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of %
of Toronto
Professor J« Macnaughton
HANDBOUND
AT THE
UNIVERSITY OF
TORONTO PRESS
Handbnch
der
Archaeologie der Kunst
von
K* C£ Miille r.
Dritte, nach dem Handexemplar des Verfassers verbensertc,
berichtigte und vermehrte Auflage
von
Dr. Fr. Gr. Welcker.
Zweiter Abdruck.
STUTTGART.
Verlag von Albert H e i t z.
1878.
o
5330
Ms
Druck yon Karl Kirn in Stuttgartv
Vorrede zur zweiten Ausgabe.
Da das Buch, welches ich dem Publicum hiermit zum
zweitenmal ubergebe, in seiner friihern Gestalt brauchbar
gefunden worden ist: so habe ich diese im Ganzen unver-
andert bestehen lassen, und auch einige rieu hinzugekommene
Paragraphen (§. 75*. 157*. 441*. 324*. 345*. 345**.) so be-
zeichnet, dass die bisherige Reihenfolge dadurch nicht gestort
wird. Ich bin freilich gewahr, dass in einem Handbuche der
Archaeologie noch manche andre Mittheilungen iiber Inschriften,
Munzen und die topographischen Beziehungen der Denkmaler
erwartet werden konnten: aber ich musste nach meinem
Plane Alles ausschliessen , wodurch unsre Kenntniss der bil-
denden Kunst im Alterthum nicht unmittelbar gefordert wird,
und durfte also z. B. auch die Munzen nur als hochstbedeu-
tende Reste der alten Kunst, nicht aber als Denkmaler des
politischen Leberls und Handelsverkehrs der Alten — die noch
zu wenig hervorgehobne Hauptrucksicht bei diesem Studium
- in Betracht ziehen. Auf der andern Seite bin ich eben
so uberzeugt, dass auch in der Darlegung der innern Prin-
zipien der alten Kunst, von denen die Kunstler bewusst oder
unbewusst bei der Entwickelung ihrer Ideen geleitet wurden,
bei weitem mehr geleistet werden kann, als dies Handbuch
angiebt, jedoch hielt ich auch bei dieser neuen Bearbeitung
den Gedanken fest, dass es doch nur bestimmt sein konne,
die Summe aus der bisherigen Bearbeitung der Wissenschaft
IV
zu ziehen, und daher nur die sichersten und einleuchtendsten
Bemerkungen iiber diese im hohern Zusammenhange noch
zu wenig verhandelten Fragen mitzutheilen habe. Eine ahn-
liche Entsagung musste ich mir in Befreff der Kunstmythologie
zur Pflicht machen, iiber welche meine Ansichten noch immer
von denen sehr abweichen, welche die jetzige Generation
archaeologischer Forscher grossentheils bekennt. Wenn nach
dieser die Bildner des Alterthums gewisse Grundideen des
Heidenthums mit Bewusstsein und Absicht in ihren Werken
auszudriicken suchten, die daher gleichsam wie Hieroglyphen
einer physischen Theologie zu deuten seien: so ist, nach
meiner Ueberzeugung , von dem Kiinstler der BKithezeit der
alten Kunst im Ganzen nur so viel Kenntniss des vaterlichen
Glaubens zu erwarten, wie von jedem Manne aus dem Volke;
alles Andre aber war bei den schopferischen Geistern unter
den Kiinstlern eine eben so freie und ihnen eigenthumliche
und nur von den Forderungen ihrer Kunst abhangige Thatig-
keit, wie die Ausbildung irgend eines Mythus zu einer So-
phokleischen Tragodie. Wie aber auch diese Frage, die in
unsrer Zeit eine grimdliche Erorterung verdiente, entschieden
werden mag: so wird es doch diesem Handbuch von den
Anhangern jener Lehre nicht zum Vorwurfe gemacht werden
konnen, dass es von einer antiken Theologie, die aus den
Kunstwerken allein zu schopfen sei, bis jetzt nur Weniges
zu melden hat.
Um desto mehr bin ich bemiiht gewesen, die in mein
Buch aufzunehmenden Facta, innerhalb der Granzen meines
Plans, zu vervollstandigen , scharfer zu bestimmen und ge-
nauer zu ordnen. Man wird die grossen Erweiterungen, die
die Kenntniss der alten Kunst in den letzten Jahren erhalten
hat, nicht nach fliichtig zusammengerafften Notizen ausser-
lich angeschoben, sondern durch fortgesetzte Aufmerksamkeit
in das Ganze verwebt finden. Die zahlreichen Beurtheilungen,
die dem Werke von gelehrten Archaeologen zu Theil ge-
worden, sind sorgfaltig benutzt worden. Ueberhaupt aber
darf ich sagen, dass die Arbeit dieser zweiten Ausgabe kaum
V
geringer gewesen 1st, als die, welche ich zuerst auf das Buch
iiberhaupt gewandt habe.
Zwischen dem Zuwenig und Zuviel des mitgetheilten
Stoffes uberall die rechte Mitte getroffen zu haben, darf ich
mir freilich nicht einbilden. Die festen Grundsatze, die ich mir
iiber die aufzunehraenden Fakta und Denkmaler gebildet, wird
der Kenner der Sache leicht herausfinden : aber in sehr vielen
Fallen konnte doch nur ein subjectives, oft nur ein monien-
tanes Gefuhl leiten. Meine Aufgabe. wurde dadurch erschwert,
dass ich mein Buch zugleich zur Grundlage von miindlichen
Vortragen und zum Handbuche fur das Privatstudium be-
stimmte, indem eine Absonderung des einen Z weeks von
dem andern in der gegenwartigen Lage' unsrer Studien nicht
rathsam sein mochte. Daher ist denn in diesem Buche viel
mehr Stoff gegeben, als ein akademisches Collegium etwa in
hundert Stunden verarbeiten und entwickeln kann ; und wenn
es auch vielleicht archaeologischen Vorlesungen von sehr ver-
schiedner Art zum Grunde gelegt werden konnte, wird die
Benutzung desselben doch immer eine freie und eigenthum-
liche sein miissen: wie der Verfasser selbst nach langerer
Erfahrung es in der letzten Zeit am zweckmassigsten gefunden
hat, schon in den ersten oder geschichtlichen Theil das Wissens-
wurdigste uber Technik, Formenbildung und Gegenstande
der alten Kunst heriiber zu nehmen, ohne darum weniger
iiberzeugt zu sein , dass die systematische Disposition des
zweiten Theils fur das Studium wesentliche Vortheile ge-
wahrt.
Dem von mehreren Seiten geausserten Bediirfniss eines
Registers hat Herr Dr. A. Lion, welcher auch die Gorrectur
dieser Ausgabe hauptsachlich besorgt hat, wenigstens in den
Punkten entsprochen, zu deren Auffindung die Kenntniss der
Anordnung des Buches nicht schon hinreicht. Ein Alles um-
fassendes Register wurde den Umfang des Werks zu sehr
ausgedehnt haben.
Auch die Nachtrage habe ich auf das Wichtigste be-
schrankt; weil, wenn ich die Notizen, welche ich aus den
VI
wahrend des Druckes erschienenen Werken, ganz so wie aus
den fruher herausgekommenen , ausgezogen, dafur hatte be-
nutzen wollen, der Gebrauch des Buches sehr unbequem ge-
worden ware. Irgend eine Granze muss doch hier angenommen
^erden, und so kann im Ganzen das Ende des J. 1833 als
der Zeitpunkt betrachtet werden, bis zu welchem die archaeo-
logische Literatur, soweit sie nach Gottingen gelangt war,
fiir dies Handbuch mit einer gewissen systematischen Gleich-
formigkeit benutzt worden 1st.
Gottingen, im Januar 1835.
Vorrede des Herausgebers.
Die neue Ausgabe dieses Buches iibernahm ich nach
dem dringenden Wunsche der hochachtbaren hinterlassenen
Gattin des Verfassers und seiner nachsten Freunde. Wie das-
selbe bisher dem Studium der alten Kunst und ihrer Denkmaler
anerkannt sehr forderlich gewesen ist, so wird es ihm ohne
Zweifel auch kiinftig gute Dienste thun, und wenn es zuerst
nach seiner ganzen Einrichtung unvermeidlich bei Manchen
auch einen Irrthum veranlasst haben mag, die Vorstellung
namlich, dass die Kenntniss der alten Kunst eine ziemlich
leichte und beilaufig zu erlangen sei, so muss gerade die
Ausbreitung des Studiums selbst, die durch das zweckmassig
und geschickt ausgefuhrte Compendium und Repertorium ver-
mehrt wird, auch beitragen zu der Vertiefung in den Gegen-
stand zu veranlassen. Denn wie verschieden ein oberflach-
liches leichtes Wissen von der Kenntniss der Kunstgegenstande
selbst und ihres Zusammenhangs sei, muss fur Alle offenbar
werden, sobald sich erst Viele mit ihnen beschaftigen , und
gar Manche werden dann bald gewahr werden, wie viel
mehr dazu gehore nur ein einziges Monument richtig auf-
zufassen, zu beurtheilen oder grundlich und sicher zu erklaren,
als alle die vielen in dem Buch zusammengedrangten Monu-
mente, Namen, Zahlen, Stellen und Gitate mit dem Gedachtniss
oder mit matten unbestimmten und unfruchtbaren Vorstel-
lungen zu umfassen.
Der Verfasser hatte bis zu seiner Reise nach Griechenland,
von der er nicht heimgekehrt ist, aus alien neu erschienenen
VIII
Schriften alles in den Plan seines Buches Einschlagende in
einem mit weissem Papier durchschossenen Exemplar sehr
fleissig eingetragen, nachdem er es vorher auf kleinen an
Ort und Stelle leicht unterzubringenden Zetteln ausgezogen
hatte. Von diesen Zetteln waren eine betrachtliche Menge
noch uniibertragen ' zwischen den Blattern eingelegt , zum
Theil auch noch unvertheilt an ihren Stellen haufenweise
liegen geblieben. Die eingeschriebenen fmden sich zwar un-
gefahr in der Gegend der Seiten, wohin sie gehoren, doch
war die genauere Stelle, die sie am fiiglichsten einnehmen
konnten, meistentheils erst noch zu bestimmen. Diese Zu-
satze sind ausserst fluchtig geschrieben und so schwer zu
lesen, dass sie ohne Aufsuchen der Stellen in Biichern und
der Monumente, worauf sie sich beziehen, meistentheils gar
nicht zu entziffern und zu benutzen gewesen sein wurden.
Dies Nachschlagen wurde ich zwar auch ausserdem aus an-
dern Grunden fast in alien Fallen nothwendig gefunden haben.
Und so gross ist die Anzahl dieser Zusatze, dass ich nicht
weiss, ob ich dem Geschafte mich zu unterziehen Entschluss
gefasst haben wurde, wenn ich sie im voraus gekannt hatte.
Berichtigungen oder Abanderungen hat der Verfasser
nur selten vorgenommen oder angedeutet. Hatte er selbst
von seinem Werk eine neue Ausgabe machen konnen, so
wiirden sie vermuthlich nicht seltener als in der zweiten
vorkommen. Dann hatte er wahrscheinlich auch von den
fruher niedergeschriebenen Zusatzen, nachdem unterdessen
immer mehr Neues hinzugekommen ware, gar manche unter-
driickt, um das Gleichmass, worauf er im Ganzen sorgfaltig
bedacht war, zu erhalten. Dem fremden Herausgeber schien
es mir nicht zuzukommen eine strenge Auswahl unter diesen
Zusatzen zu treffen> sondern eher im Beibehalten etwas zu
weit zu gehen und nur diejenigen auszuschliessen , die ihm
entschieden entbehrlich geworden oder zur Aufnahme un-
mittelbar nicht bestimmt gewesen zu sein schienen.
Der andre Theil meiner Arbeit besteht in Erweiterung und
Fortsetzung des Werks bis auf die neueste Zeit nach dessen
eigenen Plan und Gharakter. Aus Riicksicht auf diese musste
ich es ungleich mehr darauf absehn, das Buch mit dem
Wichtigsten der seit Jahren hinzugekommen en Denkmaler
IX
und gelehrten Arbeiten oder aiich mtt vielen von dem Ver-
fasser nur iibersehenen Nachvveisungen von alteren Monu-
menten , alterer Litteratur zu bereichern , als mir fur eigene
Ansichten und Bemerkungen geeignete Stellen aufzusuchen.
Insbesondere habe ich vermieden durch hiiufige Einschiebsel
in dem Zusammenhang der Kunstgeschichte sowohl als des
theoretischen Theils etwas Fremdartiges , einen merklichen
Bestandtheil einer neuen Arbeit in die alte einzumischen.
Nur die wichtigsten neueren Entdeckungen mussten noth-
wendig in die Geschichte aufgenommen , und iiber einige
wichtigere Punkte der Technik durften abweichende Ansichten
nicht unterdriickt werden. Jemehr meine Zusatze sich an
das £inzelne hielten ohne in das Allgemeine und das Innere
einzugreifen, um so angemessener schienen sie mir dem Zwecke
zu sein. Daher fallen £ie hauptsachlich in die Uebersicht der
Gegenstande der alten Kunst, obgleich ich die vorliegende
kunstmythologische Darstellung der Go tier nicht durch gangig
fur die einfachste, oder die richtigste, oder die erschopfendste
ausgeben will und in den Heroenmythen die Eintheilung der
Monumente, eben so wie auch der epischen Sagen selbst
nach den Stammen fur nachtheilig halte. Von Kunstwerken
war der Zuwachs so sehr gross, dass weder alle grossern
Kupferwerke, noch die Schriften des archaeologischen Instituts
in Rom und andere Zeitschriften , worin fortwahrend eine
Menge von Denkmalern erwahnt, beschrieben und besprochen
werden, eben so stark als mit friiheren von dem Verfasser
geschehn ist, ausgebeutet werden durften. Noch weniger
konnte ich daran denken, aus der Fiille von nicht offentlich
bekannt gemachten Denkmalern, die ich in meinen Papieren
aus den Zeiten eines mehrmaligen Aufenthalts in Italien in
den letzten Jahren, so wie von Reisen in Griechenland und
Sicilien, Deutschland, Holland, Frankreich und England her
aus offentliehen und Privatsammlungen verzeichnet auf bewahre,
einen andern als sehr beschrankten Gebrauch* zu machen,
da sie sich nicht ohne mehr Worte hatten anfiihren lassen.
Manche Werke zu sonsther angefiihrten Monumenten durch-
gangig mitzucitiren nach der Weise des Verfassers, wie z. B.
Pistolesi Vaticano, den er fur die folgende Auflage ausgezogen
hatte, Inghirami's Vasi fittili u. a., schien mir uberflussig.
X
Von den Gemmenabdriicken des archaeologischen Instituts
sind die 5. und 6. Genturie (Bullet. 1839. p. 97) nicht gleich
den vier ersten eingetragen worden. Von Gerhards aus-
erlesenen Vasen war der 3. Band nur bis Taf. 234 in metnen
Handen, von der Elite ce'ramographique ein noch kleinerer
Anfang des 3., von dem Museo Borbonico erst die Halfte des
14. Bandes. Je sparsamer der Raum zu benutzen war, um
so mehr habe ich gesucht mich auf das Wichtigere und das
Verstecktere , das Vereinzelte im Anfiihren und Beifugen zu
beschranken, und die auf diesem Gebiet wohl bewandert
sind, werden aus dem Ganzen zu entschuldigen wissen, wenn
der Tact der wunschenswiirdigsten Auswahl nach ihrer nahern
Erfahrung in besondern Kreisen mich im Drang andrer.Ge-
schafte und selbst des Drucks hier und da verlassen hat
oder das Rechte mir nicht zu rechter Zeit gegenwartig ge-
wesen ist. Meine Zusatze sind sammtlich durch Klammern
abgesondert worden, um auch von der Seite den Grundsatz,
das Werk in seiner Vollstandigkeit bis auf den letzten Buch-
staben und vollig unverandert dem Publikum von neuem zu
iibergeben, auch von dieser Seite aufrecht zu halten.
Bonn d. 15. August 1847.
F. G. Welcker.
Vorbemerkung zur vierten Auflage.
Das vorliegende Handbuch 1st seit einer Reihe von Jahren
vergriffen. Vielfache Bemuhungen der unterzeichneten Ver-
lagsbuchhandlung es in einer neuen, dem jetzigen Stande der
Wissenschaft entsprechenden Gestalt vorzulegen sind daran
gescheitert, dass sammtliche deshalb befragte Gelehrte er-
klarten, dies lasse sich nur durch eine vollige Umarbeitung
grosser Theile des Werkes erreichen; eine Schonung des ur-
sprimglichen .Textes, wie sie Welcker vor dreissig Jahren
uben konnte, wiirde heutzutage namentlich in den kunst-
geschichtlichen Abschnitten unmoglich sein, die wunschens-
werthe Umarbeitung aber wiirde aus K. 0. Mullers Handbuch
das Werk eines Andern machen. Ueberdies wollte sich
*
niemand bereit erklaren den grossen Aufwand von Zeit und
Miihe an eine solche Umarbeitung zu wenden. Da nun ebenso
wenig der Ersatz des vorliegenden Buches durch ein ganz
neues Handbuch fiirs Erste zu erwarten steht, so ist es zweck-
massig erschienen dem unleugbaren Bedurfniss, wie es sich
in der staten Nachfrage kund gibt, durch einen unveranderten
Wiederabdruck einstweilen abzuhelfen. Der Wiederabdruck
erfolgt Seite auf Seite nach der dritten Auflage. Die An-
XII
wendung lateinischer Lettern und die Bezeichnung der Para-
graphen am oberen Rande der Seite werden der Brauch-
barkeit zu Statten kommen.
\
So lasst sich hoffen, dass der neue Abdruck sich den
jetzt so lebhaft betriebenen archaeologischen Studien nutzlich
erweisen werde, bis das ganze Buch einmal durch ein neues
ersetzt sein wird, welches mit dem hier in mustergiltiger
Weise erreichten Vorzug sachkundiger Kiirze den weiteren
Vortheil verbindet, die Fortschritte der archaeologischen
Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten in sich verarbeitet
zu haben.
Die Verlagsbuchhandlung.
1ST o t i z
iiber die Abkiirzungen und Anfiihrungs-Arten.
G. A. bedeutet Catalogus artificum (von Sillig).
C. I. - Corpus Inscriptionum Graecarum (von Boeckh).
D. N. — Doctrina numorum (von Eckhel).
D. A. K. — Denkmaler der alten Kunst, s. S. 23.
G. — Galerie, Galeria. G. M. — Galerie mythologique (von Millin).
g. — gens (bei den sog. Familien-Mimzen). g. — gegen.
Inst. — Institute die corrispondenza archeologica, s. S. 22.
M. — Museum, Musee, Museo.
M. I. Mon. In. — Monumenti inediti, Monumens inedits.
M. — Miinzen.
N. — Numi. "N. Brit. — Veterum popul. et regum numi qui in Museo
Britannico asservantur (von T. Combe).
N. H. — Naturalis historia (von Plinius).
N. Pomp. — Pompejana, new series (von W. Gell).
N. — Norden. 0. — Osten. S. — Siiden. W. — Westen.
N. — Nummer (bei Aufzahlungen von Denkmalern).
01. — Olympiade.
P. gr. — Pierres gravees.
PCI. M. PCL, — II Museo Pio-Clementino, s. S. 21.
r., 1., die R., die L. — rechts, links, die Rechte, die Linke.
S. — Sohn. st. — stirbt.
T. — Tempel.
V. - Villa.
X verbindet die Zahlen der Lange und Breite eines Rechtecks.
In Buchertiteln bedeutet B. Berlin, F. Firenze, L. London, N.
Napoli, P. Paris, R. Roma, V. Venezia.
In dem kunstmythologischen Abschnitt bezeichnen die einzelnen An-
fangsbuchstaben stets die Gottheit, die in der Ueberschrift und dem
Columnentitel genannt ist.
XIV
•
Die Ziffern bei L. bezeichnen die Nurnmern, welche die Antiken des
Musee Royal im Louvre nach der Description von 1830 (s. S. 353) haben,
bei den Antiken in Dresden die des Verzeichnisses von 1833 (s. S. 357),
bei denen in Miinchen die der Beschreibung der Glyptotbek von Klenze und
Schorn, welche in der neuern Ausgabe von 1833 dieselben geblieben sind.
Die Antiken des Britischen Museums sind einigemal nach den Nummern
angefiihrt, die sie im Jahre 1822 batten.
A. mit einer Ziffer citirt die Anmerkung des Paragraphen; die blosse
Ziffer den Abschnitt des §. selbst. Die Anmerkungen gehoren stets zu
dem Abschnitt des §., der die entsprechende Zahl am Rande hat.
Bouill., das Werk des Malers Bouillon (s. S. 22] ist um der Kiirze
willen immer so citirt worden, dass die Kupfertafeln vom Anfange bis zum
Ende jedes Bandes durchgezahlt worden sind.
Micali's Kupt'erwerk (s. S. 198) wird immer in der neuen erweiterten
Gestalt angefiihrt, wenn die altere Ausgabe nicht ausdriicklich genannt ist.
Mionnet's Empr. bezieht sich auf die in dem Catalogue d'une collection
d'empreintes. P. an 8. verzeichneten Miinzabdriicke , welche die hiesige
archaologische Sammlung mit einem grossen Zuwachs von spatern Ab-
driicken aus derselben Hand besitzt. Die letzteren sind nach der Nummer,
welche sie in Mionnet's Description de Medailles antiques Grecques et Ro-
maines tragen, angefiihrt. Mionnet PI. bezeichnet den der Description
beigegebenen Band mit Kupfern.
Bei der Aufzahlung von Denkmalern einer Art bezeichnet em Semicolon
zwischen den Anfiihrungen die Verschiedenheit des Denkmals. Z. B. werden
durch M. PCI. II, 30; M. Cap. Ill, 32 zwei verschiedene Statuen, durch
M. PCI. I, 12; Bouill. I, 15 eine und dieselbe angezeigt.
Das Zeichen [] fiir Biicher, die der Verf. ohne eigene Ansicht an-
fiihrte, ist in der zweiten Ausgabe verschwunden , weil der Verf. ausser
der hiesigen Universitats-Bibliothek fiir die Zwecke dieses' Handbuchs auch
(im Herbst 1830) die Konigl. Bibliothek in Berlin und (im Herbst 1833)
die mit dem K. K. Antiken - Cabinet in Wien verbundene archaologische
Biichersammlung durchgesehen.
Inhalts-Anzeige.
Einleitung.
A. The or etisehe.
1. Zergliederung des Begriffes Kunst. §. 1 ff. S. 1 ff.
2. Die einfachsteii und allgemeinsten Gesetze der Kunst. §. 9. 4
3. Eiutheilung der Kunst. §. 16. 6
4. Allgemeines liber die geschichtliche Erscheinung der Kunst,
insonderheit der bildenden. §. 29. 14
B. Litterarische. S. 35. -16
Gesehichte der Kunst im Alterthum.
Die Griechen.
Erste Periode b i s g e g e n 01. 50.
1. Allgemeine Bedingungen und Hauptziige der Kunstentwicke-
lung. §. 40. 24
2. Architektonik. §. 45. 26
3.' Die iibrige Tektonik. §. 56. 36
4. Bildende Kunst. §. 64. 42
5. Anfange der Malerei. §..73. 51
Zweite Periode. Von 01. 50 bis 80.
1. Der Charakter der Periode im Allgemeinen. §. 76. 55
2. Architektonik. §. 80. 57
3. Bildende Kunst.
a. Verbreitung derselben. §. 82. 61
t>. Cultusbilder. §. 83. 63
c. Ehrenbildsaulen. §. 87. 66
d. Mythologische Figuren als Weihgeschenke §. 89. 67
e. Tempelsculpturen. §. 90. 68
f. Styl der bildenden Kunst. §. 91. 72
g. Ueberreste der bildenden Kunst. §. 96. 75
Stein- und Stempelschneidekunst. §. 97. 80
4. Malerei. §. 99. 83
XVI
Dritte Periode. Yon 01. 80 bis 111.
1. Die Ereignisse imd der Geist der Zeit in Beziehung auf
die Kunst. §. 100. S. 87
2. Architektonik. §. 105. 91
3. Bildende Kunst. .
a. Die Zeit des Phidias und Polykleitos. §. 112. 100
b. Die Zeit des Praxiteles und Lysippos. §. 124. 117
Stein- und Stempelschueidekunst. §. 131. 134
4. Malerei. §. 133. 137
Vierte Periode. Von 01. 111. bis 158, 3.
1. Ereignisse und Charakter der Zeit. §. 144. 149
2. Architektonik. §. 149. 153
3. Bildende Kunst. §. 154. 158
Stein- und Stempelschneidekunst. §. 161. 168
4. Malerei §. 163. 170
Pltinderungen und Yerheerungen Griechenlands. §. 164. 173
Episode.
Von der (jriechischen Kunst bei den Italischen Volkern
vor 01. 158, 3.
1. Griechischer Urstamm §. 166. 177
2. . Etrusker. §. 167. 179
3. " Rom vor dem J. d. St. 606. §. 179. 198
Fiinfte Periode. Von 606 der Stadt
(01. 158, 3.) bis zura Mittelalter.
1. Allgemeines iiber den Charakter und Geist der Zeit. §. 183. 204
2. Architektonik §. 188. . 208
3. Bildende Kunst. §. 196. 224
4. Malerei. §. 208. 245
Die Zerstorungen §. 214. 254
Anhang.
Die ungriechischen Volker.
I. Aegyptier.
1. Allgemeines §. 215. 257
2. Architektonik §. 219. 266
3. Bildende Kunste und Malerei.
a. Technik und Behandlung der Formen. §. 228. 276
b. Gegenstande. §.232. 283
II. Die Syrischen Stamme. §. 234. 292
A. Babylonier.
1. Architektonik. §. 235. 292
2. Bildende Kunst. §. 237. 295
XVII
B. Phouicier und benaclibarte Stamme.
1. Architektonik. §. 239. S. 297
2. Bildende Kunst. §. 240. 299
C. Kleinasien. §. 241*, 303
III. Volker vom Arischen Stamme. §. 242. 305
1. Architektonik. §. 243. 306
2. Bildende Kunst. §. 245*. 309
IV. Inder. §. 249. 316
Systematische Behandlung der antiken Kunst.
Propadeutischer Abschnitt.
Geographic der alten Knnstdenkmaler.
1. Allgeineines. §. 251. 320
2. Griechenland. §. 252. 322
3. Asien mid Africa. §. 255. 327
4. Italien. §. 257. 330
5. Der Westen Europa's. §. 262. 350
6. Deutschland und der Norden. §. 264. 357
Erster Hauptabschnitt.
Tektonik. §.* 266. 365
I. Gebaude. Architektonik. §. 267. 365
1. Baumaterialien. §. 268. 366
2. Die einfachen geometrischen Grundformen. §. 273. 370
3. Die Architekturstiicke. §. 275. 372
4. Arten der Gebaude. §. 286. 385
II. Gerathe und Gefasse. §. 297. 408
Zweiter Hauptabschnitt.
Bildende Kunst (nebst Malerei). §. 303. 419
Erster Theil.
Von der Technik der alten Kunst. §. 304. 419
I. Mechanische Technik.
A. Der Plastik im weitern Sinne.
1. Die Bildnerei in weichen oder erweichten Massen.
a. Arbeit in Thon oder ahnlichen Stoffen. §. 305. 420
6. Metallguss. §. 3€6. 42a
0. Muller'a Archaeologie. 4. Aufl. II
XVIII
2. Die Arbeit in harten Massen.
a. Holzschnitzerei. §. 308. S. 427
6. Bildhauerei. §. 309. 428
c. Arbeit in Metall und Elfenbein. §. 311. 432
d. Arbeit in Edelsteinen. §. 313. 438
e. Arbeit in Glas. §.316. 445
f. Stempelschneidekunst. §. 317. 447
B. Zeichnung auf ebner Flache.
1. Durch Auftrag von Farbestoffen weicher und fltissiger Art.
a. Einfarbige Zeichnung und Malerei. §. 318. 449
b. Malerei mit Wasserfarben. §. 319. 449
c. Enkaustische Malerei. §. 320. 453
d. Vasenmalerei. §. 321. 456
2. Durch Zusammenfugung fester Stoffe, Mosaik. §. 322. 458
II. Optische Technik. §. 323. 462
Zweiter Theil.
Von den Formen der bildenden Kunst. §. 324*.
I. Formen der Natur und des Lebens.
A. Vom menschlichen Korper.
1. Allgemeine Grundsatze. §. 325. 467
2. Charakter und Schonheit der einzelnen Formen.
a. Studien der alten Kunstler. §. 328. 470
b. Behandlung des Gesichts. §. 329. 471
c. Behandlung des tibrigen Korpers. §. 331. 476
d-. Proportionen. §. 332. 478
e. Colorit. §. 333. 480
f. Yermischung menschlicher Bildung mit andern For-
men. §. 334. 480
g. Der Korper und die Gesichtsziige in Bewegung.
§. 335. 482
B. Bekleidung des Korpers.
1. Allgemeine Grundsatze. §. 336. 485
2. Griechische Mannerkleider. §. 337. 487
3. Frauengewander. §. 339. 492
4. Komische Tracht. §. 341. 496
5. Waffentracht. §. 342. 497
6. Behandlung der Draperie. §. 343. 499
C. Von den Attributen und attributiven
Handlungen. §. 344.
II. Von der Kunst geschaffne Formen. §.345. 502
XIX
Dritter Theil.
Von den Gegenstanden der bildenden Kunst. §. 346. S. 509
I. Mythologische Gegenstande. §. 347. 509
A. Die Olympischen Zwolfgo-tter.
1. Zeus. §. 349. 512
2. Hera, §. 352. . 522
3. Poseidon. §. 354. 526
4. Demeter. §. 357. 532
5. Apollon. §• 359. 539
6. Artemis. §. 363. 552
7. Hephastos. §. 366. 559
8. Pallas Athena. §. 368. 562
9. Ares. §. 372. 573
10. Aphrodite. §. 374. 576
11. Hermes. §. 379. 586
12. Hestia. §. 382. 593
B. Die iibrigen Gottheiten.
1. Dionysischer Kreis.
a. Dionysos. §. 383. 594
b. Satyrn. §. 385. 603
c. Silene. §. 386. 609
d. Pane. §. 387. 611
e. Weibliche Figuren. §. 388. 614
f. Kentauren. §.389. 617
g. Dionysos Thiasos im Ganzen. §. 390. 619
2. Kreis des Eros. §. 391. 622
3. Musen. §. 393. 629
4. Heilgotter. §. 394. 632
5. Urwelt, Menschenschopfung. §. 395. 634
6. Unterwelt und Tod. §. 397. 639
7. Schicksal und Weltordnung. §. 398. 644
8. Zeit. §. 399. 646
9. Lichtwesen. §. 400. 647
10. Winde. §. 401. 652
11. Das Element des Wassers. §. 402. 653
12. Die Vegetation des Landes. §. 404. 659
13. Land, Stadt und Haus. §. 405. ' 661
14. Menschliche Thatigkeiten und Zustande. §. 406. 665
15. Alt-Italische Gotter. §. 407. 669
16. Fremde, orientalische Gotter. §. 408. 670
C. Hero en. §. 409. 673
1. Herakles. §. 410. 674
2. Die iibrigen Heroenkreise (nach geographischer Ordnung).
§• 412. 685
XX
II. Gegenstande des Menschen - Leben s.
A. Individueller Art.
1. Historische Darstellungen. §. 419. S. 724
2. Portratbildungen. §. 420. 728
i>. Allgemeiner Art.
1. Cultushandlungen. §. 422. 735
2. Agonen. §. 423. 740
3. Krieg. §. 426. 748
4. Jagd, Landleben, Wirthschaftliches. §. 427. 749
5. Hausliches und eheliches Leben. §. 428. 752
6. Tod. §.431. 757
III. Gegenstande aus der iibrigen Natur.
1. Thiere und Pflanzen. §. 433. 759
2. Arabeske, Landschaft. §. 435. 763
3. Amulete, Symbole. §. 436. 765
Einleitung.
A. Theoretische.
1. Zergliederung des Begriffes Kunst.
§. 1. Die Kunst ist eine Darstellung, d. h. eine
Thatigkeit, durch welche ein Innerliches, Geistiges in die
Erscheinung tritt. — Sie will nichts als darstellen, und unter-
scheidet sich dadurch, dass sie sich darin gemigt, von alien
praktischen, auf einen besondern Zweck des aussern Lebens
gerichteten Thatigkeiten.
2. Weil die Kunstiibung zwecklos ist, heisst sie oft, besonders bei
praktisch gesinnten Volkern, ein Spiel, ludus. Nutzliche Kunst im
Gegensatz der schonen ist nichts als Handwerk.
2. Die nahere Bestimmung wird besonders durch die 1
Art des Zusammenhangs zwischen dem Innern
und Aeussern, Darstellenden und Dargestellten , in der
Kunst gegeben. Dieser Zusammenhang muss durchaus ein 2
in der Natur des Menschen mit Nothwendigkeit
gegebener, nicht durch willkurliche Satzung angenommener
sein. Er ist kein Gegenstand des Erlernens, wenn er auch 3
auf verschiedene Naturen, verschiedene Bildungsstufen starker
oder schwacher wirken kann.
3. Die geistige Bedeutung; einer Reihe von Tonen, der Gharakter
und Ausdruck eines Gesichts wird nicht erlernt, obgleich von dem Einen
starker und feiner empfunden als vom Andern. Die Natur selbst hat
O. Mailer's Archaeologie. 4. Aufl. 1
2 Einleitimg. [3, 4, 5]
diese Sympathie unseres Gemiithes mit den sinnlichen Formen gegriindet,
auf welcher alle Kunst beruht.
1 3. Zugleich 1st dieser Zusammenhang in der Kunst ein
so enger und inniger, dass das innere oder geistige Mo-
ment unmittelbar zur aussern Darstellung antreibt, und sich
selbst erst im Geiste durch die Darstellung vollstandig ent-
2 wickelt. - - Daher die Kunstthatigkeit gleich von Anfang in
der Seele auf das aussere Darstellen gerichtet ist, und die
Kunst iiberall als ein Machen, Schaffen (Kunst, rfyvri)
angesehen wird.
1. Die Kunstdarstellung ist nach Kant, Kritik der Urtheilskraft
S. 251, eine eigentliche Darstellung, vnorvncoGis, exhibitio, kein
Charakterismus, wie die Sprache, welche nur Mittel zur Reproduction
der Begriffe ist, nicht die Begriffe unmittelbar darstellt.
1 4. Das Aeussere oder Darstellende in der Kunst ist
2 eine sinnliche Form. Entweder kann nun die sinnliche Formr
welche ein inneres Leben auszusprechen vermag, durch die
Phantasie geschaffen werden, oder auch den aussern Sinnen
3 in der Erscheinungswelt entgegentreten. Da aber schon das
gemeine Sehen, noch viel mehr aber jedes kunstlerische , zu-
gleich eine Thatigkeit der Phantasie ist: so muss die Formen
bildende* Phantasie uberhaupt als das Haupt-Vermogen
der Kunstdarstellung bezeichnet werden.
3. »Der Maler malt eigentlich mit dem Auge; seine Kunst ist die
Kunst regelmassig und schon zu sehen. Sehen ist hier ganz aktiv, durch-
aus bildende Thatigkeit.« Novalis II. S. 127. — Der Unterschied der
nachahmenden und der freischaffenden Kunst ist daher nicht so
scharf als es scheinen kann.
5. Der Schopfung oder phantasievollen Auffassung der
Kunstform schliesst sich als eine untergeordnete, aber doch mit
jener nahe zusammenhangende Thatigkeit die Darstellung der
Form im Stoffe an, welche wir die Ausfuhrung nennen.
Z. B. die Darstellung des musikalischen Tons durch den Gesang
oder Instrumente , der Form eines organischen Korpers in Stein oder
durch Farben. Je weniger die Kunstthiitigkeit entwickelt ist, um desto
[6, 7, 8] Zur Theorie der Kunst. 3
weniger trennt sich die Ausfiihrimg von der Schopfung der Kunstform,
und das Bilden im Stoffe scheint das Erste, Urspriingliche zu sein.
6. Das Inn ere oder Dargestellte in der Kunst, das
geistige Leben, dessen entsprechender und befriedigender Aus-
druck die Kunstform ist, die Seele dieses Korpers, nennen
wir die Kunst idee; wir verstehen darunter ganz allgemein
die Stimmung und Thatigkeit des Geistes, aus welcher die
Auffassung der bestimmten Form hervorgeht.
Auch ein der Natur nachgebildetes Kunstwerk hat doch immer sein
inneres Leben in der Kunstidee, das heisst in der geistigen Bewegung, zu
welcher die Anschauung des Gegenstandes anregte.
7. Die Kunstidee ist niemals ein Begriff, indem der
Begriff ein Fach ist, in welches verschiedene Erscheinungen
hineinpassen , die Kunstidee aber mit der ganz besondern
Form des Kunstwerks in der innigsten Uebereinstimmung
stehen (§. 3), also selbst ein ganz Besonderes sein muss;
daher auch die Idee eines Kunstwerks durch die Sprache, als
den Ausdruck von Begriffen, niemals auf eine ganz geniigende
Weise bezeichnet werden kann.
Diese Idee hat keinen Ausdruck als das Kunstwerk selbst. Dar-
stellungen von Begriffen in der Kunst (z. B. der Wahrheit) sind nur
scheinbar. Nicht ein Begriff wird durch das Kunstwerk dargestellt, son-
dern eine Summe ihm zu Grunde liegender concreter Vorstellungen und
Eindrucke. Die Allegoric, welche Begriffe durch aussere Gestalten,
mit dem Bewusstsein ihrer Verschiedenheit , andeutet, ist ein Spiel des
Verstandes, welches nicht im Kreise der eigentlichen Kunstthatigkeit liegt.
8. Vielmehr ist die Kunstidee eine Vorstellung 1
eigenthiimlicher, individueller Art, welche zugleich mit
einer starken und lebhaften Empfindung der Seele ver-
bunden ist, so dass 'bald Vorstellung und Empfindung in 2
einem geistigen Zustande (einer dunkeln Stimmung) vereinigt
liegen, bald die Vorstellung gesonderter hervortritt, aber doch
immer bei der Erschaffung, wie bei dem Aufnehmen der
Kunstform, die Empfindung vorherrschend bleibt.
1. Interessant redet von der dunkeln Totaliclee, welche der
4 Einleitung. [9, 10, 11]
Hervorbringung eines Kunstwerks, wie der Keim der Pflanze, vorausgeht,
Schiller in dem Briefwechsel mit Goethe, Bd. VI. Br. 784. S. 34.
S chillers auserlesene Briefe III. S. 228.
2. Man vergleiche die Eunstidee einer einfachen Melodie, welche eine
gewisse Stimme der Seele ausdruckt, mit der eines verwandten plastischen
Eunstwerks. Die Musik eines Dithyrambus und eine Bacchische Gruppe
haben eng verwandte Eunstideen darzustellen , aber die Gruppe stellt die
zum Grunde liegende Idee, auch abgesehen von dem festeren sinnlichen
Eindruck der Kunstformen, zu hoherer Bestimmtheit der Vorstellung aus-
gebildet und entwickelt dar.
2. Die einfachsten und allgemeinsten Gesetze der Kunst.
1 9. Die Gesetze der Kunst sind nichts Anders als die
Bedingungen, unter welchen allein das Empfindungsleben der
menschlichen Seele durch aussere Formen in eine ihm wohl-
2 thatige Bewegung gesetzt werden kann; sie bestimmen die
Kunstform nach den Forderungen des Empfindungslebens,
und haben also in der Beschaffenheit des Empfindungs-
vermogens ihren Grund.
2. Diese Beschaffenheit wird hier nur an den Aeusserungen erkannt,
die Erforschung derselben gehort der Psychologie.
10. Zuerst muss die Kunstform, urn das Empfmdungs-
vermogen in eine zusammenhangende Bewegung zu versetzen,
eine allgemeine Gesetzmassigkeit haben, die als Beob-
achtung mathematischer Verhaltnisse oder organischer Lebens-
formen erscheint; ohne diese Gesetzmassigkeit hort sie auf
Kunstform zu sein.
Die Musik wirkt nur dadurch, dass sie sich mathematischen Verhalt-
nissen, die Plastik dadurch, dass sie sich den organischen Naturformen
einverleibt; reisst sie sich von dieser los, so verliert sie den Boden, auf
dem sie sich unserm Geiste annahern kann. •
11. Diese Gesetzmassigkeit ist aber an sich noch nicht
fahig, ein inneres Leben auszudriicken ; sie ist nur Bedingung
der ,Darstellung; Schranke der sich innerhalb hin und her
bewegenden, die Gesetzmassigkeit modificirenden , im Ganzen
aber bewahrenden Kunstformen.
[12, 13, 14] Zur Theorie der Kunst. 5
Dies ist das Verhaltniss der harmonischen Gesetze zur Melodie, des
Gesetzes des Gleichgewichts im Rhythmus zur Mannigfaltigkeit der Rhyth-
men, der organischen Grundform zu den besondern Gestaltungen der
Plastik: dass namlich diese Gesetze die Darstellung zwar bedingen, aber
fiir sich noch keine Darstellung enthalten.
12. Wahrend diese Gesetzmassigkeit erste Forderung an
die Kunstform uberhaupt: ist die Schonheit ein naheres
Pradikat der Kunstform in Bezug auf das Empfindungsleben.
Schb'n nennen wir diejenigen Formen, welche die Seele auf
eine ihrer Natur durchaus angemessene, wohlthatige, wahr-
haft gesunde Weise zu empfmden veranlassen, gleichsam in
Schwingungen setzen, die ihrer innersten Structur gemass sind.
Obzwar die Theorie der Kunst durch eine solche Definition die weitere
Frage nach der Natur des Schonen an die Aesthetik als einen TheiLder
Psychologie abgiebt: so sieht man doch auch schon aus dem Gegebenen,
wie das Schone sich von dem sondert, was bios den Sinnen gefallt ; auch,
warum Regierde, personliches Interesse von dem Genusse des Schonen
ausgeschlossen sind. »M6chte es doch einmal einer wagen, den Regriff
und selbst das Wort Schonheit — aus dem Umlauf zu bringen und wie
billig die Wahrheit in ihrem vollstandigsten Sinn an ihre Stelle zu setzen.«
Schiller Rriefwechsel II. S. 293.
13. Da die Seele naturlich dieser gesunden und wohl- 1
thatigen Bewegung des Empfmdungslebens nachstrebt : so ist
das Schone allerdings Prinzip der Kunst, ohne indess jemals
an sich Gegenstand der Darstellung, Kunstidee im obigen Sinne,
zu sein, da diese (§. 7) eine ganz besondere Vorstellung
und Empfindung ist. Im Gegentheil befmdet sich auch die 2
Schonheit, auf den hochsten Punkt gefuhrt, im Gegensatze
mit jedem Bestreben etwas Besonderes darzustellen.
2. Daher der tiefe Ausspruch Winckelmann's (VII. S. 76), dass die
vollige Schonheit unbezeichnend sein musse, gleich dem reinsten
Wasser. Man hat gestritten, ob das Schone oder das Gharakteristische,
Redeutende Prinzip der Kunst sei. Eine durchgangige Aufhebung der
Schonheit und Gesetzmassigkeit durch grelle Charakterisirung ist Cari-
catur; dagegen eine theilweise, im Ganzen sich auflosende Aufhebung
(Dissonanz, Arrhythmic, scheinbare Verhaltnisswidrigkeit in der Architektur)
ein wichtiges Mittel der Darstellung werden kann.
14. Als entgegengesetzte Punkte in der Reihe von Em-
(3 Einleitung. [15, 16, 17]
pfmdungen, die man durch das Schone bezeichnet, kann
man das Erhabene und Anmuthige betrachten, wo von
jenes der Seele eine bis an die Granzen ihrer Kraft gestei-
gerte Energie der Empfindungen zumuthet, dieses sie von
selbst, ohne Steigerung ihrer Kraft, in einen Kreis wohl-
thatiger Empfindungen hineinzieht.
15. Es liegt im Begriffe eines Kunstwerks als einer
innigen Verbindung einer Kunstidee mit ausseren Forinen,
dass es eine Einheit haben muss, auf welche Alles im
Kunstwerke sich zuruckbezieht, und durch welche die verschie-
denen, successiv oder nebeneinander existirenden, Theile so
zusammengehalten werden, dass der eine den andern gleich-
sam fordert und nothwendig macht. Das Kunstwerk muss
ein Eines und Ganzes sein.
3. Eintheilung der Kunst.
1 16. Die Eintheilung der Kunst wird besonders durch
die Beschaffenheit der For men gegeben, durch welche sie
darstellt : obgleich nicht zu zweifeln ist, dass auch die Kunst-
ideen, in inniger Uebereinstimmung mit den Kunstformen, in
verschiedenen Kiinsten schon in ihrem ersten Beginnen ver-
2 schiedenartig sind. - - Nun sind alle Formen , welchen eine
bestimmte Gesetzmassigkeit zukommt, geeignet Kunstformen zu
werden , namentlich die m a t h e m a t i s c h e n Formen und
Verhaltnisse , von denen in der Natur die Gestalt der Welt-
korper und ihrer System e und die Bildung der Mineralkorper
abhangt, und die organischen Gestaltungen, in denen das
Leben auf unserer Erde sich weiter und holier entwickelt.
Auf diese Weise erscheint die Kunst gleichsam als eine zweite
Natur, welche den Gang derselben wiederholt und erneuert.
1 17. Hiebei beobachten wir den Umstand, dass, je
dunkler und unentwickelter die in der Kunstidee enthaltene Vor-
stellung ist, um desto mehr die mathematischen Verhalt-
nisse zur Darstellung geniigen ; je klarer, bestimmter aber jene
Vorstellung wird, urn desto mehr die Formen der hohern,
weiter entwickelten, organischen Natur entnommen werden.
•a Wie nun aber der wissenschaftliche Verstand nur jene mathe-
[18] Zur Theorie der Kunst. 7
matischen Verhaltnisse vollig durchdringt, das organische Leben
dagegen nie in dem Grade in den Begriff auflosen kann:
so erscheint auch die kunstlerische Phantasie nur in jenen
Formen frei schaffend, von der aussern Natur unabhangig,
in diesen dagegen gebundener und durchaus auf Beobach-
tung des ausserlich Vorhandenen angewiesen.
1. Rhythmik, Musik, Architektur, welche durch mathematische Ver-
haltnisse wirken, stellen Vorstelhmgen dimkler Art dar, welche weniger
entwickelt und gegliedert sind. Formen derselben Art sind in Raum und
Zeit die Grundformen des Universums , aber keines individuellen Lehens.
Die Formen des vegetativen Lebens (Landscbaftsmalerei) gestatten schon
mehr Bestimmtheit der Vorstellungen ; am meisten die des hochsten ani-
malischen (historische Malerei, Plastik). Von dem Gefallen an Kunstformen
der erstern Art finden wir auch die Thierwelt nicht ganz ausgeschlossen;
es giebt musikalische, architektonische Instinkte, keinen plastischen. Jede
Kunst fehlt, indem sie ihre Formen anders als ihrer Bestimmung gemass
brauchen will; die Musik z. B., wenn sie malt.
18. Jede Form setzt eine Gross e voraus, die entweder 1
in der Zeit oder im Raume, in der Succession oder Goexi-
stenz, gegeben sein kann. Die Zeit wird nur durch Bewe-
gung zur Erscheinung gebracht, und zur besondern messbaren
Grosse. Und zwar ist die Bewegung um so mehr als reine
Zeitgrosse anzusehen, je weniger dabei das Raumliche, der
sich bewegende Korper und die Linie der Bewegung in Betracht.
kommt. Eine solche reine Zeitgrosse ist in Wirklichkeit der 2
musikalische Ton, welcher, als solcher, ganz und gar
auf dem Maasse der Geschwindigkeit der regelmassigen Schwin-
gungen des tonenden Korpers beruht. Die Musik ist es,
welche aus der Folge und Verbindung dieser schnellern oder
langsamern Schwingungen den vollkommensten Ausdruck von
Kunstideen gewinnt.
3. Musice est exercitium arithmeticae occultum nescientis se nu-
merare animi, Leibniz. Kant S. 117 beschrankt diese richtige Be-
merkung zu sehr, indem er behauptet, dass die Mathematik bios die
conditio sine qua non des musikalischen Eindrucks sei, aber »an den
Reizen und Gemiithsbewegungen , welche die Musik hervorbringt , nicht
den mindesten Antheil habe.« Zum musikalischen Ton, der fur
sich allein nicht erscheinen kann, kommt in der Ausfuhrung nothwendig
der Laut hinzu, d. h. die an das Ohr schlagende Tonwelle, die offen-
8 Einleitung. [19, 20]
bar bei verschiedenen Instrumenten verschieden gestaltet, und nicht rein
quantitativer, messbarer Art, sondern wirklich qualitativ bestimmt ist.
1 19. Der musikalische Ton kann eine verhiillte Zeit-
grb'sse genannt werden, indem der eigentlich nur quantitative
Unterschied der Tone durch die Beschaffenheit unsers Sinns
in einen scheinbar qualitativen verwandelt zum Geiste gelangL
2 Dagegen werden die Tone wieder in ihrer Dauer durch eine
andere Gattung von Kunstformen bestimmt, in welcher das
Quantitative, das Messen einer Zeitgrosse, dem Geiste deutlich
entgegentritt, in welcher man mit Bewusstsein misst und zahlt.
3 Die Kunst, welche durch diese Gattung von Maassen ihre
Ideen ausdruckt, ist die Rhythmik, welche als Kunst nie
fur sich allein auftreten, aber sich mit alien durch die Bewe-
* gung darstellenden Kiinsten verbinden kann.
3. Die Rhythmik misst Tone, und Bewegungen von Korpern. Ueber-
dies fmdet der Begriff des Rhythmus auch in den raumlich darstellenden
Kiinsten seine Anwendung, und bedeutet hier ein einfaches, leichtfassliches
Verhaltniss der Grossen zu einander. Die Rhythmik auf die Sprache an-
gevvandt und durch diesen Stoffbedingt ist die Metrik.
1 20. Eine andere Reihe von Kiinsten nimmt zur Zeit
den Raum, zu dem Maasse der Bewegung die Qualitat oder
Art und Weise derselben, hinzu. Eine solche Darstellung in
Raum und Zeit zugleich kann der Mensch nur durch Bewe-
2 gung seines eigenen Korpers moglich machen. Diese Reihe
von Kiinsten erreicht ihr Hochstes in der mimischen 0 r che-
st ik, einer ausdrucksvollen Tanzkunst , in der ausser dem
Rhythmus der Bewegung die Art derselben, die schone und
3 bedeutungsvolle Geberde, Kunstform ist. Aber Aeusserungen
einer solchen Kunstthatigkeit durchdringen, in hoherem oder
geringerem Maasse, nach den Anlagen von Individuen und
Nationen, das ganze Leben, und verbinden sich mit verschie-
denen Kiinsten.
2. Die Mimik an sich mit den redenden Kiinsten verbunden, heisst
Declamation, bei den Griechen GrjfiEia, G^^KTK.
3. Unwillkiirlich spricht jede Bewegung und Geberde an uns;
ohne Absicht stellen wir bestandig geistiges Leben dar. Diese unwill-
kiirliche Darstellung zu regeln, war Hauptsache der Griechischen
[21, 22] Zur Theorie der Kunst. 9
Erziehung. Man erwartete, dass Gewohnung an aussere Wiirde und
edlen Anstand auch das Gemiith zur Gcocpgocvvrj und xaA.oxaya'O'/G: stim-
men wiirde. Auch die Gymnastik erschien, besonders in der Uebung des
Pentathlon, als eine kunstmassige, der Orchestik verwandte Darstellung.
— Die Kiinste, wobei der Mensch durch Bewegung und Stimme han-
delnd auftritt, fmden wir im Ganzen viel friiher entwickelt als die
werkthatigeri, welche eines aussern Stoffes bediirfen. Nur jene ge-
horten daher in Griechenland zur allgemeinen Hberalen Erziehung, nicht
diese. Vgl. Wachsmuth Hellen. Alterthumskunde , II, II. S. 311 ff. Die
lebendige Plastik aber der gymnischen Spiele und Chortanze hat hernach
die Bildner in Stein und Erz erstaunend gehoben und gefordert.
%
21. Die allein im Raum darstellenden (zeichnen- l
den) Kiinste konnen nicht durch die reine (arithmetische)
Grosse, das bios Quantitative, darstellen, wie die Musik,
indem das Raumliche immer zugleich als Figur, also quali-
tativ, bestimmt werden muss. Sie haben nur zwei Mittel 2
darzustellen , die geometrisch bestimmbare und die or-
ganische, mit der Vorstellung des Lebens eng verbundene
Korperform.
1. Die Zeit entspricht der Linie im Raum, abgesehen von deren
besonderer Richtung und Wendung, also einem ausserlich Undarstellbaren,
nirgends Vorhandenen.
2. Unter dem Organischen im weitern Sinne wird das Vegetative
mitbegriffen.
22. Die geometrischen Formen konnen imlaugbar 1
auch an sich nach Kunstgesetzen ausgebildet und zur Kunst-
form werden ; indess erscheint diese Gattung von Kunstformen
aus Grunden, die im Verhaltniss der Kunst zum iibrigen
Leben der Menschen und Volker liegen, fast nie unabhangig
und rein darstellend , sondern in der Regel an ein zwecker- •
fiillendes (§. 1, 2) einem bestimmten Lebensbediirfnisse ge-
niigendes Schaffen gebunden. Aus dieser Verbindung geht 2
eine Reihe von Kunsten hervor, welche Gerathe, Gefasse,
Wohnungen und Versammlungsorte der Menschen zwar einer-
seits nach ihrer Zweckbestirnmung, aber andrerseits in Gemass-
heit von Gefuhlen und Kunstideen, gestalten und ausbilden.
Wir nennen diese Reihe gemischter Thatigkeiten Tektonik; 3
ihr Hochstes ist die Architektonik, welche am meisten vom
10 Einleitung. [23, 24]
Bediirfniss sicli emporschwingen , und zu einer machtvollen
Darstellung tiefer Empfmdungen werden kann.
3. Den Ausdruck Tekt.onik habe ich hier zur Bezeichnung ernes
wissenschaftlichen Begriffs, den man schwerlich entbehren kann, einzu-
fuhren gesucht, indem ich dabei nicht ubersah, dass bei den Alien
TSY.TOVSS in speciellem Gebrauch Bauleute und Schreiner, nicht aber Thon-
und Metallarbeiter heissen, aber dabei zugleich den allgemeinen Sinn
beriicksichtigte , der in der Etymologic des Worts liegt. Vgl. Welcker
Rhein. Mus. f. Philol. Bd. II. S. 453. [E. Gurtius im Cottaischen Kunstbl.
1845. S. 41.] — Die Architektur zeigt deutlich, welche Herrschaft fiber
das menschliche Gemuth geometrische Formen und Maassverhaltnisse aus-
iiben konnen. Sobald sie aber die geometrisch construirbare Figur verlasst,
eignet sie sich schon eine fremde Kunst an, wie in vegetabilischen und
animalischen Zierathen. Die letztern hat das Alterthum mit richtigem
Sinn an portativen Gerathen, Kesseln, Thronen und dgl. am ehesten
zugelassen. — Die Gartenkunst kann man eine Anwendung der Archi-
tektur auf das vegetabilische Leben nennen.
1 23. Der eigenthumliche Gharakter dieser Kunste beruht
auf der Vereinigung der Zweckmassigkeit mit der kunst-
lerischen Darstellung, zweier Prinzipien, die in den
einfachsten Werken der Art noch wenig unterschieden sind,
aber in den hoheren Aufgaben immer weiter auseinandertreten,
ohne doch je ihren nothwendigen Zusammenhang zu verlieren.
2 Das Hauptgesetz dieser Kunste ist daher, dass die Kunstidee
des Werks aus seiner Zweckbestimniung fur ein lebendig und
tief auffassendes Gefuhl naturlich hervorgehen miisse.
1. Ein Gefass fur einen einfachen Zweck wird meist schon dadurch
schon sein, dass es zweckmassig ist. Und wie innig auch in der Archi-
tektur die utilitas mit der venustas und dignitas zusammenhange, fiihrt
schon Cicero de Or. Ill, 46 schon aus. Doch trennt sich naturlich in den
Gebrauchen fur den Gultus zuerst die Kunstidee von der ausseren Zweck-
massigkeit. Die Gothische Kirche hat ihre Hohe, das Emporstreben aller
Theile nicht der Zweckmassigkeit zu verdanken. Oft giebt hier das Be-
diirfniss nur den Anlass, und die Phantasie erscheint in der Zusammen-
setzung geometrischer Formen fast freischaffend.
1 24. Diejenigen Kunste, welche durch aus dem Leben
hervorgegangene , organise he Naturformen darstellen,
sind (§.. 17, 2) wesentlich nachahmend, und beruhen auf
kiinstlerischem Naturstudium , indem nur die wirkliche orga-
nischse Naturform in jenem nothwendigen und innigen Zusam-
[25] Zur Theorie der Kunst. 11
menhange zum geistigen Leben steht (§. 2, 3.), jene durchgan-
gige Bedeutsamkeit hat, von welcher die Kunst ausgeht Aber 2
der Kunstler verrnag eine Vorstellung der organischen Form
za erreichen, welche iiber der einzelnen Erfahrung steht, und
in dieser die Grundform fiir die erhabensten Ideen zu fmden.
2. Die vollkommen entwickelte organische Form ist eben so wenig
in der Erfahrung gegeben , wie ein reines mathematisches Verhaltniss,
aber sie kann aus dem Erfahrenen herausgefuhlt und in der Begeisterung
ergrifferi werden. Auf dem Streben nach einer solchen Auffassung des
Organismus beruht die wahre und achte Idealitat der besten griechischen
Kunst. Ueber die verkehrten Richtungen der Idealisten und Realisten in
Kunst und Theorie spricht sehr einsichtsvoll G. F. von Rumohr, Italienische
Forschungen I. S. 1 — 157. [Briefe von F. Thiersch und Rumohr bei Greuzer
Zur Archaeol. II. S. 82—99. und Greuzer I. S. 59 ff. treffend gegen Rumohr.]
- Die Verbindungen niedrer Naturformen untereinander und mit der
menschlichen (Greifen, Kentauren, Fliigelfiguren) werden theils durch den
Glauben gerechtfertigt , theils gehorten sie in den besten Zeiten mehr der
schmucken den Bildnerei an. In der Arabeske werden mathematische
Grundlinien von Gebauden und Gerathen auf eine freie Weise zum Behufe
der Verzierung in vegetabilische und selbst animalische Formen hinuber-
gespielt. »Eine Gattung der Malerei, die sich aller natiirlichen Gestalten
in phantastischer Zusammensetzung und Vermischung bedient, nur an-
deutungsweise allegorische Gestalten auszusprechen : dies ist die Arabeske.«
Schorn Umriss einer Theorie der bild. Kunst 1835 S. 38.
25. Diese Kunste werden nun dadurch unter einander i
unterschieden , dass die eine, die Bildnerei oder Plastik,
die organischen Formen selbst korperlich hinstellt (nur dass
die Verschiedenheit des Stoffes oft Veranderungen der Form 2
nothig macht, um ein en ahnlichen Eindruck zu erreichen) : die
andere, die Zeichnung oder Graphik, durch Licht und 3
Schatten auf einer Flache bios den Schein der Korper her-
vorbringt, indem nur durch Licht und Schatten unser Auge
Korperformen wahrnimmt.
1. TT/laarfxr?', urspriinglich in.engerm Sinne gebraucht (s. unten
§. 305), hat diese weitere Bedeutung schon bei spateren Rhetoren und
Sophisten. Jakobs und Welcker ad Philostr. p. 195.
2. Vollig treue stereometrische Darstellung verbietet der wesent-
lich verschiedene Eindruck des lebendigen und leblosen Korpers; verschie-
dene Stoffe gestatten indess hierin verschiedene Grade der Annaherung.
12 Einleitung. [26, 27]
3. Die Zeichnung nennt Kant gut die Kunst des Sinnenscheins;
doch verwandelt das Auge auch jedes plastische Werk in ein Gemalde,
indem es dasselbe von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet.
1 26. Die Farbe 1st zwar der aussern Moglichkeit nach
mit beiden Kiinsten vereinbar, aber wirkt in der Plastik urn
so weniger vortheilhaft , je mehr sie der Natur nahekommen
will, well bei solchem Bestreben, den Korper vollig wiederzu-
geben, der Mangel des Lebens urn so unangenehmer auffallt;
2 dagegen verbindet sie sich ganz natiirlich mit der an sich un-
vollkommener darstellenden Zeichnung, welche nicht die Kor-
per, sondern die Wirkungen des Lichts auf ihnen darstellt,
wozu die Farbe selbst gehort, und erhebt diese zu der Kunst
3 der Malerei. Die Farbe hat in ihrer Natur, ihren Wir-
kungen und Gesetzen grosse Aehnlichkeit mit dem Tone.
1. Daher das Widerwartige der Wachsfiguren ; die bezweckte Illusion
ist grade hier das Abstossende. Die gemalten Holzbilder der alteren
Griechischen Kunst gingen nicht auf diese getreue Nachahmung der lokalen
Farben aus.
3. Auch die Farben sind wahrscheinlich nur quantitativ (nach
Euler durch die Zahl der Schwingungen des Lichtathers) verschieden. Sie
bilden eine Art Octave, consoniren und dissonireri, erwecken ahnliche
Empfmdungen wie Tone. — Vgl. Goethe's Farbenlehre, besonders Abschn. 6:
»Sinnlich-sittliche Wirkung der Farben.«
1 27. Hierdurch wird das Verhaltniss der Plastik
und Malerei, ihrem Vermogen und ihrer Bestimmung
2 nach, schon in den Hauptziigen bestimmt. Die Plastik stellt
die organische Form in hochster Vollkommenheit dar, und
halt sich mit Recht an den Gipfel derselben, die Menschen-
gestalt; sie muss uberall vollig und rund darstellen und darf
nichts unbestimmt lassen; eine gewisse Beschranktheit in den
Gegenstanden, aber grosse Klarheit auf der andern Seite ge-
3 hort zu ihrem Gharakter. Die Malerei, welche zunachst
das Licht darstellt (in dessen Wundern sie recht ihre Grosse
zeigt), und dafur in der Korperform mit dem dadurch her-
vorgebrachten Schein zufrieden ist, vermag viel mehr in ihren
Kreis zu ziehen und die ganze Natur zur Darstellung ihrer
Kunstideen zu machen; sie ist andeutungsvoller, aber minder
4 scharfbezeichnend. Die Plastik ist ihrer Natur nach mehr auf
[28] Zur Theprie der Kunst. 13
das Ruhige, Feste gerichtet, die Malerei mehr auf das
Vortibergehende ; diese kann auch dadurch, dass sie Femes
und Nahes verbindet, mehr Bewegung in sich aufnehmen
als jene; die Plastik ist daher mehr fur die Darstellung des
Gharakters (?7/#o£), die Malerei fur den Ausdruck
(T« nd&ri) geeignet. Die Plastik ist iiberall an eine strengere 5
Gesetzmassigkeit, an ein einfacheres Schonheitsgesetz, gebun-
den; die Malerei darf eine grossere scheinbare Stoning im
Einzelnen (§. 13. Anm.) wagen, well sie reichere Mittel- hat,
sie im Ganzen wieder aufzuheben.
5. Das Malerische wird von Neuern ofter dem Schonen entgegen-
gesetzt, das Plastische niemals.
Das B a sre lief (Basso-, Mezzo-, Altorilievo), dessen Gesetze schwer
zu bestimmen sind, schwankt zwischen beiden Kiinsten; das Alterthum
hat es mehr plastisch , die neuere Zeit , in der die Malerei vorherrscht,
oft malerisch behandelt. Tolken fiber das Basrelief. Berlin 1815. Die
Scalptur (Stein- und Stempelschneidekunst) 1st in der Begel nichts als
die Kunst, ein Relief im Kleinen mittelbar hervorzubringen.
28. Die redenden Kunst e haben in ihren Darstel- i
lungsformen von den andern viel mehr Abweichendes als
diese untereinander. Auch sie stellen ausserlich, sinnlich dar,
und folgen ausserlichen Formgesetzen (der Euphonie, der Rhyth-
mik), aber diese aussere Darstellung (der das Ohr beriih-
rende Laut) ist so wenig wesentlich und nothwendig, dass
der Genuss des Kunstwerks auch ohne sie moglich ist. Ge- 2
wiss ist die Thatigkeit des Dichters viel complicirter als die
der andern Kiinstler, und macht gewissermassen den doppelten
Weg, indem aus dem geistigen Grunde, der Kunstidee, ge-
wisse Reihen von geistigen Anschauungen, von Phantasiebil-
dern erwachsen, welche die Sprache alsdann durch Begriffe
zu erfassen, zu beschreiben und mitzutheilen sucht.
2. Auch kann man nicht laugnen, dass eine jede Rede, welche
Empfmdungen auf eine befriedigende und wohlthuende Weise anregt,
einem Kunstwerke verwandt sei; dies findet aber nicht bios bei der eigent-
lichen Beredsamkeit , sondern auch z. B. beim klaren philosophischen
Vortrage statt. Darum ist ein solcher aber noch nicht eigentlich ein
Kunstwerk zu nennen.
14 Einleitung. [29, 30, 31]
4. Allgemeines iiber die geschichtliche Erscheinung der
Kunst, insonderheit der bildenden.
1 29. Die gesammte Kunstthatigkeit, insofern sie von dem
geistigen Leben und den Gewohnungen einer einzelnen Person
abhangt, wird eine individuelle; von dem einer Nation,
2 eine nation ale. Sie wird durch Beides eben so in den
Kunstideen als in der Auffassung der Formen bestimmt, und
nach der Wandelbarkeit des Lebens von Tndividuen und Na-
tionen in verschiedenen Zeiten und Entwickelungsstufen , auf
3 verschiedene Weise bestimmt. Diese Bestimmung, welche die
Kunst dadurch erhalt, nennen wir den Styl.
3. Z. B. den Aegyptischen, den Griechischen ; den Slyl der Griechi-
schen Kunst in besondern Zeiten; den des Phidias, des Praxiteles. Nur
der hat einen Styl, dessen Eigenthumlichkeit machtig genug ist, seine ganze
Kunstthatigkeit durchgreifend zu hestimmen. Der Styl bedingt auch die
Auffassung der Idee, nicht bios der Formen, obgleich man neuerlich ihn
ganz auf die Erfullung der Bedingungen des Stoffs (§. 25, 2) hat ein-
schranken wollen. Schorn Umriss S. 40 defmirt Styl: gesetzmassige
Schonheit, das musikalische oder rhythmische Element der Gestaltenbildung.
Dagegen ist Manier ein falsches Einmischen des Personlichen in die
Kunstthatigkeit nach tragen Gewohnungen oder krankhaften Richtungen
der Empfindung, wodurch die Form ohne Riicksicht auf die Forderung
des Gegenstandes immer auf ahnlicbe Weise modificirt wird.
1 30. Das geistige Leben, welches sich in der Kunst
aussert, hangt mit dem gesammten Geistesleben auf s engste
zusammen ; nur der bestandig wirksame Trieb zur Darstellung
2 macht den Kiinstler. Jedoch steht die Kunst iiberall ganz
besonders mit dem religiosen Leben, mit den Vorstellun-
gen von der Gottheit, in Verbindung; indem die Religion
dem Menschen eine geistige Welt offnet, welche in der Er-
fahrung nicht ausserlich erscheint, und doch eine aussere Dar-
stellung verlangt, die sie nach der verschiedenen Richtung
der Volker mehr oder minder in der Kunst findet.
2. So schliesst sich in Griechenland an den Gultus durch Tempel,
Bild, Hymnus, Chor, Pompen, Agonen, die Uebung der Architektur, Plastik,
Musik, Poesie, Orchestik, Gymnastik an.
1 31. Die Religion wird um so mehr kunstlerisch und
besonders plastisch sein, je mehr ihre Vorstellungen in den
[32, 33] Zur Theorie der Kunst. 15
Formen der organischen Welt auf adaequate Weise darstell-
bar sind. Eine Religion, in welcher das Leben der Gott- 2
heit mit dem in der Natur vorhandenen, im Menschen
sich vollendenden, verschmolzen wird (wie die Griechische war),
ist ohne Zweifel besonders der plastischen Kunst forderlich.
Indess erkennt auch eine solche Religion in der Gottheit zu- 3
gleich immer ein Undarstellbares, jenen Formen nicht Adaequa-
tes, an; und nicht alle Theile und Seiten derselben geben
sich der Kunstdarstellung auf gleiche Weise hin.
3. Das religiose Gefuhl, welches adaequate Formen zu finden
verzichtet, nennen wir ein mystisches; wenn es aussere Zeichen sucht,
so sind es meist absichtlich unformliche, seltsame.
32. Wahrend die eigentliche Kunstform ein volliges
Entsprechen und inniges Durchdringen der geistigen Redeu-
tung und iiussern Darstellung fordert, beruht das Symbol
auf einer kiihnern Verkniipfung der Vorstellungen von gott-
lichen Wesen mit aussern Gegenstanden , die nur durch den
Drang des religiosen Gefuhls, aussere Hulfsmittel und Stutz-
punkte fur den Aufschwung des Geistes zu gewinnen, erklart
werden kann.
Solcher Art sind die Thiefsymbole Griechischer Gotter; nur der
von dem hestimmten Gefuhl und Glauben Durchdrungene sieht das
gottliche Leben in dem Thiere. Der eigentliche Cultus ist symbolisch;
die Kunst kniipft sich nur daran an, und das Symbolische wird in
,ihr untergeordnet, je mehr sie sich entwickelt.
33. Indem die Kunstideen aus Vorstellungen, die sich l
bei den Volkern auf geschichtliche Weise gebildet und festgestellt
haben, erwachsen, sind sie positiver Art; doch wiirde
alles eigenthiimliche Kunstleben aufhoren, wenn sie vollig po-
sitiv waren, womit die Feststellung ganz bestimmter, sich
immer nur wiederholender Formen nothwendig zusammen-
hangen rniisste (§. 3 , 7). Solche durch Satzung oder Ge- 2
wohnheit festgestellten Formen, welche der freien Kunstthatig-
keit Schranken setzen, nennt man Typus.
2. Ein Typus wird in der Nachbildung festgehalten , ohne aus dem
Geiste des Kiinstlers als die angemessenste Form von selbst hervorzugehen.
Die sogenannten Ideale der Griechischen Gotter sind keineTypen;
16 Einleitung. [34, 35]
sie schliessen die Freiheit des Kiinstlers nicht aus; vielmehr enthalten sie
den starksten Antrieb zu neuen, genialen Schopfungen.
34. Aus Allem erhellt, dass ein Volk und eine Zeit,
in denen ein tiefes und zugleich regsames Leben, welches
durch das Positive des Glaubens und der Sitte mehr unter-
stiitzt als gefesselt wird, mit einer lebendigen und begeister-
ten Auffassung der Naturformen , und mit der nothigen
Herrschaft uber den Stoff zusammentrifft, fur die Ausbildung
der Kunst besonders glucklich sein wird.
B. Litterarische Einleitung.
35. Schon das Alterthum hatte die zeichnenden
Kimste zum Gegenstande von Gelehrsamkeit und Wissenschaft
gemacht, wenn auch nie in dem allgemeinen Zusammenhange,
wie man es jetzt versucht. Wir unterscheiden hier folgende
Classen von Schriftstellern: 1) Kunstler, welche Regeln
ihrer Kunst und Betrachtungen iiber vorziigliche Werke mit-
theilen. 2) Historische Forscher iiber die Kiinstlerge-
schichte. 3) Periegetische Schriftsteller, welche die Merk-
wiirdigkeiten kunstberuhmter Orte schildern. 4) Sophisten,
welche von Kunstwerken Gelegenheit zu rhetorischen Compo-
sitionen nehmen. '5) Gelehrte Sammler.
1) Alte Schriften, commentarii , der Architekten iiber einzelne Ge-
baude derselben, wohl entstanden aus Rechenschaften (vgl. Corp. Inscr.
n. 160), hatte man von Theodores v. Samos (?) um 01. 45, Chersiphron
und Metagenes (?) um 55, Iktinos und Karpion, 85, Philon, 115 und
A. bei Vitruv VII. Praef. Die Neat noirjais, welche dem alten Theo-
doros oder Philon beigeschrieben wurde, war nach einem Fragment
(bei Pollux X, 52, 188. vgl. Hemsterh.) eine allgemeine Unterweisung im
Tempelbau ; ondofrryxTy des Philo. M. Vitruvius Pollio, Ingenieur
unter Caesar und August: de Architectura libri X. Ausg. von L. Marini
1837, Annali d. 1st. archeol. VIII. p. 130. Bullett. 1837, p. 188. Die
Kunstler Antigonos, Menaechmos, Xenokrates, nach Alexander, u. A. de
toreutice, Plin. Elench. auctor. XXXIII. Pasiteles (a. u. 700) schrieb
mirabilia opera. Wissenschaftliche Maler, Parrhasios (01. 95), Euphranor
(107), Apelles (112) u. A., schreiben iiber ihre Kunst (PI. El. XXXV.).
Schriften von Malern und Sculptoren, Euphranor, Silanion (114), iiber
[36] Litteratur. 17
Symmetrie, Plin. XXXV, 40, 25. Vitruv VII. Pr. Laas ntgl
ylvyjs, Bekker Anecd. Gr. p. 1182.
2) Oi nokvTtQcty[iovYiGKvt£g Gnovdy TK eg rovs nluGTug Paus. V,
20, 1. Aus solchen fubren die Historiker bei bestimmten Epochen die
gleichzeitigen Kiinstler an. Ueber die Kunstkennerschaft der Alien s.
§. 184, 6.
3) Die erste Quelle sind die Ciceroni, a'^yyqrca, aeptqyqrat,
pvGTccycoyoi, ol inl ftav^ctGiv (s. Gic. Verr. IV, 59. mystagogi lovis
Olympiae et Minervae Athenis, Varro ap. Non. p. 419), welche von
Mythen und Kunstanekdoten lebten (Lukian Philops. 4). Vgl. Facius
Gollectaneen S. 198. Thorlacius de gustu Graecorum antiquitatis am-
bitioso. 1797. Bottiger Archaeol. der Malerei S. 299. - - Periegetische
Schriftsteller : der grundliche und umfassende Polemon, 6 TtsQirjyrjT^
GTTjlioKOTiKs . um 01. 138, Heliodor fiber Athen, Hegesandros, Alketas
fiber Delphi und zahllose andre, s. L. Preller Polemonis Perieg. fragmenta,
Lpz. 1838. Pausanias der Lyder, unter Hadrian und den Anloninen,
ein genauer und sehr kundiger Schriftsteller, der aber ganz als Perieget
zu fassen ist, 'EHddos nsQirjyiJGecos /?. /.
4) Die Gemaldebeschreibungen des Rhetor Philostratos (um
220 p. G.) und seines Tochtersohns, des jungern Philostr. Gegen Welcker
Passow Zschr. f. A. W. 1836. S. 571, aus Unkunde der alten Kunst.
[Kayser in seiner Ausg. des Philostr. 1844 im Prooemium zu den Ge-
malden.] Libanios (314—390) und andrer Rhetoren SKCPQKGSIS. Vgl.
Petersen vier Programme de Libanio. Havniae 1827. 28. Das geistreichste
der Art sind einige Schriften Lukians. Verwandter Natur sind die
meisten Epi gramme auf Kunstwerke ; woruber Heyne, Gommentatt. Soc.
Gott. X. p. 80 sqq.
5) M. Terentius Varro de novem disciplinis, darunter de archi-
tecture. Plinius Nat. Hist. XXXIII— XXXVII (God. Bamberg. Schorn's
Kunstblatt 1833. N. 32—51). J. Ghr. Elster Proleg. ad exc. Pliniana
ex. 1. XXXV. Programm von Helmstadt 1838.
36. Die neuere Behandlung der alten Kunst, seit 1
der wiedererwachten Liebe zum classischen Alterthum, kann
man nach drei Perioden unterscheiden.
I. Die kiinstlerische, etwa von 1450 bis 1600. 2
Die Kunstwerke des Alter thums werden mit Freude und Liebe
aufgefasst, und mit Eifer gesammelt. Ein edler Wetteifer
entziindet sich daran. Das Interesse am Kunstwerke als einem
historischen Denkmal ist gering, man1 will geniessen. Daher
die Restaurationen der Kunstwerke.
0. Muller's Archaeologie , 3. Aufl. 2
18 Einleitung. [37]
2. Henrici Gommentatt. VII. de statuis ant. mutilatis recentiori
manu refectis. Viteb. 1803 sqq. 4. Die Werke der alten Kunst waren
im Mitt el alter zu keiner Zeit ganz unbeachtet geblieben; Nicola Pisano
(st. 1273) studirte alte Sarkophagen (Gicognara Storia della Scult. I.
p. 355): indessen wurde nichts fur Erhaltung und Aufbewahrung gethan.
Die Zerstorungsgeschichte des alten Roms schliesst selbst noch nicht
mit Sixtus IV. (st. J484; vgl. Niebuhr's Kl. Schriften Bd. I, S. 433),
doch verfahrt man immer schonender. Gibbon's 71stes Kap. Prospect
of the Ruins of Rome in the fifteenth century. Sammlungen beginnen
schon mit Kola Rienzi, dem Nachaffer des Alterlhums (1347), mit Petrarca
(st. 1374; Munzen); bedeutendere mit Lorenz Medicis (1472—92; Statuen,
Biisten, besonders aber Gemmen, s. Heeren Gesch. der classischen Litteratur,
If. S. 68); schon friiher in Rom, \vie von Eliano Spinola unter Paul II.
Poggius (st. 1459.) kannte etwa nur fiinf Statuen in Rom; nach seinem
Werke de fortunae varietate urbis Romae, herausg. von Dom. Georgi 1723.
Ueber Poggius Florent. de varietal e fortunae s. Heumann Poecile T. II.
p. 45 sq. Eifer der Pabste Julius II., Leo X. Raphael's grossartiger
Plan, das alte Rom offen zu legen. (Raphael's Brief an Leo X. bei
Bunsen Beschreibung der Stadt Rom, I. S. 266. Leo's Auftrag an
Raphael , P. Bembo Epistolae n. 21.) Michel Angelo's , Benvenuto-
Gellini's Enthusiasmus fur die Antike. Bei weitem die meisten Antiken,
besonders Staluen, sind zwischen 1450 und 1550 gefunden. Haupt-
restaurator (am Apollo vom Belvedere, Laokoon) Giovanni Angelo Mon-
torsoli urn 1532. Zahlreiche Pallaste fiillen sich damit (vgl. Fiorillo
Gesch. der Malerei, I. S. 125 ff. II. S. 52 ff.). Ostentation tritt an die
Stelle achter Kunstliebe. Die Restauration wird handwerksmassig besorgt.
1 37. II. Die antiquarische, von 1600 etwa bis
1 750. Der Antiquar , welcher ursprunglich besonders als
Nomenclator der aufzustellenden Statuen gebraucht wurde,
erlangt nach und nach mehr Wichtigkeit, ohne dass indess die
ausgezeichnetern Kenner des Alterthums sich viel um die Kunst
2 bekummern. Die Bemuhungen, die alten Kunstwerke zu er-
lautern, obgleich nicht ohne Verdienst, sind meist zu sehr
auf das Aeussere und Kleinliche gerichtet, und, weil sie von
keiner genauen Kenntniss des Griechischen Lebens ausgehn,
3 in falschen Richtungen befangen. Dieselbe Zeit sorgt auch
fur Bekanntmachung der Sammlungen, zuerst nachlassiger,
allmahlig mit mehr Sorgfalt und Geschick.
2. Rom war Mittelpunkt dieser Studien, daher der fruhe Eifer
fur Roms Topographic (von Fl. Biondo 1449 an; vgl. §. 258, 3);
daher aber auch die Sucht, die alten Kunstwerke immer aus der Ro-
[37 j Litteratur. 19
mischen Gescbichte zu deuten. — Andr. Fulvius, Raphael's Zeitgenoss,
nannte sich zuerst Antiquar. — Hadr. Junius (1511—1575). Fulv. Ursi-
nus (1529—1600). Jacques Spon (1675 mit Wehler in Griechenl.) theilt
den gesammten Stoff auf eine rohe Weise in Numismato - Epigrammato-
Architektono-Ikono-Glypto-Toreumato-Biblio-Angeiographie. Miscellanea
antiquit. Lugd. Bat. 1685. Recherches curieuses d'Antiquite contenues en
plusieurs dissertations — par Mr. Spon. Lyon 1683. Eine ahnlicbe Be-
handlung herrscht in den Schriften Laur. Beger's, Thesaurus Brandeburg.
Berl. 1696. In Montfaucon's Antiquite expliquee et represented en figu-
res, 1. Abth. 1719. 2. Ausg. 1722, 5 Bde. f. (Supplement in 5 Bdn. 1724.)
wird die Kunst nur gebraucht, Aeusserlichkeiten des alten Lebens an-
schaulich zu machen. In Ernesti's Archaeologia literaria (ed. alt. von G.
H. Martini. Lpz. 1790), und Christ's Abhandlungen iiber die Litteratur
und Kunstwerke, vornehmlich des Alterthums (herausg. von Zeune. Lpz.
1776.), herrscht auch noch dieser antiquarische Geist. Man betrachtet
die Kunstwerke nur als Denkmaler der Erinnerung, wie die Inschriften.
Notizen von Entdeckungen aus einer Handschrift des Ghibroti, Bullett.
d. Inst. 1837 p. 67.
3. Die fruheren Kupferwerke iiber Statuen sind heutzutage meist
nur noch fur die Geschichte der Aufbewahrung und Erganzung derselben
wichtig. Zuerst waren besonders Insignium virorum imagines (nach
Miinzen und Biisten) beliebt. Wichtiger sind Kupferstiche von Agostino
Veneto (de' Musis) 'nach Marc Antonschen Zeichnungen, Bartsch Peintre
graveur XIV. p. 176. Lafrerii Speculum Rom. magnitudinis Romae [einzeln
von 1544-75. gestochene Blatter, Aldroandi statue di Roma 1556]. Ant.
statuarum urbis Romae icones. R. ex typis Laur. Vaccarii 1584. T. II.
1621 ex typis Gott.de Scaichis. Gavalerii's Antiquae statuae urbis Romae
(1585), Boissard's Antiqu, Romanae, 6 Bde. f. 1597—1627. Franc. Perrier's
Segmenta nobil. signprum et statuarum (1638), und Icones et segmenta
illustr. e marmore tabularum (1645). Insigniorum statuarum urbis Romae
icones von lo. lac. de Rubeis (1645). Signorum vet. icones von Episcopius
(Jan de Bischop). Gio. Batt. Rossi Antiq. statuarum urbis Romae I. et II.
liber. 1668 f. Sandrart »Teutsche Academic der Bau- Bild- und Malerei-
kunst.« 4 Bde. f. Nurnberg 1675. 76. Epoche machen Pietro Santi
Bartoli's Zeichnungen und Stiche, meist vereint mit Erklarungen von G. P.
Bellori, die Golumnae , Lucernae, Pitture , die Admiranda Romanorum an-
tiquitatis (eine treffliche Sainmlung von Reliefs , erste Ausg. von Jac. de
Rubeis, zweite von Domen. de Rubeis, R. 1693 besonders werthvoll (u. a.
Raccolta di statue antiche da Domen. de Rossi, illustr. di Paolo Aless.
Maffei. R. 1704. Statuae insigniores von Preisler 1734. Ant. Franc. Gori
(des Etruskischen Antiquars) Museum Florentinum 6 Bde. f. 1731 — 1742.
Recueil des Marbres antiques — a Dresde von le Plat. 1733. (schlecht).
20 Einleitung. [38]
Antiche statue, che nell1 antisala della libreria di S. Marco e in altri luoghi
pubblici di Venezia si trovano, von den beiden Zanetti's, 2 Bde. f. 1740. 43.
Mich. Ang. Gausei (de la Chausse) Romanurn Museum. R. 1746, eine
bunte antiquarische Sammlung. (Graevii Thesaur. T. V. XII.) [Prange
Magazin der Alterth. Halle 1783 f.] Von den Werken fiber Architektur-
Reste besonders: Les restes de Tancienne Rome, gez. und gest. von Bo-
navent. d'Overbeke. Amsterd. 1709. 3 Thle. f.
1 38. III. Die wissenschaftliche 1750. — Dies Zeitalter
hat sich der grossten aussern Hulfsquellen zu erfreuen, wozu
die Aufgrabung der verschiitteten Stadte am Vesuv, die ge-
nauere Kenntniss der Baudenkmaler und Localitaten Griechen-
lands; und die Entdeckung und Erwerbung der wichtigsten
Bildwerke von griechischen Tempeln, auch die uber Aegypten
und den Orient weiter ausgebreitete Kunde und — das Aller-
neueste — die unerwartet grossen Funde Etruskischer Graber
2 gehoren. Auf der andern Seite wird diesem Zeitalter der Ent-
wurf einer alten Kunstgeschichte verdankt, der aus Winckel-
mann's grossem Geiste hervorgegangen; so wie mancher
Versuch, die Kunst der Griechen philosophisch und historisch
tiefer zu ergrunden; auch eine auf richtigere Basen gebaute
und umsichtigere Kunsterklarung.
1. Die Ausgrabung Herculan urn's 1711 angeregt, aber erst 1736
von neuem vorgenommen. — Stuart's (1751 in Atlien) und Revetfs
Antiquities of Athens, der erste Bd. Lond. 1762. Unternehmungen der
1734 gestifteten Society of Dilettanti (Ionian antiquities 1769. 97. Uned.
antiq. of Attica 1817). Untersuchungen Englischer , Franz, mid andrer
Reisenden: Chandler, Ghoiseul Gouffier, Cockerell, W. Gell, Leake, Dodwell,
Pouqueville, v. Stackelberg, Brondsted; die Franz. Expedition nach Morea.
— Entdeckung in Aegina 1811 in Phigalia 1812. Erwerbung der Elgin-
schen Sammlung (1801) fur das Britische Museum 1816. — Die Aegyp-
tische Expedition 1798. — Die Graber von Yulci 1828.
2. Winckehnann geb. 1717, gest. 1768, 1755 von Dresden nach
Rom. Antiquario della camera apostolica. Fur die archaeol. Hermeneutik
machen die Monumenti inediti 1767. Epoche. Die Kunstgesch. 1764. Haupt-
ausgabe seiner Deutschen Werke zu Dresden 1808 — 1820. 8 Bde. (von
Fernow, H. Meyer, Schulze, Siebelis). Noten von C. Fea. [Neue Ausg. Dres-
den 2 Bde. 4. 1829. 1847.] — Gleichzeitig der Graf Gay 1 us, durch technische
Kenntnisse und Geschmack ausgezeichnet , Recueil d1 Antiq. Egyptiennes,
Etrusques, Grecques et Romanies 1752—67. 7 Bde. 4. Les si ng (1729—81.)
sucht das Eigenthiimliche der Griech. Kunst auf scharfe Begriffe, mitunter
[38] Litteratur. 21
einseitige, zuriickzuftihren. Laokoon oder iiber die Granzen der Malerei
und Poesie 1766. Heyne (1729—1812) erganzt Winckelmann's Werk
besonders im chron*logischen Theile (Antiquar. Abhandl.; Gommentt.
Soc. Gott. , Opusc. Academ.) und macht die Archaeologie, nach Versuchen
von Christ (st. 1756) zum philologischen Unterrichtsgegenstand. Academ.
Vorlesungen fiber die Archaeol. der Kunst. Braunschweig 1822. Ennio
Quirino Visconti, gelehrter und geschmackvoller Kunsterklarer, besonders
im Museum Pio-Glem. Sein Wirken in Frankreich und England. Ausg.
seiner Werke in Mailand 1818. 19. Kleinere Schriften von Labus ge-
sammelt und herausgegeben. Zoe'ga, durch Tiefe und Griindlichkeit aus-
g-ezeichnet. JBassirilievi antichi. 1807 ff. Millin's Schriften fiir Ver-
breitung der Kunde von Kunstwerken und Popularisirung dieser Kenntnisse
unschatzbar. Gothe's Wirken fiir Erhaltung einer achten Liebe zur
antiken Kunst. Propylaen; Kunst und Alterthum. Bottiger's Verdienste
um gelehrte Archaeologie, Hirt's ganz besonders, aber nicht bloss, fiir
Architektur, Welcker's, Milligen's und Andrer fiir Kunsterklarung. Sym-
bolische Erklarungsweise (Payne Knight, Christie, Creuzer). H. Meyer's
(W. K. F.) Geschichte der bildenden Kiinste bei den Griechen von ihrem
ersten Ursprunge bis zum hochsten Flor 1824 [mit Abbildungen 1825,
und einer Uebersicht in Tabellen 1826 fol.], eine weitere Ausbildung der
Winckelmannschen Ansichten. [3. Th. herausgeg. von Riemer 1836.] Ein
Versuch eines neuen Systems: Thiersch, iiber die Epochen der bilden-
den Kunst unter den Griechen (2te Ausg. 1829). Vgl. Wiener Jahrb.
XXXVI— XXXVIII. — Die Geschichte der bildenden Kunste bei den Alten
von A. Hirt. Ber. 1833.
Die Mittheilungen von Antiken einzelner oder verschiedener Museen
durch Kupferwerke gehen fort und werden vollkommener. Museum Ca-
pitolinum T. I — III, 1748—55, von Joh. Bottari, T. IV. von Nic. Foggini.
Galeria Giustiniana. R. 1631. 2 Bde. f. Barbault les plus beaux Monu-
mens de Rome ancienne. R. 1761 f. und andere Werke Desselben.
Giambatt. Piranesi's (bis 1784) und des Sohnes Francesco Prachtwerke
iiber Rom. Architektur. Raccolta d'antiche Statue, Busti, Bassirilievi ed
altre sculture restaurate da Bartol. Cavaceppi. R. 3 Bde. 1768—72. Monum.
Matthaeiana (schlechte Kupfer) 3 Bde. f. 1779, mit Erkl. von Rudolph
Venuti und Jo. Chr. Amaduzzi. II Museo Pio-Clementino descritto da
Giambatt. Visconti T. I. 1782, da Enn. Quir. Vise, T. II— VII. 1784—
1807. Museo Chiaramonti von Fil. Aur. Visconti u. Gius. Ant. Guattani.
T. I. 1808. [T. II. von A. Nibby 1837, in f. und 4] Guattani's Monum.
inediti (1784 — 89. 1805, in 4) und Memorie enciclopediche Romane
1806—17. 4. Augusteum; Dresdens antike Denkmaler von W. G. Becker.
3 Bde. f. 1804—1811. [W. A. Becker Berichtigungen und Nachtrage
1837. 8.] Hauptwerke tiber die in Paris durch Napoleon vereinigten
22 Einleitung. [39]
Antiken: Musee Francois publ. par Robillard-Peronville et P. Laurent. P.
1803 — 11. Text von Groze-Magnan, Visconti und Emm. David. Als Fort-
setzimg Musee Royal publ. par H. Laurent [immer eine Antike mit drei
Gemalden verbunden]. Musee des Antiques dessine et grave par B.
Bouillon peintre avec des notices explicatives par J. B. de Saint Victor.
P. 3 T. 1812—1817. — Specimens of ancient Sculpture, von der Gesellscb.
der Dilettanti. Lond. 1809. [Vol. II. 1835.] Ancient Marbles of the
British Museum von Taylor Combe. 6 Theile. 1812—1830. [7. 8. 1839.]
Ancient unedited monuments von James Millingen. 1822 (ein Musterwerk).
Monumens inedits d'Antiquite figuree recueillis et publics par Raoul-Ro-
chette. 2 Vol. f. 1*828. 1829. Antike Bildwerke zum ersteiynale bekannt
gemacht von Eduard Gerhard, begonnen 1827 [geendigt 1839. E. Braun
Ant. Marmorwerke zum erstenmal bekannt gemacht 1. 2. Decade Leipz.
1843 f. Ders. Zwolf Basreliefs aus Palast Spada u. s. w. Rom 1845 f.
vgl. Bullett. 1846. p. 54]. Epoche macht iiir den raschen Umschwung
archaeologischer Notizen und Ideen die Griindung des Istituto di corri-
spondenza archeologica. (Gerhard, Panofka, der Herzog von Luynes.)
Monument! inediti, Annali und Bullettini delF Istituto von 1829 an;
[1846 achtzehn Bande der Ann. und eben so viele des Bull. Dazu Nou-
velles Annales de la Section Francaise 1836. 1838. 2 Vol. 8 mit 24 Kupfert.
fol.J. Memorie dell' 1st. fasc. 1. 1832. [2. 3. Bullettino Napoletano seit
1842, ganz Avellinos Werk, in 4 auf die Denkmaler des Konigreichs be-
.schrankt; Gerhards Archaeol. Zeit. 4 seit 1843, Revue archeol. P. 1844
bis jetzt 3 Bde. 8.]
«
39. Dieses Handbuch hat besonders die Absicht, den
Stoff, welcher in der archaeologisehen Litteratur enthalten,
und durch specielle Untersuchtmgen hinlanglich aufgeklart ist,
mit gen auerBescb rankling auf die zeichnenden Kiinste der Alten,
in wissenschaftlicher Anordnung zur Uebersicht zu bringen.
Andere Hiilfsbucher. Millin Introduction a Tetude des rnonu-
mens antiques. 1796 u. 1826. Gurlitt Allg. Einleitung, in seinen archaeol.
Schriften, herausg. von Corn. Miilier. S. 1—72. Job. Phil. Siebenkees
Handbuch der Archaeologie. Niirnberg 1799. 2 Bde. (wenig kritisch). Ghr.
Dan. Beck Grundriss der Archaeologie. Lpz. 1816 (unvollendet). Bottiger
Andeutungen zu vierundzwanzig Vorlesungen ub. die Archaeologie. Dresd.
1806. Gio Batt. Vermiglioli Lezioni elementari di Archeologia. T. 1. 2.
Milano 1824. (Archaeologie als Denkmalerkunde.) N. Schow Laerebog i
Archaeologia. Kiobenh. 1825. Ghampoilion Figeac Resume complet de
TArcheologie. 2 Bde. P. 1826. (Deutsch von Mor. Fritsch. Lpz. 1828.)
Nibby Elementi di Archeologia R. 1828 (meist Topographic). R. RoclictU-
Gours d'Archeologie. P. 1828 (zwolf Vorlesungen). Fr. G. Peter sen All gem.
[93] Litteratur. 23
Einleitung in das Studium der Archaeol. Aus dem^Danischen ubersetzt
von Friedrichsen. Lpz. 1829. A. v. Steinbuchel Abriss der Alterthums-
kunde. Wien 1829 (auch Mythologie und eine geographische Miinzkunde),
nebst einem grossen antiquarischen Atlas. [A. W. Schlegel Lecons sur
Tliist. et la theorie des beaux arts trad, par Couturier, P. 1830.] Levezow
iiber arcbaeol. Kritik und Hermeneutik, Abhandl. in der Berliner Akad.
der Wiss. 1833, B. 1834. — Mit dies em Handbuche stehen in Verbindung
die: Denkmaler der alten Kunst von K. 0. Miiller und K. Oesterley (auch
mil franzosischem Texte), 1832 angefangen [seit Bd. II. Heft 2 fortges.
von Wieseler, Heft 3. 1846. Das Handbuch ist ins Franzosische uber-
setzt u. auch benutzt von L. Ross in seinem ' Ey%£iQi§iov tfis aQ%Ktoloyla$
rwv TE%va)v, Siavo/uy TtQcorr]. 'A&rjvrjGi 1841. 1. Abth. A. Bottigers Kl.
Schriften archaeol. u. antiq. Inhalts, gesammelt von Sillig. 3 Bde. 1837. 38.
Fr. Creuzers deutsche Schr. 2. Abth. Zur Archaeol. oder zur Gesch. u.
Erkl. der a. K. 1. 2. Tli. 1846. Th. 3. 1847. Heynes Akademische Vor-
lesungen (iber die Archaeol. der Kunst des Alterth. Braunschweig 1822
(meist Kunstmythologie enthaltend) hatten nicht noch spat herausgegeben
werden sollenj.
Geschichte der Kunst im Altertlmm.
Die Griechen.
Erste Periode, bis gegen Olympias 50. (580 v. Chr.)
1. Allgemeine Bedingungen und Hauptziige der
Kunstentwickelung.
40. Die Griechen sind unter alien Zweigen des Indo-
Germanischen Stammes derjenige, in welchem sich sinnliches
und geistiges, innerliches und ausserliches Leben in dem schon-
sten Gleichgewicht befand; daher sie von Anfang zur selbstan-
digen Ausbildung 'von Kunstformen recht eigentlich bestimmt
gewesen zu sein scheinen ; wiewohl es einer langen Entwicke-
lung und vieler giinstigen Umstande bedurfte, ehe dieser
Kunstsinn; der in der Mythologie und Poesie sich so fruh-
zeitig regie, auch auf die ausseren Stoffe iibertragen, und zur
bildenden Kunst werden konnte.
41. Dies Volk wohnte seit uralter Zeit in dem eigent-
lichen Griechenland , in Unteritalien , auch theilweise an der
Kiiste Kleinasiens , als eine ansassige , ackerbauende , feste
Wohnsitze mit Heiligthumern und Burgen (noteig) grundende
Nation. Diese Grundungen gehoren grosstentheils dem Ur-
stamme der Pelasger an.
, Name mehrerer Pelasgischen Lander; AUQIGGK (auch Accact
nach Hesych, von Aag), Name von Burgen. FOQTVS in Kreta (TSL^IOBGOK
II. II, 646) heisst auch Larissa und KQr^ivLu. Die Burg von Mykenae
gegen 1000 Fuss, die von Tiryns 220 Ellen lang nach W. Gell.
1 42. Schon in der heroischen Zeit, welche auf der
Herrschaft von Hellenenstammen , vorzugsweise kriegerischer
Art, beruht, entfaltet sich in den Hausern der Anakten eine
[43, 44] Dorische uncl lonische Tempelbaukunst. 25
gewisse Pracht des Lebens ; welche zum Theil auf dem engen 2
Zusammenhange mit Kleinasien, und dadurch mit dem ferne-
ren Orient, beruht. Sie zeigt sich bei der Anlage ihrer 3
Wohnungen und der Arbeit ihrer Gerathe in einer nach dem
Glanzenden strebenden Tektonik und Architektonik (§. 22).
2. Die Stadt Sipylos (kyklopische Ruinen , Millin's Magas. ency-
clop. 1810. T. V. p. 349, R. Rochette Hist, de Tetabliss. des colon.
Grecques. T. IV. p. 384), der alte Sitz der Tantaliden. Die Herakliden
(eigentlich Sandoniden) von Lydien waren eine Assyrische Dynastie. Gold,
Silber, Elfenbein, Pontische Metalle (Alybe) kamen fruhzeitig nach Griechen-
land. Phoenicischer Handel. Das goldreiche Mykene und Orchomenos
Minycios (II. IX, 381. Minyas, Sohn des Ghryses).
43. Durch die sogenannte Riickkehr der Herakliden wer- l
den die Dorier, aus den Gebirgen Nordgriechenlands herab-
kommend, der rnachtigste Stamm in Griechenland , ein
Stamm, in dem der Hellenische Sinn fiir strenge Ordnung
und Ebenmaass am meisten ausgebildet erscheint, mit vorwal-
tender Neigung zu dem Ernsthaften, Wurdigen und Feierlichen.
Aus dieser Sinnesart geht, als eine Lauterung und Verede- 2
lung fruherer architektonischer Unternehmungen , die Dori-
sche Tempelbaukunst hervor, in volligem Einklange mit
dem Dorischen Staatsleben, der Dorischen Tonart, den Dori-
schen Festtanzen und Liedern. Erst gegen Ende der Periode 3
entfaltet sich neben ihr die reichere und frohlichere lonische,
welche eben so dem weicheren, beweglichern , und dem Ein-
flusse orientalischer Sitte und Kunst offener stehenden Sinne
des lonischen Stammes entspricht.
1. Die Dorische Wanderung 80 n. Troja, 328 vor 01. I. Die lonische
nach Asien 140, 268.
44. Dagegen erscheint in dieser ganzen Zeit die bildende I
Kunst nur beschaftigt, theils Gerathe zu schmiicken (daitidl-
AtM'), theils Idole fiir den Gultus zu fabriciren, wobei es
nicht darauf ankommt, die dem Kunstler vorschwebende Vor-
stellung von der Gottheit ausserlich darzustellen, sondern nur
eine herkommliche Figur von neuem herbeizuschaffen. So 2
bleibt fortwahrend die bildende Kunst einem auf Erfullung
ausserer Zwecke gerichteten, handwerksmassigen Thun und
26 Griechische Kunstgesch. Per. I. [45, 46]
Treiben untergeordnet ; imd cler eigentliche Geist der bilden-
3 den Kunst ist nur im Keime yorhanden. Der tief in dem
Griechischen Geiste wurzelnde Sinn fur das Bedeutungsvolle
und Schone der menschlichen Gestalt fmdet seine Befriedigung
in der Nahrung, welche ihm die orchestischen Kiinste (§. 20.
Anm.) gewahren. Die Zeichnung bleibt daher lange roh und
unformlich.
2. Architektonik.
1. 45. Als alteste Werke Griechischer Hande inussen die
Riesenmauern der Akropolen angesehen werden, welche
von der Nachwelt, die sie als Menschenwcrke nicht begreifen
2 konnte, in Argolis Kyklopen-Mauern genannt wurden,
aber ohne Zweifel zum grossten Theile von den ureinwoh-
nenden, hernach unterworfenen Pelasgern errichtet sind, da-
her sie sich auch in Arkadien und Epeiros, Hauptlandern der
Pelasger, zahlreich fmden.
1. TIQWS TSIXIOSGOK II. II, 559. InlitQflfivov Tsl%os Pherekydes
Schol. Od. XXI, 32. TIQVV&LOV -nUv%^v^a. Hesycb. T5. Kvulcontiu
Argolis bei Eurip. Orest 953. KvxIiajnsiK OVQUVLK rsi^r] Elektra 1167.
Kvultoittov &vtus/Mt Iph. Aul. 152. Kv^l<07tioc TIQO&VQO. JLvQVG&io$
Pindar Fr. inc. 151. KvitlcoitEiov TQO%QV Sophokles bei Hesych s. v.
xvx^ovs- Turres Cyclopes inven. Arist. bei Plin. VII, 57. Ueber deren
angebliche Herkunft (aus Kuretis, Thrake, Lykien): ad Apollod. II, 2, 1.
Hesch.
2. n^KGyi-Aov oder U^oiQyiy.bv T£i%og in Athen. [Gottling im
•Rhein. Mus. f. Philologie 1843. IV. S. 321. 480. Ders. die Gallerien und
die Stoa von Tirynth Archaeol. Zeit. 1845. N. 26. Taf. 26. Exped. de la
Moree II. pi. 72.] In Argolis ("^pyog Ue^Koyov) zehn Kyklopische Ruinen.
Ueber das Alter und die Befestigung Lykosura's in Arkadien Pausan. VIII, 38.
Dodwell II. p. 395. W. Gell Stadtemauern Tf. 11. Von den sehr zabl-
reichen Epeirotischen Mauern (Ephyra) Pouqueville Aroyage dans la Grece
T. I. p. 464 ff. und sonst, Hughes Travels II. p. 313.
1 46. Die ungeheuern, unregelmassig und vieleckig geform-
ten und durch kein ausseres Mittel verbundenen Blocke dieser
Mauern sind nach der altesten und rohesten Weise ganz un-
behauen («(?;>of/), die Liicken mit kleinen Steinen ausgefullt
(in Tiryns); nach der vervollkommnetern dagegen mit Ge-
[-1-6] Architektonik ; Kyklopische. 27
schick behauen und mit grosser Genauigkeit in einander gefugt
(in Argos und zum Theil in Mykenae), woraus die aller-
unverwiistlichsten Mauern hervorgehen. Die Thore sind meist 2
pyramidalisch ; regelmassige Thurme konnten nicht mit Leich-
tigkeit angebracht werden. Dieser Bau geht durch allerlei 3
Mitt'elstufen in den Quaderbau iiber, der spater der herr-
schende ist, obwohl nicht zu laugnen, dass polygone Blocke
zu alien Zeiten bin und wieder zu Unterbauen gebraucht
worden sind.
1. Bei der ersten, roheren Art ist das Brechen und Bewegen der
Steine mit Hebebaumen (uozlevsiv itsrpov? Eurip. Kykl. 241. vgl. Od. IX,
240) die Hauptsache. Die Kyklopen-Mauern von Mykenae dagegen sind
nach Euripides Ras. Herakl. 948 (Nonnus XLI , 269) mit Messschnur
und Steinaxt bearbeitet, cpolvttci KCCVOVL ncti TVKOIS rjQpoGfisvu. Die
Steine sind grosser als nfuzgiaZoi. Mauern von Tiryns zwischen 20 und
24 */2 Fuss dick.
2. An den Tlioren sind Pfosten und Oberschwelle meist einzelne
Blocke, die Steinthur war in der Mitte eingezapft. Von Thurmen kommt
ein eckiger als Schluss einer Mauer in Mykenae, ein halbrunder angeblich
in Sipylos vor. In den Mauern von Mykenae, Larissa, besonders in Tiryns
(auch in Italien) , fmden sich giebelformige Gange aus gegeneinander-
gestiitzten Blocken gebildet. [Gottling das Thor von Mykenae, N. Rhein.
Mus. I. S. 161. Der im Jahr 1842 aufgeraumte Thorweg von Mykenae
ist fiinf Schritt breit und verhaltnissmassig lang ; Fahrgleisen sind auf
den grossen Flatten des Bodens sichtbar.] Auch hat die Aufschichtung
der Steine ofter etwas Bogenartiges. Bei Nauplia gab es GmjlKiu nat tv
KVTOI? oly,o8o^r]Tol liapvQt.vd'oi, Kyklopeia genannt, Strab. VIII. p. 369.
373. Wahrscheinlich Steinbriiche, als Grabstatten benutzt.
Gyriacus von Ancona (1435) Inscriptions seu Epigr. Graeca et
Lat. reperta per Illyricum etc. Romae 1747 (Mspt. auf der Barber. Biblio-
thek). Winckelmann Anmerk. iiber die Baukunst. Th. I. S. 357. 535.
Petit-Radel im Magasin encyclop. 1804. T. V. p. 446. 1806. T. VI.
p. 168. 1807. T. V. p. 425. 1810. T. V. p. 340. (Streit mit Sickler, Mag.
enc. 1810. T. I. p. 242. T. III. p. 342. 1811. T. II. p. 49. 301) im Moni-
teur 1810. 2. Jun. 1812. no. 110, im Musee-Napoleon T. IV. p. 15, in
Voyage dans les principales villes de Tltalie. P. 1815 und den Ann. dell1
Ist. I. p. 345, vgl. Memoires de Tlnstitut Royal T. II. Glasse d'hist. p. 1,
bei Raoul-Rochette Hist, de Tetabl. des col. Gr. T. IV. p. 379 sqq. und
Notice sur les Nuraghes de la Sardaigne. Paris 1826. Rapport de la 3e
classe de Tlnstitut an 1809. Rapport fait a la Cl. des Beaux Arts 14.
Aout 1811. W. Gell Argolis. L. 1810. Probestiicke von Stadtemauern
28 Griechische Kunstgesch. Per. I. [47]
des alten Griechenlands. Miinchen 1831. Dodwell's Classical Tour. Dess.
Views and descr. of Cycl. or Pelasgic remains in Greece and Italy, with
constructions of a later period. L. 1834 f. 131 Tf. [Petit-Radel les murs
pelasg. de Fit. in den Memorie d. 1st. archeol. I. p. 53. Rech. sur les
mon. Cycl. et descr. de la coll. des modeles en relief composant la galerie
Pelasg. de la bibl. Mazarine par Petit-Radel, publiees d'apres les mss. de
1'auteur P. 1841. 8.] Squire in Walpole's Memoirs p. 315. Leake Morea.
T. II. p. 349. 368. I. p. 377 u. sonst. Hirt in Wolfs Analekten Bd. 1.
S. 153. Gesch. der Raukunst. Rd. 1. S. 195. Tf. 7. — Von den Italianischen
unten §. 166. Heiligkeit des Raues aus agyols At'frot? bei Altaren. Eben
so Moses Exod. 20, 25. Deuter. 27, 5.
1 47. Der grossartige Sinn, der in der Errichtung dieser
Mauern, welche meist nur Burgen, seltener ganze Stadte
2 schirmten, hervortritt, zeigte sich auch in der Anlage der meist
auf den Burgen gelegenen, ausgedehnten und geraumigen
3 Her renha user der Fursten heroischer Zeit [Paatteta bei
Pausanias]; er vereinte sich hier mit grossem Gefallen an
metallischen und glanzenden Zierathen, welches fur die Archi-
tektonik der heroischen Zeiten charakteristisch ist.
2. Homer's Schilderung des Odysseus-Palastes ist als allgemeines
poetisches Rild gewiss richtig. Vgl. Voss Homer Rd. IV. Taf. 1 , Hirt I.
S. 209. Tf. 7. "E0xo£, avKr] mit Altar des Zei>s 'E^xfTos, Saulengange,
gegen das Haus, TTQO&VQOV , grosses fisyaQov mit Saulenreihen,
oder verborgnere Zimmer. Das Oberhaus der Frauen, die vnsQaJci,
reichte nicht nach Art unsrer Stockwerfce iiber clen ganzen Unterstock.
Das Odysseus-Haus auf der Akropolis von Ithaka von Gell entdeckt (Ithaca
p. 50 f.), Goodisson fmdet indess merits wieder. Dabei viel isolirte Raue.
In Priamos Hause fiinfzig Q-cila^ot, >OLO M&oio der Sohne, gegeniiber
in der Aule zwolf rsysoi ftal. |. A. der Eidame nebeneinander. II. VI, 243,
[nicht weniger freie Dichtung, schon nach den mythischen Zahlen, als im
Palaste des Alkinoos.]
3. Tol$ 8' yv ^a'Axga (ilv TBV%£U, ^aAxaot 8s TK (Hxot Hesiod
E. 152. Xcdnov re GTsgonrjv naS Scofiarct r}%yevxvt %QVGQV r rjhs-
KTQOV TS KCll ClQyVQOV TjS' tticpCiVTOS. Od. IV, 82. XahxSOL fi£V
yctQ rol%oi iKri^uddT evfrct xort sv&ct is (tv%6v ^| ov8ov' neQi Ss
ftQiyuog Kvavoio. %QVGsiat Se &VQKI nvxivbv Sopor SVTOS SZQ-
yov ctQyvQsoi 8s GTCt^fiol sv ^aZxf'oo E'GTKGCCV ovdco, ceQyvQSOv
8' £<p' tins Q&VQIOV, %gvG&r} 8e xo^tov?/, im Feenpallast des Al-
[48J Architektonik; Thesauren. 29
kinoos, Od. VII, 86. tktcpKVTodsToi do^oi in Asien, Eurip. Iph. Aul. 583.
Vgl. §. 48. Anm. 2. 3. §. 49, 2.
48. Der merkwiirdigste Theil dieser fiirstlichen Anlagen 1
aus der heroischen Zeit sind die Thesauren, Dom-artige
Gebaude, welche zur Aufbewahrung kostbarer Waffenstiicke,
Becher und andrer Haus - und Erbgiiter (xsipijLa) be-
stimrnt gewesen zu sein scheinen. Aehnlich diesen meist unter- 2
irdischen Bauen waren die Ovdol mancher alten Tempel-
gebaude, kellerartige und sehr massive Anlagen, welche eben-
falls besonders zur Aufbewahrung von Kostbarkeiten dienten.
Entsprechende Formen hatten endlich nicht selten dieThalamoi, 3
verborgene Frauengemacher, und selbst die Gefangnisse jener
Vorzeit.
1. Thesauros des Minyas (Pans. IX, 38. Squire in Walpole's
Memoirs p. 336. Dodwell I. p. 227) aus weissem Marmor, 70 F. Durch-
messer. Views pi. 13. -- Des Atreus und seiner Sohne ?u Mykenae
(Paus. II, 16), von denen Lord Elgin einen geoffnet (s. Gell. Argolis t.
4_6. Squire p. 552. Dodwell II. p. 236. Views pi. 9. 10. Descr. de
Moree II. 66 ff. Pouqueville IV. p. 152, besonders Donaldson Antiq. of
Athens. Supplement, p. 25). Durchmesser und Hohe gegen 48 F. Von
drei andern sieht man Trummer daselbst. Leake Morea T. II. p. 382 ff.
Views pi. 11. [Vgl. §. 291 A. 5 u. hierzu Col. W. Mure fiber die konig-
lichen Grabmaler des heroischen Zeitalters im Rhein. Mus. 1838 VI. S. 240,
welcher das Verliess der Antigone bei Sophokles, ein pvrifiBlov KKraystov
nach Aristophanes von Byzanz im Inhalt, treffend vergleicht. Es wider-
spricht ihm Col. Leake Peloponnesiaca , a supplem. 1846. p. 258. Eine
grosse Bestatigung aber giebt ein Grab zu Caere, mit welchem auch Ganina
Cere ant. tv. 3 — 5. 9 das Mykenische zusammen abbildet, s. p. 94, auch
Em. Braun Bull. 1836. p. 57. 58. 1838. p. 173 und Abeken Bull. 1841
p. 41 und Mittelitalien S. 234.] — Des Hyrieus und Augeas, gebaut von
den Myniern Trophonios und Agamedes (Orchornenos S. 95. vgl. den
Kykliker Eugammon bei Proklos). — Thesauros (des Merielaos) von Gropius
unfern Amiklae gefunden [W. Mure" Tour in Greece II. p. 246, Grab des
Menelaos, der nach der Sage in Amyklae begraben war, oder des Amyklas,
der alten Amykaeischen Konige) ; Spur bei Pharsalos. Autolykos, Daedalions
(des Kunstreichen) Sohn, n^elarcc v.lsmfov sftrjaavQi&v, Pherekyd. Fragm.
18. St. Od. XIX, 410.
2. Ovdos , Fundament, Sockel, daher Schwelle, aber auch unter-
irdischer Behalter; der laivoz ovdos zu Delphi war ein Thesauros,
II. IX, 404, den die Minyeischen Baumeister aus kyklopischen Fels-
30 Gnechische Kunstgescb. Per. I. [49]
massen errichtet haben sollten (Hymn, auf Ap. Pyth. 115. Steph. B. s. v.
JsJicpoi). [Dass diess unrichtig sei, ist von anclern und von L. Ross '-Ey^f t-
giSiov §.67, 2 errinnert warden.] Audi der ^aAxsog ovSog von Kolonos
bei Sophokles wird als Ausmauerung eines Abgrunds gedacht (vgl. II.
VIII, 15. Theogon. 811) 86(1010 TQtts advTot mit Schatzen, H. in Merc. 247.
Der vtyoQocpog d-dlapos, in der Tiefe gelegen und mit allerlei Gfitern
gefullt, bei Odysseus, Menelaos, Priamos (Od. II, 337. XV, 98. XXI, 8. II.
VI, 288) , ist auch eine Art Thesauros. Einen Schatzbehalter in Ilion er-
kannte man nach Eurip. Hekabe 1010 an einem schwarzen Stein fiber
der Erde. Unterirdische Behalter von Frfichten und andern Dingen waren
fast uberall gewohnlich wie die as igoi ffir Getreide in Thrake, Philo, Mathem.
vett. p. 88, die favissae in Italien, die Aaxxot ffir Frfichte, Wein, Oel in
Athen, die Germanischen Keller, Tacit. Germ. 16. Phryger und Armenier
wohnen auch unterirdisch (Vitruv If, 1, 5. vgl. Schol. Nikand. Alexiph. 7.
Xenoph. Anab. IV, 5, 25 u. A.)
3. Hierher gehoren der pyramidale Thalamos der Kassamlra (Ly-
kophr. 350), der eh erne der Danae, der der Alkmene, der Proetiden Paus.
b%vgol nciQ&svcovss Eurip. Iph. Aul. 738. [Die Pyramide ohnweit des
Erasinos u. Lernae abgebildet von Mure Tour in Greece »II. p. 195, als
Denkmal des heroischen Zeitalters, gleich einer andern in Argolis bei Gell
p. 102 und der von Pausanias II, 36 erwahnten. Vgl. L. Ross Reisen im
Peloponnes S. 142. Stackelberg La Grece P. 1829. Titelvignette, vgl.
§. 294 A. 6.] — Als eine Art von Gebauden wird auch das eherne Fass
der Aloiden (II. V, 387) und des Eurystheus. (Apollod. II, 5, 1) gedacht.
[Welcker Kl. Schriften Bd. II. S. GXV.] Als Gefangniss dient auch spater
in Messene (Liv. XXXIX, 50. Plut. Philopoemen 19) ein thesaurus publicus
sub terra, saxo quadrate septus. Saxum ingens, quo operitur, machina
superimpositum est.
1 49. Das Mykenaeische Schatzhaus, das am besten
erhaltene Muster dieser so weit verbreiteten und oft ange-
wandten Gattung von Bauwerken, ist aus horizontalen , all-
mahlig zusammentretenden , in einem Schlussstein (anpovta
rov navTOi;) sich vereinigenden Steinlagen errichtet und mit
2 einer pyramidalen, kunstreich iiberdeckten Pforte versehen ; es
war inwendig wahrscheinlich, wie manche ahnliche Gebaude,
mit Erzplatten bekleidet, wovon [in horizontalen Reihen die
Locher der] Nagel noch sichtbar sind, aber an der Fronte
mit Halbsaulen und Tafeln aus rothem, griinem, weissem
Marmor, welche in einem ganz eigenthumlichen Styl gear-
beitet und mit Spiralen und Zikzaks verziert sind, auf das
reichste decorirt.
[50] Tempelanlagen; Grabmaler u. s w. 31
1. Die Pforte 18 F. hoch, unten 11 F. breit, die Oberschwelle ein
Stein, 27 F. lang, 16 breit (22 und 20 nach Haller bei Pouquev.). Ueber
die Keile zwischen den einzelnen Steinen einer Lage Cockerell bei Leake
Morea II. p. 373. Donaldson pi. 2.
2. Ueber die Fragments der Bekleidung, woven zwei Tafeln im Brit.
Museum s'nd, Wiener Jahrbiicher XXXVI. S. 186. Donaldson pi. 4. 5.
[Diese in der Nahe, ungewiss in welcher, gefundnen Stiicke werden von
Andern an den Wanden des Thfirwegs angebracht. W. Mure Tour in Greece
II. p. 167. Stackelberg La Grece setzt sie an das Portal. Drei Bruchstiicke
dieser Ornamente auch in Miinchen in den Vereinigten Sammlungen.]
50. In clerselben kraftvollen Weise haben sich die alten
Griechen der mythischen Vorzeit, ohne Zweifel auch friihzeitig
in Tempelanlagen (1), Grabmalern (2), auch Seeabziigen
und Ganalen (3), selbst Hafenbauen (4) versucht.
1. Vom Delphischen Tern pel erzahlen Paus. u. A. viele Sagen, der
eherne ist wahrscheinlich einerlei mit dern ovdoe (§. 48, 2). [Der kleine
Tempel auf der Spitze des Ocha fiber Karystos §. 53 A. 2 gehort hierher.]
2. Die Grabmaler der heroischen Zeit batten meist die Form
conischer Hiigel (tumuli, nohavai). Phrygische (Athen. XIV. p. 625),
Amazonen-Graber (Plut. Theseus 26). Alte Grabhiigel, Stieglitz Beitr. S. 17.
[Lelegien , Grabhiigel so wie Bergfesten , der Leleger in Karien und um
Milet, bei Strabo.] Griechenland ist noch voll solcher Grabhiigel. — Zu
den Grabmalern gehoren wahrscheinlich auch [Pyramiden §. 48 A. 3, und]
die Labyrinthe zu Nauplia (§. 46. Anm. 2), bei Knossos (ein Gmqlcdov
avTQwdes nach Etym. M.), auf Lemnos (mit 150 Saulen; exstant reliquiae,
Plin.), da Grabkammern in Felsen eine uralte Sitte dieses Volkes waren.
Steinbrfiche gaben Gelegenheit. Aafivgivftos ist acht griechisch und hangt
mit JiuvQu zusammen. Daedalos als Architekt in Kreta und den West-
landern §. 166.
3. Die unterirdischen Abziige des Kopaischen Sees (Katabothra),
die Schliinde (£sQS&Qa) von Stymphalos und Pheneos, wo auch ein Canal
des Herakles, scheinen von Menschenhanden wenigstens vervollkommnet
worden zu sein. [Vgl. §. 168 A. 3.]
4. Der %VTO<S li^r\v von Kyzikos ein Werk der Giganten (Encheiro-
gastoren) oder der Pelasger, Scholl. Apoll. I, 987.
32 Griechische Kunstgesch. Per. I. [51, 52]
51. Der Dorische Tempelbau dagegen hangt in
seinen Ursprungen deutlich mit der Einwanderung der Dorier
zusammen. In ihm kehren die schon mehr auf Glanz und
Reichthum gerichteten Bestrebungen der fruhern Zeit wieder
zur Einfachheit zuriick, und die Kunst gewinnt dadurch feste
Grundformen, die fur die weitere Entwickelung unschatzbar
war en.
Angeblich hatte Doros selbst das Heraeon bei Argos gebaut. Vitruv
IV, 1.
1 52. In dieser Bauweise ist Alles zweckmassig, in sich
ubereinstimmend, und eben dadurch edel und gross ; nur hat
2 der Steinbau manche Formen dem fruhern Holzbau abgeborgt,
der sich besonders im Gebalk lange erhielt. Aus dem Holz-
3 bau erklaren sich namlich die den Fries bildenden Triglyphen
(als Balkenkopfe) und Metopen (als Zwischenoffhungen) ; so
wie auch die Tropfen unter den Triglyphen und an den Die-
4 lenkopfen des Daches darauf bezogen werden. Die grosse
Starke der Saulen, und die starke Verjiingung, so wie die
enge Zusammenstellnng derselben, bezwecken Festigkeit und
Soliditat; mit der Starke dieser Stiitzen ist aber auch die
darauf ruhende Last im rechten Verhaltnisse, indem das Ge-
balke bei den altern Bauwerken von sehr bedeutender Hohe
5 (3/7 der Saulenhohe) und Schwere ist. Die weite Ausla-
dung des Capitals und der starke Vorsprung des Kranzleistens,
welcher die Bestimmung des Daches, sich schiitzend auszu-
breiten, deutlich ausspricht, zeigen das Streben nach entschie-
denem Gharakter der Formen ; noch sucht die Architektur nicht,
schroffe Uebergange durch Zwischenglieder zu mildern. Die
6 Verhaltnisse sind einfach, und die Gleichheit der Dimensionen,
die in den einzelnen Theilen ofter wahrgenommen wird, be-
friedigt das Auge; im Ganzen aber herrschen iiber die ver-
ticalen Linien der Saulen und Triglyphen, welche durch die
Canneluren noch mehr hervorgehoben werden, die grossen
horizontalen Hauptlinien des Architravs und Kranzes. Die
7 imposante Einfachheit der Hauptformen wird durch wenige
und kleine zierende Glieder (Einschnitte , Ringe, Tropfen,
Nagelkopfe nach neueren Architekten) angenehm unterbrochen.
8 Ueberall sind die Formen geometrischer Art, meist aus graden
(52] Architektonik; Dorische. 33
Linien gebildet; jedoch tritt in Farben, die das fruhere Alter-
thum Icbhaft und grell liebte, auch vegetabilischer Schmuck
hinzu.
**
2. Holzerner Tempel des Poseidon Hippios bei Mantinea, Paus. VIII.
10, 2. Metaponti templum Junonis vitigineis columnis stetit. Plin. XIV, 2.
OlvofiKov nlcov Paus. V, 20, 3. Eichene Saule im Heraeon, V, 16. — Die
einfachsten Tempel (077x04) der Vorzeit waren wohl eigentlich ho hie
Baume, in welche Bilder hineingestellt wurden, wie in Dodona (ycclsv
S' tv nvdptvi cprjyov, Hesiod. Schol. Sophokl. Trach. 1169. Fragm. 54.
Gottling.), in Ephesos (vrjbv TCQ^VG) svi itrsttris Dionys. Per. 829. vgl.
Kallim. auf Art. 237) , und die Artemis Kedreatis in Arkadien (Paus. VIII,
13). Artemis auf dem Baume (Caryatis) Relief, Annali d. I. I. tv. c. 1.
Die Saule entwickelt sich aus dem Baumstamm ; der vierkantige Stein ist
dazu viel unvortheilhafter; nur die unverletzten Kreise machen die Starke
aus. Klenze Aphorist. Bemerkungen S. 57 ff. ist gegen die Herleitung
des Dorischen Tempelbaues vom Holzbau. Aber das Gesims und die
Dielenkopfe weisen darauf hin. Also das Princip ist gesichert.
3. Eurip. Iphig. Taur. 113 (si'Gay TQiylvycov onot KSVOV) setzt
Balkenkopfe mit Zwischenoffnungen voraus. Eben so Orest 1366 nscpsvyu —
V.s8Q(OTCi 7TKGTKd(OV V7l£Q TSQfflVCf <da)QtKO(<S TS TQiyKv(pQV$. Holzei'Iie
Triglyphen sind auch Bakch. 1216 anzunehmen.
3_7. Vgl. §. 275-277. 282. 288. Das Verhaltniss 1 : 1 lasst sich
in der Saulenstellung und in den Theilen des Gebalkes nachweisen.
8. Hittorff de Tarchitecture polychrome chez les Grecs. Ann. d.
Ist. II. p. 263. vgl. §. 80. 274. Ueber die Bemalung der T. sind die
Untersuchungen des Herzogs von Luynes Metaponte P. 1833 f. (Annali
V. p. 292), nach gemalten Terracotta-Fragmenten , und die das ganze
Alterthum umfassenden Angaben von Semper: Vorlaufige Bemerkungen
fiber bemalte Architektur und Plastik bei den Alten 1834 (vgl. G. A.
S. 1389), zu beriicksichtigen. Kugler iiber die Polychromie der Gr. Archit.
und Sculptur und ihre Grenzen B. 1835 (sehr iibereinstimmend mit Gott.
Anz.). H. Hermann Bern, iiber die antiken Decorationsmalereien an den T.
zu Athen in All gem. Bauzeitung Wien 1836. N. 11. Einige Ornamente
zum Theil gemalt, gezeichnet in Athen 1835, das. 1837. N. 15. Bl. CXVIII.
Blaue Triglyphen, wohl erhalten, auf der Akropolis gefunden (Triglyphen
auch an den Propylaeen u. in Aegina blan), u. a. farbige Architekturstiicke,
Kunstbl. 1836. N. 16. Terracotten, Stirnziegel, Rinnleisten u. Gesimsstiicke
gemalt, das. N. 24 von Ross. Ders. iiber Lithochromie Kunstbl. 1837.
N. 15. vgl. Stackelberg Tf. 5. 6. [Auch die Schriftstelen, wenigstens alle,
die mit einem Aetom gekront waren, Ross Hall. A. L. Z. 1834. Intell.
O. Miiller's Archaeologie. 4. Aufl.
34 Griechische Kunstgesch. Per. I. [53]
S. 322.] Klenze Aphorist. Bern, auf einer Reise in Griechenland S. 548 ff.
[Gegen Uebertreibungen fiihrt Ulrichs Reisen in Griechenland S. 72 f.
viele Stellen der Alten an.]
9
\ 53. Der Grund zu einer reichern Ausbildung des Do-
rischen Tempelbaues wurde in dem durch Land- und See-
handel fruhzeitig bliihenden Korinth gelegt; von hier ging
die Ausschmiickung der Giebel durch Reliefs aus Thon (an
deren Stelle hernach Statuengruppen treten), so wie der
Stirnziegel durch bildliche Zierathen, spater auch die zierliche
2 Form der Felderdecken (yaTvajpaTa, lacunaria) , aus. Byzes
von Naxos erfindet um 01. 50 den kunstreichen Schnitt der
Marmorziegel.
1. Pindar 01. 13, 21 nebst Boeckh's Expl. p. 213 iiber den Adler
im dsTWfia. (Vgl. auch die Munze von Perge, Mionnet Descr. III. p. 463.)
Welcker Rhein. Mus. II. S. 482 gegen den Adler. — Ueber die Felderdecken
§. 283. In Bezug darauf fragt der Spartiat den Korinthier: Wachsen bei
euch die Holzer viereckig? Plut. Lyk. 13.
2. Von Byzes Pans. V, 10. Ueber die kunstliche Verbindung der
Ziegel vgl. Liv. XLII, 2.
Wichtige Monumente der Dorischen Gattung aus dieser Zeit
waren das Her aeon von Olympia (Hirt 1 . S. 228), angeblich acht Jahre
vor Oxylos gebaut (Paus. V, 16. vgl. Photios Lex. p. 194), und das
Epoche machende Heraeon von Samos, von Rhoekos und Theodores,
um 01. 40, angelegt. Vitruv VII. Praef. vgl. §. 80. Anm. 1. 3.
Ruin en. Der kleine Tempel auf Berg Ocha, aus grossen Blocken,
mit pyramidalischem Thor, ohne Saulen, Hawkins in Walpole's Travels.
[M. d. I. Ill, 37. Annali XIV. p. 5. ' Bull. 1842. p. 169. Rhein. Mus. II.
S. 481. Ein Hypaethron, im Dach aus von alien Seiten iiber einander ge-
schobenen grossen Steinplatten ein Einschnitt. E. Dodwell entdeckte in
Gyklopischen Anlagen Italiens mehr als ein Hieron, namentlich in Cigliano,
50 F. lang, aus wohlgeschnittnen unregelmassigen Polygonen, in Marcellina,
in Golle Malatiseolo, Universel P. 1829. N. 170. Andere spater im Lande
der Aequicoler Bull. 1831. p. 45 ff.] — Die Ruinen des Tempels (der Pallas
Ghalinitis?) zu Korinth, die monolithen Saulen aus Kalkstein, 7*/s moduli
hoch. Le Roy Mon. de la Grece P. I. p. 42. pi. 25. Stuart Antiq. of
Athens V. III. ch. 6. pi. 2. vgl. Leake Morea T. III. p. 245. 268. Descr.
de Moree III. pi. 77. 78. Ein Theil der Tempel in Selinunt scheint
noch dieser Periode anzugehoren, Thiersch Epochen S. 422 f.J — Der
[54] lonische Baukunst. 35
kleine Dorische Tempel der Nemesis zu Rhamnus wird hier besonders
der Mauern aus polygonen Blocken wegen erwahnt. Uned. Antiq. of
Attica, ch. 7.
54. Neben diese dorische Bauart tritt, nicht allmahlig 1
durch vermittelnde Uebergange, sondern gleich als wesentlich
verschieden, die lonische. Die Saulen haben hier von 2
Anfang an viel schlankere und sich weniger verjungende Schafte,
welche durch Basen emporgehoben werden. Die geschmiickte 3
und mit vorhangenden Theilen (den Voluten) versehene Form
der Capitale kann nicht bloss aus dem Nothwendigen und
Zweckmassigen abgeleitet werden. Das Gebalk behalt vom 4
Dorischen nur die allgemeinen Abtheilungen , aber giebt die
naheren Beziehungen auf den Holzbau auf ; es ist den schlan-
kern und welter gestellten Stiitzen gemass viel leichter, und
bietet weniger einfache Massen dar als das Dorische. Ueberall 5
herrschen mehr rundliche und gleichsam elastische Formen (wie
in den Basen und Polstern), mehr sanfte Uebergange (wie
zwischen Fries und Kranz), wodurch die Gattung eine heitere
Anmuth erhalt, ohne das Charakteristische der Formen zu
verlieren. Die Verzierungen einzelner Glieder fmden sich meist 6
in Persepolis wieder (§. 244, 6) [282 A. 5], und waren
vielleicht in Asien fruhzeitig weitverbreitet.
2. Die Saulen am Tempel von Ephesos waren 8 Diameter hoch,
Vitruv IV, 1. 2—4. S. §. 275-277.
3. Das lonische Capital ist ein verziertes Dorisches, fiber dessen
Echinus ein Aufsatz aus Voluten, Canal und Polstern gelegt ist, welcher
auf ahnliche Weise am obern Rande von Altaren, Cippen, Monumenten
vorkommt, und wohl aus angehangten Widderhornern hervorgegangen
ist. Vgl. Hesych. s. v. x^to? — (tSQos rt TOV KoQiv&iov xiovo$ (wahr-
scheinlich die Voluten daran). Da der Widder ein gewohnliches Todten-
opfer war, so stimmt dies mit der Ableitung der lonischen Ordnung aus
Grabsaulen, bei Stackelberg Apollot. S. 40 ff. R. Rochette M. I. I.
p. 141. 304, sehr iibertrieben von Carelli , Disst eseg. int. all' origine ed
al sistema della sacra Archit. presso i Greci. N. 1831. Voluten -Capital,
67tsiQOK£<pKlov Marm. Oxon. II, 48, 19. Daher vielleicht bei Plinius in
spiris columnarum auf die Voluten zu beziehen. Beispiel einer lonischen
Saule als Grabstele auf Attischen Vasen, M. Pourtales pi. 25. Voluten-
Altar z. B. Stackelberg Graber Taf. 18. Altionische Base verwandt der
Pelasgischen und Persischen. Kugler S. 26. [E. Guhl Versuch iiber das
lonische Capital, Berl. 1845 aus Crelles Journal fur die Baukunst.]
\
36 Griechische Kunstgesch. Per. I. [55, 56]
55. Die Anfange dieser Architektur liegen wahrscheinlich
schon in friihen Zeiten, da sie bereits an dem bald nach
Olymp. 33 gebauten Schatzhause des Sikyonischen Tyran-
nen Myron zu Olympia, ausserhalb loniens, gefunden wurde,
und sich gleich beim Beginn der folgenden Periode am Hei-
ligthum der Artemis von Ephesos in voller Herrlichkeit ent-
faltete.
In diesem Thesauros waren zwei Thalamoi, der eine Dorisch, der .
andere lonisch gebaut, und mil Erz wenigstens bekleidet, Paus. VI, 19, 1.
Als eins der merkwiirdigern Gebaude der Zeit verdient hier noch
Erwahmmg Theodores des Samiers kuppelformige Skias zu Sparta,
Paus. Ill, 12, 8. Etym. M.'s. v.
3. Die ttbrige Tektonik.
1 56. Schon die von Homer geschilderte Zeit legt grosses
Gewicht auf die zierliche und reiche Arbeit von Gerathen:
Sesseln, Bettstellen, Laden, Bechern, Kesseln, Waffenstiicken.
2 Was darunter die holzernen Gerathe anlangt: so wer-
den diese mit dem Beile aus dem Groben gehauen (rexrai-
VBIV , nsksxsiv) , dann sorgfaltiger mit feinern Instrumen-
ten bearbeitet (£&«>), und hierauf in vertiefte, eingebohrte
Stellen Schmuck aus Gold, Silber, Elfenbein, Bernstein
eingelegt (dtvovv t^^cLvn xai aQyvQW, d cud a).), fir}, [dwovv ist
drechseln, das Bunte entsteht durch aufgeheftete gedrechselte
Stiicke.]
2. S. die Beschreibung des Bettes des Odysseus, Od. XXIII, 195
(vgl. II. Ill, 391), des Sessels, den der ri^rtov Ikmalios der Penelope ge'-
macht, Od. XIX, 56, auch der xrjlbs xaA?y, SaiSctlsr) im Zelte des Achill,
II. XVI, 221, und der, welche Arete dem Odysseus giebt, Od. VIII, 424.
Tsxrcciveiv auch von Schiffen, fiber deren Arbeit Od. V, 244 zu vgl.;
der Troische TSKTGOV * A QfiovlSrjs ist darin ausgezeichnet (II. V, 60). zltvovv
bedeutet rundarbeiten, wie TOQVOVV, vgl. Schneider im Lex. s. v. roQevco.
Instrumente bei Homer: Trs'^gxvg, GKtnccQvov, a^lvrj, TSQ^TQK, TQVTCUVOV
mit Riemen Od. IX, 383. Eurip. Kykl. 460), crafty. — Elfenbein
[57, 58] Tektonik; Holzarbeiten. 37
kommt an Schliisseln, Ziigeln, Schwertscheiden (xo^sog
tteyctrros, Od. VIII, 404. vgl. nQiorov sleyavTOs Od. XVIII, 195.
XIX, 564) vor; so wie Elektron (Bernstein, Buttmann in den Schr. der
Berl. Akademie 1818. 19. Hist. Gl. S. 38) [Mythologus Bd. II. S. 337]
an Wanden und Gerathen. [Vgl. die Phonicische Kunst §. 239.]
57. Diese eingelegte Arbeit in Holz wurde auch noch 1
in nachhomerischer Zeit mit Vorliebe fortgesetzt, und anstatt
blosser Zierathen figurenreiche Compositionen an holzernen
Gerathen gebildet. So verziert war die Lade (P.agi'«£, 2
xvy&ri), welche die Kypseliden als Tyrannen des reichen
Korinthos nach Olympia geweiht hatten.
2. Dio Ghrysost. XI. p. 325. Reisk. cos UVTOS ecoQKxcbg efyv £v
v T w oitiG&oSo fiat TOV vedb TTJS"HQCCS V7t6(j,vr]^K rr,s
Ixeivrjg, sv rf] ^vlivrj KI@COTCO rfj uvciTS&EiGy vnb Kvtysllov.
Sie stand im Heraeon zu Olympia, war aus Gedernholz, von bedeutendem
Urnfange, wahrscheinlich elliptisch, da Pausanias keine verschiedenen
Seiten erwahnt, und kctQvaj- von Deukalion's und andern Schiffen ge-
braucht an eine solche Form zu denken gestattet. Die Figuren waren
theils aus dem Holze hervorgearbeitet, theils aus Gold und Elfenbein ein-
gelegt, in ftinf iibereinanderliegenden Streifen (gcopatff), die Paus. herum-
gehend, die erste, dritte und funfte von der Rechten zur Linken, die
zweite und vierte von der L. zur R. gehend beschreibt. Sie enthalten
Scenen aus den heroischen Mythen, zum Theil auf die Ahnen des Kypselos,
der aus Thessalien stammte, beziiglich. Vgl. §. 65, 3. Pausanias, welcher
die von dieser Lade erzahlten Fabeln glaubt, denkt sie sich um Olymp. 10
verfertigt, und den Eumelos als Urheber der Aufschriften: aber Herakles
hatte darauf schon seine gewQhnliche Tracht (Paus. V, 17 ex.), die er erst
nach 01. 30 erhielt, §. 77, 1. Ueber die Inschriften Volkel Archaeol.
Nachlass I. S. 158. — Heyne iiber den Kasten des Kypselos; eine Vor-
lesung 1770. Descrizione della cassa di Gipselo da Seb. Giampi. Pisa 1814.
Quatremere-de-Quincy Jup. Olymp. p. 124. Welcker's Zeitschrift fur Gesch.
und Ausleg. der Kunst. Th. 1. S. 270 ff. 536. Siebelis, Amalthea II. S. 257.
Thiersch Epochen. S. 169. (1829.) [0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 3. H. Brunn
im N. Rhein. Mus. V. S. 321. 335 ff.]
58. Von met a linen Gerathen, wie sie in hochster 1
Vollkommenheit Hephaestos, "der Vorstand aller Schmiede
(x«Ax«fe), verfertigt, riihmt Homer Kessel, Schalen, Drei-
fiisse, Becher, Panzer, Schilde, zum Theil als einheimische,
38 Griechische Kunstgesch. Per. I. [59]
2 zum Theil als auslandische Arbeiten. An diesen kommen
eine grosse Menge metallischer und andrer glanzender Stofife
vor, welche man auf eine effektvolle Weise zusammenzustellen
liebte.
1. Dreifiisse des Hephaestos, II. XVIII, 374 und sonst. Nestor's
Becher mit zwei BSden und vier Henkeln (ovara), an denen goldene
Tauben gebildet, Asklepiades neyl NsGroQiSoc;, Amalthea III. S. 25. Der
Kyprische Panzer (daran v.vavsoi dQctHovres IQIGGIV toixorss), der Schild
mit einem Gorgoneion, und die iibrige Rustung des Agamemnon, II. XI,
17 ff. Schild des Aeneas, II. XX, 270. Bin Aegyptischer Spinnkorb, Od. IV,
125. Sidonische Krateren, II. XXIII, 743. Od. IV, 616. [vgl. §. 240, 4.] Bin
und xQvooxoog Laerkes vergoldet die Homer der Stiere, Od. Ill, 425.
2. Metalle. Erz, auch Eisen (' ISaiot z/axrv^ot tvgov h
vanaig tosvra Gidygov, fg TTVQ r rjvsyy.av xca aginQSTtts Sgyov
Phoronis) , Gold , Silber , xac a/rcpo? (wahrscheinlich Zinn ,
plumbum album, Beckmann Gesch. der Erfindungen IV. S. 327 ff.), Blei,
xvorvog (ein metallischer Stoff von schwarzblauer Farbe), riravos (Gyps)
am Schilde des Herakles bei Hesiod. Vgl. Millin Mineralogie Homerique
(2 ed. 1816) p. 65 seq. Kopke Kriegswesen der Griechen im heroischen
Zeitalter S. 39. Ueber die Instrumente fatpnv (KKfio&srov) , QUIGT^Q,
GcpvQK, TtvQayQct, die cpvGKi (uv.QocpvGiov), %6avct Millin p. 85. Glarac
Musee de Sculpt. I. p. 6 seq.
1 59. An einem dieser Kunstw.erke, dem Hephaestischen
Schilde des Achilleus, schildert Homer auch grosse Composi-
tionen aus zahlreichen Figuren : aber grade die grosse Ftille
und Ausdehnung dieser Darstellungen und die geringe Riick-
sicht , welche dabei auf das wirklich Darstellbare genommen
wird, entfernen den Gedanken an menschliche Arbeiten von
ahnlichem Umfang, wenn man auch wohl zugeben muss, dass
im Kleinen Figuren auf Metallplatten anzubringen nichts
2 Unerhortes war. Man kann dabei nicht anders verfahren
sein, als dass man das erweichte und zu Flatten geschlagene
Metall mit scharfen Instrumenten zuschnitt, und mit Nageln,
Stiften u. dgl. auf den Grund befestigte.
1. Am Schilde des Achilleus haben Restaurationsversuche angestellt
friiher Boivin u. Gaylus, neuerlich Quatermere-de-Quincy Jupiter Olymp.
p. 64. Mem. de 1'lnstitut royal. T. IV. p. 102, [Recueil de Dissert. 1817]
[60] Metallgerathe. 39
und Flaxmann fur erne neue Silberarbeit. Vgl. Welckei1 Zeitschr. I. S. 553
ad Philostr. p. 631. [Nauwerk der Schild des Ach. in neun Darstell. Berlin
1840. Programme iiber dens, von U. Lucas, Emmerich 1842, Marx in
Coesfeld 1843. Clemens in Bonn 1844. Vgl. H. Brunn im N. Rhein M.
V. S. 340. Ueber den Hesiod. Schild K. Lehrs in Jahns Jahrb. 1840.
S. 269 ff.]
2. Ueber das Schmelzen des Metalls II. XVIII, 468. Hes. Theog.
862. vgl. Schneider s. V. %odvr]. Gusswerke aber sind spater, so wie die
Kunst des Lothens. Alle alteren Werke sind mit dem Hammer getrieben
(ayvQijlccTu) u. die Zusammenfiigung geschieht durch mechanische
Mittel, dsepoi (II. XVIII, 379) jjlot (II. XI, 634), nsqovcci, KSVTQU (Paus. X,
16, 1). Aeschylos Sieben 525 ff. tv ^orAx^Zarco oaxft — Scpiyy cofioarov
7tQosn£[jr]%<xv£[i£vr]v ybficpois — ^ci^ntQov SKKQOVGTOV Ssfias. Das Befestigen
von Metallzierathen auf einen Grund (z. B. auch das Verzieren von Sceptern
mit goldnen Nageln) ist die i^naiGxLKr] TE%VIJ. S. Lobeck zu Soph.
Aias V, 846. S. 357. Athenaeus XII. p. 543 f. Gxtncovi %QVGKS
60. Sehr vervollkommnet wurde nach den Homer ischen
Zeiten die Arbeit an Gefassen durch zwei grosse Erfindungen,
erstens die des Gusses in Formen, welche einem Sami-
schen Meister Rhoekos, Phileas Sohn, und seinem Sohne
Theodores zugeschrieben wird, [nicht nachweislich bei den
Phoeniciern, §. 240, 3], und ohne Zweifel auch bei der Ver-
fertigung von Krateren und andern Gefassen, in denen diese
Kunstler sich auszeichneten, ihnen grossen Vorschub leistete.
Die Geschichte der alten Samischen Kiinstler-Schule ist sehr
schwierig, auch nach Thiersch Epochen S. 181 (der zwei Theodores und
zwei Telekles unterscheidet) , Hirt Amalth. I. S. 266 (der beide Unter-
scheidungen verwirft), Meyer Kunstgesch. Anm. S. 26, Sillig im Gat.
Art. s. vv. Rhoecus, Telecles, Theodorus, Panofka Sam. p. 51, mit dem
das Folgende am besten stimmt. Hierin vereinigen sich die Zeugnisse:
Herod. I, 51. Ill, 41. 60. Diodor I, 98. Vitruv Praef. VII. Plin. VII, 57.
XXXIV, 8, 19, 22. XXXV, 12, 43. XXXVI, 13, 19, 3. Paus. Ill, 12, 8. VIII,
14, 5. X, 38, 3. Amyntas bei Athen. XII, 514 F. Diogen. L. II, 8, 19;
nur dass, mit Einigen bei Plinius den Rhoekos und Theodoros lange vor
Ol. 30 zu setzen, die Geschichte des Ephesischen Tempels. §. 80 A. 1,
nicht duldet. Die moglichste Dehnung der Genealogie ist diese:
Olymp. 35. Rhoekos, Phileas Sohn, der erste Architekt des un-
geheuern Heraeons (Samos also schon sehr reich und machtig; es erhielt
40
Griechische Kunstgesch. Per. I.
[61]
01. 18 die ersten Trieren; seine Macht scheint besonders um 01. 30 zuzu-
nehmen), am Lemnischen Labyrinth thatig. Erfindet den Erzguss.
Telekles arbeitet
mit dem Bruder
zusammen.
01. 45. Theodores am Heraeon
thatig, so wie beim Labyrinth.
Erbauer der Skias, legt die
Fundamente des Ephesischen
Artemision. Erfindet angeb-
lich normam, libellam, tor-
num, clavem. Giesst Statuen
aus Eisen.
01. 55. Theodores, nicht mehr Architekt,
bloss Metallarbeiter, arbeitet fur Kroesos
(zwischen 55 u. 58) einen grossen silbernen
Krater, fasst den Ring des Polykrates, und
macht einen goldenen Krater, den man
im Palast der Perser-Konige sah.
Wahrscheinlich gehorte zu den Werken dieser Schule schon der eherne
Kessel, welchen die von Tartessos heimkehrenden Samier (um 01. 37) ins
Heraeon weihten, mit Greifenkopfen in Hautrelief am Rande, und drei
knieenden, 7 Ellen hohen Figuren als Fiissen. Herod. IV, 152.
61. Zweitens durch die Kunst des Lot hens (der xo?.-
lr\oi$, ferruminatio) , d. h. einer chemischen Verbindung von
Metallen, in der Glaukos von Chios, ein Zeitgenoss des
Halyattes (40 , 4—55, 1), und wahrscheinlich Zogling der
Samischen Erzgiesser, sich Ruhm erwarb, und seine Kunst
ebenfalls durch kiinstliche Gerathe, besonders den Untersatz
eines Kraters zu Delphi, bewahrte.
Von Chios nach Herod., Paus. u. A., von Samos nach Steph. Byz.
s. v. Al%u\.7i. S. Sillig s. v. Glaucus, nebst den Scholien zu Platon
Phaed. p. 108, 18. Bekk. und Heindorf p. 225. Besonders wird die
x 6 ^Krj a i s 6 L 8 77 Q ov als seine ausschliessliche Erfindung genannt ;
class es L5thung ist, lasst sich nach Paus. X, 16, 1 sehr deutlicher Be-
schreibung des vnoHQTjTrjQidiov nicht bezweifeln. Zugleich wurde aber
Glaucos auch wegen der Kunst, das Eisen zu harten und zu erweichen
(GiSriQov GTOIKQGIS xat /ia^,o:|tg), bewundert (Plutarch de def. or. 47).
Vgl. Ramshorn de statuar. in Graecia multitud. p. 19 sqq. Ueber die Art
des Lothens Fea zu Winckelm. Th. V. S. 429. Dresden. '
G. I. I. p. 236.
[62, 63J Topferarbeit. 41
62. Ein drittes Handwerk, welches wegen der unschein-
baren Gerathe, die es, fur sich genommen, liefert, weniger
erwahnt wird, als es seines Zusammenhanges wegen mit der
plastischen Kunst verdiente, ist die Topferkunst, x*(m-
ju«imx?j. Sie bliiht als ein sehr ansehnliches Gewerk be-
sonders zu Korinth, Aegina, Samos und Athen, wo die
Topfer seit alten Zeiten einen bedeutenden Theil der Bevol-
kerung ausmachten.
Homer beschreibt II. XVIII, 600 die Topferscheibe, das niedliche
Gedieht Kafuvog ij Ksgafiis den Ofen, den Athena beschiitzt, aber viele
feindliche Damonen bedrohen. TQO%OS von Talos. Das Handwerk wird
zeitig in Korinth ausgebildet (Hyperbios, Dibutades, s. Boeckh ad. Find.
01. XIIIr 27); auf Aegina (Aeginet. p. 79, auch Pollux VII, 197. Hesych
u. Phot. s. v. 'ff%<b TttTQttiu}', in Samos (Samia terra, vasa, Panofka
Sam. p. 16); in Athen (Kerameikos Stadtquartier und Vorstadt; Athena,
Hephaestos und Prometheus Vorsteher des Gewerks; Koroebos sollte die
ersten Topfer werkstatten, Hyperbios und Euryalbs (Agrolas bei Paus.) nach
Plin. die ersten Backstein-Mauern errichtet haben; die Erde der Kolias
war ein treffliches Material; Oelkriige Preise an den Panathenaeen, daher
die Amphora auf Miinzen; Topfmarkt besonders am Feste des Weinfullens,
iv TOIS Xovoi; Phoenikier fiihrten nach Skylax p. 54, Huds. Attische Ge-
schirre bis nach Kerne. Vgl. Valkenaer ad Herod. V, 88 u. Wien. Jahrb.
XXXVIII. p. 272).
63. So wie die Topfer in diesen Werkstatten ihr Ma- 1
terial, welches die Natur trefflich darbot, zu verfeinern und
ihm durch Mischungen, besonders mit Rothel-Erde, mehr
Reiz zu geben suchten: so fmden sich auch schon an den alte-.2
sten Gefassen Griechischer Werkstatten zierliche Formen, und
in Henkeln, Griffen und andern aus freier Hand zugefugten
Theilen tritt die Kunstfertigkeit des Plasten im ursprunglich-
sten Sinne hervor.
Ueber den feinen mit Sand gemischten Thon, der sich in Griechenland
findet, Due de Luynes de la poterie antique. Ann. d. Inst. T. IV. p. 138.
Dibutadis inventum est, rubricam addere, aut ex rubrica cretam fmgere,
[Cod. Bamberg und Isidor XX, 4, 3 ex rubra creta] Plin. Die Erde von
Kolias mischte sich trefflich mit /cuUos, Suidas s. v. Kcolmdo?
42 Griechische Kunstgesch. Per. I. [64]
4. Bildende Kunst.
1 64. Die Homerischen Gedichte und die auf anderm
Wege uns zugekommenen mythischenNachrichten stimmendarin
uberein, dass das fruhere Griechenland ausser Gotterbildern
2 keine Bildsaulen kannte. Und wenn auch zum Schmuck von
Gerathen dienende oder an Baudenkmalern angebrachte Bild-
werke schon friihzeitig vorkommen : so scheint ein rundes, fur
sich stehendes Bild, welches kein Tempelidol war, in Grie-
chenland lange Zeit etwas Unerhortes gewesen zu sein.
1. Die goldenen Dienerinnen des Hephaestos, die goldnen Fackeltrager
und goldnen und silbernen Hunde, die Hephaestos dem Alkinoos zu Wach-
tern des Hauses gegeben, deuten schwerlich auf etwas Wirkliches. [Ein
goldner Hund im Temenos des Zeus in Kreta, Anton. Lib. 36, Nacliahmung
der wirklichen Bewachung der Pforten der Tempel z. B. auf dem Eryx,
auf dem Capitol; die goldnen Lychnuchen ahmen die wirklichen Odyss.
VII, 91 nach, die einfachste Erfindung fiir Gandelaber, die sich wiederholt
in Engeln als Fackelhaltern, von einem Zeitgenossen des Lor. Ghiberti (Bois-
sere Gesch. des Doms zu Coin S. 13) und angeblich des Michel Angelo,
einem sehr schonen Werke in einer Kirche zu Florenz. Nach derselberi
Idee ist der Gandelaber sehr alten Styls aus Vulci, Gab. Pourtales pi. 40,
p. 112.] Die Stelle der II. XVIII, 590 ist mit einigen alten Erklarern so
zu verstehn: dass Hephaestos einen Tanzplatz, eine Orchestra, an dem
Schilde bildet, jenem ahnlich, den Daedalos in Knossos fiir die Ariadne
eingerichtet (die nach Kretischer Sitte mit Junglingen tanzt). Dies ist die
Grundbedeutung von %OQOS, vgl. II. Ill, 394. Od. VIII, 260, nebst Bust.,
ihre Festhaltung entfernt alle Schwierigkeiten. Die spatern Kreter ver-
standen die Stelle freilich anders, Paus. IX, 40; auch d. j. Philostr. 10
[Die alte Vase des Klitias in Florenz (Bullett. 1845. N. 7) stellt den Chor
des Daedalos in sieben Paaren dar, gewiss nach dem Sinn des Dichters,
s. Rhein. Mus. II. S. 484].
2. Ein sehr merkwiirdiges architektonisches Bildwerk sind die Ky-
klopischen Lowen auf dem Thor von Mykenae aus griinem Marmor,
Dodwell II. p. 239 (vgl. die Sage von den Mauern von Sardis Herod. I, 84)
in einem zwar rohen, aber natiirlich einfachen Styl. Paus. II, 16. 4. W. Gell
Argol. pi. 8—10. D. A. K. Tf. 1, 1. Specimens II, 3. Descr. de la Moree
II, 60. Aehnlich die Aegyptischen , Klense Aphorist. Bern. S. 536. Eher
nach Persien, Phoenikien und Lydien hinweisend. [Der griine Marmor ist
nur der Aegyptischen Hypothese zu Liebe angenommen, sehr kecklich,
denn der Stein ist derselbe, der ganz in der Nahe gebrochen wurde, nur
ausgesucht. Uebrigens s. auch Goettling das Thor von Mykenae im N.
[65] Bildende Kunst. 43
Rhein. Mus. I. S. 161. W. Mure Tour in Grece II. p. 167 ff. Annali d. I.
archeol. XVII. p. 168. Merkwurdig genug 1st auch die ain Sipylos, zwei
Stunden von Magnesia, in vertieftem Grand aus dem Felsen in Hochrelief
ausgehauene Figur, die schon Ghishull als Niobe erkannte und als solche
Steuart Tf. I. (§. 341* A. 3) bekannt gemacht hat. Auch Mac Farlan
Constantinople in 1828 L. 1829 gab eine schattenartige Zeichnung p. 317,
dachte aber an Gybele, was ein Irrthum ist, s. Bull. 1843, p. 65. Pausanias
besuchte diese Niobe I, 21, 5 und gedenkt VIII, 2, 3 der Sage, dass sie
im Sommer weine, welche schon die Ilias kennt XXIV, 615. Von der
nicht ganz perpendicularen Felsenwand rinnt von einem grossen Einschnitt
fiber der Figur Wasser herab. Sie ist iibrigens sitzend, hat die Hande
fiber einander geschlagen und den Kopf ein wenig auf die Seite geneigt,
beides passend zum Ausdruck der Trauer. Hr. Steuart bestatigte mfind-
lich, was Pausanias andeutet, dass man in der Nahe, wenn man hinauf
gestiegen ist, keinen Meisel erkennt, wahrend man von unten, wie Mac
Farlan angiebt, aus betrachtlicher Entfernung, bei einer Hohe von etwa
200 F. das Bild, das die dreifache naturliche Grosse haben soil, deutlich
erblickt.] Der Geschmack an Thierfiguren, auch monstrosen, zur Ver-
zierung zeigt sich sehr fruh in den verschiedensten Arten von Kunstwerken.
Vgl. §. 75, 2. 434, 1.
65. Abgesehen von den aussern, in dem Mangel der 1
Technik liegenden Umstanden, welche der Entwickelung der
bildenden Kunst grosse Hindernisse in den Weg legten , war
es der ganze Charakter. der Phantasie, insofern sie sich mil
dem Leben der Gotter und Heroen beschaftigte , welcher in
jener Zeit bei den Griechen die Ausbildung der Plastik noch
zuruckhielt. Die Phantasie der Griechen, wie sie in der epi- 2
schen Poesie hervortritt, ist noch zu sehr mit der Ausmalung
des Wunderbaren und Uebergewaltigen beschaftigt, die Vor-
stellungen von den Gottern haben noch zu wenig sinnliche
Bestimmtheit erlangt, als dass die Poesie nicht weit besser
zu ihrer Darstellung sich geeignet haben sollte als die Plastik.
In der bildenden Kunst dieser Zeit nehmen grelle Darstellun- 3
gen von Schreckgestalten (wie das Gorgoneion) einen bedeu-
tenden Platz ein ; durch solche vermochte die noch rohe Kunst
zuerst Interesse zu erregen.
2. Allerdings ist schon bei Homer das plastische, feste Gestalten
bildende, Talent nicht zu verkennen, aber es bildet sich erst durch die
epische Poesie allmahlig aus. — Die Gestalten der Gotter sind gigantisch ;
ihre Erscheinungen nicht selten geisterhaft, die Formen, in denen sie er-
scheinen, lassen sich oft wenig bestimmt denken. Die Beiworter sind
44 Griechische Kunstgesch. Per. I. [66]
meist weniger plastisch als bedeutungsvoll. Bei der rjSQocpotTig '
bei den im Winde dahinfahrenden Harpyien darf man sich nicht spatere
Kunstgestalten vorstellen. Auch die Thaten der Heroen sind oft unplastisch,
die des Achilleus am meisten. Homer hat keine von Bildwerken entlehnten
Zfige, wie spatere Dichter.
Darin liegt wohl der Grund der auffallenden Erscheinung, warum
die schmuckenden Bildwerke am Schilde des Ac hill u. sonst bei Homer
nie mythische Gegenstande, sondern aus dem biirgerlichen und Landleben
genommene enthalten (was die iibersahen, die die beiden Stadte fur Eleusis
u. Athen erklarten), ausgenommen etwa die iiber das Volk vorragenden
ganz goldenen Figuren des Ares und der Athena (denn Eris, Kydoimos
haben sich in Menschen verwandelt). Der Schild des Herakles, wenn
auch zum Theil roher gedacht und phantastischer ausgeschmiickt, steht doch
in vielen Stiicken den wirklichen Kunstwerken,namentlich den altesten Vasen-
gemalden, so wie dem Kasten des Kypselos, weit naher, wie in dem Drachen-
bilde der Mitte, der Ker, der Kentaurenschlacht, Perseus und den Gorgonen,
den Ebern und Lowen. Die weitere Ausffihrung des fiber den Schild des
Herakles Gesagten habe ich in Zimmermanns Zeitschr. f. Alterthumswiss.
1834. N. 110 ff. gegeben. Vgl. §. 345** A. 5.
3. Die Gorgo-Maske schwebt schon Homer und Hesiod aus Bil-
dern vor, wie das Kyklopische Gorgoneion bei Argos (Paus. II, 20, 5)
war,dem manche Abbildung auf alten Miinzen, Vasen, Reliefs ziemlich
nahe stehen mag. S. Levezow fiber die Entwickelung des Gorgonen-Ideals.
B. 1833. S. 25 f. §. 397, 5, bestritten von Due de Luynes Ann. d. Inst.
VI. p. 311. Aehnlicher Art war das Graunbitd des Drachen (§QUKOVTOS
rpofios) auf dem Herakles-Schilde (Hesiod 144) und der lowenkopfige Phobos
des Agamemnon-Schildes auf dem Kasten des Kypselos (Paus. V, 19, 1.
vgl. II. XI, 37), auf dem fiberhaupt ein grelle Symbolik herrschte, wie in
der Lahmheit von Tod und Schlaf, der grausigen Ker (Paus. V, 19, 1,
vgl. mit Schild 156, 248), der seltsamen Artemis-Figur §. 363. Stirnziegel
mit Gorgonenmasken geschmfickt in Selinus u. a. Orten. Dibutades war
nach Plinius XXXIV, 12, 43 der Plastes, qui primus personas tegularum
extremis imbricibus imposuit, vgl. Hirts Gesch. der Baukunst I. S. 227.
L. Boss im Kunstblatt 1836. N. 57.
1 66. Was nun aber das Gotterbild betrifft, so macht
dies von Anfang an durchaus nicht den Anspruch, ein Bild
(eiKMv) des Gottes zu sein, sondern ist nur ein syrnbolisches
Zeichen (§. 32) seiner Gegenwart, wozu die Frommigkeit
alter Zeiten um so weniger Aeusseres bedarf, je mehr sie in-
nerlich yon dem Glauben an diese Gegenwart erfiillt ist:
daher nichts gewohnlicher , als rohe Steine , Steinpfeiler,
I
[66] Aelteste Idole. 45
Holzpfahle u. dgl. als Gnltusbilder aufgestellt zu finden.
Zum Gegenstande der Verehrung wird alles dies weniger 2
durch die Form als durch die Consecration (idgvatg). Wird 3
das Zeichen zur Ehre des Gottes kostbarer und zierlicher
ausgebildet, so heisst es ein aywA^a, wie auch Kessel,
Dreifusse und andere Zierden der Tempel.
1. 'Agyol I L ft 01 besonders bei grossen Naturgottern , Eros von
Thespiae, Chariten in Orchomenos. Paus. IX, 27. 1, 35, 1. vgl. VII, 22, 3.
"EQuaia Steinhaufen, durch welche man zugleich die Wege reinigt,
wobei die naive Frommigkeit der Vorzeit zwei Zwecke zugleich erfullt.
Eustath. zur Od. XVI, 471. Suidas "EQ^KLOV. E. Otto de diis vialibus.
c. 7. p. 112 sq. Mit Oel begossene Steine an den Dreiwegen, Theophrast.
Char. 16. vgl. Gasaub. Der Zsv? Kannm-eas in Lakonien, Paus. Ill, 22.
Jupiter lapis als Romischer Schwurgott.
Die dreissig Pfeiler zu Pharae als Bildsaulen eben so vieler Gotter
Paus. VII, 22, 3. Mehr von solchen Steinpfeilern Zoega de Obeliscis
p. 225 ff.
Im Tempel der Ghariten von Kyzikos war ein dreieckiger Pfeiler,
den Athena selbst als erstes Kunstwerk geschenkt, Jacobs Anthol. Pal. 1.
p. 297. n. 342. Boeckh Expl. Pind. p. 172.
Apollon Agyieus yn'cov y.ajvosidijs bei den Doriern, in Delphi
und Athen. Dorier I. p. 299. Kommt auf Miinzen von Ambrakia, und
Apollonia und Orikos in Illyrien vor. Millingen Ancient coins 1831. pi. 3.
19. 20. D. A. K. 1, 2. 'dyvisvs nach Manchen dem*Dionysos gehorig.
Harpokr. v. «ym«g. Artemis Patroa, Paus. II, 9, 6.
Die Stele auf dem Grabe, ein gearo? TTSTQOS, ist ein aycdfi' 'Ai'Sa,
Pind. N. X, 67. Das Tropaeon ein PQST&S Jibs Tgonutov, Eurip. Welcker
Sylloge Epigr. p. 3.
Lanzen als alte Gotterbildsaulen (Kaeneus, Parthenopaeos bei Ae-
schylos) Justin XLIII, 3. Agamemnon's Skeptron oder SOQV in Chae-
ronea verehrt, Paus. IX, 40, 6. So stellt der Dreizack den Poseidon
(Boettiger Amalth. II. S. 310), das HTjQvxflov den Hermes dar; solche
dyulficcTK muss jnan sich auf der KOLVO^CO^LK bei Aeschilos { Jxsr. 219
denken.
Die Hera zu Argos ein uLcov, Phoronis bei Klem. Strom. 1. p. 418,
zu Samos accvls (Kallimachos bei Euseb. Praep. Ev. Ill, 8), so wie die
Athena zu Lindos ein Islov e'dos, d. h. ein unbearbeiteter, glatter Balken.
Nach Tertullian Apolog. 16 die Pallas Attica u. Ceres Raria ein rudis palus.
Dionysos (neQimovios) zu Theben eine Saule mit Epheu umrankt, Klem.
Str. 1. p. 348. Sylb. Hermes-Phallus in Kyllene. Paus. VI, 26, 3. vgl.
46 Griechische Kunstgesch. Per. I. [67J
Artemidor I, 45. Reiff p. 257. Die Dioskuren in Sparta zwei Balken mit
zwei Querholzem (do-Hava), Plut de frat. am. 1. p. 36. Die Ikarische
Artemis ein lignum indolatum, Arnoh. adv. gentes VI, 11 u. s. w. Vgl.
unten Phoenikier §. 240.
2. Ueber das idQvso&tti (aufrichten, mit Wolle umwinden, salben,
dabei eine Oblation oder Opfer) Vandale de oraculis p. 624. Vgl. §. 68, 1.
83, 2. 422, 6.
3. Ueber ayal/ua Ruhnken ad Timaeum, 2 (Koch Obs. p. 1).
Siebelis Paus. T. 1. p. XL1. Rarker's Stephan. s. v.
67. Um das Zeichen in nahere Beziehung zur Gottheit
zu setzen, fiigt man einzelne besonders bezeichnende Theile
hinzu, Kopfe von charakteristicher Form, Arme welche die
Attribute halten, Phallen bei den erzeugenden Gottheiten.
Hierdurch entstand die Herme, welche sehr lange Zeit das
Hauptwerk der Sculptur in Stein blieb.
Die Pfeilerbildung (TSTQcxyoovo? tgyKGiu) der Hermen war vvohl,
wie der Hermesdienst, in Arkadien zu Hause (Paus. VIII, 31, 4. 39, 4. 48, 4.
TtEQlGGwg "/KQ dtf Tl TO) 6%r]tUCCTl TOVT(p (pKLVOVTCCL £LOl %<Xl()£lV ol '^pxatffg);
aber wurde zeitig von den verwandten Athenern cultivirt (Thuk. VI, 27),
von wo Pausan. (I, 24. IV 33) die viereckten Hermen ableitet. 'Ep.uo-
ykvcpsiK in Athen das Quartier der Steinarbeiter(;it#o£6<H Lukian's Traum7).
Der Kopf keilbartig (ocprjvoTKoycov , Artemidor II, 37); statt der Arme
(axco^ot, trunci) hochstens Vorspriinge zum Kranzaufhangen (D. A. K.
1, 3); der Phallus, darf nicht fehlen (den die 'EQpOKonldai nsQiSKOtyav,
vgl. besonders Aristoph. Lysistr. 1093; Plutarch an seni 28) ofter ein
Mantel umher (Paus. VIII, 39, 4. Diogen. L. V, 82). Sie stehen auf
den Strassen, an Kreuzwegen, daher mit mehreren Kopfen (z. R. der drei-
kopfige Hermes des Prokleides zu Ankyle, vori Aristoph. TQirpa^g genannt,
Philochoros p. 45. Siebelis; der vierkopfige von Telesarchides im Kera-
meikos, Bust, zur II. XXIV, 333. Hesych s. v. 'E^r/c), auch als Weg-
weiser, mit Stadienbezeichnung (zum C. I. n. 12. vgl. Anthol. Pal. T. II.
p. 702. Planud. II, 254). Vgl. Sluider Lectt. Aiidocid. c. 2. p. 32 sq.
Gurlitt Archaeol. Schriften S. 193, 214 unten §. 379, 2.
Eine ahnliche Darstellungsweise kam fruh beim Dionysos auf,
wie in dem Lesbischen 4iov. ^>K^rjv von Olivenholz (Paus. X, 19.
Euseb. Praep. Ev. V, 36. Lobeck Agl. p. 1086). Dionysos-Hermen §. 383,
3. D. A. K. 1 , 5. So bildete sich auch die Erzsaule des Amyklaeischen
A poll mit behelmtem Kopfe und bewaffneten Handen. Als Kopfbilder
sind noch die Tig ui-i Sinai &sai zu merken (Gerhard's Rildw. Pro-
dromus S. 64. 107). [Dionysos als Maskenkopf §. 345* 3. 383, 3, und
so andre Rakchische Damonen Zoega Rass. 16.]
[68] Schnitzbilder. 47
68. Die Holzschnitzer dagegen wagten zeitig, beson- i
ders bei Gottern, deren Attribute eine vollstandige Figur
zur Grundlage forderten, wie bei der Pallas, ganze Bilder
(%6ava) zu verfertigen. Solche Bilder galten noch spater als
die heiligsten; zahllose Wundersagen erklarten haufig nur
ihre Gestalt, z. B. die geziickte Lanze, die knieende Stellung,
die halbgeschlossenen Augen. Ihr Ansehen war oft, besonders 2
wegen Ueberladung mit Attributen, seltsam und lacherlich.
Die Fiisse wurden nach der einfachsten Weise nicht getrennt, 3
die Augen durch einen Strich bezeichnet; hernach gab man
ihnen eine schreitende Stellung mit wenig geoffneten Augen.
Die Hande liegen, wenn sie nichts tragen, am Leibe.
1. Soavov Siebelis Paus. T. I. p. XLII. "ESos, ein Tempelbild,
ein iSQVfievov (im engern Sinn ein sitzendes. C. I. I. p. 248. 905).
Welcker Sylioge p. 3. TO Trjg ' A&r]vciq i!do$ Isokr. de antid. 2, Pallas
Parthenos. 'E8o£otlv, Ruhnken ad Tim. p. 93. (Koch Obs. p. 16.)
Das Troische Palladion, ein Sunsrss nach Appollod. Ill, 12. 3.
(vgl. Diod. Frgm. n. 14. p. 640. Wess.), schwang in der R. die Lanze,
und hielt in der L. Rocken und Spindel. Doch dachte man sonst bei
Palladion nur an die Schild und Speer erhebende, mit der Aegis geschirrnte
Pallas, wie sie bei dem Raube des Diomedes, dem Frevel an Kassandra
und sonst (§. 415. D. A. K. 1, 5—7) immer vorkommt. Resonders alter-
thumlich auf der Vase bei R. Rochette M. I. pi. 60. Vgl. Millingen Anc.
Un. Hon. Ser. II. p. 13. Audi in Athen heisst nicht das Rild der Athena
Polias auf der Rurg, sondern nur das angeblich von Troja stammende
Rild im Suden der Stadt Palladion. S. Aeschylos Eumeniden, mit erl.
Abhandl. S. 155. Sitzende Athenabilder werden davon unterschieden;
ein solches war auch in Troja nach II. VI, 92. vgl. Strab. XIII. p. 601.
Eust. zur II. a. 0.
2. Vgl. die Sagen von der lacherlichen Figur der Delischen Leto
(Athen. XIV, 614) und dem von den Proetiden verspotteten Herabilde (Aku-
sil. bei Apollod. II, 2, 2), wahrscheinlich dem von Peirasos aus wildem
Rirnbaum geschnitzten (Thiersch Epochen S. 20). Von Daedalos Bildern
Paus. II, 4: uTOTteoTSQK fiev rr\v Qtyutr, STttnQSTifi de o^ra? rt xnri
3. ZWA/7 Cf/z^^xoTfv, avf^noSa der alten Rilder Apollod. a. 0.
Aeginet. p. 110; daher die dm^g^xoro: des Daedalos lebendig schienen.
Gedike zu Platon's Menon p. 76. Ruttmann. — Xeigs s nccQCiTEXK^vaL
Diod. I, 98. Ka&stusvai ncti rcdg TtlsvQKig xsnoMrjfjiSvai IV, 76. — Die
, die Daedalos offnet (Diod. IV, 76. Suidas s. v.
48 Griechische Kunstgesch. Per. I. [69J
TtoiruiKTK. Schol. zu Platon p. 367. Bekk.), werden oft durch Frevel er-
klart, die die Gottheit nicht habe sehen wollen, wie die Pallas zu Siris,
Lykophr. 988. Strab. VI. p. 264. vgl. Plut. Gamill 6.
69. Die Hauptsache aber war bei diesen Biidern, dass
sie Gelegenheit gaben, die Gottheit nach menschlicher Weise
vielfach zu bedienen und zu besorgen. Diese Holzbilder wer-
den gewaschen, gebohnt, angestrichen, gekleidet, frisirt; mit
Kranzen und Diademen, Halsketten und Ohrgehangen aus-
geschmiickt; sie haben ihre Garderobe und Toilette, und in
ihrem ganzen Wesen entschieden mehr Aehnlichkeit mit Pup-
pen (manequins) , als mit den Werken der ausgebildeten
plastischen Kunst.
Die Sitte, die Gotter auf solche Weise zu putzen, reicht von Babylon
bis Italien. Die Gapitolinischen Gotter batten eine formliche Dienerschaft
zu solchen Zwecken (Augustin de G. D. VI, 10). Die Far ben der
Holzbilder sind grell, oft bedeutsam. Kugler Polychrom. Sculptur S. 51.
Klenze Aphorist. Bemerk. S. 235 gemalte Terracotten des Baron Haller,
S. 257. Plutarch' Qu. Rom. 98 TO [isliTivov, co zu TIK^KIK TCOV ayKl^drtov
$ZQm£ov. Dionysos wie seine Bakchanten, Hermes und Pan werden roth
gefarbt (Paus. II, 2, 5. VII, 26, 4. VIII, 39, 4. Voss zu Virgil Bd. II.
p. 514), Athena Skiras weiss (A&. ZKIQKS tevxrj gg/ETcu, Schol. Arist.
Wesp. 961). In Rom wurde Jupiter von den Gensoren miniandus locirt
(Plin. VII, 36.). Die Gesichter oft vergoldet, wie der Amyklaeische Apollon
mit Kroesos Golde. Vgl. Paus. III. 10, 10 mit Siebelis Anm.
Ueber die bekleideten Tempelbilder Quatr. - de - Quincy Jup.
01. p. 8 sq. Peplen hatte Pallas in Troja, in Athen, in Tegea (nach
Miinzen), Hera zu Elis, Asklepios und Hygieia zu Titane. Paus. II,
11, 6. Urkunde iiber die Garderobe der Artemis Brauronia zu Athen
(01. 107, 4 — 109, 1) G. I. n. 155. %ITO:>VK KfiogyLvov n£Qi TOO sdst —
IflUTlOV hsVXOV nKQ(XloVQY8S, TOVTO TO MQ'IVOV £dos Cifini^KTKL U(J,7l£-
%ovov , APTEMUOZ IEPON sniysyQUTtTai, itfQt TCO £§si rip KQ%KI(Q
u. s. w. Noch in s pater Kaiserzeit hingen Purpurmantel um die Bildsaulen
Vopisc. Probus 10. Saturnin 9. Libanios T. I. p. 324. R. Plynteria in
Athen, das Fest des Kleiderwaschens der Athena, den 25sten Thargelion
(nQaj-isQyidai). Kallynteria das Fest des Abputzens der Bildsaule, den
19. (Vgl. Bekker's Anecd. I. p. 270, wo Kal'kvvTji^ia. einzufiigen.)
Dabei waren thatig die kovTQiSss und nlvvTQiozg (vgl. Alberti zu
Hesych Th. II. S. 498) und der xaraWjrrjys, Etym. M. AOVTQO. der
Pallas zu Argos nur mit Oel ohne Salben und Spiegel
(Kallim. Hymnus 13 ff. mit Spanheim, und du Theil Mem. de FAc. des
[70] Schnitzbilder. 49
Inscr. XXXIX. p. 237). Die 'HgsGiSss waren die lovTQocpoQot der Hera
zu Argos (Etym. M., Hesych), ihr Ankleidefest hiess 'EvSvpunu (Plut.
de mus. 9), das Gewand KUTOS, Hesych.
Ein Beispiel einer vollstandig drapirten Statue ist die Samische
Hera, als Zeusbraut nubentis habitu dargestellt (Varro bei Lactanz
Inst. I, 17), verua unter den Handen, auf Miinzen (D. A. K. 2 , 8) und
in einer Terracotta, die ein Privatmann zu Cambridge besitzt. Wahr-
scheinlich das Werk des Smilis §. 70.
Andre Gultusbilder (D. A.K. 10— 14): die Hera als Ehegottin auf
dem Fries von Phigalia, die Gottin Chryse von Lemnos bei Millingen
Peint. de div. coll. 50. 51, Artemis-Lusia ebd. pi. 52, Artemis-
Alp he ioa Maisonneuve Introd. a Fetude des Vases pi. 30. vgl. §. 414, 3,
die Lydisch-Griechischen Artemis-Bilder von Ephesos (fiber die Holzart,
Vitruv II, 9. Plin. XVI, 79), von Magnesia und andern Stadten, mit
den Staben unter den Handen (Holstenius Epist. de fulcris s. verubus
Dianae Ephesiae). Vgl. §. 365, 2. Eine steinerne Nachbildung des Xoa-
non der Nemesis zu Rhamnus gefunden, im Brit. Museum (XV, 307.
1821). Uned. Antiq. of Att. ch. 7. pi. 2.
70. Die Holzschnitzer iibten ihre Kunst, wie das friihere i
Alterthum auch die meisten andern, in Familien und Geschlech-
tern nach der Weise der Vater mit schlichtem und anspruch-
losem Sinne: daher sehr wenige individuelle Namen hervor-
treten. Der Name Daedalos bezeichnet die Thatigkeit der 2
Attischen und Kretischen; der Name Smilis die der Aegi- 3
netischen Bildner. Noch mythischer und dunkler ist der Name 4
der Telchinen.
2. JdlSalog (§. 50. 64. 68), mythischer Ahnherr des Daedaliden-
geschlechts (vgl. die Hephaestiaden) zu Athen, zu denen auch Sokrates
gehorte. Sohn des Mrjzioov, Evitcttaftos, ncdK[tdo3v. Zugleich Vater der
Kretischen Kunst. Von semen Holzbildern besonders Paus. IX, 40, 2;
Schol. Eurip. Hec. 838 (821); mehrere .davon'waren in Kreta (K^nna
£oava, Paus. I, 18, 5). Angebliche Arbeiten des Daedalos in . Libyen
(Skylax p. 53 Huds.). Seine Erfmdungen der Sage nach sind besonders
Instrumente der Holzarbeit (vgl. §. 56, 2): serra, ascia, perpendiculum,
terebra, ichthyocolla, so wie malus antennaeque in navibus Plin. VII, 57.
Daedaliden: (ausser Talos und Perdix) Endoeos von Athen, Verfertiger
eines sitzenden Holzbildes der Athena zu Erythrae, eines andern von
Kallias geweihten zu Athen, eines elfenbeinernen zu Tegea, wahrscheinlich
erst urn 01. 55. Vgl. Welcker Kunstblatt 1830. St. 49. Inschrift mit
"Evdoios snofyoev gefunden in Athen, Bullett. 1835. p. 212. [R. Rochette
O. Mil 1 let's Archaeologie. 4. Aufl. 4
50 Griechische Kunstgesch. Per. I. [71]
Supplement au Catal. des artistes p. 203.] Learchos von Rhegion (also
nach 01. 14), dessen eherner Zeus zu Sparta aus gehammerten Stucken
zusammengenietet war, Pans. Ill, 17. Dipoenos und Sky 11 is §. 82.
3. 2 pll i? (von G{illri) erscheint unter Prokles (140 n. Tr.) in
Samos arbeitend, um 01. 4-0 in Lemnos am Labyrinth mit Rhoekos und
Theodores. Besonders Herabilder. Aeginet. p. 97.
4. Als eine alte Schmiede- und Bildner-Innung erscheinen auch die
Tsl%lvB<s (Mulciber) zu Sikyon, Kreta und Rhodes, von denen Gotter-
waffen und Bilder (Zeus, Hera, Apollon Telchinios in Rhodes) hergeleitet
werden. Auf das Daedalische Leben ihrer Bilder und den bosen Ruf
ihrer Zauberkunste deutet Pindar 01. VII, 50. vgl. Boeckh und Dissen.
Welcker Prometh. S. 182. Hoeck Kreta I. S. 345. Lobeck Aglaoph.
p. 1181. Alle diese Innungen und Geschlechter erscheinen in der Sage
nicht selten als bosartige Zauberer.
Auch dem Epeios von Panopeus (einer Minyerstadt) , dem Meister
des dovgeios I'nnos, wurden einige Schnitzbilder beigelegt. — Die Sami-
schen Briider Telekles und Theodores verfertigten ein Schnitzbild des
Apollon Pythaeus zu Samos aus zwei Scheiten, angeblich von einander
getrennt, woraus man auf einen festen Aegyptischen Kanon schloss.
Diodor I, 98.
1 71. In dem letzten Jahrhundert dieser Periode finden
sich auch, wahrscheinlich nicht ohne Anregung von Kleinasien
her , Gotterbildsaulen aus M e t a ] 1 , wie der Zeus
des Daedaliden Learchos (§. 70. Anm. 2), einige wenige Bil-
2 der der Samischen Schule; besonders der von Kypselos oder
Periander (etwa 01. 38) nach Olympia geweihte aus Gold
geschlagene Zeus von colossaler Grosse, fiir den die Reichen
Korinths einen bedeutenden Theil ihres Vermogens opfern
mussten [wenn dies nicht erdichtete Sage 1st].
1. Auf dem Grabe eines Phrygischen Konigs lag eine eherne Jung-
frau. Epigr. Homer. 3. Vgl. §. 240. — Von der Samischen Schule
konnte Pausanias aus Erz nur eine Statue der Nacht zu Ephesos von
Rhoekos, ein sehr rohes Werk, ausfmdig machen. X, 38, 3.
2. Das Kypseliden-Werk heisst KO^OGGO? ,
, Zevs, %QVGOV<S, Gyvyfoctrog, oloGyvQos (nicht plattirt). Besonders
belehrende Stellen sind Strab. VIII. p. 353. 378 , die Schriftsteller bei
Photios und Suidas s. v. Kvipf-Udav, die Schol. Platon Phaedr. p. 20, 1.
Bekk. Vgl. Schneider Epim. ad Xen. Anab. p. 473.
[72, 73] Metall- und Thonbilder. 51
72. Auch aus den Werkstatten der Topfer gingen Got- 1
terbilder hervor, wenn auch weniger fur den Tempeldienst,
als fur den hauslichen Cultus und die Bestattung: derglei-
chen noch, Werke der Attischen Thonbildner (xrilo-xla&oi),
von grosser Simplicitat und Roheit, haufig in Attischen
Grabern gefunden werden. Auch zum Schmuck von Hausern
und Hallen werden zeitig, besonders in Korinth und im Atti- 2
schen Kerameikos , Figuren und Reliefs von Erde gemacht.
[Gepragtes Silbergeld fiihrt Pheidon ein, §. 98.]
1. TLrilivoi -foot, besonders Hephaestos, Schol. Arist. Vogel 436.
Juven. X, 132. Attische Sigillarien, Walpole's Memoirs p. 324. pi. 2.
(D. A. K. I. Tf. 2. n. 15.] Zeus und Hera von Samos, Gerhard Ant.
Bildw. I, 1. Vgl. Hirt Gesch. der bild. Kunst bei den Alten S. 92.
Vier bemalte Thonbilder der Gaea Olympia in einer Todtenlade zu
Athen, Stackelb. Graber Taf. 8. Aehnlich Kunstbl. 1836 n. 24. Gerhard
Ant. Bildw. 95—99. [Die ungestalten Thonbilder aus Athen, Samos,
womit rohe Marmorfigurchen aus Grabern auf Paros, Jos, Naxos, Thera
zu vergleichen sind , konnen von Karern und andern r vorhellenischen
Bewohnern, zum Theil nach ihrer Aehnlichkeit mit den Sardischen Idolen
wie das Walpolesche, von den Phoeniziern herriihren, auf die auch die
Thierfiguren der schoneren ni&oi in den Grabern von Thera, Melos u. s. w.
hinweisen. Vgl. L. Ross iiber Anaphe in den Schr. der Bair. Akad. Philos.
Kl. II, 2. S. 408.]
2. Sage von dem ersten thonernen Relief (rvnos) des Dibutades,
Plin. XXXV, 43. Protypa [prostypa], ectypa Bas- und Hautreliefs. Ghal-
kosthenes macht am Kerameikos von Athen ungebrannte Bildwerke (cruda
opera, Plin. 45); ebenda sah Paus. auf dem Dache der Konigshalle ctycil-
onrrjs. yrjg. I, 3, 1. vgl. 2, 4.
5. Anfjlnge der Malerei.
73. Die Malerei ward in Griechenland noch spater, als 1
die Plastik , eine unabhangige Kunst , zum Theil deswegen,
weil der Griechische Gultus ihrer wenig bedurfte. Obgleich
Homer mehreremal Gewander mit eingewebten Figuren er- 2
wahnt: spricht er doch von keiner Art von Malereien als 3
den ,,rothwangigen Meerschiffen" und einem elfenbeinernen
Pferdeschmuck, den eine Maeonerin oder Karerin mit Purpur
farbt. Lange bestand alles Malen im Goloriren von Bil- 4
dern und Reliefs aus Thon und Holz.
52 Griechische Kunstgesch. Per. I. [74]i
1. Gegen Ansaldus de sacro ap. ethnicos pictar. tabular, cultu.
Yen. 1753. s. Boettiger Archaeol. der Malerei S. 119. Empedokles von
Aphrodite p. 309. rr\v ofy* svcsfistcciv ayKk[iciGiv Uaaxovras, YQCCTCTOIS
TS ZOOOIGI. vgl. Boeckhs G. I, II. p. 663. — Ilivaxes werden als Votivtafeln
an Gotterbildsaulen gehangt, Aeschyl. 'Ixgr 466, eben so an heilige Baume,
Ovid. Met. VIII, 744. vgl. Tischbein's Vaseng. I, 42. Millin Mon. ined. I, 29
[an Brunnen, M. d.I. IV. tav. 18]. Maler soldier ntvumcc. Isocr. de antid. 2.
2. Die Diplax der Helene mit den Kampfen der Troer und Achaeer
um sie, II. Ill, 126. Die Ghlaena des Odysseus mit einem Hund und
Rehe (doch sind diese vielmehr als Zierathen der nsQovr) zu denken)
Od. XIX, 225.
3. Dem II. IV, 141 geschilderten Innov nctgriiov entsprechen die
in Ephesos gemalten (pukccQu des Agesilaos, Xen. Hell. Ill, 4, 17. IV, 1, 39.
Ephesos war immer halb - Lydisch (Aristoph. Wolken 600).
74. Die ersten Fortschritte in der Malerei schreiben die
Griechischen Kunsttraditionen den Korinthiern und Sikyoniern
zu; und nennen sogar, doch ohne grosse Beglaubigung , die
einzelnen Erfinder der Umrisszeichnung und monochromen Ge-
malde mit Namen.
Plin. XXXV, 5. 11. 34. Linearis pictura von Kleanthes von Ko-
rinth. [Eucheir, Boeckh Metrol. S. 208.] Spargere lineas intus, Ardikes-
v. Kor. Telephanes v. Sik. Monochromen malt Kleophant v. Kor.
Hygiemon, Deinias, Gharmadas, Eumaros von Athen, qui primus in
pictura marem feminamque discrevit [figuras omnes imitari ausus] (durch
helleres Golorit).
Bularchos von Kandaules (f 01. 16, 1) mit Gold aufgewogenes
Magnetum excidium (VII, 39), Magnetum proelium (XXXV, 34), muss
um so mehr als Missverstand des Plin. (Gandaules z. B. des Xanthus
Vater) verworfen werden, da die von Archilochos erwahnle Zerstorung
Magnesias durch die Trerer (die einzige bekannte) erst unter Ardys, nach
01. 26, fallt. Vgl. Heyne Artium tempora, Opusc. Acadd. V. p. 349.
Antiq. Aufs. I. S. 114. [Welcker Kl. Schr. I. S. 439.]
Zur Geschichte der Malerei Gaylus Memoires de 1'Ac. des Inscr.
T. XIX. p. 250. Hirt sur la peinture des anciens, Mem. V. Memoires de
Berlin 1803. p. 149. Levesque sur les progres successifs de la peinture
chez les Grecs. Mem. de 1'Inst. Nat. Litterat. T. I. p. 374. J. J. Grund
(75, 75*] Malerei. 53
Malerei der Griechen Bd. I. S. 72 ff. 234 ff. Boettiger Ideen zur ArchaeoL
der Malerei Bd. I. Dresden 1811. Meyer's Kunstgeschichte S. 37.
75. Hier in Korinth, der Topferstadt (§. 62), trat i
auch die Malerei zeitig in Verbindung mit der Arbeit von
Gefassen, so dass die nach der Erzahlung von Demarat schon
Olymp. 30 bestehende Verbindung Korinths mit Tarquinii
in Etrurien auch die alterthiimliche Gefassmalerei hin-
uberfuhren konnte. Die Vasen - Fabrication zerfallt schon 3
fruhzeitig in zwei Hauptzweige: die hellgelben glanzlosen Ge-
iasse von breiteren und gedruckteren Formen mit rothen, brau-
nen, violetten Figuren, welche mei-st arabeskenartige Thier-
gestalten darstellen ; und die rothgelben besser gefirnissten Vasen
von geschmackvollerer Form mit schwarzen Figuren meist
mythologischer Art: beide wurden eben so in Griechenland,
wie in Italien verfertigt. Die altesten dieser bemalten Ge- 3
fasse geben durch die Roheit und Plumpheit ihrer Figuren
den deutlichsten Begriff von den Stufen, welche die Kunst
der Zeichnung durchlaufen musste, ehe sie zu einem festen
-und geregelten Nationalstyl gelangte.
1. Die alteste Farbe nach Plin. XXXV, 5 testa trita. Den Demarat
begleiten nach Plin. Kleophantos, oder Eucheir und Eugrammos (Topfer
und Topfmaler). Kunstbl. 1835. St. 88. Graber von Phaneromeni bei
Korinth, alterthiimliche Vasen, schwarze Figuren auf rothem Grunde;
Herakles Kentaurenkampf, Dei'anira.
2. Zu der ersten jGattung, welche man auch missbrauchlich Aegyp-
tische Vasen nennt, gehort das bei Korinth gefundene Gefass (Dodwell
Class. Tour. II. p. 197. Maisonneuve Introd. pi. 56. D. A. K. 3, 18),
welches man nach der Schrift (C. I. n. 7) gegen 01. 50 setzen kann; hier
1st ausser monstrosen Thierfiguren eine Eberjagd von Heroen gemalt.
Vgl. §. 321.
3. Einige Beispiele der schwarzen Figuren von unformlicher Art:
cler in den Krieg ziehende Kampfer, Millingen Collect, de Coghill pi. 36;
-der Dionysos mit zwei Satyrn und Apollon mit zwei Horen, pi. 37 (D. A.
K. 3, 16, 17) ; Dionysos, Hermes und die Horen auf Stiihlen sitzend, pi. 38.
75.* Dabei verdient besondere Aufmerksamkeit der grelle
Gharakter in Formen und Bewegungen, welche an Gegen-
.standen aus deni Dionysischen Kreise, die einen grossen
54 Griechische Kunstgesch. Per. I. [75 *]
Theil der alten Vasenmalerei einnehraen, hervortritt. Aus den
eigenthumlichen Empfmdungen , die mit . diesem Gottesdienste
verbunden waren, sind in den bildenden wie in den musischen
Kiinsten einerseits erhabene und schwungvolle , andererseits
groteske, caricaturartige Productionen hervorgegangen. Die
letztere Gattung kam in der Kindheit der Kunst naturlich zu-
erst in Aufnahme; sie hat indess wahrscheinlich nicht vvenig
zu einer freieren und kuhnern Bewegung in der Kunst bei-
getragen.
Zweite Periode.
Von 01. 50 bis 80. (580-460 v. Chr.)
1. Der Charakter der Periode im Allgemeinen.
76. Urn die fiinfzigste Olympiade treten mehrere aussere i
Umstande ein, welche der Kunst vortheilhaft waren ; starkerer
Verkehr mit den Herrschern und Volkern Asiens und Aegyptens ;
grosserer Handelsreichthum [§. 98] ; das Bestreben der Tyran- 2
nen, durch glanzende Werke die Aufmerksamkeit, die Hande 3
und das Vermogen ihrer Unterthanen zu beschaftigen.
1. Kroesos 01. 55, 1—58, 3, seine Weihgeschenke in Delphi. Griechen
dienen bei Nebucadnezar, dem Chaldaeer 01. 44. Psammetichos Konig durch
Hiilfe der loner u. Rarer 27, 2. Amasis der Philhellene 52, 3—63, 3.
Naukratis, Hellenion.
2. Bliihender Handel von Korinth, Aegina, Samos, Milet, Phokaea.
Das in Griechenland seltne Gold wird jetzt allmahlig haufiger. Athenaeos VI.
p. 231 ff. Boeckh Staatshaush. I. S. 6 ff.
3. Kypseliden 01. 30, 3-49, 3. Theagenes von Megara urn 01. 40.
Polykrates 53, 3 bis ungefahr 64, 1. "Epya TTo^ux^arfm Arist. Pol. V, 9, 4.
Peisistratos 55, 1—63, 2; seine Sohne bis 67, 3.
77. Tiefere Griinde liegen im Entwickelungsgange des 1
Griechischen Lebens selbst. Die epische Poesie, welche das
Feld der Mythologie fur die Plastik urbar macht, hat um
01. 50 ziemlich ihren Gegenstand erschopft; aus ihr wachsen
neben der Plastik die Lyrik und Dramatik hervor. Die mit 2
dem grossten Eifer betriebene Gymnastik und Orchestik, Kiinste,
welche die Homerische Zeit noch nicht in der Ausbildung
kannte, die ihnen besonders der Dorische Stamm gab, hat-
56 Griechische Kunstgesch. Per. II. [78]
ten um Olymp. 50 ziemlich ihren Gipfel erreicht; sie hin-
terliessen einerseits eine lebhafte Begeisterung fiir das Schone
und Bedeutungsvolle der menschlichen Gestalt, und erweckten
andererseits den Wunsch, besonders das Andenken an die Kraft
und Tiichtigkeit siegreicherKampfer durch Statuen zubefestigen.
1. Die Hesiodischen Sanger reichen etwa bis 01. 40. Peisandros
01. 33 — 40 schafft den Herakles mit Lowenhaut und Keule , wie ihn her-
nach die bildende Kunst darstellt. Dorier II. S. 444. Durch Stesichoros
(50) wird der epische Stoff schon lyrisch umgebildet.
2. Die Hellenische Nacktheit beginnt zu Olympia im Lauf (im Ring-
kampf spater) mit Orsipp dem Megarer 01. 15. G. I. I. p. 553 ; sie ging
aber besonders von Kreta und Sparta aus. 'Aycavts GTScpccvlrai (bei
Homer giebt es bloss xgruiKTlrKi) [dies Wort allgemein verstanden] in
Olympia seit 01. 7. Die Gymnastik bliiht besonders in Sparta (am meisten
20—50), in Aegina (45—80), hochst glanzend in Kroton (50—75).
In der Zeit des Thaletas, Sakadas u. A. (01. 40—50) waren die
gymnopaedische, hyporchematische und andere Gattungen der Orchestik
schon sehr kunstmassig ausgebildet; die altesten Tragiker von Thespis an
(01. 61) waren besonders Tanzmeister. Die Werke der alten Kiinstler
enthielten nach Athen. XIV. p. 629 b viel aus der alten Tanzkunst Ge-
nommenes.
1 78. Durch die Bildung von Athleten wird nun die
Kunst zuerst auf ein genaueres Studium der Natur hinge-
lenkt, von dern sie indess auch sehr bald in den Darstellungen
2 von Gottern und Heroen Vortheil zieht. Lebens voile Gestal-
ten treten als Weihgeschenke in den Tempeln der Gotter an
die Stelle der Kessel, Dreifiisse u. dgl. , welche fru'her die
3 hauptsachlichsten Anatheme gewesen waren. Doch tragt die
Nachbildung der Naturformen , wie in jeder Kunst, die mit
Fleiss und Liebe beginnt, einen strengen Gharakter, und der
Zusammenhang mit den Holzbildern der frtiheren Zeit hemmt
in vielen Stiicken das Streben nach Natur und Wahrheit.
1. Ueber das Naturstudium als Basis der Entwickelung der eigent-
lichen Kunst Schorn Studien der Griech. Kiinstler p. 174, welcher mit
Recht hier die Grenze zwischen Kunst und Handwerk zieht.
2. Der Delphische Tempel war nach Theopomp, Athen. VI. p. 231,
ehemals nur mit ehernen Weihgeschenke n geschmuckt, nicht Bildsaulen,
sondern Kesseln und Dreifussen von Erz.
[79, 80] Architektonik; Tempelbau. 57
79. Dessenungeachtet 1st es diese Periode, in welcher die
Kunst , wenn man mehr auf das innere Walten des Kunst-
geistes als auf die einzelnen Erscheinungen , welche sichtlich
hervortreten, sieht, am machtigsten erscheint und das Grosste
leistet. Die scharfe Auspragung idealer Gharaktere, die-
ser Hauptvorzug der Griechischen Kunst vor jeder andern,
wird hauptsachlich dieser Periode verdankt, und wurde von
ihr mit desto grosserer Sicherheit erreicht, je mehr der Aus-
druck voriibergehender Bewegungen ihr noch entfernt lag
(vgl. §. 27). Die Gotter und Heroen werden nun eben so
bestimnite plastische Gestalten, wie sie vorher poetische Indi-
viduen gewesen waren, und die nachste Periode konnte, auch
wo sie den Forderungen ihres Geistes gemass umbildete, doch
iiberall schon entwickelte Formen zum Grunde legen.
2. Architektonik.
80. Die Tempelbaukunst hat in dieser Periode durch die
ausserordentlichsten Anstrengungen der Griechischen Staaten
Gebaude ausgefuhrt, welche nie eigentlich iibertroffen worden
sind, und beide Style, den Dorischen und lonischen, ihrer
eigenthumlichen Bestimmung gemass jenen zu grossartiger
Wiirde, diesen zu glanzender Eleganz ausgebildet. Die Tempel
erweiterten sich auf die einzige Art, wie es moglich war,
durch Saulenstellungen im Innern, womit meist die Durch-
brechung der Decke durch eine weite Oeffnung (Hypaethron)
verbunden war. .
I. Die beriihmtesten (verschwundenen) Bauwerke der Zeit.
1. Tempel der Artemis von Ephesos. Kroesos (Herod. I, 92)
und Kleinasiens andere Konige und Stadte contribuiren (Plin. XVI, 79
XXXVI, 21. Liv. 1, 45. Dionys. IV, 25). Theodores, Rhoekos Sohn
(01. 45), fiillt den Sumpfgrund mit Kohlen; Chersiphron von Knossos
stellt die 60 Fuss hohen, zum Theil monolithen lonischen Saulen (unter
Kroesos Herod, a. 0.), sein Sohn Metagenes legt, mit Hiilfe von Sand-
sacken, die 30 und mehr Fuss langen Architrave dariiber (Plin. Vitruv).
Ein anderer Architekt vergrossert ihn nach Strab. XIV, 640 ; erst Demetrios
und Paeonios von Ephesos (etwa 01. 90—100) vollendeten ihn. Octastylos,
dipteros, diastylos, hypaethros, 425 X 220 Fuss, auf 10 Stufen. Aus
weissem Marmor, dessen Briiche, nur 8 m. p. entfernt, von Pixodaros
58 Griechische Kunstgesch. Per. II. [80]
entdeckt waren. Herostrat verwiistet, Deinokrates erneuert das Weltwunder.
Epigramme, Miinzen, bei Menetreius Symbol. Dianae Ephesiae statua. R. 1688.
Forster Memoires de Cassel p. 187. Hirt Tempel der Diana von Ephesus.
Berl. 1809. Gesch. der Baukunst I. S. 232. Abweichend die ;Herausg.
von Stuart's Antiqq. of Athens. V. 1. p. 332 der Deutschen Uebers.
2. Tempel der Kybebe in Sardis, ein Werk der Lydischen
Dynastie , von den loniern 01. 69, 3 zerstort , dann erneuert. Einige
Trummer der lonischen Gattung. Octastylos, dipteros. Grosse 261 X 144 F.
Cockerell bei Leake Asia minor p. 344. A. v. Prokesch Erinnerungen aus
Aegypten und Kleinasien III.^S. 143. [Didymaeon zu Mile.t, zerstort
01. 71. §. 109, 15.]
3. Heraeon in Samos, wo von noch einige Trummer der lonischen
Gattung, 346 X 189 F. (Bedford bei Leake Asia min. p. 348. Ionian
Ant. T. I. ch. 5). Es muss an die Stelle des altern Dorischen (§. 53)
getreten sein, wahrscheinlich in Polykrates Zeit. Es war der grosste
Tempel, den Herodot kannte, indem das Artemision wohl noch nicht die
nachmalige Grosse erreicht hatte. Herod. II, 148. Ill, 60.
4. Tempel des Olympischen Zeus zu Athen, unter Peisistratos
und seinen Sohnen von Antistates, Kallaeschros, Antimachides und Porinos
gebaut, aber imvollendet, ein colossaler Bau der Dorischen Gattung. Nach
den Ruinen des spatern Umbaus war die Grosse 372 X 167 F. (Stuart),
oder 354 X 171 (Leake). ' Olv^ntLov r; (UTS its pikv, xKTceTtA.rjgiv 6' s%ov
rr\v rrjs olKof'efUas vitoyQcccpyv , ysvopsvov d' civ §^TLGTOV sfatQ
GvvsTslsG&i]. Dikaearch p. 8. Huds. Vgl. Hallische Encykl. Athen p. 233
Hirt Gesch. I. S. 225. — Das Pythion der Peisistratiden. Vielleicht
auch der altere Parthenon.
5. Tempel von Delphi nach dem Brande 01. 58, 1 von Spintharos
dem Korinthier gebaut. (Die Amphiktyonen verdingen den Bau; wozu die
Delpher ein Viertel geben und iiberall dafiir sammeln; die Alkmaeoniden
unternehmen ihn fiir 300 Talente, aber fiihren ihn viel herrlicher aus,
Herod. II, 180. V, 62 u. A.; jedoch wurde er erst nach 01. 75 vollendet.
Aeschin. g. Ktes. §. 116. Bekk.) Aus Porosstein, der Pronaos aus Parischem
Marmor. Pronaos, Naos mil clem Hypaethron (clarauf deuten Justin
XXIV, 8. Eurip. Ion 1568) und Adyton. Ein eHKTopnsSos vctos nach
Philostrat Apollon. Tyan. VI, 11. Fragmente altdorischer Saulen (6 Fuss
dick) in Castri, Dodwell I. p. 174. Gell Itin. in Greece p. 189.
6. Das eherne Haus der Pallas in der Polis zu Sparta, um 01. 60
gebaut, inwendig mit ehernen Reliefs verziert. Paus. Ill, 17. X, 5. [Der
Tempel zu Assos §. 255. A. 2.]
II. Erhaltene Gebaude.
1—4. Paestum (Poseidonia), die Troezenisch-Sybaritische Golonie.
Der grosse Tempel (des Poseidon), peripteros, hexastylos, pycnostylos,
[80] Tempel-Ruinen. 59
hypaethros mit einer Nische fur das Bild, gross 195 X 79 Engl. Fuss, die
Dorischen Saulen 8 moduli, in ungetriibter Strenge und Einfachheit des
altdorischen Styls. Der viel jiingere kleine T. (der Demeter, das Bild
stand in einem innern Thalamos) peript. hexast. 107 X 47 F. Der kleine T.
Mauch Supplem. zu Normand Taf. 1. Die Saulen sind nicht schlanker,
aber haben eine sehr starke Schwellung, einen eingezogenen Hals, in der
Vorzelle Basen, auch stehen hier schon Halbsaulen. An die Ecke des Ge-
balks ist eine halbe Metope gestellt. Eine Stoa, deren Saulenumgang 9
Saulen an den schmalen, 18 an den langen Seiten hat. Im Innern lauft
eine Saulenreihe durch. Der Fries ohne Triglyphen-Eintheilung. 177 X 75 F.
Das Material dieser Gebaude ist ein fester, dem Travertin ahnlicher Tuf
von weissgelblicher Farbe. Die Arbeit ist hochst sorgfaltig. — [The ruins
of Paestum by Th. Major, L. 1768 f. m. iibers. von Baumgaertner, Wiirzb.
1781 f.J Paoli Rovine di Pesto 1784. Delagardette Les mines de Paestum.
P. an 2. [Paris 1840 fol. maj.] Wilkins Magna Graecia, ch. 6 (nicht
ganz zuverlassig). Winckelmann's Werke I. S. 288. Stieglitz Archaeol. der
Baukunst Th. II. Abschn. 1. Hirt Geschichte I. S. 236. [Merc. Ferrara
Descr. di un viaggio a Pesto, in Napoli 1827. 4, mit 5 Kpft] — Ein
neuentdeckter Tern pel (beim Amphitheater) zeigt sonderbare Gapitale
aus spater Zeit des Verfalls, auf die ein altdorisches Gebalk mit Bitdwerken
in den Metopen gesetzt worden ist. Moniteur 1830. 7. Juill. Preuss.
Staatsz. 1830. 13. u. 17. Jul. Bullet, d. Inst. 1830. p. 1.35. 226. Mon.
d. Inst. T. II. tav. 20 figurirte Capitaler. Hittorff Journ. des Sav. 1835.
p. 303. cf. p. 309. Hosking, Archaeol. Brit. XXIII. p. 85. Mauch Supple-
ment zu Normand. 1831. Tf. 15.
5. Metapont. Der T., woven 15 Saulen noch stehen, ein hexast.
peript. ist nach den Verhaltnissen der Saulen (10 mod.) bedeutend jiinger,
als der grosse T. von Paestum. Ein anderer liegt ganz in Triimmern, in
denen sehr interessante Fragmente des Rinnleistens und der Deckenver-
zierung, aus gebrannter Erde und bemalt, gefunden ' worden sind. Meta-
ponte, par le Due de Luyrtes et F. J. Debacq P. 1833.
6 — 11. [B. Olivieri Vedute d. avanzi dei mon. ant. delle due Sicilie.
R. 1794 f.] Die altern Sicilischen Tempel sind nicht mit Sicherheit zu
bestimmen, da die schwerern Verhaltnisse sich hier sehr lange erhielten.
Wahrscheinlich gehoren dazu:
Syrakus (01. 5, 3), T. der Athena auf Ortygia (D'Orville Sicula
p. 195), die Saulen noch nicht 9 mod. (6y2 F. Diam.; 2S2/s Hohe). Peript.
hexast. Basen im Pronaos. Wilkins ch. 2. Wohl aus Hieron's Zeit.
[Gavallari bei Serradifalco antich. d. Sicilia IV. tv. 9. p. 120.]
Akragas (43,4), besonders unter Theron (73, 1 bis 76,4) bluhend.
Damals grosse Tempel gebaut, mit Karthagischen Gefangnen (Diod. XI, 25).
60 Griechische Kunstgesch. Per. II. [81]
Viele Tempelruinen ; die zwei vollstandigsten heissen ganz willkiirlich
(D'Orville p. 95 sq.) T. der Goncordia (128 X 50 F.) und T. der Juno
(124 X 54 F.); hesonders hat sich der erste als christliche Eirche wohl
erhalten. Die Saulen 9 bis 10 mod. Das Material ist ein braunlich-gelber
Kalkstein mit versteinerten Muscheln. Houel Voyage pittor. T. IV. pi. 218.
221. Pancrazi Antichita Siciliane T. II. p. 86. Wilkins ch. 3. Fr. Gaertner's
Ansichten der am meisten erhaltenen Monumente Siciliens Tf. 1 ff. Baltaro
Restauration du temple de la Concorde a Girgenti Bullett. 1837. p. 49.
S el in us (38, 1). Die alteren Tempel sind die drei auf der Burg,
der nordliche 171 X 73 F., der mittlere 197 X 72, der sudliche 116 X 51
(nach Hittorff). Alle drei hexast. peript., aber besonders der mittlere.
wahrscheinlich alteste, sehr eigenthiimlicb , mit schmaler Gella, breitem
Saulenumgange, doppeltem Prostyl, durch Mauern umschlossenem Pronaos
und Opisthodom. Die Saulen 9 mod., bei dem dritten T. 9V2; bei dem
ersten am meisten (um 8/i3 mod.) verjungt. S. Houel I. p. 24. pi. 16 ff.
de St. Non Voy. pitt. IV. p. 184. D'Orville p. 60 sqq. Hittorff u. Zanth
Architecture antique de la Sicile pi. 10 — 29. vgl. Reinganum Selinus
S. 78. Goettling im Hermes XXXIII. S. 235. Hittorff behauptet das
lonische Capital bei dorischem Gebalk am [angeblichen] Empedokleum.
Journ. des Sav. 1835. p. 298. Beispiele dieser Verbindung p. 302 (Therons ,
Denkmal, Gyrene, Jerusalem, Petra).
12. Aegina, T. des Hellenischen Zeus (vgl. Ann. d. Inst. I. p. 342)
oder [vielmehr] der Minerva (Stackelberg Apollotempel zu Bassae Beil. 3.
Ann. d. Inst. II. p. 319), wahrscheinlich nach dem Siege iiber die Perser
gebaut, 01. 75 [?J daher er dem Theseustempel (01. 78) schon sehr ahn-
lich ist. Peript. hexast. hyp. Die Saulen 10 1/3 mod. 94 X £5 Fuss. Aus
gelblichem Sandstein, Dach und Kranz von Marmor. Die Gella war roth
angestrichen, das Tympanum himmelblau, am Architrav gelbes und grimes
Laubwerk , Triglyphen blau , eben so der Leisten mit den Tropfen , das
Band dariiber roth; die Marmorziegel mit einer Blume. Ionian Antiq. II.
ch. 6 sq. Wagner Aeginet. Bildw. S. 217. Gockerell im Journal of Science
and the Arts V. VI. n. 12. L. 1819. Descr. de Moree III. pi. 53. ' lov
'Av&okoy. Heft 1 gegen den Zeus Panhellenios. Kunstbl. 1836. St. 41
verfehlt. Klenze Aphor. Bemerk. S. 159. Taf. I, 1.
1 81. Zugleich geschah, besonders durch die Tyranneri,
Bewundernswiirdiges im Bau von Wasserleitungen , Canalen,
Fontanen und ahnlichen zum Nutzen der Gemeinden dienen-
2 den Werken. Fiir die Schau der Spiele indess behalf man
sich noch mit einfachen und kunstlosen Anlagen ; und von herr-
[82] Bildende Kunst; Kunstschulen. 61
lichen Theatern, Hippodromen , Stadien 1st noch nirgends
die Rede.
1. Die Enneakrunos (Kallirrhoe) der Peisistratiden. Die Fontane
des Theagenes. Die Wasserleitung in Samos, sieben Stadien weit durch
den Berg, von Eupalinos dem Megarer gefiihrt, und der Molo des Hafens,
wahrscheinlich sgycc nolvKQareia. Kloaken (vnovofioi) von Akragas,
<$fftaxfg; ein grosses Badebassin (xo/lv/tt^^a). Diodor XI, 26, bei 01.
75. 1. (Solcbe Kolymbethren sollte schon Daedalos in Sicilien gebaut
haben, z. B. bei dem Megarischen Gebiet; so wie ihm auch die Einrichtung
eines naturlichen Schwitzbades zugeschrieben wurde, Diod. IV, 78.)
3. Bildende Kunst.
a. Verbreitung derselben.
82. Die bildende Kunst erhebt sich nach Olymp. 50 mit
ungemeiner Kraft in den verschiedensten Gegenden Griechen-
lands, und statt des einformigen Wirkens von Geschlechtern
treten kunstbegabte , von ihrem Talent zur Kunst getriebene
Individuen in grosser Anzahl hervor. Die Sculptur in Mar-
mor erhalt durch Dipoenos und Skyllis von Kreta die erste
Vervollkommnung; Schiller dieser Meister finden sich in Sparta
und andern Orten. Der Erzguss wird besonders auf Aegina,
welches Eiland mit Samos in enger Verbindung stand, und
zu Argos von zahlreichen Meistern zu Athleten-, Heroen-
und Gotterbildern angewandt ; eben so besteht eine mit der
Argivischen verbundne ausgezeichnete Kunstlerschule zu Sikyon.
Gegen Ende des Zeitraums erhebt sich die Plastik auch in
Athen zu grosserer Auszeichnung.
[In Chios geht die Sculptur in der Farailie des Bupalos bis auf den
Anfang der Olympiaden zuriick.] Namhafte Kunstler dieser Zeit sind: die
Daedaliden Dipoenos und Skyllis (marmore sculpendo primi omnium
inclaruerunt) 01. 50 nach Plin. Sie arbeiten auch in Holz und Elferibein,
an verschiedenen Orten in Griechenland (Sikyon, Argos, Kleonae, Ambrakia?).
[Ihre Artemis, Herakles und Athene erscheinen durch Cyrus, als er gegen
Kroesus kriegte, nach Asien versetzt, in Armenien, nach Moses von Chorene,
wie der Vf. Ztschr. f. d. A. W. 1835. N. 110 ausfuhrt. Hatte also vorher
Kroesus sie von den Sikyoniern erworben?] Tektaeus und Angelion, ihre
Schiller, gegen 55. Paus. II, 32. Dorykleidas, Dontas (oder Medon), Theokles
von Lakedaemon, Holzschnitzer und Toreuten, Schiller des Dipoenos und
62 Griechische Kunstgesch. Per. II. [82]
Skyllis g. 55. Paus. V, 17. VI, 19. Endoeos (§. 70. Anm. 2) urn 55.
Perillos odcr Perilaos, Erzgiesser (Stier des Phalaris) 55. Bupalos und
A t he n i s, Hipponax Feinde (01. 60), Bildhauer aus einem Kunstlergeschlecht
von Chios, Sohne des Anthermos (Archennus), des S. Mikkiades, des S.
Malas (gegen 40), nach Plin. Welcker Hipponax. p. 9. [Tbiersch Epochen
S. 192. Bion von Klazomenae oder Chios, ayctlftaTOTtoios, bei Hipponax
nach Diogenes IV, 58, von Sillig in Hippokrates verwandelt.] Kallon
von Aegiha, Schiiler von Tektaeos und Angelion, Erzgiesser (Aegi-
netica aeris temperatura Plin.) urn 01. 60—65, wiewohl man die von
ihm und Gitiadas gearbeiteten Dreifiisse mit dem Messenischen Kriege in
Verbindung brachte (Paus. Ill, 18, 5. IV, 14, 2). Gitiadas vori Lake-
daemon, sehr wahrscheinlich sein Zeitgenoss (dagegen Welcker Hyperb.
Romische Studien S. 262), Erzarbeiter (zugleich Dorischer Dichter). Syadras
und Chartas von Lakedaemon, Erzgiesser 01. 60. (Sparta schickt 01. 58
dem Kroesos einen grossen Kessel mit Figuren, £codloig, am Rande.
Herod. I, 70.) Dameas von Kroton, Erzg. 65. Eucheiros von Korinth,
Schiiler von Syadras und Chartas, Erzg. 66. Kanachos von Sikyon,
Holzschnitzer, Toreut und Erzgiesser, 01. 67—73. (Schorn Studien S. 199.
Kunstblatt 1821. n. 16. Thiersch Epochen S. 142. vgl. unten §. 86.)
Aristokles sein Bruder, Erzg. (S icy on diu fuit officinarum omnium
metallorum patria Plin.) Aristokles von Kydonia vor 01. 71. (Paus. V,
25, 6.) Eutelidas und Chrysothemis von Argos (t£%vuv elSorsg tx n^ortQcov).
Erzg. 70. Antenor, Euphranor's S. (C. I. II. p. 340) von Athen, Erzg. 70.
Arkesilaos, Aristoclikos Sohn, um 70. Stomios, Erzg. 72. Damophilos und
-Gorgasos, Thonbildner und Maler in Italien, 72. Synnoon von Aegina,
Schiiler des Aristokles von Sikyon, Erzg. 72. Klearchos von Rhegion,
Erzg. 72. Glaukias von Aegina, Erzg. 73—75. Askaros von Theben,
Erzg. vor 75, nach Paus. Meinung. Ageladas von Argos, Erzgiesser
01. 68-81 (des Verf. Commentatt. de Phidia I. §. 6—8. Welcker im
Kunstblatt 1827. N. 81), arbeitet mit Kanachos und Aristokles drei Musen
(Anthol. Pal. IT. p. 692. Planud. n. 220). Anaxagoras von Aegina, Erzg. 75.
Diyllos, Amyklaeos, Chionis, Korinthier, Erzg., nicht lange vor 75. Aristo-
medon von Argos, Erzg. um dieselbe Zeit. Aristomedes und Sokrates von
'Theben, Marmorarbeiter 75. Menaechmos und Soidas von Naupaktos,
Toreuten um 75. Kritias von Athen, Erzgiesser 75—83. Hegias
(Hegesias) von Athen, Erzg. aus derselben Zeit. Glaukos von Argos,
Erzg. 77. Dionysios von Argos, Erzg. 77. Simon von Aegina, Erzg. 77.
Ptolichos von Aegina, Sohn und Schiiler des Synnoon, Erzg. 78. On at as
von Aegina, Erzg. 78—83, auch Maler, Rathgeber iiber Onatas in der
Encykl. von Ersch u. Gruber, im Allgemeinen richtig, der Herakles des
Onatas auf Miinzen unglaubhaft. Kalynthos von Aegina, Erzg. 80. Kalli-
ieles von Aegina, Onatas Schiiler, Erzg. 83. Fiir dieKiinstlergeschichte
[83, 84] Cultusbilder. 63
verweise ich iiberhaupt auf Franc. Junius altern und J. Sillig's ungleich
vollkommnern Gatalogus artificum. Dresd. 1827, wozu Welcker (Kunst-
blatt 1827. S. 321. 333 f. 1828. S. 36), J. M. Schultz (Jahns Jahrb. 1829.
Ill, 1), Osann (Kunstbl. 1830. S. 330. 1832. S. 293) und R. Rochette
(Lettre a M. Schorn. P. 1832) [erweitert als Supplement au Catal. des
artistes 1845. Graf Glarac Catal. des art. de Tantiqu. 1844, Emeric David
Essai sur le classement chronol. des sculpteurs Grecs les plus celebres. P.
1807. 8, nach den Ansicbten des Bildhauers Giraud. wie Gr. Glarac bezeugt).
H. Brunn Artificum liberae Graeciae tempora, Bonnae 1843] manchen
Nachtrag geliefert haben. Wo Abweicbung davon nothig schien, sind die
Grande zum Theil schon aus der Zusammenstellung des Ganzen, zum
Theil aus dem Folgenden zu ersehn.
b. Gultusbilder na
83. Wie es nicht die Cultusbilder waren, von denen 1
eine freiere Ausbildung der Kunst ausging: so entzogen sie
sich, durch die Pietat, mit ,der die alte Form festgehalten
wurde, auch noch in dieser Periode und spater dieser Ausbil-
dung sehr haufig. Man gab in Colonieen getreu die Gestalt 2
der Bilder der Metropolis wieder; und man ahmte nicht sel- 3
ten, wenn man ein neues Bild bedurfte, die Figur des alten
genau nach.
2. Solcbe Bilder heissen dcp idQVftKTa (Wesseling zu Diod. XV, 49),
die namentlich bei der Artemis Ephesia viel vorkommen (Dionys. II, 22.
vgl. VIII, 56). In Massalia (01. 45 oder 60) und seinen Colonieen bewahrte
man dieselbe Form des alten Schnitzbildes, Strab. IV, p. 179. Die acpiSQvaei?
der Tern pel, wie in der Geschichte von Helike, Olymp. 101, 4 bei Diod.
a. 0. Strab. VIII. p. 385, in der von Selinunt, umfassen die Nachahmung
des Gultusbildes.
3. Onatas ahmt das alte verbrannte Schnitzbild der Demeter Melaena
von Phigalia, mit Pferdekopf, aus dem Drachen und andere Thiere hervor-
wuchsen, Delpbin und Taube auf der Hand, der Tradition folgend, in Erz
nach, Paus. VIII, 42. Vgl. die Geschichte von der Leukippiden-Priesterin
zu Sparta, Paus. Ill, 16.
84. Auch im Stoffe entfernt man sich nur allmahlig 1
von dem fruher gebrauchlichen Holze. Man setzt an die be-
kleideten oder auch vergoldeten Korper von Holz Kopfe, Arme,.
Fusse von Stein (axqok&oi) ; man fiigt dem Holz auch 2
Elfenbein an; oder man belegt es ganz mit Gold. 3
64 Griechische Kunstgesch. Per. II. [85]
[Apollon von Kanachos in Theben aus Gedernholz, ein Athlet aus
Feigenholz §. 87, 1, der Sosianische Apollon aus Gedern, Plin. XIII, 11.
Hekate von Myron zu Aegina, die ersten Olympiasieger 01. 59. 61. Paus.
VI, 18,5.] 'JnQoliQ-ot Paus. II, 4, 1. VI, 25, 4. VII, 21, 4. 23, 5. VIII, 25, 4.
31, 1. 3. IX, 4, 1. Ein Beispiel ist das Standbild des Apollon bei Phigalia,
Stackelberg Apollotempel S. 98.
2. Die Dioskuren mil Frauen, Kindern und Rossen zu Argos, von
Dipoenos und Skyllis, aus Ebenholz; an den Rossen Einiges aus Elfenbein,
Paus. II, 22, 6.
3. XQVGSOOV i-ocevcov rvnoi Eurip. Troad. 1081.
1 85. Hieraus entwickeln sich die in dieser Periode sehr
beliebten Gotterbilder , in welchen ein Kern von Holz mit
2 Elfenbein und Gold iiberzogen wird. Man rechnet diese Ar-
beit, welche schon friiher auf ahnliche Weise bei Gerathen
angewandt worden war (§. 56), zum Kreise der Toreu-
3 tik, worunter Sculptur in Metallen (die Kunst des ciseleur),
aber auch diese Combination v6n Metall mit andern Stoffen
4 verstanden wird. Indess wird jetzt auch der Erzguss haufiger
auf die Darstellung der Gotter in ihren Tempeln verwandt.
1. Solche xQVGshscpdvTtva KyahfictTK existirten von Dorykleides, Theo-
kles, Medon (im Heraeon zu Olympia), von Kanachos (die Aphrodite zu
Sikyon), Menaechmos und Soidas.
2. Wahrscheinlich war ein Werk der Toreutik auch der Thron
des Amyklaeischen Apollon, den Bathykles der Magnesier baute
wohl in Kroesos Zeit, wo die Spartaner zuerst auf kostbare KVK&^KTU
bedacht gewesen zu sein scheinen, vgl. §. 69. 82. Den Thron schmiickten
Reliefs in 42 Feldern; an den Fiissen waren stiitzende Bildsaulen, zwei
Ghariten, zwei Horen, Echidna und Typhoeus, Tritonen. Paus. Ill, 18. 1$.
Heyne Antiquar. Aufs. St. 1. S. 1. Quatr.-de-Quincy Jup. 01. p. 196, wo
aber eine unrichtige Vorstellung der xa&edQai und £VQv%a>Qiui gegeben
wird, Welcker Zeitschrift I. II. S. 280 ff.
3. Ueber die Toreutik Heyne Antiq. Aufs. St. 2. S. 127. Schneider
Lex. s. v. TOQEVEIV. Quatr.-de-Quincy a. 0. S. 75 ff. [Wenn man die
Toreutik, wie sie §. 173. 311 richtig erklart ist, die mehr oder weniger
im Kleinen und Feinen auf der Flache arbeitet, mit dem Aufbau von
Kolossen und Thronen zusammenwirft, so ist es in Folge einer Deduction
von Quatremere, die an Unrichtigkeit kaum seinem Attischen Demos etwas
nachgiebt, dennoch wunderbarerweise ganz allgemein Eingang gefunden
hat. So auch hier und §. 120, 2. 312. A. 1 u. s. w. Bei den Kiinstlern
[86] Cultusbilder. 65
schwankt daher die Bezeichnung Toreut zwischen caelator oder Giselirer
und Goldelfenbeinkiinstler , Meister von Golossen , wie z. B. in den Ver-
zeichnissen §. 112. 124. 196. Man wird nicht Statuen in Marraor und
in Erzguss (sculptura und statuaria) oder beide und Glyphik (in Edel-
steinen) oder anaglypha und Gameen unter denselben Namen vereinigen
wollen: warum also in Widerspruch mit einem bei den Alten unendlich
verbreiteten Sprachgebrauch Toreutik und Goldelfenbeinarbeit ?]
4. Eherne Gultusbilder z. B. der Apollon Philesios des Kanachos
im Didymaeon, die §. 83, 3 erwahnte Demeter des Onatas u. a.
86. Die Darstellung der Gotter selbst geht in dieser 1
Periode durchaus von einem fromrnen, von Ehrfurcht und
Scheu vor der Gottheit durchdrungenen Gemuthe aus. Die 2
Gottheiten werden gern thronend (SV&QOVOI) oder in ruhi-
gem, festem Stande dargestellt ; sinnlicher Liebreiz wird noch
bei keiner hervorgehoben ; wie die Glieder gewaltige Kraft :
so zeigen die Mienen einen starren und unbewegten Ernst.
Golossalbildern werden sehr haufig kleinere Figuren untergeord- 3
neter Gottheiten, die ihren Gharakter bezeichnen, oder heilige
Thiere auf die ausgestreckte Hand gestellt.
2. 3. Vgl. unten die einzelnen Gotter im zweiten Haupttheil. Haupt-
beispiele sind der Delische Apollon des Tektaeos und Angelion
rait den Ghariten auf der Hand (Plutarch de mus. 14. Paus. IX, 35, 1),
wiederei^annt in der Gemme G. M. 33, 474; auch auf dem M. von Athen,
Combe N. M. Br. 7, 9. Pellerin Med. des peuples pi. 23, 19. M. Hunter.
11, 14. [Sestini Descr. d'alc. med. Gr. del Princ. di Danimarca Fir. 1821.
tav. 2. n. 6.] vgl. des Verf. Dorier I. S. 353, unten §. 359, 5. [Die Hera
des Pythodoros mit den Sirenen, der Zeus des Phidias mit der Nike auf
der Hand.] Dann der Apollon Philesios als Tempelbild im Didymaeon
aufgestellt (so sieht man ihn auf den Miinzen), von Kanachos nach der
Pliinderung und Anziindung des Hieron 01. 71 , 1 (wobei der Erzcoloss
gewiss nicht ausgedauert hatte) und vor 75, 2 (wo ihn Xerxes fortfuhrte)
gearbeitet — in steifer Stellung, sebr musculos und vierschrotig , auf der
ausgestreckten R. ein Hirschkalb, in der gesenkteren L. einen Bogen
haltend. (Von dem Hirscb auf der Hand ist der automatisch gearbeitete
cervus, besser corvus, bei Plin. XXXIV, 19, 14 zu unterscheiden.) [Der
cervus aller Handschriften wird vertheidigt von Soldan Zeitschr. f. A. W.
1S41. S. 579 — 83 (welcher den jungeren Kanachos ohne' Grund in Frage
bringt) und von Jan Jen. L. Z. 1838. Febr. S. 254 f. Dieser von dem
Standbild der Inschriften verschiedene Apollon, mit dem der desselben Kana-
chos in Theben nach Paus. IX, 10, 2 genau ubereinstimmte, kam -in der
Stellung der Hindin vor dem Gott iiberein mit dem zu Delphi bei
O. Miiller 's Archneologie. 4. Aufl. 5
66 Griechische Kunstgesch. Per. II. [87]
Paus. X, 13, 3, auf einem geschn. St. in den D. A. K. I. Tf. 15. n. 61,
und so wird zugleich die Art des Automats und das Motiv es anzubringen,
was auch spater geschehen sein kann, Mar.] Die Gesichtsziige streng und
archaistisch (§. 94), die Haare gescheitelt, mit Drahtlockchen iiber der
Stirn. Zusammenzusetzen aus den Milesischen Miinzen (Seleukos Nikator
gab das Bild zuriick), der Bronze im Brit. Mus. Specimens of ancient
sculpture pi. 12, dem Kopfe ebenda Spec. pi. 5, und manchen Marmor-
bildern (Bonus Eventus). Voelkel in Welcker's Zeitschr. I, 1. S. 162.
Schorn's Kunstbl. 1821. N. 16. D. A. K. 4, 19—23. [vgl. die Statue des
Mus. Chiaramonti in Gerhards Ant. Bildw. I, 11. Eckhel D. N. II. p. 531.]
c. Ehrenbildsaulen (nv
1 87. Die Athletenbilder, welche die Kunst auf das
Leben hinwiesen, beginnen nach den vorhandenen Nachrichten
mit Olymp. 58, aber werden sogleich sehr zahlreich und be-
2 schaftigen die vorziiglichsten Kiinstler. Obgleich in der Regel
keineswegs eigentliche Portratstatuen, waren sie doch bestimmt,
die korperliche Tiichtigkeit und Ausbildung der Athleten im
3 Andenken zu erhalten; sie deuteten oft. auch durch Stellung
und Bewegung die eigenthumliche Kunst des Kampfers an.
Zur Menschenfigur gesellt sich in diesen Anathemen das Ross.
1. Paus. VI, 18, 5 nennt als die ersten nach Olympia geweihten
Athleten: Praxidamas von Aegina 01. 58 (von Gypressen), RheriHios von
Opus 01. 61 (von Feigenholz). Also ist Eutelidas Statue (Paus. VI, 15, 4,
sicher jiinger als 01. 58. Aelter war indessen doch die alterthumlich
steife Bildsaule (01. 53) des Arrhachion von Phigalia, der als Todter zu
Olympia gekranzt worden war. Sehr alterthumlich war noch die um
01. 65 von Dameas fur Olympia gearbeitete Statue des grossen Milon,
mit geschlossenen Fiissen, und sehr steif gebildeter Hand (Philostr. Apoll.
Tyan. IV, 28), aus deren Haltung das Marchen bei Paus. VI, 14, 2 am
Encle, entstanden zu sein scheint.
2. Olympiae omnium qui vicissent statuas dicari mos erat. Eorum
vero qui ter ibi superavissent, ex membris ipsorum similitudine expressa,
quas iconic as vocant, Plin. XXXIV, 9.
3. Glaukos der Karystier, ausgezeichnet in den Handbewegungen
des Faustkampfs, war von Glaukias von Aegina praeludirend (tfxm^a^oo?;)
dargestellt. Paus. VI, 10, 1. Diagoras und seine Familie erhoben die
Rechte betend, und hielten die Linke zum Faustkampfe und Pankration
bereit. . Schol. Pind. 0. 7, in. und vgl. Nepos Chabrias 1 (mit Beseitigung
des Anachronismus). Xenoph. Memor. Ill, 10. "On psv, £<pr}, « Kteircov,
[88, 89J Ehrenbilclsaulen. 67
odholov? (vgl. Sympos. 2, 17) notel? dgofiels TS y.a.1 nctlai6Tu$ xort TTUX-
88. Ausser diesen Siegern in heiligen Wettkampfen wa-
ren Bildsaulen von Individuen in dieser Zeit noch sehr sel-
ten ; ihre Weihung setzt immer ganz besondere Veranlassungen
voraus; das %cdxovv viva arrjacu war zuerst eine fast
Dies gilt von den Bildern der Argiver Kleobis und Biton in Delphi,
Herod. 1 , 31 , gegen 01. 50; [des Bathyllos von Polykrates in Samos ge-
weiht, §. 96. N. 17, wenn nicht die Worte: qua nihil videor effectius
cognovisse, Verdacht erregten, dass im Heraeon einem reizenden und
lebensvoll ausgefiihrten Erzbild spaterer Zeit eine falsche Inschrift gegeben
worden sei] der Freiheitshelden Harmodios und Aristogeiton von Athen
(die ersten machte Antenor 67, 4, die zweiten Kritios 01. 75, 4. Boeckh
C. I. II. p. 320. 340. Stackelberg Graber, Vign. S. 33. Welcker Rhein.
Mus. IV. S. 472. M. Hunter, tab. 9. n. 4. [R. Rochette sur le torse du
Belvedere p. 29. Suppl. au catal. des artistes . p. 204] ; der Phokeischen
Heerfuhrer in dem furchtbaren Kriege gegen die Thessaler, Werken des
Aristomedon gegen 01. 74. Paus. X, 1, 4; auch den sldmHois der im
Kriege gefallnen Fiirsten Sparta's, Herod. VI, 58. Hipponax Bild (§. 82)
war nichts weniger als ein Ehrenbild. Vgl. §. 420, 1. Koehler iiber die
Ehre der Bildsaulen, Schriften der Miinchner Akademie Bd. VI. S. 67.
Hirt Schr. der Berl. Akad. 1814. 15. Hist. Gl. S. 6. Boeckh G. I. I.
p. 18 sq. 872 sq. (zur Sigeischen Inschrift).
d. Mythologische Figuren als Weihgeschenke (UVK
89. Viel haufigere Weihgeschenke waren jetzt Figuren 1
oder auch ganze Gruppen, meist von Erz, aus der Gotter-
tind Heroensage. Zur Erinnerung an die fruher allgemeine 2
Art der Weihgeschenke (§. 78) werden auch mitunter Sta-
tuen unter Dreifiisse gestellt, die ihnen als Einfassung und
Dach dienen. Die Mythologie wird in diesen Weihgeschen- 3
ken auf eine ganz ahnliche Weise, wie in der Lyrik und von
Aeschylos im Drama, gebraucht, um der Gegenwart eine
hohere Bedeutung zu verleihen.
2. Dreifiisse in Amyklae von Kallon und Gitiadas mit Gottinnen
darunter, Paus. Ill, 18. Vgl. Amalthea III. S. 30 f. Noch die Weihge-
schenke fur den Perserkrieg u. die Siege der Sicil. Tyrannen iiber Karthago
waren zum grossen Theil Dreifiisse. Ebd. S. 27.
68 Griechische Kunstgesch. Per. II. [90J
3. Die Phokeer weihten, fur den Sieg iiber die Thessaler am Parnass,
den Dreifussraub des Herakles: Leto, Artemis, Apollon auf der einen
Seite, Herakles, Athena gegeniiber. Die Idee dabei war, die Phokeer als
Beschirmer des Delphischen Dreifusses darzustellen ; die Thessaler-Fursten
war.en Herakliden, ihr Feldgeschrei Athena Itonia. Die Meister waren
Ghionis, Diyllos, Amyklaeos. Herod. VIII, 27. Paus X, 13, 4. vgl. X, 1, 4.
— Ein Sieg Tarents iiber die Peuketier wird durch eine Gruppe des Onatas
gefeiert, worin Taras und Phalanthos. Paus. X, 13, 5.
e. Te mpelsculpturen.
1 90. Auf eine ahnliche Weise wurden mythologische Grup-
pen fiir die in dieser Periode gewohnlich gewordene Ausschmu-
ckung der Tern pel durch Steinbildwerke , in den Metopen,
an dem Friese, auf den Giebeln und Akroterien, gewahlt,
indem auch hier Alles in Bezug gesetzt wurde auf die Gott-
2 heit, die Weihenden, die Umstande der Weihung. Zwei
Werke der architektonischen Sculptur bezeichnen ziemlich die
Grenzen dieser Periode, die Selinuntischen Metopenreliefs
3 und die Aeginetischen Giebelstatuen. Von diesen sind die letz-
tern besonders geeignet, auch jene Kunst in der Wahl und
Behandlung des mythologischen Gegenstandes deutlich zu
machen.
2. Die auf der Burg von Selinus bei dem mittlern Tempel im
J. 1823 von W. Harris und Sam. Angell entdeckten und zusammenge-
setzten, in Palermo aufbewahrten Met open -Tafeln (4 F. 9J/3 Z. X 3 F.
6V2 Z.) aus Kalktuff sind mit Reliefs geschmiickt, welche bemalt waren,
und die Kunst noch ganz in ihrer Kindheit zeigen (etwa um 01. 50 [oder
5 — 10 01. friiher]). a. Herakles nackt (die Lowenhaut wohl von ver-
goldeter Bronze) die Kerkopen tragend. b. Perseus mit dem Hute (xwy)
des Hermes (vgl. die Miinzen von Aenos, Mionnet Descr. PL 49, 3) und
den Fliigelschuhen , Athena in Peplos, Medusa mit dem Pegasos. Bedeu-
tend spater ist das eben daher stammende Relief mit dem Viergespann,
so wie die Metopen-Reliefs von dem mittlern Tempel der Unterstadt, ob-
gleich diese, welche eine einen Helden oder Giganten niederstossende Gottin,
und den Torso eines sterbenden Kampfers zeigen, besonders der letzte,
in einem alterthumlich harten Style gearbeitet sind, der etwa dem Ende
dieser Periode angehort. Vgl. §. 119. Beide Tempel batten nur an der
Ostfronte Metopen.
P. Pisani Memorie sulle opere di scultura in Selinunte scoperte.
Palermo 1823. V. Klenze im Kunstblatt 1824. N. 8. vgl. N. 28. 39. 69. 78. 1825.
[90] Tempelsculpturen. 69
N. 45. 1826. N. 98. Boettiger's Amalthea III. S. 307 ff. Sculptured Me-
topes discovered amongst the ruins of Selinus — descr. by S. Angell and
Th. Evans.1 1826 f. Hittorff Archit. ant. de la Sicile pi. 24. 25. 49. (Fr.
Inghirami) Osservazioni sulle antich. di Selinunte illustr. del S. P. Pisani
1825. Monum. Etruschi Ser. VI. t. v. 5. Thiersch Epoclien S. 404 ff.
Tf. 1 (mit Zeiclmungen von Klenze). R. Rochette Journ. des Sav. 1829.
p. 387. Broensted Voy. en Grece II. p. 149. D. A. K. Tf. 4, 24. 5, 25-27.
Von den Metopen des Ternpels von Paestum (s. §. 80. II, 4), deren
Styl den Aeginetischen Bildwerken verwandt , ist nur wenig (Phrixos auf
dem Widder) zu erkennen; die zu Assos (§. 255, 2) sind noch nicht
hinlanglich bekannt.
3. Die Aeginetischen Bildwerke, 1811 von mehrern Deutschen,
Danen mid Englandern (Broendsted, Koes, Gockerell, Foster, von Haller,
Linkh, von Stackelberg) gefunden, sind von Thorwaldsen restaurirt und
nach Munchen (Glyptothek n. 55 — 78) gebracht worden. Sie bildeten zwei
einander entsprechende Gruppen in den Giebelfeldern des Minerventempels
(§. 80), wovon die westliche vollstandiger , die ostlichen Figuren aber
grosser und besser gearbeitet sind. Athena leitet die Kampfe der Aeakiden
oder Aeginetischen Helden gegen Troja, im W. den Kampf um Patroklos
Leichnam (nach Andern, um Achilleus, s. Welcker, Rhein. M. Ill, 1. S. 50),
in 0. um Oikles, der als Streitgenoss des Herakles gegen Laomedon von
den Troern erschlagen wurde (vgl. Gott. G. A. 1832. S. 1139). Herakles
steht in 0. zum Aeakiden Telamon im Verhaltniss des Bogenschiitzen zum
Schwerbewaffneten (vgl. Pind. I. V, 27, auch Eurip. Ras. Herakl. 158),
wie Teukros zu Aias in W. j Gostiim und Gestalt des Herakles entspricht
der auf den Thasischen Miinzen. Wie die Aeakiden hier die Barbaren
Asiens schlagen, und ihre Landsleute aus grosser Noth retten, so batten
sie neuerlich bei Salamis, dem Glauben nach, mitgefochten (Herod. VIII,
64 A.), und ihre Nachkommen, die Aegineten, zur Rettung von Hellas
das Ihrige beigetragen. Auf diese Parajlele [?] deutet besonders das Per-
sische Bogenschutzen-Costum des Paris, der Lederhabit, die gebogene
Mutze u. Andres (Herod. I, 71. V, 49. VII, 61). Vase in altem Styl, wie
Manier, Bewaffnung von Helden, darunter einer dem Paris sehr ahnlich,
M. Pourtales pi. 8, auch in Stackelbergs Grabern Tf. 10. Darnach ge-
horen die Gruppen sicher in 01. 75 ff. [?j. Dem Marmor war vergoldete
Bronze angefugt (viele Locher lassen den Platz von Waffenstiicken er-
rathen), auch die Locken zum Theil aus Draht angesetzt. Spuren von
Farbe an Waffen, Kleidern, Augapfeln, Lippen, nicht am Fleische. Die
Anordnung der Gruppen ist einfach und regelmassig [architektonisch-
symmetrischj ; vom Styl der Arbeit §. 92. Auf den Akroterien standen
weibliche Figuren jn alterthiimlicher Draperie und Haltung (Moeren*
Niken. Keren?).
70 Griechische Kunstgesch. Per. II. [90*J
Wagner's Bericht iiber die aegin. Bildw. mit kunstgeschichtl. Anm.
von Schelling von 1817. Hirt in Wolf's Analekten H. III. S. 167 (wo fur
Erklarung und Zeitbestimmung das Meiste geleistet). [vgl. Getting. Anz.
1818. St. 115 ff.] Gockerell §. 80. Anm. II, c. Leake Morea II. p. 467.
Thiersch Amalthea I. S. 137 ff. Goethe's Kunst u. Alterthum III. S. 116 ff.
D. A. K. Tf. 6—8. B. Edw. Lyon Outlines of the Egina Marbles. Liver-
pool 1829.
[90*. Wiirdig neben den Statuen von Aegina zu ste-
hen sind die Reliefe des alteren grossen Denkmals von Xan-
thos in Lykien, das nicht nach der Einnahme der Stadt
durch Harpagos 01. 58, 3, ungefahr die Zeit, in welcher jene
entstanden sein mochten, errichtet sein kann. Denn bei dieser
gingen alle Xanthier bis auf die abwesenden Familienvater
unter (Herod. I, 176), und nachher als Lykien tributpflich-
tig war und, bei eigner Verwaltung der Stadt e und vermuth-
lich schon damals einer Confederation, doch einen Persischen
Agenten in der Hauptstadt Xanthos hatte, wurde ein so
ansehnliches Grabmal gewiss keinem der Unterworfnen erbaut.
Auch lasst bei aller Verschiedenheit der Figuren der alterthum-
lich strenge, doch schon von Anmuth leis umflossene Styl,
die bewundernswiirdige Einfalt, Wahrheit und bereits erwor-
bene Sicherheit und Feinheit der Arbeit mit Wahrscheinlichkeit
annehmen, dass das Lykische Werk ungefahr in der gleichen
Zeit entstanden sei, als das andre in Aegina : ob aus einhei-
mischer Schule oder unter dem Einfluss der zur Zeit hoch-
beruhmten Werkstatte von Chios oder der Schiller des Dipoe-
nos und Sky His, dies wird nie auszumachen sein. Auf die-
ser Stufe kann die Kunst, wie das neuere Italien lehrt, auf
den verschiedensten Punkten, bei geringer Verbindung unter
einander von innen heraus/die wunderbare Uebereinstimmung
entwickeln, worm wir diese Lykisch-Griechischen Werke mit
den sonsther bekannten Griechischen Denknmlern erblicken.
Wie weit stehen hinter diesem Denkmal die Friesstucke von
Assos zuriick.
Hr. Karl Fellows, dem wir die iiberraschende Erweiterung der
Kunstgeschichte durch das Lykische Alterthum verdanken, fiir dessen im
Lande gesammelte und dem Nationalmuseum geschenkte Denkmaler dieses
ein besondres grosses Gebaude errichtet hat, machte diese Entdeckung
auf seiner ersten Reise 1838. The Xanthian Marbles, their acquisition
cet. L. 1843. Abbildung der Reliefe s. in Fellows Journal written during
[90*] Tempelsculpturen. 71
an excursion in Asia Minor L. 1839. p. 231 und eine bessere in seinem
Account of discoveries in Lycia L. 1841. p. 170, wiederholt in Gerhards
Archaeologischer Zeitung 1843. Tf. 4. S. 49, noch sehr berichtigt und
verbessert M. d. I. IV. tv. 3, womit zu verbinden die sehr eindringende
Beschreibung und Erklarung von E. Braun Ann. XVI, p. 133. Bull. 1845.
p. 14 und .im N. Rhein. Mus. 1844. S. 481—490. vgl. Gerhard Archaeol.
Zeit. 1845. S. 69. Das Grabmal ist, wie noch vier andre, meist in Xan-
thos selbst gefunden, ein viereckter Thurm aus Kalkstein in einem einzigen
Stiicke auf einer Basis, so dass der Fries iiber 20 F. vom Boden war,
iiber dem Fries ein starker Karniess mit Abacus darauf. Die Figuren
sind ungefahr wie am Fries des Parthenon, 3 F. 6 Z. hoch, und vertheilt
auf je drei weissen Marmorplatten auf jeder Seite ; die Ost- und Westseite
8 F. 4 Z. , die beiden andern etwas weniger lang. M. d. I. IV. tv. 2.
Auf der westlichen als der Hauptseite ist der Fries durch eine kleine
Thuroffnung, woriiber eine saugende Kuh, wie iiber einer ahnlichen (Fel-
lows Asia M. p. 226) ein Lowe ist, durchbrochen ; diese Thure fiihrt in
eine achthalb Fuss hohe Rammer und ist sehr unbequem um einzusteigen,
wohl eher zum Hineinschieben ernes Aschenkastens oder von Spenden
bestimmt. Diese Einrichtung hat Aehnlichkeit mit dem Grabe des Kyros
§. 245. A. 2. Die Kunst hingegen erscheint nicht nur im Ganzen rein
Griechisch, sondern es treffen noch iiberraschender einzelne Figuren iiberein,
die thronenden Gottinnen mit der Leukothea Albani, von der darum ein
Abguss genommen und neben der Grabkammer aufgestellt worden ist,
nach dem Anzug uberhaupt die weiblichen Figuren mit der den Wagen
besteigenden Gottin und der gewappnete Mann mit dem Aristion der Stele
in Athen (§. 96. n. 19). Um so auffallender ist das Fremdartige, Eigen-
thumliche in den dargestellten Religionsgebrauchen, Gottern und deren
Attributen. Die Gompositionen der vier Seiten sind deutlich in einheitlichem
Zusammenhang und engerm Bezug unter einander. Auf der Seite mit der
Grabespforte sind allerdings Demeter und Kora, jene mit einer Patera, die
jungere Figur mit Granat-Frucht und Bliithe, nebst den drei Horen oder
Ghariten, die mittleren mit Granat-Apfel- und Bliithe, die hintere mit
einem Ei, mit grosser Wahrscheinlichkeit zu erkennen; und da auf den
drei andern Seiten die Mitte eingenommen wird von drei thronenden
Gottern, mit Staben, in weiten Aermelgewandern und Manteln, zwei bartig,
der dritte ohne Bart ohne jiinger zu sein, so dringt sich der Gedanke an
die drei Zeus von selbst auf (nur dass dann Poseidon nicht aus diesem
Bezug heraus auch mit der Demeter als Phytalmios insbesondere zu ver-
binden ist), Doch wird diese Annahme durch ein dem Baren am meisten
ahnliches Thier unter dem Stuhl des einen, einen Triton als Ornament
unter der Stuhllehne und eine Granatblume in der Hand des andern und
Granatapfel in beiden Handen des dritten nicht unterstutzt. Diesen drei
Gottern scheint eine Familie Geschenke zu weihen, der geharnischte Mann
72 Griechische Kunstgesch. Per. II. [91]
semen Helm, die Frau eine Taube, ein Kind einen Hahn und einen Granat-
apfel. Dies Kind ist auf der andern breiteren, der mit der Thiire und
den zwei Gottinnen gegeniiber liegenden Seite, welche an den Enden noch
zwei und eine stehende, gleich den Horen gegeniiber untergeordnete Figuren
hat, wogegen die Enden der zwei schmaleren Seiten von vier sehr schonen
madchenraubenden Harpyien eingenommen werden. So passend und ver-
standlich bei einer Grabvorstellung dies Beiwerk ist, worauf man anfangs
auf mancherlei Weise spielend die Figuren der Hauptvorstellung bezog,
so wenig lasst diese selbst sich im Besondern und aus den kiinstlich her-
beizuziehenden, meist selbst seltenen oder nach ihren Beziigen, nach Zeit
und Ort mehrdeutigen und vollig zusammenhangslosen Einzelheiten ein-
heimischer Griechischer Mythologie und Symbolik bestimmter erklaren.
Von farbigen Ornamenten erkennt man Spuren ausser dem Blau des
Grundes in der rothen Helmspitze und dass die Leisten der Plinthen und
an den Thronen bei ihrem niedrigern Relief bemalt gewesen sind.
Proben weit fruherer Kunst und in rauherem Stein aus Xanthos
sind in London eine Stele mit zwei Lowen darauf, mehrere Thiere aus einer
zur Zeit der RSmer gebauten Mauer, zum Theil abgebildet Lycia p. 174.
Sehr alt sind auch Stiicke eines Frieses ahnlich dem von Assos, ein Bar,
ein Hirch, ein Lowe einen Hirsch zerfleischend , ein laufender Satyr mit
einem Baumzweig; ein schmalerer Fries mit fechtenden Hahnen und andern
Vogeln, vier gefliigelte Sphinxe von einem Grab und eine kauernde Sphinx
von vollendeter Arbeit im strengen Styl u. s. w. Lowe und Stier sind
vorherrschende Gegenstande in der Lykischen Sculptur (Lycia p. 173), und
Lowen sollen noch in den Lykischen Bergen leben (p. 182). Uebrigens
sind alle Monumente des neuen Lykischen Museums aus Xanthos; von
andern Stiidten, Tlos, Telmessos, Pinara, Myra, Kadyanda, hat Hr. Fellows
nur Zeichnungen und einige Abgiisse mitgebracht.J
f. Styl der bildenden Kunst.
1 91. So wenig zu erwarten ist, dass in einer Zeit eines
so angestrengten Strebens, bei der grossen Ausdehming des
Kunstbetriebs, dem verschiedenen Stammcharakter der Dorier
und lonier , dem Mangel eines Mittelpunkts , die Kunst
tiberall auf gleiche Weise fortgeschritten sei : so bemerkt man
doch gewisse , durchgangige und in dem Gange der Helleni-
schen Kunstentwickelung mit Nothwendigkeit gegebene Veran-
2 derungen. Sie bestehen hauptsachlich darin, dass die Formen
aus der ursprunglichen unbezeichnenden Roheit in ein Ueber-
maass der Bezeichnung, einerseits von Kraft, Energie, Tuch-
tigkeit, andererseits von Zierlichkeit, welche fur diese Zeit die
[92J Styl der bildenden Kunst. 73
Anmuth vertreten musste, iibergehen. Die dieser Richtung an- 3
gehorenden Bildwerke nennt man »im altgriechischen
Style « gearbeitet: wofiir friiher missbrauchlich immer der
Etruskische genannt wurde.
3. Nach Winckelmann erkannte das richtige Verhaltniss dieser Style
noch deutlicher L. Lanzi Notizie della scultura degli antichi e del van
suoi stili (Sec. ed. 1824. Deutsch von Lange. L. 1816). c. 2. dello stilo
Etrusco. [Zoega Bassir. II. p. 57. de Obel. p. 222, von dem auch der
bezeichnende Name hieratisch herruhrt.]
92. Die Formen des Korpers sind an diesen Bildwer- 1
ken ubermassig muskulos ; Gelenke, Sehnen sehr stark hervor-
gehoben, und eben dadurch alle Umrisse hart und schneidend.
Solche Harte wird in hohem Maasse von Kallon, schon 2
weniger von Kanachos ausgesagt, aber auch dem Styl der
Attischen Meister um 01. 75 noch zu scharfe Muskelbezeich-
nung vorgeworfen. Indess fiihrte grade diese Strenge der 3
Zeichnung zu der Naturwahrheit, welche an den Aeginetischen
Statuen, in den meisten Stiicken, so sehr bewundert wird.
- Mit dieser Kraftigkeit der Zeichnung verbinden sich ge- 4
wohnlich kurze und gedrungene Proportionen , obgleich auch
ein ubermassiges in die Lange Ziehen der Figuren nicht selten,
doch mehr in Malereien als Sculpturen, gefunden wird. —
Die Bewegungen haben oft etwas Gewaltsames (was durch 5
die haufige Darstellung mythologischer Kampfscenen sehr be-
giinstigt wird), aber auch bei grosser Lebendigkeit immer
eine gewisse Steifheit, etwas Schroffes- und Eckiges.
2. Duriora et Tuscanicis proxima Gallon atque Hegesias, Quintil.
Inst. XII, 10. Ganachi rigidiora quam ut imitentur veritatem, Gic. Brut.
18, 70. Ola. TK rrjs ncc^caocs egyaoiKS IGTL *Hyr]Giov nctl TCOV
KQITLKV TOV NrjsicaTrjv, a.n^GfpLy^.svK (adstricta) Y.KL v^vQcodrj
nod axQifitof KTtoTSTKftsvct ratg yQa^fjcds, Lukian praec. rhet. 9. Demetr.
de elocut. §. 14 sagt, der altere rhetorische Styl sei unperiodisch , aber
wie die alten aycxlfjittTct, deren rs^vrj GVGrolrj nai
3. In den Aeginetischen Statuen verbindet sich mit einer
Naturwahrheit, die in Erstaunen versetzt, manche Sonderbarkeit , wie das
starke Angeben des Brustknorpels, die eigene Abtheihing des musculus
rectus, und die spitze Form auch stark gebogner Kniee. Wagner (§. 90)
S. 96. — Gleiches Verdienst der Naturtreue scheint der um 01. 64 aufge-
74 Griechische Kunstgesch. Per. II. [93, 94]
stellte Hermes ayoQulos gehabt zu haben, noch in Lukian's Zeit (Zeus
Tragod. 33) ein Studium der Erzgiesser. Wiener Jahrb. XXXVIII. S. 282.
4. Kurze Proportionen besonders in den SelinuntischenMetopen
(deren Zeichnung auch durch das Bestreben, jeden Korpertheil in mog-
lichster Breite zu zeigen, bestimmt wird). In den Aeginetischen
Statuen sind die Kopfe, besonders in den untern Theilen, gross, die Brust
lang und breit, der Leib verhaltnissmassig kurz, die Schenkel kurz gegen
die Schienbeine. Andre Beispiele kurzer Proporlionen §. 96. N. 4. 5. 6. 10.
12. 16. 19. Vgl. §. 99. N. 1. 2. 3. 6. Beispiele der schlanken §. 96. N. 20.
21. 23. Vgl. §. 99. N. 4. 5, auch 9. 10.
1 93. Jene alterthiimliche Zierlichkeit aber zeigt sich in
den sauber und regelmassig gefaltelten Gewandern (vgl. §. 69);
2 den zierlich geflochtenen oder drahtformig gelockten und sym-
3 metrisch angeordneten Haaren; dann in der eignen Haltung
der Finger, die beim Anfassen von Sceptern, Staben u. dergl.,
an weiblichen Figuren auch beim Aufnehmen der Gewander,
4 immer wiederkehrt ; in dem schwebenden Gange auf den Fuss-
5 spitzen und zahlreichen andern Einzelheiten. Verwandter Art
ist die Forderung des Parallelismus und der Symmetric bei
der Gruppirung rnehrerer Figuren.
1. S. §. 96. N. 5. 6. 7. 13. 14. 16. 17. Ausser den gesteiften und ge-
platteten Tempelgewandern, muss hier der Geschmack der Zeit fur zier-
liche, faltenreiche Gewandurig in Anschlag gebracht werden, der besonders
in lonien herrschte, und sich in Athen mit der Zeit des Perikles verier.
TsTTiyocpoQot, <xQ%<xi(p 6%rj[iKTi httftTCQOi. Des Verf. Minervae Poliadis
aedis p. 41.
2. So bei den Aegin. Statuen (auch an der pubes), vgl. §. 96. N. 1.
7. 12. 14. 16. 17. Auch dies stammt aus der Sitte des feineren und vor-
nehmeren Lebens damaliger Zeit, die besonders an Festen hervortrat und
sich erhielt. Asios bei Athen. XII, 525 F. Badl&iv *HQKIOV ef
], Pollux. II, 35.
3. ' S. N. 14. 15. 16. 17. 21. Primore digito in erectum pollicem
residente adorirte man, Appulej. Met. IV. p. 90. Bip. Mit drei Fingern
legt man Opferfladen, Weihrauch u. dgl. Aristoph. Wesp. 95. Porphyr.
de abstin. II, 15. Ovid F. II, 573. Lactant. Inst. V, 19.
1 94. In der Bildung der Kopfe herrschen in der alt-
griechischen Kunst gewisse Grundformen, welche, theils aus
alter Unvollkommenheit der Kunst, theils aus einer unschonen
[95, 96] Erhaltene Bildwerke. 75
Auffassung nationaler Ziige hervorgegangen , durch haufige
Anwendung in beriihmten Kunstschulen ein beinahe typisches
Ansehen erlangt batten, und daher auch dann noch beibehalten
wurden, als die Kunst in der Bildung des iibrigen Korpers
schon sehr weit vorgeschritten war. Dazu gehoren im Gan-
zen eine zuriickliegende Stirn, spitze Nase, eingezogener Mund
mit emporgerichteten Winkeln, flache langgezogene Augen,
starkes eckiges Kinn, flache Wangen, hochsitzende Ohren.
1. Vultum ab antique rigo re variare, war Verdienst des Polygnot
in der Malerei. Plin. XXXV, 35.
2. Vgl. den Apollon des Kanachos §. 86 mit den Aegin. Statuen,
u. §. 96. N. 5. 12. 13. 14. 16 nebst den Miinzen §. 98.
95. Das Eigenthumliche des Aeginetischen Styls
scheint den Andeutungen bei den alten Schriftstellern und dem
Gharakter der erhaltenen Werke (§. 90, 3 u. 96. N. 3)
zufolge, theils in strenger Festhaltung des Alterthumlichen,
theils in sehr genauer und emsiger Nachahmung der Natur,
somit (dem Stammcharakter der Dorier gemass) in einer sehr
gewissenhaften, aber wenig freien Art, die Kunst zu treiben,
bestanden zu haben.
Tip OTTO g rrjs SQyctGictg o Alyivcdog, nlccGziY.)] 77 Alyivuiu. u. dergl.
Paus. I, 42. II, 30, 3. VII, 5. VIII, 53, 5. X, 36, 3, welcher rtov 'ATXIKMV
TU KQ%Ki6TKTK , so wie die AtyvTiriK davon genau unterscheidet, VII, 5.
Hesych: Alyivr\xiv.a. sgya TOVS GV^S^KOTKS (vgl. §. 68. Anrn. 3) K
g. Ueberreste der bildenden Kunst (D. A. K. Tf. 9— 14).
96. Die Reste des altgriechischen Styls bestimmt
zu bezeichnen ist deswegen schwierig, well, abgesehn von dem
langen Bestande desselben in Etrurien, auch in Griechenland
zu alien Zeiten besonders Weihgeschenke fur Tempel in einem
absichtlich steifen und iiberzierlichen Styl gearbeitet worden
sind. Man nennt diesen den hieratischen oder archai-
stischen Styl. Von den Holzstatuen dieser Periode hat
sich nichts, von Erzbildern, ausser analogen Werken in
Etrurien, nur eine sehr alterthumliche steife Bronzefigur er-
halten.
76 Griechische Kunstgesch. Per. II. [96]
N. 1. Die Figur diente als Fuss ernes Geraths. Inschrift (G. I. n. 6):
TIolvKQctTSs aj/E-frgxf. [den beriihmten Samier zu verstehen, ist viel ge-
wagt.] Bei Paciaudi Mon. Pelop. II. p. 51. Gollectio Antiqq. Mus. Nan.
n. 29. 276. Die Aechtheit bezweifelt Graf Glarac Melanges d'Antiq. p. 24.
Panofka Gab. Pour tales pi. 13. p. 42.
2. Ein Meisterwerk altpeloponnesischer Kunstschulen der Lampa-
dephor §. 422. A. 7.
3. Altgriechisclie Bronze in Tubingen, gegen 6 Zoll hoch, s. Gruen-
eisen im Kunstbl. 1835. N. 6 ft0, auch besonders gedr. 8. Aeginetischer
Styl, doch die Gesichtszuge mehr natiirlich, auch schlankere Figur. Des
Amphiaraos £|sAa(>/<7? Pandaros nach Thiersch; aber deutlich ein Wagen-
lenker, antreibend und zugleich zuriickhaltend.
4. Bronzene Minerva von Besanqon, hieratisch, der Kopf schon,
pieces de rapport von Silber.
5. Kentauren in Bronzen §. 389. A. 2.
Von einer alten Kunstarbeit in demselben Stoffe, gra-
virten Zeichnungen, haben sich sehr alterthiimliche Ar-
beiten, und ein vortreffliches Denkmal aus der Aeginetischen
Schule erhalten.
6. Graffito in Bronze, ein von zwei 'Lowen zerfleischter Hirsch, in ur-
altem Style. Als Beispiel vieler ahnlichen Arbeiten im altern Griechenland
zu betrachten. Gerhard Ant. Bildwerke Gent. I. Tf. 80, 1.
7. Sehr dunne Bronzeplatte mit getriebenen Figuren, sehr alterthum-
lich, die Augen aus Kiigelchen, fiinf Manner, vier Frauen; ich erklare die
Argonauten u. Lemnierinnen. Gab. Pourtales, Titelvign.
8. Bronzener Discus aus Aegina, mit zwei auf das Pentathlon be-
ziiglichen Figuren, einem Springer mit Springgewichten und einem Wurf-
spiesswerfer (mit dem ccyxvleoTov anovnov}, von sehr naturtreuer, sorg-
faltiger Zeichnung. E. Wolf, Ann. d. Inst. IV. p. 75. tv. B.
Die genauer bekannt gewordenen Steinbilder des alten
Styls mochten sich, ausser den schon §. 86. 90 erwahnten,
nach ihrem Style, ungefahr so stellen lassen.
9. Apollo, Goloss, erst angelegt. Ross im Kunstblatt 1836. N. 12,
ahnliche kleinere Statue in Thera, Ross Kunstbl. 1836. N. 18. [Dessen
Inselreise I. S. 34. 81], Lockchen aus Stein, Flechten auf den Schultern,
Brust voll und breit, athletisch, etwas schreitend mit dem linken Bein,
wie in dem Goloss von Naxos und den Bruchstiicken des Delischen
[reichen diese letzteren zu, um dies zu bestimmen? Der Theraeische
Apollon, eins der merkwurdigsten Denkmaler alterer Zeit, jetzt im Theseion
in Athen, gestochen in A. Schoells Mittheilungen Tf. IV, 8, vgl. Schneide-
[96] Erhaltene Bildwerke. 77
wins Philologus 1. S. 344. Nicht minder wichtig die Statue der sitzenden
Athena auf der Akropolis, A. Schoell, Tf. I, worn it eine kleinere auch auf
der Akropolis erganzend zusammentrifft. Vgl. Bull. 1842. p. 186.]
10. Statuen am heiligen Wege der Branchiden. Ungeachtet der
hochsten Simplicitat und Roheit reichen sie nach den Inschriften bis
Olyrnp. 80. Ionian Ant. T. 1. n. Ausg. Amalthea III. S. 40. G. I. n. 39
und p. XXVI.
11. Pallas der Villa Albani. Winckelm. Mon. Ined. P. I. p. 18. n.
17. Werke VII. Tf. 4.
12. Penelope im Museum Pio-Clementinum , und Chiaramonti, be-
kannt gemacht vori Thiersch Kunstblatt 1824. St. 68 ff., Epochen S. 426
und R. Rochette Mon. In. pi. 32, 1. 33, 3. vgl. p. 102. 420.
13. Dresdner Pallas (n. 150). ' Ev -nQofiolf). Nachbildung eines
bekleideten Holzbilds mit Bezug auf den Panathenaischen Peplos (iiber
den Boeckh tragic, princ. p. 192, des Verf. Minervae Poliadis aedis p. 26).
Das Relief, welches den hineingestickten Gigantenkampf darstellt, ist mit
gutem- Grande im vervollkommneten Style gehalten. Augnsteum 9. 10.
Boettiger's Andeutungen S. 57. Schorn, Amalthea II. S. 207. Meyer's
Gesch. Tf. 5 A.
14. Herculanische Pallas in hieratischem Styl, vergoldet und bemalt.
Millingen Un. Mon. Ser. I. pi. 7. p. 13. vgl. §. 368, 5.
15. Artemis aus Pompeji in ahnlichem, sich zu Etruskischem Ge-
schmacke neigendem Styl, aus Marmor und bemalt, 4 Palmen hoch.
Winckelm. W. V. S. 20. 44. 200. ^ M. Borbon. II. tv. 8. vgl. §. 363.
16. Unter den archaistischen Apollobildern ist besonders merkwiirdig
ein Apollon ('dyvslos von Argos?) im Mus. Ghiaramonti. Gerhard Ant.
Bildwerke I. Tf. 11.
17. Giustinianische Vesta, merkwiirdig durch die saulenartige Figur
und die cannelurenartigen Falten, wahrscheinlich durch architektonische
Zwecke bedingt. Ob aus Athen, ist zweifelhaft. Raccolta 87. Winckelm.
W. VII. Tf. 4. Hirt Gesch. der bild. Kunst S. 125. Thiersch Epochen
S. 134. Mit der Giustinianischen Vesta sind durch kurze Proportionen,
grosse Kopfe, gradlinige Falten des Doppelchiton und eine eigenthiimliche
Mittelstufe zwischen alterthumlicher Herbigkeit und naiver Grazie ver-
schiedene Figuren verwandt, welche alle Attische Madchen in Procession
oder dazu sich kostumirend vorzustellen scheinen, besonders die Hercula-
nischen Bronzefiguren M. Borbon. II, 4—7 und die andern damit §. 422.
A. 7 zusammengestellten.
Die Reliefs in Stein konnen etwa so gestellt werden
(wobei indess zu bemerken, dass nur wenige sicher der Zeit
zugeeignet werden konnen, deren Kunst sie ungefahr darstellen).
78 Griechische Kunstgesch. Per. II. [96]
18. Samothrakisches Relief, mit Agamemnon, Talthybios, Epeios.
Von einem richterlichen Sitze nach Stackelberg, Ann. d. Inst. I. p. 220.
Nach 01. 70 (wegen des SI, C. I. n. 40. Glarac Melanges p. 19) , aber
in sehr alter Weise gearbeitet. Tischbein's und Schorn's Homer nach
Antiken H. IX. Tf. 1. Millingen Un. Mon. Ser. II. pi. 1. Amalthea III.
S. 35. Glarac M. de Sculpt, pi. 116. Vgl. Voelkel's Nachlass S. 171.
19. Sogen. Relief der Leukothea; eine Mutter, die ihr Kind einer
kindernahrenden Gottheit (xov^or^oqpo? -foa) darbringt. Winckelm. Mon.
In. P. I. p. 67. n. 56. Zoega Bassir. 1. tv. 41. Winckelm. W. III. Tf. 3.
Vgl. Panofka Ann. d. Inst. IV. p. 217 (Geburt der Hera). [Die Stele
des Aristion, sgyov 'JjuoroxAeous, treffliches Bild eines Marathonomachos,
mit Spuren von Farben, im Theseion, 'EcprjfisQig aQxccioloy. Tf. 75. I.
S. 127 f. N. Rhein. Mus. IV. S. 4. Tf. 1, Schoell Mittheil. Tf. 1. Bei
Schoell Tf. 2, 4 ist auch das grosse Relief einer den Wagen besteigenden
weiblichen Figur auf der Akropolis, worin mit Alterthumlichkeit sich An-
muth merkwiirdig verbindet. Weit alterthumlicher ist das Basrelief Des-
puiges §. 364. A. 8.]
20. Dreifussraub. Ein zeitig gebildetes Sujet (§. 89. Anm. 3),
wahrscheinlich bei Weihung von Tripoden viel gebraucht, die in Delphi,
Theben, Athen sehr haufig. Die Basis zu Dresden n. 99 (August 5 — 7)
lasst sich am besten erklaren als Untersatz eines Dreifusses, der in einem
ccycov ha[j,7ta8ov%o$ als Preis gewonnen. Auf dasselbe Original fiihren
zuriick die Reliefs bei Paciaudi Mon. Pelop. 1. p. 114 (aus Lakonika;
Mon. du M. Napol. II. pi. 35 (im L. n. 168. Glarac pi. 119); Zoega II.
tv. 66. (Villa Albani). Auf alten Vasengemalden wird der Gegenstand
schon freier und lebendiger behandelt. Vgl. besonders Fr. Passow in
Boettiger's Archaeol. und Kunst I. S. 125. [Auf einem einzigen: so auch
nur in einem Relief, an einem Sarkophag in Coin, Verein der Alterthums-
freunde, Bonn 1845. VII. S. 94, wo 46 Mon. zusammengestellt sind, zu
denen noch andre hinzukommen.]
21. Versohnung des Herakles, dem Athena (die Gottheit dem Heros)
vorausschreitet , Alkmena (?) folgt, mit den Gottern von Delphi, auf die
Hermes und die Chariten als Friedens- und Freundschaftsgotter folgen,
von einem Korinthischen Tempelbrunnen (nsgiGToptov puteal sigillatum)
bei L. Guilford. Dodwell Alcuni bassir. 2—4. Tour II. p. 20lP vgl. Leake
Morea III. p. 246. Gerh. Ant. Bildwerke I. Tf. 14—16 (Zug der neu-
gebornen Aphrodite nach dem Olymp, auch Welcker, Ann. d. Inst. II.
p. 328). Panofka Ann. II. tv. F. p. 145 (Hochzeit des Herakles und
der Hebe). Am ausfuhrlichsten K. W. Bouterweck in Schorns Kunstblatt
1833. N. 96—99, welcher auch des Herakles Einfuhrung in den Olymp
und Vermahlung mit Hebe darin nachzuweisen sucht. [Der Verf. wieder-
holt seine obige Erklarung auch Dorer I, 431 u. D. A. K. XI, 42, Gerhard
[96] Erhaltene Bildwerke. 79
die seinige im Text zu den Ant. Bildw. 2. Lief. 1844. S. 194—207.
Auch E. Braun nimmt die Vorstellung fur hochzeitlich , aber als Her. u.
Hebe, in seinem Tages S. 10, u. 0. Jahn stimmt ihm bei Archaeol. Aufs.
S. 108, 110—113.]
22. Altar der Zwolfgotter aus Villa Borghese im Louvre n. 378,
em treffliches Werk, edel gedacht und iiberaus fleissig gearbeitet. Unter-
halb der Zwolfgotter die Ghariten, Horen und Moeren. Vielleicht eine
Nachbildung des ficopbs J cadence ftscov der Pisistratiden, um 01. 64. Visconti
Mon. Gabini tv. agg. a. b. c. Winckelm. W. III. Tf. 7. 8. M. Bouill.
Ill, 66. Glarac pi. 173. 174. Aehnliche Zusammenstellungen: das Capitol.
Puteal mit zwolf Gottern, Winckelm. Mon. In. n. 5. M. Gap. IV. tb. 22.
Winckelm. W. III. Tf. 4. Die ara tonda des Gapitols mit Apoll, Artemis,
Hermes, M. Gap. IV. tb. 56. Winckelm. W. III. Tf. 5. Eine andre aus
dem Mus. Cavaceppi's mit Zeus, Athena, Hera, Welcker's Zeitschr. I, II.
Tf. 3. n. 11. Zoega Bassir. II. tv. 100. 101.
23. Anathemen fur Siege in musischen Spielen, im zierlichsten
hieratischen Style. Apollon, haufig begleitet von Leto und Artemis, als
Pythischer Kitharsanger , nach dem Siege libirend; eine Siegsgottin ein-
schenkend. Zoega Bassir. II. tv. 99; Mon. du M. Napol. IV. pi. 7. 9. 10
(Glarac pi. 120. 122); Marbles of the Brit. M. II. pi. 13; Fragment aus
der Elginschen Sammlung im Brit. M. R. XV. 103; aus Capri bei Hadrava
tv. 4. Als Friedensverzierung in Terracotta, Brit. M. n. 18. — Apollon
in demselben Gostiim einen Paean zur Kithar singend, deren Saiten er mit
der Linken greift (t/>aHff) und zugleich mit dem Plektron in der R. schlagt
(x^e'xfi), Mon. du M. Napol. IV. pi. 8; ganz wie das Samische Erzbild
des Bathyllos im Apollon-Costum. Appulej. Florid, p. 128. Bip. Anakreont.
29, 43. — Vgl. Welcker, Ann. d. Inst. v. p. 147. [§. 361, 4.]
24. Siegsopfer fur Athena-Polias, die man an der hiitenden Schlange,
olxovQos ocpig, deutlich erkennt, in mehreren. Reliefs, die — mit einer
nicht . seltenen Ausdehnung der ursprunglichen Bedeutung — an Grab-
pfeilern von Kriegern angebracht wurden. Mon. du M. Napol. .IV. pi. 11,
Glarac M. du Louvre pi. 223. n. 175. Amalthea III. S. 48. Vgl. R. Rochette
Mon. In. I. p. 288. 426. Welcker, Ann. d. Inst. v. p. 162. Diese Vor-
stellung auch auf einem Marmordiscus M. Borbon. X, 11. Die Stele hat
das Aphlaston. [Avellino Casa di Pompeji 1840. tav. 4. p. 57—80, wo
der Salaminische Sieg des Aias nachgewiesen ist. Vgl. Annali d. Inst. V.
p. 162. R. Rochette Mon. ined. p. 288. 426.J
Den Uebergang des altgriechischen Styls zu dem voll-
ertdeten der folgenden Periode konnen besonders folgende
Reliefs anschaulicher zu machen dienen.
25. Herakles auf der Hindin knieend (UKVTK vsvgcodr]). Combe
80 Griechische Kunstgesch. Per. II. [97]
Marbles of the Brit. M. II. pi. 7. Specimens pi. 11. Die Stellung blieb
auch in der spatern Kunst fast dieselbe; s. Anthol. Pal. II. p. 653. Plan. 96.
[Die scheme in Pompeji gefundene Gruppe, edirt von Gaet. d'Ancora,
Neapel 1805. 4 und in den M. d. I. IV, 6 mit einer ahnlichen aus Marmor,
Annali XVI. p. 175 von H. Keil.]
26. Kastor als Rossebandiger mit dem Kastorischen Hunde, aus der
Tiburtinischen Villa des Hadrian. Combe II. pi. 6. Specimens pi. 14.
27. Festzug eines Satyr und dreier Maenaden in alter Feierlichkeit,
Inschrift: KcclTn^K^o? £noi£i. M. Gap. IV. tb. 43.
28. Grabpfeiler mit der Figur des Gestorbenen (als ifcag), auf einen
Stab gestiitzt, einem Hunde eine Heuschrecke reichend, bei Orchomenos.
Clarke Travels III. p. 148. Dodwell Tour I. p. 243. Sehr ahnlich ist die
Figur eines Reliefs in Neapel, von dem Grabe eines Gampanischen Meddix
nach der Inschrift [die Inschrift gehort nicht zu der Stele und ist jetzt
auch da von getrennt], nur kiirzer bekleidet, und mit einem am Handgelenk
hangenden Oelgefass (IrjHv&os) als Zeichen der Gymnastik. R. Rochette
Mon. In. I. pi. 63. p. 251. Odysseus mit dem Hund Argos auch nach
Welcker (wie nach R. Rochette und dem Gatal. del Mus. Borbon.) Rhein.
Mus. Ill, 4. S. 611 [was indessen ein Irrthum ist. Mas. Borbon. XIV, 10].
Auch in Terracotta sind Arbeiten des hieratischen
Styls viel gewohnlicher, als unbezweifelt achte Werke dieser
Periode.
29. Aecht alterthumlich sind die auf Melos gefundnen Relieffiguren,
ohne Unterlage, wahrscheinlich von einem Votivschilde, Perseus als Gorgo-
todter und Bellerophon als Sieger der Chimaera darstellend. Millingen
Un. Mon. Ser. II. pi. 2. 3. [Auch Alkaeos und Sappho, im Britischen
Museum noch unedirt]
30. Terracottarelief von Aegina, die Hyperboreische Artemis mit
Eros auf einem Greifenwagen fahrend. Welcker, Mon. In. d. Inst. tv.'lSb.
Ann. II. p. 65.
Stein- und Stempelschneidekunst.
97. Als geringere und unbeachtetere Zweige der Plastik,
in die erst spat das Leben aus den Hauptasten sich verbrei-
tet, erhob sich allmahlig die Kunst, Edelsteine zu graviren,
und die, Munzstempel zu stechen. Beide dienen zunachst
den Zwecken der Oekonomie und des Verkehrs. Die Stein-
schneidekunst sorgt fur Siegelringe, crqppwyr^sg, deren
Bedurfniss durch das im Alterthum gewohnliche Versiegeln
[97, 98] Geschnittene Steine u. Mfinzen. 81
von Vorrathen und Schatzen noch sehr vermehrt wurde, aber
eben so gut clurch metallne (ja holzerne) Petschafte mit be-
deutungslosen Kennzeichen befriedigt wurde. Doch entwickelte 3
sich schon sehr friih die Arbeit in harten und edlen Steinen,
nach dem Vorgange der Phonikisch - Babylonischen Stein-
schneider (§. 238. 240) aus einem rohen Einschneiden run-
der Hohlungen zu sorgfaltiger Eingrabung der ganzen Figu-
ren in alterthumlich strengem Style.
2. Von dem Versiegeln der tafiisla Boettiger Kunstmythol. S. 272
u. sonst. Ueber die alien Siegelringe aus Metall Atejus Gapito bei Macrob.
Sat. VII, 13. Plin. XXXIII, 4. Von den ftQiTtofacoTois &Qtnrjdsai:ois (theils
wirklich aus wurmstichigem Holz gemachten, theils dem nachgebildeten
Petschaften) s. Salmas. Exc. Plin. p. 653. b. Ob Polykrates Ring ge-
schnitten gewesen, ist zweifelhaft; dafiir sprechen Strab. XIV. p. 638.
Paus. VIII, 14, 5. Clemens Protr. III. p. 247. Sylb. — bestimmt dagegen
Plinius XXXVII, 4. vgl. Herod. Ill, 41. Gcpwyls xqvGoderos GpaQKySov
Uftov\ Theodoros hatte ihn gewiss nur gefasst [si fabula vera.] Nach
Diogen. Laert. I, 2. §. 57 war es ein Solonisches Gesetz: daxry/UoyAvqpoj
firj sgzlvKi GcpQuylda cpvkuTTSiv rov itQa&svTOs *$axru/U'ov. Derselbe
nennt, nach Hermipp, Pythagoras Vater einen dctKrvltoylvcpos (VIII, 1).
3. S. fiber Scarabaeen (§.175. 230, 2) mit Figuren, die fast ganz
aus runden, roh nebeneinandergesetzten Hohlungen bestehn, Meyer Kunst-
gesch. I. S. 10. Tf. 1. Eine treffliche Sammlung theils von dieser Art,
theils von sorgfaltiger alter Arbeit, meist aber Etruskische, geben die Im-
pronti gemmarie d. Inst. Gent. I, 1 — 50. Ill, 1—55. Sonst s. Lippert
Dactyl. Scr. I. P. II. n. 79. 496. II, I, 431. II, 103. Millin Pierres gravees
ined. 6. 7. 13. 25. 26. 50. 51. Specimens p. LXXXI. Vgl. Lessing Antiq.
Briefe Th. 1. S. 155. Facius Miscellaneen zur Gesch. der Kunst im Alter-
thum IV, 2. S. 62 (wo auch die angeblichen GcpQuylSss der Mythologie
bemerkt sind). Gurlitt fiber die Gemmenkunde, Archaeol. Schriften S. 97 ff.
Hirt Amalthea II. S. 12. D. A. K. Tf. 15.
98. Das gepragte Silbergeld war schon durch 1
den Argivischen Konig Pheidon, um Olymp. 8, an die
Stelle des fruhern Stabgeldes getreten, Aegina die erste Of-
ficin des Miinzpragens geworden. Aber lange begniigte man 2
sich mit den einfachsten Zeichen auf den convexen Vorder-
seiten der Miinzen, mit roh angedeuteten Schildkroten (auf
Aegina), Schilden (in Boeotien), Bienen (Ephesos) u. dgl.;
auf dem flachen Revers blieb der Eindruck eines die Munze
O. Mullet's Archaeologie. 4. Aufl. 6
32 Griechisch'e Kunstgesch. Per. II. [98]
beim Pragen festhaltenden Vorsprtmgs (quadratum incusum).
3 Erst in dieser Periode treten Gotterkopfe und vollstandige
Figuren ein, und die vertieften Felder der Reverse fiillen
sich allmahlig mil immer kunstreichern Darstellungen ; es ent-
wickeln sich verschiedene Schulen der Miinzpragung, wie in
den charakteristisch, aber ohne Zierlichkeit gezeichneten numis
incusis (mit erhobenen und zugleich vertieften Figuren) Unter-
italiens, und den sehr scharf und in feinem Detail ausgefuhr-
ten Miinzen Makedoniens und Ghalkidike's
1. Ueber Pheidon und den alten Aeginetischen Miinzfuss des Vf]
Aeginet. p. 51. 88. [Boeckhs Metrologie S. 76.]
2. Die unformlichsten %&(&viu Aegina's (in Mionnet's Empreintes
n. 616 ff.) gehen gewiss sehr hoch hinauf. Nahe kommen manche Ko-
rinthische mit dem Pegasos und Koppa, und Boeotische mit dem
Schilde. Levezow iiber mehrere im Grossherz. Posen gef. uralte Griech.
Miinzen, B. 1834.
3. Auf den AttischenM. tritt an die Stelle des rohen Gorgoneions
(vgl. Gousinery Voy. cl. la Maced. II. p. 119. pi. 4) der Minervenkopf mit
dem alterthiimlich bizarren Profil (Mionnet Descr. pi. 41. 50. 54. Empr.
603. 4. 5) und der Eule auf dem Reverse, welcher Typus sich sehr lange
erhalt. Miinzen von Athen im kaiserl. Miinzcabinet, Wiener Jahrb. 1838.
LXXXII. S. 28. — Die numi incusi (vgl. Stieglitz Archaeol. Unterhal-
tungen II. S. 54) von Sybaris, Siris, Poseidonia, Pandosia, Taras, Eaulonia,
Kroton, Metapont, Pyxoeis reichen etwa von 01. 60 bis 80. (Sybaris zer-
stort 67, 3. Pyxoeis gegriindet 77, 2. Siris erobert g. 50, aber Siriteu
existirten fort.) Mionnet Descr. pi. 58—60. Micali Italia tv. 58. 60.
Millin Mag. encycl. 1814. T. II. p. 327. -- Miinzen von Rhegion und
Messana mit dem Hasen und Maulthiergespann (Mionnet pi. 61, 5.
Combe M. Brit. tb. 3, 27) sind aus Anaxilas Zeit (70—76), Aristot. bei
Pollux V, 12, 75; andre von Messana haben die Typen der Samier, die
sich (70, 4) dort niedergelassen batten. Gott. G. A. 1830. S. 380. Zierlich
gearbeitete alte M. von Syrakus, Gela. [Miinzen mit dem Kopf des
Theron, wahrscheinlich lang nach 01. 77, Visconti Iconogr. Gr. II. p. 6 sq.j
— In stronger, aber sehr vortrefflicher Kunstweise sind die M. von Ale-
xander I. (01. 70 bis 79), die von den Bisalten nachgeahmt wurden;
sehr zierlich erscheint der alte Styl auf den M. von Akanthos, auch
von Mende. Lowe u. Stier auf M. von Akanthos, erklart aus Herod.
VII, 125 von Finder p. 20. Aber. der Lowe greift dort nur die Kameele
an. Die Thasischen M. (®A) mit dem die Nymphe umarmenden Satyr
(auf andern, wahrscheinlich eben daher, verfolgt der Satyr die Nymphe)
[99] Munzen. Malerei. 83
zeigen die Kunst von roher Garicatur (vgl. §. 75*) zu zierlicher Ausbildung
fortschreitend. Zu Lete in Mygdonien und Orrheskos in derselben Gegend
sind jene und andre alterthumliche M. in barbariscner Fabrik nachgeahmt
worden (mit einem Kentaur statt des Satyrs). JVIionnet Descr. pi. 40. 44. 50.
Suppl. II. p. 545. III. pi. 6. 8. Cadalvene Recueil de Med. p. 76. Gousinery
Voy. dans la Maced. T. I. pi. 6. 7. vgl. Gott. G. A. 1833. S. 1270. -
Sehr alterthumlich sind oft auch besonders die Thierfiguren und Monstra
auf den alten Goldstateren Kleinasiens, von Phokaea, Klazomenae,
Samos, Lampsakos, Kyzikos. (Die Verbindung von Lowe und Stier auf
den Samischen Stateren erinnert sehr an orientalische Combinationen.)
S. Sestini Descr. degli Stateri antichi. Firenze 1817 und besonders Mionnet
Suppl. V. pi. 2. 3. Vgl. sonst Stieglitz" Versuch einer Einrichtung antiker
Munzsammlungen zur Erlauterung der Geschichte der Kunst. Leipz. 1809.
D. A. K. Tf. 16. 17.
4. Malerei.
99. Die Malerkunst macht in dieser Periode , durch l
Kimon von Kleonae und Andre, besonders in perspektivischer
Auffassung der Gegenstande, diejenigen Fortschritte , welche
sie in den Stand setzen, gleich beim Beginn der nachsten in
grosser Vollkommenheit aufzutreten. Beschrankter in ihren 2
Mitteln bleibt die Vasenmalerei , welche von ihren beiden
Metropolen , Korinth und Athen, sich nach Sicilien und
Italien verbreitet, so dass namentlich die Fabriken bei den
Chalkidischen Griechen in Unteritalien in Gegenstanden und
Formen Attische Muster zum Grunde legen. In der jetzt 3
vorherrschenden Gattung mit schwarzen Figuren auf rothgel-
bem Thon zeigen sich alle Eigenthumlichkeiten des alten Styls :
iibermassig hervortretende Hauptmuskeln und Gelenke, steif
anliegende oder regelmassig gefaltete Gewander, steife Hal-
tung oder schroffe Bewegungen des Korpers — dabei aber,
hervorgerufen durch die Leichtigkeit dieser Kunstiibung, gar
rnannigfaltige , einzelnen Fabrikorten angehorende Manieren,
oft mit absichtlichem Streben nach dem Bizarren.
1. Kimon voxj Kleonae. Plin. XXXV, 34. Ael. V. H. VIII, 8 (da-
gegen bei Simonides, Anthol. Pal. IX, 758, auch wohl App. T. II. p. 648,
MUcov zu schreiben ist) [der die Erfmdung des Eumaros §. 74 ausbildete],
erfmdet catagrapha, obliquas imagines, d. h. schrage Ansichten der Figuren
von der Seite, von oben, unten; und regt eine genauere Ausfuhrung des
84 Griechische Kunstgesch. Per. II. [99]
Korpers und cler Draperie an. Ein grosses Bild war das von dem Bau-
meister Mandrokles in das Heraeon geweihte, die Brucke iiber den Bosporos
und Dareios Uebergang (Herod. IV, 88). Gemalde in Phokaea gegen
01. 60. Herod. I, 164. Mimnes, von Hipponax 01. 60 erwahnt, malt Trieren.
[Aglaophon in Thasos, Polygnots und Aristophons Vater und Meister.]
2. Hier muss die Frage erwahnt werden , ob die grosse Masse der
Vasen von Volci (von deren Auffmdung §. 257), die etwa aus der Zeit
von Olymp. 65 bis 95 stammt, und durch Gegenstande und Inschriften
entschieden auf Athen zuriickweist, von-Attischen Golonisten oder Metoeken
in Volci gearbeitet, oder durch den Handel von Athen oder einer Chal-
kidischen Colonie Athens gekommen ist. Vgl. Millingen, Transact, of the
R. Soc. of Literat. II, 1. p. 76. Gerhard Rapporto int. i Vasi Volcenti,
Ann. d. Inst. III. p. 1 (Mon. tv. 26. 27). Welcker Rhein. M. fur Philol. I,
II. S. 301 (fur die erstre Ansicht, welchem Gerhard beistimmt, Bull. 1834.
p. 76). — R. Rochette Journ. des Sav. 1831. Fevr. Mars. Der Verf. in
Comment. Soc. Gotting. VII. p. 77 (fur die zweite so wie Bunsen Annali VI.
p. 40. R. Rochette das. p. 285, Journ. des Sav. 1837. p. 486 fur Impor-
tation. Gerhard gibt die Tyrrhenische Gattung als solche auf, Ann. IX.
p. 136, erklart sich aber fur die Entstehung in Italien p. 140). Vgl. im
Folgenden Nr. 13. Von der Nachbildung Athenischer Vasenmalereien in
dem Ghalkidischen Nola hat Boeckh, Prooem. lect. hiem. 1831, ein merk-
wurdiges Beispiel ans Licht gestellt.
3. Unter der grossen Menge alterthiimlicher Vasenbilder wahlen wir
hier einige besonders interessante, welche den verschiedenen Manieren, die
sich in Griechenland selbst entwickelten , angehoren. Von den schatten-
rissartigen gibt eine ganze Reihe Stackelberg Tf. 10 — 15. [Die grosste
und merkwurdigste aller Vasen der alteren Zeit ist die 1845 im Gebiet
von Ghiusi durch Alessandro Francois entdeckte, jetzt eine Zierde der
Gallerie zu Florenz, von Klitias gemalt, von dem Topfer Ergotimos, mit
einem vermuthlich unter bestimmtem Gesichtspunkt zusammengestellten
Cyclus bedeuterider Gompositionen, mit 115 Namen dargestellter Personen.
Vorlaufige Nachricht geben E. Braun Allgem. Zeit. 1845. S. 1379. Bull.
1845. p. 113 und Gerhard das. p. 210 und Archaeol. Zeit. 1846. S. 319.]
N.. 1. Die Attische Preisvase, TON A@ENE€[E]N A® AON EMI,
bei Mr. Burgon (Millingen Un. Mon. S. I. pi. 1—3. vgl. G. I. n. 33 u.
p. 450), mit der Athena als Vorkampferin und einem Wagensieger mit
KtvTQov und ^atfr/f. Eine Panathenaeische Vase aus Aegina, Bull. 1830.
p. 193. 1831. p. 95, eine aus Kyrene Annali VI. p. 2873. [Eine Menge
soldier Vasen M. d. I. I. tv. 22. Gerhard Etr. u. Gampanische Vasen
Tf. A. B.] In zierlicherem Style und offenbar nur Prunkvasen sind die
zahlreichen Amphoren derselben Art, mit verschiedenen gymnischen und
[99] Malerei. 85
Ross-Wettkampfen, auch einem Kitharsanger, aus Volci (Gerhard Ann. d.
Inst. II. p. 209. Ambrosch ebd. V. p. 64. Mon. 21. 22), so wie einige in
Gross-Griechenland gefundene (die Kollersche in Berlin, bei Gerhard Ant.
Bildw. I. Tf. 5—7; eying ByQKips VMS b. Stackelb. Tf. 25, das efczige
Beispiel aus Athen; eigener Styl der Malet-ei, mit kurzen steifen Figuren,
von einem kleinen Athenischen Dreifuss. Die Lambergsche in Wien, die
am wenigsten alterthumliche , bei Laborde I, 73. 74; vgL Panofka M.
Bartoldiano p. 65 sqq.). Ueber die Bestimmung dieser Vasen Broendsted
Transact, of the R. Soc. II, I. p. 102.
2. Vase mit der Erlegung des Minotaur, in alterthumlich steifem
Style, die weiblichen Figuren mit faltenlosen buntgegitterten Gewandern.
Werk des Topfers Taleidas ; in Sicilien gefunden : aber wahrscheinlich aus
Attischer Schule, da der Gegenstand auf einer Attischen Vase, bei Mr.
Burgon, grade ebenso dargestellt ist. Am genauesten bei Maisonneuve
Introduction pi. 38.
3. Geburt der Pallas, in sehr ahnlichem Style, wie die vorige Vase.
Aus Volci, wo sehr viele der Art. Micali Ant. popoli Italiani, Monum.
tv. 80, 2. [Gerhard Auserles. Vasen I. Tf. 1—4.]
4. Vase mit der Eberjagd eines Heros Antiphatas, Preis fur einen
Sieg mit dem Rennpferde, aus einem Grabe bei Capua, mit Dorischen In-
schriften. Sehr symmetrische Anordnung der Figuren. Hancarville Antiqq.
Etr. Gr. et Rom. I. pi. 1—4. Maisonneuve Introd. pi. 27.
5. Hermes mit den drei Gottinnen zu Paris eilend, wie auf dem
Kasten des Kypselos. Paus. V, 19, 1. Aehnlich wie die vorige Vase
parallele Richtung der Glieder; regelmassig gefaltete Gewander, schlanke
Proportionen. Millingen Coll. de Coghill pi. 34.
6. Herakles mit der Lowenhaut, aber zugleich einem Boeotischen
Schilde, in gewaltigem Ansprunge gegen Kyknos (vgl. das Bild am Amykl.
Thron, Paus. Ill, 18) bei Millingen Un. Mon. S. I. pi. 38.
7. Achilleus, der den erlegten Hektor (in riesiger Gestalt) hinter dem
Wagen schleppt, ofter auf Sicilischen Vasen, bei R. Rochette Mon. In. I.
pi. 17. 18. Auf einer ahnlichen in Canino ist die kleine gefliigelte Helden-
figur als Eidolon des Patroklos bezeichnet. R. Rochette p. 220.
8. Abschied der Eriphyle von Amphiaraos und Adrastos, zwei Gruppen
auf einer Grossgriechischen Vase. Scotti Illustrazioni di un vaso Italo-
Oreco. N. 1811. 4. [Millingen Peint. de Vases pL 20. 21. Des Vfs. D. A.
K. Denkm. I. Tf. 19, 98. Minervini im Bullett. Napol. II. p. 122. III. p. 48. 52.
O. Jahn Archaeol. Aufs. S. 139 f.]
9. Memnon von Achilleus erlegt und von Eos entfuhrt, zwei Gruppen
einer Agrigentinischen Vase (aber mit Attischer Inschrift), von kraftiger
und ausgebildeter Zeichnung. Millingen Un. Mon. I. pi. 4. 5.
86 Griechische Kunstgesch. Per. II. [99]
10. Pyrrhos, welcher vor Ilions Mauern, am Altare des Thymbraeischen
Apollon, den kleinen Astyanax todtet, auf einer Vase von Volci. Mon.
d. Inst. I, 34. vgl. Ambrosch Ann. III. p. 361 [den kleinen Troilos, Ann.
V. J 251—54. 0. Jahn Telephos und Troilos S. 70].
11. Athena, kenntlich an Helm und Lanze, zur Rechten des Zeus,
mit dem Blitze, sitzend; vor ihnen zwei Horen, hinter dem Sitze Hermes
und Dionysos, in ausgebildetem alten Style, wie er in Volci vorherrscht. In
Farben (mit aufgesetztem Roth und Weiss) copirt bei Micali tv. 81.
12. Dionysos auf dem Schiffe der Tyrrhenischen Seerauber (eine
geistreiche und grossartige Composition), auf einer Schale von Volci, im
Innern. Am aussern Rande Kampfe um zwei gefallene Helden. Inghirami
G. Omerica tv. 259. 260 [Gerhard Auserles. Vasen I. Tf. 49].
13. Athenische Jungfrauen, welche das brautliche Bad aus der Fon-
taine Kallirrhoe (KAAIPE KPENE, lies KaMt$$rj KQJVTI) schopfen, aus
Volci. Broendsted A brief descr. of thirty-two anc. Greek Vases n. 27.
Vgl. die Hochzeit-Vasen fur Lysippides und Rhodon, bei Pr. Lucian Musee
Etrusque n. 1547. 1548.
14. Eine Scene des Handels, Verkauf von Wolle [Silphion], unter
Aufsicht eines Magistrats, mit Do] ischen Inschriften (' AxQEGttas), auf einer
Vase aus Etrurien, in einem bizarren, nicht Attischen, Styl. Mon. d. Inst.
47. Ann. V. p. 56. Micali tv. 97. [Gab. Durand n. 422. Panofka Bilder
antiken Lebens Taf. XVI, 3. Inghirami Vasi fitt. tav. 250.]
Dritte Periode.
Von 01. 80 bis III. (460—336 v. Chr.)
Von Perikles bis auf Alexander.
1. Die Ereignisse und cler Geist der Zeit in Beziehung
auf die Kunst.
100. Die Perserkriege weckten in Griechenlancl das schlum- 1
mernde Bewusstsein der Nationalkraft. Athen, durch die 2
Stammart seiner Bewohner ganz geeignet, Mittelpunkt der
Griechischen Bildung zu werden, bemachtigt sich der in den
Umstanden gegebnen Hiilfsmittel mit grossem Geschick; wo- 3
durch es schnell zu einer Hohe der Macht gelangt, wie sie
nur je eine Stadt besessen.
2. Die Attiker haben mit ihren Stammgenossen, den loniern Asiens,
das Empfangliche , Lebendige, Neuerungssiichtige gemein, aber verbinden
damit eine Energie, die dort friih verschwunden. To dQccGT^Qtov, TO dsivov.
3. Den Beginn des hohern Aufschwungs in Athen setzt Herod. V,
78 schon Olymp. 67, 4. Themistokles Volksbeschluss fiber Verwendung
des Silbers von Laurion fur die Flotte g. 73. . Schlacht von Salamis 75, 1.
Die Hegemonic der Griechen, die unter dem Konig gewesen waren, fiir
den Perserkrieg kommt an Athen, wahrscheinlich 77, 1. Aristides billige
Schatzung; das Schatzhaus auf Delos; die Summe der jahrlichen Tribute,
CPOQOI, 460 Talente (spater 600 und 1200). Perikles versetzt deri Schatz
nach Athen g. 79, 3. Die Bundesgenossen werden von da an meist
Unterthanen, der Bundesschatz Staatsschatz. Die hochste Summe des
Schatzes vor dem Pelop. Kriege war 9700 Talente, die jahrliche Einnahme
damals gegen 1000. Boeckh Staatshaush. I. S. 427 ff. 465.
101. Der grosse Reichthum, welcher Athen in dieser i
Zeit zufloss und nur zum geringsten Theile von dem lassig
betriebenen Kriege mit Persien verzehrt wurde, wird im An-
fange besonders zur Befestigung Athens verwandt; dann 2
88 Griechische Kunstgesch. Per. III. [101, 102J
aber zur grossartigsten Ausschmuekung derStadt mit Tem-
peln und Bauwerken fur die Spiele.
1. Der Mauerbau des Peiraeus begann durch Themistokles unter
dem Archon Kebris vor 01. 75 (nach Boeckh de archont. pseudepon.
01. 72, 1), fortgesetzt 75, 3. Der Aufbau Alhens und die Erneuerung
der Mauern 75, 2. Gegen 78, 4 veranlasst Kimon die Befestigung der Sud-
seite der Akropolis (Plut. Kim. 13. Nepos Cim. 3), und die Grundlegung
der langen Mauern, die Perikles 01. 80, 3. 4 vollendete, aber spater noch
eine Mauer hinzufugte. Ueber die drei langen Mauern Leake's Topo-
graphie von Rienaecker, Nachtr. S. 467.
2. Das Theseion wird unter Kimon 01. 77, 4 begonnen. Gegen
01. 80, 3 tragen die Athener auf gemeinsame Erneuerung der von den
Persern zerstorten Heiligthiimer an; und in Attika werden um diese Zeit
viele Tempel gebaut. Parthenon 01. 85, 3 vollendet. Propylaeen 01. 85, 4
bis 87, 1 gebaut. — Das steinerne Theater wird ((ASTU TO nsoflv TK LKQIO)
70, 1 begonnen, aber in den obern Theilen erst unter Lykurg's Finanz-
verwaltung (109 — 112) vollendet. Die Peisianaktische Halle wird zur Ge-
maldegallerie, noixtli], eingerichtet, um 79, 3. Das Odeion baut Perikles,
fiir die Panathenaeen , vor 84, 1. S. des Verf. Commentatt. de Phidia I.
§. 5. — Die Kosten dieser Gebaude waren bedeutend, die Propylaeen
kosteten (nebst allem was dazu gehorte) 2012 Talente (Harpokration)
gleich 2,766,500 Rthl., wogegen Thukyd. II, 13 nicht zeuget.
1 102. Indem sich an diesen Bauwerken ein Kunst-
geist entfaltete, der Majestat mit Anmuth auf die gliicklichste
Weise vereinigt: erreicht die bildende Kunst, durch den
freien und lebendigen Geist des demokratischen Athens von
alien Fesseln alterthumlicher Steifheit gelost, und von dem
grossartigen und gewaltigen Sinne der Perikleischen Zeit durch-
2 drungen, durch Phidias denselben Gipfelpunkt. Jedoch sind,
dem Gharakter der altern Hellenen gemass, noch immer ru-
hige Wurde und eine leidenschaftslose Stille der Seele das
3 Geprage der bewunderten Hauptwerke der Zeit. Der Geist
der Athenischen Kunst macht sich schnell in Griechenland herr-
schend: obgleich auch im Peloponnes, namentlich unter den
demokratischen und industriosen Argivern, die Kunst in grosser
Vollkommenheit geubt wird.
3. Athenische Kiinstler arbeiten gegen 01. 83. (De Phidia I, 14)
fur den Delphischen Tempel [N. Rhein. Mus. I. S. 18J, und die Phidias-
sische Schule schmiickt um 01. 86 Olympia und Elis mit Bildwerken. —
Ueber Argos Zustand des Verf. Dorier II. S. 143.'
[103] Allgemeines. 89
103. Der Peloponnesische Krieg, von Olymp. 87, i
1 ex. bis 93, 4, vernichtet erstens Athens Reichthum durch
die das Maass der Einkiinfte tiberwiegenden Kriegskosten, und
zerreisst zugleich das Band der Athenischen Kimstlerschule
mit den Peloponnesischen und andern. Tiefer greift die innre 2
Veranderung, welche im Peloponnesischen Kriege einlrat, nicht
ohne bedeutende Mitwirkung der grossen Seuche (01. 87, 3),
die das mannhafte Geschlecht der alten Athener hinwegraffte,
und ein schlechteres zuriickliess. Sinnlichkeit und Leidenschaft- 3
lichkeit auf der einen Seite, und eine sophistische Bildung
des Verstandes und der Rede auf der andern, treten an die
Stelle der festen und durch sichre Gefuhle geleiteten Denk-
weise fruherer Zeiten; das Griechische Volk hat die Schranken
der alten National-Grundsatze gesprengt; und, wie im offent-
lichen Leben, so drangt sich auch in alien Kiinsten Sucht
nach Genuss und Verlangen nach heftigern Anfregungen des
Gemiiths mehr hervor.
1. Ueber die Kriegskosten s. Boeckh Staatshaush. 1. S. 311. Ueber
die Trennung der Kunstschulen wahrend des Krieges De Phidia I, 19.
2. HQCOTOV r£ ?}(>|£ Jtori £g TaM.cc Trj Tro'/Ut fnl Ttlsov avofiiag TO
VOG7](MX OTL 68 7]8r] TE ijdv KKl 7lCLVTCt%6Q'£V TO £g CCVTO HfffSctltoV,
TOVTO v.a.1 v.alov xai xQ-qGitiov KKTS6T7]. Thukyd. If, 53.
3. Im offentlichen Leben tritt an die Stelle des durch die durch-
dringende Kraft des Geistes herrschenden Olympics Perikles das Geschlecht
der Schmeichler des Demos , Kleon u. s. w. ; auf das hausliche Leben er-
lialten die Hetaren immer mehr Einwirkung; in der Tragodie gewinnt den
Geschmack des grossen Publikums der THX&IITIXCOTUTOS und SSIVOTKTOS
Euripides; die Lyrik geht in den neuen ziigellosen und prunkvollen
Dithyrambos iiber, dessen Meister (Melanippides , Kinesias, Philoxenos,
Telestes, Phrynis und Timotheos von Milet) von den Strengern als die
Verderber der Musik, besonders ihres ethischen Charakters, angesehn
wurden: wodurch zugleich die Rhythmik, um 01. 90, regelloser und schlaffer
wird. Die alte Redekunst ist auf einen symmetrischen Satzbau gegriindet,
und fordert die ruhigste Declamation; neben dieser tritt allmahlig eine
affektvolle, pathetische Redekunst hervor.
Besonders zu beachten ist hier die immer zunehmende Freiheit
und Heftigkeit im korperlichen Ausdrucke der Gemuths-
bewegungen. Der Spartanische Jungling bewegt nach Xenophon die
Augen nicht mehr als ein Erzbild (Dorier II. S. 268). In Athen bewahrt
noch Perikles die »feste Haltimg des Gesichts, den ruhigen Gang, die bei
90 Griechische Kunstgesch. Per. III. [104]
keiner rednerischen Bewegung in Verwirrung gerathende Lage der Ge-
wander, den gleichniassigen Ton der Stimme.« Plut. Perikl. 5. Vgl.
Siebelis zu Winckelm. W. VIII. S. 94. Durch Kleon kamen heftige und
freie Bewegungen (TO ryv %SIQK ?£o> £#av) auf der Rednerbuhne auf, und
die alte 8vxoo[ttcc der Redner verschwand. Plut. Nikias 8. Tib. Gracchus 2.
Aeschines g. Timarch §. 25 ff. Bekk. Demosth. it. TCKQKTTQ. p. 420. R.
Bei Demosthenes muss man sich das Hochste affektvoller Bewegtheit
denken; bei Aeschines etwas affektirt Steifes. Auf der Biihne beginnt
eine lebhafte, pathetische Gesticulation mit Kallippides, Alkibiades Zeit-
genossen, welchen Myniskos, Aeschylos Schauspieler , deswegen nl&r]>ios
nannte. Aristot. Poet. 26. cum Intpp. Xenoph. Sympos. 3, 11.
1 104. Mit cliesem Zeitgeiste hangt die Richtung der
Kiinstler eng zusammen, durch welche die bildende Kunst nach
Olymp. 100 zu einer neuen Stufe sich erhebt, indem sich
in ihren Schopfungen , gegen die Werke der fruhern Gene-
ration gehalten, viel mehr Sinnlichkeit und Pathos, ein mehr
gestortes Gleichgewicht und ein unruhigeres Verlangen der
Seele kund giebt, wodurch freilich die Kunst sich wieder einer
2 ganz neuen Welt von Ideen bemachtiget. Zugleich verhindert
aber die Richtung auf augenblicklichen Genuss, in welcher
besonders das Athenische Volk befangen war, bedeutende
offentliche Unternehmen , und die Kunst bleibt (Konon's und
Lykurg's Unternehmungen abgerechnet) ohne die grosse offent-
liche Aufmunterung der Perikleischen Zeit, bis sie sich die
3 Gunst der Makedonischen Konige erwirbt. Dies Ver-
haltniss fiihrt Veranderungen im Geiste der Kunst herbei,
welche schon am Schlusse dieses Abschnitts, deutlicher im
folgenden, hervortreten.
2. Demosthenes klagt bitter iiber die Diirftigkeit der offentlichen und
die Pracht der Privatbaue seiner Zeit. VgL Boeckh Staatshaush. I. S. 220.
Von Konon's Werken Paus. I, 1, 3. I, 2, 2. Vgl. De Phidia I, 3. n. <].
und zur Bestatigung, dass das Heiligthum des Zeus Soter'von Konon er-
richtet worden, auch Isokr. Enagor. §. 57. Unter Lykurgos wurden be-
sonders friihere Werke ausgebaut, aber auch einiges Neue. S. das Psephisma
bei Plutarch X. Orat. p. 279. H. , wo wohl zu schreiben: fj^itQya naga-
hcificbv TOV$ T£ VSCOgOLKOVS Y,K\ Tf\V 6XSVoQ'r]XTr]V "ACtl TO &SKTQOV TO d IQV '.
S^ElQyttOUTO KCtl £7t£T£A.£G£, XKl TO T£ GTOtSlOV TO TIciVCiQ'. XKl TO yVflVtt-
GIOV TO Avxeiov xarEtrxfvacyf. Vgl. p. 251. Paus. I, 29, 16. Doch bleibt
immer der edelste Privataufwand der auf Kampfrosse und Bildsaulen, und
es ist ein barter Vorwurf fCir Dikaeogenes (Isaeos von Dikaeog. Erbsch. §. 44),
[105, 106] Architektonik ; Theater. 91
dass er die von seinem Erblasser fur 3 Talente (4125 Rthlr.) an-
geschafften Weihgeschenke ungeweiht in den Bildhauerwerkstatten herum-
liegen lasse.
2. Architektonik.
105. Das erste Erforderniss fur das Gedeihen der Bau-
kunst, das Aufbieten aller Krafte, um etwas Grosses zu
schaffen, tritt schon an den Mauerbauen dieser Zeit hervorr
vorziiglich den Mauern des Peiraeeus, die, an Colossalitat den
klykopischen ahnlich, zugleich durch die grosste Regelmassig-
keit der Ausfiihrung ausgezeichnet waren.
Der Mauerkreis des Peiraeeus mit Munychia mass 60 Stadien; die
Hohe war 40 Gr. Ellen (Themistokles wollte die doppelte), die Breite die,,
dass beim Bau zwei mit Steinen beladene Wagen nebeneinander vorbei
konnten; die Steine waren afiaj-ialoi, genau aneinander gefugt (iv TOfifj
syyeovioi), durch keinen Mortel, sondern nur durch eiserne mit Blei ver-
gossene Klammern zusammengehalten. Eben so die Mauern des Parthe- .
non; die Cylinderblocke der Saulen dagegen durch Dobel aus Holz
(Cypressenholz beim T. von Sunion, Bullet, d. Inst. 1832. p. 148) ver-
bunden. [Einer dieser Zapfen nebst Kapsel in Miinchen.] Alles Technische
ist hier in hochster Yollendung.
106. Ferner bewafrrt sich in den'feauen von Theatern, i
Odeen und andern Gebauden fiir die Festspiele ein klarer
und durchdringender Verstand, welcher den Zweck des Baus
auf das Bestimmteste auffasst, und auf dem nachsten Wege
zu erreichen weiss. Das Theatron ist, wie der alte Cho- 2
ros (§. 64, 1), noch immer der Hauptsache nach ein offener,
von beiden Seiten zuganglicher Tanzplatz (Orchestra), um
welchen sich die, moglichst viel Personen zu fassen, eingerich-
teten Sitze und das erhohte Buhnengerust erheben. Der
Theaterbau ging wahrscheinlich von Athen aus, aber verbrei-
tete sich schon in dieser Periode liber ganz Griechenland. Auch 3
das Odeion, ein kleineres und schirmformig bedecktes Thea-
ter, erhalt seine Form in Athen ; so wie wahrscheinlich einer 4
der Genossen des Phidias zuerst. zu Olympia die kunstreiche
Form der Schranken (cic^aig) eines Hippodrom
darstellte.
2. Von dem Theater Athens §. 101. Anm. 2. Das Epidaurische,
92 Griechische Kunstgesch. Per. III. [107]
ein Werk des Polykleitos (um 01. 90), war an Schonheit und Ebenmaass
das erste; von den sehr zweckmassig angelegten Stufen 1st Einiges iibrig.
[Die Sitze sind noch fast vollstandig; die Herstellung mit den aus ihrer
Stelle gebrachten Steinen selbst wiirde leicht sein.] S. Clarke Travels II,
11. p. 60. Donaldson Antiq. of Athens, Suppl. p, 41. pi. 1. Das Syra-
kusische Theater (vgl. Houel T. III. pi. 187 sqq. Wilkins Magna Gr. ch. 2.
p. 6. pi. 7. Donaldson p. 48. pi. 4. 5). [Gavallari bei Serradifalco Antich.
d. Sicilia IV. tv. 17—22. p. 132.] baute Demokopos-Myrilla vor Sophron
(01. 90). Eustath. zur Od. Ill, 68. p. 1457. R. Vgl." §. 289.
3. Das Ode ion angeblich dem Zelte des Xerxes nachgeahmt, das
Dach sollte aus Persischen Masten bestehn, daher auch Themistokles, statt
Perikles, als Grimder genannt wird (Hirt Gesch. II. S. 18). Aber auch
Attika lieferte friiher weit jiingere Baume als spater fiir die Dachung
grosser Baue, Platon Kritias p. 111. Ueber die Anlage eines Odeions §. 289.
4. Ueber Kleoetas, Aristokles Sohn, Boeckh G. I. p. 39. 237 der
Verf. De Phidia I, 13; fiber seine ayeaig Hirt Gesch. III. S. 148. Sie
erfullte den Zweck , alle Wagen in gleiche Distanz von dem normalen
Anfangspunkte der Umlaufe um die Spina zu bringen.
1 107. Wahrscheinlich diente bei diesen Theater-Bauen
auch schon die, bei Tempeln in diesem Zeitraume noch nir-
gends als etwa beim Eleusinischen Megaron (§. 109, 5)
2 angewandte, Kunst zu wolben. Nach der Ueberlieferung
der Alten erfand diese Demokritos, ubertrug sie aber vielleicht
3 nur aus Italien (s. §. 168) nach Griechenland. Derselbe
Demokritos stellte mit Anaxagoras iiber die per spekti vi-
se he Anlage und Ausfiihrung der Scene des Theaters For-
schungen an; er war es besonders, durch den ein philosophi-
scher Untersuchungsgeist denKiinsten Vorschub zu leisten anfing.
2. Poseidon. bei Seneca Ep. 90 : Democr. dicitur invenisse fornicem
ut lapidum curvatura paulatim inclinatorum medio saxo (Schlussstein,
key-stone) alligaretur. Demokritos stirbt nach der wahrscheinlichsten An-
gabe 01. 94, 'l geg. 90 Jahr alt.
3. Vitruv Praef. VII. Namque prirnum Agatharchus (§. 134) Athenis,
Aeschylo docente tragoediam, scenam fecit et de ea commentarium reliquit.
Ex eo moniti Democr. et Anax. de eadem re scripserunt, quemadmodum
oporteat ad aciem oculorum radiorumque extensionem, certo loco centro
constitute, ad lineas ratione naturali respondere etc. Die Sache gehort in
die letzten Zeiten des Aeschylos (gegen 01. 80), daher Aristot. Poet. 4, 16
die Skenographie oder perspektivische Buhnenmalerei erst dem Sophokles
[108, 109J Gewolbe; Saulenordnungen. 93
zuschreibt. Die Skenographie erscheint von nun an als eine besondre
Kunst; gegen 01. 90 treffen wir in Eretria einen Architekten mid Skeno-
graphen Kleisthenes (Diog. Laert. II, 125), spater gab es deren mehrere,
wie Eudoros, Scrapion bei Plin. Arist. Poet. 4, 16. Auch ein pictor scae-
narius bei Gori Inscr. Etr. I. p. 390. Vgl. §. 324.
108. Von den Saulenordnimgen wircl in dieser l
Zeit die Dorische in Athen zu hoherer Anmuth ausgebildet,
ohne indess den vorherrschenden Gharakter der Majestat zu
verlieren. Die lonische fmdet man in Athen in einer eigen- 2
thumlichen schmuckreichen Form, in lonien selbst in derjenigen,
welche sich hernach als die gesetzmassige, kanonische, erhalten
hat. Daneben erscheint um 01. 85 das Korinthische Gapi- 3
tal, welches sich durch eine sehr geistreiche Verbinclung der
lonischen Volutenformen mit freieren und reicheren vegetabili-
schen Formen entwickelt, aber erst allmahlig seine kanonische
Form erlangt. Auch findet es sich zuerst nur einzeln; dann 4
wiederholt, aber nur in untergeordneten Theilen des Gebau-
des; als Hauptgattung aber zuerst bei kleineren Ehrenmonu-
menten.
