben  Schrift 
sind  abgebildet,  nebst  mehreren  andern  merkwiirdigen  Denkmalern.  Eherne 
Jungfrau  auf  dem  Grab  des  Midas,  Horn,  epigr.  3.] 

[5.  Sculptur  an  einer  Felswand  des  Sipylos  §.  64.  A.  2.  Auf  dem 
Tumulus  des  Alyattes,  der  von  den  Hunderten  der  Sardischen  Nekropolis, 
jenseits  des  Hermos,  in  Gruppen  und  einzeln  iiber  eiiien  erhohten  weiten 
Raum  ausgestreut,  weit  der  grosste  ist  (Herod.  I,  93),  liegt  von  einem 
Phallus  der  Kopf,  40  F.  im  Umfang,  12  F.  Durchmesser,  von  sehr  guter 
Arbeit.  Lykien  §.  90.  128*.] 


III.    Volker  vom  Arischen  Stamme. 

242.  So  wesentlich  verschieden  auch  der  Volker stamm  1 
der  Arier  (oder  Iranier),  welcher,  von  Ariana  ausgehend, 
die  alten  Bewohner  Baktriens,  Mediens,  Persiens  in  sich 
begreift,  in  Sprache,  Nationalsitten  und  Religion  von  dem 
Syrischen  war:  so  schloss  sich  doch  die  Kunstweise  dieser 
Volker  ziernlich  eng  an  die  an ,  wel.che  wir  in  Babylon 
kennen  gelernt  haben ;  und  wir  sind  gedrungen ,  die  Kunst, 
welche  in  dem  grossen  Persischen  Reiche  bluhte,  nur  als  eine 
weitere  Entwicklung  der  alten  Assyrischen  anzusehen.  Hier-  2 
von  liegt  der  Grund  theils  darin,  dass  das  grosse  Assyrische 
Reich,  wie  es,  auch  Babylon  in  sich  fassend,  vor  750  be- 
stand,  sich  iiber  den  grossten  Theil  von  Iran,  selbst  Bak- 
trien  eingeschlossen,  ausdehnte,  und,  als  hernach  der  Medische 
Thron  aufgerichtet  wurde,  die  Hofsitten  und  der  Luxus 
der  friiheren  Dynastien  in  Assyrien  und  Babylon  ganz 
natiirlich  darauf  iibergingen,  so  wie  spater  Susa  und  Per- 
sepolis  wieder  eine  Nachahraung  von  Ekbatana  waren :  theils  3 
darin,  dass  die  alte  Nationalreligion  der  Arier,  ein  dualisti- 
scher  Dienst  des  Lichts,  fur  sich  keine  Antriebe  zur  bildlichen 
Darstellung  der  Gotter  enthielt,  sondern  vielmehr  das  Ge- 
miith  da  von  abwandte:  daher,  als  Hofprunk  und  Luxus 
spater  das  Bedurfniss  einer  Kunst  iiihlbar  machten,  sie  von 
aussen  und  woher  sonst,  als  von  den  seit  alter  Zeit  culti- 
virten  Syrischen  Stammen,  hereingeholt  werden  musste. 

1.  Arier,    als   allgemeiner   National  -  Name   bei   Herod.   VII,    52. 
Strab.  XV.  p.  724 ,  Eudemos  bei  Damaskios  de   princ.  p.  384.    Kopp ,  in 
Sassaniden-Inschriften. 

2.  Der  viel  verbreitete  Gultus  der  weiblichen  Naturgottheit, 
der  Venus  unter  den  Planeten  (Mitra  bei  den  Persern,  Anahid  in  Medien, 
Elymais,  Armenien),  hangt  gewiss  mil  dieser  alten  Assyrischen  Herrschaft 
zusammen;  es  sind  die  Ziige  der  Semiramis-Derketo,  die  in  diesem  Sinne 
von  Kleinasien  bis  Baktrien  reichen. 

3.  Ihre  Gotter  waren  nicht  menschengestaltig  (ctv&Qa)nocpvh $,  Hero- 
dot  I,  131),  wodurch  Thiersymbole  nicht  gelaugnet  werden. 

0.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  20 


Kunst  des  Arischen  Stammes.  [243,  244} 

1.    Architektonik. 

1  243.     So    finden  wir    schon   die  Burg    von    Ekbatana 
(715    v.  Ghr.)    in    einem    Syrisch-Babylonischen    Geschmack 
auf  einer  Anhohe  terrassenformig  angelegt :  die  iiber  einander 
hervorragenden  Mauerzinnen    mit  sieben  Hauptfarben    glan- 
zend    angestrichen   (ohne  Zweifel    aus    bunten  Backsteinen); 
oben  Pallast   und  Tempel   der  Anahid,   die,Saulen,  Balken, 
Lacunarien    aus   Gedern-   und  Gypressenholz   mit   Gold   und 
Silberblech     iiberzogen,    die     Dachziegel     ganz    aus    Silber. 

2  Beim    Tempel    und  'Pallast    der   Persischen    Konigsburg    in 
Susa,    welche    die    Griechen    Memnonia    nannten ,    wissen 
wir   aus   bestimmten  Nachrichten    der  Alten,  mit  denen  die 
Trammer  wohl  ubereinstimmen,   class   die  Bauart  die  Baby- 
lonische  war. 

1.  [Ninive  §.  245.    Eugen  Flandin   1' Architecture  Assyrienne   in 
der   Revue   des   deux   mondes   1845.    T.    X.    6   livr.]     S.  Herodot  I,   98 
(die  unterste  Mauer  der   Burg  war  gleich  der  Ringmauer  Athens,   d.  h. 
gegen  50  Stadien;    die   viel    grossere  Stadt   war  offen).    Polyb.  X,   27. 
Diod.   XVII,   110.     Die  iiberzogenen  Balken  u.   s.   w.  wurden  von   Anti- 
gonos  und  Seleukos  Nikator  geschalt,  ^gTrtViby.   Jetzt  Ham  ad  an;  Triim- 
mer  grosser  Substructionen,  Canal  der  Semiramis,  Ghausee.    Im  Einzelnen 
findet  man  namentlich  in  einer  Saulenbasis  ganz  den  Styl  von  Persepolis 
wieder.    Olivier  Voy.  dans  I'empire  Ottoman.  III.   p.  30.    Morier  Second 
Journey  thr.  Persia  p.  264  ff.    Porter  II.  p.  90  ff. 

2.  Ueber    die    Wunderwerke   des   angeblichen    Memnon    (welches 
mag    der   einheimische  Name   gewesen  sein?),    Burg,    Konigsstrasse  und 
Konigsgrab    von    Susa,    Jacobs   in   den    Denkschr.    der   Miinchner   Acad. 
1810.  11.     Vermischte  Schr.   Th.  IV.  S.  4.     To  8s  rsl^og  raxodo'^ro  rrj$ 

$£  ojiTrjs  nkiv&ov  KKL  a.6(pa.krov ,  Strab.  XV.  p.  728.  In  Schus,  wahr- 
scheinlich  Susa,  findet  sich  auch  jetzt  nichts  als  Haufen  von  Backsteinen, 
mitunter  gefarbten.  Kinneir  Geogr.  Memoir  of  the  Pers.  empire  p.  100  f. 
Porter  II.  p.  410.  Hoeck  Vet.  Mediae  et  Persiae  Mon.  p.  95. 

1  244.    Der   alte  Stammsitz   der  Persischen  Herrscher  war 
in  Pasargadae,    einer    Flussebne    im    innern    Persis,    die 
selbst  von   dem  ersten   und  koniglichen   Stamme  des   Volks, 

2  nach  Herodot,   den  Namen  hatte.     Dieser  dadurch  geheiligte 
District,    gleichsam    die   Metropole,    aus  der    das    weitherr- 
schende  Konigsgeschlecht  hervorgegangen  war,  erhielt  in  der 
Bliithezeit  des  Persischen  Reichs  eine  lange  Strecke  von  An- 


[244]  Architektonik  der  Meder  und  Perser.  307 


lagen,  und  darunter  einen  altern  Konigssitz 
Ifin)  ,  mit  Kyros  Grabmal  ,  und  eine  neuere  Residenz, 
welche  die  Griechen  Persepolis  nannten,  wahrend  sie 
jener  vorzugsweise  den  Namen  Pasargadae  gaben.  Dieser  3 
neuere  Konigspallast  wird  mit  Sicherheit  in  den  Ruinen 
Tschilminar  oder  Tacht  Dschjemschid  erkannt.  Das  Mate-  4 
rial,  der  harte  schwarzgraue  Marmor  des  Gebirges  Rachmed, 
auf  dessen  Absenkung  mit  Hiilfe  machtiger  Substructionen 
diese  Konigsburg  errichtet  war,  hat  hier  die  Zerstorung  der 
Architekturformen  verhiitet,  obgleich  auch  nur  Wande  und 
Saulen  aus  Stein,  alles  Gebalk  und  Dachwerk  dagegen 
ohne  Zweifel  aus  iiberzogenem  Gedernholz  war  ,  womit 
die  enorme  Schlankheit  der  Saulen  zusammenhangt.  Die 
Anlage  steigt  terrassenformig  empor;  starke  Pforten,  grosse  5 
Hofe  mit  Nebengebauden  ,  prachtige  Saulenhallen  fiihrten  zu 
den  am  hochsten  gelegenen  inneren  Gemachern  des  Pallastes. 
Das  Detail  der  Architektur  zeigt  eine  Kunst,  die  sich  eines  6 
reichen  Vorraths  von  Formen  decorirender  Art  bemachtigt 
hat,  aber  nicht  sonderlich  darnit  haushalt:  man  findet  die 
wahrscheinlich  in  Asien  friihzeitig  verbreiteten  (§.  54)  Glieder 
und  Zierathen  der  lonischen  Ordnung  wieder,  aber  durch 
Ueberhaufung  und  seltsame  Verbindung  eines  grossen  Theils 
ihrer  Reize  beraubt. 

2.  S.   die   Schriftsteller   fiber  Alexander,    welche   zuerst  Persepolis 
erwahnen,  besonders  Arrian  VI,  29  ff.   Strabon  XV,  729.   Diodor  XVII,  71. 
Curtius  V,  7.   Pasargadae  umfasste  wahrscheinlich  die  Gebaude  bei  Murghab 
und  Nakschi-Rustan,  §.  245. 

3.  S.  die  Abbildungen  bei  den  Reisen  von  Ghardin  (neu  herausgeg. 
mit  Zusatzen  von  Langles,  P.  1812),  Kampfer,   Cornells  de  Bruyn;  ge- 
nauere  bei  G.  Niebuhr  Reise   nach  Arabien  II.  S.   121.    Morier  Journey 
thr.  Persia  T.  I.  p.   129—137.     Sec.  Journey  p.   75.    Ousely  Travels  in 
var.  countries  of  the  East.  V.  II.  pi.  40  sqq.     Porter  I.  p.  580  sqq.  Edw. 
Alexander  Travels  to  India  pi.  10.    Buckingham's  Trav.  in  Assyria,  Media 
and  Persia,   ch.  17.    Gaylus,  Hist,  de  1'Ac.  d.  I.  T.  XXIX.  p.  118.   Herder: 
Persepolis  eine  Muthmassung.    Persepolitanische  Briefe.    Heeren  Ideen  I. 
S.  194.    Mongez,  Mem.  de  1'Inst.  nation.  Litt,  T.  III.  p.  212.    Hirt  in  den 
Abhandl.  der  Berliner  Acad.  1820.  S.  40.    [Voy.  en  Perse  de  M.  Flandin, 
peintre,    et    de   M.    Goste,   architecte.     P.    1845.    Die   Zeichnungen   sind 
nach  Hr.  Steuart,  der  viele  Jahre  in  Persien  lebte,   vorziiglich  treu  im 
Charakter.] 


308  Kunst  des  Arischen  Stammes.  [245] 

5.  Eine    breite  Doppeltreppe   fuhrte   zu    drei    aneinanderstossenden 
Thoren;   diese  zu  den  Doppelpfeilern  mit  den  colossalen  Hautreliefs  von 
Wunderthieren.    Eine  zweite  Treppe  stieg  man  zu  dem  eigentlichen  Pallast. 
Drei  Saulenhallen  umgaben  eine  grossre,  ohne  Trennung  durch  Mauern; 
wahrscheinlich  waren  sie  nur  durch  Teppiche  abgesondert  (Esther  I,  6), 
die,  wie  bei  Alexander's  Prachtzelt  (Aelian  V.  H.  IX,  3)  und  dem  Diony- 
sischen  Zelt  Ptolemaeos  des  II.  (§.  150,  2),  an  Saulen  ausgespannt  waren. 
Die   inneni  Gemacher  und  Sale  liegen  jetzt  davon  getrennt  auf  der  hoch- 
sten  Terrasse ;   auch   hier   Saulen   in   dem  Hauptsaale.    Diese   Gemacher 
bildeten  indess  gewiss  einst  mit  jenen  Saulenhallen  ein  zusammenhangendes 
Gebaude.    Niedrigere   Nebengebaude ,  darunter  ein  ziemlich  ausgedehntes. 
Umfang  des  Ganzen  1400  X  900  F.   Den  Eindruck,  den  das  Ganze  machen 
musste,  giebt  am  besten  die  treffliche  Schilderung  einer  Persischen  Resi- 
denz   bei    Appulejus   de   mundo    p.  270  Bip.   (der  falsche  Aristoteles  de 
mundo  c.  6);  besonders:  (Rex)  circumseptus  admirabili  regia,  cuius  tecta 
fulgerent  eboris  nive,  argenti  (§.  243)  luce,  flammea  auri  vel  electri  clari- 
tate:  limina  vero  alia  prae  aliis  erant,  interiores  fores,  exteriores  ianuae 
muniebant  portaeque  ferratae  et  muri  adamantina  firmitate. 

6.  Die  Saulen   (s.    besonders   Porter   pi.   45)   der    grossen    Halle, 
55  F.  hoch,  unten  gegen  4  F.  stark,  mit  loniscben  Canneluren  und  hohen 
Basen  von  eigenthumlicher  Form;  die  Capitaler  theils  aus  Vordertheilen 
von  Einhornern  zusammengesetzt,  theils  aus  sehr  mannigfachen  Stucken 
(ein  umgesturzter  Krater,  darauf  ein  aufrecht  stehender,  darauf  ein  hoher 
Wurfel  mit  zwei  Reihen  von  Rollen  nach  alien  vier  Seiten)  seltsam  com- 
binirt.    Dabei  Verzierungen  von  Blatterwerk,  Rosen,  Voluten,  Perlenstaben. 
An  den  Konigsgrabern  kommen  auch  der  Zahnschnitt,  eine  Art  von  Eiern 
und  Schlangenzungen ,  und  das  dreitheilige  Architrav  vor.     Die  Gesimse 
liber  den  Thiiren  haben  Aehnlichkeit  mit  den  Aegyptischen  (§.  222).   Man 
bewundert  die  trefflich  behauenen  und  sehr  genau  zusammengefugtenQuadern 
und  Saulenstiicke.    Spuren  von  Wasserleitungen  durch  die  Hallen  und  Sale. 
Von  rathselhaften  unterirdischen  Gangen  melden  Ghardin  und  Morier. 

1  245.      Zugleich   lagen    in    diesem    Stammsitze    des    Ge- 
schlechts  der  Achaemeniden  die  Grabmonumente  derselben. 

2  Dies  waren  seltner  freistehende  Gebaude,  wie  das  des  Kyros 

3  beschrieben    wird;    gewohnlicher    in    den    Felsen    gehauene 
Fagaden  mit  verborgnen  unzuganglichen  Kammern  dahinter, 
dergleichen  theils  an  der  Felswand  oberhalb  des  beschriebenen 
Pallastes  von  Persepolis,  theils  nordlich  davon  bei  Nakschi- 

4  Rustan  liegen.     Die  Architektur  zeigt  dieselben  Formen,  wie 
in  Persepolis;  die  durchherrschende  Darstellung  ist  die  eines 
Geriistes,    auf   dem    der   Konig-  in    religioser  Handlung    er- 


[245*]  Bildwerke  von  Persepolis.  309 

scheint,  iiber  einem  Fries  und  Architrav,  welches  von  Saulen 
mit  Einhorn-Capitalern  getragen  wird. 

2.  Das  Grab   des  Kyros   im  Paradeisos    von  Pasargadae    Arrian 
VI,  29.     Strabon  XV,  730.     \itvQyos   ov   [tsyas,    KCCTCO  (itv  GTSQSOS,    avco 
8s    GTSyrjv    s%cav    ncti    G^KOV    GTEVTJV   rsAfcog    £%OVTK   r^v    si'GoSov.]      Ein 
nvgyos;  unten  eine  Basis   aus  Quadern,   darauf  ein  Bau  aus  einem  oder 
mehrern  Stockwerken ,   oben  ein  cr/xog  mit  einer  ganz  engen  Thiir;   darin 
ein  goldner  Sarg  mit  dem  Leichnam,  ein  Sopha  mit  nodes  %Qvcol  Gcpvgrt 
karat,  auf  diesem  ein  Babylonischer  Teppich,  Gewander,  Schmuck,  Waffen. 
Ob  das  Denkmal  in  Murghab?  Ousely  II.  pi.  53.    Porter  I.  pi.  14.  p.  498. 
Heeren  S.  276. 

3.  Eins  der  Graber  am  Berge  Rachmed  (400  F.   vom  eigentlichen 
Pallaste)    muss  nach   Diodor  XVII,  71    (vgl.    Ktesias  Pers.  15)    das    des 
Dareios  sein,  womit  Grotefend's  Entzifferung  der  Keilinschriften  von  Perse- 
polis trefflich  iibereinstimmt.     Chardin,    pi.  '67.  68.   —   Nakschi-Rustan, 
ebend.  pi.  74.    Ousely  II.  pi.  41.    Porter  pi.  17.    Ziemlich  mit  den  Perse- 
politanischen  iibereinstimmende  Grabmaler  hat  man  in  Medien,  zu  Bisutun 
und  Hamadan,  gefunden. 

2.    Bildende  Kunst. 

[§.  245*.  Die  Assyrische  Kunst  wird  kimftig  durch 
die  Entdeckungen  in  Ninive  durch  den  franzosischen  Consul 
Botta  in  Mossul  bekannt  werden.  Die  Hauptfigur  auf  den 
meisten  Reliefen  ist  ein  Konig  oder  Held  in  reichverbramter 
Tunica  mit  Oberkleid  und  mit  einer  Tiara,  welcher  kampft, 
Feinde  vor  sich  hertreibt,  Gefesselte  und  Gnadeflehende  vor 
sich  sieht,  beim  Mahle  sitzt,  im  festlichen  Zug  einen  Wagen 
mir  vier  neben  einander  gespannten  Pferden  lenkt.  In  seiner 
Nahe  gewohnlich  ein  bartloser  Mann,  vermuthlich  Eunuche, 
ofters  mit  einem  Streitkolben.  Unter  den  vielen  Figuren  von 
Kampfern  wiederholt  sich  ein  Schildtrager,  unter  dessen  Schutz 
ein  Anclerer  seinen  Bogen  spannt  oder  den  Wurfspiess  schwingt. 
Eine  Gestalt,  vermuthlich  ein  Gott,  halt  in  der  rechten  Hand 
eine  schlangenformig  gekrummte  Waffe  und  zieht  mit  der 
linken  einen  Lowen  zu  sich  herauf.  Keine  weibliche  Figuren 
ausser  einer,  die  ein  Kind  am  Ann  in  die  Hohe  halt.  Stiere 
16  F.  hoch,  mit  Menschengesichtern ,  wurden  erst  6,  dann 
noch  120  entdeckt,  alle  in  Hochrelief.  Ein  Bild  stellt  vier 
Vornehme  vor,  sitzend  auf  Stuhlen,  welchen  Eunuchen  ein- 
schenken,  diese  schopfen  aus  einem  Gefass  in  ein  Rhyton  mit 


310  Kunst  des  Arischen  Stammes.  [245*] 

Lowenkopf:  mehrere  stellen  Belagerungen  dar.  Das  herr- 
schende  Princip  ist  treue  Nachahmung  der  Natur  und  des 
Lebens,  bei  massigem  Gebrauch  symbolischer ,  besonders  ge- 
fliigelter  Figuren.  Das  Verdienst  der  Zeichnung  in  den  Kor- 
pern,  besonders  des  Lowen,  des  Stiers,  in  den  menschlichen 
Gesichtsziigen  und  in  der  Ausfuhrung  der  Haare  wird  ho'ch- 
lich  geruhmt. 

Die  Ausgrabungen  fanden  nicht  in  dem  Umfang  der  alien  Stadt 
oder  wie  nun  angenommen  wird,  der  officiellen  Residenz  der  Konige  bei 
Mossul  jenseits  des  Tigris  statt,  sondern  fflnf  Garavanenstunden  davon 
(so  lang  war  also  die  Stadt),  wo  auf  einem  hundert  Fuss  hohen  Hiigel, 
gegen  300  Meter  lang,  150  breit,  das  Dorfchen  Khorsabad  liegt.  In  -diesem 
Hiigel  wurden  fiinfzehn  grosse  Sale  eroffnet,  darunter  einer  von  120  F. 
Lange,  fast  iiberall  bedeckt,  so  wie  auch  die  vier  Facaden,  mit  Reliefen 
und  Keilschrift  in  einer  »Art  von  transparentem  Marmor,«  zum  Theil  »auf 
Alabasterplatten«  oder  »in  einer^sich  leicht  erweichenden  Tiinche'«  Lettres 
de  M.  Botta  sur  ses  decouvertes  a  Khorsabad  pres  de  Ninive  publiees  par 
M.  J.  Mohl  P.  1845,  aus  dem  Journal  Asiat.  vom  Mai  1843  bis  Febr.  1845 
abgedruckt,  mit  55  Kpft.  worunter  33  Bildwerke  enthalten.  Darunter  zeigen 
Tf.  22  Farbenschmuck ,  die  Kopf-  und  Bartbaare  braun,  Tiare  und  Kopf- 
binde  roth,  Tf.  30  rothe  Sandalenbander ;  viel  soil  blau  vorkommen.  Tf.  17 
ein  Zwiegespann,  worauf  der  Konig,  iiber  wclchen  ein  Sonnenschirm  ge- 
halten  wird,  hinter  ihm  ein  Reiter  mit  Lanze  und  Kocher,  wie  Tf.  19. 
Tf.  25  Belagerung,  Tf.  21  ein  naturwahrer  ausdrucksvoller  Kopf  mit  Pickel- 
haube.  Die  cpcclccQa  der  Pferde  sind  iiberladen,  |schwerfallig.  Tf.  38,  50 
eine  mannliche  gefliigelte  Figur  mit  Adlerkopf,  die  Hand  krallend.  Aus 
dem  Princip  selbst  erklart  sich  eine  gewisse  Uebereinstimmung  mit  den 
Statuen  von  Aegina,  namentlich  in  Stellungen  in  dem  gekrauselten  Haar, 
in  der  dichtanliegenden  Gewandung  z.  B.  des  Bogenschutzen  Tf.  2,  wo 
auch  der  den  Schiitzen  deckende  Schild  durch  die  fiinf  Kreise  herumlau- 
fender  Verzierungen  an  die  so  naturliche  Anordnung  der  Homerischen  und 
Hesiodischen  Schildcompositionen  erinnert.  Auch  die  Architravreliefe  von 
Assos  §.  255.  A.  2,  das  alte  Grabmal  von  Xanthos  §.  90*  und  zunachst 
die  Bildhauereien  von  Persepolis  sind  zu  vergleichen.  In  wie  weit  die 
Griechische  Kunst  von  Assyrien  und  Medien  her  zunachst  in  Kleinaslen  An- 
regungen  erhalten  und  Anlasse  genommen  habe  und  wie  selbstandig  und  frei 
dabei  ihre  innere,  die  eigentlich  kiinstlerische  Entwicklung  erfolgt  sei,  wird  sich 
allmalig  deutlicher  herausstellen.  Grosse  Massen  der  Monumente  von  Ninive 
sind  bereits  in  Paris  angekommen.  Die  Herausgabe  eines  Werkes  von  405  Kpft. 
und  100  Bogen  Text  in  90  monatlichen  Lief erun gen  hat  im  Nov.  1846  be- 
gonnen;  dieZeichnangen  von  deminPersien  eingeiibten  Maler  Eugen Flandin. 
Die  nachgezeichneten  Keilschriften  nehmen  eine  Lange  von  2500  Meter  ein. 


[246]  Bildwerke  des  Persepolis.  311 

Kiepert  in  Schmidts  Jahrb.  f.  Gesch.  1844.  I.  S.  95  denkt  daran,  dass 
diese  Sculptnren  nicht  der  alten  Assyrischen  Kunst  angehoren,  sondern  aus 
einer  spateren  Persischen  Zeit  sein  mochten,  da  Xenophon  paottstu  zu  Ninive 
erwahnt,  obgleich  die  alte  Stadt  seit  der  Medisehen  Eroberimg  zerstort 
gelegen.  Leo  vermuthet,  dass  das  Assyrische  Reich  mit  Sardanapals  Tode 
(890),  nachdem  nun  Babylon  Sitz  der  Herrschaft  geworden,  nicht  aufge- 
hort,  sondern  unter  eigenen  Konigen  fortbestanden  habe,  Lehrb.  der 
Universalgesch.  I.  S.  118.  Die  Inschriften  werden  zu  Hiilfe  kommen.] 

246.     Dieselben  Ruinen  von  Persepolis  zeigen  eine  Fulle  1 
von  Sculptur  mit  der  Architektur  verbunden.     Wunderthiere,  2 
symbolischer  Art,   stehen  in  halbrunder  Gestalt   als  Reichs- 
wappen  am  Eingange;  ahnliche  sind  auch  fur  architektonische 
Zwecke  kaufig  angewandt.     Gruppen,  in  welchen  ein  mytho-  3 
logischer  Held  ein  Unthier  der  Art  durchbohrt,  sind  in  Relief 
an    den  Pforten   des    Nebenhauses   angebracht.     Man    sieht  4 
den  Konig  mit  Begleitern  einherschreitend ;  seinen  Thron,  den 
ein  Baldachin  bedeckt,   von  den  Reprasentanten  der  Haupt- 
stamme  des  Reiches  getragen;   den  darauf  sitzenden  Fursten 
als  Richter,    an    verschiedenen   Wanden   und  Pfeilern.     Die  5 
Leibwache  des  Fursten,   seine  Hofleute  in  zwei  verschiednen 
regelmassig  abwechselnden  Trachten,  der  Medisehen  Stola  und 
der  Kandys,  und  die  interessanteste  Darstellung,  die  Provin- 
zen ,   welche  die  jahrlichen    Ehrengeschenke    (8wQa)  bringen, 
schmiicken  die  Prachttreppe ,  welche  zu  der  grossen  Saulen- 
halle  hinauffiihrt. 

2.  Hauptfiguren  sind  das  gefliigelte  oder  ungefliigelte  Einhorn,   das 
rathselhafte  Thier  mit  dem  koniglich  geschmiickten  Menschenhaupte  (Mar- 
tichoras?   Kaiomorts  ?) ,    der  Greif,   der  Lowe.    [Fel.  Lajard  Rech.  sur  le 
culte,  les  symboles,  les  attributs  et  les  mon.  fig.  de  Venus  en  Orient  et 
en  Occident  1.  2  livr.  P.  1837  f.  unterbrochen.] 

3.  Der  Ansicht,  welche  in  diesem  Helden  den  Stammheros  des  hier 
einheimischen  Geschlechts.  Achaemenes  (Dschjemschid?),  sieht,  kommt 
zu   Hiilfe,    dass   nach   Aelian  H.  A.  XII,   21    Achaemenes   wirklich   eine 
wunderbare  Fabelperson  war,    ein  Zogling  eines  Adlers,    wie  bei  Firdusi 
der  Vogel  Simurg  die  jungen  Helden  erzieht. 

5.  Diese  doppelte  Tracht  ist  durchgangig  leicht  zu  unterscheiden. 
Die  vornehmere,  die  der  Konig  selbst  tragt,  ist  das  Medische  Gewand, 
ihr  war  auch  die  Magische  Stola  ahnlich  (s.  Lukian  Nekyom.  8).  Zu  der 
andern  Tracht  gehort  der  Ueberrock  mit  den  leeren  Aermeln  oder  xo^aig 
(Kolchische,  Amazonische ,  Ungarische  Tracht,  s.  Amalthea  I.  S.  169. 


312  Kunst  des  Arischen  Stammes.  [247] 


II.  S.  XII),  dies  1st  die  Persische  Kandys  (%ir<^v  ov  spnoQnovvTai,  fibulis 
annectunt,  ol  GTQKTICOTKI,  Hesych.  Pollux  VII,  58).  Ueber  die  Persischen 
Gewander  vgl.  Voss  Mythol.  Briefe.  III.  S.  367.  Mongez  sur  les  costumes 
des  Perses,  Mem.  de  1'Inst.  nat.  Litt.  IV.  p.  22  sq.  Xenophon  Cyrop.  1,  3,  2 
sagt:  TKVTK  nuvTK  (Periicken  und  Schminke)  Medina  SGTI,  V.KL  ol  KOQ- 
XITWVES  KKL  ol  ncivSvfs  KCU  ol  STQEitTOi  Tcegi  rrj  ds^y  v.al  TK 

TtEQl    TKLV    %tQOlV    £V    IJ£QG(XIS    ^£    rOtg    Oi'xtH   XCO.    VVV    BTt  UOlv    Xtft 

(pavHoTSQKt  nod  SicciTKi  fVTslEGTEQcu.  Die  Tiara  mil  den  Seiten- 
bandern  (nuQayva&ldi-s  Strabon  XV.  p.  734  fila  tiarae  Ammian  XXX,.  8), 
die  Kidaris  und  Kyrbasia  sind  schwer  von  einander  zu  unterscheiden, 
vgl.  Niccolini  M.  Borb.  VIII.  p.  17  ff.,  auch  Demetr.de  eloc.  161.  Die 
Peitsche  oder  Geissel,  welcbe  an  manchen  Figuren  von  Kriegern  deutlich 
hinter  dem  Kocher  auf  dem  Riicken  hangend  angebracht  ist,  bezeichnet 
die  Persischen  Mastigophoren.  —  Fiir  die  statistische  Erklarung  der  Pro- 
vinzen  verweise  ich  ganz  auf  Heeren,  Ideen  II,  1.  S.  213  ff. 

1  247.    Nirgends   erscheint  die   bildende  Kunst    in   ihren 
Gegenstanden  auf  einen  so  bestimmten  Kreis  beschrankt  wie 
hier.     Die  Gottheit,   der  reine  Ormuzd,   urspriinglich  undar- 
stellbar,  wird  als  Gegenstand  der  Anbetung  des  Konigs  durch 
eine  in  der  Hohe  schwebende,  nach  unten  in  Fliigel  endende 
Halbfigur  nur  angedeutet  ;  sonst  gehoren  nur  die  symbolischen 
Thiere  der  Mythologie,  alles  Andre  der  geschichtlichen  Gegen- 

2  wart   an.    Der    strenge  Anstand,    das  steife  Geremoniel  ge- 
bieten  uberall  sorgfaltige  Bekleidung  und  feierliche  Bewegung, 
selbst  der  Kampf  mit  Ungeheuern   stort  keins   von  Beiden; 

3  die  vollige  Entfernung  der  Frauen  hat  denselben  Grund.    In 
dem    sehr   minutios     ausgefiihrten   Haarputz    (y.o^ai    nnog&s- 
roi)  ,    den   regelmassigen  Falten  ,    den  Spuren  der  Anfugung 
goldner  Ketten  und  Zierden  an  den  Handgelenken;  dem  Halse 
und  der  Tiara  des  Herrschers,  erkennt  man  uberall  die  Ein- 
wirkung  des  Hofprunks  und  den  Zwang  eines  aussern  Ge- 

4  setzes.    Doch  zeigt  sich  die  Kunst  nirgends  als  ein  roher  Ver- 
such  ;  vielmehr  hat  die  Zeichnung  einen  festen,  sichern  Styl  ; 
die  Gesichtsformen  tragen  neben  dem  Stempel  der  Nationali- 
tat   das  Geprage   von  Wiirde;    in  der  Darstellung  der  Pro- 
vinzen  ist  feine  Gharakteristik,  in  der  der  Hofleute  gefallige 
Abwechslung  in  Stellung  und  Geberde  ;  die  Thiergestalten  sind 
mit  einer  eigenthiimlichen  Kraftigkeit  und  Grossheit  entworfen  ; 

5  auch  ist   die  Arbeit  in  dem  harten  Steine  durchaus   sauber, 

6  .die  Behandlung  des  Reliefs  eigenthiimlich  :  so  dass  man,  wenn 


[248]  Bildwerke  Persians  uncl  Mediens.  313" 

auch  immer  Aegyptische,  so  wie  Griechische  Kiinstler  fur  den 
Grosskonig  arbeiteten,  doch  eine  einheimische,  durch  lange  Jahr- 
hunderte  gereifte  Kunst  in  diesen  Werken  anerkennen  muss,  die 
den  Persern  sender  Zweifel  von  Ekbatana  in  Medien,  den  Medern 
aber,  wie  wir  meinen,  in  der  Hauptsache  von  Babylon  kam. 

3.  6  [i8yus  PCCGI.I.EVS  —  KOfia.  Aristoph.  Plut.  171.  [xo/uort  Tipog- 
&STOI,  falsches  Haar,  Perucken ,  welche  die  Griechen  der  streng  aristo- 
kratischen  Zeit  vermuthlich  von  dorther  angenommen  haben.]  Die  Perser 
ziehn  die  Adlernase  vor,  weil  Cyrus  ygvnog  gewesen  sei.  Plutarch,  reip. 
ger.  praec.  28. 

5.  Das  Relief  hebt  sich  mil  einer  feinen  Linie  allmalig  vom  Grunde- 
ab,  ganz  anders  als   das  Griechische   und   Aegyptische.     Fragmente    im 
Brit.  Museum  (R.  VI.  n.  100—103)  und  bei  Sir  Gore  Ousely;    genaue  Ab- 
bildungen   bei  Morier  Sec.  Journey  pi.  1 ,  Ousely  II.  pi.  43 — 45.  und   Ker 
Porter.     [Eine  der  ausfuhrlichsten  Abbildungen  Archaeol.   Britann.,  XIV, 
p.  283,  Kopf  eines  Blinden  mit  einer  Binde  um  das  Haupt,    Haar  und 
Bart    gelockt,    ahnlich    wie    der   sog.    Indische    Bachus.    —    Ammianus 
M.  XXIV,  6,  die  Perser  seien  in  den  bildenden  Kunsten  etwas  zuriickge- 
blieben,  weil  sie  nur  Schlachtstiicke  machten.] 

6.  Von  den  Aegyptischen  Kiinstlern,  die  fiir  die  Persischen  Konige 
arbeiteten,    erzahlt  Diodor  I,  46.    Von  Telephanes  (§.  112,   1)    Arbeiten 
fiir  die  Perser  Plin.  XXXIV,  19,  9. 

248.    Mit  dieser  Annahme  stimmt  auch  die  grosse  Aus-  1 
dehnung,  in  welcher  dieser  Styl  nicht  bloss  in  Persien,  auch 
in    Medien    gefunden   wird.     Die    Reliefs    von    Bisutun   (Ba-  2 
gistanon)  zwischen  Ekbatana  und  dem  Tigris,   die  unter  an- 
dern  einen  Konig  als  Ueberwinder  seiner  Feinde  darstellen, 
zeigen  diesen  Styl  vielleicht  in   einer  alteren  Periode  als  die 
Persepolitanischen ;  die  Alten  scheinen  Werke  der  Semiramis 
hier  gesehn  zu  haben.     Wahrscheinlich  werden  auch  die  be-  a 
deutenden  Ruinen  der  Armenischen  Stadt  Van  nicht  bloss  In- 
schriften,  sondern  auch  Architekturformen  nach  Art  der  Perse- 
politanischen ergeben.     Auch  die  Babylonisch-Medischen  Gy-  4 
linder  schliessen  sich,  wenn  auch  oft  nachlassig  und  schlecht 
gearbeitet,  an  diesen  Kunststyl  an;  ein  Theil  derselben  wird 
sicher  mit  Recht  aus  Persischem  Ritus  und  Glauben  gedeutet; 
manche  gehoren  auch  einer  Combination  Magischen  und  Ghal-  5 
daeischen  Glaubens  an.    Noch  sind  die  Dariken  zu  erwahnen,  6 
bei   denen    die  Vorstellung  —  der  Konig    selbst   als  Bogen- 
schiitz  —  so  wie   die  Zeichnung   sehr  mit  den  Monumenten 


314  Kunst  des  Arischen  Stammes.  [248] 

7  von  Persepolis  ubereinstimrnt.     In  der  Zeit   der  Arsakiden 
herrschte  am  Hofe  ein  von  den  Makedonischen  Eroberern  er- 
erbter  Griechischer  Geschmack,  doch  hat  sich  ausser  Miinzen 

8  nichts  Sicheres  erhalten;  die  S  ass  an  id  en,  in  vielen  Stucken 
Wiederhersteller  vaterlicher  Sitte  und  Religion,  zeigen  in  ihren 
Kunst werken  einen  aus  dem  spatromischen  entstandenen,  auf 
orientalisches    Gostum    angewandten,    schwiilstigen    und   ge- 
schmacklosen  Styl. 

1.  Ruinen  im  Persepolit.'Styl  am  Persischen  Meerbusen,  Morier  I.  S.51. 
Von  Ekbatana  oben  §.  243.  Von  Bisutun  besonders  Porter  II.  p.  154.  pi.  60. 
Vgl.  Hist,  de  1'Ac.  des  Inscr.  XXVII.  p.  159.  Hoeck  p.  22.  29.  73  sqq. 

2.  Die  Identitat  von  Bagistanon  bei  Diod.  II,  13,  Baptana  bei  Isidor 
und  Bisutun  halte  ich  mit  Hoeck  p.  116,  Mannert  V,  2.  S.  165  u.  Andern 
fur  einleuchtend.  Die  Vorstellung  der  Semiramis  mit  100  Trabanten  er- 
innert  sehr  an  Persepolitanische,  Die  Syrischen  Buchstaben  bei  Diodor 
sind  wohl  Assyrische;  diese  'AGGVQIK  yQctfifictTK  aber,  die  Persische  Reichs- 
schrift  besonders  fur  Monumente,  konnen  nur  Keilschrift  gewesen  sein. 
[Das  Denkmal  bei  Behistun,  auf  dem  Wege  von  Bagdad  und  Hamadan 
ist  naher  bekannt  geworden  durch  Abbildungen  und  Erlauterungen  des 
Major  Rawlinson,  Journ.  of  the  R.  Asiatic  Soc.  Vol.  X.  P.  1.  L.  1846.  Es 
stellt  in  einem  dem  Persepolitanischen  ahnlichen  Styl  dar  Darius  Hystaspis, 
welchem  die  verschiedenen  wahrend  der  ersten  Jahre  seiner  Regierung  in 
ganz  Oberasien  aufgestandenen  Rebellen  gegeniiberstehen  und  wird  durch 
zahlreiclie  Keilschriften,  in  Uebereinstimmung  mit  einer  Andeutung 
Herodots,  erlautert.  Tiefer  unten  Werke  aus  der  Sassanidenzeit.] 

3.  Van   heisst  Schamiramakert ,   Semiramocerta,   bei  Armenischen 
Schriftstellern,  welche  von  Saulen,  Statuen,  Felsengrotten  daselbst  sprechen. 
St.  Martin  Notice  sur  le  Voy.  litt.  en  Orient  de  M.  Schulz,  Journ.  des  Sav. 
1828.  p.  451.  Grotefend  in  Seebode's  Krit.  Bibliothek  1829.  Bd.  I.  N.  30. 
Kunstblatt  1829.  N.  32.    Die  bekanntgewordenen  Keilschriften  geben  nach 
Grotefend's,  von  St.  Martin  adoptirter,  Entzifferungsmanier  Xerxes  Namen; 
indess  hindert  dies  nicht,   dass  nicht  auch  hier  die  Perserkonige  alte  Semi- 
ramische  Werke  (d.  h.  iiberhaupt  Werke  Assyrischer  Dynastien)  vorgefunden 
haben  konnten.  Burnouf  fmdet  ahura  mazda,  Ormuzd,  extrait  d'un  mem. 
sur  deux  inscr.  cunei  formes  trouvees  pres  d'Hamadan,   Journal  des  Sav. 
1836.    p.  283.  321. 

4.  S.  besonders  Grotef end's  Erklarungen,  Amalthea  I.  S.  93.  F.  S.  65. 

5.  Zeitig  kommen  Magier  in  Babylon,  Ghaldaeer  in  Persien  vor ;  und 
schon  bei  Berosus  erscheint  Chaldaismus  und  Magismus  so  vermischt,  dass 
der  Babylonische  Kronos  (El)  fur  Zeruane  gesetzt,  und  Aramazdes  Vater 
genannt  wird.   Persisch-Chaldaeisch  ist  wohl  auch  der  Babylonische  Cylinder 
bei  Porter  II.  pi.  80.  n.  1,  welcher  den  Ormuzd  in  der  Hone,  und  darunter 


[248]  Andre  Denkmaler  Persians.  315 

drei  Figuren,  wo  von  zwei  offenbar  gottlicher  Natur,  darstellt;  die  eine 
fiihrt  ein  Beil  (wie  Zeus  Labrandeus  in  Karien,  und  Sandon  in  Lydien) 
und  steht  auf  dem  Einhorn ;  sie  hat  einen  Mond  iiber  sich,  wie  die  gegen- 
iiberstehende  einen  Stern.  —  Die  Vermischung  Persischer  und  Aegyptischer 
Symbole  [gleich  der  der  Romischen  und  Gallischen],  die  der,  Amalth.  I. 
S.  93  behandelte  Cylinder  zeigt,  ist  auch  auf  dem  bei  Susa  gefundenen 
Stein,  der  eine  Art  Persische  Hieroglyphik  enthalt  (Walpole  Trav.  p.  420 
u.  A.),  und  dem  vierfluglichen  Mann  mit  dem  Aegyptischen  Kopfputz  bei 
Murghab,  Porter  I.  pi.  13,  wahrzunehmen.  Rhodogune  mit  fliegenden 
Haaren  nach  einer  schonen  Legende  das  Persische  Reichssiegel,  Polyaen  VIII, 
27.  Persepolitanische  Fragmente  in  Aegypten,  Descr.  de  1'Eg.  T.  V.  pi.  29. 

6.  Von  den  Dariken  Eckhel  D.  N.  I,  III.  551  sqq.   Gute  Abbildungen 
Landon  Numism.   I,   2.    Mionnet   Descr.  pi.  36,  1.     Suppl.  VIII.  pi.   19, 
sehr  interessant.     [Von  Persischen  geschnittnen  Steinen  besitzt  Hr.  Lajard 
die  reichste  Sammlung,  die  man  in  Europa  kennt,  Journ.  des  Sav.  1819. 
p.  424.] 

7.  Die  Arsakiden,  obgleich  nach  Lukian  de  domo  5  ol  ytloKKloi, 
horten  doch   bekanntlich   an  ihrem  Hofe  Griechische  Poesieen;   und  von 
ihren  Munzen   schliessen    sich   besonders   die  altern   nahe  an   die  Make- 
donischen   an.     Auch  die  Tetradrachmen   mit  Griechischen   allegorischen 
Figuren  scheint  mir  Eckhel  I,  III.   p.  549    den  Arsakiden  noch  nicht  mit 
Recht   abzusprechen.     Von  Bildwerken   ist   sehr  wenig   bekannt.     Hoeck 
p.  141.    Von  einer  Gemme  mit  Pacorus  Bilde,   Plin.  Ep.  X,   16.     Solche 
Gemmen,  wie  sie  Plinius  erwahnt,  existiren  noch,  Tassie  pi.  12,673—677. 

8.  Derselbe   plumpe   und   schwiilstige    Gharakter    herrscht   in   den 
Sassaniden-Miinzen   und  den  Bildwerken  von  Nakschi-Rustan  (Sapor  I), 
Schapur  (Valerianus  Unterwerfung) ,  Takt-Bostan  (Sapor  II.  III).     S.  iiber 
diese  Hoeck  p.  47.   126  f.    und    die   treff lichen    Abbildungen   bei    Porter 
pi.  19  f.  62  ff.    Schoner  Helm   bei  A.  d'Olenine    sur   le  costume   et  les 
armes   des   gladiateurs,   Petersb.   1835.   pi.   15.  das.  pi.   14   eine   ciselirte 
Silberschale ,  die  der  Vf.  fur  Sassanidisch  halt,   ein  Reiter,  der  ruckwarts 
einen  Lowen  schiesst,    dem  Styl  nach    auf   hoheres  Alterthum   deutend. 
[Grosse  Silberschale  des  Due  de  Luynes  mit  einer  Jagd  M.  d.  I.  Ill,  51. 
Ann.  XV.  p.  98.    A.  de  Longperier.]     Allegorische  Figuren  sind  hier  oft 
ganz  spateren  Romischen  gleich;    sonst  ist   auf  die  Costume  und  Zierden 
am  meisten  Fleiss  verwandt.     Die  Kugeln   auf   den  Kopfen   der  Konige 
sind  Weltkugeln  mit  dem  Zodiacus,  den  man  auf  den  Munzen  oft  deutlich 
sieht,    und  stellen   sie  als  Weltherrscher  dar.     Ueber  Arsakiden  -  Munzen 
Tychsen  in  den  Commentat.  Soc.  Gott.  rec.  V.  I;  iiber  Sassanidische  V.  II. 
—  Mani,  ein  Ketzer,  der  von  dem  neuerweckten  Magismus  ausging,  ver- 
sinnlicht  seine  Lehre  (unter  Schapur  I.  und  Hormisdas  I.)  durch  ein  aus- 
gemaltes  Evangel ium. 


IV.    Inder. 

1  249.     Das  Indische  Volk,   das  ostlichste  Glied  des  Kau- 
kasischen  Menschenstammes,  welcher  hier  schon  sehr  gemischt 
erscheint,  ein  Volk  von  grossen  geistigen  Anlagen,  welche  sich 
in   einer   feinen  Ausbildung    der  Sprache,    einer    sehr    alten 
speculativen  Theologie,  und  einer  phantasievollen  Poesie  zeigen, 
war   doch    sehr   wenig  geeignet,   die    bildenden   Kiinste    auf 

2  eine   originale  Weise    auszubilden.     Die  stille  Beschaulichkeit 
fruherer,  die  gliihende  und  schwelgerische  Phantasie  spaterer 
Zeiten  fanden  in  dem  Reiche   der  naturlichen  Gestalten  und 
gegebnen  Naturformen  keinen  Ausdruck,  in  dessen  consequenter 

3  Fortbildung    sie  sich  geniigen   konnten;    und  wenn    die  hie- 
rarchische  Verfassung  und  die  grosse  Ausdaaer  Indischer  Ar- 
beiter  in  der  Aushohlung    der   Grottentempel  und  dem 
Aushauen  ganzer  Gebirge  Bewundernswiirdiges  geleistet  haben: 
so  vermisst  man  doch  ganz  den  ordnenden  Geist.,  der  diesen 
Fleiss   und  Kraftaufwand  ohne  Beispiel  fur   grosse   architek- 
tonische  Zwecke  benutzt  und  zu  beherrschen   gewusst   hatte. 

4  Wir  sehen  hier  vielmehr  eine  Kunst,  die  in  einer  Fiille  von 
Form  en  unstat  umherschweift,  und,  wenn  ihr  fast  zufallig  das 
Einfache   und  Grandiose    gelingt,    es  nicht   zu    einer   festen, 
wiederkehrenden    und    durchgefuhrten  Kunstform    zu    nutzen 

5'weiss:  so  class  man  den  Gedanken  schwer  aufgeben  kann, 
dass  vielerlei  Anregungen  und  Mittheilungen  von  aussen  (wahr- 
scheinlich  auch  von  den  Griechen  oder  Yavana's)  in  Indien 
erst  den  architektonischen  und  plastischen  Sinn  erweckt,  und 
ihm  eine  Nahrung  dargeboten  haben,  die  er  doch  nicht  recht 
zu  verarbeiten  wusste ;  inclem  dadurch  der  Contrast  der  clas- 
sischen  Eleganz  einzelner  decorirender  Theile  mit  der  bar- 
barischen  Geschmacklosigkeit  in  der  Verkniipfung  derselben  zu 
architektonischen  Ganzen  wohl  allein  auf  eine  befriedigende 
Weise  erklart  werden  kann. 

3.  Hohlentempel  des  Siwa  auf  Elephante  unweit  Bombay. 
Mehrere  auf  Salsette,  die  grossten  bei  Kenneri.  Grotte  zu  Garli. 
Das  ungeheure  Pantheon  zu  E  1 1  o  r  a  in  den  Ghautgebirgen ,  zugleich  zur 


[249]  .      Hohlentempel.  317 

Aufnahme  von  Hunderttausenden  von  Wallfahrern  bestimmt.  Buddhistische 
Grotten  in  Berar,  bei  Adschunta  und  Baag,  von  einfachern,  aber  plumpen 
Architekturformen ,  ohne  Zierathen,  dagegen  mit  Malereien  auf  Stucco. 
Hohlentempel  von  Radschastan,  welche  griechischem  Stile  naher  stehen 
sollen.  —  Mahamalaipur  (Mahabalipur  im  Mahabarata,  Maliarpha  bei 
Ptolem.),  ein  Felsengebirge  iiber  der  Erde  in  ein  Labyrinth  von  Monumenten 
verwandelt,  an  der  Kiiste  von  Coromandel.  Pyramid alische  Pagoden  zu 
Deogur  (Tagara,  eine  Hauptmesse  in  der  Zeit  des  Peripl.  mar.  Ind.),  Rami- 
seram.  Felsentempel  auf  Ceylon.  Ueber  die  Felsenkammern  von  Bamian 
(Alexandreia  am  Kaukasos,  nach  Ritter)  Hoeck  Morium.  vet.  Med.  p.  176  sqq. 

4.  Einen  grandiosen  Eindruck  machen  z.  B.  die  Grotte  von  Carli, 
und  der  Tempel  des  Visvakurma  zu  Ellora,  wo  die  Decken  in  Rundbogen 
ausgehauen   sind.     Was  die  Details  anlangt,   so  ist  folgende  Pfeilerform 
noch  die  am  haufigsten  wiederkehrende  und  am  regelmassigsten  gebildete: 
eine  Basis  aus  mehreren  Flatten  und  Wellen,  dariiber  ein  kurzer,  lonisch 
cannelirter  Pfeiler,  dann  ein  umgestiirztes  Akanthus-Capital ,  oben  zusam- 
mengezogen,  iiber   diesem  eingezogenen  Halse  ein  grosser  Pfiihl,    dariiber 
die  Platte  mit  Verlangerungen  in  der  Richtung  des  dariiberliegenden  Haupt- 
balkens,    welcher   die  Decke   tragt.    Haufig   kommen  als  Verzierung   der 
•Pi'eiler  umgestiirzte  Antefixa  oder  Eckverzierungen  antiker  Sarkophage  vor. 
Die  Dicke  dieser  Stiitzen  (in  deren  Gestalt  indess  keine  Spur  eines  Nach- 
denkens  iiber  statische  Gesetze  wahrzunehmen  ist)  ist  nur  Werk  der  Noth ; 
als  Zierath  von  der  Aussenseite  von  Felsentempeln  hat  die  Indische  Archi- 
tektur  auch  sehr  schlanke  Saulen. 

5.  Eine  Chronologic  giebt  es  leider  hier  nicht,  aber  nach  den  festen 
Punkten,  die  wir  haben,  scheint  es  nicht  noting,  diese  Kunstbliithe  Indiens 
(wenn  man  so  sagen  darf)  alter  zu  setzen  als  die  Bliithe  der  dramatischen 
Poesie  in  Indien  (unter  dem  Rayah  Vicramaditya ,  der  nach  gewohnlicher 
Annahme   56  v.  Chr.  starb).     Beide   setzen   namlich   die   epische   Poesie 
voraus,  und  schliessen  sich  an  sie  an.    Auch  existirte  in  der  Zeit  dieser 
Bauwerke  der  Buddhismus  schon  (auch  Salsette,   Carli  und    der  T.   des 
Visvakurma  sind  Buddhistisch),  den  man  nun  wohl  von  etwa  500  v.  Chr. 
datirt.     Das  alteste  Zeugniss  fur  die  Existenz  solcher  Bauwerke  ist  Barde- 
sanes  (200  n.  Chr.)  Beschreibung  einer  Indischen  Tempelhohle  eines  andro- 
gynen   Gottes.    Porphyr.  bei  Stobaeos  Eel.  Phys.  I.  p.  144.    Heeren.     Die 
grauelvolle  Ausgelassenheit   der  Darstellungen    in  Elephante    (Proben  der 
Art  sind   aus  der  Townley'schen  Sammlung  in  das  Brit.  Museum  iiberge- 
gangen)  deutet  auch  auf  Zeiten  des  innern  Verfalls.    0.  Frank  iiber  das 
Bild  des  Weltbaumeisters  Visvakarman  in  den  Munchner  Abhandlungen 
Philol.  Cl.  I.  S.  765. 

Demetrios,  Euthydemos  Sohn,  und  andre  Baktrische  Prinzen  griin- 
deten  um  200  v.  Chr.  Griechische  Reiche  im  Indus-Lande,  welche  sich  in 


318  Indische  Kunst.       .  [250] 

verschiedner  Gestalt  bis  zur  Invasion  der  Mogolischen  Skythen  oder  Sakae 
(136  v.  Ghr.)  erhielten,  von  denen  Vicramaditya  Indien  befreite.  Vgl. 
Lassen  de  Pentapotamia  p.  42  ff.  In  der  Reihe  in  Indien  gefundener 
Miinzen,  welche  J.  Todd,  Transact,  of  the  R.  Asiat.  Soc.  I.  p.  313.  pi.  12 
zusammenstellt,  zeigen  die  Indo-Skythischen  (namentlich  die  M.  des  §KGL- 
lsv$  ficcGihsonv  (Edohigris)  GOJT^Q  /ue'yas,  mit  Siwa  auf  seinem  Stier  als 
Revers)  eine  interessante  Vermischung  Griechischer  und  Indischer  Elemente; 
und  auch  die  fleissiger  gearbeiteten  Indischen  lassen  wohl  etwas  von  der 
Einwirkung  Griechischer  Darstellungsweise  spiiren.  Vgl.  Schlegel,  Journ. 
Asiat.  II.  p.  321.  St.  Martin,  IX.  p.  280.  Die  Indische  Gemme,  mit  der 
Herkules-Figur,  welche  J.  Todd  III,  I.  p.  139  mittheilt  (D.  A.  K.  Tf.  53), 
ist  deutlich  eine  Imitation  von  den  Miinzen  des  Indischen  Konigs  Demetrios 
(Tychsen  Gomm.  Soc.  Gott.  rec.  VI.  p.  3.  Koehler  Mem.  Romane  IV.  p.  82). 
In  Barygaza  (Baroandsch)  cursirten  Miinzen  der  Baktro -Indischen  Konige, 
nach  dem  Peripl.  mar.  Ind.  [Chr.  Lassen  Zur  Geschichte  der  Griech.  und 
der  Indoskythischen  Konige  in  Baktrien,  Kabul  und  Indien  durch  Ent- 
zifferung  der  altkabulischen  Legenden  auf  ihren  Miinzen.  Bonn  1838.] 

1  250.    In    den    Sculpturen    Indiens,    den   Haut-   und 
Basreliefs,  welche  die  Wande  dieser  Felsentempel  schmucken, 
und    ausser  den    Wesen   des  Gultus   auch  Scenen    aus    den 
grossen  Indischen  Epopoeen  darstellen,  vermisst  man  ebenfalls 
durchgangig    dieses  feste  System,    welches    eine   aus  eignen 
Wurzeln  erwachsene  durch  lange  Generationen  gepflegte  Kunst 

2  iiberall  charakterisirt.     Eben  deswegen   stehen   die  Indischen 
Bildwerke  den  Aegyptischen  zwar   an  Natiirlichkeit   der  Bil- 
dungen,    Mannigfaltigkeit    der   Stellungen    und    Bewegungen 
voran;   aber  es  mangelt  auch  vollig   die  Strenge  der  Zeieh- 
nung  und  das  Gesetzrnassige  in  der  Anordnung  der  Figuren. 
Auch  wirken  bei   der  Sculptur  wie  bei   der  Architektur  die 
Bedingungen  des  Platzes  und  Materials  auf  eine  sehr  hinder- 

3  liche  Weise  ein.     Von  charakteristischen   Unterschieden  der 
Korperbildung  bei  verschiedenen  Personen  scheint  noch  nicht 
viel  nachgewiesen  zu  sein;    auch  hier  geben  Attribute,  Klei- 
dung,  Farbung,  monstrose  Zusatze  und  die  Handluug  selbst, 

4  die  Bedeutung  an.   Indess  erscheint  in  der  Haufung  der  Attri- 
bute,   der    Combination    vielgliedriger    Gestalten,    der    Ver- 
schrankung  der  Stellungen   und   dem  Streben   nach  Schmuck 
die  altindische  Kunst  der  Tempelgrotten  im  Ganzen  noch  sehr 
massig   und   genugsam    gegen    die  Monstrositat   vieler    neu- 
indischen  Gotzenbilder  und  Malereien. 


[250]  Indische  Sculpturen.  319 

1.  Epische  Scenen,  z.  B.  der  Kampf  von  Rama  und  Ravuna,  aus 
dem  Ramajana,  in  Ellora.  Ardschuna,  der  von  Siwa  und  den  Welt- 
hiitern  die  himmlischen  Waffen  erhalt,  'in  Mahamalaipur.  Vishnu  als 
Crishna  unter  den  Gopi's  ebenda.  Beides  aus  dem  Mahabarata. 

4.  Nur  dass  die  Bilder  der  Buddhisten  und  der  Jainas  absichtlich 
einfach  gehalten  werden.  Die  letztern  sind  aus  schwarzem  blankpolirtem 
Stein,  kraushaarig,  mit  einer  Art  von  Negergesicht. 

Indische  Idole  in  East-India  Company-House  zu  London;  Javanische 
Steinbilder  in  Leyden,  von  Reuvens  beschrieben. 

Litteratur.  Niebuhr's  Reise  II.  S.  31  ff.  Tf.  5  ff.  W.  Hodges 
Select  Views  of  Antiq.  in  India  N.  1 — 12.  Prachtwerke  der  Gebriider 
Daniell,  The  Excavations  of  Ellora  und  andre,  im  Ganzen  54  Blatter. 
Zum  Grunde  gelegt  bei  Langles  Monumens  anciens  et  modernes  de 
FHindostan  en  150  planches.  P.  1812.  Macneil  in  der  Archaeol.  Britann. 
V.  VIII.  p.  25 1.  Malet  in  den  Asiatic  Researches,  VI.  p.  382.  L.  Valencia 
Travels  V.  II.  p.  151  ff.  pi.  8  f.  Maria  Graham  Journal  p.  122  sqq. 
J.  RaffTes  History  of  lava.  Davy  On  the  Interior  of  Ceylon.  J.  Todd's 
Annals  and  Antiq.  of  Rajast'han  p.  671.  Seely  Wonders  of  Elora  (vgl. 
Classical  Journal  T.  XXX.).  Abhandlungen  in  den  Transactions  of  the 
Bombay  Society  (Erskine  iiber  Elephante  I.  p.  198,  Salt  iiber  Salsette  L 
p.  41,  Sykes  iiber  Elora  III.  p.  265.  pi.  1-13,  Dangerfield  iiber  die  Bud- 
dhistischen  Grotten  von  Baug  II.  S.  194,  Crawfurd  iiber  Boro-Budor  in 
Java  II.  p.  154.  vgl.  Erskine  III.  p.  494)  und  den  Trans,  of  the  R.  Asiat. 
Soc.  (Grindlay  und  Todd  iiber  Ellora  II.  p.  326,  487,  mit  acht  sehr 
weich  gehaltenen  Abbildungen ,  Babington  iiber  Mahamalaipur  II.  p.  258. 
pi.  1—12.  16,  Edw.  Alexander  iiber  Adschunta  II.  p.  362.  pi.  1).  - 
Herder's  Denkmaler  der  Vorwelt.  Heeren  Ideen  Th.  I.  Abth.  3.  S.  11  ff. 
(1824).  Creuzer  Symbolik  I.  S.  562  ff.  Bohlen  Indien  und  Aegypten  II. 
S.  76.  [0.  Frank  iiber  Indische  Denkmaler  zur  genaueren  Kenntniss 
Indischer  Kunstwerke,  Miinchner  Gel.  Anz.  1836.  n.  126  ff.  gegen  die 
Chronologie  u.  den  Hellenismus  des  Vfs.  Vgl.  Jen.  A.L.Z.  1836.  Jun. 
S.  368.] 


Systematische  Behandlung  der  antiken  Kunst. 


Propaedeutischer  Abschnitt. 

Geographie  der  alien  Kunstdenkmaler. 

1.    Allgemeines. 

1  251.  Wie  die  Geschichte  der  alien  Kunst  im  Allge- 
meinen  die  Z  e  i  t  der  Entstehung  der  alten  Kunstwerke  lehrt : 
so  bedarf  es  auch  einer  Kunde  der  Orte,  an  welchen  sie 
theils  ursprunglich  standen,  theils  neu  aufgefunden  worden 
sind,  theils  sich  jetzo  befinden;  und  eine  Herumfuhrung  an 
diese  Orte  ist  die  nothwendige  Einleitung  des  archaeologischen 

•2  Studiums.  Fiir  die  an  den  Erdboden  gebundne  Architektur 
fallen,  wenn  die  Denkmaler  iiberhaupt  noch  vorhanden  sind, 
die  drei  Arten  von  Localen  zusammen;  fur  die  beweglichen 
Hervorbringungen  der  bildenden  Kunst  und  Malerei  dagegen 
sondern  sich  darnach:  1.  Kunsttopographie  des  Alterthums 
(die  tfJifn^S  oder  sr«gtifyi?0i£  der  Kunst,  §.  35,  3),  2.  Lehre 

3  von  den  Fundorten,   3.  Museographie.     Obgleich  nun   dieser 
ganze  geographische  Abschnitt  fur   sich  eines    wissenschaft- 
lichen   Zusammenhangs    entbehrt,    weil  ohne  Kenntniss   der 
politischen    und    Bildungsgeschichte    die    Ortsveranderungen 
der  Kunstwerke  als  etwas  Zufalliges  erscheinen:   so  ist  doch 
die  Museographie    dem  Lernenden  als   ein    Wegweiser,    die 
Topographic   der  Kunst   aber  und  die  Lehre  von  den  Fund- 
orten   dem    Forscher    als    ein    Hauptmittel    der  Kritik   und 

4  Hermeneutik  (§.  39)  von  der  grossten  Wichtigkeit.    Die  erste, 
wie    die    dritte    Disciplin    wird    durch   die   zahlreichen    Ver- 
setzungen  verwickelter,  welche  die  Kunstwerke  schon  im  Alter- 
thum    (§.    165.   214),    und    nicht  .minder    in    neuerer    Zeit 

5  erfuhren,     Dort  ging   der  Zug   aus  Griechenland  nach  Rom 


[251]  Allgemeines  fiber  Local  der  A.  K.  321 

und  dann  zum  Theil  nach  Byzanz,  aus  den  Republiken  in 
die  Residenzen,  aus  den  Tempelhofen  nach  den  offentlichen 
Hallen  und  Theatern,  dann  nach  den  Pallasten,  Villen  und 
Thermen;  indem  eigentliche  Kunst-Museen ,  d.  h.  bloss  zur 
Kunstbeschauung  bestimmte  Gebaude,  dem  Alterthum,  wo  die 
Kunst  innig  mit  dem  iibrigen  Leben  verwachsen  war,  fast 
ganz  unbekannt  blieben.  Hier  fiihren  alle  Schritte  aus  6 
Griechenland  und  Italien  heraus  nach  dem  iibrigen  cultivirten 
Europa,  doch  so,  dass  in  diesem  Lande  noch  immer,  und 
hoffentlich  bald  auch  in  jenem,  der  Abgang  nach  aussen 
durch  den  steten  Zufluss  nach  innen  iiberwogen  wird;  und 
das  allgemeine  Streben  der  Gegenwart  ist  Vereinigung  in 
grossen  Museen  der  Herrscher  und  Nationen. 

5.  In  spatern  Inschr.  kommen  vor  signa  translata  ex  abditis  locis 
in  celebritatem  thermarum ;  vgl.  Gerhard,  Besc.hr.  Roms  S.  320  f.  Agrippa 
wunschte  offentliche  Aufstellung  aller  Statuen  und  Gemalde,  Plin.  XXXV,  9. 
Annaherungen  an  Museen  im  Alterthum  waren:  1.  Die  Tempelwinkel 
und  Spelunken,  in  welchen  abgangig  gewordene  Gotterbilder  aufbewahrt 
wurden.  S.  besonders  Ovid  Met.  X,  691.  Eine  solche  Sammlung  war  im 
Argivischen  Heraeon.  In  Italien  dienten  die  favissae  zur  Bewahrung  alten 
Tempel-Hausraths.  2.  Die  grossen  Sammlungen  von  Kunstwerken,  die 
sich  von  selbst  in  den  Hofen  und  Hallen  von  Heiligthiimern  bilden,  wie 
in  dem  Ephesischen  Tempel,  dem  Samischen  Heraeon,  dem  Milesischen 
Didymaeon,  an  den  Orakel-  und  Agonen-Orten,  wie  in  Olympia.  Hier 
waren  auch  im  Heraeon  viele  chryselephantine  Statuen  mit  Absicht  zu- 
sammengestellt.  Aehnliche  Statuensammlungen  hernach  in  Rom  in  den 
Hallen  der  Octavia  §.  180.  A.  2.  190.  A.  1.  I,  a.  3.  Die  Sammlungen  von 
Gelehrtenbiisten  in  offentlichen  Museen,  §.  420,  4.  4.  Gemaldehallen,  wie 
die  Poekile  in  Athen  (§.  101.  A.  2),  die  Halle  bei  den  Propylaeen  (§.  109. 
A.  I,  3),  Lesche  der  Knidier  (§.  134.  A.  3),  auch  eine  Poekile  in  Olympia, 
eine  zu  Sparta  (Pausanias).  Doch  war  auch  hier  urspriinglich  die  Be- 
stimmung  eine  andere;  die  Poekile  Athens,  die  Lesche  waren  zunacbst 
Conversations-Sale.  In  Strabon's  Zeit  (XIV.  p.  637)  war  der  grosse  T.  zu 
Samos  eine  Pinakothek  geworden,  auch  gab  es  andere  in  der  Nalie;  und 
in  Romischer  Zeit  waren  allerdings  besonders  dazu  eingerichtete  Pinako- 
theken  keine  Seltenheit  (Varro,  Plinius,  besonders  Vitruv  VI,  5),  wie  die  von 
Petronius  und  die  von  Philostratos  beschriebene  zu  Neapel.  Vgl.  Jacobs 
Verm.  Schriften  III.  S.  469.  5.  Daktyliotheken ,  wie  die  des  Mithridat 
§.  165.  A.  2,  die  von  Scaurus,  Sulla's  Stiefsohn,  angelegte,  die  von  Jul. 
Caesar  in  den  T.  der  Venus  Genitrix  geweihte.  [Ueber  die  Versetzung  von 
Kunstwerken  nach  Konstantinopel  Boettiger  Archaeol.  der  Malerei  S.  231.] 

0.  Mil  lie  r's  Archaeologie.    4.  Aufl.  21 


322  Geogr.  der  alten  Kunst.  [252] 

Fur  die  Kunst  to  pograp  hie  ist  Jer.  Jac.  Oberlin  Orbis  antiqui 
monumentis  suis  illustrati  primae  lineae,  1776  und  1790,  eine  niitzliche, 
nur  jetzt  vollig  veraltete,  Arbeit.  Zur  Vervollstandigung  der  Litteratur 
leistet  der  Abschnitt  in  Reuss  Repertor.  Gommentationum  T.  VIII.  p.  27. 
Mon.  vet.  popul.  wichtige  Dienste.  Zur  Museologie  Boettiger  Ueber 
Museen  und  Antikensammlungen  1808.  8.  Der  Katalog  bei  Meusel,  Neue 
Misc.  artist.  Inh.  St.  9.  S.  3  ff.  Beck's  Grundriss  S.  3  ff.  Register  zu 
Winckelmann's  W.  VII.  S.  321. 


2.    Griechenland. 

1  252.     Die  Fiille   der  in  Griechenland  vereinigten  Kunst- 
werke  kann  man  sich  nicht  gross,  nicht  uniibersehbar  genug 

2  denken.     Eine  Periegese  des  Landes  muss  bei  jedem  kleinen 

3  Orte   stillhalten;   Hauptorte,  in  denen  der  Archaeolog  topo- 
graphisch    genau    orientirt    sein    muss,    sind    vor    alien    an- 
dern  Athen,   Korinth  nebst  dem  Isthmos,    Olympia,   Delphi; 
hier  ist  auch  von  localen  Nachforschungen  am  meisten  zu  er- 
warten. 

1.  Jacobs  Ueber  den  Reichthum  der  Griechen  an  plastischen  Kunst- 
werken,    Verm.  Schriften  III.  S.  415.     Ein  merkwiirdiges  Beispiel  ist  das 
wenig  bekannte  Inselchen  Bachion  bei  Phokaea,    welches  doch  auch  mit 
Tempeln  und  Statuen  auf  das  herrlichste  geziert  war,  Liv.  XXXVII,  21. 

2.  Gute  Anfange  einer  Periegese  bei  Jacobs  a.  0.   S.  424  ff.,   und 
Meyer  Geschichte  der  Kunst  S.  209  ff.,   wo  aber  immer  noch  viel  nach- 
zutragen  bleibt. 

3.  Athen  zerfallt  in  die  Burg,  die  Altstadt   gegen  Siiden  mit  dem 
grossen  Bezirk  des  Dionysos  (Theater,  Odeion,  Propylaeen  des  Dionysos)  und 
andern  alten  Tempeln;  in  die  nordlichen  Quartiere,  auf  dem  fruhern  Boden 
der    Demen   Kerameikos,    Kolonos,    Melite,    Kollytos,    mit   weniger    alten 
Tempeln.     Neu  ausgebaut  wurde  in  S.  die  Hadriansstadt ,  durch  ein  Thor 
und  Reste  alter  Mauern  getrennt  (§.  191).     S.  besonders  Meursius  Compi- 
lationen.     Fanelli  Atene  Attiche  1704.     Stuart's  Antiquities,    nebst    dem 
Supplement  von  Cockerell,  Kinnard,  Donaldson,  Jenkins,  Railton.    L.  1830. 
Barbie  du  Bocage's  Plan  bei  Barthelemy's  Anacharsis.    Wilkins  Atheniensia. 
L.  1804.  [1816.]     Hawkins  in  Walpole's  Memoirs  p.  480.     Ersch  Encyklo- 
paedie,  Art.  Attika.     Leake's  Topography  of  Athens.  L.  1821,  Deutsch,  mit 
Zusatzen,  zu  Halle  1829.  [sec.  ed.  L.  1841.  2  Voll.]     Kruse's  Hellas  II,  1. 
S.  70.     Vgl.  auch  Hirt's  Plan  des  Athen.  Markts,    Geschichte  der  Bauk. 
Tf.  23,  wo  nur  der  [von  Andern  sehr  bestrittene]  Unterschied  zwischen 
Alter  und  Neuer  Agora   nicht  gehorig  wahrgenommen  ist.     Ansichten  von 


[252]  Griech.  Kunsttopographie.  323 

Thiirmer,  Hiibsch,  Heger.  [Ulrichs  Topogr.  der  Hafen  von  Athen,  Abhdl. 
der  Muncbner  Akad.  Ill,  3.  S.  645.  Ein  von  dem  Baudirector  Schaubert 
in  Athen  vor  Jahren  entworfener  Plan  der  Stadt  ist  leider  noch  nicht 
veroffentlicht.] 

Korinth  kann  nur  als  die  erste  Golonia  Julia,  welche  Hadrian  ver- 
schonerte,  topographisch  genau  erforscht  werden.  Zur  Restauration  helfen 
Miinzen,  z.  B.  die  Akrokorinth  darstellenden,  von  Hadrian  und  den  Anto- 
ninen  (Millingen  Med.  ined.  pi.  2,  20  et  21.  Mionnet  Suppl.  IV.  pi.  3.  6,  4), 
mil  dem  Aphroditentempel,  dem  Pegasos  an  der  Quelle  Peirene,  und  andern 
Heiligthtimern  (vgl.  die  Vase  von  Bernay,  Journ.  des  Sav.  1830.  p.  460);  und 
die  den  Hafen  Kenchreae  auf  interessante  Weise  abbildende  (Millingen  2, 19) 
mit  den  Schiffshausern,  dem  T.  der  Aphrodite  an  der  einen,  des  Asklepios 
an  der  andern  Ecke,  und  dem  colossalen  Poseidon  mit  Dreizack  und  Delphin 
auf  einem  Molo  (%a>ii«)  mitten  im  Hafen,  grade  wie  ihn  Paus.  II,  2,  3 
beschreibt.  Triumphbogen  Hadrian's  auf  Miinzen.  Ueber  die  Lage  des 
Isthmischen  Heiligthums  vergleiche  das  Dorier  II.  S.  430  Angefuhrte; 
iiber  die  Heiligthiimer  im  Einzelnen  mit  Pausanias  die  Inschrift  G.  I.  1104. 
Den  Isthmos  stellt  sehr  interessant  die  Gemme'dar,  Eckhel  Pierres  grav.  14: 
in  der  Mitte  Poseidon ,  dariiber  links  ein  Meergott  den  Palaemon  tragend, 
rechts  Aphrodite  Euploea,  oben  auf  einer  Saule  Eros,  neben  Poseidon  Rosse, 
die  zum  Agon  kommen.  Das  Palaemonion  (Paus.  II,  2,  1  und  die  Inschr.) 
sieht  man  auf  Miinzen  als  einen  Tholus,  von  leichten  lonischen  Saulen 
getragen,  mit  Delphinen  als  Akroterien;  mitten  drin  als  Gultusbild  einen 
Knaben  auf  einem  Delphin  liegend,  dahinter  eine  Pinie.  Unter  dem  Tholus 
liegt  der  Untertempel  (advrov  bei  Paus.,  svayiGTygiov  in  der  Inschr.)  mit 
seiner  Pforte  (-naQ-odos  vnoysms  Paus.,  IZQO.  ti'sodos  in  der  Inschr.),  zu 
welcher  eben  eine  Opferprocession  mit  dem  Widder  heranzieht.  —  Auch  T. 
von  Troezen  und  Patrae  lernt  man  durch  Miinzen  kennen. 

Olympiads  heiliger  Bezirk,  Altis,  enthielt  mehrere  Tempel,  den 
Hochaltar,  ein  Theater,  Buleuterion,  Prytaneion,  Stadion,  Gymnasion,  viele 
Thesauren  und  mehrere  Hallen,  und  zahllose  aya^iJctrK^^avS^iccvTsg,  UVK- 
frruictTci',  der  Hippodrom  lag  ausserhalb.  Fin*  die  Localitat:  J.  Spencer 
Stanhope  Olympia  or  Topogr.  illustrative  of  the  actual  state  of  the  Plain 
of  Olympia.  L.  1824.  Leake  Morea  V.  I.  ch.  1.  Expedition  scientif.  de  la 
Moree.  Archit.  Livr.  10 — 13.  Pindari  Carm.  illustr.  L.  Dissenius.  Sect.  II.  p. 
630.  Encyklopaedie,  Art.  Olympia.  [Le  Bas,  Mon.  de  1'antiqu.  fig.  recueillis 
en  Grece  par  la  commission  de  Moree.  1.  cah.  Basrel.  de  Phigalie,  2.  cah. 
Argolide  und  Laconie.  P.  1835.  37.  8.] 

Delphi  war  ein  theaterformiger  Ort;  auf  der  obersten  Terrasse  Pytho, 
das  Temenos  mit  dem  Tempel  (auf  Reliefs  und  Miinzen,  Millingen  Med. 
ined.  pi.  2,  12),  Hochaltar,  Erdheiligthum,  Buleuterion,  mehrere  Hallen,  den 


324  Geogr.  der  alten  Kunst.  [253] 

Thesauren.  Darunter  die  Mittelstadt  und  Unterstadt.  Der  Ort  der  Agonen 
lag  unterhalb  der  Stadt  gegen  die  Ebne  und  Kirrha.  Pindari  C.  p.  628. 
(Ueber  die  Kunstschatze  vgl.  Sainte  Groix  Gouvern.  federatifs  p.  274.) 
[Grundriss  von  Ulrichs  in  s.  Reisen  in  Griechenland  1840.  Ders.  Topographic 
von  The  ben.  Abhdl.  der  Miinchner  Akad.  III.  2.  S.  413.  J.  Spencer  Stanhope 
Topographical  sketches  of  Megalopolis,  Tanagra,  Aulis  and  Eretria.  L.  1831  f. 
Karthaea  bei  Broendsted  Reisen  Th.  1.  Argos  bei  Gell.] 

1  253.     So    bedeutend    auch  jetzt    die   Anzahl    der    iiber 
Griechenlands  Landschaften  zerstreuten  Triimmer   von  Tem- 
peln  und  andern  Bauwerken  ist:  so  1st  doch  zu  hoffen,  dass 
unter  gunstigen  Verhaltnissen  mit  Bedacht   und  Sorgfalt  an- 
gestellte  Nachgrabungen  den  Plan  und  die  architektonische 
Ausfuhrung  einer  ungleich  grosseren  Menge  ans  Licht  bringen 

2  werden.     Auch  die  Nachforschungen   nach  Sculpturen  fmden 
hier,  ungeachtet  der  Venetianer  und  der  neuesten  Erwerbun- 
gen ,   in  manchen   Gegenden   einen  noch  -  fast  jungfraulichen 

3  Boden;   und  man  darf  einer  Zeit  entgegensehen ,  wo  einhei- 
rnische   Museen    an    echten    Resten  Griechischer  Kunst    alle 
ausser  Griechenland  (ibertreffen  werden. 

1.  Bautriimmer,  welche  im  Histor.  Theil  erwahnt  sind:  zu  Tiryns 
§.  45.    Mykenae  45.  49.   Argos  45.   Epidauros  106.   Korinth  53.  Nemea  109. 
Phigalial09.  Tegeal09.  Mantinealll.  Lykosura45.  Olympial09.  Messene 
111,  bei  Amyklae  48,  auf  Aegina  80,  zu  Athen  80.  101.  109.  153.  190.  191, 
inAttika  53.  109,  auf  Delos  109,  vgl.  279,  auf  Euboae  53,  im  Orchomenos  48. 
Delphi  80,  auf  Ithaka  47.  Ephyra  u.  andre  Kyklop.  Mauern  in  Epeiros  45. 
Eigenthumlich  gebaute  Dorische  T.  zu  Gardacchio  auf  Corfu,  Railton  Antiq. 
of  Athen.  Suppl.    Theater-Ruinen  §.  289. 

2.  In  Griechenland   gefundne  und  gesammelte  Bildwerke:   Vene- 
tianische  Erwerbungen    aus  dem  Peloponnes  und   von  Corfu,    besonders 
von  Antonio  und  Paolo  Nani    (um  1700)  und   Spateren  desselben  Hauses 
gesammelt  (§.  261,  2).     Paciaudi  Mon.  Peloponnesiaca  1761.    Manches  ist 
durch  Morosini  (1687)  von  Athen  nach  Venedig  gekommen,  wie  die  beiden 
Lowen  vor  dem  Arsenal  (mit  Runenschrift).  §.  434.    Elginsche  Sammlung, 
von  Athen,  aber  auch    von    andern  Orten  zusammengebracht ,  im   Brit. 
Museum;   der   Phigalische   Fund    (§.  119,   3)    ebenda;    die  Aeginetischen 
Statuen  (§.  90,  3)   in  Miinchen.     Nachgrabungen   auf  Keos,  Broendsted 
Voyages  et  Recherches  dans  la  Grece.   Livr.  I.  1826.    Manches  durch  Clarke 
in   Cambridge   (Clarke   Greek  Marbles,    vgl.  357),   im  M.   Worsleyanum, 


[253]  Fundorte,  Museen  in  Griechenland.  325 

im  M.  Royal  in  Paris  (durch  Choiseul  Gouffier  und  Forbin),  besonders  die 
aus  der  Umgebung  des  Theaters  von  Milo  erbeutete  Venus,  neuerlich  die 
Bruchstiicke  von  Olympia  §.  119  und  das  Messenische  Basrelief  (Leake 
Morea  I.  p.  379.  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  131.  IV.  p.  184).  Nachgrabungen 
von  Veli-Pascha  bei  Argos,  Magazin  encycl.  1811.  II.  p.  142.  Zahlreiche 
Sculpturfragmente  bei  Luku  (Thyrea).  Leake  II.  p.  488.  Ann.  I.  p.  133. 
Gerhard  sur  les  monumens  figures  existant  actuellement  en  Grece,  Annali 
dell'  Inst.  IX,  2.  p.  103—150,  Statuen,  Basreliefe,  Terracotten ,  gemalte 
Vasen,  Bronzen,  Spiegel,  Skarabaeen.  Ueber  Vasen  und  Reliefe  als  das 
Museum  noch  in  Aegina  war,  Biblioth.  Ital.  XLI.  p.  105.  (1838.)  Bas- 
relief.  Ein  Bacchischer  Sarkophag  von  Mistra  -  Descr.  de  la  Moree.  pi.  43. 
fig.  1.  2.  3. 

3.  Eine  Sammlung  Athenischer  Kunstreste  [ehemals]  in  Fauvel's 
Consulatgebaude;  spater  eine  andre  von  dem  Athener  Psyllas  (nach  Stan- 
hope's Briefen)  angelegt;  wahrscheinlich  wieder  zerstreut.  Nationalmuseum 
in  Aegina,  meist  aus  Vasen,  Bronzearbeiten ,  Inschriften  bestehend,  unter 
Mustoxydi.  [Nach  Athen  yersetzt,  wo  das  Museum  bis  jetzt  irn  Theseion, 
in  der  Stoa  Hadrians,  in  den  Propylaeen  u.  a.  Raumen  der  Akropolis  ver- 
theilt  ist.  Athens  Antikensammlung  in  A.  Schoells  Archaeolog.  Mittheilungen 
aus  Griechenland  nach  K.  0.  Miiller's  hinterlassenen  Papieren,  Frankf.  1843, 
nicht  wenige  sind  gestochen  in  Pittakis  ' Ecp-rjusgig  <xQ%a.ioloy  mil  ayoQtoGa 
rets  svrbg  r-^g  CE/U.  KvtvQiGK.  KQ%Ki6rriTttg,  ' ddr/vrjci  1837 — 41.  2  Bde.  4 
F.  de  Saulcy  Musee  d'Athenes  in  der  Revue  archeol.  II.  p.  257—77.]  Auf 
Corfu  Museum  des  Signor  Prossalendi. 

Fur  Archaeologie  der  Kunst  wichtige  Reisebeschreibungen,  nach 
Cyriacus  von  Ancona  (§.  46),  besonders  Spon  und  Wheler,  Chandler, 
Choiseul  Gouffier  Voy.  pittor.  de  la  Grece ,  Dodwell's  Classical  and  topo- 
graphical Tour,  wozu  Pomardi's  Viaggio  nella  Grecia  hier  und  da  ver- 
glichen  werden  kann,  W.  Gell's  Itinerary  of  Greece  (1818  in  4,  bloss 
I.  Argolis),  Itin.  of  the  Morea.  1817.  8.  [Peloponnesiaca ,  a  Supplem.  to 
Trav.  in  the  Morea.  L.  1846],  Itin.  of  Greece  1819.  8,  Narrative  of  a 
Journey  in  the  Morea.  1823.  8,  die  in  Walpole's  Memoirs  und  Travels  ver- 
einigten  Artikel,  Hobhouse,  Holland,  Hughes,  Bartholdy,  Pouqueville.  Leake 
Travels  in  the  Morea.  3  Bde.  L.  1830.  Scharnhorst  iiber  Aegina,  Ann. 
d.  Inst.  I.  p.  201.  [Broendsteds  Reise  i  Graekenland  i  Aarene  1810—13. 
1.  2.  Deel.  Kiobenh.  1844.  1.  Th.  Grossgriechenland,  Epirus.  2.  Th.  Boeotien, 
Thessalien,  Kleinasien,  Aegina,  Keos,  Peloponnes,  Vorlesungen  unter  frischen 
Eindriicken  nicht  fluchtig  niedergeschrieben.  Christoph  Wordsworth  Resi- 
dence at  Athens  and  Attica  L.  1836  (viele  Stellen  der  Autoren  fein  er- 
lautert  durch  die  Oertlichkeiten)  und  Greece  pictorial,  descriptive  and 
historical  1839.  2.  A.  1844.  Klenze  Aphorist.  Bern,  gesammelt  auf  einer 
Reise  nach  Griechenland  B.  1838.  f.  Aldenhoven  Itineraire  descriptif  de 


326  Geogr.  der  alien  Kunst.  [254] 

1'Attique  et  du  Peloponnese  avec  cartes  et  plans  topogr.  Athenes  1841. 
Col.  W.  Mure  of  Galdwell  Journal  of  a  tour  in  Greece  and  the  Ionian 
Islands  in  2  Vol.  Edinb.  and  L.  1842,  voll  Kenntniss  und  Einsicht.  Ulrichs 
Reisen  in  Griechenland  1.  Th.  Reise  fiber  Delphi  bis  Theben.  Bremen  1840. 
Aus  dessen  Papieren  durch  Henzen  Viaggi  ed  investigazioni  nella  Grecia, 
Annali  XVIII.  p.  1  und  iiber  Euboea  im  N.  Rhein.  Mus.  Bd.  5.  L.  Ross 
Reisen  durch  Griechenland  1.  Th.  Peloponnes  B.  1841  und  Reisen  auf 
den  Griech.  Inseln  1.  2.  Bd.  1841.  43.  Rob.  Pashley  Travels  in  Crete  in 
2  Vol.  Cambr.  and  L.  1837,  sehr  gelehrt  und  genau.  Henzen  fiber  den 
gegenwartigen  Zustand  der  Alterthumer  in  Griechenland  Allgem.  Zeit.  1843. 
N.  28  ff.  E.  Curtius  die  neueren  Nachgrabungen  in  Griechenland,  Preuss. 
Staatszeit.  1843.  9.  Jan.]  Die  architektonischen  Werke  Le  Roy's 
(wenig  brauchbar),  Stuart's  (copirt  in  Le  Grand's  Mon.  de  la  Grece  P.  1808), 
der  Dilettanten-Gesellschaft.  (Sorgfaltige  Nachstiche  dieser  Engl.  Werke, 
nebst  Deutschem  Text,  Darmstadt  bei  Leske.)  Exped.  de  la  Moree  §.  352. 
La  Grece ;  vues  pittor.  et  topogr.  dess.  par  0.  M.  Bar.  de  Stackelberg  P.  1832. 

1  254.     Die    Makedonischen ,   Thrakischen   und   Illyrischen 
Lander  erscheinen  sehr  arm  an  Bautrummern  und  Fundorten 
Griechischer   Kunst;   nur  aus   spatromischer  Zeit   finden  sich 

2  hier    Reste.      Dagegen    sind    die    Stadte-Ruinen    langs    der 
Nordkiiste    des    schwarzen   Meers    sehr   wichtige   Denkmaler 
Griechischer  Gultur,  iiber  die  man  mit  Begierde  zusammen- 
hangenderen  Mittheilungen  entgegensehen  muss. 

1.  Halle  (vom  Circus?)  in  Thessalonike  §.  192.  A.  5.     Byzanz  193. 
A.   8;  von  "der   Col.  istor.  daselbst,   der  Guglia  giroglifica  u.   s.  w.  sind 
Zeichnungen  im  Cabinet  d'estampes  zu  Paris.   Constantin  des  Gr.  Marmor- 
saule    auf  dem    Vorgeb.    des    Bosporus.     Sogenannte    Pompejussaule    am 
schwarzen  Meere.     Voy.  pitt.  de   Cple   et  des  rives  du  Bosphore  d'apres 
les  dessins  de  Mr.  Melling.  P.  1807.  f.    Choiseul  Voy.  T.  II.  P.  IV.    Reste 
in   Salona   193.  A.  6.   (auch  von  Amphitheatern  und  Thermen);  Jadera 
(Thor  oder  Bogen);  Pola  §.  190.     (T.  August's  Amphitheater,  Bogen  der 
Sergier),  Stuart  Ant.  IV,    1 — 3.     Allason  Pictur.  Views  of  the  Antiq.  of 
Pola.  L.  1819.  f.     Dell'  amfiteatro  di  Pola  —  e  di  alcuni  epigrafi   e  figu- 
line    inedite   dell'    Istria    con   VII.  tav.   saggio    del    Can.    P.    Stamowich, 
Venezia   1802.  8.     Gianrinaldo   Carli  Antichita  di   Capodistria  im  Archeo- 
grafo  triestino  Vol.  III.   Trieste  1831.    Cassas  Voy.  pitt.  de  1'Istrie  et   de 
la  Dalmatie.   P.  1797  sqq.     Rubbi  Antichita  Rom.  dell'  Istria.  4. 

2.  Die    meisten   Verhandlungen    (von   Koehler,    R.    Rochette  und 
Stempowsky,  P.  v.  Koeppen,  v.  Blaremberg,  vgl.  C.  I.  II.  p.  80.)  betreffen 


[255]  Ruinen  Kleinasiens.  327 

Inschriften  und  Mimzen.     Waxel  Recueil  de  quelques  antiquites   trouvees 
sur  les  bords  de  la  Mer-Noire.  B.  1803.  4.   Reisen  von  Pallas,  Clarke  u.  A. 

Sammlungen:  Museum  zu  Odessa,  worin  schone  Sculpturen  von 
Kertsch  (Pantikapaeon) ,  Cabinet  von  Blaremberg  u.  Stempowsky  ebenda; 
andere  zu  Nikolaef,  Kertsch  und  Theodosia  Notice  sur  un  tornbeau  decouvert 
aux  environs  de  Kertsch,  1'anc.  Panticapee  (1830),  im  Journ.  des  Sav.  1835. 
p.  333.  [Funde  in  Kertsch  Bull.  1830.  p.  255.  1841.  p.  109.  1842.  p.  164. 
1844.  p.  82.  Annali  XII.  p.  5—22.  Voyage  au  Caucase  —  et  en  Crimee 
par  Fr.  Dubois  de  Montpereux  IV.  Sect.  P.  et  Neuchatel  1843.] 


3.    Asien  und  Afrika. 

255.     Klein  a  si  en  war  seit  alten  Zeiten  an  den- west-  i 
lichen  Kiisten,  seit  der  Makedonischen  Zeit  auch  in  einzelnen 
Strichen  tief  ins  Land  hinein  mit  Werken  Griechischer  Kunst 
so  angefullt,  wie  Griechenland  selbst;  und  ist  auch  jetzt  an  2 
Trummern,    besonders   in    manchen  Gattungen,   fast   reicher 
(wie  man   die  Theater  in    Griechenland  mehr  zerstort  und 
unkenntlich  gemacht   fmdet,   als  in  Kleinasien  und  Sicilien). 

1.  Ueber    den   Reichthum    der   Kleinasiatischen   Kuste,    besonders 
loniens,   an  Kunstwerken  Jacobs  S.  424.    Meyer  S.  209  ff.     Von  Ephesos 
Kunstwerken   Einiges   im  Zusammenhang  Tzetz.     Chil.  VIII,    198;    auch 
Aspendos   war   voll   trefflicher   Bildwerke,    Cic.    Verr.  II,  1,   20.     Ueber 
Cilicische   Kunstwerke,    nach   Miinzen,   Toelkeii   Kunstbl.  I.  H.  6.    Viele 
Tempelanlagen  lernt  man  durch  Kaisermiinzen  kennen,  nach  denen  besonders 
Belley  iiber  die  Monumente  von  Pergamon,  Ankyra,  Tarsos,  Caesarea  in 
Cappadocien  handelt,  Mem.  de  TAc.  des  Inscr.  XXXII— XL. 

2.  Bautriimmer  oben  erwahnt:  zu  Sipylos  §.  42.    Sardis  80.  241.* 
Teos  109.  Ephesos  192.  Magnesia  am  Maeander  109.  Samos  80.  Priene  109. 
Milet  109.  Labranda  192.  Halikarnassos  111.  151. 153.   Kyzikos  153.   Mylasa 
192.     Telmissos  245.     Nakoleia  245.    Viele  Theater  (§.  289),  auch  Aquae- 
ducte  und  Thermen  aus  Romischer  Zeit.     Manche  Reste   auch  zu  Neu- 
Ilion,    Alexandreia   Troas   (viele  Trammer   in  Bogenconstruction) ,    Assos 
(wo  die  ganze  Stadt  noch  zu  erkennen  ist,  und  merkwiirdige  Metopen-Reliefs 
in  altgriechischem  Styl,  mit  Sphinxen,  wilden  Thieren  und  Kentauren,  [seit 
1838  in  Paris,   M.  d.  I.  Ill,   34.     Annali  XIII.   p.  317:    ausser  den  hier 
abgebildeten   Stucken   gibt  Prokesch  Wiener   Jahrb.  1832.  II.    S.  59  des 
Anzeigers  noch  einen  sitzenden  Amor  an,    der  die  Hand  auf  den  Bogen 
stutzt:    sie  sind  in  Granit.     Texier  Voy.  en  Asie   Mineure.  pi.  112]   und 
schone  Sarkophagen   gefunden   werden),    Kyme,    Smyrna,   Herakleia  am 


328  Geogr.  der  alien  Kunst.  [256] 

Latmischen  See  (Trummer  vieler  Gebaude  auf  interessante  Weise  zwischen 
Felsen  liegend,  Theater  in  Herakleia,  Beda  ap.  Philon.  Orellii  p.  149), 
Myndos,  Myus,  Knidos  (wo  sehr  bedeutende  Ruinen,  besonders  Dorischer 
Architektur ;  durch  eine  Mission  der  Dilettanten  erforscht),  Xanthos,  Phaselis,. 
Perge,  Klaudiopolis,  Kelenderis,  und  in  andern  Stadten  der  Siidkiiste;  im 
Innern  besonders  Trummer  von  den  Stadten  im  Flussthale  des  Maeander 
und  Laodikeia  Katakekaumene;  auf  Kypros  von  Kition. 

Re  is  en  von  P.  Lucas,  Tournefort,  Pococke,  Dallaway,  Chandler, 
Choiseul  Gouffier,  Kinneir,  fiir  die  Siidkiiste  Beaufort's  Karamania,  fiir 
einige  Nordgegenden  v.  Hammers  Umblick  auf  einer  Reise  von  Gpel  nach 
Brussa,  Pesth  1818,  und  fiir  das  Ganze  W.  M.  Leake  Journal  of  a  Tour 
in  Asia  Minor,  with  comparative  remarks  on  the  anc.  and  mod.  geogr. 
of  that  country.  L.  1824'.  8,  mit  einer  Karte,  welche  eine  vortreffliche 
Uebersicht  der  friihern  Reisen  gibt.  A.  v.  Prokesch  Erinnerungen  aus 
Aegypten  und  Kleinasien.  III.  B.  271  f.  vgl.  Wiener  Jahrb.  LVIII.  LIX.  Anz. 
Die  Ant.  of  Ionia  sind  in  der  neuen  Ausgabe  mit  trefflichen  Planen  (von 
Priene,  dem  Maeanderthale,  der  Gegend  des  Didymaeon,  der  Stadt  Samos) 
und  architektonischen  Rissen  bereichert.  Schone  Zeichnungen  von  Huyot 
befinden  sich  noch  im  Portefeuille.  Entdeckungen  von  Texier  in  Klein- 
asien, Azani  (Tschafder),  grosser  Griechischer  Tempel,  Theater,  Basreliefs 
(Bull.  1834.  p.  238),  Pessinus,  Synnada,  zwischen  Synnada  und  Ancyra 
Phrygische  Nekropolis  mit  Griechischen  u.  Phryg.  Inschriften.  Amasia, 
zehn  St.  vom  Halys,  auf  der  Grenze  von  Galatien,  Kyklopische  Stadt,  voll 
herrlicher  Werke,  Thor  mit  Lowenkopfen.  Tavia?  Felsen  -  Relief  der 
Persischen  und  der  Paphlagonischen  Konige.  Phrygische  Entdeckungen, 
Archaeol.  Intell.-Bl.  1835.  n.  20.  Journ.  des  Sav.  1835.  p.  365.  Reisen 
der  Englander  in  Kleinasien  und  Syrien,  Berghaus  Annalen  1835.  n.  123. 
S.  245.  Prokesch  iiber  das  alte  Smyrna,  Wiener  Jahrb.  1834.  IV.  S.  55 
der  Anzeigen,  und  iiber  eine  Nekropole  ohnfern  Thyatira  und  die  altesten 
Bergwerke  des  Ida  Ann.  d.  I.  VI.  p.  192.  Phrygische  Denkmaler  bei 
Steuart  §.  341*.  A.  3,  zum  Theil  zuerst  gezeichnet,  17  Taf.  [Gh.  Fellows 
A  Journal  written  during  an  excursion  in  Asia  minor.  L.  1839  u.  An 
account  on  discoveries  in  Lycia  during  a  second  excursion.  L.  1841. 
Vgl.  Journ.  des  Sav.  1842.  p.  366.  385.  W.  Hamilton  Researches  in  Asia 
Minor,  Pontus  and  Armenia,  with  some  account  on  the  Antiqu.  and 
Geology.  L.  1842.  2  Vol.  Spratt  und  Forbes  Travels  in  Lycia,  Milyas  and 
the  Cibyrate.  L.  1846.  2  Vol.  Col.  Rottiers  Descr.  des  mon.  de  Rhodes  1828.  4.] 

1  256.     Syrien    und    Arabien   scheinen    von   Denkma- 
lern  Griechischer  Kunst  nur  Bauwerke  des  luxuriosen  Romi- 
schen   Styls   oder  eines   gemischten  Griechisch-Orientalischen 

2  zu  besitzen.    Denkmaler  dieser  spatern  Zeit  ziehen  sich  auch 

3  durch  Aegypten,  das  Reich  Meroe,  die  Oasen.    Im  ubrigen 


[256]  Afrika.  329 

Afrika  sind  die  Stadte  Kyrenaika's  neuerlich  ziemlich  genau 
bekannt  geworclen,  und  besonders  der  Plan  Kyrene's  liegt 
deutlich  vor  Augen;  doch  1st  im  Einzelnen  dabei  sehr  wenig 
aus  alter  echthellenischer  Zeit  zum  Vorschein  gekommen. 
Im  westlichen  Afrika  sind  zahlreiche  und  ansehnliche  Trurn-  4 
mer  Romischer  Anlagen  vorhanden. 

1.  Vorhandene   Denkmaler  von  Antiocheia  §.  149.  192    (Justinians 
Mauern;  Triumphbogen  auf  dem  Weg  nach  Haleb,  Gassas  I,  15),   Sidon 
(Felsengrab  Gassas  II,  82),   Tyrus  (Aquaeduct,  ebd.  85),   [Aquaeduct  bei 
Beirut,  Revue  archepl.  III.  pi.  57.  p.  489]  zwischen  Tyrus  und  Ptolemais 
(lonischer  T.  ebd.  87),  zu  Jerusalem  §.  192,  Emesa  (Kenotaph  des  C.  Gaesar, 
Cassas  I,  21),  Heliopolis,  Palmyra,  Gerasa,  Gadara  (die  Stadte  des  Basalt- 
landes  Trachonitis,  worm  seit  Salomon  viel  gebaut  ist ,  Ritter  Erdk.  II.  S.  362) 
u.  Petra  §.  192.    Von  Seleukeia  am  Tigris  (oder  Ktesiophon)  Ruinen  eines 
Pallastes    aus    Romischer   Zeit,     nach   della   Valle.     Cassas   Voy.   pittor. 
de  la  Syrie,   de  la  Phoenicie,   de  la  Palaestine   et  de  la  basse  Aegypte, 
P.  an  VII  (unvollendet).    Friihere  Reisen  von  Belon,  Maundrell,  della  Valle, 
Pococke.     Burkhardt  Travels  in  Syria  and   the  holy  land.  L.  1822.    Trav. 
in  Arabia.  L.  1829.    Buckingham  Trav.  among  the  Arabian  tribes.  L.  1825. 
0.  Fr.  v.  Richter  Wallfahrten  im  Morgenlande.    B.  1822.   Graf  Bertou  Voy. 
dans  les  plaines  du  Haouran  en  Syrie  im  Bull.  II.  1837.  p.  161 — 171.   Denk- 
maler von  Beirut,  Hon.  d.  I.  II.  tv.  51.  Ann.  X.  p.  12. 

2.  Alexandreia  §.  149.  193.  224.    Antinoe  §.  191.   Romische  Thurme 
und  Mauern  bei   Taposiris,  zu  Babylon  bei  Cairo,  zu  Syene.     Griechisch- 
Aegyptische  Gebaude  in  Meroe  §.  192,  auf  der  Oase  des  Ammon  bei  Zeytun 
(Cailliaud  pi.  3.  5.  6).    Romisch-Christliche  Gebaude  in  Unter-Nubien ,  auf 
der  nordlichen  und  siidlichen  Oase  von  Aegypten  (auf  dieser  sind  Grab- 
monumente  mit  Bogen  auf  Saulen  sehr  haufig,  Cailliaud  pi.  21.  vgl.  §.  218). 
Kosrnas  Indopleustes  beschreibt  den  Marmor-Thron  des  Ares  bei  Adule,  mit 
der  Inschrift  eines  Aethiopischen  Konigs    (des  Zoskales  nach  Niebuhr),  in 
spatromischern  Styl,  auf  einer  gewundnen  Saule  ruhend. 

3.  Betrachtliche   Ueberreste  von  Ptolemais  (ein  Amphitheater,  zwei 
Theater) ;  zu  Kyrene  (ein  Amphith. ,  zwei  Theater ,  geringe  Triimmer  von 
zwei  T. ,  zahllose  Graber  an  den  Strassen,  theils  im  Felsen,  tbeils  aufge- 
baut,  mit  Frontispicien,  zum  Theil  ausgemalt);    Einiges  in   Naustathmos, 
Apollonia,  und  an  verschiednen  Orten  weiter  ostlich.    Delia  Cella  Viaggio 
da  Tripoli  alle  frontieri  occidental!  dell1  Egitto.    Gen.  1819.   F.  W.  u.  H.  W. 
Beechy  Proceedings  of  the  expedition  to  explore  the  N.   coast   of  Africa 
from  Tripoli  eastward  in  1821    and  1822.  1828.  4.    Pacho  Relation  d'un 


330  Ge°gr-  der  alten  Kunst.  [257] 

voy.  dans  la  Marmarique ,  la   Gyrenaique   et   les  Oases  d'Audelah   et    de 
Macadeh.  1827.  1828.  4  u.  f.   Vgl.  iiber  Kyrene's  Plan  Gott.  G.A.  1829.  St.  42. 

4.  Amphitheater  zu  Tripolis  (j.  Zavia),  marmorner  Triumphbogen 
des  M.  Aurel  u.  L.  Veras  zu  Garapha  (j.  Tripoli).  Graf  Gastiglioni  Mem. 
geogr.  sur  la  parti e  orientale  de  la  Barbaric.  Milan  1826.  Grosses  Amphi- 
theater 429X368  f.  Arena  238x182,  Hohe  96,  zu  Thysderad  el  Deschemm. 
Sir  Harville  Tempels  Reise  in  das  Baylik  Tunis,  Ausland  1835.  n.  102. 
Ruinen  von  Leptis  Myra  von  Delaporte.  Journ.  Asiat.  III.  S.  T.  I.  n.  4.  p.  315. 
Gisternen  von  Karthago,  treffliches  Gussgewolbe,  Semilassos  Africa  III.  S.  214. 
[Falbe,  Rech.  suiTemplacement  de  Carthage,  s.  Letronne,  J.  des  Sav.  1837. 
p.  641.]  Nachgrabungen  von  GrenvilJe  Temple  u.  Falbe  Ztschr.  A.  W.  1839. 
S.  7  f.  Aquaeduct  bei  Tunis,  Amphitheater  zu  Tisdra  (el  Jem  me),  Ruinen 
von  Girta  oder  Gonstantina  (Vestiges  d'un  anc.  tombeau  dans  le  roy.  d'Algier 
aupres  de  Constantine,  dess.  "par  Bellicard) ,  von  Lambesa,  Sufetula  und 
sonst.  Shaw  Trav.  of  Barbary  and  the  Levant.  Hebenstreit  De  antiq. 
Rom.  per  Africam  repertis.  1733.  4. 


4.     I    t    a    1    i    e    n. 

1  257.     It  alien   vereinigt   auf  die   interessanteste  Weise 
in  sich  die  verschiedenartigsten  Distrikte  fur  die  Kunsttopo- 

2  graphic.     I.  Den  Distrikt  einer  durch  Golonieen  in  Italian 
einheimisch  gewordnen  Griechischen  Kunstwelt.    Dazu  gehoren 
die  Kiistenstriche  Unteritaliens   und  Siciliens,   auch  manche 

3  Theile  des  Innern  dieser  Lander.    Die  Herrlichkeit  der  Kunst 
in   diesen   Landern   zeigt   sich    in  den   eigenthumlichen  Bau- 

4  werken;   von  Bildwerken  in  Erz  und  Marmor  wird   verhalt- 
nissmassig  weniger,  doch  manches  Ausgezeichnete  im  reinsten 

5  und  schonsten  Griechischen  Style  gefunden;  dagegen  sind  die 
Nekropolen  der  Griechischen  und  halbgriechischen  Stadte  dieser 
Gegend    die    Hauptfundgruben    der    verschiednen    Gattungen 
Griechischer  Vasen,   an  deren  mehr  oder  minder  geschmack- 
voller  Form  und  eleganter  Malerei  man  den  Grad  ziemlich 
sicher  messen  kann,  bis  zu  welchern  Griechische  Bildung  auch 
bei  den  Landeseinwohnern  Gampaniens,  Lucaniens  und  Ap- 
puliens    eingedrungen    war    (§.    163,    7),    und    dabei    auch 
manchen  Ort  als  hellenisirt   und  kunstliebend  kennen  lernt, 

6  von  dem  man  es  sonst  nicht  erwartet  hatte.     II.  Den  Bezirk 
inlandischer  Volker,   welche  die  Griechische  Kunst  durch 


[257]  Italien.  331 

eigne  Thatigkeit  bei  sich  einheimisch  gemacht  batten.  Dazu 
gehort  vornehmlich  das  Land  der  Etrusker  von  Pisae  bis 
Caere,  nebst  Felsina  und  Adria ;  auch  das  Volskische  Velitrae 
und  das  Latinische  Praeneste  schliessen  sich  wegen  einzelner 
Denkmaler  oder  Classen  derselben  (Terracotta-Reliefs,  Spiegel) 
daran  an,  so  wie  ein  Theil  Umbriens.  Die  Fundorte  der  7 
Vasengemalde  beschranken  sich  auf  den  siidlichsten  Theil 
Etruriens,  besonders  den  dem  Griechischen  Handel  geoffneten 
Kiistenstrich,  und  das  grosse  Emporion  am  oberen  Meere, 
Adria  (vgl.  §.  99.  143.  177).  Der  Reichthum  dieser  Gegend  8 
an  einheimischen  Monumenten  hat  in  zahlreichen  Samm- 
lungen  im  Lande  eine  bleibende  Statte  gefunden.  f 

1.  Allgem.  Hiilfsmittel  zur  Kunsttopographie  Italians :  Bern.  Mont- 
faucon  Diarium  Italicum.  P.  1702.  4.  Reisen  besonders  von  Don  Juan 
Andres,  de  la  Lande  u.  Volkman,  Keyssler,  Pet.it-Radel ,  Eustace  u.  Colt 
Hoare,  Fr.  v.  der  Recke  (herausgegeben  von  Boettiger) ,  Morgenstern, 
Kephalides,  v.  d.  Hagen,  Thiersch  und  Schorn,  K.  Fr.  Scholler.  (Baudelot 
de  Dairval  De  1'utilite  des  voyages.)  Neigebauer's  Handbuch  fur  Reisende 
in  Italien.  Hase  Nachweisungen  fur  Reisende  in  Italien.  Lpz.  1821. 
Fr.  Blurne  Iter  Italicum  Bd.  I— III.  1824—1830  gibt  beilaufig  auch  fiber 
Museen  grundliche  Notizen.  Ghr.  Kopp  Italien.  1837. 

3.  Reste  von  Bauwerken  in  Grossgriechenland:  Poseidonia 
§.  80.  Geringe  Trummer  von  Elea  (Hunter's  Velia.  1818).  Dorische 
Ruinen  eines  hexastylen  T.  u.  schone  Terracotta-Fragmente  in  Metapont, 
Herzog  von  Luynes  Metapontum.  1833.  Von  alien  Griechischen  Bau- 
werken in  Tarent,  Thurioi,  Kroton  (Paw  Mem.  concernant  le  t.  de  Junon 
Lacinienne,  Mem.  de  la  Soc.  de  Gassel  p.  67)  ist  fast  nichts  fibrig.  Ueber 
einige  Reste  von  Lokri  Luynes,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  3.  [Velia  ders. 
Annali  I.  p.  381—86.]  Ughelli  Italia  Sacra  IX  gibt  Einiges  fiber  die 
Ruinen  dieser  Stadte.  Ueber  Reste  der  Stadte  in  Basilicata  Lombardi, 
Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  17.  D.  A.  Lombardi  sulla  topogr.  e  sugli  avanzi 
delle  ant.  citta  Italo-greche ,  Lucane,  Daune  e  Peucezie  dell'  odierna  Basi- 
licata, Memorie  dell'  Inst.  archeol.  III.  p.  195.  Siciliens  Tempelruinen : 
Syrakus  §.  80  (zwei  Saulen  des  Olympieions  standen  noch  bis  auf  neuere 
Zeit).  Akragas  u.  Selinus  80.  109.  Egesta  109.  [Gela,  von  einem  T. 
noch  eine  grosse  Saule,  Pizolanti  Mem.  istor.  dell'  ant.  citta  di  Gela,  in 
Palermo  1753.  4.  Romano  Antichita  Jermitane  (Himera),  Palermo  1838.  8.] 
Katana,  Ruinen  eines  T.,  zweier  Theater,  eines  Amphith.,  Circus.  Zu 
Solus,  bei  Panormos,  interessante  Architekturfragmente  u.  Sculpturen. 
Herz  v.  Serradifalco  Cenni  su  gli  avanzi  dell'  ant.  Solunto.  Pal.  1831. 


332  Geogr.  der  alten  Kunst.  [257] 

vgl.  Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  229.  1831.  p.  171.  Theaterruinen  §.  289. 
Vito  Gapialbi  sulle  mura  d'Hipponio,  Mem.  d.  Inst.  archeol.  II.  p.  159. 
tav.  4.  5.  [Grundriss  von  Selinus  von  Goettling  im  Hermes  XXXIII,  2 
-und  die  Hauptstadte  der  Insel  bei  Serradifalco.]  Kyklop.  Bauwerke  von 
Cefalu  §.  166.  A.  3.  Katakomben  von  Syrakus.  —  Von  Sardinien  (auch 
Felsengraber)  u.  Gozzo  §.  1 66.  A.  3.  [Onor.  Bres  Malta  illustr.  co'  Monum.  181 7.] 

4.  Das  Taufgefass  in  Gaeta  (jetzt  in  Neapel)  von  Salpion,    Welcker 
Zeitschr.  S.  500.     Die  herrlichen  Schulterblatter  einer  Rustung  mit  Ama- 
zonenkampfen   von   Locri,    in    Broendsted's   Besitz    [jetzt   im   Brittischen 
Museum;    der  Fundort  ist  erdichtet,    wie  der  Verkaufer  in  Neapel  selbst 
eingesteht.     P.  0.  Broendsted  die  Bronzen  von  Siris,    Kopenh.   1837.  4.] 
Der  schone  Sarkophag  in  der  Kathedrale  von  Agrigent  (Pigonati  tb.  47. 
Houel  IV.    pi.  238.     St.  Non  IV.    p.   82.    Gypsabguss    im  Brit.  Museum). 
Mehrere  in  Kirchen  Siciliens.    Hirt,  Berl.  Kunstblatt  II.  S.  73.    In  Syrakus 
hat  Landolina  manches  treffliche  Stuck  ausgegraben. 

5.  JorioV  Metodo    per   invenire  e  frugare  i  sepolcri    degli  antichi. 
N.  1824,   im  Auszuge  Kunstbl.  1826.  N.  46-53.     Man  bemerkt,   dass  die 
Nekropolen   der    Griechischen    Stadte    durcbgangig   gegen   Norden   liegen. 
Vasen-Fundorte    in   Grossgriechenland    (s.   besonders    Gerhard's   Cenni 
topogr.  Bullett.  1829.  p.  161):    In  Gampanien  Nola  (schone  Vasen  in 
Firniss  und  Zeichnung;    auch  alterthiimliche  der  hellgelben  Art),    Gumae 
(noch   zu   wenig   erforscht),    Avella    (Vasen   von    blasser    Farbe),    Gapua 
(matter  Firniss;  auch  alterthiimliche),  Nocera  (Nolanische),  Eboli  (mehr  in 
Lucanisch-Apulischer  Manier;  vgl.  Ann.  III.  p.  406.  IV.  p.  295);  in  Sam- 
nium,    besonders  Agata    de   Goti    im    Beneventanischen    (vernachlassigte 
Zeichnung,  rothe  und  weisse  Farbe);  in  Lucanien  Paestum  (schone  Vasen 
in  der  besten  Art,  Graber  von  Paestum,  Bull.  1834.  p.  50),    Gastelluccio, 
Anzi   [Antia,    nicht  wenige  Vasen  von  einem  eigenthumlich  grossartigen 
Styl  und  ausgesuchten  Mythen,   die  grosse  Mehrzahl  gewohnlich  Bachisch, 
oder   sog.  Toilettenvasen,    1842    am  Ort   eine  Sammlung   Fattibaldi   von 
400  Stuck]   u.  Armento  im  innern  Basilicata  (Fundorte  der  schlank  ge- 
formten  und  mit  mythologischen  Scenen  reichgeschmiickten  Prunkvasen  in 
Firniss  u.  Farben  schlecht,  die  Zeichnung  manierirt);  Biisten,  Basen,  eherne 
Riistungen,    Galateo,    Japygia  p.  97  ed.  Basil,  in  Apulien  Bari,    Ruvo, 
Geglia,  Ganosa  (wo  neben  der  Landessprache  ein  corruptes  Griechisch  ge- 
sprochen  wurde,  Horaz  S.  1, 10,  30.  §.  163.  7)  Ruvo,  Bull.  1834.  p.  36. 164.  228. 
[Giov.  Jatta    sulF    ant.  citta  di   Ruvo,    in  Nap.   1844.  4.    S.  56  ff.  seine 
grossen  Nachgrabungen  und  Vasensammlung;    angehangt  Avellinos  Ruba- 
stinorum    numorum    catal.    Graber    von   Ruvo    Bull.    1836.    p.    69.    113. 
1837.  p.  81.  97J;  in  Bruttii  Locri  (Vasen  alterthiimlicher  Art,  andere  von 
ausgesuchter  Schonheit).  In  Sicilien  besonders  Agrigent  (alterthiimliche  der 


[257]  Reste  der  Griech.  Colohieen  u.  Etrusker.  333 

rothgelben  Art,  aber  auch  sehr  schon  und  grandios  gezeichnete  der  voll- 
kommnern  Technik;  Sammlung  Panettieri;  kleine  Schriften  von  Raff. 
Politi);  im  innern  Lande  Akrae,  j.  Palazzuola,  reich  an  Grabern,  Vasen, 
Terracotta's.  Le  antich.  di  Acre  scoperte,  descritte  ed  illustr.  dal  Bar. 
G.  Judica.  Messina  1819.  f.  Vgl.  Gerhard  und  Panofka  Hyperb.  Romische 
Studien  S.  155  ff.  (Kunstblatt  1825.  26)  und  die  Vorrede  zu  Neapels 
Antiken  [auch  Bibl.  Ilaliana  1820.  Febr.  S.  222  ff.]  Graber  in  Palermo, 
Bull.  1834.  p.  209. 

Martorelli  Antichita  Neapolitane.  Reisen  von  Riedesel,  Swinburne 
u.  A.  De  St.  Non  Voy.  pitloresque  de  Naples  et  de  Sicile.  Hunter  Nach- 
richten  von  Neapel  und  Sicilien.  1790.  Bartels  Briefe  iiber  Calabrien  u. 
Sicilien.  1791  —  93.  —  Fazellus  de  rebus  Siculis.  1558.  f.  Andr.  Pigonati 
Stato  presente  degli  ant.  monumenti  Sicilian],  a.  1767.  Viaggio  per  tutte 
le  antich.  della  Sicilia  descr.  da  Ign.  Paterno  Pr.  di  Biscari.  N.  1781.  4. 
Houel  Voy.  pitt.  des  iles  de  Sicile,  de  Malthe  et  de  Lipari.  P.  1782.  4  Bde.  f. 
Bern.  Olivieri  Vedute  degli  avanzi  dei  mon.  antichi  delle  due  Sicilie.  R.  1795. 
Pancrazi,  d'Orville,  Wilkins,  Hittorf  (s.  §.80.  109.).  Raf.  Politi  II  viag- 
giatore  di  Girgenti  e  il  Cicerone  de  piazza  ovvero  guida  agli  avanzi  di 
Agrigento,  Girgenti  1826.  [1842.  dess.  Antichita  e  mon.  per  servire  all1 
opera  intit.  il  viagg.  40.  tav.  8.] 

6.  Ueber  Etruriens  Kunstdenkmaler  im  Ganzen  §.  168  bis  178. 
Volaterrae   §.  168.  70.  71.  74.  76.    Pyrgos,   Gyklopische  Fundamente  des 
Tempels  der  Eileithyia,  J.  Mellingen  Archaeol.  Intell.  Bl.  1836.  N.  11.  [Ganina 
Annali  d.  Inst.  XII.  p.  34.  ant.  castello  di  Pirgi.]     Faesulae  168.  70.    Ar- 
retium  170.  71.  72.   Vetulonium  168.   Inghirami  Memorie  d.  Inst.  II.  p.  95. 
Ambrosch  p.  137.    Rusellae  168.   Populonia  168.  76.    Gosa  168.  Telamon 
176.     Gortona  168.   70.     Perusia  168.  73.   74.  75.     Saturnia  168.    Volci 
169.  70.  73.  74.  75.  77.   Bullet.  1835.  p.  177.     Clusium  170.   71.   73.  74. 
75.  76.  77.  78.   Falerii  168.  70.    Tarquinii  170.  72.  73.  74.  77.    Axia  170. 
Orchia  170.    Bomarzo  169.  70.     Viterbo  170.     Tuscania  170.     Veji    168. 
Adria  am  Po  170.  77.  Praeneste  173.    Alba  Longa  168.  70.     Velitrae  171. 
Umbrien  176.     Ameria  168.     Spoletium  168. 

7.  Vasen-Fundorte    in    Etrurien:   Nekropolis    von   Volci,    am 
Flusse  Arminia  (Fiora)  bei  Ponte  della  Badia;    Nachgrabungen  seit   1828 
auf  den  Gutern  des  Prinzen  Lucian  von  Canino,  der  Candelori  u.  Feoli. 
Dorow-Magnus'sche  Sammlung  im  K.  Mus.  zu  Berlin.   Ueber  die  Gattungen 
der  Vasen  §.  99,  2.  143,  2.    Ueber  das  Local  Westphal  Topogr.  dei  cont. 
<3i  Tarquinii  e   Vulci,    Ann.   d.  Inst.    II.  p.   12.  tv.    agg.   a.   b.     Lenoir, 
Ann.  IV.  p.  254.  M.  I.  40.     Werke  des  Pr.  Lucian:   Museum  Etrusque  de 
L.  Bonaparte.  1829.   Catalogo  di  scelte  antichita  (Estratto,  Ann.  I.  p.  188). 


334  Geogr.  der  alien  Kunst.  [257] 

Vases  Etrusques  de  L.  Bonaparte.  Livr.  I.  II.  Bullet.  1830.  p,  143.  222). 
Gandelori'sche  Vasen:  Bull.  d.  Inst.  1829.  p.  75  ff.  Die  herrliche  Samm- 
lung  beschr.  von  Second.  Campanari  Rom  1837,  ders.  intorno  i  vasi  fitt. 
rinvenuti  ne'  sep.  d'Etruria  R.  1836.  4.  Broendsted  A  brief  descr.  of  32 
anc.  Gr.  vases  lately  found  by  Mr.  Gampanari  L.  1832.  G.  Fea  Storia 
de'  vasi  dip.  che  da  quattro  anni  si  trovarib  R.  1832.  Nekropolis  von 
Tarquinii,  meist  Vasen  der  alterthumlichen  Arten,  s.  Gerhard,  Hyp.  ROmische 
Studien  S.  134.  Caere,  vielversprechender  Vasen -Fundort.  Bull.  1834. 
p.  49.  97.  1836.  p.  159.  Bomarzo,  schone  Vasen  und  Bronzen.  Clusium, 
manche  alterthumliche  Vasen.  Bull.  1837.  p.  192.  [Grosse  Menge  nur 
hier  und  in  der  Umgegend  vorkommender,  sehr  vielgestaltiger  schwarzer 
Gefasse  mit  Verzierungen  und  Figuren  in  Relief.]  Adria  am  Po,  Vasen- 
fragmente  in  der  Graberstatte  am  Tartaro  gefunden,  in  Formen,  Malereien 
u.  Inschriften  denen  von  Volci  auffallend  ahnlich,  auch  Terracotta's  Mo- 
saiken,  Marmorfragmente  und  Intaglio's,  gesammelt  im  Mus.  Bocchi. 
S.  Filiasi,  Giorri.  dell'  Ital.  letter.  Padova.  T.  XIV.  p.  253.  Handschrift- 
liches  Werk  im  Wiener  Antiken-Cabinet ,  Steinbiichel  Wiener  Jahrb. 
1830.  II.  S.  182  u.  a.  a.  0.  Welcker  im  Bullet.  1834.  p.  134  (vgl.  Hall. 
A.L.Z.  1834,  Jun.).  R.  Rochette  Annali  VI.  p.  292.  Den  Maler  Euthy- 
mides  finde  ich  in  den  Inschr.  dieser  Scherben  zweimal,  wie  auch  in  Volci. 
Der  grosse  Handel  des  Alterthums  mit  Thongeschirr  umfasste  gewiss 
auch  gemalte  Gefasse;  daher  erklart  sich  das  Vorkommen  sehr  iiberein- 
stimmender  Arbeiten  in  entlegenen  Gegenden,  wie  z.  B.  die  Todtung  des 
Minotaur  auf  einer  Attischen  Vase,  bei  Burgon  in  London  [jetzt  im  Brit- 
tischen  Museum],  gerade  so  gezeichnet  ist,  wie  auf  der  beruhmten  Si- 
cilischen  des  Taleides  bei  Hope. 

Die  ersten  im  Sabinerland,  in  Summavilla  gefundnen  Vasen, 
Bull.  1837.  p.  65.  70.  (Maler  Hieron)  207.  [Die  Vase  mit  dem  Sonnen- 
auf-  u.  Untergang  Mon.  d.  Inst.  II,  55.  Annali  X.  p.  266.  XIV.  p.  210. 
Eine  andre  ebendaher  ist  edirt  von  L.  Grifi  als  il  ratto  del  Palladio, 
Roma  1845,  eine  rathselhafte  Darstellung.  Eine  in  Berlin,  Gerhard  Neu- 
erworbene  Denkm.  N.  1789.] 

8.  Etruskische  Museen:  Das  Guarnacci'sche,  hernach  Grund- 
lage  des  offentlichen,  zu  Volterra  [in  sieben  Zimmern  an  500  Etr.  Aschen- 
kasten] ;  ebenda  das  der  Franceschini,  der  Gini.  Antiken  im  Gampo  Santo 
zu  Pisa,  seit  1810  daselbst  aufgestellt  (Lasinio  Sculture  del  Gampo  Santo 
[Romisch,  nicht  Etrurisch.]  Biblioteca  publica  [das  Museum  seit  1810,  ein 
Werk  des  D.  Ant.  Fabroni]  u.  Mus.  Bacci  zu  Arezzo.  Accademia  Etrusca 
u.  Mus.  Venuti  zu  Cortona  (M.  Gortonense  §.  178);  die  Bronzen-Sammlung 
Gorazzi  ist  nach  Holland  verkauft.  Sammlungen  Ansidei,  Oddi  u.  a.  zu 
Perugia  (s.  Lanzi's  Register,  vgl.  Blume  II.  S.  210),  offentliches  Cabinet 
daselbst.  [Indie,  aritiqu.  per  il  gabinetto  archeol.  di  proprieta  del  magistrato 
di  Perugia  1830.  8.  von  Vermiglioli  zum  Theil  aus  dem  Haus  Oddi.] 


[258]  Reste  der  Kunst  cler  Etrusker.  335 

Buccelli  zu  Montepulciano.  Gasuccini,  Paolozzi  zu  Ghiusi,  il  Girco  daselbst. 
Etrusco  Mas.  Ghiusino  dai  suoi  possessor!  pubbl.  con  brevi  espos.  del  cav. 
Inghirami  P.  I.  II.  Poligrafia  Fiesolana  1834.  Ruggieri  in  Viterbo.  Kleine 
Sammlimg  Cervelli  zu  Orvieto,  u.  a.  m. 

Ausser  den  allgemeinen  Reisewerken  fur  Etrurien  Targ.  Tozzetti's 
schatzbares  Werk:  Relazioni  d'alcuni  viaggi  fatti  in  Toscana. 

258.  Aber  bei  weitem  am  ausgedehntesten  und  er-  1 
giebigsten  1st  III.  das  Reich  der  den  R  6  m  e  r  n  dienstbar  ge- 
wordnen,  zur  Verschonerung  Romischer  Anlagen  gebrauchten 
Griechischen  Kunst.  Rom  1st  schon  durch  die  Menge  der  2 
vorhandnen  Bautriimmer,  an  welche  sich  zum  Theil  sehr 
ergiebige  Fundorte  der  Statuen  anknupfen,  die  Hauptstadt 
der  antiken  Kunst  welt ,  und  ungeachtet  es  im  Alterthum  so 
wenige  Kunstler  hervorgebracht,  der  wichtigste  Fleck  Erde  fur 
den  Archaeologen ,  Roms  Topographie  bildet  einen  ansehn-  3 
lichen  Zweig  des  Studiums.  Die  noch  vorhandenen  Monu-  4 
mente  und  Trummer  drangen  sich  am  meisten  um  den 
altesten  und  politisch  wichtigsten  Theil  des  alten  Roms,  das 
Forum  Romanum  und  die  Via  Sacra;  ohne  Zweifel  auch 
deswegen,  weil  die  Bevolkerung  sich  im  Mittelalter  zeitig  aus 
diesen  Gegenden  weggezogen  und  sie  der  Vergangenheit  iiber- 
lassen  hat;  wahrend  der  Campus  Martius,  in  der  Kaiserzeit 
eine  Stadt  von  Prachtbauten,  deswegen  weil  das  neue  Leben 
sich  hier  besonders  angesiedelt,  wenige  und  meist  nur  solche 
Denkmaler  zeigt,  welche  den  Bedurfnissen  und  Zwecken  dieser 
Zeit  selbst  angepasst  werden  konnten.  Die  weitlauftigen 
Garten,  welche  den  Siiden  und  Osten  Roms  einnehmen, 
sincl  da  her  reich  an  Fundgruben,  und  haben  ganze  Museen 
gefullt;  die  Geschichte  ihrer  Besitzer  ist  mit  der  Museographie 
eng  verknupft. 

2.  Ueber  frtihere  Aus'grabungen  giebt  es  wenig  zusammenhangende 
Berichte,  wie  Flam.  Vacca  Notizie  antiquarie.  a.  1594  (bei  Fea  Miscell. 
filolog.  T.  I);  uber  den  Ertrag  neuerer  Nachforschungen  unterrichtete  fruher 
Guattani  (§.  38.  A.  2),  dann  durch  zahlreiche  kleine  Schriften  Fea  (Pro- 
dromo  di  nuove  osservaz.  e  scoperte  fatte  nelle  ant.  di  R.  1816),  nebst  den 
Artikeln  von  Gerhard  im  Kunstbl.  1823  —  26  (jetzt  Hyperb.  Rom.  Studien 
S.  87  ff.)  »Romische  Ausgrabungen*.  Memorie  Romane  di  Antichita  e  di 
belle  Arti,  von  1824  an,  1827.  T.  4.  Entdeckungen  von  1823  an,  Atti  d. 
Accademia  Rom.  di  Archeol.  II.  p.  639.  Instituto  di  corr.  arch,  von  1829, 


336  Geogr.  der  alien  Kunst.  [258] 

besonders  die  rivista  generale  del  Bullet.  Ghronologische  Uebersicht  der 
Nachgrabungen  auf  dem  Forum  seit  1802  von  Bunsen,  Bullet,  d.  Inst.  1829. 
p.  32,  dann  Annali  VI.  p.  13.  VII.  p.  53.  Bull.  1834.  p.  225.  1835. 
p.  33.  65. 

3.  Die  Fragmente  des  antiken  Plans,  aus  dem  T.  des  Bomulus  und 
Remus,  sind  von  Bellori  (Thes.  Ant.  Bom.  IV),  Amaduzzi,  Piranesi  (Antich. 
Bom.  I),  herausgegeben.   Topographen:  Flav.  Biondo  1449,  bedeutender 
Andr.  Fulvio  1527,  Barthol.  Marliani  Topogra.phia   Romae.   R.  1544  und 
1588.    Panvini  1558.     Boissard  §.  37.  A.  3.    Nicht  wesentlich  fordern  die 
Forschung  Donati  Roma  vetus  et   recens.   1638  u.  Nardini  Roma  antica. 
1666.     (Thes.  Ant.  Rom.  IV),  vierte  Ausg.  1818  von  Nibby.    Fr.  Ficoroni 
Vestigi  e  Barita  di  R.  ant.  R.  1744  (bei  Fea  T.  I).    \Adler's  Beschreibung 
der  Stadt  Rom.  Guattani  R.  antica.  1793,  neu  1805.    Venuti  Descr.  topogr. 
delle  antichita  di  R.  2.  ed.  R.  1803,  neu  herausg.  v.  Stef.  Piali.    R.  1824. 
Fea  N.  descrizione  di  R.  antica  e  moderna.   R.  1821.  3  Bde.  8.  Ders.  sulle 
Bovine  di  R.  (Storia  dell'  Arti  T.  III).     Edw.  Burton  Description  of  the 
Antiq.   and  other   Curiosities  of  R.  L.  1821.     (Deutsch  von  Sickler  1823.) 
G.  Sachse  Gescb.  und  Beschreibung  der   alten  Stadt  R.  2  Bde.,  1824  und 
(nach  dem  Tode  des  Verf.)  1828.    Bescbreibung  der  Stadt  B.  von  E.  Plainer, 
G.  Bunsen,  E.  Gerhard  und  W.  Boestelll.  (allgem.  Theil)  1830.  II,  (Vatican) 
I.  1832.     [2.  1834.  Ill,  1.  2.  3.  1837.  38.  42.    Auszug  daraus  von  Platner 
und  Urlichs.    L.  Ganina  Indicaz.  topografica  di  Roma  ant.  3.  ed.  1841,  mit 
einem  grossen  Plan.    Ders.  Espos.  stor.  e  topogr.  del  foro  Rom.  e  sue  adja- 
cenze  ed.  2.  R.  1845,  mit  14  Taf.     Ders.  sul  clivo,  sulla  posizione  e  sulF 
archit.  del  tempio  di  Giove  Capit.  in  den  Mem.  d.  Ac.  Rom.    di  Archeol. 
T.  VI.    Steph.  Piale  sopra  alcuni  monum.  di  Roma  Dissertazioni  R.  2  T. 
1833.  24.  4.]    W.  Gell  Topogr.  of  Rome.   Plan  von  Nolli  1748;  ein  Auszug 
bei  Monaldini  1818,  ein  vollstandigerer  bei  Bunsen.    Vasi's  Itinerario,  von 
Nibby  erneuert.  —  Die  wichtigsten  Kupferwerke  sind  §.  37.  A.  3    und  zu 
§.  190  angefuhrt.    Piranesi's  Hauptwerke  sind  Delia  mag nific.  ed  architett. 
de'  Rom.  R.  1761  u.  Antichita  Rom.  R.  1748—56.  4  Bde.  f.    Veduten  von 
Piranesi,  Domen.  Pronti,  Glerisseau  und  Gunego,  Bosini.     Ansichten  aller 
sieben  Hugel  in  Gassas  und  Bence's  Grandes  Vues. 

4.  Hier  ein  Ueberblick  der  §.  1 79.  180. 1 90 —95  genannten  Baureste 
(mit  einigen  Zusatzen)  nach  den  Augustischen  Regionen,  innerhalb  der  Aure- 
lianischen  Mauern.     1.   Porta  Gapena.    Grabmal  der  Scipionen.     2.  Caeli- 
montana.    S.  Stefano  Rotondo  (sog.  T.  des  Faunus,  ein  Gebaude  aus  dem 
spatern  Alterthum).    S.  Giovanni   in  Laterano,  Obelisk,  Baptisterium  des 
Gonstantin.    3.  Isis  et  Serapis  (der  sudliche  Theil  der  Esquilien).    Goliseo. 
Thermen  des  Titus.    Pallast  des  Titus  (sette  scale).    Nero's  Haus  zum  Theil 


[258]  Reste  der  Romischen  Periode  in  Rom.  337 

(Camere  Esquiline).  Basilica  S.  Elemente.  4.  Via  sacra  (Nibby  del  foro 
R.,  della  via  sacra,  dell'  anfitealro  Flavio  e  de  luoghi  adjacenti.  R.  1819. 
Deutsch  von  Ghr.  Miiller.  Stuttgart  1824).  Titus  Rogen  (neben  dem  Fahr- 
wege  der  Via.  sacra.  Bullet  d.  Inst.  1829.  p.  56).  Meta  Sudans.  T.  Urbis. 
T.  der  Pax.  T.  des  Antonin  und  der  Faustina  (S.  Lorenzo  in  Miranda). 
5.  Esquilina.  Agger  des  Tarquinis.  Praetorische  Gastra.  Amphitheatrum 
Castrense.  Nymphaeum  des  Severus  Alex.  Tempel  der  Minerva-Medica. 
Gallienus  Rogen.  Ausgemaltes  Haus  (der  Lucilla?)  §.  210.  A.  4.  6.  Alta 
Semita  (Quirinal  und  Viminal).  Thermen  des  Diocletian  und  Constantin. 
Monte-Cavallo.  7.  Via  lata  (in  W.  vom  Quirinal).  8.  Forum  Romanum 
(Ueber  die  Lage  und  Ausdehnung  des  Forum  Sachse  I.  S.  698  und  der 
Plan  von  Hirt,  Gesch.  der  Raukunst  Tf.  23).  Bunsen  les  forums  de  Rome 
Mon.  d.  I.  II,  33.  34.  Annal.  VIII.  p.  207-281.  IX.  p.  12-50.  [Ders. 
Herstellung  des  Rom.  Forums  u.  der  Prachtforen  Caesars  u.  der  Kaiser, 
Reschr.  Roms  III,  2.  S.  1—188.]  T.  des  Jupiter  Tonans,  nach  Niebuhr 
des  Saturnus,  von  Bunsen  begriindet.  Sog.  T.  der  Concordia,  jetzt  Vespa- 
sians,  und  Reste  des  wahren  T.  der  Concordia,  welchen  wahrscheinlich 
Septim  Sever  und  seine  Sohne  restituerunt.  Rogen  des  Septim.  Saule 
des  Phocas.  Sog.  T.  des  Jupiter  Stator.  Rasilica  Julia.  [Gerhard  della 
Bas.  Giulia  ed  alcuni  siti  del  foro  Rom.  estratt.  dalle  Effemer.  letter.  R. 
1823.  8.  Die  Ansicht  bestatigt  durch  eine  Inschrift,  Rull.  1835.  p.  33.] 
Sog.  T.  des  Castor  (drei  Saulen  vor  Maria  Liber).  Career  Mamertinus 
(robur  Tullianum,  Leon.  Adami's  Ricerche.  R.  1804.  4).  Capitolium  (Zoega 
Abhandl.  S.  331)  und  Arx  (der  siidliche  Gipfel  des  Hiigels,  vgl.  Dureau 
de  la  Malle  in  Millin's  Ann.  encycl.  IX.  p.  17).  Arco  di  Giano.  Kleiner 
Bogen  des  Sever.  Sog.  T.  d.  Vesta  (S.  Stefano  an  der  Tiber,  ein  tholus 
peripteros).  Sog.  T.  der  Fortuna  Virilis.  Mundung  der  grossen  Cloaca. 
Forum  des  August  (nach  Hirt ,  Niebuhr  u.  A. ;  Sachse  nennt  dies  falsch- 
lich  das  Forum  Nerva's);  T.  des  Mars  .Ultor  (Sachse  nimmt  nur  einen 
T.  des  Namens  an).  Forum  des  Nerva ;  T.  der  Pallas.  Forum  des  Trajan 
Colonna;  Basilica  Ulpia.  9.  Circus  Flaminius  (der  grosste  Theil  des  Cam- 
pus Martius).  Die  saepta  richtig  aufgefasst  (in  Verbindung  mit  der  Ab- 
stimmung  so  vieler  Centurien  zugleich)  von  Peter  Ztschr.  f.  AW.  1839. 
S.  137.  Theater  des  Marcellus,  neben  welchem  ehemals  (Ant.  Labacco 
Alcune  notabili  antiqu.  di  Roma.  V.  1584)  ein  Dorischer  Peripteral -T. 
lag.  Porticus  der  Octavia.  Theater  des  Pompejus.  Thermen  des  Agrippa; 
Pantheon.  Rogen  des  Claudius.  Saule  u.  T.  des  M.  Aurel.  Obelisk  auf 
M.  Citorio.  Mausoleum  des  August.  Obelisk  an  der  P.  del  Popolo. 
10.  Palatium.  Palatinische  Kaiserpallaste  (Scavo  Rancurelliano,  Guattani 
M.  I.  1785.  Genn.  Ott.).  Septizonium.  Bogen  des  Constantinus.  11.  Circus 
maximus.  Circus  (BianchiniCirci  max.  iconographia.  R.  1728.  f.).  12.  Piscina 
publica  (Fortsetzung  des  Aventin).  Thermae  Antoninianae.  13.  Aven- 

0.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  22 


338  Geogr.  der  alten  Kunst.  [259] 

tinus.  Pyramide  des  Ceslius  (Falconieri  Thes.  Ant.  Rom.  IV.  p.  1461). 
[Piranesi  Mon.  de'  Scipioni  1785  f.  m.]  14.  Transtiberina  (Janiculum). 
Ausser  den  vierzehn  Regionen:  Campus  Vaticanus.  Hadrian's  Mauso- 
leum. Basilica  des  b.  Petrus.  An  der  Via  Ostiensis:  Basilica  S.  Paolo. 
An  der  V.  Appia  (Labruzzi  Via  Appia  illustr.) :  Monument  der  Gaecilia 
Metella.  Grab  der  Claudia  Semne  (Uhden  in  Wolfs  und  Buttmann's 
Museum  I.  B.  534)  u.  viele  andre.  [Di  due  sep.  Rom.  del  secolo  di  Augusto 
scov.  presso  la  tomba  de'  Scipioni  dal  Cav.  G.  P.  Campana.  R.  1840. 
fol.  Grifi  Sepolcro  nella  vigna  Lozano.  R.  1840.  4.]  Columbarium  der 
Freigelassenen  der  Livia  (Werke  von  Bianchini,  Gori,  de  Rossi).  Kata- 
komben  der  Christen.  Circus  des  Caracalla  (Bianconi  Descr.  dei  Circi. 
R.  1789.  f.).  Quelle  der  Egeria  (Wagner  de  fonte  et  specu  Egeriae.  4). 
An  der  V.  Nomentana:  Basilica  der  h.  Agnes.  Grabmaler  der  Gonstantia 
und  Helena.  An  der  V.  Flaminia:  Grabmal  der  Nasonier  §.  210.  A.  4. 
An  der  V.  Aurelia:  ausgemalte  Grabmonumente  der  Villa  Corsini  (bei 
Bartoli),  [der  Villa  Pamfili,  wovon  Zeichnungen  zur  Herausgabe  genommen 
und  Copieen  in  Farben  in  Munchen  in  den  vereinten  Sammlungen, 
P.  Secchi  Mon.  ined.  di  un  sepolcro  di  famiglia  greca  scop,  in  Roma  sulla 
via  Latina.  R.  1843.  fol.  Die  Gemalde  bei  Cav.  Campana.] 

5.  Besonders  zu  merken:  Villa  Mattei  auf  Berg  Caelius;  V.  Giusti- 
niani,  jetzt  Massimi,  ostlich  vom  Caelius;  V.  Negroni  und  Altieri  hinter 
B.  Esquilin  ;  V.  Barberini  hinter  B.  Quirinal;  V.  Ludovisi  auf  M.  Pincio 
collis  hortulorum  (hier  lagen  die  grossen  Sallustischen  Garten,  Gerhard's 
Abhandlung  bei  Gerlach's  Ausg.  des  Sallust),  V.  Medicis;  V.  Farnese  und 
Spada  auf  B.  Palatin;  V.  Corsini  zwischen  Janiculum  u.  Vatican;  V.  Albani 
vor  der  Porta  Nomentana;  V.  Borghese  vor  der  Porta  Flaminia  u.  Pinciana. 

259.  In  der  Umgegend  Roms,  in  La  Hum,  sind  be- 
sonders  die  Orte,  welche  von  Kaisern  zu  landlichern  Aufent- 
halt  erkoren  waren,  wie  das  glanzende  Antium,  Tibur,  auch 
Lavinium  (Alba  Longa  nicht  so,  wie  man  es  von  Domitian's 
Prachtliebe  erwarten  sollte),  ergiebige  Quellen  fur  Kunst- 
werke,  ohne  es  ausschliesslich  zu  sein. 

Latium.  Kircher's  Latium  f.  1761.  Vet.  Latii  antiqua  vestigia. 
R.  1751,  erweitert:  Vet.  Latii  antiquitatum  ampliss.  collectio.  R.  1771, 
wenig  brauchbar:  Bonstetten  Voy.  sur  la  scene  des  dix  dern.  livres  de 
1'Eneide.  P.  1805.  Sickler  Plan  topogr.  de  la  Campagne  de  R.,  nebst 
Text  in  8.  Weimar  1811.  R.  1818.  Nibby  Viaggio  antiq.  ne'  contorni  di 
R.  R.  1819.  2  Bde.  8.  Sickler's  u.  Reinhardt's  Almanach  aus  Rom  II. 
S.  182.  Tf.  13  ff.  J.  H.  Westphal  Die  Rom.  Kampagne.  B.  1829.  4,  nebst 


[260]  Bautriimmer  in  Latium.  339 

zwei  Karten.     W.  Gell  Essai  topogr.  des  environs  de  R.  (siehe  Ann.  d. 
Inst.  II.  p.  113). 

Im  Einzelnen:  Gabii,  Forum  §.  295.  [Tempel  von  Gabii  u.  Aricia, 
Annali  XII.  tv.  D.  p.  23.]  Statuen  in  der  V.  Borghese  §.261.  Alba 
Longa  (Piranesfs  Antich.  di  Alb.  e  di  Cast.  Gandolfo),  Emissar  §.  168.  A.  3. 
Grabmal  §.  170.  A.  3.  Sonderbare  Urnen  (Tambroni  und  Aless.  Visconti 
in.  den  Atti  dell1  Ace.  Arch.  $om.  II.  p.  257.  317).  Lanuvium  §.  191. 
Praeneste,  Suaresi  Praeneste  antiqua.  R.  1655.  T.  der  Fortuna. 
II  tempio  della  Fortuna  Prenestina  ristaur.  da  Const.  Thon,  descr.  da 
A.  Nibby.  R.  1825.  8.  Tibur,  sog.  T.  der  Vesta  (Desgodetz  ch.  5),  der 
Sibylla,  della  Tosse.  Angebliche  Villa  Maecens.  Ant.  del  Re  Dell1  anti- 
chita Tiburtina.  R.  1611.  Stef.  Cabral  u.  Fausto  del  Re  Delle  ville  e 
monumenti  ant.  della  citta  e  del  territorio  di  Tivoli.  R.  1779.  Villa 
Hadrian's  §.  191.  Sabinisches  Landhaus  des  Horaz.  Capmartin  de  Chaupy 
Decouverte  de  la  rnaison  de  campagne  d'Horace.  3  Bde.  8.  Nibby  Viaggio 
antiqu.  alia  villa  di  Orazio,  a  Subiaco  e  Trevi,  Mem.  Rom.  IV.  p.  3 — 81. 
Le  antichita  di  Alba  Fucense  negli  Equi,  misurate  e  descritte  dalF  archit. 
Carlo  Promis.  Roma  1836.  8.  Bullett.  1836.  p.  76.-  (Weg  von  Rom,  die 
Befestigung,  Steinarten,  Tempel,  Tuscanische  Basilica.)  Tusculum,  Kata- 
komben,  Grab  der  Fam.  Furia.  Bedeutende  neue  Nachgrabungen ,  durch 
Lucian  Bonaparte.  Vgl.  Kunstbl.  1826.  N.  3.  [Canina  Descrizione  del 
antico  Tusculo  1841.  f.]  Cora,  Dorischer  T.  des  Hercules.  G.  Antolini 
Opere  T.  I,  1.  Piranesi  Antichita  di  Coro.  R.  1761.  f.  Ostia,  Lucatelli 
Diss.  Gorton  VI.  Hafen  §.  190.  A.  2.  Fea  Relazione  di  un  viaggio  ad 
Ostia.  Ders.  Alcune  osserv.  sopra  gft  ant.  porti  d'Ostia.  Sickler's  Alma- 
nach  I.  S.  284.  II.  S.  231.  244.  Nachgrabungen,  Bull.  1834.  p.  129. 
Archaeol.  Intell.  Bl.  1834.  N.  61.  Antium,  unter  Caligula  u.  andern 
Caesaren  aus  Augustus  Hause  sehr  verschonert;  Theater  u.  andere  Reste. 
Fundort  sehr  vorziiglicher  Statuen,  s.  besonders  Winckelm.  W.  VI,  1. 
S.  259  u.  Fea  ebd.  2.  S.  320.  Phil,  a  Turre  Mon.  vet.  Antii.  R.  1700. 
Fea  Bull.  d.  Inst.  1832.  p.  145.  Aphrodisium  in  der  Nahe,  wo  1794 
23  Statuen  gefunden  wurden.  Terracina,  Ruinen  auf  der  Hohe.  — 
Kyklopische  Mauern  §.  166.  G.  A.  Guattani  Mon.  Sabini.  V.  I.  R.  1827.  8. 

260.  In  Unteritalien  geben  die  Gegenden  urn  den  i 
Puteolanischen  Meerbusen  nicht  bios  von  der  fruhern  Helle- 
nischen  Gultur,  sondern  auch  von  der  Pracht  und  dem  Luxus 
der  Romer  Kunde.  Wie  die  Romer  selbst  in  Neapolis  den 
Genuss  eines  freien  und  behaglichen  Hellenischen  Lebens 
suchten,  und  die  Reste  desselben  gern  fortbestehen  liessen :  so 
beriihren  sich  hier  auch  in  den  Trurnmern  und  Grabern  beide 


340  Geogr.  der  alten  Kunst.  [260] 

2  Kunstwelten.     Aber  die  deutlichste  Anschauung  alter  Kunst- 
cultur  im  ersten  Jahrhundert  n.  Ghr.  geben  die  vom  Vesuvius 
verschiitteten  Stadte.     Wenn  hier  auch  manche  Abweichung 
aus  friiheren  Hellenischen  Umgebungen  und  noch  fortbestehen- 
der  Oskischer  Nationalitat  abgeleitet  werden  kann:  so  fmden 
wir  doch  in  der  Hauptsache  Alles  dem  Geschmack  der  Romi- 
schen  Hauptstadt  analog,   und  konnen  uns,   wenn   wir  die 
Ziige,  welche  Rom  im  Grossen,  abeY  verwischter,   darbietet, 
nach  der  Detailanschauung  Pompeji's  auszeichnen   und  ver- 
vollstandigen ,  das  Leben  jener  Zeit  sehr  genau  und  lebendig 

3  erneuern.  —  Das    nordliche   Italien   bietet    eine   Menge 
zerstreuter  Trammer  und  Fundorte  von  Statuen ;  arn  meisten 
vereint  sich  in  Verona. 

1.  Rhefues  Gemalde  von  Neapel  und  seinen  Umgebungen.  3  Th.  1808. 
Mormile  Descr.  della  citta  di  Nap.  e  dell'  antichita  di  Pozzuolo  con  le 
figure  degli  edificj  e  con  gli  epitafj  che  vi  sono.  N.  1670.  Pozzuoli 
(Dikaearchia ,  Puteoli)  reich  an  Alterthumern.  Franc.  Yillamena  Ager 
Puteolanus  s.  prospectus  eiusdem  insigniores.  R.  1620.  4.  P.  Ant.  Paoli 
Avanzi  delle  antich.  esist.  in  Pozzuoli ,  Cuma  e  Bajae.  N.  1768  f.  Le 
antich.  di  Pozz. ,  Bajae  e  Guma  inc.  in  rami  da  F.  Morghen.  N.  1769  f. 
Jorio  Guida  di  Pozzuoli.  Serapeum,  ein  Monopteros  mit  Heilquellen  und 
vielen  Gellen  fiir  Incubation,  wahrscheinlich  dem  Kanobischeri  nachgebildet 
(auch  in  Memphis  war  das  Serapeum  zngleich  Heilanstalt,  Reuvens  Lettres 
a  Mr.  Letr.  III.  p.  83,  wie  zu  St.  Gannart  in  Sudfrankreich),  nach  Andr. 
de  Jorio's  Schrift  fiber  den  Serapistempel.  Kunstbl.  1824.  N.  19.  Aelterer 
Plan  von  Erdmannsdorf.  Amphitheater,  Aquaedukt,  Piscina,  Graber. 
Sog.  T.  der  Venus  u.  Diana  (wahrscheinlich  Badesale),  piscina  admirabilis 
und  Andres  in  Bajae.  [In  der  wenig  bekannten  Graberstrasse  von  Puteoli 
warden  in  den  letzten  Jahren  manche  mit  schonen  Wandgemalden,  andere 
durch  Bau  und  Einrichtung  merkwiirdige  aufgedeckt.]  Theater  zu  Mi  sen  urn. 
Circus  oder  Amphitheater  von  Cumae.  Grab  mit  den  angeblichen  Skelets 
(§.  432).  Ueber  die  Sibyllengrotte  von  Gurnae  besonders  Jorio  Viaggio  di  Enea 
all'  Inferno.  [Die  allgemeine  Meinung  setzt  sie,  wie  es  scheint,  falsch;  sie 
ist  dicht  bei  der  Akropolis  des  altesten  Cumae,  geraumig,  mit  einer  hohen 
Treppe  ausgehohlt  in  der  Seitenwand  hinauf,  die  zu  einem  schmalen  Sitz  aus- 
lauft;  auf  einer  Felsenspitze  in  der  Nahe  stand  vermuthlich  der  Apollotempel.] 
Stollen  im  Posilippo  §.  190.  A.  1.  II.  Rob.  Paolini  Mem.  sui  monument! 
di  antich.  e  di  belle  arti  ch'esist.  in  Miseno,  in  Baoli,  in  Baja,  in  Guma, 
in  Capua  ant.,  in  Ercolano,  in  Pompeji  ed  in  Pesto.  N.  1812.  4.  Capua, 
Amphitheater.  [Rucca  Capua  vetere  o  sia  descr.  di  tutti  i  rnon.  di  C. 
ant.  e  particol.  del  suo  amfit.  Nap.  1828.] 


[260]  Bautriimmer  in  Unteritalien.  341 

Ueber  die  Entdeckungen  auf  Capri  Hadrava  Ragguagli  di  varj  scavi 
e  scoperte  di  antich.  fatte  nell1  isola  di  Capri.  N.  1793.  8.  [1794.  4.] 
Gori's  Syrnbolae  litter.  Decad.  Rom.  V.  III.  p.  1.  (Flor.  1748.  Vol.  I.) 
Rumen  eines  T.  (?)  auf  Pandataria. 

2.  Die  ersten  Entdeckungen,  welche  auf  die  verschuttetenStaclte 
hinwiesen.  waren:  die  Auffmdung  der  beruhmten  Frauenstatuen  (§.  199. 
A.  7)  auf  dem  Gute  des  Pr.  Elbeuf  Emanuel  (von  Lothringen)  im  Raum 
des  Theaters  von  Herculanum,  g.  1711;  die  Auffmdung  des  sog.  Hauses 
des  Arrius  Diomedes  an  der  Graberstrasse  von  Pomeji  bei  Grabung  eines 
Brunnens  1721;  dann  die  folgenreichern  Entdeckungen  in  Herculanum 
bei  dem  Erbau  eines  Lustschlosses  Carl  III.  1736.  Das  tiefverschiittete 
Herculanum,  dessen  Markt  unter  Resina  liegt,  kann  nur,  wie  eiu  Bergwerk, 
durch  Schachte  genutzt ,  das  leichtbedeckte  Pompeji  dagegen  ganz  offen 
gelegt  werden.  Doch  ist  es  eben  deswegen,  besonders  nach  der  ersten 
Bedeckung  mit  Asche,  von  den  friihern  Einwohnern  selbst  durch  Nach- 
grabung  der  kostbarern  Gegenstande  meist  beraubt  worden.  In  der 
Franzosischen  Zeit  ist  der  fast  eingeschlafene  Eifer  neu  belebt,  und  das 
Forum  auszugraben  angefangen  worden.  Die  neuen  Nachgrabungen  be- 
gannen,  nachdem  das  Forum  offen  gelegt,  von  dem  Bogen  beim  Jupiters-T. 
am  Forum,  und  verfolgen  die  von  da  nach  N.  gehende  Strasse  (T.  der 
Fortuna,  Thermen,  Fullonia,  Haus  des  tragischen  Dichters,  Haus  des  Faun). 

Neuere  Werke  §.  190.  A.  4.  210.  A.  3.  Ausser  diesen  iiber  Hercu- 
lanum: Venuti  Descr.  delle  prime  scoperte  dell'  ant.  citta  di  Ercolano. 
1748.  Berichterstattende  Werke  von  Cochin  u.  Bellicard,  de  Correvon, 
Ant.  Fr.  Gori,  Winckelmann,  Cramer.  (Rosini)  Dissertat.  Isagog.  ad  Hercul. 
Volum.  explanationern.  Bayardi  Prodromo  delle  antich.  d'Erc.  N.  1752. 
Le  antich.  di  Ercolano.  N.  1757—92.  I-IV.  VII.  Pitture,  V.  VI.  Bronzi,  VIII. 
Lucerne  etc.  (Deutscher  Auszug  von  Murr  mit  Umrissen  von  Kilian). 
Antiquites  d'Herculanum,  grav.  par  Th.  Piroli  et  publ.  par  F.  et  P.  Pira- 
nesi.  P.  1804 — 6.  6  Bde.  4.  Ueber  Pompeji:  ein  interessantes  Register 
von  Weber,  1757,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  42.  M.  I.  16.  Martini  das  gleich- 
sam  wieder  auflebende  Pompeji.  Leipz.  1779.  8.  Gaetano  Prospetto  dei 
scavi  di  Pompei.  8.  Millin  Descr.  des  Tombeaux,  qui  ont  ete  decouv.  a 
Pomp  Fa.  1812.  Romanelli  Viaggio  da  Pomp,  a  Pesto.  N.  1817.  2  Bde.  8. 
Choulant  de  locis  Pompei.  ad  rem  medicam  facient.  Lips.  1823.  Cockburn 
Pomp.  L.  1818.  Prachtwerk  von  Goldicutt.  L.  1825.  Bonucci  Pompei 
decrite.  N.  1828.  Die  neueren  Nachrichten  in  Niccolini's  M.  Borbon.,  bei 
Jorio  sugli  scavi  di  Ercolano.  N.  1827,  und  in  den  Bench  ten  in  Schom's 
Kunstblatt  1825.  N.  36.  1827.  N.  26.  [in  den  jabrlichen  ragguagli  de' 
lavori  della  r.  Accad.  Ercol.  von  Avellino  seit  1833.]  Jorio  Plan  de  Pomp, 
et  Remarques  sur  les  edif.  N.  1828.  Grosse  Karte  von  Bibent.  Guarini 


342  Geogr.  der  alten  Kunst.  [260] 

fiber  einige  Monumente  Pompeji's.  Verzeichniss  der  Schriften  iiber  Here.  u. 
Pomp,  im  M.  Borbon.  I.  p.  1.  [Nachgrabungen  Bull.  1834.  p.  145;  von 
1835-38,  von  H.  W.  Schulz  Annali  d.  Inst.  X.  p.  148,  fortgesetzt  im 
Bull.  1841.  42.  R.  Rochette  Lettre  a  Mr.  Salvandy  P.  1841.] 

Beneventum,  Triumph bogen  §.  191.  A.  1.  Vita  Thes.  Antiqu. 
Beneventanarum.  R.  1754.  T.  I.  (Romische  Alterthiimer). 

3.  InUmbrien:  Ocriculum,  sehr  bedeutende  Ruinen;  Brucke, 
Theater,  Amphitheater,  mehrere  Tempel.  Nachgrabungen  1777.  Guattani 
M.  I.  1784.  p.  1  ff.  Narnia,  schone  Brucke  aus  August's  Zeit.  A  si-, 
sium,  alter  T.,  Maria  della  Minerva,  Korinthisch,  von  zierlicher  Einrichtung. 
G.  Antolini  Opere  T.  I,  2.  Guattani  1786.  p.  XX.  Goethe  Werke  XXVII. 
S.  186.  Theater,  Amphith.,  Rundtempel.  Angeblicher  T.  des  Clitumnus. 
School's  Reise  S.  462.  R.  Venuti  Osserv.  sopra  il  fmme  Glitumno  etc. 
R.  1753.  4.  Ferento,  im  Gebiet  von  -Viterbo,  Thor  von  der  Art  der 
ffxami,  Annali  d.  Inst.  IX,  2.  p.  62.  Tuder,  sog.  Mars-T.  Schriften  von 
Agretti  u.  Andern,  Giorn.  Arcad.  1819.  III.  p.  3.  Fulginium.  Pontano 
Disc,  sopra  1'antichita  della  citta  di  Foligno.  Per.  1618.  4.  Fan  urn, 
Triumphbogen  des  August,  und  ein  zweiter  des  Constantin.  Ariminum 
§.  190.  A.  1.  I.  Schone  Brucke.  Thorn.  Temanza  Antichita  di  Rimini. 
V.  1740.  f.  In  Etrurien  wenig  Bedeutendes  aus  Romischer  Zeit.  Amphi- 
theater zu  Arretium  (Lor.  Guazzesi  in  den  Diss.  dell'  Ace.  di  Gort. 
T.  II.  p.  93)  und  andern  Orten.  In  Picenum:  Ancona  §.  191.  A.  1. 
Peruzzi  Diss.  Anconitane.  Bol.  1818.  4.  Amphitheater  von  Faleria,  Giorn. 
Arcad.  LV.  p.  160.  Theater  von  Fallerone  in  der  Mark  Fermo  Bull. 
1836.  p.  131. 

In  Ober-Ialien:  Ravenna,  §.  194.  A.  5.  Patavium,  Ruinen 
eines  Korinthischen  T.  (Ant.  Noale  Dell'  antichissimo  t.  scoperto  in  Pad. 
negli  anni  1812  e  1819.  Pad.  1827).  Verona,  das  ungeheure  Amphi- 
theater. Maffei  degli  Amfiteatri.  Desgodetz  Les  edif.  ch.  22.  Ueber  neue 
escavamenti  Giulari  Relazione  degli  escavamenti  etc.  V.  1818.  8.  Arcus  Gavii 
et  Gaviae.  Viel  andre  Romische  Gebaude.  §.  193.  A.  7.  Ausgrabung 
Bull.  1837.  p.  173,  in  der  Nachbarschaft  ein  T.  der  Minerva  u.  s.  w. 
das.  p.  137.  [Modena  u.  Umgegend  Bull.  1846.  p.  23.  1842.  p.  145. 
1843.  p.  151.  1844.  p.  178.]  Brixia.  Ottavio  Rossi  Le  memorie  Bres- 
ciane.  Br.  1693.  4.  Neue  Entdeckung  eines  T.  und  grosser  Bronzefiguren. 
Dr.  Labus,  Antologia  1824.  n.  43.  [Labus  intorno  vari  ant.  mon  scop, 
in  Brescia,  Relaz.  del  prof.  R.  Vantini,  Brescia  1823.  4.  Fort  Benigni 
Lettera  sui  scavi  fatti  nel  circondario  dell'  antica  Treja,  Macerata 
1812.  4.  12  tav.  Im  Rathhaus  zu  Macerata  zwei  Reihen  von  Statuen, 
togati,  eine  in  Foligno,  Aesculap  genannt,  und  in  den  meisten  Stadten 
irgend  etwas  aus  dem  Alterthum.  Vari  mon.  dell'  Italia  (Mailand,  Brescia, 


[261]  Bautrummer  Oberitaliens.    Museen  in  Rom.  343 

Verona,  Vicenza),  Annali  XI.  p.  181.]  Monti  Escav.  Bresciane.  Velleja, 
Forum.  Antolini  Le  rovine  di  Velleja  misurate  e  disegn.  Mil.  1819.  f. 
Amalthea  1.  S.  331.  Die  Denkmaler  sind  meist  nach  Parma  gebracht. 
[Ausgrabungen  Bull.  1842.  p.  175.  1843.  p.  161.]  Mediolanum.  P.  Gra- 
tidius  De  praeclaris  Mediolani  aedificiis  quae  Aenobarbi  cladem  (1162) 
antecesserunt.  Med.  1735.  4.  Ueber  die  16  Saulen  bei  S.  Lorenz  Schrift 
von  Grillon  1812."  Amati  Les  antiq.  de  la  ville  de  Milan.  Mil.  1821 
u.  Succinte  Mem.  intorno  le  sedici  ant.  col.  Mil.  1831.  Ibl.  [Von  einem 
Badesaal,  Archaeolog.  Zeit.'  1846.  S.  389.]  Aosta  §.  190.  A.  1.  II. 
Susa  ebd.  Millin's  Voy.  en  Savoie,  en  Piemont,  a  Nice  et  a  Genes. 
P.  1816.  Desselben  Voy.  dans  le  Milanois,  Plaisance,  Parme  etc.  P.  1817. 
Aquileja.  Bertoli  de1  signori  di  Bribir  Le  antich.  d'Aquileja  profane 
e  sagre.  Ven.  1739.  f.  [Die  drei  letzten,  Bande  mit  den  Zeichnungen 
liegen  ungedruckt  in  Venedig  bei  einern  Privatmann;  es  ist  darunter  das 
vollstandige  Silbergeschirr  der  Familie  der  Eusebier  in  Constantins  Zeit.] 
Forum  Julii,  Museum  aus  einheimischen  Sachen.  [Nachgrabungen 
Bullett.  1835.  p.  213.  Antiquities  of  Pola,  Amphitheater,  T.  der  Boma 
u.  des  Augustus,  Bogen  der  Sergii  in  den  Antiq.  of  Athens  Vol.  IV. 
Stancovich  dello  anfiteatro  di  Pola.  Venez.  1822.  8.  Alason  Pictures 
and  views  of  the  antiquities  of  Pola  1819.  f.] 

261.  Die  museographischen  Nachrichten,  welche  1 
wir  auf  die  topographischen  folgen  lassen,  beginnen  billig  mit 
Rom.  Rom  hat,  bei  dem  ungeheuren  Reichthum  seines 
Bodens,  besonders  durch  die  weise  Verfiigung,  nach  der  keine 
Kunstwerke  des  Alterthums  ohne  Erlaubniss  der  Regierung 
aus  Rom  fortgebracht  werden  diirfen,  offentliche  IMuseen  er- 
halten,  mit  denen  [so  reich  auch  an  vortrefflichen  und  aus- 
gesuchten  Werken  aus  Rom  Miinchen  und  das  Brittische 
Museum  sind],  noch  lange  keine  andern  an  Fulle  vorziiglicher 
und  wohl  erhaltener  Gegenstande  werden  wetteifern  konnen, 
einer  Fiille,  gegen  die  alle  Bekanntmachung  unvollstandig 
zuriicktritt,  und  oft  grade  das  Interessanteste  zu  iibergehen  in 
Gefahr  gerath.  Die  scheme  Zeit  der  Privatsammlungen  da- 
gegen  ist  voruber,  die  ausgezeichnetsten  sind  eine  Zierde  theils 
Italianischer,  theils  fremder  Residenzen  geworden.  Im  nord-  2 
licheren  Italien  ist  Florenz  durch  die  Villa  Medicis  und 
Etrurien,  Venedig  besonders  aus  Griechenland ,'  aber  auch 
aus  der  Umgegend  und  aus  Rom  reich  geworden;  alien  an- 
dern Sammlungen  hat  es  an  solchen  Quellen  gefehlt.  Nea- 
pel  aber  hat  [zu  den  Farnesischen  Sammlungen]  iiberschweng- 


344  Geogr.  der  alten  Kunst.  [261] 

liche  einheimische  Schatze,  welche  sich  ganz  von  selbst  hier 
concentriren,  und  dieser  Residenz  neben  Rom  eine  unab- 
hangige  Wichtigkeit  und  ein  Interesse,  das  keine  andre  Samm- 
lung  ersetzen  kann,  zusichern. 

1.  Man  hat  von  60,000,  ja  Lanzi  von  170,000  Statuen  oder  Antiken 
in  Rom  gesprochen.  Oberlin  p.  127.  Jacobs  a.  0.  S.  516.  —  Die  all- 
gemeinen  Werke  uber  Antiken  in  Rom  von  Gavaleriis  u.  A.  s.  §.  37. 
Minder  bedeutend:  Borioni  Collectanea  Antiq.  Rom.,  mit  Erklarungen 
von  Rod.  Venuti.  1735,  meist  Bronzen.  Antiquitatis  Monurnenta  Rom. 
collecta  et  illustr.  a  Gonyers  Middleton.  L.  1745.  —  Ramdohr  Ueber 
Malerei  u.  Bildhauerarbeit  in  Rom.  1787.  3  Thle.  8.  Lumisden  Remarks 
on  the  Antiq.  of  Rome.  1797.  4.  Gerhard,  Roms  antike  Bildwerke,  in 
der  Beschreibung  'Roms  I.  S.  277—355. 

Statuen  in  Rom  auf  offentlichen  Platzen :  vor  dem  Capitol  M.  Aurelr 
die  beiden  Basaltlowen,  die  Dioskuren  (nicht  vorziiglich) ;  die  Rossebandiger 
auf  M.  Cavallo;  Marforio  und  Pasquino  (ein  Flussgott  und  Aias  mit 
Patroklos.  Notizie  di  due  famose  statue  di  un  flume  e  di  Patroclo. 
R.  1789).  [Bonada  Anthol.  Diss.  I,  1,  simulacrorum  in  urbe  antiquitas.] 

S  a  in  m  1  u  n  g  e  n. 

I.    Oeffentliche. 

a.  Auf  dem  Capitol: 

Museum  Capitolinum;  begriindet  von  Clemens  XII.,  vermehrt  von 
Benedict  XIV.  und  andern  Papsten.  Hauptwerk  §.  38.  Reich  an  Hermen 
von  Philosophen  u.  dgl.  —  M.  Kircherianum  im  Collegium  Romanum, 
herausgegeben  von  Bonnani.  R.  1709.  f.  M.  Kirch.  Aerea  illustr.  notis 
Contucci.  R.  1763—65.  2  Bde.  f.  —  Pallast  der  Conservatoren.  [Platner 
in  der  Beschr.  Roms  III,  1.  S.  107  ff.  das  Capit.  M.  S.  137—258.  Ferd. 
Mori  Sculture  del  M.  Capitol.  2.  T.  R.  1806.  7.  4.] 

b.  Auf  dem  Vatican: 

M.  Pio-Clementinum ;  eroffnet  von  Clemens  XIV.  durch  seinen  teso- 
riero  Braschi,  der  es  als  Pius  VI.  sehr  vergrosserte.  Hauptwerk  §.  38.  Vgl. 
Zoega's  Bemerkungen  in  Welcker's  Zeitschr.  I.  S.  310.  373  ff.  M.  Chiara- 
monti  von  Pius  VII.  hinzugefugt.  §.  38.  Eine  fernere  Erweiterung  bildet  der 
Nuovo  braccio,  ygl.  Kunstbl.  1825.  N.  32.  (Eine  der  neuesten  Erwerbungen 
ist  die  Sammlung  der  Herzogin  von  Chablais,  mit  Bacchischen  Bildwerken 
von  Tor  Marancia  an  der  Via  Appia,  Gerhard,  Hyperb.  Rom.  Studien  S.  101). 
[L.  Biondi  I.  mon.  Amaranziani  1843.  f.  50  tav.  142  S.  —  Zuwachs, 


[261]  Museen  in  Rom.  345 

s.  Gerhard  im  Kunstbl.  1825.  S.  127  f.]  Audi  die  Magazine  des  Vatican 
enthalten  Bedeutendes,  [was  jetzt  grossentheils  in  das  neue  Lateranische 
Museum  gebracht  1st.  Diess  Museum  herauszugeben  war  dem  Pater 
Secchi  iibertragen.]  Fea  Nuova  descr.  de'  mon.  ant.  ed  oggetti  d'arte  nel 
Vaticano  e  nel  Campidoglio.  R.  1819.  12.  [Gerhard  u.  Platner  das  Vatic. 
M.  in  der  Beschr.  Roms  II,  2.  S.  1—283.  Musei  Etrusci  quod  Gregor.  XVI. 
in  Aed.  Vat.  constituit  mon.  P.  1.  2.  R.  1842.  f.  m.  vgl.  G.  Brunn  im 
Kunstbl.  1844.  N.  75  ff.  Darin  die  Sammlung  des  Generals  Galeassi, 
eine  der  reichsten  Sammlungen  von  Goldschmuck ,  Bronzen,  Thonfiguren, 
besonders  die  gemalten  Vasen.  Im  Casino  des  Gartens  ist  die  d'Agin- 
courtsche  Sammlung  von  Terracotten  und  eine  Menge  Romischer  Sculpturen.] 

II.  Privatsammlnngen  (vgl.  Vasi  und  das  Register  zu  Winckelm. 
Werken  Bd.  VII).  [Das  Museum  des  Coll.  Rom.  besonders  reich  in  kleinen 
Bronzen,  in  aes  grave.] 

Albani,  Pallast  und  Villa  (§.  258.  A.  5),  welche  der  Card.  Alex. 
Albani  mit  Kunstschatzen  gefullt,  und  Winckelmann  (M.  I.)  und  Zoega 
(Bassir.)  besonders  benutzt  haben.  Ein  Catalog  ist  vorhanden.  Schriften 
von  Raffei;  Marini's  Inscr.  Villae  Alban.  Jetzt  ist  Viel  davon  in  Paris 
und  Miinchen,  Manches  noch  vorhanden.  [Noch  immer  eins  der  reichsten 
Museen  der  Welt  und  das  schonste  von  alien.  Indicazione  antiquaria 
per  la  V.  Albani  ed.  2.  in  Roma  1803,  von  Fea.  Beschr.  Roms  III,  2. 
S.  455— 565.J 

Borghese,  Pallast  und  Villa.  Die  Schatze  der  Villa  sind  von 
Napoleon  durch  Kauf  erworben,  und  darum  in  P&ris  verblieben:  doch 
sammeln  sich  auch  dort  wieder  neue.  Sculture  del  palazzo  della  villa 
Borghese  detta  Pinciana.  R.  1796.  2  Bde.  8.  Mon.  Gabini  della  villa 
Pinciana  descr.  da  Visconti.  R.  1797  in  8.  Visconti's  Illustrazioni  di  Mon. 
scelti  Borghesiuni,  herausg.  von  Gher.  de  Rossi  u.  Stef.  Piale.  1821. 
2  Bde.  gr.  f.  [Beschr.  Roms  III,  3.  S.  230—57  (Canina)  Indicaz.  delle 
opere  ant.  di  scolt.  esist.  nella  V.  Borgh.  R.  1840.  Beschr.  Roms  III,  3. 
1842.  S.  230—57,  die  neu  vereinigte  und  vermehrte  Sammlung.  A.  Nibby 
Mon.  scelti  d.  V.  Borghese.  R.  1832.  8  maj.] 

Barberini,  Pallast.  Viel  ist  nach  England,  das  Meiste  nach 
Miinchen  gekommen.  Tetii  Aedes  Barberinae.  R.  1647.  f.  Anderes  jetzt 
im  Pallaste  Sciarra  [in  Magazinen].  Gerhard  Prodromus  S.  XV.  Einiges 
ist  noch  vorhanden. 

Mattei,  Pallast  und  Villa.  Mon.  Mattheiani  ill.  a  Rud.  Venuti 
cur.  I.  Cph.  Amadutio.  R.  1776—79.  3  Bde.  f.  Das  Beste  davon  im  Vatican. 
[Mehrere  Statuen,  Btisten  und  Basreliefe,  die  nebst  den  zwei  Friesen  aus 
Pallast  S.  Croce  und  zweien  aus  Pallast  Della  Valle,  marmornen  Stiihlen 
u.  s.  w.  an  den  Cardinal  Fesch  gekommen,  wurden  in  Paris  im  Juni  1816 
versteigert] 


346  Geogr.  der  alten  Kunst.  [261 J 

Giustiniani,  Pallast,  die  Antiken  sind  meist  zerstreut.  Galeria 
Giustiniana.  R.  1631.  2  Bde.  f.  [Die  erste  Sammlung  in  Rom,  aus  der 
ein  Theil  offentlich  versteigert  wurde.] 

Farnese,  Pallast;  Villa  auf  dem  Palatin;  Farnesina  in  Trastevere. 
Alle  Antiken  jetzt  in  Neapel.  [Eine  gute  Anzahl,  worunter  bedeutende, 
ist  im  Pallast  zuriickgebiieben.] 

Ludovisi,  die  vorzuglichen  Bildwerke  dieser  Villa  scbeinen  noch 
vorhanden  zu  sein.  [Noch  alle.  Beschr.  Roms  III,  2.  S.  577—91. 
Gapranesi  Descr.  des  sculpt,  anc.  de  la  V.  Ludovisi.  Rome  1842.  Sammt- 
liche  Monum.  sind  von  Riepenhausen  fur  E.  Braun  trefflich  gezeichnet.j 

Medicis,  Villa.  Das  Vorziiglichste  ist  um  1770  nach  Florenz 
gefuhrt  worden. 

[Golonna,  Beschr.  Roms  III,  3.  S.  170  ff.] 

Negroni,  Villa;  die  Antiken  aufgekauft  von  dem  beruhmten  Kunst- 
handler  Jenkins;  das  Beste  im  Vatican. 

Aldobrandini,  Villa,  j.  Miollis.  [Indice  d.  sculture  e  della  gallefia 
-  Miollis  1814.  4.]  Werk  von  A.  Visconti. 

[Gorsini,  Beschr.  Roms  III,  3.  S.  604  ff.     Rospigliosi.] 

Panfili,  Villa;  Statuen  und  Biisten.  Villa  Pamplailia  eiusque 
palatium.  R.  f.  Manches  [sehr  viel]  ist  noch  vorhanden.  Auch  im 
Casino  Panfili. 

[Torlonia.  P.  Vitali  Marmi  scolpiti  -esistenti  nel  pal.  di  Giov. 
Torlonia  Duca  di  Bracciano.  3  T.  Rom.  8.  Beschr.  Rorns  III,  3.  S.  155  f.] 

Villa  Altieri,  dasali,  Strozzi*  [Massimo]  und  viele  andere.  Pallast 
Braschi,  Rondanini,  Ruspoli  (Viel  aus  diesen  in  Miinchen).  Sammlungen 
von  Thorwaldson,  Kestner,  Vollard  u.  A.  Magazine  von  Vescovali  u.  A. 
[Die  Sammlung  Rondanini  wurde  unter  die  Erben  vertheilt,  aus  Braschi 
alles  Gute  verkauft,  zum  Theil  in  das  Lateranische  Museum,  einige  gute 
Werke  im  Pallast  Massimi  alle  Gollonne,  Chigi,  Spada,  die  acht  Basr.  in 
E.  Braun's  Zwolf  Basr.  R.  1845.  f.  Die  neueste  bedeutende  Sammlung 
ist  die  des  Cav.  Gampana,  an  Goldsachen  und  Terracotten  die  reichste 
von  alien,  reich  auch  an  ausgesuchten  Vasen,  Bronzen  u.  s.  w.  Marmor- 
werke  im  Gartenhaus  in  der  Nahe  des  Laterans.] 

In  der  Umgegend  Roms:  .  Villa  Mondragone  in  Frascati  (enthalt 
wahrscheinlich  nicht  mehr  Viel).  Pallast  Colonna  bei  Palestrina  [nichts 
mehr].  Des  Cardinals  Borgia  Museum  zu  Velletri  (Heeren  in  der  Amal- 
thea  I.  S.  311.  Et.  Borson  Lettre.  R.  1796.  [Vitae  synopsis  Stephani 
Borgiae  cura  P.  Paol.  a  St.  Bartholomaeo.  Rom.  1805.  4.  c.  5.  7.] 
Borgiana  (auf  einzelnen  Kupferblattern  auf  der  Goett.  [und  Bonner] 
Bibliothek)  ist  grosstentheils  nach  Neapel  iibergegangen.  [Ein  Museum 
Ostiense  hat  der  Cardinal  Pacca  aus  den  neueren  Nachgrabungen  in 
Rom  gebildet.J 


[261]  Museen  in  Rom  u.  Oberitalien.  347 

2.  Florenz,  Grossherzogliche  Gallerie,  reich  an  Statuen  (aus 
Villa  Medicis),  Vasen  Bronzen,  Etruskischen  Alterthiimern.  Gori  §.  37. 
[Lanzi  im  Giorn.  de1  letter.  Pisa  1782.  T.  .47.  p.  1—212,  auch  besonders 
als  r.  gall,  di  Fir.]  Reale  Galleria  di  Fir.  incisa  a  contorni  sotto  la  dir. 
del  S.  Pietro  Benvenuti,  ed  illustr.  dai  SS.  Zannoni,  Montalvi,  Bargigli  e 
Giampi.  F.  1812.  8.  Vgl.  H.  Meyer,  Amaltheal.  S.  271.  II.  S.  191.  III.  S.200. 
Pallast  Pitti,  Tableaux,  statues  etc.  de  la  Gal.  de  Flor.  et  du  Palais  Pitti, 
dessines  par  Wicar  (mit  Erlauterungen  von  Mongez).  P.  1789.  f.  Garten 
Boboli.  Pallast  Riccardi.  [Einiges  in  den  Pallasten  Gorsini,  Rinuccini, 
Nicolini,  in  den  Hausern  Guicciardini,  Orlandini.] 

[Lucca,  Osservazioni  sopra  alcuni  ant.  mon.  di  b.  arte  nello  stato 
Lucchese.  Lucca  1815.  8.  Pisa,  P.  Lusinio  Race,  di  sarcofagi,  urne  e 
altri  mondi  scoltura  del  carapo  s.  di  Pisa,  Pisa  1824.  4.  Ein  Ver- 
zeichniss  auch  in  (Giov.  Rosini)  Descr.  delle  pitture  del  campo  s.  Pisa 
1810.  4.  1837.8.  Fermo,  Mus.  de  Minicis,  s.  Giorn.  scientif.  di  Perugia 
1840  III,  175.  1842  IV,  347;  in  Ascoli,  durch  Msgr.  Odoardi  seit  Ende 
des  18.  Jahrhunderts.] 

Pesaro,  Marmora  Pisaurensia  illustr.  ab  Ant.  Oliverio.  Pis.  1738. 
Lucernae  fictiles  M.  Passerii  cum  prolegg.  et  notis.  Pis.  1739—51.  3  Bde.  f. 
[In  Onesimo  Antiken  im  Stadthaus.] 

Ravenna,  Museo  Lapidario  im  Erzbischoflichen  Pallast,  Bronzen 
auf  der  offentl.  Bibliothek.  Vieles  ist  in  Kirchen  zerstreut.  [Archaeolog. 
Intell.Bl.  1833.  S.  101.] 

Bologna,  Antiquarium  auf  der  Bibliothek  (Malvasia  Marmora  Fel- 
sinea),  vermehrt  durch  das  bunt  gemischte  Museo  Gospiano  (Descrizione 
di  Lorenzo  Legati.  Bol.  1677)  u.  neuere  Auffmdungen.  Einiges  im  Pallast 
Zambeccari.  Thiersch  S.  366.  [(Schiassi)  Guida  al  Mus.  delle  antich.  d. 
reg.  Univ.  di  Bol.  1814.] 

Ferrara,  Studio  publico,  einige  Alterthumer.  Reste  des  M  Estense, 
bei  dessen  Sammlung  Pirro  Ligorio  thatig  war.  [G.  Pancaldi  la  statua 
ed  altri  mon.  ant.  scavati  a  Macaretolo  tra  Ferrera  e  Bologna  1839.  8.] 

Schloss  Cat  a  jo,  Sammlung  des  March.  Obizzi.  Thiersch  Reise 
S.  302—11.  Descr.  del  Gatajo  fatta  de  Betussi.  Ferr.  1669.  4.  [Gel. 
Gavedoni  Indie,  dei  principal!  mon.  ant.  del.  r.  Museo  Estense  del  Gatajo, 
Modena  1842.  8.  G.  Malmusi  Mus.  lapidario  Modenese.  Mod.  1830.  4.] 
Quirinfsche  Sammlung  in  Villa  Alticchiero  bei  Padua.  Alticchiero 
per  Mad.  I.  W.  G.  D.  R(osenberg).  Pad.  1787.  4.  Kunstbl.  1829.  N.  61  f. 

Venedig,  offentliche  Sammlung  im  Vorsaal  der  Marcusbibliothek. 
S.  §.  37.  Bull.  1835.  p.  159.  Mus.  Nani  (dessen  Bronzen  Gr.  Pourtales- 
Gorgier  gekauft  hat),  oben  §.  253.  A.  2.  Mon.  Gr.  ex  M.  Jac.  Nanii  ill. 
a  Clem.  Biagio.  R.  1785.  4.  Dess.  Mon.  Gr.  et  Lat.  ex  M.  Nanii.  R.  1787.  4. 


348  Geogr.  der  alten  Kunst.  [261] 

Gollezione  di  tutte  le  antichita  -  -  nel  M.  Naniano.  V.  1815.  f.  Mus. 
Grimani,  vom  Cardinal  Domen.  Grimani  1497  begriinde.t,  viel  in  Adria 
Gefuiidenes  enthaltend,  jelzt  grossentheils  in  das  offentliche  Museum  iiber- 
gegangen  (Millins  Oresteide).  [Die  Reliefe  mil  Iphigenia  jetzt  in  Weimar.] 
Auch  die  Sammlung  Gontarini  ist  offentlich  geworden.  Ueber  die  Samm- 
lungen  [NaniJ  im  Haus  Tiepolo  (dessen  Miinzen  in  das  Wiener  Antiken- 
Cabinet  iibergegangen) ,  Giustiniani  alia  Zecchere,  bei  Weber  s.  Thiersch 
Reisen  in  Italien  I.  S.  220  ff.  Ueber  Venedig's  Sammlungen  iiberhaupt, 
besonders  die  Grimani'sche  u.  Weber'sche,  Rink,  Kunstbl.  1829.  N.  41 — 44. 
60  f.  [Gollez.  di  tutte  le  antich.  del  Mus.  Naniano  1815.  fol.  46  Taf.  nur 
in  50  Exempl.  Ant.  statue  che  in  Yen.  si  trovano,  Ven.  1740.  8.]  FrQher 
glanzten  Trevisani,  Morosini  und  andere  Hauser.  Fiorillo  Gesch.  der 
Malerei  in  Ital.  II.  S.  52  ff.  Neue  Sammlungen  aus  den  Trummern  der 
alten  Bullet,  d.  Inst  1832.  p.  205.  Ueberall  begegnet  dem  Suchenden  in 
A7enedig  Griechisches.  Die  vier  Erzrosse  von  St.  Marcus  sollen  im  J.  1204 
aus  dem  Hippodrom  von  Cpel  weggebracht  worden  sein.  Ueber  diese 
Mustoxidi  sui  quattro  cavalli  della  basil,  di  S.  Marco  in  Ven.  1816.  8; 
Abhandlungen  von  Gicognara,  Dandolo  und  A.  W.  Schlegel;  Petersen 
Einl.  146.  325. 

Verona,  offentliche  Sammlung  von  Sc.  Maffei  veranstaltet ,  in 
welcher  allerlei  Alterthiimer,  Griechische  von  Venedig  her,  auch  Etruskische, 
zusammenstehen.  Maffei  M.  Veronense  s.  antiq.  inscript.  et  anagl.  collectio. 
Ver.  1749.  Sammlung  des  March.  Muselli.  Antiquit.  reliquiae  a  March. 
Zac.  Musellio  collectae.  Ver.  1756.  f.  Museum  Bevilaqua,  Brustbilder  und 
Reliefs  (zum  Theil  in  Miinchen).  [Gavaceppi  Race.  T.  II.  prefaz.]  Ehe- 
maliges  Museum  des  Gr.  Moscardo,  aus  Allem  gemischt  (Note  overo 
memorie  del  M.  etc.  Ver.  1672).  Sc.  Maffei  Verona  illustrata.  Ver.  1731. 
Graf  Orti  di  Manara  Gli  mon.  Graeci  e  Rom.  —  de'  Gonti  Giusti,  Verona 
1835.  4.  Bull.  1835.  p.  206. 

Mantua,  Bottani  M.  della  R.  Accad.  di  Mantova.  Mant.  1790.  8. 
Das  Museum  von  Mantua,  welches  1631  verwiistet,  1773  hergestellt  worden 
ist,  enthalt  viel  Marmorwerke,  Statuen,  Biisten,  Reliefs.  D.  G.  Labus  M. 
della  R.  Accad.  di  Mantova.  Mant.  1830—33.  T.  I.  II.  vgl.  Bullet.  1833. 
p.  117.  [T.  III.  1837.]  Journ.  des  Sav.  1835.  p.  396. 

Mo  den  a,  offentliche  Sammlung  von  Bronzen,  Miinzen,  Inschriften 
[Sarkophagen.  Auch  in  Reggio  ein  paar  Statuen]. 

Cremona,  Isidor  Bianchi  Marmi  Cremonesi.     Mil.  1792.  8. 

Brescia,  Mazzuchellianum  M.  a  Com.  Gaetano  et  atque  illustr. 
V.  1761—63.  2  Bde.  f.  Eine  Sammlung  im  Raum  des  T.  §.  260.  A.  3 
ist  im  Werke.  [Museo  Bresciano  illustrate.  Brescia  1838.  fol.  (von  Labus)]. 


[261J  Museen  in  Ober-  u.  Unteritalien.  349 

Parma,  die  ehemaligen  Farnesischen  Kunstschatze  sind  1736  nach 
Neapel  gewandert;  neue  herzogliche  Sarnmlung,  meist  aus  Velleja.  Berliner 
Kunstbl.  II.  S.  14  f.  [Antolini  Le  rovine  di  Velleja  P.  1.  tav.  9,  acht 
grosse  Statuen.  In  neuerer  Zeit  vermehrt  sich  das  Museum  fortwahrend 
mit  schonen  Vasen,  Bronzen,  Goldsachen,  Miinzen.  Bronzen  M.  d.  I.  Ill, 
15.  16.  Annali  XII.  p.  105.  De  Lama  Guida  al  ducal  M.  die  Parma.] 

Mai  land,  K.K.  Miinzcabinet  (darin  die  Sanclementinische  Samm- 
lung).  Antiken-Sammlungen  von  Pelagio  Palagi  u.  Nizzoli,  Bull.  d.  Inst. 
1832.  p.  202. 

Pa  via,  Sammlung  der  Universitat  (einige  Statuen,  Anticaglien, 
Miinzen).  Reiterstatue  des  M.  Aurel  (Regisole).  [P.  V.  Aldini  Sulle  ant. 
lapidi  Ticinesi.  Pavia  1831.  8,  und  Gli  ant.  marmi  Gomensi  figurati  e 
letterati.  Pavia  1834.  8.] 

Tortona,  M.  del  S.  Manfr.  Settale.  Tort.  1666.  4. 

Turin,  M.  Taurinense,  benutzt  in  Maffei's  (der  die  Stiftung  veran- 
lasst)  M.  Veron.  (Ant.  Rivautellae  et  lo.  Paulli  Ricolvi)  marmora  Tauri- 
nensia.  1743.  47.  2  Bde.  4.  Ueber  den  jetzigen  Zustand  der  K.  Sardinischen 
Sammlung  s.  Schorn,  Amalthea  III.  S.  457.  [Millin  Voy.  en  Savoie,  en  Pie- 
mont  1816.  I.  p.  253  ff.  Die  grosse  Aegyptische  Sammlung  des  Consuls 
Drovetti  1822  angekauft.] 

In  Illyrien:  Triest,  offentliches-  Museum  [ gebildet  1834] ,  Samml. 
des  verstorb.  C.  Ott.  Fontana,  Miinzen  u.  Apulische  Vasen. 

Fiume,  Sammlung  von  Bildwerlfen  (meist  aus  Minturna)  bei  General 
Nugent.  Bull.  d.  Inst.  1831.  p.  65. 

3.  Neapel,  Real  Museo  Borbonico  negli  Studj,  enthalt  die  Farne- 
sischen Schatze,  vermehrt  aus  den  verschiitteten  Stadten,  Puteoli  und  dem 
Grossgriechischen  Kunstbezirk,  auch  durch  das  Museo  Borgia,  Vivenzio  u.  a. 
Schone  Marmorwerke,  aber  besonders  Gernalde,  Vasen,  Bronzen,  Glaswaaren, 
Preziosen,  geschnittene  Steine.  Das  sehr  umfassende  R.  M.  Borbonico  von 
Niccolini.  Finati  u.  A.,  von  1824  [bis  45  bereits  14  Bde.  4.]  Gargiulo 
Raccolta  de'  mon.  piu  interessanti  di  R.  M.  Borb.  Neapels  Antike  Bild- 
werke,  beschrieben  von  E.  Gerhard  und  Th.  Panofka.  Th.  I.  1828.  Cataloge 
von  Jorio  fur  die  Vasen,  alten  Gemalde  Finati  il  r.  Mus.  Borbon.  1817 
-  23.  3  T.  [2.  ediz.  1842.  Aegypt.  Mon.,  Erz-  und  Marmorarbeiten  und 
Galerie  des  petits  bronzes  1843.  Die  erotiscben  und  die  obsconen  Gegen- 
stande  des  geheimen  Cabinets  sind  zu  Paris  1836.  4  und  von  H.  Roux 
und  Barre  1840.  8  herausgegeben.]  Museum  zu  Portici,  das  erste 
Reservoir,  in  welches  die  Kunstschatze  aus  den  verschiitteten  Stadten  ihren 
Weg  nehmen.  Sammlung  des  Prinzen  S.  Giorgio  Spinelli  zu  Neapel  (be- 
sonders Terracotta's  aus  Gr.  Grabern  Gerh.  Prodr.  p.  XIV.)  [Des  Engl. 
Gesandten  Temple  Vasensammlung,  nebst  vielen  Bronzen  u.  s.  w.  aus 
Pompeji,  Nocera;  Santangelo,  eine  der  bedeutendsten;  des  Advocaten 


350  Geogr.  der  alten  Kunst.  [262] 

Tormsio,  besonders  Nolanische,]  u.  andre.  Vasenmagazine  (Gargiulo,  de 
Grescenzis,  Pacileo  [besonders  Barone.]  Reliefs  in  Sorrent  [an  vielen 
Sarkophagen  im  bischoflichen  Pallast.J 

In  Sicilien:  Palermo,  Mus.  des  Prinzen  Castello  di  Torremuzza. 
Ein  andres  im  ehemaligen  Jesuiter  Collegium  (?).  Vasensammlung  von 
Ciccio  Carelli.  Hirt,  Berlin.  Kunstbl.  II.  S.  71,  1829.  Catania,  Mus. 
des  Prinzen  Biscari  (Vasen,  Manners,  Munzen).  Hirt,  S.  67.  Sestini 
Descr.  del  M.  del  Pr.  di  Biscari.  F.  1776  und  1787.  [Miinter  Neapel  und 
Sicilien  S.  421  ff.  Mus.  der  Benedictiner  S.  410.]  Sammlung  des  Can. 
Spoto.  Hirt  S.  59  (auch  fiber  andre  Sicilische  Sammlungen).  Palazzuola 
§.  256.  A.  5.  [Syrakus,  Bartels  Reise  III.  S.  275.  617.  Hughes  Trav. 
in  Sicily,  Greece  I.  p.  48  ff.  Vasen,  Terracotten,  Munzen  u.  s.  w.  findet 
man  an  vielen  Orten  Siciliens  von  Einem  und  dem  Andern  gesammelt, 
wie  in  Lentini,  Castelvetrano ,  Girgenti,  Contorbi,  Sciacca.  In  Palermo 
besteht  allerdings  noch  das  Museum  der  Jesuiten,  Bronzegerathe ,  Vasen, 
Terracotten,  Romische  Sculpturen,  und  ein  ahnliches  in  dem  Benedictiner- 
kloster  zu  St.  Martino  in  der  Nahe.  Das  offentliche  Museum  ist  besonders 
durch  die  Metopen  von  Selinunt  und  eine  kleine  Anzahl  bedeutender 
Vasen  ausgezeichnet  und  wachst  an.  Vasen  bei  dem  Prinzen  Trabia,  dem 
Herzog  Serradifalco.  Sammlungen  Carelli  und  Torremuzza  sind  schwer- 
lich  noch  vorhanden.] 


5.    Der  Westen  Europa's. 

1  262.     Frankreich  hat  unter  den  iibrigen  Landern  Eu- 
ropa's noch   am  meisten  einheimische  Kunstwerke  des  Alter- 
thums.     Denn    abgesehn    von   den    Denkmalern   der   Kelten, 
welche  auch  einen  gewissen  Unternehmungsgeist  und  ein  Auf- 

2  bieten  grosser  Krafte  fiir  hierarchische  Zwecke  beweisen:   ist 
besonders  der  Siiden  Frankreichs  reich  an  Resten  Romischer 
Civilisation   und  Kunstliebe,    wozu    sehr    vorziigliche    Werke 
der  Architektur,  auch  manehe  gute  Sculptur  gehoren;  rohere 
Arbeiten,    Bronzen,    Terracotta's,    Mosaiken,    Gefasse,     wie 
sie  jeder  Winkel   des  Romischen  Reichs  hervorbrachte ,  sind 

3  naturlich  auch  in  ganz  Frankreich  zu  fmden.     Wahrend  die 
hier    gefundnen    Alterthumer    in    den    Stadten    der    Provinz. 
Museen  bilden:  hat  allein  die  Hauptstadt  des  Reiches  sich 
einer  aus  den  Hauptlandern  der  Kunst   zusammengebrachten 
Sammlung    zu  erfreun,    die  nach   Wiedererstattung    des    Ge- 
raubten  auch  bei  rechtlichem  Besitze  immer  noch  sehr  glanzend 

4  ist.     Von  Spanien    sind    weder    die   einheimischen  Ruinen 


Frankreich,  locale  Alterthumer,  Museen.  351 

und  Reste,  noch  die  aus  der  Fremde  erworbenen  Kunstschatze 
so  vollig  bekannt,  als  sie  es  zu  verdienen  scheinen. 

1.  Die  Druidischen  Grotten,    Altare  (dolmens),    Tumuli,  Obelisken 
(peulvans),   pierres  branlantes,  Steinsarge,   Steinkreise  (chromlecks).     Das 
umfassendste  Denkmal  sind  der  Steinkreis  und  die  Alleen  zu  Garnac  bei 
Quiberon  in  Bretagne.    Bretagne  und  die  umliegenden  Inselri  sind  als  die 
letzteri  Sitze  Keltischer  Religionsiibung  darin  am  reichsten.     S.  besonders 
Gambry  Mon.  Geltiques  ou  recherches  sur  le  culte  des  pierres ,   Gaylus  im 
Recueil,  besonders  T.  V.,  und  das  fabelhafte  Buch:  Antiquites  de  Vesone 
cite  Gauloise  par  M.  le  Gte  Wlgrin  de  Taillefer.  1821. 

Dieselben  Monumente  kehren  in  England,  besonders  Wales,  wieder 
(cairns,  menhirs,  rocking-stones  und  kistvaens,  den  deutschen  Hiinenbetten 
ahnlich),  wo  Ptonehenge  einen  wirklich  imposanten  Eindruck  macht. 

2.  S.  besonders  Millin's  Voy.  dans  les  departements  du  Midi  de  la 
France.  P.  1807.  3  Bde.  8.    [Fiorillo  Kl.  Schr.  II.  S.  242  ff.];  auch  Mont- 
faucon  Mon.  de  la  monarchie  Franchise.  P.  1729.  5  Bde.    Maffei  Galliae 
antiqu.  quaedam    selectae.   P.   1733.   4.    Ders.    De    amphitli.    et   theatris 
Galliae.     Gaylus  Recueil.    Pownall  Notices  and  descriptions  of  antiqu.  of 
the  Provincia  Romana  of  Gaul.  L.  1788.    De  la  Bauvagere,  Grivaud  de  la 
Vincelle.     Lenoir   Musee   des   mon.    Franqais.     I  Partie.    Denkmaler   der 
Romer  im  mittagl.  Frankreich  von  G.  L.  Ring.  Carlsr.  1812.  4.  Memoires 
de  la   Soc.   des  Antiquaires  de  Normandie,    und   ahnliche  Sammlungen. 
Nachrichten  aus  neuern  Zeiten  giebt  Ferussac's  Bulletin,  Sect.  ,VII.  1824— 
1833  [und  der  Grieche  Ann.  d.   Inst.  Vol.   X.   p.  88  von  Autun,  Lyon, 
Orange,  Vienne,  Carpentras,  Rimes,  Aries,  St.  Remy.    Ausgezeichnet  die 
Monumens  du  Midi  de  la  France  par  Grangent,  Durand  et  Durant.  P.  1819 
royal  f.  44  Tf.] 

Massilia,  Grosson  Recueil  des  antiqq.  et  monumens  Marseillois. 
Mars.  1773.  [Notice  des  mon.  ant.  conserves  dans  le  M.  de  Mars.  1803. 
28  B.  Nach  der  Revol.  wieder  gesammelt,  Notice  1840.  8.]  Notice  des 
tableaux  et  monumens  antiques  qui  composent  la  collection  du  M.  de 
Marseille.  1825.  Nemausus  (Nismes),  oben  §.  190.  A.  1.  II.  Maison 
carree,  Amphitheater,  Fontane,  sog.  Dianen-T. ,  Musivfussboden.  Ausser 
Glerisseau  [u.  mehreren  Aelteren]  Menard,  Hist,  des  Antiquites  de  la  ville 
de  Nismes  et  de  ses  environs.  Nismes  1825.  Neue  Ausg.  v.  Perrot  1829 
(mit  einem  Plan  der  neuentdeckten  Porticus  um  die  maison  carree). 
[1840.  Notice  du  Mus.  de  Nismes  1841.]  Annali  d.  I.  VII.  p.  195. 
Grenoble,  Ghampollion  -  Figeac  Antiq.  de  Grenoble.  1807.  Tolosa, 
Mem.  de  1'Ac.  de  Toul.  T.  I.  [Du  Mege  Descr.  du  Musee  des  antiquites 
de  Toulouse.  Toul.  1835.  8.  A  r  el  as,  Tempelruinen ,  Amphitheater. 


352  Geogr.  der  alten  Kunst.  [262] 

Aeguin  Antiq.  d' Aries.  1687.  (Venus  d' Aries).  Uckert  Geogr.  II.  2.  B. 
434.  [H.  Glair  les  mon.  d'Arles  ant.  mod.  Aries  1837.  8.  Theater  vor 
wenigen  Jahren  aufgedeckt,  merkwiirdig.  Bull.  1835.  p.  135.  Veran 
Notice  des  anc.  mon.'  d1  Aries.  P.  Text  4  Kpf.  f.  Estrangin  1'amphith. 
a  Aries,  Marseille  1836.  8.]  Arausio  (Orange),  Triumphbogen,  Theater, 
Amphitheater,  Aquaedukte.  Gasparin  Hist,  de  la  v.  d'Orange.  Or.  1815. 
u.  A.  Vienna,  Notice  du  M.  d1  Antiq.  de  la  ville  de  Vienne  par  le  Sieur 
Schneyder,  fondateur  et  conservateur.  Lugdunum,  Spon  Recherches 
des  antiq.  de  Lyon.  L.  1675.  8.  F.  Artaud  (Antiquaire  de  la  ville) 
Description  des  antiq.  et  des  tableaux  dans  le  M.  de  Lyon,  [Gab.  des 
Antiques  du  M.  de  Lyon  1816,  nicht  vollstandig]  und  andre  Schriften. 
Ara  August!  §.  199.  A.  9.  Bibracte  (Autun),  Thomas  Bibracte  s.  Augu- 
stoduni  mon.  Lugd.  1650.  Alterthumer  von  Santones  (Saintes),  herausg. 
von  Ghaudruc  de  Grazannes.  Antiqq.  Divionenses  von  Jo.  Richard. 
P.  1585.  Vesunna  (in  Petrocoriis )  A.  1.  Nerac,  Annali  d.  I.  v.  p.  327. 
Bordeaux,  Lacour  Antiqu.  Bordelaises.  Bord.  1806.  (Sarkophage).  Paris, 
Romisches  Bad.  Strombeck,  Berl.  Monatsschr.  XIV.  S.  81.  Thermen  des 
Julian,  Berl.  Mus.  18)57.  n.  41  f.  nach  Quatremere  de  Quincy.  Kata- 
komben.  1710  wurde  hier  das  Relief  mit  den  Keltischen  (Esus  und  Cer- 
nunnos)  und  Griechischen  Gottern  entdeckt.  Baudelot  Descr.  des  basr. 
trouves  depuis  peu  dans  Teglise  cathedr.  de  Paris.  P.  1711,  und  Hist,  de 
FAc.  des  Inscr.  III.  p.  242.  Montfaucon  Mem.  de  1'Ac.  XVII.  p.  429  u.  A. 
Soissons  (Augusta  Suessonum)  ist  neuerdings  als  Fundort  interessanter 
Statuen  merkwiirdig  geworden,  §.  126.  A.  5.  Bull.  d.  Inst.  1833.  p.  105. 
Juliobona  (Lillebonne),  Theater,  neuerlich  aufgedeckt,  Fund  von  Statuen. 
Kunstbl.  1824.  N.  36.  Bull,  des  scienc.  histor.  1828.  Mars  p.  245.  Nov. 
p.  370.  1829.  Sept.  p.  54.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  51.  tv.  agg.  c.  Bernay 
(Eure-Departement) ,  Silbergefasse  eines  Mercur-T.  §.  311.  Bethou ville 
in  der  Normandie,  Thongefasse  mit  Reliefs  aus  Homer,  neuerdings  ge- 
funden  und  herausgegeben  von  Le  Prevost. 

Elsass  Schopflin  Alsatia  illustrata.  1751.  2  Bde.  f.  Das  Schopf- 
lin'sche  Museum  (Oberlin  Schopfl.  M.  1773.  4)  gehort  jetzt  der  Stadt. 
[Schweighaeuser  fils  Mem.  sur  les  antiqu.  Rom.  de  la  ville  de  Strassbourg.  8. 
und  Enumeration  des  mon.  les  plus  remarquables  du  Bas  Rhin  et  des 
contrees  adjointes,  Strasb.  1842.  8.  Golbery  und  Schweigh.  Antiquites  de 
1' Alsace  1828.  fol.]  Brocomagus  (Brumzt,  Rom.  Bader),  Niederbronn, 
Bersch  (Heidenmauer) ,  Ell,  Ittenswiller  sind  Fundorte  von  Altaren,  Ge- 
fassen  u.  dgl. 

3.  Die  Hauptperioden  dieser  Sammlung  sind:  1.  die  Zeit  vor 
der  Revolution ,  die  Kunstschatze  in  Paris  und  Versailles  zerstreut. 
[Franz  I.  kaufte  1531,  120  Stuck  Antiken,  Vasari  VI.-  p.  405.  In  der 
Abtei  gingen  1795  im  Brande  mehrere  von  Montfaucon  beschriebene 


[262]  Frankreich,  locale  Alterthttmer,  Museen.  353 

Werke   zu   Grunde.]      Claude   Mellan    und   Etienne   Baudet   Recueil    des 
statuees  et  des  busies  du  Cabinet  du  Roi.  P.   2  Bde.  f.  (auch  Manches, 
was  jetzt  nicht  im  Loure).    Besondre  Cabinette  de  St.  Denis,  de  St.  Gene- 
vie  ve  (Felibien  Mon   antiques.  P.  1690.  4.)  —  2.  Die  Zeit  der  Vereinigung 
der  schonsten  Statuen  aus  ganz   Italien,   im  Louvre.    Ausser  den  §.  38 
genannten  Werken:   Lenoir  Descr.  histor.  et  chronol.  des  mon.  anciens 
de  sculpture  deposes   au  M.   de  Paris.  4  Bde.  8.    Legrand  Galeries  des 
Antiques.  P.  1803.  8.    Landon  Annales  du  Musee.  1800—1809.  17  Bde.  8. 
Seconde  collection.  1810—21.  4  Bde.     [Filhol  Galerie  du  M.  Nap.,  redigee 
par  Jos.  Lavallee  1804—15,  10  Bde.,   kl.  4.   120  Lieferungen  von  je  funf 
Gemalden  und   einem  Marmorwerk.]     Besonders  mitzlich:    Mon.  ant.  du 
M.  Napoleon  dessines  par  Piroli,  publ.  par  Piranesi  (mit  Erklarungen  von 
Schweigliauser  d.  j.    [unter  Beirath  Visconti's],    dann  von  Petit -Radel). 
P.  1804.  4  Bde.  4.  —  3.  Die  Periode  seit  der  Ruckgabe.    Der  alte  Besitz ; 
die  Borghesischen  Sachen;   viele  Albanische;   die  Choiseul  -  Gouffierschen 
[wovon  der  Katalog  von  Dubois  1818] ;  Manches  aus  Griechenland  §.  253. 
A.  2.    Neu  eroffnetes  Aegyptiscbes  Museum,  die  zweite  Drovettische  Samm- 
lung  enthaltend.    Descr.  des  Antiques  du  M.  Royal,   commencee  par  — 
Visconti,    continuee   par  M.  le   Cte  Clarac.   P.   1820,    neue  Ausg.   1830. 
Clarac's  Musee  de  Sculpture  antique  et  moderne,  wird  ausser  dem  Louvre 
eine    sehr   umfassende    Statuen-    und   Bustensammlung   enthalten.     [Die 
Statuen  der  Museen  Europa's  von  Taf.  395  im   3.  bis  991  im  5.  Bande 
der  Kupfertafeln,    wo    die  Iconogr.  Egypt.,   Gr.   et  Rom.  beginnt.     Vom 
Text   ist    der    3.    Bd.    nur   zur   Halfte   erschienen.     Waagen   Kunstw.    u. 
Kunstler  in  Paris.   B.  1839,  die  Sculpturen  des  Louvre  in  chronologischer 
Folge  beurtheilt.    Im  Mus.  Karl's  X.  die  Vasen.] 

Ausser  dem  Louvre  enthalt  das  Cabinet  des  medailles  neben 
dem  heriiichen  Munzenschatze  auch  Gemmen,  Cameen,  Bronzen  und 
andere  Anticaglien,  zum  Theil  von  Caylus  und  Millin  beschriebene 
Sachen.  Notice  des  mon.  exposes  dans  le  Cab.  des  medailles  et  antiques 
de  la  Biblioth.  du  Roi.  Nouv.  ed.  accomp.  d'un  recueil  de  planches. 
P.  1822.  8. 

Unter  den  Privatsammlungen  sind  die  vom  Herzog  von  Blacas 
(die  Gemmen  aus  der  Earth 'schen  Sammlung,  Panofka's  M.  Blacas.  Vases 
peints.  Cah.  1—4.  f.),  vom  Grafen  Pourtales  (§.  261.  A.  2),  Panofka  Anti- 
ques du  cabinet  du  C.  Pourtales  -  Gorgier  P.  1834.  41  pi.  Bull.  1835. 
p.  97.  [Collections  de  Mr.  le  C.  Pourt.  G.  Antiquites  P.  1844.  8.J,  von 
Durand  (Vasen  und  Bronzen;  die  frahere  Sammlung  ist  der  koniglichen 
einverleibt) ,  vom  Baron  Beugnot  (Vasen,  Bronzen),  von  Revil  (Bronzen, 
Munzen  und  Gemmen)  die  bedeutendsten.  [Kataloge  von  de  Witte,  Cab. 
Durand  1836,  zum  Verkauf,  Vases  peints  et  bronzes  (des  Pr.  von  Canino) 
P.  1837  (zum  Verkauf),  —  desgl.  de  Mr.  de  M(agnoncourt)  P.  1839  (auch 

0.  Miiller's  Archaeolog-ie.     4.  Aufl.  23 


354  Geogr.  der  alten  Kunst.  [263] 

verkauft  1841) ,  und  de  M.  le  Vic.  Beugnot  P.  1840.]  Die  sehr  bunt  zu- 
samrnengesetzte  Sammlung  von  Denon  [in  einem  grossen  Prachtwerk 
edirt]  ist  jetzt  zeretreut.  Dumersan  Descr.  des  Medailles  ant.  du  Gab.  de 
feu  M.  Allier  de  Hauteroche.  1829.  4. 

4.  Spanien.  Reisen  von  Pltier,  Swinburne,  Dillon.  Bourgoing's 
Tableau  de  1'Espagne.  Florez  Esp.  Sagra.  Laborde  Voy.  pittoresque  et 
histor.  de  FEspagne.  P.  1806  und  12.  2  Bde.  f.  Vgl.  die  litter.  Notizen 
bei  Westendorp  und  Beuvens,  Antiquiteiten  II,  II.  S.  274.  [In  Madrid 
Apollo  und  die,  neun  Musen  Descripzion  y  breve  expl.  de  las  estatuas  - 
de  los  r.  jardines  de  S.  Ildefonso  1803.  p.  41,  bei  Laborde  I.  Taf.  11. 
Barcellona,  III.  Taf.  59.  Tarragona,  drei  Torsi  in  Valencia,  Mosaique 
d'ltalica  pi.  22.] 

Rumen  von  Barcino  (sog.  T.  des  Hercules);  Tarraco  (cine  Art 
kyklopischer  Mauern,  Amphith.,  Aquaeduct,  Pallast);  Galagurris  (Llorente 
Mon.  Romano  descubierto  en  Galahorra.  Madr.  1789);  Saguntum 
(Theater,  Circus,  Schrift  von  Palos  y  Novarro);  Valencia  (Sammlung 
von  Alterthumern  aus  der  Gegend,  im  Erzbischofl.  Pallast.  Tychsen, 
Biblioth.  der  alten  Litt.  und  Kunst.  I.  S.  100);  Segovia  (Aquaed.);  bei 
Augustobriga  (Talavera  la  Vieja);  Gapara  (Triumphbogen) ;  Norba 
Gaesarea  (?  Alcantara;  Briicke,  Tempel);  E  merit  a  (mehrere  Tempel, 
Theater,  Amphith.,  Aquaeducte,  Gisterne);  Italica  (Laborde  Descr.  d'un 
pave  en  mosaique  dec.  dans  Fane,  ville  d'ltalica.  P.  1802.  Descubrimento 
de  los  pavimentos  de  Rielves  f.  Arabesken,  Maeander  u.  dgl.  ohne 
Figuren.  [P.  Arnal  iiber  die  Mosaike  von  Rielves  und  Jumilla.  Ivo  de  la 
Cortina  Antiguidades  de  Italica,  Sevilla  1840.  8,  mit  5  Taf.]  In  Portu- 
gal Rorn.  Theater  zu  Olisipo  (Schrift  von  Azevedo). 

Antike  Statuen  in  Ildefonso  und  den  Garten  von  Aranjuez.  Miinzen 
und  Gemmen  auf  der  Konigl.  Bibliothek.  Privatsammlung  von  Statuen 
des  Herzogs  von  Medina -Geli.  Die  Sammlung  Odescalchi  ist  durch  die 
Konigin  Christine  gesammelt  und  nach  Spanien  gekommen,  s.  Anm.  zu 
Winckelmann.  M.  Odescalcum.  R.  1747.  1751  f.  gest.  von  P.  B.  Bartoli, 
Text  von-  Nic.  Galeotto  (enthalt  auch  die  fruher  herausgekommenen  Gem  me 
d'Odescalchi  f.).  Medailles  du  Cabinet  de  la  R.  Christine,  a  la  Haye 
1742  f.  —  Tychsen  a.  0.  S.  90  ff. 

1  263.     England  besitzt   ebenfalls  viele  zerstreute  Reste 
Romischer  Bildung,   welche   hier   sehr    bald,    und    sehr    tief 

2  einwurzelte;   in  einem  grossen  Nationalmuseum  aber  die  be- 
deutendste  Sammlung  von  echtgriechischen  Sculpturen,  welche 
existirt,   mit  vielen  Erwerbungen  aus  Rom  und  Unteritalien 

3  vereinigt.     Die    zahlreichen  Sammlungen,   welche  im  Lande 
umher  zerstreut  sind,  wenige  genau,   manche   fast  gar  nicht 


[263]  Spanien,  England.  355 

bekannt,  sind  zum  grossten  Theil  aus  Romischem  Kunst- 
handel  (namentlich  von  Jenkins)  und  Restaurationswerk-4 
statten  (besonders  Gavaceppi)  hervorgegangen.  Interessanter  4 
in  wissenschaftlichem  Betracht  sind  manche,  wenn  auch  weniger 
ausgedehnte,  Sammlungen,  welche  in  neuerer  Zeit  durch  Rei- 
sende  in  Griechenland  selbst  zusammengebracht  worden  sind. 

1.  Gambden  Britannia.  L.  1607  f.    Gordon  Itiner.  Septentr.  L.  1727. 
Horsley's  Britannia  Romana.  L.  1732  t.    W.  Roy  The  military  antiqu.  of 
the  Romans  in  Britain.  L.  1793  f.   W.  Musgrave  Antiqq.  Britanno-Belgicae. 
Lysons  Reliquiae  Brit.  Romanae  L.  1813  f.    Die  Are.haeologia  Britannica 
in  zahlreichen  Aufsatzen  (s.  Reuss  Repert.  p.  39).   Das  fiinfte  Zimmer  des 
Brit.  Mus.  enthalt  Roman  sepulchral  antiquities. 

Spuren  von  Tempeln,  Amphitheatern,  Thennen,  Gastellen,  Strassen, 
Grabern,  Wohnhausern  (Mosaikfussboden)  an  verschiednen  Orten.  Auch 
in  London  sind  unter  der  Bank,  und  dem  Ostindischen  Gompany-Hause 
Mosaiken  gefunden  worden.  Rutupiae  {Richborough  in  Kent),  Jo.  Battely 
Antiqu.  Rutupinae.  Oxf.  1745.  Anderida  (bei  Beachy  Head)  in  Sussex. 
Aquae  Galidae,  Lysons  Remains  of  two  temples  at  Bath  and  other 
Rom.  Antiqu.  discov.  L.  1802  f.  Lysons  Figures  of  mosaik  pavements 
disc,  at  Horkston  in  Lincolnshire.  L.  1801  f.  Ders.  Account  of  Rom. 
Antiqu.  discov.  at  Wood  Chester  in  the  county  of  Glocester.  1796  f. 

2.  Hauptbestandtheile  des  Britischen  Museums  sind:     1.   Eine 
alte  Sammlung,  von  Hans  von  Sloane  begrundet.    2.  Die  eine  Hamilton'sche 
Sammlung   von  Vasen,    nebst   Bronzen   und    Gerathen   aus   Unteritalien. 
3.    Die  Aegypt.  Monumente,  meist  von  Nelson  gekapert.    Engravings  with 
a  descript.   account  of  Egyptian  mon.  in  the  British  M.  collected  by  the 
French  Institute  in  Egypt  and  surrendered  to  the  British  forces  (die  Zeich- 
nungen  von  W.  Alexander).    4.  Die  Townley'sche  Sammlungen  von  Marmor- 
werken  und  Terracotta's  [seit   1810;    iiber  diese  Sammlung  G.  Forster's 
Ansichten  von  England  S.  181  ff.].    5.  Die  Elgin'sche  Sammlung  (§.  253. 
A.  2)  nebst  andern  neuen  Ankaufen,  namentlich  den  Phigalischen  Reliefs. 
6.     Die   Paine  -  Knight'sche   Sammlung   von  Bronzen,    Gemmen,   Munzen 
(Numi   vet.  M.  R.  P.  K.  asservati.  1830,    vgl.  Ann.   d.  Inst.  IV.  p.  353). 
Dadurch  ist  auch  der  grosse  Schatz  alter  Munzen  (Haym,  Combe)  durch 
sehr  seltene  und  vorziigliche  Stiicke  vermehrt  worden.     Das  Hauptwerk 
§.  38.    Descr.  of  the  collection  of  anc.  terracotta's  in  the  Brit.  M.  L.  1818. 
Synopsis  of  the  Brit.  M.    [47.  Ausg.  1844.    Das  Lykische  Museum  §.  90*.] 

3.  In  Oxford  die  marmora  Pomfretiana,    die  Arundeliana  (meist 
Inschriften) ,    das  Ashmolean  M.   (einheimische  Alterthumer).     Einiges  in 
Ratcliffs  library  und  Christ-Church  college.   (Browne  und  Chandler)  Marmora 


356  Geogr.  der  alien  Kunst.  [263] 

Oxoniensia.  Ox.  1763  f.  Zu  Cambridge  Einiges  in  Trinity-College;  die 
Clarke'sche  Sammlung  im  Vestibul  der  public  library  (oben  §.  253.  A.  2). 
Lord  Pembroke's  Sammlung  zu  Wilton  bei  Salisbury,  sehr  an- 
sehnlich,  reich  an  (meist  falsch  benannten)  Biisten.  Dariiber  zwei  Schriften 
von  Kennedy  u.  Richardson  Aedes  Pembrokianae  1788.  8.  L.  Egremont's 
Sammlung  zu  Petworth,  Amalthea  III.  S.  249.  Ueber  die  Blundell'sche 
zu  Ince  bei  Liverpool,  wovon  ein  Kupferwerk,  2  Bde.  f.,  existirt,  ebd. 
S.  48.  Sammlung  des  Herz.  v.  Bedford  in  Bedfordshire,  Outline, 
engravings  and  descriptions  of  the  Woburn  Abbey  marbles.  [1822.  48  Tf.] 
Goett.  G.  A.  1827.  N.  185.  Die  Gemmensammlung  des  Herz.  v.  Marl- 
borough  zu  Blenheim  bei  Oxford.  In  London  die  Landsdown'sche, 
wo  sehr  vorziigliche  Sachen  (Amalth.  III.  S.  241),  und  die  Hope'sche 
(welche  ausser  Statuen  die  zweite  Hamilton'sche  Vasensammlung  enthalt). 
Viel  aus  diesen  Sammlungen  enthalten  (Payne-Knight's)  Specimens  §.  38. 
Ueber  Sammlungen  friiherer  Zeit:  M.  Meadianum.  L.  1755.  (Ainsworth) 
Mon.  Kempiana.  L.  1720.  8.  Middletonianae  Antiqu.  cum  diss.  Conyers 
Middl.  Cant.  1745.  4.  [Sam.  Lysons  die  Mosaike  in  England.] 

4.  Von  dieser  Art  ist  die  Worsley'sche  Sammlung  zu  Appuldur- 
combe  auf  der  Insel  Wight.  M.  Worsleyanum  (Text  von  Visconti). 
2  Bde.  f.  L.  1794  [in  Darmstadt  herausgegeben  von  W.  Eberhard  und 
H.  Schaeffer,  6  Liefer,  f.  Mus.  Worsleyano,  Milano  1834.  8.  2,  Bde.].  Das 
Haus  von  L.  Guilford  (Fr.  North)  enthielt  (ob  jetzt  noch?)  manches 
Wichtige  aus  Griechenland.  Die  kleinen  Privatsammlungen  von  Leake, 
Hawkins,  Burgon,  Fiott  Lee  (goldener  Schmuck  aus  Grabern  von  Ithaka), 
Rogers,  [Sir  John  Sloane,  edirt  L.  fol.  Die  Burgon'sche  Sammlung,  vor- 
ziiglich  von  Terracotten  und  Vasen  aus  Griechenland,  jetzt  im  Britt.  Mus. 
Dagegen  ist  jetzt  nicht  unbetrachtlich  die  des  Hrn.  Th.  Blayds  zu  Engle- 
field  Green  ohnweit  Windsor,  worin  die  Pizzati'schen  Vasen  aus  Florenz, 
die  des  Lord  Northampton.  Die  Coghill'schen  Vasen  wurden  1843  in 
London  verkauft].  Munzsammlung  von  L.  Northwick,  §.  123.  A.  1,  von 
Thomas  [durch  Auction  verkauft  1844].  Aegyptisches  bei  L.  Belmore, 
Bankes  u.  A.  [Geschn.  Steine  bei  Sir  R.  Worsley,  Herzog  von  Devonshire. 
C.  Carlisle,  Jos.  Smith.] 

J.  Dallaway  Anecdotes  of  the  Arts  in  England.  L.  1800,  franzosisch 
mit  Anmerk.  von  Millin,  Paris  1807,  enthalt  nichts  als  roh  und  unkritisch 
angefertigte  Kataloge.  Goede  England,  Wales,  Irland  und  Schottland. 
1805.  5  Bde.  Spiker,  Reise  durch  England,  Wales  und  Schottland.  1818. 
2  Bde.  [Waagen  Kunstwerke  und  Kiinstler  in  England.  B.  1837.] 


[264]  Deutschland,  Museen.  357 

6.    Deutschland  und  der  Norden. 

264.  In  Deutschland,  wo  man  nun  auch  ange-  1 
fangen  hat,  die  Museen  als  offentliche  und  offne  Institute  der 
Nationalbildung  zu  betrachten,  haben  sich  in  neuester  Zeit, 
neben  der  Dresdner  Statuensammlung ,  welche  lange  Zeit 
mit  grosseni  Ruhme  der  Hauptmittelpunkt  archaeologischer 
Studien  fur  unser  Vaterland  gewesen,  und  dem  in  geschnit- 
tenen  Steinen  und  Munzen  mit  Paris  wetteifernden  Wiener 
Cabinet,  zwei  neue  Sammlungen  zum  ersten  Range  erhoben, 
wovon  die  eine  durch  die  schone  historische  Folge  statua- 
rischer  Denkmaler,  die  andre  durch  ihre  Ausdehnung  iiber 
die  verschiedensten  Classen  antiker  Kunstprodukte  das  archaeo- 
logische  Material  auf  die  erwiinschteste  Weise  erganzen  und 
vervollstandigen.  Die  einheimischen  Reste  Romischer  Cultur  2 
in  den  Provinzen  jenseits  der  Dohau,  und  den  agri  decu- 
mates  diesseits  der  Donau  und  des  Rheins  erregen,  so  hi- 
storisch  wichtig  sie  sind,  doch  nur  selten  ein  Kunstinteresse. 

1.  Zur  Gesch.  der  Sammlungen  fur  Wiss.  und  Kunst  in  Deutschland 
v.  G.  Klemm,  Zerbst  1837,  fur  aussere  Nachrichten  recht  vollstandig.  In 
Dresden  ist  die  Hauptmasse  der  Antiken  von  den  Prinzen  Ghigi  1725 
angekauft,  hernach  Handles  aus  der  Sammlung  Albani ;  die  Hercula- 
nerinnen  (§.  260.  A.  2)  von  Eugen  von  Savoyen.  Kupferwerke  §.  37.  38. 
Sonst  J.  Casanova  Abh.  iiber  alte  Denkmaler  der  Kunst,  besonders  zu 
Dresden.  Leipzig  1771.  8.  Beschreibung  der  Ghf.  Antiken -Gallerie  in 
Dresden,  von  J.  Fr.  Wacker  und  J.  G.  Lipsius.  Dresden  1798.  4.  (Hase) 
Verzeichniss  der  alten  u.  neuen  Bildwerke  in  den  Salen  der  Konigl.  Anti- 
kensammlung  zu  Dresden.  Dr.  1833  [1839.  5.  AuflL]  in  12  (mit  manchen 
richtigeren  Bestimmungen).  [Bemerkungen  im  Kunstbl.  1827.  N.  11.] 
H.  Hase  bei  Wiedereroffnung  der  k.  Antiken-Samml.  zu  Dresden  im  Mai 
1836.  Nachrichten  zu  ihrer  Geschichte.  Hirt,  Kunstbemerkungen  auf  einer 
Reise  nach  Dresden  und  Prag.  1830.  S.  128.  [Ders.  im  artist.  Notizenblatt 
der  Abendzeit.  1830.  N.  22. 

Das  Wiener  K.  K.  Antiken -Cabinet  enthalt  ausser  der  grossen 
Munzensammlung  (Eckhel's  Cat.  M.  Caesareo-Vindobonensis  1779.  Numi 
anecd.  Syll.  J.  1786.  Grosses  handschriftliches  Werk  von  Neumann), 
welche  durch  Funde  aus  dem  ganzen  Reiche  (goldne  Medaillen  aus  Con- 
stantin's  Zeit,  Steinbuchel  Not.  sur  les  medallions  Rom.  en  or  du  M.  I. 
R.  1826.  4)  und  Ankaufe  ivgl.  §.  261.  A.  2)  fortwahrend  vermehrt  wird, 
und  dem  herrlichen  Schatze  von  Cameen,  Intaglio's  und  Pasten  (Eckhel 
Choix  des  pierres  gravee  du  Cab.  Imp.  des  ant.  representees  en  40  pi. 
1788.  f.),  mehrere  antike  Gefasse  aus  Silber  (§.  200.  A.  2)  u.  Gold  (grosse 


358  Geogr.  der  alten  Kunst.  [264] 

Byzantinisch-Slavische  Goldgefasse  aus  Ungarn),  schone  Bronzen  und 
Terracotta's,  eine  bedeutende  Vasensammlung,  in  welche  die  Gr.  Lam- 
berg'sche  iibergegangen  ist  (Al.  de  Laborde  Coll.  des  Vases  Grecs  de  Mr. 
le  Cte  de  Lamberg  1813.  1825.  2  Bde.  f.),  und  mehrere  interessante 
Statuen  und  Busten  (§.  121.  A.  2.  199.  A.  6.  380).  Einiges  stammt  aus 
der  Sammlung  des  treffJichen  Kunstkenners  Barth.  Ausserdem  Sammlung 
Romischer  Busten ,  Altare ,  Grabsteine  im  Souterrain  des  Theseus-T.  im 
Volksgarten  (Steinbiichel  Beschr.  des  Theseums  1829),  und  Aegyptischer 
Alterthiimer  (Steinbiichel  Beschr.  1826.  Scarabaeen  §.  230.  A.  2).  Einige 
antike  Sculpturen  u.  Bronzen  in  der  Ambraser  -  Sammlung.  Fruher  das 
M.  Francianum  (meist  Gemmen),  2  Bde.  8,  mit  Vorrede  von  Wolfg.  Reiz. 
Die  Sammlung  im  Stifte  S.  Florian,  einst  die  des  Apostolo  Zeno,  Arneth 
in  den  Wiener  Jahrb.  1838.  8.  Anz.  S.  40.  [J.  Arneth  das  K.  K.  Miinz- 
cabinet  Wien  1845.  (Verzeichniss  der  Vasen,  Bronzen,  Gold-  und  Silber- 
gefasse,  geschn.  St.)  Beschr.  der  im  Gab.  zur  Schau  ausgelegien  Miinzen 
u.  Medaillen,  1845.  Beschr.  der  zum  —  Gab.  gehorigen  Statuen,  Busten, 
Reliefs,  Inschr. ,  Mosaiken  1845.  8.]  —  Ehemalige  Sammlung  Kaiser 
Rudolph  II.  in  Prag. 

In  Munch  en  ist  die  Glyptothek  gebildet  aus  neuern  Ankaufen  der 
Aeginetischen  Statuen,  trefflicher  Sculpturen  aus  Romischen  Villen  (§.  261. 
A.  1)  und  der  Barth'schen  Sammlung ,  auch  Etruskischer  (§.  173.  A.  2) 
und  Aegyptischer  Werke.  Kunstblatt  1827.  N.  58.  1828.  N.  33—48.  1830. 
N.  1.  3.  4.  Klenze  und  Schorn  Beschr.  der  Glyptothek.  1830.  Antiquarium 
in  der  Residenz,  aus  Romischen  Busten  und  Bronzen  bestehend,  [grossten- 
theils  modern.]  Vgl.  Kunstbl.  1826.  N.  12.  Jahresberichte  der  K.  Bayer'schen 
Akademie.  Miinz-Gabinet  im  Akademie-Gebaude,  durch  die  Cousinery'sche 
Sammlung  vermehrt.  Eine  schone  Vasensammlung ,  in  welche  die  der 
Madame  Murat,  die  Panettieri'sche  von  Agrigent,  die  Feoli'sche  aus  Volci 
iibergegangen  sein  sollen,  ist  noch  nicht  zu  benutzen,  fjetzt  in  fiinf  Salen 
aufgestellt.  Noch  wurden  aus  den  hundert  zuletzt  aufgesuchten  Vasen 
des  Pr.  von  Ganino  60  angekauft,  worunter  hochst  merkwiirdige.  Die  sg. 
Vereinigten  Sammlungen  in  der  alten  Gallerie  im  Hofgarten,  worin  Merk- 
wiirdigkeiten  aus  Griechenland ,  eine  Terracottensammlung  aus  Sicilien 
(Centorbo),  die  Fagelberg'sche  aus  Rom,  an  500  Stuck,  Bronzen  u.  a. 
Gegenstande.  Katalog,  Miinchen  1845.] 

In  Berlin  waren  friiher  vorhanden:  1.  die  Kunstkammer  auf  dem 
Kgl.  Schlosse,  mit  Bronzen,  Gemmen,  Miinzen  (die  auch  neuerdings  ver- 
mehrt worden),  zum'Theil  aus  der  Palatinischen  Sammlung  (Laur.  Beger 
Thesaurus  Palatinus.  Heidelb.  1685.  Thes.  Brandenburgicus.  B.  1696). 
Hier  befand  sich  auch  2.  die  von  Friedrich  II.  angekaufte  Baron  Stosch'sche 
Daktyliothek  (Gemmae  ant.  artificum  nominibus  insignitae  cum  expos.  Stoschii. 
Amst.  1724.  f.  Winckelmann  Descr.  des  pierres  gravees  du  B.  de  Stosch.  F. 


[264]  Deutschland,  locale  Alterthumer.  359 

1760.  4.  Choix  de  pierres  grav.  de  la  coll.  du  B.  de  Stosch  accomp.  de 
notes  par  Schlichtegroll.  Niirnb.  1798,  auch  deutsch.  Viel  Abdriicke  daraus 
bei  Lippert  u.  Tassie.  und  in  einer  neuen  Sammlung.  Verzeichniss  der 
geschn.  Steine  in  dem  K.  Mus.  1827.  Goethe,  Werke  XLIV.  S.  72). 
3.  Statuen  in  den  Schlossern  von  Berlin,  Potsdam,  Sanssouci,  namentlich 
die  sog.  Familie  des  Lykomedes,  aus  Cardinal  Polignac's  Nachlass  (Recueil 
de  Sculpt,  ant.  Gr.  et  Rom.  [1753.  8.]  1754.  4)  von  Friedr.  II.  gekauft 
(Levezow  iiber  die  Fam.  des  Lykomedes,  1-.  1804).  Oesterreich  Descr.  des 
deux  Palais  a  Sans-Souci.  1774.  8.  Kriiger  Antiqu.  du  Roi  de  Prusse  a 
Sans-Souci.  B.  1769.  f.  Dazu  sind  in  neuern  Zeiten  gekornmen  4.  die 
grosse  Koller'sche  Sammlung  von  Vasen  aus  Gampanien,  Lucanien,  Apu- 
lien,  auch  Terracotta's,  Bronzen,  Glasern.  Levezow  im  Berl.  Kunstbl.  I. 
S.  341.  II.  S.  4;  5.  das  M.  Bartoldiano  (descr.  dal  D.  T.  Panofka. 
B.  1827.  S),  aus  Bronzen,  Vas3n,  Terracotta's,  Glassachen  und  Fasten. 
Berl.  Kunstbl.  I.  S.  315;  6.  mehrere  kleinere  Vasensammlungen  (Gr.  Ingen- 
heim,  auch  Statuen;  Henin);  7.  cine  Anzahl  in  Italien  neuerlich  angekaufter 
Statuen;  8.  die  Dorow'sche  (Magnus'sche)  Sammlung  von  Vasen,  haupt- 
sachlich  aus  Volci  (R.  Rochette,  Journ.  des  Sav.  1829.  p.  131.  Dorow 
Einfuhrung  in  eine  Abtheilung  der  Vasens.  des  K.  Mus.  M.  1833).  Alles 
dies  bildet  jetzt  das  grosse  Ko'nigl.  Museum.  Vgl.  Levezow  Amalth.  II. 
S.  337.  III.  S.  213.  Verzeichnisse  von  L.  Tieck  u.  Levezow.  Gott.  G.  A. 
1830.  N.  202  [von  Gerhard  Berlins  Ant.  Bildwerke  Beschr.  B.  1836.  1.  Th. 
Sculpturen  und  Vasen.  Neuerworbene  Ant.  Denkm.  1 — 3.  Heft  1836.  40. 
46,  Vasen  bis  N.  1922.  Vasenwerke  §.  321.  A.  5.  Von  Levezow  die 
Vasen  1834,  von  Toelken  die  vertieft  geschn.  Steine  1835.  Die  Terracotten 
edirt  von  Panofka  4.  B.  1842.]  Getrennt  davon  bleibt  eine  bedeutende 
Sammlung  Aegyptischer  Alterthumer,  zusammengebracht  durch  Freih. 
v.  Minutoli  (Hirt  Zur  Wurdigung  der  von  dem  Gen.  Freih.  v.  Minutoli 
eingebrachten  Sammlung.  B.  1823),  Gr.  v.  Sack,  Passalacqua  (Gatal.  rai- 
sonne  et  historique  des  antiqu.  decouv.  en  Egypte  par  M.  J.  Pass.  1826.  8). 
—  Privatsammlung  W.  v.  Humboldt's  (Sculpturen)  zu  Tegel. 

Gassel,  Mus.  Fridericianum  enthalt  mehrere  vorzugliche  Statuen, 
viele  Gemmen,  einige  schone  Bronzen.  Manche  Anticaglien  sind  aus 
Attika  um  1687  erworben.  Diet.  Tiedemann  Dissert.  III.  Cass.  1778  sqq.  4. 
Voelkel  in  Welcker's  Zeitschr.  1, 1.  S.  151.  [Stuhl  Uebersicht  des  Mus.  zu  Kassel.] 

Braunschweig,  Herzogl.  Museum,  Marmorb'isten,  Bronzen,  das 
Mantuanische  Gefass,  [seit  der  Flucht  des  vorletzten  Herzogs  vermisst.  der 
es  indessen  laugnet  mitgenommen  zu  haben;  der  Kaufwerth  ist  ein  unge- 
heurer.]  Montfaucon  Ant.  expl.  II,  78.  Eggeling  Mysteria  Cereris  et  Bacchi. 
1682.  Meurs.  Eleusin.  II.  p.  525.  Vase  d'onix  antique  ....  dessine  par 
P.  G.  Ceding ,  grave  par  M.  Tyroff.  [Niedmann  im  Anhang  zu  Denk- 
wurdigkeiten  u.  Reisen  des  Obr.  v.  Nordenfels  1830.]  Vgl.  §.  358,  4. 


360  Geogr.  der  alten  Kunst.  [264] 

Hannover,  Graflich  Wallmoderrsche  Sammlung.-  [Nachr.  von  einer 
Kunstsamml.  in  Hannover  1781.  78  S.]  Kaiserkopfe  im  Garten  zu 
Herrnhausen. 

Arolsen,  reiche  Sammlung  von  Bronzen  und  Miinzen  auf  dem 
Schlosse  des  Fursten  von  Waldeck.  Gerhard,  Kunstbl.  1827.  N.  87  ff. 
[Ueber  die  Marmore  dieser  Samml.  Jahrb.  des  Alterthumsvereins  zu  Bonn 
V.  S.  348.  Woerlitz,  seit  1806,  Apollo  und  die  Musen,  Statuen  aus 
Herculanum,  Basreliefe,  gemalte  Vasen  u.  s.  w.] 

Goth  a,  grosse  Miinzsammlung.  Liebe  Gotha  numaria.  Amst.  1730.  f, 
[bedeutende  neuere  Ankaufe.  Katalog  von  der  Hand  von  Fr.  Jacobs.] 

Die  Grafl.  Erbach'sche  Samml img  zu  Erbach  im  Odenwalde. 

Darmstadt,  einige  Biisten  u.  Anticaglien  auf  dem  Schlosse.  Goethe, 
Werke  XLIII.  S.  389.  [Ph.  Walther  des  GH.  Mus.  zu  D.  der  Antiken- 
saal.  1841.  8.] 

2.  Vgl.  Oberlin  Orb.  ant.  p.  62.  Schweighauser  im  Kunstbl.  1826. 
N.  86  ff.  Von  Trier's  Rumen  §.  193.  A.  7.  Porta  Nigra,  Amphith., 
Bader,  Moselbriicke,  Romische  Mauern  (sogen.  Helenen-Pallast)  in  der 
Dornkirche,  Heidenthurm.  Antikensammlungen  im  Gymnasium  u.  in  der 
Porta  Nigra.  Brower  Antiqu.  et  Annales  Trevirenses.  Col.  1626.  Alter- 
thiimer  u.  Naturansichten  im  Moselthale  bei  Trier,  gez.  v.  Rambonx, 
erkl.  von  Wyttenbach,  4  Liefer.  Trier  u.  Miinchen.  [Wyttenb.  Neue 
Forschungen,  Trier  1835.  2.  Ausg.  1844,  iiber  das  Alter  der  Moselbriicke 
1826.  4.  Gh.  W.  Schmidt  Rom.  Byzant.  u.  German.  Baudenkmaler  in 
Trier  1.  Lief.]  Steininger  die  Ruinen  am  Altthor  zu  Trier  1835.  Theater? 
Quednow  Trierer  Alterthumer.  1820.  Th.  v.  Haupt  Panorama  von  Trier. 
1834.  Monument  der  Secundini  zu  Igel,  Abbildung  von  Hawich,  mit 
erlauterndem  Text  von  Neurohr.  Trier  1826.  Schrift  von  G.  Osterwald. 
Gobi.  1829.  [von  L.  Schorn  in  den  Abh.  der  K.  Bayerischen  Akad.  der 
W.  philos.  Kl.  I.  S.  257.  1835.]  Goethe  XL1V.  S.  180  f.  Aachen,  Romi- 
sche Saulen  in  Bauten  Karls  des  Gr.  Sarkophag  mit  dem  Raub  der  Pro- 
serpina. Coin,  Rom.  Thurme  in  der  Stadtmauer.  Antiken-Gabinet  von 
Wallraf  (Goethe  XLIII.  S.  315)  und  im  Jesuiten- Collegium.  [Xanten, 
Fiedler  Romische  Antiquitaten  des  Notars  Houben  zu  Xanten,  Denkmaler 
von  Castra  vetera  u.  Col.  Trajana.  Xanten  1839  f.  Antike  erotische 
Bildw.  1839  f.  (derselhen  Sammlung).  Dess.  Geschichten  u.  Alterth.  des 
untern  Germaniens  I.  Essen  1824.  8.  Die  zu  Cleve  gesammelten  Alterth. 
B.  1795.  8.]  Bonn,  Sammlung  der  Universitat ;  Manches  aus  der  Romi- 
schen  Station  beim  Wichelshof.  Dorow  Denkmale  Germanischer  und 
Rom.  Zeit  in  den  Rheinisch-Westphal.  Provinzen.  1823.  4.  Rom.  Bader 
zu  Andernach.  Sayn,  Antiqu.  Saynenses  a  L.  Ph.  de  Reyffenberg. 
a.  1684.  coll.,  ed.  1830.  Sammlung  in  Neuwied,  Dorow  Rom. 


[264]  Deutschland,  locale  Alterthumer.  361 

Alterthiimer  bei  Neuwied.  1827.  Coblenz,  Sammlung  von  Bronzen  und 
andern  Alterthumern  des  Gr.  Rainesse.  Rom.  Thurm  zu  Riidesheim. 
Wiesbaden,  Alterthumssammlung  des  Nassau'schen  Vereins.  Annalen 
des  Vereins  fur  Nassauische  Alterthumskunde  und  Geschichtsforschung 
Hft.  1.  1827.  Dorow  Opferstatten  und  Grabhiigel  der  Germ,  und  Romer 
am  Rhein.  1819.  20.  Heddernheim,  Ruinen  eines  Standlagers.  Habel, 
Annalen  I.  S.  45.  Vgl.  §.  408.  [Jahrbucher  des  Vereins  von  Alterthums- 
freunden  im  Rhein-Lande,  Bonn  1842 — 47,  zehn  Hefte.j 

Mainz,  Eichelstein  auf  der  Citadelle;  andere  Baureste  (auf  dem 
Kestrich).  Rom.  Wasserleitung  bei  Zahlbach.  Sammlung  auf  der  Bibliothek, 
worin  auch  ein  composites  Capital  von  Ingelheim  (vgl.  Aachen).  Privat- 
sammlung  von  Emele,  Beschreibung  Mainz  1825  fmit  34  Taf.  Malten  Aus- 
grabungen  in  und  bei  Mainz  1842.  8.  Das  Mainzer  Mus.  Alth.  Verein  zu 
Bonn  II.  S.  50].  Auffindungen  in  Ascliaf  fen  burg  (Hein).  Knapp  Rom. 
Denkmaler  des  Odenwaldes.  1813.  Alberti,  v.  Wanstadt,  Mayer,  Eisen- 
herz,  Graff  fiber  Rom.  Alterthumer  am  obern  Rhein,  Heidelberger  Jahrb. 
1838.  S.  1125  von  Wilhelmi.  [Pauli  die  Romischen  und  Deutschen  Alterth. 
am  Rhein.  I.  Rheinhessen,  Mainz  1820.]  Mannheim,  Alterthumer  aus 
Mainz,  von  Godramstein,  Neuburg  an  der  Donau  und  sonst.  [Graeff  das 
Antiquarium  in  Mannheim  1839.  I.  II.]  Speyer,  offentliche  Sammlung. 
Beschr.  von  J.  M.  Konig.  1832.  Karlsruhe,  Sammlung  von  Bronzefiguren 
u.  dgl.  [Urlichs  Alterth.  Verein  in  Bonn.  II.  S.  55—66.  Creuzer  Zur 
Gallerie  der  alten  Dramatiker.  Griech.  Thongefasse  der  Grossherz.  Badischen 
Sammlung.  1839.  Miinzen  in  der  Bibliothek.]  Durlach,  Altare  und 
andre  Steinbildwerke  im  Schlossgarten.  Baden,  Rom.  Bad.  Baden- 
weiler,  Rom.  Bader,  beinahe  die  am  besten  erhaltene  und  am  meisten 
unterrichtende  Ruine  der  Art  (Weinbrenner  Entwiirfe  I,  3).  Stuttgart, 
Rom.  Alterthumer  bei  der  Bibliothek,  Aegyptische  Anticaglien  beim 
Naturalien-Cabinet.  Im  Allgemeinen  Wielandt  Beitr.  zur  altesten  Gesch. 
des  Landstrichrf  am  r.  Rheinufer  von  Basel  bis  Bruchsal.  Karlsr.  1811. 
Ueber  den  Bildungszustand  der  agri  decumates  besonders  griindlich 
Leichtlen:  Schwaben  unter  den  Romern  (Forschungen  im  Gebiet  der  Gesch. 
Deutschl.  IV.).  Greuzer  Zur  Gesch.  altrom.  Cultur  am  Oberrhein  und 
Neckar.  1833.  S.  44  ff.  Sulle  antich.  rom.  trov.  in  Suevia,  Ann.  d.  Inst. 
I.  p.  214.  [v.  Jaumann  Colonia  Sumlocenna,  Rottenburg  am  Neckar,  unter 
den  Romern.  1840.  8.] 

In  Rhaetien:  Augsburg,  Antiquarium.  W.  Raiser  Die  Rom. 
Alterthumer  zu  Augsburg,  mit  13  Kupfert.  Augsb.  1820.  4.  [u.  das  Rom. 
Antiquarium  zu  Augsb.  1823.  4.]  Von  Demselben:  Der  Ober-Donaukreis, 
drei  Abhandl.  1830 — 32  u.  Antiqu.  Reise  von  Augusta  nach  Viaca  (Mem- 
mingen).  1829.  Guntia,  Gunzburg.  Sammlung  Rom.  Denkmaler  in 
Baiern.  Heft  1.  2.  Miinchen  1808.  4  u.  f.  Rom.  Lager  zu  Oberndorf 


362  Geogr.  der  alien  Kunst.  [265] 

bei  Donauworth,  Hist.  Abth.  der  Miinchner  Akad.  Bd.  V.  [F.  A.  Mayer 
iiber  versch.  im  Konigr.  Baiern  gefundne  Rom.  Alterth.  Miinchen  1840.  8.] 
In  Noricum:  besonders  Salzburg  (Mosaik  §.412.  A.  1).  Ueber  Oester- 
reichische  Funde  das  Anzeigebl.  der  Wiener  Jahrb. ,  besonders  von  Stein- 
buchel,  Bd.  XLV-XLVIII.  Muchar  das  Rom.  Noricum.  Graz  1825.  In 
Panonien:  die  Ruinen  von  (Tarnuntum  bei  Petronell;  Cilly  (Geleja). 
[v.  Hohenhausen  die  Alterth.  Daciens  im  heutigen  Siebenbiirgen, 
Wien  1775.  4.J 

1  265.    Die  westlichen  Nachbarlander  Deutschlands 
theilen  mit  den  Rheingegenden   den  Reichthum  und   die  Art 
Romischer  Kunstreste;   in   Holland   mangelt  es  auch   nicht 
an  Sammlungen  von  vorziiglicheren  Kunstwerken;  weit  mehr 

2  in  Belgien.     Der    Nor  den,    welcher   keine   einheimischen 
Alterthumer   als   die   des  Germanischen  Heidenthums  besitzt 
(denn  die  Slavischen  Volker   scheinen   noch  weniger  als   die 
Germanen  auf  Errichtung  dauernder  Denkmaler  bedacht   ge- 
wesen  zu  sein),  hat  auch  keine  bedeutenden  Sammlungen  von 
grossern  Kunstwerken  des  Alterthums,  als  die  Koniglich  Schwe- 
dische  (der  indess  mancher  glanzende  Besitz  wieder  entgangen 
ist  §.  262.  A.  4)  und  die  immer  mehr  anwachsende  Kaiserlich 

3  Russische.    Das  alte  Dacien  steht  in  Hinsicht  auf  Romische 
Reste  nicht   sehr   hinter  dem  Westen  Europa's   zuruck;   und 
das  neuerwachte  Nationalgefiihl  der  Magyaren  sucht  sie  rnog- 
lichst  in  den  Grenzen  der  Heimat  zu  concentriren. 

1.  Schweiz.  Aventicum,  Amphitheater  (Mus.  Aventicinum  zu 
Avanche),  v.  Schmidt  Antiqu.  d'Avenches  et  de  Culm.  Bernae  1760.  4 
(besonders  Mosaiken).  Ritter  Mem.  et  recueil  de  qqs.  antiq.  de  la  Suisse. 
B.  1788.  4.  Augusta  Raurac.  (Augst),  Ampitheater.  Schopflin  Al- 
satia  p.  160.  Werk  von  Jacob.  Gantonalmuseum  zu  Lausanne.  [In 
Zurich  Antiquarium  in  der  Stadtbibliothek.] 

Holland.  Cabinet  im  Haag  von  Miinzen  und  Gemmen,  welchem 
auch  Fr.  Hemsterhuis  bekannte  Sammlung  einverleibt  'ist  (Jenaer  LZ. 
1807.  Progr.  Werke.  XXX.  S.  260.  XXXIX.  S.  313).  Notice  sur  le  Gab. 
des  medailles  et  des  pierres  grav.  de  S.  M.  le  Roi  des  Pays-Bas  par  J.  G. 
de  Jonge  Dir.  A  la  Haye.  1823.  [Premier  Suppl.  1824.  Dess.  Catal. 
d'empreintes  du  Gab.  des  p.  gr.  1837.  8.]  Universitats-Museum  zu  Ley  den, 
gebildet  aus  der  Papenbroek'schen  Sammlung  (Oudendorp  Descr.  legati 
Papenbroekiani.  L.  B.  1746.  4.)  und  neu  herbeigeschafften  Kunst- 
gegenstanden ,  zum  Theil  aus  Griechenland  durch  Col.  Rottiers  [1819] 


[265]  Schweiz,  Holland,  Scandinavian,  Russland.  363 

und  aus  Afrika  durch  Humbert.  S.  Antiquiteiten ,  een  oudheidkundig 
Tijdschrift  bezorgd  door  Nic.  Westendorp  en  C.  J.  G.  Reuvens.  II.  1. 
S.  171.  2.  S.  259.  Amalthea  III.  S.  422  ff.  [Monumens  Egyptians  du 
Musee  d'antiqu.  des  Pays-Bas  par  C.  Lemans,  Leide  1839.  Janssen  de 
Grieske,  Rom.  en  Etr.  Monumenten  van  het  Museum  te  Leyden  1843.] 
In  friiherer  Zeit  M.  Wildianum  descr.  a  Sig.  Havercamp.  Amst.  1741. 
Cabinet  de  Thorns,  theils  nach  Paris,  theils  nach  dem  Haag  verkauft. 
Recueil  de  planches  du  Cab.  de  Thorns.  --  Cabinet  von  Kerry  in  Ant- 
werpen  (Vasen  aus  Griechenland). 

Betrachtliche  Alterthumer  von  Nimwegen  (Neomagus).  Smetius, 
Antiquitates  Neomagenses.  Noviom.  1678.  4  und  andere  Schriften.  Briefe 
von  Gisb.  Ouper,  J.  Fr.  Gronov  u.  A.  Antiquiteiten  II,  2.  S.  206.  Graf 
Wassenaer  Catal.  statuarum  cet.  Hagae  Comit.  1750.  8.  P.  Petau  Antiqu. 
recueillies  a  Amsterdam  1757.  4.  Sallengre  Nov.  Thes.  Ant.  T.  II.  Samm- 
lung  Guyot  in  Nimwegen,  Jahrb.  des  Vereins  Bonn  VII.  S.  56.  zu 
Utrecht  IX.  S.  17.]  Nic.  Chevalier  Recherche  curieuse  d'Antiquite.  Utr.  f. 
Forum  Hadriani  bei  Haag,  Nachgrabungen  seit  1827.  Reuvens  Notice 
et  Plan  des  constructions  Rom.  trouvees  sur  Templac.  presume  de  Forum 
Hadr.  f.  [Nach  Briissel  ist  die  DodwelFsche  Sammlung  gekommen. 
M.  Notice  sur  le  Musee  Dodwell  et  Catal.  rais.  des  objets  qu'il  contient, 
Home  1837.  8.] 

2.  Konigl.  Museum  in  Copenhagen,  enthalt  einige  Aegyptische 
Alterthumer,  die  Fragme*nte  vom  Parthenon  §.  118.  A.  2,  einige  Romische 
Busten  und  Anticaglien,  besonders  Gefasse,  Lampen,  Glaser  aus  der  Gegend 
von  Carthago  (wovon  in  der  Schrift  von  Falbe  Sur  I'emplacement  de 
Carthage  Einiges  mitgetheilt  wird),  auch  geschnittene  Steine.  S.  v.  Ram- 
dohr  Studien  I.  S.  139  ff.  Das  polit.  Journ.  1817.  Sept.  Oct.  Konigl. 
Mimz-Gabinet,  C.  Ramus  Catal.  1815.  3  Bde.  4.  Von  besonderm  Interesse 
ist  gegenwartig  die  Sammlung  des  Prinzen  Christian,  welche  Miinzeri, 
besonders  Grossgriechische  und  Sicilische,  Vasen  aus  Grossgriechenland, 
auch  aus  Volci,  und  einige  Marmors  enthalt;  Vieles  davon  ist  aus  der 
Sammlung  des  Erzbischofs  von  Tarent,  Capece-Latro,  erkauft.  Sestini 
Descr.  d'alcune  med.  Greche  del  M.  di  sua  A.  R.  Msg.  Christiano  Federigo 
princ.  ered.  di  Danimarca.  F.  1821.  Einige  Alterthumer,  aus  Aegypten 
und  Italien,  hat  Bischof  Munter  in  der  bischoflichen  Residenz  in  die 
Wande  einfugen  lassen;  seine  Munzsammlung  wird  verkauft  werden. 

Konigl.  Schwedisches  Museum  in  Stockholm.  E.  M.  R.  Sueciae 
antiqu.  statuarum  series  ace.  C.  F.  F.  (Fredenheim)  1794.  f.  [Graf,  Die 
neun  Musen,  Endymion,  von  dem  ein  Abguss  in  Berlin.] 

Russland.  Das  Schloss  Sarskoselo  bei  Petersburg  enthalt  einiges 
sehr  Ausgezeichnete  an  Bildhauerarbeit ;  Statuen  in  der  Eremitage  beim 
Winterpalais.  Das  Kais.  Russische  Cabinet  von  geschnittenen  Steinen  zu 


364  Geogr.  der  alten  Kunst.    Ungarn.  [265~\ 

Petersburg,  aus  der  Natter'schen  Sammkmg  entstanden,  vermehrt  in  der 
Revolutionszeit  durch  die  Orleans'sche  Sammlung  (Werke  von  La  Chau 
und  Le  Blond.  1780.  84),  1802  durch  die  Sammlung  Strozzi  von  Florenz, 
vereinigt  viel  Schones.  Koehler  Bemerkungen  uber  die  R.  Kais.  Sammlung 
von  geschn.  Steinen  1794.  4  und  in  verschiedenen  Monographieen  iiber 
Gemmen  dieser  Sammlung.  Unbedeutendes  Werk  von  Miliotti.  1803  f. 
In  Petersburg  seit  1834  auch  eine  Pizzatische  Sammlung  von  Vasen, 
Bronzen,  Terracotten.  Dorpater  Jahrb.  II,  1.  S.  87.  Universitatssammlung 
zu  Dor  pat,  durch  Richter's  Reise  nach  dem  Orient  bereichert,  unbedeutend. 
[Morgenstern  Prolusio  continens  recensionem  numorum  familiarum  Rom. 
qui  in  Museo  acad.  continentur  P.  1.  2.  1817.  18.  XXX.  numorum  Graec. 
argent.  1820  —  numorum  imperatoriorum  1820.  1834.  fol.j  In  Polerb 
Aegyptisches  Cabinet.  Von  der  Kiiste  des  schwarzen  Meers  §.  254.  A.  2. 

3.  Ungarn  und  Siebenbiirgen.  Severini  Pannonia  vetus  monum. 
illustr.  Lips.  1771.  8.  V.  Hohenhausen  Alterthumer  Daciens.  Wien  1775.  4. 
Ruinen  von  Bab  aria  (Stein  am  Anger),  Garyophilus  de  thermis  Hercu- 
lanis  nuper  in  Dacia  detectis.  Mantua  1739.  4.  Schoenwisner  de  ruderibus 
Laconici  etc.  in  solo  Budensi.  Budae  1778.  f.  Kunstbl.  1824.  N.  59.  Neue 
Ausgrabungen  in  Hermannstadt  (Walsh  Journey).  —  Ungarische  National- 
museum  zu  Pesth,  1807  gestiftet.  Nachricht  bei  Cattaneo,  Equejade. 
Milano  1819.  4.  Prefaz.;  und  in  den  Actis  M.  Nat.  Hungar.  T.  I.  Samm- 
lung des  Grafen  Wiczay  auf  Schloss  Hedervar  bei  Raab  (Gemmen,  Bronzen, 
besonders  Miinzen).  Ueber  die  Wiczay 'sche  Sammlung  und  Bestinis  Schriften 
daruber  H.  Hase,  Zeitgenossen  dritte  Reihe  N.  XIX.  S.  79  flf.  M.  Heder- 
varii  numos  ant.  descr.  G.  Mich,  a  Wiczay.  Vindob.  1814.  2  Bde.  4.  [Die 
Ungrischen  Museen  haben  viel  erhalten  von  einem  Anticaglienhandler 
Ehrenreich,  Cattaneo  Oss.  sopra  un  framm.  ant.  di  bronzo,  Milano  1810.  p.  2.] 