3. S. das Geschichtchen von Kallimachos Erfmdang bei ^7itruv IV, 1.
4. S. §. 109. N. 5. 12. 13. 15. Durchgangig fmdet man es zuerst
an dem zierlichen, aber keineswegs durchaus musterhaften Ghoregischen
Denkmale des Lysikrates, 01. Ill, 2. Stuart I. ch. 4.
109. Wahrend die Tern pel Athens in diesem Zeit-
raume den Gharakter des reinsten Maasses, der gewahltesten
Formen, der vollkommensten Harmonie tragen, und ein ahn-
licher Geist im Peloponnes sich zeigt: strebt man in der erst
spater eintretenden Bliithezeit loniens vorzugsweise nach Ele-
ganz und Pracht, und baut daher fast nur im lonischen
Styl (mit zwar effektvoller, aber nicht so sorgfaltiger Aus-
fuhrung im Detail); dagegen die Sicilischen Tempelgebaude,
auf alt-Dorischen Formen beharrend, durch riesenmassige Grosse
und Kuhnheit des Plans imponiren.
I. 'Attika.
1. [Massvergleichung von siebenzehn TempeJn bei Serradifalco Ant.
d. Sicilia II. p. 80, und Zusammenstellung von 21 Sicilischen Tempeln,
94 Griechische Kunstgesch. Per. III. [109]
im Grundriss v. tv. 43.] Theseion, von 01. 77, 4 (§. 101. Anm. 2)
bis iiber 80 (§. 118). Peript. hexast. in Dorischer Ordnung, 104 X 45 F.,
aus Pentelischem Marmor. Die Saulenhohe iiber 11, die intercolumnia 3
mod. Wohl erhalten, auch die schonen Deckenfelder. Stuart Antiqq. of
Athens. III. cb. 1. Supplem. ch. 8. pi. 1. [L. Ross TO ®^Gflov v.a.1 6
vccos TOV "Agtog iv ' A^rjvai^ 1838. 8. Archaeol. Zeitung 1844. S. 245.
Dagegen Ulrichs Annali d. Inst. XIII. p. 75. E. Curtius in Gerhards Ar-
chaeol. Zeit. I. S. 97.]
2. Parthenon oder Hekatompedon, 50 Fuss grosser (langer)
als ein alteres, dessen Platz es einnahm, Hesych. Gebaut von Iktinos und
Kallikrates, Schrift dariiber von Iktinos und Karpion. Peript. octast. hypae-
thros, in Dorischer Ordnung, auf einer hohen Plattform, ganz aus Pentel.
Marmor. Unterbau, Ross Kunstbl. 1835. N. 31. Besteht aus dem Saulen-
umgange; dem Vortempel (itgov-^iov] an beiden schmalen Seiten, gebildet
durch Saulen mit Gittern dazwischen; clem eigentlichen Hekatompedon,
d. h. der 100 Fuss langen Gella. [Vielmehr breiten, berechnet nach Stuart
p. 8 und le Roy p. 5 von Ideler in den Schr. der Berl. Akad. 1812.
S. 186] mit 16 (oder 23?) Saulen um da.s Hypaethron; dem eigentlichen
Parthenon oder Jungfrauengemach , einem quadratischen eingeschlossenen
Raum um die Bildsaule; dem geschlossenen Opisthodomos mit 4 Saulen,
nach W. Die Vorderseite war 0. Gesammtgrosse 227 X 101 Engl. F.;
Hohe 65 F. Die Saulenhohe 12 mod., die Intercol. fast 22/s; Verjungung
des Schafts 13/3o; Schwellung !/44; Ecksaulen 2 Zoll starker. Am Architrav
hingen Schilde; von dem Reichthum an Bildwerken §. 118. Der Triglyphen-
fries sinnreich zusammen gesetzt mit moglichster Ersparung von Stein,
Klenze Aphorist. Bern. S. 368. Tf. 1. Fig. 2. 3. Den reinen Glanz des
Marmors hob der an kleineren Streifen und Gliedern angebrachte Farben-
und Goldschmuck. Der T. hat besonders 1687 den 28. Sept. durch die
Venetianer, neuerlich durch Elgin, gelitten : aber erregt noch immer einen
wunderbaren Enthusiasmus. I. Spon (1675). Voy. de Grece. Stuart II.
ch. 1. Wilkins Atheniensia p. 93. Leake Topogr. ch. 8. Boeckh C. I.
p. 177. Die neuen Herausg. Stuart's in der Deutschen Uebersetzung
(Darmstadt 1829) I. S. 293, wo auch S. 349 von den Spuren des alten
Parthenon Nachricht gegeben wird. Cockerell's Plan bei Broendsted -Voy.
dans la Grece II. pi. 38. Ueber Heger's Untersuchungen Gott. G. A. 1832.
S. 849. Das Parthenon neu gemessen von J. Hoffer, Wiener Bauzeit.
1838. N. 40 ff. [Ein 6% F. langes Modell des vollstandigen Parthenon
ist in der Gallerie der Bodlejana zu Oxford.]
3. Propylaeen, gebaut von Mnesikles. Sie bildeten den Zugang
zu der Burg als einem heiligen Tempelhofe, und standen mit einer vom
Markte ausgehenden Auffahrt in Verbinclung. Fahrweg zu den Propylaeen
[109] Tempel-Ruinen. 95
aus Pentelischen Mavmorplatten , L. Ross im Kunstbl. 1836. N. 60. Ein
Prachtthor, mit vier Nebenthiiren, nach aussen erne lonische Vorhalle.
nach beiden Seiten Dorische Frontispice, deren Architektur mit der innern
Jonischen sehr geschickt vereinigt ist. Vgl. N. 5, c. An den Seiten spring-en
Fliigelgebaude vor, wovon das nordliche als eine Poekile diente; vor dem
siidlichen lag ein kleiner Tempel der Nike Apteros. Stuart II. ch. 5.
Kinnard Antiqq. of Athens, Suppl. (fiber die Auffahrt). Leake Topogr.
ch. 8. p. 176. Le temple de la Victoire sans ailes, restaure par R. Kous-
min, decrit par V. Ballanti. R. 1837 f. Bull. 1837. p. 218. [Kunstblatt
1835. N. 78 f. L. Ross u. E. Schaubert die Akropolis von Athen, 1. Abth.
der Tempel der Nike Apteros. B. 1839 f.]
4. Tempel der Athena Polias und des Poseidon Erechtheus. Ein
uraltes Heiligthum, welches nach dem Perserkriege erneuert, aber (zufolge
der Urkunde, G. I. n. 160) erst nach 92, 4 vollendet wurde, voll von
heiligen Denkmalern, durch die der Plan des Gebaudes eigne Bestimmungen
erhielt. Ein Doppeltempel (VKOS Sinlovs) mit einem getrennten Gemach
gegen W. (Pandroseion) , einem Prostyl gegen 0., und zwei Hallen*
(nQ06TK6£i<s} an der NW. und SW. Ecke. Das Gebaude lag auf zwei
verschiednen Boden, indem sich an der 0. und S. Seite eine Terrasse hin-
zog, welche gegen N. und W. aufhorte (nach welcher Seite der rol%og 6
SKTOS in der Inschrift liegt). Grosse, ohne die Hallen, 73 X 37 F. Karya-
tiden (XOQUI, Attische Jungfrauen im vollen Panathenaischen Putze)
[§. 330, 5] um die Halle an der SW. Ecke (worm der Erechtheische
Salzquell und der uralte Oelbaum gewesen zu sein scheinen); Fenster tmd
Halbsaulen am Pandroseion. Der Fries des Ganzen war aus Eleusinischem
Kalkstein mit angesetzten (metallnen) Reliefs (£««). [Siebenzehn Stiicke
stehen im Erechtheion, verzeichnet Ann. d. I. XV. p. 309 f.] Die lonische
Architektur zeigt viel Eignes, besonders in den Capitalen (§. 276); die
Sorgfalt der Ausfuhrung ist uniibertrefflich. Stuart \I. ch. 2. Wilkins
p. 75. Des Verf. Minervae Poliadis sacra et aedis. 1820. Rose Inscript.
Graecae vetustissimae p. 145. G. I. 1. p. 261. Neue Ausg. von Stuart
p. 482. Bruchstucke einer zweiten diesen Tempel angehenden Inschrift
Kunstbl. 1836. St. 60. [39 f. Vollstandig in der 'EcpwtQis dg%aioL
1837. p. 30 bei Rangabis Antiqu. Hellen. p. 45 und Ann. d. I. XV.
p. 286—327, darin ein Architekt Archilochos von Agryle.] Inwood the
Erechtheion of Athens, fragments of Athenian architecture and a few
remains in Attica, Megara and Epirus. L. 1827. [v. Quast das Erechtheum
zu Athen nach dem Werk des Hr. Inwood. B. 1840. — Tempel der Athene
Ergane auf der Akropolis s. Ulrichs in der ' A\tr\vu. 1841. 4. Juny und
in den Abhd. der Mfinchner Akad. philo's. philol. Kl. Ill, 3. S. 627.]
5. Eleusis. Unedited Antiqq. of Attica ch. 1—5. (Traduct. par
M. Hittorff. Ann. d. Inst. IV. p. 345.) [Deutsch von G. Wagner Darmst.
96 Griechische Kunstgesch. Per. III. [109]
1829. 8.] a. Der grosse Tempel (fisyuQov, KVCCHTOQOV}, unter Leitung
des Iktinos von Koroebos, Metagenes, Xenokles gebaut, und fur die Feier
der Mysterien eingerichtet. Abweichung der Eleusinischen Gebaude vom
reinen Styl, Kugler S. 43. Eine grosse Cella mit vier quer dnrchlaufen-
den Dorischen Saulenreihen in zwei Stockwerken; dazwischen eine grosse
Lichtoffnung, welche Xenokles wolbte (TO onctlov f^,oQvcpco6s Plut. Perikl.
13. vgl. Pollux II, 54), indem dieser Tempel kein Hypaethros sein durfte.
Vorhalle aus 12 Dor. Saulen (von Philon unter Demetrios Phalereus), welche
sclion diinne Stege zwischen den Canneluren haben. 212. 10. 2 X 178.
6, das Innere G 167 X 166. 6. Unter der Cella eine Krypte, unver-
jungte Cylinder stiitzten den obern Boden. Das Material meist Eleusini-
scher Kalkstein, wenig Marmor. Die Grosse des Ganzen 220 X 178 Fuss.
Etwas abweichende Angaben Ionian antiqq. ch. 6, 19—21 neue Ausg.
b. Die kleinern Propylaeen im innern Peribolos, mit rathselhafter
Einrichtung der Thiir. Hier kommt ein Pilaster-Capital mit Akanthus-
blattern vor. c. Die grossern im aussern. Ganz denen auf der Burg
%leich; nur ohne die Seitengebaude. Die von Pausanias dort gepriesene
Felderdecke (090977) 1st hier deutlicher. (Ob Appii propylaeum, Cicero ad
Alt. VI, 1.?) d. Kleiner Tempel der Artemis Propylaea, ein templum
in antis, Dorisch. e. Kleiner Tempel auf dem Felsen iiber dem Megaron,
im innern Peribolos. — Keins der Gebaude inEleusis ist ganz vollendet worden.
Andre Attische Tempel.
6. Zu Rhamnus. Der grossre Tempel der Nemesis, hexast. peript.,
Dorisch, 71 X 33 F., wurde wahrscheinlich in Perikl es Zeit begonnen
(vgl. §. 117), aber erst spater vollendet (Stege der Canneluren). Man be-
merkt reiche Malereien und Vergoldungen am Kranze nach aussen, und
dem Simse iiber dem Friese im Innern, deren Umrisse eingeschnitten sind.
Schone Felderdecke. Un. Antiqq. ch. 6.
7. Tempel der Pallas auf Sunion, hexast. peript., mit Propy-
laeen derselben, Dorischen, Ordnung. Auch aus Perikles Zeit. Ionian
Antiqq. II. ch. 5. pi. 9—14. Un. Antiqq. ch. 8.
8. Stoa zu Thorikos (7 Saulen vorn, 15 an der Seite, vgl. §.80.
Anm. II, 3). Die Saulen (11 mod. hoch) haben erst den Anfang der
Canneluren erhalten. Un. Antiqq. ch. 9.
II. Peloponnesische Haupttempel.
9. Tempel des Zeus zu Olympia, aus der Beute Pisa's
(welches gegen Olymp. 50 fiel) von Libon dem Eleer gebaut, um
Olymp. 86 vollendet. Aus Porosstein. Hexast. peript. hypaethros. Der
Pronaos durch Gitterthiiren (&VQKI ^KI-UKI} zwischen Saulen geschlossen,
eben so der dem Pronaos entsprechende Opisthodomos; die Cella ziem-
[109] Tempel-Ruinen. 97
lich eng, mit obern Gallerien (GTOKI vnsQcoot). Grosse 230 X 95 Griech.
F.; Hohe 68. Ueber die Ruinen besonders Stanhope's Olympia p. 9.
Gockerell Bibl. Italiana 1831. N. 191. p. 205. Expedition sclent, de la
Moree Livr. 11. pi. 62 ff. vgl. Voelkel's Nachlass I.
10. 11. T. der Hera von Argos, von Eupolemos nach 01.89, 2.
Das Olympieionzu Megara vor 87. Keine Ruinen von diesen Tempeln.
[Entdeckung der Grundlage, W. Mure Ann. d. Inst. X. p. 308. tav. H.
dessen Tour in Greece II. p. 177.]
12. T. des Apollon Epikurios bei Phigalia von Iktinos dem
Athener (Eustath. zur Od. p. 1825. R.), also wohl vor 01. 87, 2 (nach
Pausanias Vermuthung nach der Pest, 88) gebaut. Grosse 126 X 48 F.
Aussen ein Dorisches Pteroma; innen bilden lonische Saulen Nischen
(wahrscheinlich fur Donarien) und ein Hypaethron. Eine Korinthische
Saule stand am Schlusse des Hypaethron hinter dem Bilde. Ueber die
Ruinen Combe Brit. M. IV. pi. 25—28. Stackelberg Apollotempel Tf. 1
bis 5. Donaldson Antiqq. of Athens, Supplem. p. 1. pi. 1 — 10.
13. T. der Athena Alea zu Tegea, von Skopas nach 01. 96
gebaut, der grosste und schonste des Pelopohnes. Die Verbindung von
lonischen Saulen nach aussen, Dorischen und Korinthischen ubereinander
im Innern, ist fur die Geschichte der Baukunst wichtig. Paus. VIII, 45.
Geringe Ueberreste. Dodwell Tour II. p. 419. Klenze Aphorist. Bemerk.
auf einer Reise nach Griechenland S. 647.
14. Die sehr schlanken (uber 13 mod. hohen) Dorischen Saulen des
Zeustempels zu Nemea scheinen dem Ende dieser Periode anzugehoren,
Ionian Antiqq. II. ch. 6. pi. 15—18. Descr. de Moree III. pi. 72. [Clarke
Trav. II, 2. ch. 18. p. 714 Quartausg.]
III. lonien [und Karien].
15. DidymaeonzuMilet, nach der Zerstorung 01. 71 neu auf-
gebaut, besonders durch Paeonios und Daphnis von Milet, aber nie ganz
vollendet. Dipteros decast. hypaethros, 163 F. breit, in prachtvoller
lonischer Gattung, mit Korinthischen Halbsaulen im Pronaos. Die Saulen
6Y4NFuss stark, 63 Vs hoch; schlanker als die in Ephesos, Samos, Sardis
(§. 54. 80), mit schwacherem Gebalk. Ionian Antiqq. I. ch. 3. p. 27.
Choiseul Gouffier Voy. pittor. I. pi. 113. 114. Hirt Gesch. II. S. 62. Tf. 9. 11.
16. T. der Pallas Polias zu Priene, gebaut von dem gelehrten
Architekten Pytheus, um 01. 110. Alexander hatte, nach einer Inschr.,
den Ruhm, ihn zu weihen. C. I. n. 2904. Peript. hexast. in schoner
lonischer Ordnung, mit Propylaeen, die statt der lonischen Saulen inwendig
Pilaster haben, deren Capitale mit Greifen in Relief geziert sind. Ionian
Antiqq. I. ch. 2 neue Ausg. Choiseul Gouffier pi. 116.
O. Mullet's Archaeologie. 4. Aufl. 7
98 Griechische Kunstgesch. Per. III. [109]
17. T. des D ion y sos zu Teos, von Hermogenes, wahrscheinlich
gegen Alexanders Zeit gebaut. Peript. hexast. und eustylos nach Vitruv
(der besonders Hermogenes folgt). Ionian Antiqq. I. ch. 1. Ghoiseul
Gouff. pi. 124. Vgl. dazu Hirt Gesch. II. S. 66.
18. T. der Artemis Leukophryne zu Magnesia am Maeandros,
von Hermogenes gebaut, pseudodipteros nach Vitruv 198 X 106 F. Leake
Asia min. p. 349. Dazu gehort der Aufriss Ionian Antiqq. I. ch. 1. pi. 2
erste Ausg. [R. Rochette nach der Arbeit des Architekten ^Glerges im
Journ. des Sav. 1845. Oct. Nov.
19. Trummer eines A polio temp els zu Delos in Dorischer
Ordnung (die Saulenhohe 12 mod.). Stuart III. ch. 10. p. 57*. [Von dem
Asklepiostempel, dem bedeutendsten in Kos, Friesplatten , s. Ross in
Gerhards Archaeol. Zeit. 1846. Tf. 42. S. 281. T. des Dion y sos zu
Aphrodisias, octast. peripteros , vermuthlich von Hermogenes ; am
Architrav Panther und Krater abwechselnd, Ion. Antiqu. III. ch. 2. pi. 13 ff.
vgl. Fellows Lycia p. 33 und Texier. Der schone lonische T. von Azani
in Phrygien bei Fellows Asia Minor p. 136. 141 und bei Texier.]
IV. S i c i 1 i e n.
20. 21. Akragas. Vgl. oben §. 80. Der grosse Dorische Tempel
des Zeus Olympics war unvollendet, als Akragas 01. 93, 3 von den
Karthagern erobert wurde, und blieb es auch nach der Erneuerung der
Stadt. Diod, XIII, 82. Grosse nach Diodor 340 X 160 F. (369 X 182
Engl. F. nach den neuesten Messungen). Hohe 120, ohne den Unterbau
(KQ-rjitidcopa). Die Cella hat nach innen Pilaster, 12 Fuss breit, nach
aussen Halbsaulen, 20 F. im Umfang, aber Saulenhallen an den schmalen
Seiten nach Diodor, nach Cockerell jedoch auch hier Halbsaulen und
Pilaster. Die Saulen unter 10 mod. hoch. Im Innern standen uber
Saulen oder Pfeilern, als Trager der Decke, Gigantenfiguren, in alterthiim-
lich strengem Style. [§. 279.] Nic. Maggiore Opusc. archeol. 1834. vgl.
Bullet. 1836. p. 62. Vieles an diesem T. ist noch dunkel. S. Wilkins
Magna Gr. ch. 3. pi. 14-17. Hirt II. S. 90. Tf. 9, 12. Klenze T. des
Olymp. Jupiters 1821 und im Kunstblatt 1824. N. 36 (vgl. 28. 39). Gockerell
Antiqq. of Athens, Supplem. p. 1. pi. 1—8. Unweit davon der sog. T.
des Herakles. Gockerell pi. 9. Neuere Nachgrabungen bei dem [soge-
nannten] T. des Hercules, Bull. 1836. p. 97. 129, Therons Denkmal,
Pyramide eines Siegerrosses (Plin. VIII, 42), nach Goettling im Kunstbl.
1836. N. 7.
•22—24. Selinus. Vgl. §. 80. Seine grossen und reichen Tempel
werden bei Thuk. VI, 20 und bei der Karthagischen Zerstorung (92, 4)
erwahnt. Der Dorische Haupttempel war damals noch unvollendet, da
erst die acht Saulen der Ostfronte (mit Stegen) cannelirt, einige andere
[110, 111] Privatgebaude; Stadte. 99
angefangen waren. Dipteros nach Wilkins, pseudodipt. nach Hittorff und
Serradifalco, mit grossem Saulen-Pronaos und Hypaethron. 331 X 161 F.
nach Wilkins, 367 X 161 nach Goettling, im Hermes XXXIII. S. 248.
Die Saulen gegen 10 mod. hoch. Siidlich von diesem, in demselben 6'st-
lichen Theile der Stadt, liegen zwei andere Tempel, alle zusammen i pilieri
dei Giganti genannt, 186 X 76 und 232 X 83 F. gross; beide hexastyli
" peripteri, die im Ganzen derselben Zeit anzugehoren scheinen. Der mittlere,
kleinste T. ist fast eben so angelegt, wie der mittlere T. der Burg, jedoch
erst in spaterer Zeit, als schlankere (gegen 10 mod.) und dabei sehr stark
(um 2/s mod.) verjungte Saulen in Sicilien aufgekommen waren; etwa um
Olymp. 80. Vgl. uber die Bildwerke §. 90 u. 119. Wilkins ch. 4. pi. 1—11.
Hittorff und Zanth Archit. de la Sicile. Livr. 5. pi. 30 ff.
25. Egesta. Hexast. peript., 190 X 77 F., die Saulen noch nicht
cannelirt. Wilkins ch. 5. Gaertner's Ansichten der Monumente Siciliens.
Hittorff pi. 2—6. [Syrakus. Hexast. peript. Serradifalco I. tav. 3—8.
Ganina im Bullet. 1836. p. 91.] Die Cella 86, 6. X. 47, 4. Palm, ganze
Lange 218, 2. P. Gavallari bei Serradifalco IV. tv. 5—8. p. 120. Korfu.
Ohnweit der Stadt Hexast. peript. W. Railtoh §. 253. A. 1.)
110. Der Luxus in Privatbauen, Hausern, Denk-
malern, beginnt in Athen besonders erst gegen Ende dieser
Periode (§. 104, 2), friiher bei den reichen und ubermu-
thigen Agrigentinern , die, nach dem bekannten Ausspruch,
bauten als gedachten sie ewig zu leben.
S. die Wundergeschichten bei Diod. XIII, 81 von Gellias Pallast und
colossalem Weinkeller, der offentlichem Piscina, den Monumenten siegreicher
Rosse und Lieblingsvogel. Das sogenannte Grabmal des Theron
(Wilkins ch. 3. pi. 19) ist wegen der lonischen Halbsaulen mit Dorischem
Gebalk und des Kreuzgewolbes im Innern merkwiirdig. Aehnliche Mischung
ist an dem sog. Heroon des Empedokles auf der Burg von Selinus
wahrgenommen worden.
111. Auch die grosste Aufgabe des Architekten, die An- 1
lage ganzer Stadte, wurde in dieser Periode besonders dem
Hippodamos von Milet zu Theil, welcher den Peiraeeus, den
Themistokles mehr zu einer Zuflucht in Kriegszeit bestimmt
hatte, zu einer herrlichen Stadt ausbaute, Thurioi (01. 83,
3) mit winkelrechten grossen Strassen anlegte, und Rhodes
(01. 93, 1), ebenfalls hochst symmetrisch und regelmassig,
in einer theaterahnlichen Form aufbaute. Durch ihn, so wie 2
durch Meton , scheint die regelmassige*. (lonische) Bauweise
100 Griechische Kunstgesch. Per. III. [112]
iiber die altgriechische, winkliche und enge, Stadteanlage die
Oberhand gewonnen zu haben.
1. Ueber Hippodamos Anlagen vgl. Aristot. Pol. II, 5 mil
Schneider, VII, 10. Photios u. Hesych. s. v. 'Innodapov vsprjGis mit
Diod. XII, 10. Schol. Aristoph. Ritt. 327 (vgl. Meier zu den Scholien,
p. 457 Dindorf). Ueber Rhodes Strab. XIV, 654. Aristeides Rhodiakos.
Meurs. Rhodus I, 10. Aehnlich war'wohl die Anlage der schonen Stadt
Kos (103, 3), so wie des neuen Halikarnass (von Mausolos; der Plan
bei Guper Apoth. Homed p. 241 ist nicht ganz richtig). [Vitruv I, 7 de
electione locorum ad usum communem civitatis.]
2. Ueber Melon's (des Astronomen und Hydraulikers) Plane einer
Stadtanlage Aristoph. Voegel 995 u. Schol. Ueber altgriechische und
lonische Stadteanlagen vgl. Dorier Bd. II. S. 255. Die Stadte des Pelo-
ponnes, welche nach Sparta's Sturz erwuchsen, waren gewiss auch regel-
massiger, wie das neue Mantinea (01. 102, 2, s. Gell Stadtemauern
Tf. 35), Megalopolis (102, 2), Messene (01. 102, 4) mit gewaltigen
Quadermauern und schonen Festungsthoren ; die Dorische Architekter der
Porticus urn das Stadium fallt indess schon in das Kleinliche. Leake
Morea T. I. p. 372. pi. 3. Gell Stadtemauern Tf. 36. Donaldson Antiqq.
of Ath. Suppl. p. 19. pi. 1. 2. Exped. scient. de la Moree pi. 24 sqq.
3. Bildende Kunst.
a. Die Zeit des Phidias und Polykleitos.
1 112. Die hochste Bluthe der Kunst, welche in dieser
Periode im ganzen Griechenland , aber besonders in Athen
und Argos eifrig betrieben wird, bereiten die trefflichen Kiinst-
2 ler Kalamis und Pythagoras vor; von denen jener
zwar noch nicht von aller Harte des alten Styls frei war,
aber doch in den mannigfachsten Aufgaben, erhabnen Gotter-
bildern, zarten und anmuthreichen Frauen, feurigen Rossen,
3 Bewunderungswurdiges leistete; dieser in lebensvoller Dar-
stellung der Muskeln und Adern, in genauer Kunde der
Proportionen , zugleich aber auch schon (was in. dieser Zeit
seltener) in ergreifendem Ausdrucke, vortrefflich war.
1. Kalamis (von Athen?), Toreut [§. 85. A. 2], Erzgiesser und
Bildhauer. 01. 78—87. Pythagoras von Rhegion, Erzg., Schiller
des Klearch, Olymp. 75—87. Paus. VI, 6. VI, 13. vgl. Gorsini Dissert.
[112] Bildende Kunst. Erste Epoche. 101
agon. p. 124. 130. Plin. XXXIV, 8. 19. Eukadmos von Athen, Bildh. 80.
Telephanes, der Phokeer, Erzg. (arbeitet fur die Alenaden und Perser-
konige) urn 80. Polygnotos, Maler, auch Bildh., 'urn 80. Ptolichos von
Korkyra, Kritias Schiiler, Erzg. 83. Skymnos und Dionysodoros , Erzg.
und Toreuten, Kritias Schiiler, 83. Akestor von Knossos, Erzg. 83. [Ona-
tas von Aegina, 01. 78—83, und seine Schiiler §. 82.] Pheidias, Char-
mides Sohn, von Athen, Ageladas Schiiler, Maler, Erzgiesser, Toreut, Bild-
hauer, 01. 80—87, 1. Praxias von Athen, Kalamis Schiiler, Bildh. 83.
Androsthenes von Athen, Eukadmos Schiiler, Bildh. 83. Nesiotes, Mit-
arbeiter des Kritios, Ross im Kunstbl. 1836. N. 16. [R. Rochette Supplem.
au Gatal. des artistes p. 368.] Polykleitos, Sikyonier und Argeier,
Ageladas Schiiler, Erzg., Toreut, Bildhauer und Architekt, etwa von 82—92.
Myron, ein Athener von Eleutherae, Ageladas Schiiler, Erzg., Toreut,
Bildhauer, urn dieselbe Zeit. Kallimachos, Erzgiesser und Toreut, um
85. Stypax von Kypros, Erzg. 85. Alkamenes von Athen, Phidias,
vielleicht auch Kritias, Schiiler, Kleruch in Lemnos, Erzg., Bildh. und
Toreut, 83-94 -(de Phidia I, 19). Kolotes, Phidias Schiiler, Toreut 86.
Paeonios von Mende, Bildh. 86. Kleoetas (von Athen?), Erzg. u. Architekt
(§. 106, 4) geg. 86. Agorakritos von Paros, Phidias Schiiler, Erzg. u.
Bildh. 85—88. Phradmon von Argos, Erzg. um 87. Kallon von Elis,
Erzg. um 87. Gorgias von Lakedaemon, Erzg. 87. Ktesilaos, Erzg. 87.
Sokrates, Sophroniskos Sohn, von Athen, Bildh. g. 87. Polyklet's Sohne
als Kiinstler um 87 erwahnt Platon Protag. p. 328. Theokosmos von
Megara, Phidias Schiiler, Erzg. u. Toreut 87 — 95. Amphion von Knossos,
Akestor's Sohn, Ptolichos Schiiler, Erzg. 89. Sostratos von Rhegion, Pytha-
goras Schiiler, gegen 89. Nikodamos, ein Maenalier, Erzg. 90. Therikles,
der Korinthische Topfer (©wixlsla), gegen 90. Athenaeos XI. p. 470 f.
Bentlei's Phalaridea. [Therikles der Thiermaler, von den mit Thierfiguren
verzierten Bechern abstrahirt, Rhein. Mus. VI. S. 404—20.] Kleiton von
Athen, Erzg. (uvdQtKVTonoios) g. 90. Nikeratos von Athen, Erzg. 90.
Apellas, Erzg. g. 90. Demetrios, Athener von Alopeke, g. 90. Er darf
wegen des Simon nicht zu sehr von dem Zeitalter des Maler Mikon ent-
fernt werden, und ich halte daher die al'te Pallas-Priesterin Lysimache,
die er bildete, fur die Vorgangerin der bekannten Theano. Vgl. Lange
Anm. zu Lanzi S. 84. Sillig G. A. p. 180). Pyromachos g. 90. (Plin.
XXXIV, 19. 20.) Naukydes von Argos, Mothon's Sohn, Erzg. und
Toreut 90—95. Perikleitos, Naukydes Bruder, Polykleitos Schiiler, um
dieselbe Zeit (Paus. II, 22. 8 ist vielleicht zu schr. : TO {usv TTo^vxJUtros,
TO 8s ntQixleiTog enoirjae, TO 8s adaAqpos UsQixlflTOV NavMSris}. Ly-
kios von Eleutherae, Myron's Sohn und Schiiler, Erzg. u. Toreut um 92.
Athenodoros und Demeas von Kleitor, Schiiler des Polykleitos, Erzg. 94.
Asopodoros von Argos, Alexis, Phrynon, Deinon, Erzg., nebst Aristeidesr
102 Griechische Kunstgesch. Per. III. [113]
Erzg. und Architekt, sammtlich Schiller des Polykleitos, um 94. Aristan-
dros von Paros, Erzg. 94. Aristokles, Kleoetas Sohn, Erzg. u. Toreut,
92—95 (vgl. Boeckh C. I. p. 237). Kanachos von Sikyon, der Jiingere,
Polykleitos Schiiler, Erzg. 95. Deinomenes, Erzg. 95. Patrokles, Erzg. 95.
Pison von Kalauria, Amphion's Schiiler, Erzg. 95. Alypos von Sikyon,
Naukydes Schiiler, Erzg. 95. Tisandros, Erzg. 95. Sostratos von Chios, 95.
Archias von Athen, Toreut 95 (G. I. n. 150. §. 42). Antiphanes von
Argos, Perikleitos Schiiler, Erzg. 95 — 102. Polykleitos d. j. von Argos,
Naukydes Schiiler, Erzg. 95—101 (Paus. II, 22. Ill, 18. VI, 2, vgl. Corsini
Diss. agon. p. 123. VI, 6). Mys, Toreut, 95. Daedalos von Sikyon,
Patrokles Schiiler, Erzg. 96— 104 (Paus. VI, 2. VI, 3, vgl. Corsini Diss.
agon. p. 130. 133. X, 9). Kephisodotos von Athen, Erzg. 97—104 (er
arbeitete fur Kononische Unternehmungen und fiir Megalopolis. Des Vfs. Abh.
de Phidia p. 6). Pantias von Chios, Sostratos Schiiler, Erzg. 100. Kalli-
kles von Megara, Theokosmos Sohn, Erzg. 100. [L. Stephani zur Attischen
Kunstgesch. im N. Rhein. Mus. IV. S. 1.]
2. Calamidos dura ilia quidem, sed tamen molliora quam Canachi,
Cicero. lam minus rigida Calamis Quintilian, oben §. 92. An seiner
Sosandra loct Lukian, Imagg. 6 ro psidiafiu tenrbv v.u\ \ilr\%Q<s — V.KL
rb evGTcdss 8e xca xoc/uov TTJS uvafioHris, vgl. die Hetaerengespr. 3.
Sillig C. A. p. 115.
3. Hie primus (?) nervos et venas expressit, capillumque diligentius.
— Vicit Myronem pancratiaste Delphis posito. — Syracusis (fecit) claudi-
cantem, cuius ulceris dolorem sentire etiam spectantes videntur. Plinius
XXXIV, 19. nV&KyOQKV TtQCOZOV SOKOVVTCC QV&fjlOV -HOCt GVflfiSTQlOC?
SGTOXKG&KI Diog. L. VIII. Pyth. 25. Sillig C. A. p. 399 nebst Varro de
L. L. V. §. 31.
1 113. Nun tritt der Athener Phidias auf, ein Ktinst-
ler, dessen Genius so machtig, und dessen Ruhm so aner-
kannt war, dass die.Werke der Perikleischen Zeit sammtlich
von ihm geleitet, und das ganze in Athen versammelte Heer
mannigfacher Kiinstler nach seinen Ideen beschaftigt wurde.
2 Er selbst arbeitete besonders die aus Gold und Elfenbein zu-
sammengesetzten Golossalstatuen, zu deren vollkommnerer Aus-
fuhrung eine beispiellose Freigebigkeit der Staaten, und eine
erweiterte Technik sich die Hand boten.
1. Phidias Lebensumstande nach des Verf. Comm. de Phidiae Vita I.
(vgl. Em. David in der Biographic univers. XXXIV p. 27): Geboren g. 73.
Zuerst von einheimischen Meistern, wahrscheinlich Hegias, um 01. 80
{114] Bildende Kunst. Phidias. 103
auch von dem Argiver Ageladas unterwiesen, leitet er die Perikleischen
Werke, von 82 oder 83 an, vollendet die Pallas im Parthenon 85, 3, den
Olympischen Jupiter nach 86. Angeklagt durch Gabale gegen Perikles
86, 4; stirbt im Gefangniss 87, 1. — Gegen die Meinung, dass er schon
um 73 als Kiinstler thatig gewesen sei, spricht am besten die Vergleichung
seines Zeitalters mit dem der Vorganger, des Kritias, Pythagoras, Kalamis.
Unter Phidias Direction standen nach Plutarch Per. 12 rfxrovf?,
, %KkKOtV7tOl, A.l&OVQyoi , /3aCpSig, %QV60V (JiK^KKT^QES X«t J/U-
(§. 312, 2), ^coyQarpoi, TtoiKtkTcci, TOQSVTKL. TLoMikrcti sind
Buntweber, Sticker, deren Teppiche (uKQccnsruGfiKTa) man bei Vergegen-
wartigung des Gesammteindrucks jener Tempel und Elfenbeinbilder nicht
vergessen muss. Ob Akesas und H el ikon, die Salaminier aus Cypern,
die dem Delphischen Apoll (vgl. Eurip. Ion. 1158) und der Pallas so
prachtige Teppiche gewebt, dieser Zeit angehoren? Athen II. p. 48 b.
Euet. zu Od. I, 131. p. 1400 Rom. (Gyprische wotxt/U'a vcpuGftccToov) Plut.
AlexJk 32. Apostol. II, 27. Zenob. I, 56. Dass die genannten Buntweber
nicht jiinger als Phidias, dafiir spricht, dass Plutarch Alex. 32 den Helikon
fur Alexandros Zeit ,,den alten" nennt. Sein Werk war der Kriegsmantel
(fniTtoQTcaftK) des Konigs, ein Geschenk der Stadt Rhodes. In Phoenikien,
Cypern, Karthago (Athen. XII. p. 541 b) war diese Kunst besonders
zu Hause.
2. Das abnehmbare Gewand der Pallas wog 44 Goldtalente nach
Philochoros, 786,500 Rthl.; doch betrug die Dicke wenig fiber erne Linie.
Bredow zu Thukyd. II, 13. Einzelne Locken des Zeus wogen nach Lukian,
Zeus Trag. 25, 6 Minen, etwa 300 Louisd'or. — Ueber die technische
Beschaffenheit dieser Statuen §. 312, 2.
114. Zu diesen gehort unter andern das sechs und
zwanzig Griechische Ellen hohe Standbild der PallasPar-
thenos, welches als ein Bild einer gerusteten, aber sieg-
reichen, in heitrer Majestat herrschenden Gotterjungfrau ge-
dacht war. Die grandiose Einfachheit der Hauptfigur war
hier, wie in andern Werken des Phidias, durch reichen
Schmuck an der Basis, den Waffen, selbst dem Sohlen-
Rande gehoben. *
"Aycc^ficc OQ&OV iv %izd!ivi nodijQSi. Isokr. n. ccvdiS. 2. Qfidiccg
o rb "t^g 'A&rjvag sdog egyuGctfisvos. Aegis mit Gorgoneion. Auf dem
Helme Sphinx (rund) und Greifen (in Relief). Lanze in der Hand, Schild
zu Fussen; dieser stutzte wahrscheinlich zugleich die Hand mit der vier
Ellen hohen Nike. Die heilige Schlange (Erichthonios) neben der Lanze
am Boden. Am Schilde nach innen die * Gigantomachie , nach aussen
Amazonenschlacht (Perikles und Phidias kunstlich angebrachte Portrate).
104 Griechische Kunstgesch. Per. III. [115}
Am Rande der Tyrrhenischen Sohlen die Kentauromachie. (Alle Bildwerke
sind Attische Nationalsujets.) Pandorae genesis an der Basis. Pau I,s.
24, 5—7 mit Siebelis Anm. Plin. XXXVI, 4, 4 (vgl. Ann. d. Inst. II.
p. 108). Maximus Tyr. diss. 14. T. I. p. 260 R. Boettiger Andeut. S. 86.
Am nachsten steht der Parthenos des Phidias ohne Zweifel die in V.
Albani (Gavaceppi Raccolta I. t. 1), bei Hope (Specimens pi. 25) [u. II.
pi. 9], und in Neapel (M. Borb. IV, 7. Neapels Antiken S. 41) vorhandene
Pallas, welche auch Q. de Quincy (Jup. 01. p. 226. Mon. et ouvrages
d'art ant. restituSs T. I. p. 63) zum Grunde gelegt. Haufig auf M. Asia-
tischer Stadte nachgebildet , Eckhel Syll. 5, 10. M. S. Clement. 4, 74
5, 75. 21, 152. Mionnet Suppl. VIII. pi. 14, 1. Antiochos IX.
1 115. Noch mehr erregte das Staunen und den Enthu-
siasmus der gesammten Hellenen der Olympische Zeus.
Hochster Reichthum der die einfach erhabne Gestalt umgeben-
den plastischen Zierden, tiefe Wissenschaft in der Anordnung
der Maasse der sehr colossalen Figur, und der erhabenste
Schwung des Geistes in der Auffassung des Zeusideals mach-
ten diese Statue zu einem Wunder der Welt. Die zum
Grunde liegende Vorstellung ist die des allmachtig herrschen-
den, uberall siegreichen Gottes in huldvoller Gewahrung,
gnadiger Erhorung nienschlicher Bitten. In ihm schauten die
Griechen den Zeus gegenwartig ; ihn zu sehen, war ein Ne-
penthes; ihn vor dem Tode nicht erblickt zu haben, beinahe
ein solches Ungliick, wie in die Mysterien uneingeweiht zu
sterben.
1. Der Thron des Olymp. Zeus aus Cederholz mit Zierden und
Reliefs aus Gold, Elfenbein, Ebenholz, Steinen, auch Malerei. Der Scepter
aus alien Metallen zusammengesetzt ; der Fussschemel reich geziert; die
Basis mit Bildwerken, aber wahrscheinlich nur in einem Streifen an der
Vorderseite, geschmuckt. Die Schranken hatte Panaenos gemalt (gegen
die Hinterthuren waren sie blau angestrichen) , so wie wahrscheinlich die
Blumen des Goldgewandes. — Die Figur, unter einem Theile des Daches
stehend, war auch fur den Tempel (§. 109, 7) colossal. Etwa 40 Fuss
hoch auf einer Basis von 12. Sie schien noch grosser als sie war, Paus.
V, 12, 4. Beweise fur die perspektivische Kenntniss: die Geschichte mit
dem Antlitz, Lukian pro mag. 14, der Streit mit Alkamenes, Tzetz. Ghil.
VIII, 193 und die allgemeinen Zeugnisse §. 324.
2. In der Rechten hielt Zeus eine Nike (die wahrscheinlich von
ihm ausging, wie bei dem Olympischen Zeus von Antiochien §. 160),
[116] Phidias Werke. 105
in der L. das Skeptron mit dem Adler (vgl. die Eleischen Miinzen, Stan-
hope Olympia 10). Phidias fiihrt die Beschreibung des Z. xaravsvcoz/
II. I, 529 als sein Vorbild an. EiQrjvtnbs ncti nuvTK%ov TIQ<XO$ , Dio
Ghrysost. XII. (Olympikos) p. 215. Allgemeinere Ausdriicke der Bewundrung
Livius XXXXV, 28. Quintil. XII, 10. Dio Ghrysost. Or. XII. p. 209 ff. A.
Unter den erhaltenen Werken sind am verwandtesten der Jupiter Verospi
und die Mediceische und Vatikanische Bflste, §. 349. Eleische Kaiser-
miinzen mit dem Z. Olympics bei Q. de Quincy pi. 17. p. 312 und M.
Fontana 6, 1.
Volkel iiber den grossen Tempel und die Statue des Jupiter zu
Olympia. Lpz. 1794. Archaeol. Nachlass. 1831. S. 1. Siebenkees tiber den
Tempel und die Bildsaule des Jupiter zu Olympia. Nurnb. 1795. Boettiger
Andeutungen S. 93. (Marchese Haus) Saggio sul tempio e la statua di
Giove in Olimpia. Palermo 1814. Q. de Quincy Jup. Olympien p. 384.
Des Verf.'Comm. de Phidia II, 11. Rathgeber, Encyklop. Ill, III. S. 286.
116. Ausser diesen und andern Werken der Toreutik l
arbeitete Phidias zahlreiche Gotter- und Heroenstatuen aus
Erz und Marmor als Cultusbilder oder Weihgeschenke. Be- 2
senders aber war es die Vorstellung der Athena, welche er,
nach verschiednen Modifikationen, sinnreich entwickelte, indem
er sie fur Plataeae in einem Akrolith (§. 84) als Streitbare
(Areia), fur die Athener auf Lemnos dagegen besonders an-
muthig und in einem milden Charakter (KcdMpoQyog) dar-
stellte. Das colossalste Bild, die eherne Promachos, welche 3
zwischen den Propylaeen und dem Parthenon stehend, iiber
beide emporragend, von den Schiffern schon aus grosser Feme
gesehen wurde, war, als Phidias starb, noch nicht fertig;
beinahe ein Menschenalter spater arbeitete Mys nach Parrha-
sios Zeichnungen die Kentauromachie am Schilde, so wie die
ubrigen Werke der Toreutik, womit das Gusswerk geschmuckt
wurde.
1. Petersen Observ. ad. Plin. XXXIV, 19, 1, ein Programm Havniae
1824. Sillig G. A. p. 344. vgl. p. 288. Gomm. de Phidia I, 9.
2. Der Tempel der Athena Areia war nach der umstandlichen
Nachricht Plutarchs aus der Plataeischen Beute (Aristid. 20), wodurch die
Zeit des Werks aber wenig bestimmt wird. Ueber die Kallimorphos
Paus. I, 28. 2. Lukian Imagg. 6. Plin. XXXIV, 19, 1. Himerios Or.
XXI, 4. [vgl. Preller in Gerhards Archaeol. Zeit. 1846. S. 264.]
106 Griechische Kunstgesch. Per. III. [117, 118]
3. Der Platz der Promachos wird durch Paus. I, 28, 2, vgl. mit
Herod. V, 77, bestimmt; hier zeigt sie auch die Munze (Leake Topogr.
Vignette. Mionnet Suppl. III. pi. 18. Broendsted Reise II. Vign. 37).
Sie hob den Schild (ave%si Trjv aaniSu} und fasste den Speer (olov rolg
sniovGiv tvlGruG&tti psMovaa, Zosimos V, 6, 2). Die Hohe der Statue,
ohne die Basis, war wohl fiber 50 Fuss, aber unter 60, wie man aus
Strab. VI, p. 278 schliessen kann. Ueber die Zeit des Werkes Comm. de
Phidia I, 9. 10.
1 117. Auch Phidias Anhanger, besonders der dem Mei-
ster innig ergebne Agorakritos und der unabhangigere,
seinem Lehrer auch widerstrebende Alkamenes, wandten
2 ihre Kunst am meisten auf Gotterbilder. Eine voile
Bliithe der Schonheit, vereinigt mit einer milden ruhigen
Hoheit in den Ziigen, charakterisirte ohne Zweifel die gott-
lichen Frauenbilder, welche sie im Wetteifer mit einander ver-
fertigten: die Aphrodite in den Garten, von Alkamenes,
und die entsprechende Statue des Agorakritos, aus Parischem
Marmor, die, des Preises verlustig, mit hinzugefugten At-
tributen, als Nemesis in Rhamnus consecrirt wurde.
2. Vgl. ausser Andern Zoegas Abhandlungen S. 56. 62. Welcker
ebd. S. 417. De Phidia I, 20. Sillig p. 26 sqq. — Alkamenes sinnreich
gebildeter Hephaestos. Sillig p. 32.
1 118. Jetzt existiren als Werke dieser ersten aller Kunst-
schulen noch die architektonischen Sculpturen, womit
sie die Tempel Athens, ohne Zweifel unter Phidias unmittel-
2 barer Aufsicht und Leitung, ausgeschmuckt hat. Erhalten
hat sich erstens Einiges von den achtzehn sculpturirten Meto-
pen nebst dem Friese der schmalen Seiten der Gella vom
Theseus-Tempel, dessen Styl offenbar der Phidiassischen
Schule angehort; zweitens eine bedeutende Anzahl von den
sammtlich mit Hautrelief geschmiickten Metopeh des Parthe-
non, so wie ein grosser Theil des Frieses von der Cella,
zugleich einige colossale Figuren und eine Masse von Bruch-
stiicken von den beiden Giebeln desselben Tempels; an wel-
chen Giebelstatuen der Meister selbst am meisten Hand an-
3 gelegt zu haben scheint. In alien diesen Werken erscheint im
Ganzen derselbe Geist der Kunst ; nur dass bei den Metopen
bisweilen Kiinstler der altern Schule, welche noch immer
fortbestand (§. 112 Anm. 1), gebraucht worden zu sein
[118] Phidias Schule. 107
scheinen, deren Arbeit minder rund und fliessend ist, und dass
bei dem Friese die gleichmassige Fiillung des Raums, welche
die architektonische Decoration forderte, so wie das Gesetz der
Symmetrie und Eurhythmie, das Streben nach Natur und
Wahrheit in manchen Punkten bedingte. Abgesehn davon, 4
fmden wir iiberall eine Wahrheit in der Nachahmung der
Natur, welche, ohne Wesentliches (wie die von der An-
strengung schwellenden Adern) zu unterdrucken, ohne sich
irgend von der Natur losreissen zu wollen, den hochsten Adel /
und die reinste Schonheit erreicht ; ein Feuer und eine Lebendig-
keit der Bewegung, wo sie die Sache fordert, und eine Be-
haglichkeit und Bequemlichkeit der Ruhe, wo diese, wie be-
sonders bei Gottern, angemessen erschien; die grosste Natiir-
lichkeit und Leichtigkeit in der Behandlung der Ge wander,
wo nicht Regelmassigkeit und eine gewisse Steifheit grade er-
forderlich ist, ein lichtvolles Hervorheben der Hauptvorstellung
und eine Fulle sinnreich erfundner Motive in untergeordneten
Gruppen ; endlich eine natiirliche Wurde und Anmuth vereint
mit edler Einfalt und Unbefangenheit , ohne alles Streben
nach Lockung der Sinne, glanzendem Effekt und Hervor-
hebung der eignen Meisterhaftigkeit, welche die besten Zeiten,
nicht bios der Kunst, sondern des Griechischen Lebens u'ber-
haupt charakterisirt.
2. Theseion. Die Statuen, die im 0. Giebel standen, sind ver-
schwunden. Ross &rjaslov p. 26. [Not. 63 behauptet, dass in beiden
Giebeln 6 oder 7 Statuen standen; Ulrichs stellte die im hinteren in Ab-
rede, indem keine Spuren der Aufstellung im Giebelfeld seien.] In den
zehn Metopen gegen 0. Thaten des Herakles; in den acht anstossenden
gegen N. u. S. des Theseus. Im Friese vorn ein Heldenkampf unter der
Leitung von Gottern, als Kampf des Theseus und der Pallantiden erklart,
Hyperbor. Romische Studien I. S. 276 [eine Gigantomachie nach Dodwell
Trav. I. p. 362; nach Ulrichs Ann. d. Inst. XIII. p. 74 die Herakliden
vertheidigt von Theseus gegen den Eurystheus, was K. F. Hermann Gotting.
Anz. 1843. S. 488 ff. bestreitet, E. Gurtius in Gerhards Arch. Zeit. 1843.
S. 104 f. bestatigt, 0. Jahn Jen. L. Z. 1843. S. 1167 »nicht unbedingt
vorzieh'n« will]; hinten die Kentauromachie. Alles gleich lebensvoll und
grossartig. Gypsabgiisse im Britischen Museum (R. XIV, 52—73). Stuart
III. ch. 1. Dodwell Tour I. p. 362, nebst Kupfer. Alcuni bassirilievi
tv. 5. D. A. K. Tf. 20—22.
Parthenon, a. Metopen, gegen 4 F. hoch, der Vorsprung der
108 Griechische Kunstgesch. Per. III. [118]
Figuren bis 10 Zoll. Im Ganzen waren 92 Tafeln; 15 von der Siidseite
sind jetzt im Brit. Museum, 1 im Louvre (Glarac pi. 147), Bruchstiicke in
Copenhagen (Broendsted Voy. en Grece II. pi. 43); 32 von der Siidseite
sind von Carrey auf Befehl des Gr. Nointel 1674 (vgl. §. 109, 2) gezeichnet
(bei Broendsted mitgetheilt) , einige bei Stuart II. ch. 1. pi. 10—12. IV.
ch. 4. pi. 28 — 34 und im Museum Worsleyanum II. ch. 5. Nachrichten
von andern in der neuen Ausgabe Stuart's, und in Leake's Topography
ch. 8. p. 226. Darnach sieht man, dass an der vordern, oder ostlichen,
Seite besonders Pallas als Gigantenkampferin und andre Gotterkampfe
(auch der um den Dreifuss) vorgestellt waren, an der sudlichen in der
Mitte Scenen aus der altern Attischen Mythologie, gegen die beiden Ecken
bin die Kentauromachie (dieser gehort Alles besser Erhaltene an), an der
nordlichen unter andern der Amazonenkampf, an der westlichen abwechselnd
Kampfe von Reitern, und zu Fuss, wahrscheinlich geschichtlichen Inhalts.
Vgl. Stuart's Alterth. Athens, in der Deutschen Ausg. II. S. 658.
b. Fries der Cella, 3Y3 Fuss hoch, 528 lang (wovon an 456 noch
genauer bekannt). Davon sind 53 Flatten, ausser den Gypsabgiissen der
ganzen Westseite, im Brit. Museum, 1 im Louvre n. 82 (Clarac pi. 211);
4 sind kiirzlich (nebst einem Stuck Metope) in Athen ausgegraben worden,
s. Hall. ALZ. 1833. Intell. 74; Vieles geben die in Paris aufbewahrten,
noch nicht edirten, Carreyschen Zeichnungen, Stuart II. pi. 13—30. IV.
pi. 6 — 28 und das M. Worsleyanum. Vgl. die Uebersicht im Deutschen
Stuart II. S. 667. D. A. K. Tf. 23—25. Drei aufgefundene Friesstiicke
im Kunstbl. 1835. N. 8, a. Gefasstrager, b. Wagenfuhrer (aus der Tf. b.
Stuart II, 1, 18), c. drei Manner urid zwei Kuhe; ferner drei der zwolf
sitzenden Gottheiten (Poseidon, Theseus und Agraulos nach Visconti) Kunstbl.
1836. N. 60, vgl. Forchhammer im Archaeol. Intell. Bl. 1833. N. 14.
Bull. 1833. p. 89. 137. 1835. p. 113—20. — Das Ganze stellt die Pana-
thenaische Pompa dar. Auf der W. Seite sah man die Vorbereitungen
des Reiterzugs; dann S. und N. in der ersten Halfte die Reiter Athens in
Gliedern galloppirend (snQctfidocpoQovvTas); hierauf die Theilnehmer des
auf den Festzug folgenden Wagenkampfes, in der lebhaften Bewegung der
auf- und abspringenden Apobaten (s. den Deutschen Stuart II. S. 686),
neben ihnen Kampfgottinnen als Wagenlenkerinnen ; welter alsdann in S.
die Greise und Greisinnen der Stadt, in N. Chore nebst Auleten und
Kitharisten, Askophoren, Skaphephoren , Hydriaphoren ; am meisten vorn
auf beiden Seiten die Opferktihe nebst ihren Begleitern. Auf der 0. Seite
sitzen, von Jungfrauen, welche die Weihgeschenke bringen, und den ord-
nenden Magistraten umgeben, 12 Gotter (Zeus, Hera nebst Iris oder Hebe,
Hephaestos [§.366,5], Demeter, die Anakes, Hygieia, Asklepios, Poseidon,
Erechtheus?, Peitho, Aphrodite nebst Eros nach dem Vf.), zwischen denen
die Priesterin der Pallas Polias mit zwei Ersephoren und der Priester des
[118] Bildwerke des Parthenon. 109
Poseidon Erechtheus, der den Peplos einem Knaben ubergiebt, die Mittel-
gruppe einnehmen. — An den Gewandern und Haaren sind Spuren von
Farbe und Gold; die Ziigel, Stabe und dgl. waren aus Metall, wie auch
im Giebelfelde das Gorgoneion und die Schlangen an der Aegis der
Pallas, und Andres.
c. Giebelstatuen. (Hohe des Giebels ll'/a F.; Breite 94 F.;
Tiefe des untern Krauzes 2 F. Iiy8 Z.) Das Brit. Mus. hat vom 0. Giebel
9 Figuren, vom W. Giebel 1 Figur und 5 becleutende Bruchstucke, abge-
bildet in: Marbles of the Brit. M. P. VI.; Carrey's Zeichnung (Stuart IV.
ch. 4. pi. 1 — 5) gibt den W. Giebel fast vollstandig, vom ostlichen 1 Figur
(die Nike) weniger als im Brit. Mus. ist. D/ A. K. Tf. 26. 27. [Bei den
durch L. Ross geleiteten Ausgrabungen sind mehrere Bruchstucke zum
Vorschein gekommen. Ein Kopf aus Venedig, jetzt in Paris, Kunstbl. 1824.
S. 92. 253. Das akad. Mus. in Bonn S. 86, als neue Entdeckung in Revue
archeol. 1845. p. 832. vgl. 1846. p. 335.] Im Osten die erste Erscheinung
der Athena unter den Gottern (wie im Homer. Hymnus 28. of'/5org 8' s%s
OQCOVTCCS tt&KvccTovs — GTrjosv 8' * TnsQiOVOs dyhabg vlog I'nnovs
STJQOV %QOVOV}', im Westen besiegt Pallas, um Athens Schutz-
herrschaft streitend, den Poseidon dadurch, dass sie die von ihm geschaffnen
Rosse den Erichthonios anjochen lehrt. So nach der Erklarung des Verf.
de Phidia Gomm. III. Andre davon verschiedene geben Visconti, Leake,
Q. de Quincy Mon. restitues T. I. p. 1. Broendsted Voy. enGrece II. p. X.
Cockerell in: Marbles of the Brit. Mus. P. VI. Vgl. Reuvens im Classical
Journal N. 53. 56. Antiquiteiten, een oudheidkundig Tijdschrift II, I.
S.' 1. II. S. 55, und Millingen Ann. d. Inst. IV. p. 197. [Nach Gerhard
Drei Vorles. Berlin 1844 die Geburt der Athene aus dem Haupt des Zeus,
nach Welcker in des Dr. L. Schmitz Classical Mus. L. 1845. VI. p. 367
bis 404 die Geburt der Gottin, die unmittelbar erwachsen ist, unter den
Gottern des Olymps mitten und Gottern Attikas zu beiden Seiten; und
der Augenblick des ausgesprochenen Siegs der Athena, die sich zu ihrem
Wagen wendet, wahrend Poseidon seinen Unmuth ausdruckt, mit den
beiden zugehorigen Gottern auf den Seiten.] Im Allgemeinen: Memorandum
on the subject of the Earl of Elgin's Pursuits in Greece. 2 Ed. 1815.
Visconti Deux memoires sur les ouvrages de sculpture de la collection
d'Elgin. 1816. Q. de Quincy Lettres a Mr. Ganova sur les marbres d'Elgin.
1818. [Die Elginschen Marmorbilder in Umrissen nach der Londoner
Ausg. (des Stuart) vom J. 1816, Leipz. u. Darmst. f. mit dem Tempel 51 Tf.]
Spater als diese Werke, aber doch in vieler Hinsicht verwandt, von
ungemeiner Energie und Lebhaftigkeit , sind die Reliefs vom T. der Nike
Apteros (§. 109. Anm. 3. vgl. Leake Topogr. p. 193) im Brit. Museum.
HO Griechische Kunstgesch. Per. III. [119]
R. XV. n. 257—260, bei Stuart II. ch. 5. pi. 12. 13, welche zum Theil
Kampfe von Griechen mit Persern, zum Theil von Griechen unter einander
darstellen. [Bei Ross und Schaubert Tf. 11. 12. Brit. Mus. IX. pi. 7—10.
p. 30, neue Anordnung, der zwischen London und Athen getheilten sehr
verstossnen Flatten. Ob Perser oder Amazonen, die in einigen Figuren
unverkennbar scheinen, auch von Stuart, Visconti und Le Bas anerkannt
werden, und alsdann Scythen, ist wenigstens sehr zweifelhaft.] Die Ein-
wirkung des Phidiassischen Styls erkennt man auch in den Sepulcral-
Reliefs von Athen aus dieser und der nachstfolgenden Zeit. Glarac M.
de sculpt, pi. 154. 155 (vgl. pi. 152). D. A. K. Tf. 29. Stackelb. Graber
Tf. 1. 2. Vielleicht ware hier noch eine Zusammenstellung der sonst zer-
streuten Sculpturen an ihrem Platze, die den Geist der Phidiassischen
Schule an sich tragen, deren edle Simplicitat , frische Natiirlichkeit in den
Formen und behagliche Lassigkeit in den Stellungen sie auf den ersten
Blick von alien andern unterscheidet. Vorlaufig nenne ich hier das be-
ruhmte Relief des Wiedersehns der Eurydike §.413. A. 4, das Bruchstiick
eines Heldenkampfs von einem sehr grossen Friese in V. Albani, bei
Winck. M. I. I, 62. Zoega Bassir. I, 51, vgl. p. 247, und die §. 429. A. 3
erwahnten Darstellungen der Uebergabe der Braut; auch das Fragment
bei Zoega II, 103, welches 1822 sich im Hofe des Louvre befand.
4. Die Alten ruhmen an Phidias besonders TO [isycdetov nut TO
a/ita, Demetr. de eloc. 14, TO GSfivov xat ii£ycthoT£%vov xai a|tco-
, Dionys. Hal. de Isocr. p. 542.
1 119. Der belebende und von alter Starrheit befreiende
Einfluss dieser Schule zeigt sich auch in andern Gegenden
Griechenlands bei der plastischen Ausschmuckung der Tempel,
aber auf merkwiirdige Weise durch die Richtung und Sinnes-
2 art andrer Individuen und Kunstschulen modificirt. In
Olympia sind die herrlichen Gruppen in den Giebeln des
Zeustempels , welche Alkamenes und Paeonios von Mende
arbeiteten, ganzlich verschwunden; dagegen zeigen die Reste
der Metopen am Pronaos und Opisthodomos (vgl. §. 109.
II, 9), welche die Arbeiten des Herakles darstellten, eine
frische Naturwahrheit und naive Grazie, welche von den
Fesseln des alten Styls nichts mehr hat, aber auch der Gross-
artigkeit Phidiassischer Idealbildungen (namentlich in der Auf-
3 fassung des ; Herakles) noch fern bleibt. Die Reliefs von
P hi g alia lassen in einzelnen Gruppen deutlich Athenische
Vorbilder erkennen, und zeigen in der Composition eine un-
ubertreffliche Erfmdungsgabe und hochst lebendige Phantasie;
[119] Bildwerke andrer Tempel. \\\
auf der andern Seite erscheint in ihnen ein weit weniger
gelauterter Sinn fur Formen, ein Gefallen an iibertrieben
heftigen Bewegungen und beinahe verrenkten Stellungen, ein
Wurf der Gewander mit sonderbar straffen, oder wie vom
Winde gekrauselten Fallen, und auch in der Auffassung des
Gegenstandes selbst ein grellerer Charakter, als der Phidias-
sischen Schule zugeschrieben werden kann. In Sicilien
finden wir freilich in den Giganten des Agrigentinischen Zeus-
tempels, fur architektonische Zwecke, noch in dieser Zeit den
alien Styl in aller Strenge festgehalten ; aber sowohl die
Bruchstucke aus den Giebelfeldern dieses Heiligthums, 'als
auch die bei dem sudlichsten Tempel der Unterstadt von Se-
linus (vgl. §. 109. IV, 24) gefundenen Metopen zeigen,
dass auch hier in den nachsten Jahrzehenden nach dem Wir-
ken der Phidiassischen Schule von Athen aus eine freiere und
lebensvollere Behandlung Eingang gefunden hatte.
2. Olympia. Im 0. Giebel sah man, von Paeonios gearbeitet, urn
das Bild des Zeus auf der einen Seite Oenomaos mit seiner Frau Steroper
auf der andern Pelops und Hippodameia, dann die Wagenlenker, Vier-
gespanne und Warter der Rosse, zuletzt die Flussgotter Alpheos und
Kladeos in symmetrischer Anordnungj im W. Giebel, von Alkamenes, als
Mittelpunkt einer Kentaurenschlacht den Zeussohn Peirithoos, welchem
Kaeneus die von Eurytion geraubte Frau wieder erobern hilft, wahrend
Theseus zwei Kentauren als Madchen- und Knaben-Rauber ziichtigt. Paus.
V, 10, 2. Von den zwolf Arbeiten des Herakles aber (in deren Aufzahlung
bei Paus. V, 10, 2 wahrscheinlich Kerberos ausgefallen ist) sind der Kampf
mit dem Knossischen Stier, der erlegte und sterbende Lowe, eine Local-
gottin (vielleicht die Stymphalische Nymphe Metopa), ein Stuck von der
Hydra und von der zu Boden liegenden Amazone am Opisthodom, Theile
von Diomed, Eber, Geryon am Pronaos nebst mehrern kleinern Fragmenten
im J. 1829 aufgefunden worden, und jetzt in Paris. Die Haare, unaus-
gearbeitet, wurden durch Farben bezeichnet. Exped. scient. de la Moree
pi. 74—78. Clarac M. d. Sculpt, pi. 195 bis. D. A. K. Tf. 30. VgL R.
Rochette Journ. des Sav. 1831. p. 93. Bullet, d. Inst. 1832. p. 17. 33.
Ann. p. 212. Welcker's Rhein. M. I. IV. S. 503. Hall. Encyklop. III. III.
S. 243.
3. Phigalia. Der Fries des T. des Apollon Epikurios (§. 109. II, 12),
welchen Linckh, von Haller, Cockerel], Foster u. A. aufgefunden, lief uber
den lonischen Saul en um das Hypaethron; er ist, ziemlich vollstandig
erhalten, im Britischen Museum. Er stellt, in Hautrelief, die Kentauren-
112 Griechische Kunstgesch. Per. III. [120]
und Amazonen-Schlacht, zwischen beiden Apollon und Artemis, als hiilf-
reiche Gotter mit einem Hirschgespann herbeieilend, dar. Die Gruppe des
Kaeneus ist wie am Theseion, der Raub des Madchens und Knaben wie
in dem Giebel zu Olympia behandelt. Bassirilievi della Grecia disegn. da
G. M. Wagner 1814. Marbles of the Brit. M. P. IV. 0. M. Baron von
Stackelberg's Apollotempel zu Bassae in Arcadien und die daselbst ausgegr.
Bildwerke 1828.
4. Agrigent. Ueber die Giganten §. 109. IV, 20; mit ihnen haben
die Karyatiden vom T. der Athena Polias (§. 109. I, 4) die feste und
grade Haltung gemein, obgleich sie sonst von einem ganz andern Kunst-
geiste beseelt sind. Die Giebelgruppen stellten in 0. die Gigantomachie, in
W. Troja's Einnahme dar; die geringen Bruchstiicke davon gehoren dem
edelsten Style an. Cockerell, Antt. of Athens, Suppl. p. 4 frontisp.
Selinus. Stiicke von 5 Metopen vom Pronaos und Posticum des
dem Meere zunachst gelegenen T., nach den Angaben von Angell im Jahr
1831 von dem Herzog Serradifalco und von Villareale hervorgezogen, jetzt
in Palermo. Aktaeon in eine • Hirschhaut gehullt (wie bei Stesichoros),
Herakles mit der Amazonen-Konigin, Pallas und Ares [ein Gigant], Apoll
und Daphne (?), [Hera vor Zeus auf dem Ida nach II. 14] glaubt man
darin zu erkennen. Die Korper aus Kalktuf, mit farbigem Anstrich; nur
die Extremitaten nach Art der Akrolithen (§. 84) aus Marmor angefugt,
doch nur bei Frauen [wie in den Vasengemalden] weisse Extremitaten.
Bullet, d. Inst. 1831. p. 177. Transact, of the R. Soc. of Litter. II, I, VI.
Serradifalco Ant. d. Sicilia II. tav. 30—34.]
1 120. Neben dieser Attischen Schule erhebt sich auch die
Sikyonisch-Argivische (vgl. §. 82) durch den grossen Poly-
2 kleitos zu ihrem Gipfel. Obschon dieser Meister in sei-
nem Golossalbilde der Hera zu Argos nach Einigen die Kunst
der Toreutik noch vervollkommnete : so stand er doch im Bil-
den von Gottern im Allgemeinen dem Phidias bei Weitem
3 nach. Dagegen schwang sich durch ihn die im Peloponnes
vorwaltende Kunst, Erzstatuen von Athleten zu bilden, zur
vollkommensten Darstellung schoner gymnastischer Figuren em-
por, an denen zwar keineswegs ein eigenthiimlicher Gharakter
vermisst wurde, aber doch die Darstellung der reinsten For-
men und ebenmassigsten Verhaltnisse des jugendlichen Leibes
4 die Hauptsache war. Daher eine seiner Statuen, der Dory-
phoros, es sei nun nach der Absicht des Kiinstlers oder durch
[120] Polykleitos. 113
das Urtheil der Nachwelt, ein Kanon der Proportionen
des menschlichen Korpers wurde, welche im Allgemeinen da-
mals noch kiirzer und stammiger waren als spater. Ebenso 5
legte man ihm (nach Plinius) die Durchfuhrung des Grund-
satzes bei, den Schwerpunkt des Korpers hauptsachlich auf
den einen Fuss zu legen (ut uno crure insisterent signa);
woraus der so anziehende und bedeutende Gegensatz der tra-
genden, gedrangteren, und der getragenen, mehr entwickelten,
Seite des menschlichen Korpers hervorgeht.
2. Von der Hera in dem Heiligthum bei Argos besonders Paus.
II, 17, Maximus Tyr. Diss. 14. p. 260 R., Boettiger Andeut. S. 122, Q.
de Quincy p. 326. [Seine Nachbildung 1st schlimmer als eine Garicatur.]
Vgl. §. 353. Der Kopf der Statue 1st auf spatern Miinzen von Argos ab-
gebildet (Millingen Anc. Coins pi. 4. 19. Gadalvene Recueil pi. 3, 1. „
vgl. die HP A APFEIA der Alexandrinischen M. von Nero, Eckhel D. N.
IV. p. 53), er 1st mit demselben breiten Stephanos (vgl. §. 340) geschmiickt
wie die in alterm Styl dargestellte Hera Olympia auf den M. von Elis, die
Lakinische Hera auf M. von Pandosia und von Kroton (nach Eckhel ; von
Veseris nach Millingen Anc. Coins pi. 2, 8), auch die Plataeische, zusammen-
gestellt in D. A. K. Tf. 30. Ta JTo^vxAs/rov ^OUVK rrj ri^vri XKMiGra
rcav TCUVTCOV — nach Strab. VIII. p. 372. Toreuticen sic erudisse, ut
Phidias aperuisse (iudicatur) Plin. XXXIV, 19, 2. [Vorhergeht von Phidias
primusque artem toreuticen aperuisse atque demonstrasse merito iudicatur,
an beiden Stellen in deutlicher Beziehung auf ihre Erzstatuen, so wie
noch einmal die toreutice der Malerei gegeniibergestellt ist, XXXV, 36, 8,
als eigentliche plastice oder als Plastik, Sculptur uberhaupt. Dass Plinius
die Bildnerei in Bronze uberhaupt verstehe, bemerkt Schneider im Worter-
buch: wie denn dessen Ausdruck an Seltsamkeiten, willkiirlichen und zu-
falligen Ungenauigkeiten aller Art leidet.] (Dagegen nach Quintil. Phidias
in ebore longe citra aemulum.) Vgl. im Allgemeinen die Urtheile Cic.
Brut. 18. Quintil. XII, 10. Schorn Studien S. 282. Meyer Geschichte I. S. 69.
3. Diadumenum fecit molliter puerum (eine ahnliche Statue aus
Villa Farnese, Winckelm. W. VI. Tf. 2. Gerhard Ant. Bildw. 69). -
Doryphorum viriliter puerum [Gegenstucke mit Bezug auf Prodikos, siehe
Welcker Kl. Schr. II. S. 482] — destringentem se (ano^vo^vov} et nudum
talo incessentem (d. h. 7tuyY.QUTict6tr)v anoTtre^vi^ovTa, s. Jacobs ad
Philostr. p. 435), duosque pueros item nudos talis ludentes
Plin. a. 0. Sillig G. A. p. 364 sqq.
4. Vom Kanon Plin. a. 0. (Doryphorum, quern et canona artifices
0. M u 1 1 e r ' s Archaeologie. 4. Aufl.
114 Griechische Kunstgesch. Per. III. [121]
vocant), Gic. Brut. 86. Oral. 2. Quintil. V, 12. Lukian de salt. 75. Hirt
Abh. der Berl. Akad. 1814. Hist. Gl. S. 19 [Thiersch Ep. S. 357 beseitigt
die Emendation quern et f. et quern]. Als eine Schrift nur bei Galen
TisQl TCOV naff ' InnoKQKTTjv nod II^aT. IV, 3. T. v. p. 449 Kuhn, u. sonst.
Quadrata (rtrQuytovu) Polycl. signa esse tradit Varro et paene ad unum
exempjum, Plin. Genaueres §. 332 [vgl. §. 130, 2].
1 121. Mit diesem Charakter des Polykleitos stimmt es
sehr wohl uberein, dass er in einem Kiinstler-Wettkampfe zu
Ephesos mit seiner Am a zone den Phidias, Ktesilaos,
2 Phradmon und Kydon uberwand. Phidias an eine Lanze
gestiitzte Amazone ist in der zum Sprunge sich bereitenden
im Vatican, Ktesilaos verwundete in einer Gapitolinischen
Statue wieder erkannt worden ; die Polykletische miissen wir
. uns darnach als das Hochste in der Darstellung dieser blu-
henden und kraftig ausgebildeten Frauengestaltendenken. Auch
war Polykleitos wie Ktesilaos schon in Portratstatuen aus-
3 gezeichnet ; jener bildete den Artemon Periphoretos, dieser den
Perikles Olympios.
2. Ueber die Amazone des Vatican (Raccolta 109. Piranesi
Stat. 37. M. FranQ. Ill, 14. Bouill. II, 10; eine eben so schSne ist im
Capitol, andere Gopieen desselben Originals haufig), der Verf. de Myrina
Amazone, in Commentat. Soc. Gott. rec. VII. p. 59. D. A. K. Tf. 31.
vgl. Gerhard Bull. d. Inst. 1830. p. 30. 273. Beschr. Roms I. S. 94.
Hirt Gesch. der Kunst S. 177. [Das akad. Mus. zu Bonn 1841. S. 63 ff.]
Ueber die verwundete Amazone (im Capitol M. Cap. III. t. 46; im
Louvre n. 281, Bouill. II, 11; im Vatican Gerhard Beschr. Roms S. 95)
s. die Herausg. Winckelm. IV. S. 356. VI. S. 103. Meyer Gesch. S. 81.
Anm. 78. Von einer schonen, aber fragmentirten, Statue derselben Art,
nur in etwas hartlichem Style, auf dem Schlosse zu Worlitz, Hirt a. 0.
S. 160. Ein Torso im K. K. Antiken-Kabinet zu Wien, unter Menschen-
grosse, ist dadurch sehr merkwiirdig, dass in den scharfen Zugen des
links geneigten Kopfs, in den drahtartig angelegten Haaren um die Stirn,
in dem steifgefalteten Ober- und Untergewand (das letztere bedeckt auch
die rechte Brust) das Amazonen-Ideal erhalten ist, wie es die Kunstler-
Generation vor Phidias und Ktesilaos bereits ausgebildet hatte.
3. Artemon Periphoretos war der Maschinenbauer des Perikles im
Kriege gegen Samos (01. 84, 4); das angeblich Anakreontische Gedicht
(Mehlhorn Anacr. p. 224) auf ihn ohne Zweifel spatern Ursprungs. [Das
Gedicht ist sicher acht und der Artemon ne^Kpo^rog als Zeitgenoss des
[122] Polykleitos. Myron. 115
Anakreon und ein Weichling von dem Maschinenbauer Artemon zu unter-
scheiden ; der A. Periphoretos des Polyklet war ein Gegenstiick des Herakles
Ageter; wie im Rhein. Mus. Ill, 1. S. 155 ff., worauf der Verf. am Rande
selbst verwiesen hat, gezeigt 1st.] Die Statuen des Artemon und Perikles
erwahnt Plin. Von der Sosandra §. 112. Kolotes, Phidias Schuler, bildet
nach einer auffallenden Angabe des Plin. philosophos. Stypax bildet (zum
Scherz) einen Sklaven des Perikles als GitKctyxvomrjg, den Plin. mit dem
Arbeiter des Mnesikles (Plut. Perikl. 13) verwechselt zu haben scheint.
122. Noch korperlicher aussert sich die Kunst in My- i
ron dem Eleuthereer (einem halben Boeoter), den seine In-
dividualitat besonders dahin fuhrte, kraftiges Naturleben in
der ausgedehntesten Mannigfaltigkeit der Erscheinungen mit
der grossten Wahrheit und Naivetat aufzufassen (primus hie
multiplicasse veritatem videtur). Seine Kuh, sein Hund, 2
seine Seeungeheuer waren hochst lebensvolle Darstellungen 3
aus der Thierwelt; aus derselben Richtung gingen sein Do-
lichodrom Ladas, der in der hochsten und letzten Anspannung
vorgestellt war, sein Diskobol, der im Moment des Abschleu-
derns aufgefasst war, und durch zahlreiche Nachbildungen sei-
nen Ruhm beweist, seine Pentathlen und Pankratiasten her-
vor. Von mythischen Gestalten sagte ihm besonders Hera- 4
kles zu, den er nebst der Athena und dem Zeus in einer
colossalen Gruppe fur Samos bildete. Doch blieb er in der 5
gleichgiiltigen , regungslosen Bildung des Gesichts, und, in
der steifen Arbeit der Haare auf der Stufe der fruhern Erz-
giesser (der Aegineten besonders) stehn, von denen er sich
uberhaupt weniger unterschied, als Polyklet und Phidias.
1. Ueber Myron Boettiger Andeut. S. 144. Sillig G. A. p. 281.
Myron qui paene hominum animas ferarumque aere expresserat, Petron
88. Steht nicht im Widerspruch mit : corporum tenus curiosus , a n i m i
sensus non expressisse videtur, Plin. XXXIV, 19, 3. [Statius Silv. IV, 6,
25, quae docto multum vigilata Myroni Aera, von Sillig iibersehen, mit
Ovids operosus zusammentreffend.]
2. Ueber die durch Epigramme (Anthol. Auson.) beruhmte Kuh,
mit strotzenden Eutern nach Tzetz. Ghil. VIII, 194, s. Goethe Kunst und
Alterthum II. p. 1. (Doch kann es aus mehrern Gninden nicht die
Griechische Kunstgesch. Per. III. [123]
auf den Miinzen von Epidamnos sein.) Vier andere Ktihe des Myron,
Properz II, 31, 7.
3. Von dem Ladas Anthol. Pal. T. II. p. 640. Plan. n. 53. 54.
Ueber zwei Erzfiguren in Neapel als Nachbildungen (?) Schorn's Kunst-
blatt 1826. n. 45. vgl. M. Borb. V, 54. Der Diskobol em distortum et
elaboratum signum, Quintil. II, 13. Eine Copie beschreibt genau Lukian
Philops. 18 rbv ZniKenvcpoTK HCCTCC TO G%y(j,ct rrjg occpsGscog ,
(JtSVOV Slg TTjV SlGKOCpOQOV, rjQSfJLCt Oti^d^OVTK T03 STSQO), SOIKOTK
GrrjGOfisvaj (isra rrjs fioliijs- Sonst fiber den Akt des Wurfes Ovid M. X,
177. Ibis 587. Stat. Theb. VI, 680. vgl. Welcker ad Philostr. p. 352.
Nachbildungen in Statuen: M. Capit. Ill, 69; M. Franq. I, 20. Bouill. II,
18 (im Vatican aus Hadrian's Villa); Piranesi Stat. 6. Guattani M. I.
1784. Febr. p. IX (in Villa Massimi) [jetzt im Palast Massimi alle Colonne,
weit das schonste Exemplar und eine der ersten Statuen der Welt],- Speci-
mens pi. 29 (im Brit. Museum); und in Gemmen: M. PioGl. I. t. agg. A.
n. 6. D. A. K. Tf. 32. Vgl. Franc. Cancellieri del Discobolo scoperto
nella Villa Palombara. R. 1806. Welcker's Zeitschr. I. S. 267. Amaltbea
III. S. 243. [Meyer in den Propyl. II, 1. S. 35. Wagner im Kunstbl. 1830.
N. 54. Nachgebildet ist die Figur nicht bios in dem Philostratischen Ge-
malde, auch in einem Relief mit Kampfspielen durch Kinder dargestellt
M. du Louvre pi. 187. n. 455. Zu den bekannten Wiederholungen der
Statue kommt eine in Turin, wozu Millin Voy. au Piemont eine in Neapel
nennt, und eine im Vatican Beschr. Roms II, 2. S. 242. N. 10.]
4. Plin. a. 0. Gic. Verr. IV, 3, 5. Strabon XIV, 637 b.
5. Ueber die Arbeit der Haare s. Plin. u. vgl. die Bemerkung der
Herausg. Winckelm. VI. S. 113 iiber zwei Gopieen des Diskobol. — Myron
arbeitet auch Schalen u. dgl. (Martial VI, 92. VIII, 51), wie Polykleitos,
und Myron's Sohn Lykios (AvKiovgyrj ?).
1 123. Als Abweichungen von dem herrschenden Geiste
und Sinne erscheinen die Bestrebungen des Kallimachos
und Demetrios. Ein sich nie genugthuender Fleiss zeich-
nete Kallimachos Werke aus, aber verdarb sie auch, und
verdiente ihm den Beinamen Katatexitechnos, well seine Kunst
im feinen Ausfiihren kleinlicher Einzelheiten gleichsam zusam-
2 menschwinde. Demetrios dagegen, der Athener, war der erste,
der in Nachbildungen von Individuen, besonders altern Leu-
ten, eine Treue erstrebte, welche auch das Zufallige, zur
Darstellung des Gharakters Unwesentliche und Unschone, ge-
3 treu wiedergab. — Unter den Kiinstlern, welche sich g e g e n
[124] . Zweite Epoche. 117
Ende (wie Naukydes) und nach dem Ende des Pelop. Krie-
ges (wie Daedalos) auszeichneten, scheint, auch wenn sie nicht
selbst Schiller des Polyklet waren, doch besonders der Poly-
kletische Geist fortgelebt zu haben. Der Erzguss herrscht noch
immer vor ; gyrnnastische Figuren, Athleten- und Ehrenstatuen,
beschaftigen die Kiinstler am meisten.
1. Ueber Kallimachos s. Sillig. G. A. p. 127 und Voelkel's Nachlass
S. 121. Ueber xarar^^/rs^vos vgl. auch ebd. S. 152. Der haufige Ge-
branch des Bohrers, dessen erste Anwendung auf Marmor ihm zugeschrieberi
wird (vgl. §. 56. Anm. 2), das Korinthische Capital (§. 108), der zierliche
Lychnos der Pallas Polias (wohl nach 01. 92 gearbeitet), die saltantes
Lacaenae, emendatum opus, sed in quo gratiam omnem diligentia abstulerit,
stimmen sehr gut mit diesem Beinamen uberein.
2. Dem. nimius in veritate, Quintil. XII, 10. Sein Pelichos von
Korinth (vgl. Thuk. I, 28) war itQoyaGTcoQ, cpcdavTiccs , yfiiyvfivos rrjv
rov ncoycovos TK$ TQI%US SVLKS, £7tiGr][io$ zees
opoios, nach Lukian Philops. 18, wo Dem. KV&QOJ-
nonoibs heisst. Ein signum Gorinthium ganz derselben Kunstart be-
schreibt Plin. Epist. Ill, 6.
3. S. besonders die Nachrichten iiber die Weihgeschenke der Lake-
daemonier von Aegospotamoi (die meerblauen Nauarchen) Paus. X, 9, 4.
Plut. Lysander 18 de Pyth. orac. 2. Vgl. Paus. VI, 2, 4. Eine ikonische
Statue Lysanders von Marmor in Delphi Plut. Lys. 1.
b. Die Zeit des Praxiteles und Lysippos.
v
124. Nach dem Peloponnesischen Kriege erhebt sich zu l
Athen und in der Umgegend eine neue, mit der vorigen durch
keine nachweisbare Succession zusammenhangende Kunstschule,
deren Kunstweise in gleichem Maasse dem Geiste des neuatti-
schen Lebens entspricht, wie die Phidiasische dem Gharakter
des altern (§. 103). Besonders waren es Skopas , von 2
Paros, einer Athen stammverwandten und damals auch
unterworfenen Insel, gebiirtig, und Praxiteles, aus Athen
selbst, durch welche die Kunst zuerst die der damaligen Stim-
mung der Gemuther zusagende Neigung zu aufgeregteren
und weicheren Empfindungen erhalt, welche indess bei diesen
Meistern noch mit einer edlen und grossartigen Auffassung
der Gegenstande aufs schonste vereinigt war.
118 Griechische Kunstgesch. Per. III. [125]
1. Bildende Kunstler der Zeit: Mentor, Toreut, zwischen 01. 90
(er ahmt Therikleische Becher in Silber nach) und 106 (wo Werke von
ihm im Ephesischen Artemision imtergehen. Kleon von Sikyon, Antiphanes
Schuler, 98—102. Skopas, der Parier, wahrscheinlich Sohn Aristanders
(§. 112. Boeckh C. I. 2285 b), Architekt, Bildhauer u. Erzg. 97—107.
Polykles von Athen, Stadieus Schuler (?), Erzg. 102. Damokritos von
Sikyon, Schuler Pison's, Erzg. 102. Pausanias von Apollonia, Erzg. gegen
102. Samolas aus Arkadien, Erzg. gegen 102. Eukleides von Athen,
Bildh. geg. 102 (?). Leochares von Athen, Erzg. und Bildh. 102—111.
(Gegen 104 war er nach dem Ps. Platon. Brief XIII. p. 361 ein junger
und trefflicher Bildner). Hypatodoros (Hekatodoros) und Aristogeiton von
Theben, Erzg. 102. Sostratos, Erzg. 102 — 114. Damophon aus Messenien,
Erzg. 103 ff. Xenophon von Athen, Erzg. 103. Kallistonikos von Theben,
Erzg. 103. Strongylion, Erzg. geg. 103 (?). Olympiosthenes, Erzg. geg.
103 (?). Euphranor, der Isthmier, Maler, Bildh., Erzg. und Toreut
104—110. Praxiteles von Athen (C.I. 1604. Opera eius sunt Athenis
in Ceramico, Plin. N. H. XXXVI, 4, 5), Bildh. u. Erzg. 104—110. Echion
[oder Action], Erzg. und Maler 107. Therimachos , Erzg. und Maler 107
Timotheos, Bildh. u. Erzg. 107. Pythis, Bildh. 107. Bryaxis von
Athen, Bildh. u. Erzg. 107—119. Herodotos von Olynth, g. 108. Hippias,
Erzg. 110. Lysippos von Sikyon, Erzg. 103—114 (zu Paus. VI, 4. vgl.
Corsini Diss. Agon. p. 125), nach Athen. XL p. 784 noch 116, 1 (?).
Lysistratos, Lysippos Bruder, von Sikyon, Plastes 114. Silanion von
Athen, ein Autodidakt. Sthenis, Euphronides, Ion, Apollodoros, Erzgiesser
114. Amphistratos, Bildh. 114. Hippias, Erzg. 114 (zu schliessen aus
Paus. VI, 13, 3). Menestratos, Bildh. uni 114 (?). Ehaereas, Erzg. gegen
114. Philon, Antipatros Sohn (?), Erzg. 114. Pamphilos, Praxiteles
Schuler, 114. Kephissodotos (oder -doros) und Timarchos, Praxiteles
Sohne, Erzg. 114—120.
1 125. Skopas, besonders Arbeiter in Marmor (dem
Produkt seiner Heimat), dessen milderes Licht ihm fur die
Gegenstande seiner Kunst ohne Zweifel geeigneter schien als
das strengere Erz, entlehnt seine liebsten Gegenstande aus
2 dem Kreise des Dionysos und der Aphrodite. In jenem
Kreise war er sicher einer der ersten, welcher den Bachischen
Enthusiasmus in vollig freier, fesselloser Gestalt zeigte (vgl.
3 §. 96. Anm. 21); seine Meisterschaft in diesem beweist
unter andern die Zusammenstellung der durch geringe Niian-
cen unterschiedenen Wesen: Eros, Himeros und Pothos, in
4 einer Statuengruppe. Das Apollonideal verdankt ihm die
anmuthigere und lebensvollere Form des Pythischen Kitharoe-
[125] Skopas. 119
den ; er schuf sie, indem er der in der Kunst friiher herkomm-
lichen Figur (§. 96. Anm. 17) mehr Ausdruck von Schwung
und Begeisterung verlieh. Eins seiner herrlichsten Werke war 5
die Gruppe der Meergottheiten, welche den Achilleus nach
der Insel Leuke fuhren: ein Gegenstand, in dem. gottliche
Wiirde, weiche Anmuth, Heldengrosse, trotzige Gewalt und
iippige Fulle eines naturkraftigen Lebens zu so wunderbarer
Harmonie vereinigt sind, dass auch schon der Versuch, die
Gruppe im Geiste der alten Kunst uns vorzustellen und
auszudenken, uns mit dem innigsten Wohlgefallen erfullen
muss. Es ist sehr wahrscheinlich, dass durch Skopas zuerst 6
der dem Bachischen Kreise eigene Gharakter der Formen und
Bewegungen auf die Darstellung der Wesen des Meers iiber-
tragen wurde, wonach die Tritonen sich als Satyrn, die
Nereiden als Maenaden der See gestalten, und der ganze
Zug wie von innrer Lebensfulle beseeligt und berauscht erscheint
(vgl. §. 402).
2. Dionysos zu Knidos von Marmor, Plin. XXXVI, 4, 5. Eine
Maenas mit flatterndem Haar als xificcigocpovog, aus Parischem Marmor,
Kallistratos 2. Anthol. Pal. IX, 774 u. Plan. IV, 60. (App. II. p. 642),
wahrscheinlich die auf dem Relief bei Zoega Bassir. II. tv. 84, die auch
auf den Reliefs ebd. 83. 106 , auf der Vase des Sosibios (Bouill. Ill, 79),
bei Gr. Landsdown und im Brit. Museum (R. VI. n. 17*) wiederkehrt.
Panisk, Gic. de divin. I, 13.
3. Zu Rom eine unbekleidete Venus Praxiteliam illam antecedens
(der Zeit nach?) Plin. XXXVI, 4, 7. Venus, Pothos (und Phaethon?) zu
Samothrake, Plin. ebd. Eros, Himeros, Pothos zu Megara, Paus. I, 43, 6.
Skopas eherne Aphrodite Pandemos zu Elis, auf einem Bocke sitzend,
macht einen merkwurdigen Gegensatz gegen Phidias benachbarte Urania
mit der Schildkrote, Paus. VI, 25, 2. Ghametaerae?
4. Der Apollon des Skopas war nach Plin. die Hauptstatue des
Tempels, durch den Augustus seinem Schutzgott fur den Sieg von Actium
dankte, und erscheint daher auf Romischen Miinzen seit Augustus mit
beiderlei Beischrift: Ap. Actius u. Palatinus. S. Eckhel D. N. VI. p. 94. 107.
VII. p. 124. vgl. Tacit. Ann. XIV, 14. Sueton Nero 25 (nebst Patinus
Anm.). Diesen beschreibt Properz II, 31, 15: Inter matrem (von Praxiteles,
Plin.) deus ipse interque sororem (von Timotheos, Plin.) Pythius in longa
carmina veste sonat. Eine Copie dieses Palat. Apollon ist der mit
den Musen in der Villa des Gassius aufgefundene Vaticanische , s. M.
120 Griechische Kunstgesch. Per. III. [126]
PioCl. I. tv. 16 (vgl. Visconti p. 29, welcher indess Timarchides Statue,
Plin. XXXVI, 4, 10, fur das Original halten mochte) M. Franc, I. pi. 5.
Bouill. I. pi. 33.
5. Sed in maxima dignatione, Gn. Domitii delubro in Girco Flaminio,
Neptunus ipse et Thetis atque Achilles, Nereides supra delphinas et cete
et hippocampos sedentes. Item Tritones, chorusque Phorci et pristes ac
multa alia marina omnia eiusdem manus, praeclarum opus etiamsi totius
vitae fuisset. Plin. Ueber den Mythus des Bildwerks besonders v. Koehler
Mem. sur les lies et la Course d'Achille. Petersb. 1827. Sect. 1.
1 126. Ob die Gruppe der Niobe (welche in Rom
sich im Tempel des Apollo Sosianus befand) von Skopas
oder Praxiteles sei, wussten die Romischen Kunstkenner, wie
2 bei einigen andern Marmorwerken, nicht zu entscheiden. Auf
jeden Fall zeugt die Gruppe fur eine Kunst, welche gern er-
greifende und erschiitternde Gegenstande darstellt, aber diese
zugleich mil der Massigung und edlen Zuriickhaltung behan-
delt, wie sie der Sinn der Hellenen in den besten Zeiten
Sforderte. Der Kiinstler bietet Alles auf, um unser Gemiith
fur die von den Gottern gestrafte, getroifne Familie zu ge-
winnen ; die edlen und grossartigen Fornien der Gesichter, in
denen die Familienverwandtschaft sich ausspricht, erscheinen
nirgends durch korperlichen Schmerz und Furcht vor der drohen-
den Gefahr widrig verzogen; das Angesicht der Mutter, der
Gipfel der ganzen Darstellung, driickt die Verzweifelung der
4Mutterliebe in der reinsten und hochsten Gestalt aus. Das
Urtheil iiber die Composition und die Motive, welche die
Gruppe in ihren Theilen belebten und zusammenhielten , ist
durch den Zustand, in dem sie auf uns gekommen, sehr er-
Sschwert. Doch liegt so viel am Tage, dass ausser der Mutter
auch unter den iibrigen Figuren mehrere zu Kleineren Grup-
pen vereinigt waren, in denen das Bemiihen Andre zu schii-
tzen und ihnen zu helfen, die Reihe der Fliehenden und sich
Rettenden auf eine fiir Auge und Gemiith gleich wohlthatige
Weise unterbrachen.
1. Par haesitatio est in templo Apollinis Sosiani, Niobe-n cum
liberis morientem (oder Niobae liberos morientes) Scopas an Praxiteles
fecerit, Plin. XXXVI, 4, 8. Die Epigramme (Anthol. Pal App. II.
p. 664. Plan. IV, 129. Auson. Epit. Her. 28) stimmen fiir Praxiteles.
Der Tempel des Apollo Sosianus war wahrscheinlich von G. Sosius
[126J „ Niobe-Gruppe.
der unter Antonius in Syrien stand, gegrundet worden (vgl. Dio Cass.
XLIX, 22 mit Plin. XIII, 11). [Wagner S. 296.] Ueber die Aufstellung
in einem Giebel (nach Bartholdy's Idee) s. Guattani Memorie enciclop.
1817. p. 77 u. Le statue della favola di Niobe sit. nella prima loro dis-
posizione, da G. R. Cockerell. F. 1818, auch (Zannoni) Galeria di Firenze,
Stat. P. II. tv. 76. [Wagner bestreitet,] Thiersch bezweifelt sie, aber gibt
doch die dreieckige Form und bilaterale Anordnung der Gruppe zu. [Die
dreieckige Form nicht, S. 369. vgl. 273.]
4. Zu der Florentinischen Gruppe (1583 bei dem Thor S. Gio-
vanni in Rom gefunden) sind viele ungehorige Figuren hinzu gekommen
(ein Diskobol, eine Psyche, eine Musenfigur, eine Nymphe, ein Pferd).
Auch die Gruppe jugendlicher Pankratiasten, obwohl dabei gefunden, fiigt
sich nicht wohl in das Ganze ein, sondern scheint nach dem Symplegma
von Kephissodotos, Praxiteles Sohn, gearbeitet zu sein (digitis verius cor-
pori quam marmori impressis Plin.). [?] Aber auch die iibrigen Statuen
sind von ungleichem Werth, selbst von verschiednem Manner. Von den
in Florenz befindlichen Niobiden werden ausser der Mutter mit der jiingsten
Tochter zehn Figuren fur acht zu halten, und (nach Thorwaldsen's Be-
merkung) der sog. Narcissus (Galeria tv. 74) dazuzufiigen sein. Ob die
Florentinischen Figuren die im Alterthum beriihmten sind, ist noch sehr
zweifelhaft, da die Behandlung der Kfirper, obwohl im Allgemeinen vor-
trefflich und grossartig, doch nicht die durchgangige Vollendung und die
lebendige Frische zeigt, wie die Werke des Griechischen Meissels aus der
besten Zeit. — Der lebendige Hauch Griechischer Kunst ist dagegen in
dem sog. Ilioneus in der Glyptothek zu Miinchen (n. 125) unverkennbar;
eines Skopas wiirdig, kann er indess aus der Verbindung mit den Niobiden
keine ganz befriedigende Erlauterung erhalten. Vgl. Kunstblatt 1828. N. 45.
Die sog. Niobide in Paris (L. 441. Glarac pi. 323) ist viel eher eine
Maenas, die sich einem Satyr entringt. Von den sichern Figuren der
Gruppe kommen ausser Florenz am haufigsten der erhabene Kopf der
Mutter (sehr schon in Sarskoselo und bei Lord Yarborough) und der
sterbende ausgestreckt liegende Sohn (auch in Dresden und Miinchen) vor.
5. Ausser der Mutter sind folgende partielle Gruppirungen nach-
gewiesen: a. Der Paedagog (Gal. 15) war mit dem jiingsten Sohne (Gal.
11) so zusammengestellt, dass dieser sich an ihn von der linken Seite an-
drangte, und er ihn mit dem rechten Arme an sich zog, nach der bei
Soissons gefundenen Gruppe, welche (mit Verwechselung von rechts und
links) bei R. Rochette M. I. pi. 79. vgl. p. 427 abgebildet ist. b. Ein
Sohn (Gal. 9) stiitzte mit dem vorgestellten linken Fuss eine umsinkende
sterbende Schwester, welche in einer Vaticanischen Gruppe, Kephalos und
Prokris genannt, erhalten ist, und suchte sie mit dem iibergebreiteten Ge-
wande zu schutzen; nach der Bemerkung von [Ganova], Schlegel, Wagner,
122 Griechische Kunstgesch. Per. III. [127]
Thiersch (Epochen S. 315). c. Eine Tochter (Gal. 3) suchte ebenfalls mit
ausgebreitetem Obergewande den auf das linke Knie gesunkenen Sohn
(Gal. 4. Race. 33) zu bedecken; eine Gruppe, die aus einer spatern
Gemmen-Arbeit (Impronti gemm. d. Inst. I, 74) mit Sicherheit erkannt
werden kann. Dieses Niobidenpaar, den Bruder, der von seiner Schwester
geschirmt wird (D. A. K. Taf. 33, d. e.) erkenne ich auch in der Gruppe
M. Gapit. Ill, 42 wieder, wo man nur genauere Angaben uber die Restau-
rationen wiinschen muss, durch welche die Schwester aus der aufrechten
Stellung in diese zusammengebeugte gebracht zu sein scheint.
Fabroni Dissert, sulle statue appartenenti alia favola di Niobe.
F. 1779 (mit unpassenden Erlauterungen aus Ovid). H. Meyer, Propylaeen
Bd. II. St. 2. 3 und Amalthea I. S. 273 (Erganzungen). A. W. Schlegel
Bibliotheque universelle 1816. Litter. T. III. p. 109. [Oeuvres T. 2.]
Welcker Zeitschrift I. S. 588 ff. Thiersch Epochen S. 315. 368. Wagner
im Kunstblatt 1830. N. 51 ff. [Welcker uber die Gruppirung der Niobe
und ihrer Kinder im Rhein. Mus. IV. S. 233. Feuerbach Vatic. Ap.
S. 250 ff. Guigniaut Religions de 1'antiqu. pi. 215 bis, Explic. p. 331—33.
Ed. Gerhard Drei Vorles. 1844. S. 49 ff. Ad. Trendelenburg Niobe, einige
Betrachtungen uber das Schone und Erhabene. Berl. 1846.] Abbildungen
bei Fabroni, in der Galerie de Florence I . . IV. und der Galeria di Firenze,
Stat. P. I. tv. 1 ff. D. A. K. Tf. 33. 34. Vgl. §. 417.
vib IMII; iiunbuMlfoV' d'gtty \fiiii\9iith oth .liloiri fboi) ,^i
:il'j'-:>ifll/' li'i.'futM i"f'V*"f- 1 <"-»] '' 'Ji'f'-l' Lf Olf) ' r-\t'u' t^f'iY
1 127. Auch Praxiteles arbeitete besonders in Marmor,
und that sich selbst am meisten in Gegenstanden aus dem
Gyklus des Dionysos, der Demeter, der Aphrodite, des Eros
2 genug. In den zahlreichen Figuren, die er aus dem ersten
Kreise bildete, war der Ausdruck Bachischer Schwarmerei, so
wie schalkhaften Muthwillens mit hochster Anmuth und Lieb-
3 lichkeit vereinbart. Praxiteles war es, der in mehrern Muster-
bildern des Eros die vqllendete Schonheit und Liebens-
wurdigkeit des Knabenalters darstellte, welches den Griechen
4 grade das reizendste schien; der in der enthullten Aphrodite
die hochste sinnliche Reizfulle mit einem geistigen Ausdrucke
vereinigte, in dem die Herrscherin der Liebe selbst als das
von innerer Sehnsucht erfullte, der Liebe bediirftige We.ib
5 erschien. So herrlich diese Werke waren: so tritt doch in
ihnen an die Stelle der gottlichen Wurde und Herrschermacht,
welche die fruhern Bildner auch in den Gestalten dieses
Kreises auszudriicken gesucht hatten, die Verehrung der sinnlich
6 reizenden Erscheinung fur sich. Diese Richtung zu begiinsti-
[127] Praxiteles. 123
gen, dazu wirkte gewiss auch das Leben des Kiinstlers mit
den Hetaeren; manche unter diesen ganz Griechenland mit
ihrem Ruhme erfullenden Buhlerinnen erschien dem Kunstler
wirklich, und nicht ohne Grund, als eine in die Erscheinung
getretne Aphrodite. Auch in dem Kreise des Apollon gefiel 7
es Praxiteles, Manches umzubilden, wie er den jugendlichen
Apollon in einem seiner schonsten und geistreichsten Werke in
Stellung und Figur den edlern Satypgestalten naher brachte,
als es ein fruherer Kunstler gethan haben wurde. Ueber- 8
haupt war Praxiteles, der Meister der jungern, wie Phidias
der altern Attischen Schule, fast ganz Gotterbildner; Heroen
bildete er selten, Athleten gar nicht.
1. Von Praxiteles als Marmor-Arbeiter Plin. XXXIV, 8, 19. XXXVI,
4, 5. Phaedr. V. Praef. Statius S. IV, 6, 26. 'O KKTK^ag ZKQCOS rots
£Qyois *a rrjg tyvxyg nd&r], Diodor XXVI. Eel. 1. p. 512 Wess.
2. Gyclus der Demeter, s. Preller Demeter u. Persephone S. 91.
Dionysos von Elis, Paus. VI, 26, 1, vielleicht der von Kallistratos 8 be-
schriebene, von Erz, ein reizender Jiingling, mit Epheu bekranzt, mit einer
Nebris umgurtet, die Lyra (?) auf den Thyrsus stiitzend, weich und
schwarmerisch blickend. Neben dieser, damals erst aufgekommenen, jugend-
lichen Bildung stellte Prax. den Gott auch in alterer Weise, in reifem
Mannesalter, dar, wie in der Gruppe, welche Plin. XXXIV, 8, 19, 10 be-
schreibt: Liberum patrem et Ebrietatem nobilemque una Satyrum, quem
Graeci neQifiorjTov cognominant. Es ist nicht ausgemacht, ob der Satyr
der Tripodenstrasse (Paus. I, 20, 1. Athen. XIII, 591 b. vgl. Heyne Antiq.
Aufs. II. S. 63) derselbe ist. Dieser wird fur den ofter vorkommenden,
an einen Baumstamm gelehnten, vom Flotenspiel ruhenden gehalten:
M. PioGl. II, 30. M. Gap. Ill, 32. M. Franq. II. pi. 12. Bouill. I, 55. vgl.
Winckelm. W. IV. S. 75. 277. VI. S. 142. Visconti PioGl. II. p. 60. Satyr
in Megara, Paus. I, 43, 5. Prax. bildete eine Gruppe von Maenaden,
Thyaden, Karyatischen Tanzerinnen (§. 365) und Silenen in rauschendem
Zuge, Plin. XXXVI, 4, 5. Anthol. Pal. IX, 756. Pan einen Schlauch
tragend, lachende Nymphen, eine Danae, aus Manner, Anthol. Pal. VI,
317. App. T. II. p. 705. Plan. IV, 262. Hermes den kleinen Dionysos
tragend, von Marmor (Paus. V, 17, 1), wahrscheinlich copirt in dem Relief,
Zoega Bassir. I, 3, und auf dem Gefasse des Salpion. §. 384.
3. Eros. a. Zu Parion, aus Marmor, nackt, in der Bliithe der
Jugend, Plin. XXXIV, 4, 5. b. Zu Thespiae, von Pentelischem Marmor,
mit vergoldeten Fliigeln (Julian Or. II. p. 54 c. Spanh.), ein Knabe in der
124 Griechische Kunstgesch. Per. III. [127]
Jugendbliithe (iv SQO), Lukian Arnor. 11. 17. Pans. IX, 27. Von der
Phryne (oder Glykera) geweiht, von Caligula, dann wieder von Nero ge-
raubt, zu PliniusZeit in Octaviae scholis (Manso Mythol. Abhandl. S. 361 ff.).
In Thespiae stand eine Gopie des Menodoros, Paus. Von dem Thespischen
als einem ehernen spricht (aus Unkunde) Julian. Aegypt. Antbol. Pal. App.
II. p. 687. Plan. IV, 203. c. Der Eros aus Marmor im sacrarium des
Hejus zu Messana, dem Thespischen ahnlich, Cic. Verr. I. IV. 2, 3. (Vgl.
Amalthea III. 8. 300. Wiener Jahrb. XXXIX. S. 138). d. e. Zwei eherne
von Kallistratos 4. 11 bescnriebene , einer ruhend (Jacobs p. 693), der
andre mil einem Bande die Haare umwindend. Der Parische oder Thespische
ist wahrscheinlich nachgebildet in dem schonen Torso, mil schmachtendem
Ausdrucke und jugendlichem Lockenputz (Krobylos) von Centocelle, M.
PioGl. I, 12. Bouill. I, 15, der vollstandiger, mil Fliigelansatzen, in Neapel
vorhanden ist, M. Borbon. VI, 25. Aehnlich, nur noch schlanker und
zarter, ist der Eros aus der Elginschen Sammlung im Brit. Museum R.
XV. n. 305.* D. A. K. Tf. 35. [Brit. Mus. T. IX.]
4. Aphrodite, a. Die von den Koern bestellte, velata specie, d. h.
ganz bekleidet, Plin. XXXIV, 4, 5. b. Die von den Knidiern gekaufte,
beim Tempel der Aphr. Euploea, in einer besonders dazu eingerichteten
Kapelle (aedicula quae tota aperitur, Plin., vscos afKpi&vQos Lukian Amor.
13 7t£Qi6xenTcp lv\ XCOQOJ Anthol. Pal. App. T. II. p. 674. Plan. IV, 160)
aufgestellt; spater nach Kedrenos in Byzanz. Aus Parischem Marmor; die
wesentlichen Ziige gibt Lukian Amor 13 f. Imagg. 6 so an:
yelcoTi IIIKQOV vjioptLSicoocc. — ' OfpQVcov TO svyQctfipov xcd TCOV
TO vygbv ctfjia TO) <pcu8()<p x*u xf^o^tf/uaVoo. — Tlav ds TO
T'f) ETEQOC %£lQl TrjV C(fd(O ^S^&OTOJS kni'KQVTlTElV. — TcOV ds T0l$
£v£6CpQKyL6[lSV(OV l| SKKTSQ03V TVTtCOV OVV, KV fi'TTOl Tig COS ^VS 6
MriQov TE xori Kv/jftrjs in' sv&v TSTCCHSVTJS a%Qt- nodbs rjXQifico[ji£vot
fioi. Hiernach und nach den Munzen von Knidos zu Ehren der Plautilla
erkennt man diese Aphr. in der Statue der Vaticanischen Garten (Perrier
n. 85. Episcopius n. 46. Race. 4), in der neudrapirten im PioCl. I, 11
und einer aus Palast Braschi nach Miinchen (n. 135) gekommenen (Flax-
mann Lectures on sculpt, pi. 22), und darnach auch in Busten (im L.
59. Bouill. I, 68), auch in Gemmen, Lippert Dactyl. I, I, 81. 'Die Nackt-
heit war bei ihr motivirt durch das Ablegen des Gewands im Bade mit
der Linken, die Rechte deckte den Schooss. Die Formen waren grossartiger,
das Gesicht, bei einem schmachtendlachelnden Ausdrucke, doch von er-
habenerm Charakter und runderer Form, als bei der Mediceischen Venus,
das Haar durch ein einfaches Band zusammengehalten. Die Identitat der
Knidischen und Mediceischen Venus behauptete A. Meyer, zu Winckelm.
[128] Praxiteles, Leochares, Polykles u. A. 125
W. VI, II. S. 143. Jenaer ALZ. 1806. Sept. 67. Gesch. der Kunst I.
S. 113, gegen Heyne Ant. Aufs. I. S. 123. Visconti M. PioGl. I. p. 18.
Levezow Ob die Mediceische Venus ein Bild der Knidischen sei. B. 1808.
Thiersch Epochen S. 288. — c. Eine eherne, Plin. d. Eine marmorne in
Thespiae, Paus. IX, 27. e. Eine Aphr. des Prax. stand im Adonion zu
Alexandreia am Latmos, Steph. B. s. v. 'dfai-avdQeitt. Peitho und Pare-
goros (itKQ<pctGi$ Homer) neben der Aphr. Praxis in Megara. Paus. I, 43.
6. Prax. bildet nach Klem. Alex. Protr. p. 35. Sylb. Arnob. adv.
gent. VI, 13 die Kratina in seiner Aphrodite nach; nach Andern die
Phryne, die auch von ihm in Marmor gebildet in Thespiae (Paus. IX, 27)
und vergoldet in Delphi stand (Athen. XIII. p. 591. Paus. X, 14, 5.
Plut. de Pyth. orac. 14. 15), das Tropaeon Hellenischer Wollust nach
Krates. Vgl. Jacobs in Wieland's Att. Museum Bd. III. S. 24. 51. Nach
Strab. IX. p. 410 beschenkt er auch die Glykera. Er bildet nach Plin.
den Triumph einer heiterri Hetaere iiber eine Attische Hausfrau von trister
Gemuthsbeschaffenheit : signa flentis matronae et meretricis gaudentis (der
Phryne). Vgl. V. Murr »Die Mediceische Venus und Phryne. «
7. Fecit et (ex aere) puberem [Apollinem] subrepenti lacertae cominus
sagitta insidiantem, quern Sauroctonon vocant, Plin. vgl. Martial Epigr. XIV,
172. Dass dieser Eidechsentodter kein Apollon, behauptete Seitz, Mag.
encyclop. 1807. T. V. p. 259. Jetzt sieht man darin eine Andeutung
der Eidechsen-Weissagung (Welcker Akad. Kunstmus. zu Bonn S. 71 ff.
A. Feuerbach Vatic. Apoll S. 226), aber spielend behandelt. Nachbildungen,
von naiver Anmuth und Lieblichkeit, dem Satyr des Prax. auch in der
Stellung der Fiisse sehr ahnlich, sind haufig (Vill. Borgh. St. 2. n. 5.
Winckelm. M. I. I. n. 40. M. Royal. I. pi. 16; M. PioCl. I, 13; eine
eherne in Villa Albani); auch auf Gemmen (Millin Pierr. grav. pi. 5 und
sonst). Auch werden ein Apollon mit Schwester und Mutter; Leto und
Artemis mehreremal (osculum quale Praxiteles habere Dianam credidit,
Petron), und zahlreiche andre Gotterbilder von Prax. erwahnt. Sillig G.
A. p. 387. Ueber die enkaustische Behandlung der Statuen des Prax.
§. 310.
128. Ein gleicher Geist der Kunst lebte in Leochares, i
dessen Ganymedes den vom Adler emporgetragenen Liebling
des Zeus eben so reizend wie edel auffasste, wiewohl der
Gegenstand immer eine sehr bedenkliche Seite hatte. Noch 2
mehr iiberwiegt das Streben nach sinnlichen Reizen in der
Kunstschopfung des Hermaphroditen , welche wahrscheinlich
dem Polykles verdankt wird. Das Streben nach dem 3
126 Griechische Kunstgesch. Per. III. [128]
Ruhrenden zeigt besonders Sil an ion's sterbende lokaste,
4 eine eherne Bildsaule, mil todtblassem Antlitz. Als Zeit-
und Kunstgenossen des Praxiteles erscheinen noch Timo-
theos (§. 125. Anm. 4) und Bryaxis; beide verzier-
ten mit Skopas und Leochares zusammen das Grabmal des
5 Mausolos, nach Olymp. 106, 4 (§. 149). Von Leochares
und Bryaxis hatte man auch Bildnissstatuen Makedonischer
Fursten, so wie in Athen selbst, [wo Demetrios Muster
aufstellte, §. 123, 2], die Ehrenstatuen viele Kunstler be-
6 schaftigten (vgl. §. 420). Alle die genannten Meister (nur
iiber Timotheus mangeln die Nachrichten) waren Athener;
sie bilden mit Skopas und Praxiteles zusammen die neuere
Schule von Athen.
1. Leochares (fecit) aquilam sentientem quid rapiat in Ganymede,
et cui ferat, parcentemque unguibus (cpstdofievais OVV^EGGL Nonn. XV,
281) etiam per vestem, Plin. XXXIV, 19. 17. vgl. Straton Anthol. Pal.
XII, 221. Eine sichere Nachbildung ist die Statue im PioGl. Ill, 49, welcbe
die Hingebung des geliebten Knaben an den Erasten in der andeutenden
Manier des Alterthums darstellt. Denn dass der Adler den Liebenden
selbst bedeutet, tritt z. B. auf den Munzen von Dardanos (Choiseul Gouffier
Voy. pitt. II. pi. 67, 28) deutlicher hervor, wo der Gegenstand frecher
behandelt ist. Ganymedes wird deswegen auch mit der Leda zusammen-
gestellt, wie an der Saulenhalle von Thessalonike (Stuart Ant. of Athens
III. ch. 9. pi. 9. 11), als mascula und muliebris Venus. Dadurch wird es
wahrscheinlich , dass auch diese Conception der alten Kunst (§. 351) der-
selben Zeit angehort.
2. Polycles Hermaphr. nobilem fecit, Plin. Dass hier der altere
Polykles, aus dieser Zeit, gemeint sei, wird durch die Bemerkung noch
wahrscheinlicher, dass bei Plin. XXXIV, 19, 12 ff. die alphabetisch aufge-
zahlten Plasten in jedem Buchstaben wieder so stehn, wie sie hinter ein-
ander in den historischen Quellen gefunden wurden (eine Regel, die ziem-
lich ganz durchgeht, und wonach vielleicht das Zeitalter noch einiger
Kunstler bestimmt werden kann) ; wonach dieser Polykles vor dem Schiller
des Lysippos, Phoenix, lebte. Ob sein Hermaphrodit ein stehender oder
liegender war (§. 392, 2), ist eine schwer zu beantwortende Frage.
3. Von der lokaste Plut. de aud. poet. 3. Quaest. symp. V, 1.
5. Von Leochares die Statuen des Amyntas, Philipp, Alexander,
Olympias und Eurydike aus Gold und Elfenbein, Paus. V, 20 ; des Isokrates,
Plut. Vitr. X. Oratt Von Bryaxis ein Konig Seleukos. Ob eine Ehren-
[128*] Praxiteles. 127
statue den Schild, das Akrostolion eines Schiffs, ein Buch erhalten, zu den
Gottern beten solle, fragt Polyeuktos gegen Demades bei Apsines Art.
rhetor, p. 708. [Longin de invent, ed. Walz T. IX. p. 545.]
6. Die Kunst in Athen zu dieser Zeit konnen auch die Reliefs am
Ghoregischen Denkmal des Lysikrates (§. 108) — Dionysos und
seine Satyrn, welche die Tyrrhener bandigen — deutlich machen; Anlage,
Zeichnung sind trefflich, der Ausdruck im hochsten Grade lebendig, die
Ausfiihrung indess schon minder sorgfaltig. Stuart I. ch. 4. Meyer Gescho
Tf. 25—27. D. A. K. Tf. 27. vgl. §. 385.
128*. Hier ist die ausserste Grenze jenseit deren das
zweite grosse Denkmal von der Akropolis von Xanthos
nicht herabgesetzt werden kann. Erst bei seiner dritten Reise
entdeckte Hr. Fellows durch emsigste Nachgrabung und mil
vielem Gluck die weit umher zerstreuten Bestandtheile, wor-
aus er nachmals den unter dem Namen eines Mausoleum
oder eines Ehrendenkmals des Harpagus bekannten Bau in
Zeichnung zu reconstruiren sinnreich versucht hat. Noch
kommt es darauf an, ob diese Herstellung des lonischen
'Gebaudes vollig sicher stellen kann, dass die Statuen, die
iiber Maenaden des Skopas in Kuhnheit und Leichtigkeit
der Darstellung noch hinausgehn, zu dem Gebaude gehort
haben, dessen meisterhafte Friese eher auf die Zeit derer von
Phigalia hindeuten.
Dieser Friese sind zwei, der eine 3 F. 4 Z., der andere 1 F. 11 Z.
hoch, der grossere aus 16 Marmorplatten. Die Composition im Ganzen
und der Zusammenhang einzelner Theile bleibt ungewiss, da nur ein Theil
aufgefunden ist. Der grossere Fries stellt eine Schlacht dar mit dem
Feuer und der Lebendigkeit der Darstellungen von Phigalia, aber eine
wirkliche Schlacht und mit Nachahmung der Wirklichkeit auch in den
Riistungen der Kampfer, nach welchen die beiden Seiten schwer zu unter-
scheiden sind. Deutlich sind langbekleidete lonische Hopliten, Lykier
ahnlich wie Herodot (VII, 92) sie beschreibt, Andre tragen Anaxyriden,
die Bogenschutzen Lederharnische; zwei Arten von Helmen, das Laiselon
(Philostr. Imagg. p. 323). Auf funf Flatten sind Hopliten gegen Reiter
im Gefecht, auf andern blosse Fusskampfer, die mannichfaltigsten Kampf-
gruppen. Die Lanzen, Schwerter und Bogen waren nicht ausgedriickt,
nur als Ausnahme von diesem Princip findet sich ein Schaft in Marmor,
ein Loch zum Einstecken eines Schwerts in die Hand. Auf dem kleineren
Fries ist dargestellt die Einnahme einer Stadt, Niederlage aussen, welcher
128 Griechische Kunstgesch. Per. III. [128*]
die Belagerten von den Mauern zusehn, Angriff auf das Hauptthor, ein
Ausfall, Sturmleitern gegen dreifach iiber einander ragende wohlbemannte
Mauern, Gesandte, welche die Stadt iibergeben. Vor dem Sieger nanilich, mil
Phrygischer Miitze und Mantel, welcher einen Thron einnimmt und iiber
welchen ein Sonnenschirm gehalten wird (Zeichen des hochsten Rangs,
das von den Persern nach Aegypten iiberging und noch jetzt in Marokko
im Gebrauch ist; die Franzosen erbeuteten den des kaiserlichen Prinzen),
stehn zwei Greise sprechend, von ftinf Bewaffneten begleitet. Auf einem
Eckstein werden Gefangne mit auf den Riicken gebundnen Handen abge-
fiihrt, die nicht Kriegsleute sind. Beschreibungen im Einzelnen geben Sam.
Birch Britannia XXX. p.192— 202 (mit vorsichtig aufzunehmenden Deutungen)
und E. Braun im N. Rhein. Mus. III. S. 470, nachher auch erweitert in der
Archaeol. Zeit. 1844. S. 358 ff. vgl. Bull. 1846. p. 70. Diese Scenen nun werden
auf die Eroberung von Xanthos durch den Feldherrn des Kyros bezogen;
darin stimmt man mit Sir Fellows (Xanthian Marbles 1842. p. 39) bis jetzt
iiberein. Col. Leake nimmt zwar an (Transact, of the R. Soc. of litter.
Second Series I. p. 260 ss.) , dass das Denkmal des Harpagos nicht bald
nach der Einnahme der Stadt (01. 58, 3), sondern erst gegen 01. 70, viel-
leicht von dem bei Herodot 01. 71, 4 vorkommenden Enkel des Harpagos
gesetzt worden sei, des Styls wegen; nach diesem werde man lieber noch
ein Jahrhundert (01. 95) heruntergehen wollen »oder zwei« : aber das er-
laube die Geschichte Kleinasiens nach Alexander nicht. Doch wir diirfen
nur bei dem einen Jahrhundert stehen bleiben, da wir ohnehin an die
Period e des Skopas und Praxiteles denken wiirden, und diese Einwendung
der Geschichte gegen die Aussage des Styls uber die Zeit ist gehoben : auch
setzt E. W. Head im Classical Museum N. II., obgleich sonst einverstanden
mit Leake (p. 224, 228), das Denkmal 01. 83 oder 96 oder noch spater
(p. 230). Allein der Inhalt der Friese selbst ist der Annahme entgegen:
er ist nicht bios verschieden im Einzelnen von der Geschichte, wie Leake
entschuldigend annimmt, sondern im Ganzen und Wesentlichen, und sogar
gewissermassen das Gegentheil von ihr. Nachdem die Xanthier durch die
Massen des Harpagos in die Stadt zuriickgeschlagen worden waren, brachten
sie ihre Weiber und Kinder, Sklaven und andere Habe in der Akropolis
zusammen, verbrannten sie und stiirzten sich dann, durch furchtbare Eide
verbunden, auf die Feinde und suchten im Gefecht den gemeinsamen Tod,
so dass Xanthos eine ganz neue Einwohnerschaft erhielt, mit Ausnahme
von achtzig Hausvatern, die zur Zeit des Untergangs in der Fremde ge-
wesen waren. Unmoglich also konnte man die Perser, die iiber Leichen
in die offen stehende Akropolis eingezogen waren, im heissen Kampf der
Bestiirmung und die Xanthier als unterhandelnd darstellen, zu derselben
Zeit ungefahr, worin die wahre Geschichte, deren eigne Natur gegriin-
deten Verdacht der Entstellung oder Uebertreibung nicht zulasst und die
[128*] Praxiteles. 129
sich so wenig kunstlerisch verdecken als im Allgemeinen vergessen liess,
von Herodot erzahlt wurde, oder bald nachher. Hierzu kommt, class die
Friese kerne Perser im Kampfe zeigen, die im Heere des Harpagos iiber
die lonischen und Aeolischen Hiilfsvolker hervorragen miissten. Darum
nothigt uns eine so bedeutende historische Darstellung zu einer andern
Annahme. Die Xunthier, die ihre Stadt auch gegen Alexander mit ahnlicher
Hartnackigkeit vertheidigten und im Kriege des Brutus und der Triumvirn
sich abermals mit Weibern und Kindern vernichteten nachdem durch List
der Feind eingedrungen war, konnten friihzeitig auch, wie die lonier, einen
Versuch gemacht haben sich der Persischen Oberherrschaft wieder zu
entziehn, dessen iiblen Ausgang das Monument ihren Kindern triumphirend
und drohend vor Augen stellte; doch wurde dies von Herodot vermuthlich
nicht iibergangen worden sein. Oder die Darstellung der eroberten Stadt
bezieht sich nicht auf Xanthos, sondern auf auswartige Thaten des Per-
sischen Commissars in Xanthos, wie an der von Appian erwahnten, jetzt
in London befmdlichen , mit Lykischer Schrift iiberdeckten Friedenssaule
von Xanthos die Griechischen Verse von dem Sohn eines Harpagos riihmen,
dass er als der beste in der Landschlacht (%£ QGI ndlriv] unter alien Lykiern,
die demnach hier mit ihm, nicht wider ihn stritten, viele Akropolen zer-
storte und seinen Verwandten einen Theil der Herrschaft ((J.SQOS fiaail sices)
zuwandte (die auswarts eroberten Stadte, unter oberhoheitlicher Geneh-
migung). Diess vermuthlich in dem Krieg des Euagoras, der auch Kilikien
zum Aufstand brachte und von den Persern 01. 98, 2 zur See und sechs
Jahre spater in Cypern selbst geschlagen wurde (Franz in der Archaeol.
Zeitung 1844. S. 279). Die lonier sind alsdann auch hier ohne Zweifel
Soldner im Dienste des Artaxerxes, so wie auf der andern Seite vielleicht
Arkadier fochten, die Schweizer des Alterthums, wie aus der alten Komodie
bekannt ist. Von den beiden Giebeln haben sich die Halfte des einen
mit einer Schlachtscene und Stiicke des andern mit zwei thronenden
Gottern und stehenden Figuren erhalten, wahrscheinlich Dankopfer an die
Gotter fiir den Sieg und dies wohl auf der Vorderseite. Unter den meist
sehr unvollstandigen Statuen von verschiedener Grosse, die Sir Fellows
in den Intercolumnien des Vorder- und Hintergiebels und auf den Akro-
terien anbringt, setzen am meisten in Verwunderung die weiblichen Figuren,
die nach der rechten oder der linken Seite gewandt , in lebhaftester Be-
wegung, zum Theil sich umschauend, enteilen, wodurch sie in Linien des
Korpers, dem auch das Gewand sich eng und wie durchsichtig anschmiegt,
und der fliegenden Gewandmassen , unter der so kuhnen als erfmdungs-
reichen Hand des Werkmeisters, eine Fiille von Schonheiten entwickeln,
iiber welche, was in der raschen Ausfiihrung unvollendet oder verfehlt
erscheint, leicht zu iibersehen ist. Von alterthiimlicher Harte mocfiten
diese Eigenheiten der Behandlung zu unterscheiden sein. Auf den Plinthen
O. Miiller'8 Archaeologie. 4. Aufl. 9
130 Griechische Kunstgesch. Per. III. [129]
dieser Figuren, zwischen den Fiissen, findet sich ein Fisch, ein grosserer
Fisch, ein Seekrebs, eine Schneckenmuschel, ein Vogel, der in dieser Ver-
hindung fur einen Seevogel, nicht fur eine Taube zu nehmen ist: und
ahnliche Thiere sind nach diesen funf in den Zeichen ubereinstimmenden
Figuren auch in zwei andern ahnlichen und zugehorigen vorauszusetzen,
yfo sie mit dem grosseren Theil des Ganzen fehlen. Wenn nun diese
Symbole Nereiden deutlich anzeigen, so ist deren Flucht nur zu begreifen
aus Storung in ihrem eignen Reiche durch eine Seeschlacht entweder,
wie die gegen Euagoras , oder durch einen Landsieg , welcher die Feinde
nothigte sich fiber Hals und Kopf in die Schiffe zu werfen, wie z. B. bei
Herodot V, 116: und nur unter dieser Voraussetzung passen auch Nereiden
an ein Siegesdenkmal. Zugleich geben sie dann einen Beweis mehr ab,
dass in den Friesen nicht die Einnahme von Xanthos durch den ersten
Harpagos, sondern ein spaterer Sieg der Persischen Regierung iiber einen
Aufstand gegen sie dargestellt sei. Aber es scheint auch die unverkenn-
bare Beziehung dieser Nereiden auf einen Seesieg die architektonische
Combination, dass sie zu demselben Bau mit den Friesen gehort haben,
sehr zu bestatigen. Diese Vereinigung vom Getummel der Schlacht und
(andeutend) zur See und dem Bild ersturmter Stadte bringt eine gute
Totalwirkung hervor. Auf solche Art war hier durch lonische Hand und
in rein Griechischer Weise der Assyrische und Persische Gebrauch Schlachten
vorzustellen (§. 245*. 248 A. 2) nachgeahmt.
Ausser diesem Monument sind aus der besten Kunstzeit aus Xanthos
nach London gebracht worden besonders zwei Lowen, das nach dem
gefliigelten Wagen^benannte Grab mit merkwurdigen Vorstellungen (Asia
M. p. 228. Lycia p. 165), ein Fries von Wagen und Reitern (Lycia p. 173),
eine Jagd, verfhuthlich von einem Grabe, so wie der Zug der Landleute,
die ihre Abgaben in Zucht- und Jagdthieren und andern Naturalien dem
Herrn entrichten (Lycia p. 176). Sehr gut scheinen auch die Fragmente
von Amazonengefecht und Festprocession das. p. 177, Bellerophon die
Ghimaera bekampfend, p. 136, die in colossaler Figur von einem Grabe
ebenfalls versetzt worden ist, und nicht wenige unter den Reliefen von
Grabmalern, die nur hausliche Scenen oder Krieg darstellen (nicht einmal
p. 209 scheint eine Ausnahme zu machen), enthalten sehr vorzugliche und
eigenthumliche Gompositionen, p. 116 (vgl. das Titelkupfer, wo MEZOS zu
schreiben ist), 118. 135, 141. 166* 178 197. 198. 200. 206. 207. 208].
129. Wie die Ersten dieser Schule immer noch den
Geist des Phidias, nur in einer Verwandlung, in sich tra-
gen, und daher vorzugsweise ein inneres, geistiges Leben in
Gottern oder andern mystischen Gestalten auszudriicken be-
miiht sind: so setzen dagegen besonders Euphranor und
[129] Euphranor und Lysippos. 131
Lysippos die Schule des Polyklet, die Argivisctf-Sikyoni-
sche, fort, deren Augenmerk immer mehr auf korperliche
Wohlgestalt und die Darstellung athletischer und heroischer
Kraft gerichtet gewesen war. Unter den Heroen wurde von 2
Lysippos der Herakles-Charakter auf eine neue Weise ausge-
bildet, und das machtige Gebaude seiner durch Miihe und
Anstre^igungen ausgearbeiteten Glieder (§. 410) zu dem Um-
fange aufgethiirmt , dem die Kunst der spatern Bildner alle-
zeit nachstrebte. Die Athletenbilder nahmen die Kunstler jetzt 3
nicht mehr so wie friiher in Anspruch, obgleich auch sechs
Statuen der Art als Werke des unglaublich thatigen Lysip-
pos angefuhrt werden; dagegen waren es besonders ideali-
sirte Portrate machtiger Fursten , welche die Zeit forderte.
In der Gestalt des Alexander wusste* Lysippos selbst den 4
Fehlern Ausdruck zu verleihen, und, wie Plutarch sagt, al-
lein das Weiche in der Haltung des Nackens und den Au-
gen mit dem Mannhaften und Lowenartigen, was in Ale-
xanders Mienen lag, gehorig zu verschmelzen. So waren 5
seine Portratstatuen iiberhaupt immer lebensvoll und geist-
reich gedacht; wahrend dagegen andre Kunstler der Zeit, wie
Lysistratos, Lysippos Bruder, der zuerst Gesichter in
Gyps abformte, sich bios die getreue Nachahmung der ausser-
lich vorhandenen Gestalt zum Ziele ihrer Kunst setzten.
1. Cicero Brut. 86, 296 (vgl. Petron Satyr. 88). Polycleti Dorypho-
rum sibi Lysippus magistrum fuisse aiebat. Grade, wie Polyklet §. 120,
bildet er nach Plin. destringentem se. Daher auch die Verwechselungen,
Sillisr C. A. p. 254. N. 7.
2. Euphranor (als Maler) primus videtur expressisse dignitates heroum,
Plin. XXXV, 40, 25. — Lysippische Heraklesstatuen, Sillig G. A.
p. 269. a. Der bei grosser Unternehmung momentan rastende Herakles,
Farnesische Golossalstatue (Maffei Race. 49. Piranesi Statue 11. M.
Borb. Ill, 23. 24), in den Tbermen des Garacalla gefunden, unter welchem
Kaiser die Statue wahrscheinlich nach Rom kam (Gerhard Neapels Bildw.
S. 32), von dem Athener Glykon einem Lysippischen Original nachge-
bildet, wie die Inschrift einer schlechtern Copie beweist (Biahchini Palazzo
dei Gesari tv. 18). Die Hand mit den Aepfeln ist neu; die acliten Beine
sind 1787 an die Stelle der von Gul. della Porta gekommen. Eine ganz
ahnliche Statue beschreibt Libanios '(Petersen de Libanio comment. II.
Havn. 1827); auch kommt die Figur sonst viel in Statuen, Gemmen und
auf Munzen vor (Petersen p. 22); den Kopf derselben iibertrifft vielleicht
132 Griechische Kunstgesch. Per. III. [129]
der: Marbles of the Brit. M. I, 11, an ergreifendem Ausdrucke. — Vgl.
Winckelm. W. VI. I. S. 169. II. S. 256. Meyer Gesch. S. 128. D. A. K.
Tf. 38. b. Der nach vollbrachten Arbeiten ausruhende Herakles, Goloss
zu Tarent, durch Fabius Max. nach dem Capitol, spater nach Byzanz ge-
bracht, von Niketas de statuis Gonstantinbp. c. 5. p. 12. ed. Wilken.
[Fabr. Bibl. Gr. VI. ed. 1. p. 408] beschrieben. Er sass, sorgenvoll gebeugt,
auf einem Korbe (in Bezug auf Augeas Stallreinigung), woruber die Lowen-
haut lag, und stiitzte den 1. Arm auf das gebogene Knie, der r.^lag auf
dem herabhangenden r. Beine. Offenbar ist dies die auf Gemmen so
haufige Figur, bei Lippert Dact. I, 285—87. II, 231. Suppl. 344—246.
c. Der von Eros Macht niedergebeugte , seiner Waffen beraubte Herakles
(Anthol. Pal. II. p. 655. Plan. IV, 103) , wahrscheinlich erhalten in einer
der vorigen ahnlich gebildeten Figur auf Gemmen. Lippert Dact. I, 280.
281. II, 225—27. Suppl. 331. Gal. di Fir. v. tv. 6, 2. 3. d. Ein kleiner
bronzener Herakles (sniTQccrts^ios), den Statius S. IV, *6. Material IX, 44
beschreiben, von der grossartigsten Bildung und heiterm Ausdrucke, wie
beim Gottermahl, auf einem mit der Lowenhaut bedeckten Steine sitzend,
in der r. Hand den Becher, die 1. an der Keule ausruhend. Offenbar
(nach Heyne) das Vorbild des Torso (§. 160 und 411). [An Lysipp
erinnert durch die schlankeren Proportionen, den hoheren, weniger dicken
Hals, durch seine Vorziiglichkeit der H. aus vergoldeter Bronze im Capitol,
obgleich in der Ausfuhrung etwas Manier und Uebeiiadung hinzugekommen
ist, wie zu andern meisteiiichen Compositionen in der Nachbildung: auch
kommt die Figur auf Miinzen von Berytus (Rasche Suppl. I. p. 1361)
u. a. vor.]
3. Euphranor's Alexander et Philippus in quadrigis, Plin. Lysippus
fecit et Alexandrum Magnum multis operibus a pueritia eius orsus -
idem fecit Hephaestionem — Alexandri venationem — turmam Alexandri,
in qua amicorum eius (STKIQCOV) imagines summa omnium similitudine
expressit (Alexander, umher 25 Hetaeroi, die am Granikos gefallen,
9 Krieger zu Fuss, s. Plin. vgl. Vellej. Paterc. I, 11, 3. Arrian. I, 16, 7.
Plut. Alex. 16) — fecit et quadrigas multorum generum. Ueber Alexanders
Edikt Sillig C. A. p. 66. N. 24.
4. Hauptstatue des Alex, von Lysipp, mit der Lanze (Plut. de Isid.
24) und der spatern Beischrift: Avducovvri 8' sot-nev 6 ^eUxsos sis Jla
Asvooav. Fav vn sfiol TL&sfiKi, Zsv, GV 8' "Olv^nov %%s (Plut. de
Alex. virt. II, 2. Alex. 4. Tzetz. Chil. VIII. V. 426 u. A.). Eine Reiter-
statue Alexanders, des Griinders (von Alexandrien, wie es sche'int), hatte
strahlenformig wallendes Haupthaar. Libanios Ekphr. T. IV. p. 1120 R.
Von dem (ibereinstimmenden Charakter der Alexanderbilder Appulej.
Florid, p. 118 Bip. Das von der Stirn emporgebogene Haupthaar (relicina
[130] Euphranor und Lysippos. 133
frons, KvaGTolr] rfjs xo'/cn?? Plut. Pomp. 2) gehort immer zu den Haupt-
kennzeichen. Von der Statue mit der Lanze 1st auf den Miinzen der
Makedoner aus der Kaiserzeit (Gousinery Voyage dans la Maced. T. I.
pi. 5. n. 3. 5. 8) der behelmte, eigenthiimlich gewandte Kopf erhalten;
diesem entspricht die Gabinische Statue (Visconti Mon. Gab. 23), und der
ahnliche Kopf der Statue im L. 684. Bouill. II, 21. Glarac. pi. 263.
Dagegen der von Manchen fur Helios gehaltene Capitolinische Alexanders-
kopf (Winckelm. M. I. n. 175) von jener Reiterstatue genommen sein
kann. Die Rondaninische Statue in Miinchen (n. 152. Guattani M. I.
1787. Sett.) des zur Schlacht sich riistenden Alex, hat wenig von Lysip-
pischem Charakter, namentlich in den Proportionen. Vortrefflich ist die
Bronze des im Kampfgewuhl streitenden Alex. M. Borb. Ill, 43 b. vgl.
§. 163, 6. Ein Rathsel der Archaeologie ist der Kopf des sterbenden Alex.
in Florenz. Morghen Principj del disegno tv. 4 b. Le Blond le vrai por-
trait d'Alexandre. Mem. de Tlnst. Nat. Beaux arts I. p. 615. Als treues,
aber ohne Lysippos Geist gearbeitetes Portrat gilt am meisten die Buste
des Ritters Azara im L. 132. Visconti Iconogr. Grecque pi. 39, 1. Meyer
Gesch. Tf. 13. 29. D. A. K. Tf. 39. 40. Ueber Alexander als Zeus-Sohn
und Herakles §. 158, 2.
5. Hominis autem imaginem gypso e facie ipsa primus omnium
expressit ceraque in earn formam gypsi infusa emendare instituit Lysistratus.
— Hie et similitudinem reddere instituit; ante eum quam pulcherrimas
facere studebant (dagegen §. 123). Plin. XXXV, 44.
130. Beobachtung der Natur und Studium der frii- l
hern Meister, welches Lysippos eng mit einander verband,
fuhrte den Kunstler noch zu mancher Verfeinerung im Ein-
zelnen (argutiae operum); namentlich legte Lysippos das
Haar naturlicher, wahrscheinlich mehr nach malerischen Ef-
fect en, an. Auch wandten diese Kunstler auf die Propor- 2
tionen des menschlichen Korpers das angestrengteste Studium ;
dabei fuhrte sie das Bestreben, besonders Portratfiguren
durch eine ungewohnliche Schlankheit gleichsam uber das
Menschenmaass hinauszuheben , zu einem neuen System
schlankerer Proportionen, welches von Euphranor (in der
Malerei auch von Zeuxis) begonnen , von Lysippos aber
erst harmonisch durchgefuhrt, und in der Griechischen Kunst
hernach herrschend wurde. Es muss indess gestanden wer- 3
den, dass dieses System weniger aus einer warmen und in-
nigen Auffassung der Natur, welche namentlich in Griechen-
134 Griechische Kunstgesch. Per. III. [131]
land sich in gedrungenern Figuren schoner zeigt, als aus ei-
nem Bestreben, das Kunstwerk iiber das Wirkliche zu er-
4 heben, hervorgegangen 1st. Auch zeigt sich in den Werken
dieser Kiinstler schon deutlich die vorwaltende Neigung zu
dem Colossalen, welche in der nachsten Periode herrschend
gefunden wird.
1. Propriae huius (Lysippi) videntur esse argutiae operum,
custoditae in minimis quoque rebus. Plin. XXXIV, 19, 6. Statuariae arti
plurimum traditur contulisse capillum exprimendo. Ebd. Vgl. Meyer Gesch.
S. 130. Die veritas ruhmt an ihm und Praxiteles besonders Quintil. XII,
10. — Lysipp und Apelles beurtheilen ihre Werke wechselseitig, Synesios
Ep. 1. p. 160 Petav.
2. Euphr. — primus videtur usurpasse symmetriam , sed fuit in
universitate corporum exilior, capitibus articulisque grandior Cgrade dasselbe
von Zeuxis XXXV, 36, 2) : volumina quoque composuit de symmetria.
— Lys. stat. arti plur. trad. cont. capita minora faciendo quam antiqui,
corpora graciliora siccioraque, per quae proceritas signorum maior videretur.
Non habet Latinum nomen symmetria, quam diligentissime custodivit,
nova intactaque ratione quadrat as (§. 120) veterum staturas permutando.
Plin. XXXIV, 19, 6. XXXV, 40, 25. Vgl. unten §. 332. Ueber seinen
Grundsatz, darzustellen, quales viderentur homines, Wien. Jahrb. XXXIX.
S. 140.
4. Fecit et Golossos (Euphranor), Plin. XXXV, 40, 25. Lysippos
Jupiter zu Tarent war 40 cubita hoch; vgl. Sillig G. A. p. 257. 259.
Stein- und Stempelschneidekunst.
1 131. Der Luxus des Ringtragens hebt in dieser Periode
die Kunst des Daktylioglyphen zu der Hohe, welche
ihr im Vernal tniss zu den iibrigen Zweigen der bildenden
2 Kunst erreichbar ist ; obgleich die Nachrichten der Schriftsteller
keinen Namen eines einzelnen bemerklich machen, als den
3 des Pyr go teles, der Alexanders Siegelringe schnitt. Auch
in den Gemmen kann man hin und wieder eine den Phi-
diassischen Bildwerken entsprechende Formenbehandlung und
Composition finden; weit haufiger aber sind Kunstwerke
dieses Faches, in welchen der Geist der Praxitelischen Schule
sich kund thut.
[132] Geschnitttene Steine und Miinzen. 135
1. Ueber die Ringe der Kyrenaeer (Eupolis Marikas) und den in
Gypern gekauften Smaragd des Auleten Ismenias mit einer Amymone Aelian
V. H. XII, 30. Plin. XXXVII, 3. Die Musiker waren besonders reich
damit geziert (6cpQKyi8ovv%KQyoKO<j,rJT(xi) und schmiickten auch ihre In-
strumente so, vgl. Lukian adv. indoct. 8. Appulej. Florid, p. 114 Bip.
2. Ueber die angeblichen Gemmen des Pyrgoteles Winckelm. Bd. VI.
S. 107 ff. vgl. Fiorillo Kleine Schriften II. S. 185. Ein von R. Rochette,
Lettre a Mr. Schorn p. 49, angefuhrtes Factum zeigt, dass schon im
Alterthum der Name dieses, wie andrer beriihmter Kunstler betrugerisch
gebraucht wurde. Andre, nur durch Gemmen bekannte Namen dieser
Periode zuzueignen, hat man keinen Grund (s. v. Koehler in Boettiger's
Archaeol. u. Kunst 1. S. 12), doch sind wohl einige der beruhmteren Stein-
schneider nicht viel junger. f
132. Auch auf das Schneiden der Miinzstempel wird i
in dieser Periode, oft in Gegenden und Orten, welche sonst
nicht als Sitze von Kunstschulen bekannt sind, grosse Sorg-
falt verwandt ; jedoch behalt in der. ersten Halfte des Zeit-
raums die oft grossartige und charakter voile Zeichnung der
Munztypen meist noch eine gewisse Harte; dagegen in der
zweiten Abtheilung, besonders in den Stadten Siciliens, in
Schonheit des Geprages (oft bei auffallendem Ungeschick in
der Mechanik des Pragens) das Hochste und Herrlichste, was
je geleistet worden ist, erreicht wird. Dabei wird die Kunst 2
sehr durch die Sitte gehoben, die an sich hochst mannigfachen
Typen der Miinzen durch die Kucksicht auf Siege in heiligen
Spielen, Befreiung von Gefahren durch gottliche Hulfe, und
andre Begebenheiten, die eine mythologische Darstellung zu-
liessen, noch zu vermannigfaltigen ; und so stellt sich uns hier
oft, im kleinsten Raume, eine plastische Scene voll sinnreicher
Gedanken und Beziehungen dar.
1. Unter den Miinzen gehoren der ersten Halfte dieser Periode (vor
dem Ende des Pelop. Krieges) an , ausser denen von Athen , die ihr alt-
vaterisches Geprage auch in der besten Zeit behaupteten (s. Diog. L. VII,
1, 19), viele von Korinth, von Argos mit dem Wolf, auch die von Sikyon
oder Sekyon (Ann. d. Inst. II. p. 336) mit der scharf gezeichneten Ghimaera;
aus Sicilien die M. von Selinus mit den Flussgottern Selinos und Hypsas
(zw. 01. 80 und 94), die von Naxos mit dem edlen Kopfe des bartigen
Dionysos und der kecken Gestalt des alten Satyrs, auch die schonen Agri-
gentinischen mit den beiden Adlern auf dem Hasen (vor 01. 93, 3). —
Nach dem Pelop. Kriege, als Arkadien bereichert und durch die Poly-
136 Griechische Kimstgesch. Per. III. [132]
kletische Schule gebildet war, werden die schonen Silberstiicke von Pheneos
und Stymphalos geschlagen sein; dann gegen 01. 104 die M. des Arka-
dischen Bundes mit dem Zeuskopfe und dem Pan; von da beginnen die
meist geringern M. von Megalopolis und Messene. Des Vfs. Medailles de
1'Arcadie in den Annali d. Inst. archeol. VII. p. 167—72. Urn 01. 100,
da Olynth der Ghalkidischen Confederation vorstand, war das Ghalkidische
Silbergeld, mit dem Apollokopf und der Kithar, dort gebrauchlich (s. Ga-
dalvene Recueil pi. 1, 28) j die herrlichen M. von Opus sind der besten
Zeit wiirdig, wie manche von Thessalien, Lesbos, Kos, Kreta. An die
von Philipp schliessen sich die von Philippi, doch von auffallend barter
Zeichnung, an. In Italien gehoren viele von Tarent, Herakleia, Thurii,
Velia, Metapont dieser Periode; so wie die kostlichen Meisterwerke von Sici-
lischen Graveurs (vgl. §. 317), die grossen Syrakusischen Pentekontalitren
(Etrusker I. S. 327. Ann. d. Inst. II. p. 81) an der Spitze, einer Zeit,
der der beiden Dionysios (Payne Knight, Arcliaeol. Brit. XIX. p. 369), zu-
zuschreiben sind, in der auch die von Karthago abhangigen Orte Siciliens
an demselben Kunsteifer Theil nahmen. Als aber Timoleon, 01. 109, 2,
die Golonialverbindung von Syrakus mit Korinth herstellte, wurde wahr-
scheinHch, mit geringerm Eifer fur Schonheit, das viele in Sicilien vor-
handene Geld mit dem Korinthischen Pallaskopfe und Pegasos geschlagen,
welches auch in den andern Golonien Korinths (mit andern Anfangsbuch-
staben statt des Korinthischen Koppa) damals gebrauchlich war (R. Rochette
Ann. d. Inst. I. p. 311 ff.). Munzen der Campanier in Sicilien von Due
de Luynes Annali d. Inst. I. p. 150. — Fur die Kunstgeschichte brauch-
bare Abbildungen Griechischer M. in London's Numismatique du voy. du
j. Anacharsis. 2 Bde. 1818, in den neuern Werken von T. Combe, Mionnet,
Millingen, R. Rochette, Cadalvene, Causinery u. A.; sehr glanzende in den
Specimens of anc. coins of M. Grecia and Sicily, sel. from the cabinet of
the L. Northwick, drawn by del Frate and engr. by H. Moses; the text
by G. H. Noehden. 1824. 25. D. A. K. Tf. 41. 42. [Due de Luynes Choix
de med. Grecqiies 1840 f. 17 T. Sammlung Prokesch in Gerhards Arch.
Zeit. Tf. 21. 22. 32. 41. 43. Akermann Ancient coins of cities and princes
L. 1844-46. P. 1-6. 8vo.]
2. Von Philipp sagt es Plut. Alex. 4, class er die Olympischen Siege
auf seine Munzen setzte ; von den Sicilischen beweist dasselbe der Augen-
schein. — Die Arkader bezeichnen ihre Herrschaft fiber Olympia, aus
dessen Schatzen sie ihre Truppen besoldeten, dadurch, dass sie den Kopf
des Olympischen Zeus, und ihren Gott Pan, auf dem Felsen von Olympia
sitzend und den Adler des Zeus aussendend, abbildeten. Auf den M. von
Selinus sieht man Apollon und Artemis als Pestsendende Gotter heran-
ziehen, aber zugleich auf der Riickseite die Gotter der Fliisse, durch deren
Wasser Empedokles den Pesthauch der Sumpfe entfernt hatte, dem Asklepios
[133, 134] Maleuei. 137
libirend. Die Miinzen von Alexandria sahen sehr gut aus ohne gut zu
sein im Gegensatz cler Attischen Tetradrachmen , wie Zeno anfuhrt bei
Diogenes L. VII, 1, 18.
4. M a 1 e r e i.
133. In dieser Periode erreicht, in drei Hauptstufen, 1
die Malerei eine Vollkommenheit , welch e sie, wenigstens
nach dem Urtheil der Alten, zu einer wurdigen Nebenbuhlerin
der Plastik machte. Immer blieb indess die antike Malerei, 2
durch das Vorherrschen der Formen vor den Lichtwirkungen,
der Plastik naher, als es die neuere ist; Scharfe und Be-
stimmtheit der Zeichnung; ein Getrennthalten der verschiede-
nen Figuren, urn ihre Umrisse nicht zu verwirren ; eine gleich-
massige Lichtvertheilung und durchgangig klare Beleuchtung;
die Vermeidung starkerer Verkiirzungen (ungeachtet der nicht
geringen Kenntniss der Linearperspektive) gehoren, wenn auch
nicht ohne Ausnahmen [§. 140, 2], doch im Ganzen immer
zu ihrem Gharakter.
2. Artifices etiam quum plura in unam tabulam opera contulerunt,
spatiis distinguunt, ne umbrae in corpora cadant, Quintil. VIII, 5,
26. Der Schatten sollte bloss die korperliche Form jeder Figur fur sich
hervortreten lassen.
134. Der erste Maler von grossem Ruhm war Po- i
lygnotos, der Thasier, in Athen eingebiirgert , Kimon's
Freund. Genaue Zeichnung und eine edle^und scharfe Gha- 2
rakterisirung der verschiedensten mythologischen Gestalten war
sein Hauptverdienst; auch seine Frauengestalten hatten Reiz
und Anmuth. Seine grossen Tafelgemalde waren mit grosser 3
Kenntniss der Sagen und in ernstem religiosem Geiste ge-
dacht, und nach architektonisch-symmetrischen Prinzipien an-
geordnet.
1. Polygnot, des Malers Aglaophon Sohn, \vahrscheinlich in Athen
seit 79, 2. Malt fiir die Poekile, das Theseion, Anakeion, wohl auch die
Halle bei den Propylaeen, den Delphischen Tempel (Plin.), die Lesche der
Knidier, den T. der Athena in Plataeae, in Thespiae. Boettiger Archaeologie
der Mai. 1. S. 274. Sillig G. A. p. 22. 372. De Phidia I, 3.
138 Griechische Kunstgesch. Per. III. [135]
2. 'Hftoygdcpos, rj&mos, d. h. der Maler edler Gharaktere, Aristot.
Poet. 6, 15. Pol. VIII, 5. vgl. Poet. 2, 2 u. §. 138. Instituit os aperire etc.
Plin. XXXV, 9, 35. Die schonen Linien der Augenbraunen , sanfte Rothe
der Wangen, einen leichten Wurf zarter Gewander (ka&fjra 8$ TO 'Hemo-
TKTOV ^siQYKGfisvrjv) riihmt Lukian Imagg. 7. Primus mulieres lucida
veste pinxit, Plin. [vgl. Nouv. Ann. de la Section FranQ. de 1'Inst. archeol.
II. p. 389 f., wo in der Vase mit Boreas und Oreithyia pi. 22. 23, jetzt in
Miinchen, Aehnlichkeit mit dem Polygnotischen Styl gesucht ist. Verwandt
sind Vases Luynes pi. 21. 22, der Abschied des Achilleus von Nereus pi.
28. Zeus das Bacchuskind den Nai'aden ubergebend, pi. 34 und in Ger-
hards Trinkschalen Tf. 9, Peleus und Thetis u. a.] Ueber das Technische
seiner Gemalde vgl. §. 319. [135. A. 3.]
3. Ueber die Bilder in der Lesche, rechts das eroberte Ilion u. die
Abfahrt der Hellenen; links Odysseus Besuch in der Unterwelt, Paus. X,
25—31. Gaylus Hist, de 1'Ac. T. XXVII. p. 34. F. u. J. Riepenhausen
Gemalde des Polygn. in der Lesche zu Delphi. Th. I. 1805, mit Erlaute-
rungen von Chr. Schlosser (die Zerstorung llion's, vgl. dazu Meyer in der
Jen. ALZ. Juli 1805 u. Boettiger Archaeol. der Mai. S. 314). Peintures
de Polygn. a Delphes dessinees et gravees d'apres la descr. de Pausanias
par F. et J. Riepenhausen. 1826. 1829 (fiber die Composition vgl. GGA.
1827. S. 1309). [0. Jahn die Gemalde des Polygnot in der Lesche zu
Delphi, Kiel 1841.] Bei'dem Gemalde der Unterwelt ist besonders auf die
Andeutungen der Mysterien zu achten, welche theils an den Ecken (die
Priesterin Kleoboea, Oknos, die Ungeweihten), theils in der Mitte angebracht
waren. Hier sass der Mystagog Orpheus in einem Kreise von Sangern und
Greisen, umgeben von funf Troischen und fiinf Griechischen Helden. Vgl.
Rathgeber in der Encykl. unter: Oknos. Bei dem Gemalde von Ilion
steht der unermudliche Blutracher Neoptolemos (dessen Grab in der Nahe
war) mit dem sanften Menelaos, der nur die schone Beute fortzubringen
sucht, in einem interessanten Gegensatze. Mit diesem Bilde hat das, etwas
alterthiimlich gehaltene, Nolanische Vasenbild, Tischbein's Homer IX, 5. 6,
einige, doch nur wenige Ztige gemein. — Im Allgemeinen iiber diese
Bilder Correspond, de Diderot. T. III. p. 270 f. (ed. 1831). Goethe's W.
XLIV. S. 97.
1 135. Neben Polygnotos werden mehrere andre Maler
(grosstentheils Athener, aber auch Onatas der Aeginet)
2 mit Auszeichnung genannt; welche meist mit grossen figuren-
reichen historischen Bildern, deren Gegenstand auch sehr gern
aus der Zeitgeschichte genommen wurde, Tempel und Hallen
3 schmucklen. Dionysos erreicht unter ihnen Polygnot's aus-
i
[136] Athenische Schule; Polygnotos. 139
drucksvolle und zierliche Zeichnung, aber ohne seine Gross-
artigkeit und Freiheit.
1. Iphion der Korinther bei Simonides. GGXXI. Schneidew. Sillax
der Rheginer g. 75 bei demselben GGXXII. Onatas auch Maler 78—83.
Mikon von Athen, Maler u. Erzg. ; besonders in Rossen ausgezeichnet,
77—83. (Sillig G. A. p. 275. Vgl. oben §. 99, I. Bei Simonides CGXIX.
und CCXX. ist bei Schneidewin Mixav zu schreiben. MLY.COV 1st auch
Arrian Alex. VII, 13 zu restituiren). Dionysios von Kolophon, Mikon's
Zeitgenoss (vgl. Simonides §. 99. Anm. 1). Aristophon, Polygnot's Bruder.
Euripides (der Tragiker, Eurip. Vita ed. Elmsleius) um dieselbe Zeit.
Timagoras von Ghalkis 83. Panaenos von Athen, Phidias aSskcpidovs,
um 83—86. Agatharchos, Biihnen- und Zimmer-Maler, etwa von 80
(so dass er fur Aeschylos letzte Trilogie scenam fecit) bis 90 (vgl. Voelkel's
Nachlass S. 103. 149). Aglaophon, Aristophon's Sohn, vvie es scheint, 90
(vgl. ebd. 113). Kephissodoros, Phrylos, Euenor von Ephesos, Demophilos
von Himera, Neseas von Thasos, 90. Kleisthenes von Eretria (oben §. 107.
Anm. 3) um 90. Nikanor, Arkesilaos von Paros, enkaustische Maler, um
90 (?). Zeuxippos von Herakleia um 90 (vgl. Heindorf ad Plat. Protag.
p. 495). Kleagoras von Phlius 91 (Xen. Anab. VII, 8, 1). Apollodoros
von Athen, 93.
2. In der Poekile (braccatis illita Persis) befanden sich: 1. die Mara-
thonische Schlacht von Mikon (oder Panaenos, auch Polygnot); die Heer-
fiihrer beider Parteien ikonisch; die Plataeer mit Boeotischen Landhuten
(Demosth. g. Neaera p. 1377). Gotter unfl Heroen waren eingemischt;
mehrere Momente der Schlacht aufgefasst; ausserdem die Flucht zu den
Schiffen (Boettiger Archaeol. der Mai. S. 246). 2. Troja's Einnahme und
das Gericht fiber Kassandra's Schandung, von Po-lygnotos. 3. Kampf der
Athener und Amazonen, von Mikon. 4. Schlacht bei Oenoe. S. Boettiger
S. 278. [0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 16.] Platon Euthyphr. p. 6 spricht
auch von Gotterkampfen, mit denen die Tempel (?) bemalt waren. [Die-
selbe Erklarung ohne Bedenken §. 319. A. 5.]
3. Dionysios ahmte nach Aelian V. H. IV, 3 Polygnofs Kunst
hinsichtlich der Darstellung* des Gharakters, der Affekte, der Gesteri, der
zarten Gewander genau nach, aber ohne dessen Grossartigkeit, vgl. Aristot.
Poet. 2 und Plut. Timol. 36, der seine Werke gezwungen und muhsam
nennt , wie Fronto ad Verum 1 . non inlustria [geht auf die Stoffe] ; bei
Plinius heisst er av&QoonoyQdcpos, ahnlich wie Demetrios §. 123.
136. Der Erste aber, welcher auf die Niiancen von l
Licht und Schatten ein tieferes Studium richtete, und durch
140 Griechische Kunstgesch. Per. III. [137]
cliese wesentlichen Erfordernisse Epoche machte, war A poll o
2 doros von Athen, der Skiagraph. Seine Kunst ging
ohne Zweifel von der perspektivischen Buhnenmalerei des
Agatharchos (§.- 107. Anm. 3) aus, und war zunachst darauf
berechnet, die Angen der Menge durch den Schein der
Wirklichkeit zu tauschen; wobei auf sorgfaltigere Zeichnung
verzichtet wurde (daher manche ungiinstige Urtheile der
Alten iiber die gesammte Skiagraphie) ; jedoch war sie auf
jeden Fall eine nothwendige Vorstufe fur die hohere Ent-
wickelung der Kunst.
1. Apollodor erfand tp&ogav xca ano%Qco6iv axmg, Plut. de glor.
Athen. 2. Hesych. (Luminum umbrarumque rationem invenisse Zeuxis
dicitur, Quintil. XII, 10). Er sagte von sich: Mm^cerKi ns pccMov rj
fjLi^asrai. Neque ante eum tabula ullius ostenditur quae teneat oculos,
Plin. Aehnliche, eigentlich ungerecbte, Urtheile Quintil. XII, 10.
2. Apollodor war Skiagraph oder Skenograph nach Hesych. Ueber
den engen Zusammenhang beider Schneider Eel. phys. Ann. p. 265. Von
der Bestimmung der Skiagraphie, in der Ferae zu wirken ( uxmypaqprn
ucacpris v.al a.uKTrtl6s Plato Kritias p. 107), Plat. Staat X. p. 602. vgl.
Phaedon p. 69. Parmen. p. 165. Theaetet p. 208 mit Heindorf's Anm.
Arist. Rhet. III. c. 12.
1 137. Nun beginnt mit Zeuxis das zweite Zeitalter
der vollkommnern Malerei, in welchem die Kunst zu sinn-
2 licher Illusion und ausserem Reize gelangt war. Die Neu-
heit dieser Leistungen verleitet die Kiinstler selbst zu einem,
unter den Architekten und bildenden Kimstlern unerhorten,
3 Hochmuthe; obgleich ihre Kunst in Betracht des Ernstes und
der Tiefe, womit die Gegenstande aufgefasst wurden, so wie
der sittlichen Strenge, gegen den Geist der friihern Periode
4 schon entartet erscheint. In dieser Epoche herrscht die loni-
sche Schule der Malerei, welche clem Charakter des Stam-
mes gemass (§. 43) mehr Neigung zum Weichen und Uep-
pigen hat, als die alten Peloponnesischen und die zunachst
vorhergegangene Attische Schule.
1. S. die Geschichten von den Trauben des Zeuxis und Parrhasios
Leinwancl u. dgl. [Hierauf deutet auch die Sage, dass Zeuxis sich iiber
ein von ihm gemaltes altes Weib zu Tode gelacht habe, Festi Sched.
[138] lonische Schule; Zeuxis. 141
p. 209. Mull.] Von der Illusion der Malerei Plat. Sophist p. 234. Staat
X. p. 598. Viele hielten dies offenbar fur das Hochste, ahnlich wie die
tragische Kunst seit Euripides auf die Knurr] (friiher auf die £X3rA?y|tg)
hinausging.
2. Apollodoros trug nach Perserart [die ein Alkibiades und der
reiche Kallias nachahmten] eine hohe Tiare, Hesych. Zeuxis verschenkt
zuletzt seine Werke, weil unbezahlbar (Plin. XXXV, 36, 4), und nahm
dagegen Geld fur das Sehenlassen der Helena (Ael. V. H. IV, 12). Parrha-
sios 1st nach Art eines Satrapen stolz und schwelgerisch , und behauptet,
an den Grenzen der Kunst zu stehn.
3. Parrhasius pinxit et minoribus tabellis libidines eo genere petu-
lantis ioci se reficiens. Ein Beispiel Sueton Tiber. 44. vgl. Eurip. Hippol.
1091. Klem. Alex. Protr. IV. p. 40. Ovid Trist. II, 524. Lobeck Aglaoph.
p. 606.
4. Ephesos war in Agesilaos Zeit (95. 4) voll von Malern, Xenoph.
H. Ill, 4, 17. [Mehrere §. 139. A. 2.] — Die Maler der Zeit: Zeuxis,
von Herakleia, oder Ephesos (nach dem Hauptorte der Schule, Toelken,
Amalth. III. S. 123), etwa um 90—100. (Plinius setzt ihn 95, 4; aber
er malte fur 400 Minen den Pallast des Archelaos, der 95, 3 starb, Aelian
V. H. XIV, 7. vgl. Plin. XXXV, 36, 2. Einen* rosenbekranzten Eros bei
Aristophanes Acharn. 992. — Olymp. 88, 3 — schreibt der Schol. dem
Zeuxis zu. [Sillig G. A. p. 464 bezweifelt die Richtigkeit, R. Rochette
Peintures ant. ined. p. 170 widerspricht ihm], auch Thonbildner. Par-
rhasios, Euenor's Sohn und Schiller, von Ephesos, um 95 (Seneca Gon-
trov. V, 10 ist eine blosse Fiction). [Kunstbl. 1827. S. 327. Feuerbachs
Vatic. Apollo S. 71.] Timanthes von Kythnos (Sikyon) und Kolotes
von Teos, gleichzeitig. Euxenidas 95. Idaeos (Agesilaos (PK}.KQK, Xenoph.
H. IV, 1, 39) um dieselbe Zeit. Pauson, der Maler der Hasslichkeit
(Aristot.), um 95 (s. indess Welcker im Kunstblatt 1827. S. 327. [Des
Vfs. Erkl. ist bestritten Kunstbl. 1833. S. 88.] Androkydes von Kyzikos
95_100. Eupompos von Sikyon 95—100. Brietes von Sikyon, um die-
selbe Zeit.
138. Zeuxis, welcher in der Skiagraphie Apollodoros 1
Entdeckungen sich aneignete und welter bildete, und be-
sonders gern einzelne Gotter- und Heroenfiguren malte,
scheint in der Darstellung weiblichen Reizes (seine Helena zu
Kroton) und erhabner Wurde (sein Zeus auf dem Thron
von Gottern umgeben) gleich ausgezeichnet gewesen zu sein;
doch vermisst Aristoteles (§. 134. Anm." 2) in seinen Bildern
das Ethos. Parrhasios wusste seinen Bildern noch 2
mehr Rundung zu geben, und war viel reicher und mannig-
142 Griechische Kunstgesch. Per. HI. [139]
faltiger in seinen Schopfungen; seine zahlreichen Gotter- und
Heroenbilder (wie sein Theseus) erlangten ein kanonisches
3 Ansehn in der Kunst. Ihn iiberwand indess in einem31aler-
Wettkampf der geistreiche Timanthes, in dessen Iphi-
genien-Opfer die Alten die Steigerung des Schmerzes bis
auf den Grad, den die Kunst nur andeuten durfte, bewun-
derten.
1. Am genauesten bekannt 1st von Zeuxis die Kentaurenfamilie
(Lukian Zeuxis), eine reizende Zusammenstellung , in der auch die Ver-
schmelzung von Mensch und Ross, und die Genauigkeit der Ausfiihrung
bewundert wurde. Vgl. die Gemme M. Florent. I. tb. 92, 5.
2. Parrh. in lineis extremis palmam adeptus — ambire enim se
extremitas ipsa debet. Plin. Von ihm als Gesetzgeber der Kunst QuintiJ.
XII, 10. — Ueber seinen Demos der Athener, wo in einer Figur durch
Korperbildung, Ausdruck, Gesten und Attribute sehr widersprechende Ziige
ausgedriickt waren, hat Q. de Quincy Mon. restitues T. II. p. 71 ff. eine
sonderbare Hypothese aufgestellt (eine Eule mit andern Thierkopfen).
Ueber die fruhern Meinungen G. A. Lange im Kunstblatt. 1820. N. 11.
[Lange Verrnischte Schr. S. 277.]
3. Graphische Agonen bei Quintil. II, 13. Plin. XXXV, 35. 36, 3.
5, in Korinth Apostol. XV, 13, in Samos Aelian V. H. IX, 11. Athen.
XII, 543. Timagoras von Ghalkis hatte sich selbst ein Siegslied gedichtet.
Mit Tirnanthes Bild hat das Pompejanische (Zahn's Wandgemalde 19.
R. Rochette M. I. I, 27. M. Borb. IV, 3. vgl. §. 415, 1) wenigstens den ver-
hullten Agamemnon gemein. Vgl. Lange in Jahn's Jahrbuchern. 1828.
S. 316. [Verm. Schr. S. 163.] Mit seinem Marsyas religatus kann das
Gemalde Antich. di Ercolano II, 19 verglichen werden; [auch ein Vasen-
gemalde]. In unius huius operibus intelligitur plus semper quam pingitur
(wie in dem sehr artig erfundenen Kyklopenbilde), Plin. XXXV, 36, 6.
1 139. Wahrend Zeuxis, Parrhasios und ihre Anhanger
unter dem allgemeinen Namen der Asia tisc hen Schule der
fruher bliihenden, besonders in Athen ansassigen, Griechischen
2 (Helladischen) Schule entgegengesetzt werden: erhebt sich
jetzt durch Pamphilos die Schule von Sikyom im Pelopon-
nes neben der lonischen und Attischen als eine dritte
3 wesentlich verschiedene. Ihre Hauptauszeichnung war wissen-
schaftliche Bildung, kimstlerisches Bewusstsein, und die hochste
* Genauigkeit und Leichtigkeit in der Zeichnung. In dieser
[139J Sikyonische Malerschule. 143
Zeit wurcle auch durch Aristeides von Theben und Pausias
von Sikyon die enkaustische Malerei ausgebildet, die in-
dess (nach Plinius) schon von Polygnotos geubt worden war
(ygl. §. 320).
2. Die Sikyonischen Maler als eine Glasse, Athen. V. p. 196 e.
Polemon (§. 35, 3) schrieb iiber die Poekile in Sikyon, gebaut um 01. 120.
Athen. VI, 253 b. XIII, 577 c. [In der ersten Ausg. folgte: »Daher Sicyon
Helladica, welcher Ausdruck spater Schriftsteller wohl nur aus der Sprache
der Kunstgelehrten abgeleitet werden kann.« Und Aeginet. p. 156 ist die
Unterscheidung der Athenischen und der Helladischen Malerei im Gegen-
satze der Asiatischen richtig abgeleitet. Suid. ZIKVCOV 77 vvv
Beriihmte Maler der Zeit: Pamphilos von Amphipolis, Eupompos
Schuler (Sikyon. Schule), 97—107. Aristeides von Theben, Euxenidas
Schiller, etwa 102 — 112, auch enkaustischer Maler. Leontion, in ders.
Zeit. [fallt nach dem Cod. Bamberg. weg.] Pausias von Sikyon, Brietes
Sohn, Pamphilos Schuler, enkaust. Maler in ders. Zeit. Ephoros vori
Ephesos, und Arkesilaos (lonische Schule) geg. 103. Enphranor, Isthmier,
d. h. von Korinth (doch arbeitete er in Athen, und wird von Plutarch de
glor. Athen. 2 den Attikern zugezahlt), Enkaust 104—110. Kydias von
Kythnos, Enk. 104. Pyrrhon von Elis, g. 105. Echion [wenn nicht
Action], Therimachos 107 (§. 124). Aristodemos 107. Antidotos, Euphranor's
Sch., Enk. 108. Aristolaos, Pausias Sohn und Sch., Enk. 108. Mecho-
panes (?) [vielleicht M7]%ocpdvr]s; denn Nikophanes liegt weit ab] 108.
Melanthios, Pamphilos Sch., etwa 104—112. Ktesidemos g. 108. Philo-
chares von Athen, Aeschines Bruder, 109. Glaukion von Korinth g. 110 (?).
Alkimachos 110 (Plin. vgl. Corsini Dissert. Agon. p. 128). Apelles von
Kolophon , der Schule nach Ephesier (durch Ephoros u. Arkesilaos) , aber
auch Sikyonier (durch Pamphilos), 106—118. vgl. Toelken, Amalthea III.
S. 123). Nikomachos, Aristodemos Sohn und Sch. (Sikyon. Schule), 110 ff.
Nikias von Athen, Nikomedes Sohn, Antidotos Sch., Enk. (Praxiteles
hiilfreich) 110—118. Amphion (?) [God. Bamb. Melanthio] 112. Asklepio-
doros von Athen 112. Theomnestos 112. Theon von Samos g. 112.
Karmanides, Euphranor's Sch. 112. Leonidas von Anthedon, Euphranor's
Sch. 112 (derselbe war Schriftsteller iiber Proportionen). Protogenes,
der Kaunier (auch Erzg.), 112 — 120. Athenion von Maroneia, Glaukion's
Sch., Enk. g. 114 (?). Gryllon g. 114. Ismenias von Ghalkis 114 (?).
3. Pamphilos praestantissimus ratione, Quintil. XII, 10. Er lehrt
fur 1 Talent 10 Jahre. Fordert mathematische Vorkenntnisse. Die Zeich-
nung wird jetzt in den Kreis der Hberalen Erziehung aufgenommen, Plin.
144 Griechische Kunstgesch. Per. III. [140]
XXXV, 10, 40. vgl. Aristoteles Paedagogik von Orelli, in den Philol. Bei-
tragen aus der Schweiz S. 95. [Teles bei Stobaeus XGVIII, 72 nennt
unter den Lehrern der Epheben den Maler und den ap/uovnto'g, der
Axiochos 7 und Kebes 13 dafur die XQITIKOVS.] Auf die Feinbeit und(
Sicherheit der Umrisse geht die Geschichte bei Plin. XXXV, 36, 11, die
Qu. de Quincy Mem. de 1'Inst. Royal. T. V. p. 300 zu frei deutet; der
Ausdruck in ilia ipsa muss festgehalten werden. Dieselbe Figur wird in
demselben Raum dreimal immer feiner und genauer umschrieben; der
Eine corrigirt dem Andern die Zeichnung durchgangig. Vgl. Boettiger
Archaeol. der Mai. S. 154. Melanthios der Maler in seinen Buchern von
der Malerei bei Diog. L. IV, 3, 18. dstv av&ccSsiKr riva nai
l7tizQS%8tv, ofiolcos Ss nav TOLS fj
1 140. Auf der dritten Stufe der Malerei that sich
Aristeides von Theben durch Darstellungen der Leidenschaft
2 und des Riihrenden hervor; Pausias durch Kinderfiguren,
Thier- und Blumenstucke , von ihm beginnt die Malerei der
3 Felderdecken ; Euphranor war in Helden (Theseus) und
4 Gottern ausgezeichnet; Melanthios, einer der denkendsten
Kunstler der Sikyonischen Schule, nahm nach Apelles Urtheil
5 in der Anordnung (dispositio) den ersten Rang ein; Nikias,
aus der neuern Attischen Schule, malte besonders grosse
Historienbilder , Seeschlachten und Reiterkampfe in hoher
Vorzuglichkeit.
1. (Aristides) primus animum pinxit et sensus hominum expressit,
quae vocant Graeci q&rj (dagegen §. 133. Anm. 2), item perturbationes
(die nd&rj). Huius pictura oppido capto ad matris morientis ex vulnere
mammam adrepens infans: intelligiturque sentire mater et timere, ne
emortuo lacte sanguinem lambat. Plin. XXXV, 36, 19. vgl. Aemilian.
Anthol. Pal. VII, 623.
2. Ueber Pausias schwarzen Stier (ein Meisterstuck der Verkurzung
und Schattirung) , und die liebliche Kranzflechterin Glykera Plin. XXXV,
40, 24. — Idem et lacunaria primus pingere instituit, nee cameras ante
eum taliter adornari mos fuit ; d. b. er fuhrte die bernach gewohnlichen
zierlicben Deckenbilder , aus einzelnen Figuren, Blumen, Arabesken be-
stehend, ein. Die Lakunarien mit gemalten Sternen u. dergl. zu verzieren,
war schon fruher in den Tempeln ublich gewesen.
3. Euphranor scheint in den Zwolfgottern , die er fur eine Halle
im Kerameikos malte, nachdem er sich im Poseidon erschopft hatte,
fur den Zeus sich mit einer Gopie des Phidiassischen Werks begntigt
zu haben. Siehe die Stellen bei Sillig G. A. pag. 208 add. Schol.
[141] Apelles. 145
II. I, 528. — Von EehiorTs nova nupta verecundia notabilis 1st wohl
etwas in die sog. Aldobrandinische Hochzeit iibergegangen, vgl. §. 319.
141. Allen voran geht indess der grosse Apelles, der l
die Vorzuge seiner Heimat lonien — Anmuth, sinnlichen
Reiz, bliihendes Golorit — mit der wissenschaftlichen Strenge
der Sikyonischen Schule vereinigte. Seinem reichen Geiste 2
war zum Vereine aller ubrigen Gaben und Vermogen, deren
der Maler bedarf, als ein Vorzug, den er selbst als den
ihm eigenthumlichen anerkannte, die Gharis ertheilt; wohl 3
keins seiner Bilder stellte diese so vollkommen dar, als die
vielgepriesene Anadyomene. Aber auch heroische Gegenstande 4
waren seinem Talent angemessen, besonders grossartig auf-
gefasste Portrate, wie die zahlreichen des Alexander, seines
Vaters und seiner Feldherrn. Wie er Alexander mit dem
Blitz in der Hand (als xEQawoyoQog) darstellte: so ver- 5
suchte er, der Meister in Licht und Farbe, selbst Ge witter
(fioovTiqv, doTQanriv, xeQawofioliav) zu malen, wahrscheinlich
zugleich als Naturscenen und als mythologische Personi-
ficationen.
1. Parrhasios Theseus war nach Euphranor mit Rosen genahrt;
dagegen waren Antidotos, Athenion, und Pausias Schiller Aristolaos und
Mechopanes [Mechophanes §. 139. A. 2] severi, duri in coloribus
(Mechopanes besonders durch das vielgebrauchte sil §. 319). Offenbar
herrschte in der lonischen Schule ein bliihender, in Sikyon ein ernsterer
Farbenton vor.
3. Die Anadyomene befand sich in Kos im Asklepieion
Kcoi'ov Kallim. Fragm. 254 Bentl.), und kam durch August in den Tempel
des D. Julius zu Rom, wo sie aber schon in Nero's Zeit verdorben war.
[Hochst wahrscheinlich die, wovon Petron 84 sagt: quam Graeci Mono-
cnemon vocant, etiam adorant, s. Philostr. Imagg. p. LXI. Kunstbl. 1827.
S. 327 (gegen Sillig). So hiess ein Amazone von Strongylion fu'xj/T^og,
und monocremon ist die verdorbene Lesart; s. §. 318.] Sie war nach
Einigen (Plin.) nach der Pankaste, nach Athen, nach der Phryne gemalt.
Epigramme von Leonidas von Tarent u. A. Ilgen Opusc. I. p. 34. Jacobs
in Wieland's Alt. Mus. III. S. 50. Ein spateres Gemalde der Anadyomene
Bartoli Pitt. I, 22. vgl. Anakreont. 51.
4. Ueber Alexanders vortretenden Arm mit dem Blitz Plin. XXXV,
36, 15. So wird an Nikias ut eminerent e tabulis picturae, an Euphranor
O. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 10
146 Griechische Kunstgesch. Per. III. [142, 143]
das ££e%ov geruhmt. [Fr. Lindemann de imagine Al. M. ab Ap. picta
Lips. 1820. 8.]
5. Vgl. Philostr. I, 14. Welcker p. 289. Plin. XXXV, 36, 17. Ueber
die Lasirung der Bilder des Apelles §. 319, 5. — Arnaud sur la vie et
les ouvrages d'Apelle, Mem. de 1'Ac. des Inscr. T. XLIX. 200. [Apelles
und Antiphilus von Toelken in Boettigers Amalthea III. S. 111 — 134.]
1 142. Neben ihm bliihte, ausser den Genannten, Pro-
togenes, welchen der durch sein Genie uber jede niedrige
Gesinnung emporgestellte Apelles selbst beriihmt gemacht hatte :
ein Autodidakt, dessen, oft allzu sorgfaltiger, Fleiss und ge-
naues Naturstudium seine wenig zahlreichen Werke unschatz-
2 bar machten. Auch der durch die Lebendigkeit seiner Erfm-
dungen (cpavraotai , visiones) ausgezeichnete The on gehort
dieser schnell voriibergehenden Bliithezeit der Malerei an.
1. Protogenis rudimenta cum ipsius naturae veritate certantia non
sine quodam horrore tractavi, Petron 83. Sein beruhmtestes Bild war
der Stadt-Heros lalysos mit dem Hunde und dem ausruhenden Satyr, eine
mythische Darstellung der Stadt und Gegend, iiber der er 7 (oder nach
Fronto 11) Jahre gemalt hatte (01. 119). Fiorillo Kleine Schriften I.
S. 330 ff. Gic. Verr. IV, 60 nennt als eins der schonsten Bilder Paralum
pictum (pictam), namlich das Schiff Paralos, welches er nebst der Am-
monischen Triere in den Propylaeen der Burg Athens malte, und zwar
als einen Theil des Gemaldes des Phaeaken-Eilands , wie man aus Plin.
XXXV, 36, 20. Paus. I, 22, 6 errath. Meine, wenn auch noch nicht ganz
feste Meinung ist, dass bei Paus. I, 22, 6 (cf. Hermann de pict. parietum
p. 19, der die Sache nicht im Zusammenhang betrachtet) der Name des
Protogenes, als des Malers des Nausikaa-Gemaldes in den Athenischen
Propylaeen, ausgefallen sei; und Plinius XXXV, 36, 20 auf dasselbe Bild
ziele, welches zugleich eine Darstellung eines Hafens enthalten habe, wobei
die Athenischen Prachtschiffe Ammonias und Paralos angebracht worden
seien, nach welchem letztern Cicero das ganze Bild benennt. [Das Letzte
aus den Nachtragen S. 707. Am Rand ist spater verwiesen auf Welcker's
' ganz verschiedene Erklarung, zwei Gemalde des Protogenes bei Plinius in
Zimmermanns Zeitschr. 1837. N. 83 f. Vgl. R. Rochette Lettres archeolog.
1840. I. p. 46—61. Westermann in den Jahrb. f. Philol. XXV. S. 480.]
2. Boettiger's Furienmaske S. 75. Ueber den Muttermord des Orest
von Theon auch R. Rochette M. I. p. 177.
1 143. Die herrlicheKunst dieser Meister ist, insofern sie sich
in der Beleuchtung, dem Farbenton, den Localfarben zeigte,
[143] Vasengemalde. 147
fur uns bis auf ziemlich dunkle Meldungen uncl spatre Nach-
ahmungen untergegangen ; dagegen geben von den Fortschrit-
ten und Leistungen der Zeichnung in dieser Periode die Va-
sengemalde (mit ausgesparten hellen Figuren), wenn man
von den Arbeiten gemeiner Handwerker auf die.Werke der
ersten Kiinstler zu schliessen wagt, die hochste Vorstellung. Und
zwar enthalten die Funde von Volci (§. 99, 2) besonders
viel Proben: 1) der zwar eleganten und edlen, aber noch
steifen, symmetrischen und uberzierlichen Zeichnung; aber auch
2) einer freien und dabei einfachen und grossartigen Zeich-
nung, wie man sie sich von Polygnot ausgehend denken
mag; auch 3) ein sehr interessantes Beispiel iiberfleissiger und
kleinlicher Naturnachahmung , ungefahr auf Dionysios Weise
(§. 135, 3): dagegen in dem, der Masse nach jiingeren
Vasenvorrath von Nola neben den alteren Manieren 4)
Muster von einer Leichtigkeit , Grazie und weichen Anmuth
wie sie erst von der lonischen Schule der Malerei aus-
gegangen sein kann, getroffen werden.
2. Proben von 1): Der Kampf uber Patroklos Leichnam und die
Versohnung mit Achill, auf einer Schale von Volci, Inghirami G. Omer II
254. Peleus die Thetis zur Grotte des Cheiron bringend, V. von Volci,
Ingh. ebd. 235. Vasi fittili 77. Thetis unter den Nereiden geraubt, auf
dem Deckel einer V. von Nola, mehr in imitirter Weise, M. I. d. Inst. 37.
vgl. J. de Witte Ann. V. p. 90. Apollon und Idas urn die Marpessa
kampfend (?), auf einer V. von Agrigent, M. I. d. Inst. 20. vgl. Ann. II
p. 194. IV. p. 393. Bullett. 1831. p. 132. Poseidon die Insel Nisyros
uber den Giganten Ephialtes sturzend, auf einer V. aus Sicilien, Millingen
Un. Mon. I, 7.
2) Athena das von der Erde hervorgelangte Kind Erichthonios
aufnehmend, in Gegenwart des Hephaestos, V. von Volci. M. I. d. Inst. 10.
Ann. I. p. 292. Achill und Hektor zum Kampfe eilend ; jener von Phoenix,
dieser von Priamos zuruckgehalten , V. von Volci. (Die Heldenfiguren
noch sehr alterthumlich.) M. I. d. Inst. 35. 36. vgl. Ann. III. p. 380.
IV. p. 84. Tityos von Apollon erlegt, V. von Volci (die Muskelzeichnung
auch hier in alterer Manier). M. I. d. Inst. 23. vgl. Ann. II. p. 225.
Apollon, nach seiner Meerfahrt in Delphinsgestalt, auf dem von Schwanen'
flugeln umfassten Dreifuss die Kithar schlagend, V. von Volci. M. I. d.
Inst. 46. Ann. IV. p. 333. Micali Mon. 94.
3) Schale des Sosias, deren inneres Gemalde den von Achill
verbundenen Patroklos darstellt, mit sorgfaltiger Angabe aller Details an
148 Griechische Kunstgesch. Per. III. [143]
/
Korper und Bekleidung, die Aussenseite wahrscheinlich die bei Peleus
Hochzeit versammelten , Gliick verheissenden Gotter, in einer alteren,
weniger studirten Manier. M. I. d. Inst. 24. 25. Ann. II. p. 232. III.
p. 424. IV. p. 397. [Jetzt in Berlin n. 1030. Gerhard Trinkschalen des
K. Mus. Taf. 6.]
4) Die Helden Aktaeon, Kastor, Theseus und Tydeus auf der Jagd
vereinigt, auf einer wahrscheinlich Nolanischen V. von hochst gracioser
Zeichnung, Millingen Un. Mon. I, 18. Raub der Thetis, geistreich, aber
nachlassiger behandelt, ebend. I, 10. Achilleus und Patroklos Abschied
von ihren Vatern, nebst andern Bildern, auf einer Prachtvase im Louvre,
vermuthlich von Lokri oder Kroton, von sehr sorgfaltiger, edler Zeichnung,
ebd. I, 21. — Vgl. D. A. K. Tf. 43—46. Frauen und zwei Eroten, in
bunten Farben und mit Vergoldung, hochst anmuthig, Stackelberg Graber
Tf. 27. Vergoldungen, das. Tf. 17. 30. Polychrom. Attische Vasen, mit
Licht und Schatten, Stelen mit Spendenden, das. Tf. 44 — 46, [ahnlich und
sehr schon Cab. Pourtales pi. 25], Charons Kahn, Hermes fiihrt eine Frau
zu ihm Tf. 47, ein Mann kommt bei ihm an 48 (von Stackelberg mythisch
erklart). [Polychrom. Lekythen, deren aus Athen jetzt viele verbreitet
sind, bei R. Rochette Peint. ined. pi. 9. 10. Eine in Athen vor einigen
Jahren gebildete Sammlung, worin mehrere ausgezeichnete Stucke, ist jetzt
in Paris.]
Vierte Periode.
Von 01. Ill bis 158, 3. (336 — 146 v. Chr.)
Von Alexander bis zur Zerstorung Korinths.
1. Ereignisse und Charakter der Zeit.
144. Dadurch, dass ein Griechischer Fiirst das Persische
Reich eroberte, seine Feldherrn Dynastien grundeten: erhiel- l
ten die zeichnenden Kiinste unerwartete und sehr mannigfache
Veranlassungen zu grossen Werken. Neue Stadte, nach
Griechischer Weise eingerichtet, entstanden mitten im Barbaren- 2
lande; die Griechischen Gotter erhielten neue Heiligthiimer.
Die Hofe der Ptolemaeer, Seleukiden, Pergamenischen und 3
andrer Fursten gaben der Kunst fortwahrend eine reichliche 4
Beschaftigung.
2. Alexandreia bei Issos 01. Ill, 4?, in Aegypten 112, 1. (Ste
Groix Examen des hist. d'Alex. p. 286), in Ariadna und Arachotis 112, 3,
am Paropamisos 112, 4, am Akesines 112, 2 u. s. w. (70 Stadte in Indien?)
Raoul-Rochette Hist, de 1'etabl. T. IV. p. 101 sqq. — Antigoneia (dann
Alexandreia genannt) in Troas, Philadelpheia, Stratonikeia, Dokimeia u. a.
Stadte in Kleinasien ; Antigoneia 01. 118, 2, Antiocheia am Orontes 119, 4,
gleichzeitig Seleukeia am Tigris und viele Stadte in Syrien. — Kassandreia
116, 1, Thessalonike. Uranopolis auf dem Athos von Alexarchos, Kassander's
Bruder (Ghois. Gouff. Voy. pitt. II. pi. 15).
3. Ein Beispiel ist Daphne, Heiligthum des Pythischen Apollon
und Lustort bei Antiocheia, seit 120 etwa, Gibbon Hist, of the Decline
etc. ch. 23. T. II. p. 396 (1781). Die Seleukiden waren -angeblich Ab-
kommlinge, und grosse Verehrer des Apollon (wie auch die Weihgeschenke
nach dem Didymaeon und die Riickgabe des Bildes von Kanachos beweisen;
Apollon am Dreifuss und auf dem Omphalos sitzend auf ihren Miinzen).
S. Norisius Epochae Syro-Macedonum diss. 3. p. 150.
4. Die Ptolemaeer sind Conner und Beforderer der Kunst bis auf
den VII. (Physkon), unter diesem allgemeine Flucht der Kunstler und
150 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [145, 146]
Gelehrten, gegen 01. 162. Unter den Seleukiden Seleukos I. und II., An-
tiochos III. und IV. In Pergamon Attalos I. und Eumenes II. Ausser
diesen die Syrakusischen Tyrannen Agathokles und Hieron II. Audi Pyr-
rhos von Epeiros, Agathokles Eidam, war ein Kunstfreund, s. iiber Am-
brakia's Kunslreichthum Polyb. XXII, 13. Liv. XXXVIII, 9.
1 145. Unlaugbar wird dadurch zugleich der Gesichtskreis
der Griechischen Kiinstler erweitert; sie werden durch die
Wunder des Morgenlands zum Wetteifer in Colossalitat und
2 Pracht angetrieben. Dass indessen keine eigentliche Vermi-
schung der Kunstweisen der verschiednen Volker eintrat, davon
liegt der Grund theils in der innerlich festen, aus eignem
Keim hervorgewachsenen und daher nach aussen abgeschlos-
3 senen Bildung der Nationen des Alterthums, namentlich der
Griechen ; zugleich aber auch in der scharfen Trennung, welche
lange zwischen den erobernden und den einheimischen Volkern
bestand; so dass die Stadte des Griechischen Kunstbetriebs
wie Inseln in fremdartigen Umgebungen mitten inne liegen.
3. Diese Trennung geht fur Aegypten, wo sie am scharfsten war,
besonders aus den neuen Untersuchungen hervor (§. 217, 4). Die'Ver-
waltung behielt hier ganz den Gharakter der Einrichtung eines in einem
fremden Lande stehenden Heeres. Im Gultus kamen in Alexandria der
Pontisch-Aegyptische Serapis und der Agathodaemon - Knuphis zu den
Hellenischen Gottern hinzu; die Ptolemaeer-Miinzen zeigen indess bis auf
die letzten Zeiten von fremden Gottern nur den schon lange hellenisirten
Ammon (Eckhel D. N. I, IV. p. 28). Auch die Alexandrinischen Kaiser-
miinzen haben nicht viel Aegyptische Gottheiten; dagegen die Nomen-
Munzen §. 232. Antiochien hatte einen Griechischen Demos mit Phylen
und Volksversammlungen im Theater, und einen Rath aus altreichen
Familien. Alle seine Getter sind Griechisch, nur dass Isis unter Seleukos II.
einen Tempel erhielt, und die Ghaldaeische Astrologie zeitig Eingang fand.
Auf Miinzen Antiochos des VII. kommen Aegyptische Symbole, auf denen
des VIII. ein Zeus-Belos als Gestirngott vor. — Selten waren Stadte ge-
mischter Bevolkerung, wie Antiocheia ^L^O^KQ^CCQOS (spater Edessa) in
Osroene. Malalas T. II. p. 50 Ven.
146. Auch bleiben die Stadte des alten Griechenlands
fortwahrend die Sitze des Kunstbetriebs; nur wenige Kiinst-
ler gehen aus den Griechischen Anlagen im Orient hervor;
und nirgends kniipft sich an einen der Hofe,. eine namhafte
Kunstschule an.
[147] Charakter der Zeit. 151
Vgl. §. 154. Ueber den Kunsthandel von Sikyon nach Alexandreia
Plut. Arat 13. Athen. V. p. 196 e. Fur Antiocheia arbeiten besonders
der Athener Bryaxis (§. 128, 5. 158, 1) und der Sikyoner Eutychides
(§. 158, 5).
147. Nun 1st es keinem Zweifel unterworfen , dass die 1
Kunstschulen Griechenlands , besonders im Anfange dieser
Periocle, in einerri bliihenden Zustande waren, und in einzel-
nen von den Mustern der besten Zeit genahrten Gemuthern
noch lange der reine Kunstsinn der fruhern Periode lebendig
blieb. Auf der andern Seite konnte es nicht ohne Einfluss 2
auf die Kunst bleiben, wenn die innige Verbindung, in der
sie mit dem politischen Leben freier Staaten stand, geschwacht,
und ihr dagegen die Verherrlichung und das Vergniigen
einzelner Personen als ein Hauptzweck vorgeschrieben wurde.
Es musste sie wohl auf mancherlei Abwege fiihren, wenn 3
ihr, bald die Schmeichelsucht knechtisch gesinnter Stadte, bald
die Launen von Glanz und Herrlichkeit iibersattigter Herr-
scher zu befriedigen und fur den Prunk von Hoffesten in
der Schnelligkeit viel Glanzendes herbeizuschaffen, aufgegeben
wurde.
2. Vgl. iiber die Yerbindung der Kunst der republikanischen Zeiten
mit dem offentlichen Leben Heeren Ideen III, 1. S. 513. Dagegen iiber
den Geist dieser Periode Heyne de genio saeculi Ptolemaeorum , Opusc.
Acad. I. p. 114.
3. Den Charakter dieser Hoffeste zeigen: die Beschreibung der in
Alexandreia, unter Ptol. II, von der zweiten Arsinoe veranstalteten Adonis-
feier bei Theokrit XV, 112 ff. Aphrodite und Adonis auf Ruhebetten in
einer Laube, in der viel kleine Eroten umherfliegen , [automatisch wie an
dem Fest in Florenz im Weisskunig; Automate sind im Folgenden
mehrere erwahnt] , zwei Adler den Ganymed emportragen u. dgl. Alles
aus Elfenbein, Ebenholz, Gold, prachtigen Teppichen, Laub, Blumen und
Fruchten zusammengesetzt. Vgl. Groddeck Antiq. Versuche I. S. 103 ff. —
Ferner die Beschreibung der von Ptol. II. alien Gottern, besonders Dionysos
und Alexander, aufgefuhrten Pompa, aus Kallixenos, bei Athen. V. p. 196 sqq.
Tausende von Bildern, auch colossale Automate, wie die neun Ellen
hohe Nysa. Ein cpcdlbs %QVGOV<S 7i7]%(ov SKCCTOV shoot (wie im T. zu
Bambyke) dtaysyea^usVoff xat SiadEdefievo? GTSfifiKGt §IU%QVGOIS, l%(av
£n UKQO'V KGTEQK %QVGOVV 0V ^V 77 7lSQl(jl,£TQO$ Ttrj^COV f|. Vgl. §. 150.
Manso vermischte Schriften II. S. 336 u. 400. — Auch die Pompa Antiochos
des IV. , wobei Bilder von alien Gottern , Daemonen und Heroen , von
152 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [148]
denen nur irgend eine Sage war, meist vergoldet, oder mit golddurch-
wirkten Kleidern angethan. Polyb. XXXI, 3, 13.
1 148. Zu diesen aussern, durch den Gang des politi-
schen Lebens herbeigefuhrten Umstanden treten andere im
innern Leben der Kunst selbst gegebene hinzu. Die Kunst
scheint mit dem Ende der vorigen Periode den Kreis edler
und wurdiger Productionen, fur die sie als' Hellenische Kunst
die Bestimmung in sich .trug, im Ganzen durchlaufen zu
2 haben. Die schaffende Thatigkeit, der eigentliche Mittel-
punkt der gesammten Kunstthatigkeit, welche fur eigenthum-
liche Ideen eigenthumliehe Gestalten bildet, musste, wenn
der naturliche Ideenkreis der Hellenen plastisch ausgebildet
war, in ihrem Schwunge ermatten, oder auf eine krankhafte
3 Weise zu abnormen Erflndungen getrieben werden. Wir
fmden daher, dass die Kunst in dieser Periode sich bald nur
im grossten, bald im kleinsten Maass der Ausfuhrung, bald
in phantastischen, bald in weichlichen, nur auf Sinnenreiz
berechneten Kunstwerken gefallt. Und auch die bessern und
edlern Werke der Zeit unterscheidet doch im Ganzen etwas,
zwar wenig in die Augen fallendes, aber dem natiirlichen
Sinne fuhlbares, von den fruhern, das Streben nach
Effect.
1. Hoc idem (eminentissima ingenia in idem artati temporis spatium
congregari) evenisse . . . plastis, pictoribus, scalptoribusque, si quis tempo-
rum institerit notis, reperiet, et eminentia cuiusque operis artissimis tem-
porum claustris circumdata. Vellej. I, 17. Die Viscontische Lehre von
dem langen Bestande der Griechischen Kunst in gleicher Trefflichkeit,
sechs Jahrhunderte hindurch (1'etat stationnaire de la sculpture chez les
anciens depuis Pericles jusqu'aux Antonins) , welche in Frankreich und
nun auch einigermassen in Deutschland Eingang gefunden, vertragt sich
schon mit der allgemeinen Geschichte des menschlichen Geistes nicht.
[Koehler in Boettigers Archaeol. und K. I. S. 16.]
3. Niitzlich ist auch hier die Vergleichung mit der Geschichte der
andern Kiinste, besonders der Redekunst (vgl. §. 103. Anm. 3), in welcher
in diesem Zeitraume, besonders durch den Einfluss der zu mehr Pathos,
Schwulst und Prunk von Natur geneigten Lyder und Phryger, die Asia-
tische Rhetorik, daneben die Rhodische aufkam.
[149 J ArchitektOnik. 153
2. Architektonik.
149. Die Architektonik, welche friiher den Tempel zum 1
Hauptgegenstande gehabt hatte, erscheint in dieser Periode
viel mehr thatig fiir die Bequemlichkeit des Lebens, den
Luxus der Fiirsten und die glanzende Einrichtung der Stadte
im Ganzen. Unter diesen machte Alexandreia Epoche, 2
angelegt nach dem Plane des Architekten Deinokrates, dessen
gewaltiges Genie allein Alexanders Unternehmungsgeiste ge- 3
wachsen war; die Zweckmassigkeit und regelmassige Schonheit
dieses Plans, die Pracht und Colossalitat der offentlichen,
und die Soliditat der Privatgebaude machten diese Stadt
zum Vorbild fiir die iibrige Welt (vertex omnium civitatum
nach Ammian). Abgesehen aber von den grossartigen 4
Bauten, welche der Seehandel veranlasste, machte doch
wahrscheinlich Antiocheia, als es vollstandig ausgebaut
war, einen noch glanzendern und reizendern Eindruck; seine
Prachtanlagen blieben durch das Alterthum hindurch das
Muster fiir alle ahnlichen Unternehmungen in diesen Gegenden
(§. 192).
2. Deinokrates (Deinochares , Cheirokrates, Stasikrates, Timo
chares) war der Erbauer von Alexandreia, der Erneuerer des T. zu Ephesos;
derselbe, der den Athos in eine knieende Figur umformen wollte. Nach
Plin. XXXIV, 42 soil er auch den magnetischen Tempel der zweiten Arsinoe
(01. 133) unternommen haben; von welchem durchaus marchenhaften
Bau der wirkliche T. der Arsinoe-Aphrodite Zephyritis wohl zu unter-
scheiden ist (Valckenaer ad Theocr. Adon. p. 355 b). Auson. Mos. 311
bis 17. [Boecking in seiner Ausg. 1845 nimmt Verschiedenheit dieses
Dinochares von dem Grunder Dinokrates an, mil Tross, welchen Osann in
den Mem. d. Inst. I. p. 341 ff. bestreitet. Die Abweichung in den Namens-
formen ist herkommlich. Lobeck Aglaoph. p. 996. 1301.] Den Bau
Alexandriens leitete Kleomenes von Naukratis (Justin XIII, 4. vgl. Fr.
Diibner), neben dem als Architekten von Jul. Valerius (de R. G. Alex. I,
21. 23) Olynthios, Erateus, und Libios Sohne Heron und Epithermos (?)
genannt werden. In derselben Zeit lebte der Ganalbauer K rates (Diog.
Laert. IV, 23. Strab. IX. p. 407. Steph. Byz. s. v. 'A&ijvai); etwas jiinger
(01. 115) ist der Knidier Sostratos (von seiner schwebenden Halle Hirt
Geschichte II. S. 160). Amphilochos, Lagos Sohn, ein beriihmter Architekt
von Rhodes, wohl auch aus dieser Periode (Inschrift bei Clarke Trav. II,
I. p. 228. G. I. n. 2545) Architekt Satyros, Phoenix der Maschinenbauer
154 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [150 J
unter Ptolem. II. Plin. XXXVI, 14, 3. Ktesibios unter Ptolem. Euergetes II.
Beckers Gallus I. S. 187.
3. Ueber Alexandreia vgl. Hirt II. S. 78. 166. Mannert Geogr.
X, I. S. 612. Die Stadt erstreckte sich in oblonger Gestalt, von zwei iiber
100 F. breiten Hauptstrassen im rechten Winkel durchschnitten, wo von
die langere sich 30 Stadien von dem W. Thor, nach der Nekropolis, bis
zu dem 0. Thor, dem Kanobischen, erstreckte. Ziemlich ein Viertel des
Ganzen die Burg (Bruchion) in N.O. , mit dem Pallast, dem Mausoleum
(GCO^K), dem Museion, und Propylaeen (bestehend aus vier Riesensaulen,
auf denen ein Rundtempel mit einer Kuppel sich erhob, nach der, indess
ziemlich dunkeln, Beschreibung in Aphthonios Progymn. 12. p. 106 Walz).
[Ueber die Burg von Alexandria nach Aphthonius von Heffter. Ztschr. f.
A. W. 1839. n. 48. Ueber die sogenannte Pompejussaule s. §. 193 A.
Eine ahnliche Granit-Saule , »nach dieser die grosste in der Welt,« ohne
Basis und Capital, 37 F. 8 Z. hoch, 5 F. 3 Z. im Durchmesser (die von
Alexandria hat 9 F. Durchmesser) und aus Einem Stuck fand Clarke bei
Alexandreia Troas, auf einem Hugel iiber der Stadt, und vermuthete daher,
dass beide bestimmt waren das Bild Alexanders zu tragen, Travels II, I.
p. l4& (III, p. 188 der Octavausg.). Dies ist irrig, da nicht weit davon
in den Steinbriichen selbst noch sieben andre genau von denselben Ver-
haltnissen liegen, und wie jene aus einem Stuck, unzerbrochen und ohne
Spur eines Fussgestells. Ch. Fellows Asia minor p. 61 f. (Aehnliche
liegen viele in den Steinbruchen iiber Karystos.) Abdollatif sah in
Alexandreia 400 in zwei oder drei Stiicke gebrochne Saulen von demselben
Stein wie jene ungeheure und einem Drittheil oder Viertheil, wie es
scheme, der Grosse. Abdoll. traduit par Silv. de Sacy p. 282.]
4. Antiocheia bestand aus vier mit besondern Mauern und einer
Hauptmauer eingeschlossenen Stadten. 1. und 2. waren unter Seleukos I.
gebaut, am S. Ufer des Orontes, die Mauern von dem Architekten Xenaeos.
3. unter Seleukos II. und Antiochos III., auf einer Flussinsel, selir regel-
massig, mit rechtwinklig sich durchschneidenden Saulenstrassen; im nord-
lichen Theile die grosse und prachtvolle Konigsburg, nach hinten mit
doppelten Saulengallerien iiber der Stadtmauer. 4. unter Antiochos IV.,
nach dem Berge Silpion hinauf; welcher Stadttheil die Akropolis und die
Felsengraber einschloss, zugleich im untern Theile die 36 Stadien lange
Hauptstrasse , von zwei bedeckten Saulenhallen eingefasst, und von einer
eben so angelegten rechtwinklig durchschnitten, mit Triumphalbogen
(TSTQKitvXois) an alien Kreuzpunkten. Des Verf. Antiochenae dissertationes
(1834).
1 150. Gewiss ging die glanzendere, dem republikam-
schen Griechenland unbekannte, Z i m m e r e i n r i c h t u n g,
[151] Pallaste, Grabmaler. 155
wie wir sie hernach in Rom fmden, und wie sie Vitruv
beschreibt, von diesem Zeitraume aus, wie man schon aus
den Namen der Kyzikenischen , Korinthischen und Aegypti-
schen Sale (oeci) abnehmen kann. Einen Begriff davon 2
gibt die erfindungsreiche Pracht und Herrlichkeit , mil der
das Dyonisische Zelt des zweiten und das Nilschiff des vier-
ten Ptolemaeos — und doch nur fur einzelne Fest- und Lust-
parthieen — ausgestattet waren. Aber neben den Pallasten 3
der Herrscher wurde auch fur die Volksrnasse der Haupt-
stadte, durch Theater, wahrscheinlich auch durch Thermen .
und Nymphaeen (§. 292, 1. 4), fur das Leben der Literaten
durch Museen .(§. 292, 5) gesorgt.
2. Ueber das Dionysische Zelt fur die Pompa Ptol. des II. (§. 147,
4. 244, 5.) Kallixenos bei Athen. V. p. 196 f. Golossale Saulen von der
Form von Palmen und Thyrsen; iiber den Architraven, unten der zu einer
Kuppel (ovQctviGY-os) sich erhebenden Zeltdecke, Grotten, in denen lebendig
scheinende Personen der Tragodie, Komodie und des Satyrdrama's bei
Tische sassen. Gaylus Mem. de 1'Ac. des Inscr. XXXI. p. 96. Hirt S. 170.
— Ueber die (vav$ ^K^a^riyog) Ptol. des IV., einen schwimmenden
Pallast, Kallixenos ebd. p. 204. Ein Oekos darin mit Korinthischen Capi-
talen von Elfenbein und Gold, aber die elfenbeinernen Reliefs am goldnen
Friese waren doch nur von mittelmassiger Kunst; ein kuppelformiger
Aphroditentempel (der Knidischen Gapelle §. 127, 4 ahnlich) mit einem
Marmorbilde; ein Bachischer Saal mit einer Grotte; ein Speisesaal mit
Aegyptischen Saulen und Vieles der Art. [Alexandrina belluata conchyliata
tapetia, neben peristromata picta Gampanica, Plautus Pseud. I, 2, 16.]
151. Gleich prachtvoll zeigt sich die Zeit in Grab- i
denkmalern, in welcher Gattung von Bauwerken das
Mausoleion der Karischen Konigin Artemisia, schon vor
Alexander, zum Wetteifer aufforderte. Selbst die zum Ver- 2
brennen bestimmten Scheiterhaufen wurden in dieser Periode
bisweilen mit unsinnigem Aufwande an Kosten und Kunst
emporgethiirmt.
1. Mausolos st. 106, 4. Pytheus (§. 109, III.) u. Satyros die Archi-
tekten seines Denkmals. Ein fast quadratischer Bau (412 F.) mit einem
Saulenumgange (25 Ellen hoch) tragt eine Pyramide von 24 Stufen; darauf
eine Quadriga, aere — vacuo pendentia'Mausolea, Martialis de spectac. I.
Gesammthohe 104 F. Reliefs am Fries von Bryaxis, Leochares, Skopas,
Timotheos [nach Vitruv Praxiteles], von denen wahrscheinlich noch Reste
156 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [152J
auf der Burg von Budrun sind. (Von diesen Reliefs, zum Theil Amazonen-
kampfen, Einiges bei R. Dalton Antiq. and Views in Greece and Egypt.
L. 1791 Anhang; Ionian antiq. II. pi. 2. add. in der 2. Ausg. [Fimf Stiicke
wurden 1846 nach London gebracht.] Ueber einen schonen Karyatiden-
Torso ebendaher Bullet, d. Inst. 1832. p. 168.) S. Gaylus Mem. de 1'Ac.
XXVI. p. 321. Ghois. Gouff. Voy. pitt. I. pi. 98. Hirt S. 70. Tf. 10, 14.
Philo de septem orbis spectac. c. 4 u. in Orellis Ausg. p. 127. Leonis
Allatii diatr. u. p. 133. Guper. de nummo Mausoleum Artem. exhib. Quatre-
mere de Quincy Rec. de dissert. I. Aehnliches Grabmal in Mylasa,
R. Rochette im Journ. des Sav. 1837. p. 202. Diese Form von Denk-
malern findet sich in Syrien sehr verbreitet, ahnlich war in Palaestina
das urn 01. 160 von dem Hohenpriester Simon seinem Vater und seinen
Brudern errichtete Grabmal, ein Grundbau, von Saulen umgeben, mit 7
Pyramiden dariiber, Joseph Ant. XIII, 6.
2. Das sog. Denkmal des Hephaestion war nur ein Scheiter-
haufen (TIVQCX, Diod. XVII, 115), von Deinokrates geistreich und phantastisch
in pyramidalischen Terrassen construirt (fur 12000 Tal.?) Aehnlich war
wahrscheinlich die von Timaeos beschriebene Pyra des altern Dionysios
(Athen. V. p. 206) gewesen, so wie die rogi der Gaesaren auf Miinzen die-
selbe Grundform zeigen. Vgl. 294, 7. Ste Groix Examen p. 472. Gaylus
Hist, de 1'Ac. des Inscr. XXXI. p. 76. Qu. de Quincy Mem. de 1'Inst.
Royal IV. p. 395. Mon. restitues II. p. 105.
1 152. Die Lieblingswissenschaft der Zeit, die Mechanik,
zeigt sich indessen noch bewundernswiirdiger in grossen,
kunstreich construirten Wagen , in kuhn erfundenen Kriegs-
maschinen; besonders Riesenschiffen , mit denen die Fursten
2 Aegyptens und Siciliens sich zu uberbieten suchten; die
Hydraulik in vielfachen Wasserkiinsten.
1. Ueber den Prachtwagen (ae/ia^«|a) fur Alexanders Leichnam
Gaylus Hist, de 1'Ac. des Inscr. XXXI. p. 86. Ste Croix p. 511. Qu. de
Quincy Mem. de 1'Inst. Roy. IV. p. 315. Mon. restitues II. p. 1. — Die
Belagerungsmaschine des Demetrios Poliorketes, Helepolis, geHaut von Epi-
machos, vereitelt von Diognetos, 01. 119, 1. Um dieselbe Zeit (Vitruv VII.
Praef.), indess wohl schon unter Lykurgs Verwaltung, baut Philon den
Athenern die grossen Schiffshauser. Archimedes Maschinen zu Syrakus
01. 141, 3. Gleichzeitig der Tarentinische Maschinenbauer Herakleides,
Erfmder der Sambyke. Polyb. XIII, 4. Athen. XIV. p. 634. Polyaen. V,
17. — Ungeheures Seeschiff Ptol.« des IV. mit 40 Ruderreihen. Hieron
des II. grosses Schiff, mit 3 Verdecken, 20 Ruderreihen. von Archias von
Korinth gebaut, - von Archimedes ins Meer gefuhrt. — Etwas Weniges zur
[153] Tempelgebaude. 157
Geschichte der Mechanik bei den Griechen (viel ist nicht bekannt) gibt
Kaestner Gesch. der Mathematik II. S. 99. vgl. Hirt II. S. 259.
2. Ktesibios von Alexandreia, unter VII. Sein Ptol. Schiller Heron,
der Hydrauliker.
153. Indess versteht sich, dass auch die Tempelbau- 1
kunst in einer so baulustigen Zeit, welche noch dazu mit
Freigebigkeit gegen die Gotter prunkte, keineswegs vernach-
lassigt wurde. Die Korinthische Ordnung vvurde dabei immer 2
mehr die gewohnliche , und gelangte zu den festen und ge-
wahlten Formen, welche hernach die Romischen Baukiinstler
festhielten. Aber alle Prachtbauten der Griechischen Herrscher 3
im Orient sind, wie die Griechische Gultur selbst, fast spur-
los verschwunden ; nur A then, welches jetzt wenig durch 4
eigne Anstrengung leistet, aber von fremden Monarchen wett-
eifernd geschmiickt wird, hat noch Einiges davon erhalten.
2. An den Korinthischen Capitalen liebte man in dieser Zeit den
Blatterschmuck von vergoldeter Bronze zu machen, wie am Museion zu
Alexandreia (Aphthonios). Vgl. §. 150. Anm. 2.
3. Tempelgebaude der Zeit. T. des Apollon zu Daphne, in
Kaiser Julian's Zeit amphiprostylos, mit innern Saulenreihen (Jo..Chrysost.
de Baby la c. Julianum c. 17. 21). T. des Bel und der Atergatis (Zeus
u. Hera) zu Hierapolis oder Bambyke, gebaut von der Stratonike
(g. 123), das Vorbild von Palmyra. Ueber den Naos erhob sich der
Thalamos (das Chor); Wande und Decke waren ganz vergoldet. Lukian
de dea Syria.
Wahrscheinlich gehort dieser Zeit auch, was sich in Kyzikos Grosses
fand, namentlich der Tempel, nach Dio Gass. LXX, 4 der grosste und
schonste aller Tempel, mit monolithen (?) Saulen von 75 F. Hohe, 24 F.
Peripherie. [Aehnliche Monolithe §. 149. A. 3.] Dies ist wohl der prachtige
T. des Zeus, dessen Marmor-Fugen durch Goldfaden bezeiohnet waren
(Plin. XXXVI, 22). Ein Erdbeben zerstorte ihn unter Antoninus Pius, der
ihn zu Hadrian's Ehren herstellte. S. Aristeides Paneg. Cyzic. I. p. 241.
Malalas p. 119. Ven. Den Tempel der Apollonis in Kyzikos baute
Attalos II., einer von ihren vier Sohnen, nach 01. 155, 3; vgl. §. 157, 2.
Sonst von Kyzikos Anlage (ahnlich der von Rhodes, Massalia und Karthago)
Plin. a. 0. Strab. XII. p. 575. XIV. p. 653; die Ruinen (Renouard de
Bussieres Lettres sur 1'Orient I. p. 165. pi. 11) sind noch nicht gehorig
durchforscht.
T. des Olymp. Zeus in Syrakus von Hieron II. gebaut, Diodor XVI,
83. Gic. Verr. IV, 53. [Serradifalco IV. tv. 28 f. p .153.]
158 Griechische Kuntsgesch. Per. IV. [154]
Die Dorische Ruine in Halikarnass (Ghois. Gouff. I. pi. 99 sq.),
wohl aus der Zeit nach Mausolos, zeigt die Gattung in ihrem Verfall; sie
wird charakterlos. [In Knidos ein Korinthischer pseudoperipteros prostyles,
Ion. Antiqu. III. ch. 1. pi. 5 ff. ein Dorischer, etwa 200 Jahre vor Ghristus
(p. 30) pi. 26; in Aphrodisias das. ch. 2 ein Korinthischer pi. 23. Ein
Korinthischer Tempel in Labranda, Fellows Asia Minor p. 261, vielleicht
spater.]
4. In A then bauen die Konige (Gymnasion Ptol. des II. Porticus
des Eumenes, des Attalos, ein Odeion der Ptolemaeer?), vor alien Antiochos
Epiphanes, welcher den T. des Zeus Olympics (§. 80. I, 4) gegen 01. 153
durch einen Romer Gossutius (G. I. 363. vgl. p. 433) Korinthisch umbauen
lasst; jedoch vollendete ihn erst Hadrian. Stuart III. ch. 2. vgl. Ersch
Encykl. Attika S. 233. Spater erneuerte Ariobarzanes II. von Gappadocien
das 173, 3 von Aristion verbrannte Odeion des Perikles durch die Architekten
C. u. M. Stallius u. Menalippos. G. I. 357. Noch gehSrt das achteckige
horologische Gebaude des Andronikos Kyrrhestes, mit eigenthumlichen
Korinthischen Saulen, in diese Zeit, Stuart I. ch. 3. Hirt S. 152. In Rom
hatte man eine Nachbildung davon, aber mit 12 Figuren der Winde.
S. Polenus Exercit. Vitruv. II, 2. p. 179. [Prachtige Gymnasien in Klein-
asien §. 292. A. 2.]
3. Bildende Kunst.
1 154. Im Anfange dieses Zeitraums, bis gegen Olymp.
120 und etwas weiter hinab, bluht, neben den nachsten
Schiilern des Praxiteles, besonders die Sikyonische Schule,
in welcher der Erzguss in alter Vollkommenheit und edlem
Styl geiibt wird, von Euthykrates sogar mit mehr Strenge
2 (austerius), als es der Geschmack der Zeit billigte. Hernach
verlor sich nach den geschichtlichen Nachrichten die Uebung
3 des Erzgusses (cessavit deinde ars); und obwohl in Klein-
asien eine Zeitlang noch sehr achtbare Bildner thatig waren,
kam der Erzguss und die Kunst uberhaupt doch sichtlich in
Abnahme, bis am Ende dieser Periode in A then durch
Studium der fruhern Werke eine Restauration der Kunst
bereitet wird, welche mit der Herrschaft des Griechischen
Geschmacks in Rom zusammenfallt.
Bildende Kunstler der Periode, deren Zeit bekannt ist: Aristodemos,
Erzg. 118. Eutych'ides von Sikyon, Lysipp's Schuler, Erzgiesser und
Maler 120. Dahippos und Beda, Lysipp's Sohne und Schuler, Euthy-
krates und Phonix, Lysipp's Sch. , Erzg. 120. Zeuxiades, Silanion's
Schuler, Erzgiesser 120 (vgl. Welcker im Kunstblatt 1827. N. 82).
[155] Bildende Kunst; Rhodische Ku-nstler. 159
Daetondas von Sikyon, Erzg. 120. Polyeuktos, Erzg. in'Athen, g; 120(?).
Chares von Lindos, Lysipp's Schiller, Erzg. 122—125. Praxiteles, der
jungere, Erzg. 123 (in Theophrast's Testament (?). Aetion (Eetion) von
Amphipolis, Bildschn. g. 124 (Theokr. Ep. 7. Kallimach. Ep. 25). Tisi-
krates von Sik., Euthykrates Sch., Bildh. 125. Piston, Erzg., Zeitgenoss
des Tisikrates (?). Kantharos von Sikyon, Eutychides Sch. , Bildh. 125.
Hermokles von Rhodes, Erzg. 125. Pyromachos, Erzg. u. Maler, 125
(120 nach Plin.) bis 135 (vgl. §. 157*). Xenokrates, Tisikrates (oder
Euthykrates) Sch., Erzg. 130. Isigonos, Stratonikos, Antiochos, Erzg. gegen
135 und spater. Mikon, Nikeratos Sohn, von Syrakus, Erzg. 142. Aegi-
netes, ein Plaste 144. Stadieus 150. Alexandros, des Konig Perseus Sohn,
Toreut 153 (Plutarch Paulus 37). Antheus, Kallistratos, Polykles, Athe-
naeos (?), Kallixenos, Pythokles, Pythias und Polykles Sohne, Timokles
und Timarchides (Paus. X, 34, 3. 4), Erzg., auch zum .Theil Bildh. 155.
Timarchides Sohne, Bildh. 158. s. §. 159. [Eine Reihe Rhodischer Erz-
giesser entdeckte L. Ross auf der Akropolis von Lindos, zum Theil aus
Soli, Kalymna u. a. Orten, Archimenidas , Epicharmos, Vater und Sohn,
Zenon, Mnasitimos, Peithandros, Protos, Pythokritos, Sosipatros, die er
sammtlich vor die Zeiten der Romischen Herrschaft^und zum grosseren
Theile selbst ziemlich weit zuriick in die Makedonischen setzt , N. Rhein.
Mus. IV. S. 161 f.]
155. Von der Lysippischen Schule zu Sikyon ging zu- l
nachst die Rhodische aus; Chares von Lindos, ein Schii-
ler des Lysippos, vetfertigte den grossten unter den hundert
Sonnencolossen zu Rhodos. Wie die Rhodische Beredsam- 2
keit prunkvoller als die Attische und dem Geiste der Asiati-
schen verwandter war: so ist glaublich, dass auch die bildende
Kunst in Rhodos durch das Streben nach glanzendem Effekt
sich von der Attischen unterschieden habe. Rhodos bliihte am 3
meisten von der Zeit der Belagerung durch Demetrios (119,
1) bis zur Verheerung durch Gassius (184, 2); in dieser
Zeit mag wohl auch die Insel am meisten Mittelpunkt der
Kunste gewesen sein.
1. Der Goloss war 70 Gr. Ellen hoch, in einzelnen Theilen gegossen,
angeblich aus dem 'Metall der Helepolis, von 122, 1 bis 125, 1 gearbeitet,
stand beim Hafen, aber nicht iiber dem Eingang, nur bis zu dem Erdbeben
139, 1. (So nach den Chronographen ; nach Polyb. V, 88 trifft aber das
Erdbeben vor 138, 2; dann muss auch die Verfertigung etwas fruher ge-
setzt Verden.) S. Plin. XXXIV, 7, 18. Phylon von Byzanz de VII. mundi
miraculis (offenbar ein spateres Werk ernes Rhetors) c. 4. p. 15 nebst
160 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [156]
Allatius und Orelli's Anm. p. 97— .109. Gaylus Mem. de 1'Ac. d. Inscr.
XXIV. p. 360. Von Hammer Topograph. Ansichten von Rhodos S. 64.
Ueber die andern Colosse Meurs. Rhod. I, 16. Lysipps Jupiter in Tarent,
40 Ellen hoch.
3. Der Rhodier Hermokles arbeitete die Erzstatue des Eunuchen
Kombabos; ob aber auch die vielen andern Statuen von Heroen und
Konigen in dem T. zu Hierapolis, bleibt ganzlich ungewiss.
1 156. Dieser Zeit gehort nun wahrscheinlich der Lao-
koon an: ein Wunder der Kunst in Betracht des feinen
und edlen Geschmacks in der Losung einer so schwierigen
Aufgabe, und der tiefen Wissenschaft in der Ausfiihrung,
aber deutlich auf glanzenden Effekt und Darlegung der Mei-
sterhaftigkeit berechnet, und, verglichen mit den Werken
friiherer Zeiten, von einem gewissen theatralischen Gharakter.
2 Zugleich erscheint in diesem Werke das Pathos so hoch ge-
gesteigert, als es nur immer der Sinn der antiken Welt und
das Wesen der bildenden Kunst zulasst, und viel hoher, als
es die Zeit des Phidias gestattet haben wurde
1. Plin. XXXVI, 4, 11: Laocoon, qui est in Titi Imp. domo, opus
omnibus et picturae et statuariae artis praeponendum (d. h. ein Rildbauer-
werk von einer Kiihnheit der Composition, wie sie der Erzguss und die
Malerei kaum erreichen). Ex-uno lapide eum et liberos draconumque
mirabiles nexus de consilii sententia fecere summi artifices, Agesander et
Polydorus et Athenodorus Rhodii (Athenodor war Agesander's Sohn, nach
einer Inschr.). Similiter (namlich auch de consilii sententia) Palatinas
Caess. domos etc. 1506 in der Gegend der Bader des Titus wiedergefunden;
aus 6 Steinen; der rechte Arm restaurirt nach Modellen von Giov. Agnolo.
Auch Einiges an den Sohnen ist neu. Race. 1. M. PioGl. II, 39. Piranesi
Statue. M. Franq. IV, 1. M. Bouill. II, 15. Eine pyramidale, nach einer
Verticalflache geordnete Gruppe. Die Nebenfiguren auch dem Maasse nach
subordinirt, wie bei der Niobe. Drei Akte desselben Trauerspiels ; im
Vater der mittelste, in welchem Energie und Pathos am hochsten. Antike
Kopfe des Laokoon, in der Sammlung des Herzogs von Aremberg, und
zu Bologna [in der Villa Litta zu Lainata bei Mailand]. Winckelm. W.
VI. I. S. 101 ff. vgl. II. S. 203 ff. Heyne Antiq. Aufs. II. S. 1. Lessing's
Laokoon. Propylaeen Bd. 1. St. 1. Thiersch Epochen S. 322. Der Kopf
des Herzogs von Aremberg in Bmssel in den Mon. d. Inst. II, 41 b. vgl.
Schorn Annali IX. p. 153 , fiber den in Mailand p. 160. [Jener ist nicht
antik, das akad. Kunstmus. zu Bonn 1841. S. 14; der von Winckelmann
angefiihrte Farnesische Kopf scheint den Kapaneus vorzustellen.]
{157, 157*] Rhodische Kunstler. 161
157. Auch scheint sich an die Rhodische Schule das 1
Werk Trallianischer Kiinstler, welches von Rhodos nach Rom
gebracht wurde, der Fames ische Stier, anzuschliessen,
welches zwar sinnlich imposant, aber ohne einen befriedigen-
den geistigen Inhalt ist. Die Darstellung der Scene war da- 2
mals in Kleinasien beliebt, und genau dieselbe, wie an dem
Tempel der Apollonis zu Kyzikos (§. 153), dessen Reliefs,
welche in zahlreichen, mythologischen und historischen Gruppen
Beispiele von Pietat der Sohne gegen ihre Mutter darstellten,
als ein schongedachtes und sinnreich erfundenes Werk der
Kunst gegen Ende dieser Periode zu bemerken sind.
1. Plin. XXXVI, 4, 10: Zethus et Amphion ac Dirce et taurus,
vinculumque, ex eodem lapide, Rhodo advecta opera Apollonii et Tau-
risci. Wahrscheinlich schon in Caracalla's Zeit, dann wieder in neuerer,
erganzt und mit ungehorigen Figuren (wie der Antiope) uberladen.
Piranesi Statue. Maffei Race. 48. Winckelm. W. VI, I. S. 128 ff.
(vgl. II. S. 233). VII. S. 190. Heyne Antiq. Aufs. II. S. 182. Fr. Paga-
nuzzi sopra la mole scultoria volg. den. il Toro Farnese. [Der Vf.
Annali XI. p. 287 — 92. Zwei Wandgemalde und andere Monumente bei
Avellino Descriz. di una casa di Pompei 1843. p. 40.]
2. Dieselbe Gruppe auf einer Miinze von Thyateira, Eckhel N.
anecd. tb. 15, 1; und wahrscheinlich auch in Antiochien, Malalas
p. 99. Ven. — Dieselbe beschreiben die Epigr. auf die Kyzikenischen
Reliefs Anthol. Pal. III. (aye xca ^x ravgoio xa-fraTrrtrs 8Ln^av.K
Q<PQK 8e(tK$ 6VQy rrjcSs HUTU gv).6%ov). Diese Reliefs (
deren Anbringung schwer zu bestimmen ist) stellten z. B. dar: Dionysos
die Semele zum Olymp fiihrend, Telephos die Auge auffindend, den Python
von Apoll und Artemis getodtet, bis auf die Katanaeischen Bruder, Kleobis
und Biton und Romulus und Remus herab. Ueber die Gegenstande vgl.
besonders Polyb. XXIII, 18. Sonst Visconti Iscr. Triopee p. 122, Jacobs
Exerc. crit. in scriptt. vet. II. p. 139. Animadv. ad Anth. Ill , III. p. 620.
[Hall. Litt. Zeit. 1836. Oct. S. 226 f. Letronne append, aux lettres d'un
antiqu. p. 85.]
157.* Friiher hatte in Pergamon Pyromachos den l
meisten Ruhm als Kunstler erworben, der Meister einer be-
ruhmten Statue des Asklepios in dem glanzenden Heiligthum
dieses Gottes bei Pergamon.' Er war der erste unter den 2
Kiinstlern, welche die Siege Attalos des I. und Eumenes
des II. iiber die Kelten durch Gruppen von Erzstatuen ver-
0. Muller's Arohaeologie. 4. Aufl.
162 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [157*]
herrlichten, denen einige beriihmte Statuen des Alterthums,
welche sich durch eine ergreifencle und riihrende Darstellung
3 auszeichnen, ihre erste Entstehung danken mogen. Gleich-
zeitig scheint in Ephesos, einer damals sehr reichen und
bliihenden Stadt, eine vorziigliche Kiinstlerschule gebliiht, und
ahnliche Kampfscenen dargestellt zu haben, wovon uns noch
ein vortreffliches, Lysippischer Vorbilder wiirdiges Werk er-
halten ist.
1. Von Pyromachos Pergamenischem Asklepios Polyb. XXXII,
25. Diodor Exc. p. 588 nebst Valesius und Wesseling. Man erkennt die
Figur ziemlich sicher als die gewohnliche Darstellung des Gottes auf zahl-
reichen Munzen von Pergamon wieder (Ghois. Gouff. Voy. pitt. II. pi. 5),
mil der am meisten die Statue Gal. di Fir. 27, und auch viele andere,
aber minder genau, stimmen. Vgl. §. 394.
2. Von diesen Kelten-Schlachten Plin. XXXIV, 19. Auch die
von Attalos nach Athen geweihte Kelten-Niederlage war eine Gruppe von
Statuen (Paus. I, 25, 2. vgl. mit Plut. Anton. 60). R. Rochette sur les
represent. d'Atlas p. 40 nimmt diese fur Reliefs und unterscheidet davon
die Statuengruppe bei Plutarch. Hierzu gehort erstens aller Wahrschein-
lichkeit nach der sterbende Fechter, der zwar an Ktesilaos vulneratus
deficiens (Plin. XXXIV, 19, 14) erinnert, aber durch Schnurrbart, Haar-
tracht, Halskette und Anderes sich deutlich als Kelten erweist. Nibby
Osserv. sopra la statua volg. app. il Gladiator moribundo. R. 1821, gestutzt
auf Propertius II, 31. Beschreibung der Palatinischen Elfenbein-Thuren,
brachte die Figur mit der Vernichtung der Gallier in Verbindung: aber
besser eignet sie sich noch zur Eckfigur einer der angefiihrten Schlacht-
scenen. S. R. Rochette im Bulletin universel, Set. VII. 1830. Aout. Welcker
Rhein. Mus. I. S. 529. [Das akad. Kunstmus. in Bonn. 2. Ausg. S. 80.
Nach Goettling Thusnelda und Thumelicus S. 16 f. ein Gladiator in der
Stellung, worin er gefallen.] Im M. Gap. Ill, 67. Piranesi Stat. 36.
Maffei Race. 65. M. Franq. II, 22. Ein ahnlicher Torso in Dresden n. 298.
Leplat pi. 79. Ferner auch nach der Vermuthung R. Rochette 's, die
Arria und Paetus genannte Gruppe der Villa Ludovisi, die einen Bar-
baren darstellt, der sein Weib und sich durch Mord der Gefangenschaft
entreisst. Piranesi 9. Maffei 60. 61. vgl. Heyne Vorlesungen S. 240.
3. Die drei Agasias von Ephesos (Agasias, Dositheos Sohn,
am Borgh. Fechter; Agasias, Menophilos S. , etwa um 100 v. Chr. G. I.
2285 b; und Agasias als Vater des Herakleides auf einer Statue im L. 411
noch ziemlich deutlich zu erkennen) weisen deutlich darauf hin^ dass der
Name Agasias entweder in einer Kimstlerfamilie von Ephesos gebrauchlich,
oder durch einen grossen Meister dort sehr beriihmt geworden war. Der
[158 (159)] Pergamenische, Ephesische Kiinstler. 163
Borghesische Fechter im L. 304 (nach einem Einfall Lessing's ein
Ghabrias, nach Mongez Mem. de 1'Inst. Nat. Litt. II. p. 43 [p. 423—69]
ein Athlet, nach Gibelin ebd. IV. p. 492 und Hirt ein Ballorischleuderer,
nach Qu. de Quincy Mem. de 1'Inst. Roy. IV. p. 165 ein Hoplitodrom) 1st
am wahrscheinlichsten ein Krieger, der mit Schild und Lanze einen Reiter
abwehrte, welchen Agasias wahrscheinlich aus einer grossern Schlachten-
gruppe nahm, um ihn mit besonderm Raffinement der Kunst auszufuhren.
Maffei Race. 76. Piranesi Stat. 13. M. Roy. I, 8. Clarac pi. 304. vgl.
§. 328, 4. Auch der sog. I as on (§. 412) mochte sich hier anschliessen.
158. (159.) In den Residenzstadten der Makedonischen 1
Herrscher wurden indess die Tempelstatuen mehr nach dem
Muster friiherer beriihmter Werke, als nach neuern Ideen
der Kiinstler verfertigt. Dagegen veranlasste die damals den 2
Kunstlern am haufigsten gestellte Aufgabe, die Herrscher durch
Bildnissstatuen zu verherrlichen, manche neue und geist-
reiche Produktionen, besonders da die Identificirung der Fiir-
sten mit bestimmten Gottheiten durch Korperbildung, Gostiim
und Attribute der kiinstlerischen Phantasie einen grossen Spiel-
raum gewahrte. In den ersten Geschlechtern nach Alexander 3
traten ohne Zweifel noch manche in Lysippos edlem und
grossartigem Style aufgefasste Werke der Art hervor; wie
bald aber die Portratdarstellungen der Seleukiden, Ptolemaeer
und der Konige Makedoniens zu gemeinen und unbedeuten-
den Bildungen herabsanken, sieht man aus den Miinzen dieser
Dynastien mit grosser Deutlichkeit. Dabei gebot die bis 4
zum Unsinn getriebene Schmeichelei oft die iibereilteste An-
fertigung ; ja man begniigte sich bei vorhandenen Statuen bios
die Kopfe oder die Inschriften zu vertauschen. Mit den Bild- 5
nissen der Herrscher wurden oft auch Statuen der Stadte-
gottinnen (Tv%cu nolswv) combinirt: eine Gattung von
Figuren, welche damals sehr beliebt wurden, und durch
Riicksicht auf Localitaten und Produkte auf eine interessante
Weise individualisirt werden konnten.
1. Der Daphnaeische Apollon des Bryaxis, ein colossaler Akrolith
(§. 84), war dem Palatinischen des Skopas sehr ahnlich, nur dass er mit
der R. aus einer Schale eine Libation ausgoss. Der Olympische Zeus,
den Antiochos IV. zu Daphne aufstellte, war in Stoff und Form ganz
eine Nachbildung des Phidiassischen. S. des Verf. Antiochenae dissert. I,
17, 24. Die Alexandrinische Hauptstatue des Serapis wird bei Klemens,
164 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [158 (159)]
Protr. p. 14 Sylb. (in sehr verwirrter Erzahlung), dem Bryaxis, von Jul.
Valerius I, 35 dem Architekten Parmenion zugeschrieben.
2. In dem Gottercostiim der Herrscher ist Alexander das Vorbild
der Makedonischen Dynastien ; dieser Herrscher erschien selbst in seiner
spatern Zeit theils mil den Gewandern und Hornern des Zeus Ammon
geschmiickt, theils mit Herakles Lowenhaut und Keule (Athen. XII. p. 537),
und wollte auch in jener Tracht von den Bildnern dargestellt sein (Kle-
mens Protr. 4. p. 16 Sylb. vgl. Paus. V, 24, 3). Daher ich nicht zweifle,
dass 1) der Kopf mit dem Ammonshorn und dem Diadem auf den
schonen Miinzen des Lysimachos, welcher auf spatern M. der Makedonischen
Nation aus der Romerzeit mit der Beischrift 'AlsgccvSpov vorkommt, und
2) der Kopf mit der Lowenhaut, mit mehr oder minder portratartigen
Ziigen, wahrend Alexanders Regierung auf den Miinzen vieler Stadte
Asiens und einiger Europa's, spater auf denen der Makedonischen Nation
mit derselben Beischrift, und eben so auf spatern Contorniaten (Eckhel
D. N. VIII. p. 289) abgebildet, den Alexander darstellen sollen. Eine
geistreiche Modification der letztern Vorstellung ist der Alex, mit der
Exuvie eines Elephanten auf einer M. Apollonia's in Karien und Ptol. des I.
(wie spater Demetrios von Indien). S. iiber diese Frage Eckhel D. N. II. p. 108
(mit ihm Arneth Wien. Jalirb. XL VII. S. 17-1 gegen den Alex, mit der
Lowenhaut), Visconti Iconogr. II. p. 43 (bedingt dafiir), Ghois. Gouff. Voy.
pitt. II. p. 41, Stieglitz Archaeol. Unterhalt. II. S. 107, besonders die neuern
Untersuchungen von Gadalvene Recueil des med. p. 107. 260 u. Cousinery
Voy. dans la Maced. I. p. 229. pi. 3—5. vgl. Mionnet Suppl. II. pi. &
III. pi. 10. D. A. K. Tf. 39. Nach Alexander wurde Demetrios Polior-
ketes, ein neuer Dionysos und Poseidon's Sohn, stierhornig und in der
Stellung des Meergottes gebildet (so in einer Herculanischen Bronze,
Visconti II. p. 58. pi. 40, 3. 4); eben so als TKVQOKSQGOS Seleukos I.
(Appian Syr. 57. Libanios T. I. p. 301. Reiske, auf Miinzen) und Attalos I.
(Paus. X, 15, 2); mit Bockshornern , wegen der Sagen von Karanos,
manche Makedonische Herrscher (Vise. II. p. 61. 69. 341); mit den Strahlen
des Helios besonders die Epiphanes benannten Fiirsten, aber auch andere
(Vise. II. p. 337). Lysimachos Bildung erschien ganz der des Herakles
gleich (Anthol. Pal. II. p. 654. Plan. IV, 100).
3. Ein Fragment einer Biiste von Demetrios Poliork. (dessen edles
und schones Ansehen nach Plut. Dem. 2 kein Kiinstler erreichen konnte)
in grossartigem Style im L. 680. Im Ganzen sind die Biisten der Nach-
folger Alexanders selten; der Name:Ptolemaeos wird oft mit Unrecht an-
gewandt; Visconti theilt nur zwei Herculanische Bronze-Busten Ptol. dem I.
und seiner Frau Berenike zu, pi. 52, 3. 4. 6. 7. Minder t zuverlassige
Biisten Antich. di Ercol. V. tv. 61 fif. M. Borb. VII, 12. Specimens of
anc. sculpt. II, 40. 41. Arsinoe. II, 39 Ptolemaeerin. Musa &ea Ovgaviu,
[159 (160)] Bildnissstatuen, Stadtefiguren. 165
Gattin Phraates IV, auf Miinzen , R. Rochette deux. Suppl. a la Notice
sur quelques med. Gr. de rois de la Bactriane et de 1'Inde p. 51 ss.
4. Die 360 (oder nach Dion Chrys. Or. 37. p. 122 gar 1500) Statuen
des Demetrios Phalereus sind bekannt. Das [i£Ta$Qv&tuit;£ iv (welches
in der Kaiserzeit selbst an Gemalden von Apelles geubt wurde, Plin. XXXV,
36, 16) und fiszayQacpsiv (Pausanias Aerger dariiber, 1, 2, 4. vgl.
Siebelis 18, 3. II, 9, 7. 17, 3) war in Athen wenigstens schon in Antonius
Zeit ublich (Plut. Anton. 60), besonders aber in Rhodos nach Dion Chrys.
Or. 31 ('Podtaxo's) p. 569 sqq. vgl. 37 (KoQiv&taxos) p. 121. R. Koehler,
Miinchn. Denkschr. VI. S. 207. Winckelm. W. VI, I. S. 285. Boettiger
Andeut. S. 212.
5. Die Tyche oder der weibliche Genius Antiochiens, von Euty-
chides gearbeitet, war eine reich beklei.dete Frau mit einer Mauerkrone,
in nachlassiger Stellung auf einem Felsen (clem Berge Silpion) sitzend,
Aehren, oder eine Palme in der R. haltend, vor cleren Fiissen sich in
Junglingsfigur der Fluss Orontes mit halbem Leibe emporhob. Urn sie
standen, sie kranzend, Seleukos und Antiochos; innerhalb eines viersauligen
offenen Tempelchens (rtTQctK^viov); Visconti PioGl. III. p. 72. tv. 46
[wovon eine kleinere Wiederholung im Vatican, eine in der Vigna Cam-
pana in Rom und eine Miniaturcopie in Bronze im Gollegium RomanumJ.
Diss. Antioch. I, 14. Nach dieser wurden sehr viele Stadtegottinnen Asiens
gebildet. — In dem Tychaeon von Alexandreia (wie es scheint) stand in
der Mitte die Gliicksgottin die Erde kranzend, diese den Alexander. Libanios
IV. p. 1113 Reiske. In dem von Ptol. IV. erbauten Homerstempel standen
um den Thron des Sangers seine angeblichen Vaterstadte [sieben an der
Zahl]. Aelian V. H. XIII, 21. vgl. §. 405.
159. (160.) Erstaunend viel wurde in denselben Resi- l
denzen in kunstreich getriebenen und ciselirten Gefassen
gearbeitet; Syrien, Kleinasien, auch Sicilien war voll sol-
cher Kunstschatze ; jedoch war die eigentliche Bluthe dieser
Kunst schon voriiber, als die Romer den Orient eroberten.
Wahrscheinlich gehoren dieser Periode, die in so vielen Dingen 2
nach dem Auffallenden strebte, auch die sog. Kleinkiinst-
ler ([*ixoQTe%voi) an, unter welchem Namen im Alterthum
immer die Toreuten Myrmekides von Athen, oder Milet,
und Kallikrates der Lakedaemonier (der alte Theodoros von
Samos nur aus Missverstand) angefuhrt werden.
1. Mentor zwar, der vortrefflichste caelator argenti
i, gehort der vorigen Periode (§. 124) an, und Boethos (wohl kein
166 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [160(158)]
Karchedonier, sondern Kalchedonier) [Wiener Jahrb. XXXIX, 149J scheint
sein Zeitgenoss; aber Akragas, Antipatros, Stratonikos, Tauriskos von
Kyzikos diirften in diese Periode gehoren. Antiochos IV. verkelirt viel
mit Toreuten. Athen. V. p. 193 d.
2. Die Hauptaufgabe ist immer ein Viergespann von Eisen (vgl.
§. 311, 5), das eine Fliege bedecken konnte. Die Elfenbeinarbeiten wurden
nur sichtbar, wenn man schwarze Borsten dran hielt. S. die Stellen bei
Facius ad Plutarchi Exc. p. 217. Osann ad Appulei. de orthogr. p. 77.
Boeckh C. I. I. p. 872 sq.
1 160. (158.) Dass bei alien Anstrengungen des Luxus
doch schon in der Zeit des Romerfeindes Philipp und An-
tiochos des Grossen die Kunst in der gesammten Griechisch
gebildeten Welt gesunken war, und von keinen grossen Ideen
bewegt auch in technischer Vollendung immer welter zuruck-
2 blieb, ist mit Sicherheit anzunehmen. Aber ein halbes Jahr-
hundert spater traten besonders in A t h e n Erzgiesser und zu-
gleich Bildhauer auf, die, wenn auch, nach Plinius, weit
unter den fruheren stehend, doch Vortreffliches leisteten, in-
dem sie sich mit richtigem Sinne und feinem Geschmack an
die grossen Muster aus der wahren Bliithezeit der Kunst an-
3 schlossen. An diese Wiederhersteller der Kunst reihte sich der
Athener Kleomenes an, der durch seine Aphrodite als ein
gliicklicher Fortbilder des von Praxiteles geschaffenen Ideals
4 hohe Bewunderung verdient; dessen Sohn Kleomenes, aus-
gezeichnet in weicher Behandlung des Marmors; auch wohl
in den folgenden Generationen die Athener Glykon (§. 129.
Anm. 2) und Apollonios , Nestor's Sohn (§. 411, 3),
5 welche sich besonders an Lysippische Vorbilder hielten.
Die Reliefs am Monumente des Kyrrhestes (§. 153), so vor-
trefflich sie in der plastischen Verkorperung der darin vor-
gestellten acht Hauptwinde sind (§. 401), zeigen in der Aus-
fuhrung eine weit rohere Technik, als diesen Wiederherstellern
der bildenden Kunst zugeschrieben werden kann.
2. Unter den Erzgiessern von 01. 155 stehen Polykles und Timokles ;
wahrscheinlich die durch Paus. X, 34. vgl. VI, 12 bekannte Attische
Kunstler-Familie : Polykles mit zwei Sohnen, Timokles und Timarchides.
Damals baute Metellus mit Griechischen Baumeistern (§-. 180) die grosse
Porticus mit den Tempeln des Jupiter und der Juno, und zog zu den
[160 (158)] Restauration der Kunst. 167
Sculpturwerken fur diese offenbar mehrere damals lebende (daher zum
Theil von Plinius in seinen aus Griechischen Quellen stammenden chrono-
logischen Listen nicht angefuhrte) Kunstler herbei; man kann aus Plin.
XXXVI, 4, 10 abnehmen, dass damals Polykles, Timarchides und dessen
Sohrie in Rom waren, wie auch Dionysios und Philiskos von Rhodes. In
Elatea war von Timokles und Timarchides ein bartiger Asklepios und erne
Athena Promachos, deren Schild dem der Parthenos in Athen nachgebildet
war. Vgl. Hirt Gesch. der bild. Kunst S. 295, wo fur die Geschichte der
Restauration der Kunst das Wesentlichste geleistet ist; nur bedarf
die Stelle des Plin. wohl nicht der verlangten Aenderung. [L. v. Jan. Jen.
Litt.-Zeit. 1838. S. 256—58.]
3. Kleomenes, Apollodoros Sohn, von Athen, der Meister der
Mediceischen Venus, ist wahrscheinlich auch der der Thespiaden, die im
Besitze des Asinius Pollio waren (von denen die Thespiaden beim T. der
Felicitas zu unterscheiden sind). Vgl. iiber ihn und seinen Sohn Visconti
Decade philos. et liter, an. X. n. 33. 34. Voelkel's Nachlass S. 139. Die
Me die eische Venus ist aus elf Stucken zusammengesetzt ; nur die Hande
und ein Theil der Arme fehlte. Die Ohren.trugen Schmuck, .die zierlich
geordneten Haare waren vergoldet. Sie ist aus der Knidischen Venus
hervorgegangen; nur bedurfte die Nacktheit jetzt keiner Motivirung durch das
Bad mehr (auch der Delphin ist nur Stiitze und deutet auf keine Meer-
fahrt); und das Gesicht hat die schmalern, feinern Form en der raffinirten
Kunst jener Zeit. M. Franc^. II, 5. vgl. §. 377, 3.
4. Kleomenes, Kleomenes Sohn, ist nach der Inschrift Meister
der Statue im L. 712, gewohnlich Germanicus genannt, nach Glarac Marius
•Gratidianus (s. daruber Goett. G. A. 1823. S. 1325), nach Thiersch Idee
Quinctius Flaminin (dessen Gesicht auf einem wahrscheinlich in Griechen-
land geschlagenen Stater, bei Mionnet Suppl. III. p. 260. Visconti Iconogr.
Rom. pi. 42, 2, von dieser Statue sehr verschieden ist); auf jeden Fall ein
Romer oder Grieche spaterer Zeit, der durch das Costiim des Hermes und
durch die Geberde als Redner bezeichnet wird. Bei sehr vortrefflicher
Arbeit hat die Statue wenig Leben. Race. 69. M. FranQ. IV, 19. Clarac pi. 318.
5. Derselbe Apollonios [Nestor's Sohn], welcher auf dem Torso, soil
auch auf einer Statue des Asklepios zu Rom genannt sein. Spon Miscell.
erud. antiq. p. 122 [und ist genannt an einem Satyr, Winckelm. Vorrede
der Kunstgeschichte S. XIII (1809), erwahnt auch von Dati Vite de' pittori
p. 118]. In beiden Namen, Apollonios und Glykon, sind in die Cursiv-
schrift iibergehende Ziige (to) zu bemerken, die in Steinschriften nicht viel
vor Chr. Geb. aufkamen.
168 Griechische Kunstgesch. Per." IV. [161]
Stein- und Stempelschneidekunst.
1 161. Der Luxus in geschnittenen Stein en wird beson-
ders durch den Gebrauch noch erhoht, der aus dem Orient
stammte, und jetzt vorzuglich von dem Hofe der Seleukiden
unterhalten wurde, auch Becher, Krateren, Leuchter und
andre Arbeiten aus edlen Metallen mit Gemmen zu zieren.
2 Zu diesem und anderm Behufe, wo das Bild des Edelsteins
bios schmucken, und nicht als Siegel abgedriickt werden soil,
schneidet man die Gemmen erhaben, als Gameen, zu
denen gern mehrfarbige Onyxe genommen werden (§. 313).
3 In diese Glasse gehoren auch die in derselben Zeit aufkom-
menden, ganz aus edlen Steinen geschnittenen Becher und
4 Pateren (Onyxgefasse). In dieser Gattung werden in den
ersten Zeiten dieser Periode, in denen die Kunst noch von
einem hohern Geiste belebt war, wahre Wunder an Schon-
heit und. technischer Vollendung geschaffen.
1. In Alexanders Persischer Beute waren, nach Parmenion's Briefen
(Athen. XL p. 781), rnit Gemmen besetzte Becher (norriQice, AtfroxoAA^ra)
von 56 Babyl. Talenten, 34 Minen Gewicht. Theophrast's Bravazzo
(Char. 23) hat auch /U&oxd/Uqra norriQia von Alexanders Zuge heimge-
bracht, und halt darum die Kiinstler in Asien fur besser als die Euro-
paischen. Ueber den Seleucidischen Luxus darin Cic. Verr. IV, 27. 28.
Athen. V. p. 199 verglichen mit Virgil Aen. I, 729. Ein I/JVXTJ^ §KQ§KQI~
xog li&oxoMos mit anderm Silbergeschirr von Seleukos II. an das Didy-
maeon geschenkt, Corp. Inscr. n. 2852, 48.
3. Mithridat, dessen Reich der grosse Stapelplatz des Handels mit
Edelsteinen war, hatte nach Appian Mithr/115 zweitausend Becher von Onyx
mit goldenen Einfassungen. Bei Gic. Verr. IV, 27 vas vinarium ex una
gemma pergrandi, trull a excavata.
4. Das edelste Werk ist der Gameo-Gonzaga (jetzt im Besitze des
Russischen Kaisers) mit den Kopfen Ptol. des II. und der ersten Arsinoe
(nach Vise.), fast V3 Fuss lang, im schonsten und geistreichsten Styl.
Visconti Iconogr. pi. 53. Eine treffliche Arbeit, wenn auch minder gross-
artig, ist der Wiener mit den Kopfen desselben Ptol. und der zweiten
Arsinoe. Eckhel Choix des pierres grav. pi. 10. Derselbe Ptol. ist auf eine
geistreiche Weise costumirt in einem Bruchstiicke zu Berlin zu sehen. Beger
Thes. Brand, p. 202. Schoner Cameo mit den Kopfen Demetrios I. und der
Laodike von Syrien, bei Visconti pi. 46. Auch der Cameo bei Millin M. I, II.
pi. 15. p. 117 gehort dieser Zeit. Vgl. die Beschreibung des sehr kiinstlich
[162J Geschnittene Steine und Munzen. 169
geschnittenen Achats, welchen Pyrrhos hatte, mil Apoll und den Musen,
bei Plin. XXXVII, 3. Nikomedes IV. von Bithynien. Impronte gemm. IV, 85.
102. In den Munzen thut sich deutlicher als anders- i
wo, und zugleich auf die sicherste und urkundlichste Weise,
das Sinken der Kunst in den Makedonischen Reichen kund.
In der ^ersten Halfte der Periode zeigen sie meist eine treff- 2
liche Zeichnung und Ausfiihrung, wie die von Alexander
selbst, Philipp Arrhidaeos, Antigonos und Demetrius Polior-
ketes, von Lysimachos, von Seleukos Nikator, Antiochos /
Soter und Theos, besonders die in Sicilien geschlagenen , in
zarter Behandlung unubertrefflichen, aber doch an Kraft und
Grossartigkeit fruhern Werken nachstehenden Munzen von
Agathokles, Hiketas und Pyrrhos. Viel geringer sind die 3
Makedonischen von Antigonos Gonatas, die Syrischen von
Antiochos III. an; auch die Sicilischen von Hieron II. und
seiner Familie (Philistis, Gelon und Hieronymos) stehen
den fruhern nach. Ebenso zeichnen sich unter den Munzen
der Ptolemaeer, welche indess im Allgemeinen nicht vorziig-
lich sind , doch die altern als die bessern aus. Unter den 4
Munzen aber, welche Griechische Staaten nach Alexanders
Zeiten geschlagen haben, wird man viele finden, die sich
durch leichte, effektvolle Behandlung auszeichnen, aber keine,
denen eigentliche Kunstvollendung nachzuruhmen ist.
2. 3. Mionnet's Abdriicke geben hinlangliche Beispiele; und die
von Alexander beginnende Sitte, Portrate der Fursten auf die Munzen zu
setzen, erleichtert die chronologische Anordnung sehr, wiewohl, besonders
bei den Ptolemaeern, wo bestimmte Beinamen fehlen, die Zutheilung der
Munzen an die Regenten, die sie schlagen liessen, ihre Schwierigkeiten
hat. Vaillant's Seleucidar. imperium u. Hist. Ptolemaeorum , Frohlich's
Ann. regum Syriae, P. van Damme Recueil de Med. des rois Grecs.
4. Besonders wichtige Classen fur die Kunstgescbichte bilden das
Achaeische Bundesgeld von 01. 133—158. (Cousinery Sur les monn. d'arg.
de la ligue Acheenne), die Kistophoren in dem vordern Kleinasien um
01. 130—140 geschlagen (Neumann N. V. II. p. 35. tb. 1), die grossen
Athenischen und Rhodischen Silbermunzen , welche man leicht von den
fruhern unterscheidet. Gavedoni Oss. sopra le antich. monete di Atene.
Modena 1836, Bullett. 1837. p. 142.
170 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [163]
4. Malerei.
163. Die Malerei wircl besonders im Anfange dieses
Zeitraums in den drei Schulen, welche in der vorigen Periode
bliihten, eifrig geiibt; doch reicht keiner der Nachfolger nur
von fern an den Ruhm der grossen Meister der zunachst
2 vorhergegangenen Zeit. In Sikyon, wo am meisten,Kunstler
vereinigt waren , wurden die Werke der fruhern un* Olymp.
3 134 mehr bewundert, als durch ahnliche vermehrt. Die
Richtungen, welche dieser Zeit eigenthumlich waren, brachten
bald Gemalde, welche einer niedrigen Sinnlichkeit dienten,
bald durch Lichteffekte anziehende Bilder, auch Caricaturen
4 und Travestirungen mythischer Gegenstande hervor. Das
Schnellmalen , welches besonders die Prachtaufzuge in den
Residenzen der Herrscher (§. 147) nothig machten, musste
5 manchen Kiinstler verderben. Auch kam in dieser Zeit wohl
die Rhyparographie (sogenannte Stillleben) auf, und
die Skenographie wurde auf die Verzierung der Pallaste
6 der Grossen verwandt (§. 209). Indem die Prachtliebe
der Grossen nun .auch von den Fussboden den Schmuck der
Malerei verlangte, entstand die Mosaik, welche sich schnell
entwickelte, und grosse Heldenkampfe, sehr belebte Schlacht-
7 scenen darzustellen unternahm. Die friiher so beliebte Be-
malung irdener Gefasse verliert sich im Laufe dieses
Zeitraums, friiher, so viel man bemerken kann, bei den
Griechen des Mutterlandes und der Colonien, als in manchen
nur oberflachlich hellenisirten Landschaften Unteritaliens,
wo diese Vasen als Luxusgegenstande langer in Schatzung
blieben, aber dadurch auch den Verfall der Zeichnung in
nachlassige Fabrikarbeit oder ein manierirtes und geputztes
Wesen recht deutlich vor Augen stellen.
1. Floruit circa Philippum et usque ad successores Alexandri pictura
praecipue, sed diversis virtutibus, Quintil. XII, 10. vgl. Plaut. Poenul. V,
4, 103. Namhafte Kiinstler: Antiphilos aus Aegypten, Ktesidemos
Schuler, 112—116 (daraus, dass er Alexander als Knaben malte, folgt
wohl nicht nothwendig, dass er ihn als Knaben gesehn). Aristeides, Arist.
von Theben Sohn und Schuler, g. 113. Ktesilochos, Apelles Bruder u.
Sch. [lonische Schule), 115. Aristeides, Nikomachos Bruder u. Sch. (Sikyon.
Schule), g. 116. Nikophanes u. Pausanias (Sikyon. Schule), gleichzeitig,
wie es scheint. Philoxenos von Eretria, und Korybas, Nikoiiachos Sch.
[163] Malerei. 171
(Sikyon. Schule), g. 116. Helena, Timon's Tochter, gleichzeitig. Aristokles,
Nikomachos S. u. Sch. (Sikyon. Schule), geg. 116. Omphalion, Nikas Sch.
(Attische Schule), g. 118. Nikeros u. Ariston, Aristeides von Thehen S.
u. Sch., 118. Antorides u. Euphranor, AristeidesjJ( Ariston sf?) Sch., 118.
Perseus, Apelles Sch. (lonische Schule), 118. Theodoros (Sillig C. A. p. 443)
118. Arkesilaos, Tisikrates S., geg. 119. Klesides 120 (?). Artemon
120 (V). Diogenes 120. Olhiades (Paus. I, 3, 4) 125. Mydon von Soli
[God. Bamberg. Monac. Milon], Sch. des Erzg. Pyromachos, 130. Nealkes
von Sikyon, 132. Leontiskos (Sikyon. Schule), g. 134. Timanthes, der
zweite, von Sikyon, 135 (wie es scheint). Erigonos, Nealkes Farbenreiber,
138. Anaxandra, Nealkes Tochter, 138 (Klem. Alex. Strom. IV. p. 523).
Pasias, Erigonos Schiller (Sikyon. Schule), 144. Herakleides, aus Makedonien,
Schiffsmaler, Enkaust, 150. Metrodoros, in Athen, Philosoph und Maler, 150.
2. Ueber die Sikyon. Schule besonders Plut. Arat 13. Das Ana-
kreontische Gedicht (28), wo die Malerei die Rhodische Kunst heisst, ge-
hort schon deswegen in die Zeit nach Protogenes.
3. Als noQvoyQucpoi nennt Ptolemon bei Athen. XIII. p. 567
den Aristeides (wahrscheinlich den von 01. 116) nebst Nikophanes und
Pausanias. Verwandt (wenn nicht einerlei) mit Nikophanes ist der
Ghaerephanes , der axoAa'tfrovg ofidiKs yvvaiKwv nQog avdyas malte,
Plut. de aud. poet. 3. Antiphilos feueranblasender Knabe, Plin.; derselbe
malt zuerst gryllos (§. 435). Von Ktesilochos ein gebarender Zeus, [in
Vasen Parodieen auf Herakles den Kerkopenbandiger (d'Hancarville III, 88.
Saint Non Voy. pitt. T. 2. p. 243), auf das Parisurtheil u. a.], fiber solche
parodische Mythenbehandlung s. Hirt Gesch. S. 265 unten §. 390, 6.
Galaton's speiender Homer war gewiss gegen die Alexandrinischen Dichter
gemeint.
4. Als Schnellmaler kommen schon Pausias (rjpsQrjoiog nival-),
Nikomachos, besonders aber Philoxenos (hie celeritatem praeceptoris secutus,
breviores etiamnum quasdam picturae vias et compendiarias invenit), spater
die Lala vor. An Antiphilos ruhmt die facilitas Quintil. XII, 10. Rathsel-
haft ist die Stelle Petron 2 : Pictura quoque non alium exitum fecit, post-
quam Aegyptiorum audacia tarn magnae artis compendiariam invenit.
5. Pyreicus (aus unbekannter Zeit) — tonstrinas sutrinasque pinxit
et asellos et obsonia ac similia: ob hoc cognominatus rhyparographos, in
iis consummatae voluptatis. Quippe eae pluris veniere quam maximae
multorum. Vgl. Philostratos I, 31. II, 26 (Xenia). Rhopographie da-
gegen, bei Gic. ad Att. XV, 16, bezeichnet die Darstellung beschrankter
Naturscenen: ein Stiickchen Wald, ein Bach, dgl. Welcker ad Philostr.
172 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [163]
p. 397. [Obsonia ac similia, Friichte und Blumen, §. 211. A. 1. 434. A. 2,
sind nicht schmutzig, selbst Buden, beladene Esel, das Genre uberhaupt
fasst der gesunde Sinn nicht von Seiten des etwa anklebenden Schmutzes
auf; der Name wiirde nicht geringschatzig, sondern ein ekler Scheltname,
er kann nicht ein Griechischer Kunstausdruck sein. Ausser Cicero bezeugt
das Etym. M. QoonoyQcccpovs , von Buschwerk, $cons$, vlrj. Der Beiname
des Pyreikos geht auf eine andre Art der Qconoygacpia, von QCOTIQ$, bunte
Waare, die das Handelsschiff bringt (Aeschyl. fr. Hect. Bekker. Anecd.
p. 61). Solcher econos stach in den Buden hervor, damit waren die Esel
beladen, auch Fische lassen sich darunter begreifen. Darauf bezieht sich
ein unklar gefasster Artikel bei Phot. Suid. und Zonaras und die Anspielung
des Leonidas Tar. Qcomxu y(pxtyafjt&tHx in witzigem Doppelsinn (Syll.
Epigr. Gr. p. 98). Hingegen beruht rhyparographus einzig auf der Stelle
des Plinius und auf Emendation darin, die auch von Passow und Pape
in ihren Worterbiichern verworfen wird. Die Erklarung Stillleben riigt,
wie djsr Vf. selbst anmerkte, A. W. Becker de com. Romanor. fab. p. 43.
Fruchtstiicke speciell heissen auch Xenia, Philostr. I, 31. "Vitruv
VI, 7, 4: ideo pictores ea quae mittebantur hospitibus picturis imitantes
Xenia appellaverunt , wodurch die zum Philostr. vermuthete Erklarung
bestatigt wird.]
6. Die ersten Mosaiken, die erwahnt werden, sind Sosos, des
Pergameners, Kehrichtzimmer (otxog atfapoorog aus Thonwurfeln , Plin.
XXXVI, 60; den darin angebrachten Kantharus mit den trinkenden und
sich sonnenden Tauben ahmt, doch nur unvollkommen, die Mosaik aus
der Villa Hadrian's, M. Gap. IV, 69, nach, [die sich in Neapel 1833 voll-
standiger wiederholt gefunden hat.] Dann die FussbSden rnehrerer Sale
in Hieron's grossem Schiffe (§. 152, 1) aus Stein-Mosaik, welche den ganzen
Mythos von Ilion darstellte, [woran 300 Arbeiter ein Jahr lang arbeiteten.
Hieron 01. 127, 3 — 148.] Unter den erhaltenen verdient dieser Periode
am meisten die am 24. Okt. 1831 zu Pompeji im Hause del Fauno aus-
gegrabene, aus Marmorstiickchen [wie spatere Untersuchung gezeigt hat,
aus Glas] bestehende [jetzt im Museum zu Neapel im Saal der Flora],
zugeeignet zu werden, welche zugleich von der lebhaften, beinahe
tumultuarischen , von Griechischem Geschrnacke merklich abweichenden,
Manier einen Begriff gibt, mit der Maler dieser Zeit Schlachtscenen auf-
fassten, unter denen Philoxenos eine Schlacht Alexanders mit Dareios,
Helena die Schlacht bei Issos malte. Die Mosaik stellt sicher eine
Alexandersschlacht dar, nach Quaranta's wahrscheinlichster Meinung die
von Issos (Curtius III, 27), die auch von Minutoli Notiz iiber den 1831
gefundenen Mosaik-Fussboden B. 1835, [von G. B. Baizini Due lettere,
Bergamo 1836, Heeren in den Goetting. Anz. 1837. N. 89, auch im Rhein.
Mus. IV. S. 506] angenommen wird, nach Avellino [und Janelli, Nuove
[164] Malerei. 173
rifless. sul gran mus. 1834] die am Granikos, nach Niccolini [und Roulez
Not. sur la mos. de Pompei 1836] die von Arbela, nach Hirt die mit den
Mardern wegen des Bukephalos. M. Borb. VIII. tv. 36—45. Kunstblatt
1832. N. 100. Schulzeitung 1832. N. 33. Berlin. Jahrb. 1832. II, 12.
[Des Vfs. D. A. K. I. Taf. 55. Zahn Ornam. Neue Folge Taf. 91—93.
Irrthum von Schreiber, die Marcellu&schlacht in Glastidium, Freiburg 1843. 4,
nicht wesentlich verbessert durch die Wendung, die ihm Bergk gibt Zeitschr.
f. A. W. 1844. N. 34 f.]
7. Wenn die durch Eleganz der Formen u. Zeichnung, schonen
Firniss und angenehme gelbrothe Far be ausgezeichneten Nolanischen
Vasen aus der Zeit des Philipp und Alexander sein mogen, wo die Nolaner
grosse Freunde alles Griechischen waren (Dionys. Hal. Exc. p. 2315.
Reiske): so werden dagegen die Vasen Apuliens (aus Barium, Rubi,
Canusium), meist grosse, schlanke Gefasse von gesuchten Formen und
manierirter Zeichnung, so wie die ahnlichen, welche im innern Lucanien
(Armento) gefunden werden, einer Periode angehoren, wo mit Griechischem
Luxus eine schon gesunkene Kunst sich zu den Sabellisch-Oskischen Volkern
den Weg bahnte (etwa in Pyrrhos Zeit). Die bald auf luxuriosen Lebens-
genuss, bald auf Bachus-Mysterien beziiglichen Gegenstande, die mit grosser
Willkiir und Regellosigkeit behandelt sind, deuten auf den Zustand Unter-
italiens vor dem SG. de Baccanalibus , 564 a. u. c. (vgl. Gerhard, Bullet,
d. Inst. 1832. p. 173). Grosse Vase von Ruvo mit einer Menge von
Vorstellungen, M. d. I. II, 30—32. E. Braun Annali VIII. p. 99. 'Eine
andre mit Reliefs an Hals und Henkeln, Malereien am Bauch, Hall.
L. Z. Intell. 1838. N. 91. Andre Apulische das. 1837. N. 30. Eben so
lasst sich der Verfall der Kunst in den Campanischen Vasen verfolgen,
vgl. §. 257 und uber die letzte 'Epoche der Vasenmalerei §. 177.
Pliinderungen und Verheerungen Griechenlands.
164. Die Wegnahme von Kunstwerken, welche als Raub i
von Heiligthumern schon in der mythologischen Zeit, als
eigentlicher Kunstraub in den Perserkriegen , als Werk der
Geldnoth besonders in dem Phokischen, [als Raub von Seiten
der Tyrannen hier und da] vorkommt, wurde nun durch die
Romer zu einem regelmassigen Lohn, welchen sie sich selbst
fur ihre Siege nahmen. Indessen waren ihnen darin manche 2
unter den fruhern Makedonischen Fiirsten vorausgegangen,
die ihre Residenzen schwerlich Alle durch Kauf geschmuckt
hatten; auch waren manche Denkmaler aus Tyrannenhass
(wie von Arat), zahlreiche Heiligthiimer besonders von den
Aetolern aus Brutalitat zefstort worden.
174 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [165]
1. Hierher gehoren die Palladienraube u. dergl., so wie die deorum
evocationes. In Sophokles Xoanephoren trugen die Gotter ihre Bilder
selbst aus Ilion. Aus Frommigkeit wurden auch spater noch ofter Bild-
saulen geraubt. S. die Beispiele bei Paus. VIII, 46. Gerhard's Prodromus
S. 142. Xerxes nahm den Apollo des Kanachos (§. 86) und die Attischen
Tyrannenmorder (§. 88). Dann die Einschmelzungen der Phokischen
Soldner-Hauptleute (oQftos 'EQtcpvlrjs; die goldnen Adler); und Dionysios
Tern pelberaubungen.
2. Die Aetoler verheeren im Bundesgenossenkriege, von 139, 4 an,
die T. von Dodona und Dion, des Poseidon auf Taenaron, der Artemis in
Lusoi , Hera bei Argos , Poseidon bei JVIantinea , das Pamboeotion , Polyb.
IV, 18. 62. 67. V, 9. 11. IX, 34. 35; Philippos II. dagegen zweimal
Thermon, Pol. V, 9. XI, 4 (2000 MgiavTes). Derselbe verheert g. 144
die Heiligthumer von Pergamon (Nikephorion), Pol. XVI, 1 ; spater pliindert
Prusias (156, 3) die Kunstschatze von Pergamon, dem Artemision von
Hiera-Kome, dem T. des Apollon Kynios bei Temnos. Pol. XXXII, 25.
1 165. Die Romischen Feldherrn rauben zuerst mit einer
gewissen Massigung, wie Marcellus von Syrakus und Fabius
Maximus von Tarent, bios aus der Absicht, ihre Triumphe
2 und die offentlichen Gebaude zu schmucken. Besonders
fullen die Triumphe iiber Philipp, Antiochus, die Aetoler,
die Gallier Asiens, Perseus, Pseudophilipp , am meisten
Korinths Eroberung, spater die Siege iiber Mithridat und
die Kleopatra die Romischen Hallen und Tempel mit den
3 mannigfachsten Arten der Kunstwerke. Von dem Achaei-
schen Kriege an werden die Romer Kunstliebhaber ; die Feld-
herrn rauben nun fur sich ; zugleich nothigt das Streben nach
Militarherrschaft, wie bei Sulla, zur Einschmelzung kostbarer
4 Stucke. Immer weniger wird auch eigentlicher Tempelraub,
den fruher das Collegium der Pontifices zu verhiiten beauf-
tragt wurde, gescheut; von den Weihgeschenken geht man zu
5 den Gultusbildern. Die Statthalter der Provinzen (Verres
ist Einer von Vielen), und nach ihnen die Kaiser vollenden
das Werk der erobernden Imperatoren; und eine ungefahre
Berechnung der geraubten Statuen und Bilder fuhrt bald in
die Hunderttausend.
1. Die Imperatoren. Von Marcellus (01. 142, 1) Massigung
Gic. Verr. IV, 3, 52. Von Fabius (142, 4) Livius XXVII, 16; dagegen
aber Strab. VI, p. 278. Plut. Fabius 22. Marcellus beschenkte auch
[165] Pliinderungen Griechenlands. 175
Griechische T. , wie Samothrake, Pint. Marc. 30. Von Capua's Kunst-
schatzen (01. 142, 2) Liv. XXVI, 34.
2. T. Quinctius Flamininus Triumph iiber Philipp III. 01. 146, 3,
fiihrt allerlei Kunstwerke aus den Stadten der Makedonischen Parthei auf.
L. Scipio Asiaticus iiber Antiochos III. 147, 4 (vasa caelata, triclinia aerata,
vestes Attalicae, s. besonders Plin. XXXIII, 53. XXXVII, 6. Liv. XXXIX, 6).
Fulvius Nobilior Triumph iiber die Aetoler und Ambrakia (285 Erzbilder,
230 marmorne, vgl. §. 144. 180) 148, 1. (Vorwiirfe wegen Beraubung der
Tempel Liv. XXXVIII, 44.) Gn. Manlius iiber die Asiatischen Gallier 148, 2
(auch besonders Gefasse, triclinia aerata, abaci Plin. XXXIV, 8 und
XXXVII, 6). L. Aemilius Paulus iiber Perseus, 153, 2 (250 Wagen voll
Kunstwerke). Q. Gaecilius Metellus Macedonicus iiber Pseudophilipp 158, 2,
besonders Statuen aus Dion. Zerstorung Korinths durch Mum-
mi us 158, 3. Ueber Mummius Roheit (doch ohne Bosartigkeit) Vellej.
I, 13. Dion Ghrys. Or. 37. p. 137 sq. Romische Soldaten spielen auf
Aristeides Dionysos und leidendem Herakles Wiirfel, Polyb. XL, 7. Von
nun an Geschmack fur signa Gorinthia und tabulae pictae in Rom , Plin.
XXXIII, 53. XXXVII, 6. Doch kommt nicht Alles nach Rom, Vieles nach
Pergamon ; Viel wird auch verschleudert. Audi andere Gegenden Griechen-
lands damals beraubt. Vgl. Petersen Einleitung S. 296. Zugleich Karthago
zerstort; wo ebenfalls Griechische, Sicilische Kunstwerke (Phalaris Stier,
Boeckh ad Find. Schol. p. 310, der grosse Apollon, Plut. Flaminin 1). -
Etwas spater, 161, 3, bringt Attalos des III. Vermachtniss besonders
Attalica aulaea, peripetasmata nach Rom. — Sulla erobert und pliindert
im Mithridatischen Kriege Athen (173, 2) und Boeotien, und lasst sich
die Tempelschatze von Olympia, Delphi, Epidauros -ausliefern. Das ganze
Heer raubte und stahl (vgl. Sallust Gatil. 11). Lucullus erwirbt, um
01. 177, viel Schones, aber meist fur sich. — Die Seerauber pliindern,
vor 178, 2 die T. des Apollon in Klaros, bei Milet, auf Aktion, Leukas,
des Poseidon auf dem Isthmos, Taenaron, Kalauria, der Hera in Samos,
Argos, bei Kroton, der Demeter zu Hermione, des Asklepios zu Epidauros,
der Kabiren zu Samothrake, bis Pompejus sie besiegt. Plut. Pompej. 24.
- Pompejus Triumph iiber Mithridat (179, 4) bringt besonders geschnittene
Steine (Mithridat's Daktyliothek), Bilder aus Gold, Perlen u. dgl. Kostbar-
keiten nach Rom ; victoria ilia Pompeii prirnum ad margaritas gemmasque
mores inclinavit. Plin. XXXVII, 6. Octavian schafft Kunstschatze aus
Alexandreia (187, 8), auch aus Griechenland, nach Rom.
5. Die Statthalter. Verres systematischer Kunstraub in Achaia,
Asia, besonders Sicilien (01. 177) von Statuen, Gemalden und vasis caelatis.
Fraguier sur la galerie de Verres, Mem. de 1'Ac. des Inscr. IX. Facius
Miscellen S. 150. vgl. §. 196, 2. — Plena domus tune omnis et ingens
176 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [165]
stabat acervus numorum, Spartana chlamys, conchylia Goa, et cum Parr-
hasii tabulis signisque Myronis Phidiacum vivebat ebur, nee non Polycleti
multus ubique labor : rarae sine Mentore mensae. Inde Dolabellae atque
hinc Antonius, inde sacrilegus Verres referebant navibus altis occulta spolia
et plures de pace triumphos, Juvenal VIII, 100. Cn. Dolabella, Cons. 671,
Proc. in Makedonien, und Gn. Dolabella, Praetor Giliciens (Verres sein
Quaestor), beide repetundarum belangt; Cn. Dolabella, Cicero's Eidam,
pliindert die Tempel Asiens Gic. Phil. XI, 2. Ein Proconsul plundert die
Athenische Poekile nach Synesios Ep. 135. p. 272. Petav. Boettiger
Archaeol. der Malerei. S. 280.
Die Kaiser. Besonders Caligula, Winckelm. W. VI, I. S. 235, Nero,
der die Siegerstatuen in Griechenland aus Eifersucht umstiirzte, von Delphi
500 Statuen, besonders fur das goldne Haus, holte, u. s. w. Winckelm.
S. 257. Von Athens Verlusten Leake Topogr. XLIV ff. Und doch zahlt
Mucianus (Vespasian's Freund) nach Plin. XXXIV, 17 noch 3000 Statuen
zu Rhodos; nicht weniger waren zu Delphi, zu Athen, zu Olympia. Vgl.
unten §. 252.
Im Allgemeinen : Voelkel fiber die Wegfuhrung der alten Kunstwerke
aus den eroberten Landern nach Rom 1798. Sickler's Gesch. der Weg-
nahme vorz. Kunstwerke aus den eroberten Landern in die Lander der
Sieger 1803 (minder genau).> Petersen Einleitung S. 20 ff. [R. Rochette
Peintures ant. inedites 1836.]
Episode.
Von der Griechischen Kunst bei den Italischen Volkern vor
01. 158, 3 (v. Chr. 146, a. u. 606 nach Caton. Aera).
1. Griechischer Urstamm.
166. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Be-
wohner des untern und mittlern Italiens im Ganzen den
Pelasgischen Griechen naher verwandt waren, als irgend einem
andern Indo-Germanischen Stamme. Daher auch die, nicht
bios aus aussern Bedingungen des Locals zu erklarende, auf-
fallende Aehnlichkeit der alien Stadtemauern in den ge-
birgigen Gegenden Mittelitaliens mit den altgriechischen; auch
sind wohl aus demselben Volker- und Cultur-Zusammen-
hange manche altere Bauanlagen in Italien und den benach-
barten Inseln, namentlich den Griechischen Thesauren ahnliche
Rundgebaude, abzuleiten.
1. Dariiber Niebuhr R8m. Gesch. I. S. 26 ff. (zw. AufL). Des Verf,
Etrusker I. S. 10 ff. Weitere Aufklarung iiber diesen Gegenstand hangt
ganz von den Untersuchungen iiber die Lateinische Sprache und die Um-
brischen und Oskischen Sprachreste ab. [Grotefend Rudim. 1. Umbricae
P. 1—8. 1836—39. 4. Rud. 1. Oscae 1839. 4. Th. Mommsen Oskische
Studien B. 1845. Nachtrage 1846.]
2. Die sog. Kyklo'pischen Mauern finden sich besonders gedrangt
in dem alien Lande der Aboriginer oder Casker, welches hernach die
Sabiner einnahmen (hier fand schon Varro die Stadte-Ruinen und alter-
tbiimlichen Graber sehr merkwiirdig, Dionys. I, 14), bei den benachbarten
Marsern, Hernikern (herna Felsen), im ostlichen und sudlichen Latium,
auch in Samnium. So in Lista, Batia, Trebula Suffena, Tiora; Alba
Fucentis, Atina ; Alatrium, Anagnia, Signia, Praeneste ; Sora, Norba, Cora,
Arpinum, Fundi, Circeji, An^ur; Bovianum, Calatia, Aesernia; vgl. §. 168.
Ziemlich alle aus Kalkstein, daher in der Nahe des Apennin, aber doch
O. Mullet's Archaeologie. 4. Aufl, 12
178 Griechische Kunst in Italien. [166]
keineswegs in ganz Italien, nur in dem Theile zwischen den Fliissen
Arnus und Vulturnus. Offenbar gehoren^ diese Anlagen einem altern
System an, und konnen auch in Signia und Norba schwerlich von
Romischen Colonien abgeleitet werden; wiewohl der Bau aus grossen
polygonen Massen sich bei Untermauerungen , namentlich von Strassen,
viel langer erhielt. Die Mauern sind fast alle in der zweiten Kyklop.
Weise (§. 46), die Thore pyramidalisch , mit einem ungeheuern Stein als
Oberschwelle, oder nach oben ganz convergirend. Hin und wieder finden
sich Spuren eingehauener , phallischer Figuren daran, wie zu Alatrium
und Arpinum. [Vgl. mit den Thoren bei Dionigi tv. 54 die zu Ghaeronea,
Thorikos, Missolongi, Daulis bei Dodwell Views pi. 16. 22. 27. 44 f. 28. 31.
Mehrere bei Abeken Mittelitalien Tf. 2.] Der Brief M. Aurel's an Fronto
(e cod. Vatic, ed. Mai. IV, 4) zeigt, wie voll diese Mauern von alterthum-
lichen Anlagen waren, in Anagnia kein Winkel ohne ein Heiligthum;
eben so hat man in Norba zahlreiche Substructionen alter Gebaude aus
Polygonen gefunden. M. I. d. Inst. tv. 1. 2. Ann. I. p. 60 f. Sonst,
ausser der zu §. 46 angefiihrten Litteratur: Marianna Dionigi Viaggi in
alcune citta del Lazio. R. 1809 f. Middleton Grecian remains in Italy.
L. 1812 f. Micali Ant. Monumenti tv. 13. Gerhard, Ann. d. Inst. I.
p. 36 f. III. p. 408. Memorie I. p. 67. Dodwell, Bull. d. Inst. 1830.
p. 251. 1831. p. 43. 213. Petit-Radel auch in den Ann. d. Inst. IV. p. 1
u. 233 ff. IV. p. 350. Memorie I. p. 55. Bunsen Carta del sito dei piu
antichi stabilimenti Italici nelF agro Reatino e le sue adjacenze, M. d. 1.
II, 1. Annali VI. p. 99—145. vgl. p. 35. [W. Abeken Mittelitalien vor
den Zeiten Romischer Herrschaft, nach s. Denkmalen dargestellt, mit
11 Taf. 1843, hist. Einleitung, Architektur S. 121, Plastik und Malerei
S. 263, Uebersicht der Kiinste in ihrer Technik und ihren Leistungen S. 355.]
3. In Norba theils viereckige, theils runde Kammern, mit zusammen-
tretenden Steinlagen statt einer Wolbung. Dasselbe System wird bei einer
alten Wasserleitung zu Tusculum wahrgenommen , Donaldson Antiq. of
Athens, Suppl. p. 31. pi. 2. [Ganina Tusculo tv. 14.] In Sardinien
gab es im Alterthum, in den sogen. lolaischen Orten (Paus. X, 17, 4),
angeblich Daedalische Bauwerke (Diod. IV, 30), darunter gewolbartige
Gebaude (&6loi) nach althellenischer Weise, Ps. Aristot. mirab. ausc. 104.
Diese sind wiederentdeckt in den sog. Nuraghen, meist symmetrischen
Gruppen konischer, aus horizontalen Lagen, von ziemlich rohen Steinen,
ohne Mortel, aufgeschichteter und nach Art der Thesauren gewolbter
Monumente. Petit-Radel's Werk daruber, citirt zu §. 46. Bull. 1833.
p. 121. Aehnlich den Talajots in Majorca und Minorca, Bull. 1834. p. 68.
Arch. Intell. 1834. St. (34) Phoenicisch? Micali Ant. Monum. tv. 71.
Hallische ALZ. 1833. Intell. p. 13 (101). Wahrscheinlich sind diese
indess erst aus der Etruskischen Zeit; vgl. des Verf. Etrusker II. S. 227
[167] Etrusker. 179
und §. 170, 3. In Sicilian das Kyklopische Bauwerk von Cefalu (Kepha-
loedion), s. besonders G. F. Nott, Ann. d. Inst. III. p. 270. M. I. tv. 28. 29.
(Daedalos 1st nach Griechischer Sage auch in Sicilien Architekt colossaler
Mauern, vgl. §. 50. 81, namentlich am Eryx, zu Kamikos , Diod. IV, 78.
vgl. Paus. VIII, 46, 2.) Einige Aehnlichkeit mit den Nuraghen scheint
die torre de' Giganti auf Gozzo (Gaulos) zu haben. Bull. 1833. p. 85.
Houel Voy. pitt. T. IV. pi. 249—251. Mazzera Temple antediluvien ;
Kunstblatt 1829. N. 7. Gpt. W. H. Smyth Notice of some remains at
Gozzo near Malta, Archaeologia Vol. XXII. p. 294. pi. 26—28. Giant
Tower. Vier Abtheilungen des Terrains durch Mauern, zwei runde Cellen
mit Terrassen und innern Einschliessungen. (Soil unzuverlassig sein.)
2. Etrusker.
167. Jedoch sehen wir das Streben nach Errichtung 1
machtiger und der Zeit trotzender Denkmaler, wie es in
altern Zeiten vorhanden gewesen sein muss, hernach bei den
Oskischen und Sabellischen Stammen (aus denen die Romer
selbst erwuchsen) verschwinden, und die einheimischen Volker
Mittel- und Unteritaliens verlieren fast alle Bedeutung fur
die Kunstgeschichte. Dagegen verbreiten sich in Norditalien 2
bis zur Tiber hinab die Etrusker oder Rasener, ein Stamm,
der dem Zeugnisse der Sprache nach ur sprung] ich dem Grie-
chischen sehr fremd war, aber dessenungeachtet mehr, als
irgend ein andrer ungriechischer in diesen fruhern Zeiten, von
Hellenischer Bildung und Kunst angenommen hat. Der 3
Hauptgrund lag wahrscheinlich in der Golonie der aus dem
siidlichen Lydien (Torrhebis) verdrangten Pelasger-Tyr-
rhener, welche sich besonders um Caere (Agylla) und Tar-
quinii (Tarchonion) festsetzte. Letztere Stadt behauptete eine
Zeitlang das Ansehen eines Vorortes in dem Stadtebund
Etruriens, und blieb immer der Hauptausgangspunkt Grie-
chischer Gultur fur das uhrige Land. [Verbindung mit Ko-
rinth um 01. 30. §. 75.] Doch empfmgen die Etrusker auch 4
sehr viel Hellenisches durch den Verkehr mit den unter-
italischen Colonien, besonders als sie sich selbst in Vultur-
num (Capua) und Nola niedergelassen hatten ; so wie hernach
durch den Handel mit Phokaea und Korinth.
Ein Auszug der in des Verf. Etruskern, in der Einleitung, entwickelten
Ansichten. Bei Niebuhr sind diese Pelasger - Tyrrhener ureinwohnende
180 Griechische Kunst in Italian. [168]
Sikeler; bei Andern (wie bei Raoul-Rochette) die Etrusker iiberhaupt ein
Pelasgischer Stamm.
1 168. Die Etrusker erscheinen nun im Allgemeinen als
ein industrioses Volk (q>dore%vov e&vog), von einem kiih-
nen, grossartigen Unternehmungsgeiste , welcher durch ihre
priesterlich aristokratische Verfassung sehr begunstigt wurde.
2 Gewaltige Mauern, meist aus unregelrnassigen Quadern,
3 umgeben ihre Stadte (nicht bios die Akropolen); die Kunst,
durch Kanalbau und Seeableitungen Gegenden vor
Ueberschwemmungen zu sichern, wurde von ihnen sehr eifrig
4 betrieben. Tarquinische Fursten legten in Rom zur Ent-
sumpfung der niedrigen Gegend und Abfuhrung des Unraths
die G 1 o a k e n , besonders fur das Forum die Cloaca Maxima,
an: ungeheure Werke, bei denen, schon vor Demokrit (§. 107),
die Kunst des Wolbens durch den Keilschnitt auf eine vollig
5 zweckmassige und treffliche Weise angewandt worden ist. Die
Italische Hauseranlage, mit einem Hauptzimmer in der
Mitte , nach welchem der Tropfenfall des umliegenden Daches
gerichtet ist, ging auch von den Etruskern aus, oder erhielt
6 wenigstens durch sie eine feste Form. In den Anlagen
von Stadten und Lagern, wie in alien Abmarkungen,
zeigt sich ein durch die disciplina Etrusca befestigter Sinn
fur regelmassige und stets gleichbleibende Formen.
2. Anf Etruskische Weise ummauert sind Volaterrae (dessen Bogen-
thor indess als Romische Restauration nachgewiesen ist, Bull. d. Inst. 1831.
p. 51), Vetulonium, Rusellae, Faesulae, Populonia, Gortona, Perusia, Veji
(W. Gell Memorie d. Inst. I). Aus Polygonen bestehen die Mauern von
Saturnia (Aurinia), Gosa, Falerii (Winckelm. W. Bd. III. S. 167); so wie
die Umbrischen von Ameria, Spoletium und sonst. Micali tv. 2—12.
3. Die Kan ale des Padus leiteten ihn in die alten Lagunen von
Adria, die Septem maria, ab. Aehnliche gab es an den Mundungen des
Arnus. Etrusker I. S. 213. 224. Der Emissar des Albanisclien See's,
durch einen Etruskischen Haruspex veranlasst, wohl auch geleitet, war
durch hartes vulcanisches Gestein gebrochen, 7500 F. lang, 7 hoch, 5 breit.
Sickler, Almanach aus Rom I. S. 1 3. Tf. 2. Hirt Gesch. der Baukunst II.
S. 105 ff. Niebuhr R. G. II. S. 570. Ueber ahnliche in Siidetrurien
Niebuhr I. S. 136.
4. Zur Beseitigung der Zweifel von Hirt an dem Alter der Cloaca,
[169] Etruskische Baukunst. 181
Gesch. I. S. 242. vgl. Bunsen Beschreibung der Stadt Rom I. S. 151.
Ann. d. Inst. I. p. 44, iibereinstimmend mit Piranesi Magnificenza de'
Roman! t. 3.
5. Das cavaedium heisst mit einem Tuskischen Worte atrium;
dessen Mitte ist das impluvium und compluvium. Das einfachste Cavae-
diuin in Rom hiess Tuscanicum, dann tetrastylum, Cliorinlium. Varro de
L. L. V, 33. §. 161. Vitruv VI, 10. Diod. V, 40.
169. Der Tuscanische Tempelbau ging von dem l
Dorischen aus, jedoch nicht ohne bedeutende Abweichungen.
Die Saulen, mit Basen versehen, waren schlanker (14 mo-
duli nach Vitruv) und standen weiter auseinander (araeosty-
lum), indem sie nur ein holzernes Gebalk trugen, mit vor-
tretenden Balkenkopfen (mutuli) iiber dem Architrav, weit
vorspringendem Sims (grunda), und hohem Giebel. Der Plan 2
des Ternpels erhielt durch die Rucksicht auf den geweihten
Bezirk der Auspicien-Beobachtung das Augural -Templum,
Modificationen ; die Grundflache wurde einem Quadrat ahn.
licher, die Gella, oder mehrere Gellen, wurden in den Hinter-
theil (die postica) gebracht, Saulenreihen fullten die vordere
Halfte (antica), so dass die Hauptthiir gerade in die Mitte
des Gebaudes fiel. Nach dieser Regel war der Capitoli- 3
nische Tempel, mit drei Gellen, von den Tarquinischen
Fursten gebaut worden. Obgleich in der Ausfuhrung zierlich
und reich, hat diese Baukunst nie das Ernste und Maje-
statische der Dorischen erreicht, sondern immer etwas Breites
und Schwerfalliges gehabt. Reste derselben existiren nicht 4
mehr ; die Etruskischen Aschenkisten zeigen in den architekto-
nischen Verzierungen einen verdorbnen Griechischen Geschmack
spaterer Zeiten.
1. Vitruv III, 3, 5. Ueber die Tuscanische Saulenordnung Marquez
Ricerche dell' ordine Dorico p. 109 sqq. Stieglitz Archaeol. der Baukunst
II, I. S. 14. Hirt Gesch. I. S. 251 ff. Klenze Versuch der Wiederher-
stellung des Toscanischen Tempels. Munchen 1821. Inghirami Mon.
Etr. IV. p. 1. tv. 5. 6. [Memorie per le belle arti T. 3. p. CGLXX.]
Erhalten ist davon nichts als etwa zwei Saulenstiicke in Volci und Bo-
marzo M. I. d. Inst. tv. 41 , 2 c. Ann. IV. p. 269. Ueber die. mutuli
besonders die Puteolanische Inschrift Piranesi Magnific. tv. 37. Scheppig
iiber Capitaler von besonderer Form in Volci, Toscanella u. s. w. Annali
d. Inst. VII. p. 187. Monum. II, 20.
182 Griechische Kunst in Italian. [170]
2. Vgl. hierzu des Verf. Etrusker II. S. 132 ff. und Tf. 1.
3. Der Gapitolin. T., gross 207 1/2 X 192V2 F., enthielt drei Cellen,
des Jupiter, der Juno und Minerva; der vordere Raum heisst ante cellas.
Vovirt und gebaut etwa von 150 Roms an; dedicirt 245. Stieglitz Archaeol.
der Baukunst II, I. S. 16. Hirt Abh. der Berl. Akad. 1813. Gesch. I.
S. 245. Tf. 8, 1. Vgl. Etrusker II. S. 232. Die gewaltigen Substructionen
Piranesi Magnific. tv. 1. Derselbe Styl zeigt sich auch in der Mauer des
Peribolos des Jupiter Latiaris auf dem Albanischen Berge.
1 170. Auch in den Ge baud en fur Spiele fmden
wir Griechische Grundformen, wie die Spiele selbst zum
2 grossen Theile Griechi§ch waren. Die Grabmaler, auf
welche die Etrusker mehr Aufmerksamkeit verwandten als die
altern Griechen, sind grossten theils Excavationen im Gestein
des Bodens, deren Anlage durch die Beschaffenheit des Bo-
dens bestimmt wird, unterirdisch, wo Ebenen sich ausbreiten,
uber der Flache des Bodens, wo Felswande sich darbieten.
Ueber den excavirten Grabkammern erheben sich haufig
Hugel, welche mitunter untermauert, und in grossen Dimen-
sionen aufgefuhrt, an die Monumente Lydischer Herrscher
3 erinnern (§. 241*). Bei den ganz gemauerten Denkmalern
war die Form konischer Thurme beliebt, welche Theils Grab-
kammern enthielten (wie die Sardinischen Nuraghen), theils
nur zur Zierde auf einen viereckigen Unterbau gestellt waren ;
die letztere Form erscheint in den Sagen von Porsena's
Mausoleum auf eine ganz phantastische Weise ausgebildet.
1. Die Circi (in Rom unter Tarquin I.) entsprechen den Jlippo-
dromen. Theater-Ruinen in Faesulae, Adria am Po, Arretium, Falerii
(Bull. d. Inst. 1829. p. 72). Amphitheater, fur Gladiatoren, vielleicht
Tuskischen Ursprungs; mehrere Rumen. Ein Etr. Brunnen in Fiesole
entdeckt, Ann. VII. p. 8.
2. a. Unterirdische Graber, im Tuf unter Ebenen, mit herabfuhren-
den Treppen oder Gangen und einem Vestibul ; oft aus mehrern symmetrisch
gestellten Kammern bestehend; bisweilen stutzende Pfeiler darin stehen
gelassen ; die Decke horizontal, aber auch giebelformig ansteigend. So die
Graber von Volci (s. besonders Fossati Ann. d. Inst. I. p. 120. Lenoir
und Knapp IV. p. 254 ff. M. I. tv. 40. 41), ahnliche in Glusium, Vola-
terrae und sonst. Gori M. Etr. III. cl. 2. tb. 6 ff. b. Unterirdische Graber
im Tuf und Tumuli daruber; mit horizontalen Gangen, aber auch Treppen
meist einzelne kleine Karnmern, sonst ahnlich wie nach der ersten Art.
So die meisten von Tarquinii, in denen die Leichen auf Steinbetten
[170] Etruskische Grabanlagen. 183
•
liegend gefunden werden (s. G. Avvolta Ann. d. Inst. I. p. 91. tv. B.
Lenoir und Knapp a. 0. Inghirami tv. 22. Micali tv. 64. Millingen
Transact, of the R. Society of Literal. II, I. p. 77). c. Grabkammern,
fiber denen kiinstlich ummauerte Hugel, mit thurmartigem Gemauer darin
emporsteigen , wie die sogen. Gocumella bei Volci, deren Durchmesser
iiber 200 F. 1st (Micali tv. 62, 1). Aehnliche aufgemauerte Hiigel bei
Tarquinii und Viterbo. d. In senkrechte Felswande eingehauene Kammern,
mit einfachem, oder verziertem Eingange zu dem Innern, bei Tuscania,
oder Toscanella (Micali tv. 63) und Bomarzo (Ann. d. Inst IV. p. 267.
281. 284). e. In eben solche Felswande eingehauene Kammern mit
Faqaden iiber dem mehr versteckt liegenden Eingange, welche theils blosse
Thiirverzierungen darstellen, wie in dem Tarquinischen Orte Axia, theils
Dorische Tempel-Frontons , in Etruskischem Geschmacke verschnorkelt,
wie in Orchia. Orioli, Opuscoli Lett.'di Bologna I. p. 36. II. p. 261. 309.
[Ders. Ann. V. p. 18—56 zu Mon. d. I. I, 48 u. 60, Graber Norchia und
Gastel d'Asso, Gastellaccio.] Bei Inghir. IV. p. 149. 176. Ann. d. Inst. V.
p. 18. vgl. Ann. IV. p. 289. M. I. tv. 48.
3. [Fr. Orioli dei sepolcrali edifizi dell' Etr. media e in generale
dell' archit. Tuscanica, Poligrafia Fiesol. 1826. 4.] Aufgemauerte Grab-
kammerri, z. B. bei Gortona (sog. Grotte des Pythagoras), bisweilen auch
gewolbt, Gori M. Etr. III. cl. 2. tb. 1. 2. p. 74. Inghirami IV. tv. 11.
Graber bei Gervetri (Caere) M. d. I. II, 19. Ann. VII. p. 177. Vgl. Hall.
A. L. Z. 1834. Int. Bl. N. 38. 1836. Int. Bl. N. 6. Graber in Caere mit
Spitzbogen, das. 1836. N. (30). Bull. 1836. p. 56. [Heideloff iiber die Spitz-
bogen der Alten 1843. 4. vgl. Edinb. Rev. GLVI. p. 449. P. E. Visconti Mon.
sepolcrali di Ceri, R. 1836 f. Ganina Descriz. di Cere ant. R. 1838 f. vgl.
.Bull. 1838. p. 169. Kunstbl. 1839. N. 40. Das grosse und besonders
reiche Grab Mus. Gregor. II. tv. 107. Graber von Caere und Monterone
jV^icali M. I. 1844. tv. 55 — 57. p. 355.] Ein Grab bei Perugia, publicirt
von Speroni, Bull. 1834. p. 191. Vermiglioli il sep. de' Volumni scop,
in Perugia nel 1840. Perugia 1840. 4, sehr ausgezeichnet. Cavedoni
Osserv. sopra un sepolcreto Etrusco nella collina Modenese; Mod. 1842. 8.
vgl. Bull. 1841. p. 75. Grabmonumente zu Sovana M. d. I. Ill, 55—57.
Ann. XV. p. 223. 233. vgl. Bull. 1843. p. 155.] Den Nuraghen ahnliche
Grabmaler von konischer Form bei Volaterrae, Inghirami Ann. d. Inst. IV.
p. 20. tv. A. Konische Spitzsaulen auf einem cubischen Unterbau an dem
sogen. Grabmal der Horatier bei Albano, Bartoli Sepolcri ant. tv. 2.
Inghir. VI. tv. F6, und auf Etruskischen Urnen (bei der decursio funebris)
R. Rochette M. I. I. pi. 21. 2. Ueber Porsena's Grabmal Plin. XXXVI, 19, 4,
altere Abhandlungen von Gortenovis, Tramontani, Orsini, neuere von Qu.
de Quincy Mon. restitues I. p. 125, Due de Luynes Ann. d. Inst. I. p. 304
(M. I. tv. 13), Letronne ebd. p. 386. [E. Braun il laberinto di Porsenna
184 Griechische Kunst in Italien. [171]
comparato coi sep. di Poggio-Gojella ultimamente dissotterrati nel agro
Glusino, R. 1840 f. Vgl. Bull. 1840. p. 147. 1841. p. 6.]
1 171. Unter den Zweigen der bildenden Kunst
bliihte in Etrurien besonders die Arbeit von F i c t i 1 i e n.
2 Gefasse aus Thon wurden in Etruskischen Stadten in sehr
verschiedner Art, zum Theil mehr nach Griechischer, zum
Theil nach abweichenden, einheimischen Manieren, verfertigt;
bei den letztern ist uberall die Vorliebe fur plastische Ziera-
3 then bemerkbar. Eben so war en Tempelzierden (antefixa),
Reliefs oder Statuen in den Giebelfeldern , Statuen auf den
Akroterien und in den Tempeln aus Thon in Italien gebrauch-
lich; wo von das thonerne Viergespann iiber, und der an
Festen bemennigte Jupiter von Thon in dem Gapitolinischen
Tempel Beispiele sind. Jenes war in Veji, dieser von einem
Volsker, Turrianus von Fregellae, gearbeitet.
1. Elaborata haec ars Italiae et maxime Etruriae, Plin. N. H. XXXV, 45.
2. Tuscum fictile, catinum, bei Persius und Juvenal. Man uriter-
scheidet folgende Hauptclassen : 1. Auf Griechische Weise fabricirte und
bemalte Gefasse, s. §. 177. 2. Schwarzliche , meisl ungebrannte, Vasen,
von schwerfalliger, auch kanobusartiger Form, theils mit einzelnen Relief-
figuren an Fiissen und Henkeln, theils mit umlaufenden Reihen stumpf
eingedruckter Figiirchen von Menschen, Thieren, Ungeheuern: eine alter-
thiimliche Arabeske, wo bei auch orientalische Gompositionen (§. 178), und
mitunter Griechische Mythen, namentlich der von den Gorgonen, benutzt
sind; besonders in Glusium einheimisch. Dorow Notizie int. alcuni vasi
Etruschi, in den Memorie Rom. IV. p. 135 und zu Pesaro 1828. Voy.
archeologique dans Fane. Etrurie. P. 1829. p. 31 f. Bull. d. Inst. 1830;
p. 63. Micali tv. 14—27. [Mon. ined. 1844. tv. 27—34.] M. Etrusco
Ghiusino. F. 1830 ff. (vgl. Bull. d. Inst. 1830. p. 37. 1831. p. 52. 1832.
p. 142). Ueber die Schwarzung der Gefasse in Chiusi Bullett. 1837. p. 28.
[Ausser in Ghiusi sind deren besonders viele im Museum zu Florenz.]
3. Glanzend schwarze Gefasse, mit Zierathen in Relief von schoner
Griechischer Zeichnung, bei Volaterrae gefunden. 4. Arretinische
Gefasse, noch in der Kaiserzeit gearbeitet, corallenroth, mit Zierathen und
-Figuren in Relief. Plinius, Martial, Isidor. Inghir. V. tv. 1. Ausgrabungen Bull.
1834. p. 102. 1837. p. 105. Bruchstucke von Modenesischen Gefassen Bull.
[172] Etruskische Plastik. 185
1837. p. 10. [A. Fahbroni Storia degli ant." V. fitt. Aretini cong. tav.
Arezzo 1841. 8.]
3. Die Belege, Etrusker II. S. 246. Die Existenz und Heimat des
Turrianus hangt freilich sehr von einzelnen Handschriften des Plinius ab.
[Der Gegensatz von Veji und den Volskern 1st nach den nicht interpolirten
Handschriften nicht begrundet, L. v. Jan Jen. Litt. Zeit. 1838. S. 258.]
Aus dem Volsker-Lande stammen indess auch die sehr alterthumlichen
gemalten Reliefs: Bassirilievi Volski in terra cotta dipinti a vari colori
trovati nella citta di Velletri da M. Garloni (Text von Bechetti). R. 1785.
M. Borb. X, 9—12. Inghir. VI. tv. T 4. X 4. vgl. Micali tv. 61. Sie
stellen Scenen aus dem Leben, meist Agonen, dar. Sonst ist nicht viel
von diesem Kunstzweige, als Aschenkisten (von Glusium) iibrig, wo von
§. 174. Vgl. Gerhard, Hyperb. Rom. Studien S. 206.
172. An die Plastik im ursprunglichsten Sinne schliesst i
sich auch bei den Tuskern der Erzguss an. Erzbilder
waren in Etrurien sehr zahlreich; Volsinii hatte deren im J. 2
der St. 487 gegen zweitausend; vergoldete Bronzestatuen
schmuckten auch die Giebel; es gab Golosse und Statuetten,
von welchen letztern sich noch am meisten erhalten hat. Nur 3
ist es oft schwer, das acht-Etruskische unter der Masse
spaterer Romischer Arbeiten herauszuscheiden.
2. Metrodor bei Plin. XXXIV, 16. Vitruv. Ill, 2. Tuscanicus Apollo
L pedum a pollice, dubium aere mirabilior, an pulcritudine, Plin. XXXIV
18. Tyrrhena sigilla Horaz.
3. Beriihmte Werke sind: a. die Ghimaera von Arretium in Florenz
(sehr kraftig und lebensvoll), Dempster Etr. Reg. I. tb. 22. Inghir. III. t. 21.
Micali Mon. tv. 42, 2. b. die Wolfm auf dem Capitol, wahrscheinlich die
von Dionys. I, 79 u. Liv. X, 23 erwahnte, welche, im J. der Stadt 458
geweiht, am Ruminalischen Feigenbaum stand, von steifer Zeichnung der
Haare, aber kraftigem Ausdruck; Winckelm. W. VII. Tf. 3 c. Micali tv. 42, 1.
[Urlichs de lupa aenea im N. Rhein. Mus. IV. p. 519. L. Byron Child
Harold zu IV, 25.] c. der Aule Meteli, genannt Arringatore oder Haruspex,
in Florenz, ein sorgfaltig, aber ohne sonderlichen Geist behandeltes Portrat,
Dempster I. tb. 40. d. die Minerva von Arezzo in Florenz, eine anmuthige
Gestalt der schon verweichlichten Kunst, Gori M. Flor. III. tb. 7. M. Etr.
T. I. tb. 28. e. der Apollon in altgriechischer Bildung mit Etrusk. Hals-
kette und Beschuhung, M. Etr. I. tb. 32. Einer in Paris, Journ. des Sav.
1834. p. 285. f. der stehende Knabe mit der Gans, eine Figur von an-
muthigem naivem Charakter, im Mus. von Leyden, Micali tv. 43. g. Der
186 Griechische Kunst in Italien. [173]
Mars von Lodi, Bull. 1837. p. 26. Int. Bl. der A. L. Z. 1836. N. 6.
Kunstbl. 1838. N. 65; ein unbekannter Kampfer ganz ahnlich in England,
Specimens of anc. sculpt. II, 4 [und im Mus. zu Florenz, Micali Mon. 1833.
tv. 39. Abbildung des Kriegers von Todi Mus. Ghiaram. II. tv. B. M.
Gregor. I. tv. 44. 45]. Vgl. noch ausser, Gori M. Etr. I., Micali tv. 29-
32—39. 42—44, namentlich 32, 2. 6 u. 33 als Beispiele der unformlichen,
bizarren Art; 29, 2. 3 orientalisirende Fliigelfiguren (aus einem Grabe von
Perusia); 39, eine altgriechische Heldenfigur, aber mit Etruskischen
Besonderheiten im Costtim; 35, 14 (Hercules), 36, 5 (Pallas), 38, 1 (ein
Held) altgriechischen ahnlich, aber plumper und ungeschickter; 38, 5 als
Beispiel Etruskischer Uebertreibung im Gewaltsamen; 44, 1 der Knabe
von Tarquinii in einem spatern Style, doch noch barter als der oben f.
bezeichnete. Am meisten Bronzefiguren liefert Perugia , Gerhard, Hyperb.
Rom. Studien S. 202. Elf Figiirchen Mon. d. Inst. II, 29. Annali VIII.
p. 52. [Das alteste von Allem eine weibliche Biiste aus der sogenannten
grotta Egizia bei der Polledrara zu Vulci, in Brauns Besitz, Bull. 1844.
p. 106. Vgl. Micali Mon. ined. 1844. tv. 4—8 das. tv. 11—16. Erzfiguren
und Gerath aus Falterona im Jahr 1838., tv. 17—19 andre Erzfiguren und
Reliefe. Aus Vulci ist auch eine der schonsten Erzstatuen, Griechischer
Art aus der Kaiserzeit, irrthumlich nach einem zugleich gefundnen Helm,
da der Kopf angesetzt gewesen war und fehlte, fur Pallas Ergane ge-
nommen, in Munchen. Bull. 1835. p. 11. 120. 1836. p. 145. Kunstbl. 1838.
S. 78. 349. Ztschr. f. AW. 1839. S. 192. M. Chiaram. II. tv. A.]
! 173. Besonders geschatzt war ferner in Etrurien die
Arbeit des Toreuten (des ciseleur, graveur, orfevre), ja
Tyrrhenische aus Gold getriebne Schalen und allerlei Bronze-
arbeiten, wie Gandelaber, wurden selbst in Athen, und noch
in der Zeit der hochsten Kunstbildung gesucht; eben so
wurden silberne Becher, Throne von Elfenbein und edlem
Metall, wie die Gurulsessel, Bekleidungen von Prachtwagen
(currus triumphales , thensae) mit Erz, Silber, Gold, und
reich verzierte Waffenstucke in Menge und Vorzuglichkeit ver-
2 fertigt. Auch hat sich in Grabern noch manche getriebene
Arbeit, welche zur Zierde solcher Gerathe diente, von alter-
3 thumlich zierlicher und sorgfaltiger Behandlung erhalten. In
diese Classe gehoren auch die auf der Riickseite gravirten
Bronze-Spiegel (ehemals Pateren genannt), nebst den
sogenannten mystischen Gist en, welche letztern zwar
aus Latium stammen, aber aus einer Zeit, in der Etruskische
Kunstmanieren dort noch die herrschenden waren.
[173] Etruskische Toreutik. 187
1. Ueber Etruskische Gerathe aus Bronze und edlen Metallen Athen.
I, 28 b. XV, 700 c. und die Aufzahlung in des Verf. Etruskern II. S. 253.
Von den Triumphalwagen und Thensen I. S. 371. II. S. 199. Henkel
von einem Etruskischen Erzgerath in phantastischem Styl, Gerhard Ant.
Bildw. CI.
2. Eine Sammlung Tyrrhenischer Candelaber, welche eine kuhne
Erfindungsgabe, besonders in animalischen, auch monstrosen Verzierungen
zeigt, bei Micali tv. 40. Bei Perusia sind im J. 1812 in einem Grabe,
ausser verschiedenen runden Figuren, mehrere Bronzeplatten gefunden
worden, welche einen Wagen verzierten, und theils am Orte geblieben,
theils nach Munchen (n. 32—38) gekommen sind; sie stellen, in getriebenem
Relief mit gravirten Linien, und in rohem Tuskanischen Style, Ungeheuer,
Gorgonen, Monstra aus Fischen und Menschen oder Pferden, auch eine
Eberjagd vor. Vermiglioli Saggio di bronzi Etr. trovati nell' agro Perugino
1813. Inghir. III. tv. 18. 23 sqq. Ragion. 9. Micali tv. 28. [Ein Bronze-
wagen aus Vulci, sehr zusammengestuckelt und mit wenigen Fliigelgestalten,
als Belegstucken, die zwei Rader sehr gross, der Deichselkopf ein schoner
Widderkopf, bei dem Pr. von Mussignano in Rom. Schoner Dreifuss von
Vulci, M. d. I. Ill, 43. Ann. XIV. p. 62. Drei andre Mon. II, 42.
Annali IX. p. 161. Ein unvergleichlicher Gandelaber aus Vulci §. 63. A. 1.
Bronzegerath aller Art, auch mit Bildwerk, aus den Grabern von Caere.
Vulci, Bomarzo Mus. Gregor. I. tv. 1—21. 38—42. 46—75. II. tv. 101—106.
(Statuetten nur I, 43. II, 103. L. Grifi Monum. di Gere ant. R. 1841 f.
12 Kpft. hochst alterthumlich und zum Theil roh.] Aus Perugia stammen
auch drei andre Flatten, welche den Fuss eines Gandelabers bildeten, mit
Gotterfiguren in Relief (Juno Sospita, Hercules, Hebe?), in Munchen
(n. 47) u. Perugia Inghir. III. tv. 7. 8. Ragion. 3. Micali tv. 29. Ferner
die fragmentirten Bronzeplatten von ausgezeichneter Sorgfalt in der alter-
thumlichen Behandlung, welche einen Streitwagen, und, wie es scheint (?),
einen Amazonen-Kampf darstellen (Micali tv. 30), nebst andern interessanten
Stiicken ahnlicher Ail. Ueberdies getriebene Silberplatten, mit aufgenieteten
Zierden von Gold (also Werken der Empaestik, §. 59), welche eine Reiter-
schlacht und einen Kampf wilder Thiere vorstellen, jetzt im Brit. Museum.
Millingen Un. Mon. II, 14, Micali tv. 45. In einem Tarquinischen Grabe
sind 1829 elf Bronzeschilde gefunden worden, mit getriebenen Kopfen von
Lowen und Panthern, und Stieren mit Menschengesicht, in alterthumlicher
Arbeit; die Augen mit Emailfarben. Bull. d. Inst. 1829. p. 150. Micali
tv. 41, 1 — 3. Andre Schilde mit Streifen von Menschen- und Thierfiguren,
s. Ann. I. p. 97. Silbergefass von Glusium mit der Darstellung einer
Pompa im alten Styl, Dempster I. tb. 78. Inghir. III. tv. 19. 20. Ein
Etr. Spiegelhalter in arabeskenartiger Weise, Specimens II, 6. Goldfibuln
Micali tv. 45, 3. Gerhard Bull. 1830. p. 4—9. [Bins der merkwurdigsten
188 Griechische Kunst in Italien. [173]
Etr. Werke die grosse 1741 gefundrie Grahlampe (Av#i>og) aus der Nahe
von Grotona, aufgestellt im offentlichen Museum daselbst Bull. 1840. p. 164.
Mem. de I. Ill, 41. 42. Ann. XIV. p. 53. Micali M. I. 1844. tv. 9. 10
auf dern Boden eine Medusa, umher sechszehn Lichter und eben so viele
Figuren, Satyrn und Sirenen abwechselnd; das Gewicht 170 Toscanische
Pfunde.J
3. Von den sog. Pateren als mystischen Spiegeln handeln
am ausfuhrlichsten Inghir. II. p. 7 ff. R. Rochette M. I. p. 187; doch
ist immer der Gebrauch der Spiegel in Mysterien der Etrusker noch nicht
nachgewiesen ; der Verf. halt sie fur Spiegel (%cdxa SGOUTQU), vvelche unter
andern Gerathen und Schatzen des Lebens (ursQiafiara) den Todten mit
ins Grab gegeben wurden. Goett. G.A. 1828. S. 870. 1830. S. 953. [Niemand
zweifelt mehr, dass es Spiegel seien, und die Unterscheidung in hausliche
und mystische wird sich aueh nicht halten. Nur Micali T. 3. p. 84 s.
vertheidigte die Pateren und halt sie selbst in seinem neuesten Werk fest,
so wie es Thiersch Jahresberichte der k. Bayr. Akad. von 1829—31 VII.
S. 53 f. that. Spiegel erkannten L. Vescovali und Inghirami , und man
findet sie ahnlich oft abgebildet auf Vasen, z. B. mit Parisurtheilen , und
n Wandgemalden (Pitt. d'Ercol. Ill, 26). Zahn Neue Folge II, 10.] Auch
Spiegeldecken ahnlicher Art sind vorhanden (loyslov argoyyv^ov, Aristoph.
Nub. 751 loyiov Hesych.). Die Bilder der Riickseiten sind meist nur
Umrisslinien, selten in Relief, meist aus einem spatern, theils verweich-
lichten, theils caricirten Style; die Gegenstande mythologisch und zum
grossen Theil erotisch, oft aber auch nur als ein gleichgtiltiger Zierath
behandelt. Viele bei Lanzi Saggio II. p. 191. tv. 6 ff. Bianconi de pateris
antiquis. Bon. 1814. Borgia'sche, Townley'sche sind auf einzelnen Blattern
gestochen. Inghir. II. P. I. u. II. Micali tv. 36. 47. 49. 50. Das schonste
Stiick [von rein Griechischer Kunst] ist der in Volci gefundene Spiegel im
Besitze Gerhard's, wo in einer Zeichnung voll Seele und Anrnuth Dionysos
die aus der Unterwelt emporgefuhrte Semele in Gegenwart des Pythischen
Apollon umarmt. S. Gerhard Dionysos u. Semele. B. 1833. Ueber andre
s. §. 351, 3. 367, 3. 371, 2. 384, 2. 396, 2. 410, 4. 413, 2. 414, 2. 4. 415, 1.
430, 1 und sonst. [Gerhard Etr. Spiegel 1. 2. Th. Gotterbilder, 2. Th.
Heroenbilder 1843. 1845. 4. 240 Taf. E. Braun Tages u. des Hercules u.
der Minerva heilige Hochzeit. Munchen 1830. fol. vgl. N. Rhein. Mus. I.
S. 98. Mus. Gregor. I. tv. 22— 36] .
Diese Spiegel findet man in den Grabern bisweilen mit anderm
Schmuck- und Badegerath (wie man nach Plin. XXXVI, 27 specula et strigiles
in die Graber nahm) in runden Kastchen aus getriebner Bronze, die man
nun auch cistae mysticae nennt. S. besonders Lami sopra le ciste mistiche,
u. Inghir. II. p. 47. tv. 3. [Plautus Mostell. I, 3, 91 cum ornamentis arcula.]
Auf dem Deckel derselben stehen Figuren als Griff; Thierklauen bilden.
[174] Etruskische Toreutik. 189
die Fosse; gravirte Zeichnungen verzieren Gefass und Deckel. Die meisten
stammen von Praeneste, wo sie zum Theil als Weihgeschenke von Frauen
im Tempel der Fortuna aufbewahrt worden zu sein scheinen. Die be-
kanntesten sind: 1. Die mil schonen und interessanten Darstellungen aus
dern Argonauten-Mythos (Landung^in Bithynien, Amykos und Polydeukes)
geschmuckte , mil der Inschr. Novios Plautos med Romai fecid, Dindia
Macolnia filea dedit; wonach die Arbeit etwa um 500 a. u. zu setzen ist.
M. Kircheriani Aerea. I. Die Magulnii, Plautii sind Praenestiner, Grotefend
A.L.Z. 1834. N. 34. [Der Novios aber, der das Werk zu Rom ausfuhrte,
war ein Osker aus Capua, vgl. Mommsen Oskische Studien S. 72. Eine
Zeichnung in Gerhards Spiegeln I, 2. Eine des grossen Kiinstlers wiirdige
wird Pater Marchi herausgeben. Vgl. Heyne Ant. Aufs. I, 48. M. PioCl. I.
p. 81. Das Coll. Rom. besitzt zwei andre Werke von Oskischen Kiinstlern,
einen Jupiter mit C. POMPONIO QVIRINA (die Tribus) FEGID und eine
scheme Medusa mit G. OPIOS FEGID, Ein Oskischer Vasenmaler ist Pupidiis
Stenis, Bull. 1846. p. 98.] 2. Die 1826 gefundne, wo Giste, Deckel und
Spiegel mit Achilleus-Mythen geziert ist, bei R. Rochette M. I. pi. 202. p. 90.
Stackelberg, Kunstbl. 1827. St. 32. 33. [47. Gal. Omer. 167.] 3. Die 1786
gefundne im Brit. Mus. , mit dem Opfer der Polyxena und zugleich des
Astyanax, bei R. Rochette pi. 58. Dagegen Welcker im Rhein. Mus. III.
S. 605. [Gerhard Etr. Spiegel Tf. 15. 16, als Leichenopfer Achills fur
Patroklos.j Ueber die Broendsted'sche und neun andre bekannt gewordne
Gisten Gerhard, Hyperb. Rom. Studien S. 90. R. Rochette p. 331. Eine
Cista mit Patera 1794 in Palestrina gefunden beschreibt Uhden, s. Gerhard
archaeol. Intell.Bl. 1836. S. 35. Broendsted de cista aenea Praenestina
Havn. 1834. Darin ein Spiegel mit Aurora. [Im Jahr 1817 wurde in
Praeneste die funfte gefunden, Mem. sulle belle arti R. 1817. Apr. p. 65.
Fr. Peter in den Ann. d. Acad. di Lucca, Kunstbl. 1818. N. 2. Auch in
Vulci wurden solche Gisten gefunden; eine bei Baseggio in Rom. Die
schOne Gista aus der Akademie von S. Lucas ist jetzt im Mus. Gregor. I, 37.]
1 74. Weniger wird in Etrurien der Bildschnitzerei l
(thonerne Bilder ersetzten die JoW« Griechenlands) und der
Sculptur in Stein gedacht; nur wenige Steinbilder zeigen 2
durch eine sorgfaltige und strenge Behandlung, dass sie
aus der Zeit der bluhenden Kunst Etruriens stammen; die 3
gewohnlich bemalten, mitunter vergoldeten, Bas- und Haut-
reliefs der Aschenkisten, welche aus zusammengezogenen
Stein sargen hervorgegangen sind, gehoren mit geringen
Ausnahmen einer handwerksmassigen Technik spaterer
190 Griechische Kunst in Italien. [174]
Zeiten; zum grossen Theil wahrscheinlich der Romischen
Herrschaft, an.
1. Plin. XIV, 2. XXXVI, 99. [? XXXIV, 16. XXXV, 45.] Vitruv.
II, 7. Der Marmor von Luna blieb fifr Sculptur unbenutzt. S. Quintino
Mem. della R. Ace. di Torino T. XXVII. p. 211 sq.
2. So die Reliefs von Cippen und Saulenbasen bei Gori M. Etr. I.
tb. 160. III. cl. 4. tb. 18. 20. 21, bei Inghir. VI. tv. A. (Mi Afiles Tites etc.)
C. D. E 1. P 5. z. a. Micali tv. 51, 1. 2. 52—56 (bei Clusium und in
der Na.be ausgegrabene Reliefs, welche meist Funeral-Gebrauche darstellen,
und einen einfach alterthumlichen Gharakter haben; vgl. Dorow Voy.
archeol. pi. 10, 3. 12, 2). [Micali M. ined. 1844. tv. 22 aus der Gegend
von Ghiusi viereckte Basis mit Todtenlager, Leichenzug, Mahl und Spielen,
jetzt in Berlin; ahnlich tv. 23—26. Grabreliefe tv. 48. 49, Gorgonen-
masken 50. 51.] Rohgearbeitete und obscone Reliefs an einer Felswand
von Gorneto, Journ. des Sav. 1829. Mars. Hierher gehoren auch die alter-
thiimlichen Thier-, Sphinx- und Menschenfiguren, die sich auf der Cocumella
und an den Eingangen der Graber von Volci aus einer Art von Peperino
ausgehauen fmden. M. I. d. Inst. tv. 41, 9. 12. Micali tv. 57, 7.
3. Die Todtenkisten aus Alabaster (Volaterrae) , Kalktuf, Travertin,
sehr oft auch aus gebrannter Erde (Clusium ). Die Sujets: 1. aus der
Griechischen , meist aus der tragischen Mythologie, mit vieler Beziehung
auf Tod und Unterwelt; dabei Etruskische Figuren der Mania, des Mantus
(Gharun) mit dem Hammer, der Furien. Ambrosch de Gharonte Etr.
Vratisl. 1837. 4. E. Braun Ann. IX. p. 253. [Charon XAPV, auf einer
Etrurischen Vase neben dem Tod des Ajas u. neben Penthesilea Mon. de
I. II, 9. Ann. VI. p. 274.] 2. Glanzende Scenen aus dem Leben: Triumph-
zuge, Pompen, Mahlzeiten. 3. Darstellungen des Todes und jenseitigen Lebens:
Abschiede; Sterbescenen ; Reisen zu Ross, auf Seeungeheuern. 4. Phan-
tastische Bilder und blosse Verzierungen. Die Composition meist geschickt ;
die Ausfuhrung roh. Dieselben Gruppen wiederholen sich in verschiedener
Bedeutung. Die oben liegenden (accumbentes) Gestalten sind oft Portrats,
daher die unverhaltnissmassige Grosse der Kopfe. Der Bachische Cultus
war in der Zeit dieser Arbeiten schon aus Italien verdrangt ; nur ein alterer
Sarkophag von Tarquinii (Micali tv. 59, 1) hat die Figur eines Bachus-
priesters auf dem Deckel. Die Inschriften enthalten meist nur die Namen
des Verstorbnen, in spaterer Schriftart. (Die Etruskische Sprache und
Schrift ging nach August, vor Julianus, unter.) Uhden, Abhandl. der
Akad. von Berlin vom J. 1816. S. 25. 1818. S. 1. 1827. 8. 201. 1828.
8. 233. 1829. S. 67. Inghir. I. u. VI. V 2. Micali tv. 59. 60. 104—112.
Mehrere von Zoega (Bassir. t. IV. 38-40), R. Rochette, Clarac u. A.
[175] Etruskische Sculpturen, Gemmen. 191
publicirt. Einzelne Beispiele §. 397. 412, 2. 416, 2. 431 u. sonst. [Urnen
aus Caere, Bomarzo u. s. w. zum Theil aus Thon, Mus. Gregor. I. tv. 92—97.
Die eines Grabes, in Perugia, mit Inschriften, Bull. 1845. p. 106.]
175. Die Etrusker, bemuht den Korper auf alle Weise 1
zu schmucken, daher auch grosse Freunde von Ringen,
schnitten zeitig in Edelsteinen; mehrere Scarabaeen des2
altesten Styls sind der Schrift und den Fundorten nach ent-
schieden Etruskisch. Die Stufen, in denen die Technik fort- 3
schritt, sind schon oben (§. 97) angegeben worden; auf der
hochsten, welche die Etrusker erreichten, verbindet sich eine
bewundernswiirdige Feinheit der Ausfiihrung mit der Vorliebe
fur gewaltsame Stellungen und iibertriebene Bezeichnung der
Musculatur, wodurch selbst die Wahl der Gegenstande meist
bestimmt wird. Auch goldne Ringplatten mit gravirten oder 4
auch gepressten arabeskenartigen Figuren hat man bei den
neuesten Nachgrabungen gefunden, durch die iiberhaupt der
durch die Alten bekannte Reichthum der Etrusker an Schmuck-
gerathen eine merkwurdige Bestatigung erhalten hat.
2. Fiir den Etruskischen Ursprung Vermiglioli Lezioni de Archeol. I.
p. 202. Etrusker II. S. 257. vgl. auch R. Roohette's Cours p. 138. [Skara-
baeus mit Griechischer Inschrift in Aegina, u. a. in Griechenland gefundne,
Finlay im Bull. 1840. p. 140. Seitdem sind dort viele zum Vorschein
gekommen.] Zu den friiher bekannten Meisterwerken , der Gemme mit
den funf Helden gegen Theben (bei Perugia gefunden), dem Theseus in
der Unterwelt, dem Tydeus anogvopsvoe, dem Peleus, der das nasse Haar
ausdriickt (Winckelm. M. I. II. n. 101. 105. 106. 107. 125. Werke VII.
Tf. 2 eine ahnliche Figur Micali tv. 116, 13), kommen jetzt der Herakles,
der den Kyknos niederstosst (Impronti d. Inst. I, 22. Micali tv. 116, 1),
der kummervoll nachsinnende Herakles (Micali tv. 116, 5), der das Fass
des Pholos offnende Herakles (Micali tv. 116^ 7) u. andre, besonders in
Volci und Clusium gefundne. [Der s. g. Etruskische Gemmenrand.]
4. ' Von diesen Graffito's in Goldringen sind mehrere in den Impronti
d. Inst. I. 57-62, III, 58-62, sehr Phoenicisch, und bei Micali tv. 46,
19—23 mitgetheilt; in alien zeigt sich ein Streben nach monstrosen
Combinationen, welches besonders von Babylonisch-Phoenikischen Arbeiten
der Art Vortheil zog. Eine Zusammenstellung von in Volci gefundenen
goldenen Schnallen (eine sehr grosse in rohem Geschmack zusammengesetzt,
192 Griechische Kunst in Italien. [176]
und mit gravirten Kampfern, Lowen, Vogeln von unformlicher Zeichnung
geschmuckt) und Fibeln (die zum Theil sehr schon mit Sphinxen, Lowen
geschmiickt sind), Halsketten und Gehenken (darunter Aegyptische Phthas-
Idole aus emaillirter Terracotta, in Etruskischer Fassung), Diademen, Ketten,
Ringen und andern Schmucksachen bei Micali tv. 45. 46. vgl. Gerhard,
Hyperbor. Rom. Studien S. 240. Ein Halsschmuck Mon. d. Inst. II, 7.
Annali VI. p. 243. Funde in Caere Bull. 1836. p. 60. 1839. p. 19. 72 (diess
letzte ahnlich wie Micali 45, 3). [Die verschiedenen Kronen und Kranze,
priesterlichen Brustschilde, die Hals- und Armbander, Ringe und Spangen
u. s. w. der neuen papstlichen Sammlung, Mus. Gregor. I. tv. 67—91.
Grifi Mon. di Gere tv. 1. 2. P. Secchi Tesoretto di Etr. arredi in oro del
Gav. Gampana, Bull. 1846. p. 3. Die Sammlung Campana ist iiberhaupt
reich an den auserlesensten und nicht bios an Etrurischen Stucken, von
einer jetzt unerreichbaren Feinheit und Kunst der Arbeit, wenn sie auch
an Zahl der des Mus. Gregorianum nachsteht. Das Armband weist als
Italischen Nationalschmuck nach K. F. Hermann Goett. Gel. Anz. 1843
S. 1158. 1844 S. 504. Schiassi sopra una armilla d'oro del M. di Bologna.
Bol. 1815. 8.]
1 176. In den Munzen hatten die Etrusker erstens
ihr einheimisches System; gegossene, vielleicht zuerst viereckige,
Kupfer-Stucke , welche das Pfund mit seinen Theilen dar-
2 stellten. Die Typen sind zum Theil sehr roh, doch zeigen
sie Bekanntschaft mit Griechischen Miinzbildern von Aegina,
Korinth und andern Orten (Schildkrote , Pegasos, Muschel
3 u. dgl.), manche auch einen edlen Griechischen Styl. Enger
schloss sich Etrurien an Griechenland in seinen Silber- und
Goldmimzen an, dergleichen aber nur wenige Stadte ge-
schlagen haben.
1. Aes grave gibt es von Volaterrae, Kamars, Telamon, Tuder,
Vettona und Iguvium, Pisaurum und Hadria (in Picenum), Rom (seit
Servius), und vielen unbenannten Orten. Der As, ursprunglich der libra
(Ifaga) gleich, wird durch I oder L, der Decussis durch X, der Semissis
durch G, die Uncia durch 0 (globulus) bezeichnet. Fortwahrende Reductionei*.
wegen des steigenden Kupferpreises (ursprunglich die Libra = Obolos,
268: 1), daher das Alter der Asse ungefahr nach dem Gewicht bestimmt
werderi kann. Von 200 (Servius) bis 487 a. u. c. sinkt der As von 12
auf 2 Uncien. Die viereckten Stuck e mit einem Rinde sind Votivmunzen
nach Passeri. — Passeri Paralipomena in Dempst. p. 147. Eckhel
D. N. I, I. p. 89 sq. Lanzi Saggio T. II. Niebuhr R. G. I. S. 474 ff.
Etrusker I. Seite 304—342. Abbildungen besonders bei Dempster,
[177] Etruskische Malerei. 193
Guarnacci, Arigoni, Zelada; Schwefelabgiisse von Mionnet. [Jos. March!
und P. Tessieri L'aes grave del M. Kircheriano ovvero le monete primi-
tive de' popoli dell' Italia media. Rom. 1839. 4. mit 40 Taf. Querf. Da-
gegen mit der gesundesten Eritik J. Millingen Consider, sur la numism.
de Fancienne Italie. Florence 1841. Supplement. Flor. 1844. Gennarelli
la moneta primitiva e i mon. dell1 Italia ant. R. 1845. 4. Lepsius fiber
die Tyrrhen. Pelasger in Etrurien und fiber die Verbreitung des Italischen
Munzsystems von Etrurien aus. Leipz. 1842.]
2. Manche von Tuder z. B., mit Wolf und Kithara, sind in einem
guten Griechischen Styl. Der Janus von Volaterrae und Rom ist meist
roh gezeichnet, ohne Griechisches Vorbild.
3. Silbermunzen von Populonia (Pupluna. X. XX), den Kama-
rinaeischen ahnlich , \vohl meist aus dem funften Jahrh. Roms. Gold
von Populonia und Volsinii (Felsune). In Rom beginnen die Denare
(l/84 Pfund) a. u. 483.
177. Die Etruskische Malerei ist ebenfalls nur ein l
Zweig der Griechischen; doch scheint -friiher, als wir in
Griechenland da von horen, hier die Wandmalerei geiibt
worden zu sein. Zahlreiche Grabkammern, besonders 2
bei Tarquinii, sind mit Figuren in bunten Farben bemalt,
die ohne viel Streben nach Naturwahrheit , mehr mit Riick-
sicht auf eine harmonische Farbenwirkung, ziemlich rein und
ungemischt auf den Stucco gesetzt sind, mit dem der Tuf
dieser Grotten iiberzogen ist. Der Styl der Zeichnung geht 3
von einer den alten Griechischen Werken verwandten Strenge
und Sorgfalt in die fluchtigen und caricaturartigen Manie-
ren uber, welche in der spatern Kunst der Etrusker herrsch-
ten. Auch sind nach Plinius in Italien (Caere, Lanuvium,
Ardea) Wandgemalde von ausgezeichneter Schonheit verfertigt
worden, aber naturlich erst nach Zeuxis und Apelles Zeiten.
Die Griechische Va s e n m a 1 e r e i wurde den Etruskern 4
friihzeitig bekannt (§. 75); indessen mussen die Etrusker es
in der Regel vortheilhafter gefunden haben, sich Griechischer
Fabricate zu bedienen, diese mogen nun durch den Handel
iiber Tarquinii, Adria und andre Kiistenorte eingefiihrt, oder
von Griechischen Kiinstlern im Lande gearbeitet worden sein
(vgl. §. 99, 2. 257). Nur die verhaltnissmassig wenigen 5
und an Kunstwerth geringeren Vasen, welche mit Etruski-
O. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 13
194 Griechische Kimst in Italien. [177]
scher Schrift versehen sind, konnen einen sichern Anhalts-
punkt geben, um Etruskisches und Griechisches zu scheiden.
2. 3. Die Etruskischen Sepulcralgemalde zerfallen in zwei Classen.
1. Die altern, dem altgriechischen Style mehr nahe stehend, halten sich
auch in den Gegenstanden an Griechische Sitten und Ideen. Hierher ge-
hort a. die Grotte del fondo Querciola in Tarquinii (1831 entdeckt), von
besonders reiner, einfacher Zeichnung; Mahle der Seligen; ein Zug nach
dem mit iibereinandergestellten Vasen angefullten Grabe. M. I. de Inst.
tv. 33. b. Die Grotte del f. Marzi (1830); der Styl der Zeichnung
Etruskisch caricirt, Mahle und Tanze der Seligen in Weinlauben und
Garten, wie bei Pindar, nach Orphischen Quellen. M. I. d. Inst. tv. 32.
c. d. e. Die drei 1827 geoffneten und von Baron v. Stackelberg und Kestner
gezeichneten Graber, vorlaufig bekannt gemacht [bei Gotta liegen die
Zeichnungen gestochen seit Jahren] von Micali tv. 67. 68. Die Inschriften
Bullet, d. Inst. 1833 fol. 4. Mahle (der Seligen oder Todtenfeiernden),
Zug zu dem Grabmal, gymnische Spiele, Wagenrennen mit Zuschauern
auf Gerusten. Die am wenigsten sorgfaltig ausgemalte Grotte zeichnet sich
durch Etruskische Personen-Namen iiber den Figuren der das Todtenfest
Feiernden aus. vgl. R. Rochette Journ. des Savans 1828. p. 3. 80. Kestner
Ann. d. Inst. . I. p. 101. Stackelberg in Jahn's Jahrb. I. S. 220. [Hypo-
gaei or sep. caverns of Tarquinii by the 1. Byres edit, by Frank Howard.
L. 1842 f. Die Gemalde der Tarquinischen Grotten auch im Mus. Gregor. I.
tv. 99—104, nach den Abbildungen an den Wanden des Museums, wie
auch in Miinchen.] f. Grotte von Clusium (auch 1827), mit Wagenrennen
und gymnischen Spielen, die auf den Tuf selbst in einem nachlassigen,
aber kecken Style gemalt sind. Ueber die zuletzt gefundenen unterirdischen
Gemalde in Grabern von Ghiusi, Annali VII. p. 19. 2. Die neuern, die
nichts von der Strenge des alten Styls haben, sondern eine leichte, zum
Theil durch ubermassige Dehnung der Figuren caricirte Zeichnung; hier
sind auch die Gegenstande mehr aus Etruskischem Glauben, wohl aus den
Acheruntischen Buchern des Tages, genommen. Hierher das Tarquinische
Grab, in welchem weisse und schwarze, mit Hammern geriistete, Genien
den Todten sich streitig machen. S. Wilcox, Philos. Transact. LIII.
tv. 7—9. Agincourt Hist, de 1'Archit. pi. 10, 1. 2. Inghir. IV. tv. 25—27
u. VI. tv. G 3. Micali tv. 65. Ein anderes Grab (Dempster II. tb. 88.
Aginc. pi. 11, 5. Inghir. tv. 24) zeigt die Verdammten aufgehangt, und
mit Feuer und Marterinstrumenten gequalt. Die altern Nachrichen iiber
Etruriens bemalte Hypogeen stellt Inghir. IV. p. 111—144 zusammen;
vgl. G. Avvolta Ann. d. Inst. p. 91. Bull. 1831. p. 81. Gerhard Hyperb.
Rom. Studien S. 129. vgl. p. 234. Ueber drei neu entdeckte Tarquinische
Graber mit trefflichen Gemalden Bullet. 1832. p. 213. [Kestner iiber
zwei in Vulci bei Ponte della Badia entdeckte Graber Bull. 1833. p. 73.
I
[177] Etruskische Grabgemalde. 195
M. d. I. II, 2—5. Orioli Ann. VI. p. 153—190. Wandgemalde eines
Grabes in Veji, athletisch decorativ, bei Micali M. I. 1844. tv. 58; eines
mit Sphinxen, Pferden, Panthern in dem Styl der Therikleen s. Bull. 1843.
p. 99 ff. 'Noch andere Graber in (Veji sind seitdem durch Campana
geoffnet worden.]
5. Unter den Vasen von Volci sind nur drei, welche Etruskische
Inschriften haben, die sich auf die gemalten Gegenstande beziehen [eine
ist bei E. Braun mit einem Spruch in Etr. Schrift; der Prinz Borghese
fand in Bomarzo im Fruhjahr 1845 ein kleines Gefass mit dem voll-
standigen Etr. Alphabet, vgl. Mus. Gregor. II. tv. 103, zwei Schalen aus
Bomarzo mit Namen Bull. 1846. p. 105] ; auf einigen andern, von rohester
Arbeit, sind Etruskische Personen-Namen gemalt (kale Mukathesa), nach
Gerhard Ann. d. Inst. III. p. 73. 175. Micali tv. 101. Spater sind bei
Nachgrabungen, die Baron Beugnot bei Volci angestellt, noch zwei Bilder
einer Vase gefunden worden , die durch die Einmischung Etruskischer
Genien und die Beischriften (Aivas, Gharu; Turms, Pentasila) grosse
Aehnlichkeit mit Aschenkisten erhalten. Hallische ALZ. 1833. Intell. 46.
M. d. I. II, 8. Aivas sich in sein Schwert stiirzend. Ataiun von Hunden
angefallen II, 9. A. Aivas, von einem andern erstochen, Gladiatorwitz,
dabei Gharu. B. Eine Frau (HIN0IA), Charon (TVPMVCAS), eine
Frau (1IENTASILA), gelbe Figuren, hochst rohe Zeichnung. Ann. VI.
p. 264. Vase von Perugia Ann. IV. tv. G. vgl. V. p. 346. [Meleager
und Atalanta nach Zannoni in der Antologia di Firenze], Spiegel mit
vielen Inschriften, Bull. 1835. p. 122. 158. Eine bei Glusium gefundene
Schale hat ein Gorgoneion mit Etruskischer Umschrift. Micali tv. 102, 5.
Ein Fragment einer Vase, von besserer Arbeit scheint es, mit Etruskischer
Inschr. (Tritun, Alacca) bei Inghir. V. tv. 55, 8. Auch ist bei Volci eine
Schale mit Odysseus Fahrt bei der Sirenen-Insel und der Inschrift Fecetiai
pocolom gefunden worden (ALZ. a. 0.), wie bei Tarquinii ein Gefass mit
einer Eros-Figur in spaterm Style und den Worten Volcani pocolom,
Levezow Berl. V. n. 909; in Orte zwei Trinkschalen mit rohen Figuren,
Lavernae poculum, Salutes poculum, Bull. 1837. p. 130, Beweise, dass
auch noch in dem den Romern unterworfenen Etrurien, im sechsten Jahr-
hundert der Stadt, gemalte Vasen fabricirt wurden. [Millingen besass
zuletzt die beiden Durandschen Schalen, nicht Fecetiai, sondern Aecetiae
pocolom, so dass Secchi (if rig) Egeriae las, und Belolai pocolom. Im
Gregor. Mus. Lavernae pocolom und Keri pocolom (d. i. Ceri Mani).
Etrurische Vasen bei Micali M. ined. 1844. tv. 35—47, in Berlin nach
Gerhards Neuerworbenen Denkm. n. 1620—29. 1790—95. Von jenen
Schalen sind nach Millingens Angabe etwa sechs mit Etr. Schrift, noch
eine mit Schrift ohne Figuren bekannt.]
196 Griechische Kunst in Italian. [178]
1 178. Was nun, theils aus der Betrachtung dieser ein-
zelnen Gattungen der Kunst und Classen von Monumenten,
theils aus einigen Andeutungen der Alten, sich fur das Gauze
der Kunstentwickelung in Etrurien ergiebt, 1st ungefahr dies :
2 dass der zwar kraftige, aber zugleich diistre und strenge Geist
der Etruskischen Nation, welcher der freien schopferischen
Phantasie der Griechen entbehrte, sich in der Kunst viel mehr
receptiv als productiv zeigte, indem er, bei fruhzeitiger Be-
kanntschaft mit den Werken Griechischer , besonders Pelo-
ponnesicher Kiinstler, sich deren Weise getreulich aneignete und
3 sie Jahrhunderte lang festhielt ; doch nicht ohne dass zugleich
fur verzierende Bildwerke die unverstandlichen , aber die
Phantasie um desto mehr anregenden Bildungen in Anspruch
genommen wurden, die der Handel aus dem Orient herbei-
fiihrte, und zugleich der dem Etruskischen Stamme einge-
pflanzte Geschmack fiir bizzare Gompositionen und verzerrte
Bildungen sich hier und da auf verschiedene Weise in aller-
4 lei Gattungen von Werken zeigte; dass aber, als die Kunst
in Griechenland die hochste Stufe erstieg, theils der Ver-
kehr der beiden Volker durch allerlei Ereignisse — nament-
lich Campaniens Samnitische Eroberung, um das J. 332
Roms — zu beschrankt, theils die Etruskische Nation selbst
schon zu gebrochen, zu entartet und innerlich verfallen war
und am Ende auch nicht Kunstgeist genug besass, um sich
die vervollkommnete Kunst in gleichem Maasse aneignen zu
5 konnen: daher ungeachtet raancher einzelnen trefflichen Lei-
stungen doch die Kunst der Etrusker im Ganzen in ein hand-
werksmassigeS; auf Griechische Eleganz und Schonheit keinen
6 Anspruch mehr machendes Treiben verfiel. Immer war hier-
nach die zeichnende Kunst in Etrurien ein fremdes Gewachs,
fremd den Formen, fremd dem Stoffe nach, welchen sie
fast durchaus nicht aus der nationalen Superstition, die
sich wenig zu Kunstdarstellungen eignete, sondern aus den
Gotter- und Heroen-Mythen der Griechen entlehnte.
2 — 5. Hiernach zerfallen die Etruskischen Kunstwerke in funf Classen :
1. Die eigentlichen Tuscanica Quintil. XII, 10. TVQWVIKK Strab. XVII.
p. 806 a, Arbeiten, die den altesten Griechischen beigesetzt werden. Schwer-
falligere Formen, und Details des Gostiims, auch die bei den Etruskischen
Kunstwerken fast allgemeine Bartlosigkeit machen den Unterschied. Hier-
[178J EntwickeJung tier Kunst. 197
her gehoren viele Bronzen und selicirte Arbeiten, einige Steinbilder,* viele
Gemmen, einige Pateren, die alteren Wandgemalde. 2. Imitationen orien-
talischer, besonders Babylonischer Figuren, die durch Teppiche und ge-
schnittene Steine sich verbreitet batten; immer nur bei decorirenden,
grossartigen Bildwerken. So auf den Clusinischen Gefassen, deren Figuren
ofter auf Persisch-Babylonischen Steinen wiederkehren (wie die zwei Lowen
haltende Frau bei Dorow Voy. archeol. pi. 2, 1 b, der bei Ousely Travels I.
pi. 21, 16 sehr ahnlich ist) und zugleich mit denen auf den sog. Aegyptischen
Gefassen (§. 75) oft grosse Aehnlichkeit haben (wie z. B. ganz dieselbe
zwei Ganse erwiirgende weibliche Figur auf beiden vorkommt, Micali
tv. 17, 5. 73, 1); und auf gescbnittenen Steinen, wo besonders Thier-
compositionen (vgl. §. 175) und Thierkampfe, den Persepolitanischen ahnlich,
vorkommen. Dass den Etruskern die Griechischen Monstra noch nicht
geniigten, zeigt auch die Figur des Scarabaeus bei Micali tv. 46, 17: ein
Kentaur der alterthiimlichen Form, mit Gorgonenkopf, Schulterflugelnr
und Vorderfiissen von einem Adler. 3. Absichtlich verzerrte Bildungen,
besonders in Bronzen (§. 172) und in Spiegelzeichnungen. Vgl. Gerhard
Sformate immagini di bronzo, Bullet, d. Inst. 1830. p. 11. Auch die
spatern Wandmalereien (§. 177) gehoren hierher. 4. Arbeiten in schonem
Griechischen Styl, sehr selten, nur einige Spiegelzeichnungen und Bronzen.
5. Werke des spatern handwerksmassigen Betriebes der Kunst, der ziem-
lich in alien Aschenkisten wahrzunehmen ist. Ueber das eigenthumlich
Etruskische Profil in alten Steinarbeiten und seine Verschiedenheit von
Aegyptischen Lenoir, Ann. d. Inst. IV. p. 270. [Epochen der Etr. Kunst
nach Micali, Annali XV. p. 352 s. On Etruscan antiquities, Quarterly
Rev. 1845. N. GLI, von einem namhaften Kenner.]
Litteratur der Etruskischen Kunstalterthumer. Thomas Dempster's
(1619 geschriebene) De Etruria regali 1. VIII. ed. Th. Coke. F. 1723.
2 Bde. f. Die Abbildungen von Kunstwerken und Erlauterungen sind von
Ph. Buonarotti hinzugefiigt. A. F. Gori Museum Etruscum 1737—43 (mit
Passeri's Dissert.). Dess. Musei Guarnacci Ant. Mon. Etrusca 1744 f.
Saggi di Dissertazioni dell' Acad. Etrusca di Gortona von 1742 an.
9 Bde. 4. Museum Gortonense a Fr. Valesio, A. F. Gorio et Rod. Venuti
illustr. 1750 f. Scipione Maffei Osservazioni letterarj. T. IV. p. 1—243.
V. p. 255—395. VI. p. 1—178. J. B. Passeri In Dempsteri libros de
E. R. Paralipomena. 1767 f. Guarnacci Origini Italiche. 1767—72. 3 Bde. f.
Heyne's Abhandlungen in den Nov. Gommentarr. Gott. T. III. V. VI. VI.
Opusc. Acadd. T. V. p. 392. Luigi Lanzi Saggio di lingua Etrusca. 1789.
3 Bde. (welcher nach Winckelmann's und Heyne's Vorgang das vorher
ganz verworrene Feld einigermassen gereinigt). Franc. Inghirami Monu-
menti Etruschi o di Etrusco nome. 7 Bde. Text in 4, 6 Bde. Kupfer
f. 1821—1826. Micali Storia degli antichi popoli Italian*. 1832. 3 Bde.
198 Griechische Kunst in Italien. [179, 180]
eine neue Bearbeitung des Werkes Italia avanti il dominio de' Rornani,
deren Atlas, Antichi Monumenti betitelt, den fruhern an Reichhaltigkeit
und Wichtigkeit der mitgetheilten Monumente weit iibertrifft, und daher
hier allein benutzt ist. [Nicht minder reichhaltig die letzte Sammlung,
Mon. ined. a illustraz. della storia d. ant. pop. Ital. Firenze 1844. 2 Vol. f.
vgl. Annali XV. p. 346. R. Rochette Journ. des Sav. 1845. p. 349. Cave-
doni Oss. crit. sopra i mon. Etr. del Micali, Modena 1844. 8.] Etr. Museo
Chiusino dai suoi possessor! pubbl. con brevi espos. del Gav. Fr. Inghirami
P. I. 1833. P. II. 1832 (sic). [Musei Etrusci quod Gregorius XVI. in aedd.
Vatic, constituit P. I. II. 1842. 2 Vol. fol.] ^ Kleinere Schriften von
Vermiglioli, Orioli, Cardinali u. A.
3. Rom vor dem J. der Stadt 606. (01. 158, 3.)
1 179. Rom, vor der Herrschaft der Etruskischen Konige
em unansehnlicher Ort, hatte durch diese die Anlagen, deren
ein Etruskischer Hauptort bedurfte , und zugleich einen sehr
bedeutenden Umfang (von etwa sieben Millien) erhalten.
2 Auch waren nun seine Heiligthiimer mil Bildsaulen versehn,
3 deren Rom fruher ganz entbehrt haben soil; lange bleiben
indess Roms Gotter holzerne und thonerne, Werke Tuskischer
Kunstler oder Handwerker.
1. Dazu gehoren die grosse Cloaca (§. 168), die Einrichtung des
Forum und Comitium, der Circus (§. 170), der Capitolinische Tempel
(§. 169), das aus den Latomien des Capitolinischen Berges entstandene
Gefangniss (robur Tullianum, S. Pietro in Carcere), der T. der Diana auf
dem Aventin, der Wall des Tarquinius oder Servius (Niebuhr I. S. 107)
und die Servianischen Mauern (Bunsen Beschreibung Roms I. S. 623).
Ueber die Substructionen der Via Appia im Thai von Aricia u. das Grab
der Horatier und Curiatier, M. d. I. II, 39. Canina, Ann. IX. p. 10.
2. Ueber den bildlosen Cultus in Rom vor dem ersten Tarquin
Zoega de Obel. p. 225.J
3. Vgl. Varro bei Plin. XXXV, 45 mit Plin. XXXIV, 16.'
1 180. In der Zeit der Republik trieb die Romer ihr
praktischer, auf das Gemeinwohl gerichteter Sinn viel weni-
ger zur sogenannten schonen Architektur, als zur Anlage
[180] Das altere Rom; Bauwerke. 199
grossartiger Werke der W a s s e r- mid Strassen baukunst;
jedoch kommen die mit Kies unterbauten, aus grossen Stei-
nen zusammengesetzten Heerstrassen erst im sechsten Jahr-
hundert, die ausgedehnten Bogenwerke der Aquaeducte erst mit
dem Anfange des siebenten auf. Tempel wurden zwar sehr 2
viele, friihzeitig auch allegorischen Gottheiten, gelobt und
geweiht; aber wenige waren vor denen des Metellus durch
Material, Grosse oder Kunst ausgezeichnet. Noch geringer, 3
als die Gotter, wohnten naturlich die Menschen; auch an
grossen offentlichen Hallen und Salen fehlte es lange; und
die Gebaude fur die Spiele wurden nur fiir den voriiber-
gehenden Zweck leicht construirt. Indess war doch unter den 4
zeichnenden Kimsten die Architektonik noch ani meisten den
Romischen Sitten und Lebensansichten angemessen; ein
Romer Gossutius baute gegen 590 in Athen fiir Antiochos
(§. 153. Anm. 4). Wie Griechische Formen und Verzierungen 5
uberall Eingang fanden, zeigen die Steinsarge der Scipionen
aber auch, wie sie ohne Riicksicht auf Bestimmung und
Charakter, nach Etruskischem Vorgange, combinirt und ver-
mischt wurden.
1. Die Sorge der Homer fur Strassenbau, Wasserleitungen und
Abfuhrung des Unraths stellt Strabo V. p. 235 in Gegensatz mit der
Gleichgiiltigkeit der Griechen fiir diese Dinge. Ableitung des Albanischen
See's g. 359 (§. 168), des Velinus durch Curius 462. (Niebuhr III. S. 486.)
Wasserleitungen: Aqua Appia (10 Millien unterirdisch, 300 F. auf Bogen)
442, Anio vetus 481, Marcia 608, spater die Tepula 627, die lulia von
Agrippa 719. (Frontinus de aquaeduct. 1.) Neue Cloaken 568. 719.
Austrocknung der Pomptinischen Sumpfe 592 (dann unter Caesar und
August). Strassen: Via Appia 442 (zuerst ungepflastert; 460 wurden
10 Millien von der Stadt und mit Basaltlava gepflastert) ; Flaminia 532.
565; Verbesserung des Strassenbau's in der Gensur des Fulvius Flaccus 578;
treffliche Strassen des G. Gracchus g. 630. Tiberbrucken Vgl. Hirt
Geschichte der Baukunst II. S. 184 ff.
2. Bemerkenswerth der vom Dictator Postumius gelobte, von Sp.
Cassius 261 geweihte T. der Geres, des- Liber und der Libera beim Circus
Maximus, Vitruv's Muster der Tuscanischen Gattung, der erste, nach Plin.,
welchen Griechen, Damophilos und Gorgasos, als Maler und Thonbildner
verzierten. T. der Virtus und des Honor, von M. Marcellus 547 dedicirt
und mit Griech. Kunst werken geschmuckt. T. der Fortuna Equestris, 578
200 Griechische Kunst in Italien. [181]
von Q. Fulvius Flaccus erbaut, systylos nach Vitruv III, 3 ; die Halfte der
Marmorziegel von der Hera Lakinia sollte das Dach bilden. Liv. XLII, 3.
T. des Hercules Musarum am Circus Flaminius, von M. Fulvius Nobilior,
dem Freunde des Ennius, 573 gebaut, und mit ehernen Musenstatuen von
Ambrakia geschmiickt. S. Plin. XXXV, 36, 4, nebst Harduin, Eumenius
pro restaur. schol. c. 7. 3, und die Miinzen des Pomponius Musa. Q. Me-
tellus Macedonicus errichtet 605 aus der Beute des Maked. Kriegs zwei T.,
des Jupiter Stator und der Juno, wobei zuerst Marmor vorkam, von einer
grossen Porticus (722 nach der Octavia genannt) umgeben. Jupiters T.
peripteros, der Juno prostyles, nach Vitruv und dem Gapitolin. Plane Roms.
Jenen baut Hermodor von Salamis, nach Vitruv; die Saulen arbeiten,
nach Plinius, Sauras und Batrachos von Lakedaemon (lacerta atque rana
in columnarum spiris; vgl. Winckelm. W. I. S. 379. Fea S. 459). Vgl.
Sachse Gesch. der Stadt Rom I. S. 537. Ueber die Statuen darin §. 160, 2,
Hermodor von Salamis baut auch den T. des Mars am Circus Flaminius
nach 614. Hirt II. S. 212.
3. Roher Aufbau der Stadt aus ungebrannten Ziegeln 365. Die erste
namhafte Basilika (fiuGiHiKri GTOU) von Cato 568 ; fruher dienten die Janus
als Versammlungsorte. Anlagen des Censor Fulvius Nobilior 573 fur den
Verkehr. Senatusconsult gegen stehende Theater (theatrum perpetuum)
597. vgl. Lipsius ad Tac. Ann. XIV, 20. Die columna rostrata des Duilius
im ersten Pun. Kriege. Von andern Ehrensaulen Plin. XXXIV, 11.
5. S. besonders den Sarkophag des Cornelius Lucius Scipio Barbatus
Gnaivod patre prognatus etc. (Consul 454) bei Piranesi Monumenti degli
Scipioni t. 3. 4. Winckelm. W. I. Tf. 12. Hirt Tf. 11. F. 28. Ueber
die geringen Reste des republicanischen Roms Bunsen I. S. 161, fiber die
Graber der Scipionen Gerhard Beschr. Roms II, 2. S. 121.
1 181. Die bildende Kunst, anfangs unter den Ro-
mern sehr wenig geiibt, ward ihnen allmahlig durch den
2 politischen Ehrgeiz wichtig. Senat und Volk, dankbare Staa-
ten des Auslands , und zwar zuerst die Thuriner, errichteten
verdienten Mannern Erzstatuen auf dem Forum und sonst;
manche auch sich selbst, wie nach Plinius schon Spurius
3 Gassius g. 268. Die Bilder der Vorfahren in Atrium da-
gegen war en keine Statuen , sondern Wachsmasken , be-
stimmt, bei Aufziigen die Verstorbenen darzustellen. Das
4 erste Erzbild einer Gottheit war nach Plinius eine Geres,
die aus dem eingezogenen Vermogen des Spurius Cassius
gegossen wurde. Seit der Zeit der Samnitischen Kriege,
[181] Aeltere Bildwerke in Rom. 201
als Roms Herrschaft sich uber Grossgriechenland zu verbreiten
anfing, wurden auch nach Griechischer Art aus der Kriegs-
beute Statuen und Golosse den Gottern als Weihgeschenke
aufgestellt.
1. Plin. XXXIV, 11 ff. gibt zwar viele Erzstatuen fur Werke der
Konigszeit und fruhern Republik aus, und glaubt sogar an Statuen aus
Euander's Zeit, und an die Weihung eines Janus durch Numa, der die
Zahl 355, auf die Weise Griechischer Mathematiker, durch Verbiegung der
Finger anzeigte. Aber das meiste von ihm Angefuhrte gehort offenbar
spaterer Zeit an. Die Statuen des Romulus und Gamillus waren in
heroischer Nacktheit ganz gegen Romische Sitte; wenn nicht Plinius (ex
his Romuli est sine tunica, sicut et Camilli in Rostris) zu erklaren ist aus
Asconius in Scaur, p. 30. Orell. Romuli et Tatii statuae in Capitolio et
Camilli in rostris togatae sine tunicis. Romulus war eine Idealbildung,
deren Kopf auf Munzen des Memmischen Geschlechts erhalten ist; eben
so Numa (Visconti Iconogr. Rom. pi. 1); dagegen Ancus Marcius ein
Familiengesicht der Marcier erhalten zu haben scheint. Aechtere Werke
der fruhern Zeit sind der Attus Navius (vgl. mit Plin. Gic. de div. I, 11),
der Minucius vom J. 316 und die wahrscheinlich Griechischen Statuen des
Pythagoras und Alkibiades (um 440 gesetzt) und des Hermodor von Ephesos,
Theilnehmers an der Decemviralgesetzgebung. Vgl. Hirt Gesch. der Bild.
Kunst S. 271. Romer-Statuen vor Pyrrhus (454), Cicero Gael. §. 39
c. intpp.
2. S. Plin. XXXIV, 14. Im J. 593 nahmen die Censoren P. Corn.
Scipio und M. Popilius alle Statuen von Magistraten um das Forum weg,
die nicht vom Volk oder Senat gestellt waren. Eine Statue der Cornelia,
der Mutter der Gracchen, stand in der Porticus des Metell.
3. Ueber die Imagines maiorum Polyb. VI, 53 mit Schweighauser's
Note. Lessing Sammtl. Schriften Bd. X. S. 290. Eichstaedt III. Prolusiones.
Qu. de Qumcy Jup. Olymp. p. 14. 36. Hugo's Rechtsgesch. (elfte) 8. 334.
Bilder seiner Vorfahren auf Schilden (vgl. §. 345*) weihte zuerst Appius
Claudius in den 456 (nicht 259) vovirten T. der Bellona, Plin. XXXV, 3.
5. Merkwiirdig ist der 448 auf dem Capitol geweihte Hercules (Liv.
IX, 44); und der von Sp. Garvilius nach 459 dedicirte Jupiter-Coloss auf
dem Capitol, sichtbar vom Jupiter Latiaris aus, aus den prachtigen Waffen
der heiligen Legion der Samniter (vgl. Liv. IX, 40. X, 38) gegossen; vor
den Fussen befand sich das aus den Feilspanen (reliquiis limae) gegossene
Bild des Carvilius. Plin. XXXIV, 18. Novius Plautius, Erzarbeiter in Rom,
um 500. §. 173. Anm. 4.
202 Griechische Kunst in Italien. [182]
1 182. In den Consular- und Familien m iinzen
(so nennt man die mit dem Nam en der Aufseher des Munz-
wesens, besonders der tresviri monetales, bezeichneten) zeigt
sich wahrend des ersten Jahrhunderts , nachdem man ange-
fangen Silber zu pragen (483), die Kunst sehr roh; das
Geprage 1st flach, die Figuren plump, der Romakopf un-
schon. Auch da die mannigfaltigern Familien-Typen auf-
kommen, bleibt die Kunst noch lange roh und unvollkommen.
2 Auffallend ist die, mit den sonst bekannten Sitten Roms
contrastirende , fruhzeitige Beschaftigung mit der Malerei,
3 besonders bei Fabius Pictor. Doch tragt auch die Anwendung
der Malerei zur Verewigung kriegerischer Grossthaten und
zum Schmuck der Triumphe dazu bei, ihr Ehre bei den
Romern zu verschaffen.
1. Die altesten Consular-Munzen haben vorn den Kopf mit dem
geflugelten Helm (Roma, nach andern Pallas); auf dem Revere die Dios-
kuren, wofiir aber bald ein Rossegespann eintritt (bigati, serrati). Die
Familien-Miinzen haben zuerst die allgemeinen Romischen Ernbleme der
Consular-Munzen; nur bildet man auf den Gespannen verschiedne Gotter
ab ; hernach treten verschiedene Typen, in Bezug auf Gultus und Geschichte
der Geschlechter, ein. Interessant ist der Denar des Pompejischen Ge-
schlechts mit der Wolfm, den Kindern und dem Fostlus. Die Wolfm ist
gut, wahrscheinlich nach der Etruskischen (§. 172), gezeichnet, alles Andre
noch schlecht und roh. Hauptwerke iiber diesen Theil der Miinzkunde
von Gar. Patin, Vaillant, Morelli und Havercamp. Eckhel D. N. II, V.
p. 53 ff., besonders 111. Stieglitz Distributio numorum familiarum Roman,
ad typos accommodata (ein lehrreiches Buch) Lips. 1830. B. Borghesi iiber
Familien-Munzen , in Giornale Arcad. T. LXIV. LXV. Gavedoni Monete
ant. italiche impresse per la guerra civile, Bullett. 1837. p. 199.
2. Fabius Pictor malt den T. der Salus, u. zwar meisterhaft , 451
Liv. X, 1. Plin. XXXV, 7. Val. Max. VIII. 14, 6. Dion. Hal. Fragm.
von Mai XVI. 6. Letronne Lettres d'un antiquaire p. 412. Appendice
p. 82 laugnet, dass die Stelle des Dionysius auf den Fabius sich beziehe.
M. Pacuvius von Rudiae, der Tragiker (ein Halbgrieche), malt den T. des
Hercules am Forum Boarium, g. 560. Postea non est spectata (haec ars)
honestis manibus, Plin. Ein Maler Theodotos, bei Naevius (Festus p. 204.
Lindem.) [Panofka im N. Rhein. Mus. IV. S. 133 ff.], urn 530 ist deut-
lich ein Grieche, so wie der Tot%oyQK(pos Demetrios 590, Diodor Exc. Vat.
XXXI, 8. vgl. Osann, Kunstblatt 1832. N. 74. [roixoyQucpos ist nur
[182] .Aeltere Bildwerke in Rom. 203
Osanns Vermuthung fur ronoyQacpog, wahrscheinlicher 1st ronioyQcccpos,
in dem aus Vitruv bekannten Sinn von to pi a; R. Rocliette Suppl. au
catal. des artistes p. 271 ff. will roTroy^aqpos, obgleich TOTTO? fur Land-
schaft nicht nachweislich ist.]
3. Beispiele bei Plin. XXXV, 7, besonders M. Valerius Mesala
Schlacht gegen die Karthager in Sicilien 489, L. Scipio's Sieg fiber An-
tiochos g. 564. L. Hostilius Mancinus erklart 606 selbst dem Volke' ein
Gemalde von Karthago's Eroberung. Die Triumphe machten Gemalde
nothig (Petersen Einl. S. 58); dafiir liess Aemilius Paulus den Metrodor
von Athen kommen (ad excolendum triumphum), Plin. XXXV, 40, 30.
Fiinfte Periode,
Von 606 der St. (01. 158, 3) bis zum Mittelalter.
1. Allgemeines fiber den Charakter und Geist der Zeit.
1 183. Wie die gesammte Geschichte des gebildeten
Menschengeschlechts (mil Ausnahme Indiens): so concentrirt
sich auch jetzt die Kunstgeschichte in Rom. Aber nur durch
die politische Uebermacht, nicht durch kiinstlerische Talente
der Romer. Die Romer, obgleich nach der einen Seite bin
den Griechen innig verwandt, waren doch als Ganzes aus einem
2 derberen, minder fein organisirten Stoffe. Ihr Geist blieb
den aussern Verhaltnissen der Menschen untereinander, durch
welche der en Thatigkeit im Allgemeinen bedingt und bestimmt
wird, (dem praktischen Leben) zugekehrt; zuerst mehr 4en
auf die Gesammtheit beziiglichen (politischen) , dann, als die
Freiheit sich iiberlebt hatte, denen der Einzelnen unterein-
ander (Privatleben) , besonders den durch die Beziehung der
3 Menschen zu den aussern Giitern gegebenen. Die res fami-
liaris zu erhalten, zu mehren, zu schiitzen, wurde nirgends
4 so sehr wie hier als Pflicht angesehen. Die sorglose Unbe-
fangenheit und spielende Freiheit des Geistes, welche, innern
Trieben sich rucksichtslos hingebend, die Kunste erzeugt, war
den Romern fremd; auch die Religion, in Griechenland die
Mutter der Kunst, war bei den Romern sowohl in ihrer
fruhern Gestalt, als Ausfluss der Etruskischen Disciplin, als
auch in ihrer spatern, wo die Vergotterung ethisch-politischer
5 Begriffe vorherrscht, absichtlich praktisch. Doch war diese
praktische Richtung bei den Romern mit einem grossartigen
Sinne verbunden, der das Halbe und Kleinliche scheute, der
jedem Bedurfniss des Lebens auf eine umfassende, durch-
greifende Weise durch grosse Unternehmungen geniigte, und da-
durch unter den Kunsten wenigstens die Architektur emporhielt.
[184] Gharakter der Periode. 205
3. Vgl. fiber diesen Punkt (einen Hauptgrund der grossen Ausbildung
des Privatrechts) Hugo's Rechtsgeschichte elfte Aufl. S. 76. Juvenal XIV.
zeigt, wie die avaritia der Jugend als gute Wirthschaft eingeimpft wurde.
Horaz stellt ofter, wie A. P. 323, die okonomisch-praktische Bildung der
Romer der ideellern , Hellenischen entgegen. Omnibus, diis hominibusque,
formosior videtur massa auri, quam quidquid Apelles Phidiasque, Graeculi
delirantes, fecerunt. Petron 88.
184. Der Gharakter der Romischen Welt in Bezug auf 1
die Kunst, diese Periode hindurch, lasst sich am besten in
vierfacher Gestalt fassen: I. Von der Eroberung Ko- 2
rinths bis auf August. Das Streben der Vornehmen,
durch Pracht bei Triumphen, durch unerhort glanzende Spiele
zu imponiren, das Volk zu gewinnen, zieht Kunstler und
Kunstwerke nach Rom. Bei Einzelnen entsteht achter Ge- 3
schmack fur die Kunst, meist freilich mit grossem Luxus ver-
bunden, nach Art der Kunstliebe Makedonischer Fiirsten. Der 4
Reiz dieser Genusse wird durch das Widerstreben einer alt-
romisch gesinnten Partei fur das Privatleben nur erhoht,
wenn diese auch im offentlichen Leben scheinbar die Oberhand
hat. Rom ist daher ein Sammelplatz der Griechischen Kiinst- 5
ler, unter denen sich sehr vorziigliche Nacheiferer der Alten
befanden; Kunstgelehrsamkeit und Kennerschaft schlagen hier 6
ihren Sitz auf.
i *
2. S. §. 182, 3. M. Aemilius Scaurus, Sullae privignus, ffihrte 694
als Aedil fur seine Spiele die verpfandeten Bilder Sikyons nach Rom, Plin.
XXXV, 40, 24. XXXVI, 24, 7. Durch Ungeschicklichkeit verdarben auch
Bilder beim Reinigen fur solche Zwecke, XXXV, 36, 19. In Cicero's Zeit
liehen die Magistrate die Kunstwerke sich oft weither zusammen, Gic.
Verr. IV, 3. Fiir die Spiele brauchte man auch skenographische Bilder,
wo Illusion das hochste Ziel war. Plin. XXXV, 7.
4. S. Gate's Rede (557) Liv. XXXIV, 4. Plin. XXXIV, 14. Cicero
scheut sich, von den Richtern fiir einen Kunstkenner gehalten zu werden:
nimirum didici etiam dum in istum inquire artificum nomina. Verr. IV,
2. 7. Cicero's Kunstliebe war indess immer massig, s. Epp. ad div. VII, 23.
Parad. 5, 2. Anders der Damasippus, Epp. a. 0. Horat. Sat. II, 3, 64.
6. Die intelligentes stehen den IdicoTccig gegenuber, Cicero a. 0. Aber
auch Petron's (52) Trimalchio sagt bei den lacherlichsten Kunsterklarungen :
<206 Griechische Kunstgesch. Per. V. [185, 186J
Meum enim intelligere nulla pecunia vendo. Wichtige Stellen uber die
Kunstkennerschaft Dionys. de Dinarcho p. 644. de vi Dem. p. 1108. [Juv.
I, 56 doctus spectare lacunar.] Die Probe war: non inscriptis auctorem
reddere signis, Statius Silv. IV, 6, 24. Die Idioten wurden dagegen viel
mit beriihmten Namen betrogen. Beck de nomin. artif. in -monum. artis
interpolatis. 1832.
,1 185. II. Die Zeit cler Julier und Flavier,
723 bis 848 (96 n. Ghr.). Kluge Fiirsten wissen dem
Romischen Volke durch grossartige Bauunternehmungen , die
auch dem gemeinen Mann ausserordentliche Bequemlichkeiten
und Genusse verschaffen, alles politische Leben in Vergessen-
heit zu bringen ; halbwahnsinnige Nachfolger geben durch die
riesenhaften Plane ihres Uebermuths doch den Kunsten voile
2 Beschaftigung. Wie weit auch in solchen Zeiten die Kunst
von cler Wahrheit und Einfalt der besten Zeiten Griechen-
lands entfernt sein musste: zeigt sie doch in diesem Jahr-
hundert noch uberall Geist und Schwung; das Sinken des
Geschmacks ist noch wenig merkbar.
1. August's Wort: er hinterlasse die Stadt marmorea, die er lateritia
empfangen. Nero's Brand und Neubau.
1 186. III. Von'Nerva bis zu den sog. Tri-
g i n t a t y r a n n i , 96 bis g. 260 n. Ghr. Lange Ruhe
im Romischen Reiche; glanzende Unternehmungen auch in
den- Provinzen ; ein vqriibergehendes Aufleuchten der Kunst in
Griechenland selbst durch Hadrian; Prachtbauten im Orient.
2 Bei so eifrigem und ausgedehntem Betriebe der Kunst zeigt
sich doch, von den Antoninen an, immer deutlicher der
Mangel an innerm Geist und Leben neben dem Streben nach
ausserem Prunk; Niichternheit und Schwulst vereinigt, wie
sin den Redekunsten. Die Kraft des Geistes der Griechisch-
Romischen Bildung war durch das Eindringen fremder Denk-
weisen gebrochen ; das allgemeine Ungeniigen an den vater-
lichen Religionen, die Vermischung verschiedenartigen Aber-
glaubens musste der Kunst in vieler Beziehung verderblich sein.
4 Bedeutende Einwirkung hatte der Umstand, dass ein Syrisches
Priestergeschlecht eine Zeitlang den Romischen Kaiserthron inne
5 hatte. Syrien, Kleinasien waren damals die bluhendsten
Provinzen, und ein von ihnen ausgehender Asiatischer Gha-
[187J Charakter der Periocle. 207
rakter wird, wie er in der Schriftstellerei herrscht, auch in
den zeichnenden Kunsten deutlich wahrgenommen.
3. Der Isisdienst, der um 700 der St. mit Gewalt eingedrungen
war, und oft zum Deckmantel der Ausschweifungen gedient hatte, wurde
allmahlig so herrschend, dass Commodus und Garacalla offentlich daran
Theil nahmen. — Der Mithrasdienst, ein Gemisch Assyrischer und
Persischer Religion, wurde durch die Seerauber, vor Pompejus, zuerst in
der Romischen Welt bekannt, in Rom seit Domitianus, besonders seit
Commodus Zeit einheimisch. — Syrischer Cultus war schon unter
Nero beliebt, aber besonders seit Septimius Severus herrschend. — Dazu
die Ghaldaeische Genethliologie ; Magische Amulete, §. 206; theurgische
Philosophie. Vgl. Heyne Alexandri Sev. Imp. religiones miscellas probantis
indicium, besonders Epim. VI.: de artis fingendi et sculpendi corruptelis
ex religionibus peregrinis et superstitionibus profectis, Opuscc. Acadd. VI.
p. 273.
4. Auch fur die Kunstgeschichte ist die Genealogie wichtig:
Bassianus
Sonnenpriester zu Emesa
Julia Domna Julia Maesa
Septim. Severs Gemahlin
Bassianus Septimius Soaemias Julia Mammaea
Garacalla Geta v. einem Rom. Senator v. einem Syrer
i
; '••-..:
Elagabal Severus Alexander
187. IV. Von den Trig, tyranni bis in die 1
Byzantinische Zeit. Die antike Welt verfallt, mit ihr
die Kunst. Der altromische Patriotismus verliert durch die 2
politischen Veranderungen und die innere Kraftlosigkeit des
Reichs den Halt, welchen ihm das Kaiserthum noch gelassen
hatte. Der lebendige Glaube an die Gotter des Heidenthums 3
verschwindet ; Versuche, ihn zu halten, geben fur personliche
Wesen nur allgemeine Begriffe. Zugleich x verliert sich uber-
haupt die Betrachtungsweise der Dinge, welcher die Kunst
ihr Dasein verdankt, die warme und lebendige Auffassung
der leiblichen Natur, die innige Verbindung der korperlichen
Formen mit dem Geiste. Ein todtes Formenwesen erstickt
die Regungen freierer Lebenskraft, die Kiinste selbst werden
208 Griechische Kunstgesch. Per. V. [188]
von einem geschmacklosen , halborientalischen Hofprunk in
Dienst genommen. Ehe noch von aussen die Axt an den
Baum gelegt wird, sind bereits im Innern die Lebenssafte
vertrocknet.
2. Architektonik.
1 188. Schon vor den Kaisern hatte Rom alle Alien
von Gebauden erhalten, welche eine grosse Stadt nach der
Weise der Makedonischen Anlagen zu schmiicken nothig
2 schienen; zierlich gebaute Tempel, obgleich keinen von bedeuten-
3 dem Umfange; Curien und Basiliken, welche als Versamm-
lungs- und Geschaftorte den Romern immer nothiger wur-
den, so wie mil Saulenhallen und offentlichen Gebauden
4 umgebne Markte (fora); auch Gebaude fur die Spiele, welche
•das Romische Volk fruher, wenn auch prachtig, doch nur fiir
kurzen Bestand construirt zu sehen gewohnt war, wurden jetzt
5 von Stein und in riesenhaften Maassen gebaut. Eben so
nahm der Luxus der Privatgebaude , nachdem er schuchtern
und zogernd die ersten Schritte gethan hatte, bald reissend
6 und auf eine niegesehene Weise iiberhand; zugleich fullten
Monnmente die Strassen, und prachtige Villen verschlangen
den Platz zum Ackerbau.
2. Tempel des Honor und der Virtus, von dem Architekten
C. Mutius fur Marius gebaut nach Hirt II. S. 213; Andre (wie Sachse I.
S, 450) halten ihn fiir den Marcellischen. §. 180. Anm. 2. Das neue
Capitol des Sulla u. Catulus, mit unverandertem Plan, 674 geweiht. T. der
Venus Genitrix auf dem Forum Julium 706 gelobt. T. des Divus Julius,
begonnen 710.
3. Die Curia des Pompejus 697 ; die prachtvolle Basilica des Aemilius
Paulus, des Consuls von 702, mit Phrygischen Saulen (basilica Aemilia et
Fulvia, Varro de L. L. VI. §. 4). Die Basilica Julia, welche August
vollendete und dann erneuerte, an der SW.Ecke des Palatin. S. Gerhard
della basilica Giuila. R. 1823. Daran stiess das neue Forum Julium, von
Augustus vollendet. Ueber die Einrichtung eines Forum §. 295.
4. Im J. 694 zierte M. Aemil. Scaurus als Aedil ein holzernes
Theater prachtig aus; die Buhnenwand bestand aus drei Stock-
werken von Saulen (episcenia), hinter denen die Wand unten aus
Marmor, dann aus Glas, dann aus vergoldeten Tafeln war. 3000
[189] Bauwerke der letzten Zeit der Republik. 209
eherne Bildsaulen, viele Gemalde und Teppiche. Curio's, des Tribunen
(702), zwei Holztheater vereinigen sich zu einem Amphitheater. Pompejus
Theater (697), das erste steinerne, fur 40,000 Zuschauer, dem Mitylenaeischen
nachgeahmt; auf dem obern Umgange stand ein T. der Venus Victrix.
Hirt III. S. 98. [Canina sul teatro di Pompeo, in den Mem. d. acad
archeol. 1833.] Das erste Amphitheater von Stein von Statilius Taurus
unter August errichtet. Der Circus Max. unter Caesar fur 150,000 Menschen
eingerichtet.
5. Den Censor, L. Crassus, traf um 650 wegen seines Hauses mit
sechs kleinen Saulen aus Hymettischem Marmor viel uble Nachrede. Das
erste mit Marmor bekleidete (ein Luxus, der jetzt einreisst) hatte Mamurra,
698; aber auch Cicero wohnte fur LLSXXXV, d. h. 175,000 Rthlr. Mazois
Palais de Scaurus, fragm. d'un voyage fait a Rome vers la fin de la
republ. par Merovir prince des Sueves. Deutsch mit Anm. von den Brudern
Wustemann. Gotha 1820.
6. Lucullus Villen, Petersen Einl. p. 71. Yarro's Ornithon (nach
dem Windthurm in Athen, de R. R. Ill, 3). Monument der Caecilia
Metella, der Gemahlin des Crassus, beinahe die einzige Ruine aus dieser
Zeit. — Architekten aus Cicero's Zeit Hirt II. S. 257. Cyrus in Cicero's Briefen.
189. In der ersten Kaiserzeit bildet die Romische Archi- 1
tektur an offentlichen Gebauden den prachtigen und grossen
Charakter aus, welcher den Verhaltnissen und Ideen eines
weltherrschenden Volks sicher der angemessenste war. Die 2
Pfeiler und Bogen tret en an den ansehnlichsten Gebauden
als eine Hauptform neben die Saulen und das Saulengebalk,
indem dabei das Grundgesetz beobachtet wird, dass beide
Formen, jede nur sich fortsetzend, nebeneinander hergehen,
so dass die Bogen die innere Construction des Gebaudes,
die Saulen die aussere Fronte bilden, und da, wo kein
Dach auf ihrem Gebalke liegt, als Trager von Bildsaulen
ihren Zweck erfiillen. Indess fmden sich doch strengere Schii- 3
ler der Griechischen Meister, wie Vitruvius, schon jetzt ge-
drungen, uber Vermischung heterogener Formen zu klagen:
welcher VorVurf in der That auch das, erst nach Vitruv 4
aufgekommene , sogenannte Romische Capital treffen muss.
Die Reinheit der Baukunst musste auch damals schon
an den Gebauden des Griechischen Mutterlands und loniens
gelernt werden.
3. S. Vitruv I, 2. IV, 2 iiber die Vermischung des lonischen
0. Muller'a Archaeologie. 4. Aufl. 14
210 Griechische Kunstgesch. Per. V. [190]
Zahnschnitts und der Dorischen Triglyphen. Sie findet z. B. am Theater
des Marcellus statt. Mehr klagt Vitruv uber die aller Architektonik
spottende Skenographie, §. 209.
4. Das Romische oder composite Capital setzt das lonische
Eckcapital vollstandig uber die untern zwei Drittel des Korinthischen , in
welches jenes doch schon auf die angemessenste Weise aufgenommen war ;
es verliert dadurch alle Einheit des Gharakters. Die Saulen erhalten
9. bis 9Va Diameter Hohe. Zuerst am Bogen des Titus.
1 190. Augustus umfasste alle Zweige einer Romischen
Bauordnung mit wahrhaft furstlichem Sinne: er fand das
Marsfeld noch grosstentheils frei, und machte es, nebst
Agrippa und Andern, zu einer von Hainen und griinen
Flachen angenehm unterbrochenen Prachtstadt, von welcher
2 die ganze ubrige Stadt verdunkelt wurde. Die nachfolgenden
Kaiser drangen sich mit ihren Bauen mehr um den Palatin
und die Sacra- Via; ein ungeheures Gebaude erhebt sich
3 hier auf den Trummern des andern. Die Flavier setzen an
die Stelle der Riesenbauten Nero's, welche nur der Schwel-
gerei und Eitelkeit des Erbauers dienten, gemeinnutzige und
populare Gebaude; in ihrer Zeit tritt indess schon ein merk-
4 liches Nachlassen des guten Geschmackes ein. Ein schreckliches
Ereigniss unter Titus erhalt der Nachwelt die lebendigste An-
schauung des Ganzen einer Romischen Landstadt, in welcher
bei der sparsamsten Raumbenutzung und einer im Ganzen
leichten und wohlfeilen Bauweise , doch ziemlich alle Arten
offentlicher Gebaude, die eine Hauptstadt hatte, vorkommen,
und Sinn fur elegante Form und gefalligen Schmuck sich
iiber all verbreitet zeigt.
1. Unter August (Monum. Ancyranum) :
I. In Rom. a. Vom Kaiser [gebaut. T. des Apollo Pala-'
tinus, 724 vollendet, aus Cararischem , die Saulenhallen umher aus
Punischem Marmor; Bibliotheken darin. Sachse II. S. 10. Petersen Einl.
S. 87. T. des Jupiter Tonans, jetzt des Saturnus (drei Korinthische
Saulen nebst Gebalk am Capitolinischen Berge sind von einer Restauration
ubrig, Desgodetz Les edifices antiques de Rome ch. 10); des Quirinus,
ein Dipteros; des Mars Ultor auf dem Capitol, ein kleiner Monopteros,
den man noch auf Miinzen sieht, und auf dem Forum des Augustus, ein
grosser T., wovon noch drei Saulen ubrig sind, Piale Atti dell' Ac. Archeol.
Rom. II. p. 69. Die Romischen fora nach Bunsen, Mon. d. Inst. II, 33. 34.
Theater des Marcellus, in den Pallast Orsini verbaut, 378 F. im Durch-
[190J Bauwerke des August.
messer (s. Guattani M. I. 1689. Genn. Febr. Piranesi Antichita Rom.
T. IV. t. 25—37. Desgodetz ch. 23). Porticus der Octavia (friiher des
Metell), nebst einer Curia, Schola, Bibliothek und Tempeln, eine grosse
Anlage. Einige Korinthische Saulen davon ubrig, wie man glaubt (vgl.
Petersen Einl. S. 97 ff.). Augustus Mausoleum nebst dem Bustum, auf
dem Marsfelde an der Tiber; Reste davon. Aquae. Viae.
b. Baue andrer Grossen (Sueton August 29). Von
M. Agrippa grosse Hafen- und Gloakenbaue; die Porticus des Neptun
oder der Argonauten ; die Septa Julia und das Diribitorium mit ungeheurem
Dache (Plin. XVI, 76 und XXXVI, 24, 1 e cod. Bamberg. Dio Cass. LV, 8);
die grossen Thermen. Einen Vorbau bildete das Pantheon (727), em
Rundgebaude, 132 F. hoch und im Innern breit, mit einer Vorhalle a us
16 Kor. Granitsaulen ; die Wande mit Marmor belegt, die Lacunarien mit
vergoldeten Rosetten. Eherne Balken trugen das Dach der Vorhalle, die
Ziegel waren vergoldet. " Geweiht den Gottern des Julischen Geschlechts
(Jupiter als Ultor, Mars, Venus, D. Julius u. drei andern), deren Golosse
in Nischen standen. [Statt der Worte Pantheon lovi Ultori in der zweiten
St. des Plin. hat der God. Bamb. vidit orbis : non et tectum diribitorii?
Der Nischen sind nur sechs.] Andere Statuen in Tabernakeln, die Karya-
tiden des Diogenes auf Saulen. Golosse des August und Agrippa in der
Vorhalle. Restaurirt 202 n. Chr. S. Maria Rotonda. Desgodetz ch. l.r
Hirt im Museum der AlterthumsW. Bd. I. S. 148. Guattani 1789. Sett.
Mem. encycl. 1817. p. 48. [Beschr. Roms ill, 3. S. 339-59.] Vier
[Process-] Schriften von Fea 1806 u. 1807, [\iber die Wegraumung der
anstossenden Haiiser.] Wiebeking Burgerl. Baukunst Tf. 24. Rosini's
Vedute. Von Asinius Pollio das Atrium der Libertas mit einer Biblio-
thek und Schriftsteller-Biisten. S. Reuvens bei Thorbecke de Asinio Pollione.
Cornelius Balbus Theater. — Pyramide des Gestius.
Von der pittoresken A.nsicht (Skenographie) des Campus Martius in
dieser Zeit Strab. V. p. 256. Vgl. Piranesi's phantasiereiches Gesammtbild :
Campus Martius R. 1762.
II. Ausser Rom. In Italien die Ehrenbogen August's zu
Rimini (Werk von Briganti), Aosta und Susa (Maffei Mus. Veron. p. 234.
Werk von Massazza), welche noch stehen. Strasse durch den Berg von
Posilippo gebrochen von T. Coccejus Auctus. R, Rochette • Lettre a Mr.
Schorn p. 92. IndenProvinzen mehrere T. des August u. der Roma;
Trummer zu Pola. Die Stoa der Athena Archegetis am neuen Markt zu
Athen mit einer Reiterstatue des L. Caesar (schlanke Dorische Saulen)
g. 750. C. I. n. 342. 477. Stuart I. ch. 1. Von einem kleinen Rund-
tempel des August (C. I. 478) sind neuerlich Reste aufgefunden. Nikopolis
bei Aktium, und bei Alexandreia von August gebaut. Ara_maxima dem
Griechische Kunstgesch. Per. V. [190]
August 744 gebaut von den Volkern Galliens, in einer Inschrift bei Osann
in der Zeitschr. f. A. W. 1837. S. 387. Prachtbaue Herodes des Gr. in
Judaea (Hirt in den Schriften der Berl. Akad. 1816); der neue Tempel
suchte den alten Salomonischen mit dem jetzt herrschenden Griechischen
Geschmack der Architektur in Uebereinstimmung zu bringen. T. des G.
und L. Caesar zu Nemausus, Nismes, ein zierlicher Korinthischer prostyles
pseudopeript. , gebaut 752 (In. Chr.). Glerisseau Antiques de Nismes.
Vgl. §. 262, 2.
2. Die Claudier. Fur Tiber 1st das Lager der Praetorianer
(22 n. Chr.); fur Caligula die strassenartige Schiffbrucke fiber den
Busen von Bajae (Mannert Geogr. IX, 1. S. 731) bezeichnend. Claudius
grosser Hafen von Ostia mit Riesenmolo's und einem Pharus auf einer
kiinstlichen Insel , spater durch Trajan noch verbessert (Schol. ' Juven.
XII, 76) ; seine Wasserleitungen (aqua Claudia et Anio novus) u. Ableitung
des Fuciner See's [vollendet durch Hadrian, Martiniere Geogr. Lex. IV.
S. 1973 f.]. Bunsen Annali d. Inst. VI. p. 24. tav. d'agg. A. B. [L. Canina
sulla stagione delle navi di Ostia, sul porto di Claudio 1838, Atti dell'
acad. pontef.] Claudius Triumphbogen an der Flaminischen Strasse (auf
Munzen, Pedrusi VI. tb. 6, 2), verschuttete Reste davon. Bullet, d. Inst. 1830.
p. 81. Palatinische Kaiserpallaste. Del pallazzo de' Cesari opera postuma
da Franc. Bianchini. Ver. 1738. Aus Nero's Brande (65) ersteht ein
neues, regelmassiges Rom. Das goldene Haus (an der Stelle der transi-
toria) reichte vom Palatin nach Esquilin und Caelius hinuber, mit Millien
langen Porticus und grossen Parkanlagen im Innern, und unsaglicher
Pracht besonders der Speisesale. Die Architekten waren Celer und Severus.
Die Flavier zerstorten das Meiste; zahlreiche Gemacher haben sich hinter
den Substructions-Mauern der Thermen des Titus am Esquilin erhalten.
S. Ant. de Romanis Le antiche Camere Esquiline 1822 und Ganina
Memorie Rom. II. p. 119. vgl. §. 210. Neronische Thermen auf dem
Campus. [L. Canina sul porto Neroniano di Ostia R. 1837 aus dem Atti
d. acad. pontef.]
k
3. Die Flavier. Von Vespasian das dritte Capitol, hoher als
die fruhern (auf Munzen, Eckhel D. N. IV. p. 327); das Vierte von Do-
mitian, immer noch nach demselben Grundplan, aber mit Korinth. Saulen
aus Pentelischem Marmor, inwendig reich vergoldet (Eckhel p. 377).
T. der Pax von Vespasian (Eckhel p. 334); grosse Ruinen an der Via
Sacra; die Kreuzwolbung des Mittelschiffs stiitzt sich auf 8 Korinth. Saulen;
zu jeder Seite 3 Nebenraume. Bramante enthimmt davon die Idee der
Peterskirche. Nach Andern zu einer Basilica des Constantin gehorig (Nibby
del tempio d. Pace et della has. di Constant. 1819. La bas. di Constant,
sbandita della via sacra per lett. del Av. Fea. 1819). Desgodetz ch. 7.
[190] Bauwerke der Claudier, der Flavier. Pompeji.
Vgl. Caristie Plan et Coupe du Forum et de la Vole sacree. Amphi-
theatrum Flavium (Coliseum) von Titus 80 dedicirt und zugleich als
Naumachie benutzt. Die Hohe 158 Par. F., die kleine Achse 156 (Arena)
und 2 X 156 (Sitze), die grosse 264 und 2 x 156. Desgodetz ch. 21.
Guattani 1789. Febr. Marzo. Funf kleine Abhandlungen von Fea. Wagner
de Flav. Amph. commentationes. Marburgi 1829—1831. vgl. §. 290, 3. 4.
Titus Pallast und Thermen. Domitian baut viel Prachtiges, wovon
Martial, Statius Silv. IV, 2, 48. Grosser Kuppelsaal auf dem Palatium,
von Rabirius. Albanische Burg (Piranesi Antichita cyAlbano). Forum
Palladium des Domitian oder Nerva, mit reichverzierter Architektur ;
cannelirte Kranzleisten; Kragsteine und Zahnschnitte zusammen, s. Moreau
Fragmens d' Architecture pi. 7. 8. 11. 12. 13. 14. 17. 18. Guattani 1789.
Ottobre. Bogen des Titus an der Via Sacra, die Architektur etwas
iiberladen, der Kranzleisten cannelirt. Bartoli Vet. Arcus August, cum
notis I. P. Bellorii ed. lac. de Rubeis. 1690. Desgodetz ch. 17. vgl. §. 294, 9.
[Gius. Valadier Narraz. artist, dell' operate nel ristauro dell' arco di Tito.
In Roma 1822. 4.J
4. Unter Titus (79 n. Chr.) Verschiittung von Pompeji, Hercu-
lanum, Stabiae, Wiederentdeckungsgeschichte §. 260. Pompeji ist als
Miniaturbild Roms hochst interessant. In dem offen gelegten Drittel der
Stadt liegt ein Haupt-Forum, mit dem Jupiters-T. (?), einer Basilica, dem
Chalcidicum und der Krypta der Eumachia, und dem Collegium der
Augustales (?), das forum rerum venalium, zwei Theater (das unbedeckte
von Antonius Primus gebaut, M. Borbon. I, 38), Thermen, zahlreiche meist
kleine Tempel, darunter ein Iseum, viele Privatgebaude , zurn Theil recht
stattliche, mit Atrium und Peristyl versehene Wohnungen, wie das sog.
Haus des Arrius Diomedes, das des Sallust, des Pansa, und die vom
tragischen Poe'ten und Faun benannten, vor dem Thore nach Herculanum
die Graberstrasse; davon getrennt in 0. das Amphitheater. Fast Alles in
kleinem Maassstabe, die Hauser niedrig (auch wegen der Erdbeben), aber
nett, reinlich, freundlich; leicht aus Bruchsteinen gebaut, aber mit vor-
trefflichem Anwurf; scho'ne Fussboden aus buntem Marmor und Mosaik.
Die Saulen meist Dorischer Art, mit diinnen Schaften, aber auch lonische,
mit sonderbaren Abweichungen von der regelmassigen Form und farbigem
Anstrich (Mazois Livr. 25), und Korinthische. Das alterthumlichste Ge-
baude ist der sog. T. des Hercules. Vieles war seit dem Erdbebenr
63 n. Chr., noch nicht restaurirt.
Hauptbiicher: Antiques de la Grande Grece, grav. par Fr. Piranesi
d'apres les desseins de J. B. Piranesi et expl. par A. J. Guattani. P. 1804.
3 Bde. f. Mazois Prachtwerk: Antiquites de Pompei, 1812 begonnen, seit
1827 von Gau fortgesetzt, [vollendet mit dem 4. Th. 1838]. W. Gell und
Gandy Pompejana or Observations on the Topography , edifice* and
214 Griechische Kunstgesch. Per. V. [191]
ornaments of Pompeji. L. 1817. New Series 1830 in 8. Goro von Agyag-
falva's Wanderungen durch Pompeji. Wien 1825. R. Rochette und Bouchet
Pompei. Ghoix d'edifices inedits, begonnen P. 1828 [enthalt Maison du
poete trag. abgebrochen mit der 3. Lieferung, 22 Tf.]. Gockburns und
Donaldson Pompeji illustrated with picturesque views. 2 Bde. f. W. Clarke's
Pompeji, ubersetzt zu Leipzig 1834. M. Borbonico. Vgl. §. 260, 2. Letzte
Ausgrabungen, Bullet. 1837. p. 182. [Engelhardt Beschr. der in Pompeji
ausgegrabenen Gebaude, Berlin 1843. 4 (aus Grelles Journal f. d. Baukunst).
The library of entertaining knowledge. Pompei. 2 Vol. 2 ed. Lond. 1833.
L. Rossini Le antichita di Pompei delin. sulle scoperte fatte sino 1'anno
1830. R. f. max. 75 tav.].
1 191. Trajanus gewaltige Bauten und Hadrianus mit
allem Friihern wetteifernde Anlagen, auch einzelne unter den
Antoninen gefuhrte Bauwerke, zeigen die Architektur in ihrer
letzten Bliithezeit, im Ganzen noch eben so edel und gross,
wie reich und geschmuckt, obgleich in einzelnen Werken das
Ueberladene und Gehaufte der Verzierungen , wohin die Zeit
2 sich neigt, schon sehr fiihlbar wird. Auch fmdet man seit
Domitian schon die aus fortlaufenden Postamenten (Stereo-
baten) entstandenen einzelnen Fussgestelle der Saulen (Sty-
lobaten), welche keinen Grund und Zweck haben, als das
Bestreben nach schlanken Formen und moglichst vieler Unter-
brechung und Zusammensetzung.
1. Trajan's Forum, das Erstaunenswurdigste in ganz Rom nach
Ammian XVI, 10, mit einem ehernen Dache, das durchbrochen sein musste
(Paus. V, 12, 4. X, 5, 5 gigantei contextus Ammian); neuerlich viel
Granitsaulen und Fragmente dort gefunden. In der Mitte die Saule
(113 n. Ghr.) mit dem Erzbilde des Kaisers (St. Peter). Piedestal 17 F.,
Basis, Schaft, Capital u. Fussgestell der Statue 100 F. Der Schaft unten
11, oben 10 F. stark. Aus Gylindern weissen Marmors; mit einer Treppe
im Innern. Das Band mit den Reliefs wird oben breiter, welches die
scheinbare Hohe verringert. Bartoli's Columna Traiana. [1673. Col.
Trai. 134. aen. tabulis insc. quae olim Mutianus incidi cur. cum expl.
Giacconi, nunc a G. Losi reperta imprimitur. R. 1773.] Prachtwerk von
Piranesi 1770. Raph. Fabretti De Columna Traiani. R. 1683. Gegen die
Spuren von Farben, die Semper u. A. behaupteten, Morey im Bullett. 1836.
p. 39. Die Basilica Ulpia mit zahlreichen Statuen besetzt, auf Bronze-
Munzen* (Pedrusi VI. tb. 25). Sehr viel Bauwerke, Thermen, Odeion,
[191] Bauten Trajans, Hadrians, der Antonine. 215
Hafen, Aquaedukt (auf Miinzen). Traianus herba parietaria. Fast Alles
von Apollodor, Dio Gass. LXIX, 4, wie auch die Donaubriicke, 105 n. Ghr.
Ygl. Eckhel D. N. VI. p. 419. Bogen des Trajan existiren in Ancona (sehr
schon, aus grossen Steinmassen) und in Benevent, von fast Palmyrenischer
Architektur. Ueber diesen Werke von Giov. di Nicastro und Carlo Noli.
Der Briefwechsel mit dem j. Plinius zeigt des Kaisers Kenntniss und An-
theil an den Bauen in alien Provinzen. Plinius Villen (Architekt Mustius),
Sshriften daruber von Marquez und Carlo Fea.
Hadrianus, selbst Architekt, todtet Apollodor aus Hass und Eifer-
sucht. T. der Venus und Roma, pseudodipt. decast., in einem Vorhof
mit einer doppelten Saulenhalle, zum grossen Theil aus Marmor, mit
Korinthischen Saulen, grossen Nischen fur die Bildsaulen, schonen Lacu-
narien und ehernem Dach. S. Garistie Plan et Coupe n. 4. Die Vorder-
ansicht (Romulus Geschichte im Giebel) auf dem Basrelief bei R. Rochette
M. I. I. pi. 8. Grabmal jenseits der Tiber, beschrieben von Procop, Bell.
Goth. I, 22. Jetzt Gastell S. Angelo, Piranesi Antichita IV. t. 4—12.
Restaurationen Hirt Gesch. Tf. 13, 3. 4. 30, 23. Bunsen (nach Major
Bavari's Nachtbrschungen) Beschr. Roms II. S. 404. Ein quadratischer
Unterbau trug einen Rundbau, der sich wahrscheinlich in drei Absatzen
verjungte. [Circus in der Nahe des Mausoleum, daruber Abhdl. von
Ganina 1839, in den Mem. d. Acad. Rom. di Archeol.] Tiburtinische
Villa, voll Nachahmungen Griechischer und Aegyptischer Gebaude, Lyceum,
Academia, Prytaneum, Canopus, Poecile, Tempe [Lesche, grossentheils
erhalten], ein Labyrinth von Ruinen, 7 Millien im Umfang, und eine sehr
reiche Fundgrube von Statuen und Mosaiken. Pianta della villa Tiburt.
di Adriano von Pirro Ligorio und Franc. Gontini. R. 1751. Winckelm.
VI, 1. S. 291. Als Euerget Griechischer Stadte vollendet Hadrian das
Olympleion in Athen (01. 227, 3. vgl. G. I. n. 331) und baut eine neue
Hadrians-Stadt , wozu der Bogen des Eingangs noch steht. Heraeon,
Pantheon, Panhellenion daselbst, mit vielen Phrygischen und Libyschen
Saulen. Wahrscheinlich ist auch die sehr grosse Halle, 376 X 252 Fuss,
nordlich von der Burg, mit Stylobaten, ein Hadrianischer Bau. Stuart I.
ch. 5 (der sie fur die Poekile hielt), Leake Topogr. p. 120. Zu den
Attischen Monumenten der Zeit gehort auch das Denkmal des in die
Biirgerschaft von Athen eingetretenen Seleukiden Philopappos, g. 114
unter Trajan auf dem Museion errichtet. Stuart III. ch. 5. Grandes Vues
de Cassas et Bence pi. 3. Boeckh C. I. 362. In Aegypten Antinoe
(Besa), auf Griechische Weise schon und regelmassig angelegt; mit Saulen
Korinthischer Ordnung, doch vori freien Formen. Description de 1'Egypte
T. IV. pi. 53 sqq. Decrianus, Architekt und Mechaniker, §. 197.
Unter Antoninus Pius der T. des Antonin u. der Faustina, zuerst
Wahrscheinlich nur dieser bestimmt, ein Prostylos mit schonen Korinth.
216 Griechische Kunstgesch. Per. V. [192]
Gapitalen, das Gesims schon sehr iiberladen. Desgodetz 8. Moreau pi. 23. 24.
Villa des Kaisers zu Lanuvium. Von M. Aurelius und L. Verus die
Ehrensaule des Anton. Pius errichtet, eine blosse Granitsaule, von der
nur noch das marmorne Postament in dem Vaticanischen Garten vorhanden
ist, §. 204, 4. Vignola de col. Antonini. R. 1705. [Seconda lett. del Sgr.
M. A. de la Ghausse sopra la col. d. apoth. di A. P. Nap. 1805.] Saule
des M. Aurel, weniger imposant als die Trajanische (die Basreliefstreifen
bleiben gleich hoch). [Moreaurelssaule nach P. S. Bartolis Zeichnungen
von Bellori 1704.] Zugleich ein Triumphbogen an der Flaminischen
Strasse gebaut, wovon noch die Reliefs im Pallast der Gonservatoren er-
halten sind. Herodes Atticus, Lehrer des M. Aurel und L. Verus (vgl.
Fiorillo und Visconti fiber seine Inschriften) , sorgt fur Athen, durch
Verschonerung des Stadion und ein Odeion. Theater in Neu-Korinth.
[Tempel, vermuthlich unter den Antoninen erbaut zu Jaeckly bei Mylasa,
Ion. Antiqu. Vol. I. ch. 4.]
1 192. Nach der Zeit von Marc Aurel tritt, obgleich
die Baulust nicht aufhort, doch im Geschmack der Architekten
2 ein schneller Verfall ein. Man hauft die Verzierungen der-
massen, dass alle Klarheit der Auffassung verloren geht, und
legt uberall zwischen die wesentlichen Theile so viel vermit-
telnde Glieder, dass die Hauptformen, namentlich der Kranz-
leisten, ihren bestimmten und entschiedenen Gharakter vollig
3 verlieren. Indem man jede einfache Form zu vermannig-
faltigen sucht, die Saulenreihen nebst dem Gebalk durch
haufiges Vor- und Zuriicktreten unterbricht, Halbsaulen an
Pilaster klebt und einen Pilaster aus dem andern vorspringen
lasst, die Verticallinie der Saulenschafte durch Gonsolen zur
Aufstellung von Statuen unterbricht, den Fries bauchig her-
vortreten lasst, die Wande mit zahlreichen Nischen und Fronti-
spizen anfullt: raubt man der Saule, dem Pfeiler, dem Ge-
balke, der Wand und jedem andern Theile seine Bedeutung
und eigenthumliehe Physiognomic, und bewirkt mit einer ver-
wirrenden Mannigfaltigkeit zugleich eine hochst ermiidende
4 Eintonigkeit. Obgleich die technische Construction im Ganzen
trefflich, so wird doch die Arbeit im Einzelnen immer schwer-
falliger, und die Sorgfalt in der Ausfiihrung der verzierten
Theile in demselben Maasse geringer, in welchem sie gehauft
5 werden. Offenbar hatte der Geschmack der Volker Syriens
und Kleinasiens den grossten Einfluss auf dieae Richtung
der Architektur; auch finden sich hier die ausgezeichnetsten
[912J Architektur in Syrien. .217
Beispiele dieser luxuriosen und prunkvollen Bauart. Audi 6
einheimische Bauwerke des Orients mogen nicht ohne Ein-
fluss geblieben sein; die Vermischungen Griechischer mit ein-
heimischen Form en in barbarischen Landern, welche man
nachweisven kann, scheinen meist in diese Zeit zu fallen.
1. Unter Gommodus der T. des M. Aurel init convexem Friese
(in die Dogana verbaut). Septimius Severus Bogen, in der Anlage
missverstanden (die mittleren Saulen treten zwecklos heraus), mit Schnitz-
werk, von roher Arbeit, iiberladen. [Suaresius Arcus Sept. Sev. R. 1676 f.]
Ein andrer Bogen, von den Argentarii errichtet. Desgodetz ch. 8. 19.
Bellori. Septizonium im 16. Jahrh. ganz abgetragen. Ein Labyrinthos als
Anlage zum Vergniigen des Volks gebaut von Qu. Julius Miletus. Welcker
Sylloge p. XVII. Caracalla's Thermen, eine ungeheure Anlage mit
trefflichem Mauerwerk; leicht'e Gewolbe aus Gusswerk von Bimsstein, von
grosser Spannung, besonders in der cella solearis (einem Schwimmbade
g. 0.), vgl. Spartian Carac. 9. (Die Hauptfundgrube der Farnesischen
Statuen, alterer von vorziiglicher, neuerer von gemeiner Arbeit.) A. Blouet's
Restauration des Thermes d'Ant. Caracalla. Von neuen Ausgrabungen
Gerhard, Hyperb. Rom. Studien S. 142. Sogenannter Circus des Caracalla
(wahrscheinlich des Maxentius; doch entscheidet die Inschrift nicht ganz),
vor der Porta Capena, schlecht gebaut. Neuerlich aufgedeckt; Unter-
suchungen von Nibby dariiber; Kunstbl. 1825. N. 22. 50. 1826. N. 69.
Heliogabalus weiht seinem gleichnamigen Gotte einen T. auf dem
Palatium. Severus Alexander Thermen und andre Badeanstalten ;
viele fruhere Gebaude wurden damals wiederhergestellt. Aus der Zeit des
Schwulstes in der Architektur existirt in Rom noch sonst Manches, wie
die sog. T. des Jupiter Stator, der Fortuna Virilis (Maria Egiziana), der
Concordia (spatre Restauration eines T. des Divus Vespasianus, nach Fea).
5. In Syrien wurde Antiochien fast von jedem Kaiser mit Bau-
werken, besonders Aquaeducten, Thermen, Nympbaeen, Basiliken, Xysten
und Anlagen fur Spiele geschmuckt, und die alten Herrlichkeiten (§. 149)
Qfter nach Erdbeben wieder hergestellt. Zu Heliopolis (Baalbeck) der
grosse T. des Baal, unter Antoninus Pius gebaut (Malalas p. 119. Ven.),
peript. decast. 280 X 155 Par. F., mit einem viereckten und sechseckigen
Vorhofe; ein kleinerer T. peript. hexast. mit einem Thalamos (vgl. §. 153.
Anm. 3); ein seltsam angelegter Tholos. R. Wood The ruins of
Balbeck otherwise Heliopolis. L. 1757. Cassas Voy. pittor. en Syrie. II.
pi. 3—57. Souvenirs pendant un voy. en Orient (1832. 33) par M. Alph.
de Lamartine. P. 1835. T. III. p. 15 sqq. Prachtige Schilderung. Ueber
den Tempel des Sol Angaben von Russegger im Bullett. 1837. p. 94 f.
Palmyra (Tadmor) hebt sich im ersten Jahrh. n. Chr. als Handelsort in
218 Griechische Kunstgesch. Per. V. [192]
der Wtiste, und bliiht, von Hadrian hergestellt, in der Friedenszeit der
Antoninen, dann als Residenz des Odenat und der Zenobia, bis zu Aurelian's
Eroberung. S. Heeren Gommentatt. Soc. Gott. rec. VII. p. 39. Audi
Diocletian liess dort ,bauen, und Justinian erneuerte (nach Prokop und
Malalas) Kirchen und Bader. T. des Helios (Baal) octast. pseudodipt.
185 X 97 F., mit Saulen, deren Laubwerk aus Metall angefiigt war, in
einem grossen Hofe (700 F. lang u. breit) mit Propylaeen, in 0. Kleiner
T. prost. hexast. , in W. Dazwischen Saulenstrasse, 3500 F. lang, eine
Nachbildung der in Antiocheia. Umber Triirnmer eines Pallasts, Basiliken,
offne Saulenhallen, Markte, Aquaedukte, Ehrendenkmaler , Grabmaler (des
Jamblichos vom J. 103 n. Ghr. von sehr merkwiirdiger Archit.ektur) ; fur
Spiele nur ein kleines Stadion. Wood The ruins of Palmyra oth. Tedmor.
1753. Cassas^I. pi. 26 ff. In abnlichem Style waren die Stadte der
Dekapolis, 0. vom Jordan, besonders Gerasa (wo von Burckhardt Trav.
in Syria p. 253 und ausfiihrlicher Buckingham Trav. in Palestina p. 353 ff.,
mit mehreren Planen und Rissen, handelt) u. Gadara (Gamala bei Bucking-
ham p. 44), angelegt. Dieselbe prunkvolle und iiberladne Architektur
herrschte in Kleinasien, wie der Tempel zu Labranda (Kiselgick, nach
Andern Euromos, Ghoiseul Gouff. Voy. pitt. I. pi. 122. Ionian ant. I.
ch. 4), das Monument von Mylasa, mit im Durchschnitt elliptischen Saulen
(Ion. ant. ch. 7. pi. 24 f. Ghois. pi. 85 f.) , die Trummer eines T. zu
Ephesos (Ion. ant. pi. 44. 45. Ghois. pi. 122) zeigen; auch die Saulenhalle
von Thessalonike (Stuart III. ch. 9) gehort dieser Zeit an. In den Felsen-
grabern bei Jerusalem, namentlich den sog. Grabern der Konige, deren
Zeit sich sehr wenig bestimmen lasst (Munter Antiqu. Abhandl. S. 95 f.
Raumer Palaestina S. 212. 216), erscheinen einfachere Griechische
Architekturformen ; nur der Charakter der Zierathen (Trauben, Palmen
u. dergl.) ist orientalisch. Gassas III. pi. 19—41. Forbin Voy. d. le
Levant, pi. 38.
6. In den merkwiirdigen Ruinen von Petra, der von Felsen eih-
gefassten, schwerzuganglichen Stadt der Nabataeer, welche durch den
Handel vom Rothen Meere aus reich wurde, fmdet man Felsentempel mit
Kuppeln, Theater, Grabmaler, Trummer von Pallasten; auch colossale
Statuen ; im Ganzen Griechische Formen, aber willkurlich zusammengesetzt,
und durch Lust an phantastischer Mannigfaltigkeit der Formen entstellt.
S. besonders Burckhardt Trav. in Syria p. 421. Leon de Laborde und
Linant Voy. de 1'Arabie Petree. Livr. 2 ff. Wie im Sassaniden-Reiche
(§. 248): so findet man auch im Reiche Meroe, besonders an dem
Tempelchen bei Naga (Gailliaud Voy. a Meroe I. pi. 13), eine interessante
Vermischung spatromischer mit einheimischen Formen.
[H)3] Bauten des sinkenden Reichs. 219
193. Von dem Zeitalter der dreissig Tyrannen, 1
noch mehr von Diocletian an, geht die Ueppigkeit ganz in
Rohheit iiber, welche die Grundformen und Prinzipien der
alten Architektur vernachlassigt. Die Saulenbaukunst wird 2
mit der Bogenarchitektur so verbunden, dass die Bogen zu-
erst auf dem Saulengebalk ruhen, dann aber auch so, dass
sie unmittelbar von der Platte des Capitals emporsteigen,
gegen die Gesetze der Statik, welche unverjimgte und eckige
Pfeiler unter dem Bogen fordert; auch lasst man die Ge-
balke selbst, sammt Zahnschnitt und Kragsteinen die Bogen-
form annehmen. Man setzt Saul en und Pilaster auf Con- 3
solen, welche aus den Wanden vortreten, um Bogen oder
Giebel zu tragen; man fangt an, den Saulen schrauben-
formig geriefte und sonst verschnorkelte Form en der Schafte
zu geben. Deckende Glieder werden wegen der Mannig- 4
faltigkeit der Theile als Hauptsache betrachtet, und belasten
hochst schwerfallig die darunter liegenden, wie das Gesims
das Gebalk im Ganzen und in den einzelnen untergeordneten
Theilen. Die Ausfuhrung ist u'berall mager, platt und roh, 5
ohne Rundung und Effekt: doch bleibt als ein Ueberrest des •
Romischen Sinns eine gewisse Grossartigkeit in der Anlage,
und im Mechanischen wird noch immer Bewundernswiirdiges
geleistet. Die neue Einrichtung des Reichs bewirkt, dass 6
in Rom selbst weniger Neues unternommen wird; dagegen,
besonders seit Diocletian, sich Provinzialstadte mit neuem 7
Glanze erheben ; am meisten schadet Rom die Versetzung 8
des Throns nach Constantinopel (330).
6. Gallienus Bogen aus Travertin, von kunstloser Einfachheit.
Unter Aurelian die erweiterten Mauern Roms; die Sorge fiir Sicherheit
beginnt. (Nibby's Angaben Mura di Roma 1821 nicht iiberall richtig,
s. Stef. Piale in den Dissert, dell1 Ace. Archeol. II. p. 95.) Grosser Doppel-
tempel des Bel und Helios. Besoldete Lehrer der Architektur. Diocletian's
Thermen ziemlich erhalten; aus dem Ringsaal in der Mitte, dessen Kreuz-
gewolb 8 Granitsaulen stiitzen, hat M. Angelo 1560 die schone Kirche
S. Maria degli Angeli gemacht. Desgodetz 24. Le Terme Diocl. misur.
e disegn. da Seb. Oya. R. 1558. Festes Schloss und Villa des Exkaisers
bei Salona (zu Spalatro) in Dalmatien, 705 Fuss lang und breit. Adam's
Ruins of the Palace of Diocletian at Spalatro. 1764 f. Die Diocletianische
Ehren-Saule in Alexandreia (sonst Pompejus-Saule) ist zwar sehr gross
220 Griechische Kunstgesch. Per. V. [193]
88 '/a Par. F.), aber in schlechtem Geschmack. Descr. de TEgypte T. V.
pi. 34. Antiquites T. II. ch. 26. Appendice, Norry Descr. de la colonne
de Pompee. Hamilton Aegyptiaca pi. 18. Gassas III. pi. 58. [(§. 149. A. 2.)
Clarke Travels II, 2 als Titelkupfer, Dalton Mus. Gr. et Aeg. or Antiquities
from drawings pi. 43. Der Schaft ist von gutem, Capital und Basis von
schlechtem Styl, weshalb Norry, Leake im Classical Journal Vol. 13. p. 153
und Wilkinson Topogr. of Thebes 1835 sie fur ein Griechisches Werk aus
der Glanzzeit von Alexandreia ansehen und nach der von Villoison und
Leake hergestellten , 20 F. hoch stehenden Inschrift annehmen, dass sie
erst zuletzt dem Diocletian gewidmet worden sei. J. White Aegyptiaca
Oxf. 1801 glaubte, schon Ptolem. Philad. habe sie seinem Vater gesetzt.
Nur Zoega hat de Obel. p. 607 nachgewiesen, dass Aphthonius in der Be-
schreibung der Akropolis von Alexandreia Progymn. 12 von dieser Saule
als dem weit her in die Augen fallenden Mittelpunkte der von den Ptole-
maeern herriihrenden Bauten der Akropolis spricht (aQ%ul 81 rtov OVTCOV
rri rrjs KIOVO$ nog-vyy itSQifGTyKaGt) und dass der Ort auch ihrer jetzigen
Aufstellung hiermit ubereinstimmt. Diess Zeugniss ist unerschutterlich,
wenn gleich die von Cyriacus mitgetheilte Inschrift, welche die Saule durch
Deinokrates von Alexander dem Makedonier errichten lasst und welche
Fr. Osann in den Memorie d. Inst. archeol. III. p. 329 vertheidigt, nicht
acht sein kann. Demnach ist die Saule nicht erst in den Jahren 205 — 209
aus den Granitbruchen von Syene hervorgegangen , wie Letronne Rech.
pour servir a Fhist. de 1'Eg. p. 367, und Journ. de Sav. 1836. p. 593 bei-
behalt, und auch der Vf. hat in der Hallischen ALZ. 1835. Jun. S. 245
nachgegeben, dass der Schaft von jener Saule herruhren konne, die in
Alexanders oder der Ptolemaeer Zeit auf derselben Stelle errichtet worden
war.] Constantin's Bogen, mit Dacischen Siegen von Trajan's Bogen
geschmuckt, die neuen Arbeiten ganz ungestalt. Gonstantinische Thermen.
Grabmal der Constantia, Constantin's Tochter, (sogen. T. Bachi, Desgodetz
ch. 2) neben der Kirche der H. Agnes; und der Helena, der Gemahlin
des Julian, ein Tholus nach Art des Pantheon, an der Via Nomentana.
Noch deutlicher als in Ruinen erscheint der verdorbne Baustyl der Zeit
mit seinen gewundenen und verschnorkelten Saulen in Sarkophagen (z. B.
dem des Probus Anicius, g. 390, Battelli's Dissertation daruber. R. 1705),
auch auf Munzen von Kleinasien, wie von Blaundos unter Pbilippus
Arabs.
7. Neben Rom waren ansehnlich: Mediolanum, von dessen Bau-
werken Ausonius (st. 392) Clarae Urbes 5; Verona, mit dem colossalen
Amphitheater, und den 265 geba.uten Thoren, in drei Stockwerken, mit
schraubenformig cannelirten Saulen, und Pilastern auf Consolen; [Graf
Orti Manara delle due antichissime porte esist. in Verona ai tempi de'
Romani, Verona 1840 f.] Treveri, wo viele Triimmer, die Porta Nigra
[194] Christliche Architektur.
ein gewaltiges, obgleich im Einzelnen rohes Werk, vgl. §. 264; Narbo;
Carthago.
8. In Byzanz hatte schon Septimius Severus viel gebaut; jetzt
wurde die Stadt schnell mit Gebauden fur die Bediirfnisse des Volks und
Hofs versorgt. Ein Forum August's, andre fora, Senatus, Regia, das
Palatium, Bader, wie das Zeuxippeion, der Hlppodrom (Atmeidan), mit
dem von Theodosius aufgerichteten Obelisk, und dem angeblich Delphischen
Schlangen-Dreifuss. Zuerst wurden auch Tempel der Roma und Cybele
geweiht. Theodosius baute das Lauseion und Thermen. Ein merkwurdiges
Denkmal (dem Athenischen Thurm der Winde zu vgl.) war das Ane-
modulion, s. Niketas Akom. Narratio de statuis ant. quas Franci destruxerunt,
ed. Wilken p. 6. Ueberhaupt Zosimos, Malalas und andre Chronisten,
Prokop de aedif. Justiniani, Godinus und ein Anonymus Antiqq. Gpoli-
tanae, Gyllius (st. 1555). Topogr. Cpoleos, Banduri Imperium orientale,
Heyne Serioris artis opera quae sub Imper. Byzant. facta memorantur,
Comment. Soc. Gott. XI. p. 39. Noch sind vorhanden der Obelisk des
Theodosius; die 100 Fuss hohe Porphyrsaule auf dem alten Forum, worauf
Gonstantin's , dann Theodosius Bildsaule stand, erneuert von Man. Gom-
nenus; die 91 F. hohe marmorne Spitzsaule, welche Gonstantin Porphyrog.,
oder dessen Enkel, mit vergoldeter Bronze iiberziehen liess ; das Fussgestell
der Theodosischen Saule (§. 207), und einiges weniger Bedeutende.
S. Garbognano Descr. topograf. della stato presente di Cpoli. 1794. Pertusier
Promen. pittoresques dans Cple. 1815. V. Hammer Gpolis und der Bos-
porus. 2 Bde. 1822. Raczynski's Malerische Reise S. 42 ff. Hauptbauten
waren die Aquaeducte (wie der des Valens) und die Cisternen, grosse,
aber im Ganzen kleinliche Bauwerke, die auch sonst im Orient sehr beliebt
waren (z. B. in Alexandreia, Descript. de 1'Eg. T. V. pi. 36. 37) und Vor-
bilder Arabischer Baue wurden. In Byzanz sind acht, theils offen, theils
mit kleinen Kuppeln iiberwolbt; nur eine noch benutzt, die beim Hippo-
drom, 190 X 166 F. gross, in drei Stockwerken, wovon jedes aus 16 X 14
Saulen besteht. Die Saulen meist Korinthisch, aber auch mit andern,
ganz abnormen Capitalern. Walsh Journey from Gple to England, ed. 2.
1828. Graf Andreossy Cple et le Bosphore. P. 1828. L. III. ch. 5. 8.
194. In dieser Zeit entwickelt sich der Christliche i
Kirchenbau, nicht aus dem Griechischen Tempel, sondern, den
Bedurfnissen des neuen Cultus gemass, aus der Basilica,
indem theils alte Basiliken dazu eingerichtet , theils neue,
aber nach Constantin meist mit geraubten Architekturstiicken,
erbaut werden. Eine Vorhalle (Pronaos, Narthex); das 2
Innre ganz bedeckt; mehrere Schiffe, das mittlere hoher
Griechische Kunstgesch. Per. V. [194]
ocler alle gleich hoch; hinten in einem runden Ausschnitt
(Concha, Sanctuarium) die erhohte Tribune. Indem diese
verlangert, und Seitenhallen zugefugt werden, entsteht die
3 spatre Form der Basilica Italiens. Daneben hatte man in
Rom zu Baptisterien besondre Rundgebaude, deren Form
und Einrichtung von den Badesalen der Homer (§. 292, 1)
ausging; aber im Orient baute man schon in Constantin's
Zeit auch Kirchen von runder Form mit weit gewolbten
4 Ku'ppeln. Diese Form wurde im Ganzen sehr grossartig,
wenn auch in den einzelnen Parthien mit kleinlichem Ge-
schmack, in der unter Justinian erbauten Sophien-Kirche
ausgebildet ; sie herrscht hernach im orientalischen Reiche, und
noch die spatern Griechischen Kirchen mit ihren Haupt- und
5 Nebenkuppeln huldigen diesem Geschmacke. Die Gebaude
der Ostgothischen Zeit, besonders von der Amalasuntha an,
sind wahrscheinlich nicht ohne Einwirkung Byzantinischer
Architekten entstanden.
1. Kirche der H. Agnes, von Gonstantia, Gonstantinus Tochter, an-
gelegt, eine dreischiffige Basilica mit zwei Saulenstellungen ubereinander.
Funfschiffige Basilica des H. Paulus ausser den Mauern, nach Einigen von
Gonstantin, die Saulen verschiedenartig, wie auch bei Johann im Lateran,
das kunstreiche Zimmerwerk urspriinglich mit Gold belegt; neuerlich ab-
gebrannt (Rossini's Vedute). N.M. Nicolai Delia Basilica di S. Paolo.
R. 1815 f. Die funfschiffige Basilica St. Peter auf dem Vatican (Bunsen
Beschreibung von Rom II. S. 50 f.) , durch Portiken mit der Tiberbriicke,
wie St. Paul mit der Stadt verbunden. St. Clemens, ein Muster der alten
Einrichtung der Basiliken. Nibby Diss. Ace. Rom. II. p. 401. Gutensohn
u. Knapp Monumenti della Rel. Gristiana. R. 1822 begonnen. Sonst
Agincourt Hist, de 1'Art. par les monumens depuis sa decadence. T. IV.
pi. 4 — 16. 64. Plainer, Beschreibung Roms, I. S. 417. Diesen Rornischen
Basiliken, besonders der ersten, entspricht in alien Hauptpunkten die Be-
schreibung der von Gonstantin zu Jerusalem erbauten Kirche bei Euseb.
V. Const. Ill, 25 — 40; eben so die von Gonstantin u. Helena gebaute
Apostelkirche zu Byzanz, Banduri T. II. p. 807. Par.
3. Ein solcher Rundbau ist das sog. Baptisterium des Gonstantin,
Giambini Opp. T. II. tb. 8. Ueber das Baptisterium bei St. Peter Bunsen II.
S. 83. Besonders interessant ist die Beschreibung eines Rhetors (Walz
Rhetores I. p. 638) von einem Baptisterion (2Jffivslov BCCTITIGTOV) mit
reichen Mosaiken an der Kuppel fiber dem Badebassin. Von runden
Kirchen ist das alteste Beispiel die auch von Constantin gebaute Haupt-
[195] Christliche Architektur. 223
kirche von Antiochien, von aehteckigem Plan, in der Anlage der Kirche
S. Vitale (Anm. 5) ahnlich, mit sehr hoher und weiter Kuppel, Euseb.
Ill, 50. Dronke und Lassaulx Matthiaskapelle bei Kobern S. 51. Verzeich-
niss von 61 Rund- und Polygonkirchen.
4. Die Kirche der H. Sophia wurde vor 537 von Isidor von Milet
und Anthemios von Tralles neu gebaut; das auf vier Pfeilern ruhende
Rundgewolbe (rpov/Uog) erneuerte nach einem Erdbeben 554 der jungere
Isidor, dauerhafter, aber minder effektvoll. Unter dem Gewolbe das ISQK-
TSIOV, in den Ausbauten an den Seiten die Platze fur Manner und Frauen,
vorn die Narthex. Prokop. I, 1. Agathias V, 9. Malalas p. 81. Yen.
Kedrenos p. 386. Anonym, bei Banduri Imp. Or. I. p. 65. cf. II. p. 744.
- Andre Baumeister und [iri%ctvo7ioi.oi derZeit: Chryses von Alexandrien,
Joannes aus Byzanz.
5. In Ravenna ist die Kirche S. Vitale, welche nach achteckiger
Grundform ganz peripherisch angelegt ist, mit rohen Formen der Saulen-
capitaler, ein Bau der letzten Gothischen Zeit; Justinian liess ihn durch
Juh'anus Argentarius musivisch auszieren und mit einer Narthex versehen
(Rumohr Ital. Forschungen III. S. 200). Agincourt IV. pi. 18. 23. Theo-
dorichs Mausoleum (wenigstens ein Werk der Zeit), jetzt S. Maria Rotonda,
ist ein aus sehr grossen Werkstucken zusammengesetzter Bau von ein-
fachen, wiewohl schwerfalligen Formen. Smirke, Archaeologia XXIII. p. 323.
Vgl. Schorn Reisen in Italien S. 398 f. , und iiber Theodorich's Baue in
Rom, Ravenna, Ticinum, [auf der Hohe bei Terracina] Manso's Gesch. des
O.Gothischen Reichs S. 124. 396 f. Gegen die Ableitung Italianischer
Bauten aus Byzanz spricht Rumohr S. 198 ft". Architekt Aloisius in Rom
um 500. Gassiodor Var. II, 39. — Bellermann die altesten christlichen
Begrabnissstellen, im Besondern die Katacomben zu Neapel mit den Wand-
gemalden, Hamb. 1839. 4.
In Rom ist nur noch die Saule des Kaisers Phokas (F. A. Visconti
Lett, sopra la col. dell' Imp. Foca. 1813), um 600 errichtet, einem altern
• Denkmal geraubt, zu erwahnen.
195. Durch die neuen Aufgaben eines neuen Gultus i
und den frischen Geist, den die Umkehrung aller Verhalt-
nisse dem gealterten Geschlechte wenigstens bin und wieder
einhaucht, erhalt auch die Architektur einen neuen Lebens-
funken. Zwar bleiben die Formen im Einzelnen roh, ja
sie werden'fortwahrend plumper und ungestalter; aber dabei
zeigen doch die Werke der Justinianischen und Ostgothischen
Zeit einen freiern und eigenthumlichern Sinn, der die Be-
deutung des GebaudeS im Ganzen heller fasst, als es bei
den letzten Romischen Architekten der Fall war; und die
224 Griechische Kunstgesch. Per. V. [196]
vasten Raume der Basiliken wirken mit ihren einfachen,
durch die musivische Arbeit nicht gestorten Linien und Flachen
2 machtiger, als die uberreiche Palmyrenische Architektur. Die-
ser fiir neue Zwecke neu belebte (Vorgothische, Byzantinische)
Architekturstyl, welcher sich immer noch fast in alien einzel-
nen Formen an den spatromischen anschliesst, herrscht in der
ersten Halfte des Mittelalters, durch die aus dem Rb'misehen
Alterthum fortbestehenden, auch wohl mit Griechenland fort-
wahrend zusammenhangenden Baucorporationen gepflegt und
3 ausgebildet, im ganzen Christlichen Europa; er herrscht so
lange, bis im dreizehnten Jahrhundert der Germanische
Geist, den des Europaischen Suden uberfliigelnd , die Romi-
schen Formen nach einem ganz neuen System, eignen Grund-
ideen und Gefuhlen gemass, durchgangig umzuschaffen be-
4 ginnt. Der spitze Giebel und Bogen und die moglichst un-
unterbrochene Fortsetzung der Verticallinien bezeichnen die
aussern, klimatischen , und die innern, aus dem Gemiithe
stammenden Grundrichtungen dieser der antiken scharf ent-
gegengesetzten Baukunst, welche aber in It alien nie ganz ein-
heimisch, und darum auch im fiinfzehnten Jahrhundert sehr
schnell durch die erneuerte Baukunst der Romischen Kaiser-
zeit verdrangt wurde.
2. Stellen, wo im 10. u. 11. Jahrhundert Bauwerke durch more
Graecorum, ad consuetudinem Graecorum bezeichnet werden, auch von
Griechischen Werkmeistern die Rede ist, bei Stieglitz iiber die Gothische
Baukunst S. 57. Generalversammlung der Bauleute zu York 926.?
3. Opus Teutonicum und ahnlich heisst die sog. Gothische Architektur
in Italien und England, s. Fiorilio Gesch. der Kunst in Deutschland Bd. II.
S. 269 ff. Vasari nennt sie bald stilo tedesco, bald gotico.
3. Bildende Kunst.
1 196. Die Kiintler ziehen sich aus den eroberten Landern
immer mehr nach Rom ; in der Zeit des Sulla, des Pompejus,
des Octavian findet man, was es damals von vorziiglichen
Toreuten, Erzgiessern, Bildhauern gab, ziemlich in Rom
2 vereinigt. Pasiteles zeichnet sich als ein sehr fleissiger
und sorgfaltiger Kiinstler aus, der nie anders als nach
[196] Bildende Kunst am Ende der Republik. 225
genau vollendeten Modeller! arbeitete; Arkesilaos Modelle
wurden fur sich hoher geschatzt, als Statuen andrer Kiinstler;
Decius wagt es, sich im Erzguss mit Chares zu messen;
und es zeigt sich iiberall die Wirkung der durch Studium
der besten Muster bewirkten Restauration der Kunst, die
besonders von Athen ausging. Auch fehlt es nicht an Ar- 3
beitern in Gefassen, obgleich keiner an die fruhern reicht,
daher argentum vetus mit schon gearbeitetem gleichbedeutend
gebraucht wird. In den Miinzen beginnt das beste Zeitalter 4
erst 700; aus dieser Zeit haben wir Denare, welche mit
Pyrrhos und Agathokles Miinzen an Feinheit der Arbeit
und Schonheit der Zeichnung wetteifern ; obgleich freilich der
grossartige Schwung alterer Griechischer Miinzen doch auch
in diesen nicht gefunden wird.
2. Pasiteles aus Grossgriechenland , Toreut u. Erzg., Givis Rom.
662, arbeitete wohl einige Zeit fruher die Statue fur den Jupiters- und
.Juno-T. des Metell, Plin. XXXVI, 4, 10. 12. vgl. indess Sillig Amalth.
Ill, 294. Kolotes, Pasiteles Sch. , Toreut , g. 670 (?). Stephanos, Pasiteles
Sch., Bildh. (Thiersch Epochen S. 295) g. 670. Tlepolemos, Wachsbildner,
u. Hieron, Maler, Briider von Kibyra, Verres canes venatici, um 680.
Arkesilaos, Plastes, Erzg. u. Bildh., 680—708. (Venus Genitrix fur
Caesar's Forum.) Posis, Plastes, 690. Coponius, Erzg. 690. Menelaos,
Stephanos Sch., Bildh. g. 690 (§. 416). Decius, Erzg. g. 695. Praxi-
teles, Poseidonios, Leostratides, Zopyros, Toreuten, Arbeiter von Gefassen,
g. 695. (Durch Praxiteles kommen silberne Spiegel in die Mode, derselbe
bildet den Knaben Roscius, Cic. de div. I, 36.) Aulanios Euandros, von
Athen, Toreut u. Plastes, 710—724. Lysias, Bildh. g. 724. Diogenes,
von Athen, Bildh. 727. Kephisodoros , in Athen, g. 730 (?). G. I. 364.
Eumnestos, Sosikratides Sohn, in Athen, g. 730. G. I. 359 Add. Pytheas,
Teucer, Toreuten um diese Zeit. Maecenas Freigelassener Junius Thaletio,
flaturarius sigillarius, Gruter Thes. Inscr. 638, 6 (§. 306). Goldarbeiter
der Livia, in den Inschr. des Columbarium. [In Athen Eubulides und
Eucheir drei Generationen abwechselnd. C. I. n. 916, R. Rochette Suppl.
au Catal. des Artistes p. 306.]
3. Zopyros Urtheil des Orest vor dem Areopag glaubt man auf
einem im Hafen von Antium gefundenen Becher, Winckelm. M. I. n. 151,
Werke VII. Tf. 7, zu erkennen. Subito ars haec ita exolevit, ut sola
iam vetustate censeatur, Plin. XXXIII, 55.
4. So ist z. B. an dem Denar des L. Manlius mit Sulla auf dem
0. M tiller's Archaeologie. 4. Aufl. 15
226 Griechische Kunstgesch. Per. V. [197]
Triumphwagen besonders der Revers noch sehr diirftig behandelt. Viel
besser der Denar des A. Plautius mit dem Judaeer Bachius aus der
Zeit der Asiatischen Kriege des Pompejus. Sehr vorziiglich der des
Nerius mit dem Jupiterkopf von 703. Eben so schon der des Gornu-
ficius mit dem Ammon (den Revers erklare ich so: Juno Sospita hat
dem auspicirenden Gornuficius em gliickliches Zeichen gesandt, daher sie
die Krahe auf ihrem Schilde tragt, und kranzt ihn nun als Sieger). Auch
der des Sext. Pompejus, mit dem Kopfe seines Vaters, und auf dem
Revers den Gatanaeischen Brudern (vgl. §. 157. Anm. 2) und dem Neptun
als Seeherrscher , obgleich dieser eine gewisse Trockenheit des Styls zeigt.
Ausserordentlich schon der des Lentulus Gossus (nach 729) mit dem
feinen Augustus- und wackern Agrippa-Gesicht.
1 197. In der Kaiserzeit erscheinen die Kiinste dem all-
gemeinen Urtheil nach zu Dienerinnen des Luxus und der
Launen der Herrscher entwiirdigt. Die Schlaffheit der Zeit,
sagt Plinius, hat die Kiinste vernichtet, und weil man keine
Geister mehr darzustellen hat, vernachlassigt man auch die,
2 Korper. Indessen gab es geistreiche und treffliche Bildhauer,
welche die Pallaste der Gaesaren rnit ausgezeichnet schonen
3 Gruppen anftillten; und in Nero's Zeit erhebt sich Zeno-
doros, zuerst in Gallien, dann in Rom, als ein grosser
Erzgiesser, der den Auftrag erfullte, den Kaiser als Helios
4 in einem Goloss von 110 Fuss Hohe darzustellen. So nahe
er in der Geschicklichkeit des Modellirens und Giselirens den
Alten gekommen sein soil (er bildete auch Becher des Kala-
mis tauschend nach): so wenig konnte er, bei den grossten
aussern Vortheilen, die verloren gegangene feinere Technik
des Erzgusses wieder erneuern.
1. Luxuriae ministri, Seneca Epist. 88. — Plin. XXXV, 2.
2. Similiter Palatinas domos Gaesarum replevere probatissimis signis
Graterus cum Pythodoro, Polydectes cum Hermolao, Pythodorus alius cum
Artemone; et singularis Aphrodisius Trallianus, Plin. XXXVI, 4, 11.
[Diess sind altere Kiinstler, deren Werke den Pallast erlullten.] Sonst
sind keine Bildhauer der Zeit sicher bekannt, als ein Julius Ghimarus,
welcher dem Germanicus Statuen gearbeitet, nach einer Inschrift [statuas
et aediculam effecit, sedes marmoreas posuit, geweihtj; und Menodoros
(unter Caligula?) bei Pausan. [A. Pantulejus von Ephesus macht in
Athen die Statue Hadrians G. I. n. 339. M. Gossutius Kerdon arbeitete
fur die Villa Antonins des Frommen bei Lanuvium.] Nero selbst legte
[198, 199] Zeit 4es JiaL und Flav. Gesehlechts..
sich auf Toreutik und Malerei. Demetrfos, Goldschmied in Ephesos,
Apostelgesdbu Die Kunstlernamen bei Virgil scheinen sich auf keine'
wirklichen Personen zu beziehen.
3. Der Coloss sollte •ein Nero werden, aber wurde, 75 nach Chr.r
als Sol dedieirt. Er hatte 7 Strahlen urn das Haupt; wie Nero auch in
der Buste im Louvre (n. 334) und sonst Strahlen um das Haupt hat.
Der Goloss stand vor der Fronte des goldenen Hauses, auf dem Platze
des nachmaligen T. der Venus und Roma, und wurde desswegen von
Decrianus mit Hulfe von 24 Elephanten translocirt. Spartian Hadr. 19.
vgl. Eckhel D. N. VI. p. 335. Spater wurde er zum Commodus gemacht,
Herodian I, 15.
198. Die sichersten Quellen der Kunstgeschichte der Zeit 1
sind erstens die Bildwerke an den offentlichen
Denkmalern, deren sich aber erst, bei dem Untergange 2'
der fruhern, unter den Flaviern fmden. Die Reliefs am
Triumphbogen des Titus, die Apotheose des Kaisers und
den Triumph iiber Judaea darstellend, sind gut erfundenr
geschmackvoll angeordnet, aber in der Ausarbeitung vernach-
lassigt; und an denen vom Pallas-Tempel auf dem Forum 3
des Domitian ist auch mehr die Zeichnung im Ganzen, als
die Ausfuhrung, am wenigsten der Draperien, zu loben.
2. Bartoli u. Bellori Admiranda Romae tb. 1 — 9. Arcus, I. Vgl.
die Miinzen mit der Judaea capta, Pedrusi VI. tb. 12. H. Reland de
spoliis templi Hierosolymitani in arcu Titiano. Traiect. 1716.
3. Man sieht bier Pallas Frauen in hauslichen Arbeiten unterrichtend.
Bartoli tb. 35—42 (63-70). Vgl. die Herausg. Winckelm. VI, II. S. 334.
199. Zweitens die Statuen und Biisten der i
Kaiser, welche wenigstens dem Originale nach auf die Zeit
ihrer Regierung zuriickgehen. Sie zerfallen in verschiedene
Classen, welche auch durch das Costiim, und dadurch am
sichersten, unterschieden werden: 1. Solche, welche die In- 2
dividualitat ohne Erhohung derselben wiedergeben, und da-
her auch das Costum des Lebens beibehalten, entweder die
Friedenstracht der Toga, in Beziehung auf Priesterthum iiber
den Kopf gezogen ; oder die Riistung des Krieges , wobei die 3
Stellung gern die der Anrede der Armeen (allocutio) ist;
in beiderlei Art giebt es gute Statuen der Zeit. Auch ge- 4
horen zu dieser Gattung die Statuen zu Pferde und auf
228 Griechische Kunstgesch. Per. V. [199]
Triumphalwagen , welche ursprunglich wirklich Ausziige an
der Spitze eines Heers und Triumphe, oder bedeutende Er-
oberungen vom Feinde bezeichnen , aber bald aus Schmei-
5 chelei und Eitelkeit bei jeder Gelegenheit gesetzt werden.
2. Solche, welche das Individuum in einem erhohten, heroi-
sirten oder vergottlichten Gharakter zeigen sollen, wohin die
seit August gewohnlichen Statuen ohne Bekleidung und mil
Lanzen in den Handen gehoren, die man, nach Plinius,
6 Achilleische Statuen nannte ; so wie die sitzenden mit nacktem
Oberkleide und einem Pallium um die Hiiften, wobei ge-
wohnlich an Jupiter gedacht wird; iiberhaupt dauert der
Gebrauch der Verschmelzung von Individuen mit Gottern
fort, und die Kunst, Portrate zu einem ideellen Gharakter
zu erheben, wurde damals noch mit eben so viel Geist ge-
iibt, wie die, den wirklichen Gharakter auf eine einfache und
7 lebendige Weise darzustellen. Auch die Statuen von Frauen
aus der herrschenden Familie zerfallen in die beiden angege-
8 benen Glassen. Dagegen ist zu merken , dass die solenne
Vorstellung des Divus, des vom Senat consecrirten Kaisers,
kein ideelles Gostum, sondern eine sitzende Figur in der
Toga (die oft auch das Haupt umzieht), mit dem Sceptrum
9 in der Hand, und der Strahlen-Krone , verlangt. Wie in
Makedonischer Zeit, werden auch jetzt Statuen von St ad-
ten und Provinzen oft mit Denkmalern der Herrscher
combinirt, und diese Gattung von Figuren iiberhaupt von
ausgezeichneten Kiinstlern behandelt, wovon auch die Miinzen
Zeugniss geben.
2. Simulacrum aureum Galigulae iconicum, Sueton 22. Statuae
civili habitu (Orelli Inscr. n. 1139. 3186) oder togatae, z. B. der Tibe-
rius mit schoner Toga von Capri, im L. 111. M. de Bouillon II, 34. In
Priestertracht August aus der Basilica von Otricoli PioGl. II, 46. Kopf
des Augustus aus Basalt, gef. bei Ganopus 1780, Specim. of anc. sculpt.
II, 46, Statue des August im Capitol Race. 16, des Jul. Caesar daselbst
Race. 15. Drusus aus Herculanum Ant. di Ere. VI, 79. M. Borb. VII, 43.
[Bei Cervetri ausgegraben sieben vortreffliche colossale Statuen, jetzt er-
ganzt von de Fabris, im Lateran, Germanicus, Drusus, Tiberius, Caligula,
Claudius, Agrippina u. eine andere weibliche, nebst dem Kopf des Augustus,
Bull. 1840. p. 5. So wurden im alten Privernum treffliche Colossalbilder,
vermuthlich aus der Curia oder dem Augusteum der Stadt, gefunden,
welche Augustus, Tiberius und Claudius von neuem erhoben batten; der
[199] Statuen des Jul. und Flav. Geschlechts. 229
Kopf des Claudius Mus. Chiaramonti II. tv. 32. So setzte Veji dem
August und Tiberius Colossalstatuen , das. Not. 3. Das. tv. 31. Claudius
aus Pallast Ruspoli; tv. 31. Titus mit Julia, gefunden 1828.]
3. Statuae pedestres habitu militari (Capitolin, Macrin 6) oder
thoracatae, z. B. der colossale Augustus im Pallast Grimani, s. Thiersch
Reisen I. S. 250 ff. Drusus, Tiberius Sohn, im L. bei Mongez Iconogr.
Romaine pi. 23, 1. Titus im L. 29. pi. 33, 1. 34, 1. 2. Bouill. II, 41.
Domitian und Marc Aurel aus Pallast Giustiniani Race. 89. 90. [Der
Domitian M. Chiaramonti II, 36.] Domitian aus Pallast Giustiniani
M. Chiar. II. tv. 36.
4. Die statua equestris des August auf der Tiberbriicke (siehe
Dio L1II, 22 u. die Denare des L. Vinicius) deutete wenigstens auf kriege-
rische Plane. Domitian's colossale Reiterstatue auf dem Forum (Statius
S. I, 1. Fr. Schmieder, Programm 1820) stellte ihn als Germaniens Sieger
dar, den Rheinstrom unter den Vorderfussen des Pferdes; die L. trug
eine Pallas mit vorgehaltenem Gorgoneion, die R. gebot Frieden (vgl. §. 335).
Domitian mit Pallasbiiste auf der Schulter, Relief bei Vaillant de Canopo
p. 11; angebliche st. equestris des Augustus Race. 52. [Die Reiterstatue
Theodorichs vor dem Pallast Karls des Grossen zu Aachen von Bock
Jahrb. des Rhein. Alterth. Vereins V. S. 1.] In quadrigis, auf einem
Triumphbogen , von zwei Parthern umgeben, erscheint August nach
Wiedergewinnung der Feldzeichen des Crassus, Eckhel D. N. VI. p. 101.
Statuen in bigis setzte man zuerst Magistraten wegen der Pompa im
Circus, bald wurden Viergespanne (auch Sechsgespanne , die in Rom seit
Augustus aufkamen) ohne Riicksicht auf Triumphe und Pom pen und
Ritterstatuen selbst in den Hausern von Sachwaltern, errichtet. Martial
IX, 69. Tacit, de orat. 8. 11. Juvenal. VII, 126. Appulej. Flor. p. 136 Bip.
Den Kaisern wurden dagegen Elephanten-Wagen gesetzt, s. Plin. XXXIV, 10
und die Miinzen mit dem Bilde des Divus Vespasianus, vgl. Capitolin,
Maximin 26.
5. Statuae Achilleae, Plin. XXXIV, 10. Dazu scheint [der herr-
liche Pompejus im Pallast Spada], der colossale Agrippa (der Delphin ist
restaurirt) im Pall. Grimani, angeblich aus dem Pantheon, zu gehoren.
Pococke Trav. II. pi. 97. Visconti Icon. Rom. pi. 8. August im Hause
Rondanini, Winckelm. VII. S. 217. Claudius, Ant. di Ercol. VI, 78.
Domitian, Guattani M. I. 1786. p. XVI. Vgl. die Beispiele bei Levezow
Antinous S. 51. Oft liegt ein Pallium um den Leib, wie bei dem sonst
Achilleischen Germanicus aus der Basilica von Gabii im L. 141. Mongez
pi. 24, 3, dem Nero L. 32. Clarac pi. 322.
6. In Caesarea errichtet Herodes Colossalstatuen des Augustus-
Jupiter u. der Roma. Joseph B. I. I, 21. vgl. §. 203. Jupiters-Costiim
hinsichtlich der Bekleidung haben die sitzenden Colossalfiguren des August
230 Griechische Kunstgesch. Per. V. [199]
und Claudius aus Herculanum, M. Borb. IV, 38'. 37. Als- stehender
Jupiter mil Blitz ein Augustus von Bronze, Ant. di Ercol'. VI r 77. Die
schone Augustusbiiste in Miinchen 227 u. im L. 278, Mongez pi, 18r hat
zwar den Eichenkranz, aber sonst ganz Portratzuge. Jupiters-Costum hat
die sitzende Statue des Tiber von Piperno, das seheussliche Gesicht mog-
lichst veredelt, Mongez pi. 22. Vgl. die Ye-jentisefoe Statue, Guattani Mem.
encicl. 1819. p. 74, und den herrlichen Kopf von Gabii, Benaall. II, 75.
Caligula wollte selbst den Zeus zu Olympia zui seinem Bildle machen.
Einen Claudius als Gott stellt die herrliehe CoJossalbuste in &panien dar,
Admir. Romae 80. Mongez pi. 27 , 3, 4 , der aber aueh vergottert ein
blodsinniges Ansehen behalt. Grossartig behandelter Colosealkopf des
Vitellius in Wien. — August als Apollo §. 3.62, 2.
7. Portratstatuen: Livia als Priesterin des August, aus Pompeji,
M. Borb. Ill, 37. Avellino, Atti d. Aeead. Ercol. II. p. 1. Die erste
Agrippina im Capitol, herrlich in der Anordnimg der ganzen Figur,
weniger in der Draperie zu loben, M. Cap. T. III. t. 53. Mo.ngez pi. 24*, 1. 2.
Aehnlich in Florenz, Wicar III, 4. Farnesische Statue der zweiten (?)
Agrippina, grossartig behandelt, Mongez pi. 27, 6. 7. M. Borb, III, 22. —
Livia als Ceres (L. 622. Bouill. II, 54. vgl. R. Rochette, Ann. d. Inst. I.
p. 149 fiber dies Costiim), Magna Mater (§. 200), Vesta (auf Miinzen
Eckhel VI. p. 156). Julia, Augustus Tochter, als Kora, L. 77. Bouill. II, 53.
Agrippina, Drusilla und Julia, Caligula's Schwestern, auf Munzen, als
Securitas, Pietas und Fortuna, Eckhel VI. p. 219. [Zwei Julia, Tochter
des Titus M. Chiaram. II, 34. 35.] — Zu den vortrefflichsten Portrat-
statuen gehoren die Matrone u. Jungfrau (die letztere zugleich in einer
Copie gefunden) aus Herculanum zu Dresden n. 272—274. Becker August.
19—24. vgl. Race. 91, von Hirt fur Caligula's Mutter und zwei Schwestern
gehalten. Familie des M. Nonius Balbus von Herculanum, zwei Reiter-
statuen (§. 434) aus der Basilica, sieben zu Fuss aus dem Theater, nam-
lich Balbus nebst Vater, Mutter und vier Tochtern. Neapels Ant. S. 17 ff.
8. So z. B. Divus Julius auf dem Cameo §. 200, 2 b, Divus
Augustus auf Munzen Tiber's u. a. m. Nero war der erste, der lebend
(als Phoebos) die corona radiata nahm, Eckhel VI. p. 269. Mongez
pi. 30, 3. 4. Bouill. II, 76. §. 197, 3. Vgl. Schoepflin de apotheosi. 1730.
9. Coponius hatte 14 von Pompejus iiberwundene Nationen fur die
Porticus ad nationes beim Pompejus-Theater gearbeitet ; eine andere Reihe
scheint Augustus dazugestellt zu haben. Schneider ad Varr. R. R. II.
p. 221. Thiersch Epochen S. 296. Dies waren gewiss Statuen: dagegen
8 Stadtefiguren in Relief zu Rom und Neapel existirend (Visconti M.
PioCL III. p. 61. M. Borb. Ill, 57. 58) besser der Attica der Porticus
[200] Statuen des Jul. und Flav. Geschlechts. 231
des Agrippa zugeschrieben werden. An dem grossen Altar des Augustus
bei Lugdunum (durch Munzen bekannt) waren Figuren von 60 Gallischen
Volkerschaften. Strab. IV. p. 192. — Von der Statue des Tiber, welche
die urbes restitutae aufstellen liessen, ist zu Puteoli das Fussgestell ubrig,
mit den Figuren von 14 Klein asiatischen Stadten, die sehr cbarakteristisch
gebildet sind. S. L. Th. Gronov, Thes. Ant. Gr. VII. p. 432. Belley,
Mern. de 1'Ac. des Inscr. XXIV. p. 128. Eckhel D. N. VI. p. 193. Vgl. §. 405.
200. Gleich wichtigen Stoff liefern die Gemmen der 1
Kunstgeschichte. Dioskorides , welcher den Augustus-Kopf
schnitt, mit welchem der Kaiser selbst siegelte, war der aus-
gezeichnetste Arbeiter der Zeit in Intaglio's. Aber noch wich- 2
tiger, als die unter seinem Namen erhaltenen Steine, ist
eine Reihe von Gameen, welche das Julische und Claudische
Geschlecht in bestimmten Epochen darstellen, und ausser der
Herrlichkeit des Materials und der geschickten Benutzung auch
durch vieles Andere Bewunderung verdienen. In alien Haupt- 3
werken der Art herrscht dasselbe System der Darstellung
jener Fursten als weltbeherrschender und segensreich waltender
Wesen, als gegenwartiger Erscheinungen der hochsten Gotter.
Die Zeichnung ist ausdrucksvoll und sorgfaltig, wenn auch 4
der Geist der Behandlung und der Adel der Formen, wie
in den Ptolemaeer-Gemmen (§. 161), nicht mehr gefunden
wird, vielmehr hier, wie in den Reliefs der Triumphbogen und
manchen Kaiserstatuen, eine eigenthumlich Romische Korper-
bildung zum Vorschein kommt , welche sich durch eine ge-
wisse Schw^erfalligkeit von der Griechischen bedeutend unter-
scheidet.
1. Man hat 7 Gemmen des Diosk. bis jetzt fiir acht gehalten, zwei
mit Augustus Kopf, einen sog. Maecen, einen Demosthenes, zwei Mercure,
einen Palladienraub (Stosch Pierres grav. pi. 25 sqq. Bracci Mem. degli
Incis. tb. 57. 58. Winckelm. W. VI. Tf. 8 b): aber auch hieruber sind
noch genauere Untersuchungen zu erwarten. Augustus Impr. gemm. IV, 93.
[Onyx-Camee, Augustus im grunen Gewolbe zu Dresden.] Dioskorides
Sohne, Erophilos (Herausg. Winckelm. VI, 2. S. 301), Eutyches (R. Rochette
Lettre a Mr. Schorn p. 42). Gleichzeitig Agathangelos (Kopf des Sextus
Pompejus?), Saturninus und Pergamos, ein Kleinasiatischer Gemmenarbeiter,
R. Rochette p. 51. 47. vgl. p. 48. Auch Solon, Gnaeos, Aulos, Admon
werden dieser Zeit zugeeignet. Aelius unter Tiber, Euodos unter Titus
(Julia, Titus Tochter, auf einem Beryll zu Florenz. Lippert I, II, 349).
Griechische Kunstgesch. Per. V. [200]
2, Cameen. Die drei grossten: a. Der Wiener, die Gemma
Augustea, von der sorgfaltigsten Arbeit, 9X8 Zoll gross. Eckhel Pierres
grav. pi. 1. Koehler iiber zwei Gemmen der K. K. Sammlung zu Wien.
Tf. 2. [vgl. Morgensterns Denkschr. auf Koehler S. 16 f.] Millin G. M. 179, 677.
Mongez pi. 19*. Arneth, Beitrage zur Gesch. von Oesterreich II. S. 118.
Darstellung der Augustischen Familie im J. 12. August (neben ihm sein
Horoskop, vgl. Eckhel D. N. VI. p. 109), mit dem Lituus als Zeichen der
Auspicien, thront als siegreicher Jupiter mit Roma zusammen; Terra,
Oceanus, Abundantia umgeben den Thron und kranzen ihn. Tiber, iiber
die Pannonier triumphirend , steigt vom Wagen, den eine Victoria fiihrt,
um sich.vor August zu prosterniren. Germanicus hat zugleich honores
triumphales erhalten. Unten wird von Romischen Legionaren und Auxi-
liaren ein Tropaeon errichtet (wobei der Scorpion auf einem Schilde
vielleicht auf Tiberius Horoskop geht). Sueton Tib. 20. Zur Erklarung
hat zuletzt Passow beigetragen, in Zimmermann's Zeitschrift fiir Alter-
thumsw. 1834. N. 1. 2 [nach Thiersch Epochen S. 305].
b. DerPariser, durch Balduin den II. aus Byzanz an
St. Louis; de la Ste Ghapelle (dort Josephs Traum genannt), jetzt im
Cabinet du Boi. Le Boy Achates Tiberianus. 1683. Millin G. M. 181, 676.
Mongez pi. 26. Der grosste von alien, 13 X H Z.; eiri Sardonyx aus
ftinf Lagen [der gewohnlich fiir ein Werk der Augusteischen Zeit genommen,
von Andern eher in das dritte Jahrhuiidert gesetzt wird]. Die Augustische
Familie einige Zeit nach August's Tode. Ob en: August im Himmel be-
willkommriet von Aeneas, Divus Julius und Drusus. Mitten: Tiberius
als Jupiter Aegiochos neben Livia-Ceres, unter dessen Auspicien Germanicus
im J. 17 nach dem Orient geht. Umher die altere Agrippina, Caligula
(comitatus patrem et in Syriaca expeditione, Suet. Calig. 10. vgl. M.
Borbon. V, 36), Drusus II., ein Arsaciden-Prinz ?, Klio, Polymnia. Unten:
Die Nationen Germaniens und des Orients iiberwunden. Aehnlich erklaren
Eckhel, Visconti, Mongez, Iconographie und Mem. de 1'Inst. Boy. VIII.
p. 370 (sacerdoce de la famille de Tibere pour le culte d'Auguste), besonders
Thiersch Epochen S. 305. Dagegen Hirt, Analekten I, II. S. 332: Nero's
Aufnahme in das Julische Geschlecht, womit die Ankunft gefangener
Bosporaner gleichzeitig fiel. Fleck Wissensch. Beise durch das siidliche
Deutschland, Italien u. s. w. I, 1. S. 172. [Die Apotheose des Augustus
in einem Belief in der Sacristei von S. Vitale in Bavenna, mit Boma,
Claudius, Jul. Caesar, Li via als Juno, Augustus als Jupiter.]
c. Der Niederlandische (de Jbnge Notice sur le Cab.
des Medailles du Boi des Pays-Bas, I Suppl. 1824. p. 14), ein Sardonyx
von 3 Lagen, 10 Zoll hoch, trefflich entworfen, aber viel schlechter,
als die andern, ausgefiihrt. Millin G. M. 177, 678. Mongez pi. 29.
Claudius, als triumphirender Jupiter (nach dem Britannischen Siege),
[201] Geschnittene Steine; Munzen. 233
Messalina, Octavia und Britannicus auf einem Wageri, welchen Centauren
als Tropaeentrager fuhren; Victoria voranfliegend.
In demselben Geiste sinnreicher Schmeichelei ist die Darstellung
entworfen : Germanicus u. Agrippina, als Triptolemos u. Demeter Thesmo-
phoros (mit der Rolle) durch die Lander fahrend, auf einem schonen
Pariser Cameo. Mem. de 1'Ac. des Inscr. I. p. 276. Millin G. M. 48, 220.
Mongez pi. 24*, 3. — Eine ahnliche, trefflich gezeichnete, Composition
zeigt eine in Aquileja gefundene silberne Schale in dem KK. Antiken-Cabinet.
In Relief (die Gewander vergoldet) ist, unter Jupiter und Ceres, Proserpina
und Hekate im obern Felde, Germanicus, wie es scheint, dargestellt im
Begriffe an einem Altare jenen Gottheiten zu opfern , um dann — als
neuer Triptolemos — den Drachenwagen zu besteigen; unten liegt die
Erdgottin. [Edirt von dem Vf. Mon. d. I. III. tv. 4. Ann. XL p. 78.]
Andre Werke dieser an schonen Cameen sehr fruchtbaren Zeit, bei
Mongez pi. 24*, 5. 29, 3 und Eckhel pi. 2. 5. 7—12. August und Livia,
Impr. dell' Inst. II, 79. Livia als Magna-Mater eine Buste des Div. Augustus
haltend. Kohler a. 0. Kopf des Agrippa von ausgezeichneter Sehonheit
auf einem Niccolo zu Wien. [Der Stein Carpegna, jetzt im Vatican, bei
Buonarotti Medaglioni p. 427, nebst einem andern.]
4. Durchgangig beinahe fmdet man, dass der Leib im Verhaltniss
gegen die Beine verlangert ist; dass dies zur Romischen Nation albildung
gehore, bemerkt v. Rumohr Ital. Forschungen I. S. 78.
201. In den Munzen, besonders den vom Senat 1
geschlagnen Bronze-Medaillen , der Kaiser des Julischen und
Flavischen Geschlechts erscheint die Kunst auf gleicher Hohe
bleibend; die Kopfe sind durchaus lebensvoll, charakteristisch 2
und edel aufgefasst, die Reverse seltner, aber doch auch bis-
weilen, besonders auf Neronischen Bronzen, von vollkomm-
ner Ausfuhrung. Die mythisch-allegorischen Gompositionen 3
derselben, welche die Lage des Reichs und Kaiser-Hauses
darzustellen bestimmt sind (§. 406), sind sehr sinnreich und
geistvoll erfunden, wenn auch die Figuren auf eine herkomm-
liche, fluchtige Weise behandelt werden.
1. Die Abbildungen bei Mediobarbus, Strada sind, wie die verrufnen
Golzischen, unzuverlassig; nach Eckhel's Angabe auch die schonen Dar-
stellungen in God's M. Florentinum. Zuverlassigere in den Werken iiber
Kaisermiinzen von Patinus, Pedrusi, Banduri (von Decius an), Morelli.
Bossiere Medaillons du Cab. du Roi. Lenormant Tresor de Glyptique.
234 Griechische Kunstgesch. Per. V. [202]
1 202. Unter Trajanus sind die Reliefs der Saule ge-
2 arbeitet, welche seinen Sieg liber die Dacier feiern. Kraftige
Gestalten in natiirlichen angemessenen Stellungen, Gharakter
und Ausdruck in den Gesichtern, sinnreiche Motive, um die
Monotonie rnilitarischer Anordnung zu verringern, Gefuhl und
Innigkeit in der Darstellung gemuthlicher Scenen, wie der
um Gnade flehenden Frauen und Kinder, geben diesen
Arbeiten bei manchem Fehler in der Behandlung des Nackten,
3 der Draperieen, einen hohen Werlh. — Die Statuen der
Kaiser, wie ihre Abbildungen auf Minzen und Gameen, sind
in dieser Zeit kaum geringer, als in der nachstvorhergehen-
4 den ; doch wurde es ubereilt sein, aus deren Trefflichkeit auf
gleiche Leistungen in andern Gegenstanden zu schliessen.
2. S. die Herausg. Winckelm. VI, 2. S. 345. Ueber das Historische,
ausser Bellori, Heyne de Col. Trai. bei Engel's Commentatio de expeditione
Traiani. Hierher gehoren auch die Bildwerke am Bogen des Constantin,
wo neben Trajan auch Hadrian mit Antinoos erscheint, Admir. Rom.
tb. 10 — 27; die Tropaeen des Parthischen Feldzugs von dem castellum
aquae Marciae, jetzt auf dem Capitol ; und andre Reliefs mit Kriegern von
einem Monumente Trajan's, welche Winckelm. VI, 1. S. 283 beschreibt.
Verwandte Darstellungen auf Miinzen, z. B. rex Parthorum victus, Pedrusi
VI, 26, 7 rex Parthis datus, regna assignata. [Das treffliche Hochrelief
von Trajan aus Pallast Aldobrandini in den sale Borgia des Vatican ist
vermuthlich vom Forum Trajan's, so wie viele Monumente dieses Hauses,
vielleicht auch die ausserst lebendigen Ringer (Dares u. Entellus genannt),
die jetzt eben dort sind, M. Chiaramonti II, 21. 22; wo auch tv. 49—51
herrliche Friesstiicke von der Basilica und der Bibliotheca Ulpia.]
3. Schone Colossalstatue des Nerva im Vatican, PioCl. Ill, 6. Mongez
pi. 36, 1. 2. Von Trajan eine schone statua thoracata im L. 42. (Clarac
pi. 337), colossaler Kopf 14. Mongez pi. 36, 3. 4. Grosse Bronzebiiste
Hadrian's im Capitol. Mus. Mongez pi. 38. Von andern Winckelm. VI, I.
S. 306. Statue Race. 104. Statuen Hadrian's wurden von alien Griech.
Stadten gesetzt, C.J. 321 ff. Auf den munis aeneis maximi moduli, welche
mit Hadrian beginnen, ist der Kopf dieses Kaisers sehr geistreich und
gliicklich behandelt, auch schone Reverse. Auf Cameen Hadrian kriegerisch,
Eckhel Pierres gr. pi. 8. Apotheose, Mongez pi. 38, 7. Sabina, Race. 107.
Impr. gemm. IV, 99.
4. Dion Chrysost. Or. 21. p. 273 erklart die Athleten-Statuen in
Olympia fur um so schlechter, je spater, die navv natMiovs ncddcts fur
die besten.
[203] Bildwerke aus Hadrian's Zeit. 235
203. Durch Hadrianus, wenn auch immer zum i
grossen Theile affektirte, Kunstliebe erhielt die Kunst, welche
bisher immer mehr zur Darstellerin der aussern Wirklichkeit
geworden war, em en hohern Flug. Die Gegenden, welche 2
damals von neuem gehoben wurden, Griechenland und beson-
ders das vordere Kleinasien, erzeugten Kunstler, welche, fur
die Wimsche und Neigungen des Kaisers, die Kunst neu zu
beleben verstanden. Dies zeigen besonders die Statuen des 3
Antinoos, welche in dieser Zeit und in den genannten
Gegenden gearbeitet worden sind. Am bewundernswiirdig- 4
sten erscheint die Sicherheit, worriit dieser Gharakter von den
Kunstlern einerseits nach verschiednen Stufen, als Mensch,
Heros, Gott, modificirt, andrerseits aber doch in seinem
eigenthiimlichen Wesen festgehalten und durchgefiihrt worden
ist. Uebrigens ist Hadrian's Zeit grade auch die, wo am 5
meisten theils in strengerem, theils in gemildertem Aegypti-
schem Style gearbeitet wurde, wie Statuen der Art aus
der Villa Tiburtina und eine eigne Glasse der Antinoos-Bilder
beweisen. Meist sind sie aus schwarzen Steinen, sogenannten 6
Basalten: wie iiberhaupt in dieser Zeit der Geschmack fiir
die Pracht farbiger Steine auch in die bildende Kunst sehr
eingedrungen war (vgl. §. 309).
1. Hadrianus war selbst ein Polyklet oder Euphranor nach Victor.
Kunstler der Zeit: Papias u. Aristeas von Aphroditdas , welche sich
als Arbeiter zweier Kentauren von marmo bigio aus der Tiburtinischen
Villa nennen (M. Gap. IV, 32); einer davon ist dem beruhmten Borghesi-
schen Kentauren (§. 389) ahnlich. Winckelm. VI, I. • S. 300. Auch ein
Zenon in mehrern Inschriften, Gruter p. 1021, 1. Winckelm. VI. 1. S. 278.
2. S. 341. R. Rochette Lettre a M. Schorn p. 91, u. der Attilianus (Atti-
kion?) auf einer Musenstatue in Florenz, beide ebendaher, fiihrten Winckel-
mann auf die Annahme einer Aphrodisischen Schule. Ein Ephesischer
KvdQiKVTonoics A. Pantulejus, G. I. 339. Xenophantos von Thasos, 336.
3. Antinoos, aus Claud iopolis in Bithynien, in praedagogiis
Caesaris, ertrinkt bei Besa (§. 191) im Nil, oder fallt als Opfer eines
dustern Aberglaubens (eine durchaus rathselbafte Geschichte) g. 130 n. Chr.
Die Griechen apotheosiren ihn Hadrian zu Gefallen, Spartian 14; sein
Cultus in Bithynien u. Mantinea (weil man die Bithynier mythisch von
Mantinea herleitete, Paus. VIII, 9). Zahlreiche Statuen und Darstellungen
auf Reliefs u. Munzen. S. Levezow fiber den Antinous. B. 1808. Petit-
Radel M. Napol. III. p. 91—113. Mongez T. III. p. 52. Antinoos als
236 Griechische Kunstgesch. Per. V. [204]
Ganymed, Specim. of anc. sculpt. II, 52 ? Eckhel D. N. VI. p. 528. Kennt-
lich an dem Haarwuchse, den Augenbrauen, dem vollen Munde, der etwas
Diistres hat, der breiten, starkgewolbten Brust u. s. w. — Als neuer Dio-
nysos zu Mantinea verehrt (auch auf Miinzen als Dionysos, Jakchos, Pan
mit allerlei Bachischen Insignien). Von dieser Art sind die colossale
Statue von Palestrina im Pallast Braschi [jetzt im Lateran] , Levezow
Ts. 7. 8 (ahnlich die Dresdner 401. August. 18) [eine gute Statue des
Antinous-Bachus auch in Villa GasaliJ; die herrliche Btiste in Villa Mondra-
gone, jetzt im L. 126, ehemals sanft gefarbt [aus Marmor von hellroth-
licher Farbe], die Augen aus Edelstein, Trauben und Pinienfrucht aus
Metall, der Gharakter ernst und streng aufgefasst, Bouill. II, 82. Levezow 10
(eine Wiederholung in Berlin 141); der Cameo mit Antinooskopf, dem
eine Silenus-Maske als Kopfbedeckung dient, Eckhel Pierr. gr. 9. Als
Agathodaemon (das Fiillhorn aus einem Elephanten-Riissel gebildet) in
Berlin 140. Bouill. II, 51. M. Roy. II, 1. Als Hermes auf Alexandrinischen
Miinzen, Kopf mit Fliigeln in Berlin 142. Als Herakles im L. 234. Clarac
pi. 267. Bouill. II, 50. Als Aristaeos im L. 258. Bouill. II, 48. Als
neuer Pythios auf Miinzen. Ein Antinoos-Apollo aus Marmor bei Lyko-
polis gefunden, in der Drovetti'schen Sammlung. — Heroisch (mit kurz-
gelocktem Haupthaar und von kraftiger Bildung) der Capitolinische Anti-
noos, M. Gap. Ill, 56. Bouill. II, 49. Levezow 3. 4. Aehnlich in Berlin
134. 'Avrivoog T^cog aya#og auf Miinzen. Aber auch als Heros wird er
mitunter Bachisch gebildet, auf dem Panther sitzend, wie auf Miinzen von
Tios. — Mehr individuell unter andern in dem Brustbild im L. 49.
Mongez pi. 39, 3. PioGl. VI, 47. Race. 121. Schones Brustbild auf
Bithynischen Miinzen, Mionnet Suppl. V. pi. 1,1. — Die beriihmte Gruppe
von Ildefonso ist von Visconti su due musaici p. 31, Mongez (T. HI. p. 55.
pi. 39) und Andern auf Antinoos bezogen worden, wegen der Aehnlichkeit
des Kopfes der einen Figur, den indess Andre fur der Figur fremd halten;
der andre Jimgling wird dann am besten fur Hadrian's Lebens-Damon
genommen. Hypnos und Thanatos, nach Lessing, Gerhard Venere Pros,
p. 49, R. Roche tte M. I. p. 176. 218, Welcker Akadem. Kunstmuseum S. 53.
6. Ueber den Aegyptischen Antinoos Winckelm. VI, 1. S. 299 f.
2, 357. VII, 36. Bouill. II, 47. Levez. 11. 12. Sonst vgl. §. 408.
1 204. Wahrend der langen Regierung der Antonine
ruhte die ermattete Romische Welt aus, ohne die alten Krafte
wiedererlangen zu konnen. Wie in der Redekunst Asiatischer
Bombast auf der einen, trockne Niichternheit auf der andern
Seite immer mehr liberhandnehmen : so scheinen sich auch in
2 den bildenden Kiinsten beide Richtungen gezeigt zu haben. Ja
[204] Die Antonine. 237
gewissermassen zeigen sich in den oft sehr fleissig gearbeite-
ten Brustbildern der Kaiser beide zugleich, indem das Haar
des Hauptes und Bartes . in einer iibertriebenen Lockenfiille
wuchert, und in allem andern Zubehor eine studirte Eleganz
stattfmdet; wahrend die Zuge des Gesichts mil einer unver-
kennbaren Trivialitat aufgefasst und wiedergegeben sind. Auch 3
die Miinzen werden an Kunst geringer, obgleich die in Rom
geschlagnen immer noch, besonders in der Auffassung der
Physiognomie des Kaisers, viel besser sind, als die damals in
grosser Anzahl in den Stadten Kleinasiens und Thrakiens
gepragten Bronzemedaillen , auf denen die Stadte , mit der
Eitelkeit sophistischer Prunkredner, ihre Gotterbilder, Heilig-
thumer, Localmythen und Kunstwerke zur Schau stellen, ohne
indessen selbst beachtungswerthe Kunstwerke dabei zu produ-
ciren. Eben so sehr muss das Lob kunstlerischer Vollendung 4
bei andern Werken dieser Periode bedingt werden ; Pausanias
halt die Meister derselben im Ganzen kaum der Nennung werth. 5
2. S. besonders die beiden colossalen Bus ten des M. Aurel u.
L. Verus im L. 138. 140 (Villa Borgh. St. 5, 20. 21. Bouill. II, 85V
von Acqua Traversa bei Rom, wo von besonders die letztre (auch bei
Mongez pi. 43, 1. 2) ein Meisterstuck in ihrer Art 1st. Scheme Farnesische
Statue des L. Verus im M. Borbon. X, 27. Race. 106 dem M. Aurel und
der Faustina wurden silberne Statuen gesetzt im Venustempel, eine goldne
von ihr ins Theater gebracht, wenn sie erschien, Dio Cassius LXXI, 31.
Ueber die bei Marathon (Herodes Atticus) gefundnen Biisten des Sokrates,
M. Aurel u. A. s. Dubois Catal. d'Antiq. de Choiseul-Gouff. p. 21. Der
M. Aurel im L. 26 (Glarac pi. 314) ist, bei sehr fleissiger Ausfuhrung des
Thorax, ein geringes Werk. — An jenen Biisten ist das Haar sehr miih-
sam ausgearbeitet und mit dem Bohrer unterhohlt. Die Augenlider liegen
lederartig an, der Mund ist zugedriickt; die Hautfalten um Auge und Mund
stark markirt. Die • Bezeichnung der Augensterne und Brauen ist auch
bei Biisten des Antinoos zu finden. [Die Biiste angeblich des Herodes
Atticus aus einem Grabe bei Marathon im Cab. Pourtales pi. 37.] — An
den Biisten vornehmer Frauen (wie schon der Plotina, Marciana und
Matidia in Trajanus Zeit) gaben sich die Bildhauer die hochste Miihe, den
geschmacklosen Kopfputz getreu wiederzugeben. In den Draperieen macht
sich eine gedunsene, schwiilstige Behandlung der Falten bemerklich.
3. Manche grosse Bronzemiinzen von Antoninus Pius stehen den
besten Hadrianischen fast gleich, obgleich das Gesicht immer auf eine
minder geistvolle Weise behandelt ist: besonders die, welche auf dem
238 Griechische Kunstgesch. Per. V. • [205]
Revers Darstellungen aus der Urzeit Roms und dem damals erneuerten
Pallantion in Arkadien erithalten (woriiber Eckhel VII, p. 29 f.). Besonders
schon ist die, niit der Umschrift um Antoninus Brustbild : Antoninus Aug.
Pius P. P. Tr. P. Cos. III.; auf dem Revers: Hercules, welcher seinen
Sohn Telephos an der Hirschkuh saugend wiederfindet. Die Miinzen
M. Aurel's sind durchgangig geringer. Von den Stadtemiinzen unten:
Local, §. 255. — Race. 105. [Die runde Basis mit Antonin, der von
Lanuvium war, seinen beiden Sohnen, Juno Lanuvina, Victoria, Roma,
Mars, Venus, in Villa Pamfili ist aus der Nachbarschaft dahin gebracht,
wo Antonin Giiter hatte.]
4. Die Reiterstatue M. Aurel's auf dem Platze des Capitols (fruher
vor S. Giovanni im Lateran) aus vergoldetem Erz ist ein achtungswerthes
Werk, aber Ross und Mann unendlich weit von einem Lysippischen Werke
entfernt. Perrier tb. 11. Sandrart II, 1. Falconet sur la statue de
M.-Aurele. Amst. 1781. Race. 14. Gicognara Stor. della Scultura III. tv. 23.
Mongez pi. 41, 6. 7. Antike Base der Reiterstatue Bullett. 1834. p. 112.
Vergotterung des Antonin und der altern Faustina an der
Basis der Granitsaule §. 191, ein schemes Relief; die decursio funebris an
den Nebenseiten viel geringer. PioGl. V, 28—30. [Jetzt ist die ganze
Basis restaurirt, de Fabris il piedistallo d. col. Antonina collocate nel
giardino della pigna R. 1846. 4.] Auf Antonin beziehen sich auch die
Reliefs an der Attica des Gonstantin-Bogens. Die Saule M. Aurel's ist
der Scenen aus dem Marcomannen-Kriege wegen interessant (zu der Dar-
stellung des Ungewitters, Bellori tb. 1$, vgl. Kaestner's Agape S. 463—490);
die Arbeit ist viel geringer als an der Trajanischen. Apotheose der jimgern
Faustina vom Bogen M. Aurel's, M. Gap. IV, 12.
5. Pausanias Ausdruck: ayci^iKTK TS%VT]S r^g gqp' ^cov VI, 21 ist
unmoglich ehrend. Die Bildsaule von Gold und Elfenbein im Athenischen
Olympieion lobt er »wenn man auf den Eindruck des grossen Ganzen sieht«
I, 18, 6. Von Kiinstlern nennt er uberhaupt nach 01. 120 nur zwei oder
drei sichre Nam en. Ob Kriton und Nikolaos, die Arbeiter der an der Via
Appia bei Rom gefundnen Karyatiden [in Villa Albani, nach Winckelmann
aus Giceros Zeit] , in diese Zeit gehoren? Guattani M. I. 1788. p. LXX.
Ein geschickter Holzschnitzer Saturnin zu Oea in Africa, Appulej. de magia
p. 66. Bip. Ueber Kunstwerke, welche Herodes veranlasste, Winckelm.
VI, 1. S. 319.
1 205. Die unruhigere Zeit des Gommodus, der^ nach-
sten Nachfolger des Septimius Severus und seiner
Familie halt in der Kunst den Styl fest, welcher sich in der
der Antonine gebildet; doch mit immer entschiedenern
2 Zeichen des Verfalls. Die besten Werke der Zeit sind Kaiser-
[205] Commodus, Septimius, Caracalla's Zeit. 239
biisten, deren Verfertigung cler sklavische Sinn des Senats
sehr beforderte; doch zeigen grade die am sorgfaltigsten ge-
arbeiteten am meisten Schwulst und Manier in der Behand-
lung. Aufgesetzte Perriicken, Gewander aus bunten Steinen 3
entsprechen dem Geschmack, worin das Ganze behandelt 1st.
Mit den Biisten hangen die Brustbilder der Bronze-Medaillen 4
und Gameen nahe zusammen; noch immer bringt auch hier
die Vermischung der Individuen mit idealen Gestalten
manches interessante Werk hervor, obgleich sie aufgehort hat,
eine so innige Verschmelzung zu sein, wie in friiherer Zeit.
In Garacalla's Zeit sind viel Statuen , besonders von Ale- 5
xander dem Makedonier, gearbeitet worden; auch war Seve-
rus Alexander ein bespnderer Freund von Bildsaulen, inso-
fern er sie als Denkmaler vortrefflicher Menschen betrachten
konnte. Die erhobenen Arbeiten an den Triumphbogen des 6
Septimius, besonders an dem kleinern, sind handwerksmassig
ausgefuhrt.
2. Commodus erscheint bald Jung (einem Gladiator ahnlich), bald
in reifereri Jahren. Auf Bronze-Medaillen sieht man sein Brustbild in
jugendlicher Gestalt, mit athletischem Korper, mit dem Lorbeerkranz und
der Aegis. Scboner Kopf im Capitol. Gute Biiste des Pertinax aus
Velletri im Vatican, Gardinali Mem. Romane tb. I, III. p. 83. Geschnittene
Steine, Lippert I, II, 415. Grispina, Maffei 108. Septim Sever, nach
L. Verus am haufigsten in Biisten. PioGl. VI, 53 (mit Gorgoneion auf
der Brust); aus Gabii im L. 99. Mon. Gab. n. 37. Mongez pi. 47, 1. 2.
Die Arbeit ist indess noch trockner, als bei den Antoninen. Bronzestatue
des Sever, [im Pallast Barberini, jetzt in Sciarra], Maffei Race. 92; be-
sonders in Nebenwerken sehr sorgfaltig gearbeitet. Von Garacalla vor-
ziigliche Biisten mit einem affektirten Ausdrucke von Wuth, in Neapel
(M. Borbon. Ill, 25), im PioGl. (VI, 55), Gapitol, Louvre (68. Mongez
pi. 49, 1). S. die Herausg. Winckelm. VI. S. 383. Vgl. die fleissig, aber
geistlos gearbeitete Gemme, Lippert I, II, 430. Jugendliche Reiterstatue
im Pallast Farnese zu Rom, Race. 54. Von Heliogabal werden einige
Busten wegen feiner Arbeit geschatzt, in Mu'nchen 216, im L. 83. Mongez
pi. 51, 1. 2; PioGl. VI, 56. Mit Severus Alexander kommen die kurz-
geschnittenen Haare und der rasirte Bart wieder auf. — Von Kunstlern
kennen wir Attikus aus Gommodus Zeit, G. I. p. 399, Zenas durch eine
Biiste des Glodius Albinus im Gapitol.
3. Bei den Kaiserinnen wird die Haartracht immer abgeschmack-
ter; bei der Julia Domna, Soaemias, Mammaea, Plautilla (Garacalla's Ge-
240 Griechische Kunstgesch. Per. V. [206]
mahlin) sind es deutlich Perriicken, galeri, galericula, sutilia, textilia
capillamenta. Ein Kopf der Lucilla mil einer abnehmbaren aus
schwarzem Marmor, Winckelm. V. S. 51. vgl. iiber ahnliche die Herausg.
S. 360 nach Visconti und Boettiger. Fr. Nicolai iiber den Gebrauch der
falschen Haare und Perriicken S. 36 Julia Mammaea im Capitol Race. 1.8.
4. Commodus erhielt nach Lamprid. 9 Statuen in Hercules Habitus,
dergleichen noch vorhanden sind. Epigramm darauf bei Dio Gass. in
Mai's Nova Coll. II. p. 225. Kopf des Hercules-Gommodus auf Gemmen,
Lippert I, II, 410. Eine schone Medaille zeigt auf der einen Seite das
Brustbild des Hercules-Gommodus, auf der andern, wie er als Hercules
nach Etruskischem Ritus Rom (als Gommodus-Golonie) neu griindet; Here.
Rom. conditori P. M. Tr. P. XVIII. Cos. VII. P. P. Eckhel VII. p. 131.
vgl. p. 122. Nach spatern Chronographen setzte Gomm. auch dem von
Vespasian (oder Hadrian) neu aufgestellten Kploss von Rhodos sein Haupt
auf: Allatius zu Philon p. 107. Orelli. Septim Sever mit seinen beiden
S6hnen (?) als Jupiter, Hercules und Bachus bei Luna (Fanti scritti di
Carrara), Gius. A. Guattani in den Dissert, dell1 Ace. Rom. di Arch. T. I.
p. 321. Noch Gallienus wollte als Sol dargestellt werden und erschien
bei Aufziigen radiatus. Trebell. 16. 18.
Die Kaiserinnen mit geringer Bekleidung als Venus darzustellen,
war in dieser Zeit sehr gewohnlich. Der niichterne Portrat-Charakter,
auch oft der Haarputz der Zeit, bildet mit der Vorstellung dann gewohn-
lich einen schneidenden Contrast. So Marciana, Trajan's Schwester, St. di
S. Marco II, 20. Winckelm. VI, 284. vgl. V, 275; Julia Soaemias (mit
beweglichem Haarputz), PioCl. II, 51; Sallustia, Sever Alexander's Frau,
Veneri felici sacrum, PioCl. II, 52. Edler war die Darstellung der beiden
Faustinen als Geres und Proserpina, R. Rochette Ann. d. Inst. I. p. 147.
5. Caracal la's Nachaffung Alexander's brachte iiberall Statuen
des Makedoniers hervor, auch Janusbilder des Caracalla und Alex., Herodian
IV, 8. Aus dieser Zeit der Tumulus des Festus bei Ilion (doch konnte es
auch das Grab des Musonius unter Valens sein, s. Eunapius b. Mai Vet.
scr. nova coll. T. I. p. 171), Choiseul Gouff. Voy. pitt. T. II. pi. 30. Ueber
Sev. Alex., der iiberall Kiinstler zusartimentrieb und viele Statuen errichtete,
Lamprid. 25.
6. Siege des Septim Sever iiber die Farther, Araber, Adiabener.
Arcus Sept. Sev. anaglypha cum explic. Suaresii. R. 1676 f. An dem
Bogen der Argentarii opfernde Figuren des Kaisers, der J. Domna, des Geta
(zerstfirt) und Caracalla.
1 206. Jedoch 1st auch das Jahrhundert der Antoninen
und ihrer Nachfolger von eigenthiirnlicher Produktivitat noch
nicht verlassen, welche der Reihe der Entwickelungen der alten
[206] Neue Gegenstande der Bildnerei. 241
Kunstwelt neue Glieder zufiigt. Die erhobenen Arbeiten an 2
den S ark op ha gen, welche uberhaupt erst in dieser ^eit
durch Einwirkung ungriechischer Ideen gewohnlich* werden,
behandeln Gegenstande aus dem Kreise der Demeter, des
Dionysos , auch aus der heroischen Mythologie so , dass da-
durch auf mannigfache Weise die Hoffnung einer Palingenesie
und Befreiung der Seele ausgedruckt wird. Auch die Fabel 3
von Eros und Psyche wird oft zu diesem Behufe ange-
wandt, welche unleugbar die Schmerzen der von dem himm-
lischen Eros getrennten Seele darstellt : nach den schriftlichen
Erwahnungen des My thus zu urtheilen, werden auch die
geistreich componirten, wiewohl nicht vorziiglich ausgefuhrten
Gruppen von Eros und Psyche kaum uber das Zeitalter des
Hadrian hinaufgehen. Zugleich miiht sich die Kunst immer 4
mehr, die Ideen eingedrungener orientalischer Gultur zu ge-
stalten, und, nachdem sie im zweiten Jahrhundert in den
von Griechischem Geist umgebildeten Aegyptischen Gotter-
figuren manches Ausgezeichnete geschaffen, wendet sie sich,
jetzt schon roher und unvermogender, dem Mithrasdienst'e
zu, unter dessen Bildwerken, etwa zwei Statuen Mithrischer
Fackeltrager ausgenommen, nichts Vorziigliches vorhanden ist
(§. 408 ,7). In den Bildern der dreigestalten H e k a t e 5
(§. 397, 4), in den vielen Pantheis signis (§. 408, 8)
zeigt sich ein Ungeniigen an den festen Formen der alten
Hellenischen Gottergebilde, eine Sehnsucht nach umfassendern,
universellern Ausdriicken, welche nothwendig in Unformen aus-
schweifen musste. Der eklektische Aberglaube der Zeit braucht 6
Gemmen als magische Amulete gegen Krankheiten und
damonische Einwirkungen (§. 433), setzt giinstige und heilvolle
Constellationen auf Ringsteine und Miinzen (§. 400, 3),
und bringt durch Vermischung Aegyptischen, Syrischen und
Hellenischen Glaubens, besonders in Alexandrien, die pan-
theistische Figur des Jao-Abraxas mit allerei verwandten
Gestalten der sogenannten Abraxas-Gem men hervor
(§•408, 8).
2. Von dem Aufkommen der Sarkophage Visconti PioCl. IV. p. IX.
Ueber die Tendenz der dargestellten Mythen Gerhard , Beschr. Roms
S. 320 f., unten §. 358, 1. 397, 2. Ans. Feuerbach der Vatic. Apollo
S. 317: ,,Ein ganzes Fiillhorn poetischer Blumen ist noch an Romischen
0. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 16
242 Griechische Kunstgesch. Per. V. [207J
Sarkophagen iiber die Ruhestatte der Todten ausgegossen, ein wahrhaft
unerschopflicher Reichthum feinsinniger Anspielungen. Die bunte Reihe
mystischflf Bilder, welche hier durch den Ort selbst, zu dessen Schmuck
sie dienen, eine neue und tiefere Bedeutung gewannen, lassen sich
Marchen vergleichen, womit ein gemuthvoller Dichter die Stunden des
Triibsinns wegzutauschen weiss." Die Beziehung auf den Bestatteten ist
z. B. da recht deutlich, wo der Kopf eines Bachischen Eros, der trunken
vom Gastmahl hinweggefuhrt wird (von dem Gastmahl des Lebens, wovon-
er .genug genossen) , noch nicht ausgefuhrt ist, weil er (durch Sculptur
oder auch Malerei) die Ziige dessen erhalten sollte, der in den Sarkophag
gelegt wurde. M. PioGl. V, 13. Gerhard in der Beschr. Roms II, 2.
S. 146. — Griechische Stelen in spaterem Styl Annali d. Inst. I. p. 143.
3. Eine Munze von Nikomedien, geschlagen um 236, bei Mionnet
Suppl. V. pi. 1, 3, zeigt Psyche fussfallig den Amor anflehend. Sonst
s. §. 391, 8. Jedoch kommen Eroten und Psychen Blumen flechtend auf
einem Pompejanischen Gemalde vor. M. Borbon. IV, 47. Gerhard Ant.
Bildw. IV, 62, 2.
1 207. Allmahlig geht der Schwulst und Luxus der Kunst
2 immer mehr in Diirftigkeit und Armuth iiber. Auf den
Miinzen, welche uns am sichersten leiten, werden die Kopfe
zusammengezogen, um mehr von der Figur und den Beiwer-
3 ken anbringen zu konnen; mit dem Ende des dritten Jahr-
hunderts aber verlieren plotzlich die Brustbilder alles Relief,
die Zeichnung wird auf eine schulerhafte Weise unrichtig, die
ganze Darstellung platt, charakterlos und so unbezeichnend,
dass auch die verschiedenen Personen nur durch die Umschriften
unterscheidbar sind, und bald tritt der vollig leblose Styl ein,
4 in welchem die Byzantinischen Miinzen gearbeitet sind. Die
Elemente der Kunst gehen auf eine merkwiirdig schnelle Weise
verloren; die nicht geraubten Bildwerke am Bogen des Gon-
stantin sind roh und unbeholfen; die an der Theodosischen
Saule, so wie am Fussgestell des Obelisk, den Theodosius
5 im Hippodrom zu Byzanz aufgestellt, kaum geringer. In
den Sarkophagen tritt, nach den schwiilstigen , mit stark-
erhobenen Figuren, meist in lebhafter Bewegung, iiberfiillten
Werken der spatern Romerzeit, an christlichen Denkmalern
eine monotone, oft architektonisch bedingte, Anordnung und
3 die trockenste, diirftigste Arbeit ein. Die christliche Welt inacht
von Anfang an von der Plastik weit weniger Gebrauch, als
[207] Die Zeit Constantin's und der Spatern. 243
von der Malerei; indessen iiberdauert die Ehre der Statuen
das Leben der Kunst in den verschiedenen Theilen des Rorni-
schen Reiches, besonders in Byzanz, sehr lange ; ja man geizt
nach dieser Auszeichnung, bei der man freilich viel mehr auf
gehorige Bezeichnung des Ranges durch Platz und Kleidung
achtet, als auf die Darstellung von Gharakter und Indivi-
dualitat; wie iiberhaupt alles Leben der Zeit in der Masse
leerer Formen ersticken muss. Prunkgerathe aus edlem Me- 7
tall und geschnittenen Steinen, ein Luxus, in dem die spate
Romerzeit das Hochste erreichte, werden noch immer mit
einem gewissen Geschick verfertigt ; auch auf die elfenbeinernen
Schreibtafelchen oder Diptycha — eine dem sinkenden Rom
eigenthumliche Art von Arbeiten — wird viel Muhe verwandt
(§. 312, 3); und so iiberdauert in mehrfacher Weise technische
und mechanische Kunstlichkeit das Leben der Kunst selbst.
2. So bei Gordianus Pius, Gallienus, Probus, Garus, Numerianus,
Garinus, Maximianus. Auch in den Bus ten zeigt sich dies Bestreben,
mehr vom Brustbilde zu geben. So der Gordianus Pius von Gabii im
L. 2, bei Mongez pi. 54, 1. 2.
3. Den bezeichneten Styl zeigen die Miinzen von Gonstantinus an;
die Byzantinische Manier beginnt mit Theodosius Nachfolgern (Du Gange,
Banduri). — Den Verfall der Kunst zeigen auch die Gonsecrations-Miinzen
(unter Gallien), so wie die bei offentlichen Spielen ausgetheilten Con-
torniaten. — Statuen der Zeit: Constantin im Lateran, wird bei plumpen
Gliederformen wegen natiirlicher Anlage gelobt. Winckelm. VI, 1. S. 339, 2.
S. 394. Mongez pi. 61, 1. 2. Gonstantinus II. (?) auf dem Capitol,
Mongez pi. 62, 1—3. Julianus im L. 301. Mongez pi. 63, 1—3, eine
sehr leblose Figur. Vgl. Seroux d'Agincourt Hist, de 1'Art IV, II. pi. 3.
— Die Arbeit der Haare macht man sich in dieser Zeit immer leichter,
indem man in die dicke Steinmasse nur einzelne Locher einbohrt.
4. Constantin's Bogen (die Streifen fiber den kleinern Saitenbogen
beziehen sich auf Maxentius Besiegung u. Roms Einnahme) bei Bellori,
vgl. Agincourt pi. 2. Hirt Mus. der Alterthumsw. I. S. 266. Die Theo-
dosische Saule scheint Arcadius dem Theodosius (nach Andern Theodosius II.
dem Arcadius) zu Ehren erbaut zu haben; sie war von Marmor, mit
einer Treppe inwendig, eine Nachbildung der Trajanischen ; jetzt steht nur
noch das Fussgestell in Constantinopel. Col. Theod. quam vulgo historia-
tam vocant, ab Arcadio Imp. Cpoli erecta in honorem Imp. Theodosii a
Gent. Bellino delineata nunc primum aere sculpta (Text von Benetreius)
P. 1702. Agincourt pi. 11. Reliefs vom Fussgestell des Obelisken,
244 Griechische Kunstgesch. Per. V. [207]
Montfaucon Ant. expl. Ill, 187. Agincourt pi. 10. Vgl. Fiorillo Gesch.
der Kunst in Italien S. 18. — Ein rundes steinernes Bild umgedreht von
zwei gefliigelten Jahreszeiten beschreibt Max. Planudes b. Boissouade
Anecd. Gr. II. p. 320.
5. S. besonders den Sarkophag mit Christus, den Aposteln,
Evangelisten, Elias, im L. 764. 76. 77 bei Bouillon III. pi. 65 (Glarac pi. 227)
und vgl. die nachstfolgenden Tafelh. Viele aus den Katakomben in
Romischen Museen, [besonders in der Vaticanbibliothek , auch im La.te-
ranischen Museum, in Pisa u. a. Orten] , bei Aringhi und Aginc. pi. 4 — 6.
Gerh. Ant. Bildw. 75, 2. vgl. Sickler, Almanach I. S. 173. Ein Bildhauer
Daniel hatte unter Theodorich ein Privilegium fur Sarkophagen aus
Marmor, Cassiodor Var. Ill, 19. Ein ahnlicher Kiinstler Eutropos, Fabretti
Inscr. V, 102. Christliche Kiinstler unter den Martyrern (Baronius Ann.
ad a. 303). Ein christl. artifex signarius Muratori p. 963, 4.
6. Ueber die Ehre der Statuen im spatern Rom die Herausg.
Winckelm. (nach Fea) VI. S. 410 ff., unter den Ostgothen Manso Gesch.
des Ostgoth. Reichs S. 403. Als Dichterbelohnung bei Merobaudes, siehe
Niebuhr Merob. p. VII. (1824); in Byzanz erhielten auch Tanzerinnen
Statuen. Anth. Planud. IV, 283 ff. — Justinian's Reiterstatue auf dem
Augustaeon (welclie nach Malalas friilier den Arkadios dargestellt hatte)
war in heroischem Costiim, was damals schon auffiel, aber trug in der
L. die Weltkugel mit dem Kreuz, nach Procop de aedif. lust. I, 2. Rhetor,
ed. Walz. I. p. 578. Prachtgemalde der Kaiser mit der Weltkugel in der
Hand, Basilius b. Vales, ad Ammian. XXV, 10, 2. Ueber den Bronze-
coloss zu Barletta in Apulien (bei Fea Storia della Arte II. tv. 11) eine
Schrift von Marulli; nach Visconti (Icon. Rom. IV. p. 165) ist es Heraklius,
[nach Marulli il colosso di bronzo esistente nella citta di Barletta. Nap.
1816. 8. Theodosius.] — In dem projektirten Vertrage zwischen Justinian
und Theodat, bei Prokop, wird gehorig ausgemacht, dass der Gothenkonig
keine Statue ohne den Kaiser haben, und immer links stehen solle. —
Auch jetzt war das (isTuyQuysLv sehr gewohnlich, Herausg. Winckelm. VI.
S. 405. vgl. §. 158. A. 4. — Eine richtige Schilderung des Geistes der
Zeit gibt P. Er. Mtiller de genio aevi Theodos. p. 161 sqq. '
7. Der Gebrauch der Gem men, meist wohl Gameen, an Gefassen
(dergleichen Gallienus selbst machte, Trebell. 16), am balteus, den fibulae,
caligae und socci (Heliogabal trug Geinmen der ersten Kiinstler an den
Fiissen, Lamprid. 23), war in dieser spatern Kaiserzeit sehr verbreitet.
Der Sieger der Zenobia weihte in den Sonnentempel aus Gemmen zu-
sammengefiigte Kleider, Vopisc. Aurel. 28, Honorius mit Amethysten und
Hyacinthen prangendes Staatskleid beschreibt Glaudian; gewisse Arbeiten
der Art durften, nach Kaiser Leo (Codex XI, 11), nur die Palatini artifices
machen. — Daher die sorgfaltige Cameen- und Gemmen-Arbeit bis in die
[208] Ghristliche, Byzantinische Bildwerke. 245
spate Zeit. Ein Sardonyx im Cabinet du Roi zu Paris: Constantin zu
Pferde seinen Gegner niederschlagend ; ein Sardonyx in Petersburg: Con-
stantin u. Fausta, Mongez pi. 61, 5; Gonstantinus II. auf einem grossen
Achatonyx, Lippert III, II, 460; ein Sapphir zu Florenz: eine Jagd des
Kaisers Constantius zu Gaesarea in Cappadocien, Freher Sapphirus Gon-
stantii Imp. Banduri Numism. Suppl. tb. 12 — werden geriihmt. In
Byzanz wurden besonders Gameen aus Blutjaspis sorgfaltig gearbeitet;
mehrere cler Art mit christlichen Gegenstanden im Antiken-Gabinet zu
Wien. — Helias argentarius st. 405. Gruter p. 1053, 4.
Heyne Artes ex Gpoli nunquam prorsus exulantes. Gommentat.
Gott. III. p. 3.
4. M a 1 e r e i.
208. Die Malerei erscheint. in cler Zeit Caesar's in einer 1
Nachbluthe , welche bald verbluht. Gegenstande des hoch- 2
sten tragischen Pathos, der tiefgekrankte, iiber seinem Zorne
brutende Aias, Medea vor dem Kindermorde voll Wuth und
Mitleid zugleich in den weinenden Augen, schienen damals
dem ausgezeichnetsten Geiste ein besonders trefflicher Stoff.
Daneben ist die Portratmalerei beliebt ; Lala malt besonders 3
Frauen, auch ihr eigenes Spiegelbild.
1, Timomachos von Byzanz g. 660 (Zumpt ad Gic. Verr. IV, 60).
Lala von Kyzikos — damals ein Hauptsitz der Malerei — g. 670 (et
penicillo pinxit et cestro in ebore). Sopolis, Dionysios, Zeitgenossen.
Arellius g. 710. Der stumme Knabe Pedius um 720. Der Griechische
Maler des Junotempels zu Ardea lebte wohl um 650 - 700. Vgl. Sillig
C. A. p. 246 und des Verf. Etrusker II. S. 258.
2. Timomachos Aias u. Medea, beruhmte, viel in Epigrammen
gepriesene Bilder, von Caesar fur 80 Tal. gekauft (wahrscheinlich von
den Kyzikenern, Cic. a. 0. vgl. Plin. XXXV, 9) und in den T. cler Venus
Genitrix geweiht. Boettiger Vasengemalde II. S. 188. Sillig C. A. p. 450.
Pie Medea wird nach den Epigrammen der Anthologie in einer Hercu-
lanischen Figur (Ant. di Ercol. 1, 13, M. Borbon. X, 21) und einem
Pompejanischen Gemalde (M. Borb. V, 33) und in Gemmen (Lippert,
Suppl. 1. 93 u. a.) erkannt. Panofka, Ann. d. Inst. I. p. 243. Von dem
Aias Welcker, Rhein. Mus. Ill, I. S. 82. Auch Timomachos Orestes und
Iphigeneia in Taurien (wie bei Plin. XXXV, 40, 30 zu verbinden ist)
waren aus der Tragodie. [Ein Diogenes Albinus pictor in Gallien wird
246 Griechische Kunstgesch. Per. V. [209]
nach den Zugen der Lateinischen Inschrift in das Ende des ersten Jahr-
hunderts gesetzt, Revue archeol. III. p. 511. 583.]
1 209. In der Kaiserzeit fmden wir die Staff elei-Malerei,
welche allein als wahre Kunst, wenigstens als der Haupt-
zweig derselben, gait, vernachlassigt , und die Wandmalerei
2 als Dienerin des Luxus vorzugsweise geiibt. Plinius unter
Vespasian betrachtet die Malerei als eine untergehende Kunst;
er klagt, dass man mit den herrlichsten Farben nichts hervor-
3 bringe, was der Rede werth sei. Die Skenographie, welche
besonders in Kleinasien eine phantastische Richtung genommen
hatte, in der sie alien Regeln der Architektonik Hohn sprach,
wurde nun, auf die Zimmerverzierung iibergetragen, wo mog-
lich noch willkurlicher ausgebildet ; man gefiel sich, eine durch-
sichtige und luftige Architektur in vegetabilische und seltsam
4 zusammengesetzte Formen hiniiberzuspielen. Zugleich wird in
Augustus Zeit die Landschaftsmalerei von Ludius, auf eine
eigenthumliche Weise gefasst, zu einer besondern Gattung
ausgebildet; Ludius malt als Zimmerverzierung Villen und
Hallen, Kunstgarten (topiaria opera), Parks, Strome, Ga-
nale, Hafenstadte, Meeransichten ; belebt durch Personen bei
landlichen Geschaften und in allerlei komischen Lagen: sehr
5 heitere und wohlgefallige Bilder. Auch in allerlei Spielereien
gefallt sich die Zeit; in Nero's goldnem Hause bewunderte
man eine Pallas des Fabullus, die Jeden ansah, der nach ihr
hinsah. Nero's 120 Fuss holies Bild auf Leinwand wird
von Plinius mit Recht zu den Tollheiten der Zeit gerechnet.
1. Male r der Zeit. Ludius g. 730. Antistius Labeo, [die Hand-
schriften Titedius, Titidius] vir praetorius, urn 40 n. Chr. Turpilius Labeo
Eq. Rom. um 50. Dorotheos 60. Fabullus (Amulius), der Maler des
goldenen Hauses (der Kerker seiner Kunst) 60. Cornelius Pinus, Accius
Priscus, Wandmaler des T. des Hanos u. der Virtus 70. Artemidorus 80.
Publius, Thiermaler g. 90. Martial I, 110. Mosaikarbeiter in Pompeji:.
Dioskurides von Samos, M. Borb. IV, 34. Herakleitos, Hall. A.L.Z. 1833.
Intell. 57. Bullett. 1833. p. 81 ff. vgl. §. 210, 6.
2. S. Plin. XXXV, 1. 2. 11. 37. Vgl. das spatere Zeugniss des
Petronius c. 88. [Philostr. Imag. ed. Jacobs p. LIX f.] Ueber den aussern
Luxus Plin. XXXV, 32 und Vitruv VII, 5. Quam subtilitas artificis adiiciebat
operibus auctoritatem, nunc dominicus sumptus efficit ne desideretur.
[210] Malerei der ersten Kaiserzeit. 247
3. S. Vitruv's, VII, 5, Nachrichten von einer Scene, welche Apaturios
von Alabanda in einem kleinen Theater zu Tralles eingerichtet und gemalt.
Ein Mathernatiker Licinius veranlasste die Veranderung des Alabandischen
Werks; Vitruv wunscht seiner Zeit einen ahnlichen. Piriguntur tectoriis
monstra potius quam ex rebus finitis imagines certae. Pro columnis enim
statuuntur calami, pro fastigiis harpaginetuli striati cum crispis foliis et
volutis; item candelabra aedicularum sustinentia figuras etc.
4. Plin. XXXV, 37. — Vitruv spricht iiberhaupt von folgenden Classen
von Wandmalereien: 1. von Nachbildungen architektonischer Glieder,
Marmorgetafel u. dgl. in Zimmern, als der urspriinglichsten Decoration in
Farben; 2. von architektonischen Ansichten im Ganzen, nach der
skenographischen Weise; 3. von den tragischen, komischen und
saty rise hen Scene n [Buhnen] in grossern Salen (exedris); 4. land-
sell a ft lichen Bildern (varietates topiorum) in den ambulationes;
5. historischen Bildern (megalographia) , Gottergestalten , mytholo-
gischen Scenen; auch mit Landschaften (topiis) dabei.
5. Plin. a. 0. Vgl. Lukian de dea Syr. 32.
210. Diesem Gharakter der Kunst, wie er den Zeug- 1
nissen der alien Schriftsteller entnommen werden kann, ent-
sprechen vollig die sehr zahlreichen Denkmaler der Wand-
malerei, welche mit ziemlich gleichem Werthe sich von der Zeit
des Augustus bis zu der der Antonine hindurchziehen : die
Gemalde im Grabmal des Cestius (§. 190, 1), die in den 2
Gemachern des Neronischen Hauses (§. 190, 2), welche be-
sonders glanzend und sorgfaltig ausgeziert waren; der grosse
und bestandig wachsende Vorrath von Mauergemalden aus 3
Herculanum , Pompeji und Stabiae ; so wie die im Grabrnal 4
der Nasonier, und zahlreiche andere in antiken Gebauden hier
und da gefundene, in denen alien auch die entartete Kunst eine
unerschopfliche Erfindungsgabe und Productivity zeigt. Die 5
Raume auf das Geschmackvollste vertheilt und disponirt; Ara-
besken von bewundernswurdigem Reichthum der Phantasie;
Skenographieen ganz in jenem spielenden und leichten Archi- •
tekturstyl ; die Decken nach Art von Lauben mit herabhangen-
den Guirlanden und dazwischen flatternden Fliigelgestalten ;
Landschaften in Ludius Manier meist nur leicht angedeutet;
ferner Gotterfiguren und mythologische Scenen, manche sorg- 6
faltig, die meisten fliichtig gezeichnet, aber haufig von einem
unnachahmlichen Reize (besonders die in der Mitte von
248 Griechische Kunstgesch. Per. V. [210]
grossern Feldern freischwebenden Figuren) : dies und Andres in
lebhaften Farben und einfacher Beleuchtung, heiter und wohl-
gefallig, mit viel Sinn fur Harmonie der Farben und eine
7 architektonische Totalwirkung, angeordnet und ausgefuhrt.
Viel ist gewiss hiervon Gopie friiherer Bilder, da sogar das
ganze Studium mancher Maler darin bestand, dass sie alte
Bilder aufs Genaueste wiedergaben.
2. Histoire critique de la Pyramide de C. Gestius par I'Abbe Rive
(mit Abbildungen nach Zeichnungen M. Garloni's). P. 1787. — Description
des Bains de Titus — sous la direction de Ponce. P. 1787. 3 Livraisons.
Terme di Tito, grosses Kupferwerk nach Zeichnungen von Smugliewiczr
Stich von M. Garloni. Sickler's Almanach II. Tf. 1-7. S. 1.
3. Antichita di Ercolano, I— IV. VII. Pitture antiche. N. 1757 ff.
65. 79. Gli ornati delle pareti ed i pavimenti delle stanze dell' antica
Pompeii incisi in rame. N. 1808. 2 Bde. f. Zahn, Neuentdeckte Wand-
gemalcle in Pompeji in 40 Steinabdriicken. Derselbe, Die schonsten
Ornamente und merkwurdigsten Gemalde aus Pomp., Here. u. Stabiae,
[1828. 100 Taf. Zweite Folge 1842. 1844. 100 Taf. Real Museo Borbon.
R. Rochette Peintures de Pompee seit 1844 3 Lieferungen. Wandgem.
aus Pompeji und Herculanum von W. Ternite, Berlin b. Reimer 3 Lief,
u. bei Reimarus bis jetzt 3* Lief. Text des ersten Heftes von K. 0. Muller,
seitdem von WelckerJ. Manches bei Mazois, Gell, Goro, R. Rochette (siehe
§. 190, 4). [Pianta de' scavi della Villa Giulia (?) fra Ercolano ed Oplonti
Nap. n. 24. 27.]
4. P. S. Bartoli: Gli antichi sepolcri. R. 1797. (Veterum sepulcra,
Thes. Antiqq. Gr. XII.) Desselben: Le pitture ant. delle grotte di Roma
e del sepolcro dei Nasoni (1675 entdeckt aus der Zeit der Antonine).
R. 1706. 1721 f. mit Erlauterungen von Bellori und Gauseus (auch
lateinisch R. 1738) [u. im Thes. Ant. Rom. Thes. T. XII]. Bartoli Recueil
de Peintures antiques T. I. II. Sec. ed. P. 1783. Collection de Peintures
antiques, qui ornaient les Palais, Therrnes etc. des Emp. Tite, Trajan,
Adrien et Gonstantin. R. 1781. [Ponce Bains de Titus P. 1786 f.
Gemmen aus den Thermen des Titus, Sickler Almanach aus Rom II.
Tf. 1—7. Landon .Ghoix des plus eel. peint. P. 1820. 4.] Arabesques
antiques des Bains de Livie et de la Ville Adrienne nach Raphael
gestochen von Ponce. P. 1789. Pitture antiche ritrov. nello scavo aperto
1780 incise e pubbl. da G. M. Cassini. 1783. Gabott Stucchi figurati
essist. in un antico sepolcro fuori delle mura di Roma. R. 1795.
Parietinas Picturas inter Esqu. et Viminalem collem super anno detectas
in ruderibus privatae domus , D. Antonini Pii aevo depictas (zwei
[211] Erhaltne Gemalde cler Zeit. 249
Bilder in den Peintures qui ornaient — n. 4, wenn, dasselbe Bild,
entsprechen ganz der Vorstellung der Miinze der Lucilla, Num. Mus. Pisani
tb. 25, 3) in tabulis expressas ed. C. Buti Archit. Raph. Mengs del. Gampa-
rolli sc. 1778. 7 sehr schone Blatter (Pitture antiche dell a villa Negroni).
[Die Gemalde im Vatican aus Torre Marancia in den Mon. Amaranziani
R. 1843. Wandmalereien eines Wohnhauses in Gantania Ann. d. Inst. IX.
p. 60. 177, (eines andern in Anaphe, Ross in den Abhdl. der Munchner
Akad. II. Tf. 3 A. S. 449, eines Grabes in Apulien, Archaeol. Int. Bl. 1835.
S. 11, vgl. 1837. S. 49, andre in Kyrene bei Pacho. Vgl. die Stellen von
Aristides fiber Korinth , von Dio und Themistins bei R. Rochetle Peint.
ant. p. 198, Clem. Alex. Protr. p. 52 s. Pott. Sidonius Apollinaris Epist.
II, 11.] Im Allgemeinen vgl. Winckelm. V. S. 156 ff.
6. Ausser diesen schwebenden Gestalten von Tanzerinnen, Kentauren
und Bachanten, Pitt. Ere. I, 25—28, ruhmt Winckelmann am meisten die
vier Bilder, IV, 41 — 44. Zeichnungen (retouchirte?) von Alexander von
Athen auf Marmor, I, 1 — 4, [welche H. Meyer zu Winckelmann V. S. 473
besser wurdigt als W. selbst.] Unter den historischen Bildern von Pompeji
wird besonders geriihrnt die Wegfiihrung der Briseis von Achill (R. Rochette
M. I. I, 19. Gell New. S. 39. 40. Zahn Wandgem. 7) [so wie die Chryseis
und der Besuch der Here bei Zeus auf dem Ida aus demselben s. g.
Homeriscben Hause]; von Andern das durch die Behandlung des Lichts
ausgezeichnete Bild bei R. Rochette M. I. I, 9. Gell 83. (Hypnos und
Pasithea nach Hirt, Mars und Ilia nach R. Rochette, Dionysos und Aura
nach Lenormant, D. u. Ariadne nach Guarini, Zephyros und Flora nach
Janelli und Andern, s. Bull. d. Inst. 1834. S. 186 f.); auch das rathsel-
hafte Bild, Gell. 48. Zahn 20. R. Rochette Pompei pi. 15, die Geburt
der Leda, oder ein Nest mit Eroten (Hirt Ann. d. Inst. I. p. 251) darstellend
[sicher das Erste, mit Bezug auf die Sage in den Kyprien]. Andre im
II. Th. Ueber die Stiicke der Rhyparographie [Rhopographie] Welcker
ad Philostr. p. 397. Die aus blossen Farbenkleksen bestehenden, nur in
der Ferae erkennbaren Bilder (Gell p. 165) erinnern an die compend. via
§. 163.
7. [Diese Gemalde bilden zwei Klassen, Nachbildungen alterer Werke
aller Art, und neue, Romische. Bull. 1841. p. 107.] Quintil. X, 2 ut
describere tabulas mensuris ac lineis sciant. Lukian Zeuxis 3.
TKVTT]$ avTiygacpos ZGTI vvv 'si&rivrjGi Ttgog ccvrrjv 8K£iv7]v
GTadfiy usTsvrjvsy^svr]. [exemplar quod apographon vocant, Plin. XXXV,
40, 23. ^ifirjfiK Pausan. VIII, 9, 4 cf. Siebelis.]
211. Im Zeitalter Hadrian's muss, neben andern l
Kiinsten, auch die Malerei sich noch einmal erhoben haben.
Ihm gehort Action an, den Lukian den ersten Meistern an
250 Griechische Kunstgesch. Per. V. [212J
die Seite stellt, und dessen reizendes Bild — Alexander
und Roxane, und Eroten mit ihnen und des Kb'nigs Waffen
beschaftigt — er nicht genug preisen kann. Ini Ganzen
sinkt indess dennoch die Malerei immer rnehr zu einer
Farbensudelei herab; und es war gemeiniglich ein Geschaft
von Sklaven, die Wande nach Lust und Laune ihrer Herrn
auf s Eiligste mit Bildern anzufullen.
1. Aetion wird sonst in Alexander's Zeit gesetzt (auch von Hirt
Gesch. der hild. Kunste S. 265), aber Lukian sagt bestimmt, dass er nicht
in alten Zeiten, sondern ganz kiirzlich gelebt habe (TK Tstevrala TKVTCC
Herod. 4), also wohl in Hadrian's und der Antoninen Zeitalter. Vgl. sonst
Imagg. 7. Hadrian selbst war Rhyparograph [§. 163 A. 5]; Apollodor
sagte ihm : "Ansk&s -AK\ roc? •x.oloY.vvQ'CKs ypa'qpf. Dio C. LXIX, 4. Suidas
s. v. ' A8giuv6s. Gegen 140 auch Diognetos. Eumelos (malt eine Helena)
um 190. Aristodemos aus Karien, Schiller des Eumelos (?), Gastfreund
des altern Philostratos , auch Schriftsteller iiber die Geschichte der Kunst,
um 210. — Spater, 370 n. Chr., ein Maler Hilarius aus Bithynien in Athen.
In Trimalchio's Hause (Petron 29) waren Trimalchio als Mercur und
seine ganze Carriere, dann die Ilias und Odyssee, und Laenatis gladiatorium
gemalt. Bilder von Gladiatoren, von deren Anfang Plin. XXXV. 33 spricht,
und andern Spielen werden jetzt sehr beliebt. Capit. Gord. 3. Vopisc.
Garin. 18. §. 424. Gladiatoren — Mosaik 1834 in Torrenuova gefunden,
ahnlich wie Winck. M. ined. tv. 197. 198, Kellermann Hall. A.L.Z. 1834.
Int.Bl. n. 69. [W. Henzen Explic. musivi in Villa Burghesia asservati quo
certamina amphitheatri repraesentata extant, praemio donata. Rom. 1845. 4.
II musaico Antoniniano rappr. la scuola degli atleti, trasferito al pal.
Lateranese, Roma 1843, von J. P. Secchi, Prof, am Coll. Rom.] Bei Juven.
IX, 145 wiinscht sich Einer unter seinem Gesinde einen curvus caelator
et alter, qui multas facies pingat cito. Malende Sklaven kommen
auch in juristischen Quellen vor, s. Fea's Note in Winckelm. W. V. S. 496.
1 212. Hernach ist der Verfall der Malerei um desto
sichtbarer; der fruhere Luxus der Arabesken und architektoni-
schen Verzierungen verschwindet ; plumpe Einfachheit tritt an
dessen Stelle, wie ziemlich in alien Gemalden aus der Zeit
2 des Gonstantin. An diese schliessen sich die altesten christ-
lichen Bilder in den Katakomben an, welche immer noch viel
3 von der Weise der fruhern Kaiserzeit behalten; so wie die
[212] Malereien der spatern Kaiserzeit. 251
Miniaturmalereien einiger heidnischen und christlichen Hand-
schriften, von denen die besten fur die Auffassung der
Gegenstande in der alien Kunst sehr lehrreich sind. Obgleich 4
die enkaustische Malerei auch noch in Byzanz sehr geiibt
wurde (§. 320) : so wurde doch jetzt bei der Verzierung
der Kirchen, wie der Pallaste, vorzugsweise von der Mosaik
Gebrauch gemacht, einem Kunstzweige, welcher in dieser
Zeit sehr im Ansehn stieg, und durch das.ganze Mittelalter
hindurch in Byzanz, und von den Byzantinern auch in
Italieh, haufig betrieben wurde.
1. Die Malereien aus den Thermen des Constantin [im Pallast
Rospigliosi], Bartoli pi. 42 sq. Agincourt T. V. pi. 4. Ob das Bild der
Roma im Pallast Barberini wirklich der Zeit Constantin's angehort?
S. Winckelm. W. V. S. 159. Hirt Gesch. der Baukunst II. S. 440.
Sickler's und Reinhart's Almanach Bd. I. S. 1. Tf. 1. Malerei P. E. Muller
de genio aevi Theodos. p. 161.
2. Von deri Katakomben: Sosio Roma sotterranea. R. 1632. (Stiche
von Cherubin Alberti). Aringhi Roma subterranea novissima. R. 1651.
Bottari Sculture e pitture sagre estratte dai Gimiterj di Roma. 1737—54.
Artaud Voy. dans les Catac. de Rome. P. 1810. 8. Bartoli's Werk §. 210, 4.
Agincourt pi. 6—12. Roestell, Beschr. Roms I. S. 410. [Das von Pater
March! nach grossen Untersuchungen begonnene Werk, wovon viele
Lieferungen bereits erschienen sind.]
3. Die Ambrosianische Ilias (Mai Iliad. Fragm. aritiquiss. c. picturis.
Med. 1819), deren Bilder dem classischen Alterthum am nachsten stehn
[auch Rom 1835 kl. f. Homeri Iliados picturae ant. ex God. Mediol.
Das. 1835 Virgilii picturae ant. ex Godd. Vaticanis]. Der Vaticanische
Virgil (aus dem 4. oder 5. Jahrh.?). S. Bartoli Figurae antiquae e Cod.
Virg. Vatic, (verschonert). Agincourt 20—25. Millin G. M. pi. 175 b. ff.
Beschr. Roms II, 2. S. 345. Der Vaticanische Terenz mit Scenen aus der
Komodie, Berger de personis. 1723. Beschr. Roms das. S. 346. Die
Vatican. Handschr. des Kosnias Indopleustes. Die altesten Miniaturen zu
biblischen Buchern, besonders die Vaticanischen zum Josua, schliessen sich
in Gostum und Gomposition an jene Homerischen an.
4. S. Gassiodor Var. I, 5. VII, 5. Symmachus Ep. VI, 49. VIII, 42.
Justinian's Ghalke enlhielt grosse Mosaikgemalde seiner Kriegsthaten.
Prokop de aed. Justin. I, 10. Von einem Wandbilde des Theodorich aus
Mosaik Prokop B. Goth. I, 24, Rumohr Ital. Forschungen I. S. 183, minder
richtig Manso S. 403. Vgl. Muller de genio aevi Theod. p. 168. Nach-
richten von den nie fehlenden Mosaiken der Basiliken: Sartorius Regierung
252 Griechische Kunstgesch. Per. V. [213]
der Ostgothen S. 317. N. 21. — Proben geben u. A. Giampini Opera. R.
1747. Furietti de Musivis. R. 1752. Agincourt V. pi. 14 sqq. Gutensohn
und Kriapp (§. 194). Vgl. §. 322. Zwei Bilder in der Bibl. Goisliniana,
Nicephorus Botoniates mit einem Monch und Kaiser und Kaiserin, iiber
denen Ghristus schwebt beide Kronen anfassend.
1 213. Bei dem Verschwinden alles lebendigen Studiums
der Natur, und dem Untergange aller hohern technischen
Fertigkeiten , halt indess eine von "neuem handwerksmassig
gewordne Praktik des Malens und Bildens immer noch sehr
Viel von den Grundsatzen und Formen der alten Kunst
2 fest. Die christliche Religion eignet sich zuerst zur Verzierung
von Kirchen, Grabern, Siegelringen nicht bloss/viele Formen
und auch einige Gegenstande der antiken Kunst an, sondern
gestaltet auch theils aus geschichtlichem , theils aus alle-
gorischem Stoffe nicht ohne kunstlerischen Sinn einen
eignen Bilderkreis; nur widerstreitet sie, in reinerer und
strengerer Auffassung, aller Verehrung bildlicher Gestalten.
3 So bilden sich in der christlichen Kirche fur die heiligen Per-
sonen um so mehr stehende und feste Formen, da man durch
das Zuriickgehn auf die altesten Bilder, die man hatte, die
4 wirkliche Gestalt derselben festzuhalten glaubte. Die Gesich-
ter wurden dabei nach einer idealen, wenn auch immer roh
behandelten, Grundform gebildet; das Costiim war in der
Hauptsache ein Griechisches, und der Faltenwurf wurde auf
5 antike Weise in grossen Massen angelegt. Das Mittelaltrige
drangt sich in Tracht und Geberde erst allrnahlig in die
Welt des Alterthums hinein, mehr bei neuhinzukommenden,
6 als alten traditionellen Figuren. Ueberall in jener Zeit
Spuren einer alten Schule, nirgends eine eigne lebendige
Auffassung der Natur, von deren erneuertem Studium im
dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert der frische Auf-
schwung der Kunst und die Befreiung von jenen typischen
und leblosen Formen ausging, welche in der Griechischen
Kirche als der letzte Rest einer untergegangenen Kunstwelt
noch heutzutage fortbestehen.
1. God. Theodos. XIII, 4 de excusationibus artificum.
2. Die- christlichen Katakomben zeigen, wie auch heidnische Gegen-
stande (besonders Orpheus) in die christliche Allegoric aufgenbmmen
wurden. Weinlese, Gerhard Beschr. Roms II, 2. S. 234. Die Porphyrurne
[213] Aelteste christliche Kunst. 253
der Gonstantia ist mit Bachischen Scenen geschmiickt, Winckelm. Yf, 1.
S. 342; ein Flussgott auf dem Sarkophag Bouill. III. pi. 65. Die ersten
christl. Kaiser haben auf den Miinzen personliche Darstellungen der Stadte,
und andere in das Heidenthum hinein streifende Gegenstande. Gonstantin
tragt das Labarum und den Phoenix (felicium lemporum reparatio), Con-:
stantius wird, das Labarum haltend, von einer Victoria gekranzt. R. Walsh
Essay on ancient coins, medals and gems as illustr. the progress of
Christianity p. 81 ff. R. Rochette Premier Mem. sur les antiqu. chre-
tiennes. Peintures des catacombes. P. 1836. Deux. Mem. Pierres sepulcr.
1836. [Trois. Mem. objets deposes dans les tombeaux ant. qui se retrou-
vent en tout ou en partie dans les cimetieres Chretiens. 1838.] Aber
auch neu gebildete Gegenstande, wie der gute Hirte, erscheinen in dieser
Zeit auf kunstgemasse Weise aufgefasst. Eine verdienstliche Statue des
guten Hirten in Rom beschreibt Rumohr Ital. Forsch. I. S. 168 , eine
gute Figur der Art an einem Sarkophag im L. 772. Clarac pi. 122.
Ueber die gemma pastoralis s. Thes. gemm. astrif. III. p. 82. Gonstantin
hatte den guten Hirten, so wie viele Scenen des N. u. A. T. bilden lassen
(Euseb. V. Const. IV, 49), unter den letztem Daniel, der nebst Jonas der
typischen Bildnerei am willkommensten war. In den Sinnbildern der
altesten Christen (Miinter, Sinnbilder und Kunst vorstellungen der alten
Christen. 1825) ist freilich, zum Theil aus dem oft empfohlenen Bestreben,
auch in den Siegelringen alles Gotzenbildartige zu vermeiden, viel Klein-
liches und Spielendes (wie im Fische, IX0Y2T); doch sind andere (das
Lamm, der diirstende Hirsch, die Taube mit dem Oelzweig) auch von
Seite der Kunst gliicklich erfunden. Die Meinungen der nachdenkenden
Christen waren von Anfang an sehr getheilt, in Rom im Ganzen mehr
fiir die Kunst, in Africa strenger. Tertullian, Augustin, auch Klemens von
Alexandreia sprechen mit Harte gegen alle Ausiibung der Plastik und
Malerei. Die Concilien, unter denen sich das von Illiberis g. 300 zuerst
damit beschaftigte , waren im Ganzen mehr gegen plastische, als gemalte
Bilder. Vgl. Neander K.Gesch. II. S. 616. Jacobs Acad. Reden I. S. 547 f.
Griineisen iiber die Ursachen und Grenzen des Kunsthasses in den drei
ersten Jahrh. n. Ghr., Kunstbl. 1831. N. 29. Bei P. E. Muller de genio
aevi Theodos. p. 267 sq. Stellen von Chrysostomus u. a. fiber denv
Stand der Kunst.
4. Ghristus-Bilder gab es scbon ziemlich frtih, da Severus-Alexander
Ghristus in seinem Lararium hatte; dann hatten die Karpokratianer solche
Bilder, mit denen in Aegypten auch heidnischer Aberglaube getrieben
wurde (Reuvens Lettres a Mr. Letronne I. p. 25). Dagegen ist das Bild
von Edessa eine Erfmdung, und die Statue von Paneas, mit der Sama-
riterin, wahrscheinlich eine missverstandene, antike Gruppe (Hadrian und
Judaea nach Iken). Das Christusideal bildete sich im Ganzen weit weniger
254 Griechische Kunstgesch. Per. V. [214]
durch die Sculptur, als durch Mosaiken und Malereien aus. Einem christ-
lichen Maler, der es in das Jupiterideal ummodeln wollte, verdorrte die
Hand, nach Kedren p. 348. Par. Theodoret Exc. hist, eccles. I, 15.
[Ueber die Entstehung der christl. Kunst und ihrer Religionsideale, nach
der Ansicht der altesten Werke der christl. Sculptur u. der neugriech.
Malerei in Sickler's u. Reinhart's Almanach aus Rom I. S. 153 — 196.] -
Wie die christliche Kunst lange, nur in den Gegenstanden. anders gewandt,
in Technik und Formen eine antike bleibt, zeigt besonders Rumohr Ital.
Forschungen I. S. 157 ff. Uebereinstimmend mit dem hier Gesagten,
meist aus Rumohr's vortrefflichem Buch Entlehnten, fuhrt R. Rochette
Disco urs sur 1'origine, le developpement et le caractere des types imitatifs
qui constituent 1'art du Christianisme. P. 1834, aus, wie sich, nach den
ersten, noch unbestimmten und charakterlosen Versuchen, unter dem
Einfluss der antiken Kunst zeitig gewisse ideale Typen des Heilands, der
Jungfrau und der Apostel bildeten; die dem Alterthum fremdartigern
Gegenstande aber — die Darstellungen heiliger Schmerzen — der Ge-
kreuzigte u. die Martyrien, erst im siebenten, achten Jahrhundert in diese
Kunstwelt eingetreten seien.
Die Zerstftrungen.
1 214. Es 1st nach allem Diesem nicht zu leugnen, dass
fiir die Kunste in Italien die Versetzung der Residenz nach
2 Byzanz; fiir die antike Kunst im Allgemeinen das Chri-
stenthum, sowohl nach seiner innerlichen Richtung, als
auch durch die natiirliche und nothwendige Feindseligkeit der
3 aussern Stellung; endlich die Einfalle und Eroberungen
der Germanischen S tarn me verderblich gewirkt haben,
weniger indess durch absichtliche Zertriimmerung, als durch
die natiirlichen Folgen von Durchziigen, Belagerungen und
Eroberungen, indem namentlich den ehrlichen und fiir Bil-
dung empfanglichen Gothen kaum irgendwo ein freventliches
Zerstoren von Kunstwerken nach historischen Zeugnissen vor-
4 geworfen werden kann. Gewiss ist die uniibersehbare Masse
von Kriegs- und Hungersnoth, Pest und aller Art von
Leiden, vvelche Rom im sechsten und siebenten Jahrhunderte
traf, bei der Geschichte des Untergangs der alten Kunst wohl
in Rechnung zu bringen; dazwischen liegende Zeiten von
Prosperitat waren den alten Bauwerken, die nun zu neuen
5 benutzt wurden, nur um so gefahrlicher. Und doch waren
es nicht diese aussern Ereignisse, welche hauptsachlich das
[214] Zerstorungeh antiker Bildwerke. 255
Vergehen der antiken Kunst, das stufenweise schon lange vor
ihrem Beginn eingetreten war, herbeifuhrten und verschul-
deten; es war die innere Erschopfung und Schwachung des
menschlichen Geistes, der Verfall alles antiken Sinnes, kurz
der in innern Lebensgesetzen begriindete Untergang der ge-
sammten geistigen Welt, aus welch er die Kunst selbst hervor-
gegangen war. Das Gebaude der antiken Kunst musste, auch
ohne diese aussern Anstosse, in sich selbst zusammensinken.
1. B. Heyne: Priscae artis opera quae Gpoli exstitisse memorantur,
Gommentat. Gott. XL p. 3. De interitu operum turn antiquae turn serioris
artis quae Gpoli fuisse memorantur, ebd. XII. p. 273. Petersen Ein-
leitung B. 120.
Gonstantin fiihrt Bilder von Rom, Griechenland, besonders aus Klein-
asien nach Byzanz. Ueber die Statuen von Gottern, Heroen, historischen Per-
sonen im Bade des Zeuxippos, welches Severus angelegt, Gonstantin ver-
schonert hatte, Ghristodor Anthol. Palat. II. Kedren p. 369. Die Erzstatuen,
mit denen Gonstantin die Hauptstrasse geschmuckt, wurden fiir Anastasios
Coloss, auf dem forum Tauri, eingeschmolzen. Malalas XV. p. 42. Auf
dem Platze der Sophienkirche standen vor Justinian 427 Statuen alterer
Kunstler. Auch von ungeheuren Colossen der Hera, des Herakles hort
man bei der Geschichte der Frankischen Verwiistung (Niketas). Im
Einzelnen lasst sich aber wenig Sicheres sagen; die Byzantiner nennen
gern jedes Gotterbild nach dem Hauptort des Cultus (Samische Hera,
Knidische Aphrodite, Olympischer Zeus). — Rom wurde auch durch das
Exarchat noch beraubt, besonders 663 unter Constans II., sogar der
Bronzeziegel des Pantheon.
In Byzanz zerstorten Feuersbriinste, besonders 404. 475 (das Lau-
seion), 532 (das Bad des Zeuxipp) u. s. w.; dann die Ikonoklasten (von
728 an); die Kreuzfahrer (1203 u. 1204), wobei zwei ungeheure Brande
bei weitem den meisten Schaden thaten. Damals erwarb Venedig Mancherlei
(unten §. 261, 2). Zugleich litt Griechenland viel durch die Franken und
Seerauber. Hernach durch die Tiirken; jetzt durch die Truppen der
grossen Machte.
2. Ueber Constantin's spatere Verwiistungen von Tempeln Herausg.
Winckelm. VI, 2. S. 403. Muller de genio aevi Theodos. p. 169 f. Libanios
Klagen sind wohl iibertrieben. Das Serapeion in Alexandreia, der erste
Tempel nach dem Capitol, wurde durch den Bischof Theophilos 389 zer-
stort. Wyttenbach ad Eunap. p. 153. Direkte Befehle, Tempel zu zerstoren,
beginnen erst mit Theodosius Sohnen. Muller de genio aevi Theod. p. 172.
Petersen p. 122. Man zerstorte zuerst besonders Sitze eines frechen, oder
mystischen Cultus, Mithrashohlen u. dgl., dann auch andere Tempelbilder.
Man freut sich, dem Volke das staubige Innere der chryselephantinen
256 Griechische Kunstgesch. Per. V. [214]
Golosse zu zeigen, Euseb. V. Const. HI, 54. Eunapios klagt die Mdnche
an , Alarich's Heer zur Zerstorung des Tempels von Eleusis gefiihrt zu
haben. Dagegen aber immer auch wieder Bemiihungen, die Denkmaler
des Alterthums zu erhalten. Zum Schutze der Kunstwerke gab es in Rom
einen centurio, dann tribunus, comes, rerum nitentium. Vales, ad Ammian.
XVI, 6. Kunstler werden im Cod. Theodos. XIII. t. 4 geehrt. Auch die
friihern Papste batten mitunter Sinn fur den Glanz, den die Reste des
Alterthums ihrer Stadt verliehen, namentlich der von Fea gerechtfertigte
Gregor der Grosse.
3. Griechenland wird schon sehr zeitig verwiistet; die sog.
Sky then durchzogen es mehreremal unter Gallien, sie pliinderten auch
den Ephesischen Tempel ; in Attika schlug sie Dexippos bei der Pliinderung
der Stadt, Trebellius Gallien 6. 13. (vgl. C. I. n. 380). 395 bedrohte
Alarich Athen; doch wandte nach Zosimos Athena Promachos die Zer-
storung ab (und grade in Athen bestand das Alterthum in Monumenten,
Glaube und Sitte am langsten ungefahrdet). Rom wird 408 von Alarich
belagert, und viele Statuen aus edlem Metall eingeschmolzen, um ihn zu
befriedigen , 410 von ihm erobert und geplundert. Schrecklicher war die
Pliinderung durch Genserich den Vandalen 455. Die Kunstschatze des
Capitols nach Africa gefiihrt. Der in Byzanz gebildete Theodorich
schiitzt das Alterthum und die Kunst mit Sorgfalt. Herstellung des
Pompejus-Theater's. Theodericus rex Roma felix auf Ziegeln aus den
Thermen des Caracalla. Vgl. die Vertheidigung der Gothen bei Sartorius
S. 191 fg. Wittig belagert Rom 537; die Griechen vertheidigen Hadrian's
Mausoleum mit Statuen. Totila's Verwiistungsplan 546. Kriege der Longo-
barden und Griechen. Vgl. im Allgemeinen Gibbon ch. 71, Winckelm.
VI, 1. S. 349 ff. nebst den Anm., Fea sulle rovine di Roma in der Ital.
Uebers. Winckelmann's. Hobhouse Anm. zu Byron's Childe Harold, Petersen
Einl. S. 124 ff., Niebuhr's Kl. Schriften I, S. 423 ff. — Umstande, welche
auf ein plotzliches Stocken in Kunstunternehmungen schliessen lassen,
fuhrt Winckelm. VI, 1. S. 337 an, so wie die Herausg. S. 390.
Anhang.
Die ungriechischen Volker.
,,Chinesische, Indische, Aegyptische Alterthiimer sind
immer nur Curiositaten ; es ist sehr wohl gethan sich
und die Welt damit bekannt zu machen; zu sittlicher
und asthetischer Bildung aber werden sie nur wenig
fruchten." Goethe Werke XXIII. S. 278.
I. A e g y p t i e r.
1. Allgemeines.
215. Die Aegyptier sind ein durchaus eigenthmnlicher 1
Zweig der Caucasischen Menschenfa^e im weitern Sinne
dieses Worts. Ihr Korperbau war zierlich, sehmachtig, mehr 2
fur ausdauernde Arbeit, standhaftes Erdulden, als heroische
Kraftausserung geschaffen. Ihre Sprache, in der Koptischen 3
erkennbar, steht in ihrem Bane den Semitischen nahe, aber
beruht noch mehr auf ausserlicher Anreihung, und entfernt
sich urn desto weiter von dem innern organischen Reichthum
der Griechischen. Dieser Volksstamm findet sich seit Urzeiten 4
in der ganzen Ausdehnung des Nilthals; die Aethiopen des
Reiches Meroe waren, zwar selten politisch, aber durch iiber-
einstimmende Sitte, Religion, Knnst, iiberhaupt Nationali-
tat, init den Aegyptiern vereinigt. So wie dieses Strom- 5
land, besonders in Aegypten, durch die scharfe Abgrenzung,
die jahrliche grosse Ueberschwemmung, einen sehr bestimmten
und festen Gharakter, etwas Abgeschlossenes und Einformiges
hat: so fmden wir hier auch das gesammte Leben seit uralten
Zeiten sehr geregelt, und gleichsam erstarrt. Die Religion, 6
ein Naturcult, durch Priesterwissenschaft ausgebildet, war zu
einem sehr weitlaufigen Garemoniendienst geworden; ein com-
plicirtes System der Hierarchie und des Kastenwesens wand
sich durch alle Zweige offentlicher Thatigkeit, wie des Hand-
werks und der Kunst hindurch ; jegliches Geschaft hatte seine
erblich darauf angewiesenen Leute.
O. Mullet's Archaeologie. 4. Aufl. 17
258 Aegyptische Kunst. [216]
1. Die Aegyptier waren keine Neger, obgleich ihnen unter den
Caucasiern arn nachsten stehend. Die Lippen starker. Nase aufgeworfenerr
als bei den Griechen. Vgl. mit den alten Bildwerken die Kopfe von
Kopten, Denon Voy. T. I. p. 136. 8. Gau's Antiq. de la Nubie pi. 16.
2. Plerique subfiisculi sunt et atrati (es gab Unterschiede , durch
tisJiciyxQcos u. (UfA/^pcog bezeichnet , wie in cler Verkaufsurkunde des
Pamonthes) , magisque maestiores, gracilenti et aridi, Ammian XXII,
16, 23. Ein imbelle et inutile vulgus nach Juvenal XV, 126, aber auf
der Folter nicht zu bezwingen, Ammian und Aelian V. H. VII, 18*
S. Herod. Ill, 10. 11. 77 von den Hirnschadeln zu Pelusium.
3. [Bunsen Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte 1845. B. 1.
Abschn. 4. 5 iiber die Sprach- und die Schriftbildung der Aegypter.]
4. Die Bildwerke Ober-Nubiens zeigen dieselben Formen und Farbe
der Korper, wie die Aegyptischen. — Eine politische Einheit fand nur
unter Sesostris (1500 v. Chr.) und Sabakon (800) statt. — Vgl. Heeren
Ideen II, 2 (1826) Abschn. I. Ansicht des Landes und Volkes.
1 216. Wie dieses Volk durch seine Stille und ernste Natur
sehr viele Zweige der Industrie und der mechanischen Kunste
fruhzeitig zu einer bewundernswurdigen Hohe gebracht hat:
so fmden wir hier auch schon in uralter Zeit eine ausge-
2 bildete und viel gebrauchte Schrift. Und zwar unterscheidet
man die Hieroglyph en als eine eigentlich monumentale
Schrift, welche, von direkter Abbildung und tropischer Be-
zeichnung ausgehend, sich in einzelnen Theilen einer alpha-
betischen Schrift nahert, wie besonders in den Namenschildern ;
3 die hieratische Schrift, welche bei der Uebertragung der
Hieroglyphik , besonders des phonetischen Theils derselben,
auf Papyrus durch Abkurzung und Vereinfachung der Zeichen
4 entstanden zu sein scheint; endlich die demotische, sich
wieder an diese anschliessende , welche in ihrer Natur noch
mehr alphabetisch, und in der Form der Zeichen am meisten
simplificirt ist.
2. Die Entdeckung der phonetischen Hieroglyphen beruhte
zuerst auf der Vergleichung des Namens Ptolemaeos auf dem Rosettastein
(§. 217, 4) mit dem Namen Kleopatra an dem Obelisken zu Philae. An-
geregt von Young: Encyclopaedia Britannica. Supplement, Artikel Egypt.
1819. Account of some recent discoveries in Hieroglyphical Literature and
Egyptian Antiquities. 1823. Vollstandiger entwickelt von Champollion
[217] Aegyptische Schrift. 259
le jeune. Lettre a M. Dacier relative a 1'alphabet des hieroglyphes
phonetiques. 1822. Precis du systeme hieroglyphique des anciens Egyptiens.
1824. Bestatigt durch H. Salt's Essay on Dr. Young's and Mr. Cham-
pollion's Phonetic system of Hieroglyphics. Richtiges Urtheil iiber Gham-
pollion's Leistungen von Kosegarten in den Berl. Jahrb. 1831. N. 94 ff.
Ein entgegengesetztes, jetzt aufgegebenes System in Seyffarth's Rudimenta
Hieroglyphices. 1826. Lepsius sur 1'alphabet hierogl. Annali d. Inst IX.
p. 1. tav. d'agg. A. B.
3. ' IE QCCT inr] ygafiuKTCOv [i£&o8o$ rj %Q<QVTCII ol hQoyQccfifiKTslg
bei Klernens. Auf Papyrus-Rollen , welshe liturgischer Art zu sein und
Hymnen zu enthalten scheinen. Dieselbe Schrift enthalten Bruchstiicke
gefalteten Papyrus (vgl. Herod. II, 100) mit Namen und Regierungsjahren
der Konige in der Turiner Sammlung. S. Quintino Lezioni intorno a
diversi argomenti d'Archeologia. 1825. Meist hieratische Stiicke verzeichnet
der Catalogo de' papiri Egiziani della bibl. Vaticana von Mai. 1825. 4.
4. 'EitiaroA.o'yQccfpiKT] psftodog bei Klemens, ST][IOTIK<X, drjficoSrj
YQ. bei Herod. Diodor (syxwQicc ist allgemeiner). Auf Papyrus, fiir Ur-
kunden, Briefe, allerlei weltliche Aufzeichnungen gebraucht. Urkunden
und Akten einer Gholchyten- oder Mumienbekleider-Familie zu Theben,
theils demotisch, theils Griechisch, zum Theil sich entsprechend. Einzelnes
herausgegeben von Boeckh (Erklarung einer Aegypt. Urkunde. B. 1821)
und Buttmann (Erkl. der Griech. Beischrift. 1824), von Petrettini (Papiri
Greco-Egizj. 1820), von Peyron (Papyri Graeci R. Taurinensis Musei Aegyptii,
besonders die Processakte von 117 v. Ghr.), in Young's Account und
Hieroglyphics, bei Mai a. 0., und Kosegarten de prisca Aegyptiorum litte-
ratura Gomm. I. 1828. Die Urkunden und der Rosettastein haben zur
Bestimmung einer Anzahl von Buchstaben, die in Griechischen Namen
vorkommen, der Zahlzeichen und anderer Siglen gefuhrt, besonders durch
Young, Ghampollion, Kosegarten. Ueber Spohn's Arbeit (de Lingua et
Literis veterum Aegyptiorum, ed. et absolvit G. Seyffarth) vgl. u. a. Goett.
G. A'. 1825. St. 123.
Das beste Material dieser Forschungen geben die: Hieroglyphics
collected by the Egyptian Society arranged by Th. Young. 2 Bde. C. Yorke
und M. Leake Transaction of the R. Soc. of Literat. I, I. p. 203. Bunsen
Obss. generates sur 1'etat actuel de nos connaissances relativement a Tage
des mon. de 1'Eg. Annali d. Inst. VI. p. 87.
217. Durch die neuerlich gewonnene Kenntniss dieser i
Schriftarten, namentlich der ersten, und eine dadurch veran-
lasste grossere Beachtung des Manethon haben wir zugleich
feste Bestimmungen iiber das Alter vieler Monumente
erlangt, welche, bei der schon von Platon geriihmten Unver-
260 Aegyptische Kunst. [217]
anderlichkeit der Kunst in Aegypten Jahrtausende hindurch,
unmittelbar aus dem Styl der Denkmaler kaum gewonnen
werden konnten. Wir unterscheiden nun:
2 I. Die Periode vor der Syrisch-Arabischen Eroberung der
Hyksos oder Hirtenkonige (sechszehn Dynastieen bei Manethon),
in der This und Memphis besonders bluhten. Nichts ent-
ging am Ende derselben der Zerstorung, als die Pyramiden
von Memphis, Werke der vierten Dynastie. Aber auch Tempel-
fragmente der fruhern Zeit finden sich hier und da spateren
Werken eingebaut; sie zeigen genau dieselbe Kunstart,
wie die spatern. Wie diese nationale Kunstweise sich ge-
bildet, stufenweise zu verfolgen, hat besonders eben die un-
geheure Verwu' stung der Hyksos, der Schluss dieser Periode,
unmoglich gemacht.
3 II. Der Stamm einheimischer Fiirsten , der auch unter
den Hyksos nicht erloschen war, aber sich in die entferntesten
Gegenden zuruckgezogen hatte, erobert, von den Sud-Grenzen
Aegyptens ausgehend (die achtzehnte, Thebaeische, Dynastie
bei Manethon) allmahlig das Reich wieder, und erhebt es
zu neuem Glanze, der unter Ramses dem Grossen, Sethos
bei Manethon , sonst Sesostris genannt (dem ersten der
Fiirsten der neunzehnten Dynastie, 1473 v. Ghr.), seinen
Gipfel erreicht. Sein Name und die mehrerer anderer Ram-
ses , Amenophis , Thutmosis , stehen auf zahllosen Tempeln
und andern Monumenten, auch in Unter -Nubien. Theben
ist der Mittelpunkt Aegyptens, und erhebt sich zur hochsten
Bluthe. Auch die nachfolgenden Dynastieen, selbst die, den
Aegyptiern verwandten, Aethiopischen Eroberer, lassen in
gleicher Kunstweise Denkmaler ihres Namens zuriick: und
unter den philhellenischen Herrschern von Sais ist in der Kunst
noch nichts von Griechischem Einflusse zu bemerken.
4 III. Aegypten befindet sich unter fremder Herrschaft,
zuerst Persischer, dann Griechischer, darauf Romischer, ohne
dass indess das Leben im Innern des Landes dadurch sehr
verandert wurde. Die alte Kasteneinrichtung, die Hierarchie
im Verhaltniss zur Nation besteht fort; alle Geschafte des
Lebens und Zweige der Kunst werden nach der alten Weise
geiibt. Die Konige und Kaiser werden von cler Priester-
[217] Perioden der Aegypt. Kunstgesch. 261
schaft der verschiedenen Distrikte in Titeln imd Darstellungs-
weise ganz nach der Art der alien Pharaonen behandelt.
Erst das Ghristenthum vernichtet durch ausserliche Zerstorung
diese mumienartig in sich aufgetrocknete und darum unver-
wesbare Aegyptische Welt.
1. Manethon (260 v. Ghr.) steht, abgesehen von den Gorruptionen
des Texts, so hoch an Zuverlassigkeit tiber den eigentlichen historischen
Nachrichten Herodot's, als authentische Aufzeichnungen, von einem kundigen
Eingebornen benutzt, fiber miindlichen Erzahlungen zweideutiger Mittels-
personen an einen Fremden. Unter solchen Aufzeichnungen , welche
Manethon benutzen konnte, 1st die Genealogie Ramses des Grossen merk-
wiirdig, welche die Tafel von Abydos gibt (am genauesten Hierogl. 47).
Wenigstens stimmt hier die Folge, Thutmosis, Amenophis, Horus, mit
Manethon iiberein. [Boeckh Manethon u. die Hundsternsperiode, ein Bei-
trag zur Geschichte der Pharaonen B. 1845.]
2. Die Pyramiden-Erbauer, Suphis I. (Cheops Herod.), ein
Gotterverachter, Suphis II. (Chephren), Mencheres (Mykerinos), Konige der
IV. Dynastie, sind von den Priestern, die Herodot horte, aus theokratischen
Grtinden in die Zeit des Verfalls hinabgeschoben. Vgl. Heeren Ideen, 2.
S. 198 mit Champollion Lettres a M. le Due de Blacas II; und den
Letztern tiber die Bruchstiicke friiherer Gebaude, die man im Ammons-
tempel und Pallast bei Karnak in den Ruinen Thebens findet.
3. Die XVIII. Dynastie nach Ghampoliion: Amnoftep, Thoytmos,
Amnmai, Thoytmos II., Amnof, Thoytmos III., Amnof II. (Phamenophis,
oder Memnon) , Horus , Ramses I. , Ousirei , Manduei , Ramses II. III. IV.
(Mei-Amn) V. Die XIX.: Amn-mai Ramses VI., Ramses VII., Amnoftep II.,
Ramses VIII. IX., Amenme, Ramses X. Cbampollion's Annahmen bestreiten
in mehrern Punkten Burton Excerpta hierogl. Qahira 1828—30 u. Wil-
kinson Materia hieroglyphica. Malta 1828. (vgl. Bull. d. Inst. 1832. p. 221);
Rosellini Monumenti dell1 Egitto e della Nubia dis. dalla spedizione
scientifico-letteraria Toscana in Egitto P. I. Mon. storici 1832. 33. (vgl.
Goetting. Gel. Anz. 1833. St. 200) ordnet die Folge so: XVIII.: Amenof I.,
Thutmes I. II. III. , die Konigin Amense, Thutmes IV. , Amenof II., Thut-
mes V., Amenof III. (Memnon), Horus, Tmauhmot, Ramses I., Menephtah I.,
Ramses II. III. (Amn-mai Ramses oder Sesostris), Menephtah II. III., Herri.
Die XIX. beginnt: Ramses Mai-Amn (auch Sethos oder Aegyptos — eine
sehr unkritische Combination). Von den Folgenden glaubt man auf Monu-
menten zu linden: Manduftep (Smendes, XXL), Scheschon, Osorchon,
Takelothe (XXII.); Sabaco und Tirraka (XXV., diese Salt), Psemteg (Psam-
metichos, XXXI.) , Naiphroue, Hakr (Nephereus und Akoris, von der
Dyn.XIX|X a. d. Perserzeit).
262 Aegyptische Kunst. [218]
4. Hauptstiitzen dieser in neueren Zeiten gewonnenen Ansicht sind:
1. der Rosettastein , ein Dankdecret, in hieroglyphischer , demotischer und
Grieehischer Schrift, der in Memphis versammelten Priester an Ptolemaeos V.,
der sich nach Pharaonen-Weise hatte inauguriren lassen, besonders dafur,
dass er die Priesterschaft von manchen Lasten befreite. Zuletzt erklart
von Drumann, 1823. Dergleichen Dank- und Lob-Decrete gab es viele;
noch Nero's Tugenden wurden von den Einwohnern von Busiris in
Hieroglyphen gepriesen. 2. Die Griechischen Inschr. an den Tempelwanden,
meist des Inhalts, dass Ptolemaeer und Imperatoren , oder die Landes-
'einwohner fiir das Heil dieser Herrscher (VUEQ avrwv}, den Landesgottern
Tempel, oder neue Theile derselben, weihen; sie reichen bis in die Zeit
der Antonine hinab Letronne Recherches pour servir a Fhistoire de
1'Egypte pendant la domination des Grecs et des Remains. 1823. 3. Die
hierogiyphischen Inschr. mit Namen von Ptolemaeern und Rornischen
Kaisern bei Darstellungen , die dem Inhalt und der Form nach rein
Aegyptisch sind ; sie reichen nach Rosellini bis auf Garacalla. 4. Noch
tiefer in das Privatleben hinein ftihren die Urkunden der Cholchyten,
§. 216, 4. Vgl. Goett. G. A. 1827. St. 154—156. Man sieht daraus,
das ganze heilige Recht der Aegyptier, und was gehorte hier nicht dazu,
bestand in der spatern Ptolemaeerzeit noch ziemlich ungefahrdet.
1 218. Dem Local nach zerfallen die Monumente der
Aegyptischen Kunstweise :
I. In die Ober-Nubischen. Hier lag das, wenigstens
schon vor Herodot bliihende Reich , M e r o e , in dem die
Priesterherrschaft des Ergamenes (um 270 v. Ghr.) noch
strenger, priesterlicher Kenntniss noch allgemeiner verbreitet
war. Auf dieser sogenannten Insel fmdet man jetzt noch
bedeutende Gruppen von Ruinen, welche indessen meist den
Aegyptischen Styl nur in einer spatern Ausartung zeigen.
Am nordlichen Ende derselben, schon ausserhalb der Insel,
finden sich ahnliche Ueberreste von Napata, der Residenz der
Koniginnen Kandake; auch zeigen sich Bauwerke verwandter
Art an mehrern Orten Abessyniens.
2 II. Die Unter-Nubischen, durch ein en grossen
Raum von jenen getrennten, sich an Ober-Aegypten an-
schliessenden. Bass sie meist die Gestalt von Hohlenanlagen
tragen, hat wohl zum Theil die geringere Ausdehnung des
Nilthals bewirkt, welches keine hinlangliche Flache zu andern
Constructionen darbot; den hierogiyphischen Inschriften nach
stammen die hoher gelegenen aus der bliihenden Zeit Thebens,
die im Grenzlande aus spatern Perioden. Der unfertige
[218] Local der Aegypt. Kunst. 263
Zustand der nieisten beweist, dass die Verhaltnisse , aus
denen sie hervorgingen, voriibergehend waren.
III. Die Ober-Aegyptischen, theils oberhalb The- 3
bens, theils in Theben selbst, theils unterhalb bis Hermo-
polis. Die Monumente von Theben, bei weitem die colos-
salsten unter alien,* danken meist einer und derselben Zeit,
der achtzehnten und neunzehnten Dynastie, ihre Entstehung,
und slellen daher einen und denselben machtigen und gran-
diosen Styl dar.
IV. Die Mittel-Aegyptischen und V. die Unter- 4
Aegyptischen, ursprunglich nicht minder zahlreichen,
aber durch die haufigern Volkerziige und Verheerungen in
diesen Gegenden, so wie durch die Entstehung neuer bedeu-
tender Stadte in der Nachbarschaft zum grossen Theil ver-
tilgt. VI. Oasen.
1. Das Reich Me roe ist beinahe eine Flussinsel, durch Nil und
Astaboras gebildet, das vom Gihon umflossene Kusch. Ruinen am Nil,
um Schendy, 17 nordl. Breite. Hier liegen Gurkab, wo 43 Pyramiden j
Assur, wo 80. Siidlich von Schendy, vom Nil entfernter , . Mecaurah mit
einem labyrinthisch angelegten Heiligthum (dem Orakeltempel nach Heeren)
und Naga, wo ein T. des Ammon mit Widderalleen. Unterhalb der Ver-
einigung der Strome die Ruinen am Berge Barkal und bei Merawe. ehe-
mals N a pat a. Zum Theil sind diese Bauwerke von Aegyptischen Herrscbern
(der alteste Name ist Amenophis II.) angelegt, zum Theil viel spater,
daher nicht im strengen Styl Aegyptischer Bau- und Bildkunst; die
Koniginnen, welche, bald mit einem Konig, bald allein, in kriegerischen
wie in priesterlichen Akten vorkommen, gehoren wahrscheinlich zu den
Kandake's, welche von der Makedonischen Zeit bis ins 4. Jahrh. n. Ghr.
hier herrschten, und ausser Napata auch Meroe inne batten (Plin. VI, 35).
S. Burckhardt's Travels in Nubia. G. A. Hoskins Travels in Ethiopia
1835. 4. (Goett. G. Anz. 1836. St. 166. 167.) Caillaud's Voyage a Meroe etc.
2 Bde. Kupfer, 3 Bde. Text. Nachrichten von Riippel, Lord Prudhon
und Major Felix (Bull. d. Inst. 1829. p. 100). Karte von Hitter im zweiten
Heft der Karten und Plane. .
In Habesch Axum (nach Mannert durch die Auswanderung der
Aegyptischen Kriegerkaste gegrundet) um 500 n. Ghr. ein machtiges Reich.
Obelisken, abweichender Art, ohne Hieroglyphen. Nachrichten von Bruce,
Salt, Lord Valencia Travels T. III. Aehnliche im Hafen Azab und wohl
auch in Adule.
2. Die Monumente Unter-Nubiens, von Sesce an, sind durch eine
leere Strecke von 30 Meilen von Meroe getrennt. T. von Soleb (Reliefs
264 Aegyptische Kunst. [218]
von Amenophis II.); Aamara; Semne; Wady-Halfa; Ibsambul [Kerkis],
zwei Felstempel mil Golossen, der grossere 1st das Ehrenmonument Ramses
des Gr.; Derri; Hasseya; Amada; Wady-Sebua, T. und Sphinxreihen ;
Moharraka [Hierosykaminon] ; Korti [Gorte] ; Dakke [Pselkis] , T. des
Hermes Pautnuphis; Gyrsche [Tulzis] mit einer sehr grossen Tempelgrotte,
stiitzenden Golossen, besonders alt; Dondur; Kalabsche [Talmis] mit einem
T. u. einem Felsendenkmal ; Tafa [Taphis]; Kardassy [Tzitzi]; Debod mit
der Insel Berembre [Parembole]. Bis Sykaminon reichen die Monumente
der Ptolemaeer und Romer (so weit reichte die GVVOQLK des Reichs vor
Diocletian); dann beginnen altere. Berenike am rothen Meer mit einem
kl. T. Hauptquellen die Reisen Burckhardt's, Ligth's, fur Ibsambul Belzoni :
Narrative of the operation and rec. discoveries within the pyramids,
temples, tombs and excavations in Egypt and Nubia. Sec. ed. 1821, be-
sonders Gau's Antiquites de la Nubie. 13 Livr. Kupfer nebst Text.
P. 1822, auch Leljegreen aus dem Schwedischen in Schorn's Kunstblatt
1827. N. 13 ff., und die Karte von A. v. Prokesch, aufgenommen 1827.
3. In Ober-Aegypten, an der Grenze die Insel der Isis Philae
mit einem grossen T. (Viel von Ptolem. Euerg. II. gebaut, das Heiligthum
bestand noch in Narses Zeit), Parthey de Philis ins. eiusque monum.
B. 1830; Elephantine (Denkmaler von Amenophis II.); Syene [j. AssuanJ;
Omboi [Koum Ombo]; Silsilis; Gross- Apollinopolis [Edfu] mit einem pracht-
vollen T. nebst Typhonion, aus der .Ptolemaeerzeit; Eilethyia [El Kab]
mit vielen und schonen Katakomben; Latopolis [Esneh] mit einem grossen
sehr machtig construirten, und einem kleinen, spat und schlecht gebauten,
Tempel; Aphroditopolis [Eddeirj; Hermonthis [Erment].
Dann The ben, dessen Trurnmer im Ganzen an 5 geogr. Meilen im
Umfang haben. 1. Die eigentliche Stadt auf der Ostseite. T. und Pallast
bei Luksor (Amenophis II.), durch eine iiber 6000 F. lange Sphinx-Allee
verbunden mit dem T. (von Amenophis I.- u. andern Herrschern) und
Pallast (Ramses der Gr.) bei Karnak. Kleiner Hippodrom. 2. Die Mem-
noneia, d. h. die Stadt der Mausoleen, besonders in der Gegend von
Kurnah,, Hier lag, wo jetzt das Feld der Colosse, das Memnoneion (bei
Strabon) oder Amenophion (in Papyrus-Schriften), wahrscheinlich dasselber
welches Diodor als Osymandyeion beschreibt. S. Goett. G. A. 1833. St. 36.
[Dagegen Letronne im Joum. des Sav. 1836. p. 239.] Ferner das Rames-
seion (das Osymandeion der Descript.) mit der Sphinx-Allee, das Meneph-
theion (Pallast bei Kurnah), und noch in Ptolem. I. Zeit 14 andere
Monumente. Umher Grotten und Syringen. Ueber dem Memnoneion (nach
Strabo) lagen gegen 40 in den Felsen gehauene herrliche Konigsgraber, von
denen 16 im Felsenthale Biban-el-Maluk aufgefunden sind. Siidlicher, bei
Medinet-Abu, ein Pallast (von Ramses Meiamun) und Pavilion (nach den Verf.
der Descript.) in zweiStockwerken, bei dem grossen Hippodrom (6000 X 2000 F.).
[218] Nubien, Ober-Aegypten. 265
Viv. Denon's Voy. dans la haute et basse Egypte pendant les camp, du
Gen. Bonaparte. 1802. Description de 1 'Egypte, Antiquites V. I. II. III.
Hamilton Remarks on several parts of Turkey. I. Aegyptiaca. Wilkinson
Topogr. of Thebes and general View of Egypt. L. 1835. Quarterly Rev.
1835. CV. p. 103. Journ. des Sav. 1836. p. 271. Wilkinson p. 80 ein
Rogen von 154 a. G. Grotte von Rrei-Hassan, Dorischer Architektur ahn-
lich. Gewolbe alt. Horkier Voy. en Enthiopie p. 352. 353. Holzdobel.
Reise zum. T. des Jupiter Ammon in der Libyschen Wiiste und nach
Ober-Aegypten von H. Freiherrn v. Minutoli, herausg. von Toelken. 1824.
Minutoli's Nachtrag. 1827. Ghampollion Lettres ecrites d'Egypte et de
Nubie. P. 1833.
Weiterhinab: Klein-Apollinopolis [Kous]; Koptos [Kuft]; Tentyra mit
einem schonen T. , der nach den Namenschildern von Kleopatra und
Ptolemaeos Caesar begonnen, von den Kaisern ibrtgebaut worden ist;
Klein-Diospolis; Abydos [El Arabat]; This [bei Girgehe]; Chemmis [Eckh-
min]; Antaeopolis [Kan el Kebirj; Lykopolis [Es Syut].
4. In Mittel-Aegypten: Hermopolis [Renisour]; Kynopolis (?)
[Nesle Sheik Hassan]; Aphroditopolis [Doulab el Halfeh]; daneben die
Landschaft des See's Moeris [Fayoum] mit dem Labyrinth und
Pyramiden, auch einem muthmasslichen T. des Ammon in der Nahe, und
der Stadt Krokodilopolis (Arsinoe). Descr. T. IV. pi. 69 sqq. Memphis;
das ASVKOV TSI^OS, welches ohne Zweifel die Konigsburg enthielt, lag hoch,
und schloss sich wahrscheinlich hinten an die Pyramiden von Sakkarah
als Nekropolis an. Die Pyramiden von Ghizeh, die hochsten, liegen 40
Stadien nordlich von der Stadt; die von Dashour sudlich davon. Der
Roden voll Syringen (Graber von Reni-Hassan). Vom T. des Phthas nebst
der avlri des Apis keine Spur. Descr. T. V.
In Unter-Aegypten: Rusiris (Ruinen bei el Rahbeyt); Heliopolis
oder On [bei Matarieh], nur ein Obelisk noch vorhanden; Tanis [San], ein
Dromos von Granitsaulen ; Sais [Sa el Haggar], bedeutende Ruinen, be-
sonders der Nekropolis; Taposiris [Abusir]. Descr. T. V.
Oasen. Ammonische Oase [Siwah], Ruinen des Ammonstempels
(zu Omm-Reydah), der konigl. Rurg, Katakomben. Reise von Minutoli.
Voy. a TOase de Syouah, redige par Jomard d'apres les materiaux recueillis
par Drovetti et Cailliaud. Nordliche Oase von Aegypten [El Wah oder
El-KassarJ, mit ausgedehnten Ruinen, von Relzoni besucht. Sudliche Oasis
[El Khargeh und El Dakel] mit Aegyptischen T. und spatern Gebauden,
von Gailliaud genau beschrieben. Cailliaud Voy. a TOasis de Thebes et
dans les deserts situes a TOrient et a TOcc. de la Thebaide, redige par
Jomard. — Aegyptisch-Griechische Gebaude im Smaragclgebirge zu Sekket,
266 Aegyptische Kunst. [219, 220]
Cailliaud pi. 5 sqq. — Hieroglyphische Steine auch in Arabia Petraea. -
Denkmaler des Sesostris bei Berytos (Gassas II. pi. 78), s. Journ. des Sav.
1834 p. 527. Bull. 1834 p. 20. 151. 1835 p. 20. 1837 p. 134. 145.
[Lepsius Monum. de Beirut, M. d. I. II, 51. Annali X. p. 12—19. Ver-
schiedenheit zwischen Herodots Bericht fiber die Denkmaler des Herodot
und diesen, Bull. 1842 p. 184.]
2. Architektonik.
1 219. Die Architektonik Aegyptens hat nicht, wie die
Griechische, ihre Formen auf eine augenfallige Weise durch
den Holzbau erhalten; im Gegentheil hat der Mangel an
Holz die Aegyptier genothigt, zeitig ihr reiches Felsenmaterial
zu benutzen, und ein troglodytisches Hineingraben in dasselbe
fand wenigstens neben dem Aufhaufen von Steinmassen
2 auf der Erde seit uralten Zeiten statt. Eben so wenig
konnten diese Formen durch die Rucksicht auf Ableitung
des Regens bestimmt werden (daher nirgends Giebeldacher);
nur das Streben nach Schatten und nach einem kuhlen
Luftzuge kann man als die klimatischen Bedingungen an-
geben, mit denen sich priesterliche Grundsatze und das be-
sondre Kunstgefiihl der Nation vereinten, um diesen eigen-
thumlichen, einfach grandiosen, Architekturstyl hervorzubringen.
Quatr. de Quincy's und Gius. del Bosso's Werke iiber die Aegyptische
Baukunst sind jetzt wenig mehr zu brauchen. Dagegen Hirt Gesch. der
Baukunst I, S. 1—112.
1 220. In der A n 1 a g e sind die Tempelgebaude
ohne die innre Einheit der Griechischen: vielmehr Aggregate,
die ins Unendliche vermehrt werden konnten, wie auch die
Geschichte, z. B. des Phthas-Tempels in Memphis bei Hero-
2 dot, lehrt. Alleen von Widder- oder Sphinx-Colossen , oder
auch Colonnaden bilden den Zugang oder Dromos; bisweilen
findet man davor kleine Vortempel beigeordneter Gottheiten
(namentlich Typhonien). Vor der Hauptmasse der Gebaude
stehen gern zwei Obelisken als Denkpfeiler der Weihung.
Die Richtung der ganzen Anlage folgt nicht nothwendig
derselben graden Linie. Die Hauptgebaude beginnen mit
einem Pylon, d. h. pyramidalischen Doppelthiirmen oder
Flugelgebauden (Strabon's Ptera), welche die Thu're ein-
[221] Tempelgebaude. 267
fassen, deren Bestimmung aber noch sehr dunkel 1st (sie
konnten als Bollwerk des Eingangs, aber auch zu Himmels-
beobachtungen dienen). Dann folgt gewohnlich ein Vorhof, 4
von Saulengangen , Nebentempeln , Priesterwohnungen um-
geben (ein Propylon oder Propylaeon, zugleich ein Peristylon). 5
Ein zweiter Pylon (die Zahl kann auch vermehrt werden) fuhrt
nun erst in den vordersten und ansehnlichsten Theil des eigent-
lichen T empelgebaudes, eine von Mauern eingeschlossene Sau-
lenhalle, welche nur durch kleine Fenster im Gebalk oder
Oeffnungen im Dache Licht erhalt (der Pronaos, ein hypo-
styler Saal). Hieran schliesst sich die Gella des Tempels (der 6
Naos oder Sekos), ohne Saulen, niedriger, meist von meh-
rern Mauern eingefasst, oft in verschiedne kleine Gemacher
oder Krypten abgetheilt, mil monolithen Behaltern fur Idole
oder Thiermumien, dem Anblicke nach der unansehnlichste
Theil des Ganzen.
1. Menes baute diesen T. , Sesostris machte einen Anbau aus un-
geheuren Steinen und setzte 6 Bildsaulen seiner Familie hinein, Rhampsinit
baute Propylaeen gegen W. mit 2 Statuen, Asychis Propylaeen gegen 0.,
Psammetich gegen S. und gegeniiber eine avhy fiir Apis, Amasis setzte
einen Goloss davor.
2. 8. Strabon XVII. p. 805. c. Plutarch de Is. 20 und vgl. zu den
Ausdriicken Diod. I, 47. 48. Von einzelnen Tempeln s. besonders den T.
des Ammon bei Karnak, Descr. III., den von Philae, Descr. I., den von
Soleb, Gailliaud II. pi. 13, von B. Barkal, I. pi. 64.
3. Fiir die letztre Bestimmung des Pylon spricht, dass nach
Olympiodor Claudius Ptolemaeus 40 J., Sterne observirend, in den nrfQolg
rov Kavcofiov wohnte. TITSQK KCCI d^opoi vnai&Qioi der Tempel, dagegen
KQVTtTu mit unterirdit-chen GTO^IGT^QIK^ Plutarch de Is. 20. S. Buttmann
im Museum der Alterthumsw. II. S. 489 ff. Die einzelnen Fliigel sind
entweder. nach einem Quadrat (in Edfu von 96, in Philae von 54 F.) be-
schrieben, oder hoher als breit, welches die jiingere Bauweise scheint. Die
innern Seitenlinien dieser Fliigel fallen, bis auf den Boden verlangert, auf
die aussersten Punkte der ThiirofFnung. Ueber die Verzierung mit Hasten
und Flaggen an Festen die Reliefs Descr. III. pi. 57, 3. Gailliaud Voy.
a Meroe II. pi. 74.
221. Diese Anlage kann eben so zusammengezogen wie 1
ausgedehnt werden, auch so, dass das Haupttempelgebaude
mit Saulen eingefasst wird. Dabei herrscht aber durchgangig 2
die Regel, dass die Saulen zwar innerhalb von Mauern, aber
268 Aegyptische Kunst. [222, 223]
nicht aussen um die Mauer umher stehen konnen, sondern,
wo sie nach aussen angebracht sind, mit steinernen Briistun-
gen (plutei) verbunden eine Mauer vertreten, daher auch an
den Ecken gewohnlich Mauern fur die Saulen eintreten.
Auch sind dann die Thurpfosten an die Schafte der mittelsten
3 Saulen angebaut, ahnlich wie sonst an Pylonen. Mit an-
dern Worten: die Aegyptier kennen keinen Peripteral-Tempel;
die Saulenreihe ist ihnen nicht, wie den Griechen, freie Er-
weiterung des Tempels, sie ist nur die durchbrochne Mauer.
2. S. z. B. den T. von Tentyra, der, obgleich spat, die Aegyptische
Architekt.ur in grosser Vollkommenheit zeigt. (Die Sculptur ist schlecht.)
Dass die Ruine bei Meqaurah eine Porticus urn die Celle des Tempels
zeigt, Cailliaud I. pi. 29. vgl. 13, ist hiernach ein Beweis spatern Ursprungs.
1 222. Die aus Quadern, meist von Sandstein, zusammen-
gesetzten Mauern sind nur nach innen senkrecht, nach
aussen geboscht, wodurch die untere Starke derselben bisweilen
auf 24 Fuss steigt, und die Gebaude im Ganzen eine Pyra-
midalform - - die Grundform der Aegyptischen Architektur
2 — erhalten. Die ebne Flache der Mauern nach aussen wird
bei alien Arten von Gebauden von einem Rundstab, rahmen-
3 artig, eingefasst. Ueber diesem Rundstab erhebt sich uber-
all der Sims mit einem, doch nicht bedeutend, vorsprin-
genden platten Kranzleisten und einer Hohlkehle darunter, die
liber den Eingangen jedesmal mit der gefliigelten Kugel ver-
4 ziert ist. Oefter ist der Kranzleisten auch doppelt vorhanden ;
die Flache zwischen dem obern und untern ist dann regel-
massig in der Form von kleinen Schlangen (petodlaxoi, uraei)
5 zugehauen. Das Gesims bildet zugleich eine Briistung gegen
die Flache der Decke, welche sehr einfach aus quer uberge-
legten Steinbalken und eingefugten Platten (oft von gewal ti-
ger Ausdehnung) besteht.
1. Die Mauern isodom oder pseudisodom , after auch mit schragen
Fugen. Dass die Quadern meist erst, wenn sie aufgesetzt waren, nach
aussen bearbeitet und geschliffen wurden, sieht man an unvollendeten
Theilen. Dasseibe gilt von den Saulenknaufen.
1 223. Die Saulen sind in der Regel etwas schlanker
als die alteren Dorischen; sie sind eng gestellt. , mit Basen
aus kreisformigen Platten, oft mit abgeschragten Ecken; ver-
[223] . Architektur. Mauern, Saulen. 269
sehn, der Schaft entweder gradlinig verjiingt oder ausgebaucht,
haufig mit senkrechten und querlaufenden Furchen verziert,
aber nicht eigentlich cannelirt. Die Capitale zerfallen in zwei 2
Hauptordnungen : 1. kelchformige , mit allerlei Blatterwerk
geschmiickte , mit schmaleren , aber oft sehr hohen Flatten ;
2. imten ausgebauchte und nach oben sich verengende, mit
vortretenden , aber niedrigen Flatten. Eine seltsame Natur- 3
form ist die Zusammensetzung von vier Masken (der Arthor
zu Tentyra), und Fagaden von Tempeln dariiber, welche
sowohl als Verzierung der Platte, als auch des ganzen Ca-
pitals vorkommt. Diese Grundformen der Gapitale erhalten 4
durch einen verschwenderischen Reichthum von Sculptur-Ver-
zierungen, welche fast immer an die Vegetation des Landes,
besonders die Nilpflanzen, erinnern, selbst in einer und der-
selben Tempelhalle die mannigfachsten Modificationen. Ausser 5
Saulen sind auch Pfeiler gewohnlich, an denen haufig
Figuren angelehnt stehn, die aber nur selten wirkliche Trager
eines Theils des Gebalks sind. Ueber den Saulen liegt das 6
Architrav mit dem Rundstab, durch welche Theile die Ein-
heit mit den Mauern hergestellt, und Alles gleichmassig dem
Sims, der iiberall derselbe bleibt, untergeordnet wird.
1. Die Hohe der Saulen ist nach der Descr. bei dern T. zu Luxor
und dem sog. Osymandyeion 51/* mal der starkste Durchmesser. Lepsius
in den Annali d. Inst. IX, 2. p. 65. 99. tav. d'agg. (vor den Hyksos?),
Mon. II, 45, iiber urspriingliche Aehnlichkeit der Dorischen mit der
Aegyptischen Saule, mit wenig Verstand von Architektur. [Auch in
Indischer Architektur ein cannelirter Pfeiler §. 249.]
2. Athenaeos V. p. 206 (vgl. §. 150. 2) beschreibt die erste Art sehr
genau: Ol yug ysyovoT^s avTo&i Kiovsg avrjyovTO GTgoyyvkoi , dm/Uar-
rol$ Gnov8vloig (Gylindern), TOV fiev [iskavos rov Se Afvxov,
rfd-ffievcov. Eld d' UVTCOV x«i at us epochal TO) G^ijfiari
cov 77 filv ohr] nKQiygcicp^ naQKTthrjaia QoSoig fnl III-K.QOV
KGTIV. nsffl 81 TOV 7iQO<sayoQ£v6(t£vov y.a.JiaQ'ov ov%
snl T<OV *EM,r)vixcQv , xcd tpvkKa. TQU%£O. TtSQinsiTai,
ACOTCOV 8s noTafiicov Kcttvxss ncti cpoivlxcav aQTi^aGTCov xaQ7t6$'
' S v.fx.1 Tt&ftovoov akhcov KvQ~£(ov y£yl.V7iTKi yivj\. TO d' vno Trjv
drj TO> ovvunTOvri itQog TTJV xsqpa^jyv tni
uv&eat y.al cpvM.oi$ coaavsi KaTaTtfTthsynsvoi
— Das Capital der zweiten Art ist nach Ritter, Erdkunde I.
S. 715, eine Nachbildung der Lotos-Frucht.
270 Aegyptische Kunst. [224]
3. Interessant ist der Aegyptische Aufriss eines solchen Capitals,
durch ein Netz entworfen, Descr. IV. pi. 62.
5. S. solche Atlanten, die indess nichts tragen, Descr. III. pi. 29.
Belzoni pi. 43. Diodor beschreibt solche, nicht genau, durch: VTir^siodai
d* Kvrl TCOV yitovcov ^(pdicc nri%a)v sxxa/dfxa [iov6\i&ct, I, 47. Nur bei
dem Berge Barkal, Gailliaud I. pi. 67 sq. , kommen einmal Zwergfiguren
vor, welche wirklich einen Theil des Pfeilers tragen.
1 224. Als ein Zubehor der Tempelarchitektur sind die
Obelisk en zu betrachten: vierseitige, auf eine niedrige
Basia gestellte , Pfeiler, die sich nach oben verjiingen, und
2 mil einem Pyramidion schliessen;.gewdhnlich aus Granit, dem
pyrrhopoecilus oder Syenites der Alien, mit vortrefflich ein-
3 gegrabenen Bildwerken und Hieroglyphen. Der Gebrauch
des Obelisks als eines Gnomon ist, so wie die Stellung auf
einer hohen Basis inmitten freier Platze, erst bei der Ver-
4 setzung einzelner nach Rom aufgekommen; in Aegypten ge-
horten sie zur Glasse der Stelen (Denkpfeiler) , und gaben
an, welche Ehren und Titel der Konig, der einen Tempel
erbaut, erweitert, reich beschenkt hatte, dafur von der Prie-
sterschaft empfangen habe, dass z. B. Harnesses als Aroeris,
5 welchen Re und alle Gotter lieben , geehrt werde. Die be-
ruhmtesten Obelisken waren in Heliopolis und Theben; von
da sind auch die ansehnlichsten der in Rom befindlichen.
1. Die Verjiingung betragt gewohnlich '/a; das Verhaltniss der untern
Breite zur Hohe 1 : 9 bis 12.
2. Das Yerfahren des Aushebens der Obelisken ist in den Stein-
briichen von Syene noch deutlich zu sehen. Roziere Descr. I. App. I.
Hittorf Precis sur les pyramidions en bronze dore, employes par les anc.
Eg. comme couronnement de quelques uns de leurs obelisques P. 1836.
4. Die Interpretation eines Obelisken von Hermapion bei Ammian
XVII, 4 (eins der schatzbarsten Fragmente des ganzen Aegyptischen Alter-
thums), welche leider durch die excerpirende Hand Ammian's sehr gelitten
hat, muss wohl ungefahr so in Ordnung gebracht werden:
1 AQ^V ccno TOV VOTLOV difQfiTjvtv/ASva £%£i GTi%o STTQCOTOS tads'
Asysi "Hlios (?r(»eoroff?) fiaGilel 'Pa^far^- dtdcoQ^Bd-a Gut TCKGKV olnov-
f^svrtv utru ^a^ag pctoil.sv£Lv, ov "Hlios cpilsl. Dies stand namlich oben
fiber den drei Golumnen, welche mit den Sperbern, oder Falken, beginnen,
durch die auf vielen Obelisken Aroeris iiber jeder Reihe bezeichnet ist.
Tys ohovfisvrjs, ov "Hkios TIQOSXQIVEV a/lxmog "AQBCOC; §ctGiA.£VS '
[224] Obelisken. 271
CO TtKGK ITtOTSTCCXTttl /; 717 /USTCC aAxj^g X«J &KQGOVg'
Hliov nccig ai<nvo{hog.
ZTI^OS dsvTsgog. *An6lla>v xQctTsgbg 6 £Gtcog tit ccirj-
ftsiag dEGnorqg diadij^Krog, rrjv Ai'yvnrov do^KGccg xaxr^tts'vog, ayAao-
TCOllJGKg ' HliOV TCOktV , KtXl KTlGCtg TTjV koiTtrjV otxOVHSVTjV, 7to2.VTlfir]GKg
Tovg 8v ' Hkiov noksi ftsovg Kvidyvfisvovs, ov "Hliog cpihsl.
ST LI o g T Q LTD g. 'Anolhcov n QKT SQO g e Hktov Ttalg 7ra^qpfyyr/g,
ov f Hliog TIQOSKQLVSV , nod "Agys Kkniftos sScoQrjGaro, ov xa ayccfi'K iv
navri dictfisvsi KKIQW' [jSafffAfvg] ov "dfificov Kyana, ['Pa^f'ar^g] Tt^QcoGas
TOV VKCOV TOV $olvino$ aya&wv' [fi(X6iA.£vs 'Por^fffTryg] co o^ ftsol £00375
XQOVOV sdcoQiJGKvro. Die durch Klammern bezeichneten Erganzungen
fordert die symmetrische Einrichtung aller Obelisken.
[' E cp rj A / o v 8 v G fi co v. ]
Die Ueberschrift aller drei Golumnen: "H/iios
OVQUVOV [fiaGilsl * PcefiSGTfl]. SfdtOQrjftccl Got fiiov
Steht jetzt am falschen Orte.
KQKT 8 Q 6g [cpilcchrid'Tjs] viog "HQCOVOQ, fictGihsvs o/xou-
'Pocu,£GT7]<3 , og ?q)vk<x£sv Afyvmov rovg aZAoa^vatg viKiJGceg, ov
Hlios cpilsL a) nokvv XQOVOV £corjs sScoQrJGKVTO ^£oi, dsGnoTTjs ofaov-
'Anollcov KQKTSQOS
(XVELKtXGTOS , [5g TWV •O'gJcOV Kvd(Jl(XVT(XS KV£&r)XfV SV Tflds rfj ^KGi^LK,
AlyvTiroVj ncti ^OG^GSV * Hkiov TtoKiv o^ioicog xat avTov"Hhiov
ovgavov' Gvv£TsA.evTr]G8v e'gyov aya&ov HJUov ncxlg
Fehlt.
[To
[Zrl%og TiQcoTog.] Allgemeine Ueberschrift. "HA. tog
OVQKVOV PK(l£GTrj fictGllzl' dsScOQ^flKi GOl TO X^arOg X(Vt TJjV KKTK TICLV-
TCOV t^ovGiKv. Die erste Golumne fehlt.
[2ri%og dsvTS oog.] Fehlt.
2TL%og TQirog. 'Anoklwv
%QOVCOV, [ov] ncti "HcpaiGrog 6 TCOV dsonv narrjQ nQOSKQivev dice TOV "
agyg ' Hliov ncclg xori vno ' Hllov
..... ]
'A 977/1 1(0 TT] g.
2ri%og ngcoTog. Ueberschrift: 'O ay * Hliov nolscog [is
SVOVQKVlOg ^Pct^GTT] fittGlksi' d(8cOQ7]^KL GOl ..... ]
'Anokltov KQctTsgbs [cpikcclijd"r]g] "Hgcovog vlog, ov H/Uog rjyco-
yr]Gzv, ov ol ftsoi £Ti{ir)Gav, 6 izaGrjg yrjs PKGIJ.SVCOV , ov"HA.iog TCQOK-
XQIVSV 6 oil-Algols SIK TOV "AQZct §KGitei>g , ov "Apficov cpdsi [*Pa[i£GTr]g]'
•x.a.1 6 Tra/iqpg'yy^g Gvyngivag aicoviov
272 Aegyptische Kunst. [224]
[Sri%o$ dsvrsQog.] Fehlt.
[2Ti%og TQITOS.] Fehlt.
Kiirzer wird die Dedications-Inschrift eines Obelisken, den Sesonchosis
dem Serapis weihte, von Jul. Valerius de r. g. Alex. I, 31 angegeben. Vgl.
sonst Zoega de Ob. p. 593, Heeren Ideen II, 2. S. 415. Ghampollion
Precis p. 146 ff.
5. Manche der Obelisken in Rom sind spater, in einem rohen und
nachgemachten Style, gearbeitet, wie der Pamphilius, Barberinus, Sallustius
nach Zoega. Unter den alten, echtagyptischen , sind besonders wichtig:
a. Der von Thutmosis geweihte, aus Theben nach Alexandreia
und durch Gonstantius II. nach Rom gebracht und im Circus aufgestellt,
hier der grosste von alien (sonst 148, jetzt ' 144 Palmen), 1587 unter
Sixtus V. von Fontana vor dem Lateran aufgestellt. Abgebildet bei Kircher.
b. Der von Semenpserteus (nach Plinius, wobei man aber eine
Verwechslung mit dem folgenden annehmen muss) d. h. Psammetich, dessen
Namen man noch daran liest, in Heliopolis aufgestellte , von August im
Campus als Gnomon errichtete, 72 od. 76 Fuss nach den Alten, 94'/2
Palmen nach Neuern hohe, von Pius VI. auf Monte Citorio von neuem
aufgestellte. (Dieser hat nur 2, nicht 3 Golumnen.) Abgebildet bei Zoega.
Randini Comm. de obelisco Augusti. 1750 f.
c. Der von Sesostris oder Ramesses dem Grpssen (nach der
Voraussetzung der Verwechslung) zu Heliopolis geweihte, von August im
Circus, 1589 von Fontana an der Porta del Popolo (daher Flaminius auf-
gestellte, nach den Alten 85, 87 oder 88 Fuss, jetzt 107 (vorher 110)
Palmen. Rei Kircher. Nach Ammian konnte nur dieser der von Hermapion
erklarte sein; auch findet sich richtig stets in der ersten und dritten
Columne Ramesses Name; aber in der zweiten stets ein andrer, Manduei
nach Champollion, .welcher deswegen eine vollige Verschiedenheit der beiden
behauptet. (Wenn nicht etwa dies Schild nur die Rezeichnung von
Heliopolis ist?).
d. Der Obelisk zu Constantinopel, §. 193, 4, dessen Aufrichtung
an der Rasis desselben abgebildet ist.
e. f. Die zwei schonsten in Aegypten waren die Thebaeischen, bei
Luxor, 110 Palmen hoch, deren Hieroglyphen auf dieselbe Art, wie bei
Hermapion, angeordnet sind. Descr. III. pi. 2. Minutoli Tf. 16—19. Einer
davon ist neuerlich nach Paris gebracht. Andre in Theben, auch in Helio-
polis. Obelisk in Luxor Annali d. I. V. p. 299.
g. Der in Alexandreia, die sogen. Nadel der Kleopatra. — Die
Alten sprechen von noch grossern, als die vorhandnen; Diodor von einem
des Sesostris, 120 Aegypt. Ellen hoch.
Mich. Mercati degli Obelisci di Roma. R. 1589. 4. Athan.
Kircher Oedipus Aegyptiacus. R. 1652—54. 3 Rde. f. Desselben
[225] Pallaste, Mausoleen, Pyramiden. 273
Obeliscus Pamphilius. 1650. Obelisci Aegytiaci praeterito anno inter rudera
templi Minervae effossi interpretatio. 1666. Zoega De origine et usu
Obeliscorum. R. 1797. Cipriani sui dodici Ob. Eg. che adornano la citta di
Roma, R. 1823. Rondelet Tart de batir. T. I. pi. 1. [Ungarelli Inter-
pretatio obeliscorum urbis ad Gregorium XVI. R. 1842. fol. vgl. Bullett.
1834. p. 159.]
225. Die Pallaste der Konige in Aegypten sind ent- 1
schiedene Nachbildungen der Tempel, wie die Konigsstatuen
der Gotterbilder, und der Hauptunterschied ist, was die Ar-
chitektur anlangt, nur der, dass die Raume, besonders die
hypostylen Sale, noch grosser (wie besonders bei dem colos-
salen Pallast von Karnak), und die hinteren, eigentlich be-
wohnbaren, Gemacher ausgedehnter und mannigfaltiger sind.
Auch die Anlage der Mausoleen ist, nach Diodor's Be- 2
schreibung des Osymandyeion , nicht wesentlich verschieden.
An die Hofe und Saulenhallen schliessen sich hier Speisesale,
auch eine Bibliothek; als Schluss des Ganzen erhebt sich,
am hochsten gelegen, das Grabmal, welches der Fiirst sich
selbst bei Lebzeiten errichtet.
1. Bei dem Pallast von Karnak folgen sich vier Pylonen; ein
Hypostyl von 318 X 159 F., nut 134 Saulen, die hochsten 70 Fuss
hoch. Descr. III.
Ein Gesammtpallast vieler Herrscher (nach Herodot von den Dode-
karchen, nach Strabon's Meinung von Ismandes, nach Manethon von
Lachares (Laboris, Sesostris Nachfolger, von der zwolften Dynastie), nach
Diodor von Mendes gebaut) war der Labyrinthosj die Pyramide als
Schluss vertritt den. rcccpos des Osymandyeion. Ueber die Anlage des
Ganzen vgl. Letronne zur Geogr. de Strabon T. V. p. 407 und in Malte-
b run's N. Ann ales des Voy. T. VI. p. 133.
2. Die Ruinen (Descr. II. pi. 27 ff.), welche Jollois und Devilliers
fur das von Hekataeos von Abdera beschriebene Osymandyeion hielten,
sind zwar lange nicht so grossartig, wie dieses war, aber zeigen doch
grosse Uebereinstimmung des allgemeinen Plans beider Mausoleen. Letronne
Mem. sur le Mon. d'Osymandyas, bezweifelt die Existenz des Osym. des
Hekataeos; Gail Philologue XIII und Mem. de Tlnst. Roy. VIII. p. 131
vertheidigt die Meinung der Verf. der Descr. Osymandyas oder Ismandes
war kein geschichtlicher Konigs-Name, nur ein Beiname, wahrscheinlich
von Erbauern grosser Denkmaler; besonders hiess nach Strabo so der
Amenophis-Memnon (XVII. p. 813. vgl. 811). Vgl. §. 218. Anm. 3.
O. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 18
274 Aegyptische Kunst. [226]
1 226. Die iibrigen Grabmonumente zerfallen in zwei
Classen. I. Die Pyramiden, viereckige und rechtwinklige
tumuli (eine Form von Grabhugeln, die auch sonst im Orient
gefunden wird), zu den ungeheuersten Gebauden ausgedehnt.
2 Die ansehnlichsten Pyramiden liegen auf Plateaus der Liby-
,schen Bergkette, urn Memphis herum, in mehrern zum Theil
symmetrischen Gruppen, von Kunststrassen , Dammen, Gra-
ben und Hypogeen umgeben. Die Grundflache, ein Quadratr
3 ist nach den Himmelsgegenden orientirt. Sie wurden zuerst
in grossen Terrassen aus Kalkstein (nur kleinere aus Back-
stein en) emporgethurmt, und dann erst die Terrassen ausge-
fullt; die Bekleidung geschah mit Steinen, welche Politur an-
nahmen, und auch mit Sculpturen verziert wurden ; sie ist jetzt
4 meist weggenommen. Der Eingang zum Innern, den ein ein-
ziger herausnehmbarer Stein verschloss, ist schwer zufmden;
durch ihn gelangt man zunachst in schmalere und breitere
Gange, welche am Ende in eine oder mehrere Kammern fiihren ;
die ansehnlichste enthalt den Sarkophag des Konigs. Nir-
5 gends findet sich eine Spur von Wolbung. Senkrechte
Schachte (einen solchen hat man in der Pyramide des Cheops
entdeckt) fuhrten wahrscheinlich zu dem Nilcanal im Grund-
felsen, von welchem Herodot spricht.
2. [Zoega de Obel. p. 379—414] Die Pyramide des Cheops, die
grosste von alien, bei Ghizeh, ist nach Grobert (Descript. des Pyr. de
Ghize) an jeder Seite 728 Par. F. lang, nach Jomard (Descr. T. II. ch. 18
und die damit verbundenen Memoires T. II. p. 163) 699, nach Goutelle
(Mem. II. p. 39) 716V8; die verticale Hohe 448 oder 422 oder 428 V* F.
Der zweiten des Chephren gibt Belzoni (der sie geoffnet) 663 Engl. F.
Breite, 437 '/a Hohe. An jener arbeiteten nach Herodot 100,000 Menschen
40 J. lang; man zahlt 203 Steinlagen, die einzelnen von 19 Zoll bis 4 F.
4 Zoll Hohe.
Die Nubischen Pyramiden sind viel kleiner, von schlankerer
Form, mit vorspringenden Staben an alien Ecken, meist aus Backsteinen.
Nicht selten haben sie Vorhallen mit Pylonen und Sculpturen und Hiero-
glyphen darauf. Gailliaud I. pi. 40 sqq.
3. S. fiber den Bau Plin. XXXVI, 17. Herod. II, 125. Meister de
pyramidum Aegypt. fabrica et fine. K Comtr. Soc. Gott. V. cl. phys.
p.1 192, besonders Hirt Von den Pyramiden. B. 1815. Der Bau mit Back-
steinen war sonst in Aegypten sehr gewohnlich j Privatgebaude bestanden
wohl meist daraus; vgl. Aristoph. Vogel 1133. vgl. Rosellini II, II.
[227] Hypogeen. 275
Reliefe der Backsteinbereitung durch die Juden pi. 49. Sculpturen an
Pyramiden erwahnt Herod. II, 148; sie sind mit der Bekleidung verloren.
Im Innern der Pyr. hat man nur bei der neueroffneten von Sakkarah an
einer Thur Hieroglyphen gefunden. Minutoli Tf. 28, 4 a.
4. Theils liegen iiber den Gangen lange Steinblocke queriiber; auch
treten die Wande der breitern Gallerien nach oben zusammen; theils sind
die Steine giebelformig gegen einander gestiitzt; im Hauptgemach der
Pyramide des Cheops fmdet sich ein doppelter Plafond. Dies Gemach ist
18 F. hoch, 32 lang, 16 breit, von Granitquadern umgeben, ohne alle
Verzierung. In das Innere dieser Pyramide , des Cheops , ist neuerlich
besonders Caviglia weit vorgedrungen.
Von friihern Schriftstellern iiber Pyramiden sind de Sacy zu Abdallatif,
Langles zu Nordens Voy. T. Ill, Beck, Anleitung zur Kenntniss der Welt-
gesch. I. S. 705 ff., lehrreich. Sylv. de Sacy sur les noms des pyramides
im Mag. encycl. a. VI. N. VI. p. 419. [J. J. Ampere Voyage et recherches
en Eg. et en Nubie, III. Pyramides, in der Revue des deux mondes
T. XVI. p. 660-89.]
227. II. Unterirdische in den Felsen gehauene An- 1
lagen, Hypogeen. Diese liegen den Nil entlang uberall
an der Libyschen Bergkette und unter den angrenzenden Sand-
feldern. Die ansehnlichsten haben vorn einen Vorhof unter 2
freiem Himmel, einen bogenformigen Eingang (Bogen aus
keilformigen Steinen construirt gehoren sender Zweifel sammt-
lich in das Griechische Zeitalter); dann folgen Gange, Kam- 3
mern, Sale, Nebengange mit Schachten oder Gruben, in
denen Mumien liegen; als Schluss ofter Estraden mit Nischen,
in denen Gotterfiguren in Hautrelief sitzen. Die Grosse der
Gange und Kammern ist sehr mannigfach (oft verstatteten
Mumien kaum den Durchgang), die Disposition hochst laby-
rinthisch. Die Griechen nannten sie Syringen, Hohlengange.
In grosserem Maassstab sind 0die Graber der Konige in 4
dem Thale oberhalb der Nekropolis von Theben; die Gange,
welche sich gewohnlich in die Tiefe senken, breiter; die Kam-
mern grosser und mit Pfeilern, welche die Decke stiitzen, ver-
sehn. In dem von Belzoni entdeckten Grabe ist der Haupt-
saal gewolbartig ausgehauen, sehr gross und in hohem Grade
prachtig geschmiickt; in ihm stand ein sehr diinn gearbeiteter
Alabaster-Sarkophag , welcher ohne Zweifel in einen noch
colossaleren eingeschlossen, selbst wieder viele andere schach-
telformig einfasste.
276 Aegyptische Kunst. [228]
1. Jollois und Jomard fiber die hypogees, Descr. T. I. ch. 9, 5. 10.
Unter den Alten besonders Heliodor Aeth. II, 27. Ammian XXII, 15.
2. Das Gesagte gilt von dem bei Belzoni pi. 44. n. 2 abgebildeten
Bo gen (der andere dort mitgetheilte ist kein eigentlicher). Vgl. Cailliaud
Voy. a Meroe II. pi. 33.
4. S. Gostaz, Descr. T. I. ch. 9, 5. 11. Belzoni pi. 39. 40. Belzoni
hat auch ein Modell dieses Grabes zu London und Paris ausgestellt.
Description of the Eg. Tomb dicovered by G. Belzoni. L. 1822. Sicher
gehort es einem Thebaeischen Konig, nach Champollion dem Ousirei-
Akencheres I., von der XVIII. Dynastie, dem Menephthah I., Vater des
Rhamses-Sesostris, nach der Beschr. Boms II, 2. S. 439. Die dritte Grotte
an der Westseite des Thais hiess nach Griechischen Inschr. die Memnonische
Syrinx, Transact, of the B. Soc. of Liter. I, I. p. 227. II, I. p. 70.
Die Unter-Nubischen Monumente, deren Bestimmung meist
sehr ungewiss ist, mochten zum Theil blosse Ehrendenkmaler, Keno-
taphien, Aegyptischer Konige sein. Die alteren im Thai gegen Westen.
So ist offenbar die grosse Grotte von Ibsambul ein Denkmal Bamses des
Grossen, dessen Bilder die Golosse am Eingange sind, und der in der
Statuengruppe der innersten Nische unter die Gotter recipirt dargestellt
wird. Die kleinere Grotte daneben ist ein Denkmal seiner frommen Ver-
ehrung der Gotter, namentlich der Athor.
3. Bildende Kiinste und Malerei.
a. Technik und Behandlung der Formen.
1 228. Die Aegyptier waren besonders gross in der Stein-
sculptur. In Stoff und Form tragt bei ihnen die bildende
2 Kunst einen architektonischen Gharakter. Ihre Statuen,
oft aus den hartesten Steinen, aus Granit, Syenit, Por-
phyr, Basanit, meist aus feinkornigem Sandstein, und in
kleinerem Maassstab aus Haematit, Serpentin, Alabaster mit
meisterhafter Sicherheit gehauen, sind in der Regel bestimmt,
sich an Pfeiler, Wande, Pylonen zu lehnen und Architektur-
flachen zu schmucken. Bei sitzenden herrscht daher die volligste
Ruhe und Regelmassigkeit der Stellung; stehende schreiten
3 auf eine steife Weise; die Arme liegen dem Korper an. Die
Grosse ist oft sehr colossal; auch der Transport dieser Golosse
4 war eine schwierige Aufgabe. Die Behandlung der Form
geht stets in's Allgemeine ; sie hat darin eine gewisse Richtig-
[228J Steinsculptur. 277
keit, und macht durch den einfachen Schwung der Hauptlinien
einen grossen Eindruck; aber die Formen sind mehr geome-
trische, als organische, und durchaus mangelt das Leben und
die Warme in der Auffassung des Einzelnen. Die einzelnen 5
Theile des Korpers sind nach einem nationalen Grundtypus
gebildet; auch folgten die Aegyptischen Kiinstler einem festen
System der Proportioned Doch werden auch Abweichungen 6
in den Verhaltnissen und Formen bemerkt, die von der Ver-
schiedenheit der Gegenden und Zeiten abhangen. Die Formen 7
der Geschlechter werden gut unterschieden ; dagegen hat sich
von Gharakteristik verschiedenartiger Personen durch Modi-
fication der Gestalt, von einer bestimmten Unterscheidung in
der Bildung der Gotter und Konige, bis jetzt noch nichts
Sicheres nachweisen lassen. Die Aegyptische Kunst unter- 8
scheidet die Personen durch Farbe, durch Bekleidung, welche
mit Sorgfalt, aber Steifheit behandelt ist, besonders durch die
mannigfachen Arten des Kopfputzes, endlich durch Anfugung
von Thier-Kopfen , Fliigeln und andern Theilen. Lebendiger 9
und tiefer als die Menschengestalt ist die Thiergestalt auf-
gefasst, zu deren bewunderungsvoller Beobachtung die Aegyptier
ihre naturliche Neigung von Anfang an hintrieb, wie ihre Reli-
gion beweist; auch die Verschmelzungen verschiedner Thier-
figuren sind oft sehr gliicklich , oft freilich auch im hochsten
Grade phantastisch und bizarr.
3. Der Goloss von Ramesseion (dem sogen. Osymandyeion) wird
aus den Fragmenten auf 53 Par. Fuss 10 Zoll berechnet; der Osymandyas
des Diodor war gegen 60 Fuss hoch. Ueber die Art der Forth ringung
belehrt das Thebaeische Relief bei Minutoli Tf. 13.
5. Nacb Diodor I, 98 theilten die Aeg. Kiinstler den menschlichen
Korper, d. h. die Lange, in 21 '/4 Theile; wobei vielleicht die Nasenlange
die Einheit bildet. Die Brust im Ganzen breit; der Leib nach unten
schmaler; der Hals kurz; die Fiisse, besonders Zehen, lang; die Kniee
scharf gezeichnet , oft mit besonderer Sorgfalt und Precision behandelt.
Die Nase breit und rund ; die Augen (welche bisweilen eingesetzt wurden)
vorgewolbt; der Stirnbogen ohne Scharfe; Augen- und Mundwinkel etwas
nach oben gerichtet; der Mund breit und die Lippen stark; das Kinn
meist kleinlich; die Ohren lang und hochsitzend. Das Letzte ist Eigen-
thiimlichkeit der Race, nach Dureau de la Malle, Ann. des Sciences natur.
1832. Avril. Der Bart erscheint als ein kiinstlicher Ansatz, dessen Bander
man oft cleutlich langs den Wangen wahrnimmt. Vom Kopfhaare sieht
278 Aegyptische Kunst. [228]
man nur bei Phthas eine Flechte hervorkommen. S. besonders den colos-
salen Granitkopf des grossen Ramses aus dem Ramesseion, jetzt im Brit.
Museum. Descr. II. pi. 32, besser bei Noehden, Amalthea II. S. 127.
Specimens II, I. Hierogl. pi. 10.
6. Hauptabweichungen scheinen: 1. die sanfteren, dem Griechischen
Ideal mehr genaherten Formen mancher, besonders kleinerer, Figuren aus
spaterer Zeit. 2. die plumperen Proportionen und Formen, die besonders
in Ober-Nubien gefunden werden. Frauen mit dicken Leibern und hangen-
den Brusten (Gailliaud I. pi. 20. vgl. Juven. XIII, 163). Sonst ist im
Allgemeinen strengere Zeichnung und scharfere, muhsamere Arbeit In-
dieium des hohern Alterthums; die Sculpturen der spatern Ptolemaeer-
und Romerzeit machen sich durch Nachlassigkeit und Charakterlosigkeit
kenntlich. Rosselini II, II. Steigen von Seiten des Fleisses, vor Ramesses V.
(Sesostris) an Sinken ; aber unter den folgenden Konigen der grosste Fleiss.
Unter den Ptolemaeern gute Rundung und Musculatur der Figuren.
Minutoli Einige Worte iiber die Verschiedenheit des Styls in den Aeg.
Kunstdenkm. , so wie fiber ihre Aehnlichkeit und scheinbare Stammver-
wandtschaft mit denen anderer Volkerschaften. B. 1835. Heidelb. Jahrb.
1835. S. 37 fg.
7. Portratgemalde, Amasis, Herod. II, 182.
8. Die Haupttracht der Aegyptier waren baumwollene Ghitonen
(fivGaivai KalocGiQitg)-, bei Mannern oft nur um die Lenden geschlagene
Tiicher (unter der Brust gegiirtete Givdoveg, Diod. I, 72). Obwohl sehr
diinn und zart, bilden sie doch, gesteift, gradlinige und vortretende Fallen.
Die Streifen des Zeugs werden durch Sculptur, oft auch durch Farbe
bezeichnet. Brustschilder waren ein Hauptschmuck. Eine enganschliessende
Haube, die allgemeine Nation altracht, wird zur Bezeichnung priesterlicher
Wiirde mannigfach erhoht und geschmiickt. Dahin gehoren die ficHultlKi
(vgl. Diod. I, 47) mit Kanidsg und qpiUaxrr/pm in der Inschr. von Rosette;
darunter das TIG%£VT, fiber dessen Gestalt Ghampollion und Young difleriren.
30 coeffures hieroglyphiques stellt Denon pi. 115 zusammen.
9. Am haufigsten sind Widder (aber meist mit Lowenklauen und
Schwanz), Lowen, die wilden Hunde oder Schakals, allerlei Affenarten
(xwoxf'qporAoi), Ibisse u. s. w. Vortreffliche Abbildungen beinahe aller
Quadrupeden und Vogel Aegyptens sind gesammelt in Rosellini's Monum.
dell1 Eg. Atlas I. Granit-Lowe, Specimens II, 2. — Sphinxe oder Andro-
sphinxe (d. h. Menschensphinxe) sind Lowen mit Menschenkopfen. Die
ungeheure von Ghizeh, welche Caviglia offen gelegt, ist aus dem Felsen
gehauen, mit Ausnahme der Vordertatzen, zwischen denen ein Tempelchen
lag. Hierogl. pi. 80. Andere Compositionen : Loweri-Sperber; Lowen-
Uraeus mit Fliigeln; Schlangen-Geyer ; Schlange mit Menschenbeinen u. dgl.
Wahrend die Griechen in ihren Gornbinationen der Art von Menschen den
Kopf am meisten festhalten, opferten die Aegyptier diesen am ersten auf
[229, 230] Arbeit in Reliefs. 279
229. Weit weniger, als die runde Statue, gelang den l
Aegyptiern die Aufgabe, das optische Bild des menschlichen
Korpers auf die Flache zu iibertragen, in Relief darzu-
stellen. Das der unmundigen Kunst natiirliche Bestreben, 2
jeden Theil des Korpers in einer moglichst deutlichen und
leicht zu fassenden Gestalt darzustellen, wirkt hier iiberall be-
stimmend und behindernd ein. Fur die Vorstellungen aus 3
dem Gultus bildete sich eine feste typische Darstellungsweise
der Korper und ihrer Bewegung ; mehr Natiirlichkeit herrscht
in der Auffassung hauslicher Scenen; wo aber die Kunst
kriegerische Begebenheiten von grossem Umfange schildern
will, tritt bei dem Streben nach Mannigfaltigkeit der Hand-
lungen und Bewegungen das Ungeschick der Kiinstler am deut-
lichsten hervor; auch sind solche nachlassiger behandelt. Die 4
Reliefs der Aegyptier sind seltner eigentliche Basreliefs, der-
gleichen man mit sehr geringer Erhebung von der Flache
auf Steintafeln, Stelen findet; gewohnlicher sogenannte •
Koilanaglyphen, basreliefs en creux, bei denen die
Gestalten sich in einer eingeschnittenen Vertiefung erheben.
Das mattbehandelte Relief sondert sich dabei angenehm von 5
der polirten Flache umher ab, ohne den architektonischen
Eindruck unangenehm zu unterbrechen. Die Scharfe und 6
Precision in der Arbeit der oft ziemlich tief eingeschnittenen
Figuren ist bewundernswiirdig. Doch hat man sich, beson-
ders an ausseren Wanden, auch oft begniigt, blosse Umriss-
linien einzugraben.
2. Daher die Brust von vorn, Huften und Beine von der Seite,
Kopf von der Seite (Kopfe von vorn kommen oft in Hieroglyphen , auch
bisweilen in freieren Darstellungen, wie Schlachtstiicken, aber hochst selten
in Gultusdarstellungen vor, s. das Gemalde bei Minutoli Tf. 21, 3), und
doch die Augen von vorn; die Schultern und Arme sehr eckig; sehr oft
sind auch die Hande beide rechte oder linke.
230. Auch in gebrannter Erde wurde Vorzugliches 1
gearbeitet, theils Geschirre, zu denen auch die sogenannten
Kanoben zu rechnen sind; theils kleine Figuren von Gottern
mit blauer und gruner Schmelzfarbe, meist recht kraftig
entworfen, und zu vielen Tausenden fabrikmassig gearbeitet.
Auch die Scarabaen sind noch ofter aus gebrannter Erde 2
als aus Stein (Amethyst, Jaspis, Agath, Cornalin, Lapis-
280 Aegyptische Kunst. [280]
lazuli u. a. m.), obgleich auch die Glyptik, selbst in
3 Aethiopien , fruhzeitig zu Hause war. Kunstwerke aus
Me tall waren viel seltner; und hier haben die Aegyp-
tier den Griechen die Haupterfmdungen iibrig gelassen,
wahrend sie in der Stein sculpt ur ihre Vorganger waren.
4 A u f Metall zu malen, war weni^stens in spaterer
Alexandrinischer Zeit eine Aegyptische Kunst; auch die
Fabrication von buntfarbigen Glaswaaren bliihte in Ale-
xandreia, und wahrscheinlich schon bei den alten Aegyptiern.
5 Die Holzschnitzerei war zwar in Aegypten durch den
Mangel an Material beschrankt, doch gab es holzerne Bilder
von Gottern und Menschen in grosser Anzahl; die wir uns
nach den Deckeln der Mumien vorstellen konnen.
1. Aegyptische Topfe Descriptio II. pi. 87 ff. V. pi. 75. K a no bos
ist eigentlich wirkliche Benennung eines Gottes §. 220, 3), und zwar des
Agathodaemon Knuph, der als ein Krug zum Durchseihen des Nilwassers
(Suidas s. Y.) mit einem Menschenkopfe dargestellt wurde. Hernach
nennt man alle ahnliche Topfe — von sehr verschiedenem Umfang und
Stoff — Kanoben. Die Kanoben bei den Mumien, mit den vier Kopfen
(§. 232, 3), sind oft mit Emailfiguren gefullt, oft auch massiv. Viel solche
Terracotta - Figuren Descr. V. pi. 67 ff. Ghinesische Vasen in alten
Aegyptischen Grabern, J. F. Davis in den Annali d. Inst. IX. p. 321.
[Ein Amerikaner, der lange in China gelebt, versicherte dergleichen Yasen,
die er in Aegypten bei dem Englischen General-Consul fand, sogleich als
Chinesiscli erkannt zu haben. Auch in der Aegyptischen Sammlung zu
Florenz beflnden sich mehrere.]
2. Die Aegyptier brauchten viel Siegelringe; selbst Opfer werden
von dem Sphragisten besiegelt. Von den GcpQuylSeg der Aethiopen, die
sie mit einem scharfen Steine gruben, Herod. VII, 69. Die Scarabaeen
finden sich bei Mumien, an Schniiren auf der Brust, gewohnlicher lose
zwischen den Mumien-Bandagen ; theils grossere, offenbar Amulete, theils
kleinere, an Faden zu reihen, in ungeheurer Anzahl, oft mit Konigsnamen.
Unter 1700 in Turin sind 172 mit Thutmosis-Namen. S. Quintino's
(Lezioni int. a div. argom. d'archeol. VI) Ansicht: diese letztern seien
Scheidemiinze , wird durch den Ps. Platon. Eryxias p. 400 einigermassen
bestatigt. Abbildungen Descr. V. pi. 79 ff. Steinbuchel Scarabees Egypt,
figures du Musee des Ant. de S. M. PEmpereur. Wien 1824. Bellermann
iiber die Scarabaeen-Gemmen. B. 1820. 21. — Auch Halsketten und anderer
Schmuck aus Schmelz ist an Mumien nicht selten. Unendlich viel davon
ist in England, [Italien, Deutschland, Holland] und Frankreich in offent-
lichen und Privatsammlungen aufgehauft. Vasen, Flaschen von Gold und
[230] Glyptik, Malerei. 281
Silber, Glas u. a. Material, Edinb. New philos. Journ. 1838. Apr. Jul.
p. 101 , aus Wilkinson. [Wilkinson Manners and customs of the anc.
Eg. Vol. 2. ch. 7. p. 342 sq. 2. ed. Ueber Kunst und Kunstwerke iiber-
haupt Vol. 3. .ch. 10. p. 264 sq.]
3. Von ehernen Bildsaulen in Aegypten scheint keine Nach-
richt zu sein; einer goldenen gedenkt Herod. II, 172. Die goldenen und
silbernen Weihgeschenke bei Diodor beweisen nichts fur Bildwerke. In
Sammlungen aus Aegypten fmden sich oft kleine Bronze-Figuren von
Gottern und heiligen Thieren, nett und scharf bearbeitet. Auch die rathsel-
hafte Figur des Horus?, welcher, auf Krokodilen stehend, Scorpionen und
wilde Thiere mit den Handen zusammendriickt, kommt haufig in Bronze,
wie in Stein und Terra-Gotta, vor; sie tragt aber immer ein spates Ansehn.
Goldne Blattchen mit dem Auge, dem Uraeus, dieriten als Amulete.
4. Von Malerei auf Silber bei den Aegyptiern Plin. XXXIII, 46.
Ganz genau entspricht den von Plinius erwahnten Vasen (tingit et Aegyptus
argentum, ut in vasis Anubem suuni spectet etc.) die Kanne, welche im
October 1831 bei dem Dorfe Egyed im Oedenburger Comitat in Ungarn
gefunden worden. Sie besteht aus Kupfer, welches aber iiberall mit Silber-
blech iiberzogen ist, darauf sind Aegyptische Gotterfiguren und entsprechende
Verzierungen aus Goldfaden und Silberplattchen gelothet, der iibrige Grund
aber ganz mit einem braunrothen Lack iiberzogen, wahrscheinlich dem-
selben, dessen Bereitung Plinius lehrt. Eine unvollstandige Mittheilung
dariiber von Bosellini, Ann. d. Insl. V. p. 179. M. I. tv. 56; eine genauere
von Jankowich Miklostol, s. A. Magyar Tudos Tacsasag Evkoenyvei T. I.
p. 354 und die beigefiigten drei Kupfertafeln, deren Mittheilung mit genauer
Nachbildung der Farben ich Herrn Petrowich aus Ungarn verdanke. Hofr.
Hausmann theilte mir folgende Bemerkungen mit: »Die natiirliche Ver-
bindung von Silber, Kupfer und Schwefel hat ein ganz anderes Verhaltniss
als Plinius fiir die Mischung angibt. Darin mag vielleicnt die Verschieden-
heit der Farbe liegen , die bei jener zwar etwas in das Bothliche oder
Violette sticht, aber doch nicht braunroth ist. Mit der Angabe des Plinius
aber stimmt die in Prechtls Technologischer Encyklopadie Bd. 5 angegebene
Verfertigungsart des Niello grosstentheils uberein: nur das Blei erwahnt er
nicht. Die Arbeit der Isistafel zu Turin kommt doch nach dem, was ich
mir dariiber notirte, nicht ganz mit der an dem Gefass von Egyed iiberein.
Die Isistafel besteht aus Kupfer mit eingelegter Arbeit von Silber. Man
erkennt deutlich, dass das Kupfer ausgegraben und das Silber eingelassen
worden. Drei Reihen Figuren rings umher, die durch Silber dargestellten
Umrisse oft sehr fein. Von einem Lack habe ich nichts wahrgenommen.«
[Fein mit Silber eingelegt sind auch manche der zierlichen antiken Bronze-
figiirchen in Neapel und anderwarts.] Verwandter Art ist die tabula
Aegyptische Kunst. [231]
Bembina, in Rom gefunden, jetzt in Turin, ein Emailgemalde auf Bronze,
die Umrisse mil Silberfaden ausgelegt, wahrscheinlich fur Romischen Isis-
dienst bestimmt. Bei Montfaucon, Gaylus Rec. T. VII, Pignori Mensa
Isiaca. R. 1 605. Lessings Fragmente fiber die Isische Tafel, Verm. Schriften
X. S. 327 ff. Boettiger Archaeol. der Malerei S. 36. Oberlin Orbis ant.
p. 267. Ueber die Glasarbeiten Boudet sur Fart de la verrerie ne en
Egypte, Mem. T. II. p. 17. Vgl. Minutoli Tf. 21.
6. S. Herodot. II, 130 von den Kebsweibern des Mykerinos, c. 143
von den 345 Oberpriestern in Theben in holzernen Golossen, auch c. 182.
Holzerne Figuren im Osymandeion, die ein Gericht darstellen, nach Diodor.
Die Mumiensarge sind den Bildern des Osiris und der Isis nachgebildet ;
oft mit vergoldeten Gesichtern. Holzerne Figuren, auch Reliefs, bemalt,
sind in Museen nicht selten. Alles aus Sykomorholz, dessen hohen Preis
die sorgsame Zusammenleimung mancher Mumienkasten aus kleinen Spanen
beweist. — Von elfenbeinernen Arbeiten Diod. I, 46.
1 231. Die Malerei geht von der Farbung von Statuen
und Reliefs aus, welche in Aethiopien wieder eng mit
2 dem Farben der lebenden Korper zusammenhing. Sie ver-
andert ihren Gharakter nicht durch Uebertragung auf eine
Flache, es sei nun an den Wanden der Hypogeen, oder
auf und in den Mumienkasten, oder unmittelbar auf den
Byssusdecken der Mumien, oder auch auf Papyrus-Rollen.
3 Die Farben werden, mit Leim oder Wachs gebunden, auf
den Stein, den Anwurf von Stucco, oder bei Mumienkasten
auf eine diinne Gypslage, ohne Riicksicht auf Licht und
Schatten, ohne Mischung und Nuancirung, rein aufgetragen.
4 Dieselben einfachen Farbenmateriale werden, mit einiger doch
geringer Riicksicht auf die Lokalfarben der Natur, iiberall
auf gleiche Weise angewandt, bisweilen scheint eine sym-
5 bolische Bedeutung dabei bezweckt zu sein. Ueberall aber,
auch wo blosse Federumrisse an die Stelle von Malereien
treten, herrscht das bestimmte, scharf ausgesprochne System
der Aegyptischen Zeichnung.
1. Nach Plin. XXXIII, 36 wurden die Vornehmen und die Gotter
bei den Aethiopen mit Minium bemalt; nach Herodot VII, 69 waren die
Aethiopischen Krieger halb mit Gyps, halb mit Minium gefarbt.
2. Die Wande der Hypogeen sind mit rahmenartig eingefassten
Bildern geschmiickt, von deren Kunstweise und Gegenstanden §. 233, 4.
[232] Gegenstande. 283
Die Holzf utter ale oder Kasten der Mumien sind von aussen mit
religiosen Gegenstanden bemalt und besehrieben, und enthalten ein Todten-
Ritual, wie sonst die Papyrusrollen. (Daher, wo Holzfutterale der Mumien,.
keine Papyrusrollen.) Die vollstandigste Vorstellung geben Guigniaut Rel.
de l'ant. pi. 45. Minutoli Tf. 36. 37. Im Innern des Kastens findet
sich unter der Mumie ofter eine lebensgrosse Figur, die bei spatern Mumien
aus Romischer Zeit einem Byzantinischen Bilde sehr ahnlich sieht. Cailliaud
II. pi. 66 sqq. Mumie des Pet-Mant-Ich-Mes im Museum der Insel Jersey,
Pettigrew Archaeol. Britann. XXVII. p. 262. — Ausfuhrliche Beschreibungen
der gemalten Mumiendecken und Kasten zu Miinchen gibt Wagen,
Denkschriften der Miinchner Acad. 1820. Die spateste Art der Malerei
auf Mumiendecken zeigen die eben dadurch interessanten Dresdner Mumien
(Becker August T. I.) Enkaustische Malerei der Aegypter nach Rosellini
II, II. Bemalte Mumien roll en besonders bei Denon pi. 136 sqq.,
Descr. V. pi. 44 sqq., Mai Gatal. (§. 216, 3), Cadet Copie figuree d'un
rouleau de papyrus tr. a Thebes dans les tomb, des Rois. 1805.
4. Manner rothlich (eine eigenthumliche Fleischfarbe), Frauen gelb-
licher; Quadrupeden in der Regel roth, Vogel meist grim oder blau, eben
so das Wasser, daher auch Ainmon. Blau wird durch Kupfer-, Braun
durch Eisen-Oxyd gewonnen. Gostaz sur la peinture des Egyptiens, Mem.
T. III. p. 134. Boettiger Archaeol. der Mai. S. 25—100. Greuzer Com-
mentationes Herodoteae p. 385. John, Beilagen zu Minutoli's Reise 3. 4. 5.
Minutoli's Abhandlungen verm. Inhalts, zweiter Gyklus, I. S. 49. Baillif
und Merimee in Passalacqua's Catalogue p. 242. 258.
b. Gegenstande.
232. Der Grundgedanke, welcher aus den neuen Ent- i
deckungen iiber die Bedeutung Aegyptischer Kunstwerke von
selbst hervortritt, und von nun als Basis festgehalten werden
muss, 1st der: die Aegyptier waren vollig ohne den Grie-
chischen Darstellungstrieb , welcher das die Seele innerlich
Erfullende und Bewegende darzustellen nothigt, well es
schon und erhebend ist [§. 233, 6]. Ihre Darstellung wird 2
uberall durch ausserliche Zwecke geleitet; sie will bestimmte
Begebenheiten, Akte, Verdienste beurkunden ; sie ist durchaus
historischer , monumentaler Art, gleichsam eine ausgefuhrte
Denkschrift. Schrift und Bild sind hier gleichsam noch un-
geschieden und zusammengewachsen ; daher auch das Bild-,
werk ziemlich uberall von Hieroglyphenschrift begleitet wird,
284 Aegyptische Kunst. [232]
deren Inhalt das erstre nur in grosserem Maassstabe ausfuhrt
3 und veranschaulicht. Die Goiter werden nicht an sich vor-
gestellt, sondern nur in Bezug auf ihre Feier ; es giebt daher
keine rein mythologische Scenen ; sondern immer ist die Absicht,
die^ Huldigungen anzugeben , welche die Gottheit in einer ge-
4 wissen Modification oder Situation empfangt. Alle Gultus-
Scenen der Aegyptischen Kunst sind bestimmte Huldigungs-
akte bestimmter Individuen, Erinnerungsdenkmale an die der
Gottheit geleisteten Dienste. Mit Scrupulositat werden hier
unzahlige Arten von Darbringungen und Weisen, seine From-
5 migkeit zu bezeigen, unterschieden. Eben so wird das Leben
der Unterwelt stets als das Schicksal eines Einzelnen, als das
6 Todtengericht tiber ihn, dargestellt. Endlich sind auch die
vermeinten rein wissenschaftlichen Darstellungen des Himmels
zu Horoskopen einzelner Individuen aus spaterer Zeit herab-
gesunken.
3. Ueber Darstellungen aus Aegyptischem Gotterglauben und
Cultus: Hirt iiber die Bildung der Aegyptischen Gottheiten 1821 (nach
Griechischen Nachrichten). Ghampollion's Pantheon Egyptien (nach hiero-
glyphischen und andern Beischriften). Kupfer zu Creuzer's Symbolik, be-
sonders zu Guigniaut's Bearbeitung (Religions de FAntiquite, Planches, I.
Cah.). ^K. Schwenck die Mythol. der Aegypter mil 13 lithogr. Tafeln 1846
mit' eindringendem Scharfsinn und grosser mythologischer Einsicht durch-
gefiihrt.] — Eine sehr wichtige Quelle der Aegyptischen Symbolik, auch
wegen eigenthiimlicher Verschmelzungen interessant, sind die von Trajan
bis M. Aurel als Caesar reichenden Nomen-Munzen. S. Zoega Numi
Aeg. imper. R. 1786. Tochon d'Annecy Rech. sur les med. des nomes
de TEgypte. P. 1822. 4. Descr. V. pi. 58.
Sichere Personen der Aegyptischen Kunstmythologie scheinen •
A. unter den Gottern:
I. Phthas, die Beischrift in phonet. Hierogl. Ptah, in enganliegen-
dem Kleide, mit geschlossenen Fiissen, an das aus vier Stufen bestehende
Geriist gelehnt (welches TK TSTTKQK &£[i*licx. genannt wird, und wohl die
Elemente bedeutet, Reuvens Lettres a Mr. Letronne, I. p. 28 f.). Auch
zwergartig und ithyphallisch , wie im T. zu Memphis, vgl. Toelken zu
Minutoli S. 426. Auch mit einem Skarabaeus als Kopf, Beischrift Ptah-
Tore ($£»££/, Reuvens a, 0. p. 14). Der Affe Kynokephalos sein Symbol
II. Ammon, Beischr. Amn, mit Widder-^ oder Menschenkopf, eine
doppelte, verschiedenfarbige Feder darauf, mit kiinstlichem Barte und dem
Scepter. Modificationen 1 ithyphallisch, die Geissel schwingend, mit
[232] Gottergestalten, Gultus-Scenen. 285
verbundenen Fiissen, mit Beischrift Amn; wircl fur den Pan-Mendes
von, Ghemmis gehalten, der in seiner von Herodot erwahnten Bocksgestalt
noch nicht nachgewiesen ist. 2. als Ammon-Ghnubis oder Knuphis (vgl.
Toelken zu Minutoli S. 374), Beischrift Nef , Nuf (mit gutturalem n, daher
Griechiscb Kvovyi? , aber in Zusammensetzung nsrsvvovcpis}, mit Bocks-
hornern. Audi in Schlangengestalt , von den Griechen Agathodaemon
genannt. Als Nilkrug in Kanobos §. 230, 1. 3. Mit der Sonne vereinigt,
als Amonra, Amonrasonter. III. Der Sonne ngott, Re, Phre genannt,
sperberkopfig (hQKKOpoQyos Horapollon) mit der Sonnenscheibe, woran ein
Uraeos. Verwandt scheint der Mandu, MavSovlis in einer Inschrift
von Talmis, dessen Bild oft ausgekratzt ist. IV. Thoyt, der Ibiskopfige,
als Grammateus unter den Gottern dargestellt. Audi sperberkopfig nach
Ghamp. als Hermes-Trismegistos, sein Emblem der geflugelte Discus (Tat).
V. Sochos oder Suchos, Souk, mit Krokodilkopfe ; auch durch ein Krokodil
mit umgebogenem Schwanze bezeichnet, auf Miinzen des Nomos von
Omboi. Zoega 10. Tochon d'Ann. p. 130. VI. Der Mondgott, Pooh
oder Pioh (p ist der Artikel), mit geschlossenen Fiissen, einer Haarflechte,
Mondsichel. Auch mannweiblich , den Aether besamend. VII. Osiris,
Ousri, menschlich mit Krummstab und Geissel (s. Macrob. Sat. I, 23),
besonders an seinem hohen Hute kenntlich. Das Auge ein Hauptsymbol,
VIII. Aroeris, Horus, Harpokrates, Arori, of I als Knabe, mit e'iner
einzigen Haarflechte, an der Isis saugend, auf Lotos sitzend. Auch sperber-
kopfig. Den Sperber als Saugling der Isis zeigt ein Basalt-Torso der
Borgiaschen Sammlung, voll interessanter, aber im hochsten Grade phan-
tastischer und monstroser Vorstellungen. IX. Anubis, Anbo, mit dem
Kopfe des wilden Hundes (Schakals?). X. Bebon, Babys oder Seth
(gewohnlich Typhon), mit Nilpferdleib , Krokodilenkopf, einem Schwert in
Handen. Als Gestirn des grossen Baren im Thierkreise von Tentyra.
B. Von den Gottinnen:
I. Neith, der Geyer bezeichnet sie. Mit Menschen- oder Geyer-
oder Lowenkopfe (dann mit der Beischrift Tafnet). Auch mannweiblich
nach Horapollon. Vgl. W. von Humboldt in den Schriften der Berl.
Acad. 1825. S. 145. II. Athor ('AygoSirri), die Gottin von Tentyra,
auch zu Philae, mit Kuhkopf, aber auch menschlich, mit einem Geyer als
Kopfputz. Ihr hieroglyphischer Name: ein Sperber in einem Quadrat.
III. Isis, menschlich, mit Kuhhornern und einem Discus dazwischen, oft
schwer von Athor zu unterscheiden. Die Figur mit der Feder, die Cham-
pollion sonst Hera-Sate nannte, wird jetzt von ihm, wie von Toelken, fur
die Aletheia oder Wahrheit (bei Aegyptischen Todtengerichten) angesehen.
- Die vier Genien des Amenthes, der Menschen-, Schakal-, Affen- und
Sperberkopfige , stehen oft in mumienartigen Gestalten, oder als Kanoben,
zusammen.
286 Aegyptische Kunst. [232]
4. Haufige Scenen des Cult us sind: Opfer; das Thier zerstiickelt;
Thierschenkel, Geflugel, mit Fruchten und Blumen auf den Opfertisch ge-
legt; Rauchgefasse auf kiinstlichen Handen hingereicht; ganze Reihen von
Opferthieren vom Konige den Gottern zugefiihrt. Hierogl. pi. 61. Adorationen
von Gottern und heiligen Thieren (z. B. einer heiligen Kuh, Minutoli Tf.
30, 2). Weihungen von Pharaonen durch Begiessung mit heiligem Wasser,
durch Aufsetzung heiliger Bute. Processionen (wie sie Appulej. Met. XI.
beschreibt), wobei auch der Gott umhergetragen wird (vehitur ferculo,
Macrob. Sat. I, 23), in einem Tempelchen (TCKGTOS, vctb$ %QVGOVS), wie sie
noch spat von Philae nach Nubien geholt wurden (Letronne Christ, en
Egypte p. 77). Namentlich die grosse Procession oder ucoftKGia mit dem
Ammonsschiff nach den Memnonien auf der Libyschen Seite hiniiber
(Peyron, Mem. di Torino XXXI. p. 48). S. das Relief von Karnak,
Descr. III. pi. 32. 33, vgl. das von Philae, I. pi. 11. Minutoli Tf. 20 u. A.
— Oft sind sehr zahlreiche Gotterversammlungen vorgestellt, wie Hierogl.
pi. 66. 67. — Dabei sind nun durchaus die anbetenden, opfernden Personen
conventionelle Portrate, und bezeichnen bestimmte historische Personen.
Daher z. B. in einem T. von Klein-Diospolis , welchen Kleopatra als Vor-
mund des minderjahrigen Ptolem. V. geweiht, in diesen Reliefs die Konigin
stets dem Konig vorantritt (Salt Essay p. 7). Nicht immer betreffen diese
Oblationen die Consecration des Tempels, sondern sind meist blosse Akte
der Huldigung (Trpogxvvr^ara in zahlreichen Aegyptischen und Nubischen
Inschr., s. Niebuhr u. Letronne im Anhange zu Gau's Antiq. de la Nubie),
wobei man far Opfer und Gaben Priestertitel empfangt (s. besonders die
Inschr. von Gartasse, Niebuhr p. 13), welche in den Bildwerken ohne
Zweifel besonders durch den Kopfschmuck der Darbringer bezeichnet werden.
S. Heeren Ideen II, 1. S. 388.
Eine mythologische Scene scheint das beruhmte Relief von Karnak
(Descr. III. pi. 64, Hirt Tf. 8, 61, Guigniaut pi. 32), wo dem Osiris das
von Typhon entrissene Glied durch Ammon zuriickgebracht , und Typhon
zugleich durch Horus fur die Entreissung gestraft wird: aber auch hier
ist ein Pharao mit Darbringungen dabei. Vgl. die Darstellung aus Philae,
Hierogl. 68. Ebenso, wenn die den Horus saugende Isis, wenn Horus oder
sein Sperber auf der Lotosblume zwischen dem feindlichen Typhon und
schutzenden Kneph vorgestellt wird, geschieht dies gewiss immer deswegen,
weil Isis grade als Mutter, Horus grade als angegriffen und vertheidigt
Gegenstand einer Adoration und Darbringung sind.
5. Zum Todtenschicksal gehoren: Die Einbalsamirung durch
Anubis. Der Transport der Mumie nach der Todtenstadt am jenseitigen
Nilufer zu Schiffe (holzerne Modelle solcher Schiffe in dem Grabe, welches
Passalacqua geoffnet, jetzt in Berlin). Vielerlei, zum Theil schwer zu er-
klarende, Consecrationen der Mumie. Das Todtengericht und die Seelen-
[233] Steinsculptur. 287
wagung; Aroeris und Anubis wagen die guten Handlungen, Thoyt be-
zeichnet eine Zahl am Jahresscepter (nach Guigniaut), etwa die der Jahre
der Seelenwanderung; dem Osiris als Herrscher der Unterwelt (Petem-
pamentes in der Inschr. von Philae) wird ein Siihnopfer gebracht; dabei
sitzen 42 oder 43 Todtenrichter armlos, wie in den Thebaeischen Richter-
statueri (Plut. de Is. 10), mit dem Zeichen der Wahrheit. Diese Vor-
stellungen sind auf Stelen (die interessanteste die zu Garpentras mit der
Phoenikischen, oder Aramaeischen, Unterschrift, an den Wanden der Grab-
denkmaler, Descr. II. pi. 35, und besonders auf Mumienrollen sehr haufig
(Descr. II. pi. 60. 64. 67. 72; Hieroglyph, pi. 5; Fundgruben des Orients
V. S. 273; Mai Gatalogo, Todtenritual des Nesimandu). Todtenopfer;
eine priesterliche Familie bringt dem gestorbenen Vater Ptahmes Ob-
lationen, auf einer Stele in Florenz, Rosellini Di un basso -rilievo Egiz.
F. 1826. Wie der apotheosirte Konig von den Gottern empfangen wird,
sie umarmt, Geschenke erhalt, stellen besonders die Reliefs des Konigs-
grabes bei Belzoni pi. 5. 18 sqq. dar. Wie die Gotter Ramses des Gr.
Namen auf die Blatter der Persea schreiben, sieht man im Ramesseion.
Gailliaud II. pi. 72. Minutoli Tf. 22, 2.
6. Sog. astronomische Darstellungen , nach den Verf. der Descr.
Jollois, Devilliers, Jomard, Fourier: das Planisphaerium von Tentyra, jetzt
in Paris (wahrscheinlich aus der Zeit Nero's, der Zodiacus von Tentyra
(aus der Zeit Tiber's), zwei zu Esneh, eine zu Hermonthis, eine zu Theben.
Nirgends bildet hier der Zodiacus einen Kreis, immer entweder eine Spi-
rale oder Parallelen; so dass immer ein Zeichen die Reihe anfuhrt. Bei
der Mumie des Petemenon aus dem Hypogeum eirier graecisirenden Familie
bei Kurnah (s. S. Quintino Lezioni V. und Mem. d. Ace. di Torino XXIX.
p. 255), abgebildet bei Gailliaud II. pi. 69, tritt der Steinbock, unter dem
Petemenon (am 2. Juni 116 n. Ghr.) geboren, ganz aus der Reihe heraus.
S. Letronne Observations critiques et archeologiques sur Fobjet des repre-
sentations Zodiacales. 1824. Doch lasst sich diese Erklarung auf eine
andre Mumie derselben Familie nicht anwenden. Reuvens Lettres a
Mr. Letr. II, 2. Die Zodiacal bilder sind offenbar ursprunglich der Aegyp-
tischen Mythologie und Wissenschaft fremd; sie scheiden sich als ganz
verschiedenartig aus den tibrigen, wirklich einheimischen Gestirnbezeich-
nungen heraus.