Erster  Hauptabschnitt. 


T  e  k  t  o  n  i  k. 

266.  Wir    unterscheiden    (nach   §.   22)    unter    den    im  1 
Raum  darstellenden  Kiinsten  zuerst  die  an  ein  zweckerfullen- 
des    Thun    gebundnen,    welche    Gerathe,    Gefasse,    Gebaude 
einerseits  den  Bediirfnissen  und  Zwecken  des  aussern  Lebens 
gemass,  andrerseits  aber  auch  nach  innern  Forderungen  des 
menschlichen  Geistes  erschaffen  und   darstellen.     Das  Letztre  2 
macht  sie  zur  Kunst,  und  muss  hier  besonders  ins  Auge  ge- 
fasst  werden. 

L    Gebaude. 
Architektonik. 

267.  Die    unendliche    Mannigfaltigkeit   an    Bauanlagen  1 
kann  nur    in  dem  Begriffe  zusammengefasst   werden,    dass 
durch  Stoffe  lebloser  Natur  unorganische  Formen  dargestellt 
werden,    welche,    auf   unmittelbare    Weise    den    Raum    der 
Erde  besetzend,  bezeichnend  oder  abgrenzend,  einen  Gharakter 
von  Festigkeit  und  Starrheit  in   sich  tragen.     Ueberall  wird  2 
man  hier  unterscheiden  konnen:  1.  den  Stoff  der  Natur  und 
die  Art  seiner  Benutzung ;  2.  die  Formen,  welche  die  mensch- 
liche  Hand  ihm  einpragt;  und  3.  die  besondern  Zwecke  und 
Veranlassungen  der  Einrichtung,  welche  die  besondern  Arten 
von  Gebauden  bestimmen. 

1.  Giebt  es  eine   andere  Begriffsbestimmung,  welche  auch  Tumuli, 
Chromlecks,  Chausseen ,   Aquaeducte,  Syringen,  endlich  Schiffe  (Gebaude. 
welche  die  unfeste  Flache,  wie  sie  es  leidet,  zu  occupiren  bestimmt  sind) 
nicht    ausschliesst ?     Gewiss    durfen    die    Begriffe:    Wohnung,    Denkmal, 
Aufenthaltsort  u.  dgl.  noch  nicht  hereingenommen  werden. 

2.  Im  Folgenden   karm  die  compendiarische  Darstellung  meist  nur 
Nomenclatur  sein,  zu  der  der  Vortrag  die  Anschauungen   zu  geben  hat. 
Dabei   sind  zu  benutzen  die  zahlreichen  Gommentatoren  Vitruv's,   beson- 
ders Schneider,  nebst  den  Kupfern  zu  Vitr.  Bauk.  von  A.  Rhode.  B.  1801 ; 


366  Architektonik.  [268] 

G.  L.  S  tie  glitz  Baukunst  der  Alten.  Leipz.  1796.  8,  mit  11  Kupfert. 
Dessen  Archaeol.  der  Baukunst  der  Griechen  u.  Romer.  2  Thle.  1801.  8, 
nebst  Kupfern  u.  Vignetten,  u.  Gesch.  d.  Bank.  Nurnb.  1827;  dessen 
Beitr.  zur  Gesch.  der  Ausbildung  der  Baukunst.  Th.  1.  Leipz.  1834,  mit 
25  Steindrucken ;  besonders  A.  Hirt  Baukunst  nach  den  Grundsatzen  der 
Alten.  B.  1809.  f.;  in  der  letztern  Thl.  3  die  Lehre  von  den  Gebauden; 
auch  Wiebeking  biirgerl.  Baukunst.  1821.  Hiibsch  iiber  Gr.  Archit.  1822. 
2.  Ausg.  mit  Vertheidigung  gegen  Hirt.  1824.  Durand  Recueil  et  paral- 
leles  d'edifices  de  tout  genre  (Text  von  Le  Grand).  P.  a.  VIII.  Rondelet 
L'Art  de  batir.  1802—17.  4  Bde.  4.  Le  Brun  Theorie  de  Farchitecture 
Grecque  et  Rom.  P.  1807  f.  Ganina  FArchitettura  [antica  descritta  e 
dimostr.  coi  mon.  Opera  divisa  in  tre  sezioni  riguardanti  la  storia,  la  teoria 
e  le  pratiche  dell1  archil.  Egiz.  Greca  e  Rom.  R.  1839—44.  6  Vol.  f. 
K.  Boetticher,  die  Tektonik  der  Hellenen.  Einleiiung  und  Dorika,  mit 
21  Kpft.  Potsdam  1844.  4  u.  f.] 


1*    Baumaterialien. 

1  268.  ^Erstens:    Steine.      In   Griechenland   wurde  viel 
Marmor    aus    den  Steinbriichen   vom  Hymettos,   Pentelikon, 
auf  Paros,  bei  Ephesos,   in  Prokonnesos,   aber  auch  Kalk- 
tufs   der   verschiednen  Gegenden  zur  Architektur  gebraucht. 

2  In   Rom    ursprunglich   besonders    der    vulcanische   Tuf  von 
grauer  Farbe,   lapis  Albanus,  jetzt  Peperino  genannt;   dann 
der   hartere  Kalktuf  oder  Sinter    von  Tibur,    lapis   Tiburti- 

3  nus,  jetzt    Travertine;    bis  die    Liebe   zum   Marmor  immer 
mehr  zunahm ,   und  ausser  dem  weissen ,    aus  Griechenland 
oder    von  Luna   (Garara),    die   grunen,    gelben  und  bunten 
Arten  mit  Vorliebe  angewandt  wurden. 

1.  Aus   ist   gewohnlicher   Feldstein,    Mfrog   eine   bessere   Steinart. 
Marmor    M&OS    ISVKOS,    seltener    fiK^fiKQivog.     IJcogos,    ncogivos    M&OS 
porus  lapis  bei  Plin.  ist  ein  leichter,   aber  fester  Kalktuf,  der  beim  Del- 
phischen   und  Olympischen  T.  gebraucht  wurde.    Manche   sprechen   mit 
Unrecht  von  einem  marmo  porino.     Koy%irri$  lidos,  Muschel-Kalk  oder 
Marmor  (lumachella  bianca  antica)  war  in  Megara  besonders  gewohnlich, 
Paus.  I,  44,  9;  Xenoph.  Anab.  Ill,  4,  10  scheint  ihn  noyxvJudzTjs  zu  nennen. 

2.  Dem  lapis  Albanus  ahnlich  ist  der  Gabinus,  Fidenas  und  der 
hartere  Volsiniensis.    Weniger  brauchbar  ist  der  erdige  Tuf  (lapis  ruber 
bei  Vitruv).     Man  unterscheidet  structurae  molles  (1.  Albanus),  tempe- 
ralae  (1.  Tiburtinus),  durae  (silex,  wozu  besonders  auch  Basalt). 


[269]  Baumatedalien.  367 

3.  Vgl.  unten  §.  309  besonders  iiber  weissen  Marmor.  Von  dem 
spatern  Aufkommen  des  bunten  Marmors  (Menander  etiam  diligentissimus 
luxuriae  interpres  primus  et  raro  attigit)  Plin.  XXXVI,  5.  Die  beliebtesten 
farbigen  Marmors  der  Romischen  Architektur  waren:  Numidicum,  giallo 
antico,  goldgelb  mit  rothlichen  Adern ;  rosso  antico,  von  hochrother  Farbe 
(der  alte  Name  ist  unbekannt);  Phrygium  s.  Synnadicum,  weiss  mit  blut- 
rothen  Streifen,  paonazzo  (die  Steinbruche  Synnada's  hat  Leake  wieder 
aufgefunden,  Asia  minor  p.  36.  54);  Garystium,  undulirt,  mit  Venen  von 
griinem  Talk  (cipollino);  Proconnesium,  welches  fiir  bianco  e  nero  gehalten 
wird;  Luculleum  und  Alabandicum,  nero  antico;  Ghium,  buntgefleckt,  marmo 
Africano.  Asafiios  A/#o?  xcmyqo^s  nccl  peaces,  Philostratus  V.  Soph.  II,  8. 
Isidor  XV,  8,  13  bases  (wohl  basanites)  nomen  est  petrae  fortissimae 
Syro  sermone.  Der  Aegyptische  Basalt  ist  in  der  Regel  eine  dem  heutigen 
Syenit  verwandte  Mischung.  Das  Lacedaemoninm  marmor  ist  (nach  Gorsi) 
ein  gruner  Porphyr,  den  die  Marmorarbeiter  Serpentin  nennen:  der  lapis 
ophites  ein  eigentlicher  Serpentin,  verde  ranocchia  genannt.  Der  hell- 
durchsichtige  Phengites,  aus  dem  Nero  einen  T.  baute ,  scheint  noch  nicht 
richtig  bestimmt.  Ausserdem  sind  Breccien,.  Porphyrarten ,  Basalte  (lapis 
basanites,  vgl.  Buttmann,  Mus.  der  Altherthums-W.  II.  S.  57  f.),  Granite 
(von  II va  und  Igilium;  auch  bei  Philae  brach  man  noch  um  200  n.  Ghr. 
viel  davon,  Letronne  Recherches  p.  360)  auch  in  Rom  zur  Architektur 
viel  verwandt  worden.  [Gatalogo  della  collezione  di  pietre  usate  degli  ant. 
per  costruire  ed  adornare  le  loro  fabbriche  dell'  Avv.  Fr.  Belli.  R. 
1842.  8.] 

269.     Die  Behandlung    dieses  Materials    ist    im   Ganzen  1 
dreifach.    1.  Der  gewachsehe  Felsboden  wird  behauen,  bei 
den  Griechen  und  Romern  nur  zu  Katakomben,    und   hier 
und  da  zu  Paneen  und  Nymphaeen.     2.  Einzelne  abgeloste  2 
Steine  werden,   wie   sie  sich  finden  oder  wie  sie  gebrochen 
worden    sind,    zusammengesetzt  und  verbunden   (lofddeg  U- 
&oi,   caementa,   opus  incertum).     3.  Die  Steine   werden  be-  3 
hauen,  entweder  in  unregelmassigen  und  polygonen  Formen, 
wie  bei  den  Mykenaeischen  und  andern  Mauern  und  der  Ap- 
pischen  Strasse;   oder  rechtwinklig  und  regelmassig  (avwopot 
U&ot,   mUv&oi),   woraus  das  isodomum,  pseudisodomum  und 
reticulatum    opus    (diy.rvo^srov ,    mit    durchlaufenden    diago- 
nalen  Linien)   hervorgehn.     Die   altere  Architektur   verkehrt  4 
gern  mit  grossen  Massen,  und  braucht    auch  ein  edles  Ma- 
terial,  wo  es  ihr  zu  Gebot    steht,    durchgangig;    die  spatre 
incrustirt  in  der  Regel  Werke   aus  Back-  und  Bruchsteinen 


368  Architektonik.  [269] 

5  mit  Scheiben  kostbaren  Marmors.     Die   altre   verbindet  gar 
nicht  durch   aussere  Mittel,   oder  nur  durch   holzerne  Dobel 
und  eiserne  Klammern   und  Schwalbenschwanze ;  die   spatre 

6  wendet   zur  Verbindung  Mortel  in  reichem  Maasse   an.     Ne- 
ben  dem  gewohnlichen  Behauen  des  Steins  kommt  schon  in 
friihen  Zeiten  das  besonders  bei  weicherem  Material  anwend- 
bare  Drehen    von   Saulencylindern    (turbines)   auf  einer  Art 
von  Drehbank  vor;   auch  sagte  man  Marmor  mit  Naxischem 
(§.  314)  oder  Aethiopischem  Sande. 

2.  Diese  M&ovs  Aoyaflas,  wovon  ofter   bei  Thukyd.,  sammeln  die 
Jit&olioyoi  (Valcken.  Opusc.  T.  II.  p.  288.  Ruhnken  ad  Tim.  p.  175).    Im 
weitesten  Sinne  umfasst  das  opus  incertum  den  Kyklopischen  Urban,  §.  45. 
Vgl.  Klenze,  Amalthea  III.  S.  104  ff. 

3.  Ueber  nhlv&os  besonders  die  Inscbrift  aus  dem  T.  der  Polias, 
Boeckh  C.  I.  I.  p.  273.    Isodomum  erklart  sich  durch  die  Bedeutung  von 
Sopos,   corium,   eine  horizontal  Steinlage.     Das  emplectum    ist  eine  Ver- 
bindung des  isodomum,   in  den  frontes  und  diatom  (Stirn-  und  Binde- 
mauern),  mit  dem  incertum  als  Fullung. 

4.  S.  oben  §.  46.  49.  80.  153.    Die  Architravsteine  am  T.  der  Kybebe 
in  Sardis  sind  172/5  F.  bis  23, V3  F.  lang,  4V»  F.  hoch.    Leake  Asia  min. 
p.  344  f.     An  den  Propylaeen  von  Athen  Steinbalken  von   17   und  von 
22   F.   Lange.     Topogr.    of  Ath.    p.  180  f.    Oberschwelle  der  Thure  des 
Opisthodomos    des  Parthenon    25  F.   6  Z.     Ein   apat-icclos  A/frog   §.  105 
(iaag  afiai-oTtlrj&rig  Eur.  Phon.  1175)  fullt  einen  ganzen  Lastwagen.    Auch 
in  Romischeri  Bauen,  Briicken,  Bogen  erscheinen  oft  die  einzelnen  Steine 
als  machtige,  bedeutungsvolle  Glieder   des  Korpers*    Von  dem  Trilithon 
in  Baalbeck  sind  Steine  bis   60  F.   lang   zu  sehen.     Richter  Wallfahrten 
S.  87.  —   Mausolos  Pallast   war   nach  Plin.  XXXVI,    6  das  erste  Beispiel 
eines  mit  Marmorscheiben  incrustirten  Backsteinbaues. 

5.  S.  oben  §.  46.  105.    Klamrnern  und  Schwalbenschwanze  heissen 
TOQUOL  (Erklarer  Diodor's  II,  7)  oder  yo'/uqm;  und  kommen  auch  noch  in 
Rom  ofter  vor.    Vom  Modell  einer  Mauer,  exempla,  Vitruv  X,  22. 

6.  Von  dem  Drehen   Klenze  Amalth.  III.  S.  72.     Das  Sagen  (Plin. 
XXXVI,  9)   war  bei   der  Verfertigung   der  Marmorziegel ,   §.  53,  2,    von 
grossem  Nutzen;  darum  erfand  diese  ein  Naxier. 

1  270.  Zweitens.-  Holz.  Das  am  leichtesten  zu  gewin- 
nende  und  zu  bearbeitende  Material,  daher  von  solchem  Ein- 
fluss  auf  die  Gestaltung  der  altesten  Tempelbaukunst ,  zieht 
sich  in  der  offentlichen  Baukunst  immer  mehr  in  die  Decke 
(und  an  den  Athenischen  Tempeln  war  auch  diese  in  der 


[271J  Stein,  Holz,  weiche  Massen.  369 

Regel   von   Stein)   und   uber   diese  in   das   Sparrenwerk   des 
Daches  zuriick,  bis  es  durch  das  Vorherrschen  des  Gewolbes 
auch   hieraus   vertrieben   wird.     Dagegen  blieb  Fachwerk  in  2 
Athen    (nicht    so    in   Alexandreia    §.  149),    die    gewohnliche 
Constructionsweise  der  minder  ansehnlichen  Privatgebaude. 

1.  S.  §.  52  und  vgl.  den  Tuscanischen  T.  169.  Im  T.  von  Ephesos 
war  das  Dach  aus  Gedernholz  (Plin.  XVI,  79),  die  Felderdecke  aus  Cy- 
pressen,  Vitruv  II,  9.  Daher  der  Brand  §.  80.  I,  1. 

Hauptstiicke  des  Sparrenwerks:  tigna,  Hauptbalken;  columen 
s.  culmen,  Giebelsaule;  cantherii,  Sparren;  templa,  Fetten;  asseres,  Latten 
(deliciae  Festus;  deliciae  wohl  cantherii  angulares).  Poll.  X,  157. 


Vom  Bauholz  (materia)  Vitruv  II,  8.  Pallad.  XII,  15.  Abies, 
quercus,  esculus,  cupressus,  larix,  alnus  etc. 

271  .     Drittens  :     Von     weichen    Massen,    weiche  i 
man   plastisch  behandelt,   diente   der  Lehm,  zu  Backsteinen 
geformt  und  entweder  an  der  Luft  getrocknet,  oder  am  Feuer 
gebrannt,   besonders   in  Lydien   wie  in  Aegypten  und  Baby- 
lon,  aber   auch  in   Griechenland  ,   so   wie   hernach  in   Rom, 
zu   offentlichen    Gebauden.     Der   geloschte    Kalk,    mit   Sand  2 
oder  in  Italien   mit   der  vulcanischen   Puzzolan-Erde  (Puteo- 
lanus   pulvis)   verbunden,   wurde   als  Mortel  zur  Verbindung 
der  Steine,   auch  zur  Bereitung  eines  Estrichs  und  ahnlichen  3 
Zwecken;    Kalk,    Gyps,    Marmorstaub   und   dergleichen   zum 
Anwurf  (tectorium,   xoviaats),   in   dessen  Bereitung  die  Alten 
hochst    kundig    und   sorgfaltig   war  en,    zu    Stuccaturarbeiten 
(albarium  opus)  u.  dgl.  gebraucht. 

1.  Aus  Backsteinen  waren  die  Mauern  von  Mantineia  (auf  steinernem 
Sockel,  Xen.  Hell.  V,  2,  5);  die  alte  Sudmauer  von  Athen  (Hall.  ALZ- 
1829,  N.  126);  mehrere  Gebaude  in  Olympia  (Backstein-Buinen);  allerlei 
kleine  T.  bei  Paus.;  Kroesos  Pallast  zu  Sardis,  der  Attalische  zu  Tralles, 
der  des  Mausolos  zu  Halikarnass.  Ziegel  1  V«  Fuss  lang,  1  F.  breit,  hiessen 
Lydion,  gewiss  weil  sie  in  Lydien  gebrauchlich.  Ziegel  streichen  heisst 
ullv&ovz  sluvvsiv.  Es  kam  von  Babylon  nach  Lydien.  Die  alten  Ziegel 
sind  im  Ganzen  breiter  und  verhalthissmassig  niedriger  als  unsre.  Poll. 
X,  157  >tcx^V7tTr,Q£S  KoQivftiovgysIs.  X,  182.  xSQapog  GrtyKGiriq. 

In  Italien  alte  Backsteinmauern  in  Arretium,  einer  Metropolis  der 
Plastik,  und  Mevania.  Im  alten  Rom  baute  man  gewohnlich  mit  Back- 
steinmauern auf  steinernem  Sockel,  Varro  bei  Non.  s.  v.  suffundatum. 
Hernach  erschienen  die  wegen  Raumbeschrankung  diinnen  Mauern  von 

O.  Mailer's  Archaeologie.     4.  Aufl.  24 


370  Architektonik.  [272,  273] 

Privatgebiiuden ,  wenn  sie  aus  Backsteinen,  zu  schwach,  um  die  vielen 
Stockvverke  zu  tragen.  Vitruv  II,  8.  Landgebaude  machte  man  aus  un- 
gebrannten  Backsteinen  imd  Lehm.  Agathias  II,  16.  Auch  Wande  aus 
gestampftem  Lehm  (pise)  nahmen  die  Romer  von  Karthago  an. 

2.  Die  Puzzolanerde  (eine  erdige  Tuffwacke)  war  auch  bei  Griindungenr 
besonders  im  Wasser,  und  bei  Gussgewolben ,   wie  in  den  Thermen,   von 
grosser  Wichtigkeit.    Aber  auch  bei  Griechischen  Wasserbauten ,   wie  bei 
der  Hafenmauer  von  Klazomenae,  erscheint  der  Mortel  sehr  fest,  wie  iiber- 
glast.     De  la  Faye  Becherches  sur  la  preparation  que  les  Bom.  donnaient 
a   la  chaux.     P.    1777.     Alte  Untersuchungen    von   Vicat,    Bech.    experi- 
mentalls  sur  les  chaux.     Auch  schlechter  Mortel  kommt  vor. 

3.  Bruchstein-Mauern,  aber  mit  hochst  sorgfaltigem  Anwurf,  sind  in 
Pompeji  das  Gewohnliche ,  §.  190.  A.  4.     Bei  dem  Hause  des  Faun  liegen 
zwischen   der  Mauer  und  dem  Anwurf  Bleiplatten.     Aehnliche  Mauern  in 
Griechenland ,    z.  B.  ein  T.  des  Poseidon  zu  Antikyra,   loyctciv  wxodo/i??- 
pevog  M&ois,  xexovwmu  8s  ra  £wc6§  Paus.  X,  36,  4. 

1  272.     Viertens:    Met  all.     In  altgriechischen  Zeiten  be- 
sonders  zur   Ausschmuckung   und  Bekleidung,   aber,  wie   es 
scheint,   auch   zur  innern  Construction   von  Gebauden  ange- 
wandt,  verschwindet  es  hernach  aus  den  wesentlichen  Theilen 

2  der   Architektur;   bis   es   in  Romischer  Zeit   wieder  mehr   zu 
Dachwerken,  besonders  zu  Wolbungen  von  grossem  Umfange, 
gebraucht  wurde. 

1.  Oben  §.  47 — 49.   Prisci  limina  etiam  ac  valvas  ex  aere  in  templis 
factitavere,  Plin.  XXXIV,   7.    Apollon.   Bh.  Ill,  217.     ftgiyiibs  syvTifiQ&e 
dofioio  Jictiveos  jftfiKegfw  sni  ykvrpideGGiv  (Triglyphen)  (XQ^QSI. 

Von  Korinthischen  Gapitalen  aus  Gold  und  Elfenbein  §.  153.  A.  2. 
vgl.  192.  A.  5.  Bronzene  aus  Syrakus  im  Pantheon,  und  der  Korinthische 
Porticus  des  Cn.  Octavius.  Plin.  a.  0. 

2.  S.   vom    Pantheon,    dem    T.  der  Boma,    dem    Forum   Trajan's 
§.  190.  A.  1.  I.  b.   191.     Eine   concameratio    ferrea    in    einer   Inschr.    aus 
Trajan's  Zeit,   Orelli  Inscr.  n.  1596.  2518.     Erz   tt$   TO    GTQcofia  rov  vea> 
rov  ' AnoUavo?  G.  I.  n.  2266.  I.  24.     Gesagt? 


2.    Die  einfachen  geometrischen  Grundformen. 

1  273.  Hauptformen.  Erstens  die  gerade  Linie  und 
e  b  n  e  Flache ,  vvelche  theils  aufsteigend ,  theils  liegend, 
theils  schrag  geneigt  erscheint ;  die  letztre  nahert  sich  entweder 


[274]  Einfache  geometrische  Grundformen.  37  ^ 

der    Horizontalflache   an,    wie    irn  Dach,   oder  der  Vertical- 
flache,   wie  in  den  Seitenpfosten  pyramidalischer  Thiiren  und 
Fenster :  eine  in  der  Mitte  stehende  schrage  Flache  wird  von 
der  schonen  x^rchitektur  nicht  gebilligt.   Zweitens  die  krurame  2 
Linie  und  Flache,   welche   theils   aufsteigende  gerade  Linien, 
cylindrisch  oder  konisch,   einfasst,   wie  in  den  Saulen;   theils  3 
liegende  Ebnen  durch  halbkugelformige  oder  elliptische  oder 
verwandte    Formen    der    Wolbung    vertritt    (§.    285).      Die  4 
Dimensionen  dieser  Flachen,    so   wie  ihre  Verhaltnisse  gegen 
einander,  erhalten  durch  statische  und  asthetische  Gesetze  (ein- 
fache  Zahlenverhaltnisse ,    symmetrisches  Entsprechen,    Vor- 
herrschen  gewrisser  Hauptlinien)  ihre  Bestimmung,  welche  die 
Griechen  praktisch  auf  das  feinste  beobachteten. 

1.  Solche  Fenster  hat  z.  B.  der  T.  auf  Ocha,  das  Erechtheion,  der 
T.  zu  Cora  (§.  259) ;  und  Thuren  der  Art  schreibt  Vitruv  nach  Griechischen 
Architekten  vor. 

2.  Eigentliche  Cylinder  kommen  nur  in  Krypten  oder  Souterrains, 
wie  zu  Eleusis  §.  109.  A.  5  und  in  Romischen  Badern,  vor.     Die  gewohn- 
liche  Saule  ware  ein  oben  abgeschnittener  Conus,  ohne  die  Entasis. 

274.  Untergeordnete,  abbrechende,  tren-  \ 
nende,  vorbereitende  Formen  oder  Glieder.  Erstens 
gradlinige:  1.  fascia,  Streifen;  2.  taenia,  Band,  3.  quadra, 
Platte,  auch  Plattlein,  Riemlein  (listello);  4.  supercilium, 
Ueberschlag;  5.  schrager  Ab-  und  Anlauf.  Zweitens  krumm-  2 
linige:  1.  torus;  Pfuhl,  Rundstab,  auch  Wulst  (toro);  2.  echi- 
nus, Wulst,  Viertelstab  (ovalo),  a.  nach  oben,  b.  nach 
unten;  3.  astragalus,  Rundstab,  Stablein,  Ring  (tondino); 
4.  striae ,  striges ,  Hohlkehlen ,  Canneliiren ;  5.  cymatium 
Doricum ,  Hohlleisten ,  Hohlkehle ,  Viertelkehle  (sguscio), 
a.  nach  oben,  aufrechte,  b.  nach  unten,  umgestiirzte;  6.  tro- 
chilus,  Einziehung,  Hohlkehle,  aus  zwei  ungleichen  Qua- 
dranten  (scotia);  7.  apophygis,  apothesis,  Anlauf  oder  Ab- 
lauf  in  einer  gebogenen  Linie;  8.  cymatium  Lesbium,  Welle, 
Karnies;  a.  rechter  Karnies  (gola  dritta,  der  untre  Qua- 
drant auswarts),  «.  steigend  (sima),  /?.  fallend;  b.  verkehrter  3 
Karnies  (gola  rovescia),  «.  steigend,  /?.  fallend.  Mehrere 
dieser  Glieder  gestatten  eine  Unterhohlung ,  die  im  Aufrisse 
der  Gesammtflache  nicht  sichtbar  ist,  aber  fur  den  Anblick 


Architektonik.  [275] 

von    unten    eine    wohlthatige  Absonderung   und  Schattirung 
hervorbringt. 

2.  Der  Gegensatz  von  Doricum  und  Lesbium  cymatium  hangt  damit 
zusammen,    dass  die  Dorier  die   einfachsten  Glieder,    z.  B.  den  einfachen 
Quadranten,    anwandten;    die  Lesbier   dagegen    in   die  Kunst   mehr  Ab- 
wechselung  zu  bringen  suchten,    daher   ihre  o/xodo//,/?,   nach  Aristot.  Eth. 
Nik.  V,    10,  7  und   Michael  Ephes.  zur  Stelle,    einen  beweglichen  KKVCOV 
erforderte. 

Die  Verzierungen,  die  sich  an  diese  Glieder  anschliessen ,  kommen 
meist  friiher  gem  alt  vor,  ehe  sie  in  Marmor  ausgefuhrt  wurden.  Der 
Torus  erhalt  Canneluren  oder  ein  Geflecht  von  Bandern,  der  Astragalus 
die  Perlen  (astrag.  Lesbius  Perlenstab,  Paternoster),  der  Echinus  die  Eier 
und  Schlangenzungen  (ovi,  ovali),  das  Lesbische  Cymatium  Blatter  (oder 
lieber  Muscheln,  xaA^at  in  der  Inschr.  vom  Erechtheion  G.  I.  p.  282),  die 
Taenia  die  Maeander  - Verzierung  a  la  Grecque.  Der  sog.  Adlerschnabel, 
d.  h.  ein  nach  unten  gekehrter  Wulst  mit  einer  Unterhohlung ,  erscheint 
bei  bemalten  Tempeln  als  Ueberschlag  von  Schilfblattern ,  die  darauf  an- 
gegeben  sind  und  unter  demselben  fortlaufen.  Der  Echinus  mit  dem 
Astragalus  heisst  als  ein  besonders  eingefugter  Stein  in  der  erwahnten 
Inschr.  yoyytUog  /U'O'oe.  In  Griechenland  sind  die  architektonischen  Ver- 
zierungen mehr  aus  freier  Hand ,  bei  den  Romern  auf  mechanische  Weise 
gezeichnet  worden. 

3.  Die  Griechen  liebten  in  der  besten  Kunstzeit  diese  Unterhohlungen 
sehr;  sie  finden  sich  unter  den  Kranzleisten,  und  an  Gesimsen  der  Gebalke 
und  Pilaster  unter  dem  Wulst. 


3.    Die  Architekturstucke. 

1  275.      Die    Architekturstucke    sind    Zusammensetzungen 
geometrischer  Formen,  welche  schon  die  bestimmte  Richtung 
auf  architektonische  Zwecke  in  sich  tragen ,   aber  diese  doch 
in  der  Regel  erst  erfullen,  wenn  sie  zu  einem  grossern  Ganzen 
vereinigt  werden.    Sie  zerfallen  in  tragende,  getragne  und  in 

2  der  Mitte   stehende.     Unter   den  tragenden  ist  die  S^ule 
die  natiirlich   gegebne  Form,   wo   einzelne  Punkte   auf  mog- 
lichst  sichre  und  dauerhafte  Weise  zu  unterstiitzen  sind,  von 
denen    alsdann    durch  die  Gohaerenz   der  Masse  das  Dazwi- 
schenliegende    gehalten    und   getragen    wird.     Die   Saule    ist 
ein    vollig  in    sich   geschlossener ,    eine  verticale  Achse  um- 
schliessender,  tragender  Korper,  welcher  einerseits  durch  die 
conische  Form,   oder  Verjungung  (contractura) ,   seine  eigne 
Festigkeit  sichert,  andererseits  durch  die  viereckige  Platte  der 


[276]  Architekturstticke.     Saulen.  373 

Gestalt  des  Gebalks  sich  annahert.  Die  besondere  Form  der  3 
Saule  hangt  hauptsachlich  von  der  Art  ab,  wie  diese  tra- 
gende  Platte  mit  dem  obern  Ende  des  Schaftes  verbunden 
und  vermittelt  wird,  was  in  der  Dorischen  Saule  (§.  52), 
welche  die  Bestimmung  der  Saule  am  klarsten  und  reinsten 
ausspricht,  auf  die  einfachste  Weise  durch  eine  anschwellende 
Ausbreitung  geschieht,  womit  die  lonische  (§.  54)  iiber- 
hangende  und  sich  gleichsam  elastisch  vordrangende  Zierathen 
verbindet,  bis  die  Korinthische  an  die  Stelle  der  ein- 
fachen  Anschwellung  der  Dorischen  Gattung  einen  sich  all- 
mahlig  erweiternden ,  mit  Vegetation  reich  umwachsenen 
schlank  emporstrebenden  Korper  setzt.  Dabei  nimmt  das 
lonische  Capital  das  Dorische,  das  Korinthische  die  charak- 
terischen  Formen  des  Tonischen  in  sich  auf,  nach  dem  durch- 
gangigen  Bestreben  der  Griechischen  Kunst,  bei  neuer  Entwicke- 
lung  von  der  friihern  Form  nichts  ohne  Grund  aufzuopfern. 

2.  Marquez  DelF  ordine  Dorico.  R.  1803.  8.  [Antolini  Tord.  Dorico 
ossia  il  tempio  d'Ercole  a  Cori.  K.  1785  f.]  Normand  Nouv.  purallele 
des  ordres  d'architecture ,  fortgesetzt  von  J.  M.  Mauch.  B.  1832.  G.  A. 
Rosenthal  Von  der  Entstehung  und  Bedeutung  der  archit.  Formen  der 
Griechen  (aus  Crelle's  Journal  fur  Baukunst  III.)  B.  1830.  (Geistreiche 
Bemerkungen  iiber  die  ersten  beiden  Ordnungen ,  ungerechte,  wie  mir 
scheint,  iiber  die  Korinthische.)  J.  H.  Wolff  Betr.  zur  Aesthetik  der  Bau- 
kunst oder  die  Grundsatze  der  plastischen  Formen  nachgewiesen  an  den 
Haupttheilen  der  Griechischen  Archit.  Mit  28  Kpftf.  1834.  (Jen.  L.Zeit. 
1835.  N.  39.)  Kugler  Polychromie  S.  36  ff. 

276.  Fiir  jede  Saulenordnung  muss  man  verschiedne  1 
Perioden  der  Entwickelung  und  Gestaltung  unterscheiden.  Fiir 
die  Dorische:  1.  die  alte  stammige  Saule  des  Peloponnes 
und  Siciliens  (§.  53.  80.  A.  II.) ;  2.  die  spater  in  Sicilien 
iibliche,  etwas  schlankere  und  sehr  stark  verjiingte  (§.  109. 
A.  IV.);  3.  die  erhaben  graciose  des  Perikleischen  Athen 
(§.  109.  A.  I.);  4.  die  verlangerte  und  geschwachte  der  Make- 
donischen  und  Romischen  Zeit  (§.  109.  A.  14.  153.  A.  3.  190. 
A.  1,  II.  259);  5.  die  Versuche,  ihr  einen  reicheren  Gharakter 
zu  geben,  besonders  an  Ehrensaulen  (§.  191.  A.  1).  Fiir  die  2 
lonische:  1.  die  in  lonien  ausgebildete  einfache  Form, 
theils  mit  gradlinigem,  theils  mit  ausgebogenem  Canal  (§.  109. 
A.  III.);  2.  die  reichere  und  zusammengesetztere  am  Tempel 


374  Architektonik.  [277] 

der  Polias  (§.  109.  A.  4),   und  andre  Nebenformen  in  ver- 

schiednen   Griechischen    Stadten;    3.  manche    in    Romischer 

Zeit  gemachte  Versuche,    ihr  abwechselnderen  Schmuck  von 

3  Sculptur   zu  geben   (§.  190.  A.  4).     Fur  die  Korinthische: 

1.  die    noch    schwankenden   oder    willkiirlich  abweichenden, 
zum  Theil  dem  lonischen  Capital  noch  sehr  nahe  stehenden 
Formen  in  Phigalia,  am   Didymaeon,  am  Denkmal  des  Lysi- 
krates  und  Thurm  des  Kyrrhestes,  auch  in  Pompeji  (§.  108. 
A.   4.  109.    A.    12.  15.  153.    A.  4);    2.    die  festen    Formen 
der  ausgebildeten  Ordnung  (§.  153.  190—192);    3.  die  iiber- 
ladne   Nebenform    des    compositen    Capitals    (§.  189.    A.  4); 
4.  Variationen  durch  Zufugung  von  Figuren,  z.  B.  Victorien, 
Trophaen,  Flugelpferden,  Delphinen,  Adlern:  Vorspiele  man- 
cher  roh  phantastischen  vorgothischen  Formen. 

1.  Dabei  1st  aber  auch  zu  bemerken,  dass  man  der  Dorischen  Ord- 
nung  leichtere   Verhaltnisse   gab    in  Saulenhallen    als    an  Tempeln,    wie 
Vitruv  V,  9  und  die  Porticus  von  Messene  und  Solus  zeigen.    Das  Ma  ass 
der  Saule   ist   der   untre  Diameter,   oder,   bei  starkern  Saulen,    der  halbe 
Diameter,  modulus. 

2.  Der  mit  Blumenwerk   geschmuckte  Hals   der  Ion.  Saulen  am  T. 
der  Polias  (avftspiov  in  der  Inschr.)  fmdet  sich  ahnlich  in  Laodikeia  am 
Theater  wieder.     Ion.  Ant.  ch.  7.  pi.  50.     Eine  Nebenform  bilden  die  Ion. 
Capitale  an  Grabern  von  Kyrene,  mit  einem  B]att  unter  dem  Canal,  unter 
einem  Dorischen  Gesirnse.     Pacho  pi.  43. 

3.  Kyrene's  Ruinen  iiberzeugeu  wieder,  wie  zahlreiche  Modificationen 
sich    die  Griechischen  Baumeister    beim  Korinthischen   Capital    erlaubten. 
Pacho  pi.  27. 

1  277.     Die   drei   Haupttheile   der  Saule   sind:    I.  Spira, 
Fuss  oder  Basis.     Diese  giebt  der  Saule  ausser  einer  brei- 
teren   viereckten  Grundlage   eine  Art    von   Gurtung  am   un- 
teren  Schaftende,  sie  ist  daher  fur  schlankere  und  mehr  ent- 
wickelte  Saulenformen   zweckmassig,   wahrend  die  Dorischen 
Saulen   der   drei   ersten.  Arten  unmittelbar   von   der    Grund- 

2  flache   aufsteigen.     Hauptarten,  neben   denen  theils    Verein- 
fachungen,  theils  weitere  Combinationen  stattfinden :    A.  Atti- 
curges;   1.  plinthus   oder  Platte;   2.   torus;   3.  scotia   s.  tro- 

3  chilus;    4.  ein  zweiter  oberer  torus.     B.  lonica;    1.  plinthus; 

2.  trochilus;    3.   ein   oberer  trochilus;    4.  torus;    wobei   vor- 
bereitende    und    trennende    Leistchen    nicht    gerechnet    sind. 

4  II.  Scapus,    Schaft.     Dieser    ist    in    der   Regel    cannelirt 


[27  7  J  Theile  der  Saulen.  375 


wobei  die  Saule  durch  die  verticalen  Streifen  an 
scheinbarer    Hohe,    und    durch    das    lebendigere    Spiel    von 
Licht  und  Schatten   an   Reiz   gewinnt.     Dadurch  zerfallt   die 
Aussenflache  der  Saule  entweder   in   blosse  Hohlkehlen   oder 
Canneluren    (striatura   Dorici    generis),    oder    in    Canneluren 
und   Stege    (striae   et    striges).     Bei    dem    Schaft   beobachtet  5 
man    an    den    jiingern    Dorischen    und    andern    Saulen    die 
adiectio  ,    zvTKvig   oder  Schwellung.     III.  G  a  p  i  t  u  1  u  m  ,   y.<o-  6 
XQKVOV,  tniy.Qavov  ,    xtyali],  Capital.     A.  Doricum  ,   zerfallt 
in:  hypotrachelium  ,   Hals,   mit    den  Einschnitten  als  Abson- 
derung  vom  Schaft;  2.  echinus,  mit  den  annuli  oder  Ringen 
(ursprunglich    wohl   Metallreifen    um    das    holzerne   Capital); 
3.  plinthus   s.   abacus    (bei   Vitruv    und   an  Romischen  Ge- 
bauden   mit    einem   cymatium).     B.  lonicum:    1.  hypotrache-  7 
liam   (nur    in    der  zweiten  Gattung);    2.  echinus  mit  einem 
astragalus  Lesbius    darunter    (einem    torus    dariiber   nur    in 
der  zweiten  Gattung);    3.   canalis,   der  Canal,    und   die  vo- 
lutae,  Schnecken,   mit  den  oculi  et   axes,  Augen   und  Sau- 
men  ,    an   zwei  Seiten  ;    an  den    beiden   andern  die    pulvini, 
Polster,    mit    den   baltei,    Gurten    (welche   Seiten    beim    ge- 
wohnlichen  Capital  mit  jenen  beiden  abwechseln,   beirn  Eck- 
capital    aber    aneinanderstossen)  ;    4.    abacus    et    cymatium, 
C.  Corinthiurges.     Zwei   Haupttheile:   1.  calathus,   der  Kelch  8 
des    Capitals;    dessen   Ornamente    sich   in    drei   Streifen    er- 
heben:  a.  acht  Akanthusblatter;  b.  acht  Akanthusblatter  mit 
Stengeln  (cauliculi)  dazwischen  ;  c.  vier  Schnecken  ,  und  vier 
Schnorkel    (helices),    mit   Akanthus-Knospen  und    Blattern. 
2.  abacus,    aus    cymatium  und  sima,   oder   auch  anders   zu- 
sammengesetzt,  mit  vorspringenden  Ecken,  an  den  eingebognen 
Stellen  mit  Blumen  verziert. 

3..  Diese  Basis  herrscht  wirklich  in  lonien  durch;  doch  findet  'jich 
in  den  Triimmern  des  Heraeons  auf  Samos  eine  einfachere  Form,  aus  einer 
mit  vielen  Bandern  gleichsam  zusammengeschnurten  Kehle  und  einem  Pfiihl. 

5.  Sehr  zu  unterscheiden  ist  die  bauchige  Schwellung,  wovon  §.  80. 
A.  II,  1—4,  und  die  graciose,  §.  109.  A.  2.  Genaue  Messungen  dariiber 
giebt  Jenkins  Antiq.  of  Ath.  Suppl.  pi.  4.  5.  8  £'Ai|  ?;  dvccylvcpr]  nccQa 
rolg  KQ%IT£KTOGI.  Hesych.  Dorische  Capitale  auf  Delos  mit  Band  statt 
des  Rings.  Kiuistbl.  1836.  N.  17. 

Halbsaulen,   welche  strenggenommen  gegen  das  Prinzip  der  Saule 


376  Architektonik.  [278] 

streiten ,  aber  besonders  durch  das  Bedurfniss  der  Fenster  gerechtfertigt 
werden  konnen,  fmden  sich  wenigstens  schon  01.  90.  S.  §.  109.  A.  4.  vgl. 
15.  20.  Die  Phigalischen,  §.  109.  A.  12,  sind  mehr  als  Halbsaulen. 

1  278.     Von   der  Saule   unterseheidet   sich   der   Pfeiler, 
pila,  durch  die  engere  Beziehung,  in'  der  er  zur  Mauer  stehtr 
um     derentwillen    er    in    der    strengen    Architektur    immer 

2  als  ein  Stuck  Mauer  behandelt   wird.     Indess   wird    er   auf 
der   andern  Seite   doch    auch  zugleich   von    der  Saule,    mit 
der  er  oft  in  gemeinschaftlicher  Reihe    zu    stiitzen  und    zu 
tragen  bestimmt  ist,   angezogen,  und  entlehnt  von  ihr  theils 
Verzierungen ,  besonders   des  Capitals,    theils  auch  bisweilen 

3  die  Verjungung  der  Starke,   selbst  die  Entasis.     Hauptarten 
der  Pfeiler  sind:    1.  abgesondert   stehende  Pfeiler  oder  Stan- 
der,  zum  Beispiel  bei  einer  aus  Teppichen  gebildeten  Wand, 
pilae,    (jra&poi,    oQ&oarnrai;   2.  Pfeiler,    welche    den  Schluss 
einer  Wand  verstarken,    Eckwandpfeiler ,  antae,   nagaarndfi:, 
(fhaf;    3.   Pfeiler,   welche    die    Wand    gegen    die   Thure   ab- 
grenzen,  Thiirpfosten,  postes,  ata&fioi,  xayaaTadeg  \  4.  Pfeiler, 
welche    aus    einer   Wand    hervortreten ,     es    sei    um    eine 
sich   anschliessende    Saulenreihe    vorzubereiten    und   ihr  als 
Stiitze    zu    entsprechen,    oder    im  Geist  der    spatern  Archi- 
tektur   aus     dem     blossen    Streben     nach    Unterbrechung, 

4  Wandpfeiler,    Pilaster,    auQaGrdtai,    oQ&ooTatcu;    5.  Strebe- 
pfeiler,    anterides.     Endlich    gehoren   hierher    auch    kiirzere 
und    abgebrochne    Pfeiler,    sie    mogen    als    Postamente    fur 

5  Saulen    (stylobatae) ,    oder   fur    andre    Zwecke  dienen.     Die 
Haupttheile  des  Pfeilers  sind:    1.  der  Fuss,   spira,   mehr  bei 
der  lonischen  als  der  Dorischen  Ordhung ;  2.  der  Schaft  oder 
Wiirfel,  truncus;  3.  das  Capital,   faixgavov,  ut'twnov,  welches 
immer  leichter  als  bei  den  Saulen  ist,  und  entweder  gesims- 
artig  aus  einfachen  Gliedern  (z.  B.  Band  mit  Ringen,  Welle, 
Wulst,  Kehle,  Platte)  zusammengesetzt ,  oder  nach  Analogie 
des  Saulencapitals  geschmiickt  'wird. 

3.  Die  Ausdrucke  fur  Pfeiler  und  Pilaster  sind  sehr  schwankend. 
'O0#o<jrarat  sind  abgesonderte  Slander  Eurip.  Ion.  1148,  Saulen  Eurip. 
Ras.  Herakl.  975,  Strebepfeiler  Vitruv  II,  8;  Anten  u.  Pilaster  in  der  hier 
oft  beriicksichtigten  Inschr.  G.  I.  n.  160.  UKQCCGTCCS  ist,  abgesehen  von 
den  Fallen,  wo  es,  so  wie  Accra's ,  von  einer  ganzen  Halle  steht,  eine 
Anta  (Schneider  ad  Vitr.  VI,  7,  1);  heisst  aber  auch  die  Thiirwand,  der 


[279]  Pfeiler.  377 

Thiirpfeiler,  Eurip.  Phoen.  426.  Pollux  I,  76.  X,  25,  vgl.  Eur.  Androm. 
1126  und  dieselbe  Inschr.  p.  280;  bei  Athen.  V,  p.  196  scheint  es  ein 
freistehender  Pfeiler,  bei  Hesych.  eine  Halbsaule.  Parastatae  sincl  bei 
Yitruv  Pilaster,  auch  freistehende,  wie  bei  seiner  basilica  Col.  lul.  Fanestri. 
Parastaticae  bei  Plin.  und  in  Inschr.  sind  Pfeiler.  Die  cpliKi  rmv 
vsmv,  woran  die  itQO&vlut  angeschrieben  (Polyb.  XII,  12,  2),  werden  be- 
sonders  durch  die  Vergleichung  der  Stelle,  wo  an  dem  T.  in  Keos  (Broend- 
sted  Voy.  I.  p.  19)  ahnliche  Decrete  standen,  deutlich;  in  demselben  Zu- 
sammenhange  kommt  -nuQctGTns  bei  Chandler  I,  59,  1  vor.  Bei  Plinius 
XXXVI,  56  heisst  ein  Pfeiler  auch  columna  Attica,  vgl.  Nonius  p.  30. 

5.  Am  Parthenon  ist  das  gesimsartige  Pilastercapital  besonders  reich 
zusammengesetzt;  es  hat  einen  obern  unterhohlten  Echinus,  und  einen 
untern  mit  der  Eierverzierung.  Am  T.  der  Polias  nimmt  es  die  Blumen- 
Ornamente  des  Halses  (dv&£(iiov}  vom  Ion.  Capital.  Die  Zierden  des 
lonischen  Capitals,  nur  recht  leicht  und  schmal  gehalten,  mit  arabesken- 
artigen  Sculpturen,  zeigt  das  Antencapital  am  Didymaeon  und  den  Propylaeen 
von  Priene,  §.  109.  A.  15.  16.  Korinthische  Pilastercapitale  §.  109.  A.  5.  b 
und  sonst. 

279.  Einzeln  stehende  Pfeiler  oder  Pilaster  vertretende 
Bildsaulen,  welche  Atlanten,  Telamonen,  Karyatiden 
heissen,  wendet  die  Griechische  Architektur  sehr  massig  und 
nie  ohne  eine  besondre  Beziehung  auf  den  Zweck  und  die 
Bedeutung  des  Gebaudes  an:  viel  haufiger  waren  solche 
Stiitzen  bei  Dreifussen,  Kesseln,  Thronen,  Fussschemeln  und 
andern  Gerathen. 

Vgl.  §.  109.  A.  4.  20,  iiber  die  Jungfraun  der  Pallas  Polias  und  die 
Giganten  des  Giganten  -  Ueber winders  Zeus.  "ArkavTss  schmiicken  die 
Aussenseite  des  Schiffes  des  Hieron,  Athen.  V,  208.  b.  vgl.  Naevius  bei 
Priscian  VI.  p.  679.  Atlantes  gibbosi,  Servius  zu  Aen.  I,  746.  Martial 
Epigr.  VI,  77.  (Thermen  von  Pompeji,  Grab  zu  Tarquinii.)  Die  Bomer 
nannten  solche  Figuren  Telamones  (C.  I.  II.  p.  76.  79.  n.  2053 b.  2056. 
B.  Bochette  Atlas  p.  62.  78)  und,  was  friiher  XOQCCI  hiess,  Caryatides. 
Vitr.  VI,  10.  S.  Hirt,  Mus.  der  Alterthums-W.  I.  S.  271.  Boettiger,  Amalth. 
III.  S.  37.  Vgl.  Stuart  in  der  neuen  (Deutschen)  Ausg.  1.  S.  488  ff.  [Preller 
de  causa  nominis  Caryatidum  Annali  d.  Inst.  a.  XV.  p  396—406.]  —  Die 
Figuren  an  den  obern  Pfeilern  der  Halle  von  Thessalonike  (§.  192.  A.  5), 
Incantada  genannt,  sind  keine  Atlanten,  sondern  blosse  Beliefs  an  den 
Pfeilern  einer  oberen  Stoa.  —  In  Delos  finden  sich  auch  Vordertheile  von 
Bindern  als  Pfeilercapital  und  als  Verzierungen  von  Triglyphen  angebracht 
(ahnlich  wie  in  Persepolis).  Kinnard  Antiqq.  of  Athens,  Suppl.  pi.  5. 


378  Architektonik.  [280] 


280.  Die  Mauer  (murus,  retyog)  oder  Wand  (paries, 
ist  die  Fortsetzung  des  Pfeilers,  welche  aber  zugleich 
die  Analogic  der  Saule  vollstandiger  verlasst,  indem  bei  der 
Saule  das  Stutzen  als  alleiniger,  bei  der  Wand  neben  dem  Stutzen 

2  das  Einschliessen  als  hauptsachlicher  Zweck  hervortritt.  Sie  er- 
halt  indess  oft  nach  Art  der  Pilaster  drei  Theile,   den  Fuss, 
den  Wiirfel,  und  eine  Art  Capital  oder  Sims,  welche  Begriffe 
hier  zusamrnenfallen  (faixQavov,  &Qiy>.og).   Als  Capital  erscheint 
dieser  Theil  mehr,  wenn  ein  Gebalk  iiber   der  Mauer  liegt; 
als  Sims,    wenn    die   Mauer    fur    sich    allein    als    eine   Ein- 
fassung   ihren  Zweck   erfullt,   in  welchem  Fall   sie  von   dem 
deckenden  und  schiitzenden  Sims,  -o-Qiyy.og,  selbst  den  Namen 

3  erhalt.     Niedrige   Mauern    kommen    erstens    unabhangig    fiir 
sich   als  Umzaunungen    vor    (maceria,    ai^nani)',   dann   aber 
als    Untersatze    der    Hauptwande,    um    diese    iiber   den    ge- 
wohnlichen  Boden  zu  erheben  und  schon  den  Fuss  derselben 

4  sichtbar    zu   machen.      Solche   Untermauern  ,    welche   wenig 
vor    der     Hauptwand    vortraten,    mit    oder     ohne    Stufen, 
heissen   xQrinTdeg,    crepidines,    Sockel;    hohere    und  zierlicher 
behandelte    Untersatze    oder    Postamente   von    Saulenbauten 
heissen  stereobatae,  stylobatae  (bei  Vitruv),  podia;  sie  haben 
einen    Fuss    (quadra,    spira),    Wiirfel    (truncus)    und    Sims 

5  (corona).    Auch  die  Stufen  dienen  oft  hauptsachlich  zu  hoherer 
Erhebung   eines    Gebaudes    iiber    den  Boden;    dann    werden 
durch  eingelegte  Zwischenstufen   Treppen   und  Zugange  ge- 
wonnen.     Zu  den  niedern  Mauern  geho'rt  auch  eine  zwischen 
Pfeilern  oder  Saulen  eingefugte  steinerne  oder  holzerne  Brust- 
lehne  (pluteus  oder  pluteum),  an  deren  Stelle  auch  metallne 
Gitter  (clatri,  cancelli,  reticula)  treten  konnen. 


2.  Diese  ftgiyKol  bildeten  als  Einfassungen  von  Tempeln  und  Pal- 
lasten,  mit  grossen  Hofthiiren  (ccvlsiois  &VQKI?)  in  der  Mitte,  und  dem 
Prospekt  des  Hauptgebaudes  dariiber,  den  gewohnlichen  Haupttheil  der 
tragischen  Scene. 

4.  Die  zahlreicheri  Untersuchungen  iiber  die  scamilli  impares  des 
Vitruv  am  Stereobat  und  Gebalk  (s.  u.  A.  Meister,  N.  Gommentar.  Soc. 
Gott.  VI.  p.  171.  Guattani  Mem.  encicl.  1817.  p.  109.  Hirt  Baukunst 
S.  57.  Stieglitz  Archaeol.  Unterh.  I.  S.  48)  scheinen  darauf  zu  fiihren,  dass 
sie  gar  kein  wahrnehmbares  Glied  der  Architektur,  sondern  nur  eine  beim  Bau 
gebrauchte  Vorrichtung  bezeichnen,  um  dem  Stylobat  und  Gebalk  die  (nach 


[281]  Mauern,  Thuren,  Fenster.  379 

Vitruv)  optisch  nothwendige  Ausbauchung  zu  geben.    Die  zweimal  iiber  der 
corona  eines  kurzenPfeilerserwahnte  lysis  istwahrscheinlich  ein  kleinerWulst. 

Ueber  Theaterstufen  §.  289.  A.  6.  Von  Treppen  handelt  Stieglitz 
Arch.  Unt.  I.  S.  121.  Graecae  scalae  .  .  .  omni  ex  parte  tabularum  com- 
pagine  clausae.  Serv.  zur  Aen.  IV,  646.  Gellius  N.  A.  X,  15,  29. 

6.  Ueber  die  plutei  besonders  Vitruv  IV,  5.  vgl.  V,  1.  7.  10.  Oefter 
bilden  solche  Briistungen  oder  Gitter,  indem  sie  zwischen  Anten  und 
Saulen  eingefugt  sind,  und  eine  Mauer  vertreten,  einen  Pronaos  wie  §.  109. 
A.  1.  9.  Beim  Palmyrenischen  T.  §.  192.  A.  5  ist  wegen  der  plutei  die 
Thiire  zwischen  die  Saulenreihe  gelegt,  wie  in  Aegypten.  §.  221.  Gitter 
und  Gitterthuren  (xeyxU'tfss  C.  I.  481,  clatri,  clatratae  fores)  zwischen  den 
Saulen  eines  tholus  monopteros  und  peripteros  sieht  man  auf  dem  Relief 
bei  Winckelm.  W.  I.  T.  15.  16.  Holzerne  Verschlage,  dpttpuxtdi,  waren 
in  Athen  als  Einzaunungen  von  Vorhofen  gewohnlich,  s.  besonders  Schol. 
Aristoph.  Wesp.  405. 

281.     Die    Wand    wird,    in    ihrer    Bestimmung    einzu-  1 
schliessen,  modificirt  durch  das  Bedurfniss  des  Einganges,  so- 
wohl  von  Menschen,   wie  von  Luft  und  Licht.     Daraus  ent- 
stehen  Thuren    und  Fenster.     Die   Formen    der   Thur- 
einfassung  ahmen  die  des  Gebalks   in  den   verschiedenen 
Ordnungen   (§.  282).   nach.     Man  unterscheidet :   A.  Dorische  2 
Thuren;  diese  bestehen  aus  1.  antepagmentis,  Verkleidungen, 
welche,  zusammen  mit  dem  2.  supercilium,  der  Oberschwelle 
oder   dem  Sturz   (£17  a),   die   Thuroffnung   (lumen   ostii)   ein- 
schliessen,    und    mit    Cymatien    und    Astragalen    eingefasst 
werden.     Dazu    tritt    iiber   dem    Sturz   3.  das    hyperthyrum, 
Thiirgesims,   bestehend  aus  Gymatien,  Astragalen  und  dem 
schutzend    vortretenden    Kranzleisten ,    corona.     B.    lonische 
Thuren;     auch    hier     1.    antepagmenta    (mQoorofiiaTa?)     und  3 
2.  supercilium ,    welche  beide  nach  Art   des  lonischen  Archi- 
travs     in    Streifen ,    corsae ,    mit    Astragalen     getheilt    wer- 
den;   3.    das    hyperthyrum,    an    welchem    rechts   und   links 
4.    die    ancones    oder    parotides    (oka    in    Athen    genannt), 
die    Kragsteine     oder    Seitenrollen ,     hangen.      C.    Attische  4 
Thiir,   Atticurges,    der  Dorischen  ahnlich,   nur  dass  sie  von 
der  lonischen    die   Streifen    entnimmt.     Aehnliche,    nur   ein-  5 
fachere  Einfassungen    batten    die  Fenster,    &vQidee.  —  Bei 
beiden,    besonders    den  Thuren,    trug    die   Fiillung   sehr  6 
viel    zum    Glanz    der     alten    Tempel    bei,    und    muss,    bei 


380  Architektonik. 

Restaurationsversuchen ,    als    ein    fur    den   Gesammteindruck 
sehr  wesentliches  Stiick  mit  aufgenommen  werden. 

1.  Vitruv  hat  indess  hierbei  keinen  dem  Fries  entsprechenden 
Theil;  indem  das  supercilium  dem  Architrav,  das  hyperthyrum  dem  Ge- 
sims  ahnlich  ist.  Doch  finden  sich  auch  Friese  an  den  Thiiren,  theils 
ganz  umherlaufend  wie  an  der  Prachthiire  des  T.  der  Polias,  theils  nur 
unter  -dem  Thiirgesims  wie  an  Romischen  Gebauden.  Die  zahlreichen 
Thiiren  der  Graber  von  Kyrene  haben  im.mer  nur  Sturz  und  Gesims,  dabei 
Ankonen  von  einfacher,  aber  sehr  eigenthiimlicher  Form.  Die  Schatten 
gebende  ocpQvg  iiber  einer  Hausthure  bei  Liban.  Antioch.  S.  239.  R.  ist 
mehr  hyperthyrum  als  supercilium.  [Donaldson  a  collection  of  the  most 
approved  examples  of  doorways.  L.  1833.  4.  Einer  aus  der  Zeit  der 
Graber  von  Bournabat  bei  Smyrna.] 

6.  Die  Thiirniigel  (valvae,  mit  sea  pi,  Schenkeln,  impages,  Leisten, 
und  tympana,  Fiillungen)  waren  oft  vergoldet  (&VQ<o6ai  WVGUIGI,  d-vgais 
Aristoph.  Vogel  613),  oft  auch  chryselephantin ,  wie  die  hochberiihmten 
Thiiren  im  Pallas-T.  zu  Syrakus  (Gic.  Verr.  IV,  56),  wo  die  Gorgonen- 
kopfe,  aus  der  Mythologie  der  Pallas,  fur  die  sonst  vorkommenden  Lowen- 
kopfe  gebraucht  sind.  Aehnliche  Thiiren  beschreiben  Properz  II,  31,  11. 
Virgil  G.  Ill,  26.  Wegen  der  Anstalten  zum  Verschliessen  s.  besonders 
Salmas.  Exerc.  Plin.  p.  649  sq.  Roettiger  Kunstmythologie  S.  258.  Recker 
Gallus  II.  S.  253.  Dass  die  Angeln,  wie  an  den  kyklopischen  Thiiren  §.  46. 
A.  2 ,  auch  spater  noch  in  der  Thiirschwelle  sassen ,  dient  zur  Erklarung 
von  Soph.  Oed.  Tyr.  1261.  Eurip.  Ras.  Herakles  1002.  Theokr.  24,  15. 

Die  Fenster-Verschliessung  geschah  theils  durch  Laden  (vgl. 
die  angustae  rimae  bei  Pers.  Ill,  2),  theils  durchsichtige  Stoffe,  lapis  spe 
cularis  oder  Marienglas,  lapis  phengites  (besonders  seit  Nero;  man  wandelte 
darin  tanquam  inclusa  luce,  non  transmissa),  Glas  vitrum,  (v'aAo?),  ent- 
weder  candidum  (Asux??),  oder  varium,  auch  versicolor  (a/Uaaaovca). 
Vgl.  Hirt,  Gesch.  der  Raukunst  III.  S.  66.  §.  316. 

1  282.     Das    Gebalk,    derjenige    Theil    des    Gebaudes, 
welcher  die  eigentlich  stiitzenden  Glieder  mit  den  unmittelbar 
deckendeh  vermittelt,  zerfallt  riaturlich  in  drei  Theile:    1.  in 
den    die    Stutzen   zu  Reihen    vereinigenden ,    das  Architrav; 
2.  in  den  die  dadurch  gebildeten  Wande  zusammenspannen- 
den,  den  Fries,  der  wenigstens  urspriinglich  dieser  Bestimmung 
gemass  aufgefasst  wurde;   3.  in  den  schon  dem  Dache  ange- 

2  horigen  vorliegenden   und   deckenden  Theil,  Gesims.     I.  Ar- 
chitrav,  epistylium,  Hauptbalken,  Unterbalken.     A.  Dori- 
sches,  glatt,  mit  der  taenia  dariiber,  an  welcher  unter  den 


[282]  Gebalk.  381 

Triglyphen,    die    regula,    das    Riemlein,     mit    den    guttae, 
Tropfen ,    sitzt.     B.  lonisches ,   bestehend   aus   zwei  oder  ge-  3 
wohnlich    drei  fasciae,    und    dem    cymatium   cum    astragalo 
et   quadra   daruber.     Dasselbe   wird   auch   iiber  Korinthische   , 
Saulen    gelegt.      II.  Fries,    &ovri ,    dtdZtupa.     A.   Dorischer:  4 
1.    triglyphi,    Dreischlitze,     iiber     alien    Saulen     und     Inter- 
columnien   (nach  Eustratius   zu   Aristoteles  Ethik   ad  Nicom. 
X,   4,  2.  Zell.    j*otnAov),    woran    die    femora    (inwoi,    Stege), 
canaliculi    (Schlitze),     semicanaliculi    und    ein    capitulum    zu 
unterscheiden   sind;    2.  metopae,  Metopen.    B.  lonischer  und  5 
Korinthischer,  welcher  von  den  an  der  glatten  Flache  desselben 
aus  Metall    oder   Stein    angebrachten  Reliefs  (Figurenreihen, 
Bukranien    mit    Blumengewinden,    oder    andern    arabesken- 
artigen  Verzierungen)   zophorus   heisst ,   mit  einem  cymatium 
daruber.    Der  Dorische  Fries  erinnert  durch  seine  Zusammen-  6 
setzung-  an  die  urspriingliche  Bestimmung  des  Frieses  (§.  52) ; 
zugleich     setzen    die    Triglyphen     durch     aufrechte    Stellung 
und    verticale  Theilung    das   Emporstreben    der  Saulen   fort, 
und    bringen    einen    belebenden    Gegensatz    in    das  Gebalk, 
der   erst    im   Gesims   sich    vollig   in   horizontale   Erstreckung 
auflost.     In    der  lonischen    Architektur   ist    der   Fries    mehr 
ein  Ornament  des  Gebaudes  ohne  die  wesentliche  Bedeutung 
des   Dorischen.     III.  Gesims.     A.  Dorisches:    1.   cymatium 
Dor.;  2.  corona,   ytioov ,    der  nach  alien  Seiten  schrag  vor-  7 
hangende,    aber  senkrecht  abgeschnittene  Kranzleisten ,  xiar- 
unter,  iiber  alien  Triglyphen   und  Metopen,   die  Dielenkopfe 
(mutuli),  woran  die  Tropfen  sitzen ;  3.  ein  zweites  cymatium ; 
4.   sima,   der  Rinnleisten,   mit   den  Lowenkopfen    iiber   den 
Saulen.     B.  lonisches :    1 .  denticuli ,  Zahnschnitte ,  nebst  der  8 
intersectio,    ^STO^TJ,    den    Ausschnitten ;     2.    ein    cymatium; 
3.  corona,   mit  rundem  Ausschnitt  des  untern  Profils;   4.  cy- 
matium;  5.  sima.     G.  Korinthisches ,  dem  lonischen  ahnlich, 
nur   dass    unter   dem  Kranzleisten    die  Kragsteine,    ancones 
s.  mutuli,    deren    Form   aus    Voluten   und   Akanthusblattern 
zusammengesetzt  ist,  als  Trager  vortreten.   Bei  jeder  Gattung  9 
ist  verhaltnissmassige  Hohe,   Starke  und  Einfachheit  Zeichen 
des    friihern    Alterthums;     Zusammenziehung     der    glatten 
Flachen,  schmalere  und  diinnere  Gestalt,  so  wie  reichere  Ver- 
zierung  Kriterion  des  spatern. 


382  Architektonik.  [283] 

2.  Tropfen  in  fortlaufender  Reihe  ohne  Triglyphen  sind  im  Alter- 
thum  nicht  ganz  selten,  am  Pronaos  von  Rhamnus,  Thurm  des  Kyrrhestes, 
Kyrenaeischen  Grabern  (Pacho  pi.  19.  40.  46). 

4.  Triglyphen  wurden  auch  'zum  Schmucke  von  Burg-Mauern  ,   wie 
an  der  Akropolis  von  Athen,  und  Privathausern  angewandt,  s.  §.  52.  A.  3. 
272.  A.  1.  u.  Epicharm  bei  Athen.  VI.  p.  236  b.     Wenn  sie  fiber  Saulen 
liegen,    muss    die  Eck  -  Triglyphe    iiber  die  Axe  der   Saule  hinausgefiickt 
werden:  eine  Unregelmassigkeit  ,   die  duich  die  statisch   und  optisch  be- 
griindete  Verengerung  des  letzten  Intercolumnium  grosstentheils  aufgehoben 
wird,  aber  bei  manchen  Romischen  Architekten  zur  Verwerfung  der  ganzen 
Ordnung   benutzt  wurde.     Friiher   erhielten   die   Triglyphen    immer   eine 
blaue  Farbe  (caerulea  cera  Vitruv).    Broendsted  Voy.  II.  p.  145. 

5.  Die    alteste    lonische  Architektur    hatte  gewiss   gleich  fiber  dem 
Architrav  den  Zahnschnitt,  indern   fiber   die  dfinneren   Saulen  auch  nur 
leichte  Latten  statt  der  schweren  Queerbalken  des  Dorischen  Daches  gelegt 
wurden,   welche  nach  aussen  den  Zahnschnitt  bilden.     Diese  Einrichtung 
findet  man  auch  erstens  in  der  orientalischen  Form  der  lonisc'hen  Bau- 
kunst  (vgl.  §.  54.  244),  in  Persepolis,  in  Telmissos,  in  Phrygien  (§.  241*. 
A.  3),   und    dann  in  der  Karyatidenhalle   zu  Athen.     'EniGrvXiov  ncci  o 
en*  KVTOV  xotfttog,  besonders  gevveiht  G.  I.  n.  2751.  52.  53. 


7.  8.  Vitruv  leitet  die  Dielenkopfe  von  dem  Vorsprung  der  Sparren, 
den  Zahnschnitt  von  dem  Vortreten  der  Latten  des  Daches  (vgl.  §.  270) 
her,  wogegen  mit  Recht  ofter  gesprochen  worden  ist.  Die  mutuli  bei  der 
Korinthischen  Gattung  scheinen  bei  ihm  schon  eine  Art  Kragsteine  zu 
sein.?  Sehr  passend  heissen  die  Kragsteine  TtQOfiox&oL  C.  I.  2297. 


1  283.     Die  einfachste  Decke,  ein  queriibergelegter  Steinr 
kommt  nur  bei  Monumenten    der  anspruchlosesten  Art  vor. 
Tempel  und  andre  Prachtgebaude  hatten  Felderdecken,  lacu- 
naria,  (favvwuara,  welche  aus  der  Holzarbeit,  die  man  auch 
mit  Gold  und  Elfenbein   auslegte,    in  Stein  iibertragen  wur- 

2  den  (§.  53).    Die  Alten  unterscheiden  :  1.  die  zunachst  iiber  den 
Architraven  liegenden  Balken  (doxol,  dovQodoxoi)  ;  2.  die  iiber- 
gelegten  schmaleren  und  ineinandergreifenden  Holzer  (im  All- 
gemeinen    GTQwcrJQeg  ,    einzeln    wahrscheinlich    gq^xicxoi    und 
Lfidvrsg   genannt);    3.   die    die   Oeffnungen   fullenden  Decken 
oder  Kappen,    ttalvf^tatta:   welche  Theile   auch  im  Steinbau 
nachgebildet  ,   aber   dann    gewohnlich  mehr    im  Ganzen   ge- 
arbeitet  wurden. 

8t€tytykvp,fUvri  Diodor  I,  66.    Chryselephantine 


[284]  Decke,  Dach.  383 

Lacunarien  rechnet  Ennius,  Androm.  p.  35.  Bothe,  schon  zur  alien  Konigs- 
pracht.  Bei  Diodor  III,  47  sind  als  eine  Zierde  der  Felderdecken  cpiakai 
^Ufroxo/U^rot  erwahnt.  Laquearii  als  eigene  Kiinstler  im  Theodos.  Cod. 
XIII.  t.  4.  2.  —  Der  Raum  zwischen  den  Lacunarien  und  dem  Dache 
kommt  6fter  als  Versteck  vor.  Vgl.  Appian  de  B.  G.  IV,  44.  Tacit.  A.  IV,  69. 
Valer.  Max.  VI,  7,  2. 

2.  S.  besonders  Pollux  X,  173  und  die  Untersuchungen  bei  Boeckh 
C.  I.  p.  281,  vgl.  p.  34J.  Damit  1st  die  genauere  Anschauung,  welche  die 
Uned.  antiq  of  Attica  von  den  Lacunarien  Attischer  T.  geben,  zusammen- 
zubalten.  Bei  den  Eleusinischen  Propylaeen  liegen  die  Sonoi  uber  dem 
lonischen  Architrav  des  Innern,  in  diese  greifen  gleich  die  Steinplatten 
mit  den  vertieften  Feldern  ein.  In  Rhamnus  und  Sunion  sind  aber  diese 
Steinpiatten  wieder  so  ausgeschnitten,  dass  sie  quadratische  Locher  lassen, 
in  welche  die  Y-alv^nria,  welche  die  innern  Felder  darstellen,  eingefugt 
sind.  Eben  so  bei  dem  Selinuntiscnen  T.  ,  dessen  Lacunarien  mit  ihrem 
Farbenschmuck  Hittorf  pi.  40  mittheilt. 

284.  Das  Dach  war  bei  Privatgebauden  entweder  1 
flach  (d.  h.  mit  geringer  Senkung),  oder  nach  alien  Seiten 
gesenkt,  abseitig,  angelegt;  an  offentlichen  dagegen,  beson- 
ders Tempeln,  mit  Giebeln  nach  den  schmalen  Seiten  ver- 
sehen,  welche  bei  den  Griechen  ungefahr  ein  Achtel  der  Hohe 
in  der  Breite  zu  halten  pflegen,  bei  den  Romern  hoher  an- 
steigen.  Zu  dem  Giebel  oder  Fronton,  fastigium,  dero$,  2 
a^rwp«  (vgl.  §.  53)  gehoren:  1.  tympanum,  das  innre  Giebel- 
feld;  2.  corona  et  sima  uber  dem  Tympanum;  3.  antefixa, 
Zierden  an  den  Ecken  und  iiber  der  Spitze;  4.  acroteria, 
angularia  et  medianum,  Postamente  fur  Bildsaulen,  an  den 
Ecken  und  in  der  Mitte.  Die  schrage  Dachseite  besteht  aus  3 
tegulae,  Plattziegel,  Kalvnti^sg  ,  und  2.  imbrices,  Hohlziegel 
-  aus  Marmor,  Thon  oder  Bronze  —  ,  welche  kunstreich 
in  einander  gefugt  sind.  Die  Reihe  der  letztern  schliesst  mit 
aufrechtstehenden,  zierlich  geschmuckten  Frontziegeln,  frontati, 
imbrices,  extremi,  welche  an  Griechischen  Tempeln  nicht 
bios  uber  •  dem  Kranze  ,  sondern  auch  auf  der  Hohe  des 
Firstes  sich  als  ein  schoner  Putz  hinziehen. 


1.  Bei  TIQWOIS  (auf  Vasengemalden)  verwandelt  sich  der  KSTOS  der 
CC  (vgl.  Aristoph.  Vogel  1109.)  gern  in  einen  niedrigen  Bogen,  den  auf- 

gesteckte  Fleurons   schmucken.    Vielleicht  sind  dies  Vitruv's  semifastigia. 

2.  Der  Rinnleisten,  wie  der  schragvorhangende  Kranzleisten  ,  passen 
nach  ihrer  Bestimmung  nicht  fur  die  Giebelseite,  aber  sind,  wegen  der 


384  Architektonik.  [285] 

Uebereinstimmung  der  Formen,  uberall  angebracht.  An  dem  kleinen  T. 
der  Artemis  zu  Eieusis,  wo  der  Rinnleisten  ein  sehr  schones  Profil  hat, 
steht  er  iiber  dem  Fronton  mehr  gerade,  und  neigt  sich  uber  den  Seiten- 
wanden  mehr  vor,  was  eben  so  zweckmassig  wie  wohlgefallig  1st.  Schones 
Aetom  an  einem  Grabdenkmal  bei  Epidauros,  mit  zwei  verschiedenen 
Arten  von  Stirnziegeln,  in  Marmor  gehauen.  Stackelberg  Graber  Tf.  4. 

Die  Antefixen  (des  Verf.  Etrusker  II.  S.  247)  lernt  man  besonders 
durch  Vasengemalde  kennen,  wo  T.  und  Heroa  ^Belten  ihrer  entbehren. 
Z.  B.  Millingen  Vases  de  div.  coll.  pi.  12.  19.  Millin  Vases  II.  pi.  32.  33. 
Tombeaux  de  Canosa  pi.  3.  4.  7.  8.  11.  14.  Stirnziegelahnliche  Antefixen 
von  Stelen,  mit  der  gewohnlichen  Blumenverzierung ,  Stackelberg  Graber 
Tf.  3.  4.  Niedliche  Stele  des  Theron  mit  gemaltem  Antefix  darauf,  in 
Attika,  das.  Tf.  6,  2.  Gemalte  Sargziegel  das.  5,  2.  6,  1. 

Die  Akroterien  waren  in  Griecfcenland  meist  schmaler  als  in  Rom, 
wo  die  Giebel  der  T.  oft  mit  einer  Fiille  von  Bildsaulen  von  oben  besetzt 
wurden.  S.  z.  B.  die  Miinze  des  Tiber  mit  dem  T.  der  Concordia,  Pedrusi 
VI,  4,  1.  C.  I.  n.  2388,  5.  xcd  vrjov  8'  snl  xpari  [iSTrjOQ  ayakpara  ftrjxav 
TQiGGcx,  8vo  Nixag,  fisGGcc  8e  nsQoecpovrjv.  Der  Gonflikt,  in  den  die 
Frontziegel  iiber  dem  Kranze  mit  dem  Rinnleisten  kommen,  wurde  von 
den  Attischen  Baumeistern  meist  so  beseitigt,  dass  sie  nur  ein  Stuck  der 
sima,  mit  einem  Lowenkopfe,  an  der  Ecke  neben  dem  acroterium  an- 
brachten;  seltner  so,  dass  die  Frontziegel,  wie  bei  dem  T.  der  Artemis  in 
Eieusis,  hinter  die  sima  weiter  zuriickgestellt ,  oder  auch  ganz  weggelassen 
wurden. 

285.  Die  Gewolbe  zerfielen,  nach  der  Ausbildung, 
welche  dieser  Theil  der  Architektur  besonders  in  Make- 
donischer  und  Romischer  Zeit  erhielt  (vgl.  §.  48.  49.  107. 
109.  A.  5.  110.  149.  A.  3.  168.  170.  A.  3.  190  ff.),  in  die 
Hauptarten,  welche  in  der  Natur  der  Sache  liegen;  nur  dass 
der  Spitzbogen  der  antiken  Baukunst  fremd  bleiben  musste 
(§.  195),  deren  Gharakter  nicht  thurmartiges  Empor- 
streben  und  Gegeneinanderkampfen  von  Strebepfeilern, 
Strebebogen  und  Gewolben,  sondern  vorherrschend  horizon- 
tale  Ausbreitung,  sicheres  Aufliegen  auf  dem  raumigen  Bo- 
den  verlangt. 

Gewolbe  heissen  fornicationes  (cuneorum  divisionibus),  concamerationes 
(hypogeorum) ,  Vitruv  VI,  11.     Bei  den  Griechen  «i/?tg, 
(vgl.  Wessel.  zu  Diodor  II,  9),  Sophokles  Lacaen.  GTSVTJV  d' 

Orientalische  Art  von  Gewolb?  xa^apor,  oi-nog 
.I.n.1104),  6T£yrj  ^K^KQCOTI],  Grsyrj  7t£Qicp£Qi]s,  Demetr.  de  eloc.  13. 


[286]  Arten  der  Gebaude.  385 


Der  Scblussstein  des  Gewolbes  heisst  bei  Ps.  Aristot.  de  mundo  6 
auch  cyrv,  tholi  conclusura,  Lobeck  Aglaoph.  p.  1003  s.  Hauptarten 
nach  Festus:  tectum  pectinatum  (in  duas  partes  devexum),  Tonnengewolbe; 
und  testudinatum  (in  quatuor),  Kreuz-  oder  Walnigewolbe.  Eine  Kuppel 
ovyaviGxos  §.  150.  A.  2,  r.Qovllo?  §.  194.  A.  4.  Ein  Gewolbe  von  geringer 
Curve  und  weiter  Spannung  hiess  wahrscheinlich  solea.  Hirt,  Mus.  der 
Alterthums-W.  I.  S.  279.  Geradliniges  Gewolb,  s.  Philo  p.  87.  [Merk- 
wiirdig  sind  die  gewolbten  Hallen  an  dem  Theater  zu  Sikyon.  die  gegen 
den  dritten  Theil  der  Hohe  der  Sitze  durch  die  Seitenbauten  gefuhrt  sind, 
um  einen  Theil  der  Zuschauer  gleich  von  aussen  in  der  Hohe,  die  sie 
suchten,  einzulassen.  Sie  sind  4  Schritte  breit,  22  lang,  und  fiber 
4  Schiditen  von  geradaufsteigenden  Quadern  bilden  5  andere  die  Wolbung. 
An  einem  Grabmal  in  Phrygien  bei  Afghan  Khia  fand  Steuart  einen 
weiten  schonen  Bogen  aus  grossen  Steinen  gefugt,  die  indess  weniger 
gross  sind  als  die  an  jenem  Theater.] 


4.    Arten  der  Gebaude. 

286.     Bei    der   Aufzahlung  der    verschiednen   Gattungen  1 
der  Gebaude  kommt  es  besonders   darauf  an,   auf  die  ein- 
fache  Zweckmassigkeit    und    charakteristische  Bedeutsamkeit 
hinzudeuten,   mil  der   die  mannigfachen  Zwecke  und  Seiten 
des  Lebens  architektonisch  befriedigt  und  ausgesprochen  wurden. 
Die  erste   Glasse   von  Bauwerken   bilden   die,   bei   denen  es  2 
bios   auf  die   aus sere  Flache  ankommt;   sie  zerfallen  in 
zwei  Arten,  indem  sie  theils  fur  sicb  bestehend  (oft  mit  Hulfe 
von  Schrift  und  Bild)   den   Zvveck   eines  Denkmals   erfiillen, 
theils    ein   andres  bedeutungsvolleres  Kunstwerk   zu   tragen, 
oder   auch   einer   Handlung    des  Lebens   eine   emporragende 
Grundlage    zu    verschaffen   bestimmt    sind.     Die    einfachsten  3 
Denkmaler  jener  ersten  Art  fuhren  an  den  Punkt  zuriick,  wo 
Architektur   und  Plastik    in    einer  Wurzel   zusammentreffen, 
wie  bei  den  Hermaeen,  dem  Agyieus,  dem  Hades-Steine  auf 
dem  Grabe  (§.  66.  A.  1).     Daran  reihen  sich   konische,   aus  4 
Erde  oder  Steinen  aufgeschichtete  Grabhugel  xol.wvai,  tumuli); 
Grabpfeiler    ((jT^ai,   cippi,    columellae)   von  zierlichen  archi- 
tektonischen  Formen,    mit  Inschriften   und   oft.  auch  Reliefs 
(§.  431);    und   die   liegenden   Grabsteine,   die  man   TQdns&i 
(mensae)   nannte.     Zur    andern   Art    gehoren    die   einzelnen  5 
Saulen,   welche  schon  in  den  altesten  Griechischen  Tempeln, 
bei   der  Kleinheit   der  meisten  alten  Schnitzbilder ,   gebraucht 

0.  Mailer's  Archaeologie.     4.  Aufl.  25 


386  Architektonik.  [286] 

wurden,  um  die  Gottergestalten  iiber  die  Schaar  ihrer  Ver- 
ehrer  emporzuheben:  woraus  die  Ehrensaulen  spaterer 
Romischer  Zeiten  erwuchsen;  nebst  den  Pfeilern  oder 
auch  Saulen,  welche  Kessel,  Dreifiisse  und  andere  Ana- 
themen,  wie  selbst  dies  Wort  andeutet,  aufzunehmen  be- 
stimmt  waren:  wovon  mehr  in  Reliefs  und  Gemalden,  als 

6  in  architektonischen  Resten  vorliegt.     Zu  derselben  rechnen 
wir   den   Herd   (ian'a),    die   Statte  des   Feuers   und  dadurch 
Mittelpunkt  menschlicher  Wohnung,  an  den  die  Griechen  di& 
Vorstellung    des    Festgegrundeten    und    Unverruckbaren    an- 
knupften,  wodurch  ein  bewegtes  Leben  einen  dauernden  Halt 

7  gewinnt.     Der  Herd  wird  in  gottesdienstlicher  Beziehung  und 
Anwendung  zum  Altar,  der,  wenn  er  nicht  eine  blosse  nie- 
drige   Feuerstelle    (fazdga)    war,    die   natiirliche  Form   eines 
abgekurzten  Pfeilers  oder   eines  Saulenstucks  mit  Fuss  und 

8  Sims    erhielt;    doch    auch   nicht    selten    in    Griechenland   zu 

9  grossen   und   weitlauftigen  Bauen  ausgebildet  wurde.     Andre 
Bauwerke    der   Art   dienen   der   lebendigen   Menschengestalt 
selbst  zum  Boden,    indem  sie  den  zur  Leitung  von  Volks- 
versammlungen  oder  Kriegsheeren  Berufenen  u'ber  die  Kopfe 
der  Menge  emporheben,  wie  das  Bema,   das  Tribunal   des 
Praetor  und  Feldherrn,  die  Rostra. 

4.  Eine  Uebersicht  von  Stelen,  einfacheren  Griechischen,  und  mehr 
geschmiickten  Romischen,  Bouill.  Ill,  84  ff.  Glarac  pi.  249  ff.  Piranesi 
Vasi,  Gandelabri,  Gippi.  1778.  2  Bde.  f.  Die  TQKTts&i  dienen  zu  Spen- 
dungen  und  Wassergussen,  daher  Cicero  de  legg.  II,  26  neben  der  mensa 
das  labeUum  (Waschgefass)  auf  den  Attischen  Grabern  erwahnt.  Inschriften 
darauf ,  Plut.  X.  Or.  Isocr.  p.  241.  H.  Etwas  ahnlicbes  sind  die  tx^m, 
als  Zeichen  des  Kenotaphion,  Marcellin  V.  Thuc.  31.  Vgl.  §.  54.  174.  A.  2. 

[5.  Sehr  alte  Beispiele  von  Saulen,  die  Gotterbilder  tragen,  Welcker 
Syll.  Epigr.  Graec.  n.  119.  120.  Andere  Pausan.  V,  24,  1.  26,  1  (Zeus,. 
Nike)  und  haufig  in  Reliefen  und  Vasengemalden  (Apollon  Pythios,  Agyieus, 
Pallas,  Artemis),  eben  so  Saulen  (xt'ovfg),  worauf  Weihgeschenke ,  Adler, 
Eulen,  Sirenen,  s.  L.  Ross  in  den  Annali  d.  I.  a.  XIII.  p.  25.  tv.  B.  vgl. 
Zoe'ga  de  Obel.  p.  228.  Auch  Bildnisse  wurden  so  aufgestellt.  Aemilius 
Paullus  liess  nach  Plutarch  in  Delphi  auf  eine  grosse  Saule,  die  eine 
goldene  Statue  Konigs  Perseus  aufnehmen  sollte,  seine  eigene  setzen. 
Das  Bild  des  Polybius  stand  auf  einer  Saule  im  Asklepieion  zu  Mantinea. 
Pausan.  VIII,  9,  1.  Ueberreste  einer  grossen  Ehrensaule  fur  eine  Statue 


[287,  288]  Altare.     Tempel.  387 

darauf  glaubt  man    in  Lodi   entdeckt  zu  haben.     Hall.  LZ.  Int.Bl.  1836. 
N.  29.    Eine  Ehrensaule  war  die  ungeheure  grosse  zu  Alexandreia  §.  193  a.  6.] 

7.  ©QiyKcofinra   sind    die    Simse   der  Altare,    Eur.   Iph.   Taur.    73. 
Auf  Reliefs  sieht  man  bisweilen  (Bouill.  Ill,  33,  1)  einen  zierlich  geformten 
runden  Altar  auf  einem   viereckigen    einfach    gestalteten  stehen.     Altare 
zusammengestellt  bei  Moses  Collect,  of  anc.  Vases,  Altars  etc.  pi.  51—63. 
Clarac  pi.  249  ff. 

8.  So  der  grosse  Altar  von  Olympia,    dessen  Unterbau  ngofrvGis 
125  F.  im  Umfang,    das  Ganze  2^  F.  Hohe  hatte;    der  Altar  von  Parion, 
ein  Stadion  im  Quadrat  (Hirt  Gesch.  II.  S.  59);  der  gleich  grosse  in  Syrakus 
(II.  S.  179);  der  40  F.  hohe  marmorne  mit  einer  Gigantomachie  in  Sculptur 
zu  Pergamon,  Ampelius  c.  8. 

9.  Die  Rostra,  zwischen  Gomitium  und  Forum  gelegen,  waren  zum  1 
Hin-  und  Herwandeln  eingerichtet,    daher  in  die  Lange  gestreckt.    Man 
sieht  sie  auf  den  Miinzen  der  Lollia  gens. 

287.  Den  Gegensatz  gegen  diese  Glasse  bilden  die  Ein-  2 
schliessungen  a*ller  Art,   wie   die  Mauern  ganzer  Burgen 
und  Stadte,    welche   oft   auch  architektonische  Formen  und 
Zierden   erhielten,   mit  ihren  meist  iiberwolbten  Thoren;   die 
Einhegungen    heiliger    Bezirke     (nsQipotiOi)    oder    offentlicher 
Versammlungsorte    (septa),    welche    als   nicht    unbedeutende 
Bauunternehmungen  vorkommen. 

2.  Septa  des  Gomitium  von  Tullus  Hostilius,  Gic.  de  R.  P.  II,  17. 
Septa  Julia  §.  190.  A.  1.  I  b.  In  Athen  waren  solche  Umhegungen  meist 
nur  leicht  aus  Flechtwerk  (die  y£(Jpa  der  Ekklesia),  oder  gezogenen  Seilen 
(7tsQi6%oivLG[j,u  des  Rathes).  Statuen  umgab  man  mit  Rohr,  KUWK-IS,  gegen 
Besudelung  Arist.  Wesp.  405;  Saulen  mit  reticulis,  Digest.  XIX,  1,  17.  §.  4. 

288.  Indem  zu  dieser  Einschliessung  das  Dach  hinzu-  i 
tritt,    entsteht    das   Haus.     Das    einfachste   Haus    war    der 
Tempel    (race,    aedis),    zunachst   nichts    als    ein  Ort,    wo 
ein  Cultusbild  auf  eine  sichre  Weise  aufgehoben  und  geschiitzt 
ist,  welcher  indess  selbst  durch  feierliche  Wahl  und  Grundung 
(idgvaig    in    Griechenland ,    inauguratio,    dedicatio    und   con- 
secratio    in    Rom)    geheiligt    wird.     Das    Verschlossne ,    Ge-  2 
heimnissvolle    bleibt    immer   der  Gharakter   des    eigentlichen 
IT/.OC,  der  darum  niemals  Fenster  erhalt;  damit  vereinigt  sich 
indess  bald  ein  freies  und  offnes,  und  zugleich  Schatten  und 
Schutz  darbietendes  Aeussere,   indem  der  Tempel  Vorhallen 
und  Umgange  von   Saulen  erhalt  (laxamentum).     Spater  er-  3 
halt  auch  das  Innere  des  Tempels  durch  die  Hypaethral-Ein- 


388  Architektonik.  [288] 

richtung   ein  helleres   und   geraumigeres   Ansehn ;    sonst    ge- 

4  wahrte  die  sehr  grosse  Thur  das  einzige  Tageslicht.  Die  Tempel 
zerfallen     nun    in    folgende    A  r  t  e  n :     a.     hinsichtlich    der 
Saulenstellung   umher,    in:    1.  aedis   in  antis,   veto?  £i>  <™««- 
ardaiv,   mit  Eckwandpfeilern  unter  dem  Giebel;   2.  prostyles, 
mit  Saulenhallen  an  der  Vorderseite,   und  3.  amphiprostylos, 
an  beiden  schmalen  Seiten;  4.  peripteros,  mit  Saulenumgangen ; 
5.    pseud operipteros ,     mit    Halbsaulen   umher;    6.    dipteros, 
mit     doppeltem    Saulenumgang ;       7.    pseudodipteros ,      mit 
einem   Umgange    von    doppelter   Breite;     8.   den  nach  Tus- 
canischem   Plan   (§.  169);    9.   nach    einem    gemischten  Grie- 
chisch-Tuscanischen  Plan    angelegten   Tempel.     b.  hinsicht- 
lich    der    Saulenzahl    (der   Vorderseite)    in    den  •  tetrastylos, 
hexastylos,    octastylos,     decastylos,     dodecastylos.      c.    hin- 
sichtlich   der  Weite    der  Intercolumnien  in:    1.    den   pycno- 
stylos     (3     mod.);     2.     systylos     (4);     3.    eustylos    (41/*); 

5  4.  diastylos  (6) ;   5.  araeostylos   (mehr  als  6).     Eine  Neben- 
art,    die  Rundtempel,    zerfallt   in:    1.   den    monopteros    (wo 
bios     Briistungen     oder     Gitter     die     Intercolumnien     ver- 
schliessen) ;  2.  peripteros ;   3.  pseudoperipteros ;  4.  Rundtempel 

6  mit  einer  Vorhalle,  einem  prostylum.     Was  aber  die  Theile 
des    Tempels   anlangt ,    so   unterscheidet   man    in    grosseren 
Tempelgebauden  folgende:    1.  den  Grundbau  mit  den  Stufen, 
suggestus,    xQrfnle  oder  xgrinidotpa;   2.   das   eigentliche  Tem- 
pelhaus ,    vaog,    (Tijxo'g ,    cella ,    bisweilen   in    demselben    Ge- 

7  baude  doppelt ;  dazu  gehoren:   a.   TO    fdog,  der   oft  mit  einer 
Brustwehr  oder  Gittern   eingefasste  Ort  der  Bildsaule  (§.  68. 
A.   1),   b.   &r«t*&$o*j    der   mittlere   Platz    unter   freiem  Him- 
mel,  c.  <JTO«/,  die  Saulenhallen  umher,  auch  vcr*oo5o«,   hohere 
Gallerien    (§.    109.    A.   9),    d.    bisweilen    ein     advmv ,    das 

8  Allerheiligste ;    3.   das  Vorhaus ,   ngovaog ;    4.   die   Nachzelle, 
6ni<j&6dopo£    (§.  109.   A.  2);    5.    den  Saulenumgang  nrtQupn, 
alae ,     die    prostyla    inbegreifend ;     6.     angebaute     Saulen- 
hallen,   fr£00Tja06i£,   nur   in  besondern  Fallen  (§.  109.  A.  4). 

9  Wie  sehr  die  alte  Architektonik  sich  bei  den  Tempelgebauden, 
ungeachtet  der  allgemeinen  Regelmassigkeit,  dem  jedesmaligen 
Bediirfniss  des  besondern  Gultus  anzuschliessen  wusste,  wird 
man  um   so  mehr  bewundern  mussen,  je  genauer  man  die 
vorhandenen  Reste  studirt. 


[288]  Alien  und  Theile  der  Tempel.  389 

2.  Ueber  die  Beleuchtung  der  T.  stellt  Quatr.  de  Quincy  (Mem. 
de  I'lnst.  Roy.  T.  III.)  [Jup.  Olymp.  p.  262]  einige  unhaltbare  Behaup- 
tungen  auf.  Vitruv's  Ausdruck  (III,  1.  vgl.  I,  2)  von  dem  medium  sub 
divo  sine  tecto  zwischen  den  doppelten  Saulengallerien  bescbreibt  die 
Hypaethral-Einrichtung  deutlich  genug.  Vgl.  §.  80.  109.  A.  I,  5.  [Ein 
Hypaethron  der  alte  Tempel  auf  dem  Ocba  §.  53.  A.  2,  der  zu  Phigalia, 
§.  119.  A.  3,  der  zu  Delphi  §.  80.  I,  5,  wo  die  Stelle  Eurip.  Ion.  zu  tilgen 
ist,  an  deren  Stelle  Wieseler  ein  andres  Zeugniss  beibringen  wird,  vgl. 
Ulrichs  Reisen  S.  83  f.  Ueber  die  schwierige  Frage  iiber  die  partielle 
Deckung  der  Hypaethraltempel  s.  Stuart  Antiqu.  of  Ath.  a  new  ed.  II. 
p.  33.  not.  c.  K.  F.  Hermann,  die  Hypaethraltempel  des  Alterthums,  Got- 
tingen  1844  (vgl.  Bullet.  1845.  p.  98),  widerlegt  die  Meinung,  dass  diese 
Gattung  vorzugsweise  nur  den  Cult  des  Zeus  angehe  und  nimmt  eine 
»eigentliche«  Hypaethralconstruktion  an,  welche  die  Gella  ganz  unbedeckt 
lasse,  nicht  des  Lichts  wegen  sei,  aber  verbunden  mit  einem  Altar  in  der 
Mitte.  Dagegen  G.  W.  in  der  Allgem.  Zeit.  1846.  Beil.  N.  213  und  beson- 
ders  L.  Ross  Hellenika  1846.  St.  1.  Dieser  leugnet  diese  Bauform,  hin- 
sichtlich  deren  auch  in  der  Hall.  ALZ.  1831.  Int.Bl.  N.  71  Zweifel  geaussert 
sind,  ganzlich.  Boetticher  Der  Hypaethralbau  auf  Grund  des  Vitruvischen 
Zeugnisses  gegen  Prof.  Ross  erwiesen,  Potsdam  1846.  4.  vgl.  Archaeol. 
Zeit.  1846.  S.  359.  Diesen  Ervveis  fiihrt  auch  sehr  ausfiihrlich  R.  Rochette 
im  Journal  des  Savans  1846.  p.  669.  721.]  Die  Thiir  des  T.  legt  Vitruv 
IV,  5,  1  (emendirt  Min.  Pol.  p.  27)  nach  W.,  aber  nicht  bios  die  Atheni- 
schen,  auch  die  lonischen  und  Sicilischen  T.  pflegen  sie  nach  0.  zu  haben. 

4.  T.  mit  ungraden  Zahlen  der  vordern  Saulen  erwahnen  die  Alten 
nicht;  eine  solche  Saulenzahl,  wie  eine  Saulenreihe,   welche  die  Gella  der 
Lange  nach  theilt,  fiihrt  auf  eine  Stoa,  §.  80.  A.  II,  3.  109.  A.  8.    Doch 
hat  auch  der  sog.  T.  des  Hercules  zu  Pompeji  eine  ungrade  Saulenzahl. 

5.  Rundtempel   besonders  zusammengestellt    in  Piranesi's  Raccolta 
dei  Tempi  antichi.     Den  Vesta-T.  lernt  man  durch  Miinzen  kennen.    Vgl. 
280.  A.  6.     Heratempel  in  Plataea  fxaro^Trodog,  Thucyd.  Ill,  68,  gewiss 
nicht  Quadrat. 

6.  T.  mit  doppelten  Gellen  ( va6$  dinkovs)  hatten  gewohrilich  die 
Hauptthuren    nach    den  entgegengesetzten    schmalen  Seiten,    doch  kommt 
auch  vor,  dass  man   durch  einen  in  den  andern  geht.      Paus.  VI,  20,  2. 
Hirt  Gesch.  III.  S.  35.     Von  zwei  T.  als  Stockwerken  fiber  einander  kennt 
Paus.   ein    Beispiel,  IV,    15.     Den  grossen  T.   zu  Kyzikos,  §.   153.  A.  3, 
theilt  Aristeides   in  den    xarayf  tog ,    pesos  und  vn£Q(po$}    iiberall    liefen 
Gallerien,  dgopot,    durch  denselben.     Romische  T.   auf  Miinzen  haben  oft 
mehrere  Stockwerke  von  Saulenballen  nach  aussen.     Ueber  basilikenartige 
T.,  wie  den  T.  der  Pax,  Hirt  III.  S   36. 

7.  "IKQICC   ns^i   TO    f'd'og,-,    in   der  Inschr.  Aegin.   p.  160, 


390  Architektonik.  [289] 

urn  den  Thron  zu  Olympia,  Paus.  V,  11,  2;  ahnliche  wohl  im  Parthenon 
§.  109.  A.  2.  [In  den  dort  angefiihrten  Getting.  Anz.  sind  Bedenken  fiber 
den  Standort  des  Kolossalbildes  im  Parthenon  erortert,  welche  wegfallen 
durch  die  Bemerkung  von  Ulrichs  a.  a.  0.  S.  84,  dass  in  der  Mitte  der  Gella 
unter  dem  Hypaethron  ein  Altar  stand.  Nach  der  Wegraumung  der  zum 
Theil  von  selbst  eingesturzten  Moschee  sind  die  Spuren  der  viereckten 
Basis  dieses  Altars  noch  deutlicher  geworden.  Dass  hier  nicht  die  Statue 
gestanden  habe ,  wie  Cockerell  und  Dodwell  meinten ,  sondern  an  der 
Hinterwand  der  Gella,  wie  in  Olympia  und  uberall,  wie  auch  Stuart  annahm, 
.ist  klar.J  Der  Demeter-T.  zu  Paestum,  §.  80.  A.  II,  1,  hat  eine  innere 
Aedicula  fur  das  mystische  Bild.  Der  Pompejanische  T.  der  Fortuna  ein 
Tribunal  mit  einem  Prostyl  in  einer  Nische,  M.  Borb.  II.  tv.  B.  Von  ahn- 
licher  Art  der  Thalamos  in  Asiatischen  T.  §.  153.  A.  3.  192.  A.  5. 

1  289.     Eine   sehr  ausgedehnte  Glasse  von  Gebauden  bil- 
deh    bei  den  Alien  die  zum   Zuschauen    eines  Kampfspieles 
bestimmten ,   fur  mnsische ,  gymnische  und  andre  A  g  o  n  e  n 

2  eingerichteten.     Ein    offner  Raum,    geebnet    und   nach    den 
Forderungen  des  Agon  abgesteckt  und  eingetheilt,  bildet  den 
ersten    und   wesentlichen   Theil;    daruber   mussen  sich,    um 
moglichst  Viele  zuschauen  zu  lassen,  terrassenformige  Flachen 
und  Stufen  erheben,  welche  indessen  oft,  besonders  bei  Stadien 
und  Hippodromen,  auf  eine  natiirliche  Weise  durch  Benutzung 

3  der  umliegenden  Hohen  gewonnen  wurden.     Beim  Theater 
tritt    zu    dem   ebnen  Tanzplatz,    dem  urspriinglichen  Ghoros 
(§.  64.  A.  1),   noch  ein  Geriist   rnit   seiner  Riickwand  hinzu, 
welches    einzelne   Personen    uber    die   Menge    emporzuheben 
und  in  einer  fremden,  dichterischen  Welt  zu  zeigen  bestimmt 

4  war.     Daraus    ergeben   sich    die   Theile:    A.  Orchestra,    mit 
der   Thymele   (dem   Dionysos- Altar)   in    der  Mitte,  und   den 
offnen    Zugangen    (dQopog?)     an     der    Seite     (deren    Raum 

5  Andre  der  Buhne  zutheilen).     B.    Scenengebaude ,   bestehend 
aus   1.   der   Scenenwand  (axr?^),    mit   ihrer  festen  Decora- 
tion, die  sich  in  mehrern  Stockwerken  (episcenia)  erhebt,  und 
aus  Saulen,  Zwischenwanden    und   Gebalk  zusammengesetzt 
ist;    2.   den  vortretenden  Seitenwanden  oder  Flugeln  ' (maQa- 
Gxiivict,    versurae    procurrentes) ;     3.     dem    Raum    von    der 
Scenenwand    zwischen    den    Flugeln     (*$•<** fjwa») ,     welcher 
durch   ein    holzernes    Geriist    (oxolftas,   loyziov)    erhoht    ist; 
4.  der  Fronte  dieses  Geriistes  gegen  die  Zuschauer  und  dem 

6  dadurch  bedeckten  Raume  (vnoax^viov).     G.  Der  Schauplatz 


{280]  Theater.  391 

oder  das  eigentliche  Theatron  (xollov ,  cavea),  die  in  einem 
verlangerten  Halbkreis  umherlaufenden  Sitzstufen,  concen- 
trisch  getheilt  durch  breite  Gange  (^«ajiwy«t« ,  praecinctio- 
nes),  keilformig  durch  herablaufende  Treppen  (in  die  xegxi- 
dag , '  cuneos).  Die  Sitzstufen  waren  ehemals  holzerne  Ge- 
riiste  (t'xgm),  hernach  bei  den  griechischen  Theatern  meist 
auf  dem  Felsboden  angelegt.  D.  Der  Saulenumgang ,  ^Q(-  7 
naro?,  iiber  den  Sitzreihen,  der  dem  Theatron  zu  Erwei- 
terung,  dem  Ganzen  zum  imposanten  Abschluss  diente, 
und  auch  durch  Zwecke  der  Akustik  (TO  avvrftsTv)  wimschens- 
werth  gemacht  wurde,  welche  nebst  der  Perspective  (§.  107) 
em  Hauptstudium  der  Theaterbauer  war.  Auch  hinter  dem  i 
Scenengebaude  waren  Saulenhallen  (porticus  pone .  scenam) 
eine  dem  Publicum  erwunschte  Zugabe.  Das  OdeionS 
geht  aus  dem  Theater  hervor,  wie  die  Musik  einzelner  Vir- 
tuosen  aus  den  Festgesangen  der  Chore ;  hier  wo  kein  Raum 
fur  Bewegung  nothig  ist;  wo  hauptsachlich  nur  gehort  zu 
werden  braucht,  riickt  das  Ganze  zusamrnen,  und  kommt 
unter  ein  kreisformiges  Dach. 

3.  Man  muss  sich  indess  hiiten,  bei  den  zahllosen  Theatern  in  alien 
Theilen  der  Griechischen  Welt  iiberall  gleich  die  Bestimmung  fiir  Dramen 
vorauszusetzen.  Ziige,  mit  Wagen  und  Pferden  (Athen.  IV.  p.  139),  Bac- 
chische  Schwarme,  Heroldsrufe,  Musterungen,  wie  die  der  Waisen  der  im 
Kriege  Gebliebenen,  wenn  sie  der  Athenische  Staat  in  voller  Riistung  ent- 
liess,  fanden  ebenfalls  hier  statt;  ja  das  Theater  wurde  immer  mehr  der 
'Ort  der  Volksversammlungen,  und  die  Buhne  vertrat  dann  gewiss  das 
einfachere  Bema  auf  der  gleichfalls  theaterformig  angelegten  Pnyx. 

4  —  7.  Theater-Ruinen:  in  Griechenland ,  besonders  Epidauros 
(§.  106.  A.  2),  Argos  (450  F.  im  Diameter,  nach  Leake),  Sikyon  (Leake 
Morea  III.  p.  369,  400  F.),  Megalopolis,  Sparta,  Thorikos  (Dodwell  Views 
pi.  23),  Ghaeroneia,  Melos  (Forbin  Voy.  dans  le  Levant  pi.  1),  Nikopolis, 
bei  Rhiniassa  in  Epeiros  (Hughes  Trav.  [I.  p.  486]  II.  p.  338),  bei  Dra- 
myssos  in  der  Nahe  von  Jannina  (Donaldson  Antiqq.  of  Ath.  Suppl.  p.  46 
pi.  3).  In  Kleinasien,  besonders  Assos,  Ephesos  (660  F.),  Miletos,  Lindos, 
Stratonikeia,  Jassos,  Patara,  Telmissos,  Kisthene,  Antiphellos,  Myra,  Limyra, 
Side  (am  besten  erhalten),  [noch  vollstandiger  das  zu  Aspendos  nach  Texier], 
Hierapolis,  Laodikeia  (wo  viel  von  der  Scene  erhalten  ist,  Ion.  antiq.  II.  pi.  50), 
Sagalassos  (ebenfalls,  Arundell  Visit  p.  148),  Anemurion,  Selinus  in  Kilikien. 
Leake  Asia  min.  p.  320  ff.  [Das  zu  Aphrodisias  Ion.  Antiqu.  III.  ch.  3. 


392  Architektonik.  [289] 

pi.  4  ff.  zu  Knidos  ch.  1.  das  obere  pi.  3.  24  f.  das  niedere  pi.  22  f.  32]. 
In  Syrien,  besonders  die  Theater  von  Gerasa,  ems  mil  offner  Scene  aus 
Saulen,  eins  mil  geschlossner.  Buckingham  Trav.  in  Palest,  p.  362.  386. 
In  Sicilien,  Syrakus  (§.  106.  A.  2),  Tauromenium,  Gatana,  Himera,  Egesta 
(Hittorf  pi.  7—9).  Das  zu  Egesta  Bull.  1833.  p.  169.  [Theater  und 
Odeon  von  Catania,  Serradifalco  T.  V.  tv.  1  —  6,  das  von  Tauromenium 
das.  tv.  20—25,  von  Tyndaris  tv.  31.]  In  Etrurien  §.  170.  A.  1.  Die 
Menge  dieser  Ruinen,  und  die  Vollstandigkeit  mancher  lasst  hoffen,  dass 
wir,  nach  den  neuern  Arbeiten  von  Groddeck,  Genelli,  Kanngiesser,  Meineke, 
Stieglitz,  Hirt,  Donaldson,  Cockerell,  den  Herausgebern  Vitruv's,  noch  eine 
auf  vollstandige  architektonische  Benutzung  des  Materials  gegriindete  Dar- 
stellung  des  alten  Theaters  erhalten  werden.  Stieglitz  Beitr.  S.  174  unter- 
scheidet  pulpitum  und  proscenium.  Merkwiirdig  ist  der  Unterschied  der 
Theater  in  Kleinasien,  auch  des  Syrakusischen,  mit  stumpfwinklig  schliessen- 
den  Sitzplatzen,  und  der  in  Griechenland  vorhandnen  mit  rechtwinklig 
abgeschnittenen.  [J.  H.  Strack  das  altgr.  Theater,  Potsdam  1843  f.  Manche 
Nachweisungen  in  F.  G.  Welckers  Griech.  Trag.  S.  925.  1295  ff.) 

Das  Romische  Theater  (§.  188.  A.  4.  190.  A.  1,1.  a.  b.  A.  4. 
vgl.  §.  256.  259.  A.)  ist  nur  eine  modificirte  Form  des  Griechischen  mit 
anderer  Benutzung  der  Orchestra.  Seine  Einrichtung  wurde  hernach 
wieder  auf  Recitationssale  uberlragen.  Giulio  Ferrara  Storia  e  descr.  de 
princip.  teatri  ant.  e  moderni.  Milano  1830.  8.  [Vollstandig  erhalten  ist 
das  Romische  Theater  zu  Falerona  (selbst  von  den  Periakten  die  Unter- 
lage),  wovon  man  zu  Rom  Modelle  hat.  In  Vicenza  wurde  eines  entdeckt 
1839,  durch  den  Architekten  Mighiranza,  das  nach  der  Grosse,  dem  Reich- 
thum  der  Mannorverzierungen  und  Statuen  aus  der  Zeit  des  Augustus  zu 
sein  scheint.  Das  zu  Parma  wurde  1844  tiefer  unter  dem  Boden  auf- 
gefunden  und  ist  ebenfalls  wohl  erhalten.  Ueberreste  ausserdem  in  Bres- 
cia, Assisi,  Teoni,  in  Nora  in  Sardinien  (della  Marmora  voy.  de  la 
Sardaigne  T.  II.  pi.  37,  2),  in  Sagunt  (Schiassii  de  tipo  ligneo  theatri 
Saguntini,  Bononiae  1836,  cf.  Bullett.  1837.  p.  376.)] 

6.  Die  raumersparende  und  elegante  Form  der  Sitzstufen  lernt  man 
an    den  Ruinen   besonders   kennen.     Die   leise  Neigung   der  horizontalen 
Flachen  nach  hinten,  die  in  Epidauros  statt  findet,  sichert  Sitz  und  Schritt. 
[Man  findet  diess  Qfters,   z.  B.  an  dem  kleineren  Theater  zu  Melos.]     Der 
Raum  fur  die  Fiisse  ist,   gegen  den  zum  Sitzen  bestimmten,   eingesenkt; 
nur  beim  Theater  von  Tauromenium  und  sog.  Odeum  von  Catania  sind 
(nach  Hittorff)  besondre  Stufen  fur  die  Fusse,  andre  fur  den  Sitz  bestimmt. 
Ueber  die  die  Platze  trennenden  lineae  (die   man  im  Amphitheater  von 
Pola  noch  sieht)  Forcellini  s.  v. 

7.  Ueber  diesen  Saulengang  besonders  Appulej.  Melam.  III.  p.  49. 
Bip. ;    derselbe    spricht    Florid,    p.    141    von    der   pavimenti    marrnoratio, 


[290]  Stadien,  Hippodromen,  Amphitheater.  393 

proscenii  contabulatio  ,  scenae  columnatio,  cler  culminum  eminentia  und 
lacunarium  refulgentia.  Diesen  Saulengang  unterbrachen  mitunter  Tempel 
wie  bei  dem  Theater  des  Pornpejus,  §.  188.  A.  4,  auch  bei  dem  Amphi- 
theater von  Herakleia,  nach  der  Miinze,  Buonaroti  Medagl.  tb.  4,  7.  vgl. 
p.  275  f.  Das  Proskenion  zu  Antiocheia  enthielt  ein  Nymphaeon.  - 
Gegen  die  alte  Meinung  von  der  Verstarkung  des  Schalls  durch  die  ein- 
gesetzten  Gefasse  und  die  Form  der  Masken  spricht  Chladni,  Gaecilia  H.  22; 
doch  soil  Banks  Spuren  von  Schallkammern  zu  Skythopolis  entdeckt  haben. 


8.  Die  Odeen  waren  Theatern  ahnlich  (ftEargozidsg  aSslov,  Inschr. 
aus  Arabia  Petraea  bei  Letronne  Analyse  du  recueil  d.  Inscr.  de  Vidua 
p.  24),  mit  grossem  kreisformigem  Dache  §.  106.  A.  3,  vgl.  das  Epigr.  in 
Welcker's  Syll.  p.  44),  welches  auf  sehr  vielen  Saulen  ruhte  (Diodor  I,  48. 
Theophr.  Char.  3  u.  A.).  Die  Biihne  musste  in  der  Mitte  sein.  Die 
theatra  tecta  dagegen,  wie  das  von  Valerius,  Plin.  XXXVI,  24,  und  das 
Pompejanische,  hatten  eine  gewohnliche  Biihne.  Martini  von  den  Odeen. 
[Klausen  in  der  Encyklop.  von  Ersch  und  Gruber,  G.  Rose  fiber  die  Odeen 
in  Athen,  Rom  u.  Karthago,  Soest  1831.  4.  Odeum  in  Laodikeia,  Ion. 
Antiqu.  II.  ch.  6  in  Smyrna,  Aristides  Rhod.  I.  p.  630,  in  Catania  u.  s.  w.] 

290.  Die  Stadien  erhalten  ihre  Form  hauptsachlich  1 
durch  die  Bestimmung  fur  den  Lauf,  worauf  sich  die 
Schranken  (fiahpig  und  vGnlrfe)  und  die  Zielsaule  (T%W, 
meta),  so  wie  die  Lange  der  Bahn  beziehn;  doch  wird  dabei 
auch  in  der  Nahe  der  Zielsaule  fur  den  Raum  des  Ring- 
und  Faustkampfs  und  anderer  Uebungen  gesorgt  :  dieser  Theil 
des  Stadions  (aqevdovri  genannt)  hat  durch  abgerundete 
Form  und  Sitzstufen  Aehnlichkeit  mit  einem  Theater.  Der  2 
Hippodrom  war  zuerst  eine  sehr  einfache  Anlage  ;  bei 
den  Griechen  wurde  besonders  die  zweckmassige  Anlage  der 
Schranken  (aysais  mit  dem  fyfiolov)  ein  Gegenstand  feiner 
Berechnung  (§.  106.  A.  4);  die  Rorner  machten  aus  ihrem 
Circus  ein  grosses  Prachtgebaude  ,  als  dessen  Haupttheile 
unterschieden  werden:  das  Vordergebaude  (oppidum)  mit  den 
Schranken  (carceres  ,  yafadcaTai  laxaqfast^)  und  dem 
Thore  fur  die  Circus  -Pompa;  die  Rennbahn  mit  der  von 
zwci  Spitzsaulen  (metae  ,  vvocai,  xa^^m^fis)  begrenzten 
Spin  a  ,  und  dem  Euripus  umher  ;  die  Mauer  umher  mit 
den  Sitzreihen  (podium  et  sedilia)  und  Prachtlogen  (sugge- 
stus  et  cubicula);  wozu  nach  aussen  noch  ein  Porticus  mit 
Tabernen  hinzukommt.  Die  Amphitheater,  obgleich  erst  3 


394  Architektonik.  [290] 

in  Italian  aufgekommen ,  sind  durchaus  in  dem  einfachen 
und  grossartigen  Sinne  der  Hellenischen  Architekten  gedacht ; 
auch  war  die  Aufgabe  hier  leichter  als  bei  dem  Theater.  Die 
elliptische  Form,  welche  die  Arena  durchgangig  erhielt,  gab 
den  Vortheil  einer  langeren  Linie  fiir  andringende  und  ver- 
folgende  Bewegungen;  das  Local  verlor  dadurch  die  Einfor- 
migkeit  der  iiberall  gleiche  Vortheile  darbietenden  Kreisflache. 

4  Theile  des  Amphitheaters  sind:   1.  die  Arena  mit  den  unter- 
irdischen  Gangen  und  den  fiir  das  einzelne  Spiel  bestimmten 
Ausriistungen ;  2.    die    Grundmauer   der    Sitze    (podium);    3. 
die  verschiedenen  Stockwerke  (maeniana)  der  Sitzreihen  (gra- 
dationes)  mit  ihren  Treppen;  4.  die  verschiedenen  Umgange 
zwischen    den   Maenianen    (praecinctiones)    mit   den    Pforten 
unter   den   Sitzen   (vomitoria);    5.   die  hoheren  und  niedern 
Gewolbe  und  Arkaden  (fornices,  concamerationes)   iiber-  und 
nebeneinander ,  die  den  ganzen  Raum  unter  den  Sitzen  ein- 
nahmen;  6.  die  Stockwerke  der  Saulenarchitektur  nach  aussen; 
7.  die  Porticus  urn  das  ganze  Amphitheater  iiber  dem  hoch- 
sten  maenianum ;    8.   der  hochste  Umgang  mit  den    Balken, 
von     denen    vermittelst    eines    ungeheuern     Tauwerks    die 

5  Segeltiicher    (vela)  ausgespannt  wurden.     Wie  Amphitheater 
bisweilen  mit  Wasser  gefiillt    und  die  Arena   in   ein  Bassin 
verwandelt    wurde:    so  entstanden   in  Rom   durch  die  uner- 
sattliche  Sucht   nach  offentlichen  Volksergotzungen  auch   als 
besondre  Art  von  Gebauden  die  N  a  u  m  a  c  h  i  e  n  ,    welche 
grossere  Flachen  im  Innern  fiir  Seegefechte  darboten. 

1.  Diese   Sphendone    (Malalas  p.  307   ed.  Bonn.)   sieht   man    sehr 
deutlich  an  dem  Ephesischen  Stadion,   wo  sie  zugleich  durch  einige  vor- 
springende  Sitze  von  der  iibrigen  Rennbahn  abgesondert  ist.    Das  Messe- 
nische  Stadion,   welches  von  Colonnaden  umgeben  ist,    hat   16  Sitzreihen 
in  der  Sphendone.    Exped.  d.  la  More~e  p.  27.  pi.  24  ff.     Beim  Pythischen 
Stadion  (welches  Cyriacus   Inscr.    p.    XXVII.   beschreibt)    nennt  Heliodor 
IV,  1  dies  ein  &SCCTQOV.    Mehrere  Stadien  in  Kleinasien  (Magnesia,  Tralles, 
Sardis,  Pergamon)  sind  an  b eid en Enden abgerundet.  Leake  Asiamin.  p.  244. 

2.  [Der  Hippodrom  zu  Aphrodisias  Ion.  Antiqu.  III.  ch.  2.  pi.  10  ff. 
Wohl  erhalten  ist  auch  der  in  Perga.    Ueber  die  phiale  (der  Brunnen) 
des   Hippodroms   zu   Gonstantinopel ,    Texier  Bevue   archeol.  II.  p.  142.] 
Die  Zierden    der  Spina   des  Romischen  Circus,    u.  a.    das   pulvinar,    die 
Geriiste   mit  Eiern  und  Delphinen,    konische  Pyramiden  auf  einer  Basis, 
sind   zum    Theil   von   decursiones    funebres,    auch   vom    Poseidonsdienst 


[291]  Hallen.  395 

hergenommen.  [Das  pulvinar  fur  die  ausgezeichneten  Personen,  das 
maenianum,  eine  Treppe  der  verschiedenen  Etagen;  der  Euripus  wehrte 
den  Rennern  sich  dem  Podium  zu  nahern.]  Der  Euripus,  so  wie 
das  Bassin  (lacus)  der  Spina  (deutlich  am  Circus  des  Garacaila  und  auf 
Mosaiken)  dienten  dazu,  den  Sand  zu  feuchten.  —  Roms  Circus  Max. 
war  2100  Fuss  lang,  400  breit,  und  von  Gallerien  in  drei  Stockwerken 
(OTOKIS  TQiGTeyois,  Dion.  Hal.)  umgeben,  wovon  die  untern  steinerne,  die 
obern  holzerne  Sitzreihen  batten;  er  fasste  in  Trajan's  Zeit  gegen  300,000 
Zuschauer.  G.  L.  Bianconi's  Werk  §.  258.  A.  4.  Mosaiken  §.  424.  A.  2. 

3.  Die  Griechen  verwandelten  bisweilen  Stadien  in   Amphitheater, 
Hirt  Gesch.  II.  S.  345.    Lipsius  de  amphith.,  Thes.  Ant.  Rom.  IX.  p.  1269. 
Maffei  degli  Amfiteatri.     Carli  d.  Anfiteatri  (das  Flavium,  das  von  Italica 
und  von  Pola).    Mil.  1788.    Fontana  Anfit.  Flavio  (§.  190.  A.  3).  1725.  f. 
Amphitheater-Ruinen  in  Italien  §.  258.  260.  A.    Bibliot.  Ital.  XLI.  p.  100. 
Vgl.  §.  254.  256.  262. 

4.  Die    unterirdischen    Gange   der   Arena   haben    die  nenern  Aus- 
grabungen  des  Coliseo  gezeigt.    S.  Lor.  Re,  Atti  d.  Ace.  archeol.  II.  p.  125 
(fur  Bianchi,   gegen  Fea).     [Das  Amphitheater  von  Syrakus,   Cavallari  b. 
Serradifalco  IV.  tv.  13—15,  von  Catania  V.  tv.  7 — 9;  iiber  das  von  Capua 
1st   ein   grosses    Werk   vorbereitet.]     Die    Schau   der  amphitheatralischen 
Spiele  kann  man  sich  in  ihren  seltsamen  Combinationen  nicht  wurider- 
bar,   aufregend   und  iiberraschend   genug  vorstellen.     Die  glanzende  Aus- 
schmuckung,  die  beweglichen  elfenbeinernen  Cylinder  und  Goldnetze  zum 
Schutze  des  Podium,  die  Gemmen  am  Balteus,  d.  h.  den  Praecinctionen,  und 
die  Vergoldung  der  Porticus  schildert  besonders  Calpurnius  Eel.  VII,  47  ff. 

5.  Bei  Augustus  Naumachie  betrug  die  langere  Achse  1800  (Bassin) 
und  100  F.  (Sitze),  die  kiirzere  1200  u.  100  F. 

291.     Eine   andre  Glasse   von  Gebauden   biTden   die  zu  1 
offentlich-geselligem  Verkehr,  wie  ihn  die  Alten  sehr  liebten, 
zu   Handel    und    Wandel    und    allerlei    Versammlungen    be- 
stimmten   Hallen,    bei    denen    ein    auf  Saulen    ruhendes, 
Schutz  gegen  Sonne   und  Regen   darbietendes  Dach  eben  so 
die  Hauptsache  ist,    wie  es  bei  den  Tempeln  bios  ausserlich 
hinzutritt.     Hierher  gehoren   erstens   ganz  offne  Hallen   von  2 
zwei  oder  mehrern  Saulenreihen  (tetrastichoe ,    pentastichoe), 
dergleichen  bald  strassenartig  die  Stadte  durchschnitten ,   wie 
die  grossen  Saulenalleen  der  Syrischen  Stadte   (§.  149.  A.  4. 
192.  A.  *5) ,     bald  viereckige  Markte    oder   andre  Platze  um- 
gaben;    auch  bildeten  sie  bisweilen   eigne  Gebaude  fiir  sich. 
Dann  treten  aber  auch  zu  den  Saulenreihen  Wande  an  einer  3 
oder  an  beiden  Seiten  hinzu,   und  es  bilden  sich  die  Hallen 


396  Architektonik.  [291] 

aus,  die    aus   Griechenland    n,ach    Rom    unter    dem    Namen 
Basil! ken     kamen     (ntoai     paadiKai    §.    180.    A.    3.    188. 

4  A.  3.  191.   A.  1.  194).     Man    unterscheidet    hier:   drei   oder 
fiinf  nebeneinander  her  laufende  Schiffe,   nebst  den  Gallerien 
liber  den   Seitenschiffen ,    welche    durch    doppelte  Saulenstel- 
lungen  gebildet  werden;  das  Ghalcidicum  vorn,  und  das  Tri- 
bunal  im   hintern  Theil  des   Gebaudes,    oft    in   einem  halb- 

5  kreisformigen  Ausschnitt  (xdy^iy).       -   Andre    offentliche    Ge- 
baude  begniigen   wir  uns  nur   zu  erwahnen ,   da   iiber  ihre 
Einrichtung  kaum  etwas  Allgemeines   gesagt  werden  kann, 
wie  die  Buleuterien  oder  Curien;  diePrytaneia  der 
Griechen   mil  den  T  hoi  en  oder  Rundgebauden ,   welche  fur 
Staatsopfer   der  Prytanen    bestimmt    waren;    [die   Schiffs- 
hauser,   vttagia  (Boeckh  Urkunden  des  Attischen  Seewesens 
S.  64  if.)    und   Skeuotheken,    die  beriihmte    des  Philon   im 
Peiraeeus  Olymp.  112  (das.  S.  71)];   die  oft  sehr  festen  und 
Burgverliessen   ahnlichen   Gefangnisse;    die    Thesauren 
(aeraria),  wobei  unterirdische  kellerartige  Gewolbe  auch  noch 

6  spater  als  Hauptsache  vorkommen.[?]   Die  zahlreichen  Gruppen 
von    Thesauren,   welche    auf  Platformen    (xQr\niSsg)  bei  den 
Tempeln    von    Delphi   und    Olympia    standen,    waren    wohl 
auch  meist  Rundgebaude. 

2.  So  lagen  z.   B.  in  Athen  nach  Paus.  I,  2,  4  mehrere  T.,  ein 
Gymnasion   und  Polytion's  Haus   in   einer  Stoa,   d.  h.   in  einem  von  ihr 
eingeschlossnen  Viereck.     Von  derselben  Art  war  die  Porticus  des  Metell, 
§.   180.  A.  2.   190.   A.  1,  I.     Die  Halle  von  Thorikos  (§.  109.  A.  8)  zeigt 
keine  Spur  von  Mauern,   und  war  also  wohl  ein  blosses  Saulengebaude ; 
so  auch  grosstentheils  die  Portikus  des  Diocletian  zu  Palmyra,   Cassas  I. 
pi.  93  ff.  -  Vgl.  Hirt  Gesch.  III.  S.  265. 

3.  Die  Korkyraeische  Halle  zu   Elis  enthielt   eine  Mauer  zwischen 
zwei  Saulenreihen,  Paus.  VI,  24,  4.    Eine  Gryptoporticus  hat  an  beiden 
Seiten  Wande  mit  Fenstern,  und  wahrscheinlich  nur  Halbsaulen  dazwischen. 
Ueber  schwebende  Hallen  §.  149.  A.  2.  vgl.  §.  279.  A.    Forcellini  s.  v. 
inaenianum.  solaria,  Maeniana,  ^KXGTTJQIK,  Salmasius  Hist.  Aug.  I.  p.  676. 
[Halle  der  Agora  zu  Aphrodisias,  Ion.  Ant.  III.  ch.  2.  pi.  6  ff.] 

4.  Die  Ba  si  liken  lernt   man  besonders  aus  der  des  Vitruvius  zu 
Fanum  (deren  Beschreibung  indess   noch  manche  Dunkelheit    hat),    der 
Pompejanischen  (Mazois  III.  pi.   15  ff.    Gell  Pomp.  New  Ser.  ch.  2),  der 
zu  Ocriculum  und  den  Ghristlichen  kennen.     Ueber  den  Vorsaal,   welcher 


[292]  Basiliken,  Thesauren.     Gymnasien.  397 

Chalcidicum  hiess,  also  aus  Chalkis  stammte,  s.  Hirt  II.  S.  266.  Sachse's 
Stadt  Rom  II.  S.  7.  Das  Pompejanisehe  Chalcidicum  indess  bildete  ein 
besondres  Peristyl  mit  einer  Cryptoporticus  dahinter.  Becchi  del  Calcidico 
ed.  Gripta  di  Eumachia.  N.  1820  porticus  cripta  Orelli  Inscr.  n.  3279.  3291. 
3293.  Den  Ausdruck  xoy;^  hat  Malalas  oft.  [olytieti  noKvogocpot  Jacobs 
ad  Philostr.  Imag.  4,  23.] 

5.  Der  Tholos  von  A  then  hiess  auch  Skias  (Suidas  s.  v.  -Sxm's, 
C.  I.  p.  326)  und  war  also  eine  Art  Gebaude  mit  der  Skias  des  Theodoros 
zu  Sparta,  §.  55.  A.,  nur  dass  diese  gross  genug  war,  Volksversammlungen 
fassen  zu  konnen.     War   der  tholus  qui  est  Delphis  (de  eo   scripsit  Theo- 
dorus  Phocaeus,   Vitruv   VII.  Praef.)   das   Buleuterion  daselbst,   oder  ein 
Thesauros  ?    Von  Resten  eines  Rundbaues  ebenda  sprechen  die  Reisenden 
6'fter.  —  Die  §.  48  dargelegte  Idee  von  den  alten  Thesauren  stellt  Welcker, 
Rhein.  Mus.  II,  3.  S.  469  ff.,  in  Zweifel :  aber  erstens  bezeichnet  doch  die 
einheimische  Tradition  die  bewussten  Gebaude  entschieden  als  die  Thesauren 
des  Minyas  u.  Atreus  (der  auch  jetzt  ein  u^Tdyaiov  o/xq/ia  ist,  wie  ihn 
Paus.  nennt),  und  zweitens  mangelt  es  zu  sehr  an  Analogien  in  Griechen- 
land,  um  solche  Dome  gegen   die  Tradition  fur  Graber  zu   erklaren.    S. 
jetzt  fiber  diese  Dodwell  Views  of  Cyclop,  remains  pi.  9.  10.  11.  13. 

6.  Diese  Gebaude  (fiber  deren  Stellung  Paus.  VI,  19,  1 )  heissen  bei 
Polemon  Athen.  XI.  p.  479  vaoi ,    bei  Euripides   Androm.   1096   XQVGOV 
yspovru  yvaku.     Naoi   werden   auch    die   kleinen  Gebaude  genannt,    die 
zum  Tragen  von  Preis-Tripoden  bestimmt  waren  (§.  108.  §.  4),  Plut.  Nik.  3. 
Vgl.  §.  232.  A.  4. 

292.  Unter  den  offentlichen  Gebauden,  welche  fur  die  l 
allgemeine  Korperpflege  errichtet  wurden,  waren  in  Griechen- 
land  die  Gymnasien,  in  Rom  und  wahrscheinlich  schon 
im  Makedonischen  Orient  die  Thermen  die  bedeutendsten. 
Beide  stehn  in  engem  Zusammenhang  mit  einander,  indem 
eben  so  wie  sich  in  Griechenland  das  warme  Bad,  als  Mittel 
gegen  die  Ermiidung,  an  die  athletischen  Uebungen  anschloss, 
in  Rom  einige  Leibesiibung  mit  dem  Gebrauch  der  Bader  ver- 
bunden  zu  werden  pflegte.  Die  Griechischen  Gymnasien  2 
enthalten  in  ihrer  Vollstandigkeit  folgende  Raume  und  Zim- 
mer:  A.  als  Stiicke  des  Haupttheils,  der  Palaestra:  1.  das 
Stadion,  2.  das  Ephebeion,  den  Uebungssaal  der  Jiinglinge, 
3.  Sphaeristerion ,  fiir  das  Ballspiel,  4.  Apodyterion,  fur  das 
Auskleiden,  5.  Elaeothesion ,  Aleipterion,  fiir  das  Ein- 
olen,  6.  Konisterion,  fiir  das  Einreiben  mit  Staub,  7.  den 
Schwimmteich  (xo*t>^#e«)  nebst  andern  Badeanstalten, 


398  Architektonik.  [292] 

8.   bedeckte    Bahnen    (%VOTOI,    in    Rom    porticus    stadiatae, 
stadia     tecta),     9.    offne     Bahnen     (nsQidQOfiidsg,     in    Rom 

3  hypaethrae    ambulationes    oder    xysti);     B.   als    umgebende 
Theile:   allerlei  Zimmer  (oeci),  offne  Sale  (exedrae),  Saulen- 
hallen    (porticus,    auch    cryptoporticus) ,    durch    welche    das 
Gymnasium  zugleich  der  Tummelplatz  einer  geistigen  Gym- 

4  nastik  zu  werden  geeignet  war.     Aehnlich   unterscheiden  wir 
nun    bei    den    Thermen:    A.    das    Hauptgebaude ,    darin: 

1.  das   Ephebeum,    den    ganzen  Ringsaal   in    der  Mitte   des 
Ganzen,    2.   das    kalte    Bad    (balneum   frigidarium),    3.   das 
laue    (tepidarum),   4.    das    heisse    (caldarium),    5.  die  damit 
oft  vereinigte  Schwizstube  (Laconicum  s.  sudatio  concamerata, 
darin  der  clypeus  und  das  labrum,  darunter  das  hypocaustum 
mit     der     suspensura),     6.   das     Salbzimmer     (unctuarium), 
7.  Sphaeristerium  oder  Goryceum,  8.  Apodyterium,  9.  Elaeo- 
thesium,    10.  Gonisterium,    11.  den   Schwimmteich   (piscina), 
12.  Xysten,     13.    allerlei    Zimmer    fur    Aufwarter,     14.  das 
Vestibulum    (alle   diese    Stucke,    das  Vestibulum,   Ephebeum 
und    die  Piscina    ausgenommen ,    pflegen    doppelt   vorhanden 

5  zu   sein);    B.   umgebende   und   einfassende  Anlagen,   wie  sie 
sonst  den  Museen  besonders  zukommen,  Porticus,  Exedren, 
Zimmer  zur  gelehrten  Unterhaltung  (scholae)  und  Bibliotheken, 
auch  theaterformige  Baue. 

2.  Die  am  besten  erhaltenen  Ruinen  von  Gymnasien  finden  sich 
in  Ephesos  (das  prachtigste  in  Asien,  erbaut  von  Hadrian,  Phiiostr.  Vit. 
Soph.  I.  Polemo),  Alexandreia  Troas  und  Hierapolis  (die  letzten  hat  Gockerell 
gezeich.net).  Zur  Ausf tinning  der  obigen  Angaben  aus  Vitruv  s.  Hirt  III. 
S.  233  ff.  Kruse  Theagenes  S.  131  ff.  [Plan  der  Palaestra,  Leake  Tour  in 
Asia  minor,  Zusatznote  3.] 

4.  Im  alterri  Griechenland  und  Rom  waren  die  Bader,  palavsZcc, 
geringfugige  Gebaude,  und  wahrscheinlich  in  der  Regel  Privatunter- 
nehmungen.  (Oeffentliche  IOVZQ(OVK<S.  erwahnt  indess  Xenoph.  RP.  Ath. 

2,  10.)     Dabei  war  eine  runde  und  gewolbte  Form  schon  in  Athen  die 
gebrauchliche ,  Athen.  XI.   p.  501.     Diese  Form  blieb  aber  immer  fur  die 
Badesale;  grosse  Fenster  im  Gewolbe  fingen  die  Sonne  ein.    Vgl.  Lukian's 
Hippias  5.    Seneca  Ep.  86.   Statius  Silv.  I,  5,  45.   Plin.  Ep.  II,  17.   Sueton 
de  ill.  gramm.  9.  11.    Vgl.  §.  194.  A.  3.     [Bader  in  Knidos  Ion.  Ant.  III. 
ch.  1.  pi.  12  ff.] 

Die  Einrichtung  der  Bader  und  Thermen  kennenwir  besonders  durch  das 
Bild  aus  den  Thermen  des  Titus  (Winckelm.  W.  II.  Tf.  4.  Hirt  Tf.  24.  2)> 


[293]  Thermen,  Museen,  Privathauser.  399 

die  auf  die  nothigen  Theile  beschrankten  Thermen  von  Badenweiler 
(§.  264.  A.  2)  und  Pompeji  (M.  Borb.  IT,  49  ff.  Gell  Pomp.  New  S.  I, 
pi.  23  ff.),  und  Palladia's  freilich  nicht  ganz  zuverlassige  Risse  der  Thermen 
des  Agrippa,  der  Neronisch-Alexandrinischen,  der  des  Titus  (oder  Trajan?), 
des  Caracalla,  Philippus  (?),  Diocletian  und  Gonstantin,  welche  die  lavacra 
in  modum  provinciarum  exstructa  (Ammian)  im  Allgemeinen  sehr  deutlich 
machen.  Terme  del  Bacucco  zu  Viterbo  und  Montefiascone  Annali  d.  I.  a. 
VII.  p.  1-7.  tv.  A.  Palladio  Terme  de'  Rom.  dis.  con  giunte  di  Ott. 
Barotti  Scamozzi.  Vic.  1783  f.  [Vicence  1797.  4.]  Gh.  Cameron  the 
baths  of  the  Romans.  L.  1772  f.  vgl.  §.  192.  A.  1.  193.  A.  6.  Becker 
Gallus  II.  S.  19.  Das  Coryceum  unterscheidet  vom  Sphaeristerium  Kruse 
Theagenes  S.  138.  Den  Badern  verwandt  vvaren  die  Nyrnphaeen, 
Sale  mit  hohen  Kuppeln  und  Springbrurmen  (Dissert.  Antioch.  I,  22). 

5.  Das  Alexandrinische  Museum  (§.  149.  A.  3)  war  ein  grosses 
Peristyl  mit  Bibliotheks-  und  andern  Zimmern  dahinter,  mit  einem  grossen 
Speisesaal.  Strab.  XVII.  p.  793.  Aphthonios  p.  106.  ed.  Walz.  Vgl. 
J.  Fr.  Gronov  und  Neocorus  The?.  Ant.  Graec.  VIII.  p.  2742  ff.  Ueber  die 
mit  Stoen  verbundnen  Exedren  der  Museen  Gothofred.  ad  Theod.  Cod.  XV, 
1,  53.  Aber  auch  kunstliche  Tropfsteingrotten  hiessen  Museen,  Plin.  XXXVI, 
42.  vgl.  Malalas  p.  282.  ed.  Bonn.  [Auf  offentliche  Speicher  deuten  grosse 
Ruirien  in  Sardes.] 

293.  Die  Anlage  der  Privathauser  war  naturlich  1 
zu  jeder  Zeit  von  den  mancherlei  Bediirfnissen  verschiedner 
Stande  und  Gewerbe,  wie  von  den  besondern  Neigungen  der 
Eigenthiimer ,  abhangig,  und  daher  weniger  nach  durch- 
gehenden  Normen  geregelt,  als  die  offentlichen  Bauten;  in- 
dess  giebt  es  doch  auch  hier  gewisse  leicht  unterscheidbare 
Hauptformen.  I.  Das  altgriechische  Anaktenhaus  (§.  47),  2 
dem  die  Hauseranlagen  bei  denjenigen  Stammen  Griechen- 
lands,  welche  die  alten  Sitten  treuer  bewahrten,  im  All- 
gemeinen auch  spater  entsprochen  haben  mogen.  II.  Die  wahr-  3 
scheinlich  von  den  loniern  ausgegangne  und  in  den  Alexan- 
drinischen  Zeiten  ausgebildete  Hauseranlage ,  welche  Vitru- 
vius  beschreibt.  A.  Vorflur  des  Thiirhiiters  (d-vo^gstov). 
B.  Manner- Abtheilung  (dvdowvtnc;),  ein  Peristyl  (mit  der 
Rhodischen  Stoa  gegen  Mittag),  umgeben  von  allerlei 
Zimmern,  Speisesalen,  Salen  fiir  Manner -Mahlzeiten  (av- 
dQwveg),  Exedren,  Bibliothekszimmern ,  Gellen  fiir  Sklaven, 
Pferdestallen.  G.  Frauen- Abtheilung  (ywaixcovtng) ,  auch  4 


400  Architektonik.  [293J 

in  Zusammenhang  mit  dem  Vorflur,  mit  einem  eignen  kleinen 
Prostyl  und  daranstossenden  Flur  nQoardg  oder  nctQ 
allerlei  Zimmern,  Schlafgemachern  (dem  -d-c'dauog  und 
dalaiJioq),  Zellen  u.  s.  w.  D.  Gastgemacher  (^on'fc,  hospi- 
talia)  als  abgesonderte  Wohnungen;  Zwischenhofe  (iifaavloi). 

5  trennten    sie    vom  Hauptgebaude.     III.  Das   Romische  Haus, 
eine    Vereinigung    des    spatern    Griechischen    mit    dem    alt- 
italischen    (§.    168.    A.    5),     welches    in     den    Wohnungen 
schlichter  Burger  immer   noch    ziernlich  festgehalten   wurde; 
seine   Theile :    1.   Vestibulum;    2.   Atrium    oder    Cavaedium, 
entweder    Tuscanisch    (ohne    Saulen),    oder    tetrastyl,    oder 
Korinthisch,     oder     iiberwolbt     (testudinatum);     3.    Neben- 
zimmer  des  Atrium   (alae,   tablina,   fauces);   4.  das  Peristyl; 

5.  Speisezimmer   (triclinia,    coenationes,    aestivae   hibernae); 

6.  Sale    (oeci,     tetrastyli,     Gorinthii,     Aegyptii,     Gyziceni); 

7.  Conversations -Sale     (exedrae);       8.     Pinakotheken     und 
Bibliotheken ;    9.  das  Bad   mit  der  Palaestra;    10.  Cabinets, 
Schlafzimmer    (conclavia ,    cubicula,    dormitoria);    11.    Vor- 
raths-    und  Arbeitskammern    der  Sklaven    (cellae   familiae); 
12.  der  Oberstock,   coenacula   genannt;    13.  Keller   (hypogea 
concamerata) ;    14.  Gartenanlagen    (viridaria,    ambulationes). 

6  Zum    Charakter   des    antiken   Hauses    iiberhaupt    gehort  die 
Abgeschlossenheit  nach  aussen  (daher  wenige  und  hohe  Fen- 
ster)  und  die  offne  Verbindung  der  Hausraume  untereinander 
da  sie  um   innre  Hofe  herumgebaut  von   da  unmittelbar  zu- 
ganglich,    oft  nur   durch   die  offnen  Thiiren  erleuchtet,   zum 
Theil   nur   durch   bewegliche  Bretterwande   (daher  das  tabli- 

7  num)    oder    Vorhange    (vela)    geschieden   war  en.     Von    den 
Landhausern   geniigt  es  anzumerken,   dass  sie   in   villae 
rusticae,  wirklich  zum  Leben  eines  Landmanns  eingerichtete, 
und  in  urbanae,   welche  die  luxuriose  Einrichtung  der  Stadt 
in  landliche  Umgebungen  iibertragen  (von  solchen  mangelt  es 
nicht  an  genauen  Beschreibungen),  zerfallen. 

1.  Ein  Hauptum stand  bei  der  Erklarung  dieser  Anlagen  ist  das 
geringere  Bediirfniss  der  Abfiihrung  des  Rauches;  daher  der  Mangel  der 
Schornsteine.  Ueber  die  Ersatzmittel  vgl.  Stieglitz  Arch.  I.  S.  124.  Reste 
alter  Kamine  Fea  zu  Winckelm.  W.  II.  S.  347,  am  gewohnlichsten  waren 
solche  in  Gallien.  Sonst  war  Heizung  durch  Rohren  in  Wand  und  Boden 
sehr  beliebt. 


[294]  Grabmonumente.  401 

2.  Vgl.  Dorier  II.  S.  254.  In  Athen  war  eine  avlr^  vor  dem  Hause 
auch  spater  noch  gewohnlich;  Frauen  wobnten  meist  im  Oberstock,  VKS- 
pooov,  Stages  (Lysias  v.  Eratosth.  Mord  9),  Magde  in  nvgyois  (Demosth. 
g.  Euerg.  p.  1156).  Daher  die  SiGrsyiK  auf  der  Ruhne,  Pollux  IV,  127, 
Antigone  erscheint  auf  dem  Soller  fiber  dem  Parthenon  in  der  diGreyiK. 
Die  Vitruvischen  Angaben  sind  hier  offenbar  im  Ganzen  nicht  anwendbar. 
Vgl.  Schneider  Epim.  ad  Xen.  M.  S.  Ill,  8.  ad  Vitruv.  VI,  7. 

5.  Diese  Angaben  Vitruv's  stimmen  im  Ganzen  trefflich  mit  den 
stattlicheren  Hausern  in  Pompeji  (§.  190.  A.  4)  und  auf  dem  Capitol. 
Plane  Roms.  Mazois  Essai  sur  les  habitations  des  anc.  Remains,  Ruines 
de  Pompei.  P.  II.  p.  3  sqq.  [Ein  Denkmal  der  Wissenschaft  errichtet. 
Das  Genaueste  und  Vollstandigste  Descriz.  di  una  casa  Pompejana  Nap. 
1837.  4,  ein  zvveites  1840,  ein  drittes  1843  von  Avellino,  der  iibrigens 
versicherte,  dass  er  unsern  Winckelmann  in  nichts  mehr  bewuridere  als 
wegen  seiner  Nachrichten  von  Pompeji,  da  er  so  viel  vorausgesehn ,  was 
die  spatere  Entdeckung  bestatigte.  P.  Marquez  delle  case  di  citta  d.  ant. 
Romani  secondo  la  dottrina  di  Vitr.  R.  1795.  8.  F.  Schiassi  degli  edifizi 
di  R.  ant.  Bologna  1817.  8.  G.  G.  Zumpt  uber  die  bauliche  Einrichtung 
des  Rom.  Wohnhauses.  B.  1844.  8.] 

7.  Plinius  Beschreibung  seines  Laurentinum  und  Tuscum,  Statius 
Silv.  I,  3  sind  Hauptquellen ;  [Felibien  des  Avaux  les  plans  et  les  descr. 
de  deux  maisons  de  <farnp.  de  Pline.  L.  1707.  8.]  von  Neuern  Scamozzi, 
Felibien,  Rob.  Castell  The  Villa's  of  the  Anciens  illustr.  L.  1728.  f.  Die 
Plane  der  Villa  Hadrian's  von  Ligorio,  Peyre,  Piranesi  sind  meist  Phan- 
tasie.  —  Von  Wirthshausern  kennen  wir  besonders  das  grosse,  einer 
Karavanserei  ahnliche  xorr«ymytor  von  Plataeae,  Thukyd.  Ill,  68. 

294.     In    den    Graberanlagen    herrscht    von     zwei  1 
Zwecken  gemeiniglich  der  eine  vor,  entweder  der:  eine  Kam- 
mer  zur  Beisetzung  des  Leichnams  oder  der  Asche  des  Todten 
zu  haben,    oder  der:    ein  Denkmal    der  Erinnerung  an   ihn 
offentlich    hinzustellen   (vgl.   §.   286).     Jener  Zweck  ist  der  2 
einzige  bei  unterirdisch  angelegten  oder  in  den  Fels  gehauenen 
Grabkammern,   wenn  nicht  auch  hier  ein  Frontispitz  an  der 
Felsenwand  die  Lage  einer  Grabkammer  ankiindigt  (§.  170,  2. 
241*,  3,  256.  A.   3).      In    Griechischen    Gegenden,    wie    bei  3 
den  unteritalischen  Golonieen,  herrscht  die  an  das  urspriing- 
liche  Begraben  der  Leichname  erinnernde  Form  sargahnlicher 
Kammern    oder    Steinbehalter.      Auch   waren   labyrinthische  4 
Kamrnern   und  Gange  im  Gestein  des  Bodens   eine  seit  Ur- 
zeiten    beliebte  Form   einer    Nekropole    (§.  50.   A.   2).     Der  5 
andre  Zweck  dagegen  mischt  sich  bei  Monumenten,  welche 

O.  Muller's  Archaeologie.    4.  Aufl.  26 


402  Architektonik.  [294] 

iiber  die  Erde  hervortreten ,  nothwendig  ein,  obgleich  diese 
immer  auch  eine  Kammer  enthalten  miissen ,  in  welcher  der 
unmittelbare  Behalter  der  Reste  des  Todten  beigesetzt  ist. 
Eine  gewolbte  Kammer,  mit  Nischen  fur  die  verschiednen 
Urnen,  wenn  das  Grabmal  (als  columbarium)  fiir  Mehrere 
dienen  soil,  befriedigt  dies  Bediirfniss  am  einfachsten;  dieser 
entspricht  auf  eine  natiirliche  Weise  nach  aussen  die  Form 
eines  runden  thurmartigen  Gebaudes,  vvelche  bei  Rom  und 

6  Pompeji  haufig  vorkommt.     Andre  Formen  entstehen ,  indem 
die  alien  Tumuli  (^wVara,  xnltSvai  §.  50,  2)  theils  kreisformig 
untermauert    (§.   170,  2.    241*,  2),   theils  viereckig   gestaltet 
werden,  woraus  einePyramide  hervorgeht;  welche  dannwieder 
auf    einen    cubischen  Untersatz    gestellt    die    weitverbreitete 

7  Form  des   Mausoleion   (§.  151.   A.  1)  giebt.     Die   Terrassen- 
form   der  Grabmaler   Romischer   Kaiser   (§.   190.  A.   1.  191. 
A.  1.  192.  A.  1)   dankt   wohl  der  Analogie  mit   dem  Rogus, 

8  wo  sie  die  natiirlichste  ist,  ihren  Ursprung.    Andre  Gestalten 
bringt  die  Analogie  mit   Altaren    hervor,    auf  welchen    den 
Todten  gespendet  wird;  so  wie  die  mit  Tempeln,  womit  die 
Grabmonumente  um  so  naher  zusammenhangen,  da  sie  selbst 

9  als  Heroon's  betrachtet    wurden.  -  -  Hiermit    verwandt  sind 
die  Ehrendenkmaler,   welche  in  gar  keinem  Bezuge  auf 
Beherbergung  des  Todten  stehn,  und  Ehrenbildern  theils  unter 
einem  Saulendach  (wie  die  Tetrakionien  §.  158.  A.  5),  theils 
in    Nischen    eine   Stelle    verschaffen    (wie    das  Denkmal    des 
Philopappos  §.  192).     Die  Triumphbogen  vereinigen   auf 
eine  geistreiche   Weise   die   doppelte   Bestimmung,   an   einen 
siegreichen  Heimzug  zu  erinnern,  und  Gurulstatuen  hoch  iiber 
den  Boden  emporzuheben. 

3.  In  Attika  findet  man  ofter  Steinsarge  in  den  Felsen  gehauen 
und  mit  einer  Steinplatte  bedeckt  (Leake  Topogr.  p.  318)  j  ahnliche  auf 
dem  Wege  nach  Delphi.  Annali  d.  I.  VII.  p.  186.  Ueber  die  Attischen 
Graber  (#??x<u)  Gic.  de  legg.  II,  26.  Ziegelsarg  (xgp^gog  GOQOS)  Stackel- 
berg  Graber  Tf.  7,  irdener  Sarg  das.  8.  Steinsarge  in  Felsennischen  fmden 
sich  bei  Ephesos,  auf  Melos  u.  sonst.  [Eigenthumlich  und  mannigfaltig  die 
auf  dem  sanft  ansteigenden  Felsenboden  eingehauenen  Graber  bei  Ghalkis. 
Grabkammer  in  Melos  Ross  Hall.  A.  L.  Z.  1838.  N.  40.  Graber  von  Thera 
derselbe  Annali  d.  I.  XIII.  p.  13.]  Zu.Assos,  Thasos  und  an  andern  Orten 
stehen  viele  grosse  Sarkophage  auf  Piedestalen  frei  da  [auch  vor  dem  Thor 


[294]  Grabmonumente.  403 

von  Plataeae  die  Strasse  nach  Theben  bin].  Ueber  die  Graber  von  Rhenea 
Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  9.  Kunstbl.  1836.  N.  17.  In  Grossgriechenland 
herrschen  nach  lorio  (§.  257.  A.  5)  aus  grossen  Steinblocken  zusammen- 
gesetzte,  mil  kleinen  Steinen  oder  Erde  bedeckte  Graber  vor  (s.  das  Titel- 
kupfer  vor  Tischbein's  Vasengemalden) ,  daneben  findet  man  Graber  im 
Tuf  ausgehohlt,  oder  auch  in  der  blossen  Erde.  Besonders  die  Tuf-Graber 
sind  oft  mit  Malerei,  Stuccatur,  Reliefs  reich  verziert.  Ein  zierliches  Grab 
von  Ganosa,  1826  entdeckt.  M.  I.  d.  Inst.  43.  Lombardi,  Ann.  IV.  p.  285. 
Vgl.  Gerhard,  Bull.  1829.  p.  181.  Todtenbestattung  Becker  Gallus  II. 
S.  271.  291. 

4.  Die  Grotten  bei  Gortyna  giebt  Lapie's  Karte  von  Kreta.   Unregel- 
massig  angelegte  Katakomben  in  Rom,  Neapel,  Paris;  planmassigere  zu 
Syrakus,  Wilkins  M.  Gr.  p.  50.    Hirt  II.  S.  88.     Diesen  sind  die  Alexan- 
drinischen    (Minutoli  Abhandl.  verm.  Inhalts,   zw.  Gycl.  I.  S.  1)  mid  die 
Kyrenaeischen  (Pacho  pi.  61)  ahnlich.    [E.  Braun  il  laberinto  di  Porsenna 
comparato  coi  sepolcri  di  Poggio-Gozella  nell'  agro  Glusino.  R.  1840  f.] 

5.  [In  Lykien  vier  Arten  von  sepulcraler  Architektur,  Fellows  Lycia 
p.  104.  128,   eine  mit  Gothischem  Bogen  im  Dach,  vgl.  p.  112.  142.  186. 
Asia  Minor,  (desselben)  p.  219.  231.  228;   andre  ahmen  die  Holzconstruc- 
tion'  im  Felsen  nach ,  besonders  bei  Xanthos,  Telmessos,  Pinara,  vgl.  Asia 
Minor  p.  228;   ein  Gedanke,  der  sich  auch  in  mehreren  der  Faqaden  von 
Phrygischen    Grabern    verrath.     Kein    Theil  Kleinasiens  ist   so   reich   an 
Grabern   als   Lykien.     Grab    zu  Mylasa   mit   einer   auf  12  Korinthischen 
Saulen  ruhenden   offenen  Kammer  iiber  der  Grabkammer,  Fellows  Lycia 
p.  76.    Merkwiirdige  tumuli,  innen  ausgemauert  in  Kertsch  (Pantikapaeon). 
Dubois  Voy.  en  Grimee  IV.  Sect.  pi.  18.    Graber  in  Phrygien  bei  Steuart 
Descr.    of  some    anc.   mon.  with  inscriptions,  still  existing  in  Lydia  and 
Phrygia  L.  1842.  vgl.  Bullett.  1843.  p.  64.     Graber  an  der  Nordspitze  der 
Burg  von  Smyrna  (eines  des  Tantalos,  nach  der  falschen  Annahme  der 
Stadt   Sipylos   an   dieser  Stelle),    Hamilton   Researches  in  Asia  Minor  I. 
p.  47  ff.  vgl.  Prokesch  Wiener  Jahrb.  1834.  IV.  S.  55  der  Anzeigen,  Graber 
aus  dem  Felsen  gehauen,  zum  Theil  mit  Saulenfaqaden  in  Sardinien  in 
Cagliari ,  s.  della  Marmora  Voy.  de  la  Sardaigne.]     Vgl.  die  Rom.  Graber 
bei  Bartoli  §.  210.  A.  4),  H.  Moses  Collection  of  ant.  Vases  pi.  110—118 
u.  Andern.     [Uhden   in  Wolfs   und  Buttmanns  Mus.  I.   S.   586  ff.   uber 
Todtentempel  mit  Garten,  Lauben,  Gapellen,  worin  die  Portratstatuen  in 
Gottergestalten.    Eins   der  schonsten  Grabmaler  das  zu  Weyden  bei  Coin, 
Alterth.  Verein  zu  Bonn  III.  Tf.  5—8.  S.  134.]     Sehr  eigentmimlich  sind 
die  Palmyrenischen  Monumente,  viereckte  Thiirme  mit  Balcons,  auf  denen 
die  Inhaber  des  Denkmals  ruhend  dargestellt  sind. 

6.  Ein  pyramidalisches  Denkmal  bei  Argos  erwahnt  Paus.  II. 
25,  6,  ein  ahnliches,  aus  polygonen  Steinen   aber   mit  Mortel,  mit  einer 


404  Arcbitektonik.  [295] 

Sepulcralkammer  ,    sieht  man  am  Fluss  Pontinos  bei  Argos  Leake  Morea 

II.  p.  339.    Mit  dem  Mausoleion  ist  das  Denkmal  von  Gonstantina  zu  ver- 
gleichen,  wo  eine  Pyramide   sich  iiber  dem  Gebalk  eines  von  Saulen  um- 
gebnen  Rundbaues  erhebt,  §.  256.  A.  4.  [Vgl.  §.  48.  A.  3.] 

7.  Hephaestion's  Pyra  (§.  151.  A.  2)    war  wobl  selbst  wieder  eine 
Nachbildung  alterer  Babylonischer  ,   wie  der  Sardanapalischen.     Die  Pyra 
auf  den  Tarsischen  Munzen,  auf  welchen  Herakles-Sandon  verbrannt  wird 
(§.  238.  A.  4),  hat  die  Form  einer  Pyramide  auf  einem  cubischen  Unterbau. 

8.  BwfiosiSrjg   TKCpog,    Paus.  ;    @co(j,oi  auf  Grabern,   Welcker  Syll. 
Epigr.  p.  45.    Zu  dieser   Glasse  gehoren  die  Pompejanischen  Grabmonu- 
mente,  welche  aus  einem  niedrigen  Pfeiler  mit  einem  Sims  und  lonischen 
Polster-Verzierungen  bestebn.  —  Tempelartig  waren  die   Sikyonischen 
Grabmaler  nach  Paus.  II,  7,  3.  vgl.  Leake  Morea  III.  p.  358.    Restauration 
eines   solchen   bei   Epidauros    gefundnen   Actos.     Stackelb.  Graber  Tf.  4. 
Kleinasiatische   Grabdenkmaler    G.  I.   n.   2824    6   nicxrag  (hypobathrum), 
darauf  fivrj^Elov  =•  ficafio?,  darin  sogog   und  f^cocrrat,  columbaria,  slSo- 
tpoQog  zwischen  dem  §cofi6g  und  Sarkophag,   mit  dem  Bilde.    Die  Vasen, 
besonders  die  Lucanischen  und  Apulischen,  auch  die  Thonlampen  (Passeri 

III,  44)   geben  viele  Abbildungen  von  Grabtempeln.    Nichts  gewohnlicher 
als  Halbsaulen,  Tempelfrontons    und  Antefixen    an  Grabern  und   cippis. 
S.  die  Beispiele  bei  Hirt  Tf.  40,  5.  6.  8.  9  und  das  Mylasenische  Grabmal 
n.  24.     Antefixen  §.  284.  A.  2. 

9.  Die    eine    Bestimmung    der    Triumphbogen    bezeichnet    Plin. 
XXXIV,  12:  Golumnarum  ratio  erat  attolli  supra  ceteros  mortales,  quod 
et  arcus  significent,   novitio   invento  (doch  kommen  bei  Liv.  XXXIII,  27 
schon  im  J.  d.  St.  556  fornices  und  signa  aurata  darauf  vor).   L.  Rossini 
gli  archi  trionfali  onorarii  e  funebri  degli  ant.  Rom.  sparsi  per  tutta  Tltalia 
R.   f.   max.  Bull.    1837.   p.  30.     Den  Triumphbogen    ahnlich   waren  die 
Tetrapyla  zu  Antiochien  (§.  149.  A.  4),  Gaesarea,  Palmyra,  Constanti- 
nopel,  womit  besonders  Kreuzpunkte  von  Saulenstrassen  iiberwolbt  wurden. 
In  einem  Gymnasium  zu  Aphrodisias  tevn6li&oi  nugucTaSts  *ai  TO  xar 
CCVTOOV   si'krifici   pera   rrjg    ykvtprjg   KVTOOV    v.a.1   niovsg    (itra.    rmv 

(Stylobaten)  x«2  ttscpcclav.     G.  I.  n.  2782. 


1  295.     Von   diesen  einzelnen  Gebauden  dehnen  wir  nun- 
mehr  unsern  Blick  auf  solche  Anlagen  aus,  welche  mehrere 
fur  verschiedne  Zwecke  bestimmte  Gebaude  enthalten,   aber 
*auch  wieder  als  Ganze  gedacht  und  auf  eine  architektonische 

2  Wirkung  berechnet  sind.    Hierher  gehoren  schon  die  H  e  i  1  i  g- 
thumer  (ifQa)  der  Griechen,  welche  mit  Hochaltaren,  Tern- 


[295]  Heiligthumer,  Markte,  Stadte.  4Q5 

peln  und  Heroon's,  Prytaneen,  Theatern,  Stadien  und  Hippo- 
dromen,  heiligen  Hainen,  Quellen  und  Grotten  als  hochst 
mannigfaltige ,  auf  eine  bald  mehr  ernste,  bald  mehr  an- 
muthige  Wirkung  berechnete  Anlagen  zu  denken  sind  (vgl. 
§.  252.  A.  3).  Ferner  die  Markte  (dyoQai,  fora),  deren  3 
regelmassige  Anlage  von  lonien  ausging  (§.  Ill,  2),  und 
hernach  in  Rom  sehr  ausgebildet  wurde:  von  offnen  Saulen- 
hallen,  dahinter  Tempeln,  Basiliken,  Gurien,  Ehrenbogen  und 
andern  Ehrendenkmalern ,  auch  Buden  und  Laden  umgebne 
Platze,  auf  denen  vor  allem  der  Geist  des  politischen  Lebens 
vorwalten,  und  Erinnerungen  patriotischer  Art  rege  erhalten 
werden  sollten;  wahrend  dagegen  andre  Arten  von  Markten 
(fora  olitoria  und  macella)  fur  die  Nahrung  und  Nothdurft 
des  Lebens  zu  sorgen  die  Bestimmung  hatten.  Endlich  die 
ausgedehnteste  Aufgabe,  die  Anlage  ganzer  Stadte,  die  seit  4 
Hippodamos  (§.  Ill,  1)  in  Griechenland  ausgezeichneten 
Architekten  ofter  geboten  wurde.  Wie  schon  die  altesten 
Stadte-  und  Golonieengriinder  Griechenlands  belobt  werden, 
dass  sie  den  Platz  der  Stadt  mit  Riicksicht  auf  reizende  Aus- 
sicht  wahlten,  und  in  der  That  viele  Griechische  Stadte,  be- 
sonders  von  den  Theatern  aus,  hinreissend  schone  Fern- 
sichten  bieten:  so  wurden  auch  die  spatern  Architekten  von 
dem  Streben  nach  Regelmassigkeit  nicht  so  gefangen  ge- 
nommen,  dass  sie  nicht  uberall  die  Vortheile  einer  pittoresken 
Lage  mit  feinem  Sinne  wahrgenommen  und  benutzt  hatten. 
Besonders  beliebt  war  die  theaterformige  Anlage,  die  bei  dem 
felsenumschlossnen  Delphi  einen  schaurigerhabnen ,  bei  See- 
stadten,  wie  Rhodos  und  Halikarnass,  einen  heitern  und 
glanzenden  Eindruck  hervorbringen  musste.  Diese  Stadte  be- 
sonders,  mit  ihren  grossen  offentlichen  Gebauden  und  wohl- 
vertheilten  Golossen,  mussten  dem  Reisenden  schon  aus  der 
Feme  wie  herrlich  ausgeschmiickte  Theater  entgegentreten. 

3.  Die  Einrichtung  eines  Forums  machen  besonders  das  Gabinische, 
1792  aut'gedeckt  (Visconti  Mon.  Gab.  tv.  1),  und  das  Pompejanische  (s.  die 
glanzende  Restauration   bei  Gell   Pomp.   pi.   48.   51)  deutlich.  —  Ein  be- 
decktes  Forum  §.  191.  A.  1. 

4.  Ueber  die   schone  Lage  Griechischer  Stadte  Strabon  V.  p.  235. 
Ein  Hauptbeispiel  ist  Assos  in   Kleinasien,   Ghoiseul   Gouff.  Voy.  pitt.  II. 
pi.  10.    Dabei  war  aber  seit  alten  Zeiten  kluge  Benutzung  und  Abhaltung 


406  Architektonik.  [296] 

von  Wind  und  Sonne  ein  Hauptaugenmerk  der  Stadtegrimder.  Arist. 
Polit.  VII,  10.  Vitruv  1,4.  6.  Von  den  Griechischen  Stadten  1st  uns, 
ausser  Athen,  wohl  Syrakus  seinem  Plane  nach  am  genauesten  bekannt ; 
auch  hier  waren  die  neueren  Theile  regelmassiger  als  die  alten.  Plan  bei 
Levesque,  Goeller,  Letronne.  Die  Verschonerungen  von  Ephesus  durch 
Damianos,  Philostr.  V.  Soph.  II,  23. 

1  296.     Da  die  Architektur  eben  so   wenig  eine  Seite  des 
merischlichen  Lebens  als  unkiinstlerischer  Formen  unfahig  von 
sich  stosst,   wie  sie  sich  Formen  anders  als  aus  den  Bediirf- 
nissen  des  Lebens  zu  erfassen  vermag :  so  darf  hier  auch  die 
Erwahnung   der  Land-   und  Wasserbaue  nicht  fehlen,    durch 
welche  das  Volk  seinen  Wohnsitz  auf  eine  feste  und   sichre 
Weise  mit  andern  in  Verbindung  setzt,  nothwendige  Lebens- 
bediirfnisse  aus  der  Feme  sich  zufuhrt,  Unzutragliches  dagegen 

2  hinwegfiihrt.     Wir  deuten   hier  erstens   auf  die  Strassen, 
in  der  en  Bau  die  Ro'mer  so  ausgezeichnet  waren  (§.  180.  A.  1), 
um  derentwillen  Felsen  durchbrochen  und  weite  Niederungen 

3  und  Siimpfe    durch    lange  Bogen   iiberbruckt    wurden;   dann 
auf  die  machtigen  Briicken,  Can  ale,  See-Emissarien, 

4  Gloaken  desselben  Volkes;  ferner  auf  das  ganze  grossartige 
System    der  Wasserversorgung  Roms,   welches  Fron- 
tinus  nicht  ohne  Grund  iiber  die  Pyramiden  Aegyptens  und 
andre  Weltwunder*  setzt ,  und  wozu  ausser  Canalen ,  Aquae- 
dukten   und  Rohrenleitungen ,   Wassercastelle ,   Brunnen  und 
Springbrunnen    gehorten,   die    mit  Saulen,  Becken  und  Sta- 

5  tuen    verziert   in  Rom    seit   Agrippa    sehr   rahlreich   waren. 
Wenn  auch  freilich  die  hohen  Arkaden  der  Aquaedukte  zum 
Theil  durch  wohlfeilere  Vorkehrungen  erspart  werden  konnten: 
so  hat  doch  die  Alten,  ausser  andern  Riicksichten,  ihr  archi- 
tektonischer  Sinn  bestimrnt,  diese  machtigen  Bogenreihen,  welche 
von  den  Bergen  her  iiber  Thai  und  Ebne  der  wohlbevolkerten 
Stadt   zueilen,    und    sie   schon    aus    der  Feme  ankundigen, 

6  jenen    unscheinbaren    Vorrichtungen    vorzuziehen.      Eben    so 
waren  zwar  die  Hafen  der  Alten   bedeutend  kleiner  als  die 
unsrigen,  aber  boten  dafiir  mit  ihren  Molo's,  Pharus,  ausseren 
Buchten   und  inneren   Bassins,    Schiffhausern ,   Werften  und 
Docken,   nebst   einfassenden   Kai's    und   Saulenh alien ,   Tem- 
peln  und  Bildsaulen,  einen  ungleich  uberschaulicheren  und  be- 
deutungsvolleren  Gesammteindruck;  und  auch  hier  vermischt 


[296]  Strassen-  und  Wasserbauten.  407 

und  durchdringt  sich  mit  der  Erfullung  des  aussern  Zwecks 
architektonischer  Sinn.  Selbst  das  Schiff,  das  runde  und  7 
schwerfalligere  des  Kaufmanns,  wie  das  leichte  und  drohende 
der  Kriegsflotten,  welches  selbst  vielmehr  ein  gewandter  Krieger 
als  ein  schwirnmendes  Bollwerk  war,  stellte  sich  bedeutsam 
und  mit  eigenthiimlicher  Physiognomic  dar;  und  in  Ale- 
xandrinischer  Zeit  wurden  auch  Schiff  und  Wagen  (§.  150. 
152)  colossale  Prachtbauten.  Nur  wo  die  Mechanik  ein  Ge-  8 
baude  so  in  Beschlag  nimmt,  dass  die  complicate  Zweck- 
massigkeit  desselben  sich  nicht  in  zusammenhangender  An- 
schauung  darstellt,  weicht  die  Architektur  als  Kunst  einer 
bios  berechnenden ,  aber  von  keinem  Gefuhl  erwarmten  und 
belebten  Verstandesthatigkeit. 

2.  Die  Romischen  Strassen  waren  theils  silice  stratae  (am  treff- 
lichsten  die  Appische),  theils  glarea.  Der  Fusspfad  daneben  lapide,  mit 
weicheren  Steinen.  Auf  alien  Hauptstrassen  Meilenzeiger  (vgl.  §.  67). 
Bergier  Hist,  des  grands  chemins  de  Temp.  Remain  (Thes.  Ant.  Rom.  X.). 
Hirt  II.  S.  198.  III.  S.  407.  In  Griechenland  sorgte  man  besonders  fur 
Strassen  der  Festzuge,  beim  Didymaeon,  bei  Mylasa.  Ueber  die  GKVQCQTK 
odos  in  Kyrene  Boeckh  ad  Find.  P.  V.  p.  191. 

4.  Eine  Karte  der  romischen  Aquaedukte  bei  Piranesi  Antich.  Rom. 
tv.  38.  Fabretti  im  Thes.  Ant.  Rom.  IV.  p.  1677.  Als  Brunnenbecken 
sind  die  herrlichen,  selbst  20—30  Fuss  im  Durchmesser  haltenden,  mono- 
lithen  Schalen  aus  Porphyr,  Granit,  Marmor  u.  s.  w.  meist  anzusehn, 
welche  die  Museen  zieren.  Hirt  III.  S.  401.  Die  beruhmtesten  Fontanen 
(xQ-fjvat,  vgl.  Leake  Morea  II.  p.  373)  von  Griechenland  §.  81.  A.  1.  vgl. 
99.  A.  3,  13.  Byzanz  Gisternen  §.  193.  A.  8. 

6.  Ein  Hauptstuck  der  alten  Hafen  sind  die  Arkaden  in  den 
Molo's,  welche  Reinigung  des  Innern  durch  die  Stromung  des  Wassers  be- 
zwecken.  Man  fmdet  sie  auf  Wandgemalder^  (Pitt,  di  Ercol.  II,  55.  Gell 
Pomp.  New  S.  pi.  57)  u.  in  Ruinen.  Giuliano  de  Fazio  intorno  il  miglior 
sistema  di  costruzione  dei  porti,  Napoli  1828  und  vermehrt  Obss.  sur  les 
procedes  architect,  des  anciens  dans  la  constr.  des  ports  1832  (die  Hafen 
mit  Arcaden,  damit  die  courants  litoraux  durchgehn)  Bullett.  1833.  p.  28. 
Ueber  den  Hafen  in  Kenchreae  oben  §.  252.  A.  3.  Audi  der  Karthagische 
war  mit  lonischen  Saulen  eingefasst,  hinter  denen  die  VEOOSOIKOI  lagen. 
Appian  VIII,  96.  Pharos  §.  149.  A.  3.  190.  A.  2.  —  Schiffe,  s.  unten. 
Stieglitz  Beitrage  S.  205. 


II.    Grerathe  und  Gefasse. 

1  297.     So  sehr  sich    der   bewegliche   Hausrath  von  den 
Gebauden  durch  das  Verhaltniss  zum  Boden  der  Erde  unter- 
scheidet:  so  verwandt  1st  er  hinsichtlich  der  Vereinigung  von 
Zweckmassigkeit  und  Schonheit,  welche  der  Griechische  Sinn 
iiberall  auf  gleiche  Weise  und  auf  dem  kurzesten  Wege  zu 
erreichen  wusste,  und  der  geometrischen  Formen,   welche  er 

2  dabei  als  die  Hauptformen   anwendet.     Nur  lassen  Gerathe 
und  Gefasse,  eben  weil  sie  bewegliche  Gegenstande   sind,  in 
ihren    Stutzen,    Fiissen,  Henkeln    und   decorirenden  Theilen 
nicht  bios  die  Formen  des  vegetabilischen,  sondern  auch  des 
animalischen  Lebens  in   viel  grosserem  Umfange  zu,   als  es 
die  starre  Architektur  vertragt:  wie  man  z.  B.  an  Thronen 

3  und  andern  Arten  von  Sesseln  sieht.     Diese  viel   erwahnten 
Arten  (§.   56.   A.  2.  85.  A.  2.    115.   A.   1.   239.  A.  5)  von 
Gerathen ,   so  wie  die  ebenfalls  aus  Holz  gearbeiteten  Laden 
(ir\loL ,  laQvaxffy   §.  56.  57),  Kasten   und  Kastchen  (x«/?wro/r 
xtfltoria),   Tische  und  Speisesofa's  der  Alten   sind   wegen  der 
Verganglichkeit  ihres  Materials   uns   im  Ganzen  nur  mittel- 
bar  bekannt,  nur  dass  es  auch  marmorne  Thronsessel  giebt, 
die  mil  grossem   Geschmack    decorirt    sind   (vgl.   §.   358.  g. 
Ende). 

1.  Vgl.  Winckelm.  W.  II.  S.  93  Mit  Recht  wendet  daher  Wein- 
brenner,  Architekt.  Lehrbuch  Th.  III.  S.  29,  die  antiken  Gefassformen  zur 
Uebung  des  architektonischen  Sinns  an. 

3.  Die  KificoToi  sieht  man  als  Kleiderbehalter  (Pollux  X,  137)  oft 
deutlich  auf  Vasengemalden,  Millingen  Un.  Mon.  35.  V.  de  Gogh.  30.  Div. 
coll.  18.  Aehnliche  Kasten  kommen  aber  auch  mit  Oelflaschchen  gefiillt  vor, 
Div.  coll.  17.  58,  so  wie  bei  Opfern,  51.  Auf  Vasen  sieht  man  oft  sehr 
zierliche  Opfertische ,  zQcin^ca  (Polyb.  IV,  35,  Osann  Syll.  I,  74.  G.  I. 
p.  751),  z.  B.  Millingen  Div.  coll.  58.  TQcin^ai  fur  die  Kampfpreise  (ein 
chryselephantiner  in  Olympia,  Q.  de  Quincy  p.  360)  sind  viel  auf  Munzen 
zu  finden.  Haufig  waren  auch  Tische  aus  Bronze;  die  Tische  von  Rhenea 
(Athen  XI,  486  e.)  hangen  mit  den  tricliniis  aeratis  von  Delos  (Plin. 
XXXIV,  4.  XXXIII,  51)  u.  den  Schmausereien  der  bauchdienerischen  Delier 
(Athen.  IX,  172)  zusammen. 


[298]  Holzgerathe.  409 

298.  Genauer  bekannt  und  fiir  die  Kenntniss  der  alien  1 
Kunst  wichtiger  sind  die  Gefasse  fiir  Fliissigkeiten. 
Als  Material  komrnt  Holz  nur  fiir  landlichen  Gebrauch  vor; 
die  gewohnlichsten  waren  gebrannte  Erde  und  Metall  (Ko- 
rinthisches  Erz,  calirtes  Silber),  welche  oft  nach  dem  Maasse 
des  Vermogens  bei  demselben  Gefasse  stellvertretend  ab- 
wechselten.  Die  Formen  werden  durch  den  besondern  Zweck  2 
des  Gefasses  gegeben;  wir  unterscheiden  folgende  Hauptbe- 
stimmungen.  1.  Gefasse,  welche  fiir  kurze  Zeit  bedeutende 
Quantitaten  aufnehmen  sollen,  die  man  daraus  irn  Kleinen 
schopfen  will,  eingerichtet  im  Mittelpunkt  eines  Gastmahls 
festzustehn;  woraus  sich  die  hohe,  raumige,  oben  weit  ge- 
offnete  Gestalt  des  Mischkessels ,  X^^TTJ^,  ergiebt.  2.  Kleine 
Gefasse  zum  Schopfen  aus  dem  Krater  in  den  Becher,  aus 
Schalchen  mit  langen  Griffen  bestehend,  Schopfkellen ,  ge- 
nannt  d$v6*i%<x;,  dgyraiva,  aQvatriQ ,  xva&oq,  ahnlich  dem  alt- 
italischen  simpulum,  auch  trulla.  3.  Kannchen  zum  Ein- 
giessen,  mit  schmalem  Hals,'  weitem  Henkel,  spitzem  Schnabel, 
nvoiovq,  nQo%vTrig.  4.  Henkellose  Gefasse,  bald  langlicher, 
bald  runder,  immer  aber  mit  diinnem  Halse,  um  Oel  oder 
eine  ahnliche  Fliissigkeit  heraustropfen  zu  lassen,  P.Tfxt'^o?, 
d'A^ry,  dldpdavijov ,  ampulla,  guttus.  5.  Flache  schildahnliche 
Schalen,  besonders  um  daraus  unmittelbar  zu  libiren,  cpid^ 
(ctQyvQig,  xQvcjig) ,  patera  (zu  unterscheiden  von  der  Ess- 
schiissel  patina,  patella),  yavUg,  offenbar  rund  und  flach; 
capis,  capedo,  wahrscheinlich  eine  patella  mit  einer  ansa, 
cf.  Fest.  v.  patella. 

1.  Therikles  (§.  112.  A.  1)  drechselte  auch  Becher  aus  Terpentin- 
holz,    Athen.  XI,  470.    Plin.  XVI,    76.    Theokrit  I,  27  heschreibt  einen 
Schnitzbecher  (*iGGvpiov),  mit  zwei  Henkeln,  am  obern  Rande  mit  einem 
Kranz  von  Epheu  und  Helichrysos,    unten  mit  Akanthos  umgeben,   da- 
zwischen  Reliefs  von  artiger  Composition  (vgl.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  88).  — 
In  alten  Zeiten  schatzte  man  die  Krateren  von  Kolias-Erde  (§.  63),  spater 
nur  silberne  und  mit  Edelsteinen  besetzte,  Athen.  V,  199.  XI,  482.    Was 
Athenaeos  beschreibt,  sind  in  der  Regel  silberne  und  goldne  Gefasse.   Vasa 
operis    antiqui    zu    Tegea    gefunden,     Sueton    Yespas.    7.     [Silbergefasse 
§.  311.  A.  5.] 

2.  N.  1.    Argolische  Krateren  Herodot  IV,  152,   Lesbische  IV,  61, 
Lakonische  und  Korinthische  Athen.  V,  199.   Auf  drei  Fiissen,  Athen.  II,  37 
auf,'  tragenden  Giganten,   Her.  IV,  152,  auf  Hypokreteridien ,  §.  61.  C.  I. 


410  Gerathe  und  Gefasse.  [298J 

p.  20.  Mit  Henkeln  an  beiden  Seiten  (Hapai  a  pep  lor  o  pot)  Sophokl.  Oed. 
Kol.  473.  Meist  sitzen  die  Henkel  am  ,untern  Rande  des  Bauchs  iiber  dem 
Fuss,  mehr  zum  Riicken,  als  zum  Tragen.  Unzahlige  Krateren  auf  Reliefs. 
Sehr  scheme  aus  Marmor  bei  Bouill.  Ill,  77.  78.  80.  Moses  Vases  pi.  36. 
40,  41.  Besonders  beriihmt  sind  die  beiden  aus  der  Villa  Hadrian's,  in 
Warwick  Castle  (Moses  pi.  37)  und  in  Woburn  Abbey  (Wob.  Marbles). 
Sopra  il  vaso  app.  Gratere,  Diss.  dal  Gonte  Florid i  p.  565. 

2.  Athen.  X,  423,    Schol.  Arist.  Wesp.  887.    Festus  s.  v.  simp. 
Nach  Varro  L.  L.  V.  §.  124  gehort  das  Simpulum  den  Opfern,  der  Cyathus 
Gastmahlern    an.     Die  Figur    des  Simpulum   mil  emporstehendem  Griffe 
sieht  man  auf  Rom.  Mimzen   und  unter  den  Opfergerathen  des  Frieses, 
Bouill.  Ill,  83.     Gauseus  de  insign.  pontif.  tb.  2.    (Thes.  Antt.  Rom.  V.). 
Vielleicht  gehort  auch  das  GKaytov  hierber,  G.  I.  1570  b.    Gic.  Verr.  IV,  17. 
Die  trulla  war  mitunter  von  Silber  mit  Reliefs.     Orelli  Inscr.  3838. 

3.  Aus  dem  Prochus  giesst  Iris  das  Styxwasser  zur  Libation, 
Hesiod  Th.  785,  Antigone  die  Ghoen  des  Bruders,  Soph.  Ant.  426.    Das 
hohe  Emporhalten  des  Prochus  (agSyv)  zeigt  sich  oft  bei  solchen,  die  zur 
Libation    einschenken.     S.  die   Reliefs  §.   96.  N.   17.    18    und   u.   a.   die 
Vasengem.  Millingen   Un.    Mom.    I,  34.     Gogh.   23.  28.     Oft   sieht    man 
Prochus  und  Phiale  zusammen.     Unter  den  gemalten  Vasen  ist  er  haufig, 
z.  B.  Laborde  II,  41.     Dasselbe  Gefass  ist  der  nQo^vrrj?  bei  Heroen  Spirit. 
p.  163.    (Vet.  Mathem.  Paris.);  ahnlich  wohl  das  onovdelov   p.    175.     Die 
TtQoxol's    oder    eni%vGis    (Bekker  Anecd.  p.    294),    auch   guttus    genannt 
(Varro  L.  L.  V.  §.  124),  hat  nicht  einen  Schnabel ,   sondern  eine  Rohre 
oder  Dille  (aifaioxog)'  zur  Miindung  nach  den  Scholien  zu  Klemens  p.  122. 
ed.  Klotz. 

4.  Bei  ampulla  wird  besonders  an  eine  recht  bauchige  Form  ge- 
dacht,  s.  Appulej.  Flor.  II,  9.     Oefter  waren  diese  Gefasse  nur  von  Leder, 
sonst  von  Thon  oder  Metall;  die  odcc§a<STQa  fur  Salben  (von  deren  Form 
Plin.  IX,  56)  haufig  aus  dem  Stein,  der  von  ihnen  den  Namen  hat.     Bis- 
weilen  findet  man  in  Vasen  dieser  Form  (balsamario ,  unguentario,  lagri- 
male)  noch  Balsamol;  zur  Ersparung  des  Balsamols  ist  mitunter  die  innere 
Hohlung    nur   sehr   kurz.      Auf  Vasen  sieht   man   die    fainvftoi   viel   mit 
Striegeln  und  Schwammen  verbunden  als  Badegerath  (gvoTgolrjKv&iov). 

5.  Macrob.  V,  21.   Athen.  XI,  501  auch  iiber  die  opycdoi.  darin. 
Sind  unter  Vasen  sehr  haufig,  z.  B.     Moses,  pi.  68.  69  (eine  (isGopcpcdos, 
nach  Panofka's  Erklarung)  ff.    Die  patinae  (nccTuvcti)  sind  Ess-,  besonders 
Fischschusseln ;    golche,    mit'  vielerlei   Fischen   bemalt,    sind   unter    den 
Koller'schen  Vasen  viele.  Patella  ist  nur  Deminutiv  von  patina,  besonders 
die  Fleischschiissel  der  Laren.     Auch  patellae  cum  sigillis   bei  Gic.    Verr. 
IV,  21.     %VTQ(X.   mit  Eule,  Aristoph     Av.  357,   zur  Erklarung  der   kleinen 
%VTQUI  von  Nola  und  Volci  [auch  in  Sicilien  sehr  haufig.] 


[299]  Gefasse  fur  Fliissigkeiten.  411 

299.  Die  mannigfaltigsten  Formen  haben  6.  die  un- 
mittelbar  zum  Trinken  bestimmten  Gefasse.  Von  archaeo 
logischem  Interesse  sind  besonders  folgende :  a.  xa.Q%ri6iov,  ein 
hoher  Becher  in  der  Mitte  zusarnmengezogen,  mit  Henkeln 
vom  obern  bis  zum  untern  Rande;  b.  xdv&aQOQ,  ein  grosser 
weiter  Becher  mit  einem  Deckel  und  einer  Miindung  an  der 
Seite  zum  Trinken;  c.  xw&wv,  ein  Becher  mit  engem  Halse 
und  einer  Erhohung  auf  dem  Boden;  d.  axvyog,  ein  grosser, 
runder,  Kentaurischer  und  Herakleischer  Becher,  mit  kleinen 
Henkeln  oder  Handhaben;  e.  xitt«|,  eine  Schale  mit  einem 
Fuss  und  kurzen  Handhaben  (wr«);  dazu  gehort  der  Theri- 
kleische  Becher;  f.  I/WXT?^,  ein  cylinderformiges  Gefass, 
mit  einem  saulenformigen  Fuss  auf  einer  scheibenformigen 
Basis  aufsitzend;  g.  aQvpaUo?,  beutelformige ,  nach  oben 
engere  Becher;  h.  xorvlrj,  ein  kleines  Becherchen,  Spitz- 
glas;  ahnlich  die  kreiselformige  wAi^o^o??;  i.  ripltofjiog,  wahr- 
scheinlich  ein  halbeiformiges  Becherchen;  k.  QVTOV,  rhytium, 
ein  hornformiges  Gefass ,  nicht  zum  Hinstellen  hestimmt, 
ausgenommen  wenn  ein  bestimmtes  Gestell  dafur  da  ist,  mit 
einer  verschliessbaren  Oeffnung  im  untern  spitzen  Ende, 
durch  welche  der  oben  hineingegossene  Wein  herausfloss ;  von 
sehr  mannigfaltigen ,  oft  grotesken  Formen;  1.  xtQag,  das 
eigentliche  Trinkhorn.  Eine  andre  Glasse  von  Gefassen  sind: 
7.  s"olche,  die  zum  Einschopfen  in  Masse  und  Forttragen  (auch 
auf  dem  Kopfe)  bestimmt  sind,  xatany,  idgla.,  XQWGGOS,  urna, 
geraumig,  bauchig,  nach  oben  schmal,  mit  einem  Fusse  und 
zwei  Henkeln  (foWog)  versehn.  8.  Aehnliche  Gefasse  zum 
Forttragen  und  zugleich  zum  Aufbewahren,  mit  engem  und 
verschliessbarem  Halse,  xatfos,  dpyogevg,  amphora.  9.  In 
der  Regel  unbewegliche  Gefasse,  Fasser,  meist  auch  von 
Thon,  nf&og,  dolium.  10.  Becken  zum  Handwaschen,  tfQviy, 
%fQ6vmTQov,  polobrum,  trulla,  trua  (Forcellini) ,  aquiminale. 
Aehnlich  die  Sprenggefasse ,  dnoQ 
(auch  der  Sprengwedel  hiess  so),  aqdaviov , 
praefericulum.  11.  Kessel  zum  Kochen,  Ufrjg,  pelvis, 
ahenum,  natiirlich  nur  dann  zierlicher  gearbeitet,  wenn 
sie  nicht  selbst  zum  Kochen  gebraucht  werden  sollen. 
Die  beliebteste  Art  des  Lebes  ist  in  beiden  Fallen,  be- 
sonders im  letztern,  der  Dreifuss 


412  Gerathe  und  Gefasse.  [299] 

giflilrrig   oder  anvQog),    das   vielgepriesene  Meisterstiick   alter 
Erzhammerer. 

N.  6.  a.  Athen.  XI,  474  e.  Macrob.  V,  21.  Dionysos  onevdav  sx 
KctQxrjaiov  Athen.  V,  198  c.  Das  Karchesion  ist  oft  auf  Vasengemalden 
zu  sehn,  Millingen  Gogh.  23.  26.  31.  44.  45.  51.  Millin  I,  9.  30.  Oft 
erscheint  es  ebenfalls  mit  dem  Prochus  verbunden,  Millingen  Un.  Mpn. 

I,  34.     Weniger  bestimmt  ist  die  Form  auf  den  Reliefs,  Zoega  Bassir.  77. 
Bouill.  Ill,  70.     Ist  unter  den  Vasen  nicht  selten,  Gogh.  32. 

b.  Athen.  p.  473.     Macrob.  a.  0.     Schol.  zu  Klemens  p.  121.    In 
den  Handen  der  Kentauren  bei  Athen.,  des  Dionysos  nach  Plin.  XXXIII,  53. 
Macr.     Gruter   Inscr.    p.  67,  2.     Vgl.  §.  163.  A.  6  und  Lenormant,  Ann. 
d.  Inst.  IV.  p.  311. 

c.  Athen.  p.  483.    Plut.  Lyk.  9.    Pollux  X,  66.    VI,  96.  97  u.  A. 
Bei  Athen.  halt  ein  Satyr  y.c6&cova  ^OVCDTOV  pufiScoTor,  xoj^cov  6r£tyctv%r]v, 
cf.  Liebel  ad  Archil,  p.  142. 

d.  S.   Athen.  p.  498   sq. ,  besonders  Stesichoros  daselbst,  Macr. 
V,  21  und  die  bekannten  Stellen  Rom.  Dichter.    Ueber  den  Herakleischen 
Skyphos   Athen.  469;   man  erkennt  ihn   in  dem   weiten  Gefass,  mit  der 
Inschr.  VLV.K  'HpaxA^g,   Maisonneuve  pi.  50,  und  auf  den  Reliefs,  Zoega 
67.  68.  70.  72.    '5ioax-yqpm  sind  zwei  halbeiformige  Becher  mit  den  Spitzen 
aneinander.     Athen.  p.  503. 

e.  Von  der  Therikl.  Kylix  Athen.  p.  470.    Schol.  Klemens  p.  121. 
Larcher   Mem.   de  1'Ac.   d.   I.  XLIII.  p.   196.     Sonst  umfasst    der   Name 
Kylix  sehr  viel. 

f.  Dieser  Psykter  (s.  die  Schol.  zu  Klem.   p.  122)  hat  von  dem 
Kiihlkessel  den  Namen,  der  auch  in  Vasengemalden  nachgewiesen  wird. 
Letronne  Journ.  des  Sav.  1833.  p.  612. 

g.  Den  Aryballos  vergleicht  Athen.  p.  783  bios  des  Namens  wegen 
mit  aQV6Ti%o<s.    Ob  vaso  a  otre? 

h.  Athen.  p.  478.  Der  Kotyliskos  war  nach  Athen.  besonders  in 
den  Mysterien  gebrauchlich.  Von  der  Plemochoe  p.  496.  Pollux  X,  74. 

i.     Athen.  p.  470. 

k.  *PVTOV  von  der  QVGIS.  Athen.  p.  497  rhytium,  Martialis  II,  35. 
Die  Oeftnung  hiess  Y.QOVVQS.  Hydraulische  QVT&  des  Ktesibios,  Athen.  a.  0. 
und  Heron  p.  172.  203.  216.  Das  Rhyton  giebt  einen  malerischen  Anblick, 
wenn  daraus  getrunken  wird.  In  der  Hand  einer  Art  Hebe,  Athen.  X.  p.  425, 
on  Satyrn,  Maenaden  (Athen.  X,  445),  Zechern,  auch  Opferdienern.  S.  Ant. 
Ere.  I,  14.  Ill,  33.  Gell  Pomp.  pi.  30.  Als  Fullhorn  gebraucht,  Athen.  XI, 
497.  Unter  den  Vasen  kommt  es  mit  sehr  verschiednen  Thierkopfen  vor, 
bicchiere  a  testa  di  mulo-grifo-cavallo-pantera.  Tischb.  II,  3.  Millin  I,  32. 

II,  1.     Von  Stein  Bouill.  Ill,  76. 

1.  KSQCCTCC  besonders  in  alteren  Zeiten,  aber  auch  spater  in  Athen, 
mit  Gestellen  (KI-QIOXE les,  Boeckh  Staatsh.  II.  S.  320.  R.  Rochette  Journ. 


[299]  Trinkgefasse.  413 

des  Sav.  1830.   p.  472),  oft  in  den  Handen  des  alten  Dionysos,   Laborde 
II,  19.    IJeber  SIKSQCCS  §.  433. 

Ich  ubergehe  mehrere  Namen,  die  im  Allgemeinen  deutlich  sind,  wie 
/IOTTC??,  xvfipiov,  ycrvZog,  olvo%6r].  Ictyrjvov,  o^vpacpov,  acetabulura,  auch 
Mass,  Panofka  Recherches  pi.  6  n.  8.  p.  20;  auch  die  altern  nur  in  der 
Poesie  erhaltenen  Namen  :  dencc?,  ateicov,  xvjrsHov  (apcpiKVTtenov)  ;  auch 
die  eigentlich  Romischen:  sini,  capulae,  die  in  Varro's  Zeit  durch  Griechische 
Formen  verdrangt  waren.  L.  L.  IX.  §.21. 

7.  Wie  nahe  diese  Art  von  Gefassen  mit  der  folgenden  verwandt 
ist,  sieht  man  besonders  an  den  Panathenaischen  Preisgefassen  (§.  62.  99. 
A.  3.  N.  1),  welche  meist  nava&rjvaiKoi  <x(i<poQfls  (Athen.  V,  199),  aber 
auch  KK^mdeg  (Kallim.)  und  vdyiai  (Schol.  Pind.  N.  X,  64)  heissen.  Die 
Korinth.  Hydrien  hatten  zwei  Henkel  oben  und  zwei  kleinere  mitten  am 
Bauche  ,  Athen.  p.  488  ,  wie  viele  Vasen.  Langella.  [Erinna  epigr.  2 
7iEv&itjio$  KQCOGGO$.  So  auch  Hegesipp  ep.  6.  Moschos  IV,  34  sva  XQVGSIOV 
«g  OGTSCC  KQCOGGOV  anavTov  As£avTe$.  In  Attika  haufig  marmorne  KQOOGGOL 
der  Art  mit  Inschriften  und  zuweilen  auch  Figuren.  Hesychius  x£o>00o's, 
Ary'xvfros,  daher  Letronne  im  Journ.  des  Sav.  1830.  p.  308,  beide  auch  fur 
eins,  als  vase  funeraire  erklart.  Aber  A/fxuO'os  ist  nicht  Wassergefass,  wie 
,  nach  Dichtern  und  Grammatikern  ,  die  Letronne  anfuhrt;  die 
mochte  hier  und  da  KQOJGGOS  genannt  werden,  aber  der  Aschen- 
krug  (KQCOGGOS)  niemals  ATjxvO'os,  da  diese  nur  Wohlgeriiche  enthielt.] 


8.  Die  Amphoren  sind  oft  unten  spitz,  und  konnten  dann  nur  in 
Lochern  feststehn,  wie  die  Herculanischen  (Winckelm.  II.  S.  70)  und  die 
von  Leptis  im  Brit.  Mus.,  welche  zum  Theil  noch  den  Namen  des  Con- 
suls tragen.  Solche  Amphoren  mit  Untersatzen  auch  in  Canino.  Eben  so 
die  KSQupia  Xla  auf  den  Miinzen  von  Chios.  Aehnliche  tragen  Satyrn, 
Terrac.  Brit.  M.  13.  Millin  Vas.  I,  53.  Das  Gestell  dafur  war  die  incitega 
(eyyv&yKT],  ayyo^'xr?),  Festus  s.  v.  Athen.  V,  210  c.  So  cdapKGTQO&riHr]. 
Bildwerk,  an  den  tyyv&rjxais.  Bekker  Anecd.  I.  p.  245,  29.  Dasselbe 
scheinen  die  s^aGeis  (Cod.  Flor.)  Korinthischer  Gefasse,  Dig.  XXXII,  100. 
Die  Panathenaeischen  Amphoren  dagegen  haben  Basen  ;  ihre  Gestalt  ist  in 
altern  Exemplaren  kiirzer  und  bauchiger,  hernach  (wie  auf  den  spatern 
Miinzen  Athens)  schlanker. 

10.  S.   Nonius  p.  544.    Zu  Aporrhanterien  dienten  auch  Phialen. 
C.  I.  138.  1.  6.  142.  1.  5.    Festus  :  Nassiterna  est  genus  vasi  aquari  ansati 
et  patentis,  quale  est  quo  equi  perfundi  solent;  Plautus  —  Cato. 

11.  Dass  beim  Dreifuss  die  Bestimmung  zerhacktes  Fleisch  auf- 
zunehmen  zum  Grunde  liegt  (des  Verf.  De  Tripode  Delph.  diss.),  beweist 
auch  der  Gebrauch  zum  TSpvetv  Gcpdyia  beim  09x05  Eurip.  'Ixsr.  1202, 


414  Gerathe  und  Gefasse.  [300,  301] 

darnach  erklart  sich  Soph.  Oed.  Kol.  1593).  Ueber  die  Gestalt  s.  die  Ver- 
handlungen  Amalth.  I.  S.  120  ff.  II.  S.  X.  III.  S.  21  ff.  [Boettiger  Archaeol. 
u.  K.  I.  S.  154.  Passow  S.  XXIII.  (Boettiger)].  Broendsted  Voy.  I.  p.  115  sqq. 
Gott.  GA.  1826.  N.  178.  Da  die  Scheibenform  des  Holmos  erwiesen  ist, 
und  die  sog.  Cortina  jetzt  als  Omphalos  (§.  361)  erkannt  worden  ist:  so 
ist  das  Wesentliche  der  Dreifussform  nun  im  Klaren.  Der  Ring,  worin 
der  Kessel  hangt,  hiess  Grscpccvr],  die  Querstabe  der  Fiisse  $a§Soi,  s.  Euseb. 
c.  Marcell.  I.  p.  15  d.  ed.  Gol.  Dreiftisse  aus  Metapont,  Gab.  Pourtales 
pi.  13,  aus  Volci  bei  Durand. 

300.  Unter  den  Gefassen .  fur  andern  Gebrauch  sind 
besonders  die  Opfergerathe  fur  die  Kunst  von  Wichtig- 
keit,  namentlich  folgende:  1.  Korbchen,  geflochten,  aber  auch 
von  Thon  oder  Metall,  worin  Messer,  Salzmehl  und  Kranze 
geborgen  wurden,  genannt  xavovv ,  canistrum.  2.  Die 
Schwinge  des  Gerealischen  Gultus,  Uxvov.  vannus.  3.  Breite 
Schiisseln  mil  vielen  darauf  befestigten  Becherchen 
voll  verschiedner  Friichte,  xtgvog.  4.  Rauchergefasse 
rtjQiov ,  hpavwTQi'g ,  acerra ,  turibulum)  und  Pannen  ver- 
schiedner Art. 

N.  1.  Da  das  Y.KVOVV  nicht  leicht  bei  einem  Opfer  fehlen  darf 
(svriQKTai  TO.  nccva):  so  erkennt  man  es  ziemlich  sicher  in  den  flachen 
Korbchen  mit  allerlei  fyv).r^ia<fiv  auf  den  Vasen,  z.  B.  Millin  I,  8.  9. 
EZltxro  KKVOVV,  Eurip.  Ras.  Her.  921.  944,  wird  durch  das  Vasengem. 
I,  51  a.  erklart.  Vgl.  Annali  d.  I.  a.  IX,  2.  p.  203  not. 

2.  Ein  Liknon  z.  B.  bei  dem  landlichen  Opfer.    Bouill.  HI,  58. 

3.  Athen.  XI,  476.  478  u.  A.     Besonders  im  Phrygischen  Gultus; 
daher  nsQvcis  eine  Art  Gallus  in  dem  Epigr.   auf  Alkman.     Vielleicht  auf 
Vasengem.    Laborde  I,  12.    Millin  I,  64.    In  den  Vasensammlungen ,  wie 
in  Berlin,  sind  ahnljche  Tischaufsatze  nicht  selten. 

4.  Acerrae,  z.  B.  auf  dem  Relief  Bouill.  Ill,  61,  unter  den  Opfer- 
gerathen  III,  83.     Clarac  pi.  220,  252.     Sehr  zierlich  sind  oft  die  Rauch- 
opferaltarchen  auf  Reliefs  und  Vasengemalden. 

1  301.     Die   reichen    Zusammenstellungen   von   Thonge- 
f  as  sen,    welche   man    von  den    mannigfaltigsten   und   zier- 
lichsten    Formen    in  Griechischen  G  r  a  b  e  r  n  fmdet ,   miissen 
wohl  zunachst  als  Gefasse  des  Todtencultus   gefasst  werden, 
welche  als  Symbole  oder  Pfander  fortdauernder  Waschungen 
und  Einsalbungen  des  Grabsteins,  so  wie  alljahrlicher  Spenden 
und  Ghoen  auf  das  Grab,  mitgegeben   wurden;   bei  Schrift- 

2  stellern   wird  nur  die  Hydria  oder  Urne   als  Aschenbehalter 
und  der,  besonders  zu  diesem  Behufe  gemahlte,  Lekythos  er- 


[301]  Opfergefasse.     Graber- Vasen.  415 

wahnt.  Dabei  konnten  aber  sehr  wohl  Gefasse,  welche  an  3 
wichtige  Momente  des  Lebens  (Siege  in  Agonen ,  Auszeich- 
nung  in  den  Gymnasien,  Theilnahme  am  Bacchischen  Thia- 
sos,  Empfang  des  mannlichen  Himations  [Hochzeit,  Reise]) 
erinnerten,  und  dabei  als  Angebinde  gegeben  worden  waren 
(anders  kann  man  wohl  das  haufige  xaloq,  6  naTg  y.alos9 
xcd?  CT«?,  xcdbg  *?,  y.nlr]  doy.fTg  u.  dgl.  nicht  erklaren)  hin- 
zugestellt  werden:  da  es  unleugbar,  dase  solche  Gefasse 
auch  im  Leben  gebraucht  und  als  eine  Auszierung  der 
Zimmer  aufgestellt  wurden.  —  Wahrend  bei  den  Hydrien  4 
der  Gebrauch,  die  Asche  des  Todten  zu  bergen,  nur  hinzu- 
tritt:  stammt  der  Sarkophag  (aogog*  #77x17,  ldQva%,  nvslog, 
solium,  loculus)  aus  der,  auch  in  Griechenland  alteren, 
Sitte  des  vollstandigen  Begrabens,  erhalt  sich  indess  (in 
Etrurien  zur  Aschenkiste  ve.rkleinert ,  §.  174,  3)  durch  alle 
Zeiten,  und  wird  im  spatern  Rom,  zugleich  mit  dem  Be- 
graben,  wieder  gewohnlicher  (§.  206,  2).  Aus  Holz,  ge-  5 
brannter  Erde  oder  Stein  (ti&os  oaQxoydyos,  sarcophagus) 
gearbeitet,  entlehnt  er  die  verzierenden  Formen  zum  Theil 
vom  Hause,  wie  die  Thiiren  und  Thurgriffe,  zum  Theil 
aber  auch  von  Wasserbehaltern  oder  Keltergefassen ,  wie-  die 
Lowenkopfe. 

1.  Ueber  die  Vasenformen  Dubois  Maisonneuve  Introduction  a  Tetude 
des  Vases  ant.,  accompagnee  d'une  collection  des  plus  belles  formes.  1817. 
13  Livr.  Gargiulo  Gollez.  delle  diverse  forme  de'  vasi  Italo-Greci.  N.  1822. 
Die  ersten  Blatter  bei  Tischbein  und  Millin.  Millingen  Div.  pi.  A.  B.  G. 
Gogh.  32  ff.  Inghirami  Mon.  Etr.  S.  V.  pi.  47—54,  viele  bei  Hancarville 
und  Laborde.  Panofka's  sehr  ausgedehnte  Griechische  Nomenclatur  (Rech. 
sur  les  verit.  noms  des  vases  Grecs.  P.  1829)  wird  von  Letronne  (Journ. 
des  Savans.  1833.  Mai— D6c.)  sehr  beschrankt.  Vgl.  Gerhard  Neapels 
Bildw.  S.  XXVIII.  u.  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  221  ff.  Berl.  Kunstbl.  1828. 
Dec.  [Gerhard  Berlins  Ant.  Bildw.  I.  S.  342  u.  Annali  VIII.  p.  147—59, 
vgl.  Letronne  J.  des  Sav.  1837.  p.  683.  vgl.  751.]  Thongefasse  mit  Bild- 
werken  Stackelberg  Graber  Tf.  49—52  [und  in  alien  grossern  Vasensamm- 
lungen].  Besonders  mannigfaltig  und  zierlich  geformt  sind  die  Henkel 
(vasi  a  volute,  colonnette  etc.).  Die  Mannigfaltigkeit  der  oft  sehr  selt- 
samen  Vasenformen  ist  durch  keine  Terminologie  zu  erschopfen.  Auch 
crepitacula  kommen  darunter  vor,  R.  Rochette  M.  I.  p.  197.  Die  Grosse 
der  Vasen  steigt,  bei  den  Kollerschen  in  Berlin,  bis  3  F.  6  Zoll  Hone.  - 
Vasen  als  KrsiaKTK  auf  der  Archemorosvase. 


416  Gerathe  und  Gefasse.  [301] 

2.  Merkwiirdig    und    wohl    nicht    bedeutungslos    ist   es,    dass    der 
Wasserkrug  die  vom  Feuer  iibriggelassene  Asche  aufnimmt.     Die  urna 
feralis  ist  bekannt;   eben  so  kommen  Hydria,   Kalpe,   Krossos  vor.     Plut. 
Marcell.   30.     Orelli  Inscr.  4546.  47.     Moschos  IV,  34.     Dafiir  auch  Am- 
phoren  (schon  II.  24,   76),  auch  fusslose  in*  Columbarien.     Vgl.  Boettiger 
Amaltb.  III.  S.  178  ff.    Aber  auch  der  Lebes  dient  als  Aschenkrug,  Aesch. 
Agam.  432.    Ghoeph.  675.   Soph.  El.  1393.  —  Todtenurnen  in  Relief  auf 
Gippen,  Bouill.   Ill,  84.  85,  Stackelb.  Graber  Tf.  3,  1,   auf  Thonlampen, 
Passed  III,  46,  in  Vasengem. ,  Milling.  Div.  14.    Gogh.  45.     Marmorvasen 
der  Art  z.  B.  Moses  pi.  28  sq.   Bouill.  Ill,  78.  79.  80,  Stackelb.  Tf.  3.  3; 
die  grossern   sind  fur   vasa  disoma,  trisoma  zu  nehmen.  —  Vom  Malen 
der  Oelflaschchen  fur  den  Todten  Aristoph.  Ekkl.  996.  —  Ueber  die  Ge- 
fasse des  Todtencult  s.  unter  andern  Virgil  Aen.  Ill,  66.  V,  77,  91. 

Sehr  interessant  ist  die  Zusammenstellung  von  Vasen,  einem  Krater, 
zwei  Amphoren,  vielen  Schalen,  in  verschiedenen  Fachern  unter  einer 
Tischplatte,  in  dem  Gemalde  der  Grotte  del  f.  Querciola  (§.  177.  A.  2). 
Nahe  verwandt  ist  die  Vorstellung  auf  den  Lampen,  bei  Bellori  t.  16  und 
bes.  Passeri  III,  51,  wo  ein  Repositorium  mit  der  urna,  umher  amphorae, 
ampullae,  gutti,  auf  dem  obern  Fache  simpulum,  acerra  secespitae  und 
ein  sog.  aspergillum,  auch  ein  Weissagehuhn ,  darunter  Symbole  der  suo- 
vetaurilia,  dariiber  ein  lectisternium  zu  sehen  sind.  [Ein  Schenktisch, 
xiUtxsTov,  aus  gebrannter  Erde,  aus  Neapel,  mit  verschiednen  Gefassen 
darauf,  Stackelberg  Graber  S.  42.] 

3.  Boettiger   Ideen    zur  Archaeol.    der  Malerei    S.   173—234.    Dess. 
Vasengemalde,    drei    Hefte    1797—1800,    an   verschiednen    Stellen.     Ein 
Vasengemalde  (Brocchi's  Bibliot.   Ital.   Milan.   XVII.    p.    228)   zeigt   eine 
Reihe    gemalter   Gefasse   in   einem   Hochzeitzimmer.     Ueber   Preisgefasse 
Panofka  Vasi  di  premio.  F.  1826;  fiber  ein  Eleusinisches  derselbe,  Hall. 
ALZ.   1833.   Intell.  101.     [Gegen    das   haufige   xcdo's   ist    eine    Seltenheit 
das    Lob    der    Ehrlichkeit,    NLY.KQ%(OV    KUQTK    dtxcaosu    de    Witte    Vases 
de     Mr.    M***    p.    60    s.]      I>a^artxov    HxnoopK    bei    Athen.    p.    466 
ist   ein  Metallbrecher   mit   eingelegten,    z.  B.   goldnen,   Inschriften.    Bei 
Plautus     Rud.    II ,    5 ,    22    urna    literata    ab    se    cantat    c  u  j  a    sit. 
noTTJQia    yQKWKTixK     Beckers    Gallus    I.    S.   143.   —   Ueber   Vas en- 
male  rei  §.  321. 

4.  5.     Cedernsarge,  Eur.  Troad.  1150.   Fictilia  solia,  Plin.  XXXV,  46. 
Steinerne  bei   Bouillon,  Piranesi,  Moses.    Vgl.  §.  294,  3.    Bekannt  sind 
die  Lowenkopfe  als  Mfindungen  des  Wassers;  bei  Keltergefassen  (Irjvoi) 
lief  der  Wein  durch  solche  ab.     Boissonade  Anecd.  1.  p.  425. 

Werke  fiber  Gefasse,  Gerathe:  Lor.  Fil.  de  Rossi  Raccolta  di 
vasi  diversi.  1713.  G.  B.  Piranesi  Vasi,  candelabri ,  cippi ,  sar- 
cofagi,  tripodi,  lucerne  ed  ornamenti  ant.  1778.  2  Bde.  f.  H. 


[302]  Lampen,  Candelaber.  417 

Moses  Collection  of  ant.  vases,  altars,  paterae,  tripods,  candelabra,  sarco- 
phagi from  various  Museums  engr.  on  150  pi.  L.  1814  [meist  aus  der 
Hope'schen  Sammlung].  Gauseus,  Caylus,  Barbault  und  andre  allgemeine 
Sammlungen  PGL.  VII,  34  sqq.  -  -  Vgl.  Laz.  Baifms  de  vasculis,  Thes. 
Ant.  Gr.  IX,  177.  De  la  Ghausse  de  vasis  etc,  Thes..  Rom.  XII,  949. 
Gaylus  Mem.  de  1'Ac.  des  Inscr.  XXX.  p.  344.  Vermiglioli  del  vasellame 
degli  antichi.  Lezioni  II,  231.  [G.  Antonini  Manuale  di  vari  ornamenti 
component!  la  serie  de'  vasi  ant.  si  die  marmo  che  di  bronzo  esistenti  in 
Roma  e  fuori.  Vol.  I.  i  vasi  esist.  nel  M.  Pioclem.  e  Ghiaramonti.  R.  1821  f. 
71  tav.] 


302.     Nachst  den  Gefassen  sind   es  die  zur  Erleuchtung  1 
bestimmten    Gerathe,    welche    auch    vorziigliche  Kiinstler  im 
Alterthum    am    meisten    beschaftigt   haben;    theils    einfache 
Lampen    {J-v^rm,   \vjput),    welche,    zum    Theil  aus  Bronze,  2 
meist  aus  Terracotta,  mit  Hirer  anspruchslos  zierlichen  Form 
und  ihren  sinnigen  Ornamenten   und  Reliefs  einen  bedeuten- 
den  Zweig  der  alten  Kunstdenkmaler  bilden;  theils  Gande-  3 
laber  (Ivyvsiaj  ).v%vov%oi),  welche  zum  Theil  aus  gebrannter 
Erde,   in    der  Bluthe    der    Kunst    sehr    zierlich   aus    Bronze, 
spater    oft    aus    edlen    Metallen    und   Gemmen,    aber    auch 
aus    Marmor   gefertigt    wurden,    wovon    sich    manches   fast 
allzu  reich  und  phantastisch  geschmiickte  Werk  erh alten  hat. 
Auch    die    Spiegel,    welche    gewohnlich   nur    runde    Hand- 4 
spiegel  mit  Griffen  waren,  sind  mit  Kunstgeist  gestaltet   und 
geziert  worden,  ehe  die  Kostbarkeit  des  Stoffes  als  die  Haupt- 
sache  dabei  gait. 

2.  Die  Lampen  haben  em  Loch  fiir  das  Eingiessen,  opcpaJios  bei 
Heron,  eins  fur  den  Docht,  croficc,  und  ein  kleines  fiir  die  heraufstochernde 
Nadel.  Heron  p.  187  beschreibt,  unter  andern  Kunststiicken ,  eine  den 
Docht  selbst  heraufstossende  Lampe.  Oft  mit  mehrern  Dochten,  lucerna 
dimyxos,  trimyxos.  Die  Lampen  liefern  fur  sich  eine  beinahe  vollstandige 
Kunstmythologie ,  und  viele  Vorstellungen ,  die  sich  auf  menschliches 
Schicksal  und  jenseitiges  Leben  beziehen.  Licetus  de  Lucernis  ant.  re- 
conditis  1.  VI.  1652.  Bartoli's  und  Bellorfs  Lucernae  sepulcrales.  1691. 
(in  Deutschland  von  Beger  neu  herausgegeben).  Lucernae  fictiles  M. 
Passerii.  Pisaur.  1739.  3  Bde.  Montfaucon  Ant.  expl.  T.  V.  Ant.  di  Er- 
colano  T.  VIII.-  Moses  pi.  78  sq.  Dissertationen  von  De  la  Chausse  u. 
Ferrarius,  Thes.  Ant.  Rom.  T.  XII.  Beckers  Gallus  II.  S.  302.  [Boettigers 
Amalthea  III.  S.  168  ff.  und  Kleine  Schr.  III.  S.  307  if.] 

O.  M  tiller's  Archaeologie.    4.  Aufl.  27 


418  Gerathe  und  Gefasse.  [302] 

3.  Namen    von    Candelabern ,    Athen.    XV,    699    f.     Tarentinische, 
Aeginetische,  Tyrrhenische  Plin.  XXXIV,  6.  §.  173,  1.  2.    Gandelabrarii  in 
Inschriften.     Die  Theile  des  Gandelahers  sind  Fuss,  fiuGig,  Schaft,  xav^og, 
und  Knauf,  xcoUtfog.     Heron  p.  222.     Den  Kalathos  tragt  ein  Amor  bei 
zwei  Bronze-Gandelabern  (ceriolaria) ,  Gruter  Inscr.  p.  175,  4.     Vielarmige 
im  Tempel  des  Ismenischen  Apoll,  hernach  in  Kyme,  Plin.  XXXIV.  8,  im 
Prytaneion  zu  Tarent  (Athen.  700  d.),  vgl.  Kallim.  Epigr.  59.    Prachtvolle 
marmorne,  PCI.  IV,   1.  5.    VII,  37   sqq.     Bpuill.  III.  pi.  72.   73  (die   auf 
pi.  74  haben  zum  Theil  mehr  von  der  schlanken  und   einfachen  Gestalt 
Griechischer)  und  Glarac  pi.  142.  257;  bronzene  und  marmorne  bei  Moses 
pi.  83—93,  vgl.  301.     AL&oKoUrjroi  §.  161,   1.     [Trapezophoren ,  Beckers 
Gallus  II.   S.  113.]     Marmorne  Thronsitze,  der  Samothrakische  mil  sehr 
altem  Relief,  die  der  Themis  und  Nemesis  im  Tempel  zu  Rhamnus,   des 
Dionysos  und  der  Demeter,  des  Poseidon  u.  s.  w.   Des  Attischen  Prytanen 
Boethos,  Stackelb.  Graber  S.  33  f.  (Vign.). 

4.  Spiegel  waren  aus  Bronze  §  173,  3,  Silber  196,  2,  Gold,  Eurip. 
Troad.  1114.     %QVGO\JV   KKTOIITQOV   KOQiv&iovQys s ,   Aelian  V.  H.  XII,  58, 
bei  Nero  von  Smaragd;  beliebte  Geschenke  fur  T.  (Venereum  speculum, 
Gruter  p.  5,  6    (Orelli  n.  1279)  und   in  Graber.    Von  Spiegel-  und  Putz- 
kastchen  §.  173,  3.    Guattam  M.  I.  1787.   p.  XXV.    Ein  eherner  Spiegel 
aus  Athen  Stackelb.  Graber  Tf.  74. 


Zweiter  Hauptabschnitt. 


Bildende  Kunst. 

(Bildnerei   und    Malerei.) 

303.  Wir  verbinden  in  diesem  Abschnitt  diejenigen 
Kunste,  welche  unabhangig  von  aussern  Bediirfnissen  und 
Zwecken,  dagegen  gebunden  an  Naturnachahmung  (§.  24  if.), 
das  Leben  durch  die  damit  naturlich  verbundnen  Formen 
darstellen.  Indem  wir  den  Gang,  welchen  die  Schopfung 
der  Kunstwerke  selbst  nehmen  muss,  in  der  Betrachtung 
nothwendig  umkehren  miissen:  beginnen  wir  mil  der  Be- 
handlung  des  Stoffes,  durch  welche  demselben  gewisse  Formen 
mitgetheilt  und  eingepragt  werden  (die  Lehre  von  der  Tech- 
nik  der  alten  Kunst);  gehen  dann  zu  diesen  Formen  iiber, 
insofern  dieselben  getrennt  von  den  Gegenstanden  betrachtet 
werden  konnen  (Lehre  von  den  Kunstformen);  und 
schliessen  mit  der  Betrachtung  der  innern  Anschauungen  und 
geistigen  Vorstellungen,  welche  das  eigentlich  Dargestellte  der 
Kunst  sind  (die  Lehre  von  den  Gegenstanden). 


Erster  Theil. 
Von  der  Technik  der  alten  Kunst. 

304.  Zur  Technik  rechnen  wir  Zweierlei.  Erstens  das 
Verfahren,  wodurch  uberhaupt  dem  menschlichen  Auge  der 
Eindruck  einer  Form  durch  eine  gewisse  Gestaltung  des  dem 
Kiinstler  gegebenen  Stoffes  verschafft  wird,  abgesehn  von 
den  Besonderheiten  und  Eigenschaften  des  Stoffes,  wodurch 
dies  geschieht,  welches  wir  die  optische  Technik  nennen 
wollen.  Zweitens  das  Verfahren ,  wodurch  die  durch  op- 
tische Technik  bestimmte  Form  in  einem  besondern  Stoffe, 


420  Technik  der  bildenden  Kunst.  [305] 

mit  Riicksicht  auf  dessen  Eigenschaften,  durch  Anfugen  oder 
Wegnehmen,  durch  Auftragen  oder  Verandern  der  Oberflache 
hervorgebracht  wird:  welches  hier  mechanische  Technik 
genannt  wird.  Dem  allgemeinen  Gange  dieser  Betrachtung 
gemass,  welche  mit  dem  Sinnlichsten  und  Greiflichsten  be- 
ginnt,  wird  der  zuletzt  genannte  Abschnitt  dem  zuerst  an- 
gefuhrten  vorausgeschickt. 


I.    Mechanische  Technik. 

1  A.     Der  Plastik  im   weitern  Sinne.   (§.  25,  1.) 

1.    Die  eigentliche  Plastik   oder  Bildnerei  in   weichen  oder 
erweichten  Massen. 

a.     Arbeit  in  Thon  und  ahnlichen  Stoffen. 

2  305.     Aus  der  Hand  des  urspriinglich  dem  Topfer  eng- 
verwandten    Thonbildners    (§.   63)   gingen  Henkel  und   Zie- 
rathen  der  Gefasse,  wobei  die  Topferscheibe  nicht  gebraucht 
werden    konnte,    aber    auch  Reliefs    (TI«TO/.)    und   ganze  Fi- 

3  guren  (§.  72.  171)   hervor.     Ueberall  war   dabei  Arbeit  aus 
freier    Hand    alter    als    die    Anwendung   mechanischer    und 
fabrikmassiger  Vorrichtungen ,    und   das  plastische  Genie  der 
Griechen  zeigt   sich   schon  in  manchen  Terracotta-Figurchen 

4  und  Reliefs  in  seiner  ganzen  Herrlichkeit.   Ausser  Thon  wurde 
viel  Gyps  (yv&og,  platre)  und  Stucco  gebraucht;  auch  Wachs- 
bilder  waren  besonders  als  Spielsachen  haufig;   alien  solchen 
unedleren  Stoffen  gab  man  gern  durch  Farben  einen  hohern 
Reiz,    und  brachte    es    in    der  Nachahmung  niederer  Natur- 

5  gegenstande   bis    zur  Illusion.     Wichtiger    ward    indess  diese 
Kunstgattung  als  die  Vorbereiterin  anderer  (mater  statuariae, 
sculpturae  et  caelaturae  nach  Plinius),  indem   durch  sie  die 
andern    Zweige    der    Kunst   Modelle    und  Formen   erhielten. 

6  Auch   das  Abformen    von  Gliedern  und  Abgiessen   von  Sta- 
tuen   war  dem  Alterthum  nicht   unbekannt,    vgl.  §.  129,  5. 

7  Bei   grosseren  Figuren  wurde   der  Thon  iiber   einen  skelet- 
artigen  Kern  von  Holz  gezogen;  man   arbeitete  das  Grobere 
mit   dem  Modellirstecken ,   das  Feinere  mit   dem  Finger   und 


[305]  Plastik  in  Thon  u.  dgl.  421 

Nagel  aus.  Das  Brermen  von  Figuren  sowohl  wie  von 
Gefassen  wurde  mit  grosser  Sorgfalt  betrieben;  ein  schwacher 
Grad  von  Hitze  geniigte,  die  oft  sehr  diinnen  Gefasse  zu 
harten;  in  beiden  Arten  gab  es  auch  ungebrannte  Werke 
(cruda  opera  §.  71.  A.  2.  172.  A.  2). 

1.  Im  Allgem.  Winckelm.  W.  V.  S.  92  ff.  Meusel  N.  artist.  Miscell.  I. 
S.  37.  III.  S.  327.  IV.  S.  471.  Hirt,  Amalth.  I.  S.  207.  II.  S.  I.  ff.  Clarac 
Musee  de  Sculpture,  Partie  technique.  —  Fr.  di  Paolo  Avolio  Sulle  antiche 
fatture  d'argilla  che  si  ritrovano  in  Sicilia.  Pal.  1829  (s.  Bull,  d.  Inst.  1830. p.  38). 

3.  Die   Italischen    fastigia   templorum    von    Thon    mira   caelatura 
(Plin.  XXXV,  46)  und  die  oarpaxtW  TOQBV^KTK  alt-Korinthischer  Gefasse 
(Strab.  VIII.  p.  381)  waren,    nach  diesen  Benennungen  zu  urtheilen,   aus 
freier  Hand  bearbeitet;   die  Terracotta's  Rom.  Fabriken  aber,    so  wie  die 
Reliefzierden  der  rothen  Romischen  und  Arretinischen  Gefasse  (§.  171.  A.  2), 
sind  deutlich  in  Formen  gedruckt.    Jene  Terracotta's  beschranken  sich  auf 
eine  bestimmte  Anzahl  mythologischer  und  arabeskenartiger  Gompositionen. 
S.  Agincourt  Recueil  de  fragm.  de  sculpture  ant.   en  terre  cuite.    P.  1814 
und  T.  Combe   §.  263.  A.  2.     [Opere   di  plastica  della  collezione  del  Cav. 
G.  P.    Gampana  Distrib.  1—12.  1842.  43.     Ein  dritter  Band  wird  folgen. 
Panofka  Terracotten  des  k.  Mus.  zu  Berlin  1842.  43.  64  Taf.   Zwei  Gottinnen 
Stackelb.  Graber  Tf.  57.     Urlichs  Vejentische  Terracotten  Jahrbiicher  der 
Rhein.  Alterthumsfreunde  VIII.  Tf.  2.    Die  schone  Burgonsche  Sammlung 
aus  Athen  im  Britischen  Museum,  Samrnlungen  ai  Studi,  S.  Angelo  u.  a. 
in  Neapel,  mehrere  in  Sicilien,  die  in  Miinchen,  in  Garlsruhe  u.  s.  w.j    Gic. 
ad  Att.  I,  10  verlangt   solche  typos  aus  Athen,    um  sie  im  Anwurf  eines 
Atriums  zu  befestigen.     Gerhard  intorno  i  monum.   figulini    della  Sicilia 
in  den  Annali   d.   Inst.  VII.    p.    26—53.     Grosse  Statuen   in  Thon   sind 
selten.     Minerva  von  Capua  in  Wien.     [Doch  befmden  sich  in  der  iiber- 
haupt   sehr  reichen    Sammlung    von    Terracotten   im   Museum  zu  Neapel 
Jupiter   und  Juno,    iiber   lebensgross,    angeblich   aus   einem  Tempel    des 
Jupiter  in  Pompeji,    und   drei    andre  Statuen   in  Lebensgrosse,    und   ein 
Schauspieler,  etwas  darunter,  gute  Figur.    Lebensgrosse  Statuen  von  Ver- 
storbenen ,    liegend    auf  Etrurischen  irdenen   Sargen ,    sind  nicht    selten, 
finden  sich  namentlich  im  Museum  Gregorianum ,  bei  Cav.  Campana ,  im 
Britischen  Museum.] 

4.  Argilla,  marga,  creta,  s.  Mem.  de  1'Inst.  Roy.  III.  p.  26.   Rubrica 
§.  63  KKvvafiog,  stipa,  stipatores,  Lindemann  zum  Festus  p.  684.    Arbeiten 
aus  itrjhos,  Platon  Theaetet  p.  147.    Ueber  yvtyonlKGiu  Welcter  Acad. 
Kunstmuseum  S.  7.    Gypsstatuen  brauchte  man  besonders  fur  temporare 
Zwecke,  Spartian  Sever  22,  vgl.  Pausan.  I,  40,  3.    Arnob.  VI,  14  ff.   Gyps- 
kopfe,  Juven.  II,  4.  Reliefs  aus  Stucco  sind  oft  nur  fur  die  Fernansicht 


422  Technik  der  bildenden  Kunst.  [305] 

ebauchirt  (solche  hat  man  aus  der  Villa  Hadrian's),  oft  mit  Farben  auf 
der  Flache  fortgesetzt.  Ob  die  tabula  Iliaca  und  die  Apotheose  des  Herakles 
aus  Stucco  sind,  ist  noch  streitig.  Wachsbilder  §.  129,  5.  181,  3,  Gotter- 
bilder,  Plin.  Ep.  VII,  9,  der  Laren.  Juv.  XII,  88,  als  Kinderspiel  bei  Lukian 
Somnium  2  u.  sonst.  Puppen,  KOQOKOG^IK,  aus  Wachs  und  Gyps,  Schol. 
zu  Klemens  p.  117.  Vgl.  fiber  die  alten  JtT^cmJlaO-oi  Boettiger's  Sabina 
S.  260.  270.  Bunte  Puppen  aus  nri^og  Lukian  Lexiph.  22,  oi  U^GLTXOVT^ 
rovs  nrjlivovg,  Demosth.  Phil.  I.  p.  47,  •x.QQoitkuQoi ,  Isokrates  de  antid 
§.  2,  solche  Statuen  in  Neapel.  Vgl.  Sibyllin.  III.  p.  449  Gall.  Von  Posis 
(§.  196.  A.  2)  tauschenden  Fruchtschiisseln  Plin.  XXXV,  45.  Auch  v er- 
go Idete  Terracotta's  giebt  es,  von  delicater  Griechischer  Arbeit,  gemalte 
aus  Athen,  Gab.  Pourtales  pi.  2.  vgl.  pi.  31  [die  schonste  aus  Athen  in 
Miinchen,  andre  hier  und  da]. 

5.  TlgonldGfjicc  als  ein  Modell  im  Kleinen  bei  Cic.  ad  Att.  XII,  41, 
vgl.  §.  196,  2.    Hippokr,  de  victus  rat.  p.  346.  Foes. 

6.  Dass  der  Gyps  zum  Abformen  (nQog  arco/my^ara)  viel  gebraucht 
werde,   sagt  Theophrast  de  lapid.  §.  67.     Die  Athen.  Kiinstler  brauchten 
beim  Abformen  des  Hermes  Agoraeos  (§.  92.  A.  3)  auch  Pech.  vgl.  Lukian 
Lexiph.   11.    (Mouler  a  bon  creux,    a  creux   perdu;  platre;   coutures  des 
moules  a  bon  creux;  parties  qui  ne  sont  pas  de  depouille,  aus  mastic). 

7.  Diese    gleichsam    noch    fleischlose   Holzfigur   hiess    x/rva/?os, 
xdvctfios  (canevas);  ahnliche  dienten   auch  den  Plasten   und  Malern  als 
anatomisches  Studium.     S.  Arist.  H.  an.  Ill,  5  de  gen.  an.  II,  6.    Pollux 
VII,  164.  X,  189.     Suidas  und  Hesych  s.  v.  cum  Intpp.  Apostol.  Ill,  82. 
Bekker's  Anecd.  p.  416.     Darauf  gehen  die  parvi  admodum  surculi,  quod 
primum  operis  instar  fuit,  Plin.  XXXIV,  18.  —  Der  Modellirstecken  in 
Prometheus  Hand,  Admir.   Rom.  80.     Ficoroni  Gem.  II.  4,  5,   vgl.  5,  1. 
Impr.  gemm.  del  Inst.  IV,  75?   und  das  Relief  bei  Zoega  Bassir.  23.     Die 
Arbeit   wird   aber  nach   Polyklet  am  schwersten  OTCCV  iv  ovv%i  6  nyhbs 
yiyv7]Tcti.    Winckelm.  V.   S.   93.  387.     Wyttenbach  zu  Plut.  de  prof.  virt. 
p.  86  a.  Police  ducere  (ceram)  Juven.  VII,  232.    Pers.  V,  40,  vgl.  Statius 
Achill.  I,  332. 

8.  Ueber    die  Einrichtung   der  Oefen   zum  Brennen   Rom.    Gefasse 
hat  Schweighauser  d.  j.   nach    Ausgrabungen  im  Elsass    Untersuchungen 
angestellt;  auf  dem  Museum  in  Strassburg  ist  ein  Modell  davon.    Archaeo- 
logia  XXII.    pi.   36.    p.    413.     Remains   of  a  Roman  kiln   or  furnace  for 
pottery.    Von  den  Griechischen  Gefassen  §.  321.    Die  grosse  Diinnheit  und 
Leichtigkeit  alter  Gefasse  (Plin.  XXXV,  46)  bezeichnet  Lukian  im  Lexiph.  7 
durch  dvsfiocpoQrjTcc  und 


1.306]  Erzguss.  493 

b.     Metallguss  (statuaria  ars). 

306.     Beim    alten    Erzguss    kommt    Zweierlei    in   Be-  \ 
tracht.      Erstens:    die    Mischung    der  Bronze,    deren    feinere 
Technik    fruher    besonders    in  Aegina  (§.  82.  A.)   und  Delos 
(§.  297.    A.  3),    dann    lange   Zeit    in   Korinth   bliihte,    aber 
hernach    unterging    (§.  197,  5).     Wie    das   Korinthische    Erz  2 
selbst  bald  heller  und  weisslicher,  bald  dunkelbrauner  Farbe 
war,  bald  die  Mitte  hielt:  so  gab  es  gar  mancherlei  Farben, 
welche    man    dem   Erze    mittheilte;    auch   lasst   sich   schwer  3 
laugnen,     dass    man    verschiednen    Theilen    einer    Bildsaule 
verschiedne    Farben-Niiancen    zu    geben    wusste.      Zur    Be-  4 
forderung    des  Flusses    beim   Gusse   und  der   Harte   des    er- 
kalteten  Metalls   fmdet  sich  der    alten  Bronze    fast    durch- 
gangig  Zinn  beigemischt,  haufig  auch  Zink  und  Blei.     Zwei-  5 
tens:    das    Verfahren    des    Gusse s    in    Formen.     Wie    im 
Ganzen  auch  in  neueren  Zeiten,  wurde  die  Statue,  iiber  einen 
feuerfesten  Kern,  aus  \Yachs  bossirt,  und  dariiber  eine  Form 
in  Lehm  gestrichen,  Uydog   (auch  iwvot  genannt),  in  welcher 
Rohren    zum    Einstromen    des    Erzes    gespart    wurden.     So- 
wohl    in    der  Diinnheit   des    Erzes    als    in    der  Reinheit   des 
Ousses   mid  der  Leichtigkeit  der  ganzeu  Operation  brachten 
es  die  Alten    zu   einer    erstaunenswiirdigen   Vollkommenheit. 
Doch   nahmen   sie  sich   auch  Zusammenfugung  von  Theilen,  6 
durch   mechanische   oder   chemische  Mittel,    nicht   iibel;    das 
Einsetzen  der  Augen  war  zu  alien  Zeiten  gewohnlich,  so  wie 
die  Anfugung  von  Attributen  aus  edlen  Metallen. 

1.  Die  Bereitung  der  Bronze   war  Sache  des  ^a^xov^yo'g  (Aristot. 
Pol.  1,  3),  oder  ^aixoTrrry?  (Relief  im  L.  224  b.),  in  Rom  des  flaturarius 
faber  (in  Inschriften ,   flatuarius  im  Theodos.  -codex).    Von  Korinthischem 
Erz  gab  es  besonders  Gefasse  (dergleichen   die  Gorinthiarii  oder  fabri  a 
€orinthiis  verfertigten) ,   aber,  ungeachtet  Plinius  es  laugiiet,   auch  signa 
Corinthia  (Martial  XIV,  172),  wie  die  Amazone  des  Strongylion  (01.  103); 
auch  Alexander  hatte  deren,   u.  Delphi  war  voll  davon,  Plut.  de  Pyth. 
or.  2,  vgl.  §.  123.  A.  2.     Aber  auffallend  ist  die  imago  Gorinthea  Traiani 
Caesaris  in  der  Inschr.  Gruter  175,  9.    Fabretti  Gol.  Trai.  p.  251.    Argo- 
lica  statua  bei  Trebell.  Trig.  tyr.  30  scheint   ziemlich  dasselbe.     Es  gab 
viele  Marchen  iiber  das  Korinth.  Erz,  z.  B.  dass  es  die  Abloschung  in  der 
Quelle  Peirene  so  trefflich  mache,  Paus.  II,  3,  3.  vgl.  Plut.  a.  0.   Petron  50. 

2.  Plin.  XXXIV,  3.    Man  riihmt  den  Graecanicus  oder  verus  color 


424  Technik  cler  bildenden  Kunst.  [306] 

aeris  (Plin.  Ep.  III.  6).  Geschatzt  war  das  ^TCCCTI^OV,  und  die  Athleten- 
farbe,  Dio  Chrysost.  Or.  28  in.  Meerblaue  Seehelden  in  Delphi  §.  123. 
A.  3.  Die  Bereitung  von  £«Ax6g  %$vGoyari<s  erwahnt  unter  vielen  andern 
Metallbereitungen  der  Papyrus  aus  Aegypten,  Reuvens  Lettres  a  Letr.  III. 
p.  66.  Ueber  die  Patina  der  alten  Bronze,  welche  bios  durch  Oxidirung 
entsteht,  L.  Bossi  Opuscoli  scelti  T.  XV.  p.  217.  Mil.  1792.  4,  von  Fiorillo 
ausgezogen  im  Kunstblatt  1832.  N.  97  ff. 

3.  Ueber  Vielfarbigkeit  der  Bronzestatuen  konnten  Kallistratos  An- 
gaben  rhetorische  Phrasen  sein  (Welcker  zu  5.   p.   701);  auch  beziehen 
sich   diese   meist  auf  pieces  a  rapport,  wie  die  durch  Mischung  von  Blei 
mil  Kyprischem  Erz  purpurfarbnen  Praetexten,   Plin.  c.  20.     Aber  merk- 
wiirdig    sind   Silanion's   Jokaste    mit   todtblassem  Gesicht,    durch   Silber- 
mischung  (Plut.  de  aud.  poet.  3.  Qu.  Symp.  V,  1.  vgl.  de  Pyth.  or.  2),  und 
Aristonidas  schamrother  Athamas,  durch  Eisenbeimischung  (Plin.  40).  da 
doch  Eisen  sich  sonst  mit  Kupfer  nicht  inischen  lasst.    Auch  Appul.  Flor. 
pi.  128  beschreibt  an  einer  Erzstatue  tunicam  picturis  variegatam.     [Qua- 
tremere  de  Qu.  Jup.   Olymp.    p.   55 — 64  de  1'art   des    alliages  dans  son 
rapport  avec  la  methode  de  teinter  les  ouvrages  en  metal  et  de  1'usage 
d'introduire  des  couleurs    dans  les   statues   de  bronze,    Feuerbach  Vatic. 
Apollo  S.  211,  Petersen  de  Libanio  Prol.  2.    Havn.  1827.  p.  9  und  schon 
Figrelius  de  statuis  14.  p.  126.    Rothe  in  die  Wangen  gab  nach  Himerius 
Or.  XXI,  4.    Phidias  der  Lemnischen  Athene.     Merkwiirdig  ist  der  Kunst- 
ausdruck   fiutyis   ^aAxov   ~AK\   Gidrigov  bei  Pollux  VII,    169  aus  Antiphon, 
^cd-xoy  fictcpai  bei  Aeschylus  Agam.  624  (597),  s.  Nachtr.  zur  Tril.  S.  42  f. 
wozu  Klausen  in  seiner  Ausg.  bemerkt,  dass  vielleicht  durch  die  Neuheit 
dieser  Kunstfertigkeit  die  Vergleichung  noch  mehr  Reiz  erhielt.    Das  Tref- 
fende  der  versteckten  Vergleichung  mit  dem  Ehebruch  und  der  Aeschy- 
lische  Witz  darin  ist  nicht  zu  verkennen.   G.  Hermann  widersprach,  indem 
er  idlv.ov  pKcpag  mit  Schutz  u.  A.  auf  Blut   und  Wunden  feezog  und  als 
eine  doppelsinnige  Andeutung  des  vorhabenden  Mordes  der  Klytaemnestra 
nahm.     So  schon  W.  Humboldt,   und  was  blieb  iibrig,  ehe  der  buchstab- 
li'che  Sinn  beriicksichtigt  war?     Der  andre  aenigmatische  aber  ist  fur  den 
Gharakter  der  Rede  zerstorend  und  zu  unmenschlich  an  dieser  Stelle  auch 
fiir  Klytaemnestra.  Letronne  Peint.  murales  p.  517  stellte  sich  auf  Hermanns 
Seite,  Franz  iibersetzt  richtig  »Erzes  Farbung.«  —  Kunst  der  Gallier  dem  Erz 
im  Fluss  Farben  (durch  andre  Metalle)  einzuschmelzen,  Philostr.  Imag.  I,  28. 
p.  44,  24.  vgl.  Jacobs.    Auch  die   Ghinesen  geben  den  Bronzen  Farben.] 

4.  Die  Mischung  des  Zinns  zum  Erze  (schon  in  den  Nageln  vom 
Schatzhause   des  Atreus  §.  49)   5/8   und  24  auf  100.    An  den  Rossen  von 
S.  Marco   (aus  spaterer  Zeit)  fmdet  sich  am  wenigsten  Zinn,   s.  Klaproth, 
Mag.    encycl.    1808.    III.    p.    309.     Mongez    (sur   le    bronze    des    anciens, 
Mem.    de   Flnst.    Nat.    V.    p.    187.    496.     Inst.   Roy.   VIII.    p.   363)    leitet 


•[306]  Erzguss.  425 

die  Harte  der  Bronze  ganz  von  dieser  Mischung  und  der  Abkiihlung  in 
der  Luft  her,  imd  langnet,  nach  neuern  Erfahrungen,  die  trempe  durch 
Wasser,  auch  gegen  Prokl.  zu  Hesiod  T.  u.  W.  142.  Bust,  zur  11.  I,  236, 
deren  Zeugnisse  Graulhie,  sur  les  ages  d'or  et  d'argent.  d'airain  et  de  fer, 
Mag.  eno.  1809.  Dec.  1810.  Janv.,  hervorgezogen.  [Vgl.  Journal  of 
Science  and  arts  XLII.  p.  313.]  —  Xalxog  %VTOS,  sprode,  f'^ardg,  rvniag 
(ductilis),  weich.  Pollux  VII,  105. 

5.  Die  Kunstausdrucke    sind:    ra    nlKd&tvtct    xrjQivK-    Mydos,    to 
Ttrjlivov,   XOVLCC,  txloicpri'  T^vn^ficcTK  TO)  J  7ictQK7il.rj6uf  %a>vo$,  %cavsv£iv. 
S.  Pollux  X,  189,  Photios  MySos,  Eustath.  zur  II.  XXL.  p.  1229,  zur  Od. 
XXII.  p.  1926.  R.    Schneider  u.  liydos,   ^QKvrj.    Diogenes  L.  V,  1,   33. 
cog  sv  TCO  >t?7()Gj  6  *Efpfj$  sniTrjdsioT^Ta   £%cov    liti&ifcctO&ttt   TOV?  %KQCHV.- 

l  6  £v  rat  ^aAxcoi  avSQidg.  [Sophokles  Al%(ictX(OT.  aonis  filv 
ȣ  Ttvv.v  ofifiartl  vgl.  F.  G.  Welcker  Griecli.  Trag.  S.  172.] 
Auch  Miinzen  wurden  bisweilen  im  Ligdos  gegossen.  Seiz  sur  Tart  de 
fonte  des  anciens,  Mag.  encycl.  1806.  VI.  p.  280.  Glarac  M.  de  sculpt.  II. 
p.  9  ff.  Ob  man  auch,  wie  jetzt,  die  moule.  a  bon  creux  iiber  das  Modell 
machte,  und  die  Stucke  derselben  dann  inwendig  mit  Wachs  garnirte, 
und  hierauf  den  Kern,  noyau,  hineingoss,  ist  zu.zweifeln.  Massiv  war 
eine  Statue  des  Onassimedes,  Paus.  IX,  12;  kleinere  Bronzen  sind  es  ge- 
wohnlich.  Ein  ccvd^ias  kostete  in  der  Zeit  des  Cynikers  Diogenes  3000 
Drachmen  (Va  Talent,  ungefahr  700  Thaler)  Diog.  Laert.  VI,  2,  35.  [Eine 
Erzgiesserei  ist  an  einer  merkwiirdigen  Kylix  dargestellt,  Gerhard  Neuer- 
worbne  Denkmaler  N.  1608  und  Trinkschalen  Tf.  12,  womit  E.  Braun  im 
Bullet.  1835.  p.  167  die  in  der  Aeschyl.  Trilogie  erklarte  Vase  verglich, 
in  welcher  nachmals  Feuerbach  im  Kunstbl.  1844.  N.  87  Kern  und  Mantel 
eines  Gussmodells  nachwies.  Zu  vergleichen  ist  ausserdem  eine  archaistische 
Vase  mit  einer  Erzschmiede  bei  Gampanari  in  London,  die  edirt  werden 
wird.  Bullett.  1846.  p.  67.  Von  der  Vase  in  der  Tril.  giebt  Bergk  eine 
andre  Erklarung,  Archaeolog.  Zeit.  1847.  S.  48.  Ueber  den  geringen  Preis 
der  Erzstatuen  s.  Koehler  Ehre  des  Bildnisses  S.  127.] 

6.  Von  theilweisem  Gusse  bei  Golossen  Philo  VII.  mir.  4;  auch  die 
Rosse  von  S.  Marco  sind  wahrscheinlich  jedes  in  zwei  Formen  gegossen. 
Vom  Lothen  §.  61.   Ferruminatio  per  eandem  materiam  facit  confusionem,- 
plumbatura  non  idem  efficit.     Digest.  VI,  1,  23.     S.  indess  Plin.  XXXIII, 
29  f.  Angela thete  Haarlocken,   Winckelm.  W.  V.  S.  133.     Von  dem  Bin- 
set  zen  der  Augen  ebend.  V.    S.  138.  435  f.   Boettiger's  Andeutungen  S.  87, 
vgl.  auch  Gori  M.  E.  II.  p.  208.  Man  bezieht  darauf  den  faber  oculariarius 
in  Inschr.  s.  Forcellini.     Die  schone  Nike  von  Brescia  (§..  260.  A.  3)  hat 
eine   silberne   Kopfbinde,    ein   Bacchus    nach   einer   Inschrift   bei  Gruter 
p.  67,  2  war  curn  redimiculo  aurific.  et  thyrso  et  cantharo  arg. 


426  Technik  der  bildenden  Kunst.  [307] 

Erhaltene  Bronzen  §.  127.  A.  7.  172.  A.  3.  204.  A.  4.  205. 
A.  2.  207.  A.  6.  261.  A.  2.  380.  385.  422.  423.  427.  Die  meisten  aus 
Herculaneum.  Colossal-Kopf  nebst  Hand  auf  dem  Capitol.  [Die  schone 
Statue  aus  Vulci  in  Munchen,  Kunstbl.  1838.  St.  86.] 

1  307.     Die  vor  der  Samischen  Schule   herrschende  Weise 
der  Verfertigung  von  Statuen  durch  das  Schlagen  und  Treiben 
(§.  59.  60.  71,  vgl.  237,    2.    240,  .2)  blieb   auch  spater  bei 

2  Gold   und    Silber    die  gewohnliche;    doch  sagten  Statuen, 
besonders    grossere,     aus    den    edlen    Metallen     mehr    dem 

3  Asiatischen   als  dem  Griechischen  Geschmacke  zu.     Auch  die 
Vergoldung    ganzer    Statuen   wurde    erst    dann    beliebt,    als 
man    dem  Erz   durch  Mischung   eine   schone  Farbe  zu  gcben 
verlernt  hatte;   in  der  alten  Kunst  zeichnete  man    einzelne 
Theile  auch  am  nackten  Korper  durch  Vergoldung  oder  Ver- 

4  silberung  aus.     Mit  Eisen   machte  man   mehr  Versuche,   als 
dass   man  es   mit  Erfolg   und  dauernd  zu  Werken    der   bil- 
denden Kunst  angeAvandt  hatte,   da  das  fur  den  Guss  geeig- 

5  nete  Roheisen   im   Alterthum   ungewohnlich   war.     Aus   Blei 
kommen  von  Arbeiten,   welche  Kunstwerke  genannt  werden 
konnen,  Marken  fur  offentliche  Spiele  und  Kornaustheilungen, 
Etiketten  zum  Anhangen  an  Gerathe,    siegelahnliche  Zeichen 
an  Bausteinen,  Bullen,  Amulette  und  dgl.  vor,   manches  da- 
von  ist  deutlich  in  Formen  gegossen. 

1*  Die  goldne  Pallas  von  Aristodikos  war  ein  GyvgrjlaTov,  Brunck's 
Anal.  II.  p.  488;  auch  die  silbernen  Figuren  von  Bernay  (vgl.  §.311.  A.  5) 
sind  durchaus  getrieben,  die  einzelnen  Theile  mit  Blei  sehr  fein  gelothet, 
oder  mit  Schwalbenschwanzen  zusammengefugt. 

2.  Silberne  Statuen  bei  den  Pontischen  Konigen,  Plin.  XXXIII,  54; 
goldne  besonders  bei   Barbarischen  Gottern,  Lukian   Z.   TQcty.     Statt  der 
angeblichen  goldnen  Statue  des  Gorgias,  sah  Paus.   nur  eine  vergoldete. 
Der  avdQiccg  %QV6ovg  GTSQBOS,  solidus,  steht  iibrigens  nur  dem  plattirten, 
inl%QVGo<$,   inauratus,    oder  leicht  vergoldeten,    xarrc^t/ffog ,  subauratus, 
entgegen;  jedoch  bezeichnet  holosphyraton  bei  Plin.  XXXIII,  24   ein  ganz 
massives  Werk.    Xyvabs  ecu  sty  ft  og  s.  v.  a.   aurum  obryzum.     [Schweig- 
hauser  zu    Herod.    1,    50.    anvgos,    CIVTO^KTOS,     avrocpvys,    Lennep    ad 
Phalar.  p.  365.J 

3.  Gold  wurde  auf  Erz  meist  mit  Quecksilber  und  in  starken  Blattern, 
auch  mit  Hulfe  von  Kerben,  aufgesetzt  (Plin.  XXXIII,  20.  XXXIV,  19),  auf 
Marmor  mit  Eiweiss.    Winckelm.  W.  V.   S.  135.  432.    M1  Acilius  Glabrio 
setzte    in   Rom    die    erste    statua    aurata,    Liv.    XL,    34.     Spuren   von 


[308]  Statuen  von  Gold  und  Silber.  427 

Vergoldung  an  den  Rossen  von  Venedig,  M.  Aurel,  einer  Quadriga  des 
Herculan.  Theaters,  der  schonen  Statue  von  Lillebonne,  §.  262.  A.  2  [am 
meisten  des  beruhmten  Hercules  im  Capitol].  Ein  alterthiimlicher  Athleten- 
kopf  in  Munchen  n.  296  hat  vergoldete  Lippen ,  [der  Orpheus  des  Kalli- 
stratus  7  mit  einem  goldnen  Riemen  den  Chiton  gebunden],  der  alt- 
griechische  Lampadephor ,  §.  421,  nach  R.  Rochette  die  Lippen,  Brust- 
warzen  und  Augenbrauen  iibersilbert,  [nicht  iibersilbert,  sondern  mit  Kupfer 
eingesetzt,  s.  Letronne  in  den  Anriali  d.  I.  VI.  p.  230.  Des  eben  erwahnten 
Orpheus  Tiare  ist  XQVGQJ  xccra<mxrog.  Sehr  schon  ist  die  eingelegte  Arbeit 
in  Silber  an  Erzfigurchen  des  Museums  zu  Neapel,  Augen  und  allerlei 
Yerzierungen ;  ein  Gefass  aus  Herculanum  in  silbereingelegter  Arbeit  be- 
schreibt  Martorelli  de  the  calam.  vgl.  Fea  zum  Horaz  T.  II.  Epist.  ad 
Pis.  435  u.  a.] 

4.  Eiserne  Bildsaulen  des  Theodores  von  Samos  (§.  60)  Paus.  Ill,  12. 
Herakles  Schlangenkampf  von  Tisagoras,  X,  18.   Alkon's  eiserner  Herakles, 
Plin.  XXXIV,  40.    Die   Grunde  der  Seltenheit  des  Eisengusses  im  Alter- 
thum  entwickelt  Hausmann  Commentat.    Soc.   Gott.  rec.  IV.  p.  51.    Die 
Stahlung,    GTO^(OGL<S,   des  Eisens   (durch  Wasser,  Homer    Od.  IX,   393.) 
[Sophokles  Aj.  650.   og  T«  SSLV'  tyuiQttQovv  TOTS   fiacpfj  aidTjQos  o»'g,  vgl. 
§.  311.  A.  2.]  fur  schneidende  Werkzeuge  war  am  Pontos,  in  Lydien  und 
Lakonika  zu  Hause.     Eust.  zur  II.  II.  p.  294,  6.  R.,  vgl.  Hausmann  p.  45 
sqq.    Magnetgewolbe?  §.  149.  A.  2. 

5.  Ficoroni  Piombi  antichi.   R.  1740.  4.    Stieglitz  Archaeol.  Unterh. 
II.  S.  133. 


2.    Die  Arbeit  in  harten  Massen. 

a.     Holzschnitzerei. 

308.     Das  Holzschnitzen    wird    durch  %&w  und   fMyew  \ 
bezeichnet,   wo  von  jenes  ein  flacheres,   dies   ein  tieferes  Ar- 
beiten  mit  scharfen  und  spitzigen  Werkzeugen  anzeigt;  fruher 
ein  Hauptzweig    der  Tempelbildnerei   (§.  68.  84),   wurde  es  2 
besonders  zu    den  Bildern    der  Feld-  und  Gartengotter  alle 
Zeit    hindurch    angewandt.      Wahrend    man    dazu    die    ge-  3 
eigneten  Holzarten  des  einheimischen  Bodens,  oft  mit  einiger 
Rucksicht  auf  die  Bedeutung   des  Bildes ,  benutzte :   wurden  4 
auslandische  Holzer,   besonders    das    fur    unverwiistlich   ge- 
haltene  Gedernholz,  noch  in  spatern  Zeiten  auch  von  vorzug- 
lichen  Kunstlern   zu  Bildwerken  gebraucht.     Die  Arbeit  des  5 
Drechselns  war  fur  Gefasse  und  Gerathe   von  Holz  wichtiger. 


428  Technik  der  bildenden  Kimst.  [309] 

1.  Beide  Ausdriicke  kommen   von  Holz  und  Stein  vor.     Ehiv  1st 
scalpere,   davon    ^vrilrj ,    £o'l'g  (noiftevinri},    scalprum,   ein   Schnitzmesser. 
r^vysiv ,    sculpere,    steht    dem    caelare,    TOQSVSIV  ,    naher.     Instrumente, 
ylvyuvov,  TOQO?,  caelum,  Meissel,  Grabstichel.   Zum  £ssiv  dient  auch  die 
oiiilri,  §.  70,  3.   Vgl.  §.  56,  2.   Quinctil.  I,  21,  9.  sculptura  etiam  lignum, 
ebur,  marmor,  vitrum,  gemmas,  praeter  ea  quae  supra  dixi,  complectitur. 

2.  Auf  Psyttaleia    Havoc;    o?g    SKKGTOV    ETV%S    £oava    n£7toir]fj,£VK, 
Pans.  I,  36,  2.    Ein  Pan  aus  Buchenholz  mit  der  Rinde  Anth.  Pal.  VI,  99. 
Dionysosbilder,  Priape  aus  Feigenholz. 

3.  Gypresse,  in  Kreta  haufig,   u.    von  den  dortigen  Daedaliden  be- 
nutzt  (vgl.  Hermipp,  Athen.  I.  p.  27),  Buchsbaum  (0/u/lag),  Eiche,  Birn- 
baum,   Ahorn,   Weinrebe,  Olivenholz  u.  a.     Paus.   VIII,   17,   2.     Qu.  de 
Quincy  Jup.   01.   p.  25  sq.     Glarac  p.  41.     Populus  utraque    et  salix  et 
tilia  in  scalpturis  necessariae,  Palladius  de  R.  R.  XII,  15. 

4.  Von  auslandischen  Holzern  Ebenholz  (§.  84.  A.  2.    147.  A.  3), 
Citrus  (Q-vov?  Mongez  Hist,   de  1'Inst.  roy.  III.  p.  31.    Thyon  nebst  Gy- 
pressen  an  Phidias  Olympischem  Zeus,  inwendig  oder  am  Thron,  Dio  Ghrys. 
XII.  p.  399  R.),  Lotos,  besonders  Gedernholz  (vgl.  §.  52.  A.  2.  57.  A.  2). 
Von  Gedernholz  war  der  Apollo  des  Sosius  aus  Seleucien,  Plin.  XIII,  11, 
auch  der  Asklepios  von  Eetion  Anth.  Pal.  VI,   337.     Von  Dontas  werden 
KS§QOV   ^codicc  %$v6a>   dt7]v&i6[t£va  als  runde  Figuren  beschrieben,  Paus. 
VI,  19,  9.    Mehr  s.  bei  Siebelis  zu  Paus.  V,  17,  2.    Amalth.  II.  S.  259. 

5.  Vgl.    §.    298.   A.   2.    Voss    zu  Virgil  Bd.  II.  S.   84.  443.     Vom 
Drechseln  in  Holz  Togveveiv,  TOQVOVV,  torn  are  s.  Schneider  u.  TOQZVOO. 
Tornus,  TOOVSVT^QIOV,  das  Dreheisen,  von  Theodoras  erfunden,  §.  60. 


b.     Bildhauerei  (sculptura). 

1  309.     Als    das    eigentliche    Material    fur    die    Sculptur 
wurde  frtihzeitig  der  feste  und  politurfahige  Kalkstein,  wel- 
chen    man   eben   von   diesem  Glanze  Marmor  (pagpapofi   von 
paQpaiQw)  nannte,    und   zwar  der   weisse  anerkannt  und  in 
ganz  Griechenland   vor   alien  andern  der  Parische ,   wie  her- 

2  nach   in  Rom    der  von  Luna   gesucht.    Indess    wurden  fur 
Werke    minder    sorgfaltiger   Kunst    in  Griechenland    wie   in 

3  Italien  auch  allerlei  Tuffe  angewandt:    dagegen   farbige  Mar- 
mors,   so  wie  andre  colorirte  Steinarten,   erst  im  Romischen 
Kaiserreiche,  besonders  fur  die  Darstellung  Aegyptischer  Gott- 
heiten    und  Barbarischer  Konige,    auch   fur    angefiigte  Har- 

4  nische  und  Bekleidungen  u.  dgl.  beliebt  wurden.   Bewunderns- 


[309]  Bildhauerei.  429 

wiirdig  ist  die  Vollendung  der  Arbeit  an  den  harten  und 
sproden  Massen  des  Porphyrs,  Basalts  und  Granits,  wo  vorn 
zugespitzte  und  immer  neu  gescharfte  Pinkeisen  den  Stein 
bis  zur  erforderlichen  Tiefe  wegbohren,  und  hernach  muh- 
sames  Reiben  und  Schleifen  die  glatte  Flache  sehr  allmahlig 
zu  Wege  bringen  musste. 

1.  Garyophilus  de  marmoribus  antiquis   ist  wenig  brauchbar,  mehr 
Ferber  Lettres  mineralogiques  sur  Fltalie,  Mongez,  Dictionn.  de  Tantiquite 
de  1'Encyclopedie ,   besonders  Faustino  Gorsi  Delle  pietre  antiche,  ed.  sec. 
R.  1833.    Vgl.  Hirt,  Amalth.  I.  S.  225.     Clarac  p.  165.     Plainer  Beschr. 
Roms    S.  335.     Der   Marmor   ist    entweder    korniger;    dahin   gehort    der 
Parische    lidos  UKQIOS,    IvySivog),    der  meist  in  kleinen  Blocken,    zum 
Theil  in  Hohlengangen  (Av^vir^s)    gebrochen  wurde,   von  einem  grossen 
[salzahnlich]  glanzenden  Korn,  marmo  Greco  duro,  auch  salino  genannt; 
so  wie   auch   der  Gararische ,    marmor  Lunense    (§.  174.  A.  1   fiber  sein 
Alter  des  Vfs.  Etrusker),  feinem  Zucker  ahnlich,  oft  blaulich  gefleckt:  oder 
schiefriger,    mit    Talk    durchzogen ,    wie    der  Pentelische   mil    griinlichen 
Streifen  (Dolomieu  bei  Millin  M.  I.  II.  p.  44)  und  der  weniger  edle  Hymet- 
tische,  marmo  cipolla  [oder  cipollino].    Andre  bekannte  Arten  statuarischen 
Marmors  sind  der  Thasische,  von  einem  blassen  Weiss,  von  Gousinery  an 
Ort  und  Stelle  aufgefunden,  [s*o  wie  der  verde  antico  in  Macedonien],  der 
Lesbische,  von  mehr  gelblicher  Farbe,  der  dem  Elfenbein  ahnliche  Gora- 
litische,   aus  Kleinasien,  marmo   Palombino.     De  marmore  viridi,   Tafel 
in  der  Mimclmer  Abh.  philol.  Gl.  II.  S.  131.    Auch  der  Megarische  §.  268. 
A.  1)  wurde  zu  Statuen  verwandt,  Gic.  ad  Att.  1,  8.    Der  lapis  onyx  oder 
alabastrites  der  Alten,  genannt  nach  den  Gefassen  §.  298,   ist  ein  fasriger 
Kalksinter  (albatre  calcaire  oriental),    der  aus  Arabien  und  Oberagypten 
kam,  Salmas.  Exerc.  Plin.  p.  293.   Von  dem  Volaterranischen  §.  174.  A.  3. 
Von  Marmor  in  Calabrien  berichtete  Rumohr. 

2.  Ein  Silen  von  Poros  (§.  268.  A.  1)  in  Athen.    In  Peperin  manche 
Municipal-Ehrenstatuen;    funf   statuae    togatae    der  Art    in  Dresden.     In 
Kalkstein  wurde  Viel  in  den  Provinzen,  in  Deutschland,  gearbeitet.    Etrus- 
kische  Sarkophage  aus  Kalktuf  §.  174.  A.  3. 

3.  Aus  schwarzem  Marmor,  nero  antico,  sind  viele  Isisbilder,   der 
African.  Fischer,  die  beiden  Kentauren  des  Kapitol,  der  Nil,  vgl.  Pausan. 
VIII,  24,  6.     Aus  rothem,  rosso  antico,  der  in  der  Architektur  selten  war, 
manches   gute  Bildwerk,  namentlich  Bacchuskopfe,  Satyrn,   welche   roth- 
gefarbte  Schnitzbilder    (§.  69)  nachahmen;    sonst    Becken,  Badewannen. 
Auch  Statuen  aus  buntem  Marmor  kommen  vor,  Caylus,  Hist,  de  TAc.  des 
Inscr.  XXXIV.   p.  39.     Porphyrstatuen   fmdet  man  seit  Claudius  in  Rom, 
vgl.  Visconti  PG1.  VI.  p.  73,   Porphyrstatuen  mit  bronzenen  Extremitaten 
Race.  53.    Basalt  wird  zu  Serapisbiisten,  auch  Granit  und  Syenit  (den  aber 


430  Technik  der  bildenden  Kunst.  [310] 

die  Neuern   nicht    zum  Syenit  rechnen)   zu   Bildwerken  in  Aegyptischem 
Styl  gebraucht.     Vgl.  §.  228.  268.  A.  3. 

4.    Der  Bohrer  an  zwei  Zaumen  gefuhrt,  Euripides  Gycl.  461. 

1  310.     Der  Marmor    dagegen    vertragt    den   Angriff   sehr 
verschiedner  Instrumente,    der  Sagen,   Bohrer,   Feilen,  Ras- 
peln,  welche  mil   dem   vom  Schlagel  getriebenen  Meissel  zu- 

2  sammen    das    Meiste   und  Beste   thun    mussen.     Wenn   der 
Kunstler,  was  keineswegs  immer  geschah,  nach  einem  genauen 
Modell  arbeitete:    so  bediente  er  sich,    wie  der  neuere,   der 
Punkte,  welche  die  Dimensionen  nach  alien  Seiten  und  Rich- 
tungen  darstellen,  und  im  Fortschritt  der  Arbeit  bestandig  er- 

3  neuert  werden  mussen.     Zum  Abreiben  der  Statuen  wandte 
man  den  Staub   vom  Naxischen  Schleifstein ,  den  Bimsstein 
und  andre  Mittel  an ;  doch  kommt  das  dem  Eindrucke  schad- 
liche  Glanzendschleifen  erst  spater  vor;   und   an  einigen  vor- 
trefflichen  Statuen  sieht  man  noch  ganz  die  Ziige  des  Eisens. 

4  Dagegen  erhohte  man  das  Weiche  und  Fettige,  welches   die 
Oberflache  des  Marmors   oft   schon  an  sich  hat,  durch  Ein- 
reibung  mit  geschmolzenem  Wachs,  besonders  mit  Punischem 
(xavcig),    womit    man    leicht    einen    geeigneten    Farbenton 

5  (circumlitio)  verband.     Farbung   des  Marmors,  im  alten  und 
archaisirenden  Styl  mit  grellen,  hernach  mit  sanfteren  Farben, 
so    wie    Hinzufiigung    metallner   Attribute,    und    Vergoldung 
einzelner  Theile  erhielt   sich   das  ganze  Alterthum  hindurch; 
in    Romischer    Zeit    ersetzt     man    indess    gern    die    aufge- 
tragne   Farbe   durch  Vielfarbigkeit   des  Steins   (vgl.  §.  309). 

6  Die  Zusammenfugung  verschiedner  Blocke  geschah  so  geschickt, 
dass  der  Wunsch  monolither  Golossalstatuen  6'fter  wenigstens 
dem  Scheine  nach  befriedigt  wurde. 

1.  Alte  Bildwerke,  welche  Steinarbeiter  darstellen:   die  Reliefs  bei 
Winckelm.  W.  I.  Tf.  11.    M.  Borb.  I.  83,  3  nebst  dem  Grabstein  des  Eutro- 
pos  bei  Fabretti  Inscr.   V,  102,   und  die  geschnittenen  Steine,  Ficoroni 
Gemmae  II,  5,  6   u.  Lippert  Suppl.  II.  388.     Alte  Instrumente  auf  ver- 
schiedenen  Denkmalern  (bei  Muratori  p.  1335, 1,  verschiedne  Girkel  u.  andre); 
auch  in  Pompeji  gefunden;  die  jetzt  gebraucblichen  bei  Glarac  pi.  1.    Von 
der  Sage  §.  269,  6,  dem  Bohrer  §.  123,  1.    [An  den  Statuen  von  Aegina 
erkannte  Wagner,  dass  ganz  die  jetzt  iiblichen  Werkzeuge,  Bohrer,  Spitz- 
eisen,  Zahneisen,  Flacheisen  und  Feile,  Bimsstein  gebraucht  seien.] 

2.  Von  Pasiteles  ist  es  etwas  Besonderes,  dass  er  nihil  unquam  fecit 


[310]  Bildhauerei.  43  [ 

ante  quam  finxit;  und  aus  dem  freien  und  kiihnen  Verfahren  der  Alten 
erklaren  sich  manche  Unregelmassigkeiten.  Ueber  die  Punkte  s.  Glarac 
p.  144;  daher  die  warzenformigen  Erhohungen  an  manchen  alten  Statuen, 
s.  Weber  iiber  die  Colosse  von  M.  Cavallo  im  Kunstbl.  1824.  S.  374  und 
den  Diskobol  bei  Guattani  M.  I.  1784.  p.  9.  [Bullett.  1841.  p.  128.] 

3.  Ueber   die  Naxiae   cotes  Dissen  zu  Pindar  J.  5,  70,  vgl.  Hoeck 
Kreta  I.  S.  417,  wo  Naxos  auf  Kreta  mit  Recht  als  ehie  Erfindung  darge- 
stellt  wird.     Man  nannte  die  Steine,  woher  sie  sonst  auch  kamen,   von 
Kreta,  Kypros  u.  sonst,  Naxische.    Zpijxeiv ,  Grilfiovv  av§QtKvrag.    'Eni- 
l.taiv£iv  xca  yavovv  TK  Tt^yEvrcc  xai  ntQwonivTa  TCOV  aycd/ctaroov,  Plut. 
de  adul.  52. 

4.  Qu.   de  Quincy  Jup.  01.  p.  44.    Hirt  S.  236.    Voelkel  ArchaeoL 
Nachlass  I.  S.  79.    Aus  dem  Wachsuberzuge,  den  nach  Vitruv  VII,  9  signa 
marmorea  nuda  erhielten,    bildet   sich  die  Epidermis  der  alten  Statuen. 
[Hirt  in  Boettigers  Amalthea  I.  S.  237  bemerkt,  dieser  Ueberzug  sei   so 
diinn  gewesen,  dass  nur  darum  keine  Spuren  davon  anzutreffen  seien.    Fea 
fand  viele,  Miscell.  filol.  T.  I.  p.  GG.    Aber  nicht  circumlitio  1st  Farben- 
ton   oder  wein  Bohnen  des  Marmors  mit  Wachs,   welches   der  Oberflache 
mehr  scheinbare  Weichheit  und   vielleicht  auch  einen  sanften  Schimmer 
von  Farbe  mittheilte" ,  wie   der  Verf.  in  den  Wiener  Jahrbiicheni   1827. 
III.  S.  139  behauptet,  eine  Befirnissung  (des  Nikias)  nach  Hirt  a.  a.  0. 
auf  den  er  sich  nicht  selten  zu  viel  verliess.    Auch  ist  circumlitio  nicht 
eine  Bemalung    des  Grundes  der  Statuen   in  verschiednen  Tinten,  Licht 
und  Schatten  u.  s.  w.  wie  nach  Visconti  Piocl.  II,  38.  Ill,  5  und  Quatre- 
mere  ausser  Voelkel  auch  Letronne  Peint.  mur.  p.  28.  491,   R.  Rochette 
Peint.  ant.  p.  286  und   Glarac  Mus.  du  Louvre  I.  p.  156 — 60  annehmen. 
Weder  die  allgemeine  Wahrscheinlichkeit,  noch  etwas  von  den  Nachrichten 
oder  in  den  Ueberresten   echter  Kunst  spricht  dafiir  und  der  Name  selbst 
steht  entgegen.     Denn  dieser  driickt  aus  ein  Umstreichen,  Ummalen  (TtsQi- 
XQIGIS),  Einfassen  der  Gewandrander ,  des  Haars,  etwa  auch  des  Korpers 
mit  einem  Kocherband  u.  dgl.  und  diese  Einfassungen  konnten  sehr  zier- 
lich    und   mannigfaltig   ausgefuhrt  sein;    die  archaistische   schone   kleine 
Diana   im  Museum   zu  Neapel  ist   davon  ein  schatzbares  Beispiel.    So  ist 
in   der   Malerei    circumlitio    eine   Farbung   des  Grundes    um   die   figuren 
her,  um  sie  hervorzuheben  und  abzusondern,  wie  Quintilian  VIII,  5,  26  zeigt, 
eine  circumductio  colorum  in  extremitatibus  figurarum,  qua  ipsae  Figurae 
aptius  finiuntur  et    eminentius  extant,   contorno,    profile  (Forcellini) 
daher  derselbe  XII,  9,  8  vom  Inhalt  von  Reden  sagt:  extrinsecus  adductis 
ea  rebus  circumlinere  (verbramen),  und  I,  11,  6  simplicem  vocis  naturam 
pleniore  quodam  sono  circumlinere.     Im  Begriff  der  circumlitio  liegt  prae- 
texere.    Seneca  Epist.  86:    nisi  Alexandrina  marmora  illis  (Numidicis  cru- 
stis)  undique  operosa  et  in  picturae  modum  variata  circumlitio  praetexitur. 


432  Technik  der  bildenden  Kunst.  [311] 

Das  Bohnen  ist  yvvcaGig  dycclficitav,  Plut.  Quaest.  Rom.  98,  wonach  bei 
Vitruv  VII,  9,  4  aus  gnosis  zu  machen  ist  ganosis,  nicht  KOVIKGI$,  die 
etwas  ganz  anders  ist,  noch  synavGis.  Vitruv  sagt:  ita  signa  marmorea 
nuda  curantur,  nemlich  weisses  mit  Oel  geschmolznes  Wachs  wurde  mit 
einem  dicken  Pinsel  iiberstrichen  und  dann  trocken  abgerieben.  Plin. 
XXXIII,  40  sicut  et  marmora  nitescunt,  Juvenal  XII,  88  fragili  simulacra 
nitentia  cera,  vgl.  die  Anm.  von  Heinrich.  Ganova  versuchte  in  den  spatern 
Zeiten  nach  dem  Vorgang  der  Alten  durch  Einreiben  einer  aus  Wachs  und 
Seife  bereiteten  Salbe  den  Marmor  weicher  und  milder  im  Ton  zu  machen ; 
aber  die  eingeriebenen  Stoffe  zersetzten  sich,  vvie  Thiersch  Reisen  in  Italien 
I,  142  berichtet,  und  wechselten  die  Farbe.] 

5.  Von  gemalten  Statuen  und  Reliefs  §.   69.  90.  A.   118.  A.  2  b 
119.    A.  2.  4.   203.  A.   3.     In  Virgil's   Gatal. ,  Aeneid.   dedic.,   wird   ein 
marmorner    Amor    mit    buntem    Fliigelpaar     und    Kocher     beschrieben. 
Praxiteles  schonsten  Statuen  gab  der  grosse  Enkaust  Nikias  jene  Teinture. 
Plin.  XXXV,  40,   28.     Aber   die    Knidische  Venus    farblos.      Lukian  de 
imagg.     Feuerbach   Vatic.   Apoll.    S.    212.     ' AycilfjuxTmv    sy-navGral    KK\ 
XQVGcoTai  xeu  §acp£l$,  Plut.  de  glor.  Ath.  6.   Mit  Wachs  gefarbte  Haare  einer 
Bildsaule    erwahnt   deutlich  Chaeremon  bei  Athen.  XIII.  p.  608.    Gemalte 
Reliefs  sind  yQct-rtrol  Tvnot,  dergleichen  in  Frontons  Eurip.  Hypsip.  fragm.  11. 
edit.   Matth.    erwahnt:   vgl.   Welcker  Syll.    Epigr.    p.    161.     [R.    Rochette 
Peint.  ant.  p.  289,  Letronne  Lettres  d'un  antiqu.  p.  339,  Boeckh  G.  I.  II. 
p.  662],  aber  auch  §.  323.  A.    Nach  neueren  Untersuchungen  hoben  sich 
auch  an  der  Trajanssaule  die  JFiguren  golden  ab  auf  azurnem  Hintergrunde. 
G.   Semper   uber   vielfarbige  Archit.  und   Sculptur  S.  37   [hat  sich  nicht 
bestatigtj.     Von  Anfugungen  aus  Metall    und  Vergoldung  (besonders  war 
die  der  Haare  sehr  gewohnlich)  §.  84.  90.  A.   117.  118.  A.  2  b.   127.  A.  3. 
158.  A.  3.  203.  A.  3.     Den  alten  Akrolithen  §.  84  sind  Statuen   aus 
schwarzem  Marmor,  mit  den  Extremitaten  aus  weissern,  nachgebildet ,  wie 
sie  aus  spaterer  Zeit,  z.  B.  von  Isispriesterinnen.  sicher  vorkommen. 

6.  S.  oben  §.  156.  157  und  die  Inschr.  C.  I.  10.  TUVTOV  M&ov  si'u> 
avSgias    xca    TO    Gyilas.     Stehen    gelassene    Marmorstiicke    als    Stiitzen 
(puntelli)  findet  man  am  meisten  bei  Nachbildungen  von  Erzstatuen. 


c.    Arbeit  in  Metall  (zoQwrixy,  caelatura)  und  Elfenbein. 

1  311.     Die    Bearbeitung    der    Metalle    mit    scharfen    In- 
strumenten,   die  Scuptur   in  Metall,    ist  es,    was   die  Alten 
Toreutik  nennen;  womit  sich,  nach  Erforderniss  der  Aufgabe, 
auch  ein  theilweises  Giessen  in  Formen,  besonders  aber  das 

2  Herausschlagen    oder    Treiben     mit    Bunzen    vereinigt.      So 


[311]  Toreutik.  433 

wurde  vorzugsweise  das  Silber  schon  in  den  schonsten  Zeiten 
der  Griechischen  Kunst  bearbeitet  ,  aber  auch  Gold  ,  Bronze, 
in  manchen  Gegenden  auch  das  Eisen.  Man  wandte  diese  3 
Technik  bei  Waffenstiicken,  namentlich  Schilden  an;  ausser 
der  getriebenen  Arbeit  diente  solchen  eine  goldne  Zeichnung 
zum  Schmuck,  die  wahrscheinlich  der  neuern  Tauschier-Arbeit 
(tausia,  lavoro  all'  agemina)  ahnlich  war;  sonst  wurden 
besonders  Wagen  gern  mit  getriebenem  Silber  verziert.  Die  4 
Gefasse  wurden  theils  nur  mit  Zierden  vegetabilischer  Form 
versehen,  wie  besonders  die  grossen  Silberschusseln  ;  theils 
mit  mythischen  Darstellungen  in  Relief  geschmuckt  (anaglypta), 
welche  in  spatern  Zeiten  oft  beweglich  waren,  und  zum 
Schmucke  verschiedner  ,  auch  goldner,  Becher  angewandt 
werden  konnten  (emblemata  ,  crustae).  Der  Ruhm  der  5 
Meister  in  diesem  Fache,  die  leidenschaftliche  Begier  der 
Romer  nach  solchem  Besitz  wird  uns  durch  einzelne  Reste 
begreiflich.  Auch  fur  Schmuckgerathe  wurde  die  Kunst  des  6 
Toreuten  in  Anspruch  genommen;  und  die  Kunst  des  Gold- 
arbeiters,  welche  hauptsachlich  in  Treiben  von  Goldblattern 
und  Auflegen  von  Golddraht  bestand,  hangt  mit  diesem  Kunst- 
zweige  nahe  zusammen. 


1.  Die  TOQsvTinr}  (§.  85)  entspricht  ganz  der  caelatura  (Plin.  XXXIII. 
Salmas.  Exerc.  Plin.  p.  737),  welche  Quintil.  II,  21  auf  die  Metalle  be- 
schrankt,  wahrend  die  Sculptur  ausserdem  Holz,  Elfenbein,  Marmor,  Glas, 
Gemmen  befasse.  [Die  Throne  von  Elfenbein  sollten  daher  §.  173,  1  nicht 
•eingemischt  sein.]  Das  Treiben  ist  elavvuv  (Greuzer  Gomm.  Herod,  p.  302), 
SMQoveiv  §.  59.  A.  2,  %<xlxsv£iv,  excudere  (Quint,  a.  0.).  Isidor  Origg. 
XX,  4.  Gaelata  vasa  signis  eminentibus  intus  extrave  expressis  a  caelo 
quod  est  genus  ferramenti,  quod  vulgo  cilionem  vocant.  Auch  tritor  argen- 
tarius  (Spon  Misc.  p.  219),  tritum  argenium  (Horaz  A.  1,  3,  91.  Phaedr. 
V,  I,  7)  scheint  von  Treiben  zu  verstehen  zu  sein.  Terere  ist 


2.  Vgl.  A.  3.  4.  An  Glaukos  eisernem  Untergestell  (§.  61)  waren 
Figuren,  Insekten,  Blatterwerk  calirt.  Zu  Kibyra  in  Kleinasien  calirte  man 
das  Eisen  mit  Leichtigkeit  ;  Strab.  XIII,  631.  Alexanders  Eisenhelm,  ein 
Werk  des  Theophilos,  strahlte  wie  Silber,  Plut.  32.  Dahin  gehort  ficccpr] 
GidrjQov  bei  Sophokles  Aj.  651.  vgl.  Lobeck,  vom  Erweichen  [Getting.  Anz. 
1838.  S.  1111:  »Allein  es  muss  ein  ahnliches,  nur  weniger  bekanntes  Ver- 
fahren  gegeben  haben,  wodurch  das  Eisen  fur  das  Treiben  und  Ciseliren 
geeignet  gemacht  wurde.  —  Die  fidla^is  des  Glaukos  war  diet  nvgbg  *cti 

O.  Muller's  Archaeologie.    4.  Aufl.  28 


434  Technik  der  hildenden  Kunst.  [31  1J 


^cccp^v,   wovon  man  freilich  eher  das  Gegentheil  erwarten  sollte. 
(Freilich.)    Auch  in  der  Hall.  ALZ.  1837.  Apr.  S.  534  f.  wird 
mit  payrj  oidrjQOs  cog  verbunden.    Die  Beziehung  dieser  Worte  auf 
TSQOVV  ist  vorzuziehn;  denn  dass  die  Loschung  in  Oel  das  Eisen  weicli 
mache,  wird  nicht  gesagt,  sondern  nur  dass  sie  das  Springen  verhindere.} 

3.  Ueber  kunstliche  Waffenarbeit  §.  58.   59.   116,  3.   117,   2.  240, 
A.  4.    Bronzene  Panzer  und  Helme,  auf  Korinthische  Weise  calirt,  erwahnt 
Gic.  Verr.  IV,  44.    Die  yQamcc  sv  only  ty%<>vcq>  slxcav  (Inschr.  von  Kyme, 
Gaylus  Rec.  II,  57.   vgl.  Osann  Syl.'  p.  244.     G.  I.  n.  124)   halte  ich  fur 
einerlei  mit  dem  scutum  chrysographatum    (Trebell.  Claud.  14).    Bezieht 
sich  wohl  die  xQVGoyQKcpiu  des  Aegyptischen  Papyrus,  Reuvens  Lettres  a 
Letr.  III.  p.  66,  hierauf?    [Dagegen  Letronne  Lettres  d'un  antiqu.  p.  517.] 

tTy  s.  G.  I.  Gr.  II.  p.  662  s.  ,  ftxovcov  fvoitlois  im^QvooL? 
,  ib.  n.  2771.  [Eingegrabene  Arbeit  Gerhard  Etr.  Spiegel  S.  80. 
Not.  63.]  Die  barbaricarii  des  spatern  Alterthums  beschaftigten  sich  auch 
damit,  Faden  von  Gold  und  andern  Metallen  in  Metall  einzulegen,  s.  Lebeau 
Mem.  de  TAc.  des  Inscr.  XXXIX.  p.  444.  Von  erhaltenen  Waffenstucken 
mit  Reliefs  sind  die  Panzerblatter  von  Locri  §.  257.  A.  4,  und  die  Bronzen- 
helme  (mit  militarischen  Darstellungen)  und  Beinschienen  von  Pompeji 
bemerkenswerth.  Votivschild  (?)  der  Familie  Ardaburia,  s.  §.  424.  A.  2. 
Massieu  Sur  les  boucliers  votifs,  Mem.  de  1'Ac.  des  Inscr;  I.  p.  177.  Ueber 
Arbeit  an  Wagen  §.  173,  2.  Garrucae  ex  argento  caelatae,  Plin.  XXXIII, 
49.  Vopisc.  Aurel.  46.  [Ueber  Bronzereliefe  als  Bekleidung  holzerner 
Kasten  u.  s.  w.  Avellino  Descriz.  di  una  casa  Pompejana  1837.  p.  57  ff.] 

4.  Zur  ersten  Art  gehoren  die  lances  filicatae  Cic.  ,  disci  corymbiati, 
lances  pampinatae,  patinae,  hederatae,  Trebell.  Claud.  17.    Auch  an  den 
Korinthischen    Erzvasen,    scheint    es,    waren    wohl   Thierkopfe,    Maskenr 
Kranze  u.  dgl.  ,  aber  keine  historischen  Reliefs  angebracht.    Die  goldnen 
xQaTygs  $  KoQLv&iovQysls  aber,  bei  Athen.  V,  199  e.,  hatten  runde  Figuren, 
gcpK  negicpuvT)  TSTOQEVfievu,  auf  dem  Rande  sitzend  (ahnliche  an  Tripoden, 
Amalth.  III.  S.  29),  und  Reliefs  an  Hals  und  Bauch.  —  Cic.  Verr.  IV,  23 
unterscheidet  an  Silbergefassen  die  crustae  aut  emblemata.    Der  caelator 
anaglyptarius  in  Inschriften  macht  in  spatern  Zeiten  bios  die  Reliefs,  der 
vascularius  das  Gefass,  das  pururn  argentum.  Sehr  beliebt  waren  Homerische 
Gegenstande,  wie  Mys  (§.  112.    A.  1.    116,  3)   auf  einern  Herakleotischen 
Skyphos   die   Eroberung   Dions   nach  Parrhasios  Zeichnung  darstellt  [das 
Epigramm  bei  Athenaeus  nennt  UrjQccGios,  vgl.  Meineke  Spec.  alt.   p.  20. 
Sillig  Gatal.  artif.  p.  288]  ;    daher  die  scyphi  Homerici,   Sueton  Nero  47. 
Eine  Schiissel  mit  grossen  geschichtlichen  Darstellungen,  Trebell.  Trig.  32. 
Meister  in  Gefassarbeiten  §.  60.  122.   A.  5.    124.  A.  1.    159.  196,  3.    vgl. 
Athen.  VI,  781  f. 


[311]  Toreutik.  435 

5.  Die  bedeutendsten  Sflbergefasse  sind  jetzt :  der  zu  Antium  gefundne 
Becher  der  Sammlung  Corsini  §.  196.  A.  3;  das  Gefass  mil  der  Apotheose 
Homers  in  Neapel,  Millingen  Un.  Mon.  II,  13.   [Millin  Gal.  mythol.  pi.  149], 
Silbergefasse    in  Pompeji   gefunden,    14  Stuck  Archaeol.  Intell.  Bl.  Hall. 
1835.    N.    6;   der   sog.   Schild  des    Scipio    (Riickgabe   der    Briseis),    1656 
bei   Avignon   gefunden,    im   K.  Cabinet   zu  Paris,    Montfaucon  IV,    23. 
Millin  M.  I.  I,  10.  [A.  G.  Lange  in  Welcker's  Zeitschr.  f.  a.  K.  Tf.  VI,  22. 
S.  490];  die  in  Permien  gefundne  Schale  in  der  Sammlung  v.  Stroganow's, 
der  Streit  um  die  Waffen  AchuTs,  s.  Koehler,   Mag.  encyclop.   1803.  V. 
p.  372.     [Archaeol.  Zeit.  von  Gerhard  I.   Tf.  10.   S.  101] ;  die  Schale  von 
Aquileja  in  Wien  §.  200.   A.  2.  vgl.  264.  A.  1 ;   die  Gefasse  (mit  Pflanzen- 
verzierungen)  von  Falerii,  Al.  Visconti  Diss.  d.  Ace.  Rom.  I,  II.  p.  303  ff., 
besonders   der  reiche  Schatz  an  Gefassen   eines  Mercur-T.,   gefunden  zu 
Bernay.   Die  erhabenen  Arbeiten  sind  hier  durchaus  getrieben,  und  innere 
Trinkschalen  eingesetzt;  Gewander  und  Waffen  durch  Vergoldung  gehoben, 
wie  auch  sonst  oft;  iiber  die  Homerischen  Darstellungen  §.  415.  R.  Rochette 
Journ.  des  Savans.  1830/Jul.  Aug.  p.  417.  Lenormant,  Bull.  d.  Inst.  1830. 
p.  97.  Auch  die  sog.  Disci  sind  meist  nur  die  innern  Flachen  von  Schalen. 
Ein  silberner  Discus,  Kleopatra  mit  ihren  Frauen  (?),   aus  Pompeji,  Ant. 
Ercol.  V.  p.  267.    Ein  andrer,  bei  Genf  gefunden,  mit  Figuren  zur  Ver- 
herrlichung  Valentinian's,  Montfauc.  Suppl.  VI.  pi.  28.    Ueber  einen  Christ- 
lichen   Fontanini  Discus   argent.  R.  1727.    [Einer   aus   einem   Grabe  bei 
Kertsch  in  halb  barbarischer,  halb  noch  Griechischer  Zeichnung  in  Gerhard's 
Archaeol.  Zeit.  I.  Taf.  10.    S.  161.]    In  Bronze  ist  nichts  schemer,  als  der 
bei   Paramythia   in    Epeiros   gefundne  Discus   in   Hawkin's  Besitz,   stark 
herausgetriebene  Figuren  mit  silbernen  Zierathen  ausgelegt,  den  Besuch 
der  Aphrodite  bei  Anchises  vprstellend,  Tischbein  Horn.  VII,  3.    Millingen 
Un.  Mon.  II,jl2.     [Specim.  II,  20.]     Ueber  den  ganzen  Fund   Gott.  GA. 
1801.    S.  1800. 

6.  Silbernes  Schmuckkastchen,   mit  einem  ansehnlichen  Silberschatz 
gefunden   zu  Rom   1794,    aus    der   letzten  Kunstzeit,    in   der  Sammlung 
Schellersheim   (jetzt   Blacas),   Mag.   enc.   1796.  I.  p.  357.    E.  Q.  Visconti 
Lettera  intorno  ad  una  ant.  supelletile  d'argento.     Sec.    ed.    1827.    Von 
goldnem   Schmuck   (wohin   die   alt-Attischen   Cicaden   gehoren)   sind   auf 
Ithaka  bedeutende  Funde  gemacht  worden  (Hughes  I.  p.  161);  zu  Rom 
unter  andern    1824.     (G.  Melchiorri,   Mem.  Rom.  III.  p.  131);  zu  Parma 
(Diss.  d.  Ace.  Rom.  II.  p.  3);  zu  Canosa  (reicher  Goldkranz,  Gerhard,  Ant. 
Bildw.   60.    Avellino,   Mem.   d.    Ace.   Ercol.   I.)    [jetzt   in   Munchen];   in 
Pantikapaeon,  aus  diinnen  Goldblattchen  getriebene  Masken  und  Medaillons 
(R.  Rochette  Journ.  des  Sav.  1832.   p.  45)   [andre  Goldsachen  ebendaher 
Dubois  de  Montpereux  Voy.  en  Caucase  cet.  pi.  20.  21,  und  Silbergefasse 
pi.  23.  24,    auch  Vasen  von  Elektrum  pi.   22.]    Solche  Medaillons  liebte 


436"  Technik  der  bildenden  Kunst.  [312] 

noch  das  spatre  Alterthum  (s.  das  des  Tetricus,  Mongez  Icon.  Rom. 
pi.  58,  6);  dergleichen  arheiteten  wohl  die  bractearii  aurifices.  Ueber  die 
aurifices  uberhaupt  Gori  Columb.  Liv.1i.  114ff.  [Goldsachen  aus  einem 
reichen  Grab  in  Melos,  L.  Ross  Inselreise  III.  S.  18.  Einer  der  schonsten 
Goldkranze  1845  bei  Barone  in  Neapel,  neulich  in  Fasano  gefunden.  In 
den  Inschriften  sind  goldne  Ehrenkranze  von  100  Goldstucken,  500  Drach- 
men  u.  s.  w.  und  uberhaupt  in  unglaublicher  Menge  erwahnt,  ausser  den 
zuerkannten  in  Tempeln  geweihte,  Kronen  z.  B.  in  dem  des  Jupiter  bei 
Plautus  Menaechm.  V,  5,  38,  sehr  viele  nur  Oellaub  vorstellend.  Etrurische 
Goldsachen  §.  175.  A,  4.]  Vase  von  Blei  mit  Bacchus,  Silen  und  den  vier 
Jahrszeiten,  Gerhards  Ant.  Bildw.  I,  87. 

1  312.     Mit    der  Toreutik  hing  in   den  Werkstatten   der 
Alten  auch  die  Arbeit  in  Elfenbein  zusammen,  welches 
man  das  ganze  Alterthum  hindurch  in  Statuen,   so  wie  an 

2  allerlei  Gerathen,   mit  Gold  zu  verbinden  liebte.     Die  Alten 
erhielten  aus  Indien,   besonders  aus  Africa,  Elephantenzahne 
von  bedeutender  Grosse,  durch  deren  Spaltung  und  Biegung, 
eine  verlorne  aber  im  Alterthum  sicher  vorhandne  Kunst,  sie 
Flatten  von  12  bis  20  Zoll  Breite  gewinnen  konnten.    Nach- 
dem    nun    bei    der  Arbeit    einer   Statue    die  Oberflache   des 
Modells   so  eingetheilt  war,    wie    sie    am    besten   in    diesen 
Flatten  wiedergegeben,  werden  konnte ,  wurden  die  einzelnen 
Theile  durch  das  Sagen,  Schaben  und  Feilen  des  Elfenbeins  (nur 
fur  die  Bearbeitung  mit  dem  Meissel  ist  dieser  Stoff  zu  ela- 
stisch)  genau  dargestellt,  und  hernach  iiber  einen  Kern  von 
Holz   und  Metallstaben ,    besonders    mit  Hiilfe   von  Hausen- 
blase,  zusammengefugt.     Doch  bedurfte  das  Zusammenhalten 
der  Elferibeinstucke  bestandiger  Sorgfalt;  das  Anfeuchten  mit 
Oel  (besonders  oleum  pissinum)  trug   am  nieisten  zur  Gon- 
servirung  bei.     Das  Gold,   welches  Gewand  und  Haar  dar- 
stellte,   wurde  getrieben  und    in    dunnen  Flatten   aufgesetzt. 

3  Auf  unsre  Zeiten  ist  von  Elfenbein,   ausser  einigen  Reliefs, 
Figurchen,  kleinen  Gerathen  und  Marken,  besonders  die  Classe 
der  Diptych  a    (Schreibtafeln    mit  Reliefs-  an    der   aussern 
Seite),  aus  dem  spatern  Romischen  Reiche,  gekommen;  welche 
man  in    die    Gonsularischen ,    von  Magistraten    beim  Antritt 
des  Amts  verschenkten,  und  die  Kirchlichen  eintheilt. 

1.  Gegen  den  von  Quatr.  de  Quincy  eingefuhrten  Sprachgebrauch 
bemerkt  Welcker  mit  Recht,  dass  TOQSVTIKT]  bei  den  Alten  nur  caelatura 
bezeichnet ;  wir  fmden  das  Wort  nirgends  ausdriicklich  von  chryselephantinen 


[312]  '  Arbeit  in  Elfenbein.  437 

Statuen  gebraucht:  da  indess  das  Treiben  des  Goldes  hierbei  eine  Haupt- 
sache,  und  die  ersten  Meister .  dieser  Colosse,  Phidias  u.  Polyklet,  nach 
Plin.  auch  die  bedeutendsten  Toreuten  waren  [§.  120.  A.  2] :  so  darf  man 
den  oben  angedeuteten  Zusammenhang  wohl  festhalten.  Von  chrysele- 
phantinen  Werken  s.  oben  §.  85.  113—115.  120,  2.  158.  A.  1.  204.  A.  5. 
vgl.  237.  240.  XQV6elecpttVTrjl.£KTQoi  acnidss  in  Syrakus,  Plut.  Timol.  31; 
an  den  Thiiren  des  Pallas-T.  ebenda  (§.  281.  A.  6)  waren  die  argumenta 
oder  Darstellungen  von  Begebenheiten  aus  Elfenbein,  das  Andre  aus  Gold. 
Oefter  waren  Lyren  aus  Elfenbein  und  Gold,  so  wie  Kranze  aus  Elfenbein, 
Gold  und  Gorallen,  Pindar  N.  VII,  78.  Dissen  bei  Boeckh  p.  435.  Elfen- 
beinernes  Gesicht  auf  einem  Schild.  Diogen.  VIII,  1,  5.  Signa  eburnea  in 
Sicilien,  Gic.  Verr.  IV,  1,  in  Rom  bei  den  Circensen,  Tac.  Ann.  II,  83. 

2.  Die  obigen  Satze  geben  die  wahrscheinlichste  Vorstellungsweise 
Qu.  de  Quincy's  p.  393  f.  wieder.  Vgl.  Heyne  Antiq.  Aufs.  II,  S.  149,  in 
der  N.  Biblioth.  der  schonen  Wiss.  XV.,  und  N.  Gommentar.  Soc.  Gott. 
I,  II.  p.  96.  111.  Von  dem  Elfenbein-Handel  Schlegel  Indische  Biblioth.  I. 

5.  134  ff.     In  Phidias  Zeit  besonders  aus  Libyen,   Herrnipp  bei  Athen.  I. 
p.  27,  wie  spater  von  Adule,  Plin.  VI,  34.    Das  Erweichen  des  EliVnbeins 
soil  Demokritos  erfunden  haben,   Seneca  Ep.  90.     Qu.  de  Quincy  p.  416. 
Vgl.  §.113.    A.  1.    Bei  der  Bearbeitung  unterscheidet  Lukian  de  conscr. 
hist.  52  das  TI^KTTSIV  (des  Modells),  das  TTQISIV,  gesiv  (radere  Statius  S.  IV, 

6,  27),  xoHav,  foftftifctiv  des  Elfenbeins,  und  das  tnav&i&iv  rco  %QVGW. 
Zur  Verbindung  der  Theile,  die  Damophon  bei  dem  Olymp.  Zeus  erneuerte, 
diente  Hausenblase,    Aelian  V.  H.  XVII,  32.     Von  dern  Oel  unter  Andern 
Methodios  bei  Photios  G.  234.    p.  293.  Bekk.    Ueber  den  Kern  der  Bilder, 
besonders  itrjlog,  Lukian  Somn.  s.  Gallus  24.   Arnob.  VI,  16.  §.  214.  A.  2. 
Ueber  die  Anfugung  des  G6ldes  §.  113.    A.  2,  der  Augen  aus  edlen  Steinen 
Platon  Hipp.  I.  p.  290. 

Am  meisten  Beliefs  und  Figiirchen  von  Elfenbein  bei  Buonarroti 
Medagt.  antichi.  [Knebel  de  signo  eburneo  nuper  effosso.  Duisburg  1844.  4. 
Ein  Heros  eine  Leiche  tragend.]  Es  gibt  auch  altgriechische  Arbeiten  der 
Art.  Die  tltcpavTovgyoi,  eborarii,  machten  nach  Themistius  p.  273,  20 
Dind.  besonders  8efaov$,  libros  elephantinos  (Vopisc.  Tac.  8)  oder  pugil- 
lares  membranaceos  operculis  eboreis  (Inschr.).  Die  diptycha  consularia 
sind  mit  Bildern  von  Consuln  bei  der  pompa  circensis,  den  missiones, 
u.  dgl.,  die  ecclesiastica  mit  biblischen  Gegenstanden  geschmuckt.  Ausser 
den  elfenbeinernen  gab  es  auch  holzerne,  auch  argentea  caelata,  wovon 
einige  Reste.  Auch  triptycha,  pentaptycha  etc.  Schriften  von  [M.  Ghladni, 
J.  A.  Schmidt,  Negelein]  Salig  u.  Leich  de  diptychis,  Donati  de1  dittici. 
Goste  sur  rorigine  des  Diptyques  consulaires,  Mag.  enc.  1802.  IV.  p.  444. 
1803.  V.  p.  419.  Hauptwerk:  Gori  Thesaurus  vett.  Diptychorum  consularium 
et  ecclesiasticorum,  opus  posth.  cum  add.  I.  B.  Passeri.  F.  1759.  3  Bde.  f. 


438  Technik  der  bildenden  Kunst.  [313] 

Einzelne  von  Fil.  Buonarroti,  Chph.  Saxe  Dipt,  magni  consulis  1757], 
Hagenbuch,  [de  dipt.  Brixiano,  1799  f.]  Mautour  (Hist,  de  I1  Ac.  des  Inscr. 
V.  p.  300)  u.  A.  beschrieben.  [De  dipt.  Quirini  Card.  Lips.  1743.  4.]  Das 
Paradies  auf  einer  Elfenbeintafel,  Grivaud  de  la  Vine.  Ant.  Gaul.  pi.  28. 
Von  der  gewohnlichen  Byzantinischen  Trockenheit  unterscheidet  sich  durch 
geistreichere  Arbeit  das  Wiczay'sche  Diptychon,  von  R.  Morghen  gestochen, 
mit  den  Figuren  von  Asklepios  u.  Telesphoros,  Hygieia  und  Eros. 

Anstatt  Elfenbeins  dienten  auch  Hippopotamos-Zahne,  Paus. 
VIII,  46,  2.  Schildpatt  (chelyon)  wurde  besonders  zu  Leyern,  Speise- 
sofa's  und  andern  Gerathen  gebraucht;  es  kam  auch  zum  Theil  von  Adule, 
Plin.  VI,  34.  Reliefe  aus  Thierknochen.  Perlemutter-Arbeiten,  Sueton 
Nero  31.  In  Bernstein  (§.  56.  A.  2)  hatte  man  Statuetten,  Paus.  V, 
12,"  6.  Plin.  XXXVII,  12,  besonders  aber  Gefasse,  Martial  IV,  31.  VI,  59.] 
Heliadum  crustas  (Juv.  V,  40),  wohin  die  in  Silber  gefassten  electrina  vasa, 
Dig.  XXXIV,  2,  32,  und  die  electrina  patera  mit  Alexander's  Medaillon  u. 
Geschichte,  Trebell.  Trig.  14,  wohl  besser  als  zur  Metallmischung  gerechnet 
werden.  [Andre  Fabrikate  aus  Bernstein,  Dilthey  de  Electro  et  Eridano, 
Darmstad.  1824.  p.  13  f.]  Auch  die  ' A&rivu  yls-xTQivr)  in  einer  fibula, 
Heliodor  III,  3,  passt  zum  Gebrauch  des  Bernsteins  [schwerlich,  vgl.  Dilthey 
p.  7 — 9];  man  hat  noch  antike  Bernstein-Buckeln  mit  Gorgoneen  (in 
Berlin);  auch  alt-Griechische  und  Etruskische  Bildwerke  daraus,  Micali 
Ant.  Mon.  tv.  118.  Glarac  p.  82.  Cab.  Pourtales  pi.  20.  p.  24.  [Samm- 
lung  des  Duca  S.  Giorgio  Spinelli  und  des  Hr.  Temple  in  Neapel,  einzelne 
Stiicke  nicht  selten.  D.  Schulz  liber  Ambraarbeiten  im  Bull.  1842.  p.  38.] 


d.     Arbeit  in  Edelsteinen  (scalptura). 

1  313.     Die  Arbeit  in  Edelsteinen  1st  entweder  vert  left 
(intaglio),  oder  erhaben  (ectypa  scalptura  bei  Plin.,  came- 
huia,   camayeu,    cameo).     Bei   jener    wiegt    der   Zweck  des 
Abdrucks  (ayQafie)  vor;  hier  herrscht  allein  der  zu  schmiicken. 

2  Fur  j  e  n  e    nahm  man   einfarbige,  durchsichtige ,   aber    auch 
fleckige,    wolkige   Steine,    von    eigentlichen   Edelsteinen  fast 
nur  Amethyst  und  Hyacinth,  dagegen  viele  halbedle  Steine, 
besonders  die  mannigfachen  Achate,  darunter   den  sehr  be- 
liebten  Garneol,  den  Ghalcedon,  auch  das  Plasma  di  Smeraldo. 

3  Fur   d  i  e  s  e  mehrfarbige  Steine ,    wie   die    aus  rauchbraunen 
und  milchweissen  Lagen  (zonae)  bestehenden  Onyxe,  und  die 
eine  dritte  Lage  von  Carneol  hinzufiigenden,  haufig  auch  durch 


[313]  Arbeit  in  Edelsteinen.  439 

Betrug  hervorgebrachten  Sardonyxe,  nebst  ahnlichen  Stein- 
arten,  welche  der  Orientalische  und  Africanische  Handel  den 
Alien  in  jetzt  ungekannter  und  wunderbarer  Schonheit  und 
Grosse  zufiihrte. 


1.  Der  Abdruck,  £x/tay§tor,  ctnoacpQceyiGftK,  f-nrvnco^cc,  auch 
in  sigiliaris  creta,  besonders  Lemnischer,  oder  Wachs. 

2.  Der  Diamant    kann    nach   den  Alten   nicht  geschnitten   werden 
(Finder    de    adamante  p.  65);    schwerlich    gibt   es  echte  Antiken  davon. 

Auch  die  ardentes  gemmae,  wie  die  carbunculi,  widerstreben  nach 
Plin.  XXXVII,  30  der  Arbeit  und  kleben  am  Wachs,  doch  kennt  Theo- 
phrast  de  lap.  18  Sphragiden  aus  Anthrax.  Dagegen  der  hyacinthus, 
unser  Amethyst,  von  mattvioletter  Farbe,  und  der  triibere  und  mehr 
fleckige  amethystus;  auch  das  griinliche  topazium  (nicht  Ghrysolith,  nach 
Glocker  de  gemmis  Plinii,  inprimis  de  topazio.  1824);  der  beryllus,  j.  Aqua- 
marina;  vor  alien  'die  zu  Athen  in  Menander's  Zeit  sehr  gewohnliche  sarda, 
GKQSiov,  j.  Garneol  und  Sard;  der  ehemals  sehr  beliebte  achates,  der  indess 
zu  Plinius  Zeit  seinen  Ruhm  verloren;  der  leucachates,  j.  Chalcedon;  der 
iaspis,  besonders  der  ziegelrothe  (undurchsichtig);  der  cyanus,  mit  dem  der 
sapphirus  der  Alten  verwandt  ,  j.  Lapis  Lazuli  ;  dagegen  unser  Sapphir, 
adamas  Cyprius,  erst  in  spater  Zeit  vorkommt,  §.  207.  A.  7.  Der  Smaragd  der 
Alten  ist  in  der  Regel  plasma  di  smeraldo,  welches  besonders  von  den  neuer- 
lich  wieder  bearbeiteten  Gruben  zwischen  Koptos  u.  Berenike  kam.  Auch 
aus  Krystall  giebt  es  scheme  Arbeiten.  Der  Obsidian  war  ein  Aethiopischer 
Stein,  der  durch  Lavaglas,  obsidiarmm  vitrum,  nachgemacht  wurde.  Caylus, 
Fabroni  d.  gemma  Obsid.,  Blumenbach  Comment.  Soc.  Gott.  rec.  III.  p.  67. 
Im  Allgemeinen  besonders  Hauy  Traite  des  caracteres  phys.  pierres 
precieuses.  P.  1817.  8.  Corsi  p.  222  ff. 

3.  Der  Sardonyx  heisst  ty-fjipos  rcav  TQI^QCOUCOV,  eQv&QK  STUTTC^S, 
Lukian   dial.    mer.   IX,   2.     Sardonyches    ternis   glutinantur   gemmis;   — 
aliunde  nigro,  al.  candido,  al.  minio.  Plin.  75.  vgl.  23.  Achill  T.  II,  1  1.  Schol.  zu 
Klemens  p.  130.  Schriften  v.  Kohler's  und  BriickmamVs  dariiber  (1801—  1  804). 
Plinius  nennt  (63)  noch  andre  orientalische  Steine  von  mehreren  Farben, 
quae  ad  ectypas  scalpturas  aptantur.    Der  aus  zwei  Schichten  bestehende 
blauliche  nicolo  fonicolo)  wird  zu  Intaglio's  gebraucht.    Die  Alten  erkennen 
besonders  Hochindien  und  Baktrien  als  das  Vaterland  der  Cameensteine, 
Theophr.  de  lap.  §.  35.    Vgl.  Gr.  Veltheim,  Sammlung  einiger  Aufsatze  II. 
S.  203.     Boettiger  Ueber   die  Aechtheit  und  das  Vaterland  der  antiken 
Onyx-Kameen  von   ausserordentlicher  Grosse.     Lpz.   1796.     Heeren  Ideen 
I,  2.  S.  211.     Lukian  de  Syr.  dea  32  erwahnt  an  der  Bildsaule  der  Gottin 
viele  Edelsteine,  weisse,  wasserfarbne,  feurige,  Sardonyxe 


440  Technik  der  bildenden  Kunst.  [314} 

Hyacinthe,  Smaragde,  welche  Aegyptier,  Inder,  Aethiopen,  Meder,  Armenier 
und  Babylonier  dahin  bringen. 

1  314.     Was    nunmehr  die  Art    der   Arbeit   anlangt:    so 
wissen  wir  aus  dem  Alterthum  nur  so  viel,  dass  zuerst   der 
Schleifer   (politor)    dem  Stein  eine  ebne   oder  convexe  Form, 

2  die  man  zu  Siegelringen  besonders  liebte,  gab;   alsdann  der 
Stein  Schneider    (scalptor,    cavarius)   ihn    theils    mit    eisernen 
Instrumenten ,  welche  mit  Naxischem  oder  anderm  Schmirgel 
und  Oel  bestrichen  wurden,  bald  mit  rimden,  bald  mit  spitzen 
und  bohrerartigen ,    theils   aber   auch  mit   der    in  Eisen   ge- 

3  fassten  Diamantenspitze  angriff.    Die  Vorrichtung  des  Rades,. 
wodurch  die  Instrumente  in  Bewegung  gesetzt  werden,  wah- 
rend   der  Stein   an  sie  angehalten  wird,   war  wahrscheinlich 

4  im  Alterthum  ahnlich   wie  jetzt.     Eine  Hauptsorge  der  alten 
Steinschneider,    und    dadurch    ein    Kriterion    der   Aechtheitr 
war  die  sorgfaltige  Politur  aller  Theile  der   eingeschnittenen 
Figuren. 

1.  At,&oTQi$iv.ri  und   A.i&ovQ'yiMri ,   Kunst    des  politor  und  scalptor 
bei  Lysias  Fragm.  itzgl  TOV  rvnov.    Ueber  die  Lateinischen  Namen  Salmas. 
Exerc.  Plin.   p.  736  vgl.   Silli'g   G.  A.   p.  VIII.     Die  vielen  Facetten  der 
neuern  Kunst  fmden  wir  bei  den  Alten  nicht ;  fiir  Schmuck  waren  Sechs- 
ecke  u.  Cylinder  beliebt. 

2.  Plin.  XXXVII,  76.     Tanta  differentia  est,   ut  aliae,   ferro   scalpi 
non  possint,  aliae  non  nisi  retuso ,   verum  omnes  adamante:  plurimum 
vero   in    his    terebrarum    proficit    fervor.  •    Das    ferrum    retusum    ist   der 
Knopf,  bouterolle,  dessen  runde  Hohlungen   in  den  roheren  Arbeiten  das 
Meiste  thun.  §.  97,  3.     Von  caelum  und  marculus  Fronto  Ep.  IV,  3,  von 
der  lima  auch  Isidor  Origg.  XIX,  32,  6.     Der  Naxische  Staub,  §.  310,  3, 
diente    fiir   das    Schneiden    und    Schleiferi    nach    Plin.    XXXVi,    10,  vgl. 
Theophr.  44.     Von  der  GUVQIS,  Schmirgel,  Dioskorid.  V,  166.     [Hesych. 
v.  GfivQig,  Isid.  XVI,  4,  27.  smir,  Jerem.  XVII,  1.   Ostrakit  als  Nagemittel, 
Veltheim  iiber  Memnons  Bilds.  S.  40  ff.J     Schneider  ad  Eel.  Phys.  p.  120 
und  im  Lex.  Plin.  XXXVII,  15:    Adamantem  cum  feliciter  rumpere  contigit, 
in  tarn  parvas  frangitur  crustas,  ut  cerni  vix  possint:  expetuntur  a  scalp- 
toribus,   ferroque  includuntur,   nullam  non  duritiam    ex    facili  cavantes,. 
spricht  deutlich  von   der  Diamantspitze.     Pinder   de    ad  am.   p.  63.     VgL 
iiber  die  Splitter  der  ostracitis  Plin.  65.    Veltheim  Aufsatze  II.  S.  141. 

Ueber  die  Technik  der  alten  Steinschneider:  Mariette  Traite  des 
pierres  gravees.  P.  1750.  f.  Natter  Traite  de  la  methode  ant.  de  graver 
en  pierres  fines  compare  avec  la  meth.  moderne.  L.  1754.  Lessing  in  den 
Antiq.  Briefen  I.  S.  103  ff.  [Br.  27.  S.  209  ff.]  und  in  den  Kollektaneen 


[315]  Arbeit  in  Edelsteinen.  441 

zur  Literatur.  Bd.  I.  II.  Ramus  von  geschnittenen  Steinen  u.  der  Kunst 
selbige  zu  graviren.  Kopenh.  1800.  Gurlitt  Gemmenkunde  ,  Archaeol. 
Schr.  herausgeg.  von  Corn.  Muller.  S.  87  f.  Hirt  Amalth.  II.  S.  12. 

315.  .  Die  zu  Siegelringen  bestimmten  Steine  kamen  1 
hierauf  in    die  Hand    des   Goldschmieds   (compositor,   annu- 
larius),    welcher   sie   fasst,    wobei   die  Form  der  Schleuder 
(ayevdovri,  pala)  beliebt  war.     Obgleich   beim  Siegelringe  das  2 
Bild   durchaus   die  Hauptsache   ist  ,    so  tritt   doch    bisweilen 
auch  der  Name  hinzu  :  wobei  anzunehrnen  ist,  dass  ein  in  die 
Augen  fallender  Name  eher  auf  den  Eigenthiimer,   als  auf 
den  Kunstler  der  Gemme  bezogen  werden  muss.     Dass  nicht  3 
bios  Individuen,  sondern  auch  Staaten  ihre  Petschafte  batten, 
erklart  vielleicht  die  grosse  Uebereinstimmung  mancher  Gem- 
men  mit  Miinztypen;  so  siegelten  auch  die  Romischen  Kaiser 
mit  ihren  Kopfen,  wie  ihre  Miinzen  damit  bezeichnet  wurden. 
Die  haufige  Anwendung  geschnittener  Steine    zur  Zier   von  4 
Bechern  und   andern  Gerathen  hat   sich  [von  Byzanz  aus] 
in  "das  Mittelalter    hinein    fortgepflanzt  ;    noch   jetzt   mussen 
antike  Gemmen    zum    Theil    an  Eirchengefassen   aufgesucht 
werden.     Von  den  ganz    aus  Gemmen  geschnittenen  5 
Gefassen,   welche  sich  der  Reihe  der  grossen  Gameen  an- 
schliessen,   hat   sich  manches  durch  Umfang  und  Schwierig- 
keit  der  Arbeit  bewundernswiirdige  Werk  erhalten,   wiewohl 
keins  davon  den  Zeiten  eines  reinen  Geschmacks,  und    einer 
echthellenischen  Kunstiibung  angehort. 


1.  S.    u.   a.   Eurip.   Hippol.   876.    xvnoi    6(psv86vr)s 

vgl.  Monk.  —  Alle  Ringe  waren  zuerst  Siegelringe  (vgl.  §.  97,  2);  dann 
werden  sie  Schmuck  und  Ehrenzeichen,  man  tragt  auch  gern  ungeschnittene, 
und  bringt  die  geschnittenen  uberall  sonst  an.  Kirchmann  de  annulis. 

2.  Ueber    die   Namen   auf  Gemmen   v.   Kohler  und    R.    Rochette, 
s.  §.  131.  A.  2,  vgl.  §.  200.  A.I.  Gemmae  ant.  litteratae  von  Fr.  Ficoroni. 
R.   1757,  von  Stosch  §.  264.  A.  1.    Bracci  Gomm.  de  ant.  scalptoribus, 
qui  sua  nomina  inciderunt.  F.  1786.    2  Bde.  Text,   2  Kupfer.    Gevviss  ist 
wohl,  dass,   wenn  der  Kiinstler  sich  nannte,   er  es  moglichst  weriig  auf- 
fallend    that.     Die  Gataloge  .der  Gemmenschneider,    wovon  der  Visconti- 
Millin'sche   (Visconti    Opere   varie.   T.  II.    p.  115.    Millin   Introduction   a 
Tetude  des  pierres  gr.  P.  1797.  8)  der  reichste  ist,  gewahren  daher  wenig 
fur  Kunsthistorie  Brauchbares.  Manche  Naineri  beruhen  nur  auf  verschiedner 
Lesung,  wie  Pergamos  u.  Peigmos;   Dalion  u.  Allion  sind  wahrscheinlich 


442  Technik  der  bildenden  Kunst.  [315] 

Admon  (AAAION),  vgl.  Journ.  des  Sav.  1833.  p.  753  f.  Aus  Plin.  kennen 
wir,  ausser  den  oben  genannten,  noch  Apollonides  und  Kronios ;  von  jenem 
hat  man  vielleicht  noch  ein  Fragment.  Der  von  Adaeos,  Brunck  Anal.  II, 
242,  geriihmte  Tryphon  ist  wohl  derselbe,  dessen  Name  auf  einigen  schonen 
Steinen  stebt;  doch  ist  auch  Adaeos  Zeit  ungewiss. 

3.  S.  iiber  die  Staatssiegel  Facius  Miscellen  S.  72.  Ueber  die  Kaiser- 
siegel  Sueton  Aug.  50.  Spartian  Hadr.  26.  U.  Fr.  Kopp  iiber  Entstehung 
der  Wappen.  1831. 

4.  S.  §.  161, 1.  207,  7  auch  298.  A.  1.  Gemmata  potoria  Plin.  XXXVII,  6. 
[vasa  ex  auro  et  gemmis  XXXVII,  63,  gemmata  vasa  des  Agathokles,  Auson. 
ep.  8.]  Juvenal  X,  27,  woraus  auch  Juv.  V,  43  u.  Martial  XIV,  109  zu  erklaren. 
WvKrfJQfs  8ictii&oL  Plut.  VIII.  p.  154  H.  lances,  phialae  mit  gemmis  inclusis, 
Dig.  XXXIV,  2,  19.  Vgl.  Meurs.  de  luxu  Rom.  c.  8.  T.  V.  p.  18.  [Die  lifto- 
•xolhrjTa  §.  161.  A.  1  waren  schon  Babylonischer  Gebrauch  §.  237.  A.  2,  so  wie 
auch  bei  den  Indern  goldne  mit  Edelsteinen  besetzte  Gefasse  vorkommen 
Bhartriharis  Sententiae  ed.  Bohlen  II,  98.  Auch  bei  den  Sabaeern  Thiiren, 
Wande,  Decken  mit  Gold,  Silber  und  Edelsteinen,  Strab/  XVI.  p.  778. 
Steine  aus  Baktriana,  die  zu  den  AtO-oxdUTyro:  gebraucht  werden ,  Theo- 
phrast  n.  lift.  §.  35.  Am  Persischen  Hofe  y.livcii  Atfroxo^rot'  ncti 
MXQVGOI,  Philon  b.  Euseb.  Pr.  ev.  VIII.  p.  389  a.  Eine  Taube  li&ox.  bei 
Cyrus,  Aelian  V.  H.  XII,  1.  (polls  Ai-frox.  an  dem  Leichenwagen  Alexanders 
Diodor  XVIII,  26,  bei  einem  Symposion,  das  Kleopatra  dem  Antonius  gab, 

TtCtVTK      %QVG£(X      Hal     \.     TtSQLTTCOS     S^tlQyKGflSVK     TCCIS     t£%VCClS  j     Athen     IV. 

p.  147  f.  Eine  hya  cptdJi^  ix  ^^vcov  SsxccTalavros  dictti&os  fur  Paul 
Aemils  Triumph  gemacht.  Plut.  Aem.  P.  33,  Pompejus  triumphirte  auf 
einem  agpcc  A.  Appian  B.  Mithrid.  117.  Demselben  fielen  in  Talaura, 
Mithridats  Kunstkammer,  (TKfii£iov  rrjs  xaraoav^g)  ausser  2000  Onyx- 
gefassen  in  die  Hande  cpidkai  ncti  tyvxT-r/Qts  nolXol  v.cd  QVTU  xai  x/ltVat 

V.fi\    &QOVOI    XKTKKOGflOl    XQTi    I'TITCCOV    %K%lVoi    Y.KI    7lQOGT£Qvi8lK    V.dl    £7100(11- 

5ta,  nuvTK  ufioicos  Stalid-a  xorl  xara^^vaa,  die  zur  Abliet'erung  30  Tage 
erforderten,  theils  aus  der  Herrschaft  des  Darius  Hystaspis,  theils  aus  der 
der  Ptolemaeer,  was  Kleopatra  bei  den  Koern  niedergelegt  und  diese  aus-, 
geliefert  batten,  theils  von  ihm  selbst  eifrig  gesammelt,  ib.  115.  Die 
txTtojfiKTK  8i(xki&u  bei  Mithridats  Mahlen  werden  von  Plut.  Lucull.  37  er- 
wahnt,  und  &VQSOS  n<s  8iKli&os  von  ihm,  der  Luculls  Triumph  schmiickte, 
ib.  40.  Einen  KQUT^QK  li&o-x.  erwahnt  Eratosthenes  bei  Macrob.  Sat.  V,  21, 
XQVGOVV  1.  Menander  iv  TlaiS/a,  SKTICO^K  I.  Poll.  X,  187,  Phialen  Athe- 
naeus  II.  p.  48  f.  und  Agatharch  bei  Phot.  p.  459.  Bekk.  7i£Qtctv%£VLa  I. 
Heliodor  VII,  27,  Halsbander  xU8covag  L  Diodor  XVIII,  27,  XQVGOVV  xai 
A.  noGfiov  sv  nloy.loi<s  KKL  nsQtdeQKiois  Plut.  Phoc.  19  u.  Eunapius  Aedes. 
p.  30  Wyttenb.  %IT(OVKS  (1.  %hiS(Qvug}  §ICC%QVGOV$  A.  TCOV 


[315J  Arbeit  in  Edelsteinen.  443 

Kallixenus  h.  Athen.  V.  p.  200b,  eine  Maske  did%QV6ov  xori  A.  Lukian 
Tim.  27,  Degengehenk  und  goldne  Kranze  Heliodor  IX,  23.  X,  32.  Plinius 
XXXIII,  2  turba  gemmarum  potamus  et  smaragdis  teximus  calices.  Juvenal 
V,  43.  Auch  ein  eisernes  Helmband,  nsQir^Kx^iov  I.  kornmt  vor  Pint. 
Alex.  32.]  Die  Edelsteine  der  h.  drei  Konige  herausgeg.  Bonn  1781.  [Die 
besten  sind  auf  der  Flucht  zur  Zeit  der  franzosischen  Revolution  weg- 
gekommen.]  —  —  Gemmen  in  fibulis  (Spartian  Hadr.  10,  auch  an  Biisten 
fmdet  man  die  Buckel  dafiir  ausgehohlt,  PioGl.  VI.  p.  74),  an  Schwert- 
griffen,  Wehrgehenken,  [Schuhen,  wie  die  von  Trajan  an  Hadrian  bedeut- 
sam  geschenkten,]  Cameen  ofter  in  Kranzen  und  Kronen  antiker  Kopfe, 
PioGl.  VI.  p.  56.  Vgl.  §.  131.  A.  1.  207.  A.  7. 

5.  §.  161,  3.  Gemma  bibere,  Virg.  G.  II,  506.  Propert.  Ill,  5,  4. 
Der  ovv£  {i£ya$  TQuyshdcpov  nQia7ti£ovTos,  Boeckh  C.  I.  150.  Staats- 
.haush.  II.  S.  304,  ist  wohl  nach  §.  298.  309.  A.  1  zu  fassen.  Beriihmte 
Gefasse:  Mantuanisches  in  Braunschweig  §.  264.  A.  1.  Farnesische  Schale 
aus  Sardonyx,  [aus  dem  Grabmal  Hadrians]  mit  Darstellungen  der  Aegyp- 
tischen  Landesnatur,  Neapels  Antiken  S.  39L  Millingen  Un.  Mon.  II,  17. 
[A.  Gargiulo  Intorno  la  tazza  di  pietra  sard,  orientale  del.  M.  Borb.  Nap. 
1835.  4.  B.  Quaranta  im  Mus.  Borbon.  XII.  tv.  47.  Uhden  in  den  Scbr 
der  Berl.  Akad.  fur  1835.  S.  487—497.  Zoe'ga  in  einer  ungedruckten  Er- 
klarung  verstand  la  spedizione  di  Perseo,  wegen  des  »kurzen  Messers  und 
des  Sacks«  der  mittleren  Figur.  Den  Sack  und  oben  den  Pflug  stellt  auch 
Quaranta  fest,  der,  bei  einer  Menge  der  unhaltbarsten  Bemerkungen,  in 
dieser  Figur,  rnit  Millingen,  Alexander  sieht,  das  Messer  aber,  das  in  Uhdens 
Zeichnung  nach  dem  Mikroskop  unten  gekrummt  ist,  nahm  er  fur  einen 
Dolch.  Uhdens  Erklarung  des  unvergleichlichen,  sehr  schwierigen  Werks  ist 
musterhaft.  Er  erkennt  Aegypten  im  Schmuck  der  Fruchtbarkeit  nach  der 
Ueberschwemmung.  Isis,  ruhend  auf  der  Sphinx,  halt  die  gereiften  Aehren 
empor,  der  Nil  sitzt  ruhig  auf  dem  gewohnten  Ufer,  zwei  Tochter  von  ihm, 
die  Nymphen  der  Strome,  die  das  Delta  bilden,  haben  das  dort  geklarte 
Trinkwasser  geschopft,  die  Winde  schweben  ruhig,  der  Landmann  stellt 
den  ausgedienten  Pflug  weg,  der  Sack  der  Saatfrucht  ist  geleert,  er  hat  das 
Messer  zum  Garten-  und  Weinbau  ergriffen.]  Coupe  des  Ptolemees  oder 
Vase  des  Mithridate,  im  Gabinet  du  Boi  zu  Paris,  mit  sehr  erhobnem  Bild- 
werk,  Schenktische  und  Bacchische  Mask  en  darstellend,  geschmuckt.  Mont- 
faucon  I,  167.  (Koehler)  Descr.  d'un  vase  de  sardonyx  antique  grave  en 
relief.  St.  Petersb.  1800  (hochzeitliche  Gegenstande).  Das  Beuth'sche 
Onyxgefass  in  Berlin,  s.  Toelken,  Staatszeit.  1832.  N.  334.  Hirt  Gesch.  der 
bild.  Kiinste  S.  343.  Sillig,  Kunstblatt  1833.  N.  3  f.  Thiersch  Munchner 
Abhdl.  der  philol.  Kl.  II.  S.  63.  Geburt  des  Commodus  Hirt,  des  August 
Sillig,  des  L.  Caesar  Toelken.  Ein  Balsamario  aus  Onyx  im  Wiener  Cabinet, 
mit  Bacchischen  Attributen  an  der  Vorderseite,  zeigt  sich  durch  die  Inschr. 


444  Technik  der  bildenden  Kunst.  [315] 

der  Riickseite:  £rj<sais  sv  aya&ols,  cpilv  y<v0  el  gevoig ,  sccaov  Ss  fis 
SitycovTci  Ttislv,  als  ein  Geschenk  an  erne  Hetaere.  Der  Vers  aus  Anakreon 
Fr.  56.  ed.  Bergk.  [Arneth  Erklarung  der  zwolf  grossten  geschnittenen 
Steine  des  k.  k.  Munzcabinets ,  Wiener  Jahrb.  1839.  I.  Anz.  S.  28.  Die 
Gemmen  mit  Germanicus  und  Agrippina  Getting.  Anz.  1847.  S.  456.] 
Grosse  Gameen  §.  161,  4.  200,  2.  207,  7.  Noch  grosser  als  der  Pariser 
ist  der  Vaticanische  aus  vier  Lagen,  Dionysos  und  Kora  von  4  Kentauren 
gezogen.  Buonarroti  Medagl.  p.  427.  vgl.  Hirt  a.  0.  S.  342.  —  Statue  des 
Nero  aus  Jaspis,  der  Arsinoe  aus  Srnaragd,  Plin.;  Figiirchen  aus  Plasma  di 
Smeraldo  finden  sich  noch  ofter. 

Die  Litteratur  der  Glyptographie  geben  Millin  Introd.  (sehr  unvoll- 
standig)  und  Murr  Biblioth.  Dactyliograph.  Dresd.  1804.  8.  Allgemeine 
Gemmensammlungen  von  Domen.  de  Rubeis  (Aeneas  Vicus  inc.),  Pet. 
Stephanonius  (1627),  Agostini  (1657,  69),  de  la  Ghausse  (1700),  [Rom' 1805 
in  2  Bd.  8]  P.  A.  Maffei  und  Domen.  de  Rossi  (1707—9.  4  Bde.),  [Nov. 
Thesaur.  vet.  gemmarum  4  Vol.  f.]  Gravelle  (1732,  37),  Ogle  (1741),  Wor- 
lidge(1778),  Monaldini  und  Cassini  (1781— 97,  4  Bde.  f.),  Spilsbury  (1785), 
Raponi  (1786)  u.  A.  Besondre  Gabinette  von  Gorlaeus  (zuerst  1601), 
Wilde  (1703),  Ebermayer  (1720—22),  Marlborough  (1730)  [Ghoix  de  pierres 
ant.  gr.  du  Gab.  du  Due  de  Marlborough  f.  2  Bde.,  jeder  von  50  Taf., 
sehr  selten],  Odescalchi  §.  262.  A.  4,  Stosch  §.  264.  A.  1,  Zanetti  (herausg. 
von  A.  Fr.  Gori.  1750),  Smith  (Dactyliotheca  Smithiana)  mit  Gommentar 
von  Gori.  V.  1767.  2  Bde.  f.  Aus  dem  Cabinet  du  Roi  Gaylus  Recueil 
de  300  tetes  und  Mariette's  Recueil  1750,  vgl.  §.  262.  A.  3.  Die  Floren- 
tinischen  bei  Gori,  Wicar,  Zannoni  §.  261.  A.  2.  Die  Wiener  §.  264.  A.  1. 
Die  Kaiserl.  Russischen  §.  265.  A.  2.  Die  Niederlandischen  §.  265.  A.  1. 
[Die  Ron.  zu  Neapel.]  G  a  t  a  1  o  g  e  der  Crozafschen  Sammlung  (von 
Mariette  1741 ;  sie  ist  mit  der  Orleans'schen  nach  Russland  gekommen), 
der  de  France'scheti  §.  264,  1,  der  Praun'schen  zu  Nurnberg  (von  Murr, 
1797)  [jetzt  im  Besitz  der  Frau  Mertens-Schaafhausen  in  Bonn],  der  Samm- 
lung des  Pr.  Stanislas  Poniatowski ,  die  voll  Betriigereien  ist  [Gatal.  des 
p.  gr.  ant.  du  prince  Stan.  Poniatowski.  4.  Firenze  1831.]  L.  Rossi 
Spiegaz.  di  una  race,  di  gem  me  Vol.  I.  Mil.  1795.  8.  [Dubois  Descr.  des 
p.  gr.  ant.  et  mod.  de  feu  iJ.  Grivaud  de  la  Vincelle.  P.  1820.]  Greuzer 
zur  Gemmenkunde;  ant.  geschn.  St.  vom  Grabmal  der  h.  Elisabeth  1834. 
vgl.  Feuerbach  irn  Kunstbl.  Yisconti  Esposiz.  delle  impronte  di  ant. 
gemme  raccolte  per  uso  del  Princ.  Ghigi  in  semen  Op.  div.  T.  2,  seine 
wichtigste  Arbeit  fiber  geschn.  Steine.  Schlichtegrolls  Auswahl  1798.  4.] 
Vivenzio  Gemme  antiche  inedite.  R.  1809.  4.  Millin  Pierres  gravees  ined. 
(ein  opus  postumum).  P.  1817.  8.  Abdriicke  von  Lippert  in  einer  eignen 
Masse  (zwei  Sammlungen,  zur  ersten  ein  Latein.  Verzeichniss  von  Christ 
und  Lippert,  zur  zweiten  ein  Deutsches  von  Thierbach);  von  Dehn,  in 


[316]  Arbeit  in  Edelsteinen.  445 

Schwefel,  heschr.  von  Fr.  M.  Dolce  (E.  Qu.  Viscont?)  1772;  von  Tassie, 
emailartig  (Catalogue  des  ernpreintes  de  Tassie  von  Raspe,  1792);  der 
Berliner  Sammlung  §.  264.  A.  1 :  Impronte  gemmarie  dell1  Institute,  vgl. 
Bull.  1830.  p.  49.  Cent.  I.  II.  Bull.  1831.  p.  105.  III.  IV.  Bull.  1834. 
p.  113.  [V.  VI.  1839.  p.  97.J  Archaeol.  Intellig.  1835.  N.  64-66.  [Th. 
Cades  in  Rom  hat  5000  sorgfaltig  gewahlte  Abdrucke  zusammengebracht, 
daruriter  400  St.  Etrurischer  Herkunft.]  Viel  Einzelnes  bei  Montfaucon, 
Caylus,  Visconti  Iconographie  u.  s.  w. 

Victorius  Dissert,  glyptogr.  R.  1739.  4.  Gori's  Hist,  glyptographica, 
praestantiorum  gemmariorum  nomina  compl.  Ven.  1767  f.  nebst  einem 
Anhang  in  den  Memorie  d.  Accad.  di  Cortona  IX.  p.  146]  im  2ten  Bande 
der  Dact.  Smith.  Caylus,  Mem.  de  1'Ac.  des  Inscr.  XIX.  p.  239.  Christ. 
Super  signis,  in  quibus  manus  agnosci  antiquae  in  signis  possint,  Commtr. 
Lips,  litter.  I.  p.  64  sq.  Dess.  Abhandl.  von  Zeune  S.  263,  und  Vorrede 
zur  Daktyliothek  des  Richterschen  Cabinets.  Klotz  Ueber  den  Nutzen  und 
Gebrauch  der  alten  geschnittenen  Steine.  Altenb.  1768.  G.  A.  Aldini 
Instituzioni  glittografiche.  Cesena  1785.  [Millin  In  trod,  a  Tetude  des  p.  gr. 
1797.  8.  Caylus  sur  les  p.  gr.  in  den  Mem.  de  1'Acad.  XIX.  p.  239.] 
Gerhard  zur  Gemmenkunde,  Kunstbl.  1827.  N.  73—75.  E.  Braun  fiber  die 
neuesten  Fortschritte  der  Gemmenkunde  Archaeol.  Intell.  Bl.  1833.  St.  7—8. 


e.    Arbeit   in    G 1  a  s. 

316.     Das  Glas  wird  an  dieser  Slelle  um  so  passender  1 
erwahnt,   da  es  bei  den  Aermeren  den  Edelstein   des  Siegel- 
ringes    vertrat,    und    ebendarum  Nachahmung   der  Gemmen 
und  Gameen  in  Glaspasten   schon  im  Alterthum   sehr  ver- 
breitet  war,   wodurch  uns   in    dieser  Denkmaler-Classe   sehr 
viele  interessante  Vorstellungen  erhalten  sind.    Nach  Plinius  2 
wurde  es  dreifach  bearbeitet,  theils  geblasen,    theils  gedreht, 
theils  calirt ;  wovon  das  erste  und  dritte  Verfahren  auch  ver- 
einigt   vorkommen.      Obgleich    den  Alten   vollig    belles   und  3 
weisses  Glass  nichts  weniger  als  unbekannt  war :  so  zeigt  sich 
doch  iiberall  bei  ihnen  eine  Vorliebe  fur  bunte  Farben  (be- 
sonders    Purpur,    Dunkelblau   und    Grim),    auch    fur   einen 
schillernden  Glanz.  Man  hat  auch  schone  Becher  und  Schalen  4 
aus  farbigem  Glase,   die  zum  Theil  aus   verschiedenfarbigen 
Glasern,  zum  Theil  aus  Glas  und  Gold  kunstreich  zusammen- 
gefiigt  waren.     Die  beilaufig  zu  erwahnenden   Murrhinens 


446  Technik  der  bildenden  Kunst.  [316] 

konnen   nur    als  Luxus-Artikel ,  nicht    als  Kunstarbeiten  in 
Betracht  kommen. 

1.  ZcpQuytdss  vctttvKi  in  Athen,  um  01.  95.  G.  I.  n.  150.  Vitreae 
gemmae  ex  vulgi  annulis,  Plin.  vgl.  Salmas.  Exerc.  Plin.  p.  769.    Als  Be- 
trug  bei  Trebell.   Gallien.  J2  und  bei  Plin.  oft.    Vgl.  §.  313.   A.  3.    Die 
grdsste  Glaspaste   ist  (Winck.  W.  III.  S.  44  ff.)  der,  J6  X  10  Zoll  grosse 
Cameo    auf   dem   Vatican,   Dionysos   im   Schoosse   der   Ariadne  liegend. 
Buonarroti  Medagl.  p.  437. 

2.  Plin.   XXXVI,    66.   Toreumata   vitri,    Martial  XII,  74.  XIV,  94. 
'  Ycdoi/jo's  oder  ua£c'ip)?e>   vitri   coctor,   s.  Stephani  Lex.  ed.  Brit.;  opifex 
artis   vitriae,   Donati   Inscr.    II,  335,   2    [velivonoiog,   Spartische   Inschr. 
Bullett.  d.  Inst.  1844.  p.  149  s.  vaUorexvyg,  vulovgyos.   Achilles  Tat.  II,  3. 

—  vakov  [isv  TO  nuv  sgyov  OQOOQvyfievrjg,  xvxieo  8s  KVTOV 
itsgisGzfcpov.  Appulej.  Metamorph.  II.  vitrum'fabre  sigillatum.] 
Die  Barberinische,  jetzt  Portlands-Vase,  im  Brit.  Museum  ausgestellt,  [im 
Jahr  1845  muthwillig  zerschlagen  und  glucklich  wiederhergestellt],  aus  dem 
sog.  Grabmal  des  Sever- Alex.,  besteht  aus  einem  blauen,  durchsichtigen, 
und  dariiber  einem  weissen,  opaken,  Glasfluss,  wovon  der  obere  calirt  ist. 
Gr.  Veltheim  Aufsatze  I.  S.  175.  Wedgwood  Descr.  du  Vase  de  Barberini. 
L.  1790.'  Archaeol.  Brit.  VIII.  p.  307.  316.  Millingen  Un.  Mon.  I.  p.  27. 
[St.  Piale  Dissert.  T.  I.  Der  Millingenschen  Erklarung  stebt  entgegen,  dass 
die  Nymphe  mit  dem  Drachen  den  Gott  nicht  abzuwehren,  sondern  an  sich 
zu  ziehen  scheint.  Die  schone  Amphore  aus  Pompeji  von  gleicher  Kunst- 
art,  M.  d.  I.  Ill,  5.  Annali  XI.  p.  84,  und  eine  Patera,  M.  Borbon.  XI. 
tv.  28.  29.] 

3.  Einige  Glaser  in  Stackelbergs  Grab.  Tf.  55.     Schone  reine  Glas- 
scheiben  in  Velleja  und  Pompeji  gefunden,  nach  Hirt  auch  specularia  ge- 
nannt,  Gesch.  III.    S.  74.    Von   bunten   Fenstern   §.  281.    A.  5.    Wande 
wurden  vitreis  quadraturis  bekleidet,  Vopiscus  Firm.  3.    Bunte  Glassiegel 
schon  in  Athen.    Schillerndes   Glas,   aUdaaov,   s.  Hadrian  bei  Vopiscus 
Saturn.  8.    Die  Alexandrinischen  Glasfabriken,    §.  230,  4,  waren  in  der 
Kaiserzeit  sehr  beruhmt.    Vgl.  §.  240,  6.    Ueber  alte  Glasfarberei   Beck- 
mann   Beitr.    zur   Gesch.   der   Erfind.   I.    S.  373  ff.     Glasarbeiten   Becker 
Callus  I.  S.  145. 

•  4.  Lesbische  Becher  aus  purpurnem  Glase,  Athen.  XI,  486.  Lesbium 
vas  caelatum  Fest.  *  Yalwu  diuxQVGa  V,  199.  Vasa  vitrea  diatreta  (durch- 
brochen)  Salmas.  ad  Vop.  1.  l.j  solche  arbeiteten  die  diatretarii.  Schone 
Schale  aus  dem  Novaresischen,  von  schillernder  Farbe,  mit  einem  himmel- 
blauen  Netz  umspannt,  mit  einer  Inschr.  aus  grunem  Glase.  Winck.  W. 
III.  S.  293  [bei  dem  Marchese  Trivulzi  in  Mailand ;  von  vollkommenster 
Technik].  Ein  ahnliches  Trinkglas  des  K.  Maximian,  weiss  in  einem  Purpur- 
netz,  in  Strassburg  gefunden.  Kunstbl.  1826.  S.  358.  [Zwei  andre  in  Coin, 


[317]  Arbeit  in  Glas.  447 

Jahrb.  des  Alterth.-Vereins  in  Bonn  Tf.  11.  12.  S.  377  von  Urlichs. 
Ueber  ein  Gefass  von  Populonia,  worauf  eine  villa  maritima  vorgestellt, 
Schrift  von  Dom.  Sestini.  Ueber  ein  Glasgefass  von  Oenua  Schrift  von 
Bossi.  Triimmer  in  den  Katakomben,  Bosio  I.  p.  509.  Buonarroti 
Osservazioni  sopra  ale.  frammenti  di  vasi  ant.  di  vetro  ornati  di  figure, 
trov.  ne  cinriteri  di  Boma.  F.  1716.  —  Einen  Krater  aus  Bergkrystall  mit 
Trauben,  die  durch  den  hineingegossenen  Wein  zu  reif'en  scheinen,  be- 
schreibt  Ach.  Tatius  II,  3. 

5.  Ueber  diemurrhina  vasa  (aus  dem  Orient,  seit  Nearch  den 
Griechen  bekannt,  aber  wenig,  seit  Pompejus  in  Bom,  keine  Gemmen  nach 
dem  juristischen  Begriff ,  Dig.  XXXIV,  2,  19) ;  [N.  Guisbert  de  murrhinis, 
Francof.  1597.  8.]  Christ  De  murrinis  vet.  Lips.  1743.  4.  V.  Veltheim 
iiber  die  vasa  murrh.  (Aufs.  I.  S.  191.)  Le  Blond  und  Larcher,  Mem. 
de  1'Ac.  des  Inscr.  XLIII,  217  f.  228  f.  Mongez,  Mem.  de  1'Inst.  Nat.  II. 
Litt.  p.  133.  Schneider  Lex.  s.  v.  fiv^tva.  Boloff  u.  Buttmann  Mus.  der 
Alterthums-W.  II.  S.  509.  (Porzellan;  dagegen  Fr.  Schmieder,  Programm 
von  Mich.  [Briegl  1830.)  Mag.  encycl.  1808.  Juill.  Buperti's  Sammlung 
zu  Juv.  VI,  156  u.  A.  Boziere,  Memoires  de  la  Descr.  de  TEgypte  I. 
p.  115.  Minutoli,  Gott.  GA.  1816.  S.  969.  Abel-Bemusat  Hist,  de  la  ville 
de  Khotan.  1820.  Gurlitt,  Archaeol.  Schriften  S.  83.  Corsi  Delle  pietre 
antiche  p.  168  (murrha  =  spato  fluore).  Beckers  Gallus  I.  S.  143. 
Porzellan  zuerst  nach  Cardanus  de  subtil.  1550,  Ghinesischer  Speckstein 
nach  Veltheim,  Stein  Ju  nach  Hager  Descr.  des  med.  Chin,  du  Gab.  Imp. 
P.  1805,  dagegen  Abel-Bemusat  a.  a.  0.  Flussspath  nach  Minutoli  iiber 
die  Murrhina  der  Alten  B.  1835,  Thiersch  Miinchner  Abhdl.  der  philos. 
philolog-  Klasse  I.  S.  443  und  Classic.  Journ.  1810.  p.  472  [auf  dieselbe 
Erklarung  wurde  Creuzer  durch  Doppelmayer  vor  1830  gefiihrt,  Heidelb. 
Jahrb.  1836.  S.  369,  so  auch  Hiillmann  Handelsgesch.  d.  Gr.  S.  209. 
Flussspath  aus  Indien.]  Bei  Thiersch  Tf.  A.  B.  (S.  505)  schone  Frag- 
mente  von  murrina  cocta,  wohin  er  auch  die  Barberini-Vase  zieht? 


f.    Stempelschneidekunst. 

317.     Die  Numismatik,    oder  die  Lehre  vom  Gelde  1 
der  Alten,  ist  der  Hauptsache  nach  eine  Hulfswissenschaft  fur 
die  Kenntniss   des  Verkehrs  und  Handels   der  Alten;  durch 
den  Kunstwerth  der  Typen   aber  zugleich  fur  die  Kunstge- 
schichte    (§.    98.     132.     162.     176.     182.     196.    201.    204. 
207).     Die   Kunst,    die   Stempel    zu    schneiden,    haben    die  2 
Griechen,    ungeachtet    des    geringen   Ruhms,    dessen    diese 
Kiinstler  grade  in  den  Hauptorten   der  Kunst  genossen,  zur 
hochsten  Vollendung  gebracht,  so  dass  den  Romern  nur  das 


448  Technik  der  bildenden  Kunst.  [317] 

3  Verfahren    des   Pragens   besser   anzuordnen    blieb.     Obgleich 
nicht  bios  im  alten  Italien  das  Giessen  der  Miinzen  erwahnt 
wird   (§.    176  u.  306.    A.  5):    so   war   doch   das  Pragen  in 
Griechenland   und  dem  spatern  Rom  das  Gewohnliche;   doch 
so,  dass  man   die  Schrotlinge,   d.  h.  die  zum  Auspragen  be- 
stimmten  Metallstiicke ,   in  Formen  goss:   gewohnlich  linsen- 
formig,   damit   sie  das  oft   sehr  tief  gravirte  Geprage    desto 
besser  tragen  konnten.     Die  Stempel    wurden  bis  auf  Con- 
stantin's  Zeit  aus  gehartetem  Erz  verfertigt,  dann  von  Stahl. 

4  Eigentliche  Medaillen,  die  nicht  als  Geld  cursiren  sollten,  hat 
man   aus   der  Griechischen   Kunstzeit   nicht;   dagegen   diirfen 
die   grossen  Goldstiicke    der  Gonstantinischen  Zeit  dafur  an- 
gesehen  werden. 

1.  Eckhel   D.    N.   Prolegg.    I.     Hirt   Amalthea   II.    S.    18.      Stieg- 
litz  Einr.  ant.  Miinzsamml.   S.   13.   23.     Archaeol.    Unterhalt.    II.    S.  47. 
Mongez,   Mem.  de  1'Inst.  Roy.  T.  IX.     Die  Stempelschn eider  der  Kaiserl. 
Miinzen  heissen  spater  scalptores  sacrae  monetae,  Marini  Iscr.  Alb.  p.  109. 

2.  Ausser  in  Monogrammen  nennen  sich  besonders   nur   die  Gra- 
veurs  Sicilischer   M.,    wie   Kimon    und   Eukleidas   auf  M.  -von    Syrakus, 
Euaenetos  von  Syrakus  und  Katana;   auch  Kleudoros  auf  M.  von  Velia, 
Neuantos  von  Kydonia.    S.  R.  Rochette  Lettre  a  Mr.  le  Due  de  Luynes.  1831. 
[Supplement    au   Gatal.    des   artistes   p.  83  ff.  vgl.  475,,    sind  28  Namen 
aufgefiihrt,   darunter  besonders  auch  der  schone  Apollon  auf  Miinzen  der 
Klazomenier  mit  0EOJOTOS  EIIOIEI,    deren   ausser  den   bekannten 
zwei  in  der  Sammlung  Garriri  in  Smyrna  vorkommen,  s.  N.  Rhein.  Mus.  VI. 
St.  2]  und  Streber,  Kunstblatt  1832.  N.41.42.   Dass  Athens  M.  so  kunstlos, 
wahrend  die  Makedonischen  Alexanders  so  elegant,  fanden  auch  die  Alten 
merkwiirdig.    Diogen.  VII,  1,  19. 

3.  Tresviri  A.  A.  A.  flando  feriundo.    Den  Hauptapparat  des  Pragens 
sieht  man  auf  einem  Denar  des  Garisius,   Ambos,  Hammer,    Zange.    Die 
matrix   war    ursprunglich    am   Hammer   und    Ambos    (quadr.    incusum). 
AiySoi  (§.  306,  5)  von  Thon  und  Stein  haben  sich  noch  gefunden. 

4.  Als  solche  sind  diese  Goldstiicke  oft   auch  gefasst ,    und  Riisten 
von  Kriegsobersten   auf  Denkmalern    damit   geschmiickt.    S.  Steinbiichel 
Notice  sur   les  Medailles  Rom.  en  or  du  M.  Imp.  et  Roy.,  trouvees  en 
Hungrie  dans  les  ann.  1797  et  1805.  1826. 


[318,  319]  Stempelschneidekunst.  449 

B.     Zeichnung  auf  ebner  Flache. 
1.   Durch  Auftrag  von  FarbestoiFen  weicher  und  flussiger  Art. 

a.    Einfarbige  Zeichnung  und  Malerei. 

318.  Die  Alien  waren  im  hochsten  Grade  auf  zarte 
und  fein  abgewogene  Umrisszeichnung  bedacht,  und  in  ihren 
Schulen  (§.  139,  3)  wurden  lange  Voriibungen  mit  dem 
Griffel  (graphis)  auf  Wachstafeln ,  und  mit  dem  Pinsel 
(penicillus)  und  einer  Farbe  auf  Buchsbaumtafeln ,  bald  mit 
schwarzer  Farbe  auf  weisse,  bald  mit  weisser  auf  schwarz- 
gefarbte,  fiir  nothig  gehalten,  ehe  der  Schiller  den  Pinsel  in 
mehrere  Farben  tauchen  durfte. 

S.  Boettiger  Archaeol.  der  Malerei  S.  145  ff.  Blosse  Umrisse  sind 
povoyQUfifta  (dergleichen  hatte  man  von  Parrhasios) ;  einfarbige  Bilder  auf 
einem  verschiedenfarbigen  Grund  (IOVOXQCO^KTCC.  AfVKoyQucpelv  tlxovcc, 
Arist.  Poet.  6,  bezeichnet  monochromata  ex  albo,  wie  von  Zeuxis,  Plin. 
(vgl.  Apellis  monochromon?  Petron  84.  [vielmehr  monocnemon ,  §.  141. 
A.  3;  gerade  Zeuxis  geht  bei  Petronius  vorher,  von  Apelles  aber  sind 
Monochrome  sonsther  nicht  bekannt.  Fronto  ad  Verum  I:  quid  si  quis 
Parrhasium  versicolora  pingere  iuberet,  aut  Apellen  unicolora?]):  eine  Art 
camayeu,  vgl.  Boettiger  S.  170.  Lucil  bei  Nonius  p.  37  nennt  bios 
schattirte  Figuren  monogrammr,  vgl.  Philostr.  Apoll.  II,  22,  Oben  §.  210,  6. 


b.     Malerei  mit  Wasserfarben. 

319.     Bei   dem   Vorwalten    der   Zeichnung    herrscht    im  1 
Alterthum  lange  Zeit   eine  grosse  Bescheidenheit  im  Farben- 
gebrauch,   und  grade  in  um  so  hoherm  Maasse,  je  scharfer 
und  genauer  die  Zeichnung  war.     Selbst   die  ein  bluhendes  2 
Golorit  liebende  lonische  Schule  (§.    137.    141,    1)  hielt  bis 
auf  Apelles  herab   die   sogenannten   vier  Farben  fest;    das 
heisst,  vier  Haupt-Farbenmateriale,  welche  aber  sowohl  selbst 
naturliche  Varietaten  batten,  als  auch  durch  Mischung  solche 
hervorbrachten ;  indem  ein  reiner  Auftrag  weniger  Farben  nur 
der  unvollkommnen  Malerei  der  Bauwerke  Aegyptens  (§.  231), 
der  Etruskischen  Hypogeen  (§.  177,  4)  und  der  Griechischen 
Thongeschirre  angehort.     Neben  diesen  Hauptfarben,  welche  3 
einem  spateren  Zeitalter  als  streng  und  herb  erschienen  (colo- 
res  austeri),    kamen   allmahlig  immer    mehr  glanzende    und 
theuere  Farbenmateriale  (col.  floridi)  auf.     Diese  Farben  zer-  4 
Hess  man  in  Wasser,  mit  einem  Zusatz  von  Leim  oder  Gummi 

O.  Muller'8  Archaeologie.     4.  Aufl.  29 


450  Technik  der  bildenden  Kunst.  [319] 

(weder  die  Anwendung  von  Eiweiss   noch  Oel  1st  bei  alten 
Gemalden  nachweisbar) ,   um  sie  von   der  Palette   mit  dem 

5  Pinsel    aufzutragen.     Malerei    anf  Tafeln    (am   liebsten   von 
Lerchenholz)  wurde  in  der  Bliithezeit  der  Kunst  nach  Plin. 
vornehmlich   geschatzt,    jedoch  fiihrte  der    uralte  Gebrauch, 
die    Tempel    mit    Ornamenten   zu   bemalen    (§.   274.  A.  2), 
natiirlich  auch  zur  eigentlichen  Wandmalerei,    die  auch  an 
Griechischen  Tempeln   und  Grabern,  wie    in  Italien,    ange- 
wandt  wurde,    besonders   aber   seit  Agatharch  (§.   135)  zur 
Zimmerverzierung  benutzt,  in  Romischer  Zeit  die  ganze  Kunst 

6  aufzuzehren   schien  (§.  209).     Man  bereitete   dafur  den  An- 
wurf  auf  das  sorgfaltigste,  und  kannte  die  Vortheile  des  Auf- 
trags    auf   die    frische  Tiinche   (a  fresco)    sehr  wohl.     Auch 

7  Leinwandgemalde  kommen  in  Romischer  Zeit  vor.     Wie  die 
Alten  die  harmonischen  Verhaltnisse  der  Farben  (harmoge) 
herauszufinden  und  zu  beobachten  sehr  bestrebt  waren:   so 
hatten   sie  fur  das  Maass  des  Lichtes,   welches  das  Rild  im 
Ganzen  festhalten  sollte,  fur  die  Einheit  der  gesammten  Licht- 
wifkung,    ein   feines  Auge;   dies  war  der  tovoq  oder  splen- 
dor,  welchen  Apelles   durch  einen '  zugleich  schiitzenden  und 
den   scharferen  Farbenreiz   mildernden  Ueberzug  einer  diinn 
zerlassenen  Schwarze  (tenue  atramentum),   also  eine  Lasur- 

8  farbe,   beforderte.     Im  Ganzen   wirkten  Klima    und  Lebens- 
ansichten  gleichmassig  dahin,  den  Alten  ein  heiteres  Colorit, 
mit  entschiedenen  Farbentonen,  die  sich  in  einem  freundlichen 
Grundton  auflosten,  lieb  zu  machen. 

1.  Dies  Wagschalen-Verhaltniss  giebt  Dionys.  de  Isaeo  4  bestimmt 
an;  die  alter  en  Bilder  sind  ^QW^KGL  (j,lv  t/?ya0p/?ai  aTrAcog  xat  ovdepiav 
fo  tol$  [liyfiaGiv  i'^ovaca  noLxiliav,  uKQifisls  SB  rats  yQUfipatg  u.  s.  w.; 
die  spa. tern  sind  cuypor^ot   ulv .TJTTOV ,  aber  haben  Mannigfaltigkeit  in 
Licht  und  Schatten,  und  sv  TOJ  nKiq&si.  TCOV  piyfiuTcov  TJ\V  la%vv.     Doch 
dehne  man  das  Erste  nicht  zu  weit  aus;  in  Empedokles,  also  Polygnot's, 
Zeit  war  die  Farbenmischung   schon   sehr   ausgebildet.     S.   Simplikios  zu 
Aristot.  Phys.  I.  f.  34  a. 

2.  Die  vier  Farben  (nach  Plin.  XXXV,  32.    Pint,  de  def.  orac.  47 
vgl.  Cic.  Brut.  18,  70):  1.  Weiss,  die  Erde  von  Melos,  MrjJiiag.  Seltner  Blei- 
weiss,  cerussa.  In  Wandgemalden  hesonders  das  Paraetonium.  2.  Roth,  die 
rubrica  aus  Gappadocien,  Sivmnig  genannt.    Micros,  minium,  hat  mannig- 
fache  Bedeutungen.    Mifaos  aus  verbrannter  w^o«  soil,  nach  Theophr.  de 
lap.  53,  Kydias,  01.  1C4,  zufallig  entdeckt,  nach  Plin.  20,  der  sie  usta  nennt. 


[319]  Malerei  mit  Wasserfarben.  45  j 

Nikias  g.  01.  115  zuerst  gebraucht  haben.  3.  Gelb,  sil,  to%Qa,  s\u$ 
Attischen  Silberbergwerken  (Boeckh,  Schriften  der  Berl.  Akad.  1815.  S.  99), 
spater  besonders  zu  Lichtern  gebraucht.  DanebeYi  das  rothlichgelbe  auri- 
pigmentum,  Gavdaydxr],  arsenikalisches  Erz.  4.  Schwarz  (nebst  Blau), 
atramenta,  nslav,  aus  verbrannten  Pflanzen,  z.  B.  das  rgvyivov  aus  Wein- 
trebern.  Elephantinon  aus  verbranntem  Elfenbein  brauchte  Apelles. 

3.  Col.  floridi  (von  den  Bestellern  der  Gemalde  geliefert,  und  von 
den  Malern  oft  gestohlen  ,  Plin.  XXXV,  12)  waren:  chrysocolla,  Grun  aus 
Kupferbergwerken  ;  purpurissum  ,  eine  Kreide  mit  dem  Saft  der  Purpur- 
schnecke  gemischt;  Indicum,  Indigo,  seit  der  Kaiserzeit  in  Rom  bekannt 
(Beckmann  Beitrage  zur  Gesch.  der  Erfmd.  IV.  St.  4).  Das  caeruleum, 
die  blaue  Schmalte,  aus  Sand,  Salpeter  und  Kupfer  (?),  wurde  in  Alexandreia 
erfunden.  Ginnabari  (im  Sanscrit  chinavarl)  bedeutet  wirklichen,  theils 
natiirlichen,  theils  kunstlichen,  Zinnober  (Boeckh  a.  0.  S.  97),  aber  auch 
eine  andre  Indische  Waare,  wahrscheinlich  aus  Drachenblut.  Den  kunst- 
lichen bereitete  zuerst  der  Athener  Kallias  um  01.  93,  4.  —  Ueber  die 
Farbenmateriale  :  Hirt  (§.  74)  Mem.  IV.  1801.  p.  171.  Landerer  iiber  die 
Farben  der  Alten  in  Buchner's  Repertorium  f.  Pharmacie  Bd.  16.  1839. 
S.  204  yQttcplg  IgdvoxoUa  beim  Vergolden  S.  210.  Goethe  Farbenlehre,  II. 
S.  54  iiber  die  alten  Farbenbenennungen  ;  S.  69  ff.  hypothetische  Ge- 
schichte  des  Golorits  von  H.  M.  Davy  (chemische  Untersuchungen)  Transact. 
of  theR.  Society,  1815,  im  Auszug  in  Gilbert's  Annalen  der  Physik,  1816. 
St.  1,  1.  Stieglitz  Arch.  Unterhaltungen  St.  1.  Minutoli  in  Erdmann's 
Journ.  fur  Chemie  VIII,  2.  Abhandlungen,  zw.  Gykl.  I.  S.  49.  J.  F.  John 
die  Malerei  der  Alten,  B.  1836.  8.  s.  Knierim  die  Harzmalerei  der  Alten, 
Lpz.  1839.  [Ders.  die  endlich  entdeckte  wahre  Malertechnik  des  Alterth. 
u.  des  Mittelalters  1845.  Roux  die  Farben,  ein  Versuch  uber  Technik 
alter  und  neuer  Malerei,  Heidelb.  1824.] 

4.  Eine  Malerin  mit  Palette  u.  Pinsel,  welche  eine  Dionysos-Herme 
copirt,  M.  Borb.  VII,  3.  vgl.  die  Figur  der  Malerei  in  Pompeji,  woriiber  - 
Welcker  Hyp.  Rom.  Studien  S.  307.  [Ein  Maler  am  Bildniss  einer  vor 
ihm  sitzenden  Person  arbeitend,  in  scherzhafter  Behandlung.  Archaeol. 
Zeit.  IV.  S.  312,  schon  abgebildet  als  Vignette  Mazois  R.  de  P.  II.  p.  63. 
Die  Staffelei  orifices, 


5.  Ueber  die  Tafelgemalde,  auch  auf  ganzen  Reihen  von  Tafeln  (his 
interiores  templi  parietes  vestiebantur,  Gic.  Verr.  IV,  55  tabulae  pictae  pro 
tectorio  includuntur,  Digest.  XIX,  1,  17,  3.  vgl.  Plin.  XXXV,  9.  10.  Jacobs 
zu  Philostr.  p.  198),  Boettiger  S.  280  und  iiber  das  Vorherrschen  derselben 
R.  Rochette  Journ.  des  Sav.  1833.  p.  363  ff.  G.  Hermann  de  pictura 
parietum,  Opusc.  V.  p.  207.  Letronne  Lettres  d'un  Antiquaire  sur  Temploi 
de  la  peinture  hist,  murale  P.  1836.  8.  Appendice  aux  Lettres  d'un 


452  Technik  der  bildenden  Kunst.  [319] 

Antiqu.  1837.  R.  Rochette  Peintures  ant.  precedees  de  rech.  sur  Temploi 
de  la  peint.  dans  la  decoration  des  edifices  P.  1836.  4.  Welcker  in  der 
Hall.  Litt.  Zeit.  1836.  N.  173  ff.  [R.  Rochette  Lettres  archeol.  sur  la 
peint.  des  Grecs  I.  P.  1840.  8.]  Doch  ist  der  Stucco  im  Innern  des  The- 
seion  eine  sichre  Sache  (Semper  Ueber  vielfarb.  Arch.  S.  47);  auf  diesem 
miissen  sich  die  Schlachtenbilder  Mikon's  befunden  haben.  Eben  so  malte 
Panaenos  ohne  Zweifel  auf  das  von  ihm  aufgetragne  tectorium  im  T.  der 
Pallas  zu  Elis.  Plin.  XXXVI,  55.  vgl.  XXXV,  49.  Solches  sind  Tempel, 
welche  vnb  TCOV  ccyK&dov  ypaqoscov  xaroiTrsTrotxt/lTort,  Platon  Euthyphr. 
p.  6.  vgl.  Lukian  de  conscr.  hist.  29.  [Dass  das  Zeugniss  des  Lukian 
hierher  nicht  gehort,  bemerkt  R.  Rochette  Peint.  ined.  p.  198.] 
Graber  verbot  schon  Solon  (Gic.  de  legg.  II,  26)  opere  tectorio 
exornari,  d.  h.  offenbar,  auszumalen.  Ein  von  Nikias  bemaltes  Grab, 
Paus.  VII,  22,  4.  vgl.  25,  7.  II,  7,  4.  Wandgemalde  von  Polygnot  und 
Pausias  zu  Thespiae,  Plin.  XXXV;  40.  Ueber  die  Wandmalereien  in 
Italien  §.  177,  3;  diese  ubten  die  Griechen  Damophilos  u.  Gorgasos  am  T. 
der  Ceres^  so  wie  Fabius  am  T.  der  Salus  (oben  §.  182.  A.  2.  vgl.  Niebuhr 
R.  G.  III.  S.  415). 

6.  In  Herculanum  ist  gewohnlich  die  Grundfarbe  a  fresco,  die 
ubrigen  a  tempera.  Ueber  jene  Art  zu  malen  (fV  vygots)  Plut.  Amator.  16. 
Letronne  Peint.  mur.  p.  373.  Vitruv  VII,  3.  Plin.  XXXV,  31.  Pictura  in 
textili,  Cic.  Verr.  IV,  1.  vgl.  §.  209,  5.  Technik  der  Wandmalerei  in 
Pompeji,  G.  Bevilacqua  Aldobrandini,  Progresso  della  scienze  VII.  p.  279  ff. 
(nicht  enkaustisch,  Wasserfarben  auf  geglattetem  Bewurf,  keine  thierischen 
u.  Pflanzenfarben,  bios  in  gouache).  R.  Wiegmann  die  Malerei  der  Alten 
in  ihrer  Anwendung  und  Technik.  Hannover  1836.  8.  vgl.  Klenze  Aphorist. 
Bern,  auf  einer  Reise  nach  Griechenland  1838.  S.  586  ff.  (nur  die  erste 
Art  a  fresco,  Auftrag  auf  der  fertigen  Tiinche,  im  Alterthum  gebraucht, 
nie  die  zweite,  Benetzen  mit  Kalkwasser,  u.  die  dritte,  theilweiser  Auftrag 
des  obersten  Kalkgrundes). 

7.  Plin.  XXXV,  11.  36,  18.  Ueber  die  Lasurfarbe  (aus  Asphalt?) 
Goethe's  Farbenl.  II.  S.  87.  Im  Malen  des  Lichts  sind  den  Alten  weder 
kraftige  Feuerscenen  (wie  der  Brand  des  Skamandros,  Philostr.  I,  1)  [die 
Blitzgeburt  der  Semele  I,  14] ,  noch  mildere  Effekte  abzustreiten  (wie  z.  B. 
das  Pompej.  Bild,  bei  R.  Rochette  M.  I.  I,  9,  ein  angenehmes  Dammer- 
licht  im  Hintergrunde  zeigt).  Doch  ist  dergleichen  auf  alten  Bildern  selten. 

Am  genauesten  analysirt  ist  die  sog.  Aldobrandinische  Hochzeit 
(§.  140.  A.  3),  1606  auf  dem  Esquilin  ausgegraben,  leicht  und  dunn,  abef 
mit  sehr  feinem  Sinne  fur  Harmonie  und  Bedeutung  der  Farben  gemalt, 
jetzt  im  Vaticanischen  Museum.  —  Die  Aldobrandinische  Hochzeit,  von 
Boettiger  (antiquarisch)  u.  H.  Meyer  (artistisch).  Dresden  1810.  L.  Biondi, 
Diss.  dell'  Ace.  Rom.  I,  p.  133.  G.  A.  Guattani  I  phi  celebri  quadri 


[320]  Enkaustische  Malerei.  453 

riuniti  nell'  apartem.  Borgia  del  Vaticano.  R.  1820.  f.  [tv.  1  mil  einigen 
Verschiedenheiten  von  Meyer.]  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  11.  Zur 
Literatur  der  alien  Malerei:  Dati  della  pittura  ant.  F.  1667.  4.  Jo.  Scheffer 
Graphice.  Norimb.  1669.  H.  Junius  de  pictara  veterum.  Roterod.  1694.  f. 
und  die  §.  74.  A.  genannten  Schriften.  Diirand,  Turnbull  [a  treatise  of 
anc.  painting  L.  1740  f.  wegen  der  achtzehn  gezeichneten,  jetzt  meist  un- 
bekannten  Gemalde  wichtig],  Requeno.  Riem.  [G.  Schoeler  die  Malerei  be* 
den  Griechen,  Lissa  1842.  4.  Ders.  fiber  Farbenanstrich  und  Farbigkeit 
plastischer  Bildw.  Danzig  1826.  4,  voll  Einsicht.  Fr.  Portal  des  couleurs 
symboliques  dans  Fantiqu.,  le  moyen  age  et  les  terns  mod.  P.  1837.] 


c.     Enkaustische  Malerei. 

320.     Ein   sehr   ausgebreiteter  und  besonders  fiir  Thier-  1 
und  Blumenstucke  [?] ,  wo  Illusion  mehr  Hauptsache  war  als 
bei  Gotter-   und   Heroengemalden ,    angewandter   Zweig    der 
alten   Malerei    (§.    139.    140)    Avar   die   Enkaustik   oder   ein- 
gebrannte    Malerei.     Man    unterschied    drei   Arten:     1.   Das  2 
blosse  Einbrennen  von  Umrissen  auf  Elfenbeintafeln  mit  dem 
Griff  el.     2.    Das   Auftragen    von   farbigem   Wachs ,    welches  3 
man  von  aller  Art  in  Kastchen  geordnet  hatte,  gewohnlich 
auf  holzerne  Tafeln  (aber  auch   auf  gebrannten  Thon),   mit 
Hu'lfe  gluhender  Stifle,   worauf  ein  Vertreiben  und  volliges 
Einschmelzen  derselben  folgte  (ceris  pingere  et  picturam  inu- 
rere).      3.    Das    Bemalen    der    Schiffe    mit   Pinseln ,    die   in  4 
fliissiges,    mit    einer  Art  Pech  vermischtes  Wachs    getaucht 
wurden,  welches  der  Aussenflache  der  Schiffe  nicht  bios  einen 
Schmuck ,  sondern   zugleich    einen    Schutz   gegen    das   Meer- 
wasser  verschaffen  sollte.   Mit  diesern  geringen  Ergebnisse  aus  5 
den   Stellen    der  Alten   miissen  wir    uns    begmigen,   da    die 
Versuche,  die  verlorne  Kunst  der  Enkaustik  zu  erneuern,  bis 
jetzt  noch  kein  ganz  befriedigendes  Resultat  gewahrt  zu  haben 
scheinen.     [Eine  sehr  wichtige  Anwendung  der  Malerei  war  6 
seit   alter   Zeit   die,    wofur   in    der   neuesten    der   Ausdruck 
Lithochromie  gebildet  worden  ist,  die  zu  den  Verzierungen 
der  architektonischen  Glieder   in   verschiedenen ,    aber    stets 
ungemischten  Farben  diente,  und  entweder  auf  den  Marmor 
oder  auf  den  ubertiinchten  Kalkstein,  Poros  oder  M&og  nwQivog 
angebracht  wurden.     Ein    besonderer  Zweig  davon   war  die 


454  Technik  der  bildenden  Kunst.  [320] 


ia   (wie   irai%flfQctq)fa$    nicht   vorn  Schreiben   zu  ver- 
stehn);  auch  die  ida^aGrQo^Qafffig  schliessen  sich  an.] 

2.  Encausta  pingendi  duo  fuisse  genera  antiquitus  constat,  cera,  et 
in  ebore    (also   ohne  cera)  [?]    cestro  i.  e.  veruculo  ,    donee  classes  pingi 
coepere.    Plin.  XXXV,   41.     Letronne  Journ.  des  Sav.   1835.  p.  540  ver- 
bindet  cera,  et  in  ebore  cestro  (vericulo),   nicht  richtig;  wenn  cera  nicbt 
cestro  ist,  so  fehlt  der  Gegensatz  gegen  das  Folgende. 

3.  Enkaustisch  gemalt  werden  Tafeln,  wie   die  des  Pausias,  auch 
Thuren  (G.  I.  2297,  dagegen  Wande  und  Decken  auf  andre  Weise),   Tri- 
glyphen,  namlich  holzerne  (cera  caerulea  Vitruv  IV,  2),  Lacunarien,  friiher 
wohl  mit  einfachen  Ornamenten  (wie  in  den  Athenischen  Tempeln),   seit 
Pausias  mit  Figuren,  Plin.  XXXV,  40  (solche  Gemalde  KOVQUS,  syxovQixs, 
Hesych,  vgl.  Salmas.  ad  Vopisc.  Aur.  46).   Figlinum  opus  encausto  pictum. 
Plin.  XXXVI,  64.     Ueber  die  loculatae  arculae,  ubi  discolores  sunt  cerae, 
Varro  de  R.  R.  Ill,   17,  das  gccpdiov   diunv^ov  Plut.  de  num.   vind.  22, 
v.KvrrJQiov   Digest.  XXXIII,   7,  17.     Tertull.   adv.  Herm.  1.     XQulvtiv  ist 
nach  Timaeos  Lex.  Plat,   das  Auftragen,   ccnoxQuivstv   das  Vertreiben  der 
Farben;    doch  bedeutet  bei  Platon,   Staat  IX.  p.  586,    anoxQaivsiv   viel- 
mehr     die     Farbenreflexe    auf    den    Korpern.     'Eyxav.uara     a-r?x7r/lvroi> 
ygacprjs,   Plat.   Tim.  p.  26.     KTJQOXVTOS  yQatpri   noch  im  Byzant.  Reiche, 
Du  Gauge  Lex.  Graec.  p.  647  f.,  vgl.  Euseb.  V.  Const.  Ill,  3.   G.  Hermann 
nimmt  mit  Letronne  an,  dass  nach  Plinius  die  Enkaustik  ohne  Pinsel  war. 
ygucpsiv  dia  nvgog,   colores  urere.     Nach  Letronne  Lettres  d'un  Antiqu. 
p.  385  gafidiov  Pinsel,  SiunvQov,  wegen  der  Holle,   wo  es   bei  Plutarch 
vorkommt;  offenbar  falsch.     [Vgl.  auch  Appendice  aux  Lettres  d'un  ant. 
p.  104  ff.     Die  Schneidersche  Erklarung  dagegen  vertheidigt  auch  G.  Jahn 
Acta  Societ.  Graec.  I.  p.  341.]   Derselbe  gegen  Welcker's  Enkaustik  in  Ger- 
hard's Hyperbor.  Studien  S.  307.     Enkaustik  mit  dem  Pinsel  nach  Klenze 
Aphorist.  Bern.  S.  606;  offenbar  falsch,   gegen  die  Geschichte  von  Pausias 
in  Thespiae.    [Den  letzten   dieser  schriftlichen  Zusatze  hatte  der  Verf.  bei 
naherer  Prufung  schwerlich  stehn  gelassen.     Was  Klenze  bier  behauptet 
ist  nicht  anders  zu  denken  und  die  Geschichte  von  Pausias  lasst  sich  so 

.erklaren,  dass  sie  damit  sich  vertragt.  Die  ho'here  Art  der  Enkaustik, 
welche  Polygnot,  Nikanor,  Archelaos  neben  ihrer  Hauptgattung  und  aus- 
schliessend  eine  Reihe  von  beruhmten  Kunstlern  iibte,  die  Plinius  von  den 
grossen  Temperamalern  absondert,  um  dann  die  geringeren  Meister  in 
beiden  Arten  gemischt  zu  verzeichnen,  war,  wie  in  der  Hall.  A.  L.  Z.  1836. 
Oct.  S.  149—160,  wenn  die  Uebereinstimmung  aller  Textstellen  nach  un- 
befangner  Auslegung  etwas  beweist,  allerdings  gezeigt  ist,  Pinselmalerei 
mit  nassen,  kalten,  in  vielen  kleinen  Fachern  eines  grossen  Hastens  ge- 
haltnen  Farben,  bei  deren  Ansetzung  Wachs,  unbekannt  in  welcher  auf- 
losenden  oligen  Verbindung,  gebraucht  wurde,  worauf  das  Einbrennen 


[320]  Vasenmalerei.  455 


tmd  damit  die  Verschmelzung  der  Farben,  das  %Qctivsiv  xai 
die  Erhohung  und  Abschwachung  des  Tons,  das  Regeln  der  hellen  und 
dunkeln  Tone  vermittelst  eines  iiberhin  gehaltenen  und  gefiihrten,  unten 
angegluhten  Stabchens  (gafidiov  SIKTIVQOV  ,  xavTrJQiov]  erfolgte.  Tim. 
Lex.  V.  xQctivsiv  —  TO  XQCO&IV  8ta  TOV  QaftSiov.  Zum  Auftragen  der 
Farben  konnte  doch  ein  Gluhstab  nicht  dienen,  und  das  oestrum,  welches 
Hirt  einmischte,  gieng  nur  das  Elfenbein  an.  So  wurde  durch  die  auf  das 
Malen  selbst  (wie  das  Ciseliren  der  Toreuten  auf  das  Treiben  oder  Giessen 
der  Figuren)  folgende  enkaustische  Verfahren  Schmelz,  Transparenz,  Tiefe 
der  Scbatten  befordert  und  auf  Effect  und  Illusion  hingewirkt.  Im  Groben 
dasselbe  Vrerfahren,  wenn  man  sich  der  Wacbskerzen  bediente  zum  Ueber- 
arbeiten  und  Ausgleichen  des  an  den  Wanden  und  den  nackten  Marmor- 
statuen  mit  dicken  Pinseln  (ibergestrichenen  geschmolznen  Wachses, 
Plin.  XXXIII,  40.] 

4.  Scbiffsmalerei.    §.   73.    Inceramenta   navium    Liv.   XXVIII,    45. 
Krjoos  unter  den  Mitteln  zum  Schiffbau.  Xenopb.  RP.  Athen.  2,  11.  Von  dem 
Peeh  Plin.  XVI,  23.  KygoyQayiK  an  dem  Seeschiff  Ptolemaeos  des  IV.,  Athen. 
V.  p.  204.    [Aeschylus  in  den  Myrmidonen  vermuthlich  vom  Hippalektryon 
am  Schiffe  des  Hektor   y.^Qo^oio^evrcov    cpKQpancov   nohvg    TIOVOS,    wie 

So  Hipponax  vom  Schiffsmaler  Mimnes:  instra  /uaA-91^  TTJV 
.]  —  Malerei  auf  Goldgrund  aus  dem  Alterthum  Letronne 
p.  556.  Navis  extrinsecus  eleganter  depicta,  Appulej.  Flor.  p.  149.  Von 
den  Flotten  Plin.  XXXVI,  31.  Dieselben  cerae,  aber  die  Art  anders. 

5.  Caylus   Mem.   de   1'Ac.   des   Inscr.  XXVIII.  p.  179.     Walter  Die 
wiederhergestellte  Malerkunst   der   Alten.     Die  Farben,  ein  Versuch   uber 
Technik  alter  und  neuer  Malerei,  von  Roux.  Heidelb.  1824.  8,  vgl.  Kunst- 
•blatt  1831.    N.  69  f.    Montabert  Traite  complet  de  la  peinture.    P.  1829. 
T.  VIII. 

[6.  Einiges  uber  die  Art  der  Farben  und  ihres  Auftrags  bei  Voelkel 
Archaol.  Nachl.  S.  81  f.  Hall.  L.  Z,  a.  a.  0.  S.  150.  Klenze  Aphorist. 
Bemerk.  S.  556.  560.  587.  In  der  1836  gefundnen  Inschrift  in  Betreff  der 
Arbeiten  am  Tempel  der  Polias  in  Athen:  iv^avri)  TO  XV/J,(XTIOV  ^VKI^KVTI 
TO  tnl  TCO  iniGTvlia*  TW  WTC?  v..  r.  \.  An  Metopen  und  Friesen  wurden  so  auch 
Figuren  gemalt  und  solche,  nicht  marmorne,  scheint  dieselbe  Inschrift  von< 
dem  Fries  des  Erechtheum  zu  meinen:  6  'EkevGiviccxos  li&o$  TCQOS  eo  TK 
£co«  (obgleich  £<oov  keineswegs  ein  Gemalde  gewohnlich  oder  vorzugs- 
weise  bedeutet),  vgl.  Wiegmann  die  Malerei  der  Alten  S.  134  ff.  Letronne 
im  Journ.  des  Sav.  1837.  p.  369.  Gemalte  Stelen  bei  Stackelberg  Graber 
Tf.  5.  6,  drei  aus  dem  Peiraeus  abgebildet  im  Kunstbl.  1838.  N.  59.  Auf 
einer  Vase  aus  Vulci  ist  eine  Stele,  woran  der  Maler  gelbliche  Palmetten 
auf  weissen  Grund  malt,  Gerhard  Festgedanken  an  Winckelmann  B.  1841. 
Tf.  II,  1  und  Mus.  Gregor.  II,  16,  1.] 


456  Technik  der  bildenden  Kunst.  [321] 

d.    Vasenmalerei. 

1  321.     Die    eigenthumliche    Technik    der    Gefassmalerei, 
welche  mit  Griechischen  Sitten  und  Gebrauchen  so  eng  zu- 
sammenhing,   dass  sie   auf  die  Romische  Welt   nicht    iiber- 
gehen   konnte,   gait  doch  bei  den  Griechen  selbst  kaum  fur 
einen  eignen  Kunstzweig,  da  von  Vasenmalern  nirgends  mit 
Auszeichnung   eines  Einzelnen    die  Rede  ist,   aber   setzt  nur 
um  desto  mehr  den  Kunstgeist  der  Griechischen  Nation  ins 
Licht,  der   auch  an   so    geringen  Waaren   seine  Herrlichkeit 

2  entfaltet.     Bei  dieser  Gefassmalerei  verfuhr  man,    wenn  man 
sorgfaltiger  verfuhr,  so,  dass  man  die  schon  einmal  leicht  ge- 
brannten  Gefasse  mit  der  gewohnlich   angewandten   schwarz- 
braunen  Farbe  mit  raschen  Pinselstrichen  iiberfuhr,  und  dann 

3  noch  einmal  in   eine  gelinde  Hitze  brachte.     Diese  schwarz- 
braune,  schwach  spiegelnde  Hauptfarbe  scheint  aus  Eisenoxyd 
bereitet  worden  zu  sein;  eine  dunnere  Auflosung  desselben 
Stoffs  ergab,  wie  es  scheint,  den  mattglanzenden  rothlichgelben 
Firniss,  der  an  den  nichtbemalten,  oder  ausgesparten,  Stellen 
allein  die  Farbe  des  Thons  iiberzieht.    Bunte  Farben,  an  ge- 
gitterten  Gewandern,  Blumenarabesken  u.  dgl.,  sind  erst  nach 

4  Vollendung   des  Brennens  als  Deckfarben  aufgesetzt   worden. 
Dies  schien  den  Griechen  die  fur  Gefassmalerei  zweckmassigste 
Technik;  das  rohere  Verfahren  bei  den   sogenannten  Aegyp- 
tischen  Vasen  hielt   sich  nur   als  Antiquitat;   und  das  Auf- 
setzen  der  schwarzen  Figuren  auf  einen  weissen  Grund  (solche 
Gefasse  finden  sich  hin  und  wieder  in  Griechenland,  auch  in 

5  Volci)   scheint   nur  kurze  Zeit  Mode  gewesen  zu  sein.    Auch 
fmdet  man  hin  und  wieder,  besonders  in  Attica,  Gefasse,  welche, 
ganz  nach  Art   der  Wande,   mit    bunten    Farben    auf   einer 
weissen  Unterlage  gemalt  sind,  und  andre,  die  auf  demselben 

'  Grunde  blosse  Umrisslinien  zeigen. 

1.  8.  hierzu  oben  §.  75.  99.  143.  163.  177.  257.  Dass  auch  Gefasse 
fur  den  Gebrauch  bemalt  wurden,  sieht  man  aus  Vasengemalden  selbst, 
wo  gemalte  Krateren  und  Kriige  getragen  werden  (vgl.  Alkaeos  fragm.  31 
i,  Demosthenes  de  f.  leg.  p'.  464.  Bekk.  ol  ras  aAa/3acr^o- 
,  allmahlig  scheint  ihr  Gebrauch  indess  auf  Preise,  Ge- 
schenke,  Zimmerschmuck  und  Graber  (§.  301)  beschrankt  worden  zu  sein. 
Der  Kreis  der  Gegenstande  zieht  sich  darum  auch  in  Unteritalien  immer 
mehr  auf  Bacchische  zusammen.  S.  Lanzi  De1  vasi  ant.  dipinti  diss.  3, 


[321]  Vasenmalerei.  457 

fiber  die  Bacchanale  die  zweite,  Opuscoli  raccolti  da  Accad.  Italiani.  I.  F. 
1306.  —  Ein  Verzeichniss  von  Maler-Namen  von  den  Vasen  (besonders 
von  Volci)  gibt  R.  Rochette  Lettre  a  Mr.  Schorn,  Bulletin  des  sc.  hist. 
1831.  Juin.  [2.  Ausg.  1845.  p.  1—83,  vermehrt  von  Welcker  N.  Rhein. 
Mus.  VI.  St.  2.]  Vgl.  Comment.  Soc.  Gott.  rec.  VII.  p.  92.  117. 

2.  Dass  die  Gefasse,  da  man  sie  malte,   nicht  mehr  weich  waren, 
beweist   besonders    die  Art  der  ofter  vorkommenden   eingeritzten  Linien, 
wodurch  der  Maler  seine  Hand  bei  einem  sorgfaltigeren  Verfahren  leitete 
(s.  de  Rossi  in  Millingen's  V.  de  Gogh.   p.  IX.),   so  wie  das  Korperliche 
der   Farbe  iiber  der  Oberflache  der  Vase.     Dass    man  Patronen  bei   der 
Zeichnung  der  Umrisse  gebraucht,  hat  viele  Griinde  gegen  sich. 

3.  S.  Luynes,  Ann.  cl.  Inst.  IV.  p.  142  ff.    Vgl.  Hausmann   de  con- 
fectione  vasorum,  Comment.  Soc.  Gott.  rec.  V.  cl.  phys.  p.  113  (wo  Asphalt 
und  Naphtha  als  Farbenmaterial   angenommen  wurden;   doch  entscheidet 
sich  der  Verf.  jetzt  auch  fiir  den  Gebrauch  des  Eisens).    Jorio  Sul  metodo 
degli  ant.  nel  dipingere  i  vasi.    [Napoli  1813.]   Brocchi  Sulle  vernici,  Bibl. 
Ital.  VI.  p.  433.   [Haus  dei  vasi  Greci,  Palermo  1823,  de  Rossi  bei  Millingen 
Vases  de  Coghil.  p.  I-XX.    Kramer  iiber   den  Styl   und  die  Herkunft  der 
Griech.  bemalten  Thongefasse  B.  1837.    F.  Thiersch  iiber  die  Hellenischen 
bemalten   Vasen,    Miinchner   Denkschr.   IV,  1   der  1.  Klasse.    Lenormant 
Introduction   a   Fetude   des   vases   peints.     1  Partie   P.  1845.  4,    aus  der 
Elite   des   mon.  ceramogr.  besonders  abgedruckt.    Ein  Vasenfabrikant  in 
der  Arbeit,  Kylix  aus  Tarquinii,  Gerhard  Festgedanken  an  Winckelmann 
B.  1841.  Tf.  II,  3.] 

5.  Von  sehr  schonen  Vasen  mit  bunten  Bildern  Bull.  d.  Inst.  1829. 
p.  127.  Bunte  Vasen  von  Centorbi  Bull.  d.  I.  1833.  p.  5.  [R.  Rochette 
Peint.  ant.  pi.  8—10.]  Proben  von  Vasen  mit  Linearzeichnungen  bei 
Maisonneuve  Introd.  pi.  18.  19.  Cab.  Pourtales  pi.  25.  Vasengemalde 
mit  einzelnen  Theilen  in  Relief,  Cab.  Pourtales  pi.  33  (aus  Athen),  Mus. 
Blacas  pi.  3,  [nicht  selten  auch  in  Neapel  und  Sicilien.]  Athen.  V,  200  b- 
spricht  auch  von  mit  bunten  Wachsfarben  gemalten  Gefassen  in 
Alexandreia.  Von  gemalten  Vasen  aus  einer  Katakombe  Alexandra's  er- 
zahlt  Minutoli,  Abhandl.  Zw.  Cykl.  I.  S.  184.  Vasen werke:  Picturae 
Etr.  in  vasculis  nunc  primum  in  unum  coll.  illustr.  a  J.  B.  Passerio.  1767. 
1770.  3  Bde.  f.  Antiquites  Etrusques,  Grecques  et  Rom.  tirees  du  cab. 
kde  M.  Hamilton  a  N.  1766.  67.  4  Bde.  f.  -Text  von  Hancarville,  auch 
Englisch.  Coll.  of  engravings  from  anc.  vases  mostly  of  pure  Greek  work- 
manship discov.  in  sepulchres  in  the  kingd.  of  the  two  Sicilies  —  now  in 
the  poss.  of  S.  W.  Hamilton,  publ.  by  W.  Tischbein,  von  1791  an,  4  Bde.  f. 
Text  von  Italinsky,  auch  Franzosisch.  [99  Flatten  zu  einem  5.  Bande 


458  Technik  der  bildenden  Kunst.  [322] 

gingen  1843  durch  H.  Steuart  nach  London  nebst  einer  Anzahl  zur  Tisch- 
beinschen  Odyssee   bereits   gestoclmer   Tafeln.]     Manche   einzelne   Blatter 
oder  kleinere  Sammlungen  von  Tischbein  (Reiner's  Yasen).    Peintures  de 
vases   ant.   vulg.    app.  Etrusques   tirees   de  diff.   collections  et  grav.  par 
A.  Clener,   ace.   d'expl.  par  A.  L.  Millin,  publ.  par  Dubois  Maisonneuve. 
P.  1808.    2  Bde.  f.   Descr.  des  tombeaux  de  Canosa  par  Millin.  P.  1816.  f. 
Millingen  Peintures   ant.   et  ined.  de  vases  Grecs    tirees  de  diverses  col- 
lections.  R.  1813.   Dess.  Peint.  ant.  de  V.  Gr.  de  la  coll.  de  Sir  J.  Goghill. 
R.  1817.    Al.  de  Laborde  §.  264.   A.  1.     Coll.  of  fine  Gr.  vases  of  James 
Edwards.  1815.  8.    [Moses]  Vases  from  the  coll.  of  Sir  H.  Englefield.  L. 
1819.  4.     Inghirami  Mon.  Etr.   (§.  178)  Ser.  V.  Vast  fittili.     [4  Vol.  1837, 
400  Stuck.]     G.  H.  Rossi  Vasi  Greci  nella  copiosa  raccolta  di  —  Duca  di 
Blacas  d'Aulps,  descr.  e  brevemente  illustr.  R.  1823.   Panofka  §.  262.  A.  3. 
Werk  von  Stackelberg  fiber  Attische  Vasen  verheissen,   [in  die  Graber  der 
Hellenen  ubergegangen.]     Einzelnes  herausgegeben  von  Remondini,  Arditi, 
Visconti  u.  A.   [Vases  Etr.  du  prince  de  Canino  R.  1830.  f.  m.  5  Tf.   Mus. 
Gregor.  II.   tv.  1 — 100.     Raf.  Politi  Esposiz.   di  sette  vasi  Sicoli-Agrigent. 
Palermo  1832.  8,  Cinque  vasi  di  premio  —  nel  Mus.  di  Palermo  1841.  4, 
u.  eine  Reihe  einzeln  in  Girgenti,  Palermo  herausgegebener  Vasen,  N.  Maggiore 
Mon.  Sicil.  ined.  fasc.  1.  1833  f.   Gerhard  Auserlesene  Griech.  Vasenbilder, 
hauptsachlich  aus  Etrurien,  I.  Bd.  Gotterbilder  1840.   II.  Heroenbilder  1843. 
IV.  noch  unvollendet.    Trinkschalen   des  K.  Museums  1840.    Mysterien- 
vasen  1839.    Etr.  u.  Campan.  Vasen  des  k.  Mus.  1843.    Apulische  Vasen- 
bilder des  k.  Mus.  zu  B.  1845.  f.  m.  Vases  peints  du  Due  de  Luynes.  P. 
1840.  f.  (Ann.  d.  Inst.  XII.  p.  247.)    Le  Normant  u.  de  Witte  Elite  des 
mon.   ceramographiques  P.  seit  1844.    T.  I.  II.  III.     0.   Jahn  Vasenbilder 
Hamburg  1839.  4.     Vom  Prof.  Roulez  in  Gent  seit  1840  Melanges  de  phi- 
lol.  d'hist.   et  d'antiquites ,  meist  Vasen,  aus  den  Bulletins  de  TAcad.  de 
Bruxelles  T.  V-XIII.  ausgezogen,  fasc.  2—5  bis  1846.  Descr.  dei  vasi  rin- 
venuti   nelle  escavaz.  fatte  nell1  Isola  Farnese  per  ordine  di  S.  M.  Maria 
Cristina  —  di  Second.  Campanari.  R.  1839.  4,  Bull.  1840.   p.  12.    Vasen 
aus  den  Grabern  von  Pantikapaeon  (Kertsch)  in  Dubois  Voy.  en  Crimee 
IV.  Sect.  pi.  7-15,    eine   mit   SENO&ANTOZ  EHOIHZEN  A®HN. 
(Bull.  1841.  p.  109)  und  eine  pi.  13  mit  dem  Fackellauf  um  einen  Altar, 
also  wohl 


2.    Zeichnung  durch  Zusammeiifiigung  fester  Stoffe, 
Mosaik. 

1          322.     Mosaik,  im  weitesten  Sinne  des  Worts  jede  Arbeit, 
welche    durch   Aneinanderfugung   von    harten    Korpern    eine 


[322]  Mosaik.  459 

Zeichnung  oder  Malerei  auf  einer  Flache  hervorbringt ,  um- 
fasst  folgende  Arten:  1.  Fussboden,  welche  aus  geometrisch 
zugeschnittenen  und  verkitteten  Scheiben  verschiedenfarbiger 
Steine  gebildet  werden,  pavimenta  sectilia.  2.  Fenster  aus  2 
verschiedenfarbigen  Glasscheiben ,  welche  wenigstens  dem 
spatern  Alterthum  bekannt  gewesen  zu  sein  scheinen.  3.  Fuss-  3 
boden,  welche  mil  kleinen  Wurfeln  aus  Steinen,  die  eine 
farbige  Zeichnung  bilden,  belegt  sind,  dergleichen  im  Alter- 
thum nicht  bios  in  Zimmern,  auch  in  Hofen  und  Terrassen 
anstatt  des  Pflasters  gebrauchlich  waren,  pav.  tesselata,  litho- 
strota,  dcinfda  tv  «^«x/crxo/c.  4.  Die  feinere  Mosaik,  welche  * 
eigentlichen  Gemalden  moglichst  nahe  zu  kommen  sucht,  und 
gewohnlich  gefarbte  Stifte  aus  Thon  oder  lieber  Glas ,  in 
prachtigern  Werken  jedoch  auch  das,  wo  es  Nachahmung  viel- 
facher  Localfarben  galt;  sehr  kostbare  Material  wirklicher 
Steine  anwendet,  crustae  vermiculatae,  auch  lithostrota  ge- 
nannt.  Sowohl  aus  Stein-  als  Thonwurfeln  wurden  schon 
in  Alexandrinischer  Zeit  herrliche  Werke  der  Art  gearbeitet 
•(§.  163,  6).  Anwendung  von  Glaswurfeln  zur  Zimmer- 
verzierung  kommt  erst  in  der  Kaiserzeit  vor,  in  welcher  diese 
Mosaik  immer  rnehr  gesucht  (§.  190.  A.  4.  212,  4),  auch 
auf  Wande  und  Decken  iibertragen,  und  in  alien  Provinzen 
geiibt  wurde  (§.  262,  2.  263,  1),  daher  es  auch  jetzt  an 
Denkmalern  dieser  Gattung,  unter  denen  einige  vortrefflich 
zu  nennen  sind,  keineswegs  mangelt.  5.  Zusammengeschmol-  5 
zene  Glasfaden,  welche  im  Durchschnitt  immer  dasselbe  hochst 
zarte  und  glanzende  Bild  geben.  6.  In  Metall  oder  einem  6 
andern  harten  Stoffe  werden  Umrisse  und  vertiefte  Flachen 
eingeschnitten,  und  ein  andres  Metall  oder  Email  hineinge- 
schmolzen,  so  dass  Bilder  daraus  hervorgehn,  das  sogenannte 
Niello.  Wie  diese  Arbeit  zunachst.auf  den  Kupferstich  fuhrt:  7 
so  scheint  auch  eine  gewisse  Art  desselben,  ein  leicht  verviel- 
faltigter  Abdruck  von  Fignren,  als  eine  vorubergehende  Er- 
scheinung  dem  Alterthum  nicht  unbekannt  geblieben  zu  sein. 

1.  Ueher  das  pictum  de  musivo  (der  Name,  von  Museen  entlehnt, 
zuerst  bei  Spartian  Pescenn.  6.  Trebell.  Trig.  25).  vgl.  Gurlitt  S.  162  ff. 
Ciampini,  Furietti  (§.  212.  A.  4),  Paciaudi  De  sacris  Christian,  balneis, 
Cam.  Spreti  Compendio  istor.  dell'  arte  di  comporre  i.musaici.  Rav.  1804. 
L.  Bossi  Lett,  sui  cubi  di  vetro  opalizzanti  degli  ant.  musaici.  Mil.  1809. 


460  Technik  der  bildenden  Kunst.  [322] 

Vermiglioli  Lezioni  I.  p.  107.  II.  p.  280.  Gurlitt  Ueber  die  Mosaik  (1798) 
Archaeol.  Schr.  S.  159.    Hirt,  Mem.  de  Berlin  1801.  p.  151. 

Zur  ersten  Art  gehoren  auch  die  Lacedaemonii  orbes,  auf  welche  der 
ubermiithige  Reiche  den  gekosteten  Wein  spritzt.  Juv.  XI,  172,  die  parietes 
pretiosis  orbibus  refulgentes,  Seneca  Ep.  86  und  ofter,  die  gegen  die  Natur 
des  Steins  eingesetzten  maculae,  Plin.  XXXV,  1.  Wahrscheinlich  gehort 
das  Alexandrinum  marmorandi  genus  hierher,  Lamprid.  Al.  Sev.  25.  Die 
pav.  sectilia  waren  oft  der  neuern  Florentinischen  Mosaik,  lavoro  di  com- 
messo,  ahnlich. 

2.  Prudent.  Peristeph.  hymn.  12,  45.  Doch  ist  die  Stelle  nicht 
ganz  klar.  Vgl.  A.  4. 

[3.  Eine  Backsteinsaule  mit  farbiger  Glasmosaik  iiberzogen  wurde 
1837  in  Pompeji  gefunden,  s.  Zahn's  Ornamente  alter  class.  Kunstepochen 
Tf.  60.] 

4.  Alles  geht  hier  von  Fussboden  aus,  daher  die  Nachbildungen  ,des 
Kehricht  (asaroti  oeci,  §.  163,  6,  vgl.  Statius  S.  I,  3,  55;  asarotici  lapilli, 
Sidon.  Apoll.  C.  XXIII,  57;  em  schemes  asarotum,  von  Herakleitos,  1833 
in  Rom  gefunden,  §.  209.  A.  1);  die  aus  Maeander-Verzierungen  hervor- 
gehenden  Labyrinthe  (Salzburger  Mosaik  §.  412.  A.  1)  u.  dgl.  ' Avftivct 
T<av  sSacpdiv  im  Pallast  Demetrios  des  Phalereers,  Athen.  XII,  542.  Die 
Mosaik  aus  Glaswiirfeln  bezeichnet  Plin.  XXXVI.  64  durch  vitreae  camerae; 
darauf  geht  Statius  S.  I,  5,  42:  effulgent  camerae  vario  fastigia  vitro,  vgl. 
Seneca  Ep.  90.  Bekannte  Mosaikarbeiter  (musivarii;  im  Theodos. 
codex  von  den  tesselariis  geschieden)  ausser  Sosos,  Dioskurides  und  Hera- 
kleitos, (§.  209.  A.  1)  [auf  dem  feinen  Asaroton  aus  Villa  Lupi  im 
Lateran  ....  trog  rj^yccGccro,  und  der  andre  Theil  des  Namens  soil  noch 
bei  dem  Erganzer  sein,  §.  209.  A.  1],  Proklos  und  J.  Soter  (Welcker 
Rhein.  Mus.  fur  Phil.  I,  2.  S.  289),  Fuscus  in  Smyrna  (?Marm.  Oxon. 
II,  48),  Prostatios?  (Schmi3t  Antiq.  de  la  Suis«e  p.  19).  Beruhmte 
Mosaiken  ausser  den  §.  163  genannten:  1.  die  Praenestinische,  von  einem 
Tribunal  (vgl.  Johannes  Ev.  19,  13),  schwerlich  die  Sullanische  (Plin. 
XXXVI,  64),  eine  naturhistorische  und  ethnographische  Darstellung  Aegyptens. 
Del.  Jos.  Sincerus,  sc.  Hieron.  Frezza  1721.  Bartoli  Peint.  ant.  34.  vgl.  Mem. 
de  1'Ac.  des  Inscr.  XXVIII.  p.  591.  XXX.  p.  503.  L.  Gecconi  Del  pavimento 
in  mus.  rinv.  nel  tempio  d.  Fortuna  Prenest.  R.  1827,  dagegen  G.  Fea  L'Egitto 
conquistato  dall'  Imp.  Gesare  Ott.  Aug.  sopra  Cleopatra  e  M.  Ant.  rappr.  nel 
musaico  di  Palestrina.  [R.  1828.  4.  Treffende  Erklarung,  die  sich  von  alien 
Seiten  bestatigt.  So  ist  in  Pompejanischen  Gemalden  §.  351.  A.  4  die 
Aufnahme  der  lo  von  Aegypten  dargestellt.  Den  Octavian  als  Eroberer 
Aegyptens  vermuthete  auch  Visconti  M.  Piocl.  VII.  p.  92,  ders.  bei  Laborde 


[322]  Mosaik.  461 

Mos.   dTtalica  p.   90.     Die   beste  Abbildung  in  Farben  ist  die  von  Bar- 
thelemy  in  der  2.  Ausg.  seiner  Abhandlung,   die  nur  in   dreissig  Ex.  ge- 
druckt  wurde;   eine   neue  ist  fiir  die  Geschichte  der  Malerei  Bediirfniss. 
Eine  antike  Gopie  eines  kleinen  Theils  ist  in  Berlin,  nach  Uhden  in  den 
Schriften  der  B.  Akad.  fur   1825.   S.   70  f.]     Vgl.  §.  436.     2.  Die  Capito- 
linische  Mosaik  mit  dem  spinnenden  Herakles  von  Antium,  M.  Gap.  IV,  19. 
3.  Die  in  der  Villa  Albani,    besonders  fein  ausgefuhrt,  Herakles  als  Be- 
freier  der  Hesione,  Winck.  M.  I.  66.     4.  Die  aus  der  Tiburtinischen  Villa 
Hadrian's  mit  dem  Panther-   und  Kentaurenkampf,  in  aed.  M.  Marefusci, 
Savorelli  del.  Gapellani  sc.  [in  der  Ausfiihrung  das  schonste  von  alien,  jetzt 
in  Berlin,  Bull.  1845.  p.  225;  es  ist  in  den  M.  d.  I.  fur  1847  erschienen. 
Aus  Villa  Hadriana  auch  zwei  bedeutende  Stiicke  im  Quirin,alpallast ,  ein 
kolossaler   jugendlicher   Kopf  und  eine  Menge  VCgel,   durch  Gerank  ge- 
sondert.]     5.  Die   aus  Praeneste  in  Villa  Barberini,    die  Entfuhrung   der 
Europa,   Agincourt  Peint.  pi.   13,  8.    6.  Die  grosse  Mosaik  von  Otricoli, 
aus  verschiedenen  Feldern  (Medusenkopf,    Kentauren,    Nereiden  u.  dgl.), 
PG1.  VII,  46  (andre  47—50).    7.  Die  Scenen  der  Tragodie  und  des  Drama 
Satyr,  im  PioGlem.    Millin  Dsscr.  d'une  mosaique  antique  du  M.  PG1. 1819.  f. 
8.  Die  grosse  Mosaik  von  Italica  (38   X   27 V*  F.,  Musenkopfe  u.  Circus- 
spiele)  von  Laborde,  §.  262.  A.  4,  besonders  genau  bekannt  gemacht.  Vgl. 
§.  424.  A.  2.   Mosaik  von  Toulouse  §.  402.  A.  3.  Theseus  u.  Minotaur  u.  a.  in 
Pompeji,  Bull.  1836.  p.  7.  Erhobene  Mosaikarbeit,  Welcker  Zeitschr.  fiir  a.  K. 
S.  290  ff.  [Das  hier  Nr.  1  angefuhrtePembrokscheMosaikrelief(Winckelm.  W.3. 
S.  XXXIII)  beschreibt  und  lobt  Waagen  Kunstw.  in  England  II.  S.  279  f.  Die 
Hesperide  fehlt  bei  dem  Hercules  nicht.  R.  Rochette  Peint.  ined.  p.  393—96. 
427—30,  vvo  die  Spes  pi.  12  abgebildet  ist.    Ausser  der  Wiederholung  von 
dieser  bei  Caylus  sah  ich  von  einer  andern  den  oberen  Theil  im  Museum 
zu  Lyon  1841.    An  den  beiden  Figuren  ehmals  bei   dem  Erzbischoff  von 
Tarent,  jetzt  in  der  Sammlung  Sant  Angelo  in  Neapel  aus  Metapont  sind 
Pasten  und  Steine  verbunden,  vgl.  Luynes  Metaponte  p.  37.     Im  Museum 
zu  Neapel  sind  jetzt  von  kleineren  Mosaiken  28  Stuck  aufgehangt;  mehrere 
solche  sind  im  Vatican  in  Appartam.  Borgia,  eins  der  besten  in  S.  Maria 
in  Trastevere,   ein   paar   Enten  u.  a.  Wasservogel  eins  in  Wien,  gegen 
2  F.  hoch,  fiinf  Krieger,  wo  von  der  vorderste  eine  Fackel  schleudert,  das 
Kriegszeichen  (Eurip.  Phoen.  1386.  c.  Schol.),  als  nvgyogogj  Arneth  Be- 
schreibung  der  zum  k.  k.  Antiken-Cab.  gehorigen  Statuen  u.  s.  w.  S.  15. 
Die  Fussboden  im  Vatican  in  9  Bl.   fol.  m.   von  verschiednen  Zeichnern 
und  Kupferstechern ;   einer  aus   Sentino  in  Munchen  im  hintersten  Saal 
der    Vasen,    Apollo   im   ovalen   Thierkreis,   unten   die    vier  Jahrszeiten; 
Mosaik  Lupi,  Bull.  1833.  p.  81.    Achilles  den  Hektor  schleifend,  1845  in 
Rom  vor  porta  S.  Lorenzo  mit  einem  andern  Fussboden  gefunden,   ganz 
aus  Steinchen;  Poseidon  und  Amphitrite  von  Seerossen  gezogen  in  Algier, 


462  Technik  der  bildenden  Kunst.  [323] 

Bull.  1846.  p.  69.  Artaud  Hist,  abregee  de  la  peint.  en  mosaique  Lyon 
1835.  4  giebt  ein  Verzeichniss  der  Mosaike  in  Lyon  u.  im  sudlichen  Frank- 
reich;  die  von  Avenches  in  Schmitt  Rec.  d'antiquites  de  la  Suisse  1771.4. 
Secchi  il  Mus.  Antoniano  rappres.  la  scuola  degli  Atleti  R.  1843.  4  (im 
Lateran);  W.  Henzen  Explic.  musivi  in  villa  Burghesia  asservati,  quo 
certamina  amphitheatri  repraesentantur ,  R.  1845.  4,  bei  Tusculum  1834 
entdeckt.  Auf  einem  in  London  gefundnen  Fussboden  im  Eastindiahouse 
Bacchus  auf  dem  Panther,  feine  Arbeit.  Ein  grosser  Fussboden  in  Coin, 
1844  gefunden,  sieben  Brustbilder  von  Weisen,  worunter  Sokrates  und 
Sophokles,  in  der  Mitte  Diogenes,  s.  Urlichs  im  N.  Rhein.  Mus.  IV.  S.  61 1 . 
Juvaviensische  Antiken,  Salzburg  1816.  4.  In  Salzburg  Theseus  und 
Minotaur,  de*  ofter  in  spateren  Mosaiken  vorkommt,  s.  0.  Jahn  Archaeolog. 
Beitr.  S.  268  f.  —  Statius  Silv.  I,  3,  55.  —  varias  ubi  picta  per  artes 
Gaudet  humus  superare  novis  asarota  figuris.] 

5.  Winck  W.  II.  S.  40.     Klaproth  u.  Minutoli    fiber   antike  Glas- 
mosaik.  B.  1815. 

6.  Ueber  Aegyptische  Metallmalerei  §.  230,  4.     An  Gewandern  von 
Statuen  §.  115.   A.   2.  306.    A.   3.     Bronzetafeln    mit  Gemalden   in   ver- 
schiedenen  Metallen   in  Indien?   Philostr.  V.  Apoll.  II,   20.    Reste  alter 
Schmelzarbcit,    Voelkel's   Nachlass  S.  33.    Ueber  Niello-Arbeiten   (pslav,. 
Ducange  p.  898)  Fiorillo,    Kunstbl.  1825.   N.   85  flf.     Boettiger  Archaeol. 
der  Mai.   S.  35.     [Creuzer,    Zeitschr.   f.    AW.    1843.   S,    1076,   in  seinen 
Schriften  zur  Archaeologie  III.  S.  552.  556.  ff.]    Ueber  die  Age mina- Arbeit 
der   barbaricarii   (welche  sonst   Gewander   aus  Gold    oder   mit  Gold   ver- 
fertigten)  §.  311.  A.  3.  Ant.  di  Ercol.  VIII.  p.  324   [alia  gemina  oder  da- 
maschina  das  sogenannte  Gefass  des  Mithridates  im  Capitol.] 

7.  Kaum  erlaubt  Plinius  vielbesprochene  Stelle  XXXV,  2  von  Varro's 
bildlich  vervielfaltigter,   uberallhin  versandter  Ikonographie  (munus  etiam 
diis  invidiosum)  an  etwas  Anders  zu  denken,  als  an  abgedruckte  Figuren. 
Vgl.  Martial  XIV,   186.    Becker's  Gallus  I.  S.   192  ff.   [vgl.  §.  421.  A.  4. 
Kunstmus.  zu  Bonn  S.  8  oder  2.  Ausg.  S.  5  f.     Creuzer  in  der  Zeitschr. 
f.  AW.  1843.  N.  133  ff.] 


II.    Optische  Technik. 

l  323.  Der  Kiinstler  strebt,  durch  Formung  des  gegebenen 
Stoffes  oder  durch  Auftragung  von  Farben  dem  Auge  und 
dem  Geiste  des  Beschauers  den  Schein  und  die  Vorstellung 


[323]  Optische  Technik,  Perspektive.  463 

von  Korpern  zu  gewahren,  wie  sie  wirklich  und  natiirlich 
vorhanden  sincl.  Am  einfachsten  erreicht  er  dies  durch  eine  2 
vollige  Nachbildung  des  Korpers  in  r  under  Form  (rondo 
bosso):  zugleich  mil  dem  grossen  Vortheil,  dass  das  Auge 
nicht  ein,  sondern  viele  Bilcler  oder  Ansichten  zu  geniessen 
erha.lt,  unter  welchen  Bildern  dem  Kunstler  jedoch  immer, 
und  zwar  noch  mehr  bei  Gruppen ,  als  einzelnen  Statuen, 
eins  das  wichtigste  sein  wird.  Hierbei  werden  jedoch  schon,  3 
theils  durch  hohe  Aufstellung,  theils  durch  Colossalitat  des 
Bildwerks,  Veranderungen  der  Form  nothig  gemacht,  welche 
der  Standpunkt  des  Beschauers  bedingt,  dessen  Auge  den 
Eindruck  einer  naturlichen  und  wohlgestalteten  Form  er- 
halten  soil.  Verwickelter  wird  die  Aufgabe,  wenn  die  Natur-  4 
formen,  gleichsam  auf  eine  Flache  zusammengedriickt  (welches 
Verfahren  immer  in  einer  Unterordnung  der  Plastik  unter 
tektonische  Zwecke  semen  Grund  hat),  sich  in  einem  schwa- 
cheren  Spiele  von  Licht  und  Schatten  zeigen  sollen,  als  es 
die  runde  Arbeit  gewahrt;  wie  solches  in  den  verschiedenen 
Arten  des  Reliefs  der  Fall  ist.  Ein  vollig  optisches  5 
Problem  aber  wird  die  Aufgabe,  wenn  durch  Farbenauftrag 
auf  einer  ebnen  Flache  eine  Anschauung  des  Gegenstandes 
erreicht  werden  soil,  indem  nur  durch  Darstellung  der  Flachen 
des  Korpers,  wie  sie  von  einem  bestimmten  Standpunkt, 
grosstentheils  verkiirzt  und  verschoben,  erscheinen,  und  haupt- 
sachlich  durch  Nachahmung  der  Lichterscheinungen  an  den- 
selben,  d.  h.  nur  durch  Beobachtung  derperspektivischen 
und  optischen  Gesetze,  der  Eindruck  der  Wirklichkeit  her- 
vorgebracht  werden  kann. 

4.  Die  Alien  scheinen  in  der  Benennung  der  verschiedenen  Arten 
Relief  (§.  27)  keine  ganz  feste  Terminologie  gehabt  zu  haben.  Zaov 
uberhaupt  Bildwerk,  Figur;  s.  z.  B.  Platon  Pol.  p.  277.  Vgl.  Walpole 
Memoirs  p.  601.  Zcoa  nsQicpccvrj  bedeutet  bei  Athen.  V,  199  e.  deutlich 
runde  Figuren  (ahnlich  £iU«  nsQicpuv-^  Klem.  Protr.  p.  13);  dagegen  bei 
demselben  V,  205  c.  nsQiyavrj  £c6dtK  Hautreliefs  sind.  Tlgowna  (ngo^vnct 
Athen.  V,  199  e.)  exrima  stehen  sich  bei  Plin.  XXXV,  43  als  Hautrelief 
u.  Basrelief  entgegen,  doch  ist  farvitu  bei  Plin.  XXXVII,  63  u.  Seneca 
de  benef.  Ill,  26  uberhaupt  Relief,  [bei  Plin.  haben  bessere  Handschr. 
prostypa  als  Relief  uberhaupt  oder  flacher  als  ectypon.]  Sonst  sind  rvirog, 
K  §.  237.  A.  1,  £KT£TV7t<o(i£vct  tTti  ST^Kr)  Paus.  VIII,  48,  3 


464  Technik  der  bildenden  Kunst.  [324] 


und  tnsiQyKGfievcc  iibliche  Ausdrucke  fur  Relief.   Vorspringende  Thierkopfe 
sind  7r0o'x0oG(>ot,  itgorofjitti.    Vgl.  §.  324.   A.  2. 

1  324.     Wenn    nun    auch  die   alte   Kunst  nicht  von   der 
Auffassung  des  einzelnen  optischen  Bildes,  vielmehr  durchaus 
von  korperlicher  Nachbildung  ausging,   und   diese  immer  ihr 
Prinzip  blieb,  so  dass  das  Relief  statuarisch,  und  die  Malerei 
zum  grossen  Theile  reliefartig  behandelt  wurde:  so  mangelte 
doch  der  Periode  ihrer  Vollendung  die  Beobachtung  der  per- 
spektivischen  Gesetze  keineswegs  ;  welche  schon  bei  Colossal- 

2  statuen   sehr  in   Anspruch  genommen  wurde.     Beim   Re- 
lief befolgt  die  Kunst  ursprunglich  das  Prinzip,  jeden  Theil 
des  Korpers   in  moglichst  voller  und  breiter  Ansicht   darzu- 
stellen  ;    die  Entwickelung  der  Kunst  fiihrt  indess    mannig- 
faltigere  Ansichten,  und  einen  in  der  Regel  massigen  Gebrauch 

3  von  Verkiirzungen  herbei.     Wichtiger  war,    seit  den  Zeiten 
des  alten  Kimon  (§.  99,  1),  die  Perspektive  fur  die  Malerei, 
wodurch    sich    sogar    ein   besondrer   Zweig   perspektivischer 
Malerei  die  Skenographie    oder  Skiagraphie,    ausbildete,  bei 
welcher,    trotz   des   Widerstrebens    eines    gelauterten  Kunst- 
urtheils,  der  Erreichung  tauschender  Effekte  fiir  fernstehende 
und  wenig  kunstverstandige  Betrachter  die  sorgfaltigere  und 

4  feinere  Zeichnung   aufgeopfert  wurde.    Im  Allgeraeinen  aber 
gait  den  Alten  immer  die  vollige  Darstellung  der  Formen  in 
ihrer  Schonheit  und  Bedeutsamkeit  hoher,   als  die  aus  per- 
spektivisch  genauer  Verkiirzung  und  Verschrankung  der  Fi- 
guren  hervorgehende  Illusion,  und  del?  herrschende  Geschmack 
bedingte  und   beschrankte   die  Ausubung  und  Entwickelung 
jener  optischen  Kenntnisse  und  Kunstfertigkeiten  ,  zwar  nach 
Kunstzweigen    und    Zeiten    verschieden,    in    Staffeleibildern 
weniger  als    in  Reliefs  und  Vasen-Monochromen  ,    in    einem 
spatern  luxuriirenden  Zeitalter  weniger  als  in  fruhern  Zeiten, 
aber  im  Ganzen  doch    in  einem  weit  hohern  Grade,  als   in 
der  neuern,  den  umgekehrten  Weg  nehmenden  Kunstentwicke- 

5  lung.     Aus  jenem  Formensinne,  welcher  die  Eurhythmie  und 
abgewogne  Wohlgestalt  mil  Klarheit  zu  erkennen  und  in  ihren 
Feinheiten  zu  geniessen  verlangt,  folgt  auch  die,   wenigstens 
den   erhaltenen  Wandmalereien  nach,   geringe  Rucksicht  der 
Alten    auf  Luftperspektive,    d.   h.  auf  die  durch  die 
grossere  oder  geringere  Schicht  von  Luft,  welche  das  optische 


[324]  Optische  Technik,  Perspektive.  465 

Bild  des  Gegenstandes  durchmisst ,  hervorgebrachie  Ver- 
wischung  der  Umrisse  und  Verschmelzung  der  Farben,  indem  die 
alten  Maler  offenbar  die  Gegenstande  im  Ganzen  dem  Auge 
nahe  zu  halten  oder  einen  klaren  Aether  als  Medium  zu  denken 
gewohnt  waren.  Daher  auch  Schatten  und  Licht  im  Ganzen  6 
den  alten  Malern  mehr  zum  Modelliren  der  einzelnen  Figuren, 
als  zu  Contrasten  der  Massen  und  ahnlichen  Totaleffekten 
bestimmt  zu  sein  schienen. 

1.  Ein  Hauptbeispiel   1st  Phidias  01.  Zeus  §.  115,  1.     Allgemeine 
Zeugnisse  Platon  Sophist,  p.  235  f.  (welcher  desswegen  die  Golossalbildung 
zur  yavTaoTtitrj,  nicht  zur  slv.K6TiY.ri  rechnet).    Tzetz.  Chil.  XI,  381.    Vgl. 
Meister  de  optice  fictorum,  N.  Comment.  Soc.  Gott.  rec.  VI.  cl.  phys.  p.  154. 

2.  Das    angegebene   Prinzip   bewirkt   die   sonderbare   Stellung   der 
Aegyptischen  (§.  229),  so  wie  der  Selinuntischen  Relieffiguren  (§.  90),  nur 
dass  hier  die  Kopfe   von  vorn ,   dort  im  Profil   erscheinen.    Dagegen  die 
Relieffiguren   auf  den  Attischen   Grabsteinen   (ol   Iv   rals   GTrjlccig   KKTK 
yQctcprjv  ^KTSTvncofisvot,  Platon  Symp.  p.  193)  ganz  im  Profil,  wie  durch 
die  Nase  mitten  durchgesagt,  erscheinen.    (Hier  ist  yQcccprj  ein  zartes  Relief; 
denn  KccTccyQacprjv  zu  verbinden,    ist  schon  desswegen   unstatthaft,    weil 
catagrapha   bei    Plin.   XXXV,   34   gerade   das   Gegentheil,   namlich   Ver- 
kiirzungen,  bezeichnet.)    Auch  in  den  Basreliefs  am  Parthenon  erscheinen 
noch  bei  weitem  die  meisten  Figuren  im  Profil ;  gewaltsamere  Verkiirzungen 
sind  vermieden,   und  auch   manche  Verkiirzung,    welche  uns  nothwendig 
scheint,    z.   B.  an   den  Schenkeln   reitender  Figuren,   dem  Streben  nach 
Eurhythmie  der  Gestalten  aufgeopfert,  §.  118,  3.     Dagegen  in  den  Haut- 
reliefs  von  Phigalia  sehr  starke  Verkiirzungen  gewagt  sind,  vgl.  §.  119,  3. 
—  In   der  Malerei   habet   speciem   tota  facies.     Quint.  II,   13,   vgl.  Plin. 
XXXV,  36,  14. 

3.  Ueber  Skeno-  und  Skiagraphie  §.  107,  3.    136,  2.    163,  5.    184. 
A.  2.  209,  3.    Ueber  Perspektive  der  Alten  uberhaupt  Heliodor  Optik  I,  14 
{welcher  schon  das  o^voyQcccpi^ov  als  dritten  Theil  der  Optik  bezeichnet, 
desseri  die  Architekten  und  Golossalbildner  nicht  entrathen  konnten),  von 
den  Neuern  Sallier  sur  la  perspect.  de  Tanc.  peinture  ou  sculpt.,  Mem.  de 
1'Ac.  des  Inscr.  VIII.  p.  97  (gegen  Perrault),    Gaylus,    ebd.  XXIII.  p.  320. 
Meister  de  optice  vet.  pictor.,  N.  Gommentr.  Soc.  Gott.  V.  cl.  phys.  p.  175 
(in  manchen  Punkten  ungerecht),  Schneider  Eclog.  phys.  p.  407.  Ann.  p.  262. 
Boettiger  Archaeol.  der  Malerei  S.  310.     Dass   die  architektonischen  An- 
sichten  der  Herculanischen  Mauergemalde  Fehler  enthalten  (Meister  p.  162), 
beweist  fast  Nichts  gegen  die  Studien  wirklicher  Kiinstler. 

5.     In   der  Tafelmalerei   war  Vieles    anders.     Hier  zeigte   sich,   seit 

0.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  30 


466  Technik  der  bildenden  Kunst.  [324] 

Parrhasioi,  das  ambire  se  der  Umrisse.  Dies  bezeichnet  wahrscheinlich 
das  Schwimmende  und  Flimmernde  der  Contouren,  welches  in  der  Natur 
durch  die  wellenartige  und  streifige  Natur  des  Lichts  (oder  durch  die 
Augenparallaxe?  Berlin.  Kunstbl.  II.  S.  94  ff.)  entsteht. 

6.  S.  oben  §.  133.  A.  2,  aber  auch  319.  A.  7.  Die  Feinheit  der 
Bezeichnung  des  Schattens  bei  den  Alten  (lenis,  levis  u.  dgl.)  bemerkt 
Beckmann,  Vorratb  n.  A.  I.  S.  245.  &&OQU  GKIKS  bezeichnet  wohl  Hell- 
dunkel;  ctno^mGig  GKIKS  Schlagschatten,  §.  136.  A.  1.  —  Man  hielt  auch 
im  Alterthum  viel  auf  richtiges  Aufhangen  der  Bilder  (tabulas  bene  pictas 
collocare  in  bono  lumine,  Cic.  Brut.  75,  261)  und  richtigen  Standpunkt 
des  Beschauers  (der  Maler  selbst  tritt  beim  Arbeiten  oft  zuriick,  Eurip. 
Hek.  802,  vgl.  Schaefer).  Horaz  Epist.  ad  Pis.  361  ff. 


Zweiter  Theil. 
Von  den  Formen  der  bildenden  Kunst. 

§.  324.*  Zu  den  Formen  der  Kunst  gehort  Zweierlei. 
Erstens  die  bios  kiinstlerische  Form,  welche  die  Natur 
nicht  vorbildet,  gleichsam  der  Rahmen,  den  die  Kunst  um 
ein  Stuck  der  Natur  spannt,  um  eine  begrenzte  und  abge- 
schlossene  Darstellung  zu  gewinnen;  diese  Form  wird,  weil 
sie  an  sich  noch  nicht  Geist  und  Leben  darstellt,  mehr  durch 
mathematische  Formen  ihre  Bestimmung  erhalten  und  gleich- 
sam die  Vermittelung  von  Architektur  und  Plastik  bilden. 
Zweitens  die  durch  Natur  und  Erfahrung  dargebotenen 
Formen,  auf  denen  das  innere  Leben  des  Kunstwerks,  die 
Darstellung  von  geistigem  Wesen  beruht.  Wir  werden  von 
den  Letztern  ausgehn. 


I.    Formen  der  Natur  und  des  Lebens. 

A.     Vom  menschlichen  Korper. 
1.  Allgemeine  Grundsatze. 

325.  Die  Hauptform  der  alten  Kunst  ist  der  mensch-  i 
liche  Korper.  Der  Menschenkorper  erschien  den  alten  Grie- 
chen  als  das  nothwendige  Gorrelat  des  Geistes,  als  der 
natiirliche  und  einzige  Ausdruck  dafur.  Wenn  urspriinglich  2 
die  Auffassung  der  Naturereignisse  und  Localitaten,  der  mensch- 
lichen Zustande  und  Eigenschaften  als  gottlicher  Personen  zur 
Religion  gehorte,  und  aus  dem  tiefsten  Grunde  der  religiosen 
Vorstellungen  des  Alterthums  hervorging:  so  war  spater,  als 
diese  religiose  Vorstellungsweise  ihre  Kraft  verloren,  die  Dar- 
stellung aller  dieser  Gegenstande  in  menschlichen  Gestalten 
reines  Kunstbedurfniss  geworden;  und  auch  unabhangig  von 
Gultus  und  Glauben  erschuf  die  Kunst  fiir  sich,  ihren  innern 
Gesetzen  folgend,  eine  uniibersehbare  Zahl  von  Gestalten 


468  Formen  der  bildenden  Kunst.  [326] 

3  dieser  Art.  Bis  in  die  spateste  Zeit,  selbst  bis  in  die,  wo 
eine  fremdartige  Religion  der  fruhern  Weltanschauung  vollig 
ein  Ende  gemacht  hatte  (§.  213.  A.  2),  blieb  es  Grundsatz 
und  Gharakter  der  Griechischen  Kunst,  den  Ort  einer  Hand- 
lung,  die  innern  Antriebe,  die  befordernden  und  hemmenden 
Verhaltnisse ,  personlich  in  menschlicher  Gestalt  hinzustellen, 
und  dagegen  die  aussere  Naturerscheinung  moglichst  zusammen- 
gezogen,  fast  nur  als  Attribut  dieser  Gestalten,  zu  behandeln. 

1.  Der  Griechische  Geist  kennt  nicht  das  sentimentale  Verweilen 
bei  der  Natur  im  Allgemeinen,  die  romantische  Auffassung  der  Landschaft 
(§.  436);  er  drangt  ungeduldig  zum  Gipfel  der  korperlichen  Bildung,  zur 
menschlichen  Gestalt.  Schiller  iiber  naive  und  sentimentalische  Dichtung, 
Werke  Bd.  XVIII.  S.  232. 

1  326.     Wird  dies,  wie  es  die  Natur  des  Factums  fordert, 
nicht    als    eine    einzelne    Aushulfe    des    Kiinstlers,    sondern 
als  ein  allgemeiner  und  durchgangiger  Grundsatz  der  antiken 
Kunst  gefasst:  so  konnen  wir  schon  daraus  das  Hauptprinzip 
der  Griechischen  Kunst  und  eigentliche  Grundgesetz  der  kunst- 

2  lerischen  Thatigkeit  im  Alterthum  kennen  lernen.    Gewiss  war 
dies  nicht   ein  Wiedergeben   und  unmittelbares  Nachahmen 
des  ausserlich  Erfahrenen,  Geschauten,  des  sogenannten  Rea- 
len;    sondern   ein  Schaffen  von  innen  heraus,    ein  Erfassen 
des  geistigen  Lebens,  und  Abdriicken  desselben  in  der  damit 

3  natiirlich    verbundenen    Form.      [§.   3.    419,    1.]     Natiirlich 
kann  auch  dies  nicht  stattfinden  ohne  liebevolle  Nachahmung 
des  sinnlich  Erscheinenden ;   ja  eben  nur  der  innigsten  und 
feurigsten  Auffassung  dieser  Form,  des  menschlichen  Korpers, 
erscheint  sie  als  der  allgemeine  und  erhabne  Ausdruck  eines 
Alles  durchdringenden  Lebens.     Aber  das   Ziel   dieser  Nach- 
ahmung war  nicht  das   Wiedergeben  der    einzelnen   in    die 
Erfahrung  getretenen  Erscheinung,  sondern  der  Ausdruck  von 

4  innerer  Lebenskraft  und  geistigem  Wesen.    Eben   deswegen 
tragen  'die  Bildungen  der  Griechischen  Kunst  von  Anfang  an 
den  Gharakter  einer  gewissen  Allgemeinheit,  und  das  eigent- 
liche Portrat  tritt  erst  verhaltnissmassig  spat  ein. 

4.  Hierin  ist  der  Orient  ganz  unter  demselben  Gesetz  begriffen,  wie 
das  Griechische  Alterthum,  und  die  Kunst  steht  hier  von  individueller 
Nachahmung  noch  ferner,  der  Gharakter  der  Formen  ist  ein  noch  allge- 
meinerer,  mehr  architektonischer. 


[327]  Idealformen.  469 

327.  So  wenig  nun  die  Griechische  Kunst  in  ihren  1 
besten  und  echtesten  Zeiten  u'ber  den  gegebenen  Naturkorper 
hinaus  Formen  ersinnen  zu  konnen  glaubte:  eben  so  wenig 
glaubte  sie  in  ihrer  Hauptrichtung ,  denn  es  gab  zu  alien 
Zeiten  auch  Nebenwege  (123,  2.  129,  5.  135,  3),  das 
von  der  Gestalt  aufnehmen  zu  mussen,  was  uns  im  Ver- 
haltniss  zum  innern  Leben  unwesentlich  und  als  eine  reine 
Zufalligkeit  erscheint;  obgleich  es  wahr  ist,  dass  auch  dies  in 
seinem  dunkeln  Zusammenhange  mil  dem  Gesammten  einen 
besondern  Reiz  und  eigenthumlichen  Werth  (den  der  Indivi- 
dualisirung)  haben  kann.  Dagegen  entwickelten  sich  in  den  2 
Griechischen  Kunstschulen  Formen,  welche  dem  nationalen 
Sinn  und  Gefuhl  als  die  des  vollendeten  und  ungestort  ent- 
wickelten Organismus,  als  die  wahrhaft  gesunden  erschienen, 
und  darum  im  Allgemeinen  der  Darstellung  eines  hohern 
Lebens  zum  Grunde  gelegt  wurden,  die  sogenannten  Ideal- 
formen. Einfachheit  und  Grossheit  sind  die  Haupteigen-  3 
schaften  dieser  Formen,  woraus  zwar  keine  Vernachlassigung 
der  Details,  aber  eine  Unterordnung  der  Nebenpartieen  unter 
die  Hauptformen  hervorgeht,  welche  der  ganzen  Darstellung 
eine  hohere  Klarheit  verleiht.  Theils  als  naturliche  Modifi-  4 
cation  en  dieser  Grundformen,  theils  auch  als  absichtliche  Ver- 
bildungen  erscheinen  die  verschiedenen  Gharaktere,  wodurch 
das  Leben  in  seinen  mannigfachen  Richtungen  und  Seiten 
kiinstlerisch  dargestellt  wird.  Wenn  es  daher  nothig  ist,  auf  5 
der  einen  Seite  die  Formen  kennen  zu  lernen,  welche  dem 
Griechischen  Sinn  als  die  allgemein  richtigen  erschienen:  so 
kommt  eben  so  viel  darauf  an,  sich  der  Bedeutung  bewusst 
zu  werden,  welche  der  Grieche  in  der  besondern  Bildung 
eines  jeden  Theils  wahrnahm. 

3.  Ueber  diesen  Grundsatz  Winckelm.  W.  IV.  S.  53,  bestimmter 
Emeric  David  Rech.  sur  Tart  statuaire  considere  chez  les  anciens  et  chez 
les  modernes.  P.  1805.  Ausser  den  Forderungen  des  Kunstwerks  im  All- 
gemeinen, welche  auf  klare  Fasslichkeit  und  harmonisches  Zusammenwirken 
gehen,  kommen  hier  auch  die  besondern  Forderungen  des  Stoffes  (§.  25,  2) 
in  Anschlag.  Der  todte  Stoff  vertragt  weniger  Mannigfaltigkeit  von  Details, 
als  der  lebendige  Korper  zeigt;  in  eine  starre  spiode  Masse  iibertragen 
erscheint  Vieles  storend  und  widrig,  was  im  Leben  vortheilhaft  zum  Ganzen 
wirkt.  Auch  haben  gewiss  verschiedene  Stoffe  verschiedene  Gesetze;  es 


470  Formen  der  bildenden  Kunst.  [328] 

scheint  nach  einigen  Fragmenten,  dass  in  Bronze  die  Alten  mehr  von  den 
Adern  und  andern  leisen  Hebungen  und  Senkungen  der  Oberflache  angaben 
als  im  Marmor. 


2.    Charakter  und  Schonheit  der  einzelnen  Formen. 

a.     Studien  der  alten  Kiinstler. 

1  328.     Obgleich  in  Griechenland  selbst  die  Aerzte,    wie 
viel  mehr  die  Kiinstler,  von  Leichensectionen  durch  eine  un- 

2  iiberwindliche  Scheu  zuriickgehalten  wurden;  so  eigneten  sich 
dagegen  die  Griechischen  Kiinstler,    durch  die  Gelegenheiten, 
welche  das  gewohnliche  Leben,  besonders  durch  die  gymnasti- 
schen  Schulen  und  Spiele,   darbot  (und  auch  eigentliche  Mo- 
delle  fehlten  ihnen  nicht),  bei  einem  hervorstechenden  Talente 
der  Auffassung,  welches  durch  Uebung  zu  einem  wunderbaren 
Grade  gesteigert  wurde,  die  lebendige,  bewegte  oder  auf  Be- 
wegung  hindeutende  Menschengestalt  unendlich  genauer  an, 
als   es  jemals  durch   anatomische  Studien    geschehen  kann. 

3  Und  wenn  im  Einzelnen  einige  Unregelmassigkeiten  in  ihren 
Arbeiten  wahrzunehmen  sind:    so  sind  doch  im  Ganzen  die 
Werke  der  Griechischen  Kunst  in  demselben  Grade  genauer 
und  treuer  in  der  Darstellung  der  Natur,  als   sie  den  besten 

4  Zeiten   naher   stehn.      Die    Statuen    vom    Parthenon    zeigen 
darm  die  hochste  Vollkommenheit,  aber  alles  echt-Griechische 
hat  an  dieser  frischen  Natiirlichkeit  seinen  Antheil ;  wahrend 
in  manchen  Werken  Alexandrinischer  Zeit  die  Kunst  schon 
prunkend  und  gewissermassen  zudringlich  wird,  und  bei  R6- 
mischen  marmorariis  eine  gewisse  Schule,  die  sich  nur  an  das 
Allgemeine  halt,  die  Warme  und  Unmittelbarkeit  eigner  Natur- 

5  studien  ersetzt.     Jene  Meisterwerke  zu  wiirdigen,  vollkommen 
zu  verstehen,  ist  auch  das  genaueste  Studium  der  anatomischen 
Wissenschaft  zu  schwach,    well  ihm   die  Anschauung  des  in 
der  Fiille   des  Lebens  und  dem   Feuer  der  Bewegung  seine 
Herrlichkeit  entfaltenden  Korpers  immer  entgehn  muss. 

1.  Kurt  Sprengel,  Gesch.  der  Arzneikunde  I.  S.  456  (1821),  vermuthet 
bei  Aristoteles  die  ersten  Zergliederungsversuche,  und  nimmt,  S.  524,  der- 
gleicben  unter  den  Ptolemaeern  als  sicher  an.  Nach  Andern  secirte  selbst 
Galen  nur  Affen  und  Hunde,  und  schloss  daraus  auf  Menschen  (nacb 
Vesalius  Bemerkung  uber  das  os  intermaxillare).  Vgl.  Blumenbach's 


[329]  Naturstudien  der  KQnstler.  471 

Vorlesung  de  veterum  artificum  anatomicae  peritiae  laude  limitanda,  cele- 
branda  vero  eorum  in  charactere  gentilitio  exprimendo  accuratione,  Goett. 
G.A.  1823.  S.  1241.  Dagegen  sucht  Hirt,  Schriften  der  Berl.  Akad.  1820. 
Hist.  Gl.  S.  296,  ein  synchronistisches  Verhaltniss  der  Ausbildung  der 
Zergliederungskunst  (seit  Alkmaeon  01.  70?)  und  der  plastischen  darzuthun. 
Studien  der  Alten  in  der  Osteologie,  Olfers  iiber  ein  Grab  bei  Kumae  S.  43. 

2.  Von   den   Agrigentinischen   Jungfrauen   (Krotoniatischen ,    sagen 
Andere,  weil  das  Bild  sich  bei  Kroton   befand)  als  Modellen  der  Helena 
des  Zeuxis  erzablen  Viele.    (Das  Vereinigen  getrennter  Schonheiten  schien 
den   alten  Kunstrichtern   etwas   keineswegs  Unmogliches,   s.  Xenoph.   M. 
Socr.  Ill,  10.     Arist.  Pol.  Ill,  6.    Gic.  de  inv.  II,  1.)    Von  der  Theodote, 
rj  TO  xaJUo?  bccvr^s  snsdsii-tv  [und  von  den  Malern  in  die  Wette  gemalt 
wurde],   Xenoph.  Ill,    11.     Der  Busen  der  Lais  wurde  von  den  Malern 
copirt,   Athen.  XIII,  588  d.    vgl.  Aristaenet.  I,   1.     Audi  die  Stelle  Plut. 
Perikl.  13  deutet   auf  weibliche  Modelle,    die  Phidias  brauchte.    Mann- 
liche   kommen   wohl   nie   vor;   die    Gymnastik   gewahrte   natiirlich   viel 
schonere  Entwickelungen  mannlicher  Kraft  und  Schonheit,  als  die  steifen 
Akte  einer  Akademie.     Sammlung  von  Stellen  der  Alten  uber  die  Schon- 
heit  b.  Junius  de  pict.  vet.  Ill,  9,  wenig  zu  brauchen. 

3.  Ueber  die  Lebhaftigkeit  und  Begeisterung ,   mit  der  die  Griechen 
korperliche  Wohlgestalt  auffassten,   und  .diesem  Genusse  nachtrachteten, 
hat  Winckelmann  IV.   S.  7  ff.  die  Hauptzuge  aus   den  Alten  gesammelt; 
wobei  einige  Versehen  leicht  zu  berichtigen  sind. 

5.  Das  dem  Archaeologen  Wesentlichste  aus  der  Osteologie  und 
Myologie  bequem  mitzutheilen ,  ist  kein  Buch  geeigneter,  als  Jean-Galbert 
Salvage's  Anatomic  du  Gladiateur  combattant.  P.  1812.  f.  Am  meisten 
kommen  bei  der  Gharakterisirung  u.  detaillirten  Beschreibung  von  Statuen 
in  Betracht,  am  Rumpfe  die  Formen  des  musculus  magnus  pectoralis, 
ectus  ventris,  der  m.  serrati  (denteles),  magni  obliqui,  magni  dorsales, 
rhomboides,  magni  und  medii  glutaei;  am  Halse  und  den  Schultern  der 
sterno-cleido-mastoides  (Kopfnicker)  u.  trapezii,  am  Arme  des  deltoides, 
biceps,  triceps,  longus  supinator;  am  Beine  des  rectus  anterior,  internus 
et  externus  femoralis,  biceps,  der  gemelli  und  des  tendo  Achillis. 


b.    Behandlung  des  Gesichts. 

329.    Der  Grundsatz  der  alten  Kunst,  die  Umriss-Linien  l 
in  einem  moglichst  einfachen  Schwunge  fortzufuhren,  wodurch 
jene  hohe  Einfalt  und  Grossheit  entsteht,    welche  der  alten 
Kunst  besonders  angehort,  zeigt  sich  am  deutlichsten  in  dem 
Griechischen  Profil    der    Gotter-    und    Heroengestalten, 


472  Forrnen  der  bildenden  Kunst.  [329] 

durch  den  ununterbrochenen  Zug  der  Stirn-  und  Nasenlinie 
und  die  dagegen  stark  zuriickweichende  Flache,  welche  sich  von 
dem  Kinn  iiber  die  Wangen  in  einfacher  und  sanfter  Run  dung 
1  fortzieht.  Wenn  dieses  Profil  sicher  der  schonen  Natur  ent- 
nommen,  und  keine  willkiirliche  Erfindung  oder  Zusammen- 
fugung  verschiedenartiger  Bestandtheile  ist:  so  ist  doch  auch 
nicht  zu  laugnen,  dass  plastische  Bediirfnisse  bei  dessen  Auf-  * 
nahme  und  Ausbildung  einwirkten;  indem  namentlich  der 
scharfe  Superciliarbogen  und  das  starke  Zurucktreten  der 
Augen  und  Wangen,  welches  in  der  Alexandrinischen  Periode 
oft  iibertrieben  wurde,  dazu  da  ist,  eine  das  Leben  des  Auges 

3  ersetzende  Lichtwirkung  hervorzubringen.    Der  Stirn,  welche 
in  einem  ununterbrochenen  Bogen  von  den  Haaren  eingefasst 
wird,  misst  der  Griechische  Nationalgeschmack   eine  geringe 
Hohe  zu,    daher  sie  oft  auch  durch  Binden  absichtlich  ver- 
kurzt  wird;   in    der  Regel  in    einer    sanften   Wolbung  vor- 
tretend,   schwillt  sie  nur  bei  Charakteren  von  ausnehmender 
Kraftfiille  in  machtigen  Protuberanzen  iiber  dem  innern  Augen- 
winkel    empor.     Der   feinabgewogene   Schwung    des    Super- 
ciliarbogens  driickt  auch  an  den  Statuen,   bei  denen  keine 
Augenbrauen  angegeben  wurden,  die  schone  Form  derselben 

4  aus.     Die   Normal-Nase,    welche  jene   grade   Richtung 
und    gewohnlich    einen   scharf  bezeichneten   flachen  Riicken 
hat,  liegt  in  der  Mitte  zwischen  der  Adlersnase,  dem  yQvnov, 
und  der  aufgestiilpten,  gepletschten  Nase,  dem  aipov.  Letzteres 
gait   zwar    im    Ganzen    als    hasslich,    und    wurde    zu   einer 
barbarischen  Bildung  gerechnet;  wie  es  indessen  die  Griechen 
auch  als  allgemeine  Eigenschaft  der  Kinder  anerkannten,  glaub- 
ten  sie  darin  eine  naive  Grazie  und  eine  muthwillige  Schalk- 
heit  wahrzunehmen ;    das  Geschlecht  der  Satyrn  und  Silenen 
zeigt  daher  diese  Nase  bald  in  anmuthiger,  bald  auch  in  ca- 

5  ricirter  Ausbildung.     Den  Augen,   diesem   Lichtpunkte  des 
Gesichts,  vermochten  die  alten  Kunstler  durch  einen  scharfen 
Vorsprung  des  obern  Augenlides  und  eine   starke  Vertiefung 
des   innern   Augenwirbels   ein    lebendiges    Lichtspiel,    durch 
starkere  Oeffnung  und  Wolbung  Grossheit,  durch  mehr  aufge- 
zogene  und  eigengeformte  Augenlider  das  Schmachtende  und 

6  Zartliche,  welches  gewohnlich  vygov  heisst,    zu  geben.     Wir 
bemerken  noch  die  Kurze  der  Oberlippe,  die  feine  Bildung 


[329]  Formen  des  Gesichts.  473 

derselben,  die  sanfte  Oeffnung  des  Mundes,  welche  bei 
alien  Gotterbildern  der  vollendeten  Kunst  durch  einen  kraf- 
tigen  Schatten  das  Gesicht  belebt,  und  oft  sehr  ausdrucksvoll 
wird;  vor  alien  aber  das  wesentlichste  Merkmal  echt-Griechischer 
Bildung,  das  runde  und  grossartig  geformte  Kinn,  welchem 
ein  Griibchen  nur  sehr  selten  einen  untergeordneten  Reiz 
mittheilt.  Die  schone  und  feine  Bildung  der  Ohren  findet  7 
iiberall  statt,  wo  sie  nicht,  wie  bei  Athleten,  von  haufigen 
Faustschlagen  verschwollen  (WT«  xarsayws)  gebildet  werden. 


1.  S.  Winckelm.  W.  IV.    S.  182.     Dagegen  Lavater  (damals  nicht 
ohne  Grund)  seine  Freunde  bat,    »den  sog.  Griechischen  Profilen  ganzlich 
abzusterben,    sie  machten  alle  Gesichter  dumm«  u.  s.  w.     Meusel  Miscell. 
XIII.  S.  568. 

2.  Ueber   das  Verhaltniss   des  Griech.  Profils    (besonders   des  sog. 
angulus  facialis)  zur  Natur  P.  Camper  Ueber  den  natiirl.  Unterschied  der 
Gesichtsziige  des  Menschen  S.  63,  welcher  die  Realitat  jenes  Profils  laugnet. 
Dagegen  Emeric  David  Recherches  p.  469.    Blumenbach  Specimen  historiae 
nat.  ant.  artis  opp.  illustratae,  Gommentt.  Soc.  Gott.  XVI.  p.  179.    Ch.  Bell 
Essays  on  the  anatomy  and  philosophy  of  expression.  2  ed.  (1824)  Ess.  7. 
Paester  Versuch  einer  Griechen-Symmetrie  des  menschl.  Angesichts  in  Daubs 
und   Greuzers    Studien  II.    S.  359.   —  Die  Hauptstelle   iiber  die  Griech. 
Nationalbildung  ,    in   welcher   man   auch  das  Griech.  Profil  erkennt,   ist 
Adamantios  Physiogn.  c.  24.  p.  412.    Franz:    E£  8e  TIGI  TO  ' 

xori  '  ImvLKOv  yevog  £(pvka%Q"r]   Ka&KQ(5g,   OVTOL   elatv   KVTKQHCOS 
avdgeg,    BVQVTZQOI,    OQ&IOI,    Evnayelg,    Afvxorsptu  rrjv   XQOCIV, 

QK6LV    £%OVT£S  flBTQLKV^    BV7TayeGT£QKV,    GY.i\r\  OQ&K,    CCHQK 

[isGTjv  TO  (jtfyt&os,  ntQiciyi]'  TQK^^OV  SVQCOGTOV  9(fifn9fui  vno- 

,    K71CCA.COTEQOV,    OV&OV  TtQKCOg'    Tt  Q  6  6  CO  It  0  V    T  £  T  ()  U  y  CO  V  0  V  ,    %BlA.J] 

u,  glvct.  OQ&TIV'  6<p&uh[iov$  vygovg,  %aQonovs,  yogyovg,  cpcog 
noli)  £%ovTccg  tv  avTolg'  svocp&cchfioTctTov  yKQ  nuvToov  t&vcov  TO 
'E\l7]viy.6v  (die  kKUtonsg  '  A%uiol  Homer's).  Unter  neuern  Reisenden, 
welche  die  Schonheit  der  Griechen  preisen,  zeigt  sich  enthusiastischer  als 
Andre  Castellan  Lettres  sur  la  Moree  III.  p.  266.  [Stackelberg  in  der 
Yorr.  zu  seinen  Griech.  Trachten.] 

3.  Frons  tenuis,  brevis,  minima,  Winck.  ebd.  S.  183  ft    'Ocpovcov 
TO  evyo&pfLQV  §.  127.  A.  4.     Die  Sch6nheit  des  ovvoygv  wird  sich  in  der 
Kunst  nicht  nachweisen  lassen.    [celsae  frontis  honos,  Statius  Sylv.  I,  2,  113.} 

4.  'Pig   vtifttlcc,    f^/ufr^os,    av^^sTgog  ,    TSTgdycovog   (Philostrat 
Her.  2,  2.  10,  9.     [cf.  Annali   d.  I.   VI.    p.  208.     Aristaenet  I,  1.   p.  216 
Boisson.],    s.    Siebelis    zu   Winck.   VIII,    185.     'Pig    7taQ£K§e@rjKvlK   rr\v 


474  Formen  der  bildenden  Kunst.  [330] 


rrjv  v-ulXiGrriv,  TIQOS  ^6  yQVnov  r}  TO  dudy.  Arist.  Polit.  V,  7. 
Die  Aristotelische  Physiogn.  p.  120  Fr.  vergleicht  das  ygvnov  mit  dem 
Profil  des  Adlers,  das  iniygvitov  mit  dem  des  Raben.  Eben  so  ver- 
halten  sich  ci^ds  (repandus,  supinus  resimus)  und  In  tat/tog.  Die 
GifioreQKi,  avaaipoi,  stehen  den  otfivais  entgegen,  Aristoph.  Ekkl.  617.  938. 
Der  Neger  sima  nare,  Martial.  Die  Kinder,  Arist.  Problem.  34.  Die 
Maske  des  Landmanns,  Pollux  IV,  147.  Zipu  yeluv,  schalkhaft,  Winck.  V. 
S.  581.  Zifios  hat  dieselbe  Wurzel  mit  ado's,  ciMos,  Zrirjvos.  Simula 
2?ifajiH]  ac  SarvQK  est,  Lucrez  IV,  1165.  Der  Liebende  nennt  nach 
Platon  (Plutarch,  Aristaenetos)  den  cifibg  fni%c(Qig,  wie  den  yQvnbs 
PUGIJ.IY.OS.  Als  den  Satyrn  ahnlich  sind  die  Gifioi  auch  Jicryvoi,  Arist. 
Physiogn.  p.  123.  Vgl.  Winck.  V.  S.  251.  579.  VII.  S.  93. 

• 
5.     [Schonheit  verbundener  Augenbrauen,    Jacobs   zu  Philostr.  Im. 

p.  60,  29.  Blaue  Augen  (yla.vy.oi}  hasslich,  Lukian  Dial,  meretr.  2.] 
Ueber  das  V?QOV  Winck.  IV.  S.  114.  VII.  S.  120.  Aphrodite  hat  es,  §.  127. 
A.  4;  aber  auch  Alexander,  s.  §.  129,  4,  auch  Plut.  Pompej.  2.  Die 
Romer  setzen  paetus,  suppaetulus  dafur,  wovon  strabus,  schielend,  das 
Uebermaass  ist.  Bei  der  spatern  Arbeit  der  Augen  (§.  204.  A.  2. 
Winck.  IV.  S.  201)  werden  die  wahren  Grundsatze  der  Plastik  einer 
trivialen  Nachbildung  der  Natur  aufgeopfert. 


6.  Den  %£tt.ri  isnru  steht  das  n^o^s  ihov  entgegen,  welches  mit  dem 
verbunden  zu  sein  pflegte.     Die  sanfte  Oeffnung,    %£ttr) 

gait  auch  in  der  Wirklichkeit  fur  schon.  [#al7? 
Aristaen.  p.  213,  7tQo%£iM8ict  Poll.  II,  Tr^o'^f^og,  labrosus, 
Ueber  die  vvficprj  im  Kinn  Winck.  IV.  S.  208.  Varro  Tlanictg 
p.  297.  Bip.  und  Appulej.  Flor.  p.  128  ruhmen  die  modica  mento  lacuna 
als  Schonheit.  Auch  der  gelasinus  in  den  Wangen  ziemt  nur  satyresken 
Schonheiten. 

7.  Daruber  hat  Winck.  II.  S.  432.    IV.  S.  210.    M.  I.  n.  62   zuerst 
Licht  verbreitet,  vgl.  Visconti  PCI.  IV.  tv.  11.  p.  20.    Vgl.  die  Abbildung 
solcher  Ohren  von  einer  Herakles-Biiste  im  M.  Napoleon  IV,  70,    und  in 
den  Kupfern  zu  Winck.  IV.   Tf.  D.     '&roxaror!*g,    coTO&ladiccg,    xHaGrog 
(Reuvens  Lettres  a  Letr.  III.  p.  6). 

1  330.  Auch  das  Haar  ist  in  der  Griechischen  Kunst 
charakteristisch  und  bedeutungsvoll.  Denn  wenn  ein  voiles 
langgelocktes  Haar  in  Griechenland  (seit  den  Zeiten  der 
»hauptumlockten  Achaeer«)  das  gewohnliche  war:  so  herrschte 
dagegen  bei  gymnastischen  Epheben  und  Athleten  die  Sitte, 
es  kurzabgeschnitten  zu  tragen,  und  ein  anliegendes,  wenig 
gekraustes  Lockenhaar  bezeichnet  in  der  Kunst  Figuren  dieser 


[330]  Behandlung  des  Haars.  475 

Art.     Bei  sehr  mannlichen  und  kraftvollen  Gestalten  nimmt  2 
dies  kurze  Lockenhaar  eine  straffere  und  krausere  Gestalt  an; 
dagegen  ein  sich  mehr  ausdehnendes ,    in  langen  Bogenlinien  3 
an  Wangen   und   Nacken   herabringelndes   Haar  als  Zeichen 
eines  weicheren  und  zarteren  Charakters  gait.     Ein  erhabnes  4 
und  stolzes  Selbstgefuhl  scheint  bei  den  Griechen  zum  Merk- 
mal  einen  Haarwuchs   zu  haben,    der  sich   von   dem  Mittel 
der  Stirn  gleichsam  emporbaumt,    und  in  machtigen  Bogen 
und  Wellen  nach  beiden  Seiten  herabfallt.      Die   besondere  5 
Haartracht  einzelner  Gotter  und  Heroen,   welche  ira  Ganzen 
sehr  einfach  ist,  wird  mitunter  durch  das  Gostiim  verschiedener 
Volkerschaften ,  Alter  und  Stande  bestimmt;   immer  aber  ist 
in  echt-Griechischer  Zeit  das  Haar,    wenn  auch  mit  Sorgfalt 
und  Zierlichkeit,  doch  auf  eine  einfach  gefallige  Weise  geord- 
net.    Das  Abscheeren  des  Bartes,    das   erst  zu  Alexanders  6 
Zeit  aufkam  und   auch  da   vielen  Widerspruch  fand,    unter- 
scheidet  sehr  bestimmt   spatere  Bildnisse  von  friiheren.     Die  7 
kiinstlerische  Behandlung  des  Haars,  welche  in  der  Sculptur 
immer  etwas  Conventionelles  hat,    geht  fruher  von  dem  all- 
gemeinen    Bemuhen    nach  Regelmassigkeit    und  Zierlichkeit, 
spater  von  dem  Streben  aus,  durch  scharfe  Absonderung  der 
Massen  ahnliche  Lichtwirkungen ,    wie  am  wirklichen  Haare, 
hervorzubringen. 

1.  Das  kurze  Ephebenhaar  hat  darin  seinen  natiirlichen  Grund, 
dass  das  im  Knabenalter   genahrte  Haar   eben   erst   (oft   zur  Ehre  von 
Gottern,    Flussen)    abgeschnitten    ist.      Symbolik    des    Haarabschneidens 
Sophokles  Aj.  1179  (1158).     Es  tritt  dann    an    die  Stelle   der   zierlichen 
Zopfe  (KOVVOS  (Tjid/Uv?,  im  Ganzen  Krjitog)  die  einfache  Haartracht  Gxayiov 
(vgl.  Lukian  Lexiph.  5  mit  Thuk.  II,  62.    Schol.  Arist.  Vogel  806.    Athen. 
XI,  494).     Dazu  kommen  die  gymnastischen  Vortheile  des  kurzen  Haars, 
daher   die  Palaestra   bei  Philostr.  Imagg.  II,  32    kurzes  Haar  hat.     Vgl. 
§.  380  (Hermes).     'Ev  #900  uTtov.SKaQfievos  cooneg   01   GcpodQa  avdQeodtig 
TCQV  <x&lr]T(ov,  Lukian  Dial.  mer.  5,  3. 

2.  OuAo?,  (ttoGVQbs  TO  tidos,  Pollux  IV,  136.     Vgl.  §.  372  (Ares). 
410  (Herakles). 

3.  S.  §.  383  (Dionysos).    Besonders  Eurip.  Bacch.  448:   nXovM^og 
rs  yap  cov  TKVKOS  ov  ncttys  vno   (nicht  der  Ringkampf  hat  es  so  lang 
und    schlaff    gemacht),    yivvv    TIKQ     ctvryv    xEgv.uc'voff ,    ito&ov    nlta*?. 
TQI%CO[IKTIOV  ^a^axoV  als  Zeichen  des  deilog,    Arist.  Physiogn.  3.   p.  38. 
(p.  807.  Bekker). 


476  Formen  der  bildenden  Kunst.  [331] 


4.  So  hei  Zeus,   §.  349.     Solches  Haar  heisst  dvaGifiuv  oder  avd- 
ciUov  r0t£co|ua,  Pollux  IV,  138.    Schneider  Lex.  s.  v.    [Hemsterh.  Anecd. 
p.  206],  und  gehort  zurn  Ansehen  des  Lowen,  Arist.  Physiogn.  5.  p.  81; 
bei  dem  Menschen  bezeichnet  es  das  eUsv&SQiov  ,    ebd.  6.  p.  151.    Von 
dem    uva%KiTifeiv  rrjv    noftrjv    Poll.  II,   25    und    unten  §.    413    (Achill). 
Von  Alexander   §.  129.  A.  4.     Das  Gegentheil   ist    tniaeiGTos,   wie   der 
Thraso  nach  Poll.  IV,  147. 

5.  Der  alt-Ionische  Haarputz  des  Kogvufiog,  nQcofivJios  oder  GHOQICIOS 
(Winck.  VII.  S.  129.    Naeke  Choeril.  p.  74.    Thiersch  Act.  phil.  Mon.  Ill,  2 
p.  273.    Goettling  Arist.  Pol.  p.  326)  war  eine  uber  der  Stirn  aufgesteckte 
Haarschleife  ,    die  man  wohl  an  der  alterthiimlichen  Haartracht  der  KOQUI 
am  T.  der  Polias  (§.  109.  A.  4)  am  deutlichsten  sieht.     Bei  den  alteren 
Athenern   allgemein   iiblich,    und    auch   an    mannlichen   Statuen   beliebt 
(s.  §.  421.  A.  1    und  Serv.  zur  Aen.  X,  832),  erhielt  sie  sich  spater  be- 
sonders  bei  der  Jugend,   daher  sie  in  der  Kunst  bei  Apollon,   Artemis, 
Eros  gefunden  wird.    Die  Lockenreihen  fiber  der  Stirn  in  Statuen   alten 
Styls   scheinen   die,   wahrscheinlich  Dorische,   TIQOKOTTU,   Pollux  II,  29. 
Photios  s.  v.     [POGTQVXOI,  Ann.  d.  Inst.  VI.  p.  205.]    Ueber  den  Dorischen 
Haarbusch  auf  dem  Scheitel  des  Verf.  Dorier  II.  S.  270.    Das  Hektorische 
Haar  war  vorn  reichlich  u.  fiel  in  den  Nacken  (Poll,  ebd.);  das  Theseische 
oder  Abantische  war  vorn  kurz  abgeschnitten,  Plut.  Thes.  5.  Schol.  II.  II,  11. 
Auf  Sicilischen  Miinzen  erscheinen  oft  sehr  kunstreiche  Haargeflechte   an 
Frauenkopfen.     Von  spaterer  Geschmacklosigkeit  §.  204,  2.  205,  3.    Hadr. 
Junius  de  coma.  Roterod.  1708. 

[6.    Plutarch  Lysaml.  1.     AVGKV§QOV   8s  SGTIV  sfaovmos,    sv  pu 

ei  tw  naA.cci(p  KUI  ntoycovu  xa&eifisvov 
7.    S.  besonders  Winckelmann  W.  IV.  S.  219, 


c.     Behandlung  des  iibrigen  Korpers. 

1  331.    Von  dem  Kopf  abwarts  sind  Hals,   Nacken 
und  Schultern  besonders  geeignet,   kraftige  Bildungen  und 
gymnastisch   ausgearbeitete    Gestalten    von    weichlichern    zu 

2  unterscheiden ;  bei  jenen  sind  der  sternocleidomastoides,  trape- 
zius  und  deltoides  musculus  von  bedeutendem  Umfang  und  einer 
schwellenden  Form,  wie  ganz  besonders  bei  dem  stiernackigen 
Herakles;  bei  den  letztern  dagegen  ist  der  Hals  langer,  schmach- 

3  tiger  und  von  einer  gewissen  schlaffen  Beweglichkeit.     Die 
mannliche  Brust  ist  an  den  alten  Statuen  im  Ganzen  nicht 
besonders  breit;   in  der  Bildung  der  weiblichen  unterscheidet 
man,    abgesehn    von    den  Formen   verschiedener  Alter   und 
Charaktere,  die  jugendlich  kraftige  mehr  zugespitzte  als  ausge- 


[331]  Formen  des  ubrigen  Korpers.  477 

dehnte  Form  der  friihern  Kunst  von  der  rundern  und  mehr 
geblahten,  die  spater  allgemein  wurde.     Die  drei  Einschnitte  4 
des  musculus  rectus  am  Bauche  sind,  so  wie  die  Hiiftlinie, 
unterhalb    des    rectus    ventris    und   der  magni  obliqui,    bei 
mannlichen  Figuren    gern    mit    einer    besondern  Scharfe  be- 
zeichnet.     Bei  der  ausnehmenden  Grosse  der  musculi  glutaei  5 
in  alt-Griechischen  Reliefs,   [besonders   in  den  altesten  Me- 
topen  von  Selinunt]  und  Vasengemalden  wird  man  an  Aristo- 
phanes Darstellung  der  Junglinge  von  altem  Schrot  und  Korn 
erinnert.    Wie  iiberall  die  grossen  Hauptmuskeln  besonders  6 
hervorgehoben  und  in  ihrer  Machtigkeit  dargestellt   sind:    so 
zeigt  sich  dies  auch  an  dem  magnus   internus  (^lyowig)  der 
Schenkel,    dessen   hervortretende    Form   fur    mannliche   Bil- 
dungen  charakteristisch  ist.    In  den  Knieen  zeiget   sich  be-  7 
sonders  das  Vermogen,  zwischen  zu  scharfer  Bezeichnung  der 
einzelnen  Knochen  und  Theile  und  einer  oberflachlichen  und 
unkundigen  Behandlung  derselben  die  rechte  Mitte  zu  finden. 

1.  Vortreffliche  Bemerkungen  fur  die  Diagnose  der  Kunst,  welche 
den    Gharakter  aus  den  einzelnen  Muskeln  herausliest,    geben  die  alten 
Physiognomiker ,  besonders  die  Aristotelische,  obgleich  nicht  ganz  Aristo- 
telische,  Schrift.    Trefflich   ist   im  avdgslog   p.    35  Herakles    geschildert: 

GKhrjQov  (§.  330,  2)  —  ebfionAccTai  nUctTelcti  xat  diBCTTjuvlcci, 
£$$co[j,£vog}  ov  Gcpodgcc  GuQnadyg,  TO  Grrj&og  GccQKcodeg  zs  xai 
V  (vgl.  ano  GTSQVCOV  nlarv$  IJQCOS  Theokr.  24,  78).  IG%IOV  ngog- 
psvov  yuGTQOxvTjpiui  (musculi  gemelli)  xarco  nQogsGnccGfiSvat' 
%ccQonbv  OVTE  KLctv  avsmvyfisvov,  OVTS  TcavrciitctGi  GVfifivov.  Auch 
die  von  Neuern  nicht  ohne  Witz  versuchte  Vergleichung  verschiedner  Charak- 
tere  mit  Thieren  (Zeus  Lowe,  Herakles  Stier  u.  s.  w.)  ist  hier  schon  mit 
feinem  Sinne  durchgefiihrt. 

2.  Vom  palaestrischen  Nacken  Philostr.  Heroika  19,  9.  Den  cervicibus 
Herculis  setzt  das  longum  invalidi  collum  entgegen  Juv.  Ill,  88.    Ein  solcher 
Hals  ist  gewohnlich  zu  beweglich,  wodurch  der  Weichling  bezeichnet  wird ; 
der  rgcc%ri\og  tTtiKsnlaGfisvog  (Lukian),  wovon  x/lacoM^W^wPlut.  Alkib.  1. 
Der  hochste  Grad  dieser  laxa  cervix  (Pers.  1, 98.  vgl.  Gasaub.)  ist  das  capita  iactare 
der  Maenaden.    Entgegen  stehn  die  cervices  rigidae,  das  caput  obstipum  (Suet. 
Tib.  68.  Pers.  Ill,  80),  welches  einen  dustern  und  trdtzigen  Sinn  malt. 

[3.  oQ&oTiT&iog.  Terenz  Eunuch.  II,  3,  21.  Haud  similis  virgo  est 
virginum  nostrarum,  quas  matres  student  Demissis  humeris  esse,  vincto 
pectore,  graciles  ut  fiant. 

4.    Bildung  des  Bauches  T.  H.  Anecd.  p.  168.] 


478  Formen  der  bildenden  Kunst.  [332] 

5.  Aristoph.    Wolken    1011.    e£eis    ud    Grfj&og    IITCKQOV  ,     %QOIUV 
2,K[i7iQC(i>,  mttovg  (4eyaA.ov<s,  nvyrtv  {i£yd&7]v. 

6.  Die   STtiyovvis,   welche   Pollux  II,   189   und  Apollonius  Lex. 
genau  beschreiben,  ist  schon  in  der  Odysse  Kriterion  einer  kraftigen  Mus- 
culatur,    weil   sie    bei  hoher  Schiirzung  des  Gewandes  in  ihrer  Rundung 
hervortrat,  wie  besonders  der  von  Schneider  angefiihrte  Heliodor  zeigt. 

7.  Von  schonen  Handen  und  Fussen  Winck,  IV.  S.  223  ff.  Xslgss 
oLKQctt    xcd    nodss    r&    ^.K^TtQo.    Tov    xa/Uoug  yvcaQiGfiKTcc  Aristaen.   I,    6. 
[Schonheit  der  Hancle,  Isis  von  Oken  1824.  S.  236.] 


d.     Proportionen. 

1  332:    Die  Grundsatze,  welche  die  Alten  in  Betreff  der 
Proportionen  (§v&pos,  symmetria,  numerus)  befolgten  -  -  und 
wir  wissen,  dass  dies  ein  Hauptgegenstand  des  kiinstlerischen 
Studiums  war  (§.  120.  130)  —  sind  natiirlich  bei  den  mannig- 
fachen  Modificationen ,   welche   die  An  wen  dung  auf  die  ver- 
schiedenen  Alter,  Geschlechter,  Charaktere  herbeifuhrte,  schwer 

2  aufzufmden  und  zu  bestimmen.    Auch  ist  es  vollig  unmog- 
lich,  die  alten  Kanones  wieder  aufzufinden,  wenn  man  nicht 
die   kiirzeren,    nach    antikem  Ausdruck   quadratischen   Pro- 
portionen der  fruhern  Kunst,   welche  mehr  aus  der  Griechi- 
schen  Nationalbildung  (§.   329.  A.  2)   geschopft  waren,   von 
den    svelteren    der  spatern  Kunst,    mehr   aus   kiinstlerischen 
Prinzipien  und    Absichten    hervorgegangenen ,    unterscheidet, 
und  auch  die   dazwischenstehenden  Mittelstufen    (§.  130,  2) 

3  nicht  unberiicksichtigt  lasst.    Wahrend  die  Neueren  die  Kopf- 
hohe  als  Einheit  zum  Grande  legen,   war  bei  den  Alten  die 
Fusslange  das  iibliche  Mass ;  dessen  Verhaltniss  zur  Gesammt- 
hohe  im  Ganzen  festgehalten  wurde. 

2.  Ueber  den  Rhythmus  der  bildenden  Kunst  Lange  zu  Lanzi 
S.  44  f.  Schriften  S.  281.  Messungen  nach  Statuen,  von  Sandrart  II,  1, 
Audran  Les  proportions  du  corps  humain.  P.  1683.  Morghen  und  Vol- 
pato  Principj  del  disegno,  besonders  Glarac  (nach  42  Hauptstatuen), 
Musee  de  Sculpt,  p.  194  ff.  Man  nimmt  dabei  den  Kopf  als  Einheit, 
und  theilt  ihn  in  Viertel:  a,  vom  Scheitel  bis  zu  den  Haarwurzeln  uber 
der  Stirn ;  b,  bis  zu  der  Nasenwurzel ;  c,  bis  zu  der  Oberlippe ;  d,  bis  zum 
Ende  des  Kinns.  Aber  a  und  besonders  b  sind  schwacher  (vorzuglich  im 
alteren  Styl)  als  c  und  d.  Vitruv,  III,  1,  erkennt  a,  b,  c,  als  gleich  an, 
d  ist  bei  ihm  etwas  geringer.  Vgl.  Winck.  IV.  S.  167,  welcher  Mengs 


[332]  Proportionen.  479 

Ansichten  mittheilt.  Jedes  Viertel  theilt  man  hernach  wieder  in  12 
Minuten.  Die  altern  Proportionen  zeigen  z.  B.  die  Aeginetischen  Sta- 
tuen,  unter  denen  n.  64  zur  Gesammthohe  hat  6,  1,  12,  n.  60  (die  Pallas) 
7,  0,  5;  der  Achill  Borghese  (ein  Werk  nach  Polykletischer  Art)  7,  1,  11; 
Apollon  Saaroktonos  7,  0,  9  und  der  Gapitolinische  Faun  (Praxitelische 
Werke)  7,  3,  6;  ein  Niobide  (einer  der  schlanksten)  8,  1,  6.  Nach 
Lysippos  Kanon  richten  sich  z.  B.  der  Dioskur  von  M.  Cavallo  8,  2,  6; 
der  Farn.  Hercules  8,  2,  5;  Laokoon  8,  3,  5.  Hinsichtlich  der  einzelnen 
Theile  pflegen  drei  Distanzen  sich  ungefahr  gleich  zu  sein:  «,  die  von  dem 
obern  Anfang  des  Brustbeins  bis  zum  Ende  des  abdomen;  b,  die  vom 
Nabel  bis  zum  obern  Anfang  der  Kniescheibe;  c,  die  von  da  bis  auf  die 
Sohlen.  Doch  bemerkt  man  darin  folgenden  Unterschied.  Bei  der  Aegi- 
netischen Statue  n.  64  wachsen  sie  in  dieser  Reihe:  a  (1,  3),  b  (1,  3,  4), 
c  (2,  0,  4);  beim  Achill  Borgh.  sincl  sich  a  und  b  gleich  (2,  1,  7),  c  be- 
deutend  kleiner  (2,  0,  9);  beim  Gap.  Faun  und  dem  Dioskuren  1st  b  be- 
deutend  grosser  als  a,  und  c  dagegen  gleich  a.  (Beim  Faun  ist  a  2,  1,  9, 
b  2,  2,  9,  c  2,  1,  9;  beim  Dioskur  a  2,  2,  5,  b  2,  2,  11,  c  2,  2,  5). 
Beim  Farn.  Hercules  wird  c  gleich  b  (a  2,  2,  5,  b  2,  2,  9,  c  2,  2,  9); 
beim  Belveder.  Apoll.  steigt  c  iiber  b,  so  dass  die  Proportionen  in  der 
Folge  a,  b,  c,  wachsen.  (a  2,  1,  4,  b  2,  1,  5,  c  2,  1,  9.J  Man  kann 
daraus  Folgendes  schliessen.  Die  Aeginetische  Schule  gab  den  mannlichen 
Figuren  (wie  auch  die  Kiinstler  von  Phigalia  den  Amazonen)  kurze  Leiber 
und  hohe  Beihe;  im  Polykletischen  Kanon  aber  herrschen  die  o~bern  Theile 
ein  wenig  vor;  die  weitere  Entwickelung  der  Kunst  dagegen  fuhrt  wieder 
ein  Vorwalten  der  untern,  tragenden  Theile  herbei.  Bei  Kindern  bleibt 
aber  a  immer  bedeutend  grosser  als  b.-  Bemerkenswerth  ist-ferner,  dass 
die  altern  Statuen  die  Lange  des  Sternon,  or,  grosser  halten,  als  die  Distanz 
vom  Sternon  bis  zum  Nabel,  fi  (die  Aegin.  Statue  hat  a  0,  2,  11,  §  0,  2,  9; 
der  sog.  Theseus  vom  Parth.  cc  0,  3,  3,  §  0,  3,  1;  der  Achill  a  0,  3,  5, 
00,  3,  3);  die  spate r en  dagegen  das  umgekehrte  Verhaltniss  beobachten 
(beim  Farn.  Here,  ist  K  0,  3,  6,  $  0,  3,  6y2;  beim  Pariser  Faun  a.  0,  3,  2, 
§  0,  3,  4;  Dioskuren  cc  0,  3,  1,  §  0,  3,  10;  Belv.  Apoll.  a  0,  3,  0 
§  0,  3,  9;  Apollino  cc  0,  2,  8,  §  0,  3,  8).  Man  sieht,  die  Brust  verkiirzt 
sich  immer  mehr  gegen  den  Leib.  Die  grossere  Breite  der  Brust,  vom 
Sternon  bis  zum  aussern  Theil  der  Schulter  gemessen,  charakterisirt  Helden, 
wie  den  Farn.  Here.  (1,  1,  6)  und  den  Dioskuren  (1,  1,  1),  gegen  un- 
gymnastische  Figuren,  wie  den  Par.  Faun  (0,  3,  8),  und  Frauen  (Medic. 
Venus  1,  0,  0,  Gapitolinische  0,  3,  4).  Vgl.  §.  331.  A.  1. 

3.  Winckelmann's  Behauptung,  dass  der  Fuss,  bei  schlankeren  eben 
so  wie  bei  gedrungenen  Gestalten,  immer  im  Ganzen  y«  der  Gesammthohe 
bleibe  (IV.  S.  173.  vgl.  Vitruv  III,  1.  IV,  1),  bestatigt  sich  in  den  meisten 
Fallen;  wenigstens  wird  der  Fuss  gegen  den  Kopf  grosser,  wenn  die  Figur 


480  Formen  der  bildenden  Kunst.  [333,  334] 

schlanker.  Der  Fuss  1st  daher  bei  dem  Achill  1,  0,  9;  dein  Niobiden 
1,  1,  2;  dem  Dioskuren  1,  1,  3;  Farn.  Here.  1,  1,  6  —  im  Ganzen  bleibt 
er  zwischen  Ve  und  l/7.  Die  Proportionen  bei  Vitruv  III,  1  halte  ich 
schon  fur  spater  als  die  Polykletischen.  Nach  Vitruv  ist  die  Hohe  des 
Gesichts  bis  zu  den  Haarwurzeln  l/10  der  Gesammthohe  (eben  so  viel  die 
palma);  die  Hohe  des  ganzen  Kopfs  von  dem  Kinn  oder  Genick  an  ljs-, 
die  Hohe  vom  obern  Ende  des  Sternon  bis  zu  den  Haarwurzeln  1/7J  bis 
zum  Scheitel  Ve  (wie  Hirt  schreibt);  der  Fuss  Vs  die  Brusthohe  Ye;  der 
cubitus  V*.  Der  Nabel  kommt  in  das  Centrum  eines  Kreises,  welcher  die 
Spitzen  der  ausgestreckten  Fiisse  und  Hande  umschreibt. 


e.    Golorit. 

1  333.  Auch  durch  das  Colorit  unterscheiden  die  Alten 
sehr  bestimmt  athletische  Gestalten,  welche  mil  Erzbildsaulen 
in  der  Farbe  grosse  Aehnlichkeit  batten,  und  zartere  weib- 
liche,  oder  auch  jugendliche  Bildungen  des  mannlichen  Ge- 
schlechts.  Weisse  Haut  und  blondes  Lockenhaar  kommt 
Jugendgottern  zu;  jedoch  fand  man,  dass  das  letztre  in  der 

3  Malerei  keine  gute  Wirkung  thue.  Die  rothe  Farbe  deutet 
Fulle  von  Saften  an,  in  welchem  Sinne  sie  auch  symbolisch 
angewandt  wurde. 

1.  Ueber  die  Athletenfarbe  §.  306.  A.  2.  Graeci  colorati,  Manil. 
IV,  720.  , 

2.  S.  Pollux  IV,  136.  Die  weissen  sind  bei  Platon  Staat  V.  p.  474. 
Gottersohne,  die  (islccvss  mannhaft.  Von  der  dazwischenliegenden  Haut- 
farbe  nsM%Q(o$  Jacobs  zu  Philostr.  I,  4.  Ueber  Haarfarbe  Winck.  V. 
S.  179;  das  Alterthum  liebt  im  Schatten  schwarze,  im  Lichte  hellerglanzende 
(riKiwGKi)  Haare  (Boissonade  ad.  Eunap.  p.  185);  noch  mehr  aber  ein 
kraftiges  Blond  (daher  die  Vergoldung);  und  doch  gaben  die  Maler  auch 
dem  goldlockigen  Apoll  schwarzes  Haar,  Athen.  XIII.  p.  604. 

3.  Oben  §.  69.  A.  309.  A.  3.  Daher  ist  die  dem  Hermes  nach- 
gebildete  Maske  des  Gcpyvonajyav  bei  Pollux  IV,  138  roth,  von  bliihendem 
Ansehn. 


f.    Vermischung  menschlicher  Bildung  mit  andern  Formen. 

1  334.  Die  Verbindung  der  menschlichen  Gestalt  mit 
thierischen  Theilen  beruhte  —  die  Gattung  der  Arabeske  aus- 
genommen,  in  denen  eine  fessellose  Phantasie  im  Reiche  der 


[334]  Verbindung  von  Menschen-  und  Thiergestalten.  48  \ 

Gestalten  frei  umher  spielt  -  •  bei  den  Griechen  durchaus 
auf  nationalen  Vorstellungen ;  indem  der  Kunstler  nichts  that, 
als  dass  er  das  noch  unbestimmte,  schwankende,  mehr  eine 
dunkle  Idee  ausdruckende,  als  ausserlich  zu  einer  festen  Form 
entwickelte  Fantasiebild  des  Volkes  auf  ,eine  bestimmte  Weise 
auspragte  und  fortbildete.  Dabei  fmden  wir  natiirlich  die 
der  menschlichen  -Form  in  ihrer  Bedeutungsfulle  noch  nicht 
machtig  gewordne  Kunst  der  fruhern  Zeiten  am  meisten  ge- 
neigt,  Flugel  anzufiigen ,  und  sonst  die  Menschengestalt  sym- 
bolisch  zu  verbilden  (wie  der  Kasten  des  Kypselos  und  die 
Etruskischen  Kunstwerke  beweisen),  obgleich  manche  Combi- 
nationen  auch  erst  in  spatern  Zeiten  beliebt  wurden,  wie  die 
von  den  Kimstlern  sehr  weit  ausgedehnte  Befliigelung  alle- 
gorischer  Figuren.  Immer  erscheint  in  einer  combinirten  3 
Gestalt  der  menschliche  Theil  als  der  Vornehmere ;  und  auch 
wp  Sage  und  Fabel  ganz  thierische  Gestalten  nennen,  be- 
gnugt  sich  die  Kunst  oft,  durch  geringe  Anfugungen  auf  die 
Thiergestalt  hinzudeuten. 

1.  Man  thut    gewiss   Unrecht,    wenn  man  hier  die  Kunstler,    wie 
Voss  in  den   Mythol.  Briefeh  durchaus,    als  Neuerer  ansieht;    nur  muss 
man  iiberall  darauf  Riicksicht  nehmen,   dass,   wo  der  Dichter  Hand  lung, 
Thatigkeit  beschreibt,    der  auf  das   Raumliche   beschrankte  Kunstler  ein 
sichtliches  Mittel  der  Bezeichnung  braucht  (Herder  Kritische  Walder  I),  und 
dass,  wo  die  Volksvorstellung  unbestimmt  und  sich  selbst  dunkel  ist,   die 
Kunst  durchaus  eine  feste  klarbezeichnete  Gestalt   verlangt.    Aber  weder 
die  Kentauren    (yrjQSs  o^atrxcaot)   sind  durch   die  Kunstler  thierischer 
(eher  menschlicher)  geworden;   noch  sind   die  Harpyien   (die  Raffenden, 
welche  wie  Windbraus  erscheinen  und  verschwinden)  je  schone  Jungfrauen 
gewesen.     Am  seltsamsten    ist    die  Annahme,    dass  Iris,   die  Gottin  des 
Regenbogens,  nur  bildlich,  wegen  der  Eilfertigkeit  ihres  Ganges,  goldgefliigelt 
heisse  (Voss  Brief  22). 

2.  Ich  erinnere  an  die  gerade  in  der  altesten  Kunst  beliebten  ithy- 
phallischen  Gotter,  die  Gorgokopfe,  den  lowenkopfigen  Phobos  (§.  65),  den 
vierhandigen  Apollon  Lakedaemons  u.  dgl.    Artemis  beflugelt  am  Kasten 
des  Kypselos,  §.  363.    Die  geflugelte  Athena-Nike  auf  der  Burg  von  Athen, 
§.  370,  war  auch  wahrscheinlich  vorphidiassisch;  man  findet  sie  besonders 
auf  Etruskischen  Spiegeln  wieder.    Nach  den  Schol.  Arist.  Voeg.  574  be- 
flugelte  Archennos  (01.  55)  zuerst  die  Nike  —  fruhere  Nachricbten  konnte 
man  nicht  wohl  haben.     [Eros  s.  §.  391.  A.  1.     Dionysos  §.  383.  A.  9.] 
Doch  ist  im  Ganzen  die  Befliigelung  soldier  Daemonen  jiinger.     Panofka, 
Hyperb.  Rom.  Studien   S.  254.    Vgl.  Doering   Comment,  de  alatis  imagi- 

O.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  31 


482  Form  en  der  bildenden  Kunst.  [335] 

nibus,  und  Voss  Myth.  Br.  II,  welcher  die  Fliigelfiguren  eintheilt  in  solcher 
die  es  durch  korperliche  Gewandtheit,  durch  sittliche  Fliichtigkeit ,  und 
durch  Geisteserhebung  sind,  wozu  noch  die  Reit-  und  Zugthiere  der  Gottev 
kommen.  [Zoega  iiber  die  gefl.  Gottheiten  im  Rhein.  Mus.  1889.  VL 
g.  579—91.  Gerhard  uber  die  Flugelgestalten  der  a.  K.  1840,  in  den 
Schr.  der  Berl.  Akad.]  Ueber  Flugelwagen  R.  Rochette  M.  I.  p.  215. 
Ueber  Hermes  Fliigelschuhe  §.  379.  —  Bei  den  Giganten  ist  sicher  die 
heroische  Bildung  die  altere,  die  durch  die  schlangenfussige  fast  verdrangt 
worden  ist. 

3.  In  Sage  und  Poesie  sind  die  Satyrn  (rirvgoi,  rgccyoi)  oft  ganzr 
Bocke,  Dionysos  und  die  Str6me  ganz  Stier,  Jo  ganz  Kuh,  Aktaeon 
Hirsch  u.  s.  w. ;  die  Kunst  begniigt  sich  meist  mit  Anfiigung  von  Hirsch- 
und  Kuhhornern.  In  gleichem  Sinn  werden  bei  Philostratos  die  Aesopischen 
Fabeln  als  Kinder  mit  Andeutungen  der  darin  handelnden  Thiere  darge- 
stellt,  Thiersch,  Kunstbl.  1827.  N.  19.  Thierkopfe  auf  Menschenleibern, 
wie  beim  Minotaur,  liebt  die  Griechische  Kunst  nicht,  vgl.  §.228.  A.  9. 
—  Von  den  wunderbaren  Thiergestalten  §.  435. 


g.    Der  Korper  und  die  Gesichtsziige  in  Bewegung. 

1  335.    Eben  so  wichtig,  wie  die  bleibenden  Formen,  welche 
den  Gharakter  bestimmen,    ist  es  natiirlich,    die  voruber- 
gehenden   Mienen    und    Geberden,    welche   den  Ausdruck 
hervorbringen,  in  ihrer  Bedeutung  kennen  zu  lernen.     Wenn 
hierin  Vieles  allgemein  menschlich  ist  und  uns  nothwendig 
erscheint :  so  ist  Andres  dagegen  positiver  Art,  das  heisst  aus 
den  besondern  Ansichten  und  Sitten  der  Nation  abgeleitet. 
Hier  ist  unendlich  Viel,  wie  fur  den  Kiinstler  am  Leben,  so 
nun  wieder  fur  die  Wissenschaft  an  den  Kunstwerken,   zu 

2  lernen,  zu  errathen.    Im  Gesicht  schienen  den  Alten,  ausser 
den  Augen,    die  Brauen,    durch  welche  gewahrt,    aber  auch 
vereint    wird    (xataveverat ,    dvaveverai,    annuitur,    renuitur)r 
besonders   fur   Ernst   und    Stolz,    die   Nase   fur   Zorn    und 

3  Hohn  bezeichnend.    Die  Lage  des  Arms  iiber  dem  Kopf  be- 
zeichnet  Ruhe,  noch  vollstandiger,  wenn  beide  iiber  den  Kopf 
geschlagen   sind;    das  Aufstiitzen  des  Kopfes  auf  die  Hand 

4  ruhiges ,   ernstes  Nachsinnen.     Eine  gewisse  Art  den  rechten 
Arm  auszustrecken  und  zu  erheben,  bezeichnet  im  Allgemeinen 
den  Redner;   auch   der  Adorirende,    der  Supplicirende,    der 
heftig   Trauernde    (xoxTopsvoe,    plangens)    sind   durch   Arm- 

5  und   Handbewegung    kenntlich.      Das    Ineinandergreifen    der 


[335]  Gesichtsziige,  Geberden.  483 

Hande  uber  dem  Knie  driickt,    in  Verbindung  mit  der  an- 
gemessenen  Haltung  des  iibrigen  Korpers,    dustre  Niederge- 
schlagenheit  aus.     Das  Ausstrecken  der  Hand  mit  nach  oben  6 
gerichteter,  innerer  Flache  (%elQ  vntin)  [beim  Beten]   ist  die 
Bewegung  des  Empfangens;    mit  umgedrehter  des  Schiitzens 
(vneQwiQiog)',   ahnlich  ist  die  beruhigende,    gleichsam  nieder- 
driickende  Armbewegung.     Das  Wolben  der  Hand  iiber  den  7 
Augen,  eine  in  der  alten  Tanzkunst  und  Plastik  sehr  beliebte 
Geberde,    bezeichnet   den  Hinausschauenden  oder  eifrig  Zu- 
schauenden.    Das  Uebereinanderschlagen  der  Fiisse  bei  einer  8 
stehenden  und  gestiitzten  Lage  scheint  im  Ganzen  Ruhe  und 
Festigkeit  zu  bezeichnen.     Den  Schutzflehenden    und  Demu- 
thigen  bezeichnet  nicht  bios  das  Niederwerfen ,  sondern  auch 
schon  ein  halbes  Knieen.    Selbst  die   oft  unanstandigen  und  9 
obsconen  Hohngeberden  (sannae),    an   denen  der  Siiden  im 
Alterthum  eben  so  reich  war,  wie  in  neuerer  Zeit,  sind  fur 
das  Verstandniss  von  Kunstwerken  oft  sehr  wichtig. 

1.  Festigkeit   des  Ausdrucks.    Daher  das  Ueberwiegen   der  Plastik 
die  Moglichkeit  der  Masken.    (Feuerbach  Vatic.  Apoll.  S.  342.) 

2.  Von  den  Augenbrauen  Quintil.  XI,  3:   ira  contractis,  tristitia 
deductis,  hilaritas  remissis  ostenditur.    Auf  murrischen  Stolz  deutet    der 
Sprachgebrauch   von   supercilium   selbst,    sowie  von   OCPQVOVG^KL.     Stolz 
bezeichnet   besonders    das  uvctanav,    txvdystv.     (Eurip.  Iphig.    Aul.  379. 
UKV  avco  (ttscpccQK  TCQOS  ravsiSss  Kyaycov}-,  das  avvaysiv  den  cpQOVTHjTqs, 
Pollux  II,   49.     Wrack.  IV.   S.  404.    Von  der  Nase  Arist.  Phys.  p.   124, 
ols  oi  fivKrfJQss  KvansnTafisvot  (wie  ein  wenig  bei  Apoll  von  Belvedere): 
dvncodsis.    Aehnlich  Polemon  p.  299.    Wird  die  Nase  emporgerichtet  und 
geriimpft,   so  erscheint  sie  als  aipj  und  bekommt  dadurch  den  Ausdruck 
von  Muthwillen  (§.  329.  A.  4);    daher   das   SiKGipovv,    aiMiaiveiv ,   der 
nasus  aduncus,  excussus,  nares  uncae  bei  Horaz  und  Persius  (Heindorf  ad 
Hor.  S.  I,  6,  5).    Das  Hindurchpressen  des  Athems  durch  die  zusammen- 
gezogene  Nase,  nv%&i£fiv,  pvKTrjQifeiv,  bezeichnet  den  argsten  Hohn,  mit 
Wuth  verbunden;   es  ist  die  sanna  qua  aer  sorbetur,  bei  Juven.  VI,  306. 
(vgl.  Ruperti),   die   rugosa   sanna   Pers.   V,  91.    (vgl.  Plum.   Persius   als 
Nachahmer  von  Sophron  ist  reich  an  solchen  Zugen,   und  will  mit  areta- 
logischer  mimicry  vorgetragen  werden.)    Pan's  Ziegennase  ist  der  Sitz  des 
^d^og,  s.  besonders  Theokr.  I,  18.    oi  ccsl  Sgifisia  %olu  norl  $ivi  Kcc&rjTai, 
und  Philostr.  II,    11.    Der  nasus  ist  uberhaupt  das  kritische  Glied.    Das 
Zuriickziehen  der  Lip  pen,  wodurch  die  Zahne  sichtbar  werden,  ist  GSGT]- 
QSVCU,   in  geringerm  Maasse  Zeichen  von  Freundlichkeit  (§.  375.    Wuste- 
mann  zu  Theokr.  VII,  19),  in  starkerem  des  Hohns,  A.  9. 


484  Formen  der  bildenden  Kunst.  1.335] 

3.  Beispiele   der  Geberde  der  Ruhe  §.  356  (Zeus),   361   (Apollon), 
383  (Dionysos),  388  (Ariadne),  397  (Hypnos),  406  (Securitas),  411  (Herakles), 
u.  sonst.    Die  Geberde  des  Nachdenkens,    welche  Polymnia  (§.  393)  zeigt, 
beschreibt  Plautus  Mil.  glor.  II,  2,  54   columnam  mento  suffulsit  suo,  vgl. 
Terenz  cod.  Vatic,  fig.  4.    Verwandt  ist  das  Schrniegen  des  Kinns  in  die 
Hand,    Geberde    der   Bekummerniss    z.  B.   bei    der    veiiassenen   Ariadne 
(§.  388),    wie  bei  Walther  von  der  Vogelweide  8,  4.     Lachmann,  die  der 
aequitas,  deformata  manus  sinistra  porrecta  palmula,   Appul.  Metam.  XI. 
p.  775.  ed.  Oudendorp. 

4.  S.  den  sog.  Germanicus  §.  160.  A.  4   u.   die   Darstellungen  der 
allocutio  auf  Miinzen  und  in  Statuen  §.  199,  3.    Manus  leviter  pandata 
voventium  Quintil.  a.  0.     AinciQflv  yvvaiKopinois  vTCTiaGpaciv  Aeschyl. 


5.  Ueber  dies  Gzfjfict  KVKO^EVOV  (Paus.  X,  31,  2)  [cf.  Siebelis  p.  272J. 
R.  Rochette  M.  I.   p.  59.  277.  414.    vgl.  Letronne,   Journ.  des  Sav.  1829. 
p.  531.    Das  Ineinandergreifen  der  Finger  bezeichnet  ausser  dem  Schmerze 
auch  ein  magisches  Fesseln,  Boettiger  Ilithyia  S.  38. 

6.  Aristoph.  Ekkles.  782   von  der  erstern  Geberde  bei  den   Gotter- 
bildern.     Xelya  vitsQB%eiv  II.  IX,   419.    Theogn.  757.    Hera  Hypercheiria 
Paus.  Ill,  13,  6.     So  erscheinen  auf  Vasen  Apoll  u.  Athena  als  v-jtsg^igioL 
fur   Orest.    —    Der   pacificator   gestus,    welchen   Statius   S.  1  ,   1  ,    37   an 
Domitian  durch  dextra  vetat  pugnas  (vgl.  §.  199.  A.  4.     Schmieder  p.  7), 
Persius  IV,  8  durch  maiestas  manus,  Quintilian  a.  0.  (wo  iiber  die  Bered- 
samkeit  der  Hande  viel  Merkwurdiges  steht)  genauer  durch:   inclinato  in 
humerum  dextrum  capite,  brachio  ab  aure  protenso,  manum  infesto  pollice 
(nach  unten  gestreckt)  extend  ere  ,  beschreibt  ,  ist  wohl  an  der  Reiterstatue 
M.  Aurel's  wahrzunehmen.     Visconti   M.  PioGl.  III.   p.  31.     R.  Rochette 
M.  I.  p.  119. 

7.  Ueber  das   anoGxonsve  iv  ,    den  visus   umbratus    (besonders  bei 
Satyrn,  Panen)  Boettiger  Archaeol.  der  Mai.  S.  202.    Welcker  Zeitschr.  I,  32. 
Zu  Zoega's  Abh.  S.  257.    Nachtrag  zur  Tril.  S.  141.  s.  unten  §.  385.  A.  4. 
R.  Rochette  im  Journ.  des  Sav.  1837.  p.  516,  dass  cxco'ty,   GKojpsvpu  als 
Vogel  u.  Tanz  (b.  Eustath.  p.  1523  f.)  von  dem  Tanz  6*0x6$  durchaus 
zu  unterscheiden  sei.  —  Abhandlung  von  den  Fingern,  deren  Verrichtung 
und  symbolischer  Bedeutung.    Leipz.  1757.     Concrepare  digitis,    Satyr  in 
Neapel,  Mus.  Borbon.  II,  21,  Sardanapal. 

8.  Diese  Stellung  daher  bei  der  Providentia,  Securitas,  Pax,  Augusta, 
Lessing   Collect.    I.    S.   408.     Herausg.   Winck.  IV.    S.   368.     Ueber   das 
Kreuzen  der  Beine  im  Sitzen  (Zeichen  der  Niedergeschlagenheit  ,  sonst  un- 

.ziemlich)    dieselben   nach  Fea,    S.   366.     Ueber  die  Stellung   des 
Thorlacius  de  vasculo  ant.  Havniae  1826.  p.  15. 


[336]  Bekleidung.  485 

9.  Ein  Troer,  der  seine  Landsleute,  welche  das  holzerne  Pferd 
ziehen,  durch  den  digitus  infamis  verh6hnt,  Bartoli  Ant.  sepolcri  t.  16. 
Die  sanna  mit  der  herausgestreckten  Zunge  (Pers.  I,  60)  und  den  ent- 
blossten  Zahnen  (diuiiaaaa&ai)  ist  schon  beim  Gorgoneion  eine  Haupt- 
sache.  Ueber  einige  Hohngeberden  Boettiger,  Wiener  Jahrb.  XLIX.  Anz. 
S.  7.  Grysar,  Rh.  Mus.  fur  Phil.  II,  1.  S.  42.  Ueber  das  Geberdenspiel 
der  alten  Komodie  T.  Baden,  Jahn's  Jahrb.  Suppl.  I,  3.  S.  447.  Die 
Vergleichung  der  Geberdensprache  der  neuern  Neapolitaner  in  Jorio's 
Mimica  degli  ant.  investigata  nel  gestire  Napoletano.  N.  1832  [mit  21  Kpft.] 
ist  interessant;  doch  sind  die  Uebereinstimmungen  im  Einzelnen  nicht 
sehr  bedeutend.  Auf  der  Vase  bei  Millingen  Gogh.  19  wurde  ich  den 
Gest  aus  dem  Umlegen  von  Taenien  erklaren.  Vgl.  §.  344. 


B.    Bekleidung   des   Korpers. 

1.    Allgemeine  Grundsatze. 

4 
336.    Dass  der  menschliche  Korper,  unmittelbar  hingestellt,  1 

die  Hauptform  der  bildenden  Kunst  geworden  ist,  bedarf 
eigentlich  keiner  Erklarung ;  der  natiirliche  Korper  ist  es,  und 
nicht  irgend  ein  von  menschlichen  Sitten  und  Einrichtungen 
hinzugefugtes  Anhangsel,  welcher  Geist  und  Leben  unsern 
Augen  sinnlich  und  anschaulich  darstellt.  Indess  gehorte  ein  2 
Hellenischer  Sinn  dazu ,  um  bis  zu  dern  Punkt  hindurchzu- 
dringen,  wo  die  natiirlichen  Glieder  als  die  edelste  Tracht  des 
Mannes  erscheinen;  die  Gymnastik  war  es,  die  diesen  Sinn 
besonders  nahrte,  und  deren  hohern  Zwecken  fruhzeitig  alle 
unbequeme  Scham  aufgeopfert  wurde.  An  sie  schloss  sich  die  3 
bildende  Kunst  an,  wahrend  das  Costiim  der  Buhne,  von 
Dionysischen  Prachtaufziigen  ausgehend,  gerade  den  umge- 
kehrten  Weg  einschlug ;  daher  man  sich  nie  Figuren  der  Biihne 
unmittelbar  nach  plastischen  Gestalten  oder  umgekehrt  vor- 
stellen  darf.  So  verbreitet  jedoch  das  Gefuhl  und  der  Enthu-  4 
siasmus  fur  die  Schonheit  des  Korpers  an  sich  war,  und  so 
sehr  die  Kunstler  die  Gelegenheit  zu  solcher  Darstellung  such- 
ten  :  so  selten  wurde  doch  diese  Gelegenheit  willkiirlich  herbei- 
gefuhrt,  so  wenig  riss  sich  der  Kunstler  vom  Leben  los,  dessen 
bestimmte  Sitten  und  Einrichtungen  bei  der  Bildung  der 
Kunstformen  Beachtung  verlangten.  Die  Nacktheit  bot  sich  als 
natiirlich  dar  bei  alien  gymnastischen  und  athletischen  Figuren ; 


486  Formen  der  bildenden  Kunst.  [336J 

von  hier  wurde  sie  mit  Leichtigkeit  auf  die  mannlichen 
Gottergestalten,  welche  die  Frommigkeit  fruherer  Zeiten  sehr 
zierlich  imd  weitlaufig  bekleidet  hatte,  und  auf  Heroen,  welche 
die  altere  Kunst  in  vollstandiger  Rustung  zeigte,  iibertragen, 
indem  hier  die  edelste  Darstellung  als  die  natiirliche  erschien. 

5  Unterkleider,  welche  die  Gestalt  am  meisten  verdecken,  warden 
hier  durchgangig  entfernt,    was  um  so  leichter  anging,    da 
nach  alterer  Griechischer  Sitte  Manner  von  gesundem   und 
kraftigem  Korper  im  blossen  Oberkleid  ohne  Chiton  auszugehn 
pflegten:    Gotter  und  Heroen   in  Chitonen  sind  daher  in  der 

6  ausgebildeten  Griechischen  Kunst  hochst  selten  zu  finden.    Das 
Obergewand  aber  wird  in  der  Kunst,    wie   im  gewohnlichen 
Leben,  bei  jeder  lebendigeren  Thatigkeit  und  Arbeit  hinweg- 
gethan;   stehende  Gottergestalten,   welche  man  sich  hiilfreich 
herbeikommend,  kampfend  oder  sonst  wirksam  dachte,  konnten 
hiernach    ganz    ohne   Hulle    erscheinen.     Dagegen    wird   bei 
sitzenden  Statuen  das  Obergewand  selten  weggelassen,  welches 
sich  dann  um   die  Huften  zu  legen  pflegt;    so  bezeichnet  es 
Ruhe    und   Entfernung    von    angestrengter  Thatigkeit.     Auf 
diese  Weise  wird  das  Gewand  bei  ideellen  Figuren  selbst  be- 
deutsam  und  ein  inhaltreiches  Attribut.    Dabei  liebt  die  alte 
Kunst  eine  zusammengezogene  und  andeutende  Behandlung; 
der  Helm  bedeutet   die  ganze  Rustung,    ein  Stuck  Ghlamys 

7  die  ganze  Bekleidung  des  Epheben.    Kinder  nackt  darzustellen, 
war  in  alien  Zeiten  gewohnlich ;  dagegen  war  die  Entkleidung 
des    ausgebildeten    weiblichen*  Korpers   in    der   Kunst   lange 
unerhort,    und  .bedurfte ,   als  sie  aufkam  (§.  125.  A.  3.  127. 
A.  4),  doch   zuerst   auch   einer  Ankniipfung   an  das  Leben; 
man  dachte  stets  dabei  an  das  Bad,  bis  sich  die  Augen  ge- 
wohnten,  die  Vorstellung  auch  ohne  diese  Rechtfertigung  hin- 

$  zunehmen.  Die  Portratstatue  behalt  die  Tracht  des  Lebens, 
wenn  sie  nicht,.  durch  Heroisirung  oder  Vergottlichung  der 
Gestalt,  auch  hierin  iiber  das  gemeine  Bediirfniss  hinaus- 
gehoben  wird. 

1.  Dieser  Paragraph   behandelt   denselben   Gegenstand,    wie   Hirt's 
Abhandlung  »Ueber   die   Bildung  des  Nackten  bei   den  Alten«   Schriften 
der  Berl.  Akad.  1820;  aber  versucht  die  Aufgabe  anders  zu  losen. 

2.  Die  vollige  Nacktheit  kam  zuerst  bei  den  gymnischen  Uebungen 
in  Kreta  und  Lakedaemon  auf.    Olyrapias  15  verliert  Orsippos  von  Megara 


[337]  Allgemeines.  487 

im  Stadion  zu  Olympia  den  Schurz  durch  Zufall  und  wird  dadurch  Sieger; 
Akanthos  von  Lakedaemon  tritt  nun  im  Diaulos  gleich  vom  Anfang  nackt 
auf,  und  fur  die  Laufer  ward  es  seitdem  Gesetz.  Bei  andern  Athleten 
aber  war  die  vollige  Nacktheit  noch  nicht  lange  vor  Thukydides  aufge- 
kommen.  S.  Boeckh  C.  I.  I.  p.  554.  Bei  den  Barbaren,  besonders  Asiens, 
blieb  der  Schurz;  hier  war  es  auch  fur  Manner  schimpflich,  nackt  gesehen 
zu  werden  (Herod.  I,  10);  wovon  man  noch  die  Spur  in  den  Gotterbildern 
der  Kleinasiatischen  Kaisermunzen  sieht,  welche  meist  starker  bekleidet 
sind,  als  die  Griechischen. 

3.  Die  Buhnentracht  geht,  wie  Pollux  und  die  PioClementinische 
Mosaik  zeigt,  von  den  bunten  Rocken  (Ttoixttois  vgl.  Welcker  ad  TJieogn. 
p.  LXXX1X)  der  Dionysischen  Zuge  aus;  wonach  Dionysos  selbst,  in  ge- 
wohnlicher  Volksvorstellung,  nicht  leicht  ohne  Safrangewand  und  Purpur- 
mantel  gedacht  wurde.  Unter  den  Bildwerken  haben  nur  manche  Vasen- 
gemalde,  besonders  Apulisch  -  Lucanische ,  wegen  ihrer  Beziehung  auf 
Bacchische  Ziige,  einen  biihnenartigen  §tyl  in  den  Gewandern.  Vgl. 
Feuerbach  Vatic,  Apoll  S.  354  f.  und  §.  345. 

5.  Wie  im  Leben  jeder  bloss  mit  dem  Chiton  bekleidete  yv/ui/dj 
hiess:  so  stellte  die  Kunst,  welche  den  Chiton  mit  Idealgestalten  nicht 
vereinigen  konnte,  einen  solchen  wirklich  als  yvpvos  dar. 

7.  Die  bekleideten  Chariten  des  Sokrates  sind  oft  besprochen  worden; 
sie  waren  in  Relief  an  der  Wand  hinter  der  Athene  nach  Schol.  Aristoph. 
Nub.  771,  auf  der  Akropolis  sagt  Diogenes  L.  II,  19,  nach  Einigen  von 
Sokrates.  Ob  aber  wohl  diese,  nach  Plin.  XXXVI,  4,  10  zu  den  ersten 
Werken  der  Sculptur  gehorende  Gruppe  wirklich  von  Sophroniskos  Sohn 
herriihrte,  der  es  doch  schwerlich  so  weit  in  der  Kunst  gebracht?  Dem 
Pausanias  sagten  es  die  Athener  so ;  Plinius  weiss  aber  offenbar  davon  Nichts. 


2.    Griechische  Mannerkleider. 

337.  Das  Griechische  Volk  charakterisirt  sich,  im  Gegen-  1 
satz  mit  alien  alten  und  neuen  Barbaren,  als  das  eigentliche 
Kunstvolk  auch  durch  die  grosse  Einfachheit  und  edle  Sim- 
plicitat  der  Ge wander.  Alles  zerfallt  in  Mvpara,  iiberzogene, 
und  faif&riiJiara,  umgelegte  Gewander.  Der  mannliche  Chiton  2 
1st  ein  wollenes ,  urspriinglich  armelloses  Hemde ;  nur  der 
lonische,  der  vor  der  Zeit  des  Peloponnesischen  Krieges 
auch  in  Athen  getragen  wurde,  war  von  Leinwand,  falten- 
reich  und  lang;  er  bildete  den  Uebergang  zu  den  Lydischen 
Gewandern,  welche  zu  dem  Dionysichen  Festgeprange  gehorten. 
Verschiedene  Stande  haben  den  Chiton  von  verschiedenem  3 


488  Formen  der  bildenden  Kunst.  [337] 

Zuschnitt ;  seinen  Charakter  erhalt  er  aber  am  meisten  durch 

4  die  Art   der   Giirtung.     Das   Himation    1st   ein  viereckiges 
grosses  Tuch,  welches  regelmassig  von  dem  linken  Arme  ausr 
der  es  festhalt,  iiber  den  Riicken,  und  alsdann  iiber  den  rech- 
ten  Arm  hinweg,  oder  auch  unter  demselben  durch,  nach  dem 

5  linken  Arme   hin  herumgezogen   wird.     Noch   mehr ,    als  an 
der  Giirtung  des  Chiton,  erkannte  man  an  der  Art  des  Urn- 
legens   des   Himations  die   gute  Erziehung  des  Freigebornen 

6  und   die  mannigfachen  Charaktere   des   Lebens.     Wesentlich 
verschieden  von  beiden  Kleidungsstiicken  ist  die  Chi  a  my  s, 
auch  die  Thessalischen  Fittige  genannt,  die  Nationaltracht  des 
Illyrischen  und  benachbarten  Nordens,  vvelche  in  Griechenland 
besonders  von  Reitern    und  Epheben    angenommen   wurde: 
ein  Mantelkragen,  der  mit  einer  Schnalle  oder  Spange  (wspoVij, 
noQnri)  iiber   der  rechten  Schulter  befestigt   wurde,   und  mit 
zwei  verlangerten  Zipfeln  langs  der  Schenkel  herabfiel,  haufig 
mit  Purpur  und  Gold   auf  eine   reiche  und  glanzende  Weise 
ausgestattet. 

1.  Hauptquellen  iiber  das  alte  Costiim:    Pollux  IV.  VII;    Varro  de 
L.  L.  V.  Nonius  de  vestimentis.    Neuere  Behandlungen :    Octav.  Ferrarius 
und  Rubenius  de  re  vestiaria  (Thes.  Ant.  Rom.  VI)  und  Riccius  de  vete- 
rum   vestibus   reliquoque   corporis   ornatu   (ohne   viel   Riicksicht   auf  die 
Kunst).    Montfaucon  Ant.  expl.  Ill,  1.  (Sammlung  ohne  richtige  Prinzipe), 
Winckelm.  W.  V,   1  ff.     Hauptverdienste   hat   Boettiger    (Vasengemalde; 
Raub  der  Cassandra;    Furienmaske ;    Archaeologie   der  Malerei  S.  210  ff.; 
Sabina).    Mongez^sur  les  vetemens  des  anciens,  Mem.  de  Tlnstitut  Roy.. IV  f. 
Glarac  Musee   de   sculpt.  II.   p.  49.     Die   Werke   fiber   das   Costiim   von 
Dandre  Bardon  Costume   des  anc.   peuples.    P.  1772.  3  Bde.  4,   Lens  Le 
costume  de  plus,  peuples  de  1'antiqu.  Liege  1776.  4.    (Deutsch  von  Martini. 
1784),   Rocheggiani    Raccolta   di   costumi.   R.  1804.  f.    2   Bde.   querfolio, 
Malliot  Rech.  sur  les  costumes  des  anc.  peuples  pupl.  par  Martin.  P.  1804. 
3  Bde.  4,  Willemin,  Rob.  von  Spalart,  Dom.  Pronti,  sind  sammtlich  un- 
zuverlassig,  und  wenig  fur  wissenschaftliche  Zwecke  gearbeitet.    Die  mann- 
liche  Kleidung,  Beckers  Gallus  II.  S.  77. 

2.  Das  Geschichtliche  iiber  den  lonischen  Chiton  des  Verf.  Minerva 
Pol.  p.  41.     Der  Lydische  Chiton  xodyQrjs  ist  die  PKGGUQU  nach  Pollux, 
vgl.  §.  383.     BciGGuQcu  der  Thrakischen  Bacchen   Trotxt'Aot   Y.KL  nodrjQttg 
Bekker   Anecd.    p.   222.    [Die   lonier  sind   a'Axt^iroji/fg   in   der   Schlacht 
auf    dem    Fries    von    Xanthos    §.    128*.]      Die    Pythische    Stola    hat 
mit    der    Dionysischen    Tracht    viel    Aehnliches ;    ohne    Zweifel    wirkten 


[337J  Griechische  Mannerkleider.  489 

Asiatische  Musiker,  wie  Olympos,  auf  die  Ausbildimg  dieser  Tracht  ein. 
Dazu  gehoren  u.  a.  die  ^fi^/^fj,  Aermel,  mit  dem  Randstreifen  ox&oifio$ 
(Etym.  M.  t-yxonficofia.  C.  I.  150)..  Auch  der  Chiton  (kethoneth)  der 
Hebraeer,  Phoenicier  und  Punier  war  lang  und  mit  Aermeln  versehen, 
Herodian  V,  5.  Plaut.  Poenul.  V,  2,  15.  5,  19,  24,  vgl.  Tertull.  de  pall.  1. 

3.  Der  Chiton  der  Priester  war  ogftoorudios,  ungegurtet.    Die  Exo- 
mis,    bei    Handwerkern,    wo    sie    zugleich   das   Himation   vertritt   (Etym. 
M.  Hesych) ,  lasst  die  rechte  Schulter  nebst  Arm  frei  (§.  366).    Dasselbe 
thut  der  Sklavenchiton,  sr^Qo^iKG^nlo?.    Das  Gegentheil  ist  der  n^fpi^KG- 
Xcdos,  welcher  den  Korper  warm  halt  (Aristoph.  Hitter  882).    Bei  Gellius 
VII,  12  steht  die  Exomis  dem  IM&V  %s tQiScoros  entgegen.     Der  Tyrann 
Aristodemos   in  Kumae    zwang   TK$   ftrjlfias   TCBQIT^O^KKK    KeiQSG&cu  xcu 
cpoQttv  tcprj@tKa$  %Xanv8u<s  ncti  TCOV  avuKwt.(ov  iirtovioKtov.    Plutarch  de 
mul.   virtut.   SENOKPITH,    p.  306  ed.  Hutten.    Der  kurze  militarische 
Chiton,  bis  zur  Mitte  der  Schenkel  reichend,  von  Linnen,  ist  die  nvnciGcig 
(Pollux),   man  sieht  ihn  oft  auf  Vasengemalden ,   aber  auch  z.  B.  an  den 
Aeginetischen  Statuen,  [an  der  Stele  des  Aristion  in  Athen,  an  einer  Metope 
von  Selinunt,  an  dem  Xanthischen  Denkmal  .§.  90*.   Sie  kommt  bei  Alkaeos 
vor.]     SVGTIS   ist   ein  bunter,    streifiger,    reich  verzierter  langer  Chiton, 
s.  Schneider  ad  Plat.  R.P.  I.   p.  335.    Schone  De  pers.  in  Eurip.  Bacchabus 
p.  41.     Die  tiup&sQK  aus  gegerbtem  Fell,  die  GLGVQK  aus  Ziegenpelz,  die 
ahnlich   beschaffne  §Kirr],   die  KaTcwdnr]  mit  dem  Vorstoss  oder  Ansatz 
aus  Fellen,  sind  Bauern  und  Hirtenkleider,  vgl.  §.  418.   A.  3.  427.  —  Die 
cinctura  der  tunica,  ohne  latus  clavus,  bestimmt  Quintil.  XI,  3  so,  dass 
sie  vorn  etwas  fiber  die  Kniee,   hinten  ad  medios  poplites  reiche;   nam 
infra   mulierum    est,    supra   centurionum.     Grade   eben    so   dachten   die 
Griechen.     Der  Knabe  cincticulo  praecinctus  —  apud  magistrum.    Plautus 
Bacch.  Ill,  3,  28. 

4.  Das    Ifiartov,    I^IKTIOV  *EMr]viK6v   (Lukian  de  mere.  cond.  25), 
pallium    Graecanicum    (Sueton  Dom.  4),   heisst   im   Gegensatz   der   Toga 
TSTQayovov ,  quadratum.     S.  bes.  Athen.  V.  p.  213  b.,  vgl.   die  Herausg. 
Winck.  V.  S.  342.   Entgegen  stehen  einander  die  kurzen  rauhen  Tgipcoves, 
TQipconu,    $QK%tlat.    avafiolal   der    Spartiaten    (Amalth.   III.  S.  37)    der 
armern  Athener,   Lakonizonten ,   Philosophen   (Jacobs  zu  Philostr.  Imagg. 

1,  16.  p.  304);  und  die  Chlaena,  welche  eine  Art  des  Himation,  auch  vier- 
eckig  (s.  Dorier  II.    S.  266  und  Schol.  II.  II,  183),   aber  besonders  weich, 
wollig  und   warmend   war.    Noch  delicater  ist  die  %luviq.    Eine  Art  der 
Chlaena  war  nach  Aristoph.  die  Persische  navvccxr].    Das  Punische  Pallium 
war  auch  viereckig,  aber  wurde  um  die  Schultern  durch  eine  Fibula  fest- 
gehalten    (Tertull.   de    pall.  1);    dasselbe    sieht   man   auf  Babylonischen 
Cylindern.     Daheim  pallium,  auf  der  Reise  Chlamys,  Plautus  Mercat.  V, 

2,  70  f.  nebst  zona  machaera,  ampulla,  cf.  Pseud.  II,  4,  26.  Pers.  I,  3,  77. 


490  Formen  der  bildenden  Kunst.  [338] 

der   Parasit    braucht    ampullam,    strigilem,    scaphium,    soccos,   pallium, 
marsupium,  Pers.  I,  3,  44. 

5.  Die  Hellenen  ccfiTUGxvovvrai  in  I  ds  |*c?,   d.  h.  auf  die  im  Text 
beschriebene  Weise,  die  Thraker  i ri  KQIGTSQK,  Arist.  Voegel  1568  mit  den 
Schol.  Das  Letztre  wird  auch  von  den  Parasiten  gesagt,  s.  Beck  zur  Stelle. 
' AvapaUi-G&cci   tni8sl-iK  stev&sQias  Platon  Theaetet   p.  165  e.    Athen.  I. 
p.  21.     Das  Gewand   muss  dabei  wenigstens  von  der  Brust  bis  zum  Knie 
reichen;    dies  gehort  zur  svGxrjpoGvvr]  der  aver/Jo*??,    woruber  besonders 
Boettiger  Arch,  der  Malerei  S.  211.    Vasengemalde  I,  2.   S.  52  ff.  Nur  bei 
eiliger  Bewegung  nimmt  man  es  hoher  auf  (pallium  in  collum  coniicere, 
Plaut.  Capt.  IV,  1,  12).    Von  der  Dorischen,  auch  alt-Romischen  Sitte  des 
cohibere  bracchia  bei  den  jungen  Mannern  (die  Mantelfiguren  der  Vasen- 
gemalde)  s.  auch  Dorier  II.  S.  268,  vgl.  Suidas  s.  V.  tcprjpos.    Ueber  die 
Redner  §.  103.    A.  3.   [Auch  der  Italiener  und  Spanier  setzen  nicht  wenig 
darin  den  Mantel  gut  zu  handhaben.J 

6.  Ueber  die  Herkunft  der  Chlamys,  aUi?g,  allicula,  Dorier  II.  S.  266. 
Boissonade  zu  Philostr.  Her.  p.  381.  Eine  Zubehor  derselben  ist  die  itsgovr], 
fibula,  mit  einer  oder  zwei  Spitzen  oder  Nadeln  (dipolog,  Anth.  Pal.  VI, 
282).    Eigentlich  ist  nfQovTj  die  Nadel  selbst,   TIOQUT]  der  Ring,  mit  dem 
jene  zusammen  die  Schnalle  bildet.    Wird  die  negovi]  gelost,  so  legt  sich 
die  Chlamys  naturlich  ganz  um  den  linken  Arm,  wie  so  oft  bei  Hermes 
(§.  380).    Auch  kann  sie  diesem  als  eine  Art  Schild  dienen,  wie  Poseidon 
auf  alten   Miinzen    (§.  355)   chlamyde   clupeat   brachium   (Pacuvius.   vgl. 
Caesar  B.  G.  I,  75).   Auf  diese  Art  trugen  Jager  auf  der  Buhne  die  sqxxn- 
ris,  nach  Pollux  IV,  18,  116,  vgl.  V,  3,  18;   auch  findet  man  dies  Jager- 
Costum  auf  Vasengemalden. 