233. Eine Heroenmythologie , dieser grosse Hebel der i
Griechischen Kunst, mangelte, nach Herodot, Aegypten durch-
aus; Gotter und menschliche Fursten grenzen hier unmittel-
bar aneinander. Seit uralten Zeiten wurden Konige und 2
Priester durch Statuen geehrt, die von denen der Gotter
kaum durch ein allgemeines Kennzeichen zu unterscheiden
sind; und die Pylonen und Wande der Pallaste, die Konigs- 3
288 Aegyptische Kunst. [233]
Graber und Monumente verewigen in zahllosen Bildern die
Hauptthaten des offentlichen , kriegerischen imd politischen
4 Lebens der Herrscher. Eben so bezeugen die Wande der Graber
des Volkes durch Gemalde iiberall das besondere Geschaft
und den speciellen Beruf derer, die sie inne haben. Bei
5 diesem engen Verhaltniss der Kunst zur Wirklichkeit darf
es auch nicht befremden, wenn die Aegyptischen Kiinstler
schon sehr fruhzeitig den Abbildungen der Konige eine Art
6 von Portratahnlichkeit zu geben bemiiht waren. Ueberall
herrscht in dieser Kunst die Absicht vor, das Gedachtniss
bestimmter Begebenheiten und Zustande zu erhalten, so sehr,
dass auch das speciellste Detail, die Zahl erschlagner Feinde,
gefangener Fische und Vogel, mit in die Kunstdarstellung
aufgenommen wird, und sie selbst die Stelle eines Registers
7 daruber vertritt. — Und so baut sich, wie im ganzen Aegyp-
tischen Leben, so auch in der bildenden Kunst, auf dem
Fundament einer wunderbaren Natur- und Weltanschauung,
welche in der Religion ausgepragt war, ein nuchternes und
kaltes Verstandesleben auf, welches jene seltsamen Symbole,
die die Phantasie fruherer Zeiten hervorgebracht , wie ge-
gebene Formeln anwendet, um damit die zahlreichen Distin-
ctionen eines kunstlich ausgebildeten biirgerlichen Zustandes
und einer priesterlichen Wissenschaft zu bezeichnen, auch da-
durch einen grossen Reichthum von bildlichen Darstellungen
gewinnt, aber dabei von jener Warme und Lebendigkeit der
Anschauung, der die eigentliche Bedeutung der Naturformen
deutlich wird, von jener gesunden Mitte von Gemuthsleben
und Sinnlichkeit, aus der allein die wahre Kunst hervorgeht,
himmelweit entfernt bleibt.
2. Statuen der Konige, besonders colossale, sind zahlreicher als
die der Gotter. Der an 50 F. hohe, aus einer granitahnlichen Breccia ge-
hauene sogen. Memnon (den bloss die Griechen, wie es scheint, wegen des
zufalligen Klingens beim Sonnenaufgang, mit dem Namen dieses Sohnes der
Morgenrothe benannten), Descr. II. pi. 22. Hierogl. 13, ist Amenophis II. ;
es ist die Statue, die fruhzeitig zur Ruine geworden, und noch in Hadrian's
Zeit (Juven. XV, 5) halb abgebrochen war und erst hernach restaurirt
wurde, wodurch wahrscheinlich das Klingen des Steins aufhorte; daneben
steht der vollstandigere Goloss Ramses des Gr. Vgl. Jacobs iiber die Mem-
nonien, Leben und Kunst der Alten III, I., und iiber die Geschichte der
[233] Konigsstatuen, Kriegsthaten. 289
Statue besonders Letronne la statue vocale de Memnon. P. 1833. (Der
klingende Stein, den Wilkinson darin gefunden, ist wohl erst nach Auf-
horen des natiirlichen Klingens eingefiigt word en. Letronne in dem Archiv
f. die Philol. Leipz. 1834. III. S. 254—57 sur les moyens artificiels
employes pour produire la voix de Memnon selon Mr. Wilkinson. L. nimmt
an, dass der erklingende Stein ein restaurirter Theil sei. Wilkinson in
den Schriften der Society of Litter. II, 2. p. 451. S. iiber die zahlreichen
Statuen der Amenophis, Thutmosis, Ramses im Turiner Museum Gham-
pollions Lettres a Blacas, Cost. Gazzera Descr. dei monumenti Egizj del
R. Museo Egizio. Tor. 1824. mit 12 lithogr. Tafeln. [Der Ramses das
schonste Werk der Aegypt. Kunst.] Ueber den sehr alterthumlichen Goloss
des Ptah men Manduei (nach Ghampollion Figeac 2272 v. Ghr.?) auch
S. Quintino Lezioni III. Mem. d. Ace. di Torino XXIX. p. 230. Lepsius
iiber die Statuen der Mutter des Ramses Sesostris und die des Amasis.
Mon. d. I. II, 40. Annali IX. p. 167. Uebrigens errichtete Aegypten
solche Ehrenstatuen spater nicht bloss fremden Konigen, sondern auch
andern angesehenen Mannern, wie dem Kallimachos unter der Kleo-
patra nach dem Decret der Thebaeischen Priester des Amonrasonter zu
Turin.
3. Die Thaten der Konige fmdet man jetzt auf den Monumenten
so wieder, wie sie dem Germanicus nach Tacit. Ann. II, 60 ausgelegt
wurden : Manebant structis molibus litterae Aegyptiae, priorem opulentiam
complexae: iussusque e senioribus sacerdotum, patrium sermonem inter-
pretari, referebat: habitasse quondam DGG milia aetate militari, atque eo
cum exercitu regem Rhamsen Libya, Aethiopia, Medisque et Persis^et
Ractriano ac Scytha potitum etc. Legebantur et indicta gentibus tributa,
pondus argenti et auri , numerus armorum equorumque, et dona templis,
ebur atque odores, quasque copias frumenti et omnium utensilium quaeque
natio penderet. Gol. Mure sopra i popoli stranieri introdotti nelle rappr.
storiche dei mon. egiz. Annali d. I. VIII. p. 333. Landschlachten auf
den Pallasten zu Medinet-Abu, von Ramses Meiamun; zu Karnak (Denon
pi. 133) von Ramses dem Gr. ; im Ramesseion von demselben (Descr. II.
pi. 32); zu Luxor, von Amenophis II. und Ramses dem Gr. Eroberung
einer Feste, am Ramesseion, durch Ramses den Gr. , Descr. IF. pi. 31.
Hamilton pi. 9. Gailliaud II. pi. 73. Vgl. Dureau de la Malle Poliorcetique
des Anciens avec un Atlas de 7 planches. Kampf der Heerfiihrer,
des Aegyptiers mit dem Hyksos?, Descr. III. pi. 38. Hamilton pi. 8. Ueber
den Gebrauch der Streitwagen dabei Minutoli Abhandl. zw. Gyklus, I.
S. 128. Seeschlachten, meist zugleich Landschlachten, wahrscheinlich
an den Kiisten des Erythraeischen Meers geliefert, zu Karnak und Medinet-
Abu, Descr. II. pi. 10. Hamilton pi. 9. Dass die Gegner der Aegyptier
O. Mailer's Archaeologie. 4. Aufl. 19
290 Aegyptische Kunst. Privatleben. [233]
in diesen Seeschlachten die Aethiopen von Meroe sind, dafiir spricht
der scheinbar aus emporstehenden Federn bestehende Kopfputz, in dem
ich wiederzuerkennen glaube, was Lukian de salt. 18 von den Aethiopen
angiebt : sie brauchen ihren Kopf als Kocher, indem sie die Pfeile strahlen-
formig herumbinden. Doch s. jetzt Rosellini. Triumph des Siegers,
sich in eine heilige Procession des Ammon - Mendes verwandelnd, wobei
der Konig auch als erster Ackersmann erscheint, im Innern des Pallastes
von Medinet-Abu, Descr. II. pi. 11. Aufschiittung der abgehauenen Hande,
um die Todten zu zahlen, vor dem Siegswagen des Herrschers, Descr. II.
pi. 12. Ham. pi. 8. Ziige von Gefangnen von den Triumphwagen des
Konigs, im Pallast zu Medinet-Abu, im Ramesseion, Descr. II. pi. 12.
Hierogl. 15. Darbringung der Aethiopischen Beute vor den Thron Ramses
des Gr. in dem Felsendenkmal zu Talmis, Gau Tf. 14. 15. Gesandt-
schaften der unterworfenen Volker (Neger, Libyer, Syrer?) in sehr charak-
teristischer Darstellung an den Herrscher, in dem Konigsgrabe des Aken-
cheres, Belzoni pi. 6. 7. 8. Minutoli Nachtr. Tf. 3. Hinrichtungen oder
Opferungen (?) schwarzer Menschen in den Konigsgrabern , Descr. II.
pi. 86. Der Herrscher, viele Personen, zum Theil offenbar Nicht-Aegyptier,
mitunter aber auch Frauen, am Schopfe fassend und todtend (opfernd,
hinrichtend ?) , in vielen Bildwerken. Aehnlich die Konigin in Meroe,
Cailliaud I. pi. 46. Mon. dell' Egitto e delle Nubie disegnati dalla
spedizione scientifico - letter. Toscanica, distrib. in ordine di materie,
interpretati ed illuustr. dal Dott. Ippol. Rosellini. P. II. mon. civili
T. I. 1834.
4.. Das Privatleben ist besonders in den Katakomben, nament-
lich zu Eleithyia, dargestellt (Costaz, Mem. T. I, p. 49), Scenen des
Ackerbau's, Pfliigen, Erndten des Getreides, Erndte eines Nelumbo-
feldes, Weinlese und Keltern, Oelpressen (?), Hanfschlagen , Descr. I.
pi. 68—71. II. pi. 90. V. pi. 17. 18. Hamilton pi. 23. vgl. Mongez
Sur les instrumens d'agric. chez les anciens, Mem. de Flnst. roy. T. II.
p. 616. III. p. 1. Ein Hirte, der sein Vieh zahlt, in den Katakomben
von Memphis, Cailliaud II. pi. 73. Weberei (Minutoli pi. 24, 2), Schiff-
fahrt (Descr. pi. I. 68 sqq. Hamilt. 23). Handel und Verkehr, Wagen der
Waaren u. dgl. Waffen- und Ringiibungen (Descr. IV. pi. 66, ungewiss
aus welcher Zeit). Gastmahler, Tanz und Musik (herrlich geschmiickte
Instrumente in der sogen. Harfengrotte , Descr. II. pi. 91). Die inter-
essanteste Darstellung sind die Vergmigungen des Konigs auf der Jagd,
dem Entenfange (Falkenbeize ?) , der Fischerei, aus den Hypogeen bei
Kurnah. Auch hier wird alles Erlegte gleich einregistrirt. Cailliaud II.
74. 75. Lowenjagd des K., Descr. II. pi. 9. Hamilton pi. 8. [Wilkinson
§. 230. A. 3.]
[233] Konigsstatuen, Kriegsthaten.
5. Eine Ikonographie der Herrscher Aegyptens von Amenophis I.
an, in Rosellini's Monum. dell' Eg., Atlas I. Bedenken erregt indess der
Umstand, dass diese Portrate grade da aufhoren, wo man sie durch Ver-
gleichung controliren konnte. Denn bei den Ptolemaeern 1st kaum eine
Aehnlichkeit mit den Griechischen Mimzbildern wahrzunehmen , bei den
Kaisern, auch nach Rosellini, gar keine. Vgl. Rosell. T. 1. p. 461 ff.
Besonders ist der Sesostris tv. VI. f. 22 dem young Memnon des Briti-
schen Museums unahnlich. Gegen Rosellini's Ikonogr. R. Rochette Journ.
des Sav. 1834. p. 457. 521. Rosellini P. I. T. 1. 2. Mon. storici 1832.
33. Untersuchungen iiber Chronol. u. Geschichte. Kopfe von Amenoph I.,
Haupt der 18. Dynastie bis zu den Ptolemaeern.
II. Die Syrischen Stamme.
234. Die Syrischen oder sogenannten Semitischen Na-
tionen, welche fast das ganze Vorderasien zwischen Halys
und Tigris, Armenien und dem Erythraeischen Meere be-
wohnten, und eben so, wie die Aegyptier, gewisse Grundziige
des nationalen Charakters in Religion, Verfassung und Sitte
zeigen, haben besonders in zwei Stammen Kunstwerke eigen-
thiimlicher Art hervorgebracht , von denen wir noch Ge-
naueres wissen, in Babylon und in Phoenikien. Ab-
hangig da von erscheint Klein a si en, welches, zur einen
Halfte von Semiten bewohnt, auch in der andern durch die
uralte Herrschaft der Assyrier iiber Lydien die friihzeitig
entwickelte Cultur dieses Stammes iiberkam.
A. Babylonier.
1. Architektonik.
1 235. Die Babylonier, durch einen innern Trieb,
wie andre Volker dieser Gegend, friihzeitig in grosse Massen
zusammengedrangt , womit die Entwickelung einer strengen
Monarchic zusammenhangt, und zugleich durch die Lage ihres
niedrigen Flusslandes zu schiitzenden Bau-Unternehmungen
hingetrieben , unternahmen schon in uralten Zeiten grosse
2 Werke; wozu als Material wenig Holz (fast nur Palmstamme)
und Stein (der weit aus Armenien kommen musste) gebraucht
3 werden konnte; dagegen aus dem feinen Thon des Bodens
die trefflichsten Backsteine, fur die innern Theile der Gebaude
an der Sonne getrocknete, fur die aussern gebrannte, ver-
fertigt, und durch Asphalt (der von Is, jetzt Hit, am Euphrat
kam) und Gyps mit dazwischen tretenden Rohrlagen zu einer
4 fest zusammenhangenden Masse vereinigt wurden. Leider
hat aber auch diese Wahl des Materials, zumal da immer
neue grosse Stadte, namentlich das zur Vernichtung Babylon s
angelegte ungeheure Seleucien, hier ihren Baustoff suchten, be-
wirkt, dass es bis jezt noch unmoglich gewesen, aus den
[236] Babylonische Architektonik. 293
unformlichen Trummerhaufen die bestimmten Formen der
Babylonischen Architektur herauszuerkennen.
1. Canale des Euphrats; Damme gegen den Strom; Ableitungs-Seen
mit steinernen Mauern eingefasst; Schleusswerke des Canals Pallakopas.
2. Nur die grosse Euphratbriicke von Babylon bestand nach Hero-
dot I, 186. Diodor II, 8. Gurtius V, 4 aus Steinquadern, die mit eisernen
Klammern und Blei verbunden waren, und gegen den Strom spitzwinklige
Pfeiler bildeten. Ueber diese waren, schnell wegnehmbar, Balken von
Palmbaumen, Gedern, Gypressen gelegt. — Der fabelhafte tunnel wird
zwar von Diodor als ein Gewolbe aus Backsteinen mit sehr vielem As-
phalt gescbildert: aber in den Buinen ist, nach Bich und Porter, keine
Spur von Wolbung.
3. Keel sysvETo ccvrolg 77 nkiv&o? £?$ li&ov KCU rctfcpaArog rjv
ccvrols 6 TTT^O'S, Genesis II, 3. Das Genauere Herodot I, 179. Ktesias bei
Diodor II, 7. 10. Berosos bei Joseph g. Apion I, 19. vgl. auch Phlegon
de mulieribus, Gottinger Bibl. St. VI. Ined. p. 10. Schol. Arist. Vogel 552.
Die Ruinen von Ninive aus eben solchen Backsteirihaufen wie Babylon,
A. J. Bich Narrative of a residence in Koordistan and of the site of ancient
Nineveh II Vol. 1836. 8.
236. Die Babylonischen Bauwerke zerfallen in zwei 1
Classen. E r s t e n s altere der einheimischen Dynastien. Dazu 2
gehoren die Anlagen der westlichen Seite, wo sich A It- Ba-
by Ion mit unabsehbar langen sich rechtwinklich darchschnei-
denden Strassen ausbreitete, wo die altere Konigsburg
noch in einer Anhohe von Backsteinen erkennbar ist, und
wo auch der grosse Tempel des Baal, der Thurm zu Babel,
lag, der in Birs Nimrod durch dessen Grosse und terrassen-
formige Anlage mit Sicherheit erkannt wird. Zweitens 3
die Werke der Ghaldaeischen Fiirsten (von 627 v. Ghr.), be-
sonders des Nabuchodonosor , welcher der alten Stadt, im
Westen des Euphrat, eine neue, ostlich vom Strome, zam
Schutz dieser Seite hinzufiigte , beide mit mehrern Befesti-
gungslinien urn gab, und besonders die Neustadt mit herrlichen
Werken schmiickte; unter denen eine Nachahmung eines Per- 5
sischen Gebirg-Parks uns am genauesten bekannt ist.
2. Birs Nimrod, ll/2 Deutsche Meilen vom Euphrat, und doch
nach Herodot und Diodor mitten in der Stadt. Unten ein ungeheures
legov, 1200 F. im [j, welches aber nicht als zusammenhangendes Gebaude
zu denken ist; mitten darin der T. des Baal mit der goldnen Bildsaule,
294 Kunst der Syrischen Stamme. [236]
von einem runden Thurm eingeschlossen , der, unten 600 F. im Durch-
messer, sich in 8 Terrassen erhob. Im obersten Stockwerke der heiligste
T. obne Bild; nur mit einem goldnen Tisch und Ruhebett fur den Gott.
Herodot I, 181 ff. Der Thurm 600 F. hoch nach Strabon.
3. Wir ziehen entschieden Berosos von Josephus erhaltene Archiv-
nachrichten uber den Ursprung dieser Anlagen (Berosi quae supersunt,
ed. Richter p. 65), mit denen sich auch Herodot wohl vereinigen lasst,
den Fabeln bei Ktesias und Diodor vor, welche zum Theil auf der volks-
rnassigen Benennung: Semiramische Werke, fiir alle grossen Werke im
Orient beruhen. Wie vortrefflich Berosos Angaben mit den vorhandnen
Trummern stimmen, hat Heeren gezeigt, Ideen I, 2. S. 172 ff.
4. Ueber- dieMauern Babylons, Erbauer, Grosse u. s. w. die Gom-
mentatoren zu Diodor II, 7, besonders Tzetzes Chil. IX, 568.
5. Nabuch. baut nach Berosos diesen kiinstlichen Paradeisos
fiir seine Medische Gernahlin Amuhia (Nitokris? vgl. Niebuhr Kleine
Schriften S. 208 f.). Nach Diodor II, 10 lasst sich ein vollig genauer
Plan davon machen; Strab. XVI. p. 738, welcber von Gewolben spricht,
ist ungenauer. Der gauze Bau mass 400 F. im Q, und bestand aus
22 F. starken paralellen Backsteinmauern, getrennt durch Gange (avQiyytg)
von 10 F. (Bei Gurtius V, 5 schreibe: quippe XX. pedes lati parietes
sustinent, XI. pedum intervallo distantes; denn der Mauern konnten nur
13 sein, Syringen 12). Steinbalken, 16 F. lang, (weil 2 X 16 = 22 + W\
lagen dariiber; alsdann 4 Lagen: Rohr in Asphalt, Backsteine in Gyps,
Blei, Gartenerde; deren untere das Durchdringen der Nasse und das
Zersprengen des Gemauers durch die Kraft der Vegetation bezweckten.
Die hochste Terrasse, 50 F. hoch, war dem Euphrat am nachsten; in
der ersten Syrinx war ein Pumpwerk. Noch sieht man in den Ruinen-
haufen el Khasr parallele Mauern und Gange dazwischen, die mit Sand-
steinblocken iiberlegt sind.
Ruinen von Babylon. Quellen: Niebuhr Reisebeschreibung
nach Arabien Bd. II. S. 290. Maurice Rich Memoir on the Ruins
of Babylon, in v. Hammer's Fundgruben Bd. Ill, und dann beson-
ders zu L. 8. Von Demselben: Observ. on the Ruins of Bab.
L. 1816 u. On the Topography of anc. Bab. in der Archaeol. Britann.
T. XVIII. 243. Gap. Keppel's Reise von Indien nach England, s. Kunstbl.
1827. N. 43. Robert Ker Porter's Travels in Georgia, Persia, Armenia
V. II. pi. 69—76. Bearbeiter: Rennell Geogr. System of Herodotus,
im Auszug in Bredow's Untersuchungen iiber die alte Gesch. II. S. 533.
Ste Groix sur les mines de Bab., Mem. de 1 Ac. des Inscr. T. XL VIII. p. 1.
[237] Babylonische Gotterbilder. 295
Beauchamp Mem. sur les antiqu. Babyloniennes , Journal des Sav. 1790.
p. 797 ff. Heeren Ideen I, 2. S. 157 ff. nebst Plan.
2. Bildende Kunst.
237. Die bildende Kunst zeigte sich theils in Reliefs, 1
welche in die noch ungebrannten Backsteine eingedriickt und
mit einem bunten Firniss iiberstrichen wurden; theils in 2
Gotterstatuen und Colossen, welche aus einem holzernen
Kern bestanden, iiber den geschlagenes Metall, Gold oder
Silber, gezogen wurde (vgl. §. 71. 84), und denen zur Er-
hohung des Glanzes aus Edelsteinen zusammengesetzte Attri-
bute angefugt wurden; auch kostliche Ge wander, in deren
Verfertigung und Farbung die Babylonier besonders ausge- 3
zeichnet waren, dienten diesen Bildsaulen zu einem die Augen
blendenden und durch wundersame Figuren die Phantasie
beschaftigenden Schmucke.
1. Von den Reliefs an der innersten und zweiten Mauer der west-
lichen Konigsburg, welche allerlei Thiere und konigliche Jagden darstellten,
sagt Diodor: 'Ev wfjialg ?TI ralg nliv&oig dtstsrvTtcoro
Vgl. Hesekiel 4, 1 ; auch die gemalten Ghaldaeer mit bunten Rocken und
Hiiten, Hesekiel 13, 14, waren wohl solche Arbeiten. Noch fmdet man
Backsteine mit Keilschrift an der untern, und eingedriickten Thierfiguren
an der vordern Seite in Babylon.
2. S. Herodot I, 183 iiber das Bild des Belos, sammt Tisch, Thron
und Fussschemel aus Gold (800 Talente), und einer andern goldenen
Statue von 12 Ellen Hohe, die aber der Schriftsteller selbst nicht sah.
Fabelhafteres Diodor II, 9 iiber die goldenen, getriebenen Bilder des Zeus,
der Hera u. Rhea; dabei ein aus edlen Steinen zusammengefugter Scepter,
GKrjnTQov liQ-oY.6llr]Tov. (So weihte Milto in Asien neben einer goldenen.
Venus-Mylitta eine Tre^smg Ai^oxo/l/lTyTo?, Aelian V. H. XII, 1.) Ueber
die Verfertigung der Bilder besonders der Brief Jeremias I, 7: yAcocao:
709 avTotv forl KKTf^vGfiEvr] vTio TSKTovos (Berosos zu Athen inaurata
lingua Plin. VII, 37), KVTK 8s n£Qi%QVGa. x«i nsgi KQ y VQK — Y.KL
ntXQ&evcp ytkoKOGHto Ittfufiavovrfs %QVGIOV K(XTaGx£V(x£ovGi orf-
£nl TOTS xsqpaAo's rcov •O'scov KVTCOV u. s. w., besonders V. 54. 56. 57.
Vgl. Daniel 3. Znr^a^^ra, nach Berosos bei Hesych, die KoafiyrQict der
Babylonischen Hera. Von ehernen Statuen alter Konige in Babylon
Diodor II, 8. Stein erne Bilder kommen nur bei Daniel 5, 4. 23 vor.
Vgl. Miinter Rel. der Babylonier S. 59 ff.
296 Kunst der Syrischen Stamme. [238]
3. Von Babylonischen Zeugen und Teppichen mil eingewebten
Wunderthieren (£coo TEQctrcoSr] Philostr. Imagg. II, 32. vgl. II, 5), Boetliger
Vasengemalde I, III. S. 105 sqq. Heeren I, 2. S. 205. Munter S. 64.
Die Medischen und Persischen waren gewiss nur Nachahmungen, an diesen
riihmt Athen. V. p. 197 b. schone und genaue Zeiclmung der Figureri.
Solche $ciQ$ctQ(ov vcpaGfiKTK braehten TQccyeldcpovs und initcdeKTQv6va$
(Aristoph.) und fii^o&rjQcxs yarns (Eurip. Ion 1176) nach Griechenland,
und batten besonders auf die Etruskische Kunst Einfluss (§. 178, 3).
Diese Wunderthiere waren gewiss zum Theil Nachbildungen <3er im T.
des Baal dargestellten, von Berosos p. 49 beschriebenen.
1 238. Jetzt konnen uns nur noch einige Reste von Stein-
bildern einen Begriff von dem Kunsstyl der Babylonier
2 geben; in viel reicherer Masse aber ihre geschnittenen
Steine (jeder Babylonier hatte nach Herodot ein Petschaft),
besonders die grosstentheils in der Gegend von Babylon (am
meisten zu Borsippa, wo noch spat eine beriihmte Chaldaeer-
Schule existirte) gefundenen, aus harten und edlen Steinen
3 (Ghalcedon, Haematit, Agat) bestehenden Cylinder; welche,
wenn sich ihr Gebrauch auch von den Ghaldaeern zu den
Magern, von der Baalsreligion zu dem Ormuzd-Dienste, fort-
pflanzte, doch besonders aus Babylonischen Sitten und Ge-
4 brauchen abzuleiten und zu erklaren sein mochten. Auf ihnen
erkennt man auch noch muthmasslich einige der Haupt-
g otter des Babylonischen Gultus, der uns indess in seinem
inneren Zusammenhange zu wenig bekannt ist, um durch-
5 gefiihrte Erklarungen zu versuchen. Die Arbeit dieser Cylin-
der ist von sehr verschiedenem Verdienst, oft fast ganz aus
runden Hohlungen bestehend, bisweilen sehr sorgfaltig und
zierlich; der Styl der Zeichnung stimmt im Ganzen sehr mil
den Monumenten von Persepolis iiberein.
1. S. Munter a. 0. S. 63 uber einen Granitic wen aus Baby Ions
Ruinen. Besonders wichtig ist der Block aus grauem Granit von Rich,
Fundgruben III. S. 199. Tf. II, 1, mitgetheilt, und der ll/2 Fuss lange,
bei Tak-Khesra am Tigris gefunderie Marmorblock (im Pariser Cabinet)
mit Figuren von Thieren, Altaren, Sternen, wohl aus Ghaldaeischer Astro-
logie. Millin M. I. T. I. p. 58. pi. 8. 9. Hager Illustrazione di uno zodiaco
orientale. Mil. 1811. Munter S. 102. Tf. 3.
2. Abbildungen und Beschreibungen von Gylindern und Baby-
lonischen Siegelsteinen in Caylus Recueil, bei Herder's Vorwelt, Sammtl.
[239] Phoenicische Architektonik. 297
Werke bei Gotta Bd. I. S. 346; bei Tassie Gatal. de pierres grav.
pi. 9—11; in den Fundgruben III. S. 199. Taf. 2. IV. S. 86. Tf. S. 156.
Tf.; bei Ousely's Travels T. I. pi. 21. III. pi. 59; Porter a. 0, pi. 79. 80;
Dubois Pierres grav. Egypt, et Persannes Dorow's Morgenl. Alterthumer
H. 1. T. 1; J. Landseer's Sabaean Researches. L. .1823; Guigniaut
pi. 21—24. Zur Erklarung, neben Grotefend (§. 248, 4), Miinter S. 95. 135.
Von Gylindern aus Terracotta mit Keilschrift ders. S. 94.
3. Wenn die Cylinder Amulete sind, woffir auch die durch-
gaugige Durchbohrung spricht : so hangen sie gewiss mit dem Glauben
an die wunderbaren Krafte der Steine zusammen, den Plin. XXXVI, 34,
XXXVII , 14 sqq. den Magern beilegt (vgl. die Orphischen Ai&ma 691)
und Schriften des Zoroaster, aber zugleich des Babylonier Zachalias
dariiber anfuhrt. Auch fiihren die Namen der Steine: Belus-Auge
(Plin. XXXVII, 55), Belus-Stein (auch Eumithres, superstitionibus grata,
ebd. 58), Adadunephros (eiusdem oculus ac digitus dei: et hie colitura
Syris, ebd. 71 ; die Gottheit Adad Macrob. I, 23) darauf, dass dieser Glaube
besonders in Assyrien zu Hause war. Bei den Magern war auch von In-
schriften und Bildern auf Steinen die Rede, Plin. XXXVII. 40, welcher
XXXVII, 37 diesen Gebrauch der Amulete dem ganzen Orient zuschreibt.
4. Baal mit der Tiara oder Kidaris (vgl. fiber diese Kopftracht
Hoeck Vet. Mediae mon. p. 42) und einer Strahlenkrone, einen Kranz
in der Hand, auf einem Thron nebst Fussschemel, Miinter Tf. 1. 3.
Mylitta (Astarte) mit den Fiissen auf einem Lowen (Macrob. Sat. I, 23),
Hunde am Thron, fiber den Schultern ragen Waff en hervor, Mfinter 1, 5.
Atergatis den Baal ffir ihre Fische um Schonung flehend (?), auf dem
Cylinder bei Mtinter 1,8, vgl. Lukian dea Syr. 47. San don (Herakles)
auf einem gehornten Lowen stehend (wie auf Tarsischen Mfinzen, worauf
dieser Assyrische Gott auf seinem Rogus vorgestellt wird, s. Niebuhr's
Rhein. Museum Bd. III. S. 22, vgl. Visconti PioCl. II. p. 107), auf einem
Cylinder bei Herder Tf. 1. Ungeheuer, wie sie Berosos beschreibt,
Mfinter 2, 15. 18. 19 u. sonst. Die vierflfigligen Menschen fmdet man
z. B. auf dem Dorowschen Cylinder wieder.
B. Phoenicier und benachbarte Stamme.
1. Architektonik.
239. Das erwerbthatige Volk der Phoenicier war 1
offenbar weniger auf Colossalitat und Unzerstorbarkeit bei Bau-
unternehmungen bedacht , als auf eine glanzende Auszierung.
Die Tempel scheinen klein gewesen zu sein, wie der der Astarte 2
298 Kunst der Syrischen Stamme. [239]
3 zu Paphos auf Kypros; ihre eigenthiirnliche Anlage kann
wohl am besten aus dem Temp el des Jehova zu Jeru-
salem beurtheilt werden, auf den offenbar die Phoenicische
Kunst mehr eingewirkt, als die entfernter stehende Aegyptische.
4 Ueberall, an der Bundeslade, der alten Stiftshiitte und in
dem Salomonischen Tempel, finden wir den fur diese Volker
charakteristischen Gebrauch wieder, Bretterwande oder das Ge-
5 tafel an Stein wanden mit Goldblech zu iiberziehen. Auch
Elfenbein zur Verzierung von Architektur-Theilen , wie zur
Auszierung von Thronen und andern Gerathen, zu brauchen,
war bei den Syrischen Stammen gewohnlich: dieser Luxus
breitete sich iiber Kleinasien fruhzeitig nach dem Westen aus
(§. 47. 56).
2. Phoenicische Haupttempel : des Melkarth zu Tyrus und zu Gades,
der Astarte auf der Burg von Karthago. Den ersten soil nebst dem des
Zeus Olympios (Bel-Samen) und der Astarte der Kdnig Hiram gebaut,
Gedern dazu vom Libanon gehauen , auch goldne Saulen hineingestellt
haben. Dios und Menandros bei Joseph g. Apion I, 17. 18. Von keinem
weiss man indess etwas Genaueres; dagegen ist der T. zu Paphos durch
Ruinen (beschrieben von Ali-Bey und von Hammer) und Abbildungen
auf Gemmen und Miinzen einigermassen bekannt. S. Gemmae astriferae
I, 16. 77. 78, auch die Darstellung von Paphos, Pitt, di Ercol. HI, 52.
Lenz die Gottin von Paphos. 1808. Miinter Der T. der himmlischen
Gottin von Paphos; zweite Beilage zur Rel. der Karthager. Der Tempel-
hof 150 X 100 Schritt; in zwei Halften getheilt, in deren einer das kleine
Tempelgebaude. Zwei Pfeiler oder Obelisken standen davor, durch eine
Kette verbunden. Ein halbkreisformiges Gelander umgab einen Vorhof
(Taubengehege). Der mittlere Theil erhob sich bedeutend iiber die Neben-
hallen. Im Adyton stand die Gottin als Spitzsaule von Gandelabern um-
geben. Von einem uralten T. des Apollo aus Gedern in Utica Plin. XVI, 79.
Tempel von By bios mit Meta darin, colossal. Mionnet Suppl. VIII.
pi. 17, 2. Meta von Byblos, R. Rochette Mon. ined. p. 410. Vign. Tempel
auf dem Berg Garitzin Mionnet Suppl. VIII. pi. 18, 2..
3. Der T. auf Moriah *trat an die Stelle des alten Hirtentempels
aus beweglichen Bretterwanden mit etnem Ueberhange aus Teppichen,
der die Bundeslade mit ihren Cherubim einschloss. — Grosse Sub-
structionen fullten ein Thai, 600 Fuss tief, aus. Der eigentliche T. war
60 Ellen lang (20 davon das Ghor), 20 breit (ohne die Kammern),
30 hoch. Die steinernen Mauern wurden nach oben schwacher, wie
in Aegypten, an ihnen lagen zunachst in drei Stockwerken Reihen
kleiner Kammern, mit Fenstern, fur allerlei Zwecke. Vor dem Eingange
[240] Bildwerke der Phoenicier. 299
ein thurmartiges Gebaude (Ulam), ahnlich wie in Paphos, 20 Ellen breit,
10 dick, 120 (?) hoch. Davor zwei machtige Erzsaulen (Jachin und Boas)
mil schon verzierten Capitalern, welche nichts zu tragen batten, 40 Ellen
hoch. Diese arbeitete Hiram Abif aus Tyrus. Das Dach und die innern
Wande des Tempels und Ghors (Dabir) waren aus Gedernholz, mit Schnitz-
werk von Gherabim, Palmen und Guirlanden, welches sich durch den
diinnen Ueberzug von Gold ausdriickte. Ein doppelter Vorhof, der Priester
und des Volks, zu welchem erst Herodes (§. 190, 1, II.) den aussern
dritten Vorhof der Heiden hinzufugte. Von eigentlichen Saulenhallen ist
dabei im A. T. nicht die Rede; doch kommen bei Salomon's Pallaste drei
Hallen, jede mit 15 Saulen, vor. — S. die Literatur in Fabricius Bibliogr.
antiq. p. 388 u. in Beck's Grundriss S. 30. Ugolini Thes. Antiqq. Hebr.
T. IX -XL Hirt Der Tempel Salomons. B. -1809. De Wette Hebr. Judische
Archaeologie. §. 224. 225. Kunstblatt 1831. St. 74 ff. Ueber den 2. Tempel
von Jerusalem, Stieglitz Beitr. S. 63, besonders nach Meyer und Griineisen.
Tempel von Samaria Mionnet Suppl. VIII. pi. 18, 2. [W. Kraft Topographie
von Jerus. 1846. S. 52 ff. 98 ff.]
5. S. Konige, B. I, 22, 39 von Abab's elfenbeinernem Hause (vgl.
Amos 3, 15). Ebd. 10, 18 von Salomon's &QOVOS %QV6e)i£(puvTivos mit
Lowen an beiden Lehnen (wie in Aegypten) und an den Seiten der sechs
Stufen. Von Tyrus sagt Hesek. 27, 6 nach den LXX: TCC hya oov
2. Bildende Kunst.
240. Derselbe Geschmack durchdringt die bildende Kunst. l
Abgesehn von den alten Baetylien-Bildern des einfachsten
Idolen-Gultus , waren Steinbilder offenbar selten. Dagegen 2
batten die Phoenncier und Gananaeer, wie diestammverwandten
Babylonier, gewohnlich Holzbilder, iiber die gehammertes
Metallblech geheftet wurde; fur welche Art Arbeit sich eine
sehr regelmassige und sorgfaltige Technik ausgebildet zu haben
scheint. Gegossene Statuen lassen sich dagegen nicht mit 3
Sicherheit nachweisen, obgleich das Verfahren, Metallmassen
in irdenen Formen eine bestimmte Gestalt zu geben, den
Phoeniciern nicht ganz unbekannt war. Auch Gefasse von 4
zierlicher, oft colossaler Form, wurden viel hier verfertigt. 5
Mit der Arbeit in edlen Metallen vereinigte sich, auch in den-
selben Individuen, die Kunst, Edelsteine zu graben und zu
fassen, so wie Gewander und Vorhange (welche oft auch eine
300 Kunst der Syrischen Stamme. [240]
6 bunte Zeichnung batten) zu weben Auch das einheimische
Glas wurde gebraucht, mit buntem Schimmer Wande und
Decken zu schmucken. Ueberall Neigung zu Putz und Glanz,
welche indess echtem Kunstsinne oft mehr den Weg vertritt,
als die Bahn offnet. [Wandgemalde kommen bei Ezechiel vor.]
1. Hierher gehort Beth-El in Jakob's Geschichte, und der Gott
Baetylos bei Sanchuniatbon. Schwarze Steine (Meteorsteine) zu Heliopolis
Emesa, auch im Phrygischen Pessinus. Ueber die Spitzsaule in Paphos
§. 239. Der Syrische Zeus Kasios erscheint auf Miinzen als roher Stein-
baufe (doch gab es bier auch einen dem Apollo ahnlichen Zeus, mit einem
Granatapfel in der Hand, Achill. Tat. Ill, 6). Vgl. Falconet Mem. de 1'Ac.
des Inscr. VI. p. 513. Hunter Antiq. Abhandl. S. 257. Von Dalberg
Ueber Meteorcultus im Alterthum. 1811. De Wette Archaeol. §. 192.
2. S. Deuteron. 7, 25, besonders Jerem. 10, 3. |v^ov iariv s'x TOV
§QVflOV £KK£KO[l[l£VOV , EQyOV TSKTOVOg , KCCL ICOVEV^K , aQyVQlO) KCCl
%QVGiq> K£K<XAAC07tlG[l£VCe £V Gtf)l)Qttl<$ KCti 7]AOig ZGTFQs'cOGCtV KVTK X. T. A.,
Jesaias 40, 19. /u?) elyiovcc BTCOI'TJCS TEKTOOV rj (xa/?) %QVGo%6o$ %(avsvGas
XQVGlOV 7teQl£%QVG(OG£V CiVTOV — 'gvkov yctQ KGrjTtTOV IxlSfQTVLI, TSKTCOV
x. T. I. , auch 44, 13 ff. , wo die Arbeit des rcxrow mit Schnur und
Rothel beschrieben wird, womit er »eine schone Menschengestalt« hervor-
bringt. Auch das goldene Kalb (nach Michaelis) und die Cherubim des
Allerheiligsten waren aus Holz und mit Goldblech uberzogen. — Ein ver-
goldeter Apollo in einer goldgetriebenei) Kapelle zu Karthago, Appian
Pun. 127. Das Gefallen an Zusammensetzung von Metallen nimmt man
besonders aus Daniel 2, 31 ab. Vgl. Sickler Mythus des Aesculapius.
1819. Zweiter Anhang.
3. Die ehernen Saulen am Tempel ynd die Gefasse wurden nach
clem 1. B. der Konige 7, 46 in dicker Erde, d. h. wohl in starken irdenen
Formen, gegossen. Vgl. De Wette Archaeol. §. 106.
4. Mannigfache Gefasse im T. zu Jerusalem, besonders das eherne
Meer von zwolf Rindern getragen. Beilaufig ist dabei das eiforrnige
Riesengefass aus Stein, 30 F. im Umfang, mit vier Henkeln und einem
Stier als Zierde, zu erwahnen, welches bei Amathus (Lemisso) auf Gypern
liegt. J. Landseer Sabaean Researches p. 81. Punische Silber- und
Goldschilde mit Bildern Liv. XXV, 24. Plin. XXXV, 4. Vgl. oben §. 58. 1.
5. Hiram, Konige B. I, 7 bios Erzkiinstler, versteht nach Paralip.
II, 2, 14 zu arbeiten iv %QVGL(O ytai iv ^aAxco xo;< BV GiSijQa) Keel fv
Mftoig "AK\ gvkois v.ai vcpcxlvsiv iv rrj TtOQtpVQO. xori tv rrj vanlvftq) yiui
sv rr\ PVGGGJ Kai sv rw XOKKLVOJ xori, yAvtyai y^vcpaf. Reiche Zusammen-
setzungen von Edelsteinen in Tyrus, Hesekiel 28, 13 u. sonst. Obelisk von
Smaragd, wahrscheinlich Plasma di Smeraldo, im T. des Melcarth daselbst,
[S241] Phoenicische Gotterbilder. 301
Theophrast de lapid. 25. Arbeiten in Bernstein Od. XV, 459. Vgl. Eich-
horn de gemmis scalptis Hebr., Comment. Soc. Gott. rec. T. II. p. 18.
Hartmann Hebraeerin am Putztisch Th. III. S. 84. — Sidonische Ge-
wander kommen bei Homer vor. Hiram's Vorhang vor dem Aller-
heiligsten, mil Cherubim darin. Aehnliche arbeiteten Kyprier fiir Grie-
chische T. §. 113. A. 1.
6. Ueber das Glas bei Phoeniciern und Hebraeern Hamberger und
Michaelis, Commentar. Soc. Gott. T. IV. Heeren Ideen I, 2. S. 94.
[Ezech. 23, 14. xai sldfv uvdgKg f^coyQKCprjfisvovs £ni rov TOI%OV,
ztxovccs XcdSatcov , s£coyQUfpr](j,svov$ (v yQucpidi. cf. 15. Hieron. ad
Ezech. 8, 20: sed et omnes templi parietes diversis idolorum imaginibus
pingebantur, ut nulla esset bestia, quam non parietis pictura monstraret:
angefiihrt von Winckelmann.]
241. In wie fern die Bilder der Gotter bei diesen 1
Volkerschaften durch charakteristische und bedeutsame Bil-
dung einen angebornen Kunstsinn bethatigten, ist bei dem
Mangel von Monumenten der Art schwer zu sagen : soviel 2
geht sicher aus den Nachrichten der Alten hervor, dass sie
viel Gombinationen der Menschenfigur mit Thieren hatten,
theils halbthierische, theils auf Thieren sitzende und stehende 3
Gestalten; auch auf ihren geschnittenen Steinen spielten mit
Ungeheuern combinirte Figuren eine grosse Rolle, und ver-
breiteten sich durch solche Werke friihzeitig nach dem Occi- 4
dent. Auch durch ungestalte und zwergartige, oder durch
formlose und seltsam verhiillte Figuren deuteten die Phoenicier
gern das wunderbare Wesen der Gottheit an; und dem Cha-
rakter ihres wilden und lasciven Naturdienstes gemass spielte
die Bezeichnung des Geschlechts, auch der Doppelgeschlechtig-
keit, an ihren Bildern eine grosse Rolle. Wenn solcher Greuel 5
dem Volke Gottes in der Regel fremd blieb : so ist die Phantasie
desselben doch auch von dem Gefallen an seltsamen Thier-
compositionen friihzeitig ergriffen worden ; bei Gebilden der poe-
tischen Phantasie aber zeigen seine Sanger mehr Neigung zu
wundersamer Verkniipfung bedeutungsvoller und imposanter Ge-
stalten, als plastische Form und Riicksicht auf Ausfuhrbarkeit.
2. Dagon (Odakon) von Asdod, Atergatis in Askalon, Cannes
in Babylon, waren alle halb Fisch halb Mensch. Auf Kaiseramnzen von
Askalon erscheint Alergatis (nach Andern Semiramis) als Weib auf einem
Triton, oder Schiff, oder Drachen, stehend, auf der R. eine Taube, in der
L. eine Blumenranke haltend, auch mit der Thurmkrone oder einem
302 Kunst der Syrischen Stamme. [241]
Halbmond auf dem Kopfe. S. Norisus Ann. Syromaced. p. 503 f. In
Lukian's Zeit (dea Syria 31. vgl. 14) war die Syrische Gottin ein
auf Lowen sitzendes (wie Juno-Gaelestis auf den Murizen von Karthago)
Frauenbild mit vielen Attributen, eine Art von Pantheum. Vgl. Creuzer
Symb. II. S. 67. So thront sie mit zwei Lowen, Boissard IV, 95. Zeus
(Baal) sass auf Stieren, wie der Jupiter DoHchenus von Gommagene
auf einem Stier steht. Marini Atti dei frat. Arv. II. p. 539. Boettiger
Kunstmyth. I. S. 308. 313. 330. Tf. 4. Munzen von Hierapolis (Neu-
mann Numi Vet. II. tb. 3, 2) zeigen beide, den Gott auf einem Stier-,
die Gottin auf einem Lowenpaar sitzend ; eine Garneol des Wiener Cabinets
giebt dieselbe Gruppe mit merkwiirdigen Beiwerken. Von einem Syrischen
Apollon mit Bart, einem Brustpanzer, einem Kalathos auf dern Kopfe,
in Hierapolis, Lukian 35 u. Macrob. I, 17. Macrob. beschreibt auch I, 23
das Aegyptisirende Bild des Gottes von Heliopolis. Die Atergatis von
Aphaka nach Macrob. I, 21 capite obnupto, specie tristi.
3. Die Figur, welche Lowen an den Schwanzen emporbalt, auf der
(Etruskischen?) Gemme, Impronti d. Inst. I, 16, kommt auf einer Miirize
mit Phoenicischer Schrift sehr ahnlich vor , Dutens Med. Grecques et
Phemc. pi. 2, 10, wie R. Rochette bemerkt Journal des Sav. 1834. p. 282.
Die mitten zusammengefugten Vordertheile von Thieren auf altgriechischen
Munzen, besonders von Samos, mogen durch Vorderasiatische Bildwerke
mit den Persepolitianischen (§. 244. A. 6) in Verbindung stehn. Donaldson
Antiqq. of Athens, Supplem. p. 26.
4. Von den Phoenicischen Pataeken Herod. Ill, 37. Adonis in
Gypern, nach Hesych. TIvyfiKicov. Von einem spannenlangen alterthum-
lichen Aphroditenbilde aus Gypern (01. 23). Athen. XV. p. 675. — Astarte
als Gottin von Sidon auf Kaisermimzen , eine verhiillte halbe Figur in
einem Tempel auf einem Wagen (vabg £v yoyoQov[itvos), Norisius p. 417.
M. S. Clement, tv. 11, 108. 109. 37, 34. [Lenz die Gottin von Paphos.
Gotha 1808. 4.] In einer mumienartig eingewickelten Frauenfigur zu
Palermo erkannte Hirt (Berliner Kimstbl. II. S. 75) ein Karthagisches
Idol. — Der doppelgeschlechtliche Aphroditos in Amathus. Baal-Peor
in Moab war wahrscheinlich priapisch. Im Vorhofe zu Hierapolis zwei
180 F. hohe Phallen (Lukian 16. 28); ahnliche in andern Syrischen und
Babylonischen Heiligthumern. Ein Karthagisches Idol scheint die Iside
bei Serradifalco Genni sugli avanzi d. ant. Solunto, Palermo 1831. tv. 6.
Sopra alcune monete Fenicie delle isole Baleari von della Marmora,
Welcker im Rhein. M. III. S. 504. Munzen von Melite Torremuzza tv. 92,
vierfluglicher Osiris, von Gaulos tv. 93, behelmter Kopf, darunter Halb-
mond, von Kossura tv. 96 mit phoenicischer, mit lateinischer Schrift, Gotze
mit Schlangen, Neumann T. II. tb. IV, 10 — 14. Sardische Idole, Archaeol.
Intell. Bl. 1834. n. 34. [Bei della Marmora Voy. de la Sardaigne pi. 34,
[241*] Kunst in Kleinasien. 303
bei dem in Turin die Sammlung auch in Abgiissen ist. Fr. Miinter
Sendschreiben iiber einige Sarclische Idole. Kopenh. 1822. 4.]
5. Die Cherubim in Genesis 3, 24 und im Dabir scheinen ganz
menschliche und nur geflugelte Figuren, in andern Stellen treten groteskere
Vorstellungen hervor. F. J. Ziillig Der Cherubim -Wagen. 1832, u. Grun-
eisen im Kunstblatt 1834. St. 1 f.
C. Kleinasien.
241.* Von - Bauwerken Kleinasiatischer Volker, bevor 1
Griechischer Geschmack ihre Formen bestimmte, wie bei dem
Tempel der Kybebe zu Sardis (§. 80) , sind nur Grab-
denkmaler mis bekannt geworden. Die Monumente der 2
Lydischen Konige, unter denen das Grab des Halyattes das
colossalste, waren sehr hone Tumuli auf Unterbauten aus
grossen Steinen. In Phrygien finden wir an dem Grabe 3
des Konigs Midas die im Orient so verbreitete Form einer
in eine senkrechte Felswand gehauenen Fagade. Sonst 4
waren unterirdische Wohnungen und Sanctuarien des Attis-
Gultus bei diesem Volksstamme in Gebrauch (§. 48. A. 2).
In Metallarbeiten, in Webereien und Farbereien werden 5
die Lyder friihzeitig die Leistungen der Semitischen Stamme
sich angeeignet .haben , und auf diesem Wege wird manche
technische Fertigkeit zu den Griechen gekommen sein (vgl.
§. 71, 1. 73, 3).
1. S. Herod. I, 93 mit Creuzer's Excurs in Baehr1s Ausgabe. Thiersch
Munchner Abhdl. Philol. Cl. I. S. 395. Vergleichung mit Porsenas Denkmal,
Lydischer Ursprung, Lyder und Tyrrhener zu trennen (gewiss nicht).
Ueber die Reste Leake Asia minor p. 265. Prokesch Reisen III. S. 162.
Die schrage Hohe dessen, was man von dem Tumulus sieht, betragt 648 F. ;
oben stand ein colossaler Phallus. Vgl. §. 170. -- Phrygische Tumuli
§. 50. A. 2. — Eine ungeheure dreieckige Pyramide bei den Sakern be-
schreibt Ktesias Pers. 27. p. 117. Lion.
3. Das Grab des Midas im Thale Doganlu beim alten Nakoleia in
Nord-Phrygien, aus rothem Sandstein gehauen; die Facade g. 80 F. hoch,
60 breit; oben eine Art Fronton mit grossen Voluten geschmuckt. Leake
in Walpole's Travels p. 207. Asia minor p. 26. Hamilton Aegypt p. 418.
Ueber die Inschrift (MIJAI . . FANAKTE1] Osann Midas 1830.
Grotefend, Transact, of the R. Asiat. Soc. V. III. P. II. p. 317. In der
Nachbarschaft sieht man, nach Leake, Facaden, die aus einem Prostyl
304 Kunst in Kleinasien. [241*]
von zwei Saulen mit Architrav, Zahnschnitt und Kranzleisten be-
stehen: die Gestalt, welche in der Nekropolis von Telmissos so viel
vorkommt, und dort schon mehr die Formen der lonischen Ordnung
tragt. Ghoiseul-Gouff. T. I. p. 118. pi. 67. 68. [Nach J. R. Steuart Descr.
of some anc. mon. with inscriptions still existing in Lydia and Phrygia,
several of which are supposed to be tombs of the early kings L. 1842
ist die Inschrift vollstandiger ATE 2 APKIAEFAIS 'AKENANOI'AFOS
(der Name des Vaters im Gen.) MIJAI AAFAPTAEI (Zas'er??, wie Aaayog,
Aayos, AUUKTTJS) FANAKTEI EJAES (verrnuthlich f^xs), vgl. Bull.
1843. p. 64. Sieben Grabmaler des Thais Doganlu mit derselben Schrift
sind abgebildet, nebst mehreren andern merkwiirdigen Denkmalern. Eherne
Jungfrau auf dem Grab des Midas, Horn, epigr. 3.]
[5. Sculptur an einer Felswand des Sipylos §. 64. A. 2. Auf dem
Tumulus des Alyattes, der von den Hunderten der Sardischen Nekropolis,
jenseits des Hermos, in Gruppen und einzeln iiber eiiien erhohten weiten
Raum ausgestreut, weit der grosste ist (Herod. I, 93), liegt von einem
Phallus der Kopf, 40 F. im Umfang, 12 F. Durchmesser, von sehr guter
Arbeit. Lykien §. 90. 128*.]
III. Volker vom Arischen Stamme.
242. So wesentlich verschieden auch der Volker stamm 1
der Arier (oder Iranier), welcher, von Ariana ausgehend,
die alten Bewohner Baktriens, Mediens, Persiens in sich
begreift, in Sprache, Nationalsitten und Religion von dem
Syrischen war: so schloss sich doch die Kunstweise dieser
Volker ziernlich eng an die an , wel.che wir in Babylon
kennen gelernt haben ; und wir sind gedrungen , die Kunst,
welche in dem grossen Persischen Reiche bluhte, nur als eine
weitere Entwicklung der alten Assyrischen anzusehen. Hier- 2
von liegt der Grund theils darin, dass das grosse Assyrische
Reich, wie es, auch Babylon in sich fassend, vor 750 be-
stand, sich iiber den grossten Theil von Iran, selbst Bak-
trien eingeschlossen, ausdehnte, und, als hernach der Medische
Thron aufgerichtet wurde, die Hofsitten und der Luxus
der friiheren Dynastien in Assyrien und Babylon ganz
natiirlich darauf iibergingen, so wie spater Susa und Per-
sepolis wieder eine Nachahraung von Ekbatana waren : theils 3
darin, dass die alte Nationalreligion der Arier, ein dualisti-
scher Dienst des Lichts, fur sich keine Antriebe zur bildlichen
Darstellung der Gotter enthielt, sondern vielmehr das Ge-
miith da von abwandte: daher, als Hofprunk und Luxus
spater das Bedurfniss einer Kunst iiihlbar machten, sie von
aussen und woher sonst, als von den seit alter Zeit culti-
virten Syrischen Stammen, hereingeholt werden musste.
1. Arier, als allgemeiner National - Name bei Herod. VII, 52.
Strab. XV. p. 724 , Eudemos bei Damaskios de princ. p. 384. Kopp , in
Sassaniden-Inschriften.
2. Der viel verbreitete Gultus der weiblichen Naturgottheit,
der Venus unter den Planeten (Mitra bei den Persern, Anahid in Medien,
Elymais, Armenien), hangt gewiss mil dieser alten Assyrischen Herrschaft
zusammen; es sind die Ziige der Semiramis-Derketo, die in diesem Sinne
von Kleinasien bis Baktrien reichen.
3. Ihre Gotter waren nicht menschengestaltig (ctv&Qa)nocpvh $, Hero-
dot I, 131), wodurch Thiersymbole nicht gelaugnet werden.
0. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 20
Kunst des Arischen Stammes. [243, 244}
1. Architektonik.
1 243. So finden wir schon die Burg von Ekbatana
(715 v. Ghr.) in einem Syrisch-Babylonischen Geschmack
auf einer Anhohe terrassenformig angelegt : die iiber einander
hervorragenden Mauerzinnen mit sieben Hauptfarben glan-
zend angestrichen (ohne Zweifel aus bunten Backsteinen);
oben Pallast und Tempel der Anahid, die,Saulen, Balken,
Lacunarien aus Gedern- und Gypressenholz mit Gold und
Silberblech iiberzogen, die Dachziegel ganz aus Silber.
2 Beim Tempel und 'Pallast der Persischen Konigsburg in
Susa, welche die Griechen Memnonia nannten , wissen
wir aus bestimmten Nachrichten der Alten, mit denen die
Trammer wohl ubereinstimmen, class die Bauart die Baby-
lonische war.
1. [Ninive §. 245. Eugen Flandin 1' Architecture Assyrienne in
der Revue des deux mondes 1845. T. X. 6 livr.] S. Herodot I, 98
(die unterste Mauer der Burg war gleich der Ringmauer Athens, d. h.
gegen 50 Stadien; die viel grossere Stadt war offen). Polyb. X, 27.
Diod. XVII, 110. Die iiberzogenen Balken u. s. w. wurden von Anti-
gonos und Seleukos Nikator geschalt, ^gTrtViby. Jetzt Ham ad an; Triim-
mer grosser Substructionen, Canal der Semiramis, Ghausee. Im Einzelnen
findet man namentlich in einer Saulenbasis ganz den Styl von Persepolis
wieder. Olivier Voy. dans I'empire Ottoman. III. p. 30. Morier Second
Journey thr. Persia p. 264 ff. Porter II. p. 90 ff.
2. Ueber die Wunderwerke des angeblichen Memnon (welches
mag der einheimische Name gewesen sein?), Burg, Konigsstrasse und
Konigsgrab von Susa, Jacobs in den Denkschr. der Miinchner Acad.
1810. 11. Vermischte Schr. Th. IV. S. 4. To 8s rsl^og raxodo'^ro rrj$
$£ ojiTrjs nkiv&ov KKL a.6(pa.krov , Strab. XV. p. 728. In Schus, wahr-
scheinlich Susa, findet sich auch jetzt nichts als Haufen von Backsteinen,
mitunter gefarbten. Kinneir Geogr. Memoir of the Pers. empire p. 100 f.
Porter II. p. 410. Hoeck Vet. Mediae et Persiae Mon. p. 95.
1 244. Der alte Stammsitz der Persischen Herrscher war
in Pasargadae, einer Flussebne im innern Persis, die
selbst von dem ersten und koniglichen Stamme des Volks,
2 nach Herodot, den Namen hatte. Dieser dadurch geheiligte
District, gleichsam die Metropole, aus der das weitherr-
schende Konigsgeschlecht hervorgegangen war, erhielt in der
Bliithezeit des Persischen Reichs eine lange Strecke von An-
[244] Architektonik der Meder und Perser. 307
lagen, und darunter einen altern Konigssitz
Ifin) , mit Kyros Grabmal , und eine neuere Residenz,
welche die Griechen Persepolis nannten, wahrend sie
jener vorzugsweise den Namen Pasargadae gaben. Dieser 3
neuere Konigspallast wird mit Sicherheit in den Ruinen
Tschilminar oder Tacht Dschjemschid erkannt. Das Mate- 4
rial, der harte schwarzgraue Marmor des Gebirges Rachmed,
auf dessen Absenkung mit Hiilfe machtiger Substructionen
diese Konigsburg errichtet war, hat hier die Zerstorung der
Architekturformen verhiitet, obgleich auch nur Wande und
Saulen aus Stein, alles Gebalk und Dachwerk dagegen
ohne Zweifel aus iiberzogenem Gedernholz war , womit
die enorme Schlankheit der Saulen zusammenhangt. Die
Anlage steigt terrassenformig empor; starke Pforten, grosse 5
Hofe mit Nebengebauden , prachtige Saulenhallen fiihrten zu
den am hochsten gelegenen inneren Gemachern des Pallastes.
Das Detail der Architektur zeigt eine Kunst, die sich eines 6
reichen Vorraths von Formen decorirender Art bemachtigt
hat, aber nicht sonderlich darnit haushalt: man findet die
wahrscheinlich in Asien friihzeitig verbreiteten (§. 54) Glieder
und Zierathen der lonischen Ordnung wieder, aber durch
Ueberhaufung und seltsame Verbindung eines grossen Theils
ihrer Reize beraubt.
2. S. die Schriftsteller fiber Alexander, welche zuerst Persepolis
erwahnen, besonders Arrian VI, 29 ff. Strabon XV, 729. Diodor XVII, 71.
Curtius V, 7. Pasargadae umfasste wahrscheinlich die Gebaude bei Murghab
und Nakschi-Rustan, §. 245.
3. S. die Abbildungen bei den Reisen von Ghardin (neu herausgeg.
mit Zusatzen von Langles, P. 1812), Kampfer, Cornells de Bruyn; ge-
nauere bei G. Niebuhr Reise nach Arabien II. S. 121. Morier Journey
thr. Persia T. I. p. 129—137. Sec. Journey p. 75. Ousely Travels in
var. countries of the East. V. II. pi. 40 sqq. Porter I. p. 580 sqq. Edw.
Alexander Travels to India pi. 10. Buckingham's Trav. in Assyria, Media
and Persia, ch. 17. Gaylus, Hist, de 1'Ac. d. I. T. XXIX. p. 118. Herder:
Persepolis eine Muthmassung. Persepolitanische Briefe. Heeren Ideen I.
S. 194. Mongez, Mem. de 1'Inst. nation. Litt, T. III. p. 212. Hirt in den
Abhandl. der Berliner Acad. 1820. S. 40. [Voy. en Perse de M. Flandin,
peintre, et de M. Goste, architecte. P. 1845. Die Zeichnungen sind
nach Hr. Steuart, der viele Jahre in Persien lebte, vorziiglich treu im
Charakter.]
308 Kunst des Arischen Stammes. [245]
5. Eine breite Doppeltreppe fuhrte zu drei aneinanderstossenden
Thoren; diese zu den Doppelpfeilern mit den colossalen Hautreliefs von
Wunderthieren. Eine zweite Treppe stieg man zu dem eigentlichen Pallast.
Drei Saulenhallen umgaben eine grossre, ohne Trennung durch Mauern;
wahrscheinlich waren sie nur durch Teppiche abgesondert (Esther I, 6),
die, wie bei Alexander's Prachtzelt (Aelian V. H. IX, 3) und dem Diony-
sischen Zelt Ptolemaeos des II. (§. 150, 2), an Saulen ausgespannt waren.
Die inneni Gemacher und Sale liegen jetzt davon getrennt auf der hoch-
sten Terrasse ; auch hier Saulen in dem Hauptsaale. Diese Gemacher
bildeten indess gewiss einst mit jenen Saulenhallen ein zusammenhangendes
Gebaude. Niedrigere Nebengebaude , darunter ein ziemlich ausgedehntes.
Umfang des Ganzen 1400 X 900 F. Den Eindruck, den das Ganze machen
musste, giebt am besten die treffliche Schilderung einer Persischen Resi-
denz bei Appulejus de mundo p. 270 Bip. (der falsche Aristoteles de
mundo c. 6); besonders: (Rex) circumseptus admirabili regia, cuius tecta
fulgerent eboris nive, argenti (§. 243) luce, flammea auri vel electri clari-
tate: limina vero alia prae aliis erant, interiores fores, exteriores ianuae
muniebant portaeque ferratae et muri adamantina firmitate.
6. Die Saulen (s. besonders Porter pi. 45) der grossen Halle,
55 F. hoch, unten gegen 4 F. stark, mit loniscben Canneluren und hohen
Basen von eigenthumlicher Form; die Capitaler theils aus Vordertheilen
von Einhornern zusammengesetzt, theils aus sehr mannigfachen Stucken
(ein umgesturzter Krater, darauf ein aufrecht stehender, darauf ein hoher
Wurfel mit zwei Reihen von Rollen nach alien vier Seiten) seltsam com-
binirt. Dabei Verzierungen von Blatterwerk, Rosen, Voluten, Perlenstaben.
An den Konigsgrabern kommen auch der Zahnschnitt, eine Art von Eiern
und Schlangenzungen , und das dreitheilige Architrav vor. Die Gesimse
liber den Thiiren haben Aehnlichkeit mit den Aegyptischen (§. 222). Man
bewundert die trefflich behauenen und sehr genau zusammengefugtenQuadern
und Saulenstiicke. Spuren von Wasserleitungen durch die Hallen und Sale.
Von rathselhaften unterirdischen Gangen melden Ghardin und Morier.
1 245. Zugleich lagen in diesem Stammsitze des Ge-
schlechts der Achaemeniden die Grabmonumente derselben.
2 Dies waren seltner freistehende Gebaude, wie das des Kyros
3 beschrieben wird; gewohnlicher in den Felsen gehauene
Fagaden mit verborgnen unzuganglichen Kammern dahinter,
dergleichen theils an der Felswand oberhalb des beschriebenen
Pallastes von Persepolis, theils nordlich davon bei Nakschi-
4 Rustan liegen. Die Architektur zeigt dieselben Formen, wie
in Persepolis; die durchherrschende Darstellung ist die eines
Geriistes, auf dem der Konig- in religioser Handlung er-
[245*] Bildwerke von Persepolis. 309
scheint, iiber einem Fries und Architrav, welches von Saulen
mit Einhorn-Capitalern getragen wird.
2. Das Grab des Kyros im Paradeisos von Pasargadae Arrian
VI, 29. Strabon XV, 730. \itvQyos ov [tsyas, KCCTCO (itv GTSQSOS, avco
8s GTSyrjv s%cav ncti G^KOV GTEVTJV rsAfcog £%OVTK r^v si'GoSov.] Ein
nvgyos; unten eine Basis aus Quadern, darauf ein Bau aus einem oder
mehrern Stockwerken , oben ein cr/xog mit einer ganz engen Thiir; darin
ein goldner Sarg mit dem Leichnam, ein Sopha mit nodes %Qvcol Gcpvgrt
karat, auf diesem ein Babylonischer Teppich, Gewander, Schmuck, Waffen.
Ob das Denkmal in Murghab? Ousely II. pi. 53. Porter I. pi. 14. p. 498.
Heeren S. 276.
3. Eins der Graber am Berge Rachmed (400 F. vom eigentlichen
Pallaste) muss nach Diodor XVII, 71 (vgl. Ktesias Pers. 15) das des
Dareios sein, womit Grotefend's Entzifferung der Keilinschriften von Perse-
polis trefflich iibereinstimmt. Chardin, pi. '67. 68. — Nakschi-Rustan,
ebend. pi. 74. Ousely II. pi. 41. Porter pi. 17. Ziemlich mit den Perse-
politanischen iibereinstimmende Grabmaler hat man in Medien, zu Bisutun
und Hamadan, gefunden.
2. Bildende Kunst.
[§. 245*. Die Assyrische Kunst wird kimftig durch
die Entdeckungen in Ninive durch den franzosischen Consul
Botta in Mossul bekannt werden. Die Hauptfigur auf den
meisten Reliefen ist ein Konig oder Held in reichverbramter
Tunica mit Oberkleid und mit einer Tiara, welcher kampft,
Feinde vor sich hertreibt, Gefesselte und Gnadeflehende vor
sich sieht, beim Mahle sitzt, im festlichen Zug einen Wagen
mir vier neben einander gespannten Pferden lenkt. In seiner
Nahe gewohnlich ein bartloser Mann, vermuthlich Eunuche,
ofters mit einem Streitkolben. Unter den vielen Figuren von
Kampfern wiederholt sich ein Schildtrager, unter dessen Schutz
ein Anclerer seinen Bogen spannt oder den Wurfspiess schwingt.
Eine Gestalt, vermuthlich ein Gott, halt in der rechten Hand
eine schlangenformig gekrummte Waffe und zieht mit der
linken einen Lowen zu sich herauf. Keine weibliche Figuren
ausser einer, die ein Kind am Ann in die Hohe halt. Stiere
16 F. hoch, mit Menschengesichtern , wurden erst 6, dann
noch 120 entdeckt, alle in Hochrelief. Ein Bild stellt vier
Vornehme vor, sitzend auf Stuhlen, welchen Eunuchen ein-
schenken, diese schopfen aus einem Gefass in ein Rhyton mit
310 Kunst des Arischen Stammes. [245*]
Lowenkopf: mehrere stellen Belagerungen dar. Das herr-
schende Princip ist treue Nachahmung der Natur und des
Lebens, bei massigem Gebrauch symbolischer , besonders ge-
fliigelter Figuren. Das Verdienst der Zeichnung in den Kor-
pern, besonders des Lowen, des Stiers, in den menschlichen
Gesichtsziigen und in der Ausfuhrung der Haare wird ho'ch-
lich geruhmt.
Die Ausgrabungen fanden nicht in dem Umfang der alien Stadt
oder wie nun angenommen wird, der officiellen Residenz der Konige bei
Mossul jenseits des Tigris statt, sondern fflnf Garavanenstunden davon
(so lang war also die Stadt), wo auf einem hundert Fuss hohen Hiigel,
gegen 300 Meter lang, 150 breit, das Dorfchen Khorsabad liegt. In -diesem
Hiigel wurden fiinfzehn grosse Sale eroffnet, darunter einer von 120 F.
Lange, fast iiberall bedeckt, so wie auch die vier Facaden, mit Reliefen
und Keilschrift in einer »Art von transparentem Marmor,« zum Theil »auf
Alabasterplatten« oder »in einer^sich leicht erweichenden Tiinche'« Lettres
de M. Botta sur ses decouvertes a Khorsabad pres de Ninive publiees par
M. J. Mohl P. 1845, aus dem Journal Asiat. vom Mai 1843 bis Febr. 1845
abgedruckt, mit 55 Kpft. worunter 33 Bildwerke enthalten. Darunter zeigen
Tf. 22 Farbenschmuck , die Kopf- und Bartbaare braun, Tiare und Kopf-
binde roth, Tf. 30 rothe Sandalenbander ; viel soil blau vorkommen. Tf. 17
ein Zwiegespann, worauf der Konig, iiber wclchen ein Sonnenschirm ge-
halten wird, hinter ihm ein Reiter mit Lanze und Kocher, wie Tf. 19.
Tf. 25 Belagerung, Tf. 21 ein naturwahrer ausdrucksvoller Kopf mit Pickel-
haube. Die cpcclccQa der Pferde sind iiberladen, |schwerfallig. Tf. 38, 50
eine mannliche gefliigelte Figur mit Adlerkopf, die Hand krallend. Aus
dem Princip selbst erklart sich eine gewisse Uebereinstimmung mit den
Statuen von Aegina, namentlich in Stellungen in dem gekrauselten Haar,
in der dichtanliegenden Gewandung z. B. des Bogenschutzen Tf. 2, wo
auch der den Schiitzen deckende Schild durch die fiinf Kreise herumlau-
fender Verzierungen an die so naturliche Anordnung der Homerischen und
Hesiodischen Schildcompositionen erinnert. Auch die Architravreliefe von
Assos §. 255. A. 2, das alte Grabmal von Xanthos §. 90* und zunachst
die Bildhauereien von Persepolis sind zu vergleichen. In wie weit die
Griechische Kunst von Assyrien und Medien her zunachst in Kleinaslen An-
regungen erhalten und Anlasse genommen habe und wie selbstandig und frei
dabei ihre innere, die eigentlich kiinstlerische Entwicklung erfolgt sei, wird sich
allmalig deutlicher herausstellen. Grosse Massen der Monumente von Ninive
sind bereits in Paris angekommen. Die Herausgabe eines Werkes von 405 Kpft.
und 100 Bogen Text in 90 monatlichen Lief erun gen hat im Nov. 1846 be-
gonnen; dieZeichnangen von deminPersien eingeiibten Maler Eugen Flandin.
Die nachgezeichneten Keilschriften nehmen eine Lange von 2500 Meter ein.
[246] Bildwerke des Persepolis. 311
Kiepert in Schmidts Jahrb. f. Gesch. 1844. I. S. 95 denkt daran, dass
diese Sculptnren nicht der alten Assyrischen Kunst angehoren, sondern aus
einer spateren Persischen Zeit sein mochten, da Xenophon paottstu zu Ninive
erwahnt, obgleich die alte Stadt seit der Medisehen Eroberimg zerstort
gelegen. Leo vermuthet, dass das Assyrische Reich mit Sardanapals Tode
(890), nachdem nun Babylon Sitz der Herrschaft geworden, nicht aufge-
hort, sondern unter eigenen Konigen fortbestanden habe, Lehrb. der
Universalgesch. I. S. 118. Die Inschriften werden zu Hiilfe kommen.]
246. Dieselben Ruinen von Persepolis zeigen eine Fulle 1
von Sculptur mit der Architektur verbunden. Wunderthiere, 2
symbolischer Art, stehen in halbrunder Gestalt als Reichs-
wappen am Eingange; ahnliche sind auch fur architektonische
Zwecke kaufig angewandt. Gruppen, in welchen ein mytho- 3
logischer Held ein Unthier der Art durchbohrt, sind in Relief
an den Pforten des Nebenhauses angebracht. Man sieht 4
den Konig mit Begleitern einherschreitend ; seinen Thron, den
ein Baldachin bedeckt, von den Reprasentanten der Haupt-
stamme des Reiches getragen; den darauf sitzenden Fursten
als Richter, an verschiedenen Wanden und Pfeilern. Die 5
Leibwache des Fursten, seine Hofleute in zwei verschiednen
regelmassig abwechselnden Trachten, der Medisehen Stola und
der Kandys, und die interessanteste Darstellung, die Provin-
zen , welche die jahrlichen Ehrengeschenke (8wQa) bringen,
schmiicken die Prachttreppe , welche zu der grossen Saulen-
halle hinauffiihrt.
2. Hauptfiguren sind das gefliigelte oder ungefliigelte Einhorn, das
rathselhafte Thier mit dem koniglich geschmiickten Menschenhaupte (Mar-
tichoras? Kaiomorts ?) , der Greif, der Lowe. [Fel. Lajard Rech. sur le
culte, les symboles, les attributs et les mon. fig. de Venus en Orient et
en Occident 1. 2 livr. P. 1837 f. unterbrochen.]
3. Der Ansicht, welche in diesem Helden den Stammheros des hier
einheimischen Geschlechts. Achaemenes (Dschjemschid?), sieht, kommt
zu Hiilfe, dass nach Aelian H. A. XII, 21 Achaemenes wirklich eine
wunderbare Fabelperson war, ein Zogling eines Adlers, wie bei Firdusi
der Vogel Simurg die jungen Helden erzieht.
5. Diese doppelte Tracht ist durchgangig leicht zu unterscheiden.
Die vornehmere, die der Konig selbst tragt, ist das Medische Gewand,
ihr war auch die Magische Stola ahnlich (s. Lukian Nekyom. 8). Zu der
andern Tracht gehort der Ueberrock mit den leeren Aermeln oder xo^aig
(Kolchische, Amazonische , Ungarische Tracht, s. Amalthea I. S. 169.
312 Kunst des Arischen Stammes. [247]
II. S. XII), dies 1st die Persische Kandys (%ir<^v ov spnoQnovvTai, fibulis
annectunt, ol GTQKTICOTKI, Hesych. Pollux VII, 58). Ueber die Persischen
Gewander vgl. Voss Mythol. Briefe. III. S. 367. Mongez sur les costumes
des Perses, Mem. de 1'Inst. nat. Litt. IV. p. 22 sq. Xenophon Cyrop. 1, 3, 2
sagt: TKVTK nuvTK (Periicken und Schminke) Medina SGTI, V.KL ol KOQ-
XITWVES KKL ol ncivSvfs KCU ol STQEitTOi Tcegi rrj ds^y v.al TK
TtEQl TKLV %tQOlV £V IJ£QG(XIS ^£ rOtg Oi'xtH XCO. VVV BTt UOlv Xtft
(pavHoTSQKt nod SicciTKi fVTslEGTEQcu. Die Tiara mil den Seiten-
bandern (nuQayva&ldi-s Strabon XV. p. 734 fila tiarae Ammian XXX,. 8),
die Kidaris und Kyrbasia sind schwer von einander zu unterscheiden,
vgl. Niccolini M. Borb. VIII. p. 17 ff., auch Demetr.de eloc. 161. Die
Peitsche oder Geissel, welcbe an manchen Figuren von Kriegern deutlich
hinter dem Kocher auf dem Riicken hangend angebracht ist, bezeichnet
die Persischen Mastigophoren. — Fiir die statistische Erklarung der Pro-
vinzen verweise ich ganz auf Heeren, Ideen II, 1. S. 213 ff.
1 247. Nirgends erscheint die bildende Kunst in ihren
Gegenstanden auf einen so bestimmten Kreis beschrankt wie
hier. Die Gottheit, der reine Ormuzd, urspriinglich undar-
stellbar, wird als Gegenstand der Anbetung des Konigs durch
eine in der Hohe schwebende, nach unten in Fliigel endende
Halbfigur nur angedeutet ; sonst gehoren nur die symbolischen
Thiere der Mythologie, alles Andre der geschichtlichen Gegen-
2 wart an. Der strenge Anstand, das steife Geremoniel ge-
bieten uberall sorgfaltige Bekleidung und feierliche Bewegung,
selbst der Kampf mit Ungeheuern stort keins von Beiden;
3 die vollige Entfernung der Frauen hat denselben Grund. In
dem sehr minutios ausgefiihrten Haarputz (y.o^ai nnog&s-
roi) , den regelmassigen Falten , den Spuren der Anfugung
goldner Ketten und Zierden an den Handgelenken; dem Halse
und der Tiara des Herrschers, erkennt man uberall die Ein-
wirkung des Hofprunks und den Zwang eines aussern Ge-
4 setzes. Doch zeigt sich die Kunst nirgends als ein roher Ver-
such ; vielmehr hat die Zeichnung einen festen, sichern Styl ;
die Gesichtsformen tragen neben dem Stempel der Nationali-
tat das Geprage von Wiirde; in der Darstellung der Pro-
vinzen ist feine Gharakteristik, in der der Hofleute gefallige
Abwechslung in Stellung und Geberde ; die Thiergestalten sind
mit einer eigenthiimlichen Kraftigkeit und Grossheit entworfen ;
5 auch ist die Arbeit in dem harten Steine durchaus sauber,
6 .die Behandlung des Reliefs eigenthiimlich : so dass man, wenn
[248] Bildwerke Persians uncl Mediens. 313"
auch immer Aegyptische, so wie Griechische Kiinstler fur den
Grosskonig arbeiteten, doch eine einheimische, durch lange Jahr-
hunderte gereifte Kunst in diesen Werken anerkennen muss, die
den Persern sender Zweifel von Ekbatana in Medien, den Medern
aber, wie wir meinen, in der Hauptsache von Babylon kam.
3. 6 [i8yus PCCGI.I.EVS — KOfia. Aristoph. Plut. 171. [xo/uort Tipog-
&STOI, falsches Haar, Perucken , welche die Griechen der streng aristo-
kratischen Zeit vermuthlich von dorther angenommen haben.] Die Perser
ziehn die Adlernase vor, weil Cyrus ygvnog gewesen sei. Plutarch, reip.
ger. praec. 28.
5. Das Relief hebt sich mil einer feinen Linie allmalig vom Grunde-
ab, ganz anders als das Griechische und Aegyptische. Fragmente im
Brit. Museum (R. VI. n. 100—103) und bei Sir Gore Ousely; genaue Ab-
bildungen bei Morier Sec. Journey pi. 1 , Ousely II. pi. 43 — 45. und Ker
Porter. [Eine der ausfuhrlichsten Abbildungen Archaeol. Britann., XIV,
p. 283, Kopf eines Blinden mit einer Binde um das Haupt, Haar und
Bart gelockt, ahnlich wie der sog. Indische Bachus. — Ammianus
M. XXIV, 6, die Perser seien in den bildenden Kunsten etwas zuriickge-
blieben, weil sie nur Schlachtstiicke machten.]
6. Von den Aegyptischen Kiinstlern, die fiir die Persischen Konige
arbeiteten, erzahlt Diodor I, 46. Von Telephanes (§. 112, 1) Arbeiten
fiir die Perser Plin. XXXIV, 19, 9.
248. Mit dieser Annahme stimmt auch die grosse Aus- 1
dehnung, in welcher dieser Styl nicht bloss in Persien, auch
in Medien gefunden wird. Die Reliefs von Bisutun (Ba- 2
gistanon) zwischen Ekbatana und dem Tigris, die unter an-
dern einen Konig als Ueberwinder seiner Feinde darstellen,
zeigen diesen Styl vielleicht in einer alteren Periode als die
Persepolitanischen ; die Alten scheinen Werke der Semiramis
hier gesehn zu haben. Wahrscheinlich werden auch die be- a
deutenden Ruinen der Armenischen Stadt Van nicht bloss In-
schriften, sondern auch Architekturformen nach Art der Perse-
politanischen ergeben. Auch die Babylonisch-Medischen Gy- 4
linder schliessen sich, wenn auch oft nachlassig und schlecht
gearbeitet, an diesen Kunststyl an; ein Theil derselben wird
sicher mit Recht aus Persischem Ritus und Glauben gedeutet;
manche gehoren auch einer Combination Magischen und Ghal- 5
daeischen Glaubens an. Noch sind die Dariken zu erwahnen, 6
bei denen die Vorstellung — der Konig selbst als Bogen-
schiitz — so wie die Zeichnung sehr mit den Monumenten
314 Kunst des Arischen Stammes. [248]
7 von Persepolis ubereinstimrnt. In der Zeit der Arsakiden
herrschte am Hofe ein von den Makedonischen Eroberern er-
erbter Griechischer Geschmack, doch hat sich ausser Miinzen
8 nichts Sicheres erhalten; die S ass an id en, in vielen Stucken
Wiederhersteller vaterlicher Sitte und Religion, zeigen in ihren
Kunst werken einen aus dem spatromischen entstandenen, auf
orientalisches Gostum angewandten, schwiilstigen und ge-
schmacklosen Styl.
1. Ruinen im Persepolit.'Styl am Persischen Meerbusen, Morier I. S.51.
Von Ekbatana oben §. 243. Von Bisutun besonders Porter II. p. 154. pi. 60.
Vgl. Hist, de 1'Ac. des Inscr. XXVII. p. 159. Hoeck p. 22. 29. 73 sqq.
2. Die Identitat von Bagistanon bei Diod. II, 13, Baptana bei Isidor
und Bisutun halte ich mit Hoeck p. 116, Mannert V, 2. S. 165 u. Andern
fur einleuchtend. Die Vorstellung der Semiramis mit 100 Trabanten er-
innert sehr an Persepolitanische, Die Syrischen Buchstaben bei Diodor
sind wohl Assyrische; diese 'AGGVQIK yQctfifictTK aber, die Persische Reichs-
schrift besonders fur Monumente, konnen nur Keilschrift gewesen sein.
[Das Denkmal bei Behistun, auf dem Wege von Bagdad und Hamadan
ist naher bekannt geworden durch Abbildungen und Erlauterungen des
Major Rawlinson, Journ. of the R. Asiatic Soc. Vol. X. P. 1. L. 1846. Es
stellt in einem dem Persepolitanischen ahnlichen Styl dar Darius Hystaspis,
welchem die verschiedenen wahrend der ersten Jahre seiner Regierung in
ganz Oberasien aufgestandenen Rebellen gegeniiberstehen und wird durch
zahlreiclie Keilschriften, in Uebereinstimmung mit einer Andeutung
Herodots, erlautert. Tiefer unten Werke aus der Sassanidenzeit.]
3. Van heisst Schamiramakert , Semiramocerta, bei Armenischen
Schriftstellern, welche von Saulen, Statuen, Felsengrotten daselbst sprechen.
St. Martin Notice sur le Voy. litt. en Orient de M. Schulz, Journ. des Sav.
1828. p. 451. Grotefend in Seebode's Krit. Bibliothek 1829. Bd. I. N. 30.
Kunstblatt 1829. N. 32. Die bekanntgewordenen Keilschriften geben nach
Grotefend's, von St. Martin adoptirter, Entzifferungsmanier Xerxes Namen;
indess hindert dies nicht, dass nicht auch hier die Perserkonige alte Semi-
ramische Werke (d. h. iiberhaupt Werke Assyrischer Dynastien) vorgefunden
haben konnten. Burnouf fmdet ahura mazda, Ormuzd, extrait d'un mem.
sur deux inscr. cunei formes trouvees pres d'Hamadan, Journal des Sav.
1836. p. 283. 321.
4. S. besonders Grotef end's Erklarungen, Amalthea I. S. 93. F. S. 65.
5. Zeitig kommen Magier in Babylon, Ghaldaeer in Persien vor ; und
schon bei Berosus erscheint Chaldaismus und Magismus so vermischt, dass
der Babylonische Kronos (El) fur Zeruane gesetzt, und Aramazdes Vater
genannt wird. Persisch-Chaldaeisch ist wohl auch der Babylonische Cylinder
bei Porter II. pi. 80. n. 1, welcher den Ormuzd in der Hone, und darunter
[248] Andre Denkmaler Persians. 315
drei Figuren, wo von zwei offenbar gottlicher Natur, darstellt; die eine
fiihrt ein Beil (wie Zeus Labrandeus in Karien, und Sandon in Lydien)
und steht auf dem Einhorn ; sie hat einen Mond iiber sich, wie die gegen-
iiberstehende einen Stern. — Die Vermischung Persischer und Aegyptischer
Symbole [gleich der der Romischen und Gallischen], die der, Amalth. I.
S. 93 behandelte Cylinder zeigt, ist auch auf dem bei Susa gefundenen
Stein, der eine Art Persische Hieroglyphik enthalt (Walpole Trav. p. 420
u. A.), und dem vierfluglichen Mann mit dem Aegyptischen Kopfputz bei
Murghab, Porter I. pi. 13, wahrzunehmen. Rhodogune mit fliegenden
Haaren nach einer schonen Legende das Persische Reichssiegel, Polyaen VIII,
27. Persepolitanische Fragmente in Aegypten, Descr. de 1'Eg. T. V. pi. 29.
6. Von den Dariken Eckhel D. N. I, III. 551 sqq. Gute Abbildungen
Landon Numism. I, 2. Mionnet Descr. pi. 36, 1. Suppl. VIII. pi. 19,
sehr interessant. [Von Persischen geschnittnen Steinen besitzt Hr. Lajard
die reichste Sammlung, die man in Europa kennt, Journ. des Sav. 1819.
p. 424.]
7. Die Arsakiden, obgleich nach Lukian de domo 5 ol ytloKKloi,
horten doch bekanntlich an ihrem Hofe Griechische Poesieen; und von
ihren Munzen schliessen sich besonders die altern nahe an die Make-
donischen an. Auch die Tetradrachmen mit Griechischen allegorischen
Figuren scheint mir Eckhel I, III. p. 549 den Arsakiden noch nicht mit
Recht abzusprechen. Von Bildwerken ist sehr wenig bekannt. Hoeck
p. 141. Von einer Gemme mit Pacorus Bilde, Plin. Ep. X, 16. Solche
Gemmen, wie sie Plinius erwahnt, existiren noch, Tassie pi. 12,673—677.
8. Derselbe plumpe und schwiilstige Gharakter herrscht in den
Sassaniden-Miinzen und den Bildwerken von Nakschi-Rustan (Sapor I),
Schapur (Valerianus Unterwerfung) , Takt-Bostan (Sapor II. III). S. iiber
diese Hoeck p. 47. 126 f. und die treff lichen Abbildungen bei Porter
pi. 19 f. 62 ff. Schoner Helm bei A. d'Olenine sur le costume et les
armes des gladiateurs, Petersb. 1835. pi. 15. das. pi. 14 eine ciselirte
Silberschale , die der Vf. fur Sassanidisch halt, ein Reiter, der ruckwarts
einen Lowen schiesst, dem Styl nach auf hoheres Alterthum deutend.
[Grosse Silberschale des Due de Luynes mit einer Jagd M. d. I. Ill, 51.
Ann. XV. p. 98. A. de Longperier.] Allegorische Figuren sind hier oft
ganz spateren Romischen gleich; sonst ist auf die Costume und Zierden
am meisten Fleiss verwandt. Die Kugeln auf den Kopfen der Konige
sind Weltkugeln mit dem Zodiacus, den man auf den Munzen oft deutlich
sieht, und stellen sie als Weltherrscher dar. Ueber Arsakiden - Munzen
Tychsen in den Commentat. Soc. Gott. rec. V. I; iiber Sassanidische V. II.
— Mani, ein Ketzer, der von dem neuerweckten Magismus ausging, ver-
sinnlicht seine Lehre (unter Schapur I. und Hormisdas I.) durch ein aus-
gemaltes Evangel ium.
IV. Inder.
1 249. Das Indische Volk, das ostlichste Glied des Kau-
kasischen Menschenstammes, welcher hier schon sehr gemischt
erscheint, ein Volk von grossen geistigen Anlagen, welche sich
in einer feinen Ausbildung der Sprache, einer sehr alten
speculativen Theologie, und einer phantasievollen Poesie zeigen,
war doch sehr wenig geeignet, die bildenden Kiinste auf
2 eine originale Weise auszubilden. Die stille Beschaulichkeit
fruherer, die gliihende und schwelgerische Phantasie spaterer
Zeiten fanden in dem Reiche der naturlichen Gestalten und
gegebnen Naturformen keinen Ausdruck, in dessen consequenter
3 Fortbildung sie sich geniigen konnten; und wenn die hie-
rarchische Verfassung und die grosse Ausdaaer Indischer Ar-
beiter in der Aushohlung der Grottentempel und dem
Aushauen ganzer Gebirge Bewundernswiirdiges geleistet haben:
so vermisst man doch ganz den ordnenden Geist., der diesen
Fleiss und Kraftaufwand ohne Beispiel fur grosse architek-
tonische Zwecke benutzt und zu beherrschen gewusst hatte.
4 Wir sehen hier vielmehr eine Kunst, die in einer Fiille von
Form en unstat umherschweift, und, wenn ihr fast zufallig das
Einfache und Grandiose gelingt, es nicht zu einer festen,
wiederkehrenden und durchgefuhrten Kunstform zu nutzen
5'weiss: so class man den Gedanken schwer aufgeben kann,
dass vielerlei Anregungen und Mittheilungen von aussen (wahr-
scheinlich auch von den Griechen oder Yavana's) in Indien
erst den architektonischen und plastischen Sinn erweckt, und
ihm eine Nahrung dargeboten haben, die er doch nicht recht
zu verarbeiten wusste ; inclem dadurch der Contrast der clas-
sischen Eleganz einzelner decorirender Theile mit der bar-
barischen Geschmacklosigkeit in der Verkniipfung derselben zu
architektonischen Ganzen wohl allein auf eine befriedigende
Weise erklart werden kann.
3. Hohlentempel des Siwa auf Elephante unweit Bombay.
Mehrere auf Salsette, die grossten bei Kenneri. Grotte zu Garli.
Das ungeheure Pantheon zu E 1 1 o r a in den Ghautgebirgen , zugleich zur
[249] . Hohlentempel. 317
Aufnahme von Hunderttausenden von Wallfahrern bestimmt. Buddhistische
Grotten in Berar, bei Adschunta und Baag, von einfachern, aber plumpen
Architekturformen , ohne Zierathen, dagegen mit Malereien auf Stucco.
Hohlentempel von Radschastan, welche griechischem Stile naher stehen
sollen. — Mahamalaipur (Mahabalipur im Mahabarata, Maliarpha bei
Ptolem.), ein Felsengebirge iiber der Erde in ein Labyrinth von Monumenten
verwandelt, an der Kiiste von Coromandel. Pyramid alische Pagoden zu
Deogur (Tagara, eine Hauptmesse in der Zeit des Peripl. mar. Ind.), Rami-
seram. Felsentempel auf Ceylon. Ueber die Felsenkammern von Bamian
(Alexandreia am Kaukasos, nach Ritter) Hoeck Morium. vet. Med. p. 176 sqq.
4. Einen grandiosen Eindruck machen z. B. die Grotte von Carli,
und der Tempel des Visvakurma zu Ellora, wo die Decken in Rundbogen
ausgehauen sind. Was die Details anlangt, so ist folgende Pfeilerform
noch die am haufigsten wiederkehrende und am regelmassigsten gebildete:
eine Basis aus mehreren Flatten und Wellen, dariiber ein kurzer, lonisch
cannelirter Pfeiler, dann ein umgestiirztes Akanthus-Capital , oben zusam-
mengezogen, iiber diesem eingezogenen Halse ein grosser Pfiihl, dariiber
die Platte mit Verlangerungen in der Richtung des dariiberliegenden Haupt-
balkens, welcher die Decke tragt. Haufig kommen als Verzierung der
•Pi'eiler umgestiirzte Antefixa oder Eckverzierungen antiker Sarkophage vor.
Die Dicke dieser Stiitzen (in deren Gestalt indess keine Spur eines Nach-
denkens iiber statische Gesetze wahrzunehmen ist) ist nur Werk der Noth ;
als Zierath von der Aussenseite von Felsentempeln hat die Indische Archi-
tektur auch sehr schlanke Saulen.
5. Eine Chronologic giebt es leider hier nicht, aber nach den festen
Punkten, die wir haben, scheint es nicht noting, diese Kunstbliithe Indiens
(wenn man so sagen darf) alter zu setzen als die Bliithe der dramatischen
Poesie in Indien (unter dem Rayah Vicramaditya , der nach gewohnlicher
Annahme 56 v. Chr. starb). Beide setzen namlich die epische Poesie
voraus, und schliessen sich an sie an. Auch existirte in der Zeit dieser
Bauwerke der Buddhismus schon (auch Salsette, Carli und der T. des
Visvakurma sind Buddhistisch), den man nun wohl von etwa 500 v. Chr.
datirt. Das alteste Zeugniss fur die Existenz solcher Bauwerke ist Barde-
sanes (200 n. Chr.) Beschreibung einer Indischen Tempelhohle eines andro-
gynen Gottes. Porphyr. bei Stobaeos Eel. Phys. I. p. 144. Heeren. Die
grauelvolle Ausgelassenheit der Darstellungen in Elephante (Proben der
Art sind aus der Townley'schen Sammlung in das Brit. Museum iiberge-
gangen) deutet auch auf Zeiten des innern Verfalls. 0. Frank iiber das
Bild des Weltbaumeisters Visvakarman in den Munchner Abhandlungen
Philol. Cl. I. S. 765.
Demetrios, Euthydemos Sohn, und andre Baktrische Prinzen griin-
deten um 200 v. Chr. Griechische Reiche im Indus-Lande, welche sich in
318 Indische Kunst. . [250]
verschiedner Gestalt bis zur Invasion der Mogolischen Skythen oder Sakae
(136 v. Ghr.) erhielten, von denen Vicramaditya Indien befreite. Vgl.
Lassen de Pentapotamia p. 42 ff. In der Reihe in Indien gefundener
Miinzen, welche J. Todd, Transact, of the R. Asiat. Soc. I. p. 313. pi. 12
zusammenstellt, zeigen die Indo-Skythischen (namentlich die M. des §KGL-
lsv$ ficcGihsonv (Edohigris) GOJT^Q /ue'yas, mit Siwa auf seinem Stier als
Revers) eine interessante Vermischung Griechischer und Indischer Elemente;
und auch die fleissiger gearbeiteten Indischen lassen wohl etwas von der
Einwirkung Griechischer Darstellungsweise spiiren. Vgl. Schlegel, Journ.
Asiat. II. p. 321. St. Martin, IX. p. 280. Die Indische Gemme, mit der
Herkules-Figur, welche J. Todd III, I. p. 139 mittheilt (D. A. K. Tf. 53),
ist deutlich eine Imitation von den Miinzen des Indischen Konigs Demetrios
(Tychsen Gomm. Soc. Gott. rec. VI. p. 3. Koehler Mem. Romane IV. p. 82).
In Barygaza (Baroandsch) cursirten Miinzen der Baktro -Indischen Konige,
nach dem Peripl. mar. Ind. [Chr. Lassen Zur Geschichte der Griech. und
der Indoskythischen Konige in Baktrien, Kabul und Indien durch Ent-
zifferung der altkabulischen Legenden auf ihren Miinzen. Bonn 1838.]
1 250. In den Sculpturen Indiens, den Haut- und
Basreliefs, welche die Wande dieser Felsentempel schmucken,
und ausser den Wesen des Gultus auch Scenen aus den
grossen Indischen Epopoeen darstellen, vermisst man ebenfalls
durchgangig dieses feste System, welches eine aus eignen
Wurzeln erwachsene durch lange Generationen gepflegte Kunst
2 iiberall charakterisirt. Eben deswegen stehen die Indischen
Bildwerke den Aegyptischen zwar an Natiirlichkeit der Bil-
dungen, Mannigfaltigkeit der Stellungen und Bewegungen
voran; aber es mangelt auch vollig die Strenge der Zeieh-
nung und das Gesetzrnassige in der Anordnung der Figuren.
Auch wirken bei der Sculptur wie bei der Architektur die
Bedingungen des Platzes und Materials auf eine sehr hinder-
3 liche Weise ein. Von charakteristischen Unterschieden der
Korperbildung bei verschiedenen Personen scheint noch nicht
viel nachgewiesen zu sein; auch hier geben Attribute, Klei-
dung, Farbung, monstrose Zusatze und die Handluug selbst,
4 die Bedeutung an. Indess erscheint in der Haufung der Attri-
bute, der Combination vielgliedriger Gestalten, der Ver-
schrankung der Stellungen und dem Streben nach Schmuck
die altindische Kunst der Tempelgrotten im Ganzen noch sehr
massig und genugsam gegen die Monstrositat vieler neu-
indischen Gotzenbilder und Malereien.
[250] Indische Sculpturen. 319
1. Epische Scenen, z. B. der Kampf von Rama und Ravuna, aus
dem Ramajana, in Ellora. Ardschuna, der von Siwa und den Welt-
hiitern die himmlischen Waffen erhalt, 'in Mahamalaipur. Vishnu als
Crishna unter den Gopi's ebenda. Beides aus dem Mahabarata.
4. Nur dass die Bilder der Buddhisten und der Jainas absichtlich
einfach gehalten werden. Die letztern sind aus schwarzem blankpolirtem
Stein, kraushaarig, mit einer Art von Negergesicht.
Indische Idole in East-India Company-House zu London; Javanische
Steinbilder in Leyden, von Reuvens beschrieben.
Litteratur. Niebuhr's Reise II. S. 31 ff. Tf. 5 ff. W. Hodges
Select Views of Antiq. in India N. 1 — 12. Prachtwerke der Gebriider
Daniell, The Excavations of Ellora und andre, im Ganzen 54 Blatter.
Zum Grunde gelegt bei Langles Monumens anciens et modernes de
FHindostan en 150 planches. P. 1812. Macneil in der Archaeol. Britann.
V. VIII. p. 25 1. Malet in den Asiatic Researches, VI. p. 382. L. Valencia
Travels V. II. p. 151 ff. pi. 8 f. Maria Graham Journal p. 122 sqq.
J. RaffTes History of lava. Davy On the Interior of Ceylon. J. Todd's
Annals and Antiq. of Rajast'han p. 671. Seely Wonders of Elora (vgl.
Classical Journal T. XXX.). Abhandlungen in den Transactions of the
Bombay Society (Erskine iiber Elephante I. p. 198, Salt iiber Salsette L
p. 41, Sykes iiber Elora III. p. 265. pi. 1-13, Dangerfield iiber die Bud-
dhistischen Grotten von Baug II. S. 194, Crawfurd iiber Boro-Budor in
Java II. p. 154. vgl. Erskine III. p. 494) und den Trans, of the R. Asiat.
Soc. (Grindlay und Todd iiber Ellora II. p. 326, 487, mit acht sehr
weich gehaltenen Abbildungen , Babington iiber Mahamalaipur II. p. 258.
pi. 1—12. 16, Edw. Alexander iiber Adschunta II. p. 362. pi. 1). -
Herder's Denkmaler der Vorwelt. Heeren Ideen Th. I. Abth. 3. S. 11 ff.
(1824). Creuzer Symbolik I. S. 562 ff. Bohlen Indien und Aegypten II.
S. 76. [0. Frank iiber Indische Denkmaler zur genaueren Kenntniss
Indischer Kunstwerke, Miinchner Gel. Anz. 1836. n. 126 ff. gegen die
Chronologie u. den Hellenismus des Vfs. Vgl. Jen. A.L.Z. 1836. Jun.
S. 368.]
Systematische Behandlung der antiken Kunst.
Propaedeutischer Abschnitt.
Geographie der alien Kunstdenkmaler.
1. Allgemeines.
1 251. Wie die Geschichte der alien Kunst im Allge-
meinen die Z e i t der Entstehung der alten Kunstwerke lehrt :
so bedarf es auch einer Kunde der Orte, an welchen sie
theils ursprunglich standen, theils neu aufgefunden worden
sind, theils sich jetzo befinden; und eine Herumfuhrung an
diese Orte ist die nothwendige Einleitung des archaeologischen
•2 Studiums. Fiir die an den Erdboden gebundne Architektur
fallen, wenn die Denkmaler iiberhaupt noch vorhanden sind,
die drei Arten von Localen zusammen; fur die beweglichen
Hervorbringungen der bildenden Kunst und Malerei dagegen
sondern sich darnach: 1. Kunsttopographie des Alterthums
(die tfJifn^S oder sr«gtifyi?0i£ der Kunst, §. 35, 3), 2. Lehre
3 von den Fundorten, 3. Museographie. Obgleich nun dieser
ganze geographische Abschnitt fur sich eines wissenschaft-
lichen Zusammenhangs entbehrt, weil ohne Kenntniss der
politischen und Bildungsgeschichte die Ortsveranderungen
der Kunstwerke als etwas Zufalliges erscheinen: so ist doch
die Museographie dem Lernenden als ein Wegweiser, die
Topographic der Kunst aber und die Lehre von den Fund-
orten dem Forscher als ein Hauptmittel der Kritik und
4 Hermeneutik (§. 39) von der grossten Wichtigkeit. Die erste,
wie die dritte Disciplin wird durch die zahlreichen Ver-
setzungen verwickelter, welche die Kunstwerke schon im Alter-
thum (§. 165. 214), und nicht .minder in neuerer Zeit
5 erfuhren, Dort ging der Zug aus Griechenland nach Rom
[251] Allgemeines fiber Local der A. K. 321
und dann zum Theil nach Byzanz, aus den Republiken in
die Residenzen, aus den Tempelhofen nach den offentlichen
Hallen und Theatern, dann nach den Pallasten, Villen und
Thermen; indem eigentliche Kunst-Museen , d. h. bloss zur
Kunstbeschauung bestimmte Gebaude, dem Alterthum, wo die
Kunst innig mit dem iibrigen Leben verwachsen war, fast
ganz unbekannt blieben. Hier fiihren alle Schritte aus 6
Griechenland und Italien heraus nach dem iibrigen cultivirten
Europa, doch so, dass in diesem Lande noch immer, und
hoffentlich bald auch in jenem, der Abgang nach aussen
durch den steten Zufluss nach innen iiberwogen wird; und
das allgemeine Streben der Gegenwart ist Vereinigung in
grossen Museen der Herrscher und Nationen.
5. In spatern Inschr. kommen vor signa translata ex abditis locis
in celebritatem thermarum ; vgl. Gerhard, Besc.hr. Roms S. 320 f. Agrippa
wunschte offentliche Aufstellung aller Statuen und Gemalde, Plin. XXXV, 9.
Annaherungen an Museen im Alterthum waren: 1. Die Tempelwinkel
und Spelunken, in welchen abgangig gewordene Gotterbilder aufbewahrt
wurden. S. besonders Ovid Met. X, 691. Eine solche Sammlung war im
Argivischen Heraeon. In Italien dienten die favissae zur Bewahrung alten
Tempel-Hausraths. 2. Die grossen Sammlungen von Kunstwerken, die
sich von selbst in den Hofen und Hallen von Heiligthiimern bilden, wie
in dem Ephesischen Tempel, dem Samischen Heraeon, dem Milesischen
Didymaeon, an den Orakel- und Agonen-Orten, wie in Olympia. Hier
waren auch im Heraeon viele chryselephantine Statuen mit Absicht zu-
sammengestellt. Aehnliche Statuensammlungen hernach in Rom in den
Hallen der Octavia §. 180. A. 2. 190. A. 1. I, a. 3. Die Sammlungen von
Gelehrtenbiisten in offentlichen Museen, §. 420, 4. 4. Gemaldehallen, wie
die Poekile in Athen (§. 101. A. 2), die Halle bei den Propylaeen (§. 109.
A. I, 3), Lesche der Knidier (§. 134. A. 3), auch eine Poekile in Olympia,
eine zu Sparta (Pausanias). Doch war auch hier urspriinglich die Be-
stimmung eine andere; die Poekile Athens, die Lesche waren zunacbst
Conversations-Sale. In Strabon's Zeit (XIV. p. 637) war der grosse T. zu
Samos eine Pinakothek geworden, auch gab es andere in der Nalie; und
in Romischer Zeit waren allerdings besonders dazu eingerichtete Pinako-
theken keine Seltenheit (Varro, Plinius, besonders Vitruv VI, 5), wie die von
Petronius und die von Philostratos beschriebene zu Neapel. Vgl. Jacobs
Verm. Schriften III. S. 469. 5. Daktyliotheken , wie die des Mithridat
§. 165. A. 2, die von Scaurus, Sulla's Stiefsohn, angelegte, die von Jul.
Caesar in den T. der Venus Genitrix geweihte. [Ueber die Versetzung von
Kunstwerken nach Konstantinopel Boettiger Archaeol. der Malerei S. 231.]
0. Mil lie r's Archaeologie. 4. Aufl. 21
322 Geogr. der alten Kunst. [252]
Fur die Kunst to pograp hie ist Jer. Jac. Oberlin Orbis antiqui
monumentis suis illustrati primae lineae, 1776 und 1790, eine niitzliche,
nur jetzt vollig veraltete, Arbeit. Zur Vervollstandigung der Litteratur
leistet der Abschnitt in Reuss Repertor. Gommentationum T. VIII. p. 27.
Mon. vet. popul. wichtige Dienste. Zur Museologie Boettiger Ueber
Museen und Antikensammlungen 1808. 8. Der Katalog bei Meusel, Neue
Misc. artist. Inh. St. 9. S. 3 ff. Beck's Grundriss S. 3 ff. Register zu
Winckelmann's W. VII. S. 321.
2. Griechenland.
1 252. Die Fiille der in Griechenland vereinigten Kunst-
werke kann man sich nicht gross, nicht uniibersehbar genug
2 denken. Eine Periegese des Landes muss bei jedem kleinen
3 Orte stillhalten; Hauptorte, in denen der Archaeolog topo-
graphisch genau orientirt sein muss, sind vor alien an-
dern Athen, Korinth nebst dem Isthmos, Olympia, Delphi;
hier ist auch von localen Nachforschungen am meisten zu er-
warten.
1. Jacobs Ueber den Reichthum der Griechen an plastischen Kunst-
werken, Verm. Schriften III. S. 415. Ein merkwiirdiges Beispiel ist das
wenig bekannte Inselchen Bachion bei Phokaea, welches doch auch mit
Tempeln und Statuen auf das herrlichste geziert war, Liv. XXXVII, 21.
2. Gute Anfange einer Periegese bei Jacobs a. 0. S. 424 ff., und
Meyer Geschichte der Kunst S. 209 ff., wo aber immer noch viel nach-
zutragen bleibt.
3. Athen zerfallt in die Burg, die Altstadt gegen Siiden mit dem
grossen Bezirk des Dionysos (Theater, Odeion, Propylaeen des Dionysos) und
andern alten Tempeln; in die nordlichen Quartiere, auf dem fruhern Boden
der Demen Kerameikos, Kolonos, Melite, Kollytos, mit weniger alten
Tempeln. Neu ausgebaut wurde in S. die Hadriansstadt , durch ein Thor
und Reste alter Mauern getrennt (§. 191). S. besonders Meursius Compi-
lationen. Fanelli Atene Attiche 1704. Stuart's Antiquities, nebst dem
Supplement von Cockerell, Kinnard, Donaldson, Jenkins, Railton. L. 1830.
Barbie du Bocage's Plan bei Barthelemy's Anacharsis. Wilkins Atheniensia.
L. 1804. [1816.] Hawkins in Walpole's Memoirs p. 480. Ersch Encyklo-
paedie, Art. Attika. Leake's Topography of Athens. L. 1821, Deutsch, mit
Zusatzen, zu Halle 1829. [sec. ed. L. 1841. 2 Voll.] Kruse's Hellas II, 1.
S. 70. Vgl. auch Hirt's Plan des Athen. Markts, Geschichte der Bauk.
Tf. 23, wo nur der [von Andern sehr bestrittene] Unterschied zwischen
Alter und Neuer Agora nicht gehorig wahrgenommen ist. Ansichten von
[252] Griech. Kunsttopographie. 323
Thiirmer, Hiibsch, Heger. [Ulrichs Topogr. der Hafen von Athen, Abhdl.
der Muncbner Akad. Ill, 3. S. 645. Ein von dem Baudirector Schaubert
in Athen vor Jahren entworfener Plan der Stadt ist leider noch nicht
veroffentlicht.]
Korinth kann nur als die erste Golonia Julia, welche Hadrian ver-
schonerte, topographisch genau erforscht werden. Zur Restauration helfen
Miinzen, z. B. die Akrokorinth darstellenden, von Hadrian und den Anto-
ninen (Millingen Med. ined. pi. 2, 20 et 21. Mionnet Suppl. IV. pi. 3. 6, 4),
mil dem Aphroditentempel, dem Pegasos an der Quelle Peirene, und andern
Heiligthtimern (vgl. die Vase von Bernay, Journ. des Sav. 1830. p. 460); und
die den Hafen Kenchreae auf interessante Weise abbildende (Millingen 2, 19)
mit den Schiffshausern, dem T. der Aphrodite an der einen, des Asklepios
an der andern Ecke, und dem colossalen Poseidon mit Dreizack und Delphin
auf einem Molo (%a>ii«) mitten im Hafen, grade wie ihn Paus. II, 2, 3
beschreibt. Triumphbogen Hadrian's auf Miinzen. Ueber die Lage des
Isthmischen Heiligthums vergleiche das Dorier II. S. 430 Angefuhrte;
iiber die Heiligthiimer im Einzelnen mit Pausanias die Inschrift G. I. 1104.
Den Isthmos stellt sehr interessant die Gemme'dar, Eckhel Pierres grav. 14:
in der Mitte Poseidon , dariiber links ein Meergott den Palaemon tragend,
rechts Aphrodite Euploea, oben auf einer Saule Eros, neben Poseidon Rosse,
die zum Agon kommen. Das Palaemonion (Paus. II, 2, 1 und die Inschr.)
sieht man auf Miinzen als einen Tholus, von leichten lonischen Saulen
getragen, mit Delphinen als Akroterien; mitten drin als Gultusbild einen
Knaben auf einem Delphin liegend, dahinter eine Pinie. Unter dem Tholus
liegt der Untertempel (advrov bei Paus., svayiGTygiov in der Inschr.) mit
seiner Pforte (-naQ-odos vnoysms Paus., IZQO. ti'sodos in der Inschr.), zu
welcher eben eine Opferprocession mit dem Widder heranzieht. — Auch T.
von Troezen und Patrae lernt man durch Miinzen kennen.
Olympiads heiliger Bezirk, Altis, enthielt mehrere Tempel, den
Hochaltar, ein Theater, Buleuterion, Prytaneion, Stadion, Gymnasion, viele
Thesauren und mehrere Hallen, und zahllose aya^iJctrK^^avS^iccvTsg, UVK-
frruictTci', der Hippodrom lag ausserhalb. Fin* die Localitat: J. Spencer
Stanhope Olympia or Topogr. illustrative of the actual state of the Plain
of Olympia. L. 1824. Leake Morea V. I. ch. 1. Expedition scientif. de la
Moree. Archit. Livr. 10 — 13. Pindari Carm. illustr. L. Dissenius. Sect. II. p.
630. Encyklopaedie, Art. Olympia. [Le Bas, Mon. de 1'antiqu. fig. recueillis
en Grece par la commission de Moree. 1. cah. Basrel. de Phigalie, 2. cah.
Argolide und Laconie. P. 1835. 37. 8.]
Delphi war ein theaterformiger Ort; auf der obersten Terrasse Pytho,
das Temenos mit dem Tempel (auf Reliefs und Miinzen, Millingen Med.
ined. pi. 2, 12), Hochaltar, Erdheiligthum, Buleuterion, mehrere Hallen, den
324 Geogr. der alten Kunst. [253]
Thesauren. Darunter die Mittelstadt und Unterstadt. Der Ort der Agonen
lag unterhalb der Stadt gegen die Ebne und Kirrha. Pindari C. p. 628.
(Ueber die Kunstschatze vgl. Sainte Groix Gouvern. federatifs p. 274.)
[Grundriss von Ulrichs in s. Reisen in Griechenland 1840. Ders. Topographic
von The ben. Abhdl. der Miinchner Akad. III. 2. S. 413. J. Spencer Stanhope
Topographical sketches of Megalopolis, Tanagra, Aulis and Eretria. L. 1831 f.
Karthaea bei Broendsted Reisen Th. 1. Argos bei Gell.]
1 253. So bedeutend auch jetzt die Anzahl der iiber
Griechenlands Landschaften zerstreuten Triimmer von Tem-
peln und andern Bauwerken ist: so 1st doch zu hoffen, dass
unter gunstigen Verhaltnissen mit Bedacht und Sorgfalt an-
gestellte Nachgrabungen den Plan und die architektonische
Ausfuhrung einer ungleich grosseren Menge ans Licht bringen
2 werden. Auch die Nachforschungen nach Sculpturen fmden
hier, ungeachtet der Venetianer und der neuesten Erwerbun-
gen , in manchen Gegenden einen noch - fast jungfraulichen
3 Boden; und man darf einer Zeit entgegensehen , wo einhei-
rnische Museen an echten Resten Griechischer Kunst alle
ausser Griechenland (ibertreffen werden.
1. Bautriimmer, welche im Histor. Theil erwahnt sind: zu Tiryns
§. 45. Mykenae 45. 49. Argos 45. Epidauros 106. Korinth 53. Nemea 109.
Phigalial09. Tegeal09. Mantinealll. Lykosura45. Olympial09. Messene
111, bei Amyklae 48, auf Aegina 80, zu Athen 80. 101. 109. 153. 190. 191,
inAttika 53. 109, auf Delos 109, vgl. 279, auf Euboae 53, im Orchomenos 48.
Delphi 80, auf Ithaka 47. Ephyra u. andre Kyklop. Mauern in Epeiros 45.
Eigenthumlich gebaute Dorische T. zu Gardacchio auf Corfu, Railton Antiq.
of Athen. Suppl. Theater-Ruinen §. 289.
2. In Griechenland gefundne und gesammelte Bildwerke: Vene-
tianische Erwerbungen aus dem Peloponnes und von Corfu, besonders
von Antonio und Paolo Nani (um 1700) und Spateren desselben Hauses
gesammelt (§. 261, 2). Paciaudi Mon. Peloponnesiaca 1761. Manches ist
durch Morosini (1687) von Athen nach Venedig gekommen, wie die beiden
Lowen vor dem Arsenal (mit Runenschrift). §. 434. Elginsche Sammlung,
von Athen, aber auch von andern Orten zusammengebracht , im Brit.
Museum; der Phigalische Fund (§. 119, 3) ebenda; die Aeginetischen
Statuen (§. 90, 3) in Miinchen. Nachgrabungen auf Keos, Broendsted
Voyages et Recherches dans la Grece. Livr. I. 1826. Manches durch Clarke
in Cambridge (Clarke Greek Marbles, vgl. 357), im M. Worsleyanum,
[253] Fundorte, Museen in Griechenland. 325
im M. Royal in Paris (durch Choiseul Gouffier und Forbin), besonders die
aus der Umgebung des Theaters von Milo erbeutete Venus, neuerlich die
Bruchstiicke von Olympia §. 119 und das Messenische Basrelief (Leake
Morea I. p. 379. Ann. d. Inst. I. p. 131. IV. p. 184). Nachgrabungen
von Veli-Pascha bei Argos, Magazin encycl. 1811. II. p. 142. Zahlreiche
Sculpturfragmente bei Luku (Thyrea). Leake II. p. 488. Ann. I. p. 133.
Gerhard sur les monumens figures existant actuellement en Grece, Annali
dell' Inst. IX, 2. p. 103—150, Statuen, Basreliefe, Terracotten , gemalte
Vasen, Bronzen, Spiegel, Skarabaeen. Ueber Vasen und Reliefe als das
Museum noch in Aegina war, Biblioth. Ital. XLI. p. 105. (1838.) Bas-
relief. Ein Bacchischer Sarkophag von Mistra - Descr. de la Moree. pi. 43.
fig. 1. 2. 3.
3. Eine Sammlung Athenischer Kunstreste [ehemals] in Fauvel's
Consulatgebaude; spater eine andre von dem Athener Psyllas (nach Stan-
hope's Briefen) angelegt; wahrscheinlich wieder zerstreut. Nationalmuseum
in Aegina, meist aus Vasen, Bronzearbeiten , Inschriften bestehend, unter
Mustoxydi. [Nach Athen yersetzt, wo das Museum bis jetzt irn Theseion,
in der Stoa Hadrians, in den Propylaeen u. a. Raumen der Akropolis ver-
theilt ist. Athens Antikensammlung in A. Schoells Archaeolog. Mittheilungen
aus Griechenland nach K. 0. Miiller's hinterlassenen Papieren, Frankf. 1843,
nicht wenige sind gestochen in Pittakis ' Ecp-rjusgig <xQ%a.ioloy mil ayoQtoGa
rets svrbg r-^g CE/U. KvtvQiGK. KQ%Ki6rriTttg, ' ddr/vrjci 1837 — 41. 2 Bde. 4
F. de Saulcy Musee d'Athenes in der Revue archeol. II. p. 257—77.] Auf
Corfu Museum des Signor Prossalendi.
Fur Archaeologie der Kunst wichtige Reisebeschreibungen, nach
Cyriacus von Ancona (§. 46), besonders Spon und Wheler, Chandler,
Choiseul Gouffier Voy. pittor. de la Grece , Dodwell's Classical and topo-
graphical Tour, wozu Pomardi's Viaggio nella Grecia hier und da ver-
glichen werden kann, W. Gell's Itinerary of Greece (1818 in 4, bloss
I. Argolis), Itin. of the Morea. 1817. 8. [Peloponnesiaca , a Supplem. to
Trav. in the Morea. L. 1846], Itin. of Greece 1819. 8, Narrative of a
Journey in the Morea. 1823. 8, die in Walpole's Memoirs und Travels ver-
einigten Artikel, Hobhouse, Holland, Hughes, Bartholdy, Pouqueville. Leake
Travels in the Morea. 3 Bde. L. 1830. Scharnhorst iiber Aegina, Ann.
d. Inst. I. p. 201. [Broendsteds Reise i Graekenland i Aarene 1810—13.
1. 2. Deel. Kiobenh. 1844. 1. Th. Grossgriechenland, Epirus. 2. Th. Boeotien,
Thessalien, Kleinasien, Aegina, Keos, Peloponnes, Vorlesungen unter frischen
Eindriicken nicht fluchtig niedergeschrieben. Christoph Wordsworth Resi-
dence at Athens and Attica L. 1836 (viele Stellen der Autoren fein er-
lautert durch die Oertlichkeiten) und Greece pictorial, descriptive and
historical 1839. 2. A. 1844. Klenze Aphorist. Bern, gesammelt auf einer
Reise nach Griechenland B. 1838. f. Aldenhoven Itineraire descriptif de
326 Geogr. der alien Kunst. [254]
1'Attique et du Peloponnese avec cartes et plans topogr. Athenes 1841.
Col. W. Mure of Galdwell Journal of a tour in Greece and the Ionian
Islands in 2 Vol. Edinb. and L. 1842, voll Kenntniss und Einsicht. Ulrichs
Reisen in Griechenland 1. Th. Reise fiber Delphi bis Theben. Bremen 1840.
Aus dessen Papieren durch Henzen Viaggi ed investigazioni nella Grecia,
Annali XVIII. p. 1 und iiber Euboea im N. Rhein. Mus. Bd. 5. L. Ross
Reisen durch Griechenland 1. Th. Peloponnes B. 1841 und Reisen auf
den Griech. Inseln 1. 2. Bd. 1841. 43. Rob. Pashley Travels in Crete in
2 Vol. Cambr. and L. 1837, sehr gelehrt und genau. Henzen fiber den
gegenwartigen Zustand der Alterthumer in Griechenland Allgem. Zeit. 1843.
N. 28 ff. E. Curtius die neueren Nachgrabungen in Griechenland, Preuss.
Staatszeit. 1843. 9. Jan.] Die architektonischen Werke Le Roy's
(wenig brauchbar), Stuart's (copirt in Le Grand's Mon. de la Grece P. 1808),
der Dilettanten-Gesellschaft. (Sorgfaltige Nachstiche dieser Engl. Werke,
nebst Deutschem Text, Darmstadt bei Leske.) Exped. de la Moree §. 352.
La Grece ; vues pittor. et topogr. dess. par 0. M. Bar. de Stackelberg P. 1832.
1 254. Die Makedonischen , Thrakischen und Illyrischen
Lander erscheinen sehr arm an Bautrummern und Fundorten
Griechischer Kunst; nur aus spatromischer Zeit finden sich
2 hier Reste. Dagegen sind die Stadte-Ruinen langs der
Nordkiiste des schwarzen Meers sehr wichtige Denkmaler
Griechischer Gultur, iiber die man mit Begierde zusammen-
hangenderen Mittheilungen entgegensehen muss.
1. Halle (vom Circus?) in Thessalonike §. 192. A. 5. Byzanz 193.
A. 8; von "der Col. istor. daselbst, der Guglia giroglifica u. s. w. sind
Zeichnungen im Cabinet d'estampes zu Paris. Constantin des Gr. Marmor-
saule auf dem Vorgeb. des Bosporus. Sogenannte Pompejussaule am
schwarzen Meere. Voy. pitt. de Cple et des rives du Bosphore d'apres
les dessins de Mr. Melling. P. 1807. f. Choiseul Voy. T. II. P. IV. Reste
in Salona 193. A. 6. (auch von Amphitheatern und Thermen); Jadera
(Thor oder Bogen); Pola §. 190. (T. August's Amphitheater, Bogen der
Sergier), Stuart Ant. IV, 1 — 3. Allason Pictur. Views of the Antiq. of
Pola. L. 1819. f. Dell' amfiteatro di Pola — e di alcuni epigrafi e figu-
line inedite dell' Istria con VII. tav. saggio del Can. P. Stamowich,
Venezia 1802. 8. Gianrinaldo Carli Antichita di Capodistria im Archeo-
grafo triestino Vol. III. Trieste 1831. Cassas Voy. pitt. de 1'Istrie et de
la Dalmatie. P. 1797 sqq. Rubbi Antichita Rom. dell' Istria. 4.
2. Die meisten Verhandlungen (von Koehler, R. Rochette und
Stempowsky, P. v. Koeppen, v. Blaremberg, vgl. C. I. II. p. 80.) betreffen
[255] Ruinen Kleinasiens. 327
Inschriften und Mimzen. Waxel Recueil de quelques antiquites trouvees
sur les bords de la Mer-Noire. B. 1803. 4. Reisen von Pallas, Clarke u. A.
Sammlungen: Museum zu Odessa, worin schone Sculpturen von
Kertsch (Pantikapaeon) , Cabinet von Blaremberg u. Stempowsky ebenda;
andere zu Nikolaef, Kertsch und Theodosia Notice sur un tornbeau decouvert
aux environs de Kertsch, 1'anc. Panticapee (1830), im Journ. des Sav. 1835.
p. 333. [Funde in Kertsch Bull. 1830. p. 255. 1841. p. 109. 1842. p. 164.
1844. p. 82. Annali XII. p. 5—22. Voyage au Caucase — et en Crimee
par Fr. Dubois de Montpereux IV. Sect. P. et Neuchatel 1843.]
3. Asien und Afrika.
255. Klein a si en war seit alten Zeiten an den- west- i
lichen Kiisten, seit der Makedonischen Zeit auch in einzelnen
Strichen tief ins Land hinein mit Werken Griechischer Kunst
so angefullt, wie Griechenland selbst; und ist auch jetzt an 2
Trummern, besonders in manchen Gattungen, fast reicher
(wie man die Theater in Griechenland mehr zerstort und
unkenntlich gemacht fmdet, als in Kleinasien und Sicilien).
1. Ueber den Reichthum der Kleinasiatischen Kuste, besonders
loniens, an Kunstwerken Jacobs S. 424. Meyer S. 209 ff. Von Ephesos
Kunstwerken Einiges im Zusammenhang Tzetz. Chil. VIII, 198; auch
Aspendos war voll trefflicher Bildwerke, Cic. Verr. II, 1, 20. Ueber
Cilicische Kunstwerke, nach Miinzen, Toelkeii Kunstbl. I. H. 6. Viele
Tempelanlagen lernt man durch Kaisermiinzen kennen, nach denen besonders
Belley iiber die Monumente von Pergamon, Ankyra, Tarsos, Caesarea in
Cappadocien handelt, Mem. de TAc. des Inscr. XXXII— XL.
2. Bautriimmer oben erwahnt: zu Sipylos §. 42. Sardis 80. 241.*
Teos 109. Ephesos 192. Magnesia am Maeander 109. Samos 80. Priene 109.
Milet 109. Labranda 192. Halikarnassos 111. 151. 153. Kyzikos 153. Mylasa
192. Telmissos 245. Nakoleia 245. Viele Theater (§. 289), auch Aquae-
ducte und Thermen aus Romischer Zeit. Manche Reste auch zu Neu-
Ilion, Alexandreia Troas (viele Trammer in Bogenconstruction) , Assos
(wo die ganze Stadt noch zu erkennen ist, und merkwiirdige Metopen-Reliefs
in altgriechischem Styl, mit Sphinxen, wilden Thieren und Kentauren, [seit
1838 in Paris, M. d. I. Ill, 34. Annali XIII. p. 317: ausser den hier
abgebildeten Stucken gibt Prokesch Wiener Jahrb. 1832. II. S. 59 des
Anzeigers noch einen sitzenden Amor an, der die Hand auf den Bogen
stutzt: sie sind in Granit. Texier Voy. en Asie Mineure. pi. 112] und
schone Sarkophagen gefunden werden), Kyme, Smyrna, Herakleia am
328 Geogr. der alien Kunst. [256]
Latmischen See (Trummer vieler Gebaude auf interessante Weise zwischen
Felsen liegend, Theater in Herakleia, Beda ap. Philon. Orellii p. 149),
Myndos, Myus, Knidos (wo sehr bedeutende Ruinen, besonders Dorischer
Architektur ; durch eine Mission der Dilettanten erforscht), Xanthos, Phaselis,.
Perge, Klaudiopolis, Kelenderis, und in andern Stadten der Siidkiiste; im
Innern besonders Trummer von den Stadten im Flussthale des Maeander
und Laodikeia Katakekaumene; auf Kypros von Kition.
Re is en von P. Lucas, Tournefort, Pococke, Dallaway, Chandler,
Choiseul Gouffier, Kinneir, fiir die Siidkiiste Beaufort's Karamania, fiir
einige Nordgegenden v. Hammers Umblick auf einer Reise von Gpel nach
Brussa, Pesth 1818, und fiir das Ganze W. M. Leake Journal of a Tour
in Asia Minor, with comparative remarks on the anc. and mod. geogr.
of that country. L. 1824'. 8, mit einer Karte, welche eine vortreffliche
Uebersicht der friihern Reisen gibt. A. v. Prokesch Erinnerungen aus
Aegypten und Kleinasien. III. B. 271 f. vgl. Wiener Jahrb. LVIII. LIX. Anz.
Die Ant. of Ionia sind in der neuen Ausgabe mit trefflichen Planen (von
Priene, dem Maeanderthale, der Gegend des Didymaeon, der Stadt Samos)
und architektonischen Rissen bereichert. Schone Zeichnungen von Huyot
befinden sich noch im Portefeuille. Entdeckungen von Texier in Klein-
asien, Azani (Tschafder), grosser Griechischer Tempel, Theater, Basreliefs
(Bull. 1834. p. 238), Pessinus, Synnada, zwischen Synnada und Ancyra
Phrygische Nekropolis mit Griechischen u. Phryg. Inschriften. Amasia,
zehn St. vom Halys, auf der Grenze von Galatien, Kyklopische Stadt, voll
herrlicher Werke, Thor mit Lowenkopfen. Tavia? Felsen - Relief der
Persischen und der Paphlagonischen Konige. Phrygische Entdeckungen,
Archaeol. Intell.-Bl. 1835. n. 20. Journ. des Sav. 1835. p. 365. Reisen
der Englander in Kleinasien und Syrien, Berghaus Annalen 1835. n. 123.
S. 245. Prokesch iiber das alte Smyrna, Wiener Jahrb. 1834. IV. S. 55
der Anzeigen, und iiber eine Nekropole ohnfern Thyatira und die altesten
Bergwerke des Ida Ann. d. I. VI. p. 192. Phrygische Denkmaler bei
Steuart §. 341*. A. 3, zum Theil zuerst gezeichnet, 17 Taf. [Gh. Fellows
A Journal written during an excursion in Asia minor. L. 1839 u. An
account on discoveries in Lycia during a second excursion. L. 1841.
Vgl. Journ. des Sav. 1842. p. 366. 385. W. Hamilton Researches in Asia
Minor, Pontus and Armenia, with some account on the Antiqu. and
Geology. L. 1842. 2 Vol. Spratt und Forbes Travels in Lycia, Milyas and
the Cibyrate. L. 1846. 2 Vol. Col. Rottiers Descr. des mon. de Rhodes 1828. 4.]
1 256. Syrien und Arabien scheinen von Denkma-
lern Griechischer Kunst nur Bauwerke des luxuriosen Romi-
schen Styls oder eines gemischten Griechisch-Orientalischen
2 zu besitzen. Denkmaler dieser spatern Zeit ziehen sich auch
3 durch Aegypten, das Reich Meroe, die Oasen. Im ubrigen
[256] Afrika. 329
Afrika sind die Stadte Kyrenaika's neuerlich ziemlich genau
bekannt geworclen, und besonders der Plan Kyrene's liegt
deutlich vor Augen; doch 1st im Einzelnen dabei sehr wenig
aus alter echthellenischer Zeit zum Vorschein gekommen.
Im westlichen Afrika sind zahlreiche und ansehnliche Trurn- 4
mer Romischer Anlagen vorhanden.
1. Vorhandene Denkmaler von Antiocheia §. 149. 192 (Justinians
Mauern; Triumphbogen auf dem Weg nach Haleb, Gassas I, 15), Sidon
(Felsengrab Gassas II, 82), Tyrus (Aquaeduct, ebd. 85), [Aquaeduct bei
Beirut, Revue archepl. III. pi. 57. p. 489] zwischen Tyrus und Ptolemais
(lonischer T. ebd. 87), zu Jerusalem §. 192, Emesa (Kenotaph des C. Gaesar,
Cassas I, 21), Heliopolis, Palmyra, Gerasa, Gadara (die Stadte des Basalt-
landes Trachonitis, worm seit Salomon viel gebaut ist , Ritter Erdk. II. S. 362)
u. Petra §. 192. Von Seleukeia am Tigris (oder Ktesiophon) Ruinen eines
Pallastes aus Romischer Zeit, nach della Valle. Cassas Voy. pittor.
de la Syrie, de la Phoenicie, de la Palaestine et de la basse Aegypte,
P. an VII (unvollendet). Friihere Reisen von Belon, Maundrell, della Valle,
Pococke. Burkhardt Travels in Syria and the holy land. L. 1822. Trav.
in Arabia. L. 1829. Buckingham Trav. among the Arabian tribes. L. 1825.
0. Fr. v. Richter Wallfahrten im Morgenlande. B. 1822. Graf Bertou Voy.
dans les plaines du Haouran en Syrie im Bull. II. 1837. p. 161 — 171. Denk-
maler von Beirut, Hon. d. I. II. tv. 51. Ann. X. p. 12.
2. Alexandreia §. 149. 193. 224. Antinoe §. 191. Romische Thurme
und Mauern bei Taposiris, zu Babylon bei Cairo, zu Syene. Griechisch-
Aegyptische Gebaude in Meroe §. 192, auf der Oase des Ammon bei Zeytun
(Cailliaud pi. 3. 5. 6). Romisch-Christliche Gebaude in Unter-Nubien , auf
der nordlichen und siidlichen Oase von Aegypten (auf dieser sind Grab-
monumente mit Bogen auf Saulen sehr haufig, Cailliaud pi. 21. vgl. §. 218).
Kosrnas Indopleustes beschreibt den Marmor-Thron des Ares bei Adule, mit
der Inschrift eines Aethiopischen Konigs (des Zoskales nach Niebuhr), in
spatromischern Styl, auf einer gewundnen Saule ruhend.
3. Betrachtliche Ueberreste von Ptolemais (ein Amphitheater, zwei
Theater) ; zu Kyrene (ein Amphith. , zwei Theater , geringe Triimmer von
zwei T. , zahllose Graber an den Strassen, theils im Felsen, tbeils aufge-
baut, mit Frontispicien, zum Theil ausgemalt); Einiges in Naustathmos,
Apollonia, und an verschiednen Orten weiter ostlich. Delia Cella Viaggio
da Tripoli alle frontieri occidental! dell1 Egitto. Gen. 1819. F. W. u. H. W.
Beechy Proceedings of the expedition to explore the N. coast of Africa
from Tripoli eastward in 1821 and 1822. 1828. 4. Pacho Relation d'un
330 Ge°gr- der alten Kunst. [257]
voy. dans la Marmarique , la Gyrenaique et les Oases d'Audelah et de
Macadeh. 1827. 1828. 4 u. f. Vgl. iiber Kyrene's Plan Gott. G.A. 1829. St. 42.
4. Amphitheater zu Tripolis (j. Zavia), marmorner Triumphbogen
des M. Aurel u. L. Veras zu Garapha (j. Tripoli). Graf Gastiglioni Mem.
geogr. sur la parti e orientale de la Barbaric. Milan 1826. Grosses Amphi-
theater 429X368 f. Arena 238x182, Hohe 96, zu Thysderad el Deschemm.
Sir Harville Tempels Reise in das Baylik Tunis, Ausland 1835. n. 102.
Ruinen von Leptis Myra von Delaporte. Journ. Asiat. III. S. T. I. n. 4. p. 315.
Gisternen von Karthago, treffliches Gussgewolbe, Semilassos Africa III. S. 214.
[Falbe, Rech. suiTemplacement de Carthage, s. Letronne, J. des Sav. 1837.
p. 641.] Nachgrabungen von GrenvilJe Temple u. Falbe Ztschr. A. W. 1839.
S. 7 f. Aquaeduct bei Tunis, Amphitheater zu Tisdra (el Jem me), Ruinen
von Girta oder Gonstantina (Vestiges d'un anc. tombeau dans le roy. d'Algier
aupres de Constantine, dess. "par Bellicard) , von Lambesa, Sufetula und
sonst. Shaw Trav. of Barbary and the Levant. Hebenstreit De antiq.
Rom. per Africam repertis. 1733. 4.
4. I t a 1 i e n.
1 257. It alien vereinigt auf die interessanteste Weise
in sich die verschiedenartigsten Distrikte fur die Kunsttopo-
2 graphic. I. Den Distrikt einer durch Golonieen in Italian
einheimisch gewordnen Griechischen Kunstwelt. Dazu gehoren
die Kiistenstriche Unteritaliens und Siciliens, auch manche
3 Theile des Innern dieser Lander. Die Herrlichkeit der Kunst
in diesen Landern zeigt sich in den eigenthumlichen Bau-
4 werken; von Bildwerken in Erz und Marmor wird verhalt-
nissmassig weniger, doch manches Ausgezeichnete im reinsten
5 und schonsten Griechischen Style gefunden; dagegen sind die
Nekropolen der Griechischen und halbgriechischen Stadte dieser
Gegend die Hauptfundgruben der verschiednen Gattungen
Griechischer Vasen, an deren mehr oder minder geschmack-
voller Form und eleganter Malerei man den Grad ziemlich
sicher messen kann, bis zu welchern Griechische Bildung auch
bei den Landeseinwohnern Gampaniens, Lucaniens und Ap-
puliens eingedrungen war (§. 163, 7), und dabei auch
manchen Ort als hellenisirt und kunstliebend kennen lernt,
6 von dem man es sonst nicht erwartet hatte. II. Den Bezirk
inlandischer Volker, welche die Griechische Kunst durch
[257] Italien. 331
eigne Thatigkeit bei sich einheimisch gemacht batten. Dazu
gehort vornehmlich das Land der Etrusker von Pisae bis
Caere, nebst Felsina und Adria ; auch das Volskische Velitrae
und das Latinische Praeneste schliessen sich wegen einzelner
Denkmaler oder Classen derselben (Terracotta-Reliefs, Spiegel)
daran an, so wie ein Theil Umbriens. Die Fundorte der 7
Vasengemalde beschranken sich auf den siidlichsten Theil
Etruriens, besonders den dem Griechischen Handel geoffneten
Kiistenstrich, und das grosse Emporion am oberen Meere,
Adria (vgl. §. 99. 143. 177). Der Reichthum dieser Gegend 8
an einheimischen Monumenten hat in zahlreichen Samm-
lungen im Lande eine bleibende Statte gefunden. f
1. Allgem. Hiilfsmittel zur Kunsttopographie Italians : Bern. Mont-
faucon Diarium Italicum. P. 1702. 4. Reisen besonders von Don Juan
Andres, de la Lande u. Volkman, Keyssler, Pet.it-Radel , Eustace u. Colt
Hoare, Fr. v. der Recke (herausgegeben von Boettiger) , Morgenstern,
Kephalides, v. d. Hagen, Thiersch und Schorn, K. Fr. Scholler. (Baudelot
de Dairval De 1'utilite des voyages.) Neigebauer's Handbuch fur Reisende
in Italien. Hase Nachweisungen fur Reisende in Italien. Lpz. 1821.
Fr. Blurne Iter Italicum Bd. I— III. 1824—1830 gibt beilaufig auch fiber
Museen grundliche Notizen. Ghr. Kopp Italien. 1837.
3. Reste von Bauwerken in Grossgriechenland: Poseidonia
§. 80. Geringe Trummer von Elea (Hunter's Velia. 1818). Dorische
Ruinen eines hexastylen T. u. schone Terracotta-Fragmente in Metapont,
Herzog von Luynes Metapontum. 1833. Von alien Griechischen Bau-
werken in Tarent, Thurioi, Kroton (Paw Mem. concernant le t. de Junon
Lacinienne, Mem. de la Soc. de Gassel p. 67) ist fast nichts fibrig. Ueber
einige Reste von Lokri Luynes, Ann. d. Inst. II. p. 3. [Velia ders.
Annali I. p. 381—86.] Ughelli Italia Sacra IX gibt Einiges fiber die
Ruinen dieser Stadte. Ueber Reste der Stadte in Basilicata Lombardi,
Bull. d. Inst. 1830. p. 17. D. A. Lombardi sulla topogr. e sugli avanzi
delle ant. citta Italo-greche , Lucane, Daune e Peucezie dell' odierna Basi-
licata, Memorie dell' Inst. archeol. III. p. 195. Siciliens Tempelruinen :
Syrakus §. 80 (zwei Saulen des Olympieions standen noch bis auf neuere
Zeit). Akragas u. Selinus 80. 109. Egesta 109. [Gela, von einem T.
noch eine grosse Saule, Pizolanti Mem. istor. dell' ant. citta di Gela, in
Palermo 1753. 4. Romano Antichita Jermitane (Himera), Palermo 1838. 8.]
Katana, Ruinen eines T., zweier Theater, eines Amphith., Circus. Zu
Solus, bei Panormos, interessante Architekturfragmente u. Sculpturen.
Herz v. Serradifalco Cenni su gli avanzi dell' ant. Solunto. Pal. 1831.
332 Geogr. der alten Kunst. [257]
vgl. Bull. d. Inst. 1830. p. 229. 1831. p. 171. Theaterruinen §. 289.
Vito Gapialbi sulle mura d'Hipponio, Mem. d. Inst. archeol. II. p. 159.
tav. 4. 5. [Grundriss von Selinus von Goettling im Hermes XXXIII, 2
-und die Hauptstadte der Insel bei Serradifalco.] Kyklop. Bauwerke von
Cefalu §. 166. A. 3. Katakomben von Syrakus. — Von Sardinien (auch
Felsengraber) u. Gozzo §. 1 66. A. 3. [Onor. Bres Malta illustr. co' Monum. 181 7.]
4. Das Taufgefass in Gaeta (jetzt in Neapel) von Salpion, Welcker
Zeitschr. S. 500. Die herrlichen Schulterblatter einer Rustung mit Ama-
zonenkampfen von Locri, in Broendsted's Besitz [jetzt im Brittischen
Museum; der Fundort ist erdichtet, wie der Verkaufer in Neapel selbst
eingesteht. P. 0. Broendsted die Bronzen von Siris, Kopenh. 1837. 4.]
Der schone Sarkophag in der Kathedrale von Agrigent (Pigonati tb. 47.
Houel IV. pi. 238. St. Non IV. p. 82. Gypsabguss im Brit. Museum).
Mehrere in Kirchen Siciliens. Hirt, Berl. Kunstblatt II. S. 73. In Syrakus
hat Landolina manches treffliche Stuck ausgegraben.
5. JorioV Metodo per invenire e frugare i sepolcri degli antichi.
N. 1824, im Auszuge Kunstbl. 1826. N. 46-53. Man bemerkt, dass die
Nekropolen der Griechischen Stadte durcbgangig gegen Norden liegen.
Vasen-Fundorte in Grossgriechenland (s. besonders Gerhard's Cenni
topogr. Bullett. 1829. p. 161): In Gampanien Nola (schone Vasen in
Firniss und Zeichnung; auch alterthiimliche der hellgelben Art), Gumae
(noch zu wenig erforscht), Avella (Vasen von blasser Farbe), Gapua
(matter Firniss; auch alterthiimliche), Nocera (Nolanische), Eboli (mehr in
Lucanisch-Apulischer Manier; vgl. Ann. III. p. 406. IV. p. 295); in Sam-
nium, besonders Agata de Goti im Beneventanischen (vernachlassigte
Zeichnung, rothe und weisse Farbe); in Lucanien Paestum (schone Vasen
in der besten Art, Graber von Paestum, Bull. 1834. p. 50), Gastelluccio,
Anzi [Antia, nicht wenige Vasen von einem eigenthumlich grossartigen
Styl und ausgesuchten Mythen, die grosse Mehrzahl gewohnlich Bachisch,
oder sog. Toilettenvasen, 1842 am Ort eine Sammlung Fattibaldi von
400 Stuck] u. Armento im innern Basilicata (Fundorte der schlank ge-
formten und mit mythologischen Scenen reichgeschmiickten Prunkvasen in
Firniss u. Farben schlecht, die Zeichnung manierirt); Biisten, Basen, eherne
Riistungen, Galateo, Japygia p. 97 ed. Basil, in Apulien Bari, Ruvo,
Geglia, Ganosa (wo neben der Landessprache ein corruptes Griechisch ge-
sprochen wurde, Horaz S. 1, 10, 30. §. 163. 7) Ruvo, Bull. 1834. p. 36. 164. 228.
[Giov. Jatta sulF ant. citta di Ruvo, in Nap. 1844. 4. S. 56 ff. seine
grossen Nachgrabungen und Vasensammlung; angehangt Avellinos Ruba-
stinorum numorum catal. Graber von Ruvo Bull. 1836. p. 69. 113.
1837. p. 81. 97J; in Bruttii Locri (Vasen alterthiimlicher Art, andere von
ausgesuchter Schonheit). In Sicilien besonders Agrigent (alterthiimliche der
[257] Reste der Griech. Colohieen u. Etrusker. 333
rothgelben Art, aber auch sehr schon und grandios gezeichnete der voll-
kommnern Technik; Sammlung Panettieri; kleine Schriften von Raff.
Politi); im innern Lande Akrae, j. Palazzuola, reich an Grabern, Vasen,
Terracotta's. Le antich. di Acre scoperte, descritte ed illustr. dal Bar.
G. Judica. Messina 1819. f. Vgl. Gerhard und Panofka Hyperb. Romische
Studien S. 155 ff. (Kunstblatt 1825. 26) und die Vorrede zu Neapels
Antiken [auch Bibl. Ilaliana 1820. Febr. S. 222 ff.] Graber in Palermo,
Bull. 1834. p. 209.
Martorelli Antichita Neapolitane. Reisen von Riedesel, Swinburne
u. A. De St. Non Voy. pitloresque de Naples et de Sicile. Hunter Nach-
richten von Neapel und Sicilien. 1790. Bartels Briefe iiber Calabrien u.
Sicilien. 1791 — 93. — Fazellus de rebus Siculis. 1558. f. Andr. Pigonati
Stato presente degli ant. monumenti Sicilian], a. 1767. Viaggio per tutte
le antich. della Sicilia descr. da Ign. Paterno Pr. di Biscari. N. 1781. 4.
Houel Voy. pitt. des iles de Sicile, de Malthe et de Lipari. P. 1782. 4 Bde. f.
Bern. Olivieri Vedute degli avanzi dei mon. antichi delle due Sicilie. R. 1795.
Pancrazi, d'Orville, Wilkins, Hittorf (s. §.80. 109.). Raf. Politi II viag-
giatore di Girgenti e il Cicerone de piazza ovvero guida agli avanzi di
Agrigento, Girgenti 1826. [1842. dess. Antichita e mon. per servire all1
opera intit. il viagg. 40. tav. 8.]
6. Ueber Etruriens Kunstdenkmaler im Ganzen §. 168 bis 178.
Volaterrae §. 168. 70. 71. 74. 76. Pyrgos, Gyklopische Fundamente des
Tempels der Eileithyia, J. Mellingen Archaeol. Intell. Bl. 1836. N. 11. [Ganina
Annali d. Inst. XII. p. 34. ant. castello di Pirgi.] Faesulae 168. 70. Ar-
retium 170. 71. 72. Vetulonium 168. Inghirami Memorie d. Inst. II. p. 95.
Ambrosch p. 137. Rusellae 168. Populonia 168. 76. Gosa 168. Telamon
176. Gortona 168. 70. Perusia 168. 73. 74. 75. Saturnia 168. Volci
169. 70. 73. 74. 75. 77. Bullet. 1835. p. 177. Clusium 170. 71. 73. 74.
75. 76. 77. 78. Falerii 168. 70. Tarquinii 170. 72. 73. 74. 77. Axia 170.
Orchia 170. Bomarzo 169. 70. Viterbo 170. Tuscania 170. Veji 168.
Adria am Po 170. 77. Praeneste 173. Alba Longa 168. 70. Velitrae 171.
Umbrien 176. Ameria 168. Spoletium 168.
7. Vasen-Fundorte in Etrurien: Nekropolis von Volci, am
Flusse Arminia (Fiora) bei Ponte della Badia; Nachgrabungen seit 1828
auf den Gutern des Prinzen Lucian von Canino, der Candelori u. Feoli.
Dorow-Magnus'sche Sammlung im K. Mus. zu Berlin. Ueber die Gattungen
der Vasen §. 99, 2. 143, 2. Ueber das Local Westphal Topogr. dei cont.
<3i Tarquinii e Vulci, Ann. d. Inst. II. p. 12. tv. agg. a. b. Lenoir,
Ann. IV. p. 254. M. I. 40. Werke des Pr. Lucian: Museum Etrusque de
L. Bonaparte. 1829. Catalogo di scelte antichita (Estratto, Ann. I. p. 188).
334 Geogr. der alien Kunst. [257]
Vases Etrusques de L. Bonaparte. Livr. I. II. Bullet. 1830. p, 143. 222).
Gandelori'sche Vasen: Bull. d. Inst. 1829. p. 75 ff. Die herrliche Samm-
lung beschr. von Second. Campanari Rom 1837, ders. intorno i vasi fitt.
rinvenuti ne' sep. d'Etruria R. 1836. 4. Broendsted A brief descr. of 32
anc. Gr. vases lately found by Mr. Gampanari L. 1832. G. Fea Storia
de' vasi dip. che da quattro anni si trovarib R. 1832. Nekropolis von
Tarquinii, meist Vasen der alterthumlichen Arten, s. Gerhard, Hyp. ROmische
Studien S. 134. Caere, vielversprechender Vasen -Fundort. Bull. 1834.
p. 49. 97. 1836. p. 159. Bomarzo, schone Vasen und Bronzen. Clusium,
manche alterthumliche Vasen. Bull. 1837. p. 192. [Grosse Menge nur
hier und in der Umgegend vorkommender, sehr vielgestaltiger schwarzer
Gefasse mit Verzierungen und Figuren in Relief.] Adria am Po, Vasen-
fragmente in der Graberstatte am Tartaro gefunden, in Formen, Malereien
u. Inschriften denen von Volci auffallend ahnlich, auch Terracotta's Mo-
saiken, Marmorfragmente und Intaglio's, gesammelt im Mus. Bocchi.
S. Filiasi, Giorri. dell' Ital. letter. Padova. T. XIV. p. 253. Handschrift-
liches Werk im Wiener Antiken-Cabinet , Steinbiichel Wiener Jahrb.
1830. II. S. 182 u. a. a. 0. Welcker im Bullet. 1834. p. 134 (vgl. Hall.
A.L.Z. 1834, Jun.). R. Rochette Annali VI. p. 292. Den Maler Euthy-
mides finde ich in den Inschr. dieser Scherben zweimal, wie auch in Volci.
Der grosse Handel des Alterthums mit Thongeschirr umfasste gewiss
auch gemalte Gefasse; daher erklart sich das Vorkommen sehr iiberein-
stimmender Arbeiten in entlegenen Gegenden, wie z. B. die Todtung des
Minotaur auf einer Attischen Vase, bei Burgon in London [jetzt im Brit-
tischen Museum], gerade so gezeichnet ist, wie auf der beruhmten Si-
cilischen des Taleides bei Hope.
Die ersten im Sabinerland, in Summavilla gefundnen Vasen,
Bull. 1837. p. 65. 70. (Maler Hieron) 207. [Die Vase mit dem Sonnen-
auf- u. Untergang Mon. d. Inst. II, 55. Annali X. p. 266. XIV. p. 210.
Eine andre ebendaher ist edirt von L. Grifi als il ratto del Palladio,
Roma 1845, eine rathselhafte Darstellung. Eine in Berlin, Gerhard Neu-
erworbene Denkm. N. 1789.]
8. Etruskische Museen: Das Guarnacci'sche, hernach Grund-
lage des offentlichen, zu Volterra [in sieben Zimmern an 500 Etr. Aschen-
kasten] ; ebenda das der Franceschini, der Gini. Antiken im Gampo Santo
zu Pisa, seit 1810 daselbst aufgestellt (Lasinio Sculture del Gampo Santo
[Romisch, nicht Etrurisch.] Biblioteca publica [das Museum seit 1810, ein
Werk des D. Ant. Fabroni] u. Mus. Bacci zu Arezzo. Accademia Etrusca
u. Mus. Venuti zu Cortona (M. Gortonense §. 178); die Bronzen-Sammlung
Gorazzi ist nach Holland verkauft. Sammlungen Ansidei, Oddi u. a. zu
Perugia (s. Lanzi's Register, vgl. Blume II. S. 210), offentliches Cabinet
daselbst. [Indie, aritiqu. per il gabinetto archeol. di proprieta del magistrato
di Perugia 1830. 8. von Vermiglioli zum Theil aus dem Haus Oddi.]
[258] Reste der Kunst cler Etrusker. 335
Buccelli zu Montepulciano. Gasuccini, Paolozzi zu Ghiusi, il Girco daselbst.
Etrusco Mas. Ghiusino dai suoi possessor! pubbl. con brevi espos. del cav.
Inghirami P. I. II. Poligrafia Fiesolana 1834. Ruggieri in Viterbo. Kleine
Sammlimg Cervelli zu Orvieto, u. a. m.
Ausser den allgemeinen Reisewerken fur Etrurien Targ. Tozzetti's
schatzbares Werk: Relazioni d'alcuni viaggi fatti in Toscana.
258. Aber bei weitem am ausgedehntesten und er- 1
giebigsten 1st III. das Reich der den R 6 m e r n dienstbar ge-
wordnen, zur Verschonerung Romischer Anlagen gebrauchten
Griechischen Kunst. Rom 1st schon durch die Menge der 2
vorhandnen Bautriimmer, an welche sich zum Theil sehr
ergiebige Fundorte der Statuen anknupfen, die Hauptstadt
der antiken Kunst welt , und ungeachtet es im Alterthum so
wenige Kunstler hervorgebracht, der wichtigste Fleck Erde fur
den Archaeologen , Roms Topographie bildet einen ansehn- 3
lichen Zweig des Studiums. Die noch vorhandenen Monu- 4
mente und Trummer drangen sich am meisten um den
altesten und politisch wichtigsten Theil des alten Roms, das
Forum Romanum und die Via Sacra; ohne Zweifel auch
deswegen, weil die Bevolkerung sich im Mittelalter zeitig aus
diesen Gegenden weggezogen und sie der Vergangenheit iiber-
lassen hat; wahrend der Campus Martius, in der Kaiserzeit
eine Stadt von Prachtbauten, deswegen weil das neue Leben
sich hier besonders angesiedelt, wenige und meist nur solche
Denkmaler zeigt, welche den Bedurfnissen und Zwecken dieser
Zeit selbst angepasst werden konnten. Die weitlauftigen
Garten, welche den Siiden und Osten Roms einnehmen,
sincl da her reich an Fundgruben, und haben ganze Museen
gefullt; die Geschichte ihrer Besitzer ist mit der Museographie
eng verknupft.
2. Ueber frtihere Aus'grabungen giebt es wenig zusammenhangende
Berichte, wie Flam. Vacca Notizie antiquarie. a. 1594 (bei Fea Miscell.
filolog. T. I); uber den Ertrag neuerer Nachforschungen unterrichtete fruher
Guattani (§. 38. A. 2), dann durch zahlreiche kleine Schriften Fea (Pro-
dromo di nuove osservaz. e scoperte fatte nelle ant. di R. 1816), nebst den
Artikeln von Gerhard im Kunstbl. 1823 — 26 (jetzt Hyperb. Rom. Studien
S. 87 ff.) »Romische Ausgrabungen*. Memorie Romane di Antichita e di
belle Arti, von 1824 an, 1827. T. 4. Entdeckungen von 1823 an, Atti d.
Accademia Rom. di Archeol. II. p. 639. Instituto di corr. arch, von 1829,
336 Geogr. der alien Kunst. [258]
besonders die rivista generale del Bullet. Ghronologische Uebersicht der
Nachgrabungen auf dem Forum seit 1802 von Bunsen, Bullet, d. Inst. 1829.
p. 32, dann Annali VI. p. 13. VII. p. 53. Bull. 1834. p. 225. 1835.
p. 33. 65.
3. Die Fragmente des antiken Plans, aus dem T. des Bomulus und
Remus, sind von Bellori (Thes. Ant. Bom. IV), Amaduzzi, Piranesi (Antich.
Bom. I), herausgegeben. Topographen: Flav. Biondo 1449, bedeutender
Andr. Fulvio 1527, Barthol. Marliani Topogra.phia Romae. R. 1544 und
1588. Panvini 1558. Boissard §. 37. A. 3. Nicht wesentlich fordern die
Forschung Donati Roma vetus et recens. 1638 u. Nardini Roma antica.
1666. (Thes. Ant. Rom. IV), vierte Ausg. 1818 von Nibby. Fr. Ficoroni
Vestigi e Barita di R. ant. R. 1744 (bei Fea T. I). \Adler's Beschreibung
der Stadt Rom. Guattani R. antica. 1793, neu 1805. Venuti Descr. topogr.
delle antichita di R. 2. ed. R. 1803, neu herausg. v. Stef. Piali. R. 1824.
Fea N. descrizione di R. antica e moderna. R. 1821. 3 Bde. 8. Ders. sulle
Bovine di R. (Storia dell' Arti T. III). Edw. Burton Description of the
Antiq. and other Curiosities of R. L. 1821. (Deutsch von Sickler 1823.)
G. Sachse Gescb. und Beschreibung der alten Stadt R. 2 Bde., 1824 und
(nach dem Tode des Verf.) 1828. Bescbreibung der Stadt B. von E. Plainer,
G. Bunsen, E. Gerhard und W. Boestelll. (allgem. Theil) 1830. II, (Vatican)
I. 1832. [2. 1834. Ill, 1. 2. 3. 1837. 38. 42. Auszug daraus von Platner
und Urlichs. L. Ganina Indicaz. topografica di Roma ant. 3. ed. 1841, mit
einem grossen Plan. Ders. Espos. stor. e topogr. del foro Rom. e sue adja-
cenze ed. 2. R. 1845, mit 14 Taf. Ders. sul clivo, sulla posizione e sulF
archit. del tempio di Giove Capit. in den Mem. d. Ac. Rom. di Archeol.
T. VI. Steph. Piale sopra alcuni monum. di Roma Dissertazioni R. 2 T.
1833. 24. 4.] W. Gell Topogr. of Rome. Plan von Nolli 1748; ein Auszug
bei Monaldini 1818, ein vollstandigerer bei Bunsen. Vasi's Itinerario, von
Nibby erneuert. — Die wichtigsten Kupferwerke sind §. 37. A. 3 und zu
§. 190 angefuhrt. Piranesi's Hauptwerke sind Delia mag nific. ed architett.
de' Rom. R. 1761 u. Antichita Rom. R. 1748—56. 4 Bde. f. Veduten von
Piranesi, Domen. Pronti, Glerisseau und Gunego, Bosini. Ansichten aller
sieben Hugel in Gassas und Bence's Grandes Vues.
4. Hier ein Ueberblick der §. 1 79. 180. 1 90 —95 genannten Baureste
(mit einigen Zusatzen) nach den Augustischen Regionen, innerhalb der Aure-
lianischen Mauern. 1. Porta Gapena. Grabmal der Scipionen. 2. Caeli-
montana. S. Stefano Rotondo (sog. T. des Faunus, ein Gebaude aus dem
spatern Alterthum). S. Giovanni in Laterano, Obelisk, Baptisterium des
Gonstantin. 3. Isis et Serapis (der sudliche Theil der Esquilien). Goliseo.
Thermen des Titus. Pallast des Titus (sette scale). Nero's Haus zum Theil
[258] Reste der Romischen Periode in Rom. 337
(Camere Esquiline). Basilica S. Elemente. 4. Via sacra (Nibby del foro
R., della via sacra, dell' anfitealro Flavio e de luoghi adjacenti. R. 1819.
Deutsch von Ghr. Miiller. Stuttgart 1824). Titus Rogen (neben dem Fahr-
wege der Via. sacra. Bullet d. Inst. 1829. p. 56). Meta Sudans. T. Urbis.
T. der Pax. T. des Antonin und der Faustina (S. Lorenzo in Miranda).
5. Esquilina. Agger des Tarquinis. Praetorische Gastra. Amphitheatrum
Castrense. Nymphaeum des Severus Alex. Tempel der Minerva-Medica.
Gallienus Rogen. Ausgemaltes Haus (der Lucilla?) §. 210. A. 4. 6. Alta
Semita (Quirinal und Viminal). Thermen des Diocletian und Constantin.
Monte-Cavallo. 7. Via lata (in W. vom Quirinal). 8. Forum Romanum
(Ueber die Lage und Ausdehnung des Forum Sachse I. S. 698 und der
Plan von Hirt, Gesch. der Raukunst Tf. 23). Bunsen les forums de Rome
Mon. d. I. II, 33. 34. Annal. VIII. p. 207-281. IX. p. 12-50. [Ders.
Herstellung des Rom. Forums u. der Prachtforen Caesars u. der Kaiser,
Reschr. Roms III, 2. S. 1—188.] T. des Jupiter Tonans, nach Niebuhr
des Saturnus, von Bunsen begriindet. Sog. T. der Concordia, jetzt Vespa-
sians, und Reste des wahren T. der Concordia, welchen wahrscheinlich
Septim Sever und seine Sohne restituerunt. Rogen des Septim. Saule
des Phocas. Sog. T. des Jupiter Stator. Rasilica Julia. [Gerhard della
Bas. Giulia ed alcuni siti del foro Rom. estratt. dalle Effemer. letter. R.
1823. 8. Die Ansicht bestatigt durch eine Inschrift, Rull. 1835. p. 33.]
Sog. T. des Castor (drei Saulen vor Maria Liber). Career Mamertinus
(robur Tullianum, Leon. Adami's Ricerche. R. 1804. 4). Capitolium (Zoega
Abhandl. S. 331) und Arx (der siidliche Gipfel des Hiigels, vgl. Dureau
de la Malle in Millin's Ann. encycl. IX. p. 17). Arco di Giano. Kleiner
Bogen des Sever. Sog. T. d. Vesta (S. Stefano an der Tiber, ein tholus
peripteros). Sog. T. der Fortuna Virilis. Mundung der grossen Cloaca.
Forum des August (nach Hirt , Niebuhr u. A. ; Sachse nennt dies falsch-
lich das Forum Nerva's); T. des Mars .Ultor (Sachse nimmt nur einen
T. des Namens an). Forum des Nerva ; T. der Pallas. Forum des Trajan
Colonna; Basilica Ulpia. 9. Circus Flaminius (der grosste Theil des Cam-
pus Martius). Die saepta richtig aufgefasst (in Verbindung mit der Ab-
stimmung so vieler Centurien zugleich) von Peter Ztschr. f. AW. 1839.
S. 137. Theater des Marcellus, neben welchem ehemals (Ant. Labacco
Alcune notabili antiqu. di Roma. V. 1584) ein Dorischer Peripteral -T.
lag. Porticus der Octavia. Theater des Pompejus. Thermen des Agrippa;
Pantheon. Rogen des Claudius. Saule u. T. des M. Aurel. Obelisk auf
M. Citorio. Mausoleum des August. Obelisk an der P. del Popolo.
10. Palatium. Palatinische Kaiserpallaste (Scavo Rancurelliano, Guattani
M. I. 1785. Genn. Ott.). Septizonium. Bogen des Constantinus. 11. Circus
maximus. Circus (BianchiniCirci max. iconographia. R. 1728. f.). 12. Piscina
publica (Fortsetzung des Aventin). Thermae Antoninianae. 13. Aven-
0. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 22
338 Geogr. der alten Kunst. [259]
tinus. Pyramide des Ceslius (Falconieri Thes. Ant. Rom. IV. p. 1461).
[Piranesi Mon. de' Scipioni 1785 f. m.] 14. Transtiberina (Janiculum).
Ausser den vierzehn Regionen: Campus Vaticanus. Hadrian's Mauso-
leum. Basilica des b. Petrus. An der Via Ostiensis: Basilica S. Paolo.
An der V. Appia (Labruzzi Via Appia illustr.) : Monument der Gaecilia
Metella. Grab der Claudia Semne (Uhden in Wolfs und Buttmann's
Museum I. B. 534) u. viele andre. [Di due sep. Rom. del secolo di Augusto
scov. presso la tomba de' Scipioni dal Cav. G. P. Campana. R. 1840.
fol. Grifi Sepolcro nella vigna Lozano. R. 1840. 4.] Columbarium der
Freigelassenen der Livia (Werke von Bianchini, Gori, de Rossi). Kata-
komben der Christen. Circus des Caracalla (Bianconi Descr. dei Circi.
R. 1789. f.). Quelle der Egeria (Wagner de fonte et specu Egeriae. 4).
An der V. Nomentana: Basilica der h. Agnes. Grabmaler der Gonstantia
und Helena. An der V. Flaminia: Grabmal der Nasonier §. 210. A. 4.
An der V. Aurelia: ausgemalte Grabmonumente der Villa Corsini (bei
Bartoli), [der Villa Pamfili, wovon Zeichnungen zur Herausgabe genommen
und Copieen in Farben in Munchen in den vereinten Sammlungen,
P. Secchi Mon. ined. di un sepolcro di famiglia greca scop, in Roma sulla
via Latina. R. 1843. fol. Die Gemalde bei Cav. Campana.]
5. Besonders zu merken: Villa Mattei auf Berg Caelius; V. Giusti-
niani, jetzt Massimi, ostlich vom Caelius; V. Negroni und Altieri hinter
B. Esquilin ; V. Barberini hinter B. Quirinal; V. Ludovisi auf M. Pincio
collis hortulorum (hier lagen die grossen Sallustischen Garten, Gerhard's
Abhandlung bei Gerlach's Ausg. des Sallust), V. Medicis; V. Farnese und
Spada auf B. Palatin; V. Corsini zwischen Janiculum u. Vatican; V. Albani
vor der Porta Nomentana; V. Borghese vor der Porta Flaminia u. Pinciana.
259. In der Umgegend Roms, in La Hum, sind be-
sonders die Orte, welche von Kaisern zu landlichern Aufent-
halt erkoren waren, wie das glanzende Antium, Tibur, auch
Lavinium (Alba Longa nicht so, wie man es von Domitian's
Prachtliebe erwarten sollte), ergiebige Quellen fur Kunst-
werke, ohne es ausschliesslich zu sein.
Latium. Kircher's Latium f. 1761. Vet. Latii antiqua vestigia.
R. 1751, erweitert: Vet. Latii antiquitatum ampliss. collectio. R. 1771,
wenig brauchbar: Bonstetten Voy. sur la scene des dix dern. livres de
1'Eneide. P. 1805. Sickler Plan topogr. de la Campagne de R., nebst
Text in 8. Weimar 1811. R. 1818. Nibby Viaggio antiq. ne' contorni di
R. R. 1819. 2 Bde. 8. Sickler's u. Reinhardt's Almanach aus Rom II.
S. 182. Tf. 13 ff. J. H. Westphal Die Rom. Kampagne. B. 1829. 4, nebst
[260] Bautriimmer in Latium. 339
zwei Karten. W. Gell Essai topogr. des environs de R. (siehe Ann. d.
Inst. II. p. 113).
Im Einzelnen: Gabii, Forum §. 295. [Tempel von Gabii u. Aricia,
Annali XII. tv. D. p. 23.] Statuen in der V. Borghese §.261. Alba
Longa (Piranesfs Antich. di Alb. e di Cast. Gandolfo), Emissar §. 168. A. 3.
Grabmal §. 170. A. 3. Sonderbare Urnen (Tambroni und Aless. Visconti
in. den Atti dell1 Ace. Arch. $om. II. p. 257. 317). Lanuvium §. 191.
Praeneste, Suaresi Praeneste antiqua. R. 1655. T. der Fortuna.
II tempio della Fortuna Prenestina ristaur. da Const. Thon, descr. da
A. Nibby. R. 1825. 8. Tibur, sog. T. der Vesta (Desgodetz ch. 5), der
Sibylla, della Tosse. Angebliche Villa Maecens. Ant. del Re Dell1 anti-
chita Tiburtina. R. 1611. Stef. Cabral u. Fausto del Re Delle ville e
monumenti ant. della citta e del territorio di Tivoli. R. 1779. Villa
Hadrian's §. 191. Sabinisches Landhaus des Horaz. Capmartin de Chaupy
Decouverte de la rnaison de campagne d'Horace. 3 Bde. 8. Nibby Viaggio
antiqu. alia villa di Orazio, a Subiaco e Trevi, Mem. Rom. IV. p. 3 — 81.
Le antichita di Alba Fucense negli Equi, misurate e descritte dalF archit.
Carlo Promis. Roma 1836. 8. Bullett. 1836. p. 76.- (Weg von Rom, die
Befestigung, Steinarten, Tempel, Tuscanische Basilica.) Tusculum, Kata-
komben, Grab der Fam. Furia. Bedeutende neue Nachgrabungen , durch
Lucian Bonaparte. Vgl. Kunstbl. 1826. N. 3. [Canina Descrizione del
antico Tusculo 1841. f.] Cora, Dorischer T. des Hercules. G. Antolini
Opere T. I, 1. Piranesi Antichita di Coro. R. 1761. f. Ostia, Lucatelli
Diss. Gorton VI. Hafen §. 190. A. 2. Fea Relazione di un viaggio ad
Ostia. Ders. Alcune osserv. sopra gft ant. porti d'Ostia. Sickler's Alma-
nach I. S. 284. II. S. 231. 244. Nachgrabungen, Bull. 1834. p. 129.
Archaeol. Intell. Bl. 1834. N. 61. Antium, unter Caligula u. andern
Caesaren aus Augustus Hause sehr verschonert; Theater u. andere Reste.
Fundort sehr vorziiglicher Statuen, s. besonders Winckelm. W. VI, 1.
S. 259 u. Fea ebd. 2. S. 320. Phil, a Turre Mon. vet. Antii. R. 1700.
Fea Bull. d. Inst. 1832. p. 145. Aphrodisium in der Nahe, wo 1794
23 Statuen gefunden wurden. Terracina, Ruinen auf der Hohe. —
Kyklopische Mauern §. 166. G. A. Guattani Mon. Sabini. V. I. R. 1827. 8.
260. In Unteritalien geben die Gegenden urn den i
Puteolanischen Meerbusen nicht bios von der fruhern Helle-
nischen Gultur, sondern auch von der Pracht und dem Luxus
der Romer Kunde. Wie die Romer selbst in Neapolis den
Genuss eines freien und behaglichen Hellenischen Lebens
suchten, und die Reste desselben gern fortbestehen liessen : so
beriihren sich hier auch in den Trurnmern und Grabern beide
340 Geogr. der alten Kunst. [260]
2 Kunstwelten. Aber die deutlichste Anschauung alter Kunst-
cultur im ersten Jahrhundert n. Ghr. geben die vom Vesuvius
verschiitteten Stadte. Wenn hier auch manche Abweichung
aus friiheren Hellenischen Umgebungen und noch fortbestehen-
der Oskischer Nationalitat abgeleitet werden kann: so fmden
wir doch in der Hauptsache Alles dem Geschmack der Romi-
schen Hauptstadt analog, und konnen uns, wenn wir die
Ziige, welche Rom im Grossen, abeY verwischter, darbietet,
nach der Detailanschauung Pompeji's auszeichnen und ver-
vollstandigen , das Leben jener Zeit sehr genau und lebendig
3 erneuern. — Das nordliche Italien bietet eine Menge
zerstreuter Trammer und Fundorte von Statuen ; arn meisten
vereint sich in Verona.
1. Rhefues Gemalde von Neapel und seinen Umgebungen. 3 Th. 1808.
Mormile Descr. della citta di Nap. e dell' antichita di Pozzuolo con le
figure degli edificj e con gli epitafj che vi sono. N. 1670. Pozzuoli
(Dikaearchia , Puteoli) reich an Alterthumern. Franc. Yillamena Ager
Puteolanus s. prospectus eiusdem insigniores. R. 1620. 4. P. Ant. Paoli
Avanzi delle antich. esist. in Pozzuoli , Cuma e Bajae. N. 1768 f. Le
antich. di Pozz. , Bajae e Guma inc. in rami da F. Morghen. N. 1769 f.
Jorio Guida di Pozzuoli. Serapeum, ein Monopteros mit Heilquellen und
vielen Gellen fiir Incubation, wahrscheinlich dem Kanobischeri nachgebildet
(auch in Memphis war das Serapeum zngleich Heilanstalt, Reuvens Lettres
a Mr. Letr. III. p. 83, wie zu St. Gannart in Sudfrankreich), nach Andr.
de Jorio's Schrift fiber den Serapistempel. Kunstbl. 1824. N. 19. Aelterer
Plan von Erdmannsdorf. Amphitheater, Aquaedukt, Piscina, Graber.
Sog. T. der Venus u. Diana (wahrscheinlich Badesale), piscina admirabilis
und Andres in Bajae. [In der wenig bekannten Graberstrasse von Puteoli
warden in den letzten Jahren manche mit schonen Wandgemalden, andere
durch Bau und Einrichtung merkwiirdige aufgedeckt.] Theater zu Mi sen urn.
Circus oder Amphitheater von Cumae. Grab mit den angeblichen Skelets
(§. 432). Ueber die Sibyllengrotte von Gurnae besonders Jorio Viaggio di Enea
all' Inferno. [Die allgemeine Meinung setzt sie, wie es scheint, falsch; sie
ist dicht bei der Akropolis des altesten Cumae, geraumig, mit einer hohen
Treppe ausgehohlt in der Seitenwand hinauf, die zu einem schmalen Sitz aus-
lauft; auf einer Felsenspitze in der Nahe stand vermuthlich der Apollotempel.]
Stollen im Posilippo §. 190. A. 1. II. Rob. Paolini Mem. sui monument!
di antich. e di belle arti ch'esist. in Miseno, in Baoli, in Baja, in Guma,
in Capua ant., in Ercolano, in Pompeji ed in Pesto. N. 1812. 4. Capua,
Amphitheater. [Rucca Capua vetere o sia descr. di tutti i rnon. di C.
ant. e particol. del suo amfit. Nap. 1828.]
[260] Bautriimmer in Unteritalien. 341
Ueber die Entdeckungen auf Capri Hadrava Ragguagli di varj scavi
e scoperte di antich. fatte nell1 isola di Capri. N. 1793. 8. [1794. 4.]
Gori's Syrnbolae litter. Decad. Rom. V. III. p. 1. (Flor. 1748. Vol. I.)
Rumen eines T. (?) auf Pandataria.
2. Die ersten Entdeckungen, welche auf die verschuttetenStaclte
hinwiesen. waren: die Auffmdung der beruhmten Frauenstatuen (§. 199.
A. 7) auf dem Gute des Pr. Elbeuf Emanuel (von Lothringen) im Raum
des Theaters von Herculanum, g. 1711; die Auffmdung des sog. Hauses
des Arrius Diomedes an der Graberstrasse von Pomeji bei Grabung eines
Brunnens 1721; dann die folgenreichern Entdeckungen in Herculanum
bei dem Erbau eines Lustschlosses Carl III. 1736. Das tiefverschiittete
Herculanum, dessen Markt unter Resina liegt, kann nur, wie eiu Bergwerk,
durch Schachte genutzt , das leichtbedeckte Pompeji dagegen ganz offen
gelegt werden. Doch ist es eben deswegen, besonders nach der ersten
Bedeckung mit Asche, von den friihern Einwohnern selbst durch Nach-
grabung der kostbarern Gegenstande meist beraubt worden. In der
Franzosischen Zeit ist der fast eingeschlafene Eifer neu belebt, und das
Forum auszugraben angefangen worden. Die neuen Nachgrabungen be-
gannen, nachdem das Forum offen gelegt, von dem Bogen beim Jupiters-T.
am Forum, und verfolgen die von da nach N. gehende Strasse (T. der
Fortuna, Thermen, Fullonia, Haus des tragischen Dichters, Haus des Faun).
Neuere Werke §. 190. A. 4. 210. A. 3. Ausser diesen iiber Hercu-
lanum: Venuti Descr. delle prime scoperte dell' ant. citta di Ercolano.
1748. Berichterstattende Werke von Cochin u. Bellicard, de Correvon,
Ant. Fr. Gori, Winckelmann, Cramer. (Rosini) Dissertat. Isagog. ad Hercul.
Volum. explanationern. Bayardi Prodromo delle antich. d'Erc. N. 1752.
Le antich. di Ercolano. N. 1757—92. I-IV. VII. Pitture, V. VI. Bronzi, VIII.
Lucerne etc. (Deutscher Auszug von Murr mit Umrissen von Kilian).
Antiquites d'Herculanum, grav. par Th. Piroli et publ. par F. et P. Pira-
nesi. P. 1804 — 6. 6 Bde. 4. Ueber Pompeji: ein interessantes Register
von Weber, 1757, Ann. d. Inst. II. p. 42. M. I. 16. Martini das gleich-
sam wieder auflebende Pompeji. Leipz. 1779. 8. Gaetano Prospetto dei
scavi di Pompei. 8. Millin Descr. des Tombeaux, qui ont ete decouv. a
Pomp Fa. 1812. Romanelli Viaggio da Pomp, a Pesto. N. 1817. 2 Bde. 8.
Choulant de locis Pompei. ad rem medicam facient. Lips. 1823. Cockburn
Pomp. L. 1818. Prachtwerk von Goldicutt. L. 1825. Bonucci Pompei
decrite. N. 1828. Die neueren Nachrichten in Niccolini's M. Borbon., bei
Jorio sugli scavi di Ercolano. N. 1827, und in den Bench ten in Schom's
Kunstblatt 1825. N. 36. 1827. N. 26. [in den jabrlichen ragguagli de'
lavori della r. Accad. Ercol. von Avellino seit 1833.] Jorio Plan de Pomp,
et Remarques sur les edif. N. 1828. Grosse Karte von Bibent. Guarini
342 Geogr. der alten Kunst. [260]
fiber einige Monumente Pompeji's. Verzeichniss der Schriften iiber Here. u.
Pomp, im M. Borbon. I. p. 1. [Nachgrabungen Bull. 1834. p. 145; von
1835-38, von H. W. Schulz Annali d. Inst. X. p. 148, fortgesetzt im
Bull. 1841. 42. R. Rochette Lettre a Mr. Salvandy P. 1841.]
Beneventum, Triumph bogen §. 191. A. 1. Vita Thes. Antiqu.
Beneventanarum. R. 1754. T. I. (Romische Alterthiimer).
3. InUmbrien: Ocriculum, sehr bedeutende Ruinen; Brucke,
Theater, Amphitheater, mehrere Tempel. Nachgrabungen 1777. Guattani
M. I. 1784. p. 1 ff. Narnia, schone Brucke aus August's Zeit. A si-,
sium, alter T., Maria della Minerva, Korinthisch, von zierlicher Einrichtung.
G. Antolini Opere T. I, 2. Guattani 1786. p. XX. Goethe Werke XXVII.
S. 186. Theater, Amphith., Rundtempel. Angeblicher T. des Clitumnus.
School's Reise S. 462. R. Venuti Osserv. sopra il fmme Glitumno etc.
R. 1753. 4. Ferento, im Gebiet von -Viterbo, Thor von der Art der
ffxami, Annali d. Inst. IX, 2. p. 62. Tuder, sog. Mars-T. Schriften von
Agretti u. Andern, Giorn. Arcad. 1819. III. p. 3. Fulginium. Pontano
Disc, sopra 1'antichita della citta di Foligno. Per. 1618. 4. Fan urn,
Triumphbogen des August, und ein zweiter des Constantin. Ariminum
§. 190. A. 1. I. Schone Brucke. Thorn. Temanza Antichita di Rimini.
V. 1740. f. In Etrurien wenig Bedeutendes aus Romischer Zeit. Amphi-
theater zu Arretium (Lor. Guazzesi in den Diss. dell' Ace. di Gort.
T. II. p. 93) und andern Orten. In Picenum: Ancona §. 191. A. 1.
Peruzzi Diss. Anconitane. Bol. 1818. 4. Amphitheater von Faleria, Giorn.
Arcad. LV. p. 160. Theater von Fallerone in der Mark Fermo Bull.
1836. p. 131.
In Ober-Ialien: Ravenna, §. 194. A. 5. Patavium, Ruinen
eines Korinthischen T. (Ant. Noale Dell' antichissimo t. scoperto in Pad.
negli anni 1812 e 1819. Pad. 1827). Verona, das ungeheure Amphi-
theater. Maffei degli Amfiteatri. Desgodetz Les edif. ch. 22. Ueber neue
escavamenti Giulari Relazione degli escavamenti etc. V. 1818. 8. Arcus Gavii
et Gaviae. Viel andre Romische Gebaude. §. 193. A. 7. Ausgrabung
Bull. 1837. p. 173, in der Nachbarschaft ein T. der Minerva u. s. w.
das. p. 137. [Modena u. Umgegend Bull. 1846. p. 23. 1842. p. 145.
1843. p. 151. 1844. p. 178.] Brixia. Ottavio Rossi Le memorie Bres-
ciane. Br. 1693. 4. Neue Entdeckung eines T. und grosser Bronzefiguren.
Dr. Labus, Antologia 1824. n. 43. [Labus intorno vari ant. mon scop,
in Brescia, Relaz. del prof. R. Vantini, Brescia 1823. 4. Fort Benigni
Lettera sui scavi fatti nel circondario dell' antica Treja, Macerata
1812. 4. 12 tav. Im Rathhaus zu Macerata zwei Reihen von Statuen,
togati, eine in Foligno, Aesculap genannt, und in den meisten Stadten
irgend etwas aus dem Alterthum. Vari mon. dell' Italia (Mailand, Brescia,
[261] Bautrummer Oberitaliens. Museen in Rom. 343
Verona, Vicenza), Annali XI. p. 181.] Monti Escav. Bresciane. Velleja,
Forum. Antolini Le rovine di Velleja misurate e disegn. Mil. 1819. f.
Amalthea 1. S. 331. Die Denkmaler sind meist nach Parma gebracht.
[Ausgrabungen Bull. 1842. p. 175. 1843. p. 161.] Mediolanum. P. Gra-
tidius De praeclaris Mediolani aedificiis quae Aenobarbi cladem (1162)
antecesserunt. Med. 1735. 4. Ueber die 16 Saulen bei S. Lorenz Schrift
von Grillon 1812." Amati Les antiq. de la ville de Milan. Mil. 1821
u. Succinte Mem. intorno le sedici ant. col. Mil. 1831. Ibl. [Von einem
Badesaal, Archaeolog. Zeit.' 1846. S. 389.] Aosta §. 190. A. 1. II.
Susa ebd. Millin's Voy. en Savoie, en Piemont, a Nice et a Genes.
P. 1816. Desselben Voy. dans le Milanois, Plaisance, Parme etc. P. 1817.
Aquileja. Bertoli de1 signori di Bribir Le antich. d'Aquileja profane
e sagre. Ven. 1739. f. [Die drei letzten, Bande mit den Zeichnungen
liegen ungedruckt in Venedig bei einern Privatmann; es ist darunter das
vollstandige Silbergeschirr der Familie der Eusebier in Constantins Zeit.]
Forum Julii, Museum aus einheimischen Sachen. [Nachgrabungen
Bullett. 1835. p. 213. Antiquities of Pola, Amphitheater, T. der Boma
u. des Augustus, Bogen der Sergii in den Antiq. of Athens Vol. IV.
Stancovich dello anfiteatro di Pola. Venez. 1822. 8. Alason Pictures
and views of the antiquities of Pola 1819. f.]
261. Die museographischen Nachrichten, welche 1
wir auf die topographischen folgen lassen, beginnen billig mit
Rom. Rom hat, bei dem ungeheuren Reichthum seines
Bodens, besonders durch die weise Verfiigung, nach der keine
Kunstwerke des Alterthums ohne Erlaubniss der Regierung
aus Rom fortgebracht werden diirfen, offentliche IMuseen er-
halten, mit denen [so reich auch an vortrefflichen und aus-
gesuchten Werken aus Rom Miinchen und das Brittische
Museum sind], noch lange keine andern an Fulle vorziiglicher
und wohl erhaltener Gegenstande werden wetteifern konnen,
einer Fiille, gegen die alle Bekanntmachung unvollstandig
zuriicktritt, und oft grade das Interessanteste zu iibergehen in
Gefahr gerath. Die scheme Zeit der Privatsammlungen da-
gegen ist voruber, die ausgezeichnetsten sind eine Zierde theils
Italianischer, theils fremder Residenzen geworden. Im nord- 2
licheren Italien ist Florenz durch die Villa Medicis und
Etrurien, Venedig besonders aus Griechenland ,' aber auch
aus der Umgegend und aus Rom reich geworden; alien an-
dern Sammlungen hat es an solchen Quellen gefehlt. Nea-
pel aber hat [zu den Farnesischen Sammlungen] iiberschweng-
344 Geogr. der alten Kunst. [261]
liche einheimische Schatze, welche sich ganz von selbst hier
concentriren, und dieser Residenz neben Rom eine unab-
hangige Wichtigkeit und ein Interesse, das keine andre Samm-
lung ersetzen kann, zusichern.
1. Man hat von 60,000, ja Lanzi von 170,000 Statuen oder Antiken
in Rom gesprochen. Oberlin p. 127. Jacobs a. 0. S. 516. — Die all-
gemeinen Werke uber Antiken in Rom von Gavaleriis u. A. s. §. 37.
Minder bedeutend: Borioni Collectanea Antiq. Rom., mit Erklarungen
von Rod. Venuti. 1735, meist Bronzen. Antiquitatis Monurnenta Rom.
collecta et illustr. a Gonyers Middleton. L. 1745. — Ramdohr Ueber
Malerei u. Bildhauerarbeit in Rom. 1787. 3 Thle. 8. Lumisden Remarks
on the Antiq. of Rome. 1797. 4. Gerhard, Roms antike Bildwerke, in
der Beschreibung 'Roms I. S. 277—355.
Statuen in Rom auf offentlichen Platzen : vor dem Capitol M. Aurelr
die beiden Basaltlowen, die Dioskuren (nicht vorziiglich) ; die Rossebandiger
auf M. Cavallo; Marforio und Pasquino (ein Flussgott und Aias mit
Patroklos. Notizie di due famose statue di un flume e di Patroclo.
R. 1789). [Bonada Anthol. Diss. I, 1, simulacrorum in urbe antiquitas.]
S a in m 1 u n g e n.
I. Oeffentliche.
a. Auf dem Capitol:
Museum Capitolinum; begriindet von Clemens XII., vermehrt von
Benedict XIV. und andern Papsten. Hauptwerk §. 38. Reich an Hermen
von Philosophen u. dgl. — M. Kircherianum im Collegium Romanum,
herausgegeben von Bonnani. R. 1709. f. M. Kirch. Aerea illustr. notis
Contucci. R. 1763—65. 2 Bde. f. — Pallast der Conservatoren. [Platner
in der Beschr. Roms III, 1. S. 107 ff. das Capit. M. S. 137—258. Ferd.
Mori Sculture del M. Capitol. 2. T. R. 1806. 7. 4.]
b. Auf dem Vatican:
M. Pio-Clementinum ; eroffnet von Clemens XIV. durch seinen teso-
riero Braschi, der es als Pius VI. sehr vergrosserte. Hauptwerk §. 38. Vgl.
Zoega's Bemerkungen in Welcker's Zeitschr. I. S. 310. 373 ff. M. Chiara-
monti von Pius VII. hinzugefugt. §. 38. Eine fernere Erweiterung bildet der
Nuovo braccio, ygl. Kunstbl. 1825. N. 32. (Eine der neuesten Erwerbungen
ist die Sammlung der Herzogin von Chablais, mit Bacchischen Bildwerken
von Tor Marancia an der Via Appia, Gerhard, Hyperb. Rom. Studien S. 101).
[L. Biondi I. mon. Amaranziani 1843. f. 50 tav. 142 S. — Zuwachs,
[261] Museen in Rom. 345
s. Gerhard im Kunstbl. 1825. S. 127 f.] Audi die Magazine des Vatican
enthalten Bedeutendes, [was jetzt grossentheils in das neue Lateranische
Museum gebracht 1st. Diess Museum herauszugeben war dem Pater
Secchi iibertragen.] Fea Nuova descr. de' mon. ant. ed oggetti d'arte nel
Vaticano e nel Campidoglio. R. 1819. 12. [Gerhard u. Platner das Vatic.
M. in der Beschr. Roms II, 2. S. 1—283. Musei Etrusci quod Gregor. XVI.
in Aed. Vat. constituit mon. P. 1. 2. R. 1842. f. m. vgl. G. Brunn im
Kunstbl. 1844. N. 75 ff. Darin die Sammlung des Generals Galeassi,
eine der reichsten Sammlungen von Goldschmuck , Bronzen, Thonfiguren,
besonders die gemalten Vasen. Im Casino des Gartens ist die d'Agin-
courtsche Sammlung von Terracotten und eine Menge Romischer Sculpturen.]
II. Privatsammlnngen (vgl. Vasi und das Register zu Winckelm.
Werken Bd. VII). [Das Museum des Coll. Rom. besonders reich in kleinen
Bronzen, in aes grave.]
Albani, Pallast und Villa (§. 258. A. 5), welche der Card. Alex.
Albani mit Kunstschatzen gefullt, und Winckelmann (M. I.) und Zoega
(Bassir.) besonders benutzt haben. Ein Catalog ist vorhanden. Schriften
von Raffei; Marini's Inscr. Villae Alban. Jetzt ist Viel davon in Paris
und Miinchen, Manches noch vorhanden. [Noch immer eins der reichsten
Museen der Welt und das schonste von alien. Indicazione antiquaria
per la V. Albani ed. 2. in Roma 1803, von Fea. Beschr. Roms III, 2.
S. 455— 565.J
Borghese, Pallast und Villa. Die Schatze der Villa sind von
Napoleon durch Kauf erworben, und darum in P&ris verblieben: doch
sammeln sich auch dort wieder neue. Sculture del palazzo della villa
Borghese detta Pinciana. R. 1796. 2 Bde. 8. Mon. Gabini della villa
Pinciana descr. da Visconti. R. 1797 in 8. Visconti's Illustrazioni di Mon.
scelti Borghesiuni, herausg. von Gher. de Rossi u. Stef. Piale. 1821.
2 Bde. gr. f. [Beschr. Roms III, 3. S. 230—57 (Canina) Indicaz. delle
opere ant. di scolt. esist. nella V. Borgh. R. 1840. Beschr. Roms III, 3.
1842. S. 230—57, die neu vereinigte und vermehrte Sammlung. A. Nibby
Mon. scelti d. V. Borghese. R. 1832. 8 maj.]
Barberini, Pallast. Viel ist nach England, das Meiste nach
Miinchen gekommen. Tetii Aedes Barberinae. R. 1647. f. Anderes jetzt
im Pallaste Sciarra [in Magazinen]. Gerhard Prodromus S. XV. Einiges
ist noch vorhanden.
Mattei, Pallast und Villa. Mon. Mattheiani ill. a Rud. Venuti
cur. I. Cph. Amadutio. R. 1776—79. 3 Bde. f. Das Beste davon im Vatican.
[Mehrere Statuen, Btisten und Basreliefe, die nebst den zwei Friesen aus
Pallast S. Croce und zweien aus Pallast Della Valle, marmornen Stiihlen
u. s. w. an den Cardinal Fesch gekommen, wurden in Paris im Juni 1816
versteigert]
346 Geogr. der alten Kunst. [261 J
Giustiniani, Pallast, die Antiken sind meist zerstreut. Galeria
Giustiniana. R. 1631. 2 Bde. f. [Die erste Sammlung in Rom, aus der
ein Theil offentlich versteigert wurde.]
Farnese, Pallast; Villa auf dem Palatin; Farnesina in Trastevere.
Alle Antiken jetzt in Neapel. [Eine gute Anzahl, worunter bedeutende,
ist im Pallast zuriickgebiieben.]
Ludovisi, die vorzuglichen Bildwerke dieser Villa scbeinen noch
vorhanden zu sein. [Noch alle. Beschr. Roms III, 2. S. 577—91.
Gapranesi Descr. des sculpt, anc. de la V. Ludovisi. Rome 1842. Sammt-
liche Monum. sind von Riepenhausen fur E. Braun trefflich gezeichnet.j
Medicis, Villa. Das Vorziiglichste ist um 1770 nach Florenz
gefuhrt worden.
[Golonna, Beschr. Roms III, 3. S. 170 ff.]
Negroni, Villa; die Antiken aufgekauft von dem beruhmten Kunst-
handler Jenkins; das Beste im Vatican.
Aldobrandini, Villa, j. Miollis. [Indice d. sculture e della gallefia
- Miollis 1814. 4.] Werk von A. Visconti.
[Gorsini, Beschr. Roms III, 3. S. 604 ff. Rospigliosi.]
Panfili, Villa; Statuen und Biisten. Villa Pamplailia eiusque
palatium. R. f. Manches [sehr viel] ist noch vorhanden. Auch im
Casino Panfili.
[Torlonia. P. Vitali Marmi scolpiti -esistenti nel pal. di Giov.
Torlonia Duca di Bracciano. 3 T. Rom. 8. Beschr. Rorns III, 3. S. 155 f.]
Villa Altieri, dasali, Strozzi* [Massimo] und viele andere. Pallast
Braschi, Rondanini, Ruspoli (Viel aus diesen in Miinchen). Sammlungen
von Thorwaldson, Kestner, Vollard u. A. Magazine von Vescovali u. A.
[Die Sammlung Rondanini wurde unter die Erben vertheilt, aus Braschi
alles Gute verkauft, zum Theil in das Lateranische Museum, einige gute
Werke im Pallast Massimi alle Gollonne, Chigi, Spada, die acht Basr. in
E. Braun's Zwolf Basr. R. 1845. f. Die neueste bedeutende Sammlung
ist die des Cav. Gampana, an Goldsachen und Terracotten die reichste
von alien, reich auch an ausgesuchten Vasen, Bronzen u. s. w. Marmor-
werke im Gartenhaus in der Nahe des Laterans.]
In der Umgegend Roms: . Villa Mondragone in Frascati (enthalt
wahrscheinlich nicht mehr Viel). Pallast Colonna bei Palestrina [nichts
mehr]. Des Cardinals Borgia Museum zu Velletri (Heeren in der Amal-
thea I. S. 311. Et. Borson Lettre. R. 1796. [Vitae synopsis Stephani
Borgiae cura P. Paol. a St. Bartholomaeo. Rom. 1805. 4. c. 5. 7.]
Borgiana (auf einzelnen Kupferblattern auf der Goett. [und Bonner]
Bibliothek) ist grosstentheils nach Neapel iibergegangen. [Ein Museum
Ostiense hat der Cardinal Pacca aus den neueren Nachgrabungen in
Rom gebildet.J
[261] Museen in Rom u. Oberitalien. 347
2. Florenz, Grossherzogliche Gallerie, reich an Statuen (aus
Villa Medicis), Vasen Bronzen, Etruskischen Alterthiimern. Gori §. 37.
[Lanzi im Giorn. de1 letter. Pisa 1782. T. .47. p. 1—212, auch besonders
als r. gall, di Fir.] Reale Galleria di Fir. incisa a contorni sotto la dir.
del S. Pietro Benvenuti, ed illustr. dai SS. Zannoni, Montalvi, Bargigli e
Giampi. F. 1812. 8. Vgl. H. Meyer, Amaltheal. S. 271. II. S. 191. III. S.200.
Pallast Pitti, Tableaux, statues etc. de la Gal. de Flor. et du Palais Pitti,
dessines par Wicar (mit Erlauterungen von Mongez). P. 1789. f. Garten
Boboli. Pallast Riccardi. [Einiges in den Pallasten Gorsini, Rinuccini,
Nicolini, in den Hausern Guicciardini, Orlandini.]
[Lucca, Osservazioni sopra alcuni ant. mon. di b. arte nello stato
Lucchese. Lucca 1815. 8. Pisa, P. Lusinio Race, di sarcofagi, urne e
altri mondi scoltura del carapo s. di Pisa, Pisa 1824. 4. Ein Ver-
zeichniss auch in (Giov. Rosini) Descr. delle pitture del campo s. Pisa
1810. 4. 1837.8. Fermo, Mus. de Minicis, s. Giorn. scientif. di Perugia
1840 III, 175. 1842 IV, 347; in Ascoli, durch Msgr. Odoardi seit Ende
des 18. Jahrhunderts.]
Pesaro, Marmora Pisaurensia illustr. ab Ant. Oliverio. Pis. 1738.
Lucernae fictiles M. Passerii cum prolegg. et notis. Pis. 1739—51. 3 Bde. f.
[In Onesimo Antiken im Stadthaus.]
Ravenna, Museo Lapidario im Erzbischoflichen Pallast, Bronzen
auf der offentl. Bibliothek. Vieles ist in Kirchen zerstreut. [Archaeolog.
Intell.Bl. 1833. S. 101.]
Bologna, Antiquarium auf der Bibliothek (Malvasia Marmora Fel-
sinea), vermehrt durch das bunt gemischte Museo Gospiano (Descrizione
di Lorenzo Legati. Bol. 1677) u. neuere Auffmdungen. Einiges im Pallast
Zambeccari. Thiersch S. 366. [(Schiassi) Guida al Mus. delle antich. d.
reg. Univ. di Bol. 1814.]
Ferrara, Studio publico, einige Alterthumer. Reste des M Estense,
bei dessen Sammlung Pirro Ligorio thatig war. [G. Pancaldi la statua
ed altri mon. ant. scavati a Macaretolo tra Ferrera e Bologna 1839. 8.]
Schloss Cat a jo, Sammlung des March. Obizzi. Thiersch Reise
S. 302—11. Descr. del Gatajo fatta de Betussi. Ferr. 1669. 4. [Gel.
Gavedoni Indie, dei principal! mon. ant. del. r. Museo Estense del Gatajo,
Modena 1842. 8. G. Malmusi Mus. lapidario Modenese. Mod. 1830. 4.]
Quirinfsche Sammlung in Villa Alticchiero bei Padua. Alticchiero
per Mad. I. W. G. D. R(osenberg). Pad. 1787. 4. Kunstbl. 1829. N. 61 f.
Venedig, offentliche Sammlung im Vorsaal der Marcusbibliothek.
S. §. 37. Bull. 1835. p. 159. Mus. Nani (dessen Bronzen Gr. Pourtales-
Gorgier gekauft hat), oben §. 253. A. 2. Mon. Gr. ex M. Jac. Nanii ill.
a Clem. Biagio. R. 1785. 4. Dess. Mon. Gr. et Lat. ex M. Nanii. R. 1787. 4.
348 Geogr. der alten Kunst. [261]
Gollezione di tutte le antichita - - nel M. Naniano. V. 1815. f. Mus.
Grimani, vom Cardinal Domen. Grimani 1497 begriinde.t, viel in Adria
Gefuiidenes enthaltend, jelzt grossentheils in das offentliche Museum iiber-
gegangen (Millins Oresteide). [Die Reliefe mil Iphigenia jetzt in Weimar.]
Auch die Sammlung Gontarini ist offentlich geworden. Ueber die Samm-
lungen [NaniJ im Haus Tiepolo (dessen Miinzen in das Wiener Antiken-
Cabinet iibergegangen) , Giustiniani alia Zecchere, bei Weber s. Thiersch
Reisen in Italien I. S. 220 ff. Ueber Venedig's Sammlungen iiberhaupt,
besonders die Grimani'sche u. Weber'sche, Rink, Kunstbl. 1829. N. 41 — 44.
60 f. [Gollez. di tutte le antich. del Mus. Naniano 1815. fol. 46 Taf. nur
in 50 Exempl. Ant. statue che in Yen. si trovano, Ven. 1740. 8.] FrQher
glanzten Trevisani, Morosini und andere Hauser. Fiorillo Gesch. der
Malerei in Ital. II. S. 52 ff. Neue Sammlungen aus den Trummern der
alten Bullet, d. Inst 1832. p. 205. Ueberall begegnet dem Suchenden in
A7enedig Griechisches. Die vier Erzrosse von St. Marcus sollen im J. 1204
aus dem Hippodrom von Cpel weggebracht worden sein. Ueber diese
Mustoxidi sui quattro cavalli della basil, di S. Marco in Ven. 1816. 8;
Abhandlungen von Gicognara, Dandolo und A. W. Schlegel; Petersen
Einl. 146. 325.
Verona, offentliche Sammlung von Sc. Maffei veranstaltet , in
welcher allerlei Alterthiimer, Griechische von Venedig her, auch Etruskische,
zusammenstehen. Maffei M. Veronense s. antiq. inscript. et anagl. collectio.
Ver. 1749. Sammlung des March. Muselli. Antiquit. reliquiae a March.
Zac. Musellio collectae. Ver. 1756. f. Museum Bevilaqua, Brustbilder und
Reliefs (zum Theil in Miinchen). [Gavaceppi Race. T. II. prefaz.] Ehe-
maliges Museum des Gr. Moscardo, aus Allem gemischt (Note overo
memorie del M. etc. Ver. 1672). Sc. Maffei Verona illustrata. Ver. 1731.
Graf Orti di Manara Gli mon. Graeci e Rom. — de' Gonti Giusti, Verona
1835. 4. Bull. 1835. p. 206.
Mantua, Bottani M. della R. Accad. di Mantova. Mant. 1790. 8.
Das Museum von Mantua, welches 1631 verwiistet, 1773 hergestellt worden
ist, enthalt viel Marmorwerke, Statuen, Biisten, Reliefs. D. G. Labus M.
della R. Accad. di Mantova. Mant. 1830—33. T. I. II. vgl. Bullet. 1833.
p. 117. [T. III. 1837.] Journ. des Sav. 1835. p. 396.
Mo den a, offentliche Sammlung von Bronzen, Miinzen, Inschriften
[Sarkophagen. Auch in Reggio ein paar Statuen].
Cremona, Isidor Bianchi Marmi Cremonesi. Mil. 1792. 8.
Brescia, Mazzuchellianum M. a Com. Gaetano et atque illustr.
V. 1761—63. 2 Bde. f. Eine Sammlung im Raum des T. §. 260. A. 3
ist im Werke. [Museo Bresciano illustrate. Brescia 1838. fol. (von Labus)].
[261J Museen in Ober- u. Unteritalien. 349
Parma, die ehemaligen Farnesischen Kunstschatze sind 1736 nach
Neapel gewandert; neue herzogliche Sarnmlung, meist aus Velleja. Berliner
Kunstbl. II. S. 14 f. [Antolini Le rovine di Velleja P. 1. tav. 9, acht
grosse Statuen. In neuerer Zeit vermehrt sich das Museum fortwahrend
mit schonen Vasen, Bronzen, Goldsachen, Miinzen. Bronzen M. d. I. Ill,
15. 16. Annali XII. p. 105. De Lama Guida al ducal M. die Parma.]
Mai land, K.K. Miinzcabinet (darin die Sanclementinische Samm-
lung). Antiken-Sammlungen von Pelagio Palagi u. Nizzoli, Bull. d. Inst.
1832. p. 202.
Pa via, Sammlung der Universitat (einige Statuen, Anticaglien,
Miinzen). Reiterstatue des M. Aurel (Regisole). [P. V. Aldini Sulle ant.
lapidi Ticinesi. Pavia 1831. 8, und Gli ant. marmi Gomensi figurati e
letterati. Pavia 1834. 8.]
Tortona, M. del S. Manfr. Settale. Tort. 1666. 4.
Turin, M. Taurinense, benutzt in Maffei's (der die Stiftung veran-
lasst) M. Veron. (Ant. Rivautellae et lo. Paulli Ricolvi) marmora Tauri-
nensia. 1743. 47. 2 Bde. 4. Ueber den jetzigen Zustand der K. Sardinischen
Sammlung s. Schorn, Amalthea III. S. 457. [Millin Voy. en Savoie, en Pie-
mont 1816. I. p. 253 ff. Die grosse Aegyptische Sammlung des Consuls
Drovetti 1822 angekauft.]
In Illyrien: Triest, offentliches- Museum [ gebildet 1834] , Samml.
des verstorb. C. Ott. Fontana, Miinzen u. Apulische Vasen.
Fiume, Sammlung von Bildwerlfen (meist aus Minturna) bei General
Nugent. Bull. d. Inst. 1831. p. 65.
3. Neapel, Real Museo Borbonico negli Studj, enthalt die Farne-
sischen Schatze, vermehrt aus den verschiitteten Stadten, Puteoli und dem
Grossgriechischen Kunstbezirk, auch durch das Museo Borgia, Vivenzio u. a.
Schone Marmorwerke, aber besonders Gernalde, Vasen, Bronzen, Glaswaaren,
Preziosen, geschnittene Steine. Das sehr umfassende R. M. Borbonico von
Niccolini. Finati u. A., von 1824 [bis 45 bereits 14 Bde. 4.] Gargiulo
Raccolta de' mon. piu interessanti di R. M. Borb. Neapels Antike Bild-
werke, beschrieben von E. Gerhard und Th. Panofka. Th. I. 1828. Cataloge
von Jorio fur die Vasen, alten Gemalde Finati il r. Mus. Borbon. 1817
- 23. 3 T. [2. ediz. 1842. Aegypt. Mon., Erz- und Marmorarbeiten und
Galerie des petits bronzes 1843. Die erotiscben und die obsconen Gegen-
stande des geheimen Cabinets sind zu Paris 1836. 4 und von H. Roux
und Barre 1840. 8 herausgegeben.] Museum zu Portici, das erste
Reservoir, in welches die Kunstschatze aus den verschiitteten Stadten ihren
Weg nehmen. Sammlung des Prinzen S. Giorgio Spinelli zu Neapel (be-
sonders Terracotta's aus Gr. Grabern Gerh. Prodr. p. XIV.) [Des Engl.
Gesandten Temple Vasensammlung, nebst vielen Bronzen u. s. w. aus
Pompeji, Nocera; Santangelo, eine der bedeutendsten; des Advocaten
350 Geogr. der alten Kunst. [262]
Tormsio, besonders Nolanische,] u. andre. Vasenmagazine (Gargiulo, de
Grescenzis, Pacileo [besonders Barone.] Reliefs in Sorrent [an vielen
Sarkophagen im bischoflichen Pallast.J
In Sicilien: Palermo, Mus. des Prinzen Castello di Torremuzza.
Ein andres im ehemaligen Jesuiter Collegium (?). Vasensammlung von
Ciccio Carelli. Hirt, Berlin. Kunstbl. II. S. 71, 1829. Catania, Mus.
des Prinzen Biscari (Vasen, Manners, Munzen). Hirt, S. 67. Sestini
Descr. del M. del Pr. di Biscari. F. 1776 und 1787. [Miinter Neapel und
Sicilien S. 421 ff. Mus. der Benedictiner S. 410.] Sammlung des Can.
Spoto. Hirt S. 59 (auch fiber andre Sicilische Sammlungen). Palazzuola
§. 256. A. 5. [Syrakus, Bartels Reise III. S. 275. 617. Hughes Trav.
in Sicily, Greece I. p. 48 ff. Vasen, Terracotten, Munzen u. s. w. findet
man an vielen Orten Siciliens von Einem und dem Andern gesammelt,
wie in Lentini, Castelvetrano , Girgenti, Contorbi, Sciacca. In Palermo
besteht allerdings noch das Museum der Jesuiten, Bronzegerathe , Vasen,
Terracotten, Romische Sculpturen, und ein ahnliches in dem Benedictiner-
kloster zu St. Martino in der Nahe. Das offentliche Museum ist besonders
durch die Metopen von Selinunt und eine kleine Anzahl bedeutender
Vasen ausgezeichnet und wachst an. Vasen bei dem Prinzen Trabia, dem
Herzog Serradifalco. Sammlungen Carelli und Torremuzza sind schwer-
lich noch vorhanden.]
5. Der Westen Europa's.
1 262. Frankreich hat unter den iibrigen Landern Eu-
ropa's noch am meisten einheimische Kunstwerke des Alter-
thums. Denn abgesehn von den Denkmalern der Kelten,
welche auch einen gewissen Unternehmungsgeist und ein Auf-
2 bieten grosser Krafte fiir hierarchische Zwecke beweisen: ist
besonders der Siiden Frankreichs reich an Resten Romischer
Civilisation und Kunstliebe, wozu sehr vorziigliche Werke
der Architektur, auch manehe gute Sculptur gehoren; rohere
Arbeiten, Bronzen, Terracotta's, Mosaiken, Gefasse, wie
sie jeder Winkel des Romischen Reichs hervorbrachte , sind
3 naturlich auch in ganz Frankreich zu fmden. Wahrend die
hier gefundnen Alterthumer in den Stadten der Provinz.
Museen bilden: hat allein die Hauptstadt des Reiches sich
einer aus den Hauptlandern der Kunst zusammengebrachten
Sammlung zu erfreun, die nach Wiedererstattung des Ge-
raubten auch bei rechtlichem Besitze immer noch sehr glanzend
4 ist. Von Spanien sind weder die einheimischen Ruinen
Frankreich, locale Alterthumer, Museen. 351
und Reste, noch die aus der Fremde erworbenen Kunstschatze
so vollig bekannt, als sie es zu verdienen scheinen.
1. Die Druidischen Grotten, Altare (dolmens), Tumuli, Obelisken
(peulvans), pierres branlantes, Steinsarge, Steinkreise (chromlecks). Das
umfassendste Denkmal sind der Steinkreis und die Alleen zu Garnac bei
Quiberon in Bretagne. Bretagne und die umliegenden Inselri sind als die
letzteri Sitze Keltischer Religionsiibung darin am reichsten. S. besonders
Gambry Mon. Geltiques ou recherches sur le culte des pierres , Gaylus im
Recueil, besonders T. V., und das fabelhafte Buch: Antiquites de Vesone
cite Gauloise par M. le Gte Wlgrin de Taillefer. 1821.
Dieselben Monumente kehren in England, besonders Wales, wieder
(cairns, menhirs, rocking-stones und kistvaens, den deutschen Hiinenbetten
ahnlich), wo Ptonehenge einen wirklich imposanten Eindruck macht.
2. S. besonders Millin's Voy. dans les departements du Midi de la
France. P. 1807. 3 Bde. 8. [Fiorillo Kl. Schr. II. S. 242 ff.]; auch Mont-
faucon Mon. de la monarchie Franchise. P. 1729. 5 Bde. Maffei Galliae
antiqu. quaedam selectae. P. 1733. 4. Ders. De amphitli. et theatris
Galliae. Gaylus Recueil. Pownall Notices and descriptions of antiqu. of
the Provincia Romana of Gaul. L. 1788. De la Bauvagere, Grivaud de la
Vincelle. Lenoir Musee des mon. Franqais. I Partie. Denkmaler der
Romer im mittagl. Frankreich von G. L. Ring. Carlsr. 1812. 4. Memoires
de la Soc. des Antiquaires de Normandie, und ahnliche Sammlungen.
Nachrichten aus neuern Zeiten giebt Ferussac's Bulletin, Sect. ,VII. 1824—
1833 [und der Grieche Ann. d. Inst. Vol. X. p. 88 von Autun, Lyon,
Orange, Vienne, Carpentras, Rimes, Aries, St. Remy. Ausgezeichnet die
Monumens du Midi de la France par Grangent, Durand et Durant. P. 1819
royal f. 44 Tf.]
Massilia, Grosson Recueil des antiqq. et monumens Marseillois.
Mars. 1773. [Notice des mon. ant. conserves dans le M. de Mars. 1803.
28 B. Nach der Revol. wieder gesammelt, Notice 1840. 8.] Notice des
tableaux et monumens antiques qui composent la collection du M. de
Marseille. 1825. Nemausus (Nismes), oben §. 190. A. 1. II. Maison
carree, Amphitheater, Fontane, sog. Dianen-T. , Musivfussboden. Ausser
Glerisseau [u. mehreren Aelteren] Menard, Hist, des Antiquites de la ville
de Nismes et de ses environs. Nismes 1825. Neue Ausg. v. Perrot 1829
(mit einem Plan der neuentdeckten Porticus um die maison carree).
[1840. Notice du Mus. de Nismes 1841.] Annali d. I. VII. p. 195.
Grenoble, Ghampollion - Figeac Antiq. de Grenoble. 1807. Tolosa,
Mem. de 1'Ac. de Toul. T. I. [Du Mege Descr. du Musee des antiquites
de Toulouse. Toul. 1835. 8. A r el as, Tempelruinen , Amphitheater.
352 Geogr. der alten Kunst. [262]
Aeguin Antiq. d' Aries. 1687. (Venus d' Aries). Uckert Geogr. II. 2. B.
434. [H. Glair les mon. d'Arles ant. mod. Aries 1837. 8. Theater vor
wenigen Jahren aufgedeckt, merkwiirdig. Bull. 1835. p. 135. Veran
Notice des anc. mon.' d1 Aries. P. Text 4 Kpf. f. Estrangin 1'amphith.
a Aries, Marseille 1836. 8.] Arausio (Orange), Triumphbogen, Theater,
Amphitheater, Aquaedukte. Gasparin Hist, de la v. d'Orange. Or. 1815.
u. A. Vienna, Notice du M. d1 Antiq. de la ville de Vienne par le Sieur
Schneyder, fondateur et conservateur. Lugdunum, Spon Recherches
des antiq. de Lyon. L. 1675. 8. F. Artaud (Antiquaire de la ville)
Description des antiq. et des tableaux dans le M. de Lyon, [Gab. des
Antiques du M. de Lyon 1816, nicht vollstandig] und andre Schriften.
Ara August! §. 199. A. 9. Bibracte (Autun), Thomas Bibracte s. Augu-
stoduni mon. Lugd. 1650. Alterthumer von Santones (Saintes), herausg.
von Ghaudruc de Grazannes. Antiqq. Divionenses von Jo. Richard.
P. 1585. Vesunna (in Petrocoriis ) A. 1. Nerac, Annali d. I. v. p. 327.
Bordeaux, Lacour Antiqu. Bordelaises. Bord. 1806. (Sarkophage). Paris,
Romisches Bad. Strombeck, Berl. Monatsschr. XIV. S. 81. Thermen des
Julian, Berl. Mus. 18)57. n. 41 f. nach Quatremere de Quincy. Kata-
komben. 1710 wurde hier das Relief mit den Keltischen (Esus und Cer-
nunnos) und Griechischen Gottern entdeckt. Baudelot Descr. des basr.
trouves depuis peu dans Teglise cathedr. de Paris. P. 1711, und Hist, de
FAc. des Inscr. III. p. 242. Montfaucon Mem. de 1'Ac. XVII. p. 429 u. A.
Soissons (Augusta Suessonum) ist neuerdings als Fundort interessanter
Statuen merkwiirdig geworden, §. 126. A. 5. Bull. d. Inst. 1833. p. 105.
Juliobona (Lillebonne), Theater, neuerlich aufgedeckt, Fund von Statuen.
Kunstbl. 1824. N. 36. Bull, des scienc. histor. 1828. Mars p. 245. Nov.
p. 370. 1829. Sept. p. 54. Ann. d. Inst. II. p. 51. tv. agg. c. Bernay
(Eure-Departement) , Silbergefasse eines Mercur-T. §. 311. Bethou ville
in der Normandie, Thongefasse mit Reliefs aus Homer, neuerdings ge-
funden und herausgegeben von Le Prevost.
Elsass Schopflin Alsatia illustrata. 1751. 2 Bde. f. Das Schopf-
lin'sche Museum (Oberlin Schopfl. M. 1773. 4) gehort jetzt der Stadt.
[Schweighaeuser fils Mem. sur les antiqu. Rom. de la ville de Strassbourg. 8.
und Enumeration des mon. les plus remarquables du Bas Rhin et des
contrees adjointes, Strasb. 1842. 8. Golbery und Schweigh. Antiquites de
1' Alsace 1828. fol.] Brocomagus (Brumzt, Rom. Bader), Niederbronn,
Bersch (Heidenmauer) , Ell, Ittenswiller sind Fundorte von Altaren, Ge-
fassen u. dgl.
3. Die Hauptperioden dieser Sammlung sind: 1. die Zeit vor
der Revolution , die Kunstschatze in Paris und Versailles zerstreut.
[Franz I. kaufte 1531, 120 Stuck Antiken, Vasari VI.- p. 405. In der
Abtei gingen 1795 im Brande mehrere von Montfaucon beschriebene
[262] Frankreich, locale Alterthttmer, Museen. 353
Werke zu Grunde.] Claude Mellan und Etienne Baudet Recueil des
statuees et des busies du Cabinet du Roi. P. 2 Bde. f. (auch Manches,
was jetzt nicht im Loure). Besondre Cabinette de St. Denis, de St. Gene-
vie ve (Felibien Mon antiques. P. 1690. 4.) — 2. Die Zeit der Vereinigung
der schonsten Statuen aus ganz Italien, im Louvre. Ausser den §. 38
genannten Werken: Lenoir Descr. histor. et chronol. des mon. anciens
de sculpture deposes au M. de Paris. 4 Bde. 8. Legrand Galeries des
Antiques. P. 1803. 8. Landon Annales du Musee. 1800—1809. 17 Bde. 8.
Seconde collection. 1810—21. 4 Bde. [Filhol Galerie du M. Nap., redigee
par Jos. Lavallee 1804—15, 10 Bde., kl. 4. 120 Lieferungen von je funf
Gemalden und einem Marmorwerk.] Besonders mitzlich: Mon. ant. du
M. Napoleon dessines par Piroli, publ. par Piranesi (mit Erklarungen von
Schweigliauser d. j. [unter Beirath Visconti's], dann von Petit -Radel).
P. 1804. 4 Bde. 4. — 3. Die Periode seit der Ruckgabe. Der alte Besitz ;
die Borghesischen Sachen; viele Albanische; die Choiseul - Gouffierschen
[wovon der Katalog von Dubois 1818] ; Manches aus Griechenland §. 253.
A. 2. Neu eroffnetes Aegyptiscbes Museum, die zweite Drovettische Samm-
lung enthaltend. Descr. des Antiques du M. Royal, commencee par —
Visconti, continuee par M. le Cte Clarac. P. 1820, neue Ausg. 1830.
Clarac's Musee de Sculpture antique et moderne, wird ausser dem Louvre
eine sehr umfassende Statuen- und Bustensammlung enthalten. [Die
Statuen der Museen Europa's von Taf. 395 im 3. bis 991 im 5. Bande
der Kupfertafeln, wo die Iconogr. Egypt., Gr. et Rom. beginnt. Vom
Text ist der 3. Bd. nur zur Halfte erschienen. Waagen Kunstw. u.
Kunstler in Paris. B. 1839, die Sculpturen des Louvre in chronologischer
Folge beurtheilt. Im Mus. Karl's X. die Vasen.]
Ausser dem Louvre enthalt das Cabinet des medailles neben
dem heriiichen Munzenschatze auch Gemmen, Cameen, Bronzen und
andere Anticaglien, zum Theil von Caylus und Millin beschriebene
Sachen. Notice des mon. exposes dans le Cab. des medailles et antiques
de la Biblioth. du Roi. Nouv. ed. accomp. d'un recueil de planches.
P. 1822. 8.
Unter den Privatsammlungen sind die vom Herzog von Blacas
(die Gemmen aus der Earth 'schen Sammlung, Panofka's M. Blacas. Vases
peints. Cah. 1—4. f.), vom Grafen Pourtales (§. 261. A. 2), Panofka Anti-
ques du cabinet du C. Pourtales - Gorgier P. 1834. 41 pi. Bull. 1835.
p. 97. [Collections de Mr. le C. Pourt. G. Antiquites P. 1844. 8.J, von
Durand (Vasen und Bronzen; die frahere Sammlung ist der koniglichen
einverleibt) , vom Baron Beugnot (Vasen, Bronzen), von Revil (Bronzen,
Munzen und Gemmen) die bedeutendsten. [Kataloge von de Witte, Cab.
Durand 1836, zum Verkauf, Vases peints et bronzes (des Pr. von Canino)
P. 1837 (zum Verkauf), — desgl. de Mr. de M(agnoncourt) P. 1839 (auch
0. Miiller's Archaeolog-ie. 4. Aufl. 23
354 Geogr. der alten Kunst. [263]
verkauft 1841) , und de M. le Vic. Beugnot P. 1840.] Die sehr bunt zu-
samrnengesetzte Sammlung von Denon [in einem grossen Prachtwerk
edirt] ist jetzt zeretreut. Dumersan Descr. des Medailles ant. du Gab. de
feu M. Allier de Hauteroche. 1829. 4.
4. Spanien. Reisen von Pltier, Swinburne, Dillon. Bourgoing's
Tableau de 1'Espagne. Florez Esp. Sagra. Laborde Voy. pittoresque et
histor. de FEspagne. P. 1806 und 12. 2 Bde. f. Vgl. die litter. Notizen
bei Westendorp und Beuvens, Antiquiteiten II, II. S. 274. [In Madrid
Apollo und die, neun Musen Descripzion y breve expl. de las estatuas -
de los r. jardines de S. Ildefonso 1803. p. 41, bei Laborde I. Taf. 11.
Barcellona, III. Taf. 59. Tarragona, drei Torsi in Valencia, Mosaique
d'ltalica pi. 22.]
Rumen von Barcino (sog. T. des Hercules); Tarraco (cine Art
kyklopischer Mauern, Amphith., Aquaeduct, Pallast); Galagurris (Llorente
Mon. Romano descubierto en Galahorra. Madr. 1789); Saguntum
(Theater, Circus, Schrift von Palos y Novarro); Valencia (Sammlung
von Alterthumern aus der Gegend, im Erzbischofl. Pallast. Tychsen,
Biblioth. der alten Litt. und Kunst. I. S. 100); Segovia (Aquaed.); bei
Augustobriga (Talavera la Vieja); Gapara (Triumphbogen) ; Norba
Gaesarea (? Alcantara; Briicke, Tempel); E merit a (mehrere Tempel,
Theater, Amphith., Aquaeducte, Gisterne); Italica (Laborde Descr. d'un
pave en mosaique dec. dans Fane, ville d'ltalica. P. 1802. Descubrimento
de los pavimentos de Rielves f. Arabesken, Maeander u. dgl. ohne
Figuren. [P. Arnal iiber die Mosaike von Rielves und Jumilla. Ivo de la
Cortina Antiguidades de Italica, Sevilla 1840. 8, mit 5 Taf.] In Portu-
gal Rorn. Theater zu Olisipo (Schrift von Azevedo).
Antike Statuen in Ildefonso und den Garten von Aranjuez. Miinzen
und Gemmen auf der Konigl. Bibliothek. Privatsammlung von Statuen
des Herzogs von Medina -Geli. Die Sammlung Odescalchi ist durch die
Konigin Christine gesammelt und nach Spanien gekommen, s. Anm. zu
Winckelmann. M. Odescalcum. R. 1747. 1751 f. gest. von P. B. Bartoli,
Text von- Nic. Galeotto (enthalt auch die fruher herausgekommenen Gem me
d'Odescalchi f.). Medailles du Cabinet de la R. Christine, a la Haye
1742 f. — Tychsen a. 0. S. 90 ff.
1 263. England besitzt ebenfalls viele zerstreute Reste
Romischer Bildung, welche hier sehr bald, und sehr tief
2 einwurzelte; in einem grossen Nationalmuseum aber die be-
deutendste Sammlung von echtgriechischen Sculpturen, welche
existirt, mit vielen Erwerbungen aus Rom und Unteritalien
3 vereinigt. Die zahlreichen Sammlungen, welche im Lande
umher zerstreut sind, wenige genau, manche fast gar nicht
[263] Spanien, England. 355
bekannt, sind zum grossten Theil aus Romischem Kunst-
handel (namentlich von Jenkins) und Restaurationswerk-4
statten (besonders Gavaceppi) hervorgegangen. Interessanter 4
in wissenschaftlichem Betracht sind manche, wenn auch weniger
ausgedehnte, Sammlungen, welche in neuerer Zeit durch Rei-
sende in Griechenland selbst zusammengebracht worden sind.
1. Gambden Britannia. L. 1607 f. Gordon Itiner. Septentr. L. 1727.
Horsley's Britannia Romana. L. 1732 t. W. Roy The military antiqu. of
the Romans in Britain. L. 1793 f. W. Musgrave Antiqq. Britanno-Belgicae.
Lysons Reliquiae Brit. Romanae L. 1813 f. Die Are.haeologia Britannica
in zahlreichen Aufsatzen (s. Reuss Repert. p. 39). Das fiinfte Zimmer des
Brit. Mus. enthalt Roman sepulchral antiquities.
Spuren von Tempeln, Amphitheatern, Thennen, Gastellen, Strassen,
Grabern, Wohnhausern (Mosaikfussboden) an verschiednen Orten. Auch
in London sind unter der Bank, und dem Ostindischen Gompany-Hause
Mosaiken gefunden worden. Rutupiae {Richborough in Kent), Jo. Battely
Antiqu. Rutupinae. Oxf. 1745. Anderida (bei Beachy Head) in Sussex.
Aquae Galidae, Lysons Remains of two temples at Bath and other
Rom. Antiqu. discov. L. 1802 f. Lysons Figures of mosaik pavements
disc, at Horkston in Lincolnshire. L. 1801 f. Ders. Account of Rom.
Antiqu. discov. at Wood Chester in the county of Glocester. 1796 f.
2. Hauptbestandtheile des Britischen Museums sind: 1. Eine
alte Sammlung, von Hans von Sloane begrundet. 2. Die eine Hamilton'sche
Sammlung von Vasen, nebst Bronzen und Gerathen aus Unteritalien.
3. Die Aegypt. Monumente, meist von Nelson gekapert. Engravings with
a descript. account of Egyptian mon. in the British M. collected by the
French Institute in Egypt and surrendered to the British forces (die Zeich-
nungen von W. Alexander). 4. Die Townley'sche Sammlungen von Marmor-
werken und Terracotta's [seit 1810; iiber diese Sammlung G. Forster's
Ansichten von England S. 181 ff.]. 5. Die Elgin'sche Sammlung (§. 253.
A. 2) nebst andern neuen Ankaufen, namentlich den Phigalischen Reliefs.
6. Die Paine - Knight'sche Sammlung von Bronzen, Gemmen, Munzen
(Numi vet. M. R. P. K. asservati. 1830, vgl. Ann. d. Inst. IV. p. 353).
Dadurch ist auch der grosse Schatz alter Munzen (Haym, Combe) durch
sehr seltene und vorziigliche Stiicke vermehrt worden. Das Hauptwerk
§. 38. Descr. of the collection of anc. terracotta's in the Brit. M. L. 1818.
Synopsis of the Brit. M. [47. Ausg. 1844. Das Lykische Museum §. 90*.]
3. In Oxford die marmora Pomfretiana, die Arundeliana (meist
Inschriften) , das Ashmolean M. (einheimische Alterthumer). Einiges in
Ratcliffs library und Christ-Church college. (Browne und Chandler) Marmora
356 Geogr. der alien Kunst. [263]
Oxoniensia. Ox. 1763 f. Zu Cambridge Einiges in Trinity-College; die
Clarke'sche Sammlung im Vestibul der public library (oben §. 253. A. 2).
Lord Pembroke's Sammlung zu Wilton bei Salisbury, sehr an-
sehnlich, reich an (meist falsch benannten) Biisten. Dariiber zwei Schriften
von Kennedy u. Richardson Aedes Pembrokianae 1788. 8. L. Egremont's
Sammlung zu Petworth, Amalthea III. S. 249. Ueber die Blundell'sche
zu Ince bei Liverpool, wovon ein Kupferwerk, 2 Bde. f., existirt, ebd.
S. 48. Sammlung des Herz. v. Bedford in Bedfordshire, Outline,
engravings and descriptions of the Woburn Abbey marbles. [1822. 48 Tf.]
Goett. G. A. 1827. N. 185. Die Gemmensammlung des Herz. v. Marl-
borough zu Blenheim bei Oxford. In London die Landsdown'sche,
wo sehr vorziigliche Sachen (Amalth. III. S. 241), und die Hope'sche
(welche ausser Statuen die zweite Hamilton'sche Vasensammlung enthalt).
Viel aus diesen Sammlungen enthalten (Payne-Knight's) Specimens §. 38.
Ueber Sammlungen friiherer Zeit: M. Meadianum. L. 1755. (Ainsworth)
Mon. Kempiana. L. 1720. 8. Middletonianae Antiqu. cum diss. Conyers
Middl. Cant. 1745. 4. [Sam. Lysons die Mosaike in England.]
4. Von dieser Art ist die Worsley'sche Sammlung zu Appuldur-
combe auf der Insel Wight. M. Worsleyanum (Text von Visconti).
2 Bde. f. L. 1794 [in Darmstadt herausgegeben von W. Eberhard und
H. Schaeffer, 6 Liefer, f. Mus. Worsleyano, Milano 1834. 8. 2, Bde.]. Das
Haus von L. Guilford (Fr. North) enthielt (ob jetzt noch?) manches
Wichtige aus Griechenland. Die kleinen Privatsammlungen von Leake,
Hawkins, Burgon, Fiott Lee (goldener Schmuck aus Grabern von Ithaka),
Rogers, [Sir John Sloane, edirt L. fol. Die Burgon'sche Sammlung, vor-
ziiglich von Terracotten und Vasen aus Griechenland, jetzt im Britt. Mus.
Dagegen ist jetzt nicht unbetrachtlich die des Hrn. Th. Blayds zu Engle-
field Green ohnweit Windsor, worin die Pizzati'schen Vasen aus Florenz,
die des Lord Northampton. Die Coghill'schen Vasen wurden 1843 in
London verkauft]. Munzsammlung von L. Northwick, §. 123. A. 1, von
Thomas [durch Auction verkauft 1844]. Aegyptisches bei L. Belmore,
Bankes u. A. [Geschn. Steine bei Sir R. Worsley, Herzog von Devonshire.
C. Carlisle, Jos. Smith.]
J. Dallaway Anecdotes of the Arts in England. L. 1800, franzosisch
mit Anmerk. von Millin, Paris 1807, enthalt nichts als roh und unkritisch
angefertigte Kataloge. Goede England, Wales, Irland und Schottland.
1805. 5 Bde. Spiker, Reise durch England, Wales und Schottland. 1818.
2 Bde. [Waagen Kunstwerke und Kiinstler in England. B. 1837.]
[264] Deutschland, Museen. 357
6. Deutschland und der Norden.
264. In Deutschland, wo man nun auch ange- 1
fangen hat, die Museen als offentliche und offne Institute der
Nationalbildung zu betrachten, haben sich in neuester Zeit,
neben der Dresdner Statuensammlung , welche lange Zeit
mit grosseni Ruhme der Hauptmittelpunkt archaeologischer
Studien fur unser Vaterland gewesen, und dem in geschnit-
tenen Steinen und Munzen mit Paris wetteifernden Wiener
Cabinet, zwei neue Sammlungen zum ersten Range erhoben,
wovon die eine durch die schone historische Folge statua-
rischer Denkmaler, die andre durch ihre Ausdehnung iiber
die verschiedensten Classen antiker Kunstprodukte das archaeo-
logische Material auf die erwiinschteste Weise erganzen und
vervollstandigen. Die einheimischen Reste Romischer Cultur 2
in den Provinzen jenseits der Dohau, und den agri decu-
mates diesseits der Donau und des Rheins erregen, so hi-
storisch wichtig sie sind, doch nur selten ein Kunstinteresse.
1. Zur Gesch. der Sammlungen fur Wiss. und Kunst in Deutschland
v. G. Klemm, Zerbst 1837, fur aussere Nachrichten recht vollstandig. In
Dresden ist die Hauptmasse der Antiken von den Prinzen Ghigi 1725
angekauft, hernach Handles aus der Sammlung Albani ; die Hercula-
nerinnen (§. 260. A. 2) von Eugen von Savoyen. Kupferwerke §. 37. 38.
Sonst J. Casanova Abh. iiber alte Denkmaler der Kunst, besonders zu
Dresden. Leipzig 1771. 8. Beschreibung der Ghf. Antiken -Gallerie in
Dresden, von J. Fr. Wacker und J. G. Lipsius. Dresden 1798. 4. (Hase)
Verzeichniss der alten u. neuen Bildwerke in den Salen der Konigl. Anti-
kensammlung zu Dresden. Dr. 1833 [1839. 5. AuflL] in 12 (mit manchen
richtigeren Bestimmungen). [Bemerkungen im Kunstbl. 1827. N. 11.]
H. Hase bei Wiedereroffnung der k. Antiken-Samml. zu Dresden im Mai
1836. Nachrichten zu ihrer Geschichte. Hirt, Kunstbemerkungen auf einer
Reise nach Dresden und Prag. 1830. S. 128. [Ders. im artist. Notizenblatt
der Abendzeit. 1830. N. 22.
Das Wiener K. K. Antiken -Cabinet enthalt ausser der grossen
Munzensammlung (Eckhel's Cat. M. Caesareo-Vindobonensis 1779. Numi
anecd. Syll. J. 1786. Grosses handschriftliches Werk von Neumann),
welche durch Funde aus dem ganzen Reiche (goldne Medaillen aus Con-
stantin's Zeit, Steinbuchel Not. sur les medallions Rom. en or du M. I.
R. 1826. 4) und Ankaufe ivgl. §. 261. A. 2) fortwahrend vermehrt wird,
und dem herrlichen Schatze von Cameen, Intaglio's und Pasten (Eckhel
Choix des pierres gravee du Cab. Imp. des ant. representees en 40 pi.
1788. f.), mehrere antike Gefasse aus Silber (§. 200. A. 2) u. Gold (grosse
358 Geogr. der alten Kunst. [264]
Byzantinisch-Slavische Goldgefasse aus Ungarn), schone Bronzen und
Terracotta's, eine bedeutende Vasensammlung, in welche die Gr. Lam-
berg'sche iibergegangen ist (Al. de Laborde Coll. des Vases Grecs de Mr.
le Cte de Lamberg 1813. 1825. 2 Bde. f.), und mehrere interessante
Statuen und Busten (§. 121. A. 2. 199. A. 6. 380). Einiges stammt aus
der Sammlung des treffJichen Kunstkenners Barth. Ausserdem Sammlung
Romischer Busten , Altare , Grabsteine im Souterrain des Theseus-T. im
Volksgarten (Steinbiichel Beschr. des Theseums 1829), und Aegyptischer
Alterthiimer (Steinbiichel Beschr. 1826. Scarabaeen §. 230. A. 2). Einige
antike Sculpturen u. Bronzen in der Ambraser - Sammlung. Fruher das
M. Francianum (meist Gemmen), 2 Bde. 8, mit Vorrede von Wolfg. Reiz.
Die Sammlung im Stifte S. Florian, einst die des Apostolo Zeno, Arneth
in den Wiener Jahrb. 1838. 8. Anz. S. 40. [J. Arneth das K. K. Miinz-
cabinet Wien 1845. (Verzeichniss der Vasen, Bronzen, Gold- und Silber-
gefasse, geschn. St.) Beschr. der im Gab. zur Schau ausgelegien Miinzen
u. Medaillen, 1845. Beschr. der zum — Gab. gehorigen Statuen, Busten,
Reliefs, Inschr. , Mosaiken 1845. 8.] — Ehemalige Sammlung Kaiser
Rudolph II. in Prag.
In Munch en ist die Glyptothek gebildet aus neuern Ankaufen der
Aeginetischen Statuen, trefflicher Sculpturen aus Romischen Villen (§. 261.
A. 1) und der Barth'schen Sammlung , auch Etruskischer (§. 173. A. 2)
und Aegyptischer Werke. Kunstblatt 1827. N. 58. 1828. N. 33—48. 1830.
N. 1. 3. 4. Klenze und Schorn Beschr. der Glyptothek. 1830. Antiquarium
in der Residenz, aus Romischen Busten und Bronzen bestehend, [grossten-
theils modern.] Vgl. Kunstbl. 1826. N. 12. Jahresberichte der K. Bayer'schen
Akademie. Miinz-Gabinet im Akademie-Gebaude, durch die Cousinery'sche
Sammlung vermehrt. Eine schone Vasensammlung , in welche die der
Madame Murat, die Panettieri'sche von Agrigent, die Feoli'sche aus Volci
iibergegangen sein sollen, ist noch nicht zu benutzen, fjetzt in fiinf Salen
aufgestellt. Noch wurden aus den hundert zuletzt aufgesuchten Vasen
des Pr. von Ganino 60 angekauft, worunter hochst merkwiirdige. Die sg.
Vereinigten Sammlungen in der alten Gallerie im Hofgarten, worin Merk-
wiirdigkeiten aus Griechenland , eine Terracottensammlung aus Sicilien
(Centorbo), die Fagelberg'sche aus Rom, an 500 Stuck, Bronzen u. a.
Gegenstande. Katalog, Miinchen 1845.]
In Berlin waren friiher vorhanden: 1. die Kunstkammer auf dem
Kgl. Schlosse, mit Bronzen, Gemmen, Miinzen (die auch neuerdings ver-
mehrt worden), zum'Theil aus der Palatinischen Sammlung (Laur. Beger
Thesaurus Palatinus. Heidelb. 1685. Thes. Brandenburgicus. B. 1696).
Hier befand sich auch 2. die von Friedrich II. angekaufte Baron Stosch'sche
Daktyliothek (Gemmae ant. artificum nominibus insignitae cum expos. Stoschii.
Amst. 1724. f. Winckelmann Descr. des pierres gravees du B. de Stosch. F.
[264] Deutschland, locale Alterthumer. 359
1760. 4. Choix de pierres grav. de la coll. du B. de Stosch accomp. de
notes par Schlichtegroll. Niirnb. 1798, auch deutsch. Viel Abdriicke daraus
bei Lippert u. Tassie. und in einer neuen Sammlung. Verzeichniss der
geschn. Steine in dem K. Mus. 1827. Goethe, Werke XLIV. S. 72).
3. Statuen in den Schlossern von Berlin, Potsdam, Sanssouci, namentlich
die sog. Familie des Lykomedes, aus Cardinal Polignac's Nachlass (Recueil
de Sculpt, ant. Gr. et Rom. [1753. 8.] 1754. 4) von Friedr. II. gekauft
(Levezow iiber die Fam. des Lykomedes, 1-. 1804). Oesterreich Descr. des
deux Palais a Sans-Souci. 1774. 8. Kriiger Antiqu. du Roi de Prusse a
Sans-Souci. B. 1769. f. Dazu sind in neuern Zeiten gekornmen 4. die
grosse Koller'sche Sammlung von Vasen aus Gampanien, Lucanien, Apu-
lien, auch Terracotta's, Bronzen, Glasern. Levezow im Berl. Kunstbl. I.
S. 341. II. S. 4; 5. das M. Bartoldiano (descr. dal D. T. Panofka.
B. 1827. S), aus Bronzen, Vas3n, Terracotta's, Glassachen und Fasten.
Berl. Kunstbl. I. S. 315; 6. mehrere kleinere Vasensammlungen (Gr. Ingen-
heim, auch Statuen; Henin); 7. cine Anzahl in Italien neuerlich angekaufter
Statuen; 8. die Dorow'sche (Magnus'sche) Sammlung von Vasen, haupt-
sachlich aus Volci (R. Rochette, Journ. des Sav. 1829. p. 131. Dorow
Einfuhrung in eine Abtheilung der Vasens. des K. Mus. M. 1833). Alles
dies bildet jetzt das grosse Ko'nigl. Museum. Vgl. Levezow Amalth. II.
S. 337. III. S. 213. Verzeichnisse von L. Tieck u. Levezow. Gott. G. A.
1830. N. 202 [von Gerhard Berlins Ant. Bildwerke Beschr. B. 1836. 1. Th.
Sculpturen und Vasen. Neuerworbene Ant. Denkm. 1 — 3. Heft 1836. 40.
46, Vasen bis N. 1922. Vasenwerke §. 321. A. 5. Von Levezow die
Vasen 1834, von Toelken die vertieft geschn. Steine 1835. Die Terracotten
edirt von Panofka 4. B. 1842.] Getrennt davon bleibt eine bedeutende
Sammlung Aegyptischer Alterthumer, zusammengebracht durch Freih.
v. Minutoli (Hirt Zur Wurdigung der von dem Gen. Freih. v. Minutoli
eingebrachten Sammlung. B. 1823), Gr. v. Sack, Passalacqua (Gatal. rai-
sonne et historique des antiqu. decouv. en Egypte par M. J. Pass. 1826. 8).
— Privatsammlung W. v. Humboldt's (Sculpturen) zu Tegel.
Gassel, Mus. Fridericianum enthalt mehrere vorzugliche Statuen,
viele Gemmen, einige schone Bronzen. Manche Anticaglien sind aus
Attika um 1687 erworben. Diet. Tiedemann Dissert. III. Cass. 1778 sqq. 4.
Voelkel in Welcker's Zeitschr. 1, 1. S. 151. [Stuhl Uebersicht des Mus. zu Kassel.]
Braunschweig, Herzogl. Museum, Marmorb'isten, Bronzen, das
Mantuanische Gefass, [seit der Flucht des vorletzten Herzogs vermisst. der
es indessen laugnet mitgenommen zu haben; der Kaufwerth ist ein unge-
heurer.] Montfaucon Ant. expl. II, 78. Eggeling Mysteria Cereris et Bacchi.
1682. Meurs. Eleusin. II. p. 525. Vase d'onix antique .... dessine par
P. G. Ceding , grave par M. Tyroff. [Niedmann im Anhang zu Denk-
wurdigkeiten u. Reisen des Obr. v. Nordenfels 1830.] Vgl. §. 358, 4.
360 Geogr. der alten Kunst. [264]
Hannover, Graflich Wallmoderrsche Sammlung.- [Nachr. von einer
Kunstsamml. in Hannover 1781. 78 S.] Kaiserkopfe im Garten zu
Herrnhausen.
Arolsen, reiche Sammlung von Bronzen und Miinzen auf dem
Schlosse des Fursten von Waldeck. Gerhard, Kunstbl. 1827. N. 87 ff.
[Ueber die Marmore dieser Samml. Jahrb. des Alterthumsvereins zu Bonn
V. S. 348. Woerlitz, seit 1806, Apollo und die Musen, Statuen aus
Herculanum, Basreliefe, gemalte Vasen u. s. w.]
Goth a, grosse Miinzsammlung. Liebe Gotha numaria. Amst. 1730. f,
[bedeutende neuere Ankaufe. Katalog von der Hand von Fr. Jacobs.]
Die Grafl. Erbach'sche Samml img zu Erbach im Odenwalde.
Darmstadt, einige Biisten u. Anticaglien auf dem Schlosse. Goethe,
Werke XLIII. S. 389. [Ph. Walther des GH. Mus. zu D. der Antiken-
saal. 1841. 8.]
2. Vgl. Oberlin Orb. ant. p. 62. Schweighauser im Kunstbl. 1826.
N. 86 ff. Von Trier's Rumen §. 193. A. 7. Porta Nigra, Amphith.,
Bader, Moselbriicke, Romische Mauern (sogen. Helenen-Pallast) in der
Dornkirche, Heidenthurm. Antikensammlungen im Gymnasium u. in der
Porta Nigra. Brower Antiqu. et Annales Trevirenses. Col. 1626. Alter-
thiimer u. Naturansichten im Moselthale bei Trier, gez. v. Rambonx,
erkl. von Wyttenbach, 4 Liefer. Trier u. Miinchen. [Wyttenb. Neue
Forschungen, Trier 1835. 2. Ausg. 1844, iiber das Alter der Moselbriicke
1826. 4. Gh. W. Schmidt Rom. Byzant. u. German. Baudenkmaler in
Trier 1. Lief.] Steininger die Ruinen am Altthor zu Trier 1835. Theater?
Quednow Trierer Alterthumer. 1820. Th. v. Haupt Panorama von Trier.
1834. Monument der Secundini zu Igel, Abbildung von Hawich, mit
erlauterndem Text von Neurohr. Trier 1826. Schrift von G. Osterwald.
Gobi. 1829. [von L. Schorn in den Abh. der K. Bayerischen Akad. der
W. philos. Kl. I. S. 257. 1835.] Goethe XL1V. S. 180 f. Aachen, Romi-
sche Saulen in Bauten Karls des Gr. Sarkophag mit dem Raub der Pro-
serpina. Coin, Rom. Thurme in der Stadtmauer. Antiken-Gabinet von
Wallraf (Goethe XLIII. S. 315) und im Jesuiten- Collegium. [Xanten,
Fiedler Romische Antiquitaten des Notars Houben zu Xanten, Denkmaler
von Castra vetera u. Col. Trajana. Xanten 1839 f. Antike erotische
Bildw. 1839 f. (derselhen Sammlung). Dess. Geschichten u. Alterth. des
untern Germaniens I. Essen 1824. 8. Die zu Cleve gesammelten Alterth.
B. 1795. 8.] Bonn, Sammlung der Universitat ; Manches aus der Romi-
schen Station beim Wichelshof. Dorow Denkmale Germanischer und
Rom. Zeit in den Rheinisch-Westphal. Provinzen. 1823. 4. Rom. Bader
zu Andernach. Sayn, Antiqu. Saynenses a L. Ph. de Reyffenberg.
a. 1684. coll., ed. 1830. Sammlung in Neuwied, Dorow Rom.
[264] Deutschland, locale Alterthumer. 361
Alterthiimer bei Neuwied. 1827. Coblenz, Sammlung von Bronzen und
andern Alterthumern des Gr. Rainesse. Rom. Thurm zu Riidesheim.
Wiesbaden, Alterthumssammlung des Nassau'schen Vereins. Annalen
des Vereins fur Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung
Hft. 1. 1827. Dorow Opferstatten und Grabhiigel der Germ, und Romer
am Rhein. 1819. 20. Heddernheim, Ruinen eines Standlagers. Habel,
Annalen I. S. 45. Vgl. §. 408. [Jahrbucher des Vereins von Alterthums-
freunden im Rhein-Lande, Bonn 1842 — 47, zehn Hefte.j
Mainz, Eichelstein auf der Citadelle; andere Baureste (auf dem
Kestrich). Rom. Wasserleitung bei Zahlbach. Sammlung auf der Bibliothek,
worin auch ein composites Capital von Ingelheim (vgl. Aachen). Privat-
sammlung von Emele, Beschreibung Mainz 1825 fmit 34 Taf. Malten Aus-
grabungen in und bei Mainz 1842. 8. Das Mainzer Mus. Alth. Verein zu
Bonn II. S. 50]. Auffindungen in Ascliaf fen burg (Hein). Knapp Rom.
Denkmaler des Odenwaldes. 1813. Alberti, v. Wanstadt, Mayer, Eisen-
herz, Graff fiber Rom. Alterthumer am obern Rhein, Heidelberger Jahrb.
1838. S. 1125 von Wilhelmi. [Pauli die Romischen und Deutschen Alterth.
am Rhein. I. Rheinhessen, Mainz 1820.] Mannheim, Alterthumer aus
Mainz, von Godramstein, Neuburg an der Donau und sonst. [Graeff das
Antiquarium in Mannheim 1839. I. II.] Speyer, offentliche Sammlung.
Beschr. von J. M. Konig. 1832. Karlsruhe, Sammlung von Bronzefiguren
u. dgl. [Urlichs Alterth. Verein in Bonn. II. S. 55—66. Creuzer Zur
Gallerie der alten Dramatiker. Griech. Thongefasse der Grossherz. Badischen
Sammlung. 1839. Miinzen in der Bibliothek.] Durlach, Altare und
andre Steinbildwerke im Schlossgarten. Baden, Rom. Bad. Baden-
weiler, Rom. Bader, beinahe die am besten erhaltene und am meisten
unterrichtende Ruine der Art (Weinbrenner Entwiirfe I, 3). Stuttgart,
Rom. Alterthumer bei der Bibliothek, Aegyptische Anticaglien beim
Naturalien-Cabinet. Im Allgemeinen Wielandt Beitr. zur altesten Gesch.
des Landstrichrf am r. Rheinufer von Basel bis Bruchsal. Karlsr. 1811.
Ueber den Bildungszustand der agri decumates besonders griindlich
Leichtlen: Schwaben unter den Romern (Forschungen im Gebiet der Gesch.
Deutschl. IV.). Greuzer Zur Gesch. altrom. Cultur am Oberrhein und
Neckar. 1833. S. 44 ff. Sulle antich. rom. trov. in Suevia, Ann. d. Inst.
I. p. 214. [v. Jaumann Colonia Sumlocenna, Rottenburg am Neckar, unter
den Romern. 1840. 8.]
In Rhaetien: Augsburg, Antiquarium. W. Raiser Die Rom.
Alterthumer zu Augsburg, mit 13 Kupfert. Augsb. 1820. 4. [u. das Rom.
Antiquarium zu Augsb. 1823. 4.] Von Demselben: Der Ober-Donaukreis,
drei Abhandl. 1830 — 32 u. Antiqu. Reise von Augusta nach Viaca (Mem-
mingen). 1829. Guntia, Gunzburg. Sammlung Rom. Denkmaler in
Baiern. Heft 1. 2. Miinchen 1808. 4 u. f. Rom. Lager zu Oberndorf
362 Geogr. der alien Kunst. [265]
bei Donauworth, Hist. Abth. der Miinchner Akad. Bd. V. [F. A. Mayer
iiber versch. im Konigr. Baiern gefundne Rom. Alterth. Miinchen 1840. 8.]
In Noricum: besonders Salzburg (Mosaik §.412. A. 1). Ueber Oester-
reichische Funde das Anzeigebl. der Wiener Jahrb. , besonders von Stein-
buchel, Bd. XLV-XLVIII. Muchar das Rom. Noricum. Graz 1825. In
Panonien: die Ruinen von (Tarnuntum bei Petronell; Cilly (Geleja).
[v. Hohenhausen die Alterth. Daciens im heutigen Siebenbiirgen,
Wien 1775. 4.J
1 265. Die westlichen Nachbarlander Deutschlands
theilen mit den Rheingegenden den Reichthum und die Art
Romischer Kunstreste; in Holland mangelt es auch nicht
an Sammlungen von vorziiglicheren Kunstwerken; weit mehr
2 in Belgien. Der Nor den, welcher keine einheimischen
Alterthumer als die des Germanischen Heidenthums besitzt
(denn die Slavischen Volker scheinen noch weniger als die
Germanen auf Errichtung dauernder Denkmaler bedacht ge-
wesen zu sein), hat auch keine bedeutenden Sammlungen von
grossern Kunstwerken des Alterthums, als die Koniglich Schwe-
dische (der indess mancher glanzende Besitz wieder entgangen
ist §. 262. A. 4) und die immer mehr anwachsende Kaiserlich
3 Russische. Das alte Dacien steht in Hinsicht auf Romische
Reste nicht sehr hinter dem Westen Europa's zuruck; und
das neuerwachte Nationalgefiihl der Magyaren sucht sie rnog-
lichst in den Grenzen der Heimat zu concentriren.
1. Schweiz. Aventicum, Amphitheater (Mus. Aventicinum zu
Avanche), v. Schmidt Antiqu. d'Avenches et de Culm. Bernae 1760. 4
(besonders Mosaiken). Ritter Mem. et recueil de qqs. antiq. de la Suisse.
B. 1788. 4. Augusta Raurac. (Augst), Ampitheater. Schopflin Al-
satia p. 160. Werk von Jacob. Gantonalmuseum zu Lausanne. [In
Zurich Antiquarium in der Stadtbibliothek.]
Holland. Cabinet im Haag von Miinzen und Gemmen, welchem
auch Fr. Hemsterhuis bekannte Sammlung einverleibt 'ist (Jenaer LZ.
1807. Progr. Werke. XXX. S. 260. XXXIX. S. 313). Notice sur le Gab.
des medailles et des pierres grav. de S. M. le Roi des Pays-Bas par J. G.
de Jonge Dir. A la Haye. 1823. [Premier Suppl. 1824. Dess. Catal.
d'empreintes du Gab. des p. gr. 1837. 8.] Universitats-Museum zu Ley den,
gebildet aus der Papenbroek'schen Sammlung (Oudendorp Descr. legati
Papenbroekiani. L. B. 1746. 4.) und neu herbeigeschafften Kunst-
gegenstanden , zum Theil aus Griechenland durch Col. Rottiers [1819]
[265] Schweiz, Holland, Scandinavian, Russland. 363
und aus Afrika durch Humbert. S. Antiquiteiten , een oudheidkundig
Tijdschrift bezorgd door Nic. Westendorp en C. J. G. Reuvens. II. 1.
S. 171. 2. S. 259. Amalthea III. S. 422 ff. [Monumens Egyptians du
Musee d'antiqu. des Pays-Bas par C. Lemans, Leide 1839. Janssen de
Grieske, Rom. en Etr. Monumenten van het Museum te Leyden 1843.]
In friiherer Zeit M. Wildianum descr. a Sig. Havercamp. Amst. 1741.
Cabinet de Thorns, theils nach Paris, theils nach dem Haag verkauft.
Recueil de planches du Cab. de Thorns. -- Cabinet von Kerry in Ant-
werpen (Vasen aus Griechenland).
Betrachtliche Alterthumer von Nimwegen (Neomagus). Smetius,
Antiquitates Neomagenses. Noviom. 1678. 4 und andere Schriften. Briefe
von Gisb. Ouper, J. Fr. Gronov u. A. Antiquiteiten II, 2. S. 206. Graf
Wassenaer Catal. statuarum cet. Hagae Comit. 1750. 8. P. Petau Antiqu.
recueillies a Amsterdam 1757. 4. Sallengre Nov. Thes. Ant. T. II. Samm-
lung Guyot in Nimwegen, Jahrb. des Vereins Bonn VII. S. 56. zu
Utrecht IX. S. 17.] Nic. Chevalier Recherche curieuse d'Antiquite. Utr. f.
Forum Hadriani bei Haag, Nachgrabungen seit 1827. Reuvens Notice
et Plan des constructions Rom. trouvees sur Templac. presume de Forum
Hadr. f. [Nach Briissel ist die DodwelFsche Sammlung gekommen.
M. Notice sur le Musee Dodwell et Catal. rais. des objets qu'il contient,
Home 1837. 8.]
2. Konigl. Museum in Copenhagen, enthalt einige Aegyptische
Alterthumer, die Fragme*nte vom Parthenon §. 118. A. 2, einige Romische
Busten und Anticaglien, besonders Gefasse, Lampen, Glaser aus der Gegend
von Carthago (wovon in der Schrift von Falbe Sur I'emplacement de
Carthage Einiges mitgetheilt wird), auch geschnittene Steine. S. v. Ram-
dohr Studien I. S. 139 ff. Das polit. Journ. 1817. Sept. Oct. Konigl.
Mimz-Gabinet, C. Ramus Catal. 1815. 3 Bde. 4. Von besonderm Interesse
ist gegenwartig die Sammlung des Prinzen Christian, welche Miinzeri,
besonders Grossgriechische und Sicilische, Vasen aus Grossgriechenland,
auch aus Volci, und einige Marmors enthalt; Vieles davon ist aus der
Sammlung des Erzbischofs von Tarent, Capece-Latro, erkauft. Sestini
Descr. d'alcune med. Greche del M. di sua A. R. Msg. Christiano Federigo
princ. ered. di Danimarca. F. 1821. Einige Alterthumer, aus Aegypten
und Italien, hat Bischof Munter in der bischoflichen Residenz in die
Wande einfugen lassen; seine Munzsammlung wird verkauft werden.
Konigl. Schwedisches Museum in Stockholm. E. M. R. Sueciae
antiqu. statuarum series ace. C. F. F. (Fredenheim) 1794. f. [Graf, Die
neun Musen, Endymion, von dem ein Abguss in Berlin.]
Russland. Das Schloss Sarskoselo bei Petersburg enthalt einiges
sehr Ausgezeichnete an Bildhauerarbeit ; Statuen in der Eremitage beim
Winterpalais. Das Kais. Russische Cabinet von geschnittenen Steinen zu
364 Geogr. der alten Kunst. Ungarn. [265~\
Petersburg, aus der Natter'schen Sammkmg entstanden, vermehrt in der
Revolutionszeit durch die Orleans'sche Sammlung (Werke von La Chau
und Le Blond. 1780. 84), 1802 durch die Sammlung Strozzi von Florenz,
vereinigt viel Schones. Koehler Bemerkungen uber die R. Kais. Sammlung
von geschn. Steinen 1794. 4 und in verschiedenen Monographieen iiber
Gemmen dieser Sammlung. Unbedeutendes Werk von Miliotti. 1803 f.
In Petersburg seit 1834 auch eine Pizzatische Sammlung von Vasen,
Bronzen, Terracotten. Dorpater Jahrb. II, 1. S. 87. Universitatssammlung
zu Dor pat, durch Richter's Reise nach dem Orient bereichert, unbedeutend.
[Morgenstern Prolusio continens recensionem numorum familiarum Rom.
qui in Museo acad. continentur P. 1. 2. 1817. 18. XXX. numorum Graec.
argent. 1820 — numorum imperatoriorum 1820. 1834. fol.j In Polerb
Aegyptisches Cabinet. Von der Kiiste des schwarzen Meers §. 254. A. 2.
3. Ungarn und Siebenbiirgen. Severini Pannonia vetus monum.
illustr. Lips. 1771. 8. V. Hohenhausen Alterthumer Daciens. Wien 1775. 4.
Ruinen von Bab aria (Stein am Anger), Garyophilus de thermis Hercu-
lanis nuper in Dacia detectis. Mantua 1739. 4. Schoenwisner de ruderibus
Laconici etc. in solo Budensi. Budae 1778. f. Kunstbl. 1824. N. 59. Neue
Ausgrabungen in Hermannstadt (Walsh Journey). — Ungarische National-
museum zu Pesth, 1807 gestiftet. Nachricht bei Cattaneo, Equejade.
Milano 1819. 4. Prefaz.; und in den Actis M. Nat. Hungar. T. I. Samm-
lung des Grafen Wiczay auf Schloss Hedervar bei Raab (Gemmen, Bronzen,
besonders Miinzen). Ueber die Wiczay 'sche Sammlung und Bestinis Schriften
daruber H. Hase, Zeitgenossen dritte Reihe N. XIX. S. 79 flf. M. Heder-
varii numos ant. descr. G. Mich, a Wiczay. Vindob. 1814. 2 Bde. 4. [Die
Ungrischen Museen haben viel erhalten von einem Anticaglienhandler
Ehrenreich, Cattaneo Oss. sopra un framm. ant. di bronzo, Milano 1810. p. 2.]
Erster Hauptabschnitt.
T e k t o n i k.
266. Wir unterscheiden (nach §. 22) unter den im 1
Raum darstellenden Kiinsten zuerst die an ein zweckerfullen-
des Thun gebundnen, welche Gerathe, Gefasse, Gebaude
einerseits den Bediirfnissen und Zwecken des aussern Lebens
gemass, andrerseits aber auch nach innern Forderungen des
menschlichen Geistes erschaffen und darstellen. Das Letztre 2
macht sie zur Kunst, und muss hier besonders ins Auge ge-
fasst werden.
L Gebaude.
Architektonik.
267. Die unendliche Mannigfaltigkeit an Bauanlagen 1
kann nur in dem Begriffe zusammengefasst werden, dass
durch Stoffe lebloser Natur unorganische Formen dargestellt
werden, welche, auf unmittelbare Weise den Raum der
Erde besetzend, bezeichnend oder abgrenzend, einen Gharakter
von Festigkeit und Starrheit in sich tragen. Ueberall wird 2
man hier unterscheiden konnen: 1. den Stoff der Natur und
die Art seiner Benutzung ; 2. die Formen, welche die mensch-
liche Hand ihm einpragt; und 3. die besondern Zwecke und
Veranlassungen der Einrichtung, welche die besondern Arten
von Gebauden bestimmen.
1. Giebt es eine andere Begriffsbestimmung, welche auch Tumuli,
Chromlecks, Chausseen , Aquaeducte, Syringen, endlich Schiffe (Gebaude.
welche die unfeste Flache, wie sie es leidet, zu occupiren bestimmt sind)
nicht ausschliesst ? Gewiss durfen die Begriffe: Wohnung, Denkmal,
Aufenthaltsort u. dgl. noch nicht hereingenommen werden.
2. Im Folgenden karm die compendiarische Darstellung meist nur
Nomenclatur sein, zu der der Vortrag die Anschauungen zu geben hat.
Dabei sind zu benutzen die zahlreichen Gommentatoren Vitruv's, beson-
ders Schneider, nebst den Kupfern zu Vitr. Bauk. von A. Rhode. B. 1801 ;
366 Architektonik. [268]
G. L. S tie glitz Baukunst der Alten. Leipz. 1796. 8, mit 11 Kupfert.
Dessen Archaeol. der Baukunst der Griechen u. Romer. 2 Thle. 1801. 8,
nebst Kupfern u. Vignetten, u. Gesch. d. Bank. Nurnb. 1827; dessen
Beitr. zur Gesch. der Ausbildung der Baukunst. Th. 1. Leipz. 1834, mit
25 Steindrucken ; besonders A. Hirt Baukunst nach den Grundsatzen der
Alten. B. 1809. f.; in der letztern Thl. 3 die Lehre von den Gebauden;
auch Wiebeking biirgerl. Baukunst. 1821. Hiibsch iiber Gr. Archit. 1822.
2. Ausg. mit Vertheidigung gegen Hirt. 1824. Durand Recueil et paral-
leles d'edifices de tout genre (Text von Le Grand). P. a. VIII. Rondelet
L'Art de batir. 1802—17. 4 Bde. 4. Le Brun Theorie de Farchitecture
Grecque et Rom. P. 1807 f. Ganina FArchitettura [antica descritta e
dimostr. coi mon. Opera divisa in tre sezioni riguardanti la storia, la teoria
e le pratiche dell1 archil. Egiz. Greca e Rom. R. 1839—44. 6 Vol. f.
K. Boetticher, die Tektonik der Hellenen. Einleiiung und Dorika, mit
21 Kpft. Potsdam 1844. 4 u. f.]
1* Baumaterialien.
1 268. ^Erstens: Steine. In Griechenland wurde viel
Marmor aus den Steinbriichen vom Hymettos, Pentelikon,
auf Paros, bei Ephesos, in Prokonnesos, aber auch Kalk-
tufs der verschiednen Gegenden zur Architektur gebraucht.
2 In Rom ursprunglich besonders der vulcanische Tuf von
grauer Farbe, lapis Albanus, jetzt Peperino genannt; dann
der hartere Kalktuf oder Sinter von Tibur, lapis Tiburti-
3 nus, jetzt Travertine; bis die Liebe zum Marmor immer
mehr zunahm , und ausser dem weissen , aus Griechenland
oder von Luna (Garara), die grunen, gelben und bunten
Arten mit Vorliebe angewandt wurden.
1. Aus ist gewohnlicher Feldstein, Mfrog eine bessere Steinart.
Marmor M&OS ISVKOS, seltener fiK^fiKQivog. IJcogos, ncogivos M&OS
porus lapis bei Plin. ist ein leichter, aber fester Kalktuf, der beim Del-
phischen und Olympischen T. gebraucht wurde. Manche sprechen mit
Unrecht von einem marmo porino. Koy%irri$ lidos, Muschel-Kalk oder
Marmor (lumachella bianca antica) war in Megara besonders gewohnlich,
Paus. I, 44, 9; Xenoph. Anab. Ill, 4, 10 scheint ihn noyxvJudzTjs zu nennen.
2. Dem lapis Albanus ahnlich ist der Gabinus, Fidenas und der
hartere Volsiniensis. Weniger brauchbar ist der erdige Tuf (lapis ruber
bei Vitruv). Man unterscheidet structurae molles (1. Albanus), tempe-
ralae (1. Tiburtinus), durae (silex, wozu besonders auch Basalt).
[269] Baumatedalien. 367
3. Vgl. unten §. 309 besonders iiber weissen Marmor. Von dem
spatern Aufkommen des bunten Marmors (Menander etiam diligentissimus
luxuriae interpres primus et raro attigit) Plin. XXXVI, 5. Die beliebtesten
farbigen Marmors der Romischen Architektur waren: Numidicum, giallo
antico, goldgelb mit rothlichen Adern ; rosso antico, von hochrother Farbe
(der alte Name ist unbekannt); Phrygium s. Synnadicum, weiss mit blut-
rothen Streifen, paonazzo (die Steinbruche Synnada's hat Leake wieder
aufgefunden, Asia minor p. 36. 54); Garystium, undulirt, mit Venen von
griinem Talk (cipollino); Proconnesium, welches fiir bianco e nero gehalten
wird; Luculleum und Alabandicum, nero antico; Ghium, buntgefleckt, marmo
Africano. Asafiios A/#o? xcmyqo^s nccl peaces, Philostratus V. Soph. II, 8.
Isidor XV, 8, 13 bases (wohl basanites) nomen est petrae fortissimae
Syro sermone. Der Aegyptische Basalt ist in der Regel eine dem heutigen
Syenit verwandte Mischung. Das Lacedaemoninm marmor ist (nach Gorsi)
ein gruner Porphyr, den die Marmorarbeiter Serpentin nennen: der lapis
ophites ein eigentlicher Serpentin, verde ranocchia genannt. Der hell-
durchsichtige Phengites, aus dem Nero einen T. baute , scheint noch nicht
richtig bestimmt. Ausserdem sind Breccien,. Porphyrarten , Basalte (lapis
basanites, vgl. Buttmann, Mus. der Altherthums-W. II. S. 57 f.), Granite
(von II va und Igilium; auch bei Philae brach man noch um 200 n. Ghr.
viel davon, Letronne Recherches p. 360) auch in Rom zur Architektur
viel verwandt worden. [Gatalogo della collezione di pietre usate degli ant.
per costruire ed adornare le loro fabbriche dell' Avv. Fr. Belli. R.
1842. 8.]
269. Die Behandlung dieses Materials ist im Ganzen 1
dreifach. 1. Der gewachsehe Felsboden wird behauen, bei
den Griechen und Romern nur zu Katakomben, und hier
und da zu Paneen und Nymphaeen. 2. Einzelne abgeloste 2
Steine werden, wie sie sich finden oder wie sie gebrochen
worden sind, zusammengesetzt und verbunden (lofddeg U-
&oi, caementa, opus incertum). 3. Die Steine werden be- 3
hauen, entweder in unregelmassigen und polygonen Formen,
wie bei den Mykenaeischen und andern Mauern und der Ap-
pischen Strasse; oder rechtwinklig und regelmassig (avwopot
U&ot, mUv&oi), woraus das isodomum, pseudisodomum und
reticulatum opus (diy.rvo^srov , mit durchlaufenden diago-
nalen Linien) hervorgehn. Die altere Architektur verkehrt 4
gern mit grossen Massen, und braucht auch ein edles Ma-
terial, wo es ihr zu Gebot steht, durchgangig; die spatre
incrustirt in der Regel Werke aus Back- und Bruchsteinen
368 Architektonik. [269]
5 mit Scheiben kostbaren Marmors. Die altre verbindet gar
nicht durch aussere Mittel, oder nur durch holzerne Dobel
und eiserne Klammern und Schwalbenschwanze ; die spatre
6 wendet zur Verbindung Mortel in reichem Maasse an. Ne-
ben dem gewohnlichen Behauen des Steins kommt schon in
friihen Zeiten das besonders bei weicherem Material anwend-
bare Drehen von Saulencylindern (turbines) auf einer Art
von Drehbank vor; auch sagte man Marmor mit Naxischem
(§. 314) oder Aethiopischem Sande.
2. Diese M&ovs Aoyaflas, wovon ofter bei Thukyd., sammeln die
Jit&olioyoi (Valcken. Opusc. T. II. p. 288. Ruhnken ad Tim. p. 175). Im
weitesten Sinne umfasst das opus incertum den Kyklopischen Urban, §. 45.
Vgl. Klenze, Amalthea III. S. 104 ff.
3. Ueber nhlv&os besonders die Inscbrift aus dem T. der Polias,
Boeckh C. I. I. p. 273. Isodomum erklart sich durch die Bedeutung von
Sopos, corium, eine horizontal Steinlage. Das emplectum ist eine Ver-
bindung des isodomum, in den frontes und diatom (Stirn- und Binde-
mauern), mit dem incertum als Fullung.
4. S. oben §. 46. 49. 80. 153. Die Architravsteine am T. der Kybebe
in Sardis sind 172/5 F. bis 23, V3 F. lang, 4V» F. hoch. Leake Asia min.
p. 344 f. An den Propylaeen von Athen Steinbalken von 17 und von
22 F. Lange. Topogr. of Ath. p. 180 f. Oberschwelle der Thure des
Opisthodomos des Parthenon 25 F. 6 Z. Ein apat-icclos A/frog §. 105
(iaag afiai-oTtlrj&rig Eur. Phon. 1175) fullt einen ganzen Lastwagen. Auch
in Romischeri Bauen, Briicken, Bogen erscheinen oft die einzelnen Steine
als machtige, bedeutungsvolle Glieder des Korpers* Von dem Trilithon
in Baalbeck sind Steine bis 60 F. lang zu sehen. Richter Wallfahrten
S. 87. — Mausolos Pallast war nach Plin. XXXVI, 6 das erste Beispiel
eines mit Marmorscheiben incrustirten Backsteinbaues.
5. S. oben §. 46. 105. Klamrnern und Schwalbenschwanze heissen
TOQUOL (Erklarer Diodor's II, 7) oder yo'/uqm; und kommen auch noch in
Rom ofter vor. Vom Modell einer Mauer, exempla, Vitruv X, 22.
6. Von dem Drehen Klenze Amalth. III. S. 72. Das Sagen (Plin.
XXXVI, 9) war bei der Verfertigung der Marmorziegel , §. 53, 2, von
grossem Nutzen; darum erfand diese ein Naxier.
1 270. Zweitens.- Holz. Das am leichtesten zu gewin-
nende und zu bearbeitende Material, daher von solchem Ein-
fluss auf die Gestaltung der altesten Tempelbaukunst , zieht
sich in der offentlichen Baukunst immer mehr in die Decke
(und an den Athenischen Tempeln war auch diese in der
[271J Stein, Holz, weiche Massen. 369
Regel von Stein) und uber diese in das Sparrenwerk des
Daches zuriick, bis es durch das Vorherrschen des Gewolbes
auch hieraus vertrieben wird. Dagegen blieb Fachwerk in 2
Athen (nicht so in Alexandreia §. 149), die gewohnliche
Constructionsweise der minder ansehnlichen Privatgebaude.
1. S. §. 52 und vgl. den Tuscanischen T. 169. Im T. von Ephesos
war das Dach aus Gedernholz (Plin. XVI, 79), die Felderdecke aus Cy-
pressen, Vitruv II, 9. Daher der Brand §. 80. I, 1.
Hauptstiicke des Sparrenwerks: tigna, Hauptbalken; columen
s. culmen, Giebelsaule; cantherii, Sparren; templa, Fetten; asseres, Latten
(deliciae Festus; deliciae wohl cantherii angulares). Poll. X, 157.
Vom Bauholz (materia) Vitruv II, 8. Pallad. XII, 15. Abies,
quercus, esculus, cupressus, larix, alnus etc.
271 . Drittens : Von weichen Massen, weiche i
man plastisch behandelt, diente der Lehm, zu Backsteinen
geformt und entweder an der Luft getrocknet, oder am Feuer
gebrannt, besonders in Lydien wie in Aegypten und Baby-
lon, aber auch in Griechenland , so wie hernach in Rom,
zu offentlichen Gebauden. Der geloschte Kalk, mit Sand 2
oder in Italien mit der vulcanischen Puzzolan-Erde (Puteo-
lanus pulvis) verbunden, wurde als Mortel zur Verbindung
der Steine, auch zur Bereitung eines Estrichs und ahnlichen 3
Zwecken; Kalk, Gyps, Marmorstaub und dergleichen zum
Anwurf (tectorium, xoviaats), in dessen Bereitung die Alten
hochst kundig und sorgfaltig war en, zu Stuccaturarbeiten
(albarium opus) u. dgl. gebraucht.
1. Aus Backsteinen waren die Mauern von Mantineia (auf steinernem
Sockel, Xen. Hell. V, 2, 5); die alte Sudmauer von Athen (Hall. ALZ-
1829, N. 126); mehrere Gebaude in Olympia (Backstein-Buinen); allerlei
kleine T. bei Paus.; Kroesos Pallast zu Sardis, der Attalische zu Tralles,
der des Mausolos zu Halikarnass. Ziegel 1 V« Fuss lang, 1 F. breit, hiessen
Lydion, gewiss weil sie in Lydien gebrauchlich. Ziegel streichen heisst
ullv&ovz sluvvsiv. Es kam von Babylon nach Lydien. Die alten Ziegel
sind im Ganzen breiter und verhalthissmassig niedriger als unsre. Poll.
X, 157 >tcx^V7tTr,Q£S KoQivftiovgysIs. X, 182. xSQapog GrtyKGiriq.
In Italien alte Backsteinmauern in Arretium, einer Metropolis der
Plastik, und Mevania. Im alten Rom baute man gewohnlich mit Back-
steinmauern auf steinernem Sockel, Varro bei Non. s. v. suffundatum.
Hernach erschienen die wegen Raumbeschrankung diinnen Mauern von
O. Mailer's Archaeologie. 4. Aufl. 24
370 Architektonik. [272, 273]
Privatgebiiuden , wenn sie aus Backsteinen, zu schwach, um die vielen
Stockvverke zu tragen. Vitruv II, 8. Landgebaude machte man aus un-
gebrannten Backsteinen imd Lehm. Agathias II, 16. Auch Wande aus
gestampftem Lehm (pise) nahmen die Romer von Karthago an.
2. Die Puzzolanerde (eine erdige Tuffwacke) war auch bei Griindungenr
besonders im Wasser, und bei Gussgewolben , wie in den Thermen, von
grosser Wichtigkeit. Aber auch bei Griechischen Wasserbauten , wie bei
der Hafenmauer von Klazomenae, erscheint der Mortel sehr fest, wie iiber-
glast. De la Faye Becherches sur la preparation que les Bom. donnaient
a la chaux. P. 1777. Alte Untersuchungen von Vicat, Bech. experi-
mentalls sur les chaux. Auch schlechter Mortel kommt vor.
3. Bruchstein-Mauern, aber mit hochst sorgfaltigem Anwurf, sind in
Pompeji das Gewohnliche , §. 190. A. 4. Bei dem Hause des Faun liegen
zwischen der Mauer und dem Anwurf Bleiplatten. Aehnliche Mauern in
Griechenland , z. B. ein T. des Poseidon zu Antikyra, loyctciv wxodo/i??-
pevog M&ois, xexovwmu 8s ra £wc6§ Paus. X, 36, 4.
1 272. Viertens: Met all. In altgriechischen Zeiten be-
sonders zur Ausschmuckung und Bekleidung, aber, wie es
scheint, auch zur innern Construction von Gebauden ange-
wandt, verschwindet es hernach aus den wesentlichen Theilen
2 der Architektur; bis es in Romischer Zeit wieder mehr zu
Dachwerken, besonders zu Wolbungen von grossem Umfange,
gebraucht wurde.
1. Oben §. 47 — 49. Prisci limina etiam ac valvas ex aere in templis
factitavere, Plin. XXXIV, 7. Apollon. Bh. Ill, 217. ftgiyiibs syvTifiQ&e
dofioio Jictiveos jftfiKegfw sni ykvrpideGGiv (Triglyphen) (XQ^QSI.
Von Korinthischen Gapitalen aus Gold und Elfenbein §. 153. A. 2.
vgl. 192. A. 5. Bronzene aus Syrakus im Pantheon, und der Korinthische
Porticus des Cn. Octavius. Plin. a. 0.
2. S. vom Pantheon, dem T. der Boma, dem Forum Trajan's
§. 190. A. 1. I. b. 191. Eine concameratio ferrea in einer Inschr. aus
Trajan's Zeit, Orelli Inscr. n. 1596. 2518. Erz tt$ TO GTQcofia rov vea>
rov ' AnoUavo? G. I. n. 2266. I. 24. Gesagt?
2. Die einfachen geometrischen Grundformen.
1 273. Hauptformen. Erstens die gerade Linie und
e b n e Flache , vvelche theils aufsteigend , theils liegend,
theils schrag geneigt erscheint ; die letztre nahert sich entweder
[274] Einfache geometrische Grundformen. 37 ^
der Horizontalflache an, wie irn Dach, oder der Vertical-
flache, wie in den Seitenpfosten pyramidalischer Thiiren und
Fenster : eine in der Mitte stehende schrage Flache wird von
der schonen x^rchitektur nicht gebilligt. Zweitens die krurame 2
Linie und Flache, welche theils aufsteigende gerade Linien,
cylindrisch oder konisch, einfasst, wie in den Saulen; theils 3
liegende Ebnen durch halbkugelformige oder elliptische oder
verwandte Formen der Wolbung vertritt (§. 285). Die 4
Dimensionen dieser Flachen, so wie ihre Verhaltnisse gegen
einander, erhalten durch statische und asthetische Gesetze (ein-
fache Zahlenverhaltnisse , symmetrisches Entsprechen, Vor-
herrschen gewrisser Hauptlinien) ihre Bestimmung, welche die
Griechen praktisch auf das feinste beobachteten.
1. Solche Fenster hat z. B. der T. auf Ocha, das Erechtheion, der
T. zu Cora (§. 259) ; und Thuren der Art schreibt Vitruv nach Griechischen
Architekten vor.
2. Eigentliche Cylinder kommen nur in Krypten oder Souterrains,
wie zu Eleusis §. 109. A. 5 und in Romischen Badern, vor. Die gewohn-
liche Saule ware ein oben abgeschnittener Conus, ohne die Entasis.
274. Untergeordnete, abbrechende, tren- \
nende, vorbereitende Formen oder Glieder. Erstens
gradlinige: 1. fascia, Streifen; 2. taenia, Band, 3. quadra,
Platte, auch Plattlein, Riemlein (listello); 4. supercilium,
Ueberschlag; 5. schrager Ab- und Anlauf. Zweitens krumm- 2
linige: 1. torus; Pfuhl, Rundstab, auch Wulst (toro); 2. echi-
nus, Wulst, Viertelstab (ovalo), a. nach oben, b. nach
unten; 3. astragalus, Rundstab, Stablein, Ring (tondino);
4. striae , striges , Hohlkehlen , Canneliiren ; 5. cymatium
Doricum , Hohlleisten , Hohlkehle , Viertelkehle (sguscio),
a. nach oben, aufrechte, b. nach unten, umgestiirzte; 6. tro-
chilus, Einziehung, Hohlkehle, aus zwei ungleichen Qua-
dranten (scotia); 7. apophygis, apothesis, Anlauf oder Ab-
lauf in einer gebogenen Linie; 8. cymatium Lesbium, Welle,
Karnies; a. rechter Karnies (gola dritta, der untre Qua-
drant auswarts), «. steigend (sima), /?. fallend; b. verkehrter 3
Karnies (gola rovescia), «. steigend, /?. fallend. Mehrere
dieser Glieder gestatten eine Unterhohlung , die im Aufrisse
der Gesammtflache nicht sichtbar ist, aber fur den Anblick
Architektonik. [275]
von unten eine wohlthatige Absonderung und Schattirung
hervorbringt.
2. Der Gegensatz von Doricum und Lesbium cymatium hangt damit
zusammen, dass die Dorier die einfachsten Glieder, z. B. den einfachen
Quadranten, anwandten; die Lesbier dagegen in die Kunst mehr Ab-
wechselung zu bringen suchten, daher ihre o/xodo//,/?, nach Aristot. Eth.
Nik. V, 10, 7 und Michael Ephes. zur Stelle, einen beweglichen KKVCOV
erforderte.
Die Verzierungen, die sich an diese Glieder anschliessen , kommen
meist friiher gem alt vor, ehe sie in Marmor ausgefuhrt wurden. Der
Torus erhalt Canneluren oder ein Geflecht von Bandern, der Astragalus
die Perlen (astrag. Lesbius Perlenstab, Paternoster), der Echinus die Eier
und Schlangenzungen (ovi, ovali), das Lesbische Cymatium Blatter (oder
lieber Muscheln, xaA^at in der Inschr. vom Erechtheion G. I. p. 282), die
Taenia die Maeander - Verzierung a la Grecque. Der sog. Adlerschnabel,
d. h. ein nach unten gekehrter Wulst mit einer Unterhohlung , erscheint
bei bemalten Tempeln als Ueberschlag von Schilfblattern , die darauf an-
gegeben sind und unter demselben fortlaufen. Der Echinus mit dem
Astragalus heisst als ein besonders eingefugter Stein in der erwahnten
Inschr. yoyytUog /U'O'oe. In Griechenland sind die architektonischen Ver-
zierungen mehr aus freier Hand , bei den Romern auf mechanische Weise
gezeichnet worden.
3. Die Griechen liebten in der besten Kunstzeit diese Unterhohlungen
sehr; sie finden sich unter den Kranzleisten, und an Gesimsen der Gebalke
und Pilaster unter dem Wulst.
3. Die Architekturstucke.
1 275. Die Architekturstucke sind Zusammensetzungen
geometrischer Formen, welche schon die bestimmte Richtung
auf architektonische Zwecke in sich tragen , aber diese doch
in der Regel erst erfullen, wenn sie zu einem grossern Ganzen
vereinigt werden. Sie zerfallen in tragende, getragne und in
2 der Mitte stehende. Unter den tragenden ist die S^ule
die natiirlich gegebne Form, wo einzelne Punkte auf mog-
lichst sichre und dauerhafte Weise zu unterstiitzen sind, von
denen alsdann durch die Gohaerenz der Masse das Dazwi-
schenliegende gehalten und getragen wird. Die Saule ist
ein vollig in sich geschlossener , eine verticale Achse um-
schliessender, tragender Korper, welcher einerseits durch die
conische Form, oder Verjungung (contractura) , seine eigne
Festigkeit sichert, andererseits durch die viereckige Platte der
[276] Architekturstticke. Saulen. 373
Gestalt des Gebalks sich annahert. Die besondere Form der 3
Saule hangt hauptsachlich von der Art ab, wie diese tra-
gende Platte mit dem obern Ende des Schaftes verbunden
und vermittelt wird, was in der Dorischen Saule (§. 52),
welche die Bestimmung der Saule am klarsten und reinsten
ausspricht, auf die einfachste Weise durch eine anschwellende
Ausbreitung geschieht, womit die lonische (§. 54) iiber-
hangende und sich gleichsam elastisch vordrangende Zierathen
verbindet, bis die Korinthische an die Stelle der ein-
fachen Anschwellung der Dorischen Gattung einen sich all-
mahlig erweiternden , mit Vegetation reich umwachsenen
schlank emporstrebenden Korper setzt. Dabei nimmt das
lonische Capital das Dorische, das Korinthische die charak-
terischen Formen des Tonischen in sich auf, nach dem durch-
gangigen Bestreben der Griechischen Kunst, bei neuer Entwicke-
lung von der friihern Form nichts ohne Grund aufzuopfern.
2. Marquez DelF ordine Dorico. R. 1803. 8. [Antolini Tord. Dorico
ossia il tempio d'Ercole a Cori. K. 1785 f.] Normand Nouv. purallele
des ordres d'architecture , fortgesetzt von J. M. Mauch. B. 1832. G. A.
Rosenthal Von der Entstehung und Bedeutung der archit. Formen der
Griechen (aus Crelle's Journal fur Baukunst III.) B. 1830. (Geistreiche
Bemerkungen iiber die ersten beiden Ordnungen , ungerechte, wie mir
scheint, iiber die Korinthische.) J. H. Wolff Betr. zur Aesthetik der Bau-
kunst oder die Grundsatze der plastischen Formen nachgewiesen an den
Haupttheilen der Griechischen Archit. Mit 28 Kpftf. 1834. (Jen. L.Zeit.
1835. N. 39.) Kugler Polychromie S. 36 ff.
276. Fiir jede Saulenordnung muss man verschiedne 1
Perioden der Entwickelung und Gestaltung unterscheiden. Fiir
die Dorische: 1. die alte stammige Saule des Peloponnes
und Siciliens (§. 53. 80. A. II.) ; 2. die spater in Sicilien
iibliche, etwas schlankere und sehr stark verjiingte (§. 109.
A. IV.); 3. die erhaben graciose des Perikleischen Athen
(§. 109. A. I.); 4. die verlangerte und geschwachte der Make-
donischen und Romischen Zeit (§. 109. A. 14. 153. A. 3. 190.
A. 1, II. 259); 5. die Versuche, ihr einen reicheren Gharakter
zu geben, besonders an Ehrensaulen (§. 191. A. 1). Fiir die 2
lonische: 1. die in lonien ausgebildete einfache Form,
theils mit gradlinigem, theils mit ausgebogenem Canal (§. 109.
A. III.); 2. die reichere und zusammengesetztere am Tempel
374 Architektonik. [277]
der Polias (§. 109. A. 4), und andre Nebenformen in ver-
schiednen Griechischen Stadten; 3. manche in Romischer
Zeit gemachte Versuche, ihr abwechselnderen Schmuck von
3 Sculptur zu geben (§. 190. A. 4). Fur die Korinthische:
1. die noch schwankenden oder willkiirlich abweichenden,
zum Theil dem lonischen Capital noch sehr nahe stehenden
Formen in Phigalia, am Didymaeon, am Denkmal des Lysi-
krates und Thurm des Kyrrhestes, auch in Pompeji (§. 108.
A. 4. 109. A. 12. 15. 153. A. 4); 2. die festen Formen
der ausgebildeten Ordnung (§. 153. 190—192); 3. die iiber-
ladne Nebenform des compositen Capitals (§. 189. A. 4);
4. Variationen durch Zufugung von Figuren, z. B. Victorien,
Trophaen, Flugelpferden, Delphinen, Adlern: Vorspiele man-
cher roh phantastischen vorgothischen Formen.
1. Dabei 1st aber auch zu bemerken, dass man der Dorischen Ord-
nung leichtere Verhaltnisse gab in Saulenhallen als an Tempeln, wie
Vitruv V, 9 und die Porticus von Messene und Solus zeigen. Das Ma ass
der Saule ist der untre Diameter, oder, bei starkern Saulen, der halbe
Diameter, modulus.
2. Der mit Blumenwerk geschmuckte Hals der Ion. Saulen am T.
der Polias (avftspiov in der Inschr.) fmdet sich ahnlich in Laodikeia am
Theater wieder. Ion. Ant. ch. 7. pi. 50. Eine Nebenform bilden die Ion.
Capitale an Grabern von Kyrene, mit einem B]att unter dem Canal, unter
einem Dorischen Gesirnse. Pacho pi. 43.
3. Kyrene's Ruinen iiberzeugeu wieder, wie zahlreiche Modificationen
sich die Griechischen Baumeister beim Korinthischen Capital erlaubten.
Pacho pi. 27.
1 277. Die drei Haupttheile der Saule sind: I. Spira,
Fuss oder Basis. Diese giebt der Saule ausser einer brei-
teren viereckten Grundlage eine Art von Gurtung am un-
teren Schaftende, sie ist daher fur schlankere und mehr ent-
wickelte Saulenformen zweckmassig, wahrend die Dorischen
Saulen der drei ersten. Arten unmittelbar von der Grund-
2 flache aufsteigen. Hauptarten, neben denen theils Verein-
fachungen, theils weitere Combinationen stattfinden : A. Atti-
curges; 1. plinthus oder Platte; 2. torus; 3. scotia s. tro-
3 chilus; 4. ein zweiter oberer torus. B. lonica; 1. plinthus;
2. trochilus; 3. ein oberer trochilus; 4. torus; wobei vor-
bereitende und trennende Leistchen nicht gerechnet sind.
4 II. Scapus, Schaft. Dieser ist in der Regel cannelirt
[27 7 J Theile der Saulen. 375
wobei die Saule durch die verticalen Streifen an
scheinbarer Hohe, und durch das lebendigere Spiel von
Licht und Schatten an Reiz gewinnt. Dadurch zerfallt die
Aussenflache der Saule entweder in blosse Hohlkehlen oder
Canneluren (striatura Dorici generis), oder in Canneluren
und Stege (striae et striges). Bei dem Schaft beobachtet 5
man an den jiingern Dorischen und andern Saulen die
adiectio , zvTKvig oder Schwellung. III. G a p i t u 1 u m , y.<o- 6
XQKVOV, tniy.Qavov , xtyali], Capital. A. Doricum , zerfallt
in: hypotrachelium , Hals, mit den Einschnitten als Abson-
derung vom Schaft; 2. echinus, mit den annuli oder Ringen
(ursprunglich wohl Metallreifen um das holzerne Capital);
3. plinthus s. abacus (bei Vitruv und an Romischen Ge-
bauden mit einem cymatium). B. lonicum: 1. hypotrache- 7
liam (nur in der zweiten Gattung); 2. echinus mit einem
astragalus Lesbius darunter (einem torus dariiber nur in
der zweiten Gattung); 3. canalis, der Canal, und die vo-
lutae, Schnecken, mit den oculi et axes, Augen und Sau-
men , an zwei Seiten ; an den beiden andern die pulvini,
Polster, mit den baltei, Gurten (welche Seiten beim ge-
wohnlichen Capital mit jenen beiden abwechseln, beirn Eck-
capital aber aneinanderstossen) ; 4. abacus et cymatium,
C. Corinthiurges. Zwei Haupttheile: 1. calathus, der Kelch 8
des Capitals; dessen Ornamente sich in drei Streifen er-
heben: a. acht Akanthusblatter; b. acht Akanthusblatter mit
Stengeln (cauliculi) dazwischen ; c. vier Schnecken , und vier
Schnorkel (helices), mit Akanthus-Knospen und Blattern.
2. abacus, aus cymatium und sima, oder auch anders zu-
sammengesetzt, mit vorspringenden Ecken, an den eingebognen
Stellen mit Blumen verziert.
3.. Diese Basis herrscht wirklich in lonien durch; doch findet 'jich
in den Triimmern des Heraeons auf Samos eine einfachere Form, aus einer
mit vielen Bandern gleichsam zusammengeschnurten Kehle und einem Pfiihl.
5. Sehr zu unterscheiden ist die bauchige Schwellung, wovon §. 80.
A. II, 1—4, und die graciose, §. 109. A. 2. Genaue Messungen dariiber
giebt Jenkins Antiq. of Ath. Suppl. pi. 4. 5. 8 £'Ai| ?; dvccylvcpr] nccQa
rolg KQ%IT£KTOGI. Hesych. Dorische Capitale auf Delos mit Band statt
des Rings. Kiuistbl. 1836. N. 17.
Halbsaulen, welche strenggenommen gegen das Prinzip der Saule
376 Architektonik. [278]
streiten , aber besonders durch das Bedurfniss der Fenster gerechtfertigt
werden konnen, fmden sich wenigstens schon 01. 90. S. §. 109. A. 4. vgl.
15. 20. Die Phigalischen, §. 109. A. 12, sind mehr als Halbsaulen.
1 278. Von der Saule unterseheidet sich der Pfeiler,
pila, durch die engere Beziehung, in' der er zur Mauer stehtr
um derentwillen er in der strengen Architektur immer
2 als ein Stuck Mauer behandelt wird. Indess wird er auf
der andern Seite doch auch zugleich von der Saule, mit
der er oft in gemeinschaftlicher Reihe zu stiitzen und zu
tragen bestimmt ist, angezogen, und entlehnt von ihr theils
Verzierungen , besonders des Capitals, theils auch bisweilen
3 die Verjungung der Starke, selbst die Entasis. Hauptarten
der Pfeiler sind: 1. abgesondert stehende Pfeiler oder Stan-
der, zum Beispiel bei einer aus Teppichen gebildeten Wand,
pilae, (jra&poi, oQ&oarnrai; 2. Pfeiler, welche den Schluss
einer Wand verstarken, Eckwandpfeiler , antae, nagaarndfi:,
(fhaf; 3. Pfeiler, welche die Wand gegen die Thure ab-
grenzen, Thiirpfosten, postes, ata&fioi, xayaaTadeg \ 4. Pfeiler,
welche aus einer Wand hervortreten , es sei um eine
sich anschliessende Saulenreihe vorzubereiten und ihr als
Stiitze zu entsprechen, oder im Geist der spatern Archi-
tektur aus dem blossen Streben nach Unterbrechung,
4 Wandpfeiler, Pilaster, auQaGrdtai, oQ&ooTatcu; 5. Strebe-
pfeiler, anterides. Endlich gehoren hierher auch kiirzere
und abgebrochne Pfeiler, sie mogen als Postamente fur
5 Saulen (stylobatae) , oder fur andre Zwecke dienen. Die
Haupttheile des Pfeilers sind: 1. der Fuss, spira, mehr bei
der lonischen als der Dorischen Ordhung ; 2. der Schaft oder
Wiirfel, truncus; 3. das Capital, faixgavov, ut'twnov, welches
immer leichter als bei den Saulen ist, und entweder gesims-
artig aus einfachen Gliedern (z. B. Band mit Ringen, Welle,
Wulst, Kehle, Platte) zusammengesetzt , oder nach Analogie
des Saulencapitals geschmiickt 'wird.
3. Die Ausdrucke fur Pfeiler und Pilaster sind sehr schwankend.
'O0#o<jrarat sind abgesonderte Slander Eurip. Ion. 1148, Saulen Eurip.
Ras. Herakl. 975, Strebepfeiler Vitruv II, 8; Anten u. Pilaster in der hier
oft beriicksichtigten Inschr. G. I. n. 160. UKQCCGTCCS ist, abgesehen von
den Fallen, wo es, so wie Accra's , von einer ganzen Halle steht, eine
Anta (Schneider ad Vitr. VI, 7, 1); heisst aber auch die Thiirwand, der
[279] Pfeiler. 377
Thiirpfeiler, Eurip. Phoen. 426. Pollux I, 76. X, 25, vgl. Eur. Androm.
1126 und dieselbe Inschr. p. 280; bei Athen. V, p. 196 scheint es ein
freistehender Pfeiler, bei Hesych. eine Halbsaule. Parastatae sincl bei
Yitruv Pilaster, auch freistehende, wie bei seiner basilica Col. lul. Fanestri.
Parastaticae bei Plin. und in Inschr. sind Pfeiler. Die cpliKi rmv
vsmv, woran die itQO&vlut angeschrieben (Polyb. XII, 12, 2), werden be-
sonders durch die Vergleichung der Stelle, wo an dem T. in Keos (Broend-
sted Voy. I. p. 19) ahnliche Decrete standen, deutlich; in demselben Zu-
sammenhange kommt -nuQctGTns bei Chandler I, 59, 1 vor. Bei Plinius
XXXVI, 56 heisst ein Pfeiler auch columna Attica, vgl. Nonius p. 30.
5. Am Parthenon ist das gesimsartige Pilastercapital besonders reich
zusammengesetzt; es hat einen obern unterhohlten Echinus, und einen
untern mit der Eierverzierung. Am T. der Polias nimmt es die Blumen-
Ornamente des Halses (dv&£(iiov} vom Ion. Capital. Die Zierden des
lonischen Capitals, nur recht leicht und schmal gehalten, mit arabesken-
artigen Sculpturen, zeigt das Antencapital am Didymaeon und den Propylaeen
von Priene, §. 109. A. 15. 16. Korinthische Pilastercapitale §. 109. A. 5. b
und sonst.
279. Einzeln stehende Pfeiler oder Pilaster vertretende
Bildsaulen, welche Atlanten, Telamonen, Karyatiden
heissen, wendet die Griechische Architektur sehr massig und
nie ohne eine besondre Beziehung auf den Zweck und die
Bedeutung des Gebaudes an: viel haufiger waren solche
Stiitzen bei Dreifussen, Kesseln, Thronen, Fussschemeln und
andern Gerathen.
Vgl. §. 109. A. 4. 20, iiber die Jungfraun der Pallas Polias und die
Giganten des Giganten - Ueber winders Zeus. "ArkavTss schmiicken die
Aussenseite des Schiffes des Hieron, Athen. V, 208. b. vgl. Naevius bei
Priscian VI. p. 679. Atlantes gibbosi, Servius zu Aen. I, 746. Martial
Epigr. VI, 77. (Thermen von Pompeji, Grab zu Tarquinii.) Die Bomer
nannten solche Figuren Telamones (C. I. II. p. 76. 79. n. 2053 b. 2056.
B. Bochette Atlas p. 62. 78) und, was friiher XOQCCI hiess, Caryatides.
Vitr. VI, 10. S. Hirt, Mus. der Alterthums-W. I. S. 271. Boettiger, Amalth.
III. S. 37. Vgl. Stuart in der neuen (Deutschen) Ausg. 1. S. 488 ff. [Preller
de causa nominis Caryatidum Annali d. Inst. a. XV. p 396—406.] — Die
Figuren an den obern Pfeilern der Halle von Thessalonike (§. 192. A. 5),
Incantada genannt, sind keine Atlanten, sondern blosse Beliefs an den
Pfeilern einer oberen Stoa. — In Delos finden sich auch Vordertheile von
Bindern als Pfeilercapital und als Verzierungen von Triglyphen angebracht
(ahnlich wie in Persepolis). Kinnard Antiqq. of Athens, Suppl. pi. 5.
378 Architektonik. [280]
280. Die Mauer (murus, retyog) oder Wand (paries,
ist die Fortsetzung des Pfeilers, welche aber zugleich
die Analogic der Saule vollstandiger verlasst, indem bei der
Saule das Stutzen als alleiniger, bei der Wand neben dem Stutzen
2 das Einschliessen als hauptsachlicher Zweck hervortritt. Sie er-
halt indess oft nach Art der Pilaster drei Theile, den Fuss,
den Wiirfel, und eine Art Capital oder Sims, welche Begriffe
hier zusamrnenfallen (faixQavov, &Qiy>.og). Als Capital erscheint
dieser Theil mehr, wenn ein Gebalk iiber der Mauer liegt;
als Sims, wenn die Mauer fur sich allein als eine Ein-
fassung ihren Zweck erfullt, in welchem Fall sie von dem
deckenden und schiitzenden Sims, -o-Qiyy.og, selbst den Namen
3 erhalt. Niedrige Mauern kommen erstens unabhangig fiir
sich als Umzaunungen vor (maceria, ai^nani)', dann aber
als Untersatze der Hauptwande, um diese iiber den ge-
wohnlichen Boden zu erheben und schon den Fuss derselben
4 sichtbar zu machen. Solche Untermauern , welche wenig
vor der Hauptwand vortraten, mit oder ohne Stufen,
heissen xQrinTdeg, crepidines, Sockel; hohere und zierlicher
behandelte Untersatze oder Postamente von Saulenbauten
heissen stereobatae, stylobatae (bei Vitruv), podia; sie haben
einen Fuss (quadra, spira), Wiirfel (truncus) und Sims
5 (corona). Auch die Stufen dienen oft hauptsachlich zu hoherer
Erhebung eines Gebaudes iiber den Boden; dann werden
durch eingelegte Zwischenstufen Treppen und Zugange ge-
wonnen. Zu den niedern Mauern geho'rt auch eine zwischen
Pfeilern oder Saulen eingefugte steinerne oder holzerne Brust-
lehne (pluteus oder pluteum), an deren Stelle auch metallne
Gitter (clatri, cancelli, reticula) treten konnen.
2. Diese ftgiyKol bildeten als Einfassungen von Tempeln und Pal-
lasten, mit grossen Hofthiiren (ccvlsiois &VQKI?) in der Mitte, und dem
Prospekt des Hauptgebaudes dariiber, den gewohnlichen Haupttheil der
tragischen Scene.
4. Die zahlreicheri Untersuchungen iiber die scamilli impares des
Vitruv am Stereobat und Gebalk (s. u. A. Meister, N. Gommentar. Soc.
Gott. VI. p. 171. Guattani Mem. encicl. 1817. p. 109. Hirt Baukunst
S. 57. Stieglitz Archaeol. Unterh. I. S. 48) scheinen darauf zu fiihren, dass
sie gar kein wahrnehmbares Glied der Architektur, sondern nur eine beim Bau
gebrauchte Vorrichtung bezeichnen, um dem Stylobat und Gebalk die (nach
[281] Mauern, Thuren, Fenster. 379
Vitruv) optisch nothwendige Ausbauchung zu geben. Die zweimal iiber der
corona eines kurzenPfeilerserwahnte lysis istwahrscheinlich ein kleinerWulst.
Ueber Theaterstufen §. 289. A. 6. Von Treppen handelt Stieglitz
Arch. Unt. I. S. 121. Graecae scalae . . . omni ex parte tabularum com-
pagine clausae. Serv. zur Aen. IV, 646. Gellius N. A. X, 15, 29.
6. Ueber die plutei besonders Vitruv IV, 5. vgl. V, 1. 7. 10. Oefter
bilden solche Briistungen oder Gitter, indem sie zwischen Anten und
Saulen eingefugt sind, und eine Mauer vertreten, einen Pronaos wie §. 109.
A. 1. 9. Beim Palmyrenischen T. §. 192. A. 5 ist wegen der plutei die
Thiire zwischen die Saulenreihe gelegt, wie in Aegypten. §. 221. Gitter
und Gitterthuren (xeyxU'tfss C. I. 481, clatri, clatratae fores) zwischen den
Saulen eines tholus monopteros und peripteros sieht man auf dem Relief
bei Winckelm. W. I. T. 15. 16. Holzerne Verschlage, dpttpuxtdi, waren
in Athen als Einzaunungen von Vorhofen gewohnlich, s. besonders Schol.
Aristoph. Wesp. 405.
281. Die Wand wird, in ihrer Bestimmung einzu- 1
schliessen, modificirt durch das Bedurfniss des Einganges, so-
wohl von Menschen, wie von Luft und Licht. Daraus ent-
stehen Thuren und Fenster. Die Formen der Thur-
einfassung ahmen die des Gebalks in den verschiedenen
Ordnungen (§. 282). nach. Man unterscheidet : A. Dorische 2
Thuren; diese bestehen aus 1. antepagmentis, Verkleidungen,
welche, zusammen mit dem 2. supercilium, der Oberschwelle
oder dem Sturz (£17 a), die Thuroffnung (lumen ostii) ein-
schliessen, und mit Cymatien und Astragalen eingefasst
werden. Dazu tritt iiber dem Sturz 3. das hyperthyrum,
Thiirgesims, bestehend aus Gymatien, Astragalen und dem
schutzend vortretenden Kranzleisten , corona. B. lonische
Thuren; auch hier 1. antepagmenta (mQoorofiiaTa?) und 3
2. supercilium , welche beide nach Art des lonischen Archi-
travs in Streifen , corsae , mit Astragalen getheilt wer-
den; 3. das hyperthyrum, an welchem rechts und links
4. die ancones oder parotides (oka in Athen genannt),
die Kragsteine oder Seitenrollen , hangen. C. Attische 4
Thiir, Atticurges, der Dorischen ahnlich, nur dass sie von
der lonischen die Streifen entnimmt. Aehnliche, nur ein- 5
fachere Einfassungen batten die Fenster, &vQidee. — Bei
beiden, besonders den Thuren, trug die Fiillung sehr 6
viel zum Glanz der alten Tempel bei, und muss, bei
380 Architektonik.
Restaurationsversuchen , als ein fur den Gesammteindruck
sehr wesentliches Stiick mit aufgenommen werden.
1. Vitruv hat indess hierbei keinen dem Fries entsprechenden
Theil; indem das supercilium dem Architrav, das hyperthyrum dem Ge-
sims ahnlich ist. Doch finden sich auch Friese an den Thiiren, theils
ganz umherlaufend wie an der Prachthiire des T. der Polias, theils nur
unter -dem Thiirgesims wie an Romischen Gebauden. Die zahlreichen
Thiiren der Graber von Kyrene haben im.mer nur Sturz und Gesims, dabei
Ankonen von einfacher, aber sehr eigenthiimlicher Form. Die Schatten
gebende ocpQvg iiber einer Hausthure bei Liban. Antioch. S. 239. R. ist
mehr hyperthyrum als supercilium. [Donaldson a collection of the most
approved examples of doorways. L. 1833. 4. Einer aus der Zeit der
Graber von Bournabat bei Smyrna.]
6. Die Thiirniigel (valvae, mit sea pi, Schenkeln, impages, Leisten,
und tympana, Fiillungen) waren oft vergoldet (&VQ<o6ai WVGUIGI, d-vgais
Aristoph. Vogel 613), oft auch chryselephantin , wie die hochberiihmten
Thiiren im Pallas-T. zu Syrakus (Gic. Verr. IV, 56), wo die Gorgonen-
kopfe, aus der Mythologie der Pallas, fur die sonst vorkommenden Lowen-
kopfe gebraucht sind. Aehnliche Thiiren beschreiben Properz II, 31, 11.
Virgil G. Ill, 26. Wegen der Anstalten zum Verschliessen s. besonders
Salmas. Exerc. Plin. p. 649 sq. Roettiger Kunstmythologie S. 258. Recker
Gallus II. S. 253. Dass die Angeln, wie an den kyklopischen Thiiren §. 46.
A. 2 , auch spater noch in der Thiirschwelle sassen , dient zur Erklarung
von Soph. Oed. Tyr. 1261. Eurip. Ras. Herakles 1002. Theokr. 24, 15.
Die Fenster-Verschliessung geschah theils durch Laden (vgl.
die angustae rimae bei Pers. Ill, 2), theils durchsichtige Stoffe, lapis spe
cularis oder Marienglas, lapis phengites (besonders seit Nero; man wandelte
darin tanquam inclusa luce, non transmissa), Glas vitrum, (v'aAo?), ent-
weder candidum (Asux??), oder varium, auch versicolor (a/Uaaaovca).
Vgl. Hirt, Gesch. der Raukunst III. S. 66. §. 316.
1 282. Das Gebalk, derjenige Theil des Gebaudes,
welcher die eigentlich stiitzenden Glieder mit den unmittelbar
deckendeh vermittelt, zerfallt riaturlich in drei Theile: 1. in
den die Stutzen zu Reihen vereinigenden , das Architrav;
2. in den die dadurch gebildeten Wande zusammenspannen-
den, den Fries, der wenigstens urspriinglich dieser Bestimmung
gemass aufgefasst wurde; 3. in den schon dem Dache ange-
2 horigen vorliegenden und deckenden Theil, Gesims. I. Ar-
chitrav, epistylium, Hauptbalken, Unterbalken. A. Dori-
sches, glatt, mit der taenia dariiber, an welcher unter den
[282] Gebalk. 381
Triglyphen, die regula, das Riemlein, mit den guttae,
Tropfen , sitzt. B. lonisches , bestehend aus zwei oder ge- 3
wohnlich drei fasciae, und dem cymatium cum astragalo
et quadra daruber. Dasselbe wird auch iiber Korinthische ,
Saulen gelegt. II. Fries, &ovri , dtdZtupa. A. Dorischer: 4
1. triglyphi, Dreischlitze, iiber alien Saulen und Inter-
columnien (nach Eustratius zu Aristoteles Ethik ad Nicom.
X, 4, 2. Zell. j*otnAov), woran die femora (inwoi, Stege),
canaliculi (Schlitze), semicanaliculi und ein capitulum zu
unterscheiden sind; 2. metopae, Metopen. B. lonischer und 5
Korinthischer, welcher von den an der glatten Flache desselben
aus Metall oder Stein angebrachten Reliefs (Figurenreihen,
Bukranien mit Blumengewinden, oder andern arabesken-
artigen Verzierungen) zophorus heisst , mit einem cymatium
daruber. Der Dorische Fries erinnert durch seine Zusammen- 6
setzung- an die urspriingliche Bestimmung des Frieses (§. 52) ;
zugleich setzen die Triglyphen durch aufrechte Stellung
und verticale Theilung das Emporstreben der Saulen fort,
und bringen einen belebenden Gegensatz in das Gebalk,
der erst im Gesims sich vollig in horizontale Erstreckung
auflost. In der lonischen Architektur ist der Fries mehr
ein Ornament des Gebaudes ohne die wesentliche Bedeutung
des Dorischen. III. Gesims. A. Dorisches: 1. cymatium
Dor.; 2. corona, ytioov , der nach alien Seiten schrag vor- 7
hangende, aber senkrecht abgeschnittene Kranzleisten , xiar-
unter, iiber alien Triglyphen und Metopen, die Dielenkopfe
(mutuli), woran die Tropfen sitzen ; 3. ein zweites cymatium ;
4. sima, der Rinnleisten, mit den Lowenkopfen iiber den
Saulen. B. lonisches : 1 . denticuli , Zahnschnitte , nebst der 8
intersectio, ^STO^TJ, den Ausschnitten ; 2. ein cymatium;
3. corona, mit rundem Ausschnitt des untern Profils; 4. cy-
matium; 5. sima. G. Korinthisches , dem lonischen ahnlich,
nur dass unter dem Kranzleisten die Kragsteine, ancones
s. mutuli, deren Form aus Voluten und Akanthusblattern
zusammengesetzt ist, als Trager vortreten. Bei jeder Gattung 9
ist verhaltnissmassige Hohe, Starke und Einfachheit Zeichen
des friihern Alterthums; Zusammenziehung der glatten
Flachen, schmalere und diinnere Gestalt, so wie reichere Ver-
zierung Kriterion des spatern.
382 Architektonik. [283]
2. Tropfen in fortlaufender Reihe ohne Triglyphen sind im Alter-
thum nicht ganz selten, am Pronaos von Rhamnus, Thurm des Kyrrhestes,
Kyrenaeischen Grabern (Pacho pi. 19. 40. 46).
4. Triglyphen wurden auch 'zum Schmucke von Burg-Mauern , wie
an der Akropolis von Athen, und Privathausern angewandt, s. §. 52. A. 3.
272. A. 1. u. Epicharm bei Athen. VI. p. 236 b. Wenn sie fiber Saulen
liegen, muss die Eck - Triglyphe iiber die Axe der Saule hinausgefiickt
werden: eine Unregelmassigkeit , die duich die statisch und optisch be-
griindete Verengerung des letzten Intercolumnium grosstentheils aufgehoben
wird, aber bei manchen Romischen Architekten zur Verwerfung der ganzen
Ordnung benutzt wurde. Friiher erhielten die Triglyphen immer eine
blaue Farbe (caerulea cera Vitruv). Broendsted Voy. II. p. 145.
5. Die alteste lonische Architektur hatte gewiss gleich fiber dem
Architrav den Zahnschnitt, indern fiber die dfinneren Saulen auch nur
leichte Latten statt der schweren Queerbalken des Dorischen Daches gelegt
wurden, welche nach aussen den Zahnschnitt bilden. Diese Einrichtung
findet man auch erstens in der orientalischen Form der lonisc'hen Bau-
kunst (vgl. §. 54. 244), in Persepolis, in Telmissos, in Phrygien (§. 241*.
A. 3), und dann in der Karyatidenhalle zu Athen. 'EniGrvXiov ncci o
en* KVTOV xotfttog, besonders gevveiht G. I. n. 2751. 52. 53.
7. 8. Vitruv leitet die Dielenkopfe von dem Vorsprung der Sparren,
den Zahnschnitt von dem Vortreten der Latten des Daches (vgl. §. 270)
her, wogegen mit Recht ofter gesprochen worden ist. Die mutuli bei der
Korinthischen Gattung scheinen bei ihm schon eine Art Kragsteine zu
sein.? Sehr passend heissen die Kragsteine TtQOfiox&oL C. I. 2297.
1 283. Die einfachste Decke, ein queriibergelegter Steinr
kommt nur bei Monumenten der anspruchlosesten Art vor.
Tempel und andre Prachtgebaude hatten Felderdecken, lacu-
naria, (favvwuara, welche aus der Holzarbeit, die man auch
mit Gold und Elfenbein auslegte, in Stein iibertragen wur-
2 den (§. 53). Die Alten unterscheiden : 1. die zunachst iiber den
Architraven liegenden Balken (doxol, dovQodoxoi) ; 2. die iiber-
gelegten schmaleren und ineinandergreifenden Holzer (im All-
gemeinen GTQwcrJQeg , einzeln wahrscheinlich gq^xicxoi und
Lfidvrsg genannt); 3. die die Oeffnungen fullenden Decken
oder Kappen, ttalvf^tatta: welche Theile auch im Steinbau
nachgebildet , aber dann gewohnlich mehr im Ganzen ge-
arbeitet wurden.
8t€tytykvp,fUvri Diodor I, 66. Chryselephantine
[284] Decke, Dach. 383
Lacunarien rechnet Ennius, Androm. p. 35. Bothe, schon zur alien Konigs-
pracht. Bei Diodor III, 47 sind als eine Zierde der Felderdecken cpiakai
^Ufroxo/U^rot erwahnt. Laquearii als eigene Kiinstler im Theodos. Cod.
XIII. t. 4. 2. — Der Raum zwischen den Lacunarien und dem Dache
kommt 6fter als Versteck vor. Vgl. Appian de B. G. IV, 44. Tacit. A. IV, 69.
Valer. Max. VI, 7, 2.
2. S. besonders Pollux X, 173 und die Untersuchungen bei Boeckh
C. I. p. 281, vgl. p. 34J. Damit 1st die genauere Anschauung, welche die
Uned. antiq of Attica von den Lacunarien Attischer T. geben, zusammen-
zubalten. Bei den Eleusinischen Propylaeen liegen die Sonoi uber dem
lonischen Architrav des Innern, in diese greifen gleich die Steinplatten
mit den vertieften Feldern ein. In Rhamnus und Sunion sind aber diese
Steinpiatten wieder so ausgeschnitten, dass sie quadratische Locher lassen,
in welche die Y-alv^nria, welche die innern Felder darstellen, eingefugt
sind. Eben so bei dem Selinuntiscnen T. , dessen Lacunarien mit ihrem
Farbenschmuck Hittorf pi. 40 mittheilt.
284. Das Dach war bei Privatgebauden entweder 1
flach (d. h. mit geringer Senkung), oder nach alien Seiten
gesenkt, abseitig, angelegt; an offentlichen dagegen, beson-
ders Tempeln, mit Giebeln nach den schmalen Seiten ver-
sehen, welche bei den Griechen ungefahr ein Achtel der Hohe
in der Breite zu halten pflegen, bei den Romern hoher an-
steigen. Zu dem Giebel oder Fronton, fastigium, dero$, 2
a^rwp« (vgl. §. 53) gehoren: 1. tympanum, das innre Giebel-
feld; 2. corona et sima uber dem Tympanum; 3. antefixa,
Zierden an den Ecken und iiber der Spitze; 4. acroteria,
angularia et medianum, Postamente fur Bildsaulen, an den
Ecken und in der Mitte. Die schrage Dachseite besteht aus 3
tegulae, Plattziegel, Kalvnti^sg , und 2. imbrices, Hohlziegel
- aus Marmor, Thon oder Bronze — , welche kunstreich
in einander gefugt sind. Die Reihe der letztern schliesst mit
aufrechtstehenden, zierlich geschmuckten Frontziegeln, frontati,
imbrices, extremi, welche an Griechischen Tempeln nicht
bios uber • dem Kranze , sondern auch auf der Hohe des
Firstes sich als ein schoner Putz hinziehen.
1. Bei TIQWOIS (auf Vasengemalden) verwandelt sich der KSTOS der
CC (vgl. Aristoph. Vogel 1109.) gern in einen niedrigen Bogen, den auf-
gesteckte Fleurons schmucken. Vielleicht sind dies Vitruv's semifastigia.
2. Der Rinnleisten, wie der schragvorhangende Kranzleisten , passen
nach ihrer Bestimmung nicht fur die Giebelseite, aber sind, wegen der
384 Architektonik. [285]
Uebereinstimmung der Formen, uberall angebracht. An dem kleinen T.
der Artemis zu Eieusis, wo der Rinnleisten ein sehr schones Profil hat,
steht er iiber dem Fronton mehr gerade, und neigt sich uber den Seiten-
wanden mehr vor, was eben so zweckmassig wie wohlgefallig 1st. Schones
Aetom an einem Grabdenkmal bei Epidauros, mit zwei verschiedenen
Arten von Stirnziegeln, in Marmor gehauen. Stackelberg Graber Tf. 4.
Die Antefixen (des Verf. Etrusker II. S. 247) lernt man besonders
durch Vasengemalde kennen, wo T. und Heroa ^Belten ihrer entbehren.
Z. B. Millingen Vases de div. coll. pi. 12. 19. Millin Vases II. pi. 32. 33.
Tombeaux de Canosa pi. 3. 4. 7. 8. 11. 14. Stirnziegelahnliche Antefixen
von Stelen, mit der gewohnlichen Blumenverzierung , Stackelberg Graber
Tf. 3. 4. Niedliche Stele des Theron mit gemaltem Antefix darauf, in
Attika, das. Tf. 6, 2. Gemalte Sargziegel das. 5, 2. 6, 1.
Die Akroterien waren in Griecfcenland meist schmaler als in Rom,
wo die Giebel der T. oft mit einer Fiille von Bildsaulen von oben besetzt
wurden. S. z. B. die Miinze des Tiber mit dem T. der Concordia, Pedrusi
VI, 4, 1. C. I. n. 2388, 5. xcd vrjov 8' snl xpari [iSTrjOQ ayakpara ftrjxav
TQiGGcx, 8vo Nixag, fisGGcc 8e nsQoecpovrjv. Der Gonflikt, in den die
Frontziegel iiber dem Kranze mit dem Rinnleisten kommen, wurde von
den Attischen Baumeistern meist so beseitigt, dass sie nur ein Stuck der
sima, mit einem Lowenkopfe, an der Ecke neben dem acroterium an-
brachten; seltner so, dass die Frontziegel, wie bei dem T. der Artemis in
Eieusis, hinter die sima weiter zuriickgestellt , oder auch ganz weggelassen
wurden.
285. Die Gewolbe zerfielen, nach der Ausbildung,
welche dieser Theil der Architektur besonders in Make-
donischer und Romischer Zeit erhielt (vgl. §. 48. 49. 107.
109. A. 5. 110. 149. A. 3. 168. 170. A. 3. 190 ff.), in die
Hauptarten, welche in der Natur der Sache liegen; nur dass
der Spitzbogen der antiken Baukunst fremd bleiben musste
(§. 195), deren Gharakter nicht thurmartiges Empor-
streben und Gegeneinanderkampfen von Strebepfeilern,
Strebebogen und Gewolben, sondern vorherrschend horizon-
tale Ausbreitung, sicheres Aufliegen auf dem raumigen Bo-
den verlangt.
Gewolbe heissen fornicationes (cuneorum divisionibus), concamerationes
(hypogeorum) , Vitruv VI, 11. Bei den Griechen «i/?tg,
(vgl. Wessel. zu Diodor II, 9), Sophokles Lacaen. GTSVTJV d'
Orientalische Art von Gewolb? xa^apor, oi-nog
.I.n.1104), 6T£yrj ^K^KQCOTI], Grsyrj 7t£Qicp£Qi]s, Demetr. de eloc. 13.
[286] Arten der Gebaude. 385
Der Scblussstein des Gewolbes heisst bei Ps. Aristot. de mundo 6
auch cyrv, tholi conclusura, Lobeck Aglaoph. p. 1003 s. Hauptarten
nach Festus: tectum pectinatum (in duas partes devexum), Tonnengewolbe;
und testudinatum (in quatuor), Kreuz- oder Walnigewolbe. Eine Kuppel
ovyaviGxos §. 150. A. 2, r.Qovllo? §. 194. A. 4. Ein Gewolbe von geringer
Curve und weiter Spannung hiess wahrscheinlich solea. Hirt, Mus. der
Alterthums-W. I. S. 279. Geradliniges Gewolb, s. Philo p. 87. [Merk-
wiirdig sind die gewolbten Hallen an dem Theater zu Sikyon. die gegen
den dritten Theil der Hohe der Sitze durch die Seitenbauten gefuhrt sind,
um einen Theil der Zuschauer gleich von aussen in der Hohe, die sie
suchten, einzulassen. Sie sind 4 Schritte breit, 22 lang, und fiber
4 Schiditen von geradaufsteigenden Quadern bilden 5 andere die Wolbung.
An einem Grabmal in Phrygien bei Afghan Khia fand Steuart einen
weiten schonen Bogen aus grossen Steinen gefugt, die indess weniger
gross sind als die an jenem Theater.]