1  338.  Hiite  gehorten  im  Alterthum  nicht  zu  der  ge- 
wohnlichen  Tracht  des  Lebens  in  den  Stadten;  sie  bezeichnen 
landliche,  ritterliche,  mitunter  kriegerische  Beschaftigungen ; 
wie  die  Y.W{\\,  die  in  Boeotien  eine  tannzapfenformige ,  in 
Thessalien  eine  mehr  schirmformige  Gestalt  hatte;  der  Ar- 
kadische  Hut  mit  sehr  grosser  flacher  Krampe;  der  besonders 
von  Reitern  und  Epheben  zur  Chlamys  getragne  Petasos  von 
der  Form  einer  umgekehrten  Doldenblume ;  die  Kausia,  welche 
eine  sehr  breite  Krampe  und  einen  sehr  niedrigen  Kopf  hatte, 
und  zur  Makedonischen ,  Aetolischen  Illyrischen,  auch  wohl 

2  Thessalischen  Tracht  gehorte.    Noch  bemerken  wir  die  halb- 
eiformige,  in  Samothrake  bedeutungsvoll  gedeutete,  Schiffer- 
miitze;   auch  kommt  die  Phrygische  Mutze  in  einfacherer  so 
wie  in  mehr'  zusammengesetzter  Form    nicht  selten   in,  der 

3  Griechischen  Kunst  vor.  Kopfbedeckungen  und  Fussbekleidungen 


[338]  Griechische  Mannerkleider  und  Hiite.  491 

(die  indess  in  den  Griechischen  Kunstwerken  meist  als  sehr  em- 
fa  che  Riemen-Sohlen,  xorixtdsg.  erscheinen,  wenn  sie  iiberhaupt 
bezeichnet  werden)  bestimmten  in  Griechenland  ganz  vorziig-  4- 
lich  die  verschiedne  Nationaltracht  (<T^T//m),  deren  Niiancen  zu 
verfolgen  auch  fiir  die  genauere  Bestimmung  der  Heroen- 
figuren  von  Wichtigkeit  sein  muss. 

I.  Vgl.  iiber  die  alien  Hiite  Winck.-  V,  S.  40.  Die  "nvvrj  Boimrice 
beschreibt  Theophr.  H.  PI.  Ill,  9;  auf  Vasen  hat  sie  Kadmos  (Millingen 
Un.  Mon.  I,  27,  vgl.  die  Heroenversammlung  pi.  18).  Ueber  die  Thessa- 
1  is  che  besonders  Sophokl.  Oed.  Kol.  305.  Reisig  Enarr.  p.  68,  sie  stand 
der  Kausia  nahe.  Die  'AQKUS  xvvrj,  der  nUo<$  '  AgnuSi-tos  war  in  Athen 
gewohnlich,  Philostrat.  V.  Soph.  II,  5,  3;  von  der  Form  Schol.  Arist. 
Vogel  1203.  Ueber  die  Form  des  Petasos  Schneider  Lex.  Von  der 
Kausia  des  Verf.  Schrift  Ueber  die  Makedoner  S.  48  nebst  Plut.  Pyrrh.  11. 
Polyaen  V,  44.  Suidas  s.  v.  xcrtxr/??,  Jacobs  zu  Antipater's  Epigr.  Anthol 
T.  VIII.  p.  294.  Auch  der  Skythe  Skiluros  hat  auf  Munzen  von  Olbia  die 
Kausia.  Sie  hat  oft  eine  ungeheure  Krampe,  daher  Plaut.  Trin.  IV,  2,  10. 
Pol.  hie  quidem  fungino  genere  est;  Illurica  facies  videtur  hominis;  diess 
und  die  Art,  wie  sie  an  den  Hinterkopf  gebunden  wird,  macht  sie  sehr 
kenntlich;  s.  besonders  die  M.  Aeropos  III.,  Mionn.  Suppl.  III.  pi.  10,  4. 
Auf  der  Vase  bei  Millingen  Div.  coll.  51  wird  der  Thessaler  Jason  durch 
die  Ghlamys  (vgl.  Philostr.  Her.  II,  2)  und  eine  Art  Kausia  bezeichnet.  An 
einer  Megarischen  Stele  bei  Stackelb.  Graber  Tf.  3,  2  halt  ein  Krieger  einen 
kuppelformigen  Hut,  [denselben  Tydeus  und  Theseus,  Miilingen  Anc.  Mon. 
Vasen  Tf.  18.] 

2.  Die    halbeiformige   Schiffermiitze   tragen   die    Dioskuren    als 
Schiffsgotter  und  Kabiren,  Odysseus  (§.  410),  auch  Aeneas.   Sie  heisst  auch 
nUog,  insofern  sie  aus  Filz  war,   wie  das  Unterf  utter  eines  Helms,  vgl. 
R.  Rochette  M.  I.  p.  247.     Sie  gehort  zum  nauclericus  ornatus,  Sophokl. 
Philokt.  128.   Plaut.  Mil.  IV,  4,  41,  der  dazu  eine  dunkelbraune  Kausia  (im 
weitern  Sinne)  und  die  eben  so  gefarbte  Exomis  rechnet.  Ueber  die  Phrygische 
Mutze  in  Zusammenhang  mit  dem  Persischen  Penom  (vgl.  §.  246.  A.  5) 
Boettiger  Vasengem.  Ill,  8.    Amalthea  I.  S.  169.    Kunstmyth.  S.  47. 

3.  Die  Griechische  Barfiissigkeit  (Voss  Mythol.  Br.  I,  21)   bildet  in 
der  Kunst   einen    scharfen  Gegensatz  gegen   den  Etruskischen  Reichthum 
an  zierlichem  Schuhwerk.   S.  sonst  Winckelm.  V.  S.  41.  81.   Athenaeus  XII. 
p.  543  f.  von  Parrhasios:   XQVGQIS   avKCnccGrols  sirzccpiyye  TWV  (ttavrwv 
TOV$ 


4.     Tgonos   rye   Grolrjs    JOJQLOS   (vgl.   §.    337.   A.   4)    wird    mit 
rjs  XG'^?,  langherabhangendem  struppigen  Haar  (EitKQTio%uiTcxi, 
Dorier   II.   S.   270)   verbunden  genannt,   Philostrat.  Imagg.  II,  24.     Zum 


492  Formen  der  bilderiden  Kunst.  [339] 


ov  wird  ebd.  I,  16  (bei  Dadalos)  ein  gpaiog  zgificov  und 
die  avvnodrjGiK  gerechnet,  vgl.  II,  31.  Von  der  Makedonischen  und 
Thessalischen  Tracht  (§.  337,  6.  338,  1.  Zur  Aetolischen  gehoren 
nach  dem  Gostum  der  Aetolia  selbst  (§.  405.  A.  1)  hohe  Schuhe,  den 
KgrjTixois  nedikois  ahnlich,  die  Kausia,  eine  hochgeschiirzte  Exomis,  und 
eine  urn  den  linken  Arm  gewickelte  Chlamys  (iycmris  §.  337).  Nach  der 
Vase,  Millingen  Div.  coll.  33,  scheinen  enge  Ghitonen  aus  Fellen  hier  ge- 
wohnlich gewesen  zu  sein.  Dje  Thessalische  ,  auch  Armenische  Tracht' 
ein  tiefherabreichender  Chiton,  der  in  der  Tragodie  der  Aetolische  heisst, 
ein  Giirtel  urn  die  Brust  und  eine  ecpccnris,  welche  die  Tragodie  ebenfalls 
aufnimmt.  Strabo  XI.  p.  530. 


3.    Frauenge wander. 

1  339.     Unter   den   Ghitonen  der  Frauen   unterscheidet 
man    bestimmt    den    Dorischen    und    lonischen.      Der 
erstre,   der  alt-Hellenische ,   besteht   aus   einem  nicht  sehr 
grossen  Stuck  Wollentuch,  welches  ohne  Aermel  durch  Spangen 
auf  den  Schultern  festgehalten  wird,  und  an  der  linken  Seite 
gewohnlich  in  der  Mitte  zusammengenaht ,   nach  unten  aber 
nach    acht-Dorischem  Brauche  (als   a%i6ro$  xtro)1<)   offen   ge- 
lassen  1st,  so  dass  die  beiden  Zipfel  (<9%favyt$)  entweder,  durch 
Nadeln  zusammengehalten ,   ineinanderliegen ,   oder  auch,  zu 

2  freier  Bewegung  aufgesteckt,  auseinanderschlagen.   Der  andre 
dagegen,  welchen  die  Jonier  von  den  Karern  und   von  jenen 
wieder  die  Athener  iiberkamen,  war  von  Linnen,  ganz  genaht, 
mit    Aermeln    (XOQCU)    versehen,   sehr    lang    und   faltenreich. 
Beide    sind    in  Kunstwerken  haufig  und  leicht  zu  erkennen. 

3  Bei    beiden   ist    fur  das   gewohnliche  Gostum    der    G  u  r  t  e  1 
(fcu'i-'r?)   wesentlich,    welcher   um   die  Hiiften  liegt  und   durch 
das  Heraufnehmen  des  Gewandes  den  Bausch  (XO'/TCOC)  bildet. 
Er  ist  wohl  zu  unterscheiden  von  der  gewohnlich  unter  dem 
Kleide,   bisweilen  aber   auch   daruber   liegenden  Brustbinde, 
so  wie  von  dem  breitern,  besonders  bei  kriegerischen  Gestalten 

4  vorkommenden  Gurte  unter  der  Brust    (?W<JT?;<>).     Ein  D op- 
pel  chit  on  entsteht  am  einfachsten,  wenn   der  obere  Theil 
des  Zeuges,  welches  den  Chiton  bilden  soil,  ubergeschlagen 
wird,   so  dass  dieser  Ueberschlag  mit  seinem  Saum  bis  u'ber 
den  Busen  und  gegen  die  Hiiften  herabreicht,   wo  er  in  den 
Werken  der  altern   Griechischen  Kunst   mit  dem  vorhin  er- 


[339]  Griechische  Frauengewander.  493 

wahnten  Bausche  einen  parallelen  Bogen  zu  beschreiben  pflegt. 
Indem  das  Zeugstiick  auf  der  linken  Seite  welter  reicht  als  5 
an  der  rechten,  entsteht  hier  ein  Ueberhang  und  Faltenschlag 
(dnoKrvyfta) ,  welcher  als  eine  Hauptzierde  der  Griechischen 
Frauenkleidung  von  der  alterthiimlichen  Kunst  eben  so  zierlich 
und  regelmassig,  wie  von  der  ausgebildeten  anmuthig  und 
gefallig  gebildet  worden  1st. 

1.  Die   weibliche  Kleidung,    Beckers  Gallus  I.  S.   318.     Uebei-  den 
Unterschied    der   heiden    Chitonen  Boettiger  Raub    der  Kassandra  S.  60. 
Des  Verf.   Aeginetica  p.    72.     Dorier  II.   S.  262.     Den  Dorischen   fmdet 
man  in  der  Kunst  haufig  (Schol.  zu  Klem.  p.  129),  bei  der  Artemis,   der 
Nike,  Hebe,  Iris  (des  Parthenon),  den  Manaden.     Die  Spartanischen  Jung- 
frauen  waren,  zum  Unterschiede  von  den  Frauen,  gewohnlich  ^ovo^/rrai/sg 
(Dorier  S.  265,   auch  Plut.  Pyrrh.   17),  und   dienten   in   diesem   leichten 
Kleide  als  Mundschenken  (Pythaenetos  u.  A.  ebd.);  darnach  ist  die  Hebe 
gebildet.     Darum    waren   auch   die   Bilder    der  Mundschenkin    Kleino   in 
Alexandreia  (Athen  X.  p.  425)  fiovo%iTcov£s,  QVTOV  KQCCTOVVTSS  sv  TKLQ  %£QcLv. 

2.  Die  lonische  Tracht  sieht  man  besonders  an  den  Musen;  an  den 
Attischen  Jungfrauen  vom  Parthenon  erscheint  sie  nicht  ganz  rein;  diese 
haben  meist  Halbarmel  mit  Spangen  (vgl.  Aelian  V.  H.  I,  18).    Der  %ITG>V 
GTokidooTog     hat     einen     zusammengefalteten    Besatz,     Falbeln;     GVQ(JLK, 
GVQTOS,  ist  das  tragische  Kleid  der  Buhnen-Koniginnen,  mit  dem  naqcinr^v, 
vortretenden  Aermeln  von  andrer  Farbe,  und  Schleppen  die  im  Alterthum 
vielfach,  besonders  mit  Goldblattchen,  verziert  wurden. 

3.  Zcovr],  auch  nsQi^co^a,  7tSQi£o)GTQu  Pollux.    Ueber  ^<hvr\v  IVGKL 
Schrader    zu   Musaeote  V.  272.     Der   grosse   noKuog   ist   bei    Homer   fur 
Asiatische  Frauen  (fictfrvKolnoi) ,    spater   fur  die  lonische  Tracht  charak- 
teristisch.    Der  Busengurtel  heisst  unodeofioG,  (iKSTodtTa,  ^LTQK  (irilov^og 
GTrj&oSeGfios,  GTQoyoa,  orgopos,  GTQocpiov,  TKivia,  zuividiov,  meist  in  der 
Anthologie,  vgl.  Aeschylos  Sieben  853.    'Ixgr.  460.  mit  Stanley  und  Schiitz. 
Auch  der  xatfro's,  der  gestickte,   ist   ein  Busenband,    Anth.  Pal.  VI,   88, 
vgl.   §.   377.   A.   5;    Winck.    V.    S.    24    verwechselt   ihn   mit    der   Zone. 
Aeschylus  Sept.  c.  Theb.  571  oaai  crgocpov  ia&rJGiv  neQi§dMiovT<xi. 

4.  Diese  Tracht  sieht  man  ausser  an   den   Bildwerken   des  Par- 
thenon am  schonsten  an  dem  Torso  von  Keos,   Broendsted  Voy.  I.  pi.  9, 
dann    [an   der  Geres  Borghese  n.  3  bei  Bouillon  Musee  des  Ant.  n.  6], 
an  den  fiinf  Madchen  unter  den  Herculan.  Bronzen,  deren  eins  eben  das 
Gewand   anlegt,  Ant.  Ere.  VI,   70—76,  M.  Borb.  II,  4—7  auch  auf  den 
Vasengem.  Maisonn.  pi.  16,  5.     Dieser  halbe  Oberchiton  ist»offenbar  das 
Attische     rjuiSmloi'Siov,     KgoKcoriSiov     (KQOKOOTOV     Sinhovv    C.    I.    155. 
p.  249),  tywH.lov  (lyxvidov  Ttoinikov  C.  I.  a.  0.),  welche  Ausdrucke  als 


494  Formen  der  bildenden  Kunst.  [340] 

ziemlich  identisch  in  Aristoph.  Ekkles.  vorkommen.  Vgl.  Boettiger  Furien- 
maske  S.  124.  Wiener  Jahrb.  XLIX.  Anz.  S.  4.  'Enco^is  (Eurip.  Hek..  558. 
Athen.  XIII.  p.  608)  scheint  nur  der  Zipfel  dieses  Gewands,  welcher  an 
der  Schulter  mit  einer  fibula  festgehalten  wird.  Vgl.  indess  Boettiger 
Vasengemalde  I,  2.  S.  89.  Wie  das  chlamysartige  Gewand  heisst,  das  bei 
Apollo  Pythios,  den  Musen  und  den  Karyatiden  des  Erechtheion  bios  auf 
den  Riicken  herabhangt,  bleibt  dann  unentschieden. 

5.  Dies  ist  ganz  deutlich  das  anoTtTwyfia,  welches  mit  zwei  nsgovais 
und  dem  no8r)Qrt$  %IT(QV  als  drittes  Stuck  (QVfios)  einer  goldnen  Nike  an- 
gegeben  wird.  G.  I.  150.  p.  235.  Eine  schon  bekleidete  Frau  geht  noKla 
jtoHaxtg  £$  OQ&OV  ou^iciGi  GKOTtovfisvr],  Eurip.  Med.  1166.  cf.  Bacch.  895  f. 
(935.)  Sappho  s\v.r\v  inl  Gyvgaiv.  —  Reich  an  Namen  fur  Frauenkleider 
ist  die  angefuhrte  Inschr.  C.  I.  155.  Der  Far  be  nach,  scheint  es,  sind 
hier  die  Gewander  nvgyaroi  (wohl  gestreift,  vgl.  Athen.  V.  p.  196  e.), 
auch  mit  bunten  Saumen,  nlarvKXovQy sis,  jreetrcont/Aot,  was  beides  auf 
Vasengemalden  sehr  haufig  ist.  'Ep  nlaioico  geht  wohl  auf  den  scutu- 
latus  textus  (Drell)  bei  Plinius. 

1  340.    Das  Him  at  ion    der   Frauen  (tpdnov   ywaixeiov) 
hat  im  Ganzen  dieselbe  Form,  wie  das  mannliche,  daher  auch 
ein  gemeinsamer  Gebrauch  stattfinden  konnte;  auch  folgt  die 
Art   des  Umwurfs  meist    derselben  Grundregel;   nur  ist   die 
Umhullung    in   den   meisten   Fallen   vollstandiger ,    und   der 

2  Faltenwurf  reichlicher.    Der  in  friiheren  Zeiten  sehr  gebrauch- 
liche  Peplos,    welcher    im    Leben   in   der   bliihenden   Zeit 
Athens  abgekommen  war  und  nur  auf  der  tragischen  Biihne 
gesehen  wurde,    wird  mit  Sicherheit  an   den  Pallas-Statuen 
des  altern  Styls   als   ein  regelmassig  gefaltetes,  ziemlich  eng 

3  anliegendes  Obergewand  erkannt  (§.  96.  N.  7);  aus  andern 
Werken  der  alt-Griechischen  Kunst,  wo  keine  Aegis  den  obern 
Theil  verdeckt,  sieht  man,   dass  er  mit  dem  Obertheile  quer 

"urn  die  Brust  gewunden  und  hier  zusammengesteckt  wurde; 
oft  hat  er  auch  einen  Ueberschlag  nach  Art  des  Diploidion. 

4  Frauen ,  fur  welche  iiberhaupt  das  Himation  wesentlicher  ist 
als  fur  Jungfrauen,   ziehen  es  haufig  auch  uber  den  Kopf: 
obgleich   es  auch  besondre  Schleiertiicher  fur  den  Kopf 
giebt  (ydQiov,  xalvntQa,  ^Yidsfivov,  rica),  so  wie  mannigfache 
Arten  von  Kopfbinden  (nitqa,  argoyiov,  dvadfapri,   vitta) 
und  Haarnetzen  (xsugvyalo?,  reticulum). 

1.    'ifiKXTiov  ist  fast  weniger  gewohnlich,   als  sni^rjficc, 
und  besonders  afiTtf^ovr],  KIITCSIOVIOV,  daher  ava[tne%ovos  s.  v.  a. 


[340]  Griechische  Frauengewander.  495 

Ein  Muster  schoner  avccpoli]  ist  die  Herculanische  Matrone  §.  199.  A.  7; 
aber  selbst  manche  Terracotta  aus  Griechenland  ist  noch  edler  und  geist- 
voller  drapirt. 

3.  Besonders  sind  die  Figuren  des  Korinthischen  Reliefs,  §.  96.  N.  15r 
namentlich  die  Pallas,  die  Artemis  und  die  erste  Gharis,  mit  einander  zu 
vergleichen,    um   die  Umlegung   des  Peplos   kennen  zu  lernen.    hi  dern 
Minerv.  Poliad.  p.  25  sqq.    Gesagten  ist  hiernach  Einiges  genauer  zu  be- 
stimmen.     Die   Tragiker   scheinen   das  Wort    schon  sehr  unbestimmt  zu 
nehmen;  bei  Sophokl.  Trach.  921  ist  der  Peplos  ein  Dorischer  Chiton,  wie 
auch  sonst. 

4.  Dabei  sind  auch  die  Stirn-  und  Haarbinden  zu  erwahnen, 
mit  Benutzung  von  Gerhard,  Prodomus  S.  20  ff.     Berlins  Antike  Denkm. 
S.  371  ff.    Besondrer  Putz  einer  Matrone  n6(*tx$  xaohtoa,  Aristoph.  Thesm. 
841,  dagegen  axaqotov  KTcoxsKctQfisvr]  838.    STEcpavrj  ist  die  in  der  Mitte 
sich   hocherhebende    Metallplatte   uber   der  Stirn,  dagegen   Grecpavog  die 
ringsherum  gleich  breite  Krone  bezeichnet,  wie  bei  der  Argivischen  Hera 
§.  120.  A.  2.     Z(psv86vr]   ist    schleuder-,   Grlsyyis  Strigilen   ahnlich. 
"Aiinv£  scheint  mehr  ein  Metallring,   welcher  die  Haare,  besonders  auf 
dem   Hinterhaupte,    zusammenhalt ,   vgl.   Boettiger   Vasengem.  II,    S.  87 
4iuSrjiLK  ist  ein  Band,  welches  gleich  breit  um  den  Kopf  zwischen  den 
Haaren  liegt;  besonders  deutlich  an  den  Ko'pfen  der  Makedonischen  Konige. 
TuLvlct  ist  gewohnlich  ein  breiteres  Band  mit  zwei  schmalern  an  jedem 
Ende,  wohlbekannt  aus  Darstellungen  der  Nike  (volans  de  caelo  cum  corona 
et  taeniis  Ennius  ap.  Festum)   [vgl.  Welcker  Griech.  Trag.  S.  467.  1582], 
als  gymnastischer  Ehrenschmuck,  auch  als  erotischer  (Athen.  XV.  p.  668  d. 
Welcker  Schulzeit.  1831.  N.  84),  endlich  als  Schmuck  von  Grabern  (Caeeilius 
ap.  Fest.),   besonders   durch   Vasengemalde.     Vgl.  Welcker  Ann.  d.  Inst. 
1832.  p.  380  f.    Aus  mehreren  verschiedenfarbigen  Taenien   besteht   die 
gewundene  Binde  der  Athleten  und  des  Herakles.    [raivia  Uvxj)  Ktgi  TO> 
fisrconcp   Lukian   Navig.  39.]     Mir^a  ein   meist   buntfarbiges ,   um  den 
Kopf  gewundenes  feines  Tuch,  bei  Dionysos  und  Frauen,  besonders  Hetaeren 
(BTKIQCI    SidfitTQos   Pollux,    picta  lupa  barbara   mitra  Juven.).    Jlo'^og 
scheint  eine  formliche  runde  Scheibe,  welche  den  Kopf  umgab,  wie  bei  der 
Ephesischen  Artemis  (nach  Andern  der  modius,  Amalth.  III.  S.  157);  da- 
gegen  der  /uqWffxog  mehr  ein  runder  Deckel  zum  Schutze  gegen  Vogel 
war,   woraus  Manche  den  nimbus   (das  Wort  in  diesem  Sinne  erst  bei 
Isidor;  vgl.  Schlager  dissert.  II.  p.  191.  Eckhel  D.  N.  VIII.  p.  503.  August! 
Christl.  Alterth.  S.  197)  der  spatern  Zeit  abgeleitet  haben.  —  Zu  diesen 
Kopfzierden  kommen  die  xtQidsQcciu  des  Halses,   die   tyilUa  der  Arme, 
von  der  Gestalt  auch  ocpeig  genannt,  aqpiyxr^sg  (spinteres),  #A*#a>i>££,  die 
negiGKeMdts  und  eniGcpVQiu  (auch  schlangenformig  Anth.  Pal.  VI,  206. 
207),   die  Ohrringe   (wcarta,  tMopia,  elenchi  uniones),  womit  die  Kunst 


496  Formen  der  bildenden  Kunst.  [341] 

weibliche  Gfitterbilder  fast  durchgangig  schmuckte,  Hall.  Encykl.  Ill,  II. 
S.  133  u.  s.  w.  Th.  Bartholinus  de  armillis  veterum  1675,  Gasp.  Bartho- 
linus  de  inauribus.  Scheffer  de  torquibus,  Thes.  Ant.  Rom.  XII,  901. 


4.    ROmische  Tracht. 

1  341.     Die  Romische  Nationaltracht,  welche  nur  in  Por- 
tratfiguren  und   einigen  Wesen  des  Italischen  Glaubens  (wie 
bei  den  Laren  und  Genien)   vorkommt,    geht    von   derselben 

2  Grundlage   aus    wie   die   Griechische.     Die  Tunica   ist    sehr 
wenig    von   Chiton    verschieden,    und    die  Toga   (vijpewoc) 
eine  Etruskische  Form  des  Himation,  welche  bei  den  Romern 
immer  weitlauftiger,  feierlicher,  aber  auch  schwerfalliger  aus- 
gebildet  wurde.     Fiir  die  Erscheinung  im  offentlichen  Leben 
von  Anfang  an  bestimmt,  verier  sie  mit  demselben  ihre  Be- 
deutung,    und  musste  allerlei   bequemeren   Griechischen  Ge- 
wandern  (laena,  paenula)  weichen,  welche  aber  fur  die  Kunst 

3  nur  geringe  Bedeutung  haben.     Die  Toga  unterscheidet  sich 
vom  Himation  durch  den  halbrunden  Zuschnitt  und  die  grossre 
Lange,    welche   bewirkt,    dass    die  Enden   derselben  in    be- 
deutenden  Massen  (tubulata)  zu  beiden  Seiten  bis  zur  Erde 
fallen.     Der  Ueberhang  der  weitlauftigeren  Toga  unter  dem 
rechten  Arme  ist  der  Busen,  sinus,  der  Toga;  an  demselben 
wird  ein  Bausch,   umbo,    durch  besondre  Kunst  (forcipibus) 

4  hervorgebracht.     Zu  dieser  Tracht  gehort  der  den  Fuss  voll- 

5  standig  einschliessende  Halbstiefel,  calceus.    Dieselbe  Tracht 
war   friiher   auch  Kriegstracht ,    wobei  der  Toga   durch    die 
Gabinische  Gurtung  am  Korper  festgemacht  wurde;  dagegen 
hernach  das  der  Chlamys  ahnliche  Sagum  (nebst  der  sago- 

6  chlamys)  und  Paludamentum  eintrat.  Sie  war  auch  Frauen- 
tracht,  was  sie  aber  nur  beim  niedern  Volke  blieb,  wahrend 
bei  den  Vornehmeren  eine  der  lonischen  ahnliche  Bekleidung 
sich  bildete,  wozu  die  Stola,  aus  einer  Tunica  rnit  breitem 
Besatz  (instita)  bestehend,  die  Pall  a,  eine  Art  Ober-Tunica, 
und  das  oft   sehr  reiche,  auch  mit  Frangen  besetzte   Ami- 
culum  gehoren,  von  welchem  das  Ricinium  die  bei  den  altern 
Romerinnen  gebrauchliche  A'rt  war. 

1.  Zur  Geschichte  der  Romischen  Tracht  des  Verf.  Etrusker  I.  S.  261; 
das  iiber  den  cinctus  Gabinus  Gesagte  fiihrt  Thiersch,  Berichte  der  Munchner 
Akad.  I.,  nicht  richtig  an. 


[342]  Waffentracht.  497 

2.  Statuas  paenulis  indutas  erwahnt  Plin.  XXXIV,  10  als  ein  novitium 
inventum;  mit  Sicherheit  sind  sie  noch  nirgend  nachgewiesen. 

3.  Ueber  die  Toga  besonders  Quintil.  XI,  3.    Tertullian  de  pallio  1. 
" H(iiv.v*).iov  Dionys.  Ill,  61  rotunda  Quint,  u.  A.   Bis  trium  ulnarum  toga 
Horaz.    Veteribus  nulli  sinus  Quint.    Macrobius  Sat.  II,  9  togam  corpori 
sic   applicabat,   ut   rugas  non  forte,   sed  industria  locatas  artifex  nodus 
constringeret  et  sinus  ex  composito  defluens  nodum  lateris  ambiret.    Das 
breite  aus  mehreren  Lagen  bestehende  Band   fiber  dem  obern  Theile  der 
Toga  an  zahlreichen  Statuen   und  Busten   aus  der  spatern  Kaiserzeit  er- 
wartet  noch  seine  Erklarung.     Amalth.  III.    S.  256.    Ob  es  das  lorum, 
IfOQos,  ist?   s.  Du  Cange  Lex.  Gr.  p.  837. 

6.  Eine  eigenthumlich  Romische  Art  das  amiculum  zu  tragen,  ist 
die  bei  den  sogen.  Pudicitien  vorkommende  M.  PioGl.  II,  14.  Gap.  Ill,  44. 
August  118.  Der  Schurz  der  Diener  der  Magistrate,  den  man  auf  Rom. 
Denkm.  sieht,  heisst  Hmum.  Tiro  bei  Gellius  XII,  3,  3.  [Lion  Tironiana  p.  8.] 


5.    Waffentracht. 

342.  Die  Waffentracht  der  Alten  kommt  nur  auf  alt-  l 
Griechischen  Vasengemalden  und  in  Romischen  Portratstatuen 
(thoracatae  §.  199.  A.  3)  und  historischen  Reliefs  vollstandig 
vor;  die  Werke  aus  der  Rluthezeit  der  Griechischen  Kunst 
begnugen  sich,  mit  Andeutungen.  Der  Helm  ist  entweder  2 
eine  blosse  Fellhaube,  die  aber  auch  mit  Blech  bekleidet  sein 
kann  (y.wtri,  xaratrvZ,  galea),  oder  der  ritterliche  grosse 
Helm  (xoQvg,  KQavog,  cassis).  Hier  unterscheidet  man  wieder  3 
den  im  Peloponnes  gebrauchlichen  Helm  (das  xoavoq  Kooiv- 
&iovQy{$),  mit  einem  Visir  mit  Augenlochern ,  welches  nach 
Belieben  iiber  das  Gesicht  herabgeschoben  und  zuruck- 
geschoben  werden  konnte;  und  den  in  Attika  und  ander- 
warts  iiblichen  Helm  mit  einem  kurzen  Stirnschilde  (otsydvri)  4 
und  Seitenklappen.  Der  dem  Ringpanzer  (arQEnro?)  entgegen- 
stehende  feste  Panzer  (crddiog  ^wpa|),  bestehend  aus  zwei 
Metallplatten  (yvala)^  von  denen  die  vordre  oft  iiberaus 
zierlich  mit  getriebener  Arbeit  geschmuckt  ist,  ist  in 
Griechenland  gewohnlich  nach  unten  grade,  in  Romischen 
Werken  nach  der  Form  des  Leibes  rund  zugeschnitten 
(doch  gilt  die  Regel  keineswegs  durchgangig) ;  er  wird 
von  oben  durch  Schulterblatter  gehalten,  und  nach  unten 
durch  einen  Schurz  um  die  Lenden  (fw^a)  und  mit  Melall 

0.  Mu  ller's  Archaeolog'ie.     4.  Aufl.  32 


498  Formen  der  bildenden  Kunst.  [342] 


besetzte     Lederstreifen    (nrsQVfsg)    zweckmassig     verlangert. 

5  Auch  die  aus  elastischem  Zinn  geschlagenen  Beinschienen 

,    ocreae),     welche    unten    durch    den    Knochelring 
gehalten    werden,    waren    oft     von     zierlicher 

6  und   sorgfaltiger  Arbeit.     Der   grosse  Erzschild  der  Griechen 
(aanig>  clypeus),  sehr  bestimmt  unterschieden  von  dem  vier- 
eckigen    scutum    (&vQeog)    der    Romer,    ist    entweder    ganz 
kreisformig,   wie  der  Argolische,   oder  mit  Einschnitten  zum 
Durchstecken   und   Auflegen   der  Lanzen    versehen,   wie   der 
Boeotische.     Die  Homerischen   gefittigten  Tartschen  (laiotjia 
nTSQosvra)  werden  durch  Vasengemalde  anschaulich,  welche 
auch    die  Einrichtung   der  Handhaben    (fydvcu)   deutlich  er- 
kennen  lassen. 

1.  Die  Homerischen  cpcttot  (vgl.  Buttmann  Lexil.  II.  S.  240)  konnen 
wohl  in  den  aufrechtstehenden  Schildchen  erkannt  werden,  die  aufVasen- 
gem.  auf  den  Helmen  so  viel  vorkommen.  Ueber  die  Theile  des  alten 
Helms  Olenin  Observations  sur  une  note  de  Millin.  Petersb.  1808.  Ueber 
die  verschiedenen  Arten  der  Helme  Al.  d'Olenine  Essai  sur  le  costume  et 
les  armes  des  gladiateurs.  St.  Petersb.  1834.  4. 

3.  Den  Korinthischen  Helm  findet  man  gewohnlich  auf  Vasengem. 
des  alten  Styls,  z.  B.  Millin  I,  19.  33,  [Gall.  Omer.  II,  130],  an  den  Aeginet. 
Statuen,  an   der  Korinthischen  Pallas.  §.  369.   A.  4.    Poll.  I,  149  xgdvos 
BoKorovQyss  vorziiglich,  wie  andre  Waffenstucke  von  andern  Orten. 

4.  Panzer  von  zierlicher  Arbeit  aus  den  Grabern  von  Canosa  (Millin)  ; 
Helme,  Beinschienen  und  andre  Waffenstucke  mit  Bildwerken  (§.  311.  A.  3), 
Neapels  Ant.    S.  213  if.     M.  Borbon.  Ill,  60.     [Die    yvu^a,   Brust-    und 
Riickenstiicke,  sind  die  altere  Art  des  Panzers,  Pausan.  X,  26,  2;  Boettiger 
Vasengem.  II.    S.  73.     Hr.  Rittmeister  Maler  in  Baden  besitzt  ein  Paar  in 
seiner  merkwurdigen  Sammlung  alter  Waifen.J  Zierliche  Waffenstucke  von 
Statuen  Clarac  Musee  pi.  355.  356.  —  Ueber  Zoma,  Mitra  und  Zoster  be- 
sonders  II.  IV,  134   nebst  Aristarch;   fiber  die  msgwyts  Xenoph.  de  re 
equ.  12.    Die  Einrichtung  der  ganzen  Riistung  in  alteren  Zeiten  machen 
besonders  die  Vasengem.  deutlich,  Tischb.  I,  4.  IV,  20.  Millin  I,  39. 

6.  AUIG.  Ttrsg.  z.  B.  Tischb.  IV,  51.  Millingen  Gogh.  10.  [Welcker 
ad  Philostr.  p.  323.  756.  Wenn  die  Beziehung  dieses  Schildanhangsels 
auf  das  IKLG^LOV  richtig  ist,  so  irren  Millingen,  S.  Birch  u.  A.,  dass  dasselbe 
nirgends  erwahnt  werde.  Etwas  anders  sind  die  Decken  bei  Aristophanes 
Ach.  1136.  TK  GTQcofiUT*  co  TIKI  SfJGov  EH  Trj$  ccGTtidos.  Das  haiGiji'ov 
haben  drei  Giganten  in  der  Schlacht  bei  Luynes  Arases  pi.  19,  ein  Trompeter 
d'Hancarville  IV,  33.  Pariser  Ausg.,  Theseus  in  .Millingens  Anc.  uned. 


[343J  Behandlung  der  Gewander.  499 

Mon.  I.  pi.  19,  wo  es  auch  pi.  20  und  21  vorkommt,  und  in  den  Peint. 
de  Vases  pi.  49,  Theseus  auch  bei  Gerhard  Auserles.  Vasengem.  Tf.  165 
und  ein  Kampfer  gegen  Skythen  das.  166.  In  Marmor  und  an  dem 
Xanthischen  Denkmal  §.  128*.]  —  Die  genauere  Erklarung  der  Waffen  und 
Bekleidungen  der  Praetorianer  (?Bouill.  Ill,  63,  2),  Legionarien,  socii  u.  s.  w. 
an  Romischen  Siegesmonumenten  gehort  natiirlich  nicht  hierher. 


6.    Behandlung  der  Draperie. 

343.     Noch  wichtiger    als    die  Kenntniss    der   einzelnen  l 
Gewandstiicke   1st   eine  richtige  Vorstellung  von  dem   Geiste, 
in    welchem    die    alte  Kunst    die  Gewander   uberhaupt    be- 
handelt.     Erstens  durchaus  bedeutungsvoll,   so  dass  die  2 
Wahl  des  Gewandes,  die  Art  es  zu  tragen,   stets  auf  Cha- 
rakter  und  Thatigkeit  der  dargestellten  Person  hinweist,  wie 
besonders  bei  den  verschiedenen  Bekleidungsweisen  der  Gotter 
deutlich  gezeigt  werden  kann.    Zweitens  in  den  echten  Zeiten 
der  Kunst   durchaus   demKorper  untergeordnet,   die 
Bestimmung  erfullend,  die  Form  und  Bewegung  desselben  zu  3 
zeigen;    was    das    Gewand    selbst   in    einem   der   Zeit    nach 
grosseren  Umfange  zu  leisten  im  Stande  ist,    als  die  nackte 
Gestalt,  weil  es  durch  Wurf  und  Faltenlage  bald  die  der  dar- 
gestellten Handlung  vorhergehenden  Momente  errathen  lasst, 
bald  auch  das  Vorhaben  der  Person  andeutet.     Grade  die  4 
Gewander    der    Griechen,    welche   bei    ihrer    einfachen   und 
gleichsam  noch  unentschiedenen  Form  grossentheils  erst  durch 
die   Art   des  Umnehmens    einen    bestimmten   Gharakter   er- 
halten,  und  zugleich  einen  grossen  Wechsel  glatter  und  faltiger 
Parthieen  gestatten,  waren  von  Anfang  an  fur  solche  Zwecke 
geeignet;  aber  es  wurde  auch  zeitig  Kiinstlergrundsatz,  durch 
enges  Anziehn   der  Gewander    und  Beschwerung  der  Zipfel 
mit   kleinen  Gewichten  (QOIGXOI?)    die  Korperformen    iiberall 
moglichst    vortreten    zu  lassen.     Das  Streben   nach  Klarheit  5 
der  Darstellung  gebot  den  Kiinstlern  der  besten  Zeit  Anord- 
nung  in  grossen  Massen,  Unterordnung  des  Details  unter  die 
Hauptformen,  grade  so  wie  bei  der  Musculatur  des  Korpers. 

4.  ITQosTtTVGasTca  nlsvyaiGiv  agri-noMos  mars  removes  %irwv 
KTIKV  KKT  KQ&QOV,  Soph.  Trachin.  765.  Von  den  sogenannten  nassen 
Gewandern  Feuerbach  Vatic.  Ap.  S.  198.  'Eysvf-To  TOV  acofiuros  %KTonrQOv 
0  ZITCQV,  Ach.  Tat.  I,  1.  Jacobs  p.  404.  »Das  tausendfache  Echo  der 


500  Formen  der  tyldenden  Kunst.  [344] 

GestalU  Goethe.  Auch  die  vestes  lucidae  der  alten  Maler  (oben  §.  134. 
A.  2)  gehoren  hierher.  Die  kleinen  Gewichte  sieht  man  selbst  auf  Munzen, 
Mionnet  Descr.  PL  65,  7. 

5.  Vom  alteren  Draperie-Styl  §.  93;  vom  vollkommenen  118,  4;  vom 
spatern  204.  A.  2.  Die  starren  und  tiefen  Fallen  an  den  Gewandern  der 
Giustin.  Vesta,  des  Barberinischen  Apollon,  der  Musen  von  Venedig  mochten, 
wie  §.  96.  N.  11  angedeutet,  aus  architektonischen  Bedingungen  abzu- 
leiten  sein. 


C.    Von   den  Attributen  und  attributiven  Handlungen. 

1  344.     Unter    Attributen    versteht    man    untergeordnete 
Wesen  der  Natur,  oder  Produkte  menschlicher  Arbeit,  welche 
zur   Bezeichnung    des    Charakters    und   der    Thatigkeit    von 

2  Hauptfiguren  dienen.    Wesen  und  Dinge  dieser  Art  hangen 
nicht  auf  eine  so  innige  und  natiirliche  Weise  mit  geistigem 
Leben  und  Gharakter  zusamrnen  wie  der  menschliche  Korper; 
daher  Glauben,   Sitte,   iiberhaupt  positive  Einrichtungen  von 
der   Kunst    dabei    nothwendig    zum    Grunde    gelegt    werden 

3  mussen.      Jedoch    kam    auch    von    dieser    Seite    der    der 
Griechischen  Nation  eingeborne  Sinn  fur  edle  und  einfache 
form  und  die  grosse  Simplicitat  des  Lebens  der  Kunst  sehr 
zu    Hiilfe;    jede    Beschaftigung ,    Lage   und    Bestrebung    des 
Lebens  fand  in  gewissen  der  Natur  entnommenen  oder  durch 
Menschenhand  geschaffenen  Gegenstanden  eine  charakteristische 

4  und    iiberall   leicht   wiederzuerkennende  Bezeichnung.     Auch 
in  der  Schopfung  der  Symbol e,   wozu  die  den  Gottern  ge- 
heiligten  Thiere  eben   so,  wie  die  Gerathe  und  Waffen  der 
Gotter  gehoren,  hatte  sich,  neben  einer  religiosen  Phantasie 
und    einer   kindlichen    Naivetat    des    Denkens,    welcher   viel 
kiihnere  Verkmipfungen   frei    standen,   als  der  spatern  Re- 
flexion  (§.    32),    doch   auch  schon    ein    keimender  Sinn  fur 
passende  und  in  gewissem  Sinne  kunstmassige  Formen  offenbart. 

5  Wenn  nun  die  altre  Kunst  ihre  Figuren  hauptsachlich  durch 
die ,    oft    sehr   gehauften  Attribute  unterschied    (§.    68) :   so 
war  doch  auch  fur  die  gereifte  Kunstzeit  das  Attribut  eine 
sehr    erwunschte    Erganzung    und    nahere    Bestimmung   der 
durch  die  menschliche  Gestalt  im  Allgerneinen  ausgedruckten 
Idee;     und    die    allegorische    Bildnerei    (§.  406)     fand    hier 

6  manchen  willkommnen  Ausdruck  fur  abstrakte  Begriffe.    Oft 


[344]  Attribute.  501 

vereinigt  sich  mit  dem  Attribut  Hindeutung  auf  eine  bestimmte, 
aus  dem  Gultus  und  Leben  genommene  Handlung;  auch 
darin  hat  die  Griechische  Kunst  dieselbe  Leichtigkeit ,  mit 
Wenigem  Viel  zu  sagen.  Die  daraus  erwachsende  Sprache  7 
der  antiken  Kunst  bedarf  vieler  Studien,  da  sie  nicht  so  durch 
'das  natiirliche  Gefuhl  errathen  werden  kann,  wie  die  rein 
menschliche  Geberdensprache.  Auch  wird  die  Deutung  oft  8 
durch  den  Grundsatz  der  Griechischen  Kunst  (vgl.  §.  325) 
sehr  erschwert,  Alles,  was  nicht  die  Hauptfigur  betrifft,  unter- 
geordnet  zu  behandeln,  dem  Maasse  nach  zu  verkleinern, 
der  Sorgfalt  der  Arbeit  nach  hintanzusetzen :  welche  Hintan-  9 
setzung  der  Nebenwerke  iiberhaupt  so  weit  geht,  dass  bei 
kampfenden  Gotter-  und  Heroen-Figuren  die  Gegner,  nicht 
bloss  Unthiere,  sondern  auch  rohere  Menschenfiguren ,  haufig 
gegen  alle  Forderung  des  modernen  Kunstsinns,  welcher  mehr 
reale  Nachahmung  und  Illusion  verlangt,  verkleinert  werden, 
weil  die  edle  Gestalt  des  Gottes  oder  Heros  schon  fur 
sich  durch  ihre  Stellung  und  Bewegung  Alles  zu  sagen  im 
Stande  ist. 

1—4.  Schorn  Umriss  einer  Theorie  der  bild.  Kiinste  S.  21:  »Nicht 
immer  lasst  sich  die  Idee  vollig  im  Sinnlichen  ausdriicken  ;  deshalb  bedient 
sich  die  Bildnerei  ofters  der  Allegorie,  indem  sie  den  Begriff  nur  so  weit 
es  moglich  ist  in  der  Gestalt  andeutet,  alles  Speciellere  durch  Attribute 
bezeichnet.«  Da  die  Erklarung  der  Attribute  von  der  der  Gegenstande 
sich  am  wenigsten  trennen  lasst:  so  wird  der  Reichthum  derselben  hier 
nur  durch  eine  classificirte  Uebersicht  einiger  der  wichtigsten  angedeutet. 

Blumen  (Aphrodite,  Horen,  Zephyr) ;  Friichte,  Aepfel,  Granate,  Mohn, 
Wein,  Aehren;  Zweige,  Oliven  (besanftigend),  Lorbeer  (reinigend),  Palme 
(Sieg),  Kranze,  besonders  Eichen,  Pappel,  Epheu,  Wein,  Lorbeer,  Olive. 

Taenien  (ehrend,  auszeichnend  §.  340.  A.  4),  Infuln  arffifiara, 
(Heiligkeit),  Hiketeria  (Oelzweig  und  Infuln),  Kerykeion  (§.  379). 

Phialen  (Libation,  Zeichen  von  Segensgebeten  und  Dankfeier)  nebst 
Prochus  (§.  298.  A.  3);  Becher  verschiedener  Art ;  Krater  (Gastinahl) ;  Dreifuss 
(Apollodienst,  Mantik,  Agonen-Preis) ;  Lekythos,  Alabastron  (gymnastische 
Kraft,  weibliche  Anmuth  §.391.  A.  4);Kalathos  und  Modius  (Fruchtbarkeit). 

Skeptron  (herrschende  Wurde) ;  Dreizack  (Meeresgewalt) ;  Knotenstock 
(Hirtenleben) ;  Thyrsus;  Fackel  (Erhellung  der  Nacht,  Lebensflamme,  die 
Umdrehung  bezeichnet  Ausloschung,  die  zwei  Fackeln  einer  Persephone 
in  Paros  werden  in  der  Inschrift  C.  I.  n.  2388.  V.  9,  10,  die  eine  auf  das 


502  Formen  der  bildenden  Kunst.  [345] 

Licht,  fur  die  Freunde  des  Orts,  die  andre  auf  den  Feuerbrand  des  Un- 
glucks  fur  desscn  Widersacher  bezogen)  ;  Lanze;  Pfeil,  Bogen  (fernwirkende 
Gewalt)  und  Kocher  (Gegensatz  des  offnen  und  geschlossenen  §.  364); 
Tropaeon;  Ruder  (Schifffahrt;  mehr  allegorisch  Lenkung  uberhaupt); 
Aplustrum  (Schifffahrt). 

Rad  (schnelle  Bewegung,  Veranderung) ;  Wage  (§.406). 
Kithar  (friedliche  Heiterkeit,  Gegensatz  mit  dem  Bogen  §.  359,  4); 
Flote  (Bacchische  Lust);  Syrinx  (Landleben);  Kymbeln,  Krotalen  u.  s.  w. 
Spiegel    (weiblicher  Schmuck ,   aber   auch ,    allegorisch ,  Zeichen    der 
Erinnerung  §.  398),  Facher,  Schmuckkastchen;  Badegefasse;  Strigiln! 

Fullhorn  §.  433;  Aegis  (Zeus-ahnliche  Herrschaft  fiber  feindliche 
Elemente);  Gorgoneion  §.  65,  3;  Blitz  (weltbeherrschende  Macht);  Strahlen- 
kranz  (erscheinende  Gottheit,  Apotheose). 

Adler  (Augurium  des  Siegs,  der  Macht,  Apotheose);  Stier  (segens- 
reiche  Naturkraft);  Schlange  (heilende  und  verjtingende  Kraft  der  Natur, 
furchtbare  Gewalt  Chthonischer  Damonen);  Panther  (Bacchisches  Toben); 
Taube  (Vermahlung),  u.  dgl.  mehr. 

Greif  (verderbende  Gottergewalt) ;  Sphinx  (geheimnissvolle  Natur). 
Den  meisten  Stoff  fur  die  Lehre  von  den  Attributen  enthalt  Winckel- 
mann's  Versuch  einer  Allegoric,  Werke  II.  S.  427. 

Sprechende  Emblerne,  z.  B.  Namen  von  Magistratspersonen  durch  Go tter- 
symbole  angezeigt,  Visconti  im  Cabinet  Pourtales  p.  17.  [Namen  durch  gleich- 
lautende  Dinge,  Thiere,  Pflanzen  u.  s.  w.  angedeutet,  Welcker's  Syll.  Epigr.  Gr. 
p.  135  s.  Annali  del  Inst.  XIV.  p.  214.  Auf  die  Namen  von  Magistraten  spielen 
Thiere  an,  Bullet.  1841 .  p.  187,  auf  Demetrios  auf  seinen  Miinzen  Demeter  u.  s.  w.J 


II.    Von  der  Kunst  geschaffene  Formen. 

1  345.    Die    Conceptionen    der    antiken    Kunst    in    ihrer 
Bliithezeit  stehen  im  engsten  Zusammenhange  mit  dem  Raum, 
den  sie  einnehmen  und  anfiillen  sollen,  und  machen  daher 
meist  schon,  ehe  das  Auge  ihren  innern  Zusammenhang  auf- 
fassen  kann,  durch  die  allgemeinen  Umrisslinien ,  gleichsam 

2  durch  ihre  Architektonik,  einen  befriedigenden  Eindruck.    Die 
einzelne  Bildsaule  entwickelt  sich  geschichtlich  aus  dem  Pfeiler ; 
als  Mittelstufe  bleibt  die  Herme  stehen,  die  einen   mensch- 
lichen  Kopf  auf  einen  Pfeiler  setzt,  der  die  Proportion  der 
Menschengestalt  hat.    Indem  das  Leben  sich  weiter  erstreckt, 
gliedert  sich  die  Gestalt  bis  zu  den  Hiiften :  eine  Darstellungs- 
weise,  die  besonders  bei.Holzbildern  von  Landgottheiten  iiblich 


[435]       i  Herrne,  Buste,  Statue,  Gruppe.  503 

war,  aber  sich  auch  in  Stein  ofter  erhalten  hat.    Die  Buste,  3 
eine  Abbildung   des  Kopfs  bis   auf  die  Schultern,  bisweilen 
auch  mit  Brust  und  Leib,  ist  von  den  Hermen  abgeleitet;  sie 
erfullt  ihren  Zweck  am  besten,    und  wird  auch  am  meisten 
angewandt,  wo  es  auf  Portratbildung  ankommt.     Aber  auch  4 
die     vollkommen    ausgebildete    Statue,    welche    allein    zu 
stehen  bestimmt  ist,  verliert  nicht  ganz  ihre  architektonische 
Beziehung,  und  spricht  durch  Stellung  und  Lage  der  Glieder 
die  Gesetze  des  Gleichgewichts  aus,  am  einfachsten  das  alter- 
thiimliche  Tempelbild,  in  mannigfaltiger  und  lebendiger  Ent- 
wickelung  die  Werke  der  ausgebildeten  Kunst.     Verschiedene 
architektonische  Bestimmungen  mogen  auch  auf  die  Gestalt 
der  Statuen  mehr  Einfluss  gehabt  haben,  als  man  gewohnlich 
annimmt.    Die  Gruppe  vermag  auch  eine  heftige  und  ein-  5 
seitige  Bewegung  einer  Figur  durch  eine  entsprechende  und 
gegeniiber  gestellte  gleichsam  aufzulosen,  indem  sie  ihre  archi- 
tektonische Symmetric  im  Ganzen  hat.     Der  Mittelpunkt,  in 
dem  die  geistige  Bedeutung  sich  concentrirt,  wird  hier  auch 
durch  grossere  raumliche  Maasse  hervorgehoben ;  daran  reihen 
sich  die  Figuren  nach  beiden  Seiten  auf  entsprechende  Weise. 
Diese  F"orm  war  den  Griechen  schon  durch  die  Tempel-Fron-  6 
tons  (§.  90.  118.  119)  in  grosser  Ausbreitung  gegeben;  aber 
auch  die  gedrangteren  Gruppen   der  spateren  Kunst  (§.  156. 
157)  zeigen  diese  pyramidale   Grundform.     Um   die  nothige  7 
Einheit  zu  gewinnen,   wird  die  Hauptfigur  gegen  die  neben- 
geordnete  selbst  uber  das  natiirliche  Verhaltniss  erhoben,  am 
auffallendsten  in  den  Gotterbildern  des  Griechischen  Tempel- 
styls,  welche  auf  der  flachen  Hand  kleine  Figuren  von  Neben- 
gottern    oder    heiligen  Thieren   tragen.     Die  Symmetric    der  8 
rechts  und  links    sich  anschliessenden  Figuren   ist    nur   im 
alterthumlichen  Styl  eine  steife  Regelmassigkeit  (§.  90);  die 
ausgebildete   Kunst    gestattet    freiere   Abwechselungen ,    und 
bringt  dadurch,  dass  sie  die  einzelnen  Figuren  auch  zu  unter- 
geordneten  Gruppen  verbindet(§.  118.  126),  ein  mannigfaltigeres 
Interesse  hinein.    In   der  Gruppe ,  besonders  wenn  sie  uber  9 
zwei  Figuren  hinausgeht,  nahert  sich  die  Statue  dem  Basrelief, 
indem    alle   Figuren    in  einer   verticalen   Ebene    zu   stehen 
pflegen,  um  sich  fur  einen  bestimmten  Standpunkt  in  voll- 
standiger  Ansicht  zu  entfalten,   wobei  sie  kein  bedeutendes 


504  Formen  der  bildenden  Kunst.  [345] 

Stuck  des  Raums  unausgefullt   lassen,  aber  eben  so  wenig 
sich  mil  den  Gliedern  decken. 

1.  Der  sinnvolle   Ausspruch:  Tout  veritable  ouvrage  de  Tart  nait 
avec  son  cadre,   gilt  von  der  antiken  Kunst  besonders.    Ueber  die  schone 
Raumerfullung  der  alten  Kunstwerke  Goethe  Werke  XXXVIII,  S.  38.  XLIV. 
S.  155. 

2.  Vgl.  §.  67.    Es  gab  auch  Hermen  mil  Bronze-Kopfen  auf  Marmor- 
pfeilern,  Gic.  ad  Att.  I,  8.  Hermathene,  Hermeros,  Hermerakles  bezeichnet 
zunachst  eine  Herme  dieser  Gottheiten,   wobei    aber   auch   der  Kopf  de& 
Hermes  mit  dem  der  andern  Gottheit  vereinigt  sein  konnte.     So  bei  den 
Hermathenen  Cicero's  ad  Att.  I,  4  und  der  im  Capitol,  Arditi  Mem.  d.  Ace, 
Ercol.  I.  p.  1  ,  und   den  Hermeraklen  (Aristides  I.  p.  35  Jebb.)  PCI.  VIr 
13,  2  u.  auf  M.  der  g.  Rubria,  Morelli  n.  8.    Ein  Verzeichniss  von  Doppel- 
Hermen   giebt  Gurlitt  Archaeol.  Schr.  S.  218.    [Ein  andres  Vinet  Ueber 
den  Ursprung  der  doppelkopfigen  Bildung  Revue  archeol.  1846.  III.  p.  314, 
Es  gab  aber  auch  Doppel-Hermen  mit  demselben  Kopf  nach  beiden  Seiten, 
Lukian  de  Jove  trag.  43.]  —  Der  Hermes  Trikephalos  im  Vatican,  mit 
den  Kopfen  des  alten  Dionysos,  des  jugendlichen  Hermes,  der  Hekate,  und 
den   in  Relief   angefiigten  Bildchen   des  Eros,   Apoll   und    der  Aphrodite 
(Gerhard  Ant.  Bildw.  Ill,  41),  bezieht  sich  wohl  auf  die  Sitte,  Hermen  zu- 
gleich  als  Schranke  fur  schonere  Gotterbilder  zu  brauchen,  Etym.  M.  p.  146. 
[Eine  dreifache  Herme  in  Villa  Altieri   in  Rom  und   eine  weibliche  im 
Museum   zu  Venedig,    die   drei    K6pfe   gleich,    archaistisch  ,   mit   langen 
Flechten,  um  die  Herme  ein  Horentanz.]   Die  Dionysos-Hermen  batten  oft 
Arme,  um  Thyrsen,  Becher  zu  halten.    Die  holzernen  Priaps-Bilder  pflegten 
bis  zum  Phallos  menschlich  gebildet  zu  sein.    Vgl.  §.  383.  A.  3. 


3.  Biisten  heissen  nQOTopai,  aTrj&aQia,  thoraces,  busti  (in  mittel- 
altrigem  Ausdruck,  von  den  bustis  als  Grabdenkmalern).  Moglich,  dass 
die  Imp.  Caes.  Nervae  Traiani  —  imagines  argent,  parastaticae  cum 
suis  ornamentis  et  regulis  et  concameratione  ferrea  (Orelli  Inscr.  1596.  2518) 
an  Pilastern  angebrachte  Biisten  waren.  Busten  sind  am  gewohnlichsten 
von  Kaisern,  Philosophen  (§.  420,  4),  aber  auch  von  Gottern,  besonders 
Aegyptischen.  S.  Gurlitt  Biistenkunde,  Archaeol.  Schr.  S.  189.  A.  Wendt, 
Hall.  Encyklopadie  XIII.  p.  389. 


4.  Es  scheint,  dass  hierauf  auch  der  Gegensatz  der  UQ%UIU 
und  der  axo/Ufi  tgyct  in  der  vielbesprochenen  Stelle  Strab.  XIV.  p.  640 
zuriickzufuhren  ist.  Aehnlich  Broendsted  Voy.  II.  p.  163  N.  [Tyrwhitts  Emen- 
dation ZWjra  ist  von  F.  Jacobs  Vermischte  Schr.  V.  S.  465  ff.  und  im  Rhein. 
Mus.  1835.  III.  S.  351  f.  bestatigt.]  Bei  Cultusbildern  ist  eine  Hauptsache,  dass 
sie  der  Adoration  bequem  stehen  oder  sitzen  (evtSgoi  liTnlctAesch.  Sieben  301). 


[345  *J  Maske,  Clypeus,  Relief-Formen.  505 

Daher  auch   die  hingehaltenen  Pateren  (vgl.  Aristoph.  Ekkl.  782  mit  Gic. 
de  N.  D.  Ill,  34),  die  ein  wenig  geneigten  Haupter. 

7.  Beispiele  solcher  meist  colossalen  Gotterbilder :  Zeus-Olympios 
und  Homagyrios  (§.  350)  mit  der  Nike,  Hera  mit  dem  Lowen  (§.  352), 
Apollon  mit  den  Chariten  (§.  86),  dem  Hirsche,  dem  Katharines  (?  §.  359), 
Athena  mit  der  Nike  auf  der  Hand.  Vgl.  R.  Rochette  M.  I.  p.  263.  Auf 
Miinzen  Romischer  Zeit  tragen  Stadtegottheiten  die  Bilder  ihrer  Haupt- 
gotter  auf  solche  Weise. 

9.  An  die  auseinandergezogene  Stellung  der  Figuren  gewohnte  die 
Griechen  auch  das  Theater,  da  bei  der  geringen  Tiefe  des  Prosceniums 
die  Gruppirung  auch  hier  basreliefartig  sein  musste;  nur  Ekkyklemen 
boten  gedrangte,  effektvolle  Gruppen.  Vgl.  Feuerbach  Vatic.  Apoll  S.  340  ff., 
des  Verf.  Eumen.  S.  103.  Eine  interessante  Nebenform  waren  die  in 
einem  Halbkreise  geordneten  Figuren,  wie  der  Kampf  des  Achill  und 
Memnon  von  Lykips  (Zeus  von  den  beiden  Miittern  angefleht  in  der  Mitte, 
die  beiden  Kampfer  an  den  Ecken ,  acht  Griechische  und  Troische  Helden 
sich  entsprechend  dazwischen,  Paus.  V,  22,  2),  und  die  aus  kleinen 
Bronzefiguren  bestehende  Fusswaschung  des  Odysseus  aus  Ithaka,  Thiersch 
Epochen  S.  273.  445. 

345.*    Dieselbe  Ausfullung  eines    regelmassig  umschrie-  1 
benen  Raumes  1st  fiir  das  Relief  Gesetz.    Fur  die  erhobne 
Arbeit  ist  die  Maske  ungefahr  dasselbe,  was  die  Herme  fiir 
die  runde   Statue;    auch  hier   war   es    eine   architektonische 
Absicht,  Anfugung  eines  Gesichts  an  eine  Flache,  welche  dieser 
Form   ihre  Entstehung  gab.      Von   dieser  Art  war    das    an  2 
Mauern  und  Schilden  befestigte  Gorgoneion  (§.  65),    dessen 
urspriingliche  Grundform,  ein  Kreis,  auch  in  den  freien  Aus- 
bildungen  der  schonsten  Kunstbluthe  festgehalten  wird.    Auch  3 
Dionysos-Masken  heftete  man  so  an  Mauerwande,  und  wusste 
auch  in  diesem  Gotterkreise,  aus  dem  das  Maskenwesen  haupt- 
sachlich  hervorging,  durch  zweckmassige  Behandlung  des  Haars 
und  allerlei  Schmuck  eine  regelmassige  Ovalform  zu  gewinnen. 
Zunachst  stehen   die  S  c  h  i  1  d  e  (clypei) ,    welche  nach  einer  4 
Griechischen ,   aber  besonders  in  Rom   cultivirten  Sitte  mit 
Brustbildern    geehrter    Manner    (en    medaillon)    geschmuckt 
wurden.    Niemals  aber  kann^  bei   den  Alten  das  Relief  vor-  5 
kommen,   ohne  dass  ihm  die  Tektonik  eine  von  Aussen  be- 
stimmte  Flache,  an  Architekturtheilen,  Altaren  und  Grabpfei- 
lern,  Gefassen,  auszufiillen  darreichte,  und  jedesmal  weiss  die 
Kunst,  mit  naiver  Unbefangenheit  sich  diesen  aussern  Bestim- 
mungen  anzuschmiegen,  und  eigenthumliche  Arten  von  Grup- 


506  Formen  der  bildenden  Kunst.  [345*] 

6  pining  daraus  zu  gewinnen.  So  bei  den  run  den  Flachen 
von  Spiegeln,  Pateren,  die  in  der  Plastik  und  Malerei  fur 
gymnastische  Stellungen,  am  liebsten  aber  fur  Gruppen  sitzen- 
der  oder  gelehnter  Figuren  benutzt  werden,  wobei  die  vor- 
springenden  Rander  ohne  Scheu  als  Stiitz-  und  Anlehnungs- 
Punkte  in  Anspruch  genommen  werden.  Noch  mehr  Einfluss 
hatten  die  quadrat ischen  Felder,  welche  Metopen,  Grab- 
pfeiler,  auch  Votivtafeln,  und  die  langgezogenen  Streifen, 
welche  Friese,  Thronsitze,  Sarkophage  darboten.  Daraus 
entwickelt  sich  em  symmetrisches  Gegeniiberstellen  und  An- 
einanderreihen  von  Figuren  (§.  93),  welches  erst  in  Phidias 
Zeit  einer  mannigfachern  Figurenstellung  weicht,  immer 
aber  mit  grosser  Riicksicht  auf  gleichmassige  Raumbenutzung 
(§.118),  und  auch  spater  oft  noch  mit  genauem  Entsprechen 
der  beiden  Seiten  der  Darstellung  (wie  am  Denkrnale  des 

8  Lysikrates  §.  128.  A.  6).  Ein  dichtes,  schwer  zu  entwirrendes 
Gedrange  vieler  in  mehrere  Griinde  vertheilten  Figuren 
kommt  erst  auf  den  Sarkophagen  des  spatern  Romischen 
Styls  vor  (§.  207 ,  5) ,  wahrend  die  Malerei,  durch 
ihre  Mittel  besser  in  den  Stand  gesetzt,  die  Entfernungen 
zu  unterscheiden ,  wenigstens  schon  in  Makedonischer  Zeit 
die  Gruppen  oft  mehr  zusamrnenschiebt ,  wiewohl  auch  hier 
eine  vom  Basrelief  nicht  sehr  verschiedene  Composition  immer 
die  gewohnliche  blieb. 

1.  Ueber  die  Masken  Boettiger,  N.  Deutscher  Mercur.  1795.  St.  4. 
S.  337.  .v.  Koehler,  Masken,  ihr  Ursprung  u.  neue  Auslegung  einiger  der 
merkwurdigsten.  Petersb.  1833  (Mem.  de  1'Acad.  Imp.  des  Sciences  T.  II). 
Bei  den  hier  sinnreich  behandelten  Bacchischen  Masken  mit  dem  Bart 
aus  Blattern  der  nQosanig  und  andrer  Pflanzen  1st  auch  die  Abrundung 
des  Ovals  dadurch  in  Betracht  zu  ziehen.  Feuerbach  Vatic.  Apollo  S.  351. 
[Serie  di  mascheroni  cavati  dal  antico  la  prima  volta  R.  1781.  4.  Sechs 
Masken  in  gebrannter  Erde,  M.  Borbon.  VII,  44.] 

3.  Von  einem  Bilde  des  Dionysischen  Akratos  zu  Athen  Paus.  I,  2,  4. 
ngosmnov  sotiv  ol  povov  ivcpxoSoprjuevov  roi%(p.     Eine  Dionysos-Maske 
hielt  man  fur  Peisistratos  Bild,    Athen.  XII,  533  c.    In  Naxos  ein  TIQOS. 
des  Dion^Bakcheus  aus  Reben,  des  Meilichios  aus  Feigenholz,  Athen.  Ill,  78  c. 
Eine  solche  Maske  als  Bacchisches  Idol  auf  dem  Sarkophag  PioGl.  V,  18. 

4.  Clypei  des  Appius  §.  181.  A.  3.    Man  trug  sie  von  Staatsmannern 
auch  auf  Litteratoren  uber,  Tacit.  A.  II,  83;    daher  solche  in   Marmor- 


[345**]  Composition.  507 

nachbildung  nicht  bloss  von  Cicero  (Visconti  Ic.  Rom.  pi.  12)  und  Clau- 
dius (L.  274.  Glarac  pi.  162),  sondern  auch  von  Demosthenes  u.  Aeschines 
Vise.  Ic.  Gr.  pi.  30),  so  wie  Sophokles  und  Menander  vorkommen.  Vise, 
pi.  4.  6.  vgl.  T.  I.  p.  13.  Die  alten  Clypei  waren  von  Metall,  namentlich 
argentei  cum  imagine  aurea  (Marini  Atti  II.  p.  408),  aber  dabei  yganroi, 
picti  (Macrob.  Sat.  II,  3),  nach  obiger  Vermuthung  §.  311,  3  in  Tausia. 
Der  ^a^xsos  frmgu£  des  Timomachos,  auch  onlov  genannt,  der  an  den 
Hyakinthien  ausgestellt  wurde,  war  wohl  ein  solches  Schildbild,  Aristot. 
Schol.  Find.  I.  6,  18.  Vgl.  Gurlitt,  Archaeol.  Schr.  S.  199. 

8.    Vgl.  Goethe  XLIV.  S.   154.     Toelken   Ueber  das  Basrelief  und 
den  Unterschied  der  malerischen  und  plastischen  Composition.  B.  1815. 

345.**  Die  innern  Prinzipe  der  Composition  sind  unter  1 
alien  Theilen  der  Kunst  am  wenigsten  leicht  auszusprechen, 
da  sie  mit  der  eigenthumlichen  Idee  jedes  Kunst werks  aufs 
engste  zusammenhangen.  Sicher  ist,  dass  die  Bedeutungsfulle 
der  mythischen  Gestalten,  die  Leichtigkeit  sie  durch  Personifi- 
cationen  zu  erganzen,  die  Menge  und  Einfachheit  attributiver 
Bezeichnungen  und  die  feste  und  pracise  Bedeutung  der  Stel- 
lungen  und  Geste  der  alten  Kunst  die  Fahigkeit  verliehen, 
durch  wenige  und  einfach  gruppirte  Figuren  Viel  zu  sagen. 
Indem  Alles  in  dieser  Kunstwelt  in  menschlicher  Gestalt  seine  2 
Representation  und  in  leichtfasslicher  Bewegung  seinen  ein- 
fachen  Ausdruck  findet,  bedarf  die  alte  Kunst,  insbesondere  die 
Plastik,  gar  nicht  der  Darstellung  von  Menschen-Massen; 
auch  in  Schlachtengemalden  der  Makedonischen ,  und  in 
Triumphalreliefs  der  Romischen  Zeit  stehen  wenige  Figuren 
fur  grosse  Heere.  Eben  so  werden  (wie  in  Aeschylischen  3 
Trilogien)  grosse  Entfernungen  in  Ort  und  Zeit  fur  die  Be- 
trachtung  zusammengezogen,  und  die  weitentlegenen  Haupt- 
momente  einer  Kette  von  Ereignissen  ohne  aussere  Scheidung 
in  ein  en  Rahmen  gefasst.  So  ist  die  antike  Kunst  zwischen  4 
die  hieroglyphische  Bilderschrift  des  Orients  und  die  neuere 
auf  unmittelbares  Wiedergeben  der  wirklichen  Erscheinung 
gerichtete  Kunst  in  eine  gluckliche  Mitte  gestellt;  so  aber,  dass 
manche  ihrer  Erzeugnisse,  aus  der  Makedonisch- Romischen 
Zeit,  sich  dem  letztern  Bestreben  schon  bedeutend  nahern. 
Was  aber  die  allgemeinen  Mittel  anlangt,  wodurch  das  5 
menschliche  Gefuhl  in  eine  wohlthatige  Spannung  versetzt  und 
diese  in  einem  befriedigenden  Abschlusse  zur  rechten  Stimmung 


508  Formen  der  bildenden  Kunst.  [345**] 

der  Seele  zuriickgefuhrt  werden  kann :  so  hat  die  Griechische 
Kunst  von  fruhen  Zeiten  an  sich  dieser  bemachtigt,  und 
namentlich  den  Reiz  des  Contrasts,  friiher  durch  blosse 
Nebeneinanderstellung,  hernach  durch  natiirliche  Entwickelung 
der  Grundidee,  wohl  zu  benutzen  verstanden. 

1.  2.    Vgl.  Winckelmann  W.  IV.  S.  178  f.     [Rhein.  Mus.  1834.   II. 
S.  462  f.    465  f.     H.    Brunn    uber   den   Parallelismus   der   Compos,    alt- 
Griechischer  Kunstwerke,.  Neues'  Rhein.  Mus.  V.  S.  321.] 

2.  S.  hieruber,  ausser  vielen  archaeologischen  Remerkungen  zu  alten 
Sarkophagen  u.  zu  Philostratos  Gemalden,  Thiersch,  Kunstblatt.  1827.  N.  18. 
Toelken  Ueber  das  verschiedene  Verhaltniss  der  ant.  und  modernen  Malerei 
zur  Poesie.   R.  1821.     Schorn  Umriss  S.  26  uber  Pelops  und  Hippodamia 
nach  der  Reschreibung  des  Apollonius  mil  der  Remerkung  des  Scholiasten. 

5.  Schorn  die  funf  Streifen  am  Kasten  des  Kypselos  (§.  57)  sind 
nach  solchen  Motiven  mit  mythischen  Gruppen  ausgefullt;  namentlich 
wechseln  im  vierten  (welcher  mit  Ausnahme  des  Dionysos  12  Gruppen 
enthalt,  wie  der  zweite)  immer  Kampfscenen  mit  Gruppen  von  Liebenden 
oder  ahnlichen  Gegenstanden.  Und  wenn  man  den  Schild  des  Herakles 
bei  Hesiod  recht  anordnet  (im  innersten  Kreise  das  Drachenbild;  im 
zweiten  schmalen  Streifen  die  Eber  und  Lowen;  im  dritten  Kentauren- 
schlacht,  Gotterchor,  Hafen  und  Fischfang,  Perseus  und  die  Gorgonen;  im 
vierten  Streifen  uber  den  Gorgonen  die  Kriegsstadt,  gegeniiber,  also  iiber 
dem  Chor,  die  Friedensstadt ;  als  Rand  der  Ocean):  so  sieht  man,  dass 
die  beiden  Hauptstreifen  in  eine  Halfte  mit  friedlichen  und  eine  mit 
kriegerischen  Darstellungen  zerfallen,  die  in  einen  schonen  Contrast  mit 
einander  gebracht  sind.  Vgl.  iiber  Polygnot's  Rilder  §.  134.  A.  3. 


Dritter   Theil. 
Von  den  Gegenstanden  der  bildenden  Kunst. 

346.  Wie  die  bildende  Kunst  in  ihren  Formen  auf  Nach-  1 
ahmung  der  wirklichen  Natur :  so  1st  sie  in  ihren  Gegenstan- 
den auf  positiv  Vorhandenes  angevviesen ;  sie  kann  auch  keine 
geistigen  Wesen  aus  reiner  Willkur  schaffen,  sondern  muss 
von  der  Voraussetzung  und  einem  gewissen  Glauben  an  deren 
Existenz  gehoben  und  getragen  werden.  Diese  positiven  2 
Gegenstande  sind  nun  entweder  in  der  aussern  Erfahrung, 
oder  in  einer  Welt  geistiger  Anschauungen,  in  welcher  sich  die 
Nation  bewegt,  gegeben,  das  heisst,  entweder  geschichtliche 
Gestalten,  oder  Wesen  der  Religion  und  Mythologie,  welche 
den  Glauben  an  eine  reale  Existenz  ihrer  Gebilde,  den  die 
Poesie  an  sich  nur  momentan  hervorbringt ,  allein  auf  eine 
dauernde  Weise  zu  gewahren  im  Stande  sind.  Die  Gegen-  3* 
stande  der  letztern  Art  werden  bei  einem  kunstbegabten  Volke 
immer  die  Hauptaufgabe  sein,  weil  das  Kunst  vermogen  sich 
an  ihnen  freier  und  vollstandiger  in  aller  seiner  schaffenden 
Kraft  entwickeln  und  bewahren  kann. 


I.    Mythologische  Gegenstande. 

347.  Die  Griechen  waren  in  gewisser  Art  so  glucklich,  1 
dass  lange,  ehe  die  Kunst  zur  aussern  Erscheinung  gedieh,  der 
Genius  des  Volks  dem  Kiinstler  vorgearbeitet  und  die  ge- 
sammte  Kunstwelt  praformirt  hatte.  Das  mystische,  der  2 
Religion  so  wesentliche  Element,  in  welchem  wir  das  gott- 
liche  Dasein  als  ein  Unendliches,  vom  menschlichen  absolut 
Verschiedenes ,  welches  nie  Darstellung,  sondern  nur  Andeu- 
tung  vertragt,  ahnen  und  fiihlen  (§.  31),  war,  wenn  auch 
nie  vollig  verdrangt  (was  bei  einem  religiosen  Volke  nicht 
moglich  ist),  doch  besonders  durch  die  Poesie  in  den  Hinter- 
grund  geschoben  worden.  Die  Sagen ,  welche  das  geheime  3 


510  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [346] 

Walten  von  universellen  Naturmachten  in  oft  absichtlich  selt- 
samen  und  formlosen  Bildern  malen,  waren  den  Griechen 
schon  in  Homerischer  Zeit  zum  grossten  Theile  bedeutungslos 
geworden;  die  Festgebrauche,  welche  auf  diesem  Grunde  wur- 
zelten ,  wurden  als  alte  Garemonien  nach  vaterlicher  Weise 
fortgeubt;  die  Poesie  aber  verfolgte  den  ihr  nothwendigen 
Weg,  Alles  immer  mehr  nach  der  Analogie  des  menschlichen 
Lebens  durchzubilden,  womit  eine  heitre  und  zutrauliche  From- 
migkeit,  welche  den  Gott  als  menschlichen  Schiitzer  und  Be- 
rather,  als  Vater  und  Freund  in  aller  Noth  fasste,  sich  sehr 

4  wohl  vertragen  konnte.     Die  Sanger,   welche  selbst  nur  Or- 
gane    der   allgemeinen  Stimmung   waren,   bildeten   die  Vor- 
stellungen  immer   individueller  und  fester  aus,    wenn   auch 
freilich  Homer  auf  diesem  Wege  noch  nicht  zu  der  sinnlichen 
Bestimrntheit  gelangt  ist,    welche  in   den  Zeiten  der  Bliithe 

5  der  plastischen  Kunst  stattfand   (§.  65).     Als   nun  ihrerseits 
die  Plastik   dahin    gediehen   war,    die    aussern  Formen  des 
Lebens  in  ihrer  Wahrheit  und  Bedeutungsfulle  zu  fassen,  kam 
es  nur  darauf  an,  jene   schon  individualisirten  Vorstellungen 
in  entsprechenden  grossartigen  Formen  auszupragen.     Wenn 
auch  dies  nie  ohne  eine  ganz  eigenthumliche  Auffassung,  ohne 
Begeisterung  und  einen  Akt  des  Genie's  von  Seiten  der  Kiinst- 
ler  geschehen  konnte :  so  war  doch  die  allgemeine  Vorstellung 
der  Nation  von  dem  Gotte  da,  um  als  Priifstein  der  Richtig- 

6  keit  der  Darstellung  zu  dienen.     Fiihlte  sich  nun  diese  feste 
und  bestimmte  Vorstellung  von   dem   Gotte,    in  Verbindung 
mit   dem  feinen  Sinne  der  Griechen  fur  den  Gharakter  der 
Formen,  vollig  befriedigt:  so  erwuchsen  Normalbilder,  an 
welche  sich  die  darauf  folgenden  Kiinstler,    mit  jenem  Sinne 
der  Hellenischen  Nation,  welcher  von  orientalischer  Starrheit 
wie  von  moderner  Eigensucht  gleich  entfernt  war,  mit  leben- 
diger  Freiheit  anschlossen;  es  entstanden  Bildungen  der  Gotter 
und  Heroen,  die  nicht  weniger  innere  Wahrheit  und  Festig- 
keit  hatten,   als  wenn  die  Gotter  den  Kiinstlern   selbst  ge- 

7  sessen  hatten.     Alles  dies  konnte  nur  bei  den  Griechen  auf 
solche  Weise   sich  ereignen,    weil   nur  in  Griechenland  die 
Kunst  in  dem  Maasse  Nationalthatigkeit,  nur  die  Griechische 
Nation  im  Ganzen  eine  grosse  Kiinstlerin  war. 

3.     So  erschienen  den  Griechen  die  Gotterbilder  wie  eine  eigene  edler 


[348  J  Gotterideale.  51 1 

geartete  Nation ;  traten  sie  ins  Leben  ein,  wurden  alle  Andern,  sagt  Aristot. 
Pol.  I,  2,  als  Knechte  gegen  sie  erscheinen,  wie  die  Barbaren  gegen  die 
Hellenen. 

5.  Wie  die  Gotterideale  sich  dur.ch  treues  Festhalten  an  der  Volksvor- 
stellung  allmahlig  festgesetzt,  fiihrt  Dion  Chrysost.  XII.  p.  210  nicht  iibel  aus. 

6.  So  sind  natiirlich  auch  die  Gotterbilder ,   besonders  die,    welche 
durch  haufige  Nachahmung  gleichsam  kanonisch  wurden,    Denkmaler  der 
damals,  als  sie  entstanden,  herrschenden  Religiositat,  und  umgekehrt  hilft 
die  Kenntniss  der  letztern  die  Zeit  der  erstern   bestimrnen.    HeyneV  Ab- 
handlung,    de  auctoribus  formarum  quibus  dii   in  priscae  artis  operibus 
efficti  sunt,  Commentat.  Gott.  VIII.  p.  XVI,  beruht  auf  einem  treff lichen 
Gedanken,  der  in  erweitertem  Umfange  wieder  aufgenommen  werden  muss. 
Schorn  Umrjsse  S.  20:     »Diese  Getter  sind  menschliche  Individuen,    aber 
eine  fiber  alien  Kampf  erhabene  Unschuld   durchdringt  ihr  Wesen   und 
Handeln.«     Griineisen  Tiber  das  Sittliche  der  bild.  Kunst  bei  den  Griechen 
in  Illgens  Zeitschr.  fur  die  hist.  Theol.  Ill,  2.  S.  1    (gesunde  Sinnlichkeit 
fiihre  Elemente  der  Sittliclikeit  in  sich).    Vgl.  Tholuck  Litt.  Anzeiger  1834. 
N.  69.    Griineisen  fiber  bildliche  Darstellung  der  Gottheit,   vgl.   Tholuck 
das.  N.  68. 

348.     Am  vollkommensten  1st  im  Ganzen  diese  Thatigkeit  1 
bei    denjenigen    Gottern    durchgebildet    worden,    welche    am 
meisten  individualisirt  worden  sind,  d.  h.  deren  ganzes  Wesen 
am  wenigsten  auf  einen  Grundbegriff  reducirt  werden  kauri. 
Man  kann  allerdings  von  ihnen  sagen:  sie  bedeuten  nicht,  2 
sie  sind;  was  aber  nicht  darin  seinen  Grand  hat,  dass  sie 
jemals  Gegenstande  einer  aussern  Erfahrung  gewesen,  sondern 
nur  darin,  dass  diese  ideellen  Wesen  gleichsam  die  ganze  Ge- 
schichte  der  Griechischen  Stamme,  welche  sie  verehrten,  durch- 
lebt  haben,  und  in  ihrem  Gharakter  die  mannigfachsten  Ein- 
dru'cke  davon  tragen.    Eben  desswegen  haben  sie  in  der  Kunst 
die  hochste  Leibhaftigkeit,  die  am  meisten  energische  Person- 
lichkeit.    Dies  sind  die  Olympischen  Gutter,  der  hochste  3 
Zeus  mit  seinen  Kindern  und  Geschwistern. 

1.  Fiir  das  Folgende  sind  als  allgemeine  Hulfsmittel  zu  nennen: 
Montfaucon  Antiq.  expl.  I  (eine  hOchst  rohe,  aber  doch  noch  unentbehr- 
liche  Sammlung).  A.  Flirt's  Bilderbuch  fur  Mythologie,  Archaeologie  und 
Kunst.  2  Hefte  Text,  eben.so  viel  Kupfer.  B.  1805  n.  1816  in  4.  A.  L. 
Millin  Galerie  mythologique.  P.  1811.  2  Bde.  Text,  2  Kupfer  (190  Blatter). 
Deutsch  in  Berlin  erschienen.  Spence's  Polymetis  (eine  Vergleichung  von 
Kunstwerken  mit  Dichterstellen).  L.  1774.  f.  Die  leichtsinnig  und  un- 


512  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [349] 

kritisch  gefertigten  Sammlungen  von  mythologischen  Bildern,   mil  denen 
das  Publicum  immer  auf  s  Neue  getauscht  wird,  iibergehen  wir. 

3.  Gruppen  der  Zwolf-Gotter  des  Olympos  (nicht  immer  derselben) 
im  alten  Styl,  sind  oben  §.  96.  N.  16  genannt  worden;  das  wichtigste 
Denkmal  1st  die  Borghesische  Ara.  Eine  Borghes.  Vase  (Mon.  Gab.  16.  17; 
jetzt  im  L.  381.  Glarac.  pi.  171)  zeigt  die  Kopfe  der  Zwolf-Gotter,  will- 
kiirlich  geordnet  wie  es  scheint,  und  ihre  Attribute  als  Monatszeichen  mit 
Zodiacal gestirnen  combinirt.  Aphrodite  April,  Apollon  Mai,  Hermes  Juni, 
Zeus  Juli,  Demeter  August,  Hephaestos  Sept.,  Ares  Oct.,  Artemis  Nov., 
Hestia  Dec.,  Hera  Jan.,  Poseidon  Febr.,  Athena  Marz.  Elf  Gotter  urn  Zeus 
versammelt,  Relief  M.  Cap.  IV,  8.  G.  M.  pi.  5,  19.  [vgl.  Lersch,  Jahrb. 
des  Vereins  im  Rheinlande  IV.  S.  150.]  Pompejanisches  Gemalde  der 
Zwolf-Gotter,  in  einer  Reihe,  fiber  zwei  Geniis  loci,  Gell  pi.  76.  Kopfe 
vieler  Gotter  in  Medaglions,  Pitt.  Ere.  Ill,  50.  [Gerhard  fiber  die  zwolf 
Gotter  Griechenlands  mit  4  Kpft.  B.  1842.] 


A.     Die  Olympischen   Zwolfgotter. 
1.    Zeus. 

1  349.     Der  Himmelsgott  Zeus  gait  den  altesten  Griechen 
als  der  Vater  alles  Lebens  in  der  Natur.     Im  warmen  Fru'h- 
lingsregen  feiert    er  nach  der  Sage   der  Argiver  die  heilige 
Hochzeit  mit  der  Hera;    die  nahrende  Eiche  und  die  frucht- 
bare   Taube    bezeichneten    ihn    in    Dodona    als    Segensgott; 
und  in  Kreta   erzahlte  man  seine  Jugendgeschichte  ziemlich 

2  so  wie  an  andern  Orten  die  des  Bakchos.     Alte  symbolische 
Vorstellungen  deuteten  ihn  als  einen  zugleich  in  drei  Reichen, 
im  Himmel,  auf  Erden  und  unter  der  Erde  waltenden  Gott. 
Seine    Kunstform    erhielt   indess    Zeus    nicht    als    Naturgott, 
sondern  in   ethischer  Ausbildung  als  der  eben   so  huld-  wie 
machtvolle  Herrscher  und  Lenker  der  Gotter-  und  Menschen- 

3  welt.      Diese   Vereinigung  der  Eigenschaften   hatte  —  nach 
manchen  weniger  tiefgefassten  Vorstellungen  der  altern  Kunst 

4  —  schon  Phidias  zur  innigsten  Verschmelzung  erhoben  (§.  115), 
und  gewiss  war  er  es  auch,   der  die  aussern  Ziige  aufstellte, 
welche  alle  nachfolgenden  Kunstler,   nach   dem  Maasse  ihres 
Kunstvermogens ,    wiederzugeben  suchten  (vgl.  §.  140.  A.  3. 

5  158.  A.  1).     Dazu   gehorte    der    von    dem   Mittel    der  Stirn 
emporstrebende ,  dann  mahnenartig  zu  beiden  Seiten  herab- 


[349]  Zeus,  Ziige  seiner  Bildung.  513 

fallende  Haarwurf  (§.  330,  4),  die  oben  klare  und  helle, 
nach  unten  aber  sich  machtig  vorwolbende  Stirn,  die  zwar 
stark  zuriickliegenden  ,  aber  weit  geoffneten  und  gerundeten 
Augen,  die  feinen,  milden  Ziige  um  Oberlippe  und  Wangen, 
der  reiche,  voile,  in  machtigen  Lock  en  grade  herabwallende 
Bart  ,  die  edel  und  breitgeformte  offne  Brust  ,  so  wie  eine 
kraftige  aber  nicht  ubermassig  anschwellende  Musculatur  des 
ganzen  Korpers.  Von  diesem  Charakter,  welcher  den  meisten  6 
und  besten  Zeus-Bildern  eingepragt  ist,  weicht  auf  der 
einen  Seite  eine  mehr  jugendliche  und  sanfte  Bildung  ab, 
mit  weniger  Bart  und  mannlicher  Kraft  im  Gesicht,  welche 
man  gemeiniglich,  doch  ohne  sichern  Grund,  Zeus  Meilichios 
nennt;  auf  der  andern  kommen  Zeuskopfe  vor,  die  in  dem  7 
heftigeren  Lockenwallen  und  den  bewegteren  Zugen  einen 
gewissen,  obgleich  immer  sehr  gemilderten,  Ausdruck  von 
Zorn  und  kriegerischer  Heftigkeit  tragen,  und  den  kampfen- 
den,  rachenden,  strafenden  Gott  darstellen.  Am  furchtbarsten 
erschien,  nach  Pausanias,  in  Olympia  Zeus  Horkios,  der 
Eidracher,  mit  einem  Blitz  in  jeder  Hand. 

1.  S.  im  Allgemeinen  Boettiger's  Kunstmythologie  S.  290  ff.  und  die 
weitre  Fortsetzung  in  dem  nur  als  Manuscript  fur  Freunde  mitgetheilten 
Grundrisse.  Von  dem  issbs  yd(iog  der  Argiver  Welcker,  Anhang  zu 
Schwenck's  Etymol.-Mythol.  Andeutungen  S.  267.  Von  dem  Dodonaeischen 
'Z.  besonders  Voelcker  Mythol.  des  Japet.  Geschlechts  S.  83  ff.,  von  dem 
Kretischen  Hoeck's  Kreta  I.  S.  234  ff. 


2.  Von  dem  alten  Z.  TQiotp^aJifjios  Paus.  II,  24,  5,  'der  ilin  gevviss 
-richtig  erklart.    Der  Triopas,  der  so  bedeutungsvoll  im  Cultus  der  Chtho- 
,nischen  Gotter  vorkommt.  ist  wahrscheinlich  eben  dieser  Zeus  [von  diesem 
Zeus  abstrahirt]. 

3.  Des  Ageladas  Z.  von  Itliome   vermuthet  Mill  in  gen    (Anc.  coins 
4,  20,  vgl.  Mionnet  Suppl.  IV.  pi.  6,  22)  in  der  stehenden,  nackten  Z.-Figur, 
.mit  dem  Blitz  in  der  R.,  dem  Adler  auf  der  L.,  auf  Messenischen  M.    Im 
Borghesischen  Relief  erscheint  Z.  mit  Scepter  und  Blitz,  das  zierlich  ge- 
faltelte  Himation  um  Brust  und  Leib  geworfen,  der  Bart  spitz,    Flechten 
auf  den  Schultern.   Auf  dem  alterthumlichen  Relief  in  Wiltonhouse  (Mura- 
tori  Inscr.  I.  p.  35.     Boeckh  G.  I.  34)  tragt  Z.  sitzend  und  halbbekleidet 
einen  Adler  auf  der  L.    Im  alten  Vasenstyl,  sitzend,  spitzbartig,  mit  Blitz, 
z.  B.  §.  99.  A.  3,  11,  vgl.  die  Geburt  der  Pallas  §.  371,   des  Dionysos  384. 

5.     Die  bedeutendste  Statue,   doch  kein  Werk  ersten  Ranges,  der 
J.    Verospi    Race.    135.    PCI.  I,   1    [neuer  Artikel    in   den  Opere  div.  II. 

O.  Miiller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  33 


514  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [350] 

p.  423—25.]  vgl.  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II,  S.  .193.  [Der  Verospische 
Z.  wird  nach  Payne  Knight  weit  iibertroffen  durch  eine  Statue  des  Hr. 
Smith  Barry  in  Marbrook  Hall  in  Sheshire.]  Goloss  zu  Ildefonso  unbekannt. 
Golossale  Biiste  von  Otricoli,  auf  Unteransicht  berechnet.  PCI.  VI,  1. 
M.  Franc.  Ill,  1.  Noch  erhabner  die  colossale,  aber  sehr  zerstiickte  im 
Garten  Boboli  zu  Florenz,  Winck.  IV.  Tf.  1  a.  Eine  andere  in  der  Floren- 
tinischen  Galerie,  Winck.  IV.  S.  316.  Eine  schone  Biiste  in  Neapel. 
M.  Borb.  V,  9.  Schone  Maske  des  Zeus,  Bouillon  I.  pi.  67.  Zeus-Statuen 
Clarac  pi.  665-694. 

6.  Eine  schone  Biiste  der  Art  aus  der  Townley'schen  Sammlung  im 
Britischen  Museum,  Specimens  I,  31.   Auch  der  schone  Kopf,  der  auf  einem 
zusammengestiickten  Rumpfe  sitzt,   zu  Dresden  142,  Augusteum  39,  zeigt 
ahnliche  jugendliche  Formen. 

7.  So  der  Torso,  der  vorher  Mediceisch,  seit  Ludwig  XIV.  in  Paris 
ist.    L.  682.   [p.  3.]    M.  Nap.  I,  3.    Bouill.   I,    1.     Glarac  pi.  312.     [Ein 
Torso   im  Mus.  del   princ.  Biscari   p.  5   wird  von   Sestini  ausgezeichnet, 
Bartels  Br.  iiber  Sicilien  II,   S.  135.    Korper  eines  colossalen  Jupiter  ohne 
Kopf,  Millin  Voy.  au  midi  de  la  Fr.  pi.  69,  11.     Golossale  Herme  des  Z. 
aus  der  Kaiserzeit,   in  Sarskoezelo,   Koehler  im  Journal  von  Russland  I. 
S.  342.     Obere  Halbfigur  des  Zeus,  Mus.  Brescian.  tv.  35.]   Der  beriihmte, 
aber  auch  bezweifelte,   Cameo  in  der  Marcus-Bibl.  mit  dern  Kopfe  des  Z. 
Aegiochos  (Schriften  von  Visconti  und  Bianconi,  G.  M.  11,  36)   zeigt  eine 
schone  Mischung  von  Kampflust,    Siegstolz   und  Milde.    Zeus  Aegiochos 
lebensgrosse  Statue  in  Leiden,  Archaeol.  Intell.  Bl.  1836.    N.  47.    Einen 
ahnlichen  kiihnen  Lockenwurf  zeigt  der  Kopf  des  Z.  ZrQKrrjyos  von  Ama- 
stris,  Gombe  N.  M.  Brit.  9,  9.  10.  Ueber  Abweichungen  in  der  Haar-  und 
Bartbildung  des  Z.  Visconti  PCI.  VI.  p.  1.  2. 

1  350.     Die  sitzende  Stellung  der  Zeusbilder,   bei  welcher 
das    bis    auf   die  Huften    herabgesunkene  Himation   die    ge- 
wohnliche    Bekleidung   ist,    hangt   mit   der   Vorstellung  von 

2  ruhiger   Macht,    siegreicher    Ruhe   zusammen;    die    stehende 
(dydlpaTa  ogftd) ,   wobei  das  Himation  oft  ganz  entfernt  ist, 
oder  nur  die  Ruckseite  bedeckt,   fuhrt   den   Gedanken   von 
Thatigkeit  mit  sich,  Zeus  wird  dann  als  Schiitzer,  Vofsteher 
politischer  Thatigkeit,  oder  auch  als  der  durch  Blitze  strafende 

3  und  schiitzende    Gott  gedacht.     Bisweilen    findet   hier  auch 
eine  ganz  jugendliche  Bildung  statt,  wobei  man  an  den  noch 
kampfenden   und    noch    nicht   zur  Herrschaft  der   Welt   ge- 
langten  Zeus  denken  muss.    Doch  ist  auch  in  den  stehenden 
Zeusfiguren    immer    noch    viel    Ruhe;     ein    heftiges    Aus- 
schreiten    ist    der   Bildung    dieses   Gottes    nicht  angemessen.. 


[350]  Zeus,  verschiedene  Darstellungen.  515 

Die  Patere  als  Zeichen   des  Cultus,   der  Scepter  als   Symbol  4 
der  Herrschaft  ,    die  Siegesgottin    auf  der  Hand  ,    der  Adler, 
der  Bote  des  Zeus,   und  der  Blitz,  seine  Waffe,   die  Haupt- 
attribute.     Der  Kranz   des   wilden  Oelbaums  (xortvog)  unter-  5 
scheidet   den  Olympischen  Jupiter  von  dem  Dodonaenischen, 
der  den  Eichenkranz,  und  auch  sonst  viel  Eigenthumliches 
im    Haarwurf   und    der    Bildung    hat.      Darstellungen,    bei  6 
welchen  die  Naturbedeutung,   eine  mystische  Beziehung  oder 
das    Verhaltniss     zum    Weltsystem    hervorgehoben    werden, 
sind    verhaltnissmassig    selten,    meist    erst    aus    den    Zeiten 
der  sinkenden  Kunst  oder  aus  Asiatischen  Gegenden.   Wesent- 
liche  Abweichungen   bieten  die  barbarischen  Gottheiten  dar,  7 
die  nur  als  Zeus  hellenisirt  sind. 


1.  Sitzend  Z.  zu  Olympia,  wie  auch  sonst  als  NixrjcpoQOs,  Victor 
(Combe  N.  Brit.  6,  24.     G.  M.  10,  43.   177  b,   673);  marmorne  Statuette 
in  Lyon,   Z.  als  Olympics,  Clarac  pi.  397.  n.  665.    [Annali  d.  Inst.  XIII. 
p.  52.  tv.  D.];    Z.   Ephesios,    Mionnet   Suppl.    VI.    pi.  4.  n.  1.  vgl.  T.  III. 
p.  98.  n.  282.   Z.  Idaeos,  mit  Pallas  auf  der  L.,  auf  M.  von  Ilion,  M.  I.  d. 
Inst.  57  ;  ferner  der  Z.  mit  dem  Adler  auf  der  Hand,  der  nach  den  Miinzen 
eintm  Makedonischen  Heiligthum  (wahrscheinlich  Dion)   angehdrt;    auch 
der  Gapitolinische  mit  dem  Blitz  in  der  R.,    die  L.  am  Scepter,   Morelli 
N.  Fam.  Inc.   tb.  1,  1.     Impp.   Vitell.  tb.  2,  8.    Oefter   hat   der   Sitzende 
als  beruhigter  Donnerer  den  Blitz  auf  dem  Schooss,  Tassie  Cat.  I.  p.  86.  87. 
n.  941.   942,    auch  einen   Siegerkranz,    G.  M.  9,  44.    Ein  thronender  Z., 
welch  er  auch  durch  das  Stiitzen  der  rechten  Hand  gegen  den  Kopf  Ruhe 
ausdriickt,    in   einem   Pompej.    Bilde,   Zahn    26.     Gell  N.  Pomp.  pi.  66. 
M.  Borb.  VI,  52.    Ganz   bekleidet  die   Colossalstatue   des  Zeus  aus  Solus, 
mit   zierlichem  Fussschemel,    Serradifalco   Cenni   sugli  avanzi  di  Solunto 
tv.  3.    [Antich.  d.  Sicilia  T.  V.  tv.  38]  ;  Z.  auf  dem  Adler  sitzend,  Bronze 
von  Oberndorf,  hist.  Abhdl.  der  Miinchner  Akad.  Bd.  V.   Tf.  7. 

2.  Stehend  (wie  der  Z.  Nemeios,  Paus.  II,  20,  3)  und  vom  Himation 
umgeben  z.  B.  der  von  Laodikeiar  der  das  Skeptron  in  der  L.,  den  Adler 
auf  der  R.  hat,  auf  Eintrachts-M.    Minder    eingehullt  die  Jupiterstatuen, 
M.  Cap.  Ill,  2.  3.    Bouill.  Ill,  1,1.     Clarac  pi.  311.     Das  hierat.  Relief 
PCI.  IV,  2.     Zeus  Aetnaeos  auf  Munzen,  Bull.  d.  Inst.  1831.  p.  199. 

Ganz  unbekleidet  der  stehende  Z.  Homagyrios  '  der  Achaeer,  mit  einer 
Nike  auf  der  R.,  dem  Scepter  in  der  L.  N.  M.  Brit.  7,  15.  8,  6.  Stehender 
Jupiter,  wenig  bekleidet,  mit  Blitz  und.  Scepter,  Bronze  von  Besanqon. 
Cab.  Pourtales  pi.  3.  Von  vom  unbekleidet  oft  auf  Romischen  Munzen; 


516  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [350] 

als  J.  Stator;  als  Conservator  blitzwerfend  ,  mit  Scepter  G.  M.  9,  45. 
J.  Imperator,  mit  der  R.  auf  eine  Lanze  gestiitzt,  in  der  L.  den  Blitz,  den 
1.  Fuss  hoher  stellend,  auf  M.  des  Gommodus,  Pedrusi  V,  17  (vgl.  indess 
Levezow  Jupiter  Imper.  B.  1826.  S.  13).  [J.  Imperator  oder  Urios  auf 
einer  Miinze  von  Syrakus  und  in  einer  Statue  von  Tyndaris,  Abeken  in 
den  Annali  XL  tv.  A.  p.  62.  vgl.  0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  31.  Cave- 
doni  Bull.  1840.  p.  69.  110.]  Auf  der  Gemme  des  angeblichen  Onesimos, 
Millin  P.  gr.  2,  mit  Scepter,  Patere,  einen  Adler  neben  sich,  der  einen 
Kranz  im  Schnabel  tragt.  Scheme  Bronze  von  Paramythia,  ganz  ohne 
Draperie,  mit  Patere,  Spec.  I,  32;  [eine  andre  eben  daher,  auch  nackt, 
doch  mit  Ghlamys  auf  dem  Arm  das.  52.  53]  solche  Bronzefiguren  sind 
haufig,  der  Blitz  ist  gewohnlicher  als  die  Patere,  Ant.  Ere.  Vf,  1,  2. 
Athenische  M.,  wo  Z.,  mit  Blitz  und  Patere,  ein  wenig  vorschreitet, 
N.  Brit.  7,  1.  Statue  M.  Cap.  Ill,  4.  Bouill.  Ill,  1,  3. 

3.  Ein  unbartiger  stehender  Z.  mit   Blitz  und  Aegis  um  den 
linken  Arm  gewickelt,  mit  der  Beischrift  Nsiaov,  Gemme  Schlichtegroll 
Pierr.  grav.  20.  G.  M.  11,  38,  vgl.  Winck.  W.  V.  S.  213.   Ein  jugendlicher 
Z.    (Tinia)   mit   dem   Blitz  auf   dem   Ficoronischen  Etruskischen  Spiegel, 
Etrusker  II.  S.  44.   Unbartige  Z.  Bilder  bei  Paus.  VII,  24.  V,  24.   Z.  Hellenics 
bartlos  auf  Syrakus.   Miinzen;  auf  Romischen  (Stieglitz  Distr.  num.  fam. 
p.  35);  Gemmen  der  Art,  Tassie  p.  84.  n.  £86.  9 

4.  Auf  M.  von  Elis  (Millingen  Anc.   coins  pi.  4,  21)  lasst  Z.  den 
Adler  als  sein  Augurium  fliegen.   Auf  Gemmen  (Lippert  II,  4.  5.  Tassie  I. 
p.  87),   welche  den  Gegenstand  spielend  behandeln,   erh3.lt  der  Adler  von 
Z.  den  Kranz,  den  er  einem  Begunstigten  bringen  soil  ;  man  sieht  ihn  auch 
mit  Kranz   oder  Palme   im   Schnabel   den   Blitz  tragen.     Der  Adler   den 
Hasen,  die  Schlange  erlegend,  auf  Gemmen  und  Miinzen,  ist  ein  altes 
Siegs-Augurium.     Den  Blitz  halt  Z.  als  xarca/Sa'r???  in  der  R.,  auf  einem 
Felsen  sitzend,  den  Adler  zu  Fiissen,  auf  M.  der  Kyrrhester,   aus  der  Zeit 
der  Antoninen,  Mionnet  Descr.  V.  p.  135  f.    Burmann  de  Jove  KKTKI§KTT]. 
Auf  M.  von  Seleukia  in  Syrien  liegt  der  Blitz  als  Cultus-Idol  auf  einem 
Thron,   vgl.   Norisius   Ann.    Syromac.    p.   267.    Meist  wird  der  Blitz  als 
XSQKVVOS  a^jUarag,  oft  auch  gefiiigelt  gebildet. 


5.  Auf  Eleischen  Munzen  der  Kopf  des  Z.  Olympics  mit  dem 
Kotinos-Kranz  ,  auf  dem  Revers  der  Adler  mit  der  Schlange  oder  dem 
Hasen.  N.  Brit.  7,  17  ff.  Stanhope  Olympia  pi.  17.  Descr.  de  FEgypte  V. 
pi.  59.  Der  Olympische  Z.  wird  auch  durch  die  Sphinxe  der  Thronlehne 
(Paus.  V,  11,  2)  bezeichnet,  am  Parthenon,  in  dem  Relief  bei  Zoega,  Bass. 
1,  1.  Hirt  Bild.  II.  S.  121.  Tf.  14,  1.  (Zeus,  Alpheios  als  Mann,  Aelian 
V.  H.  II,  33,  Olympias,  Poseidon,  Isthmias). 


[350]  Zeus,  verschiedene  Darstellungen.  517 

Der  Dodonaeische  auf  Miinzen  des  Pyrrhos  bei  Mionnet  Descr. 
PI.  71,  8;  [diesen  erkennt  E.  Braun  Dekaden  I,  4  in  einer  mit  EichenJaub 
gekranzten  Herme  zu  Berlin];  die  thronende  Frau  mit  Polos  und  Scepter, 
welchedas  Gewand  nach  Art  der  Aphrodite  iiberdie  Schulter  zieht,  ist  gewiss 
die  Dodonaeische  Dione.  Auf  M.  der  Epiroten  sieht  man  die  Ko'pfe  des  Z. 
und  der  Dione  zusamrnen;  hinten  einen  Epirotischen  fiovs  &OVQIOS  IKQLVO?, 
N.  Brit.  5,  14,  vgl.  15.  Mionnet  Suppl.  III.  pi.  13.  Allier  de  Hauteroche  5,  18. 
Der  Gapitolinische  J.  ist  auf  den  Denaren  der  g.  Petilia  ohne  Kranz. 

6.  Z.  $/Atos,  als  Dionysos,  aber  mit  dem  Adler  auf  dem  Thyrsos, 
von  Polyklet  gebildet,  Pans.  VIII,  31,  2.    Auf  M    von  Tarsos  mit  Scepter 
oder  Blitz  in  der  R.,  Aehren  und  Trauben  oder  Becher  in  der  L.    Toelken. 
Berl.  Kunstbl.  I.  S.  175.     Auf  Pergamenischen ,  unter  diesem  Namen,  mit 
einer  Schale  in  der  R.,  Scepter  in  der  L.    Eckhel  Sylloge  p.  36.    Z.  ithyph. 
Boissard  VI,  127.    Glarac  pi.  404.   n.  692  c.;  Z.  mit  Friihlingsbliimen  im 
Kranze,  Panofka  Z.  und  Aegina  S.  6.    Z.  "Opfigios  aus  einem  Fullhorn  die 
Erde  beregnend  auf  einer  Ephes.  M.  von  Antonin  Pius,   Seguin  Sel.  Num. 
p.  154,  Eckhel  D.  N.  II.  p.  514.    J.  Pluvius  von  der  Col.  Anton.  G.  M.  9,  41. 
Z.  mit  Fullhorn  oft  auf  spatern  Miinzen.    Der  Z.  Apomyios  auf  Gemmen 
(Winck.  M.  I.  n.  13)  ist  jetzt  durch  Koehler,  Masken  S.  13,  richtiger  erklart. 

Z.  als  Mittelpunkt  des  Weltalls,  sitzend  mit  dem  Blitz,  von 
Sonne  und  Mond,  Erde  und  Meer  und  dem  Zodiacus  umgeben,  schone 
M.  max.  mod.  von  Nikaea,  unter  Antonin  Pius,  Mionnet  Suppl.  V.  p.  78. 
Aehnliche  M.  von  Sever  Alex.  Pedrusi  V,  21,  1.  Z.  Serapis  von  Planeten 
und  dem  Zodiacus  umgeben,  auf  Aegypt.  M.  unter  Antonin  Pius,  Mem. 
de  1'Ac.  des  Inscr.  XLI.  p.  522.  pi.  1,  11.  Gemme  bei  Lippert  I,  5.  Von 
Z.  als  Planet  §.  399. 

J.  exsuperantius  reich  bekleidet,  mit  Fullhorn  und  Patere  auf 
spaten  Reliefs;  auf  einer  Gemme  des  archaisirenden  Styls  Millin  Pierre 
grav.  3.  Hier  sitzt  auf  der  Patere  ein  Schmetterling.  Vgl.  Winck.  V. 
S.  229.  Verschleiert  (als  verborgnei1  Gott?)  in  der  Samischen  Terracotta, 
Gerhard  Ant.  Bildw.  I,  1;  PCI.  V,  2;  Lippert  I,  9;  Schale  von  Aquileja; 
zugleich  mit  Eichenkranz  und  geflugeltem  Blitz  ?  M.  Odesc.  33.  Ge- 
fliigelt  Winck.  III.  S.  180.  Von  Z.  Hades  §.  397.  Z.  Areios,  ganz  als 
Hoplit,  auf  Munzen  von  Jasos,  Miinchner  Denkschr.  f.  Philol.  I.  Tf.  4,  5. 
[Z.  ZXxKvos  auf  Miinzen  von  Phaestos  in  Kreta,  nackt,  sitzend,  eine  Taube 
haltend,  Pater  Sechi  Giove  FEAXANOZ  e  1'oracolo  suo  nel  antro  Ideo 
R.  1840  in  den  Atti  d.  Accad.  Rom.  di  archeol.] 

7.  Z.    ZTQUTIOS,    Aa§Qavdsvs,    von   Mylasa    und    den    Nachbar- 
stadten,  ein  alterthumliches  Idol  mit  Doppelbeil  und  Lanze,  ganz  bekleidet, 
s.  z.  B.  Buonarroti  Medagl.  tv.  10,  10.     Z.  A  mm  on   auf  M.    von  Kyrene, 
Aphytisund  andern  Griechiscben  Stadten,  Alexandreia,  Rom,  auf  Gemmen. 
Sehr  schSner  Kopf,   M.  von  Kyrene,   mit  Silphium ,  Mionnet  T.  IX.  pi.  7. 


518  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K. 

[Schoner  Kopf,  M.  PioGl.  V,  6.]  J.  Axur  oder  Anxur  von  Terracina, 
unbartig,  strahlenbekranzt ,  thronend,  auf  M.  G.  M.  pi.  9—11.  J.  Doli- 
chenus  §.  241.  A.  2.  Z.  Kasios  §.  240.  A.  1.  [Kopfe  des  Zeus  von 
Miinzen  sind  zusammengestellt  von  Glarac  pi,  1001.  1002,  wo  ein  loblicher 
Anfang  gemacht  1st,  die  Gesichtsbildungen  der  Gotter  von  den  Miinzen  zu- 
sammenzustellen.] 

1  351.     In    grossern  Gompositionen   erscheint   Zeus  theils 
als  Kind  dargestellt,  nach  dem  Kretischen  Mythus,  den  schon 
Hesiod  mit  den  gewohnlichen  Vorstellungen  verschmolzen  und 

2  ausgeglichen  hatte ;  theils  als  der  durch  den  Kampf  mit  den 
Giganten  (der  viel  eher  und  viel  mehr  besungne  Titanenkrieg 
war   kein   Gegenstand   fur    die   Plastik),    die   er  gewohnlich 
vom  Streitwagen  herab  niederblitzt,  die  Herrschaft  der  Welt 

3  sich    Sichernde.     Indem    nun   aber   Zeus   als    der  zur  Herr- 
schaft gelangte  Gott   selten  unmittelbar  in  die  Verwirrungen 
des  Lebens   eingreift:   so  bleiben  als  grossere  Darstellungen 
hier     nur     seine    Buhlschaften     iibrig,     die     zum    grossen 

4  Theil    aus    alter    Naturreligion    hervorgegangen    sind.      Bei 
der    Jo,    die    bald    als   Kuh,    bald    als    Jungfrau   mit   Kuh- 
hornern    erscheint,     und    bei    der    vom    Stier    getragenen, 
vom  Gewande  bogenformig  umflatterten  Gestalt  der  Europa 
halt   sich   die  Kunst  ziemlich  treu  an  die  alten  symbolischen 
Vorstellungen;    doch   bringt    sie    die   Europa    zum    Zeus   als 
Adler  schon  in  ein  lasciveres  Verhaltniss,  da  bei  der  Liebe 
des  Zeus  als  Schwan   zur  Leda  (einem  Lieblingspregenstande 
der  iippig  gewordenen  Kunst  in  Makedonisch-Romischer  Zeit) 
zu    einer    wenig    verhehlten    Darstellung    trunkener   Wollust 

5  wird.     Auch  zu  possenspielartigen  Darstellungen  gaben  Lieb- 

6  schaften    des    Zeus     der    Poesie    und     Malerei    Stoff.      Der 
Raub  des  schonen  Knaben  Ganymedes  bildet  eine  Art  Gegen- 

7  stuck    zur    Geschichte    der    Leda.    —   Unter    den  aus    dem 
Gultus   genommenen  Zusammenstellungen  des  Zeus  mit  an- 
dern    Gottheiten   ist    die   Capitolinische   Gruppe,    Juno    links 

8  und  Minerva  rechts  von  Jupiter,  besonders  wichtig.    Figuren 
von  Niken,  Moeren,  Ghariten,  Horen,  als  Parerga  von  Zeus- 
bildern,  sind  gleichsam  Auslegungen  seiner  erhabenen  Eigen- 
schaften  und  der  verschiedenen  Seiten  seines  Wesens. 

1.    Das  Zeus  kind   unter   der  Ziege  Amaltheia,    Rhea   dabei,  die 
Kureten  larmend.  auf  dem  vierseitigen  Altar  M.  Gap.  IV,  7.     G.  M.  5,  17. 


[351]  Zeus  in  Gruppirungen.  519 

[Das  Kind  auf  dem  Schoos  der  Nymphe,  und  das  Kind  auf  dem  Boden 
liegend  zwischen  und  unter  den  larmenden  Kureten  M.  d.  I.  Ill,  17. 
Ann.  XII.  tv.  k.  p.  141  und  Campana  Opere  di  plastica  tv.  1.  2,]  Das 
Kind  neben  der  Mutter  in  einer  Grotte,  Kureten  (Koiybanten)  umher,  auf 
M.  von  Apameia,  Mionnet  n.  270.  (Bossiere  Med.  du  Roi  pi.  29);  das 
Kind  von  larmenden  Kureten  umgeben  auf  Kaiser-M.  von  Magnesia  und 
"Maeonia  (Mon.  d.  Inst.  49  A  2;  vgl.  §.  395).  J.  Grescens  auf  der  Amal- 
theia  G.  M.  10,  18.  J.  und  Juno  als  Sauglinge  der  Fortuna  zu  Praeneste, 
Cic.  de  div.  II,  41.  vgl.  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  2.  Z.  als  Knabe  zu  Aegion. 

2.  Z.  Gigantomachos  zu  Wagen,  auf  dem  beruhmten  Cameo  des 
Athenion,  in  der  K.  Sammlung  zu  Neapel  (Bracci  Mem.  degli  ant.  Incisori 

I,  30.    Tassie  pi.  19,  986.    Lipp.  Ill,  10.  M.  Borb.  I,  53,  1.    G.  M.^9,  33), 
wovon  eine  Nachbildung  in  Wien  (Eckhel  Pierr.  grav.  13,  vgl.  Lipp.  1,  13); 
auf   einer  M.  des  Cornelius  Sisenna   (Morelli  Corn.  tb.  5,   6);    in   einem 
schonen    Vasengemalde   Tischb.  I,  31.     [Elite  cerarnogr.  I,  13;  Z.   einen 
Sperber  auf  der  Linken,  geht  mit  dem  Blitz  in  der  erhobenen  Rechten 
gerad  an  gegen  Porphyrion,  Vase  von  Vulci,   abgebildet  in  Dubois  Anti- 
quites   de  M.    le   C.    Pourtales  n.   123.  p.   27];  am  Peplos   der  Dresdner 
Pallas.    Z.  mit  einem  Giganten  handgemein,   auf  einer  Paste,  Schlichte- 
groll  23;    ahnlich  auf  einer  M.   Diocletians,    Walsh  Essay  on  anc.  coins 
p.  87.  n.  19.    Ueber  die  Giganten,   von  denen  Typhoeus  kaum  zu  unter- 
scheiden,  vgl.  §.  396. 

4.  Z.  Liebe  zur  J  o ,  der  Argivischen  Herapriesterin  und  urspriinglich 
Mondgottin,  interessant  dargestellt  in  dem  Vasenbilde,  Millingen  Coll.  de 
Cogh.  pi.  46;  man  sieht  das  Holzbild  der  Hera,  Jo  als  TtciQ&svos  POVKSQCOS 
(Herodot  II,  41),  Z.  noch  bartlos,  mit  dem  Adlerscepter.  Vgl.  §.  363,  2. 
Die  Jo-Kuh  von  Argos  bewacM,  auf  Gemmen,  M.  Flor.  I,  57,  3.  Lipp. 

II,  18.     Schlichtegroll  30.   vgl.  Moschqs  II,  44  und   §.  381.    Interessantes 
Wandgemalde  aus  Pompeji,  M.  Borbon.  X,  2.   Jo  (als  itctQ&evos  POVXSQO>$. 
vom  Nil  getragen  und  von  Aegypten,  welches  die  Uraeusschlange  in  der 
Hand  halt,  und  Aegyptiern,  welche  Sistra  schwingen,   begriisst.    Der  neu- 
geborne  Epaphos  sitzt  als  Horus  dabei  [nach  Quaranta  Harpokrates.    Die- 
selbe    Vorstellung   ist    nochmals    dort.]     Interessantes   Apulisches   Vasen- 
gemalde, Argos  mit  Augen  iiber  den  ganzen  Korper  bedeckt.     [Jetzt  bei 
Panofka  Argos  Panoptes  B.  1835.  Tf.  3.   Grosses  Vasengemalde  aus  Ruvo, 
mit  vielen  andern  Monumenten.  M.  d.  I.  II,  59.    Ann.  X.  p.  253—66  von 
Cav.  Gargallo  Grimaldi,  nebst  Verzeichniss  der  einschlagigen  Monumente 
p.  328,  vgl.  auch  p.  312  ss.  und  Minervini  im  Bull.  Napol.  III.  p.  42—46, 
der  auch  p.  73.   tv.  4  einen  Argus  biffons,   der  nur  aus  dem  Aegimios 
bekannt   war,  mit  Augen  am  ganzen  Korper,  bekannt  macht.    Zweimal 
diese  Erscheinung  an  archaischen  Vasen  in  der  Revue  archeol.  1846.  III. 
mit  Erklarung  von  Vinet  p.  309—20.    Die   Todtung   des  Argos  auch  auf 


520  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [351] 

einem.  Teller  jetzt  in  England,  Gerhard  Archaeol.  Zeit.  1847.  Tf.  2.  S.  18. 
S.  §.  381.   A.  7.] 

Liebe  zur  Euro  pa,  einer  Kretischen  Nacht-  und  Mondgottin  (Boettiger 
Kunstmythol.  S.  328.  Hoeck  Kreta  I.  S.  83.  Welcker  Kret.  Kolonie  S.  1  ff.) 
Europa  auf  dem  Z.  Stier,  alte  Bronzestatue  des  Pythagoras  (Varro  de  L. 
L.  V,  6.  §.  31).  Auf  M.  von  Gortyna  sieht  man  Eur.  vom  Stier  getragen 
(N.  Brit.  8,  12.  Boettiger  Tf.  4,  8),  dann  auf  der  Platane  am  Lethaeos 
sitzend,  welche  aus  diirren  Zweigen  sich  frisch  zu  belauben  scheint,  Z.  als 
Adler  neben  ihr  (N.  Brit.  8,  10.  11);  auch  schmiegt  sich  der  Adler  ihrem 
Schoosse  an  (Mionnet  Suppl.  IV.  pi.  10,  1):  woraus  wohl  auch  die  sog. 
Hebe,  Lippert  II,  16.  Schlichtegroll  38,  zu  erklaren  ist.  E.  den  Stier 
streichelnd,  alte  M.  von  Phaestos,  Streber  Miinchner  Denkschr.  Philol.  I. 
Tf.  2,  5;  E.  auf  der  Platane  M.  von  Myrine  (V.'M.),  Streber  das.  6.  7. 
Auf  dem  Stier,  mit  flatterndem  Gewand,  sieht  man  sie  auch  auf  spatern 
M.  von  Sidon  (SanClem.  15,  152.  153.  36,  6.  7.  N.  Brit.  12,  6),  und 
Denaren  der  g.  Volteia ,  Morelli  n.  6.  Vgl.  das  [gedichtete]  Gemalde 
(Achill.  Tatius  I,  1)  im  Grabmal  der  Nasonier,  bei  Bartoli  17;  die  Vasen- 
gem.  Millingen  Div.  coll.  25  [Elite  ce"ramogr.  I,  27;  ein  unedirtes  das. 
pi.  28];  Millin  Vas.  II,  6;  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  142.  [Gerhard  Auserl. 
Vas.  II,  90,  Vasi  Feoli  n.  3.  E.  auf  dem  Stier  wiederholt  auf  beiden 
Seiten,  eine  aus  Aegina,  jetzt  in  Miinchen,  eine  Amphora  aus  Ruvo  sehr 
schon,  Bull.  1844.  p.  94.  Das  Barberinische  Mosaik  bei  Turnbull.  Tf.  11 
und  bei  d'Agincourt  pi.  13,  8,  eines  von  Luceria,  Finati  M.  Borbon.  p.  334. 
Die  Vaticanische  Gruppe  bei  Glarac  pi.  406.  n.  695  ist  eine  Nike  fiov&v- 
Tovoa.  E.  auf  dem  Stier,  Eros  kranzt  sie,  ein  Hundchen  springt  vor  ihr, 
ein  Jiingling  mit  einem  Kranz ,  einer  mit  einer  Lanze  und  je  ein  Satyr  zu 
beiden  Seiten.  Kleine  Amphora .  bei  E.  Braun.  Bei  Turnbull  a  Treatise 
on  anc.  painting  1740.  pi.  8  ein  Gemalde  in  grossem  Styl,  E.  geraubt  mit 
acht  Zuschauern,  rneist  Madchen.]  Gemmen,  Beger  Thes,  Brand,  p.  195; 
Lipp.  I,  14  (15?);  Schlichtegroll29. 

Z.  als  Schwan  die  Led  a  umarmend.  G.  Fca  Osserv.  sulla 
Leda.  1802;  [ed.  2.  1821],  wo  sechs  ahnliche  Statuen  abgebildet  werden. 
M.  Flor.  Ill,  3,.  4.  [Millin  Mag.  encycl.  1803.  V.  p.  404.]  Der  Schwan  ist 
bei  diesen  Statuen  oft  einer  Gans  ahnlicher,  vielleicht  nietit  ohne  Hindeutung 
auf  Priapische  sacra  (Boettiger  Here,  in  bivio  p.  48).  Ad.  Fabroni  deutete 
deswegen  diese  Statuen  auf  die  von  einer  Gans  geliebte  Lamia  Glaucia. 
Grossartig  erfundene  Gruppe  St.  di  S.  Marco  II,  5;  ein  ganz  ahnliches 
Relief,  aus  Argos,  wird  im  Brit.  Museum  aufbewahrt.  [0.  Jahn  Archaeol. 
Beitr.  Tf.  1.  S.  6.  Zu  den  Statuen  der  Leda  mit  dem  Schwan  das.  S.  2 
kommen  noch  drei  hinzu,  ein  ziemlich  gutes  Exemplar  in  London  in 
Landsdownehouse  in  der  Statuen gallerie,  ein  andres.in  Oxford,  eines  aus 
Spanien  Antiqu.  Pourtales  n.  37.]  Clarac  pi.  411—13.  [Die  schonste 


[351J  Zeus  in  Gruppirungen.  521 

Composition  enthalt  ein  beschadigter  Mosaikfussboden  in  Xanthos,  wovon 
die  Zeichnung  bei  Sir  Fellows,  Leda  steht  iiberrascht  von  Gefiihl  und  Scham, 
die  Arme  von  sich  streckend,  an  ihrem  blauen  Peplos  pickt  der  Schwan.] 
Auf  Gemmen  in  sehr  verschiedenen  Stellungen  (Veneris  figuris)  Tassie  pi.  21 ; 
Lipp.  I,  16  ff.  II,  8  ff.;  Eckhel  P.  gr.  34.  —  Pitt.  Ere.  Ill,  89.  M.  Borbon.  X,  3. 

Z.  die  Antiope  umfangend,  auf  einem  Etruskischen  Spiegel,  Inghir. 
II,  17;  der  Satyr,  in  dessen  Gestalt  er  sie  beschlich,  steht  daneben.  Z.  selbst 
als  Satyr  dabei,  auf  Gemmen,  Lipp.  I,  11.  12.  Z.  als  Adler  die  A e gin  a  (?) 
raubend,  Vaseng.  Tischb.  I,  26.  Panofka  Zeus  und  Aegina  B.  1836.  An 
der  Berliner  Vase  Tf.  I,  1  [Elite  ceramogr.  I,  17]  wird  Aegina  mit  Hebe 
Ganymeda  vermischt  und  kosmisch  gedeutet,  ganz  ohne  Grand.  Tf.  II,  6. 
[Elite  I,  16]  a  us  Tischbein  I,  26.  Panofka  bezieht  darauf  auch  die  am 
Boden  sitzende  Figur  mit  einem  Adler,  »Sonnen-  und  Feuer-Adler,«  dar- 
iiber;  diese  Gemmen  sind  aus  der  letz^en  Zeit  des  Alterthums,  eher  die 
korperlosende  Psyche;  aber  s.  Tf.  II,  4;  die  Europa  auf  Miinzen  von 
Gortys  D.A.K.  I,  41,  186  sei  ThaHa-Aegina,  lauter  Spielereien.  [Vase  im 
Mus.  Gregor.  mit  den  Namen  von  Melchiorri  in  den  Atti  dell1  Accad.  Rom. 
di  Archeol.  VIII.  p.  389-434,  auch  bei  E.  Braun,  Ant.  Marmorwerke  I,  6, 
nebst  einer  ahnlichen  aus  der  Durandschen  Sammlung.  Zeus  in  Person, 
und  nebst  dern  Bruchstiick  eines  Reliefs  eigenthumlicher  Composition.] 
Der  goldne  Regen  der  Danae  in  einem  Pompej.  Gemalde,  Zahn  68. 
M.  Borb.  II,  36.  [Vase  des  Cav.  Campana  aus  Caere,  von  grossartiger  Zeich- 
nung, Danae  unter  dem  Goldregen,  Rv.  D.  in  dem  Kasten  eingeschlossen, 
ihr  Kind  auf  dern  Schooss,  Diktys  und  Polydektes  vor  ihr  stehend,  zu 
denen  sie  von  dem  Gefiihl  einer  Mutter  spricht  in  einem  Bruchstiick  des 
Euripides.  Bull.  1845.  p.  214—18.]  Ueber  die  Semele  §.  384. 

5.  Z.  und  Hermes  bei  der  Alkmene  einsteigend,  nach  einer  unter- 
italischen  Farce  auf  einer  Vase,   Winck.  M.  I.  190.    Hancarville  IV,  105. 
Vgl.  des  Verf.  Dorier  II.  S.  356.     Dieselbe  Scene,  aber  ohne  die  Attribute 
der  Gotter,   auf  der  bunten  Vase  M.  Pourtales  pi.  10,  Z.  auf  der  Leiter 
hinansteigend.    Auf  dem   Kasten  des  Kypselos.  sah  man  die  Gewinnung 
der  Alkmene  durch  einen  Becher. 

6.  Ueber  Ganymedes  §.  128,  1.     Einzelne    Statuen   PCI.    II,   35. 
Piranesi  21;  M.  Flor.  5   (sehr  erganzt).     Der  Raub  St.  di  S.  Marco  II,  7. 
Caylus  II,  47,  3.     Schlichtegroll    Pierr.    grav.    31.     Den    Adler   trankend, 
PCI.  V,  16,  oft  auf  Gemmen.  Lipp.  I,  21  ff.     Thes.   Ant.  Gr.  I,  V.    Zeus 
den  Gan.   kussend  auf  einem  Herculanischen    (oder  von  Mengs  unterge- 
schobnen)    Wandgemalde ,    Winck.  V.  Tf.  7,  vgl.   Lukian    Dial.    Deor.   5. 
Gan.  Unterweisung  durch  Aphrodite,  G.  M.  146,  533.   Clarac  pi.  107—110. 
M.  Borbon.  V,  37.     Impr.  d.  Inst.  Cent.  Ill,  4.     [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr. 
S.  12—45.     Statue  des  Ganyrned  oder  Paris,  angelehnt,  mit  dickem  Stab, 
Bouillon  II,  13.     Der  raubende  Adler   von   colossaler  Grosse,   d'Agincourt 


522  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [352] 

fragm.  en  t.  cuite  pi.  6.  Vasengemalde,  M.  Gregor.  II,  14,  2  aus  Passeri 
in  der  Elite  ceramogr.  I,  18,  G.  mit  Troches,  wie  in  dem  schonen  Paris- 
urtheil  einer  Amphora  in  Berlin  und  an  der  Vase  mit  Pelops  und  Oeno- 
maos  in  Neapel,  welchem  Zeus  nachlauft;  Bull.  Napol.  V.  tv.  2.  p.  17. 
Vase  von  Gnathia,  Z.  den  G.  mit  Trochos  erfassend.  Eros,  Hermes,  die 
ungeflugelte  Nike  kranzend;  noch  andre  Vasengemalde  werden  hier  ange- 
fiihrt;  Gerhard  Auserles.  Vas.  I,  7.  G.  gefliigelt  schenkt  ein,  Z.  und  Here 
thronencl,  Athene,  Poseidon,  Hermes;  Bull.  1847.  p.  90  an  einer  Kylix  G. 
als  Mundschenk  dienend.  An  einer  grossen  und  schonen  Amphore  des 
Baron  Lotzbeck  hat  Zeus,  der  dem  G.  nachschreitende,  wie  ein  Asiatischer 
Monarch,  Scepter  und  einen  breiten  prachtigen  Talar,  G.  mit  Trochos  und 
einem  Lieblingsvogel  unter  dem  Mantel  halb  versteckt,  1st  nach  einer 
andern  Vase  erganzt.  An  einem  grossen  Krater  in  Rom  der  Knabe  fliehend, 
ein  Schwan  gierig  ihm  nachlaufend,  gegeniiber  der  Vater  mit  warnendem 
Finger;  dariiber  Zeus,  Eros,  Aphrodite  (Rv.  Dionysos).  Ein  kleines  Frag- 
ment entha.lt  FANYMHJHS  und.  einen  Schwanenhals.] 

7.  Die  drei  Cap.  Gotter  auf  M.  Trajan's,  Vaillant  Med.  de  Gamps 
p.  13.    In   einem   Fronton    (nach   einem   Relief?)    Piranesi   Magnificenza 
p.  GXGVIII.    Auf  Lampen  bei  Bartoli  II,  9   (wo  die  Capitol.  Gotter  als 
Beherrscher   des  Universums  gefasst   sind);    Passeri  I,  29.     Gemmen  bei 
Tassie  I.   p. .83.     Das    Relief  Bouill.    Ill,   62    zeigt   ein  Opfer   vor    dem 
Capitolinischen   Tempel,    nach   seiner  spatern  Korinthischen  Architektur. 
Die     Symbole    der    drei    Gotter    zusammen    auf   einer    Gemme,    Impr. 
d.  Inst.  II,  66. 

8.  Den   Thron  des  Olympischen  Z.  stiitzen  Niken,    das   huldvolle 
Haupt    umgeben    auf  der    Rucklehne    die    Chariten    und   Horen;    ebenda 
standen  bei  dem  Megarischen  Z.  (Paus.  I,  40,  3)   die  Horen  und  Moeren. 
[Z.  u.  Nike  Stackelb.  Graber  Tf.  18.     Elite  ceramogr.  I,  15.  23,  oder  Hebe 
20.  21.    Z.  und  Hera  thronend,  Hermes  und  Dionysos  hinter,  Hestia  und 
Ariadne  vor  ihnen  stehend,  das.  pi.  22.] 


2.    Hera. 

1  352.     Hera    war   in    mehrern    Heiligthumern    Griechen- 
lands,   welche  indess  alle  von  Argos  abzustammen  scheinen, 
das  dem  Zeus  entsprechende  weibliche  Wesen,  die  Frau  des 

2  Himmelsgottes.     Die  Ehe  mit  ihm,    welche   die  Quelle  des 
Natursegens   ist,   macht  ihr  Wesen  aus;   in  Bezug  auf  diese 
wird  Hera  in  den  Sagen  auf  verschiednen  Stufen  als  Jung- 
frau,    Braut,    Eheweib,    auch    vom    Gemahl    getrennt    und 
ihm   widerstrebend   gefasst;   die  Gottin  selbst  wird  dadurch 

3  zur  Ehegottin.    Als  echte  Ehefrau  (xovgidlri  a^og)  im  Gegen- 


[352]  Hera.  523 

satze  der  Concubinen,  zugleich  als  machtige  Gotterfurstin, 
erhielt  sie  bei  den  alten  Dichtern  einen  stolzen  und  herben 
Gharakter ;  den  indess  die  bildende  Kunst,  welche  die  schroffe- 
ren  Zuge  der  alterthumlichen  Poesie  nicht  aufnehmen  durfte, 
nur  in  so  weit  festhalt,  als  es  sich  mit  der  edelsten  Vor- 
stellung  der  Zeusgemahlin  vertrug.  Seit  alten  Zeiten  war  4 
der  Schleier,  welchen  die  dem  Manne  verlobte  Jungfrau 
(vvpyevopt'vri)  zum  Zeichen  ihrer  Trennung  von  dem  iibrigen 
Leben  umnimmt ,  das  Hauptattribut  der  Hera ;  in  alten 
Holzbildern  verhullte  er  oft  [auch  in  Argos  vor  Polyklet] 
die  ganze  Gestalt;  auch  Phidias  charakterisirt  die  Hera,  am 
Fries  des  Parthenon,  durch  das  Zuriickschlagen  des  Schleiers 
(die  brautlichen  dvaxa/.vnriJQia).-  Dazu  kommt  die  in  alten  5 
Idolen  mehr  kreisformige ,  dann  an  den  Seiten  tiefer  ein- 
geschnittene  Scheibe ,  jene  nennt  man  Polos,  diese 
Stephane;  die  Golossalstatue  des  Polykleitos  und  andre 
altre  Tempelstatuen  hatten  dafur  eine  Art  von  Krone, 
Stephanos  genannt ,  mit  den  Relieffiguren  der  Horen 
und  Ghariten.  Diese  Statue  trug  in  der  einen  Hand  als 
Andeutung  der  grossen  Naturgottheit  die  Frucht  des  Granat- 
baums,  in  der  andern  einen  Scepter  mit  einem  Kukkuk  auf 
der  Spitze.  Das  Antlitz  der  Hera,  wie  es  wahrscheinlich  6 
von  Polyklet  festgestellt  war,  zeigt  die  Formen  einer  unver- 
ganglichen  Blu'the  und  Reife  der  Schonheit,  sanftgerundet 
ohne  Ueberfulle,  Ehrfurcht  gebietend  ohne  Schroffheit.  Die 
Stirn,  von  schrag  herabfliessenden  Haaren  umgeben,  bildet 
ein  sanftgewolbtes  Dreieck ;  die  gerundeten  und  offnen  Augen 
("HQri  fiowxig)  schauen  gerade  vor  sich  hin.  Die  Gestalt  7 
ist  bluhend,  vollig  ausgebildet,  durchaus  mangellos,  die  einer 
Matrone,  welche  stets  von  neuem  im  Brunnen  der  Jung- 
fraulichkeit  badet,  wrie  von  Hera  erzahlt  wurde.  Das  Gostiim  8 
ist  ein  Chiton,  der  nur  Hals  und  Arme  bloss  lasst,  und  ein 
Himation,  das  um  die  Mitte  der  Gestalt  liegt;  der  Schleier 
ist  in  Statuen  der  vollendeten  Kunst  meist  nach  dem  Hinter- 
haupt  zuruckgeschoben,  oder  auch  ganz  weggelassen. 

1.  Boettiger  Grundriss  der  Kunstmyth.  Abschn.  2.  [Elite  ceramo- 
graph.  I,  29—36,  wovon  die  meisten  Vorstellungen  zweifelhaft  oder  unbe- 
stimmt  sind.] 

4.     Auch  Homer,  II.  XIV,  175,  erwahnt  ausser  den  Haarflechten  und 


524  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [352] 

dem  eavov  mit  der  '^wvr]  noch  besonders  das  Argivische  Idol  §.  68.  A.  2. 
351.  A.  3  imd  das  weisse  sonnenlichte  Kredemnon  der  Hera.  Von  der 
Samischen  H.  des  Smilis  §.  69;  nach  alt-Griechischer  Bildung  1st  H.  eine 
wohleingehiillte  Figur,  deren  Himation  zugleich  den  Kopf  bedeckt  und  mit 
den  Hiinden  zierlich  festgehalten  'und  angezogen  wird.  So  auch  im 
hieratischen  Styl  (mit  Zeus  und  Aphrodite)  auf  dem  Relief  im  L.  324. 
M.  Franc.  II,  1.  M.  Nap.  I,  4.  Clarac  pi.  200.  Von  dem  Schleier  einer 
H.-Statue  spricht  auch  Libanios  "Exqpp.  22  (vgl.  Petersen  De  Libanio  II. 
p.  8)  in  Bezug  auf  die  Ehegottin  [Die  H.  des  Capitolinischen  Brunnens 
mit  den  zwolf  Gottern,  Mus.  Gapit.  IV,  22.  Meyer  und  Winckelm.  W.  III. 
Tf.  4.]  Die  Sirenen,  die  das  alte  Herabild  von  Koronea,  von  Pythodoros, 
auf  der  Hand  hielt  (Paus.  IX,  34,  2),  deuteten  wohl  auch  auf  den  Hyme- 
naeos.  Einen  Lowen  tragt  H.  auf  der  Hand  ,  wahrscheinlich  nach  einem 
Gultusbild,  auf  einer  Nolanischen  Vase,  Gerhard  Ant.  Bildw.  I,  33.  Sonst 
hat  sie  einen  Apfel  oder  eine  Granate  in  der  Hand  (auf  Vasen  von  Volci, 
Ann.  d.  Inst.  III.  p.  147),  auch  auf  dem  Scepter,  auf  der  Vase  §.99.  N.  5. 


5.  Die  Stephane  der  H.,  Athen.  V,  201  c.;  davon  wohl 

bei  Tyrtaeos;  fiber  die  Form  vgl.  oben  §.  340.  A.  4.  Sie  hat  immer 
Aehnlichkeit  mit  dem  Stirnschilde  des  Helms,  welches  auch  so  hiess.  Dei- 
Polos  in  dem  Samischen  Terracottabilde  bei  Gerhard  Ant.  Bildw.  I,  1. 
Von  dem  Stephanos  der  Polykletischen  H.  §.  120.  A.  2. 

6.  Hierbei  liegt  besonders   der   colossale  Kopf  des  Hauses  Ludovisi 
zum  Grunde;  s.  Winck.  W.  IV,  Tf.  7  b.    Meyer  Tf.  20.    Hirt  2,  5.    Aehn- 
lich  die  Biiste  von  Versailles  M.  Nap.  T.  I.  pi.  5.    Kopf  im  anmuthigeren 
Styl  aus  Pallast  Pontini  jetzt  im  Vatican  M.  d.  Inst.  II.  tav.  52.    Abeken, 
Ann.  X.   p.  20.     In   strengerer  Weise  (fiir  eine  feme  Ansicht  wahrschein- 
lich) mit   starkvortretenden,   scharfkantigen  Augenlidern  ein  Colossalkopf 
in  Florenz,   Winck.  IV.  S.  336.     Die  Stephane   hat  hier  die  runden  Aus- 
schnitte  und  Knopfe  auf  den  Spitzen,  wie  oft;  sie  ist  mit  Rosen  geschmuckt. 
Herakopf  von   Praeneste    mit    hoher  Stephane,    dem  Polos   ahnlich,    bei 
Guattani  M.  I.  1787.  p.  XXXIII.  Zwei  schone  Biisten  in  Neapel,  M.  Borb. 
V,  9.    [Ueber  die   eine,   von  der  merkwiirdigsten  Schonheit,  s.  H.  Brunn 
im  Bullett.  1846.  p.  122-28.]    Biiste  in  Sarsko-Selo,   [colossal,  wird  iiber 
die  Ludovisische  erhoben  von  Koehler  im  Journal  von  Russland  I.  S.  342  f. 
vermuthlich    der  Kopf,   der  in   Pantanello  gefunden  nach  Russland  ging, 
Dallaway  Anecdotes  of  the  arts  in  Engl.  p.  370.     Noch  zwei  andre  Kopfe 
in  Villa  Ludovisi,  Meyer  zu  Winckelm.  IV.  S.  334.     Einer  mit  der  Sphen- 
done,  Specimens  I,  24,  in  der  prelimin.  dissert.  §.  73  fiir  Atys  genomrnen. 
Kopfe  der  Hera  von  Miinzen  Clarac  pi.  1002.] 

7.  Von  Statuen  keine  der  allervorziiglichsten.     Bei  Clarac  pi.  414 
bis  423  viel  nicht  dahin  Gehoriges.     Die  Barberinische,  PCI.  I,  2.     [Opere 


[353]  Hera,  Italische  Formen.  Gruppirungen.  525 

div.  II.  p.  426.]  Piranesi  Statue  22  (der  Kopf  bei  Morghen  tv.  2,  3),  hat 
einen  milden  Ausdruck  und  eine  auffallende  Freiheit  des  Costiims.  Aehn- 
lich  die  von  Otricoli  PCI.  II,  20  Aus  den  Ruinen  von  Lorium,  mil 
Stephane  und  Schleier  PCI.  I,  3.  M.  Chiaramonti  I,  7,  mit  Stirnkrone, 
Schleiergewand  nach  hinten.  Ein  Kopf  Impr.  gemmar.  Cent.  IV,  5.  Die 
Capitolinische,  nicht  vollig  sichere,  aus  dem  Hause  Cesi,  bei  Maffei  Race. 
129.  M.  Cap.  Ill,  8.  M.  Franc.  II,  3.  Bouill.  I,  2.  Die  Farnesische 
M.  Borb.  II,  61.  [Mit  dieser  gariz  iibereinstimmend  eine  in  der  Gegend 
von  Ephesus  gefundene,  nicht  ganz  erhaltne  colossale  Statue,  die  nach 
Wien  gebracht  worden,  Kunstbl.  1838.  N.  35.]  Die  im  M.  Flor.  Ill,  2  ist 
sehr  erganzt.  Bronzefigur  mit  dem  Granatapfel  und  der  ausgezackten 
Stephane,  Ant.  Ere.  VI,  3  (n.  67  ist  schwerlich  Juno).  Relief-Figur  von 
edlem  Styl  PCI.  IV,  3.  Sitzende  Juno  auf  M.  von  Chalcis  unter  L.  Verus, 
HPA.  Eckhel  N.  Anecd.  tb.  X,  20. 

353.     Sehr     selten    ist    die    Darstellung    einer    Mutter-  i 
pflichten    iibenden    Hera;    die    konigliche    Matrone    hat    die 
Mutter   in  der  Vorstellung  der  Gottin  verdrangt.     In  Italien  2 
geht   die  Vorstellung   der  Juno   in   die  des  Genius  weiblicher 
Personen   uber,  welcher   auch  Juno  hiess.     Ueberhaupt  war  3 
die   Juno    eine  Hauptperson    der   Italischen    Theologie;    eine 
ganz   eigenthiimliche  Darstellungsweise   derselben,   die  Lanu- 
vinische   oder   Sospita,   konnte  auch  bei  den  Romern  nicht 
durch  Griechische  Kunst  und  Mythologie   verdrangt   werden. 
In  Darstellungen  des  menschlichen  Lebens  eingreifend  erscheint  4 
Hera    stets   als   die  Vorsteherin  des  Ehebundes,    als  Zeuxia 
oder  *Pronuba  das  Weib  dem  Manne  ubergebend. 

1.  Eine  saugende  H.  (sie  wird  an  der  Stephane  erkannt)  bei  Winck. 
M.  I.  14.  PCI.  I,  4;  ihr  Saugling  ist  nach  Visconti  Mars,  wie  auf  einer  M. 
der  Julia  Mammaea.     [Vase  mit  Hera  den  Herakles  saugend,  Bull,  Napol. 
I.   p.  6.] 

2.  So  scheint  die  Bronze  Ant.  Ere.  VI,  4  mit  hoher  Stephane,  Patere 
und  Fruchthorn,   von  einem  gewissen  individuellen  Ausdruck,  die  Juno 
einer  bestimmten  Matrone   darzustellen.    Deswegen  hebt  auch  der  Pfau, 
der  wohl  in  Samos  der  H.  zuerst  geheiligt  wurde,  auf  Rom.  Kaiser-M.  die 
Kaiserinnen  (Juno  Augustae)  zum  Himmel,  wie  der  Adler  die  Kaiser. 

3.  Das  Costiim  der  J.  Sospita  ist  ein  Ziegenfell  um  den  Leib,  eine 
doppelte  Tunica,  calceoli  repandi,  Lanze  und  Schild.    Die  Gestalt  war  den 
R6mem  sehr  bekannt,   Cic.  N.  D.  I,  29,   und  ist  auf  Familien-M.  haufig, 
s.  oben  §.  196.   A.  4  u.  Stieglitz  N.  fam.  Rom.  p   39,   ofter  mit  der  die 
Lanuvinische   Schlange   futternden   Jungfrau.     Statue  PCI.  II,  21.  G.  M. 
12,  50.   vgl.   Gerhard  Beschr.   Roms  II,  II.    S.   229.    [Mus.   Capit.  Ill,  5, 


526  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [354] 

Lor.  Re  scult.  del  Mus.  Capit.  scala  tv.  2.  T.  I.  p.  207,  wo  die  von  Bottari 
weggelassene  Inschrift  am  Sockel  und  das  von  diesem  in  einen  Schleier 
verwandelte  Ziegenfell  hergestellt  sind.  Auch  an  der  grossen  runden  Ara 
in  Villa  Pamfili,  Winckelm.  W.  V.  S.  283.]  Kopf  der  J.  Moneta,  mit 
den  Instrumenten  zum  Miinzpragen  auf  dem  Revers,  auf  Denaren  der  g. 
Garisia.  —  H.  als  Himmelsko'nigin,  von  Sternen  umgeben,  thronend, 
Lipp.  I,  25.  Tassie  pi.  21.  Sogen.  Junokopfe  auf  Gemmen  sind  es  selten 
wirklich. 

4.  H.  als  Hochzeitsgottin  auf  Vasen  von  Volci,  Ann.  d.  Inst.  III. 
p.  38.  Auf  Rom.  Denkmalern  steht  J.  Pronuba  ofter  im  Hintergrund 
zwischen  Braut  und  Brautigam,  sie  zusammenfuhrend,  §.  429.  Gruppirungen 
mit  andern  Gottern:  Schones  Relief  von  Chios,  welches  Zeus  und  H. 
thronend,  nebst  einer  dritten  Figur  (Semele?),  darstellt,  Ant.  of  Ionia  I. 
p.  IV.  Mit  Zeus  und  Athena  §.  351.  A.  7.  Mythische  Zusammenstellungen 
§.  367.  A.  3.  378.  A.  4.  Dione,  die  Gottin  von  Dodona,?  Specim.  II,  23, 
Bronzefigur,  mit  einem  Vogel,  der  eher  einer  Numidischen  Henne  als  einer 
Taube  gleicht,  auf  dem  Kopfe. 


3.    Poseidon. 

1  354.     Poseidon  war  urspriinglich  der  Gott  des  Wassers 
im  Allgemeinen ,    insofern    dasselbe    als   ein  mannlich  wirk- 
sames  Princip  gedacht  werden  konnte;   er  war  auch  Fluss- 
und  Quellengott,  und  eben  deswegen  das  Ross,  welches  seit 
uralter   Zeit   bei   den   Griechen   in   enger  Beziehung   zu  den 

2  Quellen   stand,   sein  Symbol.     Diese  Vorstellung   des  Gottes 
1st  indess,   wenn   sie  auch  einzelne  Kunstdarstellungen  ver- 
anlasste,   doch  nicht  die  Grundlage  der  Kunstform  des  Po- 

3  seidon  im  Ganzen  geworden;    indem  schon  in  der  Homeri- 
schen    Poesie    bei  Poseidon   die  Vorstellung  des  Meergottes, 
und  eben   darum  die  eines  Gottes  vorherrscht ,    der ,    wenn 
auch  erhaben  und  gewaltig,   doch  ohne  die  ruhige  Majestat 
des  Zeus  ist,  vielmehr  in  korperlicher  und  Gemuthsbewegung 
etwas  Heftiges  und  Rauhes   hat,  und  einen  gewissen  Trotz 
und  Unmuth  zu  zeigen   gewohnt  ist,   der  in  seinen  Sohnen 
(Neptuni  filii)    zum    Theil    in    Roheit    und  Wuth   ausartet. 

4  Die  Kunst  musste  indess,   nach  ihrern  Zusammenhange  mit 
dem  Gottesdienst,   nothwendig  auf  den  gemeinsamen  Grund- 
charakter    aller    Gotter    zuriickgehn,    und    die    dichterische 
Vorstellung    darnach   mildern    und    massigen;    besonders    in 


[354J  Poseidon;  verschiedene  Formen.  527 

fruhern  Zeiten  1st  auch  Poseidon  meist  in  erhabner  Ruhe, 
und  selbst  im  Kampfe  in  sorgfaltiger  Bekleidung  clargestellt 
worden,  wiewohl  er  doch  auch  damals  schon  ganz  nackt  und 
in  heftiger  Bewegung  gebildet  wurde.  Die  Bluthezeit  der  5 
Griechischen  Kunst  hat  das  Ideal  charakteristischer  entwickelt 
(durch  welche  Kiinstler,  ist  unbekannt,  wa*hrscheinlich  be- 
sonders  in  Korinth);  sie  giebt  dem  Poseidon  bei  einem  etwas  6 
schlankern  Korperbau  derbere  Musculatur  als  dem  Zeus, 
welche  durch  die  Stellung  meist  sehr  hervorgehoben  wird, 
und  dem  Gesichte  eckigere  Formen  und  weniger  Klarheit  und 
Ruhe  in  den  Ziigen,  auch  ein  weniger  fliessendes  und  ge- 
ordnetes,  mehr  gestraubtes  und  durcheinandergeworfenes 
Haupthaar,  fur  welches  der  Fichtenkranz  eine  passende, 
wenn  auch  nicht  haufig  gebrauchte  Zierde  ist.  Die  clunkel-  7 
blaue,  schwarzliche  Farbe  (das  xvdveov)  wird  gewohnlich  dem 
Haupthaar,  oft  auch  der  ganzen  Gestalt  des  Poseidon  zuge- 
schrieben. 

2.     Ein  Poseidon  yEco^yo's,  mit  einem  Pfluge,  Joch,  und  Prora  stehend, 
in  einem  Gemalde  bei  Philostr.  II,  17. 

4.  P.  bekleidet,  dem  Zeus  sehr  ahnlich,  am  Z  wolfgotter- Altar ;  auf 
der  Vase    von    Volci    §.    356.    A.   4;    auch    beim    Kampf  mit   Ephialtes 
(§.  143,  1);  nackt  dagegen  der  von  Poseidonia  (§.  355,  3). 

5.  Aus  Phidias  Werkstatt  die  grossartige  Figur  in  dem  W.  Giebel 
des  Parthenon,  nach  Carrey's  Zeichnung  mit  ausgespreizten  Fiissen  stehend, 
mit  schwellenden  Adern  an  der  Brust,  §.  118.   [Marbr.  du  G.  Elgin  p.  20  f.] 
Von  zwei  Korinthischen  P.-Bildern,   auf  dem  Isthmos  und  zu  Kenchreae, 
§.  252.  A.  3.    Ein  P.  nebst  einer  Hera  zu  Korinth  gefunden,  Winck.  VI. 
S.  199,   in  Ildefonso  nach  Heyne's  Vorles.   S.  202.     In  Tenos  neun  Ellen 
hohe  Statuen  des  P.  und  der  Amphitrite  von  Telesias  dem  Athener,  nach 
Philochoros  p.  96. 

6.  Ein  P.-Kopf,  der  das  durcheinandergeworfene  Haar  zeigt,  vielleicht 
von  Ostia,   M.  Ghiar.  24.     Ausgezeichnet  der  am  Bogen   des  Augustus  zu 
Ariminum  (§.  190,  1,  II.).    Sehr   gestraubtes   und   wild  geworfenes  Haar 
hat  die  Bronze  eines  stehenden  und   sich  an  einen  Konlos  lehnenden  P. 
von  besonders  rauhem  Ansehn,  Ant.  Ere.  VI,  9.    Einen  trotzigen  Gharakter 
auch  der  Kopf  einer  Mediceischen  Statue,  Winck.  W.  IV.  S.  324.  Tf.  8  a. 
Einen  milderen  dagegen  (placidum  caput  in  der  sinnvollen  Stelle  Virgils) 
die  meisten  Kflpfe  auf  M.,  z.  B.  auf  der  der  Bruttier  (Noehden  1),  wo  P. 
ein  Diadem  hat,   wie  ofter  (Tassie  p.  180).     [Das  Meer  iiberschauend  auf 
Miinzen  von  Solunt.J    Die  erhabenste  Bildung  hat  der  Kopf  auf  den  M. 


528  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [355] 

des  Antigonos,  D.  A.  K.  52,  231.  [Clarac  pi.  1002.  n.  2723.  Eine  Maske 
in  buntem  Alabaster  in  Parma,  zeusahnlich,  trotzig,  mit  Rohrblattern  im 
Haar,  M.  d.  I.  III.  tv.  15,  4.  Ann.  XII.  p.  120.  Kopf  des  P.  d'Agincourt 
fragm.  en  terre  cuite  pi.  3,  Guattani  1784.  p.  XIV.  tv.  3.  Eine  Herme 
des  M.  Borbonico  Glarac  pi.  749.  B.] 

355.  Doch  sind  grade  bei  Poseidon  die  Modificationen 
des  Grundcharakters  auch  schon  in  Werken  der  altgriechisclien 
Kunst  so  bedeutend,  dass  man  das  Allgemeine  nicht  immer 
leicht  festhalten  kann.  Sie  hangen  eng  mit  den  verschiede- 
nen  Stellungen  des  Korpers  zusammen.  Hauptformen  sind, 
ausser  den  allgemeinen  und  bei  alien  Gottern  gewohnlichen 
Stellungen,  1)  des  grade  stehenden  und  2)  des  thronenden 
Gottes,  3)  der  nackte,  heftig  schreitende,  den  Dreizack 
schwingende  Poseidon,  der  Felsenspalter  und  ErderscMtterer, 
kvroaiycttog,  <js  lafy&oav  ;  4)  der  bekleidete,  und  schnell  aber 
sanft  iiber  die  Meeresflache  hinschreitende,  ein  friedlicher  Be- 
herrscher  des  Wellenreichs  ;  5)  der,  nackt,  das  rechte  Bein 
auf  einen  Fels,  eine  Prora,  oder  einen  Delphin  setzende,  sich 
darauf  lehnende  und  dariiber  hinausschauende,  ein  Sieger  im 
Kampf  und  Beherrscher  des  Untervvorfenen;  6)  der,  halb- 
bekleidet,  mit  geringerer  Erhebung  des  Fusses,  ein  wenig 
zuruckgelehnt  in  ruhiger  Wiirde  stehende,  wohl  ein  Befestiger 
und  Beruhiger,  d 


1)  Ein  P.  oe#ds  war  der  von  Kenchreae  mit  dem  Delphin 
in  der  R.,  Dreizack  in  der  L.,  und  der  P.  Helikonios  mit  dem  Hippokampon 
in  der  R.,  Strabon  VIII.  p.  384.    Statue  PCI.  I,  32,  G.  M.  91  nicht  vollig 
sicher  restaurirt.     [Glarac  pi.  743.  n.  1796.     Ein    andrer    der    Sammlung 
Coke  pi.  744.  n.  1796.  A.  pi.  749  B.  aus  den  bronzi  d'Ercol.J 

2)  P.  sitzend,  auf  M.  der  Boeoter,  mit  Delphin  auf  der  R., 
Triaena  in  der  L.,  bekranzt,   Mionnet  PI.  72,  7.    Meyer  Tf.  30  D.     Auch 
auf  M.  des  Demetrios  Pol.  mit  Aplustre,  Mionn.  PI.  70,  9. 

3)  'Pjf|£t   yovv   6    II.    rr\   TQiccivrj  r«  op??,   Philostr.  II,  14. 
»Die   rechte  Seite  war  dabei  zugleich  eingezogen  und  vorgeschoben  ;   nicht 
bios  die  Hand,  auch  der  ganze  Korper  drohte  den  Stoss.«    Die  Sprengung 
der  Berge  war,  nach  dem  Geiste  der  alten  Kunst,   auf  diesem  Gemalde 
anticipirt.    Vgl.    Claudian   R.   P.    II,    179.    Eben   so    erscheint   Poseidon, 
alterthumlich  ,   auf  den  numis  incusis  yon  Poseidonia,   Paoli  R.  di  Pesto 
tv.  58—62.  G.  M.  62,  293. 

4)  P.    so    wandelnd,    mit    Dreizack    und    Delphin    in    den 


[356]  Poseidon;  seine  Umgebung.  529 

Handen,  an  der  ^Candelaberbasis,  in  hieratischem  Styl,  PCI.  IV,  32. 
G.  M.  62,  297.  (Aehnlich  in  andern  hieratischen  Werken  Winckelm. 
M.  I.  n.  6.)  [Den  Dreizack  auf  der  Schulter,  Mon.  Matth.  III.  tv.  10,  1.] 
Vielleicht  der  77.  'EnoitTijs,  den  Paus.  erwahnt. 

5)  P.  das  r.  Bern  auf  einen  Pels  stellend,   kleine  Statue  bei 
L.  Guilford;    in  Dresden  312.   Aug.  47    [auf  einen  Delphin,   eine  andere 
Leplat  61,    August.  40,    bei  Clarac  pi.  743,    1798.  1795,  u.  im  Vatican 
pi.   744,    1797];   in   dem   Relief,   Zoega   1;    auf  den   M.    des   Demetrios, 
Mionnet  PI.  70,  10;   oft  auf  Gemmen  (Tassie  2540  ff.  Lipp.  I,  119).    Auf 
eine  Prora,    auf  Romischen  M.  z.  B.  des  Sextus  Pompejus  (§.  196.  A.  4), 
wo  er  das  Aplustre  in  der  R.  halt;  auch  auf  Gemmen.    Auf  einer  M.  des 
Titus,  G.  M.  56,  296,  hat  P.  als  Weltherrscher  den  Globus  zur  Unterlage. 
Auch  das  Bild  von  Antikyra  hatte  diese   Stellung;    hier   ruhte   der  Fuss 
auf  dem  Delphin;   die    andere  Hand   hielt  die  Triaena,   Paus.  X,  36,  4. 
Endlich   hatte   auch  das   Isthmische  Hauptbild   (Eckhel  P.  gr.  14)    diese 
Stellung;    hier  hebt   P.   mit   der  L.  ein  Gewandstuck,   welches   auf   den 
1.  Schenkel  fa'llt;  aus  dem  Felsen  rinnt  eine  Quelle. 

6)  Ein    solcber   P.    mit    einem   Zeus-ahnlichen    Charakter, 
zwar  spat,    aber  nach  einem    guten  Vorbilde  gearbeitet,    in  Dresden  135. 
Aug.  40.     P.  mit  Hippokampen  in  stolzer  Stellung  angreifend.     Miinzen 
Morelli  N.  Cons.   tb.  24,   14.     P.  Kopf  mit   zierlich   geflochtenem  Barte, 
ebend.  —  Eine  orientalische  Figur  war  der  P.  Satrapes  der  Eleer,    Paus. 
VI,  25,  6;  vielleicht  einerlei  mit  dem  Helios-Satrapes ,  Libanios  p.  293.  R. 

356.    Poseidon   hat    seinen    eignen   Kreis    von    Wesen,  l 
seinen  Olymp,    urn   sich,    in  dessen  Mitte   er   sich  befmdet, 
wie  Dionysos    in  der  der   Satyrn   und   Maenaden,    Zeus    in 
der  der  gesammten   hohern  Gotterwelt   (vgl.   §.  402).     Man  2 
sah  ihn  in  Statuengruppen ,    und   sieht   ihn  jetzt  besonders 
auf  kleinern  Kunstwerken,    mit   der  Amphitrite,    seiner  Ge- 
mahlin,  fur  das  Wasserreich  (denn  seine  eigentliche  Ehe  hat 
er  nach  altem  Glauben  mit  dem  Erdreich  geschlossen) ,   und 
seinem  ganzen   keck  und  phantastisch  gebildeten  Ghor.     Die  3 
Geliebte  des  Poseidon,    welche  zu  den  schonsten  Kunstvor- 
stellungen  Anlass  gegeben,  ist  die  Argivische  Danaos-Tochter 
und    Quellnymphe    Amymone,  -durch   welche    der  Gott    das 
diirstende  Argos  zum  wasserreichen  macht.     Bei  dem  Kampf  4 
mit  den  Giganten  zeigt  er  die  erderschiitternde  und  umwal- 
zende  Macht   seiner  Triaena ;    welche  urspriinglich   nichts  als  5 
eine  Harpune  fur  den  Thunfischfang ,  einen  fur  Griechenland 
sehr  bedeutenden  Nahrungszweig,  gewesen  zu  sein  scheint. 

0.  Miil  1  er 's  Arehaeologie.    4.  Aufl.  34 


530  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [356] 

2.  Werk    des    Skopas   zu   Korinth    §.    125,    5.     Grosse    Gruppe    im 
Tsthmischen  T.,    von  Herodes  geweiht,    P.  u.  Amphitrite  im  Chor  der 
Seedaemonen ,  Paus.  II,  1.    Qu.  de  Quincy  Jup.  01.  p.  372.     P.  mit  Am- 
phitrite auf  dem  Hippokampen-Wagen,  von  Tritonen  begleitet,  auf  Bronze-M. 
von  Korinth.    P.  und  die  Ampli.  auf  einem  Tritonen-Wagen ;  die  Okeanine 
Doris  mit  Hochzeitfackeln   und  Nereiden  mit  weiblichem  Schmuckgerath 
kommen  ihnen  entgegen:    schones  Relief  in  Miinchen   116.    Amph.  sitzt 
am  Giebel  des  Parthenon  hinter  P.;  auf  der  Schale  des  Sosias.  (§.  143,  3) 
neben  ihm,  mit  einem  Scepter  mit  Seegras.    Ihr  Kopf  mit  nackter  Schulter 
und  losgebundenen  Haaren   (auf  dem  Revers  Neptun   mit   Hippokampen 
fahrend)   auf  Denaren  der  g.  Crepereia,    Patin  p.  95,    welchen  Gemmen 
entsprechen,  M.  Flor.  I,  85,  1—4.    Auch  am  Bogen  zu  Ariminum.    P.  auf 
einem  Hippokampen-Wagen,   von  Tritonen   umgeben,    oft   auf  Gemmen 
(viele  neu),  Lipp.  I,  120—122.    Tassie  I,  p.  182.    Hirt  Tf.  2.    P.  auf  seinem 
Meergespann,  herrlicher  Stein,  Semilasso  in  Afrika  III.  S.  213.    Ueber  die 
Hippokampen  Voss  Mythol.   Br.  II.  S.  184.  221  ff.  —  Eine   sehr   schone 
Bronze  des  P.  bei  L.  Egremont  schien  mir  in  der  L.  den  Trident,  in  der 
R.  den  Ziigel  gehalten  zu  haben.    Amalth.  III.  S.  259.    [P.  und  Aphrodite 
mit  den  Namen  auf  einer  Quadriga,  Elite  ceramogr.  Ill,  15;  P.  Fliigelrosse 
fahrend,  Hermes,  eine  Gottin,  Gerhard  Auserles.  Yas.  I,  10,  Elite  III,  16; 
P.  auf  einer  Quadriga,   umher  Tritonen,   Nereiden,   Eroten  auf  Seerossen 
und  Delphinen,    Mosaikfussboden ,    Montfaucon  Supplem.  I,  27;    P.   und 
Amphitrite,  Zoega  Bassir.  tv.  1;   P.  rnit  Dreizack  und  einem  Fisch,   Ger- 
hard a.  a.  0.  Tf.  11.    Elite  III,  4,   P.  eben  so,   Athene,  Hermes  HI,  13; 
P.  den   Fisch   hinreichend   einem  Jiingling  (Pelops?)    Elite  III,    6.  7.  8. 
P.  Amphitrite,  mit  Namen,  urid  .  .  .  &NH,  auf  einer  Vase  sitzend,  eine 
Nymphe,   das.  pi.  27.    P.  mit  Dreizack  und  Fisch  und  Dionysos ,   beide 
reitend  auf  Stieren,  Gerhard  Tf.  47.] 

3.  P.  u.  Amymone,   Statuengruppe  in  Byzanz,   Ghristod.  65,    wo 
Amym .    sass  und  P.  ihr  als  Brautgabe  den  Delphin ,  das  Wassersymbol, 
darreichte.    Gemalde,  Philostr.  I,  8,  wo  P.  auf  Hippokampen  heranfahrend 
sie  iiberrascht,    ahnlich  wie  auf  Gemmen,    Bracci  tv.  100.  vgl.  Welcker 
p. -251.     Auf  andern   verleiht  P.  ihr   eben   die  Felsenquelle ,   Impr.  del 
1'Inst.  1,  64.     Auf  dem  Wandgem.  M.  Borb.  VI,  18  fliichtet  sich  Amym., 
vom  Satyr  erschreckt,  in  die  Arme  des  P.    Anders  wieder  auf  Vasengem., 
Millin  II,  20.    G.  M.  62,  294;  Boettiger  Amalth.  II.  S.  286;  Laborde  I,  25; 
[M.  d.  I.  IV,  14.  15,   Cav.  Gargallo-Grimaldi  Ann.  XVII.  p.  38.    P.  Amy- 
mone verfolgend  Gerhard  ^series.  Yas.  I,  11,  3.  65,  2.     Elite  ceramogr. 
Ill,  20—22.    P.  steht   vor  ihr  und  halt  ihr  einen  Fisch  bin  25,    sie  hat 
ihn  angenommen  23.  24,   er  spricht  zu  ihr,  die   auf  einer  Vase  sitzt  26. 
P.  Amymone,  Aphrodite,    Eros  mit  Namen  27.    Zwei  Vasen  mit  P.  die 
Amymone   verfolgend  bei   Barone   in   Neapel   beschreibt   Minervini   Bull. 


[356J  Poseidon;   seine  Umgebung.  531 

Napol.  II.  p.  61.  Das.  ist  p.  57.  tv.  3  eine  merkwiirdige  Vase  aus  Basi 
licata  edirt,  P.  und  Amymone  wie  thronend  unter  einem  Wassergewolbe, 
ein  Thalamos  wie  Philostratus  Im.  II,  8  einen  beschreibt.  P.  und  Amy- 
mone Gerhard  Etr.  Spiegel  I,  64.]  Amym.  mil  Dreizack  und  Krug,  Gemme 
bei  Wicar  G.  de  Flor.  I,  91.  Als  Jungfrauenrauber  erscheint  P.  auch  auf 
M.  von  Kyme  (Cab.  d'Allier  de  Hauteroche  pi.  13,  27)  u.  Adramyttion 
(Eckhel  Syll.  tb,  4?  3).  [P.  verfolgt  AI®PA,  die  einen  Korb  halt,  M. 
Gregor.  II,  14,  1.  Gerhard  Auserles.  Vas.  I,  12,  Elite  III,  5;  das.  pi.  19 
der  Korb  auf  dem  Boden  stehend;  sie  wird  bei  der  hauslichen  Arbeit 
iiberrascht.] 

4.  P.'s  Kampf  mit  Ephialtes  (§.  143,   1).     [Die  Vase  bei  Millingen 
Anc.  rnon.  I,  7.  8  auch  D.  A.  K.  I,  44,  208.     Elite  ceramogr.  I,  5.    Eine 
andere    bei   Millingen    pi.  9.     Elite   I,    6.]     Neptun,    NEQVNVS,   Berge 
spaltend,  Garniol  aus  Vulci,  Cent,  III,  3.    P.  zu  Rosse  mit  dem  Giganten 
Polybotes  kampfend ,  Paus.  I,  2,  4.    P.  den  Laomedon  verfolgend,  Etrusk. 
Bronzearbeit ,  Inghir.  Mon.  Etr.  III.  t.  17.  Ragion.  5.  —  P.  als  Nebenfigur 
bei  Europa  (§.  351.  C.  3)  und  Perseus  Gorgonen-Todtung  (§.  414).    Kampf 
mit  Pallas  §.  371.     P.  in   seinem   Reiche   thronend    und   den  Theseus 
bewillkommnend ,  dem  Amphitr.  einen  Kranz  reicht  (Paus.  I,  17,  3),  Vase 
von  Volci,  M.  I.  de  Inst.  52.    Eben  so  erklart  nach  Broendsted,    Ann.  V. 
p.  363.  Panofka.     [Luynes  Vases  p.  21.  22.  vgl.  Ann.  XII.  p.  253.    Ab- 
schied    des   Achilleus    von    seinem   Grossvater   Nereus.      Elite    ceramogr. 
Ill,  9.  10.]     Beim  Kampfe  mit  Pityokamptes  §.  412. 

5.  Ueber  die  Triaena,  fuscina,  Boettiger  Amalth.  II.  S.  306.   Aoy^a? 
in  Sophron's  Thynnotheras  Etym.  M.  p.  572.     Die  Triaena  erscheint  auf 
M.  yon  Tarent  (R.  Rochette  Lettre  a  Luynes  pi.  4,  37)   als  Thunfisch- 
Harpune.    P.  als  Thunfischwachter  auf  einem  Felsen  sitzend,  auf  Byzant.  M. 
P.,   Herakles,  Hermes  als  Vorsteher  einer  Thunfischwarte  in  dem  alter- 
thumlichen  Vasenbilde  bei  Christie  Gr.  Vases  pi.  12.  p.  81.    [G.  M.  n.  466. 
Elite  ceramogr.  I,  14.     Rathgeber  in  der  Zeitschr.  f.  A.W.  1839.  S.  333  ff. 
weist  den  sitzenden  Hermes  in  Miinzen  der  Seestadt  Carteia  nach.    Hr.  de 
Witte  sah  in  Athen  an  einer  Vase  des  Hrn.  Edm.  Lyons  einen  angelnden 
Hermes  und  versicherte  noch  eine  andere.  Vase   mit  dieser  Vorstellung  zu 
kennen.     Seltsam   ist  ein  Sardonyx  in  den  Engravings   of   the   principal 
statues,  busts  etc.  of  H.  Blundell  II.  pi.  151  mit  der  Unterschrift  Mercurius 
piscator  manium.    Der  angebliche  Mercur,  nackt,  mit  Chlamys,  ohne  alle 
Attribute,    halt  an  einem  Band  um  den  ausgestreckten  Arm  einen  halb 
aus  dem  Grund  hervorragenden  Mann   von  gleicher  Grosse;    eine  andere 
ahnliche  Figur  steigt  aus  dem  Grund  auf.]     Den  Thunfisch,   den  P.  bier 
in  Handen  halt,   reichte  er  in  einem 'alien  Gemalde  im  T.  der  Artemis 
Alpheioa  in  Pisatis,    dem  die  Athena  gebarenden  Zeus  dar,    Athen.  VIII. 
p.  346,   vgl.  mit  Strab.  VIII.  p.  343.  —  Thron  des  P.  auf  einem  Relief 


532  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [357] 

in  S.  Vitale  zu  Ravenna,    Schrift   von  Belgrade,    Cesena    1766.     Montf. 
Suppl.  I,  26.     G.  M.  73,  295. 


4.     D  e  m  e  t  e  r. 

1  357.    Demeter,   welche   in   dem   hier   befolgten   Zwolf- 
gotter-System ,  wie  in  mehrern  mystischen  Gulten,    mit  dem 
Poseidon  verbunden  wird,  ist  die  nahrende  Natur  als  Mutter 

2  gefasst.     Dies    ist    der    wesentliche   Grundzug   ihres    Gultus 
und  Mythus,  dass  sie  im  Verhaltniss  zu  einem  Kinde  gedacht 
wird,  dessen  Verlust  und  Wiedergewinnung  ganz  geeignet  ist, 

3  alle  Seiten  des    rniitterlichen  Gefuhls    zu   entfalten.     Diesen 
Gharakter  und  dies  Verhaltniss,   auf  rein  menschliche  Weise 
gefasst,  legt  die  ausgebildete  Kunst  ihren  Darstellungen  zum 
Grunde,  nachdem  die  fruhere  versucht  hatte,  mystische  Vor- 
stellungen  von  Naturverhaltnissen  in  zum  Theil  sehr  seltsamen 

4  Bildern  auszudriicken.     Obgleich   auch   in  Sicilien   beriihmte 
Bilder  der  Gottin  waren,    gebiihrt  doch   die  Ausbildung  des 
Ideals  der  Mutter  und  der  Tochter  wohl  grosstentheils  der 

5  Attischen,  zum  Theil  erst  der  Praxitelischen  Kunstschule.   Im 
Weihetempel  von  Eleusis   war  wahrscheinlich  eine  chrysele- 

6  phantine  Statue  der  erstern  Gottin.    Demeter  erscheint  matro- 
naler  und  mutterlicher  als  Hera,  der  Ausdruck  des  Gesichts, 
welches  nach  hinten  das  Oberkleid  oder  ein  Schleier  verhullt, 

7  ist  weicher  und  milder;   die  Gestalt  erscheint,  in  vollstandig 
umhullender  Kleidung,   breiter  und  voller,    wie   es   der  All- 
mutter   (nappi! TWQ  ,    KayyBvfreiQa)   ziemt.     Der    Aehrenkranz, 
Mohn  und  Aehren  in  den  Handen,  die  Fackeln,  der  Frucht- 
korb,  auch  das  Schwein  neben  ihr  sind  die  sichersten  Kenn- 

8  zeichen.    Nicht  selten  sieht  man  die  Gottheit  allein  oder  mit 
ihrer  Tochter  thronen;    doch  ist  man  eben  so  gewohnt,   die 
fruchtspendende  Gottin  iiber  die  Erde  hin  schreiten  zu  sehn. 

1.  Creuzer  Symbolik  Th.  IV.  Der  grosse  Gegensatz  in  derGriechischen  Re- 
ligionsgeschichte,  zwischen  dem  Cult  der  Ghythonischen  und  der  Olympischen 
Gotter,  ist  in  der  plastischen  Kunst  so  ausgeglichen,  dass  die  eigenthumlichen 
Empfindungen  des  erstern  keinen  rechten  Ausdruck  darin  gefunden  haben. 

3.  Von  der  schwarzen  D.  zu  Phigalia  §.  83.  A.  3.  Anstreifende 
altere  Darstellungen :  D.  (oder  Kora  ?)  mit  Zeus  als  Schlange,  auf  M.  von 


[357 J  Demeter;   Charakter  ihrer  Bildung.  533 

Selinus,  Torremuzza  tb.  66,  6 — 9.  D.  von  einer  Schlange  umwunden,  die 
Fiisse  auf  einem  Delphin,  M.  von  Parion  bei  Millingen  Anc.  Coins  pi.  5,  10 
(wo  sie  anders  erklart  wird;  nach  R.  Rochette  p.  412  ist  die  Figur  Thetis). 

4.  Nach  Cic.  Verr.  IV,  49    zu  Enna  mehrere  Bilder  der  D. ,   nebst 
Kora  und  Triptolemos.     Plin.  XXXVI,  4,  5:   Romae  Praxitelis  opera  sunt 
Flora  (i.  e.  Hora),  Triptolemus,  Geres  in  hortis  Servilii.    D.  mit  Persephone 
und  Jakchos  zu  Athen  von  Prax.  Paus.  I,   2,  4.    In  den  archaisirenden 
Reliefs  tragt  D.  fiber  Chiton  und  Peplos  ein  weites  Himation  und  em  en 
Schleier,  einen  Aehrenkranz,   Aehren  und  Mohn  in  der  R.,    den  Scepter 
in  der  L.     Starke  xQrjntdsg  bezeichnen  die  wandernde  Gottin. 

5.  Auf  ein  solches  Bild  deuten  die  Beschreibungen  der  mystischen 
cpooTKycoyia  und  enomsicf,   besonders  Themistios  in  obit.  patr.  p.  235. 
Petav.    Ein  Fragment,  Kopf  und  Brust,  aber  sehr  zerstort,  einer  marmornen 
Statue  ist  von  den  innern  Propylaeen  in  Eleusis  (Un.  Ant.  of  Att.  ch.  3), 
wo  sie  urspriinglich  an  einen  Pfeiler  gelehnt  stand,    nach  Cambridge  ge- 
kommen;   es  ist  mit  einem  Kalathos  und  Gorgoneion  (Od.  XI,  632)  ver- 
sehen  und  hat  die  Haare  hinten  durch  einen  Ring  geschlungen.    Friiher 
bei  Spon  (Voy.  II.  pi.  216  ff.)    und  in  Fourmont's  Papieren  abgebildet; 
jetzt  bei  Clarke  Greek  Marbles  dep.  in  the  publ.  libr.  of  Cambridge  pi.  4.  5 
(vgl.  L.  Aberdeen  p.  67)  und  M.  Worsl.  I.  p.  95.     Nach  Hirt  eine  Kane- 
phore?,   nach  Gerhard  Prodr.  S.  87.     Demeter-Kora.    Vgl.  Coll.  Torlonia 
HI,  23.     Clarac  pi.  443,  812.     [Testimonies  of  different  authors  resp.  the 
col.  st.  of  Ceres,    Cambr.  1803.  8.    Eine  Medusa  auf  der  Brust  hat  auch 
ein  bemaltes  Figiirchen  bei  Stackelberg  Graber  Tf.  57,   1,   das  er  irriger- 
weise  Athene  nennt.    Die  Gottin  hat  einen  hohen  Aufsatz  um  den  Kopf 
wie  die  Demeter  in  Panofka's  Terracotten  des  Berl.  Mus.  Tf.  53,  hier  mit 
Pflanzen    verziert.]      Mit    einer   Inschr.    aus    Hadrian's   Zeit,    C.    I.   389. 
Kunstbl.  1831.  N.  86. 

6.  Schwierig   ist    die  Trennung   der  D.   und  Kora   in   den  Kopfen 
der  M.     Sicher  ist  die  D.   (als  Ilvlaia)   auf  den  M.   der  Amphiktionen 
mit  verhulltem  Hinterhaupt,  Mionnet  PI.  72,  5.    Cadalvene  pi.  2,  18,  auch 
wohl   die   auf  M.   von  Metapont    [Winckelm.  W.  IV.   S.  119],   mit   dem 
Schleier,  Mionnet  PI.  64,  6.    Empr.  152.  vgl.  R.  Rochette  Lettre  a  Luynes 
pi.  34.  35.    Die  Kora  ist  durch  die  Beischrift  sicher  auf  M.  des  Agathokles 
(Empr.  332)   mit   herabfliessendem  Haar,   und   als   Kogrj   EWTSIQK,    auf 
grossen  Bronze-M.  von  Kyzikos  (Descr.  191  ff.j,  mit  sehr  schlankem  Halse, 
Halsketten  u.  Ohrringen ,  iiber  dem  Nacken   zusammengeknotetem  Haar 
und  einem  Aehren-  u.  Epheukranze.    Zweifelhaft  sind  die  schonen  Kopfe 
auf  M.  von  Opus  (Empr.  570)  und  Pheneos  (662  ff.),  auch  der  Kopf  auf 
M.  von  Syrakus  (300)  mit  hinten  aufgestecktem  Haar,   so  wie  der  Kopf 


534  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [358] 

auf  M.  von  Segeste,  Noehden  8,    mit   dem  Haarnetz  um  das  Hinterhaupt 
und  der  Aehre.     [Glarac  pi.  1002.  1003.  n.  2725—2736.] 


7.  [Theokrit    VII,    157    d^c^ara    xca    fia-ncova?    h 

Clarac  pi.  424-438.  Interessant  die  Petersburger  Statue  pi.  431,  779. 
Kora?  Sichere  Statuen  der  D.  sind  selten.  Eine  colossale  mit  erganzten 
Attributen  PCI.  II,  27.  M.  Franq.  IV,  11.  Bouill.  I,  3.  M.  Nap.  I,  69. 
Hirt  3,  6.  Sehr  erganzt  die  M.  Gap.  Ill,  9,  so  wie  G.  Giust.  I,  29.  30. 
Sicher,  aber  wohl  Portrat,  die  im  L.  235.  Perrier  70.  Borgh.  St.  9,  10. 
Bouill.  I,  6.  Glarac  pi.  279.  Zwei  andere  Borghes.  Bouill.  4.  5.  vgl. 
Ill,  5,  5.  Statue  in  Berlin,  Gavac.  Race.  I,  53.  Amalth.  II.  S.  357.  In 
Neapel,  Gerhard  N.  Ant.  S.  28.  Romerinnen'  als  D.  u.  Kora  §.  199.  A.  7. 
205.  A.  4.  Eine  stehende  D.  von  edler  Form,  auf  M.  von  Sardis,  N.  Brit. 
II,  10.  —  In  Terracotta's  aus  Grossgriechenland,  namentlich  zu  Berlin, 
hat  D.  den  Modius  auf  dem  Kopfe,  die  verhullte  Cista  in  der  L.,  .ein 
Schweinchen  in  der  R.,  zum  Theil  auch  einen  Bausch  des  Gewandes,  wie 
Triptolemos.  Vgl.  Goethe  XLIV.  S.'  211.  R.  Rochette  M.  I.  p.  336. 
D.  in  prachtigem  Costtim,  stehend,  mit  grosser  Fackel  und  Fruchtkorb. 
Wandgemalde,  M.  Borbon.  IX,  35. 

8.  D.  thronend  ,   mit  Schlange   zu  Fiissen,    Fackel  und   Aehren  in 
der  Hand,  auf  einem  Denar  des  Memmius  Quirinus,   der  die  Graeca  sacra 
Cereris   in  Rom  einfiihrte.     D.  thronend   mit   kleiner  Fackel  u.  Aehren, 
wenn  nicht  Erganzung,  Guattani  1787,  Glarac  pi.  433.  n.  786.    Relief  im 
M.  Pourtales  pi.  18.    Procession  zu   D.  mit  Modius   und   herabrollendem 
Haar  und  Kora  mit  aufgebundenem  Haar.     Mit  Attributen  reich   ausge- 
stattet  ist  die  thronende  D.  eines  Pompej.  Gemaldes,   Zahn  25.    M.  Borb. 
VI,  54.    D.  mit  Aehren,  Schlange,  Ameise,  Mond,  thronend,  Gori  Gemmae 
astrif.  I,  109.  vgl.  107.     Statue  der  D.  thronend,   mit  Schwein   und  Kuh, 
Mon.  Matth.  I,  71.     Terracottabilder  der  beiden  Gottinnen  (ta>  #?  to),  auch 
mit  dem  Jakchos  in  der  Mitte,    aus  Praeneste,   bei  Gerhard  Bildw.  2—4. 

D.  schreitend,  zwei  Fackeln  vor  sich  hinhaltend,  mit  bewegtem  Ge- 
wande,  auf  .Kaisermunzen  von  Kyzikos.  Eben  so  auf  Denaren  der  g.  Vibia, 
mit  'der  Sau  neben  ihr.  D.  mit  Fackeln  und  Aehren,  £von  einem  Stier 
schnell  dahin  getragen,  Lippert  Suppl.  68. 

[JEMETEP  auf  einer  Quadriga,  geleitet  von  Apollon  und  Artemis, 
Hermes  und  vielleicht  Athene,  nach  einer  noch  nicht  aufgeklarten  Art 
mannigfaltiger  Darstellungen  ,  mehr  auf  den  Gultus  als  den  My  thus,  wie 
es  scheint,  bezuglich,  Vase  von  Volci,  Gerhards  Auserles.  Vas.  I,  40. 
Aehnlich  Tf.  53,  fiir  Kora  genommen,  und  Tf.  76.] 

1          358.      Die    weitere    Entwickelung    des    Char  akters^  der 
Deineter  hangt  ,   wie  im  Gultus  ,   so  in  der  Kunst  ,    von  dem 


[358]  Demeter;  Kora;  grossere  Gompositionen.  535 

Verhaltnisse  ab,   in  dem  sie  zu  ihrer  Tochter  gedacht  wird. 
Beim  Raube   der  Kora   wird   sie   als  erne  erzurnte ,   schwer 
gekrankte  Gottheit  gefasst,   welche  den  Rauber  mit  Fackeln 
in  den  Handen,  das  Gewand  fliegend,  auf  einem  seltner  mit. 
Rossen,  gewohnlicher  mit  Drachen  bespannten  Wagen  verfolgt. 
Von  diesem  gewaltsamen  Raube   ist   die  alljahrlich  sich  er-  2 
neuernde  Herabfiihrung  der  Persephone  und  ihr  Abschied  von 
der  Mutter  zu  unterscheiden.    Gegenuber  steht  diesen  Scenen  3 
das  Emporsteigen  der  Kora  aus  der  Erde  und   ihre  Hinauf- 
fuhrung  zum  Olymp,    gemeiniglich   in  Begleitung  der  Friih- 
lings  -  Hora.      Mit    dem   Emporsteigen     der    Kora    wird    die  * 
Ertheilung  der  Segnungen  der  Demeter  als  gleichzeitig  und 
engverbunden  gedacht;    Triptolemos  ist   es,    der   sie   von 
der  nun  versohnten  und  huldreichen  Gottin  empfangt  und  auf 
seinem  Drachen wagen  durch  die  Lander  verbreitet.    Auch  ein  '5 
dem  Triptolemos  nah  verwandter  Heros  des  Ackerbau's,  Bu- 
zyges,  erscheint  in  Verbindung  mit  der  Gottin.     Die  Tochter  6 
der  Demeter,   Kora,   hat   wenig  Individuality  in  der  Kunst 
erlangt,  sondern  wird  grossentheils  durch  die  scharfer  charakte- 
risirten  Wesen  bestimmt,  mit  denen  sie  in  Verbindung  steht. 
Einerseits  ist  sie  eine  nur  jugendlich  zarte  und  jungfraulich  7 
bekleidete  Demeter;   andererseits  ist  sie  als  Hades  Gemahlin 
die  strenge  Herrscherin  der  Unterwelt,   eine  Stygische  Hera; 
nach  ihrer  Ruckkehr  aber  zur  Oberwelt  in  mystischer  Religion 
die  Braut   des  Dionysos  (Liber  et  Libera),   von  dem  die  Be- 
kranzung  -mit  Epheu  und   die  Bacchische  Begleitung  auf  sie 
iibergeht.     Der  mystische  J  a  k  c  h  o  s ,    das  Kind  von  dunkler  8 
Herkunft ,  an  der  Brust  der  Demeter ,  war  eine  seltene  Vor- 
stellung  der  alten  Kunst. 

1.  Zahlreiche  Sarkophagen  (wo  der  Gegenstand  als  eine  Hoffnung 
der  Unsterblichkeit  genommen  wird)  zeigen,  entweder  in  drei  Gruppen 
die  Blumensammlung,  den  Raub  und  die  Verfolgung,  oder  bloss  zwei 
davon.  S.  Welcker  Zeitschr.  I,  1  nebst  dem  Nachtrage,  Ann  d.  Inst.  V. 
p.  146.  Sarkophag  in  Barcelona,  Laborde  Voy.  pitt.  T.  I,  2,  Welcker. 
Tf.  I,  1.  2.  3.  In  Mazzara  ein  schoner  Sarkophag  der  Art,  bei  Houel  I. 
pi.  14  (auch  Buzyges  als  Pfluger  dabei).  PCI.  V,  5.  G.  M.  86,  339  (viel 
erganzt);  M.  Cap.  IV,  55.  Hirt  9,  5;  Zoega  Bass.  97.  Creuzer  Tf.  12; 
G.  Giust.  II,  79.  106.  118;  Bouill.  Ill,  35.  Clarac  pi.  214  aus  V.  Borgh. 
(D.  sitzt  hier  auf  dem  Stein  Agelastos);  Amalth.  III.  S.  247.  [Der  Sarko- 
phag in  Aachen  Jahrb.  des  Alterthumsvereins  in  Bonn  V.  Tf.  9.  Urlichs 


536  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [358] 

S.  373;  der  in  Gattajo  in  E.  Brauns  Ant.  Marmorwerken  II,  4.  Einer  ist 
auch  in  Raffadale,  acht  Miglien  von  Girgenti,  in  der  Hauptkirche;  eine 
Vorderseite  an  dem  Pallast  der  V.  Massimo  bei  dem  Lateran  vorn  mit 
andern  Reliefen  eingezogen,  und  eine  andere  in  London  bei  dem  Archi- 
tekten  Soane,  Descr.  of  the  house  and  museum  —  of  Sir  J.  Soane,  L.  p.  43. 
Von  gemalten  Vasen  stellen  den  Gegenstand  dar  die  Hopesche  bei  Millirigen 
Anc.  uned.  mon.  pi.  16,  Dubois  Maisonn.  pi.  20,  ubereinstimmend ,  wenn 
nicht  eins ,  mit  Tischbein  III ,  1 ;  eine  des  M.  Etr.  du  Prince  de  Canino 
n.  1690.  (Pluton  entrafft  Persephone,  Rv.  Herakles);  die  Kylix  aus  Vulci 
M.  Gregor.  II,  83,  2,  die  Entfiihrung  inwendig,  mit  Pluton  auf  beiden 
Seiten  aussen,  dem  von  einem  Jungling  eine  Granatbliithe  hier,  eine 
Granate  dort  gereicht  wird,  Ann.  XVI.  p.  141;  an  zwei  Vasen  sah  die 
Entfiihrung  Gav.  Gargallo  1842  in  Anzi  in  Basilicata,  hinter  dem  Pluton 
Demeter  mit  der  oben  gekreuzten  Fackel,  neben  ihm  ein  gefliigelter  Wagen- 
lenker.  Pluton  verfolgt  drei  Gottinnen  an  einer  Vase  Biscari ,  Berliner 
Kunstbl.  1829.  S.  68.  An  einer  Etruskischen  Vase  die  Entfuhrung  und 
Unterweltsscenen,  Archaeolog.  Zeit.  1846.  S.  350.]  Der  Homerische  Hymnus, 
welcher  die  Eleusinische  Sage  darstellt,  liegt  zum  grossen  Theil  zum 
Grunde;  Nebenrollen  spielen  Pallas  und  Artemis  (V.  426),  Hekate,  Helios, 
Hermes,  die  Nymphe  der  nctM.i%OQos  mriyri,  des  CPQKKQ  KvQ'Lvov  (Kyane 
aus  Sicilien  nach  Andern),  Gaea,  Styx,  Acheron,  verschiedene  Eroten 
(nach  andern  Hesperos  und  Phosphoros).  Auf  M.  von  Enna  (HENNA  ION) 
sieht  man  D.  die  Fackel  ziinden,  und  dann  auf  einem  Wagen  mit  Rossen 
(die  altere  Vorstellung)  den  Hades  verfolgen  N.  Brit.  pi.  4,  5.  Die  ver- 
folgende,  fackeltragende  D.  auf  dem  Drachenwagen  sieht  man  auf  M.  von 
Athen,  Stuart  Ant.  II,  2  vign.,  Kaiserm.  von  Kyzikos,  Nikaea,  Magnesia 
(wo  D.  in  sehr  wilder  Bewegung);  auch  auf  Denaren  der  g.  Vibia  und 
Volteia.  In  einer  Statue  Borghese  (?)  Glarac  pi.  433.  n.  787.  Der  Hades 
und  die  sich  straubende  Kora  auf  dem  Viergespann,  eine  Schlange  aus 
dem  Boden  ziingelnd,  auf  Kaiser-M.  von  Sardis  und  andern  Asiat.  Stadten. 
Gemalde  der  Hinabfahrt,  Bartoli  Nason.  12. 

2.  Nach  Plin.  bildete  Prax.  Proserpinae  raptum,  item  Catagusam, 
d.  h.  die  die  Perseph.  nach  der  Unterwelt  geleitende,  entlassende  D.    [Die 
ihre  Tochter   zuruckfuhrende,    so   dass   kein  anderer  Unterschied  ist  als 
zwischen  Mythus  und  Bedeutung.]     So  offenbar  in  dem  Vasengemalde  bei 
Tischb.  Ill,  1,    vollstandiger  Millingen  Un.  Mon.  I,   16,    wo  der  Abschied 
vollig  ruhig  und  freundlich  ist. 

3.  Auf  dem   Relief  Bartoli  Adm.  53    (zweite  Ausg.).     Hirt  9,  6. 
G.  M.  87,  341   steht  die  Abrufung  aus  dem  Hades  dem  Raube  gegeniiber 
als   Anfang    der    avoSog;    die   Hora   des  Friihlings   ist   dabei,    denn   es 
ist   die  Zeit   der  ' 'AvfaaryQia.     [Dasselbe   M.   di   Mantova  I.  tv.  3.   vgl. 
G.  Brunn  im  N.  Rhein.  Mus.  IX.  S.  471  ff.]     So  ist  auch,  auf  der  Pracht- 
vase  A.  4,    die  Hora  bei  Persephone  in  der  ctvodog.     Auf  einer  M.  von 


[358J  Demeter;  Kora.  537 

Lampsakos  erhebt  sich  Kora  aus  der  Erde,  mit  Aehren  und  Weinlaub 
bekranzt,  Millingen  Anc.  coins  5,  7;  eben  so  steigt  sie  empor,  in  Gegen- 
wart  von  Hekate,  Hermes  u.  Demeter,  deren  Namen  dabei  stehn,  auf  einer 
Vase  in  Neapel.  Millingen  p.  70.  Reliefs,  welche  die  Riickfiihrung  der 
Kora  vorstellen  (?),  Gerhard  Ant.  .Bildw.  I,  13.  Neapels  Bildw.  S.  110. 
[Die  Reliefe  gewiss  nicht;  vielleicht  das  archaische  Gemalde.  Gerhard 
Auserles.  Vas.  I,  73,  und  das  neuere  I,  76,  zu  dem  aber  als  Riickseite 
nicht  Triptolemus  I,  75  gehort,  sondern  Herakles  von  Nike  bekranzt, 
Roulez  Melanges  IV,  7.  p.  572.]  Volcentische  Vasengern.  Gerhard  Ann. 
d.  Inst.  III.  p.  37.  Wiedervereinigung  der  beiden  Gottheiten  auf  der 
M.  von  Anton.  Pius  (Laetitia)  G.  M.  48,"  340. 

4.  Triptolemos  Aussendung  erscheint  besonders  schon  [in  einer 
Metope  des  Parthenon  nach  Carreys  Zeichnung.  Broendsted  Reise  II.  S.  209. 
Tf.  47,  13],  auf  der  Poniatowsky'schen  Vase,  s.  Visconti  Le  pitture  di  un 
antico  vaso.  1794.  Millin  Vases  II,  31.  G.  M.  52,  219.  Creuzer  Tf.  13. 
Boettiger  Vasengem.  VIII.  u.  IX.:  zu  oberst  Zeus,  dem  Hermes  die  Vol- 
lendung  der  Begebenheit  meldet;  dann  Kora  in  der  avodog:,  unten  die 
segenspendende  D.,  Tript.  dem  Dionysos  ahrilich  u.  die  Tochter  des  Keleos. 
Andre  Vasengem.  stellen  Tript.  Zug  einfacher  dar  (wobei  oft  die  Attribute 
mehr  auf  Apollon's  Ruckkehr  von  den  Hyperboreern  4euten)  [dem  wider- 
spricht  mit  Recht  Panofka  Gab.  Pourtales  p.  86].  S.  Tischb.  I,  8.  9.  IV, 
8.  9.  Hancarv.  Ill,  128.  Laborde  31.  40.  63.  Millingen  Un.  Mon.  I,  24. 
Panofka  M.  Bartold.  p.  131.  Besonders  die  Nolanische  Vase,  M.  I.  d.  Inst. 
I,  4.  Ann.  I.  p.  261  mit  den  Namen  zJrj^rjrrjQ,  TQutTolffiog,  *EnctTr], 
und  die  Volcentische,  Inghir.  Pitt,  di  vasi  fittili  35,  mit  JepsTSQ,  Tgi- 
nroJlspos,  TIsgocpccTu  (d.  i.  TIsQascpctTza}.  Zu  den  prachtvollen  Triptolemos- 
vasen  gehoren  die  im  M.  Pourtales  von  S.  Agata  de1  Goti  pi.  16,  Demeter, 
Tript.  Kora,  Artemis  und  Hekate,  nach  Panofka  Phoebe,  Hilaira,  Rv.  Dio- 
nysos [wie  ofters],  die  Vase  Gualtieri  im  Louvre,  Tr.  Rehjagd,  Kampf  des 
Erechtheus  u.  Eumolp?,  ein  Oxybaphon  von  Armentum  in  Neapel.  [Vol- 
centervasen  bei  Gerhard  Auserl.  Vas.  1,  45.  Tr.  allein,  Tf.  46.  75  zwischen 
Demeter,  Kora,  Dionysos  -  Hades ,  in  schwarzen  Figuren  Tf.  41.  Tr.  von 
Hermes  gefuhrt,  Tf.  42.  44  mit  Dem.  Kora,  Hades,  Tf.  43  zwischen  zwei 
Sterblichen.  Unter  den  umgebenden  Gottinnen  vielleicht  hier  und  da 
solche  wie  Theoria,  Mystis,  Telete  u.  s.  w.  Eine  schone  Triptolemosvase 
auch  Vasi  Feoli  n.  1.]  Sehr  einfach,  aber  sinnreich,  ist  die  Ertheilung  des 
Getreides  an  Tript.  (der  hier  eine  Art  Hermes  ist)  unter  Zeus  Obwalten 
gefasst,  an  der  runden  Ara  aus  Pall.  Golonna,  Welcker  Zeitschr.  1,1. 
Tf.  2,  1.  S.  96  ff.  Creuzer  Tf.  37  nebst  der  abweichenden  Erklarung  S.  16. 
[Guigniaut  Rel.  de  I'antiqu.  pi.  84.  n.  551  b.  Explic.  p.  226.]  Tript.,  mit 
dem  Petasos  des  Hermes,  auf  dem  Drachenwagen  fahrend,  M.  von  Athen, 
N.  Brit.  pi.  7,  3.  vgl.  Haym.  I,  21.  Tript.  auf  dem  Fliigeldrachen-Wagen, 


538  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [358] 

Korn  aus  der  Chlamys  streuend,  auf  Kaiser-M.  von  Nikaea  (schSn  Descr. 
n.  233).  Hunter  tb.  9,  4.  Dieselbe  Figur  erscheint,  als  ein  Lydischer 
Heros  Tylos  auf  M.  von  Sardis,  Ann.  d.  Inst.  II,  p.  157  (bei  Xanthus  Thylo 
vom  Drachen  getodtet,  durch  ein  Kraut  hergestellt.  Plin.  XXV,  5);  wie 
auch  ein  Tript.  mit  Punischer  Umschrift  auf  einer  Gemme,  Impr.  d.  Inst. 
II,  37,  vorkommt.  D.  thronend,  Tript.  auf  dem  Drachenwagen  abfahrend, 
Lipp.  I,  111.  Das  Mantuanische  Gefass  (§.  246.  A.  1)  stellt  D.  als  Gott- 
heit  der  Fruchtbarkeit  mit  Kora  aus  einer  Grotte  hervortretend,  dann  mit 
Tript.  auf  dem  Wagen,  und  von  den  Horen  begriisst  vor.  [H.R.G.  im 
Kunstbl.  1827.  S.  375.]  -  Ueber  Germanicus- Tript.  §.  200.  A.  2,  c. 
[Broendsted  Raise  II.  S.  212.] 

5.  D.  und  Buzyges  (oder  auch  Triptolemos)  auf  einer  Paste,  Schlichte- 
groll  39.     D.  Kopf,   auf  der  Biickseite  ein  Gespann  Ochsen,  auf  Denaren 
der  g.  Cassia. 

6.  7.     Kopfe  der   Kora   §.   357.   A.  6.     [Kora   scheint  die  colossale 
sitzende  Figur  mit  dem  Modius  auf  dem  Haupt,   aus  schwarzem  Marmor, 
in   Villa  Pamfili,    bekannt  als  Kybele,   von    der  sie  nicht  das  mindeste 
Zeichen  hat.    Kora   sitzend,  lebensgross,  Granatapfel  in  der  Linken,  in 
der  Rechten  eine  Blume,  Wandgemalde  aus  einem  Grab  in  Nola,   durch 
D.  Schulz    nach  Berlin  befordert.    Kopfe   von  Miinzen   Glarac  pi.   1003. 
n.  2737 — 2747.    Unter  den  kleinen  Thonfiguren  aus  Grabern,  als  Pallas, 
Aphrodite,    Demeter,   ist  haufig  auch  Kora,    einen  Apfel   auf  die  Brust 
haltend  oder  sitzend  mit  einer  Schale,  worauf  Aepfel  liegen,  z.  B.  in  der 
schonen  Sammlung  des  Duca  di  Sperlinga  in  Neapel.    Vgl.  Gerhard  Ant. 
Bildw.  Tf.  96—99.]    Persephone  neben  Hades  §.  397.    Mit  'Dionysos  in 
Doppelhermen  §.   383.  A.  3.     Auf  einer  Homonoeen-M.  von  Kyzikos  mit 
Smyrna,   Mionnet  Descr.    195,   Kora,    mit  Epheu   bekranzt,   eine  Fackel 
haltend,  auf  einem  Kentauren  -  Wagen  in  Bacchischem  Zuge.    Auch  der 
grosse  Vatic.   Cameo    (§.  315.   A.   5)    stellt   Kora,   mit    Epheukranz   und 
Aehren,  neben  Dionysos  auf  dem  Kentauren -Wagen  dar.    Eine  Vase  von 
Volci  stellt  Dionysos  alterthumlich,    zwischen   zwei  brennenden  Altaren, 
neben  denen  D.  libirend  und  Kora  mit  Fackeln  stehn,  dar,  Inghir.  Pitt, 
di  vasi  fitt.  37.     Eine  andi;e,  Micali  tv.  86,  4,  Kora  mit  Epheu  bekranzt, 
zu  Wagen,   von  Hermes  geleitet,    Dionysos    voran,    ausgelassene   Satyrn 
umher.    Der  Athenische  Sarkophag,  Montf.  I,  45,  1,  zeigt  D.  sitzend  zwi- 
schen Dionysos  und  der  zuriickgekehrten  Kora  und   die  gleichzeitige  Ab- 
fahrt  des  Triptolemos  [von  de  Boze  in  den  Mem.  de  1'Acad.  des  Inscr.  IV. 
p.  608,  jetzt  in  Wiltonhouse  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  310,  1.     Riickkehr 
der  Kora  levKtnitos  das.  Tf.  316.   317.]     Vgl.   §.  384.  A.  3.     Die  Horen 
sind   der  Persephone  Gespielinnen ,   wenn  die  Moeren    und    Chariten    sie 
herauffuhren.    Orph.  Hymn.  43  (42),  5. 

8.    D.  mit  einem  Kinde,   Jakchos  oder  Demophon,  an  der  Brust, 


[359J  Apollon,  Charakter  in  der  altern  Kunst.  539 

Athenische  M.  N.  Brit.  7,  7,  vgl.  Gerhard  Prodr.  S.  80.  Jakcbos  als  Knabe 
neben  ihr  §.  357.  A.  8.  [Demeter,  Kora  und  Jakcbos  im  hinteren  Giebel- 
felde  des  Parthenon.  Jakchos  als  Knabe  Gerhard  Tf.  312,  als  Jiingling 
T.  313.] 

D.  Symbole,  Fackel  u.  Aehren,  artig  verbunden  auf  M.  von  Theben, 
N.  Brit.  pi.  6,  9.  Ueber  die  Querholzer  der  Fackel  Avellino  Ann.  d.  lust. 
I.  p.  255.  Schlangenumwundne  Fackeln  auf  M.  von  Kyzikos  G.  M.  106, 
421.  Gesenkte  und  erhobne  Fackel  irn  Dienste  der  D.,  auf  M.  der  Faustina  I. 
Vaillant  De  Camps  p.  29.  Throne  der  D.  u.  des  Dionysos  Bouill.  Ill,  75. 
[M.  Piocl.  VII,  45,  44.J 


5.    Apollon. 

359.  Phoebos  Apollon  war,  dem  Grundgedanken  seines  1 
Wesens  nach,  ein  Gott  des  Heils  und  der  Ordnung,  der 
im  Gegensatz  mil  einer  feindlichen  Natur  und  Welt  gefasst 
wurde.  In  Beziehung  auf  die  Natur  ist  er  der  den  Winter 
niit  seinen  Schrecken  vertreibende  Gott  der  heitern  Jahres- 
zeit ;  im  menschlichen  Leben  ein  Gott,  der  den  Uebermuthigen 
vernichtet,  den  Guten  schiitzt;  er  wurde  durch  Siihnopfer 
reinigend,  durch  Musik  das  GemiUh  beruhigend,  durch  Weis- 
sagungen  auf  eine  hohere  Ordnung  der  Dinge  hinweisend  ge- 
dacht.  In  altester  Zeit  geniigte,  um  an  die  schiitzende  und  2 
heilbringende  Macht  des  Gottes  zu  erinnern,  ein  konischer 
Pfeiler,  auf  die  Strasse  gestellt  und  Apollon  Agyieus  genannt 
(§.  66.  A.  1).  Eine  sinnvolle  Symbolik,  die  besonders  3 
auf  dem  Gegensatze  der  Waffen  und  der  Kithar,  welche  bei 
den  Griechen  an  eine  friedliche  Stimmung  der  Seele  er- 
innerte,  und  unter  den  Waffen  wieder  besonders  des  gespann- 
ten  und  des  schlaffen  Bogens,  des  offnen  und  geschlossenen 
Kochers  beruhte,  machte  es  schon  der  werdenden  Kunst 
moglich,  die  verschiedenen  Seiten  der  Vorstellung  des  Apol- 
lon auszudriicken.  Riistete  man  ein  alterthumliches  Pfeiler-  4 
bild  mit  Waffen  aus,  wie  es  ungefahr  am  Amyklaeischen 
Apollon  geschah  (§.  67):  so  iiberwog  die  Vorstellung  des 
furchtbaren,  strafenden,  rachenden  Gottes,  welches  in  mehrern 
alten  Idolen  der  Fall  war ;  gewiss  wurde  aber  auch  friihzei-  5 
tig  die  Kithar,  als  Sinnbild  des  beruhigten  und  beruhigen- 
den  Gottes,  an  alte  Holzbilder  angehangt;  und  aus  der 
Kretischen  Schule,  welche  sich  besonders  durch  Darstellungen 


540  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [359J 

des  Apollon  beriihmt  machte,  ging  der  Delische  Apolloncoloss 
hervor,  der  die  Ghariten  mit  musischen  Instrumenten ,  Lyra, 

6  Flote   und  Syrinx ,    auf   der   Hand    trug.     Apollon    war  ein 
Lieblingsgegenstand  der  grossen  Kiinstler,  welche  Phidias  zu- 
nachst  vorhergingen,  unter  denen  Onatas  den  Gott  als  einen 
zum'  Jiingling  reifenden  Knaben    von  grossartiger  Schonheit 

7  darstellte.     Im   Ganzen  wurde  indess  Apollon  damals  reifer, 
mannlicher  gebildet,    als  spater,  die  Glieder  starker,  breiter, 
das  Gesicht  runder,  kiirzer;  der  Ausdruck  rnehr  ernst  und 
streng,  als  lieblich  und  reizend;  meist  unbekleidet,  wenn  er 
nicht  als   der  Pythische  Kitharod  gefasst  wurde.     So  zeigen 
ihn  zahlreiche  Statuen,   die  Reliefs  des  Dreifussraubes ,  viele 

8  Vasengemalde ,    auch   Munzen.     Auf   diesen    fmdet   man    die 
altre  Form  des  Apollonkopfes,  oft  sehr  anmuthig  ausgebildet, 
aber   im  Ganzen  als  dieselbe,   bis  auf  Philipps  Zeiten  herab. 
Der  Lorbeerkranz ,  und  das  gescheitelte ,  langs  der  Stirn  zur 
Seite  gestrichne,   gewohnlich  im  Nacken  herabwallende ,  bis- 
weilen    indess   auch   aufgenommene   und  zusammengesteckte 
Haar  («x€o<j«xo>ij?) ,   dienen  hier  besonders   zur  Bezeichnung 
des  Gottes. 

1.  Hiebei  liegen  des  Verf.  Dorier  B.  II.  zum  Grunde,  nach  spatern 
Untersuchungen  wenig  modificirt.  [Ein  grosses,  wenig  geordnetes  Material 
und  nach  einer  eignen  Erklarungsmethode  bietet  fast  der  ganze  2.  Bd. 
der  Elite  ceramographique.  A.  pi.  1—6,  29,  mit  Artemis  10—14.  25.  28. 
31—35,  mit  Artemis  u.  Leto  23  B.  26.  27.  29.  36,  mit  andern  Gottern, 
Dionysos,  Athene,  Poseidon,  Hermes  bis  97,  wobei  manches  Fremdartige 
unteiiauft.  In  Gerhards  Auserles.  V.  I,  20-30.  80.  A.  Art.  Leto,  13—17. 
68.  A.  mit  andern  Gottern.  In  Gerhards  Etr.  Spiegeln  I,  78.  A.  Art. 
Leto,  77  dieselben  u.  Moira.  Glarac  pi.  475—496.  544.] 

3.  Von  dem  Gegensatze  des  Bogens  und   der  Kithar  Horaz  G.  II, 
10,    13.     Paneg.    in    Pison.    130.     Serv.    ad    Aen.    Ill,    138.     Pausias 
iibertrug    ihn    auf   Eros,    Paus.    II,    27,    3.     Ueber    die    condita    tela, 
Carm.    sec.   34,    und    den   geschlossenen   Kocher    vgl.    Ant.   di    Ere.    II. 
p.  107. 

4.  A.  bei  den  Lakedamoniern  vierarmig  (vgl.  Libanios  p.  340  R.); 
in    Tenedos    mit    dem   DoppelbeiJ    (so   haufig   auf  Kleinasiat.   Munzen); 
mit  goldnen  Waffen,  IQVGUWQ,  bei  Homer.    Dorier  I.  S.  358.  —  A.  bartig, 
auf  einer  Vase   von  Tarquinii,    Ann.   d.  Inst.  III.   p.   146,    auf  M.   von 
Alaesa,  Torrern.  tb.   12.     [Die    Vase   ist   abgebildet   in   Gerhards   Trink- 
schalen  Tf.  4.  5.    Bartig   ist  A.  auch   bei    einer  Geburt   der  Athene   in 


[359]  Apollon,  verschiedene  Darstellungsweisen.  541 

dessen  Auserl.  Vas.  I,  1.  vgl.  S.  117.  Anm.  64,  wo  noch  zwei  andre 
Beispiele  angefuhrt  sind ;  der  Bart  des  A.  jedoch  kleiner  als  der  des  Zeus, 
Hermes,  Poseidon,  die  Jugendlichkeit  also  nicht  verleugnet.  Es  kommt 
hinzu  Elite  ceramogr.  II,  15,  schwerlich  16.] 

5.  Die  von  den  Kretern  Dipoenos  und  Skyllis  fur  Sikyon  unter- 
nommenen  Werke  waren,  nach  Plin. ,  simulacra  Apollinis,   Dianae,  Her- 
culis,   Minervae,  wahrscheinlich  in  Bezug  auf  den  Raub   des  Dreifusses, 
oder   die  Versohnung  hernach.    Von  Cheirisophos   dem    Kreter   war   ein 
goldnes  Holzbild  des  A.  zu  Tegea.    Von  dem  Delischen  A.  §.  86.  A.  2.  3. 
Die  Chariten  trug  nach  Schol.  Find.  0.  14,  16  auch  ein  Delphischer  A. 
Im  Allgemeinen  Macrob   Sat.  I,  17:  Ap.   simulacra  manu  dextra  Gratias 
gestant,  arcum  cum  sagittis  sinistra.    Philon  Leg.  14. 

6.  Von  Kanachos  Didymaeischem   A.   §.    86.     [Die   schone   Erz- 
statue   in   Paris    §.  422.  A.   7.    Der  A.  einen  Bogen   vor   sich    haltend, 
welchem  Menelaos  einen  Helm  reicht,  M.  PioGl.  V,  23.  G.  M.  613.]     Von 
Kalamis  ein  'A.  'Afagiuctitos  zu  Athen   (Paus.),   ein  A.   in  hortis  Ser- 
vilianis  (Plin.),   ein  A.-Goloss  in  Apollonia  am  Pontos,  30  Gubitus  hoch, 
fur  500  Tal.  gearbeitet,  durch  M.  Lucull  nach  dem  Capitol  (Strabon  VII. 
p.  319.  Plin.  IV,  27.  XXXIV,  18),  oder  Palatin  (Appian  Illyr.  30.    ' AnoK- 
hcoviK,    8|   rjS   is  'Pcofirjv   Kctkcifiid  o?  fiETyvsyxs  TOV  [tiyccv  '  AitoHJicovK 
TOV    dvaxsinsvov   Iv    TTor^ar/w)    versetzt.     On  at  as  'A.    KcdHiTEnvos   fiir 
die  Pergamener  (welche  ihn  unter  diesem  Namen  verehrten,  Aristid.  bei 
Mai  N.  Coll.  I,  3.  p.  41)  [das  Citat  ist  falsch],  ein  colossaler  (Paus.  VIII, 
42,  4)  fiovnais,    in  dem  Z.   und  Leto's  Schonheit  sich  verjiingt  zeigte, 
Anth.  Pal/ IX,  238.    Von  Phidias  Apollon's  Gomm.  de  Phid.  I.  p.  16  sq. 
Myron's  A.  Gic.  Verr.  IV.  43. 

7.  Alterthtimliche   A. -Statuen   (oft   bonus  Eventus    genannt)  M. 
Cap.  Ill,   14    mit  falsch   erganzten  Armen  [M.  Napol.  IV,   61.     Visconti 
Opere  var.  IV.  p.  417];  im  Pall.  Pitti,  Winck.  W.  V.  S.  548;  im  L.  292. 
M.   Nap.   IV,   61.    Hiezu  die  Nachbildungen  des  Miles.  A.   §.  86   u.  der 
§.  96.  N.  16  genannte.     [Auch  die  Herme,  Specim.  I,  28.]     Dieser  Classe 
schliesst  sich  auch  der    Etruskische  Aplu,   §.    172.  A.   3e,   an.    Etr.  A. 
bekleidet,  mit  Greif  auf  dem  Dreifuss,   aus  V.  Borghese,   Glarac  pi.  480. 
n.  922.    Eine  alterthumliche   Colossalstatue   des  A. ,    der  als  reinigender 
Gott  Lorbeerzweige  schwingt,   stellen   die  M.  von  Kaulonia,   Mionnet  PL 
59,  2,  dar;  er  tragt  auf  dem  1.  Arm  eine  kleine  Figur,  etwa  den  in  dieser 
Gegend  entsiihnten  Orest,    oder  (nach  R.   Rochette)    den   personificirten 
Katharmos.    [R.  Rochette  Mem.  de  numism.  et  d'antiqu.  p.  31.    Cavedoni 
im  Bull.  Napol.  III.  p.  58.    Panofka  Archaeol.  Zeit.  I.  S.  165-175.]    Von 
dem  A.  als  Pythischem  Kitharoden  §.  361. 

8.  Sehr   alterthumlich   der   Kopf    auf  M.    der   Leontiner   (Mionn. 


542  Mythologische  Gegenstande  der  B.  K.  [360] 

Empr.  248)  mit  uber  den  Nacken  aufgebundenen  Haarflechten.  Mil  herab- 
wallendem  Haar  und  Lorbeerkranz ,.  in  einer  sich  sehr  gleichbleibenden 
Form,  erscheint  der  Kopf  auf  M.  von  Ghalkis  §.  132.  A.  1,  Mionnet  Suppl. 
HI.  pi.  5,  8  Empr.  709  sq.  Landon  I,  11,  von  Gales,  Nola,  Suessa, 
Pella,  Leucas,  N.  Brit.  2,  7.  3,4.  6.  5,  1.  22,  von  Megara,  Mitylene, 
Kroton,  Land.  7.  35.  80,  von  Syrakus,  Noehden  16.  Aehnliche  Gemmen- 
kopfe  Lipp.  I,  49.  Mit  aufgebundenem  Haar  auf  M.  von  Katana,  Noehden  9. 
Die  Phokischen  M.,  Empr.  577.  Land.  I,  14,  wahrscheinlich  aus  der  letzten 
Zeit  vor  der  Zerstorung,  zeigen  schon  rnehr  die  spater  gewohnlichen 
Formen ,  wie  auch  die  meisten  Gemmen.  Vgl.  die  Argivische  M.  N.  Brit. 
8,  2.  Der  von  vorn  sichtbare  Kopf  mit  den  wallenden  Haaren  auf  M. 
von  Amphipolis  (die  Fackel  bezieht.sich  auf  Lampadedromien)  hat  einen 
zurnenden  Ausdruck,  Mionn.  Suppl.  III.  pi.  5,  1.  Land.  I,  20;  auch  der 
ahnliche  Kopf  auf  M.  von  Katana,  Noehden  10.  Empr.  226.  Hier  kommt 
A.  auch  mit  Eichenlaub  gekranzt  vor,  auf  einer  schonen  M.  des  KK.  Cabi- 
nets zu  Wien.  [Specim.  II.  p.  LHI.  ist  unterschieden  A.  nach  alten 
Makedonischen  Miinzen ,  schoner  auf  vielen  spateren ,  der  auf  Rhodischen 
M.  mit  Adlernase,  vielleicht  nach  dem  Goloss,  der  Belvederische  u.  ahn- 
liche. Glarac  pi.  1006.  n.  2776-2785.] 

Biiste  des  A.  von  runden  Formen,  manchen  Kopfen  auf  M.  sehr 
ahnlich,  L.  133  [verschieden  von  der  colossalen  n.  135,  rnit  der  gewohn- 
lichen Physiognomic  des  A.].  Mehrere  der  Art  Bouill.  Ill,  23.  .Auch  der 
Kopf  Chiaram  I,  10  scheint  ein  Apoll. 

1  360.     Den  schlankeren  Wuchs,  das  langlichere  Oval  des 
Kopfs    und    den  belebteren  Ausdruck    erhielt   Apollon    ohne 
Zweifel  besonders  durch  die  jungere  Attische  Schule,  die  ihn 
sehr  oft  bildete,  und  zwar  so,  dass  sich  Skopas  kitharspielen- 
der  und  langbekleideter  Apollon   noch   mehr  an   die  altern 
Formen  hielt,  aber  doch  schon  den  Uebergang  zu  der  hernach 

2  herrschenden  Darstellungsweise  bildete.     Der  Gott   wird  jetzt 
durchaus  junger  gefasst,  ohne  Zeichen  mannlicher  Reife,  als 
ein  noch  nicht  zum  Manne  ausgebildeter  Jungling  (usiQaxiov], 
in  dessen  Formen  indess   die  Zartheit  der  Jugend  wunder- 
bar    mit    einer     gediegenen    Kraft    verschmolzen    erscheint. 

3  Das  langlich  ovale  Gesicht,    welches  der  Krobylos  (§.  330. 
A.  5)  uber  der  Stirn  haufig  noch  verlangert  und  der  ganzen 
hochstrebenden    Gestalt    zum    Gipfel    dient,    hat    dabei    eine 
sanfte  Fiille   und  gediegene  Festigkeit;   in   alien  Ziigen  ver- 
kiindet  sich  ein  erhabner,  stolzer  und  klarer  Sinn,  wie  auch 
immer    die    Modificationen    sein    mogen.     Die    Formen    des 


[361J  Apollon,  verschiedene  Darstellungsweisen.  543 

Korpers  sind  schlank  und  svelt ;  die  Huften  hoch,  die  Schenkel 
langlich;  die  Muskeln,  ohne  einzeln  hervorzutreten ,  viel- 
mehr  ineinandergegossen ,  sind  doch  so  bezeichnet,  dass  das 
Rasche,  Hurtige  der  Gestalt,  das  Kraftige  cler  Bewegung  ein- 
leuchtet.  Jedoch  schwankt  die  Bildung  hierin  bald  mehr  4 
zu  der  gymnastischen  Kraftigkeit  des  Hermes ,  bald  zu  der 
weichen  Fiille  des  Dionysos  hiniiber. 

1.  Von  Skopas  A.  §.  125,  4.     Von  Praxit.  A.  Bildern  127,  7.    Bin 
A.  Kitharodos  von  Timarehides  (Plin.).   A.  von  Leochares  (Paus.).  Kiinstler, 
die  den  A.  gebildet,  Feuerbach  Vatic.  A.  S.  414  f. 

2.  Schon  beschreibt    ihn  Max.   Tyr.    diss.  14.    p.   261.  R.   als   ein 
(IBLQKY.LOV   yvpvov    i*   ^K^vdiov   (d.    h.    so    dass   die    Chlamys   zuriick- 
schlagt,    wie  beim  A.   von  Belvedere)  rot-orris,    8iK^f§rjKcog   totg   nooiv 

&ecov.    A.   war  als   der  hurtige  Gott  auch  Vorstand   der  Laufer, 
os  in  Kreta  und  Sparta,  Plut.  Qu.  Symp.'VIII,  4.     [Sehr  jugend- 

lich,  mit  etwas  madchenhaftem  Gesicht  der  bogenspannende  A.  Erzfigiirchen 

aus  Epirus,  Specim.  I,  43.  vgl.  64.] 

3.  S.  Hirt  Tf.  3.   Die  Mosaik,  PCI.  VII,  49,  giebt  bei  einer  Apollons- 
und  Dionysos-Maske  den  Unterschied  der  Haare  sehr  gut  an.   Vgl.  Passed 
Luc.  I,  69  sqq.     Ghristodor  73  erwahnt  einen  A.,  der  das  Haar  stsoniaco 
Gcpiygag  hat,   wie  die  Statue  §.  361.  A.  5.     Das  auf  die  Schultern  herab- 
wallende  Haar    (ff^s    yug  KurpoTspoiGi    KOfiys    {ispegiGnsvov    oopois   §6- 
GTQV%OV  avTosltKTov,  ebd.  268  u.  284),  gehort  mehr  altern  Bildern.    [Tibull 
II,  3,  25.     Quisquis  inornatumque   caput   crinesque   solutes    Adspiceret, 
Phoebi  quaereret  ille  comas.] 

361.  Ganz  dem  urspriinglichen  Wesen  des  Apollon  ge-  1 
mass  zerfallen  auch  die  Kunstdarstellungen  des  Gottes,  welche 
eine  eigenthiimliche  Bedeutung  in  der  Kunst  haben ,  in  Dar- 
stellungen  des  kampfenden  und  in  solche  des  besanftigten 
und  ruhenden  Gottes,  Wir  unterscheiden :  1)  einen  Apollon- 
Kallinikos,  der  mit  noch-nicht  ganz  besanftigtem  Kampfzorn 
und  edlem  Siegerstolz  von  dem  uberwundenen  Gegner  (Py- 
thon, Tityos  oder  sonst  wem)  hinwegschreitet;  2)  den  vom  2 
Kampfe  ausruhenden,  welcher  den  rechten  Arm  iiber  das 
Haupt  schlagt,  und  den  Kocher  mit  zugemachtem  Deckel 
neben  sich  hangen  hat.  Indem  dieser  die  Kithar,  das  Symbol 
friedlicher  Heiterkeit,  schon  in  die  Linke  genommen,  wahrend 
die  Rechte  noch  vom  Bogen  u'ber  dem  Haupte  ausruht: 
fuhrt  diese  Glasse  von  Apollonbildern  von  selbst  hiniiber  zu : 


544  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [361] 

3  3)  dem  kitharspielenden  Apollon,  welcher  mannigfach  costu- 
mirt  erscheint ;  doch  herrscht  hier  eine  vollstandige  Umhiillung 

4  mit    der  Ghlamys    vor.     In    dem   (4)   Pythischen    Agonisten 
wird  diese  Bekleidung  zu  dem  feierlich  prachtigen  Costum  der 
Pythischen  Stola  vervollstandigt ;    zugleich  war  hier  eine  be- 
sonders  weiche,  rundliche,  fast  weibliche  Bildung  iiblich,  welche 
es  moglich  machte,   solche  Apollonbilder  fiir  einen  Bathyll, 
oder  eine   Muse  zu  nehmen;   seit  Skopas  vereinte  die  Kunst 
damit  eine  schwarmerische  Begeisterung  im  Gesicht  und  eine 
tanzartige    Bewegung    der    Gestalt.     Andre    Stellungen    des 
Apollon   haben  weniger  Bedeutsames   und  Gharakteristisches 
und  iiben  eben  darum  weniger  Einfluss   auf  die  Bildung  der 
ganzen  Figur  aus. 

1.  A.  im  Gortile  di  Belvedere,  Zeichmmg  M.  Anton's  von  Agostino 
Veneto  gestochen.    Race.  2.    PCI.  I.  t.  14.  15.    M.  Franc,.  IV,  6.     Bouill. 
I,  17.     Beim  Hafen  von  Antium  (vgl.  §.  259)  entdeckt.    Ob  aus  Marmor 
von  Luna?    Nach  Dolomieu,  M.  Nap.  I.  p.  44,   ist  er's;  Visconti  aussert 
sich   anders  im  PGL,   anders  bei  Bouillon.     Nach  Hirt  und   Wagner  zu 
den  Niobiden  gehorig;  nach  Visconti  Nachbildung  des  A.  Alexikakos  von 
Kalamis  in  Athen;   nach  Winck.   der  Erleger  des  Python;  nach  Missirini 
(Diss.  d.  Ace.  Rom.  II.  p.  201)  ein  Apollo- Augustus ;  nach  A.  Feuerbach 
{Der  Vaticanische  Apollo.  Nurnberg  1833)  der  die  Erinnyen  hinwegtreibende 
A.     Sicher  ist,   dass   er   von    einer  Siegsthat  hinwegschreitet ,    und  sein 
Kampfzorn  (vgl.  §.  335.  A.  2)  eben  in  selige  Heiterkeit  iibergeht.    Wahr- 
scheinlich  Nachbildung  eines  Gusswerks;  die  Ghlamys  ist  entschieden  fur 
ein  Erzbild  angelegt.    Doch  war  auch  das  Original  gewiss  nicht  vorlysip- 
pisch,  s.  §.  332.  A.  2.    Winckelmann's  Liebe  zu  der  Statue  spricht  sich 
am  lebhaftesten  W.  VI,  1.   S.  259  aus.    Erganzt  ist  (von  Montorsoli)  der 
1.  Arm  fast  bis  zum  Ellenbogen,  die  Finger  des  r. ;  andres  war  gebrochen, 
daher  einige  Stellen  an  den  Beinen  ungeschickt  erscheinen.  —  Von  einer 
bei  Argos  gefundenen   Bronze  in  der  Stellung  und  Bildung  des  Belv.  A. 
Pouqueville  Voy.  IV.  p.  161.    Kopfe  derselben  Art,  zum  Theil  noch  gross- 
artiger  und  geistreicher  gebildet,  in  Venedig  (nach  Vise.);  im  Hause  Giu- 
stiniani  (Hirt  4,  1),  jetzt  bei  Gr.  Pourtales  M.  Pourt.  pi.  14  (sehr  edel  und 
geistreich  im  Ausdruck);  [Biiste  im  M.  Ghiaram.  II,  6]  bei  Fiirst  Ponia- 
towsky.  —  In  Neapel  ein  jugendlicher  A.   aus  Bronze  von  Herculanum, 
welcher  die  Sehne  des  Bogens  anzieht,  von  grosser  Anmuth  und  Naivetat 
der  Bildung,  abgebildet  M.  Borbon.  VIII,  60. 

2.  Hierher   der  A.  im  Lykeion  bei  Athen,    der  die  R.   fiber   das 
Haupt  schlagend,   in   der  L.    den  Bogen  niederhielt   und   sich    an   eine 
Saule    lehnte,     Lukian    Anach.    7;    daher     diese    Figur    A.    Lycien    ge- 


Apollon,  verschiedene  Darstellungsweisen.  545 

nannt  wird.  Aber  dieselbe  kommt  auf  Miinzen  von  Thessalonike  als 
Pythios  vor,  Dorier  I.  S.  363.  Statuen  der  Art:  der  Apollino  in  Florenz. 
schlank  aber  weich  von  Formen,  welches  mit  der  Vorstellung  der  Ruhe 
wohl  zusammenstimmt.  Maffei  Race.  39.  Piranesi  St.  1.  Morghen  Princ. 
del  disegno  tv.  12—17.  Die  Statue  im  L.  188.  (M.  Nap.  1,  16.  Franq.  IV,  13. 
Bouill.  I,  18.  vgl.  Ill,  3,  1)  und  die  barter  gearbeitete  n.  197  zeigen  breite 
kraftige  Formen.  Aehnlich  eine  Statue  aus  der  Giustinianischen  Samm- 
lung  in  Wiltonhouse  (Greed  36);  St.  di  S.  Marco  II,  22;  Maffei  Race.  102 
[auch  Villa  Borgh.  IX,  6,  Maftei  St.  di  Roma  39.]  —  Die  Kithar  halt,  bei 
iibergeschlagner  R. ,  in  der  L.  der  machtig  und  gewaltig  gebildete  A. 
M.  Gap.  Ill,  13.  M.  Nap.  I,  17.  Bouill.  Ill,  3,  2,  welcher  den  Greif  neben 
sich  hat.  Auf  Gemmen  stiitzt  er,  die  R.  fiber  den  Kopf  schlagend ,  die 
L.,  die  eine  Kithar  halt,  auf  einen  Pfeiler,  oder  an  dessen  Statt  auf  eine 
kleine  alterthumliche  Bildsaule  zweifelhafter  Deutung  (Nike,  Moera, 
' AcpooSirri  Mftpfcta?).  Gaylus  Rec.  V,  52,  1.  56,  1.  Lipp.  I,  55.  57.  Eben 
so  in  dem  Gemalde  Gell  N.  Pomp.  pi.  72.  Das  Aufstiitzen  der  Kithar  auf 
einen  Pfeiler  oder  Baum  bezeichnet  wohl,  nach  der  Inschr.  des  Reliefs 
bei  Stuart  I.  p.  25.  G.  I.  465,  den  Agyieus  und  Prostaterios,  den 
friedlichen  Schiitzer.  —  Auch  das  Senken  des  Pfeils  bei  dem  A.  auf  den 
M.  der  Seleukiden  scheint  ein  Zeichen  des  beruhigten  Zorns.  Eine  antike 
Gemme,  die  sonst  den  Reliquienkasten  der  H.  Elisabeth  schmiickte,  zeigt 
einen  lorbeerbekranzten  Apollokopf,  mit  einem  Lorbeerzweig  davor  und 
einem  Schwanchen  dahinter,  nebst  der  Aufschrift  TI4IAN,  die  den  sieg- 
reichen  und  beruhigten  Gott  bezeichnet.  S.  Creuzer  zur  Gemmenkunde; 
Ant.  geschn.  Steine  vom  Grabmal  der  H.  Elisabeth  zu  Marb.  Leipz.  1834. 
S.  105.  Tf.  5,  31. 

3.  Zart  und  anmuthig  gebildet  mit  seelenvollen  Zugen,   die  Haare 
fast  auf  weibliche  Weise  geordnet,  ist  der  kitharspielende  A.,  [nach  Pytha- 
goras und  Timarchides],  mit  dern  Schwan ,   M.  Gap.  HI,  15.    Die  Chlamys 
ist  hier,  wie  es  scheint,   von  der  rechten  Schulter  gelost,  am  linken  Arm 
hinabgefallen ,    und    bedeckte  einen   Stamm   oder  Pfeiler,  auf  den  A.  die 
Kithar   stutzte.    Drei   almliche   Medic.   Statuen,   Winck.  W.  IV.    S.  307; 
eine  andre  M.    Borb  IV,  22.     In    eine   lange  stattliche  Chlamys   gehullt 
(nicht  yvfjivb?   «'x  %lcc[ivSiov)    ist  der  A.  Kitharodos  der  Delphischen  M., 
Millingen  Med.  ined.  pi.  -2,  10.  11,  grade  so  in  der  trefflichen  Statue  bei 
L.  Egremont,  Spec.  I,  62.11,  45.  vgl.  Gavaler.  II,  35.   Das  Gesicht  ist  hier 
ernst  und  nachsinnend,  nicht  begeistert.    A.  sitzend,  lautespielend,  in  der 
Pythischen  Stola,    altgriech.  Statue  des  Vaticanischen  Museums.     Gerhard 
Ant.  Bildw.  I,  84.   A.  leierspielend  mit  den  Musen,  Stackelb.  Graber  Tf.  19. 
A.  wettkampfend,  Tf.  20,  Vasen  aus  Athen. 

4.  A.  in  der  Pythischen  Stola   (ima  videbatur  talis  illudere  palla, 
Tihull.  Ill,  4,  35) :  1.  In  der  altern  ruhigen  Weise.  der  sog.  Bathyllos  von 

0    Miiller's  Archaeologie.    4.  Aufl.  35 


546  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [361] 

Samos,  §.  96.  N.  23,  und  die  ebenda  genannten  anathematischen  Reliefs. 
Sehr  ahnlich ,  nur  grossartiger  behandelt ,  die  sog.  Barberin.  Muse ,  jetzt 
als  ein  A.  Kitharodos  anerkannt,  dessen  nicht  ausgearbeitete  Riickseite  auf 
ein  Tempelbild  deutet,  in  MunchenJ32.  Bracci  Mem.  I,  24.  Winck.  W.  VIL 
5  A.  2.  In  der  bewegteren,  lebendigeren  Weise,  deren  Muster  Skopas  in 
dem  A.  aufstellte,  der  spater  als  Palatinus  verehrt  wurde,  s.  §.  125,  4. 
(Auf  den  Miinzen  des  Commodus  lehnt  indess  der  A.  Palat.  die  Kithar 
auf  einen  Pfeiler  oder  eine  Victoria).  Nachbildung  im  Vatican,  s.  §.  125. 
A.  4.  Aehnlich  der  A.  der  Stockholmer  Musengruppe,  Guatani  M.  I.  1784. 
p.  XLIX.  A.  Kitharodos  in  stola  Pythia  v.or  dem  Dreifuss  sitzend ,  Impr. 
Gent.  IV,  21.  3.  In  ubertriebener  Bewegung  der  Berliner  Musaget  (Levezow 
Fam.  des  Lykom.  Tf.  1)  und  die  ganz  entsprechende  als  Dionysos  erganzte 
Figur  PG1.  VII,  2.  Daphnaeischer  A.  §.  158.  A.  1;  dieser  heisst  auf  Mr 
von  Antiochien  auch  A.  Sanctus.  Mionnet  Descr.  V.  p.  214. 

5.  A.  beim  Paean  schreitend  (wie  im  Horn.  Hymn,  auf  den 
Pythischen  A.)  mochte  ich  die  Statue  PG1.  VII,  1  nennen.  A.  im 
Pythischen  Gostiim  sitzend,  Porphyrstatue  M.  Borb.  Ill,  8.  A.  mit  der 
Kithar  sitzend,  schlecht  erganzt,  im  Hause  Mattei.  A.  sitzend,  M.  von 
Kolophon,  Rv.  Artemis  und  Nemesis  (?),  Streber,  Munchner  Denkschr. 
Philol.  I.  Tf.  3,  10.  A.  die  Kithar  auf  das  1.  Knie  stiitzend,  St.  di  S. 
Marco  II,  12.  A.  mit  der  Kithar,  hingelehnt,  sehr  anmuthiges  Gemalde, 
Gell  N.  Pomp.  I.  p.  130.  A.  mit  der  Syrinx  (?),  ehemals  in  V.  Medicis.  A.  um 
den  Dreifuss  tanzend,  M.  von  Kos.  Monnet  Suppl.  VI.  pi.  8.  n.  2.  Kuret? 
xcnaxoQsvats  nach  Broendsted  Reise  II.  S.  315.  Vign.  56.  Streber, 
Munchner  Denkschr.  Philol.  I.  Tf.  4,  7.  Gavedoni  Ann.  VII.  p.  259. 

A.  als  Inhaber  des  Pythischen  Dreifusses  (§.  299),  zwischen  den  cora 
sitzend,  in  einem  Vasengem.  von  Volci  (§.  143,  2).  Eben  so  sitzt  er,  R. 
Rochette  M.  I.  35.  vgl.  37.  A;  auf  dem  Dreifuss  und  mit  den  Fiissen  auf 
dem  Omphalos  sitzend,  fiber  beide  ist  eine  Opferhaut  gebreitet,  in  einer 
Statue,  Raffei  Ricerche  sopra  un  Apolline  de  V.  Albani.  1772.  f.  Ville  de 
Rome  I.  pi.  49.  [D.A.K.  II.  n.  137.]  Derselbe,  scheint  es,  Gerh.  Neapels 
Ant.  S.  29.  [Glarac  pi.  485.  n.  937,  woraus  die»  Verschiedenheit  beider 
Statuen  sich  ergiebt.  Jene  ist  noch  in  V.  Albani.]  A.  stellt  die  Kithar  auf 
den  Omphalos,  M.  Borbon.  X,  20.  A.  auf  dem  Omphalos  sitzend,  auf  M. 
der  Seleukiden.  A.  auf  dem  Omphalos,  die  Kithar  spielend,  M.  von 
Ghersonesos  in  Kreta,  Landon  65.  Ueber  den  Omphalos  Broendsted 
Voy.  I.  p.  120.  Passow  Archaeol.  und  Kunst  S.  158.  R.  Rochette  M.  I. 
p.  188.  Zander,  Encyklop.  I,  XXXIII.  p.  401.  Des  Verf.  Eumen.  S.  101. 
Er  ist  meist  mit  einem  Netz  aus  Infuln ,  wohl  dem  ay^vov ,  umwunden. 
Gerhard  Ant/Bilder  I,  84,  3.  Auf  Etr.  Sarkophagen  (Gori  M.  I.  170)  sieht 
man  ihn,  von  einer  Schlange  umwunden,  im  Pythischen  Adyton.  A.  neben 
dem  Dreifuss  stehend,  die  Hand  auf  die  Hiiften  stiitzend,  Lipp.  I,  54. 


[362]  Apollon,  verschiedene  Darstellungsweisen.  547 

Millin  P.  gr.  4,  wahrscheinlich  nach  einer  Delphischen  Statue ,  vgl.  Tischb. 
Vasen  I,  33.  A.  u.  Artemis  als  Pestgotter,  Reinigung  von  Selinunt,  der 
Vf.  iiber  M.  von  Selinunt  Ann.  VII.  p.  265.  A.  Smintheus,  mit  der  ftfaus 
unter  dem  Fusse,  von  Skopas;  mit  der  Maus  auf  der  Hand,  auf  M.  von 
Alexandria  Troas,  Chois.  Gouff.  Voy.  II.  pi.  67.  Ebenda  ein  A.  Smintheus 
im  Himation  mit  dem  Pfeil  auf  dem  Bogen.  A.  Sauroktonos  §.  127,  7. 

A  Nomios  mit  dem  Pedum,  in  V.  Ludovisi,  Hirt  4,  6.  G.  M.  14,  97. 
Winck.  IV.  S.  82,  A.  ettwiievog  rijg  ilutpov,  Paus.  X,  13,  3.  Millin 
P.  gr.  6.  7.  —  A.  als  Schiffbeschiitzer  auf  M.  des  Antigonos,  Winck.  VI. 
S.  127.  Mionn.  Suppl.  III.  pi.  11,  2.  'EnfiKGiog,  'Anrulos,  Dorier  I. 
S.  225.  —  A.  thronend ,  mit  Bogen  in  der  R. ,  auf  M.  der  Akarnanen, 
Mionn.  Suppl.  III.  pi.  14,  4.  Landon  I,  33.  A.  sich  mit  der  L.,  die  einen 
Bogen  halt,  auf  einen  Pfeiler  stutzend,  Lipp.  I,  48. 

Alt  are  Apollons  mit  seinen  Attributen,  Bouill.  III.  pi.  68.  Drei- 
fiisse  (§.  299  N.  12).  pi.  67.  Ein  gemalter  M.  Borb.  VI,  13.  14,  welcher 
Eurip.  Jon  221  apcpl  Ss  Pogyovsg  schon  erklart.  Aus  Apollons  Pfeilen 
wachsen  Lorbeerzweige  M.  Ghiaramonti  I,  18.  A.  im  Kybeledienst ,  Ger- 
hard Ant.  Bildw.  I,  82,  2.  A.  kitharspielend,  ein  Panther  unter  ihm 
zwei  Frauen  mit  gottesdienstlichen  Gefassen,  Relief  in  Villa  Pamfili,  Ger- 
hard das.  Tf.  82,  1.  [Text  S.  321.  Das  Relief  schon  bei  Boissard  V.  tb. 
83,  Montfaucon  I.  pi.  13,  1.  Winckelm.  Mon.  ined.  50.  Zoega  verstand 
Orpheus,  den  Thrakischen  Matronen  die  Bacchischen  Mysterien  lehrend, 
welche  der  Panther  andeute;  Boettiger  de  anagl.  in  fronte  Longini  GLXII. 
Apollo  Citharoedus,  dem  zwei  Frauen  Libation  bringen.  Die  Beziehung 
auf  Orpheus  ist  auch  Philostr.  Imagg.  p.  611  verworfen.  In  demselben 
Halbrund  der  V.  Pamfili  hat  ein  Apollo  unter  den  Hirten  auch  einen 
Panther  neben  sich.  Die  noch  unedirte  Composition  ist  in  ahnlichem  Geist 
wie  die  mit  dem  getrankten  Satyrkind  §.  385.  A.  6;  eine  Paniska  sperrt 
bei  der  Musik  des  A.  den  Mund  auf  und  legt  die  Hand  auf  einen  kurzen 
Baumast;  unter  ihrem  Felsensitz  ein  Kaninchen,  urn  den  Baum  neben  ihr 
ein  Drache  geschlungen.]  Greife,  auf  M.  (oft  sehr  schon,  Mionn.  Suppl.  II. 
pi.  5)  von  Teos,  Abdera,  Pantikapaeon;  spater  oft  in  Arabesken;  vgl. 
§.  362.  A.  1.  Greife  u.  Kithar  schon  combinirt  M.  Borbon.  VIII,  33.  Greif 
oQvtg  alusrcoQ  bei  Nemesis,  Nonnus  XL VIII,  383.  [Eckhel  D.  N.  II. 
p.  252.]  Sirene?  mit  zwei  Greifen  kampfend,  Impr.  d.  Inst.  Ill,  50. 

362.  Die  Darstellungen  des  Gottes  in  grosserem  Zu-  i 
sammenhange  kann  man  eintheilen  in  solche,  welche  seine 
Erscheinung  oder  Epiphanie  an  seinen  Gultusorten  feiern,  wie 
wenn  er  auf  dem  schwanenbeschwingten  Wagen  von  den 
Hyperboreern  nach  Delphi,  oder  von  einem  Schwan  getragen 
nach  Delos  kommt.  Dann  in  die  Kampfscenen  mit  dem  2 


548  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [362] 

Drachen  Python,   die  indess   viel   weniger  behandelt  word  en 
sind,   als  der    so   friih  von    den    bildenden  Kunstlern   aufge- 

3  suchte   Gegenstand  des   Streits  um   den  Dreifuss.     An   diese 
reihen  sich  die  Siihnungen,   bei  den  en   der  Lorbeer,   der  ur- 
spriinglich  durchaus  Zeichen   von  Siiline  mid  Reinigung  war, 
nicht  fehlen  darf;  Apollon  erscheint  dabei  in  besonders  wiir- 
diger  und  feierlicher  Haltung,  den  Oberleib  frei,   den  untern 

4  Theil   des   Korpers  in   ein  Himation    gehiillt.     Die   musische 
Meisterschaft    des    Gottes   verherrlicht   sein   Kampf  mil  Mar- 
syas,  eigentlich  nichts  Anderes  als  ein  Wettkampf  des  Helle- 
nischen  Kithargesanges  mit  dem  Phrygischen  Flotenspiel.   Beim 
Kampfe  selbst  sieht  man  ihn  auf  Vasengemalden  im  Gostum 
des  Pythischen  Agonisten  oder  auch  unbekleidet ;  als  strenger 
Sieger   und    Bestrafer   .erscheint    er    auf  -Gemmen   in    stolzer 
Haltung,  den  schonen  Korper  aus  dem  Gewande  hervortreten 
lasserid,   das  Knie  von  dem  es  zu   umfassen  bemiihten,   de- 
muthig  fiirbittenden  Olympos  wegwendend.  Aehnlich  stellen  ihn 
mehrere  Basreliefs  dar,  die  selbst  wenig  vorzuglich  sind,  aber 
die    Fragrnente    einer    ausgezeichneten ,    wenn    auch    erst   in 
Alexandrinischer    Zeit    hervorgebrachten    Statuengruppe    auf- 
finden  gelehrt  haben,   in  der   die  Vorbereitungen  zu  Marsyas 
Schindung  nach  Apollons  Anordnung  dargestellt  waren. 

1.  Apollons  £Tti,d7](j,ic(i,   snicpKvtKxi  (iiber  die  Istros  schrieb).     Nach 
Delphi  kehrt  er  von  den  Hyperboreern  zuriick,  beim  Beginn  der  Erndte. 
daher  mit  der  Aehre  (%QVGOVV  fttQos  auf  Miinzen  von  Metapont)  in   der 
Hand.    Auf  Vasengem.  s.  §.  358,  5,  besonders  Tischb.  IV,  8,  wo  der  Drei- 
fuss auf  dies  en  Gegenstand  hinweist.     Neben  den  Hyperboreern   wohnen 
die  Arimaspen ,  die ,  in  Skytho-Pbrygischem  Gostum ,  mit  den  Greifen  um 
das  Gold  kampfen  (Tischb.  II,  9.     Millin  M.  I.  II.  p.  129.     Combe  Terrac. 
4.  6.   d'Agincourt  Fragm.  en  terre  cuite  pi.  11,  2.  vgl.  Boettiger  N.  Teutscher 
Merkur  1792.  II,  VI.  S.  143),  und  von  denen  einer  den  A.  Dapbnephoros 
geleitet,  Millin  Vases,  I,  46.    Arimaspenkampf ;  Gemme,  Impr.  d.  Inst.  I,  13. 
Epiphanie    in    Delos,    auf   dem    Schwan    (snsvsvasv    6    Jjltos    rjSv   TI 
cpolvit-  'E£antvr]$,  6  8s  nvyivog  fv  TI^QL  nctKov  azldti,  Kallim.  auf  Apoll.  4) 
Tischb.  II,  12.    A.  auf  Schwan,  auch  auf  Greif  ruhend  und  fliegend,  auf  M. 
von  Ghalkedon.     Vgl.  Laborde  Vases  II,  26.    Ann.  d.  Inst.  III.  p.  149. 

2.  Kampf  mit  Python.    Zuerst  Leto  mit   den  beiden  Kindern  vor 
Python    fliehend,    der   aus    seiner  Hohle    (Kleaich    bei  Athen.  XV,    701. 
Schol.    Eur.    Phoen.    239)    in    der    Delphischen   vanrj   hervorbricht.      Die 


[362]  Apollon  in  grossern  Compositionen.  549 

Mutter  mit  den  Kindern  in  einer  Erzgruppe  in  Delphi  (Klearch);  auf 
Miinzen  von  Ephesos,  Neumann  N.  V.  II.  tb.  1,  14,  Streber,  Munchner 
Denkschr.  f.  Philol.  I.  Tf.  3,  12.  Tripolis  in  Karien,  Mionn.  Descr.  n.  540; 
die  ganze  Scene  Tischb.  Ill,  4.  Die  Todtung  des  Python  beim  Dreifuss 
auf  einer  Munze  von  Kroton ,  am  besten  M.  Borb.  VI,  32,  6.  Das  Relief 
bei  Fredenheim  M.  Sueciae  (wenn  echt)  stellt  den  August  als  einen  Apollo 
dar,  der  den  Bruti  Genius  besiegt,  vgl.  Schol.  Horaz  Ep.  I,  3,  17.  Properz 
K,  23,  5.  A.  den  Tityos  todtend,  Vase  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  23. 
Ann.  II.  p.  225,  von  Agrigent,  tv.  agg.  h.  [Elite  ceramogr.  II,  55-58.] 
A.  als  Greif  mit  Giganten  kampfend,  Gemme  G.  M.  20,  52.  P.  gr.  8. 
[oder  Apollons  Greif,  und  §.  365.  A.  5  Apollons  Hirsch  (st.  A.  als  Hirsch) 
ihm  beistehend.]  Niobiden  §.  126.  417.  Kampf  mit  Herakles  in 
alten  Statuengruppen  (§.  89.  A.  3)  und  in  erhaltenen  Beliefs,  Gemmen 
u.  Vasengem.  des  alterthumlichen  Styls,  §.  96.  N.  14.  vgl.  99.  N.  6,  auch 
auf  Volcentischen  (Micali  tv.  88,  8)  u.  spatern  Vasengem.  M.  I.  d.  Inst.  9. 
Ann.  II.  p.  205.  Die  Versohnung  auf  dem  Korinthischen  Belief  §.  96. 
N.  15.  Millingen  Gogh.  11. 

3.  A.  als  Beiniger,    auf  M.  von  Ghalkedon,  Perinth,   einen  Lorbeer 
iiber  einem  Altar  sengend.     Den  Lorbeer  pflanzend  (?)   auf  M.  von  Meta- 
pont,  N.  Brit.  3,  14.    Auf  M.  von  Myrina   mit  einem  Himation   um  die 
Hiiften,  einen  Lorbeerzweig  mit  Wollebinden  in  der  Hand.     Suhnung  des 
Orestes,    der  am  Omphalos  sitzt,  Vasengem.   bei  Tischb.  II,   16;  Millin 
Vases  II,   68.     M.  I.  I,  29.     G.   M.   171,    623;    em    drittes    herausg.    von 
Thoiiacius,  Programm  von  Koperihagen,  1826;  ein  viertes  von  B.  Bochette 
M.  I.  pi.  35  (auf  der  Vase  pi.  37  sitzt  A.  selbst  auf  dem  Omphalos,  und 
die  Pythia  auf  dem  Dreifuss). 

4.  Apollons    Kampf    mit    Marsyas    (Mn66rj<; ,    Maavrjs),     einem 
Phrygischen  Damon  (Seilenos  bei  Herodot),   dessen  Symbol   ein  Schlauch 
(affxog)    war,    den    die    Hellen.    Sage    in    eine    Trophaee    des    Siegs    der 
Kitharodik   verwandelt.      Vgl.    Boettiger,    Att.    Museum   I.    S.  285,    und 
Millin  Vases  I.  zu  pi.  6.     Der  Wettkampf  auf  Vasengem.,  Tischb.  I,  33 
(in  Delphi);  III,  5.     (A.   in  der  Pythischen  Stola)  12;  Millingen  Gogh.  4; 
Gerh.    Ant.    Bildw.  27,   2.     [Das  letzte    ist   das  Urtheil    oder    die  Strafe.] 
Bei  Tischb.  I,  33    [Elite  II,  62,  Inghirami  tv.  327J  heisst  der  Flotenspieler 
McUxog,    wie  bei  Plut.  Qu.  Gr.   28    ein   feindseliger  Aulete  Molpos   vor- 
kommt;    vgl.    Welcker   Ann.  IV.  p.  390.      Die  Strafe  schon  von  Zeunis 
gemalt;  Marsyas  religatus  Plin. ,   vgl.  Philostr.  d.  j.  2.     Darnach  vielleicht 
das   Gemalde   Ant.    di   Ercol.   II,    19.     M.  Borbon.  VIII,  19.     [Ternite  1. 
Taf.  7;  ein  andres  Bull.    1841.   p.    106;   ein    merkwiirdiges    bei  Turnbull 
a  treat,  on  anc.  painting   pi.   18.  Ap.   sitzend   mit   der  Laute  auf  einem 
Felsen,  vor  ihm  der  Ueberwundene  knieend  um  Gnade,  ein  Diener  zieht 


550  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [362] 

ihn  am  Halse  zuriick,  ein  andrer  steht  bereit  u.  zuletzt  steht  der  Scythe 
mil  dem  Messer,  der  Entscheidung  gewartig.  Vasen  von  Palermo  u.  von 
Malta  Gerh.  Archaeol.  Zeit.  III.  S.  87—93.  Vasengemalde  bei  Inghirami 
Vasi  fitti  IV,  325—31,  wovon  326—329  aus  Tischbein,  330  aus  Millingen 
Peint.  de  V.  4,  und  in  der  Elite  ceramogr.  II,  62.  63.  65—71  der  Wett- 
streit,  64  u.  75  die  Strafe.  Darunter  ist  unedirt  die  secchia  pi.  63,  wo 
M.  dem  Ap.  zuhort ,  welchen  Nike  kranzt ;  oben  sitzt  Artemis  u.  hinter 
dem  Ap.  Olympos,  betriibt.  (Rv.  Silen  Schlauchtrager ,  ein  Thyrsus- 
schwinger  und  eine  Baccha).  Der  Text  ist  noch  zuriick.  An  einer  Vase 
aus  Ruvo  im  Bourbonischen  Museum  (Rv.  Raub  des  Palladiums),  er- 
wahnt  Bull.  1841.  p.  107  und  im  Archaeol.  Intell.  Bl.  1837.  S.  52.  f. 
Oberhalb  Zeus  thronend,  Artemis,  langbekleidet  mit  Bogen  u.  zwei 
Speeren  stehend  neben  ihm.  Dem  unten  sitzenden  Apollon  schwebt  ein 
Genius  mit  Kranz  zu,  begleitet  von  einer  weiblichen  Figur  mit  Patera. 
MAPZYAZ  stiitzt  sich  das  Haupt,  indem  eine  Muse  ihm  das  Urtheil 
vorliest;  zwei  andre  Musen  mit  Floten  u.  Lyra;  ein  Jiingling  mit  einem 
Bock.  Eine  Vase  Santangelo  aus  Grumentum  in  der  Rev.  archeolog.  1845.  II. 
p.  631.  pi.  42.  Nike  reicht  dem  Ap.  den  Kranz,  Marsyas  sitzt.  Eine 
kleine  Nike  kranzt  den  siegenden  Gott  im  Kitharoedengewand  auch 
Elite  pi.  65,  u.  eine  grossere  pi.  63.  In  der  Elite  I.  p.  95  ist  eine  Vase 
mit  Ap. ,  Marsyas,  Nike  und  Midas  citirt.  Rv.  Hera  durch  Hephaestos 
befreit.]  Auch  auf  Vasengem.  A.  als  tortor,  Tischb.  IV,  6.  G.  M.  26,  79. 
Haufig  auf  Gemmen  Lipp.  I,  66.  II,  51—53.  Ill,  48.  Gemmae  Flor.  1. 
tb.  66,  9.  Wicar  II,  7.  M.  Antonins  des  Frommen  von  Alexandria,  Apollon 
auf  einem  Felsen  sitzend ,  Marsyas  hangend,  Olymp  oder  der  Scythe 
knieend,  Mionnet  Suppl.  T.  IX.  zu  p.  24.  Ueberladne  Sarkophag-  Vor- 
stellungen,  aus  Villa  Borgh.  L.  769  b.  Winck.  M.  I.  42.  Bouill.  Ill,  34. 
Clarac  pi.  123.  p.  273.  G.  M.  25,  78.  [D.A.K.  II.  n.  152]  (ahnliches 
Fragment,  R.  Rochette  M.  I.  47,  3);  auf  dem  neuentdeckten  Sarkophag 
der  Sammlung  Doria,  Gerh.  Hyp.  Rom.  Studien  S.  110  u.  Ant.  Bildw. 
Tf.  85,  1 ;  einfacher  aus  S.  Paola  fuora  di  mura  (Heeren  in  Welcker's 
Zeitschr.  I.  S.  137.  Historische  Werke  III.  S.  185).  Sarkophag  Barberini 
bei  Gerh.  A.  B.  Tf.  85,  2.  Cardinal!  in  den  Mem.  Rom.  di  antich. 
Vol.  I.  p.  401  (49),  Minerva  sich  spiegelnd  und  M.  zum  Schinden  ge- 
bunden.  [Thongefass  aus  Armento  mit  Relief,  wichtige  Vorstellung, 
Bull.  1842.  p.  34.  Bull.  Napol.  1844.  p.  75.  Grobes  Fragment  im  M. 
Chiaramonti,  Gerh.  Vatican  S.  64.  Eigenthumliche  Behandlung  in  einem 
Relief  des  Museum  zu  Aries.]  Abweichend  die  Vorstellung  auf  einer 
Gandelaber-Basis  PCI.  V,  4.  Nach  jenen  Reliefs  erkennt  man  die  Stiicke 
einer  grossen  Statuen-Gruppe ,  vielleicht  derselben,  die  das  Romische 
forum  zierte  (Marsyas  causidicus,  A.  iuris  peritus  bei  Horaz,  Martial, 
Juvenal;  ob  derselbe  tortor?).  Dazu  gehoren  der  an  die  Fichte  gehangte 
Marsyas,  ein  anatomisches  Studium,  zweimal  in  Florenz  (M.  Flor.  Ill,  13. 


[362]  Apollon  in  grossern  Gompositionen.  551 

Maffei  Race.  31.  G.  di  Fir.  IV,  35.  36.  Wicar  IV,  17)  u.  sonst  (im 
L.  230.  Clarac  pi.  313.  541;  G.  Giust.  I,  60  (?))  vorhanden.  [In  V. 
Albani,  woran  der  Torso  sehr  gut;  im  Casino  der  V.  Pamfili,  V.  Pamphyl. 
tb.  30,  diese  beiden  nur  halb  so  gross  als  die  in  Florenz;  in  Berlin, 
Amalthea  II.  S.  366;  ein  Torso  von  vorzuglichster  Griechischer  Arbeit, 
von  Vescovali  1844  am  Palatin  ausgegraben  u.  nach  Berlin  verkauft.] 
Cosmus  von  Medici  erhielt  von  Rom  einen  sehr  schonen  aufgehangten 
Marsyas  aus  weissem  Marmor,  Lorenzo  hatte  noch  einen  weit  schoneren 
aus  rothem,  Vasari  im  Leben  des  A.  Verrocchio.]  Audi  auf  Gemmen,  Lipp. 
Suppl.  I,  119.  Die  Figur  des  Marsyas  war  selbst  als  Puppe  beliebt, 
Achill.  T.  Ill,  15.  Ferner  der  von  Agostino  erkannte  Schleifer,  Arotino, 
M.  Flor.  Ill,  95.  96.  Sandrart  II,  I,  9.  Maff.  41.  Piranesi  St.  3.  G.  di 
Fir.  37.  Glarac  pi.  543 ,  ein  Skythischer  Polizeiknecht.  Fur  Agostini's 
Auslegung  Winck.  M.  I.  a.  0.  Visconti  PCI.  V,  3.  4,  Heeren  in  Welckers 
Zeitschr.  S.  136;  dagegen  (olme  hinlangliche  Griinde)  Fiorillo  Kl.  Scbriften  I. 
S.  252.  Der  Schadel  Kosackenahnlich  nach  Blumenbach's  Bemerkung 
(Spec,  histor.  natur.  p.  12);  die  Figur  von  gemeinem  Gliederbau  und 
Ausdruck,  den  auch  Philostr.  d.  j.  2  sehr  gut  beschreibt.  Der  sieges- 
stolze  A.  dieser  Gruppe  bleibt  noch  nachzuweisen ,  da  die  Gruppe  in 
Dresden  (Le  Plat  65.  August  II.  S.  89)  sehr  zusammengesetzt  ist.  Im 
M.  Ghiaramonti  A.  die  Kithar  auf  den  Marsyas  stiitzend,  Gerhard  A.  B. 
Tf.  84,  5. 

Von  einem  1790  bei  Tivoli  gefundenen  A.  und  Hyakinth  mit 
Discus,  Effem.  Rom.  1823.  Maio.  Schorn's  Kunstbl.  1824.  N.  23.  A.  u. 
Hyakinthos  bei  Hope,  Specimens  II,  51.  Hyakinths  Todtung,  Wand- 
gemalde  in  Pompeji,  Archaeol.  Int.  Bl.  1834.  n.  53.  S.  453.  [Von  der 
Hopeschen  Gruppe,  auch  bei  Glarac  pi.  4-94  B.  n.  966  A.  u.  D.A.K.  II,  12, 
139,  ist  nicht  wesentlich  verschieden  eine  zu  Berlin  befindliche,  Archaeolog. 
Zeit.  II.  Tf.  16.  S.  257.  Der  Dichter  Linos,  der  mit  A.  wettkampfte, 
konnte  nicht  als  Jungling  oder  Knabe  gebildet  sein.]  A.  bei  Admet  und 
Alkestis,  §.  413.  A.  1.  [Apollo  und  Kyparissos,  Pompejanisches  Wand- 
gemalde,  Avellino  il  mito  di  Ciparisso,  Nap.  1841.  4.  Auch  in  einer 
Statue  Barberini ,  jetzt  im  Hause  Sciarra  Cypariss  mit  seinem  getodteten 
Hirsch  im  Arm,  lorbeerbekranzt.  A",  u.  Daphne,  auf  Vasen,  friiher  be- 
kannten  und  einer  unedirten  im  Museum  zu  Arezzo,  aus  Valdichiana,  von 
besondrer  Composition  und  schonem  Styl.  Ein  Lorbeerbaum ,  A.  lorbeer- 
bekranzt, mit  fliegendem  Haar,  lenkt  eine  Quadriga,  worauf  er  eine  edle 
hohe  weibliche  Gestalt  entfuhrt.  Der  Quadriga ,  uber  der  z\vei  Tauben  sich 
kussen,  tritt  eine  Schwester  mit  ausgestreckten  Armen  entgegen  und  eine 
andre  spricht  zu  dem  abgewandt  stehenden  Vater,  wie  bei  andern  Ent- 
fuhrungeri.  In  Villa  Borghese  eine  Statue  der  Daphne  im  Augenblick  der 
Verwandlung,  bei  Via  Salona  gefunden,  III,  4,  des  Katalogs  von  1840.  Halb 


552  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [363] 

Baum,  halb  noch  Madchen  wurde  Daphne  gemalt  nach  Lukian  Ver.  hist.  I,  8. 
A.  Idas  u.  Marpessa,  Gerhard  Etr.  Spiegel  I.  80,  mit  den  Namen.  Idas  fiihrt 
Marpessa  davon,  A.  entfernt  sich,  Gerhard  Auserles.  V.  I,  46,  erkannt  von 
Ed.  Jahn.  Archaeol.  Aufs.  S.  54,  der  auch  S.  47  ff.  auf  der  beriihmten  Agrigenter 
Vase  in  Miinchen  mit  dem  Vf.  §.  143.  A.  2,  wiewohl  dieser  auch  Ann.  IV. 
p.  393  diese  Erklarung  nur  als  zweifelhaft  anfuhrt,  den  Streit  zwischen  A.  u. 
Idas  u.  dessen  Schlichtung  vermuthet.  Thiersch  iiber  die  bemalten  Vasen, 
Miinchner  Denkschr.  Philol.  IV.  1.  S.  41  zieht  die  Erklarung  vor,  die  nach 
Pindar  den  Streit  des  Herakles  gegen  Apollon  u.  zwei  andre  Gutter  annimmt.] 


6.    Artemis. 

1  363.     Das  Wesen  der  Artemis  hat,   wie  das  ihres  Bru- 
ders  Apollon,   zwei   Seiten,   indem    sie  bald    mehr    als    erne 
kampfende,  erlegende  Gottheit  gedacht  wi'rd,  welche  Thatigkeit 
indess  in  der  gewohnlichen  Auffassung  immer  mehr   auf  das 
Geschaft  der   Jagd  beschrankt    wurde;   bald  .  rnehr    als    eine 
Leben  gebende  und  Licht  bringende  Gottin  (Vorstellungen,  die 
in  Griechischer  Symbolik  sehr  eng  zusarnmenhangen),  als  eine 
Spenderin    von    frischem ,    bliihendem    Naturleben    fiir    Vieh 
und  Menschen :  auf  welche  Grundvorstellung  schon  der  Name 

2  der  Gottin  hindeutet.    Bogen  und  Fackel,  das  Symbol  von  Licht 
und  Leben,  waren  daher  schon  bei  den  altesten  Gultusbildern 

3  die   gewohnlichen  Attribute.     Bei   weiterer   Entwickelung  des 
Artemis-Ideals   legt    die    Kunst    die   Vorstellung   jugendlicher 
Kraftigkeit  und  Lebensfrische  zum  Grunde,  und  in  dem  altern 
Style,    wo  Artemis  durchgangig   lang  und   zierlich   bekleidet 
(in  stola)  erscheint,  geht  das  Streben  besonders  dahin,  auch 
durch  das  Gewand  die  vollen,  bliihenden  und  kraftigen  For- 

4  men  hindurchscheinen  zu  lassen.     Spater,  als  Skopas,  Praxi- 
teles ,    Tirnotheos    und  Andre    das  Ideal    ausgebildet    hatten, 
wird  Artemis,  wie  Apollon,  schlank  und  leichtfussig  gebildet, 
Hiiften   und .  Brust   ohne    weibliche  Fulle  ,•   die    noch    unent- 
wickelten  Formen   beider  Geschlechter   vor  der  Pubertat  er- 
scheinen  hier  gleichsam  festgehalten  und  nur  zu  grosserem  Urn- 

5  fang  ausgebildet.     Das  Gesicht  ist  das  des  Apollon,  nur  von 
weniger   vortretenden   Formen,    zarter  und    rundlicher;    das 
Haar    ist    haufig  iiber   der   Stirn    zu    einem  Korymbos  (Kro- 
bylos)  aufgebunden,  noch  ofter  aber  am  Hinterkopf  oder  auf 


[363]  Artemis,  iilteres  und  spateres  Ideal.  553 

dem  Wirbel  nach  einer  Weise,  die  besonders  bei  den  Doriern 
gebrauchlich  war,  in  einem  Busch  zusammengefasst  ;  nicht 
selten  findet  sich  auch  Beides  zusammen.  Die  Kleidung  ist  6 
ein  Dorischer  Chiton  (§.  339,  1),  entweder  hoch  geschiirzt, 
oder  auf  die  Fiisse  herabwallend,  oft  auch  als  Hemidiploidion 
iibergeschlagen  ;  die  Schuhe  der  Jagerin  sind  die  den  Fuss 
ringsumher  schutzenden  Kretischen. 

1.  Vieles   Nutzbare  iiber  die  Artemis  giebt  Voss  Mythol.  Br.  Ill,  1. 
[Vasen  in  der   Elite  ceramograph.  II,  7  —  9.  17  —  19.  90.  92  u.  viele,    wo 
sie  mit  Apollon  und  andern  Gottern  zusammen  erscheint.] 

2.  Alte  Gultusbilder  §.  69.  A.     A.  Lusia  ist  auch  wohl  in  dem  Idol 
mit  dem  Polos  u.  Fackel  u.  Bogen  zu  erkennen  auf  dem  Vasengem.   zu 
Berlin    (Hirt   die    Brautschau.    B.   1825).     Melampus   heilt    die   Proetiden, 
namentlich  seine  Geliebte  Iphianassa;  die  Kuhhornchen  aus  Virgil  E.  6,  48 
zu  deuten.     [Vgl.  Panofka  Argos  Panoptes  1838.  S.  26.     Elite  ceramogr. 
I,  25.]     Andere  beziehen  es  auf  Ariadne  [Hirt]   auf  Jo.     [Gerhard,  Zeus 
u.  Jo,    Ant.  Bildw.  Tf.  115;   unverkennbar   vgl.  Millingen  Vases  de   Sir 
Gogh.  pi.  46,  Peint.  de  V.  pi.  52.     Elite  ceramogr.  1.,  26.     Nach  Avellino 
Opuscoli  div.  II.  tv.  6.    Thoas  und  Iphigenia.]  —  Am  Kasten  des  Kypselos 
A.  beflugelt,  [vgl.  Rhein.  Mus.  VI.  S.  587],  mit  Panther  u.  Lowen  in  den 
Handen,    Paus.  V,   19,   1;    ahnliche  Figuren   auf   Glusinischen   und   sog. 
Aegyptischen  Vasen.     Mit  Pantherfell  in  Void,  Ann.  III.  p.  149. 

3.  In   den   anathematischen  Reliefs  §.  96.  N.  23  -fiihrt  A.  Fackeln 
in  den  Handen,    mit  dem  Bogen  u.  Kocher  auf  dem  Rucken.    In  andern 
alterthiimlichen  Werken  halt  sie   den  Bogen  und  zieht  den  Hirsch  nach 
sich,  ebd.  N.  21.  vgl.  22  und  die  Vase  des  Sosibios  L.  332.    Bouill.  HI,  79. 
Glarac.  pi.  126.    Herculanische  A.  §.96.  A.  15.    A.  auf  Greifenwagen  N.  30. 


4.     Eine  A.  als  ein  2pyov  Znonudsiov,  Lukian  Lex.  12.     Von  Prex. 
§.  127.  A.  7.     Timotheos  §.  125.  A.  4, 


5.  Ueber  das  Haar  vgl.  §.  330.  A.  5. 
Aristoph.  Lys.  1350.  [%QVGKO.  apnvg,  Eurip.  Hec.  467.]  Die  Sphendone 
mit  Strahlen  umgeben,  Pompej.  Gemalde  M.  Borbon.  X,  20.  vgl.  §.  340.  A.  4. 
Mit  dem  Haarbusch  auf  M.  von  Athen  u.  Aegion  (N.  Brit.  7,  12.  14),  von 
Exetria  (Landon  10),  Stymphalos  (ebd.  45.  Mionn.  Descr.  PL  73,  8). 
Syrakus  (Nbehden  18),  Gapua  (N.  Brit.  2,  13).  Auf  M.  von  Stymphalos 
ist  der  Kopf  belorbeert,  wie  auf  Massilischen  ,  mit  hinten  aufgesteckten 
Haaren,  Mionn.  PL  63,  2.  [Glarac  pi.  1006.  1007.  n.  2788-2793.]  Auf 
Vasen  von  Volci  A.  mit  hoher  Kopfbinde,  Micali  tv.  84. 

0.     Xuda  genu  nodoque  sinus  collecta  fluentis  (wie  bei  der  Versailles 


554  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [364] 

Statue)  Aen.  I,  320.  Crispatur  gemino  vestis  Gortynia  cinctu  poplite  fusa 
tenus  Claudian  Rapt.  Pros.  II,  33.  vgl.  Cons.  Stil.  Ill,  247.  'Eg  V6vv 
IJIK%QI  %IT(OVK  £covvvaQ'tti  Isyvcorbv,  Kail.  Art.  11.  Vgl.  Ghristodor  308. 
Die  Anth.  Plan.  IV,  253  (App.  Palat.)  erwahnt  die  AVKKGTSIOOV 
(die  KQTJTLKK  7tsStA.cc)  und  den  TCQOS  a-ngriv  lyvvrjv 
GGOfisvos.  'EvdyofiiSsg  der  A.  Pollux.  [Bis  zu  den  Fiissen 
bekleidet,  den  Kocher  ubergehangt,  A.  •nvvrjysTtg  nach  der  Beischrift,  Relief 
bei  Paciaudi  Mon.  Peloponn.  I.  p.  163,  wie  die  spateren  Statuen  Glarac 
pi.  571,  1220.  572,  1222  u.  a.) 

1  364.     Artemis   die  Jagerin  («7(>o<r4>«),    welche    aber    oft 
mit   gleichem   Rechte   als   eine   kampfende   Gottheit    gedacht 
werden  kann,    wird   in   vorziiglichen  Statuen   theils   in   dem 
Moment ,    den  Pfeil    aus    dem  Kocher  zu  nehmen ,    um    ihn 
abzusenden,  theils  auf  dem  Punkte  ihn  abzuschiessen,  in  be- 

2  senders  lebhafter  Bewegung,  dargestellt.    Wenn  sie  im  langen 
Gewande  die  Hand  nach  dem  Kocher  bewegt,   ohne  Zeichen 
von  heftiger  Bewegung,  sanfte  Anmuth  in  den  Mienen,  liegt 
die  Vorstellung  naher,   dass  sie  ihn   schliessen,    als  dass  sie 
ihn  offnen  wolle ,    und  man  darf  wahrscheinlich  den  Namen 

3  Zwrsina   auf   eine    solche   Artemis    anwenden.      Geschlossen 
sieht   man    den   Kocher    und   den    Bogen    auf  den   Riicken 
zuriickgeworfen  in  Reliefs,    wo  Artemis   als  lebenverleihende 
Lichtgottin   (als   qpw^qpo^o^,   (jslngyoQog)   mit    den   Fackeln  in 
beiden  Handen  einherschreitet,  welche  auch  vielen  mangelhaft 
erhaltenen   Statuen   durch   Restauration    wiederzugeben    sein 

4  mochten.    In  Tempelbildern  trug  nicht  selten  Artemis  sowohl 
den  Bogen  als  die  Fackel  in  der  Hand,  Licht  und  Tod  gebend 

5  zugleich.     Die  Jagerin  Artemis  ist  zugleich  eine  Hegerin  und 
Pflegerin  des  Wildes;    oft   erscheint   sie   eine   heilige  Hirsch- 
kuh  an  sich  heranziehend;    auch  ist  in   einem  interessanten 

6  Bilde  ihre  Krone  aus  Rehbocken  gebildet.     Nur  in  kleinen 
Kunstwerken  lassen  sich  nachweisen :  die  Artemis  Upis,  eine 
Opfer  und  Suhnlieder  fordernde  Gottheit,   welche   durch  die 

7  Geberde  der  Nemesis  bezeichnet  wird;    und  die  Syrakusische 
Potamia,    die    vom    Alpheios    herubergebrachte    Flussgottin, 
welche  durch  das  Schilf  in  den  Haaren  und  die  Fische,   die 

8  sie  umgeben,  ihre  Verbindung  mit  dern  Wasser  anzeigt.    Die 
meerbeherrschende  Artemis  ist  wenigstens  in  der  Gestalt,  die 
sie  in  Leukadien  hatte,  bekannt. 


[364]  Artemis,  verschiedene  Darstellungsweisen.  555 

1.  Der   erste  Moment   in    der  A.    von    Versailles,    L.  178.     Sehr 
schlank  und  zierlich,    aber  doch  kraftig  gebaut.    Neben   ihr  die  tAacpos 
K£QO£66(x.    Auf  dem  Kopfe  eine  Stephane.    M.  Franc,.  I,  2.    Nap.  I,  51. 
Bouill.  I,  20.     Glarac  pi.  284.    G.  M.  34,  115.    Eben  so,  Millin  P.  gr.  10. 
M.  von  Philadelphia,  N.  Brit.  11,  6.     Eben  so  die  A.  in  Phelloe,  fSf'Aog  sx 
cpccQSTQas  lK(i§avovGaf  Paus.  VII,  27,  4.    So  auch  als  Todterin  der  Niobe- 
Tochter  PCI.  IV,    17   [u.  Elite  ceramograph.  II,  90].    Den  z  we  it  en  zeigt 
die  PCI.  I,  31.    (Hirt  5,  2.  5);  ahnlich  Bouill.  Ill,  5,  3;   auch  die  Bronze, 
Ant.  Ere.  VI,  11.  12,  die  Gemme  Lipp.  I,  71,  und  Lampe  bei  Bartoli  II,  33. 
Als  Jagerin  mit  einem  Hunde  auf  Syrakus.  M.  Mionn.  Descr.  PI.  67,  6  u.  a. 
Als  ausruhende  Jagerin  auf  eine  Saule  gestiitzt,  Lipp.  I,  63  u.  sonst;   mit 
sehr    gespreizten  Beinen,    Paris   in   der  k.  Bibliothek,    Clarac  566,   1266. 
Schoner  Torso  in  Mantua  pi.  558  B.  n.  1239  A.  [vgl.  Glarac  pi.  1561—1577. 
1579.  n.  1237.  pi.  1580.     Eine  Statue   der  Artemis   bei    Lord   Egremont, 
verschieden  von  Glar.  pi.  564  D.  n.  1248  B.  zeichnet  sich  aus  durch  das 
Luchsfell,  welches  das  mit  einem  Giirtel  um  die  Hiifte  geschiirzte  Gewand 
zum  Theil   bedeckt,   wie    der  Vf.    bemerkt  Amalthea  III.    S.  250.    Nach 
einem  ahnlichen  Fell  iiber  Schulter  und  Brust  wird  die  A.  in  E.  Brauns 
Marmorwerke    Tf.   2    fur    A.    Lykeia    erklart,    Zeitschr.    f.    A.  W.    1844. 
S.  1070.] 

2.  £o  bei  der  lieblichen,    oft  wiederkehrenden ,    Figur,   in  Dresden 
147.  Aug.  45.    Aehnliche  in  Gassel;  auch  die  schone,  den  Pfeil  einsteckende 
Specimens  II,  36;  M.  Cap.  Ill,  17.  vgl.  Maffei  Race.  145.     Der  geschlossene 
Kocher  bezeichnet  die  "A.  ZOJTSLQK  auf  Syrakus.  M.,  Noehden  16.    Mionn. 
pi.  68,  4,  wo  auch  noch  eine  Kithar  beigefiigt  ist,  wie  bei  Apollon  auf  der 
andern  Seite.     Wahrscheinlich    aus   einer  Zeit,    wo  die   Syrakusier,   von 
grosser  Landesnoth  befreit,   dem  Apoll  und  der  A.  Paeanen  sangen.    Da- 
gegen  scheint  die  A.  M.  Flor.  Ill,  19  wirklich  den  Pfeil  herauszunehmen, 
so  wie  die  heftig  bewegte  Diana  Sicula  in  langer  Bekleidung  auf  M.  des 
August.     (Hier  kommt  auch  eine  hochgescmirzte  A.,    stehend,  mit  Lanze 
und  Bogen,  als  Sicula  vor,  Morelli  tb.  11,  33-39.     Eckhel  VI.  p.  93.  108. 
Eine  Lanze  [Jagdspiess]  hat  auch  die  Capuanische  in  dem  Relief  Winck. 
W.  I.  Tf.  11.    G.  M.  38,  129),  [so  wie  vielleicht  die  Statue  Stoppani-Vidoni, 
in  ruhiger  Stellung,  E.  Braun  Ant.  Marmorwerke  I,  2  und  gewiss  die  bei 
der  Amazonenschlacht  G.  M.  136,  499.]    A.   den  Pfeil  senkend  --•   auch 
ein  Zeichen  von  Besanftigung  —  eine  Fackel   als  Scepter,   daneben   ein 
Hirsch,  auf  M.  von  Bizya,  SClem.  33,  355.  Vgl.  die  Gemme  Impr.  d.  Inst.  II,  9. 

3.  Fackeln  trug  auch  die  Pythische  A.,    wie ^  die  §.  96.  N.  17  ge- 
nannten  Reliefs  und '  Heliodor's  III,  3  schone]Beschreibung  der  Delphischen 
Priesterin  im  Artemis-Gostum ,    welche  in  der  R.  eine  Fackel,    in  der  L. 
den  Bogen    hielt,   zeigen.     Eine  Hauptstatue   aus  V.  Panfili   PCI.  I,  30. 
Hirt  5,   6.     Aehnlich   Bouill.   Ill,  5,   1.    Vgl.   Gap.  Ill,   16.    [18];   Mon. 


556  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [364] 

Matth.  I,  44.  A.  aus  Pall.  Golonna  in  Berlin  31  mit  schonem  Kopf, 
Avahrscheinlich  mit  Fackeln  in  beiden  Handen,  schnell  herbeieilend.  Auch 
die  angebliche  Terpsichore,  Clarac  pi.  354.  Die  sog.  Zingarella  im  L.  462. 
(Winck.  W.  Ill,  XLV.  Race.  79,  V.  Borgh.  8,  5.  Bouill.  Ill,  5,  4.  Clarac 
pi.  287)  und  die  sich  eine  Art  von  Peplos  umlegende  Statue  aus  Gabii  im  L. 
(Mon.  Gab.  32.  M.  Roy.  II,  17.  Bouill.  I,  21.  Clarac  pi.  285)  halte  ich 
fur  Nymphen  der  A. 

4.  Mit  Fackel  und  Bogen   die  hochgeschurzte  A.  Laphria  auf  M. 
N.  Brit.  5,  23.    (Dieselbe,  aber  als-Jagerin  ohne  Fackel  auf  M.  Domitian's, 
Morelli  tb.  20,  7.)    Eben  so  die  A.  von  Segesta,  cum  stola  Gic.  Verr.  IV,  34. 
A.  mit   zwei  Fackeln  als  Sceptern,    den  Kocher  auf  dern   Rucken,   lang 
bekleidet,  Moreili  G.  Claudia  tb.  2,  1. 

5.  So    an    der   archaisirenden   Statue    von   Gabii,    in  Miinchen  85. 
Sickler's   Almanach  II.    S.  141.    Tf.    12.      Clarac   pi.   566.    n.   124.      [Die 
Krone  aus  .Hirschen  und  Kochern   abwechselnd ,    wie  die  der  Gottin  von 
Rhamnus    aus   Hirschen   und   Victorien,    Paus.  I,   33,  3,    der  Kranz  der 
Pandora  aus  allerlei  Thieren,  Theogon.  578,  der  der  Here  aus  Horen  und 
Chariten  Paus.  II,  17,  4.]    A.  als  Cultusbild  mit  einem  Reh  auf  der  Schulter 
und  Rehfell  auf  dem  Relief  bei  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  42,  1.     Oft  halt  A. 
einen  Hirsch  bei  den  Hornern  oder  Vorderfiissen ,    auf  M.  und>  Gemmen, 
z.  B.   der  alterthumlichen  Lipp.  I,  70.    Ill,  59  s.    II,  60;    auf  dem  Relief 
bei  Bartoli  Adm.  33    (mit  Hippolyt)  und  andern,   §.  363.  A.  3.     Auf  der 
Hirschkuh  knieend,  M.  von  Ephesos,  SClem.  23,  193,  Chersonesos  Taur., 
Allier  de  Haut.  2,  3—9.    Auf  einem  Wagen  mit  Hirschen,  Claudian  Cons. 
Stil.  Ill,  286,  auf  Denaren  der  g.  Aelia  u.  Axsia,  vgl.  §.  119.  A.  2.    A.  mit 
Fackeln,   von  einem  Hirsch  getragen ,  M.  der  Faustina,  Pedrusi  V,  13,  3. 
Vaillant  De  Camps  p.  35.    Auf  den  Denaren  der  g.  Hostilia,  mit  Strahlen- 
haupt,    in   der  R.    einen  Hirsch,    in   der  L.  einen  Speer  haltend.     Diana 
Planciana ,    Eckhel  D.  N.  V,  275 ,    mit  einem  Hute ;    eine  Gemse  auf  dem 
Revers.     Kopf  der  A. ,   von  Bocken   umgeben ,    silbernes   Medaillon   von 
Herculanum.     M.  I.  de  Inst.  14  a.     Ann.  II.  p.  176. 

6.  So  erklare  ich  die  Gemme  Millin  P.  gr.  11.    Ygl.  Hirt,  Tf.  12,  10. 

7.  Fur  A.  Potamia  halte  ich  auf  den  Syr.  Medaglioni  (§.  132.  A.  1) 
den  Kopf  mit  schilfdurchflochtenem ,   hinten  aufgestecktem ,  einfach  geord- 
netem  Haar,   von  Fischen  umgeben  (Noehden  Frontisp.,   vgl.  13.     Mionn. 
Descr.  PL  67,  3.  5.     Empr.  317.  318),   und  unterscheide  davon  den  eben- 
falls  von  Fischen  umgebnen  mit  dem  Haarnetz  und  dem  kiinstlich  geord- 
neten  Haar,    von  minder  edlen  und  gottlichen  Gesichtsformen ,    den  man 
bald  von  der  Seite  (Empr.  316),   bald  von  vorn  (302.  303)  sieht,  wo  die 
Aufschrift  AQI&OGK  (Descr.  PL  67,   4)  keinen  Zweifel  fiber   die  Bedeutung 


[365]  Artemis,  Nebenformen,  Gruppirungen.  557 

lasst.  —  Diese  A.  Potamia  war,  wie  alJe  Wassergottheiten ,  auch  Rosse- 
gottin,  Find.  P.  Ill,  7,  darum  sieht  man  sie  auch,  mit  Kocher  und  Fackel 
versehen,  auf  Syrakus.  M.  (Xoedhen  15)  ein  Viergespann  lenken.  Bei 
einem  wasserspeienden  Lowenkopf,  auf  der  Vorderseite  Frauenkopf  mit 
Schilf  bekranzt.  Streber  Munchner  Denkschr.  Philol.  I.  Taf.  2,  1.  S.  134 
ausfuhrlich  iiber  Wasser-Artemis.  A.  reitend  mit  Fackeln  auf  M.  von 
Pherae,  Eckhel  II.  p.  147.  Voss  a.  0.  S.  71.  Auf  M.  von  Selinus, 
Empr.  295,  lenkt  sie  dem  schiessenden  Apoll  die  Rosse.  Artemis-Silene 
mit  Pferden,  Pan  auf  einem  Felsen  sitzend,  auf  M.  der  Col.  Patrensis, 
Streber  Tf.  2,3.  S.  155.  Auf  einem  Relief  von  Krannon  in  Thessalien, 
Millingen  Un.  Mon.  II,  16,  steht  A.  fackeltragend  zwischen  Ross  und 
Windhund. 

8.  Altes  Bild  der  Leukadischen  A.  auf  einer  Basis  mit  Mond  auf 
dem  Kopf,  Aplustre  in  der  Hand,  und  Hirsch  neben  sicb,  N.  Brit.  5.  21. 
Allier  de  Haut.  pi.  5,  21.  Rev.  Schiff.  —  Artemis  Bendis  d/taygog. 

Virbius  von  Aricia  als  eine  mannlicbe  Diana,  s.  iiber  eine  bei 
Aricia  gefundene  Statue  der  Art  Uhden,  Schr.  der  Berl.  Akad.  1818. 
S.  189.  Gleicher  Bedeutung  ist  die  archaisirende  Statue  bei  Guattani 
M.  I.  1786.  p.  LXXVI.  PCI."  Ill,  39.  vgl.  Zoega  Bass.  I.  p.  236.  Mit  jener 
Statue  ist  ein  altertbiirnliches  Relief  gefunden,  welches  von  Uhden  und 
Sickler  (Almanach  I.  S.  85.  Tf.)  als  die  blutige  Wahl  des  rex  Nemorensis, 
von  Hirt,  Gesch.  S.  123,  fur  die  Ermordung  des  Pyrrhos  durch  Orest  er- 
klart  wird.  [So  von  Zoega,  der  dies  Relief  fur  die  alteste  bisher  in 
Italien  entdeckte  Marmorarbeit ,  von  grosserer  Harte  und  Originalitat  als 
irgend  eine,  erklart,  in  einem  Briefe  vom  7.  Mai  1791.  Dass  der  Mord 
des  Aegisth.  durch  Orestes  vorgestellt  sei,  ist  schon  Heidelb.  Jahrb.  1810. 
II.  S.  5  gezeigt:  Ttgorl  ot  d'tlafi'  ZVTSQK  %?QGi  liaa&sis  II.  XX,  418. 
Quint.  Sm.  XIII,  91.  Das  so  wichtige  Denkmal  wurde  von  dem  Besitzer 
Despuiches  nach  Sardinien  gebracht.] 

365.      Als    Beschiitzerin    des    Ephesischen    Heiligthums,  1 
welches"  die   Amazonen   der  Sage  nach  gegriindet,    erscheint 
Artemis  selbst  in  einem  Asiatischen  Amazonen-Gostu'm.     Ihr  2 
weitverbreitetes   und   in  spaterer  Kaiserzeit   in  Statuen  und 
auf  Miinzen  unzahligemal    wiederholtes  Gultusbild  hangt   mit 
den  Hellenischen  Artemis -Vorstellungen  durch  kein  sichtliches 
Band  zusammen;    ahnlich    aber  wurde    die  Artemis  Leuko- 
phryne  Magnesia's,   noch    unformlicher  und    roher  die  Per- 
gaeische  in  Pamphylien  gebildet.    Ueberhaupt  war  Kleinasien  3 
voll  von  eigenthiimlichen  und   seltsamen  Artemis-Darstellun- 
gen,    welche  der  Anaitis  des  Orients   naher  standen  als  der 
Griechischen  Artemis.     Das  kleine  Bild  der  Taurischen  x)der  4 


558  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [365] 

Orthischen  Artemis,  dasselbe,  welches  die  Spartanische  Prie- 
sterin  bei  der  Knabengeisselung  auf  der  Hand  trug,  erscheint 
im  Mythus  der  Iphigeneia  (§.  416.  A.)  in  der  Form  eines 
gewohnlichen  alterthumlichen  Idols ;  abweichender  stellt 
5  sich  die  von  einem  Stier  getragene  Tauropolos  dar.  In 
grosserer  Verbindung  ist  man  gewohnt,  Artemis  mit  Mutter 
und  Bruder  zu  sehen,  an  dessen  Musikliebe  sie  auch  Theil 
nimmt,  dann  im  Kampfe  mit  Giganten,  auch  in  der  Dar- 
stellung  des  Mythus  von  Aktaeon,  den  indess  erst  die  spatere 
Kunst  zu  einer  Badescene  benutzte. 

1.  S.   das  Vasengem.  Millin  Vases  II,  25.     M.  G.   136,  499,    wo 
Athena  und    Herakles    mit    Apollon    und    Artemis    iiber    das   Ephesische 
Heiligthum  einen  Vertrag  zu  schliessen  scheinen  (Paus.  VII,  2,  5).     [Eben 
so  auf  einer  Vase  mit  Apollon,    Hermes  und  einem  Jiingling  mit  Lanze, 
Elite   ceramogr.  II.   pi.   88.  A.]     A.    Phrygisch   costumirt    auf  der   Vase 
Tischb.  IV,  6  [mit  Marsyas  u.  Apollon]. 

2.  Oben  §.  69.  A.    Menetreius  Diana  Ephesia.    PCI.  I,  32.    M.  Borb. 
VII,  11.    G.  M.  30,  108.  109.  111.    [August.  I,  13.     Clarac  pi.  561.  562  B. 
563.  564  C.]     Lipp.  II,  62-68.     Impr.  d.  Inst.  II,  1.  2.     Oft  auf  Homo- 
noeen-M.  und  Lampen.    Auch  auf  M.  Syriens  sind  diese  der  Ephesischen 
A.    ahnlichen   Figuren   zu   fmden;   auf  den   M.    von  Demetrios   III.    mit 
Aehren  umgeben.  —  Leucophryne  G.  M.  112. 

3.  Von   der  A.  Priapine   auf  Kilikischen  M.    von  Mallos  Toelken, 
Kunstbl.  I.  S.  174. 

4  S.  §.  416.  A.  2.  Die  Tuvgonokos  auf  M.  von  Ikaria  und  Amphi- 
polis  (wo  sie  mit  Modius  und  einem  Halbmond  hinter  dem  Kopfe  erscheint, 
Sestini  Fontana  tv.  2,  11),  Boettiger  Kunstmythol.  S.  330.  Tf.  4.  Diptycha 
G.  M.  34,  121.  A.  mit  Rindern  fahrend,  Tassie  pi.  28,  2039.  Vgl.  Voss  S.  56. 

5.  A.  giesst  ihrem  Bruder  eine  Libation  ein,  Vasengem.  Gerh.  Ant. 
Bildw.  1,9.  A.  mit  der  Kithar  auf  Vasen  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  24, 
und  ofter  als  Theilnehmerin  am  Hyinenaeos.  Vgl.  Ann.  V.  p.  149. 
Artemis  und  Ap.  bei  der  Zufuhrung  der  Braut,  Vasengem.  Panofka  sur 
les  verit.  noms  des  vases  pi.  8.  n.  1.  Die  Delische  A.  steht,  die  Geschosse 
auf  dem  Riicken ,  mit  Phiale  u.  Prochus ,  neben  Apoll ,  auf  dem  schonen 
Vaseng.  Gerh.  Ant.  Bildw.  59.  vgl.  §.  384.  A.  Angelos?  Ann.  V.  p.  172. 
-  A.  als  Hirsch  mit  Giganten  kampfend ,  Lipp.  II,  111.  G.  M.  20,  114. 
Als  Bogenschutzin ,  Hekate  zugleich  mit  Fackeln,  Relief  M.  Chiar.  I,  17. 
Mon.  Matth.  Ill,  19.  G.  M.  35,  113.  —  Aktaeon,  Metope  von  Selinus, 
§.  119.  A.  4.  Vasen  von  Volci,  Micali  tv.  100,  1,  und  Eboli,  Ann.  d. 
Inst.  fll.  p.  407.  tv.  agg.  d.  A.  von  den  Hunden  gefressen ,  Vasengem. 


[366]  Hephaestos,  Bildungsweise.  559 

M.  Pourtales  pi.  21 ,  Panofka  p.  53  fiber  den  Mythus  (fehlerhaft)  u.  die 
Kunstvorstellungen.  Etrurisches  Vasengem.  M.  d.  I.  II,  8.  Ann.  VI. 
p.  265—273.  [Elite  ceramogr.  II,  99-103.]  Etr.  Spiegel,  Inghir.  II,  46, 
u.  Sarkophage,  Inghir.  I,  65.  70.  Nach  spaterer  Auffassung  die  Fabel  in 
vier  Akten,  Sarkophag  im  L.  315.  Bouill.  Ill,  49.  Glarac  pi.  113  f. 
G.  M.  100,  405  f.  Gemmen  bei  Lipp.  I,  72  u.  sonst.  Gemalde  von 
Pompeji,  Goro  Tf.  11.  vgl.  Appulej.  Met.  II.  p.  27.  Statue  des  Aktaeon. 
Brit.  M.  II,  45.  Glarac  pi.  579.  580.]  Auf  M.  von  Orchomenos  (vgl. 
Orchom.  S.  348).  Sestini  Lett.  IV.  tv.  1,  27  (1818). 

Altar  der  A.  des  Lakonisch-Tegeatischen  Karyae,  L.  523  (vgl.  531). 
V.  Borgh.  4,  21  ff.  Bouill.  Ill,  70.  Glarac  pi.  168  (vgl.  Zoega  Bass.  I,  20) 
mit  den  Figuren  der  Dymaenen  und  Karyatiden  (Pratinas),  oder  Thyiaden 
und  Karyatiden,  die  Praxiteles  nach  Plinius  bildete.  Vgl.  Meineke  zu 
Euphorion  Fr.  42.  Dorier  I.  S.  374.  II.  S.  341  mit  Boettiger  Amalth.  III. 
S.  144.  154  und  Welcker  Ann.  V.  p.  151,  welche  hier  Hierodulen  der 
Aphrodite  sehen.  Wie  auf  jenem  Altar,  so  mischt  sich  auch  auf  dem 
archaisirenden  Relief  des  Sosibios  Artemis-  und  Dionysos  -  Dienst.  Eine 
solche  Spartanerin  mit  demselben  Kopfputz  u.  Fackel,  Impr.  d.  I.  IV,  48. 
-  Altar  der  A.  Phosphoros  mit  einem  schonen  A.-Kopfe,  der  auf  dem 
des  Okeanos  raht;  daneben  die  Kopfe  des  Phosphoros  und  Hesperos, 
Bouill.  Ill,  69.  (A.  Phosphoros,  vor  Eos,  Vasengem.  G.  M.  30,  93.) 
Dianenaltar  mit  Jagdsymbolen  [u.  andern],  Gerhard  Ant.  Bildw.  I,  83. 
Wagen  der  A.  mit  ihren  Insignien,  M.  Gap.  IV,  30.  G.  M.  2,  32. 


7.    Hephaestos. 

366.     Der  Feuergott,   ein  maehtig  schopferisches  Wesen  1 
im  alten  Glauben  der  Griechen,   der  Athena  Genoss  im  At- 
tischen  Gultus  und  darum  auch  in  diesem  Zwolfgottersystem, 
hat  das  Geschick  gehabt,  die  hohe  Wiirde,   die  ihm  hier  zu 
Theil  geworden  war,  weder  in  der  Poesie,   noch  in  der  bil- 
denden   Kunst   der   Griechen ,    behaupten    zu    konnen.     Jene  2 
stellt  ihn  im  Ganzen  als  tiichtigen  und  kunstreichen  Schmied 
dar,    aber  verwebt   damit  Ziige    einer   seltsamen   Symbolik, 
indem  sie  ihn  ungeheuerlich,  missgestalt,  hinkend  und  in  sei- 
nem  ganzen  Wesen   possierlich,  als  Hahnrei  im  Hause  und 
Pikelhering  im  Olymp,  schildert.     Die  bildende  Kunst  scheint  3 
ihn  in  fruheren  Zeitaltern  in  Zwerggestalt  dargestellt  zu  ha- 
ben:  nach  der  im  menschlichen  Germithe  tiefbegrundeten  Nei- 


550  Mythologii-che  Gegenstiinde  der  b.  K.  [367] 

gung,   grade  das  Urgewaltige   im  Bilcle  zwergartig  zu  fassen. 

4  Ausgebildet   indess  begniigte  sie  sich,  einen  kraftigen,  werk- 
thiitigen  Mann  hinzustellen,  der,  umgekehrt  wie  andre  Gotter, 
in   der  fruheren   Zeit   meist  jugendlich,    spater   in  der  Regel 

5  als     bartiger     und     gereifter    Mann     gefasst    wurde.      Doch 
vereint   sich  damit  bisweilen ,   wie  in  Alkamenes  beruhmtem 
Bilde,    eine    Andeutung   der  Lahmheit,    welche  die  kraftige 
Figur    nicht    entstellte,    sondern    nur    interessanter    machte. 

6  Deutlicher  erkennt   man   ihn  in   den   wenigen  Kunstwerken, 
welche   von    ihm   iibrig   sind,   an    der    Handwerker-Exomis 
(§.  337.   A.  3),   der  halbeiformigen   Miitze,    welche  er  wahr- 
scheinlich    in    Lemnos    erhalten    (§.    338.   A.   2),    und    dem 
Schmiedegerath. 

1.     Ueber   den    Attisch-Lemnischen    Feuerdienst    Welcker   Prometh. 
S.  277  ff. 

3.  Vgl.  Schelling  Gottheiten  von  Samothrace  S.  33.  93. 

4.  H.  bartlos  auf  M.  von  Lemnos,  Lipara,  Aesernia  (VOLKANOM, 
M.  SCI.  6,  5),    auf  dem  Kapitolin.  Puteal,    auf  Etruskischen  Pateren  Und 
einem  Relief  bei    Athena's  Geburt,    und  Vasengernalden.      Gruppirt    mit 
Hermes?    §.  381.     Bartig  indess  schon  auf  Vasen  von   Volci,    wie  auf 
den  §.  367.  A.  3   aufgefuhrten ,    selbst  auf  archaistischen.     So   an  einem 
Hermenkopf,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  I,  81,  3.     Auf  den  M.  der  g.  Aurelia 
der  Kof  meist  bartig,  Morelli  3,  doch  auch  unbartig,  ebd.  4. 

5.  Von  Alk.  H. ,    in  quo  stante  in  utroque  vestigio   atque  vestito 
leviter    apparet   claudicatio    non   deformis,    Cic.   N.  D.  I,   30.    Val.  Max. 
VIII,  11.  ext.  3.    Auch  am  Fries  des  Parthenon  glaube  ich  H.  (vgl.  §.  118, 
2  b.)  an  dem  Halten  und  Stiitzen  des  Knie's  durch  das  Skeptron  zu  er- 
kennen.     Euphranor's  H.   ohne  Lahmheit  Dion  Chrys.   Or.   37.   p.  566  c. 
Mor.  125.  R.  aQTinovg. 

6.  Bronze  bei  Hirt  6,  1.  2;  Borghesische  Statue.    Gemme  bei  Millin 
P.  gr.  48.     Auch  auf  M.  von  Methana,  wegen  Vulcanitat  der  Halbinsel. 
[M.  von  Lipari  und  Aesernia.    Erzfigurchen,  wenn  nicht  Odysseus,  Speci- 
mens I,  47.] 

1  367.     In    grosserer   Verbindung    sieht    man    ihn    unter 
andern    in   seiner   Schmiede    auf  Gemmen,    wo    ihn  Aphro- 
dite besucht,  und   mit  den  Kyklopen  zusammen  auf  Reliefs, 

2  wo  er  Prometheus  Fesseln  schmiedet.     Als   gekrankten  Ehe- 
mann  sieht  man  ihn  bei  dem  Ehebruch   der  Aphrodite  und 

3  des  Ares   seine  Schande   selbst  aufdecken.     Besonders  artige 


(367]  Hephaestos,  Bildungsweise.  561 

Kunstwerke,  wo  von  aber  nur  Vasengemalde  erhalten  sind, 
hat  der  Mythus  hervorgebracht ,  wie  Ares  den  Hephaestos 
wegen  der  listigen  Fesselung  der  Hera  bekampft,  und  Dio- 
nysos  den  vom  Olymp  Geflohenen  im  Triumph  wieder  zu- 
riickholt.  Zum  Theil  schliessen  sich  diese  Darstellungen  eng 
-an  Scenen  der  Sicilischen  Komodie  an. 

1.  Vulcans  Fall,   Relief  im  M.  zu  Berlin,  Gerhards  Ant.  Bildw.  I, 
81,  6.    [H.,  eine  ahrenbekranzte  Gottin,  Dreizack,  rathselhaftes  Bruchstiick, 
M.  Piocl.  IV,  11.    Kunstmuseum  zu  Bonn  S.  119.]    Lipp.  I,  73.  74.    II, 
71.   72.    Inghir.  G.   Omer.   161.    Bei  Lipp.  I,  75  versieht  H.  alle  Gotter 
mit  seinen  Arbeiten.  —  M.  Cap.  IV,  25.    Hirt  6,  3.    G.  M.  93,  383;    V. 
Borgh.   1,   17  im  L.  433,  vgl.  Winck.  W.  II.  S.  506.  693.    Das  Reliet 
L.  239.    Clarac  pi.  181.    Schmiede  des  H.  ist  in  dem  Geiste  des  Satyr- 
drama's   aufgefasst.    Welcker  Ann.  d.  Inst.  V.  p.  154.  —  H.  den  Schild 
der  Athena  arbeitend,  Millin  P.  gr.  49.    H.   den  Schild   des   Achill  fur 
Thetis  arbeitend,  Capitol.  Relief,  Inghir.  G.  Omer  159.  163.    H.  die  Pan- 
dora bildend?,  Relief  im  L.  215.    Winck.  M.  I.  82.    Clarac  pi.  215,  vgl. 
Welcker  p.  145.    Thetis  in  kummervoller  Stellung  bei  H.,  der  die  Waffen 
des  Achill  arbeitet,  Fama  in  die  Trompete  blasend  (wie  bei  den  Tochtern 
des  Lykomed),  Pompej.  Gemmen  M.  Rorb.  X,  18.    [Vulcan  der  Venus  und 
zwei  Amoren  Waffen  schmiedend,  ein  Wandgemalde  in  lebensgrossen  Figuren 
von  trefflichem  Styl  in  Villa  Altieri  in  Rom,  aus  dem  Grab  der  Nasonen.] 

2.  Winck.  M.  I.  27.  (aus  V.  Albani)  G.  M.  38,  168.*    Hirt  7,  5. 
Sehr  sinnreich  ist  dieser  Mythus  auf  der  Ara  des  T.  Claudius  Faventinus 
dargestellt,  Bartoli  Adm.  3. 

3.  Ueber  den  Zusammenhang  des  Epicharmischen  Stiicks  " Ayctiaros 
Y.KI  ol  KcoficcGTcci  Dorier  II.  S.  354.    Ueber  Achaeos  Hephaestos  Welcker 
Nachtrag  S.  300.  —  Erste  Scene,  Daedalos,  fur  Hephaestos,  und  Eneualios 
im  Kampfe  vor  der  an   den  Thron  gefesselten  Hera,  Vase  von  Bari  im 
Brit.  Mus.  Mazocchi  Tb.  Heracl.  ad  p.  138.     Hanc,  III.  pi.  108.    G.  M. 
13,  48.     [Elite  ceramogr.   I,  36.]     (Dahin   deutet   auch    Sappho   Fr.   88 
.Neue:   6  d'  "Agsvs   cpals    r)    usv  "AcpaiGrov  uysiv   (Ma).    Zweite:    Dio- 
nysos  den  Hephaestos  im  Thiasos  (wobei  auch  Marsyas  u.  die  Komodia) 
zuruckfuhrend.    Gemalde  im  Anthesterien-T.  Paus.  I,  20,  2.     Tischb.  Ill, 
9;   IV,    38;   Millin   Vases   I,   9.     G.   M.   83,   336.    Millingen   Cogh.    6; 
Millin    II,    66.     G.    M.    85,    388;    M.   Borb.    Ill,   53;    Laborde   I,    52. 
Stackelb.   Graber,    Taf.   40,    erhaben.      [Welcker    Kl.    Schr.    I.    S.    294. 
Eine  erhabene  Darstellung  auch   auf  einer  Vase  des  Hauses  Santangelo 
in  Neapel,   eine  an  einer  Kylix  mit  dem   ausgesohnten  Prometheus  auf 
dem  Boden,   Bull.    1846.    p.   116.    Elite    ceramogr.  I,   41—49  A.    Auch 
H.  mit  Hammer  und   Kantharos  auf  einem   geflugelten  Wagen,  in  einer 

O.  M  filler' s  Archaeolo&ie.    4.  Aufl.  36 


562  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [368]; 

Kylix  von  Volci,  das.  Tf.  38  aus  Gerhards  Auserles.  V.  I,  57,  1  schliesst 
sich  an  diese  Darstellungen  an.]  Auf  einem  Etr.  Spiegel  umarmt  H-  den 
Dionysos  (Phuphluns),  Dorow  Voy.  pi.  15.  In  Volci  H.  mit  einem  Becher 
auf  einem  Flugelwagen,  Ann.  Ill,  p.  142.  —  Dritte:  H.  die  Mutter 
losend  im  T.  der  Chalkioekos,  Paus.  Ill,  17,  3.  Auch  das  Capitol.  Puteal, 
§.  96.  N.  16,  stellt  eine  Ruckfiihrung  und  Versohnung  des  H.  dar,  aber 
durch  Poseidon.  —  Vgl.  sonst  §.  371.  (Athena)  412.  413.  (Enchthonios, 
Hochzeit  des  Kadmos  und  Peleus.) 


8.    Pallas  Athena. 

1  368.     Das    schwer   zu    ergriindende    Wesen    der   Pallas 
Athena  hat  besonders  darin  seinen  Mittelpunkt,  dass  sie  als 
ein  dem  Himmelsgotte  engverwandtes  reines  und  erhabnes 
Wesen ,    als    eine   Jungfrau    aus    atherischer   Hohe    gedacht 
wird,  welche  in  dieser  Welt  bald  Licht  und  Warme  und  ge- 
deihliches  Leben  verbreitend  eintritt,  bald   aber  auch  feind- 
selige  Wesen  (namentlich  die  wunderbar  mit  ihr  zusammen- 

2  hangende    Gorgo)    vernichtet.     Wenn    aber    schon    in   dieser 
altesten  Anschauungsweise  Physisches  und  Geistiges  eng  ver- 
bunden,    und    diese    atherische    Jungfrau   zugleich    als   Zeus 
Verstand,  als  die  in  Zeus  aufgenommene  und  wiedergeborne 
Metis  (nach  Hesiod),   gedacht  wurde:   so  uberwog,   dem  all- 
gemeinen   Entwickelungsgesetze   des  Griechischen  Lebens  ge- 
mass,    in    der  Homerischen    Zeit    durchaus  die   letztre  Vor- 
stellung;    und   Athena    war    die    Gottin    kraftigen    Wirkens, 
hellen  Geistes  geworden,  eine  Beschutzerin  jedes  Standes  und 
jedes  Menschen,  der  Tuchtiges  mit  Besonnenheit  angreift  und 

3  vollbringt.     Die  Kunst,  welche   in  friiheren   Zeiten  die  Pal- 
las   fast    vor    alien    andern    Gottheiten    ins    Auge    gefasst 
hatte,    stellte    in    den  alten   Palladien   (§.   68),    welche   mit 
erhobenem  Schilde  und   geziicktem  Wurfspeer  gebildet  wur- 
den,   besonders   die  vorkampfende  Gottheit  (alal^o^vri)  dar; 

4  doch  gab  es  auch  Bilder  in  ruhiger  und  sitzender  Stellungy 
und  neben  den  Waffen  wurde  ihr,    zur  Bezeichnung  fried- 
lichen  Wirkens,   auch  Rocken  und  Spindel  in  die  Hand  gc- 
geben;   auch  die  Lampe  scheint  ein  altes  Attribut  der  Gott- 

5  heit.     In  den   Statuen   der  vorgeschrittenen  alt  -  Griechischen 
Kunst   erscheint    Athena    immer    in  kampfrustiger   Stellung, 


[368]  Athena;  altere  Bildung.  563 

mehr  oder  weniger  vorschreitend  ,  iiber  dem  Chiton  mit 
einem  steifgefalteten  Peplos  und  einer  grossen  Aegis  bekleidet, 
die  bisweilen  auch  als  Schild  dienend  iiber  -dem  linken  Arme 
lag,  oder  ausser  der  Brust  auch  den  ganzen  Riicken  bedeckte  : 
dagegen  sie  spater  immer  mehr  zusammengezogen  wird.  Die  6 
Umrisse  des  Korpers  haben  in  Huften  und  Brust  wenig  von 
weiblicher  Fiille,  zugleich  sind  die  Form  en  der  Beine,  Arme, 
des  Ruckens  mehr  auf  mannliche  Weise  ausgebildet.  Das  7 
Gesicht  hat  bereits  die  eigenthumliche  Form,  welche  die  ver- 
vollkommnete  Kunst  welter  entwickelte,  aber  dabei  sehr  herbe 
und  anmuthlose  Ziige. 

1.  Vgl.  Cieuzer's  Symbol.  II,  640.  Des  Verf.  Minervae  Poliad. 
aed.  p.  1  sqq.  Welcker's  Prometheus  S.  277.  Gerhard's  Prod  rom.  8.  121. 
143.  Heffter  Gotterdienste  auf  Rhodes  II.  E.  Ruckert  Dienst  der  Athena. 
[Gerhard  Minervenidole  B.  1844  mit  5  Kpfrn.  in  den  Schriften  der  Aka- 
demie.  Elite  ceramograph.  I,  54—90.] 

3.  Ueber  das  Troische  (auch  in  dem  Gemalde  Ant.  Ere.  Ill,  40)  und 
das  ^';ienische  Palladion  §.  68.  A.  1.  Das  Romische  Palladion  beschreibt 
nach  einem  Relief  im  T.  der  Fortuna  sehr  genau  Procop  B.  Goth.  I,  13; 
im  langen  Chiton,  die  Lanze  zuckend,  mit  alterthumlicher  ,  angeblich 
Aegyptischer,  Gesichtsbildung.  Fast  hermenartig  erscheint  ein  Lakedamo- 
nisches  Palladion  auf  M.  Gallienus,  Cadalvene  Recueil  pi.  2,  35  (mit  einem 
aynvkoorov  axovrtov).  Ausgebildeter  sieht  man  die  A.  Chalkiokos,  von 
Dorischen  Madchen  umtanzt,  als  Verzierung  von  Panzern  und  auf  der 
Terracotta,  d'Agincourt  Fragm.  en  terre  cuite  pi.  12,  9.  Dariiber  Papaz- 
zurri  Lettera.  R.  1794.  4.  Aristophanes  Lys.  1300.  MMK  AU.Y.KIVU.  — 
AGKVKV. 


4.  Sitzbilder  der  A.  von  Endoeos  zu  Athen  u.  Erythrae  (§.  70. 
A.  2),  dies  hielt  nach  Paus.  mit  beiden  Handen  den  Rocken,  auf  dem 
Kopfe  den  Polos.  Rocken  und  Spindel  hielt  neben  der  Lanze  das  Troische 
Palladion  nach  §.  68.  A.  1  und  halte  nach  Eustathius  p.  627,  6  einen  nllos 
auf.  [Marmorne  Sitzbilder  in  Athen  §.  96.  N.  9.  Sueton  Galig.  25  infan- 
tem  autem  —  Minervae  gremio  imposuit.]  Das  alte  Holzbild  der  A.  Polias 
zeigen  die  §.  96.  N.  24  genannten  Denkmaler  als  eine  ruhig  stehende  Figur 
im  Peplos,  die  Lanze  als  Skeptron  in  der  R.  haltend.  Ob  den  Schild 
emporhaltend  ,  wie  es  nach  Winck.  M.  I.  120  scheint,  ist  nach  der 
Gemme,  M.  Odesc.  16,  zvveifelhaft.  Die  A.  Ilias  hat  die  Lanze  auf  der 
Schulter  und  eine  Lampe  in  der  Hand;  so  sieht  man  sie,  hermen- 
artig, ein  Rindsopfer  empfangend,  auf  M.,  Gab.  d'Allier  de  Haut.  pi.  13,  9, 
in  ausgebildeter  Form  auf  andern  ,  Ghois.  Gouff.  II.  pi.  38.  Die  Lampe 


564  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [369] 

in  den  Handen  der  A.  auch  Od.  XIX,  34.  Zu  vergl.  ist  der  Halbmond 
auf  den  alten  M.  Athens. 

5.  A.-Bilder  des  alt  -  Griechischen  Styls  §.  90.  A.  3.  96.  N.  11. 
13.  14.  In  Reliefs  §.  96.  N.  21.  22.  Auf  den  Preisvasen  §.  99,  3.  N.  1. 
vgl.  N.  3.  5.  11.  Oft  in  alten  Vasengem.  bei  Herakles.  Etruskische  §.  172. 
A.  3.  Auf  ein  altes  Gultusbild  weisen  auch  die  M.  des  Antigonos  Gon- 
natas  hin  (Empr.  489.  490):  A.,  mit  dem  Peplos  bekleidet,  dessen  oberer 
Theil  in  zwei  Zipfeln  fiber  die  Arme  fallt,  hebt  in  der  L.  den  Schild  und 
schwingt  mit  der  R.  den  Blitz.  Die  Aegis  entspricht  besonders  an  der 
Herculanischen  Statue  der  Homerischen  Vorstellung,  sie  wird  urn  die 
Schulter  geworfen  und  mit  den  Handen  emporgehoben  und  geschuttelt. 
Die  Schlangen  stellen  die  ftvouvot  der  Aegis  vor,  Herod.  IV,  189.  Nach 
hinten  hangt  sie  oft  sehr  weit  herab,  Millin  P.  gr.  13.  Impr.  d.  Inst.  I,  2. 
Aegis  mit  Gorgoneion  auf  M.  der  g.  Gordia.  Vgl.  Facius  Collektaneen 
S.  124.  Buttmann  Ueber  die  Sternen-Namen  S.  22.  R.  Rochette  M.  I. 
p.  191.  pi.  35.  Des  Verf.  Eumen.  S.  112. 

7.  Den  Kopfen  auf  den  altesten  M.  Athens  entspricht  der  Cameo 
Millin  P.  gr.  14.  Von  strengerhabner  Bildung  ist  der  Florentinische  Kopf, 
Winck.  W.  V.  S.  527.  Meyer  Gesch.  Anm.  S.  32. 

1  369.     Seit    Phidias    das    Ideal    der   Athena    vollendet 
(§.  114.  116),   sind  ruhiger  Ernst,   selbstbewusste  Kraft  und 
Klarheit  des  Geistes  immer  der  Grundcharakter  der  Pallas 
geblieben.      Ihre    Jungfraulichkeit    ist    Nichts    als    die    Er- 
hebung  uber  alle  weibliche  Schwache,  sie  ist  selbst  zu  sehr 
Mann,  um  sich  dem  Manne  hingeben  zu  konnen.    Die  reine 

2  Stirn,   die  lang  und  feingebildete  Nase,   der   etwas  strenge 
Zug  des  'Mundes  und  der  Wangen  (torva  genis),   das  starke 
und  fast  eckig  geformte  Kinn,   die  nicht  weit  geoffneten  und 
mehr  nach  unten  gerichteten  Augen,  das  kunstlos  langs  der 
Stirn    zuruckgestrichne    und    in    den   Nacken   herabwallende 
Haar,    Alles    Ziige,    in    denen    die    fruhere   Schroffheit    zur 
Grossheit  umgebildet  erscheint,  stimmen  ganz  mit  dem  Gha- 

3  rakter  dieser  wunderbaren  idealen  Schopfung  uberein.     Spa- 
tere  Versuche,    diesen  Ernst   vollig   in  Anmuth    aufzulosen, 

4  konnten    nur    in    das    Gharakterlose    fallen.     Der  Helm  ist 
Hauptkennzeichen  fur  den  Ur sprung  der  Pallasstatuen,  indem 
man  mit  Hiilfe  der  Miinzen  leicht  den  hohen  Korinthischen 
(§.   342,    3)    und    den    anliegenden    Attischen    Helm    unter- 
scheidet. 

2.    Vgl.  Winck.  W.  IV.  S.  116.    VII.  S.   119  f.    Der  Beschreibung 


[370]  Athena;  vollendetes  Ideal.  565 

des  Textes  liegt  besonders  zum  Grunde  die  Albanische  Biiste  in  Munchen 
84,  Millin  M.  I.  II,  24.  p.  196.  M.  Nap.  I,  8.  Meyer  Tf.  20  A.  Aehnlich 
in  der  trefflichen ,  wiewohl  zweifelhaften  Gemme  des  Onesimos,  Millin  P. 
gr.  58.  vgl.  Lipp.  I,  34.  Von  etwas  harterem  Ausdruck  scheint  die  Biiste 
mil  den  Widderkopfen  am  Helm ,  auch  an  einem  Bronzekopf  Specimens 
II,  47  (die  hier  wohl  auf  Poliorcetik  gehn)  aus  dem  Grabmal  Hadrian's, 
PG1.  VI,  2.  M.  Nap.  1,  13.  Hirt  6,  5.  Einen  wilden  Ausdruck  hat  die 
Biiste  M.  Ghiar.  I,  15.  Gerhard,  Beschr.  Roms  S.  53.  Die  Biiste  im  Brit. 
Mus.  Spec.  I,  22  von  erhabner  Bildung  ist  wegen  der  hohlen  Augen,  und 
Erzlocken,  welche  angefugt  waren,  interessant.  Erhabner  Golossalkopf  der 
A.  unter  den  Mengs'schen  Gypsabgiissen ;  vgl.  Winck.  V.  S.  562.  VI.  S.  75 
der  Anm.  Meyer  Tf.  21  E.  [Munzen  Clarac  pi.  1005.  N.  2761—2775.] 

3.  So  auf  M.  von  Pyrrhos,  Empr.  545,  von  Agathokles,  331.   Gemme 
des  Aspasios,  den  spatern  Athenischen  M.  (und  dadurch  der  A.  Parthenos) 
ahnlich,  nur  noch  reicher  geschmiickt,  Bracci  I,  29.   Stosch  P.  gr.    Eckhel 
P.  gr.  18.    G.  M.   37,   132.    Hirt,   6,   6.   vgl.  Lipp.  I,  29.  30.  31.    II,  27. 
[Die  Albanische  A.  »des  hohen  Styls«,   Cavaceppi  Race,  di  statue  tv.  1. 
Fea's  Winckelmann  I.  tv.  13,  der  Kopf  in  Winckelmanns  W.  IV.  Tf.  6  A.] 

4.  Den  hohen  Visirhelm  haben  die  M.  von  Korinth  u.  seinen  Golonien 
(§.  132.  A.  1)  mit  dem  Pegasos  (in  Bezug  auf  A.  Chalinitis),  auch  Syrakus 
(mit  wenigen  Ausnahmen),  von  Agathokles,  Alexander,  Pyrrhos.    Dagegen 
haben  die  M.  Athens  fast  in  alien  Formen   (vgl.  M.  Hunter,  tb.  8—10. 
Tychsen  Commentt.  rec.  Gott.  V.  tb.  2),   so  wie  die  von  Velia,  Thurii  u. 
andern  Orten,   den  niedrigen  anschliessenden  Helm,  mit  einem  blossen 
Schirm.     Daraus   darf  man   schliessen,    dass   die  Albanische  Biiste   und 
Velletrische  Statue  nicht  zunachst  Copieen  nach  Phidias  sein  konnen. 

370.     Die    Modificationen    dieser    Gestalt    hangen    eng  l 
mit  der  Bekleidung  zusammen.     Athena  hat  namlich  erstens 
in    vielen    Statuen    des    ausgebildeten    Styls    ein    Himation 
umgeworfen,  entweder  so,  dass  es  vorn  iiberfallend  bloss  um 
den  untern  Theil  des  Leibes  liegt  und  so  den  majestatischen 
Eindruck  der  Gestalt  erhoht,  oder  so,  dass  es  auch  den  lin- 
ken  Arm  und  einen  Theil  der  Aegis    verhiillt,   wodurch  die 
Gottin   einen   besonders  friedlichen  Gharakter  erhalt.     Diese  2 
Athena  hat  stets  den  Schild  am  Boden  stehend  oder  erman- 
gelt  dessen  ganz ;  sie  wird  demgemass  als  eine  siegreiche  (da- 
her   auch  die   Nike    auf  der   Hand)   und  ruhig   herrschende 
Gottin  gedacht.    Dieser  entgegen  stehen  die  Pallasbilder  im  3 
Dorischen    Chiton    mit    dem    Ueberschlag    (Hemidiploidion), 


566  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [370] 

aber  ohne  Himation:  eine  Tracht,  die  unrnittelbar  fur  den 
Kampf  geeignet  1st,  zu  dessen  Behuf  auch  bei  Homer  das 
Obergewand,  es  sei  Ghlaena  oder  Peplos,  stets  hinweg  ge- 

4  than  wird.  ,  Mit  solcher  Bekleidung  stimmt  sehr  gut  ein  auf- 
gehobner    Schild,    der    die    Pallas    Promachos    des    Phidias 
charakterisirte   (§.  116.  A.  3),    und  wahrscheinlich   mehrern, 
nach  einem  erhabnen  Muster  gefertigten  Pallasbildern  zu  re- 
stituiren  ist,  welche  in  dem  kiihnen  Wurfe  der  Aegis  und  in 
der  ganzen   Haltung    des   Korpers  etwas  mehr  Kampfbewe- 
gung  zeigen  als  gewohnlich,  und  sich  durch  besonders  mach- 

5  tige   uncT  athletische   Gliederformen  auszeichnen.     Wo  daher 
auf  kleinern  Kunstwerken  Athena   zum   Kampfe   eilend  oder 
schon  am  Kampfe  Theil'  nehmend ,   die  Lanze  erhebend  oder 
auch   den  Blitz   schleudernd,   erscheint,    hat  sie  immer  diese 

6  Bekleidung.     Indess  kommt  Athena  doch  auch   in  derselben 
Tracht  als  eine  politisch  thatige ,    als  eine  rednerische  («yo- 

7  (»«/«),  und  ohne  Helm  oder  Aegis,  als  eine  Frieden  stif- 
tende  Gottin  vor ;  und  auf  Miinzen  findet  sich  auch  diese 
leichter  bekleidele  Athena  mit  herabgesetztem  Schild  und  einer 
Patere  in  der  Hand,  besonders  in  Bezug  auf  eben  erfoch- 
tene  Siege. 

1.  Athene  -  Statuen  Glarac  pi.  457—474.  Das  zuriickgeschlagene 
Himation  haben  die  wahrscheinlich  en  Nachbildungen  der  A.  Parthenos, 
mit  Attischem  Helm,  §.  114.  A.  A.  Parthenos  auf  M.  von  Antiochus  Vlt, 
Mionnet  Suppl.  T.  VIII.  pi.  14,  1.  Aehnlich  drapirt  die  M.  Franc.  IV,  5. 
Nap.  I,  11.  Bouill.  Ill,  3,  2.  Glarac  pi.  320.  Auch  die  bei  Velletri,  1797 
gefundne  erhabne  Statue,  91/*  F.  hoch,  jetzt  im  L.  310.  Millin  M.  I.  II,  23. 
p.  189.  M.  Franc,.  II,  2.  Nap.  I,  7.  Bouill.  I,  23.  Clarac  pi.  320. 
Meyer  Tf.  21  c.  Auch  die  PCI.  I,  9;  August.  98.  Vgl.  Liban. 
"EncpQ.  30.  Das  den  Arm  verhiillende  Himation  hat  die  A.  mit  der 
Schlange,  G.  Giust.  3.  vgl.  Meyer  in  den  Horen  St.  II.  8.  42,  im  Braccio 
nuovo  des  Vaticans ;  eine  ganz  ahnliche,  von  Velletri,  gegenuber.  Gerhard, 
Beschr.  Roms  II,  II.  S.  91.  104.  [M.  Chiaramonti  II.  tv.  4.  5.]  Die  Buste 
dieser  A.  auf  Gemmen,  Lipp.  II,  31  von  Eutyches,  Stosch  P.  gr.  pi.  34.  — 
A.  mit  eng  eingewickeltem  1.  Arm,  in  mehrern  Statuen,  Bracci  II.  tv. 
agg.  9.  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  8.  (wo  sie  Alea  heisst).  [Die  sternbesaete 
Aegis  ist  das  Gharakteristische ,  der  Name  Alea  nicht  nachweislich. 
Zu  den  vier  Wiederholungen  ist  eine  funl'te  gekommen,  Bull.  1842. 
p.  169.  A.  mit  sternbesaetem  Gewand,  kleine  Bronze  in  Wien, 
Arneth  Beschreibung  des  k.  Miinzcabinets  S.  33,  was  man  auch 


[370]  Athena;  Modificationen  ihrer  Bildung.  557 

in    alten  Vasengemalden   findet,    Bull.   1830.    p.   193.J    Min.    von  Arezzo 
§.  172.   A.  3. 

2.  Pallas  victrix  im  Himation,    Bartoli  Lucern.  II,  37.    vgl.  Gerli. 
Ant.  Bildw.  S.  146.    N.  11. 

3.  Hierher  gehort  die  schone  Statue  in  Dresden  187  u.  206.  Aug.  14. 
vgl.    Schorn    in    der  Amalth.   II.    S.  206,   und    die   genau   entsprechende 
Gassier.    Bouill.  I,  24.    M.  Roy.  II,  7.  vgl.  Voelkel  in  Welcker's  Zeitschr.  I. 
S.  156.    Das  gesenkte  1.  Knie,  die  gehobne  linke  Schulter,  welche  deutlich 
zeigt,  dass  der  1.  Arm  stark  gehoben  war,  fiihren  darauf,  dass  diese  Pallas 
eine  zu  unmittelbarer  Abwehr  geriistete  war.     Daran  schliesst  sich  die  A. 
in   Dresden    214.     Aug.   48.     (Areia    nach    Hase    Verzeichniss  S    62);   die 
Etruskische,    wie    es   scheint,   aus  Modena   im  L.   398.     Bouill.  Ill,'  3,  6. 
M.  Nap.  I,  9.     Glarac  pi.  319;  die  Etr.  aus  gebrannter  Erde,  aus  Capua?, 
in  Wien,  Clarac  857  n.  847;  die  von  Versailles  M.  Franc,.  IV,  2.     Nap.  I, 
10;  die  Min.  au  collier  im  L.  522.  mit  einem  etwas  alterthiimlich  behandel- 
ten  Dorischen  Chiton  u.  Diploidion,  M.  Roy.  II,  1.     Bouill.  I,  25.     Clarac 
pi.  319;  auch  die  bei   Bouill.  Ill,  3,    1.  3;  M.  Cap.  Ill,  10.  11.     Hierher 
auch  der  Mediceische  Torso,  Winck.  W.  V.    S.  550.   Tf.  4.  C.     [M.  d.  I. 
Ill,  13.     Annali  XII.  p.  87—93.     E.  Braun.] 

4.  Der  A.  Promachos  ahnelt  wohl  besonders  die  Figur  der  Gemme 
Tassie  pi.  25,  1731.     Lipp.    Suppl.    69.     (Dieselbe   Figur   von   vorn    92.) 
Aelmlich,  wie  es  scheint,   zeigt  ein  bei  Aliphera  gefundner  Onyx  d.  A. 
'Ayr,Ginol.ict,  vielleicht  nach  Hypatodoros  Statue,  Leake  Morea  II.  p.  80. 
Von  derselben  Art  die  A.  Kranaea  ^Gv.^voiG^ivri  cos  h  V-&W1  '>  Paus.  X,  34,  4. 


5.  So    die    mit   der  Schlange   zum  Kampfe   eilende   auf  Gemmen, 
Millin  P.  gr.  16.   Lipp.  II,  34,  A.  angreifend  mit  Schlangen,  ahnlich  wie 
auf  Gemmen,  Morelli  g.  Clovia  1  ;  die  M.  des  Antiochos  Philopator  N.  Brit. 
12,  13,  von  Athen  Stuart  II.  vign.  N.  Brit.  6,  14.  —  Blitzschleudernd  auf 
M.   von  Athen,   als  Beschiltzerin  ihrer  Heiligthumer,  N.  Brit.  6,  13,  von 
Makedonien  (§.  368.   A.  5),  von  Domitian,  G.  M.  37.  136.   Die  zahlreichen 
Minerven  auf  Domitian's  M.  (Morelli  Dom.  tb.  6  ff.)  machen  besonders  den 
Oegensatz  der  kampfenden  (auch  vom  Schiffe  herab)  im  Chiton,   und  der 
ruhig  stehenden  im  Himation  sehr  deutlich.   A.  auf  Vasengemalden,  kurze 
Aegis  mit  Schleier,  darunter  langes  Hemidiploidion,  M.  Pourtales  pi.  6. 

6.  Eine  A.  Agorae  a,    die   im    L.   192.     Bouill.  III.  Suppl.  Clarac 
pi.  320   im   Dor.    ungegiirteten    Chiton   nebst   Ueberschlag,    mit  geringer 
Aegis,  die  R.  auf  die  Huften  stiitzend,  die  L.  rednerisch  ausstreckend,  den 
Kopf  mit  eignem  Ausdruck  geneigt.     Aehnlich  war  wohl  die  Geberde  der 
colossalen  A.  in  Constantinopel,  Niketas  p.  359  P.     A.  als  Rednerin,  im 
Himation,  den  Schild  zu  den  Fiissen,  Passed  Luc.  I,  62.     [Die  Pallas  des 


568  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [370]- 

Antiochos  von  Athen  in  Villa  Ludovisi,  M.  d.  I.  Ill,  27,  Ann.  XIII.  p.  54. 
Die  als  Agoraea  edirte  im  Palast  Stoppani-Vidoni  in  Rom,  E.  Braun  Ant. 
Ant.  Marmorwerke  I,  1.  Aehnlich  die  Gassier  D.A.K.  II,  20,  210.  A.  mil 
kleiner  schmaler  Aegis,  Marmor,  Specim.  II,  38.  Kleine  Bronzebiiste  von 
einer  ganzen  Figur,  aus  der  Kaiserzeit,  friedlicher  Ausdruck,  das.  II,  48.] 
Die  Pacifica  (vgl.  Lukian  de  domo  27)  bezeichnet  der  Mangel  des  Helms, 
M.  Chiar.  I,  12,  so  wie  der  Aegis,  ebd.  12,  14,  auch  die  umgedrehte  Fackel 
M.  Nanian.  18.  G.  M.  37,  137.  vgl.  138.  [Stat.  reg.  Suec.  tb.  1.]  Auf 
alteren  Reliefs  (§.  96.  N.  14.  Winck.  W.  V.  S.  527)  und  Vasengem.,  wie 
in  dem  §.  365.  A.  1  erwalmten,  halt  A.  als  Friedenstifterin  den  Helm  in 
der  Hand.  Die  schone  Biiste  der  A.  mit  entblosster  r.  Schulter,  die  von 
der  Aegis  bloss  die  Schlangen  u.  von  dem  Helm  bloss  den  Busch  hat,  ailf 
eineni  Sardonyx  in  Florenz,  Gori  II,  55,  1.  Tassie  pi.  25,  1647,  erinnert 
an  die  furchtbare  Lieblichkeit  mancher  Gorgoneen. 

7.  A.  im  Chiton  mit  herabgesetztem  Schilde  u.  Patere  auf  M.  von 
Kyme  N.  Brit.  9,  20,  ebenso  mit  einer  Nike  auf  der  Hand;  10,  21.  12,  12. 
Morelli  Dom.  9,  22.  32.  Lipp.  II,  33.  Suppl.  95.  Als  NwrjyoQos  im 
Doppelchiton ,  mit  niedergesetztem  Schild,  Schlange  daneben ,  auf  M.  von 
Athen,  Stuart  II,  1.  vign.,  vgl.  die  Victrix  G.  M.  36,  135.  [Hesiodus 
Scut.  339  NUriv  a^avfxrrjs  %EQG\V  s^ovaor.  Die  Hopesche  A.  mit  Nike 
auf  der  Rechten  Specimens  I,  25,  Clarac  pi.  459  n.  850,  der  Helm  nach 
Phidias.] 

A.  Nike,  geflugelt,  Ulpian  zu  Demoslh.  g.  Tim.  p.  738.  G.  I.  150. 
Eurip.  Jon  460.  1545.  vgl.  Gic.  N.  D.  Ill,  23  und  §.  334,  2,  findet  sich 
auch  auf  alien  Etrusk.  Gemmen  Impr.  d.  Inst.  I,  1.  4,  auch  auf  M. 
Domitian's,  Morelli  tb.  7,  37.  Nach  Heliodor,  bei  Photios  Lex.,  war  das 
Holzbild  der  A.  Nike  ungefliigelt  und  hielt  in  der  R.  einen  Granatapfelr 
in  der  L.  einen  Helm  (schr.  KQKVOS).  A.  als  Herrscherin  auf  eine  Kugel 
tretend,  Bronze  bei  Grivaud  de  la  Vine.  Ant.  Gaul.  24.  A.  als  Schiffs- 
gottin  die  Aegis  zum  Segel  ausspannend,  aufM.  von  Phaselis,  Eckhel  Syll. 
4,  11.  A.  auf  Quadriga,  M.  der  g.  Vibia  u.  a.  A.  Archegetis  (von 
Athen),  mit  dem  Kauzchen  in  der  Hand,  Schol.  Arist.  Vogel  515,  wie  in 
einer  Bronze  in  Wien,  auch  Ant.  Ercol.  VI,  7,  8.  vgl.  M.  Ghiar.  p.  38. 
So  auch  die  Attische  A.  auf  Vasen,  Tischb.  Ill,  33.  A.  als  Ergane  mit 
der  Eule  auf  der  Hand,  von  einem  Widder  getragen,  Millin  P.  gr.  18. 
Tassie  pi.  26,  1762.  [D.A.K.  II,  21,  223.]  Impr.  d.  Inst.  II,  6.  Pallas 
mit  einem  Bocke  neben  sich,  in  eigenthumlicher  Weise,  auf  M.  des  Kleo- 
menes  von  Lakedaemon,  Mionnet  Suppl.  IV.  pi.  6.  3.  [Erzfigur  8  Z.  hoch 
in  Florenz,  der  Helm  platt,  statt  der  Aegis  wie  ein  Brusttuch  mit 
Lederplattchen ,  in  beiden  Handen  eine  Art  Schiffchen  und  Strange 
von  Wolle,  als  Ergane  erklart  auch  von  Wicar  Gal.  de  Florence  Gah.  X. 
Die  drei  Ghariten  von  A.  fur  Kyzikos  gemacht  als  erstes  Kunstwerk 


[371]  Athena;  grossere  Compositionen.  569 

nach  einem  Epigramm  s.  N.  Rhein.  Mus.  III.  p.  273.  Ergane  baut  das 
erste  Schiff  §.  371.  A.  6,  hilft  dem  Daedalos  Fliigel,  dem  Epeios  das  Ross 
machen.]  Hit  Panther,  Reh,  auf  Vasen  von  Volci.  A.  Polias  ihre  heilige 
Schlange  futternd,  in  dem  Relief  PCI.  IV,  6.  Hirt,  6,  9.  G.  M.  36,  134. 
A.  Hygieia  (zweifelhaft).  G.  M.  36,  140.  Paciaudi  Mon.  Pelop.  II,  155. 
[A.  Hygieia  hatte  einen  Tempel  in  der  Akropolis  von  Athen.  A.  Paeonia 
Paus.  I,  2,  4.  34,  2.]  A.  verhullt  in  einer  kleinen  Statue  der  Villa  Albani, 
wie  an  einem  Tage  der  Plynterien  in  Athen  das  Bild  der  Stadtgottin  ver- 
hullt wurde,  Clarac  pi.  457  n.  903. 

371.  Mehrere  Mythen  der  Pallas  haben  die  angehende  1 
Kunst  mehr  beschaftigt,  als  sich  in  den  vorhandnen  Werken 
der  spatern  nachweisen  lasst.  Das  Hervorgehn  der  ge- 
harnischten  Jungfrau  aus  dem  Haupte  des  Zeus  muss  ein 
beliebter  Gegenstand  der  altern  Kunst  gewesen  sein,  deren 
Statuengruppen  man  sich  nach  Vasengemalden  und  einer 
Etruskischen  Spiegelzeichnung  vorstellen  kann.  Eine  An-  3 
schauung  des  am  Panathenaischen  Peplos  dargestellten  Gi- 
gantenkampfs ,  wobei  die  Gottin  auf  dem  von  ihr  erfundnen 
Viergespann  fuhr,  so  wie  des  Streits  der  Athena  mit  Po- 
seidon um  die  Schutzherrschaft  von  Athen,  geben  jetzt  fast 
nur  Munzen  und  Gemmen.  Durch  das  mystische  Verhaltniss  4 
zum  Erichthonios  erhalt  die  Gottin  einen  Zug  von  miitter- 
lichem  Wesen,  welcher  mit  ihrer  jungfraulichen  Strenge  eine 
sehr  interessante  und  reizende  Mischung  bildet;  wahrschein- 
lich  liegen  dem,  was  sich  davon  in  Kunstwerken  erhalten 
hat,  geniale  Schopfungen  eines  Athenischen  Kiinstlers  zum 
Grunde.  Wie  Athena  durch  Perseus ,  einen  engverbundnen  5 
Daemon,  ihr  grauenvolles  Gegenbild,  die  Gorgo,  erlegt, 
gehort  zu  den  ersten  mythischen  Gegenstanden ,  an  denen 
sich  die  noch  rohe  und  am  Frazzenhaften  Grefallen  findende 
Kunst  versuchte;  weniger  leicht  Hess  sich  die  Gabe  Gorgoni- 
scher  Locken  oder  Blutstropfen ,  durch  die  Athena  ihren 
Schutzlingen  Krafte  des  Heils  und  Verderbens  mittheilte, 
plastisch  ausdriicken.  Haufiger  sieht  man  Athena  bei  Hand-  6 
lungen,  wo  sie  personlich  weniger  betheiligt  ist,  als  Ergane 
bei  Schiffsbau  und  anderen  architektonischen  Unterneh- 
mungen,  so  wie  bei  weiblichen  Arbeiten  rathend  und 
helfend ;  auch  die  Erfmdung,  wie  die  Verschmahung  der  Flote 
ist  Gegenstand  sinniger  Gompositionen.  Als  die  allgemeine  7 


570  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [371] 

Helferin  der  Heroen  hat  sie  in  den  Darstellungen  aus  diesen 

8  Mythenkreisen  uberall  ihre  Stelle.     Als  Gegenstand  des  Cul- 
tus  kommt,   ausser  der  vielgefeierten  Attischen  Athena,   be- 
sonders  die  Athena  Ghryse,  eine  Lemnisch-Dardanische  Gottin, 
vor,  welche  auch  eine  Schlange  zur  Bewahrung  ihres  Heilig- 
thums   hat,   wie  die   Gottin    von   Athen.     Wichtiger  indess, 

9  als   diese  Schlangen,   sind   fur   die  Kunstsymbolik  Eule   und 
Hahn,  wovon  jene,  abgesehn  von  der  ursprunglichen  Natur- 
beziehung,  das  ernste  Nachdenken,  dieser  die  rege  Thatigkeit 
und  Kampfriistigkeit  der  Gottin  bezeichnet. 


2.  Geburt  der  A.   Ueber  die  alien  Kunstwerke  der  'AQ-rjvocs  yovui 
Welcker  ad  Philostr.  II,  27.    p.  543.     [Vasengemalde  M.   d.  I.  Ill,  44.  45. 
Ann.   XIV.   p.    90—103    von   W.   Henzen.     Gerhard    Auserles.  V.  I,  1—4. 
Elite  ceramogr.  I,  54—66,  wo  p.  222  auch  ein  zweiter  Spiegel  beschrieben 
ist,   erwahnt   Bull.  1841.    p.  177],    Gruppe   auf  der  Akropolis  von  Athen, 
Paus.  I,  34,  2,  wahrscheinlich   alterthumlich.     Vgl.   §.  1  18.    A.  2  c.    Sehr 
rohe  Darstellung   auf  einem   Glusinischen  Gefass,    Dorow  Notizie  tv.  10. 
Micali  tv.  79.     Volcentisches  §.  99.    N.  3.    Die  kleine  A.  auf  den  Knieen 
des  Zeus,  Micali  tv.  80.     Ganz  ahnlieh  bei  Laborde  pi.  83.   Etrusk.  Patere 
bei   Schiassi  De  patera  Cospiana.   R.   1818  und   Inghir.   II,  10  mit   Zeus 
(Tina),  Hephaestos  (Sethlans),  Aphrodite  (?Thalna),  und  Eileithyia.   (Thana 
scheint  mir  hier  fur  A&ctva  zu  stehn,  doch  erklaren  Andre  anders.)    [Ger- 
hard Etr.  Spiegel  I,  66.]    Gemme  Millin  P.  gr.  56.     Lampe  Passeri  I,  52. 
Rondaninisches  Relief  Winckelm.  M.  I.  II.  vign.  G.  M.  36,  125.     Cemalde 
des  Kleanthes  von  Korinth,   §.  356.  A.  5.     Grosses  historisches  Tableau, 
Philostr.    II,    27.      [Philodem    nsQl    etiosfificcs:    ncti    TWV    txQYui 
dr^uiovgycov    TOVTOV   (rbv  ^Eg^r\v^   nccQf-QTtovTU  T(o   du  TCOLOVGIV 
E%ovza  KctftcmtQ  sv  TCO  rrjg  XalKioUov  (von  Gitiadas)  bei  Avellino  Casa 
Pompejana  1837.  p.  58,  der  p.  78  auch  die  Berliner  Vase  n.  586  anfuhrt, 
wo  hinter  dem  sitzenden  Zeus  Gerhard  zwar  den  Hephaestos,  Levezow  aber 
den  Hermes  mit  Petasus,  Caduceus  und  Ghlamys  erblickt.] 

3.  Gigantenkampf  der  A.  an   der  Dresdner  Statue  §.  96.   N.  7. 
vgl.  Schol.   Aristid.   p.  115  Fr.     Relief  des  Bronzehelms   M.   Borb.  X,  31. 
Gemme  Millin  P.  gr.  19.    G.  M.  36,  128;  Tassie  pi.  26.  n.  1753.    M.  von 
Seleukeia    in  Gilicien   G.   M.   37,   129.     Statuette   mit    dem   iiberwundnen 
Giganten    am   Fuss,    M.   Franq.  IV,  8.     Bouill.  Ill,  3,  7.     [M.  Nap.  I,  12. 
§.  396.    A.  1.     Pallas  einen  Giganten   niederstossend  ,   Stackelberg  Tf.  13. 
A.  u.  Typhoeus,  Gruppe  des  Franz.  M.  Visconti  Op.  var.  IV.  p.  14.   A.  u. 
Enkelados  mit  den  Namen,  Elite  ceramogr.  pi.  8,  dieselben  pi.  9  u.  ofter, 
auch  Antiquites  Pourtales  n.  131,  A.  gegen  zwei  Giganten  das.  n.  132.  133. 


[371]  Athena;  grossere  Compositionen.  571 

Judica  Antich.  d.  .Acre  tv.  22.  Elite  pi.  11.  A.  u.  Enkelados  Gerhard 
Etiv  Spiegel  I,  67.  A.  u.  Akraos  Tf.  68.  —  Auch  Kampf  der  A.  mit 
Marsyas  das.  Tf.  69.  70.  A.  und  Enkelados  mit  drei  Namen,  Amphora 
von  Vulci,  Gerhard  Auserl.  Vas.  I,  6.  Elite  ceramogr.  I,  8.  Andre  Vor- 
stellung  das.  9.  A.  gegen  zwei  Gig.  10,  zu  Wagen  gegen  einen  11.] 
Kampf  rnit  Poseidon  §.  118.  A.  2  c.  Die  Statuengruppe  in  Athen, 
Pans.  I,  24,  3,  findet  man  wahrscheinlich  auf  M.  von  Athen  wieder, 
Stuart  II,  2  vign.  G.  M.  37,  127.  N.  Brit.  6,  11.  Cameo  in  Paris,  Ca- 
binet pi.  15,  in  Neapel,  Tassie  pi.  26.  1768.  Relief  einer  Fibula  von 
Pompeji,  M.  Borb.  VII,  .48.  Der  heilige  Oelhaum  (tlccia  ;rayxvqpog)  N. 
Brit.  6,  12.  13.  15. 

4.  A.  den  Hephaestos  abwehrend,  Fragment  einer  gemalten  Thon- 
platte  aus  Athen,  Bfoendsted  Voy.  II.  p.  299.  pi.  62.  vgl.  Lukian  de  domo 
27  (anders  erklart  von  Panofka,  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  292).    A.  den  kleinen 
Erichthonios,  welchen  Gaea  emporha.lt,  in  die  Aegis  aufnehrnend,  Hephae- 
stos dabeistehend ,   Vasengem.  von  Volci,   M.  I.  d.  Inst.   10.     [Zwei   von 
Clusium,  M.  d.  I.  Ill,  30.     Ann.  XIII.  p.  91  und  Gerhard  Auserles.  V.  Ill, 
151,   Elite  ceramogr.  I,  85   mit  interessanten  Verschiedenheiten.     0.  Jahn 
Archaeolog.  .Aufs.  S.  60  ff.]     Pieliefdarstellungen   desselben  Gegenstandes  ? 
M.  I.  12.    Ann.  I.    p.  298.  vgl.  Clarac  Melanges  p.  43.    Statue  der  A.  mit 
dem  Erichth.  in  der  Aegis,  in  Berlin,  Rot.  12.     S.   Lange   Ilgenio.   1831. 
[Hirts  Bilderbuch  Tf.  22.  n.  236.     Clarac  pi.  462.     Cn.  888  E.    Boettigers 
Amalthea  III,  367.]     Erichthonios    mit    dem   Schilde   der   A.   auf  M.  von 
Magnesia  M.  d.  I.  I.  pi.  49  A.  n.  1.    R.  Rochette,  Tantalos  nach  Panofka. 
Ann.  V.  p.  117-125. 

5.  Ueber  die  Gorgoneia  §.  397,  6.     Perseus  §.  414.    A.  2.  A.  dem 
Kepheus   die   schiitzende  Locke  der  Gorgo  ubergehend,   welche  Kepheus 
Tochter  Sterope  in  einem  Gefass  auffangt  (s.  Paus.  VIII,  47,  4.     Apollo- 
dor  II,  7,  3),  auf  M.  von  Tegea,  Mionnet  Empr.  666.    M.  SClem.  12,  120. 
Millingen   Med.  In.  3,  9.   vgl.   Cadalvene  Rec.    p.  209,     Richtig  erklart  in 
Eckhels  N.  V.  annecd.  p.  142  D.  N.  II,  298.     Millingen  bezieht  die  Dar- 
stellung  auf  A.  und  Orest. 

6.  A.  beim  Bau  der  Argo,  Winck.  M.  I.  vign.  G.  M.  130.  417;  Terrac. 
of  the  Br.  M.  16;  G.  M.  105,  418.     [D.A.K.  II,  21,  238.     Campana  Ant. 
opere   di   plastica  tv.  5,    welcher  A.   Ergane  versteht  als  Erfmderin   des 
Schiffs  bei  der  Reise  des  Danaos  Marm.  Par.  ep.  9.    Plin.  Epist.  VII,  56. 
Hyg.  168.]     Bei  dem  Bau  des  Theaters  von  Capua,  Winck.  W.   I.  Tf.  11. 
Bei  Hephaestos  §.  367.   G.  M.  82,  338**,  Daedalos  §.  418.  Als  Vorsteherin 
weiblicher  Arbeit,  am  forum  Nervae  §.  198.   A.  3.     Flotenerfindung ,  Ge- 
malde,  Winck.  M.  1. 18.  G.  M.  83, 130.  Myron  fecit  Satyrum-admirantem  tibias 
et  Minervam,   Plin.   vgl.   Paus.  I,  24,   1.     Damit   stimmt    das  Relief   bei 
Stuart  II,  3.  vign.  und  die  Athen.  M.,  Broendsted  Voy.  II.  p.  189. 


572  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [371] 

7.  A.  mit  Ares  kampfend?  Vasengem.  Inghir.  G.  Omer.  197.   Oefter 
neben  Helden   auf  dem  Wagen,    oder  bei  der  Rustung,  Ann.  d.  Inst.  III. 
p.   135.    A.   bei   Herakles   §.   410.    411,    Theseus  412,    Bellerophon  414. 
(G.  M.  92,  393),  dem  Amazonenkampf  417,  vor  Paris  378,  bei  den  llischen 
Kampfen  415,  Odysseus,  Orestes  416  (auf  Asiatischen  M.  ist  die  den  Stimm- 
stein  zulegende  A.  Zeichen  des  Koivofiovliov ,  Heyne  Virg.  T.  VI.  p.  785 
(1800) ;  auch  beim  Raube  der  Kora  358,  der  Strafe  des  Marsyas  362,  Kad- 
mos  und  Peleus  Hochzeit  412.  413;  bei  Prometheus  als  den  Menschen  be- 
seelend  396. 

8.  A.  Chryse,  durch  ihren  o/xoupog  o<pi$  Philoktetes  hindernd,  Troja 
vor  der  Zeit  einzunehmen  (ein  Grundgedanke  von  Sophokl.  Philoktet)  auf 
dem   Vasengem.  Millingen  Div.  pi.  50.    vgl.  Philostr.   d.  j.  17.     Friiheres 
Opfer  der  Argonauten  ebd.   pi.  51.    Laborde  pi.  23.     Vgl.  Uhden  in  den 
Schr.  der  Berl.  Akad.   1815.    Phil.  Gl.  S.  63.     Welcker  bei  Dissen  Expl. 
Find.   p.   512.      [Opfer    der   Gottin    Ghryse,    vier   Vasenbilder,    Gerhards 
Archaeol.  Zeit.  III.   Tf.  35.]     Panathenaeische  Opfer  auf  Vasen  von  Volci, 
Levezow  Verz.  626.     Scenen  aus  Attischem  Pallas-Gultus  an  Metopen  des 
Parthenon,  wie  es  scheint.   Kuhopfer  der  Pallas  auf  Vasen  von  Volci,  auch 
Ziige  von  Kitharoden  und  Auleten,  Gerhard  Ann.  d.  Inst.  lit.  p.  134.  vgl. 
Prodr.  S.  137.     A.  den  Peplos  empfangend  [wie  in  Troja  bei  Homer],  auf 
M.   von  Tegea,   wie  auf  Vasen  von  Volci  nach  Gerhard  Ann.  d.  Inst.  III. 
p.  134.    Die  TQane^u   mit  den  Preisen   der  Panathenaeen ,  M.  bei  Stuart 

II,  1.  vign.    An  dem  Sessel  III,  3.    Noch  sind  zu  erwahnen  A.  Itonia, 
neben  Hades  sitzend  (Strab.  IX,  411),  Florent.  Gemme  bei  Gori  II,  72,  1. 
Wicar  IV,  3.    Die   Gapitolinische  Minerva  §.  351.  A.  7.     Verbindung  der 
A.  mit  Hermes  §.  345.  A.  2. 

9.  Minervens  Eule  (strix  passerina,  Blumenbach  Specim.  I.  p.  20. 
Boettiger  Amalth.  III.    S.  263),    das  alte  Sinnbild  der  riuvKanis,   auch 
von  Phidias  ihr  nebst  der  Schlange  beigegeben  (worauf  auch  Demosthenes 
Witzwort  bei  Plut.  26  sich  bezieht,  s.  indess  Gerh.  Prodr.  S.  147),  bisweilen 
auf  Minervens  Helm   (auf  Denaren  des  Gordius),    so  wie  in  ihrer  Hand 
§.  370.  A.  7   auf  der  Deichsel  ihres  Wagens  M.  Borbon.  VIII,  14.    Ueber 
die  Eule  als  Mausetodterin  (vgl.  Batrachomyom.  185  ff.)   Boettiger  Amalth. 

III.  8.  260.    Goett.  G.A.  1831.    S.  554.  vgl.  Tassie   pi.  23,  1585.    Oft  auf 
Gemmen  (M.  Odesc.  30,   Tassie  p.  137)  die  Eule   selbst  mit  Minervenkopf 
u.  Attributen;    auch  A.   von   Eulen   gefahren   (Tassie  pi.   2,   1756).     Der 
Hahn,    als  Sinnbild    ehrgeizigen  Kampfes,    fmdet  sich  und  zwar  in  der 
Doppelzahl,  fast  immer  auf  den  Attischen  Preisvasen,  §.  99.  N.  1.    Auch 
auf  M.  von  Himera,   Gales,   Suessa.    Vgl.  Paus.  VI,  26,  2.     [Eigenthum- 
lich   den   Werken.  der    Kunst  ist    ein   Liebesverhaltniss   der  A.   zu  dem 
Herakles,     welches    sich    imrner    nach    und    nach    deutlicher    heraus- 
gestellt    hat.      Rhein.     Mus.    IV.     S.    479.     E.    Braun    Tages    und    des 


[372]  Athena;  grossere  Compositionen.  573 

Herakles  und  der  Minerva  heilige  Hochzeit,  Miinchen  1839  f.  Gerhard 
Trinkschalen  S.  11.  30.  Tf.  G.,  besonders  die  Fontanasche  Yase  Gerh. 
Auserles.  V.  II,  149.  S.  182.  0.  Jalm  Archaeol.  Aufs.  S.  83-127. 
H.  Brunn  Berl.  Jahrb.  1845.  I.  S.  692—96.  Ein  dem  Fauvelschen  Kannchen 
bei  Stackelberg  Graber  Tf.  13,  2.  3  vollig  ahnliches  ist  im  Brittischen 
Museum  in  der  Burgonischen  Sammlung  aus  Atlien,  wenn  nicht  dasselbe, 
was  nur  nach  der  Form  der  Oeffnung  nicht  der  Fall  zu  sein  scheint.] 


9.    Ares. 

372.     Ares,   der   Gott    des  Streites,   welcher   im  Zwolf-  l 
gottersystem   auf  bedeutungsvolle   Weise  mit  Aphrodite  zu- 
sammengestellt  wird,  war  doch  seinem  Wesen  nach  zu  sehr 
blosser  Begriff,  um  ein  Hauptgegenstand  der  plastischen  Kunst 
zu  werden.     Auch   verehrte  ihn  kein  Hellenischer  Staat  als 
einen  Haupt-   und  Schutzgott,    wie   er  es  spater  von  Rorn 
wurde.    Daher  kommt  es,  dass,  obgleich  einige  ausgezeichnete  2 
Statuen  des   Gottes,    von  Alkamenes  und  Skopas,   erwahnt 
werden,    doch    u'ber    den   plastischen    Charakter    des  Gottes 
noch  jetzt  manche  Zweifel  obwalten.    Jedoch  scheinen  durch-  3 
gangig    eine    derbe    und    kraftige    Musculatur,    ein   starker 
fleischiger  Nacken,  und  ein  kurzgelocktes  und  gestraubtes  Haar 
(§.  330,   2)   zur  Vorstellung  des   Gottes   zu   gehoren.     Ares 
hat    kleinere    Augen,    eine    etwas    starker    geoffnete    Nase 
(§.  335,  2),  eine  weniger  heitre  Stirn,   als  andre  Zeussohne. 
Dem  Alter  nach   erscheint    er   mannlicher  als  Apollon,  der  4 
Mellepheb,    und   selbst   als  Hermes,   der  Epheb   unter   den 
Gottern,    als    ein   jugendlicher  Mann;   den  die  altere  Kunst, 
wie  fast  alle  Heroen,  bartig,  die  ausgebildete  dagegen  lieber 
ohne  Bart  bildete;  doch  wurde  auch  jene  Bildung  noch  in 
manchen  Gegenden  und  fur  manche  Zwecke  beibehalten.    Die  5 
Bekleidung  des  Ares  ist,   wo  er  nicht  ganz  unbekleidet  er- 
scheint,  eine    Chlamys    (ein  Sagum).    Auf  Reliefs   des    alten 
Styls  erscheint  er  geharnischt,   spater  behalt  er   gewohnlich. 
nur  den  Helm.      Gewohnlich   steht   er;   ein  lebhafter  Schritt  6 
bezeichnet  auf  Romischen  Miinzen  den  Gradivus ;  der  Legions- 
adler  und  andre  Signa  den  Stator  und  Ultor  (der  sie  wieder- 
gewonnen);    Victorien,  Trophaeen,   der  Oelzweig  den  Victor 
und   Pacifer.     Einen   sitzenden   Ares    bildete   Skopas;    ohne 


574  Mythologische  Gegenstande  der  h.  K.  [372] 

Zweifel  wurde  er  als  ausruhend,  in  milder  Stimraung  ge- 
dacht,  welches  auch  der  Sinn  einer  noch  vorhandnen  Haupt- 
statue  zu  sein  scheint,  in  der  uns  vielleicht  eine  Gopie  nach 
Skopas  erhalten  ist. 

3.  4.  Schoner  Kopf  des  A.  auf  der  Gemme,  Millin  P.  gr.  20. 
Lipp.  I,  32.  Buste  aus  Basalt  in'  V.  Giustiniani ,  s.  Hirt  S.  52.  Auf  M. 
wird  Ares  oft  ohne  Grund  angenoramen;  namentlich  ist  der  behelmte  und 
bartige  Kopf  auf  M.  von  Metapont  (G.  M.  40,  150.  Magnani  Misc.  Num. 
Ill,  25  —  28)  nach  einer  Beischrift  Leukippos,  ein  Achaeischer  Grunder  der 
Stadt  (Strabon).  §.  418  A.  2.  [M.  von  Metapont  u.  eine  Gampanische, 
Glarac  pi.  1007.  n.  2795.  2796.  Mars  bartig  auf  Miinzen  der  Corner  in 
Sicilien,  Neumann  N.  ined.  I.  p.  67  ss.  tb.  2,  12.]  Auf  den  M.  der  Ma- 
mertiner  hat  ein  unbartiger  lorbeerbekranzter  Kopf  die  Beischrift 
Jgeog,  Torremuzza  48,  12—14.  Ein  bartiger  A.-Kopf  auf  M.  der  Bruttier, 
Magnani  II,  4—10,  wenn  es  nicht  auch  ein  Stammheros  ist.  Unbartig 
erscheint  A.  Kopf  auf  den  Romischen  M. ,  nur  auf  denen  der  g.  Fonteia 
und  Junia  mil  keimendem  Barthaar,  Patinus  p.  114.  144.  [Eckhel, 
D.  N.  I,  224.]  A.  bartig,  von  einer  Nike  bekranzt,  dabei  Aphrodite  mit 
Eros  auf  der  Schulter,  an.  dem  entsprechenden  Altar  die  drei  Ghariten? 
Serradifalco  gli  avanzi  dell'  a.  Solunt.  tv.  4. 

5.  A.    bartig    und    geharnischt   am    Borghesischen    Altar.     A.    als 
jugendlicher  Mann,    mit   der    Ghlamys,    in   dem  Relief  PG1.  IV,   7;    [mit 
Harnisch,   Helm   und  Sciuld    an   der  Gapitolinischen  Ara,    Winckelmann 
Mon.  ined.  Tf.  5.]    Bartig  und   geharnischt  unter   den  acht  Gottern  der 
Ara,  M.  Chiar.  19.   Ein  bartiger  Mars-Hadrianus,  Statue  des  M.  Cap.  Ill,  21. 
Andre  Statuen,  wie  die  im  M.  Cap.  Ill,  48,  Race.  130.  vgl.  Glarac  pi.  636. 
n.  1440  aus  M.  Borbon.,  welche  Manche  A.  nennen,  sind  mehr  als  zweifel- 
haft.     Auch  die   Statue   des  Herakleides  (§.  157*.  A.  3)   und  Harmatios, 
Bouill.  I,  7,  ist  nur  durch  Restauration  ein  A.     Von  dem  Mars  Borghese 
§.  413  (Achill);    eine  bei  Ostia  1800  gefundne  Statue  mit  der  Unterschrift 
Marti  soil  dieser  sehr  ahnlich  sehen.   Hirt  S.  52.   Acht  Statuen  Glarac  634 
A.  635!     [Einen  Mars  15  P.  hoch,    nach  Villa  d'Este  in  Tivoli  gebracht, 
erwahnt  Flam.  Vacca  b.    Fea  Miscell.  p.  56.] 

6.  S.    die   Zusammenstellung    bei    Millin   G.   M.   pi.   39.  40.     Sehr 
charakteristisch   erscheint  M.  Ultor,  Morelli  N.  Impp.  4,  18.     Schoner  A. 
mit  Nike  und  Lorbeerzweig,  Millin  P.  gr.  21.    Als  Poliorket  G.  M.  39,  152. 
Passeri  Luc.  II,  29.     [Mars  Gradivus  Tropaeen  auf  der  Schulter  tragend, 
Hirt  Bilderb.  S.  50.] 

7.  Mars    Ludovisi,    Perrier    38.      Maffei    Race.   66.   67.      Piranesi 
Stat.  10.    R.  Rochette  M.  I.  pi.   11.     R.   R.  p.  37.   413    ein   trauernder 
Achill;  nach  Hirt  Bilderbuch   S.  51  ein  Heros,  [uber  den  Kanon  S.  31, 
Theseus.]    Wenn    ein    A.,   ist   es    ein   friedlich   ausruhender,   worin   die 


[373]  Ares;  Charakter  seiner  Bildung.  575 

Stellung,  der  Mangel  des  Helms,  der  Amor  unter  den  Fiissen  liberein- 
stimmen.  [Nach  Spuren  von  etwas  Abgebrochenem  auf  der  linken  Schulter 
scheint  eine  Figur  daneben  gestanden  zu  haben,  Meyer  zu  Winckelm.  IV. 
S.  301.] 

373.  In  Gruppirungen  erscheint  der  Kriegsgott  selten  l 
als  Kampfer;  eben  well  er  selbst  nichts  als  Krieg  und 
Streit  1st,  gab  er  keine  Gelegenheit,  einzelne  Heldenthaten 
von  ihm  zu  preisen.  Nur  als  Gigantentodter  kommt  er  auf 
Gemmen  vor.  Dagegen  sieht  man  ihn  mit  Aphrodite  zu-  2 
sammen  in  Statuengruppen ,  die  in  Stellung  der  Korper 
und  Wurf  der  Bekleidung*  auf  ein  beruhmtes  Original  zu- 
riickweisen.  Indem  diese  Verbindung  des  Kriegs  und  der 
Liebe  nicht  immer  als  frivoler  Ehebruch,  sondern  auch  im 
ernsteren  Sinne  genommen  wurde,  konnte  man  durch  solche 
Gruppen  auch,  in  Statuen  und  Miinzen,  Romische  Herr- 
scherpaare  verherrlichen.  Die  Romer  sahen  gern  die  Liebe  3 
des  Ares  zur  Ilia  oder  Rea  Silvia  vorgestellt;  man  legte 
bei  der  Behandlung  oft  Griechische  Darstellungen ,  nament- 
lich  die  Ueberraschung  der  Ariadne  durch  Dionysos,  zum 
Grunde. 

1.  A.    Gigantomachos,    Millin   P.    gr.   22.     G.   M.  36,   143.   [Elite 
ceramogr.  I,  7,  Vase  des  Prinzen  von  Ganino.] 

2.  A.  und  Aphrodite,  Statuengruppe  M.  Flor.  Ill,  36.  Wicar  III,  12. 
Clarac  Venus  de  Milo  pi.  2.    Bekleidet,  mit  den  Kopfen  von  M.  Aurel  (?) 
und  Faustina  d.  j.  im  L.  272.    V.  Borgh.  6,  3.    Bouill.  I,  8.    Clarac  pi.  326. 
Aehnliche  Gruppe  M.  Cap.  Ill,  20.  Reliefs,  R.  Rochette,  M.  I.  7,  2.  G.  Giust.II, 
103.    Gemmen  auch  in   altem  Styl,  Millin  P.  gr.  24  ff.    Lipp.  I,  89.  91. 
II,  79.    Pompej.  Gemalde,  M.  Borb.  Ill,  35.     (A.  im  Himation);  M.  Borb. 
IX,   9;  Cell   N.   Pomp.  pi.  82.     (Eros  nimmt   ihm   den  Helm   ab.)    Die 
Ueberraschung  der  Liebenden  durch  Hephaestos  §.  367.  A.  2.    Ein  A.  im 
Netz,  das  Schwert  zuckend,  auf  einer  Miinze    alten  Styls,   Winck.  M.  I. 
166.     Raponi  21,  15.  36,  1.  Tassie  pi.  53,  10127.    A.  als  Vertheidiger  der 
Hera  gegen  Hephaestos  §.  367.  A.  3. 

3.  Mars  zu  Rea  Silvia  niedersteigend  (pendens  wie   bei  Juvenal) 
im  Giebel  des  T.  Urbis,  §.191.  A.  1.    Aehnlich  das  Gemalde,  Terme  di 
Tito  31.    Mars  der  Ilia  erscheinend,  Impr.  d.  Inst.  IV,  87.     Auch  die  Ara 
des  Claudius  Faventinus,  genannt  Casali,  Bartoli  Adm.  5,  1.  Vase  in  Bonn. 
[Krater  aus  Bronze,  in  der  Nahe  gefunden,  vom  besten  Styl ;  auf  der  Ruck- 
seite  Mars  gegen  Hercules  fiber  der  Leiche  des  Cycnus  kampfend,  Alter- 


576  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [374] 

thumsverein  Bonn  I.  Tf.  1.  S.  45.  Wieseler  Ztschr.  f.  A.W.  1843.  S.  484  ff.] 
Die  beiden  Hauptfiguren  in  dem  Relief  bei  R.  Rochette  M.  I.  7,  2  u.  auf 
einer  R5m.  Vase,  G.  M.  178,  653,  auch  Ficoroni  Gemmae  3,  6.  Mars  die 
Rea  als  seine  Braut  fuhrend,  ganz  bekleidet,  Relief  PCI.  V,  25.  G.  M. 
180,  654.  Auch  das  Relief,  Gerhard  Ant.  Bildw.  40,  scheint  A.  und  Rea 
der  Selene  mit  Endymion  gegemiberzustellen.  [Wieseler  die  Ara  Casali 
1844.  S.  57  f.  Bei  Guatani  1788.  Febr.  tv.  2.] 

A.  Thron,  Ant.  Ere.  I,  29.  G.  M.  42,  147.  A.  Waffen  von  Knaben 
getragen,  auf  einer  dreiseitigen  Ara  S.  Marco  II,  33.  M.  Nap.  IV,  15. 
G.  M.  40,  einer  sehr  ahnlichen  Brit.  M.  I.  6  und  andern  entsprechenden. 


10.    Aphrodite. 

1  374.    Der    Syrische   Cultus    der  Astarte  scheint,   indem 
er  in  Griechenland    einheimischen  Anfangen  begegnete,  den 
weit  verbreiteten  und  angesehenen  Gultus  der  Aphrodite  lier- 

2  vorgebracht    zu  haben.     Die    Grundvorstellung    der    grossen 
Naturgottin  verlor   sich  nie  ganz;  das  feuchte  Element,  im 
Orient     das    eigne    Reich   jener    Gottheit    (§.    241.    A.    2), 
blieb  immer  unter    dem    Obwalten   dieser    an  Kusten    und 
Hafen  verehrten  Gottheit;   besonders  das  windstille  und  im 
glatten  Wogenspiegel  den  Himmel  abbildende  Meer  schien  ein 

3  Ausdruck  ihrer  Natur.     Als  die  Kunst  im  Kreise  der  Aphro- 
dite uber  die  rohen  Steine  und  formlosen  Idole  hinweg  war, 
bewegte  sie  die  Idee  einer  iiberall  waltenden,  machtig  herr- 
schenden  Gottin;   man    stellte    sie  gern    thronend  dar,    mit 
Symbolen   bluhender  Natur    und    uppiger  Fruchtbarkeit    in 

4  den  Handen;  die  Bekleidung  vollstandig,   nur  dass  etwa  der 
Chiton  die  linke  Brust  zum  Theil  frei  liess,  und  zierlich,  in- 
dem grade   bei  der  Aphrodite  eine  affectirte  Grazie  in  Dra- 

5  perie    und    Bewegung    zum    Gharakter    gehorte.      Auch   die 
Kunst    der  Phidiassischen  Zeit    stellt  in  Aphrodite  das  Ge- 
schlechtsverhaltniss  in  seiner  Heiligkeit  und  Ehrwiirdigkeit  dar, 
und    denkt    dabei  mehr  an    dauernde,    fur  die  Zwecke  des 
allgemeinen  Wohls,   als  an    voriibergehende ,   fur  sinnlichen 

•6  Genuss  geschlossene  Verbindungen.  Erst  die  neuere  Attische 
Kunst  (§.  127)  behandelt  die  Vorstellung  der  Aphrodite 
mit  einem  rein  sinnlichen  Enthusiasmus,  und  vergottert  in 
ihr  nicht  mehr  eine  weltbeherrschende  Macht,  sondern  die  in- 


[375]  Aphrodite;  Charakter  ihrer  Bildung.  575 

dividuelle  Erscheinung  der  reizendsten  Weiblichkeit;  ja  sie  setzt 
dies  von  ethischen  Beziehungen  geloste  Ideal  auch  selbst  in 
einen  entschiedenen  Gegensatz  damit. 

1.  Vgl.  Larcher  Mem.  sur  Venus.  P.  1775.  Manso  Versuche  fiber 
einige  Gegenstande  der  Mythol.  Leipz.  1794.  De  la  Chau  Sur  les  Attributs 
de  Venus.  P.  1776.  Heyne  Antiq.  Aufs.  I.  S.  115  ff.  [Gerhard  Venus- 
idole  B.  1845  mit  5  Tf.  in  den  Schriften  der  Akad.]  —  Ueber  den 
Paphischen  Dienst  §.  239.  A.  2,  240.  A.  1. 

3.  Xoanon   einer  A.- Hera  in  Sparta,    der  die  Mutter  bei  der  Ver- 
heirathung  der  Tochter  opferten.     A.  aus  Gold  und  Elfenbein  i,n  Sikyon 
von  Kanachos,  thronend,  mit  Polos,  Mohnstengel  und  Apfel.    A.  auf  Eryx, 
thronend,  mit  Taube,  Eros  daneben,  auf  M.    G.  M.  44,  181.  vgl.  47,  182, 
A.  thronend,    mit  einem  Hasen  unter  dem  Sitz,    Eros  neben  ihr,    auf  M. 
von  Nagidos,  Neumann  N.  V.  II,  tb.  2,  8.     N.  Brit.  10,  16.    Sehr  ahnlich 
bei  Zoega  Bass.  II,  112.  —  A.  stehend,    mit  einer  Taube  auf  der  Hand, 
auf  der  Borgh.  Ara,  mit  einer  Blume  (spater  als  Spes  benutzt  §.  406.  A.  5). 
M.  Gap.  IV,  22;  PCI.  IV,  8;  Chiar.  I,  20.     Aehnlich  auf  Vasen  von  Volci. 
Alterthumlich  eine  Muschel  in  der  Hand,  in  dem  Relief  M.  Borb.  VI,  10. 
A.  mit  Proserpina  als  Stutze    (nach  Gerhard),  kleine  Marmorstatue   aus 
Pompeji,  M.  Borb.  IV,  54.    Eine  alterthumliche  A. ,  der  ein  fliegender  Eros 
das  Haar   ordnet,    unter  Maenaden ,    M.  Ghiar.  I,  36.     Gerhard,   Venere 
Proserpina.  1826.  8   (vgl.  Kunstbl.  1825.  N.  16  ff.     1827.  N.  42  f.)  nennt 
mit  diesem  Namen  das   ofter,   besonders  als  Stutze,   vorkommende  alter- 
thumliche Idol  mit  dem  Modius,    die  eine  Hand  an  der  Brust,    mit  der 
andern  das  Gewand  aufnehmend.   Maffei  Race.  121.  vgl.  134,  oben  §.  361.  A. 

4.  Schon   Apollon.   Rh.  1,   743    beschreibt   dies   als   Hauptzug   bei 
einer  Aphrodite,   und  Visconti,   PCI.  III.   p.  7,    hat  es  als  ein  wichtiges 
Kriterion  von  Venusbildern   geltend   gemacht.     So  hat   in    dem  schonen 
Relief  von  Neapel  §.  378.  A.  4.   A.   einen  Schleier  fiber  den  Kopf  und 
doch  die  eine  Brust  frei. 

5.  6.    Phidias  A.  Urania  zu  Elis,  mit  dem  Fuss  auf  der  Schildkrote, 
als  otxovQog  nach  Plutarch;  u.  A.  Urania  zu  Athen.     Von  Alkamenes  A. 
§.    117.      Skopas  Aphroditen,    darunter    die   Pandemos    auf   dem   Bocke 
§.  125.  A.  3.    Praxiteles  127,  4.    Andere  von  Kephissodor,   Praxiteles  S., 
von  Philiskos  u.  a.    Von  Apelles  A.  Anadyomene  §.  141,  3. 

375.  Die  Formen,  welche  die  ausgebildete  Kunst  der  1 
Aphrodite  gab,  sind  am  meisten  die  naturlichen  des  Geschlechts. 
Aphrodite  ist  ganz  Weib,  in  viel  vollerem  Sinne  des  Worts, 
als  Athena  und  Artemis.  Die  reife  Bliithe  der  Jungfrau 
ist,  bei  manchen  Modificationen ,  die  Stufe  der  physischen 
Entwickelung ,  welche  in  den  Formen  des  Korpers  festgehal- 

O.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  37 


578  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [376] 

Bouill.  I,  12.  M.  Nap.  I,  61.  Glarac  pi.  339.  Im  L.  185  mit  einem 
diinnen  Chiton  mit  Zone  bekleidet,  ein  Amor  neben  ihr,  sonst  stand 
Praxiteles  daran.  M.  Nap.  I,  62.  Bouill.  Ill,  7,  3.  Glarac  pi.  341.  In 
Florenz,  Galleria  IV,  1,  18.  Glarac  pi.  592,  1288,  gleich  der  Gmstiniani- 
schen  594,  1288  A.,  der  Gokeschen  594,  1449  A.,  der  Pioclementinischen 
592,  1289.  Bei  L.  Egremont,  zweifelhaft,  Gavac.  I,  5.  Winck.  W.  IV. 
S.  115.  V.  S.  24.  Tanzend  und  mit  Epheu  bekranzt,  PG1.  Ill,  30  (nach 
Hirt).  [Gerhard  Vat.  Mus.  S.  203.]  Im  L.  420.  V.  Borgh.  4,  1.  M.  Boy. 
I,  18.  Bouill.  Ill,  8,  3.  In  England,  Specimens  II.  pi.  54.  Deren  Gegen- 
stiick  ihre  Feindin,  die  liederliche  abortirende,  L.  427.  V.  Borgh.  4,  13. 
Bouill.  Ill,  8,  1.  Glarac  pi.  341.  [Visconti  Mon.  scelti  Borghes.  1821. 
tv.  30,  als  Peribasia,  sehr  irrig^  gedeutet  von  Zannoni  im  Giorn.  de'  lette- 
rati,  Pisa  1823.  IV.  p.  19.  Ovid  Amor.  II,  14.]  Die  statuetta  zu  Dresden 
1 19,  Aug.  66,  neben  dem  Priap  scheint  ein  ex  voto  fur  Fruchtbarkeit  der 
Ehe;  immer  bleibt  bei  solchen  Beziehungen  das  Gewand.  Bei  Lipp.  II,  94 
lehnt  sich  A.  auf  eine  Saule,  worauf  ein  Priap,  und  sengt  zugleich  einen 
Schmetterling  mit  der  dem  Amor  genommenen  Fackel,  also  eine  Lebens- 
und  Todesgottin,  V.  Libitina.  Vgl.  Gerhard  Ueber  Venus  Libitina  auf 
Gemmen  u.  Glaspasten,  Kunstbl.  1827.  N.  69  f.  A.  im  Koischen  Gewand, 
in  Dresden  245.  Aug.  105;  Marm.  Oxon.  5.  Alterthumlich  Venus  und 
Juno,  dazwischen  Fama?  Collect,  de  peintures  ant.  qui  ornaient  le 
palais  etc.  1781.  pi.  10.  —  Auf  Vasengem.  erscheint  A.  in  Volci  (Ann.  III. 
p.  44)  u.  auch  sonst  wohl  immer  bekleidet,  da  nackte  Figuren,  wie  bei 
Hancarv.  III.  pi.  123  nur  fur  badende  Frauen  gelten  konnen.  Oft  auch 
sitzend,  mit  dem  Spiegel,  das  Gewand  iiber  die  Schulter  ziehend,  Millingen 
Un.  Mon.  I,  10.  Vgl.  §.  374.  A.  3.  —  Die  Etrusk.  Spiegelzeichnungen 
dagegen  stellen  die  A,  unter  dem  Namen  Turan  nackt  dar,  Dempster  Etr. 
reg.  4,  aber  auch  halbbekleidet,  M.  I.  d.  Inst.  II,  6,  auch  bekleidet,  Inghir. 
Etr.  Mon.  II,  15  s.  47.  Auf  einem  unedirten  Spiegel  umarmt  Turan,  un- 
bekleidet,  den  Eros  als  einen  Jiingling.  Auch  die  Thalna,  welche,  Inghir. 
II,  10,  halbnackt  u.  mit  einer  Taube  erscheint,  war  wohl  der  A.  verwandt. 

4.  Eine  solche  A.  von  Erz,  der  marmornen  von  Aries  ahnlich,  das 
(PKQOS   um  die  Schenkel,    %QV68Ly    nKoKUplSus  vnoscpiyi-aau  KalvnrQy, 
beschreibt   Ghristodor   V,    78;   die   Art   der   Bekleidung   auch   Artemidor 
On.  II,  37. 

5.  6.    Von  der  geharnischten  A.  Pausan.  Plut.  Nonnos  u.  A.    Eine 
siegreich  und  martialisch  blickende  A.,   ein  Weihgeschenk  des  Sophisten 
Herodes,  beschreibt  Damaskios  bei  Photios  242.  p.  342.  Bekk. ;  eine  sich 
in  Ares  Schilde  spiegelnde  Apollon  Rh.  I,  745.    Eine  solche  Figur  fmdet 
man  auf  den  M.  der  Colonie  Korinth,  wahrscheinlich  aus  Julius  Caesar's 
Zeit,    der   die  V.  victrix   verehrte.    Damit   stimmt   die    Statue   aus   dern 
Amphitheater  von  Capua  genau  uberein,  welche  den  linken  Fuss  auf  einen 


[377]  Aphrodite,  entkleiclet.  579 

Helm  setzt.  Glarac  pi.  595.  596.  598.  Millingen  Un.  Mon.  II,  4.  5. 
M.  Borb.  Ill,  54.  Gerh.  Ant.  Bildw.  10.  Vgl.  Winck.  W.  IV.  S.  114. 
(Der  ebenda  gefundne  Torso,  Psyche  genannt,  zeigt  einen  ahnlichen 
Gharakter  der  Formen.  Millingen  II,  8.  Gerhard  62.  vgl.  E.  Wolf,  Bull, 
d.  Inst.  1833.  p.  132.)  Dieser  steht  in  der  Draperie  sehr  nahe  die  Venus 
von  Melos  im  L.  232  b.  (§.  253.  A.  2),  ein  Werk  eines  Kunstlers  von 
Antiocheia  am  Maeander,  wenn  die  Inschr.  dazu  gehort.  Schon  im  Alter- 
thum  zweimal  (wenn  die  Hand  mit  dem  ^r\lov  auch  spater  ist)  restituirt, 
das  zweitemal  barbarisch.  Bekleidet  die  A.  in  Dresden,  Le  Plat  pi.  124, 
Glarac  pi.  595,  1301.  Von  grandioser  Schonheit,  obgleich  nicht  ohne 
Fehler.  M.  Boy,  I,  19.  Bouill.  I,  11.  Glarac  pi.  340.  Erklarungsversuche : 
Qu.  de  Quincy  Sur  la  statue  antique  de  V.  decouv.  dans  File  de  Milos  en 
1820.  1821.  Glarac  Sur  la  st.  ant.  de  V.  victrix  etc.  1821.  Millingen  a.  0. 
Dieselbe,  eben  so  gestellte  und  drapirte,  Venus-Figur  wird  auch  mit  Ares 
als  dessen  Ueberwinderin  gruppirt  §.  373.  A.  2.  Dabei  tritt  sie,  als  Welt- 
beherrscherin ,  oft  auf  eine  Kugel,  M.  Flor.  I,  73,  5.  Lipp.  Suppl.  175. 
A.  auf  einen  Helm  niederschauend ,  den  sie  in  der  B.  halt,  mit  dem  1. 
aufgestiitzten  Arm  eine  Palme  oder  eine  Waffe  haltend,  auf  Gemmen, 
Millin  P.  gr.  23.  Hirt  11.  Lipp.  I,  93-95.  II,  80-84.  M.  Flor.  I,  72. 
2 — 6  (statt  des  Helms  auch  ein  Apfel  oder  eine  Taube).  Vielleicht  das 
ylvpfta  'Acpq.  evonlov  des  Caesar,  Dio  G.  XLIII,  43.  Eine  solche  Gemme 
des  Wiener  Cabinets  hat  die  Inschr.  AygodsiTrj  rt]  KVSI^TCO  u.  Veneri 
victrici.  Vgl.  M.  Augusts  bei  Morelli.  In  ahnlicher  Stellung  die  V.  d'Arles, 
L.  282,  mit  besonders  flacher  Brust,  von  Girardon  mit  Spiegel  und  Apfel 
restaurirt.  Unrestaurirt  abgebildet  bei  Terrin  La  V.  et  1'obelisque  d'Arles. 
Aries  1680.  12;  richtig  restaurirt  Glarac  pi.  342.  Sonst  M.  Franc,.  I,  3. 
Nap.  I,  60.  Bouill.  I,  13.  Meyer  Tf.  7,  6.  Eine  Gopie  desselben  Originals 
ist  die  von  Hamilton  bei  Ostia  gefundne,  Brit.  M.  I,  8.  Specim.  I,  41; 
auch  die  Bouill.  Ill,  7,  1  [vgl.  auch  V.  Borgh.  V,  7].  Ein  Pompej.  Ge- 
malde  zeigt  eine  Aphrodite  in  dem  hier  beschriebenen  Gostum  der  victrix, 
ihren  Schmuck  ablegend  und  die  Lanze  ergreifend,  M.  Borbon.  VIII,  6. 
[Von  einer*  andern  Venus  in  Aries  der  Kopf  bei  der  Ausgrabung  des 
Theaters  gefunden,  ein  Abguss  im  Museum  zu  Bonn  N.  157  b.]  Halb- 
bekleidete  A.-Bilder  von  anderm  Charakter  und  andrer  Thatigkeit,  als 
Portratstatuen,  oben  §.  205.  A.  4.  Florentinische  sogen.  Urania  M.  Flor. 
Ill,  30.  Meyer  Tf.  11  E.  Vgl.  die  A.  mit  einem  sehr  scbonen  Kopf, 
Aug.  104.  An  der  kleinen  zierlichen  Statue,  Aug.  43,  ist  die  Draperie 
modern.  Die  Hope'sche,  Cavac.  I,  22,  ist  sehr  zweifelhaft.  Vgl. 
§.  402.  A.  1. 

377.     Weniger  kraftig,   von  mehr  Fiille   und  Rundung,  i 
sind  die  Formen  mehrerer  Aphroditen-Statuen ,  welche,  beim 


580  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [377] 

Bade  dargestellt ,  den  Schooss  mil  einem  Stiicke  des  hinten 
herumliegenden  Gewandes  bedecken;  eine  beriihmte  der  Art, 
im  Alterthum  ofter  nachgebildete,  war  in  Alexandreia  Troas. 

2  Absichtliche  Ueberweichheit  und  Fliissigkeit  der  Form  en  wird 
bei  dem  Hetaerenbilde  der  Aphrodite  Kallipygos  wahrgenom- 

3  men.     Dagegen   fand    sich    die    alte  Kunst  zu   der    reinsten 
Maasshaltung ,   zu  der  tadellosesten  Darstellung  schoner  For- 
men  aufgefordert ,   wenn   die  Gottin  vollig   enthiillt  erschien; 
die  unberiihrte  Bluthe   der  jungfraulichen  Formen  halt  dann 
die  vollkommne  Mitte  zwischen  den  mehr  frauenartigen  For- 
men der  matronalen,   und  den  etwas  strengeren   und  krafti- 
gern   Umrissen   der   Siegerin  Aphrodite;    die  Kunst   erreicht 
hier  in  der  Darstellung  weiblicher  Schonheit  das  hochste  und 

4  letzte  Ziel.     Wenn  auch   das  Bad  urspriinglich  als  die  Ver- 
anlassung  dieser  Enthiillung  gedacht  wird:   so  verschwindet 
doch   hier   alle  Riicksicht   auf   Handlung;   die    Statue    wird 
ganz  Symbol  des  weiblichen  Liebreizes,  der  durch  die  Aeus- 
serung    natiirlicher    Schamhaftigkeit    erhoht    wird,    und  der 

5  Weiblichkeit  iiberhaupt.     Andere   Stellungen ,    welche  mehr 
Bewegung   und  Handlung    anzeigen,    haben    ungeachtet    der 
besondern  Reize,    die  sie  entfalten,   nicht  diese  durchgangige 
und  iiberall  gleiche  Fulle  der  Schonheit,   wie  die  vorher  be- 
zeichneten  Hauptbilcler.     Hierher  gehoren    die  im  Bade  kau- 
ernde,  die  sich  den  Kestos  umbindende,  ein  Wehrgehenk  an- 
legende,  sich  beschuhende.     Die  Anadyomene,  in  eigentJichem 
Sinn,  ist  kein  Gegenstand  fur  Plastik. 

1.  Eine  den  Schooss  bedeckende  A.  im  Pall.  Chigi,  gefunden  zu  Rom 
auf  dem  Gaelius,  an  weicher  Augen,  Stirn,  der  Ansatz  der  Haare  be- 
sonders  schon  sind,  hat  die  Inschr. :  UTCO  rye  sv  TQCOK8it'AcpQo8iTr]$ 
MrivoyuvTog  tnoiet.  M.  Cap.  IV.  p.  352  nebst  Kupfer.  Winck.  W.  IV. 
S.  329.  Mit  dieser  stimmt  die  im  L.  190  aus  der  Gal.  de  Versailles. 
M.  Roy.  I,  11.  Nap.  I,  57.  Bouill.  Ill,  6,  4.  Clarac  pi.  343.  Vgl.  Bouill. 
Ill,  7.  Glarac  pi.  344.  Die  Dresdner  mit  einem  Badetuch,  Maffei  Race. 
144,  Le  Plat  133,  der  Kopf  Aug.  61.  Die  schone  A.  M.  Ghiar.  I,  26. 
Clarac  pi.  610,  1356,  mit  fremdem  Kopf,  hat  das  Gewand  miter  dem 
Schooss  zusammengeknupft.  [Eine  Wiederholung  steht  im  Hinterhofchen 
des  Palasts  Borghese  in  Rom.  Dieselbe  Composition  in  Erz,  Antich. 
d'Ercol.  VI,  17.  Eigentlich  eine  Anadyomene,  s.  A.  5.  Uebereinstimmend 
die  im  Mus.  Borb.  Clarac  pi.  600,  1323,  die  Haare  sich  auswindend. 
Aehnlich  lialb  bekleidet,  aber  die  Arme  nach  unten  die  in  Syrakus, 


[377]  Aphrodite,  entkleidet.  581 

G.  Grass  Reise  nach  Sicilien  II.  S.  356.  Glarac  pi.  608  n.  1344.  Politi 
sul  simulacro  di  Yenere  trov.  in  Siracusa,  Palermo  1826.  Nur  mit  der 
einen  Hand  halt  das  Haar  die  im  M.  Chiaram.  I,  25.]  —  A.  vorn  ganz 
unbekleidet,  hinten  verhullt,  G.  di  Fir.  St.  39.  Amalth.  I.  S.  288.  Vgl.' 
Glarac  pi.  625,  1403.  1405. 

2.  Ueber  die   KaMinvyos  die  Sage  von  den  Madchen  in  Syrakus, 
Athen.  XII.   p.  554.   vgl.    Alkiphron   I,    39    nebst    Bergler's    Noten.    Die 
yf/ladtvoi,    ebd.   p.  255.  Wagn.,   entsprechen  dem    £v  TOI$  lG%iois  ys'Zcog 
§.  127.  A.  4.     Farnesische  Statue  in  Neapel,  mit  modernem  Kopfe  -(Finati 
M.   Borb.  II,  255)   bei  Piran.   St.  7.    Maffei  55.     Glarac   pi.  611.     [Eine 
unter   den  Erzfigiirchen  aus  Pompeji  nur  wenig  abweichend,   in  Arolsen. 
In  einem  Vasengemalde,  wovon  Hr.  R.  Rochette  Zeichnung  besitzt,  dieselbe 
Stellung.    Der  beruhmten  Statue  in  Neapel  das  von  Albaccini  schlecht  er- 
ganzte  Bein  herzustellen ,   lehnte  Canova  ab,  wie  einst  in  Rom  die  Maler 
das  zerstorte  Bein  der  Venus  von  Apelles  nicht  herzustellen  wagten.]   Von 
einer  andern  zu  Versailles  Winck.  W.  II.  S.  404.     [Aehnliche  bei  Gavall. 
St.  II,  66  und  in  Syrakus.] 

3.  Hier    sind   zu   unterscheiden :    1.   die   eigentlichen   Gopieen    der 
Knidischen  §.  127.  A.  4.     2.  Die  Mediceische  A.  des  Kleomenes  §.  160. 
A.  3,   welche    auch   auf  Rom.  M.  der  Kaiserzeit  nicht  selten  1st.    Dieser 
ahneln  der  Dresdner  Torso  nebst  Kopf,  Aug.  27 — 30,   so  wie  der  Torso, 
Woburn    Marbl.    22.     3.   Die  Gapitolinische ,    mit   derselben   Haltung    der 
Hande,  aber  minder  zusammengeschmiegt,  und  frauenartiger  gebildet,   die 
Gesichtsziige  individueller,  hoher  Kopfputz;  neben  ihr  ein  Salbgefass  (Ala- 
bastron)  mit  Badetuch.   Wohlerhalten,  bis  auf  die  Finger.    M.  Gap.  Ill,  19. 
M.  Franq.  IV,  14.     Nap.  I,  56.    Bouill.  I,  10.    G.  M.  44,  180.   Clarac  621, 
1384.    Goethe's  Propylaeen  III,  1.    S.  151.   In  derselben  Stellung  eine  von 
O.  Hamilton  1764  aus  dem  Gewolbe  des  Barberinischen  Palastes  gezogne, 
dann  in  Jenkins,  Weddel's,  L.  Grantham's  Handen,  Winck.  W.  II.  S.  205. 
Heyne  Vorles.  S.  313.     Andre  unbekleidete   A.-Statuen,   M.  Flor.  Ill,  34; 
eine   vorziigliche   in  Hope's   Sammlung;   eine  Labicanische  Winck.  W.  II. 
S.  299.     Zahlreiche  in  alien  Museen,  oft  anmuthlos,  und  durch  die  Prae- 
tension,  die  sie  mfichen,  urn   so  hasslicher.     Der  Capitolinischen  ahnlich 
L.  171  u.  380,  Bouill.  Ill,  6,  2.  4.     V.  Borgh.  5,  2.   5.     Glarac  pi.  343; 
auch  L.  174.    Bouill.  Ill,  6,  3.     V.  Borgh.  5,  9.     Glarac  pi.  344,  nur  dass 
ein  Delphin  mit  einem  Amor  als  Tronk  dient ;  in  Dresden  279.    Aug.  86. 
Vortrefflicher  Torso  zu  Capo  d'Anzo  ausgegraben,  durch  sehr  verschiedne 
Hande  gegangen,  jetzt  im  Brit.  Mus.,  von  iippiger  Form.'  Noehden  Amalth. 
III.  S.  3.  Tf.  2.     Die  Stellung  war  offenbar  eine  ganz  andre  als  bei  der 
Mediceischen ,  und  entspricht  mehr  der  Knidischen.     [Einer  der  schonsten 
Torse  ist  aus  Florenz  1843  in  das  Museum  zu  Berlin  gekommen.] 


582  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [377J 

5.  Die  kauernde  A.,  Venus  accroupie,  vielleicht  nach  Polycharmos 
V.  lavans  se,  Clarac  pi.  627—631  1st  am  schonsten  PCI.  I.  10.  Piranesi 
St.  28.  M.  Nap.  I,  58.  M.  Roy.  11,  13.  Bovncdog  snotei  auf  der  dabei 
gefundnen  Basis,  vgl.  Archaeol.  u.  Kunst  S.  169.  Eine  andre  L.  681f 
V.  Borgh.  2,  4.  M.  Nap.  I,  59.  Roy.  II,  10.  Bouill.  Ill,  7,  2.  Glarac 
pi.  345,  mil  erhobnem  rechten  Arme,  zur  Artemis  restaurirt.  Eine  andre 
ebd.  n.  698.  Glarac  pi.  345;  G.  Giust.  I,  38.  Mil  Eros  binter  ihr,  Guat- 
tani  M.  I.  1788.  p.  57.  —  Aelmlich  auf  Gemmen  ein  Eros  sie  abtrocknend, 
ein  anderer  sie  immer  wieder  begiessend,  Impr.  d.  Inst.  Gent.  IV,  22  das 
Gewand  iiberziehend,  Lipp.  I,  82 — 86;  auf  Vasen,  von  hinten  mit  Wasser 
begossen  (wenn  es  bier  A.  ist). 

Den  Kestos,  §.  339.  A.  3,  legt  bei  Ghristodor  99  eine  nackte,  u.  288 
eine  um  den  Schooss  verhullte  A.  um  die  Brust  (snl  OTSQVCOV,  upcpi 
titt£ol?).  So  die  Bronze  Ant.  Ere.  VI,  17,  3.  G.  di  Fir.  Stat.  27.  Wicar 
I,  65.  Gl.  pi.  626,  1207.  [A.  mit  dem  Kestos  um,  sitzend,  als  Hetaere, 
zierliche  kleine  Bronze  in  Holland.  Jahrb.  des  Alterth.Vereins  in  Bonn 
VIII.  Tf.  1.  S.  140.  Auf  einem  Basrelief  Lancelotti  halt  Amor  den  Gestus 
in  Handen  neben  der  Venus.] 

A.  sich  beschuhend  auf  Gemmen  und  in  anmuthigen  Bronzen:  Ant. 
Ere.  VI,  14  (mit  tyilXia  und  TtsQiGnsMSeg},  eine  besonders  schone  war 
bei  Payne  Knight.  Die  bei  Glarac  pi.  610  n.  1354  (Odescalchi)  ist  der 
Herculanischen  urspriinglich  gleich  gewesen.  A.  sich  beschuhend  im 
Sitzen,  Glarac  pi.  604,  1320.  Eine  andre  graciose  Figur  bei  Borioni  tb.  7. 
M.  Odesc.  35.  In  ahnlicher  Handlung  ein  sehr  anmuthiger  kleiner  Torso 
im  Brit.  Mus.  R.  X.  n.  5.  Die  sitzend  sich  beschuhende,  M.  Flor.  Ill,  33^ 
ist  stark  erganzt. 

A.  nackt,  sich  mit  Ares  Waffen  rustend;  Eros  mit  dem  schweren 
Helme  scherzend,  neben  ihr.  Von  starken  runden  Gliedmassen.  L.  180, 
V.  Borgh.  5,  7.  Bouill.  I,  16.  Clarac  pi.  343. 

A.  Anadyomene  §.  141,  3.  Eine  Bronzefigur  Millin  M,  I.  II,  28. 
[Magaz.  encycl.  1803.  IV.  p.  240];  G.  di  Fir.  St.  89.  Glar.  pi.  626,  1408. 
[nobile  signum,  Nuda  Venus  madidas  exprimit  imbre  comas.  Ovid  A.  A» 
III,  223.  Man  denkt  an  Nachahmung  der  Anadyomene  des  Apelles.  Eine 
vollkommen  erhaltene  Anadyomene  in  Syrakus  gefunden,  Mag.  encyclop. 
1805.  II.  p.  167.]  Ein  Relief  der  Art  in  Wiltonhouse.  Statue  des  Hauses 
Golonna,  Winck.  W.  VI,  2.  S.  216.  Gemmen,  Lipp.  I,  89.  90.  In  Terra- 
cotta kniet  oft  A.  unbekleidet  vor  einer  Muschel,  die  gleichsam  ihre  Fittige 
bildet.  Glarac  pi.  605  n.  1343.  [Dubois  Voy.  en  Grimee  IV.  pi.  16,  wo 
auch  eine  stehencle  u.  eine  sitzende  A.  in  Terracotta.]  Die  Purpurmuschel 
murex  war  der  A.  in  Knidos  heilig,  Plin.  IX,  41. 

Nackte  A.  mit  einer  Blume,  im  Ungarischen  Museum.  Gattaneo 
Osservazioni  sopra  un  frammento  ant.  di  bronzo  rappr.  Venere,  Milano  1819. 

A. -Her men  Paus.  I,  19,  2.    Ob   die  verschleierten  sogen.  Aspasia- 


[378J  Aphrodite  in  verschiedenen  Handlungen.  583 

bilder  solche  sind,  wie  Payne  Knight  meint?  Vgl.  Amalth.  III.  S.  364. 
Die  Verschleierung  der  A.  (Morpho)  beweist  .Paus.  Ill,  15,  8,  aber  die 
Architis  (Atergatis?)  Assyriens,  Macrob  I,  21,  gehort  nicht  hierher.  Die 
angebliche  V.  Archytis  im  Britt.  Mus.  Ill,  30  ist  nach  Glarac  pi.  591, 
1286  eiri  junger  Hercules  oder  Theseus. 

378.     In   Gruppirungen   erscheint  Aphrodite    mit   ihrem  1 
Kinde  Eros  haufig  in   tandelnden  Darstellungen ,    nach  Art 
der  spatern  erotischen  Poesie;   mit  den  Ghariten,  wenn  sie 
von  ihnen  geschmiickt  wird,   nach  alter  Dichtervorstellung. 
Bedeutungsvoller  sind  die  zahlreichen  Darstellungen  der  Aphro-  2 
dite  als  Seegottin,  in  denen  die  schonste  Geburt  der  feuchten 
Tiefe  gern  mit  den  grotesken  Wesen  verbunden  und  in  Con- 
trast gestellt  wird,  welche  die  wilde  und  wechselvolle  Natur 
des  Meers  auszudriicken  bestimmt  sind.     Unter  den  eigenen  3 
Liebesverbindungen  der  Aphrodite  (die  mit  Ares  ist  schon  er- 
wahnt   §.   373.    A.  2)    hat    die   Sage    von  Adonis,    welche 
immer  viel   von  der  fremdartigen  Farbe  ihres  Ursprungs  be- 
hielt,  die  Griechische  Kunst  der  guten  Zeit  wenig  beschaftigt. 
Mehr  Kunstwerke  kniipfen  sich  an  den  Troischen  My  thus  an;  4 
die  Bewerbung  um  den  Preis   der  Schb'nheit  hat  die  Kiinst- 
ler  der  verschiedensten  Gattungen  zu  mannigfachen  Darstellun- 
gen, selten  indess  zu  liisternen,  veranlasst.     Ein  sehr  vorzug- 
liches  Bildwerk,  Aphrodite  die  Helena  beredend,  ihr  Verspre- 
chen  dem  Paris  zu  erfullen,  liegt  mehreren  erhaltenen  Reliefs 
zum  Grunde.     Liebenden  beistehend,  wie  dem  Peleus  zur  Er-  5 
langung  der  Thetis,  erscheint  die  Gottin  besonders  haufig  auf 
Vasengemalden,  thronend  oder  stehend,  immer  aber  vollstan- 
dig  bekleidet,  da  die  hullenlose-  Aphrodite  der  spatern  Kunst 
dem  Vasenstyl  fremd  ist,    Nur  die  Zierlichkeit  der  Bekleidung  6 
und  Haltung   des   Gewandes,   so  wie  die  Attribute  (Taube, 
Jynx,  Ease  ,^piegel ,  Blume)  machen  sie  hier  kenntlich. 

1.  A.  gruppirt  mit  Eros  §.  376.  377.  [Terracotta,  wahrscheinlich 
A.  mit  Eros  auf  dem  Arm,  Gerhard  Ant.  Bildw.  I,  20.]  A.  u.  zwei  Eroten, 
Glarac  pi.  620,  1406.  Von  Eroten  durch'^die  Liifte  getragen,  auf  Vasen, 
Millingen  Un.  Mon.  I,  13.  Amorn  die  Waffen  nehmend,  oft  auf  Gemmen, 
M.  Flor.  I,  73,  1.  Mit  Eros  und  Psyche,  in  einer  Gruppe.  Aug.  62.  A.  von 
den  Ghariten  geschmiickt,  beriihmte  Gemme,  M.  Flor.  I,  82,  3.  Eine 
andre,  Winckelm.  M.  I.  31.  Als  eine  hausliche  Scene  stellt  diese  Schmiickung, 
wohl  Brautschmiickung ,  im  Geschmacke  der  sinkenden  Kunst,  der  Gameo 


584  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [378] 

bei  Lipp.  Suppl.  140.  Tassie  6424  dar.  Eine  herrliche  [noch  nicht  wohl 
erklarte]  Vorstellung  ist  ?Aphrodite  mit  Eros  im  Kreise  von  Kleopatra, 
Eunomia,  Paidia,  Peitho  und  Eudaimonia,  Stackelb.  Tf.  29,  an  einer 
Athenischen  Vase. 

2.  Die  meerge borne   A.   als  Madchen  von   der  Thalassa   empor- 
gehalten,  in  einem  Relief  bei  Paus.  II,  1,  7.    Von  Tritonen  emporgehalten, 
auf  Gemmen,  Hirt  7,  10.    Auf  einem  Seestier  unter  Eroten,  Cameo   des 
Glykon,  G.  M.  42,  177.    Auf  einem  Seerosse,  bekleidet,  nebst  Eros,  M.  der 
Bruttier,  Noehden  1.  Auf  Tritonen wagen,  M.  der  Agrippina,  G.  M.  43,  178. 
A.  Poseidon's   Wagen    fuhrend,  Vasengem.   von    Void,  Ann.  d.  Inst.  IV. 
p.  375.    Als  Mittelpunkt  eines  Ghors  von  Nereiden  u.  Tritonen,  V.  Borgh. 
I,  12.    G.  M.  42,  147.     Glarac   pi.    224.     Auf  Schmuckkastchen ,    §.    311. 
A.  6.    (Zur  Erklarung  besonders  Claudian  Nupt.  Hon.  144.)    Unter  Nereiden 
in    einer   Muschel    von    Tritonen    gehalten,    L.   384.     |Bouill.   Ill,    33,    1 
(vgl.  2).     Glarac  pi.  224.     A.   als  Euploea  auf  einem  Stuhl  mit    vor  ihr 
aufgespanntem   Segel,    das   sie  fortzieht,  Vasengem.   b.  Stackelb.   Tf.  28. 
A.  in  einer  Muscbel  auf  dem  Meere,  Facher  in  der  Hand,  Wandgemalde, 
M.  Borbon.  V,  33.  A.  als  Fischerin  mit  Eros,  Pompej.  Gemalde,  M.  Borbon.  II, 
18  u.  IV,  4.  Zahn  18.  Gell  N.  Pompej.  42.     Gemme,  Tassie  pi.  41.  6316. 

Haufig  fmdet  sich  in  der  alten  Kunst  eirie  von  einem  Schwan 
durch  die  Liifte,  fiber  Gewasser,  getragne  Frau.  Auf  Vasengemalden, 
Millin  II,  54;  Inghir.  Mon.  Etr.  V,  38;  Millingen  Gogh.  21;  Laborde  I,  27 
(in  Delphi,  wie  der  Omphalos  zeigt),  besonders  schon  bei  Gr.  Ingenheim, 
Gerh.  Ant.  Bildw.  44;  Terracotta's,  Gornbe  72.  [Boettiger  Kl.  Schr.  II. 
S.  184.  Tf.  3]  (eine  ahnliche  in  Berlin,  wo  Amor  neben  der  A.);  Spiegeln, 
Inghir.  II,  32;  Gemmen,  Bracchi- II,  84.  Stosch  Gemmae  43.  Tassie  pi.  21, 
1187.  A.  nach  Creuzer  Abbild.  S.  23  A.;  eine  Kora-A.  nach  Gerhard, 
Kunstbl.  1825.  S.  66.  Prodrom.  S.  93;  nach  Andern  Leda,  auch  Kyrene, 
[die  nach  Afrika  entfuhrt  wird,  wie  Aegina  durch  den  Adler,  Europa  durch 
den  Stier,  Rhein.  Mus.  1834.  S.  498.  vgl.  0.  Jahn  Ann.  d.  I.  XVII. 
p.  363—372.  404]  eine  der  vielen  Weisen,  eine  schone  Frau  zu  ehren, 
nach  Boettiger  (Urania  1824).  Eine  A.  mit  blossem  Busen ,  sonst  ver- 
hullt,  auf  einen  Schwan  tretend ,  giebt  Glarac  pi.  345  aus  dem  L.  415,  4. 
A.  mit  einem  Schwan  auf  dem  Schoos,  auf  Vasenger^ilden ,  z.  B.  M. 
Blacas  pi.  7. 

3.  A.    in  Verhaltniss    zu  Ares    u.    Hephaestos    §.   367,    2.    372,  2. 
Adonis  Zug   auf  die  Jagd,  Gemalde  Terme  di  Tito   43.    Vom  Eber  zu 
Boden  geworfen  und  in  den  Schenkel  verwundet,   deutlich  in  den  Reliefs 
G.  Giust.  II,  116;  L.  424..  Bouill.  Ill,  51,  3.    Glarac  pi.  116.  vgl.  Welcker 
Ann.  d.   Inst.  V.   p.   155.     In  A.   Armen    sterbend,    Gemalde  bei  Mengs, 
§.  210.  A.  4.    G.   M.  49,    170;   M.   Borb.  IV,  17    (mit   zwei    wemenden 
Eroten).     M.  Borb.  IX,  37.    Statue  des   verwundeten  Adonis?  PG1.  II,  31. 


[378]  Aphrodite,  Gruppirimgen.  585 

[§.  391.  A.  1.  0.  Jalm  u.  de  Witte  fiber  die  Vorstellungen  des  A.  Ann.  XVII. 
p.  347.  387.  M.  d.  I.  IV,  23.  24  bis.     A.  u.  Adonis  Gerhard  Etr.  Spiegel 

I,  111-^117.   Der  todtlich  verwundete  Adonis  E.  Braun  Zwolf  Basrel.  aus 
Palast   Spada   Tf.   2,  Bull.    1846.  p.  56.]     Schone  Terracotta   aus   einem 
Grab  in  Nisyros,   A.  u.  Adonis  (?),    A.  mit  Phrygischer  Miitze  u.  Gewand 
iiber  den  Riicken.    Thiersch  Vet.  artif.  op.  veterum  poet,  carmin.  goptime 
explicari  1835.  tb.  5.    Besuch  der  A.  bei  Anchises,  Relief  von  Paramythia, 
§.  311.  A.  5  (nach  Andern  A.  u.  Paris).     Auf  M.  von  Ilion,  Pellerin  Rec. 
Ill,  134,  7.    In  einem  Gemalde  von  Pompeji,  Zahn  Ornam.  28. 

4.  Ueber  den  Wettkampf  vor  Paris  R.  Rochette  M.  I.  p.  260. 
Die  drei  Gottinnen  bei  Hermes,  Schale  von  Volci,  R.  Rochette  pi.  49,  1. 
Der  Zug  nach  dem  Ida  auf  alterthumlichen  Vasen,  §.  99.  N.  5,  von  Volci 
Ann.  d.  Inst.  III.  p.  143.  153;  das  Urtheil  auf  neuern  (in  Volci  mit  bei- 
geschriebenen  Namen),  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  25  (auch  R.  Rochette  pi. 
49,  2.  A.  mit  Jynx  u.  Taube),  32.  (vgl.  Hyperb.  Rom.  Studien  S.  155.) 
33.  (A.  mit  Schleier  u.  Eros),  gewiss  auch  43.  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  E. 
Der  Gegenstand  verliert  sich  auf  Vasen  Unteritaliens  ganz  in's  Unbestimmte 
und  Willkurliche,  Gott.  G.  A.  1830.  S.  2020.  1831.  S.  1483.  Auch  die 
Vase  M.  I.  d.  Inst.  57  A.  gehort  hierher  (Artemis  Astratia  u.  Apollon 
Amazonios  nach  Ann.  V.  p.  255,  wo  auch  p.  339  zu  tav.  d'agg.  E.  F. 
wunderliche  Erklarungen).  Mitunter  stellt  sich  nur  A.  dem  Paris  dar,  wie 
Millingen  Un.  Mon.  I,  17.  Das  Urtheil  des  Paris  in  Wandgem.  G.  M. 
147,  537 ;  Etrusk.  Sarkophagen,  Inghir.  G.  Omer.  9  [ist  von  der  Romischen 
Ara  des  Faventius;  an  Etr.  Sarkophagen  ist  kein  Beispiel]  und  andern 
Reliefs,  L.  506.  Clarac  pi.  214;  R.  Rochette  pi.  50,  1;  Bartoli  Adm.  4; 
Etrusk.  Spiegeln,  Gori  II,  129?;  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  F.;  Lampen,  Passeri 

II,  17;  M.  von  Alexandreia,  G.  M.  151,  538;  Gemmen,  G.  di  Fir.  Int.  22, 
1.  2  (wo  der  Gegenstand  travestirend  behandelt  ist).     [Vase  mit  der  Zu- 
riistung  der  Gottinnen  zum  Gericht  im  Bull.  Napol.  I.  tv.  5.  6  u.  in  den 
Mon.  d.  I.  IV,  18.  19,  Ann.  XVII.  p.  132—215,  wo  68  Vasen,  zusammen 
116   Monumente   beschrieben  sind.     Gerhard  Etr.   Spiegel  II,   182—222.] 
A.  (nebst   Peitho)   Paris    und   Helena    vereinigend   auf  dem    schonen 
Relief  des  Duca  die  Caraffa-Noja,  jetzt  im  K.  Museum  zu  Neapel,  Winckelm. 
M.  I.  115.  W.  II.  S.   520.   VII.   S.  417.   G.  M.    173,    540.     Neap.  Bildw. 
S.  69.  M.  Borb.  Ill,  40.    Inghir.  G.  Omer.  10.   Entsprechend  das  ex  hortis 
Asinii  Poll,  im  Vatican  (mit  der  Apollon-Statue)  bei  Guattani  M.  I.  1785. 
p.  XL1.   Zum  Theil  auch  das  Vasenrelief,  wo  nur  die  den  Hymenaeos  auf- 
fuhrenden  Musen  zugefiigt  sind,   (Jenkins)  Le  nozzi  di  Paride  ed  Elena. 
R.  1775.    Tischb.  Homer  V.  S.  11.     [Specimens  II,  16.] 

5.    S.  Welcker  ad  Philostr.  p.  622,  besonders  Millingen  Un.  Mon.  I, 
10  u.  A.  1  auch  hier  mit  Peitho  zusammen). 


586  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [379] 

6.    Thron   der  A.,    mit  ihren  Attributen   (auch    der  Spindel)   artig 
geschmuckt,  Gemalde  Ant.  Ere.  I,  29. 


11.    Hermes. 

379.     Herrnes  stand   in    der  Religion   der  Urbewohner 

1  Griechenlands  in   dem  Kreise  der  Chthonischen  Goiter,    der 
aus    der  Tiefe  Friichte  und  Seegen   heraufsendenden  Gewal- 
ten;  diesen  Heilsgott  setzte  das  alte  Griechenland  als  den  Ge- 
ber    alles    Guten    (dwrwo     gdaw ,     kgiovvioq ,     axajo/rTjg)    auf 
alle  Strassen  und  Wege,   auf  Aecker  und  in  Garten,  in  der 
Form   eines   mit   einem   bartigen   Kopfe   und   einem   Phallos 

2  versehenen  Pfahles.   Allmahlig  ward  aber  der  tellurische  See- 
gensgott  immer  mehr  zu  einem  okonomischen  und  merkantili- 
schen  Gotte  des  Gewinns  und  Verkehrs   (x«£#cJog);  vor  alien 
verehrten  ihn  nun  die   den  Verkehr  der  Vorwelt  vermitteln- 
den  und  in  mannigfachen  Lebensgeschaften  gewandten  Herolde. 

3  Durch  diese  erhielt  er  die  Gestalt,   in  der  man  ihn  sich  im 
Ganzen  auch  in  der  altern  Poesie  denken  muss :  eines  tiichti- 
gen,   kraftigen  Mannes   mit  starkem    spitzen   Barte,  langen 
Haarflechten ,  in  einer  zuriickgeschlagenen  Chlamys,  dem  fur 
rasche  Bewegung   geeignetsten  Kleide,   mit  einem  Reisehut, 
Fussfliigeln,    in    der  Hand    das  oft   einem   Scepter   ahnliche 

4  Kerykeion  (caduceus).     So  zeigen  ihn  die  alteren  Kunstwerke 
durchgangig. 

1.  Oben  §.  67.  A.  345.  A.  2.  Wahrscheinlich  1st  die  Pfeilerbildung 
des  H.  so  alt  wie  der  Gott  selbst,  da  *EQ[irj$  deutlich  mit  %(>[*>&,  ££^a£  zu- 
sammenhangt :  woraus  erhellt,  dass  die  Ursprunge  der  Religion  und  der 
Bildkunst  hier  ganz  zusammentreffen.  Phallische  Hermen  von  einfachster 
Art;  oft  vor  Demeter  stehend;  dann  mit  dem  Hermes  mit  Caduceus  u. 
Petasus  auf  M.  von  Sestos  ZHZTI,  2H,  ZA  Schreiber  Munchner  Abhdl. 
Philol.  I.  Tf.  1,  5— 14.  p.  105.  Tyrrheni  Pelasgi  (RR.).  Der  grosste  Theil  der 
jetzt  meist  dem  alten  Racchus  zugetheilten  Hermen  muss  (nach  Zoega  de 
obel.  p.  221  und  Millingen  Un.  Mon.  II,  11.  p.  18)  dem  Hermes  zuruck- 
gegeben  werden  [vgl.  Visconti  M.  PioGl.  VII.  p.  101] ;  z.  R.  der  Kopf  M. 
Nap.  I,  6,  wo  weder  grosse  Fiille  weicher  Haare,  noch  eine  Kopfbinde,  noch  ein 
Epheukranz  den  Dionysos  charakterisiren,  der  Kopf  mit  dem  Keilbart  und  der 
athletisclien  Rinde,  Guattani  Mem.  V.  p.  139,  der  Rrit.  M.  II,  19.  Opfer  eines 
Rockes  vor  einer  solchen  Herme,  Vasengem.  von  Volci,  Micali  96,  2.  [Herme 
des  H.  Dolios,  bartig,  mit  dem  Hut,  Paus.  VII,  27,  1.]  Eine  Herme  auf  einen 


[380]  Hermes,  altere  und  jungere  Bildung.  587 

Thron  gestellt,  M.  von  Aenos,  Allier  de  Haut.  pi.  3,  3  (nicht  richtig  er- 
klart).  Als  Bezeichnung  des  Chthonischen  Gottes  standen  Hermen  auch 
auf  Grabern,  Gic.  de  legg.  II,  26.  Das  Alterthum  wandte  dergleichen 
Hermen  uberall  an,  selbst  als  Spinnrocken,  ysgatv  genannt,  Pollux,  VII, 
16,  73,  an  Bettstellen,  Etym.  M.  p.  376.  vgl.  Ant.  Ere.  VI,  65,  als  Trager 
von  Vorhangen,  PCI.  V,  22.  Dreifache  Hermen  §.  67.  A.  [Die  Herme 
Chablais,  Dionysos,  Hermes,  Kora  oder  Liber,  Libera  u.  Mercurius,  Ger- 
hard Ant.  Bildw.  I,  41.  Beschreib.  Roms  II,  2.  S.  258.] 


3.  Bei  Homer  ist  H.  xparu's,    cooxog,  aber  TTQCOTOV  vnrjv^rrjs^  TOV 
nsQ  XccQisGrctTr)  Tj/??;  nur  in  einer  Verwandlung;   doch  hat  diese  Stelle  auf 
die  spatre  Kunst  grossen  Einfluss  gehabt.     S.  Lukian   de  sacrif.  11.     Den 
Keilbart   hatten  nach  Pollux  IV,   138  auch   die  Boten  der  Buhne.     Das 
Fliegen  mit  den  nsdilois  wird  vvenigstens  II.  XXIV,  345.  347  dem  Schreiten 
auf  das  bestimmteste  entgegengesetzt  ;  und  sicher  sind  die  Flugelschuhe 
des  dem  H.  verwandten  Perseus  am  Hesiodischen  Schilde  220.  vgl.  §.  334. 
A.  1.    H.  mit  grossen   Schulterflugeln,  Vasengem.  von  Volci,  Micali  85. 
Die  Kopffliigel,  sind  jiinger.     Der  caduceus  ist  urspriinglich  der  Olivenstab 
mit  den  GTSfipaGiv,  die  hernach  in  Schlangen  ausgebildet  werden.   Boettiger 
Amalth.  I.  S.  104.    Stellen  iiber  H.-Schlangen  (zuerst  bei  Sophokles,  nach 
Hesych  s.   V.   SQUKOVTU)  bei  Plum  ad  Pers.  I,   113.  p.  150.     Auf  Vasen 
von  Volci  hat  H.  oft  eine  blosse  Ruthe. 

4.  So  an  der  Ara  Borghese,  der  runden  Capitol.  Ara  (§.  96.  Nr.  22, 
das  Capitol.  Puteal  hat  eine  jungere  Figur  des  H.  aufgenommen),  auf  der 
Vase  des  Sosibios  (§.  363.  A.  3),  auf  der  Gemme  des  Aetion,  G.  M.  50,  205 
u.  andern,   Lipp.  II,  117,    auf  Vasen,  §.  99,   3.  5.    Millin  Vases.  I,  70. 
Tischb.  IV,  3.   So  in  alien  von  Volci,  Ann.  III.  p.  44.   Der  Kopf  des  bartigen 
H.  auf  M.  von  Gaulos  (mit  dem  Caduceus)  ;  eben  so  ist  der  spitzbartige  Kopf 
mit  den  angebundenen  Fliigeln  auf  M.  der  g.  Titia,  Morelli  1,  zu  benennen. 

380.     Die   hohere  Ausbildung  der   Hermes-Gestalt  ging  \ 
indess  von  den  Gymnasien   aus,   denen  der  Gott,    als  Spen- 
der leiblichen  Wohlgedeihens,  seit  alien  Zeiten  in  phallischen 
Pfeilerbusten  vorgestanden   hatte.     Sie   wird   wahrscheinlich  2 
erst  der  jungern  Attischen  Schule,  nach  dem  Peloponnesischen 
Kriege,  verdankt.   Jetzt  wurde  er  der  gymnastisch  vollendete  3 
Ephebos   mit  breiter  ausgearbeiteter  Brust,    schlanken  aber 
kraftigen  Gliedmassen,  welche  besonders  durch  die  Uebungen 
des    Pentathlon    (Lauf,    Sprung,    Discus)    ihre    Ausbildung 
erhalten  haben  ;  seine  Bekleidung  die  der  Attischen  Epheben, 
eine  Ghlamys,  welche  meist  sehr  zusammengezogen  erscheint, 
und  nicht  selten  der  Petasos  als  Bedeckung  des  Kopfes,  dessen 


588  Mythologische  Gcgenstande  der  b.  K.  [380] 

Haar  nach  der  Sitte  der  Junglinge  in  diesem  Alter  kurz 
abgeschnitten  und  wenig  gelockt  erscheint  (axayiov  §.  330,  1). 
4  Die  Ziige  des  Gesichts  geben  einen  ruhigen  und  feinen  Ver- 
standund  ein  freundliches  Wohlwollen  kund,  welches  sich  auch  in 
der  leisen  Neigung  des  Hauptes  ausspricht ;  sie  erstreben  nicht 
das  Edle  und  Stolze  des  Apollon,  aber  haben,  bei  breiteren 
und  flacheren  Formen,  doch  etwas  ungemein  Feines  und  An- 

5  muthiges.     Unter  den  Statuen  unterscheidet  man  erstens  eine 
Classe,  in  welcher  das  Hermes-Ideal  sich  offenbar  am  hoch- 
sten   steigert;  reife  Jiinglingsgestalten ,    voll   gediegner  Kraft, 
deren  Ausdruck  im  Gesicht  mit  einem  sanften  Lacheln  zusam- 
menschmilzt,  ^in   fester    ruhiger  Stellung,    die  Ghlamys  von 
dem  Prachtbau  der  Glieder  zuriickgeworfen  und  urn  den  lin- 
ken  Arm  gewickelt ;  wo  Hermes  offenbar  als  Vorsteher  gym- 
nischer  Uebungen  und  Ertheiler  leiblicher  Kraft  gefasst  ward, 

6  wie  auch  der  Palmbaum  daneben  andeutet.   Daran  schliessen 
sich  ahnlich  bekleidete  Statuen,  wo  indess  der  Gestus  des  er- 
hobnen  rechten  Arms  zeigt,  dass  Hermes  als  Gott  der  Rede- 
gewandtheit,    als  Hermes   Logics,   zu   fassen   sei:   eine  Vor- 
stellung,  die  sich  aus  der  des  Gewinngottes  und  des  Gotter- 

7  herolds  sehr  leicht  und  natiirlich  hervorbildete.    Als  Ausrichter 
der  Befehle   des  Zeus  sieht  man  ihn  halb  sitzend  und  halb 
schon  wieder  aufspringend  um  davon  zu  eilen;   bisweilen  in 
Bronzen  sich  keck  durch  die  Liifte  schwingend ;  auch  von  langer 
Reise   ausruhend,    wobei    er   aber   den  Arm  nur  auf  einen 
Pfeiler  stiitzt,  nicht  iiber  das  Haupt  schlagt :  eine  Bewegung, 
die  fur  Hermes  zu  weich  und  nachlassig  ware.     Der  Beutel 
war    in    der    spatern  Zeit    unlaugbar   ein  Hauptattribut   des 
Hermes;  wenn  auch  bei  Statuen  meist  erganzt,  findet  er  sich 
doch  an  Bronzen,  die  besonders  aus  den  Lararien  Rornischer 
Kaufleute   und   aus   dem   in  Gallien  und  dem  benachbarten 
Zehentlande  sehr  verbreiteten  Cult  des  Gottes  stammen  mo- 
gen,  sehr  haufig. 

1.  Hermen  in  Palaestren  PCI.  V.  35.  36  u.  oft.  Gyrrmastische  In- 
schriften  daher  haufig  auf  Hermen.  Jngendliche  Hermen  halten  auch  die 
regula,  v6nHr)£,  im  Hippodrom,  Anth.  Pal.  VI,  259.  Gassiod.  Var.  Ill,  51. 
Schol.  Juven.  VIII,  53.  Suidas  s.  v.  vanL  Mosaik  bei  Laborde,  Mos. 
d'ltal.  pi.  9.  15,  7.  Zwei  bartige  Hermen  in  Berlin  scheinen  eben  diese 
Bestimmung  gehabt  zu  haben.  Statuen  Glarac  pi.  656 — 666. 


[380]  Hermes  ausgebildete  Gestalt.  589 

2.  Dass  Praxiteles  den  H.  in  jugendlich  anmuthiger  Gestalt  bildete, 
erhellt  aus  den  §.    127.  A.  2  am  Schlusse   angefiihrten  Bildwerken.     Die 
Etr.  Spiegel  zeigen  den  H.,  Turms  genannt,  regelmassig  in   dieser  Form. 
S.  besonders  den,  wo  ein  jugendlicher  Zeus,  Tinia,   zwischen  Hermes  u. 
Apollon    steht,   Dempster  Etr.  reg.  I,  3.    H.  alterthiimlich  aus  guter  Zeit, 
bartig,  einen  Schafbock  um  den  Hals  tragend,  Glarac  pi.  658.  n.  1545  B. 
aus  der  Pombrokeschen  Sammlung. 

3.  H.    als   Diskobol,    Impr.   d.   Inst.    II.    12,    als  Laufer  A.  7.  - 
Schone  Beschreibungen  des  Hermes-Costums  bei  Ovid  M.  II,  734  (chlamy- 
demque  ut  pendeat  apte,   collocat,  ut   limbus  totumque  appareat  aurum) 
und  Appulej.  de  magia  p.    68.   Bip.   (facies   palaestrici  succi  plena  —  in 
capite  crispatus  capillus  sub  imo  pilei  umbraculo   apparet  —  festive  circa 
humeros  vestis  constricta).    Yom  Petasos  des  H.  Arnob  adv.  gent.  VI,  12. 
H.  mit   herabhangender  Chlamys   auf  Gemmen,    Lipp.  I,  137.  138.  142. 
143.  II,  127.  G.  M.  51,  206. 

4.  [Galen  Protr.  ad  litt.  addisc.  3   IGT\  ds  yctidgbs  psv  rag  oipsis, 
SsSoQxs  ds  dQifiv.  H.-Kopf  mit  dem  Petasos  (welcher  eine  gewolbte  Form 
und  keine  Krampe  hat)  auf  der  M.  (von  Siris?)  N.  Brit.  3,  18,  und  den 
von  Aenos,    ebd.  4,  15.     Mionn.  Suppl.  II.  pi.  5,  4,   von  Katana,   mit 
Aehren  um  den  Petasos,  Torremuzza  22,   15,  der  g.  Mamilia,  Papia,  Se- 
pullia.     Schoner  Kopf  des  H. ,  von  jugendlicher  Weichheit ,    bei  L.  Lands- 
down  Spec.  51.  Reifer,  von  besonders  gescheutem  Ansehn,  Brit.  M.  II,  21. 
Ueber  einen  andern  Kopf  in  England  vgl.   Winck.  W.  IY.  Tf.  7  a.    Hirt 
8,  1.    Gernmenkopfe,  Lipp.  I,  129—132.    M.  Flor.  I,  69. 

5.  So  der  sog.  Antinoos  von  Belvedere  (Lantin),   von  Visconti  als 
H.  erkannt,  nach  der  Farnesischen  Statue  und  dem  Gemmenbikle,  Lipp.  I, 
133.    Hirt  8,  4.     S.  Race.  3.   PCI.  I,  7.    vgl.  tv.  agg.  M.  Franc,.  IV,   15. 
Nap.  I,  52.     Bouill.  I,  27.     Sehr  ahnlich  ein  H.  von  Tor-Golombaro  bei 
L.    Landsdown;    auch    der   aus   der   Richelieu'schen    Sammlung   L.   297, 
M.  Franq.  II,  8.   Nap.  I,  53.   Bouill.  I,  26 ;  auch  der  Torso  in  Dresden  97. 
Aug.  54  u.  a.,  vgl.  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S.   142.     Eben  so  auf 
M.  von  Adana,    N.    Brit.   10,   14.     Vgl.    auch  PG1.  I,  6.     G.  M.  88,  209. 
[Vier  Wiederholungen  giengen  neulich  nach  England  nach  Petit  Radel  im 
Mus.  Napol.  I,  p.  123,  den  Fund  von  zweien  bezeugt  Mus.  PioGl.  VI,  29. 
Seine  Erklarung  bestatigt  Visconti  gegen  Zoega  Bassir.  tv.  2.  not.  30  (vgl. 
die  Uebers.  von  Welcker  S.  38  f.)    PioGl.  VII.  p.  92  u,  im  Mus.  Franc,., 
wo    er  auch  eine   der  Statue   nachgebildete   Gemme   bei  Fr.  Dolce  n.  34 
anfuhrt.     Gleich  ist  auch  ein  Erzfigiirchen  bei  Caylus  I.  pi.  68.]    H.  der 
Athlet,  nach  Andern  Meleager  Specimens  II.  pi.  37.    H.  bringt  eilig  Palme 
und  Kranz.    Impr.  d.  Inst.  Gent.  IV,  17. 

6.  So  der  Ludovisische  H.,  Maffei   58.  59,  ahnlich  dem  sog.  Ger- 
manicus,    von    dem  §.   160.  A.  4.     Die  R.   erhebt    der  bronzene  H.  des 


590  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [380] 

Wiener  Cabinets,  aus  Klagenfurt,  in  heroischer  Grosse,  der  zwar  ohne 
Attribute  ist  (die  vielleicht  aus  Silber  angefiigt  waren),  aber  ganz  die 
Bildung  des  Gottes.  Vgl.  die  Herausg.  Winck.  V.  S.  451.  Auf  Gemmen 
hebt  H.  oft  die  Hand  bedeutungsvoll  gegen  das  Gesicht,  M.  Flor.  I,  70,  2. 
Lipp.  I,  134.  Auch  halt  er  eine  Rolle,  M.  Flor.  I,  69,  4. 

7.  Von  der  erstern  Art  ist  die  vortreffliche  Bronzestatue ,  Ant.  Ere. 
VI,  29—32.  M.  Borb.  Ill,  41.  G.  M.  51,  207,  mit  sehr  langen  Schenkeln, 
wie  wohl  im  Ganzen  01  dgofiiKoi  TCOV  'Egpcov  (Philostr.  Her.  II,  2)  ge- 
bildet  wurden.  Aebnlich  sitzt  H.  oft  in  Bronzen,  wie  um  eben  aufzu- 
springen,  [vgl.  Facius  Collect.  S.  183.  Die  schone  Statue  auch  b.  Piroli 

V.  14.  15.    Clarac  pi.  665,  1522.  D.  A.  K.  II.  Tf.  28  (»in  Erwartung  eines 
Auftrags«),  Winckelm.  W.  V.  S.  142.  Rathgeber  Notte  Napolit.   Gotha  1842 
bezieht  die  Statue  auf  Fischfang  wie  an  der  Vase  §.  356.  A.  5 ,  was  0. 
Jahn  Ztschr.  f.  AW.  1844.  S.  183  zu  rasch  zugiebt.    Die  Bewegung  beider 
Hande  hat  den  Ausdruck  der  Ruhe,  nicht  des  Angelns;  u.  die  Composition 
wiederholt  sich  ofter  wie  in  dem  Erzfigiirchen  von  Pafamythia  Specimens 

II,  21,  in  einem  des  Collegium  Romanum  in  Rom,  in  einem  mit  Attributen 
Bull.  Napol.  1844.  p.    121 ,   wobei  Minervini   die  Rathgebrische  Erklarung 
ablebnt,  in  einem  im  Mus.  Bresc.  tv.  41,  1.  p.  142  s.  auch  in  geschnittenen 
Steinen,  z.  B.  dreien  des  Hr.  Herz  in  London.    An  einer  Vase  in  Mimchen 
empfangt  H.  sitzend  den  Trunk,   als  eiliger  Bote.]    H.  sitzend  auf  einem 
Felsen,  mit  seinen  gewohnten  Attributen,  neben  ihm  em  Ziegenbock  u.  ein 
Schafbock  mit  einem  gefliigelten  Genius  darauf,  der  eine  Traube  halt,  einer 
Schildkrote   u.  einer  Eidechse,    Traumgott;   Erzfigiirchen    edirt   von   Orti, 
Verona  1834.  Bull.  1835.  p.  13.  Christodor  297  beschreibt  einen  H.  mit  hoher 
gesetztem  r.  Fuss,  an  dem  er  mit  der  R.  den  Schuh  heraufzieht,  wahrend 
die  L.  sich  auf  das  Knie  stiitzt,  den  Blick  nach  oben  gerichtet,  um  die  Be- 
fehle  von  Zeus  entgegenzunehmen ;  also  ganz  in  der  Stellung  des  sogen.  Jason. 

Ein  sich  durch  die  Luft  schwingender ,  sehr  schlanker  H.  von  selt- 
samer  Art  bei  Dorow  Denkm.  der  Rheinisch-Westph.  Pr.  7.  Ein  laufender 
sehr  vollstandig  bekleideter  H.  als  Diener  der  Fortuna,  Wrandgem.  M.  Borb. 

VI,  2.  vgl.  Petron.  29.     Ein  ausruhender,   mit   iibereinander  geschlagnen 
Beinen  stehender  und  sich  aufstutzender  H.  von  zarter  Gestalt,  M.  Flor. 

III,  38.    Galler.  130.     Amalth.  III.  S.  206.    Thiersch  Vet.  artif.  opera  cet. 
tb.  6.  p.  28,  ein  schoner  Satyr  Ampelos,  der  Hut  ist  neu.  H.  in  derselben 
Stellung,  knabenartig,  im  Magazin  des  L.  Clarac  pi.  349. 

8.  S.  Ant.  Ere.  VI,  33.  34  und  besonders  die  wunderschone 
(doch  wohl  sicher  echte)  Bronze,  mit  der  an  der  L.  herabhangenden 
Chlamys,  bei  Payne  Knight,  Spec.  I,  33.  [Hirt  bezweifelte  nur, 
class  sie  bis  ins  Polykletische  Zeitalter  hinaufreiche.]  Statue  im  L. 
263.  V.  Borgh.  I,  2.  Clarac  pi.  317.  Lipp.  I,  135.  II,  123. 


[381]  Hermes  in  verschiedener  Thatigkeit.  591 

124.    H.   dem  Poseidon  ahnlich  auf  einer  Prora   stehend,  Lipp.  II,  125. 
126.     Suppl.  200,  ist  wohl  Gott  des  Seehandels. 

381.     Hermes,    den  Opferanrichter   (auch  das  gehort  zu  i 
clem    alten  Amte  der  Keryken);    den  Beschiitzer   des  Viehes,  2 
besonders  der  Schafheerden ,   welcher  mit  jenem  eng  zusam- 
menhangt;    den  Leier-Erfinder ,  dem  darum  die   Schildkrote  3 
heilig  ist ;    endlich  den  Seelenfiihrer  und  Wiederbeleber   der  4 
Todten,  sieht  man  meist  in  Kunstwerken  von  geringerem  Um- 
fange.     Den  kleinen  Rinderdieb   aber  hat  ein  Bildhauer  mit  5 
derselben  Schalkheit  und  schelmischen  Freude  an  eigner  Schlau- 
heit  auszustatten  gewusst,  die  der  Homerische  Hymnus  so  un- 
iibertrefflich  schildert.     In  seinen  Liebesverhaltnissen,  wovon  6 
einige  ausgezeichnete  aber  schwer  zu  erklarende  Darstellungen 
auf  uns  gekommen   sind,   zeigt  Hermes   viel  von   der  derb- 
sinnlichen  Art ,   die   ihm  von  jeher  eigen  war.     Ueberall  zu  7 
brauchen  und  stets  dienstgefallig,  ist  Hermes  auch  in  grossern 
Oompositionen ,  so  selten  er  eine  Hauptrolle  spielt,  als  Fuh- 
rer,    Geleitsmann,    Ueberbringer  (besonders  von-  Sauglingen 
an   ihre  Nahrerinnen) ,   mitunter   auch  als    scherzhafter   und 
possierlicher  Gesell,  eine  sehr  gewohnliche  und  immer  ange- 
nehme  Erscheinung. 

1.  H.  als  Opferanrichter,  den  Widder  berbeifuhrend,  mit  Hindeutung 
-auf  den  'E.  x^ioqpo'pog,  zugleich '  eine  Patere  haltend  (vvie  bei  Aristoph. 
Frieden   431   u.  Gic.  de  div.  I,  23  als  GitevScov) .  Relief  PCI.  IV,  4.    Der 
Obertheil  dieser  Figur  in  lapis  lazuli  mit  der  Umschr.  bonus  Eventus,   im 
Miinzcabinet  des  Brit.  Mus.  (ob  antik?).    Aehnlich  gedacht  ist  das  Yasen- 
gem.   Millin  Vases  I,  51  a.     G.  M.   50,   212.    vgl.   §.  300.    N.   1.    H.  mit 
Caduceus  und  einem  Reh?   Skarabaeus,  Impr.  d.  Inst.  Gent.  Ill,  6.   Einen 
Widder  fiihrt  H.  auch  an  dem  Gapitolinischen  Puteal,   Winck.  M.  I.  5.  er 
tragt  ihn  auf  der  Schale  des  Sosias,  §.  143,  3).   Schoner  H.,  einen  Widder- 
kopf  anf  einer  Schale  tragend,  Lipp.  II,  122.     Als  Opfergott  tritt  H.  in 
den  Reliefs  bei  Zoega  II,  100.    M.  Gap.  IV,  56.   Bouill.  HI,  79  den  Zugen 
andrer  Gotter  voraus,  und  steht  dem  Altar  zunachst.  Bei  Opfern  auch  auf 
den  Vasen  von  Volci,  Ann.  II.  p.  140. 

2.  H.  auf  einem  Widder  sitzend,  schone  Statue,  Guattani  M.  I.  1786. 
p.  XLV.   Glarac  pi.  656,  1529;  Lipp.  I,  140.   M.  Flor.  I,  71,  8  (wo  Aehren 
sich  vor  H.  erheben).    Mit  Widdern  fahrend,   Lipp.  I,   139.    H.  liegend, 
einen  Widder  zu  Fiissen,  auf  Vasen  von  Volci,  Ann.  III.  p.  147.    H.  mit 
Bockshornern ,  ein  Bock  neben  ihm,  in  einer  Silberarbeit ,  Dorow  Rom. 
Denkm.  von  Neuwied  Tf.  14. 

3.  Die  Leier  einrichtend  auf  einem  Bronzespiegel,  Mazois  Pompej.  II. 

O.  M  ull  er  '  s  Archaeologie.     4.  Aufl.  38 


592  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [381 J 

p.  2.  Mit  der  Schildkrote,  als  Leier-Erfmder,  M.  Nap.  I,  54.  Mercur  als 
Erfinder  der  Lyra,  Statue,  sitzend,  mit  Laute  und  Plektrum,  Nibby  Mon. 
scelti  d.  V.  Borgh.  tv.  38.  p.  128.  Zweifelhaft?  Die  Schildkrote  auf  einer 
Patere  tragend,  P.  M.  Paciaudi,  Ueber  eine  statuetta  im  Cabinet  des 
Marchese  dell'  Ospital.  N.  1747;  Impr.  d.  Inst.  II,  11.  Streit  mit  Apoll 
fiber  die  Lyra?,  Vasengem.  Panofka  Ann.  II.  p.  185.  [H.  mit  Laute  und 
ein  Satyr  'OQfifiK^os^  Amphora  aus  Volci,  Gerhard  Etr.  u.  Gampan.  V. 
Tf.  8.  H.  lautespielend  zwischen  tanzenden  Panen,  M.  d.  I.  IV,  34.  vgl. 
Ann.  XVIII.  tv.  N.  Kylix.  H.  mit  der  Laute  das.  'tv.  33  mit  tv.  d'agg.  L.  M. 
H.  lautespielend,  Ternite  Pompej.  Gem.  bei  Reimer  Heft  3.  Tf.  3.] 

4.  Psychopompos,  die  Psyche  iiber  die  Styx  tragend,  Millin  P.  gr.  30. 
G.  M.  51,  211,  und  aus  der  Unterwelt  heraufholend,  Winck.  M.  1.  39  (wo 
eine    Schildkrote   den  Petasos  bildet),    auch  M.    Flor.  I,. 69,  1;    H.   einen 
Schatteri   evocirend  Impr.  d.  Inst.  Ill,  7.  8;   mit  clem  aus  der  Erde  oder 
einer   Urne   hervorkommenden    Gerippe,    Impr.  d.  Inst.  I,  12.  36.     Lipp. 
Suppl.  204-6.    Wicar  G.  de  Flor.  II,  19.   M.  Flor.  I,  70,  6.   Tassie  pi.  30, 
2398—2402.     Vgl.  G.  M.  343.  561.     Eine  e-igenthurnliche  Darstellung  des 
Hermes  Psychopompos  ist  die  auf  einer  Griechischen  Grab-Stele,  M.  Veron. 
51,  9,   wo  EPMHZ  der  verhiillten  Figur  der  FH  den  Beutel  —  hier  als 
Symbol  der  Lebenskraft  genommen  —  iibergibt.    Ganz  dieselbe  Handlung 
stellt  das  Pompej.  Gemalde  dar,  M.  Borbon.  IX.  38.     H.  gibt  der  Fortuna 
den  Beutel  (I.  M.  I.  r.  d.  I.  IV,  14.  cf.  Petron.  2  a.);  ahnlich  ein  Hermes- 
Beutel,  Panofka  M.  Blacas  p.  77.   Die  Persephone  fuhrend,  §.  358.   Bei  den 
Unterweltsgottern,  §.  397.  Bei  der  Darstellung  der  Menschenschicksale,  §.  396. 

5.  Schon  entworfne,  minder  gut  ausgefuhrte  Statue  des  H.  als  Knaben, 
PCI.  I,  5.     Clarac  pi.  655,  1507.     Eine  Wiederholung  L.  284.     V.  Borgh. 
Port.  7.    'Clarac  pi.  317.     Aehnlich  auf  einer  Gemme,   Lipp.  Suppl.  I,  186. 
Zur  Erklarung  Philostr.  I,  26.    [H.  als  Kind  in  die  Windeln  eingernantelt, 
wegen  des  Diebstahls  sich  vertheidigend ,   nach  dem  H.   in  Mercur.  305, 
Statue  im  Palast  Spada  zu  Rom.     H.  als  Rinderdieb  in  der  Wiege,  Kylix 
im  Mns.  Gregor.  II,  81,  1.  2.    Gerhard  Archaeol.  Zeit.  III.  Tf.  20.]   H.  mit 
Maia  auf  einer  Vase  von  Volci,  Ann.  III.  p.  143. 

6.  H.  in  ,der  angedeuteten  Manier  ein  junges  Madchen  (wohl  Herse) 
liebkosend,  schone  Statuengruppe,  Cavaler.  II,  30.   Guattani  Mem.  V.  p.  65. 
vgl.   Winck.   IV.    S.   84.     Die  Gruppe    bei   Clarac  pi.  667,    1545  A.    stellt 
schwerlich  H.    vor.     H.    einem   halbnackten  Madchen    bei    einer   Priapus- 
Herme  nahend,   Pompej.  Gemalde,   M.  Borb.  I,  32.     (Mercuric  e  Venere.) 
H.  ein  Madchen  verfolgend,  auf  Vasen,  Millin  Vases  I,  70,  auch  von  Volci, 
Ann.  III.    p.  143.     Vgl.  das  Relief  L.  338.     Clarac  pi.  202. 

7.  H.  gruppirt   mit  Hephaestos  (nach  Visconti)   L.  488.     V.  Borgh. 
6?  6.    Bouill.  I,  22.     Clarac  pi.  317.    G.  M.   84,  338*.     £ehr  zweifelhaft ;. 


1382]  Hestia.  593 

nach  R.  Rochette  M.  I.  p.  173.  pi.  33,  2.  Orest  und  Pylades.  H.  mit  dem 
Dionysoskinde  (nach  Praxiteles)  §.  384.  A.  2;  dem  kleinen  Herakles,  in 
einem  interessanten  Vasengem.  von  Volci,  Micali  tv.  76,  2,  Relief,  PCI. 
IV,  37;  dem  kleinen  Arkas  auf  M.  von  Pheneos,  Landon  pi.  44.  Stein- 
biichel  Alterthumskunde  S.  105.  Welcker  Zeitschr.  f.  a.  K.  S.  518.  Pompej. 
Wandgemalde,  H.  gibt  dem  Argos?  die  Syrinx,  die  kuhformige  To  dabei? 
[ohne  Zweifel],  M.  Borbon.  VIII,  25.  S.  §.  351.  A.  4.  H.  als  Argostodter 
auf  einer  Vase  von  Volci,  Broendsted  Vases  found  by  Gampanary  1.  Argos 
TIANOIIZ.  Vgl.  Moschos  II,  44.  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  366.  vgl.  III.  p.  44. 
Bei  Ares  Ehebruch,  als  Scherzredner ,  §.  367,  2.  Bei  Paris,  §.  378,  4. 
Bei  Alkmene,  §.  351.  A.  5.  Als  nofincdos,  bei  Apollon,  Herakles,  Orest, 
Odysseus  u.  A.  Bei  der  rpv^oGTCcaicc,  §.415.  A.  1.  In  grossern  Gottervereinen. 
H.  Insignien  von  Eroten  gefahren  und  getragen,  Relief  in  Elfenbein, 
Buonarroti  Medagl.  ant.  1.  G.  M.  51,  214.  (Der  Hahn  bezeichnet  den 
tvayaivios,  Lipp.  I,  135.  II,  123.  Bartoli  Luc.  II,  18.)  Vereinigt  an  dem 
Altar  bei  Griv.  de  la  Vine.  Antiq.  Gaul.  pi.  35,  wo  auch  der, Phallus 
nicht  fehlt.  H.-Opfer  Passeri  Luc.  I,  101. 


12.     Hestia. 

382.  Der  Heerd,  an  welchen  sich  Ansassigkeit,  hausli-  i 
ches  Leben  und  geordneter  Gotterdienst  ankniipfen  [§.  286, 
6],  war  den  Alten  Symbol  des  ruhigen  Mittelpunkts ,.  um 
den  ein  wechselgestaltiges  Leben  sich  mannigfach  bin  und  her 
bewegt.  Ihn  stellt  Hestia  vor,  der  nothwendige  Schlussstein 
des  Zwolfgotter-Systems ,  in  welchem  sie  sehr  passend  mit 
dem  Opfergott  Hermes  zusammengestellt  wurde.  Die  Ge-  2 
stalt  dieser  Gottin,  welche  auch  vorziigliche  Kunstler  [wie 
Skopas]  bildeten,  ist  die  einer  Frau  in  matronalem  Gostiim 
doch  ohne  den  Gharakter  der  Miitterlichkeit ,  ruhig  stehend 
oder  thronend,  von  breiten  kraftigen  Formen  und  einem  ern- 
sten  Ausdrucke  in  den  klaren  und  einfachen  Gesichtsziigen. 

1.  MBGOJ  o/'xeo  KUT'  &Q  s£ezo,  Horn.  H.  auf  Aphrod.  30.   Mit  Hermes 
verbunden,  H.  auf  Best.  7.  vgl.  Paus.  V,  11,  3. 

2.  Die  Statue,  G.  Giust.  I,  17,  mit  dem  pfeilerartig  behandelten  Ge- 
wande,   ist  von  Hirt  mit  Recht  Hestia  genannt   worden.     Vgl.  Herausg. 
Winckelm.  VII.  Tf.  4  a.  [von  Zoega  Hera :  Basrel.  Synopsis  of  the  Contents 
of  the  Brit.  Mus.  p.  120,  ein  junger  Mann  gekranzt  von  Hestia  und  Athene. 
In  Velleja  wurden  1816  im  Juni    nach   den  Zeitungen   unter  mehreren 
Statuen  zwei   der  Vesta  gefunden.     Hestia  unter  den  zwolf  Gottern  des 
grossen   dreiseitigen    Gandelaberfusses   Borghese   und   des  Gapitolinischen 
Altars.]  Buste  des  M.  Gapit.  Hirt.  8,  9.  Zwei  Hermen  im  Casino  Rospigliosi, 


594  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [383] 

Gerhard  A.  Bildw.  I,  81,  1.2.  An  der  Schale  des  Sosias  §.  143  sitzt  sie 
verschleiert  neben  Amphitrite;  sonst  in  Volci,  Ann.  III.  p.  141.  Auf 
Rom.  M.  mil  Palladion  und  simpulum.  Pedrusi  VI,  29,  7.  8.  Hirt  8,  11.  12. 
Eben  so  wird  auch  die  VESTALIS  Claudia  dargestellt,  Morelli  Claud.  3. 
Kopf  der  Vesta  auf  M.  der  g.  Cassia,  Morelli  1.  3  ff.  G.  M.  334,  u.  a. 
Tempel  335. 


B.    Die  iibrigen  Gottheiten. 
1.    Dionysischer    Kreis. 

a.    Dionysos. 

1  383.    Der   Gultus   des  Dionysos   hat  mehr  als   die  bis- 
her  genannten  den  Gharakter  eines  Naturdienstes  und  zwar 
eines    orgiastischen   behalten    (§.    389,    1).     Es  ist  die   das 
menschliche  Germith  iiberwaltigende,  und  aus  der  Ruhe  eines 
klaren  Selbstbewusstseins  herausreissende  Natur  (deren  voll- 
kommenstes  Symbol  der  Wein  ist),  welche  alien  Dionysischen 

2  Bildungen  zum   Grunde  liegt.     Der   Kreis    der   Dionysischen 
Gestalten,  welche  gleichsam  einen  eignen  abgesonderten  Olymp 
bilden,  stellt  dies  Naturleben  mit  seinen  Wirkungen  auf  den 
menschlichen  Geist,  auf  verschiedenen  Stufen  gefasst,  bald  in 
edleren  bald  unedleren  Formen  vor;  im  Dionysos  selbst  ent- 
faltet  sich  die  reinste  Bliithe,  verbunden  mit  einem  afflatus, 
der  das  Gemuth  beseeligt,  ohne  das  ruhige  Wallen  der  Em- 

3  pfindungen  zu  vernichten.     Die  alteste  Griechenwelt  begniigte 
sich  auch  bei   der  Darstellung  dieses  Naturgottes  mit   einer 
phallischen  Herme ;  und  Dionysoskopfe  oder  auch  blosse  Mas- 
ken  (§.  345*,  3.)  abgesondert  aufzustellen,  blieb  in  der  Grie- 

4  chischen  Kunst  immer  Sitte.   Daraus  entwickelt  sich  die  statt- 
liche  und  majestatische  Gestalt  des  alten  Dionysos  mit  der 
prachtigen  Fiille  der  Hauptlocken,  welche  durch  die  Mitra  zu- 
sammengehalten  werden,  und  des  sanftfliessenden  Barthaars, 
den  klaren  und  bluhenden  Zugen   des  Antlitzes,    und   dem 
orientalischen  Reichthum  einer  fast  weiblichen  Bekleidung,  da- 
bei  in  den  Handen  gewohnlich  das  Trinkhorn  oder  Karchesion 

5  und  eine  Weinranke.     Erst   spater,    in  Praxiteles   Zeitalter 
(§.  125,  2.  127,  2),   geht  daraus  der  jugendliche,   im  Alter 


[383]  Dionysischer  Kreis.     Dionysos  Bildung.  595 

des  Epheben  oder  Mellepheben  gefasste  Dionysos  hervor,  bei 
Korperformen ,  welche  ohne  ausgearbeitete  Musculatur  weich 
ineinander  fliessen,  die  halbweibliche  Natur  des  Gottes  an- 
kiindigen ,  und  die  Ziige  des  Antlitzes  ein  eigenthiimliches 
Gemisch  einer  seeligen  Berauschung  und  einer  unbestimmten 
und  dunkeln  Sehnsucht  zeigen,  in  welchem  die  Bacchische  Ge- 
fuhlsstimmung  in  ihrer  gelautertsten  Form  erscheint.  Jedoch 
lassen  auch  diese  Formen  und  Ziige  des  Gesichts  eine  gross- 
artige,  machtig  ergreifende  Ausbildung  zu,  in  welcher  Dio- 
nysos sich  als  Sohn  des  Blitzes,  als  der  Gott  unwider- 
stehlicher  Kraftfulle  kund  thut.  Die  Mitra  urn  die  Stirn  6 
(§.  340.  A.  4)  und  der  von  oben  hereinschattende  Weinlaub- 
oder  Epheukranz  wirken  fur  den  Bacchischen  Ausdruck  sehr 
vortheilhaft ;  das  Haar  fliesst  weich  und  in  langen  Ringeln 
auf  die  Schultern  herab;  der  Korper  ist,  ein  umgeworfnes 
Rehfellchen  (vsfiQig)  ausgenomrnen ,  gewohnlich  ganz  nackt ; 
nur  die  Fiisse  sind  oft  mit  hohen  Prachtschuhen,  den  Diony- 
sischen  Kothurnen,  angethan;  als  stiitzender  Scepter  dient 
der  leichte  epheuumrankte  Stab  mit  dem  Pinien-Konus  (Nar- 
thex,  Thyrsos).  Doch  ist  auch  ein  bis  auf  die  Lenden  her- 
abfallendes  Himation  dem  Gharakter  des -Dionysos  angemes- 
sen;  bisweilen  ist  er  auch  noch  in  der  spatern  Kunst  voll- 
standig  auf  weibliche  Weise  bekleidet.  Die  Stellung  der  Dio-  7 
nysosstatuen  ist  meist  bequem  angelehnt,  oder  gelagert,  selten 
thronend;  auf  Gemmen  und  in  Gemalden  sieht  man  ihn 
mit  trunknen  Schritten  wandelnd,  und  auf  seinen  Lieblings- 
thieren  reitend  oder  von  ihnen  gezogen.  Ein  begiinstigter  8 
Satyr  ist  ihm  gern  zur  Stiitze  beigegeben ;  seinen  Mundschenk 
macht  Methe.  Der  Stier-Dionysos  hat  die  bildende  Kunst  9 
natiirlich  weniger,  als  die  mystischen  Religionen  beschaftigt. 

[Sehr  reichhaltig  die  Auswahl  von  Bildwerken  des  Dionysischen 
Kreises  in  Wieselers  Fortsetz.  der  D.A.K.  II.  Heft  3.  Tf.  31—45.  Gerhard 
Auserles.  V.  I,  31—39.  47—60  s.  67.  77.  Glarac  pi.  673—740.  Eine 
Reihe  der  lebenvollsten  Bacchischen  Reliefe,  Gampana  Opere  di  plastica 
tv.  26—54;  u.  so  von  Gemalden  in  Ternites  Pompejanischen  Wandgemalden 
Heft  2  u.  3  der  ersten  Reihe  bei  Reimer.] 

3.  Vom  D.  Phallen  s.  §.  67.  vgl.  §.  345.  A.  2.  Aus  diesen  iiberall 
in  Garten  u.  auf  Aeckern  aufgestellten  Holzbildern  (uyQoiv.Lv.ov  ayorA/ia) 
geht  der  Phales  (Ivyxw^og  BKY.%LOV  Aristoph.)  als  eine  besondere  Gottheit 


596  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [383] 

hervor,  s.  besonders  Sophron  Fragm.  112  Blomf.  Columella  X,  31.  Zoega 
de  obel.  p.  213.  Boettiger  Archaeol.  der  Malerei  S.  186.  Aufstellung  u. 
Abwaschung  eines  solchen  D.  Phales  in  dem  Relief  M.  Worsley.  I,  15. 
Ausschmiickung  eines  Dionysos-Klotzes,  trophaeenartig,  durch  eine  Maenas 
4IQNH,  Panofka  Recherch.  sur  les  veritables  noms  des  vases  pi.  7,  2. 
Eine  Malerin  copirt  eine  D.-Herme,  Pompej.  Gemalde,  M.  Borb.  VII,  3. 
D.  Hermen  u.  a.  Bouill.  I,  70.  M.  Nap.  II,  5,  7;  Spec.  I,  39.  [vielleicht 
die  von  Winckelm.  K.G.  V,  2,  25  belobte  bei  Cavaceppi;  andre  Specim.  I. 
8.  16].  M.  Borb.  Ill,  39;  Combe  Terrac.  75.  vgl.  Impr.  d.  Inst.  II,  18. 
Liber  cum  Libera  (oder  Hermes  und  Hekate)  Brit.  M.  II,  17.  Ghiaram. 
I,  32  u.  sonst  [vgl.  §.  379.  A.  1J. 

4.  So  wird  D.  am  Kasten  des  Kypselos  voji  Paus.  V,  19,  1  be- 
schrieben:  BV  KVTQCO  HazK^sifisvog  ysvsicc  £%oov  noil  SKncopa  XQVGOVV 
svds§VK(o$  nodriQir]  %ITWVK.  In  dieser  Grol-r\  (^KGGKQK  §.  337.  A.  2)  er- 
schien  D.  auf  dem  Theater,  z.  B.  in  Aeschylos  Lykurgeia  in  der  Hand 
einen  Thyrsos  oder  Weinranken ;  solche  nlaSoi  hiessen  j3a»t^ot  nach  Schol. 
Aristoph.  Equ.  406.  Lobeck  Aglaoph.  p.  308,  daruber  tragt  er  den  pur- 
purnen  Peplos  (von  den  Ghariten  auf  Naxos  gewebt,  Apollon.  IV,  424. 
vgl.  Athen.  V,  198  c.).  Von  einer  D.-Statue,  die  iiber  dem  purpurnen 
Peplos  eine  Nebriden-Ghlamys  hatte,  Proklos,  Brunck  Anal.  II.  p.  446. 
z/.  Ttcoycovirrjg,  xciTKTtioyiov  bei  Diodor,  Briseus,  Bassareus,  Hebon  bei 
Macrob,  rs^stog  Ath.  XI,  484,  auf  einer  Vase  in  Berlin  als"lax^og.  Schone 
Kopfe  dieses  D.  anf  M.  von  Naxos,  N.  Brit.  4,  8  (sehr  spitzbartig,  Torrem. 
53,  10.  11),  Theben,  Mionnet  Suppl.  III.  pi.  17,  3,  Thasos,  Mionnet  Descr. 
PI. '55,  5.  [Meyer  zu  Winckelm.  IV.  Tf.  4  G.  S.  436J,  auf  Gemmen, 
M.  Flor.  I,  84,  11.  Thronend,  mit  Scepter  u.  -Becher,  auf  Athenischen, 
N.  Brit.  7,  8;  stehend  auf  M.  von  Galarina,  4,  6,  Nagidos,  10,  16;  auf 
Gemmen,  Tassie  pi.  37,  4193.  4202.  Auf  einem  Esel  ruhend,  mit  Trink- 
horn,  auf  den  alten  M.  von  Mende,  Mionnet,  Empr.  446  c.,  und  Nakoleia, 
Suppl.  I.  pi.  11,  1.  Eine  Hauptstatue  der  sog.  CAPJANAUAAAOC. 
PG1.  II,  41.  M:  Franc.  Ill,  8.  Nap.  II,  4.  Bouill.  I,  28.  vgl.  Gerhard, 
Beschr.  Roms  II,  II.  S.  239.  Zoega  in  Welckers  Zeitschr.  f.  a.  K.  S.  343. 
[Fea  zu  Winckelmann  III.  p.  512,  tv.  21.  .Gavac.  Race.  Ill,  27.]  Auf 
Reliefs  bei  Ikarios,  PCI.  IV,  25;  M.  Nap.  II,  3.  Bouill.  Ill,  38,  1.  2.  Glarac 
pi.  133  (L.  121);  Brit.  M.  II,  4.  Ueber  die  sepulcrale  Beziehung,  Gerhard 
a.  0.  S.  98.  Auf  Vasengemalden  bei  Hephaestos  Heimfuhrung  (§.  367. 
A.  3),  im  xeopog.  Millin  I,  7,  u.  sonst  haufig;  in  Volci  mit  geringen  Aus- 
nahmen  immer  bartig,  Ann.  III.  p.  146.  Auch  in  Gultusbildern  blieb 
dieser  alte  D.  immer  gewohnlich,  s.  Pitt.  Ere.  Ill,  36,  1.  38,  und  das 
landliche  Bocksopfer  auf  der  artigen  Gernme,  M.  Worsl.  II,  22,  auch  PG1. 
V,  8.  Jedoch  dient  in  Reliefs,  auch  wohl  in  spatern  Statuen  (Miinchen 
57.  Sickler  Alman.  II.  S.  131.  Tf.  9.  10)  eine  solche  alterthiimliche ,  be- 


[383]  Dionysos  Bildung.  597 

senders     sorgfaltig     bekleidete    Figur     zugleich     als     ein     Weihepriester 
des   D. 

5.  [Zoega  Abhandl.  S.  23.]    d.  yvwig,  membris  mollibus  et  liquoris 
feminei    dissolutissimus    laxitate,    Arnob    VI,   12.     Nfrjvirj    KV§QL    sotxoog 
TtQco&rjpy,  Horn.  H.  VII,  8.     So  M.  Borb.  IX,  11.     JibvvJtr]   vydvs  Ana- 
kreont.  29,  33.     Winck.  IV.    S.  91.     D.  Haar  §.  330.  A.  3.    Visconti  PCI. 
II.  p.  56.     Etwas  von  den  didatQocpoi  KQQVL  der  Maenaden,  Eur.  Bakch. 
1114,   geht   auch  auf  D.  fiber.     Statue    des    D.    im    weiblichen   Gewande 
(Kora?)  empfangt  Opfer.     M.  Borb.  VIII,  12.  —  Den  im  Text  zuletzt  be- 
zeichneten  Eindruck  machen  ein  colossaler  Kopf  des  D.  in  Leiden  (Gyps- 
abguss  bei  Schorn)  M.  d.  I.  II,  41.   Ann.  IX,  2.  p.  151  [wo  mehr  geriihmt 
als  im  Original  zu  finden  ist] ,   und   eine  Maske  in  schrager  Ansicht ,   die 
durch  Gypsabgusse  bekannt  ist.  —  Der  Etrurische  Phuphluns  der  Spiegel- 
zeichnungen  ist  der  jugendliche.   Jugendlicher  D.-Kopf  mit  Epheu  bekranzt, 
auf  M.  von  Thasos,  Neumann  N.  V.  II.  tb.  4,  18,  der  g.  Vibia  u.  a.   [Glarac 
pi.  1004  n.  2755 — 2762.    Ein  besonders  schoner  Kopf,  vor  wenigen  Jahren 
gefunden,  war  voriges  Jahr  noch  in  Rom  bei  Maldura.    Ein  fast  colossaler, 
mit  der  Hand   auf  dem  Kopf,  sehr  schdn,  in  Sarskoe  Selo,   Koebler  im 
Journ.  von  Russland  I.   S.  351 ;  ein  anderer  352.] 

6.  7.    Hauptstatuen   in  V.  Ludovisi;    L.  154   aus  Schloss  Richelieu 
M.  Franc,.  I,  1.     Nap.  I,  78.    Bouill.  I,  30.    Herrliche  Statue  des  Bacchus, 
stehend ,    mit  verhullten   Schenkeln,   in   V.  Albani,   Gerhard  Ant.  Bildw. 
Tf.  105,  1.     In  der  Stellung  des  Ap.  Lycien  die  Versailler  Statue  L.  148. 
Bouill.   I,  29.     Glarac   pi.   276.   vgl.   L.   203.     Glarac    pi.   272);    [Visconti 
M.  Franc,.  IV,  3,  7  erklart  den  halbtrunknen,  bisher  nicht  in  seinem  Werth 
erkannten  B.  aus  dem  Louvre  fur  die  schonste  Figur.]     Woburn  Marbles 
17.  18.     Dem  Panther  eine   Traube  reichend ,  oft,  M.  Ghiar.  28.     (Lipp. 
I,  160.  II,  139.  140;  aus  dem  Karchesion  den  Wein  fliessen  lassend,  M.  Flor. 
I,  87.  88).    Mit  einem  Himation  urn  den  Unterleib,  Race.  146.    Aug.  18. 
vgl.  Lipp.  I,  140.   Ausnehmend  schon  ist  der  sehr  weiblich  geformte  Sturz, 
PCI.  II,  28.     Herrlicher  Farnesischer  colossaler  Torso  des  sitzenden  D.  in 
Neapel,    Gargiulo    R^cc.    de1   mon.   di   R.  M.   Borb.     Gerhard   Tf.  105,  2. 
[Meyer  zu  Winckelm.  V.    S.   570.     Der  Bildhauer  Schweickle  hat  diesen 
herrlichen  Torso  hervorgezogen.]    In  liegender  Stellung  (am  Monument  des 
Lysikrates)  PCI.  I,  43;  im  L.  74.  V.  Borgh.  3,  1.   Bouill.  Ill,  9,  2.    Clarac 
pi.  273.    Thronend   (§.  358.   A.   7)   auf  dem  Pompej.  Gemalde,  Zahn  24, 
M.  Borb.  VI,  53;    auf  dem  Monum.  des  Thrasyll,    in  weiblicher  Tracht, 
Stuart  II,  4,  6;   in   den   Badern    des   Titus   (Sickler   Alman.    II.    Tf.  3). 
Wandelnd  mit  trunkenem  Schritt   (otvoopsvos  Athen.   X.  p.  428  e.),   auf 
Gemmen,  Lipp.  I,  158.   II,  141.     Suppl.  220.     M.  Worsl.  II,  10.  11;    Auf 
Panther  reitend,  mit  Panther  und  Lowen  fahrend,  Lipp.  I,  156.  157.  161. 
Millin  Vases  I,  60.    Tischb.  II,  43  und  oft.     Auf  einem  Esel  liegend,  ebd. 


598  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [383J 

• 

II,  42.  Auf  einer  von  Panthern  gezognen  Hamaxa  fahrend,  auf  M.  von 
Katana,  Torrem.  22,  7.  8;  mit  Panther  und  Bock  auf  M.  von  Tralles, 
Mionn.  1114. 

8.  D.  auf  einen  Satyr  gestiitzt,  ahnlich  wie  in  der  Gruppe  der 
Ariadne,  §.  384.  PCI.  I,  42.  Gruppe  in  V.  Borghese  Salone  n.  11.  [Canina 
Fantica  citta  di  Veji  1847.  tv.  43.  p.  94,  der  Gott  unterhalb  bekleidet.] 
Mehr  schreitend  und  vom  Satyr  gezogen,  in  der  Gruppe  des  Pall.  Mattel, 
Gavaleriis  I,  74.  vgl.  M.  Flor.  I,  88,  8.  Dieselbe  Gruppe  ziemlich,  bei 
Megara  ausgegraben,  im  Besitze  eines  Privatmannes  in  Cambridge,  hat 
eine  liegende  Ariadne  in  Relief  am  Sockel  (vgl.  Welcker  ad  Philostr.  p.  297). 
Aehnlich,  St.  di  S.  Marco  II,  26;  M.  Flor.  Ill,  48.  Galler.  St.  41.  Kleine 
Bronzegruppe,  D.  u.  Pan.  M.  Pourtales  pi.  19.  Wandgem.,  Gell  N.  Pomp. 
pi.  78.  Impr.  IV,  38.  —  Auf  den  in  einen  Weinstock  sich  verwandelnden 
Ampelos  gelehnt,  Brit.  M.  Ill,  11.  Specim.  II,  50.  Bacchus  Trauben  in 
ein  Gefass  driickend,  sehr  elegant.  W.  Gell  N.  Pompej.  I,  p.  191  Vign. 
Auf  einen  Silen  mit  einer  Lyra  gestiitzt,  M.  Borb.  II,  35,  eine  Leyer  haltend, 
auf  der  Archemorosvase  vgl.  Gerhard  S.  8,  mit  einem  Kruge,  im  L.  326^ 
Clarac  pi.  274.  [Gruppe  in  Berlin  gebildet  von  D.,  einem  Satyr  u.  einem 
Pan,  M.  d.  I.  IV,  35.  Ann.  XVIII.  tv.  K.  Canina  Tusculo  tv.  34.]  Mit 
Eros  gruppirt,  bei  Hope  in  London  ;  in  Neapel,  M.  Borb.  V,  8.  Gerh.  Ant. 
Bildw.  19.  Mit  einem  Bacchischen  Eros,  wie  es  scheint,  M.  Worsl.  I,  III,  1. 
Mit  einem  altertbiimlich  bekleideten  Idol  einer  Gottin  neben  sich,  im  Chiton 
und  Kothurnen,  Guattani  M.  I.  1785.  p.  LXXI.  Race.  134  [auch  bei 
Montfauc.  I,  2,  151,  jetzt  bei  Hope  Specim.  II,  53,  Canina  Tusculo  tv.  35. 
D.A.K.  II,  33,  372.  vgl.  Rhein.  Mus.  1836.  IV.  S.  460,  eine  gleiche  Gruppe 
in  Sarskoe  Selo,  Koehler  Journal  von  Russland  II.  S.  5.]  Auf  eine  Kitha- 
ristria  (wenn  zusammengehorend)  gelehnt,  M.  Chiar.  29.  Ein  D.,  dem  die 
Me  the  aus  einem  Rhyton  in  seinen  Becher  schenkt  (s.  C.  I.  I.  p.  248) 
L.  285.  Bouill.  Ill,  70.  Clarac  pi.  134.  135.  Aehnlich  das  Athenische 
Relief,  Stuart  Ant.  II,  2.  vign.  Bacchus  mit  Amor  und  der  Muse,  schones 
rundes  Erzrelief  in  Berlin,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  88.  8. 


9.  KsQUToyvfe  (Athen.  XI,  476.  Tibull  II,  1.  3),  mit  einer  Mitra 
um  die  Haare,  ein  Kopf  von  fast  satyrartigen  Ziigen,  PCI.  VI,  6,  1.  Hirt 
10,  3.  vgl.  die  Vign.  23,  2  u.  die  M.  von  Nikaea  in  Creuzer's  Dion.  3,  2. 
[§.  388.  A.  1.  Herme  eines  jugendlichen  gehornten  D.  M.  PioCl.  VI,  6,  1. 
Beschr.  des  Vatican  S.  282.  N.  65.]  TavgofioQcpos  (in  Kyzikos  nach  Athen.r 
haufig  Plut.  Is.  35),  mit  Epheu  umwunden  auf  Gemmen,  Lipp.  I,  231. 
G.  M.  256;  aber  Lipp.  Suppl.  285  ist  bloss  ein  vom  Oestros  gejagter  Stier. 
Vgl.  .unten  §.  403.  (Flussgotter)  u.  §.  399.  A.  2  (Fruhlingsstier).  [Kunst- 
vorstellungen  des  gefliigelten  Dionysos  von  E.  Braun  Miinchen  1839  f. 
Rhein.  Mus.  VI.  S.  592  ff.  Seitdem  sind  noch  mehrere  Vorstellungen  zum 


[384]  Dionysos  Leben.  599 

Vorschein  gekommen,  auch  eine  Methe  mit  ausgebreiteten  Flugeln,  eine 
farbige  Terracotta,  die  seit  1841  in  Munchen  ist.  Kopfe  des  D.  Psilax 
finden  sich  z.  B.  drei,  vier  in  dem  Saal  der  Venusstatuen  des  Museums, 
zu  Neapel  in  Doppelhermen ,  eine  von  Kleomenes  Apollodoros  Sohn,  von 
Athen,  auf  dem  Gaelius  gefunden,  ist  gezeichnet  und  als  Amor  genommen 
von  Pirrho  Ligorio  in  der  Vaticana  in  dem  Bande  der  antichi  heroi  et 
huomini  illustri  p.  5.] 

384.     t)as  ganze   wundersame  Leben  des  Dionysos,   so-  1 
viel  da  von  nicht  durch  entschieden  mystische  Richtung  sich  der 
Darstellung  selbst  entzog,  lasst  sich  in  Kunstwerken  verfolgen. 
Zuerst    die    deutungsvolle  Doppelgeburt ,    aus  Semele's   ent-  2 
seeltem  Leibe  und   der  Hiifte  des  Zeus;  dann  wie   Hermes 
das  Kindlein  fein   eingewickelt   zu  seinen  Nahrerinnen  tragt, 
die  grosse  Gestalt  der  Erde  selbst  es  aufnimmt,  die  Nymphen 
und   Satyrn    es   pflegen ,    und   in  heitern   Spielen  sich  seine 
gottvolle    und   wunderbare   Natur    entfaltet.     Dann   wie   er,  3 
vom  Getummel  seines  Thiasos  umrauscht,   die  holde  Braut 
Ariadne  (eine  Kora  des  Naxischen  Gultus)  fmdet,  auch  dabei 
ohne  thatige  Theilnahme  und   wie  in  einem  sussen  Traume 
befangen,  und  alsdann  auf  hochzeitlichem  Wagen  ihr  entgegen 
oder  mit  ihr  zusammen  fahrt  (wobei  auch  an  die  Hinauffuh- 
rung  der  Ariadne  zum  Olymp   gedacht  werden  kann).     Die  4 
Naxische  Hochzeitfeier  selbst  wird  zur  Darstellung  des  heiter- 
sten  und  seeligsten  Bacchischen  Leben  s  in  aller  Fulle  der  Na- 
turgaben.     Aber  auch  zu  seiner  aus  der  Unterwelt  emporge-  5 
fuhrten  Mutter  erscheint  Dionysos  in  einem  Werke  der  besten 
Kunstzeit  in  einem  anmuthig-zartlichen  Verhaltniss.     Endlich  6 
sieht  man  ihn  im  Kreise  wiithender  Manaden  die  Frevler  und 
Feinde  seines  Dienstes,   Pentheus  und  Lykurgos,   und  durch 
seine  kecken  Satyrn  das  Raubervolk   der  Tyrrhener  erlegen 
und  strafen,   und  in  reichen  Reliefdarstellungen  (in  welchen 
spatre  Makedonische  Eroberungsziige  mythisch  vorgebildet  wer- 
den) den  Triumph  der  Besiegung  Indiens  feiern. 

2.  Zeus  der  Semele  ersclieinend,  auf  Gemmen,  geflugelt,  mit  dem 
Blitze  (Thanatos  nach  R.  Rochette  M.  I.  p.  218),  Winck.  M.  I.  1.  2.  Tassie 
pi.  22,  1147.  1148.  SchlichlegrolJ  26.  [Zeus  u.  S.  sich  kiissend  Gerhard 
Etr.  Spiegel  I,  81,  1.  2.]  Semele  vom  Blitz  getfidtet  in  dem  Relief  §.  353. 
A.  4?  D.  aus  dem  Leibe  der  Semele  hervortretend ,  in  einem  Wand- 
gemalde  bei  dem  Princ.  Greg.  Gagarin  zu  Rom,  Mem.  Rom.  di  Ant.  III. 


Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [384] 

p.  327.  tv.  13.  Gerh.  Hyperb.  Rorn.  Stud.  S.  105  f.  vgl.  Philostr.  I,  14. 
Der  Untergang  der  Semele,  die  Geburt  des  D.  aus  der  Hiifte  des  Zeus,  und 
Hermes  ihn  aufnehmend,  an  einem  Sarkophage  in  Venedig,  M.'I.  d.  Inst. 
I,  45.  Bull.  1831.  p.  67.  Ann.  V.  p.  210.  Die  Geburt  aus  der  Hiifte  an 
dem  Etr.  Spiegel,  Inghir.  II,  1.  16.  [Etr.  Sp.  I,  82],  mit  dem  aufnehmen- 
den  Hermes  u.  drei  Gottinnen  (Eileithyia,  Themis?,  Demeter),  PCI.  IV,  19. 
G.  M.  222.  223.  Fragment,  Welcker  Kunstmus.  S.  102.  [115.,  Eileithyia 
gefliigelt  entbindet  den  Zeus  auch  in  dem  Relief  zu  Venedig  Bull.  1831. 
p.  67,  M.  d.  I.  I.  45  a.  D.  A.  K.  II,  34,  392.  Auf  zwei  Goldplattchen 
Cab.  Durand  n.  2165  f.  Nouv.  Ann.  de  l'I.  1837.  pi.  A.  vertritt  Pallas  die 
Stelle,  auf  dem  einen  gefliigelt  und,  wie  de  Witte  p.  370  erkennt,  mit  dem 
Gorgoneion  versehen  und  eine  Flamme  aus  dem  Haupt  spriihend.  Das 
alteste  Zeugniss  fur  diesen  Mythus  uberhaupt  ist  das  ausserst  merkwiirdige 
uralte,  wenigstens  moglichst  rohe  Vasengemalde  des  Hr.  von  Prokesch.  in 
Atheri  bei  R.  Rochette  Peint.  de  Pompei  p.  73.  vgl.  p.  76.]  Hermes  den 
kleinen  D.  tragend  (nach  Praxiteles)  in  schonen  Reliefs  u.  Gemmen,  Millin 
G.  M.  226;  [D.  A.  K.  II,  34,  396.]  P.  gr.  31,  ihn  den  Nymphen  (Nysa, 
Hyaden)  oder  Kadmostftchtern  (Ino)  iibergebend,  in  dem  schonen  Krater 
des  Salpion.  §.  257.  A.  4.  Neapels  Bildw.  S.  76  auf  Vasen,  G.  M.  227. 
228.  Cab.  Pourtales  pi.  27.  Zeus,  ein  Kind  haltend,  mit  einer  Ziege,  auf 
M.  von  Laodikeia,  G.  M.  225.  Die  Gaea,  welche  den  kleinen  D.  aufnimmt 
(Erichthonios?  §.  371.  A.  4),  M.  Nap.  I,  75.  G.  M.  224;  M.  Chiar.  1,44. 
[M.  d.  I.  I,  12,  2.  Das  reichhaltige  Vasengemalde,  M.  d.  I.  Ill,  30.  Ann. 
XIII.  p.  91  stellt  entschieden  die  Geburt  des  Erichthonios  dar,  auf  welche 
Gerhard  auch  ein  andres  bezieht,  Auserles.  V.  Ill,  51.  D.  A.  K.  II,  34,  401, 
nebst  mehreren  Monumenten,  wahrend  0.  Jahn  Archaeolog.  Aufs.  S.  60  ff. 
Athene  Kurotrophos,  Erichthonios,  Dionysos,  das  letztere  und  demnach 
auch  M.  d.  I.  I,  10  auf  Dionysos-Jacchos  deutet.]  Ino-Leukothea  mit 
dem  kleinen  D.  auf  den  Armen,  treffliche  Albanische  Statue  in  Miinchen  97. 
Winck.  M.  I.  54.  M.  Franc,.  II,  9.  Bouill.  II,  5.  [Cavaceppi  Race.  I,  2.] 
Erziehung  und  Jugendspiele  des  D. ,  M.  Cap.  IV,  60;  Winck.  M.  I.  52. 
G.  M.  229  (in  Miinchen  117).  Unter  Leitung  des  Seilenos,  Gemalde  Ant. 
Ere.  II,  12.  [Ternite  Pompej.  Wandgem.  bei  Reimer  III,  3,  wo  viele 
Moimmenle  aufgefuhrt  sind.]-  Hermes  den  kleinen  Dionysos  der  APIATNE 
iibergebend,  Vase  von  Agrigent  M.  d.  I.  II,  17.  Ann.  VII.  p.  82.  Impr. 
d.  I.  IV,  37.  Silen  den  kleinen  D.  schwankend,  dem  eine  Nymphe  eine 
Traube  reicht.  M.  Borbon.  X,  25.  [An  der  schonen  Vase  von  Agrigent 
Vases  Luynes  pi.  28.  Nouv.  Ann.  de  l'I.  I,  9.  T.  I.  p.  357  iibergibt  Zeus 
selbst  der  Nymphe  das  Kind.  Im  Mus.  Gregor.  II,  26,  1.  D.  A.  K.  II,  34, 
397,  an  einem  kleinen  Krater  von  Volci  im  feinsten  Styl,  die  Figuren  mit 
Schatten  und  Licht  auf  weisslichem  Grunde,  was  sonst  nicht  vorkommt, 
iibergibt  Hermes  das  Bacchuskind  dem  Silen,  dabei  zwei  Nymphen,  Rv.  drei 


[384]  Dionysos  Leben.  601 

Musen,  die  eine  mit  der  Laute,  wie  auf  dem  Wandgemalde  Mercur  sie  spielt 
und  dabei  das  neugeborne  Kind  sofort  seinen  Kunstgeist  zeigt.  An  einer 
Vase  im  Museum  zu  Palermo  gibt  Hermes  das  Kind  einer  Manaede  mit 
Thyrsus  und  Panther,  sie  reicht  ihm.  einen  Kranz,  wonach  es  langt,  ein 
Altar  zwischen  ihne,n,  die  Gottheit  des  Kindes  anzudeuten;  dann  eine 
Baccha,  ein  Satyr,  Rv.  Midas.  An  einem  noch  unedirten  schonen  Puteal 
aus  S.  Callisto  in  Rom  in  der  W.  Humboldtischen  Sammlung  in  Tegel 
Hermes  als  Kindertrager  zwischen  drei  Satyrn,  der  mittlere  einem  Wein- 
gefass,  die  andern  mit  Thyrsus  und  auf  der  andern  Seite  einer  Maenas 
inmitten  eines  Satyrs  auf  Schlauch  und  Fackeln  und  eines  flotblasenden.] 
D.  Liknites  von  einem  Satyr  und  einer  Nymphe  in  der  mystischen  Schwinge 
geschwenkt  (Plut.  Is.  35.  Nonnos  48,  959.)  Winck.  M.  I.  53.  G.  M.  232; 
Combe  Terrac.  44.  Bacchuskind  von  Korybanten  umtanzt,  Pan  mit  einem 
Fusse  die  Gista  offnend,  Silen.  Relief  im  Vatican  Gerhard  Ant.  Bildw. 
Tf.  104,  1.  [Guigniaut  Tf.  148,  554.  D.  A.  K.  II,  35r  412.]  Bacchische 
Kindespflege,  Relief  im  Vatican  Gerh.  Tf.  104,  2.  Schoner  Kopf  des  Kindes 
Bacchus  im  Museum  Ghiaramonti,  ahnlich  in  Pompeji  gefunden  Bull.  1837. 
p.  183.  [Kind  Zagreus  von  Titanen  getodtet  Zoega  Bass.  81. 

3.  D.  der  verlassnen  Ariadne  nahend.  Eine  Hauptgruppe  auf  M.  von 
Perinth  unter  Severus  Alexander,  welcher  die  sogen.  Kleopatra  des  Vatican 
(PG1.  II,  44.  Race.  8.  Piranesi  St.  33.  M.  Franq.  Ill,  9.  Nap.  II,  8.  Bouill.  II,  9.) 
angehorte,  wie  Jacobs,  Miinchner  Denkschr.  V.  Phil.  Verm.  Schriften  V. 
S.  403  gezeigt  hat,  wodurch  alle  Zweifel  (Gerh.  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  174) 
beseitigt  werden.  [Dieselbe  Figur  auf  einem  verschieden  componirten 
Relief,  jetzt  im  Vatican,  de  Fabris  Intorno  ad  un  bassor.  rappr.  Arianna 
abbandonata  R.  1845.  4.  Gruppe  eines  jungen  Dionysos,  der  den  einen 
Arm  auf  die  Schultern  eines  Satyrs,  den  andern  auf  den  eigenen  Kopf 
legt,  mit  einer  schlafenden  Ariadne  am  Fussgestell  in  Relief,  von  Megara 
nach  England  gebracht,  Hughes  Trav.  I.  p.  224.]  Anthol.  Pal.  IV,  145. 
Reliefs  PCI.  V,  8.  G.  M.  241.  Beschreib.  Roms  II,  2.  S.  262.  Bacchanal 
und  die  schlafende  Ariadne,  sehr  reich,  aus  dem  Vatican,  Gerhard  Tf. 
110,  2;  L.  421.  Glarac  pi.  127.  Bouill.  Ill,  38,  3.  39,  1.  Fragment  einer 
irdenen  Schale  aus  Athen,  Broendsted  Voy.  II.  p.  276.  pi.  60.  Pitt.  Ere. 
II,  16.  vgl.  Philostr.  I,  15.  Gemmen,  M.  Flor.  I,  92,  1.  93,  3.  Man- 
tuanischer  Cameo,  M.  Worsl.  II,  1.  —  D.  im  Schooss  der  Ariadne  auf 
hochzeitlichem  Wagen,  von  Aphrodite  (?)  Semele?  gefuhrt,  PCI.  IV,  24. 
G.  M.  244.  vgl.  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  128;  ahnlich,  nur  dass  D. 
bartig  und  Ariadne  in  seinem  Schooss,  in  Munchen  101.  Sickler  Alman. 
II.  S.  107.  Tf.  8.  D.  Ariadne,  Hermes  u.  s.  w.  'Vase  von  Caere,  Bull. 
1835.  p.  150.  [Der  Gegensatz  in  der  verlassenen  Hypsipyle  scheint  nur 
eingebildet.]  D.  u.  Ariadne  mit  Kentaurengespannen  einander  entgegen- 
fahrend,  L.  4.  Bouill.  39,  2.  Clarac  pi.  124;  mit  Kentauren  unter  Kithar- 


602  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [384] 

musik  bei  Zephyros  Wehen  iiber  den  sommerlich  heitern  von  der  Galene 
geglatteten  Ocean  (vgl.  Addaeos,  Brunck  Anal.  II,  242)  dahinfahrend, 
G.  M.  245,  unvollstandiger,  M.  Flor.  I,  92,  2.  Kora  (mit  Aehren)  an  der- 
selben  Stelle,  §.  358.  A.  6;  auch  der  schone  Gasalische  Sarkophag,  PCI. 
V.  c.  G.  M.  242.  D.  A.  K.  II,  37,  432,  scheint  D.  mit  Kora  vereint  vor- 
zustellen,  wegen  Hermes  Anwesenheit  (nach  Vise.  Semele  von  D.  aus  der 
Unterwelt  emporgefiihrt).  Welcker  Zeitschr.  f.  a.  K.  S.  475.  [E.  Braun 
in  der  Beschr.  Roms  III,  1,  683.] 

4.  Des  D.  und  der  Ariadne  legos  yccfiog  nach  Naxischem  Gultus  in 
heiliger  Laube  stellt  das  Vasengein.  Millingen  Un.  Mon.  26  dar  (nach  der 
Unterschrift).    Naxischer  Cult,  Riickseite  der  Vase  Pourtales  mit  Demeter 
pi.  16,  M.  Pourt.  pi.  17,  D.  Ariadne,  Eros,  mit  Hephaestos,  Komos,  Marsyas. 
D.  in  Naxischer  Grotte,  mit  Ariadne,  daneben  Eros  und  Bacchische  Nymphen 
(Ghryse,    Philomele) ,    auf  der  andern   Seite  Apollon   nebst   Artemis  and 
Leto  bei  dem  Delischen  Palmbaum  und  von  Delischen  Jungfrauen  gefeiert: 
schones  Vasengemalde  in  Palermo,  Gerh.  Ant.  Bildw.  59  (vgl.  Philostratos 
II,    17.    p.   80    unten    §.   436).     Impr.   IV,    46.     Ueber    die    Bacchische 
Grotte  §.  390.  A.  5.  —  Dionysischer  Zug,  in  der  alten  Weise,  Stackelb. 
Tf.  12. 

5.  D.  die  Semele  herauffuhrend ,  Epigr.  Gyzic.  1.     D.  die  herauf- 
gefiihrte  Semele  bei  Apollon  umarmend,  in  Beziehung  auf  das  Delphische 
Fest  Herois,  in  der  Spiegelzeichnung  §.  173.  A.  3.     [Gerhard  Etr.  Spiegel 
I,  83.]    Hiernach   ist    die   weibliche  Figur,    welche  D.  riickwarts  gelehnt 
umarmt,    in    Vasengem.    (Millin  Vases  II,  49.  G.  M.  60,  233)    wohl    auch 
Semele.    Ebenso  liegt  D.  auf  dem  Glas  Cameo,  Buonarroti  Med.  p.  437, 
im  Schoosse  einer  Frau  von  Satyrn  umgeben.     [Einfuhrung  der  S.  unter 
die  Gotter,   0.  Jahn  Vasenbilder  Tf.  3.     Rhein.  Mus.  VI.    S.  634.]    Auch 
Eckhel  P.  gr.  23   scheint  D.  neben  seiner  Mutter  zu  thronen;  ein  alter- 
thumlicher  D.  steht  als  Gultusbild  dabei.     M.  von  Smyrna,   D.  u.  Semele 
thronend,   dieser  gelehnt  an  den  Busen  jener,  ein  altes  Dionysos-Idol  da- 
neben.    Richtig  erklart  von  Streber  Miinchner  Abhdl.  Philol.  I.  Tf.  4,  3. 

6.  Kampfe  des  D.  mit  Pentheus,  Philostr.  I,  18.    G.  Giust.  II,  104. 
G.  M.  235;  Millingen  Div.  5;   auch  R.  Roch.  M.  I.  4,  1.     (Pentheus  wird 
durch  den  Boeotischen  Hut  bezeichnet)  0.  Jahn  Pentheus  und  die  Maenaden 
Kiel  1841.  4.]    Mit  Lykurgos,    Borghesisches   Relief',    Zoegas's   Abh.  I. 
vgl.  Welcker  S.  353  (dabei,  nach  Zoe'ga,  die  von  Lykurgos  ebenfalls  miss- 
handelten    Musen,    nach    Welcker   die   Moeren).     [D.  A.  K.   II.  37.  441.] 
Gorsinischer  Krater,  [jetzt  im  Palast  Corsini  in  Florenz]    Zannoni  Illustr. 
di  un  ant.  vaso  in  marmo.  F.  1826,  berichtigt  durch  Welcker  in  Schorn's 
Kunstbl.  1829.   N.  15.     Vasengem.  Vases  de  Canosa  13;  Millingen  Div.  1; 
Maisonneuve  53,  auch  Neapels  Ant.  S.  347.     [M.  Borb.  XIII,  29.     Grosse 


[385]  Satyrn.  603 

Vase  von  Ruvo,  M.  d.  I.  IV,  16.  17.  Roulez  Ann.  XVII.  p.  111.  Ein 
Krater  von  Ruvo  Bull.  1846.  p.  88.  Eine  Kylix  Lykurgos  mil  Schwert, 
gedrangt  von  drei  Maenaden.  eine  mil  Schwert,  zwei  rait  Thyrsen;  gegen- 
iiber  Siegesfeier,  Dionysos  umgeben  vom  Thiasos.  An  einern  grossen  Krater 
bei  E.  Braun,  Lykurgos,  der  eine  Nymphe  getodtet  hat,  eine  andre  wird 
von  zwei  Personen  todt  weggetragen,  ein  Jiingling  u.  sein  Paedagog  stehn 
erschreckt.  Rv.  Pelops  u.  Myrtilos.]  Mosaik,  Neapels  Ant.  S.  1.43.  Mit 
Perseus  (Deriades),  Hirt  8.  83.  Millingen  Un.  Mon.  I,  25.  Mit  den 
Tyrrhenefn  §.  99.  N.  12.  128.  A.  6.  Philostr.  I,  19,  daher  auf  Gemmen 
Delphine  mit  Thyrsen,  Impr.  d.  Inst.  II,  17.  D.  mit  dem  Panther  auf  dem 
Arm  angreifend,  Vase  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst  27,  35.  —  Siegespompa, 
Thriambos,  des  D.  iiber  den  Orient,  Zoega  7.  8.  76;  PCI.  I,  34.  IV,  23; 
Cap.  IV,  63;  L.  362,  Bouill.  Ill,  37,  3.  Glarac  pi.  126;  L.  725.  Bouill. 
38,  1.  Glarac  pi.  144.  Sarkophag  aus  Kreta,  jetzt  in  Cambridge,  Waagen 
Kunstw.  in  England  II.  S.  529.  [Pashley  Travels  in  Crete  II.  p.  7  ff. 
mit  Abbild.  Triumphzug.  Ein  Abguss  ist  in  der  Akad.  der  Kiinste  in 
Berlin.]  D.  als  Besieger  Indiens,  vom  Thron  richtend,  der  beschildete  Pan 
neben  ihm,  Sarkophag  im  M.  Ghiaramonti  und  ahnlich  im  Dom  zu  Salerno, 
Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  109,  1.  2.  Zur  Erklarung  besonders  Lukian's 
Dionys.  1—4.  D.  in  orientalischer  Tracht  und  Umgebung,  auf  einem 
Dromedar,  triumphirend ,  Vasengem.  M.  I.  d.  Inst.  50.  Ann.  V.  p.  99. 
[Gerhard  Archaeol.  Zeit.  II.  Tf.  24,  1.  S.  395,  wo  eine  nachtliche  musika- 
lische  Procession  des  Konigs  Midas  nach  Polyaen  VII,  5  angenommen  ist.] 

-  D.  mit  Pantherfell  gerustet  in  einem  Gotterzuge,  Winck.  M.  I.  6.  D.  mit 
PfeMlen  bewaffnet,  auf  M.  von  Maroneia,  mit  einem  Pfeilbiindel  bewaffnet 
und  von  der  Pallas  gekranzt,  auf  M.  des  Cornelius  Blasius,  Morelli  Corn. 
I,  1,  und  auf  einer  Gemme,  Eckhel  P.  gr.  19.  Bacchischer  Kocher  auf 
den  Kistophoren.  [D.  mit  Giganten  kampfend,  in  den  Gigantomachieen 
§.  396,  4  und  in  einzelnen  Gruppen  wie  in  Gerhards  Auserl.  V.  I,  64, 
(Durand  n.  121),  an  einer  Volcenter  Amphora  Bull.  1847.  p.  102;  Millingen 
Uned.  mon.  pi.  25,  wo  dieser  den  Eurytos  mit  Recht  an  die  Stelle  des 
Deriades  setzt.  Dem  Orakel,  dass  der  Giganterikampf  durch  Herakles 
vollendel  werden  miisse  bei  Pindar  N.  I,  100,  setzt  der  Scholiast  den  D. 
hinzu.]  [Unerschopflich  ist  der  Vorrath  der  Bildwerke,  die  den  D.  u.  sein 
Gefolge  darstellen  in  Verbindung  mit  Apollon  (N.  Rhein.  Mus.  I.  S.  3  ff.), 
mit  Poseidon  (Panofka  Poseidon  u.  D.  B.  1845  mit  2  Kpftf.  nach  Vasen), 
Hephaestos  (§.  367.  A.  3),  Aphrodite,  Kybele,  Herakles  u.  s.  w.  Bacchus 
setzt  die  Komodie  ein,  Ternites  Pompej.  Wandgem.  1.  Reihe  bei  Reimer 
Tf.  2.] 

b.     Satyrn. 
385.     Das    Naturleben,     dessen  reinste    Bluthe    wir    in  1 


604  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [385] 

Dionysos  gewahren,  erscheint  nun  in  niedern  Kreisen  beson- 
ders  in  dem  Geschlechte  der  ,,nichtsnutzigen  und  leichtfertigen 
Satyrn"  (2drvQoi,  TfavQot)  ,  wie  sie  Hesiod  nannte. 

2  Kraftige,  aber  durch  keine  Gymnastik  veredelte  Gliederformen, 
bald  schwammiger,  bald  derber;  stumpfnasige  und  sonst  un- 
edel  gebildete  Gesichter,  mit  gespitzten  ziegenartigen  Ohren; 
mitunter    auch  Knollen  (cpiJQsa)   am  Halse  und  bei   alteren 
Figuren  ein   kahles  Vorhaupt;   das  Haar  borstiger  Art   und 
haufig    emporgestraubt ;    dazu    Schwanzchen,    und    bisweilen 
thierisch  geformte  Abzeichen  des  Geschlechts,  bezeichnen,  aber 
in  sehr   mannigfachen  Stufenfolgen ,   die  Figuren,  welche  die 
achte  Sprache   der  Griechischen  Poesie  und  Kanst,   von  der 
erst  Romische   Dichter   sich  Ausnahmen    erlaubten,    Satyrn 

3  nannte.     Bisweilen  erheben  sich  indessen  die  Satyrn  zu  sehr 
edlen  schlanken  Gestalten,  welche  etwa  nur  die  gespitzten  Oh- 
ren als  solche  verrathen;  man  kann  hier  den  Namen  Ampe- 

4  los,   Dionysos  Mundschenk,    passend  finden.     Die  entschied- 
neren  Satyrgestalten  kann  man  etwa  so  classificiren :  a.  Die 
anmuthig  hingelehnten  Flotenspieler ,   Indolenz,  einen  leisen 
Zug  von   Muthwillen,   aber   ohne  Rohheit,   in   den  Mienen. 
b.  Die  derbe  und  lustige  Figur  des  Kymbalisten.     c.  Tanzer. 
d.  Wild  enthusiastische  Bakchos-Begeisterte.     e.  Schlank  und 
kraftig    gebaute    Jager.      f.    Behaglich    ausruhende    Satyrn, 
manchmal  mit  dem  Anspruch  auf  vollbrachte  grosse  Arbeit, 
g.  Bequem,   auch  roh  und  ungeberdig  hingestreckte  Schlafer, 
den  Weindunst  ausathmend.     h.     Ueppige  Satyrn,  Bacchan- 
tinnen,  auch  Hermaphroditen ,  die  Gewander  vom  Leibe  zie- 
hend,  mit  ihnen  ringend.     i.    Mit  den  Arbeiten  'der  Wein- 
bereitung,  nach  der  altesten  und  einfachsten  Manier,  beschaf- 
tigte,   ihre   rohe  Anstrengung  mit  einem  gewissen  Stolz  zur 
Schau  stellende,  wobei  Gestalten  sehr  mannigfacher  Art  zum 
Vorschein  kommen.     k.  Zechende,  sich  Wein  eingiessende  Fi- 
guren.    1.  Die  Bekampfer   der  Tyrrhener,  durch  deren  Wild- 

5  heit  nicht  minder  eine  ubermuthige  Lustigkeit  durchblinkt.  Das 
fruhere   Alterthum  bildete    die  Satyrn    mehr   als   Schreckge- 
stalten  und  Garicaturen  des  bartigen  Dionysos,  und  stellte 
sie  gern   als   Nymphenrauber   dar;   auch  hielt  die  Kunst   in 
ihrer    Vollendung   eine    Zeitlang    diese    bartigen   und   reifen 
Satyrgestalten  fest,  welche  besonders  die  Miinzen  von  Naxos 


[385]  Satyrn.  605 

in  Sicilien  mit  grossartiger  Keckheit  darstellen;  die  zarteren 
jugendlichen  Gestalten,  in  denen  sich  mit  dem  Satyrcharakter  eine 
moglichst  anmuthige  Bildung  und  eine  liebenswurdige  Schalk- 
heit  vereint,  kommen  erst  durch  die  neuere  Attische  Schule  auf. 
Auch  derbe  runde  Satyrkinder,  in  denen  die  Natur  durch  eine  6 
gewaltige  Trinklust  sich  ankiindigt,  sind  gern  gebildet  und 
sogar  zum  Mittelpunkt  einer  beriihmten  Composition  gemacht 
worden.  Allerlei  specielle  Benennungen,  welche  auf  Vasen-  7 
gemalden  bei  einzelnen  Satyrfiguren  vorkommen  (Schwar- 
nier,  Stumpfnas,  Siisswein),  in  weiterm  Kreise  anzuwen- 
den,  ist  bis  jetzt  noch  ein  missliches  Unternehmen. 

1.  Gesner  de  Sileno  et  Silenis,  Commentar.  Gott.  IV.  p.  35.    Heyne 
Antiq.  Aufs.  II.    Voss  Mythol.  Br.  II,  30-32.    Lanzi  §.  301,  3.    Welcker 
Nachtrag   zur   Trilogie    S.  211  —  219.    Gerhard  Del  dio  Fauno  e  de  suoi 
seguaci.    N.  1825.    Kunstblatt  1825.    N.  104. 

2.  Die  Korperbekleidung  beschreibt  sehr  gut  Philostr.  I,  22  (xoiloi 
TO  foxiov}.   Der  schonste  Kopf  ist  der  aus  der  V.  Albani  in  Munchen  100. 
Faune  a  la  tache,  ob  acht,  wird  gezweifelt.   Bouill.  I,  72.    M.  Nap.  II,  18. 
ganz  ahnlich  Lipp.  I,  204.    Tassie  pi.  39,  4510.     Ein   schoner  Bronzekopf 
mit  hohlen  Augen  in  Munchen  294.  Ein  recht  deutlicher  qpgtgoxo/uqs  oder 
SQ&O&QIZ,  (Etym.  M.  p.  764)   Bouill.  HI,  59,  11.   vgl.  Winck.    IV.    S.  220. 
Doppelherme  eines  Satyrs  und  einer  Satyra,  sie  langhaarig,  er  kurzhaarig, 
sie  mit  Epheukranz,   er  mit  Fichtenkranz  und  Ziegenhornchen ,  beide  mit 
Spitzohren.    M.  Borb.  X,  13. 

3.  Solcher  Gestalt  die  vortreffliche  Statue  in  Dresden  219.   (Gopieen 
162.  178.  193.)    Aug.  25.  26.     Dieselbe   Stellung   des    otvo%6os  hat  eine 
anmuthige   Figur    bei    L.   Egremont,    wo    aber    der   Schwanz    nicht  fehlt 
('4noMcovio<s  snoist).     S.  auch   den  Satyr  des  Cossutius,   Brit.  M.  II,  43. 
Ampelos  intonsus  Ovid  F.  Ill,  49.    Ampelos,   Creuzer  zur  Gemmenkunde 
S.  125.  [§.  383.   A.  8.] 

4.  a.    Hierher  der  vermuthliche  S.  des  Praxiteles  §.  127.  A.  2  und 
der   eben   so   oft  vorkommende  knabenhafte,    Maff.  80.    V.   Borgh.  5,  8. 
Bouill.  I,  53;   M.  Gap.  Ill,  31;    Lipp.  I,  212,   vgl.  Agathias  Anthol.  Pal. 
Plan.  244.     [Der  schone  Satyr  aus  Erz  im  M.  Biscari,  der  die  Hande  zum 
Blasen    der  Doppelflote   halt.]    Eine  Muse  lehrt  einen  Satyr  die  Syrinx 
blasen,  Impr.  d.  Inst.  II,  21.     Satyr  ruhig  sitzend,    mit  Floten  zwischen 
den  Knieen,  Denare  der  g.  Petronia  Morelli  tb.  2,  4.   Geschn.  Steine  Lipp. 
Ill,  182.   Stosch  P.  gr.   b.  M.  Flor.  Ill,  58  (mit  erganztem  Kopfe)  =  Maffei 
Race.  35.   vgl.  Winck.   W.   IV.    S.  281.    Im  L.  383  aus  V.  Borgh.  2,  8. 
M.  Roy.  I,  17.   Lipp.  I,  211.   c.  Von  grosster  Schonheit  der  kleine  tanzende 


606  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [385] 

Satyr  aus  Bronze  aus  der  casa  del  Fauno  von  Pompeji.  Bull.  d.  Inst. 
1831.  p.  19,  abgebildet  M.  Borb.  IX,  42.  [Bull.  1831.  p.  19.  Finati 
M.  Borb.  p.  154.  Der  tanzende  alte  Satyr  der  V.  Borghese  M.  d.  I.  Ill,  59. 
Bull.  1845.  p.  105.  Indicaz.  d.  V.  Borghese  VIII,  1.  p.  24.  Ein  andrer 
viel  kleinerer  tanzender  Satyr  unter  den  Bronzen  aus  Pompeji.]  d.  Ant. 
Ere.  VI,  38.  39.  Lipp.  I,  185  ff.  Suppl.  246.  Besonders  schon  auf  der 
Gemme  des  Pergamos,  Stosch  49.  Wicar  III,  35.  e.  S.  mit  Syrinx  und 
Pedum,  Statue  im  Brit.  M.  Specimens  II,  pi.  26.  Der  das  Haschen  dem 
Panther  hinhaltende  und  ihn  neckende  Satyr  (vgl.  Lukian  de  domo  24), 
herrliches  Relief  L.  477.  Bouill.  I,  79.  M.  Franq.  II,  13.  Glarac  pi.  178. 
Der  ein  Reh  (oder  eine  Ziege)  auf  den  Schultern  tragende  Satyr,  schone 
Statue  in  Ildefonso,  Maffei  Race.  122.  f.  Schoner  sitzender  und  das  Kinn 
auf  die  Hand  stiitzender  Satyr,  auf  Gemmen,  Stosch  44.  Lipp.  Ill,  182. 
Ein  Satyr,  der  den  ermudeten  Herakles  §.  129.  A.  2  nachahmt,  M.  Flor. 
I,  92,  8.  Lachender  S.  eingemantelt ,  Bronzeherme  Bedford  aus  Pompeji, 
Specim.  II,  28.  g.  Satyrus  somno  gravatus  von  Stratonikos,  Plin.  vgl. 
Anthol.  Pal.  VI,  56.  Plan.  248.  Der  Barberinische,  eine  der  grossartigsten 
Statuen,  in  Munchen  96,  Piranesi  St.  5.  Race.  94.  [Tetii  Aedes  Barber. 
215.  Montfauc.  I,  147.  Le  Ghausse  I,  2,  6.]  Morghen  Princ.  27.  Der 
bronzene,  Ant.  Ere.  VI,  40.  M.  Borb.  II,  21.  Guattani  M.  I.  1787.  p.  LVI.) 
h.  Vgl.  Plin.  XXXV,  36,  22.  Nonn.  XII,  82.  Relief,  Brit.  M.  II,  1,  M.  Borb. 
V,  53.  Gemmen,  M.  Flor.  I,  89,  8.  Lascive  Wandgem.  Pitt,  di  Ere.  I,  15. 16. 
Satyrn  mit  Hermaphroditen  auf  Gemmen;  Statuengruppe  in  Dresden  317. 
Aug.  95  u.  sonst.  Boett.  Archaeol.  u.  Kunst.  I.  S.  165.  In  der  Gruppe 
in  Berlin  88  neckt  der  Hermaphrodit  den  Satyr.  Gruppen  in  Dresden  u. 
bei  Blundell.  Glarac  pi.  672.  Hermaphrodit  und  Satyr,  Gruppe  in  Florenz, 
das.  pi.  670,  1550,  Pan  u.  Hermaphr.  Die  Liisternheit  der  Satyrn  driickt 
auch  das  dnooxonweiv  aus,  Plin.  XXXV,  40,  32,  ein  solcher  auf  dem 
Relief  PG1.  V.  c.  vgl.  §.  335,  7.  Auf  einer  Vase  de  Witte  Collect,  de 
vases  p.  1837.  n.  96.  SKOUA[s,  Satyr  in  der  Rechten  eine  Keule,  macht 
mit  der  Linken  un  geste  de  moquerie,  tfx  cat/;,  [vgl.  0.  Jahn  Vasenbilder 
S.  24.  Das  anoGKOJtsvsiv  beschreibt  Silius  XIII,  341  s.]  i.  G.  M.  269. 
271.  St.  di  S.  Marco  II,  31.  Nichts  schoner  als  das  Relief  in  Neapel, 
Welcker  Zeitschr.  S.  523.  M.  Borb.  II,  11.  Neapels  Ant.  S.  88,  welchem 
das  Relief  der  Vase  in  England  (? Piranesi  Vasi  55.  56)  entspricht.  k.  S. 
scyphum  tenens  PI.  XXXV,  36,  23.  Sdrvgog  cpttluKQbs  fv  rij  Strict 
Kfo&covci  x0crreov,  bei  Athen.  XI,  484  ganz  wie  auf  Vasengemalden.  Satyrn 
in  mannigfaltigen  Stellungen  des  Weinschenkens  u.  Trinkens,  Arabesken 
M.  Borb.  VII,  50—52.  1.  S.  §.  128.  A.  6.  Ein  alter  Satyr  Beinschienen 
anlegend,  behelmt  M.  Pourtales  pi.  9.  cf.  R.  Rochette  M.  hied,  p.  94. 
Vasengemalde. 

5.     S.    die    Gruppen    auf    den    Thasischen    Mu'nzen    §.  98.    A.   3, 


[386]  Silene.  609 

u.  vgl.  die  Vasengem.  Millingen  Gogh.  1,  16.  18,  die  Gemme  Impr.  d. 
Inst.  I,  10.  Satyr,  lebhaft  bewegt,  Bacchantin  ruhig,  mit  dem  Reh  und 
nQo%oos,  zusammengehorige  Statuen,  im  Kunsthandel,  Gerhard  Ant.  Bildw. 
Tf.  102,  1.  2.  Zwei  Hermen,  Satyr  und  Bacchante,  Gegenstiicke  das.  3.  4. 
Satyr  und  Satyrkind,  schone  Gruppen  zu  Rom  und  Neapel  das.  103,  1.  2. 
(Die  zu  Neapel,  Satyr  mit  dem  Bacchuskind,  eine  Traube  in  der  Hand,  im 
Nacken  sitzend  auch  in  V.  Albani  p.  10.  n.  94  der  Indicazione.]  Satyr 
und  Bacchantin,  reizende  Gruppe  im  Vatican,  Gerhard  Tf.  103,  3.  Der 
Satyr  wird  zum  Kentauren  auf  den  M.  der  Thrakischen  Orte,  Lete  u. 
Orrheskos,  §.  98.  A.  3.  " InnovQig  heisst  der  Satyrnschwanz  nach  Bekk. 
An.  Gr.  p.  44.  vgl.  Welcker  a.  0.,  S.  217.  Der  Naxische  Satyr,  N.  Brit. 
4,  8.  Eben  so  Tassie  pi.  38,  4649.  Nur  bartige  Satyrn  auf  den  Vasen 
von  Volci,  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  41.  Solche  altere  Satyrn  sind  der  ysvfiaiv  und 
it  olios  bei  Pollux  IV,  142.  [Hochzeiten  von  Satyrn  oder  Silenen  und  Nymphen.] 

5.  PCI.  IV,  31;  Ant.  Ere.  VI.  p.  47.  Ein  Satyrknabe,  den  D.,  auf 
Ariadne  gestiitzt,  trinken  lasst,  Zahn  Wandgem.  35.  Die  Aufziehung  eines 
kleinen  Satyrn,  in  dem  vielbesprochenen  Giustinianischen  Relief,  Amalth. 
I,  1  [III.  S.  VI.  D.A.K.  II,  40,  482];  die  Satyrohren  des  Knaben  scheinen 
nicht  mehr  zweifelhaft.  Visconti  PCI.  IV.  p.  61.  n.  6.  vgl.  Gerhard,  Beschr. 
Roms  II,  II.  Beil.  1.  Lange  Schriften  I.  S.  282.  [M.  Chiaram.  II,  2  als 
Zeus  von  Amalthea  genahrt,  grundfalsche  Erklarung.  E.  Braun,  der  die 
Satyrohren  ebenfalls  bezeugt,  vergleicht  einen  Carniol  Vidoni  von  ganz 
ahnlicher  Vorstellung,  Arit.  Marmorwerke  I.  S.  7.  Das  Trinkhorn,  woraus 
das  Satyrkind  getrankt  wird,  ist  ausser  allem  Verhaltniss  zur  Amalthea. 
Es  ist  ein  Genrebild  aus  dem  mythischen  Waldleben.]  Auch  der  Kopf 
Lipp.  I,  203. 

7.  KdHpos  (Dor.  Kafj.o$,  mit  der  Lyra  M.  Borb.  II,  45),  Oivos, 
'Hdvoivos,  2l[ios,  als  Satyrn,  Tischb.  II,  44;  Laborde  65.  Mais.  22; 
Lab.  64.  Mais.  33;  M.  Borb.  II,  45;  Millingen  Cogh.  19.  R.  Rochette 
dourn.  des  Sav.  1826.  p.  89.  Neapels  Ant.  S.  254.  Welcker  ad  Philostr. 
p.  214.  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  398—407.  ^I&VQK^OS  kitharspielend ,  tv.  E, 
3,  Kdopos,  Kiacos,  XOQOS,  ZoptTrortg,  Bp/a^og  auf  den  Vasen  von  Volci. 
Vom  Akratos  §.  345*.  A.  3.  Zoega  Bass.  I.  p.  32  ff.  Abharidl.  S.  26  f. 
[0.  Jahn  Vasenbilder  1839.  S.  17  ff.  Bull.  1836.  p.  122.] 


c.     Silene. 

386.     Jene  alteren  und  bartigen   Satyrn   werden   auch,  1 
wenn  von  Kunstwerken  die  Rede  ist,   6'fter  Silene  (Stumpf- 
nasige)  genannt,   so  dass   ein  fester  und  sichrer  Unterschied 
Beider  fur   die  Kunst   kaum   nachzuweisen  ist.     Doch  haftet 
dieser    Name    besonders    an    e  i  n  e  r     altern    Satyrgestalt,  2 

O.  M  tiller's  Archaeologie.    4.  Aufl.  39 


510  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [386] 

welche,  gem  mit  dern  Weinschlauch  verbunden,  selbst  etwas 
Schlauchartiges  hat  (daher  sie  auch  gern  zur  Decoration 
von  Wasserkunsten  angewandt  wurde),  und  in  trunkener 
Fiille  mehr  als  andre  Begleiter  des  Gottes  einer  Lehne 

3  und  Stutze   bedarf.     Diese  wird   ihm   bald   durch  einen  tra- 
genden  Esel,  bald  durch  eifrig  urn  ihn  bemuhte  Satyrknaben 

4  zu  Theil.    Doch  ist  dieser  seelige  Damon  in  einer  tiefern  Den- 
kungsweise,   die   besonders  durch   die   Orphiker    ausgebildet 
wurde,  zugleich  einer  Weisheit  voll,  der  all  das  rastlose  Men- 
schentreiben  als  Thorheit  erscheint;  auch  die  bildende  Kunst 
stellt  ihn  in  edleren  und  grossartigern  Formen  als  den  Pfle- 

5  ger  und  Lehrer  des  Dionysoskindes  dar.     Papposilene  nannte 
man   unter   den  Figuren    des    alten   Satyrdrama's   die   ganz 
behaarten  und  bartigen  Satyrgestalten. 