4. Arten der Gebaude.
286. Bei der Aufzahlung der verschiednen Gattungen 1
der Gebaude kommt es besonders darauf an, auf die ein-
fache Zweckmassigkeit und charakteristische Bedeutsamkeit
hinzudeuten, mil der die mannigfachen Zwecke und Seiten
des Lebens architektonisch befriedigt und ausgesprochen wurden.
Die erste Glasse von Bauwerken bilden die, bei denen es 2
bios auf die aus sere Flache ankommt; sie zerfallen in
zwei Arten, indem sie theils fur sicb bestehend (oft mit Hulfe
von Schrift und Bild) den Zvveck eines Denkmals erfiillen,
theils ein andres bedeutungsvolleres Kunstwerk zu tragen,
oder auch einer Handlung des Lebens eine emporragende
Grundlage zu verschaffen bestimmt sind. Die einfachsten 3
Denkmaler jener ersten Art fuhren an den Punkt zuriick, wo
Architektur und Plastik in einer Wurzel zusammentreffen,
wie bei den Hermaeen, dem Agyieus, dem Hades-Steine auf
dem Grabe (§. 66. A. 1). Daran reihen sich konische, aus 4
Erde oder Steinen aufgeschichtete Grabhugel xol.wvai, tumuli);
Grabpfeiler ((jT^ai, cippi, columellae) von zierlichen archi-
tektonischen Formen, mit Inschriften und oft. auch Reliefs
(§. 431); und die liegenden Grabsteine, die man TQdns&i
(mensae) nannte. Zur andern Art gehoren die einzelnen 5
Saulen, welche schon in den altesten Griechischen Tempeln,
bei der Kleinheit der meisten alten Schnitzbilder , gebraucht
0. Mailer's Archaeologie. 4. Aufl. 25
386 Architektonik. [286]
wurden, um die Gottergestalten iiber die Schaar ihrer Ver-
ehrer emporzuheben: woraus die Ehrensaulen spaterer
Romischer Zeiten erwuchsen; nebst den Pfeilern oder
auch Saulen, welche Kessel, Dreifiisse und andere Ana-
themen, wie selbst dies Wort andeutet, aufzunehmen be-
stimmt waren: wovon mehr in Reliefs und Gemalden, als
6 in architektonischen Resten vorliegt. Zu derselben rechnen
wir den Herd (ian'a), die Statte des Feuers und dadurch
Mittelpunkt menschlicher Wohnung, an den die Griechen di&
Vorstellung des Festgegrundeten und Unverruckbaren an-
knupften, wodurch ein bewegtes Leben einen dauernden Halt
7 gewinnt. Der Herd wird in gottesdienstlicher Beziehung und
Anwendung zum Altar, der, wenn er nicht eine blosse nie-
drige Feuerstelle (fazdga) war, die natiirliche Form eines
abgekurzten Pfeilers oder eines Saulenstucks mit Fuss und
8 Sims erhielt; doch auch nicht selten in Griechenland zu
9 grossen und weitlauftigen Bauen ausgebildet wurde. Andre
Bauwerke der Art dienen der lebendigen Menschengestalt
selbst zum Boden, indem sie den zur Leitung von Volks-
versammlungen oder Kriegsheeren Berufenen u'ber die Kopfe
der Menge emporheben, wie das Bema, das Tribunal des
Praetor und Feldherrn, die Rostra.
4. Eine Uebersicht von Stelen, einfacheren Griechischen, und mehr
geschmiickten Romischen, Bouill. Ill, 84 ff. Glarac pi. 249 ff. Piranesi
Vasi, Gandelabri, Gippi. 1778. 2 Bde. f. Die TQKTts&i dienen zu Spen-
dungen und Wassergussen, daher Cicero de legg. II, 26 neben der mensa
das labeUum (Waschgefass) auf den Attischen Grabern erwahnt. Inschriften
darauf , Plut. X. Or. Isocr. p. 241. H. Etwas ahnlicbes sind die tx^m,
als Zeichen des Kenotaphion, Marcellin V. Thuc. 31. Vgl. §. 54. 174. A. 2.
[5. Sehr alte Beispiele von Saulen, die Gotterbilder tragen, Welcker
Syll. Epigr. Graec. n. 119. 120. Andere Pausan. V, 24, 1. 26, 1 (Zeus,.
Nike) und haufig in Reliefen und Vasengemalden (Apollon Pythios, Agyieus,
Pallas, Artemis), eben so Saulen (xt'ovfg), worauf Weihgeschenke , Adler,
Eulen, Sirenen, s. L. Ross in den Annali d. I. a. XIII. p. 25. tv. B. vgl.
Zoe'ga de Obel. p. 228. Auch Bildnisse wurden so aufgestellt. Aemilius
Paullus liess nach Plutarch in Delphi auf eine grosse Saule, die eine
goldene Statue Konigs Perseus aufnehmen sollte, seine eigene setzen.
Das Bild des Polybius stand auf einer Saule im Asklepieion zu Mantinea.
Pausan. VIII, 9, 1. Ueberreste einer grossen Ehrensaule fur eine Statue
[287, 288] Altare. Tempel. 387
darauf glaubt man in Lodi entdeckt zu haben. Hall. LZ. Int.Bl. 1836.
N. 29. Eine Ehrensaule war die ungeheure grosse zu Alexandreia §. 193 a. 6.]
7. ©QiyKcofinra sind die Simse der Altare, Eur. Iph. Taur. 73.
Auf Reliefs sieht man bisweilen (Bouill. Ill, 33, 1) einen zierlich geformten
runden Altar auf einem viereckigen einfach gestalteten stehen. Altare
zusammengestellt bei Moses Collect, of anc. Vases, Altars etc. pi. 51—63.
Clarac pi. 249 ff.
8. So der grosse Altar von Olympia, dessen Unterbau ngofrvGis
125 F. im Umfang, das Ganze 2^ F. Hohe hatte; der Altar von Parion,
ein Stadion im Quadrat (Hirt Gesch. II. S. 59); der gleich grosse in Syrakus
(II. S. 179); der 40 F. hohe marmorne mit einer Gigantomachie in Sculptur
zu Pergamon, Ampelius c. 8.
9. Die Rostra, zwischen Gomitium und Forum gelegen, waren zum 1
Hin- und Herwandeln eingerichtet, daher in die Lange gestreckt. Man
sieht sie auf den Miinzen der Lollia gens.
287. Den Gegensatz gegen diese Glasse bilden die Ein- 2
schliessungen a*ller Art, wie die Mauern ganzer Burgen
und Stadte, welche oft auch architektonische Formen und
Zierden erhielten, mit ihren meist iiberwolbten Thoren; die
Einhegungen heiliger Bezirke (nsQipotiOi) oder offentlicher
Versammlungsorte (septa), welche als nicht unbedeutende
Bauunternehmungen vorkommen.
2. Septa des Gomitium von Tullus Hostilius, Gic. de R. P. II, 17.
Septa Julia §. 190. A. 1. I b. In Athen waren solche Umhegungen meist
nur leicht aus Flechtwerk (die y£(Jpa der Ekklesia), oder gezogenen Seilen
(7tsQi6%oivLG[j,u des Rathes). Statuen umgab man mit Rohr, KUWK-IS, gegen
Besudelung Arist. Wesp. 405; Saulen mit reticulis, Digest. XIX, 1, 17. §. 4.
288. Indem zu dieser Einschliessung das Dach hinzu- i
tritt, entsteht das Haus. Das einfachste Haus war der
Tempel (race, aedis), zunachst nichts als ein Ort, wo
ein Cultusbild auf eine sichre Weise aufgehoben und geschiitzt
ist, welcher indess selbst durch feierliche Wahl und Grundung
(idgvaig in Griechenland , inauguratio, dedicatio und con-
secratio in Rom) geheiligt wird. Das Verschlossne , Ge- 2
heimnissvolle bleibt immer der Gharakter des eigentlichen
IT/.OC, der darum niemals Fenster erhalt; damit vereinigt sich
indess bald ein freies und offnes, und zugleich Schatten und
Schutz darbietendes Aeussere, indem der Tempel Vorhallen
und Umgange von Saulen erhalt (laxamentum). Spater er- 3
halt auch das Innere des Tempels durch die Hypaethral-Ein-
388 Architektonik. [288]
richtung ein helleres und geraumigeres Ansehn ; sonst ge-
4 wahrte die sehr grosse Thur das einzige Tageslicht. Die Tempel
zerfallen nun in folgende A r t e n : a. hinsichtlich der
Saulenstellung umher, in: 1. aedis in antis, veto? £i> <™««-
ardaiv, mit Eckwandpfeilern unter dem Giebel; 2. prostyles,
mit Saulenhallen an der Vorderseite, und 3. amphiprostylos,
an beiden schmalen Seiten; 4. peripteros, mit Saulenumgangen ;
5. pseud operipteros , mit Halbsaulen umher; 6. dipteros,
mit doppeltem Saulenumgang ; 7. pseudodipteros , mit
einem Umgange von doppelter Breite; 8. den nach Tus-
canischem Plan (§. 169); 9. nach einem gemischten Grie-
chisch-Tuscanischen Plan angelegten Tempel. b. hinsicht-
lich der Saulenzahl (der Vorderseite) in den • tetrastylos,
hexastylos, octastylos, decastylos, dodecastylos. c. hin-
sichtlich der Weite der Intercolumnien in: 1. den pycno-
stylos (3 mod.); 2. systylos (4); 3. eustylos (41/*);
5 4. diastylos (6) ; 5. araeostylos (mehr als 6). Eine Neben-
art, die Rundtempel, zerfallt in: 1. den monopteros (wo
bios Briistungen oder Gitter die Intercolumnien ver-
schliessen) ; 2. peripteros ; 3. pseudoperipteros ; 4. Rundtempel
6 mit einer Vorhalle, einem prostylum. Was aber die Theile
des Tempels anlangt , so unterscheidet man in grosseren
Tempelgebauden folgende: 1. den Grundbau mit den Stufen,
suggestus, xQrfnle oder xgrinidotpa; 2. das eigentliche Tem-
pelhaus , vaog, (Tijxo'g , cella , bisweilen in demselben Ge-
7 baude doppelt ; dazu gehoren: a. TO fdog, der oft mit einer
Brustwehr oder Gittern eingefasste Ort der Bildsaule (§. 68.
A. 1), b. &r«t*&$o*j der mittlere Platz unter freiem Him-
mel, c. <JTO«/, die Saulenhallen umher, auch vcr*oo5o«, hohere
Gallerien (§. 109. A. 9), d. bisweilen ein advmv , das
8 Allerheiligste ; 3. das Vorhaus , ngovaog ; 4. die Nachzelle,
6ni<j&6dopo£ (§. 109. A. 2); 5. den Saulenumgang nrtQupn,
alae , die prostyla inbegreifend ; 6. angebaute Saulen-
hallen, fr£00Tja06i£, nur in besondern Fallen (§. 109. A. 4).
9 Wie sehr die alte Architektonik sich bei den Tempelgebauden,
ungeachtet der allgemeinen Regelmassigkeit, dem jedesmaligen
Bediirfniss des besondern Gultus anzuschliessen wusste, wird
man um so mehr bewundern mussen, je genauer man die
vorhandenen Reste studirt.
[288] Alien und Theile der Tempel. 389
2. Ueber die Beleuchtung der T. stellt Quatr. de Quincy (Mem.
de I'lnst. Roy. T. III.) [Jup. Olymp. p. 262] einige unhaltbare Behaup-
tungen auf. Vitruv's Ausdruck (III, 1. vgl. I, 2) von dem medium sub
divo sine tecto zwischen den doppelten Saulengallerien bescbreibt die
Hypaethral-Einrichtung deutlich genug. Vgl. §. 80. 109. A. I, 5. [Ein
Hypaethron der alte Tempel auf dem Ocba §. 53. A. 2, der zu Phigalia,
§. 119. A. 3, der zu Delphi §. 80. I, 5, wo die Stelle Eurip. Ion. zu tilgen
ist, an deren Stelle Wieseler ein andres Zeugniss beibringen wird, vgl.
Ulrichs Reisen S. 83 f. Ueber die schwierige Frage iiber die partielle
Deckung der Hypaethraltempel s. Stuart Antiqu. of Ath. a new ed. II.
p. 33. not. c. K. F. Hermann, die Hypaethraltempel des Alterthums, Got-
tingen 1844 (vgl. Bullet. 1845. p. 98), widerlegt die Meinung, dass diese
Gattung vorzugsweise nur den Cult des Zeus angehe und nimmt eine
»eigentliche« Hypaethralconstruktion an, welche die Gella ganz unbedeckt
lasse, nicht des Lichts wegen sei, aber verbunden mit einem Altar in der
Mitte. Dagegen G. W. in der Allgem. Zeit. 1846. Beil. N. 213 und beson-
ders L. Ross Hellenika 1846. St. 1. Dieser leugnet diese Bauform, hin-
sichtlich deren auch in der Hall. ALZ. 1831. Int.Bl. N. 71 Zweifel geaussert
sind, ganzlich. Boetticher Der Hypaethralbau auf Grund des Vitruvischen
Zeugnisses gegen Prof. Ross erwiesen, Potsdam 1846. 4. vgl. Archaeol.
Zeit. 1846. S. 359. Diesen Ervveis fiihrt auch sehr ausfiihrlich R. Rochette
im Journal des Savans 1846. p. 669. 721.] Die Thiir des T. legt Vitruv
IV, 5, 1 (emendirt Min. Pol. p. 27) nach W., aber nicht bios die Atheni-
schen, auch die lonischen und Sicilischen T. pflegen sie nach 0. zu haben.
4. T. mit ungraden Zahlen der vordern Saulen erwahnen die Alten
nicht; eine solche Saulenzahl, wie eine Saulenreihe, welche die Gella der
Lange nach theilt, fiihrt auf eine Stoa, §. 80. A. II, 3. 109. A. 8. Doch
hat auch der sog. T. des Hercules zu Pompeji eine ungrade Saulenzahl.
5. Rundtempel besonders zusammengestellt in Piranesi's Raccolta
dei Tempi antichi. Den Vesta-T. lernt man durch Miinzen kennen. Vgl.
280. A. 6. Heratempel in Plataea fxaro^Trodog, Thucyd. Ill, 68, gewiss
nicht Quadrat.
6. T. mit doppelten Gellen ( va6$ dinkovs) hatten gewohrilich die
Hauptthuren nach den entgegengesetzten schmalen Seiten, doch kommt
auch vor, dass man durch einen in den andern geht. Paus. VI, 20, 2.
Hirt Gesch. III. S. 35. Von zwei T. als Stockwerken fiber einander kennt
Paus. ein Beispiel, IV, 15. Den grossen T. zu Kyzikos, §. 153. A. 3,
theilt Aristeides in den xarayf tog , pesos und vn£Q(po$} iiberall liefen
Gallerien, dgopot, durch denselben. Romische T. auf Miinzen haben oft
mehrere Stockwerke von Saulenballen nach aussen. Ueber basilikenartige
T., wie den T. der Pax, Hirt III. S 36.
7. "IKQICC ns^i TO f'd'og,-, in der Inschr. Aegin. p. 160,
390 Architektonik. [289]
urn den Thron zu Olympia, Paus. V, 11, 2; ahnliche wohl im Parthenon
§. 109. A. 2. [In den dort angefiihrten Getting. Anz. sind Bedenken fiber
den Standort des Kolossalbildes im Parthenon erortert, welche wegfallen
durch die Bemerkung von Ulrichs a. a. 0. S. 84, dass in der Mitte der Gella
unter dem Hypaethron ein Altar stand. Nach der Wegraumung der zum
Theil von selbst eingesturzten Moschee sind die Spuren der viereckten
Basis dieses Altars noch deutlicher geworden. Dass hier nicht die Statue
gestanden habe , wie Cockerell und Dodwell meinten , sondern an der
Hinterwand der Gella, wie in Olympia und uberall, wie auch Stuart annahm,
.ist klar.J Der Demeter-T. zu Paestum, §. 80. A. II, 1, hat eine innere
Aedicula fur das mystische Bild. Der Pompejanische T. der Fortuna ein
Tribunal mit einem Prostyl in einer Nische, M. Borb. II. tv. B. Von ahn-
licher Art der Thalamos in Asiatischen T. §. 153. A. 3. 192. A. 5.
1 289. Eine sehr ausgedehnte Glasse von Gebauden bil-
deh bei den Alien die zum Zuschauen eines Kampfspieles
bestimmten , fur mnsische , gymnische und andre A g o n e n
2 eingerichteten. Ein offner Raum, geebnet und nach den
Forderungen des Agon abgesteckt und eingetheilt, bildet den
ersten und wesentlichen Theil; daruber mussen sich, um
moglichst Viele zuschauen zu lassen, terrassenformige Flachen
und Stufen erheben, welche indessen oft, besonders bei Stadien
und Hippodromen, auf eine natiirliche Weise durch Benutzung
3 der umliegenden Hohen gewonnen wurden. Beim Theater
tritt zu dem ebnen Tanzplatz, dem urspriinglichen Ghoros
(§. 64. A. 1), noch ein Geriist rnit seiner Riickwand hinzu,
welches einzelne Personen uber die Menge emporzuheben
und in einer fremden, dichterischen Welt zu zeigen bestimmt
4 war. Daraus ergeben sich die Theile: A. Orchestra, mit
der Thymele (dem Dionysos- Altar) in der Mitte, und den
offnen Zugangen (dQopog?) an der Seite (deren Raum
5 Andre der Buhne zutheilen). B. Scenengebaude , bestehend
aus 1. der Scenenwand (axr?^), mit ihrer festen Decora-
tion, die sich in mehrern Stockwerken (episcenia) erhebt, und
aus Saulen, Zwischenwanden und Gebalk zusammengesetzt
ist; 2. den vortretenden Seitenwanden oder Flugeln ' (maQa-
Gxiivict, versurae procurrentes) ; 3. dem Raum von der
Scenenwand zwischen den Flugeln (*$•<** fjwa») , welcher
durch ein holzernes Geriist (oxolftas, loyziov) erhoht ist;
4. der Fronte dieses Geriistes gegen die Zuschauer und dem
6 dadurch bedeckten Raume (vnoax^viov). G. Der Schauplatz
{280] Theater. 391
oder das eigentliche Theatron (xollov , cavea), die in einem
verlangerten Halbkreis umherlaufenden Sitzstufen, concen-
trisch getheilt durch breite Gange (^«ajiwy«t« , praecinctio-
nes), keilformig durch herablaufende Treppen (in die xegxi-
dag , ' cuneos). Die Sitzstufen waren ehemals holzerne Ge-
riiste (t'xgm), hernach bei den griechischen Theatern meist
auf dem Felsboden angelegt. D. Der Saulenumgang , ^Q(- 7
naro?, iiber den Sitzreihen, der dem Theatron zu Erwei-
terung, dem Ganzen zum imposanten Abschluss diente,
und auch durch Zwecke der Akustik (TO avvrftsTv) wimschens-
werth gemacht wurde, welche nebst der Perspective (§. 107)
em Hauptstudium der Theaterbauer war. Auch hinter dem i
Scenengebaude waren Saulenhallen (porticus pone . scenam)
eine dem Publicum erwunschte Zugabe. Das OdeionS
geht aus dem Theater hervor, wie die Musik einzelner Vir-
tuosen aus den Festgesangen der Chore ; hier wo kein Raum
fur Bewegung nothig ist; wo hauptsachlich nur gehort zu
werden braucht, riickt das Ganze zusamrnen, und kommt
unter ein kreisformiges Dach.
3. Man muss sich indess hiiten, bei den zahllosen Theatern in alien
Theilen der Griechischen Welt iiberall gleich die Bestimmung fiir Dramen
vorauszusetzen. Ziige, mit Wagen und Pferden (Athen. IV. p. 139), Bac-
chische Schwarme, Heroldsrufe, Musterungen, wie die der Waisen der im
Kriege Gebliebenen, wenn sie der Athenische Staat in voller Riistung ent-
liess, fanden ebenfalls hier statt; ja das Theater wurde immer mehr der
'Ort der Volksversammlungen, und die Buhne vertrat dann gewiss das
einfachere Bema auf der gleichfalls theaterformig angelegten Pnyx.
4 — 7. Theater-Ruinen: in Griechenland , besonders Epidauros
(§. 106. A. 2), Argos (450 F. im Diameter, nach Leake), Sikyon (Leake
Morea III. p. 369, 400 F.), Megalopolis, Sparta, Thorikos (Dodwell Views
pi. 23), Ghaeroneia, Melos (Forbin Voy. dans le Levant pi. 1), Nikopolis,
bei Rhiniassa in Epeiros (Hughes Trav. [I. p. 486] II. p. 338), bei Dra-
myssos in der Nahe von Jannina (Donaldson Antiqq. of Ath. Suppl. p. 46
pi. 3). In Kleinasien, besonders Assos, Ephesos (660 F.), Miletos, Lindos,
Stratonikeia, Jassos, Patara, Telmissos, Kisthene, Antiphellos, Myra, Limyra,
Side (am besten erhalten), [noch vollstandiger das zu Aspendos nach Texier],
Hierapolis, Laodikeia (wo viel von der Scene erhalten ist, Ion. antiq. II. pi. 50),
Sagalassos (ebenfalls, Arundell Visit p. 148), Anemurion, Selinus in Kilikien.
Leake Asia min. p. 320 ff. [Das zu Aphrodisias Ion. Antiqu. III. ch. 3.
392 Architektonik. [289]
pi. 4 ff. zu Knidos ch. 1. das obere pi. 3. 24 f. das niedere pi. 22 f. 32].
In Syrien, besonders die Theater von Gerasa, ems mil offner Scene aus
Saulen, eins mil geschlossner. Buckingham Trav. in Palest, p. 362. 386.
In Sicilien, Syrakus (§. 106. A. 2), Tauromenium, Gatana, Himera, Egesta
(Hittorf pi. 7—9). Das zu Egesta Bull. 1833. p. 169. [Theater und
Odeon von Catania, Serradifalco T. V. tv. 1 — 6, das von Tauromenium
das. tv. 20—25, von Tyndaris tv. 31.] In Etrurien §. 170. A. 1. Die
Menge dieser Ruinen, und die Vollstandigkeit mancher lasst hoffen, dass
wir, nach den neuern Arbeiten von Groddeck, Genelli, Kanngiesser, Meineke,
Stieglitz, Hirt, Donaldson, Cockerell, den Herausgebern Vitruv's, noch eine
auf vollstandige architektonische Benutzung des Materials gegriindete Dar-
stellung des alten Theaters erhalten werden. Stieglitz Beitr. S. 174 unter-
scheidet pulpitum und proscenium. Merkwiirdig ist der Unterschied der
Theater in Kleinasien, auch des Syrakusischen, mit stumpfwinklig schliessen-
den Sitzplatzen, und der in Griechenland vorhandnen mit rechtwinklig
abgeschnittenen. [J. H. Strack das altgr. Theater, Potsdam 1843 f. Manche
Nachweisungen in F. G. Welckers Griech. Trag. S. 925. 1295 ff.)
Das Romische Theater (§. 188. A. 4. 190. A. 1,1. a. b. A. 4.
vgl. §. 256. 259. A.) ist nur eine modificirte Form des Griechischen mit
anderer Benutzung der Orchestra. Seine Einrichtung wurde hernach
wieder auf Recitationssale uberlragen. Giulio Ferrara Storia e descr. de
princip. teatri ant. e moderni. Milano 1830. 8. [Vollstandig erhalten ist
das Romische Theater zu Falerona (selbst von den Periakten die Unter-
lage), wovon man zu Rom Modelle hat. In Vicenza wurde eines entdeckt
1839, durch den Architekten Mighiranza, das nach der Grosse, dem Reich-
thum der Mannorverzierungen und Statuen aus der Zeit des Augustus zu
sein scheint. Das zu Parma wurde 1844 tiefer unter dem Boden auf-
gefunden und ist ebenfalls wohl erhalten. Ueberreste ausserdem in Bres-
cia, Assisi, Teoni, in Nora in Sardinien (della Marmora voy. de la
Sardaigne T. II. pi. 37, 2), in Sagunt (Schiassii de tipo ligneo theatri
Saguntini, Bononiae 1836, cf. Bullett. 1837. p. 376.)]
6. Die raumersparende und elegante Form der Sitzstufen lernt man
an den Ruinen besonders kennen. Die leise Neigung der horizontalen
Flachen nach hinten, die in Epidauros statt findet, sichert Sitz und Schritt.
[Man findet diess Qfters, z. B. an dem kleineren Theater zu Melos.] Der
Raum fur die Fiisse ist, gegen den zum Sitzen bestimmten, eingesenkt;
nur beim Theater von Tauromenium und sog. Odeum von Catania sind
(nach Hittorff) besondre Stufen fur die Fusse, andre fur den Sitz bestimmt.
Ueber die die Platze trennenden lineae (die man im Amphitheater von
Pola noch sieht) Forcellini s. v.
7. Ueber diesen Saulengang besonders Appulej. Melam. III. p. 49.
Bip. ; derselbe spricht Florid, p. 141 von der pavimenti marrnoratio,
[290] Stadien, Hippodromen, Amphitheater. 393
proscenii contabulatio , scenae columnatio, cler culminum eminentia und
lacunarium refulgentia. Diesen Saulengang unterbrachen mitunter Tempel
wie bei dem Theater des Pornpejus, §. 188. A. 4, auch bei dem Amphi-
theater von Herakleia, nach der Miinze, Buonaroti Medagl. tb. 4, 7. vgl.
p. 275 f. Das Proskenion zu Antiocheia enthielt ein Nymphaeon. -
Gegen die alte Meinung von der Verstarkung des Schalls durch die ein-
gesetzten Gefasse und die Form der Masken spricht Chladni, Gaecilia H. 22;
doch soil Banks Spuren von Schallkammern zu Skythopolis entdeckt haben.
8. Die Odeen waren Theatern ahnlich (ftEargozidsg aSslov, Inschr.
aus Arabia Petraea bei Letronne Analyse du recueil d. Inscr. de Vidua
p. 24), mit grossem kreisformigem Dache §. 106. A. 3, vgl. das Epigr. in
Welcker's Syll. p. 44), welches auf sehr vielen Saulen ruhte (Diodor I, 48.
Theophr. Char. 3 u. A.). Die Biihne musste in der Mitte sein. Die
theatra tecta dagegen, wie das von Valerius, Plin. XXXVI, 24, und das
Pompejanische, hatten eine gewohnliche Biihne. Martini von den Odeen.
[Klausen in der Encyklop. von Ersch und Gruber, G. Rose fiber die Odeen
in Athen, Rom u. Karthago, Soest 1831. 4. Odeum in Laodikeia, Ion.
Antiqu. II. ch. 6 in Smyrna, Aristides Rhod. I. p. 630, in Catania u. s. w.]
290. Die Stadien erhalten ihre Form hauptsachlich 1
durch die Bestimmung fur den Lauf, worauf sich die
Schranken (fiahpig und vGnlrfe) und die Zielsaule (T%W,
meta), so wie die Lange der Bahn beziehn; doch wird dabei
auch in der Nahe der Zielsaule fur den Raum des Ring-
und Faustkampfs und anderer Uebungen gesorgt : dieser Theil
des Stadions (aqevdovri genannt) hat durch abgerundete
Form und Sitzstufen Aehnlichkeit mit einem Theater. Der 2
Hippodrom war zuerst eine sehr einfache Anlage ; bei
den Griechen wurde besonders die zweckmassige Anlage der
Schranken (aysais mit dem fyfiolov) ein Gegenstand feiner
Berechnung (§. 106. A. 4); die Rorner machten aus ihrem
Circus ein grosses Prachtgebaude , als dessen Haupttheile
unterschieden werden: das Vordergebaude (oppidum) mit den
Schranken (carceres , yafadcaTai laxaqfast^) und dem
Thore fur die Circus -Pompa; die Rennbahn mit der von
zwci Spitzsaulen (metae , vvocai, xa^^m^fis) begrenzten
Spin a , und dem Euripus umher ; die Mauer umher mit
den Sitzreihen (podium et sedilia) und Prachtlogen (sugge-
stus et cubicula); wozu nach aussen noch ein Porticus mit
Tabernen hinzukommt. Die Amphitheater, obgleich erst 3
394 Architektonik. [290]
in Italian aufgekommen , sind durchaus in dem einfachen
und grossartigen Sinne der Hellenischen Architekten gedacht ;
auch war die Aufgabe hier leichter als bei dem Theater. Die
elliptische Form, welche die Arena durchgangig erhielt, gab
den Vortheil einer langeren Linie fiir andringende und ver-
folgende Bewegungen; das Local verlor dadurch die Einfor-
migkeit der iiberall gleiche Vortheile darbietenden Kreisflache.
4 Theile des Amphitheaters sind: 1. die Arena mit den unter-
irdischen Gangen und den fiir das einzelne Spiel bestimmten
Ausriistungen ; 2. die Grundmauer der Sitze (podium); 3.
die verschiedenen Stockwerke (maeniana) der Sitzreihen (gra-
dationes) mit ihren Treppen; 4. die verschiedenen Umgange
zwischen den Maenianen (praecinctiones) mit den Pforten
unter den Sitzen (vomitoria); 5. die hoheren und niedern
Gewolbe und Arkaden (fornices, concamerationes) iiber- und
nebeneinander , die den ganzen Raum unter den Sitzen ein-
nahmen; 6. die Stockwerke der Saulenarchitektur nach aussen;
7. die Porticus urn das ganze Amphitheater iiber dem hoch-
sten maenianum ; 8. der hochste Umgang mit den Balken,
von denen vermittelst eines ungeheuern Tauwerks die
5 Segeltiicher (vela) ausgespannt wurden. Wie Amphitheater
bisweilen mit Wasser gefiillt und die Arena in ein Bassin
verwandelt wurde: so entstanden in Rom durch die uner-
sattliche Sucht nach offentlichen Volksergotzungen auch als
besondre Art von Gebauden die N a u m a c h i e n , welche
grossere Flachen im Innern fiir Seegefechte darboten.
1. Diese Sphendone (Malalas p. 307 ed. Bonn.) sieht man sehr
deutlich an dem Ephesischen Stadion, wo sie zugleich durch einige vor-
springende Sitze von der iibrigen Rennbahn abgesondert ist. Das Messe-
nische Stadion, welches von Colonnaden umgeben ist, hat 16 Sitzreihen
in der Sphendone. Exped. d. la More~e p. 27. pi. 24 ff. Beim Pythischen
Stadion (welches Cyriacus Inscr. p. XXVII. beschreibt) nennt Heliodor
IV, 1 dies ein &SCCTQOV. Mehrere Stadien in Kleinasien (Magnesia, Tralles,
Sardis, Pergamon) sind an b eid en Enden abgerundet. Leake Asiamin. p. 244.
2. [Der Hippodrom zu Aphrodisias Ion. Antiqu. III. ch. 2. pi. 10 ff.
Wohl erhalten ist auch der in Perga. Ueber die phiale (der Brunnen)
des Hippodroms zu Gonstantinopel , Texier Bevue archeol. II. p. 142.]
Die Zierden der Spina des Romischen Circus, u. a. das pulvinar, die
Geriiste mit Eiern und Delphinen, konische Pyramiden auf einer Basis,
sind zum Theil von decursiones funebres, auch vom Poseidonsdienst
[291] Hallen. 395
hergenommen. [Das pulvinar fur die ausgezeichneten Personen, das
maenianum, eine Treppe der verschiedenen Etagen; der Euripus wehrte
den Rennern sich dem Podium zu nahern.] Der Euripus, so wie
das Bassin (lacus) der Spina (deutlich am Circus des Garacaila und auf
Mosaiken) dienten dazu, den Sand zu feuchten. — Roms Circus Max.
war 2100 Fuss lang, 400 breit, und von Gallerien in drei Stockwerken
(OTOKIS TQiGTeyois, Dion. Hal.) umgeben, wovon die untern steinerne, die
obern holzerne Sitzreihen batten; er fasste in Trajan's Zeit gegen 300,000
Zuschauer. G. L. Bianconi's Werk §. 258. A. 4. Mosaiken §. 424. A. 2.
3. Die Griechen verwandelten bisweilen Stadien in Amphitheater,
Hirt Gesch. II. S. 345. Lipsius de amphith., Thes. Ant. Rom. IX. p. 1269.
Maffei degli Amfiteatri. Carli d. Anfiteatri (das Flavium, das von Italica
und von Pola). Mil. 1788. Fontana Anfit. Flavio (§. 190. A. 3). 1725. f.
Amphitheater-Ruinen in Italien §. 258. 260. A. Bibliot. Ital. XLI. p. 100.
Vgl. §. 254. 256. 262.
4. Die unterirdischen Gange der Arena haben die nenern Aus-
grabungen des Coliseo gezeigt. S. Lor. Re, Atti d. Ace. archeol. II. p. 125
(fur Bianchi, gegen Fea). [Das Amphitheater von Syrakus, Cavallari b.
Serradifalco IV. tv. 13—15, von Catania V. tv. 7 — 9; iiber das von Capua
1st ein grosses Werk vorbereitet.] Die Schau der amphitheatralischen
Spiele kann man sich in ihren seltsamen Combinationen nicht wurider-
bar, aufregend und iiberraschend genug vorstellen. Die glanzende Aus-
schmuckung, die beweglichen elfenbeinernen Cylinder und Goldnetze zum
Schutze des Podium, die Gemmen am Balteus, d. h. den Praecinctionen, und
die Vergoldung der Porticus schildert besonders Calpurnius Eel. VII, 47 ff.
5. Bei Augustus Naumachie betrug die langere Achse 1800 (Bassin)
und 100 F. (Sitze), die kiirzere 1200 u. 100 F.
291. Eine andre Glasse von Gebauden biTden die zu 1
offentlich-geselligem Verkehr, wie ihn die Alten sehr liebten,
zu Handel und Wandel und allerlei Versammlungen be-
stimmten Hallen, bei denen ein auf Saulen ruhendes,
Schutz gegen Sonne und Regen darbietendes Dach eben so
die Hauptsache ist, wie es bei den Tempeln bios ausserlich
hinzutritt. Hierher gehoren erstens ganz offne Hallen von 2
zwei oder mehrern Saulenreihen (tetrastichoe , pentastichoe),
dergleichen bald strassenartig die Stadte durchschnitten , wie
die grossen Saulenalleen der Syrischen Stadte (§. 149. A. 4.
192. A. *5) , bald viereckige Markte oder andre Platze um-
gaben; auch bildeten sie bisweilen eigne Gebaude fiir sich.
Dann treten aber auch zu den Saulenreihen Wande an einer 3
oder an beiden Seiten hinzu, und es bilden sich die Hallen
396 Architektonik. [291]
aus, die aus Griechenland n,ach Rom unter dem Namen
Basil! ken kamen (ntoai paadiKai §. 180. A. 3. 188.
4 A. 3. 191. A. 1. 194). Man unterscheidet hier: drei oder
fiinf nebeneinander her laufende Schiffe, nebst den Gallerien
liber den Seitenschiffen , welche durch doppelte Saulenstel-
lungen gebildet werden; das Ghalcidicum vorn, und das Tri-
bunal im hintern Theil des Gebaudes, oft in einem halb-
5 kreisformigen Ausschnitt (xdy^iy). - Andre offentliche Ge-
baude begniigen wir uns nur zu erwahnen , da iiber ihre
Einrichtung kaum etwas Allgemeines gesagt werden kann,
wie die Buleuterien oder Curien; diePrytaneia der
Griechen mil den T hoi en oder Rundgebauden , welche fur
Staatsopfer der Prytanen bestimmt waren; [die Schiffs-
hauser, vttagia (Boeckh Urkunden des Attischen Seewesens
S. 64 if.) und Skeuotheken, die beriihmte des Philon im
Peiraeeus Olymp. 112 (das. S. 71)]; die oft sehr festen und
Burgverliessen ahnlichen Gefangnisse; die Thesauren
(aeraria), wobei unterirdische kellerartige Gewolbe auch noch
6 spater als Hauptsache vorkommen.[?] Die zahlreichen Gruppen
von Thesauren, welche auf Platformen (xQr\niSsg) bei den
Tempeln von Delphi und Olympia standen, waren wohl
auch meist Rundgebaude.
2. So lagen z. B. in Athen nach Paus. I, 2, 4 mehrere T., ein
Gymnasion und Polytion's Haus in einer Stoa, d. h. in einem von ihr
eingeschlossnen Viereck. Von derselben Art war die Porticus des Metell,
§. 180. A. 2. 190. A. 1, I. Die Halle von Thorikos (§. 109. A. 8) zeigt
keine Spur von Mauern, und war also wohl ein blosses Saulengebaude ;
so auch grosstentheils die Portikus des Diocletian zu Palmyra, Cassas I.
pi. 93 ff. - Vgl. Hirt Gesch. III. S. 265.
3. Die Korkyraeische Halle zu Elis enthielt eine Mauer zwischen
zwei Saulenreihen, Paus. VI, 24, 4. Eine Gryptoporticus hat an beiden
Seiten Wande mit Fenstern, und wahrscheinlich nur Halbsaulen dazwischen.
Ueber schwebende Hallen §. 149. A. 2. vgl. §. 279. A. Forcellini s. v.
inaenianum. solaria, Maeniana, ^KXGTTJQIK, Salmasius Hist. Aug. I. p. 676.
[Halle der Agora zu Aphrodisias, Ion. Ant. III. ch. 2. pi. 6 ff.]
4. Die Ba si liken lernt man besonders aus der des Vitruvius zu
Fanum (deren Beschreibung indess noch manche Dunkelheit hat), der
Pompejanischen (Mazois III. pi. 15 ff. Gell Pomp. New Ser. ch. 2), der
zu Ocriculum und den Ghristlichen kennen. Ueber den Vorsaal, welcher
[292] Basiliken, Thesauren. Gymnasien. 397
Chalcidicum hiess, also aus Chalkis stammte, s. Hirt II. S. 266. Sachse's
Stadt Rom II. S. 7. Das Pompejanisehe Chalcidicum indess bildete ein
besondres Peristyl mit einer Cryptoporticus dahinter. Becchi del Calcidico
ed. Gripta di Eumachia. N. 1820 porticus cripta Orelli Inscr. n. 3279. 3291.
3293. Den Ausdruck xoy;^ hat Malalas oft. [olytieti noKvogocpot Jacobs
ad Philostr. Imag. 4, 23.]
5. Der Tholos von A then hiess auch Skias (Suidas s. v. -Sxm's,
C. I. p. 326) und war also eine Art Gebaude mit der Skias des Theodoros
zu Sparta, §. 55. A., nur dass diese gross genug war, Volksversammlungen
fassen zu konnen. War der tholus qui est Delphis (de eo scripsit Theo-
dorus Phocaeus, Vitruv VII. Praef.) das Buleuterion daselbst, oder ein
Thesauros ? Von Resten eines Rundbaues ebenda sprechen die Reisenden
6'fter. — Die §. 48 dargelegte Idee von den alten Thesauren stellt Welcker,
Rhein. Mus. II, 3. S. 469 ff., in Zweifel : aber erstens bezeichnet doch die
einheimische Tradition die bewussten Gebaude entschieden als die Thesauren
des Minyas u. Atreus (der auch jetzt ein u^Tdyaiov o/xq/ia ist, wie ihn
Paus. nennt), und zweitens mangelt es zu sehr an Analogien in Griechen-
land, um solche Dome gegen die Tradition fur Graber zu erklaren. S.
jetzt fiber diese Dodwell Views of Cyclop, remains pi. 9. 10. 11. 13.
6. Diese Gebaude (fiber deren Stellung Paus. VI, 19, 1 ) heissen bei
Polemon Athen. XI. p. 479 vaoi , bei Euripides Androm. 1096 XQVGOV
yspovru yvaku. Naoi werden auch die kleinen Gebaude genannt, die
zum Tragen von Preis-Tripoden bestimmt waren (§. 108. §. 4), Plut. Nik. 3.
Vgl. §. 232. A. 4.
292. Unter den offentlichen Gebauden, welche fur die l
allgemeine Korperpflege errichtet wurden, waren in Griechen-
land die Gymnasien, in Rom und wahrscheinlich schon
im Makedonischen Orient die Thermen die bedeutendsten.
Beide stehn in engem Zusammenhang mit einander, indem
eben so wie sich in Griechenland das warme Bad, als Mittel
gegen die Ermiidung, an die athletischen Uebungen anschloss,
in Rom einige Leibesiibung mit dem Gebrauch der Bader ver-
bunden zu werden pflegte. Die Griechischen Gymnasien 2
enthalten in ihrer Vollstandigkeit folgende Raume und Zim-
mer: A. als Stiicke des Haupttheils, der Palaestra: 1. das
Stadion, 2. das Ephebeion, den Uebungssaal der Jiinglinge,
3. Sphaeristerion , fiir das Ballspiel, 4. Apodyterion, fur das
Auskleiden, 5. Elaeothesion , Aleipterion, fiir das Ein-
olen, 6. Konisterion, fiir das Einreiben mit Staub, 7. den
Schwimmteich (xo*t>^#e«) nebst andern Badeanstalten,
398 Architektonik. [292]
8. bedeckte Bahnen (%VOTOI, in Rom porticus stadiatae,
stadia tecta), 9. offne Bahnen (nsQidQOfiidsg, in Rom
3 hypaethrae ambulationes oder xysti); B. als umgebende
Theile: allerlei Zimmer (oeci), offne Sale (exedrae), Saulen-
hallen (porticus, auch cryptoporticus) , durch welche das
Gymnasium zugleich der Tummelplatz einer geistigen Gym-
4 nastik zu werden geeignet war. Aehnlich unterscheiden wir
nun bei den Thermen: A. das Hauptgebaude , darin:
1. das Ephebeum, den ganzen Ringsaal in der Mitte des
Ganzen, 2. das kalte Bad (balneum frigidarium), 3. das
laue (tepidarum), 4. das heisse (caldarium), 5. die damit
oft vereinigte Schwizstube (Laconicum s. sudatio concamerata,
darin der clypeus und das labrum, darunter das hypocaustum
mit der suspensura), 6. das Salbzimmer (unctuarium),
7. Sphaeristerium oder Goryceum, 8. Apodyterium, 9. Elaeo-
thesium, 10. Gonisterium, 11. den Schwimmteich (piscina),
12. Xysten, 13. allerlei Zimmer fur Aufwarter, 14. das
Vestibulum (alle diese Stucke, das Vestibulum, Ephebeum
und die Piscina ausgenommen , pflegen doppelt vorhanden
5 zu sein); B. umgebende und einfassende Anlagen, wie sie
sonst den Museen besonders zukommen, Porticus, Exedren,
Zimmer zur gelehrten Unterhaltung (scholae) und Bibliotheken,
auch theaterformige Baue.
2. Die am besten erhaltenen Ruinen von Gymnasien finden sich
in Ephesos (das prachtigste in Asien, erbaut von Hadrian, Phiiostr. Vit.
Soph. I. Polemo), Alexandreia Troas und Hierapolis (die letzten hat Gockerell
gezeich.net). Zur Ausf tinning der obigen Angaben aus Vitruv s. Hirt III.
S. 233 ff. Kruse Theagenes S. 131 ff. [Plan der Palaestra, Leake Tour in
Asia minor, Zusatznote 3.]
4. Im alterri Griechenland und Rom waren die Bader, palavsZcc,
geringfugige Gebaude, und wahrscheinlich in der Regel Privatunter-
nehmungen. (Oeffentliche IOVZQ(OVK<S. erwahnt indess Xenoph. RP. Ath.
2, 10.) Dabei war eine runde und gewolbte Form schon in Athen die
gebrauchliche , Athen. XI. p. 501. Diese Form blieb aber immer fur die
Badesale; grosse Fenster im Gewolbe fingen die Sonne ein. Vgl. Lukian's
Hippias 5. Seneca Ep. 86. Statius Silv. I, 5, 45. Plin. Ep. II, 17. Sueton
de ill. gramm. 9. 11. Vgl. §. 194. A. 3. [Bader in Knidos Ion. Ant. III.
ch. 1. pi. 12 ff.]
Die Einrichtung der Bader und Thermen kennenwir besonders durch das
Bild aus den Thermen des Titus (Winckelm. W. II. Tf. 4. Hirt Tf. 24. 2)>
[293] Thermen, Museen, Privathauser. 399
die auf die nothigen Theile beschrankten Thermen von Badenweiler
(§. 264. A. 2) und Pompeji (M. Borb. IT, 49 ff. Gell Pomp. New S. I,
pi. 23 ff.), und Palladia's freilich nicht ganz zuverlassige Risse der Thermen
des Agrippa, der Neronisch-Alexandrinischen, der des Titus (oder Trajan?),
des Caracalla, Philippus (?), Diocletian und Gonstantin, welche die lavacra
in modum provinciarum exstructa (Ammian) im Allgemeinen sehr deutlich
machen. Terme del Bacucco zu Viterbo und Montefiascone Annali d. I. a.
VII. p. 1-7. tv. A. Palladio Terme de' Rom. dis. con giunte di Ott.
Barotti Scamozzi. Vic. 1783 f. [Vicence 1797. 4.] Gh. Cameron the
baths of the Romans. L. 1772 f. vgl. §. 192. A. 1. 193. A. 6. Becker
Gallus II. S. 19. Das Coryceum unterscheidet vom Sphaeristerium Kruse
Theagenes S. 138. Den Badern verwandt vvaren die Nyrnphaeen,
Sale mit hohen Kuppeln und Springbrurmen (Dissert. Antioch. I, 22).
5. Das Alexandrinische Museum (§. 149. A. 3) war ein grosses
Peristyl mit Bibliotheks- und andern Zimmern dahinter, mit einem grossen
Speisesaal. Strab. XVII. p. 793. Aphthonios p. 106. ed. Walz. Vgl.
J. Fr. Gronov und Neocorus The?. Ant. Graec. VIII. p. 2742 ff. Ueber die
mit Stoen verbundnen Exedren der Museen Gothofred. ad Theod. Cod. XV,
1, 53. Aber auch kunstliche Tropfsteingrotten hiessen Museen, Plin. XXXVI,
42. vgl. Malalas p. 282. ed. Bonn. [Auf offentliche Speicher deuten grosse
Ruirien in Sardes.]
293. Die Anlage der Privathauser war naturlich 1
zu jeder Zeit von den mancherlei Bediirfnissen verschiedner
Stande und Gewerbe, wie von den besondern Neigungen der
Eigenthiimer , abhangig, und daher weniger nach durch-
gehenden Normen geregelt, als die offentlichen Bauten; in-
dess giebt es doch auch hier gewisse leicht unterscheidbare
Hauptformen. I. Das altgriechische Anaktenhaus (§. 47), 2
dem die Hauseranlagen bei denjenigen Stammen Griechen-
lands, welche die alten Sitten treuer bewahrten, im All-
gemeinen auch spater entsprochen haben mogen. II. Die wahr- 3
scheinlich von den loniern ausgegangne und in den Alexan-
drinischen Zeiten ausgebildete Hauseranlage , welche Vitru-
vius beschreibt. A. Vorflur des Thiirhiiters (d-vo^gstov).
B. Manner- Abtheilung (dvdowvtnc;), ein Peristyl (mit der
Rhodischen Stoa gegen Mittag), umgeben von allerlei
Zimmern, Speisesalen, Salen fiir Manner -Mahlzeiten (av-
dQwveg), Exedren, Bibliothekszimmern , Gellen fiir Sklaven,
Pferdestallen. G. Frauen- Abtheilung (ywaixcovtng) , auch 4
400 Architektonik. [293J
in Zusammenhang mit dem Vorflur, mit einem eignen kleinen
Prostyl und daranstossenden Flur nQoardg oder nctQ
allerlei Zimmern, Schlafgemachern (dem -d-c'dauog und
dalaiJioq), Zellen u. s. w. D. Gastgemacher (^on'fc, hospi-
talia) als abgesonderte Wohnungen; Zwischenhofe (iifaavloi).
5 trennten sie vom Hauptgebaude. III. Das Romische Haus,
eine Vereinigung des spatern Griechischen mit dem alt-
italischen (§. 168. A. 5), welches in den Wohnungen
schlichter Burger immer noch ziernlich festgehalten wurde;
seine Theile : 1. Vestibulum; 2. Atrium oder Cavaedium,
entweder Tuscanisch (ohne Saulen), oder tetrastyl, oder
Korinthisch, oder iiberwolbt (testudinatum); 3. Neben-
zimmer des Atrium (alae, tablina, fauces); 4. das Peristyl;
5. Speisezimmer (triclinia, coenationes, aestivae hibernae);
6. Sale (oeci, tetrastyli, Gorinthii, Aegyptii, Gyziceni);
7. Conversations -Sale (exedrae); 8. Pinakotheken und
Bibliotheken ; 9. das Bad mit der Palaestra; 10. Cabinets,
Schlafzimmer (conclavia , cubicula, dormitoria); 11. Vor-
raths- und Arbeitskammern der Sklaven (cellae familiae);
12. der Oberstock, coenacula genannt; 13. Keller (hypogea
concamerata) ; 14. Gartenanlagen (viridaria, ambulationes).
6 Zum Charakter des antiken Hauses iiberhaupt gehort die
Abgeschlossenheit nach aussen (daher wenige und hohe Fen-
ster) und die offne Verbindung der Hausraume untereinander
da sie um innre Hofe herumgebaut von da unmittelbar zu-
ganglich, oft nur durch die offnen Thiiren erleuchtet, zum
Theil nur durch bewegliche Bretterwande (daher das tabli-
7 num) oder Vorhange (vela) geschieden war en. Von den
Landhausern geniigt es anzumerken, dass sie in villae
rusticae, wirklich zum Leben eines Landmanns eingerichtete,
und in urbanae, welche die luxuriose Einrichtung der Stadt
in landliche Umgebungen iibertragen (von solchen mangelt es
nicht an genauen Beschreibungen), zerfallen.
1. Ein Hauptum stand bei der Erklarung dieser Anlagen ist das
geringere Bediirfniss der Abfiihrung des Rauches; daher der Mangel der
Schornsteine. Ueber die Ersatzmittel vgl. Stieglitz Arch. I. S. 124. Reste
alter Kamine Fea zu Winckelm. W. II. S. 347, am gewohnlichsten waren
solche in Gallien. Sonst war Heizung durch Rohren in Wand und Boden
sehr beliebt.
[294] Grabmonumente. 401
2. Vgl. Dorier II. S. 254. In Athen war eine avlr^ vor dem Hause
auch spater noch gewohnlich; Frauen wobnten meist im Oberstock, VKS-
pooov, Stages (Lysias v. Eratosth. Mord 9), Magde in nvgyois (Demosth.
g. Euerg. p. 1156). Daher die SiGrsyiK auf der Ruhne, Pollux IV, 127,
Antigone erscheint auf dem Soller fiber dem Parthenon in der diGreyiK.
Die Vitruvischen Angaben sind hier offenbar im Ganzen nicht anwendbar.
Vgl. Schneider Epim. ad Xen. M. S. Ill, 8. ad Vitruv. VI, 7.
5. Diese Angaben Vitruv's stimmen im Ganzen trefflich mit den
stattlicheren Hausern in Pompeji (§. 190. A. 4) und auf dem Capitol.
Plane Roms. Mazois Essai sur les habitations des anc. Remains, Ruines
de Pompei. P. II. p. 3 sqq. [Ein Denkmal der Wissenschaft errichtet.
Das Genaueste und Vollstandigste Descriz. di una casa Pompejana Nap.
1837. 4, ein zvveites 1840, ein drittes 1843 von Avellino, der iibrigens
versicherte, dass er unsern Winckelmann in nichts mehr bewuridere als
wegen seiner Nachrichten von Pompeji, da er so viel vorausgesehn , was
die spatere Entdeckung bestatigte. P. Marquez delle case di citta d. ant.
Romani secondo la dottrina di Vitr. R. 1795. 8. F. Schiassi degli edifizi
di R. ant. Bologna 1817. 8. G. G. Zumpt uber die bauliche Einrichtung
des Rom. Wohnhauses. B. 1844. 8.]
7. Plinius Beschreibung seines Laurentinum und Tuscum, Statius
Silv. I, 3 sind Hauptquellen ; [Felibien des Avaux les plans et les descr.
de deux maisons de <farnp. de Pline. L. 1707. 8.] von Neuern Scamozzi,
Felibien, Rob. Castell The Villa's of the Anciens illustr. L. 1728. f. Die
Plane der Villa Hadrian's von Ligorio, Peyre, Piranesi sind meist Phan-
tasie. — Von Wirthshausern kennen wir besonders das grosse, einer
Karavanserei ahnliche xorr«ymytor von Plataeae, Thukyd. Ill, 68.
294. In den Graberanlagen herrscht von zwei 1
Zwecken gemeiniglich der eine vor, entweder der: eine Kam-
mer zur Beisetzung des Leichnams oder der Asche des Todten
zu haben, oder der: ein Denkmal der Erinnerung an ihn
offentlich hinzustellen (vgl. §. 286). Jener Zweck ist der 2
einzige bei unterirdisch angelegten oder in den Fels gehauenen
Grabkammern, wenn nicht auch hier ein Frontispitz an der
Felsenwand die Lage einer Grabkammer ankiindigt (§. 170, 2.
241*, 3, 256. A. 3). In Griechischen Gegenden, wie bei 3
den unteritalischen Golonieen, herrscht die an das urspriing-
liche Begraben der Leichname erinnernde Form sargahnlicher
Kammern oder Steinbehalter. Auch waren labyrinthische 4
Kamrnern und Gange im Gestein des Bodens eine seit Ur-
zeiten beliebte Form einer Nekropole (§. 50. A. 2). Der 5
andre Zweck dagegen mischt sich bei Monumenten, welche
O. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 26
402 Architektonik. [294]
iiber die Erde hervortreten , nothwendig ein, obgleich diese
immer auch eine Kammer enthalten miissen , in welcher der
unmittelbare Behalter der Reste des Todten beigesetzt ist.
Eine gewolbte Kammer, mit Nischen fur die verschiednen
Urnen, wenn das Grabmal (als columbarium) fiir Mehrere
dienen soil, befriedigt dies Bediirfniss am einfachsten; dieser
entspricht auf eine natiirliche Weise nach aussen die Form
eines runden thurmartigen Gebaudes, vvelche bei Rom und
6 Pompeji haufig vorkommt. Andre Formen entstehen , indem
die alien Tumuli (^wVara, xnltSvai §. 50, 2) theils kreisformig
untermauert (§. 170, 2. 241*, 2), theils viereckig gestaltet
werden, woraus einePyramide hervorgeht; welche dannwieder
auf einen cubischen Untersatz gestellt die weitverbreitete
7 Form des Mausoleion (§. 151. A. 1) giebt. Die Terrassen-
form der Grabmaler Romischer Kaiser (§. 190. A. 1. 191.
A. 1. 192. A. 1) dankt wohl der Analogie mit dem Rogus,
8 wo sie die natiirlichste ist, ihren Ursprung. Andre Gestalten
bringt die Analogie mit Altaren hervor, auf welchen den
Todten gespendet wird; so wie die mit Tempeln, womit die
Grabmonumente um so naher zusammenhangen, da sie selbst
9 als Heroon's betrachtet wurden. - - Hiermit verwandt sind
die Ehrendenkmaler, welche in gar keinem Bezuge auf
Beherbergung des Todten stehn, und Ehrenbildern theils unter
einem Saulendach (wie die Tetrakionien §. 158. A. 5), theils
in Nischen eine Stelle verschaffen (wie das Denkmal des
Philopappos §. 192). Die Triumphbogen vereinigen auf
eine geistreiche Weise die doppelte Bestimmung, an einen
siegreichen Heimzug zu erinnern, und Gurulstatuen hoch iiber
den Boden emporzuheben.
3. In Attika findet man ofter Steinsarge in den Felsen gehauen
und mit einer Steinplatte bedeckt (Leake Topogr. p. 318) j ahnliche auf
dem Wege nach Delphi. Annali d. I. VII. p. 186. Ueber die Attischen
Graber (#??x<u) Gic. de legg. II, 26. Ziegelsarg (xgp^gog GOQOS) Stackel-
berg Graber Tf. 7, irdener Sarg das. 8. Steinsarge in Felsennischen fmden
sich bei Ephesos, auf Melos u. sonst. [Eigenthumlich und mannigfaltig die
auf dem sanft ansteigenden Felsenboden eingehauenen Graber bei Ghalkis.
Grabkammer in Melos Ross Hall. A. L. Z. 1838. N. 40. Graber von Thera
derselbe Annali d. I. XIII. p. 13.] Zu.Assos, Thasos und an andern Orten
stehen viele grosse Sarkophage auf Piedestalen frei da [auch vor dem Thor
[294] Grabmonumente. 403
von Plataeae die Strasse nach Theben bin]. Ueber die Graber von Rhenea
Bull. d. Inst. 1830. p. 9. Kunstbl. 1836. N. 17. In Grossgriechenland
herrschen nach lorio (§. 257. A. 5) aus grossen Steinblocken zusammen-
gesetzte, mil kleinen Steinen oder Erde bedeckte Graber vor (s. das Titel-
kupfer vor Tischbein's Vasengemalden) , daneben findet man Graber im
Tuf ausgehohlt, oder auch in der blossen Erde. Besonders die Tuf-Graber
sind oft mit Malerei, Stuccatur, Reliefs reich verziert. Ein zierliches Grab
von Ganosa, 1826 entdeckt. M. I. d. Inst. 43. Lombardi, Ann. IV. p. 285.
Vgl. Gerhard, Bull. 1829. p. 181. Todtenbestattung Becker Gallus II.
S. 271. 291.
4. Die Grotten bei Gortyna giebt Lapie's Karte von Kreta. Unregel-
massig angelegte Katakomben in Rom, Neapel, Paris; planmassigere zu
Syrakus, Wilkins M. Gr. p. 50. Hirt II. S. 88. Diesen sind die Alexan-
drinischen (Minutoli Abhandl. verm. Inhalts, zw. Gycl. I. S. 1) mid die
Kyrenaeischen (Pacho pi. 61) ahnlich. [E. Braun il laberinto di Porsenna
comparato coi sepolcri di Poggio-Gozella nell' agro Glusino. R. 1840 f.]
5. [In Lykien vier Arten von sepulcraler Architektur, Fellows Lycia
p. 104. 128, eine mit Gothischem Bogen im Dach, vgl. p. 112. 142. 186.
Asia Minor, (desselben) p. 219. 231. 228; andre ahmen die Holzconstruc-
tion' im Felsen nach , besonders bei Xanthos, Telmessos, Pinara, vgl. Asia
Minor p. 228; ein Gedanke, der sich auch in mehreren der Faqaden von
Phrygischen Grabern verrath. Kein Theil Kleinasiens ist so reich an
Grabern als Lykien. Grab zu Mylasa mit einer auf 12 Korinthischen
Saulen ruhenden offenen Kammer iiber der Grabkammer, Fellows Lycia
p. 76. Merkwiirdige tumuli, innen ausgemauert in Kertsch (Pantikapaeon).
Dubois Voy. en Grimee IV. Sect. pi. 18. Graber in Phrygien bei Steuart
Descr. of some anc. mon. with inscriptions, still existing in Lydia and
Phrygia L. 1842. vgl. Bullett. 1843. p. 64. Graber an der Nordspitze der
Burg von Smyrna (eines des Tantalos, nach der falschen Annahme der
Stadt Sipylos an dieser Stelle), Hamilton Researches in Asia Minor I.
p. 47 ff. vgl. Prokesch Wiener Jahrb. 1834. IV. S. 55 der Anzeigen, Graber
aus dem Felsen gehauen, zum Theil mit Saulenfaqaden in Sardinien in
Cagliari , s. della Marmora Voy. de la Sardaigne.] Vgl. die Rom. Graber
bei Bartoli §. 210. A. 4), H. Moses Collection of ant. Vases pi. 110—118
u. Andern. [Uhden in Wolfs und Buttmanns Mus. I. S. 586 ff. uber
Todtentempel mit Garten, Lauben, Gapellen, worin die Portratstatuen in
Gottergestalten. Eins der schonsten Grabmaler das zu Weyden bei Coin,
Alterth. Verein zu Bonn III. Tf. 5—8. S. 134.] Sehr eigentmimlich sind
die Palmyrenischen Monumente, viereckte Thiirme mit Balcons, auf denen
die Inhaber des Denkmals ruhend dargestellt sind.
6. Ein pyramidalisches Denkmal bei Argos erwahnt Paus. II.
25, 6, ein ahnliches, aus polygonen Steinen aber mit Mortel, mit einer
404 Arcbitektonik. [295]
Sepulcralkammer , sieht man am Fluss Pontinos bei Argos Leake Morea
II. p. 339. Mit dem Mausoleion ist das Denkmal von Gonstantina zu ver-
gleichen, wo eine Pyramide sich iiber dem Gebalk eines von Saulen um-
gebnen Rundbaues erhebt, §. 256. A. 4. [Vgl. §. 48. A. 3.]
7. Hephaestion's Pyra (§. 151. A. 2) war wobl selbst wieder eine
Nachbildung alterer Babylonischer , wie der Sardanapalischen. Die Pyra
auf den Tarsischen Munzen, auf welchen Herakles-Sandon verbrannt wird
(§. 238. A. 4), hat die Form einer Pyramide auf einem cubischen Unterbau.
8. BwfiosiSrjg TKCpog, Paus. ; @co(j,oi auf Grabern, Welcker Syll.
Epigr. p. 45. Zu dieser Glasse gehoren die Pompejanischen Grabmonu-
mente, welche aus einem niedrigen Pfeiler mit einem Sims und lonischen
Polster-Verzierungen bestebn. — Tempelartig waren die Sikyonischen
Grabmaler nach Paus. II, 7, 3. vgl. Leake Morea III. p. 358. Restauration
eines solchen bei Epidauros gefundnen Actos. Stackelb. Graber Tf. 4.
Kleinasiatische Grabdenkmaler G. I. n. 2824 6 nicxrag (hypobathrum),
darauf fivrj^Elov =• ficafio?, darin sogog und f^cocrrat, columbaria, slSo-
tpoQog zwischen dem §cofi6g und Sarkophag, mit dem Bilde. Die Vasen,
besonders die Lucanischen und Apulischen, auch die Thonlampen (Passeri
III, 44) geben viele Abbildungen von Grabtempeln. Nichts gewohnlicher
als Halbsaulen, Tempelfrontons und Antefixen an Grabern und cippis.
S. die Beispiele bei Hirt Tf. 40, 5. 6. 8. 9 und das Mylasenische Grabmal
n. 24. Antefixen §. 284. A. 2.
9. Die eine Bestimmung der Triumphbogen bezeichnet Plin.
XXXIV, 12: Golumnarum ratio erat attolli supra ceteros mortales, quod
et arcus significent, novitio invento (doch kommen bei Liv. XXXIII, 27
schon im J. d. St. 556 fornices und signa aurata darauf vor). L. Rossini
gli archi trionfali onorarii e funebri degli ant. Rom. sparsi per tutta Tltalia
R. f. max. Bull. 1837. p. 30. Den Triumphbogen ahnlich waren die
Tetrapyla zu Antiochien (§. 149. A. 4), Gaesarea, Palmyra, Constanti-
nopel, womit besonders Kreuzpunkte von Saulenstrassen iiberwolbt wurden.
In einem Gymnasium zu Aphrodisias tevn6li&oi nugucTaSts *ai TO xar
CCVTOOV si'krifici pera rrjg ykvtprjg KVTOOV v.a.1 niovsg (itra. rmv
(Stylobaten) x«2 ttscpcclav. G. I. n. 2782.
1 295. Von diesen einzelnen Gebauden dehnen wir nun-
mehr unsern Blick auf solche Anlagen aus, welche mehrere
fur verschiedne Zwecke bestimmte Gebaude enthalten, aber
*auch wieder als Ganze gedacht und auf eine architektonische
2 Wirkung berechnet sind. Hierher gehoren schon die H e i 1 i g-
thumer (ifQa) der Griechen, welche mit Hochaltaren, Tern-
[295] Heiligthumer, Markte, Stadte. 4Q5
peln und Heroon's, Prytaneen, Theatern, Stadien und Hippo-
dromen, heiligen Hainen, Quellen und Grotten als hochst
mannigfaltige , auf eine bald mehr ernste, bald mehr an-
muthige Wirkung berechnete Anlagen zu denken sind (vgl.
§. 252. A. 3). Ferner die Markte (dyoQai, fora), deren 3
regelmassige Anlage von lonien ausging (§. Ill, 2), und
hernach in Rom sehr ausgebildet wurde: von offnen Saulen-
hallen, dahinter Tempeln, Basiliken, Gurien, Ehrenbogen und
andern Ehrendenkmalern , auch Buden und Laden umgebne
Platze, auf denen vor allem der Geist des politischen Lebens
vorwalten, und Erinnerungen patriotischer Art rege erhalten
werden sollten; wahrend dagegen andre Arten von Markten
(fora olitoria und macella) fur die Nahrung und Nothdurft
des Lebens zu sorgen die Bestimmung hatten. Endlich die
ausgedehnteste Aufgabe, die Anlage ganzer Stadte, die seit 4
Hippodamos (§. Ill, 1) in Griechenland ausgezeichneten
Architekten ofter geboten wurde. Wie schon die altesten
Stadte- und Golonieengriinder Griechenlands belobt werden,
dass sie den Platz der Stadt mit Riicksicht auf reizende Aus-
sicht wahlten, und in der That viele Griechische Stadte, be-
sonders von den Theatern aus, hinreissend schone Fern-
sichten bieten: so wurden auch die spatern Architekten von
dem Streben nach Regelmassigkeit nicht so gefangen ge-
nommen, dass sie nicht uberall die Vortheile einer pittoresken
Lage mit feinem Sinne wahrgenommen und benutzt hatten.
Besonders beliebt war die theaterformige Anlage, die bei dem
felsenumschlossnen Delphi einen schaurigerhabnen , bei See-
stadten, wie Rhodos und Halikarnass, einen heitern und
glanzenden Eindruck hervorbringen musste. Diese Stadte be-
sonders, mit ihren grossen offentlichen Gebauden und wohl-
vertheilten Golossen, mussten dem Reisenden schon aus der
Feme wie herrlich ausgeschmiickte Theater entgegentreten.
3. Die Einrichtung eines Forums machen besonders das Gabinische,
1792 aut'gedeckt (Visconti Mon. Gab. tv. 1), und das Pompejanische (s. die
glanzende Restauration bei Gell Pomp. pi. 48. 51) deutlich. — Ein be-
decktes Forum §. 191. A. 1.
4. Ueber die schone Lage Griechischer Stadte Strabon V. p. 235.
Ein Hauptbeispiel ist Assos in Kleinasien, Ghoiseul Gouff. Voy. pitt. II.
pi. 10. Dabei war aber seit alten Zeiten kluge Benutzung und Abhaltung
406 Architektonik. [296]
von Wind und Sonne ein Hauptaugenmerk der Stadtegrimder. Arist.
Polit. VII, 10. Vitruv 1,4. 6. Von den Griechischen Stadten 1st uns,
ausser Athen, wohl Syrakus seinem Plane nach am genauesten bekannt ;
auch hier waren die neueren Theile regelmassiger als die alten. Plan bei
Levesque, Goeller, Letronne. Die Verschonerungen von Ephesus durch
Damianos, Philostr. V. Soph. II, 23.
1 296. Da die Architektur eben so wenig eine Seite des
merischlichen Lebens als unkiinstlerischer Formen unfahig von
sich stosst, wie sie sich Formen anders als aus den Bediirf-
nissen des Lebens zu erfassen vermag : so darf hier auch die
Erwahnung der Land- und Wasserbaue nicht fehlen, durch
welche das Volk seinen Wohnsitz auf eine feste und sichre
Weise mit andern in Verbindung setzt, nothwendige Lebens-
bediirfnisse aus der Feme sich zufuhrt, Unzutragliches dagegen
2 hinwegfiihrt. Wir deuten hier erstens auf die Strassen,
in der en Bau die Ro'mer so ausgezeichnet waren (§. 180. A. 1),
um derentwillen Felsen durchbrochen und weite Niederungen
3 und Siimpfe durch lange Bogen iiberbruckt wurden; dann
auf die machtigen Briicken, Can ale, See-Emissarien,
4 Gloaken desselben Volkes; ferner auf das ganze grossartige
System der Wasserversorgung Roms, welches Fron-
tinus nicht ohne Grund iiber die Pyramiden Aegyptens und
andre Weltwunder* setzt , und wozu ausser Canalen , Aquae-
dukten und Rohrenleitungen , Wassercastelle , Brunnen und
Springbrunnen gehorten, die mit Saulen, Becken und Sta-
5 tuen verziert in Rom seit Agrippa sehr rahlreich waren.
Wenn auch freilich die hohen Arkaden der Aquaedukte zum
Theil durch wohlfeilere Vorkehrungen erspart werden konnten:
so hat doch die Alten, ausser andern Riicksichten, ihr archi-
tektonischer Sinn bestimrnt, diese machtigen Bogenreihen, welche
von den Bergen her iiber Thai und Ebne der wohlbevolkerten
Stadt zueilen, und sie schon aus der Feme ankundigen,
6 jenen unscheinbaren Vorrichtungen vorzuziehen. Eben so
waren zwar die Hafen der Alten bedeutend kleiner als die
unsrigen, aber boten dafiir mit ihren Molo's, Pharus, ausseren
Buchten und inneren Bassins, Schiffhausern , Werften und
Docken, nebst einfassenden Kai's und Saulenh alien , Tem-
peln und Bildsaulen, einen ungleich uberschaulicheren und be-
deutungsvolleren Gesammteindruck; und auch hier vermischt
[296] Strassen- und Wasserbauten. 407
und durchdringt sich mit der Erfullung des aussern Zwecks
architektonischer Sinn. Selbst das Schiff, das runde und 7
schwerfalligere des Kaufmanns, wie das leichte und drohende
der Kriegsflotten, welches selbst vielmehr ein gewandter Krieger
als ein schwirnmendes Bollwerk war, stellte sich bedeutsam
und mit eigenthiimlicher Physiognomic dar; und in Ale-
xandrinischer Zeit wurden auch Schiff und Wagen (§. 150.
152) colossale Prachtbauten. Nur wo die Mechanik ein Ge- 8
baude so in Beschlag nimmt, dass die complicate Zweck-
massigkeit desselben sich nicht in zusammenhangender An-
schauung darstellt, weicht die Architektur als Kunst einer
bios berechnenden , aber von keinem Gefuhl erwarmten und
belebten Verstandesthatigkeit.
2. Die Romischen Strassen waren theils silice stratae (am treff-
lichsten die Appische), theils glarea. Der Fusspfad daneben lapide, mit
weicheren Steinen. Auf alien Hauptstrassen Meilenzeiger (vgl. §. 67).
Bergier Hist, des grands chemins de Temp. Remain (Thes. Ant. Rom. X.).
Hirt II. S. 198. III. S. 407. In Griechenland sorgte man besonders fur
Strassen der Festzuge, beim Didymaeon, bei Mylasa. Ueber die GKVQCQTK
odos in Kyrene Boeckh ad Find. P. V. p. 191.
4. Eine Karte der romischen Aquaedukte bei Piranesi Antich. Rom.
tv. 38. Fabretti im Thes. Ant. Rom. IV. p. 1677. Als Brunnenbecken
sind die herrlichen, selbst 20—30 Fuss im Durchmesser haltenden, mono-
lithen Schalen aus Porphyr, Granit, Marmor u. s. w. meist anzusehn,
welche die Museen zieren. Hirt III. S. 401. Die beruhmtesten Fontanen
(xQ-fjvat, vgl. Leake Morea II. p. 373) von Griechenland §. 81. A. 1. vgl.
99. A. 3, 13. Byzanz Gisternen §. 193. A. 8.
6. Ein Hauptstuck der alten Hafen sind die Arkaden in den
Molo's, welche Reinigung des Innern durch die Stromung des Wassers be-
zwecken. Man fmdet sie auf Wandgemalder^ (Pitt, di Ercol. II, 55. Gell
Pomp. New S. pi. 57) u. in Ruinen. Giuliano de Fazio intorno il miglior
sistema di costruzione dei porti, Napoli 1828 und vermehrt Obss. sur les
procedes architect, des anciens dans la constr. des ports 1832 (die Hafen
mit Arcaden, damit die courants litoraux durchgehn) Bullett. 1833. p. 28.
Ueber den Hafen in Kenchreae oben §. 252. A. 3. Audi der Karthagische
war mit lonischen Saulen eingefasst, hinter denen die VEOOSOIKOI lagen.
Appian VIII, 96. Pharos §. 149. A. 3. 190. A. 2. — Schiffe, s. unten.
Stieglitz Beitrage S. 205.
II. Grerathe und Gefasse.
1 297. So sehr sich der bewegliche Hausrath von den
Gebauden durch das Verhaltniss zum Boden der Erde unter-
scheidet: so verwandt 1st er hinsichtlich der Vereinigung von
Zweckmassigkeit und Schonheit, welche der Griechische Sinn
iiberall auf gleiche Weise und auf dem kurzesten Wege zu
erreichen wusste, und der geometrischen Formen, welche er
2 dabei als die Hauptformen anwendet. Nur lassen Gerathe
und Gefasse, eben weil sie bewegliche Gegenstande sind, in
ihren Stutzen, Fiissen, Henkeln und decorirenden Theilen
nicht bios die Formen des vegetabilischen, sondern auch des
animalischen Lebens in viel grosserem Umfange zu, als es
die starre Architektur vertragt: wie man z. B. an Thronen
3 und andern Arten von Sesseln sieht. Diese viel erwahnten
Arten (§. 56. A. 2. 85. A. 2. 115. A. 1. 239. A. 5) von
Gerathen , so wie die ebenfalls aus Holz gearbeiteten Laden
(ir\loL , laQvaxffy §. 56. 57), Kasten und Kastchen (x«/?wro/r
xtfltoria), Tische und Speisesofa's der Alten sind wegen der
Verganglichkeit ihres Materials uns im Ganzen nur mittel-
bar bekannt, nur dass es auch marmorne Thronsessel giebt,
die mil grossem Geschmack decorirt sind (vgl. §. 358. g.
Ende).
1. Vgl. Winckelm. W. II. S. 93 Mit Recht wendet daher Wein-
brenner, Architekt. Lehrbuch Th. III. S. 29, die antiken Gefassformen zur
Uebung des architektonischen Sinns an.
3. Die KificoToi sieht man als Kleiderbehalter (Pollux X, 137) oft
deutlich auf Vasengemalden, Millingen Un. Mon. 35. V. de Gogh. 30. Div.
coll. 18. Aehnliche Kasten kommen aber auch mit Oelflaschchen gefiillt vor,
Div. coll. 17. 58, so wie bei Opfern, 51. Auf Vasen sieht man oft sehr
zierliche Opfertische , zQcin^ca (Polyb. IV, 35, Osann Syll. I, 74. G. I.
p. 751), z. B. Millingen Div. coll. 58. TQcin^ai fur die Kampfpreise (ein
chryselephantiner in Olympia, Q. de Quincy p. 360) sind viel auf Munzen
zu finden. Haufig waren auch Tische aus Bronze; die Tische von Rhenea
(Athen XI, 486 e.) hangen mit den tricliniis aeratis von Delos (Plin.
XXXIV, 4. XXXIII, 51) u. den Schmausereien der bauchdienerischen Delier
(Athen. IX, 172) zusammen.
[298] Holzgerathe. 409
298. Genauer bekannt und fiir die Kenntniss der alien 1
Kunst wichtiger sind die Gefasse fiir Fliissigkeiten.
Als Material komrnt Holz nur fiir landlichen Gebrauch vor;
die gewohnlichsten waren gebrannte Erde und Metall (Ko-
rinthisches Erz, calirtes Silber), welche oft nach dem Maasse
des Vermogens bei demselben Gefasse stellvertretend ab-
wechselten. Die Formen werden durch den besondern Zweck 2
des Gefasses gegeben; wir unterscheiden folgende Hauptbe-
stimmungen. 1. Gefasse, welche fiir kurze Zeit bedeutende
Quantitaten aufnehmen sollen, die man daraus irn Kleinen
schopfen will, eingerichtet im Mittelpunkt eines Gastmahls
festzustehn; woraus sich die hohe, raumige, oben weit ge-
offnete Gestalt des Mischkessels , X^^TTJ^, ergiebt. 2. Kleine
Gefasse zum Schopfen aus dem Krater in den Becher, aus
Schalchen mit langen Griffen bestehend, Schopfkellen , ge-
nannt d$v6*i%<x;, dgyraiva, aQvatriQ , xva&oq, ahnlich dem alt-
italischen simpulum, auch trulla. 3. Kannchen zum Ein-
giessen, mit schmalem Hals,' weitem Henkel, spitzem Schnabel,
nvoiovq, nQo%vTrig. 4. Henkellose Gefasse, bald langlicher,
bald runder, immer aber mit diinnem Halse, um Oel oder
eine ahnliche Fliissigkeit heraustropfen zu lassen, P.Tfxt'^o?,
d'A^ry, dldpdavijov , ampulla, guttus. 5. Flache schildahnliche
Schalen, besonders um daraus unmittelbar zu libiren, cpid^
(ctQyvQig, xQvcjig) , patera (zu unterscheiden von der Ess-
schiissel patina, patella), yavUg, offenbar rund und flach;
capis, capedo, wahrscheinlich eine patella mit einer ansa,
cf. Fest. v. patella.
1. Therikles (§. 112. A. 1) drechselte auch Becher aus Terpentin-
holz, Athen. XI, 470. Plin. XVI, 76. Theokrit I, 27 heschreibt einen
Schnitzbecher (*iGGvpiov), mit zwei Henkeln, am obern Rande mit einem
Kranz von Epheu und Helichrysos, unten mit Akanthos umgeben, da-
zwischen Reliefs von artiger Composition (vgl. Ann. d. Inst. II. p. 88). —
In alten Zeiten schatzte man die Krateren von Kolias-Erde (§. 63), spater
nur silberne und mit Edelsteinen besetzte, Athen. V, 199. XI, 482. Was
Athenaeos beschreibt, sind in der Regel silberne und goldne Gefasse. Vasa
operis antiqui zu Tegea gefunden, Sueton Yespas. 7. [Silbergefasse
§. 311. A. 5.]
2. N. 1. Argolische Krateren Herodot IV, 152, Lesbische IV, 61,
Lakonische und Korinthische Athen. V, 199. Auf drei Fiissen, Athen. II, 37
auf,' tragenden Giganten, Her. IV, 152, auf Hypokreteridien , §. 61. C. I.
410 Gerathe und Gefasse. [298J
p. 20. Mit Henkeln an beiden Seiten (Hapai a pep lor o pot) Sophokl. Oed.
Kol. 473. Meist sitzen die Henkel am ,untern Rande des Bauchs iiber dem
Fuss, mehr zum Riicken, als zum Tragen. Unzahlige Krateren auf Reliefs.
Sehr scheme aus Marmor bei Bouill. Ill, 77. 78. 80. Moses Vases pi. 36.
40, 41. Besonders beriihmt sind die beiden aus der Villa Hadrian's, in
Warwick Castle (Moses pi. 37) und in Woburn Abbey (Wob. Marbles).
Sopra il vaso app. Gratere, Diss. dal Gonte Florid i p. 565.
2. Athen. X, 423, Schol. Arist. Wesp. 887. Festus s. v. simp.
Nach Varro L. L. V. §. 124 gehort das Simpulum den Opfern, der Cyathus
Gastmahlern an. Die Figur des Simpulum mil emporstehendem Griffe
sieht man auf Rom. Mimzen und unter den Opfergerathen des Frieses,
Bouill. Ill, 83. Gauseus de insign. pontif. tb. 2. (Thes. Antt. Rom. V.).
Vielleicht gehort auch das GKaytov hierber, G. I. 1570 b. Gic. Verr. IV, 17.
Die trulla war mitunter von Silber mit Reliefs. Orelli Inscr. 3838.
3. Aus dem Prochus giesst Iris das Styxwasser zur Libation,
Hesiod Th. 785, Antigone die Ghoen des Bruders, Soph. Ant. 426. Das
hohe Emporhalten des Prochus (agSyv) zeigt sich oft bei solchen, die zur
Libation einschenken. S. die Reliefs §. 96. N. 17. 18 und u. a. die
Vasengem. Millingen Un. Mom. I, 34. Gogh. 23. 28. Oft sieht man
Prochus und Phiale zusammen. Unter den gemalten Vasen ist er haufig,
z. B. Laborde II, 41. Dasselbe Gefass ist der nQo^vrrj? bei Heroen Spirit.
p. 163. (Vet. Mathem. Paris.); ahnlich wohl das onovdelov p. 175. Die
TtQoxol's oder eni%vGis (Bekker Anecd. p. 294), auch guttus genannt
(Varro L. L. V. §. 124), hat nicht einen Schnabel , sondern eine Rohre
oder Dille (aifaioxog)' zur Miindung nach den Scholien zu Klemens p. 122.
ed. Klotz.
4. Bei ampulla wird besonders an eine recht bauchige Form ge-
dacht, s. Appulej. Flor. II, 9. Oefter waren diese Gefasse nur von Leder,
sonst von Thon oder Metall; die odcc§a<STQa fur Salben (von deren Form
Plin. IX, 56) haufig aus dem Stein, der von ihnen den Namen hat. Bis-
weilen findet man in Vasen dieser Form (balsamario , unguentario, lagri-
male) noch Balsamol; zur Ersparung des Balsamols ist mitunter die innere
Hohlung nur sehr kurz. Auf Vasen sieht man die fainvftoi viel mit
Striegeln und Schwammen verbunden als Badegerath (gvoTgolrjKv&iov).
5. Macrob. V, 21. Athen. XI, 501 auch iiber die opycdoi. darin.
Sind unter Vasen sehr haufig, z. B. Moses, pi. 68. 69 (eine (isGopcpcdos,
nach Panofka's Erklarung) ff. Die patinae (nccTuvcti) sind Ess-, besonders
Fischschusseln ; golche, mit' vielerlei Fischen bemalt, sind unter den
Koller'schen Vasen viele. Patella ist nur Deminutiv von patina, besonders
die Fleischschiissel der Laren. Auch patellae cum sigillis bei Gic. Verr.
IV, 21. %VTQ(X. mit Eule, Aristoph Av. 357, zur Erklarung der kleinen
%VTQUI von Nola und Volci [auch in Sicilien sehr haufig.]
[299] Gefasse fur Fliissigkeiten. 411
299. Die mannigfaltigsten Formen haben 6. die un-
mittelbar zum Trinken bestimmten Gefasse. Von archaeo
logischem Interesse sind besonders folgende : a. xa.Q%ri6iov, ein
hoher Becher in der Mitte zusarnmengezogen, mit Henkeln
vom obern bis zum untern Rande; b. xdv&aQOQ, ein grosser
weiter Becher mit einem Deckel und einer Miindung an der
Seite zum Trinken; c. xw&wv, ein Becher mit engem Halse
und einer Erhohung auf dem Boden; d. axvyog, ein grosser,
runder, Kentaurischer und Herakleischer Becher, mit kleinen
Henkeln oder Handhaben; e. xitt«|, eine Schale mit einem
Fuss und kurzen Handhaben (wr«); dazu gehort der Theri-
kleische Becher; f. I/WXT?^, ein cylinderformiges Gefass,
mit einem saulenformigen Fuss auf einer scheibenformigen
Basis aufsitzend; g. aQvpaUo?, beutelformige , nach oben
engere Becher; h. xorvlrj, ein kleines Becherchen, Spitz-
glas; ahnlich die kreiselformige wAi^o^o??; i. ripltofjiog, wahr-
scheinlich ein halbeiformiges Becherchen; k. QVTOV, rhytium,
ein hornformiges Gefass , nicht zum Hinstellen hestimmt,
ausgenommen wenn ein bestimmtes Gestell dafur da ist, mit
einer verschliessbaren Oeffnung im untern spitzen Ende,
durch welche der oben hineingegossene Wein herausfloss ; von
sehr mannigfaltigen , oft grotesken Formen; 1. xtQag, das
eigentliche Trinkhorn. Eine andre Glasse von Gefassen sind:
7. s"olche, die zum Einschopfen in Masse und Forttragen (auch
auf dem Kopfe) bestimmt sind, xatany, idgla., XQWGGOS, urna,
geraumig, bauchig, nach oben schmal, mit einem Fusse und
zwei Henkeln (foWog) versehn. 8. Aehnliche Gefasse zum
Forttragen und zugleich zum Aufbewahren, mit engem und
verschliessbarem Halse, xatfos, dpyogevg, amphora. 9. In
der Regel unbewegliche Gefasse, Fasser, meist auch von
Thon, nf&og, dolium. 10. Becken zum Handwaschen, tfQviy,
%fQ6vmTQov, polobrum, trulla, trua (Forcellini) , aquiminale.
Aehnlich die Sprenggefasse , dnoQ
(auch der Sprengwedel hiess so), aqdaviov ,
praefericulum. 11. Kessel zum Kochen, Ufrjg, pelvis,
ahenum, natiirlich nur dann zierlicher gearbeitet, wenn
sie nicht selbst zum Kochen gebraucht werden sollen.
Die beliebteste Art des Lebes ist in beiden Fallen, be-
sonders im letztern, der Dreifuss
412 Gerathe und Gefasse. [299]
giflilrrig oder anvQog), das vielgepriesene Meisterstiick alter
Erzhammerer.
N. 6. a. Athen. XI, 474 e. Macrob. V, 21. Dionysos onevdav sx
KctQxrjaiov Athen. V, 198 c. Das Karchesion ist oft auf Vasengemalden
zu sehn, Millingen Gogh. 23. 26. 31. 44. 45. 51. Millin I, 9. 30. Oft
erscheint es ebenfalls mit dem Prochus verbunden, Millingen Un. Mpn.
I, 34. Weniger bestimmt ist die Form auf den Reliefs, Zoega Bassir. 77.
Bouill. Ill, 70. Ist unter den Vasen nicht selten, Gogh. 32.
b. Athen. p. 473. Macrob. a. 0. Schol. zu Klemens p. 121. In
den Handen der Kentauren bei Athen., des Dionysos nach Plin. XXXIII, 53.
Macr. Gruter Inscr. p. 67, 2. Vgl. §. 163. A. 6 und Lenormant, Ann.
d. Inst. IV. p. 311.
c. Athen. p. 483. Plut. Lyk. 9. Pollux X, 66. VI, 96. 97 u. A.
Bei Athen. halt ein Satyr y.c6&cova ^OVCDTOV pufiScoTor, xoj^cov 6r£tyctv%r]v,
cf. Liebel ad Archil, p. 142.
d. S. Athen. p. 498 sq. , besonders Stesichoros daselbst, Macr.
V, 21 und die bekannten Stellen Rom. Dichter. Ueber den Herakleischen
Skyphos Athen. 469; man erkennt ihn in dem weiten Gefass, mit der
Inschr. VLV.K 'HpaxA^g, Maisonneuve pi. 50, und auf den Reliefs, Zoega
67. 68. 70. 72. '5ioax-yqpm sind zwei halbeiformige Becher mit den Spitzen
aneinander. Athen. p. 503.
e. Von der Therikl. Kylix Athen. p. 470. Schol. Klemens p. 121.
Larcher Mem. de 1'Ac. d. I. XLIII. p. 196. Sonst umfasst der Name
Kylix sehr viel.
f. Dieser Psykter (s. die Schol. zu Klem. p. 122) hat von dem
Kiihlkessel den Namen, der auch in Vasengemalden nachgewiesen wird.
Letronne Journ. des Sav. 1833. p. 612.
g. Den Aryballos vergleicht Athen. p. 783 bios des Namens wegen
mit aQV6Ti%o<s. Ob vaso a otre?
h. Athen. p. 478. Der Kotyliskos war nach Athen. besonders in
den Mysterien gebrauchlich. Von der Plemochoe p. 496. Pollux X, 74.
i. Athen. p. 470.
k. *PVTOV von der QVGIS. Athen. p. 497 rhytium, Martialis II, 35.
Die Oeftnung hiess Y.QOVVQS. Hydraulische QVT& des Ktesibios, Athen. a. 0.
und Heron p. 172. 203. 216. Das Rhyton giebt einen malerischen Anblick,
wenn daraus getrunken wird. In der Hand einer Art Hebe, Athen. X. p. 425,
on Satyrn, Maenaden (Athen. X, 445), Zechern, auch Opferdienern. S. Ant.
Ere. I, 14. Ill, 33. Gell Pomp. pi. 30. Als Fullhorn gebraucht, Athen. XI,
497. Unter den Vasen kommt es mit sehr verschiednen Thierkopfen vor,
bicchiere a testa di mulo-grifo-cavallo-pantera. Tischb. II, 3. Millin I, 32.
II, 1. Von Stein Bouill. Ill, 76.
1. KSQCCTCC besonders in alteren Zeiten, aber auch spater in Athen,
mit Gestellen (KI-QIOXE les, Boeckh Staatsh. II. S. 320. R. Rochette Journ.
[299] Trinkgefasse. 413
des Sav. 1830. p. 472), oft in den Handen des alten Dionysos, Laborde
II, 19. IJeber SIKSQCCS §. 433.
Ich ubergehe mehrere Namen, die im Allgemeinen deutlich sind, wie
/IOTTC??, xvfipiov, ycrvZog, olvo%6r]. Ictyrjvov, o^vpacpov, acetabulura, auch
Mass, Panofka Recherches pi. 6 n. 8. p. 20; auch die altern nur in der
Poesie erhaltenen Namen : dencc?, ateicov, xvjrsHov (apcpiKVTtenov) ; auch
die eigentlich Romischen: sini, capulae, die in Varro's Zeit durch Griechische
Formen verdrangt waren. L. L. IX. §.21.
7. Wie nahe diese Art von Gefassen mit der folgenden verwandt
ist, sieht man besonders an den Panathenaischen Preisgefassen (§. 62. 99.
A. 3. N. 1), welche meist nava&rjvaiKoi <x(i<poQfls (Athen. V, 199), aber
auch KK^mdeg (Kallim.) und vdyiai (Schol. Pind. N. X, 64) heissen. Die
Korinth. Hydrien hatten zwei Henkel oben und zwei kleinere mitten am
Bauche , Athen. p. 488 , wie viele Vasen. Langella. [Erinna epigr. 2
7iEv&itjio$ KQCOGGO$. So auch Hegesipp ep. 6. Moschos IV, 34 sva XQVGSIOV
«g OGTSCC KQCOGGOV anavTov As£avTe$. In Attika haufig marmorne KQOOGGOL
der Art mit Inschriften und zuweilen auch Figuren. Hesychius x£o>00o's,
Ary'xvfros, daher Letronne im Journ. des Sav. 1830. p. 308, beide auch fur
eins, als vase funeraire erklart. Aber A/fxuO'os ist nicht Wassergefass, wie
, nach Dichtern und Grammatikern , die Letronne anfuhrt; die
mochte hier und da KQOJGGOS genannt werden, aber der Aschen-
krug (KQCOGGOS) niemals ATjxvO'os, da diese nur Wohlgeriiche enthielt.]
8. Die Amphoren sind oft unten spitz, und konnten dann nur in
Lochern feststehn, wie die Herculanischen (Winckelm. II. S. 70) und die
von Leptis im Brit. Mus., welche zum Theil noch den Namen des Con-
suls tragen. Solche Amphoren mit Untersatzen auch in Canino. Eben so
die KSQupia Xla auf den Miinzen von Chios. Aehnliche tragen Satyrn,
Terrac. Brit. M. 13. Millin Vas. I, 53. Das Gestell dafur war die incitega
(eyyv&yKT], ayyo^'xr?), Festus s. v. Athen. V, 210 c. So cdapKGTQO&riHr].
Bildwerk, an den tyyv&rjxais. Bekker Anecd. I. p. 245, 29. Dasselbe
scheinen die s^aGeis (Cod. Flor.) Korinthischer Gefasse, Dig. XXXII, 100.
Die Panathenaeischen Amphoren dagegen haben Basen ; ihre Gestalt ist in
altern Exemplaren kiirzer und bauchiger, hernach (wie auf den spatern
Miinzen Athens) schlanker.
10. S. Nonius p. 544. Zu Aporrhanterien dienten auch Phialen.
C. I. 138. 1. 6. 142. 1. 5. Festus : Nassiterna est genus vasi aquari ansati
et patentis, quale est quo equi perfundi solent; Plautus — Cato.
11. Dass beim Dreifuss die Bestimmung zerhacktes Fleisch auf-
zunehmen zum Grunde liegt (des Verf. De Tripode Delph. diss.), beweist
auch der Gebrauch zum TSpvetv Gcpdyia beim 09x05 Eurip. 'Ixsr. 1202,
414 Gerathe und Gefasse. [300, 301]
darnach erklart sich Soph. Oed. Kol. 1593). Ueber die Gestalt s. die Ver-
handlungen Amalth. I. S. 120 ff. II. S. X. III. S. 21 ff. [Boettiger Archaeol.
u. K. I. S. 154. Passow S. XXIII. (Boettiger)]. Broendsted Voy. I. p. 115 sqq.
Gott. GA. 1826. N. 178. Da die Scheibenform des Holmos erwiesen ist,
und die sog. Cortina jetzt als Omphalos (§. 361) erkannt worden ist: so
ist das Wesentliche der Dreifussform nun im Klaren. Der Ring, worin
der Kessel hangt, hiess Grscpccvr], die Querstabe der Fiisse $a§Soi, s. Euseb.
c. Marcell. I. p. 15 d. ed. Gol. Dreiftisse aus Metapont, Gab. Pourtales
pi. 13, aus Volci bei Durand.
300. Unter den Gefassen . fur andern Gebrauch sind
besonders die Opfergerathe fur die Kunst von Wichtig-
keit, namentlich folgende: 1. Korbchen, geflochten, aber auch
von Thon oder Metall, worin Messer, Salzmehl und Kranze
geborgen wurden, genannt xavovv , canistrum. 2. Die
Schwinge des Gerealischen Gultus, Uxvov. vannus. 3. Breite
Schiisseln mil vielen darauf befestigten Becherchen
voll verschiedner Friichte, xtgvog. 4. Rauchergefasse
rtjQiov , hpavwTQi'g , acerra , turibulum) und Pannen ver-
schiedner Art.
N. 1. Da das Y.KVOVV nicht leicht bei einem Opfer fehlen darf
(svriQKTai TO. nccva): so erkennt man es ziemlich sicher in den flachen
Korbchen mit allerlei fyv).r^ia<fiv auf den Vasen, z. B. Millin I, 8. 9.
EZltxro KKVOVV, Eurip. Ras. Her. 921. 944, wird durch das Vasengem.
I, 51 a. erklart. Vgl. Annali d. I. a. IX, 2. p. 203 not.
2. Ein Liknon z. B. bei dem landlichen Opfer. Bouill. HI, 58.
3. Athen. XI, 476. 478 u. A. Besonders im Phrygischen Gultus;
daher nsQvcis eine Art Gallus in dem Epigr. auf Alkman. Vielleicht auf
Vasengem. Laborde I, 12. Millin I, 64. In den Vasensammlungen , wie
in Berlin, sind ahnljche Tischaufsatze nicht selten.
4. Acerrae, z. B. auf dem Relief Bouill. Ill, 61, unter den Opfer-
gerathen III, 83. Clarac pi. 220, 252. Sehr zierlich sind oft die Rauch-
opferaltarchen auf Reliefs und Vasengemalden.
1 301. Die reichen Zusammenstellungen von Thonge-
f as sen, welche man von den mannigfaltigsten und zier-
lichsten Formen in Griechischen G r a b e r n fmdet , miissen
wohl zunachst als Gefasse des Todtencultus gefasst werden,
welche als Symbole oder Pfander fortdauernder Waschungen
und Einsalbungen des Grabsteins, so wie alljahrlicher Spenden
und Ghoen auf das Grab, mitgegeben wurden; bei Schrift-
2 stellern wird nur die Hydria oder Urne als Aschenbehalter
und der, besonders zu diesem Behufe gemahlte, Lekythos er-
[301] Opfergefasse. Graber- Vasen. 415
wahnt. Dabei konnten aber sehr wohl Gefasse, welche an 3
wichtige Momente des Lebens (Siege in Agonen , Auszeich-
nung in den Gymnasien, Theilnahme am Bacchischen Thia-
sos, Empfang des mannlichen Himations [Hochzeit, Reise])
erinnerten, und dabei als Angebinde gegeben worden waren
(anders kann man wohl das haufige xaloq, 6 naTg y.alos9
xcd? CT«?, xcdbg *?, y.nlr] doy.fTg u. dgl. nicht erklaren) hin-
zugestellt werden: da es unleugbar, dase solche Gefasse
auch im Leben gebraucht und als eine Auszierung der
Zimmer aufgestellt wurden. — Wahrend bei den Hydrien 4
der Gebrauch, die Asche des Todten zu bergen, nur hinzu-
tritt: stammt der Sarkophag (aogog* #77x17, ldQva%, nvslog,
solium, loculus) aus der, auch in Griechenland alteren,
Sitte des vollstandigen Begrabens, erhalt sich indess (in
Etrurien zur Aschenkiste ve.rkleinert , §. 174, 3) durch alle
Zeiten, und wird im spatern Rom, zugleich mit dem Be-
graben, wieder gewohnlicher (§. 206, 2). Aus Holz, ge- 5
brannter Erde oder Stein (ti&os oaQxoydyos, sarcophagus)
gearbeitet, entlehnt er die verzierenden Formen zum Theil
vom Hause, wie die Thiiren und Thurgriffe, zum Theil
aber auch von Wasserbehaltern oder Keltergefassen , wie- die
Lowenkopfe.
1. Ueber die Vasenformen Dubois Maisonneuve Introduction a Tetude
des Vases ant., accompagnee d'une collection des plus belles formes. 1817.
13 Livr. Gargiulo Gollez. delle diverse forme de' vasi Italo-Greci. N. 1822.
Die ersten Blatter bei Tischbein und Millin. Millingen Div. pi. A. B. G.
Gogh. 32 ff. Inghirami Mon. Etr. S. V. pi. 47—54, viele bei Hancarville
und Laborde. Panofka's sehr ausgedehnte Griechische Nomenclatur (Rech.
sur les verit. noms des vases Grecs. P. 1829) wird von Letronne (Journ.
des Savans. 1833. Mai— D6c.) sehr beschrankt. Vgl. Gerhard Neapels
Bildw. S. XXVIII. u. Ann. d. Inst. III. p. 221 ff. Berl. Kunstbl. 1828.
Dec. [Gerhard Berlins Ant. Bildw. I. S. 342 u. Annali VIII. p. 147—59,
vgl. Letronne J. des Sav. 1837. p. 683. vgl. 751.] Thongefasse mit Bild-
werken Stackelberg Graber Tf. 49—52 [und in alien grossern Vasensamm-
lungen]. Besonders mannigfaltig und zierlich geformt sind die Henkel
(vasi a volute, colonnette etc.). Die Mannigfaltigkeit der oft sehr selt-
samen Vasenformen ist durch keine Terminologie zu erschopfen. Auch
crepitacula kommen darunter vor, R. Rochette M. I. p. 197. Die Grosse
der Vasen steigt, bei den Kollerschen in Berlin, bis 3 F. 6 Zoll Hone. -
Vasen als KrsiaKTK auf der Archemorosvase.
416 Gerathe und Gefasse. [301]
2. Merkwiirdig und wohl nicht bedeutungslos ist es, dass der
Wasserkrug die vom Feuer iibriggelassene Asche aufnimmt. Die urna
feralis ist bekannt; eben so kommen Hydria, Kalpe, Krossos vor. Plut.
Marcell. 30. Orelli Inscr. 4546. 47. Moschos IV, 34. Dafiir auch Am-
phoren (schon II. 24, 76), auch fusslose in* Columbarien. Vgl. Boettiger
Amaltb. III. S. 178 ff. Aber auch der Lebes dient als Aschenkrug, Aesch.
Agam. 432. Ghoeph. 675. Soph. El. 1393. — Todtenurnen in Relief auf
Gippen, Bouill. Ill, 84. 85, Stackelb. Graber Tf. 3, 1, auf Thonlampen,
Passed III, 46, in Vasengem. , Milling. Div. 14. Gogh. 45. Marmorvasen
der Art z. B. Moses pi. 28 sq. Bouill. Ill, 78. 79. 80, Stackelb. Tf. 3. 3;
die grossern sind fur vasa disoma, trisoma zu nehmen. — Vom Malen
der Oelflaschchen fur den Todten Aristoph. Ekkl. 996. — Ueber die Ge-
fasse des Todtencult s. unter andern Virgil Aen. Ill, 66. V, 77, 91.
Sehr interessant ist die Zusammenstellung von Vasen, einem Krater,
zwei Amphoren, vielen Schalen, in verschiedenen Fachern unter einer
Tischplatte, in dem Gemalde der Grotte del f. Querciola (§. 177. A. 2).
Nahe verwandt ist die Vorstellung auf den Lampen, bei Bellori t. 16 und
bes. Passeri III, 51, wo ein Repositorium mit der urna, umher amphorae,
ampullae, gutti, auf dem obern Fache simpulum, acerra secespitae und
ein sog. aspergillum, auch ein Weissagehuhn , darunter Symbole der suo-
vetaurilia, dariiber ein lectisternium zu sehen sind. [Ein Schenktisch,
xiUtxsTov, aus gebrannter Erde, aus Neapel, mit verschiednen Gefassen
darauf, Stackelberg Graber S. 42.]
3. Boettiger Ideen zur Archaeol. der Malerei S. 173—234. Dess.
Vasengemalde, drei Hefte 1797—1800, an verschiednen Stellen. Ein
Vasengemalde (Brocchi's Bibliot. Ital. Milan. XVII. p. 228) zeigt eine
Reihe gemalter Gefasse in einem Hochzeitzimmer. Ueber Preisgefasse
Panofka Vasi di premio. F. 1826; fiber ein Eleusinisches derselbe, Hall.
ALZ. 1833. Intell. 101. [Gegen das haufige xcdo's ist eine Seltenheit
das Lob der Ehrlichkeit, NLY.KQ%(OV KUQTK dtxcaosu de Witte Vases
de Mr. M*** p. 60 s.] I>a^artxov HxnoopK bei Athen. p. 466
ist ein Metallbrecher mit eingelegten, z. B. goldnen, Inschriften. Bei
Plautus Rud. II , 5 , 22 urna literata ab se cantat c u j a sit.
noTTJQia yQKWKTixK Beckers Gallus I. S. 143. — Ueber Vas en-
male rei §. 321.
4. 5. Cedernsarge, Eur. Troad. 1150. Fictilia solia, Plin. XXXV, 46.
Steinerne bei Bouillon, Piranesi, Moses. Vgl. §. 294, 3. Bekannt sind
die Lowenkopfe als Mfindungen des Wassers; bei Keltergefassen (Irjvoi)
lief der Wein durch solche ab. Boissonade Anecd. 1. p. 425.
Werke fiber Gefasse, Gerathe: Lor. Fil. de Rossi Raccolta di
vasi diversi. 1713. G. B. Piranesi Vasi, candelabri , cippi , sar-
cofagi, tripodi, lucerne ed ornamenti ant. 1778. 2 Bde. f. H.
[302] Lampen, Candelaber. 417
Moses Collection of ant. vases, altars, paterae, tripods, candelabra, sarco-
phagi from various Museums engr. on 150 pi. L. 1814 [meist aus der
Hope'schen Sammlung]. Gauseus, Caylus, Barbault und andre allgemeine
Sammlungen PGL. VII, 34 sqq. - - Vgl. Laz. Baifms de vasculis, Thes.
Ant. Gr. IX, 177. De la Ghausse de vasis etc, Thes.. Rom. XII, 949.
Gaylus Mem. de 1'Ac. des Inscr. XXX. p. 344. Vermiglioli del vasellame
degli antichi. Lezioni II, 231. [G. Antonini Manuale di vari ornamenti
component! la serie de' vasi ant. si die marmo che di bronzo esistenti in
Roma e fuori. Vol. I. i vasi esist. nel M. Pioclem. e Ghiaramonti. R. 1821 f.
71 tav.]
302. Nachst den Gefassen sind es die zur Erleuchtung 1
bestimmten Gerathe, welche auch vorziigliche Kiinstler im
Alterthum am meisten beschaftigt haben; theils einfache
Lampen {J-v^rm, \vjput), welche, zum Theil aus Bronze, 2
meist aus Terracotta, mit Hirer anspruchslos zierlichen Form
und ihren sinnigen Ornamenten und Reliefs einen bedeuten-
den Zweig der alten Kunstdenkmaler bilden; theils Gande- 3
laber (Ivyvsiaj ).v%vov%oi), welche zum Theil aus gebrannter
Erde, in der Bluthe der Kunst sehr zierlich aus Bronze,
spater oft aus edlen Metallen und Gemmen, aber auch
aus Marmor gefertigt wurden, wovon sich manches fast
allzu reich und phantastisch geschmiickte Werk erh alten hat.
Auch die Spiegel, welche gewohnlich nur runde Hand- 4
spiegel mit Griffen waren, sind mit Kunstgeist gestaltet und
geziert worden, ehe die Kostbarkeit des Stoffes als die Haupt-
sache dabei gait.
2. Die Lampen haben em Loch fiir das Eingiessen, opcpaJios bei
Heron, eins fur den Docht, croficc, und ein kleines fiir die heraufstochernde
Nadel. Heron p. 187 beschreibt, unter andern Kunststiicken , eine den
Docht selbst heraufstossende Lampe. Oft mit mehrern Dochten, lucerna
dimyxos, trimyxos. Die Lampen liefern fur sich eine beinahe vollstandige
Kunstmythologie , und viele Vorstellungen , die sich auf menschliches
Schicksal und jenseitiges Leben beziehen. Licetus de Lucernis ant. re-
conditis 1. VI. 1652. Bartoli's und Bellorfs Lucernae sepulcrales. 1691.
(in Deutschland von Beger neu herausgegeben). Lucernae fictiles M.
Passerii. Pisaur. 1739. 3 Bde. Montfaucon Ant. expl. T. V. Ant. di Er-
colano T. VIII.- Moses pi. 78 sq. Dissertationen von De la Chausse u.
Ferrarius, Thes. Ant. Rom. T. XII. Beckers Gallus II. S. 302. [Boettigers
Amalthea III. S. 168 ff. und Kleine Schr. III. S. 307 if.]
O. M tiller's Archaeologie. 4. Aufl. 27
418 Gerathe und Gefasse. [302]
3. Namen von Candelabern , Athen. XV, 699 f. Tarentinische,
Aeginetische, Tyrrhenische Plin. XXXIV, 6. §. 173, 1. 2. Gandelabrarii in
Inschriften. Die Theile des Gandelahers sind Fuss, fiuGig, Schaft, xav^og,
und Knauf, xcoUtfog. Heron p. 222. Den Kalathos tragt ein Amor bei
zwei Bronze-Gandelabern (ceriolaria) , Gruter Inscr. p. 175, 4. Vielarmige
im Tempel des Ismenischen Apoll, hernach in Kyme, Plin. XXXIV. 8, im
Prytaneion zu Tarent (Athen. 700 d.), vgl. Kallim. Epigr. 59. Prachtvolle
marmorne, PCI. IV, 1. 5. VII, 37 sqq. Bpuill. III. pi. 72. 73 (die auf
pi. 74 haben zum Theil mehr von der schlanken und einfachen Gestalt
Griechischer) und Glarac pi. 142. 257; bronzene und marmorne bei Moses
pi. 83—93, vgl. 301. AL&oKoUrjroi §. 161, 1. [Trapezophoren , Beckers
Gallus II. S. 113.] Marmorne Thronsitze, der Samothrakische mil sehr
altem Relief, die der Themis und Nemesis im Tempel zu Rhamnus, des
Dionysos und der Demeter, des Poseidon u. s. w. Des Attischen Prytanen
Boethos, Stackelb. Graber S. 33 f. (Vign.).
4. Spiegel waren aus Bronze § 173, 3, Silber 196, 2, Gold, Eurip.
Troad. 1114. %QVGO\JV KKTOIITQOV KOQiv&iovQys s , Aelian V. H. XII, 58,
bei Nero von Smaragd; beliebte Geschenke fur T. (Venereum speculum,
Gruter p. 5, 6 (Orelli n. 1279) und in Graber. Von Spiegel- und Putz-
kastchen §. 173, 3. Guattam M. I. 1787. p. XXV. Ein eherner Spiegel
aus Athen Stackelb. Graber Tf. 74.
Zweiter Hauptabschnitt.
Bildende Kunst.
(Bildnerei und Malerei.)
303. Wir verbinden in diesem Abschnitt diejenigen
Kunste, welche unabhangig von aussern Bediirfnissen und
Zwecken, dagegen gebunden an Naturnachahmung (§. 24 if.),
das Leben durch die damit naturlich verbundnen Formen
darstellen. Indem wir den Gang, welchen die Schopfung
der Kunstwerke selbst nehmen muss, in der Betrachtung
nothwendig umkehren miissen: beginnen wir mil der Be-
handlung des Stoffes, durch welche demselben gewisse Formen
mitgetheilt und eingepragt werden (die Lehre von der Tech-
nik der alten Kunst); gehen dann zu diesen Formen iiber,
insofern dieselben getrennt von den Gegenstanden betrachtet
werden konnen (Lehre von den Kunstformen); und
schliessen mit der Betrachtung der innern Anschauungen und
geistigen Vorstellungen, welche das eigentlich Dargestellte der
Kunst sind (die Lehre von den Gegenstanden).
Erster Theil.
Von der Technik der alten Kunst.
304. Zur Technik rechnen wir Zweierlei. Erstens das
Verfahren, wodurch uberhaupt dem menschlichen Auge der
Eindruck einer Form durch eine gewisse Gestaltung des dem
Kiinstler gegebenen Stoffes verschafft wird, abgesehn von
den Besonderheiten und Eigenschaften des Stoffes, wodurch
dies geschieht, welches wir die optische Technik nennen
wollen. Zweitens das Verfahren , wodurch die durch op-
tische Technik bestimmte Form in einem besondern Stoffe,
420 Technik der bildenden Kunst. [305]
mit Riicksicht auf dessen Eigenschaften, durch Anfugen oder
Wegnehmen, durch Auftragen oder Verandern der Oberflache
hervorgebracht wird: welches hier mechanische Technik
genannt wird. Dem allgemeinen Gange dieser Betrachtung
gemass, welche mit dem Sinnlichsten und Greiflichsten be-
ginnt, wird der zuletzt genannte Abschnitt dem zuerst an-
gefuhrten vorausgeschickt.
I. Mechanische Technik.
1 A. Der Plastik im weitern Sinne. (§. 25, 1.)
1. Die eigentliche Plastik oder Bildnerei in weichen oder
erweichten Massen.
a. Arbeit in Thon und ahnlichen Stoffen.
2 305. Aus der Hand des urspriinglich dem Topfer eng-
verwandten Thonbildners (§. 63) gingen Henkel und Zie-
rathen der Gefasse, wobei die Topferscheibe nicht gebraucht
werden konnte, aber auch Reliefs (TI«TO/.) und ganze Fi-
3 guren (§. 72. 171) hervor. Ueberall war dabei Arbeit aus
freier Hand alter als die Anwendung mechanischer und
fabrikmassiger Vorrichtungen , und das plastische Genie der
Griechen zeigt sich schon in manchen Terracotta-Figurchen
4 und Reliefs in seiner ganzen Herrlichkeit. Ausser Thon wurde
viel Gyps (yv&og, platre) und Stucco gebraucht; auch Wachs-
bilder waren besonders als Spielsachen haufig; alien solchen
unedleren Stoffen gab man gern durch Farben einen hohern
Reiz, und brachte es in der Nachahmung niederer Natur-
5 gegenstande bis zur Illusion. Wichtiger ward indess diese
Kunstgattung als die Vorbereiterin anderer (mater statuariae,
sculpturae et caelaturae nach Plinius), indem durch sie die
andern Zweige der Kunst Modelle und Formen erhielten.
6 Auch das Abformen von Gliedern und Abgiessen von Sta-
tuen war dem Alterthum nicht unbekannt, vgl. §. 129, 5.
7 Bei grosseren Figuren wurde der Thon iiber einen skelet-
artigen Kern von Holz gezogen; man arbeitete das Grobere
mit dem Modellirstecken , das Feinere mit dem Finger und
[305] Plastik in Thon u. dgl. 421
Nagel aus. Das Brermen von Figuren sowohl wie von
Gefassen wurde mit grosser Sorgfalt betrieben; ein schwacher
Grad von Hitze geniigte, die oft sehr diinnen Gefasse zu
harten; in beiden Arten gab es auch ungebrannte Werke
(cruda opera §. 71. A. 2. 172. A. 2).
1. Im Allgem. Winckelm. W. V. S. 92 ff. Meusel N. artist. Miscell. I.
S. 37. III. S. 327. IV. S. 471. Hirt, Amalth. I. S. 207. II. S. I. ff. Clarac
Musee de Sculpture, Partie technique. — Fr. di Paolo Avolio Sulle antiche
fatture d'argilla che si ritrovano in Sicilia. Pal. 1829 (s. Bull, d. Inst. 1830. p. 38).
3. Die Italischen fastigia templorum von Thon mira caelatura
(Plin. XXXV, 46) und die oarpaxtW TOQBV^KTK alt-Korinthischer Gefasse
(Strab. VIII. p. 381) waren, nach diesen Benennungen zu urtheilen, aus
freier Hand bearbeitet; die Terracotta's Rom. Fabriken aber, so wie die
Reliefzierden der rothen Romischen und Arretinischen Gefasse (§. 171. A. 2),
sind deutlich in Formen gedruckt. Jene Terracotta's beschranken sich auf
eine bestimmte Anzahl mythologischer und arabeskenartiger Gompositionen.
S. Agincourt Recueil de fragm. de sculpture ant. en terre cuite. P. 1814
und T. Combe §. 263. A. 2. [Opere di plastica della collezione del Cav.
G. P. Gampana Distrib. 1—12. 1842. 43. Ein dritter Band wird folgen.
Panofka Terracotten des k. Mus. zu Berlin 1842. 43. 64 Taf. Zwei Gottinnen
Stackelb. Graber Tf. 57. Urlichs Vejentische Terracotten Jahrbiicher der
Rhein. Alterthumsfreunde VIII. Tf. 2. Die schone Burgonsche Sammlung
aus Athen im Britischen Museum, Samrnlungen ai Studi, S. Angelo u. a.
in Neapel, mehrere in Sicilien, die in Miinchen, in Garlsruhe u. s. w.j Gic.
ad Att. I, 10 verlangt solche typos aus Athen, um sie im Anwurf eines
Atriums zu befestigen. Gerhard intorno i monum. figulini della Sicilia
in den Annali d. Inst. VII. p. 26—53. Grosse Statuen in Thon sind
selten. Minerva von Capua in Wien. [Doch befmden sich in der iiber-
haupt sehr reichen Sammlung von Terracotten im Museum zu Neapel
Jupiter und Juno, iiber lebensgross, angeblich aus einem Tempel des
Jupiter in Pompeji, und drei andre Statuen in Lebensgrosse, und ein
Schauspieler, etwas darunter, gute Figur. Lebensgrosse Statuen von Ver-
storbenen , liegend auf Etrurischen irdenen Sargen , sind nicht selten,
finden sich namentlich im Museum Gregorianum , bei Cav. Campana , im
Britischen Museum.]
4. Argilla, marga, creta, s. Mem. de 1'Inst. Roy. III. p. 26. Rubrica
§. 63 KKvvafiog, stipa, stipatores, Lindemann zum Festus p. 684. Arbeiten
aus itrjhos, Platon Theaetet p. 147. Ueber yvtyonlKGiu Welcter Acad.
Kunstmuseum S. 7. Gypsstatuen brauchte man besonders fur temporare
Zwecke, Spartian Sever 22, vgl. Pausan. I, 40, 3. Arnob. VI, 14 ff. Gyps-
kopfe, Juven. II, 4. Reliefs aus Stucco sind oft nur fur die Fernansicht
422 Technik der bildenden Kunst. [305]
ebauchirt (solche hat man aus der Villa Hadrian's), oft mit Farben auf
der Flache fortgesetzt. Ob die tabula Iliaca und die Apotheose des Herakles
aus Stucco sind, ist noch streitig. Wachsbilder §. 129, 5. 181, 3, Gotter-
bilder, Plin. Ep. VII, 9, der Laren. Juv. XII, 88, als Kinderspiel bei Lukian
Somnium 2 u. sonst. Puppen, KOQOKOG^IK, aus Wachs und Gyps, Schol.
zu Klemens p. 117. Vgl. fiber die alten JtT^cmJlaO-oi Boettiger's Sabina
S. 260. 270. Bunte Puppen aus nri^og Lukian Lexiph. 22, oi U^GLTXOVT^
rovs nrjlivovg, Demosth. Phil. I. p. 47, •x.QQoitkuQoi , Isokrates de antid
§. 2, solche Statuen in Neapel. Vgl. Sibyllin. III. p. 449 Gall. Von Posis
(§. 196. A. 2) tauschenden Fruchtschiisseln Plin. XXXV, 45. Auch v er-
go Idete Terracotta's giebt es, von delicater Griechischer Arbeit, gemalte
aus Athen, Gab. Pourtales pi. 2. vgl. pi. 31 [die schonste aus Athen in
Miinchen, andre hier und da].
5. TlgonldGfjicc als ein Modell im Kleinen bei Cic. ad Att. XII, 41,
vgl. §. 196, 2. Hippokr, de victus rat. p. 346. Foes.
6. Dass der Gyps zum Abformen (nQog arco/my^ara) viel gebraucht
werde, sagt Theophrast de lapid. §. 67. Die Athen. Kiinstler brauchten
beim Abformen des Hermes Agoraeos (§. 92. A. 3) auch Pech. vgl. Lukian
Lexiph. 11. (Mouler a bon creux, a creux perdu; platre; coutures des
moules a bon creux; parties qui ne sont pas de depouille, aus mastic).
7. Diese gleichsam noch fleischlose Holzfigur hiess x/rva/?os,
xdvctfios (canevas); ahnliche dienten auch den Plasten und Malern als
anatomisches Studium. S. Arist. H. an. Ill, 5 de gen. an. II, 6. Pollux
VII, 164. X, 189. Suidas und Hesych s. v. cum Intpp. Apostol. Ill, 82.
Bekker's Anecd. p. 416. Darauf gehen die parvi admodum surculi, quod
primum operis instar fuit, Plin. XXXIV, 18. — Der Modellirstecken in
Prometheus Hand, Admir. Rom. 80. Ficoroni Gem. II. 4, 5, vgl. 5, 1.
Impr. gemm. del Inst. IV, 75? und das Relief bei Zoega Bassir. 23. Die
Arbeit wird aber nach Polyklet am schwersten OTCCV iv ovv%i 6 nyhbs
yiyv7]Tcti. Winckelm. V. S. 93. 387. Wyttenbach zu Plut. de prof. virt.
p. 86 a. Police ducere (ceram) Juven. VII, 232. Pers. V, 40, vgl. Statius
Achill. I, 332.
8. Ueber die Einrichtung der Oefen zum Brennen Rom. Gefasse
hat Schweighauser d. j. nach Ausgrabungen im Elsass Untersuchungen
angestellt; auf dem Museum in Strassburg ist ein Modell davon. Archaeo-
logia XXII. pi. 36. p. 413. Remains of a Roman kiln or furnace for
pottery. Von den Griechischen Gefassen §. 321. Die grosse Diinnheit und
Leichtigkeit alter Gefasse (Plin. XXXV, 46) bezeichnet Lukian im Lexiph. 7
durch dvsfiocpoQrjTcc und
1.306] Erzguss. 493
b. Metallguss (statuaria ars).
306. Beim alten Erzguss kommt Zweierlei in Be- \
tracht. Erstens: die Mischung der Bronze, deren feinere
Technik fruher besonders in Aegina (§. 82. A.) und Delos
(§. 297. A. 3), dann lange Zeit in Korinth bliihte, aber
hernach unterging (§. 197, 5). Wie das Korinthische Erz 2
selbst bald heller und weisslicher, bald dunkelbrauner Farbe
war, bald die Mitte hielt: so gab es gar mancherlei Farben,
welche man dem Erze mittheilte; auch lasst sich schwer 3
laugnen, dass man verschiednen Theilen einer Bildsaule
verschiedne Farben-Niiancen zu geben wusste. Zur Be- 4
forderung des Flusses beim Gusse und der Harte des er-
kalteten Metalls fmdet sich der alten Bronze fast durch-
gangig Zinn beigemischt, haufig auch Zink und Blei. Zwei- 5
tens: das Verfahren des Gusse s in Formen. Wie im
Ganzen auch in neueren Zeiten, wurde die Statue, iiber einen
feuerfesten Kern, aus \Yachs bossirt, und dariiber eine Form
in Lehm gestrichen, Uydog (auch iwvot genannt), in welcher
Rohren zum Einstromen des Erzes gespart wurden. So-
wohl in der Diinnheit des Erzes als in der Reinheit des
Ousses mid der Leichtigkeit der ganzeu Operation brachten
es die Alten zu einer erstaunenswiirdigen Vollkommenheit.
Doch nahmen sie sich auch Zusammenfugung von Theilen, 6
durch mechanische oder chemische Mittel, nicht iibel; das
Einsetzen der Augen war zu alien Zeiten gewohnlich, so wie
die Anfugung von Attributen aus edlen Metallen.
1. Die Bereitung der Bronze war Sache des ^a^xov^yo'g (Aristot.
Pol. 1, 3), oder ^aixoTrrry? (Relief im L. 224 b.), in Rom des flaturarius
faber (in Inschriften , flatuarius im Theodos. -codex). Von Korinthischem
Erz gab es besonders Gefasse (dergleichen die Gorinthiarii oder fabri a
€orinthiis verfertigten) , aber, ungeachtet Plinius es laugiiet, auch signa
Corinthia (Martial XIV, 172), wie die Amazone des Strongylion (01. 103);
auch Alexander hatte deren, u. Delphi war voll davon, Plut. de Pyth.
or. 2, vgl. §. 123. A. 2. Aber auffallend ist die imago Gorinthea Traiani
Caesaris in der Inschr. Gruter 175, 9. Fabretti Gol. Trai. p. 251. Argo-
lica statua bei Trebell. Trig. tyr. 30 scheint ziemlich dasselbe. Es gab
viele Marchen iiber das Korinth. Erz, z. B. dass es die Abloschung in der
Quelle Peirene so trefflich mache, Paus. II, 3, 3. vgl. Plut. a. 0. Petron 50.
2. Plin. XXXIV, 3. Man riihmt den Graecanicus oder verus color
424 Technik cler bildenden Kunst. [306]
aeris (Plin. Ep. III. 6). Geschatzt war das ^TCCCTI^OV, und die Athleten-
farbe, Dio Chrysost. Or. 28 in. Meerblaue Seehelden in Delphi §. 123.
A. 3. Die Bereitung von £«Ax6g %$vGoyari<s erwahnt unter vielen andern
Metallbereitungen der Papyrus aus Aegypten, Reuvens Lettres a Letr. III.
p. 66. Ueber die Patina der alten Bronze, welche bios durch Oxidirung
entsteht, L. Bossi Opuscoli scelti T. XV. p. 217. Mil. 1792. 4, von Fiorillo
ausgezogen im Kunstblatt 1832. N. 97 ff.
3. Ueber Vielfarbigkeit der Bronzestatuen konnten Kallistratos An-
gaben rhetorische Phrasen sein (Welcker zu 5. p. 701); auch beziehen
sich diese meist auf pieces a rapport, wie die durch Mischung von Blei
mil Kyprischem Erz purpurfarbnen Praetexten, Plin. c. 20. Aber merk-
wiirdig sind Silanion's Jokaste mit todtblassem Gesicht, durch Silber-
mischung (Plut. de aud. poet. 3. Qu. Symp. V, 1. vgl. de Pyth. or. 2), und
Aristonidas schamrother Athamas, durch Eisenbeimischung (Plin. 40). da
doch Eisen sich sonst mit Kupfer nicht inischen lasst. Auch Appul. Flor.
pi. 128 beschreibt an einer Erzstatue tunicam picturis variegatam. [Qua-
tremere de Qu. Jup. Olymp. p. 55 — 64 de 1'art des alliages dans son
rapport avec la methode de teinter les ouvrages en metal et de 1'usage
d'introduire des couleurs dans les statues de bronze, Feuerbach Vatic.
Apollo S. 211, Petersen de Libanio Prol. 2. Havn. 1827. p. 9 und schon
Figrelius de statuis 14. p. 126. Rothe in die Wangen gab nach Himerius
Or. XXI, 4. Phidias der Lemnischen Athene. Merkwiirdig ist der Kunst-
ausdruck fiutyis ^aAxov ~AK\ Gidrigov bei Pollux VII, 169 aus Antiphon,
^cd-xoy fictcpai bei Aeschylus Agam. 624 (597), s. Nachtr. zur Tril. S. 42 f.
wozu Klausen in seiner Ausg. bemerkt, dass vielleicht durch die Neuheit
dieser Kunstfertigkeit die Vergleichung noch mehr Reiz erhielt. Das Tref-
fende der versteckten Vergleichung mit dem Ehebruch und der Aeschy-
lische Witz darin ist nicht zu verkennen. G. Hermann widersprach, indem
er idlv.ov pKcpag mit Schutz u. A. auf Blut und Wunden feezog und als
eine doppelsinnige Andeutung des vorhabenden Mordes der Klytaemnestra
nahm. So schon W. Humboldt, und was blieb iibrig, ehe der buchstab-
li'che Sinn beriicksichtigt war? Der andre aenigmatische aber ist fur den
Gharakter der Rede zerstorend und zu unmenschlich an dieser Stelle auch
fiir Klytaemnestra. Letronne Peint. murales p. 517 stellte sich auf Hermanns
Seite, Franz iibersetzt richtig »Erzes Farbung.« — Kunst der Gallier dem Erz
im Fluss Farben (durch andre Metalle) einzuschmelzen, Philostr. Imag. I, 28.
p. 44, 24. vgl. Jacobs. Auch die Ghinesen geben den Bronzen Farben.]
4. Die Mischung des Zinns zum Erze (schon in den Nageln vom
Schatzhause des Atreus §. 49) 5/8 und 24 auf 100. An den Rossen von
S. Marco (aus spaterer Zeit) fmdet sich am wenigsten Zinn, s. Klaproth,
Mag. encycl. 1808. III. p. 309. Mongez (sur le bronze des anciens,
Mem. de Flnst. Nat. V. p. 187. 496. Inst. Roy. VIII. p. 363) leitet
•[306] Erzguss. 425
die Harte der Bronze ganz von dieser Mischung und der Abkiihlung in
der Luft her, imd langnet, nach neuern Erfahrungen, die trempe durch
Wasser, auch gegen Prokl. zu Hesiod T. u. W. 142. Bust, zur 11. I, 236,
deren Zeugnisse Graulhie, sur les ages d'or et d'argent. d'airain et de fer,
Mag. eno. 1809. Dec. 1810. Janv., hervorgezogen. [Vgl. Journal of
Science and arts XLII. p. 313.] — Xalxog %VTOS, sprode, f'^ardg, rvniag
(ductilis), weich. Pollux VII, 105.
5. Die Kunstausdrucke sind: ra nlKd&tvtct xrjQivK- Mydos, to
Ttrjlivov, XOVLCC, txloicpri' T^vn^ficcTK TO) J 7ictQK7il.rj6uf %a>vo$, %cavsv£iv.
S. Pollux X, 189, Photios MySos, Eustath. zur II. XXL. p. 1229, zur Od.
XXII. p. 1926. R. Schneider u. liydos, ^QKvrj. Diogenes L. V, 1, 33.
cog sv TCO >t?7()Gj 6 *Efpfj$ sniTrjdsioT^Ta £%cov liti&ifcctO&ttt TOV? %KQCHV.-
l 6 £v rat ^aAxcoi avSQidg. [Sophokles Al%(ictX(OT. aonis filv
ȣ Ttvv.v ofifiartl vgl. F. G. Welcker Griecli. Trag. S. 172.]
Auch Miinzen wurden bisweilen im Ligdos gegossen. Seiz sur Tart de
fonte des anciens, Mag. encycl. 1806. VI. p. 280. Glarac M. de sculpt. II.
p. 9 ff. Ob man auch, wie jetzt, die moule. a bon creux iiber das Modell
machte, und die Stucke derselben dann inwendig mit Wachs garnirte,
und hierauf den Kern, noyau, hineingoss, ist zu.zweifeln. Massiv war
eine Statue des Onassimedes, Paus. IX, 12; kleinere Bronzen sind es ge-
wohnlich. Ein ccvd^ias kostete in der Zeit des Cynikers Diogenes 3000
Drachmen (Va Talent, ungefahr 700 Thaler) Diog. Laert. VI, 2, 35. [Eine
Erzgiesserei ist an einer merkwiirdigen Kylix dargestellt, Gerhard Neuer-
worbne Denkmaler N. 1608 und Trinkschalen Tf. 12, womit E. Braun im
Bullet. 1835. p. 167 die in der Aeschyl. Trilogie erklarte Vase verglich,
in welcher nachmals Feuerbach im Kunstbl. 1844. N. 87 Kern und Mantel
eines Gussmodells nachwies. Zu vergleichen ist ausserdem eine archaistische
Vase mit einer Erzschmiede bei Gampanari in London, die edirt werden
wird. Bullett. 1846. p. 67. Von der Vase in der Tril. giebt Bergk eine
andre Erklarung, Archaeolog. Zeit. 1847. S. 48. Ueber den geringen Preis
der Erzstatuen s. Koehler Ehre des Bildnisses S. 127.]
6. Von theilweisem Gusse bei Golossen Philo VII. mir. 4; auch die
Rosse von S. Marco sind wahrscheinlich jedes in zwei Formen gegossen.
Vom Lothen §. 61. Ferruminatio per eandem materiam facit confusionem,-
plumbatura non idem efficit. Digest. VI, 1, 23. S. indess Plin. XXXIII,
29 f. Angela thete Haarlocken, Winckelm. W. V. S. 133. Von dem Bin-
set zen der Augen ebend. V. S. 138. 435 f. Boettiger's Andeutungen S. 87,
vgl. auch Gori M. E. II. p. 208. Man bezieht darauf den faber oculariarius
in Inschr. s. Forcellini. Die schone Nike von Brescia (§.. 260. A. 3) hat
eine silberne Kopfbinde, ein Bacchus nach einer Inschrift bei Gruter
p. 67, 2 war curn redimiculo aurific. et thyrso et cantharo arg.
426 Technik der bildenden Kunst. [307]
Erhaltene Bronzen §. 127. A. 7. 172. A. 3. 204. A. 4. 205.
A. 2. 207. A. 6. 261. A. 2. 380. 385. 422. 423. 427. Die meisten aus
Herculaneum. Colossal-Kopf nebst Hand auf dem Capitol. [Die schone
Statue aus Vulci in Munchen, Kunstbl. 1838. St. 86.]
1 307. Die vor der Samischen Schule herrschende Weise
der Verfertigung von Statuen durch das Schlagen und Treiben
(§. 59. 60. 71, vgl. 237, 2. 240, .2) blieb auch spater bei
2 Gold und Silber die gewohnliche; doch sagten Statuen,
besonders grossere, aus den edlen Metallen mehr dem
3 Asiatischen als dem Griechischen Geschmacke zu. Auch die
Vergoldung ganzer Statuen wurde erst dann beliebt, als
man dem Erz durch Mischung eine schone Farbe zu gcben
verlernt hatte; in der alten Kunst zeichnete man einzelne
Theile auch am nackten Korper durch Vergoldung oder Ver-
4 silberung aus. Mit Eisen machte man mehr Versuche, als
dass man es mit Erfolg und dauernd zu Werken der bil-
denden Kunst angeAvandt hatte, da das fur den Guss geeig-
5 nete Roheisen im Alterthum ungewohnlich war. Aus Blei
kommen von Arbeiten, welche Kunstwerke genannt werden
konnen, Marken fur offentliche Spiele und Kornaustheilungen,
Etiketten zum Anhangen an Gerathe, siegelahnliche Zeichen
an Bausteinen, Bullen, Amulette und dgl. vor, manches da-
von ist deutlich in Formen gegossen.
1* Die goldne Pallas von Aristodikos war ein GyvgrjlaTov, Brunck's
Anal. II. p. 488; auch die silbernen Figuren von Bernay (vgl. §.311. A. 5)
sind durchaus getrieben, die einzelnen Theile mit Blei sehr fein gelothet,
oder mit Schwalbenschwanzen zusammengefugt.
2. Silberne Statuen bei den Pontischen Konigen, Plin. XXXIII, 54;
goldne besonders bei Barbarischen Gottern, Lukian Z. TQcty. Statt der
angeblichen goldnen Statue des Gorgias, sah Paus. nur eine vergoldete.
Der avdQiccg %QV6ovg GTSQBOS, solidus, steht iibrigens nur dem plattirten,
inl%QVGo<$, inauratus, oder leicht vergoldeten, xarrc^t/ffog , subauratus,
entgegen; jedoch bezeichnet holosphyraton bei Plin. XXXIII, 24 ein ganz
massives Werk. Xyvabs ecu sty ft og s. v. a. aurum obryzum. [Schweig-
hauser zu Herod. 1, 50. anvgos, CIVTO^KTOS, avrocpvys, Lennep ad
Phalar. p. 365.J
3. Gold wurde auf Erz meist mit Quecksilber und in starken Blattern,
auch mit Hulfe von Kerben, aufgesetzt (Plin. XXXIII, 20. XXXIV, 19), auf
Marmor mit Eiweiss. Winckelm. W. V. S. 135. 432. M1 Acilius Glabrio
setzte in Rom die erste statua aurata, Liv. XL, 34. Spuren von
[308] Statuen von Gold und Silber. 427
Vergoldung an den Rossen von Venedig, M. Aurel, einer Quadriga des
Herculan. Theaters, der schonen Statue von Lillebonne, §. 262. A. 2 [am
meisten des beruhmten Hercules im Capitol]. Ein alterthiimlicher Athleten-
kopf in Munchen n. 296 hat vergoldete Lippen , [der Orpheus des Kalli-
stratus 7 mit einem goldnen Riemen den Chiton gebunden], der alt-
griechische Lampadephor , §. 421, nach R. Rochette die Lippen, Brust-
warzen und Augenbrauen iibersilbert, [nicht iibersilbert, sondern mit Kupfer
eingesetzt, s. Letronne in den Anriali d. I. VI. p. 230. Des eben erwahnten
Orpheus Tiare ist XQVGQJ xccra<mxrog. Sehr schon ist die eingelegte Arbeit
in Silber an Erzfigurchen des Museums zu Neapel, Augen und allerlei
Yerzierungen ; ein Gefass aus Herculanum in silbereingelegter Arbeit be-
schreibt Martorelli de the calam. vgl. Fea zum Horaz T. II. Epist. ad
Pis. 435 u. a.]
4. Eiserne Bildsaulen des Theodores von Samos (§. 60) Paus. Ill, 12.
Herakles Schlangenkampf von Tisagoras, X, 18. Alkon's eiserner Herakles,
Plin. XXXIV, 40. Die Grunde der Seltenheit des Eisengusses im Alter-
thum entwickelt Hausmann Commentat. Soc. Gott. rec. IV. p. 51. Die
Stahlung, GTO^(OGL<S, des Eisens (durch Wasser, Homer Od. IX, 393.)
[Sophokles Aj. 650. og T« SSLV' tyuiQttQovv TOTS fiacpfj aidTjQos o»'g, vgl.
§. 311. A. 2.] fur schneidende Werkzeuge war am Pontos, in Lydien und
Lakonika zu Hause. Eust. zur II. II. p. 294, 6. R., vgl. Hausmann p. 45
sqq. Magnetgewolbe? §. 149. A. 2.
5. Ficoroni Piombi antichi. R. 1740. 4. Stieglitz Archaeol. Unterh.
II. S. 133.
2. Die Arbeit in harten Massen.
a. Holzschnitzerei.
308. Das Holzschnitzen wird durch %&w und fMyew \
bezeichnet, wo von jenes ein flacheres, dies ein tieferes Ar-
beiten mit scharfen und spitzigen Werkzeugen anzeigt; fruher
ein Hauptzweig der Tempelbildnerei (§. 68. 84), wurde es 2
besonders zu den Bildern der Feld- und Gartengotter alle
Zeit hindurch angewandt. Wahrend man dazu die ge- 3
eigneten Holzarten des einheimischen Bodens, oft mit einiger
Rucksicht auf die Bedeutung des Bildes , benutzte : wurden 4
auslandische Holzer, besonders das fur unverwiistlich ge-
haltene Gedernholz, noch in spatern Zeiten auch von vorzug-
lichen Kunstlern zu Bildwerken gebraucht. Die Arbeit des 5
Drechselns war fur Gefasse und Gerathe von Holz wichtiger.
428 Technik der bildenden Kimst. [309]
1. Beide Ausdriicke kommen von Holz und Stein vor. Ehiv 1st
scalpere, davon ^vrilrj , £o'l'g (noiftevinri}, scalprum, ein Schnitzmesser.
r^vysiv , sculpere, steht dem caelare, TOQSVSIV , naher. Instrumente,
ylvyuvov, TOQO?, caelum, Meissel, Grabstichel. Zum £ssiv dient auch die
oiiilri, §. 70, 3. Vgl. §. 56, 2. Quinctil. I, 21, 9. sculptura etiam lignum,
ebur, marmor, vitrum, gemmas, praeter ea quae supra dixi, complectitur.
2. Auf Psyttaleia Havoc; o?g SKKGTOV ETV%S £oava n£7toir]fj,£VK,
Pans. I, 36, 2. Ein Pan aus Buchenholz mit der Rinde Anth. Pal. VI, 99.
Dionysosbilder, Priape aus Feigenholz.
3. Gypresse, in Kreta haufig, u. von den dortigen Daedaliden be-
nutzt (vgl. Hermipp, Athen. I. p. 27), Buchsbaum (0/u/lag), Eiche, Birn-
baum, Ahorn, Weinrebe, Olivenholz u. a. Paus. VIII, 17, 2. Qu. de
Quincy Jup. 01. p. 25 sq. Glarac p. 41. Populus utraque et salix et
tilia in scalpturis necessariae, Palladius de R. R. XII, 15.
4. Von auslandischen Holzern Ebenholz (§. 84. A. 2. 147. A. 3),
Citrus (Q-vov? Mongez Hist, de 1'Inst. roy. III. p. 31. Thyon nebst Gy-
pressen an Phidias Olympischem Zeus, inwendig oder am Thron, Dio Ghrys.
XII. p. 399 R.), Lotos, besonders Gedernholz (vgl. §. 52. A. 2. 57. A. 2).
Von Gedernholz war der Apollo des Sosius aus Seleucien, Plin. XIII, 11,
auch der Asklepios von Eetion Anth. Pal. VI, 337. Von Dontas werden
KS§QOV ^codicc %$v6a> dt7]v&i6[t£va als runde Figuren beschrieben, Paus.
VI, 19, 9. Mehr s. bei Siebelis zu Paus. V, 17, 2. Amalth. II. S. 259.
5. Vgl. §. 298. A. 2. Voss zu Virgil Bd. II. S. 84. 443. Vom
Drechseln in Holz Togveveiv, TOQVOVV, torn are s. Schneider u. TOQZVOO.
Tornus, TOOVSVT^QIOV, das Dreheisen, von Theodoras erfunden, §. 60.
b. Bildhauerei (sculptura).
1 309. Als das eigentliche Material fur die Sculptur
wurde frtihzeitig der feste und politurfahige Kalkstein, wel-
chen man eben von diesem Glanze Marmor (pagpapofi von
paQpaiQw) nannte, und zwar der weisse anerkannt und in
ganz Griechenland vor alien andern der Parische , wie her-
2 nach in Rom der von Luna gesucht. Indess wurden fur
Werke minder sorgfaltiger Kunst in Griechenland wie in
3 Italien auch allerlei Tuffe angewandt: dagegen farbige Mar-
mors, so wie andre colorirte Steinarten, erst im Romischen
Kaiserreiche, besonders fur die Darstellung Aegyptischer Gott-
heiten und Barbarischer Konige, auch fur angefiigte Har-
4 nische und Bekleidungen u. dgl. beliebt wurden. Bewunderns-
[309] Bildhauerei. 429
wiirdig ist die Vollendung der Arbeit an den harten und
sproden Massen des Porphyrs, Basalts und Granits, wo vorn
zugespitzte und immer neu gescharfte Pinkeisen den Stein
bis zur erforderlichen Tiefe wegbohren, und hernach muh-
sames Reiben und Schleifen die glatte Flache sehr allmahlig
zu Wege bringen musste.
1. Garyophilus de marmoribus antiquis ist wenig brauchbar, mehr
Ferber Lettres mineralogiques sur Fltalie, Mongez, Dictionn. de Tantiquite
de 1'Encyclopedie , besonders Faustino Gorsi Delle pietre antiche, ed. sec.
R. 1833. Vgl. Hirt, Amalth. I. S. 225. Clarac p. 165. Plainer Beschr.
Roms S. 335. Der Marmor ist entweder korniger; dahin gehort der
Parische lidos UKQIOS, IvySivog), der meist in kleinen Blocken, zum
Theil in Hohlengangen (Av^vir^s) gebrochen wurde, von einem grossen
[salzahnlich] glanzenden Korn, marmo Greco duro, auch salino genannt;
so wie auch der Gararische , marmor Lunense (§. 174. A. 1 fiber sein
Alter des Vfs. Etrusker), feinem Zucker ahnlich, oft blaulich gefleckt: oder
schiefriger, mit Talk durchzogen , wie der Pentelische mil griinlichen
Streifen (Dolomieu bei Millin M. I. II. p. 44) und der weniger edle Hymet-
tische, marmo cipolla [oder cipollino]. Andre bekannte Arten statuarischen
Marmors sind der Thasische, von einem blassen Weiss, von Gousinery an
Ort und Stelle aufgefunden, [s*o wie der verde antico in Macedonien], der
Lesbische, von mehr gelblicher Farbe, der dem Elfenbein ahnliche Gora-
litische, aus Kleinasien, marmo Palombino. De marmore viridi, Tafel
in der Mimclmer Abh. philol. Gl. II. S. 131. Auch der Megarische §. 268.
A. 1) wurde zu Statuen verwandt, Gic. ad Att. 1, 8. Der lapis onyx oder
alabastrites der Alten, genannt nach den Gefassen §. 298, ist ein fasriger
Kalksinter (albatre calcaire oriental), der aus Arabien und Oberagypten
kam, Salmas. Exerc. Plin. p. 293. Von dem Volaterranischen §. 174. A. 3.
Von Marmor in Calabrien berichtete Rumohr.
2. Ein Silen von Poros (§. 268. A. 1) in Athen. In Peperin manche
Municipal-Ehrenstatuen; funf statuae togatae der Art in Dresden. In
Kalkstein wurde Viel in den Provinzen, in Deutschland, gearbeitet. Etrus-
kische Sarkophage aus Kalktuf §. 174. A. 3.
3. Aus schwarzem Marmor, nero antico, sind viele Isisbilder, der
African. Fischer, die beiden Kentauren des Kapitol, der Nil, vgl. Pausan.
VIII, 24, 6. Aus rothem, rosso antico, der in der Architektur selten war,
manches gute Bildwerk, namentlich Bacchuskopfe, Satyrn, welche roth-
gefarbte Schnitzbilder (§. 69) nachahmen; sonst Becken, Badewannen.
Auch Statuen aus buntem Marmor kommen vor, Caylus, Hist, de TAc. des
Inscr. XXXIV. p. 39. Porphyrstatuen fmdet man seit Claudius in Rom,
vgl. Visconti PG1. VI. p. 73, Porphyrstatuen mit bronzenen Extremitaten
Race. 53. Basalt wird zu Serapisbiisten, auch Granit und Syenit (den aber
430 Technik der bildenden Kunst. [310]
die Neuern nicht zum Syenit rechnen) zu Bildwerken in Aegyptischem
Styl gebraucht. Vgl. §. 228. 268. A. 3.
4. Der Bohrer an zwei Zaumen gefuhrt, Euripides Gycl. 461.
1 310. Der Marmor dagegen vertragt den Angriff sehr
verschiedner Instrumente, der Sagen, Bohrer, Feilen, Ras-
peln, welche mil dem vom Schlagel getriebenen Meissel zu-
2 sammen das Meiste und Beste thun mussen. Wenn der
Kunstler, was keineswegs immer geschah, nach einem genauen
Modell arbeitete: so bediente er sich, wie der neuere, der
Punkte, welche die Dimensionen nach alien Seiten und Rich-
tungen darstellen, und im Fortschritt der Arbeit bestandig er-
3 neuert werden mussen. Zum Abreiben der Statuen wandte
man den Staub vom Naxischen Schleifstein , den Bimsstein
und andre Mittel an ; doch kommt das dem Eindrucke schad-
liche Glanzendschleifen erst spater vor; und an einigen vor-
trefflichen Statuen sieht man noch ganz die Ziige des Eisens.
4 Dagegen erhohte man das Weiche und Fettige, welches die
Oberflache des Marmors oft schon an sich hat, durch Ein-
reibung mit geschmolzenem Wachs, besonders mit Punischem
(xavcig), womit man leicht einen geeigneten Farbenton
5 (circumlitio) verband. Farbung des Marmors, im alten und
archaisirenden Styl mit grellen, hernach mit sanfteren Farben,
so wie Hinzufiigung metallner Attribute, und Vergoldung
einzelner Theile erhielt sich das ganze Alterthum hindurch;
in Romischer Zeit ersetzt man indess gern die aufge-
tragne Farbe durch Vielfarbigkeit des Steins (vgl. §. 309).
6 Die Zusammenfugung verschiedner Blocke geschah so geschickt,
dass der Wunsch monolither Golossalstatuen 6'fter wenigstens
dem Scheine nach befriedigt wurde.
1. Alte Bildwerke, welche Steinarbeiter darstellen: die Reliefs bei
Winckelm. W. I. Tf. 11. M. Borb. I. 83, 3 nebst dem Grabstein des Eutro-
pos bei Fabretti Inscr. V, 102, und die geschnittenen Steine, Ficoroni
Gemmae II, 5, 6 u. Lippert Suppl. II. 388. Alte Instrumente auf ver-
schiedenen Denkmalern (bei Muratori p. 1335, 1, verschiedne Girkel u. andre);
auch in Pompeji gefunden; die jetzt gebraucblichen bei Glarac pi. 1. Von
der Sage §. 269, 6, dem Bohrer §. 123, 1. [An den Statuen von Aegina
erkannte Wagner, dass ganz die jetzt iiblichen Werkzeuge, Bohrer, Spitz-
eisen, Zahneisen, Flacheisen und Feile, Bimsstein gebraucht seien.]
2. Von Pasiteles ist es etwas Besonderes, dass er nihil unquam fecit
[310] Bildhauerei. 43 [
ante quam finxit; und aus dem freien und kiihnen Verfahren der Alten
erklaren sich manche Unregelmassigkeiten. Ueber die Punkte s. Glarac
p. 144; daher die warzenformigen Erhohungen an manchen alten Statuen,
s. Weber iiber die Colosse von M. Cavallo im Kunstbl. 1824. S. 374 und
den Diskobol bei Guattani M. I. 1784. p. 9. [Bullett. 1841. p. 128.]
3. Ueber die Naxiae cotes Dissen zu Pindar J. 5, 70, vgl. Hoeck
Kreta I. S. 417, wo Naxos auf Kreta mit Recht als ehie Erfindung darge-
stellt wird. Man nannte die Steine, woher sie sonst auch kamen, von
Kreta, Kypros u. sonst, Naxische. Zpijxeiv , Grilfiovv av§QtKvrag. 'Eni-
l.taiv£iv xca yavovv TK Tt^yEvrcc xai ntQwonivTa TCOV aycd/ctaroov, Plut.
de adul. 52.
4. Qu. de Quincy Jup. 01. p. 44. Hirt S. 236. Voelkel ArchaeoL
Nachlass I. S. 79. Aus dem Wachsuberzuge, den nach Vitruv VII, 9 signa
marmorea nuda erhielten, bildet sich die Epidermis der alten Statuen.
[Hirt in Boettigers Amalthea I. S. 237 bemerkt, dieser Ueberzug sei so
diinn gewesen, dass nur darum keine Spuren davon anzutreffen seien. Fea
fand viele, Miscell. filol. T. I. p. GG. Aber nicht circumlitio 1st Farben-
ton oder wein Bohnen des Marmors mit Wachs, welches der Oberflache
mehr scheinbare Weichheit und vielleicht auch einen sanften Schimmer
von Farbe mittheilte" , wie der Verf. in den Wiener Jahrbiicheni 1827.
III. S. 139 behauptet, eine Befirnissung (des Nikias) nach Hirt a. a. 0.
auf den er sich nicht selten zu viel verliess. Auch ist circumlitio nicht
eine Bemalung des Grundes der Statuen in verschiednen Tinten, Licht
und Schatten u. s. w. wie nach Visconti Piocl. II, 38. Ill, 5 und Quatre-
mere ausser Voelkel auch Letronne Peint. mur. p. 28. 491, R. Rochette
Peint. ant. p. 286 und Glarac Mus. du Louvre I. p. 156 — 60 annehmen.
Weder die allgemeine Wahrscheinlichkeit, noch etwas von den Nachrichten
oder in den Ueberresten echter Kunst spricht dafiir und der Name selbst
steht entgegen. Denn dieser driickt aus ein Umstreichen, Ummalen (TtsQi-
XQIGIS), Einfassen der Gewandrander , des Haars, etwa auch des Korpers
mit einem Kocherband u. dgl. und diese Einfassungen konnten sehr zier-
lich und mannigfaltig ausgefuhrt sein; die archaistische schone kleine
Diana im Museum zu Neapel ist davon ein schatzbares Beispiel. So ist
in der Malerei circumlitio eine Farbung des Grundes um die figuren
her, um sie hervorzuheben und abzusondern, wie Quintilian VIII, 5, 26 zeigt,
eine circumductio colorum in extremitatibus figurarum, qua ipsae Figurae
aptius finiuntur et eminentius extant, contorno, profile (Forcellini)
daher derselbe XII, 9, 8 vom Inhalt von Reden sagt: extrinsecus adductis
ea rebus circumlinere (verbramen), und I, 11, 6 simplicem vocis naturam
pleniore quodam sono circumlinere. Im Begriff der circumlitio liegt prae-
texere. Seneca Epist. 86: nisi Alexandrina marmora illis (Numidicis cru-
stis) undique operosa et in picturae modum variata circumlitio praetexitur.
432 Technik der bildenden Kunst. [311]
Das Bohnen ist yvvcaGig dycclficitav, Plut. Quaest. Rom. 98, wonach bei
Vitruv VII, 9, 4 aus gnosis zu machen ist ganosis, nicht KOVIKGI$, die
etwas ganz anders ist, noch synavGis. Vitruv sagt: ita signa marmorea
nuda curantur, nemlich weisses mit Oel geschmolznes Wachs wurde mit
einem dicken Pinsel iiberstrichen und dann trocken abgerieben. Plin.
XXXIII, 40 sicut et marmora nitescunt, Juvenal XII, 88 fragili simulacra
nitentia cera, vgl. die Anm. von Heinrich. Ganova versuchte in den spatern
Zeiten nach dem Vorgang der Alten durch Einreiben einer aus Wachs und
Seife bereiteten Salbe den Marmor weicher und milder im Ton zu machen ;
aber die eingeriebenen Stoffe zersetzten sich, vvie Thiersch Reisen in Italien
I, 142 berichtet, und wechselten die Farbe.]
5. Von gemalten Statuen und Reliefs §. 69. 90. A. 118. A. 2 b
119. A. 2. 4. 203. A. 3. In Virgil's Gatal. , Aeneid. dedic., wird ein
marmorner Amor mit buntem Fliigelpaar und Kocher beschrieben.
Praxiteles schonsten Statuen gab der grosse Enkaust Nikias jene Teinture.
Plin. XXXV, 40, 28. Aber die Knidische Venus farblos. Lukian de
imagg. Feuerbach Vatic. Apoll. S. 212. ' AycilfjuxTmv sy-navGral KK\
XQVGcoTai xeu §acp£l$, Plut. de glor. Ath. 6. Mit Wachs gefarbte Haare einer
Bildsaule erwahnt deutlich Chaeremon bei Athen. XIII. p. 608. Gemalte
Reliefs sind yQct-rtrol Tvnot, dergleichen in Frontons Eurip. Hypsip. fragm. 11.
edit. Matth. erwahnt: vgl. Welcker Syll. Epigr. p. 161. [R. Rochette
Peint. ant. p. 289, Letronne Lettres d'un antiqu. p. 339, Boeckh G. I. II.
p. 662], aber auch §. 323. A. Nach neueren Untersuchungen hoben sich
auch an der Trajanssaule die JFiguren golden ab auf azurnem Hintergrunde.
G. Semper uber vielfarbige Archit. und Sculptur S. 37 [hat sich nicht
bestatigtj. Von Anfugungen aus Metall und Vergoldung (besonders war
die der Haare sehr gewohnlich) §. 84. 90. A. 117. 118. A. 2 b. 127. A. 3.
158. A. 3. 203. A. 3. Den alten Akrolithen §. 84 sind Statuen aus
schwarzem Marmor, mit den Extremitaten aus weissern, nachgebildet , wie
sie aus spaterer Zeit, z. B. von Isispriesterinnen. sicher vorkommen.
6. S. oben §. 156. 157 und die Inschr. C. I. 10. TUVTOV M&ov si'u>
avSgias xca TO Gyilas. Stehen gelassene Marmorstiicke als Stiitzen
(puntelli) findet man am meisten bei Nachbildungen von Erzstatuen.
c. Arbeit in Metall (zoQwrixy, caelatura) und Elfenbein.
1 311. Die Bearbeitung der Metalle mit scharfen In-
strumenten, die Scuptur in Metall, ist es, was die Alten
Toreutik nennen; womit sich, nach Erforderniss der Aufgabe,
auch ein theilweises Giessen in Formen, besonders aber das
2 Herausschlagen oder Treiben mit Bunzen vereinigt. So
[311] Toreutik. 433
wurde vorzugsweise das Silber schon in den schonsten Zeiten
der Griechischen Kunst bearbeitet , aber auch Gold , Bronze,
in manchen Gegenden auch das Eisen. Man wandte diese 3
Technik bei Waffenstiicken, namentlich Schilden an; ausser
der getriebenen Arbeit diente solchen eine goldne Zeichnung
zum Schmuck, die wahrscheinlich der neuern Tauschier-Arbeit
(tausia, lavoro all' agemina) ahnlich war; sonst wurden
besonders Wagen gern mit getriebenem Silber verziert. Die 4
Gefasse wurden theils nur mit Zierden vegetabilischer Form
versehen, wie besonders die grossen Silberschusseln ; theils
mit mythischen Darstellungen in Relief geschmuckt (anaglypta),
welche in spatern Zeiten oft beweglich waren, und zum
Schmucke verschiedner , auch goldner, Becher angewandt
werden konnten (emblemata , crustae). Der Ruhm der 5
Meister in diesem Fache, die leidenschaftliche Begier der
Romer nach solchem Besitz wird uns durch einzelne Reste
begreiflich. Auch fur Schmuckgerathe wurde die Kunst des 6
Toreuten in Anspruch genommen; und die Kunst des Gold-
arbeiters, welche hauptsachlich in Treiben von Goldblattern
und Auflegen von Golddraht bestand, hangt mit diesem Kunst-
zweige nahe zusammen.
1. Die TOQsvTinr} (§. 85) entspricht ganz der caelatura (Plin. XXXIII.
Salmas. Exerc. Plin. p. 737), welche Quintil. II, 21 auf die Metalle be-
schrankt, wahrend die Sculptur ausserdem Holz, Elfenbein, Marmor, Glas,
Gemmen befasse. [Die Throne von Elfenbein sollten daher §. 173, 1 nicht
•eingemischt sein.] Das Treiben ist elavvuv (Greuzer Gomm. Herod, p. 302),
SMQoveiv §. 59. A. 2, %<xlxsv£iv, excudere (Quint, a. 0.). Isidor Origg.
XX, 4. Gaelata vasa signis eminentibus intus extrave expressis a caelo
quod est genus ferramenti, quod vulgo cilionem vocant. Auch tritor argen-
tarius (Spon Misc. p. 219), tritum argenium (Horaz A. 1, 3, 91. Phaedr.
V, I, 7) scheint von Treiben zu verstehen zu sein. Terere ist
2. Vgl. A. 3. 4. An Glaukos eisernem Untergestell (§. 61) waren
Figuren, Insekten, Blatterwerk calirt. Zu Kibyra in Kleinasien calirte man
das Eisen mit Leichtigkeit ; Strab. XIII, 631. Alexanders Eisenhelm, ein
Werk des Theophilos, strahlte wie Silber, Plut. 32. Dahin gehort ficccpr]
GidrjQov bei Sophokles Aj. 651. vgl. Lobeck, vom Erweichen [Getting. Anz.
1838. S. 1111: »Allein es muss ein ahnliches, nur weniger bekanntes Ver-
fahren gegeben haben, wodurch das Eisen fur das Treiben und Ciseliren
geeignet gemacht wurde. — Die fidla^is des Glaukos war diet nvgbg *cti
O. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 28
434 Technik der hildenden Kunst. [31 1J
^cccp^v, wovon man freilich eher das Gegentheil erwarten sollte.
(Freilich.) Auch in der Hall. ALZ. 1837. Apr. S. 534 f. wird
mit payrj oidrjQOs cog verbunden. Die Beziehung dieser Worte auf
TSQOVV ist vorzuziehn; denn dass die Loschung in Oel das Eisen weicli
mache, wird nicht gesagt, sondern nur dass sie das Springen verhindere.}
3. Ueber kunstliche Waffenarbeit §. 58. 59. 116, 3. 117, 2. 240,
A. 4. Bronzene Panzer und Helme, auf Korinthische Weise calirt, erwahnt
Gic. Verr. IV, 44. Die yQamcc sv only ty%<>vcq> slxcav (Inschr. von Kyme,
Gaylus Rec. II, 57. vgl. Osann Syl.' p. 244. G. I. n. 124) halte ich fur
einerlei mit dem scutum chrysographatum (Trebell. Claud. 14). Bezieht
sich wohl die xQVGoyQKcpiu des Aegyptischen Papyrus, Reuvens Lettres a
Letr. III. p. 66, hierauf? [Dagegen Letronne Lettres d'un antiqu. p. 517.]
tTy s. G. I. Gr. II. p. 662 s. , ftxovcov fvoitlois im^QvooL?
, ib. n. 2771. [Eingegrabene Arbeit Gerhard Etr. Spiegel S. 80.
Not. 63.] Die barbaricarii des spatern Alterthums beschaftigten sich auch
damit, Faden von Gold und andern Metallen in Metall einzulegen, s. Lebeau
Mem. de TAc. des Inscr. XXXIX. p. 444. Von erhaltenen Waffenstucken
mit Reliefs sind die Panzerblatter von Locri §. 257. A. 4, und die Bronzen-
helme (mit militarischen Darstellungen) und Beinschienen von Pompeji
bemerkenswerth. Votivschild (?) der Familie Ardaburia, s. §. 424. A. 2.
Massieu Sur les boucliers votifs, Mem. de 1'Ac. des Inscr; I. p. 177. Ueber
Arbeit an Wagen §. 173, 2. Garrucae ex argento caelatae, Plin. XXXIII,
49. Vopisc. Aurel. 46. [Ueber Bronzereliefe als Bekleidung holzerner
Kasten u. s. w. Avellino Descriz. di una casa Pompejana 1837. p. 57 ff.]
4. Zur ersten Art gehoren die lances filicatae Cic. , disci corymbiati,
lances pampinatae, patinae, hederatae, Trebell. Claud. 17. Auch an den
Korinthischen Erzvasen, scheint es, waren wohl Thierkopfe, Maskenr
Kranze u. dgl. , aber keine historischen Reliefs angebracht. Die goldnen
xQaTygs $ KoQLv&iovQysls aber, bei Athen. V, 199 e., hatten runde Figuren,
gcpK negicpuvT) TSTOQEVfievu, auf dem Rande sitzend (ahnliche an Tripoden,
Amalth. III. S. 29), und Reliefs an Hals und Bauch. — Cic. Verr. IV, 23
unterscheidet an Silbergefassen die crustae aut emblemata. Der caelator
anaglyptarius in Inschriften macht in spatern Zeiten bios die Reliefs, der
vascularius das Gefass, das pururn argentum. Sehr beliebt waren Homerische
Gegenstande, wie Mys (§. 112. A. 1. 116, 3) auf einern Herakleotischen
Skyphos die Eroberung Dions nach Parrhasios Zeichnung darstellt [das
Epigramm bei Athenaeus nennt UrjQccGios, vgl. Meineke Spec. alt. p. 20.
Sillig Gatal. artif. p. 288] ; daher die scyphi Homerici, Sueton Nero 47.
Eine Schiissel mit grossen geschichtlichen Darstellungen, Trebell. Trig. 32.
Meister in Gefassarbeiten §. 60. 122. A. 5. 124. A. 1. 159. 196, 3. vgl.
Athen. VI, 781 f.
[311] Toreutik. 435
5. Die bedeutendsten Sflbergefasse sind jetzt : der zu Antium gefundne
Becher der Sammlung Corsini §. 196. A. 3; das Gefass mil der Apotheose
Homers in Neapel, Millingen Un. Mon. II, 13. [Millin Gal. mythol. pi. 149],
Silbergefasse in Pompeji gefunden, 14 Stuck Archaeol. Intell. Bl. Hall.
1835. N. 6; der sog. Schild des Scipio (Riickgabe der Briseis), 1656
bei Avignon gefunden, im K. Cabinet zu Paris, Montfaucon IV, 23.
Millin M. I. I, 10. [A. G. Lange in Welcker's Zeitschr. f. a. K. Tf. VI, 22.
S. 490]; die in Permien gefundne Schale in der Sammlung v. Stroganow's,
der Streit um die Waffen AchuTs, s. Koehler, Mag. encyclop. 1803. V.
p. 372. [Archaeol. Zeit. von Gerhard I. Tf. 10. S. 101] ; die Schale von
Aquileja in Wien §. 200. A. 2. vgl. 264. A. 1 ; die Gefasse (mit Pflanzen-
verzierungen) von Falerii, Al. Visconti Diss. d. Ace. Rom. I, II. p. 303 ff.,
besonders der reiche Schatz an Gefassen eines Mercur-T., gefunden zu
Bernay. Die erhabenen Arbeiten sind hier durchaus getrieben, und innere
Trinkschalen eingesetzt; Gewander und Waffen durch Vergoldung gehoben,
wie auch sonst oft; iiber die Homerischen Darstellungen §. 415. R. Rochette
Journ. des Savans. 1830/Jul. Aug. p. 417. Lenormant, Bull. d. Inst. 1830.
p. 97. Auch die sog. Disci sind meist nur die innern Flachen von Schalen.
Ein silberner Discus, Kleopatra mit ihren Frauen (?), aus Pompeji, Ant.
Ercol. V. p. 267. Ein andrer, bei Genf gefunden, mit Figuren zur Ver-
herrlichung Valentinian's, Montfauc. Suppl. VI. pi. 28. Ueber einen Christ-
lichen Fontanini Discus argent. R. 1727. [Einer aus einem Grabe bei
Kertsch in halb barbarischer, halb noch Griechischer Zeichnung in Gerhard's
Archaeol. Zeit. I. Taf. 10. S. 161.] In Bronze ist nichts schemer, als der
bei Paramythia in Epeiros gefundne Discus in Hawkin's Besitz, stark
herausgetriebene Figuren mit silbernen Zierathen ausgelegt, den Besuch
der Aphrodite bei Anchises vprstellend, Tischbein Horn. VII, 3. Millingen
Un. Mon. II,jl2. [Specim. II, 20.] Ueber den ganzen Fund Gott. GA.
1801. S. 1800.
6. Silbernes Schmuckkastchen, mit einem ansehnlichen Silberschatz
gefunden zu Rom 1794, aus der letzten Kunstzeit, in der Sammlung
Schellersheim (jetzt Blacas), Mag. enc. 1796. I. p. 357. E. Q. Visconti
Lettera intorno ad una ant. supelletile d'argento. Sec. ed. 1827. Von
goldnem Schmuck (wohin die alt-Attischen Cicaden gehoren) sind auf
Ithaka bedeutende Funde gemacht worden (Hughes I. p. 161); zu Rom
unter andern 1824. (G. Melchiorri, Mem. Rom. III. p. 131); zu Parma
(Diss. d. Ace. Rom. II. p. 3); zu Canosa (reicher Goldkranz, Gerhard, Ant.
Bildw. 60. Avellino, Mem. d. Ace. Ercol. I.) [jetzt in Munchen]; in
Pantikapaeon, aus diinnen Goldblattchen getriebene Masken und Medaillons
(R. Rochette Journ. des Sav. 1832. p. 45) [andre Goldsachen ebendaher
Dubois de Montpereux Voy. en Caucase cet. pi. 20. 21, und Silbergefasse
pi. 23. 24, auch Vasen von Elektrum pi. 22.] Solche Medaillons liebte
436" Technik der bildenden Kunst. [312]
noch das spatre Alterthum (s. das des Tetricus, Mongez Icon. Rom.
pi. 58, 6); dergleichen arheiteten wohl die bractearii aurifices. Ueber die
aurifices uberhaupt Gori Columb. Liv.1i. 114ff. [Goldsachen aus einem
reichen Grab in Melos, L. Ross Inselreise III. S. 18. Einer der schonsten
Goldkranze 1845 bei Barone in Neapel, neulich in Fasano gefunden. In
den Inschriften sind goldne Ehrenkranze von 100 Goldstucken, 500 Drach-
men u. s. w. und uberhaupt in unglaublicher Menge erwahnt, ausser den
zuerkannten in Tempeln geweihte, Kronen z. B. in dem des Jupiter bei
Plautus Menaechm. V, 5, 38, sehr viele nur Oellaub vorstellend. Etrurische
Goldsachen §. 175. A, 4.] Vase von Blei mit Bacchus, Silen und den vier
Jahrszeiten, Gerhards Ant. Bildw. I, 87.
1 312. Mit der Toreutik hing in den Werkstatten der
Alten auch die Arbeit in Elfenbein zusammen, welches
man das ganze Alterthum hindurch in Statuen, so wie an
2 allerlei Gerathen, mit Gold zu verbinden liebte. Die Alten
erhielten aus Indien, besonders aus Africa, Elephantenzahne
von bedeutender Grosse, durch deren Spaltung und Biegung,
eine verlorne aber im Alterthum sicher vorhandne Kunst, sie
Flatten von 12 bis 20 Zoll Breite gewinnen konnten. Nach-
dem nun bei der Arbeit einer Statue die Oberflache des
Modells so eingetheilt war, wie sie am besten in diesen
Flatten wiedergegeben, werden konnte , wurden die einzelnen
Theile durch das Sagen, Schaben und Feilen des Elfenbeins (nur
fur die Bearbeitung mit dem Meissel ist dieser Stoff zu ela-
stisch) genau dargestellt, und hernach iiber einen Kern von
Holz und Metallstaben , besonders mit Hiilfe von Hausen-
blase, zusammengefugt. Doch bedurfte das Zusammenhalten
der Elferibeinstucke bestandiger Sorgfalt; das Anfeuchten mit
Oel (besonders oleum pissinum) trug am nieisten zur Gon-
servirung bei. Das Gold, welches Gewand und Haar dar-
stellte, wurde getrieben und in dunnen Flatten aufgesetzt.
3 Auf unsre Zeiten ist von Elfenbein, ausser einigen Reliefs,
Figurchen, kleinen Gerathen und Marken, besonders die Classe
der Diptych a (Schreibtafeln mit Reliefs- an der aussern
Seite), aus dem spatern Romischen Reiche, gekommen; welche
man in die Gonsularischen , von Magistraten beim Antritt
des Amts verschenkten, und die Kirchlichen eintheilt.
1. Gegen den von Quatr. de Quincy eingefuhrten Sprachgebrauch
bemerkt Welcker mit Recht, dass TOQSVTIKT] bei den Alten nur caelatura
bezeichnet ; wir fmden das Wort nirgends ausdriicklich von chryselephantinen
[312] ' Arbeit in Elfenbein. 437
Statuen gebraucht: da indess das Treiben des Goldes hierbei eine Haupt-
sache, und die ersten Meister . dieser Colosse, Phidias u. Polyklet, nach
Plin. auch die bedeutendsten Toreuten waren [§. 120. A. 2] : so darf man
den oben angedeuteten Zusammenhang wohl festhalten. Von chrysele-
phantinen Werken s. oben §. 85. 113—115. 120, 2. 158. A. 1. 204. A. 5.
vgl. 237. 240. XQV6elecpttVTrjl.£KTQoi acnidss in Syrakus, Plut. Timol. 31;
an den Thiiren des Pallas-T. ebenda (§. 281. A. 6) waren die argumenta
oder Darstellungen von Begebenheiten aus Elfenbein, das Andre aus Gold.
Oefter waren Lyren aus Elfenbein und Gold, so wie Kranze aus Elfenbein,
Gold und Gorallen, Pindar N. VII, 78. Dissen bei Boeckh p. 435. Elfen-
beinernes Gesicht auf einem Schild. Diogen. VIII, 1, 5. Signa eburnea in
Sicilien, Gic. Verr. IV, 1, in Rom bei den Circensen, Tac. Ann. II, 83.
2. Die obigen Satze geben die wahrscheinlichste Vorstellungsweise
Qu. de Quincy's p. 393 f. wieder. Vgl. Heyne Antiq. Aufs. II, S. 149, in
der N. Biblioth. der schonen Wiss. XV., und N. Gommentar. Soc. Gott.
I, II. p. 96. 111. Von dem Elfenbein-Handel Schlegel Indische Biblioth. I.
5. 134 ff. In Phidias Zeit besonders aus Libyen, Herrnipp bei Athen. I.
p. 27, wie spater von Adule, Plin. VI, 34. Das Erweichen des EliVnbeins
soil Demokritos erfunden haben, Seneca Ep. 90. Qu. de Quincy p. 416.
Vgl. §.113. A. 1. Bei der Bearbeitung unterscheidet Lukian de conscr.
hist. 52 das TI^KTTSIV (des Modells), das TTQISIV, gesiv (radere Statius S. IV,
6, 27), xoHav, foftftifctiv des Elfenbeins, und das tnav&i&iv rco %QVGW.
Zur Verbindung der Theile, die Damophon bei dem Olymp. Zeus erneuerte,
diente Hausenblase, Aelian V. H. XVII, 32. Von dern Oel unter Andern
Methodios bei Photios G. 234. p. 293. Bekk. Ueber den Kern der Bilder,
besonders itrjlog, Lukian Somn. s. Gallus 24. Arnob. VI, 16. §. 214. A. 2.
Ueber die Anfugung des G6ldes §. 113. A. 2, der Augen aus edlen Steinen
Platon Hipp. I. p. 290.
Am meisten Beliefs und Figiirchen von Elfenbein bei Buonarroti
Medagt. antichi. [Knebel de signo eburneo nuper effosso. Duisburg 1844. 4.
Ein Heros eine Leiche tragend.] Es gibt auch altgriechische Arbeiten der
Art. Die tltcpavTovgyoi, eborarii, machten nach Themistius p. 273, 20
Dind. besonders 8efaov$, libros elephantinos (Vopisc. Tac. 8) oder pugil-
lares membranaceos operculis eboreis (Inschr.). Die diptycha consularia
sind mit Bildern von Consuln bei der pompa circensis, den missiones,
u. dgl., die ecclesiastica mit biblischen Gegenstanden geschmuckt. Ausser
den elfenbeinernen gab es auch holzerne, auch argentea caelata, wovon
einige Reste. Auch triptycha, pentaptycha etc. Schriften von [M. Ghladni,
J. A. Schmidt, Negelein] Salig u. Leich de diptychis, Donati de1 dittici.
Goste sur rorigine des Diptyques consulaires, Mag. enc. 1802. IV. p. 444.
1803. V. p. 419. Hauptwerk: Gori Thesaurus vett. Diptychorum consularium
et ecclesiasticorum, opus posth. cum add. I. B. Passeri. F. 1759. 3 Bde. f.
438 Technik der bildenden Kunst. [313]
Einzelne von Fil. Buonarroti, Chph. Saxe Dipt, magni consulis 1757],
Hagenbuch, [de dipt. Brixiano, 1799 f.] Mautour (Hist, de I1 Ac. des Inscr.
V. p. 300) u. A. beschrieben. [De dipt. Quirini Card. Lips. 1743. 4.] Das
Paradies auf einer Elfenbeintafel, Grivaud de la Vine. Ant. Gaul. pi. 28.
Von der gewohnlichen Byzantinischen Trockenheit unterscheidet sich durch
geistreichere Arbeit das Wiczay'sche Diptychon, von R. Morghen gestochen,
mit den Figuren von Asklepios u. Telesphoros, Hygieia und Eros.
Anstatt Elfenbeins dienten auch Hippopotamos-Zahne, Paus.
VIII, 46, 2. Schildpatt (chelyon) wurde besonders zu Leyern, Speise-
sofa's und andern Gerathen gebraucht; es kam auch zum Theil von Adule,
Plin. VI, 34. Reliefe aus Thierknochen. Perlemutter-Arbeiten, Sueton
Nero 31. In Bernstein (§. 56. A. 2) hatte man Statuetten, Paus. V,
12," 6. Plin. XXXVII, 12, besonders aber Gefasse, Martial IV, 31. VI, 59.]
Heliadum crustas (Juv. V, 40), wohin die in Silber gefassten electrina vasa,
Dig. XXXIV, 2, 32, und die electrina patera mit Alexander's Medaillon u.
Geschichte, Trebell. Trig. 14, wohl besser als zur Metallmischung gerechnet
werden. [Andre Fabrikate aus Bernstein, Dilthey de Electro et Eridano,
Darmstad. 1824. p. 13 f.] Auch die ' A&rivu yls-xTQivr) in einer fibula,
Heliodor III, 3, passt zum Gebrauch des Bernsteins [schwerlich, vgl. Dilthey
p. 7 — 9]; man hat noch antike Bernstein-Buckeln mit Gorgoneen (in
Berlin); auch alt-Griechische und Etruskische Bildwerke daraus, Micali
Ant. Mon. tv. 118. Glarac p. 82. Cab. Pourtales pi. 20. p. 24. [Samm-
lung des Duca S. Giorgio Spinelli und des Hr. Temple in Neapel, einzelne
Stiicke nicht selten. D. Schulz liber Ambraarbeiten im Bull. 1842. p. 38.]
d. Arbeit in Edelsteinen (scalptura).
1 313. Die Arbeit in Edelsteinen 1st entweder vert left
(intaglio), oder erhaben (ectypa scalptura bei Plin., came-
huia, camayeu, cameo). Bei jener wiegt der Zweck des
Abdrucks (ayQafie) vor; hier herrscht allein der zu schmiicken.
2 Fur j e n e nahm man einfarbige, durchsichtige , aber auch
fleckige, wolkige Steine, von eigentlichen Edelsteinen fast
nur Amethyst und Hyacinth, dagegen viele halbedle Steine,
besonders die mannigfachen Achate, darunter den sehr be-
liebten Garneol, den Ghalcedon, auch das Plasma di Smeraldo.
3 Fur d i e s e mehrfarbige Steine , wie die aus rauchbraunen
und milchweissen Lagen (zonae) bestehenden Onyxe, und die
eine dritte Lage von Carneol hinzufiigenden, haufig auch durch
[313] Arbeit in Edelsteinen. 439
Betrug hervorgebrachten Sardonyxe, nebst ahnlichen Stein-
arten, welche der Orientalische und Africanische Handel den
Alien in jetzt ungekannter und wunderbarer Schonheit und
Grosse zufiihrte.
1. Der Abdruck, £x/tay§tor, ctnoacpQceyiGftK, f-nrvnco^cc, auch
in sigiliaris creta, besonders Lemnischer, oder Wachs.
2. Der Diamant kann nach den Alten nicht geschnitten werden
(Finder de adamante p. 65); schwerlich gibt es echte Antiken davon.
Auch die ardentes gemmae, wie die carbunculi, widerstreben nach
Plin. XXXVII, 30 der Arbeit und kleben am Wachs, doch kennt Theo-
phrast de lap. 18 Sphragiden aus Anthrax. Dagegen der hyacinthus,
unser Amethyst, von mattvioletter Farbe, und der triibere und mehr
fleckige amethystus; auch das griinliche topazium (nicht Ghrysolith, nach
Glocker de gemmis Plinii, inprimis de topazio. 1824); der beryllus, j. Aqua-
marina; vor alien 'die zu Athen in Menander's Zeit sehr gewohnliche sarda,
GKQSiov, j. Garneol und Sard; der ehemals sehr beliebte achates, der indess
zu Plinius Zeit seinen Ruhm verloren; der leucachates, j. Chalcedon; der
iaspis, besonders der ziegelrothe (undurchsichtig); der cyanus, mit dem der
sapphirus der Alten verwandt , j. Lapis Lazuli ; dagegen unser Sapphir,
adamas Cyprius, erst in spater Zeit vorkommt, §. 207. A. 7. Der Smaragd der
Alten ist in der Regel plasma di smeraldo, welches besonders von den neuer-
lich wieder bearbeiteten Gruben zwischen Koptos u. Berenike kam. Auch
aus Krystall giebt es scheme Arbeiten. Der Obsidian war ein Aethiopischer
Stein, der durch Lavaglas, obsidiarmm vitrum, nachgemacht wurde. Caylus,
Fabroni d. gemma Obsid., Blumenbach Comment. Soc. Gott. rec. III. p. 67.
Im Allgemeinen besonders Hauy Traite des caracteres phys. pierres
precieuses. P. 1817. 8. Corsi p. 222 ff.
3. Der Sardonyx heisst ty-fjipos rcav TQI^QCOUCOV, eQv&QK STUTTC^S,
Lukian dial. mer. IX, 2. Sardonyches ternis glutinantur gemmis; —
aliunde nigro, al. candido, al. minio. Plin. 75. vgl. 23. Achill T. II, 1 1. Schol. zu
Klemens p. 130. Schriften v. Kohler's und BriickmamVs dariiber (1801— 1 804).
Plinius nennt (63) noch andre orientalische Steine von mehreren Farben,
quae ad ectypas scalpturas aptantur. Der aus zwei Schichten bestehende
blauliche nicolo fonicolo) wird zu Intaglio's gebraucht. Die Alten erkennen
besonders Hochindien und Baktrien als das Vaterland der Cameensteine,
Theophr. de lap. §. 35. Vgl. Gr. Veltheim, Sammlung einiger Aufsatze II.
S. 203. Boettiger Ueber die Aechtheit und das Vaterland der antiken
Onyx-Kameen von ausserordentlicher Grosse. Lpz. 1796. Heeren Ideen
I, 2. S. 211. Lukian de Syr. dea 32 erwahnt an der Bildsaule der Gottin
viele Edelsteine, weisse, wasserfarbne, feurige, Sardonyxe
440 Technik der bildenden Kunst. [314}
Hyacinthe, Smaragde, welche Aegyptier, Inder, Aethiopen, Meder, Armenier
und Babylonier dahin bringen.
1 314. Was nunmehr die Art der Arbeit anlangt: so
wissen wir aus dem Alterthum nur so viel, dass zuerst der
Schleifer (politor) dem Stein eine ebne oder convexe Form,
2 die man zu Siegelringen besonders liebte, gab; alsdann der
Stein Schneider (scalptor, cavarius) ihn theils mit eisernen
Instrumenten , welche mit Naxischem oder anderm Schmirgel
und Oel bestrichen wurden, bald mit rimden, bald mit spitzen
und bohrerartigen , theils aber auch mit der in Eisen ge-
3 fassten Diamantenspitze angriff. Die Vorrichtung des Rades,.
wodurch die Instrumente in Bewegung gesetzt werden, wah-
rend der Stein an sie angehalten wird, war wahrscheinlich
4 im Alterthum ahnlich wie jetzt. Eine Hauptsorge der alten
Steinschneider, und dadurch ein Kriterion der Aechtheitr
war die sorgfaltige Politur aller Theile der eingeschnittenen
Figuren.
1. At,&oTQi$iv.ri und A.i&ovQ'yiMri , Kunst des politor und scalptor
bei Lysias Fragm. itzgl TOV rvnov. Ueber die Lateinischen Namen Salmas.
Exerc. Plin. p. 736 vgl. Silli'g G. A. p. VIII. Die vielen Facetten der
neuern Kunst fmden wir bei den Alten nicht ; fiir Schmuck waren Sechs-
ecke u. Cylinder beliebt.
2. Plin. XXXVII, 76. Tanta differentia est, ut aliae, ferro scalpi
non possint, aliae non nisi retuso , verum omnes adamante: plurimum
vero in his terebrarum proficit fervor. • Das ferrum retusum ist der
Knopf, bouterolle, dessen runde Hohlungen in den roheren Arbeiten das
Meiste thun. §. 97, 3. Von caelum und marculus Fronto Ep. IV, 3, von
der lima auch Isidor Origg. XIX, 32, 6. Der Naxische Staub, §. 310, 3,
diente fiir das Schneiden und Schleiferi nach Plin. XXXVi, 10, vgl.
Theophr. 44. Von der GUVQIS, Schmirgel, Dioskorid. V, 166. [Hesych.
v. GfivQig, Isid. XVI, 4, 27. smir, Jerem. XVII, 1. Ostrakit als Nagemittel,
Veltheim iiber Memnons Bilds. S. 40 ff.J Schneider ad Eel. Phys. p. 120
und im Lex. Plin. XXXVII, 15: Adamantem cum feliciter rumpere contigit,
in tarn parvas frangitur crustas, ut cerni vix possint: expetuntur a scalp-
toribus, ferroque includuntur, nullam non duritiam ex facili cavantes,.
spricht deutlich von der Diamantspitze. Pinder de ad am. p. 63. VgL
iiber die Splitter der ostracitis Plin. 65. Veltheim Aufsatze II. S. 141.
Ueber die Technik der alten Steinschneider: Mariette Traite des
pierres gravees. P. 1750. f. Natter Traite de la methode ant. de graver
en pierres fines compare avec la meth. moderne. L. 1754. Lessing in den
Antiq. Briefen I. S. 103 ff. [Br. 27. S. 209 ff.] und in den Kollektaneen
[315] Arbeit in Edelsteinen. 441
zur Literatur. Bd. I. II. Ramus von geschnittenen Steinen u. der Kunst
selbige zu graviren. Kopenh. 1800. Gurlitt Gemmenkunde , Archaeol.
Schr. herausgeg. von Corn. Muller. S. 87 f. Hirt Amalth. II. S. 12.
315. . Die zu Siegelringen bestimmten Steine kamen 1
hierauf in die Hand des Goldschmieds (compositor, annu-
larius), welcher sie fasst, wobei die Form der Schleuder
(ayevdovri, pala) beliebt war. Obgleich beim Siegelringe das 2
Bild durchaus die Hauptsache ist , so tritt doch bisweilen
auch der Name hinzu : wobei anzunehrnen ist, dass ein in die
Augen fallender Name eher auf den Eigenthiimer, als auf
den Kunstler der Gemme bezogen werden muss. Dass nicht 3
bios Individuen, sondern auch Staaten ihre Petschafte batten,
erklart vielleicht die grosse Uebereinstimmung mancher Gem-
men mit Miinztypen; so siegelten auch die Romischen Kaiser
mit ihren Kopfen, wie ihre Miinzen damit bezeichnet wurden.
Die haufige Anwendung geschnittener Steine zur Zier von 4
Bechern und andern Gerathen hat sich [von Byzanz aus]
in "das Mittelalter hinein fortgepflanzt ; noch jetzt mussen
antike Gemmen zum Theil an Eirchengefassen aufgesucht
werden. Von den ganz aus Gemmen geschnittenen 5
Gefassen, welche sich der Reihe der grossen Gameen an-
schliessen, hat sich manches durch Umfang und Schwierig-
keit der Arbeit bewundernswiirdige Werk erhalten, wiewohl
keins davon den Zeiten eines reinen Geschmacks, und einer
echthellenischen Kunstiibung angehort.
1. S. u. a. Eurip. Hippol. 876. xvnoi 6(psv86vr)s
vgl. Monk. — Alle Ringe waren zuerst Siegelringe (vgl. §. 97, 2); dann
werden sie Schmuck und Ehrenzeichen, man tragt auch gern ungeschnittene,
und bringt die geschnittenen uberall sonst an. Kirchmann de annulis.
2. Ueber die Namen auf Gemmen v. Kohler und R. Rochette,
s. §. 131. A. 2, vgl. §. 200. A.I. Gemmae ant. litteratae von Fr. Ficoroni.
R. 1757, von Stosch §. 264. A. 1. Bracci Gomm. de ant. scalptoribus,
qui sua nomina inciderunt. F. 1786. 2 Bde. Text, 2 Kupfer. Gevviss ist
wohl, dass, wenn der Kiinstler sich nannte, er es moglichst weriig auf-
fallend that. Die Gataloge .der Gemmenschneider, wovon der Visconti-
Millin'sche (Visconti Opere varie. T. II. p. 115. Millin Introduction a
Tetude des pierres gr. P. 1797. 8) der reichste ist, gewahren daher wenig
fur Kunsthistorie Brauchbares. Manche Naineri beruhen nur auf verschiedner
Lesung, wie Pergamos u. Peigmos; Dalion u. Allion sind wahrscheinlich
442 Technik der bildenden Kunst. [315]
Admon (AAAION), vgl. Journ. des Sav. 1833. p. 753 f. Aus Plin. kennen
wir, ausser den oben genannten, noch Apollonides und Kronios ; von jenem
hat man vielleicht noch ein Fragment. Der von Adaeos, Brunck Anal. II,
242, geriihmte Tryphon ist wohl derselbe, dessen Name auf einigen schonen
Steinen stebt; doch ist auch Adaeos Zeit ungewiss.
3. S. iiber die Staatssiegel Facius Miscellen S. 72. Ueber die Kaiser-
siegel Sueton Aug. 50. Spartian Hadr. 26. U. Fr. Kopp iiber Entstehung
der Wappen. 1831.
4. S. §. 161, 1. 207, 7 auch 298. A. 1. Gemmata potoria Plin. XXXVII, 6.
[vasa ex auro et gemmis XXXVII, 63, gemmata vasa des Agathokles, Auson.
ep. 8.] Juvenal X, 27, woraus auch Juv. V, 43 u. Martial XIV, 109 zu erklaren.
WvKrfJQfs 8ictii&oL Plut. VIII. p. 154 H. lances, phialae mit gemmis inclusis,
Dig. XXXIV, 2, 19. Vgl. Meurs. de luxu Rom. c. 8. T. V. p. 18. [Die lifto-
•xolhrjTa §. 161. A. 1 waren schon Babylonischer Gebrauch §. 237. A. 2, so wie
auch bei den Indern goldne mit Edelsteinen besetzte Gefasse vorkommen
Bhartriharis Sententiae ed. Bohlen II, 98. Auch bei den Sabaeern Thiiren,
Wande, Decken mit Gold, Silber und Edelsteinen, Strab/ XVI. p. 778.
Steine aus Baktriana, die zu den AtO-oxdUTyro: gebraucht werden , Theo-
phrast n. lift. §. 35. Am Persischen Hofe y.livcii Atfroxo^rot' ncti
MXQVGOI, Philon b. Euseb. Pr. ev. VIII. p. 389 a. Eine Taube li&ox. bei
Cyrus, Aelian V. H. XII, 1. (polls Ai-frox. an dem Leichenwagen Alexanders
Diodor XVIII, 26, bei einem Symposion, das Kleopatra dem Antonius gab,
TtCtVTK %QVG£(X Hal \. TtSQLTTCOS S^tlQyKGflSVK TCCIS t£%VCClS j Athen IV.
p. 147 f. Eine hya cptdJi^ ix ^^vcov SsxccTalavros dictti&os fur Paul
Aemils Triumph gemacht. Plut. Aem. P. 33, Pompejus triumphirte auf
einem agpcc A. Appian B. Mithrid. 117. Demselben fielen in Talaura,
Mithridats Kunstkammer, (TKfii£iov rrjs xaraoav^g) ausser 2000 Onyx-
gefassen in die Hande cpidkai ncti tyvxT-r/Qts nolXol v.cd QVTU xai x/ltVat
V.fi\ &QOVOI XKTKKOGflOl XQTi I'TITCCOV %K%lVoi Y.KI 7lQOGT£Qvi8lK V.dl £7100(11-
5ta, nuvTK ufioicos Stalid-a xorl xara^^vaa, die zur Abliet'erung 30 Tage
erforderten, theils aus der Herrschaft des Darius Hystaspis, theils aus der
der Ptolemaeer, was Kleopatra bei den Koern niedergelegt und diese aus-,
geliefert batten, theils von ihm selbst eifrig gesammelt, ib. 115. Die
txTtojfiKTK 8i(xki&u bei Mithridats Mahlen werden von Plut. Lucull. 37 er-
wahnt, und &VQSOS n<s 8iKli&os von ihm, der Luculls Triumph schmiickte,
ib. 40. Einen KQUT^QK li&o-x. erwahnt Eratosthenes bei Macrob. Sat. V, 21,
XQVGOVV 1. Menander iv TlaiS/a, SKTICO^K I. Poll. X, 187, Phialen Athe-
naeus II. p. 48 f. und Agatharch bei Phot. p. 459. Bekk. 7i£Qtctv%£VLa I.
Heliodor VII, 27, Halsbander xU8covag L Diodor XVIII, 27, XQVGOVV xai
A. noGfiov sv nloy.loi<s KKL nsQtdeQKiois Plut. Phoc. 19 u. Eunapius Aedes.
p. 30 Wyttenb. %IT(OVKS (1. %hiS(Qvug} §ICC%QVGOV$ A. TCOV
[315J Arbeit in Edelsteinen. 443
Kallixenus h. Athen. V. p. 200b, eine Maske did%QV6ov xori A. Lukian
Tim. 27, Degengehenk und goldne Kranze Heliodor IX, 23. X, 32. Plinius
XXXIII, 2 turba gemmarum potamus et smaragdis teximus calices. Juvenal
V, 43. Auch ein eisernes Helmband, nsQir^Kx^iov I. kornmt vor Pint.
Alex. 32.] Die Edelsteine der h. drei Konige herausgeg. Bonn 1781. [Die
besten sind auf der Flucht zur Zeit der franzosischen Revolution weg-
gekommen.] — — Gemmen in fibulis (Spartian Hadr. 10, auch an Biisten
fmdet man die Buckel dafiir ausgehohlt, PioGl. VI. p. 74), an Schwert-
griffen, Wehrgehenken, [Schuhen, wie die von Trajan an Hadrian bedeut-
sam geschenkten,] Cameen ofter in Kranzen und Kronen antiker Kopfe,
PioGl. VI. p. 56. Vgl. §. 131. A. 1. 207. A. 7.
5. §. 161, 3. Gemma bibere, Virg. G. II, 506. Propert. Ill, 5, 4.
Der ovv£ {i£ya$ TQuyshdcpov nQia7ti£ovTos, Boeckh C. I. 150. Staats-
.haush. II. S. 304, ist wohl nach §. 298. 309. A. 1 zu fassen. Beriihmte
Gefasse: Mantuanisches in Braunschweig §. 264. A. 1. Farnesische Schale
aus Sardonyx, [aus dem Grabmal Hadrians] mit Darstellungen der Aegyp-
tischen Landesnatur, Neapels Antiken S. 39L Millingen Un. Mon. II, 17.
[A. Gargiulo Intorno la tazza di pietra sard, orientale del. M. Borb. Nap.
1835. 4. B. Quaranta im Mus. Borbon. XII. tv. 47. Uhden in den Scbr
der Berl. Akad. fur 1835. S. 487—497. Zoe'ga in einer ungedruckten Er-
klarung verstand la spedizione di Perseo, wegen des »kurzen Messers und
des Sacks« der mittleren Figur. Den Sack und oben den Pflug stellt auch
Quaranta fest, der, bei einer Menge der unhaltbarsten Bemerkungen, in
dieser Figur, rnit Millingen, Alexander sieht, das Messer aber, das in Uhdens
Zeichnung nach dem Mikroskop unten gekrummt ist, nahm er fur einen
Dolch. Uhdens Erklarung des unvergleichlichen, sehr schwierigen Werks ist
musterhaft. Er erkennt Aegypten im Schmuck der Fruchtbarkeit nach der
Ueberschwemmung. Isis, ruhend auf der Sphinx, halt die gereiften Aehren
empor, der Nil sitzt ruhig auf dem gewohnten Ufer, zwei Tochter von ihm,
die Nymphen der Strome, die das Delta bilden, haben das dort geklarte
Trinkwasser geschopft, die Winde schweben ruhig, der Landmann stellt
den ausgedienten Pflug weg, der Sack der Saatfrucht ist geleert, er hat das
Messer zum Garten- und Weinbau ergriffen.] Coupe des Ptolemees oder
Vase des Mithridate, im Gabinet du Boi zu Paris, mit sehr erhobnem Bild-
werk, Schenktische und Bacchische Mask en darstellend, geschmuckt. Mont-
faucon I, 167. (Koehler) Descr. d'un vase de sardonyx antique grave en
relief. St. Petersb. 1800 (hochzeitliche Gegenstande). Das Beuth'sche
Onyxgefass in Berlin, s. Toelken, Staatszeit. 1832. N. 334. Hirt Gesch. der
bild. Kiinste S. 343. Sillig, Kunstblatt 1833. N. 3 f. Thiersch Munchner
Abhdl. der philol. Kl. II. S. 63. Geburt des Commodus Hirt, des August
Sillig, des L. Caesar Toelken. Ein Balsamario aus Onyx im Wiener Cabinet,
mit Bacchischen Attributen an der Vorderseite, zeigt sich durch die Inschr.
444 Technik der bildenden Kunst. [315]
der Riickseite: £rj<sais sv aya&ols, cpilv y<v0 el gevoig , sccaov Ss fis
SitycovTci Ttislv, als ein Geschenk an erne Hetaere. Der Vers aus Anakreon
Fr. 56. ed. Bergk. [Arneth Erklarung der zwolf grossten geschnittenen
Steine des k. k. Munzcabinets , Wiener Jahrb. 1839. I. Anz. S. 28. Die
Gemmen mit Germanicus und Agrippina Getting. Anz. 1847. S. 456.]
Grosse Gameen §. 161, 4. 200, 2. 207, 7. Noch grosser als der Pariser
ist der Vaticanische aus vier Lagen, Dionysos und Kora von 4 Kentauren
gezogen. Buonarroti Medagl. p. 427. vgl. Hirt a. 0. S. 342. — Statue des
Nero aus Jaspis, der Arsinoe aus Srnaragd, Plin.; Figiirchen aus Plasma di
Smeraldo finden sich noch ofter.
Die Litteratur der Glyptographie geben Millin Introd. (sehr unvoll-
standig) und Murr Biblioth. Dactyliograph. Dresd. 1804. 8. Allgemeine
Gemmensammlungen von Domen. de Rubeis (Aeneas Vicus inc.), Pet.
Stephanonius (1627), Agostini (1657, 69), de la Ghausse (1700), [Rom' 1805
in 2 Bd. 8] P. A. Maffei und Domen. de Rossi (1707—9. 4 Bde.), [Nov.
Thesaur. vet. gemmarum 4 Vol. f.] Gravelle (1732, 37), Ogle (1741), Wor-
lidge(1778), Monaldini und Cassini (1781— 97, 4 Bde. f.), Spilsbury (1785),
Raponi (1786) u. A. Besondre Gabinette von Gorlaeus (zuerst 1601),
Wilde (1703), Ebermayer (1720—22), Marlborough (1730) [Ghoix de pierres
ant. gr. du Gab. du Due de Marlborough f. 2 Bde., jeder von 50 Taf.,
sehr selten], Odescalchi §. 262. A. 4, Stosch §. 264. A. 1, Zanetti (herausg.
von A. Fr. Gori. 1750), Smith (Dactyliotheca Smithiana) mit Gommentar
von Gori. V. 1767. 2 Bde. f. Aus dem Cabinet du Roi Gaylus Recueil
de 300 tetes und Mariette's Recueil 1750, vgl. §. 262. A. 3. Die Floren-
tinischen bei Gori, Wicar, Zannoni §. 261. A. 2. Die Wiener §. 264. A. 1.
Die Kaiserl. Russischen §. 265. A. 2. Die Niederlandischen §. 265. A. 1.
[Die Ron. zu Neapel.] G a t a 1 o g e der Crozafschen Sammlung (von
Mariette 1741 ; sie ist mit der Orleans'schen nach Russland gekommen),
der de France'scheti §. 264, 1, der Praun'schen zu Nurnberg (von Murr,
1797) [jetzt im Besitz der Frau Mertens-Schaafhausen in Bonn], der Samm-
lung des Pr. Stanislas Poniatowski , die voll Betriigereien ist [Gatal. des
p. gr. ant. du prince Stan. Poniatowski. 4. Firenze 1831.] L. Rossi
Spiegaz. di una race, di gem me Vol. I. Mil. 1795. 8. [Dubois Descr. des
p. gr. ant. et mod. de feu iJ. Grivaud de la Vincelle. P. 1820.] Greuzer
zur Gemmenkunde; ant. geschn. St. vom Grabmal der h. Elisabeth 1834.
vgl. Feuerbach irn Kunstbl. Yisconti Esposiz. delle impronte di ant.
gemme raccolte per uso del Princ. Ghigi in semen Op. div. T. 2, seine
wichtigste Arbeit fiber geschn. Steine. Schlichtegrolls Auswahl 1798. 4.]
Vivenzio Gemme antiche inedite. R. 1809. 4. Millin Pierres gravees ined.
(ein opus postumum). P. 1817. 8. Abdriicke von Lippert in einer eignen
Masse (zwei Sammlungen, zur ersten ein Latein. Verzeichniss von Christ
und Lippert, zur zweiten ein Deutsches von Thierbach); von Dehn, in
[316] Arbeit in Edelsteinen. 445
Schwefel, heschr. von Fr. M. Dolce (E. Qu. Viscont?) 1772; von Tassie,
emailartig (Catalogue des ernpreintes de Tassie von Raspe, 1792); der
Berliner Sammlung §. 264. A. 1 : Impronte gemmarie dell1 Institute, vgl.
Bull. 1830. p. 49. Cent. I. II. Bull. 1831. p. 105. III. IV. Bull. 1834.
p. 113. [V. VI. 1839. p. 97.J Archaeol. Intellig. 1835. N. 64-66. [Th.
Cades in Rom hat 5000 sorgfaltig gewahlte Abdrucke zusammengebracht,
daruriter 400 St. Etrurischer Herkunft.] Viel Einzelnes bei Montfaucon,
Caylus, Visconti Iconographie u. s. w.
Victorius Dissert, glyptogr. R. 1739. 4. Gori's Hist, glyptographica,
praestantiorum gemmariorum nomina compl. Ven. 1767 f. nebst einem
Anhang in den Memorie d. Accad. di Cortona IX. p. 146] im 2ten Bande
der Dact. Smith. Caylus, Mem. de 1'Ac. des Inscr. XIX. p. 239. Christ.
Super signis, in quibus manus agnosci antiquae in signis possint, Commtr.
Lips, litter. I. p. 64 sq. Dess. Abhandl. von Zeune S. 263, und Vorrede
zur Daktyliothek des Richterschen Cabinets. Klotz Ueber den Nutzen und
Gebrauch der alten geschnittenen Steine. Altenb. 1768. G. A. Aldini
Instituzioni glittografiche. Cesena 1785. [Millin In trod, a Tetude des p. gr.
1797. 8. Caylus sur les p. gr. in den Mem. de 1'Acad. XIX. p. 239.]
Gerhard zur Gemmenkunde, Kunstbl. 1827. N. 73—75. E. Braun fiber die
neuesten Fortschritte der Gemmenkunde Archaeol. Intell. Bl. 1833. St. 7—8.
e. Arbeit in G 1 a s.
316. Das Glas wird an dieser Slelle um so passender 1
erwahnt, da es bei den Aermeren den Edelstein des Siegel-
ringes vertrat, und ebendarum Nachahmung der Gemmen
und Gameen in Glaspasten schon im Alterthum sehr ver-
breitet war, wodurch uns in dieser Denkmaler-Classe sehr
viele interessante Vorstellungen erhalten sind. Nach Plinius 2
wurde es dreifach bearbeitet, theils geblasen, theils gedreht,
theils calirt ; wovon das erste und dritte Verfahren auch ver-
einigt vorkommen. Obgleich den Alten vollig belles und 3
weisses Glass nichts weniger als unbekannt war : so zeigt sich
doch iiberall bei ihnen eine Vorliebe fur bunte Farben (be-
sonders Purpur, Dunkelblau und Grim), auch fur einen
schillernden Glanz. Man hat auch schone Becher und Schalen 4
aus farbigem Glase, die zum Theil aus verschiedenfarbigen
Glasern, zum Theil aus Glas und Gold kunstreich zusammen-
gefiigt waren. Die beilaufig zu erwahnenden Murrhinens
446 Technik der bildenden Kunst. [316]
konnen nur als Luxus-Artikel , nicht als Kunstarbeiten in
Betracht kommen.
1. ZcpQuytdss vctttvKi in Athen, um 01. 95. G. I. n. 150. Vitreae
gemmae ex vulgi annulis, Plin. vgl. Salmas. Exerc. Plin. p. 769. Als Be-
trug bei Trebell. Gallien. J2 und bei Plin. oft. Vgl. §. 313. A. 3. Die
grdsste Glaspaste ist (Winck. W. III. S. 44 ff.) der, J6 X 10 Zoll grosse
Cameo auf dem Vatican, Dionysos im Schoosse der Ariadne liegend.
Buonarroti Medagl. p. 437.
2. Plin. XXXVI, 66. Toreumata vitri, Martial XII, 74. XIV, 94.
' Ycdoi/jo's oder ua£c'ip)?e> vitri coctor, s. Stephani Lex. ed. Brit.; opifex
artis vitriae, Donati Inscr. II, 335, 2 [velivonoiog, Spartische Inschr.
Bullett. d. Inst. 1844. p. 149 s. vaUorexvyg, vulovgyos. Achilles Tat. II, 3.
— vakov [isv TO nuv sgyov OQOOQvyfievrjg, xvxieo 8s KVTOV
itsgisGzfcpov. Appulej. Metamorph. II. vitrum'fabre sigillatum.]
Die Barberinische, jetzt Portlands-Vase, im Brit. Museum ausgestellt, [im
Jahr 1845 muthwillig zerschlagen und glucklich wiederhergestellt], aus dem
sog. Grabmal des Sever- Alex., besteht aus einem blauen, durchsichtigen,
und dariiber einem weissen, opaken, Glasfluss, wovon der obere calirt ist.
Gr. Veltheim Aufsatze I. S. 175. Wedgwood Descr. du Vase de Barberini.
L. 1790.' Archaeol. Brit. VIII. p. 307. 316. Millingen Un. Mon. I. p. 27.
[St. Piale Dissert. T. I. Der Millingenschen Erklarung stebt entgegen, dass
die Nymphe mit dem Drachen den Gott nicht abzuwehren, sondern an sich
zu ziehen scheint. Die schone Amphore aus Pompeji von gleicher Kunst-
art, M. d. I. Ill, 5. Annali XI. p. 84, und eine Patera, M. Borbon. XI.
tv. 28. 29.]
3. Einige Glaser in Stackelbergs Grab. Tf. 55. Schone reine Glas-
scheiben in Velleja und Pompeji gefunden, nach Hirt auch specularia ge-
nannt, Gesch. III. S. 74. Von bunten Fenstern §. 281. A. 5. Wande
wurden vitreis quadraturis bekleidet, Vopiscus Firm. 3. Bunte Glassiegel
schon in Athen. Schillerndes Glas, aUdaaov, s. Hadrian bei Vopiscus
Saturn. 8. Die Alexandrinischen Glasfabriken, §. 230, 4, waren in der
Kaiserzeit sehr beruhmt. Vgl. §. 240, 6. Ueber alte Glasfarberei Beck-
mann Beitr. zur Gesch. der Erfind. I. S. 373 ff. Glasarbeiten Becker
Callus I. S. 145.
• 4. Lesbische Becher aus purpurnem Glase, Athen. XI, 486. Lesbium
vas caelatum Fest. * Yalwu diuxQVGa V, 199. Vasa vitrea diatreta (durch-
brochen) Salmas. ad Vop. 1. l.j solche arbeiteten die diatretarii. Schone
Schale aus dem Novaresischen, von schillernder Farbe, mit einem himmel-
blauen Netz umspannt, mit einer Inschr. aus grunem Glase. Winck. W.
III. S. 293 [bei dem Marchese Trivulzi in Mailand ; von vollkommenster
Technik]. Ein ahnliches Trinkglas des K. Maximian, weiss in einem Purpur-
netz, in Strassburg gefunden. Kunstbl. 1826. S. 358. [Zwei andre in Coin,
[317] Arbeit in Glas. 447
Jahrb. des Alterth.-Vereins in Bonn Tf. 11. 12. S. 377 von Urlichs.
Ueber ein Gefass von Populonia, worauf eine villa maritima vorgestellt,
Schrift von Dom. Sestini. Ueber ein Glasgefass von Oenua Schrift von
Bossi. Triimmer in den Katakomben, Bosio I. p. 509. Buonarroti
Osservazioni sopra ale. frammenti di vasi ant. di vetro ornati di figure,
trov. ne cinriteri di Boma. F. 1716. — Einen Krater aus Bergkrystall mit
Trauben, die durch den hineingegossenen Wein zu reif'en scheinen, be-
schreibt Ach. Tatius II, 3.
5. Ueber diemurrhina vasa (aus dem Orient, seit Nearch den
Griechen bekannt, aber wenig, seit Pompejus in Bom, keine Gemmen nach
dem juristischen Begriff , Dig. XXXIV, 2, 19) ; [N. Guisbert de murrhinis,
Francof. 1597. 8.] Christ De murrinis vet. Lips. 1743. 4. V. Veltheim
iiber die vasa murrh. (Aufs. I. S. 191.) Le Blond und Larcher, Mem.
de 1'Ac. des Inscr. XLIII, 217 f. 228 f. Mongez, Mem. de 1'Inst. Nat. II.
Litt. p. 133. Schneider Lex. s. v. fiv^tva. Boloff u. Buttmann Mus. der
Alterthums-W. II. S. 509. (Porzellan; dagegen Fr. Schmieder, Programm
von Mich. [Briegl 1830.) Mag. encycl. 1808. Juill. Buperti's Sammlung
zu Juv. VI, 156 u. A. Boziere, Memoires de la Descr. de TEgypte I.
p. 115. Minutoli, Gott. GA. 1816. S. 969. Abel-Bemusat Hist, de la ville
de Khotan. 1820. Gurlitt, Archaeol. Schriften S. 83. Corsi Delle pietre
antiche p. 168 (murrha = spato fluore). Beckers Gallus I. S. 143.
Porzellan zuerst nach Cardanus de subtil. 1550, Ghinesischer Speckstein
nach Veltheim, Stein Ju nach Hager Descr. des med. Chin, du Gab. Imp.
P. 1805, dagegen Abel-Bemusat a. a. 0. Flussspath nach Minutoli iiber
die Murrhina der Alten B. 1835, Thiersch Miinchner Abhdl. der philos.
philolog- Klasse I. S. 443 und Classic. Journ. 1810. p. 472 [auf dieselbe
Erklarung wurde Creuzer durch Doppelmayer vor 1830 gefiihrt, Heidelb.
Jahrb. 1836. S. 369, so auch Hiillmann Handelsgesch. d. Gr. S. 209.
Flussspath aus Indien.] Bei Thiersch Tf. A. B. (S. 505) schone Frag-
mente von murrina cocta, wohin er auch die Barberini-Vase zieht?
f. Stempelschneidekunst.
317. Die Numismatik, oder die Lehre vom Gelde 1
der Alten, ist der Hauptsache nach eine Hulfswissenschaft fur
die Kenntniss des Verkehrs und Handels der Alten; durch
den Kunstwerth der Typen aber zugleich fur die Kunstge-
schichte (§. 98. 132. 162. 176. 182. 196. 201. 204.
207). Die Kunst, die Stempel zu schneiden, haben die 2
Griechen, ungeachtet des geringen Ruhms, dessen diese
Kiinstler grade in den Hauptorten der Kunst genossen, zur
hochsten Vollendung gebracht, so dass den Romern nur das
448 Technik der bildenden Kunst. [317]
3 Verfahren des Pragens besser anzuordnen blieb. Obgleich
nicht bios im alten Italien das Giessen der Miinzen erwahnt
wird (§. 176 u. 306. A. 5): so war doch das Pragen in
Griechenland und dem spatern Rom das Gewohnliche; doch
so, dass man die Schrotlinge, d. h. die zum Auspragen be-
stimmten Metallstiicke , in Formen goss: gewohnlich linsen-
formig, damit sie das oft sehr tief gravirte Geprage desto
besser tragen konnten. Die Stempel wurden bis auf Con-
stantin's Zeit aus gehartetem Erz verfertigt, dann von Stahl.
4 Eigentliche Medaillen, die nicht als Geld cursiren sollten, hat
man aus der Griechischen Kunstzeit nicht; dagegen diirfen
die grossen Goldstiicke der Gonstantinischen Zeit dafur an-
gesehen werden.
1. Eckhel D. N. Prolegg. I. Hirt Amalthea II. S. 18. Stieg-
litz Einr. ant. Miinzsamml. S. 13. 23. Archaeol. Unterhalt. II. S. 47.
Mongez, Mem. de 1'Inst. Roy. T. IX. Die Stempelschn eider der Kaiserl.
Miinzen heissen spater scalptores sacrae monetae, Marini Iscr. Alb. p. 109.
2. Ausser in Monogrammen nennen sich besonders nur die Gra-
veurs Sicilischer M., wie Kimon und Eukleidas auf M. -von Syrakus,
Euaenetos von Syrakus und Katana; auch Kleudoros auf M. von Velia,
Neuantos von Kydonia. S. R. Rochette Lettre a Mr. le Due de Luynes. 1831.
[Supplement au Gatal. des artistes p. 83 ff. vgl. 475,, sind 28 Namen
aufgefiihrt, darunter besonders auch der schone Apollon auf Miinzen der
Klazomenier mit 0EOJOTOS EIIOIEI, deren ausser den bekannten
zwei in der Sammlung Garriri in Smyrna vorkommen, s. N. Rhein. Mus. VI.
St. 2] und Streber, Kunstblatt 1832. N.41.42. Dass Athens M. so kunstlos,
wahrend die Makedonischen Alexanders so elegant, fanden auch die Alten
merkwiirdig. Diogen. VII, 1, 19.
3. Tresviri A. A. A. flando feriundo. Den Hauptapparat des Pragens
sieht man auf einem Denar des Garisius, Ambos, Hammer, Zange. Die
matrix war ursprunglich am Hammer und Ambos (quadr. incusum).
AiySoi (§. 306, 5) von Thon und Stein haben sich noch gefunden.
4. Als solche sind diese Goldstiicke oft auch gefasst , und Riisten
von Kriegsobersten auf Denkmalern damit geschmiickt. S. Steinbiichel
Notice sur les Medailles Rom. en or du M. Imp. et Roy., trouvees en
Hungrie dans les ann. 1797 et 1805. 1826.
[318, 319] Stempelschneidekunst. 449
B. Zeichnung auf ebner Flache.
1. Durch Auftrag von FarbestoiFen weicher und flussiger Art.
a. Einfarbige Zeichnung und Malerei.
318. Die Alien waren im hochsten Grade auf zarte
und fein abgewogene Umrisszeichnung bedacht, und in ihren
Schulen (§. 139, 3) wurden lange Voriibungen mit dem
Griffel (graphis) auf Wachstafeln , und mit dem Pinsel
(penicillus) und einer Farbe auf Buchsbaumtafeln , bald mit
schwarzer Farbe auf weisse, bald mit weisser auf schwarz-
gefarbte, fiir nothig gehalten, ehe der Schiller den Pinsel in
mehrere Farben tauchen durfte.
S. Boettiger Archaeol. der Malerei S. 145 ff. Blosse Umrisse sind
povoyQUfifta (dergleichen hatte man von Parrhasios) ; einfarbige Bilder auf
einem verschiedenfarbigen Grund (IOVOXQCO^KTCC. AfVKoyQucpelv tlxovcc,
Arist. Poet. 6, bezeichnet monochromata ex albo, wie von Zeuxis, Plin.
(vgl. Apellis monochromon? Petron 84. [vielmehr monocnemon , §. 141.
A. 3; gerade Zeuxis geht bei Petronius vorher, von Apelles aber sind
Monochrome sonsther nicht bekannt. Fronto ad Verum I: quid si quis
Parrhasium versicolora pingere iuberet, aut Apellen unicolora?]): eine Art
camayeu, vgl. Boettiger S. 170. Lucil bei Nonius p. 37 nennt bios
schattirte Figuren monogrammr, vgl. Philostr. Apoll. II, 22, Oben §. 210, 6.
b. Malerei mit Wasserfarben.
319. Bei dem Vorwalten der Zeichnung herrscht im 1
Alterthum lange Zeit eine grosse Bescheidenheit im Farben-
gebrauch, und grade in um so hoherm Maasse, je scharfer
und genauer die Zeichnung war. Selbst die ein bluhendes 2
Golorit liebende lonische Schule (§. 137. 141, 1) hielt bis
auf Apelles herab die sogenannten vier Farben fest; das
heisst, vier Haupt-Farbenmateriale, welche aber sowohl selbst
naturliche Varietaten batten, als auch durch Mischung solche
hervorbrachten ; indem ein reiner Auftrag weniger Farben nur
der unvollkommnen Malerei der Bauwerke Aegyptens (§. 231),
der Etruskischen Hypogeen (§. 177, 4) und der Griechischen
Thongeschirre angehort. Neben diesen Hauptfarben, welche 3
einem spateren Zeitalter als streng und herb erschienen (colo-
res austeri), kamen allmahlig immer mehr glanzende und
theuere Farbenmateriale (col. floridi) auf. Diese Farben zer- 4
Hess man in Wasser, mit einem Zusatz von Leim oder Gummi
O. Muller'8 Archaeologie. 4. Aufl. 29
450 Technik der bildenden Kunst. [319]
(weder die Anwendung von Eiweiss noch Oel 1st bei alten
Gemalden nachweisbar) , um sie von der Palette mit dem
5 Pinsel aufzutragen. Malerei anf Tafeln (am liebsten von
Lerchenholz) wurde in der Bliithezeit der Kunst nach Plin.
vornehmlich geschatzt, jedoch fiihrte der uralte Gebrauch,
die Tempel mit Ornamenten zu bemalen (§. 274. A. 2),
natiirlich auch zur eigentlichen Wandmalerei, die auch an
Griechischen Tempeln und Grabern, wie in Italien, ange-
wandt wurde, besonders aber seit Agatharch (§. 135) zur
Zimmerverzierung benutzt, in Romischer Zeit die ganze Kunst
6 aufzuzehren schien (§. 209). Man bereitete dafur den An-
wurf auf das sorgfaltigste, und kannte die Vortheile des Auf-
trags auf die frische Tiinche (a fresco) sehr wohl. Auch
7 Leinwandgemalde kommen in Romischer Zeit vor. Wie die
Alten die harmonischen Verhaltnisse der Farben (harmoge)
herauszufinden und zu beobachten sehr bestrebt waren: so
hatten sie fur das Maass des Lichtes, welches das Rild im
Ganzen festhalten sollte, fur die Einheit der gesammten Licht-
wifkung, ein feines Auge; dies war der tovoq oder splen-
dor, welchen Apelles durch einen ' zugleich schiitzenden und
den scharferen Farbenreiz mildernden Ueberzug einer diinn
zerlassenen Schwarze (tenue atramentum), also eine Lasur-
8 farbe, beforderte. Im Ganzen wirkten Klima und Lebens-
ansichten gleichmassig dahin, den Alten ein heiteres Colorit,
mit entschiedenen Farbentonen, die sich in einem freundlichen
Grundton auflosten, lieb zu machen.
1. Dies Wagschalen-Verhaltniss giebt Dionys. de Isaeo 4 bestimmt
an; die alter en Bilder sind ^QW^KGL (j,lv t/?ya0p/?ai aTrAcog xat ovdepiav
fo tol$ [liyfiaGiv i'^ovaca noLxiliav, uKQifisls SB rats yQUfipatg u. s. w.;
die spa. tern sind cuypor^ot ulv .TJTTOV , aber haben Mannigfaltigkeit in
Licht und Schatten, und sv TOJ nKiq&si. TCOV piyfiuTcov TJ\V la%vv. Doch
dehne man das Erste nicht zu weit aus; in Empedokles, also Polygnot's,
Zeit war die Farbenmischung schon sehr ausgebildet. S. Simplikios zu
Aristot. Phys. I. f. 34 a.
2. Die vier Farben (nach Plin. XXXV, 32. Pint, de def. orac. 47
vgl. Cic. Brut. 18, 70): 1. Weiss, die Erde von Melos, MrjJiiag. Seltner Blei-
weiss, cerussa. In Wandgemalden hesonders das Paraetonium. 2. Roth, die
rubrica aus Gappadocien, Sivmnig genannt. Micros, minium, hat mannig-
fache Bedeutungen. Mifaos aus verbrannter w^o« soil, nach Theophr. de
lap. 53, Kydias, 01. 1C4, zufallig entdeckt, nach Plin. 20, der sie usta nennt.
[319] Malerei mit Wasserfarben. 45 j
Nikias g. 01. 115 zuerst gebraucht haben. 3. Gelb, sil, to%Qa, s\u$
Attischen Silberbergwerken (Boeckh, Schriften der Berl. Akad. 1815. S. 99),
spater besonders zu Lichtern gebraucht. DanebeYi das rothlichgelbe auri-
pigmentum, Gavdaydxr], arsenikalisches Erz. 4. Schwarz (nebst Blau),
atramenta, nslav, aus verbrannten Pflanzen, z. B. das rgvyivov aus Wein-
trebern. Elephantinon aus verbranntem Elfenbein brauchte Apelles.
3. Col. floridi (von den Bestellern der Gemalde geliefert, und von
den Malern oft gestohlen , Plin. XXXV, 12) waren: chrysocolla, Grun aus
Kupferbergwerken ; purpurissum , eine Kreide mit dem Saft der Purpur-
schnecke gemischt; Indicum, Indigo, seit der Kaiserzeit in Rom bekannt
(Beckmann Beitrage zur Gesch. der Erfmd. IV. St. 4). Das caeruleum,
die blaue Schmalte, aus Sand, Salpeter und Kupfer (?), wurde in Alexandreia
erfunden. Ginnabari (im Sanscrit chinavarl) bedeutet wirklichen, theils
natiirlichen, theils kunstlichen, Zinnober (Boeckh a. 0. S. 97), aber auch
eine andre Indische Waare, wahrscheinlich aus Drachenblut. Den kunst-
lichen bereitete zuerst der Athener Kallias um 01. 93, 4. — Ueber die
Farbenmateriale : Hirt (§. 74) Mem. IV. 1801. p. 171. Landerer iiber die
Farben der Alten in Buchner's Repertorium f. Pharmacie Bd. 16. 1839.
S. 204 yQttcplg IgdvoxoUa beim Vergolden S. 210. Goethe Farbenlehre, II.
S. 54 iiber die alten Farbenbenennungen ; S. 69 ff. hypothetische Ge-
schichte des Golorits von H. M. Davy (chemische Untersuchungen) Transact.
of theR. Society, 1815, im Auszug in Gilbert's Annalen der Physik, 1816.
St. 1, 1. Stieglitz Arch. Unterhaltungen St. 1. Minutoli in Erdmann's
Journ. fur Chemie VIII, 2. Abhandlungen, zw. Gykl. I. S. 49. J. F. John
die Malerei der Alten, B. 1836. 8. s. Knierim die Harzmalerei der Alten,
Lpz. 1839. [Ders. die endlich entdeckte wahre Malertechnik des Alterth.
u. des Mittelalters 1845. Roux die Farben, ein Versuch uber Technik
alter und neuer Malerei, Heidelb. 1824.]
4. Eine Malerin mit Palette u. Pinsel, welche eine Dionysos-Herme
copirt, M. Borb. VII, 3. vgl. die Figur der Malerei in Pompeji, woriiber -
Welcker Hyp. Rom. Studien S. 307. [Ein Maler am Bildniss einer vor
ihm sitzenden Person arbeitend, in scherzhafter Behandlung. Archaeol.
Zeit. IV. S. 312, schon abgebildet als Vignette Mazois R. de P. II. p. 63.
Die Staffelei orifices,
5. Ueber die Tafelgemalde, auch auf ganzen Reihen von Tafeln (his
interiores templi parietes vestiebantur, Gic. Verr. IV, 55 tabulae pictae pro
tectorio includuntur, Digest. XIX, 1, 17, 3. vgl. Plin. XXXV, 9. 10. Jacobs
zu Philostr. p. 198), Boettiger S. 280 und iiber das Vorherrschen derselben
R. Rochette Journ. des Sav. 1833. p. 363 ff. G. Hermann de pictura
parietum, Opusc. V. p. 207. Letronne Lettres d'un Antiquaire sur Temploi
de la peinture hist, murale P. 1836. 8. Appendice aux Lettres d'un
452 Technik der bildenden Kunst. [319]
Antiqu. 1837. R. Rochette Peintures ant. precedees de rech. sur Temploi
de la peint. dans la decoration des edifices P. 1836. 4. Welcker in der
Hall. Litt. Zeit. 1836. N. 173 ff. [R. Rochette Lettres archeol. sur la
peint. des Grecs I. P. 1840. 8.] Doch ist der Stucco im Innern des The-
seion eine sichre Sache (Semper Ueber vielfarb. Arch. S. 47); auf diesem
miissen sich die Schlachtenbilder Mikon's befunden haben. Eben so malte
Panaenos ohne Zweifel auf das von ihm aufgetragne tectorium im T. der
Pallas zu Elis. Plin. XXXVI, 55. vgl. XXXV, 49. Solches sind Tempel,
welche vnb TCOV ccyK&dov ypaqoscov xaroiTrsTrotxt/lTort, Platon Euthyphr.
p. 6. vgl. Lukian de conscr. hist. 29. [Dass das Zeugniss des Lukian
hierher nicht gehort, bemerkt R. Rochette Peint. ined. p. 198.]
Graber verbot schon Solon (Gic. de legg. II, 26) opere tectorio
exornari, d. h. offenbar, auszumalen. Ein von Nikias bemaltes Grab,
Paus. VII, 22, 4. vgl. 25, 7. II, 7, 4. Wandgemalde von Polygnot und
Pausias zu Thespiae, Plin. XXXV; 40. Ueber die Wandmalereien in
Italien §. 177, 3; diese ubten die Griechen Damophilos u. Gorgasos am T.
der Ceres^ so wie Fabius am T. der Salus (oben §. 182. A. 2. vgl. Niebuhr
R. G. III. S. 415).
6. In Herculanum ist gewohnlich die Grundfarbe a fresco, die
ubrigen a tempera. Ueber jene Art zu malen (fV vygots) Plut. Amator. 16.
Letronne Peint. mur. p. 373. Vitruv VII, 3. Plin. XXXV, 31. Pictura in
textili, Cic. Verr. IV, 1. vgl. §. 209, 5. Technik der Wandmalerei in
Pompeji, G. Bevilacqua Aldobrandini, Progresso della scienze VII. p. 279 ff.
(nicht enkaustisch, Wasserfarben auf geglattetem Bewurf, keine thierischen
u. Pflanzenfarben, bios in gouache). R. Wiegmann die Malerei der Alten
in ihrer Anwendung und Technik. Hannover 1836. 8. vgl. Klenze Aphorist.
Bern, auf einer Reise nach Griechenland 1838. S. 586 ff. (nur die erste
Art a fresco, Auftrag auf der fertigen Tiinche, im Alterthum gebraucht,
nie die zweite, Benetzen mit Kalkwasser, u. die dritte, theilweiser Auftrag
des obersten Kalkgrundes).
7. Plin. XXXV, 11. 36, 18. Ueber die Lasurfarbe (aus Asphalt?)
Goethe's Farbenl. II. S. 87. Im Malen des Lichts sind den Alten weder
kraftige Feuerscenen (wie der Brand des Skamandros, Philostr. I, 1) [die
Blitzgeburt der Semele I, 14] , noch mildere Effekte abzustreiten (wie z. B.
das Pompej. Bild, bei R. Rochette M. I. I, 9, ein angenehmes Dammer-
licht im Hintergrunde zeigt). Doch ist dergleichen auf alten Bildern selten.
Am genauesten analysirt ist die sog. Aldobrandinische Hochzeit
(§. 140. A. 3), 1606 auf dem Esquilin ausgegraben, leicht und dunn, abef
mit sehr feinem Sinne fur Harmonie und Bedeutung der Farben gemalt,
jetzt im Vaticanischen Museum. — Die Aldobrandinische Hochzeit, von
Boettiger (antiquarisch) u. H. Meyer (artistisch). Dresden 1810. L. Biondi,
Diss. dell' Ace. Rom. I, p. 133. G. A. Guattani I phi celebri quadri
[320] Enkaustische Malerei. 453
riuniti nell' apartem. Borgia del Vaticano. R. 1820. f. [tv. 1 mil einigen
Verschiedenheiten von Meyer.] Gerhard, Beschr. Roms II, II. S. 11. Zur
Literatur der alien Malerei: Dati della pittura ant. F. 1667. 4. Jo. Scheffer
Graphice. Norimb. 1669. H. Junius de pictara veterum. Roterod. 1694. f.
und die §. 74. A. genannten Schriften. Diirand, Turnbull [a treatise of
anc. painting L. 1740 f. wegen der achtzehn gezeichneten, jetzt meist un-
bekannten Gemalde wichtig], Requeno. Riem. [G. Schoeler die Malerei be*
den Griechen, Lissa 1842. 4. Ders. fiber Farbenanstrich und Farbigkeit
plastischer Bildw. Danzig 1826. 4, voll Einsicht. Fr. Portal des couleurs
symboliques dans Fantiqu., le moyen age et les terns mod. P. 1837.]
c. Enkaustische Malerei.
320. Ein sehr ausgebreiteter und besonders fiir Thier- 1
und Blumenstucke [?] , wo Illusion mehr Hauptsache war als
bei Gotter- und Heroengemalden , angewandter Zweig der
alten Malerei (§. 139. 140) Avar die Enkaustik oder ein-
gebrannte Malerei. Man unterschied drei Arten: 1. Das 2
blosse Einbrennen von Umrissen auf Elfenbeintafeln mit dem
Griff el. 2. Das Auftragen von farbigem Wachs , welches 3
man von aller Art in Kastchen geordnet hatte, gewohnlich
auf holzerne Tafeln (aber auch auf gebrannten Thon), mit
Hu'lfe gluhender Stifle, worauf ein Vertreiben und volliges
Einschmelzen derselben folgte (ceris pingere et picturam inu-
rere). 3. Das Bemalen der Schiffe mit Pinseln , die in 4
fliissiges, mit einer Art Pech vermischtes Wachs getaucht
wurden, welches der Aussenflache der Schiffe nicht bios einen
Schmuck , sondern zugleich einen Schutz gegen das Meer-
wasser verschaffen sollte. Mit diesern geringen Ergebnisse aus 5
den Stellen der Alten miissen wir uns begmigen, da die
Versuche, die verlorne Kunst der Enkaustik zu erneuern, bis
jetzt noch kein ganz befriedigendes Resultat gewahrt zu haben
scheinen. [Eine sehr wichtige Anwendung der Malerei war 6
seit alter Zeit die, wofur in der neuesten der Ausdruck
Lithochromie gebildet worden ist, die zu den Verzierungen
der architektonischen Glieder in verschiedenen , aber stets
ungemischten Farben diente, und entweder auf den Marmor
oder auf den ubertiinchten Kalkstein, Poros oder M&og nwQivog
angebracht wurden. Ein besonderer Zweig davon war die
454 Technik der bildenden Kunst. [320]
ia (wie irai%flfQctq)fa$ nicht vorn Schreiben zu ver-
stehn); auch die ida^aGrQo^Qafffig schliessen sich an.]
2. Encausta pingendi duo fuisse genera antiquitus constat, cera, et
in ebore (also ohne cera) [?] cestro i. e. veruculo , donee classes pingi
coepere. Plin. XXXV, 41. Letronne Journ. des Sav. 1835. p. 540 ver-
bindet cera, et in ebore cestro (vericulo), nicht richtig; wenn cera nicbt
cestro ist, so fehlt der Gegensatz gegen das Folgende.
3. Enkaustisch gemalt werden Tafeln, wie die des Pausias, auch
Thuren (G. I. 2297, dagegen Wande und Decken auf andre Weise), Tri-
glyphen, namlich holzerne (cera caerulea Vitruv IV, 2), Lacunarien, friiher
wohl mit einfachen Ornamenten (wie in den Athenischen Tempeln), seit
Pausias mit Figuren, Plin. XXXV, 40 (solche Gemalde KOVQUS, syxovQixs,
Hesych, vgl. Salmas. ad Vopisc. Aur. 46). Figlinum opus encausto pictum.
Plin. XXXVI, 64. Ueber die loculatae arculae, ubi discolores sunt cerae,
Varro de R. R. Ill, 17, das gccpdiov diunv^ov Plut. de num. vind. 22,
v.KvrrJQiov Digest. XXXIII, 7, 17. Tertull. adv. Herm. 1. XQulvtiv ist
nach Timaeos Lex. Plat, das Auftragen, ccnoxQuivstv das Vertreiben der
Farben; doch bedeutet bei Platon, Staat IX. p. 586, anoxQaivsiv viel-
mehr die Farbenreflexe auf den Korpern. 'Eyxav.uara a-r?x7r/lvroi>
ygacprjs, Plat. Tim. p. 26. KTJQOXVTOS yQatpri noch im Byzant. Reiche,
Du Gauge Lex. Graec. p. 647 f., vgl. Euseb. V. Const. Ill, 3. G. Hermann
nimmt mit Letronne an, dass nach Plinius die Enkaustik ohne Pinsel war.
ygucpsiv dia nvgog, colores urere. Nach Letronne Lettres d'un Antiqu.
p. 385 gafidiov Pinsel, SiunvQov, wegen der Holle, wo es bei Plutarch
vorkommt; offenbar falsch. [Vgl. auch Appendice aux Lettres d'un ant.
p. 104 ff. Die Schneidersche Erklarung dagegen vertheidigt auch G. Jahn
Acta Societ. Graec. I. p. 341.] Derselbe gegen Welcker's Enkaustik in Ger-
hard's Hyperbor. Studien S. 307. Enkaustik mit dem Pinsel nach Klenze
Aphorist. Bern. S. 606; offenbar falsch, gegen die Geschichte von Pausias
in Thespiae. [Den letzten dieser schriftlichen Zusatze hatte der Verf. bei
naherer Prufung schwerlich stehn gelassen. Was Klenze bier behauptet
ist nicht anders zu denken und die Geschichte von Pausias lasst sich so
.erklaren, dass sie damit sich vertragt. Die ho'here Art der Enkaustik,
welche Polygnot, Nikanor, Archelaos neben ihrer Hauptgattung und aus-
schliessend eine Reihe von beruhmten Kunstlern iibte, die Plinius von den
grossen Temperamalern absondert, um dann die geringeren Meister in
beiden Arten gemischt zu verzeichnen, war, wie in der Hall. A. L. Z. 1836.
Oct. S. 149—160, wenn die Uebereinstimmung aller Textstellen nach un-
befangner Auslegung etwas beweist, allerdings gezeigt ist, Pinselmalerei
mit nassen, kalten, in vielen kleinen Fachern eines grossen Hastens ge-
haltnen Farben, bei deren Ansetzung Wachs, unbekannt in welcher auf-
losenden oligen Verbindung, gebraucht wurde, worauf das Einbrennen
[320] Vasenmalerei. 455
tmd damit die Verschmelzung der Farben, das %Qctivsiv xai
die Erhohung und Abschwachung des Tons, das Regeln der hellen und
dunkeln Tone vermittelst eines iiberhin gehaltenen und gefiihrten, unten
angegluhten Stabchens (gafidiov SIKTIVQOV , xavTrJQiov] erfolgte. Tim.
Lex. V. xQctivsiv — TO XQCO&IV 8ta TOV QaftSiov. Zum Auftragen der
Farben konnte doch ein Gluhstab nicht dienen, und das oestrum, welches
Hirt einmischte, gieng nur das Elfenbein an. So wurde durch die auf das
Malen selbst (wie das Ciseliren der Toreuten auf das Treiben oder Giessen
der Figuren) folgende enkaustische Verfahren Schmelz, Transparenz, Tiefe
der Scbatten befordert und auf Effect und Illusion hingewirkt. Im Groben
dasselbe Vrerfahren, wenn man sich der Wacbskerzen bediente zum Ueber-
arbeiten und Ausgleichen des an den Wanden und den nackten Marmor-
statuen mit dicken Pinseln (ibergestrichenen geschmolznen Wachses,
Plin. XXXIII, 40.]
4. Scbiffsmalerei. §. 73. Inceramenta navium Liv. XXVIII, 45.
Krjoos unter den Mitteln zum Schiffbau. Xenopb. RP. Athen. 2, 11. Von dem
Peeh Plin. XVI, 23. KygoyQayiK an dem Seeschiff Ptolemaeos des IV., Athen.
V. p. 204. [Aeschylus in den Myrmidonen vermuthlich vom Hippalektryon
am Schiffe des Hektor y.^Qo^oio^evrcov cpKQpancov nohvg TIOVOS, wie
So Hipponax vom Schiffsmaler Mimnes: instra /uaA-91^ TTJV
.] — Malerei auf Goldgrund aus dem Alterthum Letronne
p. 556. Navis extrinsecus eleganter depicta, Appulej. Flor. p. 149. Von
den Flotten Plin. XXXVI, 31. Dieselben cerae, aber die Art anders.
5. Caylus Mem. de 1'Ac. des Inscr. XXVIII. p. 179. Walter Die
wiederhergestellte Malerkunst der Alten. Die Farben, ein Versuch uber
Technik alter und neuer Malerei, von Roux. Heidelb. 1824. 8, vgl. Kunst-
•blatt 1831. N. 69 f. Montabert Traite complet de la peinture. P. 1829.
T. VIII.
[6. Einiges uber die Art der Farben und ihres Auftrags bei Voelkel
Archaol. Nachl. S. 81 f. Hall. L. Z, a. a. 0. S. 150. Klenze Aphorist.
Bemerk. S. 556. 560. 587. In der 1836 gefundnen Inschrift in Betreff der
Arbeiten am Tempel der Polias in Athen: iv^avri) TO XV/J,(XTIOV ^VKI^KVTI
TO tnl TCO iniGTvlia* TW WTC? v.. r. \. An Metopen und Friesen wurden so auch
Figuren gemalt und solche, nicht marmorne, scheint dieselbe Inschrift von<
dem Fries des Erechtheum zu meinen: 6 'EkevGiviccxos li&o$ TCQOS eo TK
£co« (obgleich £<oov keineswegs ein Gemalde gewohnlich oder vorzugs-
weise bedeutet), vgl. Wiegmann die Malerei der Alten S. 134 ff. Letronne
im Journ. des Sav. 1837. p. 369. Gemalte Stelen bei Stackelberg Graber
Tf. 5. 6, drei aus dem Peiraeus abgebildet im Kunstbl. 1838. N. 59. Auf
einer Vase aus Vulci ist eine Stele, woran der Maler gelbliche Palmetten
auf weissen Grund malt, Gerhard Festgedanken an Winckelmann B. 1841.
Tf. II, 1 und Mus. Gregor. II, 16, 1.]
456 Technik der bildenden Kunst. [321]
d. Vasenmalerei.
1 321. Die eigenthumliche Technik der Gefassmalerei,
welche mit Griechischen Sitten und Gebrauchen so eng zu-
sammenhing, dass sie auf die Romische Welt nicht iiber-
gehen konnte, gait doch bei den Griechen selbst kaum fur
einen eignen Kunstzweig, da von Vasenmalern nirgends mit
Auszeichnung eines Einzelnen die Rede ist, aber setzt nur
um desto mehr den Kunstgeist der Griechischen Nation ins
Licht, der auch an so geringen Waaren seine Herrlichkeit
2 entfaltet. Bei dieser Gefassmalerei verfuhr man, wenn man
sorgfaltiger verfuhr, so, dass man die schon einmal leicht ge-
brannten Gefasse mit der gewohnlich angewandten schwarz-
braunen Farbe mit raschen Pinselstrichen iiberfuhr, und dann
3 noch einmal in eine gelinde Hitze brachte. Diese schwarz-
braune, schwach spiegelnde Hauptfarbe scheint aus Eisenoxyd
bereitet worden zu sein; eine dunnere Auflosung desselben
Stoffs ergab, wie es scheint, den mattglanzenden rothlichgelben
Firniss, der an den nichtbemalten, oder ausgesparten, Stellen
allein die Farbe des Thons iiberzieht. Bunte Farben, an ge-
gitterten Gewandern, Blumenarabesken u. dgl., sind erst nach
4 Vollendung des Brennens als Deckfarben aufgesetzt worden.
Dies schien den Griechen die fur Gefassmalerei zweckmassigste
Technik; das rohere Verfahren bei den sogenannten Aegyp-
tischen Vasen hielt sich nur als Antiquitat; und das Auf-
setzen der schwarzen Figuren auf einen weissen Grund (solche
Gefasse finden sich hin und wieder in Griechenland, auch in
5 Volci) scheint nur kurze Zeit Mode gewesen zu sein. Auch
fmdet man hin und wieder, besonders in Attica, Gefasse, welche,
ganz nach Art der Wande, mit bunten Farben auf einer
weissen Unterlage gemalt sind, und andre, die auf demselben
' Grunde blosse Umrisslinien zeigen.
1. 8. hierzu oben §. 75. 99. 143. 163. 177. 257. Dass auch Gefasse
fur den Gebrauch bemalt wurden, sieht man aus Vasengemalden selbst,
wo gemalte Krateren und Kriige getragen werden (vgl. Alkaeos fragm. 31
i, Demosthenes de f. leg. p'. 464. Bekk. ol ras aAa/3acr^o-
, allmahlig scheint ihr Gebrauch indess auf Preise, Ge-
schenke, Zimmerschmuck und Graber (§. 301) beschrankt worden zu sein.
Der Kreis der Gegenstande zieht sich darum auch in Unteritalien immer
mehr auf Bacchische zusammen. S. Lanzi De1 vasi ant. dipinti diss. 3,
[321] Vasenmalerei. 457
fiber die Bacchanale die zweite, Opuscoli raccolti da Accad. Italiani. I. F.
1306. — Ein Verzeichniss von Maler-Namen von den Vasen (besonders
von Volci) gibt R. Rochette Lettre a Mr. Schorn, Bulletin des sc. hist.
1831. Juin. [2. Ausg. 1845. p. 1—83, vermehrt von Welcker N. Rhein.
Mus. VI. St. 2.] Vgl. Comment. Soc. Gott. rec. VII. p. 92. 117.
2. Dass die Gefasse, da man sie malte, nicht mehr weich waren,
beweist besonders die Art der ofter vorkommenden eingeritzten Linien,
wodurch der Maler seine Hand bei einem sorgfaltigeren Verfahren leitete
(s. de Rossi in Millingen's V. de Gogh. p. IX.), so wie das Korperliche
der Farbe iiber der Oberflache der Vase. Dass man Patronen bei der
Zeichnung der Umrisse gebraucht, hat viele Griinde gegen sich.
3. S. Luynes, Ann. cl. Inst. IV. p. 142 ff. Vgl. Hausmann de con-
fectione vasorum, Comment. Soc. Gott. rec. V. cl. phys. p. 113 (wo Asphalt
und Naphtha als Farbenmaterial angenommen wurden; doch entscheidet
sich der Verf. jetzt auch fiir den Gebrauch des Eisens). Jorio Sul metodo
degli ant. nel dipingere i vasi. [Napoli 1813.] Brocchi Sulle vernici, Bibl.
Ital. VI. p. 433. [Haus dei vasi Greci, Palermo 1823, de Rossi bei Millingen
Vases de Coghil. p. I-XX. Kramer iiber den Styl und die Herkunft der
Griech. bemalten Thongefasse B. 1837. F. Thiersch iiber die Hellenischen
bemalten Vasen, Miinchner Denkschr. IV, 1 der 1. Klasse. Lenormant
Introduction a Fetude des vases peints. 1 Partie P. 1845. 4, aus der
Elite des mon. ceramogr. besonders abgedruckt. Ein Vasenfabrikant in
der Arbeit, Kylix aus Tarquinii, Gerhard Festgedanken an Winckelmann
B. 1841. Tf. II, 3.]
5. Von sehr schonen Vasen mit bunten Bildern Bull. d. Inst. 1829.
p. 127. Bunte Vasen von Centorbi Bull. d. I. 1833. p. 5. [R. Rochette
Peint. ant. pi. 8—10.] Proben von Vasen mit Linearzeichnungen bei
Maisonneuve Introd. pi. 18. 19. Cab. Pourtales pi. 25. Vasengemalde
mit einzelnen Theilen in Relief, Cab. Pourtales pi. 33 (aus Athen), Mus.
Blacas pi. 3, [nicht selten auch in Neapel und Sicilien.] Athen. V, 200 b-
spricht auch von mit bunten Wachsfarben gemalten Gefassen in
Alexandreia. Von gemalten Vasen aus einer Katakombe Alexandra's er-
zahlt Minutoli, Abhandl. Zw. Cykl. I. S. 184. Vasen werke: Picturae
Etr. in vasculis nunc primum in unum coll. illustr. a J. B. Passerio. 1767.
1770. 3 Bde. f. Antiquites Etrusques, Grecques et Rom. tirees du cab.
kde M. Hamilton a N. 1766. 67. 4 Bde. f. -Text von Hancarville, auch
Englisch. Coll. of engravings from anc. vases mostly of pure Greek work-
manship discov. in sepulchres in the kingd. of the two Sicilies — now in
the poss. of S. W. Hamilton, publ. by W. Tischbein, von 1791 an, 4 Bde. f.
Text von Italinsky, auch Franzosisch. [99 Flatten zu einem 5. Bande
458 Technik der bildenden Kunst. [322]
gingen 1843 durch H. Steuart nach London nebst einer Anzahl zur Tisch-
beinschen Odyssee bereits gestoclmer Tafeln.] Manche einzelne Blatter
oder kleinere Sammlungen von Tischbein (Reiner's Yasen). Peintures de
vases ant. vulg. app. Etrusques tirees de diff. collections et grav. par
A. Clener, ace. d'expl. par A. L. Millin, publ. par Dubois Maisonneuve.
P. 1808. 2 Bde. f. Descr. des tombeaux de Canosa par Millin. P. 1816. f.
Millingen Peintures ant. et ined. de vases Grecs tirees de diverses col-
lections. R. 1813. Dess. Peint. ant. de V. Gr. de la coll. de Sir J. Goghill.
R. 1817. Al. de Laborde §. 264. A. 1. Coll. of fine Gr. vases of James
Edwards. 1815. 8. [Moses] Vases from the coll. of Sir H. Englefield. L.
1819. 4. Inghirami Mon. Etr. (§. 178) Ser. V. Vast fittili. [4 Vol. 1837,
400 Stuck.] G. H. Rossi Vasi Greci nella copiosa raccolta di — Duca di
Blacas d'Aulps, descr. e brevemente illustr. R. 1823. Panofka §. 262. A. 3.
Werk von Stackelberg fiber Attische Vasen verheissen, [in die Graber der
Hellenen ubergegangen.] Einzelnes herausgegeben von Remondini, Arditi,
Visconti u. A. [Vases Etr. du prince de Canino R. 1830. f. m. 5 Tf. Mus.
Gregor. II. tv. 1 — 100. Raf. Politi Esposiz. di sette vasi Sicoli-Agrigent.
Palermo 1832. 8, Cinque vasi di premio — nel Mus. di Palermo 1841. 4,
u. eine Reihe einzeln in Girgenti, Palermo herausgegebener Vasen, N. Maggiore
Mon. Sicil. ined. fasc. 1. 1833 f. Gerhard Auserlesene Griech. Vasenbilder,
hauptsachlich aus Etrurien, I. Bd. Gotterbilder 1840. II. Heroenbilder 1843.
IV. noch unvollendet. Trinkschalen des K. Museums 1840. Mysterien-
vasen 1839. Etr. u. Campan. Vasen des k. Mus. 1843. Apulische Vasen-
bilder des k. Mus. zu B. 1845. f. m. Vases peints du Due de Luynes. P.
1840. f. (Ann. d. Inst. XII. p. 247.) Le Normant u. de Witte Elite des
mon. ceramographiques P. seit 1844. T. I. II. III. 0. Jahn Vasenbilder
Hamburg 1839. 4. Vom Prof. Roulez in Gent seit 1840 Melanges de phi-
lol. d'hist. et d'antiquites , meist Vasen, aus den Bulletins de TAcad. de
Bruxelles T. V-XIII. ausgezogen, fasc. 2—5 bis 1846. Descr. dei vasi rin-
venuti nelle escavaz. fatte nell1 Isola Farnese per ordine di S. M. Maria
Cristina — di Second. Campanari. R. 1839. 4, Bull. 1840. p. 12. Vasen
aus den Grabern von Pantikapaeon (Kertsch) in Dubois Voy. en Crimee
IV. Sect. pi. 7-15, eine mit SENO&ANTOZ EHOIHZEN A®HN.
(Bull. 1841. p. 109) und eine pi. 13 mit dem Fackellauf um einen Altar,
also wohl
2. Zeichnung durch Zusammeiifiigung fester Stoffe,
Mosaik.
1 322. Mosaik, im weitesten Sinne des Worts jede Arbeit,
welche durch Aneinanderfugung von harten Korpern eine
[322] Mosaik. 459
Zeichnung oder Malerei auf einer Flache hervorbringt , um-
fasst folgende Arten: 1. Fussboden, welche aus geometrisch
zugeschnittenen und verkitteten Scheiben verschiedenfarbiger
Steine gebildet werden, pavimenta sectilia. 2. Fenster aus 2
verschiedenfarbigen Glasscheiben , welche wenigstens dem
spatern Alterthum bekannt gewesen zu sein scheinen. 3. Fuss- 3
boden, welche mil kleinen Wurfeln aus Steinen, die eine
farbige Zeichnung bilden, belegt sind, dergleichen im Alter-
thum nicht bios in Zimmern, auch in Hofen und Terrassen
anstatt des Pflasters gebrauchlich waren, pav. tesselata, litho-
strota, dcinfda tv «^«x/crxo/c. 4. Die feinere Mosaik, welche *
eigentlichen Gemalden moglichst nahe zu kommen sucht, und
gewohnlich gefarbte Stifte aus Thon oder lieber Glas , in
prachtigern Werken jedoch auch das, wo es Nachahmung viel-
facher Localfarben galt; sehr kostbare Material wirklicher
Steine anwendet, crustae vermiculatae, auch lithostrota ge-
nannt. Sowohl aus Stein- als Thonwurfeln wurden schon
in Alexandrinischer Zeit herrliche Werke der Art gearbeitet
•(§. 163, 6). Anwendung von Glaswurfeln zur Zimmer-
verzierung kommt erst in der Kaiserzeit vor, in welcher diese
Mosaik immer rnehr gesucht (§. 190. A. 4. 212, 4), auch
auf Wande und Decken iibertragen, und in alien Provinzen
geiibt wurde (§. 262, 2. 263, 1), daher es auch jetzt an
Denkmalern dieser Gattung, unter denen einige vortrefflich
zu nennen sind, keineswegs mangelt. 5. Zusammengeschmol- 5
zene Glasfaden, welche im Durchschnitt immer dasselbe hochst
zarte und glanzende Bild geben. 6. In Metall oder einem 6
andern harten Stoffe werden Umrisse und vertiefte Flachen
eingeschnitten, und ein andres Metall oder Email hineinge-
schmolzen, so dass Bilder daraus hervorgehn, das sogenannte
Niello. Wie diese Arbeit zunachst.auf den Kupferstich fuhrt: 7
so scheint auch eine gewisse Art desselben, ein leicht verviel-
faltigter Abdruck von Fignren, als eine vorubergehende Er-
scheinung dem Alterthum nicht unbekannt geblieben zu sein.
1. Ueher das pictum de musivo (der Name, von Museen entlehnt,
zuerst bei Spartian Pescenn. 6. Trebell. Trig. 25). vgl. Gurlitt S. 162 ff.
Ciampini, Furietti (§. 212. A. 4), Paciaudi De sacris Christian, balneis,
Cam. Spreti Compendio istor. dell' arte di comporre i.musaici. Rav. 1804.
L. Bossi Lett, sui cubi di vetro opalizzanti degli ant. musaici. Mil. 1809.
460 Technik der bildenden Kunst. [322]
Vermiglioli Lezioni I. p. 107. II. p. 280. Gurlitt Ueber die Mosaik (1798)
Archaeol. Schr. S. 159. Hirt, Mem. de Berlin 1801. p. 151.
Zur ersten Art gehoren auch die Lacedaemonii orbes, auf welche der
ubermiithige Reiche den gekosteten Wein spritzt. Juv. XI, 172, die parietes
pretiosis orbibus refulgentes, Seneca Ep. 86 und ofter, die gegen die Natur
des Steins eingesetzten maculae, Plin. XXXV, 1. Wahrscheinlich gehort
das Alexandrinum marmorandi genus hierher, Lamprid. Al. Sev. 25. Die
pav. sectilia waren oft der neuern Florentinischen Mosaik, lavoro di com-
messo, ahnlich.
2. Prudent. Peristeph. hymn. 12, 45. Doch ist die Stelle nicht
ganz klar. Vgl. A. 4.
[3. Eine Backsteinsaule mit farbiger Glasmosaik iiberzogen wurde
1837 in Pompeji gefunden, s. Zahn's Ornamente alter class. Kunstepochen
Tf. 60.]
4. Alles geht hier von Fussboden aus, daher die Nachbildungen ,des
Kehricht (asaroti oeci, §. 163, 6, vgl. Statius S. I, 3, 55; asarotici lapilli,
Sidon. Apoll. C. XXIII, 57; em schemes asarotum, von Herakleitos, 1833
in Rom gefunden, §. 209. A. 1); die aus Maeander-Verzierungen hervor-
gehenden Labyrinthe (Salzburger Mosaik §. 412. A. 1) u. dgl. ' Avftivct
T<av sSacpdiv im Pallast Demetrios des Phalereers, Athen. XII, 542. Die
Mosaik aus Glaswiirfeln bezeichnet Plin. XXXVI. 64 durch vitreae camerae;
darauf geht Statius S. I, 5, 42: effulgent camerae vario fastigia vitro, vgl.
Seneca Ep. 90. Bekannte Mosaikarbeiter (musivarii; im Theodos.
codex von den tesselariis geschieden) ausser Sosos, Dioskurides und Hera-
kleitos, (§. 209. A. 1) [auf dem feinen Asaroton aus Villa Lupi im
Lateran .... trog rj^yccGccro, und der andre Theil des Namens soil noch
bei dem Erganzer sein, §. 209. A. 1], Proklos und J. Soter (Welcker
Rhein. Mus. fur Phil. I, 2. S. 289), Fuscus in Smyrna (?Marm. Oxon.
II, 48), Prostatios? (Schmi3t Antiq. de la Suis«e p. 19). Beruhmte
Mosaiken ausser den §. 163 genannten: 1. die Praenestinische, von einem
Tribunal (vgl. Johannes Ev. 19, 13), schwerlich die Sullanische (Plin.
XXXVI, 64), eine naturhistorische und ethnographische Darstellung Aegyptens.
Del. Jos. Sincerus, sc. Hieron. Frezza 1721. Bartoli Peint. ant. 34. vgl. Mem.
de 1'Ac. des Inscr. XXVIII. p. 591. XXX. p. 503. L. Gecconi Del pavimento
in mus. rinv. nel tempio d. Fortuna Prenest. R. 1827, dagegen G. Fea L'Egitto
conquistato dall' Imp. Gesare Ott. Aug. sopra Cleopatra e M. Ant. rappr. nel
musaico di Palestrina. [R. 1828. 4. Treffende Erklarung, die sich von alien
Seiten bestatigt. So ist in Pompejanischen Gemalden §. 351. A. 4 die
Aufnahme der lo von Aegypten dargestellt. Den Octavian als Eroberer
Aegyptens vermuthete auch Visconti M. Piocl. VII. p. 92, ders. bei Laborde
[322] Mosaik. 461
Mos. dTtalica p. 90. Die beste Abbildung in Farben ist die von Bar-
thelemy in der 2. Ausg. seiner Abhandlung, die nur in dreissig Ex. ge-
druckt wurde; eine neue ist fiir die Geschichte der Malerei Bediirfniss.
Eine antike Gopie eines kleinen Theils ist in Berlin, nach Uhden in den
Schriften der B. Akad. fur 1825. S. 70 f.] Vgl. §. 436. 2. Die Capito-
linische Mosaik mit dem spinnenden Herakles von Antium, M. Gap. IV, 19.
3. Die in der Villa Albani, besonders fein ausgefuhrt, Herakles als Be-
freier der Hesione, Winck. M. I. 66. 4. Die aus der Tiburtinischen Villa
Hadrian's mit dem Panther- und Kentaurenkampf, in aed. M. Marefusci,
Savorelli del. Gapellani sc. [in der Ausfiihrung das schonste von alien, jetzt
in Berlin, Bull. 1845. p. 225; es ist in den M. d. I. fur 1847 erschienen.
Aus Villa Hadriana auch zwei bedeutende Stiicke im Quirin,alpallast , ein
kolossaler jugendlicher Kopf und eine Menge VCgel, durch Gerank ge-
sondert.] 5. Die aus Praeneste in Villa Barberini, die Entfuhrung der
Europa, Agincourt Peint. pi. 13, 8. 6. Die grosse Mosaik von Otricoli,
aus verschiedenen Feldern (Medusenkopf, Kentauren, Nereiden u. dgl.),
PG1. VII, 46 (andre 47—50). 7. Die Scenen der Tragodie und des Drama
Satyr, im PioGlem. Millin Dsscr. d'une mosaique antique du M. PG1. 1819. f.
8. Die grosse Mosaik von Italica (38 X 27 V* F., Musenkopfe u. Circus-
spiele) von Laborde, §. 262. A. 4, besonders genau bekannt gemacht. Vgl.
§. 424. A. 2. Mosaik von Toulouse §. 402. A. 3. Theseus u. Minotaur u. a. in
Pompeji, Bull. 1836. p. 7. Erhobene Mosaikarbeit, Welcker Zeitschr. fiir a. K.
S. 290 ff. [Das hier Nr. 1 angefuhrtePembrokscheMosaikrelief(Winckelm. W.3.
S. XXXIII) beschreibt und lobt Waagen Kunstw. in England II. S. 279 f. Die
Hesperide fehlt bei dem Hercules nicht. R. Rochette Peint. ined. p. 393—96.
427—30, vvo die Spes pi. 12 abgebildet ist. Ausser der Wiederholung von
dieser bei Caylus sah ich von einer andern den oberen Theil im Museum
zu Lyon 1841. An den beiden Figuren ehmals bei dem Erzbischoff von
Tarent, jetzt in der Sammlung Sant Angelo in Neapel aus Metapont sind
Pasten und Steine verbunden, vgl. Luynes Metaponte p. 37. Im Museum
zu Neapel sind jetzt von kleineren Mosaiken 28 Stuck aufgehangt; mehrere
solche sind im Vatican in Appartam. Borgia, eins der besten in S. Maria
in Trastevere, ein paar Enten u. a. Wasservogel eins in Wien, gegen
2 F. hoch, fiinf Krieger, wo von der vorderste eine Fackel schleudert, das
Kriegszeichen (Eurip. Phoen. 1386. c. Schol.), als nvgyogogj Arneth Be-
schreibung der zum k. k. Antiken-Cab. gehorigen Statuen u. s. w. S. 15.
Die Fussboden im Vatican in 9 Bl. fol. m. von verschiednen Zeichnern
und Kupferstechern ; einer aus Sentino in Munchen im hintersten Saal
der Vasen, Apollo im ovalen Thierkreis, unten die vier Jahrszeiten;
Mosaik Lupi, Bull. 1833. p. 81. Achilles den Hektor schleifend, 1845 in
Rom vor porta S. Lorenzo mit einem andern Fussboden gefunden, ganz
aus Steinchen; Poseidon und Amphitrite von Seerossen gezogen in Algier,
462 Technik der bildenden Kunst. [323]
Bull. 1846. p. 69. Artaud Hist, abregee de la peint. en mosaique Lyon
1835. 4 giebt ein Verzeichniss der Mosaike in Lyon u. im sudlichen Frank-
reich; die von Avenches in Schmitt Rec. d'antiquites de la Suisse 1771.4.
Secchi il Mus. Antoniano rappres. la scuola degli Atleti R. 1843. 4 (im
Lateran); W. Henzen Explic. musivi in villa Burghesia asservati, quo
certamina amphitheatri repraesentantur , R. 1845. 4, bei Tusculum 1834
entdeckt. Auf einem in London gefundnen Fussboden im Eastindiahouse
Bacchus auf dem Panther, feine Arbeit. Ein grosser Fussboden in Coin,
1844 gefunden, sieben Brustbilder von Weisen, worunter Sokrates und
Sophokles, in der Mitte Diogenes, s. Urlichs im N. Rhein. Mus. IV. S. 61 1 .
Juvaviensische Antiken, Salzburg 1816. 4. In Salzburg Theseus und
Minotaur, de* ofter in spateren Mosaiken vorkommt, s. 0. Jahn Archaeolog.
Beitr. S. 268 f. — Statius Silv. I, 3, 55. — varias ubi picta per artes
Gaudet humus superare novis asarota figuris.]
5. Winck W. II. S. 40. Klaproth u. Minutoli fiber antike Glas-
mosaik. B. 1815.
6. Ueber Aegyptische Metallmalerei §. 230, 4. An Gewandern von
Statuen §. 115. A. 2. 306. A. 3. Bronzetafeln mit Gemalden in ver-
schiedenen Metallen in Indien? Philostr. V. Apoll. II, 20. Reste alter
Schmelzarbcit, Voelkel's Nachlass S. 33. Ueber Niello-Arbeiten (pslav,.
Ducange p. 898) Fiorillo, Kunstbl. 1825. N. 85 flf. Boettiger Archaeol.
der Mai. S. 35. [Creuzer, Zeitschr. f. AW. 1843. S, 1076, in seinen
Schriften zur Archaeologie III. S. 552. 556. ff.] Ueber die Age mina- Arbeit
der barbaricarii (welche sonst Gewander aus Gold oder mit Gold ver-
fertigten) §. 311. A. 3. Ant. di Ercol. VIII. p. 324 [alia gemina oder da-
maschina das sogenannte Gefass des Mithridates im Capitol.]
7. Kaum erlaubt Plinius vielbesprochene Stelle XXXV, 2 von Varro's
bildlich vervielfaltigter, uberallhin versandter Ikonographie (munus etiam
diis invidiosum) an etwas Anders zu denken, als an abgedruckte Figuren.
Vgl. Martial XIV, 186. Becker's Gallus I. S. 192 ff. [vgl. §. 421. A. 4.
Kunstmus. zu Bonn S. 8 oder 2. Ausg. S. 5 f. Creuzer in der Zeitschr.
f. AW. 1843. N. 133 ff.]
II. Optische Technik.
l 323. Der Kiinstler strebt, durch Formung des gegebenen
Stoffes oder durch Auftragung von Farben dem Auge und
dem Geiste des Beschauers den Schein und die Vorstellung
[323] Optische Technik, Perspektive. 463
von Korpern zu gewahren, wie sie wirklich und natiirlich
vorhanden sincl. Am einfachsten erreicht er dies durch eine 2
vollige Nachbildung des Korpers in r under Form (rondo
bosso): zugleich mil dem grossen Vortheil, dass das Auge
nicht ein, sondern viele Bilcler oder Ansichten zu geniessen
erha.lt, unter welchen Bildern dem Kunstler jedoch immer,
und zwar noch mehr bei Gruppen , als einzelnen Statuen,
eins das wichtigste sein wird. Hierbei werden jedoch schon, 3
theils durch hohe Aufstellung, theils durch Colossalitat des
Bildwerks, Veranderungen der Form nothig gemacht, welche
der Standpunkt des Beschauers bedingt, dessen Auge den
Eindruck einer naturlichen und wohlgestalteten Form er-
halten soil. Verwickelter wird die Aufgabe, wenn die Natur- 4
formen, gleichsam auf eine Flache zusammengedriickt (welches
Verfahren immer in einer Unterordnung der Plastik unter
tektonische Zwecke semen Grund hat), sich in einem schwa-
cheren Spiele von Licht und Schatten zeigen sollen, als es
die runde Arbeit gewahrt; wie solches in den verschiedenen
Arten des Reliefs der Fall ist. Ein vollig optisches 5
Problem aber wird die Aufgabe, wenn durch Farbenauftrag
auf einer ebnen Flache eine Anschauung des Gegenstandes
erreicht werden soil, indem nur durch Darstellung der Flachen
des Korpers, wie sie von einem bestimmten Standpunkt,
grosstentheils verkiirzt und verschoben, erscheinen, und haupt-
sachlich durch Nachahmung der Lichterscheinungen an den-
selben, d. h. nur durch Beobachtung derperspektivischen
und optischen Gesetze, der Eindruck der Wirklichkeit her-
vorgebracht werden kann.
4. Die Alien scheinen in der Benennung der verschiedenen Arten
Relief (§. 27) keine ganz feste Terminologie gehabt zu haben. Zaov
uberhaupt Bildwerk, Figur; s. z. B. Platon Pol. p. 277. Vgl. Walpole
Memoirs p. 601. Zcoa nsQicpccvrj bedeutet bei Athen. V, 199 e. deutlich
runde Figuren (ahnlich £iU« nsQicpuv-^ Klem. Protr. p. 13); dagegen bei
demselben V, 205 c. nsQiyavrj £c6dtK Hautreliefs sind. Tlgowna (ngo^vnct
Athen. V, 199 e.) exrima stehen sich bei Plin. XXXV, 43 als Hautrelief
u. Basrelief entgegen, doch ist farvitu bei Plin. XXXVII, 63 u. Seneca
de benef. Ill, 26 uberhaupt Relief, [bei Plin. haben bessere Handschr.
prostypa als Relief uberhaupt oder flacher als ectypon.] Sonst sind rvirog,
K §. 237. A. 1, £KT£TV7t<o(i£vct tTti ST^Kr) Paus. VIII, 48, 3
464 Technik der bildenden Kunst. [324]
und tnsiQyKGfievcc iibliche Ausdrucke fur Relief. Vorspringende Thierkopfe
sind 7r0o'x0oG(>ot, itgorofjitti. Vgl. §. 324. A. 2.
1 324. Wenn nun auch die alte Kunst nicht von der
Auffassung des einzelnen optischen Bildes, vielmehr durchaus
von korperlicher Nachbildung ausging, und diese immer ihr
Prinzip blieb, so dass das Relief statuarisch, und die Malerei
zum grossen Theile reliefartig behandelt wurde: so mangelte
doch der Periode ihrer Vollendung die Beobachtung der per-
spektivischen Gesetze keineswegs ; welche schon bei Colossal-
2 statuen sehr in Anspruch genommen wurde. Beim Re-
lief befolgt die Kunst ursprunglich das Prinzip, jeden Theil
des Korpers in moglichst voller und breiter Ansicht darzu-
stellen ; die Entwickelung der Kunst fiihrt indess mannig-
faltigere Ansichten, und einen in der Regel massigen Gebrauch
3 von Verkiirzungen herbei. Wichtiger war, seit den Zeiten
des alten Kimon (§. 99, 1), die Perspektive fur die Malerei,
wodurch sich sogar ein besondrer Zweig perspektivischer
Malerei die Skenographie oder Skiagraphie, ausbildete, bei
welcher, trotz des Widerstrebens eines gelauterten Kunst-
urtheils, der Erreichung tauschender Effekte fiir fernstehende
und wenig kunstverstandige Betrachter die sorgfaltigere und
4 feinere Zeichnung aufgeopfert wurde. Im Allgeraeinen aber
gait den Alten immer die vollige Darstellung der Formen in
ihrer Schonheit und Bedeutsamkeit hoher, als die aus per-
spektivisch genauer Verkiirzung und Verschrankung der Fi-
guren hervorgehende Illusion, und del? herrschende Geschmack
bedingte und beschrankte die Ausubung und Entwickelung
jener optischen Kenntnisse und Kunstfertigkeiten , zwar nach
Kunstzweigen und Zeiten verschieden, in Staffeleibildern
weniger als in Reliefs und Vasen-Monochromen , in einem
spatern luxuriirenden Zeitalter weniger als in fruhern Zeiten,
aber im Ganzen doch in einem weit hohern Grade, als in
der neuern, den umgekehrten Weg nehmenden Kunstentwicke-
5 lung. Aus jenem Formensinne, welcher die Eurhythmie und
abgewogne Wohlgestalt mil Klarheit zu erkennen und in ihren
Feinheiten zu geniessen verlangt, folgt auch die, wenigstens
den erhaltenen Wandmalereien nach, geringe Rucksicht der
Alten auf Luftperspektive, d. h. auf die durch die
grossere oder geringere Schicht von Luft, welche das optische
[324] Optische Technik, Perspektive. 465
Bild des Gegenstandes durchmisst , hervorgebrachie Ver-
wischung der Umrisse und Verschmelzung der Farben, indem die
alten Maler offenbar die Gegenstande im Ganzen dem Auge
nahe zu halten oder einen klaren Aether als Medium zu denken
gewohnt waren. Daher auch Schatten und Licht im Ganzen 6
den alten Malern mehr zum Modelliren der einzelnen Figuren,
als zu Contrasten der Massen und ahnlichen Totaleffekten
bestimmt zu sein schienen.
1. Ein Hauptbeispiel 1st Phidias 01. Zeus §. 115, 1. Allgemeine
Zeugnisse Platon Sophist, p. 235 f. (welcher desswegen die Golossalbildung
zur yavTaoTtitrj, nicht zur slv.K6TiY.ri rechnet). Tzetz. Chil. XI, 381. Vgl.
Meister de optice fictorum, N. Comment. Soc. Gott. rec. VI. cl. phys. p. 154.
2. Das angegebene Prinzip bewirkt die sonderbare Stellung der
Aegyptischen (§. 229), so wie der Selinuntischen Relieffiguren (§. 90), nur
dass hier die Kopfe von vorn , dort im Profil erscheinen. Dagegen die
Relieffiguren auf den Attischen Grabsteinen (ol Iv rals GTrjlccig KKTK
yQctcprjv ^KTSTvncofisvot, Platon Symp. p. 193) ganz im Profil, wie durch
die Nase mitten durchgesagt, erscheinen. (Hier ist yQcccprj ein zartes Relief;
denn KccTccyQacprjv zu verbinden, ist schon desswegen unstatthaft, weil
catagrapha bei Plin. XXXV, 34 gerade das Gegentheil, namlich Ver-
kiirzungen, bezeichnet.) Auch in den Basreliefs am Parthenon erscheinen
noch bei weitem die meisten Figuren im Profil ; gewaltsamere Verkiirzungen
sind vermieden, und auch manche Verkiirzung, welche uns nothwendig
scheint, z. B. an den Schenkeln reitender Figuren, dem Streben nach
Eurhythmie der Gestalten aufgeopfert, §. 118, 3. Dagegen in den Haut-
reliefs von Phigalia sehr starke Verkiirzungen gewagt sind, vgl. §. 119, 3.
— In der Malerei habet speciem tota facies. Quint. II, 13, vgl. Plin.
XXXV, 36, 14.
3. Ueber Skeno- und Skiagraphie §. 107, 3. 136, 2. 163, 5. 184.
A. 2. 209, 3. Ueber Perspektive der Alten uberhaupt Heliodor Optik I, 14
{welcher schon das o^voyQcccpi^ov als dritten Theil der Optik bezeichnet,
desseri die Architekten und Golossalbildner nicht entrathen konnten), von
den Neuern Sallier sur la perspect. de Tanc. peinture ou sculpt., Mem. de
1'Ac. des Inscr. VIII. p. 97 (gegen Perrault), Gaylus, ebd. XXIII. p. 320.
Meister de optice vet. pictor., N. Gommentr. Soc. Gott. V. cl. phys. p. 175
(in manchen Punkten ungerecht), Schneider Eclog. phys. p. 407. Ann. p. 262.
Boettiger Archaeol. der Malerei S. 310. Dass die architektonischen An-
sichten der Herculanischen Mauergemalde Fehler enthalten (Meister p. 162),
beweist fast Nichts gegen die Studien wirklicher Kiinstler.
5. In der Tafelmalerei war Vieles anders. Hier zeigte sich, seit
0. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 30
466 Technik der bildenden Kunst. [324]
Parrhasioi, das ambire se der Umrisse. Dies bezeichnet wahrscheinlich
das Schwimmende und Flimmernde der Contouren, welches in der Natur
durch die wellenartige und streifige Natur des Lichts (oder durch die
Augenparallaxe? Berlin. Kunstbl. II. S. 94 ff.) entsteht.
6. S. oben §. 133. A. 2, aber auch 319. A. 7. Die Feinheit der
Bezeichnung des Schattens bei den Alten (lenis, levis u. dgl.) bemerkt
Beckmann, Vorratb n. A. I. S. 245. &&OQU GKIKS bezeichnet wohl Hell-
dunkel; ctno^mGig GKIKS Schlagschatten, §. 136. A. 1. — Man hielt auch
im Alterthum viel auf richtiges Aufhangen der Bilder (tabulas bene pictas
collocare in bono lumine, Cic. Brut. 75, 261) und richtigen Standpunkt
des Beschauers (der Maler selbst tritt beim Arbeiten oft zuriick, Eurip.
Hek. 802, vgl. Schaefer). Horaz Epist. ad Pis. 361 ff.
Zweiter Theil.
Von den Formen der bildenden Kunst.
§. 324.* Zu den Formen der Kunst gehort Zweierlei.
Erstens die bios kiinstlerische Form, welche die Natur
nicht vorbildet, gleichsam der Rahmen, den die Kunst um
ein Stuck der Natur spannt, um eine begrenzte und abge-
schlossene Darstellung zu gewinnen; diese Form wird, weil
sie an sich noch nicht Geist und Leben darstellt, mehr durch
mathematische Formen ihre Bestimmung erhalten und gleich-
sam die Vermittelung von Architektur und Plastik bilden.
Zweitens die durch Natur und Erfahrung dargebotenen
Formen, auf denen das innere Leben des Kunstwerks, die
Darstellung von geistigem Wesen beruht. Wir werden von
den Letztern ausgehn.
I. Formen der Natur und des Lebens.
A. Vom menschlichen Korper.
1. Allgemeine Grundsatze.
325. Die Hauptform der alten Kunst ist der mensch- i
liche Korper. Der Menschenkorper erschien den alten Grie-
chen als das nothwendige Gorrelat des Geistes, als der
natiirliche und einzige Ausdruck dafur. Wenn urspriinglich 2
die Auffassung der Naturereignisse und Localitaten, der mensch-
lichen Zustande und Eigenschaften als gottlicher Personen zur
Religion gehorte, und aus dem tiefsten Grunde der religiosen
Vorstellungen des Alterthums hervorging: so war spater, als
diese religiose Vorstellungsweise ihre Kraft verloren, die Dar-
stellung aller dieser Gegenstande in menschlichen Gestalten
reines Kunstbedurfniss geworden; und auch unabhangig von
Gultus und Glauben erschuf die Kunst fiir sich, ihren innern
Gesetzen folgend, eine uniibersehbare Zahl von Gestalten
468 Formen der bildenden Kunst. [326]
3 dieser Art. Bis in die spateste Zeit, selbst bis in die, wo
eine fremdartige Religion der fruhern Weltanschauung vollig
ein Ende gemacht hatte (§. 213. A. 2), blieb es Grundsatz
und Gharakter der Griechischen Kunst, den Ort einer Hand-
lung, die innern Antriebe, die befordernden und hemmenden
Verhaltnisse , personlich in menschlicher Gestalt hinzustellen,
und dagegen die aussere Naturerscheinung moglichst zusammen-
gezogen, fast nur als Attribut dieser Gestalten, zu behandeln.
1. Der Griechische Geist kennt nicht das sentimentale Verweilen
bei der Natur im Allgemeinen, die romantische Auffassung der Landschaft
(§. 436); er drangt ungeduldig zum Gipfel der korperlichen Bildung, zur
menschlichen Gestalt. Schiller iiber naive und sentimentalische Dichtung,
Werke Bd. XVIII. S. 232.
1 326. Wird dies, wie es die Natur des Factums fordert,
nicht als eine einzelne Aushulfe des Kiinstlers, sondern
als ein allgemeiner und durchgangiger Grundsatz der antiken
Kunst gefasst: so konnen wir schon daraus das Hauptprinzip
der Griechischen Kunst und eigentliche Grundgesetz der kunst-
2 lerischen Thatigkeit im Alterthum kennen lernen. Gewiss war
dies nicht ein Wiedergeben und unmittelbares Nachahmen
des ausserlich Erfahrenen, Geschauten, des sogenannten Rea-
len; sondern ein Schaffen von innen heraus, ein Erfassen
des geistigen Lebens, und Abdriicken desselben in der damit
3 natiirlich verbundenen Form. [§. 3. 419, 1.] Natiirlich
kann auch dies nicht stattfinden ohne liebevolle Nachahmung
des sinnlich Erscheinenden ; ja eben nur der innigsten und
feurigsten Auffassung dieser Form, des menschlichen Korpers,
erscheint sie als der allgemeine und erhabne Ausdruck eines
Alles durchdringenden Lebens. Aber das Ziel dieser Nach-
ahmung war nicht das Wiedergeben der einzelnen in die
Erfahrung getretenen Erscheinung, sondern der Ausdruck von
4 innerer Lebenskraft und geistigem Wesen. Eben deswegen
tragen 'die Bildungen der Griechischen Kunst von Anfang an
den Gharakter einer gewissen Allgemeinheit, und das eigent-
liche Portrat tritt erst verhaltnissmassig spat ein.
4. Hierin ist der Orient ganz unter demselben Gesetz begriffen, wie
das Griechische Alterthum, und die Kunst steht hier von individueller
Nachahmung noch ferner, der Gharakter der Formen ist ein noch allge-
meinerer, mehr architektonischer.
[327] Idealformen. 469
327. So wenig nun die Griechische Kunst in ihren 1
besten und echtesten Zeiten u'ber den gegebenen Naturkorper
hinaus Formen ersinnen zu konnen glaubte: eben so wenig
glaubte sie in ihrer Hauptrichtung , denn es gab zu alien
Zeiten auch Nebenwege (123, 2. 129, 5. 135, 3), das
von der Gestalt aufnehmen zu mussen, was uns im Ver-
haltniss zum innern Leben unwesentlich und als eine reine
Zufalligkeit erscheint; obgleich es wahr ist, dass auch dies in
seinem dunkeln Zusammenhange mil dem Gesammten einen
besondern Reiz und eigenthumlichen Werth (den der Indivi-
dualisirung) haben kann. Dagegen entwickelten sich in den 2
Griechischen Kunstschulen Formen, welche dem nationalen
Sinn und Gefuhl als die des vollendeten und ungestort ent-
wickelten Organismus, als die wahrhaft gesunden erschienen,
und darum im Allgemeinen der Darstellung eines hohern
Lebens zum Grunde gelegt wurden, die sogenannten Ideal-
formen. Einfachheit und Grossheit sind die Haupteigen- 3
schaften dieser Formen, woraus zwar keine Vernachlassigung
der Details, aber eine Unterordnung der Nebenpartieen unter
die Hauptformen hervorgeht, welche der ganzen Darstellung
eine hohere Klarheit verleiht. Theils als naturliche Modifi- 4
cation en dieser Grundformen, theils auch als absichtliche Ver-
bildungen erscheinen die verschiedenen Gharaktere, wodurch
das Leben in seinen mannigfachen Richtungen und Seiten
kiinstlerisch dargestellt wird. Wenn es daher nothig ist, auf 5
der einen Seite die Formen kennen zu lernen, welche dem
Griechischen Sinn als die allgemein richtigen erschienen: so
kommt eben so viel darauf an, sich der Bedeutung bewusst
zu werden, welche der Grieche in der besondern Bildung
eines jeden Theils wahrnahm.
3. Ueber diesen Grundsatz Winckelm. W. IV. S. 53, bestimmter
Emeric David Rech. sur Tart statuaire considere chez les anciens et chez
les modernes. P. 1805. Ausser den Forderungen des Kunstwerks im All-
gemeinen, welche auf klare Fasslichkeit und harmonisches Zusammenwirken
gehen, kommen hier auch die besondern Forderungen des Stoffes (§. 25, 2)
in Anschlag. Der todte Stoff vertragt weniger Mannigfaltigkeit von Details,
als der lebendige Korper zeigt; in eine starre spiode Masse iibertragen
erscheint Vieles storend und widrig, was im Leben vortheilhaft zum Ganzen
wirkt. Auch haben gewiss verschiedene Stoffe verschiedene Gesetze; es
470 Formen der bildenden Kunst. [328]
scheint nach einigen Fragmenten, dass in Bronze die Alten mehr von den
Adern und andern leisen Hebungen und Senkungen der Oberflache angaben
als im Marmor.
2. Charakter und Schonheit der einzelnen Formen.
a. Studien der alten Kiinstler.
1 328. Obgleich in Griechenland selbst die Aerzte, wie
viel mehr die Kiinstler, von Leichensectionen durch eine un-
2 iiberwindliche Scheu zuriickgehalten wurden; so eigneten sich
dagegen die Griechischen Kiinstler, durch die Gelegenheiten,
welche das gewohnliche Leben, besonders durch die gymnasti-
schen Schulen und Spiele, darbot (und auch eigentliche Mo-
delle fehlten ihnen nicht), bei einem hervorstechenden Talente
der Auffassung, welches durch Uebung zu einem wunderbaren
Grade gesteigert wurde, die lebendige, bewegte oder auf Be-
wegung hindeutende Menschengestalt unendlich genauer an,
als es jemals durch anatomische Studien geschehen kann.
3 Und wenn im Einzelnen einige Unregelmassigkeiten in ihren
Arbeiten wahrzunehmen sind: so sind doch im Ganzen die
Werke der Griechischen Kunst in demselben Grade genauer
und treuer in der Darstellung der Natur, als sie den besten
4 Zeiten naher stehn. Die Statuen vom Parthenon zeigen
darm die hochste Vollkommenheit, aber alles echt-Griechische
hat an dieser frischen Natiirlichkeit seinen Antheil ; wahrend
in manchen Werken Alexandrinischer Zeit die Kunst schon
prunkend und gewissermassen zudringlich wird, und bei R6-
mischen marmorariis eine gewisse Schule, die sich nur an das
Allgemeine halt, die Warme und Unmittelbarkeit eigner Natur-
5 studien ersetzt. Jene Meisterwerke zu wiirdigen, vollkommen
zu verstehen, ist auch das genaueste Studium der anatomischen
Wissenschaft zu schwach, well ihm die Anschauung des in
der Fiille des Lebens und dem Feuer der Bewegung seine
Herrlichkeit entfaltenden Korpers immer entgehn muss.
1. Kurt Sprengel, Gesch. der Arzneikunde I. S. 456 (1821), vermuthet
bei Aristoteles die ersten Zergliederungsversuche, und nimmt, S. 524, der-
gleicben unter den Ptolemaeern als sicher an. Nach Andern secirte selbst
Galen nur Affen und Hunde, und schloss daraus auf Menschen (nacb
Vesalius Bemerkung uber das os intermaxillare). Vgl. Blumenbach's
[329] Naturstudien der KQnstler. 471
Vorlesung de veterum artificum anatomicae peritiae laude limitanda, cele-
branda vero eorum in charactere gentilitio exprimendo accuratione, Goett.
G.A. 1823. S. 1241. Dagegen sucht Hirt, Schriften der Berl. Akad. 1820.
Hist. Gl. S. 296, ein synchronistisches Verhaltniss der Ausbildung der
Zergliederungskunst (seit Alkmaeon 01. 70?) und der plastischen darzuthun.
Studien der Alten in der Osteologie, Olfers iiber ein Grab bei Kumae S. 43.
2. Von den Agrigentinischen Jungfrauen (Krotoniatischen , sagen
Andere, weil das Bild sich bei Kroton befand) als Modellen der Helena
des Zeuxis erzablen Viele. (Das Vereinigen getrennter Schonheiten schien
den alten Kunstrichtern etwas keineswegs Unmogliches, s. Xenoph. M.
Socr. Ill, 10. Arist. Pol. Ill, 6. Gic. de inv. II, 1.) Von der Theodote,
rj TO xaJUo? bccvr^s snsdsii-tv [und von den Malern in die Wette gemalt
wurde], Xenoph. Ill, 11. Der Busen der Lais wurde von den Malern
copirt, Athen. XIII, 588 d. vgl. Aristaenet. I, 1. Audi die Stelle Plut.
Perikl. 13 deutet auf weibliche Modelle, die Phidias brauchte. Mann-
liche kommen wohl nie vor; die Gymnastik gewahrte natiirlich viel
schonere Entwickelungen mannlicher Kraft und Schonheit, als die steifen
Akte einer Akademie. Sammlung von Stellen der Alten uber die Schon-
heit b. Junius de pict. vet. Ill, 9, wenig zu brauchen.
3. Ueber die Lebhaftigkeit und Begeisterung , mit der die Griechen
korperliche Wohlgestalt auffassten, und .diesem Genusse nachtrachteten,
hat Winckelmann IV. S. 7 ff. die Hauptzuge aus den Alten gesammelt;
wobei einige Versehen leicht zu berichtigen sind.
5. Das dem Archaeologen Wesentlichste aus der Osteologie und
Myologie bequem mitzutheilen , ist kein Buch geeigneter, als Jean-Galbert
Salvage's Anatomic du Gladiateur combattant. P. 1812. f. Am meisten
kommen bei der Gharakterisirung u. detaillirten Beschreibung von Statuen
in Betracht, am Rumpfe die Formen des musculus magnus pectoralis,
ectus ventris, der m. serrati (denteles), magni obliqui, magni dorsales,
rhomboides, magni und medii glutaei; am Halse und den Schultern der
sterno-cleido-mastoides (Kopfnicker) u. trapezii, am Arme des deltoides,
biceps, triceps, longus supinator; am Beine des rectus anterior, internus
et externus femoralis, biceps, der gemelli und des tendo Achillis.
b. Behandlung des Gesichts.
329. Der Grundsatz der alten Kunst, die Umriss-Linien l
in einem moglichst einfachen Schwunge fortzufuhren, wodurch
jene hohe Einfalt und Grossheit entsteht, welche der alten
Kunst besonders angehort, zeigt sich am deutlichsten in dem
Griechischen Profil der Gotter- und Heroengestalten,
472 Forrnen der bildenden Kunst. [329]
durch den ununterbrochenen Zug der Stirn- und Nasenlinie
und die dagegen stark zuriickweichende Flache, welche sich von
dem Kinn iiber die Wangen in einfacher und sanfter Run dung
1 fortzieht. Wenn dieses Profil sicher der schonen Natur ent-
nommen, und keine willkiirliche Erfindung oder Zusammen-
fugung verschiedenartiger Bestandtheile ist: so ist doch auch
nicht zu laugnen, dass plastische Bediirfnisse bei dessen Auf- *
nahme und Ausbildung einwirkten; indem namentlich der
scharfe Superciliarbogen und das starke Zurucktreten der
Augen und Wangen, welches in der Alexandrinischen Periode
oft iibertrieben wurde, dazu da ist, eine das Leben des Auges
3 ersetzende Lichtwirkung hervorzubringen. Der Stirn, welche
in einem ununterbrochenen Bogen von den Haaren eingefasst
wird, misst der Griechische Nationalgeschmack eine geringe
Hohe zu, daher sie oft auch durch Binden absichtlich ver-
kurzt wird; in der Regel in einer sanften Wolbung vor-
tretend, schwillt sie nur bei Charakteren von ausnehmender
Kraftfiille in machtigen Protuberanzen iiber dem innern Augen-
winkel empor. Der feinabgewogene Schwung des Super-
ciliarbogens driickt auch an den Statuen, bei denen keine
Augenbrauen angegeben wurden, die schone Form derselben
4 aus. Die Normal-Nase, welche jene grade Richtung
und gewohnlich einen scharf bezeichneten flachen Riicken
hat, liegt in der Mitte zwischen der Adlersnase, dem yQvnov,
und der aufgestiilpten, gepletschten Nase, dem aipov. Letzteres
gait zwar im Ganzen als hasslich, und wurde zu einer
barbarischen Bildung gerechnet; wie es indessen die Griechen
auch als allgemeine Eigenschaft der Kinder anerkannten, glaub-
ten sie darin eine naive Grazie und eine muthwillige Schalk-
heit wahrzunehmen ; das Geschlecht der Satyrn und Silenen
zeigt daher diese Nase bald in anmuthiger, bald auch in ca-
5 ricirter Ausbildung. Den Augen, diesem Lichtpunkte des
Gesichts, vermochten die alten Kunstler durch einen scharfen
Vorsprung des obern Augenlides und eine starke Vertiefung
des innern Augenwirbels ein lebendiges Lichtspiel, durch
starkere Oeffnung und Wolbung Grossheit, durch mehr aufge-
zogene und eigengeformte Augenlider das Schmachtende und
6 Zartliche, welches gewohnlich vygov heisst, zu geben. Wir
bemerken noch die Kurze der Oberlippe, die feine Bildung
[329] Formen des Gesichts. 473
derselben, die sanfte Oeffnung des Mundes, welche bei
alien Gotterbildern der vollendeten Kunst durch einen kraf-
tigen Schatten das Gesicht belebt, und oft sehr ausdrucksvoll
wird; vor alien aber das wesentlichste Merkmal echt-Griechischer
Bildung, das runde und grossartig geformte Kinn, welchem
ein Griibchen nur sehr selten einen untergeordneten Reiz
mittheilt. Die schone und feine Bildung der Ohren findet 7
iiberall statt, wo sie nicht, wie bei Athleten, von haufigen
Faustschlagen verschwollen (WT« xarsayws) gebildet werden.
1. S. Winckelm. W. IV. S. 182. Dagegen Lavater (damals nicht
ohne Grund) seine Freunde bat, »den sog. Griechischen Profilen ganzlich
abzusterben, sie machten alle Gesichter dumm« u. s. w. Meusel Miscell.
XIII. S. 568.
2. Ueber das Verhaltniss des Griech. Profils (besonders des sog.
angulus facialis) zur Natur P. Camper Ueber den natiirl. Unterschied der
Gesichtsziige des Menschen S. 63, welcher die Realitat jenes Profils laugnet.
Dagegen Emeric David Recherches p. 469. Blumenbach Specimen historiae
nat. ant. artis opp. illustratae, Gommentt. Soc. Gott. XVI. p. 179. Ch. Bell
Essays on the anatomy and philosophy of expression. 2 ed. (1824) Ess. 7.
Paester Versuch einer Griechen-Symmetrie des menschl. Angesichts in Daubs
und Greuzers Studien II. S. 359. — Die Hauptstelle iiber die Griech.
Nationalbildung , in welcher man auch das Griech. Profil erkennt, ist
Adamantios Physiogn. c. 24. p. 412. Franz: E£ 8e TIGI TO '
xori ' ImvLKOv yevog £(pvka%Q"r] Ka&KQ(5g, OVTOL elatv KVTKQHCOS
avdgeg, BVQVTZQOI, OQ&IOI, Evnayelg, Afvxorsptu rrjv XQOCIV,
QK6LV £%OVT£S flBTQLKV^ BV7TayeGT£QKV, GY.i\r\ OQ&K, CCHQK
[isGTjv TO (jtfyt&os, ntQiciyi]' TQK^^OV SVQCOGTOV 9(fifn9fui vno-
, K71CCA.COTEQOV, OV&OV TtQKCOg' Tt Q 6 6 CO It 0 V T £ T () U y CO V 0 V , %BlA.J]
u, glvct. OQ&TIV' 6<p&uh[iov$ vygovg, %aQonovs, yogyovg, cpcog
noli) £%ovTccg tv avTolg' svocp&cchfioTctTov yKQ nuvToov t&vcov TO
'E\l7]viy.6v (die kKUtonsg ' A%uiol Homer's). Unter neuern Reisenden,
welche die Schonheit der Griechen preisen, zeigt sich enthusiastischer als
Andre Castellan Lettres sur la Moree III. p. 266. [Stackelberg in der
Yorr. zu seinen Griech. Trachten.]
3. Frons tenuis, brevis, minima, Winck. ebd. S. 183 ft 'Ocpovcov
TO evyo&pfLQV §. 127. A. 4. Die Sch6nheit des ovvoygv wird sich in der
Kunst nicht nachweisen lassen. [celsae frontis honos, Statius Sylv. I, 2, 113.}
4. 'Pig vtifttlcc, f^/ufr^os, av^^sTgog , TSTgdycovog (Philostrat
Her. 2, 2. 10, 9. [cf. Annali d. I. VI. p. 208. Aristaenet I, 1. p. 216
Boisson.], s. Siebelis zu Winck. VIII, 185. 'Pig 7taQ£K§e@rjKvlK rr\v
474 Formen der bildenden Kunst. [330]
rrjv v-ulXiGrriv, TIQOS ^6 yQVnov r} TO dudy. Arist. Polit. V, 7.
Die Aristotelische Physiogn. p. 120 Fr. vergleicht das ygvnov mit dem
Profil des Adlers, das iniygvitov mit dem des Raben. Eben so ver-
halten sich ci^ds (repandus, supinus resimus) und In tat/tog. Die
GifioreQKi, avaaipoi, stehen den otfivais entgegen, Aristoph. Ekkl. 617. 938.
Der Neger sima nare, Martial. Die Kinder, Arist. Problem. 34. Die
Maske des Landmanns, Pollux IV, 147. Zipu yeluv, schalkhaft, Winck. V.
S. 581. Zifios hat dieselbe Wurzel mit ado's, ciMos, Zrirjvos. Simula
2?ifajiH] ac SarvQK est, Lucrez IV, 1165. Der Liebende nennt nach
Platon (Plutarch, Aristaenetos) den cifibg fni%c(Qig, wie den yQvnbs
PUGIJ.IY.OS. Als den Satyrn ahnlich sind die Gifioi auch Jicryvoi, Arist.
Physiogn. p. 123. Vgl. Winck. V. S. 251. 579. VII. S. 93.
•
5. [Schonheit verbundener Augenbrauen, Jacobs zu Philostr. Im.
p. 60, 29. Blaue Augen (yla.vy.oi} hasslich, Lukian Dial, meretr. 2.]
Ueber das V?QOV Winck. IV. S. 114. VII. S. 120. Aphrodite hat es, §. 127.
A. 4; aber auch Alexander, s. §. 129, 4, auch Plut. Pompej. 2. Die
Romer setzen paetus, suppaetulus dafur, wovon strabus, schielend, das
Uebermaass ist. Bei der spatern Arbeit der Augen (§. 204. A. 2.
Winck. IV. S. 201) werden die wahren Grundsatze der Plastik einer
trivialen Nachbildung der Natur aufgeopfert.
6. Den %£tt.ri isnru steht das n^o^s ihov entgegen, welches mit dem
verbunden zu sein pflegte. Die sanfte Oeffnung, %£ttr)
gait auch in der Wirklichkeit fur schon. [#al7?
Aristaen. p. 213, 7tQo%£iM8ict Poll. II, Tr^o'^f^og, labrosus,
Ueber die vvficprj im Kinn Winck. IV. S. 208. Varro Tlanictg
p. 297. Bip. und Appulej. Flor. p. 128 ruhmen die modica mento lacuna
als Schonheit. Auch der gelasinus in den Wangen ziemt nur satyresken
Schonheiten.
7. Daruber hat Winck. II. S. 432. IV. S. 210. M. I. n. 62 zuerst
Licht verbreitet, vgl. Visconti PCI. IV. tv. 11. p. 20. Vgl. die Abbildung
solcher Ohren von einer Herakles-Biiste im M. Napoleon IV, 70, und in
den Kupfern zu Winck. IV. Tf. D. '&roxaror!*g, coTO&ladiccg, xHaGrog
(Reuvens Lettres a Letr. III. p. 6).
1 330. Auch das Haar ist in der Griechischen Kunst
charakteristisch und bedeutungsvoll. Denn wenn ein voiles
langgelocktes Haar in Griechenland (seit den Zeiten der
»hauptumlockten Achaeer«) das gewohnliche war: so herrschte
dagegen bei gymnastischen Epheben und Athleten die Sitte,
es kurzabgeschnitten zu tragen, und ein anliegendes, wenig
gekraustes Lockenhaar bezeichnet in der Kunst Figuren dieser
[330] Behandlung des Haars. 475
Art. Bei sehr mannlichen und kraftvollen Gestalten nimmt 2
dies kurze Lockenhaar eine straffere und krausere Gestalt an;
dagegen ein sich mehr ausdehnendes , in langen Bogenlinien 3
an Wangen und Nacken herabringelndes Haar als Zeichen
eines weicheren und zarteren Charakters gait. Ein erhabnes 4
und stolzes Selbstgefuhl scheint bei den Griechen zum Merk-
mal einen Haarwuchs zu haben, der sich von dem Mittel
der Stirn gleichsam emporbaumt, und in machtigen Bogen
und Wellen nach beiden Seiten herabfallt. Die besondere 5
Haartracht einzelner Gotter und Heroen, welche ira Ganzen
sehr einfach ist, wird mitunter durch das Gostiim verschiedener
Volkerschaften , Alter und Stande bestimmt; immer aber ist
in echt-Griechischer Zeit das Haar, wenn auch mit Sorgfalt
und Zierlichkeit, doch auf eine einfach gefallige Weise geord-
net. Das Abscheeren des Bartes, das erst zu Alexanders 6
Zeit aufkam und auch da vielen Widerspruch fand, unter-
scheidet sehr bestimmt spatere Bildnisse von friiheren. Die 7
kiinstlerische Behandlung des Haars, welche in der Sculptur
immer etwas Conventionelles hat, geht fruher von dem all-
gemeinen Bemuhen nach Regelmassigkeit und Zierlichkeit,
spater von dem Streben aus, durch scharfe Absonderung der
Massen ahnliche Lichtwirkungen , wie am wirklichen Haare,
hervorzubringen.
1. Das kurze Ephebenhaar hat darin seinen natiirlichen Grund,
dass das im Knabenalter genahrte Haar eben erst (oft zur Ehre von
Gottern, Flussen) abgeschnitten ist. Symbolik des Haarabschneidens
Sophokles Aj. 1179 (1158). Es tritt dann an die Stelle der zierlichen
Zopfe (KOVVOS (Tjid/Uv?, im Ganzen Krjitog) die einfache Haartracht Gxayiov
(vgl. Lukian Lexiph. 5 mit Thuk. II, 62. Schol. Arist. Vogel 806. Athen.
XI, 494). Dazu kommen die gymnastischen Vortheile des kurzen Haars,
daher die Palaestra bei Philostr. Imagg. II, 32 kurzes Haar hat. Vgl.
§. 380 (Hermes). 'Ev #900 uTtov.SKaQfievos cooneg 01 GcpodQa avdQeodtig
TCQV <x&lr]T(ov, Lukian Dial. mer. 5, 3.
2. OuAo?, (ttoGVQbs TO tidos, Pollux IV, 136. Vgl. §. 372 (Ares).
410 (Herakles).
3. S. §. 383 (Dionysos). Besonders Eurip. Bacch. 448: nXovM^og
rs yap cov TKVKOS ov ncttys vno (nicht der Ringkampf hat es so lang
und schlaff gemacht), yivvv TIKQ ctvryv xEgv.uc'voff , ito&ov nlta*?.
TQI%CO[IKTIOV ^a^axoV als Zeichen des deilog, Arist. Physiogn. 3. p. 38.
(p. 807. Bekker).
476 Formen der bildenden Kunst. [331]
4. So hei Zeus, §. 349. Solches Haar heisst dvaGifiuv oder avd-
ciUov r0t£co|ua, Pollux IV, 138. Schneider Lex. s. v. [Hemsterh. Anecd.
p. 206], und gehort zurn Ansehen des Lowen, Arist. Physiogn. 5. p. 81;
bei dem Menschen bezeichnet es das eUsv&SQiov , ebd. 6. p. 151. Von
dem uva%KiTifeiv rrjv noftrjv Poll. II, 25 und unten §. 413 (Achill).
Von Alexander §. 129. A. 4. Das Gegentheil ist tniaeiGTos, wie der
Thraso nach Poll. IV, 147.
5. Der alt-Ionische Haarputz des Kogvufiog, nQcofivJios oder GHOQICIOS
(Winck. VII. S. 129. Naeke Choeril. p. 74. Thiersch Act. phil. Mon. Ill, 2
p. 273. Goettling Arist. Pol. p. 326) war eine uber der Stirn aufgesteckte
Haarschleife , die man wohl an der alterthiimlichen Haartracht der KOQUI
am T. der Polias (§. 109. A. 4) am deutlichsten sieht. Bei den alteren
Athenern allgemein iiblich, und auch an mannlichen Statuen beliebt
(s. §. 421. A. 1 und Serv. zur Aen. X, 832), erhielt sie sich spater be-
sonders bei der Jugend, daher sie in der Kunst bei Apollon, Artemis,
Eros gefunden wird. Die Lockenreihen fiber der Stirn in Statuen alten
Styls scheinen die, wahrscheinlich Dorische, TIQOKOTTU, Pollux II, 29.
Photios s. v. [POGTQVXOI, Ann. d. Inst. VI. p. 205.] Ueber den Dorischen
Haarbusch auf dem Scheitel des Verf. Dorier II. S. 270. Das Hektorische
Haar war vorn reichlich u. fiel in den Nacken (Poll, ebd.); das Theseische
oder Abantische war vorn kurz abgeschnitten, Plut. Thes. 5. Schol. II. II, 11.
Auf Sicilischen Miinzen erscheinen oft sehr kunstreiche Haargeflechte an
Frauenkopfen. Von spaterer Geschmacklosigkeit §. 204, 2. 205, 3. Hadr.
Junius de coma. Roterod. 1708.
[6. Plutarch Lysaml. 1. AVGKV§QOV 8s SGTIV sfaovmos, sv pu
ei tw naA.cci(p KUI ntoycovu xa&eifisvov
7. S. besonders Winckelmann W. IV. S. 219,
c. Behandlung des iibrigen Korpers.
1 331. Von dem Kopf abwarts sind Hals, Nacken
und Schultern besonders geeignet, kraftige Bildungen und
gymnastisch ausgearbeitete Gestalten von weichlichern zu
2 unterscheiden ; bei jenen sind der sternocleidomastoides, trape-
zius und deltoides musculus von bedeutendem Umfang und einer
schwellenden Form, wie ganz besonders bei dem stiernackigen
Herakles; bei den letztern dagegen ist der Hals langer, schmach-
3 tiger und von einer gewissen schlaffen Beweglichkeit. Die
mannliche Brust ist an den alten Statuen im Ganzen nicht
besonders breit; in der Bildung der weiblichen unterscheidet
man, abgesehn von den Formen verschiedener Alter und
Charaktere, die jugendlich kraftige mehr zugespitzte als ausge-
[331] Formen des ubrigen Korpers. 477
dehnte Form der friihern Kunst von der rundern und mehr
geblahten, die spater allgemein wurde. Die drei Einschnitte 4
des musculus rectus am Bauche sind, so wie die Hiiftlinie,
unterhalb des rectus ventris und der magni obliqui, bei
mannlichen Figuren gern mit einer besondern Scharfe be-
zeichnet. Bei der ausnehmenden Grosse der musculi glutaei 5
in alt-Griechischen Reliefs, [besonders in den altesten Me-
topen von Selinunt] und Vasengemalden wird man an Aristo-
phanes Darstellung der Junglinge von altem Schrot und Korn
erinnert. Wie iiberall die grossen Hauptmuskeln besonders 6
hervorgehoben und in ihrer Machtigkeit dargestellt sind: so
zeigt sich dies auch an dem magnus internus (^lyowig) der
Schenkel, dessen hervortretende Form fur mannliche Bil-
dungen charakteristisch ist. In den Knieen zeiget sich be- 7
sonders das Vermogen, zwischen zu scharfer Bezeichnung der
einzelnen Knochen und Theile und einer oberflachlichen und
unkundigen Behandlung derselben die rechte Mitte zu finden.
1. Vortreffliche Bemerkungen fur die Diagnose der Kunst, welche
den Gharakter aus den einzelnen Muskeln herausliest, geben die alten
Physiognomiker , besonders die Aristotelische, obgleich nicht ganz Aristo-
telische, Schrift. Trefflich ist im avdgslog p. 35 Herakles geschildert:
GKhrjQov (§. 330, 2) — ebfionAccTai nUctTelcti xat diBCTTjuvlcci,
£$$co[j,£vog} ov Gcpodgcc GuQnadyg, TO Grrj&og GccQKcodeg zs xai
V (vgl. ano GTSQVCOV nlarv$ IJQCOS Theokr. 24, 78). IG%IOV ngog-
psvov yuGTQOxvTjpiui (musculi gemelli) xarco nQogsGnccGfiSvat'
%ccQonbv OVTE KLctv avsmvyfisvov, OVTS TcavrciitctGi GVfifivov. Auch
die von Neuern nicht ohne Witz versuchte Vergleichung verschiedner Charak-
tere mit Thieren (Zeus Lowe, Herakles Stier u. s. w.) ist hier schon mit
feinem Sinne durchgefiihrt.
2. Vom palaestrischen Nacken Philostr. Heroika 19, 9. Den cervicibus
Herculis setzt das longum invalidi collum entgegen Juv. Ill, 88. Ein solcher
Hals ist gewohnlich zu beweglich, wodurch der Weichling bezeichnet wird ;
der rgcc%ri\og tTtiKsnlaGfisvog (Lukian), wovon x/lacoM^W^wPlut. Alkib. 1.
Der hochste Grad dieser laxa cervix (Pers. 1, 98. vgl. Gasaub.) ist das capita iactare
der Maenaden. Entgegen stehn die cervices rigidae, das caput obstipum (Suet.
Tib. 68. Pers. Ill, 80), welches einen dustern und trdtzigen Sinn malt.
[3. oQ&oTiT&iog. Terenz Eunuch. II, 3, 21. Haud similis virgo est
virginum nostrarum, quas matres student Demissis humeris esse, vincto
pectore, graciles ut fiant.
4. Bildung des Bauches T. H. Anecd. p. 168.]
478 Formen der bildenden Kunst. [332]
5. Aristoph. Wolken 1011. e£eis ud Grfj&og IITCKQOV , %QOIUV
2,K[i7iQC(i>, mttovg (4eyaA.ov<s, nvyrtv {i£yd&7]v.
6. Die STtiyovvis, welche Pollux II, 189 und Apollonius Lex.
genau beschreiben, ist schon in der Odysse Kriterion einer kraftigen Mus-
culatur, weil sie bei hoher Schiirzung des Gewandes in ihrer Rundung
hervortrat, wie besonders der von Schneider angefiihrte Heliodor zeigt.
7. Von schonen Handen und Fussen Winck, IV. S. 223 ff. Xslgss
oLKQctt xcd nodss r& ^.K^TtQo. Tov xa/Uoug yvcaQiGfiKTcc Aristaen. I, 6.
[Schonheit der Hancle, Isis von Oken 1824. S. 236.]
d. Proportionen.
1 332: Die Grundsatze, welche die Alten in Betreff der
Proportionen (§v&pos, symmetria, numerus) befolgten - - und
wir wissen, dass dies ein Hauptgegenstand des kiinstlerischen
Studiums war (§. 120. 130) — sind natiirlich bei den mannig-
fachen Modificationen , welche die An wen dung auf die ver-
schiedenen Alter, Geschlechter, Charaktere herbeifuhrte, schwer
2 aufzufmden und zu bestimmen. Auch ist es vollig unmog-
lich, die alten Kanones wieder aufzufinden, wenn man nicht
die kiirzeren, nach antikem Ausdruck quadratischen Pro-
portionen der fruhern Kunst, welche mehr aus der Griechi-
schen Nationalbildung (§. 329. A. 2) geschopft waren, von
den svelteren der spatern Kunst, mehr aus kiinstlerischen
Prinzipien und Absichten hervorgegangenen , unterscheidet,
und auch die dazwischenstehenden Mittelstufen (§. 130, 2)
3 nicht unberiicksichtigt lasst. Wahrend die Neueren die Kopf-
hohe als Einheit zum Grande legen, war bei den Alten die
Fusslange das iibliche Mass ; dessen Verhaltniss zur Gesammt-
hohe im Ganzen festgehalten wurde.
2. Ueber den Rhythmus der bildenden Kunst Lange zu Lanzi
S. 44 f. Schriften S. 281. Messungen nach Statuen, von Sandrart II, 1,
Audran Les proportions du corps humain. P. 1683. Morghen und Vol-
pato Principj del disegno, besonders Glarac (nach 42 Hauptstatuen),
Musee de Sculpt, p. 194 ff. Man nimmt dabei den Kopf als Einheit,
und theilt ihn in Viertel: a, vom Scheitel bis zu den Haarwurzeln uber
der Stirn ; b, bis zu der Nasenwurzel ; c, bis zu der Oberlippe ; d, bis zum
Ende des Kinns. Aber a und besonders b sind schwacher (vorzuglich im
alteren Styl) als c und d. Vitruv, III, 1, erkennt a, b, c, als gleich an,
d ist bei ihm etwas geringer. Vgl. Winck. IV. S. 167, welcher Mengs
[332] Proportionen. 479
Ansichten mittheilt. Jedes Viertel theilt man hernach wieder in 12
Minuten. Die altern Proportionen zeigen z. B. die Aeginetischen Sta-
tuen, unter denen n. 64 zur Gesammthohe hat 6, 1, 12, n. 60 (die Pallas)
7, 0, 5; der Achill Borghese (ein Werk nach Polykletischer Art) 7, 1, 11;
Apollon Saaroktonos 7, 0, 9 und der Gapitolinische Faun (Praxitelische
Werke) 7, 3, 6; ein Niobide (einer der schlanksten) 8, 1, 6. Nach
Lysippos Kanon richten sich z. B. der Dioskur von M. Cavallo 8, 2, 6;
der Farn. Hercules 8, 2, 5; Laokoon 8, 3, 5. Hinsichtlich der einzelnen
Theile pflegen drei Distanzen sich ungefahr gleich zu sein: «, die von dem
obern Anfang des Brustbeins bis zum Ende des abdomen; b, die vom
Nabel bis zum obern Anfang der Kniescheibe; c, die von da bis auf die
Sohlen. Doch bemerkt man darin folgenden Unterschied. Bei der Aegi-
netischen Statue n. 64 wachsen sie in dieser Reihe: a (1, 3), b (1, 3, 4),
c (2, 0, 4); beim Achill Borgh. sincl sich a und b gleich (2, 1, 7), c be-
deutend kleiner (2, 0, 9); beim Gap. Faun und dem Dioskuren 1st b be-
deutend grosser als a, und c dagegen gleich a. (Beim Faun ist a 2, 1, 9,
b 2, 2, 9, c 2, 1, 9; beim Dioskur a 2, 2, 5, b 2, 2, 11, c 2, 2, 5).
Beim Farn. Hercules wird c gleich b (a 2, 2, 5, b 2, 2, 9, c 2, 2, 9);
beim Belveder. Apoll. steigt c iiber b, so dass die Proportionen in der
Folge a, b, c, wachsen. (a 2, 1, 4, b 2, 1, 5, c 2, 1, 9.J Man kann
daraus Folgendes schliessen. Die Aeginetische Schule gab den mannlichen
Figuren (wie auch die Kiinstler von Phigalia den Amazonen) kurze Leiber
und hohe Beihe; im Polykletischen Kanon aber herrschen die o~bern Theile
ein wenig vor; die weitere Entwickelung der Kunst dagegen fuhrt wieder
ein Vorwalten der untern, tragenden Theile herbei. Bei Kindern bleibt
aber a immer bedeutend grosser als b.- Bemerkenswerth ist-ferner, dass
die altern Statuen die Lange des Sternon, or, grosser halten, als die Distanz
vom Sternon bis zum Nabel, fi (die Aegin. Statue hat a 0, 2, 11, § 0, 2, 9;
der sog. Theseus vom Parth. cc 0, 3, 3, § 0, 3, 1; der Achill a 0, 3, 5,
00, 3, 3); die spate r en dagegen das umgekehrte Verhaltniss beobachten
(beim Farn. Here, ist K 0, 3, 6, $ 0, 3, 6y2; beim Pariser Faun a. 0, 3, 2,
§ 0, 3, 4; Dioskuren cc 0, 3, 1, § 0, 3, 10; Belv. Apoll. a 0, 3, 0
§ 0, 3, 9; Apollino cc 0, 2, 8, § 0, 3, 8). Man sieht, die Brust verkiirzt
sich immer mehr gegen den Leib. Die grossere Breite der Brust, vom
Sternon bis zum aussern Theil der Schulter gemessen, charakterisirt Helden,
wie den Farn. Here. (1, 1, 6) und den Dioskuren (1, 1, 1), gegen un-
gymnastische Figuren, wie den Par. Faun (0, 3, 8), und Frauen (Medic.
Venus 1, 0, 0, Gapitolinische 0, 3, 4). Vgl. §. 331. A. 1.
3. Winckelmann's Behauptung, dass der Fuss, bei schlankeren eben
so wie bei gedrungenen Gestalten, immer im Ganzen y« der Gesammthohe
bleibe (IV. S. 173. vgl. Vitruv III, 1. IV, 1), bestatigt sich in den meisten
Fallen; wenigstens wird der Fuss gegen den Kopf grosser, wenn die Figur
480 Formen der bildenden Kunst. [333, 334]
schlanker. Der Fuss 1st daher bei dem Achill 1, 0, 9; dein Niobiden
1, 1, 2; dem Dioskuren 1, 1, 3; Farn. Here. 1, 1, 6 — im Ganzen bleibt
er zwischen Ve und l/7. Die Proportionen bei Vitruv III, 1 halte ich
schon fur spater als die Polykletischen. Nach Vitruv ist die Hohe des
Gesichts bis zu den Haarwurzeln l/10 der Gesammthohe (eben so viel die
palma); die Hohe des ganzen Kopfs von dem Kinn oder Genick an ljs-,
die Hohe vom obern Ende des Sternon bis zu den Haarwurzeln 1/7J bis
zum Scheitel Ve (wie Hirt schreibt); der Fuss Vs die Brusthohe Ye; der
cubitus V*. Der Nabel kommt in das Centrum eines Kreises, welcher die
Spitzen der ausgestreckten Fiisse und Hande umschreibt.
e. Golorit.
1 333. Auch durch das Colorit unterscheiden die Alten
sehr bestimmt athletische Gestalten, welche mil Erzbildsaulen
in der Farbe grosse Aehnlichkeit batten, und zartere weib-
liche, oder auch jugendliche Bildungen des mannlichen Ge-
schlechts. Weisse Haut und blondes Lockenhaar kommt
Jugendgottern zu; jedoch fand man, dass das letztre in der
3 Malerei keine gute Wirkung thue. Die rothe Farbe deutet
Fulle von Saften an, in welchem Sinne sie auch symbolisch
angewandt wurde.
1. Ueber die Athletenfarbe §. 306. A. 2. Graeci colorati, Manil.
IV, 720. ,
2. S. Pollux IV, 136. Die weissen sind bei Platon Staat V. p. 474.
Gottersohne, die (islccvss mannhaft. Von der dazwischenliegenden Haut-
farbe nsM%Q(o$ Jacobs zu Philostr. I, 4. Ueber Haarfarbe Winck. V.
S. 179; das Alterthum liebt im Schatten schwarze, im Lichte hellerglanzende
(riKiwGKi) Haare (Boissonade ad. Eunap. p. 185); noch mehr aber ein
kraftiges Blond (daher die Vergoldung); und doch gaben die Maler auch
dem goldlockigen Apoll schwarzes Haar, Athen. XIII. p. 604.
3. Oben §. 69. A. 309. A. 3. Daher ist die dem Hermes nach-
gebildete Maske des Gcpyvonajyav bei Pollux IV, 138 roth, von bliihendem
Ansehn.
f. Vermischung menschlicher Bildung mit andern Formen.
1 334. Die Verbindung der menschlichen Gestalt mit
thierischen Theilen beruhte — die Gattung der Arabeske aus-
genommen, in denen eine fessellose Phantasie im Reiche der
[334] Verbindung von Menschen- und Thiergestalten. 48 \
Gestalten frei umher spielt - • bei den Griechen durchaus
auf nationalen Vorstellungen ; indem der Kunstler nichts that,
als dass er das noch unbestimmte, schwankende, mehr eine
dunkle Idee ausdruckende, als ausserlich zu einer festen Form
entwickelte Fantasiebild des Volkes auf ,eine bestimmte Weise
auspragte und fortbildete. Dabei fmden wir natiirlich die
der menschlichen -Form in ihrer Bedeutungsfulle noch nicht
machtig gewordne Kunst der fruhern Zeiten am meisten ge-
neigt, Flugel anzufiigen , und sonst die Menschengestalt sym-
bolisch zu verbilden (wie der Kasten des Kypselos und die
Etruskischen Kunstwerke beweisen), obgleich manche Combi-
nationen auch erst in spatern Zeiten beliebt wurden, wie die
von den Kimstlern sehr weit ausgedehnte Befliigelung alle-
gorischer Figuren. Immer erscheint in einer combinirten 3
Gestalt der menschliche Theil als der Vornehmere ; und auch
wp Sage und Fabel ganz thierische Gestalten nennen, be-
gnugt sich die Kunst oft, durch geringe Anfugungen auf die
Thiergestalt hinzudeuten.
1. Man thut gewiss Unrecht, wenn man hier die Kunstler, wie
Voss in den Mythol. Briefeh durchaus, als Neuerer ansieht; nur muss
man iiberall darauf Riicksicht nehmen, dass, wo der Dichter Hand lung,
Thatigkeit beschreibt, der auf das Raumliche beschrankte Kunstler ein
sichtliches Mittel der Bezeichnung braucht (Herder Kritische Walder I), und
dass, wo die Volksvorstellung unbestimmt und sich selbst dunkel ist, die
Kunst durchaus eine feste klarbezeichnete Gestalt verlangt. Aber weder
die Kentauren (yrjQSs o^atrxcaot) sind durch die Kunstler thierischer
(eher menschlicher) geworden; noch sind die Harpyien (die Raffenden,
welche wie Windbraus erscheinen und verschwinden) je schone Jungfrauen
gewesen. Am seltsamsten ist die Annahme, dass Iris, die Gottin des
Regenbogens, nur bildlich, wegen der Eilfertigkeit ihres Ganges, goldgefliigelt
heisse (Voss Brief 22).
2. Ich erinnere an die gerade in der altesten Kunst beliebten ithy-
phallischen Gotter, die Gorgokopfe, den lowenkopfigen Phobos (§. 65), den
vierhandigen Apollon Lakedaemons u. dgl. Artemis beflugelt am Kasten
des Kypselos, §. 363. Die geflugelte Athena-Nike auf der Burg von Athen,
§. 370, war auch wahrscheinlich vorphidiassisch; man findet sie besonders
auf Etruskischen Spiegeln wieder. Nach den Schol. Arist. Voeg. 574 be-
flugelte Archennos (01. 55) zuerst die Nike — fruhere Nachricbten konnte
man nicht wohl haben. [Eros s. §. 391. A. 1. Dionysos §. 383. A. 9.]
Doch ist im Ganzen die Befliigelung soldier Daemonen jiinger. Panofka,
Hyperb. Rom. Studien S. 254. Vgl. Doering Comment, de alatis imagi-
O. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 31
482 Form en der bildenden Kunst. [335]
nibus, und Voss Myth. Br. II, welcher die Fliigelfiguren eintheilt in solcher
die es durch korperliche Gewandtheit, durch sittliche Fliichtigkeit , und
durch Geisteserhebung sind, wozu noch die Reit- und Zugthiere der Gottev
kommen. [Zoega iiber die gefl. Gottheiten im Rhein. Mus. 1889. VL
g. 579—91. Gerhard uber die Flugelgestalten der a. K. 1840, in den
Schr. der Berl. Akad.] Ueber Flugelwagen R. Rochette M. I. p. 215.
Ueber Hermes Fliigelschuhe §. 379. — Bei den Giganten ist sicher die
heroische Bildung die altere, die durch die schlangenfussige fast verdrangt
worden ist.
3. In Sage und Poesie sind die Satyrn (rirvgoi, rgccyoi) oft ganzr
Bocke, Dionysos und die Str6me ganz Stier, Jo ganz Kuh, Aktaeon
Hirsch u. s. w. ; die Kunst begniigt sich meist mit Anfiigung von Hirsch-
und Kuhhornern. In gleichem Sinn werden bei Philostratos die Aesopischen
Fabeln als Kinder mit Andeutungen der darin handelnden Thiere darge-
stellt, Thiersch, Kunstbl. 1827. N. 19. Thierkopfe auf Menschenleibern,
wie beim Minotaur, liebt die Griechische Kunst nicht, vgl. §.228. A. 9.
— Von den wunderbaren Thiergestalten §. 435.
g. Der Korper und die Gesichtsziige in Bewegung.
1 335. Eben so wichtig, wie die bleibenden Formen, welche
den Gharakter bestimmen, ist es natiirlich, die voruber-
gehenden Mienen und Geberden, welche den Ausdruck
hervorbringen, in ihrer Bedeutung kennen zu lernen. Wenn
hierin Vieles allgemein menschlich ist und uns nothwendig
erscheint : so ist Andres dagegen positiver Art, das heisst aus
den besondern Ansichten und Sitten der Nation abgeleitet.
Hier ist unendlich Viel, wie fur den Kiinstler am Leben, so
nun wieder fur die Wissenschaft an den Kunstwerken, zu
2 lernen, zu errathen. Im Gesicht schienen den Alten, ausser
den Augen, die Brauen, durch welche gewahrt, aber auch
vereint wird (xataveverat , dvaveverai, annuitur, renuitur)r
besonders fur Ernst und Stolz, die Nase fur Zorn und
3 Hohn bezeichnend. Die Lage des Arms iiber dem Kopf be-
zeichnet Ruhe, noch vollstandiger, wenn beide iiber den Kopf
geschlagen sind; das Aufstiitzen des Kopfes auf die Hand
4 ruhiges , ernstes Nachsinnen. Eine gewisse Art den rechten
Arm auszustrecken und zu erheben, bezeichnet im Allgemeinen
den Redner; auch der Adorirende, der Supplicirende, der
heftig Trauernde (xoxTopsvoe, plangens) sind durch Arm-
5 und Handbewegung kenntlich. Das Ineinandergreifen der
[335] Gesichtsziige, Geberden. 483
Hande uber dem Knie driickt, in Verbindung mit der an-
gemessenen Haltung des iibrigen Korpers, dustre Niederge-
schlagenheit aus. Das Ausstrecken der Hand mit nach oben 6
gerichteter, innerer Flache (%elQ vntin) [beim Beten] ist die
Bewegung des Empfangens; mit umgedrehter des Schiitzens
(vneQwiQiog)', ahnlich ist die beruhigende, gleichsam nieder-
driickende Armbewegung. Das Wolben der Hand iiber den 7
Augen, eine in der alten Tanzkunst und Plastik sehr beliebte
Geberde, bezeichnet den Hinausschauenden oder eifrig Zu-
schauenden. Das Uebereinanderschlagen der Fiisse bei einer 8
stehenden und gestiitzten Lage scheint im Ganzen Ruhe und
Festigkeit zu bezeichnen. Den Schutzflehenden und Demu-
thigen bezeichnet nicht bios das Niederwerfen , sondern auch
schon ein halbes Knieen. Selbst die oft unanstandigen und 9
obsconen Hohngeberden (sannae), an denen der Siiden im
Alterthum eben so reich war, wie in neuerer Zeit, sind fur
das Verstandniss von Kunstwerken oft sehr wichtig.
1. Festigkeit des Ausdrucks. Daher das Ueberwiegen der Plastik
die Moglichkeit der Masken. (Feuerbach Vatic. Apoll. S. 342.)
2. Von den Augenbrauen Quintil. XI, 3: ira contractis, tristitia
deductis, hilaritas remissis ostenditur. Auf murrischen Stolz deutet der
Sprachgebrauch von supercilium selbst, sowie von OCPQVOVG^KL. Stolz
bezeichnet besonders das uvctanav, txvdystv. (Eurip. Iphig. Aul. 379.
UKV avco (ttscpccQK TCQOS ravsiSss Kyaycov}-, das avvaysiv den cpQOVTHjTqs,
Pollux II, 49. Wrack. IV. S. 404. Von der Nase Arist. Phys. p. 124,
ols oi fivKrfJQss KvansnTafisvot (wie ein wenig bei Apoll von Belvedere):
dvncodsis. Aehnlich Polemon p. 299. Wird die Nase emporgerichtet und
geriimpft, so erscheint sie als aipj und bekommt dadurch den Ausdruck
von Muthwillen (§. 329. A. 4); daher das SiKGipovv, aiMiaiveiv , der
nasus aduncus, excussus, nares uncae bei Horaz und Persius (Heindorf ad
Hor. S. I, 6, 5). Das Hindurchpressen des Athems durch die zusammen-
gezogene Nase, nv%&i£fiv, pvKTrjQifeiv, bezeichnet den argsten Hohn, mit
Wuth verbunden; es ist die sanna qua aer sorbetur, bei Juven. VI, 306.
(vgl. Ruperti), die rugosa sanna Pers. V, 91. (vgl. Plum. Persius als
Nachahmer von Sophron ist reich an solchen Zugen, und will mit areta-
logischer mimicry vorgetragen werden.) Pan's Ziegennase ist der Sitz des
^d^og, s. besonders Theokr. I, 18. oi ccsl Sgifisia %olu norl $ivi Kcc&rjTai,
und Philostr. II, 11. Der nasus ist uberhaupt das kritische Glied. Das
Zuriickziehen der Lip pen, wodurch die Zahne sichtbar werden, ist GSGT]-
QSVCU, in geringerm Maasse Zeichen von Freundlichkeit (§. 375. Wuste-
mann zu Theokr. VII, 19), in starkerem des Hohns, A. 9.
484 Formen der bildenden Kunst. 1.335]
3. Beispiele der Geberde der Ruhe §. 356 (Zeus), 361 (Apollon),
383 (Dionysos), 388 (Ariadne), 397 (Hypnos), 406 (Securitas), 411 (Herakles),
u. sonst. Die Geberde des Nachdenkens, welche Polymnia (§. 393) zeigt,
beschreibt Plautus Mil. glor. II, 2, 54 columnam mento suffulsit suo, vgl.
Terenz cod. Vatic, fig. 4. Verwandt ist das Schrniegen des Kinns in die
Hand, Geberde der Bekummerniss z. B. bei der veiiassenen Ariadne
(§. 388), wie bei Walther von der Vogelweide 8, 4. Lachmann, die der
aequitas, deformata manus sinistra porrecta palmula, Appul. Metam. XI.
p. 775. ed. Oudendorp.
4. S. den sog. Germanicus §. 160. A. 4 u. die Darstellungen der
allocutio auf Miinzen und in Statuen §. 199, 3. Manus leviter pandata
voventium Quintil. a. 0. AinciQflv yvvaiKopinois vTCTiaGpaciv Aeschyl.
5. Ueber dies Gzfjfict KVKO^EVOV (Paus. X, 31, 2) [cf. Siebelis p. 272J.
R. Rochette M. I. p. 59. 277. 414. vgl. Letronne, Journ. des Sav. 1829.
p. 531. Das Ineinandergreifen der Finger bezeichnet ausser dem Schmerze
auch ein magisches Fesseln, Boettiger Ilithyia S. 38.
6. Aristoph. Ekkles. 782 von der erstern Geberde bei den Gotter-
bildern. Xelya vitsQB%eiv II. IX, 419. Theogn. 757. Hera Hypercheiria
Paus. Ill, 13, 6. So erscheinen auf Vasen Apoll u. Athena als v-jtsg^igioL
fur Orest. — Der pacificator gestus, welchen Statius S. 1 , 1 , 37 an
Domitian durch dextra vetat pugnas (vgl. §. 199. A. 4. Schmieder p. 7),
Persius IV, 8 durch maiestas manus, Quintilian a. 0. (wo iiber die Bered-
samkeit der Hande viel Merkwurdiges steht) genauer durch: inclinato in
humerum dextrum capite, brachio ab aure protenso, manum infesto pollice
(nach unten gestreckt) extend ere , beschreibt , ist wohl an der Reiterstatue
M. Aurel's wahrzunehmen. Visconti M. PioGl. III. p. 31. R. Rochette
M. I. p. 119.
7. Ueber das anoGxonsve iv , den visus umbratus (besonders bei
Satyrn, Panen) Boettiger Archaeol. der Mai. S. 202. Welcker Zeitschr. I, 32.
Zu Zoega's Abh. S. 257. Nachtrag zur Tril. S. 141. s. unten §. 385. A. 4.
R. Rochette im Journ. des Sav. 1837. p. 516, dass cxco'ty, GKojpsvpu als
Vogel u. Tanz (b. Eustath. p. 1523 f.) von dem Tanz 6*0x6$ durchaus
zu unterscheiden sei. — Abhandlung von den Fingern, deren Verrichtung
und symbolischer Bedeutung. Leipz. 1757. Concrepare digitis, Satyr in
Neapel, Mus. Borbon. II, 21, Sardanapal.
8. Diese Stellung daher bei der Providentia, Securitas, Pax, Augusta,
Lessing Collect. I. S. 408. Herausg. Winck. IV. S. 368. Ueber das
Kreuzen der Beine im Sitzen (Zeichen der Niedergeschlagenheit , sonst un-
.ziemlich) dieselben nach Fea, S. 366. Ueber die Stellung des
Thorlacius de vasculo ant. Havniae 1826. p. 15.
[336] Bekleidung. 485
9. Ein Troer, der seine Landsleute, welche das holzerne Pferd
ziehen, durch den digitus infamis verh6hnt, Bartoli Ant. sepolcri t. 16.
Die sanna mit der herausgestreckten Zunge (Pers. I, 60) und den ent-
blossten Zahnen (diuiiaaaa&ai) ist schon beim Gorgoneion eine Haupt-
sache. Ueber einige Hohngeberden Boettiger, Wiener Jahrb. XLIX. Anz.
S. 7. Grysar, Rh. Mus. fur Phil. II, 1. S. 42. Ueber das Geberdenspiel
der alten Komodie T. Baden, Jahn's Jahrb. Suppl. I, 3. S. 447. Die
Vergleichung der Geberdensprache der neuern Neapolitaner in Jorio's
Mimica degli ant. investigata nel gestire Napoletano. N. 1832 [mit 21 Kpft.]
ist interessant; doch sind die Uebereinstimmungen im Einzelnen nicht
sehr bedeutend. Auf der Vase bei Millingen Gogh. 19 wurde ich den
Gest aus dem Umlegen von Taenien erklaren. Vgl. §. 344.
B. Bekleidung des Korpers.
1. Allgemeine Grundsatze.
4
336. Dass der menschliche Korper, unmittelbar hingestellt, 1
die Hauptform der bildenden Kunst geworden ist, bedarf
eigentlich keiner Erklarung ; der natiirliche Korper ist es, und
nicht irgend ein von menschlichen Sitten und Einrichtungen
hinzugefugtes Anhangsel, welcher Geist und Leben unsern
Augen sinnlich und anschaulich darstellt. Indess gehorte ein 2
Hellenischer Sinn dazu , um bis zu dern Punkt hindurchzu-
dringen, wo die natiirlichen Glieder als die edelste Tracht des
Mannes erscheinen; die Gymnastik war es, die diesen Sinn
besonders nahrte, und deren hohern Zwecken fruhzeitig alle
unbequeme Scham aufgeopfert wurde. An sie schloss sich die 3
bildende Kunst an, wahrend das Costiim der Buhne, von
Dionysischen Prachtaufziigen ausgehend, gerade den umge-
kehrten Weg einschlug ; daher man sich nie Figuren der Biihne
unmittelbar nach plastischen Gestalten oder umgekehrt vor-
stellen darf. So verbreitet jedoch das Gefuhl und der Enthu- 4
siasmus fur die Schonheit des Korpers an sich war, und so
sehr die Kunstler die Gelegenheit zu solcher Darstellung such-
ten : so selten wurde doch diese Gelegenheit willkiirlich herbei-
gefuhrt, so wenig riss sich der Kunstler vom Leben los, dessen
bestimmte Sitten und Einrichtungen bei der Bildung der
Kunstformen Beachtung verlangten. Die Nacktheit bot sich als
natiirlich dar bei alien gymnastischen und athletischen Figuren ;
486 Formen der bildenden Kunst. [336J
von hier wurde sie mit Leichtigkeit auf die mannlichen
Gottergestalten, welche die Frommigkeit fruherer Zeiten sehr
zierlich imd weitlaufig bekleidet hatte, und auf Heroen, welche
die altere Kunst in vollstandiger Rustung zeigte, iibertragen,
indem hier die edelste Darstellung als die natiirliche erschien.
5 Unterkleider, welche die Gestalt am meisten verdecken, warden
hier durchgangig entfernt, was um so leichter anging, da
nach alterer Griechischer Sitte Manner von gesundem und
kraftigem Korper im blossen Oberkleid ohne Chiton auszugehn
pflegten: Gotter und Heroen in Chitonen sind daher in der
6 ausgebildeten Griechischen Kunst hochst selten zu finden. Das
Obergewand aber wird in der Kunst, wie im gewohnlichen
Leben, bei jeder lebendigeren Thatigkeit und Arbeit hinweg-
gethan; stehende Gottergestalten, welche man sich hiilfreich
herbeikommend, kampfend oder sonst wirksam dachte, konnten
hiernach ganz ohne Hulle erscheinen. Dagegen wird bei
sitzenden Statuen das Obergewand selten weggelassen, welches
sich dann um die Huften zu legen pflegt; so bezeichnet es
Ruhe und Entfernung von angestrengter Thatigkeit. Auf
diese Weise wird das Gewand bei ideellen Figuren selbst be-
deutsam und ein inhaltreiches Attribut. Dabei liebt die alte
Kunst eine zusammengezogene und andeutende Behandlung;
der Helm bedeutet die ganze Rustung, ein Stuck Ghlamys
7 die ganze Bekleidung des Epheben. Kinder nackt darzustellen,
war in alien Zeiten gewohnlich ; dagegen war die Entkleidung
des ausgebildeten weiblichen* Korpers in der Kunst lange
unerhort, und .bedurfte , als sie aufkam (§. 125. A. 3. 127.
A. 4), doch zuerst auch einer Ankniipfung an das Leben;
man dachte stets dabei an das Bad, bis sich die Augen ge-
wohnten, die Vorstellung auch ohne diese Rechtfertigung hin-
$ zunehmen. Die Portratstatue behalt die Tracht des Lebens,
wenn sie nicht,. durch Heroisirung oder Vergottlichung der
Gestalt, auch hierin iiber das gemeine Bediirfniss hinaus-
gehoben wird.
1. Dieser Paragraph behandelt denselben Gegenstand, wie Hirt's
Abhandlung »Ueber die Bildung des Nackten bei den Alten« Schriften
der Berl. Akad. 1820; aber versucht die Aufgabe anders zu losen.
2. Die vollige Nacktheit kam zuerst bei den gymnischen Uebungen
in Kreta und Lakedaemon auf. Olyrapias 15 verliert Orsippos von Megara
[337] Allgemeines. 487
im Stadion zu Olympia den Schurz durch Zufall und wird dadurch Sieger;
Akanthos von Lakedaemon tritt nun im Diaulos gleich vom Anfang nackt
auf, und fur die Laufer ward es seitdem Gesetz. Bei andern Athleten
aber war die vollige Nacktheit noch nicht lange vor Thukydides aufge-
kommen. S. Boeckh C. I. I. p. 554. Bei den Barbaren, besonders Asiens,
blieb der Schurz; hier war es auch fur Manner schimpflich, nackt gesehen
zu werden (Herod. I, 10); wovon man noch die Spur in den Gotterbildern
der Kleinasiatischen Kaisermunzen sieht, welche meist starker bekleidet
sind, als die Griechischen.
3. Die Buhnentracht geht, wie Pollux und die PioClementinische
Mosaik zeigt, von den bunten Rocken (Ttoixttois vgl. Welcker ad TJieogn.
p. LXXX1X) der Dionysischen Zuge aus; wonach Dionysos selbst, in ge-
wohnlicher Volksvorstellung, nicht leicht ohne Safrangewand und Purpur-
mantel gedacht wurde. Unter den Bildwerken haben nur manche Vasen-
gemalde, besonders Apulisch - Lucanische , wegen ihrer Beziehung auf
Bacchische Ziige, einen biihnenartigen §tyl in den Gewandern. Vgl.
Feuerbach Vatic, Apoll S. 354 f. und §. 345.
5. Wie im Leben jeder bloss mit dem Chiton bekleidete yv/ui/dj
hiess: so stellte die Kunst, welche den Chiton mit Idealgestalten nicht
vereinigen konnte, einen solchen wirklich als yvpvos dar.
7. Die bekleideten Chariten des Sokrates sind oft besprochen worden;
sie waren in Relief an der Wand hinter der Athene nach Schol. Aristoph.
Nub. 771, auf der Akropolis sagt Diogenes L. II, 19, nach Einigen von
Sokrates. Ob aber wohl diese, nach Plin. XXXVI, 4, 10 zu den ersten
Werken der Sculptur gehorende Gruppe wirklich von Sophroniskos Sohn
herriihrte, der es doch schwerlich so weit in der Kunst gebracht? Dem
Pausanias sagten es die Athener so ; Plinius weiss aber offenbar davon Nichts.
2. Griechische Mannerkleider.
337. Das Griechische Volk charakterisirt sich, im Gegen- 1
satz mit alien alten und neuen Barbaren, als das eigentliche
Kunstvolk auch durch die grosse Einfachheit und edle Sim-
plicitat der Ge wander. Alles zerfallt in Mvpara, iiberzogene,
und faif&riiJiara, umgelegte Gewander. Der mannliche Chiton 2
1st ein wollenes , urspriinglich armelloses Hemde ; nur der
lonische, der vor der Zeit des Peloponnesischen Krieges
auch in Athen getragen wurde, war von Leinwand, falten-
reich und lang; er bildete den Uebergang zu den Lydischen
Gewandern, welche zu dem Dionysichen Festgeprange gehorten.
Verschiedene Stande haben den Chiton von verschiedenem 3
488 Formen der bildenden Kunst. [337]
Zuschnitt ; seinen Charakter erhalt er aber am meisten durch
4 die Art der Giirtung. Das Himation 1st ein viereckiges
grosses Tuch, welches regelmassig von dem linken Arme ausr
der es festhalt, iiber den Riicken, und alsdann iiber den rech-
ten Arm hinweg, oder auch unter demselben durch, nach dem
5 linken Arme hin herumgezogen wird. Noch mehr , als an
der Giirtung des Chiton, erkannte man an der Art des Urn-
legens des Himations die gute Erziehung des Freigebornen
6 und die mannigfachen Charaktere des Lebens. Wesentlich
verschieden von beiden Kleidungsstiicken ist die Chi a my s,
auch die Thessalischen Fittige genannt, die Nationaltracht des
Illyrischen und benachbarten Nordens, vvelche in Griechenland
besonders von Reitern und Epheben angenommen wurde:
ein Mantelkragen, der mit einer Schnalle oder Spange (wspoVij,
noQnri) iiber der rechten Schulter befestigt wurde, und mit
zwei verlangerten Zipfeln langs der Schenkel herabfiel, haufig
mit Purpur und Gold auf eine reiche und glanzende Weise
ausgestattet.
1. Hauptquellen iiber das alte Costiim: Pollux IV. VII; Varro de
L. L. V. Nonius de vestimentis. Neuere Behandlungen : Octav. Ferrarius
und Rubenius de re vestiaria (Thes. Ant. Rom. VI) und Riccius de vete-
rum vestibus reliquoque corporis ornatu (ohne viel Riicksicht auf die
Kunst). Montfaucon Ant. expl. Ill, 1. (Sammlung ohne richtige Prinzipe),
Winckelm. W. V, 1 ff. Hauptverdienste hat Boettiger (Vasengemalde;
Raub der Cassandra; Furienmaske ; Archaeologie der Malerei S. 210 ff.;
Sabina). Mongez^sur les vetemens des anciens, Mem. de Tlnstitut Roy.. IV f.
Glarac Musee de sculpt. II. p. 49. Die Werke fiber das Costiim von
Dandre Bardon Costume des anc. peuples. P. 1772. 3 Bde. 4, Lens Le
costume de plus, peuples de 1'antiqu. Liege 1776. 4. (Deutsch von Martini.
1784), Rocheggiani Raccolta di costumi. R. 1804. f. 2 Bde. querfolio,
Malliot Rech. sur les costumes des anc. peuples pupl. par Martin. P. 1804.
3 Bde. 4, Willemin, Rob. von Spalart, Dom. Pronti, sind sammtlich un-
zuverlassig, und wenig fur wissenschaftliche Zwecke gearbeitet. Die mann-
liche Kleidung, Beckers Gallus II. S. 77.
2. Das Geschichtliche iiber den lonischen Chiton des Verf. Minerva
Pol. p. 41. Der Lydische Chiton xodyQrjs ist die PKGGUQU nach Pollux,
vgl. §. 383. BciGGuQcu der Thrakischen Bacchen Trotxt'Aot Y.KL nodrjQttg
Bekker Anecd. p. 222. [Die lonier sind a'Axt^iroji/fg in der Schlacht
auf dem Fries von Xanthos §. 128*.] Die Pythische Stola hat
mit der Dionysischen Tracht viel Aehnliches ; ohne Zweifel wirkten
[337J Griechische Mannerkleider. 489
Asiatische Musiker, wie Olympos, auf die Ausbildimg dieser Tracht ein.
Dazu gehoren u. a. die ^fi^/^fj, Aermel, mit dem Randstreifen ox&oifio$
(Etym. M. t-yxonficofia. C. I. 150).. Auch der Chiton (kethoneth) der
Hebraeer, Phoenicier und Punier war lang und mit Aermeln versehen,
Herodian V, 5. Plaut. Poenul. V, 2, 15. 5, 19, 24, vgl. Tertull. de pall. 1.
3. Der Chiton der Priester war ogftoorudios, ungegurtet. Die Exo-
mis, bei Handwerkern, wo sie zugleich das Himation vertritt (Etym.
M. Hesych) , lasst die rechte Schulter nebst Arm frei (§. 366). Dasselbe
thut der Sklavenchiton, sr^Qo^iKG^nlo?. Das Gegentheil ist der n^fpi^KG-
Xcdos, welcher den Korper warm halt (Aristoph. Hitter 882). Bei Gellius
VII, 12 steht die Exomis dem IM&V %s tQiScoros entgegen. Der Tyrann
Aristodemos in Kumae zwang TK$ ftrjlfias TCBQIT^O^KKK KeiQSG&cu xcu
cpoQttv tcprj@tKa$ %Xanv8u<s ncti TCOV avuKwt.(ov iirtovioKtov. Plutarch de
mul. virtut. SENOKPITH, p. 306 ed. Hutten. Der kurze militarische
Chiton, bis zur Mitte der Schenkel reichend, von Linnen, ist die nvnciGcig
(Pollux), man sieht ihn oft auf Vasengemalden , aber auch z. B. an den
Aeginetischen Statuen, [an der Stele des Aristion in Athen, an einer Metope
von Selinunt, an dem Xanthischen Denkmal .§. 90*. Sie kommt bei Alkaeos
vor.] SVGTIS ist ein bunter, streifiger, reich verzierter langer Chiton,
s. Schneider ad Plat. R.P. I. p. 335. Schone De pers. in Eurip. Bacchabus
p. 41. Die tiup&sQK aus gegerbtem Fell, die GLGVQK aus Ziegenpelz, die
ahnlich beschaffne §Kirr], die KaTcwdnr] mit dem Vorstoss oder Ansatz
aus Fellen, sind Bauern und Hirtenkleider, vgl. §. 418. A. 3. 427. — Die
cinctura der tunica, ohne latus clavus, bestimmt Quintil. XI, 3 so, dass
sie vorn etwas fiber die Kniee, hinten ad medios poplites reiche; nam
infra mulierum est, supra centurionum. Grade eben so dachten die
Griechen. Der Knabe cincticulo praecinctus — apud magistrum. Plautus
Bacch. Ill, 3, 28.
4. Das Ifiartov, I^IKTIOV *EMr]viK6v (Lukian de mere. cond. 25),
pallium Graecanicum (Sueton Dom. 4), heisst im Gegensatz der Toga
TSTQayovov , quadratum. S. bes. Athen. V. p. 213 b., vgl. die Herausg.
Winck. V. S. 342. Entgegen stehen einander die kurzen rauhen Tgipcoves,
TQipconu, $QK%tlat. avafiolal der Spartiaten (Amalth. III. S. 37) der
armern Athener, Lakonizonten , Philosophen (Jacobs zu Philostr. Imagg.
1, 16. p. 304); und die Chlaena, welche eine Art des Himation, auch vier-
eckig (s. Dorier II. S. 266 und Schol. II. II, 183), aber besonders weich,
wollig und warmend war. Noch delicater ist die %luviq. Eine Art der
Chlaena war nach Aristoph. die Persische navvccxr]. Das Punische Pallium
war auch viereckig, aber wurde um die Schultern durch eine Fibula fest-
gehalten (Tertull. de pall. 1); dasselbe sieht man auf Babylonischen
Cylindern. Daheim pallium, auf der Reise Chlamys, Plautus Mercat. V,
2, 70 f. nebst zona machaera, ampulla, cf. Pseud. II, 4, 26. Pers. I, 3, 77.
490 Formen der bildenden Kunst. [338]
der Parasit braucht ampullam, strigilem, scaphium, soccos, pallium,
marsupium, Pers. I, 3, 44.
5. Die Hellenen ccfiTUGxvovvrai in I ds |*c?, d. h. auf die im Text
beschriebene Weise, die Thraker i ri KQIGTSQK, Arist. Voegel 1568 mit den
Schol. Das Letztre wird auch von den Parasiten gesagt, s. Beck zur Stelle.
' AvapaUi-G&cci tni8sl-iK stev&sQias Platon Theaetet p. 165 e. Athen. I.
p. 21. Das Gewand muss dabei wenigstens von der Brust bis zum Knie
reichen; dies gehort zur svGxrjpoGvvr] der aver/Jo*??, woruber besonders
Boettiger Arch, der Malerei S. 211. Vasengemalde I, 2. S. 52 ff. Nur bei
eiliger Bewegung nimmt man es hoher auf (pallium in collum coniicere,
Plaut. Capt. IV, 1, 12). Von der Dorischen, auch alt-Romischen Sitte des
cohibere bracchia bei den jungen Mannern (die Mantelfiguren der Vasen-
gemalde) s. auch Dorier II. S. 268, vgl. Suidas s. V. tcprjpos. Ueber die
Redner §. 103. A. 3. [Auch der Italiener und Spanier setzen nicht wenig
darin den Mantel gut zu handhaben.J
6. Ueber die Herkunft der Chlamys, aUi?g, allicula, Dorier II. S. 266.
Boissonade zu Philostr. Her. p. 381. Eine Zubehor derselben ist die itsgovr],
fibula, mit einer oder zwei Spitzen oder Nadeln (dipolog, Anth. Pal. VI,
282). Eigentlich ist nfQovTj die Nadel selbst, TIOQUT] der Ring, mit dem
jene zusammen die Schnalle bildet. Wird die negovi] gelost, so legt sich
die Chlamys naturlich ganz um den linken Arm, wie so oft bei Hermes
(§. 380). Auch kann sie diesem als eine Art Schild dienen, wie Poseidon
auf alten Miinzen (§. 355) chlamyde clupeat brachium (Pacuvius. vgl.
Caesar B. G. I, 75). Auf diese Art trugen Jager auf der Buhne die sqxxn-
ris, nach Pollux IV, 18, 116, vgl. V, 3, 18; auch findet man dies Jager-
Costum auf Vasengemalden.
1 338. Hiite gehorten im Alterthum nicht zu der ge-
wohnlichen Tracht des Lebens in den Stadten; sie bezeichnen
landliche, ritterliche, mitunter kriegerische Beschaftigungen ;
wie die Y.W{\\, die in Boeotien eine tannzapfenformige , in
Thessalien eine mehr schirmformige Gestalt hatte; der Ar-
kadische Hut mit sehr grosser flacher Krampe; der besonders
von Reitern und Epheben zur Chlamys getragne Petasos von
der Form einer umgekehrten Doldenblume ; die Kausia, welche
eine sehr breite Krampe und einen sehr niedrigen Kopf hatte,
und zur Makedonischen , Aetolischen Illyrischen, auch wohl
2 Thessalischen Tracht gehorte. Noch bemerken wir die halb-
eiformige, in Samothrake bedeutungsvoll gedeutete, Schiffer-
miitze; auch kommt die Phrygische Mutze in einfacherer so
wie in mehr' zusammengesetzter Form nicht selten in, der
3 Griechischen Kunst vor. Kopfbedeckungen und Fussbekleidungen
[338] Griechische Mannerkleider und Hiite. 491
(die indess in den Griechischen Kunstwerken meist als sehr em-
fa che Riemen-Sohlen, xorixtdsg. erscheinen, wenn sie iiberhaupt
bezeichnet werden) bestimmten in Griechenland ganz vorziig- 4-
lich die verschiedne Nationaltracht (<T^T//m), deren Niiancen zu
verfolgen auch fiir die genauere Bestimmung der Heroen-
figuren von Wichtigkeit sein muss.
I. Vgl. iiber die alien Hiite Winck.- V, S. 40. Die "nvvrj Boimrice
beschreibt Theophr. H. PI. Ill, 9; auf Vasen hat sie Kadmos (Millingen
Un. Mon. I, 27, vgl. die Heroenversammlung pi. 18). Ueber die Thessa-
1 is che besonders Sophokl. Oed. Kol. 305. Reisig Enarr. p. 68, sie stand
der Kausia nahe. Die 'AQKUS xvvrj, der nUo<$ ' AgnuSi-tos war in Athen
gewohnlich, Philostrat. V. Soph. II, 5, 3; von der Form Schol. Arist.
Vogel 1203. Ueber die Form des Petasos Schneider Lex. Von der
Kausia des Verf. Schrift Ueber die Makedoner S. 48 nebst Plut. Pyrrh. 11.
Polyaen V, 44. Suidas s. v. xcrtxr/??, Jacobs zu Antipater's Epigr. Anthol
T. VIII. p. 294. Auch der Skythe Skiluros hat auf Munzen von Olbia die
Kausia. Sie hat oft eine ungeheure Krampe, daher Plaut. Trin. IV, 2, 10.
Pol. hie quidem fungino genere est; Illurica facies videtur hominis; diess
und die Art, wie sie an den Hinterkopf gebunden wird, macht sie sehr
kenntlich; s. besonders die M. Aeropos III., Mionn. Suppl. III. pi. 10, 4.
Auf der Vase bei Millingen Div. coll. 51 wird der Thessaler Jason durch
die Ghlamys (vgl. Philostr. Her. II, 2) und eine Art Kausia bezeichnet. An
einer Megarischen Stele bei Stackelb. Graber Tf. 3, 2 halt ein Krieger einen
kuppelformigen Hut, [denselben Tydeus und Theseus, Miilingen Anc. Mon.
Vasen Tf. 18.]
2. Die halbeiformige Schiffermiitze tragen die Dioskuren als
Schiffsgotter und Kabiren, Odysseus (§. 410), auch Aeneas. Sie heisst auch
nUog, insofern sie aus Filz war, wie das Unterf utter eines Helms, vgl.
R. Rochette M. I. p. 247. Sie gehort zum nauclericus ornatus, Sophokl.
Philokt. 128. Plaut. Mil. IV, 4, 41, der dazu eine dunkelbraune Kausia (im
weitern Sinne) und die eben so gefarbte Exomis rechnet. Ueber die Phrygische
Mutze in Zusammenhang mit dem Persischen Penom (vgl. §. 246. A. 5)
Boettiger Vasengem. Ill, 8. Amalthea I. S. 169. Kunstmyth. S. 47.
3. Die Griechische Barfiissigkeit (Voss Mythol. Br. I, 21) bildet in
der Kunst einen scharfen Gegensatz gegen den Etruskischen Reichthum
an zierlichem Schuhwerk. S. sonst Winckelm. V. S. 41. 81. Athenaeus XII.
p. 543 f. von Parrhasios: XQVGQIS avKCnccGrols sirzccpiyye TWV (ttavrwv
TOV$
4. Tgonos rye Grolrjs JOJQLOS (vgl. §. 337. A. 4) wird mit
rjs XG'^?, langherabhangendem struppigen Haar (EitKQTio%uiTcxi,
Dorier II. S. 270) verbunden genannt, Philostrat. Imagg. II, 24. Zum
492 Formen der bilderiden Kunst. [339]
ov wird ebd. I, 16 (bei Dadalos) ein gpaiog zgificov und
die avvnodrjGiK gerechnet, vgl. II, 31. Von der Makedonischen und
Thessalischen Tracht (§. 337, 6. 338, 1. Zur Aetolischen gehoren
nach dem Gostum der Aetolia selbst (§. 405. A. 1) hohe Schuhe, den
KgrjTixois nedikois ahnlich, die Kausia, eine hochgeschiirzte Exomis, und
eine urn den linken Arm gewickelte Chlamys (iycmris §. 337). Nach der
Vase, Millingen Div. coll. 33, scheinen enge Ghitonen aus Fellen hier ge-
wohnlich gewesen zu sein. Dje Thessalische , auch Armenische Tracht'
ein tiefherabreichender Chiton, der in der Tragodie der Aetolische heisst,
ein Giirtel urn die Brust und eine ecpccnris, welche die Tragodie ebenfalls
aufnimmt. Strabo XI. p. 530.
3. Frauenge wander.
1 339. Unter den Ghitonen der Frauen unterscheidet
man bestimmt den Dorischen und lonischen. Der
erstre, der alt-Hellenische , besteht aus einem nicht sehr
grossen Stuck Wollentuch, welches ohne Aermel durch Spangen
auf den Schultern festgehalten wird, und an der linken Seite
gewohnlich in der Mitte zusammengenaht , nach unten aber
nach acht-Dorischem Brauche (als a%i6ro$ xtro)1<) offen ge-
lassen 1st, so dass die beiden Zipfel (<9%favyt$) entweder, durch
Nadeln zusammengehalten , ineinanderliegen , oder auch, zu
2 freier Bewegung aufgesteckt, auseinanderschlagen. Der andre
dagegen, welchen die Jonier von den Karern und von jenen
wieder die Athener iiberkamen, war von Linnen, ganz genaht,
mit Aermeln (XOQCU) versehen, sehr lang und faltenreich.
Beide sind in Kunstwerken haufig und leicht zu erkennen.
3 Bei beiden ist fur das gewohnliche Gostum der G u r t e 1
(fcu'i-'r?) wesentlich, welcher um die Hiiften liegt und durch
das Heraufnehmen des Gewandes den Bausch (XO'/TCOC) bildet.
Er ist wohl zu unterscheiden von der gewohnlich unter dem
Kleide, bisweilen aber auch daruber liegenden Brustbinde,
so wie von dem breitern, besonders bei kriegerischen Gestalten
4 vorkommenden Gurte unter der Brust (?W<JT?;<>). Ein D op-
pel chit on entsteht am einfachsten, wenn der obere Theil
des Zeuges, welches den Chiton bilden soil, ubergeschlagen
wird, so dass dieser Ueberschlag mit seinem Saum bis u'ber
den Busen und gegen die Hiiften herabreicht, wo er in den
Werken der altern Griechischen Kunst mit dem vorhin er-
[339] Griechische Frauengewander. 493
wahnten Bausche einen parallelen Bogen zu beschreiben pflegt.
Indem das Zeugstiick auf der linken Seite welter reicht als 5
an der rechten, entsteht hier ein Ueberhang und Faltenschlag
(dnoKrvyfta) , welcher als eine Hauptzierde der Griechischen
Frauenkleidung von der alterthiimlichen Kunst eben so zierlich
und regelmassig, wie von der ausgebildeten anmuthig und
gefallig gebildet worden 1st.
1. Die weibliche Kleidung, Beckers Gallus I. S. 318. Uebei- den
Unterschied der heiden Chitonen Boettiger Raub der Kassandra S. 60.
Des Verf. Aeginetica p. 72. Dorier II. S. 262. Den Dorischen fmdet
man in der Kunst haufig (Schol. zu Klem. p. 129), bei der Artemis, der
Nike, Hebe, Iris (des Parthenon), den Manaden. Die Spartanischen Jung-
frauen waren, zum Unterschiede von den Frauen, gewohnlich ^ovo^/rrai/sg
(Dorier S. 265, auch Plut. Pyrrh. 17), und dienten in diesem leichten
Kleide als Mundschenken (Pythaenetos u. A. ebd.); darnach ist die Hebe
gebildet. Darum waren auch die Bilder der Mundschenkin Kleino in
Alexandreia (Athen X. p. 425) fiovo%iTcov£s, QVTOV KQCCTOVVTSS sv TKLQ %£QcLv.
2. Die lonische Tracht sieht man besonders an den Musen; an den
Attischen Jungfrauen vom Parthenon erscheint sie nicht ganz rein; diese
haben meist Halbarmel mit Spangen (vgl. Aelian V. H. I, 18). Der %ITG>V
GTokidooTog hat einen zusammengefalteten Besatz, Falbeln; GVQ(JLK,
GVQTOS, ist das tragische Kleid der Buhnen-Koniginnen, mit dem naqcinr^v,
vortretenden Aermeln von andrer Farbe, und Schleppen die im Alterthum
vielfach, besonders mit Goldblattchen, verziert wurden.
3. Zcovr], auch nsQi^co^a, 7tSQi£o)GTQu Pollux. Ueber ^<hvr\v IVGKL
Schrader zu Musaeote V. 272. Der grosse noKuog ist bei Homer fur
Asiatische Frauen (fictfrvKolnoi) , spater fur die lonische Tracht charak-
teristisch. Der Busengurtel heisst unodeofioG, (iKSTodtTa, ^LTQK (irilov^og
GTrj&oSeGfios, GTQoyoa, orgopos, GTQocpiov, TKivia, zuividiov, meist in der
Anthologie, vgl. Aeschylos Sieben 853. 'Ixgr. 460. mit Stanley und Schiitz.
Auch der xatfro's, der gestickte, ist ein Busenband, Anth. Pal. VI, 88,
vgl. §. 377. A. 5; Winck. V. S. 24 verwechselt ihn mit der Zone.
Aeschylus Sept. c. Theb. 571 oaai crgocpov ia&rJGiv neQi§dMiovT<xi.
4. Diese Tracht sieht man ausser an den Bildwerken des Par-
thenon am schonsten an dem Torso von Keos, Broendsted Voy. I. pi. 9,
dann [an der Geres Borghese n. 3 bei Bouillon Musee des Ant. n. 6],
an den fiinf Madchen unter den Herculan. Bronzen, deren eins eben das
Gewand anlegt, Ant. Ere. VI, 70—76, M. Borb. II, 4—7 auch auf den
Vasengem. Maisonn. pi. 16, 5. Dieser halbe Oberchiton ist»offenbar das
Attische rjuiSmloi'Siov, KgoKcoriSiov (KQOKOOTOV Sinhovv C. I. 155.
p. 249), tywH.lov (lyxvidov Ttoinikov C. I. a. 0.), welche Ausdrucke als
494 Formen der bildenden Kunst. [340]
ziemlich identisch in Aristoph. Ekkles. vorkommen. Vgl. Boettiger Furien-
maske S. 124. Wiener Jahrb. XLIX. Anz. S. 4. 'Enco^is (Eurip. Hek.. 558.
Athen. XIII. p. 608) scheint nur der Zipfel dieses Gewands, welcher an
der Schulter mit einer fibula festgehalten wird. Vgl. indess Boettiger
Vasengemalde I, 2. S. 89. Wie das chlamysartige Gewand heisst, das bei
Apollo Pythios, den Musen und den Karyatiden des Erechtheion bios auf
den Riicken herabhangt, bleibt dann unentschieden.
5. Dies ist ganz deutlich das anoTtTwyfia, welches mit zwei nsgovais
und dem no8r)Qrt$ %IT(QV als drittes Stuck (QVfios) einer goldnen Nike an-
gegeben wird. G. I. 150. p. 235. Eine schon bekleidete Frau geht noKla
jtoHaxtg £$ OQ&OV ou^iciGi GKOTtovfisvr], Eurip. Med. 1166. cf. Bacch. 895 f.
(935.) Sappho s\v.r\v inl Gyvgaiv. — Reich an Namen fur Frauenkleider
ist die angefuhrte Inschr. C. I. 155. Der Far be nach, scheint es, sind
hier die Gewander nvgyaroi (wohl gestreift, vgl. Athen. V. p. 196 e.),
auch mit bunten Saumen, nlarvKXovQy sis, jreetrcont/Aot, was beides auf
Vasengemalden sehr haufig ist. 'Ep nlaioico geht wohl auf den scutu-
latus textus (Drell) bei Plinius.
1 340. Das Him at ion der Frauen (tpdnov ywaixeiov)
hat im Ganzen dieselbe Form, wie das mannliche, daher auch
ein gemeinsamer Gebrauch stattfinden konnte; auch folgt die
Art des Umwurfs meist derselben Grundregel; nur ist die
Umhullung in den meisten Fallen vollstandiger , und der
2 Faltenwurf reichlicher. Der in friiheren Zeiten sehr gebrauch-
liche Peplos, welcher im Leben in der bliihenden Zeit
Athens abgekommen war und nur auf der tragischen Biihne
gesehen wurde, wird mit Sicherheit an den Pallas-Statuen
des altern Styls als ein regelmassig gefaltetes, ziemlich eng
3 anliegendes Obergewand erkannt (§. 96. N. 7); aus andern
Werken der alt-Griechischen Kunst, wo keine Aegis den obern
Theil verdeckt, sieht man, dass er mit dem Obertheile quer
"urn die Brust gewunden und hier zusammengesteckt wurde;
oft hat er auch einen Ueberschlag nach Art des Diploidion.
4 Frauen , fur welche iiberhaupt das Himation wesentlicher ist
als fur Jungfrauen, ziehen es haufig auch uber den Kopf:
obgleich es auch besondre Schleiertiicher fur den Kopf
giebt (ydQiov, xalvntQa, ^Yidsfivov, rica), so wie mannigfache
Arten von Kopfbinden (nitqa, argoyiov, dvadfapri, vitta)
und Haarnetzen (xsugvyalo?, reticulum).
1. 'ifiKXTiov ist fast weniger gewohnlich, als sni^rjficc,
und besonders afiTtf^ovr], KIITCSIOVIOV, daher ava[tne%ovos s. v. a.
[340] Griechische Frauengewander. 495
Ein Muster schoner avccpoli] ist die Herculanische Matrone §. 199. A. 7;
aber selbst manche Terracotta aus Griechenland ist noch edler und geist-
voller drapirt.
3. Besonders sind die Figuren des Korinthischen Reliefs, §. 96. N. 15r
namentlich die Pallas, die Artemis und die erste Gharis, mit einander zu
vergleichen, um die Umlegung des Peplos kennen zu lernen. hi dern
Minerv. Poliad. p. 25 sqq. Gesagten ist hiernach Einiges genauer zu be-
stimmen. Die Tragiker scheinen das Wort schon sehr unbestimmt zu
nehmen; bei Sophokl. Trach. 921 ist der Peplos ein Dorischer Chiton, wie
auch sonst.
4. Dabei sind auch die Stirn- und Haarbinden zu erwahnen,
mit Benutzung von Gerhard, Prodomus S. 20 ff. Berlins Antike Denkm.
S. 371 ff. Besondrer Putz einer Matrone n6(*tx$ xaohtoa, Aristoph. Thesm.
841, dagegen axaqotov KTcoxsKctQfisvr] 838. STEcpavrj ist die in der Mitte
sich hocherhebende Metallplatte uber der Stirn, dagegen Grecpavog die
ringsherum gleich breite Krone bezeichnet, wie bei der Argivischen Hera
§. 120. A. 2. Z(psv86vr] ist schleuder-, Grlsyyis Strigilen ahnlich.
"Aiinv£ scheint mehr ein Metallring, welcher die Haare, besonders auf
dem Hinterhaupte, zusammenhalt , vgl. Boettiger Vasengem. II, S. 87
4iuSrjiLK ist ein Band, welches gleich breit um den Kopf zwischen den
Haaren liegt; besonders deutlich an den Ko'pfen der Makedonischen Konige.
TuLvlct ist gewohnlich ein breiteres Band mit zwei schmalern an jedem
Ende, wohlbekannt aus Darstellungen der Nike (volans de caelo cum corona
et taeniis Ennius ap. Festum) [vgl. Welcker Griech. Trag. S. 467. 1582],
als gymnastischer Ehrenschmuck, auch als erotischer (Athen. XV. p. 668 d.
Welcker Schulzeit. 1831. N. 84), endlich als Schmuck von Grabern (Caeeilius
ap. Fest.), besonders durch Vasengemalde. Vgl. Welcker Ann. d. Inst.
1832. p. 380 f. Aus mehreren verschiedenfarbigen Taenien besteht die
gewundene Binde der Athleten und des Herakles. [raivia Uvxj) Ktgi TO>
fisrconcp Lukian Navig. 39.] Mir^a ein meist buntfarbiges , um den
Kopf gewundenes feines Tuch, bei Dionysos und Frauen, besonders Hetaeren
(BTKIQCI SidfitTQos Pollux, picta lupa barbara mitra Juven.). Jlo'^og
scheint eine formliche runde Scheibe, welche den Kopf umgab, wie bei der
Ephesischen Artemis (nach Andern der modius, Amalth. III. S. 157); da-
gegen der /uqWffxog mehr ein runder Deckel zum Schutze gegen Vogel
war, woraus Manche den nimbus (das Wort in diesem Sinne erst bei
Isidor; vgl. Schlager dissert. II. p. 191. Eckhel D. N. VIII. p. 503. August!
Christl. Alterth. S. 197) der spatern Zeit abgeleitet haben. — Zu diesen
Kopfzierden kommen die xtQidsQcciu des Halses, die tyilUa der Arme,
von der Gestalt auch ocpeig genannt, aqpiyxr^sg (spinteres), #A*#a>i>££, die
negiGKeMdts und eniGcpVQiu (auch schlangenformig Anth. Pal. VI, 206.
207), die Ohrringe (wcarta, tMopia, elenchi uniones), womit die Kunst
496 Formen der bildenden Kunst. [341]
weibliche Gfitterbilder fast durchgangig schmuckte, Hall. Encykl. Ill, II.
S. 133 u. s. w. Th. Bartholinus de armillis veterum 1675, Gasp. Bartho-
linus de inauribus. Scheffer de torquibus, Thes. Ant. Rom. XII, 901.
4. ROmische Tracht.
1 341. Die Romische Nationaltracht, welche nur in Por-
tratfiguren und einigen Wesen des Italischen Glaubens (wie
bei den Laren und Genien) vorkommt, geht von derselben
2 Grundlage aus wie die Griechische. Die Tunica ist sehr
wenig von Chiton verschieden, und die Toga (vijpewoc)
eine Etruskische Form des Himation, welche bei den Romern
immer weitlauftiger, feierlicher, aber auch schwerfalliger aus-
gebildet wurde. Fiir die Erscheinung im offentlichen Leben
von Anfang an bestimmt, verier sie mit demselben ihre Be-
deutung, und musste allerlei bequemeren Griechischen Ge-
wandern (laena, paenula) weichen, welche aber fur die Kunst
3 nur geringe Bedeutung haben. Die Toga unterscheidet sich
vom Himation durch den halbrunden Zuschnitt und die grossre
Lange, welche bewirkt, dass die Enden derselben in be-
deutenden Massen (tubulata) zu beiden Seiten bis zur Erde
fallen. Der Ueberhang der weitlauftigeren Toga unter dem
rechten Arme ist der Busen, sinus, der Toga; an demselben
wird ein Bausch, umbo, durch besondre Kunst (forcipibus)
4 hervorgebracht. Zu dieser Tracht gehort der den Fuss voll-
5 standig einschliessende Halbstiefel, calceus. Dieselbe Tracht
war friiher auch Kriegstracht , wobei der Toga durch die
Gabinische Gurtung am Korper festgemacht wurde; dagegen
hernach das der Chlamys ahnliche Sagum (nebst der sago-
6 chlamys) und Paludamentum eintrat. Sie war auch Frauen-
tracht, was sie aber nur beim niedern Volke blieb, wahrend
bei den Vornehmeren eine der lonischen ahnliche Bekleidung
sich bildete, wozu die Stola, aus einer Tunica rnit breitem
Besatz (instita) bestehend, die Pall a, eine Art Ober-Tunica,
und das oft sehr reiche, auch mit Frangen besetzte Ami-
culum gehoren, von welchem das Ricinium die bei den altern
Romerinnen gebrauchliche A'rt war.
1. Zur Geschichte der Romischen Tracht des Verf. Etrusker I. S. 261;
das iiber den cinctus Gabinus Gesagte fiihrt Thiersch, Berichte der Munchner
Akad. I., nicht richtig an.
[342] Waffentracht. 497
2. Statuas paenulis indutas erwahnt Plin. XXXIV, 10 als ein novitium
inventum; mit Sicherheit sind sie noch nirgend nachgewiesen.
3. Ueber die Toga besonders Quintil. XI, 3. Tertullian de pallio 1.
" H(iiv.v*).iov Dionys. Ill, 61 rotunda Quint, u. A. Bis trium ulnarum toga
Horaz. Veteribus nulli sinus Quint. Macrobius Sat. II, 9 togam corpori
sic applicabat, ut rugas non forte, sed industria locatas artifex nodus
constringeret et sinus ex composito defluens nodum lateris ambiret. Das
breite aus mehreren Lagen bestehende Band fiber dem obern Theile der
Toga an zahlreichen Statuen und Busten aus der spatern Kaiserzeit er-
wartet noch seine Erklarung. Amalth. III. S. 256. Ob es das lorum,
IfOQos, ist? s. Du Cange Lex. Gr. p. 837.
6. Eine eigenthumlich Romische Art das amiculum zu tragen, ist
die bei den sogen. Pudicitien vorkommende M. PioGl. II, 14. Gap. Ill, 44.
August 118. Der Schurz der Diener der Magistrate, den man auf Rom.
Denkm. sieht, heisst Hmum. Tiro bei Gellius XII, 3, 3. [Lion Tironiana p. 8.]
5. Waffentracht.
342. Die Waffentracht der Alten kommt nur auf alt- l
Griechischen Vasengemalden und in Romischen Portratstatuen
(thoracatae §. 199. A. 3) und historischen Reliefs vollstandig
vor; die Werke aus der Rluthezeit der Griechischen Kunst
begnugen sich, mit Andeutungen. Der Helm ist entweder 2
eine blosse Fellhaube, die aber auch mit Blech bekleidet sein
kann (y.wtri, xaratrvZ, galea), oder der ritterliche grosse
Helm (xoQvg, KQavog, cassis). Hier unterscheidet man wieder 3
den im Peloponnes gebrauchlichen Helm (das xoavoq Kooiv-
&iovQy{$), mit einem Visir mit Augenlochern , welches nach
Belieben iiber das Gesicht herabgeschoben und zuruck-
geschoben werden konnte; und den in Attika und ander-
warts iiblichen Helm mit einem kurzen Stirnschilde (otsydvri) 4
und Seitenklappen. Der dem Ringpanzer (arQEnro?) entgegen-
stehende feste Panzer (crddiog ^wpa|), bestehend aus zwei
Metallplatten (yvala)^ von denen die vordre oft iiberaus
zierlich mit getriebener Arbeit geschmuckt ist, ist in
Griechenland gewohnlich nach unten grade, in Romischen
Werken nach der Form des Leibes rund zugeschnitten
(doch gilt die Regel keineswegs durchgangig) ; er wird
von oben durch Schulterblatter gehalten, und nach unten
durch einen Schurz um die Lenden (fw^a) und mit Melall
0. Mu ller's Archaeolog'ie. 4. Aufl. 32
498 Formen der bildenden Kunst. [342]
besetzte Lederstreifen (nrsQVfsg) zweckmassig verlangert.
5 Auch die aus elastischem Zinn geschlagenen Beinschienen
, ocreae), welche unten durch den Knochelring
gehalten werden, waren oft von zierlicher
6 und sorgfaltiger Arbeit. Der grosse Erzschild der Griechen
(aanig> clypeus), sehr bestimmt unterschieden von dem vier-
eckigen scutum (&vQeog) der Romer, ist entweder ganz
kreisformig, wie der Argolische, oder mit Einschnitten zum
Durchstecken und Auflegen der Lanzen versehen, wie der
Boeotische. Die Homerischen gefittigten Tartschen (laiotjia
nTSQosvra) werden durch Vasengemalde anschaulich, welche
auch die Einrichtung der Handhaben (fydvcu) deutlich er-
kennen lassen.
1. Die Homerischen cpcttot (vgl. Buttmann Lexil. II. S. 240) konnen
wohl in den aufrechtstehenden Schildchen erkannt werden, die aufVasen-
gem. auf den Helmen so viel vorkommen. Ueber die Theile des alten
Helms Olenin Observations sur une note de Millin. Petersb. 1808. Ueber
die verschiedenen Arten der Helme Al. d'Olenine Essai sur le costume et
les armes des gladiateurs. St. Petersb. 1834. 4.
3. Den Korinthischen Helm findet man gewohnlich auf Vasengem.
des alten Styls, z. B. Millin I, 19. 33, [Gall. Omer. II, 130], an den Aeginet.
Statuen, an der Korinthischen Pallas. §. 369. A. 4. Poll. I, 149 xgdvos
BoKorovQyss vorziiglich, wie andre Waffenstucke von andern Orten.
4. Panzer von zierlicher Arbeit aus den Grabern von Canosa (Millin) ;
Helme, Beinschienen und andre Waffenstucke mit Bildwerken (§. 311. A. 3),
Neapels Ant. S. 213 if. M. Borbon. Ill, 60. [Die yvu^a, Brust- und
Riickenstiicke, sind die altere Art des Panzers, Pausan. X, 26, 2; Boettiger
Vasengem. II. S. 73. Hr. Rittmeister Maler in Baden besitzt ein Paar in
seiner merkwurdigen Sammlung alter Waifen.J Zierliche Waffenstucke von
Statuen Clarac Musee pi. 355. 356. — Ueber Zoma, Mitra und Zoster be-
sonders II. IV, 134 nebst Aristarch; fiber die msgwyts Xenoph. de re
equ. 12. Die Einrichtung der ganzen Riistung in alteren Zeiten machen
besonders die Vasengem. deutlich, Tischb. I, 4. IV, 20. Millin I, 39.
6. AUIG. Ttrsg. z. B. Tischb. IV, 51. Millingen Gogh. 10. [Welcker
ad Philostr. p. 323. 756. Wenn die Beziehung dieses Schildanhangsels
auf das IKLG^LOV richtig ist, so irren Millingen, S. Birch u. A., dass dasselbe
nirgends erwahnt werde. Etwas anders sind die Decken bei Aristophanes
Ach. 1136. TK GTQcofiUT* co TIKI SfJGov EH Trj$ ccGTtidos. Das haiGiji'ov
haben drei Giganten in der Schlacht bei Luynes Arases pi. 19, ein Trompeter
d'Hancarville IV, 33. Pariser Ausg., Theseus in .Millingens Anc. uned.
[343J Behandlung der Gewander. 499
Mon. I. pi. 19, wo es auch pi. 20 und 21 vorkommt, und in den Peint.
de Vases pi. 49, Theseus auch bei Gerhard Auserles. Vasengem. Tf. 165
und ein Kampfer gegen Skythen das. 166. In Marmor und an dem
Xanthischen Denkmal §. 128*.] — Die genauere Erklarung der Waffen und
Bekleidungen der Praetorianer (?Bouill. Ill, 63, 2), Legionarien, socii u. s. w.
an Romischen Siegesmonumenten gehort natiirlich nicht hierher.
6. Behandlung der Draperie.
343. Noch wichtiger als die Kenntniss der einzelnen l
Gewandstiicke 1st eine richtige Vorstellung von dem Geiste,
in welchem die alte Kunst die Gewander uberhaupt be-
handelt. Erstens durchaus bedeutungsvoll, so dass die 2
Wahl des Gewandes, die Art es zu tragen, stets auf Cha-
rakter und Thatigkeit der dargestellten Person hinweist, wie
besonders bei den verschiedenen Bekleidungsweisen der Gotter
deutlich gezeigt werden kann. Zweitens in den echten Zeiten
der Kunst durchaus demKorper untergeordnet, die
Bestimmung erfullend, die Form und Bewegung desselben zu 3
zeigen; was das Gewand selbst in einem der Zeit nach
grosseren Umfange zu leisten im Stande ist, als die nackte
Gestalt, weil es durch Wurf und Faltenlage bald die der dar-
gestellten Handlung vorhergehenden Momente errathen lasst,
bald auch das Vorhaben der Person andeutet. Grade die 4
Gewander der Griechen, welche bei ihrer einfachen und
gleichsam noch unentschiedenen Form grossentheils erst durch
die Art des Umnehmens einen bestimmten Gharakter er-
halten, und zugleich einen grossen Wechsel glatter und faltiger
Parthieen gestatten, waren von Anfang an fur solche Zwecke
geeignet; aber es wurde auch zeitig Kiinstlergrundsatz, durch
enges Anziehn der Gewander und Beschwerung der Zipfel
mit kleinen Gewichten (QOIGXOI?) die Korperformen iiberall
moglichst vortreten zu lassen. Das Streben nach Klarheit 5
der Darstellung gebot den Kiinstlern der besten Zeit Anord-
nung in grossen Massen, Unterordnung des Details unter die
Hauptformen, grade so wie bei der Musculatur des Korpers.
4. ITQosTtTVGasTca nlsvyaiGiv agri-noMos mars removes %irwv
KTIKV KKT KQ&QOV, Soph. Trachin. 765. Von den sogenannten nassen
Gewandern Feuerbach Vatic. Ap. S. 198. 'Eysvf-To TOV acofiuros %KTonrQOv
0 ZITCQV, Ach. Tat. I, 1. Jacobs p. 404. »Das tausendfache Echo der
500 Formen der tyldenden Kunst. [344]
GestalU Goethe. Auch die vestes lucidae der alten Maler (oben §. 134.
A. 2) gehoren hierher. Die kleinen Gewichte sieht man selbst auf Munzen,
Mionnet Descr. PL 65, 7.
5. Vom alteren Draperie-Styl §. 93; vom vollkommenen 118, 4; vom
spatern 204. A. 2. Die starren und tiefen Fallen an den Gewandern der
Giustin. Vesta, des Barberinischen Apollon, der Musen von Venedig mochten,
wie §. 96. N. 11 angedeutet, aus architektonischen Bedingungen abzu-
leiten sein.
C. Von den Attributen und attributiven Handlungen.
1 344. Unter Attributen versteht man untergeordnete
Wesen der Natur, oder Produkte menschlicher Arbeit, welche
zur Bezeichnung des Charakters und der Thatigkeit von
2 Hauptfiguren dienen. Wesen und Dinge dieser Art hangen
nicht auf eine so innige und natiirliche Weise mit geistigem
Leben und Gharakter zusamrnen wie der menschliche Korper;
daher Glauben, Sitte, iiberhaupt positive Einrichtungen von
der Kunst dabei nothwendig zum Grunde gelegt werden
3 mussen. Jedoch kam auch von dieser Seite der der
Griechischen Nation eingeborne Sinn fur edle und einfache
form und die grosse Simplicitat des Lebens der Kunst sehr
zu Hiilfe; jede Beschaftigung , Lage und Bestrebung des
Lebens fand in gewissen der Natur entnommenen oder durch
Menschenhand geschaffenen Gegenstanden eine charakteristische
4 und iiberall leicht wiederzuerkennende Bezeichnung. Auch
in der Schopfung der Symbol e, wozu die den Gottern ge-
heiligten Thiere eben so, wie die Gerathe und Waffen der
Gotter gehoren, hatte sich, neben einer religiosen Phantasie
und einer kindlichen Naivetat des Denkens, welcher viel
kiihnere Verkmipfungen frei standen, als der spatern Re-
flexion (§. 32), doch auch schon ein keimender Sinn fur
passende und in gewissem Sinne kunstmassige Formen offenbart.
5 Wenn nun die altre Kunst ihre Figuren hauptsachlich durch
die , oft sehr gehauften Attribute unterschied (§. 68) : so
war doch auch fur die gereifte Kunstzeit das Attribut eine
sehr erwunschte Erganzung und nahere Bestimmung der
durch die menschliche Gestalt im Allgerneinen ausgedruckten
Idee; und die allegorische Bildnerei (§. 406) fand hier
6 manchen willkommnen Ausdruck fur abstrakte Begriffe. Oft
[344] Attribute. 501
vereinigt sich mit dem Attribut Hindeutung auf eine bestimmte,
aus dem Gultus und Leben genommene Handlung; auch
darin hat die Griechische Kunst dieselbe Leichtigkeit , mit
Wenigem Viel zu sagen. Die daraus erwachsende Sprache 7
der antiken Kunst bedarf vieler Studien, da sie nicht so durch
'das natiirliche Gefuhl errathen werden kann, wie die rein
menschliche Geberdensprache. Auch wird die Deutung oft 8
durch den Grundsatz der Griechischen Kunst (vgl. §. 325)
sehr erschwert, Alles, was nicht die Hauptfigur betrifft, unter-
geordnet zu behandeln, dem Maasse nach zu verkleinern,
der Sorgfalt der Arbeit nach hintanzusetzen : welche Hintan- 9
setzung der Nebenwerke iiberhaupt so weit geht, dass bei
kampfenden Gotter- und Heroen-Figuren die Gegner, nicht
bloss Unthiere, sondern auch rohere Menschenfiguren , haufig
gegen alle Forderung des modernen Kunstsinns, welcher mehr
reale Nachahmung und Illusion verlangt, verkleinert werden,
weil die edle Gestalt des Gottes oder Heros schon fur
sich durch ihre Stellung und Bewegung Alles zu sagen im
Stande ist.
1—4. Schorn Umriss einer Theorie der bild. Kiinste S. 21: »Nicht
immer lasst sich die Idee vollig im Sinnlichen ausdriicken ; deshalb bedient
sich die Bildnerei ofters der Allegorie, indem sie den Begriff nur so weit
es moglich ist in der Gestalt andeutet, alles Speciellere durch Attribute
bezeichnet.« Da die Erklarung der Attribute von der der Gegenstande
sich am wenigsten trennen lasst: so wird der Reichthum derselben hier
nur durch eine classificirte Uebersicht einiger der wichtigsten angedeutet.
Blumen (Aphrodite, Horen, Zephyr) ; Friichte, Aepfel, Granate, Mohn,
Wein, Aehren; Zweige, Oliven (besanftigend), Lorbeer (reinigend), Palme
(Sieg), Kranze, besonders Eichen, Pappel, Epheu, Wein, Lorbeer, Olive.
Taenien (ehrend, auszeichnend §. 340. A. 4), Infuln arffifiara,
(Heiligkeit), Hiketeria (Oelzweig und Infuln), Kerykeion (§. 379).
Phialen (Libation, Zeichen von Segensgebeten und Dankfeier) nebst
Prochus (§. 298. A. 3); Becher verschiedener Art ; Krater (Gastinahl) ; Dreifuss
(Apollodienst, Mantik, Agonen-Preis) ; Lekythos, Alabastron (gymnastische
Kraft, weibliche Anmuth §.391. A. 4);Kalathos und Modius (Fruchtbarkeit).
Skeptron (herrschende Wurde) ; Dreizack (Meeresgewalt) ; Knotenstock
(Hirtenleben) ; Thyrsus; Fackel (Erhellung der Nacht, Lebensflamme, die
Umdrehung bezeichnet Ausloschung, die zwei Fackeln einer Persephone
in Paros werden in der Inschrift C. I. n. 2388. V. 9, 10, die eine auf das
502 Formen der bildenden Kunst. [345]
Licht, fur die Freunde des Orts, die andre auf den Feuerbrand des Un-
glucks fur desscn Widersacher bezogen) ; Lanze; Pfeil, Bogen (fernwirkende
Gewalt) und Kocher (Gegensatz des offnen und geschlossenen §. 364);
Tropaeon; Ruder (Schifffahrt; mehr allegorisch Lenkung uberhaupt);
Aplustrum (Schifffahrt).
Rad (schnelle Bewegung, Veranderung) ; Wage (§.406).
Kithar (friedliche Heiterkeit, Gegensatz mit dem Bogen §. 359, 4);
Flote (Bacchische Lust); Syrinx (Landleben); Kymbeln, Krotalen u. s. w.
Spiegel (weiblicher Schmuck , aber auch , allegorisch , Zeichen der
Erinnerung §. 398), Facher, Schmuckkastchen; Badegefasse; Strigiln!
Fullhorn §. 433; Aegis (Zeus-ahnliche Herrschaft fiber feindliche
Elemente); Gorgoneion §. 65, 3; Blitz (weltbeherrschende Macht); Strahlen-
kranz (erscheinende Gottheit, Apotheose).
Adler (Augurium des Siegs, der Macht, Apotheose); Stier (segens-
reiche Naturkraft); Schlange (heilende und verjtingende Kraft der Natur,
furchtbare Gewalt Chthonischer Damonen); Panther (Bacchisches Toben);
Taube (Vermahlung), u. dgl. mehr.
Greif (verderbende Gottergewalt) ; Sphinx (geheimnissvolle Natur).
Den meisten Stoff fur die Lehre von den Attributen enthalt Winckel-
mann's Versuch einer Allegoric, Werke II. S. 427.
Sprechende Emblerne, z. B. Namen von Magistratspersonen durch Go tter-
symbole angezeigt, Visconti im Cabinet Pourtales p. 17. [Namen durch gleich-
lautende Dinge, Thiere, Pflanzen u. s. w. angedeutet, Welcker's Syll. Epigr. Gr.
p. 135 s. Annali del Inst. XIV. p. 214. Auf die Namen von Magistraten spielen
Thiere an, Bullet. 1841 . p. 187, auf Demetrios auf seinen Miinzen Demeter u. s. w.J
II. Von der Kunst geschaffene Formen.
1 345. Die Conceptionen der antiken Kunst in ihrer
Bliithezeit stehen im engsten Zusammenhange mit dem Raum,
den sie einnehmen und anfiillen sollen, und machen daher
meist schon, ehe das Auge ihren innern Zusammenhang auf-
fassen kann, durch die allgemeinen Umrisslinien , gleichsam
2 durch ihre Architektonik, einen befriedigenden Eindruck. Die
einzelne Bildsaule entwickelt sich geschichtlich aus dem Pfeiler ;
als Mittelstufe bleibt die Herme stehen, die einen mensch-
lichen Kopf auf einen Pfeiler setzt, der die Proportion der
Menschengestalt hat. Indem das Leben sich weiter erstreckt,
gliedert sich die Gestalt bis zu den Hiiften : eine Darstellungs-
weise, die besonders bei.Holzbildern von Landgottheiten iiblich
[435] i Herrne, Buste, Statue, Gruppe. 503
war, aber sich auch in Stein ofter erhalten hat. Die Buste, 3
eine Abbildung des Kopfs bis auf die Schultern, bisweilen
auch mit Brust und Leib, ist von den Hermen abgeleitet; sie
erfullt ihren Zweck am besten, und wird auch am meisten
angewandt, wo es auf Portratbildung ankommt. Aber auch 4
die vollkommen ausgebildete Statue, welche allein zu
stehen bestimmt ist, verliert nicht ganz ihre architektonische
Beziehung, und spricht durch Stellung und Lage der Glieder
die Gesetze des Gleichgewichts aus, am einfachsten das alter-
thiimliche Tempelbild, in mannigfaltiger und lebendiger Ent-
wickelung die Werke der ausgebildeten Kunst. Verschiedene
architektonische Bestimmungen mogen auch auf die Gestalt
der Statuen mehr Einfluss gehabt haben, als man gewohnlich
annimmt. Die Gruppe vermag auch eine heftige und ein- 5
seitige Bewegung einer Figur durch eine entsprechende und
gegeniiber gestellte gleichsam aufzulosen, indem sie ihre archi-
tektonische Symmetric im Ganzen hat. Der Mittelpunkt, in
dem die geistige Bedeutung sich concentrirt, wird hier auch
durch grossere raumliche Maasse hervorgehoben ; daran reihen
sich die Figuren nach beiden Seiten auf entsprechende Weise.
Diese F"orm war den Griechen schon durch die Tempel-Fron- 6
tons (§. 90. 118. 119) in grosser Ausbreitung gegeben; aber
auch die gedrangteren Gruppen der spateren Kunst (§. 156.
157) zeigen diese pyramidale Grundform. Um die nothige 7
Einheit zu gewinnen, wird die Hauptfigur gegen die neben-
geordnete selbst uber das natiirliche Verhaltniss erhoben, am
auffallendsten in den Gotterbildern des Griechischen Tempel-
styls, welche auf der flachen Hand kleine Figuren von Neben-
gottern oder heiligen Thieren tragen. Die Symmetric der 8
rechts und links sich anschliessenden Figuren ist nur im
alterthumlichen Styl eine steife Regelmassigkeit (§. 90); die
ausgebildete Kunst gestattet freiere Abwechselungen , und
bringt dadurch, dass sie die einzelnen Figuren auch zu unter-
geordneten Gruppen verbindet(§. 118. 126), ein mannigfaltigeres
Interesse hinein. In der Gruppe , besonders wenn sie uber 9
zwei Figuren hinausgeht, nahert sich die Statue dem Basrelief,
indem alle Figuren in einer verticalen Ebene zu stehen
pflegen, um sich fur einen bestimmten Standpunkt in voll-
standiger Ansicht zu entfalten, wobei sie kein bedeutendes
504 Formen der bildenden Kunst. [345]
Stuck des Raums unausgefullt lassen, aber eben so wenig
sich mil den Gliedern decken.
1. Der sinnvolle Ausspruch: Tout veritable ouvrage de Tart nait
avec son cadre, gilt von der antiken Kunst besonders. Ueber die schone
Raumerfullung der alten Kunstwerke Goethe Werke XXXVIII, S. 38. XLIV.
S. 155.
2. Vgl. §. 67. Es gab auch Hermen mil Bronze-Kopfen auf Marmor-
pfeilern, Gic. ad Att. I, 8. Hermathene, Hermeros, Hermerakles bezeichnet
zunachst eine Herme dieser Gottheiten, wobei aber auch der Kopf de&
Hermes mit dem der andern Gottheit vereinigt sein konnte. So bei den
Hermathenen Cicero's ad Att. I, 4 und der im Capitol, Arditi Mem. d. Ace,
Ercol. I. p. 1 , und den Hermeraklen (Aristides I. p. 35 Jebb.) PCI. VIr
13, 2 u. auf M. der g. Rubria, Morelli n. 8. Ein Verzeichniss von Doppel-
Hermen giebt Gurlitt Archaeol. Schr. S. 218. [Ein andres Vinet Ueber
den Ursprung der doppelkopfigen Bildung Revue archeol. 1846. III. p. 314,
Es gab aber auch Doppel-Hermen mit demselben Kopf nach beiden Seiten,
Lukian de Jove trag. 43.] — Der Hermes Trikephalos im Vatican, mit
den Kopfen des alten Dionysos, des jugendlichen Hermes, der Hekate, und
den in Relief angefiigten Bildchen des Eros, Apoll und der Aphrodite
(Gerhard Ant. Bildw. Ill, 41), bezieht sich wohl auf die Sitte, Hermen zu-
gleich als Schranke fur schonere Gotterbilder zu brauchen, Etym. M. p. 146.
[Eine dreifache Herme in Villa Altieri in Rom und eine weibliche im
Museum zu Venedig, die drei K6pfe gleich, archaistisch , mit langen
Flechten, um die Herme ein Horentanz.] Die Dionysos-Hermen batten oft
Arme, um Thyrsen, Becher zu halten. Die holzernen Priaps-Bilder pflegten
bis zum Phallos menschlich gebildet zu sein. Vgl. §. 383. A. 3.
3. Biisten heissen nQOTopai, aTrj&aQia, thoraces, busti (in mittel-
altrigem Ausdruck, von den bustis als Grabdenkmalern). Moglich, dass
die Imp. Caes. Nervae Traiani — imagines argent, parastaticae cum
suis ornamentis et regulis et concameratione ferrea (Orelli Inscr. 1596. 2518)
an Pilastern angebrachte Biisten waren. Busten sind am gewohnlichsten
von Kaisern, Philosophen (§. 420, 4), aber auch von Gottern, besonders
Aegyptischen. S. Gurlitt Biistenkunde, Archaeol. Schr. S. 189. A. Wendt,
Hall. Encyklopadie XIII. p. 389.
4. Es scheint, dass hierauf auch der Gegensatz der UQ%UIU
und der axo/Ufi tgyct in der vielbesprochenen Stelle Strab. XIV. p. 640
zuriickzufuhren ist. Aehnlich Broendsted Voy. II. p. 163 N. [Tyrwhitts Emen-
dation ZWjra ist von F. Jacobs Vermischte Schr. V. S. 465 ff. und im Rhein.
Mus. 1835. III. S. 351 f. bestatigt.] Bei Cultusbildern ist eine Hauptsache, dass
sie der Adoration bequem stehen oder sitzen (evtSgoi liTnlctAesch. Sieben 301).
[345 *J Maske, Clypeus, Relief-Formen. 505
Daher auch die hingehaltenen Pateren (vgl. Aristoph. Ekkl. 782 mit Gic.
de N. D. Ill, 34), die ein wenig geneigten Haupter.
7. Beispiele solcher meist colossalen Gotterbilder : Zeus-Olympios
und Homagyrios (§. 350) mit der Nike, Hera mit dem Lowen (§. 352),
Apollon mit den Chariten (§. 86), dem Hirsche, dem Katharines (? §. 359),
Athena mit der Nike auf der Hand. Vgl. R. Rochette M. I. p. 263. Auf
Miinzen Romischer Zeit tragen Stadtegottheiten die Bilder ihrer Haupt-
gotter auf solche Weise.
9. An die auseinandergezogene Stellung der Figuren gewohnte die
Griechen auch das Theater, da bei der geringen Tiefe des Prosceniums
die Gruppirung auch hier basreliefartig sein musste; nur Ekkyklemen
boten gedrangte, effektvolle Gruppen. Vgl. Feuerbach Vatic. Apoll S. 340 ff.,
des Verf. Eumen. S. 103. Eine interessante Nebenform waren die in
einem Halbkreise geordneten Figuren, wie der Kampf des Achill und
Memnon von Lykips (Zeus von den beiden Miittern angefleht in der Mitte,
die beiden Kampfer an den Ecken , acht Griechische und Troische Helden
sich entsprechend dazwischen, Paus. V, 22, 2), und die aus kleinen
Bronzefiguren bestehende Fusswaschung des Odysseus aus Ithaka, Thiersch
Epochen S. 273. 445.
345.* Dieselbe Ausfullung eines regelmassig umschrie- 1
benen Raumes 1st fiir das Relief Gesetz. Fur die erhobne
Arbeit ist die Maske ungefahr dasselbe, was die Herme fiir
die runde Statue; auch hier war es eine architektonische
Absicht, Anfugung eines Gesichts an eine Flache, welche dieser
Form ihre Entstehung gab. Von dieser Art war das an 2
Mauern und Schilden befestigte Gorgoneion (§. 65), dessen
urspriingliche Grundform, ein Kreis, auch in den freien Aus-
bildungen der schonsten Kunstbluthe festgehalten wird. Auch 3
Dionysos-Masken heftete man so an Mauerwande, und wusste
auch in diesem Gotterkreise, aus dem das Maskenwesen haupt-
sachlich hervorging, durch zweckmassige Behandlung des Haars
und allerlei Schmuck eine regelmassige Ovalform zu gewinnen.
Zunachst stehen die S c h i 1 d e (clypei) , welche nach einer 4
Griechischen , aber besonders in Rom cultivirten Sitte mit
Brustbildern geehrter Manner (en medaillon) geschmuckt
wurden. Niemals aber kann^ bei den Alten das Relief vor- 5
kommen, ohne dass ihm die Tektonik eine von Aussen be-
stimmte Flache, an Architekturtheilen, Altaren und Grabpfei-
lern, Gefassen, auszufiillen darreichte, und jedesmal weiss die
Kunst, mit naiver Unbefangenheit sich diesen aussern Bestim-
mungen anzuschmiegen, und eigenthumliche Arten von Grup-
506 Formen der bildenden Kunst. [345*]
6 pining daraus zu gewinnen. So bei den run den Flachen
von Spiegeln, Pateren, die in der Plastik und Malerei fur
gymnastische Stellungen, am liebsten aber fur Gruppen sitzen-
der oder gelehnter Figuren benutzt werden, wobei die vor-
springenden Rander ohne Scheu als Stiitz- und Anlehnungs-
Punkte in Anspruch genommen werden. Noch mehr Einfluss
hatten die quadrat ischen Felder, welche Metopen, Grab-
pfeiler, auch Votivtafeln, und die langgezogenen Streifen,
welche Friese, Thronsitze, Sarkophage darboten. Daraus
entwickelt sich em symmetrisches Gegeniiberstellen und An-
einanderreihen von Figuren (§. 93), welches erst in Phidias
Zeit einer mannigfachern Figurenstellung weicht, immer
aber mit grosser Riicksicht auf gleichmassige Raumbenutzung
(§.118), und auch spater oft noch mit genauem Entsprechen
der beiden Seiten der Darstellung (wie am Denkrnale des
8 Lysikrates §. 128. A. 6). Ein dichtes, schwer zu entwirrendes
Gedrange vieler in mehrere Griinde vertheilten Figuren
kommt erst auf den Sarkophagen des spatern Romischen
Styls vor (§. 207 , 5) , wahrend die Malerei, durch
ihre Mittel besser in den Stand gesetzt, die Entfernungen
zu unterscheiden , wenigstens schon in Makedonischer Zeit
die Gruppen oft mehr zusamrnenschiebt , wiewohl auch hier
eine vom Basrelief nicht sehr verschiedene Composition immer
die gewohnliche blieb.
1. Ueber die Masken Boettiger, N. Deutscher Mercur. 1795. St. 4.
S. 337. .v. Koehler, Masken, ihr Ursprung u. neue Auslegung einiger der
merkwurdigsten. Petersb. 1833 (Mem. de 1'Acad. Imp. des Sciences T. II).
Bei den hier sinnreich behandelten Bacchischen Masken mit dem Bart
aus Blattern der nQosanig und andrer Pflanzen 1st auch die Abrundung
des Ovals dadurch in Betracht zu ziehen. Feuerbach Vatic. Apollo S. 351.
[Serie di mascheroni cavati dal antico la prima volta R. 1781. 4. Sechs
Masken in gebrannter Erde, M. Borbon. VII, 44.]
3. Von einem Bilde des Dionysischen Akratos zu Athen Paus. I, 2, 4.
ngosmnov sotiv ol povov ivcpxoSoprjuevov roi%(p. Eine Dionysos-Maske
hielt man fur Peisistratos Bild, Athen. XII, 533 c. In Naxos ein TIQOS.
des Dion^Bakcheus aus Reben, des Meilichios aus Feigenholz, Athen. Ill, 78 c.
Eine solche Maske als Bacchisches Idol auf dem Sarkophag PioGl. V, 18.
4. Clypei des Appius §. 181. A. 3. Man trug sie von Staatsmannern
auch auf Litteratoren uber, Tacit. A. II, 83; daher solche in Marmor-
[345**] Composition. 507
nachbildung nicht bloss von Cicero (Visconti Ic. Rom. pi. 12) und Clau-
dius (L. 274. Glarac pi. 162), sondern auch von Demosthenes u. Aeschines
Vise. Ic. Gr. pi. 30), so wie Sophokles und Menander vorkommen. Vise,
pi. 4. 6. vgl. T. I. p. 13. Die alten Clypei waren von Metall, namentlich
argentei cum imagine aurea (Marini Atti II. p. 408), aber dabei yganroi,
picti (Macrob. Sat. II, 3), nach obiger Vermuthung §. 311, 3 in Tausia.
Der ^a^xsos frmgu£ des Timomachos, auch onlov genannt, der an den
Hyakinthien ausgestellt wurde, war wohl ein solches Schildbild, Aristot.
Schol. Find. I. 6, 18. Vgl. Gurlitt, Archaeol. Schr. S. 199.
8. Vgl. Goethe XLIV. S. 154. Toelken Ueber das Basrelief und
den Unterschied der malerischen und plastischen Composition. B. 1815.
345.** Die innern Prinzipe der Composition sind unter 1
alien Theilen der Kunst am wenigsten leicht auszusprechen,
da sie mit der eigenthumlichen Idee jedes Kunst werks aufs
engste zusammenhangen. Sicher ist, dass die Bedeutungsfulle
der mythischen Gestalten, die Leichtigkeit sie durch Personifi-
cationen zu erganzen, die Menge und Einfachheit attributiver
Bezeichnungen und die feste und pracise Bedeutung der Stel-
lungen und Geste der alten Kunst die Fahigkeit verliehen,
durch wenige und einfach gruppirte Figuren Viel zu sagen.
Indem Alles in dieser Kunstwelt in menschlicher Gestalt seine 2
Representation und in leichtfasslicher Bewegung seinen ein-
fachen Ausdruck findet, bedarf die alte Kunst, insbesondere die
Plastik, gar nicht der Darstellung von Menschen-Massen;
auch in Schlachtengemalden der Makedonischen , und in
Triumphalreliefs der Romischen Zeit stehen wenige Figuren
fur grosse Heere. Eben so werden (wie in Aeschylischen 3
Trilogien) grosse Entfernungen in Ort und Zeit fur die Be-
trachtung zusammengezogen, und die weitentlegenen Haupt-
momente einer Kette von Ereignissen ohne aussere Scheidung
in ein en Rahmen gefasst. So ist die antike Kunst zwischen 4
die hieroglyphische Bilderschrift des Orients und die neuere
auf unmittelbares Wiedergeben der wirklichen Erscheinung
gerichtete Kunst in eine gluckliche Mitte gestellt; so aber, dass
manche ihrer Erzeugnisse, aus der Makedonisch- Romischen
Zeit, sich dem letztern Bestreben schon bedeutend nahern.
Was aber die allgemeinen Mittel anlangt, wodurch das 5
menschliche Gefuhl in eine wohlthatige Spannung versetzt und
diese in einem befriedigenden Abschlusse zur rechten Stimmung
508 Formen der bildenden Kunst. [345**]
der Seele zuriickgefuhrt werden kann : so hat die Griechische
Kunst von fruhen Zeiten an sich dieser bemachtigt, und
namentlich den Reiz des Contrasts, friiher durch blosse
Nebeneinanderstellung, hernach durch natiirliche Entwickelung
der Grundidee, wohl zu benutzen verstanden.
1. 2. Vgl. Winckelmann W. IV. S. 178 f. [Rhein. Mus. 1834. II.
S. 462 f. 465 f. H. Brunn uber den Parallelismus der Compos, alt-
Griechischer Kunstwerke,. Neues' Rhein. Mus. V. S. 321.]
2. S. hieruber, ausser vielen archaeologischen Remerkungen zu alten
Sarkophagen u. zu Philostratos Gemalden, Thiersch, Kunstblatt. 1827. N. 18.
Toelken Ueber das verschiedene Verhaltniss der ant. und modernen Malerei
zur Poesie. R. 1821. Schorn Umriss S. 26 uber Pelops und Hippodamia
nach der Reschreibung des Apollonius mil der Remerkung des Scholiasten.
5. Schorn die funf Streifen am Kasten des Kypselos (§. 57) sind
nach solchen Motiven mit mythischen Gruppen ausgefullt; namentlich
wechseln im vierten (welcher mit Ausnahme des Dionysos 12 Gruppen
enthalt, wie der zweite) immer Kampfscenen mit Gruppen von Liebenden
oder ahnlichen Gegenstanden. Und wenn man den Schild des Herakles
bei Hesiod recht anordnet (im innersten Kreise das Drachenbild; im
zweiten schmalen Streifen die Eber und Lowen; im dritten Kentauren-
schlacht, Gotterchor, Hafen und Fischfang, Perseus und die Gorgonen; im
vierten Streifen uber den Gorgonen die Kriegsstadt, gegeniiber, also iiber
dem Chor, die Friedensstadt ; als Rand der Ocean): so sieht man, dass
die beiden Hauptstreifen in eine Halfte mit friedlichen und eine mit
kriegerischen Darstellungen zerfallen, die in einen schonen Contrast mit
einander gebracht sind. Vgl. iiber Polygnot's Rilder §. 134. A. 3.
Dritter Theil.
Von den Gegenstanden der bildenden Kunst.
346. Wie die bildende Kunst in ihren Formen auf Nach- 1
ahmung der wirklichen Natur : so 1st sie in ihren Gegenstan-
den auf positiv Vorhandenes angevviesen ; sie kann auch keine
geistigen Wesen aus reiner Willkur schaffen, sondern muss
von der Voraussetzung und einem gewissen Glauben an deren
Existenz gehoben und getragen werden. Diese positiven 2
Gegenstande sind nun entweder in der aussern Erfahrung,
oder in einer Welt geistiger Anschauungen, in welcher sich die
Nation bewegt, gegeben, das heisst, entweder geschichtliche
Gestalten, oder Wesen der Religion und Mythologie, welche
den Glauben an eine reale Existenz ihrer Gebilde, den die
Poesie an sich nur momentan hervorbringt , allein auf eine
dauernde Weise zu gewahren im Stande sind. Die Gegen- 3*
stande der letztern Art werden bei einem kunstbegabten Volke
immer die Hauptaufgabe sein, weil das Kunst vermogen sich
an ihnen freier und vollstandiger in aller seiner schaffenden
Kraft entwickeln und bewahren kann.
I. Mythologische Gegenstande.
347. Die Griechen waren in gewisser Art so glucklich, 1
dass lange, ehe die Kunst zur aussern Erscheinung gedieh, der
Genius des Volks dem Kiinstler vorgearbeitet und die ge-
sammte Kunstwelt praformirt hatte. Das mystische, der 2
Religion so wesentliche Element, in welchem wir das gott-
liche Dasein als ein Unendliches, vom menschlichen absolut
Verschiedenes , welches nie Darstellung, sondern nur Andeu-
tung vertragt, ahnen und fiihlen (§. 31), war, wenn auch
nie vollig verdrangt (was bei einem religiosen Volke nicht
moglich ist), doch besonders durch die Poesie in den Hinter-
grund geschoben worden. Die Sagen , welche das geheime 3
510 Mythologische Gegenstande der b. K. [346]
Walten von universellen Naturmachten in oft absichtlich selt-
samen und formlosen Bildern malen, waren den Griechen
schon in Homerischer Zeit zum grossten Theile bedeutungslos
geworden; die Festgebrauche, welche auf diesem Grunde wur-
zelten , wurden als alte Garemonien nach vaterlicher Weise
fortgeubt; die Poesie aber verfolgte den ihr nothwendigen
Weg, Alles immer mehr nach der Analogie des menschlichen
Lebens durchzubilden, womit eine heitre und zutrauliche From-
migkeit, welche den Gott als menschlichen Schiitzer und Be-
rather, als Vater und Freund in aller Noth fasste, sich sehr
4 wohl vertragen konnte. Die Sanger, welche selbst nur Or-
gane der allgemeinen Stimmung waren, bildeten die Vor-
stellungen immer individueller und fester aus, wenn auch
freilich Homer auf diesem Wege noch nicht zu der sinnlichen
Bestimrntheit gelangt ist, welche in den Zeiten der Bliithe
5 der plastischen Kunst stattfand (§. 65). Als nun ihrerseits
die Plastik dahin gediehen war, die aussern Formen des
Lebens in ihrer Wahrheit und Bedeutungsfulle zu fassen, kam
es nur darauf an, jene schon individualisirten Vorstellungen
in entsprechenden grossartigen Formen auszupragen. Wenn
auch dies nie ohne eine ganz eigenthumliche Auffassung, ohne
Begeisterung und einen Akt des Genie's von Seiten der Kiinst-
ler geschehen konnte : so war doch die allgemeine Vorstellung
der Nation von dem Gotte da, um als Priifstein der Richtig-
6 keit der Darstellung zu dienen. Fiihlte sich nun diese feste
und bestimmte Vorstellung von dem Gotte, in Verbindung
mit dem feinen Sinne der Griechen fur den Gharakter der
Formen, vollig befriedigt: so erwuchsen Normalbilder, an
welche sich die darauf folgenden Kiinstler, mit jenem Sinne
der Hellenischen Nation, welcher von orientalischer Starrheit
wie von moderner Eigensucht gleich entfernt war, mit leben-
diger Freiheit anschlossen; es entstanden Bildungen der Gotter
und Heroen, die nicht weniger innere Wahrheit und Festig-
keit hatten, als wenn die Gotter den Kiinstlern selbst ge-
7 sessen hatten. Alles dies konnte nur bei den Griechen auf
solche Weise sich ereignen, weil nur in Griechenland die
Kunst in dem Maasse Nationalthatigkeit, nur die Griechische
Nation im Ganzen eine grosse Kiinstlerin war.
3. So erschienen den Griechen die Gotterbilder wie eine eigene edler
[348 J Gotterideale. 51 1
geartete Nation ; traten sie ins Leben ein, wurden alle Andern, sagt Aristot.
Pol. I, 2, als Knechte gegen sie erscheinen, wie die Barbaren gegen die
Hellenen.
5. Wie die Gotterideale sich dur.ch treues Festhalten an der Volksvor-
stellung allmahlig festgesetzt, fiihrt Dion Chrysost. XII. p. 210 nicht iibel aus.
6. So sind natiirlich auch die Gotterbilder , besonders die, welche
durch haufige Nachahmung gleichsam kanonisch wurden, Denkmaler der
damals, als sie entstanden, herrschenden Religiositat, und umgekehrt hilft
die Kenntniss der letztern die Zeit der erstern bestimrnen. HeyneV Ab-
handlung, de auctoribus formarum quibus dii in priscae artis operibus
efficti sunt, Commentat. Gott. VIII. p. XVI, beruht auf einem treff lichen
Gedanken, der in erweitertem Umfange wieder aufgenommen werden muss.
Schorn Umrjsse S. 20: »Diese Getter sind menschliche Individuen, aber
eine fiber alien Kampf erhabene Unschuld durchdringt ihr Wesen und
Handeln.« Griineisen Tiber das Sittliche der bild. Kunst bei den Griechen
in Illgens Zeitschr. fur die hist. Theol. Ill, 2. S. 1 (gesunde Sinnlichkeit
fiihre Elemente der Sittliclikeit in sich). Vgl. Tholuck Litt. Anzeiger 1834.
N. 69. Griineisen fiber bildliche Darstellung der Gottheit, vgl. Tholuck
das. N. 68.
348. Am vollkommensten 1st im Ganzen diese Thatigkeit 1
bei denjenigen Gottern durchgebildet worden, welche am
meisten individualisirt worden sind, d. h. deren ganzes Wesen
am wenigsten auf einen Grundbegriff reducirt werden kauri.
Man kann allerdings von ihnen sagen: sie bedeuten nicht, 2
sie sind; was aber nicht darin seinen Grand hat, dass sie
jemals Gegenstande einer aussern Erfahrung gewesen, sondern
nur darin, dass diese ideellen Wesen gleichsam die ganze Ge-
schichte der Griechischen Stamme, welche sie verehrten, durch-
lebt haben, und in ihrem Gharakter die mannigfachsten Ein-
dru'cke davon tragen. Eben desswegen haben sie in der Kunst
die hochste Leibhaftigkeit, die am meisten energische Person-
lichkeit. Dies sind die Olympischen Gutter, der hochste 3
Zeus mit seinen Kindern und Geschwistern.
1. Fiir das Folgende sind als allgemeine Hulfsmittel zu nennen:
Montfaucon Antiq. expl. I (eine hOchst rohe, aber doch noch unentbehr-
liche Sammlung). A. Flirt's Bilderbuch fur Mythologie, Archaeologie und
Kunst. 2 Hefte Text, eben.so viel Kupfer. B. 1805 n. 1816 in 4. A. L.
Millin Galerie mythologique. P. 1811. 2 Bde. Text, 2 Kupfer (190 Blatter).
Deutsch in Berlin erschienen. Spence's Polymetis (eine Vergleichung von
Kunstwerken mit Dichterstellen). L. 1774. f. Die leichtsinnig und un-
512 Mythologische Gegenstande der b. K. [349]
kritisch gefertigten Sammlungen von mythologischen Bildern, mil denen
das Publicum immer auf s Neue getauscht wird, iibergehen wir.
3. Gruppen der Zwolf-Gotter des Olympos (nicht immer derselben)
im alten Styl, sind oben §. 96. N. 16 genannt worden; das wichtigste
Denkmal 1st die Borghesische Ara. Eine Borghes. Vase (Mon. Gab. 16. 17;
jetzt im L. 381. Glarac. pi. 171) zeigt die Kopfe der Zwolf-Gotter, will-
kiirlich geordnet wie es scheint, und ihre Attribute als Monatszeichen mit
Zodiacal gestirnen combinirt. Aphrodite April, Apollon Mai, Hermes Juni,
Zeus Juli, Demeter August, Hephaestos Sept., Ares Oct., Artemis Nov.,
Hestia Dec., Hera Jan., Poseidon Febr., Athena Marz. Elf Gotter urn Zeus
versammelt, Relief M. Cap. IV, 8. G. M. pi. 5, 19. [vgl. Lersch, Jahrb.
des Vereins im Rheinlande IV. S. 150.] Pompejanisches Gemalde der
Zwolf-Gotter, in einer Reihe, fiber zwei Geniis loci, Gell pi. 76. Kopfe
vieler Gotter in Medaglions, Pitt. Ere. Ill, 50. [Gerhard fiber die zwolf
Gotter Griechenlands mit 4 Kpft. B. 1842.]
A. Die Olympischen Zwolfgotter.
1. Zeus.
1 349. Der Himmelsgott Zeus gait den altesten Griechen
als der Vater alles Lebens in der Natur. Im warmen Fru'h-
lingsregen feiert er nach der Sage der Argiver die heilige
Hochzeit mit der Hera; die nahrende Eiche und die frucht-
bare Taube bezeichneten ihn in Dodona als Segensgott;
und in Kreta erzahlte man seine Jugendgeschichte ziemlich
2 so wie an andern Orten die des Bakchos. Alte symbolische
Vorstellungen deuteten ihn als einen zugleich in drei Reichen,
im Himmel, auf Erden und unter der Erde waltenden Gott.
Seine Kunstform erhielt indess Zeus nicht als Naturgott,
sondern in ethischer Ausbildung als der eben so huld- wie
machtvolle Herrscher und Lenker der Gotter- und Menschen-
3 welt. Diese Vereinigung der Eigenschaften hatte — nach
manchen weniger tiefgefassten Vorstellungen der altern Kunst
4 — schon Phidias zur innigsten Verschmelzung erhoben (§. 115),
und gewiss war er es auch, der die aussern Ziige aufstellte,
welche alle nachfolgenden Kunstler, nach dem Maasse ihres
Kunstvermogens , wiederzugeben suchten (vgl. §. 140. A. 3.
5 158. A. 1). Dazu gehorte der von dem Mittel der Stirn
emporstrebende , dann mahnenartig zu beiden Seiten herab-
[349] Zeus, Ziige seiner Bildung. 513
fallende Haarwurf (§. 330, 4), die oben klare und helle,
nach unten aber sich machtig vorwolbende Stirn, die zwar
stark zuriickliegenden , aber weit geoffneten und gerundeten
Augen, die feinen, milden Ziige um Oberlippe und Wangen,
der reiche, voile, in machtigen Lock en grade herabwallende
Bart , die edel und breitgeformte offne Brust , so wie eine
kraftige aber nicht ubermassig anschwellende Musculatur des
ganzen Korpers. Von diesem Charakter, welcher den meisten 6
und besten Zeus-Bildern eingepragt ist, weicht auf der
einen Seite eine mehr jugendliche und sanfte Bildung ab,
mit weniger Bart und mannlicher Kraft im Gesicht, welche
man gemeiniglich, doch ohne sichern Grund, Zeus Meilichios
nennt; auf der andern kommen Zeuskopfe vor, die in dem 7
heftigeren Lockenwallen und den bewegteren Zugen einen
gewissen, obgleich immer sehr gemilderten, Ausdruck von
Zorn und kriegerischer Heftigkeit tragen, und den kampfen-
den, rachenden, strafenden Gott darstellen. Am furchtbarsten
erschien, nach Pausanias, in Olympia Zeus Horkios, der
Eidracher, mit einem Blitz in jeder Hand.
1. S. im Allgemeinen Boettiger's Kunstmythologie S. 290 ff. und die
weitre Fortsetzung in dem nur als Manuscript fur Freunde mitgetheilten
Grundrisse. Von dem issbs yd(iog der Argiver Welcker, Anhang zu
Schwenck's Etymol.-Mythol. Andeutungen S. 267. Von dem Dodonaeischen
'Z. besonders Voelcker Mythol. des Japet. Geschlechts S. 83 ff., von dem
Kretischen Hoeck's Kreta I. S. 234 ff.
2. Von dem alten Z. TQiotp^aJifjios Paus. II, 24, 5, 'der ilin gevviss
-richtig erklart. Der Triopas, der so bedeutungsvoll im Cultus der Chtho-
,nischen Gotter vorkommt. ist wahrscheinlich eben dieser Zeus [von diesem
Zeus abstrahirt].
3. Des Ageladas Z. von Itliome vermuthet Mill in gen (Anc. coins
4, 20, vgl. Mionnet Suppl. IV. pi. 6, 22) in der stehenden, nackten Z.-Figur,
.mit dem Blitz in der R., dem Adler auf der L., auf Messenischen M. Im
Borghesischen Relief erscheint Z. mit Scepter und Blitz, das zierlich ge-
faltelte Himation um Brust und Leib geworfen, der Bart spitz, Flechten
auf den Schultern. Auf dem alterthumlichen Relief in Wiltonhouse (Mura-
tori Inscr. I. p. 35. Boeckh G. I. 34) tragt Z. sitzend und halbbekleidet
einen Adler auf der L. Im alten Vasenstyl, sitzend, spitzbartig, mit Blitz,
z. B. §. 99. A. 3, 11, vgl. die Geburt der Pallas §. 371, des Dionysos 384.
5. Die bedeutendste Statue, doch kein Werk ersten Ranges, der
J. Verospi Race. 135. PCI. I, 1 [neuer Artikel in den Opere div. II.
O. Miiller's Archaeologie. 4. Aufl. 33
514 Mythologische Gegenstande der b. K. [350]
p. 423—25.] vgl. Gerhard, Beschr. Roms II, II, S. .193. [Der Verospische
Z. wird nach Payne Knight weit iibertroffen durch eine Statue des Hr.
Smith Barry in Marbrook Hall in Sheshire.] Goloss zu Ildefonso unbekannt.
Golossale Biiste von Otricoli, auf Unteransicht berechnet. PCI. VI, 1.
M. Franc. Ill, 1. Noch erhabner die colossale, aber sehr zerstiickte im
Garten Boboli zu Florenz, Winck. IV. Tf. 1 a. Eine andere in der Floren-
tinischen Galerie, Winck. IV. S. 316. Eine schone Biiste in Neapel.
M. Borb. V, 9. Schone Maske des Zeus, Bouillon I. pi. 67. Zeus-Statuen
Clarac pi. 665-694.
6. Eine schone Biiste der Art aus der Townley'schen Sammlung im
Britischen Museum, Specimens I, 31. Auch der schone Kopf, der auf einem
zusammengestiickten Rumpfe sitzt, zu Dresden 142, Augusteum 39, zeigt
ahnliche jugendliche Formen.
7. So der Torso, der vorher Mediceisch, seit Ludwig XIV. in Paris
ist. L. 682. [p. 3.] M. Nap. I, 3. Bouill. I, 1. Glarac pi. 312. [Ein
Torso im Mus. del princ. Biscari p. 5 wird von Sestini ausgezeichnet,
Bartels Br. iiber Sicilien II, S. 135. Korper eines colossalen Jupiter ohne
Kopf, Millin Voy. au midi de la Fr. pi. 69, 11. Golossale Herme des Z.
aus der Kaiserzeit, in Sarskoezelo, Koehler im Journal von Russland I.
S. 342. Obere Halbfigur des Zeus, Mus. Brescian. tv. 35.] Der beriihmte,
aber auch bezweifelte, Cameo in der Marcus-Bibl. mit dern Kopfe des Z.
Aegiochos (Schriften von Visconti und Bianconi, G. M. 11, 36) zeigt eine
schone Mischung von Kampflust, Siegstolz und Milde. Zeus Aegiochos
lebensgrosse Statue in Leiden, Archaeol. Intell. Bl. 1836. N. 47. Einen
ahnlichen kiihnen Lockenwurf zeigt der Kopf des Z. ZrQKrrjyos von Ama-
stris, Gombe N. M. Brit. 9, 9. 10. Ueber Abweichungen in der Haar- und
Bartbildung des Z. Visconti PCI. VI. p. 1. 2.
1 350. Die sitzende Stellung der Zeusbilder, bei welcher
das bis auf die Huften herabgesunkene Himation die ge-
wohnliche Bekleidung ist, hangt mit der Vorstellung von
2 ruhiger Macht, siegreicher Ruhe zusammen; die stehende
(dydlpaTa ogftd) , wobei das Himation oft ganz entfernt ist,
oder nur die Ruckseite bedeckt, fuhrt den Gedanken von
Thatigkeit mit sich, Zeus wird dann als Schiitzer, Vofsteher
politischer Thatigkeit, oder auch als der durch Blitze strafende
3 und schiitzende Gott gedacht. Bisweilen findet hier auch
eine ganz jugendliche Bildung statt, wobei man an den noch
kampfenden und noch nicht zur Herrschaft der Welt ge-
langten Zeus denken muss. Doch ist auch in den stehenden
Zeusfiguren immer noch viel Ruhe; ein heftiges Aus-
schreiten ist der Bildung dieses Gottes nicht angemessen..
[350] Zeus, verschiedene Darstellungen. 515
Die Patere als Zeichen des Cultus, der Scepter als Symbol 4
der Herrschaft , die Siegesgottin auf der Hand , der Adler,
der Bote des Zeus, und der Blitz, seine Waffe, die Haupt-
attribute. Der Kranz des wilden Oelbaums (xortvog) unter- 5
scheidet den Olympischen Jupiter von dem Dodonaenischen,
der den Eichenkranz, und auch sonst viel Eigenthumliches
im Haarwurf und der Bildung hat. Darstellungen, bei 6
welchen die Naturbedeutung, eine mystische Beziehung oder
das Verhaltniss zum Weltsystem hervorgehoben werden,
sind verhaltnissmassig selten, meist erst aus den Zeiten
der sinkenden Kunst oder aus Asiatischen Gegenden. Wesent-
liche Abweichungen bieten die barbarischen Gottheiten dar, 7
die nur als Zeus hellenisirt sind.
1. Sitzend Z. zu Olympia, wie auch sonst als NixrjcpoQOs, Victor
(Combe N. Brit. 6, 24. G. M. 10, 43. 177 b, 673); marmorne Statuette
in Lyon, Z. als Olympics, Clarac pi. 397. n. 665. [Annali d. Inst. XIII.
p. 52. tv. D.]; Z. Ephesios, Mionnet Suppl. VI. pi. 4. n. 1. vgl. T. III.
p. 98. n. 282. Z. Idaeos, mit Pallas auf der L., auf M. von Ilion, M. I. d.
Inst. 57 ; ferner der Z. mit dem Adler auf der Hand, der nach den Miinzen
eintm Makedonischen Heiligthum (wahrscheinlich Dion) angehdrt; auch
der Gapitolinische mit dem Blitz in der R., die L. am Scepter, Morelli
N. Fam. Inc. tb. 1, 1. Impp. Vitell. tb. 2, 8. Oefter hat der Sitzende
als beruhigter Donnerer den Blitz auf dem Schooss, Tassie Cat. I. p. 86. 87.
n. 941. 942, auch einen Siegerkranz, G. M. 9, 44. Ein thronender Z.,
welch er auch durch das Stiitzen der rechten Hand gegen den Kopf Ruhe
ausdriickt, in einem Pompej. Bilde, Zahn 26. Gell N. Pomp. pi. 66.
M. Borb. VI, 52. Ganz bekleidet die Colossalstatue des Zeus aus Solus,
mit zierlichem Fussschemel, Serradifalco Cenni sugli avanzi di Solunto
tv. 3. [Antich. d. Sicilia T. V. tv. 38] ; Z. auf dem Adler sitzend, Bronze
von Oberndorf, hist. Abhdl. der Miinchner Akad. Bd. V. Tf. 7.
2. Stehend (wie der Z. Nemeios, Paus. II, 20, 3) und vom Himation
umgeben z. B. der von Laodikeiar der das Skeptron in der L., den Adler
auf der R. hat, auf Eintrachts-M. Minder eingehullt die Jupiterstatuen,
M. Cap. Ill, 2. 3. Bouill. Ill, 1,1. Clarac pi. 311. Das hierat. Relief
PCI. IV, 2. Zeus Aetnaeos auf Munzen, Bull. d. Inst. 1831. p. 199.
Ganz unbekleidet der stehende Z. Homagyrios ' der Achaeer, mit einer
Nike auf der R., dem Scepter in der L. N. M. Brit. 7, 15. 8, 6. Stehender
Jupiter, wenig bekleidet, mit Blitz und. Scepter, Bronze von Besanqon.
Cab. Pourtales pi. 3. Von vom unbekleidet oft auf Romischen Munzen;
516 Mythologische Gegenstande der b. K. [350]
als J. Stator; als Conservator blitzwerfend , mit Scepter G. M. 9, 45.
J. Imperator, mit der R. auf eine Lanze gestiitzt, in der L. den Blitz, den
1. Fuss hoher stellend, auf M. des Gommodus, Pedrusi V, 17 (vgl. indess
Levezow Jupiter Imper. B. 1826. S. 13). [J. Imperator oder Urios auf
einer Miinze von Syrakus und in einer Statue von Tyndaris, Abeken in
den Annali XL tv. A. p. 62. vgl. 0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 31. Cave-
doni Bull. 1840. p. 69. 110.] Auf der Gemme des angeblichen Onesimos,
Millin P. gr. 2, mit Scepter, Patere, einen Adler neben sich, der einen
Kranz im Schnabel tragt. Scheme Bronze von Paramythia, ganz ohne
Draperie, mit Patere, Spec. I, 32; [eine andre eben daher, auch nackt,
doch mit Ghlamys auf dem Arm das. 52. 53] solche Bronzefiguren sind
haufig, der Blitz ist gewohnlicher als die Patere, Ant. Ere. Vf, 1, 2.
Athenische M., wo Z., mit Blitz und Patere, ein wenig vorschreitet,
N. Brit. 7, 1. Statue M. Cap. Ill, 4. Bouill. Ill, 1, 3.
3. Ein unbartiger stehender Z. mit Blitz und Aegis um den
linken Arm gewickelt, mit der Beischrift Nsiaov, Gemme Schlichtegroll
Pierr. grav. 20. G. M. 11, 38, vgl. Winck. W. V. S. 213. Ein jugendlicher
Z. (Tinia) mit dem Blitz auf dem Ficoronischen Etruskischen Spiegel,
Etrusker II. S. 44. Unbartige Z. Bilder bei Paus. VII, 24. V, 24. Z. Hellenics
bartlos auf Syrakus. Miinzen; auf Romischen (Stieglitz Distr. num. fam.
p. 35); Gemmen der Art, Tassie p. 84. n. £86. 9
4. Auf M. von Elis (Millingen Anc. coins pi. 4, 21) lasst Z. den
Adler als sein Augurium fliegen. Auf Gemmen (Lippert II, 4. 5. Tassie I.
p. 87), welche den Gegenstand spielend behandeln, erh3.lt der Adler von
Z. den Kranz, den er einem Begunstigten bringen soil ; man sieht ihn auch
mit Kranz oder Palme im Schnabel den Blitz tragen. Der Adler den
Hasen, die Schlange erlegend, auf Gemmen und Miinzen, ist ein altes
Siegs-Augurium. Den Blitz halt Z. als xarca/Sa'r??? in der R., auf einem
Felsen sitzend, den Adler zu Fiissen, auf M. der Kyrrhester, aus der Zeit
der Antoninen, Mionnet Descr. V. p. 135 f. Burmann de Jove KKTKI§KTT].
Auf M. von Seleukia in Syrien liegt der Blitz als Cultus-Idol auf einem
Thron, vgl. Norisius Ann. Syromac. p. 267. Meist wird der Blitz als
XSQKVVOS a^jUarag, oft auch gefiiigelt gebildet.
5. Auf Eleischen Munzen der Kopf des Z. Olympics mit dem
Kotinos-Kranz , auf dem Revers der Adler mit der Schlange oder dem
Hasen. N. Brit. 7, 17 ff. Stanhope Olympia pi. 17. Descr. de FEgypte V.
pi. 59. Der Olympische Z. wird auch durch die Sphinxe der Thronlehne
(Paus. V, 11, 2) bezeichnet, am Parthenon, in dem Relief bei Zoega, Bass.
1, 1. Hirt Bild. II. S. 121. Tf. 14, 1. (Zeus, Alpheios als Mann, Aelian
V. H. II, 33, Olympias, Poseidon, Isthmias).
[350] Zeus, verschiedene Darstellungen. 517
Der Dodonaeische auf Miinzen des Pyrrhos bei Mionnet Descr.
PI. 71, 8; [diesen erkennt E. Braun Dekaden I, 4 in einer mit EichenJaub
gekranzten Herme zu Berlin]; die thronende Frau mit Polos und Scepter,
welchedas Gewand nach Art der Aphrodite iiberdie Schulter zieht, ist gewiss
die Dodonaeische Dione. Auf M. der Epiroten sieht man die Ko'pfe des Z.
und der Dione zusamrnen; hinten einen Epirotischen fiovs &OVQIOS IKQLVO?,
N. Brit. 5, 14, vgl. 15. Mionnet Suppl. III. pi. 13. Allier de Hauteroche 5, 18.
Der Gapitolinische J. ist auf den Denaren der g. Petilia ohne Kranz.
6. Z. $/Atos, als Dionysos, aber mit dem Adler auf dem Thyrsos,
von Polyklet gebildet, Pans. VIII, 31, 2. Auf M von Tarsos mit Scepter
oder Blitz in der R., Aehren und Trauben oder Becher in der L. Toelken.
Berl. Kunstbl. I. S. 175. Auf Pergamenischen , unter diesem Namen, mit
einer Schale in der R., Scepter in der L. Eckhel Sylloge p. 36. Z. ithyph.
Boissard VI, 127. Glarac pi. 404. n. 692 c.; Z. mit Friihlingsbliimen im
Kranze, Panofka Z. und Aegina S. 6. Z. "Opfigios aus einem Fullhorn die
Erde beregnend auf einer Ephes. M. von Antonin Pius, Seguin Sel. Num.
p. 154, Eckhel D. N. II. p. 514. J. Pluvius von der Col. Anton. G. M. 9, 41.
Z. mit Fullhorn oft auf spatern Miinzen. Der Z. Apomyios auf Gemmen
(Winck. M. I. n. 13) ist jetzt durch Koehler, Masken S. 13, richtiger erklart.
Z. als Mittelpunkt des Weltalls, sitzend mit dem Blitz, von
Sonne und Mond, Erde und Meer und dem Zodiacus umgeben, schone
M. max. mod. von Nikaea, unter Antonin Pius, Mionnet Suppl. V. p. 78.
Aehnliche M. von Sever Alex. Pedrusi V, 21, 1. Z. Serapis von Planeten
und dem Zodiacus umgeben, auf Aegypt. M. unter Antonin Pius, Mem.
de 1'Ac. des Inscr. XLI. p. 522. pi. 1, 11. Gemme bei Lippert I, 5. Von
Z. als Planet §. 399.
J. exsuperantius reich bekleidet, mit Fullhorn und Patere auf
spaten Reliefs; auf einer Gemme des archaisirenden Styls Millin Pierre
grav. 3. Hier sitzt auf der Patere ein Schmetterling. Vgl. Winck. V.
S. 229. Verschleiert (als verborgnei1 Gott?) in der Samischen Terracotta,
Gerhard Ant. Bildw. I, 1; PCI. V, 2; Lippert I, 9; Schale von Aquileja;
zugleich mit Eichenkranz und geflugeltem Blitz ? M. Odesc. 33. Ge-
fliigelt Winck. III. S. 180. Von Z. Hades §. 397. Z. Areios, ganz als
Hoplit, auf Munzen von Jasos, Miinchner Denkschr. f. Philol. I. Tf. 4, 5.
[Z. ZXxKvos auf Miinzen von Phaestos in Kreta, nackt, sitzend, eine Taube
haltend, Pater Sechi Giove FEAXANOZ e 1'oracolo suo nel antro Ideo
R. 1840 in den Atti d. Accad. Rom. di archeol.]
7. Z. ZTQUTIOS, Aa§Qavdsvs, von Mylasa und den Nachbar-
stadten, ein alterthumliches Idol mit Doppelbeil und Lanze, ganz bekleidet,
s. z. B. Buonarroti Medagl. tv. 10, 10. Z. A mm on auf M. von Kyrene,
Aphytisund andern Griechiscben Stadten, Alexandreia, Rom, auf Gemmen.
Sehr schSner Kopf, M. von Kyrene, mit Silphium , Mionnet T. IX. pi. 7.
518 Mythologische Gegenstande der b. K.
[Schoner Kopf, M. PioGl. V, 6.] J. Axur oder Anxur von Terracina,
unbartig, strahlenbekranzt , thronend, auf M. G. M. pi. 9—11. J. Doli-
chenus §. 241. A. 2. Z. Kasios §. 240. A. 1. [Kopfe des Zeus von
Miinzen sind zusammengestellt von Glarac pi, 1001. 1002, wo ein loblicher
Anfang gemacht 1st, die Gesichtsbildungen der Gotter von den Miinzen zu-
sammenzustellen.]
1 351. In grossern Gompositionen erscheint Zeus theils
als Kind dargestellt, nach dem Kretischen Mythus, den schon
Hesiod mit den gewohnlichen Vorstellungen verschmolzen und
2 ausgeglichen hatte ; theils als der durch den Kampf mit den
Giganten (der viel eher und viel mehr besungne Titanenkrieg
war kein Gegenstand fur die Plastik), die er gewohnlich
vom Streitwagen herab niederblitzt, die Herrschaft der Welt
3 sich Sichernde. Indem nun aber Zeus als der zur Herr-
schaft gelangte Gott selten unmittelbar in die Verwirrungen
des Lebens eingreift: so bleiben als grossere Darstellungen
hier nur seine Buhlschaften iibrig, die zum grossen
4 Theil aus alter Naturreligion hervorgegangen sind. Bei
der Jo, die bald als Kuh, bald als Jungfrau mit Kuh-
hornern erscheint, und bei der vom Stier getragenen,
vom Gewande bogenformig umflatterten Gestalt der Europa
halt sich die Kunst ziemlich treu an die alten symbolischen
Vorstellungen; doch bringt sie die Europa zum Zeus als
Adler schon in ein lasciveres Verhaltniss, da bei der Liebe
des Zeus als Schwan zur Leda (einem Lieblingspregenstande
der iippig gewordenen Kunst in Makedonisch-Romischer Zeit)
zu einer wenig verhehlten Darstellung trunkener Wollust
5 wird. Auch zu possenspielartigen Darstellungen gaben Lieb-
6 schaften des Zeus der Poesie und Malerei Stoff. Der
Raub des schonen Knaben Ganymedes bildet eine Art Gegen-
7 stuck zur Geschichte der Leda. — Unter den aus dem
Gultus genommenen Zusammenstellungen des Zeus mit an-
dern Gottheiten ist die Capitolinische Gruppe, Juno links
8 und Minerva rechts von Jupiter, besonders wichtig. Figuren
von Niken, Moeren, Ghariten, Horen, als Parerga von Zeus-
bildern, sind gleichsam Auslegungen seiner erhabenen Eigen-
schaften und der verschiedenen Seiten seines Wesens.
1. Das Zeus kind unter der Ziege Amaltheia, Rhea dabei, die
Kureten larmend. auf dem vierseitigen Altar M. Gap. IV, 7. G. M. 5, 17.
[351] Zeus in Gruppirungen. 519
[Das Kind auf dem Schoos der Nymphe, und das Kind auf dem Boden
liegend zwischen und unter den larmenden Kureten M. d. I. Ill, 17.
Ann. XII. tv. k. p. 141 und Campana Opere di plastica tv. 1. 2,] Das
Kind neben der Mutter in einer Grotte, Kureten (Koiybanten) umher, auf
M. von Apameia, Mionnet n. 270. (Bossiere Med. du Roi pi. 29); das
Kind von larmenden Kureten umgeben auf Kaiser-M. von Magnesia und
"Maeonia (Mon. d. Inst. 49 A 2; vgl. §. 395). J. Grescens auf der Amal-
theia G. M. 10, 18. J. und Juno als Sauglinge der Fortuna zu Praeneste,
Cic. de div. II, 41. vgl. Gerhard Ant. Bildw. Tf. 2. Z. als Knabe zu Aegion.
2. Z. Gigantomachos zu Wagen, auf dem beruhmten Cameo des
Athenion, in der K. Sammlung zu Neapel (Bracci Mem. degli ant. Incisori
I, 30. Tassie pi. 19, 986. Lipp. Ill, 10. M. Borb. I, 53, 1. G. M.^9, 33),
wovon eine Nachbildung in Wien (Eckhel Pierr. grav. 13, vgl. Lipp. 1, 13);
auf einer M. des Cornelius Sisenna (Morelli Corn. tb. 5, 6); in einem
schonen Vasengemalde Tischb. I, 31. [Elite cerarnogr. I, 13; Z. einen
Sperber auf der Linken, geht mit dem Blitz in der erhobenen Rechten
gerad an gegen Porphyrion, Vase von Vulci, abgebildet in Dubois Anti-
quites de M. le C. Pourtales n. 123. p. 27]; am Peplos der Dresdner
Pallas. Z. mit einem Giganten handgemein, auf einer Paste, Schlichte-
groll 23; ahnlich auf einer M. Diocletians, Walsh Essay on anc. coins
p. 87. n. 19. Ueber die Giganten, von denen Typhoeus kaum zu unter-
scheiden, vgl. §. 396.
4. Z. Liebe zur J o , der Argivischen Herapriesterin und urspriinglich
Mondgottin, interessant dargestellt in dem Vasenbilde, Millingen Coll. de
Cogh. pi. 46; man sieht das Holzbild der Hera, Jo als TtciQ&svos POVKSQCOS
(Herodot II, 41), Z. noch bartlos, mit dem Adlerscepter. Vgl. §. 363, 2.
Die Jo-Kuh von Argos bewacM, auf Gemmen, M. Flor. I, 57, 3. Lipp.
II, 18. Schlichtegroll 30. vgl. Moschqs II, 44 und §. 381. Interessantes
Wandgemalde aus Pompeji, M. Borbon. X, 2. Jo (als itctQ&evos POVXSQO>$.
vom Nil getragen und von Aegypten, welches die Uraeusschlange in der
Hand halt, und Aegyptiern, welche Sistra schwingen, begriisst. Der neu-
geborne Epaphos sitzt als Horus dabei [nach Quaranta Harpokrates. Die-
selbe Vorstellung ist nochmals dort.] Interessantes Apulisches Vasen-
gemalde, Argos mit Augen iiber den ganzen Korper bedeckt. [Jetzt bei
Panofka Argos Panoptes B. 1835. Tf. 3. Grosses Vasengemalde aus Ruvo,
mit vielen andern Monumenten. M. d. I. II, 59. Ann. X. p. 253—66 von
Cav. Gargallo Grimaldi, nebst Verzeichniss der einschlagigen Monumente
p. 328, vgl. auch p. 312 ss. und Minervini im Bull. Napol. III. p. 42—46,
der auch p. 73. tv. 4 einen Argus biffons, der nur aus dem Aegimios
bekannt war, mit Augen am ganzen Korper, bekannt macht. Zweimal
diese Erscheinung an archaischen Vasen in der Revue archeol. 1846. III.
mit Erklarung von Vinet p. 309—20. Die Todtung des Argos auch auf
520 Mythologische Gegenstande der b. K. [351]
einem. Teller jetzt in England, Gerhard Archaeol. Zeit. 1847. Tf. 2. S. 18.
S. §. 381. A. 7.]
Liebe zur Euro pa, einer Kretischen Nacht- und Mondgottin (Boettiger
Kunstmythol. S. 328. Hoeck Kreta I. S. 83. Welcker Kret. Kolonie S. 1 ff.)
Europa auf dem Z. Stier, alte Bronzestatue des Pythagoras (Varro de L.
L. V, 6. §. 31). Auf M. von Gortyna sieht man Eur. vom Stier getragen
(N. Brit. 8, 12. Boettiger Tf. 4, 8), dann auf der Platane am Lethaeos
sitzend, welche aus diirren Zweigen sich frisch zu belauben scheint, Z. als
Adler neben ihr (N. Brit. 8, 10. 11); auch schmiegt sich der Adler ihrem
Schoosse an (Mionnet Suppl. IV. pi. 10, 1): woraus wohl auch die sog.
Hebe, Lippert II, 16. Schlichtegroll 38, zu erklaren ist. E. den Stier
streichelnd, alte M. von Phaestos, Streber Miinchner Denkschr. Philol. I.
Tf. 2, 5; E. auf der Platane M. von Myrine (V.'M.), Streber das. 6. 7.
Auf dem Stier, mit flatterndem Gewand, sieht man sie auch auf spatern
M. von Sidon (SanClem. 15, 152. 153. 36, 6. 7. N. Brit. 12, 6), und
Denaren der g. Volteia , Morelli n. 6. Vgl. das [gedichtete] Gemalde
(Achill. Tatius I, 1) im Grabmal der Nasonier, bei Bartoli 17; die Vasen-
gem. Millingen Div. coll. 25 [Elite ce"ramogr. I, 27; ein unedirtes das.
pi. 28]; Millin Vas. II, 6; Ann. d. Inst. III. p. 142. [Gerhard Auserl.
Vas. II, 90, Vasi Feoli n. 3. E. auf dem Stier wiederholt auf beiden
Seiten, eine aus Aegina, jetzt in Miinchen, eine Amphora aus Ruvo sehr
schon, Bull. 1844. p. 94. Das Barberinische Mosaik bei Turnbull. Tf. 11
und bei d'Agincourt pi. 13, 8, eines von Luceria, Finati M. Borbon. p. 334.
Die Vaticanische Gruppe bei Glarac pi. 406. n. 695 ist eine Nike fiov&v-
Tovoa. E. auf dem Stier, Eros kranzt sie, ein Hundchen springt vor ihr,
ein Jiingling mit einem Kranz , einer mit einer Lanze und je ein Satyr zu
beiden Seiten. Kleine Amphora . bei E. Braun. Bei Turnbull a Treatise
on anc. painting 1740. pi. 8 ein Gemalde in grossem Styl, E. geraubt mit
acht Zuschauern, rneist Madchen.] Gemmen, Beger Thes, Brand, p. 195;
Lipp. I, 14 (15?); Schlichtegroll29.
Z. als Schwan die Led a umarmend. G. Fca Osserv. sulla
Leda. 1802; [ed. 2. 1821], wo sechs ahnliche Statuen abgebildet werden.
M. Flor. Ill, 3,. 4. [Millin Mag. encycl. 1803. V. p. 404.] Der Schwan ist
bei diesen Statuen oft einer Gans ahnlicher, vielleicht nietit ohne Hindeutung
auf Priapische sacra (Boettiger Here, in bivio p. 48). Ad. Fabroni deutete
deswegen diese Statuen auf die von einer Gans geliebte Lamia Glaucia.
Grossartig erfundene Gruppe St. di S. Marco II, 5; ein ganz ahnliches
Relief, aus Argos, wird im Brit. Museum aufbewahrt. [0. Jahn Archaeol.
Beitr. Tf. 1. S. 6. Zu den Statuen der Leda mit dem Schwan das. S. 2
kommen noch drei hinzu, ein ziemlich gutes Exemplar in London in
Landsdownehouse in der Statuen gallerie, ein andres.in Oxford, eines aus
Spanien Antiqu. Pourtales n. 37.] Clarac pi. 411—13. [Die schonste
[351J Zeus in Gruppirungen. 521
Composition enthalt ein beschadigter Mosaikfussboden in Xanthos, wovon
die Zeichnung bei Sir Fellows, Leda steht iiberrascht von Gefiihl und Scham,
die Arme von sich streckend, an ihrem blauen Peplos pickt der Schwan.]
Auf Gemmen in sehr verschiedenen Stellungen (Veneris figuris) Tassie pi. 21 ;
Lipp. I, 16 ff. II, 8 ff.; Eckhel P. gr. 34. — Pitt. Ere. Ill, 89. M. Borbon. X, 3.
Z. die Antiope umfangend, auf einem Etruskischen Spiegel, Inghir.
II, 17; der Satyr, in dessen Gestalt er sie beschlich, steht daneben. Z. selbst
als Satyr dabei, auf Gemmen, Lipp. I, 11. 12. Z. als Adler die A e gin a (?)
raubend, Vaseng. Tischb. I, 26. Panofka Zeus und Aegina B. 1836. An
der Berliner Vase Tf. I, 1 [Elite ceramogr. I, 17] wird Aegina mit Hebe
Ganymeda vermischt und kosmisch gedeutet, ganz ohne Grand. Tf. II, 6.
[Elite I, 16] a us Tischbein I, 26. Panofka bezieht darauf auch die am
Boden sitzende Figur mit einem Adler, »Sonnen- und Feuer-Adler,« dar-
iiber; diese Gemmen sind aus der letz^en Zeit des Alterthums, eher die
korperlosende Psyche; aber s. Tf. II, 4; die Europa auf Miinzen von
Gortys D.A.K. I, 41, 186 sei ThaHa-Aegina, lauter Spielereien. [Vase im
Mus. Gregor. mit den Namen von Melchiorri in den Atti dell1 Accad. Rom.
di Archeol. VIII. p. 389-434, auch bei E. Braun, Ant. Marmorwerke I, 6,
nebst einer ahnlichen aus der Durandschen Sammlung. Zeus in Person,
und nebst dern Bruchstiick eines Reliefs eigenthumlicher Composition.]
Der goldne Regen der Danae in einem Pompej. Gemalde, Zahn 68.
M. Borb. II, 36. [Vase des Cav. Campana aus Caere, von grossartiger Zeich-
nung, Danae unter dem Goldregen, Rv. D. in dem Kasten eingeschlossen,
ihr Kind auf dern Schooss, Diktys und Polydektes vor ihr stehend, zu
denen sie von dem Gefiihl einer Mutter spricht in einem Bruchstiick des
Euripides. Bull. 1845. p. 214—18.] Ueber die Semele §. 384.
5. Z. und Hermes bei der Alkmene einsteigend, nach einer unter-
italischen Farce auf einer Vase, Winck. M. I. 190. Hancarville IV, 105.
Vgl. des Verf. Dorier II. S. 356. Dieselbe Scene, aber ohne die Attribute
der Gotter, auf der bunten Vase M. Pourtales pi. 10, Z. auf der Leiter
hinansteigend. Auf dem Kasten des Kypselos. sah man die Gewinnung
der Alkmene durch einen Becher.
6. Ueber Ganymedes §. 128, 1. Einzelne Statuen PCI. II, 35.
Piranesi 21; M. Flor. 5 (sehr erganzt). Der Raub St. di S. Marco II, 7.
Caylus II, 47, 3. Schlichtegroll Pierr. grav. 31. Den Adler trankend,
PCI. V, 16, oft auf Gemmen. Lipp. I, 21 ff. Thes. Ant. Gr. I, V. Zeus
den Gan. kussend auf einem Herculanischen (oder von Mengs unterge-
schobnen) Wandgemalde , Winck. V. Tf. 7, vgl. Lukian Dial. Deor. 5.
Gan. Unterweisung durch Aphrodite, G. M. 146, 533. Clarac pi. 107—110.
M. Borbon. V, 37. Impr. d. Inst. Cent. Ill, 4. [0. Jahn Archaeol. Beitr.
S. 12—45. Statue des Ganyrned oder Paris, angelehnt, mit dickem Stab,
Bouillon II, 13. Der raubende Adler von colossaler Grosse, d'Agincourt
522 Mythologische Gegenstande der b. K. [352]
fragm. en t. cuite pi. 6. Vasengemalde, M. Gregor. II, 14, 2 aus Passeri
in der Elite ceramogr. I, 18, G. mit Troches, wie in dem schonen Paris-
urtheil einer Amphora in Berlin und an der Vase mit Pelops und Oeno-
maos in Neapel, welchem Zeus nachlauft; Bull. Napol. V. tv. 2. p. 17.
Vase von Gnathia, Z. den G. mit Trochos erfassend. Eros, Hermes, die
ungeflugelte Nike kranzend; noch andre Vasengemalde werden hier ange-
fiihrt; Gerhard Auserles. Vas. I, 7. G. gefliigelt schenkt ein, Z. und Here
thronencl, Athene, Poseidon, Hermes; Bull. 1847. p. 90 an einer Kylix G.
als Mundschenk dienend. An einer grossen und schonen Amphore des
Baron Lotzbeck hat Zeus, der dem G. nachschreitende, wie ein Asiatischer
Monarch, Scepter und einen breiten prachtigen Talar, G. mit Trochos und
einem Lieblingsvogel unter dem Mantel halb versteckt, 1st nach einer
andern Vase erganzt. An einem grossen Krater in Rom der Knabe fliehend,
ein Schwan gierig ihm nachlaufend, gegeniiber der Vater mit warnendem
Finger; dariiber Zeus, Eros, Aphrodite (Rv. Dionysos). Ein kleines Frag-
ment entha.lt FANYMHJHS und. einen Schwanenhals.]
7. Die drei Cap. Gotter auf M. Trajan's, Vaillant Med. de Gamps
p. 13. In einem Fronton (nach einem Relief?) Piranesi Magnificenza
p. GXGVIII. Auf Lampen bei Bartoli II, 9 (wo die Capitol. Gotter als
Beherrscher des Universums gefasst sind); Passeri I, 29. Gemmen bei
Tassie I. p. .83. Das Relief Bouill. Ill, 62 zeigt ein Opfer vor dem
Capitolinischen Tempel, nach seiner spatern Korinthischen Architektur.
Die Symbole der drei Gotter zusammen auf einer Gemme, Impr.
d. Inst. II, 66.
8. Den Thron des Olympischen Z. stiitzen Niken, das huldvolle
Haupt umgeben auf der Rucklehne die Chariten und Horen; ebenda
standen bei dem Megarischen Z. (Paus. I, 40, 3) die Horen und Moeren.
[Z. u. Nike Stackelb. Graber Tf. 18. Elite ceramogr. I, 15. 23, oder Hebe
20. 21. Z. und Hera thronend, Hermes und Dionysos hinter, Hestia und
Ariadne vor ihnen stehend, das. pi. 22.]
2. Hera.
1 352. Hera war in mehrern Heiligthumern Griechen-
lands, welche indess alle von Argos abzustammen scheinen,
das dem Zeus entsprechende weibliche Wesen, die Frau des
2 Himmelsgottes. Die Ehe mit ihm, welche die Quelle des
Natursegens ist, macht ihr Wesen aus; in Bezug auf diese
wird Hera in den Sagen auf verschiednen Stufen als Jung-
frau, Braut, Eheweib, auch vom Gemahl getrennt und
ihm widerstrebend gefasst; die Gottin selbst wird dadurch
3 zur Ehegottin. Als echte Ehefrau (xovgidlri a^og) im Gegen-
[352] Hera. 523
satze der Concubinen, zugleich als machtige Gotterfurstin,
erhielt sie bei den alten Dichtern einen stolzen und herben
Gharakter ; den indess die bildende Kunst, welche die schroffe-
ren Zuge der alterthumlichen Poesie nicht aufnehmen durfte,
nur in so weit festhalt, als es sich mit der edelsten Vor-
stellung der Zeusgemahlin vertrug. Seit alten Zeiten war 4
der Schleier, welchen die dem Manne verlobte Jungfrau
(vvpyevopt'vri) zum Zeichen ihrer Trennung von dem iibrigen
Leben umnimmt , das Hauptattribut der Hera ; in alten
Holzbildern verhullte er oft [auch in Argos vor Polyklet]
die ganze Gestalt; auch Phidias charakterisirt die Hera, am
Fries des Parthenon, durch das Zuriickschlagen des Schleiers
(die brautlichen dvaxa/.vnriJQia).- Dazu kommt die in alten 5
Idolen mehr kreisformige , dann an den Seiten tiefer ein-
geschnittene Scheibe , jene nennt man Polos, diese
Stephane; die Golossalstatue des Polykleitos und andre
altre Tempelstatuen hatten dafur eine Art von Krone,
Stephanos genannt , mit den Relieffiguren der Horen
und Ghariten. Diese Statue trug in der einen Hand als
Andeutung der grossen Naturgottheit die Frucht des Granat-
baums, in der andern einen Scepter mit einem Kukkuk auf
der Spitze. Das Antlitz der Hera, wie es wahrscheinlich 6
von Polyklet festgestellt war, zeigt die Formen einer unver-
ganglichen Blu'the und Reife der Schonheit, sanftgerundet
ohne Ueberfulle, Ehrfurcht gebietend ohne Schroffheit. Die
Stirn, von schrag herabfliessenden Haaren umgeben, bildet
ein sanftgewolbtes Dreieck ; die gerundeten und offnen Augen
("HQri fiowxig) schauen gerade vor sich hin. Die Gestalt 7
ist bluhend, vollig ausgebildet, durchaus mangellos, die einer
Matrone, welche stets von neuem im Brunnen der Jung-
fraulichkeit badet, wrie von Hera erzahlt wurde. Das Gostiim 8
ist ein Chiton, der nur Hals und Arme bloss lasst, und ein
Himation, das um die Mitte der Gestalt liegt; der Schleier
ist in Statuen der vollendeten Kunst meist nach dem Hinter-
haupt zuruckgeschoben, oder auch ganz weggelassen.
1. Boettiger Grundriss der Kunstmyth. Abschn. 2. [Elite ceramo-
graph. I, 29—36, wovon die meisten Vorstellungen zweifelhaft oder unbe-
stimmt sind.]
4. Auch Homer, II. XIV, 175, erwahnt ausser den Haarflechten und
524 Mythologische Gegenstande der b. K. [352]
dem eavov mit der '^wvr] noch besonders das Argivische Idol §. 68. A. 2.
351. A. 3 imd das weisse sonnenlichte Kredemnon der Hera. Von der
Samischen H. des Smilis §. 69; nach alt-Griechischer Bildung 1st H. eine
wohleingehiillte Figur, deren Himation zugleich den Kopf bedeckt und mit
den Hiinden zierlich festgehalten 'und angezogen wird. So auch im
hieratischen Styl (mit Zeus und Aphrodite) auf dem Relief im L. 324.
M. Franc. II, 1. M. Nap. I, 4. Clarac pi. 200. Von dem Schleier einer
H.-Statue spricht auch Libanios "Exqpp. 22 (vgl. Petersen De Libanio II.
p. 8) in Bezug auf die Ehegottin [Die H. des Capitolinischen Brunnens
mit den zwolf Gottern, Mus. Gapit. IV, 22. Meyer und Winckelm. W. III.
Tf. 4.] Die Sirenen, die das alte Herabild von Koronea, von Pythodoros,
auf der Hand hielt (Paus. IX, 34, 2), deuteten wohl auch auf den Hyme-
naeos. Einen Lowen tragt H. auf der Hand , wahrscheinlich nach einem
Gultusbild, auf einer Nolanischen Vase, Gerhard Ant. Bildw. I, 33. Sonst
hat sie einen Apfel oder eine Granate in der Hand (auf Vasen von Volci,
Ann. d. Inst. III. p. 147), auch auf dem Scepter, auf der Vase §.99. N. 5.
5. Die Stephane der H., Athen. V, 201 c.; davon wohl
bei Tyrtaeos; fiber die Form vgl. oben §. 340. A. 4. Sie hat immer
Aehnlichkeit mit dem Stirnschilde des Helms, welches auch so hiess. Dei-
Polos in dem Samischen Terracottabilde bei Gerhard Ant. Bildw. I, 1.
Von dem Stephanos der Polykletischen H. §. 120. A. 2.
6. Hierbei liegt besonders der colossale Kopf des Hauses Ludovisi
zum Grunde; s. Winck. W. IV, Tf. 7 b. Meyer Tf. 20. Hirt 2, 5. Aehn-
lich die Biiste von Versailles M. Nap. T. I. pi. 5. Kopf im anmuthigeren
Styl aus Pallast Pontini jetzt im Vatican M. d. Inst. II. tav. 52. Abeken,
Ann. X. p. 20. In strengerer Weise (fiir eine feme Ansicht wahrschein-
lich) mit starkvortretenden, scharfkantigen Augenlidern ein Colossalkopf
in Florenz, Winck. IV. S. 336. Die Stephane hat hier die runden Aus-
schnitte und Knopfe auf den Spitzen, wie oft; sie ist mit Rosen geschmuckt.
Herakopf von Praeneste mit hoher Stephane, dem Polos ahnlich, bei
Guattani M. I. 1787. p. XXXIII. Zwei schone Biisten in Neapel, M. Borb.
V, 9. [Ueber die eine, von der merkwiirdigsten Schonheit, s. H. Brunn
im Bullett. 1846. p. 122-28.] Biiste in Sarsko-Selo, [colossal, wird iiber
die Ludovisische erhoben von Koehler im Journal von Russland I. S. 342 f.
vermuthlich der Kopf, der in Pantanello gefunden nach Russland ging,
Dallaway Anecdotes of the arts in Engl. p. 370. Noch zwei andre Kopfe
in Villa Ludovisi, Meyer zu Winckelm. IV. S. 334. Einer mit der Sphen-
done, Specimens I, 24, in der prelimin. dissert. §. 73 fiir Atys genomrnen.
Kopfe der Hera von Miinzen Clarac pi. 1002.]
7. Von Statuen keine der allervorziiglichsten. Bei Clarac pi. 414
bis 423 viel nicht dahin Gehoriges. Die Barberinische, PCI. I, 2. [Opere
[353] Hera, Italische Formen. Gruppirungen. 525
div. II. p. 426.] Piranesi Statue 22 (der Kopf bei Morghen tv. 2, 3), hat
einen milden Ausdruck und eine auffallende Freiheit des Costiims. Aehn-
lich die von Otricoli PCI. II, 20 Aus den Ruinen von Lorium, mil
Stephane und Schleier PCI. I, 3. M. Chiaramonti I, 7, mit Stirnkrone,
Schleiergewand nach hinten. Ein Kopf Impr. gemmar. Cent. IV, 5. Die
Capitolinische, nicht vollig sichere, aus dem Hause Cesi, bei Maffei Race.
129. M. Cap. Ill, 8. M. Franc. II, 3. Bouill. I, 2. Die Farnesische
M. Borb. II, 61. [Mit dieser gariz iibereinstimmend eine in der Gegend
von Ephesus gefundene, nicht ganz erhaltne colossale Statue, die nach
Wien gebracht worden, Kunstbl. 1838. N. 35.] Die im M. Flor. Ill, 2 ist
sehr erganzt. Bronzefigur mit dem Granatapfel und der ausgezackten
Stephane, Ant. Ere. VI, 3 (n. 67 ist schwerlich Juno). Relief-Figur von
edlem Styl PCI. IV, 3. Sitzende Juno auf M. von Chalcis unter L. Verus,
HPA. Eckhel N. Anecd. tb. X, 20.
353. Sehr selten ist die Darstellung einer Mutter- i
pflichten iibenden Hera; die konigliche Matrone hat die
Mutter in der Vorstellung der Gottin verdrangt. In Italien 2
geht die Vorstellung der Juno in die des Genius weiblicher
Personen uber, welcher auch Juno hiess. Ueberhaupt war 3
die Juno eine Hauptperson der Italischen Theologie; eine
ganz eigenthiimliche Darstellungsweise derselben, die Lanu-
vinische oder Sospita, konnte auch bei den Romern nicht
durch Griechische Kunst und Mythologie verdrangt werden.
In Darstellungen des menschlichen Lebens eingreifend erscheint 4
Hera stets als die Vorsteherin des Ehebundes, als Zeuxia
oder *Pronuba das Weib dem Manne ubergebend.
1. Eine saugende H. (sie wird an der Stephane erkannt) bei Winck.
M. I. 14. PCI. I, 4; ihr Saugling ist nach Visconti Mars, wie auf einer M.
der Julia Mammaea. [Vase mit Hera den Herakles saugend, Bull, Napol.
I. p. 6.]
2. So scheint die Bronze Ant. Ere. VI, 4 mit hoher Stephane, Patere
und Fruchthorn, von einem gewissen individuellen Ausdruck, die Juno
einer bestimmten Matrone darzustellen. Deswegen hebt auch der Pfau,
der wohl in Samos der H. zuerst geheiligt wurde, auf Rom. Kaiser-M. die
Kaiserinnen (Juno Augustae) zum Himmel, wie der Adler die Kaiser.
3. Das Costiim der J. Sospita ist ein Ziegenfell um den Leib, eine
doppelte Tunica, calceoli repandi, Lanze und Schild. Die Gestalt war den
R6mem sehr bekannt, Cic. N. D. I, 29, und ist auf Familien-M. haufig,
s. oben §. 196. A. 4 u. Stieglitz N. fam. Rom. p 39, ofter mit der die
Lanuvinische Schlange futternden Jungfrau. Statue PCI. II, 21. G. M.
12, 50. vgl. Gerhard Beschr. Roms II, II. S. 229. [Mus. Capit. Ill, 5,
526 Mythologische Gegenstande der b. K. [354]
Lor. Re scult. del Mus. Capit. scala tv. 2. T. I. p. 207, wo die von Bottari
weggelassene Inschrift am Sockel und das von diesem in einen Schleier
verwandelte Ziegenfell hergestellt sind. Auch an der grossen runden Ara
in Villa Pamfili, Winckelm. W. V. S. 283.] Kopf der J. Moneta, mit
den Instrumenten zum Miinzpragen auf dem Revers, auf Denaren der g.
Garisia. — H. als Himmelsko'nigin, von Sternen umgeben, thronend,
Lipp. I, 25. Tassie pi. 21. Sogen. Junokopfe auf Gemmen sind es selten
wirklich.
4. H. als Hochzeitsgottin auf Vasen von Volci, Ann. d. Inst. III.
p. 38. Auf Rom. Denkmalern steht J. Pronuba ofter im Hintergrund
zwischen Braut und Brautigam, sie zusammenfuhrend, §. 429. Gruppirungen
mit andern Gottern: Schones Relief von Chios, welches Zeus und H.
thronend, nebst einer dritten Figur (Semele?), darstellt, Ant. of Ionia I.
p. IV. Mit Zeus und Athena §. 351. A. 7. Mythische Zusammenstellungen
§. 367. A. 3. 378. A. 4. Dione, die Gottin von Dodona,? Specim. II, 23,
Bronzefigur, mit einem Vogel, der eher einer Numidischen Henne als einer
Taube gleicht, auf dem Kopfe.
3. Poseidon.
1 354. Poseidon war urspriinglich der Gott des Wassers
im Allgemeinen , insofern dasselbe als ein mannlich wirk-
sames Princip gedacht werden konnte; er war auch Fluss-
und Quellengott, und eben deswegen das Ross, welches seit
uralter Zeit bei den Griechen in enger Beziehung zu den
2 Quellen stand, sein Symbol. Diese Vorstellung des Gottes
1st indess, wenn sie auch einzelne Kunstdarstellungen ver-
anlasste, doch nicht die Grundlage der Kunstform des Po-
3 seidon im Ganzen geworden; indem schon in der Homeri-
schen Poesie bei Poseidon die Vorstellung des Meergottes,
und eben darum die eines Gottes vorherrscht , der , wenn
auch erhaben und gewaltig, doch ohne die ruhige Majestat
des Zeus ist, vielmehr in korperlicher und Gemuthsbewegung
etwas Heftiges und Rauhes hat, und einen gewissen Trotz
und Unmuth zu zeigen gewohnt ist, der in seinen Sohnen
(Neptuni filii) zum Theil in Roheit und Wuth ausartet.
4 Die Kunst musste indess, nach ihrern Zusammenhange mit
dem Gottesdienst, nothwendig auf den gemeinsamen Grund-
charakter aller Gotter zuriickgehn, und die dichterische
Vorstellung darnach mildern und massigen; besonders in
[354J Poseidon; verschiedene Formen. 527
fruhern Zeiten 1st auch Poseidon meist in erhabner Ruhe,
und selbst im Kampfe in sorgfaltiger Bekleidung clargestellt
worden, wiewohl er doch auch damals schon ganz nackt und
in heftiger Bewegung gebildet wurde. Die Bluthezeit der 5
Griechischen Kunst hat das Ideal charakteristischer entwickelt
(durch welche Kiinstler, ist unbekannt, wa*hrscheinlich be-
sonders in Korinth); sie giebt dem Poseidon bei einem etwas 6
schlankern Korperbau derbere Musculatur als dem Zeus,
welche durch die Stellung meist sehr hervorgehoben wird,
und dem Gesichte eckigere Formen und weniger Klarheit und
Ruhe in den Ziigen, auch ein weniger fliessendes und ge-
ordnetes, mehr gestraubtes und durcheinandergeworfenes
Haupthaar, fur welches der Fichtenkranz eine passende,
wenn auch nicht haufig gebrauchte Zierde ist. Die clunkel- 7
blaue, schwarzliche Farbe (das xvdveov) wird gewohnlich dem
Haupthaar, oft auch der ganzen Gestalt des Poseidon zuge-
schrieben.
2. Ein Poseidon yEco^yo's, mit einem Pfluge, Joch, und Prora stehend,
in einem Gemalde bei Philostr. II, 17.
4. P. bekleidet, dem Zeus sehr ahnlich, am Z wolfgotter- Altar ; auf
der Vase von Volci §. 356. A. 4; auch beim Kampf mit Ephialtes
(§. 143, 1); nackt dagegen der von Poseidonia (§. 355, 3).
5. Aus Phidias Werkstatt die grossartige Figur in dem W. Giebel
des Parthenon, nach Carrey's Zeichnung mit ausgespreizten Fiissen stehend,
mit schwellenden Adern an der Brust, §. 118. [Marbr. du G. Elgin p. 20 f.]
Von zwei Korinthischen P.-Bildern, auf dem Isthmos und zu Kenchreae,
§. 252. A. 3. Ein P. nebst einer Hera zu Korinth gefunden, Winck. VI.
S. 199, in Ildefonso nach Heyne's Vorles. S. 202. In Tenos neun Ellen
hohe Statuen des P. und der Amphitrite von Telesias dem Athener, nach
Philochoros p. 96.
6. Ein P.-Kopf, der das durcheinandergeworfene Haar zeigt, vielleicht
von Ostia, M. Ghiar. 24. Ausgezeichnet der am Bogen des Augustus zu
Ariminum (§. 190, 1, II.). Sehr gestraubtes und wild geworfenes Haar
hat die Bronze eines stehenden und sich an einen Konlos lehnenden P.
von besonders rauhem Ansehn, Ant. Ere. VI, 9. Einen trotzigen Gharakter
auch der Kopf einer Mediceischen Statue, Winck. W. IV. S. 324. Tf. 8 a.
Einen milderen dagegen (placidum caput in der sinnvollen Stelle Virgils)
die meisten Kflpfe auf M., z. B. auf der der Bruttier (Noehden 1), wo P.
ein Diadem hat, wie ofter (Tassie p. 180). [Das Meer iiberschauend auf
Miinzen von Solunt.J Die erhabenste Bildung hat der Kopf auf den M.
528 Mythologische Gegenstande der b. K. [355]
des Antigonos, D. A. K. 52, 231. [Clarac pi. 1002. n. 2723. Eine Maske
in buntem Alabaster in Parma, zeusahnlich, trotzig, mit Rohrblattern im
Haar, M. d. I. III. tv. 15, 4. Ann. XII. p. 120. Kopf des P. d'Agincourt
fragm. en terre cuite pi. 3, Guattani 1784. p. XIV. tv. 3. Eine Herme
des M. Borbonico Glarac pi. 749. B.]
355. Doch sind grade bei Poseidon die Modificationen
des Grundcharakters auch schon in Werken der altgriechisclien
Kunst so bedeutend, dass man das Allgemeine nicht immer
leicht festhalten kann. Sie hangen eng mit den verschiede-
nen Stellungen des Korpers zusammen. Hauptformen sind,
ausser den allgemeinen und bei alien Gottern gewohnlichen
Stellungen, 1) des grade stehenden und 2) des thronenden
Gottes, 3) der nackte, heftig schreitende, den Dreizack
schwingende Poseidon, der Felsenspalter und ErderscMtterer,
kvroaiycttog, <js lafy&oav ; 4) der bekleidete, und schnell aber
sanft iiber die Meeresflache hinschreitende, ein friedlicher Be-
herrscher des Wellenreichs ; 5) der, nackt, das rechte Bein
auf einen Fels, eine Prora, oder einen Delphin setzende, sich
darauf lehnende und dariiber hinausschauende, ein Sieger im
Kampf und Beherrscher des Untervvorfenen; 6) der, halb-
bekleidet, mit geringerer Erhebung des Fusses, ein wenig
zuruckgelehnt in ruhiger Wiirde stehende, wohl ein Befestiger
und Beruhiger, d
1) Ein P. oe#ds war der von Kenchreae mit dem Delphin
in der R., Dreizack in der L., und der P. Helikonios mit dem Hippokampon
in der R., Strabon VIII. p. 384. Statue PCI. I, 32, G. M. 91 nicht vollig
sicher restaurirt. [Glarac pi. 743. n. 1796. Ein andrer der Sammlung
Coke pi. 744. n. 1796. A. pi. 749 B. aus den bronzi d'Ercol.J
2) P. sitzend, auf M. der Boeoter, mit Delphin auf der R.,
Triaena in der L., bekranzt, Mionnet PI. 72, 7. Meyer Tf. 30 D. Auch
auf M. des Demetrios Pol. mit Aplustre, Mionn. PI. 70, 9.
3) 'Pjf|£t yovv 6 II. rr\ TQiccivrj r« op??, Philostr. II, 14.
»Die rechte Seite war dabei zugleich eingezogen und vorgeschoben ; nicht
bios die Hand, auch der ganze Korper drohte den Stoss.« Die Sprengung
der Berge war, nach dem Geiste der alten Kunst, auf diesem Gemalde
anticipirt. Vgl. Claudian R. P. II, 179. Eben so erscheint Poseidon,
alterthumlich , auf den numis incusis yon Poseidonia, Paoli R. di Pesto
tv. 58—62. G. M. 62, 293.
4) P. so wandelnd, mit Dreizack und Delphin in den
[356] Poseidon; seine Umgebung. 529
Handen, an der ^Candelaberbasis, in hieratischem Styl, PCI. IV, 32.
G. M. 62, 297. (Aehnlich in andern hieratischen Werken Winckelm.
M. I. n. 6.) [Den Dreizack auf der Schulter, Mon. Matth. III. tv. 10, 1.]
Vielleicht der 77. 'EnoitTijs, den Paus. erwahnt.
5) P. das r. Bern auf einen Pels stellend, kleine Statue bei
L. Guilford; in Dresden 312. Aug. 47 [auf einen Delphin, eine andere
Leplat 61, August. 40, bei Clarac pi. 743, 1798. 1795, u. im Vatican
pi. 744, 1797]; in dem Relief, Zoega 1; auf den M. des Demetrios,
Mionnet PI. 70, 10; oft auf Gemmen (Tassie 2540 ff. Lipp. I, 119). Auf
eine Prora, auf Romischen M. z. B. des Sextus Pompejus (§. 196. A. 4),
wo er das Aplustre in der R. halt; auch auf Gemmen. Auf einer M. des
Titus, G. M. 56, 296, hat P. als Weltherrscher den Globus zur Unterlage.
Auch das Bild von Antikyra hatte diese Stellung; hier ruhte der Fuss
auf dem Delphin; die andere Hand hielt die Triaena, Paus. X, 36, 4.
Endlich hatte auch das Isthmische Hauptbild (Eckhel P. gr. 14) diese
Stellung; hier hebt P. mit der L. ein Gewandstuck, welches auf den
1. Schenkel fa'llt; aus dem Felsen rinnt eine Quelle.
6) Ein solcber P. mit einem Zeus-ahnlichen Charakter,
zwar spat, aber nach einem guten Vorbilde gearbeitet, in Dresden 135.
Aug. 40. P. mit Hippokampen in stolzer Stellung angreifend. Miinzen
Morelli N. Cons. tb. 24, 14. P. Kopf mit zierlich geflochtenem Barte,
ebend. — Eine orientalische Figur war der P. Satrapes der Eleer, Paus.
VI, 25, 6; vielleicht einerlei mit dem Helios-Satrapes , Libanios p. 293. R.
356. Poseidon hat seinen eignen Kreis von Wesen, l
seinen Olymp, urn sich, in dessen Mitte er sich befmdet,
wie Dionysos in der der Satyrn und Maenaden, Zeus in
der der gesammten hohern Gotterwelt (vgl. §. 402). Man 2
sah ihn in Statuengruppen , und sieht ihn jetzt besonders
auf kleinern Kunstwerken, mit der Amphitrite, seiner Ge-
mahlin, fur das Wasserreich (denn seine eigentliche Ehe hat
er nach altem Glauben mit dem Erdreich geschlossen) , und
seinem ganzen keck und phantastisch gebildeten Ghor. Die 3
Geliebte des Poseidon, welche zu den schonsten Kunstvor-
stellungen Anlass gegeben, ist die Argivische Danaos-Tochter
und Quellnymphe Amymone, -durch welche der Gott das
diirstende Argos zum wasserreichen macht. Bei dem Kampf 4
mit den Giganten zeigt er die erderschiitternde und umwal-
zende Macht seiner Triaena ; welche urspriinglich nichts als 5
eine Harpune fur den Thunfischfang , einen fur Griechenland
sehr bedeutenden Nahrungszweig, gewesen zu sein scheint.
0. Miil 1 er 's Arehaeologie. 4. Aufl. 34
530 Mythologische Gegenstande der b. K. [356]
2. Werk des Skopas zu Korinth §. 125, 5. Grosse Gruppe im
Tsthmischen T., von Herodes geweiht, P. u. Amphitrite im Chor der
Seedaemonen , Paus. II, 1. Qu. de Quincy Jup. 01. p. 372. P. mit Am-
phitrite auf dem Hippokampen-Wagen, von Tritonen begleitet, auf Bronze-M.
von Korinth. P. und die Ampli. auf einem Tritonen-Wagen ; die Okeanine
Doris mit Hochzeitfackeln und Nereiden mit weiblichem Schmuckgerath
kommen ihnen entgegen: schones Relief in Miinchen 116. Amph. sitzt
am Giebel des Parthenon hinter P.; auf der Schale des Sosias. (§. 143, 3)
neben ihm, mit einem Scepter mit Seegras. Ihr Kopf mit nackter Schulter
und losgebundenen Haaren (auf dem Revers Neptun mit Hippokampen
fahrend) auf Denaren der g. Crepereia, Patin p. 95, welchen Gemmen
entsprechen, M. Flor. I, 85, 1—4. Auch am Bogen zu Ariminum. P. auf
einem Hippokampen-Wagen, von Tritonen umgeben, oft auf Gemmen
(viele neu), Lipp. I, 120—122. Tassie I, p. 182. Hirt Tf. 2. P. auf seinem
Meergespann, herrlicher Stein, Semilasso in Afrika III. S. 213. Ueber die
Hippokampen Voss Mythol. Br. II. S. 184. 221 ff. — Eine sehr schone
Bronze des P. bei L. Egremont schien mir in der L. den Trident, in der
R. den Ziigel gehalten zu haben. Amalth. III. S. 259. [P. und Aphrodite
mit den Namen auf einer Quadriga, Elite ceramogr. Ill, 15; P. Fliigelrosse
fahrend, Hermes, eine Gottin, Gerhard Auserles. Yas. I, 10, Elite III, 16;
P. auf einer Quadriga, umher Tritonen, Nereiden, Eroten auf Seerossen
und Delphinen, Mosaikfussboden , Montfaucon Supplem. I, 27; P. und
Amphitrite, Zoega Bassir. tv. 1; P. rnit Dreizack und einem Fisch, Ger-
hard a. a. 0. Tf. 11. Elite III, 4, P. eben so, Athene, Hermes HI, 13;
P. den Fisch hinreichend einem Jiingling (Pelops?) Elite III, 6. 7. 8.
P. Amphitrite, mit Namen, urid . . . &NH, auf einer Vase sitzend, eine
Nymphe, das. pi. 27. P. mit Dreizack und Fisch und Dionysos , beide
reitend auf Stieren, Gerhard Tf. 47.]
3. P. u. Amymone, Statuengruppe in Byzanz, Ghristod. 65, wo
Amym . sass und P. ihr als Brautgabe den Delphin , das Wassersymbol,
darreichte. Gemalde, Philostr. I, 8, wo P. auf Hippokampen heranfahrend
sie iiberrascht, ahnlich wie auf Gemmen, Bracci tv. 100. vgl. Welcker
p. -251. Auf andern verleiht P. ihr eben die Felsenquelle , Impr. del
1'Inst. 1, 64. Auf dem Wandgem. M. Borb. VI, 18 fliichtet sich Amym.,
vom Satyr erschreckt, in die Arme des P. Anders wieder auf Vasengem.,
Millin II, 20. G. M. 62, 294; Boettiger Amalth. II. S. 286; Laborde I, 25;
[M. d. I. IV, 14. 15, Cav. Gargallo-Grimaldi Ann. XVII. p. 38. P. Amy-
mone verfolgend Gerhard ^series. Yas. I, 11, 3. 65, 2. Elite ceramogr.
Ill, 20—22. P. steht vor ihr und halt ihr einen Fisch bin 25, sie hat
ihn angenommen 23. 24, er spricht zu ihr, die auf einer Vase sitzt 26.
P. Amymone, Aphrodite, Eros mit Namen 27. Zwei Vasen mit P. die
Amymone verfolgend bei Barone in Neapel beschreibt Minervini Bull.
[356J Poseidon; seine Umgebung. 531
Napol. II. p. 61. Das. ist p. 57. tv. 3 eine merkwiirdige Vase aus Basi
licata edirt, P. und Amymone wie thronend unter einem Wassergewolbe,
ein Thalamos wie Philostratus Im. II, 8 einen beschreibt. P. und Amy-
mone Gerhard Etr. Spiegel I, 64.] Amym. mil Dreizack und Krug, Gemme
bei Wicar G. de Flor. I, 91. Als Jungfrauenrauber erscheint P. auch auf
M. von Kyme (Cab. d'Allier de Hauteroche pi. 13, 27) u. Adramyttion
(Eckhel Syll. tb, 4? 3). [P. verfolgt AI®PA, die einen Korb halt, M.
Gregor. II, 14, 1. Gerhard Auserles. Vas. I, 12, Elite III, 5; das. pi. 19
der Korb auf dem Boden stehend; sie wird bei der hauslichen Arbeit
iiberrascht.]
4. P.'s Kampf mit Ephialtes (§. 143, 1). [Die Vase bei Millingen
Anc. rnon. I, 7. 8 auch D. A. K. I, 44, 208. Elite ceramogr. I, 5. Eine
andere bei Millingen pi. 9. Elite I, 6.] Neptun, NEQVNVS, Berge
spaltend, Garniol aus Vulci, Cent, III, 3. P. zu Rosse mit dem Giganten
Polybotes kampfend , Paus. I, 2, 4. P. den Laomedon verfolgend, Etrusk.
Bronzearbeit , Inghir. Mon. Etr. III. t. 17. Ragion. 5. — P. als Nebenfigur
bei Europa (§. 351. C. 3) und Perseus Gorgonen-Todtung (§. 414). Kampf
mit Pallas §. 371. P. in seinem Reiche thronend und den Theseus
bewillkommnend , dem Amphitr. einen Kranz reicht (Paus. I, 17, 3), Vase
von Volci, M. I. de Inst. 52. Eben so erklart nach Broendsted, Ann. V.
p. 363. Panofka. [Luynes Vases p. 21. 22. vgl. Ann. XII. p. 253. Ab-
schied des Achilleus von seinem Grossvater Nereus. Elite ceramogr.
Ill, 9. 10.] Beim Kampfe mit Pityokamptes §. 412.
5. Ueber die Triaena, fuscina, Boettiger Amalth. II. S. 306. Aoy^a?
in Sophron's Thynnotheras Etym. M. p. 572. Die Triaena erscheint auf
M. yon Tarent (R. Rochette Lettre a Luynes pi. 4, 37) als Thunfisch-
Harpune. P. als Thunfischwachter auf einem Felsen sitzend, auf Byzant. M.
P., Herakles, Hermes als Vorsteher einer Thunfischwarte in dem alter-
thumlichen Vasenbilde bei Christie Gr. Vases pi. 12. p. 81. [G. M. n. 466.
Elite ceramogr. I, 14. Rathgeber in der Zeitschr. f. A.W. 1839. S. 333 ff.
weist den sitzenden Hermes in Miinzen der Seestadt Carteia nach. Hr. de
Witte sah in Athen an einer Vase des Hrn. Edm. Lyons einen angelnden
Hermes und versicherte noch eine andere. Vase mit dieser Vorstellung zu
kennen. Seltsam ist ein Sardonyx in den Engravings of the principal
statues, busts etc. of H. Blundell II. pi. 151 mit der Unterschrift Mercurius
piscator manium. Der angebliche Mercur, nackt, mit Chlamys, ohne alle
Attribute, halt an einem Band um den ausgestreckten Arm einen halb
aus dem Grund hervorragenden Mann von gleicher Grosse; eine andere
ahnliche Figur steigt aus dem Grund auf.] Den Thunfisch, den P. bier
in Handen halt, reichte er in einem 'alien Gemalde im T. der Artemis
Alpheioa in Pisatis, dem die Athena gebarenden Zeus dar, Athen. VIII.
p. 346, vgl. mit Strab. VIII. p. 343. — Thron des P. auf einem Relief
532 Mythologische Gegenstande der b. K. [357]
in S. Vitale zu Ravenna, Schrift von Belgrade, Cesena 1766. Montf.
Suppl. I, 26. G. M. 73, 295.
4. D e m e t e r.
1 357. Demeter, welche in dem hier befolgten Zwolf-
gotter-System , wie in mehrern mystischen Gulten, mit dem
Poseidon verbunden wird, ist die nahrende Natur als Mutter
2 gefasst. Dies ist der wesentliche Grundzug ihres Gultus
und Mythus, dass sie im Verhaltniss zu einem Kinde gedacht
wird, dessen Verlust und Wiedergewinnung ganz geeignet ist,
3 alle Seiten des rniitterlichen Gefuhls zu entfalten. Diesen
Gharakter und dies Verhaltniss, auf rein menschliche Weise
gefasst, legt die ausgebildete Kunst ihren Darstellungen zum
Grunde, nachdem die fruhere versucht hatte, mystische Vor-
stellungen von Naturverhaltnissen in zum Theil sehr seltsamen
4 Bildern auszudriicken. Obgleich auch in Sicilien beriihmte
Bilder der Gottin waren, gebiihrt doch die Ausbildung des
Ideals der Mutter und der Tochter wohl grosstentheils der
5 Attischen, zum Theil erst der Praxitelischen Kunstschule. Im
Weihetempel von Eleusis war wahrscheinlich eine chrysele-
6 phantine Statue der erstern Gottin. Demeter erscheint matro-
naler und mutterlicher als Hera, der Ausdruck des Gesichts,
welches nach hinten das Oberkleid oder ein Schleier verhullt,
7 ist weicher und milder; die Gestalt erscheint, in vollstandig
umhullender Kleidung, breiter und voller, wie es der All-
mutter (nappi! TWQ , KayyBvfreiQa) ziemt. Der Aehrenkranz,
Mohn und Aehren in den Handen, die Fackeln, der Frucht-
korb, auch das Schwein neben ihr sind die sichersten Kenn-
8 zeichen. Nicht selten sieht man die Gottheit allein oder mit
ihrer Tochter thronen; doch ist man eben so gewohnt, die
fruchtspendende Gottin iiber die Erde hin schreiten zu sehn.
1. Creuzer Symbolik Th. IV. Der grosse Gegensatz in derGriechischen Re-
ligionsgeschichte, zwischen dem Cult der Ghythonischen und der Olympischen
Gotter, ist in der plastischen Kunst so ausgeglichen, dass die eigenthumlichen
Empfindungen des erstern keinen rechten Ausdruck darin gefunden haben.
3. Von der schwarzen D. zu Phigalia §. 83. A. 3. Anstreifende
altere Darstellungen : D. (oder Kora ?) mit Zeus als Schlange, auf M. von
[357 J Demeter; Charakter ihrer Bildung. 533
Selinus, Torremuzza tb. 66, 6 — 9. D. von einer Schlange umwunden, die
Fiisse auf einem Delphin, M. von Parion bei Millingen Anc. Coins pi. 5, 10
(wo sie anders erklart wird; nach R. Rochette p. 412 ist die Figur Thetis).
4. Nach Cic. Verr. IV, 49 zu Enna mehrere Bilder der D. , nebst
Kora und Triptolemos. Plin. XXXVI, 4, 5: Romae Praxitelis opera sunt
Flora (i. e. Hora), Triptolemus, Geres in hortis Servilii. D. mit Persephone
und Jakchos zu Athen von Prax. Paus. I, 2, 4. In den archaisirenden
Reliefs tragt D. fiber Chiton und Peplos ein weites Himation und em en
Schleier, einen Aehrenkranz, Aehren und Mohn in der R., den Scepter
in der L. Starke xQrjntdsg bezeichnen die wandernde Gottin.
5. Auf ein solches Bild deuten die Beschreibungen der mystischen
cpooTKycoyia und enomsicf, besonders Themistios in obit. patr. p. 235.
Petav. Ein Fragment, Kopf und Brust, aber sehr zerstort, einer marmornen
Statue ist von den innern Propylaeen in Eleusis (Un. Ant. of Att. ch. 3),
wo sie urspriinglich an einen Pfeiler gelehnt stand, nach Cambridge ge-
kommen; es ist mit einem Kalathos und Gorgoneion (Od. XI, 632) ver-
sehen und hat die Haare hinten durch einen Ring geschlungen. Friiher
bei Spon (Voy. II. pi. 216 ff.) und in Fourmont's Papieren abgebildet;
jetzt bei Clarke Greek Marbles dep. in the publ. libr. of Cambridge pi. 4. 5
(vgl. L. Aberdeen p. 67) und M. Worsl. I. p. 95. Nach Hirt eine Kane-
phore?, nach Gerhard Prodr. S. 87. Demeter-Kora. Vgl. Coll. Torlonia
HI, 23. Clarac pi. 443, 812. [Testimonies of different authors resp. the
col. st. of Ceres, Cambr. 1803. 8. Eine Medusa auf der Brust hat auch
ein bemaltes Figiirchen bei Stackelberg Graber Tf. 57, 1, das er irriger-
weise Athene nennt. Die Gottin hat einen hohen Aufsatz um den Kopf
wie die Demeter in Panofka's Terracotten des Berl. Mus. Tf. 53, hier mit
Pflanzen verziert.] Mit einer Inschr. aus Hadrian's Zeit, C. I. 389.
Kunstbl. 1831. N. 86.
6. Schwierig ist die Trennung der D. und Kora in den Kopfen
der M. Sicher ist die D. (als Ilvlaia) auf den M. der Amphiktionen
mit verhulltem Hinterhaupt, Mionnet PI. 72, 5. Cadalvene pi. 2, 18, auch
wohl die auf M. von Metapont [Winckelm. W. IV. S. 119], mit dem
Schleier, Mionnet PI. 64, 6. Empr. 152. vgl. R. Rochette Lettre a Luynes
pi. 34. 35. Die Kora ist durch die Beischrift sicher auf M. des Agathokles
(Empr. 332) mit herabfliessendem Haar, und als Kogrj EWTSIQK, auf
grossen Bronze-M. von Kyzikos (Descr. 191 ff.j, mit sehr schlankem Halse,
Halsketten u. Ohrringen , iiber dem Nacken zusammengeknotetem Haar
und einem Aehren- u. Epheukranze. Zweifelhaft sind die schonen Kopfe
auf M. von Opus (Empr. 570) und Pheneos (662 ff.), auch der Kopf auf
M. von Syrakus (300) mit hinten aufgestecktem Haar, so wie der Kopf
534 Mythologische Gegenstande der b. K. [358]
auf M. von Segeste, Noehden 8, mit dem Haarnetz um das Hinterhaupt
und der Aehre. [Glarac pi. 1002. 1003. n. 2725—2736.]
7. [Theokrit VII, 157 d^c^ara xca fia-ncova? h
Clarac pi. 424-438. Interessant die Petersburger Statue pi. 431, 779.
Kora? Sichere Statuen der D. sind selten. Eine colossale mit erganzten
Attributen PCI. II, 27. M. Franq. IV, 11. Bouill. I, 3. M. Nap. I, 69.
Hirt 3, 6. Sehr erganzt die M. Gap. Ill, 9, so wie G. Giust. I, 29. 30.
Sicher, aber wohl Portrat, die im L. 235. Perrier 70. Borgh. St. 9, 10.
Bouill. I, 6. Glarac pi. 279. Zwei andere Borghes. Bouill. 4. 5. vgl.
Ill, 5, 5. Statue in Berlin, Gavac. Race. I, 53. Amalth. II. S. 357. In
Neapel, Gerhard N. Ant. S. 28. Romerinnen' als D. u. Kora §. 199. A. 7.
205. A. 4. Eine stehende D. von edler Form, auf M. von Sardis, N. Brit.
II, 10. — In Terracotta's aus Grossgriechenland, namentlich zu Berlin,
hat D. den Modius auf dem Kopfe, die verhullte Cista in der L., .ein
Schweinchen in der R., zum Theil auch einen Bausch des Gewandes, wie
Triptolemos. Vgl. Goethe XLIV. S.' 211. R. Rochette M. I. p. 336.
D. in prachtigem Costtim, stehend, mit grosser Fackel und Fruchtkorb.
Wandgemalde, M. Borbon. IX, 35.
8. D. thronend , mit Schlange zu Fiissen, Fackel und Aehren in
der Hand, auf einem Denar des Memmius Quirinus, der die Graeca sacra
Cereris in Rom einfiihrte. D. thronend mit kleiner Fackel u. Aehren,
wenn nicht Erganzung, Guattani 1787, Glarac pi. 433. n. 786. Relief im
M. Pourtales pi. 18. Procession zu D. mit Modius und herabrollendem
Haar und Kora mit aufgebundenem Haar. Mit Attributen reich ausge-
stattet ist die thronende D. eines Pompej. Gemaldes, Zahn 25. M. Borb.
VI, 54. D. mit Aehren, Schlange, Ameise, Mond, thronend, Gori Gemmae
astrif. I, 109. vgl. 107. Statue der D. thronend, mit Schwein und Kuh,
Mon. Matth. I, 71. Terracottabilder der beiden Gottinnen (ta> #? to), auch
mit dem Jakchos in der Mitte, aus Praeneste, bei Gerhard Bildw. 2—4.
D. schreitend, zwei Fackeln vor sich hinhaltend, mit bewegtem Ge-
wande, auf .Kaisermunzen von Kyzikos. Eben so auf Denaren der g. Vibia,
mit 'der Sau neben ihr. D. mit Fackeln und Aehren, £von einem Stier
schnell dahin getragen, Lippert Suppl. 68.
[JEMETEP auf einer Quadriga, geleitet von Apollon und Artemis,
Hermes und vielleicht Athene, nach einer noch nicht aufgeklarten Art
mannigfaltiger Darstellungen , mehr auf den Gultus als den My thus, wie
es scheint, bezuglich, Vase von Volci, Gerhards Auserles. Vas. I, 40.
Aehnlich Tf. 53, fiir Kora genommen, und Tf. 76.]
1 358. Die weitere Entwickelung des Char akters^ der
Deineter hangt , wie im Gultus , so in der Kunst , von dem
[358] Demeter; Kora; grossere Gompositionen. 535
Verhaltnisse ab, in dem sie zu ihrer Tochter gedacht wird.
Beim Raube der Kora wird sie als erne erzurnte , schwer
gekrankte Gottheit gefasst, welche den Rauber mit Fackeln
in den Handen, das Gewand fliegend, auf einem seltner mit.
Rossen, gewohnlicher mit Drachen bespannten Wagen verfolgt.
Von diesem gewaltsamen Raube ist die alljahrlich sich er- 2
neuernde Herabfiihrung der Persephone und ihr Abschied von
der Mutter zu unterscheiden. Gegenuber steht diesen Scenen 3
das Emporsteigen der Kora aus der Erde und ihre Hinauf-
fuhrung zum Olymp, gemeiniglich in Begleitung der Friih-
lings - Hora. Mit dem Emporsteigen der Kora wird die *
Ertheilung der Segnungen der Demeter als gleichzeitig und
engverbunden gedacht; Triptolemos ist es, der sie von
der nun versohnten und huldreichen Gottin empfangt und auf
seinem Drachen wagen durch die Lander verbreitet. Auch ein '5
dem Triptolemos nah verwandter Heros des Ackerbau's, Bu-
zyges, erscheint in Verbindung mit der Gottin. Die Tochter 6
der Demeter, Kora, hat wenig Individuality in der Kunst
erlangt, sondern wird grossentheils durch die scharfer charakte-
risirten Wesen bestimmt, mit denen sie in Verbindung steht.
Einerseits ist sie eine nur jugendlich zarte und jungfraulich 7
bekleidete Demeter; andererseits ist sie als Hades Gemahlin
die strenge Herrscherin der Unterwelt, eine Stygische Hera;
nach ihrer Ruckkehr aber zur Oberwelt in mystischer Religion
die Braut des Dionysos (Liber et Libera), von dem die Be-
kranzung -mit Epheu und die Bacchische Begleitung auf sie
iibergeht. Der mystische J a k c h o s , das Kind von dunkler 8
Herkunft , an der Brust der Demeter , war eine seltene Vor-
stellung der alten Kunst.
1. Zahlreiche Sarkophagen (wo der Gegenstand als eine Hoffnung
der Unsterblichkeit genommen wird) zeigen, entweder in drei Gruppen
die Blumensammlung, den Raub und die Verfolgung, oder bloss zwei
davon. S. Welcker Zeitschr. I, 1 nebst dem Nachtrage, Ann d. Inst. V.
p. 146. Sarkophag in Barcelona, Laborde Voy. pitt. T. I, 2, Welcker.
Tf. I, 1. 2. 3. In Mazzara ein schoner Sarkophag der Art, bei Houel I.
pi. 14 (auch Buzyges als Pfluger dabei). PCI. V, 5. G. M. 86, 339 (viel
erganzt); M. Cap. IV, 55. Hirt 9, 5; Zoega Bass. 97. Creuzer Tf. 12;
G. Giust. II, 79. 106. 118; Bouill. Ill, 35. Clarac pi. 214 aus V. Borgh.
(D. sitzt hier auf dem Stein Agelastos); Amalth. III. S. 247. [Der Sarko-
phag in Aachen Jahrb. des Alterthumsvereins in Bonn V. Tf. 9. Urlichs
536 Mythologische Gegenstande der b. K. [358]
S. 373; der in Gattajo in E. Brauns Ant. Marmorwerken II, 4. Einer ist
auch in Raffadale, acht Miglien von Girgenti, in der Hauptkirche; eine
Vorderseite an dem Pallast der V. Massimo bei dem Lateran vorn mit
andern Reliefen eingezogen, und eine andere in London bei dem Archi-
tekten Soane, Descr. of the house and museum — of Sir J. Soane, L. p. 43.
Von gemalten Vasen stellen den Gegenstand dar die Hopesche bei Millirigen
Anc. uned. mon. pi. 16, Dubois Maisonn. pi. 20, ubereinstimmend , wenn
nicht eins , mit Tischbein III , 1 ; eine des M. Etr. du Prince de Canino
n. 1690. (Pluton entrafft Persephone, Rv. Herakles); die Kylix aus Vulci
M. Gregor. II, 83, 2, die Entfiihrung inwendig, mit Pluton auf beiden
Seiten aussen, dem von einem Jungling eine Granatbliithe hier, eine
Granate dort gereicht wird, Ann. XVI. p. 141; an zwei Vasen sah die
Entfiihrung Gav. Gargallo 1842 in Anzi in Basilicata, hinter dem Pluton
Demeter mit der oben gekreuzten Fackel, neben ihm ein gefliigelter Wagen-
lenker. Pluton verfolgt drei Gottinnen an einer Vase Biscari , Berliner
Kunstbl. 1829. S. 68. An einer Etruskischen Vase die Entfuhrung und
Unterweltsscenen, Archaeolog. Zeit. 1846. S. 350.] Der Homerische Hymnus,
welcher die Eleusinische Sage darstellt, liegt zum grossen Theil zum
Grunde; Nebenrollen spielen Pallas und Artemis (V. 426), Hekate, Helios,
Hermes, die Nymphe der nctM.i%OQos mriyri, des CPQKKQ KvQ'Lvov (Kyane
aus Sicilien nach Andern), Gaea, Styx, Acheron, verschiedene Eroten
(nach andern Hesperos und Phosphoros). Auf M. von Enna (HENNA ION)
sieht man D. die Fackel ziinden, und dann auf einem Wagen mit Rossen
(die altere Vorstellung) den Hades verfolgen N. Brit. pi. 4, 5. Die ver-
folgende, fackeltragende D. auf dem Drachenwagen sieht man auf M. von
Athen, Stuart Ant. II, 2 vign., Kaiserm. von Kyzikos, Nikaea, Magnesia
(wo D. in sehr wilder Bewegung); auch auf Denaren der g. Vibia und
Volteia. In einer Statue Borghese (?) Glarac pi. 433. n. 787. Der Hades
und die sich straubende Kora auf dem Viergespann, eine Schlange aus
dem Boden ziingelnd, auf Kaiser-M. von Sardis und andern Asiat. Stadten.
Gemalde der Hinabfahrt, Bartoli Nason. 12.
2. Nach Plin. bildete Prax. Proserpinae raptum, item Catagusam,
d. h. die die Perseph. nach der Unterwelt geleitende, entlassende D. [Die
ihre Tochter zuruckfuhrende, so dass kein anderer Unterschied ist als
zwischen Mythus und Bedeutung.] So offenbar in dem Vasengemalde bei
Tischb. Ill, 1, vollstandiger Millingen Un. Mon. I, 16, wo der Abschied
vollig ruhig und freundlich ist.
3. Auf dem Relief Bartoli Adm. 53 (zweite Ausg.). Hirt 9, 6.
G. M. 87, 341 steht die Abrufung aus dem Hades dem Raube gegeniiber
als Anfang der avoSog; die Hora des Friihlings ist dabei, denn es
ist die Zeit der ' 'AvfaaryQia. [Dasselbe M. di Mantova I. tv. 3. vgl.
G. Brunn im N. Rhein. Mus. IX. S. 471 ff.] So ist auch, auf der Pracht-
vase A. 4, die Hora bei Persephone in der ctvodog. Auf einer M. von
[358J Demeter; Kora. 537
Lampsakos erhebt sich Kora aus der Erde, mit Aehren und Weinlaub
bekranzt, Millingen Anc. coins 5, 7; eben so steigt sie empor, in Gegen-
wart von Hekate, Hermes u. Demeter, deren Namen dabei stehn, auf einer
Vase in Neapel. Millingen p. 70. Reliefs, welche die Riickfiihrung der
Kora vorstellen (?), Gerhard Ant. .Bildw. I, 13. Neapels Bildw. S. 110.
[Die Reliefe gewiss nicht; vielleicht das archaische Gemalde. Gerhard
Auserles. Vas. I, 73, und das neuere I, 76, zu dem aber als Riickseite
nicht Triptolemus I, 75 gehort, sondern Herakles von Nike bekranzt,
Roulez Melanges IV, 7. p. 572.] Volcentische Vasengern. Gerhard Ann.
d. Inst. III. p. 37. Wiedervereinigung der beiden Gottheiten auf der
M. von Anton. Pius (Laetitia) G. M. 48," 340.
4. Triptolemos Aussendung erscheint besonders schon [in einer
Metope des Parthenon nach Carreys Zeichnung. Broendsted Reise II. S. 209.
Tf. 47, 13], auf der Poniatowsky'schen Vase, s. Visconti Le pitture di un
antico vaso. 1794. Millin Vases II, 31. G. M. 52, 219. Creuzer Tf. 13.
Boettiger Vasengem. VIII. u. IX.: zu oberst Zeus, dem Hermes die Vol-
lendung der Begebenheit meldet; dann Kora in der avodog:, unten die
segenspendende D., Tript. dem Dionysos ahrilich u. die Tochter des Keleos.
Andre Vasengem. stellen Tript. Zug einfacher dar (wobei oft die Attribute
mehr auf Apollon's Ruckkehr von den Hyperboreern 4euten) [dem wider-
spricht mit Recht Panofka Gab. Pourtales p. 86]. S. Tischb. I, 8. 9. IV,
8. 9. Hancarv. Ill, 128. Laborde 31. 40. 63. Millingen Un. Mon. I, 24.
Panofka M. Bartold. p. 131. Besonders die Nolanische Vase, M. I. d. Inst.
I, 4. Ann. I. p. 261 mit den Namen zJrj^rjrrjQ, TQutTolffiog, *EnctTr],
und die Volcentische, Inghir. Pitt, di vasi fittili 35, mit JepsTSQ, Tgi-
nroJlspos, TIsgocpccTu (d. i. TIsQascpctTza}. Zu den prachtvollen Triptolemos-
vasen gehoren die im M. Pourtales von S. Agata de1 Goti pi. 16, Demeter,
Tript. Kora, Artemis und Hekate, nach Panofka Phoebe, Hilaira, Rv. Dio-
nysos [wie ofters], die Vase Gualtieri im Louvre, Tr. Rehjagd, Kampf des
Erechtheus u. Eumolp?, ein Oxybaphon von Armentum in Neapel. [Vol-
centervasen bei Gerhard Auserl. Vas. 1, 45. Tr. allein, Tf. 46. 75 zwischen
Demeter, Kora, Dionysos - Hades , in schwarzen Figuren Tf. 41. Tr. von
Hermes gefuhrt, Tf. 42. 44 mit Dem. Kora, Hades, Tf. 43 zwischen zwei
Sterblichen. Unter den umgebenden Gottinnen vielleicht hier und da
solche wie Theoria, Mystis, Telete u. s. w. Eine schone Triptolemosvase
auch Vasi Feoli n. 1.] Sehr einfach, aber sinnreich, ist die Ertheilung des
Getreides an Tript. (der hier eine Art Hermes ist) unter Zeus Obwalten
gefasst, an der runden Ara aus Pall. Golonna, Welcker Zeitschr. 1,1.
Tf. 2, 1. S. 96 ff. Creuzer Tf. 37 nebst der abweichenden Erklarung S. 16.
[Guigniaut Rel. de I'antiqu. pi. 84. n. 551 b. Explic. p. 226.] Tript., mit
dem Petasos des Hermes, auf dem Drachenwagen fahrend, M. von Athen,
N. Brit. pi. 7, 3. vgl. Haym. I, 21. Tript. auf dem Fliigeldrachen-Wagen,
538 Mythologische Gegenstande der b. K. [358]
Korn aus der Chlamys streuend, auf Kaiser-M. von Nikaea (schSn Descr.
n. 233). Hunter tb. 9, 4. Dieselbe Figur erscheint, als ein Lydischer
Heros Tylos auf M. von Sardis, Ann. d. Inst. II, p. 157 (bei Xanthus Thylo
vom Drachen getodtet, durch ein Kraut hergestellt. Plin. XXV, 5); wie
auch ein Tript. mit Punischer Umschrift auf einer Gemme, Impr. d. Inst.
II, 37, vorkommt. D. thronend, Tript. auf dem Drachenwagen abfahrend,
Lipp. I, 111. Das Mantuanische Gefass (§. 246. A. 1) stellt D. als Gott-
heit der Fruchtbarkeit mit Kora aus einer Grotte hervortretend, dann mit
Tript. auf dem Wagen, und von den Horen begriisst vor. [H.R.G. im
Kunstbl. 1827. S. 375.] - Ueber Germanicus- Tript. §. 200. A. 2, c.
[Broendsted Raise II. S. 212.]
5. D. und Buzyges (oder auch Triptolemos) auf einer Paste, Schlichte-
groll 39. D. Kopf, auf der Biickseite ein Gespann Ochsen, auf Denaren
der g. Cassia.
6. 7. Kopfe der Kora §. 357. A. 6. [Kora scheint die colossale
sitzende Figur mit dem Modius auf dem Haupt, aus schwarzem Marmor,
in Villa Pamfili, bekannt als Kybele, von der sie nicht das mindeste
Zeichen hat. Kora sitzend, lebensgross, Granatapfel in der Linken, in
der Rechten eine Blume, Wandgemalde aus einem Grab in Nola, durch
D. Schulz nach Berlin befordert. Kopfe von Miinzen Glarac pi. 1003.
n. 2737 — 2747. Unter den kleinen Thonfiguren aus Grabern, als Pallas,
Aphrodite, Demeter, ist haufig auch Kora, einen Apfel auf die Brust
haltend oder sitzend mit einer Schale, worauf Aepfel liegen, z. B. in der
schonen Sammlung des Duca di Sperlinga in Neapel. Vgl. Gerhard Ant.
Bildw. Tf. 96—99.] Persephone neben Hades §. 397. Mit 'Dionysos in
Doppelhermen §. 383. A. 3. Auf einer Homonoeen-M. von Kyzikos mit
Smyrna, Mionnet Descr. 195, Kora, mit Epheu bekranzt, eine Fackel
haltend, auf einem Kentauren - Wagen in Bacchischem Zuge. Auch der
grosse Vatic. Cameo (§. 315. A. 5) stellt Kora, mit Epheukranz und
Aehren, neben Dionysos auf dem Kentauren -Wagen dar. Eine Vase von
Volci stellt Dionysos alterthumlich, zwischen zwei brennenden Altaren,
neben denen D. libirend und Kora mit Fackeln stehn, dar, Inghir. Pitt,
di vasi fitt. 37. Eine andi;e, Micali tv. 86, 4, Kora mit Epheu bekranzt,
zu Wagen, von Hermes geleitet, Dionysos voran, ausgelassene Satyrn
umher. Der Athenische Sarkophag, Montf. I, 45, 1, zeigt D. sitzend zwi-
schen Dionysos und der zuriickgekehrten Kora und die gleichzeitige Ab-
fahrt des Triptolemos [von de Boze in den Mem. de 1'Acad. des Inscr. IV.
p. 608, jetzt in Wiltonhouse Gerhard Ant. Bildw. Tf. 310, 1. Riickkehr
der Kora levKtnitos das. Tf. 316. 317.] Vgl. §. 384. A. 3. Die Horen
sind der Persephone Gespielinnen , wenn die Moeren und Chariten sie
herauffuhren. Orph. Hymn. 43 (42), 5.
8. D. mit einem Kinde, Jakchos oder Demophon, an der Brust,
[359J Apollon, Charakter in der altern Kunst. 539
Athenische M. N. Brit. 7, 7, vgl. Gerhard Prodr. S. 80. Jakcbos als Knabe
neben ihr §. 357. A. 8. [Demeter, Kora und Jakcbos im hinteren Giebel-
felde des Parthenon. Jakchos als Knabe Gerhard Tf. 312, als Jiingling
T. 313.]
D. Symbole, Fackel u. Aehren, artig verbunden auf M. von Theben,
N. Brit. pi. 6, 9. Ueber die Querholzer der Fackel Avellino Ann. d. lust.
I. p. 255. Schlangenumwundne Fackeln auf M. von Kyzikos G. M. 106,
421. Gesenkte und erhobne Fackel irn Dienste der D., auf M. der Faustina I.
Vaillant De Camps p. 29. Throne der D. u. des Dionysos Bouill. Ill, 75.
[M. Piocl. VII, 45, 44.J
5. Apollon.
359. Phoebos Apollon war, dem Grundgedanken seines 1
Wesens nach, ein Gott des Heils und der Ordnung, der
im Gegensatz mil einer feindlichen Natur und Welt gefasst
wurde. In Beziehung auf die Natur ist er der den Winter
niit seinen Schrecken vertreibende Gott der heitern Jahres-
zeit ; im menschlichen Leben ein Gott, der den Uebermuthigen
vernichtet, den Guten schiitzt; er wurde durch Siihnopfer
reinigend, durch Musik das GemiUh beruhigend, durch Weis-
sagungen auf eine hohere Ordnung der Dinge hinweisend ge-
dacht. In altester Zeit geniigte, um an die schiitzende und 2
heilbringende Macht des Gottes zu erinnern, ein konischer
Pfeiler, auf die Strasse gestellt und Apollon Agyieus genannt
(§. 66. A. 1). Eine sinnvolle Symbolik, die besonders 3
auf dem Gegensatze der Waffen und der Kithar, welche bei
den Griechen an eine friedliche Stimmung der Seele er-
innerte, und unter den Waffen wieder besonders des gespann-
ten und des schlaffen Bogens, des offnen und geschlossenen
Kochers beruhte, machte es schon der werdenden Kunst
moglich, die verschiedenen Seiten der Vorstellung des Apol-
lon auszudriicken. Riistete man ein alterthumliches Pfeiler- 4
bild mit Waffen aus, wie es ungefahr am Amyklaeischen
Apollon geschah (§. 67): so iiberwog die Vorstellung des
furchtbaren, strafenden, rachenden Gottes, welches in mehrern
alten Idolen der Fall war ; gewiss wurde aber auch friihzei- 5
tig die Kithar, als Sinnbild des beruhigten und beruhigen-
den Gottes, an alte Holzbilder angehangt; und aus der
Kretischen Schule, welche sich besonders durch Darstellungen
540 Mythologische Gegenstande der b. K. [359J
des Apollon beriihmt machte, ging der Delische Apolloncoloss
hervor, der die Ghariten mit musischen Instrumenten , Lyra,
6 Flote und Syrinx , auf der Hand trug. Apollon war ein
Lieblingsgegenstand der grossen Kiinstler, welche Phidias zu-
nachst vorhergingen, unter denen Onatas den Gott als einen
zum' Jiingling reifenden Knaben von grossartiger Schonheit
7 darstellte. Im Ganzen wurde indess Apollon damals reifer,
mannlicher gebildet, als spater, die Glieder starker, breiter,
das Gesicht runder, kiirzer; der Ausdruck rnehr ernst und
streng, als lieblich und reizend; meist unbekleidet, wenn er
nicht als der Pythische Kitharod gefasst wurde. So zeigen
ihn zahlreiche Statuen, die Reliefs des Dreifussraubes , viele
8 Vasengemalde , auch Munzen. Auf diesen fmdet man die
altre Form des Apollonkopfes, oft sehr anmuthig ausgebildet,
aber im Ganzen als dieselbe, bis auf Philipps Zeiten herab.
Der Lorbeerkranz , und das gescheitelte , langs der Stirn zur
Seite gestrichne, gewohnlich im Nacken herabwallende , bis-
weilen indess auch aufgenommene und zusammengesteckte
Haar («x€o<j«xo>ij?) , dienen hier besonders zur Bezeichnung
des Gottes.
1. Hiebei liegen des Verf. Dorier B. II. zum Grunde, nach spatern
Untersuchungen wenig modificirt. [Ein grosses, wenig geordnetes Material
und nach einer eignen Erklarungsmethode bietet fast der ganze 2. Bd.
der Elite ceramographique. A. pi. 1—6, 29, mit Artemis 10—14. 25. 28.
31—35, mit Artemis u. Leto 23 B. 26. 27. 29. 36, mit andern Gottern,
Dionysos, Athene, Poseidon, Hermes bis 97, wobei manches Fremdartige
unteiiauft. In Gerhards Auserles. V. I, 20-30. 80. A. Art. Leto, 13—17.
68. A. mit andern Gottern. In Gerhards Etr. Spiegeln I, 78. A. Art.
Leto, 77 dieselben u. Moira. Glarac pi. 475—496. 544.]
3. Von dem Gegensatze des Bogens und der Kithar Horaz G. II,
10, 13. Paneg. in Pison. 130. Serv. ad Aen. Ill, 138. Pausias
iibertrug ihn auf Eros, Paus. II, 27, 3. Ueber die condita tela,
Carm. sec. 34, und den geschlossenen Kocher vgl. Ant. di Ere. II.
p. 107.
4. A. bei den Lakedamoniern vierarmig (vgl. Libanios p. 340 R.);
in Tenedos mit dem DoppelbeiJ (so haufig auf Kleinasiat. Munzen);
mit goldnen Waffen, IQVGUWQ, bei Homer. Dorier I. S. 358. — A. bartig,
auf einer Vase von Tarquinii, Ann. d. Inst. III. p. 146, auf M. von
Alaesa, Torrern. tb. 12. [Die Vase ist abgebildet in Gerhards Trink-
schalen Tf. 4. 5. Bartig ist A. auch bei einer Geburt der Athene in
[359] Apollon, verschiedene Darstellungsweisen. 541
dessen Auserl. Vas. I, 1. vgl. S. 117. Anm. 64, wo noch zwei andre
Beispiele angefuhrt sind ; der Bart des A. jedoch kleiner als der des Zeus,
Hermes, Poseidon, die Jugendlichkeit also nicht verleugnet. Es kommt
hinzu Elite ceramogr. II, 15, schwerlich 16.]
5. Die von den Kretern Dipoenos und Skyllis fur Sikyon unter-
nommenen Werke waren, nach Plin. , simulacra Apollinis, Dianae, Her-
culis, Minervae, wahrscheinlich in Bezug auf den Raub des Dreifusses,
oder die Versohnung hernach. Von Cheirisophos dem Kreter war ein
goldnes Holzbild des A. zu Tegea. Von dem Delischen A. §. 86. A. 2. 3.
Die Chariten trug nach Schol. Find. 0. 14, 16 auch ein Delphischer A.
Im Allgemeinen Macrob Sat. I, 17: Ap. simulacra manu dextra Gratias
gestant, arcum cum sagittis sinistra. Philon Leg. 14.
6. Von Kanachos Didymaeischem A. §. 86. [Die schone Erz-
statue in Paris §. 422. A. 7. Der A. einen Bogen vor sich haltend,
welchem Menelaos einen Helm reicht, M. PioGl. V, 23. G. M. 613.] Von
Kalamis ein 'A. 'Afagiuctitos zu Athen (Paus.), ein A. in hortis Ser-
vilianis (Plin.), ein A.-Goloss in Apollonia am Pontos, 30 Gubitus hoch,
fur 500 Tal. gearbeitet, durch M. Lucull nach dem Capitol (Strabon VII.
p. 319. Plin. IV, 27. XXXIV, 18), oder Palatin (Appian Illyr. 30. ' AnoK-
hcoviK, 8| rjS is 'Pcofirjv Kctkcifiid o? fiETyvsyxs TOV [tiyccv ' AitoHJicovK
TOV dvaxsinsvov Iv TTor^ar/w) versetzt. On at as 'A. KcdHiTEnvos fiir
die Pergamener (welche ihn unter diesem Namen verehrten, Aristid. bei
Mai N. Coll. I, 3. p. 41) [das Citat ist falsch], ein colossaler (Paus. VIII,
42, 4) fiovnais, in dem Z. und Leto's Schonheit sich verjiingt zeigte,
Anth. Pal/ IX, 238. Von Phidias Apollon's Gomm. de Phid. I. p. 16 sq.
Myron's A. Gic. Verr. IV. 43.
7. Alterthtimliche A. -Statuen (oft bonus Eventus genannt) M.
Cap. Ill, 14 mit falsch erganzten Armen [M. Napol. IV, 61. Visconti
Opere var. IV. p. 417]; im Pall. Pitti, Winck. W. V. S. 548; im L. 292.
M. Nap. IV, 61. Hiezu die Nachbildungen des Miles. A. §. 86 u. der
§. 96. N. 16 genannte. [Auch die Herme, Specim. I, 28.] Dieser Classe
schliesst sich auch der Etruskische Aplu, §. 172. A. 3e, an. Etr. A.
bekleidet, mit Greif auf dem Dreifuss, aus V. Borghese, Glarac pi. 480.
n. 922. Eine alterthumliche Colossalstatue des A. , der als reinigender
Gott Lorbeerzweige schwingt, stellen die M. von Kaulonia, Mionnet PL
59, 2, dar; er tragt auf dem 1. Arm eine kleine Figur, etwa den in dieser
Gegend entsiihnten Orest, oder (nach R. Rochette) den personificirten
Katharmos. [R. Rochette Mem. de numism. et d'antiqu. p. 31. Cavedoni
im Bull. Napol. III. p. 58. Panofka Archaeol. Zeit. I. S. 165-175.] Von
dem A. als Pythischem Kitharoden §. 361.
8. Sehr alterthumlich der Kopf auf M. der Leontiner (Mionn.
542 Mythologische Gegenstande der B. K. [360]
Empr. 248) mit uber den Nacken aufgebundenen Haarflechten. Mil herab-
wallendem Haar und Lorbeerkranz ,. in einer sich sehr gleichbleibenden
Form, erscheint der Kopf auf M. von Ghalkis §. 132. A. 1, Mionnet Suppl.
HI. pi. 5, 8 Empr. 709 sq. Landon I, 11, von Gales, Nola, Suessa,
Pella, Leucas, N. Brit. 2, 7. 3,4. 6. 5, 1. 22, von Megara, Mitylene,
Kroton, Land. 7. 35. 80, von Syrakus, Noehden 16. Aehnliche Gemmen-
kopfe Lipp. I, 49. Mit aufgebundenem Haar auf M. von Katana, Noehden 9.
Die Phokischen M., Empr. 577. Land. I, 14, wahrscheinlich aus der letzten
Zeit vor der Zerstorung, zeigen schon rnehr die spater gewohnlichen
Formen , wie auch die meisten Gemmen. Vgl. die Argivische M. N. Brit.
8, 2. Der von vorn sichtbare Kopf mit den wallenden Haaren auf M.
von Amphipolis (die Fackel bezieht.sich auf Lampadedromien) hat einen
zurnenden Ausdruck, Mionn. Suppl. III. pi. 5, 1. Land. I, 20; auch der
ahnliche Kopf auf M. von Katana, Noehden 10. Empr. 226. Hier kommt
A. auch mit Eichenlaub gekranzt vor, auf einer schonen M. des KK. Cabi-
nets zu Wien. [Specim. II. p. LHI. ist unterschieden A. nach alten
Makedonischen Miinzen , schoner auf vielen spateren , der auf Rhodischen
M. mit Adlernase, vielleicht nach dem Goloss, der Belvederische u. ahn-
liche. Glarac pi. 1006. n. 2776-2785.]
Biiste des A. von runden Formen, manchen Kopfen auf M. sehr
ahnlich, L. 133 [verschieden von der colossalen n. 135, rnit der gewohn-
lichen Physiognomic des A.]. Mehrere der Art Bouill. Ill, 23. .Auch der
Kopf Chiaram I, 10 scheint ein Apoll.
1 360. Den schlankeren Wuchs, das langlichere Oval des
Kopfs und den belebteren Ausdruck erhielt Apollon ohne
Zweifel besonders durch die jungere Attische Schule, die ihn
sehr oft bildete, und zwar so, dass sich Skopas kitharspielen-
der und langbekleideter Apollon noch mehr an die altern
Formen hielt, aber doch schon den Uebergang zu der hernach
2 herrschenden Darstellungsweise bildete. Der Gott wird jetzt
durchaus junger gefasst, ohne Zeichen mannlicher Reife, als
ein noch nicht zum Manne ausgebildeter Jungling (usiQaxiov],
in dessen Formen indess die Zartheit der Jugend wunder-
bar mit einer gediegenen Kraft verschmolzen erscheint.
3 Das langlich ovale Gesicht, welches der Krobylos (§. 330.
A. 5) uber der Stirn haufig noch verlangert und der ganzen
hochstrebenden Gestalt zum Gipfel dient, hat dabei eine
sanfte Fiille und gediegene Festigkeit; in alien Ziigen ver-
kiindet sich ein erhabner, stolzer und klarer Sinn, wie auch
immer die Modificationen sein mogen. Die Formen des
[361J Apollon, verschiedene Darstellungsweisen. 543
Korpers sind schlank und svelt ; die Huften hoch, die Schenkel
langlich; die Muskeln, ohne einzeln hervorzutreten , viel-
mehr ineinandergegossen , sind doch so bezeichnet, dass das
Rasche, Hurtige der Gestalt, das Kraftige cler Bewegung ein-
leuchtet. Jedoch schwankt die Bildung hierin bald mehr 4
zu der gymnastischen Kraftigkeit des Hermes , bald zu der
weichen Fiille des Dionysos hiniiber.
1. Von Skopas A. §. 125, 4. Von Praxit. A. Bildern 127, 7. Bin
A. Kitharodos von Timarehides (Plin.). A. von Leochares (Paus.). Kiinstler,
die den A. gebildet, Feuerbach Vatic. A. S. 414 f.
2. Schon beschreibt ihn Max. Tyr. diss. 14. p. 261. R. als ein
(IBLQKY.LOV yvpvov i* ^K^vdiov (d. h. so dass die Chlamys zuriick-
schlagt, wie beim A. von Belvedere) rot-orris, 8iK^f§rjKcog totg nooiv
&ecov. A. war als der hurtige Gott auch Vorstand der Laufer,
os in Kreta und Sparta, Plut. Qu. Symp.'VIII, 4. [Sehr jugend-
lich, mit etwas madchenhaftem Gesicht der bogenspannende A. Erzfigiirchen
aus Epirus, Specim. I, 43. vgl. 64.]
3. S. Hirt Tf. 3. Die Mosaik, PCI. VII, 49, giebt bei einer Apollons-
und Dionysos-Maske den Unterschied der Haare sehr gut an. Vgl. Passed
Luc. I, 69 sqq. Ghristodor 73 erwahnt einen A., der das Haar stsoniaco
Gcpiygag hat, wie die Statue §. 361. A. 5. Das auf die Schultern herab-
wallende Haar (ff^s yug KurpoTspoiGi KOfiys {ispegiGnsvov oopois §6-
GTQV%OV avTosltKTov, ebd. 268 u. 284), gehort mehr altern Bildern. [Tibull
II, 3, 25. Quisquis inornatumque caput crinesque solutes Adspiceret,
Phoebi quaereret ille comas.]
361. Ganz dem urspriinglichen Wesen des Apollon ge- 1
mass zerfallen auch die Kunstdarstellungen des Gottes, welche
eine eigenthiimliche Bedeutung in der Kunst haben , in Dar-
stellungen des kampfenden und in solche des besanftigten
und ruhenden Gottes, Wir unterscheiden : 1) einen Apollon-
Kallinikos, der mit noch-nicht ganz besanftigtem Kampfzorn
und edlem Siegerstolz von dem uberwundenen Gegner (Py-
thon, Tityos oder sonst wem) hinwegschreitet; 2) den vom 2
Kampfe ausruhenden, welcher den rechten Arm iiber das
Haupt schlagt, und den Kocher mit zugemachtem Deckel
neben sich hangen hat. Indem dieser die Kithar, das Symbol
friedlicher Heiterkeit, schon in die Linke genommen, wahrend
die Rechte noch vom Bogen u'ber dem Haupte ausruht:
fuhrt diese Glasse von Apollonbildern von selbst hiniiber zu :
544 Mythologische Gegenstande der b. K. [361]
3 3) dem kitharspielenden Apollon, welcher mannigfach costu-
mirt erscheint ; doch herrscht hier eine vollstandige Umhiillung
4 mit der Ghlamys vor. In dem (4) Pythischen Agonisten
wird diese Bekleidung zu dem feierlich prachtigen Costum der
Pythischen Stola vervollstandigt ; zugleich war hier eine be-
sonders weiche, rundliche, fast weibliche Bildung iiblich, welche
es moglich machte, solche Apollonbilder fiir einen Bathyll,
oder eine Muse zu nehmen; seit Skopas vereinte die Kunst
damit eine schwarmerische Begeisterung im Gesicht und eine
tanzartige Bewegung der Gestalt. Andre Stellungen des
Apollon haben weniger Bedeutsames und Gharakteristisches
und iiben eben darum weniger Einfluss auf die Bildung der
ganzen Figur aus.
1. A. im Gortile di Belvedere, Zeichmmg M. Anton's von Agostino
Veneto gestochen. Race. 2. PCI. I. t. 14. 15. M. Franc,. IV, 6. Bouill.
I, 17. Beim Hafen von Antium (vgl. §. 259) entdeckt. Ob aus Marmor
von Luna? Nach Dolomieu, M. Nap. I. p. 44, ist er's; Visconti aussert
sich anders im PGL, anders bei Bouillon. Nach Hirt und Wagner zu
den Niobiden gehorig; nach Visconti Nachbildung des A. Alexikakos von
Kalamis in Athen; nach Winck. der Erleger des Python; nach Missirini
(Diss. d. Ace. Rom. II. p. 201) ein Apollo- Augustus ; nach A. Feuerbach
{Der Vaticanische Apollo. Nurnberg 1833) der die Erinnyen hinwegtreibende
A. Sicher ist, dass er von einer Siegsthat hinwegschreitet , und sein
Kampfzorn (vgl. §. 335. A. 2) eben in selige Heiterkeit iibergeht. Wahr-
scheinlich Nachbildung eines Gusswerks; die Ghlamys ist entschieden fur
ein Erzbild angelegt. Doch war auch das Original gewiss nicht vorlysip-
pisch, s. §. 332. A. 2. Winckelmann's Liebe zu der Statue spricht sich
am lebhaftesten W. VI, 1. S. 259 aus. Erganzt ist (von Montorsoli) der
1. Arm fast bis zum Ellenbogen, die Finger des r. ; andres war gebrochen,
daher einige Stellen an den Beinen ungeschickt erscheinen. — Von einer
bei Argos gefundenen Bronze in der Stellung und Bildung des Belv. A.
Pouqueville Voy. IV. p. 161. Kopfe derselben Art, zum Theil noch gross-
artiger und geistreicher gebildet, in Venedig (nach Vise.); im Hause Giu-
stiniani (Hirt 4, 1), jetzt bei Gr. Pourtales M. Pourt. pi. 14 (sehr edel und
geistreich im Ausdruck); [Biiste im M. Ghiaram. II, 6] bei Fiirst Ponia-
towsky. — In Neapel ein jugendlicher A. aus Bronze von Herculanum,
welcher die Sehne des Bogens anzieht, von grosser Anmuth und Naivetat
der Bildung, abgebildet M. Borbon. VIII, 60.
2. Hierher der A. im Lykeion bei Athen, der die R. fiber das
Haupt schlagend, in der L. den Bogen niederhielt und sich an eine
Saule lehnte, Lukian Anach. 7; daher diese Figur A. Lycien ge-
Apollon, verschiedene Darstellungsweisen. 545
nannt wird. Aber dieselbe kommt auf Miinzen von Thessalonike als
Pythios vor, Dorier I. S. 363. Statuen der Art: der Apollino in Florenz.
schlank aber weich von Formen, welches mit der Vorstellung der Ruhe
wohl zusammenstimmt. Maffei Race. 39. Piranesi St. 1. Morghen Princ.
del disegno tv. 12—17. Die Statue im L. 188. (M. Nap. 1, 16. Franq. IV, 13.
Bouill. I, 18. vgl. Ill, 3, 1) und die barter gearbeitete n. 197 zeigen breite
kraftige Formen. Aehnlich eine Statue aus der Giustinianischen Samm-
lung in Wiltonhouse (Greed 36); St. di S. Marco II, 22; Maffei Race. 102
[auch Villa Borgh. IX, 6, Maftei St. di Roma 39.] — Die Kithar halt, bei
iibergeschlagner R. , in der L. der machtig und gewaltig gebildete A.
M. Gap. Ill, 13. M. Nap. I, 17. Bouill. Ill, 3, 2, welcher den Greif neben
sich hat. Auf Gemmen stiitzt er, die R. fiber den Kopf schlagend , die
L., die eine Kithar halt, auf einen Pfeiler, oder an dessen Statt auf eine
kleine alterthumliche Bildsaule zweifelhafter Deutung (Nike, Moera,
' AcpooSirri Mftpfcta?). Gaylus Rec. V, 52, 1. 56, 1. Lipp. I, 55. 57. Eben
so in dem Gemalde Gell N. Pomp. pi. 72. Das Aufstiitzen der Kithar auf
einen Pfeiler oder Baum bezeichnet wohl, nach der Inschr. des Reliefs
bei Stuart I. p. 25. G. I. 465, den Agyieus und Prostaterios, den
friedlichen Schiitzer. — Auch das Senken des Pfeils bei dem A. auf den
M. der Seleukiden scheint ein Zeichen des beruhigten Zorns. Eine antike
Gemme, die sonst den Reliquienkasten der H. Elisabeth schmiickte, zeigt
einen lorbeerbekranzten Apollokopf, mit einem Lorbeerzweig davor und
einem Schwanchen dahinter, nebst der Aufschrift TI4IAN, die den sieg-
reichen und beruhigten Gott bezeichnet. S. Creuzer zur Gemmenkunde;
Ant. geschn. Steine vom Grabmal der H. Elisabeth zu Marb. Leipz. 1834.
S. 105. Tf. 5, 31.
3. Zart und anmuthig gebildet mit seelenvollen Zugen, die Haare
fast auf weibliche Weise geordnet, ist der kitharspielende A., [nach Pytha-
goras und Timarchides], mit dern Schwan , M. Gap. HI, 15. Die Chlamys
ist hier, wie es scheint, von der rechten Schulter gelost, am linken Arm
hinabgefallen , und bedeckte einen Stamm oder Pfeiler, auf den A. die
Kithar stutzte. Drei almliche Medic. Statuen, Winck. W. IV. S. 307;
eine andre M. Borb IV, 22. In eine lange stattliche Chlamys gehullt
(nicht yvfjivb? «'x %lcc[ivSiov) ist der A. Kitharodos der Delphischen M.,
Millingen Med. ined. pi. -2, 10. 11, grade so in der trefflichen Statue bei
L. Egremont, Spec. I, 62.11, 45. vgl. Gavaler. II, 35. Das Gesicht ist hier
ernst und nachsinnend, nicht begeistert. A. sitzend, lautespielend, in der
Pythischen Stola, altgriech. Statue des Vaticanischen Museums. Gerhard
Ant. Bildw. I, 84. A. leierspielend mit den Musen, Stackelb. Graber Tf. 19.
A. wettkampfend, Tf. 20, Vasen aus Athen.
4. A. in der Pythischen Stola (ima videbatur talis illudere palla,
Tihull. Ill, 4, 35) : 1. In der altern ruhigen Weise. der sog. Bathyllos von
0 Miiller's Archaeologie. 4. Aufl. 35
546 Mythologische Gegenstande der b. K. [361]
Samos, §. 96. N. 23, und die ebenda genannten anathematischen Reliefs.
Sehr ahnlich , nur grossartiger behandelt , die sog. Barberin. Muse , jetzt
als ein A. Kitharodos anerkannt, dessen nicht ausgearbeitete Riickseite auf
ein Tempelbild deutet, in MunchenJ32. Bracci Mem. I, 24. Winck. W. VIL
5 A. 2. In der bewegteren, lebendigeren Weise, deren Muster Skopas in
dem A. aufstellte, der spater als Palatinus verehrt wurde, s. §. 125, 4.
(Auf den Miinzen des Commodus lehnt indess der A. Palat. die Kithar
auf einen Pfeiler oder eine Victoria). Nachbildung im Vatican, s. §. 125.
A. 4. Aehnlich der A. der Stockholmer Musengruppe, Guatani M. I. 1784.
p. XLIX. A. Kitharodos in stola Pythia v.or dem Dreifuss sitzend , Impr.
Gent. IV, 21. 3. In ubertriebener Bewegung der Berliner Musaget (Levezow
Fam. des Lykom. Tf. 1) und die ganz entsprechende als Dionysos erganzte
Figur PG1. VII, 2. Daphnaeischer A. §. 158. A. 1; dieser heisst auf Mr
von Antiochien auch A. Sanctus. Mionnet Descr. V. p. 214.
5. A. beim Paean schreitend (wie im Horn. Hymn, auf den
Pythischen A.) mochte ich die Statue PG1. VII, 1 nennen. A. im
Pythischen Gostiim sitzend, Porphyrstatue M. Borb. Ill, 8. A. mit der
Kithar sitzend, schlecht erganzt, im Hause Mattei. A. sitzend, M. von
Kolophon, Rv. Artemis und Nemesis (?), Streber, Munchner Denkschr.
Philol. I. Tf. 3, 10. A. die Kithar auf das 1. Knie stiitzend, St. di S.
Marco II, 12. A. mit der Kithar, hingelehnt, sehr anmuthiges Gemalde,
Gell N. Pomp. I. p. 130. A. mit der Syrinx (?), ehemals in V. Medicis. A. um
den Dreifuss tanzend, M. von Kos. Monnet Suppl. VI. pi. 8. n. 2. Kuret?
xcnaxoQsvats nach Broendsted Reise II. S. 315. Vign. 56. Streber,
Munchner Denkschr. Philol. I. Tf. 4, 7. Gavedoni Ann. VII. p. 259.
A. als Inhaber des Pythischen Dreifusses (§. 299), zwischen den cora
sitzend, in einem Vasengem. von Volci (§. 143, 2). Eben so sitzt er, R.
Rochette M. I. 35. vgl. 37. A; auf dem Dreifuss und mit den Fiissen auf
dem Omphalos sitzend, fiber beide ist eine Opferhaut gebreitet, in einer
Statue, Raffei Ricerche sopra un Apolline de V. Albani. 1772. f. Ville de
Rome I. pi. 49. [D.A.K. II. n. 137.] Derselbe, scheint es, Gerh. Neapels
Ant. S. 29. [Glarac pi. 485. n. 937, woraus die» Verschiedenheit beider
Statuen sich ergiebt. Jene ist noch in V. Albani.] A. stellt die Kithar auf
den Omphalos, M. Borbon. X, 20. A. auf dem Omphalos sitzend, auf M.
der Seleukiden. A. auf dem Omphalos, die Kithar spielend, M. von
Ghersonesos in Kreta, Landon 65. Ueber den Omphalos Broendsted
Voy. I. p. 120. Passow Archaeol. und Kunst S. 158. R. Rochette M. I.
p. 188. Zander, Encyklop. I, XXXIII. p. 401. Des Verf. Eumen. S. 101.
Er ist meist mit einem Netz aus Infuln , wohl dem ay^vov , umwunden.
Gerhard Ant/Bilder I, 84, 3. Auf Etr. Sarkophagen (Gori M. I. 170) sieht
man ihn, von einer Schlange umwunden, im Pythischen Adyton. A. neben
dem Dreifuss stehend, die Hand auf die Hiiften stiitzend, Lipp. I, 54.
[362] Apollon, verschiedene Darstellungsweisen. 547
Millin P. gr. 4, wahrscheinlich nach einer Delphischen Statue , vgl. Tischb.
Vasen I, 33. A. u. Artemis als Pestgotter, Reinigung von Selinunt, der
Vf. iiber M. von Selinunt Ann. VII. p. 265. A. Smintheus, mit der ftfaus
unter dem Fusse, von Skopas; mit der Maus auf der Hand, auf M. von
Alexandria Troas, Chois. Gouff. Voy. II. pi. 67. Ebenda ein A. Smintheus
im Himation mit dem Pfeil auf dem Bogen. A. Sauroktonos §. 127, 7.
A Nomios mit dem Pedum, in V. Ludovisi, Hirt 4, 6. G. M. 14, 97.
Winck. IV. S. 82, A. ettwiievog rijg ilutpov, Paus. X, 13, 3. Millin
P. gr. 6. 7. — A. als Schiffbeschiitzer auf M. des Antigonos, Winck. VI.
S. 127. Mionn. Suppl. III. pi. 11, 2. 'EnfiKGiog, 'Anrulos, Dorier I.
S. 225. — A. thronend , mit Bogen in der R. , auf M. der Akarnanen,
Mionn. Suppl. III. pi. 14, 4. Landon I, 33. A. sich mit der L., die einen
Bogen halt, auf einen Pfeiler stutzend, Lipp. I, 48.
Alt are Apollons mit seinen Attributen, Bouill. III. pi. 68. Drei-
fiisse (§. 299 N. 12). pi. 67. Ein gemalter M. Borb. VI, 13. 14, welcher
Eurip. Jon 221 apcpl Ss Pogyovsg schon erklart. Aus Apollons Pfeilen
wachsen Lorbeerzweige M. Ghiaramonti I, 18. A. im Kybeledienst , Ger-
hard Ant. Bildw. I, 82, 2. A. kitharspielend, ein Panther unter ihm
zwei Frauen mit gottesdienstlichen Gefassen, Relief in Villa Pamfili, Ger-
hard das. Tf. 82, 1. [Text S. 321. Das Relief schon bei Boissard V. tb.
83, Montfaucon I. pi. 13, 1. Winckelm. Mon. ined. 50. Zoega verstand
Orpheus, den Thrakischen Matronen die Bacchischen Mysterien lehrend,
welche der Panther andeute; Boettiger de anagl. in fronte Longini GLXII.
Apollo Citharoedus, dem zwei Frauen Libation bringen. Die Beziehung
auf Orpheus ist auch Philostr. Imagg. p. 611 verworfen. In demselben
Halbrund der V. Pamfili hat ein Apollo unter den Hirten auch einen
Panther neben sich. Die noch unedirte Composition ist in ahnlichem Geist
wie die mit dem getrankten Satyrkind §. 385. A. 6; eine Paniska sperrt
bei der Musik des A. den Mund auf und legt die Hand auf einen kurzen
Baumast; unter ihrem Felsensitz ein Kaninchen, urn den Baum neben ihr
ein Drache geschlungen.] Greife, auf M. (oft sehr schon, Mionn. Suppl. II.
pi. 5) von Teos, Abdera, Pantikapaeon; spater oft in Arabesken; vgl.
§. 362. A. 1. Greife u. Kithar schon combinirt M. Borbon. VIII, 33. Greif
oQvtg alusrcoQ bei Nemesis, Nonnus XL VIII, 383. [Eckhel D. N. II.
p. 252.] Sirene? mit zwei Greifen kampfend, Impr. d. Inst. Ill, 50.
362. Die Darstellungen des Gottes in grosserem Zu- i
sammenhange kann man eintheilen in solche, welche seine
Erscheinung oder Epiphanie an seinen Gultusorten feiern, wie
wenn er auf dem schwanenbeschwingten Wagen von den
Hyperboreern nach Delphi, oder von einem Schwan getragen
nach Delos kommt. Dann in die Kampfscenen mit dem 2
548 Mythologische Gegenstande der b. K. [362]
Drachen Python, die indess viel weniger behandelt word en
sind, als der so friih von den bildenden Kunstlern aufge-
3 suchte Gegenstand des Streits um den Dreifuss. An diese
reihen sich die Siihnungen, bei den en der Lorbeer, der ur-
spriinglich durchaus Zeichen von Siiline mid Reinigung war,
nicht fehlen darf; Apollon erscheint dabei in besonders wiir-
diger und feierlicher Haltung, den Oberleib frei, den untern
4 Theil des Korpers in ein Himation gehiillt. Die musische
Meisterschaft des Gottes verherrlicht sein Kampf mil Mar-
syas, eigentlich nichts Anderes als ein Wettkampf des Helle-
nischen Kithargesanges mit dem Phrygischen Flotenspiel. Beim
Kampfe selbst sieht man ihn auf Vasengemalden im Gostum
des Pythischen Agonisten oder auch unbekleidet ; als strenger
Sieger und Bestrafer .erscheint er auf -Gemmen in stolzer
Haltung, den schonen Korper aus dem Gewande hervortreten
lasserid, das Knie von dem es zu umfassen bemiihten, de-
muthig fiirbittenden Olympos wegwendend. Aehnlich stellen ihn
mehrere Basreliefs dar, die selbst wenig vorzuglich sind, aber
die Fragrnente einer ausgezeichneten , wenn auch erst in
Alexandrinischer Zeit hervorgebrachten Statuengruppe auf-
finden gelehrt haben, in der die Vorbereitungen zu Marsyas
Schindung nach Apollons Anordnung dargestellt waren.
1. Apollons £Tti,d7](j,ic(i, snicpKvtKxi (iiber die Istros schrieb). Nach
Delphi kehrt er von den Hyperboreern zuriick, beim Beginn der Erndte.
daher mit der Aehre (%QVGOVV fttQos auf Miinzen von Metapont) in der
Hand. Auf Vasengem. s. §. 358, 5, besonders Tischb. IV, 8, wo der Drei-
fuss auf dies en Gegenstand hinweist. Neben den Hyperboreern wohnen
die Arimaspen , die , in Skytho-Pbrygischem Gostum , mit den Greifen um
das Gold kampfen (Tischb. II, 9. Millin M. I. II. p. 129. Combe Terrac.
4. 6. d'Agincourt Fragm. en terre cuite pi. 11, 2. vgl. Boettiger N. Teutscher
Merkur 1792. II, VI. S. 143), und von denen einer den A. Dapbnephoros
geleitet, Millin Vases, I, 46. Arimaspenkampf ; Gemme, Impr. d. Inst. I, 13.
Epiphanie in Delos, auf dem Schwan (snsvsvasv 6 Jjltos rjSv TI
cpolvit- 'E£antvr]$, 6 8s nvyivog fv TI^QL nctKov azldti, Kallim. auf Apoll. 4)
Tischb. II, 12. A. auf Schwan, auch auf Greif ruhend und fliegend, auf M.
von Ghalkedon. Vgl. Laborde Vases II, 26. Ann. d. Inst. III. p. 149.
2. Kampf mit Python. Zuerst Leto mit den beiden Kindern vor
Python fliehend, der aus seiner Hohle (Kleaich bei Athen. XV, 701.
Schol. Eur. Phoen. 239) in der Delphischen vanrj hervorbricht. Die
[362] Apollon in grossern Compositionen. 549
Mutter mit den Kindern in einer Erzgruppe in Delphi (Klearch); auf
Miinzen von Ephesos, Neumann N. V. II. tb. 1, 14, Streber, Munchner
Denkschr. f. Philol. I. Tf. 3, 12. Tripolis in Karien, Mionn. Descr. n. 540;
die ganze Scene Tischb. Ill, 4. Die Todtung des Python beim Dreifuss
auf einer Munze von Kroton , am besten M. Borb. VI, 32, 6. Das Relief
bei Fredenheim M. Sueciae (wenn echt) stellt den August als einen Apollo
dar, der den Bruti Genius besiegt, vgl. Schol. Horaz Ep. I, 3, 17. Properz
K, 23, 5. A. den Tityos todtend, Vase von Volci, M. I. d. Inst. 23.
Ann. II. p. 225, von Agrigent, tv. agg. h. [Elite ceramogr. II, 55-58.]
A. als Greif mit Giganten kampfend, Gemme G. M. 20, 52. P. gr. 8.
[oder Apollons Greif, und §. 365. A. 5 Apollons Hirsch (st. A. als Hirsch)
ihm beistehend.] Niobiden §. 126. 417. Kampf mit Herakles in
alten Statuengruppen (§. 89. A. 3) und in erhaltenen Beliefs, Gemmen
u. Vasengem. des alterthumlichen Styls, §. 96. N. 14. vgl. 99. N. 6, auch
auf Volcentischen (Micali tv. 88, 8) u. spatern Vasengem. M. I. d. Inst. 9.
Ann. II. p. 205. Die Versohnung auf dem Korinthischen Belief §. 96.
N. 15. Millingen Gogh. 11.
3. A. als Beiniger, auf M. von Ghalkedon, Perinth, einen Lorbeer
iiber einem Altar sengend. Den Lorbeer pflanzend (?) auf M. von Meta-
pont, N. Brit. 3, 14. Auf M. von Myrina mit einem Himation um die
Hiiften, einen Lorbeerzweig mit Wollebinden in der Hand. Suhnung des
Orestes, der am Omphalos sitzt, Vasengem. bei Tischb. II, 16; Millin
Vases II, 68. M. I. I, 29. G. M. 171, 623; em drittes herausg. von
Thoiiacius, Programm von Koperihagen, 1826; ein viertes von B. Bochette
M. I. pi. 35 (auf der Vase pi. 37 sitzt A. selbst auf dem Omphalos, und
die Pythia auf dem Dreifuss).
4. Apollons Kampf mit Marsyas (Mn66rj<; , Maavrjs), einem
Phrygischen Damon (Seilenos bei Herodot), dessen Symbol ein Schlauch
(affxog) war, den die Hellen. Sage in eine Trophaee des Siegs der
Kitharodik verwandelt. Vgl. Boettiger, Att. Museum I. S. 285, und
Millin Vases I. zu pi. 6. Der Wettkampf auf Vasengem., Tischb. I, 33
(in Delphi); III, 5. (A. in der Pythischen Stola) 12; Millingen Gogh. 4;
Gerh. Ant. Bildw. 27, 2. [Das letzte ist das Urtheil oder die Strafe.]
Bei Tischb. I, 33 [Elite II, 62, Inghirami tv. 327J heisst der Flotenspieler
McUxog, wie bei Plut. Qu. Gr. 28 ein feindseliger Aulete Molpos vor-
kommt; vgl. Welcker Ann. IV. p. 390. Die Strafe schon von Zeunis
gemalt; Marsyas religatus Plin. , vgl. Philostr. d. j. 2. Darnach vielleicht
das Gemalde Ant. di Ercol. II, 19. M. Borbon. VIII, 19. [Ternite 1.
Taf. 7; ein andres Bull. 1841. p. 106; ein merkwiirdiges bei Turnbull
a treat, on anc. painting pi. 18. Ap. sitzend mit der Laute auf einem
Felsen, vor ihm der Ueberwundene knieend um Gnade, ein Diener zieht
550 Mythologische Gegenstande der b. K. [362]
ihn am Halse zuriick, ein andrer steht bereit u. zuletzt steht der Scythe
mil dem Messer, der Entscheidung gewartig. Vasen von Palermo u. von
Malta Gerh. Archaeol. Zeit. III. S. 87—93. Vasengemalde bei Inghirami
Vasi fitti IV, 325—31, wovon 326—329 aus Tischbein, 330 aus Millingen
Peint. de V. 4, und in der Elite ceramogr. II, 62. 63. 65—71 der Wett-
streit, 64 u. 75 die Strafe. Darunter ist unedirt die secchia pi. 63, wo
M. dem Ap. zuhort , welchen Nike kranzt ; oben sitzt Artemis u. hinter
dem Ap. Olympos, betriibt. (Rv. Silen Schlauchtrager , ein Thyrsus-
schwinger und eine Baccha). Der Text ist noch zuriick. An einer Vase
aus Ruvo im Bourbonischen Museum (Rv. Raub des Palladiums), er-
wahnt Bull. 1841. p. 107 und im Archaeol. Intell. Bl. 1837. S. 52. f.
Oberhalb Zeus thronend, Artemis, langbekleidet mit Bogen u. zwei
Speeren stehend neben ihm. Dem unten sitzenden Apollon schwebt ein
Genius mit Kranz zu, begleitet von einer weiblichen Figur mit Patera.
MAPZYAZ stiitzt sich das Haupt, indem eine Muse ihm das Urtheil
vorliest; zwei andre Musen mit Floten u. Lyra; ein Jiingling mit einem
Bock. Eine Vase Santangelo aus Grumentum in der Rev. archeolog. 1845. II.
p. 631. pi. 42. Nike reicht dem Ap. den Kranz, Marsyas sitzt. Eine
kleine Nike kranzt den siegenden Gott im Kitharoedengewand auch
Elite pi. 65, u. eine grossere pi. 63. In der Elite I. p. 95 ist eine Vase
mit Ap. , Marsyas, Nike und Midas citirt. Rv. Hera durch Hephaestos
befreit.] Auch auf Vasengem. A. als tortor, Tischb. IV, 6. G. M. 26, 79.
Haufig auf Gemmen Lipp. I, 66. II, 51—53. Ill, 48. Gemmae Flor. 1.
tb. 66, 9. Wicar II, 7. M. Antonins des Frommen von Alexandria, Apollon
auf einem Felsen sitzend , Marsyas hangend, Olymp oder der Scythe
knieend, Mionnet Suppl. T. IX. zu p. 24. Ueberladne Sarkophag- Vor-
stellungen, aus Villa Borgh. L. 769 b. Winck. M. I. 42. Bouill. Ill, 34.
Clarac pi. 123. p. 273. G. M. 25, 78. [D.A.K. II. n. 152] (ahnliches
Fragment, R. Rochette M. I. 47, 3); auf dem neuentdeckten Sarkophag
der Sammlung Doria, Gerh. Hyp. Rom. Studien S. 110 u. Ant. Bildw.
Tf. 85, 1 ; einfacher aus S. Paola fuora di mura (Heeren in Welcker's
Zeitschr. I. S. 137. Historische Werke III. S. 185). Sarkophag Barberini
bei Gerh. A. B. Tf. 85, 2. Cardinal! in den Mem. Rom. di antich.
Vol. I. p. 401 (49), Minerva sich spiegelnd und M. zum Schinden ge-
bunden. [Thongefass aus Armento mit Relief, wichtige Vorstellung,
Bull. 1842. p. 34. Bull. Napol. 1844. p. 75. Grobes Fragment im M.
Chiaramonti, Gerh. Vatican S. 64. Eigenthumliche Behandlung in einem
Relief des Museum zu Aries.] Abweichend die Vorstellung auf einer
Gandelaber-Basis PCI. V, 4. Nach jenen Reliefs erkennt man die Stiicke
einer grossen Statuen-Gruppe , vielleicht derselben, die das Romische
forum zierte (Marsyas causidicus, A. iuris peritus bei Horaz, Martial,
Juvenal; ob derselbe tortor?). Dazu gehoren der an die Fichte gehangte
Marsyas, ein anatomisches Studium, zweimal in Florenz (M. Flor. Ill, 13.
[362] Apollon in grossern Gompositionen. 551
Maffei Race. 31. G. di Fir. IV, 35. 36. Wicar IV, 17) u. sonst (im
L. 230. Clarac pi. 313. 541; G. Giust. I, 60 (?)) vorhanden. [In V.
Albani, woran der Torso sehr gut; im Casino der V. Pamfili, V. Pamphyl.
tb. 30, diese beiden nur halb so gross als die in Florenz; in Berlin,
Amalthea II. S. 366; ein Torso von vorzuglichster Griechischer Arbeit,
von Vescovali 1844 am Palatin ausgegraben u. nach Berlin verkauft.]
Cosmus von Medici erhielt von Rom einen sehr schonen aufgehangten
Marsyas aus weissem Marmor, Lorenzo hatte noch einen weit schoneren
aus rothem, Vasari im Leben des A. Verrocchio.] Audi auf Gemmen, Lipp.
Suppl. I, 119. Die Figur des Marsyas war selbst als Puppe beliebt,
Achill. T. Ill, 15. Ferner der von Agostino erkannte Schleifer, Arotino,
M. Flor. Ill, 95. 96. Sandrart II, I, 9. Maff. 41. Piranesi St. 3. G. di
Fir. 37. Glarac pi. 543 , ein Skythischer Polizeiknecht. Fur Agostini's
Auslegung Winck. M. I. a. 0. Visconti PCI. V, 3. 4, Heeren in Welckers
Zeitschr. S. 136; dagegen (olme hinlangliche Griinde) Fiorillo Kl. Scbriften I.
S. 252. Der Schadel Kosackenahnlich nach Blumenbach's Bemerkung
(Spec, histor. natur. p. 12); die Figur von gemeinem Gliederbau und
Ausdruck, den auch Philostr. d. j. 2 sehr gut beschreibt. Der sieges-
stolze A. dieser Gruppe bleibt noch nachzuweisen , da die Gruppe in
Dresden (Le Plat 65. August II. S. 89) sehr zusammengesetzt ist. Im
M. Ghiaramonti A. die Kithar auf den Marsyas stiitzend, Gerhard A. B.
Tf. 84, 5.
Von einem 1790 bei Tivoli gefundenen A. und Hyakinth mit
Discus, Effem. Rom. 1823. Maio. Schorn's Kunstbl. 1824. N. 23. A. u.
Hyakinthos bei Hope, Specimens II, 51. Hyakinths Todtung, Wand-
gemalde in Pompeji, Archaeol. Int. Bl. 1834. n. 53. S. 453. [Von der
Hopeschen Gruppe, auch bei Glarac pi. 4-94 B. n. 966 A. u. D.A.K. II, 12,
139, ist nicht wesentlich verschieden eine zu Berlin befindliche, Archaeolog.
Zeit. II. Tf. 16. S. 257. Der Dichter Linos, der mit A. wettkampfte,
konnte nicht als Jungling oder Knabe gebildet sein.] A. bei Admet und
Alkestis, §. 413. A. 1. [Apollo und Kyparissos, Pompejanisches Wand-
gemalde, Avellino il mito di Ciparisso, Nap. 1841. 4. Auch in einer
Statue Barberini , jetzt im Hause Sciarra Cypariss mit seinem getodteten
Hirsch im Arm, lorbeerbekranzt. A", u. Daphne, auf Vasen, friiher be-
kannten und einer unedirten im Museum zu Arezzo, aus Valdichiana, von
besondrer Composition und schonem Styl. Ein Lorbeerbaum , A. lorbeer-
bekranzt, mit fliegendem Haar, lenkt eine Quadriga, worauf er eine edle
hohe weibliche Gestalt entfuhrt. Der Quadriga , uber der z\vei Tauben sich
kussen, tritt eine Schwester mit ausgestreckten Armen entgegen und eine
andre spricht zu dem abgewandt stehenden Vater, wie bei andern Ent-
fuhrungeri. In Villa Borghese eine Statue der Daphne im Augenblick der
Verwandlung, bei Via Salona gefunden, III, 4, des Katalogs von 1840. Halb
552 Mythologische Gegenstande der b. K. [363]
Baum, halb noch Madchen wurde Daphne gemalt nach Lukian Ver. hist. I, 8.
A. Idas u. Marpessa, Gerhard Etr. Spiegel I. 80, mit den Namen. Idas fiihrt
Marpessa davon, A. entfernt sich, Gerhard Auserles. V. I, 46, erkannt von
Ed. Jahn. Archaeol. Aufs. S. 54, der auch S. 47 ff. auf der beriihmten Agrigenter
Vase in Miinchen mit dem Vf. §. 143. A. 2, wiewohl dieser auch Ann. IV.
p. 393 diese Erklarung nur als zweifelhaft anfuhrt, den Streit zwischen A. u.
Idas u. dessen Schlichtung vermuthet. Thiersch iiber die bemalten Vasen,
Miinchner Denkschr. Philol. IV. 1. S. 41 zieht die Erklarung vor, die nach
Pindar den Streit des Herakles gegen Apollon u. zwei andre Gutter annimmt.]
6. Artemis.
1 363. Das Wesen der Artemis hat, wie das ihres Bru-
ders Apollon, zwei Seiten, indem sie bald mehr als erne
kampfende, erlegende Gottheit gedacht wi'rd, welche Thatigkeit
indess in der gewohnlichen Auffassung immer mehr auf das
Geschaft der Jagd beschrankt wurde; bald . rnehr als eine
Leben gebende und Licht bringende Gottin (Vorstellungen, die
in Griechischer Symbolik sehr eng zusarnmenhangen), als eine
Spenderin von frischem , bliihendem Naturleben fiir Vieh
und Menschen : auf welche Grundvorstellung schon der Name
2 der Gottin hindeutet. Bogen und Fackel, das Symbol von Licht
und Leben, waren daher schon bei den altesten Gultusbildern
3 die gewohnlichen Attribute. Bei weiterer Entwickelung des
Artemis-Ideals legt die Kunst die Vorstellung jugendlicher
Kraftigkeit und Lebensfrische zum Grunde, und in dem altern
Style, wo Artemis durchgangig lang und zierlich bekleidet
(in stola) erscheint, geht das Streben besonders dahin, auch
durch das Gewand die vollen, bliihenden und kraftigen For-
4 men hindurchscheinen zu lassen. Spater, als Skopas, Praxi-
teles , Tirnotheos und Andre das Ideal ausgebildet hatten,
wird Artemis, wie Apollon, schlank und leichtfussig gebildet,
Hiiften und . Brust ohne weibliche Fulle ,• die noch unent-
wickelten Formen beider Geschlechter vor der Pubertat er-
scheinen hier gleichsam festgehalten und nur zu grosserem Urn-
5 fang ausgebildet. Das Gesicht ist das des Apollon, nur von
weniger vortretenden Formen, zarter und rundlicher; das
Haar ist haufig iiber der Stirn zu einem Korymbos (Kro-
bylos) aufgebunden, noch ofter aber am Hinterkopf oder auf
[363] Artemis, iilteres und spateres Ideal. 553
dem Wirbel nach einer Weise, die besonders bei den Doriern
gebrauchlich war, in einem Busch zusammengefasst ; nicht
selten findet sich auch Beides zusammen. Die Kleidung ist 6
ein Dorischer Chiton (§. 339, 1), entweder hoch geschiirzt,
oder auf die Fiisse herabwallend, oft auch als Hemidiploidion
iibergeschlagen ; die Schuhe der Jagerin sind die den Fuss
ringsumher schutzenden Kretischen.
1. Vieles Nutzbare iiber die Artemis giebt Voss Mythol. Br. Ill, 1.
[Vasen in der Elite ceramograph. II, 7 — 9. 17 — 19. 90. 92 u. viele, wo
sie mit Apollon und andern Gottern zusammen erscheint.]
2. Alte Gultusbilder §. 69. A. A. Lusia ist auch wohl in dem Idol
mit dem Polos u. Fackel u. Bogen zu erkennen auf dem Vasengem. zu
Berlin (Hirt die Brautschau. B. 1825). Melampus heilt die Proetiden,
namentlich seine Geliebte Iphianassa; die Kuhhornchen aus Virgil E. 6, 48
zu deuten. [Vgl. Panofka Argos Panoptes 1838. S. 26. Elite ceramogr.
I, 25.] Andere beziehen es auf Ariadne [Hirt] auf Jo. [Gerhard, Zeus
u. Jo, Ant. Bildw. Tf. 115; unverkennbar vgl. Millingen Vases de Sir
Gogh. pi. 46, Peint. de V. pi. 52. Elite ceramogr. 1., 26. Nach Avellino
Opuscoli div. II. tv. 6. Thoas und Iphigenia.] — Am Kasten des Kypselos
A. beflugelt, [vgl. Rhein. Mus. VI. S. 587], mit Panther u. Lowen in den
Handen, Paus. V, 19, 1; ahnliche Figuren auf Glusinischen und sog.
Aegyptischen Vasen. Mit Pantherfell in Void, Ann. III. p. 149.
3. In den anathematischen Reliefs §. 96. N. 23 -fiihrt A. Fackeln
in den Handen, mit dem Bogen u. Kocher auf dem Rucken. In andern
alterthiimlichen Werken halt sie den Bogen und zieht den Hirsch nach
sich, ebd. N. 21. vgl. 22 und die Vase des Sosibios L. 332. Bouill. HI, 79.
Glarac. pi. 126. Herculanische A. §.96. A. 15. A. auf Greifenwagen N. 30.
4. Eine A. als ein 2pyov Znonudsiov, Lukian Lex. 12. Von Prex.
§. 127. A. 7. Timotheos §. 125. A. 4,
5. Ueber das Haar vgl. §. 330. A. 5.
Aristoph. Lys. 1350. [%QVGKO. apnvg, Eurip. Hec. 467.] Die Sphendone
mit Strahlen umgeben, Pompej. Gemalde M. Borbon. X, 20. vgl. §. 340. A. 4.
Mit dem Haarbusch auf M. von Athen u. Aegion (N. Brit. 7, 12. 14), von
Exetria (Landon 10), Stymphalos (ebd. 45. Mionn. Descr. PL 73, 8).
Syrakus (Nbehden 18), Gapua (N. Brit. 2, 13). Auf M. von Stymphalos
ist der Kopf belorbeert, wie auf Massilischen , mit hinten aufgesteckten
Haaren, Mionn. PL 63, 2. [Glarac pi. 1006. 1007. n. 2788-2793.] Auf
Vasen von Volci A. mit hoher Kopfbinde, Micali tv. 84.
0. Xuda genu nodoque sinus collecta fluentis (wie bei der Versailles
554 Mythologische Gegenstande der b. K. [364]
Statue) Aen. I, 320. Crispatur gemino vestis Gortynia cinctu poplite fusa
tenus Claudian Rapt. Pros. II, 33. vgl. Cons. Stil. Ill, 247. 'Eg V6vv
IJIK%QI %IT(OVK £covvvaQ'tti Isyvcorbv, Kail. Art. 11. Vgl. Ghristodor 308.
Die Anth. Plan. IV, 253 (App. Palat.) erwahnt die AVKKGTSIOOV
(die KQTJTLKK 7tsStA.cc) und den TCQOS a-ngriv lyvvrjv
GGOfisvos. 'EvdyofiiSsg der A. Pollux. [Bis zu den Fiissen
bekleidet, den Kocher ubergehangt, A. •nvvrjysTtg nach der Beischrift, Relief
bei Paciaudi Mon. Peloponn. I. p. 163, wie die spateren Statuen Glarac
pi. 571, 1220. 572, 1222 u. a.)
1 364. Artemis die Jagerin («7(>o<r4>«), welche aber oft
mit gleichem Rechte als eine kampfende Gottheit gedacht
werden kann, wird in vorziiglichen Statuen theils in dem
Moment , den Pfeil aus dem Kocher zu nehmen , um ihn
abzusenden, theils auf dem Punkte ihn abzuschiessen, in be-
2 senders lebhafter Bewegung, dargestellt. Wenn sie im langen
Gewande die Hand nach dem Kocher bewegt, ohne Zeichen
von heftiger Bewegung, sanfte Anmuth in den Mienen, liegt
die Vorstellung naher, dass sie ihn schliessen, als dass sie
ihn offnen wolle , und man darf wahrscheinlich den Namen
3 Zwrsina auf eine solche Artemis anwenden. Geschlossen
sieht man den Kocher und den Bogen auf den Riicken
zuriickgeworfen in Reliefs, wo Artemis als lebenverleihende
Lichtgottin (als qpw^qpo^o^, (jslngyoQog) mit den Fackeln in
beiden Handen einherschreitet, welche auch vielen mangelhaft
erhaltenen Statuen durch Restauration wiederzugeben sein
4 mochten. In Tempelbildern trug nicht selten Artemis sowohl
den Bogen als die Fackel in der Hand, Licht und Tod gebend
5 zugleich. Die Jagerin Artemis ist zugleich eine Hegerin und
Pflegerin des Wildes; oft erscheint sie eine heilige Hirsch-
kuh an sich heranziehend; auch ist in einem interessanten
6 Bilde ihre Krone aus Rehbocken gebildet. Nur in kleinen
Kunstwerken lassen sich nachweisen : die Artemis Upis, eine
Opfer und Suhnlieder fordernde Gottheit, welche durch die
7 Geberde der Nemesis bezeichnet wird; und die Syrakusische
Potamia, die vom Alpheios herubergebrachte Flussgottin,
welche durch das Schilf in den Haaren und die Fische, die
8 sie umgeben, ihre Verbindung mit dern Wasser anzeigt. Die
meerbeherrschende Artemis ist wenigstens in der Gestalt, die
sie in Leukadien hatte, bekannt.
[364] Artemis, verschiedene Darstellungsweisen. 555
1. Der erste Moment in der A. von Versailles, L. 178. Sehr
schlank und zierlich, aber doch kraftig gebaut. Neben ihr die tAacpos
K£QO£66(x. Auf dem Kopfe eine Stephane. M. Franc,. I, 2. Nap. I, 51.
Bouill. I, 20. Glarac pi. 284. G. M. 34, 115. Eben so, Millin P. gr. 10.
M. von Philadelphia, N. Brit. 11, 6. Eben so die A. in Phelloe, fSf'Aog sx
cpccQSTQas lK(i§avovGaf Paus. VII, 27, 4. So auch als Todterin der Niobe-
Tochter PCI. IV, 17 [u. Elite ceramograph. II, 90]. Den z we it en zeigt
die PCI. I, 31. (Hirt 5, 2. 5); ahnlich Bouill. Ill, 5, 3; auch die Bronze,
Ant. Ere. VI, 11. 12, die Gemme Lipp. I, 71, und Lampe bei Bartoli II, 33.
Als Jagerin mit einem Hunde auf Syrakus. M. Mionn. Descr. PI. 67, 6 u. a.
Als ausruhende Jagerin auf eine Saule gestiitzt, Lipp. I, 63 u. sonst; mit
sehr gespreizten Beinen, Paris in der k. Bibliothek, Clarac 566, 1266.
Schoner Torso in Mantua pi. 558 B. n. 1239 A. [vgl. Glarac pi. 1561—1577.
1579. n. 1237. pi. 1580. Eine Statue der Artemis bei Lord Egremont,
verschieden von Glar. pi. 564 D. n. 1248 B. zeichnet sich aus durch das
Luchsfell, welches das mit einem Giirtel um die Hiifte geschiirzte Gewand
zum Theil bedeckt, wie der Vf. bemerkt Amalthea III. S. 250. Nach
einem ahnlichen Fell iiber Schulter und Brust wird die A. in E. Brauns
Marmorwerke Tf. 2 fur A. Lykeia erklart, Zeitschr. f. A. W. 1844.
S. 1070.]
2. £o bei der lieblichen, oft wiederkehrenden , Figur, in Dresden
147. Aug. 45. Aehnliche in Gassel; auch die schone, den Pfeil einsteckende
Specimens II, 36; M. Cap. Ill, 17. vgl. Maffei Race. 145. Der geschlossene
Kocher bezeichnet die "A. ZOJTSLQK auf Syrakus. M., Noehden 16. Mionn.
pi. 68, 4, wo auch noch eine Kithar beigefiigt ist, wie bei Apollon auf der
andern Seite. Wahrscheinlich aus einer Zeit, wo die Syrakusier, von
grosser Landesnoth befreit, dem Apoll und der A. Paeanen sangen. Da-
gegen scheint die A. M. Flor. Ill, 19 wirklich den Pfeil herauszunehmen,
so wie die heftig bewegte Diana Sicula in langer Bekleidung auf M. des
August. (Hier kommt auch eine hochgescmirzte A., stehend, mit Lanze
und Bogen, als Sicula vor, Morelli tb. 11, 33-39. Eckhel VI. p. 93. 108.
Eine Lanze [Jagdspiess] hat auch die Capuanische in dem Relief Winck.
W. I. Tf. 11. G. M. 38, 129), [so wie vielleicht die Statue Stoppani-Vidoni,
in ruhiger Stellung, E. Braun Ant. Marmorwerke I, 2 und gewiss die bei
der Amazonenschlacht G. M. 136, 499.] A. den Pfeil senkend --• auch
ein Zeichen von Besanftigung — eine Fackel als Scepter, daneben ein
Hirsch, auf M. von Bizya, SClem. 33, 355. Vgl. die Gemme Impr. d. Inst. II, 9.
3. Fackeln trug auch die Pythische A., wie ^ die §. 96. N. 17 ge-
nannten Reliefs und ' Heliodor's III, 3 schone]Beschreibung der Delphischen
Priesterin im Artemis-Gostum , welche in der R. eine Fackel, in der L.
den Bogen hielt, zeigen. Eine Hauptstatue aus V. Panfili PCI. I, 30.
Hirt 5, 6. Aehnlich Bouill. Ill, 5, 1. Vgl. Gap. Ill, 16. [18]; Mon.
556 Mythologische Gegenstande der b. K. [364]
Matth. I, 44. A. aus Pall. Golonna in Berlin 31 mit schonem Kopf,
Avahrscheinlich mit Fackeln in beiden Handen, schnell herbeieilend. Auch
die angebliche Terpsichore, Clarac pi. 354. Die sog. Zingarella im L. 462.
(Winck. W. Ill, XLV. Race. 79, V. Borgh. 8, 5. Bouill. Ill, 5, 4. Clarac
pi. 287) und die sich eine Art von Peplos umlegende Statue aus Gabii im L.
(Mon. Gab. 32. M. Roy. II, 17. Bouill. I, 21. Clarac pi. 285) halte ich
fur Nymphen der A.
4. Mit Fackel und Bogen die hochgeschurzte A. Laphria auf M.
N. Brit. 5, 23. (Dieselbe, aber als-Jagerin ohne Fackel auf M. Domitian's,
Morelli tb. 20, 7.) Eben so die A. von Segesta, cum stola Gic. Verr. IV, 34.
A. mit zwei Fackeln als Sceptern, den Kocher auf dern Rucken, lang
bekleidet, Moreili G. Claudia tb. 2, 1.
5. So an der archaisirenden Statue von Gabii, in Miinchen 85.
Sickler's Almanach II. S. 141. Tf. 12. Clarac pi. 566. n. 124. [Die
Krone aus .Hirschen und Kochern abwechselnd , wie die der Gottin von
Rhamnus aus Hirschen und Victorien, Paus. I, 33, 3, der Kranz der
Pandora aus allerlei Thieren, Theogon. 578, der der Here aus Horen und
Chariten Paus. II, 17, 4.] A. als Cultusbild mit einem Reh auf der Schulter
und Rehfell auf dem Relief bei Gerh. Ant. Bildw. I, 42, 1. Oft halt A.
einen Hirsch bei den Hornern oder Vorderfiissen , auf M. und> Gemmen,
z. B. der alterthumlichen Lipp. I, 70. Ill, 59 s. II, 60; auf dem Relief
bei Bartoli Adm. 33 (mit Hippolyt) und andern, §. 363. A. 3. Auf der
Hirschkuh knieend, M. von Ephesos, SClem. 23, 193, Chersonesos Taur.,
Allier de Haut. 2, 3—9. Auf einem Wagen mit Hirschen, Claudian Cons.
Stil. Ill, 286, auf Denaren der g. Aelia u. Axsia, vgl. §. 119. A. 2. A. mit
Fackeln, von einem Hirsch getragen , M. der Faustina, Pedrusi V, 13, 3.
Vaillant De Camps p. 35. Auf den Denaren der g. Hostilia, mit Strahlen-
haupt, in der R. einen Hirsch, in der L. einen Speer haltend. Diana
Planciana , Eckhel D. N. V, 275 , mit einem Hute ; eine Gemse auf dem
Revers. Kopf der A. , von Bocken umgeben , silbernes Medaillon von
Herculanum. M. I. de Inst. 14 a. Ann. II. p. 176.
6. So erklare ich die Gemme Millin P. gr. 11. Ygl. Hirt, Tf. 12, 10.
7. Fur A. Potamia halte ich auf den Syr. Medaglioni (§. 132. A. 1)
den Kopf mit schilfdurchflochtenem , hinten aufgestecktem , einfach geord-
netem Haar, von Fischen umgeben (Noehden Frontisp., vgl. 13. Mionn.
Descr. PL 67, 3. 5. Empr. 317. 318), und unterscheide davon den eben-
falls von Fischen umgebnen mit dem Haarnetz und dem kiinstlich geord-
neten Haar, von minder edlen und gottlichen Gesichtsformen , den man
bald von der Seite (Empr. 316), bald von vorn (302. 303) sieht, wo die
Aufschrift AQI&OGK (Descr. PL 67, 4) keinen Zweifel fiber die Bedeutung
[365] Artemis, Nebenformen, Gruppirungen. 557
lasst. — Diese A. Potamia war, wie alJe Wassergottheiten , auch Rosse-
gottin, Find. P. Ill, 7, darum sieht man sie auch, mit Kocher und Fackel
versehen, auf Syrakus. M. (Xoedhen 15) ein Viergespann lenken. Bei
einem wasserspeienden Lowenkopf, auf der Vorderseite Frauenkopf mit
Schilf bekranzt. Streber Munchner Denkschr. Philol. I. Taf. 2, 1. S. 134
ausfuhrlich iiber Wasser-Artemis. A. reitend mit Fackeln auf M. von
Pherae, Eckhel II. p. 147. Voss a. 0. S. 71. Auf M. von Selinus,
Empr. 295, lenkt sie dem schiessenden Apoll die Rosse. Artemis-Silene
mit Pferden, Pan auf einem Felsen sitzend, auf M. der Col. Patrensis,
Streber Tf. 2,3. S. 155. Auf einem Relief von Krannon in Thessalien,
Millingen Un. Mon. II, 16, steht A. fackeltragend zwischen Ross und
Windhund.
8. Altes Bild der Leukadischen A. auf einer Basis mit Mond auf
dem Kopf, Aplustre in der Hand, und Hirsch neben sicb, N. Brit. 5. 21.
Allier de Haut. pi. 5, 21. Rev. Schiff. — Artemis Bendis d/taygog.
Virbius von Aricia als eine mannlicbe Diana, s. iiber eine bei
Aricia gefundene Statue der Art Uhden, Schr. der Berl. Akad. 1818.
S. 189. Gleicher Bedeutung ist die archaisirende Statue bei Guattani
M. I. 1786. p. LXXVI. PCI." Ill, 39. vgl. Zoega Bass. I. p. 236. Mit jener
Statue ist ein altertbiirnliches Relief gefunden, welches von Uhden und
Sickler (Almanach I. S. 85. Tf.) als die blutige Wahl des rex Nemorensis,
von Hirt, Gesch. S. 123, fur die Ermordung des Pyrrhos durch Orest er-
klart wird. [So von Zoega, der dies Relief fur die alteste bisher in
Italien entdeckte Marmorarbeit , von grosserer Harte und Originalitat als
irgend eine, erklart, in einem Briefe vom 7. Mai 1791. Dass der Mord
des Aegisth. durch Orestes vorgestellt sei, ist schon Heidelb. Jahrb. 1810.
II. S. 5 gezeigt: Ttgorl ot d'tlafi' ZVTSQK %?QGi liaa&sis II. XX, 418.
Quint. Sm. XIII, 91. Das so wichtige Denkmal wurde von dem Besitzer
Despuiches nach Sardinien gebracht.]
365. Als Beschiitzerin des Ephesischen Heiligthums, 1
welches" die Amazonen der Sage nach gegriindet, erscheint
Artemis selbst in einem Asiatischen Amazonen-Gostu'm. Ihr 2
weitverbreitetes und in spaterer Kaiserzeit in Statuen und
auf Miinzen unzahligemal wiederholtes Gultusbild hangt mit
den Hellenischen Artemis -Vorstellungen durch kein sichtliches
Band zusammen; ahnlich aber wurde die Artemis Leuko-
phryne Magnesia's, noch unformlicher und roher die Per-
gaeische in Pamphylien gebildet. Ueberhaupt war Kleinasien 3
voll von eigenthiimlichen und seltsamen Artemis-Darstellun-
gen, welche der Anaitis des Orients naher standen als der
Griechischen Artemis. Das kleine Bild der Taurischen x)der 4
558 Mythologische Gegenstande der b. K. [365]
Orthischen Artemis, dasselbe, welches die Spartanische Prie-
sterin bei der Knabengeisselung auf der Hand trug, erscheint
im Mythus der Iphigeneia (§. 416. A.) in der Form eines
gewohnlichen alterthumlichen Idols ; abweichender stellt
5 sich die von einem Stier getragene Tauropolos dar. In
grosserer Verbindung ist man gewohnt, Artemis mit Mutter
und Bruder zu sehen, an dessen Musikliebe sie auch Theil
nimmt, dann im Kampfe mit Giganten, auch in der Dar-
stellung des Mythus von Aktaeon, den indess erst die spatere
Kunst zu einer Badescene benutzte.
1. S. das Vasengem. Millin Vases II, 25. M. G. 136, 499, wo
Athena und Herakles mit Apollon und Artemis iiber das Ephesische
Heiligthum einen Vertrag zu schliessen scheinen (Paus. VII, 2, 5). [Eben
so auf einer Vase mit Apollon, Hermes und einem Jiingling mit Lanze,
Elite ceramogr. II. pi. 88. A.] A. Phrygisch costumirt auf der Vase
Tischb. IV, 6 [mit Marsyas u. Apollon].
2. Oben §. 69. A. Menetreius Diana Ephesia. PCI. I, 32. M. Borb.
VII, 11. G. M. 30, 108. 109. 111. [August. I, 13. Clarac pi. 561. 562 B.
563. 564 C.] Lipp. II, 62-68. Impr. d. Inst. II, 1. 2. Oft auf Homo-
noeen-M. und Lampen. Auch auf M. Syriens sind diese der Ephesischen
A. ahnlichen Figuren zu fmden; auf den M. von Demetrios III. mit
Aehren umgeben. — Leucophryne G. M. 112.
3. Von der A. Priapine auf Kilikischen M. von Mallos Toelken,
Kunstbl. I. S. 174.
4 S. §. 416. A. 2. Die Tuvgonokos auf M. von Ikaria und Amphi-
polis (wo sie mit Modius und einem Halbmond hinter dem Kopfe erscheint,
Sestini Fontana tv. 2, 11), Boettiger Kunstmythol. S. 330. Tf. 4. Diptycha
G. M. 34, 121. A. mit Rindern fahrend, Tassie pi. 28, 2039. Vgl. Voss S. 56.
5. A. giesst ihrem Bruder eine Libation ein, Vasengem. Gerh. Ant.
Bildw. 1,9. A. mit der Kithar auf Vasen von Volci, M. I. d. Inst. 24,
und ofter als Theilnehmerin am Hyinenaeos. Vgl. Ann. V. p. 149.
Artemis und Ap. bei der Zufuhrung der Braut, Vasengem. Panofka sur
les verit. noms des vases pi. 8. n. 1. Die Delische A. steht, die Geschosse
auf dem Riicken , mit Phiale u. Prochus , neben Apoll , auf dem schonen
Vaseng. Gerh. Ant. Bildw. 59. vgl. §. 384. A. Angelos? Ann. V. p. 172.
- A. als Hirsch mit Giganten kampfend , Lipp. II, 111. G. M. 20, 114.
Als Bogenschutzin , Hekate zugleich mit Fackeln, Relief M. Chiar. I, 17.
Mon. Matth. Ill, 19. G. M. 35, 113. — Aktaeon, Metope von Selinus,
§. 119. A. 4. Vasen von Volci, Micali tv. 100, 1, und Eboli, Ann. d.
Inst. fll. p. 407. tv. agg. d. A. von den Hunden gefressen , Vasengem.
[366] Hephaestos, Bildungsweise. 559
M. Pourtales pi. 21 , Panofka p. 53 fiber den Mythus (fehlerhaft) u. die
Kunstvorstellungen. Etrurisches Vasengem. M. d. I. II, 8. Ann. VI.
p. 265—273. [Elite ceramogr. II, 99-103.] Etr. Spiegel, Inghir. II, 46,
u. Sarkophage, Inghir. I, 65. 70. Nach spaterer Auffassung die Fabel in
vier Akten, Sarkophag im L. 315. Bouill. Ill, 49. Glarac pi. 113 f.
G. M. 100, 405 f. Gemmen bei Lipp. I, 72 u. sonst. Gemalde von
Pompeji, Goro Tf. 11. vgl. Appulej. Met. II. p. 27. Statue des Aktaeon.
Brit. M. II, 45. Glarac pi. 579. 580.] Auf M. von Orchomenos (vgl.
Orchom. S. 348). Sestini Lett. IV. tv. 1, 27 (1818).
Altar der A. des Lakonisch-Tegeatischen Karyae, L. 523 (vgl. 531).
V. Borgh. 4, 21 ff. Bouill. Ill, 70. Glarac pi. 168 (vgl. Zoega Bass. I, 20)
mit den Figuren der Dymaenen und Karyatiden (Pratinas), oder Thyiaden
und Karyatiden, die Praxiteles nach Plinius bildete. Vgl. Meineke zu
Euphorion Fr. 42. Dorier I. S. 374. II. S. 341 mit Boettiger Amalth. III.
S. 144. 154 und Welcker Ann. V. p. 151, welche hier Hierodulen der
Aphrodite sehen. Wie auf jenem Altar, so mischt sich auch auf dem
archaisirenden Relief des Sosibios Artemis- und Dionysos - Dienst. Eine
solche Spartanerin mit demselben Kopfputz u. Fackel, Impr. d. I. IV, 48.
- Altar der A. Phosphoros mit einem schonen A.-Kopfe, der auf dem
des Okeanos raht; daneben die Kopfe des Phosphoros und Hesperos,
Bouill. Ill, 69. (A. Phosphoros, vor Eos, Vasengem. G. M. 30, 93.)
Dianenaltar mit Jagdsymbolen [u. andern], Gerhard Ant. Bildw. I, 83.
Wagen der A. mit ihren Insignien, M. Gap. IV, 30. G. M. 2, 32.
7. Hephaestos.
366. Der Feuergott, ein maehtig schopferisches Wesen 1
im alten Glauben der Griechen, der Athena Genoss im At-
tischen Gultus und darum auch in diesem Zwolfgottersystem,
hat das Geschick gehabt, die hohe Wiirde, die ihm hier zu
Theil geworden war, weder in der Poesie, noch in der bil-
denden Kunst der Griechen , behaupten zu konnen. Jene 2
stellt ihn im Ganzen als tiichtigen und kunstreichen Schmied
dar, aber verwebt damit Ziige einer seltsamen Symbolik,
indem sie ihn ungeheuerlich, missgestalt, hinkend und in sei-
nem ganzen Wesen possierlich, als Hahnrei im Hause und
Pikelhering im Olymp, schildert. Die bildende Kunst scheint 3
ihn in fruheren Zeitaltern in Zwerggestalt dargestellt zu ha-
ben: nach der im menschlichen Germithe tiefbegrundeten Nei-
550 Mythologii-che Gegenstiinde der b. K. [367]
gung, grade das Urgewaltige im Bilcle zwergartig zu fassen.
4 Ausgebildet indess begniigte sie sich, einen kraftigen, werk-
thiitigen Mann hinzustellen, der, umgekehrt wie andre Gotter,
in der fruheren Zeit meist jugendlich, spater in der Regel
5 als bartiger und gereifter Mann gefasst wurde. Doch
vereint sich damit bisweilen , wie in Alkamenes beruhmtem
Bilde, eine Andeutung der Lahmheit, welche die kraftige
Figur nicht entstellte, sondern nur interessanter machte.
6 Deutlicher erkennt man ihn in den wenigen Kunstwerken,
welche von ihm iibrig sind, an der Handwerker-Exomis
(§. 337. A. 3), der halbeiformigen Miitze, welche er wahr-
scheinlich in Lemnos erhalten (§. 338. A. 2), und dem
Schmiedegerath.
1. Ueber den Attisch-Lemnischen Feuerdienst Welcker Prometh.
S. 277 ff.
3. Vgl. Schelling Gottheiten von Samothrace S. 33. 93.
4. H. bartlos auf M. von Lemnos, Lipara, Aesernia (VOLKANOM,
M. SCI. 6, 5), auf dem Kapitolin. Puteal, auf Etruskischen Pateren Und
einem Relief bei Athena's Geburt, und Vasengernalden. Gruppirt mit
Hermes? §. 381. Bartig indess schon auf Vasen von Volci, wie auf
den §. 367. A. 3 aufgefuhrten , selbst auf archaistischen. So an einem
Hermenkopf, Gerhard Ant. Bildw. Tf. I, 81, 3. Auf den M. der g. Aurelia
der Kof meist bartig, Morelli 3, doch auch unbartig, ebd. 4.
5. Von Alk. H. , in quo stante in utroque vestigio atque vestito
leviter apparet claudicatio non deformis, Cic. N. D. I, 30. Val. Max.
VIII, 11. ext. 3. Auch am Fries des Parthenon glaube ich H. (vgl. §. 118,
2 b.) an dem Halten und Stiitzen des Knie's durch das Skeptron zu er-
kennen. Euphranor's H. ohne Lahmheit Dion Chrys. Or. 37. p. 566 c.
Mor. 125. R. aQTinovg.
6. Bronze bei Hirt 6, 1. 2; Borghesische Statue. Gemme bei Millin
P. gr. 48. Auch auf M. von Methana, wegen Vulcanitat der Halbinsel.
[M. von Lipari und Aesernia. Erzfigurchen, wenn nicht Odysseus, Speci-
mens I, 47.]
1 367. In grosserer Verbindung sieht man ihn unter
andern in seiner Schmiede auf Gemmen, wo ihn Aphro-
dite besucht, und mit den Kyklopen zusammen auf Reliefs,
2 wo er Prometheus Fesseln schmiedet. Als gekrankten Ehe-
mann sieht man ihn bei dem Ehebruch der Aphrodite und
3 des Ares seine Schande selbst aufdecken. Besonders artige
(367] Hephaestos, Bildungsweise. 561
Kunstwerke, wo von aber nur Vasengemalde erhalten sind,
hat der Mythus hervorgebracht , wie Ares den Hephaestos
wegen der listigen Fesselung der Hera bekampft, und Dio-
nysos den vom Olymp Geflohenen im Triumph wieder zu-
riickholt. Zum Theil schliessen sich diese Darstellungen eng
-an Scenen der Sicilischen Komodie an.
1. Vulcans Fall, Relief im M. zu Berlin, Gerhards Ant. Bildw. I,
81, 6. [H., eine ahrenbekranzte Gottin, Dreizack, rathselhaftes Bruchstiick,
M. Piocl. IV, 11. Kunstmuseum zu Bonn S. 119.] Lipp. I, 73. 74. II,
71. 72. Inghir. G. Omer. 161. Bei Lipp. I, 75 versieht H. alle Gotter
mit seinen Arbeiten. — M. Cap. IV, 25. Hirt 6, 3. G. M. 93, 383; V.
Borgh. 1, 17 im L. 433, vgl. Winck. W. II. S. 506. 693. Das Reliet
L. 239. Clarac pi. 181. Schmiede des H. ist in dem Geiste des Satyr-
drama's aufgefasst. Welcker Ann. d. Inst. V. p. 154. — H. den Schild
der Athena arbeitend, Millin P. gr. 49. H. den Schild des Achill fur
Thetis arbeitend, Capitol. Relief, Inghir. G. Omer 159. 163. H. die Pan-
dora bildend?, Relief im L. 215. Winck. M. I. 82. Clarac pi. 215, vgl.
Welcker p. 145. Thetis in kummervoller Stellung bei H., der die Waffen
des Achill arbeitet, Fama in die Trompete blasend (wie bei den Tochtern
des Lykomed), Pompej. Gemmen M. Rorb. X, 18. [Vulcan der Venus und
zwei Amoren Waffen schmiedend, ein Wandgemalde in lebensgrossen Figuren
von trefflichem Styl in Villa Altieri in Rom, aus dem Grab der Nasonen.]
2. Winck. M. I. 27. (aus V. Albani) G. M. 38, 168.* Hirt 7, 5.
Sehr sinnreich ist dieser Mythus auf der Ara des T. Claudius Faventinus
dargestellt, Bartoli Adm. 3.
3. Ueber den Zusammenhang des Epicharmischen Stiicks " Ayctiaros
Y.KI ol KcoficcGTcci Dorier II. S. 354. Ueber Achaeos Hephaestos Welcker
Nachtrag S. 300. — Erste Scene, Daedalos, fur Hephaestos, und Eneualios
im Kampfe vor der an den Thron gefesselten Hera, Vase von Bari im
Brit. Mus. Mazocchi Tb. Heracl. ad p. 138. Hanc, III. pi. 108. G. M.
13, 48. [Elite ceramogr. I, 36.] (Dahin deutet auch Sappho Fr. 88
.Neue: 6 d' "Agsvs cpals r) usv "AcpaiGrov uysiv (Ma). Zweite: Dio-
nysos den Hephaestos im Thiasos (wobei auch Marsyas u. die Komodia)
zuruckfuhrend. Gemalde im Anthesterien-T. Paus. I, 20, 2. Tischb. Ill,
9; IV, 38; Millin Vases I, 9. G. M. 83, 336. Millingen Cogh. 6;
Millin II, 66. G. M. 85, 388; M. Borb. Ill, 53; Laborde I, 52.
Stackelb. Graber, Taf. 40, erhaben. [Welcker Kl. Schr. I. S. 294.
Eine erhabene Darstellung auch auf einer Vase des Hauses Santangelo
in Neapel, eine an einer Kylix mit dem ausgesohnten Prometheus auf
dem Boden, Bull. 1846. p. 116. Elite ceramogr. I, 41—49 A. Auch
H. mit Hammer und Kantharos auf einem geflugelten Wagen, in einer
O. M filler' s Archaeolo&ie. 4. Aufl. 36
562 Mythologische Gegenstande der b. K. [368];
Kylix von Volci, das. Tf. 38 aus Gerhards Auserles. V. I, 57, 1 schliesst
sich an diese Darstellungen an.] Auf einem Etr. Spiegel umarmt H- den
Dionysos (Phuphluns), Dorow Voy. pi. 15. In Volci H. mit einem Becher
auf einem Flugelwagen, Ann. Ill, p. 142. — Dritte: H. die Mutter
losend im T. der Chalkioekos, Paus. Ill, 17, 3. Auch das Capitol. Puteal,
§. 96. N. 16, stellt eine Ruckfiihrung und Versohnung des H. dar, aber
durch Poseidon. — Vgl. sonst §. 371. (Athena) 412. 413. (Enchthonios,
Hochzeit des Kadmos und Peleus.)
8. Pallas Athena.
1 368. Das schwer zu ergriindende Wesen der Pallas
Athena hat besonders darin seinen Mittelpunkt, dass sie als
ein dem Himmelsgotte engverwandtes reines und erhabnes
Wesen , als eine Jungfrau aus atherischer Hohe gedacht
wird, welche in dieser Welt bald Licht und Warme und ge-
deihliches Leben verbreitend eintritt, bald aber auch feind-
selige Wesen (namentlich die wunderbar mit ihr zusammen-
2 hangende Gorgo) vernichtet. Wenn aber schon in dieser
altesten Anschauungsweise Physisches und Geistiges eng ver-
bunden, und diese atherische Jungfrau zugleich als Zeus
Verstand, als die in Zeus aufgenommene und wiedergeborne
Metis (nach Hesiod), gedacht wurde: so uberwog, dem all-
gemeinen Entwickelungsgesetze des Griechischen Lebens ge-
mass, in der Homerischen Zeit durchaus die letztre Vor-
stellung; und Athena war die Gottin kraftigen Wirkens,
hellen Geistes geworden, eine Beschutzerin jedes Standes und
jedes Menschen, der Tuchtiges mit Besonnenheit angreift und
3 vollbringt. Die Kunst, welche in friiheren Zeiten die Pal-
las fast vor alien andern Gottheiten ins Auge gefasst
hatte, stellte in den alten Palladien (§. 68), welche mit
erhobenem Schilde und geziicktem Wurfspeer gebildet wur-
den, besonders die vorkampfende Gottheit (alal^o^vri) dar;
4 doch gab es auch Bilder in ruhiger und sitzender Stellungy
und neben den Waffen wurde ihr, zur Bezeichnung fried-
lichen Wirkens, auch Rocken und Spindel in die Hand gc-
geben; auch die Lampe scheint ein altes Attribut der Gott-
5 heit. In den Statuen der vorgeschrittenen alt - Griechischen
Kunst erscheint Athena immer in kampfrustiger Stellung,
[368] Athena; altere Bildung. 563
mehr oder weniger vorschreitend , iiber dem Chiton mit
einem steifgefalteten Peplos und einer grossen Aegis bekleidet,
die bisweilen auch als Schild dienend iiber -dem linken Arme
lag, oder ausser der Brust auch den ganzen Riicken bedeckte :
dagegen sie spater immer mehr zusammengezogen wird. Die 6
Umrisse des Korpers haben in Huften und Brust wenig von
weiblicher Fiille, zugleich sind die Form en der Beine, Arme,
des Ruckens mehr auf mannliche Weise ausgebildet. Das 7
Gesicht hat bereits die eigenthumliche Form, welche die ver-
vollkommnete Kunst welter entwickelte, aber dabei sehr herbe
und anmuthlose Ziige.
1. Vgl. Cieuzer's Symbol. II, 640. Des Verf. Minervae Poliad.
aed. p. 1 sqq. Welcker's Prometheus S. 277. Gerhard's Prod rom. 8. 121.
143. Heffter Gotterdienste auf Rhodes II. E. Ruckert Dienst der Athena.
[Gerhard Minervenidole B. 1844 mit 5 Kpfrn. in den Schriften der Aka-
demie. Elite ceramograph. I, 54—90.]
3. Ueber das Troische (auch in dem Gemalde Ant. Ere. Ill, 40) und
das ^';ienische Palladion §. 68. A. 1. Das Romische Palladion beschreibt
nach einem Relief im T. der Fortuna sehr genau Procop B. Goth. I, 13;
im langen Chiton, die Lanze zuckend, mit alterthumlicher , angeblich
Aegyptischer, Gesichtsbildung. Fast hermenartig erscheint ein Lakedamo-
nisches Palladion auf M. Gallienus, Cadalvene Recueil pi. 2, 35 (mit einem
aynvkoorov axovrtov). Ausgebildeter sieht man die A. Chalkiokos, von
Dorischen Madchen umtanzt, als Verzierung von Panzern und auf der
Terracotta, d'Agincourt Fragm. en terre cuite pi. 12, 9. Dariiber Papaz-
zurri Lettera. R. 1794. 4. Aristophanes Lys. 1300. MMK AU.Y.KIVU. —
AGKVKV.
4. Sitzbilder der A. von Endoeos zu Athen u. Erythrae (§. 70.
A. 2), dies hielt nach Paus. mit beiden Handen den Rocken, auf dem
Kopfe den Polos. Rocken und Spindel hielt neben der Lanze das Troische
Palladion nach §. 68. A. 1 und halte nach Eustathius p. 627, 6 einen nllos
auf. [Marmorne Sitzbilder in Athen §. 96. N. 9. Sueton Galig. 25 infan-
tem autem — Minervae gremio imposuit.] Das alte Holzbild der A. Polias
zeigen die §. 96. N. 24 genannten Denkmaler als eine ruhig stehende Figur
im Peplos, die Lanze als Skeptron in der R. haltend. Ob den Schild
emporhaltend , wie es nach Winck. M. I. 120 scheint, ist nach der
Gemme, M. Odesc. 16, zvveifelhaft. Die A. Ilias hat die Lanze auf der
Schulter und eine Lampe in der Hand; so sieht man sie, hermen-
artig, ein Rindsopfer empfangend, auf M., Gab. d'Allier de Haut. pi. 13, 9,
in ausgebildeter Form auf andern , Ghois. Gouff. II. pi. 38. Die Lampe
564 Mythologische Gegenstande der b. K. [369]
in den Handen der A. auch Od. XIX, 34. Zu vergl. ist der Halbmond
auf den alten M. Athens.
5. A.-Bilder des alt - Griechischen Styls §. 90. A. 3. 96. N. 11.
13. 14. In Reliefs §. 96. N. 21. 22. Auf den Preisvasen §. 99, 3. N. 1.
vgl. N. 3. 5. 11. Oft in alten Vasengem. bei Herakles. Etruskische §. 172.
A. 3. Auf ein altes Gultusbild weisen auch die M. des Antigonos Gon-
natas hin (Empr. 489. 490): A., mit dem Peplos bekleidet, dessen oberer
Theil in zwei Zipfeln fiber die Arme fallt, hebt in der L. den Schild und
schwingt mit der R. den Blitz. Die Aegis entspricht besonders an der
Herculanischen Statue der Homerischen Vorstellung, sie wird urn die
Schulter geworfen und mit den Handen emporgehoben und geschuttelt.
Die Schlangen stellen die ftvouvot der Aegis vor, Herod. IV, 189. Nach
hinten hangt sie oft sehr weit herab, Millin P. gr. 13. Impr. d. Inst. I, 2.
Aegis mit Gorgoneion auf M. der g. Gordia. Vgl. Facius Collektaneen
S. 124. Buttmann Ueber die Sternen-Namen S. 22. R. Rochette M. I.
p. 191. pi. 35. Des Verf. Eumen. S. 112.
7. Den Kopfen auf den altesten M. Athens entspricht der Cameo
Millin P. gr. 14. Von strengerhabner Bildung ist der Florentinische Kopf,
Winck. W. V. S. 527. Meyer Gesch. Anm. S. 32.
1 369. Seit Phidias das Ideal der Athena vollendet
(§. 114. 116), sind ruhiger Ernst, selbstbewusste Kraft und
Klarheit des Geistes immer der Grundcharakter der Pallas
geblieben. Ihre Jungfraulichkeit ist Nichts als die Er-
hebung uber alle weibliche Schwache, sie ist selbst zu sehr
Mann, um sich dem Manne hingeben zu konnen. Die reine
2 Stirn, die lang und feingebildete Nase, der etwas strenge
Zug des 'Mundes und der Wangen (torva genis), das starke
und fast eckig geformte Kinn, die nicht weit geoffneten und
mehr nach unten gerichteten Augen, das kunstlos langs der
Stirn zuruckgestrichne und in den Nacken herabwallende
Haar, Alles Ziige, in denen die fruhere Schroffheit zur
Grossheit umgebildet erscheint, stimmen ganz mit dem Gha-
3 rakter dieser wunderbaren idealen Schopfung uberein. Spa-
tere Versuche, diesen Ernst vollig in Anmuth aufzulosen,
4 konnten nur in das Gharakterlose fallen. Der Helm ist
Hauptkennzeichen fur den Ur sprung der Pallasstatuen, indem
man mit Hiilfe der Miinzen leicht den hohen Korinthischen
(§. 342, 3) und den anliegenden Attischen Helm unter-
scheidet.
2. Vgl. Winck. W. IV. S. 116. VII. S. 119 f. Der Beschreibung
[370] Athena; vollendetes Ideal. 565
des Textes liegt besonders zum Grunde die Albanische Biiste in Munchen
84, Millin M. I. II, 24. p. 196. M. Nap. I, 8. Meyer Tf. 20 A. Aehnlich
in der trefflichen , wiewohl zweifelhaften Gemme des Onesimos, Millin P.
gr. 58. vgl. Lipp. I, 34. Von etwas harterem Ausdruck scheint die Biiste
mil den Widderkopfen am Helm , auch an einem Bronzekopf Specimens
II, 47 (die hier wohl auf Poliorcetik gehn) aus dem Grabmal Hadrian's,
PG1. VI, 2. M. Nap. 1, 13. Hirt 6, 5. Einen wilden Ausdruck hat die
Biiste M. Ghiar. I, 15. Gerhard, Beschr. Roms S. 53. Die Biiste im Brit.
Mus. Spec. I, 22 von erhabner Bildung ist wegen der hohlen Augen, und
Erzlocken, welche angefugt waren, interessant. Erhabner Golossalkopf der
A. unter den Mengs'schen Gypsabgiissen ; vgl. Winck. V. S. 562. VI. S. 75
der Anm. Meyer Tf. 21 E. [Munzen Clarac pi. 1005. N. 2761—2775.]
3. So auf M. von Pyrrhos, Empr. 545, von Agathokles, 331. Gemme
des Aspasios, den spatern Athenischen M. (und dadurch der A. Parthenos)
ahnlich, nur noch reicher geschmiickt, Bracci I, 29. Stosch P. gr. Eckhel
P. gr. 18. G. M. 37, 132. Hirt, 6, 6. vgl. Lipp. I, 29. 30. 31. II, 27.
[Die Albanische A. »des hohen Styls«, Cavaceppi Race, di statue tv. 1.
Fea's Winckelmann I. tv. 13, der Kopf in Winckelmanns W. IV. Tf. 6 A.]
4. Den hohen Visirhelm haben die M. von Korinth u. seinen Golonien
(§. 132. A. 1) mit dem Pegasos (in Bezug auf A. Chalinitis), auch Syrakus
(mit wenigen Ausnahmen), von Agathokles, Alexander, Pyrrhos. Dagegen
haben die M. Athens fast in alien Formen (vgl. M. Hunter, tb. 8—10.
Tychsen Commentt. rec. Gott. V. tb. 2), so wie die von Velia, Thurii u.
andern Orten, den niedrigen anschliessenden Helm, mit einem blossen
Schirm. Daraus darf man schliessen, dass die Albanische Biiste und
Velletrische Statue nicht zunachst Copieen nach Phidias sein konnen.
370. Die Modificationen dieser Gestalt hangen eng l
mit der Bekleidung zusammen. Athena hat namlich erstens
in vielen Statuen des ausgebildeten Styls ein Himation
umgeworfen, entweder so, dass es vorn iiberfallend bloss um
den untern Theil des Leibes liegt und so den majestatischen
Eindruck der Gestalt erhoht, oder so, dass es auch den lin-
ken Arm und einen Theil der Aegis verhiillt, wodurch die
Gottin einen besonders friedlichen Gharakter erhalt. Diese 2
Athena hat stets den Schild am Boden stehend oder erman-
gelt dessen ganz ; sie wird demgemass als eine siegreiche (da-
her auch die Nike auf der Hand) und ruhig herrschende
Gottin gedacht. Dieser entgegen stehen die Pallasbilder im 3
Dorischen Chiton mit dem Ueberschlag (Hemidiploidion),
566 Mythologische Gegenstande der b. K. [370]
aber ohne Himation: eine Tracht, die unrnittelbar fur den
Kampf geeignet 1st, zu dessen Behuf auch bei Homer das
Obergewand, es sei Ghlaena oder Peplos, stets hinweg ge-
4 than wird. , Mit solcher Bekleidung stimmt sehr gut ein auf-
gehobner Schild, der die Pallas Promachos des Phidias
charakterisirte (§. 116. A. 3), und wahrscheinlich mehrern,
nach einem erhabnen Muster gefertigten Pallasbildern zu re-
stituiren ist, welche in dem kiihnen Wurfe der Aegis und in
der ganzen Haltung des Korpers etwas mehr Kampfbewe-
gung zeigen als gewohnlich, und sich durch besonders mach-
5 tige uncT athletische Gliederformen auszeichnen. Wo daher
auf kleinern Kunstwerken Athena zum Kampfe eilend oder
schon am Kampfe Theil' nehmend , die Lanze erhebend oder
auch den Blitz schleudernd, erscheint, hat sie immer diese
6 Bekleidung. Indess kommt Athena doch auch in derselben
Tracht als eine politisch thatige , als eine rednerische («yo-
7 (»«/«), und ohne Helm oder Aegis, als eine Frieden stif-
tende Gottin vor ; und auf Miinzen findet sich auch diese
leichter bekleidele Athena mit herabgesetztem Schild und einer
Patere in der Hand, besonders in Bezug auf eben erfoch-
tene Siege.
1. Athene - Statuen Glarac pi. 457—474. Das zuriickgeschlagene
Himation haben die wahrscheinlich en Nachbildungen der A. Parthenos,
mit Attischem Helm, §. 114. A. A. Parthenos auf M. von Antiochus Vlt,
Mionnet Suppl. T. VIII. pi. 14, 1. Aehnlich drapirt die M. Franc. IV, 5.
Nap. I, 11. Bouill. Ill, 3, 2. Glarac pi. 320. Auch die bei Velletri, 1797
gefundne erhabne Statue, 91/* F. hoch, jetzt im L. 310. Millin M. I. II, 23.
p. 189. M. Franc,. II, 2. Nap. I, 7. Bouill. I, 23. Clarac pi. 320.
Meyer Tf. 21 c. Auch die PCI. I, 9; August. 98. Vgl. Liban.
"EncpQ. 30. Das den Arm verhiillende Himation hat die A. mit der
Schlange, G. Giust. 3. vgl. Meyer in den Horen St. II. 8. 42, im Braccio
nuovo des Vaticans ; eine ganz ahnliche, von Velletri, gegenuber. Gerhard,
Beschr. Roms II, II. S. 91. 104. [M. Chiaramonti II. tv. 4. 5.] Die Buste
dieser A. auf Gemmen, Lipp. II, 31 von Eutyches, Stosch P. gr. pi. 34. —
A. mit eng eingewickeltem 1. Arm, in mehrern Statuen, Bracci II. tv.
agg. 9. Gerh. Ant. Bildw. I, 8. (wo sie Alea heisst). [Die sternbesaete
Aegis ist das Gharakteristische , der Name Alea nicht nachweislich.
Zu den vier Wiederholungen ist eine funl'te gekommen, Bull. 1842.
p. 169. A. mit sternbesaetem Gewand, kleine Bronze in Wien,
Arneth Beschreibung des k. Miinzcabinets S. 33, was man auch
[370] Athena; Modificationen ihrer Bildung. 557
in alten Vasengemalden findet, Bull. 1830. p. 193.J Min. von Arezzo
§. 172. A. 3.
2. Pallas victrix im Himation, Bartoli Lucern. II, 37. vgl. Gerli.
Ant. Bildw. S. 146. N. 11.
3. Hierher gehort die schone Statue in Dresden 187 u. 206. Aug. 14.
vgl. Schorn in der Amalth. II. S. 206, und die genau entsprechende
Gassier. Bouill. I, 24. M. Roy. II, 7. vgl. Voelkel in Welcker's Zeitschr. I.
S. 156. Das gesenkte 1. Knie, die gehobne linke Schulter, welche deutlich
zeigt, dass der 1. Arm stark gehoben war, fiihren darauf, dass diese Pallas
eine zu unmittelbarer Abwehr geriistete war. Daran schliesst sich die A.
in Dresden 214. Aug. 48. (Areia nach Hase Verzeichniss S 62); die
Etruskische, wie es scheint, aus Modena im L. 398. Bouill. Ill,' 3, 6.
M. Nap. I, 9. Glarac pi. 319; die Etr. aus gebrannter Erde, aus Capua?,
in Wien, Clarac 857 n. 847; die von Versailles M. Franc,. IV, 2. Nap. I,
10; die Min. au collier im L. 522. mit einem etwas alterthiimlich behandel-
ten Dorischen Chiton u. Diploidion, M. Roy. II, 1. Bouill. I, 25. Clarac
pi. 319; auch die bei Bouill. Ill, 3, 1. 3; M. Cap. Ill, 10. 11. Hierher
auch der Mediceische Torso, Winck. W. V. S. 550. Tf. 4. C. [M. d. I.
Ill, 13. Annali XII. p. 87—93. E. Braun.]
4. Der A. Promachos ahnelt wohl besonders die Figur der Gemme
Tassie pi. 25, 1731. Lipp. Suppl. 69. (Dieselbe Figur von vorn 92.)
Aelmlich, wie es scheint, zeigt ein bei Aliphera gefundner Onyx d. A.
'Ayr,Ginol.ict, vielleicht nach Hypatodoros Statue, Leake Morea II. p. 80.
Von derselben Art die A. Kranaea ^Gv.^voiG^ivri cos h V-&W1 '> Paus. X, 34, 4.
5. So die mit der Schlange zum Kampfe eilende auf Gemmen,
Millin P. gr. 16. Lipp. II, 34, A. angreifend mit Schlangen, ahnlich wie
auf Gemmen, Morelli g. Clovia 1 ; die M. des Antiochos Philopator N. Brit.
12, 13, von Athen Stuart II. vign. N. Brit. 6, 14. — Blitzschleudernd auf
M. von Athen, als Beschiltzerin ihrer Heiligthumer, N. Brit. 6, 13, von
Makedonien (§. 368. A. 5), von Domitian, G. M. 37. 136. Die zahlreichen
Minerven auf Domitian's M. (Morelli Dom. tb. 6 ff.) machen besonders den
Oegensatz der kampfenden (auch vom Schiffe herab) im Chiton, und der
ruhig stehenden im Himation sehr deutlich. A. auf Vasengemalden, kurze
Aegis mit Schleier, darunter langes Hemidiploidion, M. Pourtales pi. 6.
6. Eine A. Agorae a, die im L. 192. Bouill. III. Suppl. Clarac
pi. 320 im Dor. ungegiirteten Chiton nebst Ueberschlag, mit geringer
Aegis, die R. auf die Huften stiitzend, die L. rednerisch ausstreckend, den
Kopf mit eignem Ausdruck geneigt. Aehnlich war wohl die Geberde der
colossalen A. in Constantinopel, Niketas p. 359 P. A. als Rednerin, im
Himation, den Schild zu den Fiissen, Passed Luc. I, 62. [Die Pallas des
568 Mythologische Gegenstande der b. K. [370]-
Antiochos von Athen in Villa Ludovisi, M. d. I. Ill, 27, Ann. XIII. p. 54.
Die als Agoraea edirte im Palast Stoppani-Vidoni in Rom, E. Braun Ant.
Ant. Marmorwerke I, 1. Aehnlich die Gassier D.A.K. II, 20, 210. A. mil
kleiner schmaler Aegis, Marmor, Specim. II, 38. Kleine Bronzebiiste von
einer ganzen Figur, aus der Kaiserzeit, friedlicher Ausdruck, das. II, 48.]
Die Pacifica (vgl. Lukian de domo 27) bezeichnet der Mangel des Helms,
M. Chiar. I, 12, so wie der Aegis, ebd. 12, 14, auch die umgedrehte Fackel
M. Nanian. 18. G. M. 37, 137. vgl. 138. [Stat. reg. Suec. tb. 1.] Auf
alteren Reliefs (§. 96. N. 14. Winck. W. V. S. 527) und Vasengem., wie
in dem §. 365. A. 1 erwalmten, halt A. als Friedenstifterin den Helm in
der Hand. Die schone Biiste der A. mit entblosster r. Schulter, die von
der Aegis bloss die Schlangen u. von dem Helm bloss den Busch hat, ailf
eineni Sardonyx in Florenz, Gori II, 55, 1. Tassie pi. 25, 1647, erinnert
an die furchtbare Lieblichkeit mancher Gorgoneen.
7. A. im Chiton mit herabgesetztem Schilde u. Patere auf M. von
Kyme N. Brit. 9, 20, ebenso mit einer Nike auf der Hand; 10, 21. 12, 12.
Morelli Dom. 9, 22. 32. Lipp. II, 33. Suppl. 95. Als NwrjyoQos im
Doppelchiton , mit niedergesetztem Schild, Schlange daneben , auf M. von
Athen, Stuart II, 1. vign., vgl. die Victrix G. M. 36, 135. [Hesiodus
Scut. 339 NUriv a^avfxrrjs %EQG\V s^ovaor. Die Hopesche A. mit Nike
auf der Rechten Specimens I, 25, Clarac pi. 459 n. 850, der Helm nach
Phidias.]
A. Nike, geflugelt, Ulpian zu Demoslh. g. Tim. p. 738. G. I. 150.
Eurip. Jon 460. 1545. vgl. Gic. N. D. Ill, 23 und §. 334, 2, findet sich
auch auf alien Etrusk. Gemmen Impr. d. Inst. I, 1. 4, auch auf M.
Domitian's, Morelli tb. 7, 37. Nach Heliodor, bei Photios Lex., war das
Holzbild der A. Nike ungefliigelt und hielt in der R. einen Granatapfelr
in der L. einen Helm (schr. KQKVOS). A. als Herrscherin auf eine Kugel
tretend, Bronze bei Grivaud de la Vine. Ant. Gaul. 24. A. als Schiffs-
gottin die Aegis zum Segel ausspannend, aufM. von Phaselis, Eckhel Syll.
4, 11. A. auf Quadriga, M. der g. Vibia u. a. A. Archegetis (von
Athen), mit dem Kauzchen in der Hand, Schol. Arist. Vogel 515, wie in
einer Bronze in Wien, auch Ant. Ercol. VI, 7, 8. vgl. M. Ghiar. p. 38.
So auch die Attische A. auf Vasen, Tischb. Ill, 33. A. als Ergane mit
der Eule auf der Hand, von einem Widder getragen, Millin P. gr. 18.
Tassie pi. 26, 1762. [D.A.K. II, 21, 223.] Impr. d. Inst. II, 6. Pallas
mit einem Bocke neben sich, in eigenthumlicher Weise, auf M. des Kleo-
menes von Lakedaemon, Mionnet Suppl. IV. pi. 6. 3. [Erzfigur 8 Z. hoch
in Florenz, der Helm platt, statt der Aegis wie ein Brusttuch mit
Lederplattchen , in beiden Handen eine Art Schiffchen und Strange
von Wolle, als Ergane erklart auch von Wicar Gal. de Florence Gah. X.
Die drei Ghariten von A. fur Kyzikos gemacht als erstes Kunstwerk
[371] Athena; grossere Compositionen. 569
nach einem Epigramm s. N. Rhein. Mus. III. p. 273. Ergane baut das
erste Schiff §. 371. A. 6, hilft dem Daedalos Fliigel, dem Epeios das Ross
machen.] Hit Panther, Reh, auf Vasen von Volci. A. Polias ihre heilige
Schlange futternd, in dem Relief PCI. IV, 6. Hirt, 6, 9. G. M. 36, 134.
A. Hygieia (zweifelhaft). G. M. 36, 140. Paciaudi Mon. Pelop. II, 155.
[A. Hygieia hatte einen Tempel in der Akropolis von Athen. A. Paeonia
Paus. I, 2, 4. 34, 2.] A. verhullt in einer kleinen Statue der Villa Albani,
wie an einem Tage der Plynterien in Athen das Bild der Stadtgottin ver-
hullt wurde, Clarac pi. 457 n. 903.
371. Mehrere Mythen der Pallas haben die angehende 1
Kunst mehr beschaftigt, als sich in den vorhandnen Werken
der spatern nachweisen lasst. Das Hervorgehn der ge-
harnischten Jungfrau aus dem Haupte des Zeus muss ein
beliebter Gegenstand der altern Kunst gewesen sein, deren
Statuengruppen man sich nach Vasengemalden und einer
Etruskischen Spiegelzeichnung vorstellen kann. Eine An- 3
schauung des am Panathenaischen Peplos dargestellten Gi-
gantenkampfs , wobei die Gottin auf dem von ihr erfundnen
Viergespann fuhr, so wie des Streits der Athena mit Po-
seidon um die Schutzherrschaft von Athen, geben jetzt fast
nur Munzen und Gemmen. Durch das mystische Verhaltniss 4
zum Erichthonios erhalt die Gottin einen Zug von miitter-
lichem Wesen, welcher mit ihrer jungfraulichen Strenge eine
sehr interessante und reizende Mischung bildet; wahrschein-
lich liegen dem, was sich davon in Kunstwerken erhalten
hat, geniale Schopfungen eines Athenischen Kiinstlers zum
Grunde. Wie Athena durch Perseus , einen engverbundnen 5
Daemon, ihr grauenvolles Gegenbild, die Gorgo, erlegt,
gehort zu den ersten mythischen Gegenstanden , an denen
sich die noch rohe und am Frazzenhaften Grefallen findende
Kunst versuchte; weniger leicht Hess sich die Gabe Gorgoni-
scher Locken oder Blutstropfen , durch die Athena ihren
Schutzlingen Krafte des Heils und Verderbens mittheilte,
plastisch ausdriicken. Haufiger sieht man Athena bei Hand- 6
lungen, wo sie personlich weniger betheiligt ist, als Ergane
bei Schiffsbau und anderen architektonischen Unterneh-
mungen, so wie bei weiblichen Arbeiten rathend und
helfend ; auch die Erfmdung, wie die Verschmahung der Flote
ist Gegenstand sinniger Gompositionen. Als die allgemeine 7
570 Mythologische Gegenstande der b. K. [371]
Helferin der Heroen hat sie in den Darstellungen aus diesen
8 Mythenkreisen uberall ihre Stelle. Als Gegenstand des Cul-
tus kommt, ausser der vielgefeierten Attischen Athena, be-
sonders die Athena Ghryse, eine Lemnisch-Dardanische Gottin,
vor, welche auch eine Schlange zur Bewahrung ihres Heilig-
thums hat, wie die Gottin von Athen. Wichtiger indess,
9 als diese Schlangen, sind fur die Kunstsymbolik Eule und
Hahn, wovon jene, abgesehn von der ursprunglichen Natur-
beziehung, das ernste Nachdenken, dieser die rege Thatigkeit
und Kampfriistigkeit der Gottin bezeichnet.
2. Geburt der A. Ueber die alien Kunstwerke der 'AQ-rjvocs yovui
Welcker ad Philostr. II, 27. p. 543. [Vasengemalde M. d. I. Ill, 44. 45.
Ann. XIV. p. 90—103 von W. Henzen. Gerhard Auserles. V. I, 1—4.
Elite ceramogr. I, 54—66, wo p. 222 auch ein zweiter Spiegel beschrieben
ist, erwahnt Bull. 1841. p. 177], Gruppe auf der Akropolis von Athen,
Paus. I, 34, 2, wahrscheinlich alterthumlich. Vgl. §. 1 18. A. 2 c. Sehr
rohe Darstellung auf einem Glusinischen Gefass, Dorow Notizie tv. 10.
Micali tv. 79. Volcentisches §. 99. N. 3. Die kleine A. auf den Knieen
des Zeus, Micali tv. 80. Ganz ahnlieh bei Laborde pi. 83. Etrusk. Patere
bei Schiassi De patera Cospiana. R. 1818 und Inghir. II, 10 mit Zeus
(Tina), Hephaestos (Sethlans), Aphrodite (?Thalna), und Eileithyia. (Thana
scheint mir hier fur A&ctva zu stehn, doch erklaren Andre anders.) [Ger-
hard Etr. Spiegel I, 66.] Gemme Millin P. gr. 56. Lampe Passeri I, 52.
Rondaninisches Relief Winckelm. M. I. II. vign. G. M. 36, 125. Cemalde
des Kleanthes von Korinth, §. 356. A. 5. Grosses historisches Tableau,
Philostr. II, 27. [Philodem nsQl etiosfificcs: ncti TWV txQYui
dr^uiovgycov TOVTOV (rbv ^Eg^r\v^ nccQf-QTtovTU T(o du TCOLOVGIV
E%ovza KctftcmtQ sv TCO rrjg XalKioUov (von Gitiadas) bei Avellino Casa
Pompejana 1837. p. 58, der p. 78 auch die Berliner Vase n. 586 anfuhrt,
wo hinter dem sitzenden Zeus Gerhard zwar den Hephaestos, Levezow aber
den Hermes mit Petasus, Caduceus und Ghlamys erblickt.]
3. Gigantenkampf der A. an der Dresdner Statue §. 96. N. 7.
vgl. Schol. Aristid. p. 115 Fr. Relief des Bronzehelms M. Borb. X, 31.
Gemme Millin P. gr. 19. G. M. 36, 128; Tassie pi. 26. n. 1753. M. von
Seleukeia in Gilicien G. M. 37, 129. Statuette mit dem iiberwundnen
Giganten am Fuss, M. Franq. IV, 8. Bouill. Ill, 3, 7. [M. Nap. I, 12.
§. 396. A. 1. Pallas einen Giganten niederstossend , Stackelberg Tf. 13.
A. u. Typhoeus, Gruppe des Franz. M. Visconti Op. var. IV. p. 14. A. u.
Enkelados mit den Namen, Elite ceramogr. pi. 8, dieselben pi. 9 u. ofter,
auch Antiquites Pourtales n. 131, A. gegen zwei Giganten das. n. 132. 133.
[371] Athena; grossere Compositionen. 571
Judica Antich. d. .Acre tv. 22. Elite pi. 11. A. u. Enkelados Gerhard
Etiv Spiegel I, 67. A. u. Akraos Tf. 68. — Auch Kampf der A. mit
Marsyas das. Tf. 69. 70. A. und Enkelados mit drei Namen, Amphora
von Vulci, Gerhard Auserl. Vas. I, 6. Elite ceramogr. I, 8. Andre Vor-
stellung das. 9. A. gegen zwei Gig. 10, zu Wagen gegen einen 11.]
Kampf rnit Poseidon §. 118. A. 2 c. Die Statuengruppe in Athen,
Pans. I, 24, 3, findet man wahrscheinlich auf M. von Athen wieder,
Stuart II, 2 vign. G. M. 37, 127. N. Brit. 6, 11. Cameo in Paris, Ca-
binet pi. 15, in Neapel, Tassie pi. 26. 1768. Relief einer Fibula von
Pompeji, M. Borb. VII, .48. Der heilige Oelhaum (tlccia ;rayxvqpog) N.
Brit. 6, 12. 13. 15.
4. A. den Hephaestos abwehrend, Fragment einer gemalten Thon-
platte aus Athen, Bfoendsted Voy. II. p. 299. pi. 62. vgl. Lukian de domo
27 (anders erklart von Panofka, Ann. d. Inst. I. p. 292). A. den kleinen
Erichthonios, welchen Gaea emporha.lt, in die Aegis aufnehrnend, Hephae-
stos dabeistehend , Vasengem. von Volci, M. I. d. Inst. 10. [Zwei von
Clusium, M. d. I. Ill, 30. Ann. XIII. p. 91 und Gerhard Auserles. V. Ill,
151, Elite ceramogr. I, 85 mit interessanten Verschiedenheiten. 0. Jahn
Archaeolog. .Aufs. S. 60 ff.] Pieliefdarstellungen desselben Gegenstandes ?
M. I. 12. Ann. I. p. 298. vgl. Clarac Melanges p. 43. Statue der A. mit
dem Erichth. in der Aegis, in Berlin, Rot. 12. S. Lange Ilgenio. 1831.
[Hirts Bilderbuch Tf. 22. n. 236. Clarac pi. 462. Cn. 888 E. Boettigers
Amalthea III, 367.] Erichthonios mit dem Schilde der A. auf M. von
Magnesia M. d. I. I. pi. 49 A. n. 1. R. Rochette, Tantalos nach Panofka.
Ann. V. p. 117-125.
5. Ueber die Gorgoneia §. 397, 6. Perseus §. 414. A. 2. A. dem
Kepheus die schiitzende Locke der Gorgo ubergehend, welche Kepheus
Tochter Sterope in einem Gefass auffangt (s. Paus. VIII, 47, 4. Apollo-
dor II, 7, 3), auf M. von Tegea, Mionnet Empr. 666. M. SClem. 12, 120.
Millingen Med. In. 3, 9. vgl. Cadalvene Rec. p. 209, Richtig erklart in
Eckhels N. V. annecd. p. 142 D. N. II, 298. Millingen bezieht die Dar-
stellung auf A. und Orest.
6. A. beim Bau der Argo, Winck. M. I. vign. G. M. 130. 417; Terrac.
of the Br. M. 16; G. M. 105, 418. [D.A.K. II, 21, 238. Campana Ant.
opere di plastica tv. 5, welcher A. Ergane versteht als Erfmderin des
Schiffs bei der Reise des Danaos Marm. Par. ep. 9. Plin. Epist. VII, 56.
Hyg. 168.] Bei dem Bau des Theaters von Capua, Winck. W. I. Tf. 11.
Bei Hephaestos §. 367. G. M. 82, 338**, Daedalos §. 418. Als Vorsteherin
weiblicher Arbeit, am forum Nervae §. 198. A. 3. Flotenerfindung , Ge-
malde, Winck. M. 1. 18. G. M. 83, 130. Myron fecit Satyrum-admirantem tibias
et Minervam, Plin. vgl. Paus. I, 24, 1. Damit stimmt das Relief bei
Stuart II, 3. vign. und die Athen. M., Broendsted Voy. II. p. 189.
572 Mythologische Gegenstande der b. K. [371]
7. A. mit Ares kampfend? Vasengem. Inghir. G. Omer. 197. Oefter
neben Helden auf dem Wagen, oder bei der Rustung, Ann. d. Inst. III.
p. 135. A. bei Herakles §. 410. 411, Theseus 412, Bellerophon 414.
(G. M. 92, 393), dem Amazonenkampf 417, vor Paris 378, bei den llischen
Kampfen 415, Odysseus, Orestes 416 (auf Asiatischen M. ist die den Stimm-
stein zulegende A. Zeichen des Koivofiovliov , Heyne Virg. T. VI. p. 785
(1800) ; auch beim Raube der Kora 358, der Strafe des Marsyas 362, Kad-
mos und Peleus Hochzeit 412. 413; bei Prometheus als den Menschen be-
seelend 396.
8. A. Chryse, durch ihren o/xoupog o<pi$ Philoktetes hindernd, Troja
vor der Zeit einzunehmen (ein Grundgedanke von Sophokl. Philoktet) auf
dem Vasengem. Millingen Div. pi. 50. vgl. Philostr. d. j. 17. Friiheres
Opfer der Argonauten ebd. pi. 51. Laborde pi. 23. Vgl. Uhden in den
Schr. der Berl. Akad. 1815. Phil. Gl. S. 63. Welcker bei Dissen Expl.
Find. p. 512. [Opfer der Gottin Ghryse, vier Vasenbilder, Gerhards
Archaeol. Zeit. III. Tf. 35.] Panathenaeische Opfer auf Vasen von Volci,
Levezow Verz. 626. Scenen aus Attischem Pallas-Gultus an Metopen des
Parthenon, wie es scheint. Kuhopfer der Pallas auf Vasen von Volci, auch
Ziige von Kitharoden und Auleten, Gerhard Ann. d. Inst. lit. p. 134. vgl.
Prodr. S. 137. A. den Peplos empfangend [wie in Troja bei Homer], auf
M. von Tegea, wie auf Vasen von Volci nach Gerhard Ann. d. Inst. III.
p. 134. Die TQane^u mit den Preisen der Panathenaeen , M. bei Stuart
II, 1. vign. An dem Sessel III, 3. Noch sind zu erwahnen A. Itonia,
neben Hades sitzend (Strab. IX, 411), Florent. Gemme bei Gori II, 72, 1.
Wicar IV, 3. Die Gapitolinische Minerva §. 351. A. 7. Verbindung der
A. mit Hermes §. 345. A. 2.
9. Minervens Eule (strix passerina, Blumenbach Specim. I. p. 20.
Boettiger Amalth. III. S. 263), das alte Sinnbild der riuvKanis, auch
von Phidias ihr nebst der Schlange beigegeben (worauf auch Demosthenes
Witzwort bei Plut. 26 sich bezieht, s. indess Gerh. Prodr. S. 147), bisweilen
auf Minervens Helm (auf Denaren des Gordius), so wie in ihrer Hand
§. 370. A. 7 auf der Deichsel ihres Wagens M. Borbon. VIII, 14. Ueber
die Eule als Mausetodterin (vgl. Batrachomyom. 185 ff.) Boettiger Amalth.
III. 8. 260. Goett. G.A. 1831. S. 554. vgl. Tassie pi. 23, 1585. Oft auf
Gemmen (M. Odesc. 30, Tassie p. 137) die Eule selbst mit Minervenkopf
u. Attributen; auch A. von Eulen gefahren (Tassie pi. 2, 1756). Der
Hahn, als Sinnbild ehrgeizigen Kampfes, fmdet sich und zwar in der
Doppelzahl, fast immer auf den Attischen Preisvasen, §. 99. N. 1. Auch
auf M. von Himera, Gales, Suessa. Vgl. Paus. VI, 26, 2. [Eigenthum-
lich den Werken. der Kunst ist ein Liebesverhaltniss der A. zu dem
Herakles, welches sich imrner nach und nach deutlicher heraus-
gestellt hat. Rhein. Mus. IV. S. 479. E. Braun Tages und des
[372] Athena; grossere Compositionen. 573
Herakles und der Minerva heilige Hochzeit, Miinchen 1839 f. Gerhard
Trinkschalen S. 11. 30. Tf. G., besonders die Fontanasche Yase Gerh.
Auserles. V. II, 149. S. 182. 0. Jalm Archaeol. Aufs. S. 83-127.
H. Brunn Berl. Jahrb. 1845. I. S. 692—96. Ein dem Fauvelschen Kannchen
bei Stackelberg Graber Tf. 13, 2. 3 vollig ahnliches ist im Brittischen
Museum in der Burgonischen Sammlung aus Atlien, wenn nicht dasselbe,
was nur nach der Form der Oeffnung nicht der Fall zu sein scheint.]
9. Ares.
372. Ares, der Gott des Streites, welcher im Zwolf- l
gottersystem auf bedeutungsvolle Weise mit Aphrodite zu-
sammengestellt wird, war doch seinem Wesen nach zu sehr
blosser Begriff, um ein Hauptgegenstand der plastischen Kunst
zu werden. Auch verehrte ihn kein Hellenischer Staat als
einen Haupt- und Schutzgott, wie er es spater von Rorn
wurde. Daher kommt es, dass, obgleich einige ausgezeichnete 2
Statuen des Gottes, von Alkamenes und Skopas, erwahnt
werden, doch u'ber den plastischen Charakter des Gottes
noch jetzt manche Zweifel obwalten. Jedoch scheinen durch- 3
gangig eine derbe und kraftige Musculatur, ein starker
fleischiger Nacken, und ein kurzgelocktes und gestraubtes Haar
(§. 330, 2) zur Vorstellung des Gottes zu gehoren. Ares
hat kleinere Augen, eine etwas starker geoffnete Nase
(§. 335, 2), eine weniger heitre Stirn, als andre Zeussohne.
Dem Alter nach erscheint er mannlicher als Apollon, der 4
Mellepheb, und selbst als Hermes, der Epheb unter den
Gottern, als ein jugendlicher Mann; den die altere Kunst,
wie fast alle Heroen, bartig, die ausgebildete dagegen lieber
ohne Bart bildete; doch wurde auch jene Bildung noch in
manchen Gegenden und fur manche Zwecke beibehalten. Die 5
Bekleidung des Ares ist, wo er nicht ganz unbekleidet er-
scheint, eine Chlamys (ein Sagum). Auf Reliefs des alten
Styls erscheint er geharnischt, spater behalt er gewohnlich.
nur den Helm. Gewohnlich steht er; ein lebhafter Schritt 6
bezeichnet auf Romischen Miinzen den Gradivus ; der Legions-
adler und andre Signa den Stator und Ultor (der sie wieder-
gewonnen); Victorien, Trophaeen, der Oelzweig den Victor
und Pacifer. Einen sitzenden Ares bildete Skopas; ohne
574 Mythologische Gegenstande der h. K. [372]
Zweifel wurde er als ausruhend, in milder Stimraung ge-
dacht, welches auch der Sinn einer noch vorhandnen Haupt-
statue zu sein scheint, in der uns vielleicht eine Gopie nach
Skopas erhalten ist.
3. 4. Schoner Kopf des A. auf der Gemme, Millin P. gr. 20.
Lipp. I, 32. Buste aus Basalt in' V. Giustiniani , s. Hirt S. 52. Auf M.
wird Ares oft ohne Grund angenoramen; namentlich ist der behelmte und
bartige Kopf auf M. von Metapont (G. M. 40, 150. Magnani Misc. Num.
Ill, 25 — 28) nach einer Beischrift Leukippos, ein Achaeischer Grunder der
Stadt (Strabon). §. 418 A. 2. [M. von Metapont u. eine Gampanische,
Glarac pi. 1007. n. 2795. 2796. Mars bartig auf Miinzen der Corner in
Sicilien, Neumann N. ined. I. p. 67 ss. tb. 2, 12.] Auf den M. der Ma-
mertiner hat ein unbartiger lorbeerbekranzter Kopf die Beischrift
Jgeog, Torremuzza 48, 12—14. Ein bartiger A.-Kopf auf M. der Bruttier,
Magnani II, 4—10, wenn es nicht auch ein Stammheros ist. Unbartig
erscheint A. Kopf auf den Romischen M. , nur auf denen der g. Fonteia
und Junia mil keimendem Barthaar, Patinus p. 114. 144. [Eckhel,
D. N. I, 224.] A. bartig, von einer Nike bekranzt, dabei Aphrodite mit
Eros auf der Schulter, an. dem entsprechenden Altar die drei Ghariten?
Serradifalco gli avanzi dell' a. Solunt. tv. 4.
5. A. bartig und geharnischt am Borghesischen Altar. A. als
jugendlicher Mann, mit der Ghlamys, in dem Relief PG1. IV, 7; [mit
Harnisch, Helm und Sciuld an der Gapitolinischen Ara, Winckelmann
Mon. ined. Tf. 5.] Bartig und geharnischt unter den acht Gottern der
Ara, M. Chiar. 19. Ein bartiger Mars-Hadrianus, Statue des M. Cap. Ill, 21.
Andre Statuen, wie die im M. Cap. Ill, 48, Race. 130. vgl. Glarac pi. 636.
n. 1440 aus M. Borbon., welche Manche A. nennen, sind mehr als zweifel-
haft. Auch die Statue des Herakleides (§. 157*. A. 3) und Harmatios,
Bouill. I, 7, ist nur durch Restauration ein A. Von dem Mars Borghese
§. 413 (Achill); eine bei Ostia 1800 gefundne Statue mit der Unterschrift
Marti soil dieser sehr ahnlich sehen. Hirt S. 52. Acht Statuen Glarac 634
A. 635! [Einen Mars 15 P. hoch, nach Villa d'Este in Tivoli gebracht,
erwahnt Flam. Vacca b. Fea Miscell. p. 56.]
6. S. die Zusammenstellung bei Millin G. M. pi. 39. 40. Sehr
charakteristisch erscheint M. Ultor, Morelli N. Impp. 4, 18. Schoner A.
mit Nike und Lorbeerzweig, Millin P. gr. 21. Als Poliorket G. M. 39, 152.
Passeri Luc. II, 29. [Mars Gradivus Tropaeen auf der Schulter tragend,
Hirt Bilderb. S. 50.]
7. Mars Ludovisi, Perrier 38. Maffei Race. 66. 67. Piranesi
Stat. 10. R. Rochette M. I. pi. 11. R. R. p. 37. 413 ein trauernder
Achill; nach Hirt Bilderbuch S. 51 ein Heros, [uber den Kanon S. 31,
Theseus.] Wenn ein A., ist es ein friedlich ausruhender, worin die
[373] Ares; Charakter seiner Bildung. 575
Stellung, der Mangel des Helms, der Amor unter den Fiissen liberein-
stimmen. [Nach Spuren von etwas Abgebrochenem auf der linken Schulter
scheint eine Figur daneben gestanden zu haben, Meyer zu Winckelm. IV.
S. 301.]
373. In Gruppirungen erscheint der Kriegsgott selten l
als Kampfer; eben well er selbst nichts als Krieg und
Streit 1st, gab er keine Gelegenheit, einzelne Heldenthaten
von ihm zu preisen. Nur als Gigantentodter kommt er auf
Gemmen vor. Dagegen sieht man ihn mit Aphrodite zu- 2
sammen in Statuengruppen , die in Stellung der Korper
und Wurf der Bekleidung* auf ein beruhmtes Original zu-
riickweisen. Indem diese Verbindung des Kriegs und der
Liebe nicht immer als frivoler Ehebruch, sondern auch im
ernsteren Sinne genommen wurde, konnte man durch solche
Gruppen auch, in Statuen und Miinzen, Romische Herr-
scherpaare verherrlichen. Die Romer sahen gern die Liebe 3
des Ares zur Ilia oder Rea Silvia vorgestellt; man legte
bei der Behandlung oft Griechische Darstellungen , nament-
lich die Ueberraschung der Ariadne durch Dionysos, zum
Grunde.
1. A. Gigantomachos, Millin P. gr. 22. G. M. 36, 143. [Elite
ceramogr. I, 7, Vase des Prinzen von Ganino.]
2. A. und Aphrodite, Statuengruppe M. Flor. Ill, 36. Wicar III, 12.
Clarac Venus de Milo pi. 2. Bekleidet, mit den Kopfen von M. Aurel (?)
und Faustina d. j. im L. 272. V. Borgh. 6, 3. Bouill. I, 8. Clarac pi. 326.
Aehnliche Gruppe M. Cap. Ill, 20. Reliefs, R. Rochette, M. I. 7, 2. G. Giust.II,
103. Gemmen auch in altem Styl, Millin P. gr. 24 ff. Lipp. I, 89. 91.
II, 79. Pompej. Gemalde, M. Borb. Ill, 35. (A. im Himation); M. Borb.
IX, 9; Cell N. Pomp. pi. 82. (Eros nimmt ihm den Helm ab.) Die
Ueberraschung der Liebenden durch Hephaestos §. 367. A. 2. Ein A. im
Netz, das Schwert zuckend, auf einer Miinze alten Styls, Winck. M. I.
166. Raponi 21, 15. 36, 1. Tassie pi. 53, 10127. A. als Vertheidiger der
Hera gegen Hephaestos §. 367. A. 3.