2.  S.  Heyne  Commentatt.  Soc.  Gott.  X.  p.  88.  Impr.  d.  Inst.  Gent. 
IV,  39 — 45.  56.    Auf  M.  von  Himera  oder  Thermae,  Torrem.  35,  2—6,  so 
vvie  auf  der  Bronzekiste  des  Novius,  §.  173.  A.  3,   steht  oder  sitzt  Silen 
bei  einer  durch  einen  Lowenkopf  bezeichneten  Quelle.   Auch  Heron,  Spirit. 
p.  190.  205,  erwahnt  Satyrisken  mit  Schlauchen  bei  Wasserkunsten,  so  wie 
Pam'sken  als  scheuchende  Figuren,  p.  183  (vgl.  Torr.  35,  1).    Nur  deswegen, 
denke  ich,  hiessen  in  Rom  (von  dem  Dorischen  Sicilien  her)  Fontaenen  Silani. 

3.  Solche  Schlauchsilene,  stehend  in  Dresden  122.  Aug.  71  [wo  S.  71 
drei  Klassen  von  Silensstatuen  aufgefuhrt  werden];  in  Miinchen  99;  liegend 
der  Ludovisische,  Perrier  99.   Auf  dem  Schlauch  reitend,  Ant.  Ere.  VI,  44. 
M.  Borb.  Ill,  28.    Auf  dem  Weinkruge,  als  Lampe,  Amalth.  Ill,  168.    Eine 
Traube  ausdruckend,  PCI.  I,  46  [vor  sich  haltend,  IV,  26].    Auf  dem  Esel 
gelagert,  auch  einem  bockenden,   oft  auf  Gemmen  und  Reliefs.    An  einen 
Bock  sich  hangend,  Impr.  d.  Inst.  I,  9.     Der  trunkene  S.  von  Satyrn  ge- 
stiitzt,  PG1.  IV,  28;  Zoega  4;  Guattani  1786.  p.  XXIV  (wenn  nicht  Herakles); 
von  Eros,   Zoega  79.     Combe  Terrac.  5.    Eroten  unterhalten   Silen  auch 
mit  Musik,  Bracci  II,  71;   auf  einem  Carneol    des  Wiczay'schen  Cabinets 
wird  Silen,  kitharspielencl,  von  Eros  auf  einem  Rollwagen  gestossen.  Kithar- 
spielend,    haufig   in  Volci.     Als   Kordaxtanzer    schildert    den  $.     Lukian 
Ikaromenipp   27.  vgl.  Hirt  22,   7.   Millin  Vases  I,  5.    Kcopos   von  Silenen 
§.  127.  A.  2.    Ueber  den  Silen  Marsy  as  §.  362.  A.  4.    367.  A.  3.    Dieser 
Marsyas  mit  Schlauch  auf  der  1.  Schulter,  die  r.  Hand  erhebend,   auf  M. 
Rornischer  Stadte  als  Zeichen  der  libertas;  vgl.  Serv.  Aen.  Ill,  20.  IV,  58. 
(Zwergsilen  als  Pfeifer  bei  den  Dianennymphen.   Zoega  Bassir.  tv.  120.) 

4.  [Silen   gebunden  vor   Konig   Midas,    Vasen,    M.    d.   I.    IV,    10. 
Ann.  XVI.  tv.  D.  H.  p.  200 ',  Vase  in  Palermo,  tv.  D.  H.,  andre   im  M. 


[387]  Pane.  611 

Gregor.  u.  aus  Chiusi;  zur  ersten  vgl.  Minervini  irn  Ball.  Napol.  IV.  p.  135  s.] 
Silen  sitzt  mil  dem  kleinen  Bacchus  spielend  auf  M.  von  Sardis,  Miinchner 
Denkschr.  Philol.  I.  Tf.  4,8.  S.  mit  dem  Bacchuskinde  in  der  vortreff- 
lichen  Borghes.  Statue  L.  709.  Maffei  Race.  77.  Piranesi  St.  15.  M.  Roy. 
II,  9.  Clarac  pi.  333.  Vgl.  besonders  Galpurnius  Ekl.  10,  27.  Von  zwei 
ahnlichen  in  Rom  sprechen  Maffei  und  Winck.,  eine  ist  im  Braccio  nuovo 
des  Vatican,  eine  in  Miinchen  115;  eine  Wiederholung  (wovon  in  Gottingen 
ein  Gypsabguss)  hat  die  Inschrift:  bella  manu  pacemque  gero;  mox,  praescius 
aevi  Te  duce  venturi,  fatorurn  arcana  recludam,  aus  Orphischer  Lehre, 
in  der  Dionysos  das  letzte  gluckliche  Zeitalter  herbeifiihrt,  welches  der 
weise  Seilenos  verkiindet.  Kraftige  Silensfiguren  M.  Ghiar.  40.  41.  Mensch- 
liche  Ohren  (Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  193)  sind  bei  Silen  nicht 
selten.  [Mischung  von  Silen,  Dionysos,  Satyr,  mit  willkihiicher  Behand- 
lung  von  Haar,  Bart,  Ohren,  Bekranzung  in  spateren,  oft  vorzuglichen 
Werken,  z.  B.  Beckers  August.  Tf.  25.  26,  ein  trefflicher  in  Colchester 
gefundner  Kopf  aus  Bronze  archaeologia  L.  XXXI.  pi.  13.  p.  444.] 

5.  IIait7to()sttr)vo$  rrjv  tdeav  &r]Qioo8e6TeQO<s  Pollux  IV,  142.  Statue 
dieses  behaarten  S.  Ficoroni  Gemmae  tb.  26  f.  In  dem  Graffito  Gerh.  Ant. 
Bildw.  56,  2.  3,  am  Boden  kriechend.  [Statue  Gentili  Gerhard  Tf.  105,  3. 
Eine  im  Pallast  Giustiniani  in  Venedig,  einige  Spannen  hoch,  Thiersch 
Reisen  in  Italien  I,  258.  Eine  mit  dem  Dionysosknaben ,  der  die  Maske 
halt,  auf  der  Schulter  wurde  in  Athen  in  der  Nahe  des  Theaters  im 
April  1840  ausgegraben,  abgebildet  in  A.  Schoell's  Archaeol.  Mittheilungen 
aus  Griechenl.  Tf.  5,  10.  Ein  Papposilen  auf  einer  Vase  M.  Borb.  IX,  29. 
0.  Jahn  Vasengem.  Tf.  1.]  Auf  Vasen  bei  Dionysos,  Laborde  II,  39. 
Hirt  22,  2;  hier  tragt  er  deutlich  den  ^oprcuog  XLTMV  Sacvg  er  Silene, 
Pollux  IV,  118.  vgl.  Etrusker  II.  S.  215.  Auch  die  vsfalg  paMols  GT£yo[i£vrh 
ein  mit  Wollenbuscheln  besetztes  Rehfell,  erkennt  man  auf  den  Vasen. 
Ueber  die  KfirptftaMoi  (Aelian  V.  H.  Ill,  40)  und  /ctaHeorol  IIX<QVSS  der 
Bacchischen  Ziige  Boettiger  Archaeol.  der  Mahl.  S.  200.  Welcker  Zeitschr. 
f.  a.  K.  S.  634  f.  [Proleg.  ad  Theogn.  p.  XG.  Bernhardy  ad  Dionys.  Per. 
p.  715.  Silen  %OQTopct[tcov  Toup  Ep.  crit.  p.  54.  Gerhard  del  Dio  fauno 
p.  46.  not.  98.] 


d.    Pane. 


387.'     Welter  in  die  Thierwelt  hinab  steigt  das  die  ge-  i 
heime  Lust    und  das   dunkle  Grauen  wilder  Waldeinsamkeit 
dkrstellende  Geschlecht  des  Pan,  der  Pane,  Panisken.     Zwar  2 
kommt  auch  hier,  und  zwar  grade  im  heimathlichen  Arkadien, 
eine  menschliche  Bildung  vor,   welche  nur  durch  die  Hirten- 


Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [387] 


pfeife     (  (jvQiys  )  ,     den     Hirtenstab 

das   gestraubte    Haar   und   etwa    auch    keimende    Hornchen 

3  als    Pan     bezeichnet     wird.      Diese    ist     auf    Miinzen    und 
Vasengemalden  der  besten  Kunstzeit  die  gewohnliche  ;  jedoch 
ward  hernach  —  wahrscheinlich  durch  die  Praxitelische  Kunst- 
schule  -  -  die  ziegenfussige  ,    gehornte  und  krummnasige  Bil- 

4  dung  die  Regel.    In  dieser  erscheint  Pan  als  munterer  Sprin- 
ger   und    Tanzer    ((TX^TT/TI/S)  ,     als    der    possierliche    Lustig- 
macher  im  Kreise  des  Dionysos,    der   ungestiime  Liebhaber 
von  Nymphen,   aber  auch  als   der  Lehrer  des  jungen  Olym- 
pos   auf  der  Syrinx   —   Zusammenstellungen   zarter  Jugend- 
schonheit  mit  dem  rauhen  und  herben  Waldwesen,  fiir  welche 

5  die  Griechische  Kunst  eine  besondre  Liebe  hegt.    Im  hochsten 
Grade  naiv  sind   die  Gruppen  gedacht,   in  welchen  ein  gut- 
muthiger  Panisk    einem  Satyr    (deren  Geschlecht    als   hoher 
geartet  sich  mit  den  Panen  allerlei  Scherze  erlaubt)  den  Dorn 

6  aus  dem  Fusse  zieht.     Pan  ist   aber  auch,   als  Damon  eines 
dunkeln  Grauns   und  panischen  Schreckens,  ein  tapfrer  und 
siegreicher  Feindebezwinger  ;  in  Athen  gab  die  Marathon  ische 
Schlacht  besonderen  Anlass,  ihn  mit  Tropaeen  darzustellen. 

7  Als   friedlicher  Syrinxblaser   bewohnt   er  die  ihm  geheiligten 
Felsgrotten  (Paneen),    wo  nicht  selten  seine  Figur  unter  an- 
muthigen  Nymphen  in  das  lebendige  Gestein  eingehauen  ge- 

8  funden  wird.     Erst   spaterer  Missverstand  ,    der  indess   sehr 
verbreitet  war,  verwandelte  den  alten  Weidegott  (ndwv,  pastor) 
in  einen   All-Damon,  und   sein   anspruchloses   Syrinx-Floten 
in  Spharen-Harmonie. 

[1.  Hier  und  da  findet  sich  ein  Panskopf  von  erschrecktem  ,  ver- 
wirrtem  Anblick,  wodurch  man  vielleicht,  wie  Zoega  bemerkt,  statt  des  Pans 
den  panischen  Schrecken  ausdriicken  wollte.  So  Gemm.  Flor.  II,  9. 
CKYAAKO,  Stosch  Gemm.  sculpt,  tb.  58.  vgl.  Gavaceppi  Race.  II,  10.] 

2.  S.  die  Arkadische  M.  bei  Pellerin  Rec.  I.  pi.  21.  Landon  pi.  43. 
G.  M.  286.  §.  132.  A.  2.  Aehnliche  Figur  auf  M.  von  Pandosia,  N.  Brit. 
Ill,  26,  Messana  (mit  dem  Hasen),,  Eckhel  Syll.  I.  tb.  2,  10,  auch  Pella 
SGlem.  30,  321.  Auch  auf  M.  von  Paneas  ist  Pan  in  Menschengestalt,  als 
Flotenblaser  dargestellt.  Der  Kopf  auf  M.  von  Antigonos  Gonnatas  und 
Pantikapaeon  ist  zwar  schon  caricirter,  aber  auch  noch  jugendlich.  Vasengem. 
in  Walpole's  Trav.  pi.  8.  Millingen  Un.  Mon.  I.  pi.  A.  [und  sehr  viele 
stellen  den  menschlichen  Pan  mit  kleinen  Hornchen  dar.] 


[387]  Pan,  Panisken.  613 

3.  Statuen  L.  506.     [M.  Gapit.  Ill,  35.]    V.  Borgh.  Port.  1.    Bouill. 

I,  53,  1.     Glarac  pi.  325;   Wicar  III,   40;  im  Brit.  Mus.  u.  sonst.     P.  als 
Telamon  Race.  140.     [Der  Pan   des  Grafen  von  Leicester  in  Holkham  die 
schonste  Statue  in  England,  wie  zu  Specim.  I,  40  bemerkt  ist.    Ein  Paar, 
zweimal  Lebensgrosse,  gefunden  bei  der  Kirche  in  Pane  e  Perna,  Fl.  Vacca, 
bei  Fea  Miscell.  I.  p.  56.    Eine  schone  Herme  bei  Spanheim  de  usu  et 
pr.  n.  I.  p.  396.     Eine  M.  Flor.   II.     Terracottas  of  the  Brit.  M.  45.  46. 
Auf  Vasen  ist  Pan  in  Apulien  und  Lucanien  haufig,  in  Volci  hochst  selten. 
Grossartige  Masken  des  bartigen  Pan  in  Terracotta  u.  Marmor.  Pansmaske 
Impr.  d.  I.  IV,  56.] 

4.  Als  Tanzer  (%OQEVTT]S  rsls corarog  &sa>v  Pindar  Fr.  67  Bh.)  zeigt 
er  sich  ofter  in  Bacchanalen,  wo  sein  Fuss  die  mystische  Gista  aufschlagt, 
PGL  IV,  22.  V,  7;  L.  421.     Glarac  pi.  128;  Amalth.  III.  S.  247  (darnach 
ist   das   Fragment   bei  R.  Rochette  M.  I.  XA.    zu   erganzen).    Ein  Satyr 
thut  dasselbe  Bouill.  Ill,  70.     [Tanzende  Pane  zur  Laute  des  Hermes,  M. 
d.  I.  IV.  34.]     Pan  einer  Nymphe,  oder  einern  Hermaphroditen  (wie  in 
einer  Gruppe  der  V.  Aldobrandini)    das  Gewand   abreissend,   PCI.  I,  50. 
Gerhard,  Beschr.  Roms  II.  II.  S.  168.   Aehnliche  Gruppen,  aber  mit  einem 
Silen,  Bull.  d.  Inst.   1830.     S.  76.     Pan  kitharspielend  vor   einer  Herme, 
auf  einer  Silberplatte,  Ant.  Ere.  V.  p.  269.    Die  Nymphen  den  stierbeinig 
gebildeten  Pan  neckend  (Homer  H.  19),  Relief  Gerh.  Ant.  Bildw.  45.     M. 
Borb.  VII,  9.     [D.A.K.  II,  44,  549.    Pan  u.   Echo  §.  401.  A.  3.]    Der 
ziegenbeinige  Pan  mit   einer  Nymphe  tanzend,   allerliebstes  Vasenbild,  M. 
Blacas   pi.  23.     Pan   mit  Olympos  (Plin.    XXXVI,   4,  8)   in  der  Ludo- 
visischen  Gruppe,   Maff.  Race.  64,   der  Florentinischen ,  G.  di  Fir.  St.  12. 
vgl.  73,   einer  Albanischen  und  andern;    auch  Aug.   81    ist   darnach  zu 
restauriren.    Wandgem.  Pitt.  Ere.  Ill,  19.    In  einem  andern,  1,  8.  9,   ist 
Olympos  u.  Marsyas  (vgl.  §.  362.  A.  4.  Paus.  X,  30)  mit  A  chill  und  Ghiron 
zusammengestellt ,  wie   in  der  unschatzbaren  Statuengruppe  Plin.  XXXVI, 
4,  8,  nur  dass  hier  Pan   der  eine  Lehrer  ist.     [Auch    in  dem  ersten  Ge- 
malde  Marsyas,  nicht  Pan ;  Marsyas  aber  hat  im  ersten,  auch  M.  Borb.  X,  22 
Hornchen;  das  andre  ist  aucb  M.  Borb.  X.  4.     Pan  u.  Olympos,  kleine 
Erzgruppe   aus  Pompeji  in  Arolsen,  Olympos   mit  einer  Haarschleife  auf 
der    Stirn.]      Ueber   Olympos   Philostr.    1,    20.    21.     [Schemes   Apulisches 
Vasengemalde  M.  d.  I.  II,  37.  Inghirami  Vasi  fitt.  IV,  332.   Elite  ceramogr. 

II,  75.  (Rv.  Raub  des  Palladium),  MAPSYAZu.  OAOMPOZ,  Untemcht 
des  Olympos  im  Kitharspiel  im  Kreise  von  lauschenden  Satyrn  und  Mae- 
naden,  sehr  edel  aufgefasst;  als  Wettstreit  genommen,   obgleich  Marsyas 
nicht  einmal  ein  Instrument  hat,  Ann.  VIII.  p.  295.    Bull.  1843.  p.  39.] 
Pan  mit  Olympos  ringend,    Symplegma  von  Heliodor,   Plin.   Stosskampf 
mit  einer  Ziege ,  Pitt.  Ere.   II ,  42 ;  Gemmen ,  M.  Flor.  1 ,   89,  1-3.     Be- 
gattung  mit  einer  solehen  in  einer  Marmorgruppe,  Neapels  Ant.  S.  461. 


(314  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [388] 

5.  Gruppe  des  L.  290.     V.   Borgh.    4,   12.      Glarac  pi.   297;   Millin 
P.  gr.  37.    Vgl.  die  Gruppe  PCI.  I,  49,  Theokrit  IV,  54  u.  das  Epigramm 
auf  den  jammernden  Satyr,  Brunck  Anal.  III.  p.  106.    Scherze  der  Satyrn 
mit  den  Panen,  Guattani  M.  I.  1786.  p.  XXXII. 

6.  Pan  als  Tropaeentrager  (Antliol.  Plan.  259),  in  einer  kleinen  zu 
Athen  gefundenen  Statue,   in  Bezug  auf   die  Marathon.  Schlacht,  Wilkins 
M.  Graecia  c.  V.  vign.  [p.  71.  Mit  der  Trophaee  restaurirt  von  Flaxmann; 
nachher  fand  man,  dass  ahnliche  Statuen  Trauhen  trugen,  Clarke  Greek 
Marbles  p.  9.]     Als  vnaoniGT^g  des  Dion.  Zoega  75. 


7.  Pan    mit  Syrinx    und    Rhyton   fiber   seiner  Grotte    sitzend,    vor 
welcher  Kekrops  und  seine  Tochter  (oder  Hermes  und  die  Nymphen  einen 
Opferzug    empfangen,    Athenisches    Relief,    M.  Worsl!  I,  9.     Verwandtes 
Relief  von  Athen,   Paciaudi  Mon.   Pel.  I.  p.  207.     G.  M.  327.     G.  I.  455, 
mit  Pan   und    den   Nymphen,    welche    ein  Jiingling    fiihrt,    darunter    die 
Eleusinischen   Gottinnen   und   der   Bereiter  Simon   (nach  Hirt  Gesch.  der 
Kunst  S.   191).    Pan  menschenbeinig  ,   mit  der  Syrinx,  iiber  einer  Grotte 
sitzend,  in  der  die  Grosse  Mutter  und  die  Nymphen  (vgl.  Pind.  P.  Ill,  78) 
ebenfalls  eine  Pompa  annehmen,  auf  dem  Parischen  Relief,  Stuart  IV,  6,  5 
(vgl.  L.  Ross,   Kunstbl.    1836.  N.  13.)     [Reisen  auf  den  Griech.  Inseln   I 
S.  50.    D.A.K.  II,  44,  555.]  —  Panisken  als  Opferdiener,  Tischb.  II,  40.  — 
[Pan  opfernd,  zwei   Basreliefe  des   Museums  zu  Padua,   Roulez  Bull,  de 
I'Acad.  de  Bruxelles  T.  XIII.  n.  7.     (Faune  fondateur  du   culte  religieux.) 
Opfer  von  Pan  und  Satyren  auf  der  bekannten  Mantuanischen  Gemme.] 

8.  Gemme  bei  Hirt,  21,  5.     M.  Flor.  II,  80,  2. 


e.     Weibliche  Figuren. 

1  388.      Weniger   mannigfaltig    erscheinen   die   weiblichen 
Geslalten,  deren  Gipfel  die  anmuthvolle ,  bliihende,  epheube- 
kranzte,  oft  reichverhiillte  Ariadne  ist,  die  iiberall  von  Kora 

2  zu  unterscheiden ,  nicht  leicht  sein  mochte.     Von  den  Nym- 
phen, deren  Wesen  nichts  Aufgeregtes  zeigt,  und  den  selten 
vorkomrnenden Satyrinnen,  unterscheiden sich durch schwar- 
merische  Begeisterung,  gelostes  Haar,  zuriickgeworfenen  Kopf 
die  Maenaden    (Thyaden,    Klodonen,   Mimallonen,    Bassa- 
riden,  schwer  zu  scheidende  Classen),  mit  Thyrsen,  Schwer- 
tern,  Schlangen,  zerrissnen  Rehkalbern,  Tympanen,  flattern- 
den  und  gelosten  Gewaridern.   Auch  hier  wiederholt  die  Kunst 


[388]  Maenaden.  (315 

t 

gern  einmal  festgestellte  und  beliebt  gewordene  Gestalten,  unter 

denen  man  die  Schopfungen  der  besten  Zeit  der  Griechischen 
Kunst  leicht  von  den  spatern  noch  durchsichtiger  bekleideten 
und  uppiger  sich  bewegenden  unterscheiden  kann.  Bisweilen  4 
sieht  man  auch  Maenaden  von  der  Bacchischen  Wuth  erschopft 
und,  von  Schlangen  umwunden ,  in  sorglosen  Schlummer 
gesunken.  Sehr  schwer  ist  es,  die  eigentlichen  Maenaden  von  5 
den  Person  ificationen  Bacchischer  Festlust,  Heiterkeit,  Musik 
und  Poesie  zu  unterscheiden,  welche  man  auf  Vasengemalden 
durch  beigeschriebne  Namen  kennen  lernt ;  und  am  Ende  will 
auch  die  Griechische  Kunst,  in  welcher  die  Erscheinung  ganz 
zur  leiblichen  Darstellung  einer  damonischen  Welt  wird,  gar 
nicht,  dass  wir  hier  durchweg  reale  und  ideale  Figuren  schei- 
den  sollen. 

1.  Oben  §.  384.   A.  3.    Ob  die  Statue  PCI.  I,  45,  und  der  schone 
Kopf  auf   dem  Capitol,   Winck.  M.  I.  55.    (Leukothea  nach  Winck.,   ein 
Bacchuskopf   nach  Visconti  und    den  Herausg.  Winck.  IV.   S.  308.  435), 
der  Ariadne  gehort?     [Gewiss  nicht,  obgleich  er  noch  beiJBouillon  pi.  77 
u.  in   der  Beschr.  Rorns  III.  S.  255   so  heisst.     S.  Kunstmus.   zu  Bonn 
S.  73.    Als  mannlich   ist  das  Bild    auch  durch  den  Hals  kenntlich.J  — 
Verlassne    Ariadne  §.  412.     A.  1.    Ariadne   neben  D.   an   der  Halle   von 
Thessalonike,  Stuart  III,  9,  11. 

2.  Nymphen  §.  403.     Satyra  et  Silena  (ein  Stumpfnaschen)  Lucrez. 
Schoner  Kopf  einer  Satyra  (?)  St.   di  S.  Marco  II,   30   [voll  sprechenden 
Ausdrucks;  ein  Abguss  im  Museum  zu  Bonn] ;  lachende  Gesichter  auf  Gemmen 
haufig.    Eine  Satyra  mit  einem  Satyrkinde  spielend,  M.  Flor.  I,  90 ,  2.   [Ein 
Satyrmadchen  bei   der   Einsetzung  der   Komodie  durch  Bacchus,  Ternite 
Pompeji.  Gemm.  b.  Reimer  Heft  2.  Taf.  2.]     Pan  in  flotespielend ,   M.  I, 
93,  1 ;  mit  Priapos  [oder  Pansherme]  auf  einer  Gemme  Lipp.  Suppl.  291.  Hirt 
21.  3,  deren  obscone  Vorstellung  auf  einem  Bacchischen  Sarkophag,  Neapels 
Ant.  S.  459,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  Ill,  2.  3.  4],  wiederkehrt.    Bronze,  Gori 
M.  Etr.  I,  64.  [Panin  in  Wolfshaut  gekleidet,  die  Tibia  blasend  (Satiressa), 
Indicaz.  per  la  V.  Albani  p.  27.  n.  242 ;  eine  Panin  in  Bronze  in  Florenz  im 
Cabinet  der  MCinzen.  Zierlich  verschrankte  Gruppe,  einst  in  Florenz,  wovon 
Zeichnungen  vorhanden  sind,  eine  Panin,  die  an  einem  Baumstamrn  kniet 
u.  sich  anhangt,   mit    drei  jungen  Panchen,  eines  auf  der  Schulter,  das 
zugleich  in  einem  Geflecht  voll  Blumen  sitzt,  eins  an  ihren  Knieen  hangend, 
und  eins  unten  an  den  Stamm  gelehnt,  das  weiblich  ist.    Das  erste  scheint 
sie  sich  eben  anzuhangen  in  einer  Art  von  Tragkorb.] 

3.  Schoner  Bacchantinkopf  Eckhel  P.  gr.  25  und  sonst  auf  manchen 
Gemmen.     Oft    wiederholte    Figuren,    welche   aus   der  schonsten,    edit- 


616  Mythoiogische  Gegenstande  der  b.  K.  [388] 

griechischen  Kunstzeit  slamrnen,  sind  die  %ipaiQocp6vos  §.  125.  A.  2. 
(Skopas),  u.  die  entsprechende  Figur  im  L.  283.  Glarac  pi.  135;  vgl.  da- 
mit  V.  Borgh.  2,  14.  M.  Flor.  Ill,  56;  M.  Chiar.  36  (§.  374.  A.  3);  die 
§.  365.  S.  531  erwahnten  Thiades  et  Caryatides;  die  Gemmen  Lipp.  I,  184 
u.  a.  Ein  Tanz  von  Maenaden  kiihn  und  schon,  in  Attischen  Styl  an  der 
Vase  b.  Stackelberg  Tf.  24  (vgl.  die  allerliebsten  schwebenden  Tanzerinnen 
an  der  von  Aegina  Taf.  23).  Ueppiger  behandelt,  als  balbnackte  Tanzerinnen, 
in  dem  Relief  L.  381.  fClarac  pi.  140,  welches  den  Hercul.  Gemalden 
§.  210.  A.  6  sehr  ahnelt,  u.  an  manchen  Sarkophagen,  §.  390.  A.  2.  In 
Bacchischer  Wuth  verwunden  sich  Maenaden  selbst;  eine  solche  Figur  auf 
Gemmen  heisst  bei  Lippert  u.  Tassie  Kallirrhoe.  Sehr  haufig  kehrt  die  auf 
einem  Altar  in  Ekstase  knieende  halbnackte  Maenade,  die  eine  flotenspielende 
Athena  (?)  emporhalt,  wieder,  auf  dem  Relief  des  L.  200.  Bouill.  I,  75. 
Clarac  pi.  135  u.  in  Gemmen,  Lipp.  I,  194  ff.  Suppl.  242.  277.  M.  Flor. 

I,  88,  7.  9;  auch  sieht  man  eine  ruhige  Bacchante.    Lipp.  II,  152,    mit 
demselben  Idol  in  der  Hand.     [Kunstmus.    in  Bonn  S.   116  f.  2.  Ausg.j 
Maenade  auf  einem  Panther  mit  Dion.,  auf  einem  Esel  von  Silen  gefuhrt, 
M.  Flor.  I,  91.    Auf  einem  Bacchischen  Stier  iiber  das  Meer  schwimmende 
Maenaden,  G.  di  Fir.  Gemme  9,  2  u.  oft.    Auf  einen  See-Panther  gelehnt, 
Pitt.  Ere.  Ill,  >7. 

4.  Erschopft  ausruhende  Maenade  (vgl.  Plut.  Mul.  virt.  3>cox/d£g) 
als  schlafende  Nymphe  erklart  PCI.  Ill,  43.  G.  M.  56,  325.  [Daher  sprich- 
wortlich'Bax^s  TQOTIOV,  £ni  roav  GicoTtrjhaiv.  THXQOGOV  al  Bav.%ai  GiycoGu 
Diogenian.]  Eine  ahnliche  Figur  einer  Maenade  in  dem  Relief  G.  Giust. 

II,  104;  auch  wohl  die  bei  Raoul-Rochette  M.  I.  5.     (Thetis  nach  R.  R.), 
obgleich    auch  unter  den  Orest  umgebenden    und   in  Schlaf  gesunkenen 
Erinnyeri    eine    ganz    ahnliche  Figur  vorkommt.      Auf  Gemmen    ist    eine 
.liegende  Figur  beliebt,   die  man  halb  von  hinten,   bis  auf  die  Beine  ent- 
hiillt,    mit    hochst   anmuthiger  Wendung  des    biegsamen  Riickens    sieht, 
z.  B.  Guatt.  M.  I.  1785.  p.  LXXIII.  Lipp.  I,  183.  M.  Flor.  I,  92,  6.    Impr. 
d.  Inst.  IV,  49.  52.     Eine  solche  Maenade  M.  Worsl.  II.  p.  49.  50.     Diese 
Figur  kommt  auch  einen  Luchs  saugend  vor  (Marlbor.  50),  welches  Siijet 
Eurip.    Bacch.    692     erklart.      Auch     driicken    Maenaden    die    Milch   der 
strotzeriden  Brust   in  Bacchische  Trinkhorner,   M.  Flor.  I,  48,  10.     Lipp. 

III,  165. 

5.  Als  Bacchische  Frauen  erscheinen  @aAm,  FK^VT]  ,  EvSia.  (die 
(isliTosGGcc  svSia  Pindars,  welche  ich  der  Evoict  Visconti's  Hist,  de  1'Inst.  III. 
p.  41  vorziehen  mochte),  Elgijvr],  'OKCOQK  (mitObst),  Otvovor]\  s.  Tischb.  11,44 
(vgl.  50) ;  Millingen  Gogh.  19;  Laborde  65  (vgl.  Millin  Vases  I,  5).  Vgl.  Welcker 
ad  Philostr.  p.  213.  XOQSICCS,  Neapels  Ant.  S.  365.  Paus.  II,  20.  Jicovrj  als 
Dionysos-Priesterin,  Neap.  Ant.  S.  363,  neben  einer  Maivag.  KKitrilr], 
.der  Virgilischen  copa  ahnlich,  von  trinklustigen  Satyrn  angef alien,  Laborde  64. 


[389]  Kentauren.  617 

R.  Rochette  Journ.  des  Sav.  1826.  p.  95  ff.  Auf  Vasen  von  Volci  auch 
tfrttvonr],  'EQiyvlMs  als  Maenaden-Namen.  So  rsQ^i^ogr]  (TEP&IXOMH) 
M.  Pourtales  pi.  29.  [0.  Jahn  Vasengem.  S.  28.]  Die  tfcofiadiu  als  Komos- 
gesang  §.  367.  A.  3  ;  als  Komodie  von  Dion,  mit  einer  Maske,  von  einem  Satyr 
mit  Socken  angethan,  Pompej.  Gemalde  M.  Borb.  Ill,  4  vgl.  Becchi.  Die 
TgaymSice  auf  einer  Vase,  s.  Gerhard,  Hyp.  Rom.  Studien  S.  193.  Welcker 
Nachtrag  S.  236  vgl.  R.  Rochette  Journ.  des  Sav.  1826.  p.  89  -  100.  Gerhard 
Auserl.  Vasen  I,  56.  Die  Lesart  TPATOIAIA  1st  iiber  alien  Zweifel  u.  R. 
Rochette  wird  selbst  nicht  mehr  auf  Threnodie  bestehen  wie  im  J.  des  Sav. 
p.  98  u.  Mon.  ined.  p.  255.]  Eine  Bacchante  mit  Krotalen  klappernd,  Creuzer 
Ein  aUathenisches  Gefass  1832.  Aehnlich  die  bemalte  Terracotta,  mit 
Bacchischen  Abzeichen,  alterthiimlichen  Styls,  M.  Pourtales  pi.  28.  Auch 
Telete  (neben  Orpheus,  Paus.  IX,  30,  3)  darf  man  hier  vermuthen,  sie 
kornmt  auf  einem  Relief  von  Astron  in  Lakonika  vor.  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  132. 
tv.  c,  1  vgl.  III.  p.  144.  Aber  die  geflugelte  Jungfrau  mit  dem  Heroldstab  in 
Bacchischer  Umgebung,  Gerh.  Ant.  Bildw.  48,  oder  mit  Weinranken,  Impr.  d. 
Inst.  II,  14,  kann  nach  Eurip.  Bacch.  367  besser  Hosia  genannt  werden.  Von 
der  Me  the  §.  389.  Welcker  ad  Philostr.  p.  212.  Mystis,  Zeitschr.  I.  S.  508. 
Thalia,  dais  &dksi<x,  Theoris,  Welcker  Griech.  Trag.  S.  304. J 


f.    Kentauren. 

389.  In  die  Reihe  dieser  Wesen  durfen  wir  auch  die  1 
Kentauren  einfugen,  da  sie  durch  die  ungebundne  Rohheit, 
in  welcher  sich  ein  thierisches  Naturleben  in  ihnen  aussert, 
dem  Dionysischen  Kreise  sich  anzuschliessen  ganz  geeignet  wa- 
ren,  und  auch  die  Rolle,  welche  sie  in  der  Heroenmythologie 
spielen,  ihnen  besonders  durch  ihre  Liebe  zum  Wein  ange- 
wiesen  wird.  Fruher  stellte  man  sie  vorn  ganz  als  Manner  2 
dar,  denen  nach  hinten  ein  Rossleib  anwachst ;  hernach  aber, 
etwa  seit  Phidias,  verschmolz  man  die  Gestalten  viel  gliick- 
licher,  indem  man  auf  den  Bauch  und  die  Brust  des  Rosses 
einen  menschlichen  Oberleib  fugte,  dessen  Gesichtsformen,  spitze 
Ohren  und  borstiges  Haar  die  Verwandtschaft  mit  dem  Sa- 
tyr verrathen ;  dagegen  in  weiblichen  Gestalten  (Kentauriden) 
der  menschliche  Oberleib  mehr  dem  Kreise  der  Nymphenbil- 
dungen  entnommen  wurde,  und  sehr  reizende  Formen  zeigen 
konnte.  So  stellen  sich  diese,  urspriinglich  bizarren,  hernach  3 
zur  vollkommensten  Formeneinheit  ausgebildeten  Gestalten  in 
einer  Reihe-  vortrefflicher  Kunstwerke  dar ,  bald  im  Gegen- 


618  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [389] 

satze  edler  Heroenkraft,  bald  als  bezwungene  Unterthanen  der 
Macht  des  Bacchos,  meist  leidend  und  misshandelt ,  aber  in 
dem  Heldenlehrer  Gheiron  auch  mit  einem  ehrwiirdigen  An- 
sehen  begabt. 

1.  Die    Kentauren    sind    hauptsachlich   alte  Biiffel-Jager   der  Pelas- 
gischen  Vorzeit  (die  Thessalischen  TuvQOKtt&d'fyta.  geben  die  Deutung  des 
Mythus);    aber  damit  vermischt   sich  Erinnerung  an  die  Wirkungen   der 
Weineinfiihrung.   Kentauren  als  Dionysische  Thiasoten,  Boettiger  Yasengem. 
I,  3.  S.  87,     Ein  Kent,  tragt  auf  einer  Vase  einen  Baum  mit  Taenien  u. 
Tafeln  mit  Menschenbildern,  eine  Art  UIOOQCC ,   oscilla,  Tischb.  I,  42.     Oft 
bei  Dionysischen  Pompen,  besonders  als  Zugthiere,  PCI.  Y,  11. 

2.  Die  altre  Gestalt  (die  auch  der  Ausonische  Mares  hatte,  Aelian 
V.  H.  IX,  16)  auf  dem  Kastea  des  Kypselos  (Paus.  V,  19,  2),  Glusinischen 
Yasen  (Dorow  Yoy.  pi.  1.  4),  den  Reliefs  von  Assos,   §.  255.  A.  2,  wo 
die  Kentauren  Stiere  jagen;  der  Bronze  bei  Gori,  M.  Etr.  I,  65,  3,  in  den 
Yasen  von  Yolci  bestandig,  Micali  tv.  95,  auch  Gemmen,  M.  Flor.  II,  39,  1, 
Kentauren  der  alteren  Form  von  Bronze,  nakter  menschlicher  Vorderkorper, 
kleines  Pferd  hinten,   unter  dem  Bauschutt  des  Parthenon  hervorgezogen, 
Ross  Kunstbl.    1836  N.  24.     Die   spatre  beschreibt  Kallistr.   12;    Lukian 
Zeuxis  (§.   138.  A.     1)  bemerkt  besonders  die   core*   sccrvQcodr/  der   Kent. 
—  Saugende  Kentauriden,  wie   bei  Zeuxis   und  in  dem   artigen  Gemalde 
Philostr.  II,  3,   auf  Bacchischen  Reliefs,   Bouill.  Ill,  39,  1.  43,  2.  4.    (L. 
472.  765.     Clarac  pi.   150.    147),   Gemmen,  M.  Flor.  I,  92,  5.     Zwei  Ken- 
tauren und  eine  schlafende  Kentauris,    St.  di   S.   Marco  II,  32.     [Kentaur 
den  Tod  seines  Weibes  an  Lowe    und  Panther   rachend,    Mosaik  §.  322. 
A.  4  n.  4.    Ghirons  Kentaurenweib ,  den  kleinen  Achilles   auf  dem  Arm, 
Apollon  I,  557].     Kentauren  von  Satyrn  im  Bacchischen  Zuge  iiberfallen, 
PCI.  IV,  21.  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  6.  S.  199.   Kentauren  mit  Maenaden, 
Kentauriden  mit  Bacchanten  in  reizenden  Gruppen,  unter  den  Herculanischen 
Gemalden  §.  210,  6.  M.  Borb.  III."  20.  21.    Bacchischer  gefliigelter  Kentaur, 
Impr.  d.  Inst.  Ill,  52. 

3.  Borghesischer  Kent,  irn  L.  134,  iiberaus  sorgfaltig  vollendet  (der 
Kopf  Laokoon  ahnlich),   mit  einem    Bacchischen   Eros  auf  dem  Riicken. 
Race.  72—74.    (Glarac  pi.   737-740.)     V.  Borgh.   9,  1.     M.    Roy.  II,  11. 
Bouill.  I,  64.  Glarac  pi.  266.   Dieser  Kent,  entspricht  dem  altern  der  beiden 
Kent,  des  Aristeas  u.  Papias,  §.  203.  A.  1. 

Kentauren  bei  der  Hochzeit  des  Peirithoos  (Gemalde  von  Hippys, 
Athen.  XI,  474)  am  Theseion,  Parthenon,  in  Phigalia  §.  118.  119.  Vasengem. 
Hancarv.  Ill,  81.  Tischb.  I,  11.  Millingen  Goffh.  35.  40.  Div.  8.  (Kaeneus 
Erlegung,  vgl.  §.  119.  A.  3.)  Pitt.  Ere.  I,  2.  M.  Borb.  V,  4.  (Kaeneus  den 
Eurytion  ziichtigend,  ahnlich  wie  am  T.  von  Olympia  §.  119.  A.  2). 
Kampfe  mit  Herakles  §.  4 10. 


[390]  Dionysos  Thiasos.  619 

4.  Gheiron  als  Rhizotom  auf  dem  Berge  Pelion  G.  M.  153,  554. 
Bei  Peleus  u.  Achill  §.  413.  —  Pantherkampf  von  Kentauren  §.  322.  A.  4. 
Lowenkampf,  Wandgem.  M.  Borb.  Ill,  51.  [Schule  des  Ghiron,  Gemme 
spaterer  Zeit.] 


g.     Dionysos  Thiasos  im  Ganzen. 

390.     Die   aus  alien  diesen  Figuren  zusammengesetzten  1 
Dionysischen  Ziige  und  Schwarme  in  alten  Kunstwerken  muss 
man  gewiss  aus  sehr  verschiedenen  (jesichtspunkten  betrachten. 
Theils  als  reine  Vorgange  der  Phantasie,   etwa  wie  die  Ma-  2 
naden  bei  dem  Trieterischen  Feste  auf  dem  Parnass  die  Satyrn 
zu  erblicken   und  ihre  Musik  zu   vernehmen   glaubten,    als 
ideale  Darstellungen  Bacchischer  Ekstase  in  alien  Abstufungen. 
Theils  als  Scenen   aus  Dionysischen  Festen,   welche  iiberall  3 
in  Griechenland   mil  mannigfachen  Mummereien,   besonders 
Reprasentationen  des  Dionysos  und  seiner  Thiasoten,   ver- 
bunden  waren,    die   an  den  Makedonischen   Hofen,    wie   in 
Alexandrien,  mit  dem  unmassigsten  Luxus  ausgefuhrt  wurden. 
Die  Kunst   hielt  sich  hierbei  naturlich  viel  weniger  an  die  4 
in    den   Tempelraumen   vorgehenden  Gultushandlungen    und 
mystischen  Darstellungen,  wo  von  sehr  wenig  nachzuweisen  ist, 
als  an   den   ungleich  gunstigeren  Stoff,   welchen  die   offent- 
liche  Pompa  und  der  trunkene,  rauschende  Komos  gewahrten. 
Wahrend  auf  Reliefs  die  Darstellung  der  Dionysischen  Pompa  5 
vorherrscht,  wobei  der  Gott  auf  dem  Wagen  gefahren  wird, 
auch  wohl  Komodia  oder  wenigstens  ihre  Masken  auf  einem 
Karren   nachfahren:   sieht  man  auf  unzahligen  Vasengemal-  6 
den,    besonders    der  jungeren   Art,    den   Komos   bald    von 
Jiinglingen  in  gewohnlichem  Costiim,  mit  Kranzen,  Fackeln, 
Flotenspielerinnen ,   halb  im  Wandeln ,   halb  im  Tanz  aufge- 
fiihrt,  bald  aber  auch  das  aus  Masken  und  Leibbinde  beste- 
hende  Satyr-Gostiim  angenommen,   und  in  solcher  Vermum- 
mung   einen    von   den  Komasten    als   Dionysos   geleitet    und 
umtanzt.    Endlich  sehen  wir  die  auch  bei  solchen  Ziigen  vor-  7 
kommenden  Skurren  oder  Phlyaken,  mit  ihren  bizarren  Mas- 
ken,  ausgestopften,  bunten  Jacken  und  Hosen  und  phallischen 
Abzeichen,  in  regelmassiger  Buhnendarstellung  mythologische 


620  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [390] 

S  Scenen  travestiren,  wodurch  uns  die  ganze  Gestalt  der  al- 
testen  Komodie  deutlich  vor  Augen  gebracht  wird.  Doch  sind 
Masken  nicht  uberall,  wo  sie  in  Bacchischen  Bildwerken  vor- 
kommen,  Andeutungen  des  Drama's,  sondern  oft  auch  deut- 
lich Gegenstande  der  Verehrung,  gleichsam  abbrevirte  Dar- 
stellungen  des  Gottes  und  aller  seiner  Begleiter,  und  mit 
den  mystischen  Gisten,  die  mit  einer  geheimen  Scheu  betrach- 
tet  wurden  ,  die  bedeutungsvollsten  Gerathe  des  Gultus. 

2.  Macr.  S.  I,  18.  Solche  Darstellungen  in  Reliefs,  auf  mehrern 
Urnen,  wie  der  herrlichen  Borghesischen  L.  711.  V.  Borgh.  2,  10.  Bouill. 
I,  76.  Clarac  pi.  131  (iiber  die  richtige  Anordnung  Welcker  Ann.  d.  Inst. 
V.  p;  159);  PCI.  IV,  19  ff.,  auch  29  (nach  Zoega  Bacchisch  eingekleidete 
Bilder  steigender  Liebe);  Gap.  IV,  58;  M.  Borb.  Ill,  40;  VII,  24;  Zoega  83. 
84;  Brit.  M.  1,  7.  Satyrn  mit  Kureten  zusammen  tanzen,  Gerhard  a.  Bildw. 
Tf.  106,  4.  [Tympanistria  mit  zwei  Satyrn  mit  Ddppelflote  u.  Panther 
Specim.  II,  25.] 


3.  Ol  ciyovTsg  (xov  4.)  inl  rrjg  aficc^g  8ia  (jLSGyg  rrjg  ctyogag 
otvcopsvov,  Ath.  X,  428  e.  "&GTCSQ  JLOVVGLOIGIV  ovnl  TCOV  ^vhcov,  Hermipp 
bei  den  Schol.  Aristoph.  Vogel  1563  vgl.  §.  383.  A.  7.  Ein  Kahn  auf  einen 
Wagen  gesetzt,  darauf  der  alte  D.  mit  Flotenspielerinnen  u.  Satyrn,  Panofka 
Vasi  di  premio  4  b.  Bei  der  Pompa  Ptolemaeos  des  II.  (§.  147.  A.  3)  sah 
man  Silene,  Satyrn  in  grosser  Menge,  den  Eniautos,  die  Penteteris,  Horen, 
Dionysos  unter  einer  Laube  oder  oxtag  (wie  auch  in  Athen,  Photios  s.  V.). 
Mimallonen,  Bassarae,  Lydae,Nysa,Semele'sBrautgemach,  Nymphen,  Hermes, 
Dionysos  auf  Elephanten  als  Sieger  Indiens  mit  einem  Satyriskos  als  Lenker 
des  Thiers,  Dionysos  Kriegszug,  Inderinnen,  Aethiopische  Tributb  ringer,  dann 
D.  von  der  Rheagegen  Hera  geschiitzt,  Priap  neben  ihm  u.  s.  w.  Vgl.  Schwarz 
iiber  eine  Bacchische  Pompa,  Opuscula  p.  95.  Ein  schoner  Sklav  stellt  in 
Athen  den  D.  dar,  Plut.  Nik.  3.  Bacchus  mit  winzernden  Eroten,  Pan  mit 
Canopuskrug?,  Gerhard  Bildw.  Tf.  88,  1.  Bacchanal  von  einem  Sarkophag 
in  Sparta  Tf.  106,  1.  Heimbringung  des  Schlauchs  auf  Stangen  Tf.  107. 
Bacchischer  Komos,  sehr  schon,  von  einer  runden  Ara  im  Vatican  Tf.  108,  1. 
Bacchisches  Symposion,  Kinder  dazwischen,  aus  V.  PamfiliTf.  108,  2.  Grosses 
Bacchanal  aus  Palast  Gentili,  ob  alt?  Tf.  110,  1.  Farnesischer  Sarkophag  in 
Neapel,  D.  von  Kentauren  gezogen,  Herakles,  Pan,  Eros,  Phallophorie,  Tf. 
112.  1.  Sarkophag  vom  Markt  von  Bolsena,  wildes  Bacchanal,  Ariadne 
schlafend,  Herakles  trunken,  Phallus  aus  der  Kiste  vorschauend,  Tf.  112.  2.  3. 


4.  Weihe  eines  Kindes  in  die  Bacchischen  Ttltxai,  Aufnahme  zum 
Tfcclg  Ktp  SGTLKS  (in  Eleusis  G.  I.  393),  vielleicht  in  dem  Vasengem.  Gerh. 
Ant.  Bildw.  51  dargestellt.  Welcker  Syll.  Epigr.  Gr.  p.  86.  Bacchische 


[390]  Dioriysos  Thiasos.  621 

Opfer,  besonders  von  Ziegen,   auf  Gemmen,  M.  Flor.  I,  89,  9.     Landliche 
Ziegenopfer  an  D.-Phales,  Pitt,  di  Ere.  IV,  45  ff.  M.  Borb.  VIII,  18. 

5.  S.  PCI.  IV,  22.  V,   7   (mit  der  Komodia  auf  dem  Karren,    vgl. 
indess  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  152);  Gap.  IV,  47.  63;  Gavaceppi 
Race.  II,  58  (bei  Landsdown),  Woburn  Marb.    12.   M.  Ghiaramonti,  I,  35. 
Gerhard  Vatic.  S.  84.   [Fries  eines  Marmorsarkophags,  vier  Stiicke  b.  Gayl. 
III.  pi.  56 — 59.    Wagen  mit  D.  u.  Ariadne,  Karren  mit  Silen,  mit  Masken, 
Kamele,  Elephanten,  Scherze.]    Ueber  die  Glocken,  mit  denen  Bacchanten 
oft  ganz  behangen  sind  (PG1.  IV,  20.  Gap.  IV,  49),  s.  u.  a.  Catull  64,  262. 
—  Die  grosseren  Bacchanale  auf  Gemmen  sind  meist  neue  Arbeit,  wie  le 
cachet  de  Michel-Ange  (Mariette  II,  47.  Lipp.  I,  350.    Hist,  de  I1  Ac.   des 
Inscr.  I.  p.  270)  wahrscheinlich  von  Maria  da  Pescia;   gleichartig  ist  das 
Relief  L.  763.    Glarac  pi.  138.   Der  Schlauchtanz  der  Askolienauf  Gemmen, 
Raponi  tv.  11.  14*.     Tassie  pi.   29.  4867.    Kohler  Descr.  d'un  Camee  du 
Cab.  Farnese.  1810.    Omophagien,  eine  Bacchische  Telete,  an  einer  Vase 
M.  Blacas  pi.  13 — 15,    der  Altar  kommt   in  die  Mitte.     D.  zerreisst  den 
Bock,  aygsvatv  alpa  TQccyouTovov,  (ofiocpuyov  %agiv,  die  Uebrigen  fliehen, 
voll   heiligen  Schreckens   vom  Altar  weg.     Bacchischer   Tanz  um  einen 
Altar  Impr.  d.  I.  IV,  51,  Oeffnung  der  Gista  mystica  IV,  47. 

6.  KmpuZovTts  Tischb.  I,  50.  II,  41.  Ill,  17.  IV,   33.    Millin  I,    17. 
27.  II,  42.     Laborde   I,   32.     Die  Vasen  von   Volci  bezeichnen  solche  Ko- 
masten  naher  als  Kc6[iaQ%o<s,  Tslrjs  (vgl.  Phanes,  Paus.  II,  7,  6),  *Ele8i)tiog 
(vgl.  Androdamas,  Paus.  a.  0.)    Bacchische  Convivien,  Winck.   M.  I.  200. 
Millin  I;  38.     Boettiger  Aehrenlese  38.     Bekranzung  des   besten  Trinkers 
Tischb.  II,  33.    Gostumirung   zu  Satyrn  Tischb.  I,  37.  39.  40.  41.     Millin, 
II,  17.     Gerhard  A.   Bildw.  Tf.  72  vgl.  Dionys.  Hal.  VII,  72.   D.  als  Theil- 
nehmer  des  Zugs  Tischb.  I,  36;  (auf  Esel)  II,  42.    D.  thronend  von  Satyrn  u. 
Bacchen  umtanzt,  Tischb.  II,  46.    Maisonn.  22.  (§.  388.  A.  5).  Dionysisches 
avTQOv,  Tischb.  I,  32  vgl.  Porphyr.  de  antro  Nymph.  20.  Greuzer  Symb.  Tf.  8 
(wo  der  Hase  als  Aphrodisisches  Thier  zu  deuten  ist).    Liebe  des  D.  u.  der 
Ariadne,  Gegenstand  eines  Syrakusischen  Ballets  in  Xenophon's  Symposion  9. 

7.  Ein   solcher    Phlyax   als   Bacchischer   Kanephor,    Tischb.   I,  41. 
Darstellung  des  Zeus  bei  der  Alkmene  §.  351.  A.  5,  des   Daedalos  und 
Ares  §.   367.   A.   3,   des  Prokrustes,  Millingen  Div.   46,    des  Taras  oder 
Arion,  Tischb.  IV,  57,  des  Herakles  u.  der  Kerkopen  §.  41 1  vgl.  Boettiger, 
Ideen  zur  Archaeol.  S.  190  ff.     Grysar  de  Dor.  comoedia  p.  45  sqq.    Man 
kann  diese  Histrionen  auch  gerrones  nennen,  welche  wahrscheinlich  von 
ihren   Phallen,    den   ye^Qoig   Nagioig   bei    Epicharm   (Schafer  Appar.    in 
Demosth.  V.  p.  579),  den  Namen  haben. 

8.  Die   reichste   Zusammenstellung  Bacchischer  Gerathe  u.  Masken 
giebt    die     sog.     Goupe    des    Ptolemees    §.     315.      A.    5.     G.    M.     273. 


622  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [391] 

Glarac  pi.  127.  Masken,  tragische  u.  satyriscbe,  an  Altaren  liegend,  an 
der  Silberschale  von  Bologna,  M.  I.  d.  Inst.  45.  Ann.  IV.  p.  304  vgl. 
§."345.*  A.  3.  Ausserordentlich  schone  Masken  an  grossen  Krateren  §.  298. 
A.  2,  1.  Zoega  Bass.  17.  Impr.  d.  I.  Ill,  57.  58.  Gistae,  plenae  tacita 
formidine  (Valer.  Fl.  II.  267),  besonders  auf  den  Kistophoren,  vgl.  Stieglitz 
Arch.  Unterh.  II.  S.  197.  Bacchische  Symbole,  Schwinge,  Ziegenkopf, 
Phallus,  Basrelief,  Gerhard  Bildw.  Tf.  Ill,  1. 


2.     Kreis  des  Eros 

391.  Wenn  Eros  in  Tempelbildern  als  ein  Knabe  von 
entwickelter  Schonheit  und  sanfter  Anmuth  der  Geberde  dar- 
gestellt  wurde  (§.  127,  3.),  und  diese  Darstellungsweise  in 

2  den  einzelnen  noch  vorhandnen  Statuen  des  Gottes  durchaus 
vorherrscht:  so  zog  doch  eine  jimgere  Kunst,  welche  mit  der 
tandelnden  Poesie  spaterer  Anakreontika  und  den  epigramma- 
tischen  Scherzen  der  Anthologie   verwandt  war,   zu  solchen 

3  Zwecken  die  Kindergestalt  vor.   Als  ein  unentwickelter  schlan- 
ker  Knabe,   voll  Munterkeit  und  Beweglichkeit ,  zeigt  er  sich 
in  den  Nachahmungen  eines  ausgezeichneten  Originals  eifrig 

4  bemuht,    die   Sehne   an  den  Bogen  zu    fugen;    in   ahnlieher 
Figur   kommt  er    auf   Vasengemalden    iiberall    zur    Bezeich- 

5  nung  des  Liebesverhaltnisses   Vor.     In  bliihender,    aber   nie 
unangenehm  weichgeformter  Kindergestalt  sieht  man  Eros,  und 
haufiger  Eroten,   in  zahllosen  Reliefs   und  Gemmen  die   In- 
signien  aller  Gotter  fortschleppen ,  zerbrechen,   die  wildesten 
Thiere  schmeichelnd  bezwingen  und  zu  Reit-  und  Zugthieren 
machen,   unter  Seeungeheuern   keck   und  muthwillig  umher- 
schwarmen,  und  alle  moglichen  Geschafte  der  Menschen  scher- 
zend  nachahmen,    wobei  die  Kunst   am   Ende  ganz  in  ein 
Spiel  ausartet  und  alle  Bedeutung  vollig  aufgiebt:  eine  un- 

6  ubersehliche  Zahl  von  Bildwerken,  welche  dadurch  noch  ver- 
mehrt  wird,  dass  auch  wirkliche  Kinder  gern  als  Eroten  dar- 

7  gestellt  wurden.     Als  Modificationen  derselben  Idee  sind  Po- 
thos  und  Himeros,   Sehnsucht  und  Liebreiz,  in  ahnlichen 
Figuren  dargestellt,  auch  mit  Eros  geistreich  gruppirt  wor- 

8  den.     Noch   bedeutungsvoller   wird   Eros    mit  Anteros  zu- 
sammengestellt ,  einem  Damon,  der  Gegenliebe  gebietet,  ver- 

9  schmahte  Liebe  racht.     Dann   in  einer  sehr  zahlreichen  und 
wichtigen  Glasse  von  Bildwerken  (welche  einer  ihren  ersten 


[391]  Eros,  Pothos,  Himeros,  Antheros.  623 

Anfangen  nach  wahrscheinlich  aus  Orphischen  Mysterien  her- 
vorgegangenen  allegorischen  Fabel  angehoren)  mit  Psyche, 
der  Seele,  die  als  Jungfrau  mit  Schmetterlingsflugeln  oder 
gleichsam  abbrevirt  als  Schmetterling  erscheint.  Die  Kunst- 
werke  scheinen  diese  Fabel  in  den  Hauptziigen  noch  urspriing- 
licher  und  sinnvoller  darzustellen,  als  es  die  zum  Milesischen 
Mahrchen  ausgesponnene  Erzahlung  des  Appulejus  thut;  wie 
ihnen  auch  sonst  die  Idee  eines  die  Seele  zu  hoherer  See- 
ligkeit  emporziehenden,  durch  Leben  und  Tod  geleitenden  Eros 
nicht  fremd  ist. 

1.  [Properz  II,  12.    Quicunque  ille  fuit,  puerum  qui  pinxit  Amorem 
cet.     Eubulos  bei  Athen.  XIII.  p.  562.    Wer  dem  Eros  .zuerst  Fliigel  gab, 
s.  Rhein.  Mus.  1S39.  VI.  S.  585,  Gerhard  Fliigelgestalten  S.  6.]    Der  Amor 
in  Neapel  u.  Torso  von  Gentocelle  §.  127.  A.  3  vgl.  Gerhard  Beschr.  Roms 
II,  II.  S.  167.     Bin  E.  auch  der  sog.  Genius  V.  Borgh.  9,  11.   Bouill.  Ill, 
10,  2.  vgl.  Winck.  (der  ihn  zu  hoch  hielt)  W.  IV,  81.  141.    Ob  auch  der 
sog.  Adonis  (Apoll)?  PCI.  II,  32.    M.  Fran?. -HI,   3.  Bouill.  II,  12.     [Ann. 
d.  I.   XVII.    p.   348.]  —  Ein  wesentliches    Erforderniss    des    E.    sind  die 
Fliigel,  welche  er  schon  vor  Anakreon  (Fr.  107.    Voss  Mythol.  Br.  II,  IV.) 
erhalten.     Ein  Eros  mit  Delphin  u.  Blume  in  Handen,  Palladas  Anth.  ed. 
Jacobs  II.  p.  688. 

2.  Eine  reiche  Uebersicht  solcher  Tandeleien  bietet  Klotz  Ueber  den 
Nutzen  u.  s.  w.   S.   198.     Glarac   pi.    641—651.    Nach  Epigrammen   der 
Anthologie  Heyne  Gommentatt.  Soc.  Gott.  X.  p.  92.  Alkibiades  hatte  einen 
blitzschleudernden   E.    auf  seinem  Schilde,  Athen.  XII,  534.  —  Ein  ge- 
fliigelter  Kopf  des  kleinen  E.   auf  M.   von  Antiochos  dem  VII.  Mionnet 
Descr.  V.  p.  75.    Aehnlich  auf  M.  der  g.  Egnatia. 

3.  Bogenspannender  E.  M.  Cap.  Ill,   24.  Nap.  I,  63.  Bouill.  I,  19. 
Franc.  II,  7.     Winck.   W.  VI,  6;   G.  Giust.  27—28;   M.  Worsl.  I,  III,  13; 
Bouill.   Ill,  11,    1.    3;    in  Petersburg    Glarac   pi.    646,    1471;    Sammlung 
Demidoff  pi.  650.  n.  1491;  Pembroke  pi.  650,  1495.    Nach  Lysippos?  Ganz 
anders  die  Statue  St.  di  S.  Marco  II,  21,  Glarac  pi.  651,  1481. 

4.  In  Vasengem.  sieht  man  E.  mit  einem  Lekythos  z.  B.  die  lo  mit 
Huld  betraufend  (XaQirss   ylwH,i)   %svav   k'katov  Brunck  Anal.  I.  p.  480), 
Millingen  Gogh.  46  vgl.  Div.  42,   gewohnlicher   mit  einer  Taenia  als  Aus- 
zeichnung  eines  xcadg,   §.  340.  A.  4.    (Mysterienbinde   nach  Gerh.   Ant. 
Bildw.  55,  3.  4),  auch   mit  dem  Reifen,   xpixog ,  TQO%OS,  u.  Stecken  als 
Kinderspiel,  z.  B.  an  der  Vase  §.  363.  A.  2.     R.  Rochette  M.  I.  pi.  44,  1 
(wie   Ganymedes   Maisonn.    30);   oft   auch   mit   der   Lyra.     [E.    lost   der 
Andromeda  die  Bande,  gefliigelt,  vecevlas  SE  TIUQ   o  ti'co&s,  Philostr.  I,  29.] 


624  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [391] 


5.     Eroten-Schetze,  naifrvrzs  "EQCOTSS  Xenoph.  Eph.  I,  10.    Mil 
Gotter-Insignien  M.  Gap.  IV,  30.  (Anthol.  Plan.  214  sq.).     Zeus  Blitz  zer- 
brechend,   Gemmen   Wicar  IV,  48.     Mit  Zeus   Scepter  u.  Ares  Schwerdt, 
schones  Relief  in  S.   Maria  de  Miracoli    zu  Venedig,    sonst  in  Ravenna. 
Vgl.  §.  356.  A.  5.     (Thron  des  Poseidon),  395.  A.  1   (des  Kronos),    369. 
A.  6  (der  Aphrodite),  410.  A.  7.  (Herakles).  Eros  auf  einer  Ziege,  wie  der 
kleine  Zeus,  M.  der  g.  Fonteia.     Amor  in   einen  Delphi  n  verflochten,  M. 
Borb.  n.  428,  Glarac  pi.   646,   1468    schlafend    auf  einem  Delphin  (Meli- 
certes)  pi.  647,    ohne  Fittige,  A.    als   Hercules,  in  Wien,    pi.  647.   1480 
[eingewickelt   mit    der  Keule  des  H.  etwa  der  kleine  Hermes,,  der  diese 
entwandt  hat?],  als  Gefangner,  im  Vatican,  pi.    648,    1481.     Den  Lowen 
durch  Kitharspiel  besanftigend  ,   Gemme   mit  dem  Namen   des  Protarchos, 
G.   di    Fir.    Gemme  2,  1;    mit    dem   Namen    des  Tryphon,    Jonge   Notice 
d.  148.     Vgl.   die    M.    von   Tomi    M.    I.   d.   Inst.    57.    B.    9.     Arkesilaos 
marmorea  leaena  aligerique  ludentes  cum  ea  Gupidines  Plin.;  in  Dresden 
272.  Aug.  73.     Scherze    Impr.    d.   I.    IV,   25-36.     Schoner   Erotenscherz 
mit   einem    Himdchen,    Descr.  de    Moree  III.   pi.  49.      Verschiedne   Vor- 
stellungen  Gerh.  A.  Bildw.  I,  88—92.  Eroten  in  einer  Felsengegend  Lowen 
bindend,  Mosaik  M.  Borb.   VII,   61,   zum  Theil  der  M.  Gap.  IV,   19   ent- 
sprechend.      Eros    auf  einem    Adler,    Impr.    d.    Inst.   II,  47.      E.  in  der 
Purpurmuschel  ,  Millin  M.  I.  II,  18  vgl.  §.  378.  A.  2;  auf  Hippokampen, 
M.  Kirker.  II,  13.     E.  mit   dem  Dreizack  auf  einem  Delphin,   Figur  eines 
Gemaldes,  Zahn  Wandgem.   8.  vgl.   §.  378.  A.  2.     Bacchische  Eroten, 
PCI.  V,  13.  vgl.  §.  206.  A.  2.    Bacchischer  Eros  mit  grossem  Skyphos  auf 
einem  Lowen,  Mosaik  M.  Borb.  VI,  62.    Auf  einem  Kentaur  §.  389.  A.  3. 
E.  vom  Gastmal  kommend,  ein  andrer  als  Fackel-,  ein  dritter  als  Lampen- 
trager  (ttTroxsxvqpeog  (OGTHQ   lv%votpQQ(Jdv  Aristoph.    Lys.    1003),   Gemme, 
Winck.  M.  I.  33  vgl.   Christie  Paint.  Vas.  3.     Eroten  mit  Bechern  u.  dgl. 
tanzend,    Pitt.   Ill,  34.  35.     E.  von    der  Hcadm   geschaukelt,  Vasengem. 
Bull.  d.  Inst.  1829.  p.  78.    'E.  nai£cov    nQocconstov  '  HQa.yiliov<s  Ttafififycc 
TJ   TiTocvog  TtsQtyififisvog  ,  Lukian,  dies  letztre  vielleicht  M.  Cap.  Ill,  40. 
Aehnliches  oft  in  Gemmen.     Eroten  u.  Psyche    stellen  die  Heimbringung 
von  Hektor's  Leichnam    dar,    Relief  L.  429.     Bouili.   Ill,   45,  3.     Clarac 
pi.  190.     E.  als  Ganymedes  Ueberwinder  im  Knochelspiel  ,  Apollon  Rh. 
Ill,    111.    Philostr.    d.   j.  8,   in   einer   Statue   zuf  Berlin,    Hirt     S.   219. 
Levezow  Arnalth.   I.   S.    175  [zvvei  andre  Gruppen  das.  S.   182  f.  189  f.], 
auch  nach  Hirt  Aug.  72.     Eroten   als   Fruchtesammler  ,  Philostr.  I,  6,  in 
geistreich  componirten  Reliefs  G.  Giust.  II,  128.    Zoega  90.    Bouili.  Ill,  46, 
u.  Gemmen,  Welcker  ad  Philostr.  p.  238.     Als  Handwerker,  Pitt.  Ere.  I, 
34-36.    Jagend,  Pitt.  Ere.  I,    37.  II,  43.  V,  59;  Reliefs,  Bouili.  Ill,  46. 
Besonders    Hasen   u.    Kaninchen    als    Aphrodisische    Thiere,    Vasengem. 
Gerh.    Ant.    Bildw.    56.      R.    Rochette    M.    I.    pi.    42,    1    vgl.   Philostr. 


[391]  Eros,  Pothos,  Himeros,  Anteros.  625 

I,  6.  p.  12.    E.   einen  Hasen  haltend,  auf  M.  von  Kyzikos,  M.  I.  d.  Inst. 
57.  B.  5.   Ann.  V.  p.  272.     Eros  auf  einem   Rehbock  reitend.   Vase  aus 
Athen.   Stackelb.  Tf.  28  [will  ein  Madchen  verfuhren,  oder  die  Braut  ent- 
Meiden,  Kylix  das.  Tf.  31,  gewiss  umfasst  nicht  Eros  die  Kniee  der  Aphro- 
dite.]    Circuskampfer,    PCI.   V,   38-40;    Cap.   IV,   48;    G.  Giust.  II,  109; 
M.  Borbon.   Vtfl,  28;   L.  449.  463.     Bouill.  Ill,  45.     Clarac  pi.  190.    vgl. 
Spartian  Ael.  Ver.  5  und  die  Agones  §.  406.  Mil  Gazellen,  Kamelen,  Ebern 
fahrend,    Relief   L.    225.    332.     Glarac   pi.  162.     Hit   Lowen,    Panthern, 
Schwanen  u.  dgl.,  Wandgem.  M.  Borb.  VII,  5.   vgl.  VIII,  48.  49.    Gegen 
die  Benennung  Genien  fur  solche  Flugelknaben  spricht  mil  vollem  Recht 
Zoega  Bass.  II.  p.  184.    Ein  Eroten-Nest  §.  210.  A.  6.   »Wer  kauft  Liebes- 
gotter«  (Goethe)  Pitt.  Ere.  Ill,  7.    Neapels  Ant.  S.  425.    E.  von  der  Thure 
des  Geliebten  ausgeschlossen  und  libel  behandelt,  Millin  P.  gr.  62.   Stackel- 
berg  Graber  Tf.  30,  M.  Pourt.  pi.  33.   Eroten  aus  Kafigen  her vorkom mend, 
Lekythion,  ehemals  bei  Fauvel;   nach  Stackelb.  Korbarbeit,   Adonis  darzu- 
bringen.    [Erotenverkauf  Zahn  Pompej.  Gemalde  II,  18.  24.  0.  Jahn  Arch. 
Beitr.  S.  211.] 

6.  S.  Suet.  Galig.  7.     Hierher  gehoren  wahrscheinliqji  besonders  die 
schlafenden  Eroten,  wie  der  auf  der  Lowenhaut,  mit  den  abgelegten  Waffen, 
der  Eidechse,  [Erdratte],  auch  Schmetterlingen,  Mohnkopfen,   PCI.  Ill,  44. 
Race.  151;  Bouill.  Ill,  11,  2;  G.  di  Fir.  St.  63—66;  Gerh.  Ant.  Bildw.  77,  2 
[Stat.  di  S.  Marco  II,  30.     Glarac  pi.  761.  761  B.  762.] 

7.  E.,  Pothos  u.  Himeros  von  Skopas  §.  125,  3.    In  Bacchischer 
Umgebung  Himeros  mit  einem  Kranze,  Maisonn.  22,  und  Pothos,  sinnreich 
dargestellt  als  Flotenblaser,  Tischb.  II,  44.    Himeros,  mit  Taenia,  und  zwei 
Eroten,  mit  Kranz  und  Kaninchen,  fiber  das  Meer  fliegend,  Vasengem.  von 
Volci,  M.  I.  d.  Inst.  9.     [0.  Jahn  Peitho,   die  Gottin  der  Ueberredung. 
Greifswald  1846.] 

8.  E.  mit  Anteros  (jener  goldlockig  und  dieser  schwarzlockig  nach 
Eunap  Jambl.  p.  15.  Boiss.)  um  die  Palme  kampfend,   Paus.  VI,  23,  4  in 
dem  Relief  in  Neapel  Hirt  31,  3,  [ahnlich  in  einem  des  Palasts  Golonna, 
E.  Braun  A.  Marmorwerke  II,  5.  5  a.]  ofter  in  Gemmen,  z.  B.  Impr.  d.  Inst. 

II,  54,  wo  eine   Nike  dabei   (zwei   Niken  u.  achtzehn  Eroten  zu  Tralles, 
Class.  Journ.  IV.  p.  88).     E.  oder  Anteros  mit  einem  Kampfhahne,  Tassie 
6952  ff.,  bei  einer  gymnastischen  Herme,  M.  Worsl.  II,  7.     Vgl.  Boettiger 
vor    der  ALZ.    1803.   IV.,    Schneider   u.    Passow    im   Lexikon.     E.   neben 
Aphrodite  §.  376.  377,  mit  Silen  386.  A.  3,  mit  Pan  kampfend,   Welcker 
Zeitschr.  S.  475.     Eros  ermudet  den  Kranz  fassend;  Anteros?  unterstutzt 
den    zarteren    Knaben,    allerliehstes    Relief.     Stackelb.    Graber    Tf.   I,    1. 
[R.  Rochette  M.  I.  pi.  42.   A.  2.     E.  u.  Anteros,   beide  trauernd  auf  die 
Fackel  gestutzt  und  einen  Schmetterling  haltend  mit  Bezug  auf  die  Caeremonie 
ernes  Paares  an  einem  Altar.] 

O.  Muller's  Archaeologie.     4.  Aufl.  40 


Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [391]' 

9.  Fabel  von  Amor  u.  Psyche,  Platonischer  Mythus,  nach  Baum- 
garten  Grusius,  Programm  der  Meissner  Schule.  Archaeologische  Beilage 
von  Boettiger  (niehts  Neues.).  [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  121  —  97  fiber 
Eros  u.  Psyche,  Psyche  als  si'dcolov,  als  tyv%ij,  Schmetterling,  u.  Madchen 
mit  Schmetterlingsfliigeln  u.  in  beiden  Gestalten  mit  Amor  in  Bezug  ge- 
setzt  S.  137  ff. ;  das  Mahrchen  des  Appulejus  nicht  in  Kunstwerken  S.  127, 
nur  in  einigen  wenigen  Monumenten  S.  196.  Die  Gruppe  der  Umarmung 
S.  161  ff.  dieselbe  an  Gerathen,  Schmucksachen,  Ringen,  besonders  Sarko- 
phagen  S.  163  ff.  Vermahlung  S.  173  f.  Eros  als  Peiniger  S.  177,  Amor 
u.  Psyche  and  re  Mythen  als  Maske  darstellend  S.  192  ff.  Psyche  am  Boden 
liegend,  die  ein  Amor  rnit  Fiissen  tritt,  Gruppe  im  Lateran.]  Der  Fabel 
von  E.  u.  Psyche  liegt  deutlich  die  Orphische  Idee  zum  Gruride,  dass  der 
Korper  ein  Kerker  der  Seele,  dass  die  Seele  hier  auf  Erden  in  der  Erinne- 
rung  an  ein  gliickseliges  Zusammensein  mit  Eros  in  fruhern  Aeonen,  aber 
verstossen  von  ihm  und  voll  fruchtloser  Sehnsucht  ihr  Leben  hinbringt, 
bis  der  Tod  sie  wieder  vereinigt.  (Auf  .Mysterien  deutet  auch  bei  Appulej. 
VI.  p.  130  der  Oknos  mit  dem  lahmen  Esel  [?]  in  der  Unterwelt  §.  397.) 
Dabei  ist  es  nicht  nothig,  einen  Gegensatz  zwei  sich  bekampfender  Eroten 
anzunehmen;  derselbe  E.  erscheint  qualend  und  beseeligend,  die  mildere 
Natur  bezeichnete  schon  Pausias  durch  die  Lyra  fur  den  Bogen,  Paus.  II, 
27,  3.  Nur  wo  Psyche  gequalt  oder  gelautert  wird,  kommen  zwei  sich 
entsprechende  Eroten  vor,  indem  die  Eroten,  wie  sonst  in  heiteren  Spielen, 
auch  als  qualende  Geister  sich  vervielfachen  korinen.  Vgl.  Thorlacius 
Prolus.  I,  20.  Hirt,  Schriften  der  Berl.  Akad.  1812.  S.  1.  Lange  Schriften 
S.  131.  Die  Kunstwerke,  welche  erst  in  Romischer  Zeit  beginnen  (§.  206,  3), 
zeigen  in  langer  Folge  Psyche  von  E.  misshandelt ,  als  Schmetterling  ge- 
sengt,  zu  muhsamer  Arbeit  verurtheilt,  in  einer  Fussangel  gefangen  (Tassie 
pi.  42,  7170),  gebrannt  mit  der  Fackel  von  einem,  mit  siedendem  Oel 
iibergossen  von  einem  andern  Amor  in  einem  Wand  gem  aide,  Hall.  L.  Z. 
1835.  Intel!.  S.  478.  [Archaeol.  Int.  Bl.  S.  73  f.],  das  Wasser  der  Styx 
schopfend,  im  Stygischen  Schlafe  (bei  Hirt  32,  6),  durch  Musik  von  E. 
daraus  erweckt,  durch  Hermes  Psychopompos  und  den  gefesselten  E.  be- 
flugelt,  mit  Aphrodite  versohnt,  beim  Hochzeitmahl  und  brautlichen  Torus 
(Gemme  des  Tryphon  Marlbor.  I,  50),  Sarkophag  Brit.  Mus.  V,  9  von  E. 
umarmt  in  der  sehr  geistreich  gedachten  und  vortrefflich  angeordneten 
Gruppe '(M.  Gap.  Ill,  22.  Franc,.  I,  4.  Bouill.  I,  32;  Flor.  43.  44.  Wicar 
II,  13;  in  Dresden  218.  254.  Aug.  64.  65.  [Glarac  pi.  652;  London  653; 
in  Emkendorf  bei  Graf  Reventlow],  vgl.  Tassie  pi.  43,  7181).  S.  Hirt  a.  0. 
u.  Bilderbuch  Tf.  32.  Greuzer  Abbild.  zur  Symb.  S.  24  ff.  Ps.  neben  E. 
knieend,  Gruppe  L.  496.  V.  Borgh.  9,  9.  Bouill.  Ill,  10,  5.  Glarac  pi.  265. 
Knieende  Ps.  L.  387.  V.  Borgh.  3,  4.  Bouill.  Ill,  11,  4.  M.  Roy.  I,  13. 
Clarac  pi.  331 ;  in  Florenz  (§.  126.  A.  4).  [0.  Jahn  S.  178.  Psyche  den 


[392]  Psyche,  Hymenaeos,  Kornos,  Hermaphrodit.  627 

fliehenden  Eros  zuriickhaltend  Mionnet  Suppl.  V,  1,  3.]  E.  nach  dem 
Schmetterling  schlagend  (joueur  de  ballon),  Bouill.  Ill,  10,  6  (darnach  1st 
auch  wohl  ein  Torso  in  Wien  zu  erganzen);  wohl  auch  Race.  40  orti 
Medicei;  Gemmen  Impr.  d.  Inst.  II,  45.  vgl.  55.  Tassie  pi.  43,  7064.  Amor 
mit  einem  Schmetterling  spielend,  in  Rom  bei  Vescovali,  eigenthumlich, 
Glarac  pi.  647,  1473.  Amor  weint  uber  deri  Schmetterling,  Impr.  d.  Inst. 
IV,  32.  A.  u.  Psyche  IV,  34.  Ehe  IV,  35.  E.  mit  Schmetterlingen 
pflugend,  Tassie  pi.  43,  7132,  auf  einem  Wagen  von  Schmetterlingen  ge- 
zogen  (Gori  Gemmae  astr.  I,  122),  wie  sonst  Aphr.  u.  E.  von  Psychen, 
M.  Borb.  IV,  39.  Tassie  pi.  35,  3116.  Ariadne  [vorher  Aphrodite  nach  ' 
derselben  Gemme]  von  Psychen  gezogen,  M.  Flor.  I,  93,  2.  Wicar  II,  12. 
M.  Borb.  IV,  39.  Psyche  unter  den  Theilnehmern  des  Bacchischen 
Zuges,  Sarkophagrelief,  s.  Hall.  ALZ.  1833.  Intell.  N.  5.  vgl.  §.  397.  A.  2. 
Psyche-Nemesis  §.  398.  [Prometheussarkophage  §.  396.  A.  3.  Psyche  als 
Eidolon  §.  397.  A.  3.] 

Eros  fahrt  auf  seinem  Kocher  oder  der  Todtenurne  als  einem  Segel- 
schiff  nach  Elysion  hiniiber,  Christie  Paint.  Vas.  7.  Lipp.  Suppl.  439. 
Tassie  pi.  42,  wohl  zu  Anakreontisch  gefasst  Arnalth.  III.  S.  182.  Eros 
als  Todesgenius  Glarac  pi.  495.  n.  964  aus  M.  Chiaramonti.  l)er  himm- 
lische  Eros  als  Flotenspieler  (oft  auf  Gemmen)  auf  dem  Mon.  Marcellinae 
ed.  G.  Patin.  Patav.  1688.  4,  wie  G.  Giust.  II,  107.  Zoega  Abhandl. 
Tf.  4,  12.  E.-Horus  §.  408.  Monument  von  Smyrna,  Maft'ei  M.  Veron.  XLVII,  5. 

392.  Wir  verkniipfen  mit  Eros  die  Gottheit,  welche  i 
auf  Verbindung  der  Geschlechter  und  eheliches  Leben  Beziehung 
haben,  wie  Hymenaeos,  der  als  ein  ernsthafter  und  gro- 
sserer  Eros  erscheint,  und  zugleich  mit  K  o  m  o  s ,  dem  Fiihrer 
des  lustigen  Festschwarms ,  in  Verbindung  steht.  Ein  Lieb-  2 
lingsgegenstand  der  spatern  verweichlichten  und  iippig  ge- 
wordnen  Kunst  war  der  Hermaphrodit  —  der  im  Ganzen 
hier  nicht  als  Nairn-symbol,  sondern  als  Kiinstlerphantasie  zu 
fassen  ist,  obgleich  es  auch  Gultusbilder  von  ihm  gab  —  in 
beruhmten  Kunstwerken  bald  sich  unruhig  im  Schlafe  dehnend, 
bald  stehend  und  uber  seine  eigne  rathselhafte  Natur  erstaunt, 
bald  von  Eroten  im  Schlafe  gefachelt,  oder  von  verwun- 
derten  Satyrn  und  Panen  belauscht,  auch  im  frechen  Sym- 
plegma  mil  einem  Satyr,  der  ihn  fur  eine  Nymphe  genom- 
men  und  erhascht  hat.  Die  Ghariten  sind,  als  der  Aphro-  3 
dite  verwandte  Gottheiten  der  Geselligkeit,  fruher  in  zierlicher 
Bildung,  dann  leichtbekleidet  oder  gewohnlich  ganz  unver- 
hulll  gebildet  worden,  wechselseitiges  Handegeben  oder  Umar- 


628  Mythologische  Gegenstande  der  h.  K.  [302] 

men  charakterisirt  sie.  Eileithyia  kommt  bei  Geburten  oft 
als  helfende  Figur  vor,  doch  1st  eine  feste  Bildungsweise 
dieser  Gottin  nicht  bekannt. 

1.  Hymenaeos  bei  Ares  Ehehruch,  in  den  Reliefs  §.  377.  A.  2. 
Bei  der  Hochzeit  der  Ariadne  §.  384.   A.  3.   Wohl  auch  der  Eros-ahnliche 
Jimgling  bei  Paris   §.  378.   A.  4.     Hym.  in  einer  Bronzefigur,  mit  Rosen 
urn  den  Hals  u.  Fackel  in  der  R.,  aus  Sardis,  Bull.  d.  Inst.  1832.  p-.  170. 
[Bei  Aufzugen  auch  auf  Gemmen.]    Komos,  ein  Nachtstiick  bei  Philostr. 

I,  2  (zur  Erklarung  Pers.  V,  177),  auch  I,  25.   Nach  Zoega  auch  Bass.  92. 
vgl.   Hirt    S.    224.      Dagegen    Welcker    ad   Philostr.    p.   202—215.     Oben 
§.  385.   A.  6. 

2.  Polykles  Hermaphrodit  §.  128,  2.    Heinrich  Cornm.   de  Herma- 
phroditis.  Hamb.  1805.      Boettiger  Amalth.   I.    S.   352.      [Clarac  pi.  666 
A.  667— 72.J     Liegende  Statuen,  auf  einer  Lowenhaut  M.  Flor.  Ill,  40. 
Wicar  II,  49  (so  auch  auf  Lampen ,   Bartoli  Lucernae  I,  8.     Passed  I,  8, 
wo  Andere  die  Nacht  oder  die  Omphale  sehn;   auch  in  einer  Silberarbeit 
von  Bernay);  auf  Bernini'schen  Polstern  L.  527.  Race.  78.   V.  Borgh.  6,  7. 
Piranesi  St.  14.    Bouill.  I,  63.   Glarac  pi.  303;  auf  antikem  matelas  L.  461. 
A.  Franc.  IV,  4.   Bouill.  Ill,  15.   Glarac  pi.  303.    Stehender  H.  (Christo- 
dor   102),  schoner  Torso   in  V.  Pamfili;   mit  einem  Tuch  urn   den  Kopf, 
Statue  in  Berlin  111.     Gaylus  III,   28-30.     Kunstbl.   1824.    N.   77.     Mit 
einem   fiber  den  Kopf  fallenden  Tuche,   einem  Facher  in  der  L. ,   Zahn 
Ornam.   100.     Aehnlich  in   clem  merkwiirdigen  Relief  des  Pall.  Golonna, 
Gerhard  Ant.  Bildw.   42,  1.     Stehender  H.  aus  Pompeji   mit  Satyrohren, 
Neap.  Bildw.   S.  118.     (Ein  Ginaede  tragt  einen  Kekryphalos,   Lukian  de 
mere.    cond.    33).     Osann    Amalth.    I.     S.    342.     Auch    einer    bei    Hope. 
Sitzend  auf  Gemmen  Tassie   pi.  31,  2509.    Impr.  d.  Inst.  II,  26.     Wicar 

II,  24,  der  im  Schlafe  uberraschten  Ariadne  ahnlich,  Welcker  ad  Philostr. 
p.  297.     S.  auch  Zoega  Bass.  72;  Pitt.  Ere.   V,  32-34.     Der  H.  an  einen 
Baum  gebunden  Guatt.  M.  I.  1785.  p.  LXIX.     Symplegma  §.  385.  A.  4f.; 
ein  Hermaphrodit  von  einem  solchen  in  Venedig.    Ein  H.,  Liichse  an  den 
Briisten  (wie  die  Maenaden  §.  388.  A.  4)  in  der  Blundell'schen  Sammlung. 
H.  Greif  und  Panther  lenkend,    Eros  voran,    Tischb.  Ill,  21.     Eros  als 
Hermaphrodit  ofter  auf  Apulischen  u.  Lucanischen  Vasen.   Hermaphrodit? 
von  Bernay,  Ann.  VI.  p.  249  ff. 

3.  Ueber  die  Bekleidung  der  Ghariten  §.  336.  A.  7.    A  el  t  ere  Vor- 
stellurigen  §.  96.   R.   15.  16.    vgl.  §.  359.   A.  5.    In   leichter   Bekleidung 
(solutis  zonis  Mitscherlich  zu  Horaz  G.  I,  30,  5)  in  einem  Gemalde  nach 
Ogle  Gemmae  p.  167.  Die  XKQITES  ayugsss  (Euphorion  Frgm.  66.  Meineke) 
in  Statuen  L.  470.   V.  Borgh.  4,   14.    Bouill.  I,  22.     Clarac  pi.  301 ;  im 
Vatican  Guattani  Mem.  V.  p.  113.   Beschr.  Roms  II,  II.  S.  97.   [Die  Gruppe 
Ruspoli  jetzt  im  Vatican,  in  den  Magazinen,  die  in  Siena  in  einem  Saal 


[39:!]  Ghariten,  Eileithyia.    Masen,  Sirenen.  629 

der  Sakristei  des  Doms.  Uralt  in  Kyzikos  §.  370.  A.  7.]  Wandgemalde 
in  Catania  M.  d.  I.  II,  47.  E.  Braun  Ann.  IX.  p.  177.  Pitt.  d'Ercol.  Ill,  11. 
[M.  Borb.  VIII,  3.]  Als  blosse  Personification  des  Banks  kommen  sie  so 
ofter  auf  Votivtafeln  vor,  §.  394.  Forcellini  Lex.  s.  V.  Gratiae.  Oft  auf 
Gemmen,  M.  Worsl.  II,  5.  (Aglaia  mit  dem  Hut  des  Hephaestos.)  Als 
Jahresgottinnen  mit  Mohn,  Blumen,  Aehren  auf  einem  Cameo  in  Russland, 
Koehler  Descr.  d'un  Camee.  1810.  pi.  1.  (vgl.  M.  Borb.  VIII,  3.)  Bie 
Chariten  unter  Hera,  Athena  und  Tyche,  ebd.  pi.  2.  vgl.  §.  399.  A.  2. 

4.  Eileithyia  bei  der  Geburt  der  Athena  §.  371.  A.  2,  des  Bionysos 
§.  384.  A.  2.  Als  Gebarerin  auf  den  Knieen,  Statue  aus  Mykonos?  M.  I. 
d.  Inst.  1,  44,  nach  W-elcker  in  Hecker's  Annalen  XXVII.  S.  132.  [Nicht 
Eileithyia ,  sondern  Leto.]  Bie  Figur  mit  blossem  Busen ,  eine  Fackel 
haltend,  herbeikommend,  aus  V.  Albani  bei  Clarac  pi.  415.  n.  719.  719  A. 
ist  wohl  Eileithyia,  vgl.  M.  Borb.  V,  22.  [Hier  ist  die  Fackel  moderner 
Zusatz  u.  die  gegen  den  Wind  heraneilende  Figur  mit  einem  Bogen  des 
Peplos  fiber  dem  Haupt  gewiss  nicht  Eileithyia.]  In  Aegion  als  Fackel- 
tragerin,  nach  Paus.  u.  Miinzen.  Eine  die  Geburt  hemmende  Pharmakis 
auf  einer  Gemme  bei  Maffei,  §.  335.  A.  5.  Boettiger  Ilithyia  oder  die  Hexe. 
Haufig  Reliefdarstellungen  einer  &SK  xovpor^o'qpog,  welcher  Kinder  fiber- 
geben  werclen,  wie  das  Albanische  §.  96.  N.  19,  das  Sigeische  Chois.  Gouff. 
Voy.  pitt.  II,  38. 


3.     M  u  s  e  n. 

393.  Die  Musen  batten  altre  Kiinstler  sich  begniigt,  1 
in  der  Dreizahl  darzustellen ,  und  unter  sie  die  Hauptinstru- 
mente  der  Musik  zu  vertheilen;  erst  als  das  jiingere  Ideal  2 
des  Apollon  Musagetes  in  dem  Gewande  der  Pythischen  Mu- 
siker  ausgebildet  war,  wurde  die  Neunzahl  dieser  ebenfalls 
meist  in  Biihnengewander  gekleideten  Jungfraun,  mit  feinen 
sinnvollen  Gesichtern,  durcb  Ausdruck,  Attribute,  zum  Theil 
auch  durch  die  Stellung  fein  unterschieden,  von  mehrern  be- 
ruhmten  Kiinstlern  aufgestellt.  Besonders  scheint  es  zwei,  3 
von  einander  unabhangige,  Hauptgruppen  gegeben  zu  haben, 
da  bei  mehrern  Figuren,  wie  sie  in  Statuen,  Reliefs  und  Ge- 
malden  vorkommen,  zwei  Hauptvorstellungsarten  sich  schei- 
den  lassen,  doch  waren  auch  diese  nicht  so  allgemein  anerkannt, 
und  iiberhaupt  die  Rollen  der  einzelnen  Musen  nicht  so  fest- 
bestimmt,  dass  nicht  auch  daneben  zahlreiche  Abweichungen  vor- 
kommen konnten.  Die  Federn  auf  den  Hauptern  der  Musen  4 


630  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [393] 

werden  aus  dem  Siege  iiber  die  Sir  en  en  erklart,  welche 
selten  ganz  menschlich,  meist  als  Jungfrauen  mil  Vogelbeinen 
und  Fliigeln,  bisweilen  auch  als  Vogel  mit  Jungfrauenkopfen 
gebildet  und  mit  verschiedenen  musischen  Instrumenten  aus- 
geriistet  werden,  und,  wegen  ihrer  Beziehung  zur  Unterwelt, 
gern  an  Grabmalern  erscheinen. 

1.  Musengruppe  des  Ageladas,  Kanachos,  Aristokles  mit  Flote,  Leier, 
Barbiton,  nach  Antipatros  (Anth.  Pal.  Plan.  220)  das  Diatonon,   Chroma 
und  Enharmonion  darstellend.     Eine  Muse  mit  der  Sambyke  in  Mitylene 
von  Lesbothemis.     Alterthiimliche  Musen  aus  Athen  in  Venedig,  Thiersch' 
Epochen  S.  135. 

2.  [Neun  M.   des  Praxias  im  Giebelfelde  des  Delphischen  Tempels], 
Musen  des  Lysippos    [?,   neun]    des  Strongylion  nebst  Kephisodotos  und 
Olympiosthenes  (Paus.),  des  Philiskos  (?)  Plin.    Eine  Hauptgruppe  war  die 
aus  Ambrakia  im  T.  des  Hercules  Musageta,  '§.  180.   A.  2  (vielleicht  von 
Polykles  01.  102),  deren  Figuren  man  sammtlich  aus  den  Miinzen  kennt. 
Stieglitz  N.  fam.  Rom.  p.  66  f.   (wo  aber  mehrere   Figuren  nicht  richtig 
bestimmt  zu  sein   scheinen).     Eine  and  re  die  Musen   im  porticus  Metelli 
(Octaviae),  deren  Cicero  ad  fam.  VII,  23  u.  Plinius  XXXVI,  4,  10  [als  von 
Philiscus]   erwahnen.     Musenbildung,    Stieglitz   Beitrage    S.    142.      Wenig 
Neues  fiber   die  M.  der  gens  Pomponia  S.  163.     [Beger  Thes.  Brandenb. 
p.  576.] 

Erhaltene  Statuen-Gruppen:  1.  die  aus  der  Villa  des  Cassius  zu  Tivoli, 
zusammengefunden  mit  dem  Apollon,  §.  125.  A.  4,  und  einer  Mnemosyne, 
aber  ohne  die,  hinzugefiigte,  Euterpe  u.  Urania;  Visconti  halt  sie  fur  eine 
Copie  der  Musen  des  Philiskos.  PCI.  I,  17-27.  M.  Franc.  I,  6—14. 
Bouill.  I,  34—42.  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  213.  2.  eine  ahnliche  Reihe 
1826  auf  M.  Calvo  in  der  Sabina  gefunden,  Gerhard,  Hyp.  Rom.  Studien 
S.  148.  [V.  Borghese,  Zimmer  der  Musen.]  3.  die  der  K.  Christina  in 
Ildefonso.  Race.  112—119,  alle  sitzend  gleich  den  sitzenden  im  Vatican; 
bei  Glarac,  der  pi.  497—538  viele  Musen  nebst  angeblichen  Mnemosynen 
gibt,  die  Spanischen  nach  de  Rossi.  4.  die  in  Stockholm  (seit  Gustav  III.), 
s.  Fredenheim  §.  265.  A.  2.  Guattani  M.  I.  1784.  Aug.  ff.  5.  die  sog. 
Tochter  des  Lykomedes  §.  264.  A.  1.  [5.  Apollo  u.  die  Musen  in  Worlitz, 
gegen  1806  dahin  gebracht.  Der  Schlaf  zu  den  Musen  gesellt,  M.  PioCl. 
I,  28.  M.  Napol.  I,  42.  Doch  s.  Zoega  Bassir.  II,  p.  212.]  —  Sehr 
restaurirte  Musen  des  Tuilerien- Gartens  Clarac  pi.  352 — 354.  Sieben 
Musen  mit  Namen,  Vase  von  Nola,  M.  Blacas  pi.  4,  andre  auch  von  Nola 
mit  dreien,  auch  mit  Namen,  das.  p.  18.  [In  den  Terracottas  of  the  Brit. 
Mus.  n.  1.  38.  40,  76  vermuthlich  Musen.]  Acht  Figuren  in  Hercul.  Ge- 
malden  (Euterpe  fehlt)  mit  Unterschriften ,  Pitt.  Ere.  II,  2—9.  Unter  den 
Reliefs  besonders  das  beruhmte,  ehernals  im  Pall.  Colonna,  jetzt  im  Brit. 


[393]  Musen,  Sirenen.  631 

Mus.  (Guper  Apotheosis  Horn.  1683.  Schott  Explic.  nouv.  de  1'apoth.  d'Hom. 
1714.  PCI.  I.  tv.  B.),  welches  Homer's  gottliche  Verehrung  unter  Be- 
giinstigung  des  Zeus,  Apollon  Pythios  und  aller  Musen  darstellt.  [G.  M. 
pi.  148,  Hirt  Tf.  28.  Bull.  1844.  p.  199  ff.  Drei  Musen  bei  Helena  u. 
Paris  in  dem  Basrelief  Jenkins  G.  M.  551.]  Dann  die  Sarkophage,  PCI. 
IV,  14.  [Beschr.  Roras  II,  II.  S.  127,  andre  S.  123.  140);  Gap.  IV,  26. 
PG1.  I.  tv.  B.  (jetzt  im  L.  307.  Bull.  I,  77.  Glarac  pi.  205);  Gap.  IV. 
p.  127  vign.;  Mon.  Matth.  Ill,  16,  49,  1.  2;  G.  Giust.  II,  90.  114.  140; 
Montfaucon  I,  60,  1.  2;  Bouill.  Ill,  40;  G.  M.  64  (Brit.  Mus.);  Gavac. 
Race.  II,  58  (Landsdown) ;  Woburn  Marb.  5  einer  auch  in  Wien.  Knaben 
die  Musen  darstellend,  an  dem  Sarkophage  PG1.  IV,  15.  G.  M.  76.  Beschr. 
Roms  II,  II.  S.  244.  [Einer  in  Berlin  und  einer  in  Neapel,  Archaeol.  Zeit. 
I.  Tf.  6.  7.  S.  129.  298  f.  302.  Zwei  Sarkophagseiten  im  Garten  der  V. 
Borghese,  Meyer  zu  Winckelmann  V.  S.  613  f.  u.  unzahlige  andre.]  Einzelne 
Statuen  bei  Bouill.  Ill,  11.  12. 

3.  Polymnia  wickelt  in  der  Ambrakischen  Gruppe   stehend  den 
r.  Arm  in  den  Mantel,  wie  im  PG1.  L,  Guatt.;   sonst  stiitzt  sie  mit  der- 
selben  Gewandhaltung  den  Ellenbogen   auf  den  Felsen,    wie  im  L.  306. 
(V.  Borgh.  7,  12.     Bouill.  Ill,    12,  5.     M.  Roy.  I,  2.     Glarac  pi.  327),  in 
Berlin,  der  Apoth.  Homer's,  PCI.  IV,  Gap.  IV.  (Meyer  Tf.  12.  B.)  u.  sonst; 
auch  findet  man  sie  sitzend  in  derselben  Draperie,  in  den  Tuilerien,  Clarac 
pi.  329.     [Polyhymnia  aus  Theben,  Brit.  M.  IX,  4.]     Melpomene  stand 
in  Ambrakia  in  breiter  Stellung  mit  Keule  in  der  R.,  Maske  in  der  L., 
ahnlieh  wie  in  der  erhabnen  Golossalstatue  L.  348.   Bouill.  I,  43.  M.  FranQ. 
IV,  2  (dieGestalt  wird  durch  den  hochsitzenden,  breiten  Giirtel,  pu6%u1ii6TriQ, 
und   die  langen  Falten  des  Gewandes  noch  vergrossert) ,  und  PG1.  II,  26, 
auch  PCI.  IV,  Ant.  Ere.;  ohne  aber  den  Fuss  emporzustellen,  wie  PG1.  I, 
Guatt.,   Gap.  IV.    Den  Aufsatz  Onkos  (Pollux  IV,  133.   Winck.  M.  I.  II. 
p.  250)    sieht  man  PCI.   IV.   u.   an  den  Biisten   VI,   10.     Geharnischt  ist 
Melp.    G.   Giust.,   Montf.  I,  61,  Gap.  p."  127.    Euterpe   sieht   man   mit 
Floten  sitzend,  stehend,  in  Ambrakia  sich  auflehnend ;  aber  auch  tanzend 
(bei  Guatt.  sehr  ahnlieh  wie  in  der  Ap.  Homer's).     Die  Eut.   Borghese, 
Bouill.  I,  44.   M.  Roy.  I,  4,  ist  eine  adorans;   sehr  zweifelhaft  M.  Roy.  I, 
10.  12.   [Eine  schone  Euterpe  mit  zwei  Floten  im  Antikencabinet  zu  Wien.] 
Thalia  (Statue?  Brit.  M.  Ill,  5.    Gem.  M.  Borb.  VIII,  30)  erscheint  ganz 
abweichend,  als  Bacchante,  halbnackt,  auf  Gemmen,  Agostini  II,  8.   Montf. 
61.    Millin  P.  gr.  9.     Lipp.  Ill,  305.    M.  Flor.  I,  44,  1.  2.  4. 

4.  Die  Musen  mit  Federn  M.  Gap.  IV.  p.  127  u.  sonst.    Kampf  der 
Musen  mit   den  Sirenen  G.  M.   63;    Winck.  M.  I.  46;    Gori  Inscr.  III. 
tb.  33.  Millingen  Un.  Mon.  II,  15  (Sarkophag  in  Florenz).  —  Eine  Sirene 
an  Sophokles  Grabe  nach  der  Vita  Soph. ,  wo  Andre  eine  gelidon;  (oder 
lieber  Krjlrjdoov)  sahen,  auch  an  dem  des  Isokrates,  Plut.  V.  Isocr.  Philostr. 


632  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [394] 

V.  Soph.  I,  17,  auf  Hephaestion's  Pyra  §.  151.  A.  2.  vgl.  Jacobs  Aninu 
Anthol.  I.  p.  187.  Ueber  ihre  Beziehung  auf  Tod  und  Verwesung 
R.  Rochette  M.  I.  p.  283.  Klausen  Abenth.  des  Odyss.  S.  47.  Ueber 
ihre  Gestalt:  (Nicaise)  Les  Sirenes.  P.  1691.  4.  Schorn  zu  Tischb.  VIII. 
Voss  Antisymb.  II.  (wo  entschiedne  Sirenen  fur  Harpyien  erklart  werden). 
Schorn  Kunsthl.  1824.  N.  102.  103.  Zweiter  Jahresber.  der  Akad.  S.  62. 
Laglandiere  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  286.  Sirenen  als  Vogel  mit  Frauen- 
kopfen,  bei  Odysseus,  in  einem  Vasengem.  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  8 
(ahnlich  noch  in  Pompeji),  und  sonst  auf  Vasen,  Tischb.  I,  26  (mit  einem 
Tympanum),  auch  in  einer  Terracotta  zu  Berlin.  Mit  Vogelbeinen  auf 
Gemmen,  bei  Odysseus,  G.  M.  638.  Tischb.  Homer  VIII,  2;  M.  Pourtales 
pi.  2.  23.  24;  Stackelberg  Tf.  16.  (Der  Komiker  Anaxilas  nennt  die 
Buhlerin  Theano  eine  gerupfte  Sirene  mit  Schenkeln  einer  Drossel).  S.  mit 
Schwerdt  Impr.  d.  I.  Ill,  51.  S.  mit  Fackel  u.  Aschenkrug  G.  M.  312. 
Christie  Paint.  VaseS  2 ;  von  einem  Grabmal,  die  Haare  raufend,  M.  Worsl. 
I,  7,  vgl.  L.  769.  Glarac  pi.  349;  auf  M.  der  g.  Petronia  mit  Floten 
(Morelli  1.  vgl.  Spanheim  De  usu  num.  I.  p.  251);  in  einem  Wandgem. 
emporfliegend  mit  Floten,  M.  Borb.  VII,  52.  Als  Frauengestalten, 
bei  Odysseus,  an  einem  Etrusk.  Sarkophage.  Tischb.  Horn.  II,  6.  ZfiQrjv 
aQyvecc  Athen.  XI,  480,  Sirenen  als  goldner  Schmuck,  sehr  zierlich  ge- 
arbeitet,  in  Grabern  von  Ithaka  gefunden.  Vgl.  §.  352.  A.  4.  Ann.  d. 
Inst.  VI.  p.  245.  Sirene  mit  vier  Fliigeln  an  einem  Etr.  Henkel.  Sirene 
Ligea  u.  Sirene  Parthenope  auf  Miinzen  von  Terine  u.  Neapel,  ein  weib- 
licher  Kopf,  sehr  ahnlich  nach  Eckhel. 

Die  Keledonen   der  Lokrischen  Vase  beruhen-auf  falscher  Lesart; 
in  Delphi  waren  es  Vogel.    Vgl.  Amalth.  I.  S.  122.  II.  S.  274. 


4.    Heilgotter. 

1  394.     Asklepios,    im    Gultus    ein    Gott,    obgleich    in 
der  Poesie   ein  Heros,   erhielt  die  in  der  Kunst  herrschende 
Form  eines    reifen    Mannes    von    Zeus  -  ahnlich  em ,    nur 
weniger   erhabnem  Antlitz,   mit   mildern,   freundlichem  Aus- 
drucke,  das  voile  Haar   mit  einer  Binde  umwunden,   in  ste- 
hender,  zur  Hiilfe  bereiter  Stellung,   das  Himation  um  den 
linken  Arm  unter  der  Brust  umhergenommen  und  straff  an- 
gezogen ,   den   von   einer  Schlange  umwundenen  Stab  in  der 
rechten  Hand  --  besonders   in  dem  Pergamenischen   Heilig- 

2  thum   durch  Pyromachos   (01.  130.).     Daneben  erhielten  sich 
indess  auch  andre  Vorstellungen ,   auch  die  eines  jugendlich 
unbartigen  Asklepios,  die  fruher  gewohnlicher  gewesen  war. 


[394]  Asklepios,  Hygieia;  Telesphoros.  633 

Mil  ihm  wird  Hygieia,   eine  Jungfrau.von  besonders  blii- 3 
henden  Formen,    welche    meistens   eine   Schlange  aus    einer 
Partere   in  ihrer  Linken  trinken  lasst,  und  der  kleine  ver- 
mummte  Daemon   verborgener  Lebenskraft,  Telesphoros, 
gruppirt. 

1.  Vgl.  Kallistratos  10.  Retorto  Paeonium  in  morem  succinctus 
amictu  Virg.  Aen.  XII,  400.  vgl.  Statius  S.  I,  4,  107.  [Panofka  Asklepios 
u.  die  Asklepiaden  B.  1846  in  den  Schr.  der  Akad.  mit  8  Kpft.  und  liber 
die  Heilgotter  (Damonen  und  Heroen)  1845  mit  2  Kpft.  Die  Epidaurische 
Statue  auf  Miinzen  von  Argos,  Streber  Num.  Munchner  Akad.  1835.] 
Glarac  pi.  545—552.  Von  Pyromachos  Askl.  §.  157*.  A.  1.  Etwas  ab- 
weichend  ist  die  Figur  auf  einer  Pergamenischen  M.  des  Aurel.  Verus, 
Mionnet  n.  591,  wo  das  Gewand  weiter  herabfallt,  und  die  R.  den  Stab 
wie  einen  Scepter  fasst,  nicht  abwarts,  sondern  aufwarts.  Auch  gab  es 
zu  Pergamon  eine  thronende  Figur,  wie  die  Epidaurische,  Paus.  II,  27,  2, 
die  die  R.  auf  den  Kopf  der  Schlange  legt.  Statuen  (nach  der  Perga- 
menischen) in  Florenz,  Galleria  27,  eben  so  M.  Cap.  Ill,  28,  im  Magazin 
des  L.  Glarac  pi.  346,  ahnlich  Aug.  I,  16,  in  Berlin  Gavac.  I,  34.  Mit 
Telesphoros  zusammen  [u.  hinter  ihm  einem  Tafelchen  und  Rolle,  auf 
die  Antworten  des  Gottes  bezuglich]  M.  Franq.  Ill,  6.  Bouill.  Ill,  12,  6. 
[Mus.  Nap.  I,  48].  Abweichender  G.  Fir.  26.  vgl.  22.  Die  [Albanische] 
Statue  L.  233.  M.  Franc,.  II,  15.  Nap.  I,  46.  Bouill.  I,  47  zeichnet  sich 
durch  das  weit  herabhangende  Gewand ,  den  grossen  Drachen  zu  Fiissen 
und  die  turbanartige  Kopfbinde  (-frf QIGTQLOV  ?)  aus,  die  auch  die  Biisten 
S.  Marco  II,  3.  M.  Worsl.  9  haben.  [Statue,  stehend ,  b.  Guattani  1784. 
Nov.  tv.  2 ;  eine  aus  Epidauros,  Brit.  Mus.  IX,  5.  Visconti  M.  PioGl.  VII. 
p.  97  von  der  Albanischen  Statue,  der  besten ,  palliolo ,  rica  o  theristrion, 
welches  den  Aerzten  eigen  sei;  ?  Hercules  bibax  hat  es,  z.  B.  Specimens 
of  anc.  sc.  II,  31.]  Askl.  Terracotta,  zeusartig,  M.  Borb.  VIII,  29.  Der 
Askl.  von  Thrasymedes  auf  M.  von  Epidauros  nachgebildet,  Streber 
Munchner  Denkschr.  Philol.  I.  S.  160.  Tf.  2,  4.  Askl.  auf  M.  von  Trikka 
der  Schlange  einen  Vogel  gebend,  Fontana  tv.  X,  11.  Schone  colossale 
Biiste  L.  15.  M.  Nap.  I,  47.  Bouill.  I,  71.  Erhabner  Golossalkopf  des 
Askl.  zu  Melos  getunden,  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  341  [im  M.  Blacas,  s.  Gab. 
Pourtales  p.  51].  Ein  herrlicher  Kopf  Descr.  de  la  Moree  III.  pi.  29. 
Auf  M.  von  Nikaea,  Mionn.  Bith.  226.  Vgl.  Sprengel  Gesch.  der  Medicin  I. 
S.  205.  Askl.  hat  in  einem  Pompejanischen  Gemalde,  M.  Borbon.  IX,  47, 
auch  den  Omphalos  (vgl.  §.  361.  A.  5)  neben  sich,  der  mit  dem  be- 
kannten  Netz  aus  6T8[t(j,aTct  (ulyidss  *<*  £*  rcov  arg^uarcov  SLKTVO. 
Harpokr.)  umwunden  ist.  Man  sieht  daraus,  dass  dies  Symbol  von  Apollon 
auch  auf  semen  Sohn  iibertragen  worden  ist.  Auch  auf  den  M.  der 
G.  Rubria,  Morelli  I,  7.  8,  ist  es  nicht  ein  Ei  (wie  gewohnlich  angegeben 


634  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [395] 

wird),  sondern  der  Omphalos,  welcher  auf  einem  runden  Altar  stehend 
von  der  Asklepios -  Schlange  umwunden  wird.  Dass  die  Schlange  des 
Genius  loci  sich  um  einen  Omphalos  windet  (M.  Borbon.  IX,  20),  1st  eine 
andre  Uebertragung  von  der  Pythischen  Schlange  auf  Italische  Gultuswesen. 

2.  So  zu  Sikyon  von  Kanachos,  in  Gortys  von  Skopas,  u.  in  Phlius, 
nach  Pausan.  u.  den  M.      Schone   Statue   der   Art  bei  Guatt.  Mem.  VI. 
p.  137.     [Mus.  Chiaram.  II,  9.     Clarac  pi.  549,  1159;    in  Rom  bei  Vesco- 
vali  das.  pi.  545,    1145.]     Eine  Vase  in  Berlin  zeigt  A.  jugendlich  neben 
Hygieia. 

3.  Schone    Statue   der   Hyg.  bei  Hope  Spec.  26    [aus  Ostia   1797]. 
Hyg.  zu  Cassel,  von  Ostia,  Bouill.  I,  48.     Welcker's  Zeitschr.  S.  172.     Im 
L.  84.    M.  Franq.  I,  15.    Bouill.  Ill,  13,  2.    Hyg.  Domitia,  nach  Visconti, 
aus  Berlin,  M.  Roy.  II,  2.     Bouill.  II,  57;  G.  di  Fir.  28;  Bouill.  Ill,  13,  3; 
S.  Marco  II,  15.  16.     [Glarac  pi.  552— 559,  sehr  viel  falsch.     Hygieia  lasst 
die   Schlange   aus    einem  Krater  trinken,    Impr.  d.  I.  IV,    19.     0.    Jahn 
Beitr.  S.  221.] 

Dieselbe  Gruppe  von  Askl.  u.  Hyg.  fmdet  sich  auf  Kaiser-M.  von 
Samos  (n.  267)  mit,  u.  Odessa  (230)  ohne  Telesphoros.  Askl.  u.  Hyg. 
in  Relief,  grosse  Schlangen  nahrend,  im  L.  254  aus  V.  Borgh.  Bouill.  Ill,  41. 
Clarac  pi.  177.  [M.  PioGl.  II,  3,  Glarac  pi.  546,  1151  B.  in  Gruppe.] 
Schone  Figuren  auf  dem  Diptychon  §.  312.  A.  3.  Aehnlich  in  der  Silber- 
arbeit  Ant.  Ere.  V.  p.  271.  Askl.  sitzend,  Hyg.  stehend  M.  Gap.  IV,  41. 
Beide  als  Mittelpunkt  des  Weltsystems  auf  einer  Gemme,  Guatt.  M.  I.  1 787. 
p.  LVII.  Askl.  gelagert,  in  einem  schonen  Relief,  St.  di  S.  Marco  II,  17. 
Dank  des  Genesenen  an  Askl.,  durch  die  Gratien  ausgedriickt,  PCI.  IV,  12. 
Supplication  einer  Familie  an  Askl.  u.  Hyg.,  Votivtafel,  Beschr.  Roms  II,  II. 
S.  183.  Aehnlich  Gerhard  Ant.  Bildw.  113,  4.  Opfer  an  Hyg.  M.  Gap. 
IV,  42.  Oft  auf  Gemmen,  Tassie  n.  41  il  ff.  [A.  u.  H.  vom  Thierkreis 
umgeben,  Carniol,  Guattani  1787.  p.  56.]  Telesphoros  L.  510.  Bouill. 
Ill,  13,  1.  Glarac  pi.  334.  Koronis,  Asklepios  Mutter,  auf  M.  von 
Pergamon,  eine  ganz  verhullte  Figur.  Vaillant  N.  Imp.  Gr.  p.  301.  Auf 
M.  von  Epidauros,  unter  Caracalla  (in  Wien),  sieht  man  den  kleinen  Askl. 
unter  der  Ziege  am  Berge  Myrtion  und  den  herbeieilenden  Hirten  Arestha- 
nas,  Paus.  II,  26.  Auf  Rom.  M.  der  g.  Rubria  Askl.  als  Schlange  um 
ein  Ei  gewickelt.  Die  Ankunft  dieser  Askl.- Schlange  auf  Bronze-M.  max. 
mod.  von  Antoninus. 


5.    Urwelt ;  Menschenschopfung. 

1  395.  Die  Griechische  Kunst  konnte  es  sich  nicht  zum 
Ziele  setzen,  die  Vorstellungen  alter er  dem  dunkeln  Ursprunge 
der  Dinge  naher  stehender  Gottheiten  zu  gestalten;  Uranos, 


[1395]  Gaea,  Kronos,  Rhea,  Atys,  Kabiren.  635 

Gaea  und  das  von  ihnen  entsprossene  Titanengeschlecht 
kommen  nie  fur  sich  als  bedeutende  Kunstwerke  vor,   wenn 
auch  besonders    die  Erdgottin  in  Gruppen  |und  Reliefdarstel- 
lungen   ihre  Stelle  fmdet.      Bedeutender   tritt  Kronos   her-  2 
vor,   welchen   die  Verdeckung  des  Haupts,  oft  auch  das  ge- 
rade  herabhangende  Haar,  und  seine  Waffe,    die  sichelfor- 
mige  Harpe,  bezeichnet.     Rhea  erhielt  eine  grossere  Bedeu-  3 
tung  durch    die   Vermischung   mit    der  Muttergottin    des 
Phrygischen   Dienstes;    schon    Phidias    bildete    diese  fur    ein 
Athenisches  Metroon;   die   Thurmkrone,   die   Handpauke  als 
Zeichen  ihres   enthusiastischen  Dienstes,  das  Lowengespann 
machen  sie  kenntlich.     Mehr  orientalisch  1st  die  Gestalt  und  4 
das  Costiim   des   wenig  in  Hellas   eingebiirgerten  Atys  ge- 
blieben.     Die  Kabiren   sind  nur  als  Localdaemonen  in  ei-  5 
nige  Kunstdarstellungen  gekommen. 

1.  Gaea  bei  Erichthonios  Geburt  §.  371.  A.  4.    Gaea-Kybele  thronend, 
M.  Borbon.  IX,  21.     Gaea  mit  Stier,  Schale  von  Aquileja  [M.  d.  I.  Ill,  4]. 
Die  Erde  oft  als  eine  an  einen  Globus   gelehnte  Figur  mit  Fullhorn,    die 
vier  Jahreszeiten  herankommend ,    auf  Gemmen,    Lipp.  Suppl.  66,    u.  M. 
(Tellus  stabilita),    Vaillant  De  Camps  p.  49.     Aehnlich  in  geschnittenen 
Steinen.  —  Titanen  -  Maske  §.  391.   A.  5.    Die  Titanen  u.  Zagreus  Zoega 
Bass.  81. 

2.  Kronos  mit  verhiilltem  Hinterhaupt  und  agnri ,    Wandgem.  Gell 
N.  Pomp.  pi.  74.    M.  Borb.  IX,  26,  auf  Gemmen  G.  M.  1.     Sein  Kopf  auf 
Rom.  Denaren  mit  der  Harpe  (vgl.  Passed  Luc.  I,  9),  die  oft  auch  gezahnt 
ist.    Auf  Aegypt.  Munzen  hat  sie  eine  gerade  und  eine  krumme  Spitze, 
Boettiger  Kunstmythol.   S.  230.    Biiste  PCI.  VI,  2,  1.    Kronos  verhiillter 
Thron,  L.  156.    G.  M.  2.     Clarac  pi.  218.     Die  M.  G.  M.  3  zeigt  Kronos- 
Suchos,  §.  232.  A.  Rhea  dem  Kronos  am  Phrygischen  Ida  zugefuhrt,    als 
Zuschauer  in  drei  kleinen  Figuren  die  Kabiren  (Bull.  d.  Inst.  1822.  p.  189), 
oder  als  vorgreifende  Andeutung  die  drei  Kroniden  (Schelling.   Kunstbl. 
1833.  N.  66),  Pompej.  Wandgem.    M.  Borb.  II,  59,  Gell  N.  Pomp.  pi.  41. 
Inghir.  G.  Omer.  131.     [Vielmehr  der  Besuch   der  Hera  bei  Zeus  auf  dem 
Ida,  R.  Rochette  Peint.  de  Pompei  pi.  1,  Ternite  Pompej.  Wandgem.  bei 
Reimer  Heft  3.  Tf.  22.]  "Verschlingung  der  Kinder  M.  Cap.  IV,  5.  6.  G.  M.  7.  16. 

3.  Thronende  Statue  der  Kybele,  PCI.  I,  40.    Stehende,  S.  Marco  II,  2. 
Clarac  pi.  395—396  C.    396  E.    410   C.     Kyb.   thronend,   ein   Korybant 
tanzend,    Relief  bei  Gerhard  Ant.  Bildw.  22.     (Korybanten  -  Tanz ,    Relief 
PCI.  IV,  9.     Beschr.  Roms  II,  II.  S.  211.  vgl.  351.  A.  1.)     Kyb.  thronend, 
mit  Lowen  neben  sich,  schone  Figur  auf  M.  von  Laodikeia,  Mionnet  n.  701. 


636  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [396] 

Kyb.  thronend,  einen  Zweig  in  der  Hand,  von  Lowen  umgeben,  daneben 
Atys  u.  eine  Fichte,  M.  der  Faustina,  Pedrusi  V,  13,  2.  Vgl.  Boissard 
III,  133.  Kyb.  auf  Lowen  reitend,  in  einem  Gemalde  des  Nikomachos, 
und  auf  der  spina  Girci.  [Villa  Pamfili  tb.  35  auf  einer  Gemme,  Hirt  I,  4. 
Stehend  zwischen  zwei  schmeichelnden  Lowen,  Bruchstiick  einer  kleinen 
Statue,  d'Agincourt  fragm.  en  terre  cuite  pi.  21,  7.  Thronend  zwischen 
Lowen  in  Statuetten  und  Reliefen  unzahligemal  in  Athen.]  Mit  Lowen- 
gespann  auf  M.  der  g.  Yolteia  u.  a.  —  Taurobolien-  u.  Kriobolien-Altare, 
de  Boze  Ac.  des  Inscr.  II.  p.  475.  Zoega  Bassir.  13.  14.  Boissard  III,  47. 
V,  33.  34.  Passed  Luc.  I,  19.  Widderopfer  an  Kyb.,  Relief  L.  551. 
Glarac  pi.  214.  vgl.  Welcker  Ann.  d.  Inst.  V.  p.  161.  Einige  andere 
Monumente  des  Dienstes  G.  M.  9-15.  Li  via  als  Magna  mater  §.  200.  A.  2. 
Die  grosse  Mutter  mit  Pan,  oben  §.  387,  7. 

4.  Atys,  Statue  Altieri  Guatt.  M.  I.  1785.     Marzo.  tv.  3.    M.  Flor. 
Ill,  80.     Atys   mit  der  Pinie,    Passed  Luc.  I,    17.     Atys  mit  Pedum  und 
Syrinx  auf  einem  Widder  zu  einer  Pinie  getragen ,    Buonarr.  Med.  p.  375. 
Atys  sich  verschneiderid    und   andere  Darstellungen  des  Dienstes  auf  den 
contorniatis,    die  fur  ludi  (Megalesii)  geschlagen  wurden.     Vgl.  Thes.  Ant. 
Gr.  I,  5.     Archigallus  (gemalt  von  Parrhasios   nach  Plin.),    Relief  des 
M.  Gap.  IV,  16.     G-.  M.  15*.     Abhandlung  daruber  von  Domen.  Georgius. 
Rom  1737.     Herausg.  Winck.  IV.  S.  269  aorQuyakfOTi]  ^acrt|,  womit  die 
Gallen  lv  rofg  MrjTQmotf  gezachtigt  wurden.     Plut.  adv.  Golot.  33. 

5.  Kabiren  sicher  auf  M.  von  Thessalonike  (Kybele  auf  der  andern 
Seite)  mit  dem  Rhyton  in  der  R. ,  dem  Hammer  in  der  L.    N.  Brit.  5,  3. 
Cousinery  Maced.  I.  pi.  1 ,  3-6.     Welcker  Prometh.   zu  S.  261.     Auf  M. 
von  Syros  (nach  Sestini)  ganz  Dioskurenartig,  Mionnet  Suppl.  IV.  pi.  12,  2. 
p.  404.     [Die  Sicilischen  Paliken,    Vase  jetzt  im  Munzcabinet  zu  Paris, 
Ann.  d.  I.   II.  tv.  I.   p.  245—57 .    auch    im  Giorn.  d.  scienze  1.  ed.  a  Pa- 
lermo 1831.  XXXV.  p.  82,    Zeitschr.  fiir  die  A.W.  1838.    S.  235.    Feuer- 
bach's  Erklarung  von  der  Werkstatt  eines  Bildgiessers  Kunstbl.  1845.  N.  37 
scheint  bei  dieser  Vorstellung  nicht  zulassig.] 

1  396.     Der   Titanische    Himmelstrager    Atlas    wird   auf 
Vasengemalden  fast   scherzhaft   dargestellt,   in  spaterer  Zeit 

2  als  Trager  von  astronomischen  Globen  gebraucht.     Prome- 
theus sinnvolle  Fabel   reizte   schon  an  sich  zur  Darstellung, 

3  besonders  des  angeschmiedeten  und  befreiten  Titanen ;  in  den 
spatern  Zeiten   des  Heidenthums  wurde   sie   mit    der   Fabel 
von  Eros  und  Psyche,   den  Moeren  und  manchen  Sagen  des 
Heroenthums  zusammen   zu  grossen  allegorischen  Darstellun- 
gen   des   Menschenlebens    an   Sarkophagen    gebraucht.     Die 
Giganten,    die   als   Gegner   vieler   Gotter,    besonders   aber 


[396J  Atlas,  Prometheus.  637 

des  Zeus  und  der  Athena  erscheinen,  fasst  die  altre  Kunst, 
der  alten  poetischcn  Vorstellung  gemass,  als  ein  riesenhaftes 
Heldengeschlecht,  erst  die  spatere,  in  Beziehung  auf  ihre  Erd- 
geburt,  als  felsenschleudernde  Schlangenfiissler. 

1.  Atlas  mit  Herakles  am  Kasten  des  Kypselos,  vgl.  Philostr.  II,  20. 
Inghir.  Mon.   Etr.  V,   17.     Passed  Pict.  Ill,   249.     Hamilton  III,    94  (68). 
Aehnlich  in  der  Spiegelzeichnung  Micali  36,  3.     [M.  Gregor.  I,  36,  2,  Ger- 
hard Etr.  Spiegel  II,  137],  (wo  nur  ein  Segment  des  Himmels  angegeben 
ist).  —  Der  Farnesische  Atlas,    Gori   Gem.   astrif.  T.  III.  P.  1.   tb.  1-6. 
M.  Borb.  5,  52.    Hirt  15  a.  b.  16,  1.     Als   Trager   des  Zodiacus  in  der 
Statue,    Guattani  M.   I.   1786.    p.   52.     Zoega   Bass.  108.     Vgl.  Letronne 
Ann.  d.  Inst.  II.  p.  161.    [Atlas  afs  Himmelstrager,  s.  Gerhard  Archemoros 
und  die  Hesperiden  B.  1838.  Tf.  2.  S.  32  vor  der  Sphinx,  Bull.  Napol.  IV. 
Tf.  5<  S.  105.     Atlas  thronend   nach  einer  Apulischen  Scherpe,    Gerhard 
Konig  Atlas  u.  die  Hesperiden  B.  1841.]    Atlas  den  Zodiakus  observirend  als 
Astronom,    Gontorniat  bei  Patin  Thes.  p.  104.     Atlas  Bronze  von  Obern- 
dorf  in  Munchen.     [Der  angebliche  Atlas  in  Marseille  bei  Millin  Voy.  au 
midi  de  la  France  pi.  36,  2   scheint  nur  ein  Trager   mit  einem  Schlauch 
auf  den   Schultern.]     Die   Bildwerke  der   Candelaber- Basis,    tv.   agg.   E., 
mochten  sich  ganz  auf  die  Pallas  beziehen  (Eule,  Helm  und  Gigant,  offen- 
bar,  vgl.  die  kleine  Statue  §.  371.  A.  3,  nicht  Erichthonios ,  wie  Gerhard 
Archemoros    S.   38    erklart.)     R.   Rochette  Mem.    sur   les    repres.  fig.  du 
personnage  d1  Atlas  1835.  8.  p.  63  ff.    G.  Hermann  de  Atlante,  Lips.  1836.  4.] 

2.  Prometheus,  Feuer  bringend,  Bartoli  Luc.  2.    Gemme,  Broendsted 
Voy.  II.  pi.  45.  p.  306.     Strafe,    Liban.  'Ecpg.  p.  1116,   Epigr.  von  Julian 
in  der  Anthol. ,  Bartoli  Luc.  3.     Befreiung  durch  Herakles,  von  Euanthes 
gemalt,    Achill.  Tat.  Ill,  8    (ahnlich    wie    auf   dem   Capitol.   Sarkophag). 
[M.   Gapit.   IV,   25.]      Prometheus    (Prurnathe)    befreit   von   Herakles   und 
Kastor  (Galanice  d.  i.    KaUlviKos,    Castur),    Belief   eines    Etr.  Spiegels, 
Micali  50.  —  Prom,  den   Menschen  bildend,    welchen  Athena  durch  den 
Schmetterling  belebt,  L.  322.    Glarac  pi.  215;  G.  M.  381;  Bartoli  Luc.  1; 
Broendsted    a.    0.      [Prometheus    am    Felsen    von    Panaenos;    erdichtete 
Anekdote  iiber  Parrhasios  in   dieser  Beziehung  Trilog.  S.  46.     Archaische 
Kylix,    der   angefesselte    Pr.    vom    Geier   verzehrt   und    Tityos,    Gerhard 
Auserl.  V.  II,  86.    M.  Gregor.  II,  67,  3.    Basrelief  aus  V.  Altieri  in  Rom, 
Engravings   of  the    statues   cet.   of  H.  Blundell  pi.   108.      Schneidewin's 
Philologus  I.  S.  348.    Herakles  erschiesst  den  Geier,    Vase  von  Ghiusi  in 
Berlin  N.  1837,    Bull.  1835.  p.  41.    1840.  p.  148.     0.  Jahn  Archaeolog. 
Beitr.  Tf.  8.  S.  229 ;  auf  einem  Wandgemalde  Zahn  II,  30,  0.  Jahn  S.  226. 
Pr.  befreit   von  Herakles   und   Kastor,    Spiegel  Micali   Storia  tv.   50,   1, 


038  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [396] 

Gerhard  Spiegel  II,  138,  von  Her.  und  Apollon  II,  139.  Prom,  erscheint 
versohnt  vor  Here,  sehr  schones  Vasengemalde  Ball.  1840.  p.  114. 
Archaeolog.  Zeit.  IV.  S.  287.] 

3.  Die  Darstellung  des  Sarkophags  Admir.  Rom.  66.  67.     M.  Gap. 

IV,  25.     G.  M.  383    reiht,    von    der  L.   zur  R.   laufend,    aneinander    die 
Trennung  der  Seele  von  Eros,   Bildung  des  Menschenkorpers  durch  Prom, 
aus  den  Elementen,   Belebung  durch  Athena,    Tod  und  Heimfuhrung  der 
Seele  durch  Hermes,  u.  fugt  als  Schlusspunkte  daran,  zur  R.  die  Schmiedung 
der  Fesseln  des  Prom.,  zur  L.  die  Befreiung  durch  Herakles,    offenbar  in 
Orphischem  Sinne.     [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  169  f.]     Verwandte  Vor- 
stellungen  PG1.  IV,  34.     G.  M.  382;  Beschr.  Boms  II,  II.  S.  189;  L.  433. 

V.  Borgh.  I,  17.     M.  Nap.  I,  15.    Bouill.  Ill,  41,  2.    Glarac  pi.  215;  L.  768. 
Millin  Voy.  dans  le  midi  III.  p.  544.     Bouill.  41,  1.     Glarac  pi.  216;  Gerh. 
Ant.  Bildw.  61.     Neapels  Ant.  S.  52.     (Wie  in  dem  ersten  Bildwerke  das 
Ghaldaeische   in    der  das  Horoskop   aufzeigenden  Parze  bemerklich   wird: 
so  scheint  auch  die  alttestamentliche  Sage  von  Adam   und  Eva    und  der 
Schlange  hier  aufgenommen  zu  sein,  nach  Boettiger,   Tagebuch  der  Fr.  v. 
d.  Recke  IV.   S.  32;   nach  Panofka  Ann.  IV.  p.  80  ff.   sind   es  Deukalion 
und  Pyrrha.) 

4.  Giganten   als  Riesen  in  Agrigent   §.  109.  N.  20.    Heldenartig  in 
Selinus  §.  90.  A.  2,    Ephialt   §.    143.  A.  1),   an   dem  Peplos  der  Pallas 
§.  96.  N.  7.     Schlangenfiissig  mit  Schuppenkorpern  und  zugleich  gefliigelt 
auf  Vasen  von  Volci ,    M.  Etr.  p.  53.   n.  530.     Schlangenfiissig ,   bei  Zeus 
§.  351.  A.  2.     Apoll  §.  362.  A.  2.     Artemis  §.  365.  A.  5.     Athena  §.  371. 
A.  3.    [Poseidon  §.  356.  A.  4.     Dionysos  §.  384.  A.  6.]    Ares  §.  373.  A.  1. 
Am  Boden  sich   walzend   und  baumend  in  dem  Relief  PG1.  IV,    10.    vgl. 
Impr.    d.    Inst.    I,    63.      Ein   bronzenes    Bildwerk    zu    Byzanz    st elite   die 
schlangenfussigen  Giganten  gegen  alle  Gotter  mit  Felsen  und  Eichbaumen 
kainpfend  vor,    nur  der  dem   Eros  entgegengestellte  zieht  sich   freiwillig 
zuruck.     Themist.  p.  177.  Pet.     Schlangenfiissige  Giganten   als  Telamonen 
in  einem  Etr.  Grabe,  M.  I.  d.  Inst.  II,  4.     Gigantomachie  an  der  siidlichen 
Mauer  der  Akropolis  in  Athen  Paus.  I,  25,  2.    vgl.  Plut.  Anton.  60;    am 
Schilde    der   Pallas    von   Phidias;    auf  einer  Vase    von  Volci   in   Berlin, 
Levezow  Verz.  N.  1002  [Gerhard  Trinkschalen  Tf.  10.  11];  an  einer  Agri- 
genter  Vase,  Raff.  Politi  la  pugna  de'  Giganti,  Palermo  1828  [ist  die  Vase 
M.  d.  I.  I,  20;  am  Peplos  der  Dresdner  Pallasstatue.    Amphora  zu  Florenz, 
Zeus  mit  Herakles   auf  dem  Wagen,    Athene,    Ares  und  zwei  Giganten, 
Gerhard  Auserl.  V.  I,  5.    Elite  I,  1.    Inghirami  V.  fittili  I,  75.    Archaische 
Kylix,  Kampf  zu  Wagen  und  zu  Fuss,  Gerh.  Auserl.  V.  I,  61.  62;  das.  63 
Gigantenkampfe  von  Athene  u.  Dionysos  angefuhrt;   u.  II,  84.  85  Kylix 
mit    rothen  Figuren,    worin  Herakles   u.   AYAIO2  Hauptrollen    spielen; 
Fries  einer  Hydria,  schwarze  Figuren,  Elite  I,  2;  eine  archaisch-Griechische 


[397]  Hades,  Schattenreich,  Giganten.  639 

Amphora  bei  Micali  M.  ined.  1844.  tv.  37,  die  Erklarung  berichtigt  von 
Gavedoni  Osserv.  cr.  sopra  i  Mon.  ined.  Moclena  1844.  p.  23.  Fries  einer 
Hydria  mit  rothen  Figuren  Elite  I,  3,  Kylix,  I,  4,  aus  M.  Chiusino  171, 
Poseidon  u.  fiinf  andere  Figuren.  Eine  zweite  grosse  Kylix  des  Berliner 
Museums  N.  1756  Archaeol.  Zeit.  II.  S.  264  ff.  von  dem  Maler  Aristophanes, 
Topfer  Erginos,  mit  den  Namen  der  Streiter.  Wie  auf  der  Kylix  N.  1002 
Zeus  zu  Wagen,  Herakles,  Athene  und  Hermes,  Poseidon,  Hephaestos  je 
einem  Giganten  gegeniiberstehen  und  an  einer  des  Due  de  Luynes  (vorher 
Beugnot),  Vases  Luynes  pi.  19.  20.  Ann.  XII.  p.  251.  Gerh.  Trinkschalen 
Tf.  A.  B.  Hephaestos,  auf  den  Klytios  zwei  in  der  Zange  gefasste  Gliib- 
massen  schleudert ,  Poseidon  die  Insel  Nisyros  auf  den  Polybotes  wirft, 
Artemis  ihren  Gegner  mit  Bogen  und  Speer  angeht  (wie  Millingen  Uned. 
Mon.  9),  und  Apollon  XQVGCCCOO  (dieser  scheint  gemeint)  den  Ephialtes 
mit  dem  Schwerte  niederhaut,  Dionysos  seinen  Gegner  mit  Weinreben 
verstrickt,  Athene  den  Enkelados  durchbohrt,  so  ist  hier  ahnliche  Anord- 
nung.  Ganz  eigenthumlich  ist  die  grandiose  Composition  einer  grossen 
Vase  von  Ruvo  im  Besitz  des  Baron  Lotzbeck,  die  zugleich  den  Archemoros 
und  den  Orestes  enthalt,  Zeus  mit  Nike  in  der  Quadriga  (wie  an  der 
Tischbeinschen  Vase  §.  351.  A.  2),  Athene  u.  Artemis  aus  gleicher  Hohe, 
Herakles  unten  kampfend,  Minervini  im  Bull.  Napol.  II.  p.  105.  tv.  6,  III. 
p.  60,  E.  Braun  im  Bull.  d.  I.  1845.  p.  100—104.  Bins  der  ersten  Denk- 
maler  hinsichtlich  der  Kunst  ist  ein  Bruchstuck  eines  sehr  grossen  Kraters 
aus  Ruvo  von  der  schonsten  Nolanischen  Fabrik,  von  sehr  geistreicher 
Composition  und  Erfindung,  die  Kampfer  nicht  paarweise,  Ares,  Hephaestos, 
Satyr  und  Maenas,  ein  Satyr  in  kriegerischer  Riistung,  Apollon  auf  einem 
Viergespann,  die  Sonne  vorauf,  die  Giganten  in  Thierhauten ,  darunter 
ENKEAAJO2.  Vermuthlich  ist  in  die  Gigantomachieen  der  Vasen  viel 
ubergegangen  von  dem  Peplos  der  Panathenaeen,  Procl.  in  Tim.  p.  26  extr.] 


„  6.    Unterwelt  und  Tod. 

397.  Der  Herrscher  des  Schattenreiches ,  Hades,  uri-  1 
terscheidet  sich  durch  stark  ere  Bekleidung,  ausgenommen 
wenn  er  als  Rauber  der  Kora  in  rascher  Thatigkeit  erscheint, 
durch  das  in  die  Stirn  hereinhangende  Haar  und  sein  dust- 
res  Ansehn  genug  von  seinen  Brudern,  neben  ihm  thront, 
mit  entsprechendem  Gharakter,  Persephone  als  Stygische 
Hera.  Darstellungen  dieser  Gottheiten  und  der  gesammten  2 
Unterwelt  sind  indess  auf  Vasen,  Todtenurnen  und  Sarko- 
phagen  nicht  so  haufig,  als  man  erwarten  sollte;  das  Alter- 
thum  liebt  durch  Scenen  aus  ganz  andern  Mythenkreisen 
heitere  Vorstellungen  vom  jenseitigen  Leben  und  Hoffnungen 


640  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [397] 

einer  Palingenesie  zu  erwecken,  und  benutzt   dazu  besonders 
den  Bacchischen  in  der  durch  die  Orphiker  gegebnen  Auffas- 

3  sung.     Die  freundliche  Ansicht  von  Grab  und   Tod,  welche 
sich   das  Alterthum  zu  erhalten  suchte,   bewirkt  auch,   dass 
wir  Schlaf  und  Tod  in  seinen  Kunstwerken  nicht  zu  unter- 
scheiden  vermogen,  wenn  nicht  iiberhaupt  der  scheinbare  To- 
desgenius  immer  bios  ein  Schlafgott  ist,  und  die  eigentliche 

4  Darstellung  des  Thanatos   eine  ganz  andre  ist.     Die  zaube- 
rische  und  gespenstische  H  e  k  a  t  e  ist  bin  und  wieder  fur  Gul- 
tusbedarf,   und  zwar  schon  seit  Alkamens  mit  drei  Korpern, 
dargestellt  worden,  aber  jetzt   fast  nur  in  kleineren  Bronzen 

5  erhalten.     Das  alteste  Bild,  in  welchem  eine  durch  Entsetzen 
todtende  daemonische  Gewalt  von  den  Griechen   verkorpert 
wurde ,   das   Gorgoneion,    behalt    in  der  sicher   erst    seit 
Praxiteles    zu    erhabner   Schonheit    umgebildeten    Form   nur 
einen  unter  Anmuth  und  Lust  tiefverborgenen  Ausdruck  von 
vernichtender  Todesangst. 

1.  Fur  den  einzigen  echten  Kopf  des  Hades  halt  Visconti  eine 
treffliche  Biiste  des  Princ.  Ghigi  PCI.  II,  A.  9.  [vgl.  Meyer  zu  Winckelm. 
IV,  317.]  Doch  ist  wohl  auch  der  Basaltkopf  VI,  14  mehr  Hades  als 
Serapis  Statue  (Serapis  nach  Zoega)  PCI.  II,  1.  [In  Villa  Ludovisi  steht 
hinten  an  der  Mauer  ein  Pluto,  der  Kopf  erganzt  nach  dem  zu  seinen 
Fiissen  liegenden  Widderkopfe.  In  derselben  Villa  eine  Biiste  des  Pluton 
mit  breitem  Band  um  das  Haar.  Vielleicht  auch  August.  Tf.  39.  Ein 
thronender  Pluton  aus  der  Zeit  der  Antonine,  Nibby  M.  scelti  d.  V.  Borgh. 
tv.  39.  p.  127.  Einer,  halb  lebensgross,  in  den  Thermen  des  Titus  1811 
gefunden  und  in  das  Capitol  gebracht,  F.  Schlegel  Deutsch.  Mus.  1812. 
S.  458.  Wandgemalde  aus  einem  Grab  in  Vulci  M.  d.  I.  II,  54.  Ann.  X. 
p.  249.]  H.  thronend  auf  Kaiser-M.  von  Kyzikos,  auf  Lampen,  Passeri 
III,  73.  74.  Bartoli  II,  6.  8,  kaum  von  Serapis  zu  scheiden.  Ein  Zeus-H. 
auf  der  Bentinckschen  Gemme,  Gannegieter  de  Gemma  Bent.  Traj.  ad 
Rh.  1764.  Schemes  Relief  PG1.  [Beschr.  des  Vatican  S.  122]  (wo  neben  dem 
Doppelthron  Eros  u.  Psyche,  oder  ein  weiblicher  Schatten,  stehn).  H.,  Kora, 
Hermes  an  einer  Ara,  G.  Giust.  II,  126,  3.  Gemalde  G.  M.  343.  Die  vollstan- 
digste  Darstellung  der  Unterwelt,  H.  als  Zeus  der  Unterwelt,  Kora  mit  Fackel, 
die  Todtenrichter,  die  seligen  Heroen,  Tantalos,  Sisyphos,  Orpheus,  Herakles 
als  Besucher  des  Schattenreichs,  Vases  de  Canosa  3.  cf.  M.  d.  I.  II,  49.  50. 
Ann.  X.  p.  19.  Vase  mit  Orpheus  und  Bellerophon.  Aehnlich  die  ebenfalls 
Apulische  Vase  bei  R.  Rochette  M.  I.  pi.  45.  p.  179,  wo  die  Unterwelt  und 
die  Feier  des  Todten  durch  Darbringungen  in  ein  Ganzes  zusammengezogen 


[397]  Schattenreich.  641 

sind  (oben  die  Qual  des  Ixion).  Landung  in  der  Unterwelt,  die  Moren, 
Lethe  den  Trank  reichend,  G.  Giust.  II ,  126,  2.  PCI.  IV,  35.  [Reich- 
haltige  Vorstellung  der  Unterwelt  an  einer  Vase  in  Garlsruhe  M.  d.  I.  II, 
49,  Archaeolog.  Zeit.  I.  Tf.  1;  hier  Tf.  12  die  Vase  von  Ganosa,  II.  Tf.  13 
eine  Vase  zu  Neapel,  Tf.  14  die  aus  M.  Blacas  pi.  7,  Tf.  15  eine  aus 
Ruvo  mil  Theseus  u.  Pirithous;  III.  Tf.  25  eine  Etrurische  Todtenkiste; 
zwei  andere  sind  beschrieben  I.  S.  191. J  Charon  auf  einer  Vase  von 
Aegina,  von  den  Seelen  als  kleinen  Flugelfiguren  umgeben,  Mag.  encycl. 
1811.  II.  p.  140.  [Stackelb.  Graber  Tf.  47.  48.]  Bezahlung  des  Obolus 
an  Charon,  Bartoli  Luc.  I,  12.  Charon  die  Urne  mit  einer  Klepsydra 
iiberfahrend,  Gemme  bei  Christie,  Paint.  Vases  5.  Wiedererkennung  in 
Elysion,  Bartoli  Pitt,  del  Sep.  dei  Nasoni  7.  Danaiden  und  Oknos, 
Symbole  des  thorichten  und  tragen  Sinnes,  bei  Polygnot  §.  134.  A.  3. 
{vgl.  iiber  Oknos  Kratinos  bei  Suidas  s.  v.  ovov  TCOKKI,  Diod.  I,  97.  §.  391. 
A.  9).  Beide  nach  Vise,  in  dem  Relief  PCI.  IV,  36.  |Vier  Danaiden  ge- 
fliigelt  (als  Seelen)  schopfen  Wasser  in  ein  Fass,  Sisyphos  walzt  den  Stein, 
Etr.  Vase,  Inghirami  Vasi  fitt.  II,  135.  Oknos  und  eine  Danaide  an  dem 
Fries  eines  Grabes,  Campana  due  sepolcri  R.  1840.  tv.  II  C.  und  VII  B. 
p.  10.  Oknos  in  den  noch  unedirten  Wandgemalden  eines  Columbarium 
der  V.  Pamfili,  wovon  Copieen  in  Miinchen  sind.]  Andre  Strafen  der 
Unterwelt  PCI.  V,  19.  (Tantalos,  Sisyphos,  Ixion);  Bartoli  Sep.  56.  (Ixion, 
Tantalos,  Atlas).  [Der  Sarkophag  bei  Bartoli  ist  derselbe  wie  der  im  PCI. 
V,  19,  und  die  das  einemal  Atlas  genannte  Figur  ist  Sisyphos,  ahnlich  wie 
bei  Gerhard  Auserl.  V.  II,  86.  Sisyphos  das.  auch  Tf.  87.  0.  Jahn 
Archaeol.  Beitr.  S.  230.  Tantalos  nach  Wasser  schnappend,  Gemme  bei 
Jdicali  Storia  tv.  116,  9.]  Der  Stromgott  Acheron  Bartoli  Sep.  57. 

2.  Namentlich  durch  den  Raub  der  Kora  (xa#odo?  u.  avodos);  die 
Dioskuren  (Wechsel  zwischen  Licht  und  Grab;  darum  neben  Hades  auf 
der  Lampe,  Bellori  II,  8.  vgl.  §.  414);  Endyrnion  (siisser  Schlaf,  dabei 
erscheint  Luna  im  Zeichen  des  Krebses,  in  Bezug  auf  die  Sterbezeit,  an 
dem  Sarkophag  in  Munchen  197.  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  37,  auch  tragen 
die  Personen  Bildnissko'pfe,  Gerh.,  Beschr.  Roms  I.  S.  329);  Eros  u.  Psyche 
(endliche  Beseligung) ;'  das  Schicksal  des  Protesilaos,  der  Alkestis  und  des 
Hippolytos  (Riickkehr  in's  Leben  und  Palingenesie);  Nereidenziige  (die 
Reise  nach  den  seligen  Inseln,  wohin  Thetis  den  Achill  gefiihrt);  Herakles 
den  Kerberos  aus  der  Unterwelt  heraufholend  (Besuch  der  Unterwelt  und 
Riickkehr).  Schon  die  Etrusk.  Urnen  spielen  manche  dieser  My  then  ab- 
sichtlich  in's  Allgemein  -  Menschliche  hiniiber.  Das  Relief,  G.  di  Fir.  St. 
153,  zeigt  zugleich  die  Kora  von  Hermes  und  Alkestis  von  Herakles 
emporgefiihrt ,  beide  mit  der  Hora  (vgl.  §.  358.  A.  3  und  die  Orph. 
Hymn.  43,  6  ff.);  auch  dem  Todten  wird  seine  COQCC  zu  Theil  werden. 
Das  Bacchische  waltet  an  den  Sarkophagen,  die  zum  Theil  auch  aus 

0.  Miiller's  Archaeoloffie.     4.  Aufl.  41 


642  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [397] 

Keltergefassen  hervorgegangen  (Visconti  PCI.  IV.  p.  57.  §.  301.  A.  5),  be- 
sonders  vor,  vgl.  206.  A.  2.  Der  Mythus  des  Protesilaos,  welcher  Wieder- 
vereinigung  der  Geliebten  verheisst,  ist  in  dem  Relief  PCI.  V,  18  ent- 
schiederi  Orphisch  behandelt  worden;  indem  die  von  Protesilaos  besucbte 
Laodameia  als  eine  Theilnehmerin  Bacchischer  Orgien  bezeichntt  wird, 
vgl.  §.  345*.  A.  3,  ganz  wie  die  Gharite  Appulej.  Met.  VIII.  p.  169.  Bip. 
An  der  Ara  PG1.  IV,  25.  Zoega  Abhandl.  Tf.  3.  4.  Beschr.  Roms  II,  II. 
S.  98  ff.  werden  das  Mahl  des  Ikarios  und  Kentaurenziige  mil  der  Lau- 
terung  der  Psyche  verbunden;  vgl.  §.  391.  A.  9.  Andre  Lieblingsvorstel- 
lungen  sind  Reisen  zu  Lande  oder  zu  Wasser  (Passed  de  animarum 
transvectione ,  Thes.  Gemm'.  astrif.  III.  p.  113),  oft  hochst  sinnreich  aus- 
gebildet,  z.  B.  wenn  die  Urne  von  einem  Delphin  nach  den  Inseln  der 
Seligen  getragen  wird,  Lipp.  Suppl.  465.  Vgl.  §.  431. 

3.  Lessing  Wie  die  Alten  den  Tod  gebildet  haben  (als  Genius  mit 
der  Fackel).  Herder  Wie  die  A.  d.  T.  g.,  in  den  Zerstreuten  Blattern 
(mittelbar  durch  den  Schlaf).  Ein  Jiingling  mit  geneigtem  Haupte  schla- 
fend  PG1.  I,  29.  Mit  den  Armen  iiber  dem  KopfS,  an  eine  Gypresse  ge- 
lehnt  (Thanatos  nach  Vise.,  Hypnos  nach  Zoega),  schone  Figur  im  L.  22. 
M.  Franc,.  I,  16.  Bouill.  I,  19.  Glarac  pi.  300;  ebenso  PCI.  VII,  13; 
[in  einer  schonen  Bronze  zu  Florenz,  Wicar  I.  pi.  85]  beim  Raube  der 
Kora,  Welcker  Zeitschr.  S.  38.  461.  Mehr  knabenartig,  gefliigelt,  auf  die 
Fackel  gestiitzt  und  die  Hande  dariiber  gekreuzt  Bouill.  Ill,  15,  4;  Zoega 
Bass.  15.  Hirt  27,  5  (mit  der  Beischrift  Somnus)  u.  oft.  Todesgenius 
mit  der  gesenkten.  Fackel,  Gerhard  A.  Bildw.  I,  83.  vgl.  Narciss.  Auf 
die  Fackel  gestiitzt,  die  Hand  an  der  Wange,  daneben  ein  Schmetterling, 
R.  Rochette  M.  I.  42  A.  [Gruppe  von  S.  Ildefonso.]  Ein  Sarkophag  im 
Vatican  stellt  zusammen  die  Genien  mit  den  Armen  iiber  dem  Haupt  und 
Fliigelknaben  mit  Fackeln,  die  auf  Masken  hinweisen,  Beschr.  Roms  II,  II. 
Beil.  S.  4.  Die  schlafenden  Eroten  §.  391.  A.  6. 

Morpheus  als  Greis,  gefliigelt,  aus  einem  Horn  soporiferum  odorem 
ausgiessend,  auf  den  Endymion-Reliefs.  Aehnlich  die  Figur  Zoega  Bass.  93. 
Morpheus-Kopf?  PCI.  VI,  11;  Gemme  I.  tv.  A,  5.  G.  M.  352.  Schone 
kleine  Bronzefigur,  mit  Kopffliigeln ,  nackt,  ein  Horn  ausleerend,  Somnus 
nach  Zannoni  Gal.  di  Firenze  Statue  III,  138,  nicht  Merkur.  "Ovetgos, 
gefliigelt,  eine  Frau  verfolgend,  auf  einer  Vase,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  323 
Vermahlung  des  Hypnos  mit  der  Pasithea?  §.  210.  A.  6. 

Thanatos,  als  Opf er priest er ,  Eurip.  Alk.  74.  Serv.  ad  Aen. 
IV,  689,  auf  Etrusk.  Urnen.  Schwarzgefliigelt ,  Schol.  Eur.  Alkest. 
843.  Bartig  und  gefliigelt,  auf  Vasen,  eine  Frau  raubend  (vgl.  Boreas), 
R.  Rochette  M.  I.  pi.  44  A.  B.  p.  217.  [ist  Boreas;  Thanatos  mit  aus- 
gebreiteten  Fliigeln,  gegen  ihm  iiber  Nike,  auf  der  schonen  Gista  mit 
dem  Kampt'  zwischen  Amykos  und  Polydeukes  an  der  Gista  des  Golleg. 


[397]  Schattenreich,  Schlaf  und  Tod,  Hekate.  643 

Romanum.  Thanatos  ein  Weib  um  den  Leib  umfassend,  Ann.  XV.  p.  393. 
tv.  0.  n.  S.]  Mit  Keule  und  Wage  auf  gefliigelten  Radern,  Fragment 
einer  Mosaik  R.  Rochette  pi.  43,  2.  Thanatos  als  Kind  mit  verdrehten 
Fiissen  nehen  Hypnos  am  Kasten  des  Kypselos.  Keren,  wiedererkannt 
in  Figuren  auf  Vasen  (Tischb.  II,  20.  Millin  G.  M.  120,  459),  welche  die 
Getodteten  auszustrecken  scheinen  (xrJQts  ravrjlsysos  ftavuroio},  R.  Ro- 
chette M.  I.  p.  229.  Welcker  Rhein.  Mus.  II.  S.  461.  Der  Etr.  M  ant  us 
mit  dem  Hammer.  Auch  Manner  oder  Jiinglinge,  welche  kleinere  Figuren 
auf  den  Schultern  tragen  (nach  R.  Rochette  die  Dioskuren,  welche  die 
Leukippiden  rauben),  kommen  auf  Etr.  und  Romischen  Sarkophagen  als 
Todesgenien  vor.  M.  Cap.  IV,  44.  R.  Rochette  M.  I.  pi.  74,  1.  2.  75. 
Fragment  eines  Todesgenius,  der  auf  eine  Psyche  tritt,  im  Vatican,  Gerh. 
Ant.  Bildw.  77,  3.  R.  Rochette  pi.  77,  3.  (welcher  p.  424  damit  Winck. 
M.  I.  p.  152  verbindet). 

Die  Psyche  oder  das  Eidolon  erscheint  von  Sterbenden  hinweg- 
schwebend  auf  der  Vase  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  agg.  d.  2,  bei  der  Psycho- 
stasie  G.  M.  597;  fliigellos  auf  der  Gemme  G.  M.  602;  als  kleine  gehar- 
nischte  Fliigelfigur  auf  der  Vase  §.  99.  N.  7 ;  als  Vogel  mit  Menschenkopf 
bei  dem  Tode  der  Prokris,  Millingen  Un.  Mon.  I,  14.  Hermes  Psychopompos 
tragt  sie  bald  als  kleine  Menschenfigur ,  bald  als  weibliche  Figur  mit 
Schmetterlingsflugeln,  §.  381.  A.  4.  vergl.  391,  9. 

4.  Hekate  auf  Vasen  als  eine  Artemis  Phosphoros,   §.   358.  A.  4. 
R.  Rochette  M.  I.   p.   136.    Hecate  triformis  im  Mus.  von  Hermanstadt, 
mit  Reliefdarstellungen  eines  mystischen  agyptisirenden  Dienstes.   P.  v.  Kop- 
pen  Die  dreigestaltete  Hecate.    Wien  1823.  4.     [Die  in  Leiden,  Archaeol. 
Zeit.  I.  Tf.  8.   S.   132,  die  des  M.  Chiaramonti,   Glarac  pi.  563;  die  im 
Brittischen  Mus.     Glarac  pi.  558  B.  n.   1201  G.]     Sonst   St.  di  S.  Marco 

II,  8.     Gausseus  Rom.  M.  II,  20—22.     [Clarac  pi.  564  B.]    Passeri  Luc. 

III,  76—78.    Bei    Passeri    Luc.  I,  97  als  einzelne  Figur  neben  Artemis 
und  Selene.   Hekate  in  der  Figur  von  Kertsch?   Vgl.  §.  311.  A.  6.   Luynes 
Etudes  numism.  1 835,  besonders  iiber  Gorgo  u.  Hekate.   [Gerhard  A.  Bildw. 
Tf.  314,  1—10.] 

5.  Von  den  alten  Gorgoneen  §.  65.  A.  3.   Der  Verf.  iiber  Levezows 
Gorgonenideal,  Getting.  Anz.  1835.  S.  122  ff.  Bottiger  Furien-Maske-  S.  13. 
107  ff.    Auf  alten  M.  oft  sehr  grass,  Mionnet  Suppl.  Ill,  pi.  7,  5.    Auf 
den  M.  von  Koroneia,   Millingen  Anc.   coins  4,  8  in  Beziehung  auf  den 
My  thus  von  der  Jodama,  Paus.  IX,  34,   1.    Die  Gorgoneia  der  Phidias- 
sischen  Kunstperiode  sind  im  Wesen  die  ursprunglichen,  nur  mit  gemassig- 
tern  Ziigen.    Das  grosse  Gorgoneion  der  Burg,  Hunter  tb.  9,   19.    Das 
Gorgonis  os  pulcherrimum  (Gic.  Verr.  IV,  56)  ist  jetzt  die  Rondaninische 
Maske   in   Miinchen    133   mit-  Kopffliigeln,   Guattani   M.   I.   1788.  p.   35. 


644  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [398] 

(Gothe  Werke  XXVII.  S.  244.  XXIX.  S.  40.  328).  Nodi  reicher  umwallt 
ist  das  Gorg.  der  Fames.  Onyxschale,  Millingen  Un.  Mon.  II,  17.  Profil- 
kopf  auf  der  Strozzischen  Gemme  mit  Solon's  Namen,  M.  Flor.  II,  7,  1. 
Wicar  IV,  38.  Mit  gebrochnen  Augen,  auf  der  Gemme  des  Sokles,  Stosch  65. 
Vgl.  M.  Borb.  IV,  39.  Tassie  pi.  50.  Eckhel  P.  gr.  31.  Lipp.  I.  II,  70—77. 
Schone  Terracotta  (mit  hervorspriessenden  Hornern)  aus  Athen,  Brondsted 
Voy.  II.  p.  133.  Grossartiges  Wandgem.  von  Stabiae,  Zahn  Ornam.  58. 
[Ternite,  zweite  Reihe  Tf.  9.  vgl.  10.  11.]  Vgl.  §.  414  (Perseus). 


7.    Schicksal  und  Weltordnung. 

1  398.    Die  Schicksalsgottheiten   boten  der  Plastik  wenig 
Stoff  dar.     Bei  den   ernsten  Moren  begnugte  man  sich  frii- 
her  mit  einer  allgemeinen  Andeutung  der  Herrschaft;  hernach 

2  scheidet  man  sie  durch  allegorische  Bezeichnungen.     Bei  der^ 
Tyche  wird  durch  Attribute  entweder  lenkende  Gewalt,  oder 

3  Fluchtigkeit ,  oder  Reichthum  an  Gaben  hervorgehoben ;   die 
Romer,  bei  denen  der  Dienst  der  Fortuna  alt  und  sehr  aus- 
gedehnt  war,   haufen  alle  Attribute  auf  erne  Figur,  doch  so, 

4  dass  im  Ganzen   die   ernstere  Ansicht   vorherrscht.     Bei   der 
Nemesis  ist  die  Aphroditen-ahnliche  Darstellung  alter  Zeit 
von  der    allegorischen  Figur    der    spatern    Sinnbildnerei  zu 
scheiden.     Bei  den  Er  inn  yen  sind  die  Gorgonen-ahnlichen 
Grauengestalten  der  Aeschylischen  Biihne  der  bildenden  Kunst 

5  fremd  geblieben,  welche  sich  begniigt,  in  Vasengemalden  und 
auf  Etruskischen   Sarkophagen   die   Vorstellung   der   raschen 
hochgeschiirzten  Jagerinnen  hervorzuheben. 

1.  Moren  als  Matronen  mit  Sceptern  am  Borghes.  Altar,  §.  96. 
N.  22.  Etr.  Atropos  (Athrpa)  geflugelt,  einen  Nagel  einschlagend,  in  der 
Spiegelzeichnung  §.  413  (Meleagros).  Die  haufigen  Schicksalsgottheiten 
der  Etr.  Spiegel  [Gerhard  Etr.  Sp.  Tf.  31—36]  pflegen  den  Griffel  und 
eine  Art  Lekythos  zu  haben.  Spater  wird  die  Klotho  als  spinnend,  die 
Lachesis  als  das  Geschick  am  Globus  bezeichnend,  die  Athropos  schneidend 
dargestellt.  So  in  dem  Humboldtschen  Relief,  Welcker  Zeitschr.  Tf.  3,  10. 
[Schincke  Leben  u.  Tod  oder  die  Schicksalsgottinnen  rnit  dem  Hum- 
boldtischen  Parzenmarmor  1825.  Der  obere  von  Rauch  restaurirte  Theil 
ist  wieder  aufgefunden  worden,  R.  Rochette  M.  ined.  p.  44],  und  ahnlich 
zum  Theil  in  den  Prometheus -Reliefs  §.  396.  N.  3.  Lachesis  findet  man 
auch  schreibend  oder  eine  Rolle  haltend,  Atropos  die  Stunde  an  einer 
Sonnenuhr  zeigend,  oder  die  Wage  haltend,  M.  Cap.  IV,  29.  (Aber  Gap. 
IV,  25  zeigt  die  Lesende  wohl  das  Todtengericht  an).  S.  Welcker  S.  197  ff. 
[vgl.  0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  170  f.  Die  drei  Moren  auf  einer  Vase 


[398]  Gorgoneia.     Moren,  Tyche,  Nemesis,  Erinnyen.  (345 

von  Kertsch,  R.  Rochette  Feint,  ant.  ined.  p.  431.  452;  auf  einer  Jatta- 
schen  Vase  von  Nola,  Avellino  Bull.  Napol.  III.  p.  17—26.  tv.  1.  vgl. 
H.  Brunn  Berl.  Jahrb.  1846.  I.  S.  630  f.  734.  Klotho,  sitzend  in  der 
Mitte,  spinnt,  die  zwei  avvsdQot  umstehn  sie,  Lachesis  auf  den  Wollkorb 
gerichtet,  wie  es  scheint,  als  ob  sie  die  Fortdauer  des  Fadenziehens  be- 
stimmte,  die  andre  abef  ist  nicht  des  Abreissens  gewartig,  indem  sie  beide 
Hande  nicht  frei  hat.  Auch  die  zwei  Figuren,  welche  dem  Zeus  u.  der 
Hera  bei  der  Todtung  des  Argos  M.  d.  I.  II,  59  die  Hand  auf  die  Schulter 
legen,  als  ob  sie  Gewalt  iiber  sie  batten,  nimmt  Avellino  fiir  Moren,  vgl. 
Minervini  Bull.  Napol.  III.  p.  43  f.  Auch  unter  den  vielen  Figuren  einer 
schwerverstandlichen  Vase  Vases  Lamberg  II,  4.  p.  7  sind  die  drei  Parzen 
nicht  ohne  einigen  Schein  vermuthet  worden.  Auf  einem  Garniol  die 
spinnende  stehend,  eine  sitzende  lasst  den  Faden  durch  die  Finger  laufen, 
die  dritte  halt  wie  einen  Stab  auf  der  Schulter,  zu  den  Fiissen  Plutus, 
ein  Knabchen  mit  Fiillhorn.  Bull.  1847.  p.  89.] 

2.  Zoega  Tyche  u.  Nemesis,  Abhandl.  S.  32.    Bei  der  Tyche  unter- 
scheidet  Artemidor  II ,  37   die  Vorstellung  mit  dem  Steuerruder  (dann  ist 
sie  mehr  Providentia)  und  auf  dem  Rade$   nvlivdQos  (als  Zufall).    Den 
Polos  u.  das  Fiillhorn  erhielt   sie  in  Smyrna  von  Bupalos,   Paus.  IV,  30. 
Auch  Praxiteles  stellte  eine  'j4yctto"fi  TV%TJ  und  einen  ' /jya&6$  daipew  dar 
(so  ist  wohl  Bona  Fortuna  u.  Bonus  Eventus  bei  Plin.  zu  fassen),  diesen 
auch  Euphranor.    Ueber  dessen  Vorstellung,  dem  Triptolemos  und  Hermes 
ahnlich,  mit  der  Pater e  in  der  R.,  Aehren  und  Mohn  in  der  L. ,  oft  auf 
Gemmen,  Bottiger  Vasengem.  I.  S.  211.    Dieselbe  Gestalt  fiihrt  auf  M.  der 
Salonina  die  Beischrift  ro  uyctftov  'Eyeaiav.   Vgl.  §.  381.  N.  1.  359.  N.  7. 

3.  Ueber  die  Romischen  Fortunen  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  4.    For- 
tuna als  Weltbeherrscherin  im  Sternen  -  Mantel ,  gekront,   mit  Scepter  u- 
Ruder,  Wandgem.  M.  Borb.  VIII,  34.     [Aehnlich  XI,  38,  beide  mit  einem 
dritten  Gernalde  u.  einem  Garniol  M.  d.  I.  Ill,  6.   Ann.  XI,  101,  mit  einem 
Genius  (Zom^?)   neben  der  Fortuna.]     Statue   PG1.  II,   12.    Haufig   in 
Bronzen  (Causseus-  II,  27  fl.    Ant.  Ere.  VI,  24  ff.),  auch  Isisartig,  und  in 
Panthea  iibergehend.    Mit    Fiillhorn   und   Ruder   thronend,    Bartoli  Luc. 
II,  46.    Drei  Fortunen,  mit  Wagen,  oft  auf  M.    Auch  Passeri  Luc.  I,  41. 
Die   zwei   Antiatischen    Fortunen    haben    als   Meerbeherrscherinnen   auch 
Delphine.    Fort.  P.  R.,  ein  Haupt  mit  einem  Diadem,  auf  M.  der  g.  Arria 
u.  Sicinia.    Tychen  der   Stadte  §.  405.     Tyche  mit  Greif,   Coll.  Pourtales, 
Clarac  pi.  450.   n.  841  A,   andre  pi.   454—56.     Fortuna  mit  Justitia  auf 
der  Hand,  Impr.  d.  I.  IV,  10.     Sehr  viele  angebliche  Abundantiae,  Glarac 
pi.  451—453.     Sors,   Frauenkopf  mit  einem  Kasten  fur  die  Loose,  M.  der 
g.  Plaetoria.    Morelli  1. 

4.  Von   der    Rhamnusischen   Nemesis    §.    117.      Die    auf  M.    sehr 
haufigen  Smyrnaischen  haben  theils  die  spater  charakteristische  Haltung 


646  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [399] 


des  r.  Arms,  wodurch  der  nrj%v$  als  Maass  (Mrjdev  vntg  TO  PETQOV)  her- 
vorgehoben  wird,  theils  fiihren  sie  Schwerter.  G.  M.  347  —  350;  sie  fahren 
auf  Wagen  mit  Greifen,  Greuzer  Abbild.  zur  Symb.  Tf.  4,  5.  Das  Rad 
der  Nem.  (s.  Mesomedes  Hymnus,  vgl.  Kopp  Palaeogr.  Ill,  p.  260.  R.  Ro- 
chette  M.  I.  p.  214)  liegt  vor  ihren  Fiissen  auf  M.  von  Tios  (Nspsois 
Ticevmv).  Vgl.  die  M.  von  Side  Buonarr.  Med.  tv.  12,  3.  p.  241.  In  Bronzen 
halt  Nem.  auch'  den  Finger  an  den  Mund,  Gaylus  IV,  72,  2.  3,  in  Dres- 
den 411  (nach  Hase).  Nem.  mit  Attributen  der  Tyche,  Hirt  S.  98;  einen 
Zweig  emporhaltend,  Impr.  d.  I.  IV,  18.  Die  Statue  L.  318.  M.  Roy.  II,  20. 
Glarac  pi.  322  ist  sehr  zweifelhaft.  Nem.  und  Elpis  einander  gegeniiber 
(wie  in  einem  Epigramm  Anal.  III.  p.  173.  n.  117)  auf  der  Ara  im  Florent. 
Museum,  welche  Uhden,  Mus.  der  AlterthumsW.  I.  S.  552,  beschreibt,  und 
dem  Krater-Relief,  welches  auf  der  einen  Seite  sinnliche  Freuden,  auf  der 
andern  die  Priifungeri  der  Seele  ausdruckt,  Guattani  M.  I.  1784.  p.  XXV. 
Zoega's  Abhandl.  Tf.  5,  13.  [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  149  ff.]  Psyche 
mit  dem  Gest  der  Nemesis  (als  Ausdruck  der  Selbstbeschrankung)  ofter  auf 
Gemmen;  mit  einem  gebundenen  Amor,  M.  Flor.  I,  76.  Zoega  Abhandl.  S.  45. 
5.  S.  Lessing's  Laokoon,  Werke  IX.  S.  30.  158.  Bottiger's  Furien- 
maske.  Weimar  1801.  S.  67  ff.  Millin's  Oresteide  pi.  1.  2.  [Winckelm. 
M.  ined.  149.  M.  PioGlem.  V,  22.  Millin  Mon.  ined.  I,  29.  Vasengemalde.] 
Merkwiirdig  ist  der  Spiegel,  als  Symbol  der  Erinnerung,  den  die  Erinnys 
in  einem  Vasengem.  dem  Orest  vorhalt,  R.  Rochette  M.  I.  p.  187.  vgl. 
§.  416.  Das  Vasengem.  Tischb.  I,  48  scheint  die  Erinnyen  als  die  @QO- 
zoGKonot  Maivudss  (Aeschylos)  darzustellen.  Ob  nicht  manche  sogen. 
Medusenkopfe  die  Eumeniden  oder  Athenischen  Semnae  darstellen  sollen? 


8.    Z  e  i  t. 

1  399.     Die  Damonen  der   Zeit  ermangem,    je  mehr  der 
nackte  Begriff  der  Zeit  erfasst  werden  soil,  um  so  mehr  der 
Darstellbarkeit.     Bei  den  Ho  r  en,  welche  in  der  Kunst  meist 
ihre  physische  Bedeutung  festhalten,   ist   die  Folge  von  Blii- 

2  hen  und  Reifen  das  Gharakteristische.     Ausser  ihnen  werden 
die  Jahreszeiten  auch  durch  mannliche  Figuren,  bald  Knaben 

3  bald  Junglinge,    bezeichnet.     Aber   auch  Tage  und  Jahre 
und  Pen taeteriden   und  Jahrhunderte  wurden  gebil- 
det,  jedoch  nur  als  durch  besondre  Zwecke  bedingte,  und  mit 
diesen  wieder  verschwindende  Schopfungen. 

1.  Auf  Kunstwerken  lassen  sich  eben  so  die  drei  Horen,  die  indess 
nicht  eigentlich  Jahreszeiten  sind,  denn  der  Winter  war  nie  eine  Hora, 
nachweisen  (§.  96.  N.  16.  Zoega  Rass.  96),  als  eine  Vierzahl,  welche 
den  gewohnlichen  Jahreszeiten  entspricht,  Zoega  94.  Gombe  Terrac.  23.  51 ; 


[400]  Horen,  Zeitgottheiten.  647 

init  vier  mannlichen  Figuren  verbunden  im  Grabmal  der  Nasonier,  Hirt 
14,  5.  Vgl.  Zoega  II.  p.  218.  Drei  Horen  urn  eine  Saule  sich  drehend, 
ohne  Attribute,  im  Vatican,  Glarac  pi.  446.  n.  815.  Quatuor  anni  tem- 
pora,  Bellori  Arcus  14,  unten  vom  Bogen  des  Sept.  Severus.  Die  zwei 
Attischen  Horen,  Thallo  u.  Karpo,  an  der  Schale  des  Sosias?  §.  143.  3). 
Fruhlingshoren  Gerhard  A.  Bildw.  I,  87.  Es  gab  balletartige  Horen-,  wie 
Gbariten-,  Nymphen-  und  Bacchentanze ,  welche  auf  Kunstdarstellungen 
eingewirkt  zu  haben  scheinen  (Xenoph.  Symp.  7,  5.  Philostr.  Apoll.  IV,  21). 
Eine  tanzende  Hora  im  leichten  Chiton,  Impr.  d.  Inst.  II,  31.  Allein 
kommt  die  Friilil  ings -Hora,  die  COQK  vorzugsweise ,  mit  dem  Schurz  voll 
Blumen,  ofter  vor,  oben  §.  358.  A.  3.  u.  397.  A.  2.  vgl.  Neapels  Antiken 
S.  2.  Statuen  M.  Flor.  III.  63;  Guattani  M.  I.  1788.  p.  46;  Glarac  pi.  299. 
Pompej.  Gemalde  M.  Borb.  VII,  40.  Zeus  offnet  den  Horen  das  Olympische 
Thor,  M.  des  Gommodus  M.  Flor.  IV,  41.  [Die  vier  Horen  dem  Peleus 
Geschenke  zur  Hochzeit  bringend,  Gampana  Op.  di  plastica  tv.  61.  62. 
vgl.  Zoega  Bassir.  tv.  52.] 

2.  Vgl.   Ovid.   M.  II,  27.     Den  Dionysos  umgebend,   auf  manchen 
Sarkophagen,  wie   G.  Giust.  II,    120;  L.  770;   Bouill.  Ill,  37,  1.     Glarac 
pi.  146;  in  Gassel  (Bouill.  Ill,  37.  2?)   In  der  Umgebung  der  Erde  §.  395- 
A.   1.     Bin  Herbstgenius,   mit  dem   Schurze  des  Saemannes  und  reicher 
Jagdbeute,  Gemme,  M.  Worsl.   II,    12;   Ant.  Ere.  VI,  37?     Ein  schones 
Gemmenbild   ist  der  Fruhlingsstier ,    welcher  mit  den  Charilen  auf  dem 
Haupte  das  Jahr  eroffnet,  Kohler  Descript.  d'un  Camee.  1810.  pi.  3.    Hirt 
16,  4.    Er  scheint  aus  dem  Dionysos-Stier,  den  die  Eleischen  Frauen  riefen 
mit  den  Ghariten  herbeizukommen,  Pint.  Qu.  Gr.  36,  hervorgegangen  zu  sein. 

3.  Hirt  S.  119.     Die  Pompen  des  Ptolemaeos  und  Antiochos  waren 
reich  an  solchen  Figuren,  §.  390.  A.  3.     Den  Eniautos  meint  Hirt  in  dem 
Alpheios,  §.  350.  A.  5,  zu  erkennen.     Der  Aeon  spater  Superstition  (eine 
der  beiden  Statuen  des  Vatican  ist  unter  Gommodus  verfertigt)  PCI.  II,  19. 
Zoega  Bass.  41.   Bottiger  Kunstmythol.  S.  267.   Ghronos  auf  der  Apotheose 
Homer's.     Vom  Kairos  Hirt  Bilderb.  S.  107.    Welcker  zu  Callistratus  VI. 
Dass  schon  Phidias  Occasio  u.  Metanoea  gebildet  (Auson  Epigr.  12),  scheint 
mir  zweifelhaft;  es  ist  wohl  nur  eine  Verwechselung  mit  Lysipp. 


9.    Lichtwesen. 

400.  Der  Sonnengott  war,  abgesehn  von  dern  Sol  i 
Phoebus  der  Romischen  Zeiten,  nur  in  Rhodos  ein  bedeu- 
tender  Gegenstand  der  Bildnerei,  wo  die  Miinzen  seinen  Kopf 
meist  von  vorn  mit  runden  Formen  und  strahlenformig  flie- 
genden  Haaren  zeigen.  In  ganzer  Figur  erscheint  er  meist 
gekleidet,  auf  seinem  Wagen,  die  Rosse  mit  der  Peitsche  re- 


648  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [400] 

2  gierend.     Selene,  in  ihrer  gewohnlichen  Bildung  von   der 
Artemis  nur  durch  vollstandigere  Bekleidung  und  ein  bogen- 
formiges  Schleiergewand  iiber  dem  Haupte  unterschieden,  ist 

3  besonders    durch    die  Endymion-Reliefs    bekannt.     Eos   er- 
scheint  entweder  selbst  auf  einem  Viergespann  in  prachtiger 

4  Gestalt,    oder    als    Fiihrerin    der    Sonnenrosse.      Unter    den 
Gestirnen  hatte   der  Hund  Sir i us,  als  vermeinter   Urheber 
der  Glut  des  Sommers,   und  die  Boten   des  Tages  und  der 
Nacht,  Phosphoros  und  Hesperos,   am  moisten  Bedeu- 

5  tung    im    Griechischen   Gultus    und   Mythus.     [Dioskuren   §. 
414,5.]  Aber  eine  sehr  bedeutende  Glasse  bilden  unter  den  spa- 
tern  Kunstwerken,  auf  Gemmen  und  Miinzen  die  astrologi- 
schen  Darstellungen,  Horoskope  und  schutzende  Zeichen  von 
Personen,  Stadten,  Landern,  welche  aus  Zusammenstellungen 
der  Zeichen  des  Zodiacus  und  der  Planeten  zu  bestehn  pfle- 
gen.    Fur  diesen  Zweck  begniigt  man  sich,  den  Gotterfiguren, 

6  zur  Unterscheidung ,    einen   Stern    beizufugen.     Iris  ist  aus 
einer  Lichterscheinung  desHimmels  ganz  zur  leichtbeschwingten 
Gotterbotin  geworden. 

1.  [Gerhard  iiber  die  Lichtgottheiten  nach  Denkmalern  B.  1840. 
4  Kpfst.]  Auf  den  M.  vorr  Rhodes  bei  Mionn.  PL  52,  1.  2  sieht  man 
den  Kopf  des  Helios  auch  von  der  Seite,  mit  der  corona  radiata;  ahnlich 
auf  Rom.  M.  der  g.  Aquillia.  Den  grossen  Kopf  im  Gapit.  Mus.,  BouilL 
I,  71,  sprechen  Visconti  und  Hirt  dem  Sol  zu,  die  Herausg.  Winck.  VI. 
S.  200  ab.  Deutlich  Helios  ist  das  von  Cl.  Biagi  Sopra  una  antica  statua 
singolarissima.  R.  1772  edirte  Bildwerk;  am  Kopfe  sieht  man  die  Locher 
fur  die  Strahlenkrone.  Statue  L.  406.  V.  Borgh.  st.  2,  3.  Glarac  pi.  334. 
[Visconti  sopra  la  statua  del  sole  1771.  Biiste  mit  sieben  Strahlen,  Ge- 
sicht  u.  Haar  dem  Apollon  ahnlich,  dem  Englischen  Consul  in  Livorno 
gehorig,  bei  Guasco  de  1'usage  des  statues  pi.  3.  p.  44.]  Helios-Torso  mit 
Zodiacus  am  Kocherriemen ,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  46,  3.  Helios  nackt 
mit  Strahlenkranz,  der  Peitsche,  und  einer  Kugel  in  der  Hand,  Wandgem. 
M.  Borb.  VII,  55.  Ein  Sol -Apollo  bogenschiessend ,  M.  von  Philadelphia, 
N.  Brit.  11,  7. 

Sonnenaufgang,  am  Parthenon  §.  118.  A.  Schones  Vasengem 
(Helios  auf  der  Quadriga,  Eros  vorausgehend  und  den  Orion  (nach  Andern 
den  Kephalos)  verfolgend,  die  Sterne  in  Knabengestalt  versinkend,  Pan  den 
Morgen  verkiindigend,  Selene  auf  einem  Einzelross  untergehend)  Panofka  Le 
lever  du  Soleil.  P.  1833.  M.  Blacas  pi.  17.  18.  R.  Rochette  M.  I.  pi.  73. 
vgl.  Welcker  Rhein.  Mus.  II,  I.  S.  133.  [Elite  ce"ramogr.  II,  111.  112.  vgl.  112  A 


[400]  Helios,  Selene,  Men.  649 

u.  113  Helios  mit  Quadriga.]  R.  Roch.  M.  1.  pi.  72.  A.  2,  Helios  auf- 
Selene  niedergehend ,  dazwischen  die  drei  Gapitolinischen  Gotter  u.  die 
Dioskuren,  Basrelif.  Helios  u.  Eos  [Selene],  von  Pan-Phosphoros  gefiihrt, 
erheben  sich  rnit  ihrem  Gespann  von  einem  Schiffe,  Passeri  Pict.  Etr.  Ill, 
269.  Maisonn.  1.  [Winckelm.  M.  ined.  22.  Gerh.  Lichtgottheiten  Tf.  3,  2. 
S.  8.  Elite  II,  114.  Sonnenauf-  und  Untergang,  Sabinervase  M.  d.  I.  II, 
55.  E.  Braun  Ann.  X.  p.  266.  Welcker  XIV.  p.  210.  Elite  ceramograph. 

II,  59.]   Die  Sonnenpferde  aus  dem  Meere  tauchend,  Millin,  II,  49.    Helios 
Hanpt  aufwarts  gerichtet,  Mond  u.  Sterne  auf  dem  Rev.,  Morelli  N.  Con- 
sul, tb.  32,  24.    Helios  u.  Selene  auf  Zwei-  und  Viergespann,   Fibula  von 
Pomp.  M.  Borb.  VII,  48.     Helios   und  Selene  als  Einfassung  von  Gotter- 
reihen,    von    Phidias,    Paus.  V,   11,   3;    so  die   Gapitolinischen  Gotter   u. 
Dioskuren  einschliessend ,   in  den  Reliefs  PP1.  IV,  18;  R.  Rochette  M.  I. 
pi.  72,  1.  —  Kindheit  des  Helios  u.  der  Selene  als  Bildwerk,  Claudian  de 
raptu  Pros.  II,  44.     ANATOAH  und   JYZI2  Medaillen  von  Damascus, 
Steinbuchel  Notice  sur  les  med.  Rom.  en  or  tb.  2  f.  d.  p.  23. 

Phaethon's  Fall,  Philostr.  I,  11,  in  Reliefs  L.  766  b.  Bouill.  Ill, 
49.  Glarac  pi.  210;  G.  di  Fir.  St.  97;  in  Gemmen  Wicar  II,  8.  Die 
Heliaden  in  Pappeln  verwandelt,  auf  einem  Denar  der  g.  Aecole.ja. 

2.  Sarkophage  mit  Endymion  M.  Cap.  IV,  24.  29;  PCI.  IV,  16. 
Beschr.  Roms  II,  II.  S.  275;  G.  Giust.  II,  110.  236.  L.  437.  438.  Bouill. 

III,  34.  35.     Clarac  pi.  165.  170;   Woburn  Marb.  9;  Gerhard  Ant.  Bildw. 
36-40.    Sehr  einfach  das  Relief  von  Cilli,  Wiener  Jahrb.  XL VIII.  S.  101. 
Tf.  1,  2.     [Die   schone    Diana   vor  dem   Endymion   M.  Chiaram.   II,    7.] 
Luna   in   mulo,   Fest.    p.  172.  —  Pitt.  Ercol.   Ill,   3.    M.  Borb.    IX,  40, 
Selene,  fast  nackt,  mit  Hesperos,  zu  Endymion.    [Aehnliches  Wandgemalde 
M.  Borb.  XIV,  3.]     Endymions-Statue?    Guatt.  M.  I.  1784.  p.  VI.     [Jetzt 
im  Mus.  R.  Suec.  Stat.  14,  die  Erklarung  unzweifelhaft.]  —  Luna  unter- 
gehend  am  Trinmphbogen  Constantin's  Bellori   Arcus  41.     Am  Himmel 
schwebend,  Gemme  bei  Hirt  16,  3    —  Selene  mit  Rindern  fahrend,  Statue 
zu  Antiochien,  Malalas  p.   261,  wie  in  dem  Relief  Clarac  pi.   166.   vgl. 
§.  365.  A.  4.   Statue  der  Selene?    M.  Borb.  V,  22  wohl  Ilithyia.    Artemis- 
Selene  im  Ziegenfell,  wie  Juno-Lanuvina,  Passeri  Luc.  I,  94. 

Deus  Lunus  oder  Myv  viel  aufM.  in  Phrygischer  Tracht  mit  Halb- 
mond  hinter  den  Schultern,  M.  SClem.  21,  146.  Hirt  11,  8.  9.  Deus 
Lunus  zu  Pferd,  ein  Altar  von  zwei  Fackeltragern  wie  die  der  Mithraeen 
umgeben,  aufM.  von  Trapezus,  Munchner  Denkschr.  Philol.  I.  Tf.  2,  10. 
Der  verwandte  Pharnakes  erscheint  wahrscheinlich  aufM.  von  Pharnakes 
als  ein  Hermes-Bakchos  mit  Sonne,  Mond  und  Blitz.  Ein  Palmyrenischer 
Mondgott  Aglibul  M.  Cap.  IV,  18. 


650  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [400] 

3.  Eos  zu  Wagen.  Inghir.  Mon.  Etr.  I,  5.  Millin  Vases  de  Ganosa  5. 
Vases  I,  15.  II,  37;  (vgl.  A.  1.     [Gerh.    Auserles.  Vasen  II.  79.     Elite  II, 
109  A.,  M.  Gregor.  II,   18,  2,    HEOZ  erne  Quadriga  bei  einem   Dreifuss 
vorbeilenkend;   Gerh.  Tf.  80,  Elite  pi.  109.     Cab.  Durand  n.  231,  HEOS 
ungefliigelt  lenkt  zwei  Fliigelrosse;  Elite  pi.  109  B.  110  vielleicht  Eos;  un- 
gefliigelt,  mit  einer  ungefliigelten  Quadriga  pi.  108  A.     AOS  KAVE.  aus 
Millingen  Anc.  rnon.  pi.  6,  schwebt  mit  einer  Kanne  schopfend,  mit  der 
andern  ausgiessend.     Eos  den  Kephalos  verfolgend,  Gerh.  Etr.  Spiegel  II, 
179.   Kephalos  im  Arm  der  Eos  das.  180.    M.  Gregor.  I,  32.  1  u.  M.  d.  I. 
Ill,  23,  Ann.   XII.  p.    149,    wo   ahnliche  Vorstellungen.]     Eos  (Beischrift) 
mit    der   Fackel   u.  bogenformigein   Gewande  ein  Ross  Pegasos?  fiihrend, 
auf  M.  von    Alexandrien,    Eckhel  Syll.  7,  3.     Schol.   II.   VI,    155.     Schol. 
Eurip.  Or.  1004.    ^ovoHoUog  '^eo's-    Vier  Helios-Bosse  fuhrend  auf  M.  der 
g.  Plautia.     Schone  Gemme  mit   der  die  Bosse  anspannenden  Eos,   Cab. 
d'Orleans  I.  pi.  45.     Vgl.  §.  413  (Kephalos),   415  (Memnon).     Eos  empor- 
fahrend  auf  Etr.  Spiegelny  B.  Bochette  M.   1  pi.  72  A.  p.  398.  400.  not.  1. 

4.  Sirius  als  Sternenhund   auf  M.  von  Keos  (Broendsted  Voy.  I. 
pi.  27),  auf  Gemmen,  Bracci  I.  t.  45.     Phosphoros  (bonus  puer  Phos- 
phorus in  Bom.  Inschr.)  und  Hesperos  als  Knaben  mit  Fackeln  herauf- 
u.    herabfliegend    A.    1.      Hesperos    vorreitend    der   Selene    (Nyx),    nach 
Braun,   an  der  Archemorosvase ,   welche    Gerhard  S.  21    ganz    falsch    fur 
Phosphoros  und   Helios  nimmt.     [Phosphoros  und  Hesperos    an    der  Ara 
Mon.  ined.  21,   von  Winckelmann   nicht   richtig  geriommen.]     In  Brust- 
bildern   §.   365.  A.  5.     Untergehende  Sterne  A.  1.     Sog.  Orion  §.  97. 
A.  3.     Ann.  d.  Inst.  1835.  p.   250.     Der  angebliche  Krater    mit  Dionysos 
u.  den  Pleiaden  im  L.  783  1st  als  nichtantik  anerkannt.    Von  den  iibrigen 
Sternbildern,    welche   kaum    in    diesen   Kreis    gehSren,    Hirt    S.   135. 
Die   urspriingliche    Volksvorstellung   entwickelt   oft    mit  Gliick   Buttmann 
Ueber  die  Entstehung  der  Stembilder,  Berl.  Akad.  1826. 

5.  Vgl.   §.   206,   6.     Hirt  Tf.    16.     Gori  Thes.  gemm.    astriferarum, 
mit    Comm.    von    I.    B.    Passeri.    F.    1750.    3    Bde.  f.      August    hat    den 
Capricornus.    Landschaften  oder  Stadte  haben  auf  M.  das  Zeichen,  unter 
dessen    besonderem    Einfluss    sie    liegen,    wie    Antiochien    den    Widder, 
Kommagene  den  Skorpion.    Ueber  die  Alexandrinischen  M.,   welche  den 
Stand    der    Planeten    im    Anfang     einer     Sothischen    Periode    angeben, 
Barthelemy  Mem.  de  TAc.  des  Inscr.  XLI.  p.  501.    Saturn  mit  Sichel  auf 
einem  von  Schlangen  gezognen  Wagen  u.  die  Zeichen  des  Capricorn  und 
Aquarius,  Impr.   d.  I.  IV,  1.     Amphitrite?  auf  dem  Seebock,  wohl  astro- 
logisch?  VI,  11.  vgl.  12.   Ein  Borghes.  Altar  verbindet  die  Planeten  Jupiter, 
Mars  u.  Venus  mit  den  Zodiacalzeichen  der  Herbstmonate  (Wage,  Skorpion, 
Schutze),  Winck.   M.  I.  11.     Bouill.   Ill, -67.    Clarac   pi.    201.   202.   vgl. 
T.  II.  p.  186  (die  Wage  von  einer   Jungfrau  gehalten ,    der  Skorpion    als 


[400]  Eos,  Sterne,  Iris.  651 

eine  Art  Seeungeheuer ,  wie  der  Krebs  in  einem  Gemalde  von  Portici,  de 
Schiitze  als  Kentaur).  Die  schone  Mosaik  von  Poligny,  welche  Bruand 
1816  herausgegeben,  ist  ein  Horoskop.  Eine  Astrologische  Gemme  des 
Cabinets  Pontchartrain ,  die  Baudelot  1710  edirt  und  schlecht  erklart 
(vgl.  Ac.  des  Inscr.  I.  p.  279),  vereinigt  die  fiinf  Planeten  mit  dem  Stern- 
bilde  des  Schiitzen  (Kentauren).  Astrologische  Gemmen,  Kopp.  Palaeogr. 
III.  p.  325. 

Atlas  mit  Globus  §.  396.  A.  1.  Zeus  im  Zodiac  auf  Atlas, 
Albanischer  Marmor,  Guattani  M.  I.  1786.  p.  53.  vgl.  §.  350,  6.  Planisphar 
im  L.  nebst  den  Planeten  und  36  Decanen,  von  Bianchini  herausgegeben, 
nach  Letronne  aus  dem  2ten  Jahrh.  n.  Ghr.  Glarac  pi.  248  b.  Thierkreis 
nebst  den  Planeten,  im  Pronaos  des  T.  zu  Palmyra,  Wood  pi.  19  A.  Der 
Zodiacus  auf  dem  Gal.  rusticum,  M.  Borb.  II,  44.  Die  einzelnen  Zeichen 
oft  auf  Gemmen,  wie  Impr.  d.  Inst.  II,  7  der  Schiitze,  II,  8  der  Wasser- 
mann  (dessen  schone  Figur  mit  dem  Ghemmitischen  Perseus-Ganymedes 
des  Herod.  II,  91  und  Pindar  Fr.  inc.  110,  dessen  Fusstritt  den  Nil 
schwellen  macht,  zusammenzuhangen  scheint).  Skorpion,  Fische  u.  Krebs, 
III,  96,  der  Widder  III,  97.  Die  acht  Gotter  der  Wochentage  In 
einem  bei  Mainz  gefundenen  Altar,  Schrift  von  Fuchs.  Mainz  1773. 
Ideler  Handb.  der  Ghronol.  II.  S.  183.  623.  [Der  planetarische  Gotter- 
kreis  von  L.  Lersch  Jahrb.  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rhein- 
lande  IV.  S.  147.  Tf.  3,  5.  V.  S.  298.  VIII.  S.  145.) 

6.  *!QIS  als  Botin  von  Patroklos  Tode  an  Achill,  gefliigelt  mit  einem 
Caduceus  u.  einer  Blume,  Vasengem.  von  Volci,  Inghir.  G.  Omer.  256. 
Iris  (?)  die  Waffeniiberbringerin ,  Tischb.  I,  4.  Boettiger  Vasengem.  I,  2. 
S.  68.  Mit  dem  TCQO%OV<S  (wie  bei  Hesiod.  Theog.  784)  auf  Gemmen, 
Hirt  12,  2.  Einem  Apollon  Kitharodos  die  Libation  einschenkend, 
Vasengem.  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  B.  [Nike.  —  Hirts  Bilderbuch  I.  S.  93. 
0.  Jahn  Telephos  S.  79.  Iris  bei  Apollon,  Idas  und  Marpessa,  Gerhard 
Auserl.  V.  I,  46.  Dieselbe  mit  Kerykeion  und  dem  TT^O'^OOS  entschwebend, 
das.  II,  82.  Mit  dem  Namen  bei  der  Botschaft  des  Nestor  und  Antilochos 
an  Achilleus  Vases  de  Luc.  Bonaparte  pi.  11.  Die  Here  begleitet  sie  bei 
dem  Besuch  des  Zeus  auf  den  Ida  §.  395.  A.  2,  die  Thetis  als  sie  ihr 
Kind  in  den  Styx  taucht,  W.  Gell  Pompej.  II.  pi.  73,  hinter  der  ver- 
lassenen  Ariadne  steht  sie  Pitt.  d'Ercol.  II,  15,  Boettigers  Archaeol. 
Hefte  I,  1.] 

Hemera  u.  Nyx  sind  noch  nirgends  mit  Sicherheit  nachgewiesen, 
obgleich  die  letztre  im  Alterthum,  besonders  grade  im  friiheren,  ofter  ge- 
bildet  worden  ist.  Hirt  S.  196.  [Nocturnus,  nach  K.  F.Hermann  statt 
Uranos,  M.  PioGl.  IV,  18  u.  Winckelm.  43,  Archaeol.  Zeitung  V.  S.  95.] 


652  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [401] 

10.    Winde. 

1  401.    In  den  Gestalten  der  Winde,  besonders  am  Mo- 
numente    des  Adronikos  Kyrrhestes    (§.   160,    5.),    zeigt  die 
alte  Kunst  ihr  Vermogen,  fein  und  sicher  zu  charakterisiren, 

2  auf  eine   vorziigliche  Weise.     Von  einzelnen  lasst  sich  sonst 
nur    Boreas,    als    Rauber   der    Oreithyia,    mil   einiger    Si- 

3  cherheit  nachweisen.     Die  im  Windsgebraus   dahinraffenden 
H  a  r  p  y  i  e  n    (gefahrliche  Windstosse ,   welche  allein  von  dem 
Geschlechte  des  luftreinigenden  Nordwinds  iiberwunden  wer- 
den  konnen)  erscheinen  bald  als  gefliigelte  Weiber,  bald  mehr 
Vogeln  ahnlich  gebildet,  da  die  alte  Sage  ihre  Gestalt  sehr 
unbestimmt  Hess.     [Echo  §.  403  A.  4.] 

1.  Boreas  (rauh),  Kaekias  (Hagel  bringend),  Apeliotes  (warme  Luft), 
Euros  (Gewitter),  Notos  (langen  Regen),  Lips  (Hitze,   die  Schiffe  in  den 
Hafen),  Zephyros  (schones  Friihlingswetter),  Skiron  (Kalte). 

2.  Boreas   dabei   mit    Schlangenfiissen   am    Kasten    des   Kypselos, 
Paus.  V,  19,  1.  Als  doppelt  gefliigelter  Mann,  Tischb.  Ill,  31.  vgl.  §.  397. 
A.  3.     [Die  schonste  Darstelhmg  an  einer  Vase  jetzt  in  Mtinchen,  Welcker 
Nouv.  Ann.  de  la  Sect.  Franq.  de  l'I.  archeol.  pi.  22.  23.  Vol.  II.  p.  358-396, 
eine  sehr  bedeutende  in  Berlin  das.  pi.  H.  u.  in  Gerhards  Etr.  u.  Gampan. 
Vasen  Tf.  26  ff.   S.   38,    zwei    andre   in    dessen  Auserles.   V.   Ill,    152. 
S.  8—15  und  eine  Nolanische  in  der  Archaeol.  Zeit  III.  Tf.  31.    Allein 
das  Museo  Borbonico  besitzt  diese  Vorstellung,  nicht  zwei-  sondern  drei- 
mal.]     Chloris  durch  Zephyros  geraubt?    Hirt  18,  1.     [Das  vielbesprochne 
Pompejanische  Bild  Ann.  1829  tv.  D.  1830.  p.  347.    Bull.  1832.  p.   186, 
in  den  D.A.K.  I.  Tf.  73,  424  gewiss  nicht  richtig  als  Hypnos  u.  Pasithea 
erklart,    ist   als  Ghloris   u.    Zephyros    anerkannt,    wie  von  Hirt,  Welcker, 
E.  Braun,  so  von  Avellino,  Janelli,  Minervini,   Quaranta  u.  A.    Zephyros 

•  die  Chloris  mit  Kranz  verfolgend,  Vasengem.  Bull.  1844.  p.  99.  Zephyros 
die  Thyia  mit  bedecktem  Haupt  verfolgend,  wie  Boreas  die  Oreithyia, 
Vasengem.  Archaeol.  Zeit.  III.  Tf.  31.  S.  97.  Die  gleiche  Figur,  jugendlich, 
nackt,  befliigelt,  welche  Hirt  Bilderbuch  18,  1.  S.  148  fiir  Zephyros,  die 
Ghloris  verfolgend,  nimmt,  braucht  daher  nicht  mit  Gerhard  S.  98.  Not.  5 
fiir  Amor  genommen  zu  werden.]  Die  Aurae  velificantes  sua  veste, 
Plin.  XXXVI,  4,  8,  bleiben  noch  nachzuweisen.  [Gerhard  vermuthet  an 
einer  Vase  Gampanari  Aura,  welche  dem  Bacchus  die  beiden.  Zwillinge 
reiche,  Bull.  1834.  p.  178.  Apoll  u.  Thyia,  Panofka  Antikenkranz  1845. 
S.  9.  12.  Oreithyia  und  Thyia  Gerhard  Arch.  Zeit  III.  S.  97  f.  Tf.  31.] 
Typhoeus  als  gefliigelter  Gigant  auf  einer  Paste,  Hirt  18,  4.  §.  351. 
A.  2.  Ueber  Bronte  und  As t rape  §.  141,  5. 


[402]  Winde,  Harpyien.    Thetis,  Tritonen,  Nereiden.  653 

3.  Das  Vasengem.  Millingen  Un.  Mon.  1, 15  stimmt  ganz  mil  Aeschylos 
Eum.  50  iiberein.  Ueber  die  Vogelgestalt  Boettiger's  Furienmaske  S.  112. 
vgl.  §.  334.  A.  1.  Die  von  Heyne  Virg.  Aen.  III.  Exc.  VII.  aufgezahlten 
Harpyien-Denkmaler  sind  meist  zweifelhaft.  [M.  d.  I.  Ill,  49.  Ann.  XVII. 
p.  1—12.  Due  de  Luynes.  Harpyien  an  dem  Grabmonument  von  Xanthos 
in  London  §.  90*.  Creazer  zur  Archaeol.  III.  S.  241  erklart  die  von  den 
gefliigelten  Jungfrauen  getragenen'  Kinder  auch  fiir  gefliigelt.  Die  Ab- 
bildungeii  enthalten  bei  diesen  keine  Spur  von  Fltigeln.] 


11.    Das  Element  des  Wassers. 

402.  Die  Damonen  des  Meeres  gehen  von  der  erhab-  1 
nen  Gewalt  des  Poseidon,  der  Schonheit  der  Amphitrite  und 
Thetis,  durch  mancherlei  Mittelstufen  in  die  phantastisch  ge- 
formten  Ungeheuer  der  See  iiber.  Einen  schonen  Contrast  2 
bilden  auf  der  einen  Seite  die  fischgeschwanzten ,  oft  mit 
Seepflanzen  uberwachsenen ,  Satyr-  und  Kentaurenartigen 
Tritonen  (denen  Aegaon,  Glaukos,  Nereus,  Phor- 
kys,  Proteus  ahnlich  sind) ;  auf  der  andern  die  meist  mensch-  3 
lich  gebildeten  Nereiden,  in  der  friihern  Kunst  leicht  beklei- 
dete,  dann  gewohnlich  unbekleidete ,  sehr  anmuthige  Mad- 
chengestalten,  deren  geschmeidiger  Korperbau  sich  in  mannig- 
fachen  Lagen  und  Windungen  reizend  entfaltet:  ein  Thiasos 
des  Meeres,  der  auch  durch  die  Umbildung  der  dem  Dio- 
nysos  geweihten  Thiere  zu  Seeungeheuern  ein  ganz  Bacchi- 
sches  Ansehn  gewinnt,  und  besonders  in  Beziehung  auf  Achil- 
leus  Bewaffnung  und  (nach  Skopas  Vorgange  §.  125,  5.) 
seine  Heimfuhrung  nach  Leuke  gedacht  wurde.  Unter  den  4 
iibrigen  zahlreichen  Personen  der  See  sind  ohne  Zweifel  noch 
Entdeckungen  zu  machen,  da  die  Feinheit  der  Bezeichnung 
der  alten  Kunst  von  der  Kunsterklarung  noch  keineswegs  er- 
reicht  ist. 

1.  S.  oben  §.  125,  5.  356,  1.  2.  Thetis  KUQKivoig  TTJV  xscpcdrjv 
diaGTtyrjs,  Schol.  Aristid.  bei  Mai  Coll.  I,  3.  p.  42.  Solche  Kopfe  auf  M., 
z.  B.  der  Bruttier,  Beger  Thes.  Brand.  I.  p.  340.  Schone  Statue  der 
Thetis  (?.  nach  Andern  der  Aphrodite  Euploea)  L.  120.  Bouill.  I,  47. 
Glarac  pi.  336.  Winckelm.  W.  VI.  S.  312.  Auch  die  sogen.  Aphrodite 
Anadyomene  M.  Borb.  VII,  26  konnte  wohl  eine  Thetis  sein.  Vgl.  A.  3. 
u.  §.  413.  (Peleus).  [Thetis  auf  einem  Seepferd  im  Vatican  Clarac  pi.  747, 
1805,  schoner  in  Neapel  nach  einem  neueren  Fund;  in  Florenz  pi.  746, 
1804.  Daselbst  zwei  andre  Seegottinnen.] 


654  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [402] 

2.  Die  Triton  en  erkennt  man  am  sichersten,  wo  sie  cum 
buccinis  sind,  wie  im  Giebel  des  Saturnustempels,  Macrob  S.  1,8.  (vgl. 
Virg.  Aen.  X,  209.  Ovid  M.  II,  8),  wobei  sie  seltener  jugendlich  (Tritun, 
Inghir.  Mon.  Etr.  V,  55.  8)  als  bartig  erscheinen,  Bartoli  Luc.  1,  5. 
[Auf  dem  Windethurm  in  Athen  ein  blasender  Triton,  nach  Vitruv, 
Stuart  I.  ch.  3.  pi.  3.  Eine  sehr  schone  Erzstatue  vor  Jahren  bei  Gav. 
Maglia  in  Wien.]  Ein  Triton  als  ein  jugendlicher  See-Satyr  PG1.  I,  35. 
[Glarac  pi,  745,  1808.  Gruppe,  T.  eine  Nymphe  raubend  das.  34.  Triton 
Halbfisch,  einen  Fisch  haltend,  Gerh.  Auserles.  V.  I,  9.]  Neben  den  fisch- 
schwanzigen  scheint  es  auch  menschenbeinige  zu  geben  (Voss  Myth.  Br. 
II,  23);  die  mit  Vorderbeinen  eines  Pferdes  kommen  bei  Dichtern  und  in 
Kunstwerken  ofter  vor,  Bouill.  II,  42.  (Krebscheeren  im  Haar)  43.  [vgl. 
die  Erzbiiste  Specimens  I,  55.  Ein  Tritonskopf  zwischen  zwei  Eroten  auf 
Delphinen.  Terracottas  of  the  Brit.  Mus.  pi.  4.  Ein  Wassergott,  Wasser- 
pflanzen  und  Delphine  statt  Haare,  einen  Fischerkorb  auf  dem  Kopf, 
Millin  P.  gr.  pi.  44.]  Tritonen-Familie  (Triton  u.  Kymothoe  de  nupt. 
Hon.  144),  herrlicher  Amethyst  in  Florenz.  Wicar  II,  34.  Meyer  Tf.  29. 
Lipp.  I,  123.  Triton-Maske  bei  Wasserkiinsten ,  Properz  II,  32,  16.  Vise. 
PG1.  VI,  5.  Aegaeon  auf  M.  von  Gumae  (Solin  16),  Millingen  Med.  in 

I,  3.     Glaukos  als   ein   geharnischter   Triton  auf  M.  von  Herakleia,   N. 
Brit.  3,  13.     Millingen  Anc.  coins  I,  20,  von  Syrakus,  Torrem.  72,   9 ,  u. 
Etrusk.  Gemmen   (Lanzi  Sagg.  II,  4,  3).     Von  Gl.  im  Meere  verkommner 
Gestalt  Philostr.  II,   15.     Der  Fischschwanz  fehlte  selbst  beim  tanzenden 
Gl.  nicht.     Vgl.  Voss  II,  24.     [Gl.  Fisch  mit  Menschengesicht ,   s.  Grosson 
Antiquites   de  Marseille  4.]     Seine   Liebe    zur    menschlichen  Skylla,   Her- 
culan.  Gemalde,  M.  Worsl.  I.  p.  103.    Ein   ahnliches  Ungeheuer  auf  M. 
von  Itanos,  Allier  de  Haut,  7,  3.     [E.   Vinet  le  rnythe  de  Glaucus  et  de 
Scylla,   M.  d.  I.  Ill,  52.  53,    Annali  XV.  p.  144.]     N  ere  us   mit  Herakles 
auf  alten  Vasengem.,  Millingen  Div.  32.     Un.  Mon-  I,  11;  auf  einer  Vase 
von  Volci  steht  HEPAKAEOZ  u.    TPITONOE  dabei.     [§.  410.  A.  5.) 
Nereus  in    Tritonengestalt ,    aber   bekleidet,    bei    dem  Raube  der  Thetis, 
M.  I.  d.  Inst.  37.     Nereus?  in  Tritonengestalt   M.  Pourt.   pi.   15,  Nereus? 
in  Tritonengestalt  mit  Trident  M.  Blacas  pi.  20    [so  mit  einem  Delphin, 
was    keinen    Unterschied    macht,    Gerh.    Auserles.   V.   I,  9,  in  Berlin  n. 
1586;     Nereus    in    menschlicher    Gestalt,    mit    weissem    Bart    und    dem 
Dreizack  reitend  auf  einem  Seepferd,  Gerhard  Tf.  8.    Gab.  Durand  n.  209_ 
Elite  ceramogr.  Ill,   2.  (pi.  1  ist  ahnlich  wie  M.  Blacas  20.]    Auf  Vasen 
von  Volci  auch  in  ganz  menschlicher  Figur  bei  dem  Kampf  mit- Herakles, 
Ann.  d.  Inst.  III.  p.  145;    [als  Grossvater  des  Achilleus,  §.  356,  4.]     Von 
Phorkys  Schol.  Apoll.  IV,   1610.     Proteus  als  Hirt  der  See,  Pitt.  Ere. 

II,  39.   Okeanos  (oder  Pontos?)  [oder  Triton]  Riesenhaupt  auf  Nereiden- 
Reliefs,  Clarac  pi.  267.    [Gerh.  A.  Bildw.  C,  4.]     Die  Artemis-Phosphoros 


[402]  Thetis,  Tritonen,  Nereiden.  655 

oder  Selene  stiitzend  §.  365.  A.  5.  Auf  geschnittenen  Stein  •  Rath- 
geber,  Hall.  Encykl.  Ill,  II.  S.  352.  [Kopf  an  der  Ara  Mo  ..  ined.  21. 
Okeanoskoloss  M.  Ghiaram.  II,  1,  sonst  Marforio  §.261.  1,  M.  Capit. 
Ill,  1.  Lor.  Re  scult.  I.  p.  33,  1.  Statue  Farnese  Montlauc.  I,  6.  O.  im 
Vatican  Glarac  pi.  745,  1800,  der  Capitolinische  n.  1801.  pi.  749  B,  zwei 
in  Neapel  und  ein  dritter.  An  Sarkophagen  0.  gegeniiber  der  Tellus 
G.  M.  383.  Gerh.  Bildw.  Tf.  36.  39.  40.] 


3.  Die  Nereiden  nsQl  KV^KGI,  ^K^^VOVGCH  ,  bei  Orpheus  vgl. 
Visconti  M.  Piocl.  IV,  33.  Feuerbach  Apoll  S.  161.  Schildtragende 
Nereide  auf  einem  Triton  M.  Borb.  X,  7.  Nereiden  mit  Waffen  [fur 
Achill):  auf  M.  von  Lampsakos  (Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II,  67,  33); 
Reliefs  (unbekleidet)  PCI.  V,  20;  [Gampana  Op.  di  plastica  tv.  9.  10, 
mit  Eroten];  der  Praenestinischen  Giste  bei  R.  Rochette  M.  I,  I.  pi.  20. 
vgl.  Kunstbl.  1827.  N.  32;  Gemrnen  (meist  halbbekleidet,  auf  Tritonen, 
oft  iippig  behandelt),  Inghir.  G.  Omer.  165.  Eckhel  P.  gr.  15.  Wicar  III, 
25  (als  Andeutung  siegreicher  Riistung);  Vasengem.  (bekleidet),  Hancarv. 
Ill,  118.  Maisonn.  36.  M.  Pourtales  41.  vgl.  Millin  I,  14.  Auch  die 
sogen.  Damarete  (Hemsterhuis  Lettre  sur  une  p.  grav.  du  Gab.  de 
Smeth)  auf  der  Gemme  des  Dalion  ist  wohl  eine  auf  einen  Hippokampen 
sich  schwingende  Nereide  mit  Waffen.  Eine  Nereide  auf  einem  Hippo- 
kampen, Florent.  Marmorgruppe,  Wicar  III,  25.  Meyer  Tf.  10,  a;  [vor- 
ziiglich  schon  eine  im  Mus.  zulSTeapel,  1843  gefunden,  womit  ein  Bruch- 
stiick  im  Vatican  in  der  offnen  runden  Gallerie  iibereinstimmt.]  Bartoli 
Luc.  I,  4;  Gemmen,  M.  Flor.  II,  48.  Wicar  IV,  5;  auf  See-Widdern, 
Bocken,  Stieren,  in  Reliefs;  einem  See-Panther,  Pitt.  Ere.  Ill,  17;  einem 
Seegreif  M.  Borb.  X,  19.  Nereiden  auf  Tritonen  u.  Seestieren  mit  Venus 
in  der  Muschel  in  der  Mitte,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  100,  1.  N.  auf 
Tritonen  mit  der  Maske  eines  Flussgotts  in  der  Mitte,  Tf.  100,  2, 
Sarkophagreliefe  in  R.om.  Eine  Nereide  von  einem  Triton  geraubt,  schone 
Gruppe  des  PG1.  I,  34;  von  ihm  umarmt,  in  einem  Deckenrelief  von 
Palmyra,  Gassas  I.  pi.  91,  auf  Gemmen,  Tassie  pi.  31,  2633.  Tritonen 
u.  Nereiden  in  heiterem  Schwarm,  oft  mit  Musik,  fiber  das  Meer  ziehend 
(nach  den  seeligen  Inseln  §.  397.  A.  2),  M.  Gap.  IV,  62.  Bouill.  I,  78. 
M.  Franc..  IV,  10;  G.  Giust.  II,  98,  102.  144.  146.  148;  Bouill.  Ill,  42.  43. 
Glarac  pi.  206—209.  Prachtige  Zuge  von  Tritonen,  ^rrj,  Wandgemalde, 
M.  Borb.  VIII,  10.  Nereiden  bei  dem  Raube  der  Thetis  (Kymothoe, 
Psamathe,  Speo,  Kymatolege  u.  a.  in  Volci)  §.  402.  A.  2.  [Statuen  fluch- 
tender  Nereiden  zwischen  den  Saulen  des  Siegsdenkmals  in  Xanthos 
§.  128*.]  Auch  fischgeschwanzte  Nereiden  sind  nach  Schriftstellern  (von 
Plin.  IX,  4  an,  vgl.  Voss  II,  26)  nicht  zu  laugnen;  doch  wird  man  solche 
Figuren  in  Reliefs,  G.  Giust.  II,  142,  u.  sonst  nach  A.  2  besser  Tritonen- 
Frauen  nennen.  Alterthiimliche  Tritoniden  auf  Etrusk.  Bronzereliefs, 


656  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [403] 

r 

vgl.  M.  I.  d.  Inst.  pi.  18,  1.  Laglandiere  Ann.  II.  p.  63.  Fiinf  Okea- 
niden,  mit  Okeanos,  Thetis,  Palaemon,  Ino  u.  einem  Triton  mit  bei- 
geschrieben  Namen,  auf  einer  in  Frankreich  (Dep.  Haute  Garonne)  ge- 
fundenen  Mosaik.  Mosaiques  de  St.  Rustice  pres  Toulouse  Bull.  1834. 
p.  157.  Hannov.  Zeitung  vom  10.  Oct.  1833. 

4.  Von  Melikertes-Palaemon  §.  252.  A.  3  [auf  dem  Delphin, 
Munchen  Glyptoth.  112.  Clarac  pi.  749  A.  n.  1841.]  Philostr.  II,  16. 
G.  M.  401.  402.  Palaemon?  mit  Symbolen,  schoner  Cameo,  Impr.  d.  I. 
*y,  13.  Auf  der  M.  404  stebt  neben  Palaemon  ein  siegreicher  Isthmischer 
Athlet.  Manche  auf  Delphinen  ruhende  Knaben  gehoren  hierher;  auf 
dem  Delphin  reitend,  in  Munchen  112.  [Bei  Pacetti  nach  M.  PioClem. 
VII.  p*  100,  der  Kopf  II.  tv.  A.  n.  13  mit  der  Kopfhaut  eines  Seethiers  II. 
tv.  A.  n.  13.]  Palaemon-Kopf,  nach  Vise.  M.  FranQ.  Ill,  12.  Ino-Leukothea 
hat  das  Kredemnon  (das  feste  Kennzeichen,  Klemens  Protr.  p.  96)  dreimal  urn 
den  Leib  gewunden,  in  einer  Mosaik  im  Vatican,  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II. 
S.  89.  Ihr  Sprung  auf  M.,  dabei  der  Daemon  des  Felsen  Moluris  und  der 
Delphin,  welcher  den  Knaben  aufnehmen  will,  G.  M.  400.  Morelli  Domit.  16,  3 
vgl.  Thes.  Ant.  Gr.  I,  Aa.  Galene  in  Korinth  (Paus.),  auf  der  Gemme 
§.  384.  A.  3  dnrch  das  zusammengesunkne  Segel  und  die  Lage  auf  ebner 
Flache  charakterisirt,  s.  Toelken  Kunstbl.  I.  S.  8  vgl.  Addaeos  Anthol.  Pal. 
IX,  544.  [Sie  glattet  mit  der  Hand  den  Wasserspiegel  auf  einem  Gammee 
G.  myth.  n.  245.]  Euploea?  geflugelte  Figur  mit  Aplustre,  Millingen 
Un.  Mon.  I,  29,  nach  Welcker  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  420.  (Berl.  Vasen  n- 
835,  wo  Levezow  und  mit  ihm  Gerhard  eine  Victoria  mit  Aplustre  er- 
kennen.  Eine  solche  ist  in  einem  Bas.relief  bei  Avellino  Gasa  di  Pompei 
1840,  der  p.  64  f.  an  der  Euploea  der  Vase  nicht  zweifelt,  so  wenig  als 

0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  377.  Not.  51.]  —  Skylla  auf  M.  von  Agrigent, 
von    Gumae    (Millingen    Med.    in.    I,    4    abweichend),    der    g.    Pompeja. 
[von  Lipari,   (mit  Hephaestos)  reitend  auf  zwei  Seehunden,  ganz  mensch- 
lich   gebildet,    die    Rechte   ausstreckend ,    mit    der    Linken   in    die  Saiten 
einer  Lyra   greifend,    Sestini  Descriz.   d'alcune   med.  Grech.   del  Principe 
Christ.  Feder.  di.  Danimarca  p.  11.   Skylla,  originell  und  siunig,  an  einem 
Rhyton    der    Sammlung    Jatta,    Revue     archeol.?    Annee     II.     pi.     36. 
p.    418—20.]      Tischb.    Homer    IV,    6.       G.    M.     638*.     Gori     M.    Etr. 

1,  148. 

1  403.     Die   Flussgotter    werden,    je   nach    der  physi- 
schen  Grosse  und  der  poetischen  Wurde  des  Stroms,  bald  als 
greise   Manner    bald    als   Jiinglinge,    mit   Urnen,    Fullhorn, 

2  Schilf  gebildet;   und  an   die   rein   menschliche  Bildung  reiht 
sich  besonders  in  den  alteren  Bildungsweisen,  mit  mannigfal- 
tigen  Abwechselungen  oft  bei  demselben  Flusse,  die  Stierge- 


[403]  Flussgotter,  Acheloos,  Nil,  Tiber.  G57 

stalt,  theils  durch  blosse  Homer,  theils  durch  einen  Stierleib 
mit  Menschenhaupt,  theils  durch  vollige  Stierbildung  an.  Die 
Natur  des  Landes,  die  Schicksale  des  Volkes,  welches  dem 
Flusse  anwohnte,  bestimmt  Bildung  und  Attribute  genauer, 
wie  bei  der  grpssartigen  Statue  des  Seegenspenders  Neilos, 
welchen  die  Damonen  der  Niluberschwemmung  nach  ihren 
sechzehn  verschiedenen  Graden  (/Iifxe<£>  Gubiti)  umspielen, 
und  des  machtvoll  gebietenden  Tiber  is,  den  die  Wolfin 
mit  den  Zwillingen  bezeichnet.  Den  Nereiden  des  Meeres 
entsprechen  dieNaiaden  des  Landes,  die  als  halbbekleidete 
Madchen,  haufig  grosse  Muscheln  vorhaltend,  oft  auch  mit 
Pan  zusammen,  und  in  Beziehung  auf  warme  Quellen  mit 
dem  Athleten  Herakles  verbunden  dargestellt  werden. 

1.  Ueber  die  Bildung  der  Flusse  Aelian  V.  H.  II,  33.  Facius 
Collectaneen.  S.  186.  Voss  II,  34.  Fest.  taurorum,  cf.  intpp.  Wie  man 
in  Delphi  Akragas  als  einen  Knaben  von  Elfenbein  sah,  wie  Meles 
nach  Philostr.  II,  8  als  Epheb  gemalt  war  (so  auf  M.  von  Amastris 
N.  Brit.  9,  8):  so  erscheinen  jugendlich  Kydnos  auf  M.  von  Tarsos 
(G.  M.  307),  0 rentes  von  Antiocheia  (G.  M.  369),  Hermos  auf  M.  von 
Sardes,  Temnos,  Kadoe  (N.  Brit.  11.  16),  Pyramos  von  Hierapolis  (Mil- 
lingen  Med.  in.  4,  4),  Billaeos  u.  Sardo,  dieser  weiblich,  auf  M,  von 
Tios,  und  so  viele  andre  auf  Kleinasiatischen  u.  Syrischen  Kaisermunzen, 
s.  Vaillant  N.  Imp.  Gr.  p.  342.  ed.  sec.,  auch  Hyps  as  und  Se  linos  von 
Selinus  §.  132.  A.  2.  Torrern.  65,  Ilissos  am  Parthenon  (§.  118.  A.  2), 
und  Inopos  (?)  von  Delos  im  L.,  Bouill.  Ill,  24,  8.  Rhyndakos  auf 
einer  M.  von  Apollonia,  Mionnet  Suppl.  V.  p.  292.  n.  76.  Hip  par  is  auf 
M.  von  Kamarina  (Noehden  4)  ist  ein  Jiingling  mit  keimenden  Hornern, 
wie  Aesaros  auf  Krotoniatischen  (vgl.  Millingen  Anc.  Coins  I,  25)  und 
•Gel as,  Torrem.  33,  12.  13.  Als  Greis  sieht  man  Ismenos,  auf  einer 
Yase,  Millingen  Un.  Mon.  1,  27,  Alpheios  §.  350.  A.  5,  Rhenus,  Istros 
oder  Danubius  auf  M.  (G.  M.  309.  310.  Col.  Traiani),  [Rhenus  Span- 
heim  de  usu  et  pr.  n.  I.  p.  359.  Statue  im  Vatican].  Skamandros 
auf  Ilischen  (Ghois.  Gouff.  II.  pi.  38,  7)  wie  in  den  Miniaturen  zu  II.  XXI, 
Rhodios  auf  Dardanischen  M.  (pi.  67,  27),  Keteios  u.  Selinus  auf 
Pergamenischen  (pi.  5,  19),  Marsyas  auf  M.  von  Apameia  u.  a.  m.  Der 
Umbrische  Glitumnus  stand  in  einer  Praetexta  in  seinem  T. ,  Plin. 
Ep.  VIII,  8.  Ueber  den  Ghrysas  von  Assoros  Eckhel  D.  N.  I.  p.  198. 
[stehend  mit  Stierhaupt.  Tempel  u.  Statue,  Gic.  Verr.  II.  41.  44.  Euro- 
tas  von  Eutychides  Plin.  XXXIV,  8,  19.  Flusse  auf  Miinzen  mit  Namen 
Mionnet  IX.  p,  169J.  Die  beiden  Flusse  Lykos  u.  Kapros  bei  Laodikea 

O.  M  filler's  Archaeologie.    4.  Aufl.  42 


(358  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [403] 

bezeichnet   durch  Wolf  u.  Eber,    Streber  Miinchner  Denkschr.  f.  Philol.  L 
Tf.  4,  10. 

2.  Als  gehornter  Greis  mit  Schilf  und  Patere  erscheint  Acheloos 
auf  einer  Silber-M.  des  von  Ursprung  halb-Aetolischen  Metapont,  die  zu 
dem  Preise  eines  aymv  TKlavTialog  gehorte  (A®  AON  AXEAOIO,  '4%£- 
Kutov),  Millingen,  Trans,  of  the  Roy.  Soc.  of  Lateral.  I.  p.  142. 
Anc.  Coins  I,  21.  vgl.  Osann,  Kunstbl.  1831.  N.  16.  17.  [Er  meint 
mit  Millingen,  die  eine  Miinze  sei  der  Preis.  Acheloos  auf  Akarnan.  und 
Ambrak.  M.  theils  als  Stier,  theils  rnenschlich  mit  Hornern,  Strab.  X. 
p.  458.]  Dagegen  erscheint  Acheloos  auf  den  M.  von  Akarnania  und 
Oeniadae  (z.  B.  Sestini  Med.  del  M.  Fontana  4,  9.  10,  12.  Mionnet 
Suppl.  III.  pi.  14)  und  einem  Vasengem.  von  Girgenti  (Trans.  R.  Soc.  II,  1. 
p.  95)  in  der  Gestalt  eines  Stiers  mit  einem  Mannesantlitz  und  langem, 
benetztem  Barte  (Soph.  Trach.  13).  Auch  die  ganz  ahnliche  Figur  des 
sog.  Hebon,  auf  den  M.  Campaniens  und  Siciliens,  kann  als  Flussgott 
kaum  verkannt  werden,  z.  B.  als  Gel  as  auf  denen  von  Gela.  S.  Mil- 
lingens  Auseinandersetzung,  Med.  in.  p.  6.  Trans.  R.  Soc.  I.  p.  142  ff., 
wogegen  Avellino's  (Opuscoli  div.  I.  p.  81).  Einwiirfe  wohl  zu  beseitigen 
sind,  vgl.  Rathgeber  Hall.  Encykl.  Ill,  II.  S.  94.  Miinchner  Gel.  Anz. 
1836.  N.  96.  97.  Vorlesung  von  Streber  iiber  den  Stier-Dionysos  (den 
Stier  mit  Mannesantlitz).  Auch  Alpheios  bei  Eurip.  Iphig.  Aul.  276 
ist  so  zu  denken,  und  die  Gemme  Millin  P.  gr.  46  darnach  zu  erklaren. 
Ganz  als  Stier  wird  wohl  Kephissos  bei  Eurip.  Jon  1276  gedacht,  wie 
Gel  as  nach  Schol.  Pind.  P.  I,  185  [u.  Akragas  nach  einem  Bruchstiick 
des  Timaeos.  Flussgotter  mit  Hornern  M.  Hunter  tv.  26,  19.  Torremuzza 
tv.  32,  13—16  oder  Stierhaupt  Zoega  N.  Alex.  p.  204]. 


3.  Von  den  !%?*?  Philostr.  I,  5.  vgl.  Welcker  p.  234.  Statue  des 
Nil  im  T.  Pads,  aus  Basanit;  entsprechende  aus  weissem  Marmor,  PCI. 
I,  38.  Bouill.  I,  61.  vgl.  St.  Victor  im  Gomm.  [Die  Vaticanische  Glarac 
pi.  748,  1811;  mit  Kindern  auch  n.  1813  aus  dem  M.  Worsley  u.  pi.  745r 
1812  Giustiniani;  ohne  nr\%tis  der  Nil  Re  Scult.  Gapit.  I,  11,  eine  Pam- 
filische  Statue  Glarac  pi.  749  A.  n.  1817  u.  eine  Cokesche  pi.  749.  n.  1814  A. 
Aehnliche  Statuen  von  andern  Fliissen  pi.  745,  1823.  748.  749.  749  A. 
n.  1821  G.  749  B.  n.  1821  D.  751.  n.  1825.]  Aehnlich  auch  auf  M., 
Eckhel  N.  anecd.  16,  1.  Pedrusi  VI,  28,  8.  Zoefa  N.  Aeg.  Imp.  16,  7. 
Anders  PG1.  Ill,  47.  [Nil,  Re  Scult.  Gapit.  I,  11.]  Homonoea  des  Nil 
und  Tiber,  auf  M.  des  Antoninus  Pius,  Eckhel  Syll.  VII,  1.  Tiber  PG1. 
I,  39;  L.  249.  Bouill.  62.  M.  Roy.  I,  20;  [Re  Scult.  Capit.  I,  12.  Glarac 
pi.  749,  1819].  Tigris?  PG1.  I,  37.  Marforio  §.  261.  A.  1.  Schoner  Kopf 
eines  Flussgottes  (oder  des  Okeanos)  mit  kurzen  Hornern,  Delphinen  im 
Bart,  Trauben  im  Haar,  PG1.  VI,  5.  Bouill.  I,  65.  vgl.  73.  Zwei  Kopfe 
junger  Flussgotter  M.  Borb.  Ill,  56.  Bartiger,  IV,  52. 


[404]  Naiaden,  Quellnymphen.     Silvan,  Flora,  Priap.  659 

4.  Naiaden  bisweilen  ganz  bekleidet,  in  Athen  §.  387.  A.  7.  G.  M.  327, 
auch  328,  meist  nur  mit  einem  kurzen  Gewand  um  die  Lenden  (Zcapata 
Longos  p.  7.  Sell.)  und  Muscheln  vor  den  Schooss  haltend,  G.  M.  329. 
476.  530;  L.  354;  Glarac  pi.  209.  vgl.  Hirt  Tf.  20.  Statue  der  Art  PCI, 
I,  36.  Die  Quellnymphe  Arethusa  auf  M.  von  Syrakus  §.  364.  A.  7. 
[Die  Quelle  Kyane,  Ael.  V.  H.  II,  33.  Eine  Quellnymphe  Zoega  Bassir. 
tv.  74,  Dirke  b.  Eurip.  Bacch.  519.]  Die  Seenymphe  Kamarina  auf 
M. ,  Noeh'den  4.  Die  unbekannten  Nymphen  Ismene,  Kykais,  Eranno, 
Telonnesos  mit  den  Ghariten  zusammengestellt  in  einem  Relief  M.  Borb. 
V.  39.  Die  Aqua  Virgo  auf  einer  Gemme,  die  Ghifletius  edirt  hat. 
Schlafende  Nymphe  in  Relief  Boissard  VI,  25;  Statue  L.  491.  Glarac 
pi.  324.  wahrscheinlich  von  einem  Nymphaeon.  [Nymphen,  Glarac  pi.  749  A. 
bis  754.  Genies  des  fontaines  pi.  755.  756.]  Vgl.  388.  A.  4  (schlafende 
Maenade).  Auch  §.  414  (Danaiden),  413  (Andromache),  417  (Hylas).  Die 
im  Alterthum  ofter  gebildete  Nymphe  Echo  (Anthol.  Pal.  Plan.  153  ff.) 
ist  noch  nachzuweisen.  Echo,  Panofka  M.  Blacas,  zu  pi.  23.  Aber 
nirgends  sicher.  [Echo  an  einem  Puteal  in  die  Darstellung  des  Narkissos 
und  Hylas  gezogen,  zu  Philostr.  Imag.  p.  344,  welches  nebst  zwei  Wand- 
gemalden  M.  Borb.  I,  4.  VII,  4  abgebildet  und  erklart  ist  in  Wieselers  Pro- 
gramm  die  Nymphe  Echo,  Goettingen  1844,  wo  auch  iiber  Pan  u.  Echo.] 


12.    Die  Vegetation  des  Laiules. 

404.    Unter  den  Gottern   von  Wald,   Wiese,    Feld  und  1 
Garten    sind  Si Iv anus    und    Vertumnus    erst   Italischer 
Herkunft;   jener  ist    an  den  Werkzeugen   des   Baumpflegers 
kenntlich,  dieser  noch  nirgends  mit  Wahrscheinlichkeit  erkannt 
worden.     Ihre  Flora  scheinen  die  Romer  nicht  sowohl  aus  2 
der  Chloris,   welche  in  der  Kunst  nicht  nachweisbar  ist  [§. 
401.    A.    2.],    als    aus    der   Fruhlingshora    (§.    399.),    Po- 
mona  (vielleicht)  aus   einer  Herbsthora   gebildet  zu  haben. 
Der   Land-   und    Gartenbeschiitzer    Priap    ist   nur    eine    in  3 
Lampsakos  iiblich  gewordne  Form  des  alten  Dionysos-Phal- 
len  (§.  383.  A.  3.).     Ueberhaupt  ersetzt  in  Griechenland  der 
Kreis    des    Dionysos   und    der   yemeter    diese    Felddamonen 
vollig.      Die    Gebirge    kommen,    abgesehn    von    ihren    Ge- 4 
wassern    und    der  Vegetation,    bios    als   Bezeichnungen   des 
Locals  genommen ,    nur  als  Nebenfiguren  in  Gompositionen 
der  alten  Kunst  vor. 

1.    Silvan  mit  Gartenmesser,   jungem  Baumstamm  u.  Fichtenkranz 
in  Relief  G.  M.  289  [jetzt  in  einem  Palast  auf  Platz  Navona  in  Bom,  an 


660  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [404] 

der  Treppe,  mil  deutlichen  Spuren  rothen  Anstrichs];  L.  453.  Glarac 
pi.  224;  auch  wohl  L.  293.  Glarac  pi.  164.  Darnach  1st  auch  die  Statue 
L.  466.  Bouill.  I,  58.  Glarac  pi.  345.  (G.  M.  291  als  Vertumnus)  ein 
Silvan.  In  Gemmen,  Tassie  pi.  15,  776.  Ara  des  Silvanus  u.  Hercules, 
der  Fortuna  u.  Spes,  Diana  u.  Apoll;  Mars  u.  Mercur,  M.  Ghiar.  18 — 21. 
Silvan  als  rothe  Satyrfigur,  M.  Kirker.  II,  6.  Panartig  mit  einer  Muse 
(ohne  Bekleidung?),  Boissard  VI,  30.  vgl.  IV,  134  [ithyphallisch  u.  mit 
Hippe,  Bartoli  Lucern.  2,  26.  Panartig  mit  Pinienkranz,  Fell  auf  der 
Brust  gekniipft,  vorzugliche  Statue,  Specim.  II,  27.]  —  Vertumnus  war 
vielleicht  nur  eine  Etrusk.  Urbildung  des  Dionysos,  s.  Etrusker  I.  Afl.  II.  S.  52. 
[Vert.  Fruchte  im  Schooss  Mus.  des  Ant.  I,  58.  August.  II,  82.  Aed. 
Pembrock.  Guattani  1787.  p.  48-54.  tv.  2.]  Clarac  pi.  446  S. 

2.  Kopf  der  Flora,  blumenbekranzt,  auf  M.  der  g.  Servilia  u.  Claudia. 
Die   Farnesische   Flora  (?),    ein   colossaler   schon    drapirter   Sturz,   Kopf, 
Extremitaten  und  Attribute  erganzt,  Race.  51.    Piranesi  St.  12.    M.  Borb. 
II,  26.    Neapels  Ant.    S.  63.     [Hebe,   N.  Rhein.  Mus.  III.    S.  461.]     Ron- 
daninische  Statue,  Guattani  M.  I.  1788.  p.  46.    [Borghesische,  Stanza  VI,  5. 
Capitolinische,  im  Mus.  Frang.  u.  Mus.  des  Ant.  wo  Visconti,  der  sie  ehe- 
mals  mit  Winckelmann  und  Meyer  zu  Winckelm.  W.  IV.  S.  347  fur  eine 
Muse  nahm,  anfuhrt,  dass  sie  nach  Ficoronis  Zeugniss  Blumen  in  Handen 
gehabt  hab«.]    Angebliche  Floren  Race.  133.     Glarac  pi.  439—441.  450. 
[1004.  n.  2748—2750.]  —  Herme  der  Pomona  (?)  M.  Kirker.  Aenea  II,  9. 
Pomona  Clarac  pi.  441.  n.  804.  442.  n.  806.    Deutlich  Herbsthora  pi.  450. 
[Die  Figuren  an  den  Ecken   vieler  Sarkophage,    vgl.  M.  Capit.  Ill,  36.] 
Auch   die   facta   agresti   lignea  falce  Pales,    Tibull  II,  5,  .28,   ist  noch 
nirgends  nachgewiesen. 

3.  Priapos-Hermen   sind   auf  M.,   Vasen,    Reliefs   zur  Bezeichnung 
eines   landlichen  Locals   haufig;   gewohnlich  fangt   aber   die  Herme  erst 
unter  dem  Phallus  an.     Der  Oberleib  hat  die  Stellung  der  logd costs,   so 
dass  man  auch  den  Namen  Lor  don  brauchen  kann,  M.  Flor.  I,  95,  1 — 3. 
Oefter  auch  mit  einem  Mantel  (wie  auch  Hermen  §.  67.  A.),  fieldyxlccivos 
bei  Moschos.    Herme  mit  turbanahnlichem  Kopfputz,    Gerhard  A.  Bildw. 
Tf.  102,  6.    Inschrift  von  Ostia,  Archaeol.  Intell.  Bl.  1834.  n.  9;  Hortorum 
custos  pene  destricto  deus  Priapus  ego  sum:  mortis  et  vitae  locus.    [Priap 
als  Stiitze  einer  Venusstatue,  August.  II,  66.  S.  61.    Kleine  von  Erz  unter 
den  Herculanischen  Alterthumerri  und  sonst.     Eine  Statue  im  Museum  zu 
Aix,  auch  zwei  Inschriften.    Ternite  Pompej.  Wandgem.  bei  Reimer  II,  4  b.] 
Als  Gartengott  hat   er   einen  Fruchtschurz  wie  Flora,   PCI.  I,  51.    Gal. 
myth.  n.  288.    vgl.  Petron  60.     Priapus-Opfer ,   oft   von   nackten  Frauen 
verrichtet,1  auf   Gemmen,    Caylus  III,  50,   5.     Bracci  I.   tv.  agg.  22,  1. 
M.  Flor.  I,   95,   4—8.      Priaps   Geburt   und    Erziehung,   s.  Hirt  S.   173. 
Zoega  Bass.  80.  p.  167.    Auf  M.  von  Nikaea  steht  Pan  mit  einem  Pileus, 


[405]  Berge,  Stadte  und  Hauser.  661 

eine  Opferkeule  in  «der  L.,  eine  Pflanze,  wie  es  scheint,  in  der  R.  haltend, 
neben  einer  Herme  des  Priap  (eines  Bithynischen  Hauptgottes) ,  Gab. 
d'Allier  de  Haul.  pi.  11,  5.  P.  Knight  On  the  worship  of  Priapus.  L.  1786. 

Noch  sind  unter  diesen  hauslich-landlichen  Gottern  zu  erwahnen: 
der  Hermen-ahnliche  Terminus  auf  Denaren ;  die  in  den  Stallen  gemalte 
(Juven.  8,  157.  Appulej.  III.  p.  66.  Bip.)  Epona  (von  epus,  equus)  bei 
Bianconi  Girchi  16,  Bronzebild  im  Ungarischen  Museum,  Gattaneo  Equejade 
§.  265.  A.  3.  Acta  Mas.  Hangar.  I;  der  Muhlendarnon  Eunostos,  auf 
einer  Gemme  bei  Gori,  Soc.  Golumbar.  II.  p.  205.  Aristaeos  kommt 
nur  im  Antinoos-Aristaeos,  §.  203.  A.  3,  als  Arkadischer  Landmann  vor. 
Wohl  auch  Race.  126.  Aristaeuskopf,  ahnlich  dem  Aesculap,  Stosch  P.  gr. 
II,  77,  nach  Toelken  Verzeichniss  S.  XLVI  f. 

4.  Berge  in  menschlicher  Form,  wie  Kithaeron  bei  Philostr.  I,  14, 
sind  auf  M.  nicht  selten;  z.  B.  Haemos  im  Jager-Gostiim,  M.  SClem.  27,  269, 
Rhodope  als  Nymphe  auf  M.  von  Philippopolis ,  Tmolos  u.  Sipylos  auf 
Lydischen.  [Visconti  zu  M.  PioGl.  IV,  16.  V,  16.J 


13.    Land,  Stadt  und  Hans. 

405.  Die  Griechische  Kunst  gestaltete,  weit  iiber  das  1 
in  Cultus  und  Poesie  Gegebne,  nach  einer  ihr  eigenthumlich 
zustehenden  Befugniss  (§.  325.)  Lander,  Stadte,  V61- 
ker  als  menschliche  Individuen :  viel  haufiger  freilich  in  der 
Makedonischen  und  Romischen  Periode  (§.  158.  A.  5.  199. 
A.  9.),  als  in  der  alteren  republicanischen  Zeit.  Indem 
man  in  den  nach  Alexander  gegriindeten  Stadten  eine  solche 
Stadt  egottin  eigentlich  als  ein  heilbringendes  mit  der  Stadt 
gebornes  damonisches  Wesen,  als  eine  Tyche,  betrachtete, 
wurde  dabei  auch  die  entsprechende  Vorstellung  einer  reichbe- 
kleideten  Frau  mit  einer  Thurmkrone,  einem  Fiillhorn  und 
dergleichen  Attributen  des  Heils  und  Seegens  die  gewohn- 
liche :  jedoch  findet  bei  mythischer  Begriindung  oder  besonders  2 
hervorstechendem  Gharakter  der  dargestellten  Gollectivperson 
auch  oft  eine  eigenthumlichere  Darstellung  statt ;  wie  unter 
vielen  andern  die  besonders  scharf  ausgepragte  Bildung  der 
Pallas-ahnlichen ,  nur  minder  jungfraulichen  Roma.  Grup-  3 
pen,  worin  eine  Stadt  die  andre,  eine  Stadt  einen  Konig, 
oder  Arete  und  ahnliche  allegorische  Figuren  die  Stadt  kran- 
zen ,  waren  im  Alterthum  haufig.  Auch  wurden  D  e  m  e  n  4 


662  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [404] 

5  (Burgschaften) ,    natiirlich   als   Manner,    Seriate   und   der- 
gleichen  Versammlungen  bildlich  vorgestellt.     Besonders  war 
viel  Anlass,   die  Gottheiten   der   Agonen-Orte,  oder  auch 
der  Agonen- Versammlungen  selbst,   als  Frauen  mit  Palmen 
und  Kranzen  darzustellen ;  gewiss  sind  auf  diese  Weise  zahl- 
lose  kranzende  oder  Tanien  umlegende  Figuren  auf  Vasen  zu 

6  erklaren.      Die    Romischen    Genii    locorum     erscheinen    als 
Schlangen,    welche   hingelegte   Fruchte   verzehren,    wahrend 
der  einer  Person  zugehorige  Genius   -  -   eine  rein  Italische 
Vorstellung,   die  in  der  neuern  Kunstsprache  missbrauchlich 
auf   Griechische    Kunstaufgaben    iibertragen    worden   ist 
meistentheils    als    eine   Figur   in    der    Toga    mit    verhulltem 
Haupte,   Fullhorn  und  Patere  in   den  Handen,  gedacht  und 

7  abgebildet  wird.     Die  Laren  des  Romischen  Gultus  erschei- 
nen als  Opferdiener;   die  Penaten  als   den  Dioskuren  ver- 

8  wandte  Wesen.     Selbst  Platze,    wie   der  Campus  Martius, 
Strassen,   wie  die  via  Appia,   werden  in  der  Alles  personi- 
ficirenden  Kunst  zu  Menschenfiguren. 

1.  S.  Hirt  Tf.  25.  26.  S.  176-194.  G.  M.  364-380.  Sparta 
[in  Amyklae  Paus.  II,  16,  3],  als  Frau  mit  der  Leier,  um  Olyrap.  94  auf- 
gestellt,  Paus.  Ill,  18,  5.  Kopf  der  Pelorias  auf  M.  von  Messana, 
Torrem.  50,  5.  6.  Cab.  d'Allier  de  Haut.  pi.  1,  18;  wonach  der  ahnliche 
Kopf  der  Artemis,  §.  364.  A.  7,  von  Manchen  Sikelia  genannt  wird. 
@r>@r]  mit  Mauerkrone  u.  Schleier,  Vasengem.  Millingen  Un.  Mon.  27. 
[XQVGUGTCIS,  Find.  I.  I,  1,  SVKQIIKTS  %QV6o%iTCov,  ISQQJTKTOV  ayal^ia  fr.  207, 
auch  in  Olympia  Paus.  V,  22,  5  u.  Korkyra.]  —  Aetolia,  in  der  §.  338. 
A.  4  beschriebenen  Tracht,  auf  erbeuteten  Schilden  sitzend,  N.  Brit. 
5,  23-25.  Millingen  Med.  in.  2,  9.  p.  39.  [In  Delphi  Aetolia  als  be- 
waffnetes  Weib  Paus.  X,  18,  7.  Aetolia  auf  dem  Basr.  mit  Meleager  in 
V.  Pamfili.]  Aehnlich  die  Amazonenartige  Bithynia  auf  M.  Nikomedes  I. 
Vise.  Icon.  Gr.  pi.  43,  1.  (Artemis  nach  Froehlich  u.  Visconti.)  Ueber 
die  Tyche  Antiocheia's  §.  158.  A.  5;  so  trug  noch  Gonstantin  in  einer 
Statue  die  Tyche  von  Gpel,  Anthusa  genannt,  auf  der  Hand,  Mai  alas 
p.  322  b.  Eine  besondre  Tyche  des  Hippodrom  von  Gpel  scheint  Niketas 
c.  10  zu  beschreiben.  —  Italia,  behelmte  Frau  mit  einem  Stiere,  auf 
den  M.  der  Italiker,  Millingen  Med.  in.  I,  19.  p.  31,  als  Frau  mit  Fullhorn 
auf  M.  der  g.  Fusia  et  Mucia  mit  der  Roma  Bund  schliessend.  Viel  solche 
Gestalten  kamen  bei  Leichenzugen  u.  Triumphen  der  Romer  vor,  noch  in 
der  Kaiserzeit  (Walch  zu  Tac.  Agr.  13).  S.  die  Figuren  Europa's  und 
Asiens,  Phrygiens,  Armeniens,  Africa's  (mit  einem  Elephanten- 
helm,  Skorpion  u.  Aehren,  Pedrusi  VI,  29,  1,  einen  Kaiser  bekranzend  in 


[405]  Demen,  Agonen-Orte,  Genien,  Laren.  663 

dem  Trivulzischen  Cameo,  s.  Mazzuchelli's  Gorippus  Titelvign.,  ihr  Kopf 
mil  Ammonkopf  auf  Gemmen  vereint,  P.  Knight  Priap.  12,  7),  u.  andrer 
Provinzen,  von  Rom.  M.  meist  aus  Hadrian's  Zeit,  G.  M.  364—380. 
Pedrusi  VI,  28.  29.  Nieht  bei  Millin  Mauretania,  Pedr.  VI,  29,  2.  3. 
Dacia  VI,  29,  6.  [Gavaceppi  Race.  49.  Africa,  Buste.]  Beruhmter  Kopf 
der  Hispania  (?  vgl.  Pedrusi  VI,  28,  5)  auf  dem  Borghes.  Relief  L.  40. 
Bouill.  I,  74.  Glarac  pi.  255.  In  den  alien  Bildern  bei  der  Notitia  digni- 
tatum  erscheinen  die  Rom.  Provinzen  als  Frauen  mil  Schusseln  voll  von 
Goldstiicken.  —  Kleiriasiatische  Stadte  (zum  Theil  Amazonenartig, 
wie  Smyrna  auf  M.)  an  der  Basis  von  Puteoli;  andre  von  der  Porticus 
des  Agrippa  §.  199.  A.  9.  [Die  zwolf  Etrurischen  Stadte  von  der  Basis 
einer  Statue,  wo  von  eine  Seite  in  Caere  gefunden  wurde,  Vetulonenses, 
Vulcentani,  Tarquinienses ,  Annali  XIV.  tv.  C.  p.  37,  Bull.  1840.  p.  92, 
jetzt  im  Lateran.  Zwei  in  mannlichen  Figuren,  nach  dem  Genus  der 
Stadt,  die  mittlere  weiblich.  Vgl.  auch  §.  199.  A.  9.  Auf  einer  M.  des 
Sept.  Sev.  von  Tarsus,  Isauria,  Karia,  Lykaonia  mit  Thurmkronen,  wovon 
eine  den  Demos  der  Stadt  kranzt,  Rasche  II,  2.  p.  1902.  Flehende  Volker 
vor  Luc.  Verus,  grosses  Relief  Marmi  Torlonia  II,  12.]  Schone  Figuren 
Orientalischer  Stadte,  Relief  des  L.  179.  Bouill/ 1,  106.  Alexandreia 
mit  Aehren,  Caduceus,  Schiff  auf  M.  der  g.  Caecilia  und  spateren.  Die 
Stadte,  welche  das  Neokorat  eines  Heiligthums  haben,  pflegen  ein  Idol  oder 
den  T.  in  der  Hand  zu  halten.  Vgl.  N.  Brit.  9,  24.  25.  10,  3.  12.  19. 
[Hellas  u.  Salamis  von  Panaenos,  letzlere  mit  dem  Apluslre,  auf  die 
grosse  Schlacht  deutend.  Die  Lindier  weihen  der  Athana  u.  dem  Zeus 
rrjv  kafiTtQOTKTrjv  7tKTQi§K  XT]V  Kalijv  *Podov,  Insclir.  N.  Rhein.  Mus.  IV. 
S.  189.  Rhodes,  welcher  Artemisia  Brandmale  aufdriickt,  Vitruv  II,  8. 
Magnesia  schmiickt  ihren  Kitharoeden  mit  dem  Purpur  des  Zeus 
Strab.  XIV.  p.  648.  Ortygia  Strab.  XIV.  p.  639  f.  Lydia  mit  goldnem 
Gewand,  der  alten  Reichthumer  des  Landes  wegen,  Philostr.  1m.  II,  9, 
Thessalia  mit  Oelkranz,  Aehren  u.  Fohlen  II,  14,  Oropos  als  Jiingling 
von  Seenymphen  umgeben  I,  27,  Isthmos,  wie  auch  Lechaeon,  als 
Jiingling  II,  16,  des  genus  wegen,  wesshalb  Tischbein  I,  17  eine  bartige 
Figur  mit  Schilfrohr  in  der  Linken  nicht  den  »Genius  des  Peloponnes« 
bedeulen  kann,  Skyros  dunkelblau,  als  Insel,  mit  Binsenkranz,  Oel-  und 
Weinzweig  Philostr.  d.  j.  1.  Kalydon  mit  cprtybs  (quercus  escul.)  ge- 
kranzt  ders.  4,  Ark  ad  i  a  mit  Eichenlaubkranz  u.  langem  Knotenstab 
Pitt.  d'Ercol.  I,  6.  Nysa  in  der  grossen  Dionysischen  Procession  zu  Ale- 
xandria bei  Athenaeus,  Europa  u.  Asia  auf  dem  Ghigischen  Relief  mit 
der  Schlacht  bei  Arbela,  Troja  als  Gefangne  sitzend  Libanius  IV.  p.  1093. 
Statue  einer  Stadt  Glarac  pi.  762  c.  n.  1906  c.  Von  den  allegorischen 
Personen  der  Art,  fiber  welche  Toelken  vom  Unterschiede  der  ant. 
und  mod.  Malerei  am  lesenswerthesten ,  sind  die  mythisehen,  damo- 


464  •  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [405] 

nischen  zu  unterscheiden ,  wie  eine  Kamarina,  Kyrene,  Ortygia  u.  'a. 
bei  Pindar,  Messene,  die  Tochter  des  Triopas,  welche  Tern  pel  u.  Statue 
hat,  Paus.  IV,  31,  9,  Aegina  geweiht  in  Delphi  X,  13,  3,  oder  Nemea 
unter  den  andern  Tochtern  des  Asopos  V,  22,  5,  wahrend  z.  B.  bei 
Aeschylus  Nemea  als  Mutter  des  Archemoros  allegorisch  zu  verstehen  ist. 
Vgl.  auch  Pi.  Rochette  sur  quelques  objets  en  or  im  J.  des  Sav.  1832  Janv. 
nach  Avellino.] 

2.  Roma  (Tempel  §.  190.  A.  1.  II),   nach  Amazonenart  costumirt, 
exerta  mamma  (Coripp  laud.  lustin.   I,  287)  in  der  Statue  PCI.  II,    15. 
[Clarac  pi.  767,  1905],  in  Reliefs,  Hirt  16,  2.  25,  16.   Vollstandig  bekleidet 
in  dem  beriihmten  Barberinischen  Gemalde,  Sickler's  Alman.  I,  1.8.  241. 
[Boettiger  Kl.  Schr.  II.  Tf.  6.  S.  236.]    Roma?  Pal.  Giustiniani.  Race.  84. 
[Colossale  Biiste  V.  Borgh.  st.  V,  27];  Grozat  Recueil  d'estampes.  P.  1729. 
I,  2.     Statue  im  Pallast  der  Gonservatoren.     [Clarac  pi.  768,  1904.]     Hit 
August,    Eckhel  P.  gr.  2.   vgl.  §.  200.  A.  2.    Auf  Spolien   sitzend,   Zoega 
Bass.  31.    Auf  Denaren  der  g.  Fabia  den   apex   der   Pontifices   haltend. 
Andere  M.   N.  Brit.  1 ,  24.    11,  11.    G.  M.  662.  663.     Roma  und   Con- 
stantinopel   auf    einem    interessanten    Diptychon    (jetzt    in    Wien,    die 
Inschr.  gewiss  spater)  bei  Gori  II,  p.  177.  tb.  3.  p.  253.  tb.  9. 

3.  Hellas  von  Arete  gekranzt,    Gruppe  von  Euphranor;    der  Demos 
der  Rhodier  von  dem  Demos  der  Syrakusier,   Polyb.  V,  88;    der  D.  der 
Athener  von   dem  D.   der  Byzantiner   und  Perinthier,    Demosth.  de  cor. 
p.  256.     [Dissen    zu    seiner  Ausg.    p.   255];    die    Tyche  Antiochiens   von 
Seleukos    und    Antiochos    §.  158.  A.  5.     Roma  gekranzt  von   der  TIiaTig 
AOHQCOV  auf  M.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  11. 

4.  Der   Demos  u.   die  Demokratie  von  Athen,    Paus.  I,  3,  2.    vgl. 
§.  138.  A.  2.     Demen  G.  M.  363.     N.  Brit.  10,  2.  24.  11,  6.  14.  16.    Zeus 
u.  Demos  von  Euphranor,  Paus.  I,  1,  3.     Demen  von  Attika,  dafur  Heroen, 
Marathon  von  Mikon.     [Demos  der  Athener   auch  von  Parrhasios,  Aristo- 
laos,  Leochares,  Lyson.     zlHMOZ  AAO4IKE&N  Mionnet  IV.   p.  316.] 
Die    ifQu    Gvyx)ir]To$   auf  M.   von  Cumae,    ebd.   9,  20.  23,    von   Lamia 
M.  I.  d.  Inst.  57,  B  1.    yom  Senatus  Dio  Gass.  68,  5. 

5.  Ulympia  erscheint,  mit  dieser  Umschrift,  die  nicht  die  Commune,, 
welche  die  M.  schlagen  lies,    anzeigen  kann,    da  es   keine  Olympier   gab, 
als  Profilkopf  auf  Eleischen  M.,  Stanhope  Olympia  pi.  17.    Auch  in  ganzer 
Figur  auf  diesen  M.,  als  gefliigelte  Jungfrau,  sitzend  oder  eilend  (Allier  de 
Hauteroche  pi.  6,  16),  mit  einem  Stabe  oder  Kranze.    S.  Goett.  G.  A.  1827. 
S.  167.  [Hellas  u.  Elis,  jene  den  Antigonos  Doson  und  Philipp  III,  diese  den 
Demetrios  Poliorketes  u.  Ptolem.  I.  kranzend.   Paus.  VI,  16,  8.]  Olympias, 
Isthmias  §.  350.  A.  5.    Aglaophon  malte  den  Alkibiades  auf  dem  Schoosse 
der  Nemea,  und  von  Olympias  und  Pythias  bekranzt,  Athen.  XII.  p.  534  d. 


[406]  Demen,  Agonen-Orte,  Genien,  Laren.  665 

Nemea,  Hirt  25,  14.  [An  dem  Albanischen  Marmorgefass  mit  clen  Thaten 
des  Herakles,  das  ahnliche  Figuren  mehr  hat,  Nemea  rnit  der  Palme,  den 
Fuss  auf  einen  Felsen  setzend,  von  Nikias  Nemea  mit  der  Palme  aut'  einem 
Lowen,  adstante  curn  baculo  sene,  namlich  pastore,  auf  den  Namen,  vsfiza, 
anspielend.]  Eine  Asiatische  Agonengottin,  Gemmae  Flor.  II,  52. 

6.  Genii  locorum,   Pitt.  Ere.  IV,  13.     Gell  Pompej.  13.  76.    Winck. 
W.  I.  Tf.  11.     Auch  auf  Gontorniaten,  Eckhel  VIII.  p.  306.    Vgl.  Visconti 
PCI.  V.  p.  56.   Ueber  die  Darstellung  des  Genius  publicus  Ammian  XXV,  2. 
So  in  Statuen,  Bronzen,  Munzen,  Ant.  Ere.  VI,  53.  55.  56.     Gori  M.  Etr. 
I,  49.     Der  Genius  Romae  sehr  verschieden,  Stieglitz  Archaeol.  Unterh.  II. 
S.  156;  sicher  ist  das  bartige  Haupt  mit  der  Stirnbinde  (G.  P.  R.)  auf  M. 
der  g.  Cornelia.    Oft  mit  dem  Kaiser  identificir-t,  Eckhel  V.  p.  87.   Genius 
August!  PCI.  Ill,  2.    Galbae  G.  M.  670.     Doch  auch  der  genius  Aug.  als 
Schlange,  Boissard  IV,  137.     Besondre  Arbeiter,  geniarii,  in  Inschr. 

7.  Die  Lares  (cinctu  Gabino,  Schol.  zu  Pers.  V,  31,  bullati  Petron) 
in  hochgeschiirzten  Tuniken,  mit  QVTOIS,  §.  299.  N.  7  k.,  und  Schalen  oder 
Kannen.  urn  einen  Altar,  Bartoli  Luc.  I,  13.  14.  Ant.  Ere.  VI,  52.  54.  57. 
Gori  M.   Etr.  I.  96.   Ill,  4,  1.     Gerhard   Ant.   Bildw.    64.     So    die   Lares 
Augusti,  Boissard  IV,  68.    PCI.  IV,  45.    [Guattani  1785.  p.  33.   Middleton 
Ant.  Mon.  tv.   9.     Caussei  M.  R.  I,   2,  48.    Hirt  Tf.  26,  12.    Montf.  Ill, 
1,  59.  60.   Rasche  II,  2.  S.  1495.]    G.  di  Fir.  St.  144.  vgl.  145—149.    Die 
Kinder  mit  der  bulla  gehen  sie  nichts  an.     Ueber  die  Pen  at  en  Dionys. 
I,  68 ;  als  bekranzte,  bisweilen  mit  Dioskurenhiiten  versehene  Junglingskopfe 
(D.  PP.)  auf  vielen  Familien-M. ;  auf  den  Denaren  der  g.  Gaesia  sitzende 
Junglingsfiguren  mit  Speeren,  em  Hund  neben  ihnen,  dariiber  Vulcans- 
haupt  (nach  Andern  die  Lares).    Vgl.   [Rasche  III,  2.    S.  825],    Gerhard 
Prodr.  S.  40  ff. 

8.  S.   Hirt  S.  186.   Tf.  16,  2.   26,   5.  10.  26,  6.     (Circus.)     Visconti 
PCI.  V.  p.  56.     Der   Isthmos    vvird    sinnreich    durch    Ruder    zu    beiden 
Seiten  auf  M.  bezeichnet,  Millingen  Auc.  Coins,  pi.  4,  15. 


14.    Menschliche  Thatigkeiten  und  Zustande. 

406.     Unubersehlich  ist  die  Glasse   der  an  die  Allegorie  l 
anstreifenden  Personificationen  menschlicher  Eigenschaften  und 
Verhaltnisse ;  auch  die  Erfmder  Romischer  Munztypen,  welche 
die   meisten    darbieten,    bedienten   sich  nur  der   Kunst  von 
jeher  zustehenden  Befugniss.     Bei  den  Griechen  ist  vor  alien  2 
die  der  Athena  verwandte  und  dadurch  am  meisten  person- 
liche    Nike ,    dann    Hebe ,    Arete ,     Eirene     (mit    dem    Plu- 


666  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [406] 

tos),  Eleutheria,  Eunomia,  Euthenia  und  verwandte  See- 
genswesen ,  Limos  ,  Momos ,  Pone  ,  Oestros  ,  Palastra, 
Agon,  Polemos,  Deimos  und  Phobos  und  andre  gebildet 
worden:  doch  mehr  als  den  Hauptgedanken  des  Kunstlers 
erlauternde  Nebenfiguren  in  grosseren  Darstellungen ,  und 
weniger  unabhangig  fur  sich ,  als  in  der  Romischen  Sinn- 

3  bildnerei.   [§.    385.    A.  7.  388.  A.  5.]     Neben  der  allgemei- 
nen  Auffassung  von   Honor,   Virtus,  Goncordia,   Fides,   Ae- 
quitas,    Pudicitia,     Victoria,    Spes,    Salus ,    Libertas,    Pax, 
schienen  auch  die  besondern  Beziehungen  Gonstantia  und  Pro- 
videntia    Augusti,    Goncordia    exercituum,    Fides    cohortium, 
Spes    Augusta,    Securitas   Augusta,    Gloria    exercitus,    sae- 

4  culi,    Romanorum   u.  dgl.    darstellbar.      Die    Attribute    sind 
hier  meist.  leicht  zu  deuten;   das  Fullhorn  wird  den  meisten 
Figuren    der  Art  gegeben,    indem  alle   guten  Eigenschaften 
dem  Menschen  zum  Seegen   gereichen;   bestimmte  Korperfor- 
men   und  Stellungen   char akteri siren    nur    wenige;   bisweilen 
werden  auch  alte  Darstellungsweisen  Griechischer  Gotter  sol- 

5  chen   allegorischen  Figuren   zum  Grande  gelegt.     Von  durch- 
gebildeter  Gestaltung   dieser  [so  wie   auch   der  Griechischen] 
begriffsartigen  Figuren  zu  festen  Kunstformen  lasst  sich  eben 
deswegen,  weil  (der   blosse  Begriff  den  Keim   einer   vollstan- 
digen  Anschauung  nicht  enthalt,  wenig  nachweisen:  doch  ist 
die  geschickte  und  geschmackvolle  Anwendung  der  meist  aus 
fruher  Zeit  iiberlieferten  symbolischen  Ausdriicke  immer  noch 
sehr  zu  preisen. 

1.  Hirt  Tf.  12.  13.   S.  103  ff.    G.  M.   355-362.     Eckhel   D.   N.  V. 
p.  87  ff. 

2.  Ueber  die  Nike  (besonders  die  schone  Gassier  Bronze)  Boettiger 
Hall.  LZ.  1803.  April.     [Boett.  Kl.  Scbr.  II.  S.  173.  Tf.  2,]    Fruher  fliigel- 
los  §.  334.  A.  2,   so  auf  M.  von  Terina,   Millingen  Anc.  Coins  pi.  2,  2. 
vgl.  p.  23.     [Auch   in    Vasengemalden   haufig   ohne  Fliigel.     Ann.  XVII. 
p.  174.]    Zahllose  Niken  mil  Tropaeen,  Schilden,  Gandelabern,  Kranzen, 
Palmen,  auf  M.,  Lampen,  in  Pompej.  Gemalden;  oft  setzen  sie  Inschriften 
auf  Helme   oder  Schilde  (Mionn.  Descr.   pi.  68,  3,   auch  Tischb.  IV,  21). 
Nike  als  Tropaeophor,  PCI.  II,   11.    Ant.   Ere.  IV,  50.  VI,   10.    Oft  auf 
Wagen,  Siegern  die  Ziigel  fuhrend.    Nike  POV&VTOVGCC  in  Gemmen  Tassie 
pi.  45,  in  Reliefs  in  Miinchen  214;  Zoega  Bass.  60;  L.  223.  Bouill.  HI, 
47,  2.     Glarac   pi.  224;    Combe   Terrac.   pi.   24.  26.     Statuen  in  Berlin; 
L.  435.     Clarac  pi.  349.  636—638.    Victoria  von  Mantua  in  Mailand  aus- 


[406]  Nike,  Hebe,  Arete  etc.  667 

gestellt,  Rumohr  Reise  in  der  Lombardei  S.  137.  Impr.  d.  I.  IV,  7 — 9. 
NIKH  dem  Zeus  fiber  dem  Altar  libirend,  Stackelberg  Tf.  18.  [Nike  mi^ 
Kerykeion  dem  Apollon  Kitharodos  eingiessend,  Luynes  Vases  pi.  26,  Ann. 
XII.  p.  257.  NIKH  mit  Kerykeion,  einem  Krieger  eingiessend,  der  zu  seinem 
alten  Vater  heimgekehrt  ist,  Gerhard  Auserles.  V.  II.  150.  Elite  ceramo- 
graph.  I,  91.  NIKH  einen  Dreifuss  kranzend ,  aus  M.  Pourtales  pi.  6, 
vgl.  M.  Blacas  pi.  1;  92  N.  libirend  auf  einen  Altar,  aus  V.  Goghill  pi. 
22,  2;  93  dessgleichen ,  ein  Thymiaterion  in  der  andern  Hand;  94  eine 
Tropaee  errichtend,  aus  Tischbein  IV,  21;  95  dasselbe  Etrurisch;  97  N. 
auf  Quadriga  vor  einem  Dreifuss,  Plutos,  Chrysos,  eine  weibliche  Figur, 
aus  Stackelb.  Grab.  Tf.  17;  98.  99.  Fliigelfigur  mit  Kithar  aus  Laborde 
II,  37  u.  Tischbein  III,  7  (37),  zweifelhaft,"  so  wie  auch  100  u.  noch  mehr  96. 
Die  herrliche  Victoria  des  Mus.  Brescian.  tv.  38-40.  Journ.  des  Sav. 
1845.  p.  533  ff.  6  F.  hoch,  es  fehlen  nur  drei  Finger  der  linden  Hand, 
ehmals  vergoldet  nach  einer  Spur  an  der  Hand,  ein  Olivenkranz  war  von 
Silber  eingesetzt,  sie  ist  schreibend,  wie  die  an  der  Trajanssaule,  die  Stellung 
bequem,  das  feinfaltige  Gewand  fast  nachlassig,  die  Leichtigkeit  und  Natiir- 
licbkeit  meisterhaft,  die  Schwingen  gross.  Die  vergoldete  Bronzestatue 
gegen  4  F.  hoch,  auf  der  Mantuanischen  Grenze  1830  gel'unden,  in  Berlin, 
woran  Locher  zum  Einsetzen  der  Fliigel  spater  entdeckt  wurden,  Ann.  XI. 
tv.  B,  Urlichs  p.  73.]  Hebe  bekleidet  u.  beflugelt  auf  der  Schale  des 
Sosias;  bekleidet,  mit  Zweig  in  der  L.,  mit  der  R.  dem  Zeus  eingiessend, 
Tassie  pi.  22,  1306 ;  sonst  fast  unbekleidet,  mit  Schale.  Vgl.  §.  351 .  A.  4. 
(Europa),  411  (Herakles).  Die  Heben  bei  Hirt  S.  92  sind  wohl  Niken. 
Gegen  die  Fliigel  der  Hebe  Panofka  M.  Blacas  p.  80.  [Hebe  gefliigelt  den 
Adler  liebkosend,  Schlichtegroll  Gemrnen  Tf.  33.  Winckelmann  Kunstgesch. 
IX,  3,  7  iiihrt  zwei  Stoschische  Steine  und  einen  andern  an,  Hebe  nackt 
mit  der  Schale.  Die  Statue  des  Naukydes  neben  der  Hera.  Eris,  Gerhard 
Fliigelgestalten «Tf.  2,  1—6.  S.  17  f.]  Arete,  s.  §.  405.  A.  3  und  411 
(Herakles).  Welcker  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  385.  ngoacoTtov  'dgsT-qg  an 
einem  Goldkranze,  Athen.  V.  p.  211  b.  Limos  Athen.  X.  p.  452.  Momos 
als  entkrafteter  Greis,  Anthol.  Pal.  Plan.  265.  Phthonos  Tischb.  1,  57 
(52  nach  Welcker  N.  Rhein.  Mus.  I,  413.  Ev&vplag  ayockftK  in  Hera- 
klea  von  Dionysios,  Memnon  c.  5  Eirene  von  Kimon  oder  Timotheos 
zuerst  errichtet,  nach  Plut.  u.  Nepos.  [Statue  der  Eirene  mit  Plutos  im 
Arm  von  Kephissodot  in  Athen.  Paus.  IX,  16,  1.  Eirene  gefliigelt,  mit 
Kerykeion,  den  kleinen  Plutos  tragend,  Gerhard  Auserles.  V.  II,  83.  S.  15. 
Das  Kerykeion  hat  auch  EtgyvT]  AOKQCOV  auf  M.  der  Epizephyrischen  Lokrer, 
so  wie  auch  Felicitas,  Buonaroti  Medagl.  tv.  18.  p.  308.  So  auch  Eirene 
an  einer  Vasenzeichnung,  die  von  Aristophanes  auszugehn  scheint  (wie 
eine  andre  von  den  Wespen,  Bull.  1847.  p.  103,  und  Xanthias  vor  Herakles 
Cab.  Pourtales  pi.  9  von  den  Froschen),  Vases  Luynes  pi.  30.  Ann.  XII. 


Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [406] 

p.  258.  Die  Eintracht  (Homonoia)  und  die  Freundschaft  malte  Habron. 
'EtevfrfQice  mil  einern  Kranze  auf  Gold-M.  von  Kyzikos,  M.  I.  d.  Inst.  I, 
57  B  4.  vgl.  Ann.  V.  p.  279.  Panofka,  mit  wunderlichster  Beziehung  auf 
Liber.  Evvouiu  JHojeov,  ein  Demeter-ahnlicher  Frauenkopf,  Millingen 
Anc.  Coins  2,  10.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  313.  Ev&rjvia  eine  hingelehnte 
Frau,  auf  eine  Sphinx  gestiitzt,  Mohn  u.  Aehren  in  der  R. ,  auf  M.  von 
Alexandrien,  Zoega  N.  Aegypt.  10,  1.  G.  M.  379,  als  eine  Frauenfigur  mit 
einer  grossen  Schale  auf  dern  Relief  von  Thyrea,  Ann.  d.  Inst.  I.  tv.  C.  1. 
ZcaGinoli?  als  Frauenfigur,  den  Gelas  kranzend,  auf  M.  von  Gela,  Torrem. 
32,  2.  vgl.  31,  1,  als  mannlicher  Genius  in  Elis,  Paus.  VI,  20.25.  Hosia 
§.  388.  A.  5.  Paedia  §.  391.  A.  5.  Poene,  Paus.  I,  43,  7.  vgl.  X,  28,  2, 
vielleicht  bei  Lykurgos  §.  384.  A.  6.  Oestros  Vases  de  Ganosa  7. 
Palaestra  Philostr.  II,  32.  'Aywvss  oder  IlK^KlGficcTa,  Philostr.  If,  32, 
scheinen  die  Jiinglinge  mit  Kampfpreisen  auf  dem  Relief  bei  Stuart  Ant. 
II,  4  vign.,  auch  die  in  der  Regel  fliigellosen  Knaben,  welche  die  ver- 
schiedenen  Kampfarten  zeigen,  L.  455.  Bouill.  Ill,  45,  Glarac  pi.  187; 
G.  di  Fir.  120;  G.  Giust.  II,  124,  und  mit  Kampfhahnen  sich  vergniigen, 
L.  392.  Clarac  pi.  200.  vgl.  349.  "Enaivot  als  FKigelknaben ,  Lukian 
Rhet.  Praec.  6.  Phobos  §..  65.  Panofka  Hyp.  Rom.  Studien  S.  245. 
Deimos  u.  Phobos,  in  Rom  Pallor  u.  Pavor,  jener  mit  herabhangendem, 
dieser  mit  gestraubtem  Haar,  auf  Denaren  der  g.  Hostilia,  G.  M.  158.  159. 
Polemos  malte  schon  Apelles  mit  auf  den  Riicken  gebundnen  Handen. 
Enyo  (Bellona)  auf  M.  der  Bruttier  u.  Mamertiner,  Magnani  II,  4  ff. 
IV,  36.  Fa  ma  auf  M.  des  Demetrios  Poliork.  mit  Trompete  und  Lanze, 
Eckhel  N.  anecd.  6,  9.  Trompetenblasend,  Stuart  III,  9,  13. 

3—5.  Fides  u.  Honor  (auf  Familien-M.)  haben  den  Lorbeerkranz, 
Libertas  denselben,  auch  den  Hut,  Virtus  hat  den  Helm  (Virtus  Augusta 
ein  Amazonenartiges  Gostiim),  Triumpus  auf  M.  der  g.  Papia  Lorbeerkranz 
u.  Tropaeon,  Pietas  den  Storch  (Pietas  Augusta  mit  Kindern ,  die  sich  an 
sie  drangen,  aber  auch,  in  anderer  Bedeutung,  als  betende  Frau);  Pudicitia 
(auch  Goncordia)  den  Schleier.  Pax  den  Oelzweig  (auch  ziindet  sie  Waffen 
an),  Providentia  deorum  einen  Augur  ien-Vogel  (Pedrusi  VI,  36,  4),  Aeter- 
nitas  hat  Sol  und  Luna  in  den  Handen  (Morelli  Vesp.  5,  31),  Hilaritas 
P.  R.  auf  Hadrian's  M.  Fullhorn,  Palme,  Kinder  umher  (Pedrusi  VI,  35,4). 
Die  Annon*,  wird  sinnreich  mit  einem  Kalathos  und  einem  Getreideschiff 
versehen,  und  tragt  die  Roma  auf  der  Hand,  Pedrusi  VI,  16,  2.  Aequitas 
u.  Moneta  haben,  aus  verschiednen  Grunden,  die  Wage.  (Am  Himmel  ist 
die  Wage  bloss  als  Attribut  der  Jungfrau  als  Dike  und  Zeichen  des 
Acquinoctiums  in  den  Thierkreis  gekommen,  da  lange  die  Scheeren  des 
Skorpions  die  Stelle  ausfullten.  Umgekehrt  stellt  die  Sache  Hirt  vor, 
S.  112.)  Die  Securitas  stutzt  sich  auf  eine  Saule  oder  schlagt  den  Arm 


[407]  Alt-Italische  Gotter.  669 

iiber  das  Haupt  (Zeichen  der  Sicherheit  u.  Ruhe).  —  Die  Spes,  verschieden 
von  der  Elpis  §.  398,  4,  leise  schreitend,  mit  der  Blume  in  der  Hand,  im 
alten  Venus-Gostiim,  fmdet  sich  auf  den  M.  seit  Claudius  (als  Spes  Augusta), 
Pedrusi  VI,  6,  16.  Eckhel  VI.  p.  238.  M.  Chiar.  I,  20.  [Eine  ahnliche 
Figur  ist  die  Hesperide  einer  Metope  des  Theseion,  Stuart  III.  ch.  1.  pi.  14. 
n.  18.]  Anders  ist  die  Spes  in  dem  Relief  Boissard  IV,  130  als  Verkiinderin 
reicher  Ernten  gefasst,  vgl.  Tibull  I,  1,  9.  Die  Salus  u.  Valetudo  (auf  M. 
der  g.  Acilia)  ist  der  Hygieia  nachgebildet.  Mitunter  stehen  auch  mehrere 
Personen  fur  eine  Figur,  wie  die  Temporum  felicitas  durch  vier  Knaben 
mit  den  Frfichten  verschiedner  Jahrszeiten  dargestellt  wird,  Buonarr.  Med. 
tv.  7,  9.  Bossiere  Med.  du  Roi  pi.  15.  Abuiidantia  Race.  723.  [§.  398. 
A.  3.]  Die  sog.  Mediceische  Statue  des  Schweigens  wird  vori  Mongez, 
Mem.  de  1'Inst.  Nat.  V.  p.  150,  mit  Recht  fur  eine  Nation  von  einem 
Tropaeon  erklart. 


15.    Alt-Italische  Gotter. 

407.     Die   den  Italischen  Volkern  eigenthumlichen   Got-  1 
terdienste  enthalten   sehr   wenige  Gestalten,    welche   original 
Italisch  sind  und  sich  zugleich  in  plastischer  Bestimmtheit  den 
Griechischen  nahern.     Wo  dies  den  Schein  hat,  findet  man  2 
doch   meist  eine  Griechische  Kunstform  zum  Grunde  liegend, 
wie  beim  Janus  uud  Vejovis. 

1.  S.  an  andern  Stellen  Jupiter  Anxur,   Juno  Lanuvina,  Saturnus, 
Fortuna,  Mantus,  Silvanus,  Vertumnus,  Flora,  Genius,  Lar. 

2.  Janus  auf  M.  von  Volaterrae  mit  zwei  bartigen,  aber  auch  jugend- 
lichen  KQpfen,  und  von  Rom,  mit  zwei  bartigen  (auf  den  M.  der  g.  Fonteja 
mit  keimendem  Barte),  erst  spat  einem  bartigen  und  einem  jugendlichen 
Gesicht.    Janusherme,  Impr.  d.  I.  IV,  86.     [Forchhammer  in  der  Zeitschr. 
f.   die   AW.    1844.   S.  1074—77.    Die   Doppelherme   in   E.    Brauns    Ant. 
Marmorwerken  I,   3    erklart  auch   K.  F.  Hermann  Goetting.  Anz.    1844. 
S.  344  fur  Janus.]     Er  ist  Griechischen  Doppelhermen  nachgebildet,  der- 
gleichen  man  auf  vielen  M.  Hellenischer  Stadte  findet,  Athen.  XV,  692. 
vgl.  Stieglitz  N.   famil.  p.  30.    Vierkopfig  auf  M.  Hadrian's.     S.  Boettiger 
Kunstmyth.   S.  257,   besonders   fiber   den   Schliissel    des   Janus.     Vejovis 
(Apollo  nachgebildet)   auf  M.  der  g.  Gaesia  und  Licinia,    Stieglitz  p.  36. 
Etrusker  I.  Afl.  II.  S.  60. 

Die  angeblich  Etruskischen  Gottheiten  bei  Gori  sind  durchaus 
unzuverlassig.  Dea  Vacuna  Sabinorum,  bei  Guattani  Mem.  enc.  VI.  p.  29. 
[Gerhard  fiber  die  Gottheiten  <}er  Etrusker  B.  1847  mit  7  Kpftf.] 


670  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [408] 

16.    Fremde,  orientalische  Gotter. 

1  408.     Die  Masse  der  in   den  Griechisch-Romischen  Cul- 
tus  aufgenommenen  fremden  Gotter  hat,  je  nachdem  die  Pe- 
riocle    der  Aufnahme  friiher   oder  spater   war,   vorziiglichere 

2  oder  schlechtere  Kunstwerke  Griechischen  Styls  erzeugt.    Die 
besten  wohl,  nach  dem  Kyrenaischen  Zeus  Ammon,  der  Ale- 
xandrinische  Sera  pis,     ein    Unter  welts-     und    Sonnengott, 
dessen  Bildung,   ein  undurchdringliches   Gemisch  von  anzie- 
hender  Milde  und  einer  geheimnissvoll  schreckenden  Gewalt, 

3  den  Charakter    spaterer  Religiositat   schon  reprasentirt.     Die 
Isisstatuen    in    dem    Costiim    Romischer    Isisdienerinnen, 
mit    der    steifgefalteten    Tunica,    dem    gefranzten    und    auf 
der  Brust  geknoteten  Obergewande  und  der  Lotosblume,  sind 

4  selten    vorziigliche  Werke;    die  Horus-   oder  Harpokrates- 
Knaben,    mit   dem  Zeigefinger   auf  dem  Munde,    dem  Fiill- 

5  horn    im   Arme,    meist    kleine  Bronzen,  Amulete.     Die  Sy- 
rische   Gottin,    der    Phrygischen    Grossen    Mutter    ahnlich, 
erscheint    bisweilen    in  Statuen  aus   der   Zeit   der  Syrischen 
Kaiserinnen;    andere   Wesen    des  Naturdienstes    der   Semiti- 
schen  Volker,  die  ihrer  nationellen  Abenteuerlichkeit  nicht  so 
entkleidet  sind,  lassen  sich  nur  in  einigen  untergeordneten 

6  Kunstwerken   wiedererkennen.     Der  fur  Asiatische  Religions- 
geschichte  rioch  nicht   ausgenutzte  Schatz   der  Stadtemiinzen 
lasst  auch  die  Hauptgotter  Kappadokiens   in  hellenisirter 

7  Form    erkennen.      Der     Bilderkreis    des    Mithras    enthalt 
ausser  der  hundertfach  wiederholten,  den  Phrygischen  Tauro- 
bolien  naheverwandten  Hauptvorstellung  des  Stieropfers  noch 
manche    dunklere   Darstellungen   theils    aus    der    mystischen 
Geschichte  des  Gottes,   theils  aus  dem  mit  Gebrauchen  sehr 
iiberladnen  Gultus,    im   Ganzen    von    der    rohesten  Ausfuh- 

8  rung.     Den    Schluss    bilden    Compositionen ,    in    denen    der 
Glaube   der  alten  Welt   seine  Schranken  zu  sprengen  sucht, 
und  dabei  nothwendig  aller  gesunden  Form  entsagt,   woraus 
in  Alexandrien    die  Abraxas-Steine,  Denkmaler  der  pan- 

9  theistischen   Jao- Religion ,    in    Rom    die  Panthea    hervor- 
gehen,  in  denen  meist  der  Begriff  einer  weltherrschenden  For- 
tuna  die  Vorstellungen  aller  andern  Gottheiten  verschlingt. 

1.  Hirt  Tf.  11.    S.  87. 

2.  Vgl.  §.  158.   A.  1.    Schone  Serapiskopfe  PCI.  VL  15.  JBouill.  I,  66, 


[408]        Aegyptische,  Syrische,  Kappadokische  Gotter.  Mithriaca.         671 

mil  Modius  und  sieben  Strahlen;  Bouill.  I,  67  auf  Gameen,  M.  Borb.  IV,  39. 
Serapis  als  eiri  Hades  auf  einem  Krokodil,  Passeri  Luc.  Ill,  73.  Schlangen- 
Serapis  III,  70.  Vgl.  Guigniaut  Le  dieu  Serapis  p.  9.  [Stehend  Mus.  Veron. 
p.  LXXV,  5.  Sitzend,  Erzfigurchen  aus  Epirus,  Specimens  of  anc.  sculpt.  I. 
pi.  63.  Zwei  Kopfe  Winckelm.  W.  IV.  Tf.  5.  S.  437.  Montf.  II,  121. 
Suppl.  II,  42.] 

3.  Isisstatuen  der  Art,  Montfaucon  Suppl.  II,  40.  M.  Nap.  IV,  51.  Glarac 
pi.  307.  308.  [986—994.]  Isis  mit  dem  Flugelrock  urn  die  Lend  en,  L.  375. 
Clarac  pi.  306.  Buste,  PG1.  VI,  16.  Portratfiguren ,  M.  Gap.  Ill,  81. 
Barberinische  Gruppe  von  Isis  und  Horus,  jetzt  in  Mtmchen  130,  Hirt  11, 10. 
Isiscult  PG1.  VII,  19.  Pitt.  Ere.  II,  59.  vgl.  Boettiger  Isisvesper,  Minerva, 
Taschenbuch  fur  1809.  Rom.  Isispriesterin,  mit  nacktem  Busen,  in  Gem- 
men,  Wicar  IV,  6.  Zahlreiche  Beziehungen  auf  Isis-  u.  Serapis-Gult  auf 
Rom.  M. ,  besonders  in  Commodus  u.  Garacallas  Zeit,  Eckhel  D.  N.  VII. 
p.  128.  213  ff.  Vota  publica  aus  Julian's  und  anderer  Kaiser  Zeit,  mit 
einem  Julianus-Serapis,  einer  Isis-Helena,  Eckhel  VIII.  p.  136.  Isis  sitzt 
hier  haufig  auf  dem  Sirius,  welcher  nach  Griechischer  Manier  als  Hund 
(Aegyptisch  als  Kuh)  dargestellt  wird;  als  Faria  halt  sie  ofter  ein  Segel, 
der  Pharus  steht  dabei.  Der  Kopfaufsatz  der  Isis  kommt  schon  auf  M. 
der  Seleuciden  von  Antiochos-Sidetes  vor  (Vandamme  pi.  47).  Vgl.  §.  232.  A.  3. 

4.'  Harpokrates  Montf.  II,  105.  123.  M.  Cap.  Ill,  74.  Guper's  Harpo- 
crates.  Besonders  viel  als  Amulet,  Montf.  II,  105.  123.  Mit  Keule,  Herakles 
ahnlich,  als  Sernphukrates,  z.  B.  Zoega  N.  Aeg.  Impp.  tb.  9,  4.  Impr. 
d.  I.  IV,  20.  vgl.  §.  436.  A.  3.  Horus-Eros  in  Gemmen.  Impr.  d.  Inst. 
II,  44.  Auch  Horus-Eros-Herakles  trifft  man  vereinigt.  A  nub  is  Montf. 
II,  128.  Boissard  VI,  78.  Canopus  M.  Gap.  I,  82;  G.  di  Fir.  St.  57. 

5.  S.  §.  241.  A.  2.    Ein   Zeus-Belos    auf  M.    Antiochos   des   VIII. 
Die  sog.  Buste  des  Hebon  auf  Gemmen,   Millin  P.  gr.  45.     Tassie  pi.  36, 
4179,  ist  gewiss  eine  Form  des  Baal.     Aus  der  Babylonischen  Mythologie 
stammt   wohl   die   mit  einer  Fischhaut  iiberzogne,    einen  Korb  tragende 
Figur  auf  einer  Gemme   (Wiener  Jahrb.  AB1.  XXIV.  S.  25.  N.  5)  und  in 
einem  Relief  des  Wiener  Antiken-Cabinets  (Oannes?). 

6.  Die  Enyo  von  Komana  auf  M.  mit  Strahlenkranz,  Schild  u.  Keule, 
Millingen    Anc.   Coins  5,  4.   vgl.   Cab.  d'Allier  de   Haut.    pi.  8,  4.    Men 
§.  400.    A.  2.    Auch  Alexanders  des   Pseudomantis  neuer  Gott  Glykon 
ist  durch  M.  von  Abonoteichos  genau  bekannt,  Eckhel  II.  p.  383.  vgl.  die 
M.  von  Nikomedien,  Cab.  d'Allier  de  Haut.  pi.  11,  10. 

7.  Unter  den  zahllosen  Schriften  uber  die  Mithriaca,  nach  Philipp 
a  Turre  Monum.  vet.  Antii,   gehort  besonders  hier  her  Zoega.     Ueber  die 
den  Dienst  des  Mithras  betreffenden  Kunstdenkmaler,  Abhandl.  S.  89—211, 


672  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [408J 

• 

nebst  Welcker's  Anm.  S.  394.  Vgl.  Greuzer  Symbol.  I.  S.  728.  Tf.  3.  36, 
bei  Guigniaut  pi.  26.  27.  27  b.  Eichhorn,  Comment.  Soc.  Gott.  rec.  1814. 
1815.  Seel  Mithrageheimnisse.  1823.  Niklas  Muller  Mithras.  Wisb.  1833. 
V.  Hammer  Mithriaca.  P.  1833.  Glarac  pi.  538  A.— 560.  Das  beruhmteste 
dieser  Bildwerke  1st  das  im  L.  76.  Montfaucon  Ant.  expl.  1.  pi.  217,  1. 
Bouill.  Ill,  47.  Glarac  pi.  204  mil  der  Inschrift  vufia  aepeoiov,  aus  dem 
Capitol inischen  Spelaeon,  demselberi  wahrscheinlich,  welches  377  zerstort 
wurde.  Vgl.  F.  Lajard.  Nouv.  Observations  sur  le  gr.  basr.  Mithr.  P.  1828. 
[Ders.  Sur  deux  basr.  M.  qui  ont  ete  decouverts  en  Transylvanie  P.  1840.  4 
mit  6  Tf.  vorher  zum  Theil  gedruckt  in  den  Nouv.  Ann.  publ.  par  la 
Section  Franc,,  de  Tlnst.  archeol.  T.  II.  p.  1.  Sur  une  urne  ciner.  du 
Musee  de  Rouen  das.  II.  p.  397—445  u.  Sur  un  basr.  Mithr.  qui  a  ete 
decouv.  a  Yienne  Ann.  d.  I.  XIII.  p.  170.  tv.  36.  Die  demnachst  er- 
scheinenden  Recherches  sur  Mithra  werden  auf  105  Kpftf.  gegen  800 
Monumente  enthalten.]  Clarac  Melanges  p.  45.  Andre  PCI.  VII,  7.  Bouill. 
Ill,  48.  Glarac  pi.  203.  204.  Die  Zahl  derselben  ist  sehr  gross,  auch  Siid- 
deutschland,  Frankreich,  England,  Ungarn,  Siebenburgen  liefern  deren 
viele.  Mithras  Felsengeburt  (Greuzer  I.  S.  773.)  Montf.  1,  218.  G.  Giust. 
II,  62  u.  in  den  Bildwerken  des  Mithraeon  von  Heddernheim,  welche  den 
vollstandigsten  Gyklus  Mithrischer  Bildwerke  gewahren,  s.  Habel,  Aunalen 
des  Vereins  (§.  264.  A.  2.)  H.  I.  II.  III.  [Greuzer  das  Mithreum  von 
Neuenheim  bei  Heidelberg  1838,  auch  in  dessen  deutschen  Schr.  2.  Abth.  III. 
S.  277.  vgl.  526.J  Die  Bussungen  und  Prufungen  in  den  Seitenfeldern  des 
Heddernheimer  und  ernes  Tyroler  Mithras-Opfers.  —  Statuen  Mithrischer 
Fackeltrager,  PCI.  Ill,  21.  Vollstandige  Symbole  des  Cultus,  Gemmae 
Flor.  II,  78. 

8.  Ueber  die  Abraxas-Gemmen  besonders  Macarii  Abraxas  —  cum 
conim.  Jo.  Ghifletii.  Antverp.  1657.    Prodromus  iconicus  sculptilium  gem- 
marum  Basilid.  de  Musaeo  Ant.  Gapello.  V.  1702.   Passed  Thes.  gemmarum 
astrifer.  T.  II.   p.  221.     Bellermann    drei    Programme    iiber   die   Abraxas- 
Gemmen.     B.  1820.     Dorow,  Kunstblatt  1824.    N.  105.     Matter  Hist.  crit. 
du  Gnosticisme.     Kopp's  Palaeogr.  T.  III.    Von  den  eigentlichen  Abraxas, 
welche  den   Gott  der  unter  Trajan  und  Hadrian  entstandenen  Sekte  der 
Basilidianer  vorstellen  (obgleich  auch  dies  noch  zu  bezweifeln  ist),   unter- 
scheidet  Bellermann  Abraxoiden  und  Abraxaster,  welche  verwandte  Damonen- 
Figuren  und  Vermischungen  mit  andern  Gottheiten  (Priap,   Anubis)  dar- 
stellen.   Fiir  den  Zusammenhang  der  Abraxas-Gemmen  mit  der  Alexandrini- 
schen  Theurgie  ist  besonders  die  Stelle  des  Papyrus  beweisend  bei  Reuvens 
Lettres  a  Mr.  Letr.  I.  p.  24.     [Morgenstern   iiber  eine  noch  nicht  bekannt 
gemachte  Abraxas-Gemme,  Dorpat  1843.  Programm.] 

9.  Ein    Pantheon    (phallisch)     schon    auf     M.    Demetrios    II. 


[409]  Abraxas  und  Panthea.    Heroen.  673 

von  Syrien,  Mionnet  V.  p.  58;  auch  auf  M.  der  g.  Plaetoria  u.  lulia. 
Minerva  Pantheos,  Millin  P.  gr.  57.  Bacchus  Pantheus,  in  Inschriften  und 
Auson.  Epigr.  30.  Tyche  Pantheos  oft  auf  Gemmen,  vgl.  Orelli  Inscr. 
21113.  Auch  die  [wunderliche]  im  Grabe  des  Festus  (§.  205.  A.  5)  ge- 
fundne  Bronze  scheint  eine  solche.  [Hirt  Bilderb.  II.  S.  116.  Tf.  13,  20, 
Fortuna  aus  dem  M.  Rom.  I,  31.  32.  Brunck.  Anal.  II,  90,  28  Pan  nach 
dem  Kopf,  Herakles  nach  Brust  u.  Leib,  Hermes  nach  unten  (Fussfliigel) 
in  Einem  Leib.] 


C.    Heroen. 

409.  Die  Festigkeit  und  Bestimmthei't  individueller  Gha-.l 
rakteristik,  wie  sie  an  den  Hauptgottern  der  Griechischen 
Kunst  wahrgenommen  wird,  erstreckte  sich  auch  iiber  die 
Hauptheroen.  Wir  wissen,  dass  man  auch  diese  in  Griechi- 
schen Kunstwerken  nicht  bios  durch  Attribute  und  Handlung, 
sondern  schon  an  der  Gestalt  und  Bildung  des  Korpers  er- 
kannte.  Jetzt  kennen  wir  indess  nur  sehr  wenige  Heroen,  2 
fast  keinen  ausser  Herakles,  auf  eine  so  bestimmte  Weise, 
und  konnen  auch  kaum  zu  einer  genaueren  Kenntniss  gelan- 
gen,  da  statt  der  zahlreichen  Bronzestatuen  und  Gruppen, 
Werke  der  vorzuglichsten  Kunstler,  welche  das  Alterthum  be- 
sass,  nur  Reliefs,  und  rneist  von  Sarkophagen,  wo  der  My- 
thus  mit  besonderer  Riicksicht  auf  den  Anlass  des  Bildwerks 
behandelt  wird,  und  Vaserigemalde  uns  vorliegen,  deren 
leichte  und  freie  Zeichnung  wenig  von  jener  Charakteristik 
zulasst.  Man  .pflegt  daher  in  der  Regel  nur  nach  dem  In-  3 
halt  der  Handlung,  welche  vorgestellt  wird,  zu  deuten,  wo- 
bei  oft  die  Wahl  zwischen  sehr  verschiednen  Heroenkreisen 
bleibt.  Die  allgemeinen  Veranderungen  im  Geiste  der  alten  4 
Kunst  ergriffen  auch  die  Heroenbildung ;  namentlich  wurden 
die  bartigen  und  gewohnlich  vollstandig  geharnischten  Figuren 
der  alteren  Bildner  und  Maler  meistentheils  durch  jugend- 
liche  Bildungen,  mit  geringer  Andeutung  der  Bewaffnung, 
verdrangt. 

1.  Hochst  wichtig  und  belehrend  ist  die  Stelle  in  Plutarch  Arat  3. 
Kanonische  Bildungen  von  Parrhasios  §.  138,  2,  und  Euphranor  §.  129. 
A.  2,  qui  primus  videtur  expressisse  dignitates  heroum.  Bei  Philostratos, 
Heroika,  erscheinen  die  Heroengestalten  durchaus  bis  in  die  feinsten 
Ziige  charakteristisch,  vgl.  §.  415.  A.  Auch  gehen  wohl  die  Signalements,  * 

O.  Muller's  Archaeologie.     4.   Anfl.  43 


674  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [410] 

welche  die  spateren  Pragmatiker,  Dares,  Diktys,  Malalas,  von  den  Heroen 
geben,  zum  Theil  auf  Bildsaulen  zuriick. 

2.  S.  z.  B.  die  vielen  Heroenstatuen  aus  Bronze,  welche  Ghristodor 
beschreibt;  eine  Anzahl  davon  scheinen  zusammen  eine  grosse  Gruppe 
zu  bilden. 

4.  Hyakinthos  am  Amyklaeischen  Throne  bartig,  bei  Nikias  sehr 
jugendlich,  Paus.  Ill,  19,  4.  Eben  so  unterscheiden  sich  die  Vasengemalde 
altern  und  spatern  Styls;  die  Volcentischen  haben  meist  bartige  Heroen, 
Ann.  d.  Inst.  III.  p.  146.  Ueber  die  vollstandige  Riistung  der  alterthum- 
lichen  Vasengemalde  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  49. 


1.    Herakles. 

1  410.     In    der    hochsten    Potenz    erscheint    das  Heroen- 
Ideal    ausgepragt    in    Herakles,    der    vor    alien   Hellenischer 
Nationalheld    war.     Durch    Anstrengung    gestahlte   und  be- 
wahrte  Kraft  1st  der  Hauptzug,  den  bereits  die  alt-Griechische 
Kunst   in   ihren  Bildungen  andeutete,  aber  besonders  Myron 
und  Lysippos   zu  einer  Form    entwickelten ,    die  nicht  mehr 

2  uberboten  werden   konnte.     Schon   in  den  oft  iiberaus  edlen 
und  anmuthigen  Bildungen  des  jugendlichen  Herakles  meldet 
sich  diese  zusammengedrangte  Energie  in  der  gewaltigen  Starke 
der  Nackenmuskeln  (§.  331,  2),    den  dichten  kurzen  Locken 
des  kleinen  Hauptes  (§.  330,  2),   den  verhaltnissmassig  klei- 
nen  Augen,  der  vorgedrangten  machtigen  Unterstirn,  und  der 

3  Form    sammtlicher   Gliedmassen.      Deutlicher   aber   tritt   der 
Gharakter   des  Vollenders   ungeheurer  Kampfe,    des  muhbe- 
ladnen    (aerumnosus)    [novriQOTarog    xa\    agi^og]    Heros    in 
der  gereiften  Gestalt  hervor,   wie  sie  Lysippos  (§.  129  A.  2) 
mil  besondrer  Liebe   ausbildete,   in  den  aufgemigelten  durch 
unendliche  Arbeit  hervorgetriebenen  Muskel-Lagen,  den  mach- 
tigen Schenkeln,  Schultern,  Armen,  Brust  und  Riicken,  so  wie 
in   den    ernsten    Ziigen   des    zusammengedrangten    Antlitzes, 
in  denen   der  Eindruck,  welchen  Muhe  und  Arbeit  gemacht, 
auch  durch  eine  voriibergehende  Ruhe  nicht  aufgehoben  wird. 

4  Beide  Gestalten  lassen  sich  nun  in  einem  fast  uniibersehbaren 
Gyfclus  von  Abenteuern   und  Kampfen  nachweisen,    und  die 
Entwickelung  des  Heros  von  dem  schlangenbandigenden  Kinde 
aus  durch  alle  Ereignisse  des  Lebens  hindurch  verfolgen.    Fur 

.  die   besonders   viel   gebildeten   Zwolfkampfe,    deren  Bestand 


[410]  Herakles.  675 

und  Folge  sich  zwar  nie  vollig  gleichmassig  feststellten,  aber 
doch  eine  gewisse  fruh  sanctionirte  Ordnung  durchblicken 
lassen,  bildeten  sich  zeitig  gewisse  beliebte  Darstellungsweisen, 
doch  fur  manche  auch  mehrere,  die  nach  Gegenden  und  Zei- 
ten  verschieden  gebraucht  wurden.  Von  der  Unzahl  anderer  5 
Thaten  findet  man  die  Giganten-Erlegung  besonders  auf 
Vasen  alien  Styls;  von  dem  mehrfach  wiederkehrenden  Ken- 
taurenkampf  kommen  hier  auch  weniger  bekannte  Sagenge- 
stalten  vor.  Die  eigentlichen  Kriegsthaten  wurden  weniger  6 
Gegenstand  der  bildenden  Kunst  als  der  altern  Poesie ;  daher 
auch  nur  in  der  altesten  Kunst  Herakles  das  gewohnliche 
Heldencostiim  trug,  wie  er  es  bei  Hesiod  hat,  und  dagegen 
schon  seit  friihen  Zeiten  Lowenhaut,  Keule,  Bogen  als  die 
gewohnliche  Bewaffnung  des  Helden  vorkommen.  Andre  7 
Seiten  des  Gharakters  enthullt  das  Verhaltniss  zur  Omphale, 
der  Held  im  weiblichen ,  rothlich  durchscheinenden  Gewande 
spinnend,  die  iippige  Frau  in  heroischer  Naktheit  mit  Keule 
und  Lowenhaut ;  heitre  Spiele  von  Eroten  kniipfen  sich  daran 
an.  Dann  das  vaterliche  Verhaltniss  zu  dem  von  der  Hin-  8 
din  gesaugten,  wiederaufgefundenen  Sohne  Telephos,  wobei 
die  Kunst,  die  den  Gegenstand  besonders  in  der  Zeit  der 
Antonine  behandelte,  zum  Theil  andern  Quellen  gefolgt  sein 
muss,  als  der  gewohnlichen  mythologischen  Erzahlung.  Rei-  9 
nigungen  und  Suhnungen,  deren  der  leicht  in  Wuth  gesetzte 
Heros  viel  bedurfte,  konnten  nur  angedeutet  werden;  es  ist 
aber  wahrscheinlich ,  dass  der  kitharspielende  Herakles  aus 
der  Vorstellung  des  gesuhnten  und  besanftigten  hervorging 
(vgl.  §.  359;  361). 

1.  Beger's  Hercules  ex  antiquitatis  reliq.  delin.  1705  ist  wenig  zu 
brauchen.    Gothe  Kunst  u.  Alterth.   II,   1.  S.  107—143.    Gurlitt's  Frag- 
ment einer  archaeol.  Abhandlung  uber  H.,  Archaeol.  Schr.  S.  343.   [Com- 
ment. Societ.  philol.  Lips.  II.  p.  58—64.]    Zur  Kunstgeschichte  des  H.  §.  57. 
A.  2.  90.  A.  2.  96.  N.   14.  15.  19.  99.  A.  6.  118.  A.  2.   119,  2.   122,  4. 
129,  2.  —  In  Etr.  Spiegelzeichnungen  heisst  H.  (sonst  Hercle  genannt)  Gala- 
nice,  d.  i.  KaUivmos,  Micali  36,  3.  50,  1.    [Gerh.  Etr.  Spiegel  II,  138.    Sta- 
tuen  bei  Glarac  pi.  781— 804  B.,  Kopfe  nach  Miinzen  pi.  1007.  n.  2798—2810.] 

2.  Junger  H.    des   Ageladas,   Paus.  VII,   24,   2.     Scheme   Statue 
bei  Landsdown  Spec.  40.   Kopf  Brit.  M.  I,  46.   [Specimens  II,  42,  colossal, 
"einer  der  besten];  mit  zerschlagnen  Ohren  Brit.  M.  II,  46.  PG1.  VI,  12; 


676  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [410] 

ahnlich  M.  Ghiar.  43.  M.  Nap.  II,  32.  IV,  70,  zugleich  mit  einem  mit  einer 
Tame  umwundenen  Pappelkranz.  Herrliche  Kopfe  auf  Gemmen  (H.  Strozzi) 
Bracci  tv.  49.  Lipp.  I,  240.  Impr.  d.  Inst.  I,  67.  vgl.  §.  412.  A.  1.  (The- 
seus) ;  auch  auf  M.,  wie  auf  denen  von  Kroton,  wo  er  (§.  329.  A.  7)  auch 
belorbeert  (wie  auf  den  Bruttischen,  N.  Brit.  3,  23)  und  fast  nur  durch 
das  kurze  Haar  und  den  Stiernacken  von  Apollon  verschieden  erscheint. 
H.  jugendlich  beim  Dreifussraub ,  §.  362.  A.  2;  auf  dem  Relief  G.  di  Fir. 
St.  104  beim  Lowen,  der  Hyder,  dem  Eber,  der  Hirschkuh,  dann  bartig; 
oft  indess  auch  bei  den  Hesperiden,  wie  ihn  Christodor  137  beschreibt. 
Bronze  des  Brittischen  Mus.  H.  jung  mit  Hesperidenapfeln,  Specim.  II,  29. 
H.  (pQigodQig,  vsvQ(o8r}$,  Clem.  Al.  p.  26.  Pott.  GTSQVCC  svTtuyr]  x.  r.  \. 
Philostr.  V.  S.  II,  4. 

4.  H.  Geburt?  PG1.  IV,  37.  G.  M.  429.  H.  von  Hermes  getragen 
§.  381.  A.  7.  Die  Saugung  durch  Hera,  in  Etrusk.  Pateren,  Bianconi 
tv.  10.  Erziehung  PG1.  IV,  38.  39.  G.  M.  431.  432.  Der  Schlangen- 
kampf  (Brunck.  III.  p.  209)  in  Statuen,  worunter  eine  Florentinische 
ausgezeichnet.  Herausg.  Winck.  IV.  S.  303.  Meyer  Tf.  23.  vgl.  Bouill. 
Ill,  16,  4.  M.  Borb.  I,  8;  eine  Dresdner  250.  Aug.  89  (nach  Hase); 
auf  M.  von  Theben,  Tarent  (Millingen  Med.  In.  1 ,  13.  2,  15)  u.  sonst; 
in  Gemalden  von  Zeuxis,  Plin.  XXXV,  36,  Philostr.  d.  j.  5.  Ant.  Ere. 
I,  7.  G.  M.  430.  M.  Borb.  IX,  54.  Die  Kampfe,  u&loi,  im  T.  der 
Athena  Ghalkioekos,  am  Theseion  §.  118.  A.  2,  arn  Olympischen  T. 
§.  119.  A.  2,  im  Giebel  des  Herakleion  zu  Theben  von  Praxiteles,  zu 
Alyzia  von  Lysipp,  auch  in  Pergamos,  Brunck  III.  p.. 209.  Eine  sehr 
vollstandige  Reihe  der  Herakleskampfe  geben  die  Vasen  von  Volci,  Ann 
d.  Inst.  III.  p.  47.  [Sehr  viele  in  Gerhards  Auserles.  V.  II,  93—148. 
Ill,  183.  192.  J.  J.  Dubois  Catal.  de  la  coll.  Pancoucke  1835.  Hera- 
cleide  n.  58—79.  De  Witte  Catal.  Durand  1836.  n.  264,  332  (aus- 
gewahlte  Vasen)  und  spatere  Kataloge  der  Art.  Gerh.  Etr.  Spieg.  II, 
125—168.]  Zusaminenstellungen  M.  Cap.  IV,  61.  Meyer  Tf.  6  (in 
Myron's  Styl?);  PCI.  IV,  40.  41.  42;  M.  Borb.  I,  8.  9;  Zoega  Bass. 
61—63;  G.  di  Fir.  St.  104;  L.  469.  499.  Bouill.  Ill,  50,  1.  2.  Clarac 
pi.  196;  G.  Giust.  II,  135;  Piranesi  Vasi  II,  75.  vgl.  G.  M.  433-446. 
453.  Statuen  von  Ostia,  H.  mit  Diomedes,  Geryon,  Kerberos  und  dem 
Eber  (nicht  dem  Dreifusse),  PCI.  II,  5—8.  E.  A.  Hagen  de  Herculis  labo- 
rious. Regim.  1827.  [Vier  unedirte  Monumente  mit  den  Thaten  des  H.  sind 
Ann.  XVI.  p.  179  angemerkt,  zwei  Sarkophage,  eine  Ara,  von  P.  Decimius 
Lucrio  geweiht,  u.  ein  Bruchstiick  jetzt  im  Lateran.  Hierzu  kommt  noch 
eine  Sarkophagseite  in  V.  Ludovisi  mit  neun  Thaten  und  ein  Sarkophag  mit 
zehn  Athleten  u.  Nebenseiten  in  den  Marmi  —  nel  pal.  Torlonia  II,  2.]  Die 
gewohnlichste  Folge  scheint  ungefahr  (G.  M.  453.  Cap.  PCI.  42.  L.  469): 
L6we,  Hydra,  Eber,  Hindin,  Stymphaliden,  Augeas,  Stier  u.  Rosse,  Geryoneus 


[410]  Herakles  Gestalt,  Kampfe.  677 

u.  Amazonen,  Hesperiden  u.  Kerberos,  womit  die  in  Olympia  u.  am  The- 
seion  (hier,  wie  es  scheint,  Lowe,  Hydra,  Hindin,  Eber,  Rosse,  Kerberos, 
Kyknos?,  Amazonen,  Geryoneus,  Hesperiden)  in  den  meisten  Punkten  iiber- 
einstimmen.  Vgl.  Welcker  Rhein.  Mus.  I.  S.  507.  [Kleine  Schr.  I.  8.  83.] 

Ueber  den  Low  en  hergeworfen,  auf  alten  Vasen,  besonders  M.  Blacas 
pi.  27.  Micali  tv.  89;  [diese  alte  Composition  der  Vasen  ist  spat  iiber- 
getragen  in  lebensgrosses  Relief,  in  S.  Maria  sopra  Minerva  in  Rom,  E.  Braun 
A.  Marmorw.  II,  7;  eben  so  in  einer  Kirche  hinter  dem  Hymettus;  von 
gleicher  Grosse  ist  H.  heovTocpovos  an  der  Gartenseite  des  Palasts  der 
V.  Medici;]  ihn  stehend  erwiirgend,  alterthumlich  Gori  M.  E.  I,  73,  in 
schonem  Styl  am  Theseion,  hvStatuen,  M.  Flor.  Ill,  65,  auf  M.  von 
Herakleia,  der  g.  Poblicia  und  sonst;  fiber  ihm  stehend  u.  ausruhend,  in 
Olympia.  [Lowe,  Hydra,  Stier,  in  schonen  Gompositionen,  Gampana  Opere 
di  plastica  tv.  22—24,  wovon  mehrere  Wiederrjolungen  vorhanden  sind.] 
Die  Hydra  bekampft  er  mit  der  Keule,  Pfeilen  (s.  Hagen),  auch  mit  einer 
Harpe,  in  den  Metopen  des  Delphischen  T.  (Eurip.  Jon  158.  vgl.  Gott. 
G.  .A.  1828.  S.  1078),  wie  bei  Millin  Vases  II,  75,  wahrend  Jolaos  den 
Krebs  todtet.  [Alte  Vasen  M.  d.  I.  Ill,  46.  Ann.  XIV.  p.  103.  Eine  auch 
in  der  Bibliothek  der  Dominicaner  zu  Girgenti;  von  einem  Fries  in  ge- 
brannter  Erde  im  M.  Gregorianum  zu  Rom,  in  geschnittnen  Steinen,  die 
Hydra,  sechs-sieben-zehnkopfig,  nach  alten  Zeichnungen  der  Bibl.  Gappon, 
im  Vatican  n.  3103.  fol.  7.  70.  72.  Den  Eber  auf  den  Schultern.tr  agend. 
theils  ohne  Eurystheus  (Liban.  Ekphr.  12.  Petersen  de  Lib.  III.),  theils 
mit  dem  im  Fasse  steckenden  Eurystheus  (§.  48.  A.  3),  an  Vasen,  s.  Mai- 
sonneuve  66;  Campanari  Mem.  Rom.  II.  p.  155.  Panofka  M.  Bartold. 
p.  69  f.  Micali  tv.  92;  ebd.  tv.  85.  M.  Pourt.  12;  R.  Rochette  i.  des 
Sav.  1835.  p.  217  f;  in  Wandgem.  Pitt.  Ere.  Ill,  47,  1;  in  Reliefs 
Glarac  pi.  196,  wo  der  Kopf  des  Eurystheus  als  eine  Altar -Flarnme  ver- 
zeichnet  ist,  auch  am  Theseion,  wie  es  scheint.  Auf  der  Arkadischen 
Hindin  knieend,  §.  96.  N.  25.  Die  Stymphaliden  (von  deren  Gestalt 
Voss  Myth.  Br.  I,  32)  verjagt  H.  bald  knieend  (auf  M.  von  Stymphalos,- 
Cab.  d'Allier  de  Haut.  pi.  6,  22),  bald  stehend  (auch  auf  diesen  M.) 
mit  Bogen,  aber  auch  Keule.  Den  Diomedes  erschlagt  er  mit  der  Keule, 
M.  Antonins  des  Frommen  von  Alexandria,  Mionn.  Suppl.  IX.  pi.  8. 
p.  24.  H.  Stierbandiger.  Stackelb.  Graber  Tf.  14.  (Theseus  nach 
Stackerb.).-  Mit  Geryoneus  (r.JPYFONEZ  auf  einer  Vase  von  Volci, 
Ann.  d.  Inst.  V.  p.  231)  als  dreifachem  Hopliten  kampfend.  [De  Witte 
Mem.  sur  H.  et  Geryon.  Nouv.  Ann.  de  la  sect.  Franq.  de  FlnsL 
archeol.  1838.  1839.  p.  107.  270.]  Auf  die  Amazonenkonigin  den 
Fuss  setzend,  am  Theseion,  auch  in  Olympia,  wie  es  scheint.  [Der 
Augenschein  lehrt,  dass  H.  die  auf  den  Leib  geworfne  Amazone  unter 
den  Achseln  mit  den  angeklemrnten  Beinen  festhielt;  das  Fragment  aber 


678  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [410J 

1st  missverstanden  worden  u.  war  1841  in  Paris  im  Abguss  mit  einetn 
andern  falsch  zusammengesetzt.  Kunstmus.  zu  Bonn  S.  160—162.]  Mit 
einer  berittenen  Amazone  kampfend ,  auf  Kaiser-M.  Herakleias ,  Pedrusi 
VII,  32,  6.  Auf  Vasen  von  Volci  kampfend  H.  besonders  mit  der  Amaz. 
Andromache.  Den  Kerberos  zieht  H.  meist  nach  sich;  anders  an  den 
Vasen  von  Volci,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  49  a.  Die  Hesperiden-Aepfel 
von  einer  Jungfrau  empfangend  oder  selbst  abpfliickend,  Vase  des  Asteas 
von  Paestum,  Millin  I,  3,  eine  andre  von  Bern.  Quaranta  herausgegeben, 
Kunstbl.  1824.  N.  6.  vgl.  auch  Hancarv.  I,  98.  Auf  Gemmen  erschlagt 
H.  den  Drachen,  die  Hesperiden  fliehn,  M.  Borh.  VII,  47.  Das  Hesperiden- 
und  !&.tlas-Abenteuer  verknupfte  der  Kasten  des  Kypselos  u.  die  Gruppe 
des  Theokles,  Paus.  VI,  19.  1.  vgl.  V,  17,  1,  ahnlich  wie  Pherekydes. 
Ueber  Atlas  §.  396.  Atlas  und  die  Hesperiden  an  einer  grossen  Apu- 
lischen  Vase,  Gerhard  Archemoros  Tf.  J2,  andre  Hesperidendenkm.  S.  41. 
fH.  biickt  sich  mit  einem  Korbchen  vor  dem  Baume  erwartend,  dass  ihm 
die  Aepfel  hineingelesen  werden;  Hermes,  Jolaos;  Amphora  bei  E.  Braun; 
Gerhard  le  vase  de  Midias  B.  1840.  pi.  2.  S.  41.  76.  Zoega  Bassiril.  II. 
tv.  64.  Mosaik  §.  322.  A.  4.]  H.  mit  Antaeos,  Brunck  III.  p.  210. 
Gruppe  in  Florenz,  Maffei  Race.  43,  Fragment  von  Aquileja,  Wiener  Jahrb. 
XL VIII.  S.  101.  Tf.  I,  1,  in  Volci  M.  I.  d.  Inst.  I,  26,  2.  [?  Mus.  Gregor. 
II,  16,  2  a.  Antaeos,  ehemals  »Cacus«.]  Gemalde,  Nason.  13,  Gemmen. 
besonders  viel  Kampfe  auf  M.  von  Perinthos;  auch  (n.  273.  Mionn.)  der 
mit  der  Echidna,  vgl.  Zoega  65. 

5.  Gigantenkampf  auf  dem  Kasten  des  Kypselos,  Paus.  Ill, 
18,  7.  Alkyoneus  Tod  §.  397.  A.  3.  G.  M.  458.  459.  Millingen  Div.  31. 
Ann.  d.  Inst.  V.  p.  308.  Kentaurenkampfe  in  Statuengruppen ,  M. 
Flor.  Ill,  60,  auf  Vasen  von  Volci,  Micali  tv.  95,  und  andern,  G.  M.  438; 
Hancarv.  II,  124;  Millin  I,  68:  Moses  1;  Millingen  Div.  38,  wo  Dexamenos 
gegen  die  gewohnliche  Fabel  ein  feindlicher  Kentaur  ist.  H.  todtet  einen 
Keritauren  Impr.  d.  I.  Ill,  66.  Die  Geschichte  mit  Nessos,  in  altester 
-Malerei,  H.  et  Nessus ,  peint.  d'un  Vase  de  Tenee,  Progr.  Athen.  1835.  4. 
Zeitschr.  f.  AW.  1836.  S.  1157.  Philostr.  d.  j.  16,  eigen  behandelt  in 
einem  Pompej.  Gemalde,  M.  Borb.  VI,  36;  die  geraubte  Deiarieim  auf 
Vasen,  G.  M.  456,  Reliefs,  Brit.  M.  II,  15;  Deianeira  von  H.  getragen, 
Etr.  Spiegel  G.  M.  457.  [Gerhard  Etr.  Spiegel  II,  159.  vgl.  160.  Volcenter 
Vasen  Gerhard  Auserles.  V.  II,  117,  1.  Gab.  Durand  n.  321;  GerlY.  II,  3, 
auch  bei  Micali  tv.  75-78;  Deianeira  den  kleinen  HYAAO2  auf  dem 
Arm,  Herakles,  Athene  u.  Oeneus.  Gerh.  Tf.  116.]  H.  das  Fass  des 
Pholos  offnend,  auf  der  Vase  G.  M.  439.  vgl.  Micali  tv.  99,  6;  Stackelb. 
Graber  Tf.  41;  [drei  andre  Vasengemalde,  Gerh.  Auserles.  V.  II,  119.  120] 
auf  Gemmen,  ebd.  tv.  116,  7,  unter  den  Kenlauren  trunken ,  in  Volci. 
Kampf  mit  Ache  loos  (Gruppe  des  Dontas,  Paus.  V,  17,  1.  VI,  19,  9) 


'{4 10]  Herakles  Abenteuer.  679 

§.  403.  A.  2.  Millin  Vases  II,  10.  vgl.  Philostr.  d.  j.  4.  [Yase  von  Gir- 
genti  §.  403.  A.  2.  Eine  von  Sam.  Birch  in  den  Transact,  of  the  Soc. 
of  litter.  Sec.  Series  I,  1843.  p.  100  —  107  u.  von  Gerh.  Auserles.  V.  II, 
115  edirte  Vase  hielt  Millingen  fur  einen  Betrug.  Mit  clem  Leib  eines 
Triton  ist  ein  Menschenkopf  mit  einem  Horn  als  Acheloos  verbunden.] 
Mit  Triton  kampfend,  auf  Vasen  von  Volci,  Welcker  a.  0.  S.  521. 
vgl.  §.  402.  A.  2.  H.  eine  Meergottheit ,  Nereus  oder  Proteus  befragend 
vor  dem  Raub  der  Aepfel,  Impr.  d.  I.  Ill,  17.  [Bull.  1833.  p.  88. 
Herakles  u.  Triton  Welcker  Kl.  Schr.  I.  S.  84.  M.  Gregor.  II,  44,  2, 
Vase  von  Vulci  1835;  Gerh.  Auserles.  V.  II,  111,  Gab.  Dur.  n.  302, 
jetzt  Cab.  Pourtales  n.  196;  Hydria  Pizzati,  Bull,  de  TAcad.  de  Bruxelles 
XI.  p.  407  edirt  von  Roulez;  Lekythos  aus  Agrigent.  1833  gefunden, 
Politi  Lettera  al  Sgr.  Millingen  Palermo  1834;  bei  Baseggio  in  Rom  1841. 
H.  u.  Triton,  Rv.  zwei  Nymphen  je  mit  einem*  Delphin;  bei  demselben 
Rv.  Dionysos  u.  Ariadne,  Apollon,  Artemis,  Hermes;  u.  noch  grandioser 
H.  Triton,  Athene  u.  a.  Figuren;  ein  schones  Exemplar  bei  Gav.  Gam- 
pana  in  Rom  1845;  eines  im  Museum  zu  Neapel,  der  Seegott  in  zwei 
Schlangen  u.  zwei  Hunde  ausgehend,  von,  dern  beschildeten  und  be- 
schirmten  Herakles  angefallen,  dariiber  Daedalos  u.  Ikaros,  Rv.  Perseus; 
eines  in  Wien,  Arneth  das  k.  Miinz-  u.  Antiken-Cab.  S.  14.  n.  77. 
Auch  NEPEYZ  heisst  der  mit  HEPAKAES  ringende  Gott,  dabei  steht 
Proteus  oder  Poseidon  mit  Scepter  u.  weissem  Haar  u.  AM&ITPITE. 
Notice  d'une  coll.  de  vases  peints  —  de  feu  le  Pr.  de'  Ganino  P.  1845. 
p.  7.  n.  11;  ahnlieh  n.  8,  u.  halb  Mensch,  halb  Fisch,  wie  Triton,  ist 
NEPE  auch  allein,  M.  Blacas  pi.  20  u.  mit  den  Nereiden  M.  d.  I.  I,  38. 
vgl.  0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  64  f.  Minervini  Bull.  Napol.  IV.  p.  88. 
113.  Einschiagige  Vasen  verzeichnet  Gerhard  Auserles.  V.  II.  S.  95. 
Not.  12.  Nereus  in  menschlicher  Gestalt  mit  H.  ringend,  Gerh.  Tf.  112. 
113.  S.  99,  Gab.  Durand  n.  304.  305.  H.  den  Seegott  bewaltigend  in 
den  Friesen  von  Assos  M.  d.  I.  Ill,  34,  auch  in  Fellows  Asia  Minor 
p.  48.J  Mit  dem  Seeungeheuer  der  Hesione  §.  322.  A.  4.  Mit  den 
Hippokontiden  (Ligurern  nach  Zoega)  PCI.  V,  15.  Vor  II ion  §.  90. 
A.  3.  Mit  Kyknos  §.  99.  N.  6.  175.  A.  2.  Vase  von  Vulci  Bull.  1835. 
p.  163.  [Gerh.  Auserles.  V.  II,  121,  zugleich  mit  einer  andern];  Bull. 
1837.  p.  89,  [die  eine  der  hier  beschriebenen  bei  Gerh.  Tf.  122.  123; 
eine  Nolanische  Tf.  124.  Andre  im  Museum  Gregorianum,  in  dem  zu 
Syrakus  u.  an  vielen  andern  Orten.  Eine  Sammlung  von  Zeichnungen 
bei  E.  Braun.]  Mit  Bus  iris  (im  Geist  des  Drama  Satyrikon)  Millingen 
Div.  28,  mit  vortrefflicher  Zeichnung  der  Aegyptier  an  einer  Volcen- 
tischen  Vase,  Micali  tv.  90;  von  zwei  andern  Vasengem.  Panofka  Hyp. 
Rom.  Studien  S.  296.  [Berl.  Vasen  n.  1763  u.  a.]  H.  Buzyges, 
Erbachsche  Vase  Ann.  VII.  p.  93.  tv.  C2  (Greuzer).  H.  u.  Pallas 


580  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [410] 

beim  Ungeheuer,  Helios  nach  Stackelberg,  Graber  Tf.  15,  H.  voran,  Pallas 
zu  Wagen,  bei  einem  Dreifuss  [wie  Eos  §.  400.  A.  3],  das.  Tf.  15,  Riick- 
gabe  des  Dreifusses  nach  Stackelberg??.  H.  vor  dem  Lustralbrunnen 
Impr.  d.  I.  Ill,  19.  20.  [H.  treibt  einen  Slier  indem  er  ihn  mit  einem 
Pfeilbiindel  schlagt  wie  Eros  bei  Theokrit  29  den  Eber,  ein  Baum,  Vasen- 
gemalde  Bull.  1842.  p.  187.  An  einer  schonen  Kylix  des  Hr.  Joly  de  Bam- 
meville  in  Paris  H.  der  die  Weinreben  packt,  mit  solcher  Gewalt,  dass 
sie  die  Wurzeln  nach  oben  kehren,  gegeniiber  H.  der  den  Syleus  wiirgt. 
Auf  dem  Boden  eine  Dime  mit  Kanne  u.  Schale  vor  einem  Altar. 

6.  In   alten  Holzbildern  erschien  H.  geharnischt,  Strabon  XV,  688. 
vgl.  §.  77.  A.  1.    Am  Kasten  des  Kypselos  erkannte  man  ihn  an  seinem 
gewohnlichen  GX^CC,  §.  57.  A.  2,  womit  auch  das  Schwert,  Paus.  V,  18,  1 
nicht  streitet,  das  in  manchen  Vasengem.  (M.  I.  d.  Inst.  I,  26,  10.  Tischb. 
II,  20.)    [Micali  tv.  90.  100,  2.  3.    Laborde  II,  22.    Politi  sulla  tazza  dell' 
amicizia,  1834]  mit  dem  sonst  gewohnlichen  Gostiim  verbunden  ist,  wie 
auch  der  Boeotische  Schild  §.  99.  N.  6.    Der  Bogen  des  H.  ist  der  doppelt 
ausgebogene,    Skythische    (die    TtctKivzovK  ro^a    Aeschyl.    Choeph.    159), 
Passow  in  Bottiger's  Arch.  u.  Kunst  S.  150.    Die  Lowenhaut  ist  besonders 
in  Etr.  Bronzen  nicht  bios  mit  den  Vordertatzen  liber  der  Brust,  sondern 
auch  mit  einer  Schnalle  liber  dem  Leib  befestigt,  Micali  tv.  35,  6.  14. 

7.  H.  u.   Omphale,   Farnesische  Gruppe,   Neapels  Ant.  I.  S.  24. 
Gerhard's  Ant.  Bildw.  I,  29.    M.   Borb.  IX,  27.    Belief  G.  M.  453.     Der 
spinnende  ,  H.  in  der  Mosaik  §.  322.  A.  4.    G.  M.  454 ;    von  ahnlicken 
Gemalden   spricht  Lukian  de  hist,  conscr.  10.    Ueber  die  Gassier  Statue 
Bouill.   II,   8.     Volkel  in  Welcker's  Zeitschr.  S.    177.     H.  von  Omphale 
gekammt ,   G.  M.  453**.     Omphale  im  Gostiim  des  H.  auf  M.  von  Sardis, 
in  Gemmen.     Julia  Domna  als  Omphale,   Guattani   Mem.  enc.  V.  p.  120. 
[Grosse  Statue  der  Omphale  in   diesem   Gostum  bei   Vescovali  in  Bom.] 
Kopf  der  Omphale?  L.  193.   M.  Franc.  Ill,  11,  auf  vielen  Gemmen,  s.  be- 
sonders G.   di  Fir.  V.  tv.  27.     H.  u.   lole?  beriihmte  Gemme  des   Teu- 
kros,  M.  Flor.  II,  5.     G.  di  Fir.  V,  26,  1.    G.  M.  455.     [Jul.  Minervini 
il  mito   di  Ercole   e  di   lole  Nap.    1842.  4.  vermuthet   in  einem  PompejV 
Gemalde.     B.  Bochette  Peint.  de  Pomp.  pi.  7.  p.  91—107.     Gavedoni  im 
Bull.  Napol.  II.  p.  53.     E,  Braun   Bull.  1842.  p.  185.     Auge  versteht  mit 
Panofka    0.    Jahn   Archaeol.    Beitr.    S.    233.]     H.    von    Eros    gebandigt, 
§.   129.    A.   2.     Alterthumlicher  behandelt,   Lipp.  I,  282.    G.  di  Fir.  V, 
6,  4.     Wicar  II,  23.     H.  bringt  Eros  (Epeur)  gefangen  vor  den  Thron  des 
Zeus,   Etr.  Spiegelzeichnung,  M.  I.  d.  Inst.  II,  6.     Eroten  mit  H.  Waffen 
spielend,   G.  M.  472*  u.  oft.     Eros-Herakles  L.  265.  297.     Bouill.  IK, 
10,  1.   3.     Glarac    pi.    282.     Millin   G.   M.  482**.     Der  sog.  Ptolemaeos- 
Auletes,  ein  Herakles  zu  Kos,  in  weiblichem  Gostum,   nach  Kohler  Descr.. 
d'une  amethyste.  1792. 


[411]  Herakles  Abenteuer.  681 

8.  H.  u.   Telephos   (nach   Visconti,    Aias   nach  Winck.)    in    der 
schonen  Gruppe  Race.  5.     PCI.  II,  9.    Bouill.  II,  3.     Glarac  pi.  302.  vgl. 
Beschr.   Roms  II,   II.    S.  227.      [Das.   S.    154]    und     Gerhard   A.   Bildw. 
Tf.  113,  1  in  Basr.   H.    mil  Telephos  auf  dem   Arm  u.  Bacchus.    Andre 
Gruppen  L.  450.     Bouill.  II,   2.     Guattani  M.  I.  1788.  p.  XXIX.     [H.  mil 
dem  kleinen  Telephos  auf  der  Hnnd,  u.  der  Hirschkuh  zu  semen  Fiissen ; 
ahnlich   eine  ganz  kleine  Statue   im  Antikenkahinet   zu  Wien.]     Gaetano 
d'Ancora   Illustraz.   del   gruppo  di  Ercole  colla  Gerva  scoperta'in  Pompei 
nel  1805.     An  einem  Athenischen  Denkmal,  M.  Nan.   190.  vgl.  Paciaudi 
Mon.    Pelop.   Epim.  §.   3.     Eckhel    P.   gr.    26.  27.     Schemes  Gemalde  der 
Wiederauffindung  des  Tel.  Pitt.  Ere.  I,  6.     G.  M.  451.    M.  Borb.  IX,  5. 
vgl.  VIII.  50.  M.  von  Pergamos,  Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II,'  5,  3,  Midaeon, 
Vaillant  De  Gamps  p.  63,   Tarsos,    G.  M.  450,  des  Antonin  Pius  §.  204. 
A.  3.   Antonini  Imp.  Ill,  67.    Der  Adler  dabei  wie  in  dem  Wandgemalde. 
Telephos  allein   als  Kind   unter  der  Hirschkuh ,   auf  M.  von  Tegea ,  Gab. 
d'Allier  de  Haut.  pi.  7,  2;  als  Jungling,  Dioskurenartig ,  mit  der  Hirsch- 
kuh an  der  Halle  von  Thessalonike.  Auffmdung,  M.  von  Gorme,  Miinchner 
Denkschr.  f.  Philol.  I.  Tf.  3,  2.    [0.  Jahn  Telephos  u.  Troilos,  Kiel  1841.  8 
und    Archaeol.    Aufs.    S.    160—180.     Telephos   an   der    Hirschkuh  u.  H. 
Campana  Opere  di   plastica  tv.  25.     Da  in  dem  schonen  Relief  Visconti 
Mon.  scelti  Borghes.  II,  9.  0.  Jahn  S.  62   eine  Dienerin  das  eingewickelte 
Kind  der  Auge  auf  den  Schooss  legt,  so  kann  dahin  auch   das  Gemalde 
der   Titusbader  bei  Thiersch  Veterum    artif.   op.  tb.   1   gedeutet   werden 
nach  Panofka  Hall.  LZ.  1836.    Aug.  S.  490-92,   wo  Auge  als  Priesterin 
bekranzt  ist,  obwohl  das  Motiv  des  Schwungs,  den  die  Magd   sich  giebt, 
dunkel  bleibt.     Auge  in  Mysien,   Auge,  Theuthras,   Aphrodite,    Gerhard 
Etr.  Spiegel  II,   169  u.  s.  w.]     H.  Sohn,   Glenos,    auf  einer  Vase  von 
Volci,  s.  Gommentat.  Soc.  Gott.  rec.  VK.  p.  102. 

9.  Auf  den  M.  von  Kroton  sieht  man  H.  sich  expiirend,  und  beim 
Wein  ausruhend,   s.   Dorier  II.  S.  449.     H.  in  reuiger  Trauer  wegen  der 
Raserei,   Gemalde  des  Nikaearch,   Plin.   XXXV,  40,  .36.     In   Delphi  ge- 
suhnt?    Laborde  Vases  I,  34.    Auf  der  alten  Vase  Lab.  II,  7  hat  Athena 
dem    H.  die  Keule  genommen,  und  er  steigt   kitharspielend    eine  Stufe 
hinan.    H.  Kitharodos,  oft  in  Volci,  mit   Athena,  auch  Hermes  und 
Diortysos,  Micali  tv.  99,  8.     Ann.  d.  Inst.  III.  p.  135.     Auch  Passeri  Luc. 
II,  6,  auf  Gemmen  M.  Flor.  II,  44,  2.     Lipp.  Suppl.  335.  336,  und  unter 
den  Musen  von  Ambrakia,   §.  393.  A.  2.  G.  M.  473.    'HQanJlfj  xu>  Mov- 
Gctysry,   Relief,  Boissard  IV,   63.      [Im    Gymnasium   H.    und    die  Musen 
verehrt  nach  Inschriften.] 

411.     Eine    neue  Reihe   von  Herakles- Vorstellungen   er-  1 
offnet  der  Oetaische  Scheiterhaufen  (dessen  Leiden  gewiss  hochst 


682  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [411] 

selten  zur  Darstellung  kamen)  und  die  Apotheose.  Man  sieht 
den  Helden  in  schonen  Vasenbildern  durch  die  ihn  beschiitzen- 
den  Gotter  auf  einer  Quadriga  vom  Scheiterhaufen  empor 
nach  dem  Olympos  gefuhrt,  gewohnlich  jugendlich,  indem 
die  Verjungung  zugleich  mil  der  Apotheose  eintritt,  und  im 

2  Olympos  mit  der  Jugendgottin,  Hebe,  selbst  vermahlt.     Eine 
andre  Vorstellungsweise  lasst  Herakles  zunachst  in  den  Thia- 
sos  der  Bacchischen  Begleiter  eintreten,  und  scherzl  mit  dem 
Gegensatze   des  gewaltigen  und  ungefugen  Heros,  und  seiner 

3  muthwilligen.  Gesellen.     Einen   solchen  im  behaglichen  Zwi- 
schenzustande  ausruhenden  Herakles  stellte  auch  das  beruhmte 
Meisterwerk  dar,   der  Torso   von  Belvedere,  dessen  Stellung 
ganz  mit  der  des  unter  den  Satyrn  ruhenden  Helden  uber- 
ein    kommt.     Herakles   ruhte   hier    auf  dem  rechten  Arme, 
worin    er    wahrscheinlich    den    Skyphos    (§.    299.    N.  7  d.) 
hielt,  und   hatte  den  linken  iiber  das  Haupt  geschlageri;  ein 
seeliges   Behagen  hat  sich    iiber  die  Muskeln  des    erhabnen 
Korpers  ergossen,  ohne   das  Geprage  der  hochsten  Kraftfulle 

4  zu  verwischen.     Den  Spiel  en  Dionysischer  Festlust    folgend, 
behandelte  auch  die  Kunst  den  Herakles  gern  komisch;  seine 
Abenteuer  mit  Pygmaen  und  Kerkopen  gaben  dazu  die  beste 

5  Gelegenheit.     Den  Gultus  des  Kerakles  bezeichnen  sein  Opfer- 
thier,  der  Eber,  auch  der  Herakleische  Skyphos,  in  gewisser 
Beziehung   kommt   ihm  auch  das  Fullhorn  zu.     Dabei   wird 
er  gern  mit  niedern  Land-  und  Feldgottern  zusammengestellt 
(§.   402,    403,    1),    denen  er   auch    in    einer    niedern    Form 
seiner  Bildung,  wobei  das  Derbe  und  Rauhe   seines  Wesens 

6  hervortritt,   ziemlich  nahe  steht.     Die  allegorische  Fabel  von 
Herakles  am  Scheidewege  ist  dagegen  fur  die  Kunst  nur  von 
geringem  Belange. 

1.  Ein  lei  den  der  H.  (H.  habitu  Oetaeo?)  [solo  eo  habitu  Romae] 
soil  im  Barberinischen  Pallaste  sein;  ein  Kopf  von  solchem  Ausdrucke  in 
Gemmen,  Spence  Polym.  pi.  19,  3.  Lipp.  Suppl.  II,  491.  [Schone  jugend- 
liche  Biiste  mit  leidendem  Ausdruck  Galer.  di  Firenze  III.  tv.  117.]  Ueber 
die  Apotheose  Boettiger  Hercules  in  bivio  p.  37.  Relief  am  Amyklaeischen 
Thron,  Paus.  III.  18,  7.  Gemalde  Artemon's,  Plin.  XXXV,  40.  Schones 
Vasengem.  bei  Gerhard,  Ant.  Bildw.  31.  vgl.  Welcker,  Hyp.  Rom.  Studien 
S.  301,  Nike  kutschirt,  Hermes  leitet,  Apollon  bewillkommnet,  Poeas 
nimmt  den  Kocher  hinweg,  eine  Nymphe  loscht  die  Pyra,  wie  sonst  der 


[411]  Herakles  in  gottlicher  Gestalt.  683 

Bach  Dyras.  H.  auf  Athena's  Viergespann  emporfahrend ,  auf  mehreren 
Vasen  von  Void,  Ann.  III.  p.  151;  sonst  Millingen  Div.  36;  G.  M.  462; 
Moses  pi.  69;  [de  Witte  Vases  peints  de  TEtrurie  n.  96,  darunter  der  Scheiter- 
haufen,  den  die  TCKQ^BVOL  O^QO^OQOL  Arethusa  u.  TIPEMNOZIA  aus- 
loschen.]  H.  jugendlich  den  Trank  von  Hebe  empfangend,  Relief  Guattani 
M.  I.  1787.  p.  47.  H.  im  Kreise  mehrerer  Gotter  der  Hebe  vorgestellt, 
auf  Etr.  Spiegeln,  z.  B.  Micali  tv.  49.  Hebe  mit  Hera  u.  Athena  der 
Quadriga  des  H.  entgegenkommend,  in  Volci,  Ann.  III.  p.  152.  Olympische 
Hochzeit  des  H.  und  der  Hebe  (aber  mit  der  rathselhaften  Inschr.  IOAE 
R.  Rochette  M.  I.  p.  271),  herrliches  Gemalde  eines  grossen  Krater  von 
Nola  in  Berlin.  [Apotheose  des  H.  Berliner  Vasen  n.  1031,  Kylix 
von  Tarquinii,  Gerhard  Trinkschalen  Tf.  5.  u.  n.  1708—1711. 
Amphoren;  Dubois  Vases  Pancoucke  n.  79;  Auswahl  Lucian  Bona- 
partischer  Vasen  Archaeologia  L.  XXIII,  Nike  zur  Rechten  des  H. 
unter  einer  Saulenhalle,  der  Pforte  des  Olymp,  ihm  einen  Eranz  reichend, 
links  Zeus  mit  geflugeltem  Blitz,  Rv.  Quadriga  von  einem  gekranzten 
Weibe  gelenkt,  ein  andres  mit  Becher  und  Laute;  im  Museum  zu 
Neapel  aus  Ruvo.  H.  auf  der  Quadriga  in  den  Olymp  gefiihrt,  Rv. 
Gefecht;  Vasi  Feoli  n.  18.  H.  mit  Athene  auf  der  Quadriga,  geleitet 
von  Apollon  mit  der  Hindin,  ohne  Bogen,  Rv.  Dionysos  mit'  zwei  Satyrn ; 
n.  19.  Amphora  aus  Vulci,  dasselbe  nebst  einer  dem  Apollon  entgegen- 
tretenden  Figur;  Mus.  Etr.  n.  1635,  Micali  Storia  tv.  89  zu  den  Fussen 
des  gelagerten  H.  (im  Olymp)  AAKMENE.  Alkmene  im  Olymp  Gerhard 
Studien  I.  S.  304.  Not.  6.  Sehr  zweifelhaft  scheint  Gerh.  Trinkschalen 
Tf.  5.  Alkmene  und  dass  sie,  die  vom  Sohn  eingefiihrt  werden  musste, 
den  Zeus  um  dessen  Aufnahme  bitte.  Vase  des  Python  Nouv.  Ann.  de 
l'I.  Millingen  T.  I.  p.  487.  pi.  10,  Alkmene  auf  dem  Scheiterhaufen ,  an 
welchen  Amphitryon  u.  Antenor  Fakeln  anlegen,  oben  in  Halbfigur  Zeus 
'u.  Aos,  diese  alle  mit  Nainen,  u.  zwei  Hyaden ,  die  aus  ihren  Kriigen 
Strome  ausgiessend  die  Flammen  ausloschen,  wahrend  zwei  Blitze  auf  den 
Boden  gefahren  sind  von  Zeus,  der  so  Alkmenen  der  Unsterblichkeit  be* 
stimmt,  wie  er  sie  auch  durch  Hermes  aus  dem  Grabe  stehlen  lasst. 
Drum  streckt  sie  ihre  Rechte  nach  oben  empor.  Rv.  Dionysos  zwischen 
zwei  Maenaden  und  Semele  zwischen  Satyr  u.  Silen.] 

2.  So  das  Farnesische  Relief  (Zoe'ga  70.  Gorsini  Herculis  quies  et 
expiatio  in  Fames,  marmore  expressa),  dessen  Sinn  offenbar  der  ist:  Im 
58.  Jahre  der  Hera-Priesterin  Admete  wird  H.  apotheosirt;  er  empfangt 
durch  die  Priesterin  aus  Hebe's  Hand  den  Trank  der  Unsterblichkeit  (auf 
diesen  Trank  ist  auch  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  47  zu  beziehn),  und  gelangt 
nun  als  nvmtavontvos  zunachst  in  die  Kreise  der  Bacchischen  Damonen. 
Sonst  sieht  man  H.  irn  Bacchischen  Thiasos  schon  auf  den  Vasen  von 
Volci,  wie  an  der  Tazza  bei  Zoe'ga  71,  72.  In  Bacchischer  Pompa  neben 


684  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K. 

Dionysos  auf  dem  Wagen,  PCI.  IV,  26.  Woburn  Marbl.  6.  Unter 
Satyrn  flotenspielend,  Laborde  II,  11.  Bei  Gastmal  rait  Dion,  und  Ariadne. 
Millin  Vases  I,  37.  Trinkkampf  mit  Dion,  auf  einer  goldnen  Schale  des 
Gab.  du  Roi,  Or.  M.  469.  Zechend  Zoega  68.  PCI.  V,  14.  M.  Worsl.  I,  2, 
in  alterthiimlichen  Gemmen,  Impr.  d.  Inst.  I,  17  ff.  Ill,  21  ff.  Segel  dabei 
(Andeutung  der  Fahrt  iiber  den  Okeanos?)  Trunken  (Brunck  Anal.  III. 
p.  210),  Impr.  d.  Inst.  II,  29;  hmsinkend,  Zoega  67.  Gerh.  Ant.  Bildw. 

I.  30.  vgl.  Neapels  Ant.  S.  59.   Statuette  von  Velleja,  M.  I,;d.  Inst.  I,  44  c. 
vgl.  Lopez,  Ann.  IV.  p.  71.    Auch  Pitt.  d.  V.  Negroni,  vgl.  §.  386.  A.  3. 
H.  Kopf  mit  Epheu   bekranzt,    G.  M.   470  [mit  Weinlaub,   Herme,  Brit, 
Mus.  II,  46.]    Als  der  gastliche  Heros  die  Rechte  hinhaltend,  dfgiovnevog, 
in  vielen  Bronzen,  G.  di  Fir.  St.  113.  114.    Ant.  Ere.  VI,  20.  H.  trunken, 
Bronze  aus  Aetolien  Spec.  II,  31.  32.    H.  mit  einem  Heros  auf  einem  Etr. 
Spiegel,  Iscr.  Perug.  T.  I.  tv.  5.  n.  1,  Bull.  1830  p.  163.  1836  p.  41. 

3.  Ruhe  des  H.  schon   auf  Vasen    von  Volci,    Ann.   III.   p.   152. 
Man  sieht  ihn  bier  beim  Mahle  liegend  von  Athena  bekranzt,  Hermes  und 
Alkmene  dabei ,  Micali  tv.  89.    Die  Stellung  auf  dem  Ellenbogen  schreibt 
Lukian  Lapith.   13.   14.  dem  H.  bei  Pholos  zu.  —  Torso  PG1.  II,   10. 
Bouill.  II,  4.    Race.   9.  vgl.   Winckelm.  I.  S.  267.    Beschr.   Roms  II,  II. 
S.  119.    Zur  Zeit  Julius  II.,  im  Gampo  del  Fiore,  wo  das  Theater  des 
Pompejus  stand,    gefunden.     Ueber  die  Inschr.  u.   den   Meister   §.    160. 
A.  5.     [R.  Rochette  in  den  Mem.  de  FA.  des  insc.  XV,  1  und   in  seinen 
Mem.  de  Numism.  et  d'Antiqu.   1840.  p.   120—166.      Conjectures  sur  le 
groupe  ant.  dont   faisait  partie  le  torse  de  Belved.   nimmt  Auge  als  zu- 
gehorige  Figur  an,  vgl.  0.  Jahn  Ztschr.  f.  AW.   1843.     S.  857.    Fur  H. 
und  lole  nimmt  Minervini  die  Gemme  des  Teukros,  mito  di  E.    ed  lole 
p.   32 — 36.     Der   Bildhauer    Jerichau,    der   vor    wenigen    Jahren    einen 
ahnlichen  H.  arbeitete,   behauptet,  gewisse  Muskeln  erlauben  nicht  einen 
erhobenen  Arm    und   also  eine  Gruppe   anzunehmen.     Dies   kommt   der 
Vermuthung   Heynes    zu    Statten   §.   129.  A.  2,  d.]    Von    dieser    ewigen 
Ruhe  unterscheidet  sich   sehr   die    unmittelbar   nach    der  Arbeit,  §.  129. 
A.  2.  —  Aehnlich    der    H.    invictus,    Boissard  III,   103.      Jene    gottliche 
Klarbeit  charakterisirt  auch  manche   Kopfe,    besonders  die  mit   der  ge- 
wundenen    Haarbinde,    wie    den    Bouill.  I,   71.     (Here,    victor    genannt). 
Grandioser  H.-Kopf  Lipp.   I,   247.     Suppl.    312.     Zeusartige    Statue  des 
Herakles,  Bronze,  die  Augen  von  Silber,   in  Bavay   gefunden,  s.  Qu.  de 
Quincy,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  59.    M.  I.  I,  17.     Specim.  II,  33. 

4.  H.    unter    Pygmaeen,    Philostr.   II,    22.      Zoega   69.      Selbst 
Pygmaee   (Sophron's  "HqvMos)    und    mit   Kranichen    kampfend.    Tischb. 

II,  18   vgl.   7.     Millin   I,    63.    72.     M.    Pourtales  8.      Pygmaeen-Kampfe 
oft  auf  Vasen,    auch  von  Volci    und    Tarquinii.     Die  Pygmaeen    werden 
auf  den  Vasen  genau  so  wie  bei  Ktesias  Ind.  11  dargestellt.    Kerkopen- 


[412]  Herakles  in  gottl.  Gest.     Attische  Heroen,  Theseus.  685 

Abenteuer  §.  90.  A.  2.  [Drei  Vasengemalde  s.  iiber  den  epischen  Gyclus 
S.  409  f.  Ein  andres  Gab.  Durand  n.  315  bei  Gerhard  Auserles. 
V.  II,  110;  ein  neuestes  Bull.  1843.  p.  65.  Schwarze  Figuren  auf  gelbem 
Grand,  die  Kerkopen  lang  u.  schmachtig,  die  H^are  hangen  lang  nach 
nach  unten.j  Millingen  Div.  35.  [?]  Tischb.  Ill,  37.  [?]  Durch  Phlyaken 
dargestellt,  Hancarv.  Ill,  88.  (Dorier  II.  S.  457.)  Vgl.  Boettiger  Amalth. 
III.  S.  318. 

5.  H.  mit  Zeichen  seines  Dienstes,  PG1.  IV,  43.   G.  M.  480.  (Fronton 
eines  kl.  T.  bei  Tibur);  Ghiar.  I,  21.    Altar  mit  Attributen  des  H.  Gerh. 
A.    Bildw.    Tf.  114,    1—4.     H.   ruhend   an   Saulencapitalern    114,  5.    6, 
Hermes  bringt  dem  H.  und  der  Athena  eine  Sau  zum  Opfer.    Das.  Tf. 
86,  1.  Unter  Landgottern  Bouill.  Ill,  70,  1.   H.  als  Aufseher  von  Binder- 
heerden,    Winck.  M.  I.  67.     Hercules   Placidus   mit   dem   Fiillhorn   (vgl. 
Photios  Bibl.  Coisl.  XVII.  p.  347),  Pan  neben  ihm,  Boissard  IV,  71.     Mit 
Fiillhorn,  PCI.  II,   4,  es  Zeus  reichend,    G.  M.  467.    Zeus  [Pluton]    mit 
Fiillhorn  tragend  468.    Ihn  iiber  das  Wasser  tragend,  von   Hermes  ge- 
fiihrt,  Gori  M.  Etr.  II,  159.    Christie  Paint.  Vases  15.   Millingen  Div.  35; 
eine,  auch  nach  den  Erklarungen  von  Boettiger  archaeol.  Aehrenl.  I,  S.  4. 
Millin  Vases  II, '10.    [G.  M.  468.]  Millingen  Div.  p.  56.   Gerhard,  Kunstbl. 
1823.  S.  205,  noch   rathselhafte  Darstellung.  —  Hermherakles  Bouill.  Ill, 
1 7,  3.  4.    Glarac  pi.  347 ;  nebst  Hermathene  Pass'eri  Luc.  II,  8.    Poseidon, 
Herakles,  Hermes  fischend,  G.  M.  466,  von  0.  Jahn  Zeitschr.  f.  AW.  1838. 
S.  319  unwahrsch.  auf  die  Komodie  Hebes  Hochzeit  bezogen. 

6.  Eine   sichere  Darstellung  giebt  allein  die  Goldmiinze  Hadrian's, 
von  Gades,  Eckhel  D.  N.  VI,  506.    Ann.  d.  Inst.  IV.  tf.  F,  2.    Millingen 
Ann.  VI.  p.  332.    Von  Vasengem.  mochte  ich  G.  M.  460  lieber  hierher 
rechnen  (Millin's  Geres-Priesterin  als  Arete   nehmend),  als  Maisonn.  pi.  4. 
Ann.  tv.  F,  1.     Bottiger  Hercules  in  bivio.  Lips.  1829.    Welcker  Ann.  IV. 
p.  379.     Schulzeit.  1831.  N.  84.     [Eine  sichre  Darstellung  giebt  die  un- 
gemein  gelungne  Composition  der  Vase  aus  Dubois  Maisonneuve  Ann.  IV. 
tv.  F,  vgl.  in  Bezug  auf  Millingens  unbedeutende  Zweifel  Bhein.  Mus.  IV, 
S.  479  f.  vgl.  V,  S.  137.  VI,  S.  610,  auch  Feuerbach  Ann.  XV.  p.  248, 
Gerhard  Apulische  Vasenbilder  Tf.  12.  Not.  12.  13,   der  nun   die  Redone 
auch  Tf.  14  bei  H.  und  Omphale  annimmt.] 


2.    Die  iibrigen  Heroenkreise. 

412.     Theseus  Heroengestalt  wurde,    wie  in  der  My-  1 
thologie,  so  auch  plastisch  schon  von  der  Phidiassischen  Schule 
der  des  Herakles  nachgebildet :  er  erhielt  indess  einen  minder 
gedrungenen,    besonders  auf  Gewandtheit  im  Ringen  hindeu- 


686  Mythologische  Gegenstiinde  der  b.  K.  [412] 

tenden  Korperbau,  eine  weniger  zusammengedrangte ,  anmu- 
thigere  Gesichtsbildung,  und  kurzgelockte,  aber  weniger  krause 
Haare ;  sein  Gostiim  1st ,  mit  Ausnahme  der  die  allgemeine 
Heroentracht  festhaltenden  Vasengemalde,  gewohnlich  Lowen- 
haut  und  Keule,  bisweilen  auch  Ghlamys  und  Petasos  nach 

2  Art  Attischer  Epheben.     Ungleich  spater  wurde,  nach  den 
Schilderungen   der  Tragodie,  die  schlanke  und  edle,  der  Ar- 
temis verwandte,  Bildung   des  Hippolytos  von   der  Kunst 

3  festgestellt.     Die  Bootischen  Helden  werden    ofter   durch 
die    in     ihrem    Lande     iibliche    Kopftracht    (KWI]    Boiwtla 
§.  338,  A.  1)  bezeichnet;  sonst  ist  von  charakteristischen  und 
ausdrucksvollen   Bildungen    aus    dem   reichen   Thebanischen 
Mythenkreise   nichts    auf  uns  gekommen,   das  ilngleichartige 

4  Briiderpaar  Amphion    und    Zethos    ausgenommen.      la- 
son's  erhabne  und  anmuthvolle  Heldengestalt  kann  schwerlich 
in  der  sonst  trefflichen ,   aber  Nichts    von  heroischer  Grosse 
darstellenden  Statue   des    Sandalenbinders ,    dessen   Stellung 
sonst  bei  Hermes  vorkommt    (§.  380,  A.  7),    erkannt    wer- 
den nach  alten  Schilderungen   scheint  ein  Pardel-  oder  L6- 
wenfell  zu  seinem  vollstandigen  Costum  zu  gehoren,  doch  be- 
zeichnfft  ihn  auf  Vasengemalden  auch  die  Thessalische  Tracht 

5  des  Petasos   und  der  Ghlamys.    Medeia   erscheint  theils  in 
einfachem  Griechischen  Gostum,  theils  mit  orientalischen  Ge- 
wandern,  besonders  in  dem  iibergehangten  Aermelrocke  Kan- 
dys  (§.  246.  A.  5),  in  Bewegung  und  Miene  die  zusammenge- 
drangte Leidenschaftlichkeit  ihres  Germithes  aussprechend. 

1.  Attischer  Mythus.  Erechtheus  die  Ghthonia  opfernd?  an 
dem  Marmorsitz  in  Stackelbergs  Grabern  S.  33.  Kekrops  und  seine 
Tochter  §.  387.  A.  7.  Herse  mit  Hermes  §.  381.  A.  6.  Erichthonios 
G-eburt  §.  371.  A.  4.  vgl.  §.  384.  A.  2.  Erziehung?  (Hephaestos  mit  Hera 
nach  Vise.,  mit  Thetis  nach  Zoega)  PCI,  IV,  11.  Panofka  Ann.  d.  Inst. 
I.  p.  303.  vgl.  Clarac  Melanges  p.  44.  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  228. 
Wagenlenkend  §.118,  A.  2.  Oreithyia  §.  401.  A.  2.  [Alope  u.  Kerkyon, 
Winckelm.  Mon.  ined.  92.  Nouv.  Annales  de  1'Inst.  archeol.  I.  p.  149—60. 
pi.  G.  Bruchstiick,  Indicaz.  del  mon.  del  M.  Estense  di  Gatajo  p.  92.  n. 
1151.]  Tereus  und  Progne,  an  einer  Vase  von  Volci,  Ann.  III.  p.  152 
[an  einer  von  Ruvo  im  Burbonischen  Museum,  Roulez  in  den  Nouv.  Ann. 
de  1'Inst.  archeol.  II.  p.  261.  pi.  21.  vgl.  Minervini,  Avellino,  Welcker  im 
Bull.  Napolet  II.  p.  12.  81.  Aegeus  die  auf ,  dem  Dreifuss  sitzende 
Themis  fragend,  Kylix  in  Gerhards  Winckelmanns  -  Programm  1846.] 


[412]  Attische  Heroen,  Theseus.  687 

Theseus,  Statue,  mit  behelmtem  Kopf,  die  Deutung  zweifelhaft,  Speci- 
mens II,  19,  [eben  so  die  eines  Athenischen  Reliefs,  wo  Theseus  ver- 
ehrt  wird  (vormals  in  Ampelokipos  bei  Athen)  M.  d.  I.  IV,  22  B.  Ann. 
XVII.  p.  234,  Archaeol.  Zeit.  III.  Tf.  33,  Clarac  II.  pi.  224  A.  Bull.  1845. 
p.  3.]  Aethra  von  Poseidon  geraubt,  in  Volci,  Commentat.  Soc.  Gott. 
rec.  VII.  p.  103.  Theseus  des  Aegeus  Waffen  unter  dem  Stein  hervor- 
holend ,  haufig  in  Volci ,  Ann.  III.  p.  47 ,  auf  M.  von  Athen  (nach  der 
Gruppe  Paus.  I,  27,  8.)  N.  Brit.  6,  16;  Impr.  d.  Inst.  I,  69;  Winck. 
M.  I.  96;  Zoega  Bass.  48;  Gell  N.  Pomp.  pi.  16.  M.  Borb.  II,  12.  Von 
Aethra  sich  trennend,  auf  M.  von  Troezen,  Millingen  Anc.  coins  4,  22. 
[Gerhard  Auserles.  V.  Ill,  158.]  Acht  Kampfe  des  Thes.  am  Theseion 
§.  118.  A.  2,  namlich  die  Krommyonische  Sau  [auch  auf  M.,  N.  Brit.  6, 
23),  Skiron,  Kerkyon  (dargestellt  wie  Antaeos,  s.  Platon  Gesetze  VII,  795), 
Periphetes?,  Sinis?,  Pityokamptes  (auch  Tischb.  I,  6.  Millin  Vases  I,  34. 
Boettiger  Vasengem.  II.  S.  134),  der  Marathonische  Stier  (vgl.  G.  M. 
485;  M.  Borb.  VIII,  13),  Minotaur.  Der  Kampf  mit  Prokrustes  in 
Vasengem.,  Millingen  Div.  9.  10.  (Thes.  im  leichten  Chiton),  als  Possen- 
spiel  dargestellt,  ebenda  46.  Der  Tod  des  Skiron  u.  des  Patroclus, 
Vasenbild  des  k.  Mus.  von  Panofka,  mit  4  Tf.  B,  1836.  4.  Darauf 
Vasen  in  Etrurien  gefunden  Annali  VIII.  p.  313  [eine  edirt  M.  d.  I.  Ill, 
47.  Ann.  XIV.  p.  113.]  Thes.  durch  Aegeus  von  Medeens  Gifttrank 
zuriickgehalten,  Winck.  M.  I.  127.  Combe  Terrac.  20.  (Machaon  nach 
A.)  Thes.  den  Minotaur  bezwingend,  auf  einer  sehr  alten  Gemme, 
R.  Soc.  of  Litt.  II-,  1.  p.  95,  wo  Millingen  den  Acheloos  sieht,  sonst 
Stosch  Gemmae  51.  Eckhel  P.  gr.  32;  N.  Brit.  6,  18—20;  Hancarv.  Ill, 
86.  G.  M.  490.  491.  §.  99.  N.  2.  Lanzi  De1  vasi  ant.  diss.  Ill;  Gori  M. 
Etr.  I,  122.  Thes.,  Minos,  Ariadne  u.  Minotauros  (Tavpog),  Vasengem. 
von  Volci,  Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  4.  Der  Minotaur,  Scarabee  u.  Carniol 
Impr.  d.  I.  cent.  Ill,  11,  12,  als  Kentaur  im  Labyrinth,  Gemme,  M. 
Flor.  II,  35,  1.  [Der  Kampf  zwischen  Th.  u.  M.  von  L.  Stephani  Leipz. 
1842  fol.  Statue  des  Theseus,  den  Minotaur  bekampfend,  sehr  wohl 
erhalten,  1740  zu  Genzano  gefunden,  C.  Fea*  Miscell.  I.  £.  152.  Th. 
den  Minotaur  bezwingend  an  einem  Sarkophag  in  Coin,  Verein 
der  Alterthumsfreunde  Bonn  VII.  Tf.  3.  S.  115;  sehr  haufig  in  Mosaik- 
fussboden,  in  Pavia  in  der  Kirche  S.  Michael,  *in  Orbe,  Kunstbl.  1845. 
S.  383,  in  Aix,  Salzburg,  Gaeta,  Neapel.]  Thes.  unter  den  dankenden 
Knaben  und  Madchen  Athens,  Mosaik  aus  dem  Lande  der  Marrucini,. 
Allegranza  Opusc.  erud.  pi.  IV.  n.  5.  p.  232.  Wandgem.  Pitt.  Ere. 
I.  5.  Thes.  bei  Poseidon,  §.  356.  A.  4.  [Die  Thaten  des  Theseus,  in 
Attischer  Ephebentracht ,  sieben,  funf,  sechs,  vier,  zwei,  sind  sehr 
haufig  an  Trinkschalen ,  in  rothen  Figuren,  deren  mehrere  verzeichnet 
sind  in  Gerhards  Auserles.  V.  III.  S.  33.  Not.  9.  Davon  ist  a.  von 


£88  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [412] 

der  seltensten  Schonheit,  s.  Bull.  1846.  p.  106,  Archaeolog.  Zeit.  IV. 
S.  288  und  jetzt  bei  E.  Braun,  b.  mit  sechs  Thaten  de  Witte  Gab.  Etr. 
p.  65  bei  dem  Due  de  Luynes,  c.  mit  fiinf,  Gab.  Durand  n.  348  nun  im 
Brittischen  Museum,  d.  hier  abgebildet  Tf.  234,  nach  dem  Umschlag 
des  Heftes  aus  der  Durandschen  Sammlung  ins  Brittische  Museum  ver- 
setzt.  Wenn  dies  richtig  ware,  so  miisste  dieselbe  Vorstellung  wiederholt 
dahin  gekommen  sein  aus  Siena  1843,  wo  sie  sich,  vollig  iibereinstimmend, 
an  einer  Kylix  unter  n.  183  unter  den  hundert  von  dort  an  das  Brittische 
Museum  iibergegangenen  Vasen  befand.  In  einer  kleineren  damals  zugleich 
in  Siena  befindlichen  Sammlung  eines  von  Luciari  Bonaparte  pensionirten 
Malers,  waren  an  einer  kleinen  schonen  Kylix  innen  u.  aussen  wieder- 
holt (wie  in  a.)  Prokrustes  auf  dem  Bett,  Th.  mit  dem  Hammer  auf 
ihn  zuschlagend,  Kerkyon,  die  Sau  nebst  ihrer  Nymphe  Phaea,  welche 
abwehrt,  Sinis,  ein  Bartiger,  auf  welchen  Th.  ein  Gefass  schlagt,  der 
Stier:  aussen  ist  der  Ringkampf  ausgelassen.  Ferner  ist  e.,  aus  der 
Beserve  Etr.  n.  3  jetzt  in  Miinchen,  nun  bei  Gerhard  Tf.  232.  233. 
f.  Stier,  Sinis,  Sau,  Periphetes;  innen  Th.  und  Antiope,  g.  Sinis,  Sau, 
innen  palastrig.  h.  eine  Amphora  bei  Cardinal  Fesch  mit  Prokrustes  und 
Stier.  Einzelne  Thaten  bei  Gerhard  Tf.  159.  Prokrustes  und  Sinis  vgl. 
S.  35.  Not.  16.  18.  Tf.  160.  161.  Minotaur  162,  1.  Stier  162,  3.  Sau. 
An  einer  Kylix  im  M.  Gregor.  II,  82,  3  a.  b.  der  Kampf  mit  dem  Stier, 
dazu  Athene  und  ein  Waffengenosse ,  gegeniiber  ein  Gefecht  von  fiinf 
Kriegern';  innen  ein  Kentaur.  Stier  und  K*entaur  Gampana  Op.  di 
plastica  tv.  64.  65.]  Ariadne  entfuhrend  und  verlassend:  diesen  Gyklus 
giebt  die  Salzburger  Mosaik  in  Wien,  Wiener  Zeitschr.  1817.  N.  74. 
Creuzer  Abbild.  zur  Symb.  Tf.  55,  1,  die  Verlassung  die  Pompej.  Gemalde 
bei  Zahn  17.  21.  Gell  N.  Pomp.  pi.  43.  49;  Pitt.  Ere.  II,  15.  M.  Borb. 
VIII,  4.  Impr.  d.  I.  III.  68.  Ariadne  nachschauend ,  Dresdner  Statue 
402.  Aug.  17;  dieselbe  Figur  in  Venedig,  Bull.  d.  Inst.  1831.  p.  61. 
vgl.  Gavaler.  50.  G.  Giust.  142.  Thes.  von  Athena  gefuhrt  und  Dionysos 
Ariadne  umarmend,  zusammen  auf  einer  Vase  von  Volci.  Verz.  von 
Levezow  n.  844.  [Gerh.  Etr.  u.  Campan.  Vas.  Tf.  6.  7.  Thes.  und 
Ariadne  0.  Jahns  Archaeol.  Beitr.  S.  251—300.)  Thes.  im  Kentauren- 
kampf,  am  Phigalischen  Friese  kenntlich,  Stackelberg.  Tf.  29,  wie  beim 
Amazonenkampf,  Tf.  14.  vgl.  S.  53.  Thes.  Kampf  und  Liebe  mit  der 
Amaz.  Antiope,  auf  Vasen  von  Volci,  Ann.  III.  p.  152;  er  entfuhrt  sie 
mit  Hulfe  von  Phorbas  (nach  Pherekydes,  vgl.  Comment,  p.  103)  und 
Peirithous,  M.  I.  d.  Inst.  55.  Thes.  von  Antiope  gefiihrt,  Millingen  Un. 
Mon.  I,  19,  nach  Welcker  Hyp.  Rom.  Studien  S.  305.  Thes.  mit  der  Amaz. 
Hippolyte  kampfend,  G.  M.  495 ;  Vase  im  M.  Pourtales  pi.  35.  36  mit  Er- 
Marung  von  Visconti  p.  1.  [Millin  Vases  I,  10.  Rhein.  Mus.  1835.  III.  S. 
489-494.]  Th.  und  Hippolyte  Welcker  Bonner  Kunstmus.  S.  17. 


[412]  Attische  Heroen,  Theseus,  Hippolytos.  639 

A.  3.  [S.  36.1  Impr.  d.  I.  I,  86.  [Th.  u.  Hippolyte  (nicht  Antiope) 
kampfend  Gerh.  III.  Tf.  163.  164.  165.  168,  besonders  die  prachtige  Vase 
von  Ruvo,  Quaranta  Annali  civili  del  regno  delle  due  Sicilie,  Luglio  e 
Agosto  1842.  p.  129.  Th.  und  Hippol. ,  sie  zu  Pferd,  der  Heros  zu  Fuss, 
oben  Hermes,  Athena,  Aphrodite;  M.  d.  I.  II,  13.  Ann.  VII.  p.  66.  Hoch- 
zeit  des  Th.  und  der  Amazone  Antiope  in  Athen,  in  Gegenwart  des  Aegeus, 
Ann.  d.  I.  XVIII.  Eine  Amazone  Loxias  (ygl.  die  Hyperboreerin  Loxo) 
neben  Thes.  Wagen,  Vasengem.,  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  A.  Thes.  Liebe  zur 
Helena,  an  einer  pracbtigen  Vase  von  Volci.  [Die  Entfuhrung  am 
Amykl.  Thron,  die  Befreiung  durch  die  Dioskurenf  am  Kasten  des  Kypselos, 
wo  Helena  die  Aethra  misshandelt.  Das  Erste  an  der  von  dem  Verf. 
gemeinten  Vase  aus  Volci,  Mus.  Etr.  1941.  Gerhard  Auserl.  V.  Ill,  168. 
(Rv.  Theseus  und  Antiope.)  ®ESEVZ  tragt  HEAENE  davon.  7TEPJ- 
TOVZ  schaut  sich  nach  Verfolgern  um,  eine  stattliche  Figur,  HEPE2 
will  die  Entfuhrung  hindern  —  Here,  zur  Andeutung,  dass  ihrem  Sinn  die 
That  entgegen  sei  —  und  KOPONE,  Namen  ohne  Figur,  die  meisten 
andern  an  falscher  Stelle  geschrieben.  Dasselbe  archaisch  Gerhard  Tf.  167, 
auch  Vases  Luynes  pi.  9.  10.  Gab.  Durand  n.  383,  wo  der  Wagen  bereit 
halt  und  mit  Peirithoos  noch  Phorbas  zur  Abwehr  riickwarts  gewandt  ist 
(Rv.  Achilles  und  Memnon,  nicht  die  Apharetiden).  Das  Andre  Helena 
von  den  Dioskuren  wiedererobert  de  Witte  Cab.  Durand.  n.  361.  (Rv. 
Kaeneus)  362.  471,  desselben  V.  peints  (de  Luc.  Bonap.  n.  118.  Brondsted 
Thirty-two  Vases  (Gampanari)  [pi.  12.  Bull.  1832.  p.  114  und  M.  Blacas 
pi.  31  gehoren  nicht  hierher.]  Thes.  in  der  Unterwelt  festsitzend,  Etr. 
Gemme,  G.  M.  494.  Opfer  an  Thes.,  wie  es  scheint,  St.  di  S.  Marco  I,  49. 
Thes.  Kopf  auf  M.,  N.  Brit.  6,  22.  23,  darnach  auch  auf  Gemmen  von 
Herakles  zu  unterscheiden,  Lipp.  I,  239.  41.  45.  46.  Ill,  205.  Stuart  IV.  p.  10. 
Mit  der  Lowenhaut  dariiber,  auf  M.  von  Nikaea  (®rtGsa  NIK<XISI<S).  Vgl. 
das  Vasengem.  Millingen  Un.  Mon.  I,  18.  Menestheus  auf  M.  von  Elaea 
als  Griinder,  Eckhel  N.  anecd.  p.  203.  A  k  am  as  und  Demophon,  mit 
ihren  Pferden  Phalios  und  Kalliphora,  Vase  des  Exekias,  Berliner  Vasen 
n.  651  [wo  den  [JE]MO$ON  Levezow  und  Gerhard  Sophon,  Panofka 
Ann.  VII.  p.  231  Mophon  lesen.  Akamas  die  Polyxena  zum  Opfer  fiihrend 
an  einer  Kylix  mit  der  Iliupersis  mit  beigeschriebenen  Namen.  Bull.  1843. 
p.  71.  Akamas  u.  Demophon  die  Aethra  zuruckfuhrend  M.  d.  I,  II,  25. 
Ann.  VII.  p.  292.  Kodros  in  einer  Kylix  vom  schonsten  Attischen  Styl 
bei  Hr.  Palagi  in  Mailand,  KO4POZ  u.  AINETO2,  auf  dem  Boden, 
umher  Athenaia  zwischen  Lykos,  Ajas,  Menestheus  Melite  und  Medeia 
zwischen  Aegeus,  Theseus,  Phorbas  und  Aethra.  E.  Braun  Teseo,  Ajace 
e  Godro  R.  1843  und  minder  prachtvoll  Gotha  1843.  Die  Schale  des 
Kodros  und  fur  deren  Erkl.  auch  H.  Brunn  Berl.  Jahrb.  1845. 1.  S.  701—3. 

O.  Mullet's  Archaeologie.    4.  Aufl.  44 


g90  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [412] 

Anders  0.  Jahn  Archaeologische  Aufsatze  181.  Th.  Bergk  Zeitschr.  f.  AW. 
1844.  St.  107  f.] 

2.  Die  Fabe'l  von  Phaedra  und  Hippolyt  1st  vollig  deutlich  auf 
dem  Agrigentinischen  Sarkophag  §.  25.  A.  47.     [Leop.  Schmidt  in  Gerh. 
Archaeol.  Zeit.  1847.  S.  5  Tf.  5.  6J;  vorn  erhalt  Hipp,  in  der  Mitte  seines 
Jagdzugs  den  Brief  der  Ph.,  hinten  sieht  man  ihn  bei  der  Eberjagd,  rechts 
und  links  die  liebekranke  Pn.  und  den  vom  Wagen  herabgestiirzten  Hipp. 
Darnach  erkennt  man   dieselbe  Fabel  bei  Zoega  49.    (50  ist  zweifelhaft), 
auch  G.  di  Fir.  St.  91;  L.  16.   Clarac  pi.  213;  Gerh.  Ant.  Bildw.  26;  Woburn 
Marb.  13;  auch  Eckhel  P.  gr.  33;  Terme  di  Tito  43.    (Thiersch  diss.  vet. 
artif.  opera  vet.  poet.  carm.  optime  explicari  tb.  4.  p.  21);  Pitt.  d'Erc.  Ill,  15. 
Gell  N.  Pompej.  pi.  77.    M.  Borb.  VIII,  52.    Einige   dieser  Reliefs  haben 
eine  historische  Beziehung,  Roma  fuhrt   das  Pferd  des  jagenden  Kaisers; 
vgl.  §.  427.  A.  1.    Hipp,  tauro  emisso  expavescens  von  Antiphilos  nach  Plin., 
auf  Elr.  Urnen.  Micali  32.  33.  (nach  der  altern  Ausg.)  vergl.  Philostr.  II,  5. 
Hippolyt  und  Virbius  §.  364.    A.  5.  8.    Hippolyt   als  Orphiker  M.  Blacas 
pi.  7.  vgl.  Getting.  Anz.  1835.  St.  176.    Theseus  u.  Phaedra,  vor  Apollon 
Daphnephoros  M.  d.  I.  II.  16.   Ann.  VII,  p.  70,  sehr  zweifelhaft.   [Phaedra 
leidend,  Etr.  Spiegel  Memorie  per  le  belle  arti  R.  1805.  p.  149;  nicht  bei 
Gerhard.     Hippol.  und  Phaedra  0.   Jahn    Archaeol.   Beitr.   S.  300—330, 
FEDEA  unter  den  sechs  tragischen  Heldinnen  aus  Tor  Maranciano  im 
Vatican,  den  Strick  in  der  Hand  haltend.    R.  Rochette  Peint.  Ant.  pi.  5. 
Phaedra,  die  Amme  und  eine  Dienerin,  nach  dem  Theater,  Pitt.  d'Ercol.  I,  4, 
nach  Feuerbach  Vatic.  Apollo  S.  386  f.  sehr  wahrscheinlich.] 

3.  Thebanischer  M.    Kadmos   vom   Schiffe  ans  Land  tretend, 
bewaffnet,  M.  von  Theben,  Millingen  Anc.  coins  4,   12,  mit  der  Kuh  als 
Griinder    Thebens,  M.,    G.  M.  396.     Drachenkampf  auf  M.  von  Tyrus, 
Gemmen  bei  Millin  Yases  p.  1.    M.  Flor.  II,  IV,  32.    Vasengem.  Millin 
M.  I.  II,  26;  R.  Rochette  M.  I.  pi.  4,  2;  Millingen  Un.  Mon.  I,  27   ganz 
wie  bei  Eurip.  Phoen.  673,  die  Boeotische  Y.VVTI  bezeichnet  Kadmos,  wie 
Pentheus  bei  Millingen  Div.  5.    Hochzeit  mit  Harmonia  [schone  Vase 
aus    der  Cuccumella   in   Berlin  Bull.   1841.   p.   177—183.     Gerhard   Etr. 
und  Gampan.  Vasen  Tf.  C.     Schone  Vase  mit  dieser  Hochzeit   1828  bei 
Ruvo.  mit  21  andern  in  demselben  Grabe  gefunden,  Gran  musaico  .Pompej. 
Tombe  di  Ruvo,  Nap.  1836.  p.  4.]  (mit  Beziehung  auf  Mysterienlehren), 
Zoega  Bass.  2.   G.  M.  397.   Semele  §.  384.  A.  1.   Aktaeon  §.  365.  A.  5. 

Lai os  den  Ghrysipp  zu  Wagen  entfuhrend  (Apollod.  HI,  5,  5),  auf 
einer  grossen  Vase  zu  Berlin  [n.  1010.  Gerhard  Apulische  Vas.  Tf.  5. 
Ueber  eine  andre  aus  Ruvo  wird  Avellino  schreiben.]  Oedipus  als  Kind 
dem  Hirten  Euphorbos  iibergeben,  in  Vasen  von  Volci.  M.  d.  I,  II,  14. 


[412]  Boeotische  Heroen,  Zug  der  Sieben.  691 

Ann.  VII.  p.  78.  Die  Sphinx  Thebanische  Junglinge  niedertretend ,  auf 
vielen  Gemmen,  wie  am  Thron  zu  Olympia.  [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr. 
S.  112  ff.J  Oedipus  den  Laios  todtend,  Inghir.  Mon.  Etr.  I,  66.  [Toelken 
Gemmen  IV,  1.  n.  12].  Oedipus  mit  der  Sphinx  oft  auf  Gemmen  G.  M. 
502—5  und  Vasen,  Tischb.  Ill,  34;  Passeri  Luc.  II,  104;  Bartoli  Nason.  19. 
(Bei  Inghir.  I,  67  erscheint  die  Sphinx  wohl  als  geflugelte  Kentaurin).  Oed. 
erhalt  Teiresias  Verkiindigung  seines  Untergangs  (nach  Sophokles),  Vasengem. 
bei  R.  Rochette  M.  I.  pi.  78  (eine  Einweihungs-Scene  nach  R.  Rochette), 
[der  seine  Erklarung  vertheidigt  Nouv.  Ann.  de  l'I.  p.  183.J  Oed.  Blendung 
(nach  der  Erzahlung  in  Euripides  Oedipus),  Inghir.  Mon.  Etr.  1,  71.  Giamb. 
Zannoni  Illustr.  die  due  Urne  Etr.  F.  1812  vgl.  Rathgeber,  Hall.  Encykl. 
Ill,  II.  S.  394.  Oed.  ausgestossen?  G.  M.  506.  Guattani  M.  1.  1788 
p.  XXV.  tv.  2.  [Zoega  dachte  bei  Mon.  ined.  103  (G.  M.  506)  an  Teiresias, 
der  irn  Krieg  der  Epigonen  mit  Manto  und  andern  Thebern  fliehe.  Dass 
Winckelmann  den  Sinn  verfehlte,  bemerken  Visconti  und  Millingen  Div. 
p.  43.]  Oed.  mit  Antigone  auswandernd?  Millingen  Div.  23.  [Atreus 
und  Thyestes,  Welcker  Griech.  Trag.  S.  683.]  Oed.  auf  Kolonos?  Relief, 
Winck.  M.  I.  104.  M.  Borb.  V,  23.  [Zwei  verschiedne  sehr  ahnliche 
Reliefe,  Neapels  A.  Bildw.  S.  130.  Nach  H.  Brunn  Jen  LZ.  1846.  S.  963.] 
Pitt.  d'Ercol.  I,  3.  Aber  s.  Welcker  Hall.  LZ.  1836  Apr.  S.  590.  Panofka 
das.  Aug.  S.  493.  Attische  Junglinge  bei  Oedipus  Grabstatte  ('Ev  VCOTO) 
[loloL^riv  TS  KKC  aacpodshbv  noA.VQi£ov,  Kolnco  d'  Oldinodcxv  Au't'ov  vlov 
%%a>)  Millingen  Un.  Mon.  I,  36.  M.  Borb.  IX,  28.  Zug  der  Sieben: 
Adrastos  u.  Amphiaros,  £§eAaGta,  Hauptthema  der  Thebais,  auf  der 
Vase  §.  99.  N.  8,  auch  bei  Millingen  Div.  20.  21.  Fiinf  der  sieben  Helden 
berathend  §.  175.  A.  2.  Zusammenfassende  Darstellung  der  ganzen 
Expedition,  in  dem  Panfilischen  Relief,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  67  A.  426. 
[Tydeus  u.  Polynikes  vor  Adrastos,  Nolanische  Vase  altester  Zeichnung, 
Ann.  XI.  tv.  p.  255  Abeken.  Adrast,  Amphiaraos,  Tydeus  mit  den  Namen 
Ann.  XV.  p.  215.  tv.  F.  Gerhard  Etr.  Sp.  II,  178.  Amphiaraos  Ab- 
schied  nehmend  von  Eriphylen,  Vasengem.  M.  d.  I.  Ill,  54.  Ann.  XV. 
p.  206.  tv.  F  Spiegel.  Des  A.  Abfahrt  Amphora  aus  Caere  1836  Mus. 
Gregor.  II,  48,  2  a.  kurzer  Gerhard  Auserles.  V.  II,  91.  Nolanische  Hydria 
b.  Baseggio  Ann.  XL  p.  261.  not.  7.  A.  reicht  geriistet  Eriphylen  die 
Hand,  ahnlich  eine  kleine  Vase  aus  Caere  Bull.  1844.  p.  35.  Die  Erzfigur 
in  Tubingen  §.  96.  n.  3.  Baton,  Jahrb.  des  Alterthumsvereins  des  Rhein- 
landes  X.  S.  74.  Relief  von  Oropos  aus  der  besten  Zeit,  des  A.  Nieder- 
fahrt  M.  d.  I.  IV,  5,  copirt  in  einer  Zeichnung  auf  Marmor  aus  Herculanum 
Zahn  II,  1.  Ann.  XVI.  tv.  E.  p.  166.  Einige  andre  Monumente  0.  Jahn 
Archaeol.  Aufs.  S.  152 — 159.]  Archemoros  Todtung  durch  die  Schlange, 
Boissard,  I,  78.  81.  Millingen  Anc.  coins  pi.  4,  14.  Adrast  die  Schlange 
erlegend,  Winck.  M.  I.  83.  G.  M.  511.  Tod  des  Archemoros,  Vase  des 


692  MythoJogische  Gegenstande  der  b.  K.  [412] 

Bourbonischen  Museums,  E.  Braun  Bull.  1835.  p.  193.  [Gerhard  Archem. 
u.  die  Hesperiden  B.  1838.  Tf.  1.  S.  28,  auch  Nouv.  Ann.  de  l'I.  pi.  5.  6, 
des  Afchem.  itQO&BGi?.  Grosse  Vase  von  Ruvo,  die  Leiche  des  Archem. 
Die  Helden  todten  den  Drachen,  Bull.  Napol,  II.  tv.  V.  p.  90.  III.  p.  60. 
Archaeol.  Zeit.  II.  S.  378.  Opheltes  vom  Drachen  umwunden  Mus. 
Gregor.  II,  62.  79.  Das  Winckelm.  Relief  bei  Braun  Zwolf  Basrel.  Tf.  6, 
nebst  einer  Vase  des  Baron  Lotzberg  als  Vignette.  Amphora  aus  Ruvo 
im  Museum  zu  Neapel,  Hyps,  um  Gnade  bittend  vor  Eurydike,  Helden, 
Gerhard  Apul.  Vasen  Tf.  E,  10.  Hypsip.  den  Lykurg  flehend,  Helden 
Inghir.  Urne  tv.  80,  das  Kind  von  der  geflugelten  Schlange  umschlungen 
tv.  79.  Pitt.  d'Ercol.  IV,  64  zwei  Kampfer  gegen  den  Drachen,  Hyps,  in 
Verzweif lung ,  das  Wassergefass ,  vom  Kinde  nur  der  Kopf  iibrig.  Das 
Kind  von  der  Schlange  umringelt  6'fters  auf  romischen  Grabcippen.]  Is- 
mene  von  Tydeus  getodtet,  auf  Vasengem.,  Tischb.  IV,  18.  (Maisonn.  51). 
Millingen  Div.  22  nach  Welcker,  Schulzeit.  1832.  S.  144.  [Gerh.  Vas.  II,  92] 
Tydeus  verwundet,  Etr.  Gemme,  G.  M.  508.  509.  Micali  tv.  116,  3. 
Kapaneus  vom  Blitze  die  Treppe  herabgestiirzt ,  oft  auf  Gemmen, 
Cassini  IV,  29.  Gaylus  III,  86.  G.  M.  510.  Micali  tv.  116.  10.  11  herab- 
gesturzt  Impr.  Ill,  27,  cf.  28,  emporsteigend  III,  69  [herabgeblitzt  V,  32. 
Toelkenll,  2,  142.  IV,  1.32.33];  Winck.  M.  I.  109.  Zoega  Bass.  47.  Kampf 
vor  Thebens  Thoren,  Inghir.  I,  87.88.90.  Micali  tv.  108.  Bruderkampf 
(Liban.  'Exg>e.  p.  1119),  G.  M.  512.  Die  Briider  an  den  Altaren  der 
Erinnyen  sterbend,  Oedipus  Gestalt  steigt  den  Fluch  wiederholend  aus  dem 
Boden,  Inghir.  I,  93.  vgl.  94.  [Der  Bruderkampf  von  Pythagoras  von 
Rhegium,  von  Onatas.  Haufig  in  Vasengemalden ,  wie  G.  M.  568,  u.  Etr. 
Urnen,  Mus.  Gregor.  I,  93,  2.  4.  M.  Ghiusino  tv.  189.  190,  in  Leiden 
n.  15.  16.  17.  Inghirami  Urne  tv.  92  aus  Gori  I,  33.  An  dem  langen 
Sarkophag  aus  Tarquinii  M.  Gregor.  I,  96,  3  zur  rechten  Seite  des  Bruder- 
kampfs  Eteokles  die  Herrschaft  zuruckfordernd  von  Polynikes,  zur  linken 
Oedipus.  Toelken  Gemmen  II,  1,  46.  IV,  1,  30.  31.]  Amphiaraos, 
(dessen  Asklepiosahnlicher  Kopf  mit  Lorbeerkranz  auf  M.  von  Oropos. 
Gadalvene  Rec.  p.  168)  hinabgerissen,  Inghir.  I,  84.  Alkmaeon's  Rache, 
an  Etr.  Urnen.  Man  to  nach  Delphi  geweiht,  Gerhard  Ant.  Bildw.  21, 
auch  wohl  M.  Borb.  VII,  19.  —  Zethos  u.  Amphion,  die  Thebanischen 
Dioskuren  als  zwei  Jimglinge,  die  sich  die  Arme  auf  die  Schultern  legen, 
der  eine  hat  die  Kithar,  der  andre  die  Keule,  auf  einer  Gemme  des  Wiener 
Cabinets,  die  Dirke  strafend  §.  157.  A.  1.  2,  auch  auf  Contorniaten,  dem 
Etr.  Sarkophag,  Dorow  Voy.  pi.  14,  u.  a.  Ueber  den  ungleichartigen 
Charakter  der  Beiden  s.  Denkmaler,  Text  N.  215.  [Die  Bruder  im  Gesprach, 
mit  Bezug  auf  eine  beruhmte  Scene  der  Antiope  des  Euripides,  E.  Braun 
Zwolf  Basrel.  Tf.  3.  In  der  Vignette  dazu  das  Relief  des  Pariser  Museums 
mit  ZETVS,  ANT  LOP  A,  AMPHION,  das  mit  andern  Namen  in 


[412]  Boeotische  Heroen,  Zug  cler  Argonauten.j  693 

Neapel,  ohne  Namen  in  V.  Albani  wiederholt  ist.  Die  Mutter  zwischen 
den  Sohnen  auch  an  einem  Spiegel,  Roulez  Amphion  et  Zethus,  Liege  1842 
(nicht  bei  Gerhard).  An  einer  Etr.  Urne  M.  Gregor.  I,  95,  2,  wo  der  eine 
ein  Schwert  hat,  liegt  Dirke  niedergeworfen,  wenn  dies  nicht  Klytaemnestra 
mit  Orestes  u.  Pylades  sein  soil.) 

Thespischer  M.  Narkissos  an  der  Quelle  verschmachtend, 
sich  hineinsturzend,  Pitt.  Ere.  V,  28-31.  M.  Borb.  I,  4.  II,  18.  (Eros 
Fackel  wird  dabei  zur  Todesfackel);  Lipp.  I,  IT,  63.  M.  Flor.  II,  36,  2. 
Impr.  d.  Inst.  I,  73  (die  Blume  Narcissus  dabei).  [S.  zu  Philostr.  Imag. 
I,  23.  Erzfigur  der  k.  Bibl.  in  Paris,  Clarac  pi.  590.  n.  1281.  Barberin. 
Statue  Gaussei  Rom.  Mus.  I,  2,  53.] 

Orchomenischer  M.  Athamas  opfert  eines  seiner  Kinder  auf 
einem  grossen  niedrigen  Altar  (G.  M.  610;  bisher  anders  erklart).  Ath. 
selbst  geopfert,  Vasengem.,  R.  Roch.  M.  I,  28  (nach  R.  Rochette  der  Mord 
Agamemnon's).  Ath.  die  Ino  verfolgend,  Kallistr.  14,  oben  §.  402.  A.  4. 
Ein  reuiger  Ath.  von  Aristonidas.  Phrixos  u.  Helle  fliehend,  Pitt. 
Ere.  Ill,  23.  M.  Borb.  II,  19;  VI,  19.  Zahn's  Wandgem.  11.  Helle  allein, 
Gab.  d'Allier  de  Haut.  pi.  4,  1.  Tischb.  Vasen  III,  2.  Phrixos  vom 
Widder  getragen  u.  ihn  opfernd,  auf  M.  von  Gela,  Torrem.  33,  3—6. 
6  £ni  IlsUa  uyoov ,  Peleus  u.  Atalanta  ringend  (Apollod.  Ill,  9,  2)  auf 
Etr.  Spiegeln  u.  sonst.  E.  Braun  Bull.  1837.  p.  213.  [Gerhard  Auserles. 
V.  Ill,  177.  Etr.  Spiegel  II,  224.  M.  Gregor.  I,  35,  1.] 

4.  lolkischer  M.  Neleus  u.  Pelias'  ihre  misshandelte  Mutter 
Tyro  auffindend,  Epigr.  Gyzic.  9.  Etr.  Spiegel,  Inghir.  II,  76.  G.  M.  415*. 
Jason,  alte  Schilderungen ,  Pind.  P.  4,  79.  Philostr.  d.  j.  7.  Der  sog. 
Cincinnatus,  nach  Winckelm.  XI,  2,  4  ein  Jason,  im  L.  710.  Maffei 
Race.  70.  Bouill.  II,  6.  M.  Franc,.  Ill,  15.  Glarac  pi.  309  (mit  neuem 
Kopf)  [nach  Visconti  M.  PioGl.  VII.  p.  101  f.  Der  Kopf  von  anderm 
Marmor,  aber  antik];  Wiederholung  aus  Hadrian's  Villa  bei  Tibur,  in 
Munchen  150  [auch  in  England,  Boettiger  Amalthea  III.  S.  242,  in  Sheln- 
burnhouse,  Goede  Reise  nach  England  IV.  S.  43,  auch  im  Landsdownehouse 
in  London,  s.  auch  M.  Capit.  Ill,  51,  die  einfache  Beschuhung  ist  Kenn- 
zeichen,  Philostr.  Epist.  22.  Visconti  im  Mus.  Franc,,  bemerkt  dieselbe 
Stellung  in  zwei  Figuren  des  Parthenonfrieses  Stuart  II,  ch.  1.  pi.  30  A.] 
Aehnlich  die  statuetta  PG1.  Ill,  48  u.  M.  FranQ.  IV,  20.  Glarac  pi.  814. 
vgl.  §.  157*.  A.  3.  Argofahrt,  Flangini  L'Argonautica  di  Apollonio 
Rodio  T.  I.  II.  Vignetten.  Bau  der  Argo,  G.  M.  417.  18  auch  Zoega  Bass.  45. 
[Gampana  Op.  di  plastica  tv.  5.]  Argos  das  Schiff  bauend  Impr.  d.  I.  Ill,  64. 
Jas.  (Easun)  als  Baumeister,  Etr.  Gernme>  Micali  116,  2.  Die  fahrende 
Argo,  G.  M.  419.  420.  Millingen  Div.  52.  Kampf  des  Polydeukes  und 
Amykos  §.  173.  A.  3.  G.  M.  422.  22*  [DAK.  I,  61,  309.  Der  Spiegel 


694  Mythologische  Gegenstande  der  b.     K.  [412] 

in  der  Cista,  die  nun  auch  durch  E.  Braun  herausgegeben  wird,  310. 
Gerhard  Etr.  Spiegel  II,  171.]  Phineus  und  die  Harpyien,  Athenische 
Vase  Millingen  Anc.  uned.  mon.  pi.  15,  und  bei  Stackelb.  Tf.  38,  der 
[irrig]  als  Agamemnons  Tod  erklart.  [Grosses  Vasengemalde  M.  d.  I.  Ill,  49. 
Ann.  XV.  p.  1.]  Opfer  der  Chryse  §.  371.  A.  8.  (Jas.  dabei  im  Thessa- 
lischen  Gostiim  §.  338.  A.  1.)  Argonauten?,  Vase  von  Volci,  Bull.  1835. 
p.  183.  [Archaeol.  Zeit.  III.  Tf.  35.  S.  161.  Gerhard  Vasen  II,  155,  wo 
der  APXENAVTHZ  als  Herakles  gedeutet  und  das  Opfer  an  Chryse 
auch  von  andern  Vasen  abgebildet  ist.]  Ankunft  der  Argonauten  bei 
Aeetes,  einer  bringt  ihm  eine  'gastliche  Tessera  von  Sisyphos  (in  Bezug 
auf  Aeetes  Korinthische  Herkunft)  Jas.  und  Medeia  schliessen  ihr  Liebes- 
bundniss,  Maisonn.  44.  Jas.  erhalt  die  Jynx  durch  Hermes,  Combe 
Terrac.  53.  Jas.  die  Stiere  bandigend  und  sich  mit  Medeia  verlobend,  L.  373. 
Bouill.  Ill,  51,  1.  Clarac  pi.  199;  die  Stiere  bandigend  und  den  Drachen 
mit  Medeens  Hiilfe  todtend,  Relief  in  Wien.  [In  Villa  Ludovisi  in  Rom 
Jason  gegen  den  Drachen  anstiirmend,  welchen  Medea  durch  einen  runden 
Kuchen  einzuschlafern  bedacht  ist.  Jason  gegen  den  Drachen  ausfallend 
und  drei  unthatige  Nebenfiguren,  Campana  Opere  di  plastica  tv.  63,  wozu 
das  fehlende  Stuck  sich  im  Brittischen  Museo  befmdet.]  Das  Stuck  der 
Stierbandigung  auch  Flang.  II,  199.  Cavaler.  II,  2.  M.  Veron.  223,  ,5. 
G.  M.  424  vgl.  die  M.  Nero's,  Pedrusi  V,  3,  6.  Jas.  beim  Altar  des  Laphy- 
stischen  Zeus,  wo  das  Haupt  und  Fell  des  Widders,  Flang.  I,  434 
G.  M.  424*.  Vgl.  Gerhard  Jason  des  Drachen  Beute  B.  1835,  S.  6.  Diese 
Kylix  aus  Caere  stellt  acht  den  vom  Drachen  verschlungenen  und  aus- 
gespieenen  Jason  dar,  Welcker  Rhein.  Mus.  Ill,  503 ,  auch  ist  er  nachher 
in  den  M.  d.  I.  II,  35.  Ann.  VIII.  p.  289  als  campato  dal  dragone  ge- 
geben.  [Eine  Vase  in  Perugia  stellt  den  Jason  den  Drachentodter  vor, 
der  sich  mit  gezogenem  Schwerdt  und  vor  das  Gesicht  gezogenem  Mantel 
in  den  offnen  Rachen  des  Ungeheuers  stiirzt ,  so  wie  er  dort  sich  vor- 
sichtig  wieder  hervorwindet ,  nachdem  er  es  von  innen  getodtet  hat,  weil 
es  von  aussen  undurchdringlich  war.  Bull.  1846.  p.  87.]  Jas.  an  einer 
Saule,  um  die  sich  der  Drache  windet,  den  der  Vogel  Jynix?  bekampft, 
dabei  das  Widderfell,  Impr.  d.  Inst.  I,  75.  76.  Medeia  besanftigt  den 
Drachen,  Combe  Terrac.  52.  Jas.  todtet  den  Drachen  (in  Thessalischem 
Costiim),  Millingen  Div.  6.  Jas.  als  Drachentodter,  Medeia,  die  Boreaden 
und  andere  Argonauten  dabei,  Maisonn.  44.  Jas.  das  Vliess  herabnehmend, 
Flang.  II,  430.  Jas.  bringt . Pelias  das  Vliess,  Medeia  neben  ihm,  der 
Dreifuss  der  Verjiingung  im  Hintergrunde ,  Millingen  Div.  7.  [Tod  des 
Talos,  ubereinstimmend  mit  Apollonius,  Vase  von  Ruvo,  eins  der  merk- 
wiirdigsten  Gemalde  aus  dem  Alterthum,  die  Argo,  Kirke,  Medea,  Poseidon, 
Amphitrite,  die  Dioskuren  zwiefach,  Bull.  Napol.  III.  tv.  2.  6.  IV.  tv.  6. 
p.  137.  Gerhard  Archaeol.  Zeit.  IV.  Tf.  44.  45  unvollstandigj 


[41 3]  Peleus,  Achilleus.  695 

5.  Medeens  Schicksale.  Boettiger  Vasengem.  I,  2.  S.  164.  Ueber- 
redung  der  Peliaden,  G-.  M.j  425.  Amalthea  I,  161  ff.  Geschenke  von 
Kreusa,  PCI.  VII,  16.  Die  tragischen  Scenen  aus  Euripides  Medeia,  nach 
demselben  Original,  in  drei  Reliefs:  zu  Mantua,  Garli  [Dissert,  due,  sull' 
impresa  degli  Argon,  e]  Sopra  un  ant.  bassor.  rappr.  la  Medea  d'Eurip.  1785. 
G.  M.  426;  L.  478.  Admir.  55.  Bouill.  Ill,  50.  3.  Clarac  pi.  204;  noch 
vollstandiger  in  dem  Lancelottischen  Relief,  jetzt  im  Vatican,  Winck. 
M.  L  90.  91.  Das  Relief  bei  Beger  Spicil.  p.  118—131  (nach  Pighius)  ver- 
bindet  damit  die  obigen  Scenen  der  Stierbandigung ,  Drachentodtung  und 
Verlobung,  die  auch  urspriinglich  zu  demselben  Ganzen  gehoren.  Das 
Schlussstiick,  Medeia  mit  den  Kinderleichen  auf  dem  Drachenwagen,  auch 
Gori,  Inscr.  Etr.  III.  1.  tb.  13.  vgl.  R.  Rochette  Journ.  des  Sav.  1834.  p.  76. 
Der  Untergang  Kreusa's  in  prachtigem  Vasenstyl  behandelt,  Vases  de 
Canose  7.  [Archaeolog.  Zeit.  1847.  Tf.  3.  0.  Jahn  S.  33-42.  Medea 
den  Widder  kochend  Gerh.  Vasen  II,  157,  zwei  Vorstellungen ;  Kylix  des 
Mus.  Gregor.  II,  82,  1.  Gerh.  Archaeol.  .Zeit.  I V,  40.  S.  249,  zwei  Scenen. 
Das  schone  Relief  im  Pallast  der  Malthese*r  in  Rom,  Boettiger  Amalthea  I. 
S.  161.  Tf.  4.]  Med.  als  Kindermorderin  in  der  Gruppe  von  Aries,  G.  M.  427; 
[die  Kinder  verkriechen  sich  vor  dem  Schwert,  womit  die  Mutter  sie 
vorher  schon  geschreckt  hat,  und  diese  starrt  zogernd  im  Augenblick  der 
Ausfuhrung  zur  Seite:  mit  Unrecht  erklaren  die  Kiinstler  des  Orts  die 
Statue  fur  eine  Mutter,  die  ihre  Kinder  beschiitze],  ahnliche  scheinen 
Libanios  'ExcpQ.  p.  1090  u.  Kallistr.  13  zu  beschreiben.  Timomachos  Ge- 
malde  §.  208.  A.  2.  vgl.  auch  M.  Flor.  II,  34,  3.  Impr.  d.  Inst.  I,  77. 
[Ann.  1829.  tv.  D  3.  p.  245.  not.  7J  und  das  Gemalde  bei  Lukian  de 
domo  31.  Med.  von  den  Drachen  davon  getragen,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  6. 

413.  Unter  den  Thassalischen  Heroen  1st  Peleus  in  1 
der  Kunst  nur  durch  sein  Verhaltniss  zu  der  Nereide  Thetis 
merkwiirdig,  die  sich  meist  gegen  ihren  Rauber  straubt  und 
ihn  durch  Ungeheuer  von  sich  abzuwehren  sucht.  Zum  2 
Achilleischen  Gharakter  gehoren  nach  alten  Zeugnissen, 
mit  denen  unter  den  Monumenten  wenigstens  die  sichern  und 
sorgfaltiger  behandelten  einstimmig  sind,  die  mahnenartig 
ernporgebaumten  Haare,  audi*  die  von  Muth  und  Stolz 
geblahten  Nasenflugel  (javxri^e) ,  ein  schlanker  steiler  Na- 
cken,  und  durchaus  edle  und  gewaltige  Korperformen ;  auch 
eine  gewisse  heldenmassige  Stellung,  wobei  das  eine  Bein 
lebhaft  vorgesetzt  wird,  und  das  Himation  nachlassig  uber 
den  Schenkel  dieses  Beins  fallt,  wird  wenigstens  haufig  bei 
Achilleus  angebracht;  wenn  er  sitzt,  ist  das  Himation  ahnlich 


696  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [413] 

3  wie  bei  Zeus  urn  die  untern  Theile  der  Figur  gezogen.  Me- 
leagros  erscheint  in  einer  beru'hmten  Statue  als  ein  schlan- 
ker,  kraftiger  Jung]  ing  mit  breiter  Brust,  hurtigen  Schen- 
keln,  krausem  Haare  und  einer  zuriickgeschlagenen  und  nach 
Art  der  Jager  (§.  337.  A.  6)  und  Aetoler  (§.  338.  A.  4) 
um  den  linken  Arm '  gewickelten  Ghlamys ;  er  ist  der  Jager 
unter  den  Heroen;  der  Eberkopf,  auf  den  er  sich  stiitzt,  be- 
zeichnet  ihn  unverkennbar.  Mit  ihm  kommt  Atalante  vor 
in  Artemisahnlichem  Costum,  das  Haar  auf  dem  Scheitel 
einen  Busch  bildend.  Der  Thrakische  Orpheus  erscheint 
als  begeisterter  Kitharode  von  einer  gewissen  Weichheit  der 
Bildung,  fruher  in  ziemlich  rein  Hellenischem  Gostiim,  erst 
in  spaterm  Zeitalter  erhalt  er  Phrygische  Tracht. 

1.  Pheraeischer  M.  Schicksale  der  Alkestis,  G.  M.  428.  Gerhard 
Ant.  Bildw.  28  (Alk.  ist  Portrafy  vgl.  Hyp.  Rom.  Studien  S.  150.  Bartoli 
Nason.  10.  [Vase,  Vermiglio'li  le  ierogamie  di  Adm.  e  di  Ale.  Perugia 
1831.  4.] 

Itonischer  M.  Protesilaos  u.  Laodameia,  auf  Sarkophagen  (§.  397. 
A.  2),  Bartoli  Adm.  75-77.  Winck.  M.  I.  123.  PCI.  V,  18.  19.  G.  M.  561. 
vgl.  Beschr.  Boms  II,  II.  S.  255.  [Sarkophag  in  S.  Chiara  in  Neapel 
M.  d.  I.  Ill,  40.  A.  Ann.  XIV.  p.  32.]  Auf  Etr.  Sarkophagen,  Inghir.  I,  19 
u.  oft,  aber  wenig  bestimmt  bezeichnet.  [Nach  Grauer  M.  d.  I.  HI,  40  B. 
Ann.  XIV.  p.  40  der  Tod  der  Alkestis.  M.  Gregor.  I,  94,  1.  Laodamia 
auf  dem  Lager,  welchem  der  Schatten  naht.]  Eckhel  P.  gr.  36  auf  freche 
Weise  dargestellt  (zweifelhaft  ob  alt). 

Phthiotischer  M.  B.  Bochette  M.  I.  I.  Achilleide.  Peleus 
Baub  der  Thetis,  am  Kasten  des  Kypselos,  an  dem  Barberinischen  Gefass 
§.  316.  A.  2.  vgl.  Millingen  Memoirs  of  the  Soc.  of  Litter.  II.  p.  99,  in  den 
Vasengem.,  Walpole  Trav.  p.  410  aus  Athen),  vielen  aus  Volci  (Ann.  III. 
p.  153),  besonders  dem  schonen  M.  I.  d.  Inst.  I,  38  mit  den  Nereiden- 
Namen;  sonst  M.  I.  d.  Inst.  37.  §.  143,  1  (zur  Erklarung  I.  de  Witte 
Ann.  V.  p.  90  ff.,  der  dabeistehende  Cheiron  vvytpsvae  Nrjgsos  ftvycczQu 
Find.  N.  3,  57);  Millingen  Un.  Mon.  I,  10.  Div.  4.  (Peleus  mit  Thessa- 
lischem  Hut) ;  Maisonneuve  70.  B.  Bochette  pi.  1 ;  Vase  von  Volci  Levezow 
Verz.  1005;  [Vases  du  due  de  Luynes  pi.  34;  Gerh.  Auserles.  V.  IIIr 
178—182]  auf  einem  Etr.  Spiegel,  Dempster  II,  81,  und  den  Beliefs  Mon. 
Matth.  Ill,  32.  33.  Winck.  M.  I,  110,  Bildwerken,  welche  eine  vornehme 
Hochzeit  feiern  sollen;  daher  Hera  Zygia  zu  oberst  thront,  und  das  Zeichen 
der  Wage  (vestra  aequali  suspendit  tempora  libra,  Pers.  5,  47)  emporge- 
halten  wird.  Pel.  aus  dem  Wasser  zuriickkehrend,  Etr.  Gemmen  §.  175.  A.  2. 


[413]  Peleus,  Achilleus.  697 

Imgr.  d.  I.  Ill,  30.  Pel.  bring!  die  Thetis  zu  Cheiron  §.  143,  1).  Die 
Gotter  bei  seiner  Hochzeit  §.  143.  A.  3),  Hochzeitgeschenke,  G.  M.  551. 
(Eris  wird  hinausgestossen.) 

2.  Achilleus  Leben,  G.  M.  552.  Bad  in  der  Styx,  Gell  N.  Pomp. 
T.  II.  p.  42.  74.  R.  Rochette  pi.  48.  Uebergabe  an  Gheiron,  Vase  von 
Volci,  Micali  tv.  87.  M.  I.  d.  Inst.  27,  40.  Erziehung  bei  Cheiron,  [Pindar 
N.  3,  43],  Philostr.  II,  2,  besonders  im  Kitharspiel.  [Peleus  iibergibt  das 
Kind  dem  Chiron,  Mus.  Etr.  .p.  46.  n.  314.  Gerhard  Auserles.  V.  Ill,  183. 
Hydria  bei  Baseggio  in  Rom  1841,  Pel.  ubergibt  das  Kind  dem  Kentauren, 
Thetis  steht  hinter  dem  Peleus,  der  von  einem  Hunde  begleitet  ist;  viel- 
leicht  dasselbe  Gefass.  Achilleus  nimmt  Abschied  von  Nereus  §.  402.  A.  2, 
der  eben  so  auf  seinem  Thron  sitzt,  einen  Fisch  in  der  Hand,  wo  die 
Schwestern  ihn  bitten  der  Entfiihrung  der  Thetis  durch  Peleus  beizustim- 
men,  Gerhard  Vasen  III,  178.  182.]  Ach.  in  Skyros  auf  dem  Sarkophag 
von  los,  s.  Fiorillo  und  Heyne  Das  vermeinte  Grabmal  Homer's,  auch 
Pitt.  Ere.  I,  8,  G.  M.  553;  M.  PCI.  V,  17.  G.  M.  555;  bei  R.  Rochette 
M.  I.  12.  [Gal.  Om.  180];  Woburn  Marh  7;  Sarkophag  von  Barile, 
R.  Rochette  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  320.  tv.  D.  E.  Gemalde  des  Athenion, 
Plinius  XXXV,  40,  29.  vgl.  Philostr.  d.  j,  1;  in  Pompeji,  Gell  N.  Pomp, 
pi.  69.  M.  Borb.  IX,  6.  Der  sog.  Clodius  der  Villa  Panfili  ein  verkleideter 
Achill,  Herausg.  Winck.  VI.  S.  309;  ein  Achill  mit  Ohrringen  stand  zu 
Sigeion,  Serv.  ad  Aen.  I,  34.  vgl.  Tertull.  de  pall.  4.  Die  Darstellungen 
auf  dem  sog.  Sarkophag  des  Severus  Alex.,  herausgegeben  von  Rid.  Venuti 
1765.  M.  Cap.  IV,  1.  Bartoli  Sepolcri  80.  Inghir.  G.  Omer.  22  (als  Streit 
der  Fursten),  und  das  entsprechende  Relief  L.  117.  Winck.  M.  I.  124. 
Bouill.  Ill,  13,  2.  Clarac  pi.  111.  G.  Omer.  23  vereinigen  Achill's  Auszug 
von  Skyros  mit  dem  aus  der  Heimat  zu  dem  allgemeinen  Bilde  eines  sich  ' 
losreissenden ,  in  den  Kampf  stiirzenden  Kriegers;  die  Greise  scheinen 
Peleus  u.  Menoetios,  wie  auf  dem  Vasengem.  §.  143,  4).  Achill's  fernere 
Thaten  §.  415.  —  Zu  Achilleus  Charakter  gehort  das  nofiuv,  Kva%uLTi&iv 
rr\v  Hopyv  nach  Philostr.  II,  7,  d.  j.  1.  Libanios  'Exqp^.  6.  Heliodor 
Aethiop.  II,  35  (die  Hauptstelle).  'Aviovlos  war  Ach.  in  einer  Statue  bei 
Christodor  261,  doch  wohl  nicht  durchgangig.  Vgl.  auch  Philostr.  Her.  19,  5. 
Charakteristisch  ist  die  Stellung  und  Lage  der  Draperie,  G.  M.  555.  M.  Cap. 
IV,  1,  und  die  Zeusahnliche  Bekleidung  in  dem  Bilde  bei  Zahn  7,  so  wie 
in  der  Ambrosianischen  Ilias  durchweg,  besonders  tv.  47.  Ob  der  Achill. 
Borghese  (V.  Borgh.  I,  9.  Bouill.  II,  14.  [Visconti  M.  scelti  Borghes. 
I,  5],  (durch  Polykletische  Proportionen  [?]  und  eine  gewisse  Harte  der  Be- 
handlung  kunsthistorisch  interessant)  wirklich  Achill  sei,  ist  noch  zweifel- 
haft;  Haltung  und  Alter  entspricht  den  statuis  Achilleis  bei  Plinius  XXXIV, 
10,  und  das  tniGcpvQiov  ist  wohl  Andeutung  der  Panzerung.  Die  Busten 
in  Dresden  386.  Aug.  35,  in  Miinchen  83.  M.  Nap.  II,  59,  M.  Worsl.  I,  7, 


698  Mythologische  Gegeristande  der  b.  K.  [413] 

Tischb.  H.  I,  5  [ist  von  der  Borghesischen  Statue]  u.  p.  40,  hangen^auf 
jeden  Fall  mit  der  Statue  zusaminen  und  fordern  gleiche  Deutung;  in  alien 
ist  ein  gewisser  sanfter  und  inelancholischer  Zug,  der  fur  Ares  am  wenig- 
sten  passt,  aber  dem  Achill  wohl  von  einem  Kiinstler  gegeben  sein  konnte. 
Von  einer  Reiterstatue  des  Achill,  Malchos  p.  273.  ed.  Bonn.  Pharsalisches 
Weibegeschenk:  Achilleus  zu  Ross,  Patroklos  nebenherschreitend  (Paus.  X, 
13,  3.  God.  Mosc.);  darnach  ist  der  Reiter  auf  den  M.  der  Stadt  zu  be- 
nennen.  AchiU's  Kopf  auf  M.  des  Pyrrhos  und  spatern  Thessalischen, 
R.  Rochette  p.  245.  415.  vign.  15.  Gab.  d'Allier  de  Haut.  5,  17. 

3.  Aetolischer  M.  Meleagros  Statue,  Race.  141.  PG1.  II,  34. 
Piran.  St.  2.  M.  Nap.  II,  56.  Bouill.  II,  7  (von  dem  Jagdspiess,  den  die 
1.  Hand  hielt,  sind  Spuren  am  Postament).  [Die  schonste  Statue,  1838 
bei  Marinella  gefunden,  jetzt  in  Berlin,  M.  d.  I.  Ill,  58.  Ann.  XV. 
p.  237—265.  A.  Feuerbach.  S.  auch  Tub.  Kunstbl.  1838.  N.  60.  Vor- 
zuglich  schon  auch  die  mit  Mercur  verwechselte  Statue  Specim.  II,  37 
nicht  bei  Glarac  pi.  805—7.  809.  1811  A.  812  B.  Eine  auch  in  V.  Borghese 
Salone  n.  8  der  neuen  Sammlung.]  Meleagros,?  M.  von  Ephesos,  Miinchner 
Denkschr.  f.  Philol.  I.  Tf.  3,  11.  Auch  der  Heros  auf  M.  Aetoliens,  mit 
der  um  den  1.  Arm  gewickelten  Chlamys,  die  Kausia  am  Nacken  hangend, 
an  einen  langen  Knotenstock  gelehnt  (Landon  I,  34),  ist  wohl  Meleagros. 
Kalydonische  Eberjagd  (Philostr.  d.  j.  15),  auf  Vasen  von  Volci,  mit  vielen 
Heroen-Namen,  Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  4.  Ann.  III.  p.  154;  mit  Namen 
auch  Levezow  Verz.  N.  524.  [Gerhard  Etr.  u.  Gampan.  Vasenbilder 
Tf.  10,  1.  2,  wo  zugleich  3.  4  eine  andre  ohne  Nameri.  Gerh.  Apulische 
V.  Tf.  9.  Berliner  Vasen  n.  1022.]  Kalyd.  Jagd?  M.  Pourtales  pi.  11  in 
Reliefs,  G.  M.  411—13.  M.  Cap.  IV,  50.  Woburn  Marb.  8.  10  (wo  Mel. 
•  auch  die  zuriickgeschlagne  Chlamys  hat)  u.  oft,  auch  an, Etr.  Urnen.  Mel. 
vor  dem  Schweinskopfe  stehend,  Gemmen,  M.  Flor.  II,  36,  3.  Impr.  d.  Inst. 
I,  17.  Kalyd.  Jagd,  Artemis  dabei  sitzend,  Sarkophag  in  Salerno,  Gerhard 
A.  Bildw.  Tf.  116,  1—3.  Meleager  den  Bruder  der  Althaea  todtend,  Relief 
in  V.  Pamfili,  das.  116,  4.  Mel.  u.  Atalanta  nach  Zannoni  auf  einer  Vase 
von  Perugia  Ann.  VI.  tv.  G.  Erklarung  Ann.  V.  p.  346.  [Sarkophag  der 
Villa  Pamfili,  vorn  die  Jagd,  am  Deckel  die  Bestattung,  auf  den  Seiten 
der  Streit  mit  den  Oheimen,  ahnlich  wie  bei  Gerhard  116,  4,  u.  Atalanta, 
E.  Braun  Ant.  Marmorw.  II,  6  a.  b.  0.  Jahn  Bull.  1846.  p.  131.  Spiegel- 
zeichnungen,  wo  Mel.  der  Atal.  den  Eberkopf  iibergibt,  Gori  M.  Etr.  I,  126. 
Inghir.  II,  61.  [Gerh.  Etr.  Spiegel  II,  175.  Zwei  andre  174.  176.]  Mosaik 
von  Lyon,  G.  M.  413*.  Kampf  mit  den  Mutterbrudern  und  Tod  des  Mel., 
M.  Cap.  IV,  35.  G.  M.  415;  L.  270.  V.  Borgh.  3,  12.  Bouill.  Ill,  51,  2; 
Clarac  pi.  201;  Zoega  Bass.  46  (ahnlich  Bouill.  51,  3);  bloss  der  Tod, 
L.  256.  Clarac  pi.  201.  Interessante  Spiegelzeichnung,  Vermiglioli  Iscr. 
Perug.  tv.  1.  Inghir.  II,  62.  vgl.  §.  398.  A.  Verbrennung  des  Leichnams 


[413]  Meleagros,  Kephalos,  Orpheus.  699 

u.  Selbstmord  der  Althaea,  Barherinisches  Relief,  Admir.  Rom.  70.  71,  ein 
andres  fragmentirtes ,  M.  Gap.  IV,  40,  ahnlich  auch  Winck.  M.  I.  88. 
G.  M.  414.  [Idas  u.  Marpessa  §.  362.  A.  2.] 

Lokrischer  M.  Der  angreifende  Held  auf  den  schonen  M.  von 
Opus  ist  wahrscheinlich  Aias,  Oileus  Sohn,  der  ahnlich  von  Ghristodor 
209  beschrieben  wird  (Rathgeber,  Hall.  Encykl.  Ill,  IV.  S.  288).  Ein  ahn- 
licher  auf  denen  von  Trikka,  N.  Brit.  5,  11. 

Kephallenisch-Attischer  M.  Bosset  Essai  sur  les  medailles  de 
Gephalonie  pi.  1.  n.  1—5.  Kephalos  bei  der  getodteten  Prokris,  Millingen 
Un.  Mon.  I,  14.  ^nghirami  V.  fitt.  Ill,  205.]  vgl.  §.  397.  A.  3.  Keph. 
mit  herabhangenden  Haaren  (oe.vxfirj(f6s  als  Mordfluchtiger)  auf  M.  von 
Pale,  N.  Brit.  7,  22.  23.  Keph.  von  Eos  geraubt,  oft  auf  Nolanischen 
Vasen,  Tischb.  II,  61.  IV,  12.  Millin  II,  34.  35  (mit  Beischrift).  Millingen 
Gogh.  14.  Kylix  des  Hieron  M.  d.  I.  II,  38.  E.  Braun  Ann.  IX,  209. 
[Gerhard  Auserles.  Vas.  III.  S.  39.  0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  93  flf.] 

4.  Thrakischer  M.  Lykurgos  §.  384.  A.  6.  Orpheus  in 
Hellenischer  Tracht,  Paus.  X,  30,  3;  in  der  Pythischen  Stola,  Virgil.  Aen. 
VI,  645.  Vases  de  Ganosa  3  (wo  nur  eine  Phrygisch-Thrakische  Tiare 
dazukommt,  wie  bei  Kallistratos  7.  vgl.  den  j.  Philostr.  6);  in  einer  sich 
dieser  annahernden,  aber  doch  eigenthumlichen  Tracht,  in  der  schonen 
acht-Griechischen  Reliefgruppe  mit  Eurydike  und  Hermes,  (in  Neapel,  mit 
Griechischen  Beischriften,  Neap.  Antik.  S.  67;  in  V.  Albani,  Zoega  42;  in 
V.  Borghese,  L.  212.  Winckelm.  M.  I.  85.  Glarac  pt.  116,  in  Latein. 
Beischrift  irrig  Amphion,  Zethus  u.  Antiopa  benannt).  Aehnlich  .als 
Thierbezahmer  (woruber  Welcker  ad  Philostr.  p.  611),  in  der  Mosaik  von 
Grandson,  G.  M.  423,  eine  ahnliche  schone  Mosaik  ist  neuerlich  bei  Rott- 
weil  gefunden  worden,  [Rom.  Alterth.  in  der  Umgegend  von  Rottweil 
Stuttg.  1832.  S.  62  ff.  mit  Abbild.  Bins  aus  Cagliari  ist  in  Turin  Acad. 
des  sc.  de  T.  XIII.  p.  13,  della  Marmora  Voy.  de  Sardaigne  II.  p.  521 
eine  b.  Jul.  Val.  res  g.  Alex.  I,  57.]  0.  unter  den  Thieren  auch  auf  einer 
M.  Aurels  von  Alexandrien,  Mionn.  Suppl.  IX.  pi.  zu  p.  24.  Orpheus  in 
Phrygischem  Anzug  mit  Musen,  Vase,  Neapels  Ant.  Bildw.  S.  379.  N.  2004; 
Gerhards  Mysterienvasen.  0.  fast  nackt,  Lautespielend ,  auf  jeder  Seite 
ein  Thraker  mit  Mantel  u.  Stachelmiitze ,  in  koniglicher  Wurde  zuhorend, 
Vase  bei  Barone  in  Neapel  1845.  0.  ahnlich  gekleidet  M.  Blacas  pi.  7, 
wo  er  in  der  Unterwelt  den  Kerberos  halt.]  Spater  in  derselben  Hand- 
lung  in  Phrygischem  Gostiim  mit  Anaxyriden,  im  Vatican.  Virgil  und 
Katakomben-Bildern;  vgl.  Gaylus  III,  13,  1.  IV,  48,  1.  Als  Kerberos- 
Besanftiger,  unbekleidet,  Gemme  hei  Agostini  II,  8  im  Himation  auf  der 
Vase  mit  Hippolyt,  oben.  Von  einer  Maenas  umgebracht,  Vasengem. 


700  Mythologische  Gegenstande  der  h.  K.  [414] 

M.  I.  d.  Inst.  5,  2.  Relief  in  der  Sammlung  des  K.  von  Sardinien,  heraus- 
gegeben  in  Shelstrate's  Virgil,  ed.  1750.  tb.  18.  ad  G.  IV,  522.  [vgl. 
0.  Jahn  Pentheus  8.  19.  Orpheus  Jung,  nur  mit  einer  Ghlamys  auf  dem 
Arm,  iiberwaltigt  von  drei  Thrakerinnen  in  langen  Gewandern,  zwei  welche 
Steine  scbleudern,  eine  zu  Pferd  mit  Lanze,  er  auf  ein  Knie  nieder- 
gesunken,  erhebt  zur  Wehr  nur  seine  Laute.  Amphora  bei  E.  Braun. 
Bull.  1846.  p.  86.  An  einer  Vase  Mus.  Gregor.  II,  60,  1  schlagt  ein  Weib 
in  langem  Gewand,  nicht  eine  Baecha,  mit  dem  Beil  nach  Orpheus  mit 
der  Laute,  der  ihr  in  den  Arm  fallt.  M.  d.  I.  I,  5,  2  ist  die  Frau  an  den 
Armen  taetowirt  u.  hat  ein  Schwert,  an  andern  Vasen  anders,  0.  Jahn 
Archaeol.  Beitr.  S.  101.]  Thamyras  M.  d.  I.  II,  23fcAnn.  VII.  p.  231. 
VIII.  p.  326.  [Bull.  1834.  p.  202.  Mus.  Gregor.  II,  13;  Millingen  Coghill 
pi.  42  verfolgt  die  Muse  geflugelt  den  Thamyras,  der  fliehend  die  Laute 
iiber  dem  Haupt  erhoben  halt,  zur  Wehre,  nicht  um  sie  zu  zerschlagen 
(Feuerbach  Apollo  S.  272),  wie  nach  der  Statue  auf  dem  Helikon  u. 
Polygnots  Gemalde,  wie  der  Orpheus  M.  d.  I.  I,  5,  2.  'Die  gefliigelte  den 
Thamyras  schwebend  verfolgende  Figur  M.  d.  I.  I,  5,  3  nennt  Millingen 
Ann.  I.  p.  270.  Nemesis.  Warum  nicht  auch  Muse?  So  deutete  Zoega 
die  ahnliche  Vorstellung  d'Hancarville  IV,  61.]  Angeblicher  Thamyras 
eines  Etr.  Spiegels  M.  d.  I.  II,  28.  Ann.  VIII.  p.  282.  AINOZ  Levezows 
Verz.  n.  855.  O  AINOS  M.  Etr.  de  Luc.  Bonap.  n.  1434.  [Musaeos, 
der  Athenische,  als  Schiller  der  Terpsichore  u.  der  Meledosa,  sehr  schones 
Vasengemalde,  Bull.  1845.  p.  219—223.  Und  dieser  vielleicht  eher  als 
Thamyris  zu  verstehn  Bull.  1840.  p.  54,  Rv.  Apollon.  Ob  der  Thrakische 
Sanger  mit  zuhorenden  Musen  im  Museum  zu  Neapel  Orpheus  oder  nach 
Ann.  VII.  p.  232  Thamyras  sei,  ist  ungewiss,  da  das  Gemalde  mit  den 
Namen  M.  d.  I.  II,  23  noch  dunkel  bleibt.] 


1  414.     Unter    den   Peloponnesischen  Helden   kennt  man 
Bellerophon  durch  den  Zusammenhang  mit  Pegasos   und 

2  Chimara.    Die  Danaiden  von  Argos  stellt  die  Kunst,  ganz 
der  urspriinglichen   Intention  des  Mythus  gemass,   als   eine 

3  Art  Nymphen  mit  Wassergefassen   dar.     Perseus  erscheint 
in   Kb'rperbildung   und   Costum    dem  Hermes    sehr  ahnlich; 
eine  spatre  asiatische  Kunst  suchte  ihn  durch  eine  mehr  orien- 

4  talische  Tracht   ihrer  Heimath   zu  vindiciren.     Pelops   hat 
eine  Lydo-Phrygische  Tracht  und  die  weichen  Formen,   die 

5  damit    verbunden  zu    sein   pflegen.     Den  Dioskuren,   die 
immer  sehr  viel  von  ihrer  gottlichen  Natur  behalten  haben, 
kommt  eine    vollig  tadellose  Jugendschonheit ,   ein    eben    so 
schlanker  wie  kraftiger  Wuchs,  und  als  ein  fast  nie  fehlendes 


[414]  Bellerophon,  Danaiden,  Perseus.  701 

Attribut  die  Halbeiform  der  Hiitte,  oder  wenigstens  ein  auf 
dem  Hinterhaupt  anliegendes,  um  Stirri  und  Schlafe  mit 
starken  Locken  hervortretendes  Haar  zu,  wie  es  an  der  Go- 
lossalgruppe  auf  Monte -Gavallo  wahrgenommen  wird.  Die 
Unterscheidung  des  Faustkampfers  Polydeukes  und  des  Kastor 
im  ritterlichen  Gostiim  findet  sich  nur  wo  sie  in  heroischer 
Umgebung  nicht  wo  sie  als  Gegenstande  des  Gultus ,  als 
die  Athenischen  Anakes  und  als  Genien  des  Lichts  in  seinem 
Auf-  und  Untergange  (wodurch  sie  auch  eine  Beziehung  auf 
menschliche  Lebensschicksale  erhalten),  dargestellt  werden. 

1.  Korinthischer  M.  Medeia  §.  412,  5.  Bellerophon  den 
Pegasos  reitend,  Gemme  bei  Hase  Leo  Diacon.  p.  271,  bandigend,  Tischb. 
Ill,  38,  [G.  M.  392]  auf  Korinthischen  Kupfer-M.  und  Denaren  der  g.  Tadia, 
G.  M.  390;  ihn  trankend,  G.  M.  391,  auf  Gemmen,  Stuart  III.  p.  43;  den 
niva^  TITVKTOS  des  Proetos  dem  Jobates  bringend,  Maisonn.  pi.  69.  vgl. 
G.  M.  392;  auf  dem  Pegasos  die  Ghimaera  bezwingend,  in  dem  Melischen 
Relief  §.  96.  N.  29,  Vasengem.,  G.  M.  393;  Korinthischen  M.,  Millingen 
Med.  in  2,  18,  Sardonix  von  Volci  Impr.  d.  I.  Ill,  9.  M.  der  g.  Gossutia; 
abgeworfen,  der  Pegasos  fliegt  zu  den  Olympischen  Ho'hen,  G.  M.  394. 
[Guigniaut  pi.  170,  618.]  Boettiger  Vasengem.  I.  S.  101.  [Guigniaut  Rel. 
de  1'antiqu.  pi.  157.  170-176.  —  1)  B.  nimmt  Abschied  von  Proetos,  von 
dem  er  den  Brief  empfangt,  die  Konigin,  die  den  B.  liebt,  sitzt  gegenfiber 
gedankenvoll ,  eine  Zofe  halt  einen  Schirm  fiber  sie,  Vase  im  Museum  zu 
Neapel  M.  d.  I.  IV,  21,  Longperier  Ann.  XVII.  p.  227;  an  einer  andern 
desselben  Museums  (Ser.  4.  n.  582),  wo  B.  den  Brief  empfangen  hat,  steht 
Stheneboea  hinter  dem  Gemahl  mit  zartlichem  Glfickwunsch.  auf  die  Reise, 
indem  sie  die  Arme  fiber  die  Brust  legt,  so  dass  sie  mit  einem  Finger 
den  Hals  berfihrt,  darunter  Jfinglinge  und  Madchen,  zwolf  Figuren,  Rv. 
Scenen  unter  Mannern  u.  Frauen;  das  Erste  ist  gerade  so  bei  Dubois 
Maisonn.  pi.  69  (nicht  B.  den  Brief  fibergebend  dem  Jobates),  wo  fiber 
die  Vase  u.  den  Ort  nichts  bemerkt  ist;  an  einem  Krater  aus  Apulien, 
aber  mit*  Nolanischer  Zeichnung ,  bei  dem  Englischen  Gesandten  Temple 
in  Neapel,  gibt  B.  das  Ross,  wie  immer,  neben  sich,  dem  mit  Vogelscepter 
thronenden  Konig  die  Hand,  Stheneboea  stehend  dem  B.  den  Abschieds- 
trank,  an  der  Kanne  ist  eine  Figur  gemalt,  Rv.  Amazonenkampf;  abge- 
kfirzt  reicht  nur  Proetos  dem  B.  zum  Abschied  die  Hand,  der  Brief  ist 
ausgelassen,  Tischb.  Ill,  38.  G.  M.  392  (weder  Bandigung  des  Pegasos, 
noch  Abschied  von  Jobates.)  2)  B.  von  Pegasos  begleitet,  begrusst  den 
Jobates,  zwei  Frauen,  von  denen  eine  eine  Cista  u.  eine  Lanze  tragt,  be- 
trachten  ihn  mit  Erstaunen,  Vase  von  trefflicher  Zeichnung  im  Bourboni- 
schen  Museum;  Bull.  1836.  p.  117,  wenn  nicht  vielleicht  auch  hier  der 


702  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [414] 

Abschied  von  Proetos  sich  herausstellt.  vgl.  Gab.  Durand  n.  247.  Rv. 
(die  andre  Seite,  so  wie  n.  246.  250.  317  Rv.,  wo  der  Pegasos  fehlt, 
scheinen  anderswohin  zu  gehoren.)  3)  B.  bekampft  die  Chimaera  am 
Amykl.  Thron,  am  Thron  des  Asklepios  in  Epidauros,  an  Metopen'des 
Delphischen  Tempels  u.  der  Nordseite  des  Parthenon,  an  Vasen,  archaisch 
angeblich  an  zweien  des  Prinzen  von  Ganino,  Gerhards  Rapporto  not.  419*, 
wovon  die  eine  jetzt  im  Pariser  Museum,  Dubois  Mais.  34,  sehr  plump, 
nur  den  B.  darstellt  den  Pegasos  treibend;  in  rothen  Figuren  Tischb.  I,  1. 
G.  M.  393,  Guigniaut  pi.  157,  617,  nur  Jobates  u.  Athene  zugegen;  bei 
Sant-Angelo  in  Neapel  nur  Athene  u.  ein  Krieger;  in  einer  Zeichnung 
E.  Brauns  B.  zwischen  der  sitzenden  Athene  u.  dem  stehenden  Poseidon, 
blickt  auf  die  Chimaera  herab  u.  halt  noch  die  Lanze  zum  Stiche;  an 
einer  Vase  im  Burbonischen  Museum  (Ser.  6.  n.  1342)  halt  er  die  Lanze 
gegen  die  Chimaera,  hier  mit  Lowen-  und  Ziegenkopf,  neben  einem  Baum, 
die  einen  gesunknen  Krieger  mit  den  Lowentatzen  fasst,  wahrend  fiinf 
andre  zu  beiden  Seiten  gegen  sie  kampfen,  Rv.  vier  nackte  Junglinge, 
Neapels  A.  Bildw.  S.  264;  Cab.  Durand  n.  248  an  einer  Sabinischen  Vase 
ist  B.  auf  dem  Pegasos  mit  Strahlen  umgeben  und  eine  Dioskurenmiitze 
ist  aufgehangt,  wie  auch  M.  d.  I.  IV,  21,  von  der  Chimaera  sind  nur  der 
Lowen-  und  der  Ziegenkopf  sichtbar,  Rv.  Sphinx  zwischen  zwei  Satyrn 
Ann.  d.  I.  X.  p.  274.  Figurenreiche  Compositionen  an  der  Vase  Lamberti, 
jetzt  in  Carlsruhe,  M.  d.  I.  II,  50,  Ann.  IX.  p.  219,  wo  die  Chimaera  drei 
Kopfe  hat,  u.  an  der  in  Berlin  n.  1022,  Gerh.  Apul.  Vasen  Tf.  8,  Relief 
an  einem  Grab  in  Tlos  §.  128*.  4)  Gegen  die  Feinde  des  Jobates  ficht  B. 
an  einem  nur  halb  erhaltnen  hohen  schmalen  Krater  auf  weissem  Fliigel- 
ross  mit  Schild  u.  Lanze,  von  den  fiinf  Kriegern  erreicht  einer  unter  ihm 
gebiickt  den  Bug  des  Thiers,  wahrend  ihn  ein  andrer  mit  seinem  Schilde 
deckt,  ilber  diesem  bedroht  ein  andrer  den  B.  mit  dem  Schwert,  die  zwei 
auf  der  rechten  Seite  fehlen,  ein  Schwan  beisst  bei  der  Hand  in  die  Lanze, 
unten  ein  Panther,  Rv.  Kampfer.  Kampf  gegen  die  Solymer  auch  Cab. 
Durand  n.  249.  1374?  5)  B.  nach  Argos  zuriickgekehrt ,  Krater  im  Bur- 
bonischen Museum,  mit  zwei  Lanzen  bewaffnet,  ist  vor  der  Thure,  worin 
Stheneboea  steht,  einen  Spiegel  in  der  Hand;  diess  das  Wiedersehn  nach 
Euripides,  Griech.  Tragodien  S.  780  f.  Tischbein  III,  39,  Ruckseite  des 
Abschied s  des  B.  von  Proetos  Tf.  38,  Stheneboea  erhebt  in  Verwundrung 
die  Hande,  da  der  Jimgling  wieder  vor  ihr  steht,  eine  Saule  driickt  den 
Palast,  ein  zielender  Eros  die  Liebe  der  Stheneboea  aus.  Boettiger  Kl. 
Schr.  II,  256  versteht  die  fruhere  erste  Ankunft  des  B.,  aBer  fur  die  ihm 
noch  fremde  Frau  ist  der  Empfang  des  Gastes  weniger  geeignet.  6)  B.  hat 
auf  dem  Pegasos  die  Liebende  entfiihrt,  um  seine  Tugend  noch  hoher  als 
die  alte  Fabel  that  zu  treiben,  die  Liebe  zu  ihm  zu  strafen  mit  Ersaufen, 
der  alten  Strafe  untreuer  Weiber;  kopfunter  ist  sie  schon  hinabgesturzt 


[414]  Bellerophon,  Danaiden,  Perseus.  703 

und  der  Ritter  halt,  auch  er  selbst  nicht  ungeriihrt,  die  Hand  vor  die 
Augen.  Die  in  Grossgriechenland  gefundne,  wahrscheinlich  Lucanische 
Vase  ist  vielfarbig,  wie  der  Flammentod  der  Alkmene  §.  411.  A.  2,  zwei 
Kalydonische  Jagden  u.  s.  w.  und  gehort  dem  Marchese  Rinuccini,  Inghirami 
Vasi  fitt.  I,  3.  Gr.  Trag.  S.  782.  7)  B.  trankt  den  Pegasos  an  einer 
Quelle,  nach  deren  Auffmdung,  wie  Hygin  P.  A.  II,  18  sagt,  er  sich  in 
den  Himmel  erheben  wollte,  (es  muss  ihm  der  Wahn  mitgetheilt  worden 
sein,  dass  eine  gewisse  Quelle  die  Kraft  habe,  so  wunderbar  zu  starken, 
vgl.  Griech.  Trag.  S.  787).  E.  Braun  Zwolf  Basrelief  Tf.  1.  8)  B.  vom 
Pegasos  abgeworfen,  auf  dem  oben  angefiihrten  geschnittenen  Stein,  nicht 
aber  Cab.  Durand  n.  249  Rv.  da  das  Pferd  nothwendig  gefliigelt  sein 
musste.  9.  Megapenthes,  der  Sohn  der  Stheneboea  will  den  vom  Pegasos 
auf  der  Fahrt  in  den  Himmel  herabgestiirzten  B.  ermorden  und  dieser 
wird  von  seinem  Sohn  Glaukos  gerettet.  Eins  der  Basreliefe  am  Tempel 
in  Kyzikos  Anthol.  Pal.  p.  63.  n.  15.]  Pegasos  von  den  Nymphen  ge- 
pflegt,  auf  Korinthischen  M.  und  Gemmen,  Thorlacius  de  Pegasi  mythol. 
1819.  Bartoli  Nason.  20.  vgl.  R.  Rochette  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  320,  auch 
§.  252.  A.  3.  Chimaera,  Etruskische  §.  172.  A.  3.  M.  von  Sikyon 
§.  132.  A.  1.  [Auf  einigen  hundert  Denkmalern,  bemerkt  Visconti  bei 
Clavier  Apollod.  II.  p.  522,  von  der  ehernen  in  Florenz  an,  geht  durch- 
gangig  der  Kopf  der  Ziege  aus  dem  Rucken  des  Thiers  hervor:  anders  die 
Dichter,  s.  Heyne  ad  Apollod.  p.  114.] 

2.  Argivischer  M.     Jo    §.    351.    A.   4.     Jo   auf  M.  von  Jotape 
Bull.  1835.  p.  188.   Die  Berliner  Vase  mit  Zeus  und  Jo  Gerhard  A.  Bildw. 
Tf.  115.'    Jo  und   Epaphos,    sehr  zweifelhaft,  M.   Borb.   IX,  48.    Statuen 
der  Danaiden  und  Aegyptiaden   auf  dem  Palatin,    Petersen  Einleitung 
S.  97.    Schol.  Pers.  II,  56.    [0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  22—30.]    Danaide 
aus  den  .Thermen  des  Agrippa  in  Berlin,  mit  orientalisirender  Haartracht 
und  schmerzlichem  Ausdruck ;  sie  hielt  ein  Gefass  vor  den  Schooss.  Aehn- 
lich    PCI.    II,    2.     Zu    jener    Gruppe    gehorte     wahrscheinlich    auch    die 
Anchirrhoe  (wahrscheinlich  Name  einer  Argivischen  Quelle  am  Erasinos) 
der  Blundeirschen  Sammlung ;  PCI.  III.  tv.  agg.  A,  9.  p.  73  [Clarac  pi.  750. 
n.  1828],   welcher  die  Statue  L.  73.     Bouill.  I,  87.     Clarac  pi.  324  sehr 
ahnlich  ist,   und  manche  andre.     [Kunstbl.  1839.    S.  211,    in  V.  Albani, 
Indicaz.    n.   434;    im  Palast   Altieri    in  Rom,    lebensgross,    in  Tegel  bei 
Berlin.]     Wagenkampf  urn   die   Danaiden?     G.    M.    385.     Vgl.    Gerhard 
Archemoros  S.  47  f.  [und  Notice  sur  le  vase  de  Midias  au  Mus.  Brit.  B. 
1840.    4.  und  in  den  Transact  of  the  Soc.  of  litter.  Sec.  Series  I.  p.  192. 
Der  Name  des  Malers  ist  namlich  zum  Vorschein  gekommen.]   Proetiden 
§.  363.   A.  2.    Danae  §.  351.   A.  4. 

3.  Perseus,  von  Pythagoras  mit  FKigelschuhen   gebildet,  wie  auf 
dem  Hesiod.  Schilde.    Auf  Gemmen  dem  Belved.  Hermes  §.  380,  5  sehr 


704  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [414] 

ahnlich,  Lipp.  I,  52  —  54.  Sehr  vollstandig  costumirt  auf  Pontischen  M., 
z.  B.  von  Amasia,  M.  SGlem.  25,  236.  Sich  beflugelnd  auf  dem  Scarabaeus, 
G.  M.  386.  Kopf  mit  der  Medusa  als  Helm,  Hochrelief,  Specim.  II,  44. 
vgl.  Hunter  N.  vett.  tb.  Ill,  9.  Perseuskopf  mit  Vogelkopf  als  Helm  Impr. 
d.  I.  Ill,  63.  [Kopf  des  P.  auf  M.  von  Siphnos  Mionnet  pi.  LI,  6.]  Levezow 
das  Gorgonenideal  B.  1833.  Der  Gorgonenkampf,  immer  als  Kopfung, 
in  alten  und  hieratischen  Reliefs  §.  90.  A.  2.  96.  N.  29;  auf  Vasen,  be- 
sonders  alterthiimlichen,  Micali  tv.  88,  5.  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  154 ;  [zwei  aus 
Vulci  bei  Gerhard  Auserles.  V.  II,  88.  89,  3.  4  u.  eine  Nolanische  Tf.  89, 1. 2] 
an  Glusinischen  Thongefassen,  Micali  tv.  22;  in  einer  Etr.  Bronze,  Gori  M. 
Etr.  I,  145;  an  einem  Dreifuss  (vgl  §.  361.  A.  5)  in  Diirand's  Sammlung. 
Oft  sieht  man  dabei  den  spiegelnden  Schild  der  Athena  (wie  in  dem  Gemalde 
Lukian  de  domo  25.  vgl.  Apollod.tl,  4,  2),  Combe  Terrac.  13,  auch  71  [?] 
Gori  M.  Etr.  1,31.  G.  di  Fir.  Intagl.  15,3.  G.  M.386***ff.  Asiatische  Darstellungs- 
weisen  auf  M.  von  Sinope  (Pers.  iiber  der  Medusa  stehend,  Rev.  Pallas  mit 
dem  Gorgoneion  auf  dem  Helm,  Neumann  N.  V.  II.  tb.  1,  1),  Kabera  (auf 
beiden  Pers.  mit  Phrygischer  Mutze  und  langer  Ghlamys)  und  Tarsos  (Pers. 
nackt).  Pers.  von  den  Gorgonen  verfolgt,  am  Kasten  des  Kypselos  und  in 
alten  Vasengem.,  Levezow  Gorgonen-Ideal  Tf.  2,  24.  Daher  die  alterthum- 
liche  Bronze,  Perseus  vierfliiglich,  arabeskenartig,  M.  Pourtales  40.  (Ker  nach 
Panofka.)  Pers.  mit  der  Harpe  laufend,  auf  dem  Rev.  des  Gorgoneion,  auf 
M.  von  Seriphos,  Cadalvene  Recueil  pi.  4,  27.  Perseus  das  Gorgoneion  mit 
Pallas  durchstechend,  Etr.  Spiegel,  G.  M.  386*,  [Gerhard  Etr.  Spiegel  II,  123? 
wo  auch  121  Perseus  allein  mit  Harpe  u.  Kibisis,  122  P.  mit  Menerva,  Aplu 
u.  vermuthlich  seiner  Schwester,  124  P.  u.  Menerva  mit  Inschriften],  uud 
dabei  riickwarts  gewandt,  Gemme,  M.  Flor.  34,  5.  Pers.  der  Pallas  das 
Gorgoneion  iibergebend,  Inghir.  Mon.  Etr.  I,  55;  Perseus  die  Gegnerin 
haltend,  Impr.  d.  I.  Ill,  15.  [P.  mit  dem  Gorgoneion  in  der  Hand,  Gampana 
Opere  di  plastica  tv.  56;  das  Ungeheuer  bekampfend  tv.  57.]  Vasengem. 
M.  Borb.  V,  51,  Maisonn.  46.  Pers.  Polydektes  das  Haupt  bringend,  wie 
in  dem  Gemalde  Paus.  I,  22,  6,  nach  der  andern  Seite  die  verfolgenden 
Gorgonen  und  Poseidon,  Millin  Vases  II,  3.  4.  vgl.  Millingen  Div.  3.  [Eine 
eigenthumliche  Vorstellung  an  einer  archaischen  Vase  ist  beschrieben  im 
Archaeol.  Intell.Bl.  1837.  S.  52.]  Pers.  Andromeda  vom  Felsen  herab- 
fuhrend,  schones  Relief  des  M.  Gap.  IV,  52,  wie  in  dem  Epigr.  bei  Brunck. 
II.  p.  172,  13  und  bei  Lucian  Dial.  D.  marin.  14.  Statuengruppe  in 
Hannover  (vgl.  Gott.GA.  1830.  S.  2013),  ganz  der  auf  M.  von  Deultum 
Cab.  d'Allier  pi.  3,  10  entsprechend,  Gruppe  in  Ikonium,  Petersen  Einleit. 
S.  129.  [P.  der  A.  das  Gorgoneion  im  Spiegel  der  Quelle  zeigend, 
viermal  Pitt.  d'Ercol.  Ill,  12.  M.  Borb.  IX,  39.  XII,  49-51, 
von  Guattani:  Memorie  V.  p.  67  Hermes  und  Nymphen  genannt; 
•vgl.  Ternite  zweite  Reihe  Heft  2.  Tf.  11.  Not.  1.]  Pers.  Dazwischen- 


[414]  Pelops,  Dioskuren.  705 

schenkunft,  Gori  M.  Etr.  I,  123.  Inghir.  Mon.  Etr.  I,  55.  56.  Gemalde 
von  Euanthes,  Achill.  Tat.  Ill,  7.  8.  vgl.  Lukian  de  domo  22,  Philostr.  I,  29 
und  Pitt.  Ere.  IV,  7,  61.  M.  Borb.  V,  32.  VI,  50.  IX,  39.  Gell  Pom'pej. 
pi.  42.  N.  Pomp.  pi.  67;  Vasengem.  R.  Rochette  M.  I.  pi.  41.  Pers. 
Schwerdt,  die  Harpe,  hat  auf  den  M.  von  Tarsos  und  manchen  Gemmen 
eine  grade  und  erne  krumme  Spitze. 

4.  Pisatischer  M.    Pelops  von  Poseidon  mit  dem  Viergespanne 
beschenkt,    Philostr.  I,  30.     Vielleicht  auch   auf  dem  Velletrischen  Relief 
§.  171.  A.  3.    Pel.  ein  Pferd  fuhrend,  auf  M.  von  Elis,  M.  SGlm.  9,  127, 
seine  Pferde  trankend,    auf  dem  schonen  Cameo,    Millin  M.  I.  I,  1.     Vor- 
bereitungen  zum  Wettkampf  mit  Oenomaos  am  Olympischen  T.,  Paus.  V,  10. 
Oenomaos  vor  dem  Wettkampf  der  Artemis  Alpheioa  opfernd,  interessantes 
Vasengem.,  Maisonn.  30.    Inghir.  Mon.  Etr.  V,  15.    Neapels  Ant.   S.  342. 
vgl.  d.  j.  Philostr.  9.    Pel.    neben   Hippodameia   auf   dem  Wagen,    (eine 
Prolepsis?)    Combe  Terrac.  34,  so  den  Oenomaos  besiegend,  Philostr.  I,  17. 
Pel.  u.  Oenom.  Apul.  Vase,  Gerh.  Archem.  Tf.  3.     [Grosse  Vase  von  Ruvo 
Ann.  d.  I.  a.  XII.  tv.  N.  0.  p.  171   von  Ritschl.  Bull.  1846.  p.  56.    Vaso 
di  Pelope  e  Mistilo  M.  d.  I.  IV,   30.    H.  Brunn   Ann.  XVIIL]     Pel.   und 
Oenomaos  Wettkampf  in  Etr.  Reliefs,  Uhden,  Schr.  der  Berl.  Akad.  1827. 
S.  211.    [Mus.  Gregor.  I,  95,  1];  als  Circusrennen  gefasst  aft  einem  Rom. 
Sarkophag  im  Vatican,   Guattani  M.  I.  1785.   p.  IX.    G.  M.  521*.    Relief 
des  L.  783.     Clarac  pi.  210.    Oenomaos  Todtung  durch  Pelops,,  an  Etr. 
Urnen,    Micali  tv.  105.   106.    vgl.  Uhden  ebd.   1828.   S.  233.    Rathgeber, 
Hall.  Encykl.  Ill,  II.   S.  99  ff.     Atreus   und  Thyestes,    Vatic.  Vase  bei 
Millingen  Div.   pi.  23.     Welcker  Zeitschr.  fur  AW.  1838.  S.  233.  Molio- 
niden?    Bull.  1834.  p.  46. 

Arkadischer  M.  Kepheus  §.  371.  A.  5.  Telephos  §.  410,  8 
(Herakles)  und  §.415  (Troischer  Krieg).  Atalanta  und  Hippomenes? 
Gruppe,  Maffei  Race.  96. 

[Mess en i scher  M.  Merope,  die  gegen  ihren  nicht  erkannten 
Sohn  Aepytos  das  Beil  schwingt,  zuriickgehalten  von  dem  Alten,  nach 
Euripides  im  Kresphontes.  G.  M.  614.  615.  Griech.  Tragodien  S.  835.] 

5.  Amyklaeischer  M.    Leda  §.  351.  A.  4.  Geburt  der  Dioskuren, 
G.  M.  522.    Raub  der  Leukippiden,  die  Apharetiaden  widerstehend,  PCI. 
IV,  44.  [G.  M.  523.  G.  Giust.  II,  438.  vgl.  Boettig.  Archaeol.  der  Mai.  S.  291  ff. 
[Campana   Opere    di   plastica   tv.  55.]     Das   Forttragen    der  Leukippiden 
ofter  auf  Etr.  Urnen,  in  Bezug  auf  Tod,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  75.   Figuren 
der   Diosk.,   ihre   Kopfe,    Sternenhute   u.  dgl.  von   M.,    G.    M.   524—29. 
Schoner   Dioskurenkopf,    Impr.   d.  Inst.  I,  8.    Als  Reiter   auf  vielen    M., 
Palmen  haltend,  mit  Beischrift,  auf  M.  von  Tarent,  Millingen,  Anc.  coins 
I,    12.    Auch  auf  Rom.  Denaren  gern  als  Reiter,  neben-  oder  auseinander 

0.  Miiller's  Archaeologie.     4.  Aufl  .  45 


706  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [414} 

reitend  (ihr  Loos  fuhrt  sie  nach  entgegengesetzten  Seiten).  Die  beiden 
Pferdebandiger  i'nnots  fiaQfiai^ovrs,  Iphig.  Aul.  1154  von  M.  Gavallo  — 
18  Fuss  hoch,  herrliche  Figuren  in  Lysippischen  Proportionen  [?]  in  Rom, 
wahrscheinlich  nach  Augustus,  nach  Griechischen  Originalen  ,gearbeitei,, 
die  Inschriften  ohne  Bedeutung,  die  Rosse  als  Parerga  behandelt;  fiber 
die  Aufstellung  Lettere  von  Ganova  und  P.  Vivenzio,  Sickler  Alman.  II. 
S.  247.  Tf.  19.  20;  sonst  Race.  11-13.  Piranesi  Stat.  4.  Morghen 
Princ.  25.  26.  Herausg.  Winck.  V.  S.  463.  VI,  II.  S.  73.  Meyer  Horen 
I,  II.  S.  42.  Wagner  Kunstbl.  1824.  N.  93  ff.  —  werden  besonders  an  der 
Haarbildung  als  Dioskuren  erkannt;  [Kunstmus.  zu  Bonn  S.  133  —  150. 
Fogelberg  Ann.  XIV.  p.  194.  Ruhl  Pferdebildung  antiker  Plastik  1846. 
S.  33.  46.  Der  Schwede  Fogelberg  so  wie  Tieck  in  Kuglers  Museum 

B.  1836.    St.  6  setzt  die  Kolosse  unter  Tiberius;  des  Phidias  alter  colossicus 
nudus  war  in  Rom].    Sehr  ahnliche  Figuren  auf  Gemmen,  Raponi  P.  gr. 
t.  5,  9  und  in  Reliefs,  z.  B.  R.  Rochette  M.  I.  pi.  72.    Die  Gapitolinischen 
Rossebandiger  sind  minder  vorziiglich;   Polydeukes  wird   hier  durch  Zeus 
Lockenhaar  und  Pankratiasten-Ohren  unterschieden.     Die  Rosseffihrenden 
Diosk.  in   dem  Relief  M.  Ghiar.  9   haben   fast  Phrygische   Mfitzen,   vgl. 
G.  di  Fir.  98  und  das  Waridgem.  M.  Borb.  IX,  36.     [Gabott  Stucchi  figur. 
tv.  2,  stehend  neben  den  Pferden,  uber  ihnen  Genien  mit  erhobener  und 
gesenkter  Fackel.]     Die  Athenischen  Anakes  als  speerbewaffnete  Junglinge 
um  einen  Altar  stehend,  Cayl.  VI,  47.     Gatal.  de  Ghois.  Gouff.  p.  34.  vgl. 

C.  I.  n.  489.    Aehnlich  M.  Nan.  234,  wo  ein  Halbmond  fiber  ihrem  Altar. 
In  Chlamyden  mit  Parazonien,    auf  einem  Sardonyx  als  Amulet,   Eckhel 
P.  gr.  28.    Als  bewaffnete  Junglinge  oft  auf  Etr.  Spiegeln ;  in  der  Heroen- 
gesellschaft,    Inghir.  II,  48.    G.  M.  409*,    unterscheidet  sich  Kastor  durch 
ritterlichen   Schmuck    von    dem    nackten   Faustkampfer   Polydeukes   (vgl. 
§.  412.  A.  1.    Statue  des  faustkampfenden  Pol.?    Bouill.  I,  1)  Polydeukes 
als   Faustkampfer,    Bronze   von    Paramythia,    P.   Knight  Specim.  II,   22. 
Castur  mit  Graburne,   Skarab.  Impr.  d.  I.  Ill,  5.    In  Etr.  Bronzen  z.  B. 
Micali  tv.  35,  13   mit  Schwanenkopfen  fiber  den  Hfiten  (so  zeigt  sie,  mit 
Beischriften ,   ein  Etr.  Spiegel   nach   Gerhard's  Mittheilung).     [Dioskuren 
Gerh.   Etr.  Spiegel  1 ,  45 — 54.   58.   59.]     Auf   Lampen   die   Diosk.   neben 
Hades  (§.  407.  A.  2),  Bartoli  II,  8;  bei  Darstellungen  der  Menschenschick- 
sale   als  Bezeichnungen   von  Auf-  und  Untergang,   §.  397.   A.  2  und  3. 
§.  400.  A.  1.    Als  Symbole  der  Diosk.  zwei   schlangemimwundene  Urnen 
auf  Lakedamonischen  M.,   N.  Brit.  8,  1.    Dank  eines  der  Seegefahr  Ent- 
ronnenen  bei    einem  Anakeion,    auf  einem  Relief  ausgedruckt,   welches 
1710  bei  Este  gefunden,   jetzt  in  Verona  (aus  dem  Museum  Silvestrium) 
1st,   wo  die  Diosk.  durch  Jfinglinge  mit  Eihfiten  und  zwei  Dioten  bezeich- 
net  werden.     Com.  Gam.   Silvestrii   Rhodigini  in  anaglyphum  Gr.  inter- 
pretatio   posthuma.    R.  1720.     Vgl.    Thiersch   Reisen   S.  70.    Die   sogen. 


[415]  Trojanischer  Heldenkreis.  7Q7 

Kabiren,    steife  Figuren   mil  Eihiiten,    nennt  man  auch  besser  Anakten, 
Ant.  Ere.  VI,  23. 

415.  Besonclers  beliebt  war  in  cler  alten  Kunst  der  1 
Mythenkreis  des  Trojanischen  Krieges,  und  grossere 
Zusammenfassungen  karnen  selbst  an  Fussboden,  an  Pokalen, 
an  Waffen,  wie  spater  auf  Relieftafeln ,  die  mit  ihren  klei- 
nen  Figuren  und  beigeschriebenen  Namen  eine  Art  antiker 
Bilderfibel  vorstellten,  vor.  Die  Kyklischen  Dichter,  welche 
die  Bias  einleiteten  und  fortsetzten,  wurden  dabei  eben  so 
benutzt  wie  Homer  selbst.  Die  alte  Kunst  charakterisirte  ei-  2 
nen  jeden  Haupthelden,  indem  sie  die  Ziige  der  Epik  mit 
der  Freiheit  und  Sicherheit,  die  ihr  eigen  war,  in  eine  Ge- 
stalt  zusammendrangte,  jetzt  erkennt  man  an  solchen  charakte- 
ristischen  Ziigen,  ausser  dem  Achill,  besonders  noch  den  Te- 
lamonischen  Aias;  und  doch  konnte  grade  in  einer  schon  im 
Alterthum  oft  wiederholten ,  hochst  bewundernswiirdigen 
Hauptgruppe  der  Ipwenartige,  gewaltig  zurnende  Aias  mit 
dem  ungleich  sanfteren  und  schwacheren  Menelaos  verwechselt 
werden.  Bei  Diomedes  ist  frische  aber  wenig  veredelte 
Heldenkraft,  bei  Agamemnon  em  wiirdevoller  koniglicher 
Charakter  zu  erwarten.  Unter  den  Troern  sind  Hektor 
und  Priamos  weniger  nach  ihrer  plastischen  Ausbildung 
bekannt,  als  Paris;  zu  dessen  weicher  Bildung  auch  eine 
schmuckreiche  Phrygische  Kleidung  passend  gefunden  wurde, 
wahrend  sonst  nur  untergeordnete  Figuren  diese  Asiatische 
Tracht,  die  Haupthelden  dagegen  durchaus  das  allgemeine 
Heroen-Costiim  tragen.  Von  den  Frauen  dieses  Mythen- 
kreises  sind  Helena,  die  Aphrodite  unter  den  Heroinen, 
und  Hekabe  voziigliche  Gegenstande  der  bildenden  Kunst 
geworden,  deren  von  Kummer  tiefgefurchtes  Gesicht  doch  die 
angeborne  Heftigkeit  und  Leiden schaftlichkeit  des  Gemuths 
nicht  verlaugnet. 

1.  S.  von  der  Mosaik  in  Hieron's  Schiffe  §.  163.  A.  6.  Scyphi 
Homerici  Sueton  Nero  47,  dahin  gehoren  die  von  Bernay  §.  311.  A.  5. 
Theodores  (gegen  01.  120)  bellum  Iliacum  pluribus  tabulis  Plin.  Ent- 
sprechende  Gemalde  aus  dem  sogen.  T.  der  Venus  von  Pompeji,  Steinbuchel 
Atlas  Tf.  VIII.  B.  C.  D.  [Das  Haus  des  tragischen  Dichters,  schicklicher 
das  Homerische,  s.  Ternite  zweite  Reihe  Heft  3.  Tf.  22.] 

Troischer  Krieg.     Tischbein's  Homer   nach  Antiken   gezeichnet; 


708  Mythoiogische  Gegenstande  der  b.  K.  [415J 

sechs   Hefte   von   Heyne,    drei   von   Schorn    commentirt.     Fr.   Inghirami 
G.   Omerica.    1827.    2    Bde.    —    Antehomerica.      Paris    Hirtenleben, 
Millingen  Div.  43.    Paris  und  Oenone,  Terrac.  bei  Millingen  Un.  Mon.  II,  18. 
Paris  Kampf  mit   den  Bruderh   und  Wiedererkennimg   dureh  Kassandra 
(nach    Sophokles    und    Ennius    Alexander)    auf    Etr.    Sarkoph.      Uhden, 
Schr.  der  Bed.   Akad.   1828.   S.  237.     R.  Rochette  M.  I.  pi.  51.    p.  256. 
[0.  Jahn  Telephos   und  Troilos  1841.    Mus.  Gregor.  I,  95,  4.]     Hermes 
bei  Paris,    Spiegelzeichnung  (in  Berlin),   G.  M.  535.     Die  .drei  Gottinnen 
vor  Paris  §.  378.  A.  4.    Menelaos  wirbt  um  Helena,    Spiegelzeichnung, 
Inghir.  II,  47.     [Gerhard  Etr.  Spiegel  II,  197.]    Agamemnon  und  Menelaos 
nehmen  Abschied  von  Helena,    bei  der  Paris  eingekehrt  ist,   Etr.  Spiegel, 
M.  I.  d.  Inst.  II,  6.     [Ann.  VI.  p.  183.  241.    Gerh.  Etr.  Spiegel  II,   181. 
N.  Rhein.  Mus.  I.   S.  416—420.]     Paris   gastliche  Aufnahme   bei   Helena, 
und   die  Heimfuhrung   der   Helena   durch  Paris   in   Priamos   Haus,    Rv. 
Der  gleichzeitige  Kampf  der  Dioskuren  mit  den  Apharetiaden ,    M.  Blacas 
pi.  30.  31,    Goetting.  Anzeig.  1835.   S.  1754.     [Wie  die  Braut  dem  Konig 
von  zwei  Lanznern,    so  wird  der  Brautigam,    gefolgt  von  seinen  Rossen, 
von  der  Konigin  empfangen.    In  den  Kyprien  feierte  Paris  nach  der  An- 
kunft  in  Troja  seine  Hochzeit;   wohl  mSglich,  dass  dies  gemeint  ist.     Ein 
yufios   des  Theseus   und   der  Antiope   in  Athen   wurde    oben   bemerkt.] 
Paris  kommt  zu  Helena,   Vasengem.,   Gerh.  Ant.  Bildw.  34.    (Protesilaos 
nach  Gerh.)    Eros  gewinnt  Helena  fur  Paris,  Millingen  Div.  42.    Helena's 
Raub,  auf  Vasen   von  Volci,   Ann.  d.  Inst.  III.    p.  153,    an  Etr.  Urnen 
haufig.    Tischb.  I,  4.   Vermahlung  §.  378.  A.  4.    Odysseus  und  Palamedes 
Ann.  d.  I.    VII.  p.  249.     Iphigeneia's    Opfer,    Uhden,    Schr.   der  Berl. 
Akad.  1811.  S.  74.    Timanthes  Bild  §.  138.  A.  3.    Gell  N.  Pompej.  pi.  46. 
[M.  Borb.  IV.  3.    Zahn  I,  19.     DAK.  I,  44,  206];    Ara  in  Florenz  (Kteo- 
p£vr]$  snout),    wo  Kalchas  ihr  die  Haare  abschneidet,    Agamemnon  sich 
verhullt  abwendet,  Lanzi  Op.  post.  I.  p.  330  f.    R.  Rochette  M.  I.  tv.  26,  1. 
p.  129  (anderserklart:  L'ara  d'Alceste,  P.  Pisani  incise.  1780);  Mediceische 
Vase,   Tischb.  V,   3.    G.  di  Fir.  St.  156.  157;   Etr.  Urnen,   Micali  70.  71 
(der  fruhern  Ausgabe),  R.  Rochette  pi.  26,  2  (dabei  der  Schlangenumwundne 
Omphalos);   [Braun   im  Giorn.  scientif.    di  Perugia  1840.    I.    p.  50—65; 
Antiquarium  zu  Mannheim  II.  S.  8 ;  Mus.  Gregor.  I,  9$,  5 ;  an  dem  grossen 
Sarkophag  von  Tarquinii  das.  96,  2,   wo  doch   eher  das  Opfer  der  Poly- 
xena  anzunehmen  ist,  neben  dem  Tode  des  Astyanax  96,  1.]     Vasengem., 
wo  die  Stellvertretung  der  Hirschkuh  schon  ausgedruckt  ist,  R.  Rochette 
pi.  26  b.    [Wandgemalde  Tf.  27.    0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  378-398. 
Ein  1835  entdecktes  Bildchen   bei  Zahn  II,  61    stellt  Iph.  dar,    welcher 
Kalchas  die  Spitze  einer  Haarflechte  abschneidet;   vor  dem  Thalamos  sitzt 
Achilles  in  Betriibniss,  unbartig,  mit  der  Lanze,  in  den  Mantel  geschlagen, 
abgewandt   und   vielleicht  Eros,    abgewandt  von  ihm,   entgegenstrebend, 


[415]  Ereignisse  des  Trojanischen  Kriegs.  709 

den  Arm  wie  zu  den  Gottern  erhebend.]  Aias  und  Teukros  Ab- 
schied  von  dem  Greise  Telamon,  Vasengern. ,  R.  Rochette  pi.  71,  2. 
Telephos  Kampf  mit  Achill,  Millingen  Un.  Mon.  I,  22?  Tel.  mit 
Achill's  Lanzenrost  geheilt,  Gemme  bei  Raponi  36,  3.  Spiegel  bei  Bian- 
coni  1.  Inghir.  II,  39.  [Nach  den  Inschriften  Pbiloktet  und  Machaon, 
wahrend  andere  Spiegel  die  Heilung  des  Teleph.  darstellen.  0.  Jahn 
Teleph.  und  Troilos  S.  8  f.  und  Archaeol.  Aufs.  S.  179  f.  Gerhard 
Etr.  Spiegel  II,  229.  Thaten  des  Telephos  0.  Jahn  A.  Aufs.  S.  164  ff. 
Telephos  in  Aulis  erkannt  ergreift  den  kleinen  Orestes  und  rettet  sich 
auf  den  Altar,  an  Etr.  Altaren,  0.  Jahn  Teleph.  und  Troilos  1841,  und 
an  gemalten  Vasen,  A.  Aufs.  S.  172  ff.  Auge,  Teuthras,  Aphrodite.] 
Patroklos  von  Achill  verbunden  §.  143.  A.  3.  Protesilaos  Tod  §.  143. 
A.  1.  Palamedes  und  Protesilaos?  wurfelspielend  (Eur.  Iph.  Aul.  109), 
Vasengem.,  s.  Panofka,  Hyp.  Rom.  Studien  S.  165.  vgl.  Ann.  d.  Inst.  III. 
p.  133.  Bull.  1832.  p.  70.  Aias  und  Achilleus  M.  d.  I.  II,  22.  Ann.  VII. 
p.  228.  Welcker  Rhein.  Mus.  III.  S.  600.  Monomachie  des  Achill 
und  Hektor  (nach  den  Kyprien?)  §.  143.  A.  2,  vgl.  Welcker  Ann.  V. 
p.  219.  [Aiax  und  Hektor?  Grotefend  Ann.  VII.  p.  220.  Achill  und 
Hektor  eilen  nicht  zum  Zweikampf,  sondern  sie  scheiden  daraus,  noch 
nachdem  er  aufgehoben  ist,  unwillig.  Sie  kampfen  aber  nicht  fiber 
die  Leiche  des  Troilos  (0.  Jahn  Telephos  und  Troilos  S.  90  f.),  die  nicht 
da  ist  und  was  iiberhaupt  kem  Zweikampf  ware,  sondern  um,  statt 
durch  eine  Schlacht,  den  Krieg  zu  entscheideri,  was  nur  in  die  Kyprien 
passt.  Tod  des  Troilos,  worauf  mehrere  unten  auf  Astyanax  bezogene 
Monumente  zu  deuten  sind,  0.  Jahn  Telephos  und  Troilos  S.  70  ff.  In 
den  Vasengemalden  ist  zu  unterscheiden  VerfoJgung  des  Tr.,  welche  an- 
fangend  mit  der  figuren-  und  namenreichen  Vase  des  Klitias  und  Ergo- 
timos,  wenigstens  fiinfzehn,  Ermordung,  welche  wenigstens  drei,  und 
Kampf  um  die  Leiche  des  Troilos,  welche  zwei  Vasen  darbieten.  Das 
Erste  ist  abgebildet  in  Gerhards  Vasen  des  k.  Mus.  Tf.  13,  6.  14.  20. 
E,  1.  3.  7.  10.  Auserles.  Vas.  I,  14.  Ill,  185.  Das  Andere  M.  d.  I,  34 
(von  dem  Vf.  handschriftlich  als  Tod  des  Achill  bemerkt  nach  Gampanari 
Bull.  1834.  p.  234  ff. ,  doch  mit  •  Verweisung-  auf  Rhein.  Mus.  III. 
S.  627);  0.  Jahn  Telephos  und  Troilos  Tf.  2,  Gerhard  Vasen  des  k.  Mus. 
Tf.  E,  5;  Auserles.  Vas.  Ill,  224—26;  das  Dritte  Gerhard  III,  223. 
Das  Erste  auch  an  Etr.  Urn.  Mus.  Chius.  tv.  25.  147;  Inghirami  M.  Etr. 
I,  83;  Vermiglioli  Iscriz.  Perug.  I.  p.  166;  Gpri  I,  13*.  Dempster  I,  68. 
Cavedoni  Indicaz.  per  il  Mus.  di  Catajo  p.  16.  n.  1.  p.  84.  n.  859;  Bull. 
1846.  p.  163,  wo  der  Sinn  verfehlt  ist;  auch  im  Museum  zu  Florenz 
und  an  einer  Camee  in  Mantua,  M.  Worsl.  tv.  30,  14  (Mailander  Ausg.)] 
Tod  des  Palamedes  von  einem  Vasengemalde  Welcker  Tril.  S.  469. 
Ztschr.  f.  AW.  1838.  S.  218.  Palamedes  I&3MJAJ  und  Philoktetes? 


710  Mythologische  Gegenstande  der  h.  K.  [415] 

Irnpr.  d.  I.  Ill,  32.     [Die  Heilung  des  Philoktet  1st  spater  als  der  Tod  des 
Palamedes.] 

Horn  eric  a.  Homerische  Scenen,  Erganzung  von  Inghirami  Gal. 
Omer.  Welcker  Hall.  ALZ.  1836.  n.  75  ff.  [jetzt  wieder  vielfach  zu  er- 
ganzen  auf  vielen  Punktenj.  Ilische  Tafel  im  M.  Gap.  IV,  68.  G.  M.  558. 
Tischb.  VII,  2:  die  Begebenheiten  der  Ilias  und  die  folgenden  bis  zur 
Auswanderung  des  Aeneas,  in  Bezug  auf  Rom.  als  Neu-Troja.  Zur  Er- 
klarung  Beger's  Bell.  Trojanum.  1699.  Welcker  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  227. 
Ein  Stiick  einer  ganz  ahnlichen  Tafel  bei  Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II. 
p.  346.  Inghirami  G.  Omer.  5;  anders  das  bei  Montfaucon  Suppl.  I. 
pi.  37,  2.  Maffei  M.  Veron.  p.  468.  Inghir.  6.  vgl.  Goett.  GA.  1834. 
St.  93  auch  §.  416.  A.  1.  Miniaturen  der  Ambrosian.  Handschr.  §.  212. 
A.  3,  wozu  Goethe  Kunst  und  Alt.  II,  3.  S.  99.  Casalische  Ara  des  T. 
Claudius  von  Faventia,  mit  Reliefs  aus  dem  Trojan.  Kriege  und  Roms 
Urgeschichte ,  Bartoli  Admir.  tb.  4.  Or.  Orlandi  Ragg.  sopra  un1  antica 
ara.  [F.  Wieseler  die  Ara  Gasali  Goett.  1844.  H.  Brunn  Berl.  Jahrb. 
1845.  I.  S.  71  f.]  Vignetten  in  Heyne's  Ilias.  —  [Kalchas,  geflugelt, 
Eingeweide  beschauend,  M.  Gregor.  I,  29,  5.  Gerhard  Etr.  Spieg.  II;  223.] 
Abholung  der  Briseis  §.  210.  A.  6.  M.  Borb.  II,  58.  [Briseis  und 
Achilleus,  mit  den  Namen  Gerh.  Vasen  III,  181.  184.]  Ruckfuhrung  der 
Ghryseis  zum  Chryses,  Pompej.  Gemalde,  M.  Borb.  II,  57.  [R.  Rochette 
M.  I.  pi.  "15.]  G.  Omer.  21.  Gesandtschaft  zu  A  chill,  R.  Rochette  M.  I. 
pi.  13.  M.  Borb.  IX,  12.  Neapels  Antiken  S.  242.  Der  kitharspielende 
AchilJ,  schone  geschnittene  Steine,  Bracci  II,  90.  G.  M.  567.  G.  Omer. 
99;  100.  Dolon's  (im  Wolfsfell)  Erlegung  und  Erbeutung  der  Rosse 
des  Rhesos  auf  Gemmen,  Tischb.  III.  G.  M.  570—74.  Impr.  d.  Inst. 
I,  80.  81  (wenn  nicht  Tydeus  mit  Melanippos  Haupt);  III,  35.  36  auch 
wohl  Tischb.,  IX,  5  (vgl.  G.  I.  5).  An  dem  Gefass  von  Bernay,  R.  Rochette 
pi.  52.  vgl.  p.  284.  Leprevost  Mem.  sur  la  coll.  de  Vases  ant.  de  Bernay. 
Dolon  im  Wolfsfell  von  JIOME4E2  und  OAYTEY  uberrascht,  Kylix 
von  Euphronios  M.  d.  I.  II,  10.  Ann.  VI.  p.  295.  [Here  besucht  den 
Zeus  auf  dem  Ida,  Metope  von  Selinunt,  Seradifalco  II,  33.  Gemalde 
M.  Borb.  II,  59.  Ternite,  zweite  Reihe  III,  22.  Leiche  des  Sarpedon, 
von  Tod  und  Schlaf  entfuhrt  Gerhard  Vasen  III,  221.]  Hektor  die 
Schiffe  sturmend,  auf  Gemmen,  Impr.  d.  Inst.  I,  82,  mit  Fackel, 
G.  Omer.  137;  Aias  Vertheidigung  136.  138.  G.  M.  575.  576.  Odys- 
seus unter  Aias  Schilde,  Tischbein  V.  Kampf  um  Patroklos  Leich- 
nam  §.  90.  A.  3,  Vasengemalde  G.  M.  580,  M.  der  Ilier,  n.  237.  Mionnet. 
Kampf  um  Patroklos  Leichnam  und  Versohnung  des  Achill  §.  143.  A.  1). 
[Gerhard  Vasen  III,  190.]  Antilochos  Botschaft,  schoner  Cameo, 
Tischbein  IX,  4.  G.  M.  584.  G.  Omer.  157.  vgl.  31  nach  Welcker 
Orest  und  Pylades  in  Taurien,  nach  dem  Basrelief  Grimani;  G.  M.  584. 


[415]  Ereignisrfe  des  Trojanischen  Kriegs.  711 

Mon.  Matth.  Ill,  34.  G.  Omer.  158.  Der  trauernde  Achill,  auf  Gemmen, 
M.  Flor.  II,  25,  3.  Wicar  III,  33.  G.  M.  566;  R.  Rochette  vign.  15,  1; 
Irnpr.  d.  Inst.  I,  78.  Ill,  37.  38.  39.  72.  vgl.  §.  372.  A.  7.  Rfickgabe 
der  Briseis,  G.  M.  587.  §.  311.  A.  5  (die  Wegholung  der  Briseis,  nach 
Lange  in  Welcker's  Zeitschr.  S.  490).  Achill's  Bewaffnung  durch  Thetis 
§.  402.  A.  3.  Achill  sich  die  Beinschienen  anlegend ,  Etr.  Gemme, 
G.  Omer.  183.  Impr.  HI,  73.  Apollon  am  Skaeischen  Thore  die  Troer 
rettend,  auf  Gemmen,  Gaylus  V,  53.  N^ter  Traite  34.  G.  Omer  73. 
A<!hill  zu  Wagen  in  Skamandros  Wellen  wiithend,  an  einer  Etr.  Urne, 
wo  Skamandros  als  ein  kleiner  Triton  erscheint;  an  einem  Sarkophag 
von  Sparta,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  59?  Hektor's  Abschied  von  Andro- 
mache, in  Volci.  Aias,  Hektor,  Aeneas,  kampfend  M.  d.  I.  II,  38,  Vase 
aus  Caere  mit  Namen,  Ann.  VIII.  p.  306.  [Hektor  zwischen  Priamos  und 
Hekabe,  die  ihm  den  Helm  aufsetzt;  der  Maler  Euthymides  HOFLOAIO, 
Gerhard  Vasen  III,  188,  Hektors  Abschied,  dieselben  Personen,  auch  hier 
mit  den  Namen,  Tf.  189;  Hektor  und  Achill  im  Kampf,  zwischen  ihnen 
Athene  Tf.  201 ,  Kampf  derselben  vor  der  Mauer  und  dem  Skaeischen 
Thor  Tf.  203,  zwischen  Athene  und  Apollon  Tf.  202  dreimal  und  Tf.  204. 
Kampf  bei  den  Schiffen  Tf.  197,  1.  Des  Patroklos  Schatten  fiber  einem 
Schiff  erscheinend  Tf.  198,  1.]  Seelenwagung  fiber  Hektor  und  Achill, 
Etr.  Spiegel,  Winckelm.  M.  I.  133.  Hektor1  s  Schleifung  §.  99.  N.  7. 
Bartoli  Admir.  4,  auf  Gemmen  (urn  die  Stadt),  M.  Flor.  II,  25,  1. 
G.  Omer.  204.  205.  Impr.  d.  Inst.  I,  85;  Bartoli  Luc.  Ill,  9;  Vase  von 
Bernay,  R.  Rochette  pi.  53.  Andromache's  Trauer,  schone  Gemmen, 
G.  M.  609.  G.  Omer.  246.  Patroklos  Leichenopfer  auf  der  Ciste  §.  173. 
A.  3.  [Rennspiel  um  sein  Grab  Gerh.  Vasen  lit,  198,  1.]  Hektor's 
Losung,  Vase  von  Volci,  (Achill  bartig  auf  dem  Ruhebette),  G.  Omer.  238; 
[Achill  auf  dem  Sessel,  bartig  bei  rothen  Figuren,  Gerh.  Ill,  197].  Relief 
von  Ephesos,  G.  Omer.  212;  andere  M.  Gap.  IV,  4.  G.  M.  589,  ent- 
sprechend  L.  206.  Bouill.  Ill,  53,  3.  Clarac  pi.  Ill;  auch  ziemlich 
L.  418.  G.  M.  590.  Bouill.  Ill,  54,  3.  Glarac  pi.  194;  'Gemme,  Guat- 
tani  1786.  p.  LXV;  Priamos  zu  Achilles  Ffissen  Impr.  Ill,  76.  77.  Mosaik, 
1823  zu  Varhely  im  Hunyader  Gomitat  entdeckt  (TlQiKfiog,  '  A%Lltevs, 
AvTOfifScov),  s.  Abbildung  von  zwei  alten  Mosaiken.  1825.  Die  Phryger 
mit  Krateren,  zwei  Farnesische  Statuen,  und  eine  ahnliche  PCI.  VII,  8 
sind  vielleicht  aus  einer  solchen  Gruppe  [knieend  um  eine  Last  zu  tiber- 
geben?]  Aufwagung  von  Hektor's  Leichnam  (nach  Aeschylos  Phrygern, 
Schol.  II.  XXII,  351)  an  dem  Silbergefass  von  Bernay,  R.  Rochette  M.  I. 
pi.  52.  [Hektors  Bestattung,  Winckelmann  M.  I.  136,  dazu  das  fehlende 
Stuck  in  Palast  Golonna,  E.  Braun  A.  Marmorw.  I,  9  a.  b.] 

Posthomerica.     Die   Amazonen    nach    Hektor's    Tode    zu 
Priamos  kommend,  daher  in  den  Reliefs  Winckelm.  M.  I.  137.    G.  M.  592, 


712  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [415] 

und  Winckelm.  138.  G.  Omer.  244.  Andromache  mil  der  Urne  dabeisitzt. 
[So  an  einer  Amphora  von  Vulci  mit  der  Schleifung  des  Hektor  auf  der 
andern  Seite  die  Ankunft  der  Amazonen,  Gerhard  Auserles.  Vas.  Ill,  199.] 
Verbindung  der  Ilias  und  Aethiopis.  Cameo,  G.  M.  591.  Schlacht, 
G.  M.  580.  Penthesileia's  Tod  ('A%iUEvs  ave%(ov  av-cfjv,  Paus.  V,  11,  2), 
in  Gemmen,  M.  Flor.  II,  33,  2.  3.  Impr.  d.  Inst.  I,  86;  an  Sarkophagen, 
PCI.  V,  21.  Winckelm.  M.  I.  139.  G.  M.  595;  Bouill.  Ill,  52.  Glarac 
pi.  112;  R.  Rochette  24  (mit  s^pucraler  Beziehung);  Bellori  Luc.  Ill,  7.  8; 
Tischbein  Vasen  II,  5;  M.  d.  I.  II,  11.  Penthesileas  Tod?  Spiegel  Ait 
den  Namen,  Archaeolog.  Intell.-Bl.  1835.  N.  2.  [E.  Braun.  Beide 
Kampfer  eisenbekleidet,  ahnlich  im  Styl  der  Gruppe  auf  dem  Boden  der 
Schale  des  Sosias.  Gerhard  Etr.  Spiegel  II,  233.  Ach.  ziickt  hier  das 
Schwert  auf  P.  wie  er  sie  in  der  Kylix  M.  d.  I.  II,  11  mit  dem  Speer 
durchbohrt.  Eben  so  Gerh.  Vasen  III,  206,  wo  die  Namen  beigeschrieben 
sind.  Das.  Tf.  205  kampfen  sie  iiber  einer  gesunkenen  Amazone]  auf 
Gontorniaten  mit  Beischrift.  Mem  no  n  kommt  nach  Ilion,  Millingen 
Un.  Mon.  I,  40.  Priamos  [eher  Memnons]  Wagen,  von  einem  Aethiopen 
gefiihrt,  Relief,  M.  Borb.  VI,  23.  Antilochos  todt  auf  Nestor's  Wagen 
gehoben,  Etr.  Urne,  Tischbein  Homer  I,  6.  G.  M.  596.  vgl.  Philostr.  II,  7. 
Kampf  Memnon's  rnit  Achill,  in  Volci  (iiber  Antilochos  Leichnam,  Eos  und 
Thetis  dabei) ;  Ann.  Ill,  p.  154 ;  §.  99.  N.  9 ;  G.  M.  597  (die  Psychostasie) ; 
Millingen  Div.'  49;  Zoega  Bass.  55  (wo  Eos  sie  trennen  will).  Psycho- 
stasie auf  Vasen  M.  d.  I.  II,  10  b.  Zeus,  Hermes  wagend,  eine  Gottin, 
[Ach.  und  Memnon  kampfend,  Thetis,  Eos,  mit  den  Namen  Gerhard 
Vasen  III,  205,  3  u.  204,  auf  der  ersten  iiber  der  Leiche  des  Antilochos, 
auf  der  andern  ohne  diese;  ohne  die  Leiche,  mit  den  Gottinen  und  je 
einem  Kampfgenossen  211;  iiber  der  Leiche  zwischen  Sphinxen  220; 
vielleicht  auch  an  der  Amphora  aus  Veji,  Ganina  1'ant.  Veji  tv.  36.  37, 
Kampf  iiber  einer  Leiche  zwischen  zwei  weiblichen  Figuren,  die  eine  mit 
einem  rothen,  die  andre  mit  einem  schwarzen  Ringel,  nach  p.  78  Krauze 
den  Sieger  zu  kranzen,  Rv.  ein  Kriegswagen,  vier  Paare  Mann  und  Frau. 
Thetis  und  Eos  flehen  den  Zeus,  mit  den  Namen,  Vase,  R.  Rochetto 
Peint.  de  Pomp.  p.  5,  ohne  die  Namen,  mit  Athene,  Spiegel  Mus.  Gregor. 
I,  31,  1.  Doch  fur  die  Poesie,  wie  fur  den  ganzen  Troischen  Kreis  sind  die 
seither  bekannt  gewordenen  Denkmaler  zu  zahlreich,  als  dass  sie  fiiglich 
einzeln  nachzutragen  waren.]  Troilos  von  Achill  beim  Altar  des  Thym- 
braeischen  Apoll  getodtet,  Ann.  III.  p.  153,  im  Tempel,  Maisonn.  14.  Die 
Troaden,  dem  Troilos  Leichenopfer  bringend,  Millingen  Div.  17.  [Troilos  zu 
den  Antehom.]  Uluche  und  Achle,  Skarab.  vgl.  Welcker  Zeitschr.  f.  AW. 
1836.  N.  12.  [Der  Streit  zwischen  beiden  nach  Odyss.  VIII,  72.]  Achil- 
leus  in  die  Ferse  verwundet,  Impr.  d.  Inst.  I,  87  (alterthumlich)  88—91. 
Ill,  40.  78.  G.  M.  601,  an  einem  Silbergefasse,  R.  Rochette  pi.  53;  von  Aias 


[415]  Ereignisse  des  Trojanischen  Krieges.  713 

beschutzt,  Impr.  84,  von  Aias  weggetragen,  Etr.  Gemme,  G.  Omer.  13. 
G.  M.  602.  Vase  von  Volci,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  68,  1.  Kampf  fiber 
AchilFs  Leichnam,  Volcent.  Vasengem.,  M.  I.  d.  Inst.  I,  51.  vgl.  Hirt, 
Ann.  V.  p.  225;  Gemme,  G.  M.  581  (wo  der  Leichnam  eben  so  an  einem 
Sell  gezogen  wird).  AcbilFs  Tod,  im  Beisein  des  Neoptolemos,  Vasengem. 
von  Volci,  Ann.  III.  p.  154.  Aehill's  Zng  nach  den  seligen  Inseln  §.  402. 
Ach.  u.  Helena  von  den  Moren  vermahlt,  Gruppe  auf  der  Insel  Leuke, 
Philostr.  Her.  16.  Streit  urn  die  Waffen  §.  311.  A.  5.  G.  M.  629.  G. 
Omer.  110.  Romisches  Basrelief  M.  d.  I.  II,  21.  K.  Meyer  Ann.  VIII. 
p.  22.  Andre  Denkmaler  p.  25.  26.  Odysseus  mit  Achills  Waffen  Impr. 
d.  I.  Ill,  42.  Od.  VAIS  bewaffnet  III,  43.  Der  zornige  Aias  von  Timo- 
machos  §.  208.  A.  2,  Tab.  Iliaca,  Paste  bei  Tischb.  VII,  6.  vgl.  Libanios 
IV.  p.  1091,  Erzstatue  des  wahnsinnigen  Aias.  Aias  Selbstmord  M.  d.  I. 
II,  9.  Ann.  VI.  p.  272.  Philoktetes  in  Lemnos  verlassen,  Zoe'ga  Bass. 
54,  die  Wunde  mit  einem  Geierfliigel  fachelnd,  Gemme  (BOH&OY) 
G.  Omer.  51.  G.  M.  604;  Impr.  d.  I.  Ill,  83,  mit* Odysseus  u.  Neoptolem 
(nach  Sophokles)  auf  Etr.  Urnen,  R.  Rochette  pi.  54.  55.  G.  Omer.  49. 
Palladienraub.  Levezow  iiber  den  Raub  des  Pall.  1801.  Millin  Enleve- 
ment  du  Pall.  1812.  G.  M.  562-65*.  Er  findet  sich  in  alien  Momenten, 
auch  des  Streites  mit  Odysseus,  auf  Gemmen;  noch  zu  erklaren  1st  die 
Vorstellung  M.  Flor.  II,  31,  1.  G.  di  Fir.  Int.  25,  2  (s.  indess  R.  Rochette 
M.  I.  p.  200);  auf  Vasen,  Millin  I,  14  (wo  der  Raub  der  Fahrt  nach 
Leuke  gleichzeitig  gesetzt  wird)  und  Millingen  Un.  Mon.  I,  28  (wo  Diomed 
und  Odyss.  zwei  Palladien  rauben,  wie  auf  einem  Terracotta -Relief  in 
Berlin,  und  nach  Ptolem.  Heph.  bei  Photius  p.  148  B.);  Ann.  d.  Inst.  II. 
p.  95.  tv.  d.?;  R.  Rochette  M.  I.  pi.  53.  56?  Palladienraub  auf  Vasen 
von  Ruvo,  Intel!,  der  Hall.  LZ.  1837.  n.  30.  Od.  bei  dem  Palladienraub 
Impr.  d.  I.  Ill,  80.  Od.  und  Diomedes?  Ill,  79.  Diomeds  Palladienraub 
und  Od.  mit  Namen  bei  Helena  EA.  Vasengem.  M.  d.  I.  II,  36.  Ann. 
VIII.  p.  295.  [Griech.  Trag.  I.  S.  147  f.  0.  Jahn  in  Schneidewins  Philo- 
logus  I.  S.  55.  Eine  Vor-  oder  Zwischenscene  stellt  eine  Vase  vor  in 

0.  Jahn's  Vasenbildern  Tf.  3.] 

I  lion's  Untergang  §.  134.  A.  3.  Gemalde  beschrieben  von 
Petron.  89.  Hauptgruppen  an  einem  Helm,  Neapels  Ant.  S.  216.  Sinn- 
reich  in  der  Fi^ur  einer  Trojanerin  dargestellt,  Libanios  p.  1093. 
Epeios  nebst  Hephaestos  arbeitet  das  Trojan.  Pferd,  Etr.  Spiegel,  Micali 
tv.  48.  Einbringung  des  holzernen  Pferdes,  an  einer  Vase  von  Volci,  in 
Reliefs,  Harm.  Oxon.-I,  147;  an  Etrusk.  Urnen,  R.  Rochette  pi.  57, 

1.  2;   Pitt.   Ere.  Ill,   40.    vgl.  §.  335.  A.  9.    Die  aussteigenden  Helden, 
G.  M.  606.    Laokooh  §.   156.    Der   Frevel   an  Kassandra,   auf  Vasen 
(Bottiger   und   Meyer   fiber   den   Raub   der  Kassandra.    1794;,   besonders 
Laborde  II,  24.    Maisonn.  pi.  15.    R.  Rochette  pi.  60.  66  (zugleich  andre 


714  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [415] 

fliichtende  Frauen  und  Greise);  auf  Spiegeln,  bei  R.  Rochette  20.  vgl. 
p.  321;  Gemmen,  M.  Worsl.  IV,  23.  Impr.  d.  Inst.  I,  92.  (Kassandra 
nach  der  Entehrung,  M.  Flor.  II,  31,  2);  Reliefs,  L.  288.  Winck.  M.  I. 
144-  Clarac  pi.  117.  (vgl.  Ann.  d.  Inst.  V.  p.  158),  Gerhard  Ant.  Bildw.  27 
(ahnlich  der  knieenden  Maenade  §.  388.  A.  3).  Priamos  Todtung  Mon. 
de'  conti  Giusti,  Verona  tv.  3.  [Gerhard  Vasen  III,  213.  u.  Pyrrhos 
schleudert  gegen  ihn  den  getodteten  Astyanax  Tf.  214.]  Astyanax  am 
Altar  des  Thimbraeischen  Appollon  getodtet,  Vase  von  Volci,  M.  I.  d. 
Inst.  34.  vgl.  Ambrosch  Ann.  III.  p.  361.  (Troilos  Tod?  Welcker  Ann.  V. 
p.  253.)  [§.  99.  A.  3,  10].  Fames.  Statuengruppe  (sog.  Gommodus), 
Gavaler.  I,  29.  R.  Rochette  pi.  79.  Hektor,  der  dem  Achill  die  Leiche 
des  Troilos  entrissen,  nach  Welcker  Zeitschr.  f.  Alterth.  1834.  S.  54). 
Mosaik  von  Tivoli,  R.  Rochette  p.  325.  Astyanax  Bestattung?  G.  M.  611. 
Hekabe  (des  Euripides)  u.  Polymestor  M.  d.  I.  II,  12.  Ann.  VII.  p.  222. 
[Auswandrung  des  Aeneas  Gerhard  Vasen  III,  215—217  u.  sehr  oft  auf 
Vasen.]  Polyxena's  "Opfer,  ofter  gemalt,  Paus.  X,  25.  Auf  der  Giste 
von  Praeneste.  wo  zugleich  Astyanax  geopfert  wird,  §.  173.  A.  3.  Statuen- 
gruppe, Libanios  p.  1088.  Walz  Rhet.  I.  p.  395.  Stoschische  Gemme 
(Psyche  des  Achill  dabei),  Winck.  M.  I.  144.  Menelaos  mit  der  Helena 
versohnt,  Tischb.  V.  (Vasen  IV,  50)  und  Millingen  Un.  Mon.  I,  32. 
Aias  des  Lokrers  Untergang,  ein  Gewittergemalde,  vielleicht  nach 
Apollodoros,  Philostr.  II,  13.  Andromache  als  Gefangne  Wasser 
tragend  (nach  II.  XI,  457),  auf  M.  von  Larissa,  bei  Leake.  Aethra  §.  412. 
A.  1.  Streit  der  Atriden?  Millingen  Vases  I,  66.  Welcker  Zeitschr.  f.  AW. 
1836.  n.  29. 

2.  Im  Alterthum  kannte  man  Odysseus  anb  rov  orgvcpvov  noti 
iyQrjyoQoros,  Menelaos  TOV  rjfjiEQov,  Agamemnon  rov  tv&sov,  Tydeus 
durch  die  £ltv&sQicc,  Aias  Tel.  das  fikocvgov ,  Aias  0 ileus  S.  das 
sroifiov,  Philostr.  II,  7.  —  Die  erwahnte  Gruppe  des  Aias  u.  Patroklos 
existirt  als  Pasquino  in  Rom  (anonyme  Abhandlung  von  Gancellieri  iiber 
Marforio  und  Pasquino,  Fiorillo  im  Kunstbl.  1824.  N.  47),  zu  Florenz  im 
Pallast  Pitti  und  auf  Ponte  Vecchio  fMaffei  Race.  42.  Tischb.  Horn.  V.) 
[Glarac  pi.  825.  n.  2084]  treffliche  Fragmente  aus  'Hadrian's  Villa  bei 
Tibur  im  Vatican,  PG1.  VI,  18.  19,  namlich  Aias  Kopf  und  Patroklos 
Beine  und  Schulter  mit  der  Speerwunde.  Ein  ganz  ahnlicher  Kopf  bei 
Egremont  Spec.  54,  auch  Brit.  M.  2,  23.  vgl.  Morghen  Princ.  5.  Was 
bei  Tischb.  I.  V.  als  Agamemnons-  und  Menelaos-Kopf  abgebildet  ist,  ist 
eigentlich  derselbe.  Die  Gruppe  auch  auf  einer'  Gemme  bei  Mariette, 
Millin  Vases  I,  72,  4.  vgl.  G.  Omer.  150.  Der  den  Leichnam  rettende 
Held  entspricht  nur  dem  Telamonischcn  Aias,  und  die  Handlung  ist  den 
Bedingungen  der  plastischen  Kunst  gemass  mehr  concentrirt  als  bei 
Homer;  derselbe  Held  schutzt  und  tragt  fort.  Aias  und  Patroklos? 


[415]          Ereignisse  u.  Hauptfiguren  des  Trojanischen  Krieges.  715 

Vasengemalde  M.  d.  I.  II,  11.  [Gewiss  Aias  und  Achilles,  wie  auch 
Ann.  VI.  p.  297  erklart  ist.  Und  diese  stellt  auch  die  beriihmte  Marmor- 
gruppe  dar,  s.  Kunstmuseum  zu  Bonn  1841.  S.  75—80.  Gerhard  (fiber 
dies  Buch  Preuss.  Staatszeit.  1841),  indem  er  iibrigens  von  diesem  Aus- 
weg  angesprochen  wurde,  fand  nur  noch  in  der  Verwundung  des  Achilleus 
am  Knochel  Schwierigkeit.  Allein  diese  beruht  nicht  auf  alter  Erfmdung, 
und  war  darum  nicht  allgemein  zu  berucksichtigen.  Auf  M.  BPETTI&N 
ist  derselbe  schone  Kopf.  Rv.  Athene,  Nike  und  eine  Tropaee  u.  a.] 
Diomedes  Kopf,  Tischb.  III.  aus  dem  PCI.,  ist  zweifelhaft.  Im  Britt. 
Museum,  Specim.  II,  30.  Auf  den  Gemmen  hat  er  die  Ghlamys  fast 
immer  auf  Aetolische  Art,  §.  338.  A.  4,  um  den  1.  Arm  gewickelt. 
Hektor  auf  ^Ilischen  M.,  N.  Brit.  9,  18.  19.  Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II. 
pi.  38.  Pedrusi  V ,  17,  3.  Mionnet  Suppl.  V.  pi.  5 ,  1 ,  auf  einem  Vier- 
gespann,  Nike  auf  der  Hand,  vgl.  Philostr.  Her.  2,  10;  als  Hoplit  auf  M. 
von  Ophryneion,  Gab.  d'Allier  pi.  13,  12;  sein  bartiger,  behelmter  Kopf, 
pi.  13,  11.  Priam os  thronend,  M.  von  Ilion,  Gab.  d'Allier  pi.  13.  8; 
mit  seinem  Namen,  Maisonn.  Vases  63.  Gemmenkopfe,  Lipp.  I,  II,  1 — 3. 
Paris  am  T.  von  Aegina  §.  90.  A.  3.  im  Phrygischen  Gostiim  (seine 
weiten  und  bunten  Beinkleider  und  goldnen  Halsschmuck  erwahnt  schon 
Eurip.  Kykl.  182}  mit  dem  Apfel  in  der  Hand,  sitzend.  PG1.  II.  37.  Race. 
124.  Altemps,  Piran.  24;  stehend,  Guatt.  M.'I.  1787.  p.  37  (aber  PCI. 
Ill,  21  als  Mithrischer  Diener  erklart).  Kassler  Statue  (Atys,  Ganymed?), 
Welcker's  Zeitschr.  S.  181.  Schone  Paris-Biisten  in  Walpole  Travels 
(von  Tyrus);  Guattani  1784.  p.  76;  M.  Nap.  II,  57.  [Parisstatue  aus 
Guattani  Clarac  pi.  827.  n.  2085,  die  Vaticanische  sitzende  pi.  829.  n. 
2078,  eine  schone  stehende  bei  Smith  Barry  pi.  833.  n.  2077  A.,  eine 
atmliche  im  Museum  zu  Neapel  pi.  833  G.  n.  2081  B.,  die  in  Dresden 
pi.  828.  n.  2076,  eine  sitzende  in  Berlin  pi.  833.  n.  2082,  die  der  Samm- 
lung  Torlonia  II,  45.  pi.  827.  n.  2077,  eine  stehende  derselben,  I,  38. 
pi.  828.  n.  2079,  drei  andre  pi.  830.  Stehend  ist  Paris  auch  im  Pallast 
Landsdowne  in  London,  die  rechte  Hand  auf  die  Stiitze,  die  linke  unter 
der  Hufte  aufgesetzt,  das  rechte  Bein  iibergeschlagen ,  sinnend  seitwarts 
blickend,  fein  aufgefasst.  Kopfe  sind  haufig,  Specimens  II,  17,  mehrere 
in  England.  Die  schone  Gemme,  welche  Natter  besass,  Winckelm.  N.  42 
ist  nach  Zoega  Bass.  I.  p.  98.  u.  Visconti  M.  PioGl.  VII.  p.  99.  Attys, 
nach  R.  Rochette  I.  des  Sav.  1831.  p.  340  von  Natter  selbst,  Yz/POT, 
wie  bei  einer  Wiederholung  desselben  Werks  beigefugt  sei.  Skarabaeus 
APIZ,  den  Bogen  spannend,  Guattani  1784.  p.  88.  tv.  3.  Kopf  des 
Aeneas  auf  einer  Makedonischen  M.  des  Franzosischen  Cabinets,  R. 
Rochette  Nouv.  Ann.  I.  Lettre  a  Mr.  Grotefend  p.  36.]  Helena;  Erz- 
statue,  die  Haare  bis  zu  den  Huften  wallend,  Niketas  de  stat.  9;  im 
dflnnen  Chiton  der  Aphrodite,  mit  flatterndem  Obergewande  an  der  Halle 


716  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [416] 

von  Thessalonike ,  Stuart  III,  9,  7.  EL1NA  in  altetruskischem  Styl 
gefliigelt,  Eckhel  P.  gr.  40.  Toilette  der  Helena  (bei  Polygnot)  auf  Vasen, 
R.  Rochette  M.  I.  pi,  49  A.  Die  Troischen  Greise,  welche  die  Helena  an- 
staunen,  II.  Ill,  154,  Relief  in  Miinchen,  s.  Thiersch,  Jahresber.  der  Akad. 
II.  S.  60.  Hekabe,  Statue,  M.  Gap.  Ill,  62,  nach  Winck  und  R.  Rochette 
p.  312  [vielleicht  eine  klagende  Barbarenfiirstin ;  eine  ahnliche  Figur  ist 
an  dem  Sarkopbag  Amendola  im  Capitol.]  Biiste  in  V.  Albani  pi.  57  A. 
Agrigent.  Vase  ebend.,  Hekabe  in  die  Gefangenschaft  gefiihrt.  Vgl.  Bartoli 
Pitt.  27. 

1  416.     Besonclers  fein  hat  die  alte  Kunst   den  Gharakter 
des  Odysseus   ausgebildet,  jedoch  in  der  Gestalt,  in  wel- 
cher  wir  ihn  kerinen,  wahrscheinlich  erst  zu  Alexander's  Zei- 
ten;    die  konische    Mutze    und    der   hochgeschiirzte    Chiton, 
welche  zur  Schiffertracht  gehorten,  so  wie  der  mehr  kraftige 
als  svelte  Gliederbau  geben  ihm  ein  Ansehn  von  entschiedener 
Tiichtigkeit  und  reger  Gewandtheit ;  natiirlicher  Verstand  und 
gereifte   Erfahrung    sprechen   aus    den    Zugen   des    Gesichts. 

2  Orestes,   welcher  ohne  Zweifel  in  Hauptwerken   der  alten 
Kunst   durch  das  verdiisterte  Ansehn  des  fluchtigen  Morders 
scharf  charakterisirt  wurde,  wird  in  den  Kunstdarstellungen, 
welche  wir  besitzen,  nur  an  den  aussern  Attributen  des  Blut- 
befleckten  und  Schutzflehenden  erkannt. 

1.  Odysseus  Tracht,  R.  Rochette  M.  I.  III.  Odysseide,  namentlich 
das  mUov  (§.  338.  A.  2.  Gato  beim  Polyb.  XXXV,  6)  soil  ihm  erst 
durch  Nikomaehos  (§.  139)  urn  01.  110  gegeben  sein,  Plin.  XXXV,  36, 
22 ;  andre  Nachrichten  (Eustath.  u.  Schol.  zu  II.  X,  265)  nennen  Apollodor, 
01.  93,  als  den  Erfmder  des  Odysseus-Hutes;  sicher  .ist,  dass  die  Vasen- 
gemalde  ihn  im  Ganzen  nicht  kennen.  Eine  Ausnahme  bei  R.  Rochette 
pi.  64.  Dagegen  erscheint  Od.  wenigstens  mit  einem  ahnlichen  Bute  auf 
der  ziemlich  alten  Etr.  Gemme,  Ingh.  G.  Omer.  176.  Auf  Denaren  der 
g.  Mamilia  Od.  in  seinem  gewohnlichen  Gostum  mit  dem  Hunde  Argos, 
Eckhel  D.  N.  V.  p.  242.  Morelli  Mam.  1.  2.  Schone  Biiste  bei  Lord 
Bristol,  Tischb.  II,  1.  Auf  einem  Cameo ,  Millin  M.  I.  I,  22.  Auf  M.  von 
Ithaka,  bei  Bosset  (G.  M.  639*),  u.  Cumae,  bei  R.  Rochette  p.  253.  —  Die 
Scenen  der  Odyssee  ziemlich  vollstandig,  Tischb.  II.  IV.  VI.  VIII.  G.  M. 
627—42.  Fragment  einer  Tafel,  wie  die  tab.  lliaca  (Od.  bei  der  Kirke), 
G.  M.  635.  —  Od.  affektirte  Raserei,  Lukian  de  domo  30.  Od.  Abenteuer 
zur  See,  Mosaik  im  braccio  nuovo  des  Vatican,  Beschr.  Roms  II,  II. 
S.  89.  Polyphem  mit  einem  Genossen  des  Od.  unter  den  Fiissen, 
Gruppe  im  Capitol,  [Clarac  pi.  835.  n.  2091]  ahnliche  Bronze  bei  £r. 
Pourtales,  R.  Rochette  pi.  62,  2.  Od.  Polyphem  den  Becher  reichend, 


[416]  Odyssee,  Qrestee.  .  717 

Mich.  Arditi  Ulisse  che  —  si  studia  dMmbriacar  Polii'erno,  illustr.  -di  un 
bassor.  in  marmo  del  M.  Borbonico.  N.  1817.  Derselbe  Gegenstand 
L.  451.  Glarac  pi.  223.  [833  A.  n.  2087  A.  Odysseus  unter  dem  Widder, 
Statuen  in  V.  Pamfili  u.  V.  Albani  833  A.  n.  2087  B.  833  G.  n.  2027  G. 
Statue  des  0.  in  Wien  pi.  832,  in  Venedig,  der  dem  Rhesos  im  Dimkel 
eritgegen  schreitende  pi.  831.  n.  2088.]  Etr.  Ume.  R.  Rochette  pi.  62,  1. 
Impr.  d.  I.  Ill,  85.  Polyphem's  Blendung,  altes  Vasengem.,  M.  I.  d.  Inst, 
7,  1.  vgl.  Ann.  I.  p.  278.  vgl.  Gent.  Ill,  44.  Etr.  Urne,  N.  Rochette  pi. 
62,  3.  Basrelief  zu  Catania,  pi.  63.  2.  Od.  unter  dem  Widder  ent- 
rinnend,  in  Vasengem.  M.  I.  d.  Inst.  7,  2.  3;  oft  auch  in  Etr. 
Bronzen.  Polyphwn  seine  Liebe  singend,  Zoe'ga  57.  Pitt.  Ere.  I,  10. 
Philostr.  II,  18.  (Ueber  das  Mattei'sche  Relief  bei  R.  Rochette  M.  I.  7,  1. 
vgl.  das  p.  412  angefuhrte  Zeugniss,  wonach .  man  es  nicht  mehr  zur 
Fabel  des  Polyphem  rechnen  darf).  Od.  mit  Aeolos  Winden  im  Schlauch, 
auch  Passed  Lue.  II,  100.  Kirke,  welche  einem  Genossen  des  Od.  den 
Becher  reicht,  im  Costum  eines  spatern  Jongleurs,  Wandgem.,  Gell  N. 
Pomp.  pi.  72.  Die  Verwandlung  after  auf  Etr.  Urnen,  R.  Rochette  pi. 
61,  2.  Od.  mit  dem  Kraut  Moly,  G.  M.  636.  Od.  Nekyomantie,  Vase  von 
Nola,  R.  Rochette  pi.  64.  M.  Pourtales  pi.  22;  nach  Panofka  la  Terre  et 
le  fossoyeur.  Od.  bei  Teiresias,  schones  Relief  des  L.  298.  Glarac  pi. 
223.  G.  M.  637.  Etr.  Spiegel,  Od.  vor  Teiresias  Schatten,  erklart  von 
P.  Secchi  Bull.  1836.  p.  81  (nichts  Ueberzeugendes.)  [M.  d.  I.  II,  29. 
Ann.  VIII.  p.  65.  170.  1840.  p.  58.  M.  Gregor.  I,  33.  1.  Gerh.  Etr.  Sp. 
II,  240.  Das  meisterhafte  Gemalde  an  dem  Krater  aus  Pisticci  mit  dem 
Parisurtheil  M.  d.  I.  IV,  19.  Ann.  XVII.  p.  210.]  Od.  bei  den  Sirenen, 
§.  393.  A.  4.  Mit  Weglassung  der  Sirenen,  Bellori  Luc.  Ill,  11.  Vgl. 
Beger  Ulysses  Sirenes  praetervehens.  Skylla,  §.  402.  A.  4.  Od.  ein  Schiff 
bauend,  Impr.  d.  Inst.  I,  95.  Od.  als  Bettler  sinnend,  III,  85.  [Od.  u. 
Nausikaa  bei  der  Wasche,  Gerhard  Vasen  III,  218.]  Od.  von  Alkinoos 
Abschied  nehmend,  G.  M.  639.  Die  Hirten  dem  Od.  ein  Mahl  bereitend, 
Tischb.  VIII,  8.  Od.  mit  dem  Hunde  Argos,  G.  M.  640.  Tischb. 
VIII,  3—5.  Od.  als  Bettler  bei  der  Penelope,  Wandgem.,  Gell 
N.  Pomp.  pi.  15.  Die  bekummerte  Penelope,  §.  96.  A.  12.  [Glarac  pi. 
834,  2090.  R.  Rochette  M.  I.  p.  162  f.]  Homer  u.  Penelope  R.  Rochette 
M.  I.  pi.  71,  1.  Welcker  Rhein.  Mus.  III.  S.  620.  Fussbad  der  Eurykleia, 
G.  M.  642.  —  Od.  (ohne  Pilion)  an  Telemachos  Grabe  (naAos  Trjtefiuzog) 
nach  einem  dunkeln  Mythus,  bei  Maisonn.  72.  Od.  axav-frojr^?  Welcker 
Bull.  d.  Inst.  1833.  p.  116.  [Inghirami  Vasi  fitt.  II,  116.  117.  Die  Be- 
deutung  ist  einleuchtend.  Ein  Bruchstiick  mit  THAEFONOZ  KIPKH 
Bull.  1843.  p.  82  von  Baron  Giudica  in  Palazzuolo,  jetzt  in  Rom.] 

2.    R.  Rochette  M.   I.   II.  Oresteide.     Orestes  von  Rathgeber  in  der 
Encyklop.   v.   Ersch   u.    Gruber   III,   V.  S.    104.      Mythus,    Kunstwerke. 


718  .     Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [416] 

Agamemnon's  Mord,  auf  Vasen,  M.  I.  614.  15.  (nach  Toelken's  Kunst- 
blatt  II.  S.  70,  Merope,  die  den  Aepytos  morden  will).  Verbindung 
Aegisth's  mit  Klytaemnestra,  Millingen  Div.  15.  Elektra  mit  Orest's 
Aschenkruge,  auf  Vasen,  Millingen  Div.  16;  Laborde  I,  8;  R.  Rochette 
pi.  31.  Orest  u.  El.  an  Ag.  Grabe,  Clarke  Trav.  II,  III.  pi.  1;  Millingen 
Div.  14;  R.  Rochette  pi.  34.  Or.  u.  El.  (nach  Winck.)  in  der  Gruppe 
von  Menelaos  (§.  196.  A.  2),  Maffei  62.  63.  [Clarac  pi.  836.  n.  2094], 
wahrscheinl icher  in  der  etwas  alterthumlichen  Gruppe,  M.  Borb.  IV,  8. 
R.  Rochette  pi.  33,  1.  [Glarac  pi.  836.  n.  2093.]  Todtung  der  Klytaem- 
nestra und  des  Aegisth  (auf  Agamemnon's  Thron),  M.  PCI.  A  5.  G.  M. 
618.  Todtung  des  Aegisth,  [sehr  altes  Relief  §.  364,  A.  8.]  Gemalde, 
Lukian  de  domo  23,  an  einer  Vase  von  Volci,  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  154. 
[An  dem  beim  Opfer  der  Iphigenia  erwahnten  Sarkophag  von  Tarquiriii 
n.  4.  die  Leiche  der  Klytaemnestra  ausgelegt  in  der  Mitte,  unter  der 
Elektra  trauernd  sitzt,  rechts  die  des  Aegisthos  u.  Pylades,  links  Orestes 
u.  zwei  Furien.  Orest  den  Aegisthos  durchbohrend ,  Klytaemnestra  mit 
dem  Beil  beispringend,  mit  den  Namen,  Gerhard  Vasen  des  Berliner  Mus. 
(n.  1007.)  Tf.  24.]  Or.  mit  Aegisth's  Haupt  auf  Etr.  Urnen  (Eurip.  El. 
860)  erklart  von  Uhden  u.  R.  Rochette.  Die  Todtung  der  Klyt.  und 
Verfolgung  des  Or.  durch  die  Erinnyen  nach  Delphi  in  dem  Vaticanischen 
Relief,  Heeren  Hist.  Werke  HI.  S.  121.  PCI.  V,  22.  G.  M.  619,  ganz 
ahnlich  G.  Giust.  130.  Barbault  Mon.  ant.  pi.  56,  3,  mehr  zusammen- 
gezogen  in  dem  Relief  des  Mus.  Chiaramonti,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  52,  2; 
die  Mittelgruppe,  Eckhel  P.  gr.  20.  vgl.  Welcker  Zeitschr.  S.  433.  Ver- 
wandt  das  Relief  L.  388.  Bouill.  Ill,  56.  Clarac  pi.  202,  vgl.  des  Verf. 
Eumen.  S.  111.  Derselbe  Gegenstand  Etruskisch  behandelt,  Micali  109. 
vgl.  Orioli  Ann.  d.  I.  VI.  p.  164.  Orest  von  den  Erinnyen  verfolgt 
(§.  398.  A.  5),  oft  auf  Etrusk.  Urnen  u.  Vasen,  Tischb.  Ill,  32.  Millingen 
Cogh.  29.  Or.  von  Pylades  gehalten,  in  den  Accorambonischen  u.  ahn- 
lichen  Reliefs  und  der  Praenestinischen  Cista,  Guattani  M.  I.  1787. 
p.  XXV;  von  Elektra,  auf  geschnittenen  Steinen.  Orest  in  Delphi,  an 
Vasen,  §.  362.  A.  3;  auf  einer  Lampe,  R.  Rochette  p.  155;  dem  Diomedes 
mit  dem  Palladion  hochst  ahnlich  in  dem  Relief  N.  Borb.  IV,  9.  R. 
Rochette  pi.  32,  2.  p.  198;  vor  der  Athena,  G.  M.  622  [von  Dubois  unter- 
geschoben,  um  Millin  zu  tauschen]  Orest  in  Elektras  Armen,  G.  M.  621. 
0.  bei  dem  Dreifuss  Impr.  d.  I.  Ill,  25;  von  der  Ath.  Archegetis  (§.  370. 
A.  7)  beschirmt,  Tischb.  Ill,  33.  Die  Scenen  in  Delphi  u.  Athen  ver- 
einigt,  auf  der  Vaticanischen  Vase,  Diss.  Ace.  Rom.  II.  p.  601.  R.  Rochette 
pi.  38.  Calculus  Minervae,  G.  M.  624.  (§.  196.  A.  3);  G.  Giust.  II,  132; 
Bellori  Luc.  II,  40.  Eckhel  P.  gr.  21.  Iphigeneia  in  Tauris,  Bild  von 
Timomachos,  Plin.  XXXV,  40,  30.  Taurisches  Opfer,  in  dem  Accoram- 
bonischen Relief,  jetzt  in  Munchen  230,  Winck.  M.  I.  149.  G.  M.  626, 


[41 7j  Kleinasiatische  Heroen,  Amazonen.  719 

genauer  bei  Uhden,  Schr.  der  Berl.  Akad.  1812.  13.  S.  85.  Mehr  zu- 
sammengezogen  in  den  Reliefs  L.  219.  Clarac  pi.  199;  Zoe'ga  Bass.  56. 
Zwei  Grimanische  Reliefs  bei  Millin,  1'Oresteide  pi.  3.  4.  vgl.  Schorn's 
Kunstbl.  1828.  S.  169.  Welcker  Rhein.  Mus.  IV.  S.  602.  [Griech. 
Tragod.  III.  S.  1164—1176.  (Die  Basreliefe  Grimani  auch  Mon.  dell 
Mus.  Grimani  public,  nell'  anno  1831  Venezia.)  Das  Relief  zu  Berlin 
S.  1174  in  Gerhards  Arch.  Zeit.  II.  Tf.  23.  S.  367.  Das  zu  Bonn  S.  1175. 
Jahrb.  des  Vereins  der  Alterthumsfreunde  zu  Bonn  I.  Tf.  3,  3.  S.  61 
von  Urlichs,  vgl.  Wieseler  Ztschr.  f.  AW.  1843.  S.  483.]  Or.  u.  Pylades 
als  Opfer  knieend,  Impr.  d.  Inst.  I,  96.  Ill,  70.  71??  Zum  Opfer  gefuhrt, 
Lucanische  Vase,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  41,  Gemalde,  Pitt.  Ere.  I,  12. 
(vgl.  tv.  11.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  134).  Or.  u.  Pylades  nebst  Iphigeneia 
unter  dem  Beistande  der  Taurischen  Artemis  (in  halb-Phrygischem  Costum, 
mit  Lanze  u.  Bogen)  entfliehend,  Maisonn.  pi.  59.  Laborde  I.  p.  15; 
Iphigenia  in  Tauris,  Amphora  von  Ruvo  M.  d.  I.  II,  43.  Ann.  IX.  p.  198. 
[Eine  unter  fiinf  Vasen,  den  einzigen  von  Misarra  in  Apulien,  in  der 
Samrnlung  Santangelo  zu  Neapel  enthalt  sehr  schon  die  beiden  Gefangnen 
vor  Iph.  vorgefuhrt.]  Ermordung  des  Pyrrhos  in  Delphi,  Etr.  Urne,  R' 
Rochette  pi.  39.  Wicar  IV,  24.  (Das  Rad,.  welches  Pyrrhos  halt,  ist 
nach  R.  Rochette  der  xv'xAos  des  Dreifusses,  nach  Greuzer,  Wiener  Jahrb. 
LIV.  S.  157,  das  Rad  der  Nemesis).  Or.  u.  Neoptolemos  auf  Nolanischer 
Vase?  R.  Rochette  pi.  40.  Orest  u.  Neopt.  in  Delphi  (Or.  u.  Machaereus 
nach  Panofka.)  Rv.  Orest  vor  der  Siyirj  des  Areopags  nach  Panofka,  M. 
Pourtales  pi.  7. 