3. Mars zu Rea Silvia niedersteigend (pendens wie bei Juvenal)
im Giebel des T. Urbis, §.191. A. 1. Aehnlich das Gemalde, Terme di
Tito 31. Mars der Ilia erscheinend, Impr. d. Inst. IV, 87. Auch die Ara
des Claudius Faventinus, genannt Casali, Bartoli Adm. 5, 1. Vase in Bonn.
[Krater aus Bronze, in der Nahe gefunden, vom besten Styl ; auf der Ruck-
seite Mars gegen Hercules fiber der Leiche des Cycnus kampfend, Alter-
576 Mythologische Gegenstande der b. K. [374]
thumsverein Bonn I. Tf. 1. S. 45. Wieseler Ztschr. f. A.W. 1843. S. 484 ff.]
Die beiden Hauptfiguren in dem Relief bei R. Rochette M. I. 7, 2 u. auf
einer R5m. Vase, G. M. 178, 653, auch Ficoroni Gemmae 3, 6. Mars die
Rea als seine Braut fuhrend, ganz bekleidet, Relief PCI. V, 25. G. M.
180, 654. Auch das Relief, Gerhard Ant. Bildw. 40, scheint A. und Rea
der Selene mit Endymion gegemiberzustellen. [Wieseler die Ara Casali
1844. S. 57 f. Bei Guatani 1788. Febr. tv. 2.]
A. Thron, Ant. Ere. I, 29. G. M. 42, 147. A. Waffen von Knaben
getragen, auf einer dreiseitigen Ara S. Marco II, 33. M. Nap. IV, 15.
G. M. 40, einer sehr ahnlichen Brit. M. I. 6 und andern entsprechenden.
10. Aphrodite.
1 374. Der Syrische Cultus der Astarte scheint, indem
er in Griechenland einheimischen Anfangen begegnete, den
weit verbreiteten und angesehenen Gultus der Aphrodite lier-
2 vorgebracht zu haben. Die Grundvorstellung der grossen
Naturgottin verlor sich nie ganz; das feuchte Element, im
Orient das eigne Reich jener Gottheit (§. 241. A. 2),
blieb immer unter dem Obwalten dieser an Kusten und
Hafen verehrten Gottheit; besonders das windstille und im
glatten Wogenspiegel den Himmel abbildende Meer schien ein
3 Ausdruck ihrer Natur. Als die Kunst im Kreise der Aphro-
dite uber die rohen Steine und formlosen Idole hinweg war,
bewegte sie die Idee einer iiberall waltenden, machtig herr-
schenden Gottin; man stellte sie gern thronend dar, mit
Symbolen bluhender Natur und uppiger Fruchtbarkeit in
4 den Handen; die Bekleidung vollstandig, nur dass etwa der
Chiton die linke Brust zum Theil frei liess, und zierlich, in-
dem grade bei der Aphrodite eine affectirte Grazie in Dra-
5 perie und Bewegung zum Gharakter gehorte. Auch die
Kunst der Phidiassischen Zeit stellt in Aphrodite das Ge-
schlechtsverhaltniss in seiner Heiligkeit und Ehrwiirdigkeit dar,
und denkt dabei mehr an dauernde, fur die Zwecke des
allgemeinen Wohls, als an voriibergehende , fur sinnlichen
•6 Genuss geschlossene Verbindungen. Erst die neuere Attische
Kunst (§. 127) behandelt die Vorstellung der Aphrodite
mit einem rein sinnlichen Enthusiasmus, und vergottert in
ihr nicht mehr eine weltbeherrschende Macht, sondern die in-
[375] Aphrodite; Charakter ihrer Bildung. 575
dividuelle Erscheinung der reizendsten Weiblichkeit; ja sie setzt
dies von ethischen Beziehungen geloste Ideal auch selbst in
einen entschiedenen Gegensatz damit.
1. Vgl. Larcher Mem. sur Venus. P. 1775. Manso Versuche fiber
einige Gegenstande der Mythol. Leipz. 1794. De la Chau Sur les Attributs
de Venus. P. 1776. Heyne Antiq. Aufs. I. S. 115 ff. [Gerhard Venus-
idole B. 1845 mit 5 Tf. in den Schriften der Akad.] — Ueber den
Paphischen Dienst §. 239. A. 2, 240. A. 1.
3. Xoanon einer A.- Hera in Sparta, der die Mutter bei der Ver-
heirathung der Tochter opferten. A. aus Gold und Elfenbein i,n Sikyon
von Kanachos, thronend, mit Polos, Mohnstengel und Apfel. A. auf Eryx,
thronend, mit Taube, Eros daneben, auf M. G. M. 44, 181. vgl. 47, 182,
A. thronend, mit einem Hasen unter dem Sitz, Eros neben ihr, auf M.
von Nagidos, Neumann N. V. II, tb. 2, 8. N. Brit. 10, 16. Sehr ahnlich
bei Zoega Bass. II, 112. — A. stehend, mit einer Taube auf der Hand,
auf der Borgh. Ara, mit einer Blume (spater als Spes benutzt §. 406. A. 5).
M. Gap. IV, 22; PCI. IV, 8; Chiar. I, 20. Aehnlich auf Vasen von Volci.
Alterthumlich eine Muschel in der Hand, in dem Relief M. Borb. VI, 10.
A. mit Proserpina als Stutze (nach Gerhard), kleine Marmorstatue aus
Pompeji, M. Borb. IV, 54. Eine alterthumliche A. , der ein fliegender Eros
das Haar ordnet, unter Maenaden , M. Ghiar. I, 36. Gerhard, Venere
Proserpina. 1826. 8 (vgl. Kunstbl. 1825. N. 16 ff. 1827. N. 42 f.) nennt
mit diesem Namen das ofter, besonders als Stutze, vorkommende alter-
thumliche Idol mit dem Modius, die eine Hand an der Brust, mit der
andern das Gewand aufnehmend. Maffei Race. 121. vgl. 134, oben §. 361. A.
4. Schon Apollon. Rh. 1, 743 beschreibt dies als Hauptzug bei
einer Aphrodite, und Visconti, PCI. III. p. 7, hat es als ein wichtiges
Kriterion von Venusbildern geltend gemacht. So hat in dem schonen
Relief von Neapel §. 378. A. 4. A. einen Schleier fiber den Kopf und
doch die eine Brust frei.
5. 6. Phidias A. Urania zu Elis, mit dem Fuss auf der Schildkrote,
als otxovQog nach Plutarch; u. A. Urania zu Athen. Von Alkamenes A.
§. 117. Skopas Aphroditen, darunter die Pandemos auf dem Bocke
§. 125. A. 3. Praxiteles 127, 4. Andere von Kephissodor, Praxiteles S.,
von Philiskos u. a. Von Apelles A. Anadyomene §. 141, 3.
375. Die Formen, welche die ausgebildete Kunst der 1
Aphrodite gab, sind am meisten die naturlichen des Geschlechts.
Aphrodite ist ganz Weib, in viel vollerem Sinne des Worts,
als Athena und Artemis. Die reife Bliithe der Jungfrau
ist, bei manchen Modificationen , die Stufe der physischen
Entwickelung , welche in den Formen des Korpers festgehal-
O. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 37
578 Mythologische Gegenstande der b. K. [376]
Bouill. I, 12. M. Nap. I, 61. Glarac pi. 339. Im L. 185 mit einem
diinnen Chiton mit Zone bekleidet, ein Amor neben ihr, sonst stand
Praxiteles daran. M. Nap. I, 62. Bouill. Ill, 7, 3. Glarac pi. 341. In
Florenz, Galleria IV, 1, 18. Glarac pi. 592, 1288, gleich der Gmstiniani-
schen 594, 1288 A., der Gokeschen 594, 1449 A., der Pioclementinischen
592, 1289. Bei L. Egremont, zweifelhaft, Gavac. I, 5. Winck. W. IV.
S. 115. V. S. 24. Tanzend und mit Epheu bekranzt, PG1. Ill, 30 (nach
Hirt). [Gerhard Vat. Mus. S. 203.] Im L. 420. V. Borgh. 4, 1. M. Boy.
I, 18. Bouill. Ill, 8, 3. In England, Specimens II. pi. 54. Deren Gegen-
stiick ihre Feindin, die liederliche abortirende, L. 427. V. Borgh. 4, 13.
Bouill. Ill, 8, 1. Glarac pi. 341. [Visconti Mon. scelti Borghes. 1821.
tv. 30, als Peribasia, sehr irrig^ gedeutet von Zannoni im Giorn. de' lette-
rati, Pisa 1823. IV. p. 19. Ovid Amor. II, 14.] Die statuetta zu Dresden
1 19, Aug. 66, neben dem Priap scheint ein ex voto fur Fruchtbarkeit der
Ehe; immer bleibt bei solchen Beziehungen das Gewand. Bei Lipp. II, 94
lehnt sich A. auf eine Saule, worauf ein Priap, und sengt zugleich einen
Schmetterling mit der dem Amor genommenen Fackel, also eine Lebens-
und Todesgottin, V. Libitina. Vgl. Gerhard Ueber Venus Libitina auf
Gemmen u. Glaspasten, Kunstbl. 1827. N. 69 f. A. im Koischen Gewand,
in Dresden 245. Aug. 105; Marm. Oxon. 5. Alterthumlich Venus und
Juno, dazwischen Fama? Collect, de peintures ant. qui ornaient le
palais etc. 1781. pi. 10. — Auf Vasengem. erscheint A. in Volci (Ann. III.
p. 44) u. auch sonst wohl immer bekleidet, da nackte Figuren, wie bei
Hancarv. III. pi. 123 nur fur badende Frauen gelten konnen. Oft auch
sitzend, mit dem Spiegel, das Gewand iiber die Schulter ziehend, Millingen
Un. Mon. I, 10. Vgl. §. 374. A. 3. — Die Etrusk. Spiegelzeichnungen
dagegen stellen die A, unter dem Namen Turan nackt dar, Dempster Etr.
reg. 4, aber auch halbbekleidet, M. I. d. Inst. II, 6, auch bekleidet, Inghir.
Etr. Mon. II, 15 s. 47. Auf einem unedirten Spiegel umarmt Turan, un-
bekleidet, den Eros als einen Jiingling. Auch die Thalna, welche, Inghir.
II, 10, halbnackt u. mit einer Taube erscheint, war wohl der A. verwandt.
4. Eine solche A. von Erz, der marmornen von Aries ahnlich, das
(PKQOS um die Schenkel, %QV68Ly nKoKUplSus vnoscpiyi-aau KalvnrQy,
beschreibt Ghristodor V, 78; die Art der Bekleidung auch Artemidor
On. II, 37.
5. 6. Von der geharnischten A. Pausan. Plut. Nonnos u. A. Eine
siegreich und martialisch blickende A., ein Weihgeschenk des Sophisten
Herodes, beschreibt Damaskios bei Photios 242. p. 342. Bekk. ; eine sich
in Ares Schilde spiegelnde Apollon Rh. I, 745. Eine solche Figur fmdet
man auf den M. der Colonie Korinth, wahrscheinlich aus Julius Caesar's
Zeit, der die V. victrix verehrte. Damit stimmt die Statue aus dern
Amphitheater von Capua genau uberein, welche den linken Fuss auf einen
[377] Aphrodite, entkleiclet. 579
Helm setzt. Glarac pi. 595. 596. 598. Millingen Un. Mon. II, 4. 5.
M. Borb. Ill, 54. Gerh. Ant. Bildw. 10. Vgl. Winck. W. IV. S. 114.
(Der ebenda gefundne Torso, Psyche genannt, zeigt einen ahnlichen
Gharakter der Formen. Millingen II, 8. Gerhard 62. vgl. E. Wolf, Bull,
d. Inst. 1833. p. 132.) Dieser steht in der Draperie sehr nahe die Venus
von Melos im L. 232 b. (§. 253. A. 2), ein Werk eines Kunstlers von
Antiocheia am Maeander, wenn die Inschr. dazu gehort. Schon im Alter-
thum zweimal (wenn die Hand mit dem ^r\lov auch spater ist) restituirt,
das zweitemal barbarisch. Bekleidet die A. in Dresden, Le Plat pi. 124,
Glarac pi. 595, 1301. Von grandioser Schonheit, obgleich nicht ohne
Fehler. M. Boy, I, 19. Bouill. I, 11. Glarac pi. 340. Erklarungsversuche :
Qu. de Quincy Sur la statue antique de V. decouv. dans File de Milos en
1820. 1821. Glarac Sur la st. ant. de V. victrix etc. 1821. Millingen a. 0.
Dieselbe, eben so gestellte und drapirte, Venus-Figur wird auch mit Ares
als dessen Ueberwinderin gruppirt §. 373. A. 2. Dabei tritt sie, als Welt-
beherrscherin , oft auf eine Kugel, M. Flor. I, 73, 5. Lipp. Suppl. 175.
A. auf einen Helm niederschauend , den sie in der B. halt, mit dem 1.
aufgestiitzten Arm eine Palme oder eine Waffe haltend, auf Gemmen,
Millin P. gr. 23. Hirt 11. Lipp. I, 93-95. II, 80-84. M. Flor. I, 72.
2 — 6 (statt des Helms auch ein Apfel oder eine Taube). Vielleicht das
ylvpfta 'Acpq. evonlov des Caesar, Dio G. XLIII, 43. Eine solche Gemme
des Wiener Cabinets hat die Inschr. AygodsiTrj rt] KVSI^TCO u. Veneri
victrici. Vgl. M. Augusts bei Morelli. In ahnlicher Stellung die V. d'Arles,
L. 282, mit besonders flacher Brust, von Girardon mit Spiegel und Apfel
restaurirt. Unrestaurirt abgebildet bei Terrin La V. et 1'obelisque d'Arles.
Aries 1680. 12; richtig restaurirt Glarac pi. 342. Sonst M. Franc,. I, 3.
Nap. I, 60. Bouill. I, 13. Meyer Tf. 7, 6. Eine Gopie desselben Originals
ist die von Hamilton bei Ostia gefundne, Brit. M. I, 8. Specim. I, 41;
auch die Bouill. Ill, 7, 1 [vgl. auch V. Borgh. V, 7]. Ein Pompej. Ge-
malde zeigt eine Aphrodite in dem hier beschriebenen Gostum der victrix,
ihren Schmuck ablegend und die Lanze ergreifend, M. Borbon. VIII, 6.
[Von einer* andern Venus in Aries der Kopf bei der Ausgrabung des
Theaters gefunden, ein Abguss im Museum zu Bonn N. 157 b.] Halb-
bekleidete A.-Bilder von anderm Charakter und andrer Thatigkeit, als
Portratstatuen, oben §. 205. A. 4. Florentinische sogen. Urania M. Flor.
Ill, 30. Meyer Tf. 11 E. Vgl. die A. mit einem sehr scbonen Kopf,
Aug. 104. An der kleinen zierlichen Statue, Aug. 43, ist die Draperie
modern. Die Hope'sche, Cavac. I, 22, ist sehr zweifelhaft. Vgl.
§. 402. A. 1.
377. Weniger kraftig, von mehr Fiille und Rundung, i
sind die Formen mehrerer Aphroditen-Statuen , welche, beim
580 Mythologische Gegenstande der b. K. [377]
Bade dargestellt , den Schooss mil einem Stiicke des hinten
herumliegenden Gewandes bedecken; eine beriihmte der Art,
im Alterthum ofter nachgebildete, war in Alexandreia Troas.
2 Absichtliche Ueberweichheit und Fliissigkeit der Form en wird
bei dem Hetaerenbilde der Aphrodite Kallipygos wahrgenom-
3 men. Dagegen fand sich die alte Kunst zu der reinsten
Maasshaltung , zu der tadellosesten Darstellung schoner For-
men aufgefordert , wenn die Gottin vollig enthiillt erschien;
die unberiihrte Bluthe der jungfraulichen Formen halt dann
die vollkommne Mitte zwischen den mehr frauenartigen For-
men der matronalen, und den etwas strengeren und krafti-
gern Umrissen der Siegerin Aphrodite; die Kunst erreicht
hier in der Darstellung weiblicher Schonheit das hochste und
4 letzte Ziel. Wenn auch das Bad urspriinglich als die Ver-
anlassung dieser Enthiillung gedacht wird: so verschwindet
doch hier alle Riicksicht auf Handlung; die Statue wird
ganz Symbol des weiblichen Liebreizes, der durch die Aeus-
serung natiirlicher Schamhaftigkeit erhoht wird, und der
5 Weiblichkeit iiberhaupt. Andere Stellungen , welche mehr
Bewegung und Handlung anzeigen, haben ungeachtet der
besondern Reize, die sie entfalten, nicht diese durchgangige
und iiberall gleiche Fulle der Schonheit, wie die vorher be-
zeichneten Hauptbilcler. Hierher gehoren die im Bade kau-
ernde, die sich den Kestos umbindende, ein Wehrgehenk an-
legende, sich beschuhende. Die Anadyomene, in eigentJichem
Sinn, ist kein Gegenstand fur Plastik.
1. Eine den Schooss bedeckende A. im Pall. Chigi, gefunden zu Rom
auf dem Gaelius, an weicher Augen, Stirn, der Ansatz der Haare be-
sonders schon sind, hat die Inschr. : UTCO rye sv TQCOK8it'AcpQo8iTr]$
MrivoyuvTog tnoiet. M. Cap. IV. p. 352 nebst Kupfer. Winck. W. IV.
S. 329. Mit dieser stimmt die im L. 190 aus der Gal. de Versailles.
M. Roy. I, 11. Nap. I, 57. Bouill. Ill, 6, 4. Clarac pi. 343. Vgl. Bouill.
Ill, 7. Glarac pi. 344. Die Dresdner mit einem Badetuch, Maffei Race.
144, Le Plat 133, der Kopf Aug. 61. Die schone A. M. Ghiar. I, 26.
Clarac pi. 610, 1356, mit fremdem Kopf, hat das Gewand miter dem
Schooss zusammengeknupft. [Eine Wiederholung steht im Hinterhofchen
des Palasts Borghese in Rom. Dieselbe Composition in Erz, Antich.
d'Ercol. VI, 17. Eigentlich eine Anadyomene, s. A. 5. Uebereinstimmend
die im Mus. Borb. Clarac pi. 600, 1323, die Haare sich auswindend.
Aehnlich lialb bekleidet, aber die Arme nach unten die in Syrakus,
[377] Aphrodite, entkleidet. 581
G. Grass Reise nach Sicilien II. S. 356. Glarac pi. 608 n. 1344. Politi
sul simulacro di Yenere trov. in Siracusa, Palermo 1826. Nur mit der
einen Hand halt das Haar die im M. Chiaram. I, 25.] — A. vorn ganz
unbekleidet, hinten verhullt, G. di Fir. St. 39. Amalth. I. S. 288. Vgl.'
Glarac pi. 625, 1403. 1405.
2. Ueber die KaMinvyos die Sage von den Madchen in Syrakus,
Athen. XII. p. 554. vgl. Alkiphron I, 39 nebst Bergler's Noten. Die
yf/ladtvoi, ebd. p. 255. Wagn., entsprechen dem £v TOI$ lG%iois ys'Zcog
§. 127. A. 4. Farnesische Statue in Neapel, mit modernem Kopfe -(Finati
M. Borb. II, 255) bei Piran. St. 7. Maffei 55. Glarac pi. 611. [Eine
unter den Erzfigiirchen aus Pompeji nur wenig abweichend, in Arolsen.
In einem Vasengemalde, wovon Hr. R. Rochette Zeichnung besitzt, dieselbe
Stellung. Der beruhmten Statue in Neapel das von Albaccini schlecht er-
ganzte Bein herzustellen , lehnte Canova ab, wie einst in Rom die Maler
das zerstorte Bein der Venus von Apelles nicht herzustellen wagten.] Von
einer andern zu Versailles Winck. W. II. S. 404. [Aehnliche bei Gavall.
St. II, 66 und in Syrakus.]
3. Hier sind zu unterscheiden : 1. die eigentlichen Gopieen der
Knidischen §. 127. A. 4. 2. Die Mediceische A. des Kleomenes §. 160.
A. 3, welche auch auf Rom. M. der Kaiserzeit nicht selten 1st. Dieser
ahneln der Dresdner Torso nebst Kopf, Aug. 27 — 30, so wie der Torso,
Woburn Marbl. 22. 3. Die Gapitolinische , mit derselben Haltung der
Hande, aber minder zusammengeschmiegt, und frauenartiger gebildet, die
Gesichtsziige individueller, hoher Kopfputz; neben ihr ein Salbgefass (Ala-
bastron) mit Badetuch. Wohlerhalten, bis auf die Finger. M. Gap. Ill, 19.
M. Franq. IV, 14. Nap. I, 56. Bouill. I, 10. G. M. 44, 180. Clarac 621,
1384. Goethe's Propylaeen III, 1. S. 151. In derselben Stellung eine von
O. Hamilton 1764 aus dem Gewolbe des Barberinischen Palastes gezogne,
dann in Jenkins, Weddel's, L. Grantham's Handen, Winck. W. II. S. 205.
Heyne Vorles. S. 313. Andre unbekleidete A.-Statuen, M. Flor. Ill, 34;
eine vorziigliche in Hope's Sammlung; eine Labicanische Winck. W. II.
S. 299. Zahlreiche in alien Museen, oft anmuthlos, und durch die Prae-
tension, die sie mfichen, urn so hasslicher. Der Capitolinischen ahnlich
L. 171 u. 380, Bouill. Ill, 6, 2. 4. V. Borgh. 5, 2. 5. Glarac pi. 343;
auch L. 174. Bouill. Ill, 6, 3. V. Borgh. 5, 9. Glarac pi. 344, nur dass
ein Delphin mit einem Amor als Tronk dient ; in Dresden 279. Aug. 86.
Vortrefflicher Torso zu Capo d'Anzo ausgegraben, durch sehr verschiedne
Hande gegangen, jetzt im Brit. Mus., von iippiger Form.' Noehden Amalth.
III. S. 3. Tf. 2. Die Stellung war offenbar eine ganz andre als bei der
Mediceischen , und entspricht mehr der Knidischen. [Einer der schonsten
Torse ist aus Florenz 1843 in das Museum zu Berlin gekommen.]
582 Mythologische Gegenstande der b. K. [377J
5. Die kauernde A., Venus accroupie, vielleicht nach Polycharmos
V. lavans se, Clarac pi. 627—631 1st am schonsten PCI. I. 10. Piranesi
St. 28. M. Nap. I, 58. M. Roy. 11, 13. Bovncdog snotei auf der dabei
gefundnen Basis, vgl. Archaeol. u. Kunst S. 169. Eine andre L. 681f
V. Borgh. 2, 4. M. Nap. I, 59. Roy. II, 10. Bouill. Ill, 7, 2. Glarac
pi. 345, mil erhobnem rechten Arme, zur Artemis restaurirt. Eine andre
ebd. n. 698. Glarac pi. 345; G. Giust. I, 38. Mil Eros binter ihr, Guat-
tani M. I. 1788. p. 57. — Aelmlich auf Gemmen ein Eros sie abtrocknend,
ein anderer sie immer wieder begiessend, Impr. d. Inst. Gent. IV, 22 das
Gewand iiberziehend, Lipp. I, 82 — 86; auf Vasen, von hinten mit Wasser
begossen (wenn es bier A. ist).
Den Kestos, §. 339. A. 3, legt bei Ghristodor 99 eine nackte, u. 288
eine um den Schooss verhullte A. um die Brust (snl OTSQVCOV, upcpi
titt£ol?). So die Bronze Ant. Ere. VI, 17, 3. G. di Fir. Stat. 27. Wicar
I, 65. Gl. pi. 626, 1207. [A. mit dem Kestos um, sitzend, als Hetaere,
zierliche kleine Bronze in Holland. Jahrb. des Alterth.Vereins in Bonn
VIII. Tf. 1. S. 140. Auf einem Basrelief Lancelotti halt Amor den Gestus
in Handen neben der Venus.]
A. sich beschuhend auf Gemmen und in anmuthigen Bronzen: Ant.
Ere. VI, 14 (mit tyilXia und TtsQiGnsMSeg}, eine besonders schone war
bei Payne Knight. Die bei Glarac pi. 610 n. 1354 (Odescalchi) ist der
Herculanischen urspriinglich gleich gewesen. A. sich beschuhend im
Sitzen, Glarac pi. 604, 1320. Eine andre graciose Figur bei Borioni tb. 7.
M. Odesc. 35. In ahnlicher Handlung ein sehr anmuthiger kleiner Torso
im Brit. Mus. R. X. n. 5. Die sitzend sich beschuhende, M. Flor. Ill, 33^
ist stark erganzt.
A. nackt, sich mit Ares Waffen rustend; Eros mit dem schweren
Helme scherzend, neben ihr. Von starken runden Gliedmassen. L. 180,
V. Borgh. 5, 7. Bouill. I, 16. Clarac pi. 343.
A. Anadyomene §. 141, 3. Eine Bronzefigur Millin M, I. II, 28.
[Magaz. encycl. 1803. IV. p. 240]; G. di Fir. St. 89. Glar. pi. 626, 1408.
[nobile signum, Nuda Venus madidas exprimit imbre comas. Ovid A. A»
III, 223. Man denkt an Nachahmung der Anadyomene des Apelles. Eine
vollkommen erhaltene Anadyomene in Syrakus gefunden, Mag. encyclop.
1805. II. p. 167.] Ein Relief der Art in Wiltonhouse. Statue des Hauses
Golonna, Winck. W. VI, 2. S. 216. Gemmen, Lipp. I, 89. 90. In Terra-
cotta kniet oft A. unbekleidet vor einer Muschel, die gleichsam ihre Fittige
bildet. Glarac pi. 605 n. 1343. [Dubois Voy. en Grimee IV. pi. 16, wo
auch eine stehencle u. eine sitzende A. in Terracotta.] Die Purpurmuschel
murex war der A. in Knidos heilig, Plin. IX, 41.
Nackte A. mit einer Blume, im Ungarischen Museum. Gattaneo
Osservazioni sopra un frammento ant. di bronzo rappr. Venere, Milano 1819.
A. -Her men Paus. I, 19, 2. Ob die verschleierten sogen. Aspasia-
[378J Aphrodite in verschiedenen Handlungen. 583
bilder solche sind, wie Payne Knight meint? Vgl. Amalth. III. S. 364.
Die Verschleierung der A. (Morpho) beweist .Paus. Ill, 15, 8, aber die
Architis (Atergatis?) Assyriens, Macrob I, 21, gehort nicht hierher. Die
angebliche V. Archytis im Britt. Mus. Ill, 30 ist nach Glarac pi. 591,
1286 eiri junger Hercules oder Theseus.
378. In Gruppirungen erscheint Aphrodite mit ihrem 1
Kinde Eros haufig in tandelnden Darstellungen , nach Art
der spatern erotischen Poesie; mit den Ghariten, wenn sie
von ihnen geschmiickt wird, nach alter Dichtervorstellung.
Bedeutungsvoller sind die zahlreichen Darstellungen der Aphro- 2
dite als Seegottin, in denen die schonste Geburt der feuchten
Tiefe gern mit den grotesken Wesen verbunden und in Con-
trast gestellt wird, welche die wilde und wechselvolle Natur
des Meers auszudriicken bestimmt sind. Unter den eigenen 3
Liebesverbindungen der Aphrodite (die mit Ares ist schon er-
wahnt §. 373. A. 2) hat die Sage von Adonis, welche
immer viel von der fremdartigen Farbe ihres Ursprungs be-
hielt, die Griechische Kunst der guten Zeit wenig beschaftigt.
Mehr Kunstwerke kniipfen sich an den Troischen My thus an; 4
die Bewerbung um den Preis der Schb'nheit hat die Kiinst-
ler der verschiedensten Gattungen zu mannigfachen Darstellun-
gen, selten indess zu liisternen, veranlasst. Ein sehr vorzug-
liches Bildwerk, Aphrodite die Helena beredend, ihr Verspre-
chen dem Paris zu erfullen, liegt mehreren erhaltenen Reliefs
zum Grunde. Liebenden beistehend, wie dem Peleus zur Er- 5
langung der Thetis, erscheint die Gottin besonders haufig auf
Vasengemalden, thronend oder stehend, immer aber vollstan-
dig bekleidet, da die hullenlose- Aphrodite der spatern Kunst
dem Vasenstyl fremd ist, Nur die Zierlichkeit der Bekleidung 6
und Haltung des Gewandes, so wie die Attribute (Taube,
Jynx, Ease ,^piegel , Blume) machen sie hier kenntlich.
1. A. gruppirt mit Eros §. 376. 377. [Terracotta, wahrscheinlich
A. mit Eros auf dem Arm, Gerhard Ant. Bildw. I, 20.] A. u. zwei Eroten,
Glarac pi. 620, 1406. Von Eroten durch'^die Liifte getragen, auf Vasen,
Millingen Un. Mon. I, 13. Amorn die Waffen nehmend, oft auf Gemmen,
M. Flor. I, 73, 1. Mit Eros und Psyche, in einer Gruppe. Aug. 62. A. von
den Ghariten geschmiickt, beriihmte Gemme, M. Flor. I, 82, 3. Eine
andre, Winckelm. M. I. 31. Als eine hausliche Scene stellt diese Schmiickung,
wohl Brautschmiickung , im Geschmacke der sinkenden Kunst, der Gameo
584 Mythologische Gegenstande der b. K. [378]
bei Lipp. Suppl. 140. Tassie 6424 dar. Eine herrliche [noch nicht wohl
erklarte] Vorstellung ist ?Aphrodite mit Eros im Kreise von Kleopatra,
Eunomia, Paidia, Peitho und Eudaimonia, Stackelb. Tf. 29, an einer
Athenischen Vase.
2. Die meerge borne A. als Madchen von der Thalassa empor-
gehalten, in einem Relief bei Paus. II, 1, 7. Von Tritonen emporgehalten,
auf Gemmen, Hirt 7, 10. Auf einem Seestier unter Eroten, Cameo des
Glykon, G. M. 42, 177. Auf einem Seerosse, bekleidet, nebst Eros, M. der
Bruttier, Noehden 1. Auf Tritonen wagen, M. der Agrippina, G. M. 43, 178.
A. Poseidon's Wagen fuhrend, Vasengem. von Void, Ann. d. Inst. IV.
p. 375. Als Mittelpunkt eines Ghors von Nereiden u. Tritonen, V. Borgh.
I, 12. G. M. 42, 147. Glarac pi. 224. Auf Schmuckkastchen , §. 311.
A. 6. (Zur Erklarung besonders Claudian Nupt. Hon. 144.) Unter Nereiden
in einer Muschel von Tritonen gehalten, L. 384. |Bouill. Ill, 33, 1
(vgl. 2). Glarac pi. 224. A. als Euploea auf einem Stuhl mit vor ihr
aufgespanntem Segel, das sie fortzieht, Vasengem. b. Stackelb. Tf. 28.
A. in einer Muscbel auf dem Meere, Facher in der Hand, Wandgemalde,
M. Borbon. V, 33. A. als Fischerin mit Eros, Pompej. Gemalde, M. Borbon. II,
18 u. IV, 4. Zahn 18. Gell N. Pompej. 42. Gemme, Tassie pi. 41. 6316.
Haufig fmdet sich in der alten Kunst eirie von einem Schwan
durch die Liifte, fiber Gewasser, getragne Frau. Auf Vasengemalden,
Millin II, 54; Inghir. Mon. Etr. V, 38; Millingen Gogh. 21; Laborde I, 27
(in Delphi, wie der Omphalos zeigt), besonders schon bei Gr. Ingenheim,
Gerh. Ant. Bildw. 44; Terracotta's, Gornbe 72. [Boettiger Kl. Schr. II.
S. 184. Tf. 3] (eine ahnliche in Berlin, wo Amor neben der A.); Spiegeln,
Inghir. II, 32; Gemmen, Bracchi- II, 84. Stosch Gemmae 43. Tassie pi. 21,
1187. A. nach Creuzer Abbild. S. 23 A.; eine Kora-A. nach Gerhard,
Kunstbl. 1825. S. 66. Prodrom. S. 93; nach Andern Leda, auch Kyrene,
[die nach Afrika entfuhrt wird, wie Aegina durch den Adler, Europa durch
den Stier, Rhein. Mus. 1834. S. 498. vgl. 0. Jahn Ann. d. I. XVII.
p. 363—372. 404] eine der vielen Weisen, eine schone Frau zu ehren,
nach Boettiger (Urania 1824). Eine A. mit blossem Busen , sonst ver-
hullt, auf einen Schwan tretend , giebt Glarac pi. 345 aus dem L. 415, 4.
A. mit einem Schwan auf dem Schoos, auf Vasenger^ilden , z. B. M.
Blacas pi. 7.
3. A. in Verhaltniss zu Ares u. Hephaestos §. 367, 2. 372, 2.
Adonis Zug auf die Jagd, Gemalde Terme di Tito 43. Vom Eber zu
Boden geworfen und in den Schenkel verwundet, deutlich in den Reliefs
G. Giust. II, 116; L. 424.. Bouill. Ill, 51, 3. Glarac pi. 116. vgl. Welcker
Ann. d. Inst. V. p. 155. In A. Armen sterbend, Gemalde bei Mengs,
§. 210. A. 4. G. M. 49, 170; M. Borb. IV, 17 (mit zwei wemenden
Eroten). M. Borb. IX, 37. Statue des verwundeten Adonis? PG1. II, 31.
[378] Aphrodite, Gruppirimgen. 585
[§. 391. A. 1. 0. Jalm u. de Witte fiber die Vorstellungen des A. Ann. XVII.
p. 347. 387. M. d. I. IV, 23. 24 bis. A. u. Adonis Gerhard Etr. Spiegel
I, 111-^117. Der todtlich verwundete Adonis E. Braun Zwolf Basrel. aus
Palast Spada Tf. 2, Bull. 1846. p. 56.] Schone Terracotta aus einem
Grab in Nisyros, A. u. Adonis (?), A. mit Phrygischer Miitze u. Gewand
iiber den Riicken. Thiersch Vet. artif. op. veterum poet, carmin. goptime
explicari 1835. tb. 5. Besuch der A. bei Anchises, Relief von Paramythia,
§. 311. A. 5 (nach Andern A. u. Paris). Auf M. von Ilion, Pellerin Rec.
Ill, 134, 7. In einem Gemalde von Pompeji, Zahn Ornam. 28.
4. Ueber den Wettkampf vor Paris R. Rochette M. I. p. 260.
Die drei Gottinnen bei Hermes, Schale von Volci, R. Rochette pi. 49, 1.
Der Zug nach dem Ida auf alterthumlichen Vasen, §. 99. N. 5, von Volci
Ann. d. Inst. III. p. 143. 153; das Urtheil auf neuern (in Volci mit bei-
geschriebenen Namen), Gerh. Ant. Bildw. I, 25 (auch R. Rochette pi.
49, 2. A. mit Jynx u. Taube), 32. (vgl. Hyperb. Rom. Studien S. 155.)
33. (A. mit Schleier u. Eros), gewiss auch 43. Ann. d. Inst. V. tv. E.
Der Gegenstand verliert sich auf Vasen Unteritaliens ganz in's Unbestimmte
und Willkurliche, Gott. G. A. 1830. S. 2020. 1831. S. 1483. Auch die
Vase M. I. d. Inst. 57 A. gehort hierher (Artemis Astratia u. Apollon
Amazonios nach Ann. V. p. 255, wo auch p. 339 zu tav. d'agg. E. F.
wunderliche Erklarungen). Mitunter stellt sich nur A. dem Paris dar, wie
Millingen Un. Mon. I, 17. Das Urtheil des Paris in Wandgem. G. M.
147, 537 ; Etrusk. Sarkophagen, Inghir. G. Omer. 9 [ist von der Romischen
Ara des Faventius; an Etr. Sarkophagen ist kein Beispiel] und andern
Reliefs, L. 506. Clarac pi. 214; R. Rochette pi. 50, 1; Bartoli Adm. 4;
Etrusk. Spiegeln, Gori II, 129?; Ann. d. Inst. V. tv. F.; Lampen, Passeri
II, 17; M. von Alexandreia, G. M. 151, 538; Gemmen, G. di Fir. Int. 22,
1. 2 (wo der Gegenstand travestirend behandelt ist). [Vase mit der Zu-
riistung der Gottinnen zum Gericht im Bull. Napol. I. tv. 5. 6 u. in den
Mon. d. I. IV, 18. 19, Ann. XVII. p. 132—215, wo 68 Vasen, zusammen
116 Monumente beschrieben sind. Gerhard Etr. Spiegel II, 182—222.]
A. (nebst Peitho) Paris und Helena vereinigend auf dem schonen
Relief des Duca die Caraffa-Noja, jetzt im K. Museum zu Neapel, Winckelm.
M. I. 115. W. II. S. 520. VII. S. 417. G. M. 173, 540. Neap. Bildw.
S. 69. M. Borb. Ill, 40. Inghir. G. Omer. 10. Entsprechend das ex hortis
Asinii Poll, im Vatican (mit der Apollon-Statue) bei Guattani M. I. 1785.
p. XL1. Zum Theil auch das Vasenrelief, wo nur die den Hymenaeos auf-
fuhrenden Musen zugefiigt sind, (Jenkins) Le nozzi di Paride ed Elena.
R. 1775. Tischb. Homer V. S. 11. [Specimens II, 16.]
5. S. Welcker ad Philostr. p. 622, besonders Millingen Un. Mon. I,
10 u. A. 1 auch hier mit Peitho zusammen).
586 Mythologische Gegenstande der b. K. [379]
6. Thron der A., mit ihren Attributen (auch der Spindel) artig
geschmuckt, Gemalde Ant. Ere. I, 29.
11. Hermes.
379. Herrnes stand in der Religion der Urbewohner
1 Griechenlands in dem Kreise der Chthonischen Goiter, der
aus der Tiefe Friichte und Seegen heraufsendenden Gewal-
ten; diesen Heilsgott setzte das alte Griechenland als den Ge-
ber alles Guten (dwrwo gdaw , kgiovvioq , axajo/rTjg) auf
alle Strassen und Wege, auf Aecker und in Garten, in der
Form eines mit einem bartigen Kopfe und einem Phallos
2 versehenen Pfahles. Allmahlig ward aber der tellurische See-
gensgott immer mehr zu einem okonomischen und merkantili-
schen Gotte des Gewinns und Verkehrs (x«£#cJog); vor alien
verehrten ihn nun die den Verkehr der Vorwelt vermitteln-
den und in mannigfachen Lebensgeschaften gewandten Herolde.
3 Durch diese erhielt er die Gestalt, in der man ihn sich im
Ganzen auch in der altern Poesie denken muss : eines tiichti-
gen, kraftigen Mannes mit starkem spitzen Barte, langen
Haarflechten , in einer zuriickgeschlagenen Chlamys, dem fur
rasche Bewegung geeignetsten Kleide, mit einem Reisehut,
Fussfliigeln, in der Hand das oft einem Scepter ahnliche
4 Kerykeion (caduceus). So zeigen ihn die alteren Kunstwerke
durchgangig.
1. Oben §. 67. A. 345. A. 2. Wahrscheinlich 1st die Pfeilerbildung
des H. so alt wie der Gott selbst, da *EQ[irj$ deutlich mit %(>[*>&, ££^a£ zu-
sammenhangt : woraus erhellt, dass die Ursprunge der Religion und der
Bildkunst hier ganz zusammentreffen. Phallische Hermen von einfachster
Art; oft vor Demeter stehend; dann mit dem Hermes mit Caduceus u.
Petasus auf M. von Sestos ZHZTI, 2H, ZA Schreiber Munchner Abhdl.
Philol. I. Tf. 1, 5— 14. p. 105. Tyrrheni Pelasgi (RR.). Der grosste Theil der
jetzt meist dem alten Racchus zugetheilten Hermen muss (nach Zoega de
obel. p. 221 und Millingen Un. Mon. II, 11. p. 18) dem Hermes zuruck-
gegeben werden [vgl. Visconti M. PioGl. VII. p. 101] ; z. R. der Kopf M.
Nap. I, 6, wo weder grosse Fiille weicher Haare, noch eine Kopfbinde, noch ein
Epheukranz den Dionysos charakterisiren, der Kopf mit dem Keilbart und der
athletisclien Rinde, Guattani Mem. V. p. 139, der Rrit. M. II, 19. Opfer eines
Rockes vor einer solchen Herme, Vasengem. von Volci, Micali 96, 2. [Herme
des H. Dolios, bartig, mit dem Hut, Paus. VII, 27, 1.] Eine Herme auf einen
[380] Hermes, altere und jungere Bildung. 587
Thron gestellt, M. von Aenos, Allier de Haut. pi. 3, 3 (nicht richtig er-
klart). Als Bezeichnung des Chthonischen Gottes standen Hermen auch
auf Grabern, Gic. de legg. II, 26. Das Alterthum wandte dergleichen
Hermen uberall an, selbst als Spinnrocken, ysgatv genannt, Pollux, VII,
16, 73, an Bettstellen, Etym. M. p. 376. vgl. Ant. Ere. VI, 65, als Trager
von Vorhangen, PCI. V, 22. Dreifache Hermen §. 67. A. [Die Herme
Chablais, Dionysos, Hermes, Kora oder Liber, Libera u. Mercurius, Ger-
hard Ant. Bildw. I, 41. Beschreib. Roms II, 2. S. 258.]
3. Bei Homer ist H. xparu's, cooxog, aber TTQCOTOV vnrjv^rrjs^ TOV
nsQ XccQisGrctTr) Tj/??; nur in einer Verwandlung; doch hat diese Stelle auf
die spatre Kunst grossen Einfluss gehabt. S. Lukian de sacrif. 11. Den
Keilbart hatten nach Pollux IV, 138 auch die Boten der Buhne. Das
Fliegen mit den nsdilois wird vvenigstens II. XXIV, 345. 347 dem Schreiten
auf das bestimmteste entgegengesetzt ; und sicher sind die Flugelschuhe
des dem H. verwandten Perseus am Hesiodischen Schilde 220. vgl. §. 334.
A. 1. H. mit grossen Schulterflugeln, Vasengem. von Volci, Micali 85.
Die Kopffliigel, sind jiinger. Der caduceus ist urspriinglich der Olivenstab
mit den GTSfipaGiv, die hernach in Schlangen ausgebildet werden. Boettiger
Amalth. I. S. 104. Stellen iiber H.-Schlangen (zuerst bei Sophokles, nach
Hesych s. V. SQUKOVTU) bei Plum ad Pers. I, 113. p. 150. Auf Vasen
von Volci hat H. oft eine blosse Ruthe.
4. So an der Ara Borghese, der runden Capitol. Ara (§. 96. Nr. 22,
das Capitol. Puteal hat eine jungere Figur des H. aufgenommen), auf der
Vase des Sosibios (§. 363. A. 3), auf der Gemme des Aetion, G. M. 50, 205
u. andern, Lipp. II, 117, auf Vasen, §. 99, 3. 5. Millin Vases. I, 70.
Tischb. IV, 3. So in alien von Volci, Ann. III. p. 44. Der Kopf des bartigen
H. auf M. von Gaulos (mit dem Caduceus) ; eben so ist der spitzbartige Kopf
mit den angebundenen Fliigeln auf M. der g. Titia, Morelli 1, zu benennen.
380. Die hohere Ausbildung der Hermes-Gestalt ging \
indess von den Gymnasien aus, denen der Gott, als Spen-
der leiblichen Wohlgedeihens, seit alien Zeiten in phallischen
Pfeilerbusten vorgestanden hatte. Sie wird wahrscheinlich 2
erst der jungern Attischen Schule, nach dem Peloponnesischen
Kriege, verdankt. Jetzt wurde er der gymnastisch vollendete 3
Ephebos mit breiter ausgearbeiteter Brust, schlanken aber
kraftigen Gliedmassen, welche besonders durch die Uebungen
des Pentathlon (Lauf, Sprung, Discus) ihre Ausbildung
erhalten haben ; seine Bekleidung die der Attischen Epheben,
eine Ghlamys, welche meist sehr zusammengezogen erscheint,
und nicht selten der Petasos als Bedeckung des Kopfes, dessen
588 Mythologische Gcgenstande der b. K. [380]
Haar nach der Sitte der Junglinge in diesem Alter kurz
abgeschnitten und wenig gelockt erscheint (axayiov §. 330, 1).
4 Die Ziige des Gesichts geben einen ruhigen und feinen Ver-
standund ein freundliches Wohlwollen kund, welches sich auch in
der leisen Neigung des Hauptes ausspricht ; sie erstreben nicht
das Edle und Stolze des Apollon, aber haben, bei breiteren
und flacheren Formen, doch etwas ungemein Feines und An-
5 muthiges. Unter den Statuen unterscheidet man erstens eine
Classe, in welcher das Hermes-Ideal sich offenbar am hoch-
sten steigert; reife Jiinglingsgestalten , voll gediegner Kraft,
deren Ausdruck im Gesicht mit einem sanften Lacheln zusam-
menschmilzt, ^in fester ruhiger Stellung, die Ghlamys von
dem Prachtbau der Glieder zuriickgeworfen und urn den lin-
ken Arm gewickelt ; wo Hermes offenbar als Vorsteher gym-
nischer Uebungen und Ertheiler leiblicher Kraft gefasst ward,
6 wie auch der Palmbaum daneben andeutet. Daran schliessen
sich ahnlich bekleidete Statuen, wo indess der Gestus des er-
hobnen rechten Arms zeigt, dass Hermes als Gott der Rede-
gewandtheit, als Hermes Logics, zu fassen sei: eine Vor-
stellung, die sich aus der des Gewinngottes und des Gotter-
7 herolds sehr leicht und natiirlich hervorbildete. Als Ausrichter
der Befehle des Zeus sieht man ihn halb sitzend und halb
schon wieder aufspringend um davon zu eilen; bisweilen in
Bronzen sich keck durch die Liifte schwingend ; auch von langer
Reise ausruhend, wobei er aber den Arm nur auf einen
Pfeiler stiitzt, nicht iiber das Haupt schlagt : eine Bewegung,
die fur Hermes zu weich und nachlassig ware. Der Beutel
war in der spatern Zeit unlaugbar ein Hauptattribut des
Hermes; wenn auch bei Statuen meist erganzt, findet er sich
doch an Bronzen, die besonders aus den Lararien Rornischer
Kaufleute und aus dem in Gallien und dem benachbarten
Zehentlande sehr verbreiteten Cult des Gottes stammen mo-
gen, sehr haufig.
1. Hermen in Palaestren PCI. V. 35. 36 u. oft. Gyrrmastische In-
schriften daher haufig auf Hermen. Jngendliche Hermen halten auch die
regula, v6nHr)£, im Hippodrom, Anth. Pal. VI, 259. Gassiod. Var. Ill, 51.
Schol. Juven. VIII, 53. Suidas s. v. vanL Mosaik bei Laborde, Mos.
d'ltal. pi. 9. 15, 7. Zwei bartige Hermen in Berlin scheinen eben diese
Bestimmung gehabt zu haben. Statuen Glarac pi. 656 — 666.
[380] Hermes ausgebildete Gestalt. 589
2. Dass Praxiteles den H. in jugendlich anmuthiger Gestalt bildete,
erhellt aus den §. 127. A. 2 am Schlusse angefiihrten Bildwerken. Die
Etr. Spiegel zeigen den H., Turms genannt, regelmassig in dieser Form.
S. besonders den, wo ein jugendlicher Zeus, Tinia, zwischen Hermes u.
Apollon steht, Dempster Etr. reg. I, 3. H. alterthiimlich aus guter Zeit,
bartig, einen Schafbock um den Hals tragend, Glarac pi. 658. n. 1545 B.
aus der Pombrokeschen Sammlung.
3. H. als Diskobol, Impr. d. Inst. II. 12, als Laufer A. 7. -
Schone Beschreibungen des Hermes-Costums bei Ovid M. II, 734 (chlamy-
demque ut pendeat apte, collocat, ut limbus totumque appareat aurum)
und Appulej. de magia p. 68. Bip. (facies palaestrici succi plena — in
capite crispatus capillus sub imo pilei umbraculo apparet — festive circa
humeros vestis constricta). Yom Petasos des H. Arnob adv. gent. VI, 12.
H. mit herabhangender Chlamys auf Gemmen, Lipp. I, 137. 138. 142.
143. II, 127. G. M. 51, 206.
4. [Galen Protr. ad litt. addisc. 3 IGT\ ds yctidgbs psv rag oipsis,
SsSoQxs ds dQifiv. H.-Kopf mit dem Petasos (welcher eine gewolbte Form
und keine Krampe hat) auf der M. (von Siris?) N. Brit. 3, 18, und den
von Aenos, ebd. 4, 15. Mionn. Suppl. II. pi. 5, 4, von Katana, mit
Aehren um den Petasos, Torremuzza 22, 15, der g. Mamilia, Papia, Se-
pullia. Schoner Kopf des H. , von jugendlicher Weichheit , bei L. Lands-
down Spec. 51. Reifer, von besonders gescheutem Ansehn, Brit. M. II, 21.
Ueber einen andern Kopf in England vgl. Winck. W. IY. Tf. 7 a. Hirt
8, 1. Gernmenkopfe, Lipp. I, 129—132. M. Flor. I, 69.
5. So der sog. Antinoos von Belvedere (Lantin), von Visconti als
H. erkannt, nach der Farnesischen Statue und dem Gemmenbikle, Lipp. I,
133. Hirt 8, 4. S. Race. 3. PCI. I, 7. vgl. tv. agg. M. Franc,. IV, 15.
Nap. I, 52. Bouill. I, 27. Sehr ahnlich ein H. von Tor-Golombaro bei
L. Landsdown; auch der aus der Richelieu'schen Sammlung L. 297,
M. Franq. II, 8. Nap. I, 53. Bouill. I, 26 ; auch der Torso in Dresden 97.
Aug. 54 u. a., vgl. Gerhard, Beschr. Roms II, II. S. 142. Eben so auf
M. von Adana, N. Brit. 10, 14. Vgl. auch PG1. I, 6. G. M. 88, 209.
[Vier Wiederholungen giengen neulich nach England nach Petit Radel im
Mus. Napol. I, p. 123, den Fund von zweien bezeugt Mus. PioGl. VI, 29.
Seine Erklarung bestatigt Visconti gegen Zoega Bassir. tv. 2. not. 30 (vgl.
die Uebers. von Welcker S. 38 f.) PioGl. VII. p. 92 u, im Mus. Franc,.,
wo er auch eine der Statue nachgebildete Gemme bei Fr. Dolce n. 34
anfuhrt. Gleich ist auch ein Erzfigiirchen bei Caylus I. pi. 68.] H. der
Athlet, nach Andern Meleager Specimens II. pi. 37. H. bringt eilig Palme
und Kranz. Impr. d. Inst. Gent. IV, 17.
6. So der Ludovisische H., Maffei 58. 59, ahnlich dem sog. Ger-
manicus, von dem §. 160. A. 4. Die R. erhebt der bronzene H. des
590 Mythologische Gegenstande der b. K. [380]
Wiener Cabinets, aus Klagenfurt, in heroischer Grosse, der zwar ohne
Attribute ist (die vielleicht aus Silber angefiigt waren), aber ganz die
Bildung des Gottes. Vgl. die Herausg. Winck. V. S. 451. Auf Gemmen
hebt H. oft die Hand bedeutungsvoll gegen das Gesicht, M. Flor. I, 70, 2.
Lipp. I, 134. Auch halt er eine Rolle, M. Flor. I, 69, 4.
7. Von der erstern Art ist die vortreffliche Bronzestatue , Ant. Ere.
VI, 29—32. M. Borb. Ill, 41. G. M. 51, 207, mit sehr langen Schenkeln,
wie wohl im Ganzen 01 dgofiiKoi TCOV 'Egpcov (Philostr. Her. II, 2) ge-
bildet wurden. Aebnlich sitzt H. oft in Bronzen, wie um eben aufzu-
springen, [vgl. Facius Collect. S. 183. Die schone Statue auch b. Piroli
V. 14. 15. Clarac pi. 665, 1522. D. A. K. II. Tf. 28 (»in Erwartung eines
Auftrags«), Winckelm. W. V. S. 142. Rathgeber Notte Napolit. Gotha 1842
bezieht die Statue auf Fischfang wie an der Vase §. 356. A. 5 , was 0.
Jahn Ztschr. f. AW. 1844. S. 183 zu rasch zugiebt. Die Bewegung beider
Hande hat den Ausdruck der Ruhe, nicht des Angelns; u. die Composition
wiederholt sich ofter wie in dem Erzfigiirchen von Pafamythia Specimens
II, 21, in einem des Collegium Romanum in Rom, in einem mit Attributen
Bull. Napol. 1844. p. 121 , wobei Minervini die Rathgebrische Erklarung
ablebnt, in einem im Mus. Bresc. tv. 41, 1. p. 142 s. auch in geschnittenen
Steinen, z. B. dreien des Hr. Herz in London. An einer Vase in Mimchen
empfangt H. sitzend den Trunk, als eiliger Bote.] H. sitzend auf einem
Felsen, mit seinen gewohnten Attributen, neben ihm em Ziegenbock u. ein
Schafbock mit einem gefliigelten Genius darauf, der eine Traube halt, einer
Schildkrote u. einer Eidechse, Traumgott; Erzfigiirchen edirt von Orti,
Verona 1834. Bull. 1835. p. 13. Christodor 297 beschreibt einen H. mit hoher
gesetztem r. Fuss, an dem er mit der R. den Schuh heraufzieht, wahrend
die L. sich auf das Knie stiitzt, den Blick nach oben gerichtet, um die Be-
fehle von Zeus entgegenzunehmen ; also ganz in der Stellung des sogen. Jason.
Ein sich durch die Luft schwingender , sehr schlanker H. von selt-
samer Art bei Dorow Denkm. der Rheinisch-Westph. Pr. 7. Ein laufender
sehr vollstandig bekleideter H. als Diener der Fortuna, Wrandgem. M. Borb.
VI, 2. vgl. Petron. 29. Ein ausruhender, mit iibereinander geschlagnen
Beinen stehender und sich aufstutzender H. von zarter Gestalt, M. Flor.
III, 38. Galler. 130. Amalth. III. S. 206. Thiersch Vet. artif. opera cet.
tb. 6. p. 28, ein schoner Satyr Ampelos, der Hut ist neu. H. in derselben
Stellung, knabenartig, im Magazin des L. Clarac pi. 349.
8. S. Ant. Ere. VI, 33. 34 und besonders die wunderschone
(doch wohl sicher echte) Bronze, mit der an der L. herabhangenden
Chlamys, bei Payne Knight, Spec. I, 33. [Hirt bezweifelte nur,
class sie bis ins Polykletische Zeitalter hinaufreiche.] Statue im L.
263. V. Borgh. I, 2. Clarac pi. 317. Lipp. I, 135. II, 123.
[381] Hermes in verschiedener Thatigkeit. 591
124. H. dem Poseidon ahnlich auf einer Prora stehend, Lipp. II, 125.
126. Suppl. 200, ist wohl Gott des Seehandels.
381. Hermes, den Opferanrichter (auch das gehort zu i
clem alten Amte der Keryken); den Beschiitzer des Viehes, 2
besonders der Schafheerden , welcher mit jenem eng zusam-
menhangt; den Leier-Erfinder , dem darum die Schildkrote 3
heilig ist ; endlich den Seelenfiihrer und Wiederbeleber der 4
Todten, sieht man meist in Kunstwerken von geringerem Um-
fange. Den kleinen Rinderdieb aber hat ein Bildhauer mit 5
derselben Schalkheit und schelmischen Freude an eigner Schlau-
heit auszustatten gewusst, die der Homerische Hymnus so un-
iibertrefflich schildert. In seinen Liebesverhaltnissen, wovon 6
einige ausgezeichnete aber schwer zu erklarende Darstellungen
auf uns gekommen sind, zeigt Hermes viel von der derb-
sinnlichen Art , die ihm von jeher eigen war. Ueberall zu 7
brauchen und stets dienstgefallig, ist Hermes auch in grossern
Oompositionen , so selten er eine Hauptrolle spielt, als Fuh-
rer, Geleitsmann, Ueberbringer (besonders von- Sauglingen
an ihre Nahrerinnen) , mitunter auch als scherzhafter und
possierlicher Gesell, eine sehr gewohnliche und immer ange-
nehme Erscheinung.
1. H. als Opferanrichter, den Widder berbeifuhrend, mit Hindeutung
-auf den 'E. x^ioqpo'pog, zugleich ' eine Patere haltend (vvie bei Aristoph.
Frieden 431 u. Gic. de div. I, 23 als GitevScov) . Relief PCI. IV, 4. Der
Obertheil dieser Figur in lapis lazuli mit der Umschr. bonus Eventus, im
Miinzcabinet des Brit. Mus. (ob antik?). Aehnlich gedacht ist das Yasen-
gem. Millin Vases I, 51 a. G. M. 50, 212. vgl. §. 300. N. 1. H. mit
Caduceus und einem Reh? Skarabaeus, Impr. d. Inst. Gent. Ill, 6. Einen
Widder fiihrt H. auch an dem Gapitolinischen Puteal, Winck. M. I. 5. er
tragt ihn auf der Schale des Sosias, §. 143, 3). Schoner H., einen Widder-
kopf anf einer Schale tragend, Lipp. II, 122. Als Opfergott tritt H. in
den Reliefs bei Zoega II, 100. M. Gap. IV, 56. Bouill. HI, 79 den Zugen
andrer Gotter voraus, und steht dem Altar zunachst. Bei Opfern auch auf
den Vasen von Volci, Ann. II. p. 140.
2. H. auf einem Widder sitzend, schone Statue, Guattani M. I. 1786.
p. XLV. Glarac pi. 656, 1529; Lipp. I, 140. M. Flor. I, 71, 8 (wo Aehren
sich vor H. erheben). Mit Widdern fahrend, Lipp. I, 139. H. liegend,
einen Widder zu Fiissen, auf Vasen von Volci, Ann. III. p. 147. H. mit
Bockshornern , ein Bock neben ihm, in einer Silberarbeit , Dorow Rom.
Denkm. von Neuwied Tf. 14.
3. Die Leier einrichtend auf einem Bronzespiegel, Mazois Pompej. II.
O. M ull er ' s Archaeologie. 4. Aufl. 38
592 Mythologische Gegenstande der b. K. [381 J
p. 2. Mit der Schildkrote, als Leier-Erfmder, M. Nap. I, 54. Mercur als
Erfinder der Lyra, Statue, sitzend, mit Laute und Plektrum, Nibby Mon.
scelti d. V. Borgh. tv. 38. p. 128. Zweifelhaft? Die Schildkrote auf einer
Patere tragend, P. M. Paciaudi, Ueber eine statuetta im Cabinet des
Marchese dell' Ospital. N. 1747; Impr. d. Inst. II, 11. Streit mit Apoll
fiber die Lyra?, Vasengem. Panofka Ann. II. p. 185. [H. mit Laute und
ein Satyr 'OQfifiK^os^ Amphora aus Volci, Gerhard Etr. u. Gampan. V.
Tf. 8. H. lautespielend zwischen tanzenden Panen, M. d. I. IV, 34. vgl.
Ann. XVIII. tv. N. Kylix. H. mit der Laute das. 'tv. 33 mit tv. d'agg. L. M.
H. lautespielend, Ternite Pompej. Gem. bei Reimer Heft 3. Tf. 3.]
4. Psychopompos, die Psyche iiber die Styx tragend, Millin P. gr. 30.
G. M. 51, 211, und aus der Unterwelt heraufholend, Winck. M. 1. 39 (wo
eine Schildkrote den Petasos bildet), auch M. Flor. I,. 69, 1; H. einen
Schatteri evocirend Impr. d. Inst. Ill, 7. 8; mit clem aus der Erde oder
einer Urne hervorkommenden Gerippe, Impr. d. Inst. I, 12. 36. Lipp.
Suppl. 204-6. Wicar G. de Flor. II, 19. M. Flor. I, 70, 6. Tassie pi. 30,
2398—2402. Vgl. G. M. 343. 561. Eine e-igenthurnliche Darstellung des
Hermes Psychopompos ist die auf einer Griechischen Grab-Stele, M. Veron.
51, 9, wo EPMHZ der verhiillten Figur der FH den Beutel — hier als
Symbol der Lebenskraft genommen — iibergibt. Ganz dieselbe Handlung
stellt das Pompej. Gemalde dar, M. Borbon. IX. 38. H. gibt der Fortuna
den Beutel (I. M. I. r. d. I. IV, 14. cf. Petron. 2 a.); ahnlich ein Hermes-
Beutel, Panofka M. Blacas p. 77. Die Persephone fuhrend, §. 358. Bei den
Unterweltsgottern, §. 397. Bei der Darstellung der Menschenschicksale, §. 396.
5. Schon entworfne, minder gut ausgefuhrte Statue des H. als Knaben,
PCI. I, 5. Clarac pi. 655, 1507. Eine Wiederholung L. 284. V. Borgh.
Port. 7. 'Clarac pi. 317. Aehnlich auf einer Gemme, Lipp. Suppl. I, 186.
Zur Erklarung Philostr. I, 26. [H. als Kind in die Windeln eingernantelt,
wegen des Diebstahls sich vertheidigend , nach dem H. in Mercur. 305,
Statue im Palast Spada zu Rom. H. als Rinderdieb in der Wiege, Kylix
im Mns. Gregor. II, 81, 1. 2. Gerhard Archaeol. Zeit. III. Tf. 20.] H. mit
Maia auf einer Vase von Volci, Ann. III. p. 143.
6. H. in ,der angedeuteten Manier ein junges Madchen (wohl Herse)
liebkosend, schone Statuengruppe, Cavaler. II, 30. Guattani Mem. V. p. 65.
vgl. Winck. IV. S. 84. Die Gruppe bei Clarac pi. 667, 1545 A. stellt
schwerlich H. vor. H. einem halbnackten Madchen bei einer Priapus-
Herme nahend, Pompej. Gemalde, M. Borb. I, 32. (Mercuric e Venere.)
H. ein Madchen verfolgend, auf Vasen, Millin Vases I, 70, auch von Volci,
Ann. III. p. 143. Vgl. das Relief L. 338. Clarac pi. 202.
7. H. gruppirt mit Hephaestos (nach Visconti) L. 488. V. Borgh.
6? 6. Bouill. I, 22. Clarac pi. 317. G. M. 84, 338*. £ehr zweifelhaft ;.
1382] Hestia. 593
nach R. Rochette M. I. p. 173. pi. 33, 2. Orest und Pylades. H. mit dem
Dionysoskinde (nach Praxiteles) §. 384. A. 2; dem kleinen Herakles, in
einem interessanten Vasengem. von Volci, Micali tv. 76, 2, Relief, PCI.
IV, 37; dem kleinen Arkas auf M. von Pheneos, Landon pi. 44. Stein-
biichel Alterthumskunde S. 105. Welcker Zeitschr. f. a. K. S. 518. Pompej.
Wandgemalde, H. gibt dem Argos? die Syrinx, die kuhformige To dabei?
[ohne Zweifel], M. Borbon. VIII, 25. S. §. 351. A. 4. H. als Argostodter
auf einer Vase von Volci, Broendsted Vases found by Gampanary 1. Argos
TIANOIIZ. Vgl. Moschos II, 44. Ann. d. Inst. IV. p. 366. vgl. III. p. 44.
Bei Ares Ehebruch, als Scherzredner , §. 367, 2. Bei Paris, §. 378, 4.
Bei Alkmene, §. 351. A. 5. Als nofincdos, bei Apollon, Herakles, Orest,
Odysseus u. A. Bei der rpv^oGTCcaicc, §.415. A. 1. In grossern Gottervereinen.
H. Insignien von Eroten gefahren und getragen, Relief in Elfenbein,
Buonarroti Medagl. ant. 1. G. M. 51, 214. (Der Hahn bezeichnet den
tvayaivios, Lipp. I, 135. II, 123. Bartoli Luc. II, 18.) Vereinigt an dem
Altar bei Griv. de la Vine. Antiq. Gaul. pi. 35, wo auch der, Phallus
nicht fehlt. H.-Opfer Passeri Luc. I, 101.
12. Hestia.
382. Der Heerd, an welchen sich Ansassigkeit, hausli- i
ches Leben und geordneter Gotterdienst ankniipfen [§. 286,
6], war den Alten Symbol des ruhigen Mittelpunkts ,. um
den ein wechselgestaltiges Leben sich mannigfach bin und her
bewegt. Ihn stellt Hestia vor, der nothwendige Schlussstein
des Zwolfgotter-Systems , in welchem sie sehr passend mit
dem Opfergott Hermes zusammengestellt wurde. Die Ge- 2
stalt dieser Gottin, welche auch vorziigliche Kunstler [wie
Skopas] bildeten, ist die einer Frau in matronalem Gostiim
doch ohne den Gharakter der Miitterlichkeit , ruhig stehend
oder thronend, von breiten kraftigen Formen und einem ern-
sten Ausdrucke in den klaren und einfachen Gesichtsziigen.
1. MBGOJ o/'xeo KUT' &Q s£ezo, Horn. H. auf Aphrod. 30. Mit Hermes
verbunden, H. auf Best. 7. vgl. Paus. V, 11, 3.
2. Die Statue, G. Giust. I, 17, mit dem pfeilerartig behandelten Ge-
wande, ist von Hirt mit Recht Hestia genannt worden. Vgl. Herausg.
Winckelm. VII. Tf. 4 a. [von Zoega Hera : Basrel. Synopsis of the Contents
of the Brit. Mus. p. 120, ein junger Mann gekranzt von Hestia und Athene.
In Velleja wurden 1816 im Juni nach den Zeitungen unter mehreren
Statuen zwei der Vesta gefunden. Hestia unter den zwolf Gottern des
grossen dreiseitigen Gandelaberfusses Borghese und des Gapitolinischen
Altars.] Buste des M. Gapit. Hirt. 8, 9. Zwei Hermen im Casino Rospigliosi,
594 Mythologische Gegenstande der b. K. [383]
Gerhard A. Bildw. I, 81, 1.2. An der Schale des Sosias §. 143 sitzt sie
verschleiert neben Amphitrite; sonst in Volci, Ann. III. p. 141. Auf
Rom. M. mil Palladion und simpulum. Pedrusi VI, 29, 7. 8. Hirt 8, 11. 12.
Eben so wird auch die VESTALIS Claudia dargestellt, Morelli Claud. 3.
Kopf der Vesta auf M. der g. Cassia, Morelli 1. 3 ff. G. M. 334, u. a.
Tempel 335.
B. Die iibrigen Gottheiten.
1. Dionysischer Kreis.
a. Dionysos.
1 383. Der Gultus des Dionysos hat mehr als die bis-
her genannten den Gharakter eines Naturdienstes und zwar
eines orgiastischen behalten (§. 389, 1). Es ist die das
menschliche Germith iiberwaltigende, und aus der Ruhe eines
klaren Selbstbewusstseins herausreissende Natur (deren voll-
kommenstes Symbol der Wein ist), welche alien Dionysischen
2 Bildungen zum Grunde liegt. Der Kreis der Dionysischen
Gestalten, welche gleichsam einen eignen abgesonderten Olymp
bilden, stellt dies Naturleben mit seinen Wirkungen auf den
menschlichen Geist, auf verschiedenen Stufen gefasst, bald in
edleren bald unedleren Formen vor; im Dionysos selbst ent-
faltet sich die reinste Bliithe, verbunden mit einem afflatus,
der das Gemuth beseeligt, ohne das ruhige Wallen der Em-
3 pfindungen zu vernichten. Die alteste Griechenwelt begniigte
sich auch bei der Darstellung dieses Naturgottes mit einer
phallischen Herme ; und Dionysoskopfe oder auch blosse Mas-
ken (§. 345*, 3.) abgesondert aufzustellen, blieb in der Grie-
4 chischen Kunst immer Sitte. Daraus entwickelt sich die statt-
liche und majestatische Gestalt des alten Dionysos mit der
prachtigen Fiille der Hauptlocken, welche durch die Mitra zu-
sammengehalten werden, und des sanftfliessenden Barthaars,
den klaren und bluhenden Zugen des Antlitzes, und dem
orientalischen Reichthum einer fast weiblichen Bekleidung, da-
bei in den Handen gewohnlich das Trinkhorn oder Karchesion
5 und eine Weinranke. Erst spater, in Praxiteles Zeitalter
(§. 125, 2. 127, 2), geht daraus der jugendliche, im Alter
[383] Dionysischer Kreis. Dionysos Bildung. 595
des Epheben oder Mellepheben gefasste Dionysos hervor, bei
Korperformen , welche ohne ausgearbeitete Musculatur weich
ineinander fliessen, die halbweibliche Natur des Gottes an-
kiindigen , und die Ziige des Antlitzes ein eigenthiimliches
Gemisch einer seeligen Berauschung und einer unbestimmten
und dunkeln Sehnsucht zeigen, in welchem die Bacchische Ge-
fuhlsstimmung in ihrer gelautertsten Form erscheint. Jedoch
lassen auch diese Formen und Ziige des Gesichts eine gross-
artige, machtig ergreifende Ausbildung zu, in welcher Dio-
nysos sich als Sohn des Blitzes, als der Gott unwider-
stehlicher Kraftfulle kund thut. Die Mitra urn die Stirn 6
(§. 340. A. 4) und der von oben hereinschattende Weinlaub-
oder Epheukranz wirken fur den Bacchischen Ausdruck sehr
vortheilhaft ; das Haar fliesst weich und in langen Ringeln
auf die Schultern herab; der Korper ist, ein umgeworfnes
Rehfellchen (vsfiQig) ausgenomrnen , gewohnlich ganz nackt ;
nur die Fiisse sind oft mit hohen Prachtschuhen, den Diony-
sischen Kothurnen, angethan; als stiitzender Scepter dient
der leichte epheuumrankte Stab mit dem Pinien-Konus (Nar-
thex, Thyrsos). Doch ist auch ein bis auf die Lenden her-
abfallendes Himation dem Gharakter des -Dionysos angemes-
sen; bisweilen ist er auch noch in der spatern Kunst voll-
standig auf weibliche Weise bekleidet. Die Stellung der Dio- 7
nysosstatuen ist meist bequem angelehnt, oder gelagert, selten
thronend; auf Gemmen und in Gemalden sieht man ihn
mit trunknen Schritten wandelnd, und auf seinen Lieblings-
thieren reitend oder von ihnen gezogen. Ein begiinstigter 8
Satyr ist ihm gern zur Stiitze beigegeben ; seinen Mundschenk
macht Methe. Der Stier-Dionysos hat die bildende Kunst 9
natiirlich weniger, als die mystischen Religionen beschaftigt.
[Sehr reichhaltig die Auswahl von Bildwerken des Dionysischen
Kreises in Wieselers Fortsetz. der D.A.K. II. Heft 3. Tf. 31—45. Gerhard
Auserles. V. I, 31—39. 47—60 s. 67. 77. Glarac pi. 673—740. Eine
Reihe der lebenvollsten Bacchischen Reliefe, Gampana Opere di plastica
tv. 26—54; u. so von Gemalden in Ternites Pompejanischen Wandgemalden
Heft 2 u. 3 der ersten Reihe bei Reimer.]
3. Vom D. Phallen s. §. 67. vgl. §. 345. A. 2. Aus diesen iiberall
in Garten u. auf Aeckern aufgestellten Holzbildern (uyQoiv.Lv.ov ayorA/ia)
geht der Phales (Ivyxw^og BKY.%LOV Aristoph.) als eine besondere Gottheit
596 Mythologische Gegenstande der b. K. [383]
hervor, s. besonders Sophron Fragm. 112 Blomf. Columella X, 31. Zoega
de obel. p. 213. Boettiger Archaeol. der Malerei S. 186. Aufstellung u.
Abwaschung eines solchen D. Phales in dem Relief M. Worsley. I, 15.
Ausschmiickung eines Dionysos-Klotzes, trophaeenartig, durch eine Maenas
4IQNH, Panofka Recherch. sur les veritables noms des vases pi. 7, 2.
Eine Malerin copirt eine D.-Herme, Pompej. Gemalde, M. Borb. VII, 3.
D. Hermen u. a. Bouill. I, 70. M. Nap. II, 5, 7; Spec. I, 39. [vielleicht
die von Winckelm. K.G. V, 2, 25 belobte bei Cavaceppi; andre Specim. I.
8. 16]. M. Borb. Ill, 39; Combe Terrac. 75. vgl. Impr. d. Inst. II, 18.
Liber cum Libera (oder Hermes und Hekate) Brit. M. II, 17. Ghiaram.
I, 32 u. sonst [vgl. §. 379. A. 1J.
4. So wird D. am Kasten des Kypselos voji Paus. V, 19, 1 be-
schrieben: BV KVTQCO HazK^sifisvog ysvsicc £%oov noil SKncopa XQVGOVV
svds§VK(o$ nodriQir] %ITWVK. In dieser Grol-r\ (^KGGKQK §. 337. A. 2) er-
schien D. auf dem Theater, z. B. in Aeschylos Lykurgeia in der Hand
einen Thyrsos oder Weinranken ; solche nlaSoi hiessen j3a»t^ot nach Schol.
Aristoph. Equ. 406. Lobeck Aglaoph. p. 308, daruber tragt er den pur-
purnen Peplos (von den Ghariten auf Naxos gewebt, Apollon. IV, 424.
vgl. Athen. V, 198 c.). Von einer D.-Statue, die iiber dem purpurnen
Peplos eine Nebriden-Ghlamys hatte, Proklos, Brunck Anal. II. p. 446.
z/. Ttcoycovirrjg, xciTKTtioyiov bei Diodor, Briseus, Bassareus, Hebon bei
Macrob, rs^stog Ath. XI, 484, auf einer Vase in Berlin als"lax^og. Schone
Kopfe dieses D. anf M. von Naxos, N. Brit. 4, 8 (sehr spitzbartig, Torrem.
53, 10. 11), Theben, Mionnet Suppl. III. pi. 17, 3, Thasos, Mionnet Descr.
PI. '55, 5. [Meyer zu Winckelm. IV. Tf. 4 G. S. 436J, auf Gemmen,
M. Flor. I, 84, 11. Thronend, mit Scepter u. -Becher, auf Athenischen,
N. Brit. 7, 8; stehend auf M. von Galarina, 4, 6, Nagidos, 10, 16; auf
Gemmen, Tassie pi. 37, 4193. 4202. Auf einem Esel ruhend, mit Trink-
horn, auf den alten M. von Mende, Mionnet, Empr. 446 c., und Nakoleia,
Suppl. I. pi. 11, 1. Eine Hauptstatue der sog. CAPJANAUAAAOC.
PG1. II, 41. M: Franc. Ill, 8. Nap. II, 4. Bouill. I, 28. vgl. Gerhard,
Beschr. Roms II, II. S. 239. Zoega in Welckers Zeitschr. f. a. K. S. 343.
[Fea zu Winckelmann III. p. 512, tv. 21. .Gavac. Race. Ill, 27.] Auf
Reliefs bei Ikarios, PCI. IV, 25; M. Nap. II, 3. Bouill. Ill, 38, 1. 2. Glarac
pi. 133 (L. 121); Brit. M. II, 4. Ueber die sepulcrale Beziehung, Gerhard
a. 0. S. 98. Auf Vasengemalden bei Hephaestos Heimfuhrung (§. 367.
A. 3), im xeopog. Millin I, 7, u. sonst haufig; in Volci mit geringen Aus-
nahmen immer bartig, Ann. III. p. 146. Auch in Gultusbildern blieb
dieser alte D. immer gewohnlich, s. Pitt. Ere. Ill, 36, 1. 38, und das
landliche Bocksopfer auf der artigen Gernme, M. Worsl. II, 22, auch PG1.
V, 8. Jedoch dient in Reliefs, auch wohl in spatern Statuen (Miinchen
57. Sickler Alman. II. S. 131. Tf. 9. 10) eine solche alterthiimliche , be-
[383] Dionysos Bildung. 597
senders sorgfaltig bekleidete Figur zugleich als ein Weihepriester
des D.
5. [Zoega Abhandl. S. 23.] d. yvwig, membris mollibus et liquoris
feminei dissolutissimus laxitate, Arnob VI, 12. Nfrjvirj KV§QL sotxoog
TtQco&rjpy, Horn. H. VII, 8. So M. Borb. IX, 11. JibvvJtr] vydvs Ana-
kreont. 29, 33. Winck. IV. S. 91. D. Haar §. 330. A. 3. Visconti PCI.
II. p. 56. Etwas von den didatQocpoi KQQVL der Maenaden, Eur. Bakch.
1114, geht auch auf D. fiber. Statue des D. im weiblichen Gewande
(Kora?) empfangt Opfer. M. Borb. VIII, 12. — Den im Text zuletzt be-
zeichneten Eindruck machen ein colossaler Kopf des D. in Leiden (Gyps-
abguss bei Schorn) M. d. I. II, 41. Ann. IX, 2. p. 151 [wo mehr geriihmt
als im Original zu finden ist] , und eine Maske in schrager Ansicht , die
durch Gypsabgusse bekannt ist. — Der Etrurische Phuphluns der Spiegel-
zeichnungen ist der jugendliche. Jugendlicher D.-Kopf mit Epheu bekranzt,
auf M. von Thasos, Neumann N. V. II. tb. 4, 18, der g. Vibia u. a. [Glarac
pi. 1004 n. 2755 — 2762. Ein besonders schoner Kopf, vor wenigen Jahren
gefunden, war voriges Jahr noch in Rom bei Maldura. Ein fast colossaler,
mit der Hand auf dem Kopf, sehr schdn, in Sarskoe Selo, Koebler im
Journ. von Russland I. S. 351 ; ein anderer 352.]
6. 7. Hauptstatuen in V. Ludovisi; L. 154 aus Schloss Richelieu
M. Franc,. I, 1. Nap. I, 78. Bouill. I, 30. Herrliche Statue des Bacchus,
stehend , mit verhullten Schenkeln, in V. Albani, Gerhard Ant. Bildw.
Tf. 105, 1. In der Stellung des Ap. Lycien die Versailler Statue L. 148.
Bouill. I, 29. Glarac pi. 276. vgl. L. 203. Glarac pi. 272); [Visconti
M. Franc,. IV, 3, 7 erklart den halbtrunknen, bisher nicht in seinem Werth
erkannten B. aus dem Louvre fur die schonste Figur.] Woburn Marbles
17. 18. Dem Panther eine Traube reichend , oft, M. Ghiar. 28. (Lipp.
I, 160. II, 139. 140; aus dem Karchesion den Wein fliessen lassend, M. Flor.
I, 87. 88). Mit einem Himation urn den Unterleib, Race. 146. Aug. 18.
vgl. Lipp. I, 140. Ausnehmend schon ist der sehr weiblich geformte Sturz,
PCI. II, 28. Herrlicher Farnesischer colossaler Torso des sitzenden D. in
Neapel, Gargiulo R^cc. de1 mon. di R. M. Borb. Gerhard Tf. 105, 2.
[Meyer zu Winckelm. V. S. 570. Der Bildhauer Schweickle hat diesen
herrlichen Torso hervorgezogen.] In liegender Stellung (am Monument des
Lysikrates) PCI. I, 43; im L. 74. V. Borgh. 3, 1. Bouill. Ill, 9, 2. Clarac
pi. 273. Thronend (§. 358. A. 7) auf dem Pompej. Gemalde, Zahn 24,
M. Borb. VI, 53; auf dem Monum. des Thrasyll, in weiblicher Tracht,
Stuart II, 4, 6; in den Badern des Titus (Sickler Alman. II. Tf. 3).
Wandelnd mit trunkenem Schritt (otvoopsvos Athen. X. p. 428 e.), auf
Gemmen, Lipp. I, 158. II, 141. Suppl. 220. M. Worsl. II, 10. 11; Auf
Panther reitend, mit Panther und Lowen fahrend, Lipp. I, 156. 157. 161.
Millin Vases I, 60. Tischb. II, 43 und oft. Auf einem Esel liegend, ebd.
598 Mythologische Gegenstande der b. K. [383J
•
II, 42. Auf einer von Panthern gezognen Hamaxa fahrend, auf M. von
Katana, Torrem. 22, 7. 8; mit Panther und Bock auf M. von Tralles,
Mionn. 1114.
8. D. auf einen Satyr gestiitzt, ahnlich wie in der Gruppe der
Ariadne, §. 384. PCI. I, 42. Gruppe in V. Borghese Salone n. 11. [Canina
Fantica citta di Veji 1847. tv. 43. p. 94, der Gott unterhalb bekleidet.]
Mehr schreitend und vom Satyr gezogen, in der Gruppe des Pall. Mattel,
Gavaleriis I, 74. vgl. M. Flor. I, 88, 8. Dieselbe Gruppe ziemlich, bei
Megara ausgegraben, im Besitze eines Privatmannes in Cambridge, hat
eine liegende Ariadne in Relief am Sockel (vgl. Welcker ad Philostr. p. 297).
Aehnlich, St. di S. Marco II, 26; M. Flor. Ill, 48. Galler. St. 41. Kleine
Bronzegruppe, D. u. Pan. M. Pourtales pi. 19. Wandgem., Gell N. Pomp.
pi. 78. Impr. IV, 38. — Auf den in einen Weinstock sich verwandelnden
Ampelos gelehnt, Brit. M. Ill, 11. Specim. II, 50. Bacchus Trauben in
ein Gefass driickend, sehr elegant. W. Gell N. Pompej. I, p. 191 Vign.
Auf einen Silen mit einer Lyra gestiitzt, M. Borb. II, 35, eine Leyer haltend,
auf der Archemorosvase vgl. Gerhard S. 8, mit einem Kruge, im L. 326^
Clarac pi. 274. [Gruppe in Berlin gebildet von D., einem Satyr u. einem
Pan, M. d. I. IV, 35. Ann. XVIII. tv. K. Canina Tusculo tv. 34.] Mit
Eros gruppirt, bei Hope in London ; in Neapel, M. Borb. V, 8. Gerh. Ant.
Bildw. 19. Mit einem Bacchischen Eros, wie es scheint, M. Worsl. I, III, 1.
Mit einem altertbiimlich bekleideten Idol einer Gottin neben sich, im Chiton
und Kothurnen, Guattani M. I. 1785. p. LXXI. Race. 134 [auch bei
Montfauc. I, 2, 151, jetzt bei Hope Specim. II, 53, Canina Tusculo tv. 35.
D.A.K. II, 33, 372. vgl. Rhein. Mus. 1836. IV. S. 460, eine gleiche Gruppe
in Sarskoe Selo, Koehler Journal von Russland II. S. 5.] Auf eine Kitha-
ristria (wenn zusammengehorend) gelehnt, M. Chiar. 29. Ein D., dem die
Me the aus einem Rhyton in seinen Becher schenkt (s. C. I. I. p. 248)
L. 285. Bouill. Ill, 70. Clarac pi. 134. 135. Aehnlich das Athenische
Relief, Stuart Ant. II, 2. vign. Bacchus mit Amor und der Muse, schones
rundes Erzrelief in Berlin, Gerhard Ant. Bildw. Tf. 88. 8.
9. KsQUToyvfe (Athen. XI, 476. Tibull II, 1. 3), mit einer Mitra
um die Haare, ein Kopf von fast satyrartigen Ziigen, PCI. VI, 6, 1. Hirt
10, 3. vgl. die Vign. 23, 2 u. die M. von Nikaea in Creuzer's Dion. 3, 2.
[§. 388. A. 1. Herme eines jugendlichen gehornten D. M. PioCl. VI, 6, 1.
Beschr. des Vatican S. 282. N. 65.] TavgofioQcpos (in Kyzikos nach Athen.r
haufig Plut. Is. 35), mit Epheu umwunden auf Gemmen, Lipp. I, 231.
G. M. 256; aber Lipp. Suppl. 285 ist bloss ein vom Oestros gejagter Stier.
Vgl. .unten §. 403. (Flussgotter) u. §. 399. A. 2 (Fruhlingsstier). [Kunst-
vorstellungen des gefliigelten Dionysos von E. Braun Miinchen 1839 f.
Rhein. Mus. VI. S. 592 ff. Seitdem sind noch mehrere Vorstellungen zum
[384] Dionysos Leben. 599
Vorschein gekommen, auch eine Methe mit ausgebreiteten Flugeln, eine
farbige Terracotta, die seit 1841 in Munchen ist. Kopfe des D. Psilax
finden sich z. B. drei, vier in dem Saal der Venusstatuen des Museums,
zu Neapel in Doppelhermen , eine von Kleomenes Apollodoros Sohn, von
Athen, auf dem Gaelius gefunden, ist gezeichnet und als Amor genommen
von Pirrho Ligorio in der Vaticana in dem Bande der antichi heroi et
huomini illustri p. 5.]
384. t)as ganze wundersame Leben des Dionysos, so- 1
viel da von nicht durch entschieden mystische Richtung sich der
Darstellung selbst entzog, lasst sich in Kunstwerken verfolgen.
Zuerst die deutungsvolle Doppelgeburt , aus Semele's ent- 2
seeltem Leibe und der Hiifte des Zeus; dann wie Hermes
das Kindlein fein eingewickelt zu seinen Nahrerinnen tragt,
die grosse Gestalt der Erde selbst es aufnimmt, die Nymphen
und Satyrn es pflegen , und in heitern Spielen sich seine
gottvolle und wunderbare Natur entfaltet. Dann wie er, 3
vom Getummel seines Thiasos umrauscht, die holde Braut
Ariadne (eine Kora des Naxischen Gultus) fmdet, auch dabei
ohne thatige Theilnahme und wie in einem sussen Traume
befangen, und alsdann auf hochzeitlichem Wagen ihr entgegen
oder mit ihr zusammen fahrt (wobei auch an die Hinauffuh-
rung der Ariadne zum Olymp gedacht werden kann). Die 4
Naxische Hochzeitfeier selbst wird zur Darstellung des heiter-
sten und seeligsten Bacchischen Leben s in aller Fulle der Na-
turgaben. Aber auch zu seiner aus der Unterwelt emporge- 5
fuhrten Mutter erscheint Dionysos in einem Werke der besten
Kunstzeit in einem anmuthig-zartlichen Verhaltniss. Endlich 6
sieht man ihn im Kreise wiithender Manaden die Frevler und
Feinde seines Dienstes, Pentheus und Lykurgos, und durch
seine kecken Satyrn das Raubervolk der Tyrrhener erlegen
und strafen, und in reichen Reliefdarstellungen (in welchen
spatre Makedonische Eroberungsziige mythisch vorgebildet wer-
den) den Triumph der Besiegung Indiens feiern.
2. Zeus der Semele ersclieinend, auf Gemmen, geflugelt, mit dem
Blitze (Thanatos nach R. Rochette M. I. p. 218), Winck. M. I. 1. 2. Tassie
pi. 22, 1147. 1148. SchlichlegrolJ 26. [Zeus u. S. sich kiissend Gerhard
Etr. Spiegel I, 81, 1. 2.] Semele vom Blitz getfidtet in dem Relief §. 353.
A. 4? D. aus dem Leibe der Semele hervortretend , in einem Wand-
gemalde bei dem Princ. Greg. Gagarin zu Rom, Mem. Rom. di Ant. III.
Mythologische Gegenstande der b. K. [384]
p. 327. tv. 13. Gerh. Hyperb. Rorn. Stud. S. 105 f. vgl. Philostr. I, 14.
Der Untergang der Semele, die Geburt des D. aus der Hiifte des Zeus, und
Hermes ihn aufnehmend, an einem Sarkophage in Venedig, M.'I. d. Inst.
I, 45. Bull. 1831. p. 67. Ann. V. p. 210. Die Geburt aus der Hiifte an
dem Etr. Spiegel, Inghir. II, 1. 16. [Etr. Sp. I, 82], mit dem aufnehmen-
den Hermes u. drei Gottinnen (Eileithyia, Themis?, Demeter), PCI. IV, 19.
G. M. 222. 223. Fragment, Welcker Kunstmus. S. 102. [115., Eileithyia
gefliigelt entbindet den Zeus auch in dem Relief zu Venedig Bull. 1831.
p. 67, M. d. I. I. 45 a. D. A. K. II, 34, 392. Auf zwei Goldplattchen
Cab. Durand n. 2165 f. Nouv. Ann. de l'I. 1837. pi. A. vertritt Pallas die
Stelle, auf dem einen gefliigelt und, wie de Witte p. 370 erkennt, mit dem
Gorgoneion versehen und eine Flamme aus dem Haupt spriihend. Das
alteste Zeugniss fur diesen Mythus uberhaupt ist das ausserst merkwiirdige
uralte, wenigstens moglichst rohe Vasengemalde des Hr. von Prokesch. in
Atheri bei R. Rochette Peint. de Pompei p. 73. vgl. p. 76.] Hermes den
kleinen D. tragend (nach Praxiteles) in schonen Reliefs u. Gemmen, Millin
G. M. 226; [D. A. K. II, 34, 396.] P. gr. 31, ihn den Nymphen (Nysa,
Hyaden) oder Kadmostftchtern (Ino) iibergebend, in dem schonen Krater
des Salpion. §. 257. A. 4. Neapels Bildw. S. 76 auf Vasen, G. M. 227.
228. Cab. Pourtales pi. 27. Zeus, ein Kind haltend, mit einer Ziege, auf
M. von Laodikeia, G. M. 225. Die Gaea, welche den kleinen D. aufnimmt
(Erichthonios? §. 371. A. 4), M. Nap. I, 75. G. M. 224; M. Chiar. 1,44.
[M. d. I. I, 12, 2. Das reichhaltige Vasengemalde, M. d. I. Ill, 30. Ann.
XIII. p. 91 stellt entschieden die Geburt des Erichthonios dar, auf welche
Gerhard auch ein andres bezieht, Auserles. V. Ill, 51. D. A. K. II, 34, 401,
nebst mehreren Monumenten, wahrend 0. Jahn Archaeolog. Aufs. S. 60 ff.
Athene Kurotrophos, Erichthonios, Dionysos, das letztere und demnach
auch M. d. I. I, 10 auf Dionysos-Jacchos deutet.] Ino-Leukothea mit
dem kleinen D. auf den Armen, treffliche Albanische Statue in Miinchen 97.
Winck. M. I. 54. M. Franc,. II, 9. Bouill. II, 5. [Cavaceppi Race. I, 2.]
Erziehung und Jugendspiele des D. , M. Cap. IV, 60; Winck. M. I. 52.
G. M. 229 (in Miinchen 117). Unter Leitung des Seilenos, Gemalde Ant.
Ere. II, 12. [Ternite Pompej. Wandgem. bei Reimer III, 3, wo viele
Moimmenle aufgefuhrt sind.]- Hermes den kleinen Dionysos der APIATNE
iibergebend, Vase von Agrigent M. d. I. II, 17. Ann. VII. p. 82. Impr.
d. I. IV, 37. Silen den kleinen D. schwankend, dem eine Nymphe eine
Traube reicht. M. Borbon. X, 25. [An der schonen Vase von Agrigent
Vases Luynes pi. 28. Nouv. Ann. de l'I. I, 9. T. I. p. 357 iibergibt Zeus
selbst der Nymphe das Kind. Im Mus. Gregor. II, 26, 1. D. A. K. II, 34,
397, an einem kleinen Krater von Volci im feinsten Styl, die Figuren mit
Schatten und Licht auf weisslichem Grunde, was sonst nicht vorkommt,
iibergibt Hermes das Bacchuskind dem Silen, dabei zwei Nymphen, Rv. drei
[384] Dionysos Leben. 601
Musen, die eine mit der Laute, wie auf dem Wandgemalde Mercur sie spielt
und dabei das neugeborne Kind sofort seinen Kunstgeist zeigt. An einer
Vase im Museum zu Palermo gibt Hermes das Kind einer Manaede mit
Thyrsus und Panther, sie reicht ihm. einen Kranz, wonach es langt, ein
Altar zwischen ihne,n, die Gottheit des Kindes anzudeuten; dann eine
Baccha, ein Satyr, Rv. Midas. An einem noch unedirten schonen Puteal
aus S. Callisto in Rom in der W. Humboldtischen Sammlung in Tegel
Hermes als Kindertrager zwischen drei Satyrn, der mittlere einem Wein-
gefass, die andern mit Thyrsus und auf der andern Seite einer Maenas
inmitten eines Satyrs auf Schlauch und Fackeln und eines flotblasenden.]
D. Liknites von einem Satyr und einer Nymphe in der mystischen Schwinge
geschwenkt (Plut. Is. 35. Nonnos 48, 959.) Winck. M. I. 53. G. M. 232;
Combe Terrac. 44. Bacchuskind von Korybanten umtanzt, Pan mit einem
Fusse die Gista offnend, Silen. Relief im Vatican Gerhard Ant. Bildw.
Tf. 104, 1. [Guigniaut Tf. 148, 554. D. A. K. II, 35r 412.] Bacchische
Kindespflege, Relief im Vatican Gerh. Tf. 104, 2. Schoner Kopf des Kindes
Bacchus im Museum Ghiaramonti, ahnlich in Pompeji gefunden Bull. 1837.
p. 183. [Kind Zagreus von Titanen getodtet Zoega Bass. 81.
3. D. der verlassnen Ariadne nahend. Eine Hauptgruppe auf M. von
Perinth unter Severus Alexander, welcher die sogen. Kleopatra des Vatican
(PG1. II, 44. Race. 8. Piranesi St. 33. M. Franq. Ill, 9. Nap. II, 8. Bouill. II, 9.)
angehorte, wie Jacobs, Miinchner Denkschr. V. Phil. Verm. Schriften V.
S. 403 gezeigt hat, wodurch alle Zweifel (Gerh. Beschr. Roms II, II. S. 174)
beseitigt werden. [Dieselbe Figur auf einem verschieden componirten
Relief, jetzt im Vatican, de Fabris Intorno ad un bassor. rappr. Arianna
abbandonata R. 1845. 4. Gruppe eines jungen Dionysos, der den einen
Arm auf die Schultern eines Satyrs, den andern auf den eigenen Kopf
legt, mit einer schlafenden Ariadne am Fussgestell in Relief, von Megara
nach England gebracht, Hughes Trav. I. p. 224.] Anthol. Pal. IV, 145.
Reliefs PCI. V, 8. G. M. 241. Beschreib. Roms II, 2. S. 262. Bacchanal
und die schlafende Ariadne, sehr reich, aus dem Vatican, Gerhard Tf.
110, 2; L. 421. Glarac pi. 127. Bouill. Ill, 38, 3. 39, 1. Fragment einer
irdenen Schale aus Athen, Broendsted Voy. II. p. 276. pi. 60. Pitt. Ere.
II, 16. vgl. Philostr. I, 15. Gemmen, M. Flor. I, 92, 1. 93, 3. Man-
tuanischer Cameo, M. Worsl. II, 1. — D. im Schooss der Ariadne auf
hochzeitlichem Wagen, von Aphrodite (?) Semele? gefuhrt, PCI. IV, 24.
G. M. 244. vgl. Gerhard, Beschr. Roms II, II. S. 128; ahnlich, nur dass D.
bartig und Ariadne in seinem Schooss, in Munchen 101. Sickler Alman.
II. S. 107. Tf. 8. D. Ariadne, Hermes u. s. w. 'Vase von Caere, Bull.
1835. p. 150. [Der Gegensatz in der verlassenen Hypsipyle scheint nur
eingebildet.] D. u. Ariadne mit Kentaurengespannen einander entgegen-
fahrend, L. 4. Bouill. 39, 2. Clarac pi. 124; mit Kentauren unter Kithar-
602 Mythologische Gegenstande der b. K. [384]
musik bei Zephyros Wehen iiber den sommerlich heitern von der Galene
geglatteten Ocean (vgl. Addaeos, Brunck Anal. II, 242) dahinfahrend,
G. M. 245, unvollstandiger, M. Flor. I, 92, 2. Kora (mit Aehren) an der-
selben Stelle, §. 358. A. 6; auch der schone Gasalische Sarkophag, PCI.
V. c. G. M. 242. D. A. K. II, 37, 432, scheint D. mit Kora vereint vor-
zustellen, wegen Hermes Anwesenheit (nach Vise. Semele von D. aus der
Unterwelt emporgefiihrt). Welcker Zeitschr. f. a. K. S. 475. [E. Braun
in der Beschr. Roms III, 1, 683.]
4. Des D. und der Ariadne legos yccfiog nach Naxischem Gultus in
heiliger Laube stellt das Vasengein. Millingen Un. Mon. 26 dar (nach der
Unterschrift). Naxischer Cult, Riickseite der Vase Pourtales mit Demeter
pi. 16, M. Pourt. pi. 17, D. Ariadne, Eros, mit Hephaestos, Komos, Marsyas.
D. in Naxischer Grotte, mit Ariadne, daneben Eros und Bacchische Nymphen
(Ghryse, Philomele) , auf der andern Seite Apollon nebst Artemis and
Leto bei dem Delischen Palmbaum und von Delischen Jungfrauen gefeiert:
schones Vasengemalde in Palermo, Gerh. Ant. Bildw. 59 (vgl. Philostratos
II, 17. p. 80 unten §. 436). Impr. IV, 46. Ueber die Bacchische
Grotte §. 390. A. 5. — Dionysischer Zug, in der alten Weise, Stackelb.
Tf. 12.
5. D. die Semele herauffuhrend , Epigr. Gyzic. 1. D. die herauf-
gefiihrte Semele bei Apollon umarmend, in Beziehung auf das Delphische
Fest Herois, in der Spiegelzeichnung §. 173. A. 3. [Gerhard Etr. Spiegel
I, 83.] Hiernach ist die weibliche Figur, welche D. riickwarts gelehnt
umarmt, in Vasengem. (Millin Vases II, 49. G. M. 60, 233) wohl auch
Semele. Ebenso liegt D. auf dem Glas Cameo, Buonarroti Med. p. 437,
im Schoosse einer Frau von Satyrn umgeben. [Einfuhrung der S. unter
die Gotter, 0. Jahn Vasenbilder Tf. 3. Rhein. Mus. VI. S. 634.] Auch
Eckhel P. gr. 23 scheint D. neben seiner Mutter zu thronen; ein alter-
thumlicher D. steht als Gultusbild dabei. M. von Smyrna, D. u. Semele
thronend, dieser gelehnt an den Busen jener, ein altes Dionysos-Idol da-
neben. Richtig erklart von Streber Miinchner Abhdl. Philol. I. Tf. 4, 3.
6. Kampfe des D. mit Pentheus, Philostr. I, 18. G. Giust. II, 104.
G. M. 235; Millingen Div. 5; auch R. Roch. M. I. 4, 1. (Pentheus wird
durch den Boeotischen Hut bezeichnet) 0. Jahn Pentheus und die Maenaden
Kiel 1841. 4.] Mit Lykurgos, Borghesisches Relief', Zoegas's Abh. I.
vgl. Welcker S. 353 (dabei, nach Zoe'ga, die von Lykurgos ebenfalls miss-
handelten Musen, nach Welcker die Moeren). [D. A. K. II. 37. 441.]
Gorsinischer Krater, [jetzt im Palast Corsini in Florenz] Zannoni Illustr.
di un ant. vaso in marmo. F. 1826, berichtigt durch Welcker in Schorn's
Kunstbl. 1829. N. 15. Vasengem. Vases de Canosa 13; Millingen Div. 1;
Maisonneuve 53, auch Neapels Ant. S. 347. [M. Borb. XIII, 29. Grosse
[385] Satyrn. 603
Vase von Ruvo, M. d. I. IV, 16. 17. Roulez Ann. XVII. p. 111. Ein
Krater von Ruvo Bull. 1846. p. 88. Eine Kylix Lykurgos mil Schwert,
gedrangt von drei Maenaden. eine mil Schwert, zwei rait Thyrsen; gegen-
iiber Siegesfeier, Dionysos umgeben vom Thiasos. An einern grossen Krater
bei E. Braun, Lykurgos, der eine Nymphe getodtet hat, eine andre wird
von zwei Personen todt weggetragen, ein Jiingling u. sein Paedagog stehn
erschreckt. Rv. Pelops u. Myrtilos.] Mosaik, Neapels Ant. S. 1.43. Mit
Perseus (Deriades), Hirt 8. 83. Millingen Un. Mon. I, 25. Mit den
Tyrrhenefn §. 99. N. 12. 128. A. 6. Philostr. I, 19, daher auf Gemmen
Delphine mit Thyrsen, Impr. d. Inst. II, 17. D. mit dem Panther auf dem
Arm angreifend, Vase von Volci, M. I. d. Inst 27, 35. — Siegespompa,
Thriambos, des D. iiber den Orient, Zoega 7. 8. 76; PCI. I, 34. IV, 23;
Cap. IV, 63; L. 362, Bouill. Ill, 37, 3. Glarac pi. 126; L. 725. Bouill.
38, 1. Glarac pi. 144. Sarkophag aus Kreta, jetzt in Cambridge, Waagen
Kunstw. in England II. S. 529. [Pashley Travels in Crete II. p. 7 ff.
mit Abbild. Triumphzug. Ein Abguss ist in der Akad. der Kiinste in
Berlin.] D. als Besieger Indiens, vom Thron richtend, der beschildete Pan
neben ihm, Sarkophag im M. Ghiaramonti und ahnlich im Dom zu Salerno,
Gerhard Ant. Bildw. Tf. 109, 1. 2. Zur Erklarung besonders Lukian's
Dionys. 1—4. D. in orientalischer Tracht und Umgebung, auf einem
Dromedar, triumphirend , Vasengem. M. I. d. Inst. 50. Ann. V. p. 99.
[Gerhard Archaeol. Zeit. II. Tf. 24, 1. S. 395, wo eine nachtliche musika-
lische Procession des Konigs Midas nach Polyaen VII, 5 angenommen ist.]
- D. mit Pantherfell gerustet in einem Gotterzuge, Winck. M. I. 6. D. mit
PfeMlen bewaffnet, auf M. von Maroneia, mit einem Pfeilbiindel bewaffnet
und von der Pallas gekranzt, auf M. des Cornelius Blasius, Morelli Corn.
I, 1, und auf einer Gemme, Eckhel P. gr. 19. Bacchischer Kocher auf
den Kistophoren. [D. mit Giganten kampfend, in den Gigantomachieen
§. 396, 4 und in einzelnen Gruppen wie in Gerhards Auserl. V. I, 64,
(Durand n. 121), an einer Volcenter Amphora Bull. 1847. p. 102; Millingen
Uned. mon. pi. 25, wo dieser den Eurytos mit Recht an die Stelle des
Deriades setzt. Dem Orakel, dass der Giganterikampf durch Herakles
vollendel werden miisse bei Pindar N. I, 100, setzt der Scholiast den D.
hinzu.] [Unerschopflich ist der Vorrath der Bildwerke, die den D. u. sein
Gefolge darstellen in Verbindung mit Apollon (N. Rhein. Mus. I. S. 3 ff.),
mit Poseidon (Panofka Poseidon u. D. B. 1845 mit 2 Kpftf. nach Vasen),
Hephaestos (§. 367. A. 3), Aphrodite, Kybele, Herakles u. s. w. Bacchus
setzt die Komodie ein, Ternites Pompej. Wandgem. 1. Reihe bei Reimer
Tf. 2.]
b. Satyrn.
385. Das Naturleben, dessen reinste Bluthe wir in 1
604 Mythologische Gegenstande der b. K. [385]
Dionysos gewahren, erscheint nun in niedern Kreisen beson-
ders in dem Geschlechte der ,,nichtsnutzigen und leichtfertigen
Satyrn" (2drvQoi, TfavQot) , wie sie Hesiod nannte.
2 Kraftige, aber durch keine Gymnastik veredelte Gliederformen,
bald schwammiger, bald derber; stumpfnasige und sonst un-
edel gebildete Gesichter, mit gespitzten ziegenartigen Ohren;
mitunter auch Knollen (cpiJQsa) am Halse und bei alteren
Figuren ein kahles Vorhaupt; das Haar borstiger Art und
haufig emporgestraubt ; dazu Schwanzchen, und bisweilen
thierisch geformte Abzeichen des Geschlechts, bezeichnen, aber
in sehr mannigfachen Stufenfolgen , die Figuren, welche die
achte Sprache der Griechischen Poesie und Kanst, von der
erst Romische Dichter sich Ausnahmen erlaubten, Satyrn
3 nannte. Bisweilen erheben sich indessen die Satyrn zu sehr
edlen schlanken Gestalten, welche etwa nur die gespitzten Oh-
ren als solche verrathen; man kann hier den Namen Ampe-
4 los, Dionysos Mundschenk, passend finden. Die entschied-
neren Satyrgestalten kann man etwa so classificiren : a. Die
anmuthig hingelehnten Flotenspieler , Indolenz, einen leisen
Zug von Muthwillen, aber ohne Rohheit, in den Mienen.
b. Die derbe und lustige Figur des Kymbalisten. c. Tanzer.
d. Wild enthusiastische Bakchos-Begeisterte. e. Schlank und
kraftig gebaute Jager. f. Behaglich ausruhende Satyrn,
manchmal mit dem Anspruch auf vollbrachte grosse Arbeit,
g. Bequem, auch roh und ungeberdig hingestreckte Schlafer,
den Weindunst ausathmend. h. Ueppige Satyrn, Bacchan-
tinnen, auch Hermaphroditen , die Gewander vom Leibe zie-
hend, mit ihnen ringend. i. Mit den Arbeiten 'der Wein-
bereitung, nach der altesten und einfachsten Manier, beschaf-
tigte, ihre rohe Anstrengung mit einem gewissen Stolz zur
Schau stellende, wobei Gestalten sehr mannigfacher Art zum
Vorschein kommen. k. Zechende, sich Wein eingiessende Fi-
guren. 1. Die Bekampfer der Tyrrhener, durch deren Wild-
5 heit nicht minder eine ubermuthige Lustigkeit durchblinkt. Das
fruhere Alterthum bildete die Satyrn mehr als Schreckge-
stalten und Garicaturen des bartigen Dionysos, und stellte
sie gern als Nymphenrauber dar; auch hielt die Kunst in
ihrer Vollendung eine Zeitlang diese bartigen und reifen
Satyrgestalten fest, welche besonders die Miinzen von Naxos
[385] Satyrn. 605
in Sicilien mit grossartiger Keckheit darstellen; die zarteren
jugendlichen Gestalten, in denen sich mit dem Satyrcharakter eine
moglichst anmuthige Bildung und eine liebenswurdige Schalk-
heit vereint, kommen erst durch die neuere Attische Schule auf.
Auch derbe runde Satyrkinder, in denen die Natur durch eine 6
gewaltige Trinklust sich ankiindigt, sind gern gebildet und
sogar zum Mittelpunkt einer beriihmten Composition gemacht
worden. Allerlei specielle Benennungen, welche auf Vasen- 7
gemalden bei einzelnen Satyrfiguren vorkommen (Schwar-
nier, Stumpfnas, Siisswein), in weiterm Kreise anzuwen-
den, ist bis jetzt noch ein missliches Unternehmen.
1. Gesner de Sileno et Silenis, Commentar. Gott. IV. p. 35. Heyne
Antiq. Aufs. II. Voss Mythol. Br. II, 30-32. Lanzi §. 301, 3. Welcker
Nachtrag zur Trilogie S. 211 — 219. Gerhard Del dio Fauno e de suoi
seguaci. N. 1825. Kunstblatt 1825. N. 104.
2. Die Korperbekleidung beschreibt sehr gut Philostr. I, 22 (xoiloi
TO foxiov}. Der schonste Kopf ist der aus der V. Albani in Munchen 100.
Faune a la tache, ob acht, wird gezweifelt. Bouill. I, 72. M. Nap. II, 18.
ganz ahnlich Lipp. I, 204. Tassie pi. 39, 4510. Ein schoner Bronzekopf
mit hohlen Augen in Munchen 294. Ein recht deutlicher qpgtgoxo/uqs oder
SQ&O&QIZ, (Etym. M. p. 764) Bouill. HI, 59, 11. vgl. Winck. IV. S. 220.
Doppelherme eines Satyrs und einer Satyra, sie langhaarig, er kurzhaarig,
sie mit Epheukranz, er mit Fichtenkranz und Ziegenhornchen , beide mit
Spitzohren. M. Borb. X, 13.
3. Solcher Gestalt die vortreffliche Statue in Dresden 219. (Gopieen
162. 178. 193.) Aug. 25. 26. Dieselbe Stellung des otvo%6os hat eine
anmuthige Figur bei L. Egremont, wo aber der Schwanz nicht fehlt
('4noMcovio<s snoist). S. auch den Satyr des Cossutius, Brit. M. II, 43.
Ampelos intonsus Ovid F. Ill, 49. Ampelos, Creuzer zur Gemmenkunde
S. 125. [§. 383. A. 8.]
4. a. Hierher der vermuthliche S. des Praxiteles §. 127. A. 2 und
der eben so oft vorkommende knabenhafte, Maff. 80. V. Borgh. 5, 8.
Bouill. I, 53; M. Gap. Ill, 31; Lipp. I, 212, vgl. Agathias Anthol. Pal.
Plan. 244. [Der schone Satyr aus Erz im M. Biscari, der die Hande zum
Blasen der Doppelflote halt.] Eine Muse lehrt einen Satyr die Syrinx
blasen, Impr. d. Inst. II, 21. Satyr ruhig sitzend, mit Floten zwischen
den Knieen, Denare der g. Petronia Morelli tb. 2, 4. Geschn. Steine Lipp.
Ill, 182. Stosch P. gr. b. M. Flor. Ill, 58 (mit erganztem Kopfe) = Maffei
Race. 35. vgl. Winck. W. IV. S. 281. Im L. 383 aus V. Borgh. 2, 8.
M. Roy. I, 17. Lipp. I, 211. c. Von grosster Schonheit der kleine tanzende
606 Mythologische Gegenstande der b. K. [385]
Satyr aus Bronze aus der casa del Fauno von Pompeji. Bull. d. Inst.
1831. p. 19, abgebildet M. Borb. IX, 42. [Bull. 1831. p. 19. Finati
M. Borb. p. 154. Der tanzende alte Satyr der V. Borghese M. d. I. Ill, 59.
Bull. 1845. p. 105. Indicaz. d. V. Borghese VIII, 1. p. 24. Ein andrer
viel kleinerer tanzender Satyr unter den Bronzen aus Pompeji.] d. Ant.
Ere. VI, 38. 39. Lipp. I, 185 ff. Suppl. 246. Besonders schon auf der
Gemme des Pergamos, Stosch 49. Wicar III, 35. e. S. mit Syrinx und
Pedum, Statue im Brit. M. Specimens II, pi. 26. Der das Haschen dem
Panther hinhaltende und ihn neckende Satyr (vgl. Lukian de domo 24),
herrliches Relief L. 477. Bouill. I, 79. M. Franq. II, 13. Glarac pi. 178.
Der ein Reh (oder eine Ziege) auf den Schultern tragende Satyr, schone
Statue in Ildefonso, Maffei Race. 122. f. Schoner sitzender und das Kinn
auf die Hand stiitzender Satyr, auf Gemmen, Stosch 44. Lipp. Ill, 182.
Ein Satyr, der den ermudeten Herakles §. 129. A. 2 nachahmt, M. Flor.
I, 92, 8. Lachender S. eingemantelt , Bronzeherme Bedford aus Pompeji,
Specim. II, 28. g. Satyrus somno gravatus von Stratonikos, Plin. vgl.
Anthol. Pal. VI, 56. Plan. 248. Der Barberinische, eine der grossartigsten
Statuen, in Munchen 96, Piranesi St. 5. Race. 94. [Tetii Aedes Barber.
215. Montfauc. I, 147. Le Ghausse I, 2, 6.] Morghen Princ. 27. Der
bronzene, Ant. Ere. VI, 40. M. Borb. II, 21. Guattani M. I. 1787. p. LVI.)
h. Vgl. Plin. XXXV, 36, 22. Nonn. XII, 82. Relief, Brit. M. II, 1, M. Borb.
V, 53. Gemmen, M. Flor. I, 89, 8. Lascive Wandgem. Pitt, di Ere. I, 15. 16.
Satyrn mit Hermaphroditen auf Gemmen; Statuengruppe in Dresden 317.
Aug. 95 u. sonst. Boett. Archaeol. u. Kunst. I. S. 165. In der Gruppe
in Berlin 88 neckt der Hermaphrodit den Satyr. Gruppen in Dresden u.
bei Blundell. Glarac pi. 672. Hermaphrodit und Satyr, Gruppe in Florenz,
das. pi. 670, 1550, Pan u. Hermaphr. Die Liisternheit der Satyrn driickt
auch das dnooxonweiv aus, Plin. XXXV, 40, 32, ein solcher auf dem
Relief PG1. V. c. vgl. §. 335, 7. Auf einer Vase de Witte Collect, de
vases p. 1837. n. 96. SKOUA[s, Satyr in der Rechten eine Keule, macht
mit der Linken un geste de moquerie, tfx cat/;, [vgl. 0. Jahn Vasenbilder
S. 24. Das anoGKOJtsvsiv beschreibt Silius XIII, 341 s.] i. G. M. 269.
271. St. di S. Marco II, 31. Nichts schoner als das Relief in Neapel,
Welcker Zeitschr. S. 523. M. Borb. II, 11. Neapels Ant. S. 88, welchem
das Relief der Vase in England (? Piranesi Vasi 55. 56) entspricht. k. S.
scyphum tenens PI. XXXV, 36, 23. Sdrvgog cpttluKQbs fv rij Strict
Kfo&covci x0crreov, bei Athen. XI, 484 ganz wie auf Vasengemalden. Satyrn
in mannigfaltigen Stellungen des Weinschenkens u. Trinkens, Arabesken
M. Borb. VII, 50—52. 1. S. §. 128. A. 6. Ein alter Satyr Beinschienen
anlegend, behelmt M. Pourtales pi. 9. cf. R. Rochette M. hied, p. 94.
Vasengemalde.
5. S. die Gruppen auf den Thasischen Mu'nzen §. 98. A. 3,
[386] Silene. 609
u. vgl. die Vasengem. Millingen Gogh. 1, 16. 18, die Gemme Impr. d.
Inst. I, 10. Satyr, lebhaft bewegt, Bacchantin ruhig, mit dem Reh und
nQo%oos, zusammengehorige Statuen, im Kunsthandel, Gerhard Ant. Bildw.
Tf. 102, 1. 2. Zwei Hermen, Satyr und Bacchante, Gegenstiicke das. 3. 4.
Satyr und Satyrkind, schone Gruppen zu Rom und Neapel das. 103, 1. 2.
(Die zu Neapel, Satyr mit dem Bacchuskind, eine Traube in der Hand, im
Nacken sitzend auch in V. Albani p. 10. n. 94 der Indicazione.] Satyr
und Bacchantin, reizende Gruppe im Vatican, Gerhard Tf. 103, 3. Der
Satyr wird zum Kentauren auf den M. der Thrakischen Orte, Lete u.
Orrheskos, §. 98. A. 3. " InnovQig heisst der Satyrnschwanz nach Bekk.
An. Gr. p. 44. vgl. Welcker a. 0., S. 217. Der Naxische Satyr, N. Brit.
4, 8. Eben so Tassie pi. 38, 4649. Nur bartige Satyrn auf den Vasen
von Volci, Ann. d. Inst. III. p. 41. Solche altere Satyrn sind der ysvfiaiv und
it olios bei Pollux IV, 142. [Hochzeiten von Satyrn oder Silenen und Nymphen.]
5. PCI. IV, 31; Ant. Ere. VI. p. 47. Ein Satyrknabe, den D., auf
Ariadne gestiitzt, trinken lasst, Zahn Wandgem. 35. Die Aufziehung eines
kleinen Satyrn, in dem vielbesprochenen Giustinianischen Relief, Amalth.
I, 1 [III. S. VI. D.A.K. II, 40, 482]; die Satyrohren des Knaben scheinen
nicht mehr zweifelhaft. Visconti PCI. IV. p. 61. n. 6. vgl. Gerhard, Beschr.
Roms II, II. Beil. 1. Lange Schriften I. S. 282. [M. Chiaram. II, 2 als
Zeus von Amalthea genahrt, grundfalsche Erklarung. E. Braun, der die
Satyrohren ebenfalls bezeugt, vergleicht einen Carniol Vidoni von ganz
ahnlicher Vorstellung, Arit. Marmorwerke I. S. 7. Das Trinkhorn, woraus
das Satyrkind getrankt wird, ist ausser allem Verhaltniss zur Amalthea.
Es ist ein Genrebild aus dem mythischen Waldleben.] Auch der Kopf
Lipp. I, 203.
7. KdHpos (Dor. Kafj.o$, mit der Lyra M. Borb. II, 45), Oivos,
'Hdvoivos, 2l[ios, als Satyrn, Tischb. II, 44; Laborde 65. Mais. 22;
Lab. 64. Mais. 33; M. Borb. II, 45; Millingen Cogh. 19. R. Rochette
dourn. des Sav. 1826. p. 89. Neapels Ant. S. 254. Welcker ad Philostr.
p. 214. Ann. d. Inst. I. p. 398—407. ^I&VQK^OS kitharspielend , tv. E,
3, Kdopos, Kiacos, XOQOS, ZoptTrortg, Bp/a^og auf den Vasen von Volci.
Vom Akratos §. 345*. A. 3. Zoega Bass. I. p. 32 ff. Abharidl. S. 26 f.
[0. Jahn Vasenbilder 1839. S. 17 ff. Bull. 1836. p. 122.]
c. Silene.
386. Jene alteren und bartigen Satyrn werden auch, 1
wenn von Kunstwerken die Rede ist, 6'fter Silene (Stumpf-
nasige) genannt, so dass ein fester und sichrer Unterschied
Beider fur die Kunst kaum nachzuweisen ist. Doch haftet
dieser Name besonders an e i n e r altern Satyrgestalt, 2
O. M tiller's Archaeologie. 4. Aufl. 39
510 Mythologische Gegenstande der b. K. [386]
welche, gem mit dern Weinschlauch verbunden, selbst etwas
Schlauchartiges hat (daher sie auch gern zur Decoration
von Wasserkunsten angewandt wurde), und in trunkener
Fiille mehr als andre Begleiter des Gottes einer Lehne
3 und Stutze bedarf. Diese wird ihm bald durch einen tra-
genden Esel, bald durch eifrig urn ihn bemuhte Satyrknaben
4 zu Theil. Doch ist dieser seelige Damon in einer tiefern Den-
kungsweise, die besonders durch die Orphiker ausgebildet
wurde, zugleich einer Weisheit voll, der all das rastlose Men-
schentreiben als Thorheit erscheint; auch die bildende Kunst
stellt ihn in edleren und grossartigern Formen als den Pfle-
5 ger und Lehrer des Dionysoskindes dar. Papposilene nannte
man unter den Figuren des alten Satyrdrama's die ganz
behaarten und bartigen Satyrgestalten.
2. S. Heyne Commentatt. Soc. Gott. X. p. 88. Impr. d. Inst. Gent.
IV, 39 — 45. 56. Auf M. von Himera oder Thermae, Torrem. 35, 2—6, so
vvie auf der Bronzekiste des Novius, §. 173. A. 3, steht oder sitzt Silen
bei einer durch einen Lowenkopf bezeichneten Quelle. Auch Heron, Spirit.
p. 190. 205, erwahnt Satyrisken mit Schlauchen bei Wasserkunsten, so wie
Pam'sken als scheuchende Figuren, p. 183 (vgl. Torr. 35, 1). Nur deswegen,
denke ich, hiessen in Rom (von dem Dorischen Sicilien her) Fontaenen Silani.
3. Solche Schlauchsilene, stehend in Dresden 122. Aug. 71 [wo S. 71
drei Klassen von Silensstatuen aufgefuhrt werden]; in Miinchen 99; liegend
der Ludovisische, Perrier 99. Auf dem Schlauch reitend, Ant. Ere. VI, 44.
M. Borb. Ill, 28. Auf dem Weinkruge, als Lampe, Amalth. Ill, 168. Eine
Traube ausdruckend, PCI. I, 46 [vor sich haltend, IV, 26]. Auf dem Esel
gelagert, auch einem bockenden, oft auf Gemmen und Reliefs. An einen
Bock sich hangend, Impr. d. Inst. I, 9. Der trunkene S. von Satyrn ge-
stiitzt, PG1. IV, 28; Zoega 4; Guattani 1786. p. XXIV (wenn nicht Herakles);
von Eros, Zoega 79. Combe Terrac. 5. Eroten unterhalten Silen auch
mit Musik, Bracci II, 71; auf einem Carneol des Wiczay'schen Cabinets
wird Silen, kitharspielencl, von Eros auf einem Rollwagen gestossen. Kithar-
spielend, haufig in Volci. Als Kordaxtanzer schildert den $. Lukian
Ikaromenipp 27. vgl. Hirt 22, 7. Millin Vases I, 5. Kcopos von Silenen
§. 127. A. 2. Ueber den Silen Marsy as §. 362. A. 4. 367. A. 3. Dieser
Marsyas mit Schlauch auf der 1. Schulter, die r. Hand erhebend, auf M.
Rornischer Stadte als Zeichen der libertas; vgl. Serv. Aen. Ill, 20. IV, 58.
(Zwergsilen als Pfeifer bei den Dianennymphen. Zoega Bassir. tv. 120.)
4. [Silen gebunden vor Konig Midas, Vasen, M. d. I. IV, 10.
Ann. XVI. tv. D. H. p. 200 ', Vase in Palermo, tv. D. H., andre im M.
[387] Pane. 611
Gregor. u. aus Chiusi; zur ersten vgl. Minervini irn Ball. Napol. IV. p. 135 s.]
Silen sitzt mil dem kleinen Bacchus spielend auf M. von Sardis, Miinchner
Denkschr. Philol. I. Tf. 4,8. S. mit dem Bacchuskinde in der vortreff-
lichen Borghes. Statue L. 709. Maffei Race. 77. Piranesi St. 15. M. Roy.
II, 9. Clarac pi. 333. Vgl. besonders Galpurnius Ekl. 10, 27. Von zwei
ahnlichen in Rom sprechen Maffei und Winck., eine ist im Braccio nuovo
des Vatican, eine in Miinchen 115; eine Wiederholung (wovon in Gottingen
ein Gypsabguss) hat die Inschrift: bella manu pacemque gero; mox, praescius
aevi Te duce venturi, fatorurn arcana recludam, aus Orphischer Lehre,
in der Dionysos das letzte gluckliche Zeitalter herbeifiihrt, welches der
weise Seilenos verkiindet. Kraftige Silensfiguren M. Ghiar. 40. 41. Mensch-
liche Ohren (Gerhard, Beschr. Roms II, II. S. 193) sind bei Silen nicht
selten. [Mischung von Silen, Dionysos, Satyr, mit willkihiicher Behand-
lung von Haar, Bart, Ohren, Bekranzung in spateren, oft vorzuglichen
Werken, z. B. Beckers August. Tf. 25. 26, ein trefflicher in Colchester
gefundner Kopf aus Bronze archaeologia L. XXXI. pi. 13. p. 444.]
5. IIait7to()sttr)vo$ rrjv tdeav &r]Qioo8e6TeQO<s Pollux IV, 142. Statue
dieses behaarten S. Ficoroni Gemmae tb. 26 f. In dem Graffito Gerh. Ant.
Bildw. 56, 2. 3, am Boden kriechend. [Statue Gentili Gerhard Tf. 105, 3.
Eine im Pallast Giustiniani in Venedig, einige Spannen hoch, Thiersch
Reisen in Italien I, 258. Eine mit dem Dionysosknaben , der die Maske
halt, auf der Schulter wurde in Athen in der Nahe des Theaters im
April 1840 ausgegraben, abgebildet in A. Schoell's Archaeol. Mittheilungen
aus Griechenl. Tf. 5, 10. Ein Papposilen auf einer Vase M. Borb. IX, 29.
0. Jahn Vasengem. Tf. 1.] Auf Vasen bei Dionysos, Laborde II, 39.
Hirt 22, 2; hier tragt er deutlich den ^oprcuog XLTMV Sacvg er Silene,
Pollux IV, 118. vgl. Etrusker II. S. 215. Auch die vsfalg paMols GT£yo[i£vrh
ein mit Wollenbuscheln besetztes Rehfell, erkennt man auf den Vasen.
Ueber die KfirptftaMoi (Aelian V. H. Ill, 40) und /ctaHeorol IIX<QVSS der
Bacchischen Ziige Boettiger Archaeol. der Mahl. S. 200. Welcker Zeitschr.
f. a. K. S. 634 f. [Proleg. ad Theogn. p. XG. Bernhardy ad Dionys. Per.
p. 715. Silen %OQTopct[tcov Toup Ep. crit. p. 54. Gerhard del Dio fauno
p. 46. not. 98.]
d. Pane.
387.' Welter in die Thierwelt hinab steigt das die ge- i
heime Lust und das dunkle Grauen wilder Waldeinsamkeit
dkrstellende Geschlecht des Pan, der Pane, Panisken. Zwar 2
kommt auch hier, und zwar grade im heimathlichen Arkadien,
eine menschliche Bildung vor, welche nur durch die Hirten-
Mythologische Gegenstande der b. K. [387]
pfeife ( (jvQiys ) , den Hirtenstab
das gestraubte Haar und etwa auch keimende Hornchen
3 als Pan bezeichnet wird. Diese ist auf Miinzen und
Vasengemalden der besten Kunstzeit die gewohnliche ; jedoch
ward hernach — wahrscheinlich durch die Praxitelische Kunst-
schule - - die ziegenfussige , gehornte und krummnasige Bil-
4 dung die Regel. In dieser erscheint Pan als munterer Sprin-
ger und Tanzer ((TX^TT/TI/S) , als der possierliche Lustig-
macher im Kreise des Dionysos, der ungestiime Liebhaber
von Nymphen, aber auch als der Lehrer des jungen Olym-
pos auf der Syrinx — Zusammenstellungen zarter Jugend-
schonheit mit dem rauhen und herben Waldwesen, fiir welche
5 die Griechische Kunst eine besondre Liebe hegt. Im hochsten
Grade naiv sind die Gruppen gedacht, in welchen ein gut-
muthiger Panisk einem Satyr (deren Geschlecht als hoher
geartet sich mit den Panen allerlei Scherze erlaubt) den Dorn
6 aus dem Fusse zieht. Pan ist aber auch, als Damon eines
dunkeln Grauns und panischen Schreckens, ein tapfrer und
siegreicher Feindebezwinger ; in Athen gab die Marathon ische
Schlacht besonderen Anlass, ihn mit Tropaeen darzustellen.
7 Als friedlicher Syrinxblaser bewohnt er die ihm geheiligten
Felsgrotten (Paneen), wo nicht selten seine Figur unter an-
muthigen Nymphen in das lebendige Gestein eingehauen ge-
8 funden wird. Erst spaterer Missverstand , der indess sehr
verbreitet war, verwandelte den alten Weidegott (ndwv, pastor)
in einen All-Damon, und sein anspruchloses Syrinx-Floten
in Spharen-Harmonie.
[1. Hier und da findet sich ein Panskopf von erschrecktem , ver-
wirrtem Anblick, wodurch man vielleicht, wie Zoega bemerkt, statt des Pans
den panischen Schrecken ausdriicken wollte. So Gemm. Flor. II, 9.
CKYAAKO, Stosch Gemm. sculpt, tb. 58. vgl. Gavaceppi Race. II, 10.]
2. S. die Arkadische M. bei Pellerin Rec. I. pi. 21. Landon pi. 43.
G. M. 286. §. 132. A. 2. Aehnliche Figur auf M. von Pandosia, N. Brit.
Ill, 26, Messana (mit dem Hasen),, Eckhel Syll. I. tb. 2, 10, auch Pella
SGlem. 30, 321. Auch auf M. von Paneas ist Pan in Menschengestalt, als
Flotenblaser dargestellt. Der Kopf auf M. von Antigonos Gonnatas und
Pantikapaeon ist zwar schon caricirter, aber auch noch jugendlich. Vasengem.
in Walpole's Trav. pi. 8. Millingen Un. Mon. I. pi. A. [und sehr viele
stellen den menschlichen Pan mit kleinen Hornchen dar.]
[387] Pan, Panisken. 613
3. Statuen L. 506. [M. Gapit. Ill, 35.] V. Borgh. Port. 1. Bouill.
I, 53, 1. Glarac pi. 325; Wicar III, 40; im Brit. Mus. u. sonst. P. als
Telamon Race. 140. [Der Pan des Grafen von Leicester in Holkham die
schonste Statue in England, wie zu Specim. I, 40 bemerkt ist. Ein Paar,
zweimal Lebensgrosse, gefunden bei der Kirche in Pane e Perna, Fl. Vacca,
bei Fea Miscell. I. p. 56. Eine schone Herme bei Spanheim de usu et
pr. n. I. p. 396. Eine M. Flor. II. Terracottas of the Brit. M. 45. 46.
Auf Vasen ist Pan in Apulien und Lucanien haufig, in Volci hochst selten.
Grossartige Masken des bartigen Pan in Terracotta u. Marmor. Pansmaske
Impr. d. I. IV, 56.]
4. Als Tanzer (%OQEVTT]S rsls corarog &sa>v Pindar Fr. 67 Bh.) zeigt
er sich ofter in Bacchanalen, wo sein Fuss die mystische Gista aufschlagt,
PGL IV, 22. V, 7; L. 421. Glarac pi. 128; Amalth. III. S. 247 (darnach
ist das Fragment bei R. Rochette M. I. XA. zu erganzen). Ein Satyr
thut dasselbe Bouill. Ill, 70. [Tanzende Pane zur Laute des Hermes, M.
d. I. IV. 34.] Pan einer Nymphe, oder einern Hermaphroditen (wie in
einer Gruppe der V. Aldobrandini) das Gewand abreissend, PCI. I, 50.
Gerhard, Beschr. Roms II. II. S. 168. Aehnliche Gruppen, aber mit einem
Silen, Bull. d. Inst. 1830. S. 76. Pan kitharspielend vor einer Herme,
auf einer Silberplatte, Ant. Ere. V. p. 269. Die Nymphen den stierbeinig
gebildeten Pan neckend (Homer H. 19), Relief Gerh. Ant. Bildw. 45. M.
Borb. VII, 9. [D.A.K. II, 44, 549. Pan u. Echo §. 401. A. 3.] Der
ziegenbeinige Pan mit einer Nymphe tanzend, allerliebstes Vasenbild, M.
Blacas pi. 23. Pan mit Olympos (Plin. XXXVI, 4, 8) in der Ludo-
visischen Gruppe, Maff. Race. 64, der Florentinischen , G. di Fir. St. 12.
vgl. 73, einer Albanischen und andern; auch Aug. 81 ist darnach zu
restauriren. Wandgem. Pitt. Ere. Ill, 19. In einem andern, 1, 8. 9, ist
Olympos u. Marsyas (vgl. §. 362. A. 4. Paus. X, 30) mit A chill und Ghiron
zusammengestellt , wie in der unschatzbaren Statuengruppe Plin. XXXVI,
4, 8, nur dass hier Pan der eine Lehrer ist. [Auch in dem ersten Ge-
malde Marsyas, nicht Pan ; Marsyas aber hat im ersten, auch M. Borb. X, 22
Hornchen; das andre ist aucb M. Borb. X. 4. Pan u. Olympos, kleine
Erzgruppe aus Pompeji in Arolsen, Olympos mit einer Haarschleife auf
der Stirn.] Ueber Olympos Philostr. 1, 20. 21. [Schemes Apulisches
Vasengemalde M. d. I. II, 37. Inghirami Vasi fitt. IV, 332. Elite ceramogr.
II, 75. (Rv. Raub des Palladium), MAPSYAZu. OAOMPOZ, Untemcht
des Olympos im Kitharspiel im Kreise von lauschenden Satyrn und Mae-
naden, sehr edel aufgefasst; als Wettstreit genommen, obgleich Marsyas
nicht einmal ein Instrument hat, Ann. VIII. p. 295. Bull. 1843. p. 39.]
Pan mit Olympos ringend, Symplegma von Heliodor, Plin. Stosskampf
mit einer Ziege , Pitt. Ere. II , 42 ; Gemmen , M. Flor. 1 , 89, 1-3. Be-
gattung mit einer solehen in einer Marmorgruppe, Neapels Ant. S. 461.
(314 Mythologische Gegenstande der b. K. [388]
5. Gruppe des L. 290. V. Borgh. 4, 12. Glarac pi. 297; Millin
P. gr. 37. Vgl. die Gruppe PCI. I, 49, Theokrit IV, 54 u. das Epigramm
auf den jammernden Satyr, Brunck Anal. III. p. 106. Scherze der Satyrn
mit den Panen, Guattani M. I. 1786. p. XXXII.
6. Pan als Tropaeentrager (Antliol. Plan. 259), in einer kleinen zu
Athen gefundenen Statue, in Bezug auf die Marathon. Schlacht, Wilkins
M. Graecia c. V. vign. [p. 71. Mit der Trophaee restaurirt von Flaxmann;
nachher fand man, dass ahnliche Statuen Trauhen trugen, Clarke Greek
Marbles p. 9.] Als vnaoniGT^g des Dion. Zoega 75.
7. Pan mit Syrinx und Rhyton fiber seiner Grotte sitzend, vor
welcher Kekrops und seine Tochter (oder Hermes und die Nymphen einen
Opferzug empfangen, Athenisches Relief, M. Worsl! I, 9. Verwandtes
Relief von Athen, Paciaudi Mon. Pel. I. p. 207. G. M. 327. G. I. 455,
mit Pan und den Nymphen, welche ein Jiingling fiihrt, darunter die
Eleusinischen Gottinnen und der Bereiter Simon (nach Hirt Gesch. der
Kunst S. 191). Pan menschenbeinig , mit der Syrinx, iiber einer Grotte
sitzend, in der die Grosse Mutter und die Nymphen (vgl. Pind. P. Ill, 78)
ebenfalls eine Pompa annehmen, auf dem Parischen Relief, Stuart IV, 6, 5
(vgl. L. Ross, Kunstbl. 1836. N. 13.) [Reisen auf den Griech. Inseln I
S. 50. D.A.K. II, 44, 555.] — Panisken als Opferdiener, Tischb. II, 40. —
[Pan opfernd, zwei Basreliefe des Museums zu Padua, Roulez Bull, de
I'Acad. de Bruxelles T. XIII. n. 7. (Faune fondateur du culte religieux.)
Opfer von Pan und Satyren auf der bekannten Mantuanischen Gemme.]
8. Gemme bei Hirt, 21, 5. M. Flor. II, 80, 2.
e. Weibliche Figuren.
1 388. Weniger mannigfaltig erscheinen die weiblichen
Geslalten, deren Gipfel die anmuthvolle , bliihende, epheube-
kranzte, oft reichverhiillte Ariadne ist, die iiberall von Kora
2 zu unterscheiden , nicht leicht sein mochte. Von den Nym-
phen, deren Wesen nichts Aufgeregtes zeigt, und den selten
vorkomrnenden Satyrinnen, unterscheiden sich durch schwar-
merische Begeisterung, gelostes Haar, zuriickgeworfenen Kopf
die Maenaden (Thyaden, Klodonen, Mimallonen, Bassa-
riden, schwer zu scheidende Classen), mit Thyrsen, Schwer-
tern, Schlangen, zerrissnen Rehkalbern, Tympanen, flattern-
den und gelosten Gewaridern. Auch hier wiederholt die Kunst
[388] Maenaden. (315
t
gern einmal festgestellte und beliebt gewordene Gestalten, unter
denen man die Schopfungen der besten Zeit der Griechischen
Kunst leicht von den spatern noch durchsichtiger bekleideten
und uppiger sich bewegenden unterscheiden kann. Bisweilen 4
sieht man auch Maenaden von der Bacchischen Wuth erschopft
und, von Schlangen umwunden , in sorglosen Schlummer
gesunken. Sehr schwer ist es, die eigentlichen Maenaden von 5
den Person ificationen Bacchischer Festlust, Heiterkeit, Musik
und Poesie zu unterscheiden, welche man auf Vasengemalden
durch beigeschriebne Namen kennen lernt ; und am Ende will
auch die Griechische Kunst, in welcher die Erscheinung ganz
zur leiblichen Darstellung einer damonischen Welt wird, gar
nicht, dass wir hier durchweg reale und ideale Figuren schei-
den sollen.
1. Oben §. 384. A. 3. Ob die Statue PCI. I, 45, und der schone
Kopf auf dem Capitol, Winck. M. I. 55. (Leukothea nach Winck., ein
Bacchuskopf nach Visconti und den Herausg. Winck. IV. S. 308. 435),
der Ariadne gehort? [Gewiss nicht, obgleich er noch beiJBouillon pi. 77
u. in der Beschr. Rorns III. S. 255 so heisst. S. Kunstmus. zu Bonn
S. 73. Als mannlich ist das Bild auch durch den Hals kenntlich.J —
Verlassne Ariadne §. 412. A. 1. Ariadne neben D. an der Halle von
Thessalonike, Stuart III, 9, 11.
2. Nymphen §. 403. Satyra et Silena (ein Stumpfnaschen) Lucrez.
Schoner Kopf einer Satyra (?) St. di S. Marco II, 30 [voll sprechenden
Ausdrucks; ein Abguss im Museum zu Bonn] ; lachende Gesichter auf Gemmen
haufig. Eine Satyra mit einem Satyrkinde spielend, M. Flor. I, 90 , 2. [Ein
Satyrmadchen bei der Einsetzung der Komodie durch Bacchus, Ternite
Pompeji. Gemm. b. Reimer Heft 2. Taf. 2.] Pan in flotespielend , M. I,
93, 1 ; mit Priapos [oder Pansherme] auf einer Gemme Lipp. Suppl. 291. Hirt
21. 3, deren obscone Vorstellung auf einem Bacchischen Sarkophag, Neapels
Ant. S. 459, Gerhard Ant. Bildw. Tf. Ill, 2. 3. 4], wiederkehrt. Bronze, Gori
M. Etr. I, 64. [Panin in Wolfshaut gekleidet, die Tibia blasend (Satiressa),
Indicaz. per la V. Albani p. 27. n. 242 ; eine Panin in Bronze in Florenz im
Cabinet der MCinzen. Zierlich verschrankte Gruppe, einst in Florenz, wovon
Zeichnungen vorhanden sind, eine Panin, die an einem Baumstamrn kniet
u. sich anhangt, mit drei jungen Panchen, eines auf der Schulter, das
zugleich in einem Geflecht voll Blumen sitzt, eins an ihren Knieen hangend,
und eins unten an den Stamm gelehnt, das weiblich ist. Das erste scheint
sie sich eben anzuhangen in einer Art von Tragkorb.]
3. Schoner Bacchantinkopf Eckhel P. gr. 25 und sonst auf manchen
Gemmen. Oft wiederholte Figuren, welche aus der schonsten, edit-
616 Mythoiogische Gegenstande der b. K. [388]
griechischen Kunstzeit slamrnen, sind die %ipaiQocp6vos §. 125. A. 2.
(Skopas), u. die entsprechende Figur im L. 283. Glarac pi. 135; vgl. da-
mit V. Borgh. 2, 14. M. Flor. Ill, 56; M. Chiar. 36 (§. 374. A. 3); die
§. 365. S. 531 erwahnten Thiades et Caryatides; die Gemmen Lipp. I, 184
u. a. Ein Tanz von Maenaden kiihn und schon, in Attischen Styl an der
Vase b. Stackelberg Tf. 24 (vgl. die allerliebsten schwebenden Tanzerinnen
an der von Aegina Taf. 23). Ueppiger behandelt, als balbnackte Tanzerinnen,
in dem Relief L. 381. fClarac pi. 140, welches den Hercul. Gemalden
§. 210. A. 6 sehr ahnelt, u. an manchen Sarkophagen, §. 390. A. 2. In
Bacchischer Wuth verwunden sich Maenaden selbst; eine solche Figur auf
Gemmen heisst bei Lippert u. Tassie Kallirrhoe. Sehr haufig kehrt die auf
einem Altar in Ekstase knieende halbnackte Maenade, die eine flotenspielende
Athena (?) emporhalt, wieder, auf dem Relief des L. 200. Bouill. I, 75.
Clarac pi. 135 u. in Gemmen, Lipp. I, 194 ff. Suppl. 242. 277. M. Flor.
I, 88, 7. 9; auch sieht man eine ruhige Bacchante. Lipp. II, 152, mit
demselben Idol in der Hand. [Kunstmus. in Bonn S. 116 f. 2. Ausg.j
Maenade auf einem Panther mit Dion., auf einem Esel von Silen gefuhrt,
M. Flor. I, 91. Auf einem Bacchischen Stier iiber das Meer schwimmende
Maenaden, G. di Fir. Gemme 9, 2 u. oft. Auf einen See-Panther gelehnt,
Pitt. Ere. Ill, >7.
4. Erschopft ausruhende Maenade (vgl. Plut. Mul. virt. 3>cox/d£g)
als schlafende Nymphe erklart PCI. Ill, 43. G. M. 56, 325. [Daher sprich-
wortlich'Bax^s TQOTIOV, £ni roav GicoTtrjhaiv. THXQOGOV al Bav.%ai GiycoGu
Diogenian.] Eine ahnliche Figur einer Maenade in dem Relief G. Giust.
II, 104; auch wohl die bei Raoul-Rochette M. I. 5. (Thetis nach R. R.),
obgleich auch unter den Orest umgebenden und in Schlaf gesunkenen
Erinnyeri eine ganz ahnliche Figur vorkommt. Auf Gemmen ist eine
.liegende Figur beliebt, die man halb von hinten, bis auf die Beine ent-
hiillt, mit hochst anmuthiger Wendung des biegsamen Riickens sieht,
z. B. Guatt. M. I. 1785. p. LXXIII. Lipp. I, 183. M. Flor. I, 92, 6. Impr.
d. Inst. IV, 49. 52. Eine solche Maenade M. Worsl. II. p. 49. 50. Diese
Figur kommt auch einen Luchs saugend vor (Marlbor. 50), welches Siijet
Eurip. Bacch. 692 erklart. Auch driicken Maenaden die Milch der
strotzeriden Brust in Bacchische Trinkhorner, M. Flor. I, 48, 10. Lipp.
III, 165.
5. Als Bacchische Frauen erscheinen @aAm, FK^VT] , EvSia. (die
(isliTosGGcc svSia Pindars, welche ich der Evoict Visconti's Hist, de 1'Inst. III.
p. 41 vorziehen mochte), Elgijvr], 'OKCOQK (mitObst), Otvovor]\ s. Tischb. 11,44
(vgl. 50) ; Millingen Gogh. 19; Laborde 65 (vgl. Millin Vases I, 5). Vgl. Welcker
ad Philostr. p. 213. XOQSICCS, Neapels Ant. S. 365. Paus. II, 20. Jicovrj als
Dionysos-Priesterin, Neap. Ant. S. 363, neben einer Maivag. KKitrilr],
.der Virgilischen copa ahnlich, von trinklustigen Satyrn angef alien, Laborde 64.
[389] Kentauren. 617
R. Rochette Journ. des Sav. 1826. p. 95 ff. Auf Vasen von Volci auch
tfrttvonr], 'EQiyvlMs als Maenaden-Namen. So rsQ^i^ogr] (TEP&IXOMH)
M. Pourtales pi. 29. [0. Jahn Vasengem. S. 28.] Die tfcofiadiu als Komos-
gesang §. 367. A. 3 ; als Komodie von Dion, mit einer Maske, von einem Satyr
mit Socken angethan, Pompej. Gemalde M. Borb. Ill, 4 vgl. Becchi. Die
TgaymSice auf einer Vase, s. Gerhard, Hyp. Rom. Studien S. 193. Welcker
Nachtrag S. 236 vgl. R. Rochette Journ. des Sav. 1826. p. 89 - 100. Gerhard
Auserl. Vasen I, 56. Die Lesart TPATOIAIA 1st iiber alien Zweifel u. R.
Rochette wird selbst nicht mehr auf Threnodie bestehen wie im J. des Sav.
p. 98 u. Mon. ined. p. 255.] Eine Bacchante mit Krotalen klappernd, Creuzer
Ein aUathenisches Gefass 1832. Aehnlich die bemalte Terracotta, mit
Bacchischen Abzeichen, alterthiimlichen Styls, M. Pourtales pi. 28. Auch
Telete (neben Orpheus, Paus. IX, 30, 3) darf man hier vermuthen, sie
kornmt auf einem Relief von Astron in Lakonika vor. Ann. d. Inst. I. p. 132.
tv. c, 1 vgl. III. p. 144. Aber die geflugelte Jungfrau mit dem Heroldstab in
Bacchischer Umgebung, Gerh. Ant. Bildw. 48, oder mit Weinranken, Impr. d.
Inst. II, 14, kann nach Eurip. Bacch. 367 besser Hosia genannt werden. Von
der Me the §. 389. Welcker ad Philostr. p. 212. Mystis, Zeitschr. I. S. 508.
Thalia, dais &dksi<x, Theoris, Welcker Griech. Trag. S. 304. J
f. Kentauren.
389. In die Reihe dieser Wesen durfen wir auch die 1
Kentauren einfugen, da sie durch die ungebundne Rohheit,
in welcher sich ein thierisches Naturleben in ihnen aussert,
dem Dionysischen Kreise sich anzuschliessen ganz geeignet wa-
ren, und auch die Rolle, welche sie in der Heroenmythologie
spielen, ihnen besonders durch ihre Liebe zum Wein ange-
wiesen wird. Fruher stellte man sie vorn ganz als Manner 2
dar, denen nach hinten ein Rossleib anwachst ; hernach aber,
etwa seit Phidias, verschmolz man die Gestalten viel gliick-
licher, indem man auf den Bauch und die Brust des Rosses
einen menschlichen Oberleib fugte, dessen Gesichtsformen, spitze
Ohren und borstiges Haar die Verwandtschaft mit dem Sa-
tyr verrathen ; dagegen in weiblichen Gestalten (Kentauriden)
der menschliche Oberleib mehr dem Kreise der Nymphenbil-
dungen entnommen wurde, und sehr reizende Formen zeigen
konnte. So stellen sich diese, urspriinglich bizarren, hernach 3
zur vollkommensten Formeneinheit ausgebildeten Gestalten in
einer Reihe- vortrefflicher Kunstwerke dar , bald im Gegen-
618 Mythologische Gegenstande der b. K. [389]
satze edler Heroenkraft, bald als bezwungene Unterthanen der
Macht des Bacchos, meist leidend und misshandelt , aber in
dem Heldenlehrer Gheiron auch mit einem ehrwiirdigen An-
sehen begabt.
1. Die Kentauren sind hauptsachlich alte Biiffel-Jager der Pelas-
gischen Vorzeit (die Thessalischen TuvQOKtt&d'fyta. geben die Deutung des
Mythus); aber damit vermischt sich Erinnerung an die Wirkungen der
Weineinfiihrung. Kentauren als Dionysische Thiasoten, Boettiger Yasengem.
I, 3. S. 87, Ein Kent, tragt auf einer Vase einen Baum mit Taenien u.
Tafeln mit Menschenbildern, eine Art UIOOQCC , oscilla, Tischb. I, 42. Oft
bei Dionysischen Pompen, besonders als Zugthiere, PCI. Y, 11.
2. Die altre Gestalt (die auch der Ausonische Mares hatte, Aelian
V. H. IX, 16) auf dem Kastea des Kypselos (Paus. V, 19, 2), Glusinischen
Yasen (Dorow Yoy. pi. 1. 4), den Reliefs von Assos, §. 255. A. 2, wo
die Kentauren Stiere jagen; der Bronze bei Gori, M. Etr. I, 65, 3, in den
Yasen von Yolci bestandig, Micali tv. 95, auch Gemmen, M. Flor. II, 39, 1,
Kentauren der alteren Form von Bronze, nakter menschlicher Vorderkorper,
kleines Pferd hinten, unter dem Bauschutt des Parthenon hervorgezogen,
Ross Kunstbl. 1836 N. 24. Die spatre beschreibt Kallistr. 12; Lukian
Zeuxis (§. 138. A. 1) bemerkt besonders die core* sccrvQcodr/ der Kent.
— Saugende Kentauriden, wie bei Zeuxis und in dem artigen Gemalde
Philostr. II, 3, auf Bacchischen Reliefs, Bouill. Ill, 39, 1. 43, 2. 4. (L.
472. 765. Clarac pi. 150. 147), Gemmen, M. Flor. I, 92, 5. Zwei Ken-
tauren und eine schlafende Kentauris, St. di S. Marco II, 32. [Kentaur
den Tod seines Weibes an Lowe und Panther rachend, Mosaik §. 322.
A. 4 n. 4. Ghirons Kentaurenweib , den kleinen Achilles auf dem Arm,
Apollon I, 557]. Kentauren von Satyrn im Bacchischen Zuge iiberfallen,
PCI. IV, 21. Gerhard, Beschr. Roms II, 6. S. 199. Kentauren mit Maenaden,
Kentauriden mit Bacchanten in reizenden Gruppen, unter den Herculanischen
Gemalden §. 210, 6. M. Borb. III." 20. 21. Bacchischer gefliigelter Kentaur,
Impr. d. Inst. Ill, 52.
3. Borghesischer Kent, irn L. 134, iiberaus sorgfaltig vollendet (der
Kopf Laokoon ahnlich), mit einem Bacchischen Eros auf dem Riicken.
Race. 72—74. (Glarac pi. 737-740.) V. Borgh. 9, 1. M. Roy. II, 11.
Bouill. I, 64. Glarac pi. 266. Dieser Kent, entspricht dem altern der beiden
Kent, des Aristeas u. Papias, §. 203. A. 1.
Kentauren bei der Hochzeit des Peirithoos (Gemalde von Hippys,
Athen. XI, 474) am Theseion, Parthenon, in Phigalia §. 118. 119. Vasengem.
Hancarv. Ill, 81. Tischb. I, 11. Millingen Goffh. 35. 40. Div. 8. (Kaeneus
Erlegung, vgl. §. 119. A. 3.) Pitt. Ere. I, 2. M. Borb. V, 4. (Kaeneus den
Eurytion ziichtigend, ahnlich wie am T. von Olympia §. 119. A. 2).
Kampfe mit Herakles §. 4 10.
[390] Dionysos Thiasos. 619
4. Gheiron als Rhizotom auf dem Berge Pelion G. M. 153, 554.
Bei Peleus u. Achill §. 413. — Pantherkampf von Kentauren §. 322. A. 4.
Lowenkampf, Wandgem. M. Borb. Ill, 51. [Schule des Ghiron, Gemme
spaterer Zeit.]
g. Dionysos Thiasos im Ganzen.
390. Die aus alien diesen Figuren zusammengesetzten 1
Dionysischen Ziige und Schwarme in alten Kunstwerken muss
man gewiss aus sehr verschiedenen (jesichtspunkten betrachten.
Theils als reine Vorgange der Phantasie, etwa wie die Ma- 2
naden bei dem Trieterischen Feste auf dem Parnass die Satyrn
zu erblicken und ihre Musik zu vernehmen glaubten, als
ideale Darstellungen Bacchischer Ekstase in alien Abstufungen.
Theils als Scenen aus Dionysischen Festen, welche iiberall 3
in Griechenland mil mannigfachen Mummereien, besonders
Reprasentationen des Dionysos und seiner Thiasoten, ver-
bunden waren, die an den Makedonischen Hofen, wie in
Alexandrien, mit dem unmassigsten Luxus ausgefuhrt wurden.
Die Kunst hielt sich hierbei naturlich viel weniger an die 4
in den Tempelraumen vorgehenden Gultushandlungen und
mystischen Darstellungen, wo von sehr wenig nachzuweisen ist,
als an den ungleich gunstigeren Stoff, welchen die offent-
liche Pompa und der trunkene, rauschende Komos gewahrten.
Wahrend auf Reliefs die Darstellung der Dionysischen Pompa 5
vorherrscht, wobei der Gott auf dem Wagen gefahren wird,
auch wohl Komodia oder wenigstens ihre Masken auf einem
Karren nachfahren: sieht man auf unzahligen Vasengemal- 6
den, besonders der jungeren Art, den Komos bald von
Jiinglingen in gewohnlichem Costiim, mit Kranzen, Fackeln,
Flotenspielerinnen , halb im Wandeln , halb im Tanz aufge-
fiihrt, bald aber auch das aus Masken und Leibbinde beste-
hende Satyr-Gostiim angenommen, und in solcher Vermum-
mung einen von den Komasten als Dionysos geleitet und
umtanzt. Endlich sehen wir die auch bei solchen Ziigen vor- 7
kommenden Skurren oder Phlyaken, mit ihren bizarren Mas-
ken, ausgestopften, bunten Jacken und Hosen und phallischen
Abzeichen, in regelmassiger Buhnendarstellung mythologische
620 Mythologische Gegenstande der b. K. [390]
S Scenen travestiren, wodurch uns die ganze Gestalt der al-
testen Komodie deutlich vor Augen gebracht wird. Doch sind
Masken nicht uberall, wo sie in Bacchischen Bildwerken vor-
kommen, Andeutungen des Drama's, sondern oft auch deut-
lich Gegenstande der Verehrung, gleichsam abbrevirte Dar-
stellungen des Gottes und aller seiner Begleiter, und mit
den mystischen Gisten, die mit einer geheimen Scheu betrach-
tet wurden , die bedeutungsvollsten Gerathe des Gultus.
2. Macr. S. I, 18. Solche Darstellungen in Reliefs, auf mehrern
Urnen, wie der herrlichen Borghesischen L. 711. V. Borgh. 2, 10. Bouill.
I, 76. Clarac pi. 131 (iiber die richtige Anordnung Welcker Ann. d. Inst.
V. p; 159); PCI. IV, 19 ff., auch 29 (nach Zoega Bacchisch eingekleidete
Bilder steigender Liebe); Gap. IV, 58; M. Borb. Ill, 40; VII, 24; Zoega 83.
84; Brit. M. 1, 7. Satyrn mit Kureten zusammen tanzen, Gerhard a. Bildw.
Tf. 106, 4. [Tympanistria mit zwei Satyrn mit Ddppelflote u. Panther
Specim. II, 25.]
3. Ol ciyovTsg (xov 4.) inl rrjg aficc^g 8ia (jLSGyg rrjg ctyogag
otvcopsvov, Ath. X, 428 e. ">CSQ JLOVVGLOIGIV ovnl TCOV ^vhcov, Hermipp
bei den Schol. Aristoph. Vogel 1563 vgl. §. 383. A. 7. Ein Kahn auf einen
Wagen gesetzt, darauf der alte D. mit Flotenspielerinnen u. Satyrn, Panofka
Vasi di premio 4 b. Bei der Pompa Ptolemaeos des II. (§. 147. A. 3) sah
man Silene, Satyrn in grosser Menge, den Eniautos, die Penteteris, Horen,
Dionysos unter einer Laube oder oxtag (wie auch in Athen, Photios s. V.).
Mimallonen, Bassarae, Lydae,Nysa,Semele'sBrautgemach, Nymphen, Hermes,
Dionysos auf Elephanten als Sieger Indiens mit einem Satyriskos als Lenker
des Thiers, Dionysos Kriegszug, Inderinnen, Aethiopische Tributb ringer, dann
D. von der Rheagegen Hera geschiitzt, Priap neben ihm u. s. w. Vgl. Schwarz
iiber eine Bacchische Pompa, Opuscula p. 95. Ein schoner Sklav stellt in
Athen den D. dar, Plut. Nik. 3. Bacchus mit winzernden Eroten, Pan mit
Canopuskrug?, Gerhard Bildw. Tf. 88, 1. Bacchanal von einem Sarkophag
in Sparta Tf. 106, 1. Heimbringung des Schlauchs auf Stangen Tf. 107.
Bacchischer Komos, sehr schon, von einer runden Ara im Vatican Tf. 108, 1.
Bacchisches Symposion, Kinder dazwischen, aus V. PamfiliTf. 108, 2. Grosses
Bacchanal aus Palast Gentili, ob alt? Tf. 110, 1. Farnesischer Sarkophag in
Neapel, D. von Kentauren gezogen, Herakles, Pan, Eros, Phallophorie, Tf.
112. 1. Sarkophag vom Markt von Bolsena, wildes Bacchanal, Ariadne
schlafend, Herakles trunken, Phallus aus der Kiste vorschauend, Tf. 112. 2. 3.
4. Weihe eines Kindes in die Bacchischen Ttltxai, Aufnahme zum
Tfcclg Ktp SGTLKS (in Eleusis G. I. 393), vielleicht in dem Vasengem. Gerh.
Ant. Bildw. 51 dargestellt. Welcker Syll. Epigr. Gr. p. 86. Bacchische
[390] Dioriysos Thiasos. 621
Opfer, besonders von Ziegen, auf Gemmen, M. Flor. I, 89, 9. Landliche
Ziegenopfer an D.-Phales, Pitt, di Ere. IV, 45 ff. M. Borb. VIII, 18.
5. S. PCI. IV, 22. V, 7 (mit der Komodia auf dem Karren, vgl.
indess Gerhard, Beschr. Roms II, II. S. 152); Gap. IV, 47. 63; Gavaceppi
Race. II, 58 (bei Landsdown), Woburn Marb. 12. M. Ghiaramonti, I, 35.
Gerhard Vatic. S. 84. [Fries eines Marmorsarkophags, vier Stiicke b. Gayl.
III. pi. 56 — 59. Wagen mit D. u. Ariadne, Karren mit Silen, mit Masken,
Kamele, Elephanten, Scherze.] Ueber die Glocken, mit denen Bacchanten
oft ganz behangen sind (PG1. IV, 20. Gap. IV, 49), s. u. a. Catull 64, 262.
— Die grosseren Bacchanale auf Gemmen sind meist neue Arbeit, wie le
cachet de Michel-Ange (Mariette II, 47. Lipp. I, 350. Hist, de I1 Ac. des
Inscr. I. p. 270) wahrscheinlich von Maria da Pescia; gleichartig ist das
Relief L. 763. Glarac pi. 138. Der Schlauchtanz der Askolienauf Gemmen,
Raponi tv. 11. 14*. Tassie pi. 29. 4867. Kohler Descr. d'un Camee du
Cab. Farnese. 1810. Omophagien, eine Bacchische Telete, an einer Vase
M. Blacas pi. 13 — 15, der Altar kommt in die Mitte. D. zerreisst den
Bock, aygsvatv alpa TQccyouTovov, (ofiocpuyov %agiv, die Uebrigen fliehen,
voll heiligen Schreckens vom Altar weg. Bacchischer Tanz um einen
Altar Impr. d. I. IV, 51, Oeffnung der Gista mystica IV, 47.
6. KmpuZovTts Tischb. I, 50. II, 41. Ill, 17. IV, 33. Millin I, 17.
27. II, 42. Laborde I, 32. Die Vasen von Volci bezeichnen solche Ko-
masten naher als Kc6[iaQ%o<s, Tslrjs (vgl. Phanes, Paus. II, 7, 6), *Ele8i)tiog
(vgl. Androdamas, Paus. a. 0.) Bacchische Convivien, Winck. M. I. 200.
Millin I; 38. Boettiger Aehrenlese 38. Bekranzung des besten Trinkers
Tischb. II, 33. Gostumirung zu Satyrn Tischb. I, 37. 39. 40. 41. Millin,
II, 17. Gerhard A. Bildw. Tf. 72 vgl. Dionys. Hal. VII, 72. D. als Theil-
nehmer des Zugs Tischb. I, 36; (auf Esel) II, 42. D. thronend von Satyrn u.
Bacchen umtanzt, Tischb. II, 46. Maisonn. 22. (§. 388. A. 5). Dionysisches
avTQOv, Tischb. I, 32 vgl. Porphyr. de antro Nymph. 20. Greuzer Symb. Tf. 8
(wo der Hase als Aphrodisisches Thier zu deuten ist). Liebe des D. u. der
Ariadne, Gegenstand eines Syrakusischen Ballets in Xenophon's Symposion 9.
7. Ein solcher Phlyax als Bacchischer Kanephor, Tischb. I, 41.
Darstellung des Zeus bei der Alkmene §. 351. A. 5, des Daedalos und
Ares §. 367. A. 3, des Prokrustes, Millingen Div. 46, des Taras oder
Arion, Tischb. IV, 57, des Herakles u. der Kerkopen §. 41 1 vgl. Boettiger,
Ideen zur Archaeol. S. 190 ff. Grysar de Dor. comoedia p. 45 sqq. Man
kann diese Histrionen auch gerrones nennen, welche wahrscheinlich von
ihren Phallen, den ye^Qoig Nagioig bei Epicharm (Schafer Appar. in
Demosth. V. p. 579), den Namen haben.
8. Die reichste Zusammenstellung Bacchischer Gerathe u. Masken
giebt die sog. Goupe des Ptolemees §. 315. A. 5. G. M. 273.
622 Mythologische Gegenstande der b. K. [391]
Glarac pi. 127. Masken, tragische u. satyriscbe, an Altaren liegend, an
der Silberschale von Bologna, M. I. d. Inst. 45. Ann. IV. p. 304 vgl.
§."345.* A. 3. Ausserordentlich schone Masken an grossen Krateren §. 298.
A. 2, 1. Zoega Bass. 17. Impr. d. I. Ill, 57. 58. Gistae, plenae tacita
formidine (Valer. Fl. II. 267), besonders auf den Kistophoren, vgl. Stieglitz
Arch. Unterh. II. S. 197. Bacchische Symbole, Schwinge, Ziegenkopf,
Phallus, Basrelief, Gerhard Bildw. Tf. Ill, 1.
2. Kreis des Eros
391. Wenn Eros in Tempelbildern als ein Knabe von
entwickelter Schonheit und sanfter Anmuth der Geberde dar-
gestellt wurde (§. 127, 3.), und diese Darstellungsweise in
2 den einzelnen noch vorhandnen Statuen des Gottes durchaus
vorherrscht: so zog doch eine jimgere Kunst, welche mit der
tandelnden Poesie spaterer Anakreontika und den epigramma-
tischen Scherzen der Anthologie verwandt war, zu solchen
3 Zwecken die Kindergestalt vor. Als ein unentwickelter schlan-
ker Knabe, voll Munterkeit und Beweglichkeit , zeigt er sich
in den Nachahmungen eines ausgezeichneten Originals eifrig
4 bemuht, die Sehne an den Bogen zu fugen; in ahnlieher
Figur kommt er auf Vasengemalden iiberall zur Bezeich-
5 nung des Liebesverhaltnisses Vor. In bliihender, aber nie
unangenehm weichgeformter Kindergestalt sieht man Eros, und
haufiger Eroten, in zahllosen Reliefs und Gemmen die In-
signien aller Gotter fortschleppen , zerbrechen, die wildesten
Thiere schmeichelnd bezwingen und zu Reit- und Zugthieren
machen, unter Seeungeheuern keck und muthwillig umher-
schwarmen, und alle moglichen Geschafte der Menschen scher-
zend nachahmen, wobei die Kunst am Ende ganz in ein
Spiel ausartet und alle Bedeutung vollig aufgiebt: eine un-
6 ubersehliche Zahl von Bildwerken, welche dadurch noch ver-
mehrt wird, dass auch wirkliche Kinder gern als Eroten dar-
7 gestellt wurden. Als Modificationen derselben Idee sind Po-
thos und Himeros, Sehnsucht und Liebreiz, in ahnlichen
Figuren dargestellt, auch mit Eros geistreich gruppirt wor-
8 den. Noch bedeutungsvoller wird Eros mit Anteros zu-
sammengestellt , einem Damon, der Gegenliebe gebietet, ver-
9 schmahte Liebe racht. Dann in einer sehr zahlreichen und
wichtigen Glasse von Bildwerken (welche einer ihren ersten
[391] Eros, Pothos, Himeros, Antheros. 623
Anfangen nach wahrscheinlich aus Orphischen Mysterien her-
vorgegangenen allegorischen Fabel angehoren) mit Psyche,
der Seele, die als Jungfrau mit Schmetterlingsflugeln oder
gleichsam abbrevirt als Schmetterling erscheint. Die Kunst-
werke scheinen diese Fabel in den Hauptziigen noch urspriing-
licher und sinnvoller darzustellen, als es die zum Milesischen
Mahrchen ausgesponnene Erzahlung des Appulejus thut; wie
ihnen auch sonst die Idee eines die Seele zu hoherer See-
ligkeit emporziehenden, durch Leben und Tod geleitenden Eros
nicht fremd ist.
1. [Properz II, 12. Quicunque ille fuit, puerum qui pinxit Amorem
cet. Eubulos bei Athen. XIII. p. 562. Wer dem Eros .zuerst Fliigel gab,
s. Rhein. Mus. 1S39. VI. S. 585, Gerhard Fliigelgestalten S. 6.] Der Amor
in Neapel u. Torso von Gentocelle §. 127. A. 3 vgl. Gerhard Beschr. Roms
II, II. S. 167. Bin E. auch der sog. Genius V. Borgh. 9, 11. Bouill. Ill,
10, 2. vgl. Winck. (der ihn zu hoch hielt) W. IV, 81. 141. Ob auch der
sog. Adonis (Apoll)? PCI. II, 32. M. Fran?. -HI, 3. Bouill. II, 12. [Ann.
d. I. XVII. p. 348.] — Ein wesentliches Erforderniss des E. sind die
Fliigel, welche er schon vor Anakreon (Fr. 107. Voss Mythol. Br. II, IV.)
erhalten. Ein Eros mit Delphin u. Blume in Handen, Palladas Anth. ed.
Jacobs II. p. 688.
2. Eine reiche Uebersicht solcher Tandeleien bietet Klotz Ueber den
Nutzen u. s. w. S. 198. Glarac pi. 641—651. Nach Epigrammen der
Anthologie Heyne Gommentatt. Soc. Gott. X. p. 92. Alkibiades hatte einen
blitzschleudernden E. auf seinem Schilde, Athen. XII, 534. — Ein ge-
fliigelter Kopf des kleinen E. auf M. von Antiochos dem VII. Mionnet
Descr. V. p. 75. Aehnlich auf M. der g. Egnatia.
3. Bogenspannender E. M. Cap. Ill, 24. Nap. I, 63. Bouill. I, 19.
Franc. II, 7. Winck. W. VI, 6; G. Giust. 27—28; M. Worsl. I, III, 13;
Bouill. Ill, 11, 1. 3; in Petersburg Glarac pi. 646, 1471; Sammlung
Demidoff pi. 650. n. 1491; Pembroke pi. 650, 1495. Nach Lysippos? Ganz
anders die Statue St. di S. Marco II, 21, Glarac pi. 651, 1481.
4. In Vasengem. sieht man E. mit einem Lekythos z. B. die lo mit
Huld betraufend (XaQirss ylwH,i) %svav k'katov Brunck Anal. I. p. 480),
Millingen Gogh. 46 vgl. Div. 42, gewohnlicher mit einer Taenia als Aus-
zeichnung eines xcadg, §. 340. A. 4. (Mysterienbinde nach Gerh. Ant.
Bildw. 55, 3. 4), auch mit dem Reifen, xpixog , TQO%OS, u. Stecken als
Kinderspiel, z. B. an der Vase §. 363. A. 2. R. Rochette M. I. pi. 44, 1
(wie Ganymedes Maisonn. 30); oft auch mit der Lyra. [E. lost der
Andromeda die Bande, gefliigelt, vecevlas SE TIUQ o ti'co&s, Philostr. I, 29.]
624 Mythologische Gegenstande der b. K. [391]
5. Eroten-Schetze, naifrvrzs "EQCOTSS Xenoph. Eph. I, 10. Mil
Gotter-Insignien M. Gap. IV, 30. (Anthol. Plan. 214 sq.). Zeus Blitz zer-
brechend, Gemmen Wicar IV, 48. Mit Zeus Scepter u. Ares Schwerdt,
schones Relief in S. Maria de Miracoli zu Venedig, sonst in Ravenna.
Vgl. §. 356. A. 5. (Thron des Poseidon), 395. A. 1 (des Kronos), 369.
A. 6 (der Aphrodite), 410. A. 7. (Herakles). Eros auf einer Ziege, wie der
kleine Zeus, M. der g. Fonteia. Amor in einen Delphi n verflochten, M.
Borb. n. 428, Glarac pi. 646, 1468 schlafend auf einem Delphin (Meli-
certes) pi. 647, ohne Fittige, A. als Hercules, in Wien, pi. 647. 1480
[eingewickelt mit der Keule des H. etwa der kleine Hermes,, der diese
entwandt hat?], als Gefangner, im Vatican, pi. 648, 1481. Den Lowen
durch Kitharspiel besanftigend , Gemme mit dem Namen des Protarchos,
G. di Fir. Gemme 2, 1; mit dem Namen des Tryphon, Jonge Notice
d. 148. Vgl. die M. von Tomi M. I. d. Inst. 57. B. 9. Arkesilaos
marmorea leaena aligerique ludentes cum ea Gupidines Plin.; in Dresden
272. Aug. 73. Scherze Impr. d. I. IV, 25-36. Schoner Erotenscherz
mit einem Himdchen, Descr. de Moree III. pi. 49. Verschiedne Vor-
stellungen Gerh. A. Bildw. I, 88—92. Eroten in einer Felsengegend Lowen
bindend, Mosaik M. Borb. VII, 61, zum Theil der M. Gap. IV, 19 ent-
sprechend. Eros auf einem Adler, Impr. d. Inst. II, 47. E. in der
Purpurmuschel , Millin M. I. II, 18 vgl. §. 378. A. 2; auf Hippokampen,
M. Kirker. II, 13. E. mit dem Dreizack auf einem Delphin, Figur eines
Gemaldes, Zahn Wandgem. 8. vgl. §. 378. A. 2. Bacchische Eroten,
PCI. V, 13. vgl. §. 206. A. 2. Bacchischer Eros mit grossem Skyphos auf
einem Lowen, Mosaik M. Borb. VI, 62. Auf einem Kentaur §. 389. A. 3.
E. vom Gastmal kommend, ein andrer als Fackel-, ein dritter als Lampen-
trager (ttTroxsxvqpeog (OGTHQ lv%votpQQ(Jdv Aristoph. Lys. 1003), Gemme,
Winck. M. I. 33 vgl. Christie Paint. Vas. 3. Eroten mit Bechern u. dgl.
tanzend, Pitt. Ill, 34. 35. E. von der Hcadm geschaukelt, Vasengem.
Bull. d. Inst. 1829. p. 78. 'E. nai£cov nQocconstov ' HQa.yiliov<s Ttafififycc
TJ TiTocvog TtsQtyififisvog , Lukian, dies letztre vielleicht M. Cap. Ill, 40.
Aehnliches oft in Gemmen. Eroten u. Psyche stellen die Heimbringung
von Hektor's Leichnam dar, Relief L. 429. Bouili. Ill, 45, 3. Clarac
pi. 190. E. als Ganymedes Ueberwinder im Knochelspiel , Apollon Rh.
Ill, 111. Philostr. d. j. 8, in einer Statue zuf Berlin, Hirt S. 219.
Levezow Arnalth. I. S. 175 [zvvei andre Gruppen das. S. 182 f. 189 f.],
auch nach Hirt Aug. 72. Eroten als Fruchtesammler , Philostr. I, 6, in
geistreich componirten Reliefs G. Giust. II, 128. Zoega 90. Bouili. Ill, 46,
u. Gemmen, Welcker ad Philostr. p. 238. Als Handwerker, Pitt. Ere. I,
34-36. Jagend, Pitt. Ere. I, 37. II, 43. V, 59; Reliefs, Bouili. Ill, 46.
Besonders Hasen u. Kaninchen als Aphrodisische Thiere, Vasengem.
Gerh. Ant. Bildw. 56. R. Rochette M. I. pi. 42, 1 vgl. Philostr.
[391] Eros, Pothos, Himeros, Anteros. 625
I, 6. p. 12. E. einen Hasen haltend, auf M. von Kyzikos, M. I. d. Inst.
57. B. 5. Ann. V. p. 272. Eros auf einem Rehbock reitend. Vase aus
Athen. Stackelb. Tf. 28 [will ein Madchen verfuhren, oder die Braut ent-
Meiden, Kylix das. Tf. 31, gewiss umfasst nicht Eros die Kniee der Aphro-
dite.] Circuskampfer, PCI. V, 38-40; Cap. IV, 48; G. Giust. II, 109;
M. Borbon. Vtfl, 28; L. 449. 463. Bouill. Ill, 45. Clarac pi. 190. vgl.
Spartian Ael. Ver. 5 und die Agones §. 406. Mil Gazellen, Kamelen, Ebern
fahrend, Relief L. 225. 332. Glarac pi. 162. Hit Lowen, Panthern,
Schwanen u. dgl., Wandgem. M. Borb. VII, 5. vgl. VIII, 48. 49. Gegen
die Benennung Genien fur solche Flugelknaben spricht mil vollem Recht
Zoega Bass. II. p. 184. Ein Eroten-Nest §. 210. A. 6. »Wer kauft Liebes-
gotter« (Goethe) Pitt. Ere. Ill, 7. Neapels Ant. S. 425. E. von der Thure
des Geliebten ausgeschlossen und libel behandelt, Millin P. gr. 62. Stackel-
berg Graber Tf. 30, M. Pourt. pi. 33. Eroten aus Kafigen her vorkom mend,
Lekythion, ehemals bei Fauvel; nach Stackelb. Korbarbeit, Adonis darzu-
bringen. [Erotenverkauf Zahn Pompej. Gemalde II, 18. 24. 0. Jahn Arch.
Beitr. S. 211.]
6. S. Suet. Galig. 7. Hierher gehoren wahrscheinliqji besonders die
schlafenden Eroten, wie der auf der Lowenhaut, mit den abgelegten Waffen,
der Eidechse, [Erdratte], auch Schmetterlingen, Mohnkopfen, PCI. Ill, 44.
Race. 151; Bouill. Ill, 11, 2; G. di Fir. St. 63—66; Gerh. Ant. Bildw. 77, 2
[Stat. di S. Marco II, 30. Glarac pi. 761. 761 B. 762.]
7. E., Pothos u. Himeros von Skopas §. 125, 3. In Bacchischer
Umgebung Himeros mit einem Kranze, Maisonn. 22, und Pothos, sinnreich
dargestellt als Flotenblaser, Tischb. II, 44. Himeros, mit Taenia, und zwei
Eroten, mit Kranz und Kaninchen, fiber das Meer fliegend, Vasengem. von
Volci, M. I. d. Inst. 9. [0. Jahn Peitho, die Gottin der Ueberredung.
Greifswald 1846.]
8. E. mit Anteros (jener goldlockig und dieser schwarzlockig nach
Eunap Jambl. p. 15. Boiss.) um die Palme kampfend, Paus. VI, 23, 4 in
dem Relief in Neapel Hirt 31, 3, [ahnlich in einem des Palasts Golonna,
E. Braun A. Marmorwerke II, 5. 5 a.] ofter in Gemmen, z. B. Impr. d. Inst.
II, 54, wo eine Nike dabei (zwei Niken u. achtzehn Eroten zu Tralles,
Class. Journ. IV. p. 88). E. oder Anteros mit einem Kampfhahne, Tassie
6952 ff., bei einer gymnastischen Herme, M. Worsl. II, 7. Vgl. Boettiger
vor der ALZ. 1803. IV., Schneider u. Passow im Lexikon. E. neben
Aphrodite §. 376. 377, mit Silen 386. A. 3, mit Pan kampfend, Welcker
Zeitschr. S. 475. Eros ermudet den Kranz fassend; Anteros? unterstutzt
den zarteren Knaben, allerliehstes Relief. Stackelb. Graber Tf. I, 1.
[R. Rochette M. I. pi. 42. A. 2. E. u. Anteros, beide trauernd auf die
Fackel gestutzt und einen Schmetterling haltend mit Bezug auf die Caeremonie
ernes Paares an einem Altar.]
O. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 40
Mythologische Gegenstande der b. K. [391]'
9. Fabel von Amor u. Psyche, Platonischer Mythus, nach Baum-
garten Grusius, Programm der Meissner Schule. Archaeologische Beilage
von Boettiger (niehts Neues.). [0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 121 — 97 fiber
Eros u. Psyche, Psyche als si'dcolov, als tyv%ij, Schmetterling, u. Madchen
mit Schmetterlingsfliigeln u. in beiden Gestalten mit Amor in Bezug ge-
setzt S. 137 ff. ; das Mahrchen des Appulejus nicht in Kunstwerken S. 127,
nur in einigen wenigen Monumenten S. 196. Die Gruppe der Umarmung
S. 161 ff. dieselbe an Gerathen, Schmucksachen, Ringen, besonders Sarko-
phagen S. 163 ff. Vermahlung S. 173 f. Eros als Peiniger S. 177, Amor
u. Psyche and re Mythen als Maske darstellend S. 192 ff. Psyche am Boden
liegend, die ein Amor rnit Fiissen tritt, Gruppe im Lateran.] Der Fabel
von E. u. Psyche liegt deutlich die Orphische Idee zum Gruride, dass der
Korper ein Kerker der Seele, dass die Seele hier auf Erden in der Erinne-
rung an ein gliickseliges Zusammensein mit Eros in fruhern Aeonen, aber
verstossen von ihm und voll fruchtloser Sehnsucht ihr Leben hinbringt,
bis der Tod sie wieder vereinigt. (Auf .Mysterien deutet auch bei Appulej.
VI. p. 130 der Oknos mit dem lahmen Esel [?] in der Unterwelt §. 397.)
Dabei ist es nicht nothig, einen Gegensatz zwei sich bekampfender Eroten
anzunehmen; derselbe E. erscheint qualend und beseeligend, die mildere
Natur bezeichnete schon Pausias durch die Lyra fur den Bogen, Paus. II,
27, 3. Nur wo Psyche gequalt oder gelautert wird, kommen zwei sich
entsprechende Eroten vor, indem die Eroten, wie sonst in heiteren Spielen,
auch als qualende Geister sich vervielfachen korinen. Vgl. Thorlacius
Prolus. I, 20. Hirt, Schriften der Berl. Akad. 1812. S. 1. Lange Schriften
S. 131. Die Kunstwerke, welche erst in Romischer Zeit beginnen (§. 206, 3),
zeigen in langer Folge Psyche von E. misshandelt , als Schmetterling ge-
sengt, zu muhsamer Arbeit verurtheilt, in einer Fussangel gefangen (Tassie
pi. 42, 7170), gebrannt mit der Fackel von einem, mit siedendem Oel
iibergossen von einem andern Amor in einem Wand gem aide, Hall. L. Z.
1835. Intel!. S. 478. [Archaeol. Int. Bl. S. 73 f.], das Wasser der Styx
schopfend, im Stygischen Schlafe (bei Hirt 32, 6), durch Musik von E.
daraus erweckt, durch Hermes Psychopompos und den gefesselten E. be-
flugelt, mit Aphrodite versohnt, beim Hochzeitmahl und brautlichen Torus
(Gemme des Tryphon Marlbor. I, 50), Sarkophag Brit. Mus. V, 9 von E.
umarmt in der sehr geistreich gedachten und vortrefflich angeordneten
Gruppe '(M. Gap. Ill, 22. Franc,. I, 4. Bouill. I, 32; Flor. 43. 44. Wicar
II, 13; in Dresden 218. 254. Aug. 64. 65. [Glarac pi. 652; London 653;
in Emkendorf bei Graf Reventlow], vgl. Tassie pi. 43, 7181). S. Hirt a. 0.
u. Bilderbuch Tf. 32. Greuzer Abbild. zur Symb. S. 24 ff. Ps. neben E.
knieend, Gruppe L. 496. V. Borgh. 9, 9. Bouill. Ill, 10, 5. Glarac pi. 265.
Knieende Ps. L. 387. V. Borgh. 3, 4. Bouill. Ill, 11, 4. M. Roy. I, 13.
Clarac pi. 331 ; in Florenz (§. 126. A. 4). [0. Jahn S. 178. Psyche den
[392] Psyche, Hymenaeos, Kornos, Hermaphrodit. 627
fliehenden Eros zuriickhaltend Mionnet Suppl. V, 1, 3.] E. nach dem
Schmetterling schlagend (joueur de ballon), Bouill. Ill, 10, 6 (darnach 1st
auch wohl ein Torso in Wien zu erganzen); wohl auch Race. 40 orti
Medicei; Gemmen Impr. d. Inst. II, 45. vgl. 55. Tassie pi. 43, 7064. Amor
mit einem Schmetterling spielend, in Rom bei Vescovali, eigenthumlich,
Glarac pi. 647, 1473. Amor weint uber deri Schmetterling, Impr. d. Inst.
IV, 32. A. u. Psyche IV, 34. Ehe IV, 35. E. mit Schmetterlingen
pflugend, Tassie pi. 43, 7132, auf einem Wagen von Schmetterlingen ge-
zogen (Gori Gemmae astr. I, 122), wie sonst Aphr. u. E. von Psychen,
M. Borb. IV, 39. Tassie pi. 35, 3116. Ariadne [vorher Aphrodite nach '
derselben Gemme] von Psychen gezogen, M. Flor. I, 93, 2. Wicar II, 12.
M. Borb. IV, 39. Psyche unter den Theilnehmern des Bacchischen
Zuges, Sarkophagrelief, s. Hall. ALZ. 1833. Intell. N. 5. vgl. §. 397. A. 2.
Psyche-Nemesis §. 398. [Prometheussarkophage §. 396. A. 3. Psyche als
Eidolon §. 397. A. 3.]
Eros fahrt auf seinem Kocher oder der Todtenurne als einem Segel-
schiff nach Elysion hiniiber, Christie Paint. Vas. 7. Lipp. Suppl. 439.
Tassie pi. 42, wohl zu Anakreontisch gefasst Arnalth. III. S. 182. Eros
als Todesgenius Glarac pi. 495. n. 964 aus M. Chiaramonti. l)er himm-
lische Eros als Flotenspieler (oft auf Gemmen) auf dem Mon. Marcellinae
ed. G. Patin. Patav. 1688. 4, wie G. Giust. II, 107. Zoega Abhandl.
Tf. 4, 12. E.-Horus §. 408. Monument von Smyrna, Maft'ei M. Veron. XLVII, 5.
392. Wir verkniipfen mit Eros die Gottheit, welche i
auf Verbindung der Geschlechter und eheliches Leben Beziehung
haben, wie Hymenaeos, der als ein ernsthafter und gro-
sserer Eros erscheint, und zugleich mit K o m o s , dem Fiihrer
des lustigen Festschwarms , in Verbindung steht. Ein Lieb- 2
lingsgegenstand der spatern verweichlichten und iippig ge-
wordnen Kunst war der Hermaphrodit — der im Ganzen
hier nicht als Nairn-symbol, sondern als Kiinstlerphantasie zu
fassen ist, obgleich es auch Gultusbilder von ihm gab — in
beruhmten Kunstwerken bald sich unruhig im Schlafe dehnend,
bald stehend und uber seine eigne rathselhafte Natur erstaunt,
bald von Eroten im Schlafe gefachelt, oder von verwun-
derten Satyrn und Panen belauscht, auch im frechen Sym-
plegma mil einem Satyr, der ihn fur eine Nymphe genom-
men und erhascht hat. Die Ghariten sind, als der Aphro- 3
dite verwandte Gottheiten der Geselligkeit, fruher in zierlicher
Bildung, dann leichtbekleidet oder gewohnlich ganz unver-
hulll gebildet worden, wechselseitiges Handegeben oder Umar-
628 Mythologische Gegenstande der h. K. [302]
men charakterisirt sie. Eileithyia kommt bei Geburten oft
als helfende Figur vor, doch 1st eine feste Bildungsweise
dieser Gottin nicht bekannt.
1. Hymenaeos bei Ares Ehehruch, in den Reliefs §. 377. A. 2.
Bei der Hochzeit der Ariadne §. 384. A. 3. Wohl auch der Eros-ahnliche
Jimgling bei Paris §. 378. A. 4. Hym. in einer Bronzefigur, mit Rosen
urn den Hals u. Fackel in der R., aus Sardis, Bull. d. Inst. 1832. p-. 170.
[Bei Aufzugen auch auf Gemmen.] Komos, ein Nachtstiick bei Philostr.
I, 2 (zur Erklarung Pers. V, 177), auch I, 25. Nach Zoega auch Bass. 92.
vgl. Hirt S. 224. Dagegen Welcker ad Philostr. p. 202—215. Oben
§. 385. A. 6.
2. Polykles Hermaphrodit §. 128, 2. Heinrich Cornm. de Herma-
phroditis. Hamb. 1805. Boettiger Amalth. I. S. 352. [Clarac pi. 666
A. 667— 72.J Liegende Statuen, auf einer Lowenhaut M. Flor. Ill, 40.
Wicar II, 49 (so auch auf Lampen , Bartoli Lucernae I, 8. Passed I, 8,
wo Andere die Nacht oder die Omphale sehn; auch in einer Silberarbeit
von Bernay); auf Bernini'schen Polstern L. 527. Race. 78. V. Borgh. 6, 7.
Piranesi St. 14. Bouill. I, 63. Glarac pi. 303; auf antikem matelas L. 461.
A. Franc. IV, 4. Bouill. Ill, 15. Glarac pi. 303. Stehender H. (Christo-
dor 102), schoner Torso in V. Pamfili; mit einem Tuch urn den Kopf,
Statue in Berlin 111. Gaylus III, 28-30. Kunstbl. 1824. N. 77. Mit
einem fiber den Kopf fallenden Tuche, einem Facher in der L. , Zahn
Ornam. 100. Aehnlich in clem merkwiirdigen Relief des Pall. Golonna,
Gerhard Ant. Bildw. 42, 1. Stehender H. aus Pompeji mit Satyrohren,
Neap. Bildw. S. 118. (Ein Ginaede tragt einen Kekryphalos, Lukian de
mere. cond. 33). Osann Amalth. I. S. 342. Auch einer bei Hope.
Sitzend auf Gemmen Tassie pi. 31, 2509. Impr. d. Inst. II, 26. Wicar
II, 24, der im Schlafe uberraschten Ariadne ahnlich, Welcker ad Philostr.
p. 297. S. auch Zoega Bass. 72; Pitt. Ere. V, 32-34. Der H. an einen
Baum gebunden Guatt. M. I. 1785. p. LXIX. Symplegma §. 385. A. 4f.;
ein Hermaphrodit von einem solchen in Venedig. Ein H., Liichse an den
Briisten (wie die Maenaden §. 388. A. 4) in der Blundell'schen Sammlung.
H. Greif und Panther lenkend, Eros voran, Tischb. Ill, 21. Eros als
Hermaphrodit ofter auf Apulischen u. Lucanischen Vasen. Hermaphrodit?
von Bernay, Ann. VI. p. 249 ff.
3. Ueber die Bekleidung der Ghariten §. 336. A. 7. A el t ere Vor-
stellurigen §. 96. R. 15. 16. vgl. §. 359. A. 5. In leichter Bekleidung
(solutis zonis Mitscherlich zu Horaz G. I, 30, 5) in einem Gemalde nach
Ogle Gemmae p. 167. Die XKQITES ayugsss (Euphorion Frgm. 66. Meineke)
in Statuen L. 470. V. Borgh. 4, 14. Bouill. I, 22. Clarac pi. 301 ; im
Vatican Guattani Mem. V. p. 113. Beschr. Roms II, II. S. 97. [Die Gruppe
Ruspoli jetzt im Vatican, in den Magazinen, die in Siena in einem Saal
[39:!] Ghariten, Eileithyia. Masen, Sirenen. 629
der Sakristei des Doms. Uralt in Kyzikos §. 370. A. 7.] Wandgemalde
in Catania M. d. I. II, 47. E. Braun Ann. IX. p. 177. Pitt. d'Ercol. Ill, 11.
[M. Borb. VIII, 3.] Als blosse Personification des Banks kommen sie so
ofter auf Votivtafeln vor, §. 394. Forcellini Lex. s. V. Gratiae. Oft auf
Gemmen, M. Worsl. II, 5. (Aglaia mit dem Hut des Hephaestos.) Als
Jahresgottinnen mit Mohn, Blumen, Aehren auf einem Cameo in Russland,
Koehler Descr. d'un Camee. 1810. pi. 1. (vgl. M. Borb. VIII, 3.) Bie
Chariten unter Hera, Athena und Tyche, ebd. pi. 2. vgl. §. 399. A. 2.
4. Eileithyia bei der Geburt der Athena §. 371. A. 2, des Bionysos
§. 384. A. 2. Als Gebarerin auf den Knieen, Statue aus Mykonos? M. I.
d. Inst. 1, 44, nach W-elcker in Hecker's Annalen XXVII. S. 132. [Nicht
Eileithyia , sondern Leto.] Bie Figur mit blossem Busen , eine Fackel
haltend, herbeikommend, aus V. Albani bei Clarac pi. 415. n. 719. 719 A.
ist wohl Eileithyia, vgl. M. Borb. V, 22. [Hier ist die Fackel moderner
Zusatz u. die gegen den Wind heraneilende Figur mit einem Bogen des
Peplos fiber dem Haupt gewiss nicht Eileithyia.] In Aegion als Fackel-
tragerin, nach Paus. u. Miinzen. Eine die Geburt hemmende Pharmakis
auf einer Gemme bei Maffei, §. 335. A. 5. Boettiger Ilithyia oder die Hexe.
Haufig Reliefdarstellungen einer &SK xovpor^o'qpog, welcher Kinder fiber-
geben werclen, wie das Albanische §. 96. N. 19, das Sigeische Chois. Gouff.
Voy. pitt. II, 38.
3. M u s e n.
393. Die Musen batten altre Kiinstler sich begniigt, 1
in der Dreizahl darzustellen , und unter sie die Hauptinstru-
mente der Musik zu vertheilen; erst als das jiingere Ideal 2
des Apollon Musagetes in dem Gewande der Pythischen Mu-
siker ausgebildet war, wurde die Neunzahl dieser ebenfalls
meist in Biihnengewander gekleideten Jungfraun, mit feinen
sinnvollen Gesichtern, durcb Ausdruck, Attribute, zum Theil
auch durch die Stellung fein unterschieden, von mehrern be-
ruhmten Kiinstlern aufgestellt. Besonders scheint es zwei, 3
von einander unabhangige, Hauptgruppen gegeben zu haben,
da bei mehrern Figuren, wie sie in Statuen, Reliefs und Ge-
malden vorkommen, zwei Hauptvorstellungsarten sich schei-
den lassen, doch waren auch diese nicht so allgemein anerkannt,
und iiberhaupt die Rollen der einzelnen Musen nicht so fest-
bestimmt, dass nicht auch daneben zahlreiche Abweichungen vor-
kommen konnten. Die Federn auf den Hauptern der Musen 4
630 Mythologische Gegenstande der b. K. [393]
werden aus dem Siege iiber die Sir en en erklart, welche
selten ganz menschlich, meist als Jungfrauen mil Vogelbeinen
und Fliigeln, bisweilen auch als Vogel mit Jungfrauenkopfen
gebildet und mit verschiedenen musischen Instrumenten aus-
geriistet werden, und, wegen ihrer Beziehung zur Unterwelt,
gern an Grabmalern erscheinen.
1. Musengruppe des Ageladas, Kanachos, Aristokles mit Flote, Leier,
Barbiton, nach Antipatros (Anth. Pal. Plan. 220) das Diatonon, Chroma
und Enharmonion darstellend. Eine Muse mit der Sambyke in Mitylene
von Lesbothemis. Alterthiimliche Musen aus Athen in Venedig, Thiersch'
Epochen S. 135.
2. [Neun M. des Praxias im Giebelfelde des Delphischen Tempels],
Musen des Lysippos [?, neun] des Strongylion nebst Kephisodotos und
Olympiosthenes (Paus.), des Philiskos (?) Plin. Eine Hauptgruppe war die
aus Ambrakia im T. des Hercules Musageta, '§. 180. A. 2 (vielleicht von
Polykles 01. 102), deren Figuren man sammtlich aus den Miinzen kennt.
Stieglitz N. fam. Rom. p. 66 f. (wo aber mehrere Figuren nicht richtig
bestimmt zu sein scheinen). Eine and re die Musen im porticus Metelli
(Octaviae), deren Cicero ad fam. VII, 23 u. Plinius XXXVI, 4, 10 [als von
Philiscus] erwahnen. Musenbildung, Stieglitz Beitrage S. 142. Wenig
Neues fiber die M. der gens Pomponia S. 163. [Beger Thes. Brandenb.
p. 576.]
Erhaltene Statuen-Gruppen: 1. die aus der Villa des Cassius zu Tivoli,
zusammengefunden mit dem Apollon, §. 125. A. 4, und einer Mnemosyne,
aber ohne die, hinzugefiigte, Euterpe u. Urania; Visconti halt sie fur eine
Copie der Musen des Philiskos. PCI. I, 17-27. M. Franc. I, 6—14.
Bouill. I, 34—42. Beschr. Roms II, II. S. 213. 2. eine ahnliche Reihe
1826 auf M. Calvo in der Sabina gefunden, Gerhard, Hyp. Rom. Studien
S. 148. [V. Borghese, Zimmer der Musen.] 3. die der K. Christina in
Ildefonso. Race. 112—119, alle sitzend gleich den sitzenden im Vatican;
bei Glarac, der pi. 497—538 viele Musen nebst angeblichen Mnemosynen
gibt, die Spanischen nach de Rossi. 4. die in Stockholm (seit Gustav III.),
s. Fredenheim §. 265. A. 2. Guattani M. I. 1784. Aug. ff. 5. die sog.
Tochter des Lykomedes §. 264. A. 1. [5. Apollo u. die Musen in Worlitz,
gegen 1806 dahin gebracht. Der Schlaf zu den Musen gesellt, M. PioCl.
I, 28. M. Napol. I, 42. Doch s. Zoega Bassir. II, p. 212.] — Sehr
restaurirte Musen des Tuilerien- Gartens Clarac pi. 352 — 354. Sieben
Musen mit Namen, Vase von Nola, M. Blacas pi. 4, andre auch von Nola
mit dreien, auch mit Namen, das. p. 18. [In den Terracottas of the Brit.
Mus. n. 1. 38. 40, 76 vermuthlich Musen.] Acht Figuren in Hercul. Ge-
malden (Euterpe fehlt) mit Unterschriften , Pitt. Ere. II, 2—9. Unter den
Reliefs besonders das beruhmte, ehernals im Pall. Colonna, jetzt im Brit.
[393] Musen, Sirenen. 631
Mus. (Guper Apotheosis Horn. 1683. Schott Explic. nouv. de 1'apoth. d'Hom.
1714. PCI. I. tv. B.), welches Homer's gottliche Verehrung unter Be-
giinstigung des Zeus, Apollon Pythios und aller Musen darstellt. [G. M.
pi. 148, Hirt Tf. 28. Bull. 1844. p. 199 ff. Drei Musen bei Helena u.
Paris in dem Basrelief Jenkins G. M. 551.] Dann die Sarkophage, PCI.
IV, 14. [Beschr. Roras II, II. S. 127, andre S. 123. 140); Gap. IV, 26.
PG1. I. tv. B. (jetzt im L. 307. Bull. I, 77. Glarac pi. 205); Gap. IV.
p. 127 vign.; Mon. Matth. Ill, 16, 49, 1. 2; G. Giust. II, 90. 114. 140;
Montfaucon I, 60, 1. 2; Bouill. Ill, 40; G. M. 64 (Brit. Mus.); Gavac.
Race. II, 58 (Landsdown) ; Woburn Marb. 5 einer auch in Wien. Knaben
die Musen darstellend, an dem Sarkophage PG1. IV, 15. G. M. 76. Beschr.
Roms II, II. S. 244. [Einer in Berlin und einer in Neapel, Archaeol. Zeit.
I. Tf. 6. 7. S. 129. 298 f. 302. Zwei Sarkophagseiten im Garten der V.
Borghese, Meyer zu Winckelmann V. S. 613 f. u. unzahlige andre.] Einzelne
Statuen bei Bouill. Ill, 11. 12.
3. Polymnia wickelt in der Ambrakischen Gruppe stehend den
r. Arm in den Mantel, wie im PG1. L, Guatt.; sonst stiitzt sie mit der-
selben Gewandhaltung den Ellenbogen auf den Felsen, wie im L. 306.
(V. Borgh. 7, 12. Bouill. Ill, 12, 5. M. Roy. I, 2. Glarac pi. 327), in
Berlin, der Apoth. Homer's, PCI. IV, Gap. IV. (Meyer Tf. 12. B.) u. sonst;
auch findet man sie sitzend in derselben Draperie, in den Tuilerien, Clarac
pi. 329. [Polyhymnia aus Theben, Brit. M. IX, 4.] Melpomene stand
in Ambrakia in breiter Stellung mit Keule in der R., Maske in der L.,
ahnlieh wie in der erhabnen Golossalstatue L. 348. Bouill. I, 43. M. FranQ.
IV, 2 (dieGestalt wird durch den hochsitzenden, breiten Giirtel, pu6%u1ii6TriQ,
und die langen Falten des Gewandes noch vergrossert) , und PG1. II, 26,
auch PCI. IV, Ant. Ere.; ohne aber den Fuss emporzustellen, wie PG1. I,
Guatt., Gap. IV. Den Aufsatz Onkos (Pollux IV, 133. Winck. M. I. II.
p. 250) sieht man PCI. IV. u. an den Biisten VI, 10. Geharnischt ist
Melp. G. Giust., Montf. I, 61, Gap. p." 127. Euterpe sieht man mit
Floten sitzend, stehend, in Ambrakia sich auflehnend ; aber auch tanzend
(bei Guatt. sehr ahnlieh wie in der Ap. Homer's). Die Eut. Borghese,
Bouill. I, 44. M. Roy. I, 4, ist eine adorans; sehr zweifelhaft M. Roy. I,
10. 12. [Eine schone Euterpe mit zwei Floten im Antikencabinet zu Wien.]
Thalia (Statue? Brit. M. Ill, 5. Gem. M. Borb. VIII, 30) erscheint ganz
abweichend, als Bacchante, halbnackt, auf Gemmen, Agostini II, 8. Montf.
61. Millin P. gr. 9. Lipp. Ill, 305. M. Flor. I, 44, 1. 2. 4.
4. Die Musen mit Federn M. Gap. IV. p. 127 u. sonst. Kampf der
Musen mit den Sirenen G. M. 63; Winck. M. I. 46; Gori Inscr. III.
tb. 33. Millingen Un. Mon. II, 15 (Sarkophag in Florenz). — Eine Sirene
an Sophokles Grabe nach der Vita Soph. , wo Andre eine gelidon; (oder
lieber Krjlrjdoov) sahen, auch an dem des Isokrates, Plut. V. Isocr. Philostr.
632 Mythologische Gegenstande der b. K. [394]
V. Soph. I, 17, auf Hephaestion's Pyra §. 151. A. 2. vgl. Jacobs Aninu
Anthol. I. p. 187. Ueber ihre Beziehung auf Tod und Verwesung
R. Rochette M. I. p. 283. Klausen Abenth. des Odyss. S. 47. Ueber
ihre Gestalt: (Nicaise) Les Sirenes. P. 1691. 4. Schorn zu Tischb. VIII.
Voss Antisymb. II. (wo entschiedne Sirenen fur Harpyien erklart werden).
Schorn Kunsthl. 1824. N. 102. 103. Zweiter Jahresber. der Akad. S. 62.
Laglandiere Ann. d. Inst. I. p. 286. Sirenen als Vogel mit Frauen-
kopfen, bei Odysseus, in einem Vasengem. von Volci, M. I. d. Inst. 8
(ahnlich noch in Pompeji), und sonst auf Vasen, Tischb. I, 26 (mit einem
Tympanum), auch in einer Terracotta zu Berlin. Mit Vogelbeinen auf
Gemmen, bei Odysseus, G. M. 638. Tischb. Homer VIII, 2; M. Pourtales
pi. 2. 23. 24; Stackelberg Tf. 16. (Der Komiker Anaxilas nennt die
Buhlerin Theano eine gerupfte Sirene mit Schenkeln einer Drossel). S. mit
Schwerdt Impr. d. I. Ill, 51. S. mit Fackel u. Aschenkrug G. M. 312.
Christie Paint. VaseS 2 ; von einem Grabmal, die Haare raufend, M. Worsl.
I, 7, vgl. L. 769. Glarac pi. 349; auf M. der g. Petronia mit Floten
(Morelli 1. vgl. Spanheim De usu num. I. p. 251); in einem Wandgem.
emporfliegend mit Floten, M. Borb. VII, 52. Als Frauengestalten,
bei Odysseus, an einem Etrusk. Sarkophage. Tischb. Horn. II, 6. ZfiQrjv
aQyvecc Athen. XI, 480, Sirenen als goldner Schmuck, sehr zierlich ge-
arbeitet, in Grabern von Ithaka gefunden. Vgl. §. 352. A. 4. Ann. d.
Inst. VI. p. 245. Sirene mit vier Fliigeln an einem Etr. Henkel. Sirene
Ligea u. Sirene Parthenope auf Miinzen von Terine u. Neapel, ein weib-
licher Kopf, sehr ahnlich nach Eckhel.
Die Keledonen der Lokrischen Vase beruhen-auf falscher Lesart;
in Delphi waren es Vogel. Vgl. Amalth. I. S. 122. II. S. 274.
4. Heilgotter.
1 394. Asklepios, im Gultus ein Gott, obgleich in
der Poesie ein Heros, erhielt die in der Kunst herrschende
Form eines reifen Mannes von Zeus - ahnlich em , nur
weniger erhabnem Antlitz, mit mildern, freundlichem Aus-
drucke, das voile Haar mit einer Binde umwunden, in ste-
hender, zur Hiilfe bereiter Stellung, das Himation um den
linken Arm unter der Brust umhergenommen und straff an-
gezogen , den von einer Schlange umwundenen Stab in der
rechten Hand -- besonders in dem Pergamenischen Heilig-
2 thum durch Pyromachos (01. 130.). Daneben erhielten sich
indess auch andre Vorstellungen , auch die eines jugendlich
unbartigen Asklepios, die fruher gewohnlicher gewesen war.
[394] Asklepios, Hygieia; Telesphoros. 633
Mil ihm wird Hygieia, eine Jungfrau.von besonders blii- 3
henden Formen, welche meistens eine Schlange aus einer
Partere in ihrer Linken trinken lasst, und der kleine ver-
mummte Daemon verborgener Lebenskraft, Telesphoros,
gruppirt.
1. Vgl. Kallistratos 10. Retorto Paeonium in morem succinctus
amictu Virg. Aen. XII, 400. vgl. Statius S. I, 4, 107. [Panofka Asklepios
u. die Asklepiaden B. 1846 in den Schr. der Akad. mit 8 Kpft. und liber
die Heilgotter (Damonen und Heroen) 1845 mit 2 Kpft. Die Epidaurische
Statue auf Miinzen von Argos, Streber Num. Munchner Akad. 1835.]
Glarac pi. 545—552. Von Pyromachos Askl. §. 157*. A. 1. Etwas ab-
weichend ist die Figur auf einer Pergamenischen M. des Aurel. Verus,
Mionnet n. 591, wo das Gewand weiter herabfallt, und die R. den Stab
wie einen Scepter fasst, nicht abwarts, sondern aufwarts. Auch gab es
zu Pergamon eine thronende Figur, wie die Epidaurische, Paus. II, 27, 2,
die die R. auf den Kopf der Schlange legt. Statuen (nach der Perga-
menischen) in Florenz, Galleria 27, eben so M. Cap. Ill, 28, im Magazin
des L. Glarac pi. 346, ahnlich Aug. I, 16, in Berlin Gavac. I, 34. Mit
Telesphoros zusammen [u. hinter ihm einem Tafelchen und Rolle, auf
die Antworten des Gottes bezuglich] M. Franq. Ill, 6. Bouill. Ill, 12, 6.
[Mus. Nap. I, 48]. Abweichender G. Fir. 26. vgl. 22. Die [Albanische]
Statue L. 233. M. Franc,. II, 15. Nap. I, 46. Bouill. I, 47 zeichnet sich
durch das weit herabhangende Gewand , den grossen Drachen zu Fiissen
und die turbanartige Kopfbinde (-frf QIGTQLOV ?) aus, die auch die Biisten
S. Marco II, 3. M. Worsl. 9 haben. [Statue, stehend , b. Guattani 1784.
Nov. tv. 2 ; eine aus Epidauros, Brit. Mus. IX, 5. Visconti M. PioGl. VII.
p. 97 von der Albanischen Statue, der besten , palliolo , rica o theristrion,
welches den Aerzten eigen sei; ? Hercules bibax hat es, z. B. Specimens
of anc. sc. II, 31.] Askl. Terracotta, zeusartig, M. Borb. VIII, 29. Der
Askl. von Thrasymedes auf M. von Epidauros nachgebildet, Streber
Munchner Denkschr. Philol. I. S. 160. Tf. 2, 4. Askl. auf M. von Trikka
der Schlange einen Vogel gebend, Fontana tv. X, 11. Schone colossale
Biiste L. 15. M. Nap. I, 47. Bouill. I, 71. Erhabner Golossalkopf des
Askl. zu Melos getunden, Ann. d. Inst. I. p. 341 [im M. Blacas, s. Gab.
Pourtales p. 51]. Ein herrlicher Kopf Descr. de la Moree III. pi. 29.
Auf M. von Nikaea, Mionn. Bith. 226. Vgl. Sprengel Gesch. der Medicin I.
S. 205. Askl. hat in einem Pompejanischen Gemalde, M. Borbon. IX, 47,
auch den Omphalos (vgl. §. 361. A. 5) neben sich, der mit dem be-
kannten Netz aus 6T8[t(j,aTct (ulyidss *<* £* rcov arg^uarcov SLKTVO.
Harpokr.) umwunden ist. Man sieht daraus, dass dies Symbol von Apollon
auch auf semen Sohn iibertragen worden ist. Auch auf den M. der
G. Rubria, Morelli I, 7. 8, ist es nicht ein Ei (wie gewohnlich angegeben
634 Mythologische Gegenstande der b. K. [395]
wird), sondern der Omphalos, welcher auf einem runden Altar stehend
von der Asklepios - Schlange umwunden wird. Dass die Schlange des
Genius loci sich um einen Omphalos windet (M. Borbon. IX, 20), 1st eine
andre Uebertragung von der Pythischen Schlange auf Italische Gultuswesen.
2. So zu Sikyon von Kanachos, in Gortys von Skopas, u. in Phlius,
nach Pausan. u. den M. Schone Statue der Art bei Guatt. Mem. VI.
p. 137. [Mus. Chiaram. II, 9. Clarac pi. 549, 1159; in Rom bei Vesco-
vali das. pi. 545, 1145.] Eine Vase in Berlin zeigt A. jugendlich neben
Hygieia.
3. Schone Statue der Hyg. bei Hope Spec. 26 [aus Ostia 1797].
Hyg. zu Cassel, von Ostia, Bouill. I, 48. Welcker's Zeitschr. S. 172. Im
L. 84. M. Franq. I, 15. Bouill. Ill, 13, 2. Hyg. Domitia, nach Visconti,
aus Berlin, M. Roy. II, 2. Bouill. II, 57; G. di Fir. 28; Bouill. Ill, 13, 3;
S. Marco II, 15. 16. [Glarac pi. 552— 559, sehr viel falsch. Hygieia lasst
die Schlange aus einem Krater trinken, Impr. d. I. IV, 19. 0. Jahn
Beitr. S. 221.]
Dieselbe Gruppe von Askl. u. Hyg. fmdet sich auf Kaiser-M. von
Samos (n. 267) mit, u. Odessa (230) ohne Telesphoros. Askl. u. Hyg.
in Relief, grosse Schlangen nahrend, im L. 254 aus V. Borgh. Bouill. Ill, 41.
Clarac pi. 177. [M. PioGl. II, 3, Glarac pi. 546, 1151 B. in Gruppe.]
Schone Figuren auf dem Diptychon §. 312. A. 3. Aehnlich in der Silber-
arbeit Ant. Ere. V. p. 271. Askl. sitzend, Hyg. stehend M. Gap. IV, 41.
Beide als Mittelpunkt des Weltsystems auf einer Gemme, Guatt. M. I. 1 787.
p. LVII. Askl. gelagert, in einem schonen Relief, St. di S. Marco II, 17.
Dank des Genesenen an Askl., durch die Gratien ausgedriickt, PCI. IV, 12.
Supplication einer Familie an Askl. u. Hyg., Votivtafel, Beschr. Roms II, II.
S. 183. Aehnlich Gerhard Ant. Bildw. 113, 4. Opfer an Hyg. M. Gap.
IV, 42. Oft auf Gemmen, Tassie n. 41 il ff. [A. u. H. vom Thierkreis
umgeben, Carniol, Guattani 1787. p. 56.] Telesphoros L. 510. Bouill.
Ill, 13, 1. Glarac pi. 334. Koronis, Asklepios Mutter, auf M. von
Pergamon, eine ganz verhullte Figur. Vaillant N. Imp. Gr. p. 301. Auf
M. von Epidauros, unter Caracalla (in Wien), sieht man den kleinen Askl.
unter der Ziege am Berge Myrtion und den herbeieilenden Hirten Arestha-
nas, Paus. II, 26. Auf Rom. M. der g. Rubria Askl. als Schlange um
ein Ei gewickelt. Die Ankunft dieser Askl.- Schlange auf Bronze-M. max.
mod. von Antoninus.
5. Urwelt ; Menschenschopfung.
1 395. Die Griechische Kunst konnte es sich nicht zum
Ziele setzen, die Vorstellungen alter er dem dunkeln Ursprunge
der Dinge naher stehender Gottheiten zu gestalten; Uranos,
[1395] Gaea, Kronos, Rhea, Atys, Kabiren. 635
Gaea und das von ihnen entsprossene Titanengeschlecht
kommen nie fur sich als bedeutende Kunstwerke vor, wenn
auch besonders die Erdgottin in Gruppen |und Reliefdarstel-
lungen ihre Stelle fmdet. Bedeutender tritt Kronos her- 2
vor, welchen die Verdeckung des Haupts, oft auch das ge-
rade herabhangende Haar, und seine Waffe, die sichelfor-
mige Harpe, bezeichnet. Rhea erhielt eine grossere Bedeu- 3
tung durch die Vermischung mit der Muttergottin des
Phrygischen Dienstes; schon Phidias bildete diese fur ein
Athenisches Metroon; die Thurmkrone, die Handpauke als
Zeichen ihres enthusiastischen Dienstes, das Lowengespann
machen sie kenntlich. Mehr orientalisch 1st die Gestalt und 4
das Costiim des wenig in Hellas eingebiirgerten Atys ge-
blieben. Die Kabiren sind nur als Localdaemonen in ei- 5
nige Kunstdarstellungen gekommen.
1. Gaea bei Erichthonios Geburt §. 371. A. 4. Gaea-Kybele thronend,
M. Borbon. IX, 21. Gaea mit Stier, Schale von Aquileja [M. d. I. Ill, 4].
Die Erde oft als eine an einen Globus gelehnte Figur mit Fullhorn, die
vier Jahreszeiten herankommend , auf Gemmen, Lipp. Suppl. 66, u. M.
(Tellus stabilita), Vaillant De Camps p. 49. Aehnlich in geschnittenen
Steinen. — Titanen - Maske §. 391. A. 5. Die Titanen u. Zagreus Zoega
Bass. 81.
2. Kronos mit verhiilltem Hinterhaupt und agnri , Wandgem. Gell
N. Pomp. pi. 74. M. Borb. IX, 26, auf Gemmen G. M. 1. Sein Kopf auf
Rom. Denaren mit der Harpe (vgl. Passed Luc. I, 9), die oft auch gezahnt
ist. Auf Aegypt. Munzen hat sie eine gerade und eine krumme Spitze,
Boettiger Kunstmythol. S. 230. Biiste PCI. VI, 2, 1. Kronos verhiillter
Thron, L. 156. G. M. 2. Clarac pi. 218. Die M. G. M. 3 zeigt Kronos-
Suchos, §. 232. A. Rhea dem Kronos am Phrygischen Ida zugefuhrt, als
Zuschauer in drei kleinen Figuren die Kabiren (Bull. d. Inst. 1822. p. 189),
oder als vorgreifende Andeutung die drei Kroniden (Schelling. Kunstbl.
1833. N. 66), Pompej. Wandgem. M. Borb. II, 59, Gell N. Pomp. pi. 41.
Inghir. G. Omer. 131. [Vielmehr der Besuch der Hera bei Zeus auf dem
Ida, R. Rochette Peint. de Pompei pi. 1, Ternite Pompej. Wandgem. bei
Reimer Heft 3. Tf. 22.] "Verschlingung der Kinder M. Cap. IV, 5. 6. G. M. 7. 16.
3. Thronende Statue der Kybele, PCI. I, 40. Stehende, S. Marco II, 2.
Clarac pi. 395—396 C. 396 E. 410 C. Kyb. thronend, ein Korybant
tanzend, Relief bei Gerhard Ant. Bildw. 22. (Korybanten - Tanz , Relief
PCI. IV, 9. Beschr. Roms II, II. S. 211. vgl. 351. A. 1.) Kyb. thronend,
mit Lowen neben sich, schone Figur auf M. von Laodikeia, Mionnet n. 701.
636 Mythologische Gegenstande der b. K. [396]
Kyb. thronend, einen Zweig in der Hand, von Lowen umgeben, daneben
Atys u. eine Fichte, M. der Faustina, Pedrusi V, 13, 2. Vgl. Boissard
III, 133. Kyb. auf Lowen reitend, in einem Gemalde des Nikomachos,
und auf der spina Girci. [Villa Pamfili tb. 35 auf einer Gemme, Hirt I, 4.
Stehend zwischen zwei schmeichelnden Lowen, Bruchstiick einer kleinen
Statue, d'Agincourt fragm. en terre cuite pi. 21, 7. Thronend zwischen
Lowen in Statuetten und Reliefen unzahligemal in Athen.] Mit Lowen-
gespann auf M. der g. Yolteia u. a. — Taurobolien- u. Kriobolien-Altare,
de Boze Ac. des Inscr. II. p. 475. Zoega Bassir. 13. 14. Boissard III, 47.
V, 33. 34. Passed Luc. I, 19. Widderopfer an Kyb., Relief L. 551.
Glarac pi. 214. vgl. Welcker Ann. d. Inst. V. p. 161. Einige andere
Monumente des Dienstes G. M. 9-15. Li via als Magna mater §. 200. A. 2.
Die grosse Mutter mit Pan, oben §. 387, 7.
4. Atys, Statue Altieri Guatt. M. I. 1785. Marzo. tv. 3. M. Flor.
Ill, 80. Atys mit der Pinie, Passed Luc. I, 17. Atys mit Pedum und
Syrinx auf einem Widder zu einer Pinie getragen , Buonarr. Med. p. 375.
Atys sich verschneiderid und andere Darstellungen des Dienstes auf den
contorniatis, die fur ludi (Megalesii) geschlagen wurden. Vgl. Thes. Ant.
Gr. I, 5. Archigallus (gemalt von Parrhasios nach Plin.), Relief des
M. Gap. IV, 16. G-. M. 15*. Abhandlung daruber von Domen. Georgius.
Rom 1737. Herausg. Winck. IV. S. 269 aorQuyakfOTi] ^acrt|, womit die
Gallen lv rofg MrjTQmotf gezachtigt wurden. Plut. adv. Golot. 33.
5. Kabiren sicher auf M. von Thessalonike (Kybele auf der andern
Seite) mit dem Rhyton in der R. , dem Hammer in der L. N. Brit. 5, 3.
Cousinery Maced. I. pi. 1 , 3-6. Welcker Prometh. zu S. 261. Auf M.
von Syros (nach Sestini) ganz Dioskurenartig, Mionnet Suppl. IV. pi. 12, 2.
p. 404. [Die Sicilischen Paliken, Vase jetzt im Munzcabinet zu Paris,
Ann. d. I. II. tv. I. p. 245—57 . auch im Giorn. d. scienze 1. ed. a Pa-
lermo 1831. XXXV. p. 82, Zeitschr. fiir die A.W. 1838. S. 235. Feuer-
bach's Erklarung von der Werkstatt eines Bildgiessers Kunstbl. 1845. N. 37
scheint bei dieser Vorstellung nicht zulassig.]
1 396. Der Titanische Himmelstrager Atlas wird auf
Vasengemalden fast scherzhaft dargestellt, in spaterer Zeit
2 als Trager von astronomischen Globen gebraucht. Prome-
theus sinnvolle Fabel reizte schon an sich zur Darstellung,
3 besonders des angeschmiedeten und befreiten Titanen ; in den
spatern Zeiten des Heidenthums wurde sie mit der Fabel
von Eros und Psyche, den Moeren und manchen Sagen des
Heroenthums zusammen zu grossen allegorischen Darstellun-
gen des Menschenlebens an Sarkophagen gebraucht. Die
Giganten, die als Gegner vieler Gotter, besonders aber
[396J Atlas, Prometheus. 637
des Zeus und der Athena erscheinen, fasst die altre Kunst,
der alten poetischcn Vorstellung gemass, als ein riesenhaftes
Heldengeschlecht, erst die spatere, in Beziehung auf ihre Erd-
geburt, als felsenschleudernde Schlangenfiissler.
1. Atlas mit Herakles am Kasten des Kypselos, vgl. Philostr. II, 20.
Inghir. Mon. Etr. V, 17. Passed Pict. Ill, 249. Hamilton III, 94 (68).
Aehnlich in der Spiegelzeichnung Micali 36, 3. [M. Gregor. I, 36, 2, Ger-
hard Etr. Spiegel II, 137], (wo nur ein Segment des Himmels angegeben
ist). — Der Farnesische Atlas, Gori Gem. astrif. T. III. P. 1. tb. 1-6.
M. Borb. 5, 52. Hirt 15 a. b. 16, 1. Als Trager des Zodiacus in der
Statue, Guattani M. I. 1786. p. 52. Zoega Bass. 108. Vgl. Letronne
Ann. d. Inst. II. p. 161. [Atlas afs Himmelstrager, s. Gerhard Archemoros
und die Hesperiden B. 1838. Tf. 2. S. 32 vor der Sphinx, Bull. Napol. IV.
Tf. 5< S. 105. Atlas thronend nach einer Apulischen Scherpe, Gerhard
Konig Atlas u. die Hesperiden B. 1841.] Atlas den Zodiakus observirend als
Astronom, Gontorniat bei Patin Thes. p. 104. Atlas Bronze von Obern-
dorf in Munchen. [Der angebliche Atlas in Marseille bei Millin Voy. au
midi de la France pi. 36, 2 scheint nur ein Trager mit einem Schlauch
auf den Schultern.] Die Bildwerke der Candelaber- Basis, tv. agg. E.,
mochten sich ganz auf die Pallas beziehen (Eule, Helm und Gigant, offen-
bar, vgl. die kleine Statue §. 371. A. 3, nicht Erichthonios , wie Gerhard
Archemoros S. 38 erklart.) R. Rochette Mem. sur les repres. fig. du
personnage d1 Atlas 1835. 8. p. 63 ff. G. Hermann de Atlante, Lips. 1836. 4.]
2. Prometheus, Feuer bringend, Bartoli Luc. 2. Gemme, Broendsted
Voy. II. pi. 45. p. 306. Strafe, Liban. 'Ecpg. p. 1116, Epigr. von Julian
in der Anthol. , Bartoli Luc. 3. Befreiung durch Herakles, von Euanthes
gemalt, Achill. Tat. Ill, 8 (ahnlich wie auf dem Capitol. Sarkophag).
[M. Gapit. IV, 25.] Prometheus (Prurnathe) befreit von Herakles und
Kastor (Galanice d. i. KaUlviKos, Castur), Belief eines Etr. Spiegels,
Micali 50. — Prom, den Menschen bildend, welchen Athena durch den
Schmetterling belebt, L. 322. Glarac pi. 215; G. M. 381; Bartoli Luc. 1;
Broendsted a. 0. [Prometheus am Felsen von Panaenos; erdichtete
Anekdote iiber Parrhasios in dieser Beziehung Trilog. S. 46. Archaische
Kylix, der angefesselte Pr. vom Geier verzehrt und Tityos, Gerhard
Auserl. V. II, 86. M. Gregor. II, 67, 3. Basrelief aus V. Altieri in Rom,
Engravings of the statues cet. of H. Blundell pi. 108. Schneidewin's
Philologus I. S. 348. Herakles erschiesst den Geier, Vase von Ghiusi in
Berlin N. 1837, Bull. 1835. p. 41. 1840. p. 148. 0. Jahn Archaeolog.
Beitr. Tf. 8. S. 229 ; auf einem Wandgemalde Zahn II, 30, 0. Jahn S. 226.
Pr. befreit von Herakles und Kastor, Spiegel Micali Storia tv. 50, 1,
038 Mythologische Gegenstande der b. K. [396]
Gerhard Spiegel II, 138, von Her. und Apollon II, 139. Prom, erscheint
versohnt vor Here, sehr schones Vasengemalde Ball. 1840. p. 114.
Archaeolog. Zeit. IV. S. 287.]
3. Die Darstellung des Sarkophags Admir. Rom. 66. 67. M. Gap.
IV, 25. G. M. 383 reiht, von der L. zur R. laufend, aneinander die
Trennung der Seele von Eros, Bildung des Menschenkorpers durch Prom,
aus den Elementen, Belebung durch Athena, Tod und Heimfuhrung der
Seele durch Hermes, u. fugt als Schlusspunkte daran, zur R. die Schmiedung
der Fesseln des Prom., zur L. die Befreiung durch Herakles, offenbar in
Orphischem Sinne. [0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 169 f.] Verwandte Vor-
stellungen PG1. IV, 34. G. M. 382; Beschr. Boms II, II. S. 189; L. 433.
V. Borgh. I, 17. M. Nap. I, 15. Bouill. Ill, 41, 2. Glarac pi. 215; L. 768.
Millin Voy. dans le midi III. p. 544. Bouill. 41, 1. Glarac pi. 216; Gerh.
Ant. Bildw. 61. Neapels Ant. S. 52. (Wie in dem ersten Bildwerke das
Ghaldaeische in der das Horoskop aufzeigenden Parze bemerklich wird:
so scheint auch die alttestamentliche Sage von Adam und Eva und der
Schlange hier aufgenommen zu sein, nach Boettiger, Tagebuch der Fr. v.
d. Recke IV. S. 32; nach Panofka Ann. IV. p. 80 ff. sind es Deukalion
und Pyrrha.)
4. Giganten als Riesen in Agrigent §. 109. N. 20. Heldenartig in
Selinus §. 90. A. 2, Ephialt §. 143. A. 1), an dem Peplos der Pallas
§. 96. N. 7. Schlangenfiissig mit Schuppenkorpern und zugleich gefliigelt
auf Vasen von Volci , M. Etr. p. 53. n. 530. Schlangenfiissig , bei Zeus
§. 351. A. 2. Apoll §. 362. A. 2. Artemis §. 365. A. 5. Athena §. 371.
A. 3. [Poseidon §. 356. A. 4. Dionysos §. 384. A. 6.] Ares §. 373. A. 1.
Am Boden sich walzend und baumend in dem Relief PG1. IV, 10. vgl.
Impr. d. Inst. I, 63. Ein bronzenes Bildwerk zu Byzanz st elite die
schlangenfussigen Giganten gegen alle Gotter mit Felsen und Eichbaumen
kainpfend vor, nur der dem Eros entgegengestellte zieht sich freiwillig
zuruck. Themist. p. 177. Pet. Schlangenfiissige Giganten als Telamonen
in einem Etr. Grabe, M. I. d. Inst. II, 4. Gigantomachie an der siidlichen
Mauer der Akropolis in Athen Paus. I, 25, 2. vgl. Plut. Anton. 60; am
Schilde der Pallas von Phidias; auf einer Vase von Volci in Berlin,
Levezow Verz. N. 1002 [Gerhard Trinkschalen Tf. 10. 11]; an einer Agri-
genter Vase, Raff. Politi la pugna de' Giganti, Palermo 1828 [ist die Vase
M. d. I. I, 20; am Peplos der Dresdner Pallasstatue. Amphora zu Florenz,
Zeus mit Herakles auf dem Wagen, Athene, Ares und zwei Giganten,
Gerhard Auserl. V. I, 5. Elite I, 1. Inghirami V. fittili I, 75. Archaische
Kylix, Kampf zu Wagen und zu Fuss, Gerh. Auserl. V. I, 61. 62; das. 63
Gigantenkampfe von Athene u. Dionysos angefuhrt; u. II, 84. 85 Kylix
mit rothen Figuren, worin Herakles u. AYAIO2 Hauptrollen spielen;
Fries einer Hydria, schwarze Figuren, Elite I, 2; eine archaisch-Griechische
[397] Hades, Schattenreich, Giganten. 639
Amphora bei Micali M. ined. 1844. tv. 37, die Erklarung berichtigt von
Gavedoni Osserv. cr. sopra i Mon. ined. Moclena 1844. p. 23. Fries einer
Hydria mit rothen Figuren Elite I, 3, Kylix, I, 4, aus M. Chiusino 171,
Poseidon u. fiinf andere Figuren. Eine zweite grosse Kylix des Berliner
Museums N. 1756 Archaeol. Zeit. II. S. 264 ff. von dem Maler Aristophanes,
Topfer Erginos, mit den Namen der Streiter. Wie auf der Kylix N. 1002
Zeus zu Wagen, Herakles, Athene und Hermes, Poseidon, Hephaestos je
einem Giganten gegeniiberstehen und an einer des Due de Luynes (vorher
Beugnot), Vases Luynes pi. 19. 20. Ann. XII. p. 251. Gerh. Trinkschalen
Tf. A. B. Hephaestos, auf den Klytios zwei in der Zange gefasste Gliib-
massen schleudert , Poseidon die Insel Nisyros auf den Polybotes wirft,
Artemis ihren Gegner mit Bogen und Speer angeht (wie Millingen Uned.
Mon. 9), und Apollon XQVGCCCOO (dieser scheint gemeint) den Ephialtes
mit dem Schwerte niederhaut, Dionysos seinen Gegner mit Weinreben
verstrickt, Athene den Enkelados durchbohrt, so ist hier ahnliche Anord-
nung. Ganz eigenthumlich ist die grandiose Composition einer grossen
Vase von Ruvo im Besitz des Baron Lotzbeck, die zugleich den Archemoros
und den Orestes enthalt, Zeus mit Nike in der Quadriga (wie an der
Tischbeinschen Vase §. 351. A. 2), Athene u. Artemis aus gleicher Hohe,
Herakles unten kampfend, Minervini im Bull. Napol. II. p. 105. tv. 6, III.
p. 60, E. Braun im Bull. d. I. 1845. p. 100—104. Bins der ersten Denk-
maler hinsichtlich der Kunst ist ein Bruchstuck eines sehr grossen Kraters
aus Ruvo von der schonsten Nolanischen Fabrik, von sehr geistreicher
Composition und Erfindung, die Kampfer nicht paarweise, Ares, Hephaestos,
Satyr und Maenas, ein Satyr in kriegerischer Riistung, Apollon auf einem
Viergespann, die Sonne vorauf, die Giganten in Thierhauten , darunter
ENKEAAJO2. Vermuthlich ist in die Gigantomachieen der Vasen viel
ubergegangen von dem Peplos der Panathenaeen, Procl. in Tim. p. 26 extr.]
„ 6. Unterwelt und Tod.
397. Der Herrscher des Schattenreiches , Hades, uri- 1
terscheidet sich durch stark ere Bekleidung, ausgenommen
wenn er als Rauber der Kora in rascher Thatigkeit erscheint,
durch das in die Stirn hereinhangende Haar und sein dust-
res Ansehn genug von seinen Brudern, neben ihm thront,
mit entsprechendem Gharakter, Persephone als Stygische
Hera. Darstellungen dieser Gottheiten und der gesammten 2
Unterwelt sind indess auf Vasen, Todtenurnen und Sarko-
phagen nicht so haufig, als man erwarten sollte; das Alter-
thum liebt durch Scenen aus ganz andern Mythenkreisen
heitere Vorstellungen vom jenseitigen Leben und Hoffnungen
640 Mythologische Gegenstande der b. K. [397]
einer Palingenesie zu erwecken, und benutzt dazu besonders
den Bacchischen in der durch die Orphiker gegebnen Auffas-
3 sung. Die freundliche Ansicht von Grab und Tod, welche
sich das Alterthum zu erhalten suchte, bewirkt auch, dass
wir Schlaf und Tod in seinen Kunstwerken nicht zu unter-
scheiden vermogen, wenn nicht iiberhaupt der scheinbare To-
desgenius immer bios ein Schlafgott ist, und die eigentliche
4 Darstellung des Thanatos eine ganz andre ist. Die zaube-
rische und gespenstische H e k a t e ist bin und wieder fur Gul-
tusbedarf, und zwar schon seit Alkamens mit drei Korpern,
dargestellt worden, aber jetzt fast nur in kleineren Bronzen
5 erhalten. Das alteste Bild, in welchem eine durch Entsetzen
todtende daemonische Gewalt von den Griechen verkorpert
wurde , das Gorgoneion, behalt in der sicher erst seit
Praxiteles zu erhabner Schonheit umgebildeten Form nur
einen unter Anmuth und Lust tiefverborgenen Ausdruck von
vernichtender Todesangst.
1. Fur den einzigen echten Kopf des Hades halt Visconti eine
treffliche Biiste des Princ. Ghigi PCI. II, A. 9. [vgl. Meyer zu Winckelm.
IV, 317.] Doch ist wohl auch der Basaltkopf VI, 14 mehr Hades als
Serapis Statue (Serapis nach Zoega) PCI. II, 1. [In Villa Ludovisi steht
hinten an der Mauer ein Pluto, der Kopf erganzt nach dem zu seinen
Fiissen liegenden Widderkopfe. In derselben Villa eine Biiste des Pluton
mit breitem Band um das Haar. Vielleicht auch August. Tf. 39. Ein
thronender Pluton aus der Zeit der Antonine, Nibby M. scelti d. V. Borgh.
tv. 39. p. 127. Einer, halb lebensgross, in den Thermen des Titus 1811
gefunden und in das Capitol gebracht, F. Schlegel Deutsch. Mus. 1812.
S. 458. Wandgemalde aus einem Grab in Vulci M. d. I. II, 54. Ann. X.
p. 249.] H. thronend auf Kaiser-M. von Kyzikos, auf Lampen, Passeri
III, 73. 74. Bartoli II, 6. 8, kaum von Serapis zu scheiden. Ein Zeus-H.
auf der Bentinckschen Gemme, Gannegieter de Gemma Bent. Traj. ad
Rh. 1764. Schemes Relief PG1. [Beschr. des Vatican S. 122] (wo neben dem
Doppelthron Eros u. Psyche, oder ein weiblicher Schatten, stehn). H., Kora,
Hermes an einer Ara, G. Giust. II, 126, 3. Gemalde G. M. 343. Die vollstan-
digste Darstellung der Unterwelt, H. als Zeus der Unterwelt, Kora mit Fackel,
die Todtenrichter, die seligen Heroen, Tantalos, Sisyphos, Orpheus, Herakles
als Besucher des Schattenreichs, Vases de Canosa 3. cf. M. d. I. II, 49. 50.
Ann. X. p. 19. Vase mit Orpheus und Bellerophon. Aehnlich die ebenfalls
Apulische Vase bei R. Rochette M. I. pi. 45. p. 179, wo die Unterwelt und
die Feier des Todten durch Darbringungen in ein Ganzes zusammengezogen
[397] Schattenreich. 641
sind (oben die Qual des Ixion). Landung in der Unterwelt, die Moren,
Lethe den Trank reichend, G. Giust. II , 126, 2. PCI. IV, 35. [Reich-
haltige Vorstellung der Unterwelt an einer Vase in Garlsruhe M. d. I. II,
49, Archaeolog. Zeit. I. Tf. 1; hier Tf. 12 die Vase von Ganosa, II. Tf. 13
eine Vase zu Neapel, Tf. 14 die aus M. Blacas pi. 7, Tf. 15 eine aus
Ruvo mil Theseus u. Pirithous; III. Tf. 25 eine Etrurische Todtenkiste;
zwei andere sind beschrieben I. S. 191. J Charon auf einer Vase von
Aegina, von den Seelen als kleinen Flugelfiguren umgeben, Mag. encycl.
1811. II. p. 140. [Stackelb. Graber Tf. 47. 48.] Bezahlung des Obolus
an Charon, Bartoli Luc. I, 12. Charon die Urne mit einer Klepsydra
iiberfahrend, Gemme bei Christie, Paint. Vases 5. Wiedererkennung in
Elysion, Bartoli Pitt, del Sep. dei Nasoni 7. Danaiden und Oknos,
Symbole des thorichten und tragen Sinnes, bei Polygnot §. 134. A. 3.
{vgl. iiber Oknos Kratinos bei Suidas s. v. ovov TCOKKI, Diod. I, 97. §. 391.
A. 9). Beide nach Vise, in dem Relief PCI. IV, 36. |Vier Danaiden ge-
fliigelt (als Seelen) schopfen Wasser in ein Fass, Sisyphos walzt den Stein,
Etr. Vase, Inghirami Vasi fitt. II, 135. Oknos und eine Danaide an dem
Fries eines Grabes, Campana due sepolcri R. 1840. tv. II C. und VII B.
p. 10. Oknos in den noch unedirten Wandgemalden eines Columbarium
der V. Pamfili, wovon Copieen in Miinchen sind.] Andre Strafen der
Unterwelt PCI. V, 19. (Tantalos, Sisyphos, Ixion); Bartoli Sep. 56. (Ixion,
Tantalos, Atlas). [Der Sarkophag bei Bartoli ist derselbe wie der im PCI.
V, 19, und die das einemal Atlas genannte Figur ist Sisyphos, ahnlich wie
bei Gerhard Auserl. V. II, 86. Sisyphos das. auch Tf. 87. 0. Jahn
Archaeol. Beitr. S. 230. Tantalos nach Wasser schnappend, Gemme bei
Jdicali Storia tv. 116, 9.] Der Stromgott Acheron Bartoli Sep. 57.
2. Namentlich durch den Raub der Kora (xa#odo? u. avodos); die
Dioskuren (Wechsel zwischen Licht und Grab; darum neben Hades auf
der Lampe, Bellori II, 8. vgl. §. 414); Endyrnion (siisser Schlaf, dabei
erscheint Luna im Zeichen des Krebses, in Bezug auf die Sterbezeit, an
dem Sarkophag in Munchen 197. Gerh. Ant. Bildw. I, 37, auch tragen
die Personen Bildnissko'pfe, Gerh., Beschr. Roms I. S. 329); Eros u. Psyche
(endliche Beseligung) ;' das Schicksal des Protesilaos, der Alkestis und des
Hippolytos (Riickkehr in's Leben und Palingenesie); Nereidenziige (die
Reise nach den seligen Inseln, wohin Thetis den Achill gefiihrt); Herakles
den Kerberos aus der Unterwelt heraufholend (Besuch der Unterwelt und
Riickkehr). Schon die Etrusk. Urnen spielen manche dieser My then ab-
sichtlich in's Allgemein - Menschliche hiniiber. Das Relief, G. di Fir. St.
153, zeigt zugleich die Kora von Hermes und Alkestis von Herakles
emporgefiihrt , beide mit der Hora (vgl. §. 358. A. 3 und die Orph.
Hymn. 43, 6 ff.); auch dem Todten wird seine COQCC zu Theil werden.
Das Bacchische waltet an den Sarkophagen, die zum Theil auch aus
0. Miiller's Archaeoloffie. 4. Aufl. 41
642 Mythologische Gegenstande der b. K. [397]
Keltergefassen hervorgegangen (Visconti PCI. IV. p. 57. §. 301. A. 5), be-
sonders vor, vgl. 206. A. 2. Der Mythus des Protesilaos, welcher Wieder-
vereinigung der Geliebten verheisst, ist in dem Relief PCI. V, 18 ent-
schiederi Orphisch behandelt worden; indem die von Protesilaos besucbte
Laodameia als eine Theilnehmerin Bacchischer Orgien bezeichntt wird,
vgl. §. 345*. A. 3, ganz wie die Gharite Appulej. Met. VIII. p. 169. Bip.
An der Ara PG1. IV, 25. Zoega Abhandl. Tf. 3. 4. Beschr. Roms II, II.
S. 98 ff. werden das Mahl des Ikarios und Kentaurenziige mil der Lau-
terung der Psyche verbunden; vgl. §. 391. A. 9. Andre Lieblingsvorstel-
lungen sind Reisen zu Lande oder zu Wasser (Passed de animarum
transvectione , Thes. Gemm'. astrif. III. p. 113), oft hochst sinnreich aus-
gebildet, z. B. wenn die Urne von einem Delphin nach den Inseln der
Seligen getragen wird, Lipp. Suppl. 465. Vgl. §. 431.
3. Lessing Wie die Alten den Tod gebildet haben (als Genius mit
der Fackel). Herder Wie die A. d. T. g., in den Zerstreuten Blattern
(mittelbar durch den Schlaf). Ein Jiingling mit geneigtem Haupte schla-
fend PG1. I, 29. Mit den Armen iiber dem KopfS, an eine Gypresse ge-
lehnt (Thanatos nach Vise., Hypnos nach Zoega), schone Figur im L. 22.
M. Franc,. I, 16. Bouill. I, 19. Glarac pi. 300; ebenso PCI. VII, 13;
[in einer schonen Bronze zu Florenz, Wicar I. pi. 85] beim Raube der
Kora, Welcker Zeitschr. S. 38. 461. Mehr knabenartig, gefliigelt, auf die
Fackel gestiitzt und die Hande dariiber gekreuzt Bouill. Ill, 15, 4; Zoega
Bass. 15. Hirt 27, 5 (mit der Beischrift Somnus) u. oft. Todesgenius
mit der gesenkten. Fackel, Gerhard A. Bildw. I, 83. vgl. Narciss. Auf
die Fackel gestiitzt, die Hand an der Wange, daneben ein Schmetterling,
R. Rochette M. I. 42 A. [Gruppe von S. Ildefonso.] Ein Sarkophag im
Vatican stellt zusammen die Genien mit den Armen iiber dem Haupt und
Fliigelknaben mit Fackeln, die auf Masken hinweisen, Beschr. Roms II, II.
Beil. S. 4. Die schlafenden Eroten §. 391. A. 6.
Morpheus als Greis, gefliigelt, aus einem Horn soporiferum odorem
ausgiessend, auf den Endymion-Reliefs. Aehnlich die Figur Zoega Bass. 93.
Morpheus-Kopf? PCI. VI, 11; Gemme I. tv. A, 5. G. M. 352. Schone
kleine Bronzefigur, mit Kopffliigeln , nackt, ein Horn ausleerend, Somnus
nach Zannoni Gal. di Firenze Statue III, 138, nicht Merkur. "Ovetgos,
gefliigelt, eine Frau verfolgend, auf einer Vase, Ann. d. Inst. II. p. 323
Vermahlung des Hypnos mit der Pasithea? §. 210. A. 6.
Thanatos, als Opf er priest er , Eurip. Alk. 74. Serv. ad Aen.
IV, 689, auf Etrusk. Urnen. Schwarzgefliigelt , Schol. Eur. Alkest.
843. Bartig und gefliigelt, auf Vasen, eine Frau raubend (vgl. Boreas),
R. Rochette M. I. pi. 44 A. B. p. 217. [ist Boreas; Thanatos mit aus-
gebreiteten Fliigeln, gegen ihm iiber Nike, auf der schonen Gista mit
dem Kampt' zwischen Amykos und Polydeukes an der Gista des Golleg.
[397] Schattenreich, Schlaf und Tod, Hekate. 643
Romanum. Thanatos ein Weib um den Leib umfassend, Ann. XV. p. 393.
tv. 0. n. S.] Mit Keule und Wage auf gefliigelten Radern, Fragment
einer Mosaik R. Rochette pi. 43, 2. Thanatos als Kind mit verdrehten
Fiissen nehen Hypnos am Kasten des Kypselos. Keren, wiedererkannt
in Figuren auf Vasen (Tischb. II, 20. Millin G. M. 120, 459), welche die
Getodteten auszustrecken scheinen (xrJQts ravrjlsysos ftavuroio}, R. Ro-
chette M. I. p. 229. Welcker Rhein. Mus. II. S. 461. Der Etr. M ant us
mit dem Hammer. Auch Manner oder Jiinglinge, welche kleinere Figuren
auf den Schultern tragen (nach R. Rochette die Dioskuren, welche die
Leukippiden rauben), kommen auf Etr. und Romischen Sarkophagen als
Todesgenien vor. M. Cap. IV, 44. R. Rochette M. I. pi. 74, 1. 2. 75.
Fragment eines Todesgenius, der auf eine Psyche tritt, im Vatican, Gerh.
Ant. Bildw. 77, 3. R. Rochette pi. 77, 3. (welcher p. 424 damit Winck.
M. I. p. 152 verbindet).
Die Psyche oder das Eidolon erscheint von Sterbenden hinweg-
schwebend auf der Vase Ann. d. Inst. V. tv. agg. d. 2, bei der Psycho-
stasie G. M. 597; fliigellos auf der Gemme G. M. 602; als kleine gehar-
nischte Fliigelfigur auf der Vase §. 99. N. 7 ; als Vogel mit Menschenkopf
bei dem Tode der Prokris, Millingen Un. Mon. I, 14. Hermes Psychopompos
tragt sie bald als kleine Menschenfigur , bald als weibliche Figur mit
Schmetterlingsflugeln, §. 381. A. 4. vergl. 391, 9.
4. Hekate auf Vasen als eine Artemis Phosphoros, §. 358. A. 4.
R. Rochette M. I. p. 136. Hecate triformis im Mus. von Hermanstadt,
mit Reliefdarstellungen eines mystischen agyptisirenden Dienstes. P. v. Kop-
pen Die dreigestaltete Hecate. Wien 1823. 4. [Die in Leiden, Archaeol.
Zeit. I. Tf. 8. S. 132, die des M. Chiaramonti, Glarac pi. 563; die im
Brittischen Mus. Glarac pi. 558 B. n. 1201 G.] Sonst St. di S. Marco
II, 8. Gausseus Rom. M. II, 20—22. [Clarac pi. 564 B.] Passeri Luc.
III, 76—78. Bei Passeri Luc. I, 97 als einzelne Figur neben Artemis
und Selene. Hekate in der Figur von Kertsch? Vgl. §. 311. A. 6. Luynes
Etudes numism. 1 835, besonders iiber Gorgo u. Hekate. [Gerhard A. Bildw.
Tf. 314, 1—10.]
5. Von den alten Gorgoneen §. 65. A. 3. Der Verf. iiber Levezows
Gorgonenideal, Getting. Anz. 1835. S. 122 ff. Bottiger Furien-Maske- S. 13.
107 ff. Auf alten M. oft sehr grass, Mionnet Suppl. Ill, pi. 7, 5. Auf
den M. von Koroneia, Millingen Anc. coins 4, 8 in Beziehung auf den
My thus von der Jodama, Paus. IX, 34, 1. Die Gorgoneia der Phidias-
sischen Kunstperiode sind im Wesen die ursprunglichen, nur mit gemassig-
tern Ziigen. Das grosse Gorgoneion der Burg, Hunter tb. 9, 19. Das
Gorgonis os pulcherrimum (Gic. Verr. IV, 56) ist jetzt die Rondaninische
Maske in Miinchen 133 mit- Kopffliigeln, Guattani M. I. 1788. p. 35.
644 Mythologische Gegenstande der b. K. [398]
(Gothe Werke XXVII. S. 244. XXIX. S. 40. 328). Nodi reicher umwallt
ist das Gorg. der Fames. Onyxschale, Millingen Un. Mon. II, 17. Profil-
kopf auf der Strozzischen Gemme mit Solon's Namen, M. Flor. II, 7, 1.
Wicar IV, 38. Mit gebrochnen Augen, auf der Gemme des Sokles, Stosch 65.
Vgl. M. Borb. IV, 39. Tassie pi. 50. Eckhel P. gr. 31. Lipp. I. II, 70—77.
Schone Terracotta (mit hervorspriessenden Hornern) aus Athen, Brondsted
Voy. II. p. 133. Grossartiges Wandgem. von Stabiae, Zahn Ornam. 58.
[Ternite, zweite Reihe Tf. 9. vgl. 10. 11.] Vgl. §. 414 (Perseus).
7. Schicksal und Weltordnung.
1 398. Die Schicksalsgottheiten boten der Plastik wenig
Stoff dar. Bei den ernsten Moren begnugte man sich frii-
her mit einer allgemeinen Andeutung der Herrschaft; hernach
2 scheidet man sie durch allegorische Bezeichnungen. Bei der^
Tyche wird durch Attribute entweder lenkende Gewalt, oder
3 Fluchtigkeit , oder Reichthum an Gaben hervorgehoben ; die
Romer, bei denen der Dienst der Fortuna alt und sehr aus-
gedehnt war, haufen alle Attribute auf erne Figur, doch so,
4 dass im Ganzen die ernstere Ansicht vorherrscht. Bei der
Nemesis ist die Aphroditen-ahnliche Darstellung alter Zeit
von der allegorischen Figur der spatern Sinnbildnerei zu
scheiden. Bei den Er inn yen sind die Gorgonen-ahnlichen
Grauengestalten der Aeschylischen Biihne der bildenden Kunst
5 fremd geblieben, welche sich begniigt, in Vasengemalden und
auf Etruskischen Sarkophagen die Vorstellung der raschen
hochgeschiirzten Jagerinnen hervorzuheben.
1. Moren als Matronen mit Sceptern am Borghes. Altar, §. 96.
N. 22. Etr. Atropos (Athrpa) geflugelt, einen Nagel einschlagend, in der
Spiegelzeichnung §. 413 (Meleagros). Die haufigen Schicksalsgottheiten
der Etr. Spiegel [Gerhard Etr. Sp. Tf. 31—36] pflegen den Griffel und
eine Art Lekythos zu haben. Spater wird die Klotho als spinnend, die
Lachesis als das Geschick am Globus bezeichnend, die Athropos schneidend
dargestellt. So in dem Humboldtschen Relief, Welcker Zeitschr. Tf. 3, 10.
[Schincke Leben u. Tod oder die Schicksalsgottinnen rnit dem Hum-
boldtischen Parzenmarmor 1825. Der obere von Rauch restaurirte Theil
ist wieder aufgefunden worden, R. Rochette M. ined. p. 44], und ahnlich
zum Theil in den Prometheus -Reliefs §. 396. N. 3. Lachesis findet man
auch schreibend oder eine Rolle haltend, Atropos die Stunde an einer
Sonnenuhr zeigend, oder die Wage haltend, M. Cap. IV, 29. (Aber Gap.
IV, 25 zeigt die Lesende wohl das Todtengericht an). S. Welcker S. 197 ff.
[vgl. 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 170 f. Die drei Moren auf einer Vase
[398] Gorgoneia. Moren, Tyche, Nemesis, Erinnyen. (345
von Kertsch, R. Rochette Feint, ant. ined. p. 431. 452; auf einer Jatta-
schen Vase von Nola, Avellino Bull. Napol. III. p. 17—26. tv. 1. vgl.
H. Brunn Berl. Jahrb. 1846. I. S. 630 f. 734. Klotho, sitzend in der
Mitte, spinnt, die zwei avvsdQot umstehn sie, Lachesis auf den Wollkorb
gerichtet, wie es scheint, als ob sie die Fortdauer des Fadenziehens be-
stimmte, die andre abef ist nicht des Abreissens gewartig, indem sie beide
Hande nicht frei hat. Auch die zwei Figuren, welche dem Zeus u. der
Hera bei der Todtung des Argos M. d. I. II, 59 die Hand auf die Schulter
legen, als ob sie Gewalt iiber sie batten, nimmt Avellino fiir Moren, vgl.
Minervini Bull. Napol. III. p. 43 f. Auch unter den vielen Figuren einer
schwerverstandlichen Vase Vases Lamberg II, 4. p. 7 sind die drei Parzen
nicht ohne einigen Schein vermuthet worden. Auf einem Garniol die
spinnende stehend, eine sitzende lasst den Faden durch die Finger laufen,
die dritte halt wie einen Stab auf der Schulter, zu den Fiissen Plutus,
ein Knabchen mit Fiillhorn. Bull. 1847. p. 89.]
2. Zoega Tyche u. Nemesis, Abhandl. S. 32. Bei der Tyche unter-
scheidet Artemidor II , 37 die Vorstellung mit dem Steuerruder (dann ist
sie mehr Providentia) und auf dem Rade$ nvlivdQos (als Zufall). Den
Polos u. das Fiillhorn erhielt sie in Smyrna von Bupalos, Paus. IV, 30.
Auch Praxiteles stellte eine 'j4yctto"fi TV%TJ und einen ' /jya&6$ daipew dar
(so ist wohl Bona Fortuna u. Bonus Eventus bei Plin. zu fassen), diesen
auch Euphranor. Ueber dessen Vorstellung, dem Triptolemos und Hermes
ahnlich, mit der Pater e in der R., Aehren und Mohn in der L. , oft auf
Gemmen, Bottiger Vasengem. I. S. 211. Dieselbe Gestalt fiihrt auf M. der
Salonina die Beischrift ro uyctftov 'Eyeaiav. Vgl. §. 381. N. 1. 359. N. 7.
3. Ueber die Romischen Fortunen Gerhard Ant. Bildw. Tf. 4. For-
tuna als Weltbeherrscherin im Sternen - Mantel , gekront, mit Scepter u-
Ruder, Wandgem. M. Borb. VIII, 34. [Aehnlich XI, 38, beide mit einem
dritten Gernalde u. einem Garniol M. d. I. Ill, 6. Ann. XI, 101, mit einem
Genius (Zom^?) neben der Fortuna.] Statue PG1. II, 12. Haufig in
Bronzen (Causseus- II, 27 fl. Ant. Ere. VI, 24 ff.), auch Isisartig, und in
Panthea iibergehend. Mit Fiillhorn und Ruder thronend, Bartoli Luc.
II, 46. Drei Fortunen, mit Wagen, oft auf M. Auch Passeri Luc. I, 41.
Die zwei Antiatischen Fortunen haben als Meerbeherrscherinnen auch
Delphine. Fort. P. R., ein Haupt mit einem Diadem, auf M. der g. Arria
u. Sicinia. Tychen der Stadte §. 405. Tyche mit Greif, Coll. Pourtales,
Clarac pi. 450. n. 841 A, andre pi. 454—56. Fortuna mit Justitia auf
der Hand, Impr. d. I. IV, 10. Sehr viele angebliche Abundantiae, Glarac
pi. 451—453. Sors, Frauenkopf mit einem Kasten fur die Loose, M. der
g. Plaetoria. Morelli 1.
4. Von der Rhamnusischen Nemesis §. 117. Die auf M. sehr
haufigen Smyrnaischen haben theils die spater charakteristische Haltung
646 Mythologische Gegenstande der b. K. [399]
des r. Arms, wodurch der nrj%v$ als Maass (Mrjdev vntg TO PETQOV) her-
vorgehoben wird, theils fiihren sie Schwerter. G. M. 347 — 350; sie fahren
auf Wagen mit Greifen, Greuzer Abbild. zur Symb. Tf. 4, 5. Das Rad
der Nem. (s. Mesomedes Hymnus, vgl. Kopp Palaeogr. Ill, p. 260. R. Ro-
chette M. I. p. 214) liegt vor ihren Fiissen auf M. von Tios (Nspsois
Ticevmv). Vgl. die M. von Side Buonarr. Med. tv. 12, 3. p. 241. In Bronzen
halt Nem. auch' den Finger an den Mund, Gaylus IV, 72, 2. 3, in Dres-
den 411 (nach Hase). Nem. mit Attributen der Tyche, Hirt S. 98; einen
Zweig emporhaltend, Impr. d. I. IV, 18. Die Statue L. 318. M. Roy. II, 20.
Glarac pi. 322 ist sehr zweifelhaft. Nem. und Elpis einander gegeniiber
(wie in einem Epigramm Anal. III. p. 173. n. 117) auf der Ara im Florent.
Museum, welche Uhden, Mus. der AlterthumsW. I. S. 552, beschreibt, und
dem Krater-Relief, welches auf der einen Seite sinnliche Freuden, auf der
andern die Priifungeri der Seele ausdruckt, Guattani M. I. 1784. p. XXV.
Zoega's Abhandl. Tf. 5, 13. [0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 149 ff.] Psyche
mit dem Gest der Nemesis (als Ausdruck der Selbstbeschrankung) ofter auf
Gemmen; mit einem gebundenen Amor, M. Flor. I, 76. Zoega Abhandl. S. 45.
5. S. Lessing's Laokoon, Werke IX. S. 30. 158. Bottiger's Furien-
maske. Weimar 1801. S. 67 ff. Millin's Oresteide pi. 1. 2. [Winckelm.
M. ined. 149. M. PioGlem. V, 22. Millin Mon. ined. I, 29. Vasengemalde.]
Merkwiirdig ist der Spiegel, als Symbol der Erinnerung, den die Erinnys
in einem Vasengem. dem Orest vorhalt, R. Rochette M. I. p. 187. vgl.
§. 416. Das Vasengem. Tischb. I, 48 scheint die Erinnyen als die @QO-
zoGKonot Maivudss (Aeschylos) darzustellen. Ob nicht manche sogen.
Medusenkopfe die Eumeniden oder Athenischen Semnae darstellen sollen?
8. Z e i t.
1 399. Die Damonen der Zeit ermangem, je mehr der
nackte Begriff der Zeit erfasst werden soil, um so mehr der
Darstellbarkeit. Bei den Ho r en, welche in der Kunst meist
ihre physische Bedeutung festhalten, ist die Folge von Blii-
2 hen und Reifen das Gharakteristische. Ausser ihnen werden
die Jahreszeiten auch durch mannliche Figuren, bald Knaben
3 bald Junglinge, bezeichnet. Aber auch Tage und Jahre
und Pen taeteriden und Jahrhunderte wurden gebil-
det, jedoch nur als durch besondre Zwecke bedingte, und mit
diesen wieder verschwindende Schopfungen.
1. Auf Kunstwerken lassen sich eben so die drei Horen, die indess
nicht eigentlich Jahreszeiten sind, denn der Winter war nie eine Hora,
nachweisen (§. 96. N. 16. Zoega Rass. 96), als eine Vierzahl, welche
den gewohnlichen Jahreszeiten entspricht, Zoega 94. Gombe Terrac. 23. 51 ;
[400] Horen, Zeitgottheiten. 647
init vier mannlichen Figuren verbunden im Grabmal der Nasonier, Hirt
14, 5. Vgl. Zoega II. p. 218. Drei Horen urn eine Saule sich drehend,
ohne Attribute, im Vatican, Glarac pi. 446. n. 815. Quatuor anni tem-
pora, Bellori Arcus 14, unten vom Bogen des Sept. Severus. Die zwei
Attischen Horen, Thallo u. Karpo, an der Schale des Sosias? §. 143. 3).
Fruhlingshoren Gerhard A. Bildw. I, 87. Es gab balletartige Horen-, wie
Gbariten-, Nymphen- und Bacchentanze , welche auf Kunstdarstellungen
eingewirkt zu haben scheinen (Xenoph. Symp. 7, 5. Philostr. Apoll. IV, 21).
Eine tanzende Hora im leichten Chiton, Impr. d. Inst. II, 31. Allein
kommt die Friilil ings -Hora, die COQK vorzugsweise , mit dem Schurz voll
Blumen, ofter vor, oben §. 358. A. 3. u. 397. A. 2. vgl. Neapels Antiken
S. 2. Statuen M. Flor. III. 63; Guattani M. I. 1788. p. 46; Glarac pi. 299.
Pompej. Gemalde M. Borb. VII, 40. Zeus offnet den Horen das Olympische
Thor, M. des Gommodus M. Flor. IV, 41. [Die vier Horen dem Peleus
Geschenke zur Hochzeit bringend, Gampana Op. di plastica tv. 61. 62.
vgl. Zoega Bassir. tv. 52.]
2. Vgl. Ovid. M. II, 27. Den Dionysos umgebend, auf manchen
Sarkophagen, wie G. Giust. II, 120; L. 770; Bouill. Ill, 37, 1. Glarac
pi. 146; in Gassel (Bouill. Ill, 37. 2?) In der Umgebung der Erde §. 395-
A. 1. Bin Herbstgenius, mit dem Schurze des Saemannes und reicher
Jagdbeute, Gemme, M. Worsl. II, 12; Ant. Ere. VI, 37? Ein schones
Gemmenbild ist der Fruhlingsstier , welcher mit den Charilen auf dem
Haupte das Jahr eroffnet, Kohler Descript. d'un Camee. 1810. pi. 3. Hirt
16, 4. Er scheint aus dem Dionysos-Stier, den die Eleischen Frauen riefen
mit den Ghariten herbeizukommen, Pint. Qu. Gr. 36, hervorgegangen zu sein.
3. Hirt S. 119. Die Pompen des Ptolemaeos und Antiochos waren
reich an solchen Figuren, §. 390. A. 3. Den Eniautos meint Hirt in dem
Alpheios, §. 350. A. 5, zu erkennen. Der Aeon spater Superstition (eine
der beiden Statuen des Vatican ist unter Gommodus verfertigt) PCI. II, 19.
Zoega Bass. 41. Bottiger Kunstmythol. S. 267. Ghronos auf der Apotheose
Homer's. Vom Kairos Hirt Bilderb. S. 107. Welcker zu Callistratus VI.
Dass schon Phidias Occasio u. Metanoea gebildet (Auson Epigr. 12), scheint
mir zweifelhaft; es ist wohl nur eine Verwechselung mit Lysipp.
9. Lichtwesen.
400. Der Sonnengott war, abgesehn von dern Sol i
Phoebus der Romischen Zeiten, nur in Rhodos ein bedeu-
tender Gegenstand der Bildnerei, wo die Miinzen seinen Kopf
meist von vorn mit runden Formen und strahlenformig flie-
genden Haaren zeigen. In ganzer Figur erscheint er meist
gekleidet, auf seinem Wagen, die Rosse mit der Peitsche re-
648 Mythologische Gegenstande der b. K. [400]
2 gierend. Selene, in ihrer gewohnlichen Bildung von der
Artemis nur durch vollstandigere Bekleidung und ein bogen-
formiges Schleiergewand iiber dem Haupte unterschieden, ist
3 besonders durch die Endymion-Reliefs bekannt. Eos er-
scheint entweder selbst auf einem Viergespann in prachtiger
4 Gestalt, oder als Fiihrerin der Sonnenrosse. Unter den
Gestirnen hatte der Hund Sir i us, als vermeinter Urheber
der Glut des Sommers, und die Boten des Tages und der
Nacht, Phosphoros und Hesperos, am moisten Bedeu-
5 tung im Griechischen Gultus und Mythus. [Dioskuren §.
414,5.] Aber eine sehr bedeutende Glasse bilden unter den spa-
tern Kunstwerken, auf Gemmen und Miinzen die astrologi-
schen Darstellungen, Horoskope und schutzende Zeichen von
Personen, Stadten, Landern, welche aus Zusammenstellungen
der Zeichen des Zodiacus und der Planeten zu bestehn pfle-
gen. Fur diesen Zweck begniigt man sich, den Gotterfiguren,
6 zur Unterscheidung , einen Stern beizufugen. Iris ist aus
einer Lichterscheinung desHimmels ganz zur leichtbeschwingten
Gotterbotin geworden.
1. [Gerhard iiber die Lichtgottheiten nach Denkmalern B. 1840.
4 Kpfst.] Auf den M. vorr Rhodes bei Mionn. PL 52, 1. 2 sieht man
den Kopf des Helios auch von der Seite, mit der corona radiata; ahnlich
auf Rom. M. der g. Aquillia. Den grossen Kopf im Gapit. Mus., BouilL
I, 71, sprechen Visconti und Hirt dem Sol zu, die Herausg. Winck. VI.
S. 200 ab. Deutlich Helios ist das von Cl. Biagi Sopra una antica statua
singolarissima. R. 1772 edirte Bildwerk; am Kopfe sieht man die Locher
fur die Strahlenkrone. Statue L. 406. V. Borgh. st. 2, 3. Glarac pi. 334.
[Visconti sopra la statua del sole 1771. Biiste mit sieben Strahlen, Ge-
sicht u. Haar dem Apollon ahnlich, dem Englischen Consul in Livorno
gehorig, bei Guasco de 1'usage des statues pi. 3. p. 44.] Helios-Torso mit
Zodiacus am Kocherriemen , R. Rochette M. I. pi. 46, 3. Helios nackt
mit Strahlenkranz, der Peitsche, und einer Kugel in der Hand, Wandgem.
M. Borb. VII, 55. Ein Sol -Apollo bogenschiessend , M. von Philadelphia,
N. Brit. 11, 7.
Sonnenaufgang, am Parthenon §. 118. A. Schones Vasengem
(Helios auf der Quadriga, Eros vorausgehend und den Orion (nach Andern
den Kephalos) verfolgend, die Sterne in Knabengestalt versinkend, Pan den
Morgen verkiindigend, Selene auf einem Einzelross untergehend) Panofka Le
lever du Soleil. P. 1833. M. Blacas pi. 17. 18. R. Rochette M. I. pi. 73.
vgl. Welcker Rhein. Mus. II, I. S. 133. [Elite ce"ramogr. II, 111. 112. vgl. 112 A
[400] Helios, Selene, Men. 649
u. 113 Helios mit Quadriga.] R. Roch. M. 1. pi. 72. A. 2, Helios auf-
Selene niedergehend , dazwischen die drei Gapitolinischen Gotter u. die
Dioskuren, Basrelif. Helios u. Eos [Selene], von Pan-Phosphoros gefiihrt,
erheben sich rnit ihrem Gespann von einem Schiffe, Passeri Pict. Etr. Ill,
269. Maisonn. 1. [Winckelm. M. ined. 22. Gerh. Lichtgottheiten Tf. 3, 2.
S. 8. Elite II, 114. Sonnenauf- und Untergang, Sabinervase M. d. I. II,
55. E. Braun Ann. X. p. 266. Welcker XIV. p. 210. Elite ceramograph.
II, 59.] Die Sonnenpferde aus dem Meere tauchend, Millin, II, 49. Helios
Hanpt aufwarts gerichtet, Mond u. Sterne auf dem Rev., Morelli N. Con-
sul, tb. 32, 24. Helios u. Selene auf Zwei- und Viergespann, Fibula von
Pomp. M. Borb. VII, 48. Helios und Selene als Einfassung von Gotter-
reihen, von Phidias, Paus. V, 11, 3; so die Gapitolinischen Gotter u.
Dioskuren einschliessend , in den Reliefs PP1. IV, 18; R. Rochette M. I.
pi. 72, 1. — Kindheit des Helios u. der Selene als Bildwerk, Claudian de
raptu Pros. II, 44. ANATOAH und JYZI2 Medaillen von Damascus,
Steinbuchel Notice sur les med. Rom. en or tb. 2 f. d. p. 23.
Phaethon's Fall, Philostr. I, 11, in Reliefs L. 766 b. Bouill. Ill,
49. Glarac pi. 210; G. di Fir. St. 97; in Gemmen Wicar II, 8. Die
Heliaden in Pappeln verwandelt, auf einem Denar der g. Aecole.ja.
2. Sarkophage mit Endymion M. Cap. IV, 24. 29; PCI. IV, 16.
Beschr. Roms II, II. S. 275; G. Giust. II, 110. 236. L. 437. 438. Bouill.
III, 34. 35. Clarac pi. 165. 170; Woburn Marb. 9; Gerhard Ant. Bildw.
36-40. Sehr einfach das Relief von Cilli, Wiener Jahrb. XL VIII. S. 101.
Tf. 1, 2. [Die schone Diana vor dem Endymion M. Chiaram. II, 7.]
Luna in mulo, Fest. p. 172. — Pitt. Ercol. Ill, 3. M. Borb. IX, 40,
Selene, fast nackt, mit Hesperos, zu Endymion. [Aehnliches Wandgemalde
M. Borb. XIV, 3.] Endymions-Statue? Guatt. M. I. 1784. p. VI. [Jetzt
im Mus. R. Suec. Stat. 14, die Erklarung unzweifelhaft.] — Luna unter-
gehend am Trinmphbogen Constantin's Bellori Arcus 41. Am Himmel
schwebend, Gemme bei Hirt 16, 3 — Selene mit Rindern fahrend, Statue
zu Antiochien, Malalas p. 261, wie in dem Relief Clarac pi. 166. vgl.
§. 365. A. 4. Statue der Selene? M. Borb. V, 22 wohl Ilithyia. Artemis-
Selene im Ziegenfell, wie Juno-Lanuvina, Passeri Luc. I, 94.
Deus Lunus oder Myv viel aufM. in Phrygischer Tracht mit Halb-
mond hinter den Schultern, M. SClem. 21, 146. Hirt 11, 8. 9. Deus
Lunus zu Pferd, ein Altar von zwei Fackeltragern wie die der Mithraeen
umgeben, aufM. von Trapezus, Munchner Denkschr. Philol. I. Tf. 2, 10.
Der verwandte Pharnakes erscheint wahrscheinlich aufM. von Pharnakes
als ein Hermes-Bakchos mit Sonne, Mond und Blitz. Ein Palmyrenischer
Mondgott Aglibul M. Cap. IV, 18.
650 Mythologische Gegenstande der b. K. [400]
3. Eos zu Wagen. Inghir. Mon. Etr. I, 5. Millin Vases de Ganosa 5.
Vases I, 15. II, 37; (vgl. A. 1. [Gerh. Auserles. Vasen II. 79. Elite II,
109 A., M. Gregor. II, 18, 2, HEOZ erne Quadriga bei einem Dreifuss
vorbeilenkend; Gerh. Tf. 80, Elite pi. 109. Cab. Durand n. 231, HEOS
ungefliigelt lenkt zwei Fliigelrosse; Elite pi. 109 B. 110 vielleicht Eos; un-
gefliigelt, mit einer ungefliigelten Quadriga pi. 108 A. AOS KAVE. aus
Millingen Anc. rnon. pi. 6, schwebt mit einer Kanne schopfend, mit der
andern ausgiessend. Eos den Kephalos verfolgend, Gerh. Etr. Spiegel II,
179. Kephalos im Arm der Eos das. 180. M. Gregor. I, 32. 1 u. M. d. I.
Ill, 23, Ann. XII. p. 149, wo ahnliche Vorstellungen.] Eos (Beischrift)
mit der Fackel u. bogenformigein Gewande ein Ross Pegasos? fiihrend,
auf M. von Alexandrien, Eckhel Syll. 7, 3. Schol. II. VI, 155. Schol.
Eurip. Or. 1004. ^ovoHoUog '^eo's- Vier Helios-Bosse fuhrend auf M. der
g. Plautia. Schone Gemme mit der die Bosse anspannenden Eos, Cab.
d'Orleans I. pi. 45. Vgl. §. 413 (Kephalos), 415 (Memnon). Eos empor-
fahrend auf Etr. Spiegelny B. Bochette M. 1 pi. 72 A. p. 398. 400. not. 1.
4. Sirius als Sternenhund auf M. von Keos (Broendsted Voy. I.
pi. 27), auf Gemmen, Bracci I. t. 45. Phosphoros (bonus puer Phos-
phorus in Bom. Inschr.) und Hesperos als Knaben mit Fackeln herauf-
u. herabfliegend A. 1. Hesperos vorreitend der Selene (Nyx), nach
Braun, an der Archemorosvase , welche Gerhard S. 21 ganz falsch fur
Phosphoros und Helios nimmt. [Phosphoros und Hesperos an der Ara
Mon. ined. 21, von Winckelmann nicht richtig geriommen.] In Brust-
bildern §. 365. A. 5. Untergehende Sterne A. 1. Sog. Orion §. 97.
A. 3. Ann. d. Inst. 1835. p. 250. Der angebliche Krater mit Dionysos
u. den Pleiaden im L. 783 1st als nichtantik anerkannt. Von den iibrigen
Sternbildern, welche kaum in diesen Kreis gehSren, Hirt S. 135.
Die urspriingliche Volksvorstellung entwickelt oft mit Gliick Buttmann
Ueber die Entstehung der Stembilder, Berl. Akad. 1826.
5. Vgl. §. 206, 6. Hirt Tf. 16. Gori Thes. gemm. astriferarum,
mit Comm. von I. B. Passeri. F. 1750. 3 Bde. f. August hat den
Capricornus. Landschaften oder Stadte haben auf M. das Zeichen, unter
dessen besonderem Einfluss sie liegen, wie Antiochien den Widder,
Kommagene den Skorpion. Ueber die Alexandrinischen M., welche den
Stand der Planeten im Anfang einer Sothischen Periode angeben,
Barthelemy Mem. de TAc. des Inscr. XLI. p. 501. Saturn mit Sichel auf
einem von Schlangen gezognen Wagen u. die Zeichen des Capricorn und
Aquarius, Impr. d. I. IV, 1. Amphitrite? auf dem Seebock, wohl astro-
logisch? VI, 11. vgl. 12. Ein Borghes. Altar verbindet die Planeten Jupiter,
Mars u. Venus mit den Zodiacalzeichen der Herbstmonate (Wage, Skorpion,
Schutze), Winck. M. I. 11. Bouill. Ill, -67. Clarac pi. 201. 202. vgl.
T. II. p. 186 (die Wage von einer Jungfrau gehalten , der Skorpion als
[400] Eos, Sterne, Iris. 651
eine Art Seeungeheuer , wie der Krebs in einem Gemalde von Portici, de
Schiitze als Kentaur). Die schone Mosaik von Poligny, welche Bruand
1816 herausgegeben, ist ein Horoskop. Eine Astrologische Gemme des
Cabinets Pontchartrain , die Baudelot 1710 edirt und schlecht erklart
(vgl. Ac. des Inscr. I. p. 279), vereinigt die fiinf Planeten mit dem Stern-
bilde des Schiitzen (Kentauren). Astrologische Gemmen, Kopp. Palaeogr.
III. p. 325.
Atlas mit Globus §. 396. A. 1. Zeus im Zodiac auf Atlas,
Albanischer Marmor, Guattani M. I. 1786. p. 53. vgl. §. 350, 6. Planisphar
im L. nebst den Planeten und 36 Decanen, von Bianchini herausgegeben,
nach Letronne aus dem 2ten Jahrh. n. Ghr. Glarac pi. 248 b. Thierkreis
nebst den Planeten, im Pronaos des T. zu Palmyra, Wood pi. 19 A. Der
Zodiacus auf dem Gal. rusticum, M. Borb. II, 44. Die einzelnen Zeichen
oft auf Gemmen, wie Impr. d. Inst. II, 7 der Schiitze, II, 8 der Wasser-
mann (dessen schone Figur mit dem Ghemmitischen Perseus-Ganymedes
des Herod. II, 91 und Pindar Fr. inc. 110, dessen Fusstritt den Nil
schwellen macht, zusammenzuhangen scheint). Skorpion, Fische u. Krebs,
III, 96, der Widder III, 97. Die acht Gotter der Wochentage In
einem bei Mainz gefundenen Altar, Schrift von Fuchs. Mainz 1773.
Ideler Handb. der Ghronol. II. S. 183. 623. [Der planetarische Gotter-
kreis von L. Lersch Jahrb. des Vereins von Alterthumsfreunden im Rhein-
lande IV. S. 147. Tf. 3, 5. V. S. 298. VIII. S. 145.)
6. *!QIS als Botin von Patroklos Tode an Achill, gefliigelt mit einem
Caduceus u. einer Blume, Vasengem. von Volci, Inghir. G. Omer. 256.
Iris (?) die Waffeniiberbringerin , Tischb. I, 4. Boettiger Vasengem. I, 2.
S. 68. Mit dem TCQO%OV<S (wie bei Hesiod. Theog. 784) auf Gemmen,
Hirt 12, 2. Einem Apollon Kitharodos die Libation einschenkend,
Vasengem. Ann. d. Inst. V. tv. B. [Nike. — Hirts Bilderbuch I. S. 93.
0. Jahn Telephos S. 79. Iris bei Apollon, Idas und Marpessa, Gerhard
Auserl. V. I, 46. Dieselbe mit Kerykeion und dem TT^O'^OOS entschwebend,
das. II, 82. Mit dem Namen bei der Botschaft des Nestor und Antilochos
an Achilleus Vases de Luc. Bonaparte pi. 11. Die Here begleitet sie bei
dem Besuch des Zeus auf den Ida §. 395. A. 2, die Thetis als sie ihr
Kind in den Styx taucht, W. Gell Pompej. II. pi. 73, hinter der ver-
lassenen Ariadne steht sie Pitt. d'Ercol. II, 15, Boettigers Archaeol.
Hefte I, 1.]
Hemera u. Nyx sind noch nirgends mit Sicherheit nachgewiesen,
obgleich die letztre im Alterthum, besonders grade im friiheren, ofter ge-
bildet worden ist. Hirt S. 196. [Nocturnus, nach K. F.Hermann statt
Uranos, M. PioGl. IV, 18 u. Winckelm. 43, Archaeol. Zeitung V. S. 95.]
652 Mythologische Gegenstande der b. K. [401]
10. Winde.
1 401. In den Gestalten der Winde, besonders am Mo-
numente des Adronikos Kyrrhestes (§. 160, 5.), zeigt die
alte Kunst ihr Vermogen, fein und sicher zu charakterisiren,
2 auf eine vorziigliche Weise. Von einzelnen lasst sich sonst
nur Boreas, als Rauber der Oreithyia, mil einiger Si-
3 cherheit nachweisen. Die im Windsgebraus dahinraffenden
H a r p y i e n (gefahrliche Windstosse , welche allein von dem
Geschlechte des luftreinigenden Nordwinds iiberwunden wer-
den konnen) erscheinen bald als gefliigelte Weiber, bald mehr
Vogeln ahnlich gebildet, da die alte Sage ihre Gestalt sehr
unbestimmt Hess. [Echo §. 403 A. 4.]
1. Boreas (rauh), Kaekias (Hagel bringend), Apeliotes (warme Luft),
Euros (Gewitter), Notos (langen Regen), Lips (Hitze, die Schiffe in den
Hafen), Zephyros (schones Friihlingswetter), Skiron (Kalte).
2. Boreas dabei mit Schlangenfiissen am Kasten des Kypselos,
Paus. V, 19, 1. Als doppelt gefliigelter Mann, Tischb. Ill, 31. vgl. §. 397.
A. 3. [Die schonste Darstelhmg an einer Vase jetzt in Mtinchen, Welcker
Nouv. Ann. de la Sect. Franq. de l'I. archeol. pi. 22. 23. Vol. II. p. 358-396,
eine sehr bedeutende in Berlin das. pi. H. u. in Gerhards Etr. u. Gampan.
Vasen Tf. 26 ff. S. 38, zwei andre in dessen Auserles. V. Ill, 152.
S. 8—15 und eine Nolanische in der Archaeol. Zeit III. Tf. 31. Allein
das Museo Borbonico besitzt diese Vorstellung, nicht zwei- sondern drei-
mal.] Chloris durch Zephyros geraubt? Hirt 18, 1. [Das vielbesprochne
Pompejanische Bild Ann. 1829 tv. D. 1830. p. 347. Bull. 1832. p. 186,
in den D.A.K. I. Tf. 73, 424 gewiss nicht richtig als Hypnos u. Pasithea
erklart, ist als Ghloris u. Zephyros anerkannt, wie von Hirt, Welcker,
E. Braun, so von Avellino, Janelli, Minervini, Quaranta u. A. Zephyros
• die Chloris mit Kranz verfolgend, Vasengem. Bull. 1844. p. 99. Zephyros
die Thyia mit bedecktem Haupt verfolgend, wie Boreas die Oreithyia,
Vasengem. Archaeol. Zeit. III. Tf. 31. S. 97. Die gleiche Figur, jugendlich,
nackt, befliigelt, welche Hirt Bilderbuch 18, 1. S. 148 fiir Zephyros, die
Ghloris verfolgend, nimmt, braucht daher nicht mit Gerhard S. 98. Not. 5
fiir Amor genommen zu werden.] Die Aurae velificantes sua veste,
Plin. XXXVI, 4, 8, bleiben noch nachzuweisen. [Gerhard vermuthet an
einer Vase Gampanari Aura, welche dem Bacchus die beiden. Zwillinge
reiche, Bull. 1834. p. 178. Apoll u. Thyia, Panofka Antikenkranz 1845.
S. 9. 12. Oreithyia und Thyia Gerhard Arch. Zeit III. S. 97 f. Tf. 31.]
Typhoeus als gefliigelter Gigant auf einer Paste, Hirt 18, 4. §. 351.
A. 2. Ueber Bronte und As t rape §. 141, 5.
[402] Winde, Harpyien. Thetis, Tritonen, Nereiden. 653
3. Das Vasengem. Millingen Un. Mon. 1, 15 stimmt ganz mil Aeschylos
Eum. 50 iiberein. Ueber die Vogelgestalt Boettiger's Furienmaske S. 112.
vgl. §. 334. A. 1. Die von Heyne Virg. Aen. III. Exc. VII. aufgezahlten
Harpyien-Denkmaler sind meist zweifelhaft. [M. d. I. Ill, 49. Ann. XVII.
p. 1—12. Due de Luynes. Harpyien an dem Grabmonument von Xanthos
in London §. 90*. Creazer zur Archaeol. III. S. 241 erklart die von den
gefliigelten Jungfrauen getragenen' Kinder auch fiir gefliigelt. Die Ab-
bildungeii enthalten bei diesen keine Spur von Fltigeln.]
11. Das Element des Wassers.
402. Die Damonen des Meeres gehen von der erhab- 1
nen Gewalt des Poseidon, der Schonheit der Amphitrite und
Thetis, durch mancherlei Mittelstufen in die phantastisch ge-
formten Ungeheuer der See iiber. Einen schonen Contrast 2
bilden auf der einen Seite die fischgeschwanzten , oft mit
Seepflanzen uberwachsenen , Satyr- und Kentaurenartigen
Tritonen (denen Aegaon, Glaukos, Nereus, Phor-
kys, Proteus ahnlich sind) ; auf der andern die meist mensch- 3
lich gebildeten Nereiden, in der friihern Kunst leicht beklei-
dete, dann gewohnlich unbekleidete , sehr anmuthige Mad-
chengestalten, deren geschmeidiger Korperbau sich in mannig-
fachen Lagen und Windungen reizend entfaltet: ein Thiasos
des Meeres, der auch durch die Umbildung der dem Dio-
nysos geweihten Thiere zu Seeungeheuern ein ganz Bacchi-
sches Ansehn gewinnt, und besonders in Beziehung auf Achil-
leus Bewaffnung und (nach Skopas Vorgange §. 125, 5.)
seine Heimfuhrung nach Leuke gedacht wurde. Unter den 4
iibrigen zahlreichen Personen der See sind ohne Zweifel noch
Entdeckungen zu machen, da die Feinheit der Bezeichnung
der alten Kunst von der Kunsterklarung noch keineswegs er-
reicht ist.
1. S. oben §. 125, 5. 356, 1. 2. Thetis KUQKivoig TTJV xscpcdrjv
diaGTtyrjs, Schol. Aristid. bei Mai Coll. I, 3. p. 42. Solche Kopfe auf M.,
z. B. der Bruttier, Beger Thes. Brand. I. p. 340. Schone Statue der
Thetis (?. nach Andern der Aphrodite Euploea) L. 120. Bouill. I, 47.
Glarac pi. 336. Winckelm. W. VI. S. 312. Auch die sogen. Aphrodite
Anadyomene M. Borb. VII, 26 konnte wohl eine Thetis sein. Vgl. A. 3.
u. §. 413. (Peleus). [Thetis auf einem Seepferd im Vatican Clarac pi. 747,
1805, schoner in Neapel nach einem neueren Fund; in Florenz pi. 746,
1804. Daselbst zwei andre Seegottinnen.]
654 Mythologische Gegenstande der b. K. [402]
2. Die Triton en erkennt man am sichersten, wo sie cum
buccinis sind, wie im Giebel des Saturnustempels, Macrob S. 1,8. (vgl.
Virg. Aen. X, 209. Ovid M. II, 8), wobei sie seltener jugendlich (Tritun,
Inghir. Mon. Etr. V, 55. 8) als bartig erscheinen, Bartoli Luc. 1, 5.
[Auf dem Windethurm in Athen ein blasender Triton, nach Vitruv,
Stuart I. ch. 3. pi. 3. Eine sehr schone Erzstatue vor Jahren bei Gav.
Maglia in Wien.] Ein Triton als ein jugendlicher See-Satyr PG1. I, 35.
[Glarac pi, 745, 1808. Gruppe, T. eine Nymphe raubend das. 34. Triton
Halbfisch, einen Fisch haltend, Gerh. Auserles. V. I, 9.] Neben den fisch-
schwanzigen scheint es auch menschenbeinige zu geben (Voss Myth. Br.
II, 23); die mit Vorderbeinen eines Pferdes kommen bei Dichtern und in
Kunstwerken ofter vor, Bouill. II, 42. (Krebscheeren im Haar) 43. [vgl.
die Erzbiiste Specimens I, 55. Ein Tritonskopf zwischen zwei Eroten auf
Delphinen. Terracottas of the Brit. Mus. pi. 4. Ein Wassergott, Wasser-
pflanzen und Delphine statt Haare, einen Fischerkorb auf dem Kopf,
Millin P. gr. pi. 44.] Tritonen-Familie (Triton u. Kymothoe de nupt.
Hon. 144), herrlicher Amethyst in Florenz. Wicar II, 34. Meyer Tf. 29.
Lipp. I, 123. Triton-Maske bei Wasserkiinsten , Properz II, 32, 16. Vise.
PG1. VI, 5. Aegaeon auf M. von Gumae (Solin 16), Millingen Med. in
I, 3. Glaukos als ein geharnischter Triton auf M. von Herakleia, N.
Brit. 3, 13. Millingen Anc. coins I, 20, von Syrakus, Torrem. 72, 9 , u.
Etrusk. Gemmen (Lanzi Sagg. II, 4, 3). Von Gl. im Meere verkommner
Gestalt Philostr. II, 15. Der Fischschwanz fehlte selbst beim tanzenden
Gl. nicht. Vgl. Voss II, 24. [Gl. Fisch mit Menschengesicht , s. Grosson
Antiquites de Marseille 4.] Seine Liebe zur menschlichen Skylla, Her-
culan. Gemalde, M. Worsl. I. p. 103. Ein ahnliches Ungeheuer auf M.
von Itanos, Allier de Haut, 7, 3. [E. Vinet le rnythe de Glaucus et de
Scylla, M. d. I. Ill, 52. 53, Annali XV. p. 144.] N ere us mit Herakles
auf alten Vasengem., Millingen Div. 32. Un. Mon- I, 11; auf einer Vase
von Volci steht HEPAKAEOZ u. TPITONOE dabei. [§. 410. A. 5.)
Nereus in Tritonengestalt , aber bekleidet, bei dem Raube der Thetis,
M. I. d. Inst. 37. Nereus? in Tritonengestalt M. Pourt. pi. 15, Nereus?
in Tritonengestalt mit Trident M. Blacas pi. 20 [so mit einem Delphin,
was keinen Unterschied macht, Gerh. Auserles. V. I, 9, in Berlin n.
1586; Nereus in menschlicher Gestalt, mit weissem Bart und dem
Dreizack reitend auf einem Seepferd, Gerhard Tf. 8. Gab. Durand n. 209_
Elite ceramogr. Ill, 2. (pi. 1 ist ahnlich wie M. Blacas 20.] Auf Vasen
von Volci auch in ganz menschlicher Figur bei dem Kampf mit- Herakles,
Ann. d. Inst. III. p. 145; [als Grossvater des Achilleus, §. 356, 4.] Von
Phorkys Schol. Apoll. IV, 1610. Proteus als Hirt der See, Pitt. Ere.
II, 39. Okeanos (oder Pontos?) [oder Triton] Riesenhaupt auf Nereiden-
Reliefs, Clarac pi. 267. [Gerh. A. Bildw. C, 4.] Die Artemis-Phosphoros
[402] Thetis, Tritonen, Nereiden. 655
oder Selene stiitzend §. 365. A. 5. Auf geschnittenen Stein • Rath-
geber, Hall. Encykl. Ill, II. S. 352. [Kopf an der Ara Mo .. ined. 21.
Okeanoskoloss M. Ghiaram. II, 1, sonst Marforio §.261. 1, M. Capit.
Ill, 1. Lor. Re scult. I. p. 33, 1. Statue Farnese Montlauc. I, 6. O. im
Vatican Glarac pi. 745, 1800, der Capitolinische n. 1801. pi. 749 B, zwei
in Neapel und ein dritter. An Sarkophagen 0. gegeniiber der Tellus
G. M. 383. Gerh. Bildw. Tf. 36. 39. 40.]
3. Die Nereiden nsQl KV^KGI, ^K^^VOVGCH , bei Orpheus vgl.
Visconti M. Piocl. IV, 33. Feuerbach Apoll S. 161. Schildtragende
Nereide auf einem Triton M. Borb. X, 7. Nereiden mit Waffen [fur
Achill): auf M. von Lampsakos (Ghois. Gouff. Voy. pitt. II, 67, 33);
Reliefs (unbekleidet) PCI. V, 20; [Gampana Op. di plastica tv. 9. 10,
mit Eroten]; der Praenestinischen Giste bei R. Rochette M. I, I. pi. 20.
vgl. Kunstbl. 1827. N. 32; Gemrnen (meist halbbekleidet, auf Tritonen,
oft iippig behandelt), Inghir. G. Omer. 165. Eckhel P. gr. 15. Wicar III,
25 (als Andeutung siegreicher Riistung); Vasengem. (bekleidet), Hancarv.
Ill, 118. Maisonn. 36. M. Pourtales 41. vgl. Millin I, 14. Auch die
sogen. Damarete (Hemsterhuis Lettre sur une p. grav. du Gab. de
Smeth) auf der Gemme des Dalion ist wohl eine auf einen Hippokampen
sich schwingende Nereide mit Waffen. Eine Nereide auf einem Hippo-
kampen, Florent. Marmorgruppe, Wicar III, 25. Meyer Tf. 10, a; [vor-
ziiglich schon eine im Mus. zulSTeapel, 1843 gefunden, womit ein Bruch-
stiick im Vatican in der offnen runden Gallerie iibereinstimmt.] Bartoli
Luc. I, 4; Gemmen, M. Flor. II, 48. Wicar IV, 5; auf See-Widdern,
Bocken, Stieren, in Reliefs; einem See-Panther, Pitt. Ere. Ill, 17; einem
Seegreif M. Borb. X, 19. Nereiden auf Tritonen u. Seestieren mit Venus
in der Muschel in der Mitte, Gerhard Ant. Bildw. Tf. 100, 1. N. auf
Tritonen mit der Maske eines Flussgotts in der Mitte, Tf. 100, 2,
Sarkophagreliefe in R.om. Eine Nereide von einem Triton geraubt, schone
Gruppe des PG1. I, 34; von ihm umarmt, in einem Deckenrelief von
Palmyra, Gassas I. pi. 91, auf Gemmen, Tassie pi. 31, 2633. Tritonen
u. Nereiden in heiterem Schwarm, oft mit Musik, fiber das Meer ziehend
(nach den seeligen Inseln §. 397. A. 2), M. Gap. IV, 62. Bouill. I, 78.
M. Franc.. IV, 10; G. Giust. II, 98, 102. 144. 146. 148; Bouill. Ill, 42. 43.
Glarac pi. 206—209. Prachtige Zuge von Tritonen, ^rrj, Wandgemalde,
M. Borb. VIII, 10. Nereiden bei dem Raube der Thetis (Kymothoe,
Psamathe, Speo, Kymatolege u. a. in Volci) §. 402. A. 2. [Statuen fluch-
tender Nereiden zwischen den Saulen des Siegsdenkmals in Xanthos
§. 128*.] Auch fischgeschwanzte Nereiden sind nach Schriftstellern (von
Plin. IX, 4 an, vgl. Voss II, 26) nicht zu laugnen; doch wird man solche
Figuren in Reliefs, G. Giust. II, 142, u. sonst nach A. 2 besser Tritonen-
Frauen nennen. Alterthiimliche Tritoniden auf Etrusk. Bronzereliefs,
656 Mythologische Gegenstande der b. K. [403]
r
vgl. M. I. d. Inst. pi. 18, 1. Laglandiere Ann. II. p. 63. Fiinf Okea-
niden, mit Okeanos, Thetis, Palaemon, Ino u. einem Triton mit bei-
geschrieben Namen, auf einer in Frankreich (Dep. Haute Garonne) ge-
fundenen Mosaik. Mosaiques de St. Rustice pres Toulouse Bull. 1834.
p. 157. Hannov. Zeitung vom 10. Oct. 1833.
4. Von Melikertes-Palaemon §. 252. A. 3 [auf dem Delphin,
Munchen Glyptoth. 112. Clarac pi. 749 A. n. 1841.] Philostr. II, 16.
G. M. 401. 402. Palaemon? mit Symbolen, schoner Cameo, Impr. d. I.
*y, 13. Auf der M. 404 stebt neben Palaemon ein siegreicher Isthmischer
Athlet. Manche auf Delphinen ruhende Knaben gehoren hierher; auf
dem Delphin reitend, in Munchen 112. [Bei Pacetti nach M. PioClem.
VII. p* 100, der Kopf II. tv. A. n. 13 mit der Kopfhaut eines Seethiers II.
tv. A. n. 13.] Palaemon-Kopf, nach Vise. M. FranQ. Ill, 12. Ino-Leukothea
hat das Kredemnon (das feste Kennzeichen, Klemens Protr. p. 96) dreimal urn
den Leib gewunden, in einer Mosaik im Vatican, Gerhard, Beschr. Roms II, II.
S. 89. Ihr Sprung auf M., dabei der Daemon des Felsen Moluris und der
Delphin, welcher den Knaben aufnehmen will, G. M. 400. Morelli Domit. 16, 3
vgl. Thes. Ant. Gr. I, Aa. Galene in Korinth (Paus.), auf der Gemme
§. 384. A. 3 dnrch das zusammengesunkne Segel und die Lage auf ebner
Flache charakterisirt, s. Toelken Kunstbl. I. S. 8 vgl. Addaeos Anthol. Pal.
IX, 544. [Sie glattet mit der Hand den Wasserspiegel auf einem Gammee
G. myth. n. 245.] Euploea? geflugelte Figur mit Aplustre, Millingen
Un. Mon. I, 29, nach Welcker Ann. d. Inst. III. p. 420. (Berl. Vasen n-
835, wo Levezow und mit ihm Gerhard eine Victoria mit Aplustre er-
kennen. Eine solche ist in einem Bas.relief bei Avellino Gasa di Pompei
1840, der p. 64 f. an der Euploea der Vase nicht zweifelt, so wenig als
0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 377. Not. 51.] — Skylla auf M. von Agrigent,
von Gumae (Millingen Med. in. I, 4 abweichend), der g. Pompeja.
[von Lipari, (mit Hephaestos) reitend auf zwei Seehunden, ganz mensch-
lich gebildet, die Rechte ausstreckend , mit der Linken in die Saiten
einer Lyra greifend, Sestini Descriz. d'alcune med. Grech. del Principe
Christ. Feder. di. Danimarca p. 11. Skylla, originell und siunig, an einem
Rhyton der Sammlung Jatta, Revue archeol.? Annee II. pi. 36.
p. 418—20.] Tischb. Homer IV, 6. G. M. 638*. Gori M. Etr.
1, 148.
1 403. Die Flussgotter werden, je nach der physi-
schen Grosse und der poetischen Wurde des Stroms, bald als
greise Manner bald als Jiinglinge, mit Urnen, Fullhorn,
2 Schilf gebildet; und an die rein menschliche Bildung reiht
sich besonders in den alteren Bildungsweisen, mit mannigfal-
tigen Abwechselungen oft bei demselben Flusse, die Stierge-
[403] Flussgotter, Acheloos, Nil, Tiber. G57
stalt, theils durch blosse Homer, theils durch einen Stierleib
mit Menschenhaupt, theils durch vollige Stierbildung an. Die
Natur des Landes, die Schicksale des Volkes, welches dem
Flusse anwohnte, bestimmt Bildung und Attribute genauer,
wie bei der grpssartigen Statue des Seegenspenders Neilos,
welchen die Damonen der Niluberschwemmung nach ihren
sechzehn verschiedenen Graden (/Iifxe<£> Gubiti) umspielen,
und des machtvoll gebietenden Tiber is, den die Wolfin
mit den Zwillingen bezeichnet. Den Nereiden des Meeres
entsprechen dieNaiaden des Landes, die als halbbekleidete
Madchen, haufig grosse Muscheln vorhaltend, oft auch mit
Pan zusammen, und in Beziehung auf warme Quellen mit
dem Athleten Herakles verbunden dargestellt werden.
1. Ueber die Bildung der Flusse Aelian V. H. II, 33. Facius
Collectaneen. S. 186. Voss II, 34. Fest. taurorum, cf. intpp. Wie man
in Delphi Akragas als einen Knaben von Elfenbein sah, wie Meles
nach Philostr. II, 8 als Epheb gemalt war (so auf M. von Amastris
N. Brit. 9, 8): so erscheinen jugendlich Kydnos auf M. von Tarsos
(G. M. 307), 0 rentes von Antiocheia (G. M. 369), Hermos auf M. von
Sardes, Temnos, Kadoe (N. Brit. 11. 16), Pyramos von Hierapolis (Mil-
lingen Med. in. 4, 4), Billaeos u. Sardo, dieser weiblich, auf M, von
Tios, und so viele andre auf Kleinasiatischen u. Syrischen Kaisermunzen,
s. Vaillant N. Imp. Gr. p. 342. ed. sec., auch Hyps as und Se linos von
Selinus §. 132. A. 2. Torrern. 65, Ilissos am Parthenon (§. 118. A. 2),
und Inopos (?) von Delos im L., Bouill. Ill, 24, 8. Rhyndakos auf
einer M. von Apollonia, Mionnet Suppl. V. p. 292. n. 76. Hip par is auf
M. von Kamarina (Noehden 4) ist ein Jiingling mit keimenden Hornern,
wie Aesaros auf Krotoniatischen (vgl. Millingen Anc. Coins I, 25) und
•Gel as, Torrem. 33, 12. 13. Als Greis sieht man Ismenos, auf einer
Yase, Millingen Un. Mon. 1, 27, Alpheios §. 350. A. 5, Rhenus, Istros
oder Danubius auf M. (G. M. 309. 310. Col. Traiani), [Rhenus Span-
heim de usu et pr. n. I. p. 359. Statue im Vatican]. Skamandros
auf Ilischen (Ghois. Gouff. II. pi. 38, 7) wie in den Miniaturen zu II. XXI,
Rhodios auf Dardanischen M. (pi. 67, 27), Keteios u. Selinus auf
Pergamenischen (pi. 5, 19), Marsyas auf M. von Apameia u. a. m. Der
Umbrische Glitumnus stand in einer Praetexta in seinem T. , Plin.
Ep. VIII, 8. Ueber den Ghrysas von Assoros Eckhel D. N. I. p. 198.
[stehend mit Stierhaupt. Tempel u. Statue, Gic. Verr. II. 41. 44. Euro-
tas von Eutychides Plin. XXXIV, 8, 19. Flusse auf Miinzen mit Namen
Mionnet IX. p, 169J. Die beiden Flusse Lykos u. Kapros bei Laodikea
O. M filler's Archaeologie. 4. Aufl. 42
(358 Mythologische Gegenstande der b. K. [403]
bezeichnet durch Wolf u. Eber, Streber Miinchner Denkschr. f. Philol. L
Tf. 4, 10.
2. Als gehornter Greis mit Schilf und Patere erscheint Acheloos
auf einer Silber-M. des von Ursprung halb-Aetolischen Metapont, die zu
dem Preise eines aymv TKlavTialog gehorte (A® AON AXEAOIO, '4%£-
Kutov), Millingen, Trans, of the Roy. Soc. of Lateral. I. p. 142.
Anc. Coins I, 21. vgl. Osann, Kunstbl. 1831. N. 16. 17. [Er meint
mit Millingen, die eine Miinze sei der Preis. Acheloos auf Akarnan. und
Ambrak. M. theils als Stier, theils rnenschlich mit Hornern, Strab. X.
p. 458.] Dagegen erscheint Acheloos auf den M. von Akarnania und
Oeniadae (z. B. Sestini Med. del M. Fontana 4, 9. 10, 12. Mionnet
Suppl. III. pi. 14) und einem Vasengem. von Girgenti (Trans. R. Soc. II, 1.
p. 95) in der Gestalt eines Stiers mit einem Mannesantlitz und langem,
benetztem Barte (Soph. Trach. 13). Auch die ganz ahnliche Figur des
sog. Hebon, auf den M. Campaniens und Siciliens, kann als Flussgott
kaum verkannt werden, z. B. als Gel as auf denen von Gela. S. Mil-
lingens Auseinandersetzung, Med. in. p. 6. Trans. R. Soc. I. p. 142 ff.,
wogegen Avellino's (Opuscoli div. I. p. 81). Einwiirfe wohl zu beseitigen
sind, vgl. Rathgeber Hall. Encykl. Ill, II. S. 94. Miinchner Gel. Anz.
1836. N. 96. 97. Vorlesung von Streber iiber den Stier-Dionysos (den
Stier mit Mannesantlitz). Auch Alpheios bei Eurip. Iphig. Aul. 276
ist so zu denken, und die Gemme Millin P. gr. 46 darnach zu erklaren.
Ganz als Stier wird wohl Kephissos bei Eurip. Jon 1276 gedacht, wie
Gel as nach Schol. Pind. P. I, 185 [u. Akragas nach einem Bruchstiick
des Timaeos. Flussgotter mit Hornern M. Hunter tv. 26, 19. Torremuzza
tv. 32, 13—16 oder Stierhaupt Zoega N. Alex. p. 204].
3. Von den !%?*? Philostr. I, 5. vgl. Welcker p. 234. Statue des
Nil im T. Pads, aus Basanit; entsprechende aus weissem Marmor, PCI.
I, 38. Bouill. I, 61. vgl. St. Victor im Gomm. [Die Vaticanische Glarac
pi. 748, 1811; mit Kindern auch n. 1813 aus dem M. Worsley u. pi. 745r
1812 Giustiniani; ohne nr\%tis der Nil Re Scult. Gapit. I, 11, eine Pam-
filische Statue Glarac pi. 749 A. n. 1817 u. eine Cokesche pi. 749. n. 1814 A.
Aehnliche Statuen von andern Fliissen pi. 745, 1823. 748. 749. 749 A.
n. 1821 G. 749 B. n. 1821 D. 751. n. 1825.] Aehnlich auch auf M.,
Eckhel N. anecd. 16, 1. Pedrusi VI, 28, 8. Zoefa N. Aeg. Imp. 16, 7.
Anders PG1. Ill, 47. [Nil, Re Scult. Gapit. I, 11.] Homonoea des Nil
und Tiber, auf M. des Antoninus Pius, Eckhel Syll. VII, 1. Tiber PG1.
I, 39; L. 249. Bouill. 62. M. Roy. I, 20; [Re Scult. Capit. I, 12. Glarac
pi. 749, 1819]. Tigris? PG1. I, 37. Marforio §. 261. A. 1. Schoner Kopf
eines Flussgottes (oder des Okeanos) mit kurzen Hornern, Delphinen im
Bart, Trauben im Haar, PG1. VI, 5. Bouill. I, 65. vgl. 73. Zwei Kopfe
junger Flussgotter M. Borb. Ill, 56. Bartiger, IV, 52.
[404] Naiaden, Quellnymphen. Silvan, Flora, Priap. 659
4. Naiaden bisweilen ganz bekleidet, in Athen §. 387. A. 7. G. M. 327,
auch 328, meist nur mit einem kurzen Gewand um die Lenden (Zcapata
Longos p. 7. Sell.) und Muscheln vor den Schooss haltend, G. M. 329.
476. 530; L. 354; Glarac pi. 209. vgl. Hirt Tf. 20. Statue der Art PCI,
I, 36. Die Quellnymphe Arethusa auf M. von Syrakus §. 364. A. 7.
[Die Quelle Kyane, Ael. V. H. II, 33. Eine Quellnymphe Zoega Bassir.
tv. 74, Dirke b. Eurip. Bacch. 519.] Die Seenymphe Kamarina auf
M. , Noeh'den 4. Die unbekannten Nymphen Ismene, Kykais, Eranno,
Telonnesos mit den Ghariten zusammengestellt in einem Relief M. Borb.
V. 39. Die Aqua Virgo auf einer Gemme, die Ghifletius edirt hat.
Schlafende Nymphe in Relief Boissard VI, 25; Statue L. 491. Glarac
pi. 324. wahrscheinlich von einem Nymphaeon. [Nymphen, Glarac pi. 749 A.
bis 754. Genies des fontaines pi. 755. 756.] Vgl. 388. A. 4 (schlafende
Maenade). Auch §. 414 (Danaiden), 413 (Andromache), 417 (Hylas). Die
im Alterthum ofter gebildete Nymphe Echo (Anthol. Pal. Plan. 153 ff.)
ist noch nachzuweisen. Echo, Panofka M. Blacas, zu pi. 23. Aber
nirgends sicher. [Echo an einem Puteal in die Darstellung des Narkissos
und Hylas gezogen, zu Philostr. Imag. p. 344, welches nebst zwei Wand-
gemalden M. Borb. I, 4. VII, 4 abgebildet und erklart ist in Wieselers Pro-
gramm die Nymphe Echo, Goettingen 1844, wo auch iiber Pan u. Echo.]
12. Die Vegetation des Laiules.
404. Unter den Gottern von Wald, Wiese, Feld und 1
Garten sind Si Iv anus und Vertumnus erst Italischer
Herkunft; jener ist an den Werkzeugen des Baumpflegers
kenntlich, dieser noch nirgends mit Wahrscheinlichkeit erkannt
worden. Ihre Flora scheinen die Romer nicht sowohl aus 2
der Chloris, welche in der Kunst nicht nachweisbar ist [§.
401. A. 2.], als aus der Fruhlingshora (§. 399.), Po-
mona (vielleicht) aus einer Herbsthora gebildet zu haben.
Der Land- und Gartenbeschiitzer Priap ist nur eine in 3
Lampsakos iiblich gewordne Form des alten Dionysos-Phal-
len (§. 383. A. 3.). Ueberhaupt ersetzt in Griechenland der
Kreis des Dionysos und der yemeter diese Felddamonen
vollig. Die Gebirge kommen, abgesehn von ihren Ge- 4
wassern und der Vegetation, bios als Bezeichnungen des
Locals genommen , nur als Nebenfiguren in Gompositionen
der alten Kunst vor.
1. Silvan mit Gartenmesser, jungem Baumstamm u. Fichtenkranz
in Relief G. M. 289 [jetzt in einem Palast auf Platz Navona in Bom, an
660 Mythologische Gegenstande der b. K. [404]
der Treppe, mil deutlichen Spuren rothen Anstrichs]; L. 453. Glarac
pi. 224; auch wohl L. 293. Glarac pi. 164. Darnach 1st auch die Statue
L. 466. Bouill. I, 58. Glarac pi. 345. (G. M. 291 als Vertumnus) ein
Silvan. In Gemmen, Tassie pi. 15, 776. Ara des Silvanus u. Hercules,
der Fortuna u. Spes, Diana u. Apoll; Mars u. Mercur, M. Ghiar. 18 — 21.
Silvan als rothe Satyrfigur, M. Kirker. II, 6. Panartig mit einer Muse
(ohne Bekleidung?), Boissard VI, 30. vgl. IV, 134 [ithyphallisch u. mit
Hippe, Bartoli Lucern. 2, 26. Panartig mit Pinienkranz, Fell auf der
Brust gekniipft, vorzugliche Statue, Specim. II, 27.] — Vertumnus war
vielleicht nur eine Etrusk. Urbildung des Dionysos, s. Etrusker I. Afl. II. S. 52.
[Vert. Fruchte im Schooss Mus. des Ant. I, 58. August. II, 82. Aed.
Pembrock. Guattani 1787. p. 48-54. tv. 2.] Clarac pi. 446 S.
2. Kopf der Flora, blumenbekranzt, auf M. der g. Servilia u. Claudia.
Die Farnesische Flora (?), ein colossaler schon drapirter Sturz, Kopf,
Extremitaten und Attribute erganzt, Race. 51. Piranesi St. 12. M. Borb.
II, 26. Neapels Ant. S. 63. [Hebe, N. Rhein. Mus. III. S. 461.] Ron-
daninische Statue, Guattani M. I. 1788. p. 46. [Borghesische, Stanza VI, 5.
Capitolinische, im Mus. Frang. u. Mus. des Ant. wo Visconti, der sie ehe-
mals mit Winckelmann und Meyer zu Winckelm. W. IV. S. 347 fur eine
Muse nahm, anfuhrt, dass sie nach Ficoronis Zeugniss Blumen in Handen
gehabt hab«.] Angebliche Floren Race. 133. Glarac pi. 439—441. 450.
[1004. n. 2748—2750.] — Herme der Pomona (?) M. Kirker. Aenea II, 9.
Pomona Clarac pi. 441. n. 804. 442. n. 806. Deutlich Herbsthora pi. 450.
[Die Figuren an den Ecken vieler Sarkophage, vgl. M. Capit. Ill, 36.]
Auch die facta agresti lignea falce Pales, Tibull II, 5, .28, ist noch
nirgends nachgewiesen.
3. Priapos-Hermen sind auf M., Vasen, Reliefs zur Bezeichnung
eines landlichen Locals haufig; gewohnlich fangt aber die Herme erst
unter dem Phallus an. Der Oberleib hat die Stellung der logd costs, so
dass man auch den Namen Lor don brauchen kann, M. Flor. I, 95, 1 — 3.
Oefter auch mit einem Mantel (wie auch Hermen §. 67. A.), fieldyxlccivos
bei Moschos. Herme mit turbanahnlichem Kopfputz, Gerhard A. Bildw.
Tf. 102, 6. Inschrift von Ostia, Archaeol. Intell. Bl. 1834. n. 9; Hortorum
custos pene destricto deus Priapus ego sum: mortis et vitae locus. [Priap
als Stiitze einer Venusstatue, August. II, 66. S. 61. Kleine von Erz unter
den Herculanischen Alterthumerri und sonst. Eine Statue im Museum zu
Aix, auch zwei Inschriften. Ternite Pompej. Wandgem. bei Reimer II, 4 b.]
Als Gartengott hat er einen Fruchtschurz wie Flora, PCI. I, 51. Gal.
myth. n. 288. vgl. Petron 60. Priapus-Opfer , oft von nackten Frauen
verrichtet,1 auf Gemmen, Caylus III, 50, 5. Bracci I. tv. agg. 22, 1.
M. Flor. I, 95, 4—8. Priaps Geburt und Erziehung, s. Hirt S. 173.
Zoega Bass. 80. p. 167. Auf M. von Nikaea steht Pan mit einem Pileus,
[405] Berge, Stadte und Hauser. 661
eine Opferkeule in «der L., eine Pflanze, wie es scheint, in der R. haltend,
neben einer Herme des Priap (eines Bithynischen Hauptgottes) , Gab.
d'Allier de Haul. pi. 11, 5. P. Knight On the worship of Priapus. L. 1786.
Noch sind unter diesen hauslich-landlichen Gottern zu erwahnen:
der Hermen-ahnliche Terminus auf Denaren ; die in den Stallen gemalte
(Juven. 8, 157. Appulej. III. p. 66. Bip.) Epona (von epus, equus) bei
Bianconi Girchi 16, Bronzebild im Ungarischen Museum, Gattaneo Equejade
§. 265. A. 3. Acta Mas. Hangar. I; der Muhlendarnon Eunostos, auf
einer Gemme bei Gori, Soc. Golumbar. II. p. 205. Aristaeos kommt
nur im Antinoos-Aristaeos, §. 203. A. 3, als Arkadischer Landmann vor.
Wohl auch Race. 126. Aristaeuskopf, ahnlich dem Aesculap, Stosch P. gr.
II, 77, nach Toelken Verzeichniss S. XLVI f.
4. Berge in menschlicher Form, wie Kithaeron bei Philostr. I, 14,
sind auf M. nicht selten; z. B. Haemos im Jager-Gostiim, M. SClem. 27, 269,
Rhodope als Nymphe auf M. von Philippopolis , Tmolos u. Sipylos auf
Lydischen. [Visconti zu M. PioGl. IV, 16. V, 16.J
13. Land, Stadt und Hans.
405. Die Griechische Kunst gestaltete, weit iiber das 1
in Cultus und Poesie Gegebne, nach einer ihr eigenthumlich
zustehenden Befugniss (§. 325.) Lander, Stadte, V61-
ker als menschliche Individuen : viel haufiger freilich in der
Makedonischen und Romischen Periode (§. 158. A. 5. 199.
A. 9.), als in der alteren republicanischen Zeit. Indem
man in den nach Alexander gegriindeten Stadten eine solche
Stadt egottin eigentlich als ein heilbringendes mit der Stadt
gebornes damonisches Wesen, als eine Tyche, betrachtete,
wurde dabei auch die entsprechende Vorstellung einer reichbe-
kleideten Frau mit einer Thurmkrone, einem Fiillhorn und
dergleichen Attributen des Heils und Seegens die gewohn-
liche : jedoch findet bei mythischer Begriindung oder besonders 2
hervorstechendem Gharakter der dargestellten Gollectivperson
auch oft eine eigenthumlichere Darstellung statt ; wie unter
vielen andern die besonders scharf ausgepragte Bildung der
Pallas-ahnlichen , nur minder jungfraulichen Roma. Grup- 3
pen, worin eine Stadt die andre, eine Stadt einen Konig,
oder Arete und ahnliche allegorische Figuren die Stadt kran-
zen , waren im Alterthum haufig. Auch wurden D e m e n 4
662 Mythologische Gegenstande der b. K. [404]
5 (Burgschaften) , natiirlich als Manner, Seriate und der-
gleichen Versammlungen bildlich vorgestellt. Besonders war
viel Anlass, die Gottheiten der Agonen-Orte, oder auch
der Agonen- Versammlungen selbst, als Frauen mit Palmen
und Kranzen darzustellen ; gewiss sind auf diese Weise zahl-
lose kranzende oder Tanien umlegende Figuren auf Vasen zu
6 erklaren. Die Romischen Genii locorum erscheinen als
Schlangen, welche hingelegte Fruchte verzehren, wahrend
der einer Person zugehorige Genius - - eine rein Italische
Vorstellung, die in der neuern Kunstsprache missbrauchlich
auf Griechische Kunstaufgaben iibertragen worden ist
meistentheils als eine Figur in der Toga mit verhulltem
Haupte, Fullhorn und Patere in den Handen, gedacht und
7 abgebildet wird. Die Laren des Romischen Gultus erschei-
nen als Opferdiener; die Penaten als den Dioskuren ver-
8 wandte Wesen. Selbst Platze, wie der Campus Martius,
Strassen, wie die via Appia, werden in der Alles personi-
ficirenden Kunst zu Menschenfiguren.
1. S. Hirt Tf. 25. 26. S. 176-194. G. M. 364-380. Sparta
[in Amyklae Paus. II, 16, 3], als Frau mit der Leier, um Olyrap. 94 auf-
gestellt, Paus. Ill, 18, 5. Kopf der Pelorias auf M. von Messana,
Torrem. 50, 5. 6. Cab. d'Allier de Haut. pi. 1, 18; wonach der ahnliche
Kopf der Artemis, §. 364. A. 7, von Manchen Sikelia genannt wird.
@r>@r] mit Mauerkrone u. Schleier, Vasengem. Millingen Un. Mon. 27.
[XQVGUGTCIS, Find. I. I, 1, SVKQIIKTS %QV6o%iTCov, ISQQJTKTOV ayal^ia fr. 207,
auch in Olympia Paus. V, 22, 5 u. Korkyra.] — Aetolia, in der §. 338.
A. 4 beschriebenen Tracht, auf erbeuteten Schilden sitzend, N. Brit.
5, 23-25. Millingen Med. in. 2, 9. p. 39. [In Delphi Aetolia als be-
waffnetes Weib Paus. X, 18, 7. Aetolia auf dem Basr. mit Meleager in
V. Pamfili.] Aehnlich die Amazonenartige Bithynia auf M. Nikomedes I.
Vise. Icon. Gr. pi. 43, 1. (Artemis nach Froehlich u. Visconti.) Ueber
die Tyche Antiocheia's §. 158. A. 5; so trug noch Gonstantin in einer
Statue die Tyche von Gpel, Anthusa genannt, auf der Hand, Mai alas
p. 322 b. Eine besondre Tyche des Hippodrom von Gpel scheint Niketas
c. 10 zu beschreiben. — Italia, behelmte Frau mit einem Stiere, auf
den M. der Italiker, Millingen Med. in. I, 19. p. 31, als Frau mit Fullhorn
auf M. der g. Fusia et Mucia mit der Roma Bund schliessend. Viel solche
Gestalten kamen bei Leichenzugen u. Triumphen der Romer vor, noch in
der Kaiserzeit (Walch zu Tac. Agr. 13). S. die Figuren Europa's und
Asiens, Phrygiens, Armeniens, Africa's (mit einem Elephanten-
helm, Skorpion u. Aehren, Pedrusi VI, 29, 1, einen Kaiser bekranzend in
[405] Demen, Agonen-Orte, Genien, Laren. 663
dem Trivulzischen Cameo, s. Mazzuchelli's Gorippus Titelvign., ihr Kopf
mil Ammonkopf auf Gemmen vereint, P. Knight Priap. 12, 7), u. andrer
Provinzen, von Rom. M. meist aus Hadrian's Zeit, G. M. 364—380.
Pedrusi VI, 28. 29. Nieht bei Millin Mauretania, Pedr. VI, 29, 2. 3.
Dacia VI, 29, 6. [Gavaceppi Race. 49. Africa, Buste.] Beruhmter Kopf
der Hispania (? vgl. Pedrusi VI, 28, 5) auf dem Borghes. Relief L. 40.
Bouill. I, 74. Glarac pi. 255. In den alien Bildern bei der Notitia digni-
tatum erscheinen die Rom. Provinzen als Frauen mil Schusseln voll von
Goldstiicken. — Kleiriasiatische Stadte (zum Theil Amazonenartig,
wie Smyrna auf M.) an der Basis von Puteoli; andre von der Porticus
des Agrippa §. 199. A. 9. [Die zwolf Etrurischen Stadte von der Basis
einer Statue, wo von eine Seite in Caere gefunden wurde, Vetulonenses,
Vulcentani, Tarquinienses , Annali XIV. tv. C. p. 37, Bull. 1840. p. 92,
jetzt im Lateran. Zwei in mannlichen Figuren, nach dem Genus der
Stadt, die mittlere weiblich. Vgl. auch §. 199. A. 9. Auf einer M. des
Sept. Sev. von Tarsus, Isauria, Karia, Lykaonia mit Thurmkronen, wovon
eine den Demos der Stadt kranzt, Rasche II, 2. p. 1902. Flehende Volker
vor Luc. Verus, grosses Relief Marmi Torlonia II, 12.] Schone Figuren
Orientalischer Stadte, Relief des L. 179. Bouill/ 1, 106. Alexandreia
mit Aehren, Caduceus, Schiff auf M. der g. Caecilia und spateren. Die
Stadte, welche das Neokorat eines Heiligthums haben, pflegen ein Idol oder
den T. in der Hand zu halten. Vgl. N. Brit. 9, 24. 25. 10, 3. 12. 19.
[Hellas u. Salamis von Panaenos, letzlere mit dem Apluslre, auf die
grosse Schlacht deutend. Die Lindier weihen der Athana u. dem Zeus
rrjv kafiTtQOTKTrjv 7tKTQi§K XT]V Kalijv *Podov, Insclir. N. Rhein. Mus. IV.
S. 189. Rhodes, welcher Artemisia Brandmale aufdriickt, Vitruv II, 8.
Magnesia schmiickt ihren Kitharoeden mit dem Purpur des Zeus
Strab. XIV. p. 648. Ortygia Strab. XIV. p. 639 f. Lydia mit goldnem
Gewand, der alten Reichthumer des Landes wegen, Philostr. 1m. II, 9,
Thessalia mit Oelkranz, Aehren u. Fohlen II, 14, Oropos als Jiingling
von Seenymphen umgeben I, 27, Isthmos, wie auch Lechaeon, als
Jiingling II, 16, des genus wegen, wesshalb Tischbein I, 17 eine bartige
Figur mit Schilfrohr in der Linken nicht den »Genius des Peloponnes«
bedeulen kann, Skyros dunkelblau, als Insel, mit Binsenkranz, Oel- und
Weinzweig Philostr. d. j. 1. Kalydon mit cprtybs (quercus escul.) ge-
kranzt ders. 4, Ark ad i a mit Eichenlaubkranz u. langem Knotenstab
Pitt. d'Ercol. I, 6. Nysa in der grossen Dionysischen Procession zu Ale-
xandria bei Athenaeus, Europa u. Asia auf dem Ghigischen Relief mit
der Schlacht bei Arbela, Troja als Gefangne sitzend Libanius IV. p. 1093.