417.     Abgesehn  «.  von    diesem   Helden-Cyklus    erscheint  i 
A  s  i  e  n  auch  in  mythologischer  Hinsicht  meist  als  die  Heimat 
weichlicher  Figuren,   wie  der  Lieblingsknaben  des  Zeus  und 
Herakles;  auch  die  Amazonen  stellen  sich  in  den  Vasen- 2 
gemalden  dem  Costum  und   der  Bewaffnung  nach  als  Asia- 
tinnen,   und  mit  einer  gewissen  Weichheit  der  Formen  dar, 
obgleich  die  Statuen  und  Reliefs  zum  grossten  Theil  die  ein- 
fache  und  leichte  Tracht,  und  die  kraftig  runden  Formen  der 
Glieder  festhalten,  die  ihnen  die  Polykletische  Periode  gegeben. 

1.  Von  Troja  sind  noch  die  mythischen  Figuren  zu  bemerken: 
Dardanos,  auch  Anchises,  auf  M.  von  Ilion,  R.  Rochette  M.  I.  p.  246. 
Elektra,  Dardanos  Gemahlin,  mit  Phrygischer  Mutze,  sitzend,  das 
Palladion  fallt  vom  Himmel,  auf  einem  geschnittnen  Stein  des  Wiener 
Cabinets.  Laomedon  von  Poseidon  verfolgt,"  Etrusk.  Bronzearbeit,  Inghir. 
Ill,  17.  Anchises  u.  Aphr.  §.  378.  A.  3.  TeUmon  die  Hesione  ret  tend, 
Winck.  M.  I.  66.  vgl.  Pitt.  Ere.  IV,  62.  Ganymedes,  §.  351.  A.  6.  - 
Hylas  von  den  Nymphen  geraubt,  G.  M.  420*.  (M.  Borb.  I,  6)  475 


720  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [417] 

Mon.  Matth.   Ill,  31;  Paciaudi  Mon.  Pelop.  Ep.  2.     Mil  Narkissos  zu- 
sammen,  an  dem  Puteal,  Guattani  M.  I.  1805.  p.  XXXIX. 

2.  Sprungfertige  Am  a  zone  des  Phidias,  verwundete  des  Ktesilaos 
§.  121,  2.  [Die  Amazone  mit  fiber  den  Kopf  erhobenem  linken  Arm, 
mehrmals  im  Vatican  u.  im  Capitol,  in  Rom  in  den  Palasten  Pacetti 
Glarac  pi.  813.  n.  2034  u.  Giustiniani  n.  2037,  Torlonia  pi.  812  B.  n. 
2032  B.  auch  im  Palast  Golonna,  bei  Lord  Egremont  Cl.  pi.  808,  2031 
und  Landsdowne  pi.  833  B.  n.  2032  C.;  auch  war  sie  aus  Y.  Aldobrandini 
an  Camuccini  gekommen.  -  Eine  kleine  Bronze  des  Florent.  Museums 
wiederholt  diese  merkwurdige  Composition  authentischer  als  die  Marmor- 
statuen,  Visconti  im  Cab.  Pourtales  p.  11.  not.  39.  Auch  Clarac  pi.  567. 
n.  1208  B.  aus  V.  Pamfili  ist  nicht  Diana,  sondern  diese  Amazone.]  Zu 
Ross,  in  Bronzen,  Ant.  Ere.  VI,  63.  64.  Amaz.  vom  Rosse  sinkend.  Mar- 
morstatue,  M.  Borb.  IV,  21.  [Clarac  pi.  810  B.,  2028  B.;  eine  andre  im 
Hof  des  Palasts  Borghese  in  Rom.]  Amazonen  in  voller  Riistung 
Griechischer  Helden,  auf  einer  Vase  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  I,  27,  24; 
eine  darunter  blast  in  eine  Trompete  (in  Bezug  auf  deren  Lydo-Tyrrheni- 
schen  Ursprung),  wie  die  Phrygisch  bekleidete  Amaz.,  Micali  tv.  108. 
[Am.  zu  Pferd  u.  zwei  Feinde,  M.  Gregor,  II,  18,  1.]  Kampfe  mit  Heraldes 
§.  410.  A.  4.  Boettiger  Vasengem.  III.  S.  163.  [S.  170  ft.  Reihe  der 
Amazonenbildungen] ,  Theseus  §.  412.  A.  1,  um  Troja  §.  415.  A.  1. 
(Priamos  zu  Pferde  gegen  die  Amazonen  ziehend,  auf  einer  alten  Vase, 
s.  Millin  M.  I.  II.  p.  78),  beim  Ephes.  Tempel  §.  365.  A.  1.  [Amazone 
Kyme  auf  M'.  Munchner  Denkschr.  Philol.  I.  Tf.  3,  8.  Amazonenschlachten, 
sehr  haufig  auf  Vasen,  Hancarv.  II,  65.  126.  Tischb.  II,  1,  8.  .10. 
Millin  I,  10.  23.  Tomb,  de  Ganosa  9.  Millingen  Div.  37.  Un.  Mon.  I.  38. 
Laborde  I,  20.  In  Gerhards  Auserles.  V.  II,  103  Riistung.  102  Zug.  104 
Kampf.]  In  Reliefs  in  Phigalia  §.  119.  A.  3,  in  Halikarnass  §.  151. 
A.  1,  am  T.  der  Artemis  Leukophryne  in  Magnesia,  [jetzt  in  Paris, 
Glarac  pi.  117  G.  —  117  I.  vgl.  L.  Ross  Hellenika  I.  S.  57.]  Besonders 
schon1  ist  der  Sarkophag  (aus  Lakonika)  in  Wien,  Bouill.  II,  93.  Moses 
pi.  133,  wo  die  Amazonen  Rocke  mit  leeren  Aermeln  tragen,  §.  246.  A.  5. 
Von  einem  andern  Sarkophag  in  Sparta,  Abercromby  Trant  Narrative  of 
a  journey  thr.  Greece.  L.  1830.  [?]  Sarkophag  von  Mazara,  Houel  I. 
pi.  15;  M.  Cap.  IV,  23.  Pompejan.  Wandgem.  von  Zahn  12.  13.  Vgl. 
Boettiger  Archaebl.  der  Mai.  S.  256. 

Niobe  §.  126.  Reliefs,  PG1.  IV,  17.  Fabroni  tv.  16;  in  Munchen  213. 
V.  Borgh.  I,  16.  Ein  minder  umfassendes,  aber  sehr  ausgezeichnetes  PG1.  1^, 
1,  17.  vgl.  Welcker  Zeitschr.  S.  591  ff.  Familienbesuch  bei  der  Leto  (Accra)  xori 
Nioficc  n&lct  fisv  cpiliai  qcfctv  srcil^Ki  Sappho),  die  Tochter  spielen  mit  Astra- 
galen,  G.  M.  515.  Die  Statuen  Clarac  pi.  581—590.  Basreliefe  zu  den  in  der 
Zeitschrift  zusammengestellten  u.  dem  1824  gefundnen  Sarkophag  in  Munchen 


[418]  Mytlien  der  Inseln,  Colonieen,  Rom's.  721 

das  schone  Bruchstuck  in  Bologna  Thiersch  Reisen  nach  Italien  S.  301 ; 
der  jetzt  im  Lateran  befindliche,  L.  Grifi  intorno  ad  un  sepolcro  disso- 
terrato  nella  vigna  Lozano  R.  1840  tv.  (aus  den  Atti  dell'  Acad.  Rom.). 
Kunstbl.  1839.  N.  34.  H.  Brunn  Kunstbl.  1844.  S.  322  f.  Bull.  1839. 
p.  3.  39;  ein  Etrurischer  in  Toscanella,  Garten  Campanari,  mit  darauf 
liegender  mannlicher  Portraitfigur ,  Bull.  1839.  p.  25.  Ein  Vasengemalde 
Cab.  Durand  n.  19,  R.  Rochette  Mon.  ined.  letzte  Seite,  ein  andres  von 
Ruvo  Bull.  Napol.  1843.  tv.  3.  p.  71.  cf.  p.  Ill;  eines  mit  Apollon,  einem 
Niobiden,  Artemis  und  dem  Padagogen,  de  Witte  V.  peints  de  Mr.  M*. 
p.  9;  ein  Wandgemalde  in  dem  Columbarium  der  V.  Pamfili,  Bull.  1838. 
p.  4,  1839.  p.  38.  Niobe  im  Augenblick.  ihres  Todes ,  Stackelb.  Graber 
Tf.  64.  Welcker  Griech.  Trag.  I.  S.  295.  Terracotten  einer  Gruppe  der 
Niobiden  in  Fasano  gefunden,  Bull.  Napol.  V.  (1847)  p.  41.  tv.  3.] 

418.     Die  Inseln,    das    altberiihmte  Kreta    ausgenom-  1 
men,  sind  wie  alle  diejenigen  Gegenden,  welche  die  Hellenen 
nicht    seit  Urzeiten   bewohnt    haben,   arm    an  Mytlien  und 
darum  an   Gegenstanden   fur  die  Kunst.     Colonieen  ver-  2 
herrlichten  bisweilen  in  Statuen  und  auf  Miinzen  ihre  ersten 
Urheber,  welche,  wenn  nicht  selbst  mythologische  Personen, 
doch  ihnen  zunachst  standen.     Rom's  Macht  verschafft  der  3 
Geschichte  des  Aeneas  manche  bildliche  Darstellung,  und  er- 
wirbt  den  Grundungssagen  der  Stadt  einen  Platz  neben  den 
Griechischen  Mytlien;    doch  kann  man  nur  der  Gruppe  der 
Zwillinge  unter  der  Wolfm   ein   wahrhaft  plastisches  Leben 
nachruhmen. 

1.  Kretischer  Mythus.  Europa  §.  351.  A.  4.  Talos  (mit 
Beischrift)  auf  M.  von  Phaestos,  Cab.  d'Allier  pi.  7,  5.  vgl.  Ann.  d.  I.  VII. 
p.  154.  Minotaur  u.  Ariadne  §.  412.  A.  1.  384.  A.  3.  Daedalos 
u.  Pasiphae,  L.  71.  Winck.  M.  I.  93.  Bouill.  Ill,  52.  Clarac  pi.  164. 
G.  M.  487.  vgl.  486;  Gemalde,  M.  Borb.  VII,  55;  haufiger  Gegenstand 
der  Kunst,  Virg.  Aen.  VI,  24.  Petron.  52.  Philostr.  I,  16.  [Campana 
Opere  di  plastica  tv.  59.  0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  241.  Pasiphae  mit 
dem  kleinen  Minotaur  auf  dem  Schooss,  Kylix  von  Vulci  Bull.  1847. 
p.  128.  Reliefe  0.  Jahn  S.  239  if.  Wandgemalde  D.  der  thronenden 
Pasiphae  den  Stier  vorfiihrend  (gegeniiber  Ariadne  dem  Theseus  den 
Knauel  reichend).  .  Mus.  Borbon.  XIV,  1.  Zahn  II,  60.]  Ikaros  Be- 
fliigelung,  Sarkophag  in  Messina,  Houel  II.  pi.  75.  Hirt,  Toelken's 
Kunstbl.  II.  S.  73;  Zoega  Bass.  44.  Winckelm.  M.  ined.  95;  Orti  Mon. 
Giusti  tv.  1 ,  2  Bruchstuck.  [Das  Exemplar  der  V.  Albani  auch  bei 
E.  Braun  zwolf  Basrel.  Tf.  12;  wo  noch  ein  zweites  derselben  Villa 

O.  Muller's  Archaeologie.    4.  Aufl.  46 


722  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.     .  [418] 

abgebildet  ist;  ein  anclres  nach  Petersburg  gekommen.  Vasengemalde  M.  Borb. 
XIII,  57.  Daedalos  stehend  befestigt  die  Fliigel  unter  dem  Beistande  der  Athene. 
Daiuriter  Proteus  und  Menelaos,  Rv.  Perseus  u.  die  Gorgonen.]  Cameo, 
M.  Borb.  II,  28.  (Kreta  in  leichter  Jagertracht  dabei  sitzend).  [Auf 
der  andern  Seite  arbeitet  eine  weibliche  Figur  mit  Hammer,  la  Scultura?, 
an  einem  Ende  des  Flugels.  Daedalos  halt  dabei  den  mit  ausgebreiteten 
Fliigeln  erhoht  gestellten  Ikaros  am  Arm  zuruck;  der  Augenblick  scheint 
gemeint,  wo  an  die  Schwingen  die  letzte  Hand  gelegt  wird  u.  Ikaros  sich 
eben  aufschwingen  soil.]  Der  Flug,  G.  M.  489,  aus  Pitt.VErcol.  IV,  63. 

2.  Tar  as    u.   Phalanth   in    einer   Statuengruppe ,   Paus.  X,    13. 
Taras   auf  Delphin    auf  Tarentinischen ,   s.  besonders  Probus   ad  Virg. 
Georg.  II,    176.    Byzas   auf  Byzantinischen  M.   vgl.    Millin   P.   gr.   47. 
Kydon    auf  M.    von   Kydonia.     Tios    auf  Tianischen,    Vise.   Icon.  Gr. 
pi.  43,  16;  Adramyttos?)  ebd.  pi.  43,  15.   Kyzikos  auf  M.  der  gleich- 
namigen  Stadt,  G.  M.  421.     Eurypylos,  Konig   der  Keteer,   auf  M.   von 
Pergamos,    Mionnet   Suppl.    V.    pi.    4.    1.     Pergamos    xrtarqs    ebenda, 
Monomachie  auf  M.   Gavedoni  Ann.   1835.  p.  269.    Athymbros  auf  M. 
von   Nikaea,    Midas   mit    Phrygischer    Mutze   auf   M.    von   Midaion   u. 
Prymnessos.     Von   Leukippos   §.    372.   A.    3.     Avellino,    Opusc.   div.   I. 
p.    199.     Auf   Syrakus.    M.   Leukaspis,    Torrem.   tv.  78.    11  —  14,    auf 
Messaniscben  Pheraemon,  ebd.  50,  6,  M.  von  Tyndaris  Agathyrnos, 
s.  Due  de  Luynes,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  308  ff.  Millingen  Anc.  Coins  2,  9. 
Ein   reisiger  Heros   auf  M.   von   Segesta,    wahrscheinlich   Egestes   von 
Troja,    Nohden    8.     Dagegen     Millingen    Anc.     coins   p.   8.      Epidius 
Nuncionus  auf  M.  von  Noceria  (nach  Avellino),  Millingen  Med.  In.  pi.  1, 
7.  p.  14.    So  noch  historische   Stadtegriinder,    wie  Gorgos,  Periander's 
Bruder,  auf  M.  von  Ambrakia,  R.  Rochette  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  312.  M.  L 
pi.  14,  Dokimos  auf  M.  Dokimeia's.    Vgl.  Vaillant  N.  Imp.  Gr.  ed.  sec. 
p.  305.     R.  Rochette  p.  245. 

3.  Aeneis,    Cod.     Virg.       G.    M.    645—652.      Shelstrate's   Virgil. 
L.    1750.      Heyne's    Virgil,    besonders   in    der    zweiten    Ausg.    Aeneas 
Anchises   tragend,    auf  Ilischen,  Segestanischen  (Torrem.  tv.  64,  2  ff.)  u. 
Romischen  Miinzen,    Contorniaten ,    Lampen  (Bellori  HI,    10),  Gemmen, 
M.  Flor.  II,  30,  23.    Impr.  d.  Inst.  II,  62,  Vasengem.,  Micali,  tv.  88,  6. 
R.  Rochette   pi.    68,    2.   3,   [u.   unzahlige    andre.]     Marmor   von   Turin 
pi.    76,    4;    auf  einem  Herculanischen  Gemalde   durch  Affen   dargestellt, 
Pitt.   Ere.  IV.    p.   312.    Aeneas    bei  Dido    mit  einer  interessanten  Dar- 
stellung  Carthago's  u.  seiner  Schutzgotter,  in  einem  spatromischen  Relief, 
PCI.  VII,  17.  vgl.  Beschr.  Roms  II,  II.  Beil.  S.  9.    Barberinische  u.  Vati- 
canische  Statue  der  sich  ermordenden  Dido,  PCI.  II,  40.  B,  10.    Ganz 
anders  die  Statue  Anthol.  Pal.  Plan.  IV,  151.  Vgl.  iiber  die  Bildungen  der 
Dido  Heyne  Virg.  T.  VI.  p.  762.    Dido  von  d(m  hinwegsegelnden  Aeneas 


[418]  Mythen  der  Inseln,  Colonieen,  Rom's.  723 

verlassen,  neben  ihr  dienende  Frauen  und  die  Figur  der  Africa,  Pompej. 
Gemalde,  M.  Borb.  IX,  4.  (Cleopatra  nach  Girillo).  Rom's  Ur- 
spriinge  an  der  Ara  des  Claudius  §.  415.  A.  1,  und  der  Statue  des 
Tiber  §.  403.  A.  3.  Clarac  pi.  176.  Sarkophag  im  Dom  zu  Amalfi, 
Mars  zur  Ilia;  alle  Gotter  dabei,  auch  die  aus  der  Unterwelt;  auf  einer 
Seite  die  Wolfm  mit  den  Zwillingen.  Aeneas  und  die  Sau  von  Alba,  auf 
dem  Vaticanischen  Altar  (des  Augustus),  R.  Rochette  pi.  69.  Die  Sau 
mit  den  dreissig  Ferkeln,  auf  Gemmen;  auch  wohl  PCI.  VII,  32.  Aeneas, 
im  Costiim  eines  spatern  Imperator,  die  Sau  opfernd,  Relief,  G.  di  Fir. 
Ill,  119  (nach  dem  Herausgeber).  Rea  Silvia  §.  373.  A.  3.  Romulus 
u.  Remus  unter  der  Wolfm  (lupa  tereti  cervice  reflexa,  Virg.  Aen.  VIII), 
633),  auf  M.  von  Rom  u.  Ilion,  N.  Brit.  I,  19.  9,  18.  §.  182.  A.  1;  auf 
Gemmen,  G.  M.  655.  Impr.  d.  Inst.  II,  64.  65  (der  Hirt  Faustulus  in 
der  Sisyra  u.  Roma  dabei);  Relief,  G.  M.  657;  Statue  §.  172.  A.  1.  Die 
M.  von  Capua,  N.  Brit.  2,  14,  deuten  auf  eine  ahnliche  dortige  Localsage. 
Die  lauschenden  Hirten,  G.  di  Fir.  Intagl.  36,  1.  Passeri  Luc.  Ill,  1.  2. 
Romulus  spolia  opima,  G.  M.  658.  Die  Tarpeja  von  den  Sabinern  mit 
Schilden  iiberschuttet,  auf  M.  der  g.  Tituria.  Sabinerinnen-Raub  auf 
M.,  G.  M.  658*.  M.  des  Constantius,  M.  Flor.  IV,  100. 


II.    Gegenstande  ties  Menschenlebens. 

A.    Individueller  Art. 
1.    Historische  Darstellungen. 

1  419.     Die  Griechische  Kunst   in   ihrem  Wesen   so   sehr 
eine   aus  dem  Innern  hervorgehende  Produktion,  und  hangt 
in  ihrer  geschichtlichen  Entwickelung  so  sehr  mit  Religion, 
Mythologie  und  Poesie  zusammen,   dass  die  Darstellung  des 
aussern  erfahrungsmassigen  Lebens  irnmer  nur  eine  unterge- 
ordnete  Stelle  in  ihr  einnehmen   konnte.     Und  auch,  wo  au- 
ssere  Erfahrung  dem  Kiinstler  Stoff  gibt,   sind  Darstellungen 
bestimmter  einzelner  Fakta  viel  seltner,   als  eine  Auffassung 

2  der  Erscheinung  in  ihren  allgemeinen  Ziigen.     In  Griecben- 
land  nahm    indess    die  Malerei    durch   das    Zusammenfalten 
ihrer  Entwickelung  mit  den  Perserkriegen,  und  den  geringeren 
Zusammenhang    ihrer    Werke    mit    dem    Gultus    (§.   73,    1.) 
ofter  als  die  Plastik  ihre  Richtung  auf  Verherrlichung  histori- 
scher  Begebenheiten,  siegreicher  Kampfe  der  Gegenwart  [§.  99. 
A.  1.    109.  A.  3.  T.  der  Nike  Apteros.]  (§.  135,  2.    140,  5. 
163,  6.);  auch  das  Leben  der  Weisen  und  Dichter  wurde  in 

3  diesen  Kreis  gezogen.    In  plastichen  Kunstwerken  sind,  wenn 
man  von  der  Andeutung  geschichtlicher  Ereignisse  durch  die 
Wahl  der  Mythen  (§.  89,  3.  90,  3.)  absieht,  historische  Dar- 

4  stellungen   vor  Alexander   sehr   selten.     Doch    giebt   es  eine 
gewisse  Zahl  auffallender  und  wunderbarer  Geschichten   von 
grosser  Pietat,  Liebe  und  dergleichen,  wie  die  von  den  Kata- 
naeischen  Briidern,  Hero  und  Leandros  und    einige   andre, 
welche  in  der  bildenden  Kunst,- wie  auch  in  der  Poesie,  fast 

5  die  Rechte   von  Mythen   erworben   haben.     Haufiger  warden 
eigentlich  historische  Darstellungen  bei  den  Romern,   wo  an 

.  Triurnphbogen  und  Ehrensaulen  grosse  Kriegsziige  der  Kaiser- 
zeit  vollstandig  entwickelt,  und  auch  auf  den  Munzen  manche 
Ereignisse,  friiher  als  Auszeichnungen  einzelner  Geschlechter, 
dann  als  Ehrenthaten  der  Kaiser,  nicht  bios  mythisch  ange- 


[419]  Historische  Begebenheiten.  725 

deutet,  sondern  auch  unmittelbar   vorgestellt  wurden;   doch  6 
finden  sich  auch  in  Rom  historische  Gegenstande  ausser  diesem  7 
Kreise  von  Denkmalern   selten.     Die  Apotheosen  kann  man 
kaum  zu  den  historischen  Begebenheiten  rechnen ,  sie  bilden 
wenigstens  den  Uebergang   von  der  sinnlichen  Erscheinungs- 
welt  zu  einer  geglaubten  gottlichen.  —  Wie  bei  den  Kriegs-  8 
darstellungen   jener  Ehrenmonumente  auch    den   Germanen, 
Daciern,  Sarmaten  ihr  nationaler  Gharakter  gegeben  wird: 
so  muss  an  dieser  Stelle  bemerkt  werden,  dass  auch  in  der 
Bezeichnung   fremder  Rassen  die   alte   Kunst   viel   Sinn  fur 
genaue  Auffassung  eigenthumlicher  Bildung  zeigt. 

1.  Diese  Eiiisicht  wird  grosstentheils  Winckelmann  verdankt,  welcher 
die  Herakliden-Wanderung    als  den   jtingsten  Gegenstand   der   bildenden 
Kunst   betrachtete.     Und    auch  hier    kann   man  zweifeln,    ob   die    drei 
Helden  bei  der  Urne,  auf  Gemmen,  die  loosenden  Herakliden  sind.  Winck. 
W.  III.  S.  XXVII. 

2.  Bei  Philostratos  kommen  Panthia,  .Rhodogune,  Themistokles  in 
Persien,   Pindar   als   Knabe,   auch   Sophokles,   als   Gegenstande  von  Ge- 
malden   vor.    Nach   Lukian    de    morte  Peregr.    37  wurde  Sokrates  Ge- 
sprach  mit  seinen  Freunden  im  Kerker  oft  gemalt.   Sokrates  u.  Alkibiades? 
Impr.  d.  I.  IV,  83.     [Sokrates  den  Giftbecher  leerend,  vermuthete  in  dem 
Relief  Mon.  de'  Gonti  Giusti  Verona  tv.  1,  1  der  Verf.  Goetting.  Anz.  1837. 
S.  1956,   so   wie  auch  der  Herausg.,    obwohl  des  Sokrates  Portrat  nicht 
ausgedruckt  ist  u.  also  em  Arzt  gemeint  sein  konnte.     Sokrates  auch  an 
Sarkophagen  mit  den  Musen.     0.  Jahns  Deutung  eines  Bronzereliefs  auf 
Sokrates  und  Diotima  Ann.  XIII.  p.  272  wird  mit  Recht  bestritten  von 
Avellino  Bull.  Napol.  II.   S.   27  ff.  u.  R.  Rochette  Peint.  de  Pompei  I.  p. 
105  f.     So   ist   auch    sicher   das  Grabrelief  M.  di  Mantova  III,    16  nicht 
Aristoteles    mit   dem   kleinen   Alexander.     In   einer   Wiederholung   dieser 
Vorstellung  im  Museum   zu  Brescia,  wo   man   ebenfalls  sagt  Aristotele  e 
suo  scolare,  hat  der  Kleine  die  Formen  eines  Ausgewachsenen  u.  scheint 
daher  eher  ein  Sklave  zu  sein.]   Hochzeit  des  Masi  nissa  u.  der  Sophonisbe, 
Herculan.  Wandgem.  Vise.  Icon.  Rom.  pi.  56.  M.  Borb.  I,  34.    Alexan- 
der's  Hochzeit   §.    211,    1.  --   Kroesos  auf  dem   Scheiterhaufen    (den 
Gottern    vertrauend,    die   den    Brand    loschen   werden),    Vasengem.    von 
Volci   (das  einzige  der  Art),    M.  I.  d,  Inst.  54.     Welcker  Rhein.  Mus.  II. 
S.  501.    Arkesilaos  §.  427.  A.  6. 

3.  "  Geschichtliche    Gruppen   und    Reliefs   §.    118.   A.    2,   a.  u.   am 
Ende,  §.  129.  A.  3.  157*,  2.  3.     Othryades  auf  Gemmen,  wenn  er  es 
ist  (VIC),   Lipp.  I,  II,    66.  67.  u.  sonst.    Die  Argivische  Dichterin  Tele- 
sill  a  sich  riistend,  Paus.  II,  20,  7.   Die  Deutung  der  Etruskischen  Reliefs 


726  Gegenstande  des  Menschen-Lebens. 

[Zoega  Bassir.  tv.  40.]  Ingh.  Mon.  Etr.  I,  63,  64,  auf  den  Marathonischen 
Echetlos  1st  sehr  zweifelhaft.  Arion  mit  der  Laute  auf  dem  Delphin 
M.  Borb.  X,  7  (wie  Taras),  als  Seitenstuck  einer  Nereide  auf  dem  Triton. 
[D ii't replies  von  Pfeilen  durchbohrt,  Paus.  I,  23,  4.  Den  Timotheos 
malten  die  Maler  scherzhaft  schlafend  im  Zelt  u.  Tyche  iiber  ihm  die 
Stadte  in  einem  Netz  fangend,  Aelian  V.  H.  XIII,  43.  Suid.  Plut.  Apophth.j 
Harmodios  u.  Aristogeiton,  Gruppe  auf  Athenischen  Mtinzen  u.  an 
dem  Thronsitze  Stackelberg  Graber  S.  33  Vign.  nur  nicht  die  von 
Praxiteles,  wenn  es  die  von  Xerxes  geraubte  und  von  Alexander,  Seleukos 
oder  Antiochos  zuriickgegebene  war,  sondern  es  muss  die  alteste  der  drei 
in  Athen  gearbeiteten,  die  von  Antenor  gewesen  sein.  [§.  88,  oder  wenn 
nicht  die  zuriickgegebene ,  dann  die  von  Kritios  oder  die  von  Praxiteles. 
Eine  dieser  Gruppen  auf  der  Agora  Aristoph.  Eccles.  713,  Aristot.  Rhet. 
I,  9.  Der  marmorne  Thron  1st  ohne  Zweifel  derselbe,  welchen  Stuart  II. 
ch.  4,  die  deutsche  Uebersetzung  II.  S.  438  aus  dem  Memorandum  iiber 
Lord  Elgin  erwahnt,  indem  nur  das  Opfer  der  Erechtheustochter  Tod  der 
Leaena  genannt.  wird.]  Elektron-Schale  (§.  312.  A.  3)  mit  Alexander's 
ganzer  Geschichte.  Relief  aus  giallo  antico  von  Laurentum  mit  einer 
Andeutung  der.Schlacht  von  Arbela,  Fea  zu  Winck.  Ill,  441.  G.  M.  564. 
Alexander  und  Diogenes,  Zoega  Bass.  vgl.  30.  auch  Boissard  I.  tb.  81. 
Diogenes  in  der  Tonne  Impr.  d.  I.  IV,  82.  Demosthenes  am  Altar  von 
Kalauria,  Terracotta-Relief,  Fea  zu  Winck.  II..  p.  256.  [Die  Reiterschlacht 
des  Agathokles  heriiich  auf  Tafeln  gemalt,  Gic.  Verr.  IV,  2,  55.] 

4.  Die  Katanaeischen  Briider  am  T.  der  Apollonis  §.  157. 
A.  2,  auf  M.  von  Katana  (Torrem.  tb.  23)  und  des  Sextus  Pompejus. 
Statuen  besingt  Glaudian  Eidyll.  VII.  [Kleobis  u.  Biton  in  Argos 
mit  der  Trjfavvos  angethan,  Poll.  VII,  61,  das  Ziehn  der  Mutter 
nach  dem  Tempel  dargestellt  in  Argos,  Pausan.  II,  20,  2,  in  Delphi 
Herod.  I,  31  u.  Kyzikos  in  einem  der  Stylopinakien  des  Tempels  der 
Apollonis  n.  18  der  Epigramme.  Ein  Basrelief,  ehemals  im  Pallast 
Sacchetti  scheint  modern,  so  wie  ein  andres  von  andrer  Composition  bei 
einem  Romischeri  Antikenhandler  1845.  Ein  Stein  s.  Toelken  geschn. 
Steine  S.  312,  7.  Das  von  Beger  Spicil.  p.  146  u.  Montf.  I,  24  edirte 
Relief,  jetzt  in  der  Marcusbibliothek  in  Venedig  1st  zum  Theil  dunkel, 
aber  nicht  auf  irgend  eine  andre  Geschichte  zu  beziehn,  wie  Boettiger 
Kunstmyth.  II.  S.  282  meint.]  Der  von  der  Pero  gesaugte  Kim  on, 
Valer.  Max.  V.  4.  ex.  1  (der  huius  facti  pictam  imaginem  erwahnt), 
Wandgem.  M.  Borb.  I,  5.  [Ternite  Pompej.  Wandgem.  2.  Reihe  I,  8.] 
Die  Geschichte  von  Hero  u.  Leandros  findet  sich  auf  M.  von  Sestos 
(Mionn.  Suppl.  I.  pi.  8)  u.  Abydos  V.  pi.  5,  3,  Gemmen  (Lipp.  I,  II,  62) 
u.  Contorniaten  auf  dieselbe  einfache  Weise  vorgestellt.  [Auch  in  einem 
Pompej.  Gemalde,  Journ.  des  Sav.  1845.  Febr.  Bull.  Napol.  I.  p.  20.] 


[419]  Historische  Begebenheiten.  7^7 

5.  S.  §.  198,  2.    202,  2.    204.  A.  4.     205,  6.    207.  A.  4.   Fragment 
eines  Kampfes  von  Romern  mit  Daciern,  wie  es  scheint,  L.  349.     Glarac 
pi.  144.    Grossere  Stiicke  aus  ahnlichen  Kriegscenen,  G.  Giust.  II,  71.  72. 
Kampf  von  Romern  u.  Marcomannen,  (Blackie  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  287. 
[Nibby    sarcofago   scoperto   entro   la   vigna  Amendola  R.    1839.]     Perga- 
manern  u.  Galliern  nach  R.  Rochette,  Bullet,  univ.  Set.  VII.  1830.  p.  368) 
an  dem  Sarkopbag  der  Vigna  Ammendola,  M.  I.  d.  Inst.  30.  31.  —  Auf 
Denaren   der    Republik    konnen   nur  Andefltungen    geschichtlicher  Fakta 
Platz  haben,  <vie  Aemilius  Lepidus,  der  Ptolem.  V.  das  Diadern  aufsetzt 
(Morelli  g.  Aemilia  8),  der  gebundne  Jugurtha  (g.  Cornelia),   die  Unter- 
weifung  des  Konig  Aretas  u.  des   Judaer  Bacchius  in  Arabien  (g.  Plautia 
et  Aemilia),    Stieglitz    p.   97  ff.    Auf  Kaisermiinzen   wird    besonders   das 
Gedachtniss  der  munera  congiaria  nnd  opera  publica  gefeiert;   aher  auch 
andre  Unternehmungen  der  Kaiser,  Trajan's  Heerziige,  Hadrian's  Reisen. 
—  Alimentariae   Fanstinianae,   Zoega  Bass.  32.  33.     Die  Mithridatischen 
Kriege  gemalt,  Sidon  Apoll.  carm.  22.  V.  158. 

6.  Der  Gurtius,  V.  Borgh.  st.  I,  18,  Maffei  83,  1st  von  Bernini ;  nur 
das    Pferd    antik.     Die   geschnittenen    Steine    mit    Gocles,   M.    Scaevola, 
Curtius  M.  Flor.  II,  56  sind  offenbar  neu;  die  mit  Kleopatra's  Tod  (vgl. 
§.  311.  A.  5)  zweifelhaft  der  mit  Caesar's  Ermordung,  Lipp.  I,  II,   279, 
gewiss  nicht  antik.    Auf  Sulla's  Siegelring  war  die  Auslieferung  Jugurtba's 
vorgestellt,  Plut.  Sulla  3.    Roscius,   wie  er  als  Knabe  von  einer  Scblange 
umwunden  wurde,  war  aus  Silber  caelirt,   Cic.  de  div.  I,  36.    Domitian's 
Bedrangniss  durch  die  Vitellianer,  in  einem  Relief  dargestellt,  Tac.  H.  Ill, 
74.  AVG  als  hewaffneter  Heros  mit  dern  Romischen  Adler  u.  dem  Palla- 
dium, Impr.  d.  I.  Ill,  89.     Commodus  Isis  Cult,  in  einer  Mosaik  portrat- 
artig  dargestellt,  Spartian  Pescenn.  6.    Ebenso  Elagabal's  Gotterdienst,  in 
einem  Gemalde,  Herodian  V,  5.  —  Interessant  ist  die  zusarnmengedrangte 
Darstellung  der  Schicksale  der  Leg.  XI.  Cl.  P.  F.    auf  einer  Gemme,  M. 
Flor.  II,  19.  Lipp.  I,  II,  451.  —  Die  mitunter  schonen  Statuen  Barbarischer 
Konige  als  Gefangner  (z.  B.  Maffei   Race.   56    vom   forum  Traiani,    vgl. 
Montf.   IV,   148.     Glarac   pi.  330)    waren   wolil  immer  Nebenfiguren  an 
Ehrenmonumenten  [Clarac  pi.  852— 854  C.]    Tiridat?    L.  446.     Clarac  pi. 
336.    Vgl.  §.  406.  A.  5.  (Silence). 

7.  Ueber  die  Gonsecrationen  der  Kaiser  stellt  die  G.  M.  671—684 
die  Hauptdenkmaler  zusammen ;  die  Kaiser  tragt  ein  Adler,  die  Kaiserinnen 
ein  Pfau  gen  Himmel;  Hadrianus  erhalt  in  dem  Relief  PCI.  V.  26  (wie 
Herakles)    die    Unsterblicbkeit   in    einer   Schale.    Auf  M.    des   M.   Aurel 
bedeutet    ein    Juno-Thron   die  Consecration   der  Faustina,   Pedrusi   VIII, 
18,   5.     Auf  eine   spatre   Apotheose,   nicht   die   des   Romulus,   bezieht 
sich  auch  das  Diptychon  G.  M.  659.     Auf  der  ara  Augustea  zu<Ravenna 
(Gori  Gemmae  astrif.  III.  p.   137)  scheint  Claudius  unter  die  Gotter  des 


728  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [420] 

Julischen   Geschlechts    aufgenommen   zu  werden.    vgl.   §.    199.    A.   6.    8. 
200.  A.  2.    204.  A.  4. 

8.  S.  dariiber  Blumenbach  Commentatt.  Soc.  Gott.  XVI.  p.  175. 
Sehr  vortrefflich  sind  die  Aegyptier  schon  auf  einer  Vase  von  Volci, 
Micali  tv.  90,  gezeichnet.  Die  Statue  des  trunkenen  Inders,  Kallistr.  3, 
war  etwas  mohrenartig ;  vgl.  Philostr.  Apollon  II,  22.  In  einem  K*yre- 
naeischen  Sepulcralgemalde  wird  der  Lebenslauf  einer  Negersklavin 
dargestellt.  Pacho  pi.  54.  Neger  (durch  Restauration)  L.  354.  Glarac 
pi.  322.  Aethiopischer  Badeknecht,  PCI.  Ill,  35.  Negerin,  Kopf  von 
Bronze  M.  Pom-tales  pi.  19.  Hingeknieter  Mohr  als  Lampe  das.  30. 


2.    Portratbildungen. 

1  420.      Die     Portratbilder     (fodgutiftg)',    aus    clem     Be- 
streben,   Sieger  in  heiligen  Spielen   zu  ehren,   hervorgegan- 
gen ,    also   urspriuiglich    ebenso  wie  andre   Bilcler   mit    dem 
Dienste  der  Gotter  in  Verbindnng  stehend,  warden,  bei  clem 
Verschwinden  des  achten  Republicanismus,  durch  den  politi- 
schen  Ehrgeiz  und  die  Schmeichelei  spaterer  Zeiten  zu  unge- 
heurer  Zahl   vermehrt  (s.  §.  87.  88.  121,  3.    128,  5.  129,  3. 

2  158.    181,   2.   199"  ff.).     Meist   waren  sie  aus  Erz,    weniger 
.  aus  Marmor ;   neben    der  ganzen  Figur    wird   die  Form  der 

Biiste  und  des  Schildbildes  gebrauchlich ,  besonders  fiir  Auf- 
stellung  in  grosseren  Reihen;  Malerei,  gewohnlicher  fur 
Privatbestellung,  ist  doch  nicht  ohne  Beispiel  bei  offentlichen 

3  Ehrenbildern.   Urspriinglich  freiere  Darstellungen  des   korper- 
lichen  und  geistigen  Charakters  der  Individuen,  kommen  ei- 
gentliche  Portratstatuen   erst  sehr   allmahlich   auf  (§.  87. 

4  123,   2.  129,  5.).     Zugleich  wurden   von   Mannern  friiherer 
Zeiten,    auf    eine    ahnliche    Weise    wie    von    Heroen,    aus 
ihrem  bekannten  Gharakter,  ihren  Spriichen,  Poesieen  her- 
aus,  Portratbilder  erschaffen,  wie  der  im  hochsten  Sinn  ge- 
dachte  Homeroskopf,  die  Statuen  der  sieben  Weisen  und  der, 
nach  Platon's   Symposion,   aus  dem   Silen  geschaffne  heitre 

5  Sokrateskopf.    In    der  Zeit    der    gelehrten  Studien  Griechen- 
lands  bildeten  die  Portrate  der  Schriftsteller ,   besonders  der 
Philosophen,   einen  sehr  bedeutenden  Zweig  der  Kunst,   auf 
den  manche  Kunstler  sich  fast  ausschliesslich  legten,  besonders 
weil  man  in  Museen  und  Bibliotheken  moglichst  vollstandige 


[420]  Portratbildungen  der  Griechischen  Kunst.  729 

Reihen  davon  zu  bilden  bestrebt  war;  auch  zeigten  die  Kiinst- 
ler  dabei  ein  bewundernswiirdiges  Talent,  das  eigenthumliche 
Studium  und  derrlitterarischen  Gharakter  dieser  Manner  bis 
in  die  Fingerspitzen  hinein  auszudriicken.  Auch  von  den  6 
ausge^eichneten  Staatsmannern  Athens  ist  uns  manche  sichre 
Biiste  erhalten;  dagegen  von  den  im  Alterthum  so  viel  ge- 
bildeten  und  auf  alien  Stufen  idealisirter  und  gewohnlicher 
Menschengestalt  (§.  158.  199.)  dargestellten  Fiirsten,  den 
grossen  Alexander  ausgenommen,  sehr  wenig  iibrig  ist,  haupt- 
sachlich,  well  man  in  Romischer  Zeit  keine  Sammlungen 
davon  niachte.  Dagegen  geben  die  Miinzen,  von  Alexander  7 
abwarts,  eine  reiche  Uebersicht  der  aus  Griechischem  Stamme 
hervorgegangenen  Dynastieen  sowohl,  wie  der  orientalischen, 
welche  sich  jenen  in  ihren  Sit  ten  zu  nahern  suchten. 

1.  Merkwiirdig  ist,   dass  auch  nach  Hygin  f.  104.     Laodameia,  um 
ein  Bild   des  Protesilaos  bei  sich  zu   haben,    einen  Gottesdienst   simulirt, 
vgl.  Ovid  Her.  13,  152.     Bilder  als  Ersatz  entfernter  Geliebten  setzen  die 
Tragiker  in  die  heroische  Zeit,  Aesch.  Ag.  405.     Eur.  Alk.  349.     [Dikaeo- 
genes  in  den  Kypriern,  Aristot.  Poet.  16.    Welcker  Griech.  Trag.  S.  204], 
vgl.  Visconti  I.  p.  2.     Lobeck  Aglaoph.  1002  u.  1007.     (Dass  die  'Epp«- 
ygoSiTot,  Theophr.  Char.  16,  maiorum  utriusque  sexus  effigies  cubiculares 
sub  specie  Hermarum  biformium   consecratae  gewesen,   ist   wenig   wahr- 
scheinlich).   —  In  Athen    wurde  Demosth.    zufolge    nach   den   Tyrannen- 
mordern,   §.  88,   zuerst  Konon  aufgestellt;    clann  Ghabrias  (ausser  Nepos 
Chabr.  1.  s.  Aristot.  Rhet.  Ill,  10),  Timotheos  und  viele  andre.    Iphikrates 
Rede  gegen  Harmodios,  einen  Nachkommen  des  Tyrannenmorders,  (Aristot. 
Rhet.  II,  23,  6.  8)  scheint  dadurch  veranlasst  worden  zu  sein,  dass  dieser 
jenem  die  Ehre  der  Statue   bestritt,    die  nur  ihrem  Geschlecht  gebiihre, 
vgl.  Demosth.  g.  Lept.  p.  462.    Sonst  A.  Westermann  de  publ.  Ath.  honor. 

P.    14    ff.        KvSQtKVTO&rJKKl,    C.    I.   11.     £749. 

2.  Daher  uvSQiuvvonotoi,  statuarii,  fiir  Erzgiesser  steht.    Was  man 
aus   Marmor   hat,   ist    meist  Romische    Nachbildung.     Von   den   Busten 
§.  345,  3,    den  Schildbildern    §.  311.   A.  3.  345*,  4.    Portratgemalde  als 
Ehrenbilder,   besonders  in  Kleinasien,   wie  das  des  Kitharoederi  Anaxenor 
im  Purpurmantel  des  Zeus  Sosipolis  zu  Magnesia,   Strab.  XIV,  648.     Vgl. 
§.  208,  3. 

3.  Die  beruhmte  Vorschrift,   dass  die  Athletenstatuen  nicht  grosser 
als  im  Leben   sein   durften   (s.  u.  a.  Lukian   pro   imag.  11)   sollte   einen 
durchgangigen  Unterschied  gegen  die  gewohnlich  grosser  gebildeten  Heroen 
setzen.     Die  IGO^TOTJTOI  dvSQiuvTts  im  Schwur  der  Attischen  Archonten 
hangen  auch  damit  zusammen.    Davon  sind  aber  die  st.  iconicae  bestimmt 


730  Gegenstande  des  Mensohen-Lebens.  [420] 

zu  scheiden,  genaue  Portratstatuen,  die  man  naturlich  erst  nach  Lysistratos, 
dreimaligen  Siegern  setzte,  §.  87.  A.  2. 

4.  Pariunt    desideria    non    traditi    [traditos]    vultus,    sicut    in 
Homero   evenit,    Plin.    XXXV,    2.      Der   herrliche   Farnesische   Kopf  des 
Homer  (Tischb.  Horn.  1,1)  zeigt  das  ylvnv  yrj$cc$,   Ghristodor  322;   die 
Capitolinischen  bei  Vise.  1,  1  sind  des  Heros  Homer  weniger  werth.    Doch 
geben  auch  die  M.  von  Amastris  (M.  SGlem.  tb.  6,  9)    und  Jos,    und  die 
Gontorniaten    verschiedene    Kopfe.      Die    Homerischen    Denkmaler    oben 
§.  311,  5.    393.  A.  2.     G.  M.  543-549.     Einige  zweifelhafte   Bildwerke, 
R.  Rochette  M.  I.  pi.  70  (Dank  einer  Familie  an  Asklepios  und  Hygieia?) 
und  71,  1.  p.  420.     Dann  gehSren  zu  den  non  traditi  vultus  ohne  Zweifel 
Lysippos  SiebenWeisen  und  Aesop  (Anth.  Pal.  Plan.  332),    wonach 
die  Hermen  aus  der  Villa  des  Gassius,   mit  Unterschrift  ,   und  der  Aesop 
der  V.  Albani,   ohne  solche,    verfertigt  sein  mogen.     Auch  Solon's  Bild 
in    Salamis,    welches   Aeschines   fur  sehr   alt   ausgab,    war   noch   nicht 
50  Jahr  vor  Demosthenes  gesetzt,   de  falsa  leg.    p.  420.    Von  Lysippos 
Sokrates,    Diog.  L.  II,  43.    vgl.  Visconti  pi.  18.    (Ueber  die  meist  alle- 
gorischen   oder   grillenhaften    Sokrates-Gemmen  Chifflet's   Socrates.)    Den 
Reichthum  der  Griechen  auch  an  Statuen   dieser  fruhern  Zeiten  zeigt  be- 
sonders   Ghristodor  und   die  Aufzahlung   von  Frauenstatuen   Griechischer 
Meister  bei  Tatian  adv.  Gr.  52.  p.  168. 

5.  Ueber  Gelehrten-Bildner  Plin.  XXXV,  2.    XXXIV,  19,  26  ff.  vgl. 
§.  121.  A.  3.    Gelehrten-Biisten  als  Schmuck  der  Museen,   wahrscheinlich 
schon  in  Alexandreia  und  Pergamon,  wie  in  dem  des  Asinius  Pollio,  dann 
auch  in  Privatsammlungen,    Pers.  Prol.  5.    Juv.  II,  4.   VII,  29.     Lipsius 
de  biblioth.  9.    Gurlitt  S.  240.  vgl.  §.  305.  A.  4.  —  Ueber  die  feine  Auf- 
fassung    des  Gharakters  s.  besonders  8idon.  Apollin.  Epist.  IX,  9.     Der 
Geometer  Euklid  wurde  mit  auseinander  gebogenen,    der  fmgerrechnende 
Chrysipp  mit  zusammengekrummten  Fingern,  Arat  als  Sanger  der  Gestirne 
(obzwar   nur   nach  Biichern)   mit   iibergebogenem  Nacken   gebildet.     Die 
beiden  letztern  sieht  man  so  auf  M.  von  Soli  (Vise.  pi.  57,  1),  den  Chrysipp 
erkennt  Vise,  darnach  in  einer  Biiste  der  V.  Albani. 


Von  Philosophen   kennt  man  durch  M.  Pythagoras 

y  Cab.  d'Allier  pi.  16,  16.  vgl.  §.  181.  A.  1),  Heraklit  und  Anaxa- 
goras  (Vise.  pi.  A,  2),  durch  sichere  Biisten  Sokrates,  Platon,  Karneades, 
Theon  von  Smyrna,  Aristoteles  (Statue  im  Pall.  Spada),  Theophrast, 
Antisthenes,  Diogenes  (interessante  Statue  in  V.  Albani),  Zenon  den 
Stoiker,  (dessen  Biiste  in  Neapel  Vise,  fur  den  Eleaten  nimmt,  und  dem 
Stoiker  eine  andere  unbegnindete  giebt;  [Leukippos,  Avellino  Opusc.  I. 
p.  198]  die  treffliche  Statue  eines  altern  Mannes  im  Tribon,  M.  Gap.  I,  90. 
Bouill.  II,  26,  gehort  keinem  von  beiden),  Chrysipp,  Poseidonios,  Epikur 
und  Metrodor,  Hermarch. 


[420]  Philosopher!,  Dichter,  Redner.  731 

Von  Dichtern  findet  man  auf  M.  Alkaeos,  Sappho  (die  Busten 
sind  unsicher,  und  die  von  Steinbuchel  Wien  1821,  Millingen  Un.  33.  34. 
Maisonneuve  81  herausgegebene  Vase  in  Wien,  wenn  die  Inschrift  edit, 
[ein  Thonrelief  von  Melos  im  Brittischen  Museum  stellt  dieselbe  Scene 
dar],  doch  fiir  kein  Portrat  zu  achten,  welches  dagegen  die  von  Allier  de 
Hauteroche,  Notizie  intorno  a  Saffo  di  Ereso.  1822,  herausgegebne  Bronze- 
mimze  liefert,  vgl.  Plehn  Lesbiaca  p.  189  ff.  Gerhard  Eunstbl.  1825. 
N.  4.  5.  Broendsted  Voy.  II.  p.  281),  Anakreon,  Stesichoros  (genau  nach 
der  von  Gic.  Verr.  II,  35  erwahnten  Statue).  [Anakreon  mit  seinem 
Hiindchen,  Vase  im  Britt.  Mus.  Sam.  Birch,  Archaeologia  L.  XXXI.  p.  256. 
Wiederholung  in  Rom,  Bull.  1846.  p.  81.  Kydias,  mit  einer  Laute. 
XAIPE  XAIPE  KYDIAS,  an  einer  Vase  Gatal.  Magnoncour,  vgl.  Goetting. 
Anz.  1840.  S.  597  ff.  Zwei  Statuen  urn  Montecalvo  1836  gefunden  und 
wahrscheinlich  zu  den  neun  Musen  gehorig  sind  Anakreon  und  wahr- 
scheinlich  Tyrtaeus,  beide  im  neuen  Borghesischen  Museum.  Angebliche 
Biiste  des  Anakreon  Neapels  Ant.  Bildw.  S.  100.  n.  343.  Eine  andere 
M.  Worsl.  Ill,  3.]  In  Marmorwerken  Sophokles  (aus  dem  Prytaneion  von 
Athen?  M.  Worsl.  I,  2,  1),  [die  herrliche  Statue  im  Lateran  und  Bilder 
M.  d.  I.  iV,  27.  28.  Ann.  XVIII.  tv.  E  p.  Seitdem  soil  1846  eine  Statue 
des  S.  in  Athen  fur  das  Franz.  Mus.  erworben  worden  sein].  Euripides 
(litterarisch  wichtige  statuetta  L.  65.  Winck.  M.  I.  168.  Glarac  pi.  294). 
[Statue  stehend  Ghiaram.  II,  23,  sitzend  in  Dresden,  Leplat  pi.  III.  Clarac 
pi.  841.  n.  2098  D,  viele  Busten,  mehrmals  ist  Euripides  auch  in  Doppel- 
busten  init  Sophokles  vereint;  auch  in  Relief  in  einer  Trinkschale  aus 
Athen  Bull.  1842.  p.  172.]  Menandros  und  Poseidippos  (Statuen  voll 
Leben  und  Wahrheit,  aber  einer  gewissen  Weichlichkeit  und  Schlaffheit, 
PCI.  III.  15.  16.  Bouill.  II,  24.  25.  [Glarac  pi.  841.]  Schlegel  Dramat. 
Poesie  I.  am  Schluss),  Moschion.  [Glarac  pi.  840  D.  n.  2122  A.] 

Von  Redner  n  Busten  des  Isokrates,  Lysias,  Demosthenes  und 
Aeschines  (auch  bei  Millingen  Un.  Mon.  II,  9;  Statue  des  Demosthenes, 
jetzt  im  Vatican,  G.  M.  Wagner  Ann.  d.  I.  VIII.  d.  159.  [M.  Ghiaram. 
II,  24.  Ueber  eine  Buste  Avellino  1841.  vgl.  N.  Rhein.  Mus.  III.  p.  274. 
Schroeder  iiber  die  Abbild.  des  Demosth.  Braunschweig  1842],  man  erkennt 
in  ihm  eben  so  rov  xcdov  uvSQicivru,  wie  in  Demosthenes  den  feurig 
bewegten  Patrioten),  Leodamas.  Historiker:  Herodot  und  Thukydides. 
Rhetor  en:  Epaphroditos,  Aelius,  Aristides.  (Ueber  die  Vaticanische 
Statue  des  APIZTIJES  ZMYPNEOE  s.  Mai  script,  vet.  nova  coll.  L 
p.  LI.  Gerhard,  Beschreib.  Roms  II,  II.  S.  330.)  Ein  siegreicher  Rhetor 
von  Alexandria,  Amalth.  III.  Tf.  8.  Herodes  Att.  von  Marathon, 
M.  Pourtales  pi. ,,37.  Aerzte:  Hippokrates,  Asklepiades  und  Andre  (be- 
sonders  in  Miniaturen).  Der  Astronom  Hipparchos  auf  M.  von  Nikaea, 
mit  dem  Globus,  Mionnet  Suppl.  V.  p.  91.  [Visconti  Iconogr.  Gr.  pi.  26. 


732  Gegenstande  des  Menschen-Lebens. 

Mit  dem  Cirkel  auf  dem  mit  den  Kreisen  der  Ekliptik  und  des  Aequators 
versehenen  Globus  messend,  Urlichs  dreizehn  Gemmen  aus  der  Sammlung 
der  Frau  Mertens-Schaafhausen,  Bonn  1846.  n.  8.] 

6.  Unter   den  Athenischen  Staatsmannern   giebt   es  sichere 
Portrate  von  Miltiades  (vgl.  Paus.   X,   10),    Themistokles  (doch  ist,   was 
Visconti  beibringt,  noch  zweifelhaft ;  Ehrenstatue  eines  Staatsmanns,  sitzend, 
bei  L.  Egremont,  Specim.  II,  7,  dagegen  auf  Stateren  von  Lampsakos  ein 
bartiger   Kopf   mit    Schiffermiitze    und    Lorbeerkranz,    von    individuellen 
Ziigen,  ohne  Zweifel  Themistokles  ist,  der  ehemalige  Herr  von  Lampsakos), 
Perikles  (nach  Ktesilaos  §.  121,  der  Helm  bedeckt  den  Spitzkopf,  erne  Buste 
in    Miinchen    186   zeigt   auch   noch    die    lonische   Haartracht    der   altern 
Athener),    der   in    seiner   Zeit   viel   gebildete   Alkibiades,   dessen   Herme, 
PCI.  Ill,  31,  dem  Ruhm  seiner -Schonheit  wenig  entspricht,    vgl.  Welcker 
Zeitschr.  S.  457.     Aspasia  ist  die   erste  Frau,    von   der  eine  sichere  Ab- 
bildung   in   einer   Biiste   des   PCI.    VI,   30   vorhanden.     Die   edle   Figur 
M.  Borb.  I,  50.     Neapels  Ant.  8.  105  wird  willkurlich  Aristeides  genannt. 
Es  ist  Aeschines,    s.  Vescovali  im  Bull.   1835.    p.  47.     Die  Deutung   der 
schonen  Statue  PG1.  II,  43.     Bouill.  II,  23  auf  Phokion  hat  Viseonti  selbst 
aufgegeben,   vgl.  VII.  p.  100.    —    Die   Statue    des    Spartanischen    Lykurg 
PCI.  Ill,  13  ist   sehr  zweifelhaft.    Ueber  Alexander  §.  129,  4.   158,  2. 
[Glarac  pi.  837—840  A.]     Alexanders  Bild   wurde  selbst  als  Amulet   viel 
getragen,  Trebell.  Trig.  14.    Kapsel  mit  Alex.  Kopf  in  Dessau  (mit  Widder- 
hornern  und  Diadem),    Kunstbl.    183Q.    N.  47.     Die   Gontorniaten    stellen 
auch  seine  Zeugung  durch  den  Drachen  dar. 

7.  Die  M.  von  Gelon  u.  Hieron  sind   entweder  spater  zur  Ehre  der 
alten  Tyrannen  gepragt  worden  (nach  Vise.),  oder  gehoren  ganz  Hieron  II. 
u.  Gelon  II.,  dem  Sohne  Hieron's  II. ;  die  dem  Theron  zugeschriebenen  sind 
theils  verfalscht,  theils  falsch  erklart.    Avellino  Opuscoli  1,  III.     Die  Bilder 
der  Makedonischen  Konige   vor  Alexander  laugnet  Vise.  II.    p.  79   wohl 
mit  Recht;    er  erklart,  was  man  dafiir  hielt,  fur  Heroenkopfe.  —  Fiir  die 
Kopfe  der  Konige  Makedoniens,   Thrakiens  (erst  aus  der  letzten  Zeit  der 
Unabhangigkeit,    denn  der  angebliche  Lysimachos  ist  Alexander),   Epirus, 
Illyriens,  der  Paeoner,  der  Sicilischen  Tyrannen  (Sparta  lasse  ich  aus,  da 
der  Kopf  des  Kleomenes  sehr  unsicher  ist),    der  Fiirsten  von  Pergamon, 
Bithynien   (darunter   der    unbekannten   Koniginnen   Orodalis   und  Musa- 
Orsobaris),  der  Kappadokischen,  Pontischen  (von  268  vor  bis  40  n.  Ghr.), 
Bosporanischen  (von  289  v.  bis  320  n.  Ghr.)  u.  Armenischen  Konige,   so 
wie   einiger  kleinen   Dynasten  in   Kilikien,    der  Seleuciden,   so   wie   der 
spatern  .Konige  von  Kommagene  und  andern  Syrischen  Landschaften,  von. 
Osroene,  Mesopotamien  und  Charakene,    der  Herodiaden,   der  Arsakiden, 
der  Griechischen  Konige  von  Baktriana,    der  Indo-Hellenischen  und  Indo- 
Skythischen   Herrscher  (s.  Todd  Trans,  of  the  Asiatic  Soc.  I,  II.  p.  313. 


[421]  Roinische  Portratbildungen. 

Tychsen  Gomrnentat.  rec.  Soc.  Gott.  VI.  p.  3.  Koehler  Med.  grecques  de 
rois  de  la  Bactriane.  Pet.  1822.  Suppl.  1823.  Mem.  Rom.  IV.  p.  82. 
Schlegel  N.  Journ.  Asiatique  1828.  p.  321.  R.  Rochette  Journ.  des  Sav. 
1834  Juin,  Juill.  1836  Fevr.  Mars.  Notice  sur  quelques  rned.  Grecques 
hied,  de  la  Bactriane  P.  1834.  Suppl.  u.  deuxieme  Suppl.  extrait  du  Journ. 
des  Sav.  1836  [3  Suppl.  Fevr.  1839.  1844.  p.  108]  vgl.  Grotefend  Zeitschr. 
f.  AW.  1835.  S.  836.  Al.  Burnes  Travels  in  Bokhara  Vol.  II.  p.  457. 
pi.  3.  4.  Erlautefungen  von  Wilson  und  Prinsep,  Goetting.  Anz.  1835. 
S.  397  ff.  Hannoversche  Blatter  f.  Miinzkunde  1834.  n.  11  [1836.  n.  26]. 
Miinzen  des  Kadfises  Bull.  1834.  p.  240.  Ueber  die  Miinzen  des  Generals 
Allard  Journ.  Asiat.  Ill,  5.  T.  I.  N.  2.  p.  122),  der  Ptolemaeer,  und 
spatern  Kyrenaeischen  und  Mauretanischen  Fiirsten  verweise  ich  ganz  auf 
ViscomTs  Hauptwerk.  [Bei  Glarac,  der  daraus  pi.  1023-1028  die  andern 
Kopfe  beriihmter  Griechen  mittheilt,  und  1078—1081,  sind  die  Konige 
pi.  1029—1042,  die  Arsaciden  pi.  1043—45,  die  Sassaniden  1046-51. 
Lenormant  sur  le  classement  des  medailles  qui  peuvent  appartenir  aux 
treize  premiers  Arsacides  Nouv.  Annales  de  Tlnst.  II.  p.  191—236.] 
Antiochus  VIII.  und  Kleopatra  seine  Mutter  auf  einem  Onyx  des  Mus. 
Francianum,  Froehlich  tb.  1.]  Der  Vf.  sui  ritratti  del  1  e  2.  Ptolomeo 
in  monete  e  cammei  Ann.  XII.  p.  262.  Arsinoe  Philadelphi,  nach  dem 
Due  de  Luynes,  Marmorkopf  des  Grafen  Pburtales  aus  Alexandria,  M.  d.  I. 
Ill,  33.  Ann.  XIII.  p.  296.  Birch.  Unedit,.  coin  of  Demetrius  II.  Numism. 
Chron.  Vol.  pi.  5.  p.  78.] 

421.     In   Rom    mogen    die    Abbildungen    von    Konigen  1 
und  Mannern  aus   der  fruhern  Republik   nach  den  Wachs- 
bildern  in  Atrium  entworfen  sein ;  welche  selbst  wieder  theils 
reine  Idealbildungen ,    wie    bei    den    ersten  Konigen,    theils 
von    den   Familienzugen    der  Nachkommen    abstrahirt   sind. 
Sichre    Busten    von    einem    entschiedenen    Portratcharakter 
scheint  man    zuerst    von  Scipio.  Africanus    dem   alteren   zu 
haben.     Auf  die  Miinzen  wurde  bei  Lebzeiten  zuerst  Casar's 
Bild  gesetzt,  besonders  in  den  Provinzen;   diesem   Beispiele 
folgen  die  Morder  Caesar's   und  die  Triumvirn.     Die  Ikono-  2 
graphie    der  Romischen  Kaiserzeit    ist    als  Hauplquelle  der 
Kunstgeschichte  derZeit^oben  (§.  199  ff.)  beru'cksichtigt  wor- 
den,  sie  liegt  in  grosser  Vollstandigkeit  vor;  wahrend  Busten  3 
Romischer  Dichter  und  Gelehrten   in   viel  geringerer  Anzahl 
erhalten  sind,  als  von  den  Griechen.     Wie  zahlreiche  Ehren-  4 
statuen  und  wie  vortreffliche  darunter  —  unter   vielen  Fa-, 
brikarbeiten  —  auch  Romische  Municipien,  errichteten,  lehren 
die  Herkulanischen  Entdeckungen. 


Gegenstancle  des  Menschen-Lebens.  [421] 

1.  Auf  den  M.  der  Geschlechter  Kopfe  des  Romulus,  Tatius,  Numa 
(auch  eine  Biiste)  und  'Ancus,  bei  Vise.,  vgl.  Stieglitz  N.  fam.  Rom.  p.  96. 
§.  181.  A.  1.     Dann  Junius  Brutus,  Postumius  Regillensis  u.  A.    Scipio's 
Biisten  kennt  man  an  der  kreuzformigen  Schramme  auf  der  Stirn.   Hanni- 
bal, Vise.  Icon.  Gr.  pi.  55.  6.  7.    Impr.  d.  I.  Ill,  86?    Quinetius  Flaminin 
§.  160.  A.  4.    Auch  Sulla  kommt   nur  auf  M.  des  Q.  Pompejus  Rufus, 
Pompejus  auf  denen  seiner  Soline  vor.    M.  Anton  der  Triumvir  Impr.  d.  I. 
IV,  91.     Pompejus   heroische  Statue   im  Pall.  Spada,   Maffei    Race.  127. 
[Clarac  pi.  911],   bestritten   von   G.  Fea,    Osserv.   1812,    vertheidigt  von 
G.  A.  Guattani   1813,    auch  von  Vise.  I.  p.  118.    Von  Caesar  besonders 
eine  Farnesische  und  eine  Gapitolinische  Biiste,    [eine  in  Berlin  und  eine 
im  Pallast   Gasali   in  Rom,   Statue   des  Agrippa   in  Venedig  im   Pallast 
Grirnani].  —  Edrn.  Figrelius  de  statuis  illustr.  Romanorum.  Holmiae  1656. 

2.  In  den  Suiten  der  Kaiser  strebte  man  wahrscheinlich  schon  im 
Alterthum  nach  Vollstandigkeit,   so  dass  auch  von  Domitian,   von  dem 
nur  ein  Bild  der  Zerstorung  entgangen   sein   soil  (Procop.  hist.  arc.  9. 
p.   296),    doch    bald    wieder    mehrere   existirten.     Vgl.    §.   199.   A.  4.  5. 
Vitellius  Biisten  sind  nach  Visconti  aus  dem  sechszehnten   Jahrh.,   doch 
wird  die  im  Mus.  von  Mantua  fur  echt  gehalten,  auch  wohl  die  Kolossal- 
buste  zu  Wien.     [Kaiserstatuen   von   Caesar  bis   auf  Constantin,    Clarac 
pi.  911-980.    Kopfe  pi.  1054  ff.J 

3.  Sichere,  aber  wenig  genaue,  Bilder  von  Terenz  [nach  dem  Con- 
torniaten  in  Gotha],  Accius,  Salust,  Horaz,  Apollonius  von  Tyana,  Appu- 
lejus  geben  die  Contorniaten;   von  Virgil  nur  die  Miniaturen  der  Vatican, 
und  Wiener   Handschr.   vgl.  Beschr.  Roms  II,  II.    S.  347    (die  Biiste   in 
Mantua,  M.  Nap.  IV,  73,  ist  unecht).     Biisten  von  Terenz  fein  Terentius, 
mit  einer  komischen  Maske  auf  der  rechten  Armbiegung  ist  1839  in  das 
Capitolinische   Museum   gekommen,   Annali  XII.  tv.  G.  p.  97.     Kolossale 
Biiste  des  Maecenas  in   einem  Privathaus  zu  Rom,    in  Marmor  copirt  im 
Museum  zu  Neapel,  Di  un  busto  dj  C.  C.  Mecenate,  Parigi  1837],  Q.  Hor- 
tensius,  Cicero  (sehr  viel  falsche,   die  im  Hause  Mattei,   jetzt  Wellington, 
vertheidigt   Vise,  gegen  S.  Glemente,    eine   ahnliche  ist  in  Miinchen  224, 
vgl.  Beschr.  Roms.  II,  II.   S.  8),    Jun.  Rusticus    dem   jiingeren.     Seneca 
(Maffei  128)  ist  sicher  bekannt  durch  die  in  V.  Mattei  gefundene  Doppel- 
herme.    Lor.  Re  Seneca  e  Socrate.  1816  und  in  den  Atti  d.  Ace.  Arch.  II. 
p.  157.    Eine  Gemme  giebt  den  Kopf  des  Lucrez  (LVCR.),  Impr.  d.  Inst.  II,  78. 

4.  Familie  des  Balbus  §.  199.  A.  6.    M.  Borb.  II,  38— .43.    Hercu- 
lanerinnen  §.  189.  A.  7.    Das  Costiim  der  altern  kehrt  genau  so  an  der 
Julia  Domna,    M.  Franc.  Ill,  18,    wieder;   die   andere   wird  nach   altem 
Kunstgebrauch   (Pans.  X,  25,  2.     Valer.  Maxim.  VI,   3,   10)   durch   den 
unverhullten  Kopf   als   Jungfrau   bezeichnet.     Ordinare   Municipalstatuen 
in   vielen   Museen,    z.  B.  Clarac   pi.  351    [pi.  891—910].     Statuen   von 


[422]  Allgemeinere  Darstellungen,  Cultushandlungen.  735 

Alltagspersonen  waren  nicht  so  selten,  als  Manche  annehmen  (Beschr. 
Roms  I.  S.  332);  Jedem  stand  dasselbe  frei,  wie  dem  Herocles  Atticus, 
der  seine  Zoglinge  als  Jager  in  zahlreichen  Statuen  auf  seinen  Landgiitern 
aufstellte,  Philostr.  V.  Soph.  II,  1,  10.  --  Arminius  oder  Decebalus 
Specimens  II,  49,  [nach  Goettling  Thusnelda  und  Thumelicus,  Jena  1843  f. 
Der  Sohn  des  Arminius  und  seine  Gattin  die  col.  Statue  in  der  loggia 
de'  lanzi  zu  Florenz]. 

Zur  Litteratur  der  Ikonographieen.  Die  altesten  waren  die  Var- 
ronische,  §.  322,  7  (sie  bestand  aus  100  Hebdomaden,  jedem  Bilde  scheint 
ein  Epigramm  beigegeben  gewesen  zu  sein),  und  die  ahnlich  eingerichtete 
des  Atticus,  Plin.  Nepos  Att.  18.  Illustrium  imagines  ex  ant.  marmoribus 
e  bibliotheca  Fulvii  Ursini.  1569.  70.  Illustr.  virorum  ut  exstant  in  urbe 
expressi  vultus  caelo  Augustini  Veneti.  R.  1569.  Illustr.  Imag.  del.  Th. 
Gallaeus.  1598.  (Vermehrung  des  ersten  Werks.)  Gommentar  von  Jo. 
Faber  dazu.  1606.  Iconografia  —  da  G.  A.  Ganini,  ed.  M.  A.  Ganini. 
R.  1669  (sehr  unkritisch).  Illustr.  vet.  philosopborum ,  poetarum  etc. 
imagines  cum  exp.  I.  P.  Bellori.  R.  1685.  Gronov's  Thes.  Ant.  Gr. 
T.  I.  II.  III.  (wenig  brauchbar).  E.  Q.  Visconti  Iconographie  Grecque. 
P.  1811.  2  Bde.  4.  Icon.  Romaine.  P.  1817.  T.  I,  fortgesetzt  von  Mongez 
T.  II.  1821.  III.  1826.  IV.  1829.  Gurlitt's  Versuch  fiber  die  Bustenkunde 
(1800),  Archaeol.  Schr/  S.  189  (der  Gatalog  der  erhaltenen  Portrate  1st  jetzt 
sehr  zu  lichten).  Hirt  iiber  das  Bildniss  der  Alten,  Schr.  der  Berl.  Akad. 
1814.  S.  1.  [Griechenlands  Schriftsteller  und  a.  merkw.  Manner  nach 
Antiken  gezeichnet  1—4  Lief.  Leipz.  1828.  29.  4.  unwissenschaftlicb.] 
Darstellungen  aus  dem  Leben  auf  Vasen ,  mit  bedeutungsvollen  Namen 
auf  Vasen,  M.  d.  I.  II,  44,  E.  Braun  Ann.  IX.  p.  189. 


B.     Darstellungen  allgemeiner  Art. 
1.    Cultushandlungen. 

422.     Unter  den  aus  dem  gewohnlichen  Leben  genom-  1 
menen ,  aber  allgemein  gehaltenen,  Bildwerken  beziehen  sich 
aus  Griinden,  welch  e  in  der  Geschichte  der  Kunst  liegen,  bei 
weitem  die  meisten  auf  den  Dienst  der  Gotter  und  auf  die  an 
diesen  Dienst  sich  anschliessenden  Handlungen  und  Spiele.  — 
Cultusfeierlichkeiten  werden   auf  Griechischen  Reliefs  einfach  2t 
und  zusammengezogen ,  auf  Romischen  Bildwerken  aiisfuhr- 
licher  und  mit  mehr  Bezeichnung  des  Details  vorgestellt.     In  3 
Vasengemalden  werden  besonders  Libationen,  Darbringungen 
aller  Art  und  die  Umwindung  und  Schmuekung  von  Gotter- 


736  Gegenstande  des  Menscheii-Lebens.  [422] 

bildern,    immer  aber   mit   Griechischer  Freiheit    in    der  Be- 

4  handlung   des  wirklichen  Vorganges ,    vorgestellt.     Besonders 
oft   fmden   sich   hier  die  meist   verkannten   Todtenopfer; 
indem  Gippen    (§.   286.),    oft   mit   Namen  beschrieben,  mit 
Helmen,  Gefassen  besetzt,  auch   Saulen   oder   ganze  tempel- 
artige  Heroa  (§.  294,  8.),  in  denen  Waffen  hangen,  Gefasse 
stehn,  Zweige  aufgesteckt  sind,  und  oft  auch  die  Gestalt  des 
Hingeschiednen  leibhaft  vorhanden   ist,    durch  Taenien-Um- 
windung,    Oel-Betraufung ,    Weinspenden    aus   Phialeli    und 
Karchesien   (§.   298.   299.),    und   Darbringungen    aus    Korb- 
chen    (xava    §.   300.)    und  Kastchen    (x«/Sam«    §.    297.),    be- 
sonders  von   den  Frauen  der  Familie,   sorgfaltig  geehrt  wer- 

5  den.     Die  Darstellung   des  Verstorbenen  als  Heros ,  mit  At- 
tributen  aus  dem  gymnastischen  und  Jager-Leben,   wie  sie 
auf  Vasengemalden  gewohnlich  ist,   kommt  auch   an  Grab- 
pfeilern    schon    in    Reliefs    des    alt-Griechischen    Styls    vor. 

6  Interessant  ist  auch,   die  Aufstellung  (i'dQVGtg)   von  Hermen 
und  Bildsaulen  in  alten  Kunstwerken,   namentlich  Gemmen, 

7  veranschaulicht  zu  sehen.   Personen,  welche  beim  Opferdienste 
thatig  waren,  wurden,  besonders  wenn  ihr  Geschaft  eine  be-' 
deutsam  gefallige  Stellung  herbeifiihrte,  auch  in  Statuen  zeitig 
dargestellt,    oft    in    einem    festen    dafiir    bestimmten    Style, 
wie  die  Kanephoren  und  andre  in  Heiligthumern  fungirende 
Madchen. 


2.  Beispiele  bei  Athena,  Dionysos,  Pan,  Priap.  (Dahin  gehoren 
auch  die  Gemmen,  worauf  eine  Frau  mil  nacktem  Schoosse  Tauben  dar- 
bringt,  Wicar  III,  40.)  Sehr  naiv  dargestellt  sind  die  landlichen  Opfer  im 
L.  163.  762.  Bouill.  Ill,  58,  4.  97,  1.  Glarac  pi.  217.  223;  M.  Worsl.  II,  22. 
Landliches  Opfer  an  Herakles  u.  Priap.  (§.  411.  A.  5)  von  grosser  Wahr- 
heit,  aus  Pall.  Rondanini  in  Miinchen  131.  Winck.  M.  I.  67.  Guattani 
1788.  p.  III.  Bacchus -Opfer  §.  390.  A.  4.  Opfer  an  Libera,  schones 
Relief,  L.  159.  Clarac  pi.  217.  Schone  Reliefs,  Frauen  einen  Opfer- 
stier  fuhrend  (wie  in  Hermione)  PCI.  V,  9;  Wicar  IV,  29.  vgl.  das 
Vasengem.  Gori  M.  Etr.  I,  163.  Haufig  sieht  man  auf  Griechischen  Reliefs 
Zuge  von  Menschen,  welche  die  Arme  einwickeln  und  an  den  Korper  drucken, 
die  Gottheiten,  welche  sie  empfangen,  erscheinen  riesengross.  M.  Worsl. 
I,  1.  9.  10.  11;  L.  261.  Bouill.  Ill,  57,  2.  Glarac  pi.  212.  Viele  Opfer- 
vorstellungen  auf  Gemmen,  Lippert  I.  S.  313—344.  Suppl.  S.  100—108. 
M.  Flor.  II,  72—77.  Romische  suovetaurilia  an  der  col. Traiani;  St.  S. 


[4S22J  Allgemeinere  Darstellungen,  Cultushandlungen.  737 

Marco  I,  50;  L..  176.  751.  Bouill.  II,  97.  Ill,  63,  2.  Glarac  pi.  219.  221. 
Capitolinisches  Opfer,  L.  41.  Bouill.  Ill,  62,  1.  Clarac  pi.  151.  Opfer 
als  Vota  publica  auf  M.  z.  B.  Vaillant  De  Gamps  p.  43.  Yollstandiges 
R6  miseries  Opfer,  Passeri  Luc.  I,  35.  36.  Strues  et  ferctum  auf  einem 
Tische  vor  Jupiter,  ebd.  I,  31.  Haruspicin,  Winck.  M.  I.  183.  L.  439. 
Bouill.  Ill,  60,  3.  Glarac  pi.  195.  vgl.  PG1.  VII,  33.  Auspicien,  Relief, 
G.  di  Fir.  St.  142.  Boissard  IV,  68,  vgl.  des  Verf.  Etrusker  II.  S.  125. 
Oefter  auf  Rom.  Familien-M.  Ueber  den  Lituus  Clarke  Archaeol.  Brit. 
XIX.  p.,386.  Das  angeblich  Dodonaeische  Opfer,  L.  551.  Glarac  pi.  214, 
ist  ein  Kriobolion  des  Phrygischen  Cultus  (die  am  Baum  hangenden 
Glocken  stimmen  damit  uberein),  vgl.  §.  395.  A.  3.  Scenen  des  Aegypti- 
schen  Gotterdienstes  an  Rom.  Altaren,  M.  PG1.  VII,  14,  und  in  Wand- 
gemalden,  u.  a.  M.  Borb.  X,  24. 

3.  Wenn  auf  Vasengem.  eine  weissgefarbte  Figur  von  andern  auch 
weiblichen    gewShnlicher    Farbe    umtanzt    und    geschmuckt    wird    (z.  B. 
Laborde  I,  9):  so  ist   dies  gewiss  ein  Elfenbeinbild,  wie  bei  Philostr. 
II,  1  eine  elfenbeinerne  Aphrodite  in  Myrthen-Lauben  von  ihren  Hierodulen 
gefeiert  wird.    So  ist  auch  wohl  Maisonn.  23  eine  elfenbeinerne  Aphrodite 
von  Hierodulen  umgeben  zu  erkennen;  vor  ihr  ein  Bassin  mit  einer  Gans. 
Bei  Millingen  Div.  41   macht  sich  eine  Tempelstatue  der  Aphrodite  durch 
den  reichen  Schmuck  an  Thron  und  Gewand  und^das  vor  ihr  stehende 
Thymiaterion   kenntlich.   —   Lustrationen  §.  362.   A.  3.     Amphidromien 
(Lustration  eines  Kindes  um  den  brennenden  Herd)  auf  Vasen  von  Volci, 
Ann.  III.    p.    155.     Der   Damon   Amphidromos   in    Etr.   Bronzen,    nach 
R.  Rochette  M.  I.   42,  2.    p.  229.     [Panathenaeischer  Festzug,  archaisch, 
Gerhard  Etr.  u.  Gampan.  Vasenbilder  Tf.  2.  3.] 

4.  S.  z.  B.  Tischb.  II,  15.  30.  Ill,  40.    Millingen  Gogh.  26.  45.  49. 
Div.  14.  16.  17.  18.  19.  39.  48.  58.   Un.  Mon.  37.  Millin  I,  16,  21.  Laborde 
I,  13.  Auf  der  Vase  bai  Millin  II,  38  (der  hier  Mysterien  des  Jasion  sieht, 
wie  auch  II,  32)  steht  ein  ygmg  der  Art  im  Tempelchen,  welchem  Facher, 
Spiegel,  Kleiderkastchen  gebracht  werden,  ohne  Zweifel  seine  Freude  als 
er  lebte.    Tomb,  de  Canosa  pi.  4  sitzt  der  Heros  mit  einem  Stabe  in  der 
Hand  in  seinem  Tempelchen;  ein  Jimgling  tritt  mit  Phiale  und  Prochus 
(§.  298.   A.  2.  3)   hinein  um  zu  libiren;   Andre  bringen  die  xrf^/j^ara 
von  aussen  herzu.    R.  Rochette  M.  I.  pi.  30:   ein  Heroon  mit  pyramidali- 
schem  Dache,  darin  die  Stele,  Vasen  von  schwarzer  Farbe  dabei,  Personen 
mit  Darbringungen  umher.    Vgl.  pi.  45.    §.  397.    A.  1.    Maisonn.  .pi.  10 
sitzt   der  Todte  bei  einer  lonischen  Grabsaule,  §.  54.  A.  3,  und  empfangt 
Libationen.    Heroon  eines  Kitharoden,  Maisonn.  39.  Auf  dem  Gefasse  von 
der  Gestalt   einer  Hochzeit-Vase.  M.  Borb.  VII,  23.    Inghir.  Vasi  fitt.  42, 
steht  die  Todte  als  Aphrodite  bei  einer  Vase  von  genau  derselben  Gestalt 
in  einem  Heroon  (wahrscheinlich  ein  als  Braut  gestorbenes  Madchen);  auf 

0.  Miiller's  Archaeologie.    4.  Aufl.  47 


738  Gegenstande  cles  Menschen-Lebens.  [422] 

dem  Revers  ein  Cippus,  umher  Darbringungen.  Heroa  auf  Lampen,  Paseri 
III,  44.  Leichenopfer  durch  Knaben  vorgestellt,  dabei  Hahnenkampfe,  auf 
einem  Sarkophage,  Bouill.  Ill,  44,  4. 

5.  Zu  den  altesten  Darstellungen   eines  Verstorbenen  als  rjQcog  ge- 
horen  die  beiden,  auffallend  iibereinstimmenden  Stelen  eines  Orchomeniers, 
Dodwell  Tour  I.  p.  243,    und    eines  Campanischen  Meddix   [die  Inschrift 
gehort  nicht  zu  der  Stele  und  ist  jetzt  davon  getrennt],  R.  Rochette  M.  I. 
pi.  63  (als  Odysseus),  wo   der  auf  einem  Stabe  ruhenden  Figur  des  Ver- 
storbenen gymnastische  Attribute  und  ein   Hund  beigegeben  sind,   oben 
§.  96.   N.  22. 

6.  Solche  consecrationes   (vgl.  §.  66,  2.  383.  A.  3),   Raponi  P.  gr. 
5,  5.    Bartoli  Luc.  II,  28.    Die  Frau,  welche  eine  Rlume  mit  Taenien  urn- 
windet,  Tischb.  Vasen  III,  49,  ist  aus  Theokr.  18,  48  zu  erklaren:  'Elevag 
tpvrbv    stfii.    Vgl.  Gerhard  Ant.   Bildw.  57,  2.    Von   mantischen   Ge- 
brauchen  war  die  Weissagung  aus  Thrien  (Lobeck  de  Thriis,  jetzl  Aglaoph. 
p.  814)  besonders  darstellbar,  Millingen  Div.  29.    Die  Pythia  §.  362.  A.  3, 

7.  Kanephoren  des  Polyklet,  Amaltb.  III.  S.  164.  An  der  V.  Appia 
gefundene,  von  Kriton  und  Nikolaos  von  Athen,  in  Villa  Albani,  Winck.  W. 
VI,    1.   S.   202.     Drei   in  V.  Albani,   Gerhard  A.  Bildw.   Tf.  94.    Clarac 
pi.  442.  443.    Andre  das.  u.  444.    Von  andern  bei  Frascati  gefundenen 
(Cavaceppi  III,  28),  ebd.  V.  S.  21.  332  u.  sonst.  Im  Brit.  Museum  Terrac. 
pi.  29.    In  Munchen  166  ff.     Jungfrauen   aus  Bronze,   in   acht-Attischer 
Tracht  (§.  339.   A.  4)  und  in  dem  Style  von  §.  96.   N.  11,  mit  der  den 
Karyatiden  §.  365.   A.  5)   eigenen  Handbewegung  nach  dem  Kopfe  und 
ahnlichen  auf  Gultus  bezuglichen.  M.  Borb.  II,  4—7.    Madchen,  von  der- 
selben  Tracht  und  Bildung,  auf  ein  Heiligthum  zugehend,  in  dem  Relief 
G.  Giust.  II,  64.    Zu  einer  ahnlichen  Procession  gehort  das  alterthumliche 
Relief,  Cavaceppi  III,  13.    Panathenaische  Jungfrauen  am  T.  der  Polias 
§.  109.  A.  4;  eine  davon  im  Vatican?  Beschreibung  Roms  II,  II.  S.  105. 
[M.  Ghiaram.    II,  44.    Dass   diese  nicht  vom  Pandroseum  herruhre,   hat 
sich  an  Ort  und  Stelle  ergeben.   Eine  gute  ahnliche  Statue  steht  iibersehen 
im   Hof  des   Pallasts   Giustiniani    in   Rom.]  —  Bronzestatue ,    1812   bei 
Piombino  gefunden,  aus  alter  Peloponnesischer  Kunstschule  (Lippen,  Augen- 
brauen  und  Brustwarzen   waren  versilbert)  [s.  §.  306.  A.  3J,  von  grosser 
Naturwahrheit  und  Individualitat,  ein  Lampadephor  nach  R.  Rochette^ 
Ann.   d.   Inst.  V.  p.  193  ff.  323.    M.  d.  I.  I,  58.  59.     [Clarac  pi.  482  A. 
Bull.  1832.    p.  196.    Der  Verf.   in    der  [Hall.  A.L.Z.  1835.    Jun.   S.  186. 
Inschr.  auf  dem  Fuss  'A&KVKK  Sfuccrccv.   Nach  Letronne  Apollon  Philesios 
Ann.  VI.  p.  198—236,  Patroos  nach  Panofka  das.  p.  233,  ahnliche  Statuen 
tv.    d'agg.   D.    E.     Letronne   Explication   d'une  inscription   trouvee   dans 
Pinterieur  d'une  st.  anf.  en  bronze  P.  1843.  1845.  4.  R.  Rochette  Questions 
de  1'hist.  de  1'art.  1846.   p.  191—210,   streitet  gegen  Apollon,   indem   er 


[422]  Personen  des  Cultus.  739 

einen  jungen  Sieger  in  den  Spielen  annimmt,  und  fur  alte,  nicht  archaistische 
Arbeit,  so  wie  fiir  das  dieser  gleichzeitige  Alterthum  der  Inschrift,  worin 
doch  mehreres  auf  spatere  Zeit,  bis  zum  ersten  Jahrhundert  vor  Ghr.  be- 
stimmt  genug  zu  deuten  scheint.  Zwei  lange  Locken  sind  allerdings  zu 
einem  berrschenden  Kennzeichen  des  Apollon  geworden  (191—201);  doch 
ist  die  gauze  Stellung  der  schonen  Statue  mit  dem  Milesiscben  Apollon 
Specimens  I,  12,  Muller  D.A.K,  I,  4,  21.  Glarac  pi.  483.  n.  930  zu  uber- 
einstimmend,  urn  an  Apollon  zu  zweifeln.  Auch  sind  diese  langen  Haar- 
flechten  nichts  ausschliessend  Bezeichnendes  und  fehlen  an  dem  Apollon 
Nani  oder  Pourtales,  an  dem  in  den  Specimens  I,  5,  Brit.  Mus.  Ill,  4. 
D.A.K.  I,  4,  22  und  an  dem  Milesischen  Apollon  das.  Tf.  15,  61,  Millin  P. 
gr.  pi.  6,  an  der  Statue  im  Brittischen  Museum,  Specim.  II,  5.  Auch  der 
Koloss  des  Apollo  in  Delos  hatte  die  Fiille  des  im  Nacken  herabhangenden 
Haars  und  die  Einfassung  der  Lockchen  vorn,  lange  fiber  die  Brust  herab- 
hangende  Locken  schwerlich.  Die  aus  dem  Auge  der  Statue  gezogene 
Bleiinschrift,  zwei  Rhodische  Kiinstlernamen  unvollstandig  enthaltend,  die 
man  Anfangs  als  einen  Betrug  des  Hrn.  Dubois  verdachtigte,  gehoren  zwar 
moglicherweise,  doch  nicht  wahrscheinlich  einer  spateren  Zeit  als  das  Werk 
selbst  an.  Fiir  nachgeahmt  alten  Styl  zeugt  aucli  E.  Gurtius  im  Kunstblatt 
1845.  S.  166,  vorziiglich  nach  der  im  Vergleich  der  absichtlich  vernach- 
lassigten  Vorderseite  trefflich  modellirten  Riickseite,  die  nach  Letronne  den 
Einflnss  der  Schulen  des  Praxiteles  und  Lysipp  zeigt.]  Eine  Daduchos 
(lieber  Selene)  M.  Borb.  V,  22.  —  Statue  eines  die  Eingeweide  des  Opfers 
bratenden  Sklaven  §.  121.  A.  3;  derselbe  Gegenstand  in  einem  Vasengem. 
von  Micali  tv.  97,  2,  vgl.  96,  2.  —  Priesterin  der  Geres,  PG1.  Ill,  20. 
Opferdiener  der  Ceres,  mit  einem  Schweinchen  iiber  den  Schultern,  bei 
L.  Egremont,  Spec.  68.  Eine  Frau  bringt  Rauchopfer  auf  einem  &v(iiurri- 
gtov  dar,  Eros  [hermaphroditisch ,  wie  der  sogen.  Mysteriengenius]  bringt 
eine  Taenia.  Stackelb.  Tf.  35.  Hellenische  Weise  den  Opferstier  zu 
bandigen,  Eurip.  Hel.  1582  (1561)  ff.  TCCVQOV  dgxafiBlv  El.  821.  [Baubo, 
Millingen  Annali  XV.  tv.  E.  p.  72.]  Camillus  im  Pal.  der  Conservato ren 
eine  anmuthige  Figur  von  Bronze,  Maffei  Race.  24;  ahnliche,  L.  739.  740. 
M.  Borb.  VI,  8.  Vestalinnen  sind  an  der  vitta  zu  erkennen,  G.  M.  332, 
33.  vgl.  Vise.  PG1.  III.  p.  26.  Kopf  eines  Priesters  mit  der  Miitze  Apex, 
in  Miinchen  193.  Fecialen  auf  M.  des  Italischen  Reichs,  Micali  tv.  115, 
15,  von  Capua,  N.  Brit.  2,  9,  u.  Rom,  auch  auf  geschnittenen  Steinen, 
namentlich  einem  in  Saninium  gefundenen,  wahrscheinlich  aus  dem  Ringe 
eines  Anfiihrers  der  Italiker,  Micali  tv.  117,  16,  vgl.  Impr.  d.  Inst.  II,  67. 
^icilia,  Wicar  III,  22.  Archigallus  §.  395.  A.  4.  Priesterin  der  Kybele, 
mit  Inschr.  PCI.  VII,  18.  Isis-Priester ,  wie  bei  Appulejus,  PCI.  VII,  19. 
Mon.  Matth.  Ill,  24.  Romische  Damen  oft  im  Costum  von  Isis-Priesterinnen, 
auch  mit  beweglichem  Haarputz,  PCI.  VI,  16.  Maff.  93.  Schone  Statue 


740  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [423] 

einer  adorans  femina  (Plinius)  mit  eigenthumliciiem  Gewandwurf,  PCI. 
II,  47  (Pietas),  Bouill.  II,  29  und  oben  §.  393.  A.  3.  Bronze,  Ant.  Ere. 
VI,  83.  M.  Borb.  V,  21,  vgl.  Boettiger  Kunstmythologie  S.  51.  Zur  Ge- 
schichte  des  Weihrauchs  Hase  Palaeologus  S.  76.  [Statuen  von  Priestern 
Clarac  pi.  768  B,  Priesterinnen  pi.  762  G.] 


%  2.     A  g  o  n  e  n. 

1  423.     Die  Seite  des  Griechischen  Lebens,  welche  wegen 
der  naturlichen  Verwandtschaft    in   der    sie  zur  plastischen 
Kunst  steht,   sich  am  vollstandigsten  in  der  Kunst  abspiegelt, 
ist  die   Gymnastik.     Zwar  ist   die  vollkommenste   Ueber- 
tragung  gymnastischer  Gestalten  auf  die  Stoffe  der  bildenden 
Kunst,  jener  Wald  von  Erzbildsaulen  der  Sieger  in  den  Tempel- 
hofen  Olympia's  und  Pytho's,  uns  verloren  gegangen,  und  nur 
einige  treffliche  Reste  der  Art  geblieben ;  indess  lasst  sich  aus 
Marmor  -  Gopieen ,    Reliefs,     Vasengemalden    und    Gemmen 
noch  ein  sehr  vollstandiger  Gyklus  von  Vorstellungen  zusam- 
mensetzen,  und  auch  in  die  Kunde  der  o^i^ara  oder  Weisen 
und  Handgriffe   der   alten  Leibesubungen   gewiss  noch  tiefer 

2  eindringen  als  bisher  geschehn.    Kurzgelocktes  Haar,  tiichtige 
Glieder,  eine  kraftige  Ausbildung  der  Gestalt  und  verhaltniss- 
massig  kleine  Kopfe  charakterisireri   die  ganze  Gattung  von 
Figuren;  die  zerschlagnen  Ohren  (§.  329,  7.)  und  die  hervor- 
getriebnen  Muskeln  insbesondere  die  Faustkampfer  und  Pan- 

3  kratiasten.   Die  besondere  Korperbildung  iind  die  charakteristi- 
schen  Bewegungen    der  Kampfarten,    die    oft    auch   in   den 
Ehrenstatuen  der  Sieger   angedeutet  wurden  (§.  87,  3.),  mit 
vollkommner  Wahrheit  darzustellen ,  war  eine  Hauptaufgabe 

4  der  alten  Kunst ;  eben  so  haufig  aber  werden  die  Athleten  auch 
in  Handlungen ,  welche  alien  gem.ein  sind,  wie  bei  dem  Ein- 
salben   des  Korpers,    dem   Gebet  um  Sieg,  der  Umwindung 
des  Haupts    mit   der  Siegsbinde,    und  sehr  haufig  in  ganz 

5  einfacher,  ruhig  fester  Stellung  gebildet;   meist  hielten  wohl 
diese  fruher  oft  falsch  benannten  Bilder  (z.  B.  Genius  prae- 
stes)  Kranze  in  den  Handen;  auch  Palmstamme  dienen,  wfe 

6  bei   Hermes ,    als   Hinweisung    auf    ihre    Bedeutung.    Unter 
den  zahlreichen  Figuren,  welche  als  Vorsteher  der  Uebungen, 
besonders   auf  Vasengemalden,    vorkommen,    darf   man  am 


[423]  Gymnastische  Handlungen.  741 

meisten  erwarten,  die  Alipten  oder  Lehrer  der  Gymnastik  zu 
finden,  derenRuhm  mitdem  ihrer  Zoglinge  innig  verbunden  war. 

1.  Mercurialis  de  arte  gymnastica  gibt  von  alten  Denkmalern  wenig 
Zuverlassiges.  [Krause  Gymnastik  und  Agonistik  der  Hellenen  aus  den 
Schriften  und  Bildwerken  1.  2.  Th.  1841  mit  28  Kpftf.  Ders.  die  Pythien, 
Nemeen  und  Isthmien  aus  den  Schriften  und  Bildw.  1841  mit  Kpf.  Die 
Olympien  1838  ohne  Bildwerke.] 

3.  [Athleten  Clarac  pi.  854  D  ff.]  Laufer  §.  122,  3.  .Ant.  Ere.  VI, 
58.  59.  M.  Borb.  V,  54  (nach  Andern  Ringer  oder  Diskobole).  Auf  den 
Vasen  von  Volci  laufen  die  Stadiodromen  zu  vier  nach  der  Rechten,  die 
Diaulodromen  zu  drei  oder  fiinf  ebenso,  die  Dolichodromen  dagegen  nach 
der  Linken,  Ambrosch  Ann.  d.  Inst.  V.  p.  64.  Der  Lauf  wird  dabei  mehr 
conventionell  als  naturtreu  bezeichnet.  Die  Statue  PCI.  Ill,  27  ist  wohl 
eher  einer  Wettrennerin  aus  Domitian's  Zeit  (Dio  Gass.  LXVII,  8),  als 
einer  Spartanerin  gesetzt  worden.  Springer  auf  Vasen,  Tischb.  IV,  43. 
M.  Borb.  Ill,  13.  Gerhard  Ant.  Bildw.  67  (mit  Springgewichten  und  Spring- 
stangen,  die  Andre  fur  Wurfspiesse  nehmen).  Gemmen,  Tassie  pi.  46, 
7978.  Gaylus  III,  21,  4.  Micali  tv.  116,  16..  Ueber  die  ahTJQse  Welcker 
Zeitschr.  I.  S.  238,  und  den  Sprung  mit  der  Lanze  §.  121.  A.  2.  Sprung 
durch  das  Seily  Griyaud  Antiq.  Gaul.  pi.  23.  Sprung  fiber  Andre  hinweg, 
Gemme,  Gaylus  III,  86.  Tassie  tv.  46,  7980.  Sprung  uber  Pfahle,  mit 
Halteren,  ebd.  46,  7978.  Das  eigentliche  acxcoAm^tv,  0xo>2o/ferl£em* 
Epicharm.  Diskobolen:  der  werfende  des  Myron  §.  122.  A.  3,  vgl 
Nonnus  XXXVII,  682  ff.  [in  der  Sammlung  Landsdowne  Clarac  pi.  829. 
n.  2085  A.,  im  Britt.  M.  859,  2194  b.,  im  Haus  Massimi  863,  2194  a.]  der 
sich  zum  Kampf  anschickende,  auch  in  mehrern  Exemplaren,  PG1.  Ill,  26. 
Bouill.  II,  17;  Borgh.  7,  9  im  L.  704.  Bouill.  Ill,  17,  5;  bei  Mr.  Duncombe 
in  Yorkshire.  Impr.  d.  Inst.  IV,  69.  Auf  Gemmen,  Impr.  d.  Inst.  II,  87. 
Wandgem.  M.  Borb.  IX,  52.  Auf  Vasen  meist  antretend,  Tischb.  I,  54. 
IV,  44.  Maisonn.  25 ;  im  Anfange  der  Wurfbewegung,  Gerhard  Ant.  Bildw. 
68,  1.  Siegreicher  Diskobol  mit  alien  Zeichen  des  Siegs,  Gemme,  M.  Flor. 
II,  17,  2.  Ueber  das  Pentathlon  auf  den  "Vasen  von  Volci  (durch 
Sprung,  Wurfspiess  und  Diskos  dargestellt) ,  Ambrosch  p.  84.  Die  Jiing- 
linge  mit  Hacken,  welche  bei  den  Uebungen  des  Pentathlons  vorkommen, 
z.  B.  Maisonn.  25,  Festus  s.  V.  rutrum  tenentis,  beziehen  sich  auf  die 
PO&QOI  des  GKccfiftce  fur  die  Springer  (s.  Dissen  ad  Pind.  N.  V,  20,  etwas 
verschieden  deutet  sie  Welcker,  Zeitschr.  S.  257.  Rhein.  Mus.  I.  S.  77). 
Ringer  axfOgfiitgvpeVpt  auf  M.  von  Selge,  Mionnet  Descr.  pi.  57,  3.  6, 
Vasen,  Tischb.  IV,  46,  Basreliefs,  Guatt.  1785.  p.  LIH.  Vise.  PG1.  VI,  37. 
Bouill.  Ill,  46,, 9.  Ringergruppen  in  Bronze  von  einem  Wagen,  Gerhard 
Ant.  Bildw.  Tf.  119,  1—3.  Ringende  Knaben,  Pan  oben.  Impr.  d.  Inst. 
IV,  65.  Ringer  a  la  Antaeus,  Grivaud  Antiq.  Gaul.  pi.  20.  21.  Ringkampf 


742  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [423] 

eines  nackten  Mannes  und  einer  Frau  (mit  Schamgiirtel) ,  auf  Yasen  von 
Volci,  Ambrosch  p.  78.  Die  Statue  eines  Ringers  irn  hohern  Mannesalter 
von  gewaltiger  Musculatur  beschreibt  Christodor  228.  Pankratiasten- 
Knaben  in  dem  beriihmten  Symplegma  in  Florenz,  G.  di  Fir.  St.  121.  122. 
Maffei  Race.  29.  §.  126.  A.  4  (keine  nciluiGTui,  bei  denen  das  Nieder- 
werfen  entscheidet,  (vgl.  das  Ringen  des  Bacchos  und  Ampelos  b.  Nonnus 
X,  365  ff.);  die  Pankratiasten  aber  ringen  bauptsachlich  am  Boden).  Eine 
ahnliche  Anaklinopale  auf  den  M.  des  Gonstantin,  Pedrusi  V,  26,  5. 
Polyklet's  ccnonnQvi^cDv,  §.  120.  A.  3,  ist  nach  Stuart  I.  ch.  4.  pi.  13  und 
III.  ch.  13.  pi.  11  zu  denken.  Ueber  andre  OX^CCTK  nalrjs  Ambrosch 
a.  0.  S.  76.  Faustkampfer,  Statuen,  Bouill.  Ill,  19,  2.  3.  Caestuarius 
im  Pallast  Gentili  in  Rom,  Gerhard  68,  3;  in  Dresden  295.  Aug.  109 
(aus  griinem  Marmor);  Torso's  1739  auf  dem  Quirinal  gefunden,  be- 
schrieben  von  Ficoroni.  Arrne,  Ant.  Ere.  VI.  p.  1.  vign.  Reliefs, 
L.  736.  Glarac  pi.  200;  PCI.  V,  36,  wo  sie  das  Haar  im  Schopf  gebunden 
haben,  wie  die  'Aywv^s  §.  406.  A.  2.  'Vasen,  Tischb.  I,  55.  56.  Denk- 
mal  eines' Gaestuskampfers,  bei  Montf.  Ill,  168  nach  Fabretti.  Lampade- 
dromie,  mit  Tellern  an  den  Fackeln,  wie  auf  M.  von  Amphipolis  (Mionnet 
Descr.  pi.  49,  6),  Vasengem.,  Tischb.  II,  25.  Ill,  48.  [Dubois  Voy.  en 
Crimee  IV  Serie  pi.  13,  Vase  von  Pantikapaeon ,  vier  Junglinge,  zwei  mit 
Fackeln,  wovon  einer  von  Nike  gekranzt  wird:]  Lampadisten  im  Gym- 
nasium zu  Elis  von  Pyrrhon  gemalt,  Diogenes  L.  IX,  11,  62.  Reliefs  .mit 
Inschriften,  Vargas-Macciucca  Spiegazione  di  un  raro  marmo  Gr.  1791. 
G.  I,  287;  Gaylus  Recueil  I.  p.  XVII.  117.  C.  I.  242.  Mosaik,  Gerhard 
Ant.  Bildw.  63,  1.  Glaspaste  mit  einem  KufinKdiug,  Broendsted  Voy.  II. 
vign.  36.  Vase  Cab.  Pourtales  pi.  5.  p.  28.  Lampadedromie  zu  Pferde, 
an  der  Pergamenischen  Vase,  Choiseul-Gouff.  Voy.  II.  pi.  4  [jetzt  in 
Paris.  Antike  Paste,  Fackellaufer,  Broendsted  Reise  II.  S.  289J.  Hadrian 
als  Sphaerist  in  zwei  Gruppen  (nach  Base's  Deutung),  in  Dresden 
364—67.  Aug.  57.  108.  Statuen  von  Sphaeristen  Vitr.  VII,  5.  M.  Borb. 
VII,  47,  8.  Gemme  mit  einern  Sphaeristen.  Olenine  Essai  sur  le  costume 
et  les  armes  des  gladiateurs  Article  IV.  [Statuen  von  Sphaeristen  Gibelin 
in  den  Mem.  de  Tlnst.  Nat.  IV,  492  ff.]  Weiblicher  Kampfer  mit  einer 
Flotenspielerin ,  spate  Athenische  Hydria,  [seltsamer  Scherz],  Stackelb. 
Tf.  22.  Hahnenkampfe,  in  Reliefs,  L.  392.  Glarac  pi.  200,  Vasengem. 
(in  Wien)  u.  Gemmen,  §.  391.  A.  8.  (Eros),  Impr.  d.  Inst.  IV,  16.  vgl. 
§.  381.  A.  7  (Hermes).  Hahne  als  Symbole  der  Kampfe  oft  auf  Vasen 
von  Volci;  auch  ein  Hahn  als  Herold,  Ann.  III.  p.  158.  Koehler  L'alectryo- 
phore,  descivd'une  statue  ant.  Petersbourg  1835.  f Hahnenkampfe,  O.  Jahn 
Archaeol.  Beitr.  S.  437.] 

4.     Si  ch  sal  ben  der  Athlet,  treffliche  Statue  in  Dresden  400.  Aug. 
37.  38.   Aehnlich  auf  Gemmen,  Natter  pi.  25.  Tassie  tv.  47,  7933.  Raponi 


1424]-  Athleten-Bildungen.  743 

49,  3.  Bracci  I,  51.  52,  vgl.  die  Statuen  tv.  agg.  26.  Bouill.  Ill,  19,  4. 
'Ano£v6fisvoi  §.  120.  A.  3.  129.  A.  1.  175.  A.  2.  Millingen  Gogh.  15. 
Junglinge  mit  Badegerathen ,  oft  auf  Gemmen  (Impr.  d.  Inst.  I,  42)  und 
Vasen,  vgl.  §.  298.  A.  2,  4.  Urn  S  leg  fie  bender  Athleten-Knahe  (vgl. 
§.  87.  A.  3)  aus  Bronze,  in  Berlin.  Levezow  de  iuvenis  adorantis  signo. 
Bouill.  II,  19.  M.  FraiiQ.  IV,  12.  Taenien-Darreichung,  oft  auf 
Vasen,  Laborde  6.  Die  Frauen,  welche  sie  umbinden,  sind  wohl  oft  als 
•die  Orte  des  Spiels  zu  erklaren,  vgl.  oben  §.  405.  A.  5.  Bekranzung  eines 
Athleten,  Stackelb.  Tf.  12.  Polyklet's  Diadumenos  §.  120.  A.  3. 
Guattani  Mem.  enc.  V.  p.  81.  Die  Preisvasen  sind  oft  deutlich  zu  sehn, 
auf  Vasengem.  Laborde  I,  8,  Gemmen,  M.  Flor.  II,  85,  2.  Raponi  59,  4, 
Lampen,  Passed  II,  98.  99,  Munzen,  wo  sie  auf  den  Tischen  der  Agonen 
stehn.  Ueberwundener  Kampfer,  Impr.  d.  Inst.  IV,  71.  Sieger  72.  Opfer 
pom  pa  eines  Siegers  im  xslr]$  sehr  unterrichtend.  Sarkophagdeckel  im 
Palast  Gaetani,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  119,  4. 

5.  Ruhig  stehende  Athleten,    G.   di  Fir.  St.  93,  124—129.    Bouill. 
Ill,  19,  5.    Hierher  gehoren  besonders  manche  alterthumliche  Statuen,  wie 
der  Gapitolinische 'junge  Athlet,   Winck.  W.  V.  S.  550,  der  bronzene  und 
marmorne  des  Florent.  Museums,  Herausg.  S.  446.  566  (beide  fiber  Lebens- 
grosse),  der  sog.  Genius  von  Pesaro,  M.  Flor.  45.  46.  Winck.  W.  III.  S.  189.  393 
u.  a.  m.  Schreitender  Athlet?  Statue,  M.  Borb.  VII,  42.  Zwei  Athleten-Statuen, 
als  Gladiatoren  erganzt,  M.  Borb.  VIII,  7.  8.  von  einer  gewissen  Myronischen 
Alterthumlichkeit.  Schoner  Bronzekopf  eines  Athleten  rnit  einer  Taenie  urn 
das  Haar  (Augen  hohl,  Lippen  vergoldet),  in  Munchen  296.  M.  Nap.  IV,  74. 

6.  Junglinge  mit  Kosmeten,  Sophronisten,  Bidyern,   oder  wie  man 
sie  nennen  mag,  auf  Vasengern.,  Boettiger  Hercules  in  bivio  p.  42.    Stele 
von  Krisso  (XQVGO)  mit  einem  Agonotheten,    sitzend,   eine  Rolle   in  der 
Hand,  Kithara  vor  ihm,  daruber  aufgehangt  ein  Kranz,  Strigel  mit  Leky- 
thos,   Sphaera  umflochten  (?),  Stackelb.  Graber  Tf.  2,  3.    [Denkmal  eines 
Junglings,  der  geistig  und  in  der  Palaestra  sich  ausgezeichnet ,   oder  der 
als  Kitharoede  gesiegt  hatte  und  fruher  auch  im  Athletischen  ausgezeichnet 
gewesen,    wie  Platon  u.  A.]     Uebungen  in  Gegenwart  der  Alipten,  Vasen 
von  Volci,  Ann.  III.  p.  157.  Ueber  den  Unterschied  zwischen  Agonotheten 
(in  ruhiger  Haltung)  und  Mastigophoren  (lieber  Alipten,  in  mannigfacher 
Thatigkeit),  Ambrosch  S.  80  ff.  Die  Zeus-ahnlichen  Figuren,  mit  Kothurnen, 
auf  M.  der  Makedonischen  Zeit  (z.  B.  den  Bithynischen,  Visconti  Icon.  Gr. 
pi.  43,  3—8),  scheinen  Alytarchen,  welche  in  Antiochien  in  diesem  Costiim 
auftraten,  Malalas  p.  286.  310.  ed.  Bonn.  —  Gymnastische  Zuchtigungen 
auf  Vasen,  auch  Gemmen ,  z.  B.  Tassie  tv.  46,  8031.    Doppelruthe.  Arzt 
Jason  einen  Kranken  befuhlend,  M.  Pourtales  pi.  26.  C.  I.  n.  606. 

424.     Mit   den  gymnischen  Agonen  wurden    die  Spiele  i 
mit  Ross  en  seit  alter  Zeit  gleicher  Ehre  gewiirdigt,  und  von 


744  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [424} 

2  Griechischen  Kunstlern  mit  Geist  und  Leben  dargestellt.   Die 
Romer  sahen  ihre   Circusspiele  gern  auch  gebildet  und 
gemalt,  besonders  in  Mosaik;  die  begiinstigten  Kutscher  der 
Factionen    erhielten    auch,    ungeachtet    des    widerstrebenden 
Costimis,  Ehrenstatuen ;  und  es  giebt  manche  Werke  der  Art 
noch  aus  dem  spatesten  Alterthum  und  im  allerrohesten  Styl. 

3  Die  Kampfe  der  Gladiatoren,  obgleich  auch  deren  Gostiim 
Griechischem  Kunstsinne   wenig  zusagen  konnte,  gaben  doch 
wenigstens  untergeordneten   Kunstlern,    welche    Wande  be- 
malten    und  Grabmaler  verzierten,   zu  thun;   man  darf  an- 
nehmen,  dass  solche  an  Grabern  ausgehauene  oder  auf  Grab- 
lampen  ausgedruckte  Gladiatorkampfe  mitunter  die  wirklichen 
vertreten,  und  anstatt  der  vollen  Todten-Ehre  dem  Gestorbnen 
ein  Scheinbild  derselben  gewahren  sollten. 

1.  Alte  Pferdegebisse  M.  Borbon.  VIII,  32.  Olenine  [Essai  sur  le 
costume  et  les  armes  des  Gladiateurs]  Article  V.  p.  27,  eines  aus  Italien 
pi.  12.  Cavedoni  fiber  einige  Miinzen,  die  sich  auf  Olyrnpische  Siege  be- 
ziehen,  Bull.  1837.  p.  154.  Ueber  Dressurpferde  und  Kunstreiterei  bei  den 
Alten,  Hase  Palaeologus  S.  53.  Passgang  S.  64.  A"?/l??r/£ovr f?  auf  M. 
von  Kelenderis  und  Vasen,  Tischb.  I,  52.  II,  26.  Der  Lauf  der  xa^jr?/, 
scheint  es,  ebcl.  I,  53.  Das  Wettrennen  der  Apobaten  §.  118,  2  b.  Zwei- 
gespanne,  Viergespanne  oft  auf  M.  (iiberaus  herrlich)  und  Vasen, 
bespnders  Preisvasen.  Auf  beiden  sieht  man  besonders  den  wichtigen 
Moment,  wo  die  Meta  umbogen  wird,  wobei  der  den  weitesten  Kreis  be- 
schreibende  ds I-IOGS IQOS,  das  wildeste  Ross,  schon  in  die  Augen  fallt.  Auf 
Vasen  von  Volci  steht  auch  Athena,  den  Wagen  schutzend,  dabei.  Die 
Einrichtung  des  xeWpov  und  der  (JLKGTL^  mit  den  Klapperblechen  (vgL 
Sophokl.  El.  727.  A'nth.  Pal.  VI,  246)  sieht  man  bei  Millingen  Un.  Mon. 
1,2;  das  Zeug  der  Pferde  besonders  deutlich,  ebd.  21.  Theile  des  Wagens, 
auf  Vasengem. ,  Ambrosch  a.  0.  S.  73.  Vgl.  das  nur  zu  weitschichtige 
Werk  von  Ginzroth  Die  Wagen  und  Fahrwerke  der  Griechen  und  Romer. 
1817.  4  besonders  S.  111.  Die  Pferde  in  Agonen  haben  auf  Vasen  haufig 
Zeichen,  in  Volci  ein  Keles  ein  S  (GKftcpoQas),  Das  Striegeln  und  Be- 
schlagen  der  Pferde  ist,  wie  es  scheint  (ungeachtet  Beckmann  und  Andre 
ein  solches  Alter  des  letztern  Gebrauchs  laugnen),  auf  einem  alten  Attischen 
Vasengem.  abgebildet,  Wai  pole  Mem.  p.  321.  pi.  3.  Vgl.  Classical 
Journ.  T.  XXXIV.  p.  206.  Ancient  horsemanship.  Tarentinische  Munze 
138.  Ueber  die  aufgebundnen  Pferdeschwanze  Olenine  pi.  16.  p.  38.  Das 
Aufsteigen  mit  dem  Bugel  an  der  Lanze,  auf  einer  Gemme  (Winck.  M.  I. 
202.  Tassie  tv.  44,  7585),  ist  offenbar  ein  anderer  und  spaterer  Gebrauch 
als  der  vdnXenophon  beschriebne,  wo  die  Lanze  nur  als  Voltigierstange  diente. 


[424]  Gladiatoren.  745, 


ipia  zu  Pferde,  Relief,  Marm.  Oxon.  II,  58.  Gemme 
(soviel  zu  erkennen),  Impr.  d.  Inst.  II,  76;  zu  Fuss,  auf  M.  von  Larissa,. 
Mionn.  Suppl.  III.  pi.  12,  2,  von  Krannon?  M.  I.  d.  Inst.  49,  A  5. 

2.  S.  Montfaucon  III,  161  ff.    Die  Gontorniaten  geben  decursiones, 
venationes,  pugilatus,  scenica,  mit  vielen  interessanten  Details,  Eckhel  VIII. 
p.  292  ff.   Ueber  die  statuae  aurigarum  s.  Anthol.  Plan.  V.   Winck.  VI,  1. 
S.  321.  373.   PCI.  Ill,  31.     Ein  siegreicher,  triumphirencfer  Auriga  in  dem 
Relief  Winck.  M.  I.  203;  andere  auf  M.  des  sinkenden  Reichs  und  Gemmen 
der  spatesten  Kunst,  G.  di  Fir.  24,  3.    Die  Mai'schen  Miniaturen  der  Ilias 
stellen  die  Wagenrenner  bei  Patroklos  Leichenspielen  in  den  gegitterten 
Gewandern,  mit  den  engen  Miitzen  und   breiten  Gurten  der  Circusfahrer 
dar,  tb.  55,  vgl.  p.  23.     Die  pompa  Gircensis  auf  einer  M.  des  Gordianus 
Pius,  Buonarr.  Med.  14,  5.     Pompa  des  Kaisers  als  Alytarchen,  auf  einer 
Perinthischen   M.   des   Garacalla,   ebd.    9,  5,   (processus  consularis  nach 
p.  185).    Circensischer  Festzug,  Sarkophagdeckel   in  S.  Lorenzo   vor   den 
Thoren,  Wagen  mit  Elephanten,  auf  Tragbahren  Kybele,  Victoria,  Gerhard1 
A.  Bildw.  Tf.  120,  1.   Maximinus  bei  Gircusspielen,  der  Circus  sehr  genau,, 
aber  abscheuliche  Perspective,  lehrreich  fur  Kunstgeschichte  ,  Sarkophag- 
relief,  Gerhard  Tf.  120,  2.   Circusrennen  in  Reliefs,  G.  Giust.  II,  94;  G.  di  Fir 
St.  99  mit  beigeschriebenen  Namen;  Gemmen,  M.  Flor.  II,  79.    Lipp.  I,  Ur 
472.  73;  Terracotta  des  Brit.  Mus.  60;  Lampen  bei  Bartoli  t.  27.    Passer* 
III,  26  (sehr  genau)  ;  Mosaiken,  Laborde  Mos.  dTtalica  p.  27  ff.  bes.  pi.  18. 
Artaud  Descr.  d'une  mosaique  repres.  des  jeux  du  Cirque,  decouv.  aLyon.  1806. 
Amores  circenses  §.  391.  A.  5.    Das  mappam  mittere  sieht  man  deutlich 
bei  D.  A.  Braci  Diss.  sopra  un  clipeo  votivo  spett.  alia  famiglia  Ardaburia,. 
trov.  1769.  nelle  vie.  d'Orbetello.    Lucco  1771.    Die  Meta  eines  kleinen 
Circus,  mit  ihren  Zierden,  Zoega  Bass.  34. 

3.  S.  §.  211.    A.  2.    Pompejanisches  Gem.,  wo  ein  Kreis  fur  das 
Gefecht  umschrieben  wird,  Gell  Pomp.  pi.  75.   Kyrenaeisches,  Pacho  pi.  53,  1. 
Aber  besonders  genau  ist  die  Mosaik  Winck.  M.  I.  197.  198,  vgl.  Fabretti 
Col.  Trai.  p.  256  sqq.    Auch  das  Relief  an   einem  Pompej.  Grabmal  des 
Castricius  Scaurus  (Mirmillones,  Secutores,  Thraces,  Retiarii,  auch  gladiatores 
equites),  Mazois  I,  32.     Steinbiichel  Atlas   17.  18.    Gladiatoren.  (wie  be- 
stiarii,  ludii,  aurigae)  haufig  auf  Grablampen,  Passed  III,  8,  und  Gemmen, 
Lipp.  I,   II,   475.    Zwei  verwundete  und  fallende  Gladiatoren?    Statuenr 
M.  Borb.-V,  7.   VII,  25.    [Clarac  pi.  854  C.  D.  865-72  cestiarii  pi.  856.  858.' 
Gladiatorenrelief  aus  Pompeji,    das  wichtigste  von  alien,  Bull.  Napol.  HI. 
p.  86  ff.    IV.  tv.  1  ,  vgl.  Henzen  Bull  d.  I.  1846.  p.  89.    H.  Brunn  Berl. 
Jahrb.   1846.   I.    S.    724   ff.    Mosaike    §.   322   a.  4.    Kampf  mit  wilden 
Thieren,  grosses  Basrelief,  M.  d.  I,  III,  38.    Henzen  Ann.  XIV.  p.   12.] 
Gladiatoren-Costum    Olenine  pi.   1.  10,   fiber   M.   Borb.   VII  ,   25.  p.   14-. 


746  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [425] 

Harte  Arbeit.  —  Audi  auf  Etr.  Urnen  sind  Kampfe  bei  Grabdenkmalern 
als  Bezeichnung  der  ludi  funebres  zu  nehmen.  Wahrscheinlich  kommen 
sie  auch  schon  auf  Griech.  Vasen,  nach  Campanischer  Sitte  vor,  z.  B. 
Maisonn.  23. 

1  425.     Die    nahe   Verbindung ,   in    welcher  Tanzkunst 
und  Plastik    ehemals    standen    (§.   77,  2),  ist  im  Einzelnen 
noch   wenig  mit   Sicherheit    nachgewiesen   worden;    manche 
alte  Tanzweisen  lassen  sich  indess  auf  Vasengemalden  ziem- 

2  lich  wiedererkennen.     Musische  Wettstreite,  so  wie  thea- 
tralische   Darstellungen  reizterTin   den   guten    Zeiten    der 
Kunst  nicht  eben  zur  Nachahmung,  da  das  Gostiim  derselben 
in  der  Regel  eben  so  prunkvoll  und  weitlauftig  war,  wie  die 
bildende  Kunst  es  einfach  und  natiirlich  fordert  (§.  336,  3). 
Nur  solche  Zweige  der  Kunst ,    welche  von  den  strengeren 
Grundsatzen  nachlassend  das  Leben  in  grosserer  Ausdehnung 
nachahmen,    wie  Vasengemalde ,  Miniaturen,  Mosaiken,    ge- 
wahren  Scenen  der  Biihne  in  bedeutender  Anzahl. 

1.  Man  erkemit  auf  Vasen  ungefahr  von  den  Tanzen  bei  Athenaeos 
die  HEQvocpoQOs,   Kv&sfia,  Ka2.K&i6{ids ,  %SIQ  GI^J\  (Laborde  I,  78),  cxoty 
oder  GKOXOS  (§.  385.    A.   4  h.),   xoV<*4   (Laborde,  I,  68.  §.  386.   A.  3). 
Die   Kernophoros  auch   auf  Wandgemalden,  nach  den  Herausg.   der  Pitt. 
Ere.  III.  p.   154.      KvfiiGTrjTTjQss  in  Bronzen,  Micali  tv.     56,  2—5  altere 
Ausg.;  weibliche  auf  Vasen,  Tischb.  I.  am  Ende.     Die  sog.  Horen,  L.  20. 
V.  Borgh.  I,  14.  Bouill.  II,  95.   Glarac  pi.  163,  sind  tanzende  Dorierinnen, 
mit  aufgehakeltem  Chiton,  §.  339.  1.    Ein  Ghortanz,  wobei  ein  Heiligthum 
geschmuckt  wird,   L.  21.     Glarac  pi.  163.     Ein  junges  Madchen,  welches 
im  leichten  Kleide  tanzt  und  Castagnetten  schlagt,  Vasengem. ,  Gerhard 
Antike  Bildw.  66.    Tanzerin,    OPXHCIC  aus  der  Vatican.  Handschrift 
des  Kosmas  in  Winckelmanns  W.  VII.  Tf.  8  G.   [Tanzerinnen  in  Terracotta 
Clarac  pi.  776.]  — Tanzende  (Ghinesen  ahnliche)  Galli,  kleine  Eymbalen 
und  Tympanen  schla'gend,  Mosaik  von  Dioskurides,  M.  Borb.  IV,  34. 

2.  Siegreiche  Kitharoden  oft  auf  Vasen,  z.  B.  Gerhard  Ant.  Bildw.  58, 
vgl.   §.  96.     N.  17,    auch   99.  N.   1.     Herrliche    Figur   eines   die   Kithar 
spannenden  Madchens,  auf  der  Gemme  des  Onesas,  Wicar  II,  43.   Kitharoede 
vor  einem  Grabe,  Impr.  d.  I.  IV,  80.   Garicatur  eines  infibulirten  Kitharoden, 
Bronze,   Winck.  M.  I.  188.    Musische  Virtuosin  auf  einem  stehenden  und 
liegenden  Saiteninstrument   zugleich   spielend,  M.  Borb.  I,    30.    Schones 
Vasenbild  einer  Versammlung   von  Floten-,  Cither-  und  Trigonen-Spiele- 
rinnen  nebst  Sangerinnen   (vom  Blatt),    Maisonn.  43.     Eine  Floten-  und 


|~425]  Tanze,  inusikal.  u.  drarnat.  Spiele.  747 

eine  Kitharspielerin  vor  einem  Athlotheten,  Laborde  I,  11.  Einen  doppelten 
Agon  von  Auleten  und  Kitharoden  im  vollen  Costiim  zeigt  das  sehr 
interessante  Gemalde  aus  der  Nekropolis  von  Kyrene,  Pacho  pi.  49.  50. 
Die  drei  Figuren  auf  Vasen  mit  hoher  Stephane  (oyxos?)  scheinen  Statuen 
im  Buhnen-Costum  von  Herakles,  Hermes  und  einem  Dritten.  Vergl. 
damit  Pitt.  Ere.  IV,  42.  M.  Borb.  I,  31,  besonders  den  treu  dargestellten 
Flotenspieler.  Das  Panfilische  Relief  bei  Winck.  M.  I.  189  deutet  die  bei 
einer  Leichenfeier  von  Valerianus  Paterctilus  gegebnen  Buhnenspiele  unter 
andern  durch  einen  Herakles  im  Buhnencostum  an. 

Eine  Scene  des  Attischen  Theaters  stellt  mit  dem  Theater  selbst  die 
bei  Aulis  gefundne  Vase  dar,  Millin  II,  55.  56.  Das  tragische  Gostiim 
lernt  man  sonst  aus  der  §.  322.  A.  4.  Nr.  7  erwahnten  Mosaik  am  besten 
kennen.  Tragische  Scene,  Gell  N.  Pomp.  75.  Unteritalische  Fa  re,  en, 
§.  390.  A.  7;  Gerhard  Ant.  Bildw.  73.  [Schauspieler  Clarac  pi.  873—874  D.] 
Komische  Histrionen  in  Statuen,  PG1.  Ill,  28.  29,  in  Etruskischen  Bronzen, 
Gori  M.  Etr.  I,  186,  auf  Grablampen,  Bartoli  34  f.  Passed  III,  21.  Impr. 
d.  I.  IV,  59.  60.  61  ?  Ein  Xanthias  vor  Herakles,  nach  den  Froschen  des 
Aristophanes,  Etrurisch  [OscischJ,  M.  Pourtales  pi.  9.  Scenen  der  spatern 
Komodie,  Pitt.  Ere.  IV,  33.  34.  M.  Borb.  IV,  33.  VII,  21.  Gell  N.  Pomp, 
pi.  76.  Aus  Terenz  §.  212,  2.  Zahn  Wandgem.  31.  M.  Borb.  IV,  18, 
etwa  Terenz  Eunuch.  Ill,  2.  [Eine  Sammlung  wird  von  Wieseler  erwartet.] 
Ficoroni  de  larvis  scenicis  et  figuris  comicis.  R.  1754.  ed.  2.  Scenen  des 
tragischen,  komischen  und  Satyr-Drama's  als  Zimmerverzierung  §.  150. 
A.  2.  209.  A.  4.  Costumirung  der  Schauspieler  zu  einem  tragischen  und 
satyrischen  Agon,  unter  Aufsicht  eines  alten  Didaskalen,  Mosaik  von  Pompeji, 
M.  Borb.  II,  56.  [Zuriistung  zu  einem  Satyrdrama,  Vase  des  M.  Borbonico  ersten 
Bangs,  M.d.I.  Ill,  31.  Ann.  XIII.  p.  303.  Bull.  1837.  p.  97.  0.  Jahn.  Archaeol. 
Auls.  S.  143  ff.]  Gell  N.  Pomp.  45,  vgl.  Bull.  d.  Inst.  1833.  p.  21.  Bacchus, 
von  semen  Thiasoten  umgeben,  unter  denen  Komodia  mit  Maske  und 
Soccus  costumirt  wird ,  M.  Borb.  Ill ,  4.  Das  Relief,  Buonarr.  Medagl. 
p.  447,  zeigt  einen  tragischen  Schauspieler  in  Dionysischer  Tracht  auf  der 
Buhne  sitzend,  einen  kleinen  Flotenblaser  und  eine  Victoria,  wie  es  scheint, 
neben  ihm.  M.  Pourtales  pi.  38,  Romische  Sculptur,  nach  Panofka  ein 
dramatischer  Dichter  und  %oQo8t8K6Y.ctKos,  vergl.  Visconti  M.  Piocl.  I, 
tv.  6.  Dramatische  Dichter  werden  oft  Masken  betrachtend  dargestellt, 
in  Reliefs,  Winck.  M.  I.  192,  und  Gemmen,  M.  Flor.  I,  44,  8.  Dichter  der 
Komodie  mit  Maske,  Pedum,  Scrinium,  Thalia  neben  ihm,  Gell  N.  Pomp.  17. 
Ein  tragischer  Dichter,  der  den  Anschlag  seines  Stuckes  macht,  Pro- 
tagonist, Pitt.  Ere.  IV,  41.  Philosoph  vor  der  Sonnenuhr  Impr.  d.  I. 
IV,  81. 

Ein  mathematisch-musischer  Unterricht,  Tischb.  IV,  69.   Eine  Schule 


748  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [426] 

mathematischer  Philosophen,  Mosaik  hei  Winck.  M.  I.  185.    Darstellungen 
arbeitender  Kiinstler  §.  305.  A.  7.  310.  A.  1.  319.  A.  4. 


3.     K  r  i  e  g. 

1  426.     Darstellungen    des   Kriegs    hangen    naturlich   am 
meisten  mit  historischen  Begebenheiten  zusammen,  besonders 
in    der  Kunst    der  Romischen  Zeit ,  wenn  auch  namentlich 
Scenen,   die   sich  auf  Kriegsgliick  beziehen,   oft  in  allgemei- 
nerer  Beziehung,  mehr  als  Verheissung  denn  als  Geschichte, 
dargestellt  wurden.    Kaum  aber  kann  es  fur  eine  anschauliche 
Kenntniss  der  Romischen  Legionen,  Praetorischen  und  Auxi- 
liar-Kohorten  nach  Tracht,  Bewaffnung  und  Feldzeichen  eine 

2  wichtigere  Quelle  geben,  als  die  Triumphaldenkmaler.   Selbst 
Seeschlachten   liessen   sich  bei   dem   Prinzip'  der  Alten,    die 
menschlichen  Figuren  hervorzuheben,  die  leblosen  Massen  als 
Nebemverk  unterzuordnen ,  plastisch  in  geringem  Raume  auf 

3  anziehende  Weise  behandeln.     Statuen  von  Kampfern  in  in- 
teressanten    Stellungen    mogen    auch   meist   ursprunglich   in 
grosseren  historischen  Gruppen  ihre  Bestimmung  erfullt  haben, 
dann   aber  auch  als  besondere  Leistung  aufgestellt  worden 

4  sein.     Anders  ist  es  mit  den  zahlreichen  Scenen  auf  Vasen- 
gemalden,    welche   dem  Kampfe    vorhergehn,    ihn   begleiten 
oder  ihm  folgen,  wobei  man  schwerlich  uberall  an  Begeben- 
heiten  der  heroischen  Zeit  denken,  aber  auch  keine  speciell 
historischen  Ereignisse  voraussetzen  darf. 

1.  Montfaucon  IV,  I.    Oben  §.  419.  A.  5.  —  Tropaeon-Errichtung, 
Pitt.  Ere.   Ill,  39;  an  dem  grossen  Bronzehelm,  M.  Borb.  X,   31.     Ein 
Romischer  Krieger  ein  Tropaeon  tragend,  von  einer  Nike  bekranzt,  Ponipej. 
Gemalde,  M.  Borb.  IV,  19.    Ein  Rom.   Feldherr,  vor  den  Gefangene  ge- 
braeht  werden,  Sarkophag-Relief,  PCI.  V,  31.    Triumphe  auf  Etr.  Urnen, 
Gori  I;  178.   179,  Kaiseraninzen  max.  moduli,   an   den  Thriumphbogen, 
vergl.  das  Fragment  bei  Hase  Leo   Diac.  p.  XX.  —  Romische  Soldaten, 
welche  den  Legions-Adler  adoriren  (die  Signa  waren  eine  Art  Gottheiten), 
Impr.  d.  Inst.  II.   68.  —  Ferentarii   equites  (mit   Wurfwaffen),  Gemalde, 
Varro  L.  L.  VII.  §.   57.     Praetorianer  ?    L.   752.     Clarac  pi.   216.     Ein 
Punischer  Elephantenfiihrer,  Mionnet  T.  IX.  pi.  9.  n.  5. 

2.  Montf.  IV,  II.    Schones  Bruchstiick  einer  Seeschlacht,  S.  Marco 
II,  50.     [Davon  ein  Abguss  in  Bonn  n.  385  d,   erklart  als  die  Flucht  der 
Achaeer  aus  Mysien.   Durchaus  ahnlich  ist  ein  andres  Bruchstuck  M.  Bres- 
ciano  tv.  51  irrig  als  Schlacht  von  Marathon  erklart,  von  einem  Sarkophag, 


1427]  Landleben,  Jagd.     Krieg.  749 

nicht  Fries,  hergeleitet]  Grossere  Darstellungen  in  dern  Relief,  Montfaucftn 
tb.  142.  Kriegsschiffe  auf  Dariken,  in  genauer  Abbildung  Mionn.  Suppl.  VIII. 
pi.  19,  3.  M.  von  Gadara,  Tripolis  und  andern  Stadten  in  Phoenizien 
(M.  SGlem.  28,  275.  284  ff.),  Byzanz  (Gab.  d'Allier  pi.  3,  7),  Kyzikos  (aus 
RQmischer  Zeit);  Vasen  von  Volci,  Micali  tv.  103.  xRomische  Kriegsschiffe 
mit  den  Zeichen  der  Gohorten  darauf,  auf  Gemmen,  M.  Flor.  II,  49  f. 
Die  genaueste  Darstellung  eines  Schiffs  giebt  das  Praenestin.  Relief  mit 
einer  Bireme,  Winck.  M.  I.  207.  Beschr.  Roms  II.  II.  Beil.  S.  11.  Dazu 
Le  Roy  Mem.  de  1'Inst.  Nat.  Litt.  III.  p.  152.  Fur  die  Rudereinrichtung 
ist  das  Relief  M.  Borb.  Ill,  44  wichtig;  das  vela  contrahere  kann  das 
Pompej.  Relief,  Mazois  I.  pi.  22,  2.  Goro  6,  2,  nebst  Bartoli  Luc.  Ill,  12 
besonders  deutlich  machen.  Schiffe  Impr.  d.  Inst.  IV,  77.  78.  Einrichtung 
der  alten  Ruderschiffe  Antichita  di  Ercolano. 

3.  Borghesischer  Fechter  §.  157,  3.    Sterbender  Fechter  §.  157,  2. 
Ein   gebundner  Gallier   von  einer  Trophaee,   eine   treflfliche  Bronze,    bei 
Grivaud   Ant.   Gaul.   pi.   23.     Ein   stiirzender   Kampfer,   mit   Phrygischer 
Mutze,  PCI.  Ill,  50.   Bouill.  Ill,  17,  6.   Kampfer,  der  auf  ein  Knie  gesunken 
fortkampft,  M.  Flor.  Ill,  77 ;  L.  50.   Glarac  pi.  280.    Sterbender  Barbarischer 
Kampfer,  M.  Borb.  VI,  24. 

4.  Auf  Vasen:  Rustung  (Millin  I,  39),  Abschied  und  Libation  dabei 
(Millin  I,  13.  41,  vergl.  das  schone  Griech.  Relief,  St.  di  S.  Marco  I,  48) 
Zug  in's  Feld  zu  Wagen  und   sonst,   Kampfe  von  Kriegern  (mit  dabei 
stehenden  Keryken),  Krieger  mit  der  Nike  auf  dem  Viergespann  (Millin,  I,  24 
u.  dgl.   Hopliten-Reihen  im  Angriff,  auf  Vasen  von  Volci,  Micali  tv.  96,  1. 
Renter  auf  einer  Stele;  fur  den  Ziigel  aus  Bronze  Locher  zur  Befestigung. 
Stackelberg  Graber  Tf.  II,   1.   —  Uebung   im   Pfeilschiessen  nach  einem 
Hahn,  Vasengem.  M.  Borb.  VII,  41.    Olenine  Article  III.  p.  16  s.  pi.  10. 
11.  13.  Schleuderer  im  Act  des  Schleuderns,  sehr  genau  auf  M.  von  Selge, 
Mionnet  Descr.  PI.  47,  3.  6.    Aenianische  Schleudern  auf  M.  Broensted 
Voy.  II.  Vign.  48.  p.  303  ff.  missilibus  den  linken  Fuss  vor.    Veget.  de  re 
milit.  p.  29  ed.  Schwebel. 

Gerichtshandlungen  (wie  auf  Achill's  Schilde)  kommen  hernach  kaum 
vor;  die  Provocation  wird  auf  M.  der  g.  Porcia  angedeutet.  Stieglitz 
N.  fam.  p.  107.  

4.  Jagd,  Landleben,  Wirthschaftliches. 

427.     Jagden  sind  in  alten  Kunstwerken  ziemlich  haufig  1 
vorgestellt  worden,  besonders  die  dem  Eriege  an  Gefahrlich- 
keit  nahestehenden  Saujagden  und  der  besondre  Behendigkeit 
und  Geschicklichkeit  erfordernde  Hasenfang.   Die  Geschafte  des  2 
landlichen  Lebens    werden  selten  durch  unmittelbare  Nach- 


750  Gegenstande  dies  Menschen-Lebens.  [4>27] 

ahmung  der  Wirklichkeit  vorgestellt,  da  ein  so  niannigfaltiger 
mythischer  Ausdrnck  dafur  im  Gyklus  der  Demeter  und  des 
Dionysos  gegeben  war;  wenigstens  mischt  die  Kunst  gern 
Satyrn,  Eroten  und  andre  mythische  Figuren  als  dabei  thatige 

3  Personen  ein.     Liindliche  Einfalt    und  Derbheit    lag   incless 
nicht  ausser  dem  Kreise  der  alien  Kunst ;  auch  die  kurze  Statur, 
das  Vierschrotige,  das  alteren  Figuren  der  Art  gegeben  wird, 
ist  der  Darstellung  eines  schlichten  baurischen  Wesens  forder- 

4  Hch.     In  jugendlichen  Gestalten  gewinnt  dieser  landliche  Gha- 

5  rakter  den  Ausdruck  harmloser  Unschuld   und  Naivetat.     So 
war  auch  ein  von  langer  Arbeit  in  der  See  abgemagerter, 
sonnverbrannter,  alter  Fischer  ein  Gegenstand,  welchen  plasti- 
sche  Kiinstler,  wie  Dichter,  des  Alterthums  mil  grosser  Natur- 

6  wahrheit    ausfuhrten.     Zu  mannigfachen   Darstellungen    von 
Handwerken  und  Handel    gaben  Reliefs    und    Gemalde    Ge- 
legenheit,   welche   die  Beschaftigung   der  Hausbewohner   an- 
kimdigen  sollten. 

1.  Montfaucon  III,  165  ff.  Philostratos  beschreibt  I,  28  ein  Bild, 
Zvo&rJQKi,  Phil.  d.  j.  ein  andres,  Kwyyercu.  Statue  eines  Jagers,  in 
Rock  und  Ghlamys  von  Fellen,  rnit  gefangnem  Gefliigel  und  Hasen, 
M.  Borb.  VII,  10.  Schlummernder  Jager,  sehr  schones  Relief  des 
M.  Gap.  IV,  53.  Auf  Vasen  alten  Styls  kommen  ofter  Saujagden  vor, 
zum  Theil  in  Bezug  auf  dunkle  mythische  Geschichten,  §.  75.  A.  2.  99. 
N.  4,  vgl.  Pans.  I,  27,  7.  Welcker,  Jahn's  Jahrb.  1829.  I.  S.  254.  Ein 
Wildschwein  zuriick  gebracht,  Millin  Vases  I,  18.  Gerh.  Ant.  Bildw.  70. 
Hasenjagd,  schon  auf  Vasengem.,  Millingen  Un.  Mon.  18.  Die  Lowenjagd 
der  Reliefs:  G.  Giust.  II,  136;  Mon.  Matth.  Ill,  40,  1.  2;  Gaylus  IV,  119; 
Guattani  Mem.  enc.  VII.  p.  12;  L.  423.  Bouill.  Ill,  64,  4;  [Lowen-,  Hirsch- 
und  Eberjagd,  Sarkophag,  Neapels  A.  Bildw.  n.  185.]  Verkaufer  erlegten 
Gefliigels,  Impr.  d.  Inst.  Ill,  49.  Glarac  pi.  151,  mischt  unter  historische 
Figuren  eine  Roma,  wie  bei  Triumphzilgen.  Vgl.  412.  A.  2.  Lowen- 
jagden,  oft  auf  spatern  Kaiser-M.  u.  Gemmen,  vergl.  §.  207.  A.  7.  Jager, 
welche  den  Tigern  ihre  Jungen  abjagen,  Bartoli  Nason.  15.  Ludi  funebres, 
Tiger,  Lowen  mit  bestellten  Kampfern,  Mazois  Pompej.  31.  32.  Bartoli 
Nason.  27.  Luc.  31.  Montfauc.  Ill,  165.  Herodes  'Att.  setzte  in  Waldern 
und  Feldern  Statuen  seiner  Pflegesohne  in  allerlei  Stellungen  des  Jagers. 
Philostr.  V.  §.  II,  1,  10.  [Die-  Genrebildnerei  in  Statuen  und  Reliefen 
muss  iiberhaupt  nach  den  vielen  Ueberresten  derselben  in  Rom,  Neapel 
u.  a.  0.  in  spateren  Zeiten  in  hohem  Grade  beliebt  und  ausgebreitet 
gewesen  sein.  Auch  in  Wandgemalden  fehlt  es  nicht  an  Proben  dieses' 


[427]  Jagd,  Landleben.  75  J 

Kunstzweigs,  der  in  den  Vasengemalden  einer  fruheren  Periods  ebenfalls 
eine  nicht  ganz  unansehnliche  StelJe  einnimmt.J 

2.  3.  Bin  Pfluger  mit  jdem  alterthiimlichen  Hakenpfluge,  Etr.  Bronze, 
Micali  114.  [Vasengemalde  des  Nikosthenes,  in  Berlin  n.  1596.J  Auf  einer 
Gemme,  M.  Flor.  II,  42,  3.  Pfliige  von  Schmetterlingen,  Bienen  gezogen, 
auf  Gemmen.  Vgl.  Ginzroth  Wagen  und  Fahrwerke  Tf.  I  B.  Arbeiten  der 
Weinerndte  (Stampfen  der  Trauben  mit  den  Fussen,  Giessen  des  Most's  in 
die  Winterfasser) ,  Zoega  26.  Glarac  pi.  136.  (L.  478).  Passerie  Luc.  II, 
48.  49.  Gartner,  welche  Oliven  vom  Baume  schlagen,  Vasengem.,  Micali 
tv.  92,  2.  Olivenerndte,  Vase  aus  Caere  Mon.  d.  I.  II,  44,  b,  Ritschl 
Annali  IX.  p.  183  vgl.  G.  Hermann  Zeitschrift  fur  AW.  1837.  n.  103.  Ein 
Gesprach,  wie  hier,  auch  auf  der  Vase  mit  der  Wiederkehr  der  Schwalbe, 
M.  d.  I.  II,  24.  Ann.  VII.  p.  238.  [Olivenerndte  von  sieben  Frauen  an 
einer  Amphora  der  Munchner  Sammlung.  Traubenlesen ,  Vasengemalde 
Bull.  1843.  p.  80.  Zwei  Manner  schlagen  die  Friichte  eines  Oelbaums  ab, 
die  in  einen  Korb  von  einem  Knaben  gesammelt  werden,  Berl.  Vasen  n.  633.] 
Binderheerde  unter  dem  Schutze  von  Landgottern,  Basrelief  Bondinini 
Guattani  1788  Jan.  tv.  3,  jetzt  in  Miinchen  [Mon.  ined.  67,  E.  Braun, 
Zwolf  Basr.  zu  Tf.  7.]  Melken  einer  Kub,  Belief.  PCI.  VII,  23  (nach  Vise. 
fur  priesterlichen  Gebrauch).  Ein  Bauer  ein  geschlachtetes  Thier  aus- 
weidend,  treffliche  Figur,  L.  340.  Bouill.  Ill,  19.  6.  Clarac  pi.  287.  Eine 
landliche  Scene,  Bauern  die  einen  Wagen  beladen,  beschreibt  Libanios 
p.  1048  B.  eine  ahnliche  enthalten  die  Terme  di  Tito.  Ein  alter  Bauer, 
G.  Giust.  II,  45.  Ein  Hirt  in  einer  Exomis  von  Fell,  PCI.  Ill,  34.  Ein 
Bauer,  der  eine  landliche  Schone  mit  einer  urn  seinen  Stab  gewundenen 
Natter  schreckt,  idyllisches  Gemalde  en  camayeu,  M.  Borb,  IX,  49. 

4.  Eine  Darstellung  aus  dem  Landleben   von   wahrhaft  riihrender 
Einfalt  ist  der  Dornausziehende  Knabe,  der   sogen.  Spinarius  im  Capitol, 
aus  Bronze,  Maffei  Bacc.  23.    Franq.  Ill,  21.    Oft  wiederholt.    Auch  die 
mit  Gansen  ringenden  Knaben  (nach  Boethos  infans  anserem  strangulans, 
von  Bronze),  namentlich  der  Capitolinische,  Morghen  Princ.  10.   Bouill.  II, 
30,  1.    M.  Franc,.  22,  gehoren  hierher.  —  Knaben  mit  Amphoren  anf  den 
Schultern  als  Brunnenstucke. 

5.  Der  sog.  Seneca  L.  595  aus  schwarzem  Marmor,  sehr  erganzt, 
ist  nach  Vise,  ein  Afrikanischer  (?)  Fischer,  Sandrart  II,  1.  8.  V.    Borgh. 
3,  10.     Bouill  II,  65.    Clarac  pi.  325.     Vgl.  den  ygntevg,  aMrQvros  ytQtov 
Theokr.  I,  39.    Aehnliche  Figuren,  PCI.  Ill,  32.   L.  611.   Bouill.  Ill,  19,  7. 
Clarac  pi.  325.   Ein  junger  Fischer  von  Bronze,  M.  Borb.  IV,  55.    Schlum- 
mernder  Fischerknabe ,  PCI.  Ill,   33.     [Fischer  Clarac  pi.  881.  882.     Ein 
Fischer  und  ein  Knabe  mit  einer  Ente  bei  Gargiulo  Bacc.  tv.  50.    Hirten 
Clarac  pi.  741,  742.] 

6.  Wild-Markt,  G.  Giust.  II,  112.    Bnden  der  Wild-Verkauferin,  des 


752  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [428] 

Oarkochs,  Zoega  27.  28.  Wein-Verkauf  (er  wird  aus  grossen  Schlauchen 
auf  dem  Wagen  in  die  Amphoren  eingefullt),  M.  Borb.  IV,  A.  V,  48. 
Oell  N.  Pomp.  81.  Verkauf-Markt,  ganz  wie  der  Pompejanische,  in  einem 
Wandgem.,  Zahn  Ornam.  Tf.  42.  Wollen-Verkauf,  unter  Aufsicht  eines 
Magistrals,  Arkesilas  (nach  Andern  der  Silphion-Handel  von  Kyrene), 
Vasengem.  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  47.  Ann.  V.  p.  56,  [Rhein.  Mus.  V. 
S.  140.  Panofka  Bilder  antiken  Lebens  Tf.  16,  3.  Micali  M.  ined.  tv.  97. 
Inghirami  Vasi  fitt.  Ill,  250.]  —  Geschafte  des  Fullo,  Wandgem.  aus  der 
Fullonica  von  Pompeji,  M.  Borb.  IV,  49  f.  Gell  N.  Pomp.  51.  —  Die 
schone  Spinnerin,  Boettiger  Vasengem.  III.  S.  37.  Stickerin,  Vasengem. 
M.  Pourtales  pi.  34.  Weberinnen?  33.  Die  Kunst  der  Blumenflechter 
(fiorari)  durch  geflugelte  Kinder  dargestellt,  Wandgemalde  M.  Borb.  IV,  47.  — 
Bauersmann  der  seine  Proclukte  auf  den  Markt  bringt,  Relief,  M.  d.  I.  II,  27. 
J.  M.  Wagner  Ann.  IV.  p.  47.  —  Schweineschlachten  Impr.  d.  I.  IV,  53. 
Muhle  mit  Eseln  IV,  79.  [Schweinesieden,  Gruppe,  Neapels  Ant.  Bildw.  n.  26. 
Des  Frachtschiffers  Heimkehr,  E.  Braun  Ant.  Marmorw.  I,  10.  vgl.  Glarac 
pi.  192.  n.  352.  Grab  des  Backers  Eurysaces  M.  d.  I.  II,  58.  0.  Jahn 
Ann.  X.  p.  231.  An  einem  Sarkophag  in  V.  Medicis  eine  Muhle  von  einern 
Pferd  gedreht,  so  an  einem  grossen  Basrelief  im  M.  Ghiaramonti,  an  einem 
andern  ein  Esel  die  Muhle  drehend.  Erzgiesserei  §.  306.  A.  5.  vgl.  Bull. 
1835.  p.  166.  Ann.  IX.  p.  184.  Ein  Vasenfabricant  §.  321.  A.  3.  Werk- 
-statte  eines  Bildhauers,  Bruchstuck  eines  Basreliefs  Riccardi  in  Florenz, 
Roulez  Bulletins  de  TAcad.  r.  de  Belgique  T.  13.  n.  9.  Malerin  Pitt. 
'd'Ercol.  I,  5;  eine  andre  unlangst  entdeckt.  Bull.  Nap.  1846  p.  12.] 


5.    Hausliches  und  eheliches  Leben. 

1  428.     Haufiger   sind  Darstellungen   von  geselligen  Mah- 
len,  da  der  festliche  Charakter  derselben   sie  besonders  fur 
Kunstdarstellung  eignete;  es  fehlt  dabei  nicht  an  musikalischen 
und    orchestischen  Ergotzlichkeiten    (iixoodpara)    und    durch- 

2  sichtig  bekleideten  Hetaeren.   Wie  aber  die  einfachen  Familien- 
mahle  auf  Griechischen  Leichensteinen  deutlich  als  Mahle  der 
Todten,  die  dabei  selbst  als  Unterweltsgottheiten  erscheinen, 
gefasst  werden :  so  sollen  auch  jene  Festgelage  auf  den  Aschen- 
kisten   und  Vasen    Italiens    wohl    zum    grossen  Theile    das 
seelige  Loos  der  Gestorbenen  ausdriicken,  welches  Griechische 
Hymnendichter  durch  ein  unausgesetztes  Schmausen  an  voll- 

.3  besetzten  Tafeln  und  eine  ewige  Trunkenheit  bezeichneten.  Bei 
so  sinnlicher  Ausmalung  des  Looses  der  Seeligen  wiirden 
selbst  die  Freiheiten,  welche  die  Gaste  dieser  Mahle  sich  mit 


{728]  Hausliches  Leben.  753 

buhlerischen  Flotenspielerinnen  (Griechischen  Hurl's),  nehmen, 
nicht  unziemlich  erscheinen  diirfen. 

[Boettiger  Kl.   Schr.  II.    S.  308—341.    Tf.  7    das   Menschenleben. 
1.   Erzeugung   und    Geburt.     2.   Sehnsucht.     3.    Weigerung   und    Scham. 

4.  Beseelung.    5.    Geburtsstunde.     6.    Guter  und  boser  Genius.    Panofka 
Bilder   antiken  Lebens  mit  20  Kpftf.  B.   1843.     1.    Erziehung.     2.    Gym- 
nastische  Spiele.     3.  Wettrennen.    4.  Musik.    5.  Jagd.     6.  Krieg.     7.  Heil- 
Tmnde.     8.  Bildende  Kunst.     9.  Tanz.     10.  Spiele.     11.  Hochzeit.    12.  Ge- 
lage.     13.  Opfer.     14.  Landleben.    15.  Seeleben.    16.  Handel  und  Gewerbe. 
17.   Hausliches    Leben.     18.    19.     Frauenleben.      20.    Lebensende.     Ders. 
Griechinnen  und  Griechen  B.  1844.  3  Kpftf.     Statuen  von  Kindern  Clarac 
pi.  875—881.  883.  884.] 

1.  Solche  Gelage  auf  Etr.  Urnen,  Micali  tv.  107.     Vasengem, ,  Han- 
carv.  Ill,  62;   Tischb.  I,    am  Ende   (wo   ein  Hoplomach  u.  ein  weiblicher 
Kybisteter  dabei  sind);   II,  55  (mit  einem  Kymbalisten  und  einer  Floten- 
spielerin);    III,   10    (die    halbnackten   Frauen    sind    Hetaeren);    Millingen 
Gogh.  8    (die  Flotenspielerin  ist,   wie  die  Attischen,    zugleich   Hetaere); 
Laborde  I,  62   (die  Flotenspielerin  erscheint  im  durchsichtigen  Gewande); 
Maisonn.  45.    Auf  einer  Vase  aus  Agrigent,  Gerh.  Ant.  Bildvv.  71,  haben 
die  Zecher  und   die  Flotenspielerin  beigeschriebene  Namen.    Ein   schones 
Vaseflgemalde   mit   einem    solchen   Hetaeren-Mahl   wird   in  Neapels  Ant. 

5.  341  sehr  lebendig  beschrieben;  abgebildet  M.  Borb.  V,  51.     Die  durch- 
sichtigen Gewander  charakterisiren  Madchen,  wie  die  Rhodischen  Samby- 
kistrien,    Athen.  IV,   129.    Eine  Hetaere  in  einem  solchen  Gewande  und 
Haarnetz,  mit  Eros  dabei,  in  dem  Wandgem.  M.  Borb.  VIII,  5,  vgl.  I,  23 
und  die  Statue  zu  Dresden  245.    [Kylix  im  Gregor.  II.  tv.  81  a.  b.    Gelag 
umher,  und  einer,  dem  ein  Weib  den  Kopf  halt,  ubergiebt  sich;   er  halt 
die  Finger  als  ob  er  sie  eben  zuvor  in  den  Hals  gesteckt*  hatte.     Eine 
andere  Kylix  desselben  Museums  ist  nur  angefuhrt,   nicht  abgebildet,  von 
Epiktetos,  wo  eine  Medicin  nach  beiden  Seiten  wirkt,  und  der  Kranke  mit 
Widerstreben  Pillen  zu  handhaben  scheint.    Vgl.  Bullett.  1841.  p.  137.] 

2.  Familien-Mahle   der   Art   bei   Maffei   M.  Veron.   49,  1;    Winck. 
M.  I.  19.  20;  Zoega  11;  Hobhouse  Travels  pi.  1;-  M.  Worsl.  I,  12;  Clarac 
pi.  155  ff.;   Wiener  Jahrb.  XLVII.  Tf.  2;    Gerh.   Ant.  Bildw..76,  2.     Be- 
sonders  M.  Oxon.  I.  tb.  51,  135—140.     Basrelief  zu  Merbeka  in  der  Ebene 
vor  Argos  Exped.  de  la  Moree  II.  pi.  62.     [Le  Bas  Mon.  d'antiqu.  fig.  2. 
Cah.    P.  1837.  pi.  85—245,    Letronne  L.  a  Mr.  Le  Bas  sur  les  sujets 
funeraires  qu'on  croit   etre  des   repas   funeraires  et  des   scenes  d'adieu, 
Revue  archeol.  Ill,  1846.  p.  214  s.  p.  85.    Gerhard  A.  Bildw.  Tf.  315,  1-6, 
auf  2  und  4  mit  Darstellungen  aus  der  Unterwelt,   vgl.  Beschr.  Roms  I. 
S-.  323.]     Der  Mann  liegt,    die   Frau   sitzt   auf  der  Y.UVTTI   und   hat   ein 
&QUVIOV  (vgl.  R.'Rochette  M.  I.  p.  145)  unter  den  Ftissen,  ein  ministrirender 

O.  Mullet's  Archaeologie.    4.  Aufl.  48 


754  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [429J 

Knabe  sleht  haulig  dabei.  Durch  ein  Fenster  sieht  man  einen  Pferdekopf 
(der  Tod  als  Reise,  vgl.  R.  Rochette  p.  96);  eine  Schlange  trinkt  hie  und 
da  aus  der  dargehaltenen  Schale  (Oxon.  I,  135.  II,  67);  und  wenn,  wie 
ofter,  der  Mann  einen  Modius  auf  dem  Kopfe  hat,  so  sieht  man  deutlich, 
dass  das  Mahl  des  Hades  und  der  Persephone  nachgebildet  wird.  Auch 
nahet  ofter  ein  Zug  von  Retenden,  bisweilen  mit  einem  Opferschwein 
oder  Schafe,  z.  R.  Maffei  M.  Veron.  139,  6.  G.  Giust.  II,  93.  Rei  Caylus 

II,  74,    wo  die  Namen  dariiber  stehen,    werden  die  Speisenden  bekranzt. 
Am  einfachsten  und  alterthumlichsten  ist  die  Vorstellung  Inghir.  M.  Mon. 
Etr.  VI.  tv.  c  ff. 

3.  So  ist  z.  R.  das  Vasengem.,  Tischb.  II,  52,  wohl  ein  Todten- 
mahl;  die  Essenden  geniessen  die  Eier  der  gewohnlichen  coenae  ferales; 
und  doch  ist  auch  hier  eine  nackte  Flotenspielerin  dabei. 

1  429.    Unter  den  Scenen   des  ehelichen  Lebens  liebt 
die  Griechische  Kunst  der  Vasengemalde  besonders  die  Her- 
beiholung  des  brautlichen   Bades  und  die  Heimfubrung  der 
Bra  at  zu  Wagen  als  Bezeichnung  einer  Hochzeit  zu  gebrau- 

2  chen.     Eine    auf    Vasengemalden    sehr    haufige    Vorstellung 
eines  Epheben,    der   ein  Madchen  verfolgt,    mochte   auf  die 
weitverbreitete  Sitte    des   virginem   rape^e    zu    deuten    sein. 

3  Aber  auch  die  Uebergabe  der  Braut  durch  die  Ehegottin  Hera 
liegt  in  verschiedenen  Kunstwerken  so  vor,  wie  sie  ein  Kiinst- 

4  ler  der  besten  Griechischen  Zeit  gebildet  haben  muss.    Auf 
ahnliche  Weise,  durch  die  die  Gatten  vereinigende  Juno  Pro- 
nuba,  stellen  auch  Romische  Sarkophage  die  Ehe  dar;  sonst 
werden  Aphrodite   und  Peitho,    und   im  spatern  Alterthum 

5  Eros  und  Psyche,  als  Nebenpersonen  eingefuhrt.    Weiter  fehlt 
es  nicht  an  Bildwerken,  welche  das  Leben  des  Kindes  durch 
die  Periode  der  Erziehung  und  des  Jiinglings  bis  zum  mann- 
lichen  Alter  in  den  Hauptmomenten  andeuten. 

1.  Attische  Madchen  das  Rrautbad  von  der  Kalirrhoe  holend,  auf 
Vasen  von  Volci,  §.  99.  N.  13  (deren  richtige  Erklarung  schon  Goett. 
GA.  1831.  S.  1331  gegeben  war,  und  hernach  durch  die  Inschrift  KAI- 
PEKPENE  bestatigt  wurde),  auch  auf  Gemmen,  Lipp.  Ill,  388.  89. 
Jiingling  im  Rade,  alt-Griech.  herrliche  Arbeit,  aus  Volci,  Impr.  d.  Inst. 

III,  46.    Der  Rrautzug  zu  Wagen,  wie  ihn  Homer  und  Hesiod  beschreiben, 
nebst  dem  durch  Apollon  als  Kitharoden  dargestellten  Hymenaeos,  vereint 
mit  dem  Komos  des  Dionysos  —  auf  vielen  alten  Vasengem.  (ein  Sicilisches 
herausgegeben  von  Maggiore)  [1832],  besonders  von  Volci,  Ann.  III.  p.  162. 
Rrautfuhrung  nach  dem  Hause  des  Rrautigams,  Apollon  und  Artemis  voran 
Stackelb.  Tf.  32  (auch  bei  Millingen  Peint.  de  V.  43).     Hymenaeos  sehr 


[429]  Eheliches  Leben.  755 

vollstanclig  b.  Slackelb.  Tf.  42.  [Poll.  Ill,  40.  Hesych.  ayoy??.]  Ueber 
andere  bochzeitliche  Gegenstande  dieser  Vasen  (Kusse,  Geschenke,  Kithar- 
spiel)  Ann.  III.  p.  58.  Die  Campanischen  und  Apulischen  Hochzeitvasen 
stellen  besonders  die  Schmuckung  der  Braut  unter  Aphrodite's  Walten 
<lar.  Die  Griechische  Braut  irn  Putzgemach,  Boettiger  Vasengem.  I.  S.  139. 

2.  Mehrere  Vasen  der  Art  giebt  R.  Rochette  M.  I.  I.  als  Raub  der 
Thetis.     Jiinglinge,    welche    Madchen    auf   Wagen    entfuhren,    Millingen 
Gogh.  1  ff.    Vgl.  Gerhard  Prodr.  S.  76. 

3.  Die  Uebergabe  der  Braut,    in    echt-Attischem  Style,    Lipp. 
Suppl.  394;  damit  weist  das  Relief  Adm.  57  auf  dasselbe  Original  zuriick; 
in  dem  bei  Guattani  1785.  p.  XXXI   ist  Hera  weggelassen,   aber  Ueber- 
bringer  von  Hochzeitgaben  sind,   aus  Griechischen  Compositionen ,   hinzu- 
gefiigt.     Hochzeitgaben,   schones  Relief  bei  Guattani  p.  LXI.     [R.  Gironi 
Le  nozze  de'  Greci,  Milano  1819.     Vaseribild,  auch  in  der  Bibl.  Ital.  1819 
Marz   (wo    1820  Febr.   S.   228   ein   anderes   mit  Hochzeitscaremonien  bei 
Santangelo  in  Neapel  beschrieben  ist);   der  Paranymphos  fiihrt  die  Braut 
an  der  Hand,  die  von  der  Pronuba  dem  mit  Lanze  bewehrten  Gatten  zu- 
gedrangt  wird;    Apollon   mit  Lorberast,    Artemis  mit  Bogen  und  Kocher, 
und  ein  Weib,  die  zu  dem  Bespeerten  spricht,  vielleicht  die  Mutter  der  Braut.] 

3.  Romische  Reliefs,  auf  denen  Juno  Pronuba  die  Gatten  zusammen 
fuhrt  oder  halt,  Admir.  Rom.  56.  65,  wie  Commodus  und  Crispina  auf  M., 
Vaillant  De  Gamps  p.  45,  1.  Eben  so  an  einem  grossen  Vatican.  Sarko- 
phag,  Gerh.  Ant.  Bildw.  74.  [Grosser  Sarkophag  von  Monticelli  M.  d.  L 
IV,  9.  Ann.  XVI.  p.  186  E.  Braun.]  Vermahlung  aus  spater  Rom.  Zeit 
(dabei  ein  Knabe  mit  einem  Fruchtschurz) ,  L.  492.  Glarac  pi.  203. 
Hochzeitliches  Opfer  mit  glucklichen  Zeichen,  Adm.  58.  Wicar  III,  16 
Fussbad  der  Braut  (nach  wahrscheinlicher  Deutung),  Adm.  59.  Zoega 
Bass.  12;  L.  766.  Glarac  pi.  203.  Die  Aldobrandinische  Hochzeit  (§.  319- 
A.  7)  vereint  die  Braut  im  Thalamos,  welche  Gharis  gesalbt  hat  und 
Aphrodite  (Peitho  (beredet,  mit  der  Zurichtung  des  Bades  u.  der  Vorbe- 
reitung  zum  Hymenaeos.  Vgl.  §.  378.  A.  4.  Die  Niederkunft,  Adm.  65* 
Geburt  eines  Kindes,  die  Parzen  stellen  das  Horoskop,  L.  459.  Clarac 
pi.  159  [vgl.  die  Niederkunft  der  Alkmene,  der  Leda  in  Basreliefen].  — 
Zwei  Nester  mit  Kindern  auf  einem  Baum,  PG1.  VII,  9;  Wandgem.  in 
Pompeji,  W.  Gell  N.  Pomp.  48,  ein  Idyll  nach  Hirt,  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  251. 
—  Eros  und  Psyche  auch  auf  dem  Sardonyx-Gefass  §.  315.  A.  5.  vgl. 
§.  391.  A.  9.  —  Kadmos  u.  Peleus  Hochzeiten  dienen  als  mythologische- 
Reprasentanten  wirklicher  historischer.  [Zoega  Bassir.  I.  p.  252.] 

5.  Thorn.  Bartholini  Antiqu.  vet.  puerperii  1675.  Darbringung  des 
Kindes  an  eine  Kovgorgocpos  &su  §.  96.  N.  13.  Basrelief  von  Sigeion,, 
Ion.  antiq.  I.  vign.  2;  von  Troas,  im  L.  521.  Panofka  Ann.  d.  Inst.  I. 
p.  395.  tv.  9.  Clarac  pi.  203;  Sarkophagrelief  im  Gampo  Santo  zu  Pisa, 


756  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [430] 

Rossellini  Ann.  VI.  p.  236.  tv.  d'agg.  F.  Ehe  u.  Kinderzucht  auf  dem 
Sarkophag,  Guattani  1784.  p.  XLIII,  vgl.  R.  Rochette  M.  I.  p.  406.  Lebens- 
lauf  eines  Kindes,  R.  Rochette  pi.  77,  1.  2.  Erziehung  imd  Unterricht, 
Winck.  M.  I.  184.  Junglinge  in  das  mannliche  Himation  gehiillt,  Riick- 
seite  vieler  Vasengem.,  Boettiger  Vasengem.  II.  S.  37.  §.  337.  A.  5.  Audi 
mit  Waffen,  auf  Vasen  von  Volci,  Ann.  III.  p.  156,  in  Beziehung  auf  die 
solenne  Waffennahme  der  Epheben.  Ein  Rom.  Jiingling  bekommt  die 
toga  pura,  scheint  es,  in  dem  Relief  Wicar  IV,  16.  Scenen  im  Frauen- 
gemach,  Stickrahmen,  Laute,  Spiegel,  Spinnen  Stackelb.  Tf.  33.  34.  Frauen- 
bad,  Douche  Tf.  36.  [Dame  und  Zofe,  Ternite  Pompej.  Wandgem.  2.  Reihe 
Tf.  3,  em  dichtendes  Madchen  Tf.  1  u.  s.  w.  Panofka  Griechinnen  und 
Griechen.  Griech.  Frauenleben  mit  56  bildl.  Darstell.  B.  1844.  4.] 

Liebeszauber ,  Tischb.  II,  44.  —  Anhangsweise  muss  hier  auch  der 
grossen  Anzahl  obsconer  Vorstellungen  (besonders  der  Veneris  figurae, 
auf  Gemalden,  Gemmen,  Miinzen,  lasciva  numismata  Martial  VIII,  78) 
gedacht  werden,  zu  denen  auch  die  Mythologie  viel  Gelegeriheit  gab, 
s.  §.  137.  A.  3.  Merkwiirdig,  dass  die  Vasen  von  Volci  obscone  Gegen- 
stande gerade  im  altesten  Style  darzustellen  pflegen.  Von  den  Porno- 
graphen  der  spatern  Zeit  §.  163,  4. 

1  430.    Aber  auch   andre  Scenen  des  hauslichen  Lebens, 
wie    das    Bad,    welches    der   uppigeren  Kunst   der    spatern 
Vasen  und  Etruskischen  Spiegel  besonders  zusagt,  so  wie  allerlei 
Spiel e  und  Ergotzlichkeiten  liegen,  besonders  wenn  sie  einer 
eigenthumlichen  Entwickelung  menschlicher  Gharaktere  Raum 

2  gestatten,  nicht  ausserhalb  des  Kreises  der  alien  Kunst ;  welche 
dann  freilich  ganz  aus  ihrer  Bestimmung  heraustritt ,   wenn 
sie  —  wie  in  pompejanischen  Gemalden  —  die  in  der  Wirk- 
lichkeit  fehlen  den  Bibliotheken,  leckern  Gerichte,  den  Haushund, 
an   die  Wand  malt,   und  so   zu  einem  blossen  Surrogat  der 
Realitat  herabsinkt. 

1.  Knaben,  welche  in  einem  offentlichen  Bade,  4HMO2IA,  baden, 
Tischb.  I,  58.  Ein  Privatbad  wird  auf  einer  andern  Vase  eben  so  durch 
IJIA  bezeichnet,  R.  Rochette  M.  I.  p.  236.  Bad  u.  Palaestra  sind  an 
den  Vasen  offer  verbunden.  Badende  Frauen,  Tischb.  Ill,  35  und  oft, 
auch  mit  dienenden  Erote'n,  in  Vasengem.,  wie  in  Spiegelzeichnungen.  In 
Vasengemalden  was  Archilochos  sagt.fr.  7:  s%ov6a  ftccKVov  (ivgaivris  BTSQ- 
iteTo,  QoSrjg  re  KK\OV  KV&OS.  Knabe  im  Bade  im  dicken  Mantel,  Impr.  d.  I. 
IV,  73.  Die  Leiter,  welche  hier  und  oft  in  den  Handen  badender  und  sicli 
sehmuckender  Frauen  vorkommt,  ist  wohl  nur  ein  Gerath  Bander  aufzube- 
wahren  oder  etwas  Aehnliches.  Douche-Bad,  Vasengem.  von  Volci. ,  Romische 


[431]  Bader,  Spiele.     Tod.  757 

Bader  §.  292.  A.  4.  Das  Anpinseln  des  Gesichts,  Tischb.  II,  58.  Maisonn. 
pi.  16.  —  Das  Madchen  beim  Knochelspiel ,  eine  ct6TguyK\L£ovGK  (vergl. 
§.  120.  A.  3.  417.  A.  2),  ist  in  mehrern  Exemplaren,  im  Brit.  Museum 
[II,  28,  Clarac  pi.  578,  in  Berlin  das.  Gerh.  Berlins  A.  Denkm.  n.  59], 
Paris  L.  686,  Dresden  [August  Tf.  1061,  der  Wallmodenschen  Sammlung, 
vorhanden.  Bouill.  II,  30,  2.  M.  Franc,.  IV,  9.  Clarac  "pi.  323.  [Eins 
im  Palast  Colonna,  schone  Arbeit,  die  linke  Hand  aufgestiitzt,  die  rechte 
erhoben  als  ob  sie  eben  geworfen  hatte;  sehr  hubsch  ist  das  Hemdchen 
gearbeitet.  Das  altere  Griechische  Vorbild  aus  Tyndaris  in  Neapel,  Bull. 
1843.  p.  60.  Serradifalco  Antich.  d.  Sicilia  V.  p.  52.  So  spielt  Arne  auf 
M.  von  Kierion  Millingen  Anc.  Coins  pi.  3,  12,  13.  Picoroni  dei  tali  d. 
Antichi  R.  1734.]  Der  kleine  Bogen  an  der  Plinthe  (nach  Andern  eine 
Schlange)  soil  wohl  eine  der  jungeren  Nymphen  der  Artemis  bezeichnen. 
Vgl.  Becker  August.  Th.  III.  S.  21.  Levezow,  Amalth.  I.  S.  193.  Bret- 
schaukel,  auf  Vasen,  Gerh.  Ant.  Bildw.  Ill,  53;  Strickschaukel, 
ebend.  54;  Sitzschaukel ,  55.  Millingen  Un.  Mon.  I,  30.  Vgl. 
uber  diese  atcoQui,  oscilla,  v.  Kohler  Masken  S.  16.  Spiel  mit  dem 
Trochos,  Winck.  M.  I.  194—195.  Tassie  tv.  47,  7981.  84.  vgl.  R.  Rochette 
M.  I.  p.  233,  §.  391.  A.  4.  (Eros?);  [auf  Vasen  eigen  dem  Ganymedes] 
mit  grossen  Ballons,  Tischb.  II,  61.  62.  Cottabus,  Jacobs  Verm.  Schr. 
VI.  S.  106,  in  Kunstwerken  noch  zu  suchen.  [Vermuthlich  Mon.  ined. 
200.  Welcker  Kl.  Schr.  II.  S.  225.]  Das  Spiel  Enkotyle  (aber  doch  nicht 
genau  dargestellt  auf  Vasen,)  M.  I.  d.  Inst.  47  B.  Ann.  IV.  p.  336. 
Kinderspiele  der  Saturnalien,  nach  Melchiorri,  auf  einem  Vatic.  Relief, 
Diss.  d.  Ace.  Rom.  II.  p.  147.  Gerh.  Ant.  Bildw.  65. 

Zwerge  als  Romische  Luxusartikel,  in  Bronzen,  Ant.  Ere.  VI,  91.  92. 
Gor'i  M.  Etr.  I,  76.    Pitt.  Ere.  V,  56  sqq.  (als  Pygmaeen). 


6.    Tod. 

431.    Directe  Darstellungen    des   Todes   und    der  dabei  1 
beobachteten  Gebrauche  sind  in  der  Griechischen  Kunst  selten ; 
der  todte  Leib  hort  auf,  Ausdruck  des  Lebens,  und  eben  da- 
durch,  Gegenstand  der  Kunst  zu  sein.     Zu  den  andeutenden  2 
Vorstellungen  gehort,    ausser  vielen  schon  erwahnten,   theils 
aus    der   Mythologie    (§.  397.  A.   2)  theils    aus   dem   Leben 
(§.  428.  A.  2)  genommene;},  das  einfache  Bild  eines  Abschieds, 
einer  Reise  ohne  weitere  Bezeichnung  des  unbekannten  Ortes, 
wohin  sie  gerichtet  ist. 

1.    Conclamatio  Relief,  L.    182  (eine  Imitation  der  Antike.    Caylus 
III,  73.   Bouill.  Ill,  60,  1.   Clarac  pi.  154.    Planctus  L.  459.   Bouill.  60,  2. 


758  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [431J 

Glarac  pi.  153;  Urnen  von  Glusium  §.  174.  A.  2,  vgl.  Gori  M.  Etr.  Ill,  3. 
t.  20—23.  Austragung  der  Leiche,  sonderbares  Gemalde,  beschrieben  von 
Cell  N.  Pomp.  II.  p.  48.  Beilegung  des  Todten  im  Grabe,  Stackelberg 
Tf.  38.  [Besonders  wichtig  die  drei  Athenischen  Vasen  M.  d.  I.  Ill,  60. 
Ann.  XV.  p.  276.  W.  Henzen.  Berl.  Vasen  nach  Gerhard  n.  1847—49. 
Aehnlich  auf  einem  Kantharos  von  Volci,  Bull.  1844.  p.  33.] 

2.  Ueber  die  Vorstellungen,  meist  Abschiede,  und  den  schonen 
Styl  Griechischer  Grab-Stelen,  E.  Wolff  u.  Gerhard  Ann.  d.  Inst.  I. 
p.  134  ff.  Sch6ne  Stele  Stackelberg  Graber  Tf.  1.  S.  die  Marathonischen 
Vasen  L.  705  ff.  Glarac  pi.  152  f.  und  M.  Worsl.  I,  6.  14.  Gaylus  VI, 
49  ff.  Dabei  ist  richtig  bemerkt  worden,  dass  nicht  die  stehende,  son- 
dern  die  sitzende  Person  der  Todte  sei  (Rinck,  Kunstblatt  1828.  N. 
42,  7),  s.  auch  M.  Veron.  49,  2.  51,  11.  Descr.  de  la  Moree  III.  pi.  16. 
Gastmal,  der  Mann  liegt,  er  ist  der  Gestorbne,  die  Frau  giebt  ihm  die 
Hand.  Vgl.  pi.  14.  18,  2.  19,  1.  20,  2,  der  Sitzende  der  Todte.  [Vgl. 
Roulez  Basr.  funer.  d'Arezzo  p.  13.  not.  1.  Le  Bas  Mon.  d'antiqu.  fig. 
p,  142  s.]  Oft  ist  auch  ein  Pferd  dabei,  L.  695.  Clarac  pi.  152;  R. 
Rochette  M.  I.  46,  1.  p.  126.  Marm.  Oxon.  II.  n.  63  (ein  Attischer  Cippus, 
oben  eine  Sirene  §.  393.  4).  Hierher  gehfirt  auch  das  Relief  Winck. 
M.  I.  72  mit  der  Schlange  hinter  dem  Abschied  nehmenden  Jungling, 
vgl.  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  6.  [Kunstmus.  zu  Bonn  1841 
S.  122  Schlange  urn  den  Baum  G.  I.  II.  n.  3366  und  n.  2322  h  86  und 
b  94.]  Der  IJQCOS  reitet  auch  selbst  auf  einen  von  der  Schlange  um- 
wundenen  Hesperiden-Baum  (Symbol  einer  in  Dunkel  und  Schrecken  ge- 
hiillten  Seeligkeit)  mit  einem  Altare  zu,  Maffei  M.  Veron.  49,  8.  Doch 
verwirft  dies  Symbol  Gerhard  Archemoros  S.  68.  Der  IJQCOS  in  seinem 
Heroon  auf  Vasen,  gerade  wie  er  an  Stelen  erscheint  s.  Stackelberg  zu 
Tf.  2,  2.  Nach  den  Reliefs  mussen  die  Abschiedsscenen  auf  Vasen  wohl 
auch  grosstentheils  gefasst  werden.  Auf  Etr.  Aschenkisten  geht  der  Ab- 
schied oft  vor  einer  Grabsaule,  mit  einer  Pinien-Frucht ,  gewohnlich  vor 
einer  Thur  vor;  der  Mantus  oder  Orcus  haut  zu.  Auch  hier  ist  der 
Abschiednehmende  ofter  zu  Pferd;  eine  Amphore  liegt  am  Boden,  eine 
Schlange  kommt  hervor;  Genien  der  Unterwelt  fuhren  das  Pferd.  Vgl. 
§.  174.  A.  3.  —  Frauen,  welche  die  rechte  Hand  an  das  Kinn,  die  linke 
an  die  Brust  legen  (wie  bei  den  Romern  Gefangne  dargestellt  werden), 
scheinen  den  ewigen  Abschied  (Fadieu  supreme)  zu  bezeichnen.  R.  Ro- 
chette p.  132  und  besonders  die  Stele  im  L.  pi.  46,  3  und  das  schone 
Brustbild  von  einem  Grabdenkmal  bei  Stackelb.  Graber  1  Abth.  S.  44 
Schlussvignette. 

Die  Lutrophoros  auf  Attischen  Grabern  von  unverheirathet  Ge- 
storbnen,  Statue  in  Berlin,  Gott.  GA.  1830.  S.  2016.  Eine  Lutrophoros 
M.  Ghiaram.  I,  11.  Clarac  pi.  407.  n.  703.  9AIJIMOE 


[432,  -fcUJ]  Darstellungen  des  Todes,  Skelette.  759 


s.  G.  Hermann  de  duabus  inscr  Gr.  1835.  p.  13.]  —  Grab  eines 
Jagers  (ein  Hirsch  verzehrt  die  hingelegten  Fruchte),  Relief  von  Megara 
in  Wien,  Wiener  Zeitschr.  1832.  N.  144. 

432.     Skelette  ((7x«A«ro/,    larvae),   worunter  bei  den  1 
Alten   im  Ganzen  nur  fleischlose,   zu  Haut   und  Knochen  zu- 
sammengeschrumpfte  Gestalten  zu  verstehen  sind,  kommen,  so 
wie  Todtenkopfe,  erst  in  spatern  Zeiten  und  auf  kiinstlerisch 
unbedeutenden  Denkmalern   als  Bezeichnung  des  Todes   vor. 
Ein  silbernes  Geripp  mahnt    bei  Trimalchio's  Mahl    an  Le-  2 
bensgenuss,  und  Appulejus  wurde  beschuldigt,  eine  Larve  (lar- 
valis  imago,  sceletus)   als  Amulet  oder  Zaubermittel  bei  sich 
zu  tragen. 

1.  Mehreres  stellt  Welcker  Sylloge  p.  98  zusammen.    Der  Grabsteiri 
•mit  der  dort  angefuhrten  Inschr.  u.  einer  larva  darunter  war  1822  in  den 
Souterrains  des  Brit.  Museums  zu  sehn.    Auf  einem  Grabmal  von  Pompeji 
ein  Relief  mil  einem  Skelett,  das  eine  Frau  mil  Bandern  schmiickt,  Mazois 
Pomp.  I,  29.     Cippus   in  Neapel,  mit  einem    Skelett,  dessen  Munde   ein 
Schmetterling  entschwebt,  Neapels  Ant.  S.  61.    Ein  Skelett  aus  der  Urne 
entfliehend  (iiber  Skelette   in   Amphoren  vgl.  Steinbuchel  Alterth.  S.  67), 
indem  Eros  hineinleuchtet,  Impr.  d.  Inst.  II,  58.    Ein  Skelett  tanzt  nach 
Silen's   Flote,    Wicar   III,  28.     S.  auch    Gori   Inscr.    I.  p.  455   und    die 
Oemmen  bei  Christie  Painted  Vases  4.  6.   (Gerippe  mit  Laternen).    Ueber 
•die    Skelette   von   Kuma    (§.  260.   A.   1.)     Schriften   von    Jorio,    Sickler, 
Blumenbach,  Gott.  GA.  1823.  S.  1243.   Goethe  Werke  XLIV.  S.  194.  Olfers, 
Schriften   der   Berl.  Akad.    1830.    S.   1.    Tf.   1—4.      [Stackelberg    Graber 
S.  16:  »keine  tanzenden  Gerippe,  sondern  hagre  diirre  Menschenkorper.«? 
Die  Schatten  verlassen  die  Graber  larvali  habitu,  nudis  ossibus  cobaerente, 
Seneca  Ep.  24  ossea  forma,  Ovid  Ib.  146.    So  die  zwei  Figuren  an  einer 
Vase,  Mus.   Chiusino  II.  tv.  168.]     Verzeichniss  der  Skelette  in  der  alten 
Kunst  ebd.  S.  30  ff.  Tf.  5.    Eine  larva,  aus  Haut  und  Knochen  bestehend, 
aus  Erz,   sollte  Hippokrates  nach  Delphi  geweiht  haben,  Paus.  X,  2,  4. 

2.  Die  larva  argentea  bei  Petron.  34,  sic  apta,  ut  articuli  eius  verte- 
braeque  laxatae  in  omnem  partem  flecterentur,  war  hiernach  ein  formliches 
Oerippe.     Ein  Skelett  bei  einem  Feste  auch  auf  dem  Relief  im  L.  25.  — 
Appulej.  de  magia  p.  68.  Bip. 


III.    Gegenstande  aus  der  ubrigen  Natur. 
1.    Thiere  und  Pflanzen. 

433.  (434).     Die  Meisterhaftigkeit  der  Alten  in  der  Dar-  1 
stellung  der  edleren  Thierarten  geht  aus  ihrem  feinen  Sinne 
fur  charakteristische  Form  hervor.     Das  Pferd  schloss  sich  in 


760  Gegenstande  aus  der  iibrigen  Natur.  [433J 

Griechischen  Siegerstatuen  und  Romischen  statuae  equestres 
zunachst  an  die  Menschengestalt  an;  obzwar  selten  schlank 
und  hochgebaut,  sind  die  Rosse  Griechischer  Kunstwerke  doch 
sehr  feurig  und'  lebensvoll ,  die  Romischen  schwerfalliger  und 
massiver ;  ihr  Schritt  ist  haufig  der  kiinstlich  ihnen  eingelernte,. 

3  schaukelnde    Zelt   oder  Pass  (ambling,    tolutim).     Fur  einen 
seine  Wunde   leckenden  Hund  auf  dem  Capitol  cavirten  die 
tutelarii  nach  Plinius  mit  dem  Leben,  weil  er  unschatzbar, 
noch  giebt  es  ausgezeichnet   schone  Thiere  der  Art;    so  wie 
Wolfe,    Stiere,  Widder,   Eber,  Lowen,  Panther,    in    denen 
zum  Theil  die  Formen  dieser  Thiere   eben  so  grossartig  ent- 
wickelt   sind,  wie   die  menschlichen   in  Gottern  und  Heroen, 

4  Kraftig  entworfene  wilde  Thiere,   besonders  im  Kampfe  mit 
einander,  darzustellen,  war  eine  der  ersten  Aufgaben  der  alt- 
Griechischen  Kunst. 

1.  Winckelmann  W.  IV.  S.  236. 

2.  Ikonische  Rosse,  Aelian  V.  H.  IX,  32.  Kalamis  Pferde,  §.  112,  2, 
Marcel   de  Serres   Ueber   die  Thiere  der  alien  Kunst,    Bibl.  univ.  1834.. 
Mars.  p.  231  ff.,  unlerscheidet  vier  Pferde-Rassen,  die  Africanische,  Appulische, 
Thessalische,  Sicilische.    Derselbe  zulelzl  fiber  die  Thiere  der  Mosaik  von 
Palaslrina ,  Froriep  Nolizen  1834.  N.  922  ff.    Viel  Verkehrtes  im  Ganzen.. 
Beruhmt  sind  die  Kopfe  vom  Parthenon  §.  118,  2,  c.,  die  Venetianischen 
Pferde  (mil  jenen  verglichen  von  Haydon,  L.  1818.  u.  Goethe  Werke  Lv 
S.  118.)     St.   di  S.  Marco  I,  43   ff.  §.  261.  A.  2,    die    von   M.    Gavallo 
§.414.  A.  4,  das  von  M.  Aurel  §.  204.  A.  4.    Falconet  Oeuvres  II.  p.  1., 
vgl.  I.  p.  157,  die  der  Nonier  §.  421.  A.  4,  eins  ins  Florenz,  Gall.  St.  80. 
(vgl.   81—86).     Herculanische   Quadriga    von  Bronze,    Ant.   Ere.  VI,  66. 
Pferdekopf  vom  Pallast  Colombrano  in  Neapel,  Goethe  W.  XXVIII.  S.  34. 
M.  Borb.  Ill,  10.    [Gicognara  Storia  d.  scult.  III.  tv.  19.J    Schoner  Pferde- 
kopf aus  Bronze,  vergoldet,  in  Augsburg  (Raiser  §.  264.  A.  2).    Wunder- 
Pferd  (§QOT07tovs]  auf  M.  von  Nikaeaj,  Mionn.  Suppl.  V.  tb.  1,  2.  p.  148. 
n.  861.,   vgl.   Sueton  Caes.  61.     Sehr  schone  auf  Thessalischen  und  Si- 
cilischen  M.     Die  Begriffe  der  Alien  von  Pferdeschonheit  lernl   man  au& 
Xenophon,  Virgil,   Golumella,  Oppian.    Erklarung  der  Muskeln  und   der 
Basreliefs  an  E.  E.  Malthaei's  Pferdemodelle   von  Seiler  und   Boetlliger 
Dr.  1823.   Vgl.  oben  §.  424,  1.   [Ruhl  fiber  die  Auffassung  der  Natur  in  der 
Pferdebildung  anliker  Plaslik,   Gassel  1846.  4.]     Maulthiere  besonders 
auf   Sicilischen  M.     [Eutychos  mil  seinem  Esel  Nikon,  die  Oclavian  in 
Nikopolis  zum  Andenken  glucklicher  Vorbedeulung  durch  ihre  Begegnung* 
in  Erz  Widen  liess,Plul.  Anlon.  66  in  den  Hippodrom  inConslanlinopel  verselzt 
nach  einem  Schol.  der  Pfalzischen  Handschr.  Creuzer  zur  Archaeol.  I.  S.  47.J 


[433]  Thiere.  761 

3.    Ein   vortrefi'licher  Hund,   der  sich  am   Ohre   krazt,  in  Neapel. 
Herrliche  Molosser,  Cavac.  I,  6.     Mon.  Gab.  43.    Wolf  von  Belvedere,  ein 
riesenmassiges   Thier.     Myron's  Kuh    §.  122,  2.    vgl.  PCI.  VII,  31.     Toro 
Farnese  §.  157,   Bronze  in  Venedig,   S.  Marco  I,  47.     Bronze  in  Dresden 
(nach   StrongylionV)   Meyer    Gesch.   Tf.  9  c.     Schone    Stiere   auf  M.    von 
Epeiros,  Gortyna,  §.  350.  A.  5.  351.  A.  4.    Stiere,  die  gleich  den  Kameelen 
Kaunas  auf  dem  Riicken  haben,  Aristot.  H.  A.  VIII,  29,  gibberes,  wie  die 
Kypriscben,    Serv.   Georg.   I,  138,    Syrischen,    Karischen,   Plin.    VIII,   45, 
deformis   scapulis  torus  eminet,   Galpurnius  VII,  61,    vgl.  eine  Miinze  des 
Gordian  zu  Ephesus  b.  Tristan  T.  II.    Der  Bock,  der  in  der  Makedoni- 
schen  Urgeschicbte  vorkommt,   ist   auf  M.   prachtig  dargestellt,   Mionnet 
Suppl.    III.    pi.    9,   4—6.     Giustinjanischer    Bock.    Schone    Bronze    einer 
Gems,  M.  Borb.  I,  51.    Eherne  Widder  zu  Palermo,  Goethe  W.  XXVIII. 
S.  121   [beide  aus  Syrakus,   vollig  gleich  und  zwei  ahnliche  sollen  nach 
Spanien  geschickt  worden  sein,  in  der  Zeit  der  Spanischen   Regierung], 
Ueber    den    aries    gutturatus,    in   Florenz    und   Rom,    eine    Schrift    von 
Ad.  Fabroni.   Kalydonischer  Eber,  in  Byzanz  von  Niketas  p.  357  erwahnt, 
vgl.  Anth.  Pal.  XV,  51 ;  ein  sehr  schoner,  M.  Flor.  HI,  69.    Schone  Wild- 
schweine  auf  M.   von   Clusium ,  Aetolien,  N.  Brit.  5,  25.    Eine  saugende 
Sau,  PCI.    VII,  32,    vgl.  §.  418.  A.  3.     Saue,    den  Chinesischen  ahnlich, 
auf  Gemmen,   Impr.   d.  Inst.   I,  51.   52.     Sau  mit  Jungen,    das.  Ill,  55. 
Low  en  zu  Venedig  vom  Peiraeus  Athens,    S.  Marco  II,  48.  49.    §.  253. 
A.  2.    Farnesischer,  M.  Borb.  IX.  front.    Herrliche  Figuren  auf  M.  und 
Gemmen.    Vgl.  Jen.L.Z.  Erg.   1815.   S.  290.    Aus  dem  Felsen  gehauener 
Lowe   in   Keos,    Broendsted  Voy.    I.    pi.    11.    Aehnliche    hie  und  da  in 
Griechenland.     Auf   Heldengrabern    (Ptolem.   Hephaest.    p.   147.   Bekker), 
z.  B.  des  Hektor   in   der  tab.  Iliaca  und  des  Leonidas  zu  Thermopylae. 
Lowe  auf  M.  von  Milet.  Ki-nv  yLyas.    Anthol.   Pal.  VI,  256.    J.  de  Witte 
Ann.   VI.    p.  343.    Lowin   mit   einem  Jungen  Impr.  Ill,   54.    Ueber   die 
Bildung  des  Lowen   (von  Syrischer  Rasse),  Stiers  (bos  urus),  Ebers  (sus 
Aethiopicus)  am  T.  von  Olympia,   Geoffroy  St.  Hilaire  Rech.  au  sujet  de 
quelques  fragm.  P.  1833.     [Schwindeleien;  s.  Bonner  Kunstrrms.  2.  Ausg. 
S.  168.]    Colossaler  Lowe  zu  Ghaeroneia,   Dupre  Voy.  pi.  17.    Lowe  von 
Plataeae,  L.  708  b.   Bacchische  Panther  aufM.  mit  Thyrsen  oder  Lanzen 
im  Rachen.  Lowen-  und  Pantherkampf,  kraftig  gezeichnet,  Laborde  Vases 
II,    21.    Vgl.   oben   §.  322.    A.  4.   427.   A.   1.     Tiger   sind    seltner    als 
Panther  u.  Leoparden.   Elephanten  als  Fackeltrager  aufM.  der  Seleuciden, 
vgl.  Sueton  Caes.  37.  K  am  eel  mit  Fiillen,  von  Elfenbein,  Buonarr.  Medagl. 
p.  365.    [Neapels  Ant.  Bildw.  Marmore  n.  499.    N  a  shorn  das.  n.  509.] 
Eine  Sammlung  von  Thieren  antiker  Kunst,  auch  Adlern,  Pfauen,  Storchen, 
PCI.  VII,  26—34.     Bouill.  Ill,  95.     Glarac  pi.  350.    Ein  Adi er  mit  einer 
Schlange,  Niketas  de  stat.  c.  8.  Iktinos  Nachteule,  Lobeck  Aglaoph.  p.  973. 


762  Gegenstande  answer  ubrigen  Natur.  [434.  (435.)J 

Schoner  junger  Hirsch  aus  Bronze,  M.  Pourtales  p.  20,  aus  der  Gegend 
von  Sybaris,  der  Guss  mangelhaft.  [Ein  lebensgrosser  aus  schwarzem 
Marmor  im  Lateranischen  Museum.] 

4.  Die  Homerischen  und  Hesiodischen  Schilderungen,  die  alterthum- 
lichen  Vasen  und  Glusinischen  Gefasse,  die  Etr.  Bronzen,  die  alteren  Munzen 
und  geschnittenen  Steine  zeigen  den  vorherrschenden  Geschmack  an  Kampfen 
wilder  Thiere.  (Die  sogen.  aegyptisirenden  Vasen  begnugen  sich  mit  blossen 
Zusammenstellungen).  Die  Art,  sie  anzubringen,  ist  oft  ganz  arabeskenartig. 

.1  434.  (435).  Niedere  Thierarten,  Seethiere,  Polypen, 
werden  meist  in  einem  Styl  behandelt,  welcher  mehr  die  kuh- 
nen  und  grotesken  Formen  soldier  Naturgegenstande  iiberhaupt, 
als  die  genaue  Beschaffenheit  der  einzelnen  Gattung  darzu- 

•2  stellen  strebt.  Eben  so  darf  man  wohl  sagen,  dass  in  den 
Pflanzengewinden  der  Vasengemalde ,  wie  in  den  Kran- 
zen  und  Festons  der  zierenden  Architektur  und  Gefassarbeit, 
bei  mannigfachen  Abweichungen  von  den  nachgebildeten  Ge- 
genstanden  im  Einzelnen,  doch  der'Geist  und  Gharakter  der 

3  Vegetation  oft  tief  ergriffen  ist.    Besonders  aber  zeigt  sich  in 
alien  Composition  en   verschiedner  Thiergestalten ,  welche 
zum  Theil  durch  den  Orient  angeregt,   aber;  in  acht  Helleni- 
schem  Sinne  ausgebildet  worden  sind,  ein  Geist,  welcher  das 
Naturleben  in  seiner  schopferischen  Kraftfulle  mit  eben  so  vie! 
Wahrheit  als  Kuhnheit  auffasst;  daher  uns  solche  Gestalten 

4  wie  wahre  und  wirklich  vorhandene  entgegen  treten.   Ein  ganz 
andrer  Geist,  als  dieses  naive  Naturgefuhl,   spricht  uns  aus 
den  spa  tern  Gryllen  auf  Gemmen  an;  Witz  im  Zusammen- 
fugen  des  Verschiedenartigsten,  oft  auch  eine  allegorisch  aus- 
gedriickte  Reflexion  liegen  hier  zum  Grunde. 

1.  S.  die  Seethiere  auf  Vasen  (die  oft  ganz  damit  bemalt  sind),  z.  B. 
Millingen  Un.  Mon.  10.   Doch  gab  es  auch  selbst  unter  Phidias  Namen  die 
genauesten  Nachbildungen  von  Bienen,  Fliegen,  Cicaden  (vgl.  §.  159.  A.  2),  und 
auch  seltene  Thiesarten  werden  oft  in  Anticaglien  getreu  dargestellt,  Blumen- 
bach  Gommentatt.  Soc.  Gott.XVI.  p.  184.  GemalteSpinngewebe,Philostr.II,28. 

2.  S.  von  Griechischen  Vasen  Millin  I,  15.  22.  II,  32.  39;  Romische 
Arbeiten  bei  Gavaceppi,  Piranesi  Vasi  und  sonst.   Wie  schwer  verschiedene 
Pflanzenarteri  auf  alten  Kunstwerken  zu  unterscheiden  sind,  bemerkt  Sprengel 
Hist,  rei  herbariae  I.  p.  29.  Nachbildungen  von  Friichten  in  Wachs,  §.  305. 
A.  4,  und  in  der  Rhyparographie   [Rhopographie]    §.  163.    A.  5.  210 
A.  6.  211.  A.  1.    Ant.  Ere.  I,  9.  11.  45.  47  u.  oft. 

3.  Marcel  de  Serres  Ueber  die  Wunderthiere  der  alten  Knnst,  Bibl. 


{435.  (436.)]  Thiercompositionen,  Gryllen.  Arabeske,  Landschaft.  763 

univ.  1834.  Fevr.  p.  160  findet  auch  in  diesen  phantastisclien  Zusammen- 
setzungen  viel  Naturwahrheit.  —  Die  Sphinx  auf  den  M.  von  Chios  so 
wie  Gergis,  Streber  Mimchner  Denkschr.  Philol.  I.  S.  200  (eine  Andeutung 
der  Sibylla)  ist  die  Aegyptische,  nur  schlanker,  und  geflugelt  [wie  bei 
Eurip.  Phoeniss.  809.]  Greifen  §.  361  am  Ende.  Tragelaphen  u.  andre 
groteske  Thierfiguren  auf  den  Vasen  §.  75.  A.  2.  171.  A.  2,  vgl.  238.  A.  4. 
Aehnlich  liebte  man  an  Silbergefassen  iv  7CQOTOfj.fi,  Juven.  I,  7.  Boeckh 
Staatsh.  II.  S.  305.  Ueber  die  Zusammensetzung  der  Protomae  verschiedner 
Thiere  auf  M.  u.  Gemmen  (Lowe  u.  Slier,  Stier  u.  Bock  u.  dgl. ,  oft  mil 
Flugem)  §.  241.  A.  3.  Die  geflugelte  Sau  der  Volkssage  von  Klazornenae 
(Aelian  H.  A.  XII,  38)  findet  sich  schon  auf  sehr  alten  Goldmiinzen  der  Stadt, 
M.  Brit.  13,  23.  Ein  schoner  gefliigelter  und  gehornter  Panther,  der  einen 
Hirsch  todtet,  Woburn  M.  11.  Zwei  Greife  iiber  einem  Hirsch,  Impr.  d.  Irist. 
Ill,  91.  —  Das  Monstrum  an  den  Mauern  von  Amphipolis,  Cousinery  Voy. 
pi.  8,  ist  dem  auf  den  M.  von  Alexandrien,  EckhelSyll.tb.  6, 15,z5emlichahnlich. 
4.  Die  Gryllen  (§.  163.  A.  3)  meist  in  Jaspis,  Lipp.  I,  II,  517  ff.  Suppl. 
II,  413—428.  Raponi  tv.  52.  Tassie  p.  709.  Impr.  d.  lust.  Ill,  48.  IV,  67.  68. 
Man  findet  sie  auch  auf  M. ,  namentlich  von  Signia,  Steinbiichel  Alterth. 
•S.  78. 144.  244.  Zum  Theil  entstehen  sie  durch  Zusammenfugung  Baccbischer 
Masken  mit  andern  Gesichtern.  —  Die  Darstellungen  von  Thieren,  besonders 
Insekten,  in  menschlicher  Handlung,  in  Wandgem.  u.  Gemmen,  sind  nicht 
im  Geiste  der  Thierfabel,  sondern  auch  nur  als  Scherze  zu  nehmen. 


2.    Arabeske,  Landschaft. 

435.  (436).  So  sehr  sich  die  lebendige  und  geniale 
Auffassung  der  Natur,  welche  die  alte  Kujist  durchdringt,  fiir 
die  Arabeske  (§.  24  A.  2)  eignet,  deren  Alter  in  der  Grie- 
chischen  Kunst  sehr  weit  zuriickgeht:  so  wenig  war  die  Land- 
schaft, im  modernen  Sinne,  der  antiken  Kunstweise  ange- 
messen;  wir  fmden  sie  erst  in  einer  spatern  Periode,  und  m 
•geringer  Ausdehnung.  Die  Griechische  Kunst  verlangt  von 
ihren  Gegenstanden  ein  nahes  Verhaltniss,  einen  engen  Zu- 
sammenhang  des  Lebens  und  der  Form,  des  Geistes  und  der 
Erscheinung ;  Alles  erhalt  eben  dadurch  in  ihr  einen  entschied- 
nen  Gharakter,  eine  deutliche  Physiognomie.  Der  ahndungs- 
volle  Dammerschein  des  Geistes,  mit  welchem  die  Landschaft 
uns  anspricht,  musste  den  Alten  nach  ihrer  Geistesrichtung 
kimstlerischer  Ausbildung  un^.hig  scheinen;  ihre  Landschaften 
waren  daher  meist  mehr  scherzhaft  als  mit  Ernst  und  Gefuhl 
entworfen;  das  Ergotzende  mannigfaltiger  Bauten  und  An- 
lagen  und  zahlreicher  Figuren  wird  in  den  Herculanischen 


764  Gegenstande  aus  der  iibrigen  Natur.  [435    (436.)] 

Bildern  dem  Ergreifenden  einsamer  Naturscenen  iiberall  vor- 
3  gezogen.  Oft  beschaftigten  auch  ihre  Naturbilder  durch  eine 
landkartenahnliche  Uebersicht  ausgedehnter  Gegenden  eine 
wissenschaftlicheAufmerksamkeit,  und  gabeneine  Chorographie 
und  Ethnographie  in  Bildern. 

1.  Das  Alter    der  Arabeske  (uWf/ja    bei   Homer,  spater  yvrctQict 
und  £oo8aQia  genannt)  beweisen  besonders  die  Vasen;  ziemlich  dieselben 
Arabesken  in   Vasengemalden ,  wie    M.  Blacas  pi.  25,  Spiele  der  Laune, 
wobei-  jede  Deutung  bedenklich  ist,  u.  in  Terracottas  of  the  Brit.  Mus. 
tv.  14,  22.  18,  31  ihre  spatere  reiche  Ausbildung  Romische  Wandmalereien, 
§.  210  ff.,  Candelaber,  §.  302.  A.  3,  mid  andre  Gefasse.    Zur  Gesch.  der 
Arabesken  H.  Base  Palaeologus  S.  90.     [Gruber  Description  of  the  plates 
of  fresco  decorations  and  stuccos  in  —  Italy  with  an  essay  on  the  Arabesques 
of  the  Ancients  as  compared  with  those  of  Raphael  and  his  school  by  Hittorf 
L.  1844.] 

2.  S.    §.    209    4.      Landschaftlicher    Art    ist    das:    Vetus    pictum 
Nympbaeum    exhibens  ed.  L.  Holstenius   (ex  aed.  Barberims).     R.   1676. 
Hafen,  §.  296.  A.  6.    Labyrinthus,  Maeander,  Fest.  Non.  Villen  im  Meer, 
Cell  N.  Pomp.  vign.  9.    Das  Gemalde,  Winck.  M.  I.  208,  ist  ein  Beispiel, 
wie  viel  Menschenwerk  und  IMenschenleben  die  Alten  fur  die  Landschaft 
fordern.    Doch  wissen  bisweilen  die  Alten  auch  in  einem  kleinen  Relief 
durch  ein  Paar  nur  angedeutete  Baume  und  Felsen,  einige  kletternde  Ziegen, 
einen  recht  landlichen  und  einsamen  Eindruck  hervorzubringen,  z.  B.  L.  387. 
Bouill.  Ill,  57,  9.     Clarac  pi.  144,  vgl.  die  Athenische  Reliefplatte  Walpole 
Trav.  letzte  Tf.;   solche  Bildchen  erinnern  an   die   alte   Rhopographie 
§.  163.   A.  5.     Darstellwng  einer  gewohnlichen  Stimmung  des  Gemuths- 
lebens  (Sinn  durch  die  Nachbildung  einer  entsprechenden  Stimmung  des 
Naturlebens  (Wahrheit),  Hauptaufgabe  landschaftlicher  Kunst,  Garus  Briefe 
iiber  Landschaflmalerei  Lpz.  1835.  2.  Aufl.  Br.  3.  S.  41. 

<-.«  3.  S.  bei  Philostratos  die  Gemalde  der  Sumpfgegend  I,  9,  das  hochst 
sinnreich  gedachte  des  Bosporus  I,  12.  13,  der  Inseln  II,  17,  unter  denen 
sich  die  Kykladen  Keos,  Tenos,  Delos  und  Rheneia,  Melos,  Siphnos,  Naxos 
erkennen  lassen,  vgl.  §.  384.  A.  4.  Gewiss  batten  diese  grosse  Aehnlichkeit. 
mit  der  Mosaik  von  Palestrina  §.  322.  A.  4.  Eine  andre  mehr  mytho- 
logische  Darstellung  von  Aegypten,  auf  der  Farnesischen  Schale  §.315.  A.  5. 
Visconti  PG1.  III.  tv.  c.  Andre  mehr  komische,  Brit.  M.  Terrac.  36. 
Aegyptische  Landschaften  waren  in  Rom,  besonders  in  Mosaiken,  sehr 
beliebt,  etwa  wie  heutzutage  Ghinesische.  PG1.  I.  p.  14.  n.  Garten  des 
Alkinoos  auf  M.  von  Korkyra.  Abhandl.  von  Glel.  Cavedoni. 

Nach  Eustath.  zu  Dion.  P.  87  gaben  Maler  den  Bergen  gern  Formen 
von  Lowen  und  andern  Thieren.  Bei  Antiochien  war  ein  sog.  Gharonisches 
Haupt  aus  dem  Felsen  gehauen,  Malalas  p.  205.  Tzetz.  Ghil.  II,  920. 


[436.  (433.)]  Amulete,  Symbole.  7G5 

3.    Amulete,  Symbole. 

436.   (433).     Zum    Schlusse    eine    fliichtige   Erwahnung  1 
der  Amulete  des  Alterthums,  welche  ihrer  Natur  nach  iiberall 
die   Granzen   der  Kunst  iiberschreiten^   ja    dem    Kunslsinhe 
gradezu  widersprechen.    Die  gefurchtete  invidia  wird  nach  dem 
Glauben  des  Alterthums  um  sp  sichrer  abgewehrt,  je  widriger, 
ja  ekelhafter  der  Anblick  ist,  welchen  man  sich  vorhalt ;  und 
die  zahllosen  phallischen  Bronzen  hajten,    wenn  auch  nr- 
sprunglich  Symbole  der  lebenschaffenden  Natur,  spater  doch 
nur  diesen  Sinn  und  Zweck.  In  symbolischer  und  aberglaubischer  2 
Bedeutung  kommen  das  Auge,  der  Fuss,  die  Hand  in  verschie- 
dener  Anwendung  vor ;  ohne  besondre  Bedeutung  bildete  man 
alle  Glieder  des  menschlichen  Korpers  als  Weihgeschenke  an 
Asklepios   fur   gliickljche   Heilung.      Sonst   sind  Figuren  der  3 
Aegyptischen  Religion  und  des  Alexandrinischen  Eklekticismus 
auf    den  Amuletsteinen    bei    weiten    am   gewohnlichsten.  —  4 
Lebensfulle,  Gesundheit  und  Bliithe  deutet  der  spatern  Kunstzeit 
am  gewohnlichsten  das  Full  horn  an,   welches  als  fur  sich 
bestehendes  Symbol  auch  verdoppelt  wird.    Wo  mathemati-  5 
schen  Linien   und  Figuren  ein  geheimer  Sinn,  willkuhrlich 
oder  aus  philosophischen  Grillen,  beigelegt  wird,  verschwindet 
mil  der  natiirlichen  Einheit   des  Aeussern  und  Inner n  alle 
Kunst  thatigkeit  vollig. 

1.  Bekannt  ist  der  Phallus  an  Pompejanischen  Hausern  mit  der  Bei- 
schrift:  hie  habitat  felicitas.    Wohl  das  alteste  Amulet  der  Art  sieht  man 
an  den  Mauern  Alatriums,  Dodwell  Views  pi.  92.     [Der  Herausg.  fand  ein 
ahnliches  an  einer  Mauer  der  Homerischen  Stadt  Antheia.]     Als  Zeichen 
der  Tyche   wahrscheinlicli  ist    ein    ithyphallisches  -Bild   Tychon    genannt 
worden.    Wahrscheinlich  war  dies  auch  das  gewohnliche  PKGKKVLOV,  fas- 
cinum,  vor  Werkstatten,  Pollux  VII,  108.  (ysHolu  TIVK,  turpicula  res).  Vgl. 
Boettiger  Amalth.  III.   S.   340.    Arditi  II   fascino  e  1'amuleto  contro   del 
fascino  presso  gli  antichi.     N.  1825.  4.    II  fico  wird  oft  mit   Phallen  als 
Amulet  verbunden,  Ant.  Ere.  VI,   99  Phalli   alati.    Aber   auch  todten- 
Hhnliche  Bilder  erreichen  diesen  Zweck,  und  eine  Art   Heuschrecke, 
die  als  larvalis  imago  angesehen  werden  konnte,  soil  von  Peisistratos  als 
•nccTK^vT],  fascinum,  vor  der  Akropolis  aufgestellt  worden  sein.    Hesych, 
vgl.  Lobeck  Aglaoph.  p.  970.    Daher  die  Heuschrecke  in  allerlei  mensch- 
lichen. Thatigkeiten  auf  Gemmen,  Impr.  d.  Inst.  II,  93.  95. 

2.  Der  malus   oculus   wird    am  interessantesten  in   dem  Relief 
Woburn  Marbles  14,  vgl.  Millingen  Archaeol.  Brit.  XIX.  p.  70,  dargestellt, 


766  Gegenstande  aus  der  iibrigen  Natur.  [436.  (433.)] 

wo  ihm  alle  mogiiche  Schmach  und  ordure  widerfahrt.  Aehnlich  sielit  man 
ihn  von  vielerlei  Thieren  angegriffen  auf  Gemmen  (Lippert  Suppl.  II,  466. 
Caylus  V,  57.  VI,  38.  Kopp  Palaeogr.  III.  604  u.  Expl.  inscr.  obsc.  in 
arnuleto.  Heidelb.  1832),  welche  alle  darauf,  nicht  auf  Augenheilkunde,  zu 
beziehen  sind.  Pedes  votifi,  von  Schlangen  umwunden,  mil  dem  Steinbock 
als  gliicklichem  Zeichen  darauf,  und  der  Inschr.  faustos  redjre,  Passerie  Luc. 
fict.  II,  73.  Fiisse  als  Zeichen  der  Anwesenheit  an  Wallfahrtsorten.  Amuleten- 
Hande  bei  Caylus  III,  63.  Causseus  M.  Rom.  VI,  11— 14  etc.  Concordien- 
Hande,  dextrae,  Gaylus,^,  55,  4.  Montf.  Ill,  p.  197.  Verschlungene,  oft  auf 
M.  u.  Gemmen.  Kornahren  daraus  wachsend,  Tropaeen  dabei.  Ueber  Glieder 
alsxWeihgeschenke  fur  Heilung,  G.  I.  497  ff.  1570.  Einige  der  Art  im 
Brit.  Museum.  Einer  wird  am  Ohr  gezupft  mit  der  Inschrift  [ivrjfiovtve, 
auf  Gemmen  und  Munzen.  Boettigers  Opusc.  p.  116  f. 

3.  Ueber  Amulet e  Schriften  von  Gaffarell,  Arpe  und  A.    Selbst 
Aerzte,  wie  Alexander  von  Tralles,  empfehlen  medicas  gemmas.    Serapis 
Figur  war  ein  gewohnliches  Phylakterion.    Eine  der  besten  Arbeiten  der 
Art  ist  der  Stein  mit  Horus-Harpokrates  auf  beiden   Seiten  und  der  In- 
schrift:   Msyorg   'ilpog    ' AnoM.cav    '.^Troxpar^g    sviluTog    TCO    qpopowrt, 
Eckhel  Pierr.  grav.  pi.  30.    Impr.  d.  I.  Ill,  99.  100.    Abraxas  §.  408,  8. 

4.  Fullhorn,  mit  Schlangen   umwunden,  auf  M.  der  Byllionen, 
vielleicht  in  Bezug  auf  Kadmos.  N.  Brit.  5,  12.    Das  Doppelhorn,  welches  so 
oft  auf  M.  mit  Knabenkopfen  vorkommt  (mit  den  Kopfen  von  Epiphanes 
und  Kallinikos  auf  M.  von  Kommagene)r  hiess  Si-negus,  Athen.  V,  202  c. 
Kramer  iiber  den  Styl  der  gemalten  Thongefasse  S.  127.    Lippert  Suppl. 
II,  398.    Nach  Athen.  XI,  783  c.  hiess  das  Fullhorn  auch  'Eviavrog;  vgl. 
indess  V,  198  a. 

5.  Ueber  das  Pentalpha  besonders  Laflge  in  Boett.  Archaeol.  und 
Kunst    I.   S.  56.  —  Die  Mysterientypen    auf   altgriech.   Munzen,    wovon 
Stieglitz  Archaeol.  Unterh.  II.  S.  17,  sind  es  zum  geringsten  Theil  wirkliclu 
Das  Bild   der  drei   sich  umschwingenden  Fiisse,   welches   sonst   fur   ein 
Symbol  der  Trinakria  Sicilien  gait,  wird  in  viel  ausgedehnterem  Kreise, 
namentlich   auch   auf  M.  von  Cilicien,  Pamphylien  u.  Cypern,  und  auf 
Panathenaischen  Vasen  gefunden,   und  scheint   noch   nicht   befriedigend 
erklart.    Auf  Munzen  von  Panormos  die  drei  Beine,  in  der  Mitte  Medusen- 
haupt,  dazwischen  Aehren.    Torremuzza  Siciliae  numi  tb.  58.  59. 


Verzeichniss 

tier  Kiinstler  und  Kunstschulen. 


(Die  Zablen  bezeichnen  die  Paragraphen;  A.  bedeutet  Anmerkung.) 


A. 

Accius  Priscus  209.  A.  1. 

Admon  200.  A.  1.    315.  A.  2. 

Aeginetes  154.  A. 

Aelius  200.  A.  1. 

Aetion  v.  Amphipolis,  Bildschn.  154. 

A.    379.  A   4. 

Aetion,  Maler  211,  1.  u.  A.  1. 
Agasias,  Dositheos  S.  157*.  A.  3. 
—  Menophilos  S.  157*.  A.  3. 
Agathangelos  200.  A.  1. 
Agatharchos  135.  A.  1.     136,  2. 
Ageladas  82.  A.  113.  A.  1.  393.  A.  1. 

410.  A.  2. 

Agesandros  156.  A.  1. 
Aginetische  Schule  332.  A.  2. 
Aglaophon   134.   A.    1.     135.  A.   1. 

405.  A.  5. 

Agorakritos  112.  A.  1.     117. 
Agrolas  62.  A. 
Akesas  113.  A.  1. 
Akestor  112.  A.  1. 
Akragas  159.  A.  1. 
Alexander  v.  Athen  210.  A.  6. 
Alexandras,  des  Konigs  Perseus  S. 

154.  A. 

Alexis  112.  A.  1. 
Alkamenes  112.  A.  1.   117.   119,  2. 

366,  5.  u.  A.  5.  372,  2. 
Alkimachos  139.  A.  2. 
Alkon  307.  A.  4. 
Aloisius  194.  A.  5. 
Alypos  112.  A.  1. 


Amphilochus  149.  A.  2. 
Amphion  (?)  139.  A.  2. 

—  v.  Knossos  112.  A.  1. 
Amphistratos  124.  A.  1. 
Amyklaos  82.  A.  89.    A.  3. 
Anaxagoras  v.  Aegina  82.  A. 
Anaxandra  163.  A.  1. 
Androkydes  137.    A.  4 
Andronikos  Kyrrhestes   153.    A.  4*. 

160,  5. 

Androsthenes  112.  A.  1. 
Angelion  82.  A.     86.  A. 
Antenor  82.  A.     88.  A. 
Anthemios  194.  A.  4. 
Anthermos  82.  A. 
Antheus  154.  A. 

Antidotes  139.  A.  2.     141.  A.  U 
Antigonos  35.  A.  1. 
Antimachides  80.  A.  I,  4. 
Antiochos  154.  A. 
Antipatros  159.  A.  1. 
Antiphanes  112.  A.  1. 
Antiphilos  163.  A.  1.3. 4.  412.  A.  2. 
Antistates  80.  A.  I,  4. 
Antistius  Laheo  209.  A.  1. 
Antorides  163.  A.  1. 
Apaturios  209.  A.  3. 
Apellas  112.  A.  1. 
Apelles  35.  A.  1.     130.  A.  1.     141. 

142,    1.     319,    7.  u.  A.  2.     406. 

A.  2.  a.  E. 

—  v.  Kolophon  139.  A.  2. 
Aphrodisische  Schule  203.  A.  1. 
Aphrodisius  v.  Tralles  197.  A.  2. 


768 


Verzeichniss 


Apollodor  191.  A.  1.  bis. 
Apollodoros,  Erzg.  124.  A.  1. 

—  v.  Athen,  Skiagraph  135.  A.  1. 
136.    137.  A.  2.   415.  A.  1.  a.  E. 
416.  A.  1. 

Apollonides  315.  A.  2. 
Apollonios  385.  A.  3. 

—  Nestor's  S.   160,  4.  u.  A.  5. 

—  v.  Tralles  157.  A.  1. 
Archennos  82.  A.    334.  A.  2. 
Archias  v.  Athen  112.  A.  1. 

—  v.  Korinth  152.  A.  1. 
Archimedes  152.  A.  1.  his. 
Ardikes  74.  A. 

Arellius  208.  A.  1. 

Aristandros  112.  A.  1. 

Aristeas  203.  A.  1. 

Aristeides,  Erzg.  u.  Archit.  112.  A.  1. 

—  v.  Theben,    Maler   139,    4.    u. 
A.  2.     140,  1.  u.  A.  1.    165.  A.  2. 

Aristeides,  Aristeides  S.     163.  A.  1. 

—  Nikomachos  Bruder  163.  A.  1.  3. 
Aristodemos,  Maler  139.  A.  2. 

—  Erzg.  154.  A. 

—  aus  Karien  211.  A.  2. 
Aristodikos  307.  A.  1. 
Aristogeiton  124.  A.  1. 
Aristokles,  Nikomachos  S.  163.  A.  1. 

—  Kleotas  S.     112.  A.  1. 

—  v.  Kydonia  82.  A. 

—  v.  Sikyon  82.  A.     393.  A.  1. 
Aristolaos  139.  A.  2.     141.  A.  1. 
Aristomedes  82.  A. 
Aristomedon  82.  A.     88.  A. 
Ariston  163.  A.  1. 

Aristonidas  306. -A.  3.     412.  A.  3. 

S.  693. 

Aristophon  135.  A.  1. 
Arkesilaos  376.  A.  3.     391.  A.  5. 

—  Tisikrates  S.,  Maler  163.  A.  1. 

—  Plaste,  Erzg.  u.  Bildh.  196.  A.  2. 

—  Aristodikos  S.  82.  *A. 

—  v.  Paros  135.  A.  1. 
Arrhachion  87.  A.  1. 
Artemidorus  .209.  A.  1. 
Artemon  411.  A.  1. 

—  Maler  163.  A.  1. 

—  Bildh.  197.  A.  2. 

—  Periphoretos  121.  A.  3. 
Askaros  82.  A. 
Asklepiodoros  139.  A.  2. 
Asopodoros  112.  A.  1. 
Asteas  410.  A.  4.  S.  678. 
Athenaos  154.  A. 

Athenion    139.    A.    2.     141.    A.    1. 

351.  A.  2.     413.  A.  2. 
Athenis  82.  A. 
Athenische  Malerschule  135. 


Atlienodor,  Agesanders  S.  156.  A.  1. 
Athenodoros,  Erzg.  112.  A.  1. 
Attikion  203.  A.  1. 
Attikus  205.  A.  2. 
Attilianus  203.  A.  1. 
Attische  Schule,  jungere  360,  1. 
Attische  Thonbildner  72. 
Aulanios  Euandros  196.  A.  2. 
Aulos  200.  A.  1. 


B. 

Bathykles  85.  A.  2. 

Batrachos  180.  A.  2. 

Beda  154.  A. 

Boethos  159.  A.  1.    415.  A.  1.  S.  713. 

Brietes  137.  A.  4.  , 

Bryaxis  (v.  Athen,   Bildh.  u.  Erzg.) 

124.   A.    1.     128.   4.   5.  u.   A.   5. 

146.  A.    151.  A.  1.    158.  A.  1.  bis. 
Bularchos  74.  A. 
Bupalos  82.  A. 
Byzes  53. 


C. 

Celer  190.  A.  2. 
Chalkosthenes  72.  A.  2. 
Ghareas  124.  A.  1. 
Charephanes  163.  A.  3. 
Chares  154.  A.     155,  1. 
Charmadas  74.  A. 
Ghartas  82.  A. 
Cheirisophos  359.  A.  5. 
Cheirokrates  149.  A.  2. 
Ghersiphron  v.   Knossos   35.   A.  1, 

80.  A.  I,  1. 
Ghimams,  s.  Julius. 
Chionis  82.  A.     89.  A.  3. 
Chryses  194.  A.  4. 
Chrysothemis  82.  A. 
Coccejus,  T.  Auctus  190.  A.  1.  II. 
Coponius  196.  A.  2.     199.  A.  9. 
Cossutius  153.  A.  4.     180,  4. 


D. 

Dadaliden  70.  A.  2. 

Dadalos  68.  A.  2.  3.    70.    81.  A. 

—  v.  Sikyon  112.  A.  1.     123,  3. 

Dahippos  154.  A. 

Dalion  315.  A.  2.     402.  A.  3. 


der  Kiinstler  und  Kunstschulen. 


769 


Dameas  82.  A.     87.  A.  1. 
Damokritos  124.  A.  1. 
Damophilos  82.  A.    180.  A.  2.    319. 

A.  5. 

Damophon   124.   A.    1.     312.  A.  2. 
Daniel  207.  A.  5. 
Daphnis  109.  A.  Ill,  15. 
Datondas  154.  A. 
Decius  196.  A.  2. 
Decrianus  191.  A.  1.    S.  215.     197. 

A.  3. 

Deinias  74.  A. 
Deinochares  149.  A.  2. 
Deinokrates  80.  A.  I,  1.  149.  u.  A.  2. 

151.  A.  2. 

Deinomenes  112.  A.  1. 
Deinon  112.  A.  1. 
Demeas  112.  A.  1. 
Demetrios    von   Athen    112.   A.    1. 

123.  u.  A.  2.     135.  A.  3. 
-  v.  Ephesos  80.  A.  I,  1. 

—  Goldschmied    in    Ephesos     197. 
A.  2. 

—  roi%oy(>(xcpo$  182.  A.  2. 
DemokopossMyrilla  106.  A.  2. 
Demokritos  107.  u.  A.  2. 
Demophilos  135.  A.  1. 
Diagoras  87.  A.  3. 

Dibutades  53.  A.  1.     62.  A.     63.  A. 

72.  A.  2. 
Diogenes  163.  A.  1. 

—  v.  Athen  196.  A.  2. 
Diognetos  211.  A.  1. 
Dionysios,  Maler  208.  A.  1. 

—  v.  Argos  82.  A. 

—  v.  Kolophon  135,   3.  u.  A.  1.  3. 

—  Bildh.  160.  A.  2. 
Dionysodoros  112.  A.  1. 
Dioskurides  209.  A.  1.    425.  A.  1. 
Diponos  70.  A.  2.    82.  A.    84.  A.  2. 

359.  A.  5. 

Diyllos  82.  A.     89.  A.  3. 
Dontas    82.    A.     308.    A.    3.     410. 

A.  5. 

Dorotheos  209.  A.  1. 
Dorykleidas  82.  A.    85.  A.  1. 


E. 

Echion  124.  A.  1.    139.  A.  2.    140. 

A.  3. 

Eetion  154.  A.     308.  A.  3. 
Endoos  70.  A.  2.    82.  A.    368.  A.  4. 
Epeios  70.  A.  4. 
Ephesische  Kunstler  157*.  A.  3. 
Ephoros  139.  A.  2. 

O.  Miiller's  Archaeologie.    4.  Aufl. 


Epimachos  152.  A.  1. 

Epithermos  149.  A.  2. 

Erateus  149.  A.  2. 

Erigonos  163.  A.  1. 

Erophilos  200.  A.  1. 

Euanetos  317.  A.  2. 

Euanthes    396.    A.   2.      414.   A.    3. 

S.  705. 

Eucheir  75.  A.  1. 
Eucheiros  82.  A. 
Eudoros  107.  A.  3. 
Euenor  135.  A.  1. 
Eugrammos  75.  A.  1. 
Eukadmos  112.  A.  1. 
Eukleidas  124.  A.  1.     317.  A.  2. 
Eumaros  74.  A. 
Eumelos  211.  A.  1. 
tfumnestos  196.  A.  2. 
Euodos  200.  A.  1. 
Eupalinos  81.  A. 
Euphranor,    Aristeides-   (Ariston's) 

Schiller  163.  A.  1. 
—  35.  A.  1.  bis.    124.  A.  1.    129,  1. 

u.  A.  2.  3.    130.  u.  A.  2.  4.    139. 

A.  2.    140,  3.  u.  A.  3.    141.  A.  4. 

366.  A.  5.    398.  A.  2.    405.  A.  3. 

409.  A.  1. 

Euphronides  124.  A.  1. 
Euphronios  S.  710. 
Eupolemos  109.  A.  II,  10.  11. 
Eupompos  137.  A.  4. 
Euripides  135.  A.  1. 
Euryalos  62.  A. 
Eutelidas  82.  A.     87.  A.  1. 
Euthykrates  154,  1.  u.  A. 
Euthymides  257.  A.  7. 
Eutropos  207.  A.  5. 
Eutyches  200.  A.  1. 
Eutychides   146.   A.     154.  A.     158. 

A.  5. 
Euxenidas  137.  A.  4. 


F. 

Fabius  Pictor  182,  2.  u.  A.  2.    319. 

A.  5. 

Fabullus  209,  5.  u.  A.  1. 
mscus  322.  A.  4. 


G. 

Galaton  163.  A.  3. 
Gallienus  207.  A.  7. 
Gitiadas  82.  A.    89.  A.  2. 
49 


770 


Verzeichniss 


Glaukias  82.  A.     87.  A.  3. 

Glaukion  139.  A.  2. 

Glaukos  v.  Argos  82.  A. 

—  v.  Chios  61.    311.  A.  2. 

Glykon  129.  A.  2.     160,  4.  u.  A.  5. 

Gnaos  200.  A.  1. 

Gorgasos  82.  A.     180.   A.    2.     319. 

A.  5. 
Gorgias  112.  A.  1. 


H. 

Hadrianus    191.  A.   1.    203.  A.   1. 

211.  A.  1. 

Harmatios  372.  A.  5. 
Harmonides  56.  A. 
Hegesias  82.  A. 
Hegias  82.  A.    113.  A.  1. 
Hekatodoros  124.  A.  1. 
Helena  163.  A.  1.  6. 
Helias  207.  A.  7. 
Helikon  113.  A.  1. 
Hephastos  58. 
Herakleides  v.  Ephesos  157*.    A.  3. 

372.  A.  5. 

—  v.  Tarent  152.  A.  1. 

—  aus  Makedonien  163.  A.  1. 
Herakleitos  209.  A.  1.  322.  A.  4. 
Hermodor  180.  A.  2.  bis. 
Hermogenes  109.  A.  Ill,  17.  18. 
Hermokles  154.  A.     155.  A.  3. 
Hermolaus  197.  A.  2. 

Heron,  Libios  S.  149.  A.  2. 

—  der  Hydrauliker  152.  A.  2. 
Herodotos  124.  A.  1. 
Hieron  196.  A.  2. 

Hilarius  211.  A.  1. 

Hippias,  urn  01.  110.  124.  A.  1. 

—  urn  01.  114,  124,  A.  1. 
Hippodamos  111.  u.  A.  1. 
Hippys  389.  A.  3. 

Hiram  Abif  239.  A.  3.  240.  A.  5.  bis. 
Hygiemon  74.  A. 

Hypatodoros  124.  A.  1.  370.  A.  4. 
Hyperbios  62.  A. 


i.  (J.) 


Idaos  137.  A.  4. 

Ikmalios  56.  A. 

Iktinos  35.  A.  1.    109.  A.  I,  2.  bis. 

5.  II,  12.     433.  A.  3. 
Joannes  v.  Byzanz  194.  A.  4. 
Jon  124.  A.  1. 


Isidor  V.  Milet  194.  A.  1. 

—  der  jungere  194.  A.  1. 
Isigonos  154.  A. 

Ismenias  v.  Chalkis  139.  A.  2. 
Julianus  Argentarius  194.  A.  5. 
Julius  Gliimarus  197.  A.  2. 

—  Miletus,  Qu.  192.  A.  1. 


K. 

Kalamis  112,  1.  u.  A.  1.  2.    197,  4. 

359.  A.  6.     433.  A.  2. 
Kallaschros  80.  A.  I,  4. 
Kallikles  112.  A.  1. 
Kallikrates  109.  A.  I,  2. 

—  der  Lakedamonier  159.  2. 
Kallimachos  Katatexitechnos  108.  A. 

3.     112.  A.  1.     123.  u.  A.  1. 
Kallistonikos  124.  A.  1. 
Kallistratos  154.  A. 
Kalliteles  82.  A. 
Kallixenos  154.  A. 
Kallon  v.  Aegina  82.  A.     89.  A.  2. 

—  v.  Elis  112.  A.  1. 
Kalynthos  82.  A. 

Kaiiachos  v.  Sikyon  82.  A.  85.  A.  1. 
86.  A.  164.  A.  1.  374.  A.  3. 
393.  A.  1.  394.  A.  2. 

—  v.  Sikyon,  der  jungere  112.  A.  K 
Kantharos  154.  A. 

Karmanides  139.  A.  2. 
Karpion  35.  A.  1.     109.  I,  2. 
Kephisodoros  196.  A.  2. 
Kephisodotos  112.  A.  1.  393.  A.  2. 
Kephissodoros*  124.  A.  1.    135.  A.  1. 

374.  A.  5.  6. 

Kephissodotos  124.  A.  1.    125.  A.  4. 
Kimon  99.  u.  A.  1. 

—  Graveur  317.  A.  2. 
Kleagoras  135.  A.  1. 
Kleanthes  74.  A. 
Klearchos  82.  A. 

Kleisthenes  107.  A.  3.  135.  A.  1. 

Kleiton  112.  A.  1. 

Kleomenes  v.  Naukratis  149.  A.  2. 

—  Apollodoros  S.  160,  3.  A.  3. 

—  Kleomenes  S.  160,  4.  u.  A.  4. 
Kteoiisvrjs  415.  A.  1.  S.  708. 
Kleon  124.  A,  1. 
Kleophantos  74.  A.     75.  A.  1. 
Kleotas  106.  A.  4.     112.  A.  1. 
Klesides  163.  A.  1. 

Kleudoros  317.  A.  2, 
Kolotes,  Phidias  Schiller  112.  A.  L 
121.  A.  3. 

—  Pasiteles  Schuler  196.  A.  2. 


der  Kunstler  und  Kunstschulen. 


771 


Kolotes  v.  Teos  137.  A.  4. 

Korobos,  Tfipfer  62.  A. 

—  Architekt  109.  A.  I,  5. 

Korybas  163.  A.  1. 

Krateros  197.  A.  2. 

Krates  149.  A.  2. 

Kretische  Schule  859,  5. 

Kritias  82.  A.     88.  A. 

Kriton  204.  A.  5.     422.  A.  7. 

Kronios  315.  A.  2. 

Ktesibios  152.  A.     299.  S.  412.  k. 

Ktesidemos  139.  A.  2, 

Ktesilaos    112.    A.    1.     121.     157*. 

A.   2. 

Ktesilochos  163.  A.  1.  8. 
Kydias  139.  A.  2.     319.  A.  2. 
Kydon  121. 


L. 


Laerkes  58.  A.  1. 
Lala  163.  A   4.     208,  3.  u.  A.  1. 
Learchos  70.  A.  21.     71. 
Leochares  124.    A.   1.      128,    1.   4. 

5.  u.  A.  1.  5.     151.  A.  1.      360. 

A.  1. 

Leonidas  139.  A.  2. 
Leontion  139.  A.  2. 
Leontiskos  163.  A.  1. 
Leostratidas* 196.  A.  2. 
Libon  109.  A.  II,  9. 
Ludius  209,  4.  u.  A.  1. 
Lykios    von    Eleuthera    112.    A.    1. 

122.  A.  5.     345.  A.  9. 
Lysias  196.  A.  2. 
Lysikrates  108.  A.  4.    345*,  7. 
Lysippos  124.  A.  1.     129.  u.  A.  130. 

u.  A.    1.  2.  4.     332.  A.  2.    393. 

A.  2.     399.  A.  3.     410.    1.   3.  u. 

A.  4.     420.  A.  4.  bis. 
Lysistratos  124.  A.   1.  129,  5.  u.  A.  5. 


Menestratos  124.  A.  1. 
Menocloros  127.  A.  3.     197.  A.  2. 
Menophantos  377.  A.  1. 
Mentor  124.  A.  1.     159.  A.  1. 
Metagenes  35.  A.   1.     80.   A.  I,   1. 

109.  A.  I,  5. 
Melon  111,  2.  u.  A.  2. 
Metrodor,    Maler   163.    A.    1.     182. 

A.  3. 

-  Erzg.  172.  A.  2. 
Mikkiades  82.  A. 
Mikori  v.   Athen  135.  A.  1.  2.  bis. 

319.  A.  5. 

—  v.  Syrakus  154.  A. 
Mnesikles  109.  A.  I,  3.    121.  A.  3. 
Mustius  191.  A.  1. 
Mutius  188.  A.  2. 
Mydon  163.  A.  1. 
Myrmekides  159,  2. 
Myron  112.  A.  1.     122.    359.  A.  6. 

410,  1. 
Mys  112,  A.  1.    116,  3.     311.  A.  4. 


N. 

.Naukydes  112.  A.  1.     123,  3. 

Nealkes  163.  A.  1. 

Nero  197.  A.  2. 

Neuantos  317.  A.  2. 

Nikaarch  410.  A.  9. 

Nikanor  135.  A.  1. 

Nikeratos  112.  A.  1. 

Nikeros  163.  A.  1. 

Nikias   139.  A.   2.      140,    5       141. 

A.  4.     310.  A.  5.     319.  A.  2.  5. 

409.  A.  3. 

Nikodamos  112.  A.  1. 
Nikolaos  204.  A.  5.    422.  A.  7. 
Nikomachos  139.  A.  2.     163.  A.  4. 

395.  A.  2.  416.  A.  1. 
Nikophanes  163.  A.  1.  3. 
Novius  Plautius  181.  A.  5. 


M. 

Malas  82.  A. 

Mandrokles  99.  A.  1. 

Mani  248.  A.  8. 

Mechopanes  139.  A.  2,     141.  A.  1. 

Medon  82.  A.    85.  A.  1. 

Melanthios  139.  A.  2.     140,  4. 

Menachmos  35.   A.   1.     82.  A.     85. 

A.  1. 

Menalippos  153.  A.  4. 
Menelaos  196.  A.  2. 


0. 

Olbiades  163.  A.  1. 
Olympiosthenes    124.    A.    1.      393. 

A.  2. 

Olynthios  149.  A.  2. 
Omphalion  163.  A.  1. 
Onassimedes  306.  A.  5. 
Onatas  82.  A.    83.  A.  3.    85.  A.  4. 

89.  A.  3.    112.  A.  1.    135.  ^.  A.  1. 

359,  6.  u.  A.  6. 


772 


Verzeichniss 


Onesas  425.  A.  1. 
Onesimos  369.  A.  2. 
Orsipp  77.  A.  2. 


P. 

Pacuvius,  M.  182.  A.  2. 
Pamphilos,  Praxiteles  Schuler   124. 

A.  1. 
Pamphilos,  Eupompos  Schuler  139, 

2.  u.  A.  2.  3. 
Pananos  115.  A.  1.    135.  A.  1.  2. 

319.  A.  1. 
Paiitias  112.  A.  1. 
Pantulejus  203.  A.  1. 
Paonios   v.   Ephesos    80.   A.   I,    1. 

109.  A.  Ill,  15. 

—  v.  Mende  112.  A.  1.  119,  2.U.A.2. 
Papias  203.  A.  1. 

Parmenion  158.  A.  1. 

Parrhasios  35.  A.  1.     116,  3.     137. 

A.    1.   2.   3.  4.     138,    2.   u.  A.  2. 

139.  1.    141.  A.  1.    318.  A.    395. 

A.  3.    409.  A.  1. 
Pasias  163.  A.  1. 

Pasiteles35.A.  1.  196.  A.  2.  310.  A.  2. 
Patroklos  112.  A.  1. 
Pausanias  163.  A.  1.  3. 

—  v.  Apollonia  124.  A.  1. 
Pausias  139,  4.  u.  A.  2.    140,  2.  u. 

A.  2.    163.  A.  4.    319.  A.  5.    320. 

A.  2. 

Pauson  137.  A.  4. 
Pedius  208.  A.  1. 
Peirasos  68.  A.  2. 
Perdix  70.  A.  2. 
Eergamenische  Kiinstler  157*. 
Pergamos  200.  A.  1.     315.  A.  2. 
Perikleitos  112,  A.  1. 
Perilaos  82.  A. 
Perillos  82.  A. 
Perseus  163.  A.  1. 
Pheidias  102.     112.  A.    1.     113  ff. 

u.  A.     118.  u.  A.  4.    121.    122,5. 

308.  A.  3.    312.  A.  1.    324.  A.  1. 

328.  A.    2.     352,   4.     354.  A.  5. 

374.  A.  5.  6.  399.  A.  3.  400.  A.  1. 

434.  A.  1. 

Pheidon  98.  u.  A.  1. 
Philiskos  160.  A.  2.    393.  A.  2.  his. 
Philochares  139.  A.  2. 
Philon,  Architekt  35.  A.  1.     109.  A. 

I,  5.     152.  A.  1. 

—  Erzg.  124.  A.  1. 
.Philoxenos  163.  A.  1.  4.  6. 
Phomx  154.  A. 


Phradmon  112.  A.  1.     121. 

Phrylis  135.  A.  1. 

Phrynon  112.  A.  1. 

Pinus,  Corn.  209.  A.  1. 

Pison  112.  A.  1, 

Piston  154.  A. 

Pixodaxos  80.  A.  I,  1. 

Polycharmos  377.  A.  5. 

Polydektes  197.  A.  2. 

Polydorus  156.  A.  1. 

Polyeuktos  154.  A. 

Polygnotos  112.  A.   1.      134.     135. 

A.  2.  his.  3.     139,  4.    319.  A.  5. 

415.  A.  2.  a.  E. 
Polykleitos   106.  A.   2.     112.   A.  U 

120.    121.    122,  5.   u.  A.  5.    312. 

A.  1.    350.  A.  6.    352,  5.  6.    422. 

A.  7.     423.  A.  3.  S.  742. 

—  der  jiingere  112.  A.  1. 

—  Sohne  112.  A.  1.- 

Polykles  der  altere  124.  A.  1.    128, 
2.  u.  A.  2.     393.  A.  2. 

—  der  jiingere  154.  A.     160.  A.  2. 

—  Sohne  154.  A. 
Porinos  80.  A.  I,  4. 
Poseidonios  196.  A.  2. 
Posis  196.  A.  2.     305.  A.  4. 
Pratinas  365.  A.  5. 
Praxias  112.  A.  1. 
Praxidamas  87.  A.  1. 
Praxiteles  124.  u.  A.  1.     125.  A.  4. 

126,  1.  127.  128,  6.  130.  A.  1... 
151.  A.  1.  357.  A.  4.  358.  A.  2. 
365.  A.  5.  381.  A,  2.  398.  A.  2. 
410.  A.  4. 

—  der  jiingere  154.  A. 

—  Arbeiter  in  Gefassen   196.  A.  2.. 
Proklos  322.  A.  4. 

Prostatios  -822.  A.  4. 
Protarchos  391.  A.  5. 
Protogenes  139.  A.  2.     142. 
Ptolichos  v.  Aegina  82. 

—  v.  Korkyra  112.     A.  1. 
Publius  209.  A.   1. 
Pyreicus  163.  A.  5. 
Pyrgoteles  131,  2.  u.  A.  2. 
Pyromachos  112.  A.  1.  154.  A.   157*: 

394,  1.  u.  A. 

Pythagoras    112,    1.  3.   u.  A.  1.  3.. 
351.  A.  4.     414.  A,  3. 

—  Vater  97.  A.  2. 
Pytheas  196.  A.  2. 

Pytheus  109.  A.  HI,  16.    151.  A.  1, 

Pythias  154.  A. 

Pythis  124.  A.  1. 

Pythodoros  197.  A.  2.     352.  A,  4. 

—  alius  197.  A.  2. 
Pythokles  154.  A. 


der  K  tins  tier  und  Kunstschulen. 


773 


R. 

Rabirius  190.  A.  3. 
Rhexibios  87.  A.  1. 
Rhodische  Kiinstler  155  ff. 
Rhokos  60.  u.  A.  71.  A.  1. 


Strongylion   124.  A.  1.     306.  A.  1, 

393.  A.  2.     433.  A.  3. 
Stypax  112.  A.  1.     121.  A.  3. 

Syadras  82.  A. 
Synnoon  82.  A. 


s. 


Samische  Kunstlerschule  60.  71. 

Samolas  124.  A.  1. 

Saturninus  200.  A.  1.    204.  A.  5. 

Satyros  151.  A.  1. 

Sauras  180.  A.  2. 

Serapion  107.  A.  3. 

Severus  190.  A.  2. 

Sikyonische  Kunstlerschule  74.    82. 

163.  A.  2. 
Silanion  35.  A.  1.   124.  A.  1.    128,  3. 

306.  A.  3. 
Sillax  135.  A.  1. 
Simon  82.  A.     135.  A.  1. 
Skopas  109.  A.  II,   13.     124.   125. 

126,  1.  u.  A.  4.     128,  4.  6.    151. 

A.  1.     158.  A.  1.     360,    1.     364. 

A.  4.     372,  7.     394.  A.  2. 
Skyllis  70.  A.  2.     82.  A.    84.  A.  2. 

359.  A.  5. 
Skymnos  112.  A.  1. 
Smilis  70. 

Soidas  82.  A.     85.  A.  1. 
Sokrates  v.  Athen  70.  A.  2.     112. 

A.  1. 

—  v.  Theben  82.  A. 
Solon  200.  'A.  1. 
Sopolis  208.  A.  1. 
Sosias  143.  A.  3. 

Sosibios  363.  A.  3.   -379.  A.  4. 

Sosius  308.  A.  3. 

Sosokles  397.  A.  5. 

Sosos  163.  A.  6. 

Sostratos  v.  Chios  112.  A.  1. 

—  v.  Knidos  149.  A.  2.  3. 

—  v.  Rhegion  112.  A.  1. 

—  Erzg.  124.  A.  1. 
Soter,  Jul.  322.  A.  4. 
Spintharos  80.  A.  I,  5. 
Stadieus  112.  A.  1. 
Stallius  153.  A.  4. 
Stasikrates  149.  A.  2. 
Statilius  Taurus  188.  A.  4. 
Stephanos  196.  A.  2.' 
Sthenis  124.  A.  1. 
Stomios  82.  A. 

Stratonikos    154.    A.      159.  'A.    1. 
384.  A.  4.  g. 


T. 


Taleidas  99.  A.  3.  N.  2. 

Talos  70.  A.  2. 

Tauriskos  157.  A.  1.    159.  A.  1. 

Tektaos  82.  A.     86.  A. 

Telchinen  70. 

Telekles  60.  A.     70.  A.  4. 

Telephanes  v.  Sikyon  74.  A. 

—  der  Phokeer  112.    A.   1.     247. 
A.  6. 

Telesarchides  67.  A. 
Teucer  196.  A.  2. 
Teukros  410.  A.  7. 
Thaletio,  Junius  196.  A.  2. 
Theodores  (verschiedene)   35.  A.  1. 

55,  A.     60.  u.  A.     70.  A.  4.    80. 

A.  I,  1.     97.  A.  2.     159,  2.    291. 

A.  5.  bis.    307.  A.  4.     308.  A.  5. 

415.  A.  1. 

—  (01.  118.)  163.  A.  3. 
Theodotos  182.  A.  2. 

Theokles   82.   A.     85.   A.  1.     410. 

A.  4.  S.  678. 
Theokosmos  112.  A.  1. 
Theomnestos  139.  A.  2. 
Theon  139.  A.  2.     142,  2. 
Theophilos  311.  A.  2. 
Therikles  112.  A.  1.     298.  A.  1. 
Therimachos  124.  A.  1.    139.  A.  2. 
Timagoras  135.  A.  1.    138.  A.  3. 
Timanthes  137.  A.  4.   138,  3.  u.  A.  3. 

—  der  2te  163.  A.  1. 
Timarchides  125.  A.  4.   154.  A.  160. 

A.  2.  ter.     360.  A.  1. 

—  Sohne  154.  A. 

Timarchos  124.  A.  1.     345*.  A.  4. 
Timokles  154.  A.    160.  A.  2.  ter. 
Timomachos  207.  A.  1.  2.  bis.    412. 
A.  5.  a.  E.    415.  A.    1.   S.  713. 

416.  A.  2.  S.  718.  a.  E. 
Timotheos  124.  A.   1.      125.  A.   4. 

128,  4.  6.     151.  A.  1. 
Tisagoras  307.  A.  4. 
Tisandros  112.  A.  1. 
Tisikrates  154.  A. 
Tlepolemos  196.  A.  2. 
Thryphon  315.  A.  2.    391.  A.  5.  9. 
Turpilianus  Labeo  209.  A.  1. 
Turrianus  171,  3.  u.  A.  3. 


774          Verzeichniss  der  Kvinstler  und  Kunstschulen. 


V. 

Vitruvius  35.  A.  1.     189.  3. 


X. 

Xenaos  149.  A.  4. 
Xenokles  109.  A.  J,  5.  bis. 
Xenokrates  35.  A.  1.     154.  A. 
Xenophantos  203.  A.  1. 
Xenophon  124.  A.  1. 


z. 

Zenas  205.  A.  2. 

Zenodoros  197.  3.  4. 

Zenon  203.  A.  1. 

Zeuxiades  154.  A. 

Zeuxippos  135.  A.  1. 

Zeuxis  130,  2.     136.  A.  1.     137.  u. 

A.  4.  138,  1.  A.  1.  139,  1.  318.  A. 

362.  A.  4.     410.  A.  4. 
Zopyros  196.  A.  2. 


Bemerk.  Die  in  den  Zusatzen  des  Herrn  Herausgebers  sich  finden- 
den  Kiinstlernamen  sind  in  das  Verzeichniss  von  mir  nicht  eingetragen, 
weil  ich  keinen  Auftrasf  dazu  erhalten  habe. 

A.  L. 


Z  u  s  a  t  z  e. 


S.    23.  Z.  4  v.  u.     Th.  3.  1847. 

—  54.  —  22.    F.  Osann  Revision  der  Ansichten  liber  Ursprung  u. 
Herkunft  der  gemalten  Gr.  Vasen.  Giessen  1841,  aus  den  Denkschr. 
der  dortigen  Ges.  f.  Wissensch.  u.  K. 

—  77.  -  -  13.     Die   schone   Terracotta   mit   vier   Figuren    Canina 
Tusculo  tv.  3. 

—  96.  —  9  v.  u.     Die  Stoa  von  Thorikos  hatte  14  Saulen  an  der 
Seite. 

—  114.  —  3.  vgl.  Creuzer  zur  Archaol.  I.  S.  38. 

—  122.   —    10.     ,,schwerlich   haltbar,"    0.   Jahn    Archaol.    Beitr. 
S.  178. 

—  127.    Wattkis  Lloyd  Xanthian  Marbles:    the  Nereid  Monument, 
an  historical  and  mythol.  essay  L.  1845.  8.  enthalt  nichts,   das 
die  archaologische  Frage  angienge. 

—  131.  —  3  v.  u.    Der  Hercules  mit  dem  Namen  des  Lysippos 
ist  im  Palast  Pitti,  eine  zweite  Copie  mit  dem  Namen  PAYK&N 
in  Volterra   im  Hause   Guarnacci.      Der   Farnesische    in    Feas 
Winckelmann  II.  tv.  7.  III.  p.  459.,   eine  kleinere  Nachbildung 
in  Mariner  Gal.  di  Firenze  Stat.  T.  III.  tv.  108.,  kleine  in  Erz 
110.  111.  p.  25  ff.    In  Erzfigurchen  finden  sich  unzahlige,   wie 
kaum  von  einem  andern  beruhmten  Original.     Ueber  den  Bezug 
der  Statue  s.  Zoe'ga  Bassir.  II.  p.  86.,  0.  Jahn  Telephos  u.  Troi- 
los  S.  63. 

—  168.  .—  22.  ist  nach  28  zuzusetzen  32. 

_  188.  —  6.  Plin.  XXXIV,  8.  placuere  et  lyclmuchi  pensiles  in 
delubris.  Ein  Dreifuss  aus  Vulci  Luynes  Nouv.  Ann.  II,  p.  237. 
pi.  24  u.  pi.  C,  wo  51  Dreifusse  zusammengestellt  sind.  Z.  12 
v.  u.  die  palastrische  Cista  aus  S.  Luca  jetzt  im  M.  Gregor.  I,  37. 

—  189.  —  18.     Oskische  Schalen  in  Berlin  N.   1613—1618   der 
Vasen. 

—  190.  —  28.    Auf  einer  Aschenkiste  aus  Erde  Charun  mit  Ham- 
mer u.  Ruder,  welches  Ambrosch  laugnete,  die  Todtenpforte  mit 
Thierschadeln  umkranzt;  Charons  Hammer  Archaeolog.  Zeit.  1846. 
S.  350. 


776  Zusatze. 

S.    191.   Z.  10  v.  u.  zu  tv.  116,  1.  vgl.  Bull.  1836.  p.  43. 

—  192.  —  13.    Kunstbl.  1838.  N.  62. 

—  195.  —  5.     Das   Grab   Campana  in  Veji  mit  phantastisch  ge- 
stalteten  und  bunt  gemalten  Thieren  1st  abgebildet  in  Caninas 
Antich.  di  Veji  tv.  31.  p.  75.,  wichtig  ftir  die  Kunstalterthumer, 
so  wie  die  in  Veji  gefundnen  Vasen  mit  Thieren  tv.  34.  35.  p.  76, 
aus  dem  zweiten  Jahrhundert  Eoms,  von  Korinthischer  Abstammung 
nach  j).  80.  f.    Z.  9.   Bull.   1847.   p.   82.     Z.  5.   v.   u.   M.  Gre- 
gor.  II,   88,  2.    Etr.  Vasenbilder  Archaeol.  Zeit.  1846.  S.  350, 
Raub  der  Proserpina  u.  Alkestis. 

—  229.   Z.   2.    Vgl.   Canina    Antich.    di  Veji   p.    83    f.     Mit   den 
Kolossalstatuen  des  Tiberius  u.  Germanicus  wurden  von  Augustus 
u.  Tiberius  kolossale  Kopfe  1824  gefunden.     Z.  7.  Tiberius  Ca- 
nina Tusculo  tv.   29.     Schone  Biiste  des  Caligula,   gefunden  zu 
Colchester  Archaeologia  L.  XXXI.  pi.  15.  p.  446;  ahnlich  Cay- 
lus  I.  pi.  65,  unter  dem  Namen  Claudius. 

-  232.  —  3.  Clarac  pi.  1053.  Z.  21.  ders.  pi.  1052.  Z.  4.  v.  u. 
ders.  pi.  1054,  Claudius  u.  seine  Familie,  Germanicus  u.  Agrip- 
pina  pi.  1055—1057. 

—  326.  —  9.    l.tl.  2.  3. 

—  339.  —  3.     V'eji.     Canina   Descr.   dell'   ant.   citta   di  Veji  R. 
1847  opera  edita  in  pocchi  esemplari  da  distribuirsi  in  dono  fol. 
p.  83  ff.    Verz.  der  1824  dort  gefundnen  von  der  Regierung  an- 
gekauften  (175)  Sculpturwerke  u.  Bruchstucke. 

—  345.  —  16  v.  u.     Von  Viscontis  M.  Borghes.  eine  kleine  Ausg. 
von  Labus,  Mailand  1827.  8. 

—  359.  —  1  v.  u.    Bottiger  Kl.  Schr.  II.  S.  306.  Tf.  4.     Gerhard 
Ant.  Bildw.  Tf.  310,  2.  S.  73  f.     Kunstbl.  1827.  S.  375  ff. 

—  416.    —    13    v.    u.       Einmal    auch    KuUiGrog,    HIUOKPITOZ 
KAAISTOS,  an  einer  Kylix  aus  Vulci  Bull.  1847.  p.  125. 

—  421.  —  10  v.  u.     Lebensgrosse  Statue  des  Hermes  u.   Stiicke 
von  zwei  lebensgrossen  Gewandstatuen  im  Gregorianischen  Mu- 
seum zu  Rom. 

—  432.  —  8.     Arrian  Diss.  Epictet.  II,  8,  25.    TOTE  Ssil-to  vftlv  TO 
ayahfiK  OTKV  Tslsicoftfj ,  OTKV  GnlTi vood"fl. 

—  435.  —  16  v.  u.     argenti,  M.  Gregor.  I,  62—66. 

—  436.  —  5.     Der  Kranz  von  Fasano  oder  Gnathia.    Beschrieben 
von  Avellino  Bull.  Napol.  Ill,  p.  129. 

—  444.  —  2  v.  u.     Gemme  incise  dal  Cav.  Gius.  Girometti,  pubL 
con  le  illustr.  di  P.  E.  Visconti  R.  1836  fol.  10  Tff.    Ausg.  von 
nur  100  Ex. 

—  453.  —  12.    Die  Ilias  roth  gemalt,  die  Odyssee  seefarb,  Eustath. 
ad  II.  v,  9. 

—  461.  —  11  v.  u.  gestochen  bei  Guattani  1784.  p.  XXXIII.  tv.  3. 

—  537.  —  8  v.  u.     Second.   Campanari  Descriz.  dei  vasi  rinvenuti 
nelP  isola  Farnese   (ant.  Veji)   1839.   tv.   4.   p.   25.     Vor  dem 
Tempel  von  Eleusis,    augedeutet   durch  zwei  Dorische  Saulenr 
giesst  Demeter,  vier  Mohnstengel  haltend,  dem  Tr.   der  sech& 
Aehren  empfangen  hat,   einen  Abschiedstrank  ein;    der  Wagen 
gefltigelt,   die  Figure*n  schon  bekleidet,  Tr.  von  weiblicher  An- 
muth,  die  Zeichnung  von  seltner  Schonheit.    Eine  schone  Tripto- 


Zusatze.'  777 

lemosvase  1st  in  der  Sammltmg  Campana  in  Rom,  vielleicht  die- 
selbe.  Bei  Baseggio  (1847)  erne  archaische.  Tr.  mit  einer 
Aehre  stelit  zwischen  Demeter  mid  Kora,  beide  mit  einer  Bliithe. 
Campana  Op.  di  plastica  tv.  17.,  Demeter  sitzend,  mit  Schlange, 
Fackel,  Cista,  Kora  imd  Tr.  stehend,  beide  mit  Fackel. 
S.  541.  Z.  2  v.  u.  Die  Deutung  der  kleinen  Figur  auf  deni  Arm 
des  Apollon  auf  den  Mtinzen  von  Kaulonia  als  Aulon  wird  von 
Panofka  seltsam  vertheidigt  Archaeol.  Zeii  IV.  S.  312.  Nicht 
glticklicher  waren  die  von  Rathgeber  (Annali  1846.)  als  Deimos 
mid  die  von  Minervini  Bull.  Napol.  IV.  p.  130.  Cavedoni  u.  Birch 
riethen  auf  Hermes  Rinderdieb ,  da  das  Figiirchen  in  einigen 
Exemplaren  Talarien  habe. 

—  639.  —  24.  nach  ,,Ruvo"  1.  im  Museum  zu  Neapel. 

—  640.  —  21.     Pluton  ist  wahrscheinlich  auch   ein  Kopf  im  M. 
Chiaramonti,  den  man  wegen  struppiger  Locken  auf  der  Stirne 
Neptun  genannt  hat  (A.  606.)- 

—  640.  —  8  v.  u.    An  einer  Vase  bei  Baseggio  Pluton  u.   Per- 
sephone, sie  mit  einer  Blume,  ruhig  zusehend  dem  Herakles,  der 
den  Kerberos  entftihrt. 

—  659.  —  4.    Aktaon,  Etrurische  Urne  M.  Gregor.  I,  94,  2.    Terra- 
cotta Campana  Op.  di  plast.  tv.  5. 

—  678.  —  2.  auf  sehr  komische  Weise  falsch. 

—  689.  —  23.    Vase  bei  Baseggio,  Archaeol.  Zeit.  1847.  Beil.  S.  24* 
ELENA   zu    TVN4APEOZ  zurtickgebracht    durch   KA2TOP  u. 
I1OLV4EVKEE2,  beide  zu  Ross,  zuletzt  O[N]ETOPKALOZ. 


BINDING  SECT.  AUG  \, 


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UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY 


N 

5330 

M9 

1878 

C.I 

ROBA