Statue einer Stadt Glarac pi. 762 c. n. 1906 c. Von den allegorischen
Personen der Art, fiber welche Toelken vom Unterschiede der ant.
und mod. Malerei am lesenswerthesten , sind die mythisehen, damo-
464 • Mythologische Gegenstande der b. K. [405]
nischen zu unterscheiden , wie eine Kamarina, Kyrene, Ortygia u. 'a.
bei Pindar, Messene, die Tochter des Triopas, welche Tern pel u. Statue
hat, Paus. IV, 31, 9, Aegina geweiht in Delphi X, 13, 3, oder Nemea
unter den andern Tochtern des Asopos V, 22, 5, wahrend z. B. bei
Aeschylus Nemea als Mutter des Archemoros allegorisch zu verstehen ist.
Vgl. auch Pi. Rochette sur quelques objets en or im J. des Sav. 1832 Janv.
nach Avellino.]
2. Roma (Tempel §. 190. A. 1. II), nach Amazonenart costumirt,
exerta mamma (Coripp laud. lustin. I, 287) in der Statue PCI. II, 15.
[Clarac pi. 767, 1905], in Reliefs, Hirt 16, 2. 25, 16. Vollstandig bekleidet
in dem beriihmten Barberinischen Gemalde, Sickler's Alman. I, 1.8. 241.
[Boettiger Kl. Schr. II. Tf. 6. S. 236.] Roma? Pal. Giustiniani. Race. 84.
[Colossale Biiste V. Borgh. st. V, 27]; Grozat Recueil d'estampes. P. 1729.
I, 2. Statue im Pallast der Gonservatoren. [Clarac pi. 768, 1904.] Hit
August, Eckhel P. gr. 2. vgl. §. 200. A. 2. Auf Spolien sitzend, Zoega
Bass. 31. Auf Denaren der g. Fabia den apex der Pontifices haltend.
Andere M. N. Brit. 1 , 24. 11, 11. G. M. 662. 663. Roma und Con-
stantinopel auf einem interessanten Diptychon (jetzt in Wien, die
Inschr. gewiss spater) bei Gori II, p. 177. tb. 3. p. 253. tb. 9.
3. Hellas von Arete gekranzt, Gruppe von Euphranor; der Demos
der Rhodier von dem Demos der Syrakusier, Polyb. V, 88; der D. der
Athener von dem D. der Byzantiner und Perinthier, Demosth. de cor.
p. 256. [Dissen zu seiner Ausg. p. 255]; die Tyche Antiochiens von
Seleukos und Antiochos §. 158. A. 5. Roma gekranzt von der TIiaTig
AOHQCOV auf M. Ann. d. Inst. II. p. 11.
4. Der Demos u. die Demokratie von Athen, Paus. I, 3, 2. vgl.
§. 138. A. 2. Demen G. M. 363. N. Brit. 10, 2. 24. 11, 6. 14. 16. Zeus
u. Demos von Euphranor, Paus. I, 1, 3. Demen von Attika, dafur Heroen,
Marathon von Mikon. [Demos der Athener auch von Parrhasios, Aristo-
laos, Leochares, Lyson. zlHMOZ AAO4IKE&N Mionnet IV. p. 316.]
Die ifQu Gvyx)ir]To$ auf M. von Cumae, ebd. 9, 20. 23, von Lamia
M. I. d. Inst. 57, B 1. yom Senatus Dio Gass. 68, 5.
5. Ulympia erscheint, mit dieser Umschrift, die nicht die Commune,,
welche die M. schlagen lies, anzeigen kann, da es keine Olympier gab,
als Profilkopf auf Eleischen M., Stanhope Olympia pi. 17. Auch in ganzer
Figur auf diesen M., als gefliigelte Jungfrau, sitzend oder eilend (Allier de
Hauteroche pi. 6, 16), mit einem Stabe oder Kranze. S. Goett. G. A. 1827.
S. 167. [Hellas u. Elis, jene den Antigonos Doson und Philipp III, diese den
Demetrios Poliorketes u. Ptolem. I. kranzend. Paus. VI, 16, 8.] Olympias,
Isthmias §. 350. A. 5. Aglaophon malte den Alkibiades auf dem Schoosse
der Nemea, und von Olympias und Pythias bekranzt, Athen. XII. p. 534 d.
[406] Demen, Agonen-Orte, Genien, Laren. 665
Nemea, Hirt 25, 14. [An dem Albanischen Marmorgefass mit clen Thaten
des Herakles, das ahnliche Figuren mehr hat, Nemea rnit der Palme, den
Fuss auf einen Felsen setzend, von Nikias Nemea mit der Palme aut' einem
Lowen, adstante curn baculo sene, namlich pastore, auf den Namen, vsfiza,
anspielend.] Eine Asiatische Agonengottin, Gemmae Flor. II, 52.
6. Genii locorum, Pitt. Ere. IV, 13. Gell Pompej. 13. 76. Winck.
W. I. Tf. 11. Auch auf Gontorniaten, Eckhel VIII. p. 306. Vgl. Visconti
PCI. V. p. 56. Ueber die Darstellung des Genius publicus Ammian XXV, 2.
So in Statuen, Bronzen, Munzen, Ant. Ere. VI, 53. 55. 56. Gori M. Etr.
I, 49. Der Genius Romae sehr verschieden, Stieglitz Archaeol. Unterh. II.
S. 156; sicher ist das bartige Haupt mit der Stirnbinde (G. P. R.) auf M.
der g. Cornelia. Oft mit dem Kaiser identificir-t, Eckhel V. p. 87. Genius
August! PCI. Ill, 2. Galbae G. M. 670. Doch auch der genius Aug. als
Schlange, Boissard IV, 137. Besondre Arbeiter, geniarii, in Inschr.
7. Die Lares (cinctu Gabino, Schol. zu Pers. V, 31, bullati Petron)
in hochgeschiirzten Tuniken, mit QVTOIS, §. 299. N. 7 k., und Schalen oder
Kannen. urn einen Altar, Bartoli Luc. I, 13. 14. Ant. Ere. VI, 52. 54. 57.
Gori M. Etr. I. 96. Ill, 4, 1. Gerhard Ant. Bildw. 64. So die Lares
Augusti, Boissard IV, 68. PCI. IV, 45. [Guattani 1785. p. 33. Middleton
Ant. Mon. tv. 9. Caussei M. R. I, 2, 48. Hirt Tf. 26, 12. Montf. Ill,
1, 59. 60. Rasche II, 2. S. 1495.] G. di Fir. St. 144. vgl. 145—149. Die
Kinder mit der bulla gehen sie nichts an. Ueber die Pen at en Dionys.
I, 68 ; als bekranzte, bisweilen mit Dioskurenhiiten versehene Junglingskopfe
(D. PP.) auf vielen Familien-M. ; auf den Denaren der g. Gaesia sitzende
Junglingsfiguren mit Speeren, em Hund neben ihnen, dariiber Vulcans-
haupt (nach Andern die Lares). Vgl. [Rasche III, 2. S. 825], Gerhard
Prodr. S. 40 ff.
8. S. Hirt S. 186. Tf. 16, 2. 26, 5. 10. 26, 6. (Circus.) Visconti
PCI. V. p. 56. Der Isthmos vvird sinnreich durch Ruder zu beiden
Seiten auf M. bezeichnet, Millingen Auc. Coins, pi. 4, 15.
14. Menschliche Thatigkeiten und Zustande.
406. Unubersehlich ist die Glasse der an die Allegorie l
anstreifenden Personificationen menschlicher Eigenschaften und
Verhaltnisse ; auch die Erfmder Romischer Munztypen, welche
die meisten darbieten, bedienten sich nur der Kunst von
jeher zustehenden Befugniss. Bei den Griechen ist vor alien 2
die der Athena verwandte und dadurch am meisten person-
liche Nike , dann Hebe , Arete , Eirene (mit dem Plu-
666 Mythologische Gegenstande der b. K. [406]
tos), Eleutheria, Eunomia, Euthenia und verwandte See-
genswesen , Limos , Momos , Pone , Oestros , Palastra,
Agon, Polemos, Deimos und Phobos und andre gebildet
worden: doch mehr als den Hauptgedanken des Kunstlers
erlauternde Nebenfiguren in grosseren Darstellungen , und
weniger unabhangig fur sich , als in der Romischen Sinn-
3 bildnerei. [§. 385. A. 7. 388. A. 5.] Neben der allgemei-
nen Auffassung von Honor, Virtus, Goncordia, Fides, Ae-
quitas, Pudicitia, Victoria, Spes, Salus , Libertas, Pax,
schienen auch die besondern Beziehungen Gonstantia und Pro-
videntia Augusti, Goncordia exercituum, Fides cohortium,
Spes Augusta, Securitas Augusta, Gloria exercitus, sae-
4 culi, Romanorum u. dgl. darstellbar. Die Attribute sind
hier meist. leicht zu deuten; das Fullhorn wird den meisten
Figuren der Art gegeben, indem alle guten Eigenschaften
dem Menschen zum Seegen gereichen; bestimmte Korperfor-
men und Stellungen char akteri siren nur wenige; bisweilen
werden auch alte Darstellungsweisen Griechischer Gotter sol-
5 chen allegorischen Figuren zum Grande gelegt. Von durch-
gebildeter Gestaltung dieser [so wie auch der Griechischen]
begriffsartigen Figuren zu festen Kunstformen lasst sich eben
deswegen, weil (der blosse Begriff den Keim einer vollstan-
digen Anschauung nicht enthalt, wenig nachweisen: doch ist
die geschickte und geschmackvolle Anwendung der meist aus
fruher Zeit iiberlieferten symbolischen Ausdriicke immer noch
sehr zu preisen.
1. Hirt Tf. 12. 13. S. 103 ff. G. M. 355-362. Eckhel D. N. V.
p. 87 ff.
2. Ueber die Nike (besonders die schone Gassier Bronze) Boettiger
Hall. LZ. 1803. April. [Boett. Kl. Scbr. II. S. 173. Tf. 2,] Fruher fliigel-
los §. 334. A. 2, so auf M. von Terina, Millingen Anc. Coins pi. 2, 2.
vgl. p. 23. [Auch in Vasengemalden haufig ohne Fliigel. Ann. XVII.
p. 174.] Zahllose Niken mil Tropaeen, Schilden, Gandelabern, Kranzen,
Palmen, auf M., Lampen, in Pompej. Gemalden; oft setzen sie Inschriften
auf Helme oder Schilde (Mionn. Descr. pi. 68, 3, auch Tischb. IV, 21).
Nike als Tropaeophor, PCI. II, 11. Ant. Ere. IV, 50. VI, 10. Oft auf
Wagen, Siegern die Ziigel fuhrend. Nike POV&VTOVGCC in Gemmen Tassie
pi. 45, in Reliefs in Miinchen 214; Zoega Bass. 60; L. 223. Bouill. HI,
47, 2. Glarac pi. 224; Combe Terrac. pi. 24. 26. Statuen in Berlin;
L. 435. Clarac pi. 349. 636—638. Victoria von Mantua in Mailand aus-
[406] Nike, Hebe, Arete etc. 667
gestellt, Rumohr Reise in der Lombardei S. 137. Impr. d. I. IV, 7 — 9.
NIKH dem Zeus fiber dem Altar libirend, Stackelberg Tf. 18. [Nike mi^
Kerykeion dem Apollon Kitharodos eingiessend, Luynes Vases pi. 26, Ann.
XII. p. 257. NIKH mit Kerykeion, einem Krieger eingiessend, der zu seinem
alten Vater heimgekehrt ist, Gerhard Auserles. V. II. 150. Elite ceramo-
graph. I, 91. NIKH einen Dreifuss kranzend , aus M. Pourtales pi. 6,
vgl. M. Blacas pi. 1; 92 N. libirend auf einen Altar, aus V. Goghill pi.
22, 2; 93 dessgleichen , ein Thymiaterion in der andern Hand; 94 eine
Tropaee errichtend, aus Tischbein IV, 21; 95 dasselbe Etrurisch; 97 N.
auf Quadriga vor einem Dreifuss, Plutos, Chrysos, eine weibliche Figur,
aus Stackelb. Grab. Tf. 17; 98. 99. Fliigelfigur mit Kithar aus Laborde
II, 37 u. Tischbein III, 7 (37), zweifelhaft," so wie auch 100 u. noch mehr 96.
Die herrliche Victoria des Mus. Brescian. tv. 38-40. Journ. des Sav.
1845. p. 533 ff. 6 F. hoch, es fehlen nur drei Finger der linden Hand,
ehmals vergoldet nach einer Spur an der Hand, ein Olivenkranz war von
Silber eingesetzt, sie ist schreibend, wie die an der Trajanssaule, die Stellung
bequem, das feinfaltige Gewand fast nachlassig, die Leichtigkeit und Natiir-
licbkeit meisterhaft, die Schwingen gross. Die vergoldete Bronzestatue
gegen 4 F. hoch, auf der Mantuanischen Grenze 1830 gel'unden, in Berlin,
woran Locher zum Einsetzen der Fliigel spater entdeckt wurden, Ann. XI.
tv. B, Urlichs p. 73.] Hebe bekleidet u. beflugelt auf der Schale des
Sosias; bekleidet, mit Zweig in der L., mit der R. dem Zeus eingiessend,
Tassie pi. 22, 1306 ; sonst fast unbekleidet, mit Schale. Vgl. §. 351 . A. 4.
(Europa), 411 (Herakles). Die Heben bei Hirt S. 92 sind wohl Niken.
Gegen die Fliigel der Hebe Panofka M. Blacas p. 80. [Hebe gefliigelt den
Adler liebkosend, Schlichtegroll Gemrnen Tf. 33. Winckelmann Kunstgesch.
IX, 3, 7 iiihrt zwei Stoschische Steine und einen andern an, Hebe nackt
mit der Schale. Die Statue des Naukydes neben der Hera. Eris, Gerhard
Fliigelgestalten «Tf. 2, 1—6. S. 17 f.] Arete, s. §. 405. A. 3 und 411
(Herakles). Welcker Ann. d. Inst. IV. p. 385. ngoacoTtov 'dgsT-qg an
einem Goldkranze, Athen. V. p. 211 b. Limos Athen. X. p. 452. Momos
als entkrafteter Greis, Anthol. Pal. Plan. 265. Phthonos Tischb. 1, 57
(52 nach Welcker N. Rhein. Mus. I, 413. Ev&vplag ayockftK in Hera-
klea von Dionysios, Memnon c. 5 Eirene von Kimon oder Timotheos
zuerst errichtet, nach Plut. u. Nepos. [Statue der Eirene mit Plutos im
Arm von Kephissodot in Athen. Paus. IX, 16, 1. Eirene gefliigelt, mit
Kerykeion, den kleinen Plutos tragend, Gerhard Auserles. V. II, 83. S. 15.
Das Kerykeion hat auch EtgyvT] AOKQCOV auf M. der Epizephyrischen Lokrer,
so wie auch Felicitas, Buonaroti Medagl. tv. 18. p. 308. So auch Eirene
an einer Vasenzeichnung, die von Aristophanes auszugehn scheint (wie
eine andre von den Wespen, Bull. 1847. p. 103, und Xanthias vor Herakles
Cab. Pourtales pi. 9 von den Froschen), Vases Luynes pi. 30. Ann. XII.
Mythologische Gegenstande der b. K. [406]
p. 258. Die Eintracht (Homonoia) und die Freundschaft malte Habron.
'EtevfrfQice mil einern Kranze auf Gold-M. von Kyzikos, M. I. d. Inst. I,
57 B 4. vgl. Ann. V. p. 279. Panofka, mit wunderlichster Beziehung auf
Liber. Evvouiu JHojeov, ein Demeter-ahnlicher Frauenkopf, Millingen
Anc. Coins 2, 10. Ann. d. Inst. II. p. 313. Ev&rjvia eine hingelehnte
Frau, auf eine Sphinx gestiitzt, Mohn u. Aehren in der R. , auf M. von
Alexandrien, Zoega N. Aegypt. 10, 1. G. M. 379, als eine Frauenfigur mit
einer grossen Schale auf dern Relief von Thyrea, Ann. d. Inst. I. tv. C. 1.
ZcaGinoli? als Frauenfigur, den Gelas kranzend, auf M. von Gela, Torrem.
32, 2. vgl. 31, 1, als mannlicher Genius in Elis, Paus. VI, 20.25. Hosia
§. 388. A. 5. Paedia §. 391. A. 5. Poene, Paus. I, 43, 7. vgl. X, 28, 2,
vielleicht bei Lykurgos §. 384. A. 6. Oestros Vases de Ganosa 7.
Palaestra Philostr. II, 32. 'Aywvss oder IlK^KlGficcTa, Philostr. If, 32,
scheinen die Jiinglinge mit Kampfpreisen auf dem Relief bei Stuart Ant.
II, 4 vign., auch die in der Regel fliigellosen Knaben, welche die ver-
schiedenen Kampfarten zeigen, L. 455. Bouill. Ill, 45, Glarac pi. 187;
G. di Fir. 120; G. Giust. II, 124, und mit Kampfhahnen sich vergniigen,
L. 392. Clarac pi. 200. vgl. 349. "Enaivot als FKigelknaben , Lukian
Rhet. Praec. 6. Phobos §.. 65. Panofka Hyp. Rom. Studien S. 245.
Deimos u. Phobos, in Rom Pallor u. Pavor, jener mit herabhangendem,
dieser mit gestraubtem Haar, auf Denaren der g. Hostilia, G. M. 158. 159.
Polemos malte schon Apelles mit auf den Riicken gebundnen Handen.
Enyo (Bellona) auf M. der Bruttier u. Mamertiner, Magnani II, 4 ff.
IV, 36. Fa ma auf M. des Demetrios Poliork. mit Trompete und Lanze,
Eckhel N. anecd. 6, 9. Trompetenblasend, Stuart III, 9, 13.
3—5. Fides u. Honor (auf Familien-M.) haben den Lorbeerkranz,
Libertas denselben, auch den Hut, Virtus hat den Helm (Virtus Augusta
ein Amazonenartiges Gostiim), Triumpus auf M. der g. Papia Lorbeerkranz
u. Tropaeon, Pietas den Storch (Pietas Augusta mit Kindern , die sich an
sie drangen, aber auch, in anderer Bedeutung, als betende Frau); Pudicitia
(auch Goncordia) den Schleier. Pax den Oelzweig (auch ziindet sie Waffen
an), Providentia deorum einen Augur ien-Vogel (Pedrusi VI, 36, 4), Aeter-
nitas hat Sol und Luna in den Handen (Morelli Vesp. 5, 31), Hilaritas
P. R. auf Hadrian's M. Fullhorn, Palme, Kinder umher (Pedrusi VI, 35,4).
Die Annon*, wird sinnreich mit einem Kalathos und einem Getreideschiff
versehen, und tragt die Roma auf der Hand, Pedrusi VI, 16, 2. Aequitas
u. Moneta haben, aus verschiednen Grunden, die Wage. (Am Himmel ist
die Wage bloss als Attribut der Jungfrau als Dike und Zeichen des
Acquinoctiums in den Thierkreis gekommen, da lange die Scheeren des
Skorpions die Stelle ausfullten. Umgekehrt stellt die Sache Hirt vor,
S. 112.) Die Securitas stutzt sich auf eine Saule oder schlagt den Arm
[407] Alt-Italische Gotter. 669
iiber das Haupt (Zeichen der Sicherheit u. Ruhe). — Die Spes, verschieden
von der Elpis §. 398, 4, leise schreitend, mit der Blume in der Hand, im
alten Venus-Gostiim, fmdet sich auf den M. seit Claudius (als Spes Augusta),
Pedrusi VI, 6, 16. Eckhel VI. p. 238. M. Chiar. I, 20. [Eine ahnliche
Figur ist die Hesperide einer Metope des Theseion, Stuart III. ch. 1. pi. 14.
n. 18.] Anders ist die Spes in dem Relief Boissard IV, 130 als Verkiinderin
reicher Ernten gefasst, vgl. Tibull I, 1, 9. Die Salus u. Valetudo (auf M.
der g. Acilia) ist der Hygieia nachgebildet. Mitunter stehen auch mehrere
Personen fur eine Figur, wie die Temporum felicitas durch vier Knaben
mit den Frfichten verschiedner Jahrszeiten dargestellt wird, Buonarr. Med.
tv. 7, 9. Bossiere Med. du Roi pi. 15. Abuiidantia Race. 723. [§. 398.
A. 3.] Die sog. Mediceische Statue des Schweigens wird vori Mongez,
Mem. de 1'Inst. Nat. V. p. 150, mit Recht fur eine Nation von einem
Tropaeon erklart.
15. Alt-Italische Gotter.
407. Die den Italischen Volkern eigenthumlichen Got- 1
terdienste enthalten sehr wenige Gestalten, welche original
Italisch sind und sich zugleich in plastischer Bestimmtheit den
Griechischen nahern. Wo dies den Schein hat, findet man 2
doch meist eine Griechische Kunstform zum Grunde liegend,
wie beim Janus uud Vejovis.
1. S. an andern Stellen Jupiter Anxur, Juno Lanuvina, Saturnus,
Fortuna, Mantus, Silvanus, Vertumnus, Flora, Genius, Lar.
2. Janus auf M. von Volaterrae mit zwei bartigen, aber auch jugend-
lichen KQpfen, und von Rom, mit zwei bartigen (auf den M. der g. Fonteja
mit keimendem Barte), erst spat einem bartigen und einem jugendlichen
Gesicht. Janusherme, Impr. d. I. IV, 86. [Forchhammer in der Zeitschr.
f. die AW. 1844. S. 1074—77. Die Doppelherme in E. Brauns Ant.
Marmorwerken I, 3 erklart auch K. F. Hermann Goetting. Anz. 1844.
S. 344 fur Janus.] Er ist Griechischen Doppelhermen nachgebildet, der-
gleichen man auf vielen M. Hellenischer Stadte findet, Athen. XV, 692.
vgl. Stieglitz N. famil. p. 30. Vierkopfig auf M. Hadrian's. S. Boettiger
Kunstmyth. S. 257, besonders fiber den Schliissel des Janus. Vejovis
(Apollo nachgebildet) auf M. der g. Gaesia und Licinia, Stieglitz p. 36.
Etrusker I. Afl. II. S. 60.
Die angeblich Etruskischen Gottheiten bei Gori sind durchaus
unzuverlassig. Dea Vacuna Sabinorum, bei Guattani Mem. enc. VI. p. 29.
[Gerhard fiber die Gottheiten <}er Etrusker B. 1847 mit 7 Kpftf.]
670 Mythologische Gegenstande der b. K. [408]
16. Fremde, orientalische Gotter.
1 408. Die Masse der in den Griechisch-Romischen Cul-
tus aufgenommenen fremden Gotter hat, je nachdem die Pe-
riocle der Aufnahme friiher oder spater war, vorziiglichere
2 oder schlechtere Kunstwerke Griechischen Styls erzeugt. Die
besten wohl, nach dem Kyrenaischen Zeus Ammon, der Ale-
xandrinische Sera pis, ein Unter welts- und Sonnengott,
dessen Bildung, ein undurchdringliches Gemisch von anzie-
hender Milde und einer geheimnissvoll schreckenden Gewalt,
3 den Charakter spaterer Religiositat schon reprasentirt. Die
Isisstatuen in dem Costiim Romischer Isisdienerinnen,
mit der steifgefalteten Tunica, dem gefranzten und auf
der Brust geknoteten Obergewande und der Lotosblume, sind
4 selten vorziigliche Werke; die Horus- oder Harpokrates-
Knaben, mit dem Zeigefinger auf dem Munde, dem Fiill-
5 horn im Arme, meist kleine Bronzen, Amulete. Die Sy-
rische Gottin, der Phrygischen Grossen Mutter ahnlich,
erscheint bisweilen in Statuen aus der Zeit der Syrischen
Kaiserinnen; andere Wesen des Naturdienstes der Semiti-
schen Volker, die ihrer nationellen Abenteuerlichkeit nicht so
entkleidet sind, lassen sich nur in einigen untergeordneten
6 Kunstwerken wiedererkennen. Der fur Asiatische Religions-
geschichte rioch nicht ausgenutzte Schatz der Stadtemiinzen
lasst auch die Hauptgotter Kappadokiens in hellenisirter
7 Form erkennen. Der Bilderkreis des Mithras enthalt
ausser der hundertfach wiederholten, den Phrygischen Tauro-
bolien naheverwandten Hauptvorstellung des Stieropfers noch
manche dunklere Darstellungen theils aus der mystischen
Geschichte des Gottes, theils aus dem mit Gebrauchen sehr
iiberladnen Gultus, im Ganzen von der rohesten Ausfuh-
8 rung. Den Schluss bilden Compositionen , in denen der
Glaube der alten Welt seine Schranken zu sprengen sucht,
und dabei nothwendig aller gesunden Form entsagt, woraus
in Alexandrien die Abraxas-Steine, Denkmaler der pan-
9 theistischen Jao- Religion , in Rom die Panthea hervor-
gehen, in denen meist der Begriff einer weltherrschenden For-
tuna die Vorstellungen aller andern Gottheiten verschlingt.
1. Hirt Tf. 11. S. 87.
2. Vgl. §. 158. A. 1. Schone Serapiskopfe PCI. VL 15. JBouill. I, 66,
[408] Aegyptische, Syrische, Kappadokische Gotter. Mithriaca. 671
mil Modius und sieben Strahlen; Bouill. I, 67 auf Gameen, M. Borb. IV, 39.
Serapis als eiri Hades auf einem Krokodil, Passeri Luc. Ill, 73. Schlangen-
Serapis III, 70. Vgl. Guigniaut Le dieu Serapis p. 9. [Stehend Mus. Veron.
p. LXXV, 5. Sitzend, Erzfigurchen aus Epirus, Specimens of anc. sculpt. I.
pi. 63. Zwei Kopfe Winckelm. W. IV. Tf. 5. S. 437. Montf. II, 121.
Suppl. II, 42.]
3. Isisstatuen der Art, Montfaucon Suppl. II, 40. M. Nap. IV, 51. Glarac
pi. 307. 308. [986—994.] Isis mit dem Flugelrock urn die Lend en, L. 375.
Clarac pi. 306. Buste, PG1. VI, 16. Portratfiguren , M. Gap. Ill, 81.
Barberinische Gruppe von Isis und Horus, jetzt in Mtmchen 130, Hirt 11, 10.
Isiscult PG1. VII, 19. Pitt. Ere. II, 59. vgl. Boettiger Isisvesper, Minerva,
Taschenbuch fur 1809. Rom. Isispriesterin, mit nacktem Busen, in Gem-
men, Wicar IV, 6. Zahlreiche Beziehungen auf Isis- u. Serapis-Gult auf
Rom. M. , besonders in Commodus u. Garacallas Zeit, Eckhel D. N. VII.
p. 128. 213 ff. Vota publica aus Julian's und anderer Kaiser Zeit, mit
einem Julianus-Serapis, einer Isis-Helena, Eckhel VIII. p. 136. Isis sitzt
hier haufig auf dem Sirius, welcher nach Griechischer Manier als Hund
(Aegyptisch als Kuh) dargestellt wird; als Faria halt sie ofter ein Segel,
der Pharus steht dabei. Der Kopfaufsatz der Isis kommt schon auf M.
der Seleuciden von Antiochos-Sidetes vor (Vandamme pi. 47). Vgl. §. 232. A. 3.
4.' Harpokrates Montf. II, 105. 123. M. Cap. Ill, 74. Guper's Harpo-
crates. Besonders viel als Amulet, Montf. II, 105. 123. Mit Keule, Herakles
ahnlich, als Sernphukrates, z. B. Zoega N. Aeg. Impp. tb. 9, 4. Impr.
d. I. IV, 20. vgl. §. 436. A. 3. Horus-Eros in Gemmen. Impr. d. Inst.
II, 44. Auch Horus-Eros-Herakles trifft man vereinigt. A nub is Montf.
II, 128. Boissard VI, 78. Canopus M. Gap. I, 82; G. di Fir. St. 57.
5. S. §. 241. A. 2. Ein Zeus-Belos auf M. Antiochos des VIII.
Die sog. Buste des Hebon auf Gemmen, Millin P. gr. 45. Tassie pi. 36,
4179, ist gewiss eine Form des Baal. Aus der Babylonischen Mythologie
stammt wohl die mit einer Fischhaut iiberzogne, einen Korb tragende
Figur auf einer Gemme (Wiener Jahrb. AB1. XXIV. S. 25. N. 5) und in
einem Relief des Wiener Antiken-Cabinets (Oannes?).
6. Die Enyo von Komana auf M. mit Strahlenkranz, Schild u. Keule,
Millingen Anc. Coins 5, 4. vgl. Cab. d'Allier de Haut. pi. 8, 4. Men
§. 400. A. 2. Auch Alexanders des Pseudomantis neuer Gott Glykon
ist durch M. von Abonoteichos genau bekannt, Eckhel II. p. 383. vgl. die
M. von Nikomedien, Cab. d'Allier de Haut. pi. 11, 10.
7. Unter den zahllosen Schriften uber die Mithriaca, nach Philipp
a Turre Monum. vet. Antii, gehort besonders hier her Zoega. Ueber die
den Dienst des Mithras betreffenden Kunstdenkmaler, Abhandl. S. 89—211,
672 Mythologische Gegenstande der b. K. [408J
•
nebst Welcker's Anm. S. 394. Vgl. Greuzer Symbol. I. S. 728. Tf. 3. 36,
bei Guigniaut pi. 26. 27. 27 b. Eichhorn, Comment. Soc. Gott. rec. 1814.
1815. Seel Mithrageheimnisse. 1823. Niklas Muller Mithras. Wisb. 1833.
V. Hammer Mithriaca. P. 1833. Glarac pi. 538 A.— 560. Das beruhmteste
dieser Bildwerke 1st das im L. 76. Montfaucon Ant. expl. 1. pi. 217, 1.
Bouill. Ill, 47. Glarac pi. 204 mil der Inschrift vufia aepeoiov, aus dem
Capitol inischen Spelaeon, demselberi wahrscheinlich, welches 377 zerstort
wurde. Vgl. F. Lajard. Nouv. Observations sur le gr. basr. Mithr. P. 1828.
[Ders. Sur deux basr. M. qui ont ete decouverts en Transylvanie P. 1840. 4
mit 6 Tf. vorher zum Theil gedruckt in den Nouv. Ann. publ. par la
Section Franc,, de Tlnst. archeol. T. II. p. 1. Sur une urne ciner. du
Musee de Rouen das. II. p. 397—445 u. Sur un basr. Mithr. qui a ete
decouv. a Yienne Ann. d. I. XIII. p. 170. tv. 36. Die demnachst er-
scheinenden Recherches sur Mithra werden auf 105 Kpftf. gegen 800
Monumente enthalten.] Clarac Melanges p. 45. Andre PCI. VII, 7. Bouill.
Ill, 48. Glarac pi. 203. 204. Die Zahl derselben ist sehr gross, auch Siid-
deutschland, Frankreich, England, Ungarn, Siebenburgen liefern deren
viele. Mithras Felsengeburt (Greuzer I. S. 773.) Montf. 1, 218. G. Giust.
II, 62 u. in den Bildwerken des Mithraeon von Heddernheim, welche den
vollstandigsten Gyklus Mithrischer Bildwerke gewahren, s. Habel, Aunalen
des Vereins (§. 264. A. 2.) H. I. II. III. [Greuzer das Mithreum von
Neuenheim bei Heidelberg 1838, auch in dessen deutschen Schr. 2. Abth. III.
S. 277. vgl. 526.J Die Bussungen und Prufungen in den Seitenfeldern des
Heddernheimer und ernes Tyroler Mithras-Opfers. — Statuen Mithrischer
Fackeltrager, PCI. Ill, 21. Vollstandige Symbole des Cultus, Gemmae
Flor. II, 78.
8. Ueber die Abraxas-Gemmen besonders Macarii Abraxas — cum
conim. Jo. Ghifletii. Antverp. 1657. Prodromus iconicus sculptilium gem-
marum Basilid. de Musaeo Ant. Gapello. V. 1702. Passed Thes. gemmarum
astrifer. T. II. p. 221. Bellermann drei Programme iiber die Abraxas-
Gemmen. B. 1820. Dorow, Kunstblatt 1824. N. 105. Matter Hist. crit.
du Gnosticisme. Kopp's Palaeogr. T. III. Von den eigentlichen Abraxas,
welche den Gott der unter Trajan und Hadrian entstandenen Sekte der
Basilidianer vorstellen (obgleich auch dies noch zu bezweifeln ist), unter-
scheidet Bellermann Abraxoiden und Abraxaster, welche verwandte Damonen-
Figuren und Vermischungen mit andern Gottheiten (Priap, Anubis) dar-
stellen. Fiir den Zusammenhang der Abraxas-Gemmen mit der Alexandrini-
schen Theurgie ist besonders die Stelle des Papyrus beweisend bei Reuvens
Lettres a Mr. Letr. I. p. 24. [Morgenstern iiber eine noch nicht bekannt
gemachte Abraxas-Gemme, Dorpat 1843. Programm.]
9. Ein Pantheon (phallisch) schon auf M. Demetrios II.
[409] Abraxas und Panthea. Heroen. 673
von Syrien, Mionnet V. p. 58; auch auf M. der g. Plaetoria u. lulia.
Minerva Pantheos, Millin P. gr. 57. Bacchus Pantheus, in Inschriften und
Auson. Epigr. 30. Tyche Pantheos oft auf Gemmen, vgl. Orelli Inscr.
21113. Auch die [wunderliche] im Grabe des Festus (§. 205. A. 5) ge-
fundne Bronze scheint eine solche. [Hirt Bilderb. II. S. 116. Tf. 13, 20,
Fortuna aus dem M. Rom. I, 31. 32. Brunck. Anal. II, 90, 28 Pan nach
dem Kopf, Herakles nach Brust u. Leib, Hermes nach unten (Fussfliigel)
in Einem Leib.]
C. Heroen.
409. Die Festigkeit und Bestimmthei't individueller Gha-.l
rakteristik, wie sie an den Hauptgottern der Griechischen
Kunst wahrgenommen wird, erstreckte sich auch iiber die
Hauptheroen. Wir wissen, dass man auch diese in Griechi-
schen Kunstwerken nicht bios durch Attribute und Handlung,
sondern schon an der Gestalt und Bildung des Korpers er-
kannte. Jetzt kennen wir indess nur sehr wenige Heroen, 2
fast keinen ausser Herakles, auf eine so bestimmte Weise,
und konnen auch kaum zu einer genaueren Kenntniss gelan-
gen, da statt der zahlreichen Bronzestatuen und Gruppen,
Werke der vorzuglichsten Kunstler, welche das Alterthum be-
sass, nur Reliefs, und rneist von Sarkophagen, wo der My-
thus mit besonderer Riicksicht auf den Anlass des Bildwerks
behandelt wird, und Vaserigemalde uns vorliegen, deren
leichte und freie Zeichnung wenig von jener Charakteristik
zulasst. Man .pflegt daher in der Regel nur nach dem In- 3
halt der Handlung, welche vorgestellt wird, zu deuten, wo-
bei oft die Wahl zwischen sehr verschiednen Heroenkreisen
bleibt. Die allgemeinen Veranderungen im Geiste der alten 4
Kunst ergriffen auch die Heroenbildung ; namentlich wurden
die bartigen und gewohnlich vollstandig geharnischten Figuren
der alteren Bildner und Maler meistentheils durch jugend-
liche Bildungen, mit geringer Andeutung der Bewaffnung,
verdrangt.
1. Hochst wichtig und belehrend ist die Stelle in Plutarch Arat 3.
Kanonische Bildungen von Parrhasios §. 138, 2, und Euphranor §. 129.
A. 2, qui primus videtur expressisse dignitates heroum. Bei Philostratos,
Heroika, erscheinen die Heroengestalten durchaus bis in die feinsten
Ziige charakteristisch, vgl. §. 415. A. Auch gehen wohl die Signalements, *
O. Muller's Archaeologie. 4. Anfl. 43
674 Mythologische Gegenstande der b. K. [410]
welche die spateren Pragmatiker, Dares, Diktys, Malalas, von den Heroen
geben, zum Theil auf Bildsaulen zuriick.
2. S. z. B. die vielen Heroenstatuen aus Bronze, welche Ghristodor
beschreibt; eine Anzahl davon scheinen zusammen eine grosse Gruppe
zu bilden.
4. Hyakinthos am Amyklaeischen Throne bartig, bei Nikias sehr
jugendlich, Paus. Ill, 19, 4. Eben so unterscheiden sich die Vasengemalde
altern und spatern Styls; die Volcentischen haben meist bartige Heroen,
Ann. d. Inst. III. p. 146. Ueber die vollstandige Riistung der alterthum-
lichen Vasengemalde Ann. d. Inst. III. p. 49.
1. Herakles.
1 410. In der hochsten Potenz erscheint das Heroen-
Ideal ausgepragt in Herakles, der vor alien Hellenischer
Nationalheld war. Durch Anstrengung gestahlte und be-
wahrte Kraft 1st der Hauptzug, den bereits die alt-Griechische
Kunst in ihren Bildungen andeutete, aber besonders Myron
und Lysippos zu einer Form entwickelten , die nicht mehr
2 uberboten werden konnte. Schon in den oft iiberaus edlen
und anmuthigen Bildungen des jugendlichen Herakles meldet
sich diese zusammengedrangte Energie in der gewaltigen Starke
der Nackenmuskeln (§. 331, 2), den dichten kurzen Locken
des kleinen Hauptes (§. 330, 2), den verhaltnissmassig klei-
nen Augen, der vorgedrangten machtigen Unterstirn, und der
3 Form sammtlicher Gliedmassen. Deutlicher aber tritt der
Gharakter des Vollenders ungeheurer Kampfe, des muhbe-
ladnen (aerumnosus) [novriQOTarog xa\ agi^og] Heros in
der gereiften Gestalt hervor, wie sie Lysippos (§. 129 A. 2)
mil besondrer Liebe ausbildete, in den aufgemigelten durch
unendliche Arbeit hervorgetriebenen Muskel-Lagen, den mach-
tigen Schenkeln, Schultern, Armen, Brust und Riicken, so wie
in den ernsten Ziigen des zusammengedrangten Antlitzes,
in denen der Eindruck, welchen Muhe und Arbeit gemacht,
auch durch eine voriibergehende Ruhe nicht aufgehoben wird.
4 Beide Gestalten lassen sich nun in einem fast uniibersehbaren
Gyfclus von Abenteuern und Kampfen nachweisen, und die
Entwickelung des Heros von dem schlangenbandigenden Kinde
aus durch alle Ereignisse des Lebens hindurch verfolgen. Fur
. die besonders viel gebildeten Zwolfkampfe, deren Bestand
[410] Herakles. 675
und Folge sich zwar nie vollig gleichmassig feststellten, aber
doch eine gewisse fruh sanctionirte Ordnung durchblicken
lassen, bildeten sich zeitig gewisse beliebte Darstellungsweisen,
doch fur manche auch mehrere, die nach Gegenden und Zei-
ten verschieden gebraucht wurden. Von der Unzahl anderer 5
Thaten findet man die Giganten-Erlegung besonders auf
Vasen alien Styls; von dem mehrfach wiederkehrenden Ken-
taurenkampf kommen hier auch weniger bekannte Sagenge-
stalten vor. Die eigentlichen Kriegsthaten wurden weniger 6
Gegenstand der bildenden Kunst als der altern Poesie ; daher
auch nur in der altesten Kunst Herakles das gewohnliche
Heldencostiim trug, wie er es bei Hesiod hat, und dagegen
schon seit friihen Zeiten Lowenhaut, Keule, Bogen als die
gewohnliche Bewaffnung des Helden vorkommen. Andre 7
Seiten des Gharakters enthullt das Verhaltniss zur Omphale,
der Held im weiblichen , rothlich durchscheinenden Gewande
spinnend, die iippige Frau in heroischer Naktheit mit Keule
und Lowenhaut ; heitre Spiele von Eroten kniipfen sich daran
an. Dann das vaterliche Verhaltniss zu dem von der Hin- 8
din gesaugten, wiederaufgefundenen Sohne Telephos, wobei
die Kunst, die den Gegenstand besonders in der Zeit der
Antonine behandelte, zum Theil andern Quellen gefolgt sein
muss, als der gewohnlichen mythologischen Erzahlung. Rei- 9
nigungen und Suhnungen, deren der leicht in Wuth gesetzte
Heros viel bedurfte, konnten nur angedeutet werden; es ist
aber wahrscheinlich , dass der kitharspielende Herakles aus
der Vorstellung des gesuhnten und besanftigten hervorging
(vgl. §. 359; 361).
1. Beger's Hercules ex antiquitatis reliq. delin. 1705 ist wenig zu
brauchen. Gothe Kunst u. Alterth. II, 1. S. 107—143. Gurlitt's Frag-
ment einer archaeol. Abhandlung uber H., Archaeol. Schr. S. 343. [Com-
ment. Societ. philol. Lips. II. p. 58—64.] Zur Kunstgeschichte des H. §. 57.
A. 2. 90. A. 2. 96. N. 14. 15. 19. 99. A. 6. 118. A. 2. 119, 2. 122, 4.
129, 2. — In Etr. Spiegelzeichnungen heisst H. (sonst Hercle genannt) Gala-
nice, d. i. KaUivmos, Micali 36, 3. 50, 1. [Gerh. Etr. Spiegel II, 138. Sta-
tuen bei Glarac pi. 781— 804 B., Kopfe nach Miinzen pi. 1007. n. 2798—2810.]
2. Junger H. des Ageladas, Paus. VII, 24, 2. Scheme Statue
bei Landsdown Spec. 40. Kopf Brit. M. I, 46. [Specimens II, 42, colossal,
"einer der besten]; mit zerschlagnen Ohren Brit. M. II, 46. PG1. VI, 12;
676 Mythologische Gegenstande der b. K. [410]
ahnlich M. Ghiar. 43. M. Nap. II, 32. IV, 70, zugleich mit einem mit einer
Tame umwundenen Pappelkranz. Herrliche Kopfe auf Gemmen (H. Strozzi)
Bracci tv. 49. Lipp. I, 240. Impr. d. Inst. I, 67. vgl. §. 412. A. 1. (The-
seus) ; auch auf M., wie auf denen von Kroton, wo er (§. 329. A. 7) auch
belorbeert (wie auf den Bruttischen, N. Brit. 3, 23) und fast nur durch
das kurze Haar und den Stiernacken von Apollon verschieden erscheint.
H. jugendlich beim Dreifussraub , §. 362. A. 2; auf dem Relief G. di Fir.
St. 104 beim Lowen, der Hyder, dem Eber, der Hirschkuh, dann bartig;
oft indess auch bei den Hesperiden, wie ihn Christodor 137 beschreibt.
Bronze des Brittischen Mus. H. jung mit Hesperidenapfeln, Specim. II, 29.
H. (pQigodQig, vsvQ(o8r}$, Clem. Al. p. 26. Pott. GTSQVCC svTtuyr] x. r. \.
Philostr. V. S. II, 4.
4. H. Geburt? PG1. IV, 37. G. M. 429. H. von Hermes getragen
§. 381. A. 7. Die Saugung durch Hera, in Etrusk. Pateren, Bianconi
tv. 10. Erziehung PG1. IV, 38. 39. G. M. 431. 432. Der Schlangen-
kampf (Brunck. III. p. 209) in Statuen, worunter eine Florentinische
ausgezeichnet. Herausg. Winck. IV. S. 303. Meyer Tf. 23. vgl. Bouill.
Ill, 16, 4. M. Borb. I, 8; eine Dresdner 250. Aug. 89 (nach Hase);
auf M. von Theben, Tarent (Millingen Med. In. 1 , 13. 2, 15) u. sonst;
in Gemalden von Zeuxis, Plin. XXXV, 36, Philostr. d. j. 5. Ant. Ere.
I, 7. G. M. 430. M. Borb. IX, 54. Die Kampfe, u&loi, im T. der
Athena Ghalkioekos, am Theseion §. 118. A. 2, arn Olympischen T.
§. 119. A. 2, im Giebel des Herakleion zu Theben von Praxiteles, zu
Alyzia von Lysipp, auch in Pergamos, Brunck III. p.. 209. Eine sehr
vollstandige Reihe der Herakleskampfe geben die Vasen von Volci, Ann
d. Inst. III. p. 47. [Sehr viele in Gerhards Auserles. V. II, 93—148.
Ill, 183. 192. J. J. Dubois Catal. de la coll. Pancoucke 1835. Hera-
cleide n. 58—79. De Witte Catal. Durand 1836. n. 264, 332 (aus-
gewahlte Vasen) und spatere Kataloge der Art. Gerh. Etr. Spieg. II,
125—168.] Zusaminenstellungen M. Cap. IV, 61. Meyer Tf. 6 (in
Myron's Styl?); PCI. IV, 40. 41. 42; M. Borb. I, 8. 9; Zoega Bass.
61—63; G. di Fir. St. 104; L. 469. 499. Bouill. Ill, 50, 1. 2. Clarac
pi. 196; G. Giust. II, 135; Piranesi Vasi II, 75. vgl. G. M. 433-446.
453. Statuen von Ostia, H. mit Diomedes, Geryon, Kerberos und dem
Eber (nicht dem Dreifusse), PCI. II, 5—8. E. A. Hagen de Herculis labo-
rious. Regim. 1827. [Vier unedirte Monumente mit den Thaten des H. sind
Ann. XVI. p. 179 angemerkt, zwei Sarkophage, eine Ara, von P. Decimius
Lucrio geweiht, u. ein Bruchstiick jetzt im Lateran. Hierzu kommt noch
eine Sarkophagseite in V. Ludovisi mit neun Thaten und ein Sarkophag mit
zehn Athleten u. Nebenseiten in den Marmi — nel pal. Torlonia II, 2.] Die
gewohnlichste Folge scheint ungefahr (G. M. 453. Cap. PCI. 42. L. 469):
L6we, Hydra, Eber, Hindin, Stymphaliden, Augeas, Stier u. Rosse, Geryoneus
[410] Herakles Gestalt, Kampfe. 677
u. Amazonen, Hesperiden u. Kerberos, womit die in Olympia u. am The-
seion (hier, wie es scheint, Lowe, Hydra, Hindin, Eber, Rosse, Kerberos,
Kyknos?, Amazonen, Geryoneus, Hesperiden) in den meisten Punkten iiber-
einstimmen. Vgl. Welcker Rhein. Mus. I. S. 507. [Kleine Schr. I. 8. 83.]
Ueber den Low en hergeworfen, auf alten Vasen, besonders M. Blacas
pi. 27. Micali tv. 89; [diese alte Composition der Vasen ist spat iiber-
getragen in lebensgrosses Relief, in S. Maria sopra Minerva in Rom, E. Braun
A. Marmorw. II, 7; eben so in einer Kirche hinter dem Hymettus; von
gleicher Grosse ist H. heovTocpovos an der Gartenseite des Palasts der
V. Medici;] ihn stehend erwiirgend, alterthumlich Gori M. E. I, 73, in
schonem Styl am Theseion, hvStatuen, M. Flor. Ill, 65, auf M. von
Herakleia, der g. Poblicia und sonst; fiber ihm stehend u. ausruhend, in
Olympia. [Lowe, Hydra, Stier, in schonen Gompositionen, Gampana Opere
di plastica tv. 22—24, wovon mehrere Wiederrjolungen vorhanden sind.]
Die Hydra bekampft er mit der Keule, Pfeilen (s. Hagen), auch mit einer
Harpe, in den Metopen des Delphischen T. (Eurip. Jon 158. vgl. Gott.
G. .A. 1828. S. 1078), wie bei Millin Vases II, 75, wahrend Jolaos den
Krebs todtet. [Alte Vasen M. d. I. Ill, 46. Ann. XIV. p. 103. Eine auch
in der Bibliothek der Dominicaner zu Girgenti; von einem Fries in ge-
brannter Erde im M. Gregorianum zu Rom, in geschnittnen Steinen, die
Hydra, sechs-sieben-zehnkopfig, nach alten Zeichnungen der Bibl. Gappon,
im Vatican n. 3103. fol. 7. 70. 72. Den Eber auf den Schultern.tr agend.
theils ohne Eurystheus (Liban. Ekphr. 12. Petersen de Lib. III.), theils
mit dem im Fasse steckenden Eurystheus (§. 48. A. 3), an Vasen, s. Mai-
sonneuve 66; Campanari Mem. Rom. II. p. 155. Panofka M. Bartold.
p. 69 f. Micali tv. 92; ebd. tv. 85. M. Pourt. 12; R. Rochette i. des
Sav. 1835. p. 217 f; in Wandgem. Pitt. Ere. Ill, 47, 1; in Reliefs
Glarac pi. 196, wo der Kopf des Eurystheus als eine Altar -Flarnme ver-
zeichnet ist, auch am Theseion, wie es scheint. Auf der Arkadischen
Hindin knieend, §. 96. N. 25. Die Stymphaliden (von deren Gestalt
Voss Myth. Br. I, 32) verjagt H. bald knieend (auf M. von Stymphalos,-
Cab. d'Allier de Haut. pi. 6, 22), bald stehend (auch auf diesen M.)
mit Bogen, aber auch Keule. Den Diomedes erschlagt er mit der Keule,
M. Antonins des Frommen von Alexandria, Mionn. Suppl. IX. pi. 8.
p. 24. H. Stierbandiger. Stackelb. Graber Tf. 14. (Theseus nach
Stackerb.).- Mit Geryoneus (r.JPYFONEZ auf einer Vase von Volci,
Ann. d. Inst. V. p. 231) als dreifachem Hopliten kampfend. [De Witte
Mem. sur H. et Geryon. Nouv. Ann. de la sect. Franq. de FlnsL
archeol. 1838. 1839. p. 107. 270.] Auf die Amazonenkonigin den
Fuss setzend, am Theseion, auch in Olympia, wie es scheint. [Der
Augenschein lehrt, dass H. die auf den Leib geworfne Amazone unter
den Achseln mit den angeklemrnten Beinen festhielt; das Fragment aber
678 Mythologische Gegenstande der b. K. [410J
1st missverstanden worden u. war 1841 in Paris im Abguss mit einetn
andern falsch zusammengesetzt. Kunstmus. zu Bonn S. 160—162.] Mit
einer berittenen Amazone kampfend , auf Kaiser-M. Herakleias , Pedrusi
VII, 32, 6. Auf Vasen von Volci kampfend H. besonders mit der Amaz.
Andromache. Den Kerberos zieht H. meist nach sich; anders an den
Vasen von Volci, R. Rochette M. I. pi. 49 a. Die Hesperiden-Aepfel
von einer Jungfrau empfangend oder selbst abpfliickend, Vase des Asteas
von Paestum, Millin I, 3, eine andre von Bern. Quaranta herausgegeben,
Kunstbl. 1824. N. 6. vgl. auch Hancarv. I, 98. Auf Gemmen erschlagt
H. den Drachen, die Hesperiden fliehn, M. Borh. VII, 47. Das Hesperiden-
und !&.tlas-Abenteuer verknupfte der Kasten des Kypselos u. die Gruppe
des Theokles, Paus. VI, 19. 1. vgl. V, 17, 1, ahnlich wie Pherekydes.
Ueber Atlas §. 396. Atlas und die Hesperiden an einer grossen Apu-
lischen Vase, Gerhard Archemoros Tf. J2, andre Hesperidendenkm. S. 41.
fH. biickt sich mit einem Korbchen vor dem Baume erwartend, dass ihm
die Aepfel hineingelesen werden; Hermes, Jolaos; Amphora bei E. Braun;
Gerhard le vase de Midias B. 1840. pi. 2. S. 41. 76. Zoega Bassiril. II.
tv. 64. Mosaik §. 322. A. 4.] H. mit Antaeos, Brunck III. p. 210.
Gruppe in Florenz, Maffei Race. 43, Fragment von Aquileja, Wiener Jahrb.
XL VIII. S. 101. Tf. I, 1, in Volci M. I. d. Inst. I, 26, 2. [? Mus. Gregor.
II, 16, 2 a. Antaeos, ehemals »Cacus«.] Gemalde, Nason. 13, Gemmen.
besonders viel Kampfe auf M. von Perinthos; auch (n. 273. Mionn.) der
mit der Echidna, vgl. Zoega 65.
5. Gigantenkampf auf dem Kasten des Kypselos, Paus. Ill,
18, 7. Alkyoneus Tod §. 397. A. 3. G. M. 458. 459. Millingen Div. 31.
Ann. d. Inst. V. p. 308. Kentaurenkampfe in Statuengruppen , M.
Flor. Ill, 60, auf Vasen von Volci, Micali tv. 95, und andern, G. M. 438;
Hancarv. II, 124; Millin I, 68: Moses 1; Millingen Div. 38, wo Dexamenos
gegen die gewohnliche Fabel ein feindlicher Kentaur ist. H. todtet einen
Keritauren Impr. d. I. Ill, 66. Die Geschichte mit Nessos, in altester
-Malerei, H. et Nessus , peint. d'un Vase de Tenee, Progr. Athen. 1835. 4.
Zeitschr. f. AW. 1836. S. 1157. Philostr. d. j. 16, eigen behandelt in
einem Pompej. Gemalde, M. Borb. VI, 36; die geraubte Deiarieim auf
Vasen, G. M. 456, Reliefs, Brit. M. II, 15; Deianeira von H. getragen,
Etr. Spiegel G. M. 457. [Gerhard Etr. Spiegel II, 159. vgl. 160. Volcenter
Vasen Gerhard Auserles. V. II, 117, 1. Gab. Durand n. 321; GerlY. II, 3,
auch bei Micali tv. 75-78; Deianeira den kleinen HYAAO2 auf dem
Arm, Herakles, Athene u. Oeneus. Gerh. Tf. 116.] H. das Fass des
Pholos offnend, auf der Vase G. M. 439. vgl. Micali tv. 99, 6; Stackelb.
Graber Tf. 41; [drei andre Vasengemalde, Gerh. Auserles. V. II, 119. 120]
auf Gemmen, ebd. tv. 116, 7, unter den Kenlauren trunken , in Volci.
Kampf mit Ache loos (Gruppe des Dontas, Paus. V, 17, 1. VI, 19, 9)
'{4 10] Herakles Abenteuer. 679
§. 403. A. 2. Millin Vases II, 10. vgl. Philostr. d. j. 4. [Yase von Gir-
genti §. 403. A. 2. Eine von Sam. Birch in den Transact, of the Soc.
of litter. Sec. Series I, 1843. p. 100 — 107 u. von Gerh. Auserles. V. II,
115 edirte Vase hielt Millingen fur einen Betrug. Mit clem Leib eines
Triton ist ein Menschenkopf mit einem Horn als Acheloos verbunden.]
Mit Triton kampfend, auf Vasen von Volci, Welcker a. 0. S. 521.
vgl. §. 402. A. 2. H. eine Meergottheit , Nereus oder Proteus befragend
vor dem Raub der Aepfel, Impr. d. I. Ill, 17. [Bull. 1833. p. 88.
Herakles u. Triton Welcker Kl. Schr. I. S. 84. M. Gregor. II, 44, 2,
Vase von Vulci 1835; Gerh. Auserles. V. II, 111, Gab. Dur. n. 302,
jetzt Cab. Pourtales n. 196; Hydria Pizzati, Bull, de TAcad. de Bruxelles
XI. p. 407 edirt von Roulez; Lekythos aus Agrigent. 1833 gefunden,
Politi Lettera al Sgr. Millingen Palermo 1834; bei Baseggio in Rom 1841.
H. u. Triton, Rv. zwei Nymphen je mit einem* Delphin; bei demselben
Rv. Dionysos u. Ariadne, Apollon, Artemis, Hermes; u. noch grandioser
H. Triton, Athene u. a. Figuren; ein schones Exemplar bei Gav. Gam-
pana in Rom 1845; eines im Museum zu Neapel, der Seegott in zwei
Schlangen u. zwei Hunde ausgehend, von, dern beschildeten und be-
schirmten Herakles angefallen, dariiber Daedalos u. Ikaros, Rv. Perseus;
eines in Wien, Arneth das k. Miinz- u. Antiken-Cab. S. 14. n. 77.
Auch NEPEYZ heisst der mit HEPAKAES ringende Gott, dabei steht
Proteus oder Poseidon mit Scepter u. weissem Haar u. AM&ITPITE.
Notice d'une coll. de vases peints — de feu le Pr. de' Ganino P. 1845.
p. 7. n. 11; ahnlieh n. 8, u. halb Mensch, halb Fisch, wie Triton, ist
NEPE auch allein, M. Blacas pi. 20 u. mit den Nereiden M. d. I. I, 38.
vgl. 0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 64 f. Minervini Bull. Napol. IV. p. 88.
113. Einschiagige Vasen verzeichnet Gerhard Auserles. V. II. S. 95.
Not. 12. Nereus in menschlicher Gestalt mit H. ringend, Gerh. Tf. 112.
113. S. 99, Gab. Durand n. 304. 305. H. den Seegott bewaltigend in
den Friesen von Assos M. d. I. Ill, 34, auch in Fellows Asia Minor
p. 48.J Mit dem Seeungeheuer der Hesione §. 322. A. 4. Mit den
Hippokontiden (Ligurern nach Zoega) PCI. V, 15. Vor II ion §. 90.
A. 3. Mit Kyknos §. 99. N. 6. 175. A. 2. Vase von Vulci Bull. 1835.
p. 163. [Gerh. Auserles. V. II, 121, zugleich mit einer andern]; Bull.
1837. p. 89, [die eine der hier beschriebenen bei Gerh. Tf. 122. 123;
eine Nolanische Tf. 124. Andre im Museum Gregorianum, in dem zu
Syrakus u. an vielen andern Orten. Eine Sammlung von Zeichnungen
bei E. Braun.] Mit Bus iris (im Geist des Drama Satyrikon) Millingen
Div. 28, mit vortrefflicher Zeichnung der Aegyptier an einer Volcen-
tischen Vase, Micali tv. 90; von zwei andern Vasengem. Panofka Hyp.
Rom. Studien S. 296. [Berl. Vasen n. 1763 u. a.] H. Buzyges,
Erbachsche Vase Ann. VII. p. 93. tv. C2 (Greuzer). H. u. Pallas
580 Mythologische Gegenstande der b. K. [410]
beim Ungeheuer, Helios nach Stackelberg, Graber Tf. 15, H. voran, Pallas
zu Wagen, bei einem Dreifuss [wie Eos §. 400. A. 3], das. Tf. 15, Riick-
gabe des Dreifusses nach Stackelberg??. H. vor dem Lustralbrunnen
Impr. d. I. Ill, 19. 20. [H. treibt einen Slier indem er ihn mit einem
Pfeilbiindel schlagt wie Eros bei Theokrit 29 den Eber, ein Baum, Vasen-
gemalde Bull. 1842. p. 187. An einer schonen Kylix des Hr. Joly de Bam-
meville in Paris H. der die Weinreben packt, mit solcher Gewalt, dass
sie die Wurzeln nach oben kehren, gegeniiber H. der den Syleus wiirgt.
Auf dem Boden eine Dime mit Kanne u. Schale vor einem Altar.
6. In alten Holzbildern erschien H. geharnischt, Strabon XV, 688.
vgl. §. 77. A. 1. Am Kasten des Kypselos erkannte man ihn an seinem
gewohnlichen GX^CC, §. 57. A. 2, womit auch das Schwert, Paus. V, 18, 1
nicht streitet, das in manchen Vasengem. (M. I. d. Inst. I, 26, 10. Tischb.
II, 20.) [Micali tv. 90. 100, 2. 3. Laborde II, 22. Politi sulla tazza dell'
amicizia, 1834] mit dem sonst gewohnlichen Gostiim verbunden ist, wie
auch der Boeotische Schild §. 99. N. 6. Der Bogen des H. ist der doppelt
ausgebogene, Skythische (die TtctKivzovK ro^a Aeschyl. Choeph. 159),
Passow in Bottiger's Arch. u. Kunst S. 150. Die Lowenhaut ist besonders
in Etr. Bronzen nicht bios mit den Vordertatzen liber der Brust, sondern
auch mit einer Schnalle liber dem Leib befestigt, Micali tv. 35, 6. 14.
7. H. u. Omphale, Farnesische Gruppe, Neapels Ant. I. S. 24.
Gerhard's Ant. Bildw. I, 29. M. Borb. IX, 27. Belief G. M. 453. Der
spinnende , H. in der Mosaik §. 322. A. 4. G. M. 454 ; von ahnlicken
Gemalden spricht Lukian de hist, conscr. 10. Ueber die Gassier Statue
Bouill. II, 8. Volkel in Welcker's Zeitschr. S. 177. H. von Omphale
gekammt , G. M. 453**. Omphale im Gostiim des H. auf M. von Sardis,
in Gemmen. Julia Domna als Omphale, Guattani Mem. enc. V. p. 120.
[Grosse Statue der Omphale in diesem Gostum bei Vescovali in Bom.]
Kopf der Omphale? L. 193. M. Franc. Ill, 11, auf vielen Gemmen, s. be-
sonders G. di Fir. V. tv. 27. H. u. lole? beriihmte Gemme des Teu-
kros, M. Flor. II, 5. G. di Fir. V, 26, 1. G. M. 455. [Jul. Minervini
il mito di Ercole e di lole Nap. 1842. 4. vermuthet in einem PompejV
Gemalde. B. Bochette Peint. de Pomp. pi. 7. p. 91—107. Gavedoni im
Bull. Napol. II. p. 53. E, Braun Bull. 1842. p. 185. Auge versteht mit
Panofka 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 233.] H. von Eros gebandigt,
§. 129. A. 2. Alterthumlicher behandelt, Lipp. I, 282. G. di Fir. V,
6, 4. Wicar II, 23. H. bringt Eros (Epeur) gefangen vor den Thron des
Zeus, Etr. Spiegelzeichnung, M. I. d. Inst. II, 6. Eroten mit H. Waffen
spielend, G. M. 472* u. oft. Eros-Herakles L. 265. 297. Bouill. IK,
10, 1. 3. Glarac pi. 282. Millin G. M. 482**. Der sog. Ptolemaeos-
Auletes, ein Herakles zu Kos, in weiblichem Gostum, nach Kohler Descr..
d'une amethyste. 1792.
[411] Herakles Abenteuer. 681
8. H. u. Telephos (nach Visconti, Aias nach Winck.) in der
schonen Gruppe Race. 5. PCI. II, 9. Bouill. II, 3. Glarac pi. 302. vgl.
Beschr. Roms II, II. S. 227. [Das. S. 154] und Gerhard A. Bildw.
Tf. 113, 1 in Basr. H. mil Telephos auf dem Arm u. Bacchus. Andre
Gruppen L. 450. Bouill. II, 2. Guattani M. I. 1788. p. XXIX. [H. mil
dem kleinen Telephos auf der Hnnd, u. der Hirschkuh zu semen Fiissen ;
ahnlich eine ganz kleine Statue im Antikenkahinet zu Wien.] Gaetano
d'Ancora Illustraz. del gruppo di Ercole colla Gerva scoperta'in Pompei
nel 1805. An einem Athenischen Denkmal, M. Nan. 190. vgl. Paciaudi
Mon. Pelop. Epim. §. 3. Eckhel P. gr. 26. 27. Schemes Gemalde der
Wiederauffindung des Tel. Pitt. Ere. I, 6. G. M. 451. M. Borb. IX, 5.
vgl. VIII. 50. M. von Pergamos, Ghois. Gouff. Voy. pitt. II,' 5, 3, Midaeon,
Vaillant De Gamps p. 63, Tarsos, G. M. 450, des Antonin Pius §. 204.
A. 3. Antonini Imp. Ill, 67. Der Adler dabei wie in dem Wandgemalde.
Telephos allein als Kind unter der Hirschkuh , auf M. von Tegea , Gab.
d'Allier de Haut. pi. 7, 2; als Jungling, Dioskurenartig , mit der Hirsch-
kuh an der Halle von Thessalonike. Auffmdung, M. von Gorme, Miinchner
Denkschr. f. Philol. I. Tf. 3, 2. [0. Jahn Telephos u. Troilos, Kiel 1841. 8
und Archaeol. Aufs. S. 160—180. Telephos an der Hirschkuh u. H.
Campana Opere di plastica tv. 25. Da in dem schonen Relief Visconti
Mon. scelti Borghes. II, 9. 0. Jahn S. 62 eine Dienerin das eingewickelte
Kind der Auge auf den Schooss legt, so kann dahin auch das Gemalde
der Titusbader bei Thiersch Veterum artif. op. tb. 1 gedeutet werden
nach Panofka Hall. LZ. 1836. Aug. S. 490-92, wo Auge als Priesterin
bekranzt ist, obwohl das Motiv des Schwungs, den die Magd sich giebt,
dunkel bleibt. Auge in Mysien, Auge, Theuthras, Aphrodite, Gerhard
Etr. Spiegel II, 169 u. s. w.] H. Sohn, Glenos, auf einer Vase von
Volci, s. Gommentat. Soc. Gott. rec. VK. p. 102.
9. Auf den M. von Kroton sieht man H. sich expiirend, und beim
Wein ausruhend, s. Dorier II. S. 449. H. in reuiger Trauer wegen der
Raserei, Gemalde des Nikaearch, Plin. XXXV, 40, .36. In Delphi ge-
suhnt? Laborde Vases I, 34. Auf der alten Vase Lab. II, 7 hat Athena
dem H. die Keule genommen, und er steigt kitharspielend eine Stufe
hinan. H. Kitharodos, oft in Volci, mit Athena, auch Hermes und
Diortysos, Micali tv. 99, 8. Ann. d. Inst. III. p. 135. Auch Passeri Luc.
II, 6, auf Gemmen M. Flor. II, 44, 2. Lipp. Suppl. 335. 336, und unter
den Musen von Ambrakia, §. 393. A. 2. G. M. 473. 'HQanJlfj xu> Mov-
Gctysry, Relief, Boissard IV, 63. [Im Gymnasium H. und die Musen
verehrt nach Inschriften.]
411. Eine neue Reihe von Herakles- Vorstellungen er- 1
offnet der Oetaische Scheiterhaufen (dessen Leiden gewiss hochst
682 Mythologische Gegenstande der b. K. [411]
selten zur Darstellung kamen) und die Apotheose. Man sieht
den Helden in schonen Vasenbildern durch die ihn beschiitzen-
den Gotter auf einer Quadriga vom Scheiterhaufen empor
nach dem Olympos gefuhrt, gewohnlich jugendlich, indem
die Verjungung zugleich mil der Apotheose eintritt, und im
2 Olympos mit der Jugendgottin, Hebe, selbst vermahlt. Eine
andre Vorstellungsweise lasst Herakles zunachst in den Thia-
sos der Bacchischen Begleiter eintreten, und scherzl mit dem
Gegensatze des gewaltigen und ungefugen Heros, und seiner
3 muthwilligen. Gesellen. Einen solchen im behaglichen Zwi-
schenzustande ausruhenden Herakles stellte auch das beruhmte
Meisterwerk dar, der Torso von Belvedere, dessen Stellung
ganz mit der des unter den Satyrn ruhenden Helden uber-
ein kommt. Herakles ruhte hier auf dem rechten Arme,
worin er wahrscheinlich den Skyphos (§. 299. N. 7 d.)
hielt, und hatte den linken iiber das Haupt geschlageri; ein
seeliges Behagen hat sich iiber die Muskeln des erhabnen
Korpers ergossen, ohne das Geprage der hochsten Kraftfulle
4 zu verwischen. Den Spiel en Dionysischer Festlust folgend,
behandelte auch die Kunst den Herakles gern komisch; seine
Abenteuer mit Pygmaen und Kerkopen gaben dazu die beste
5 Gelegenheit. Den Gultus des Kerakles bezeichnen sein Opfer-
thier, der Eber, auch der Herakleische Skyphos, in gewisser
Beziehung kommt ihm auch das Fullhorn zu. Dabei wird
er gern mit niedern Land- und Feldgottern zusammengestellt
(§. 402, 403, 1), denen er auch in einer niedern Form
seiner Bildung, wobei das Derbe und Rauhe seines Wesens
6 hervortritt, ziemlich nahe steht. Die allegorische Fabel von
Herakles am Scheidewege ist dagegen fur die Kunst nur von
geringem Belange.
1. Ein lei den der H. (H. habitu Oetaeo?) [solo eo habitu Romae]
soil im Barberinischen Pallaste sein; ein Kopf von solchem Ausdrucke in
Gemmen, Spence Polym. pi. 19, 3. Lipp. Suppl. II, 491. [Schone jugend-
liche Biiste mit leidendem Ausdruck Galer. di Firenze III. tv. 117.] Ueber
die Apotheose Boettiger Hercules in bivio p. 37. Relief am Amyklaeischen
Thron, Paus. III. 18, 7. Gemalde Artemon's, Plin. XXXV, 40. Schones
Vasengem. bei Gerhard, Ant. Bildw. 31. vgl. Welcker, Hyp. Rom. Studien
S. 301, Nike kutschirt, Hermes leitet, Apollon bewillkommnet, Poeas
nimmt den Kocher hinweg, eine Nymphe loscht die Pyra, wie sonst der
[411] Herakles in gottlicher Gestalt. 683
Bach Dyras. H. auf Athena's Viergespann emporfahrend , auf mehreren
Vasen von Void, Ann. III. p. 151; sonst Millingen Div. 36; G. M. 462;
Moses pi. 69; [de Witte Vases peints de TEtrurie n. 96, darunter der Scheiter-
haufen, den die TCKQ^BVOL O^QO^OQOL Arethusa u. TIPEMNOZIA aus-
loschen.] H. jugendlich den Trank von Hebe empfangend, Relief Guattani
M. I. 1787. p. 47. H. im Kreise mehrerer Gotter der Hebe vorgestellt,
auf Etr. Spiegeln, z. B. Micali tv. 49. Hebe mit Hera u. Athena der
Quadriga des H. entgegenkommend, in Volci, Ann. III. p. 152. Olympische
Hochzeit des H. und der Hebe (aber mit der rathselhaften Inschr. IOAE
R. Rochette M. I. p. 271), herrliches Gemalde eines grossen Krater von
Nola in Berlin. [Apotheose des H. Berliner Vasen n. 1031, Kylix
von Tarquinii, Gerhard Trinkschalen Tf. 5. u. n. 1708—1711.
Amphoren; Dubois Vases Pancoucke n. 79; Auswahl Lucian Bona-
partischer Vasen Archaeologia L. XXIII, Nike zur Rechten des H.
unter einer Saulenhalle, der Pforte des Olymp, ihm einen Eranz reichend,
links Zeus mit geflugeltem Blitz, Rv. Quadriga von einem gekranzten
Weibe gelenkt, ein andres mit Becher und Laute; im Museum zu
Neapel aus Ruvo. H. auf der Quadriga in den Olymp gefiihrt, Rv.
Gefecht; Vasi Feoli n. 18. H. mit Athene auf der Quadriga, geleitet
von Apollon mit der Hindin, ohne Bogen, Rv. Dionysos mit' zwei Satyrn ;
n. 19. Amphora aus Vulci, dasselbe nebst einer dem Apollon entgegen-
tretenden Figur; Mus. Etr. n. 1635, Micali Storia tv. 89 zu den Fussen
des gelagerten H. (im Olymp) AAKMENE. Alkmene im Olymp Gerhard
Studien I. S. 304. Not. 6. Sehr zweifelhaft scheint Gerh. Trinkschalen
Tf. 5. Alkmene und dass sie, die vom Sohn eingefiihrt werden musste,
den Zeus um dessen Aufnahme bitte. Vase des Python Nouv. Ann. de
l'I. Millingen T. I. p. 487. pi. 10, Alkmene auf dem Scheiterhaufen , an
welchen Amphitryon u. Antenor Fakeln anlegen, oben in Halbfigur Zeus
'u. Aos, diese alle mit Nainen, u. zwei Hyaden , die aus ihren Kriigen
Strome ausgiessend die Flammen ausloschen, wahrend zwei Blitze auf den
Boden gefahren sind von Zeus, der so Alkmenen der Unsterblichkeit be*
stimmt, wie er sie auch durch Hermes aus dem Grabe stehlen lasst.
Drum streckt sie ihre Rechte nach oben empor. Rv. Dionysos zwischen
zwei Maenaden und Semele zwischen Satyr u. Silen.]
2. So das Farnesische Relief (Zoe'ga 70. Gorsini Herculis quies et
expiatio in Fames, marmore expressa), dessen Sinn offenbar der ist: Im
58. Jahre der Hera-Priesterin Admete wird H. apotheosirt; er empfangt
durch die Priesterin aus Hebe's Hand den Trank der Unsterblichkeit (auf
diesen Trank ist auch Gerh. Ant. Bildw. I, 47 zu beziehn), und gelangt
nun als nvmtavontvos zunachst in die Kreise der Bacchischen Damonen.
Sonst sieht man H. irn Bacchischen Thiasos schon auf den Vasen von
Volci, wie an der Tazza bei Zoe'ga 71, 72. In Bacchischer Pompa neben
684 Mythologische Gegenstande der b. K.
Dionysos auf dem Wagen, PCI. IV, 26. Woburn Marbl. 6. Unter
Satyrn flotenspielend, Laborde II, 11. Bei Gastmal rait Dion, und Ariadne.
Millin Vases I, 37. Trinkkampf mit Dion, auf einer goldnen Schale des
Gab. du Roi, Or. M. 469. Zechend Zoega 68. PCI. V, 14. M. Worsl. I, 2,
in alterthiimlichen Gemmen, Impr. d. Inst. I, 17 ff. Ill, 21 ff. Segel dabei
(Andeutung der Fahrt iiber den Okeanos?) Trunken (Brunck Anal. III.
p. 210), Impr. d. Inst. II, 29; hmsinkend, Zoega 67. Gerh. Ant. Bildw.
I. 30. vgl. Neapels Ant. S. 59. Statuette von Velleja, M. I,;d. Inst. I, 44 c.
vgl. Lopez, Ann. IV. p. 71. Auch Pitt. d. V. Negroni, vgl. §. 386. A. 3.
H. Kopf mit Epheu bekranzt, G. M. 470 [mit Weinlaub, Herme, Brit,
Mus. II, 46.] Als der gastliche Heros die Rechte hinhaltend, dfgiovnevog,
in vielen Bronzen, G. di Fir. St. 113. 114. Ant. Ere. VI, 20. H. trunken,
Bronze aus Aetolien Spec. II, 31. 32. H. mit einem Heros auf einem Etr.
Spiegel, Iscr. Perug. T. I. tv. 5. n. 1, Bull. 1830 p. 163. 1836 p. 41.
3. Ruhe des H. schon auf Vasen von Volci, Ann. III. p. 152.
Man sieht ihn bier beim Mahle liegend von Athena bekranzt, Hermes und
Alkmene dabei , Micali tv. 89. Die Stellung auf dem Ellenbogen schreibt
Lukian Lapith. 13. 14. dem H. bei Pholos zu. — Torso PG1. II, 10.
Bouill. II, 4. Race. 9. vgl. Winckelm. I. S. 267. Beschr. Roms II, II.
S. 119. Zur Zeit Julius II., im Gampo del Fiore, wo das Theater des
Pompejus stand, gefunden. Ueber die Inschr. u. den Meister §. 160.
A. 5. [R. Rochette in den Mem. de FA. des insc. XV, 1 und in seinen
Mem. de Numism. et d'Antiqu. 1840. p. 120—166. Conjectures sur le
groupe ant. dont faisait partie le torse de Belved. nimmt Auge als zu-
gehorige Figur an, vgl. 0. Jahn Ztschr. f. AW. 1843. S. 857. Fur H.
und lole nimmt Minervini die Gemme des Teukros, mito di E. ed lole
p. 32 — 36. Der Bildhauer Jerichau, der vor wenigen Jahren einen
ahnlichen H. arbeitete, behauptet, gewisse Muskeln erlauben nicht einen
erhobenen Arm und also eine Gruppe anzunehmen. Dies kommt der
Vermuthung Heynes zu Statten §. 129. A. 2, d.] Von dieser ewigen
Ruhe unterscheidet sich sehr die unmittelbar nach der Arbeit, §. 129.
A. 2. — Aehnlich der H. invictus, Boissard III, 103. Jene gottliche
Klarbeit charakterisirt auch manche Kopfe, besonders die mit der ge-
wundenen Haarbinde, wie den Bouill. I, 71. (Here, victor genannt).
Grandioser H.-Kopf Lipp. I, 247. Suppl. 312. Zeusartige Statue des
Herakles, Bronze, die Augen von Silber, in Bavay gefunden, s. Qu. de
Quincy, Ann. d. Inst. II. p. 59. M. I. I, 17. Specim. II, 33.
4. H. unter Pygmaeen, Philostr. II, 22. Zoega 69. Selbst
Pygmaee (Sophron's "HqvMos) und mit Kranichen kampfend. Tischb.
II, 18 vgl. 7. Millin I, 63. 72. M. Pourtales 8. Pygmaeen-Kampfe
oft auf Vasen, auch von Volci und Tarquinii. Die Pygmaeen werden
auf den Vasen genau so wie bei Ktesias Ind. 11 dargestellt. Kerkopen-
[412] Herakles in gottl. Gest. Attische Heroen, Theseus. 685
Abenteuer §. 90. A. 2. [Drei Vasengemalde s. iiber den epischen Gyclus
S. 409 f. Ein andres Gab. Durand n. 315 bei Gerhard Auserles.
V. II, 110; ein neuestes Bull. 1843. p. 65. Schwarze Figuren auf gelbem
Grand, die Kerkopen lang u. schmachtig, die H^are hangen lang nach
nach unten.j Millingen Div. 35. [?] Tischb. Ill, 37. [?] Durch Phlyaken
dargestellt, Hancarv. Ill, 88. (Dorier II. S. 457.) Vgl. Boettiger Amalth.
III. S. 318.
5. H. mit Zeichen seines Dienstes, PG1. IV, 43. G. M. 480. (Fronton
eines kl. T. bei Tibur); Ghiar. I, 21. Altar mit Attributen des H. Gerh.
A. Bildw. Tf. 114, 1—4. H. ruhend an Saulencapitalern 114, 5. 6,
Hermes bringt dem H. und der Athena eine Sau zum Opfer. Das. Tf.
86, 1. Unter Landgottern Bouill. Ill, 70, 1. H. als Aufseher von Binder-
heerden, Winck. M. I. 67. Hercules Placidus mit dem Fiillhorn (vgl.
Photios Bibl. Coisl. XVII. p. 347), Pan neben ihm, Boissard IV, 71. Mit
Fiillhorn, PCI. II, 4, es Zeus reichend, G. M. 467. Zeus [Pluton] mit
Fiillhorn tragend 468. Ihn iiber das Wasser tragend, von Hermes ge-
fiihrt, Gori M. Etr. II, 159. Christie Paint. Vases 15. Millingen Div. 35;
eine, auch nach den Erklarungen von Boettiger archaeol. Aehrenl. I, S. 4.
Millin Vases II, '10. [G. M. 468.] Millingen Div. p. 56. Gerhard, Kunstbl.
1823. S. 205, noch rathselhafte Darstellung. — Hermherakles Bouill. Ill,
1 7, 3. 4. Glarac pi. 347 ; nebst Hermathene Pass'eri Luc. II, 8. Poseidon,
Herakles, Hermes fischend, G. M. 466, von 0. Jahn Zeitschr. f. AW. 1838.
S. 319 unwahrsch. auf die Komodie Hebes Hochzeit bezogen.
6. Eine sichere Darstellung giebt allein die Goldmiinze Hadrian's,
von Gades, Eckhel D. N. VI, 506. Ann. d. Inst. IV. tf. F, 2. Millingen
Ann. VI. p. 332. Von Vasengem. mochte ich G. M. 460 lieber hierher
rechnen (Millin's Geres-Priesterin als Arete nehmend), als Maisonn. pi. 4.
Ann. tv. F, 1. Bottiger Hercules in bivio. Lips. 1829. Welcker Ann. IV.
p. 379. Schulzeit. 1831. N. 84. [Eine sichre Darstellung giebt die un-
gemein gelungne Composition der Vase aus Dubois Maisonneuve Ann. IV.
tv. F, vgl. in Bezug auf Millingens unbedeutende Zweifel Bhein. Mus. IV,
S. 479 f. vgl. V, S. 137. VI, S. 610, auch Feuerbach Ann. XV. p. 248,
Gerhard Apulische Vasenbilder Tf. 12. Not. 12. 13, der nun die Redone
auch Tf. 14 bei H. und Omphale annimmt.]
2. Die iibrigen Heroenkreise.
412. Theseus Heroengestalt wurde, wie in der My- 1
thologie, so auch plastisch schon von der Phidiassischen Schule
der des Herakles nachgebildet : er erhielt indess einen minder
gedrungenen, besonders auf Gewandtheit im Ringen hindeu-
686 Mythologische Gegenstiinde der b. K. [412]
tenden Korperbau, eine weniger zusammengedrangte , anmu-
thigere Gesichtsbildung, und kurzgelockte, aber weniger krause
Haare ; sein Gostiim 1st , mit Ausnahme der die allgemeine
Heroentracht festhaltenden Vasengemalde, gewohnlich Lowen-
haut und Keule, bisweilen auch Ghlamys und Petasos nach
2 Art Attischer Epheben. Ungleich spater wurde, nach den
Schilderungen der Tragodie, die schlanke und edle, der Ar-
temis verwandte, Bildung des Hippolytos von der Kunst
3 festgestellt. Die Bootischen Helden werden ofter durch
die in ihrem Lande iibliche Kopftracht (KWI] Boiwtla
§. 338, A. 1) bezeichnet; sonst ist von charakteristischen und
ausdrucksvollen Bildungen aus dem reichen Thebanischen
Mythenkreise nichts auf uns gekommen, das ilngleichartige
4 Briiderpaar Amphion und Zethos ausgenommen. la-
son's erhabne und anmuthvolle Heldengestalt kann schwerlich
in der sonst trefflichen , aber Nichts von heroischer Grosse
darstellenden Statue des Sandalenbinders , dessen Stellung
sonst bei Hermes vorkommt (§. 380, A. 7), erkannt wer-
den nach alten Schilderungen scheint ein Pardel- oder L6-
wenfell zu seinem vollstandigen Costum zu gehoren, doch be-
zeichnfft ihn auf Vasengemalden auch die Thessalische Tracht
5 des Petasos und der Ghlamys. Medeia erscheint theils in
einfachem Griechischen Gostum, theils mit orientalischen Ge-
wandern, besonders in dem iibergehangten Aermelrocke Kan-
dys (§. 246. A. 5), in Bewegung und Miene die zusammenge-
drangte Leidenschaftlichkeit ihres Germithes aussprechend.
1. Attischer Mythus. Erechtheus die Ghthonia opfernd? an
dem Marmorsitz in Stackelbergs Grabern S. 33. Kekrops und seine
Tochter §. 387. A. 7. Herse mit Hermes §. 381. A. 6. Erichthonios
G-eburt §. 371. A. 4. vgl. §. 384. A. 2. Erziehung? (Hephaestos mit Hera
nach Vise., mit Thetis nach Zoega) PCI, IV, 11. Panofka Ann. d. Inst.
I. p. 303. vgl. Clarac Melanges p. 44. Beschr. Roms II, II. S. 228.
Wagenlenkend §.118, A. 2. Oreithyia §. 401. A. 2. [Alope u. Kerkyon,
Winckelm. Mon. ined. 92. Nouv. Annales de 1'Inst. archeol. I. p. 149—60.
pi. G. Bruchstiick, Indicaz. del mon. del M. Estense di Gatajo p. 92. n.
1151.] Tereus und Progne, an einer Vase von Volci, Ann. III. p. 152
[an einer von Ruvo im Burbonischen Museum, Roulez in den Nouv. Ann.
de 1'Inst. archeol. II. p. 261. pi. 21. vgl. Minervini, Avellino, Welcker im
Bull. Napolet II. p. 12. 81. Aegeus die auf , dem Dreifuss sitzende
Themis fragend, Kylix in Gerhards Winckelmanns - Programm 1846.]
[412] Attische Heroen, Theseus. 687
Theseus, Statue, mit behelmtem Kopf, die Deutung zweifelhaft, Speci-
mens II, 19, [eben so die eines Athenischen Reliefs, wo Theseus ver-
ehrt wird (vormals in Ampelokipos bei Athen) M. d. I. IV, 22 B. Ann.
XVII. p. 234, Archaeol. Zeit. III. Tf. 33, Clarac II. pi. 224 A. Bull. 1845.
p. 3.] Aethra von Poseidon geraubt, in Volci, Commentat. Soc. Gott.
rec. VII. p. 103. Theseus des Aegeus Waffen unter dem Stein hervor-
holend , haufig in Volci , Ann. III. p. 47 , auf M. von Athen (nach der
Gruppe Paus. I, 27, 8.) N. Brit. 6, 16; Impr. d. Inst. I, 69; Winck.
M. I. 96; Zoega Bass. 48; Gell N. Pomp. pi. 16. M. Borb. II, 12. Von
Aethra sich trennend, auf M. von Troezen, Millingen Anc. coins 4, 22.
[Gerhard Auserles. V. Ill, 158.] Acht Kampfe des Thes. am Theseion
§. 118. A. 2, namlich die Krommyonische Sau [auch auf M., N. Brit. 6,
23), Skiron, Kerkyon (dargestellt wie Antaeos, s. Platon Gesetze VII, 795),
Periphetes?, Sinis?, Pityokamptes (auch Tischb. I, 6. Millin Vases I, 34.
Boettiger Vasengem. II. S. 134), der Marathonische Stier (vgl. G. M.
485; M. Borb. VIII, 13), Minotaur. Der Kampf mit Prokrustes in
Vasengem., Millingen Div. 9. 10. (Thes. im leichten Chiton), als Possen-
spiel dargestellt, ebenda 46. Der Tod des Skiron u. des Patroclus,
Vasenbild des k. Mus. von Panofka, mit 4 Tf. B, 1836. 4. Darauf
Vasen in Etrurien gefunden Annali VIII. p. 313 [eine edirt M. d. I. Ill,
47. Ann. XIV. p. 113.] Thes. durch Aegeus von Medeens Gifttrank
zuriickgehalten, Winck. M. I. 127. Combe Terrac. 20. (Machaon nach
A.) Thes. den Minotaur bezwingend, auf einer sehr alten Gemme,
R. Soc. of Litt. II-, 1. p. 95, wo Millingen den Acheloos sieht, sonst
Stosch Gemmae 51. Eckhel P. gr. 32; N. Brit. 6, 18—20; Hancarv. Ill,
86. G. M. 490. 491. §. 99. N. 2. Lanzi De1 vasi ant. diss. Ill; Gori M.
Etr. I, 122. Thes., Minos, Ariadne u. Minotauros (Tavpog), Vasengem.
von Volci, Bull. d. Inst. 1830. p. 4. Der Minotaur, Scarabee u. Carniol
Impr. d. I. cent. Ill, 11, 12, als Kentaur im Labyrinth, Gemme, M.
Flor. II, 35, 1. [Der Kampf zwischen Th. u. M. von L. Stephani Leipz.
1842 fol. Statue des Theseus, den Minotaur bekampfend, sehr wohl
erhalten, 1740 zu Genzano gefunden, C. Fea* Miscell. I. £. 152. Th.
den Minotaur bezwingend an einem Sarkophag in Coin, Verein
der Alterthumsfreunde Bonn VII. Tf. 3. S. 115; sehr haufig in Mosaik-
fussboden, in Pavia in der Kirche S. Michael, *in Orbe, Kunstbl. 1845.
S. 383, in Aix, Salzburg, Gaeta, Neapel.] Thes. unter den dankenden
Knaben und Madchen Athens, Mosaik aus dem Lande der Marrucini,.
Allegranza Opusc. erud. pi. IV. n. 5. p. 232. Wandgem. Pitt. Ere.
I. 5. Thes. bei Poseidon, §. 356. A. 4. [Die Thaten des Theseus, in
Attischer Ephebentracht , sieben, funf, sechs, vier, zwei, sind sehr
haufig an Trinkschalen , in rothen Figuren, deren mehrere verzeichnet
sind in Gerhards Auserles. V. III. S. 33. Not. 9. Davon ist a. von
£88 Mythologische Gegenstande der b. K. [412]
der seltensten Schonheit, s. Bull. 1846. p. 106, Archaeolog. Zeit. IV.
S. 288 und jetzt bei E. Braun, b. mit sechs Thaten de Witte Gab. Etr.
p. 65 bei dem Due de Luynes, c. mit fiinf, Gab. Durand n. 348 nun im
Brittischen Museum, d. hier abgebildet Tf. 234, nach dem Umschlag
des Heftes aus der Durandschen Sammlung ins Brittische Museum ver-
setzt. Wenn dies richtig ware, so miisste dieselbe Vorstellung wiederholt
dahin gekommen sein aus Siena 1843, wo sie sich, vollig iibereinstimmend,
an einer Kylix unter n. 183 unter den hundert von dort an das Brittische
Museum iibergegangenen Vasen befand. In einer kleineren damals zugleich
in Siena befindlichen Sammlung eines von Luciari Bonaparte pensionirten
Malers, waren an einer kleinen schonen Kylix innen u. aussen wieder-
holt (wie in a.) Prokrustes auf dem Bett, Th. mit dem Hammer auf
ihn zuschlagend, Kerkyon, die Sau nebst ihrer Nymphe Phaea, welche
abwehrt, Sinis, ein Bartiger, auf welchen Th. ein Gefass schlagt, der
Stier: aussen ist der Ringkampf ausgelassen. Ferner ist e., aus der
Beserve Etr. n. 3 jetzt in Miinchen, nun bei Gerhard Tf. 232. 233.
f. Stier, Sinis, Sau, Periphetes; innen Th. und Antiope, g. Sinis, Sau,
innen palastrig. h. eine Amphora bei Cardinal Fesch mit Prokrustes und
Stier. Einzelne Thaten bei Gerhard Tf. 159. Prokrustes und Sinis vgl.
S. 35. Not. 16. 18. Tf. 160. 161. Minotaur 162, 1. Stier 162, 3. Sau.
An einer Kylix im M. Gregor. II, 82, 3 a. b. der Kampf mit dem Stier,
dazu Athene und ein Waffengenosse , gegeniiber ein Gefecht von fiinf
Kriegern'; innen ein Kentaur. Stier und K*entaur Gampana Op. di
plastica tv. 64. 65.] Ariadne entfuhrend und verlassend: diesen Gyklus
giebt die Salzburger Mosaik in Wien, Wiener Zeitschr. 1817. N. 74.
Creuzer Abbild. zur Symb. Tf. 55, 1, die Verlassung die Pompej. Gemalde
bei Zahn 17. 21. Gell N. Pomp. pi. 43. 49; Pitt. Ere. II, 15. M. Borb.
VIII, 4. Impr. d. I. III. 68. Ariadne nachschauend , Dresdner Statue
402. Aug. 17; dieselbe Figur in Venedig, Bull. d. Inst. 1831. p. 61.
vgl. Gavaler. 50. G. Giust. 142. Thes. von Athena gefuhrt und Dionysos
Ariadne umarmend, zusammen auf einer Vase von Volci. Verz. von
Levezow n. 844. [Gerh. Etr. u. Campan. Vas. Tf. 6. 7. Thes. und
Ariadne 0. Jahns Archaeol. Beitr. S. 251—300.) Thes. im Kentauren-
kampf, am Phigalischen Friese kenntlich, Stackelberg. Tf. 29, wie beim
Amazonenkampf, Tf. 14. vgl. S. 53. Thes. Kampf und Liebe mit der
Amaz. Antiope, auf Vasen von Volci, Ann. III. p. 152; er entfuhrt sie
mit Hulfe von Phorbas (nach Pherekydes, vgl. Comment, p. 103) und
Peirithous, M. I. d. Inst. 55. Thes. von Antiope gefiihrt, Millingen Un.
Mon. I, 19, nach Welcker Hyp. Rom. Studien S. 305. Thes. mit der Amaz.
Hippolyte kampfend, G. M. 495 ; Vase im M. Pourtales pi. 35. 36 mit Er-
Marung von Visconti p. 1. [Millin Vases I, 10. Rhein. Mus. 1835. III. S.
489-494.] Th. und Hippolyte Welcker Bonner Kunstmus. S. 17.
[412] Attische Heroen, Theseus, Hippolytos. 639
A. 3. [S. 36.1 Impr. d. I. I, 86. [Th. u. Hippolyte (nicht Antiope)
kampfend Gerh. III. Tf. 163. 164. 165. 168, besonders die prachtige Vase
von Ruvo, Quaranta Annali civili del regno delle due Sicilie, Luglio e
Agosto 1842. p. 129. Th. und Hippol. , sie zu Pferd, der Heros zu Fuss,
oben Hermes, Athena, Aphrodite; M. d. I. II, 13. Ann. VII. p. 66. Hoch-
zeit des Th. und der Amazone Antiope in Athen, in Gegenwart des Aegeus,
Ann. d. I. XVIII. Eine Amazone Loxias (ygl. die Hyperboreerin Loxo)
neben Thes. Wagen, Vasengem., Ann. d. Inst. V. tv. A. Thes. Liebe zur
Helena, an einer pracbtigen Vase von Volci. [Die Entfuhrung am
Amykl. Thron, die Befreiung durch die Dioskurenf am Kasten des Kypselos,
wo Helena die Aethra misshandelt. Das Erste an der von dem Verf.
gemeinten Vase aus Volci, Mus. Etr. 1941. Gerhard Auserl. V. Ill, 168.
(Rv. Theseus und Antiope.) ®ESEVZ tragt HEAENE davon. 7TEPJ-
TOVZ schaut sich nach Verfolgern um, eine stattliche Figur, HEPE2
will die Entfuhrung hindern — Here, zur Andeutung, dass ihrem Sinn die
That entgegen sei — und KOPONE, Namen ohne Figur, die meisten
andern an falscher Stelle geschrieben. Dasselbe archaisch Gerhard Tf. 167,
auch Vases Luynes pi. 9. 10. Gab. Durand n. 383, wo der Wagen bereit
halt und mit Peirithoos noch Phorbas zur Abwehr riickwarts gewandt ist
(Rv. Achilles und Memnon, nicht die Apharetiden). Das Andre Helena
von den Dioskuren wiedererobert de Witte Cab. Durand. n. 361. (Rv.
Kaeneus) 362. 471, desselben V. peints (de Luc. Bonap. n. 118. Brondsted
Thirty-two Vases (Gampanari) [pi. 12. Bull. 1832. p. 114 und M. Blacas
pi. 31 gehoren nicht hierher.] Thes. in der Unterwelt festsitzend, Etr.
Gemme, G. M. 494. Opfer an Thes., wie es scheint, St. di S. Marco I, 49.
Thes. Kopf auf M., N. Brit. 6, 22. 23, darnach auch auf Gemmen von
Herakles zu unterscheiden, Lipp. I, 239. 41. 45. 46. Ill, 205. Stuart IV. p. 10.
Mit der Lowenhaut dariiber, auf M. von Nikaea (®rtGsa NIK<XISI<S). Vgl.
das Vasengem. Millingen Un. Mon. I, 18. Menestheus auf M. von Elaea
als Griinder, Eckhel N. anecd. p. 203. A k am as und Demophon, mit
ihren Pferden Phalios und Kalliphora, Vase des Exekias, Berliner Vasen
n. 651 [wo den [JE]MO$ON Levezow und Gerhard Sophon, Panofka
Ann. VII. p. 231 Mophon lesen. Akamas die Polyxena zum Opfer fiihrend
an einer Kylix mit der Iliupersis mit beigeschriebenen Namen. Bull. 1843.
p. 71. Akamas u. Demophon die Aethra zuruckfuhrend M. d. I, II, 25.
Ann. VII. p. 292. Kodros in einer Kylix vom schonsten Attischen Styl
bei Hr. Palagi in Mailand, KO4POZ u. AINETO2, auf dem Boden,
umher Athenaia zwischen Lykos, Ajas, Menestheus Melite und Medeia
zwischen Aegeus, Theseus, Phorbas und Aethra. E. Braun Teseo, Ajace
e Godro R. 1843 und minder prachtvoll Gotha 1843. Die Schale des
Kodros und fur deren Erkl. auch H. Brunn Berl. Jahrb. 1845. 1. S. 701—3.
O. Mullet's Archaeologie. 4. Aufl. 44
g90 Mythologische Gegenstande der b. K. [412]
Anders 0. Jahn Archaeologische Aufsatze 181. Th. Bergk Zeitschr. f. AW.
1844. St. 107 f.]
2. Die Fabe'l von Phaedra und Hippolyt 1st vollig deutlich auf
dem Agrigentinischen Sarkophag §. 25. A. 47. [Leop. Schmidt in Gerh.
Archaeol. Zeit. 1847. S. 5 Tf. 5. 6J; vorn erhalt Hipp, in der Mitte seines
Jagdzugs den Brief der Ph., hinten sieht man ihn bei der Eberjagd, rechts
und links die liebekranke Pn. und den vom Wagen herabgestiirzten Hipp.
Darnach erkennt man dieselbe Fabel bei Zoega 49. (50 ist zweifelhaft),
auch G. di Fir. St. 91; L. 16. Clarac pi. 213; Gerh. Ant. Bildw. 26; Woburn
Marb. 13; auch Eckhel P. gr. 33; Terme di Tito 43. (Thiersch diss. vet.
artif. opera vet. poet. carm. optime explicari tb. 4. p. 21); Pitt. d'Erc. Ill, 15.
Gell N. Pompej. pi. 77. M. Borb. VIII, 52. Einige dieser Reliefs haben
eine historische Beziehung, Roma fuhrt das Pferd des jagenden Kaisers;
vgl. §. 427. A. 1. Hipp, tauro emisso expavescens von Antiphilos nach Plin.,
auf Elr. Urnen. Micali 32. 33. (nach der altern Ausg.) vergl. Philostr. II, 5.
Hippolyt und Virbius §. 364. A. 5. 8. Hippolyt als Orphiker M. Blacas
pi. 7. vgl. Getting. Anz. 1835. St. 176. Theseus u. Phaedra, vor Apollon
Daphnephoros M. d. I. II. 16. Ann. VII, p. 70, sehr zweifelhaft. [Phaedra
leidend, Etr. Spiegel Memorie per le belle arti R. 1805. p. 149; nicht bei
Gerhard. Hippol. und Phaedra 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 300—330,
FEDEA unter den sechs tragischen Heldinnen aus Tor Maranciano im
Vatican, den Strick in der Hand haltend. R. Rochette Peint. Ant. pi. 5.
Phaedra, die Amme und eine Dienerin, nach dem Theater, Pitt. d'Ercol. I, 4,
nach Feuerbach Vatic. Apollo S. 386 f. sehr wahrscheinlich.]
3. Thebanischer M. Kadmos vom Schiffe ans Land tretend,
bewaffnet, M. von Theben, Millingen Anc. coins 4, 12, mit der Kuh als
Griinder Thebens, M., G. M. 396. Drachenkampf auf M. von Tyrus,
Gemmen bei Millin Yases p. 1. M. Flor. II, IV, 32. Vasengem. Millin
M. I. II, 26; R. Rochette M. I. pi. 4, 2; Millingen Un. Mon. I, 27 ganz
wie bei Eurip. Phoen. 673, die Boeotische Y.VVTI bezeichnet Kadmos, wie
Pentheus bei Millingen Div. 5. Hochzeit mit Harmonia [schone Vase
aus der Cuccumella in Berlin Bull. 1841. p. 177—183. Gerhard Etr.
und Gampan. Vasen Tf. C. Schone Vase mit dieser Hochzeit 1828 bei
Ruvo. mit 21 andern in demselben Grabe gefunden, Gran musaico .Pompej.
Tombe di Ruvo, Nap. 1836. p. 4.] (mit Beziehung auf Mysterienlehren),
Zoega Bass. 2. G. M. 397. Semele §. 384. A. 1. Aktaeon §. 365. A. 5.
Lai os den Ghrysipp zu Wagen entfuhrend (Apollod. HI, 5, 5), auf
einer grossen Vase zu Berlin [n. 1010. Gerhard Apulische Vas. Tf. 5.
Ueber eine andre aus Ruvo wird Avellino schreiben.] Oedipus als Kind
dem Hirten Euphorbos iibergeben, in Vasen von Volci. M. d. I, II, 14.
[412] Boeotische Heroen, Zug der Sieben. 691
Ann. VII. p. 78. Die Sphinx Thebanische Junglinge niedertretend , auf
vielen Gemmen, wie am Thron zu Olympia. [0. Jahn Archaeol. Beitr.
S. 112 ff.J Oedipus den Laios todtend, Inghir. Mon. Etr. I, 66. [Toelken
Gemmen IV, 1. n. 12]. Oedipus mit der Sphinx oft auf Gemmen G. M.
502—5 und Vasen, Tischb. Ill, 34; Passeri Luc. II, 104; Bartoli Nason. 19.
(Bei Inghir. I, 67 erscheint die Sphinx wohl als geflugelte Kentaurin). Oed.
erhalt Teiresias Verkiindigung seines Untergangs (nach Sophokles), Vasengem.
bei R. Rochette M. I. pi. 78 (eine Einweihungs-Scene nach R. Rochette),
[der seine Erklarung vertheidigt Nouv. Ann. de l'I. p. 183.J Oed. Blendung
(nach der Erzahlung in Euripides Oedipus), Inghir. Mon. Etr. 1, 71. Giamb.
Zannoni Illustr. die due Urne Etr. F. 1812 vgl. Rathgeber, Hall. Encykl.
Ill, II. S. 394. Oed. ausgestossen? G. M. 506. Guattani M. 1. 1788
p. XXV. tv. 2. [Zoega dachte bei Mon. ined. 103 (G. M. 506) an Teiresias,
der irn Krieg der Epigonen mit Manto und andern Thebern fliehe. Dass
Winckelmann den Sinn verfehlte, bemerken Visconti und Millingen Div.
p. 43.] Oed. mit Antigone auswandernd? Millingen Div. 23. [Atreus
und Thyestes, Welcker Griech. Trag. S. 683.] Oed. auf Kolonos? Relief,
Winck. M. I. 104. M. Borb. V, 23. [Zwei verschiedne sehr ahnliche
Reliefe, Neapels A. Bildw. S. 130. Nach H. Brunn Jen LZ. 1846. S. 963.]
Pitt. d'Ercol. I, 3. Aber s. Welcker Hall. LZ. 1836 Apr. S. 590. Panofka
das. Aug. S. 493. Attische Junglinge bei Oedipus Grabstatte ('Ev VCOTO)
[loloL^riv TS KKC aacpodshbv noA.VQi£ov, Kolnco d' Oldinodcxv Au't'ov vlov
%%a>) Millingen Un. Mon. I, 36. M. Borb. IX, 28. Zug der Sieben:
Adrastos u. Amphiaros, £§eAaGta, Hauptthema der Thebais, auf der
Vase §. 99. N. 8, auch bei Millingen Div. 20. 21. Fiinf der sieben Helden
berathend §. 175. A. 2. Zusammenfassende Darstellung der ganzen
Expedition, in dem Panfilischen Relief, R. Rochette M. I. pi. 67 A. 426.
[Tydeus u. Polynikes vor Adrastos, Nolanische Vase altester Zeichnung,
Ann. XI. tv. p. 255 Abeken. Adrast, Amphiaraos, Tydeus mit den Namen
Ann. XV. p. 215. tv. F. Gerhard Etr. Sp. II, 178. Amphiaraos Ab-
schied nehmend von Eriphylen, Vasengem. M. d. I. Ill, 54. Ann. XV.
p. 206. tv. F Spiegel. Des A. Abfahrt Amphora aus Caere 1836 Mus.
Gregor. II, 48, 2 a. kurzer Gerhard Auserles. V. II, 91. Nolanische Hydria
b. Baseggio Ann. XL p. 261. not. 7. A. reicht geriistet Eriphylen die
Hand, ahnlich eine kleine Vase aus Caere Bull. 1844. p. 35. Die Erzfigur
in Tubingen §. 96. n. 3. Baton, Jahrb. des Alterthumsvereins des Rhein-
landes X. S. 74. Relief von Oropos aus der besten Zeit, des A. Nieder-
fahrt M. d. I. IV, 5, copirt in einer Zeichnung auf Marmor aus Herculanum
Zahn II, 1. Ann. XVI. tv. E. p. 166. Einige andre Monumente 0. Jahn
Archaeol. Aufs. S. 152 — 159.] Archemoros Todtung durch die Schlange,
Boissard, I, 78. 81. Millingen Anc. coins pi. 4, 14. Adrast die Schlange
erlegend, Winck. M. I. 83. G. M. 511. Tod des Archemoros, Vase des
692 MythoJogische Gegenstande der b. K. [412]
Bourbonischen Museums, E. Braun Bull. 1835. p. 193. [Gerhard Archem.
u. die Hesperiden B. 1838. Tf. 1. S. 28, auch Nouv. Ann. de l'I. pi. 5. 6,
des Afchem. itQO&BGi?. Grosse Vase von Ruvo, die Leiche des Archem.
Die Helden todten den Drachen, Bull. Napol, II. tv. V. p. 90. III. p. 60.
Archaeol. Zeit. II. S. 378. Opheltes vom Drachen umwunden Mus.
Gregor. II, 62. 79. Das Winckelm. Relief bei Braun Zwolf Basrel. Tf. 6,
nebst einer Vase des Baron Lotzberg als Vignette. Amphora aus Ruvo
im Museum zu Neapel, Hyps, um Gnade bittend vor Eurydike, Helden,
Gerhard Apul. Vasen Tf. E, 10. Hypsip. den Lykurg flehend, Helden
Inghir. Urne tv. 80, das Kind von der geflugelten Schlange umschlungen
tv. 79. Pitt. d'Ercol. IV, 64 zwei Kampfer gegen den Drachen, Hyps, in
Verzweif lung , das Wassergefass , vom Kinde nur der Kopf iibrig. Das
Kind von der Schlange umringelt 6'fters auf romischen Grabcippen.] Is-
mene von Tydeus getodtet, auf Vasengem., Tischb. IV, 18. (Maisonn. 51).
Millingen Div. 22 nach Welcker, Schulzeit. 1832. S. 144. [Gerh. Vas. II, 92]
Tydeus verwundet, Etr. Gemme, G. M. 508. 509. Micali tv. 116, 3.
Kapaneus vom Blitze die Treppe herabgestiirzt , oft auf Gemmen,
Cassini IV, 29. Gaylus III, 86. G. M. 510. Micali tv. 116. 10. 11 herab-
gesturzt Impr. Ill, 27, cf. 28, emporsteigend III, 69 [herabgeblitzt V, 32.
Toelkenll, 2, 142. IV, 1.32.33]; Winck. M. I. 109. Zoega Bass. 47. Kampf
vor Thebens Thoren, Inghir. I, 87.88.90. Micali tv. 108. Bruderkampf
(Liban. 'Exg>e. p. 1119), G. M. 512. Die Briider an den Altaren der
Erinnyen sterbend, Oedipus Gestalt steigt den Fluch wiederholend aus dem
Boden, Inghir. I, 93. vgl. 94. [Der Bruderkampf von Pythagoras von
Rhegium, von Onatas. Haufig in Vasengemalden , wie G. M. 568, u. Etr.
Urnen, Mus. Gregor. I, 93, 2. 4. M. Ghiusino tv. 189. 190, in Leiden
n. 15. 16. 17. Inghirami Urne tv. 92 aus Gori I, 33. An dem langen
Sarkophag aus Tarquinii M. Gregor. I, 96, 3 zur rechten Seite des Bruder-
kampfs Eteokles die Herrschaft zuruckfordernd von Polynikes, zur linken
Oedipus. Toelken Gemmen II, 1, 46. IV, 1, 30. 31.] Amphiaraos,
(dessen Asklepiosahnlicher Kopf mit Lorbeerkranz auf M. von Oropos.
Gadalvene Rec. p. 168) hinabgerissen, Inghir. I, 84. Alkmaeon's Rache,
an Etr. Urnen. Man to nach Delphi geweiht, Gerhard Ant. Bildw. 21,
auch wohl M. Borb. VII, 19. — Zethos u. Amphion, die Thebanischen
Dioskuren als zwei Jimglinge, die sich die Arme auf die Schultern legen,
der eine hat die Kithar, der andre die Keule, auf einer Gemme des Wiener
Cabinets, die Dirke strafend §. 157. A. 1. 2, auch auf Contorniaten, dem
Etr. Sarkophag, Dorow Voy. pi. 14, u. a. Ueber den ungleichartigen
Charakter der Beiden s. Denkmaler, Text N. 215. [Die Bruder im Gesprach,
mit Bezug auf eine beruhmte Scene der Antiope des Euripides, E. Braun
Zwolf Basrel. Tf. 3. In der Vignette dazu das Relief des Pariser Museums
mit ZETVS, ANT LOP A, AMPHION, das mit andern Namen in
[412] Boeotische Heroen, Zug cler Argonauten.j 693
Neapel, ohne Namen in V. Albani wiederholt ist. Die Mutter zwischen
den Sohnen auch an einem Spiegel, Roulez Amphion et Zethus, Liege 1842
(nicht bei Gerhard). An einer Etr. Urne M. Gregor. I, 95, 2, wo der eine
ein Schwert hat, liegt Dirke niedergeworfen, wenn dies nicht Klytaemnestra
mit Orestes u. Pylades sein soil.)
Thespischer M. Narkissos an der Quelle verschmachtend,
sich hineinsturzend, Pitt. Ere. V, 28-31. M. Borb. I, 4. II, 18. (Eros
Fackel wird dabei zur Todesfackel); Lipp. I, IT, 63. M. Flor. II, 36, 2.
Impr. d. Inst. I, 73 (die Blume Narcissus dabei). [S. zu Philostr. Imag.
I, 23. Erzfigur der k. Bibl. in Paris, Clarac pi. 590. n. 1281. Barberin.
Statue Gaussei Rom. Mus. I, 2, 53.]
Orchomenischer M. Athamas opfert eines seiner Kinder auf
einem grossen niedrigen Altar (G. M. 610; bisher anders erklart). Ath.
selbst geopfert, Vasengem., R. Roch. M. I, 28 (nach R. Rochette der Mord
Agamemnon's). Ath. die Ino verfolgend, Kallistr. 14, oben §. 402. A. 4.
Ein reuiger Ath. von Aristonidas. Phrixos u. Helle fliehend, Pitt.
Ere. Ill, 23. M. Borb. II, 19; VI, 19. Zahn's Wandgem. 11. Helle allein,
Gab. d'Allier de Haut. pi. 4, 1. Tischb. Vasen III, 2. Phrixos vom
Widder getragen u. ihn opfernd, auf M. von Gela, Torrem. 33, 3—6.
6 £ni IlsUa uyoov , Peleus u. Atalanta ringend (Apollod. Ill, 9, 2) auf
Etr. Spiegeln u. sonst. E. Braun Bull. 1837. p. 213. [Gerhard Auserles.
V. Ill, 177. Etr. Spiegel II, 224. M. Gregor. I, 35, 1.]
4. lolkischer M. Neleus u. Pelias' ihre misshandelte Mutter
Tyro auffindend, Epigr. Gyzic. 9. Etr. Spiegel, Inghir. II, 76. G. M. 415*.
Jason, alte Schilderungen , Pind. P. 4, 79. Philostr. d. j. 7. Der sog.
Cincinnatus, nach Winckelm. XI, 2, 4 ein Jason, im L. 710. Maffei
Race. 70. Bouill. II, 6. M. Franc,. Ill, 15. Glarac pi. 309 (mit neuem
Kopf) [nach Visconti M. PioGl. VII. p. 101 f. Der Kopf von anderm
Marmor, aber antik]; Wiederholung aus Hadrian's Villa bei Tibur, in
Munchen 150 [auch in England, Boettiger Amalthea III. S. 242, in Sheln-
burnhouse, Goede Reise nach England IV. S. 43, auch im Landsdownehouse
in London, s. auch M. Capit. Ill, 51, die einfache Beschuhung ist Kenn-
zeichen, Philostr. Epist. 22. Visconti im Mus. Franc,, bemerkt dieselbe
Stellung in zwei Figuren des Parthenonfrieses Stuart II, ch. 1. pi. 30 A.]
Aehnlich die statuetta PG1. Ill, 48 u. M. FranQ. IV, 20. Glarac pi. 814.
vgl. §. 157*. A. 3. Argofahrt, Flangini L'Argonautica di Apollonio
Rodio T. I. II. Vignetten. Bau der Argo, G. M. 417. 18 auch Zoega Bass. 45.
[Gampana Op. di plastica tv. 5.] Argos das Schiff bauend Impr. d. I. Ill, 64.
Jas. (Easun) als Baumeister, Etr. Gernme> Micali 116, 2. Die fahrende
Argo, G. M. 419. 420. Millingen Div. 52. Kampf des Polydeukes und
Amykos §. 173. A. 3. G. M. 422. 22* [DAK. I, 61, 309. Der Spiegel
694 Mythologische Gegenstande der b. K. [412]
in der Cista, die nun auch durch E. Braun herausgegeben wird, 310.
Gerhard Etr. Spiegel II, 171.] Phineus und die Harpyien, Athenische
Vase Millingen Anc. uned. mon. pi. 15, und bei Stackelb. Tf. 38, der
[irrig] als Agamemnons Tod erklart. [Grosses Vasengemalde M. d. I. Ill, 49.
Ann. XV. p. 1.] Opfer der Chryse §. 371. A. 8. (Jas. dabei im Thessa-
lischen Gostiim §. 338. A. 1.) Argonauten?, Vase von Volci, Bull. 1835.
p. 183. [Archaeol. Zeit. III. Tf. 35. S. 161. Gerhard Vasen II, 155, wo
der APXENAVTHZ als Herakles gedeutet und das Opfer an Chryse
auch von andern Vasen abgebildet ist.] Ankunft der Argonauten bei
Aeetes, einer bringt ihm eine 'gastliche Tessera von Sisyphos (in Bezug
auf Aeetes Korinthische Herkunft) Jas. und Medeia schliessen ihr Liebes-
bundniss, Maisonn. 44. Jas. erhalt die Jynx durch Hermes, Combe
Terrac. 53. Jas. die Stiere bandigend und sich mit Medeia verlobend, L. 373.
Bouill. Ill, 51, 1. Clarac pi. 199; die Stiere bandigend und den Drachen
mit Medeens Hiilfe todtend, Relief in Wien. [In Villa Ludovisi in Rom
Jason gegen den Drachen anstiirmend, welchen Medea durch einen runden
Kuchen einzuschlafern bedacht ist. Jason gegen den Drachen ausfallend
und drei unthatige Nebenfiguren, Campana Opere di plastica tv. 63, wozu
das fehlende Stuck sich im Brittischen Museo befmdet.] Das Stuck der
Stierbandigung auch Flang. II, 199. Cavaler. II, 2. M. Veron. 223, ,5.
G. M. 424 vgl. die M. Nero's, Pedrusi V, 3, 6. Jas. beim Altar des Laphy-
stischen Zeus, wo das Haupt und Fell des Widders, Flang. I, 434
G. M. 424*. Vgl. Gerhard Jason des Drachen Beute B. 1835, S. 6. Diese
Kylix aus Caere stellt acht den vom Drachen verschlungenen und aus-
gespieenen Jason dar, Welcker Rhein. Mus. Ill, 503 , auch ist er nachher
in den M. d. I. II, 35. Ann. VIII. p. 289 als campato dal dragone ge-
geben. [Eine Vase in Perugia stellt den Jason den Drachentodter vor,
der sich mit gezogenem Schwerdt und vor das Gesicht gezogenem Mantel
in den offnen Rachen des Ungeheuers stiirzt , so wie er dort sich vor-
sichtig wieder hervorwindet , nachdem er es von innen getodtet hat, weil
es von aussen undurchdringlich war. Bull. 1846. p. 87.] Jas. an einer
Saule, um die sich der Drache windet, den der Vogel Jynix? bekampft,
dabei das Widderfell, Impr. d. Inst. I, 75. 76. Medeia besanftigt den
Drachen, Combe Terrac. 52. Jas. todtet den Drachen (in Thessalischem
Costiim), Millingen Div. 6. Jas. als Drachentodter, Medeia, die Boreaden
und andere Argonauten dabei, Maisonn. 44. Jas. das Vliess herabnehmend,
Flang. II, 430. Jas. bringt . Pelias das Vliess, Medeia neben ihm, der
Dreifuss der Verjiingung im Hintergrunde , Millingen Div. 7. [Tod des
Talos, ubereinstimmend mit Apollonius, Vase von Ruvo, eins der merk-
wiirdigsten Gemalde aus dem Alterthum, die Argo, Kirke, Medea, Poseidon,
Amphitrite, die Dioskuren zwiefach, Bull. Napol. III. tv. 2. 6. IV. tv. 6.
p. 137. Gerhard Archaeol. Zeit. IV. Tf. 44. 45 unvollstandigj
[41 3] Peleus, Achilleus. 695
5. Medeens Schicksale. Boettiger Vasengem. I, 2. S. 164. Ueber-
redung der Peliaden, G-. M.j 425. Amalthea I, 161 ff. Geschenke von
Kreusa, PCI. VII, 16. Die tragischen Scenen aus Euripides Medeia, nach
demselben Original, in drei Reliefs: zu Mantua, Garli [Dissert, due, sull'
impresa degli Argon, e] Sopra un ant. bassor. rappr. la Medea d'Eurip. 1785.
G. M. 426; L. 478. Admir. 55. Bouill. Ill, 50. 3. Clarac pi. 204; noch
vollstandiger in dem Lancelottischen Relief, jetzt im Vatican, Winck.
M. L 90. 91. Das Relief bei Beger Spicil. p. 118—131 (nach Pighius) ver-
bindet damit die obigen Scenen der Stierbandigung , Drachentodtung und
Verlobung, die auch urspriinglich zu demselben Ganzen gehoren. Das
Schlussstiick, Medeia mit den Kinderleichen auf dem Drachenwagen, auch
Gori, Inscr. Etr. III. 1. tb. 13. vgl. R. Rochette Journ. des Sav. 1834. p. 76.
Der Untergang Kreusa's in prachtigem Vasenstyl behandelt, Vases de
Canose 7. [Archaeolog. Zeit. 1847. Tf. 3. 0. Jahn S. 33-42. Medea
den Widder kochend Gerh. Vasen II, 157, zwei Vorstellungen ; Kylix des
Mus. Gregor. II, 82, 1. Gerh. Archaeol. .Zeit. I V, 40. S. 249, zwei Scenen.
Das schone Relief im Pallast der Malthese*r in Rom, Boettiger Amalthea I.
S. 161. Tf. 4.] Med. als Kindermorderin in der Gruppe von Aries, G. M. 427;
[die Kinder verkriechen sich vor dem Schwert, womit die Mutter sie
vorher schon geschreckt hat, und diese starrt zogernd im Augenblick der
Ausfuhrung zur Seite: mit Unrecht erklaren die Kiinstler des Orts die
Statue fur eine Mutter, die ihre Kinder beschiitze], ahnliche scheinen
Libanios 'ExcpQ. p. 1090 u. Kallistr. 13 zu beschreiben. Timomachos Ge-
malde §. 208. A. 2. vgl. auch M. Flor. II, 34, 3. Impr. d. Inst. I, 77.
[Ann. 1829. tv. D 3. p. 245. not. 7J und das Gemalde bei Lukian de
domo 31. Med. von den Drachen davon getragen, R. Rochette M. I. pi. 6.
413. Unter den Thassalischen Heroen 1st Peleus in 1
der Kunst nur durch sein Verhaltniss zu der Nereide Thetis
merkwiirdig, die sich meist gegen ihren Rauber straubt und
ihn durch Ungeheuer von sich abzuwehren sucht. Zum 2
Achilleischen Gharakter gehoren nach alten Zeugnissen,
mit denen unter den Monumenten wenigstens die sichern und
sorgfaltiger behandelten einstimmig sind, die mahnenartig
ernporgebaumten Haare, audi* die von Muth und Stolz
geblahten Nasenflugel (javxri^e) , ein schlanker steiler Na-
cken, und durchaus edle und gewaltige Korperformen ; auch
eine gewisse heldenmassige Stellung, wobei das eine Bein
lebhaft vorgesetzt wird, und das Himation nachlassig uber
den Schenkel dieses Beins fallt, wird wenigstens haufig bei
Achilleus angebracht; wenn er sitzt, ist das Himation ahnlich
696 Mythologische Gegenstande der b. K. [413]
3 wie bei Zeus urn die untern Theile der Figur gezogen. Me-
leagros erscheint in einer beru'hmten Statue als ein schlan-
ker, kraftiger Jung] ing mit breiter Brust, hurtigen Schen-
keln, krausem Haare und einer zuriickgeschlagenen und nach
Art der Jager (§. 337. A. 6) und Aetoler (§. 338. A. 4)
um den linken Arm ' gewickelten Ghlamys ; er ist der Jager
unter den Heroen; der Eberkopf, auf den er sich stiitzt, be-
zeichnet ihn unverkennbar. Mit ihm kommt Atalante vor
in Artemisahnlichem Costum, das Haar auf dem Scheitel
einen Busch bildend. Der Thrakische Orpheus erscheint
als begeisterter Kitharode von einer gewissen Weichheit der
Bildung, fruher in ziemlich rein Hellenischem Gostiim, erst
in spaterm Zeitalter erhalt er Phrygische Tracht.
1. Pheraeischer M. Schicksale der Alkestis, G. M. 428. Gerhard
Ant. Bildw. 28 (Alk. ist Portrafy vgl. Hyp. Rom. Studien S. 150. Bartoli
Nason. 10. [Vase, Vermiglio'li le ierogamie di Adm. e di Ale. Perugia
1831. 4.]
Itonischer M. Protesilaos u. Laodameia, auf Sarkophagen (§. 397.
A. 2), Bartoli Adm. 75-77. Winck. M. I. 123. PCI. V, 18. 19. G. M. 561.
vgl. Beschr. Boms II, II. S. 255. [Sarkophag in S. Chiara in Neapel
M. d. I. Ill, 40. A. Ann. XIV. p. 32.] Auf Etr. Sarkophagen, Inghir. I, 19
u. oft, aber wenig bestimmt bezeichnet. [Nach Grauer M. d. I. HI, 40 B.
Ann. XIV. p. 40 der Tod der Alkestis. M. Gregor. I, 94, 1. Laodamia
auf dem Lager, welchem der Schatten naht.] Eckhel P. gr. 36 auf freche
Weise dargestellt (zweifelhaft ob alt).
Phthiotischer M. B. Bochette M. I. I. Achilleide. Peleus
Baub der Thetis, am Kasten des Kypselos, an dem Barberinischen Gefass
§. 316. A. 2. vgl. Millingen Memoirs of the Soc. of Litter. II. p. 99, in den
Vasengem., Walpole Trav. p. 410 aus Athen), vielen aus Volci (Ann. III.
p. 153), besonders dem schonen M. I. d. Inst. I, 38 mit den Nereiden-
Namen; sonst M. I. d. Inst. 37. §. 143, 1 (zur Erklarung I. de Witte
Ann. V. p. 90 ff., der dabeistehende Cheiron vvytpsvae Nrjgsos ftvycczQu
Find. N. 3, 57); Millingen Un. Mon. I, 10. Div. 4. (Peleus mit Thessa-
lischem Hut) ; Maisonneuve 70. B. Bochette pi. 1 ; Vase von Volci Levezow
Verz. 1005; [Vases du due de Luynes pi. 34; Gerh. Auserles. V. IIIr
178—182] auf einem Etr. Spiegel, Dempster II, 81, und den Beliefs Mon.
Matth. Ill, 32. 33. Winck. M. I, 110, Bildwerken, welche eine vornehme
Hochzeit feiern sollen; daher Hera Zygia zu oberst thront, und das Zeichen
der Wage (vestra aequali suspendit tempora libra, Pers. 5, 47) emporge-
halten wird. Pel. aus dem Wasser zuriickkehrend, Etr. Gemmen §. 175. A. 2.
[413] Peleus, Achilleus. 697
Imgr. d. I. Ill, 30. Pel. bring! die Thetis zu Cheiron §. 143, 1). Die
Gotter bei seiner Hochzeit §. 143. A. 3), Hochzeitgeschenke, G. M. 551.
(Eris wird hinausgestossen.)
2. Achilleus Leben, G. M. 552. Bad in der Styx, Gell N. Pomp.
T. II. p. 42. 74. R. Rochette pi. 48. Uebergabe an Gheiron, Vase von
Volci, Micali tv. 87. M. I. d. Inst. 27, 40. Erziehung bei Cheiron, [Pindar
N. 3, 43], Philostr. II, 2, besonders im Kitharspiel. [Peleus iibergibt das
Kind dem Chiron, Mus. Etr. .p. 46. n. 314. Gerhard Auserles. V. Ill, 183.
Hydria bei Baseggio in Rom 1841, Pel. ubergibt das Kind dem Kentauren,
Thetis steht hinter dem Peleus, der von einem Hunde begleitet ist; viel-
leicht dasselbe Gefass. Achilleus nimmt Abschied von Nereus §. 402. A. 2,
der eben so auf seinem Thron sitzt, einen Fisch in der Hand, wo die
Schwestern ihn bitten der Entfiihrung der Thetis durch Peleus beizustim-
men, Gerhard Vasen III, 178. 182.] Ach. in Skyros auf dem Sarkophag
von los, s. Fiorillo und Heyne Das vermeinte Grabmal Homer's, auch
Pitt. Ere. I, 8, G. M. 553; M. PCI. V, 17. G. M. 555; bei R. Rochette
M. I. 12. [Gal. Om. 180]; Woburn Marh 7; Sarkophag von Barile,
R. Rochette Ann. d. Inst. IV. p. 320. tv. D. E. Gemalde des Athenion,
Plinius XXXV, 40, 29. vgl. Philostr. d. j, 1; in Pompeji, Gell N. Pomp,
pi. 69. M. Borb. IX, 6. Der sog. Clodius der Villa Panfili ein verkleideter
Achill, Herausg. Winck. VI. S. 309; ein Achill mit Ohrringen stand zu
Sigeion, Serv. ad Aen. I, 34. vgl. Tertull. de pall. 4. Die Darstellungen
auf dem sog. Sarkophag des Severus Alex., herausgegeben von Rid. Venuti
1765. M. Cap. IV, 1. Bartoli Sepolcri 80. Inghir. G. Omer. 22 (als Streit
der Fursten), und das entsprechende Relief L. 117. Winck. M. I. 124.
Bouill. Ill, 13, 2. Clarac pi. 111. G. Omer. 23 vereinigen Achill's Auszug
von Skyros mit dem aus der Heimat zu dem allgemeinen Bilde eines sich '
losreissenden , in den Kampf stiirzenden Kriegers; die Greise scheinen
Peleus u. Menoetios, wie auf dem Vasengem. §. 143, 4). Achill's fernere
Thaten §. 415. — Zu Achilleus Charakter gehort das nofiuv, Kva%uLTi&iv
rr\v Hopyv nach Philostr. II, 7, d. j. 1. Libanios 'Exqp^. 6. Heliodor
Aethiop. II, 35 (die Hauptstelle). 'Aviovlos war Ach. in einer Statue bei
Christodor 261, doch wohl nicht durchgangig. Vgl. auch Philostr. Her. 19, 5.
Charakteristisch ist die Stellung und Lage der Draperie, G. M. 555. M. Cap.
IV, 1, und die Zeusahnliche Bekleidung in dem Bilde bei Zahn 7, so wie
in der Ambrosianischen Ilias durchweg, besonders tv. 47. Ob der Achill.
Borghese (V. Borgh. I, 9. Bouill. II, 14. [Visconti M. scelti Borghes.
I, 5], (durch Polykletische Proportionen [?] und eine gewisse Harte der Be-
handlung kunsthistorisch interessant) wirklich Achill sei, ist noch zweifel-
haft; Haltung und Alter entspricht den statuis Achilleis bei Plinius XXXIV,
10, und das tniGcpvQiov ist wohl Andeutung der Panzerung. Die Busten
in Dresden 386. Aug. 35, in Miinchen 83. M. Nap. II, 59, M. Worsl. I, 7,
698 Mythologische Gegeristande der b. K. [413]
Tischb. H. I, 5 [ist von der Borghesischen Statue] u. p. 40, hangen^auf
jeden Fall mit der Statue zusaminen und fordern gleiche Deutung; in alien
ist ein gewisser sanfter und inelancholischer Zug, der fur Ares am wenig-
sten passt, aber dem Achill wohl von einem Kiinstler gegeben sein konnte.
Von einer Reiterstatue des Achill, Malchos p. 273. ed. Bonn. Pharsalisches
Weibegeschenk: Achilleus zu Ross, Patroklos nebenherschreitend (Paus. X,
13, 3. God. Mosc.); darnach ist der Reiter auf den M. der Stadt zu be-
nennen. AchiU's Kopf auf M. des Pyrrhos und spatern Thessalischen,
R. Rochette p. 245. 415. vign. 15. Gab. d'Allier de Haut. 5, 17.
3. Aetolischer M. Meleagros Statue, Race. 141. PG1. II, 34.
Piran. St. 2. M. Nap. II, 56. Bouill. II, 7 (von dem Jagdspiess, den die
1. Hand hielt, sind Spuren am Postament). [Die schonste Statue, 1838
bei Marinella gefunden, jetzt in Berlin, M. d. I. Ill, 58. Ann. XV.
p. 237—265. A. Feuerbach. S. auch Tub. Kunstbl. 1838. N. 60. Vor-
zuglich schon auch die mit Mercur verwechselte Statue Specim. II, 37
nicht bei Glarac pi. 805—7. 809. 1811 A. 812 B. Eine auch in V. Borghese
Salone n. 8 der neuen Sammlung.] Meleagros,? M. von Ephesos, Miinchner
Denkschr. f. Philol. I. Tf. 3, 11. Auch der Heros auf M. Aetoliens, mit
der um den 1. Arm gewickelten Chlamys, die Kausia am Nacken hangend,
an einen langen Knotenstock gelehnt (Landon I, 34), ist wohl Meleagros.
Kalydonische Eberjagd (Philostr. d. j. 15), auf Vasen von Volci, mit vielen
Heroen-Namen, Bull. d. Inst. 1830. p. 4. Ann. III. p. 154; mit Namen
auch Levezow Verz. N. 524. [Gerhard Etr. u. Gampan. Vasenbilder
Tf. 10, 1. 2, wo zugleich 3. 4 eine andre ohne Nameri. Gerh. Apulische
V. Tf. 9. Berliner Vasen n. 1022.] Kalyd. Jagd? M. Pourtales pi. 11 in
Reliefs, G. M. 411—13. M. Cap. IV, 50. Woburn Marb. 8. 10 (wo Mel.
• auch die zuriickgeschlagne Chlamys hat) u. oft, auch an, Etr. Urnen. Mel.
vor dem Schweinskopfe stehend, Gemmen, M. Flor. II, 36, 3. Impr. d. Inst.
I, 17. Kalyd. Jagd, Artemis dabei sitzend, Sarkophag in Salerno, Gerhard
A. Bildw. Tf. 116, 1—3. Meleager den Bruder der Althaea todtend, Relief
in V. Pamfili, das. 116, 4. Mel. u. Atalanta nach Zannoni auf einer Vase
von Perugia Ann. VI. tv. G. Erklarung Ann. V. p. 346. [Sarkophag der
Villa Pamfili, vorn die Jagd, am Deckel die Bestattung, auf den Seiten
der Streit mit den Oheimen, ahnlich wie bei Gerhard 116, 4, u. Atalanta,
E. Braun Ant. Marmorw. II, 6 a. b. 0. Jahn Bull. 1846. p. 131. Spiegel-
zeichnungen, wo Mel. der Atal. den Eberkopf iibergibt, Gori M. Etr. I, 126.
Inghir. II, 61. [Gerh. Etr. Spiegel II, 175. Zwei andre 174. 176.] Mosaik
von Lyon, G. M. 413*. Kampf mit den Mutterbrudern und Tod des Mel.,
M. Cap. IV, 35. G. M. 415; L. 270. V. Borgh. 3, 12. Bouill. Ill, 51, 2;
Clarac pi. 201; Zoega Bass. 46 (ahnlich Bouill. 51, 3); bloss der Tod,
L. 256. Clarac pi. 201. Interessante Spiegelzeichnung, Vermiglioli Iscr.
Perug. tv. 1. Inghir. II, 62. vgl. §. 398. A. Verbrennung des Leichnams
[413] Meleagros, Kephalos, Orpheus. 699
u. Selbstmord der Althaea, Barherinisches Relief, Admir. Rom. 70. 71, ein
andres fragmentirtes , M. Gap. IV, 40, ahnlich auch Winck. M. I. 88.
G. M. 414. [Idas u. Marpessa §. 362. A. 2.]
Lokrischer M. Der angreifende Held auf den schonen M. von
Opus ist wahrscheinlich Aias, Oileus Sohn, der ahnlich von Ghristodor
209 beschrieben wird (Rathgeber, Hall. Encykl. Ill, IV. S. 288). Ein ahn-
licher auf denen von Trikka, N. Brit. 5, 11.
Kephallenisch-Attischer M. Bosset Essai sur les medailles de
Gephalonie pi. 1. n. 1—5. Kephalos bei der getodteten Prokris, Millingen
Un. Mon. I, 14. ^nghirami V. fitt. Ill, 205.] vgl. §. 397. A. 3. Keph.
mit herabhangenden Haaren (oe.vxfirj(f6s als Mordfluchtiger) auf M. von
Pale, N. Brit. 7, 22. 23. Keph. von Eos geraubt, oft auf Nolanischen
Vasen, Tischb. II, 61. IV, 12. Millin II, 34. 35 (mit Beischrift). Millingen
Gogh. 14. Kylix des Hieron M. d. I. II, 38. E. Braun Ann. IX, 209.
[Gerhard Auserles. Vas. III. S. 39. 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 93 flf.]
4. Thrakischer M. Lykurgos §. 384. A. 6. Orpheus in
Hellenischer Tracht, Paus. X, 30, 3; in der Pythischen Stola, Virgil. Aen.
VI, 645. Vases de Ganosa 3 (wo nur eine Phrygisch-Thrakische Tiare
dazukommt, wie bei Kallistratos 7. vgl. den j. Philostr. 6); in einer sich
dieser annahernden, aber doch eigenthumlichen Tracht, in der schonen
acht-Griechischen Reliefgruppe mit Eurydike und Hermes, (in Neapel, mit
Griechischen Beischriften, Neap. Antik. S. 67; in V. Albani, Zoega 42; in
V. Borghese, L. 212. Winckelm. M. I. 85. Glarac pt. 116, in Latein.
Beischrift irrig Amphion, Zethus u. Antiopa benannt). Aehnlich .als
Thierbezahmer (woruber Welcker ad Philostr. p. 611), in der Mosaik von
Grandson, G. M. 423, eine ahnliche schone Mosaik ist neuerlich bei Rott-
weil gefunden worden, [Rom. Alterth. in der Umgegend von Rottweil
Stuttg. 1832. S. 62 ff. mit Abbild. Bins aus Cagliari ist in Turin Acad.
des sc. de T. XIII. p. 13, della Marmora Voy. de Sardaigne II. p. 521
eine b. Jul. Val. res g. Alex. I, 57.] 0. unter den Thieren auch auf einer
M. Aurels von Alexandrien, Mionn. Suppl. IX. pi. zu p. 24. Orpheus in
Phrygischem Anzug mit Musen, Vase, Neapels Ant. Bildw. S. 379. N. 2004;
Gerhards Mysterienvasen. 0. fast nackt, Lautespielend , auf jeder Seite
ein Thraker mit Mantel u. Stachelmiitze , in koniglicher Wurde zuhorend,
Vase bei Barone in Neapel 1845. 0. ahnlich gekleidet M. Blacas pi. 7,
wo er in der Unterwelt den Kerberos halt.] Spater in derselben Hand-
lung in Phrygischem Gostiim mit Anaxyriden, im Vatican. Virgil und
Katakomben-Bildern; vgl. Gaylus III, 13, 1. IV, 48, 1. Als Kerberos-
Besanftiger, unbekleidet, Gemme hei Agostini II, 8 im Himation auf der
Vase mit Hippolyt, oben. Von einer Maenas umgebracht, Vasengem.
700 Mythologische Gegenstande der h. K. [414]
M. I. d. Inst. 5, 2. Relief in der Sammlung des K. von Sardinien, heraus-
gegeben in Shelstrate's Virgil, ed. 1750. tb. 18. ad G. IV, 522. [vgl.
0. Jahn Pentheus 8. 19. Orpheus Jung, nur mit einer Ghlamys auf dem
Arm, iiberwaltigt von drei Thrakerinnen in langen Gewandern, zwei welche
Steine scbleudern, eine zu Pferd mit Lanze, er auf ein Knie nieder-
gesunken, erhebt zur Wehr nur seine Laute. Amphora bei E. Braun.
Bull. 1846. p. 86. An einer Vase Mus. Gregor. II, 60, 1 schlagt ein Weib
in langem Gewand, nicht eine Baecha, mit dem Beil nach Orpheus mit
der Laute, der ihr in den Arm fallt. M. d. I. I, 5, 2 ist die Frau an den
Armen taetowirt u. hat ein Schwert, an andern Vasen anders, 0. Jahn
Archaeol. Beitr. S. 101.] Thamyras M. d. I. II, 23fcAnn. VII. p. 231.
VIII. p. 326. [Bull. 1834. p. 202. Mus. Gregor. II, 13; Millingen Coghill
pi. 42 verfolgt die Muse geflugelt den Thamyras, der fliehend die Laute
iiber dem Haupt erhoben halt, zur Wehre, nicht um sie zu zerschlagen
(Feuerbach Apollo S. 272), wie nach der Statue auf dem Helikon u.
Polygnots Gemalde, wie der Orpheus M. d. I. I, 5, 2. 'Die gefliigelte den
Thamyras schwebend verfolgende Figur M. d. I. I, 5, 3 nennt Millingen
Ann. I. p. 270. Nemesis. Warum nicht auch Muse? So deutete Zoega
die ahnliche Vorstellung d'Hancarville IV, 61.] Angeblicher Thamyras
eines Etr. Spiegels M. d. I. II, 28. Ann. VIII. p. 282. AINOZ Levezows
Verz. n. 855. O AINOS M. Etr. de Luc. Bonap. n. 1434. [Musaeos,
der Athenische, als Schiller der Terpsichore u. der Meledosa, sehr schones
Vasengemalde, Bull. 1845. p. 219—223. Und dieser vielleicht eher als
Thamyris zu verstehn Bull. 1840. p. 54, Rv. Apollon. Ob der Thrakische
Sanger mit zuhorenden Musen im Museum zu Neapel Orpheus oder nach
Ann. VII. p. 232 Thamyras sei, ist ungewiss, da das Gemalde mit den
Namen M. d. I. II, 23 noch dunkel bleibt.]
1 414. Unter den Peloponnesischen Helden kennt man
Bellerophon durch den Zusammenhang mit Pegasos und
2 Chimara. Die Danaiden von Argos stellt die Kunst, ganz
der urspriinglichen Intention des Mythus gemass, als eine
3 Art Nymphen mit Wassergefassen dar. Perseus erscheint
in Kb'rperbildung und Costum dem Hermes sehr ahnlich;
eine spatre asiatische Kunst suchte ihn durch eine mehr orien-
4 talische Tracht ihrer Heimath zu vindiciren. Pelops hat
eine Lydo-Phrygische Tracht und die weichen Formen, die
5 damit verbunden zu sein pflegen. Den Dioskuren, die
immer sehr viel von ihrer gottlichen Natur behalten haben,
kommt eine vollig tadellose Jugendschonheit , ein eben so
schlanker wie kraftiger Wuchs, und als ein fast nie fehlendes
[414] Bellerophon, Danaiden, Perseus. 701
Attribut die Halbeiform der Hiitte, oder wenigstens ein auf
dem Hinterhaupt anliegendes, um Stirri und Schlafe mit
starken Locken hervortretendes Haar zu, wie es an der Go-
lossalgruppe auf Monte -Gavallo wahrgenommen wird. Die
Unterscheidung des Faustkampfers Polydeukes und des Kastor
im ritterlichen Gostiim findet sich nur wo sie in heroischer
Umgebung nicht wo sie als Gegenstande des Gultus , als
die Athenischen Anakes und als Genien des Lichts in seinem
Auf- und Untergange (wodurch sie auch eine Beziehung auf
menschliche Lebensschicksale erhalten), dargestellt werden.
1. Korinthischer M. Medeia §. 412, 5. Bellerophon den
Pegasos reitend, Gemme bei Hase Leo Diacon. p. 271, bandigend, Tischb.
Ill, 38, [G. M. 392] auf Korinthischen Kupfer-M. und Denaren der g. Tadia,
G. M. 390; ihn trankend, G. M. 391, auf Gemmen, Stuart III. p. 43; den
niva^ TITVKTOS des Proetos dem Jobates bringend, Maisonn. pi. 69. vgl.
G. M. 392; auf dem Pegasos die Ghimaera bezwingend, in dem Melischen
Relief §. 96. N. 29, Vasengem., G. M. 393; Korinthischen M., Millingen
Med. in 2, 18, Sardonix von Volci Impr. d. I. Ill, 9. M. der g. Gossutia;
abgeworfen, der Pegasos fliegt zu den Olympischen Ho'hen, G. M. 394.
[Guigniaut pi. 170, 618.] Boettiger Vasengem. I. S. 101. [Guigniaut Rel.
de 1'antiqu. pi. 157. 170-176. — 1) B. nimmt Abschied von Proetos, von
dem er den Brief empfangt, die Konigin, die den B. liebt, sitzt gegenfiber
gedankenvoll , eine Zofe halt einen Schirm fiber sie, Vase im Museum zu
Neapel M. d. I. IV, 21, Longperier Ann. XVII. p. 227; an einer andern
desselben Museums (Ser. 4. n. 582), wo B. den Brief empfangen hat, steht
Stheneboea hinter dem Gemahl mit zartlichem Glfickwunsch. auf die Reise,
indem sie die Arme fiber die Brust legt, so dass sie mit einem Finger
den Hals berfihrt, darunter Jfinglinge und Madchen, zwolf Figuren, Rv.
Scenen unter Mannern u. Frauen; das Erste ist gerade so bei Dubois
Maisonn. pi. 69 (nicht B. den Brief fibergebend dem Jobates), wo fiber
die Vase u. den Ort nichts bemerkt ist; an einem Krater aus Apulien,
aber mit* Nolanischer Zeichnung , bei dem Englischen Gesandten Temple
in Neapel, gibt B. das Ross, wie immer, neben sich, dem mit Vogelscepter
thronenden Konig die Hand, Stheneboea stehend dem B. den Abschieds-
trank, an der Kanne ist eine Figur gemalt, Rv. Amazonenkampf; abge-
kfirzt reicht nur Proetos dem B. zum Abschied die Hand, der Brief ist
ausgelassen, Tischb. Ill, 38. G. M. 392 (weder Bandigung des Pegasos,
noch Abschied von Jobates.) 2) B. von Pegasos begleitet, begrusst den
Jobates, zwei Frauen, von denen eine eine Cista u. eine Lanze tragt, be-
trachten ihn mit Erstaunen, Vase von trefflicher Zeichnung im Bourboni-
schen Museum; Bull. 1836. p. 117, wenn nicht vielleicht auch hier der
702 Mythologische Gegenstande der b. K. [414]
Abschied von Proetos sich herausstellt. vgl. Gab. Durand n. 247. Rv.
(die andre Seite, so wie n. 246. 250. 317 Rv., wo der Pegasos fehlt,
scheinen anderswohin zu gehoren.) 3) B. bekampft die Chimaera am
Amykl. Thron, am Thron des Asklepios in Epidauros, an Metopen'des
Delphischen Tempels u. der Nordseite des Parthenon, an Vasen, archaisch
angeblich an zweien des Prinzen von Ganino, Gerhards Rapporto not. 419*,
wovon die eine jetzt im Pariser Museum, Dubois Mais. 34, sehr plump,
nur den B. darstellt den Pegasos treibend; in rothen Figuren Tischb. I, 1.
G. M. 393, Guigniaut pi. 157, 617, nur Jobates u. Athene zugegen; bei
Sant-Angelo in Neapel nur Athene u. ein Krieger; in einer Zeichnung
E. Brauns B. zwischen der sitzenden Athene u. dem stehenden Poseidon,
blickt auf die Chimaera herab u. halt noch die Lanze zum Stiche; an
einer Vase im Burbonischen Museum (Ser. 6. n. 1342) halt er die Lanze
gegen die Chimaera, hier mit Lowen- und Ziegenkopf, neben einem Baum,
die einen gesunknen Krieger mit den Lowentatzen fasst, wahrend fiinf
andre zu beiden Seiten gegen sie kampfen, Rv. vier nackte Junglinge,
Neapels A. Bildw. S. 264; Cab. Durand n. 248 an einer Sabinischen Vase
ist B. auf dem Pegasos mit Strahlen umgeben und eine Dioskurenmiitze
ist aufgehangt, wie auch M. d. I. IV, 21, von der Chimaera sind nur der
Lowen- und der Ziegenkopf sichtbar, Rv. Sphinx zwischen zwei Satyrn
Ann. d. I. X. p. 274. Figurenreiche Compositionen an der Vase Lamberti,
jetzt in Carlsruhe, M. d. I. II, 50, Ann. IX. p. 219, wo die Chimaera drei
Kopfe hat, u. an der in Berlin n. 1022, Gerh. Apul. Vasen Tf. 8, Relief
an einem Grab in Tlos §. 128*. 4) Gegen die Feinde des Jobates ficht B.
an einem nur halb erhaltnen hohen schmalen Krater auf weissem Fliigel-
ross mit Schild u. Lanze, von den fiinf Kriegern erreicht einer unter ihm
gebiickt den Bug des Thiers, wahrend ihn ein andrer mit seinem Schilde
deckt, ilber diesem bedroht ein andrer den B. mit dem Schwert, die zwei
auf der rechten Seite fehlen, ein Schwan beisst bei der Hand in die Lanze,
unten ein Panther, Rv. Kampfer. Kampf gegen die Solymer auch Cab.
Durand n. 249. 1374? 5) B. nach Argos zuriickgekehrt , Krater im Bur-
bonischen Museum, mit zwei Lanzen bewaffnet, ist vor der Thure, worin
Stheneboea steht, einen Spiegel in der Hand; diess das Wiedersehn nach
Euripides, Griech. Tragodien S. 780 f. Tischbein III, 39, Ruckseite des
Abschied s des B. von Proetos Tf. 38, Stheneboea erhebt in Verwundrung
die Hande, da der Jimgling wieder vor ihr steht, eine Saule driickt den
Palast, ein zielender Eros die Liebe der Stheneboea aus. Boettiger Kl.
Schr. II, 256 versteht die fruhere erste Ankunft des B., aBer fur die ihm
noch fremde Frau ist der Empfang des Gastes weniger geeignet. 6) B. hat
auf dem Pegasos die Liebende entfiihrt, um seine Tugend noch hoher als
die alte Fabel that zu treiben, die Liebe zu ihm zu strafen mit Ersaufen,
der alten Strafe untreuer Weiber; kopfunter ist sie schon hinabgesturzt
[414] Bellerophon, Danaiden, Perseus. 703
und der Ritter halt, auch er selbst nicht ungeriihrt, die Hand vor die
Augen. Die in Grossgriechenland gefundne, wahrscheinlich Lucanische
Vase ist vielfarbig, wie der Flammentod der Alkmene §. 411. A. 2, zwei
Kalydonische Jagden u. s. w. und gehort dem Marchese Rinuccini, Inghirami
Vasi fitt. I, 3. Gr. Trag. S. 782. 7) B. trankt den Pegasos an einer
Quelle, nach deren Auffmdung, wie Hygin P. A. II, 18 sagt, er sich in
den Himmel erheben wollte, (es muss ihm der Wahn mitgetheilt worden
sein, dass eine gewisse Quelle die Kraft habe, so wunderbar zu starken,
vgl. Griech. Trag. S. 787). E. Braun Zwolf Basrelief Tf. 1. 8) B. vom
Pegasos abgeworfen, auf dem oben angefiihrten geschnittenen Stein, nicht
aber Cab. Durand n. 249 Rv. da das Pferd nothwendig gefliigelt sein
musste. 9. Megapenthes, der Sohn der Stheneboea will den vom Pegasos
auf der Fahrt in den Himmel herabgestiirzten B. ermorden und dieser
wird von seinem Sohn Glaukos gerettet. Eins der Basreliefe am Tempel
in Kyzikos Anthol. Pal. p. 63. n. 15.] Pegasos von den Nymphen ge-
pflegt, auf Korinthischen M. und Gemmen, Thorlacius de Pegasi mythol.
1819. Bartoli Nason. 20. vgl. R. Rochette Ann. d. Inst. I. p. 320, auch
§. 252. A. 3. Chimaera, Etruskische §. 172. A. 3. M. von Sikyon
§. 132. A. 1. [Auf einigen hundert Denkmalern, bemerkt Visconti bei
Clavier Apollod. II. p. 522, von der ehernen in Florenz an, geht durch-
gangig der Kopf der Ziege aus dem Rucken des Thiers hervor: anders die
Dichter, s. Heyne ad Apollod. p. 114.]
2. Argivischer M. Jo §. 351. A. 4. Jo auf M. von Jotape
Bull. 1835. p. 188. Die Berliner Vase mit Zeus und Jo Gerhard A. Bildw.
Tf. 115.' Jo und Epaphos, sehr zweifelhaft, M. Borb. IX, 48. Statuen
der Danaiden und Aegyptiaden auf dem Palatin, Petersen Einleitung
S. 97. Schol. Pers. II, 56. [0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 22—30.] Danaide
aus den .Thermen des Agrippa in Berlin, mit orientalisirender Haartracht
und schmerzlichem Ausdruck ; sie hielt ein Gefass vor den Schooss. Aehn-
lich PCI. II, 2. Zu jener Gruppe gehorte wahrscheinlich auch die
Anchirrhoe (wahrscheinlich Name einer Argivischen Quelle am Erasinos)
der Blundeirschen Sammlung ; PCI. III. tv. agg. A, 9. p. 73 [Clarac pi. 750.
n. 1828], welcher die Statue L. 73. Bouill. I, 87. Clarac pi. 324 sehr
ahnlich ist, und manche andre. [Kunstbl. 1839. S. 211, in V. Albani,
Indicaz. n. 434; im Palast Altieri in Rom, lebensgross, in Tegel bei
Berlin.] Wagenkampf urn die Danaiden? G. M. 385. Vgl. Gerhard
Archemoros S. 47 f. [und Notice sur le vase de Midias au Mus. Brit. B.
1840. 4. und in den Transact of the Soc. of litter. Sec. Series I. p. 192.
Der Name des Malers ist namlich zum Vorschein gekommen.] Proetiden
§. 363. A. 2. Danae §. 351. A. 4.
3. Perseus, von Pythagoras mit FKigelschuhen gebildet, wie auf
dem Hesiod. Schilde. Auf Gemmen dem Belved. Hermes §. 380, 5 sehr
704 Mythologische Gegenstande der b. K. [414]
ahnlich, Lipp. I, 52 — 54. Sehr vollstandig costumirt auf Pontischen M.,
z. B. von Amasia, M. SGlem. 25, 236. Sich beflugelnd auf dem Scarabaeus,
G. M. 386. Kopf mit der Medusa als Helm, Hochrelief, Specim. II, 44.
vgl. Hunter N. vett. tb. Ill, 9. Perseuskopf mit Vogelkopf als Helm Impr.
d. I. Ill, 63. [Kopf des P. auf M. von Siphnos Mionnet pi. LI, 6.] Levezow
das Gorgonenideal B. 1833. Der Gorgonenkampf, immer als Kopfung,
in alten und hieratischen Reliefs §. 90. A. 2. 96. N. 29; auf Vasen, be-
sonders alterthiimlichen, Micali tv. 88, 5. Ann. d. Inst. III. p. 154 ; [zwei aus
Vulci bei Gerhard Auserles. V. II, 88. 89, 3. 4 u. eine Nolanische Tf. 89, 1. 2]
an Glusinischen Thongefassen, Micali tv. 22; in einer Etr. Bronze, Gori M.
Etr. I, 145; an einem Dreifuss (vgl §. 361. A. 5) in Diirand's Sammlung.
Oft sieht man dabei den spiegelnden Schild der Athena (wie in dem Gemalde
Lukian de domo 25. vgl. Apollod.tl, 4, 2), Combe Terrac. 13, auch 71 [?]
Gori M. Etr. 1,31. G. di Fir. Intagl. 15,3. G. M.386***ff. Asiatische Darstellungs-
weisen auf M. von Sinope (Pers. iiber der Medusa stehend, Rev. Pallas mit
dem Gorgoneion auf dem Helm, Neumann N. V. II. tb. 1, 1), Kabera (auf
beiden Pers. mit Phrygischer Mutze und langer Ghlamys) und Tarsos (Pers.
nackt). Pers. von den Gorgonen verfolgt, am Kasten des Kypselos und in
alten Vasengem., Levezow Gorgonen-Ideal Tf. 2, 24. Daher die alterthum-
liche Bronze, Perseus vierfliiglich, arabeskenartig, M. Pourtales 40. (Ker nach
Panofka.) Pers. mit der Harpe laufend, auf dem Rev. des Gorgoneion, auf
M. von Seriphos, Cadalvene Recueil pi. 4, 27. Perseus das Gorgoneion mit
Pallas durchstechend, Etr. Spiegel, G. M. 386*, [Gerhard Etr. Spiegel II, 123?
wo auch 121 Perseus allein mit Harpe u. Kibisis, 122 P. mit Menerva, Aplu
u. vermuthlich seiner Schwester, 124 P. u. Menerva mit Inschriften], uud
dabei riickwarts gewandt, Gemme, M. Flor. 34, 5. Pers. der Pallas das
Gorgoneion iibergebend, Inghir. Mon. Etr. I, 55; Perseus die Gegnerin
haltend, Impr. d. I. Ill, 15. [P. mit dem Gorgoneion in der Hand, Gampana
Opere di plastica tv. 56; das Ungeheuer bekampfend tv. 57.] Vasengem.
M. Borb. V, 51, Maisonn. 46. Pers. Polydektes das Haupt bringend, wie
in dem Gemalde Paus. I, 22, 6, nach der andern Seite die verfolgenden
Gorgonen und Poseidon, Millin Vases II, 3. 4. vgl. Millingen Div. 3. [Eine
eigenthumliche Vorstellung an einer archaischen Vase ist beschrieben im
Archaeol. Intell.Bl. 1837. S. 52.] Pers. Andromeda vom Felsen herab-
fuhrend, schones Relief des M. Gap. IV, 52, wie in dem Epigr. bei Brunck.
II. p. 172, 13 und bei Lucian Dial. D. marin. 14. Statuengruppe in
Hannover (vgl. Gott.GA. 1830. S. 2013), ganz der auf M. von Deultum
Cab. d'Allier pi. 3, 10 entsprechend, Gruppe in Ikonium, Petersen Einleit.
S. 129. [P. der A. das Gorgoneion im Spiegel der Quelle zeigend,
viermal Pitt. d'Ercol. Ill, 12. M. Borb. IX, 39. XII, 49-51,
von Guattani: Memorie V. p. 67 Hermes und Nymphen genannt;
•vgl. Ternite zweite Reihe Heft 2. Tf. 11. Not. 1.] Pers. Dazwischen-
[414] Pelops, Dioskuren. 705
schenkunft, Gori M. Etr. I, 123. Inghir. Mon. Etr. I, 55. 56. Gemalde
von Euanthes, Achill. Tat. Ill, 7. 8. vgl. Lukian de domo 22, Philostr. I, 29
und Pitt. Ere. IV, 7, 61. M. Borb. V, 32. VI, 50. IX, 39. Gell Pom'pej.
pi. 42. N. Pomp. pi. 67; Vasengem. R. Rochette M. I. pi. 41. Pers.
Schwerdt, die Harpe, hat auf den M. von Tarsos und manchen Gemmen
eine grade und erne krumme Spitze.
4. Pisatischer M. Pelops von Poseidon mit dem Viergespanne
beschenkt, Philostr. I, 30. Vielleicht auch auf dem Velletrischen Relief
§. 171. A. 3. Pel. ein Pferd fuhrend, auf M. von Elis, M. SGlm. 9, 127,
seine Pferde trankend, auf dem schonen Cameo, Millin M. I. I, 1. Vor-
bereitungen zum Wettkampf mit Oenomaos am Olympischen T., Paus. V, 10.
Oenomaos vor dem Wettkampf der Artemis Alpheioa opfernd, interessantes
Vasengem., Maisonn. 30. Inghir. Mon. Etr. V, 15. Neapels Ant. S. 342.
vgl. d. j. Philostr. 9. Pel. neben Hippodameia auf dem Wagen, (eine
Prolepsis?) Combe Terrac. 34, so den Oenomaos besiegend, Philostr. I, 17.
Pel. u. Oenom. Apul. Vase, Gerh. Archem. Tf. 3. [Grosse Vase von Ruvo
Ann. d. I. a. XII. tv. N. 0. p. 171 von Ritschl. Bull. 1846. p. 56. Vaso
di Pelope e Mistilo M. d. I. IV, 30. H. Brunn Ann. XVIIL] Pel. und
Oenomaos Wettkampf in Etr. Reliefs, Uhden, Schr. der Berl. Akad. 1827.
S. 211. [Mus. Gregor. I, 95, 1]; als Circusrennen gefasst aft einem Rom.
Sarkophag im Vatican, Guattani M. I. 1785. p. IX. G. M. 521*. Relief
des L. 783. Clarac pi. 210. Oenomaos Todtung durch Pelops,, an Etr.
Urnen, Micali tv. 105. 106. vgl. Uhden ebd. 1828. S. 233. Rathgeber,
Hall. Encykl. Ill, II. S. 99 ff. Atreus und Thyestes, Vatic. Vase bei
Millingen Div. pi. 23. Welcker Zeitschr. fur AW. 1838. S. 233. Molio-
niden? Bull. 1834. p. 46.
Arkadischer M. Kepheus §. 371. A. 5. Telephos §. 410, 8
(Herakles) und §.415 (Troischer Krieg). Atalanta und Hippomenes?
Gruppe, Maffei Race. 96.
[Mess en i scher M. Merope, die gegen ihren nicht erkannten
Sohn Aepytos das Beil schwingt, zuriickgehalten von dem Alten, nach
Euripides im Kresphontes. G. M. 614. 615. Griech. Tragodien S. 835.]
5. Amyklaeischer M. Leda §. 351. A. 4. Geburt der Dioskuren,
G. M. 522. Raub der Leukippiden, die Apharetiaden widerstehend, PCI.
IV, 44. [G. M. 523. G. Giust. II, 438. vgl. Boettig. Archaeol. der Mai. S. 291 ff.
[Campana Opere di plastica tv. 55.] Das Forttragen der Leukippiden
ofter auf Etr. Urnen, in Bezug auf Tod, R. Rochette M. I. pi. 75. Figuren
der Diosk., ihre Kopfe, Sternenhute u. dgl. von M., G. M. 524—29.
Schoner Dioskurenkopf, Impr. d. Inst. I, 8. Als Reiter auf vielen M.,
Palmen haltend, mit Beischrift, auf M. von Tarent, Millingen, Anc. coins
I, 12. Auch auf Rom. Denaren gern als Reiter, neben- oder auseinander
0. Miiller's Archaeologie. 4. Aufl . 45
706 Mythologische Gegenstande der b. K. [414}
reitend (ihr Loos fuhrt sie nach entgegengesetzten Seiten). Die beiden
Pferdebandiger i'nnots fiaQfiai^ovrs, Iphig. Aul. 1154 von M. Gavallo —
18 Fuss hoch, herrliche Figuren in Lysippischen Proportionen [?] in Rom,
wahrscheinlich nach Augustus, nach Griechischen Originalen ,gearbeitei,,
die Inschriften ohne Bedeutung, die Rosse als Parerga behandelt; fiber
die Aufstellung Lettere von Ganova und P. Vivenzio, Sickler Alman. II.
S. 247. Tf. 19. 20; sonst Race. 11-13. Piranesi Stat. 4. Morghen
Princ. 25. 26. Herausg. Winck. V. S. 463. VI, II. S. 73. Meyer Horen
I, II. S. 42. Wagner Kunstbl. 1824. N. 93 ff. — werden besonders an der
Haarbildung als Dioskuren erkannt; [Kunstmus. zu Bonn S. 133 — 150.
Fogelberg Ann. XIV. p. 194. Ruhl Pferdebildung antiker Plastik 1846.
S. 33. 46. Der Schwede Fogelberg so wie Tieck in Kuglers Museum
B. 1836. St. 6 setzt die Kolosse unter Tiberius; des Phidias alter colossicus
nudus war in Rom]. Sehr ahnliche Figuren auf Gemmen, Raponi P. gr.
t. 5, 9 und in Reliefs, z. B. R. Rochette M. I. pi. 72. Die Gapitolinischen
Rossebandiger sind minder vorziiglich; Polydeukes wird hier durch Zeus
Lockenhaar und Pankratiasten-Ohren unterschieden. Die Rosseffihrenden
Diosk. in dem Relief M. Ghiar. 9 haben fast Phrygische Mfitzen, vgl.
G. di Fir. 98 und das Waridgem. M. Borb. IX, 36. [Gabott Stucchi figur.
tv. 2, stehend neben den Pferden, uber ihnen Genien mit erhobener und
gesenkter Fackel.] Die Athenischen Anakes als speerbewaffnete Junglinge
um einen Altar stehend, Cayl. VI, 47. Gatal. de Ghois. Gouff. p. 34. vgl.
C. I. n. 489. Aehnlich M. Nan. 234, wo ein Halbmond fiber ihrem Altar.
In Chlamyden mit Parazonien, auf einem Sardonyx als Amulet, Eckhel
P. gr. 28. Als bewaffnete Junglinge oft auf Etr. Spiegeln ; in der Heroen-
gesellschaft, Inghir. II, 48. G. M. 409*, unterscheidet sich Kastor durch
ritterlichen Schmuck von dem nackten Faustkampfer Polydeukes (vgl.
§. 412. A. 1. Statue des faustkampfenden Pol.? Bouill. I, 1) Polydeukes
als Faustkampfer, Bronze von Paramythia, P. Knight Specim. II, 22.
Castur mit Graburne, Skarab. Impr. d. I. Ill, 5. In Etr. Bronzen z. B.
Micali tv. 35, 13 mit Schwanenkopfen fiber den Hfiten (so zeigt sie, mit
Beischriften , ein Etr. Spiegel nach Gerhard's Mittheilung). [Dioskuren
Gerh. Etr. Spiegel 1 , 45 — 54. 58. 59.] Auf Lampen die Diosk. neben
Hades (§. 407. A. 2), Bartoli II, 8; bei Darstellungen der Menschenschick-
sale als Bezeichnungen von Auf- und Untergang, §. 397. A. 2 und 3.
§. 400. A. 1. Als Symbole der Diosk. zwei schlangemimwundene Urnen
auf Lakedamonischen M., N. Brit. 8, 1. Dank eines der Seegefahr Ent-
ronnenen bei einem Anakeion, auf einem Relief ausgedruckt, welches
1710 bei Este gefunden, jetzt in Verona (aus dem Museum Silvestrium)
1st, wo die Diosk. durch Jfinglinge mit Eihfiten und zwei Dioten bezeich-
net werden. Com. Gam. Silvestrii Rhodigini in anaglyphum Gr. inter-
pretatio posthuma. R. 1720. Vgl. Thiersch Reisen S. 70. Die sogen.
[415] Trojanischer Heldenkreis. 7Q7
Kabiren, steife Figuren mil Eihiiten, nennt man auch besser Anakten,
Ant. Ere. VI, 23.
415. Besonclers beliebt war in cler alten Kunst der 1
Mythenkreis des Trojanischen Krieges, und grossere
Zusammenfassungen karnen selbst an Fussboden, an Pokalen,
an Waffen, wie spater auf Relieftafeln , die mit ihren klei-
nen Figuren und beigeschriebenen Namen eine Art antiker
Bilderfibel vorstellten, vor. Die Kyklischen Dichter, welche
die Bias einleiteten und fortsetzten, wurden dabei eben so
benutzt wie Homer selbst. Die alte Kunst charakterisirte ei- 2
nen jeden Haupthelden, indem sie die Ziige der Epik mit
der Freiheit und Sicherheit, die ihr eigen war, in eine Ge-
stalt zusammendrangte, jetzt erkennt man an solchen charakte-
ristischen Ziigen, ausser dem Achill, besonders noch den Te-
lamonischen Aias; und doch konnte grade in einer schon im
Alterthum oft wiederholten , hochst bewundernswiirdigen
Hauptgruppe der Ipwenartige, gewaltig zurnende Aias mit
dem ungleich sanfteren und schwacheren Menelaos verwechselt
werden. Bei Diomedes ist frische aber wenig veredelte
Heldenkraft, bei Agamemnon em wiirdevoller koniglicher
Charakter zu erwarten. Unter den Troern sind Hektor
und Priamos weniger nach ihrer plastischen Ausbildung
bekannt, als Paris; zu dessen weicher Bildung auch eine
schmuckreiche Phrygische Kleidung passend gefunden wurde,
wahrend sonst nur untergeordnete Figuren diese Asiatische
Tracht, die Haupthelden dagegen durchaus das allgemeine
Heroen-Costiim tragen. Von den Frauen dieses Mythen-
kreises sind Helena, die Aphrodite unter den Heroinen,
und Hekabe voziigliche Gegenstande der bildenden Kunst
geworden, deren von Kummer tiefgefurchtes Gesicht doch die
angeborne Heftigkeit und Leiden schaftlichkeit des Gemuths
nicht verlaugnet.
1. S. von der Mosaik in Hieron's Schiffe §. 163. A. 6. Scyphi
Homerici Sueton Nero 47, dahin gehoren die von Bernay §. 311. A. 5.
Theodores (gegen 01. 120) bellum Iliacum pluribus tabulis Plin. Ent-
sprechende Gemalde aus dem sogen. T. der Venus von Pompeji, Steinbuchel
Atlas Tf. VIII. B. C. D. [Das Haus des tragischen Dichters, schicklicher
das Homerische, s. Ternite zweite Reihe Heft 3. Tf. 22.]
Troischer Krieg. Tischbein's Homer nach Antiken gezeichnet;
708 Mythoiogische Gegenstande der b. K. [415J
sechs Hefte von Heyne, drei von Schorn commentirt. Fr. Inghirami
G. Omerica. 1827. 2 Bde. — Antehomerica. Paris Hirtenleben,
Millingen Div. 43. Paris und Oenone, Terrac. bei Millingen Un. Mon. II, 18.
Paris Kampf mit den Bruderh und Wiedererkennimg dureh Kassandra
(nach Sophokles und Ennius Alexander) auf Etr. Sarkoph. Uhden,
Schr. der Bed. Akad. 1828. S. 237. R. Rochette M. I. pi. 51. p. 256.
[0. Jahn Telephos und Troilos 1841. Mus. Gregor. I, 95, 4.] Hermes
bei Paris, Spiegelzeichnung (in Berlin), G. M. 535. Die .drei Gottinnen
vor Paris §. 378. A. 4. Menelaos wirbt um Helena, Spiegelzeichnung,
Inghir. II, 47. [Gerhard Etr. Spiegel II, 197.] Agamemnon und Menelaos
nehmen Abschied von Helena, bei der Paris eingekehrt ist, Etr. Spiegel,
M. I. d. Inst. II, 6. [Ann. VI. p. 183. 241. Gerh. Etr. Spiegel II, 181.
N. Rhein. Mus. I. S. 416—420.] Paris gastliche Aufnahme bei Helena,
und die Heimfuhrung der Helena durch Paris in Priamos Haus, Rv.
Der gleichzeitige Kampf der Dioskuren mit den Apharetiaden , M. Blacas
pi. 30. 31, Goetting. Anzeig. 1835. S. 1754. [Wie die Braut dem Konig
von zwei Lanznern, so wird der Brautigam, gefolgt von seinen Rossen,
von der Konigin empfangen. In den Kyprien feierte Paris nach der An-
kunft in Troja seine Hochzeit; wohl mSglich, dass dies gemeint ist. Ein
yufios des Theseus und der Antiope in Athen wurde oben bemerkt.]
Paris kommt zu Helena, Vasengem., Gerh. Ant. Bildw. 34. (Protesilaos
nach Gerh.) Eros gewinnt Helena fur Paris, Millingen Div. 42. Helena's
Raub, auf Vasen von Volci, Ann. d. Inst. III. p. 153, an Etr. Urnen
haufig. Tischb. I, 4. Vermahlung §. 378. A. 4. Odysseus und Palamedes
Ann. d. I. VII. p. 249. Iphigeneia's Opfer, Uhden, Schr. der Berl.
Akad. 1811. S. 74. Timanthes Bild §. 138. A. 3. Gell N. Pompej. pi. 46.
[M. Borb. IV. 3. Zahn I, 19. DAK. I, 44, 206]; Ara in Florenz (Kteo-
p£vr]$ snout), wo Kalchas ihr die Haare abschneidet, Agamemnon sich
verhullt abwendet, Lanzi Op. post. I. p. 330 f. R. Rochette M. I. tv. 26, 1.
p. 129 (anderserklart: L'ara d'Alceste, P. Pisani incise. 1780); Mediceische
Vase, Tischb. V, 3. G. di Fir. St. 156. 157; Etr. Urnen, Micali 70. 71
(der fruhern Ausgabe), R. Rochette pi. 26, 2 (dabei der Schlangenumwundne
Omphalos); [Braun im Giorn. scientif. di Perugia 1840. I. p. 50—65;
Antiquarium zu Mannheim II. S. 8 ; Mus. Gregor. I, 9$, 5 ; an dem grossen
Sarkophag von Tarquinii das. 96, 2, wo doch eher das Opfer der Poly-
xena anzunehmen ist, neben dem Tode des Astyanax 96, 1.] Vasengem.,
wo die Stellvertretung der Hirschkuh schon ausgedruckt ist, R. Rochette
pi. 26 b. [Wandgemalde Tf. 27. 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 378-398.
Ein 1835 entdecktes Bildchen bei Zahn II, 61 stellt Iph. dar, welcher
Kalchas die Spitze einer Haarflechte abschneidet; vor dem Thalamos sitzt
Achilles in Betriibniss, unbartig, mit der Lanze, in den Mantel geschlagen,
abgewandt und vielleicht Eros, abgewandt von ihm, entgegenstrebend,
[415] Ereignisse des Trojanischen Kriegs. 709
den Arm wie zu den Gottern erhebend.] Aias und Teukros Ab-
schied von dem Greise Telamon, Vasengern. , R. Rochette pi. 71, 2.
Telephos Kampf mit Achill, Millingen Un. Mon. I, 22? Tel. mit
Achill's Lanzenrost geheilt, Gemme bei Raponi 36, 3. Spiegel bei Bian-
coni 1. Inghir. II, 39. [Nach den Inschriften Pbiloktet und Machaon,
wahrend andere Spiegel die Heilung des Teleph. darstellen. 0. Jahn
Teleph. und Troilos S. 8 f. und Archaeol. Aufs. S. 179 f. Gerhard
Etr. Spiegel II, 229. Thaten des Telephos 0. Jahn A. Aufs. S. 164 ff.
Telephos in Aulis erkannt ergreift den kleinen Orestes und rettet sich
auf den Altar, an Etr. Altaren, 0. Jahn Teleph. und Troilos 1841, und
an gemalten Vasen, A. Aufs. S. 172 ff. Auge, Teuthras, Aphrodite.]
Patroklos von Achill verbunden §. 143. A. 3. Protesilaos Tod §. 143.
A. 1. Palamedes und Protesilaos? wurfelspielend (Eur. Iph. Aul. 109),
Vasengem., s. Panofka, Hyp. Rom. Studien S. 165. vgl. Ann. d. Inst. III.
p. 133. Bull. 1832. p. 70. Aias und Achilleus M. d. I. II, 22. Ann. VII.
p. 228. Welcker Rhein. Mus. III. S. 600. Monomachie des Achill
und Hektor (nach den Kyprien?) §. 143. A. 2, vgl. Welcker Ann. V.
p. 219. [Aiax und Hektor? Grotefend Ann. VII. p. 220. Achill und
Hektor eilen nicht zum Zweikampf, sondern sie scheiden daraus, noch
nachdem er aufgehoben ist, unwillig. Sie kampfen aber nicht fiber
die Leiche des Troilos (0. Jahn Telephos und Troilos S. 90 f.), die nicht
da ist und was iiberhaupt kem Zweikampf ware, sondern um, statt
durch eine Schlacht, den Krieg zu entscheideri, was nur in die Kyprien
passt. Tod des Troilos, worauf mehrere unten auf Astyanax bezogene
Monumente zu deuten sind, 0. Jahn Telephos und Troilos S. 70 ff. In
den Vasengemalden ist zu unterscheiden VerfoJgung des Tr., welche an-
fangend mit der figuren- und namenreichen Vase des Klitias und Ergo-
timos, wenigstens fiinfzehn, Ermordung, welche wenigstens drei, und
Kampf um die Leiche des Troilos, welche zwei Vasen darbieten. Das
Erste ist abgebildet in Gerhards Vasen des k. Mus. Tf. 13, 6. 14. 20.
E, 1. 3. 7. 10. Auserles. Vas. I, 14. Ill, 185. Das Andere M. d. I, 34
(von dem Vf. handschriftlich als Tod des Achill bemerkt nach Gampanari
Bull. 1834. p. 234 ff. , doch mit • Verweisung- auf Rhein. Mus. III.
S. 627); 0. Jahn Telephos und Troilos Tf. 2, Gerhard Vasen des k. Mus.
Tf. E, 5; Auserles. Vas. Ill, 224—26; das Dritte Gerhard III, 223.
Das Erste auch an Etr. Urn. Mus. Chius. tv. 25. 147; Inghirami M. Etr.
I, 83; Vermiglioli Iscriz. Perug. I. p. 166; Gpri I, 13*. Dempster I, 68.
Cavedoni Indicaz. per il Mus. di Catajo p. 16. n. 1. p. 84. n. 859; Bull.
1846. p. 163, wo der Sinn verfehlt ist; auch im Museum zu Florenz
und an einer Camee in Mantua, M. Worsl. tv. 30, 14 (Mailander Ausg.)]
Tod des Palamedes von einem Vasengemalde Welcker Tril. S. 469.
Ztschr. f. AW. 1838. S. 218. Palamedes I&3MJAJ und Philoktetes?
710 Mythologische Gegenstande der h. K. [415]
Irnpr. d. I. Ill, 32. [Die Heilung des Philoktet 1st spater als der Tod des
Palamedes.]
Horn eric a. Homerische Scenen, Erganzung von Inghirami Gal.
Omer. Welcker Hall. ALZ. 1836. n. 75 ff. [jetzt wieder vielfach zu er-
ganzen auf vielen Punktenj. Ilische Tafel im M. Gap. IV, 68. G. M. 558.
Tischb. VII, 2: die Begebenheiten der Ilias und die folgenden bis zur
Auswanderung des Aeneas, in Bezug auf Rom. als Neu-Troja. Zur Er-
klarung Beger's Bell. Trojanum. 1699. Welcker Ann. d. Inst. I. p. 227.
Ein Stiick einer ganz ahnlichen Tafel bei Ghois. Gouff. Voy. pitt. II.
p. 346. Inghirami G. Omer. 5; anders das bei Montfaucon Suppl. I.
pi. 37, 2. Maffei M. Veron. p. 468. Inghir. 6. vgl. Goett. GA. 1834.
St. 93 auch §. 416. A. 1. Miniaturen der Ambrosian. Handschr. §. 212.
A. 3, wozu Goethe Kunst und Alt. II, 3. S. 99. Casalische Ara des T.
Claudius von Faventia, mit Reliefs aus dem Trojan. Kriege und Roms
Urgeschichte , Bartoli Admir. tb. 4. Or. Orlandi Ragg. sopra un1 antica
ara. [F. Wieseler die Ara Gasali Goett. 1844. H. Brunn Berl. Jahrb.
1845. I. S. 71 f.] Vignetten in Heyne's Ilias. — [Kalchas, geflugelt,
Eingeweide beschauend, M. Gregor. I, 29, 5. Gerhard Etr. Spieg. II; 223.]
Abholung der Briseis §. 210. A. 6. M. Borb. II, 58. [Briseis und
Achilleus, mit den Namen Gerh. Vasen III, 181. 184.] Ruckfuhrung der
Ghryseis zum Chryses, Pompej. Gemalde, M. Borb. II, 57. [R. Rochette
M. I. pi. "15.] G. Omer. 21. Gesandtschaft zu A chill, R. Rochette M. I.
pi. 13. M. Borb. IX, 12. Neapels Antiken S. 242. Der kitharspielende
AchilJ, schone geschnittene Steine, Bracci II, 90. G. M. 567. G. Omer.
99; 100. Dolon's (im Wolfsfell) Erlegung und Erbeutung der Rosse
des Rhesos auf Gemmen, Tischb. III. G. M. 570—74. Impr. d. Inst.
I, 80. 81 (wenn nicht Tydeus mit Melanippos Haupt); III, 35. 36 auch
wohl Tischb., IX, 5 (vgl. G. I. 5). An dem Gefass von Bernay, R. Rochette
pi. 52. vgl. p. 284. Leprevost Mem. sur la coll. de Vases ant. de Bernay.
Dolon im Wolfsfell von JIOME4E2 und OAYTEY uberrascht, Kylix
von Euphronios M. d. I. II, 10. Ann. VI. p. 295. [Here besucht den
Zeus auf dem Ida, Metope von Selinunt, Seradifalco II, 33. Gemalde
M. Borb. II, 59. Ternite, zweite Reihe III, 22. Leiche des Sarpedon,
von Tod und Schlaf entfuhrt Gerhard Vasen III, 221.] Hektor die
Schiffe sturmend, auf Gemmen, Impr. d. Inst. I, 82, mit Fackel,
G. Omer. 137; Aias Vertheidigung 136. 138. G. M. 575. 576. Odys-
seus unter Aias Schilde, Tischbein V. Kampf um Patroklos Leich-
nam §. 90. A. 3, Vasengemalde G. M. 580, M. der Ilier, n. 237. Mionnet.
Kampf um Patroklos Leichnam und Versohnung des Achill §. 143. A. 1).
[Gerhard Vasen III, 190.] Antilochos Botschaft, schoner Cameo,
Tischbein IX, 4. G. M. 584. G. Omer. 157. vgl. 31 nach Welcker
Orest und Pylades in Taurien, nach dem Basrelief Grimani; G. M. 584.
[415] Ereignisrfe des Trojanischen Kriegs. 711
Mon. Matth. Ill, 34. G. Omer. 158. Der trauernde Achill, auf Gemmen,
M. Flor. II, 25, 3. Wicar III, 33. G. M. 566; R. Rochette vign. 15, 1;
Irnpr. d. Inst. I, 78. Ill, 37. 38. 39. 72. vgl. §. 372. A. 7. Rfickgabe
der Briseis, G. M. 587. §. 311. A. 5 (die Wegholung der Briseis, nach
Lange in Welcker's Zeitschr. S. 490). Achill's Bewaffnung durch Thetis
§. 402. A. 3. Achill sich die Beinschienen anlegend , Etr. Gemme,
G. Omer. 183. Impr. HI, 73. Apollon am Skaeischen Thore die Troer
rettend, auf Gemmen, Gaylus V, 53. N^ter Traite 34. G. Omer 73.
A<!hill zu Wagen in Skamandros Wellen wiithend, an einer Etr. Urne,
wo Skamandros als ein kleiner Triton erscheint; an einem Sarkophag
von Sparta, R. Rochette M. I. pi. 59? Hektor's Abschied von Andro-
mache, in Volci. Aias, Hektor, Aeneas, kampfend M. d. I. II, 38, Vase
aus Caere mit Namen, Ann. VIII. p. 306. [Hektor zwischen Priamos und
Hekabe, die ihm den Helm aufsetzt; der Maler Euthymides HOFLOAIO,
Gerhard Vasen III, 188, Hektors Abschied, dieselben Personen, auch hier
mit den Namen, Tf. 189; Hektor und Achill im Kampf, zwischen ihnen
Athene Tf. 201 , Kampf derselben vor der Mauer und dem Skaeischen
Thor Tf. 203, zwischen Athene und Apollon Tf. 202 dreimal und Tf. 204.
Kampf bei den Schiffen Tf. 197, 1. Des Patroklos Schatten fiber einem
Schiff erscheinend Tf. 198, 1.] Seelenwagung fiber Hektor und Achill,
Etr. Spiegel, Winckelm. M. I. 133. Hektor1 s Schleifung §. 99. N. 7.
Bartoli Admir. 4, auf Gemmen (urn die Stadt), M. Flor. II, 25, 1.
G. Omer. 204. 205. Impr. d. Inst. I, 85; Bartoli Luc. Ill, 9; Vase von
Bernay, R. Rochette pi. 53. Andromache's Trauer, schone Gemmen,
G. M. 609. G. Omer. 246. Patroklos Leichenopfer auf der Ciste §. 173.
A. 3. [Rennspiel um sein Grab Gerh. Vasen lit, 198, 1.] Hektor's
Losung, Vase von Volci, (Achill bartig auf dem Ruhebette), G. Omer. 238;
[Achill auf dem Sessel, bartig bei rothen Figuren, Gerh. Ill, 197]. Relief
von Ephesos, G. Omer. 212; andere M. Gap. IV, 4. G. M. 589, ent-
sprechend L. 206. Bouill. Ill, 53, 3. Clarac pi. Ill; auch ziemlich
L. 418. G. M. 590. Bouill. Ill, 54, 3. Glarac pi. 194; 'Gemme, Guat-
tani 1786. p. LXV; Priamos zu Achilles Ffissen Impr. Ill, 76. 77. Mosaik,
1823 zu Varhely im Hunyader Gomitat entdeckt (TlQiKfiog, ' A%Lltevs,
AvTOfifScov), s. Abbildung von zwei alten Mosaiken. 1825. Die Phryger
mit Krateren, zwei Farnesische Statuen, und eine ahnliche PCI. VII, 8
sind vielleicht aus einer solchen Gruppe [knieend um eine Last zu tiber-
geben?] Aufwagung von Hektor's Leichnam (nach Aeschylos Phrygern,
Schol. II. XXII, 351) an dem Silbergefass von Bernay, R. Rochette M. I.
pi. 52. [Hektors Bestattung, Winckelmann M. I. 136, dazu das fehlende
Stuck in Palast Golonna, E. Braun A. Marmorw. I, 9 a. b.]
Posthomerica. Die Amazonen nach Hektor's Tode zu
Priamos kommend, daher in den Reliefs Winckelm. M. I. 137. G. M. 592,
712 Mythologische Gegenstande der b. K. [415]
und Winckelm. 138. G. Omer. 244. Andromache mil der Urne dabeisitzt.
[So an einer Amphora von Vulci mit der Schleifung des Hektor auf der
andern Seite die Ankunft der Amazonen, Gerhard Auserles. Vas. Ill, 199.]
Verbindung der Ilias und Aethiopis. Cameo, G. M. 591. Schlacht,
G. M. 580. Penthesileia's Tod ('A%iUEvs ave%(ov av-cfjv, Paus. V, 11, 2),
in Gemmen, M. Flor. II, 33, 2. 3. Impr. d. Inst. I, 86; an Sarkophagen,
PCI. V, 21. Winckelm. M. I. 139. G. M. 595; Bouill. Ill, 52. Glarac
pi. 112; R. Rochette 24 (mit s^pucraler Beziehung); Bellori Luc. Ill, 7. 8;
Tischbein Vasen II, 5; M. d. I. II, 11. Penthesileas Tod? Spiegel Ait
den Namen, Archaeolog. Intell.-Bl. 1835. N. 2. [E. Braun. Beide
Kampfer eisenbekleidet, ahnlich im Styl der Gruppe auf dem Boden der
Schale des Sosias. Gerhard Etr. Spiegel II, 233. Ach. ziickt hier das
Schwert auf P. wie er sie in der Kylix M. d. I. II, 11 mit dem Speer
durchbohrt. Eben so Gerh. Vasen III, 206, wo die Namen beigeschrieben
sind. Das. Tf. 205 kampfen sie iiber einer gesunkenen Amazone] auf
Gontorniaten mit Beischrift. Mem no n kommt nach Ilion, Millingen
Un. Mon. I, 40. Priamos [eher Memnons] Wagen, von einem Aethiopen
gefiihrt, Relief, M. Borb. VI, 23. Antilochos todt auf Nestor's Wagen
gehoben, Etr. Urne, Tischbein Homer I, 6. G. M. 596. vgl. Philostr. II, 7.
Kampf Memnon's rnit Achill, in Volci (iiber Antilochos Leichnam, Eos und
Thetis dabei) ; Ann. Ill, p. 154 ; §. 99. N. 9 ; G. M. 597 (die Psychostasie) ;
Millingen Div.' 49; Zoega Bass. 55 (wo Eos sie trennen will). Psycho-
stasie auf Vasen M. d. I. II, 10 b. Zeus, Hermes wagend, eine Gottin,
[Ach. und Memnon kampfend, Thetis, Eos, mit den Namen Gerhard
Vasen III, 205, 3 u. 204, auf der ersten iiber der Leiche des Antilochos,
auf der andern ohne diese; ohne die Leiche, mit den Gottinen und je
einem Kampfgenossen 211; iiber der Leiche zwischen Sphinxen 220;
vielleicht auch an der Amphora aus Veji, Ganina 1'ant. Veji tv. 36. 37,
Kampf iiber einer Leiche zwischen zwei weiblichen Figuren, die eine mit
einem rothen, die andre mit einem schwarzen Ringel, nach p. 78 Krauze
den Sieger zu kranzen, Rv. ein Kriegswagen, vier Paare Mann und Frau.
Thetis und Eos flehen den Zeus, mit den Namen, Vase, R. Rochetto
Peint. de Pomp. p. 5, ohne die Namen, mit Athene, Spiegel Mus. Gregor.
I, 31, 1. Doch fur die Poesie, wie fur den ganzen Troischen Kreis sind die
seither bekannt gewordenen Denkmaler zu zahlreich, als dass sie fiiglich
einzeln nachzutragen waren.] Troilos von Achill beim Altar des Thym-
braeischen Apoll getodtet, Ann. III. p. 153, im Tempel, Maisonn. 14. Die
Troaden, dem Troilos Leichenopfer bringend, Millingen Div. 17. [Troilos zu
den Antehom.] Uluche und Achle, Skarab. vgl. Welcker Zeitschr. f. AW.
1836. N. 12. [Der Streit zwischen beiden nach Odyss. VIII, 72.] Achil-
leus in die Ferse verwundet, Impr. d. Inst. I, 87 (alterthumlich) 88—91.
Ill, 40. 78. G. M. 601, an einem Silbergefasse, R. Rochette pi. 53; von Aias
[415] Ereignisse des Trojanischen Krieges. 713
beschutzt, Impr. 84, von Aias weggetragen, Etr. Gemme, G. Omer. 13.
G. M. 602. Vase von Volci, R. Rochette M. I. pi. 68, 1. Kampf fiber
AchilFs Leichnam, Volcent. Vasengem., M. I. d. Inst. I, 51. vgl. Hirt,
Ann. V. p. 225; Gemme, G. M. 581 (wo der Leichnam eben so an einem
Sell gezogen wird). AcbilFs Tod, im Beisein des Neoptolemos, Vasengem.
von Volci, Ann. III. p. 154. Aehill's Zng nach den seligen Inseln §. 402.
Ach. u. Helena von den Moren vermahlt, Gruppe auf der Insel Leuke,
Philostr. Her. 16. Streit urn die Waffen §. 311. A. 5. G. M. 629. G.
Omer. 110. Romisches Basrelief M. d. I. II, 21. K. Meyer Ann. VIII.
p. 22. Andre Denkmaler p. 25. 26. Odysseus mit Achills Waffen Impr.
d. I. Ill, 42. Od. VAIS bewaffnet III, 43. Der zornige Aias von Timo-
machos §. 208. A. 2, Tab. Iliaca, Paste bei Tischb. VII, 6. vgl. Libanios
IV. p. 1091, Erzstatue des wahnsinnigen Aias. Aias Selbstmord M. d. I.
II, 9. Ann. VI. p. 272. Philoktetes in Lemnos verlassen, Zoe'ga Bass.
54, die Wunde mit einem Geierfliigel fachelnd, Gemme (BOH&OY)
G. Omer. 51. G. M. 604; Impr. d. I. Ill, 83, mit* Odysseus u. Neoptolem
(nach Sophokles) auf Etr. Urnen, R. Rochette pi. 54. 55. G. Omer. 49.
Palladienraub. Levezow iiber den Raub des Pall. 1801. Millin Enleve-
ment du Pall. 1812. G. M. 562-65*. Er findet sich in alien Momenten,
auch des Streites mit Odysseus, auf Gemmen; noch zu erklaren 1st die
Vorstellung M. Flor. II, 31, 1. G. di Fir. Int. 25, 2 (s. indess R. Rochette
M. I. p. 200); auf Vasen, Millin I, 14 (wo der Raub der Fahrt nach
Leuke gleichzeitig gesetzt wird) und Millingen Un. Mon. I, 28 (wo Diomed
und Odyss. zwei Palladien rauben, wie auf einem Terracotta -Relief in
Berlin, und nach Ptolem. Heph. bei Photius p. 148 B.); Ann. d. Inst. II.
p. 95. tv. d.?; R. Rochette M. I. pi. 53. 56? Palladienraub auf Vasen
von Ruvo, Intel!, der Hall. LZ. 1837. n. 30. Od. bei dem Palladienraub
Impr. d. I. Ill, 80. Od. und Diomedes? Ill, 79. Diomeds Palladienraub
und Od. mit Namen bei Helena EA. Vasengem. M. d. I. II, 36. Ann.
VIII. p. 295. [Griech. Trag. I. S. 147 f. 0. Jahn in Schneidewins Philo-
logus I. S. 55. Eine Vor- oder Zwischenscene stellt eine Vase vor in
0. Jahn's Vasenbildern Tf. 3.]
I lion's Untergang §. 134. A. 3. Gemalde beschrieben von
Petron. 89. Hauptgruppen an einem Helm, Neapels Ant. S. 216. Sinn-
reich in der Fi^ur einer Trojanerin dargestellt, Libanios p. 1093.
Epeios nebst Hephaestos arbeitet das Trojan. Pferd, Etr. Spiegel, Micali
tv. 48. Einbringung des holzernen Pferdes, an einer Vase von Volci, in
Reliefs, Harm. Oxon.-I, 147; an Etrusk. Urnen, R. Rochette pi. 57,
1. 2; Pitt. Ere. Ill, 40. vgl. §. 335. A. 9. Die aussteigenden Helden,
G. M. 606. Laokooh §. 156. Der Frevel an Kassandra, auf Vasen
(Bottiger und Meyer fiber den Raub der Kassandra. 1794;, besonders
Laborde II, 24. Maisonn. pi. 15. R. Rochette pi. 60. 66 (zugleich andre
714 Mythologische Gegenstande der b. K. [415]
fliichtende Frauen und Greise); auf Spiegeln, bei R. Rochette 20. vgl.
p. 321; Gemmen, M. Worsl. IV, 23. Impr. d. Inst. I, 92. (Kassandra
nach der Entehrung, M. Flor. II, 31, 2); Reliefs, L. 288. Winck. M. I.
144- Clarac pi. 117. (vgl. Ann. d. Inst. V. p. 158), Gerhard Ant. Bildw. 27
(ahnlich der knieenden Maenade §. 388. A. 3). Priamos Todtung Mon.
de' conti Giusti, Verona tv. 3. [Gerhard Vasen III, 213. u. Pyrrhos
schleudert gegen ihn den getodteten Astyanax Tf. 214.] Astyanax am
Altar des Thimbraeischen Appollon getodtet, Vase von Volci, M. I. d.
Inst. 34. vgl. Ambrosch Ann. III. p. 361. (Troilos Tod? Welcker Ann. V.
p. 253.) [§. 99. A. 3, 10]. Fames. Statuengruppe (sog. Gommodus),
Gavaler. I, 29. R. Rochette pi. 79. Hektor, der dem Achill die Leiche
des Troilos entrissen, nach Welcker Zeitschr. f. Alterth. 1834. S. 54).
Mosaik von Tivoli, R. Rochette p. 325. Astyanax Bestattung? G. M. 611.
Hekabe (des Euripides) u. Polymestor M. d. I. II, 12. Ann. VII. p. 222.
[Auswandrung des Aeneas Gerhard Vasen III, 215—217 u. sehr oft auf
Vasen.] Polyxena's "Opfer, ofter gemalt, Paus. X, 25. Auf der Giste
von Praeneste. wo zugleich Astyanax geopfert wird, §. 173. A. 3. Statuen-
gruppe, Libanios p. 1088. Walz Rhet. I. p. 395. Stoschische Gemme
(Psyche des Achill dabei), Winck. M. I. 144. Menelaos mit der Helena
versohnt, Tischb. V. (Vasen IV, 50) und Millingen Un. Mon. I, 32.
Aias des Lokrers Untergang, ein Gewittergemalde, vielleicht nach
Apollodoros, Philostr. II, 13. Andromache als Gefangne Wasser
tragend (nach II. XI, 457), auf M. von Larissa, bei Leake. Aethra §. 412.
A. 1. Streit der Atriden? Millingen Vases I, 66. Welcker Zeitschr. f. AW.
1836. n. 29.
2. Im Alterthum kannte man Odysseus anb rov orgvcpvov noti
iyQrjyoQoros, Menelaos TOV rjfjiEQov, Agamemnon rov tv&sov, Tydeus
durch die £ltv&sQicc, Aias Tel. das fikocvgov , Aias 0 ileus S. das
sroifiov, Philostr. II, 7. — Die erwahnte Gruppe des Aias u. Patroklos
existirt als Pasquino in Rom (anonyme Abhandlung von Gancellieri iiber
Marforio und Pasquino, Fiorillo im Kunstbl. 1824. N. 47), zu Florenz im
Pallast Pitti und auf Ponte Vecchio fMaffei Race. 42. Tischb. Horn. V.)
[Glarac pi. 825. n. 2084] treffliche Fragmente aus 'Hadrian's Villa bei
Tibur im Vatican, PG1. VI, 18. 19, namlich Aias Kopf und Patroklos
Beine und Schulter mit der Speerwunde. Ein ganz ahnlicher Kopf bei
Egremont Spec. 54, auch Brit. M. 2, 23. vgl. Morghen Princ. 5. Was
bei Tischb. I. V. als Agamemnons- und Menelaos-Kopf abgebildet ist, ist
eigentlich derselbe. Die Gruppe auch auf einer' Gemme bei Mariette,
Millin Vases I, 72, 4. vgl. G. Omer. 150. Der den Leichnam rettende
Held entspricht nur dem Telamonischcn Aias, und die Handlung ist den
Bedingungen der plastischen Kunst gemass mehr concentrirt als bei
Homer; derselbe Held schutzt und tragt fort. Aias und Patroklos?
[415] Ereignisse u. Hauptfiguren des Trojanischen Krieges. 715
Vasengemalde M. d. I. II, 11. [Gewiss Aias und Achilles, wie auch
Ann. VI. p. 297 erklart ist. Und diese stellt auch die beriihmte Marmor-
gruppe dar, s. Kunstmuseum zu Bonn 1841. S. 75—80. Gerhard (fiber
dies Buch Preuss. Staatszeit. 1841), indem er iibrigens von diesem Aus-
weg angesprochen wurde, fand nur noch in der Verwundung des Achilleus
am Knochel Schwierigkeit. Allein diese beruht nicht auf alter Erfmdung,
und war darum nicht allgemein zu berucksichtigen. Auf M. BPETTI&N
ist derselbe schone Kopf. Rv. Athene, Nike und eine Tropaee u. a.]
Diomedes Kopf, Tischb. III. aus dem PCI., ist zweifelhaft. Im Britt.
Museum, Specim. II, 30. Auf den Gemmen hat er die Ghlamys fast
immer auf Aetolische Art, §. 338. A. 4, um den 1. Arm gewickelt.
Hektor auf ^Ilischen M., N. Brit. 9, 18. 19. Ghois. Gouff. Voy. pitt. II.
pi. 38. Pedrusi V , 17, 3. Mionnet Suppl. V. pi. 5 , 1 , auf einem Vier-
gespann, Nike auf der Hand, vgl. Philostr. Her. 2, 10; als Hoplit auf M.
von Ophryneion, Gab. d'Allier pi. 13, 12; sein bartiger, behelmter Kopf,
pi. 13, 11. Priam os thronend, M. von Ilion, Gab. d'Allier pi. 13. 8;
mit seinem Namen, Maisonn. Vases 63. Gemmenkopfe, Lipp. I, II, 1 — 3.
Paris am T. von Aegina §. 90. A. 3. im Phrygischen Gostiim (seine
weiten und bunten Beinkleider und goldnen Halsschmuck erwahnt schon
Eurip. Kykl. 182} mit dem Apfel in der Hand, sitzend. PG1. II. 37. Race.
124. Altemps, Piran. 24; stehend, Guatt. M.'I. 1787. p. 37 (aber PCI.
Ill, 21 als Mithrischer Diener erklart). Kassler Statue (Atys, Ganymed?),
Welcker's Zeitschr. S. 181. Schone Paris-Biisten in Walpole Travels
(von Tyrus); Guattani 1784. p. 76; M. Nap. II, 57. [Parisstatue aus
Guattani Clarac pi. 827. n. 2085, die Vaticanische sitzende pi. 829. n.
2078, eine schone stehende bei Smith Barry pi. 833. n. 2077 A., eine
atmliche im Museum zu Neapel pi. 833 G. n. 2081 B., die in Dresden
pi. 828. n. 2076, eine sitzende in Berlin pi. 833. n. 2082, die der Samm-
lung Torlonia II, 45. pi. 827. n. 2077, eine stehende derselben, I, 38.
pi. 828. n. 2079, drei andre pi. 830. Stehend ist Paris auch im Pallast
Landsdowne in London, die rechte Hand auf die Stiitze, die linke unter
der Hufte aufgesetzt, das rechte Bein iibergeschlagen , sinnend seitwarts
blickend, fein aufgefasst. Kopfe sind haufig, Specimens II, 17, mehrere
in England. Die schone Gemme, welche Natter besass, Winckelm. N. 42
ist nach Zoega Bass. I. p. 98. u. Visconti M. PioGl. VII. p. 99. Attys,
nach R. Rochette I. des Sav. 1831. p. 340 von Natter selbst, Yz/POT,
wie bei einer Wiederholung desselben Werks beigefugt sei. Skarabaeus
APIZ, den Bogen spannend, Guattani 1784. p. 88. tv. 3. Kopf des
Aeneas auf einer Makedonischen M. des Franzosischen Cabinets, R.
Rochette Nouv. Ann. I. Lettre a Mr. Grotefend p. 36.] Helena; Erz-
statue, die Haare bis zu den Huften wallend, Niketas de stat. 9; im
dflnnen Chiton der Aphrodite, mit flatterndem Obergewande an der Halle
716 Mythologische Gegenstande der b. K. [416]
von Thessalonike , Stuart III, 9, 7. EL1NA in altetruskischem Styl
gefliigelt, Eckhel P. gr. 40. Toilette der Helena (bei Polygnot) auf Vasen,
R. Rochette M. I. pi, 49 A. Die Troischen Greise, welche die Helena an-
staunen, II. Ill, 154, Relief in Miinchen, s. Thiersch, Jahresber. der Akad.
II. S. 60. Hekabe, Statue, M. Gap. Ill, 62, nach Winck und R. Rochette
p. 312 [vielleicht eine klagende Barbarenfiirstin ; eine ahnliche Figur ist
an dem Sarkopbag Amendola im Capitol.] Biiste in V. Albani pi. 57 A.
Agrigent. Vase ebend., Hekabe in die Gefangenschaft gefiihrt. Vgl. Bartoli
Pitt. 27.
1 416. Besonclers fein hat die alte Kunst den Gharakter
des Odysseus ausgebildet, jedoch in der Gestalt, in wel-
cher wir ihn kerinen, wahrscheinlich erst zu Alexander's Zei-
ten; die konische Mutze und der hochgeschiirzte Chiton,
welche zur Schiffertracht gehorten, so wie der mehr kraftige
als svelte Gliederbau geben ihm ein Ansehn von entschiedener
Tiichtigkeit und reger Gewandtheit ; natiirlicher Verstand und
gereifte Erfahrung sprechen aus den Zugen des Gesichts.
2 Orestes, welcher ohne Zweifel in Hauptwerken der alten
Kunst durch das verdiisterte Ansehn des fluchtigen Morders
scharf charakterisirt wurde, wird in den Kunstdarstellungen,
welche wir besitzen, nur an den aussern Attributen des Blut-
befleckten und Schutzflehenden erkannt.
1. Odysseus Tracht, R. Rochette M. I. III. Odysseide, namentlich
das mUov (§. 338. A. 2. Gato beim Polyb. XXXV, 6) soil ihm erst
durch Nikomaehos (§. 139) urn 01. 110 gegeben sein, Plin. XXXV, 36,
22 ; andre Nachrichten (Eustath. u. Schol. zu II. X, 265) nennen Apollodor,
01. 93, als den Erfmder des Odysseus-Hutes; sicher .ist, dass die Vasen-
gemalde ihn im Ganzen nicht kennen. Eine Ausnahme bei R. Rochette
pi. 64. Dagegen erscheint Od. wenigstens mit einem ahnlichen Bute auf
der ziemlich alten Etr. Gemme, Ingh. G. Omer. 176. Auf Denaren der
g. Mamilia Od. in seinem gewohnlichen Gostum mit dem Hunde Argos,
Eckhel D. N. V. p. 242. Morelli Mam. 1. 2. Schone Biiste bei Lord
Bristol, Tischb. II, 1. Auf einem Cameo , Millin M. I. I, 22. Auf M. von
Ithaka, bei Bosset (G. M. 639*), u. Cumae, bei R. Rochette p. 253. — Die
Scenen der Odyssee ziemlich vollstandig, Tischb. II. IV. VI. VIII. G. M.
627—42. Fragment einer Tafel, wie die tab. lliaca (Od. bei der Kirke),
G. M. 635. — Od. affektirte Raserei, Lukian de domo 30. Od. Abenteuer
zur See, Mosaik im braccio nuovo des Vatican, Beschr. Roms II, II.
S. 89. Polyphem mit einem Genossen des Od. unter den Fiissen,
Gruppe im Capitol, [Clarac pi. 835. n. 2091] ahnliche Bronze bei £r.
Pourtales, R. Rochette pi. 62, 2. Od. Polyphem den Becher reichend,
[416] Odyssee, Qrestee. . 717
Mich. Arditi Ulisse che — si studia dMmbriacar Polii'erno, illustr. -di un
bassor. in marmo del M. Borbonico. N. 1817. Derselbe Gegenstand
L. 451. Glarac pi. 223. [833 A. n. 2087 A. Odysseus unter dem Widder,
Statuen in V. Pamfili u. V. Albani 833 A. n. 2087 B. 833 G. n. 2027 G.
Statue des 0. in Wien pi. 832, in Venedig, der dem Rhesos im Dimkel
eritgegen schreitende pi. 831. n. 2088.] Etr. Ume. R. Rochette pi. 62, 1.
Impr. d. I. Ill, 85. Polyphem's Blendung, altes Vasengem., M. I. d. Inst,
7, 1. vgl. Ann. I. p. 278. vgl. Gent. Ill, 44. Etr. Urne, N. Rochette pi.
62, 3. Basrelief zu Catania, pi. 63. 2. Od. unter dem Widder ent-
rinnend, in Vasengem. M. I. d. Inst. 7, 2. 3; oft auch in Etr.
Bronzen. Polyphwn seine Liebe singend, Zoe'ga 57. Pitt. Ere. I, 10.
Philostr. II, 18. (Ueber das Mattei'sche Relief bei R. Rochette M. I. 7, 1.
vgl. das p. 412 angefuhrte Zeugniss, wonach . man es nicht mehr zur
Fabel des Polyphem rechnen darf). Od. mit Aeolos Winden im Schlauch,
auch Passed Lue. II, 100. Kirke, welche einem Genossen des Od. den
Becher reicht, im Costum eines spatern Jongleurs, Wandgem., Gell N.
Pomp. pi. 72. Die Verwandlung after auf Etr. Urnen, R. Rochette pi.
61, 2. Od. mit dem Kraut Moly, G. M. 636. Od. Nekyomantie, Vase von
Nola, R. Rochette pi. 64. M. Pourtales pi. 22; nach Panofka la Terre et
le fossoyeur. Od. bei Teiresias, schones Relief des L. 298. Glarac pi.
223. G. M. 637. Etr. Spiegel, Od. vor Teiresias Schatten, erklart von
P. Secchi Bull. 1836. p. 81 (nichts Ueberzeugendes.) [M. d. I. II, 29.
Ann. VIII. p. 65. 170. 1840. p. 58. M. Gregor. I, 33. 1. Gerh. Etr. Sp.
II, 240. Das meisterhafte Gemalde an dem Krater aus Pisticci mit dem
Parisurtheil M. d. I. IV, 19. Ann. XVII. p. 210.] Od. bei den Sirenen,
§. 393. A. 4. Mit Weglassung der Sirenen, Bellori Luc. Ill, 11. Vgl.
Beger Ulysses Sirenes praetervehens. Skylla, §. 402. A. 4. Od. ein Schiff
bauend, Impr. d. Inst. I, 95. Od. als Bettler sinnend, III, 85. [Od. u.
Nausikaa bei der Wasche, Gerhard Vasen III, 218.] Od. von Alkinoos
Abschied nehmend, G. M. 639. Die Hirten dem Od. ein Mahl bereitend,
Tischb. VIII, 8. Od. mit dem Hunde Argos, G. M. 640. Tischb.
VIII, 3—5. Od. als Bettler bei der Penelope, Wandgem., Gell
N. Pomp. pi. 15. Die bekummerte Penelope, §. 96. A. 12. [Glarac pi.
834, 2090. R. Rochette M. I. p. 162 f.] Homer u. Penelope R. Rochette
M. I. pi. 71, 1. Welcker Rhein. Mus. III. S. 620. Fussbad der Eurykleia,
G. M. 642. — Od. (ohne Pilion) an Telemachos Grabe (naAos Trjtefiuzog)
nach einem dunkeln Mythus, bei Maisonn. 72. Od. axav-frojr^? Welcker
Bull. d. Inst. 1833. p. 116. [Inghirami Vasi fitt. II, 116. 117. Die Be-
deutung ist einleuchtend. Ein Bruchstiick mit THAEFONOZ KIPKH
Bull. 1843. p. 82 von Baron Giudica in Palazzuolo, jetzt in Rom.]
2. R. Rochette M. I. II. Oresteide. Orestes von Rathgeber in der
Encyklop. v. Ersch u. Gruber III, V. S. 104. Mythus, Kunstwerke.
718 . Mythologische Gegenstande der b. K. [416]
Agamemnon's Mord, auf Vasen, M. I. 614. 15. (nach Toelken's Kunst-
blatt II. S. 70, Merope, die den Aepytos morden will). Verbindung
Aegisth's mit Klytaemnestra, Millingen Div. 15. Elektra mit Orest's
Aschenkruge, auf Vasen, Millingen Div. 16; Laborde I, 8; R. Rochette
pi. 31. Orest u. El. an Ag. Grabe, Clarke Trav. II, III. pi. 1; Millingen
Div. 14; R. Rochette pi. 34. Or. u. El. (nach Winck.) in der Gruppe
von Menelaos (§. 196. A. 2), Maffei 62. 63. [Clarac pi. 836. n. 2094],
wahrscheinl icher in der etwas alterthumlichen Gruppe, M. Borb. IV, 8.
R. Rochette pi. 33, 1. [Glarac pi. 836. n. 2093.] Todtung der Klytaem-
nestra und des Aegisth (auf Agamemnon's Thron), M. PCI. A 5. G. M.
618. Todtung des Aegisth, [sehr altes Relief §. 364, A. 8.] Gemalde,
Lukian de domo 23, an einer Vase von Volci, Ann. d. Inst. III. p. 154.
[An dem beim Opfer der Iphigenia erwahnten Sarkophag von Tarquiriii
n. 4. die Leiche der Klytaemnestra ausgelegt in der Mitte, unter der
Elektra trauernd sitzt, rechts die des Aegisthos u. Pylades, links Orestes
u. zwei Furien. Orest den Aegisthos durchbohrend , Klytaemnestra mit
dem Beil beispringend, mit den Namen, Gerhard Vasen des Berliner Mus.
(n. 1007.) Tf. 24.] Or. mit Aegisth's Haupt auf Etr. Urnen (Eurip. El.
860) erklart von Uhden u. R. Rochette. Die Todtung der Klyt. und
Verfolgung des Or. durch die Erinnyen nach Delphi in dem Vaticanischen
Relief, Heeren Hist. Werke HI. S. 121. PCI. V, 22. G. M. 619, ganz
ahnlich G. Giust. 130. Barbault Mon. ant. pi. 56, 3, mehr zusammen-
gezogen in dem Relief des Mus. Chiaramonti, R. Rochette M. I. pi. 52, 2;
die Mittelgruppe, Eckhel P. gr. 20. vgl. Welcker Zeitschr. S. 433. Ver-
wandt das Relief L. 388. Bouill. Ill, 56. Clarac pi. 202, vgl. des Verf.
Eumen. S. 111. Derselbe Gegenstand Etruskisch behandelt, Micali 109.
vgl. Orioli Ann. d. I. VI. p. 164. Orest von den Erinnyen verfolgt
(§. 398. A. 5), oft auf Etrusk. Urnen u. Vasen, Tischb. Ill, 32. Millingen
Cogh. 29. Or. von Pylades gehalten, in den Accorambonischen u. ahn-
lichen Reliefs und der Praenestinischen Cista, Guattani M. I. 1787.
p. XXV; von Elektra, auf geschnittenen Steinen. Orest in Delphi, an
Vasen, §. 362. A. 3; auf einer Lampe, R. Rochette p. 155; dem Diomedes
mit dem Palladion hochst ahnlich in dem Relief N. Borb. IV, 9. R.
Rochette pi. 32, 2. p. 198; vor der Athena, G. M. 622 [von Dubois unter-
geschoben, um Millin zu tauschen] Orest in Elektras Armen, G. M. 621.
0. bei dem Dreifuss Impr. d. I. Ill, 25; von der Ath. Archegetis (§. 370.
A. 7) beschirmt, Tischb. Ill, 33. Die Scenen in Delphi u. Athen ver-
einigt, auf der Vaticanischen Vase, Diss. Ace. Rom. II. p. 601. R. Rochette
pi. 38. Calculus Minervae, G. M. 624. (§. 196. A. 3); G. Giust. II, 132;
Bellori Luc. II, 40. Eckhel P. gr. 21. Iphigeneia in Tauris, Bild von
Timomachos, Plin. XXXV, 40, 30. Taurisches Opfer, in dem Accoram-
bonischen Relief, jetzt in Munchen 230, Winck. M. I. 149. G. M. 626,
[41 7j Kleinasiatische Heroen, Amazonen. 719
genauer bei Uhden, Schr. der Berl. Akad. 1812. 13. S. 85. Mehr zu-
sammengezogen in den Reliefs L. 219. Clarac pi. 199; Zoe'ga Bass. 56.
Zwei Grimanische Reliefs bei Millin, 1'Oresteide pi. 3. 4. vgl. Schorn's
Kunstbl. 1828. S. 169. Welcker Rhein. Mus. IV. S. 602. [Griech.
Tragod. III. S. 1164—1176. (Die Basreliefe Grimani auch Mon. dell
Mus. Grimani public, nell' anno 1831 Venezia.) Das Relief zu Berlin
S. 1174 in Gerhards Arch. Zeit. II. Tf. 23. S. 367. Das zu Bonn S. 1175.
Jahrb. des Vereins der Alterthumsfreunde zu Bonn I. Tf. 3, 3. S. 61
von Urlichs, vgl. Wieseler Ztschr. f. AW. 1843. S. 483.] Or. u. Pylades
als Opfer knieend, Impr. d. Inst. I, 96. Ill, 70. 71?? Zum Opfer gefuhrt,
Lucanische Vase, R. Rochette M. I. pi. 41, Gemalde, Pitt. Ere. I, 12.
(vgl. tv. 11. Ann. d. Inst. II. p. 134). Or. u. Pylades nebst Iphigeneia
unter dem Beistande der Taurischen Artemis (in halb-Phrygischem Costum,
mit Lanze u. Bogen) entfliehend, Maisonn. pi. 59. Laborde I. p. 15;
Iphigenia in Tauris, Amphora von Ruvo M. d. I. II, 43. Ann. IX. p. 198.
[Eine unter fiinf Vasen, den einzigen von Misarra in Apulien, in der
Samrnlung Santangelo zu Neapel enthalt sehr schon die beiden Gefangnen
vor Iph. vorgefuhrt.] Ermordung des Pyrrhos in Delphi, Etr. Urne, R'
Rochette pi. 39. Wicar IV, 24. (Das Rad,. welches Pyrrhos halt, ist
nach R. Rochette der xv'xAos des Dreifusses, nach Greuzer, Wiener Jahrb.
LIV. S. 157, das Rad der Nemesis). Or. u. Neoptolemos auf Nolanischer
Vase? R. Rochette pi. 40. Orest u. Neopt. in Delphi (Or. u. Machaereus
nach Panofka.) Rv. Orest vor der Siyirj des Areopags nach Panofka, M.
Pourtales pi. 7.
417. Abgesehn «. von diesem Helden-Cyklus erscheint i
A s i e n auch in mythologischer Hinsicht meist als die Heimat
weichlicher Figuren, wie der Lieblingsknaben des Zeus und
Herakles; auch die Amazonen stellen sich in den Vasen- 2
gemalden dem Costum und der Bewaffnung nach als Asia-
tinnen, und mit einer gewissen Weichheit der Formen dar,
obgleich die Statuen und Reliefs zum grossten Theil die ein-
fache und leichte Tracht, und die kraftig runden Formen der
Glieder festhalten, die ihnen die Polykletische Periode gegeben.
1. Von Troja sind noch die mythischen Figuren zu bemerken:
Dardanos, auch Anchises, auf M. von Ilion, R. Rochette M. I. p. 246.
Elektra, Dardanos Gemahlin, mit Phrygischer Mutze, sitzend, das
Palladion fallt vom Himmel, auf einem geschnittnen Stein des Wiener
Cabinets. Laomedon von Poseidon verfolgt," Etrusk. Bronzearbeit, Inghir.
Ill, 17. Anchises u. Aphr. §. 378. A. 3. TeUmon die Hesione ret tend,
Winck. M. I. 66. vgl. Pitt. Ere. IV, 62. Ganymedes, §. 351. A. 6. -
Hylas von den Nymphen geraubt, G. M. 420*. (M. Borb. I, 6) 475
720 Mythologische Gegenstande der b. K. [417]
Mon. Matth. Ill, 31; Paciaudi Mon. Pelop. Ep. 2. Mil Narkissos zu-
sammen, an dem Puteal, Guattani M. I. 1805. p. XXXIX.
2. Sprungfertige Am a zone des Phidias, verwundete des Ktesilaos
§. 121, 2. [Die Amazone mit fiber den Kopf erhobenem linken Arm,
mehrmals im Vatican u. im Capitol, in Rom in den Palasten Pacetti
Glarac pi. 813. n. 2034 u. Giustiniani n. 2037, Torlonia pi. 812 B. n.
2032 B. auch im Palast Golonna, bei Lord Egremont Cl. pi. 808, 2031
und Landsdowne pi. 833 B. n. 2032 C.; auch war sie aus Y. Aldobrandini
an Camuccini gekommen. - Eine kleine Bronze des Florent. Museums
wiederholt diese merkwurdige Composition authentischer als die Marmor-
statuen, Visconti im Cab. Pourtales p. 11. not. 39. Auch Clarac pi. 567.
n. 1208 B. aus V. Pamfili ist nicht Diana, sondern diese Amazone.] Zu
Ross, in Bronzen, Ant. Ere. VI, 63. 64. Amaz. vom Rosse sinkend. Mar-
morstatue, M. Borb. IV, 21. [Clarac pi. 810 B., 2028 B.; eine andre im
Hof des Palasts Borghese in Rom.] Amazonen in voller Riistung
Griechischer Helden, auf einer Vase von Volci, M. I. d. Inst. I, 27, 24;
eine darunter blast in eine Trompete (in Bezug auf deren Lydo-Tyrrheni-
schen Ursprung), wie die Phrygisch bekleidete Amaz., Micali tv. 108.
[Am. zu Pferd u. zwei Feinde, M. Gregor, II, 18, 1.] Kampfe mit Heraldes
§. 410. A. 4. Boettiger Vasengem. III. S. 163. [S. 170 ft. Reihe der
Amazonenbildungen] , Theseus §. 412. A. 1, um Troja §. 415. A. 1.
(Priamos zu Pferde gegen die Amazonen ziehend, auf einer alten Vase,
s. Millin M. I. II. p. 78), beim Ephes. Tempel §. 365. A. 1. [Amazone
Kyme auf M'. Munchner Denkschr. Philol. I. Tf. 3, 8. Amazonenschlachten,
sehr haufig auf Vasen, Hancarv. II, 65. 126. Tischb. II, 1, 8. .10.
Millin I, 10. 23. Tomb, de Ganosa 9. Millingen Div. 37. Un. Mon. I. 38.
Laborde I, 20. In Gerhards Auserles. V. II, 103 Riistung. 102 Zug. 104
Kampf.] In Reliefs in Phigalia §. 119. A. 3, in Halikarnass §. 151.
A. 1, am T. der Artemis Leukophryne in Magnesia, [jetzt in Paris,
Glarac pi. 117 G. — 117 I. vgl. L. Ross Hellenika I. S. 57.] Besonders
schon1 ist der Sarkophag (aus Lakonika) in Wien, Bouill. II, 93. Moses
pi. 133, wo die Amazonen Rocke mit leeren Aermeln tragen, §. 246. A. 5.
Von einem andern Sarkophag in Sparta, Abercromby Trant Narrative of
a journey thr. Greece. L. 1830. [?] Sarkophag von Mazara, Houel I.
pi. 15; M. Cap. IV, 23. Pompejan. Wandgem. von Zahn 12. 13. Vgl.
Boettiger Archaebl. der Mai. S. 256.
Niobe §. 126. Reliefs, PG1. IV, 17. Fabroni tv. 16; in Munchen 213.
V. Borgh. I, 16. Ein minder umfassendes, aber sehr ausgezeichnetes PG1. 1^,
1, 17. vgl. Welcker Zeitschr. S. 591 ff. Familienbesuch bei der Leto (Accra) xori
Nioficc n&lct fisv cpiliai qcfctv srcil^Ki Sappho), die Tochter spielen mit Astra-
galen, G. M. 515. Die Statuen Clarac pi. 581—590. Basreliefe zu den in der
Zeitschrift zusammengestellten u. dem 1824 gefundnen Sarkophag in Munchen
[418] Mytlien der Inseln, Colonieen, Rom's. 721
das schone Bruchstuck in Bologna Thiersch Reisen nach Italien S. 301 ;
der jetzt im Lateran befindliche, L. Grifi intorno ad un sepolcro disso-
terrato nella vigna Lozano R. 1840 tv. (aus den Atti dell' Acad. Rom.).
Kunstbl. 1839. N. 34. H. Brunn Kunstbl. 1844. S. 322 f. Bull. 1839.
p. 3. 39; ein Etrurischer in Toscanella, Garten Campanari, mit darauf
liegender mannlicher Portraitfigur , Bull. 1839. p. 25. Ein Vasengemalde
Cab. Durand n. 19, R. Rochette Mon. ined. letzte Seite, ein andres von
Ruvo Bull. Napol. 1843. tv. 3. p. 71. cf. p. Ill; eines mit Apollon, einem
Niobiden, Artemis und dem Padagogen, de Witte V. peints de Mr. M*.
p. 9; ein Wandgemalde in dem Columbarium der V. Pamfili, Bull. 1838.
p. 4, 1839. p. 38. Niobe im Augenblick. ihres Todes , Stackelb. Graber
Tf. 64. Welcker Griech. Trag. I. S. 295. Terracotten einer Gruppe der
Niobiden in Fasano gefunden, Bull. Napol. V. (1847) p. 41. tv. 3.]
418. Die Inseln, das altberiihmte Kreta ausgenom- 1
men, sind wie alle diejenigen Gegenden, welche die Hellenen
nicht seit Urzeiten bewohnt haben, arm an Mytlien und
darum an Gegenstanden fur die Kunst. Colonieen ver- 2
herrlichten bisweilen in Statuen und auf Miinzen ihre ersten
Urheber, welche, wenn nicht selbst mythologische Personen,
doch ihnen zunachst standen. Rom's Macht verschafft der 3
Geschichte des Aeneas manche bildliche Darstellung, und er-
wirbt den Grundungssagen der Stadt einen Platz neben den
Griechischen Mytlien; doch kann man nur der Gruppe der
Zwillinge unter der Wolfm ein wahrhaft plastisches Leben
nachruhmen.
1. Kretischer Mythus. Europa §. 351. A. 4. Talos (mit
Beischrift) auf M. von Phaestos, Cab. d'Allier pi. 7, 5. vgl. Ann. d. I. VII.
p. 154. Minotaur u. Ariadne §. 412. A. 1. 384. A. 3. Daedalos
u. Pasiphae, L. 71. Winck. M. I. 93. Bouill. Ill, 52. Clarac pi. 164.
G. M. 487. vgl. 486; Gemalde, M. Borb. VII, 55; haufiger Gegenstand
der Kunst, Virg. Aen. VI, 24. Petron. 52. Philostr. I, 16. [Campana
Opere di plastica tv. 59. 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 241. Pasiphae mit
dem kleinen Minotaur auf dem Schooss, Kylix von Vulci Bull. 1847.
p. 128. Reliefe 0. Jahn S. 239 if. Wandgemalde D. der thronenden
Pasiphae den Stier vorfiihrend (gegeniiber Ariadne dem Theseus den
Knauel reichend). . Mus. Borbon. XIV, 1. Zahn II, 60.] Ikaros Be-
fliigelung, Sarkophag in Messina, Houel II. pi. 75. Hirt, Toelken's
Kunstbl. II. S. 73; Zoega Bass. 44. Winckelm. M. ined. 95; Orti Mon.
Giusti tv. 1 , 2 Bruchstuck. [Das Exemplar der V. Albani auch bei
E. Braun zwolf Basrel. Tf. 12; wo noch ein zweites derselben Villa
O. Muller's Archaeologie. 4. Aufl. 46
722 Mythologische Gegenstande der b. K. . [418]
abgebildet ist; ein anclres nach Petersburg gekommen. Vasengemalde M. Borb.
XIII, 57. Daedalos stehend befestigt die Fliigel unter dem Beistande der Athene.
Daiuriter Proteus und Menelaos, Rv. Perseus u. die Gorgonen.] Cameo,
M. Borb. II, 28. (Kreta in leichter Jagertracht dabei sitzend). [Auf
der andern Seite arbeitet eine weibliche Figur mit Hammer, la Scultura?,
an einem Ende des Flugels. Daedalos halt dabei den mit ausgebreiteten
Fliigeln erhoht gestellten Ikaros am Arm zuruck; der Augenblick scheint
gemeint, wo an die Schwingen die letzte Hand gelegt wird u. Ikaros sich
eben aufschwingen soil.] Der Flug, G. M. 489, aus Pitt.VErcol. IV, 63.
2. Tar as u. Phalanth in einer Statuengruppe , Paus. X, 13.
Taras auf Delphin auf Tarentinischen , s. besonders Probus ad Virg.
Georg. II, 176. Byzas auf Byzantinischen M. vgl. Millin P. gr. 47.
Kydon auf M. von Kydonia. Tios auf Tianischen, Vise. Icon. Gr.
pi. 43, 16; Adramyttos?) ebd. pi. 43, 15. Kyzikos auf M. der gleich-
namigen Stadt, G. M. 421. Eurypylos, Konig der Keteer, auf M. von
Pergamos, Mionnet Suppl. V. pi. 4. 1. Pergamos xrtarqs ebenda,
Monomachie auf M. Gavedoni Ann. 1835. p. 269. Athymbros auf M.
von Nikaea, Midas mit Phrygischer Mutze auf M. von Midaion u.
Prymnessos. Von Leukippos §. 372. A. 3. Avellino, Opusc. div. I.
p. 199. Auf Syrakus. M. Leukaspis, Torrem. tv. 78. 11 — 14, auf
Messaniscben Pheraemon, ebd. 50, 6, M. von Tyndaris Agathyrnos,
s. Due de Luynes, Ann. d. Inst. II. p. 308 ff. Millingen Anc. Coins 2, 9.
Ein reisiger Heros auf M. von Segesta, wahrscheinlich Egestes von
Troja, Nohden 8. Dagegen Millingen Anc. coins p. 8. Epidius
Nuncionus auf M. von Noceria (nach Avellino), Millingen Med. In. pi. 1,
7. p. 14. So noch historische Stadtegriinder, wie Gorgos, Periander's
Bruder, auf M. von Ambrakia, R. Rochette Ann. d. Inst. I. p. 312. M. L
pi. 14, Dokimos auf M. Dokimeia's. Vgl. Vaillant N. Imp. Gr. ed. sec.
p. 305. R. Rochette p. 245.
3. Aeneis, Cod. Virg. G. M. 645—652. Shelstrate's Virgil.
L. 1750. Heyne's Virgil, besonders in der zweiten Ausg. Aeneas
Anchises tragend, auf Ilischen, Segestanischen (Torrem. tv. 64, 2 ff.) u.
Romischen Miinzen, Contorniaten , Lampen (Bellori HI, 10), Gemmen,
M. Flor. II, 30, 23. Impr. d. Inst. II, 62, Vasengem., Micali, tv. 88, 6.
R. Rochette pi. 68, 2. 3, [u. unzahlige andre.] Marmor von Turin
pi. 76, 4; auf einem Herculanischen Gemalde durch Affen dargestellt,
Pitt. Ere. IV. p. 312. Aeneas bei Dido mit einer interessanten Dar-
stellung Carthago's u. seiner Schutzgotter, in einem spatromischen Relief,
PCI. VII, 17. vgl. Beschr. Roms II, II. Beil. S. 9. Barberinische u. Vati-
canische Statue der sich ermordenden Dido, PCI. II, 40. B, 10. Ganz
anders die Statue Anthol. Pal. Plan. IV, 151. Vgl. iiber die Bildungen der
Dido Heyne Virg. T. VI. p. 762. Dido von d(m hinwegsegelnden Aeneas
[418] Mythen der Inseln, Colonieen, Rom's. 723
verlassen, neben ihr dienende Frauen und die Figur der Africa, Pompej.
Gemalde, M. Borb. IX, 4. (Cleopatra nach Girillo). Rom's Ur-
spriinge an der Ara des Claudius §. 415. A. 1, und der Statue des
Tiber §. 403. A. 3. Clarac pi. 176. Sarkophag im Dom zu Amalfi,
Mars zur Ilia; alle Gotter dabei, auch die aus der Unterwelt; auf einer
Seite die Wolfm mit den Zwillingen. Aeneas und die Sau von Alba, auf
dem Vaticanischen Altar (des Augustus), R. Rochette pi. 69. Die Sau
mit den dreissig Ferkeln, auf Gemmen; auch wohl PCI. VII, 32. Aeneas,
im Costiim eines spatern Imperator, die Sau opfernd, Relief, G. di Fir.
Ill, 119 (nach dem Herausgeber). Rea Silvia §. 373. A. 3. Romulus
u. Remus unter der Wolfm (lupa tereti cervice reflexa, Virg. Aen. VIII),
633), auf M. von Rom u. Ilion, N. Brit. I, 19. 9, 18. §. 182. A. 1; auf
Gemmen, G. M. 655. Impr. d. Inst. II, 64. 65 (der Hirt Faustulus in
der Sisyra u. Roma dabei); Relief, G. M. 657; Statue §. 172. A. 1. Die
M. von Capua, N. Brit. 2, 14, deuten auf eine ahnliche dortige Localsage.
Die lauschenden Hirten, G. di Fir. Intagl. 36, 1. Passeri Luc. Ill, 1. 2.
Romulus spolia opima, G. M. 658. Die Tarpeja von den Sabinern mit
Schilden iiberschuttet, auf M. der g. Tituria. Sabinerinnen-Raub auf
M., G. M. 658*. M. des Constantius, M. Flor. IV, 100.
II. Gegenstande ties Menschenlebens.
A. Individueller Art.
1. Historische Darstellungen.
1 419. Die Griechische Kunst in ihrem Wesen so sehr
eine aus dem Innern hervorgehende Produktion, und hangt
in ihrer geschichtlichen Entwickelung so sehr mit Religion,
Mythologie und Poesie zusammen, dass die Darstellung des
aussern erfahrungsmassigen Lebens irnmer nur eine unterge-
ordnete Stelle in ihr einnehmen konnte. Und auch, wo au-
ssere Erfahrung dem Kiinstler Stoff gibt, sind Darstellungen
bestimmter einzelner Fakta viel seltner, als eine Auffassung
2 der Erscheinung in ihren allgemeinen Ziigen. In Griecben-
land nahm indess die Malerei durch das Zusammenfalten
ihrer Entwickelung mit den Perserkriegen, und den geringeren
Zusammenhang ihrer Werke mit dem Gultus (§. 73, 1.)
ofter als die Plastik ihre Richtung auf Verherrlichung histori-
scher Begebenheiten, siegreicher Kampfe der Gegenwart [§. 99.
A. 1. 109. A. 3. T. der Nike Apteros.] (§. 135, 2. 140, 5.
163, 6.); auch das Leben der Weisen und Dichter wurde in
3 diesen Kreis gezogen. In plastichen Kunstwerken sind, wenn
man von der Andeutung geschichtlicher Ereignisse durch die
Wahl der Mythen (§. 89, 3. 90, 3.) absieht, historische Dar-
4 stellungen vor Alexander sehr selten. Doch giebt es eine
gewisse Zahl auffallender und wunderbarer Geschichten von
grosser Pietat, Liebe und dergleichen, wie die von den Kata-
naeischen Briidern, Hero und Leandros und einige andre,
welche in der bildenden Kunst,- wie auch in der Poesie, fast
5 die Rechte von Mythen erworben haben. Haufiger warden
eigentlich historische Darstellungen bei den Romern, wo an
. Triurnphbogen und Ehrensaulen grosse Kriegsziige der Kaiser-
zeit vollstandig entwickelt, und auch auf den Munzen manche
Ereignisse, friiher als Auszeichnungen einzelner Geschlechter,
dann als Ehrenthaten der Kaiser, nicht bios mythisch ange-
[419] Historische Begebenheiten. 725
deutet, sondern auch unmittelbar vorgestellt wurden; doch 6
finden sich auch in Rom historische Gegenstande ausser diesem 7
Kreise von Denkmalern selten. Die Apotheosen kann man
kaum zu den historischen Begebenheiten rechnen , sie bilden
wenigstens den Uebergang von der sinnlichen Erscheinungs-
welt zu einer geglaubten gottlichen. — Wie bei den Kriegs- 8
darstellungen jener Ehrenmonumente auch den Germanen,
Daciern, Sarmaten ihr nationaler Gharakter gegeben wird:
so muss an dieser Stelle bemerkt werden, dass auch in der
Bezeichnung fremder Rassen die alte Kunst viel Sinn fur
genaue Auffassung eigenthumlicher Bildung zeigt.
1. Diese Eiiisicht wird grosstentheils Winckelmann verdankt, welcher
die Herakliden-Wanderung als den jtingsten Gegenstand der bildenden
Kunst betrachtete. Und auch hier kann man zweifeln, ob die drei
Helden bei der Urne, auf Gemmen, die loosenden Herakliden sind. Winck.
W. III. S. XXVII.
2. Bei Philostratos kommen Panthia, .Rhodogune, Themistokles in
Persien, Pindar als Knabe, auch Sophokles, als Gegenstande von Ge-
malden vor. Nach Lukian de morte Peregr. 37 wurde Sokrates Ge-
sprach mit seinen Freunden im Kerker oft gemalt. Sokrates u. Alkibiades?
Impr. d. I. IV, 83. [Sokrates den Giftbecher leerend, vermuthete in dem
Relief Mon. de' Gonti Giusti Verona tv. 1, 1 der Verf. Goetting. Anz. 1837.
S. 1956, so wie auch der Herausg., obwohl des Sokrates Portrat nicht
ausgedruckt ist u. also em Arzt gemeint sein konnte. Sokrates auch an
Sarkophagen mit den Musen. 0. Jahns Deutung eines Bronzereliefs auf
Sokrates und Diotima Ann. XIII. p. 272 wird mit Recht bestritten von
Avellino Bull. Napol. II. S. 27 ff. u. R. Rochette Peint. de Pompei I. p.
105 f. So ist auch sicher das Grabrelief M. di Mantova III, 16 nicht
Aristoteles mit dem kleinen Alexander. In einer Wiederholung dieser
Vorstellung im Museum zu Brescia, wo man ebenfalls sagt Aristotele e
suo scolare, hat der Kleine die Formen eines Ausgewachsenen u. scheint
daher eher ein Sklave zu sein.] Hochzeit des Masi nissa u. der Sophonisbe,
Herculan. Wandgem. Vise. Icon. Rom. pi. 56. M. Borb. I, 34. Alexan-
der's Hochzeit §. 211, 1. -- Kroesos auf dem Scheiterhaufen (den
Gottern vertrauend, die den Brand loschen werden), Vasengem. von
Volci (das einzige der Art), M. I. d, Inst. 54. Welcker Rhein. Mus. II.
S. 501. Arkesilaos §. 427. A. 6.
3. " Geschichtliche Gruppen und Reliefs §. 118. A. 2, a. u. am
Ende, §. 129. A. 3. 157*, 2. 3. Othryades auf Gemmen, wenn er es
ist (VIC), Lipp. I, II, 66. 67. u. sonst. Die Argivische Dichterin Tele-
sill a sich riistend, Paus. II, 20, 7. Die Deutung der Etruskischen Reliefs
726 Gegenstande des Menschen-Lebens.
[Zoega Bassir. tv. 40.] Ingh. Mon. Etr. I, 63, 64, auf den Marathonischen
Echetlos 1st sehr zweifelhaft. Arion mit der Laute auf dem Delphin
M. Borb. X, 7 (wie Taras), als Seitenstuck einer Nereide auf dem Triton.
[D ii't replies von Pfeilen durchbohrt, Paus. I, 23, 4. Den Timotheos
malten die Maler scherzhaft schlafend im Zelt u. Tyche iiber ihm die
Stadte in einem Netz fangend, Aelian V. H. XIII, 43. Suid. Plut. Apophth.j
Harmodios u. Aristogeiton, Gruppe auf Athenischen Mtinzen u. an
dem Thronsitze Stackelberg Graber S. 33 Vign. nur nicht die von
Praxiteles, wenn es die von Xerxes geraubte und von Alexander, Seleukos
oder Antiochos zuriickgegebene war, sondern es muss die alteste der drei
in Athen gearbeiteten, die von Antenor gewesen sein. [§. 88, oder wenn
nicht die zuriickgegebene , dann die von Kritios oder die von Praxiteles.
Eine dieser Gruppen auf der Agora Aristoph. Eccles. 713, Aristot. Rhet.
I, 9. Der marmorne Thron 1st ohne Zweifel derselbe, welchen Stuart II.
ch. 4, die deutsche Uebersetzung II. S. 438 aus dem Memorandum iiber
Lord Elgin erwahnt, indem nur das Opfer der Erechtheustochter Tod der
Leaena genannt. wird.] Elektron-Schale (§. 312. A. 3) mit Alexander's
ganzer Geschichte. Relief aus giallo antico von Laurentum mit einer
Andeutung der.Schlacht von Arbela, Fea zu Winck. Ill, 441. G. M. 564.
Alexander und Diogenes, Zoega Bass. vgl. 30. auch Boissard I. tb. 81.
Diogenes in der Tonne Impr. d. I. IV, 82. Demosthenes am Altar von
Kalauria, Terracotta-Relief, Fea zu Winck. II.. p. 256. [Die Reiterschlacht
des Agathokles heriiich auf Tafeln gemalt, Gic. Verr. IV, 2, 55.]
4. Die Katanaeischen Briider am T. der Apollonis §. 157.
A. 2, auf M. von Katana (Torrem. tb. 23) und des Sextus Pompejus.
Statuen besingt Glaudian Eidyll. VII. [Kleobis u. Biton in Argos
mit der Trjfavvos angethan, Poll. VII, 61, das Ziehn der Mutter
nach dem Tempel dargestellt in Argos, Pausan. II, 20, 2, in Delphi
Herod. I, 31 u. Kyzikos in einem der Stylopinakien des Tempels der
Apollonis n. 18 der Epigramme. Ein Basrelief, ehemals im Pallast
Sacchetti scheint modern, so wie ein andres von andrer Composition bei
einem Romischeri Antikenhandler 1845. Ein Stein s. Toelken geschn.
Steine S. 312, 7. Das von Beger Spicil. p. 146 u. Montf. I, 24 edirte
Relief, jetzt in der Marcusbibliothek in Venedig 1st zum Theil dunkel,
aber nicht auf irgend eine andre Geschichte zu beziehn, wie Boettiger
Kunstmyth. II. S. 282 meint.] Der von der Pero gesaugte Kim on,
Valer. Max. V. 4. ex. 1 (der huius facti pictam imaginem erwahnt),
Wandgem. M. Borb. I, 5. [Ternite Pompej. Wandgem. 2. Reihe I, 8.]
Die Geschichte von Hero u. Leandros findet sich auf M. von Sestos
(Mionn. Suppl. I. pi. 8) u. Abydos V. pi. 5, 3, Gemmen (Lipp. I, II, 62)
u. Contorniaten auf dieselbe einfache Weise vorgestellt. [Auch in einem
Pompej. Gemalde, Journ. des Sav. 1845. Febr. Bull. Napol. I. p. 20.]
[419] Historische Begebenheiten. 7^7
5. S. §. 198, 2. 202, 2. 204. A. 4. 205, 6. 207. A. 4. Fragment
eines Kampfes von Romern mit Daciern, wie es scheint, L. 349. Glarac
pi. 144. Grossere Stiicke aus ahnlichen Kriegscenen, G. Giust. II, 71. 72.
Kampf von Romern u. Marcomannen, (Blackie Ann. d. Inst. III. p. 287.
[Nibby sarcofago scoperto entro la vigna Amendola R. 1839.] Perga-
manern u. Galliern nach R. Rochette, Bullet, univ. Set. VII. 1830. p. 368)
an dem Sarkopbag der Vigna Ammendola, M. I. d. Inst. 30. 31. — Auf
Denaren der Republik konnen nur Andefltungen geschichtlicher Fakta
Platz haben, <vie Aemilius Lepidus, der Ptolem. V. das Diadern aufsetzt
(Morelli g. Aemilia 8), der gebundne Jugurtha (g. Cornelia), die Unter-
weifung des Konig Aretas u. des Judaer Bacchius in Arabien (g. Plautia
et Aemilia), Stieglitz p. 97 ff. Auf Kaisermiinzen wird besonders das
Gedachtniss der munera congiaria nnd opera publica gefeiert; aher auch
andre Unternehmungen der Kaiser, Trajan's Heerziige, Hadrian's Reisen.
— Alimentariae Fanstinianae, Zoega Bass. 32. 33. Die Mithridatischen
Kriege gemalt, Sidon Apoll. carm. 22. V. 158.
6. Der Gurtius, V. Borgh. st. I, 18, Maffei 83, 1st von Bernini ; nur
das Pferd antik. Die geschnittenen Steine mit Gocles, M. Scaevola,
Curtius M. Flor. II, 56 sind offenbar neu; die mit Kleopatra's Tod (vgl.
§. 311. A. 5) zweifelhaft der mit Caesar's Ermordung, Lipp. I, II, 279,
gewiss nicht antik. Auf Sulla's Siegelring war die Auslieferung Jugurtba's
vorgestellt, Plut. Sulla 3. Roscius, wie er als Knabe von einer Scblange
umwunden wurde, war aus Silber caelirt, Cic. de div. I, 36. Domitian's
Bedrangniss durch die Vitellianer, in einem Relief dargestellt, Tac. H. Ill,
74. AVG als hewaffneter Heros mit dern Romischen Adler u. dem Palla-
dium, Impr. d. I. Ill, 89. Commodus Isis Cult, in einer Mosaik portrat-
artig dargestellt, Spartian Pescenn. 6. Ebenso Elagabal's Gotterdienst, in
einem Gemalde, Herodian V, 5. — Interessant ist die zusarnmengedrangte
Darstellung der Schicksale der Leg. XI. Cl. P. F. auf einer Gemme, M.
Flor. II, 19. Lipp. I, II, 451. — Die mitunter schonen Statuen Barbarischer
Konige als Gefangner (z. B. Maffei Race. 56 vom forum Traiani, vgl.
Montf. IV, 148. Glarac pi. 330) waren wolil immer Nebenfiguren an
Ehrenmonumenten [Clarac pi. 852— 854 C.] Tiridat? L. 446. Clarac pi.
336. Vgl. §. 406. A. 5. (Silence).
7. Ueber die Gonsecrationen der Kaiser stellt die G. M. 671—684
die Hauptdenkmaler zusammen ; die Kaiser tragt ein Adler, die Kaiserinnen
ein Pfau gen Himmel; Hadrianus erhalt in dem Relief PCI. V. 26 (wie
Herakles) die Unsterblicbkeit in einer Schale. Auf M. des M. Aurel
bedeutet ein Juno-Thron die Consecration der Faustina, Pedrusi VIII,
18, 5. Auf eine spatre Apotheose, nicht die des Romulus, bezieht
sich auch das Diptychon G. M. 659. Auf der ara Augustea zu<Ravenna
(Gori Gemmae astrif. III. p. 137) scheint Claudius unter die Gotter des
728 Gegenstande des Menschen-Lebens. [420]
Julischen Geschlechts aufgenommen zu werden. vgl. §. 199. A. 6. 8.
200. A. 2. 204. A. 4.
8. S. dariiber Blumenbach Commentatt. Soc. Gott. XVI. p. 175.
Sehr vortrefflich sind die Aegyptier schon auf einer Vase von Volci,
Micali tv. 90, gezeichnet. Die Statue des trunkenen Inders, Kallistr. 3,
war etwas mohrenartig ; vgl. Philostr. Apollon II, 22. In einem K*yre-
naeischen Sepulcralgemalde wird der Lebenslauf einer Negersklavin
dargestellt. Pacho pi. 54. Neger (durch Restauration) L. 354. Glarac
pi. 322. Aethiopischer Badeknecht, PCI. Ill, 35. Negerin, Kopf von
Bronze M. Pom-tales pi. 19. Hingeknieter Mohr als Lampe das. 30.
2. Portratbildungen.
1 420. Die Portratbilder (fodgutiftg)', aus clem Be-
streben, Sieger in heiligen Spielen zu ehren, hervorgegan-
gen , also urspriuiglich ebenso wie andre Bilcler mit dem
Dienste der Gotter in Verbindnng stehend, warden, bei clem
Verschwinden des achten Republicanismus, durch den politi-
schen Ehrgeiz und die Schmeichelei spaterer Zeiten zu unge-
heurer Zahl vermehrt (s. §. 87. 88. 121, 3. 128, 5. 129, 3.
2 158. 181, 2. 199" ff.). Meist waren sie aus Erz, weniger
. aus Marmor ; neben der ganzen Figur wird die Form der
Biiste und des Schildbildes gebrauchlich , besonders fiir Auf-
stellung in grosseren Reihen; Malerei, gewohnlicher fur
Privatbestellung, ist doch nicht ohne Beispiel bei offentlichen
3 Ehrenbildern. Urspriinglich freiere Darstellungen des korper-
lichen und geistigen Charakters der Individuen, kommen ei-
gentliche Portratstatuen erst sehr allmahlich auf (§. 87.
4 123, 2. 129, 5.). Zugleich wurden von Mannern friiherer
Zeiten, auf eine ahnliche Weise wie von Heroen, aus
ihrem bekannten Gharakter, ihren Spriichen, Poesieen her-
aus, Portratbilder erschaffen, wie der im hochsten Sinn ge-
dachte Homeroskopf, die Statuen der sieben Weisen und der,
nach Platon's Symposion, aus dem Silen geschaffne heitre
5 Sokrateskopf. In der Zeit der gelehrten Studien Griechen-
lands bildeten die Portrate der Schriftsteller , besonders der
Philosophen, einen sehr bedeutenden Zweig der Kunst, auf
den manche Kunstler sich fast ausschliesslich legten, besonders
weil man in Museen und Bibliotheken moglichst vollstandige
[420] Portratbildungen der Griechischen Kunst. 729
Reihen davon zu bilden bestrebt war; auch zeigten die Kiinst-
ler dabei ein bewundernswiirdiges Talent, das eigenthumliche
Studium und derrlitterarischen Gharakter dieser Manner bis
in die Fingerspitzen hinein auszudriicken. Auch von den 6
ausge^eichneten Staatsmannern Athens ist uns manche sichre
Biiste erhalten; dagegen von den im Alterthum so viel ge-
bildeten und auf alien Stufen idealisirter und gewohnlicher
Menschengestalt (§. 158. 199.) dargestellten Fiirsten, den
grossen Alexander ausgenommen, sehr wenig iibrig ist, haupt-
sachlich, well man in Romischer Zeit keine Sammlungen
davon niachte. Dagegen geben die Miinzen, von Alexander 7
abwarts, eine reiche Uebersicht der aus Griechischem Stamme
hervorgegangenen Dynastieen sowohl, wie der orientalischen,
welche sich jenen in ihren Sit ten zu nahern suchten.
1. Merkwiirdig ist, dass auch nach Hygin f. 104. Laodameia, um
ein Bild des Protesilaos bei sich zu haben, einen Gottesdienst simulirt,
vgl. Ovid Her. 13, 152. Bilder als Ersatz entfernter Geliebten setzen die
Tragiker in die heroische Zeit, Aesch. Ag. 405. Eur. Alk. 349. [Dikaeo-
genes in den Kypriern, Aristot. Poet. 16. Welcker Griech. Trag. S. 204],
vgl. Visconti I. p. 2. Lobeck Aglaoph. 1002 u. 1007. (Dass die 'Epp«-
ygoSiTot, Theophr. Char. 16, maiorum utriusque sexus effigies cubiculares
sub specie Hermarum biformium consecratae gewesen, ist wenig wahr-
scheinlich). — In Athen wurde Demosth. zufolge nach den Tyrannen-
mordern, §. 88, zuerst Konon aufgestellt; clann Ghabrias (ausser Nepos
Chabr. 1. s. Aristot. Rhet. Ill, 10), Timotheos und viele andre. Iphikrates
Rede gegen Harmodios, einen Nachkommen des Tyrannenmorders, (Aristot.
Rhet. II, 23, 6. 8) scheint dadurch veranlasst worden zu sein, dass dieser
jenem die Ehre der Statue bestritt, die nur ihrem Geschlecht gebiihre,
vgl. Demosth. g. Lept. p. 462. Sonst A. Westermann de publ. Ath. honor.
P. 14 ff. KvSQtKVTO&rJKKl, C. I. 11. £749.
2. Daher uvSQiuvvonotoi, statuarii, fiir Erzgiesser steht. Was man
aus Marmor hat, ist meist Romische Nachbildung. Von den Busten
§. 345, 3, den Schildbildern §. 311. A. 3. 345*, 4. Portratgemalde als
Ehrenbilder, besonders in Kleinasien, wie das des Kitharoederi Anaxenor
im Purpurmantel des Zeus Sosipolis zu Magnesia, Strab. XIV, 648. Vgl.
§. 208, 3.
3. Die beruhmte Vorschrift, dass die Athletenstatuen nicht grosser
als im Leben sein durften (s. u. a. Lukian pro imag. 11) sollte einen
durchgangigen Unterschied gegen die gewohnlich grosser gebildeten Heroen
setzen. Die IGO^TOTJTOI dvSQiuvTts im Schwur der Attischen Archonten
hangen auch damit zusammen. Davon sind aber die st. iconicae bestimmt
730 Gegenstande des Mensohen-Lebens. [420]
zu scheiden, genaue Portratstatuen, die man naturlich erst nach Lysistratos,
dreimaligen Siegern setzte, §. 87. A. 2.
4. Pariunt desideria non traditi [traditos] vultus, sicut in
Homero evenit, Plin. XXXV, 2. Der herrliche Farnesische Kopf des
Homer (Tischb. Horn. 1,1) zeigt das ylvnv yrj$cc$, Ghristodor 322; die
Capitolinischen bei Vise. 1, 1 sind des Heros Homer weniger werth. Doch
geben auch die M. von Amastris (M. SGlem. tb. 6, 9) und Jos, und die
Gontorniaten verschiedene Kopfe. Die Homerischen Denkmaler oben
§. 311, 5. 393. A. 2. G. M. 543-549. Einige zweifelhafte Bildwerke,
R. Rochette M. I. pi. 70 (Dank einer Familie an Asklepios und Hygieia?)
und 71, 1. p. 420. Dann gehSren zu den non traditi vultus ohne Zweifel
Lysippos SiebenWeisen und Aesop (Anth. Pal. Plan. 332), wonach
die Hermen aus der Villa des Gassius, mit Unterschrift , und der Aesop
der V. Albani, ohne solche, verfertigt sein mogen. Auch Solon's Bild
in Salamis, welches Aeschines fur sehr alt ausgab, war noch nicht
50 Jahr vor Demosthenes gesetzt, de falsa leg. p. 420. Von Lysippos
Sokrates, Diog. L. II, 43. vgl. Visconti pi. 18. (Ueber die meist alle-
gorischen oder grillenhaften Sokrates-Gemmen Chifflet's Socrates.) Den
Reichthum der Griechen auch an Statuen dieser fruhern Zeiten zeigt be-
sonders Ghristodor und die Aufzahlung von Frauenstatuen Griechischer
Meister bei Tatian adv. Gr. 52. p. 168.
5. Ueber Gelehrten-Bildner Plin. XXXV, 2. XXXIV, 19, 26 ff. vgl.
§. 121. A. 3. Gelehrten-Biisten als Schmuck der Museen, wahrscheinlich
schon in Alexandreia und Pergamon, wie in dem des Asinius Pollio, dann
auch in Privatsammlungen, Pers. Prol. 5. Juv. II, 4. VII, 29. Lipsius
de biblioth. 9. Gurlitt S. 240. vgl. §. 305. A. 4. — Ueber die feine Auf-
fassung des Gharakters s. besonders 8idon. Apollin. Epist. IX, 9. Der
Geometer Euklid wurde mit auseinander gebogenen, der fmgerrechnende
Chrysipp mit zusammengekrummten Fingern, Arat als Sanger der Gestirne
(obzwar nur nach Biichern) mit iibergebogenem Nacken gebildet. Die
beiden letztern sieht man so auf M. von Soli (Vise. pi. 57, 1), den Chrysipp
erkennt Vise, darnach in einer Biiste der V. Albani.
Von Philosophen kennt man durch M. Pythagoras
y Cab. d'Allier pi. 16, 16. vgl. §. 181. A. 1), Heraklit und Anaxa-
goras (Vise. pi. A, 2), durch sichere Biisten Sokrates, Platon, Karneades,
Theon von Smyrna, Aristoteles (Statue im Pall. Spada), Theophrast,
Antisthenes, Diogenes (interessante Statue in V. Albani), Zenon den
Stoiker, (dessen Biiste in Neapel Vise, fur den Eleaten nimmt, und dem
Stoiker eine andere unbegnindete giebt; [Leukippos, Avellino Opusc. I.
p. 198] die treffliche Statue eines altern Mannes im Tribon, M. Gap. I, 90.
Bouill. II, 26, gehort keinem von beiden), Chrysipp, Poseidonios, Epikur
und Metrodor, Hermarch.
[420] Philosopher!, Dichter, Redner. 731
Von Dichtern findet man auf M. Alkaeos, Sappho (die Busten
sind unsicher, und die von Steinbuchel Wien 1821, Millingen Un. 33. 34.
Maisonneuve 81 herausgegebene Vase in Wien, wenn die Inschrift edit,
[ein Thonrelief von Melos im Brittischen Museum stellt dieselbe Scene
dar], doch fiir kein Portrat zu achten, welches dagegen die von Allier de
Hauteroche, Notizie intorno a Saffo di Ereso. 1822, herausgegebne Bronze-
mimze liefert, vgl. Plehn Lesbiaca p. 189 ff. Gerhard Eunstbl. 1825.
N. 4. 5. Broendsted Voy. II. p. 281), Anakreon, Stesichoros (genau nach
der von Gic. Verr. II, 35 erwahnten Statue). [Anakreon mit seinem
Hiindchen, Vase im Britt. Mus. Sam. Birch, Archaeologia L. XXXI. p. 256.
Wiederholung in Rom, Bull. 1846. p. 81. Kydias, mit einer Laute.
XAIPE XAIPE KYDIAS, an einer Vase Gatal. Magnoncour, vgl. Goetting.
Anz. 1840. S. 597 ff. Zwei Statuen urn Montecalvo 1836 gefunden und
wahrscheinlich zu den neun Musen gehorig sind Anakreon und wahr-
scheinlich Tyrtaeus, beide im neuen Borghesischen Museum. Angebliche
Biiste des Anakreon Neapels Ant. Bildw. S. 100. n. 343. Eine andere
M. Worsl. Ill, 3.] In Marmorwerken Sophokles (aus dem Prytaneion von
Athen? M. Worsl. I, 2, 1), [die herrliche Statue im Lateran und Bilder
M. d. I. iV, 27. 28. Ann. XVIII. tv. E p. Seitdem soil 1846 eine Statue
des S. in Athen fur das Franz. Mus. erworben worden sein]. Euripides
(litterarisch wichtige statuetta L. 65. Winck. M. I. 168. Glarac pi. 294).
[Statue stehend Ghiaram. II, 23, sitzend in Dresden, Leplat pi. III. Clarac
pi. 841. n. 2098 D, viele Busten, mehrmals ist Euripides auch in Doppel-
busten init Sophokles vereint; auch in Relief in einer Trinkschale aus
Athen Bull. 1842. p. 172.] Menandros und Poseidippos (Statuen voll
Leben und Wahrheit, aber einer gewissen Weichlichkeit und Schlaffheit,
PCI. III. 15. 16. Bouill. II, 24. 25. [Glarac pi. 841.] Schlegel Dramat.
Poesie I. am Schluss), Moschion. [Glarac pi. 840 D. n. 2122 A.]
Von Redner n Busten des Isokrates, Lysias, Demosthenes und
Aeschines (auch bei Millingen Un. Mon. II, 9; Statue des Demosthenes,
jetzt im Vatican, G. M. Wagner Ann. d. I. VIII. d. 159. [M. Ghiaram.
II, 24. Ueber eine Buste Avellino 1841. vgl. N. Rhein. Mus. III. p. 274.
Schroeder iiber die Abbild. des Demosth. Braunschweig 1842], man erkennt
in ihm eben so rov xcdov uvSQicivru, wie in Demosthenes den feurig
bewegten Patrioten), Leodamas. Historiker: Herodot und Thukydides.
Rhetor en: Epaphroditos, Aelius, Aristides. (Ueber die Vaticanische
Statue des APIZTIJES ZMYPNEOE s. Mai script, vet. nova coll. L
p. LI. Gerhard, Beschreib. Roms II, II. S. 330.) Ein siegreicher Rhetor
von Alexandria, Amalth. III. Tf. 8. Herodes Att. von Marathon,
M. Pourtales pi. ,,37. Aerzte: Hippokrates, Asklepiades und Andre (be-
sonders in Miniaturen). Der Astronom Hipparchos auf M. von Nikaea,
mit dem Globus, Mionnet Suppl. V. p. 91. [Visconti Iconogr. Gr. pi. 26.
732 Gegenstande des Menschen-Lebens.
Mit dem Cirkel auf dem mit den Kreisen der Ekliptik und des Aequators
versehenen Globus messend, Urlichs dreizehn Gemmen aus der Sammlung
der Frau Mertens-Schaafhausen, Bonn 1846. n. 8.]
6. Unter den Athenischen Staatsmannern giebt es sichere
Portrate von Miltiades (vgl. Paus. X, 10), Themistokles (doch ist, was
Visconti beibringt, noch zweifelhaft ; Ehrenstatue eines Staatsmanns, sitzend,
bei L. Egremont, Specim. II, 7, dagegen auf Stateren von Lampsakos ein
bartiger Kopf mit Schiffermiitze und Lorbeerkranz, von individuellen
Ziigen, ohne Zweifel Themistokles ist, der ehemalige Herr von Lampsakos),
Perikles (nach Ktesilaos §. 121, der Helm bedeckt den Spitzkopf, erne Buste
in Miinchen 186 zeigt auch noch die lonische Haartracht der altern
Athener), der in seiner Zeit viel gebildete Alkibiades, dessen Herme,
PCI. Ill, 31, dem Ruhm seiner -Schonheit wenig entspricht, vgl. Welcker
Zeitschr. S. 457. Aspasia ist die erste Frau, von der eine sichere Ab-
bildung in einer Biiste des PCI. VI, 30 vorhanden. Die edle Figur
M. Borb. I, 50. Neapels Ant. 8. 105 wird willkurlich Aristeides genannt.
Es ist Aeschines, s. Vescovali im Bull. 1835. p. 47. Die Deutung der
schonen Statue PG1. II, 43. Bouill. II, 23 auf Phokion hat Viseonti selbst
aufgegeben, vgl. VII. p. 100. — Die Statue des Spartanischen Lykurg
PCI. Ill, 13 ist sehr zweifelhaft. Ueber Alexander §. 129, 4. 158, 2.
[Glarac pi. 837—840 A.] Alexanders Bild wurde selbst als Amulet viel
getragen, Trebell. Trig. 14. Kapsel mit Alex. Kopf in Dessau (mit Widder-
hornern und Diadem), Kunstbl. 183Q. N. 47. Die Gontorniaten stellen
auch seine Zeugung durch den Drachen dar.
7. Die M. von Gelon u. Hieron sind entweder spater zur Ehre der
alten Tyrannen gepragt worden (nach Vise.), oder gehoren ganz Hieron II.
u. Gelon II., dem Sohne Hieron's II. ; die dem Theron zugeschriebenen sind
theils verfalscht, theils falsch erklart. Avellino Opuscoli 1, III. Die Bilder
der Makedonischen Konige vor Alexander laugnet Vise. II. p. 79 wohl
mit Recht; er erklart, was man dafiir hielt, fur Heroenkopfe. — Fiir die
Kopfe der Konige Makedoniens, Thrakiens (erst aus der letzten Zeit der
Unabhangigkeit, denn der angebliche Lysimachos ist Alexander), Epirus,
Illyriens, der Paeoner, der Sicilischen Tyrannen (Sparta lasse ich aus, da
der Kopf des Kleomenes sehr unsicher ist), der Fiirsten von Pergamon,
Bithynien (darunter der unbekannten Koniginnen Orodalis und Musa-
Orsobaris), der Kappadokischen, Pontischen (von 268 vor bis 40 n. Ghr.),
Bosporanischen (von 289 v. bis 320 n. Ghr.) u. Armenischen Konige, so
wie einiger kleinen Dynasten in Kilikien, der Seleuciden, so wie der
spatern .Konige von Kommagene und andern Syrischen Landschaften, von.
Osroene, Mesopotamien und Charakene, der Herodiaden, der Arsakiden,
der Griechischen Konige von Baktriana, der Indo-Hellenischen und Indo-
Skythischen Herrscher (s. Todd Trans, of the Asiatic Soc. I, II. p. 313.
[421] Roinische Portratbildungen.
Tychsen Gomrnentat. rec. Soc. Gott. VI. p. 3. Koehler Med. grecques de
rois de la Bactriane. Pet. 1822. Suppl. 1823. Mem. Rom. IV. p. 82.
Schlegel N. Journ. Asiatique 1828. p. 321. R. Rochette Journ. des Sav.
1834 Juin, Juill. 1836 Fevr. Mars. Notice sur quelques rned. Grecques
hied, de la Bactriane P. 1834. Suppl. u. deuxieme Suppl. extrait du Journ.
des Sav. 1836 [3 Suppl. Fevr. 1839. 1844. p. 108] vgl. Grotefend Zeitschr.
f. AW. 1835. S. 836. Al. Burnes Travels in Bokhara Vol. II. p. 457.
pi. 3. 4. Erlautefungen von Wilson und Prinsep, Goetting. Anz. 1835.
S. 397 ff. Hannoversche Blatter f. Miinzkunde 1834. n. 11 [1836. n. 26].
Miinzen des Kadfises Bull. 1834. p. 240. Ueber die Miinzen des Generals
Allard Journ. Asiat. Ill, 5. T. I. N. 2. p. 122), der Ptolemaeer, und
spatern Kyrenaeischen und Mauretanischen Fiirsten verweise ich ganz auf
ViscomTs Hauptwerk. [Bei Glarac, der daraus pi. 1023-1028 die andern
Kopfe beriihmter Griechen mittheilt, und 1078—1081, sind die Konige
pi. 1029—1042, die Arsaciden pi. 1043—45, die Sassaniden 1046-51.
Lenormant sur le classement des medailles qui peuvent appartenir aux
treize premiers Arsacides Nouv. Annales de Tlnst. II. p. 191—236.]
Antiochus VIII. und Kleopatra seine Mutter auf einem Onyx des Mus.
Francianum, Froehlich tb. 1.] Der Vf. sui ritratti del 1 e 2. Ptolomeo
in monete e cammei Ann. XII. p. 262. Arsinoe Philadelphi, nach dem
Due de Luynes, Marmorkopf des Grafen Pburtales aus Alexandria, M. d. I.
Ill, 33. Ann. XIII. p. 296. Birch. Unedit,. coin of Demetrius II. Numism.
Chron. Vol. pi. 5. p. 78.]
421. In Rom mogen die Abbildungen von Konigen 1
und Mannern aus der fruhern Republik nach den Wachs-
bildern in Atrium entworfen sein ; welche selbst wieder theils
reine Idealbildungen , wie bei den ersten Konigen, theils
von den Familienzugen der Nachkommen abstrahirt sind.
Sichre Busten von einem entschiedenen Portratcharakter
scheint man zuerst von Scipio. Africanus dem alteren zu
haben. Auf die Miinzen wurde bei Lebzeiten zuerst Casar's
Bild gesetzt, besonders in den Provinzen; diesem Beispiele
folgen die Morder Caesar's und die Triumvirn. Die Ikono- 2
graphie der Romischen Kaiserzeit ist als Hauplquelle der
Kunstgeschichte derZeit^oben (§. 199 ff.) beru'cksichtigt wor-
den, sie liegt in grosser Vollstandigkeit vor; wahrend Busten 3
Romischer Dichter und Gelehrten in viel geringerer Anzahl
erhalten sind, als von den Griechen. Wie zahlreiche Ehren- 4
statuen und wie vortreffliche darunter — unter vielen Fa-,
brikarbeiten — auch Romische Municipien, errichteten, lehren
die Herkulanischen Entdeckungen.
Gegenstancle des Menschen-Lebens. [421]
1. Auf den M. der Geschlechter Kopfe des Romulus, Tatius, Numa
(auch eine Biiste) und 'Ancus, bei Vise., vgl. Stieglitz N. fam. Rom. p. 96.
§. 181. A. 1. Dann Junius Brutus, Postumius Regillensis u. A. Scipio's
Biisten kennt man an der kreuzformigen Schramme auf der Stirn. Hanni-
bal, Vise. Icon. Gr. pi. 55. 6. 7. Impr. d. I. Ill, 86? Quinetius Flaminin
§. 160. A. 4. Auch Sulla kommt nur auf M. des Q. Pompejus Rufus,
Pompejus auf denen seiner Soline vor. M. Anton der Triumvir Impr. d. I.
IV, 91. Pompejus heroische Statue im Pall. Spada, Maffei Race. 127.
[Clarac pi. 911], bestritten von G. Fea, Osserv. 1812, vertheidigt von
G. A. Guattani 1813, auch von Vise. I. p. 118. Von Caesar besonders
eine Farnesische und eine Gapitolinische Biiste, [eine in Berlin und eine
im Pallast Gasali in Rom, Statue des Agrippa in Venedig im Pallast
Grirnani]. — Edrn. Figrelius de statuis illustr. Romanorum. Holmiae 1656.
2. In den Suiten der Kaiser strebte man wahrscheinlich schon im
Alterthum nach Vollstandigkeit, so dass auch von Domitian, von dem
nur ein Bild der Zerstorung entgangen sein soil (Procop. hist. arc. 9.
p. 296), doch bald wieder mehrere existirten. Vgl. §. 199. A. 4. 5.
Vitellius Biisten sind nach Visconti aus dem sechszehnten Jahrh., doch
wird die im Mus. von Mantua fur echt gehalten, auch wohl die Kolossal-
buste zu Wien. [Kaiserstatuen von Caesar bis auf Constantin, Clarac
pi. 911-980. Kopfe pi. 1054 ff.J
3. Sichere, aber wenig genaue, Bilder von Terenz [nach dem Con-
torniaten in Gotha], Accius, Salust, Horaz, Apollonius von Tyana, Appu-
lejus geben die Contorniaten; von Virgil nur die Miniaturen der Vatican,
und Wiener Handschr. vgl. Beschr. Roms II, II. S. 347 (die Biiste in
Mantua, M. Nap. IV, 73, ist unecht). Biisten von Terenz fein Terentius,
mit einer komischen Maske auf der rechten Armbiegung ist 1839 in das
Capitolinische Museum gekommen, Annali XII. tv. G. p. 97. Kolossale
Biiste des Maecenas in einem Privathaus zu Rom, in Marmor copirt im
Museum zu Neapel, Di un busto dj C. C. Mecenate, Parigi 1837], Q. Hor-
tensius, Cicero (sehr viel falsche, die im Hause Mattei, jetzt Wellington,
vertheidigt Vise, gegen S. Glemente, eine ahnliche ist in Miinchen 224,
vgl. Beschr. Roms. II, II. S. 8), Jun. Rusticus dem jiingeren. Seneca
(Maffei 128) ist sicher bekannt durch die in V. Mattei gefundene Doppel-
herme. Lor. Re Seneca e Socrate. 1816 und in den Atti d. Ace. Arch. II.
p. 157. Eine Gemme giebt den Kopf des Lucrez (LVCR.), Impr. d. Inst. II, 78.
4. Familie des Balbus §. 199. A. 6. M. Borb. II, 38— .43. Hercu-
lanerinnen §. 189. A. 7. Das Costiim der altern kehrt genau so an der
Julia Domna, M. Franc. Ill, 18, wieder; die andere wird nach altem
Kunstgebrauch (Pans. X, 25, 2. Valer. Maxim. VI, 3, 10) durch den
unverhullten Kopf als Jungfrau bezeichnet. Ordinare Municipalstatuen
in vielen Museen, z. B. Clarac pi. 351 [pi. 891—910]. Statuen von
[422] Allgemeinere Darstellungen, Cultushandlungen. 735
Alltagspersonen waren nicht so selten, als Manche annehmen (Beschr.
Roms I. S. 332); Jedem stand dasselbe frei, wie dem Herocles Atticus,
der seine Zoglinge als Jager in zahlreichen Statuen auf seinen Landgiitern
aufstellte, Philostr. V. Soph. II, 1, 10. -- Arminius oder Decebalus
Specimens II, 49, [nach Goettling Thusnelda und Thumelicus, Jena 1843 f.
Der Sohn des Arminius und seine Gattin die col. Statue in der loggia
de' lanzi zu Florenz].
Zur Litteratur der Ikonographieen. Die altesten waren die Var-
ronische, §. 322, 7 (sie bestand aus 100 Hebdomaden, jedem Bilde scheint
ein Epigramm beigegeben gewesen zu sein), und die ahnlich eingerichtete
des Atticus, Plin. Nepos Att. 18. Illustrium imagines ex ant. marmoribus
e bibliotheca Fulvii Ursini. 1569. 70. Illustr. virorum ut exstant in urbe
expressi vultus caelo Augustini Veneti. R. 1569. Illustr. Imag. del. Th.
Gallaeus. 1598. (Vermehrung des ersten Werks.) Gommentar von Jo.
Faber dazu. 1606. Iconografia — da G. A. Ganini, ed. M. A. Ganini.
R. 1669 (sehr unkritisch). Illustr. vet. philosopborum , poetarum etc.
imagines cum exp. I. P. Bellori. R. 1685. Gronov's Thes. Ant. Gr.
T. I. II. III. (wenig brauchbar). E. Q. Visconti Iconographie Grecque.
P. 1811. 2 Bde. 4. Icon. Romaine. P. 1817. T. I, fortgesetzt von Mongez
T. II. 1821. III. 1826. IV. 1829. Gurlitt's Versuch fiber die Bustenkunde
(1800), Archaeol. Schr/ S. 189 (der Gatalog der erhaltenen Portrate 1st jetzt
sehr zu lichten). Hirt iiber das Bildniss der Alten, Schr. der Berl. Akad.
1814. S. 1. [Griechenlands Schriftsteller und a. merkw. Manner nach
Antiken gezeichnet 1—4 Lief. Leipz. 1828. 29. 4. unwissenschaftlicb.]
Darstellungen aus dem Leben auf Vasen , mit bedeutungsvollen Namen
auf Vasen, M. d. I. II, 44, E. Braun Ann. IX. p. 189.
B. Darstellungen allgemeiner Art.
1. Cultushandlungen.
422. Unter den aus dem gewohnlichen Leben genom- 1
menen , aber allgemein gehaltenen, Bildwerken beziehen sich
aus Griinden, welch e in der Geschichte der Kunst liegen, bei
weitem die meisten auf den Dienst der Gotter und auf die an
diesen Dienst sich anschliessenden Handlungen und Spiele. —
Cultusfeierlichkeiten werden auf Griechischen Reliefs einfach 2t
und zusammengezogen , auf Romischen Bildwerken aiisfuhr-
licher und mit mehr Bezeichnung des Details vorgestellt. In 3
Vasengemalden werden besonders Libationen, Darbringungen
aller Art und die Umwindung und Schmuekung von Gotter-
736 Gegenstande des Menscheii-Lebens. [422]
bildern, immer aber mit Griechischer Freiheit in der Be-
4 handlung des wirklichen Vorganges , vorgestellt. Besonders
oft fmden sich hier die meist verkannten Todtenopfer;
indem Gippen (§. 286.), oft mit Namen beschrieben, mit
Helmen, Gefassen besetzt, auch Saulen oder ganze tempel-
artige Heroa (§. 294, 8.), in denen Waffen hangen, Gefasse
stehn, Zweige aufgesteckt sind, und oft auch die Gestalt des
Hingeschiednen leibhaft vorhanden ist, durch Taenien-Um-
windung, Oel-Betraufung , Weinspenden aus Phialeli und
Karchesien (§. 298. 299.), und Darbringungen aus Korb-
chen (xava §. 300.) und Kastchen (x«/Sam« §. 297.), be-
sonders von den Frauen der Familie, sorgfaltig geehrt wer-
5 den. Die Darstellung des Verstorbenen als Heros , mit At-
tributen aus dem gymnastischen und Jager-Leben, wie sie
auf Vasengemalden gewohnlich ist, kommt auch an Grab-
pfeilern schon in Reliefs des alt-Griechischen Styls vor.
6 Interessant ist auch, die Aufstellung (i'dQVGtg) von Hermen
und Bildsaulen in alten Kunstwerken, namentlich Gemmen,
7 veranschaulicht zu sehen. Personen, welche beim Opferdienste
thatig waren, wurden, besonders wenn ihr Geschaft eine be-'
deutsam gefallige Stellung herbeifiihrte, auch in Statuen zeitig
dargestellt, oft in einem festen dafiir bestimmten Style,
wie die Kanephoren und andre in Heiligthumern fungirende
Madchen.
2. Beispiele bei Athena, Dionysos, Pan, Priap. (Dahin gehoren
auch die Gemmen, worauf eine Frau mil nacktem Schoosse Tauben dar-
bringt, Wicar III, 40.) Sehr naiv dargestellt sind die landlichen Opfer im
L. 163. 762. Bouill. Ill, 58, 4. 97, 1. Glarac pi. 217. 223; M. Worsl. II, 22.
Landliches Opfer an Herakles u. Priap. (§. 411. A. 5) von grosser Wahr-
heit, aus Pall. Rondanini in Miinchen 131. Winck. M. I. 67. Guattani
1788. p. III. Bacchus -Opfer §. 390. A. 4. Opfer an Libera, schones
Relief, L. 159. Clarac pi. 217. Schone Reliefs, Frauen einen Opfer-
stier fuhrend (wie in Hermione) PCI. V, 9; Wicar IV, 29. vgl. das
Vasengem. Gori M. Etr. I, 163. Haufig sieht man auf Griechischen Reliefs
Zuge von Menschen, welche die Arme einwickeln und an den Korper drucken,
die Gottheiten, welche sie empfangen, erscheinen riesengross. M. Worsl.
I, 1. 9. 10. 11; L. 261. Bouill. Ill, 57, 2. Glarac pi. 212. Viele Opfer-
vorstellungen auf Gemmen, Lippert I. S. 313—344. Suppl. S. 100—108.
M. Flor. II, 72—77. Romische suovetaurilia an der col. Traiani; St. S.
[4S22J Allgemeinere Darstellungen, Cultushandlungen. 737
Marco I, 50; L.. 176. 751. Bouill. II, 97. Ill, 63, 2. Glarac pi. 219. 221.
Capitolinisches Opfer, L. 41. Bouill. Ill, 62, 1. Clarac pi. 151. Opfer
als Vota publica auf M. z. B. Vaillant De Gamps p. 43. Yollstandiges
R6 miseries Opfer, Passeri Luc. I, 35. 36. Strues et ferctum auf einem
Tische vor Jupiter, ebd. I, 31. Haruspicin, Winck. M. I. 183. L. 439.
Bouill. Ill, 60, 3. Glarac pi. 195. vgl. PG1. VII, 33. Auspicien, Relief,
G. di Fir. St. 142. Boissard IV, 68, vgl. des Verf. Etrusker II. S. 125.
Oefter auf Rom. Familien-M. Ueber den Lituus Clarke Archaeol. Brit.
XIX. p.,386. Das angeblich Dodonaeische Opfer, L. 551. Glarac pi. 214,
ist ein Kriobolion des Phrygischen Cultus (die am Baum hangenden
Glocken stimmen damit uberein), vgl. §. 395. A. 3. Scenen des Aegypti-
schen Gotterdienstes an Rom. Altaren, M. PG1. VII, 14, und in Wand-
gemalden, u. a. M. Borb. X, 24.
3. Wenn auf Vasengem. eine weissgefarbte Figur von andern auch
weiblichen gewShnlicher Farbe umtanzt und geschmuckt wird (z. B.
Laborde I, 9): so ist dies gewiss ein Elfenbeinbild, wie bei Philostr.
II, 1 eine elfenbeinerne Aphrodite in Myrthen-Lauben von ihren Hierodulen
gefeiert wird. So ist auch wohl Maisonn. 23 eine elfenbeinerne Aphrodite
von Hierodulen umgeben zu erkennen; vor ihr ein Bassin mit einer Gans.
Bei Millingen Div. 41 macht sich eine Tempelstatue der Aphrodite durch
den reichen Schmuck an Thron und Gewand und^das vor ihr stehende
Thymiaterion kenntlich. — Lustrationen §. 362. A. 3. Amphidromien
(Lustration eines Kindes um den brennenden Herd) auf Vasen von Volci,
Ann. III. p. 155. Der Damon Amphidromos in Etr. Bronzen, nach
R. Rochette M. I. 42, 2. p. 229. [Panathenaeischer Festzug, archaisch,
Gerhard Etr. u. Gampan. Vasenbilder Tf. 2. 3.]
4. S. z. B. Tischb. II, 15. 30. Ill, 40. Millingen Gogh. 26. 45. 49.
Div. 14. 16. 17. 18. 19. 39. 48. 58. Un. Mon. 37. Millin I, 16, 21. Laborde
I, 13. Auf der Vase bai Millin II, 38 (der hier Mysterien des Jasion sieht,
wie auch II, 32) steht ein ygmg der Art im Tempelchen, welchem Facher,
Spiegel, Kleiderkastchen gebracht werden, ohne Zweifel seine Freude als
er lebte. Tomb, de Canosa pi. 4 sitzt der Heros mit einem Stabe in der
Hand in seinem Tempelchen; ein Jimgling tritt mit Phiale und Prochus
(§. 298. A. 2. 3) hinein um zu libiren; Andre bringen die xrf^/j^ara
von aussen herzu. R. Rochette M. I. pi. 30: ein Heroon mit pyramidali-
schem Dache, darin die Stele, Vasen von schwarzer Farbe dabei, Personen
mit Darbringungen umher. Vgl. pi. 45. §. 397. A. 1. Maisonn. .pi. 10
sitzt der Todte bei einer lonischen Grabsaule, §. 54. A. 3, und empfangt
Libationen. Heroon eines Kitharoden, Maisonn. 39. Auf dem Gefasse von
der Gestalt einer Hochzeit-Vase. M. Borb. VII, 23. Inghir. Vasi fitt. 42,
steht die Todte als Aphrodite bei einer Vase von genau derselben Gestalt
in einem Heroon (wahrscheinlich ein als Braut gestorbenes Madchen); auf
0. Miiller's Archaeologie. 4. Aufl. 47
738 Gegenstande cles Menschen-Lebens. [422]
dem Revers ein Cippus, umher Darbringungen. Heroa auf Lampen, Paseri
III, 44. Leichenopfer durch Knaben vorgestellt, dabei Hahnenkampfe, auf
einem Sarkophage, Bouill. Ill, 44, 4.
5. Zu den altesten Darstellungen eines Verstorbenen als rjQcog ge-
horen die beiden, auffallend iibereinstimmenden Stelen eines Orchomeniers,
Dodwell Tour I. p. 243, und eines Campanischen Meddix [die Inschrift
gehort nicht zu der Stele und ist jetzt davon getrennt], R. Rochette M. I.
pi. 63 (als Odysseus), wo der auf einem Stabe ruhenden Figur des Ver-
storbenen gymnastische Attribute und ein Hund beigegeben sind, oben
§. 96. N. 22.
6. Solche consecrationes (vgl. §. 66, 2. 383. A. 3), Raponi P. gr.
5, 5. Bartoli Luc. II, 28. Die Frau, welche eine Rlume mit Taenien urn-
windet, Tischb. Vasen III, 49, ist aus Theokr. 18, 48 zu erklaren: 'Elevag
tpvrbv stfii. Vgl. Gerhard Ant. Bildw. 57, 2. Von mantischen Ge-
brauchen war die Weissagung aus Thrien (Lobeck de Thriis, jetzl Aglaoph.
p. 814) besonders darstellbar, Millingen Div. 29. Die Pythia §. 362. A. 3,
7. Kanephoren des Polyklet, Amaltb. III. S. 164. An der V. Appia
gefundene, von Kriton und Nikolaos von Athen, in Villa Albani, Winck. W.
VI, 1. S. 202. Drei in V. Albani, Gerhard A. Bildw. Tf. 94. Clarac
pi. 442. 443. Andre das. u. 444. Von andern bei Frascati gefundenen
(Cavaceppi III, 28), ebd. V. S. 21. 332 u. sonst. Im Brit. Museum Terrac.
pi. 29. In Munchen 166 ff. Jungfrauen aus Bronze, in acht-Attischer
Tracht (§. 339. A. 4) und in dem Style von §. 96. N. 11, mit der den
Karyatiden §. 365. A. 5) eigenen Handbewegung nach dem Kopfe und
ahnlichen auf Gultus bezuglichen. M. Borb. II, 4—7. Madchen, von der-
selben Tracht und Bildung, auf ein Heiligthum zugehend, in dem Relief
G. Giust. II, 64. Zu einer ahnlichen Procession gehort das alterthumliche
Relief, Cavaceppi III, 13. Panathenaische Jungfrauen am T. der Polias
§. 109. A. 4; eine davon im Vatican? Beschreibung Roms II, II. S. 105.
[M. Ghiaram. II, 44. Dass diese nicht vom Pandroseum herruhre, hat
sich an Ort und Stelle ergeben. Eine gute ahnliche Statue steht iibersehen
im Hof des Pallasts Giustiniani in Rom.] — Bronzestatue , 1812 bei
Piombino gefunden, aus alter Peloponnesischer Kunstschule (Lippen, Augen-
brauen und Brustwarzen waren versilbert) [s. §. 306. A. 3J, von grosser
Naturwahrheit und Individualitat, ein Lampadephor nach R. Rochette^
Ann. d. Inst. V. p. 193 ff. 323. M. d. I. I, 58. 59. [Clarac pi. 482 A.
Bull. 1832. p. 196. Der Verf. in der [Hall. A.L.Z. 1835. Jun. S. 186.
Inschr. auf dem Fuss 'A&KVKK Sfuccrccv. Nach Letronne Apollon Philesios
Ann. VI. p. 198—236, Patroos nach Panofka das. p. 233, ahnliche Statuen
tv. d'agg. D. E. Letronne Explication d'une inscription trouvee dans
Pinterieur d'une st. anf. en bronze P. 1843. 1845. 4. R. Rochette Questions
de 1'hist. de 1'art. 1846. p. 191—210, streitet gegen Apollon, indem er
[422] Personen des Cultus. 739
einen jungen Sieger in den Spielen annimmt, und fur alte, nicht archaistische
Arbeit, so wie fiir das dieser gleichzeitige Alterthum der Inschrift, worin
doch mehreres auf spatere Zeit, bis zum ersten Jahrhundert vor Ghr. be-
stimmt genug zu deuten scheint. Zwei lange Locken sind allerdings zu
einem berrschenden Kennzeichen des Apollon geworden (191—201); doch
ist die gauze Stellung der schonen Statue mit dem Milesiscben Apollon
Specimens I, 12, Muller D.A.K, I, 4, 21. Glarac pi. 483. n. 930 zu uber-
einstimmend, urn an Apollon zu zweifeln. Auch sind diese langen Haar-
flechten nichts ausschliessend Bezeichnendes und fehlen an dem Apollon
Nani oder Pourtales, an dem in den Specimens I, 5, Brit. Mus. Ill, 4.
D.A.K. I, 4, 22 und an dem Milesischen Apollon das. Tf. 15, 61, Millin P.
gr. pi. 6, an der Statue im Brittischen Museum, Specim. II, 5. Auch der
Koloss des Apollo in Delos hatte die Fiille des im Nacken herabhangenden
Haars und die Einfassung der Lockchen vorn, lange fiber die Brust herab-
hangende Locken schwerlich. Die aus dem Auge der Statue gezogene
Bleiinschrift, zwei Rhodische Kiinstlernamen unvollstandig enthaltend, die
man Anfangs als einen Betrug des Hrn. Dubois verdachtigte, gehoren zwar
moglicherweise, doch nicht wahrscheinlich einer spateren Zeit als das Werk
selbst an. Fiir nachgeahmt alten Styl zeugt aucli E. Gurtius im Kunstblatt
1845. S. 166, vorziiglich nach der im Vergleich der absichtlich vernach-
lassigten Vorderseite trefflich modellirten Riickseite, die nach Letronne den
Einflnss der Schulen des Praxiteles und Lysipp zeigt.] Eine Daduchos
(lieber Selene) M. Borb. V, 22. — Statue eines die Eingeweide des Opfers
bratenden Sklaven §. 121. A. 3; derselbe Gegenstand in einem Vasengem.
von Micali tv. 97, 2, vgl. 96, 2. — Priesterin der Geres, PG1. Ill, 20.
Opferdiener der Ceres, mit einem Schweinchen iiber den Schultern, bei
L. Egremont, Spec. 68. Eine Frau bringt Rauchopfer auf einem &v(iiurri-
gtov dar, Eros [hermaphroditisch , wie der sogen. Mysteriengenius] bringt
eine Taenia. Stackelb. Tf. 35. Hellenische Weise den Opferstier zu
bandigen, Eurip. Hel. 1582 (1561) ff. TCCVQOV dgxafiBlv El. 821. [Baubo,
Millingen Annali XV. tv. E. p. 72.] Camillus im Pal. der Conservato ren
eine anmuthige Figur von Bronze, Maffei Race. 24; ahnliche, L. 739. 740.
M. Borb. VI, 8. Vestalinnen sind an der vitta zu erkennen, G. M. 332,
33. vgl. Vise. PG1. III. p. 26. Kopf eines Priesters mit der Miitze Apex,
in Miinchen 193. Fecialen auf M. des Italischen Reichs, Micali tv. 115,
15, von Capua, N. Brit. 2, 9, u. Rom, auch auf geschnittenen Steinen,
namentlich einem in Saninium gefundenen, wahrscheinlich aus dem Ringe
eines Anfiihrers der Italiker, Micali tv. 117, 16, vgl. Impr. d. Inst. II, 67.
^icilia, Wicar III, 22. Archigallus §. 395. A. 4. Priesterin der Kybele,
mit Inschr. PCI. VII, 18. Isis-Priester , wie bei Appulejus, PCI. VII, 19.
Mon. Matth. Ill, 24. Romische Damen oft im Costum von Isis-Priesterinnen,
auch mit beweglichem Haarputz, PCI. VI, 16. Maff. 93. Schone Statue
740 Gegenstande des Menschen-Lebens. [423]
einer adorans femina (Plinius) mit eigenthumliciiem Gewandwurf, PCI.
II, 47 (Pietas), Bouill. II, 29 und oben §. 393. A. 3. Bronze, Ant. Ere.
VI, 83. M. Borb. V, 21, vgl. Boettiger Kunstmythologie S. 51. Zur Ge-
schichte des Weihrauchs Hase Palaeologus S. 76. [Statuen von Priestern
Clarac pi. 768 B, Priesterinnen pi. 762 G.]
% 2. A g o n e n.
1 423. Die Seite des Griechischen Lebens, welche wegen
der naturlichen Verwandtschaft in der sie zur plastischen
Kunst steht, sich am vollstandigsten in der Kunst abspiegelt,
ist die Gymnastik. Zwar ist die vollkommenste Ueber-
tragung gymnastischer Gestalten auf die Stoffe der bildenden
Kunst, jener Wald von Erzbildsaulen der Sieger in den Tempel-
hofen Olympia's und Pytho's, uns verloren gegangen, und nur
einige treffliche Reste der Art geblieben ; indess lasst sich aus
Marmor - Gopieen , Reliefs, Vasengemalden und Gemmen
noch ein sehr vollstandiger Gyklus von Vorstellungen zusam-
mensetzen, und auch in die Kunde der o^i^ara oder Weisen
und Handgriffe der alten Leibesubungen gewiss noch tiefer
2 eindringen als bisher geschehn. Kurzgelocktes Haar, tiichtige
Glieder, eine kraftige Ausbildung der Gestalt und verhaltniss-
massig kleine Kopfe charakterisireri die ganze Gattung von
Figuren; die zerschlagnen Ohren (§. 329, 7.) und die hervor-
getriebnen Muskeln insbesondere die Faustkampfer und Pan-
3 kratiasten. Die besondere Korperbildung iind die charakteristi-
schen Bewegungen der Kampfarten, die oft auch in den
Ehrenstatuen der Sieger angedeutet wurden (§. 87, 3.), mit
vollkommner Wahrheit darzustellen , war eine Hauptaufgabe
4 der alten Kunst ; eben so haufig aber werden die Athleten auch
in Handlungen , welche alien gem.ein sind, wie bei dem Ein-
salben des Korpers, dem Gebet um Sieg, der Umwindung
des Haupts mit der Siegsbinde, und sehr haufig in ganz
5 einfacher, ruhig fester Stellung gebildet; meist hielten wohl
diese fruher oft falsch benannten Bilder (z. B. Genius prae-
stes) Kranze in den Handen; auch Palmstamme dienen, wfe
6 bei Hermes , als Hinweisung auf ihre Bedeutung. Unter
den zahlreichen Figuren, welche als Vorsteher der Uebungen,
besonders auf Vasengemalden, vorkommen, darf man am
[423] Gymnastische Handlungen. 741
meisten erwarten, die Alipten oder Lehrer der Gymnastik zu
finden, derenRuhm mitdem ihrer Zoglinge innig verbunden war.
1. Mercurialis de arte gymnastica gibt von alten Denkmalern wenig
Zuverlassiges. [Krause Gymnastik und Agonistik der Hellenen aus den
Schriften und Bildwerken 1. 2. Th. 1841 mit 28 Kpftf. Ders. die Pythien,
Nemeen und Isthmien aus den Schriften und Bildw. 1841 mit Kpf. Die
Olympien 1838 ohne Bildwerke.]
3. [Athleten Clarac pi. 854 D ff.] Laufer §. 122, 3. .Ant. Ere. VI,
58. 59. M. Borb. V, 54 (nach Andern Ringer oder Diskobole). Auf den
Vasen von Volci laufen die Stadiodromen zu vier nach der Rechten, die
Diaulodromen zu drei oder fiinf ebenso, die Dolichodromen dagegen nach
der Linken, Ambrosch Ann. d. Inst. V. p. 64. Der Lauf wird dabei mehr
conventionell als naturtreu bezeichnet. Die Statue PCI. Ill, 27 ist wohl
eher einer Wettrennerin aus Domitian's Zeit (Dio Gass. LXVII, 8), als
einer Spartanerin gesetzt worden. Springer auf Vasen, Tischb. IV, 43.
M. Borb. Ill, 13. Gerhard Ant. Bildw. 67 (mit Springgewichten und Spring-
stangen, die Andre fur Wurfspiesse nehmen). Gemmen, Tassie pi. 46,
7978. Gaylus III, 21, 4. Micali tv. 116, 16.. Ueber die ahTJQse Welcker
Zeitschr. I. S. 238, und den Sprung mit der Lanze §. 121. A. 2. Sprung
durch das Seily Griyaud Antiq. Gaul. pi. 23. Sprung fiber Andre hinweg,
Gemme, Gaylus III, 86. Tassie tv. 46, 7980. Sprung uber Pfahle, mit
Halteren, ebd. 46, 7978. Das eigentliche acxcoAm^tv, 0xo>2o/ferl£em*
Epicharm. Diskobolen: der werfende des Myron §. 122. A. 3, vgl
Nonnus XXXVII, 682 ff. [in der Sammlung Landsdowne Clarac pi. 829.
n. 2085 A., im Britt. M. 859, 2194 b., im Haus Massimi 863, 2194 a.] der
sich zum Kampf anschickende, auch in mehrern Exemplaren, PG1. Ill, 26.
Bouill. II, 17; Borgh. 7, 9 im L. 704. Bouill. Ill, 17, 5; bei Mr. Duncombe
in Yorkshire. Impr. d. Inst. IV, 69. Auf Gemmen, Impr. d. Inst. II, 87.
Wandgem. M. Borb. IX, 52. Auf Vasen meist antretend, Tischb. I, 54.
IV, 44. Maisonn. 25 ; im Anfange der Wurfbewegung, Gerhard Ant. Bildw.
68, 1. Siegreicher Diskobol mit alien Zeichen des Siegs, Gemme, M. Flor.
II, 17, 2. Ueber das Pentathlon auf den "Vasen von Volci (durch
Sprung, Wurfspiess und Diskos dargestellt) , Ambrosch p. 84. Die Jiing-
linge mit Hacken, welche bei den Uebungen des Pentathlons vorkommen,
z. B. Maisonn. 25, Festus s. V. rutrum tenentis, beziehen sich auf die
PO&QOI des GKccfiftce fur die Springer (s. Dissen ad Pind. N. V, 20, etwas
verschieden deutet sie Welcker, Zeitschr. S. 257. Rhein. Mus. I. S. 77).
Ringer axfOgfiitgvpeVpt auf M. von Selge, Mionnet Descr. pi. 57, 3. 6,
Vasen, Tischb. IV, 46, Basreliefs, Guatt. 1785. p. LIH. Vise. PG1. VI, 37.
Bouill. Ill, 46,, 9. Ringergruppen in Bronze von einem Wagen, Gerhard
Ant. Bildw. Tf. 119, 1—3. Ringende Knaben, Pan oben. Impr. d. Inst.
IV, 65. Ringer a la Antaeus, Grivaud Antiq. Gaul. pi. 20. 21. Ringkampf
742 Gegenstande des Menschen-Lebens. [423]
eines nackten Mannes und einer Frau (mit Schamgiirtel) , auf Yasen von
Volci, Ambrosch p. 78. Die Statue eines Ringers irn hohern Mannesalter
von gewaltiger Musculatur beschreibt Christodor 228. Pankratiasten-
Knaben in dem beriihmten Symplegma in Florenz, G. di Fir. St. 121. 122.
Maffei Race. 29. §. 126. A. 4 (keine nciluiGTui, bei denen das Nieder-
werfen entscheidet, (vgl. das Ringen des Bacchos und Ampelos b. Nonnus
X, 365 ff.); die Pankratiasten aber ringen bauptsachlich am Boden). Eine
ahnliche Anaklinopale auf den M. des Gonstantin, Pedrusi V, 26, 5.
Polyklet's ccnonnQvi^cDv, §. 120. A. 3, ist nach Stuart I. ch. 4. pi. 13 und
III. ch. 13. pi. 11 zu denken. Ueber andre OX^CCTK nalrjs Ambrosch
a. 0. S. 76. Faustkampfer, Statuen, Bouill. Ill, 19, 2. 3. Caestuarius
im Pallast Gentili in Rom, Gerhard 68, 3; in Dresden 295. Aug. 109
(aus griinem Marmor); Torso's 1739 auf dem Quirinal gefunden, be-
schrieben von Ficoroni. Arrne, Ant. Ere. VI. p. 1. vign. Reliefs,
L. 736. Glarac pi. 200; PCI. V, 36, wo sie das Haar im Schopf gebunden
haben, wie die 'Aywv^s §. 406. A. 2. 'Vasen, Tischb. I, 55. 56. Denk-
mal eines' Gaestuskampfers, bei Montf. Ill, 168 nach Fabretti. Lampade-
dromie, mit Tellern an den Fackeln, wie auf M. von Amphipolis (Mionnet
Descr. pi. 49, 6), Vasengem., Tischb. II, 25. Ill, 48. [Dubois Voy. en
Crimee IV Serie pi. 13, Vase von Pantikapaeon , vier Junglinge, zwei mit
Fackeln, wovon einer von Nike gekranzt wird:] Lampadisten im Gym-
nasium zu Elis von Pyrrhon gemalt, Diogenes L. IX, 11, 62. Reliefs .mit
Inschriften, Vargas-Macciucca Spiegazione di un raro marmo Gr. 1791.
G. I, 287; Gaylus Recueil I. p. XVII. 117. C. I. 242. Mosaik, Gerhard
Ant. Bildw. 63, 1. Glaspaste mit einem KufinKdiug, Broendsted Voy. II.
vign. 36. Vase Cab. Pourtales pi. 5. p. 28. Lampadedromie zu Pferde,
an der Pergamenischen Vase, Choiseul-Gouff. Voy. II. pi. 4 [jetzt in
Paris. Antike Paste, Fackellaufer, Broendsted Reise II. S. 289J. Hadrian
als Sphaerist in zwei Gruppen (nach Base's Deutung), in Dresden
364—67. Aug. 57. 108. Statuen von Sphaeristen Vitr. VII, 5. M. Borb.
VII, 47, 8. Gemme mit einern Sphaeristen. Olenine Essai sur le costume
et les armes des gladiateurs Article IV. [Statuen von Sphaeristen Gibelin
in den Mem. de Tlnst. Nat. IV, 492 ff.] Weiblicher Kampfer mit einer
Flotenspielerin , spate Athenische Hydria, [seltsamer Scherz], Stackelb.
Tf. 22. Hahnenkampfe, in Reliefs, L. 392. Glarac pi. 200, Vasengem.
(in Wien) u. Gemmen, §. 391. A. 8. (Eros), Impr. d. Inst. IV, 16. vgl.
§. 381. A. 7 (Hermes). Hahne als Symbole der Kampfe oft auf Vasen
von Volci; auch ein Hahn als Herold, Ann. III. p. 158. Koehler L'alectryo-
phore, descivd'une statue ant. Petersbourg 1835. f Hahnenkampfe, O. Jahn
Archaeol. Beitr. S. 437.]
4. Si ch sal ben der Athlet, treffliche Statue in Dresden 400. Aug.
37. 38. Aehnlich auf Gemmen, Natter pi. 25. Tassie tv. 47, 7933. Raponi
1424]- Athleten-Bildungen. 743
49, 3. Bracci I, 51. 52, vgl. die Statuen tv. agg. 26. Bouill. Ill, 19, 4.
'Ano£v6fisvoi §. 120. A. 3. 129. A. 1. 175. A. 2. Millingen Gogh. 15.
Junglinge mit Badegerathen , oft auf Gemmen (Impr. d. Inst. I, 42) und
Vasen, vgl. §. 298. A. 2, 4. Urn S leg fie bender Athleten-Knahe (vgl.
§. 87. A. 3) aus Bronze, in Berlin. Levezow de iuvenis adorantis signo.
Bouill. II, 19. M. FraiiQ. IV, 12. Taenien-Darreichung, oft auf
Vasen, Laborde 6. Die Frauen, welche sie umbinden, sind wohl oft als
•die Orte des Spiels zu erklaren, vgl. oben §. 405. A. 5. Bekranzung eines
Athleten, Stackelb. Tf. 12. Polyklet's Diadumenos §. 120. A. 3.
Guattani Mem. enc. V. p. 81. Die Preisvasen sind oft deutlich zu sehn,
auf Vasengem. Laborde I, 8, Gemmen, M. Flor. II, 85, 2. Raponi 59, 4,
Lampen, Passed II, 98. 99, Munzen, wo sie auf den Tischen der Agonen
stehn. Ueberwundener Kampfer, Impr. d. Inst. IV, 71. Sieger 72. Opfer
pom pa eines Siegers im xslr]$ sehr unterrichtend. Sarkophagdeckel im
Palast Gaetani, Gerhard Ant. Bildw. Tf. 119, 4.
5. Ruhig stehende Athleten, G. di Fir. St. 93, 124—129. Bouill.
Ill, 19, 5. Hierher gehoren besonders manche alterthumliche Statuen, wie
der Gapitolinische 'junge Athlet, Winck. W. V. S. 550, der bronzene und
marmorne des Florent. Museums, Herausg. S. 446. 566 (beide fiber Lebens-
grosse), der sog. Genius von Pesaro, M. Flor. 45. 46. Winck. W. III. S. 189. 393
u. a. m. Schreitender Athlet? Statue, M. Borb. VII, 42. Zwei Athleten-Statuen,
als Gladiatoren erganzt, M. Borb. VIII, 7. 8. von einer gewissen Myronischen
Alterthumlichkeit. Schoner Bronzekopf eines Athleten rnit einer Taenie urn
das Haar (Augen hohl, Lippen vergoldet), in Munchen 296. M. Nap. IV, 74.
6. Junglinge mit Kosmeten, Sophronisten, Bidyern, oder wie man
sie nennen mag, auf Vasengern., Boettiger Hercules in bivio p. 42. Stele
von Krisso (XQVGO) mit einem Agonotheten, sitzend, eine Rolle in der
Hand, Kithara vor ihm, daruber aufgehangt ein Kranz, Strigel mit Leky-
thos, Sphaera umflochten (?), Stackelb. Graber Tf. 2, 3. [Denkmal eines
Junglings, der geistig und in der Palaestra sich ausgezeichnet , oder der
als Kitharoede gesiegt hatte und fruher auch im Athletischen ausgezeichnet
gewesen, wie Platon u. A.] Uebungen in Gegenwart der Alipten, Vasen
von Volci, Ann. III. p. 157. Ueber den Unterschied zwischen Agonotheten
(in ruhiger Haltung) und Mastigophoren (lieber Alipten, in mannigfacher
Thatigkeit), Ambrosch S. 80 ff. Die Zeus-ahnlichen Figuren, mit Kothurnen,
auf M. der Makedonischen Zeit (z. B. den Bithynischen, Visconti Icon. Gr.
pi. 43, 3—8), scheinen Alytarchen, welche in Antiochien in diesem Costiim
auftraten, Malalas p. 286. 310. ed. Bonn. — Gymnastische Zuchtigungen
auf Vasen, auch Gemmen , z. B. Tassie tv. 46, 8031. Doppelruthe. Arzt
Jason einen Kranken befuhlend, M. Pourtales pi. 26. C. I. n. 606.
424. Mit den gymnischen Agonen wurden die Spiele i
mit Ross en seit alter Zeit gleicher Ehre gewiirdigt, und von
744 Gegenstande des Menschen-Lebens. [424}
2 Griechischen Kunstlern mit Geist und Leben dargestellt. Die
Romer sahen ihre Circusspiele gern auch gebildet und
gemalt, besonders in Mosaik; die begiinstigten Kutscher der
Factionen erhielten auch, ungeachtet des widerstrebenden
Costimis, Ehrenstatuen ; und es giebt manche Werke der Art
noch aus dem spatesten Alterthum und im allerrohesten Styl.
3 Die Kampfe der Gladiatoren, obgleich auch deren Gostiim
Griechischem Kunstsinne wenig zusagen konnte, gaben doch
wenigstens untergeordneten Kunstlern, welche Wande be-
malten und Grabmaler verzierten, zu thun; man darf an-
nehmen, dass solche an Grabern ausgehauene oder auf Grab-
lampen ausgedruckte Gladiatorkampfe mitunter die wirklichen
vertreten, und anstatt der vollen Todten-Ehre dem Gestorbnen
ein Scheinbild derselben gewahren sollten.
1. Alte Pferdegebisse M. Borbon. VIII, 32. Olenine [Essai sur le
costume et les armes des Gladiateurs] Article V. p. 27, eines aus Italien
pi. 12. Cavedoni fiber einige Miinzen, die sich auf Olyrnpische Siege be-
ziehen, Bull. 1837. p. 154. Ueber Dressurpferde und Kunstreiterei bei den
Alten, Hase Palaeologus S. 53. Passgang S. 64. A"?/l??r/£ovr f? auf M.
von Kelenderis und Vasen, Tischb. I, 52. II, 26. Der Lauf der xa^jr?/,
scheint es, ebcl. I, 53. Das Wettrennen der Apobaten §. 118, 2 b. Zwei-
gespanne, Viergespanne oft auf M. (iiberaus herrlich) und Vasen,
bespnders Preisvasen. Auf beiden sieht man besonders den wichtigen
Moment, wo die Meta umbogen wird, wobei der den weitesten Kreis be-
schreibende ds I-IOGS IQOS, das wildeste Ross, schon in die Augen fallt. Auf
Vasen von Volci steht auch Athena, den Wagen schutzend, dabei. Die
Einrichtung des xeWpov und der (JLKGTL^ mit den Klapperblechen (vgL
Sophokl. El. 727. A'nth. Pal. VI, 246) sieht man bei Millingen Un. Mon.
1,2; das Zeug der Pferde besonders deutlich, ebd. 21. Theile des Wagens,
auf Vasengem. , Ambrosch a. 0. S. 73. Vgl. das nur zu weitschichtige
Werk von Ginzroth Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und Romer.
1817. 4 besonders S. 111. Die Pferde in Agonen haben auf Vasen haufig
Zeichen, in Volci ein Keles ein S (GKftcpoQas), Das Striegeln und Be-
schlagen der Pferde ist, wie es scheint (ungeachtet Beckmann und Andre
ein solches Alter des letztern Gebrauchs laugnen), auf einem alten Attischen
Vasengem. abgebildet, Wai pole Mem. p. 321. pi. 3. Vgl. Classical
Journ. T. XXXIV. p. 206. Ancient horsemanship. Tarentinische Munze
138. Ueber die aufgebundnen Pferdeschwanze Olenine pi. 16. p. 38. Das
Aufsteigen mit dem Bugel an der Lanze, auf einer Gemme (Winck. M. I.
202. Tassie tv. 44, 7585), ist offenbar ein anderer und spaterer Gebrauch
als der vdnXenophon beschriebne, wo die Lanze nur als Voltigierstange diente.
[424] Gladiatoren. 745,
ipia zu Pferde, Relief, Marm. Oxon. II, 58. Gemme
(soviel zu erkennen), Impr. d. Inst. II, 76; zu Fuss, auf M. von Larissa,.
Mionn. Suppl. III. pi. 12, 2, von Krannon? M. I. d. Inst. 49, A 5.
2. S. Montfaucon III, 161 ff. Die Gontorniaten geben decursiones,
venationes, pugilatus, scenica, mit vielen interessanten Details, Eckhel VIII.
p. 292 ff. Ueber die statuae aurigarum s. Anthol. Plan. V. Winck. VI, 1.
S. 321. 373. PCI. Ill, 31. Ein siegreicher, triumphirencfer Auriga in dem
Relief Winck. M. I. 203; andere auf M. des sinkenden Reichs und Gemmen
der spatesten Kunst, G. di Fir. 24, 3. Die Mai'schen Miniaturen der Ilias
stellen die Wagenrenner bei Patroklos Leichenspielen in den gegitterten
Gewandern, mit den engen Miitzen und breiten Gurten der Circusfahrer
dar, tb. 55, vgl. p. 23. Die pompa Gircensis auf einer M. des Gordianus
Pius, Buonarr. Med. 14, 5. Pompa des Kaisers als Alytarchen, auf einer
Perinthischen M. des Garacalla, ebd. 9, 5, (processus consularis nach
p. 185). Circensischer Festzug, Sarkophagdeckel in S. Lorenzo vor den
Thoren, Wagen mit Elephanten, auf Tragbahren Kybele, Victoria, Gerhard1
A. Bildw. Tf. 120, 1. Maximinus bei Gircusspielen, der Circus sehr genau,,
aber abscheuliche Perspective, lehrreich fur Kunstgeschichte , Sarkophag-
relief, Gerhard Tf. 120, 2. Circusrennen in Reliefs, G. Giust. II, 94; G. di Fir
St. 99 mit beigeschriebenen Namen; Gemmen, M. Flor. II, 79. Lipp. I, Ur
472. 73; Terracotta des Brit. Mus. 60; Lampen bei Bartoli t. 27. Passer*
III, 26 (sehr genau) ; Mosaiken, Laborde Mos. dTtalica p. 27 ff. bes. pi. 18.
Artaud Descr. d'une mosaique repres. des jeux du Cirque, decouv. aLyon. 1806.
Amores circenses §. 391. A. 5. Das mappam mittere sieht man deutlich
bei D. A. Braci Diss. sopra un clipeo votivo spett. alia famiglia Ardaburia,.
trov. 1769. nelle vie. d'Orbetello. Lucco 1771. Die Meta eines kleinen
Circus, mit ihren Zierden, Zoega Bass. 34.
3. S. §. 211. A. 2. Pompejanisches Gem., wo ein Kreis fur das
Gefecht umschrieben wird, Gell Pomp. pi. 75. Kyrenaeisches, Pacho pi. 53, 1.
Aber besonders genau ist die Mosaik Winck. M. I. 197. 198, vgl. Fabretti
Col. Trai. p. 256 sqq. Auch das Relief an einem Pompej. Grabmal des
Castricius Scaurus (Mirmillones, Secutores, Thraces, Retiarii, auch gladiatores
equites), Mazois I, 32. Steinbiichel Atlas 17. 18. Gladiatoren. (wie be-
stiarii, ludii, aurigae) haufig auf Grablampen, Passed III, 8, und Gemmen,
Lipp. I, II, 475. Zwei verwundete und fallende Gladiatoren? Statuenr
M. Borb.-V, 7. VII, 25. [Clarac pi. 854 C. D. 865-72 cestiarii pi. 856. 858.'
Gladiatorenrelief aus Pompeji, das wichtigste von alien, Bull. Napol. HI.
p. 86 ff. IV. tv. 1 , vgl. Henzen Bull d. I. 1846. p. 89. H. Brunn Berl.
Jahrb. 1846. I. S. 724 ff. Mosaike §. 322 a. 4. Kampf mit wilden
Thieren, grosses Basrelief, M. d. I, III, 38. Henzen Ann. XIV. p. 12.]
Gladiatoren-Costum Olenine pi. 1. 10, fiber M. Borb. VII , 25. p. 14-.
746 Gegenstande des Menschen-Lebens. [425]
Harte Arbeit. — Audi auf Etr. Urnen sind Kampfe bei Grabdenkmalern
als Bezeichnung der ludi funebres zu nehmen. Wahrscheinlich kommen
sie auch schon auf Griech. Vasen, nach Campanischer Sitte vor, z. B.
Maisonn. 23.
1 425. Die nahe Verbindung , in welcher Tanzkunst
und Plastik ehemals standen (§. 77, 2), ist im Einzelnen
noch wenig mit Sicherheit nachgewiesen worden; manche
alte Tanzweisen lassen sich indess auf Vasengemalden ziem-
2 lich wiedererkennen. Musische Wettstreite, so wie thea-
tralische Darstellungen reizterTin den guten Zeiten der
Kunst nicht eben zur Nachahmung, da das Gostiim derselben
in der Regel eben so prunkvoll und weitlauftig war, wie die
bildende Kunst es einfach und natiirlich fordert (§. 336, 3).
Nur solche Zweige der Kunst , welche von den strengeren
Grundsatzen nachlassend das Leben in grosserer Ausdehnung
nachahmen, wie Vasengemalde , Miniaturen, Mosaiken, ge-
wahren Scenen der Biihne in bedeutender Anzahl.
1. Man erkemit auf Vasen ungefahr von den Tanzen bei Athenaeos
die HEQvocpoQOs, Kv&sfia, Ka2.K&i6{ids , %SIQ GI^J\ (Laborde I, 78), cxoty
oder GKOXOS (§. 385. A. 4 h.), xoV<*4 (Laborde, I, 68. §. 386. A. 3).
Die Kernophoros auch auf Wandgemalden, nach den Herausg. der Pitt.
Ere. III. p. 154. KvfiiGTrjTTjQss in Bronzen, Micali tv. 56, 2—5 altere
Ausg.; weibliche auf Vasen, Tischb. I. am Ende. Die sog. Horen, L. 20.
V. Borgh. I, 14. Bouill. II, 95. Glarac pi. 163, sind tanzende Dorierinnen,
mit aufgehakeltem Chiton, §. 339. 1. Ein Ghortanz, wobei ein Heiligthum
geschmuckt wird, L. 21. Glarac pi. 163. Ein junges Madchen, welches
im leichten Kleide tanzt und Castagnetten schlagt, Vasengem. , Gerhard
Antike Bildw. 66. Tanzerin, OPXHCIC aus der Vatican. Handschrift
des Kosmas in Winckelmanns W. VII. Tf. 8 G. [Tanzerinnen in Terracotta
Clarac pi. 776.] — Tanzende (Ghinesen ahnliche) Galli, kleine Eymbalen
und Tympanen schla'gend, Mosaik von Dioskurides, M. Borb. IV, 34.
2. Siegreiche Kitharoden oft auf Vasen, z. B. Gerhard Ant. Bildw. 58,
vgl. §. 96. N. 17, auch 99. N. 1. Herrliche Figur eines die Kithar
spannenden Madchens, auf der Gemme des Onesas, Wicar II, 43. Kitharoede
vor einem Grabe, Impr. d. I. IV, 80. Garicatur eines infibulirten Kitharoden,
Bronze, Winck. M. I. 188. Musische Virtuosin auf einem stehenden und
liegenden Saiteninstrument zugleich spielend, M. Borb. I, 30. Schones
Vasenbild einer Versammlung von Floten-, Cither- und Trigonen-Spiele-
rinnen nebst Sangerinnen (vom Blatt), Maisonn. 43. Eine Floten- und
|~425] Tanze, inusikal. u. drarnat. Spiele. 747
eine Kitharspielerin vor einem Athlotheten, Laborde I, 11. Einen doppelten
Agon von Auleten und Kitharoden im vollen Costiim zeigt das sehr
interessante Gemalde aus der Nekropolis von Kyrene, Pacho pi. 49. 50.
Die drei Figuren auf Vasen mit hoher Stephane (oyxos?) scheinen Statuen
im Buhnen-Costum von Herakles, Hermes und einem Dritten. Vergl.
damit Pitt. Ere. IV, 42. M. Borb. I, 31, besonders den treu dargestellten
Flotenspieler. Das Panfilische Relief bei Winck. M. I. 189 deutet die bei
einer Leichenfeier von Valerianus Paterctilus gegebnen Buhnenspiele unter
andern durch einen Herakles im Buhnencostum an.
Eine Scene des Attischen Theaters stellt mit dem Theater selbst die
bei Aulis gefundne Vase dar, Millin II, 55. 56. Das tragische Gostiim
lernt man sonst aus der §. 322. A. 4. Nr. 7 erwahnten Mosaik am besten
kennen. Tragische Scene, Gell N. Pomp. 75. Unteritalische Fa re, en,
§. 390. A. 7; Gerhard Ant. Bildw. 73. [Schauspieler Clarac pi. 873—874 D.]
Komische Histrionen in Statuen, PG1. Ill, 28. 29, in Etruskischen Bronzen,
Gori M. Etr. I, 186, auf Grablampen, Bartoli 34 f. Passed III, 21. Impr.
d. I. IV, 59. 60. 61 ? Ein Xanthias vor Herakles, nach den Froschen des
Aristophanes, Etrurisch [OscischJ, M. Pourtales pi. 9. Scenen der spatern
Komodie, Pitt. Ere. IV, 33. 34. M. Borb. IV, 33. VII, 21. Gell N. Pomp,
pi. 76. Aus Terenz §. 212, 2. Zahn Wandgem. 31. M. Borb. IV, 18,
etwa Terenz Eunuch. Ill, 2. [Eine Sammlung wird von Wieseler erwartet.]
Ficoroni de larvis scenicis et figuris comicis. R. 1754. ed. 2. Scenen des
tragischen, komischen und Satyr-Drama's als Zimmerverzierung §. 150.
A. 2. 209. A. 4. Costumirung der Schauspieler zu einem tragischen und
satyrischen Agon, unter Aufsicht eines alten Didaskalen, Mosaik von Pompeji,
M. Borb. II, 56. [Zuriistung zu einem Satyrdrama, Vase des M. Borbonico ersten
Bangs, M.d.I. Ill, 31. Ann. XIII. p. 303. Bull. 1837. p. 97. 0. Jahn. Archaeol.
Auls. S. 143 ff.] Gell N. Pomp. 45, vgl. Bull. d. Inst. 1833. p. 21. Bacchus,
von semen Thiasoten umgeben, unter denen Komodia mit Maske und
Soccus costumirt wird , M. Borb. Ill , 4. Das Relief, Buonarr. Medagl.
p. 447, zeigt einen tragischen Schauspieler in Dionysischer Tracht auf der
Buhne sitzend, einen kleinen Flotenblaser und eine Victoria, wie es scheint,
neben ihm. M. Pourtales pi. 38, Romische Sculptur, nach Panofka ein
dramatischer Dichter und %oQo8t8K6Y.ctKos, vergl. Visconti M. Piocl. I,
tv. 6. Dramatische Dichter werden oft Masken betrachtend dargestellt,
in Reliefs, Winck. M. I. 192, und Gemmen, M. Flor. I, 44, 8. Dichter der
Komodie mit Maske, Pedum, Scrinium, Thalia neben ihm, Gell N. Pomp. 17.
Ein tragischer Dichter, der den Anschlag seines Stuckes macht, Pro-
tagonist, Pitt. Ere. IV, 41. Philosoph vor der Sonnenuhr Impr. d. I.
IV, 81.
Ein mathematisch-musischer Unterricht, Tischb. IV, 69. Eine Schule
748 Gegenstande des Menschen-Lebens. [426]
mathematischer Philosophen, Mosaik hei Winck. M. I. 185. Darstellungen
arbeitender Kiinstler §. 305. A. 7. 310. A. 1. 319. A. 4.
3. K r i e g.
1 426. Darstellungen des Kriegs hangen naturlich am
meisten mit historischen Begebenheiten zusammen, besonders
in der Kunst der Romischen Zeit , wenn auch namentlich
Scenen, die sich auf Kriegsgliick beziehen, oft in allgemei-
nerer Beziehung, mehr als Verheissung denn als Geschichte,
dargestellt wurden. Kaum aber kann es fur eine anschauliche
Kenntniss der Romischen Legionen, Praetorischen und Auxi-
liar-Kohorten nach Tracht, Bewaffnung und Feldzeichen eine
2 wichtigere Quelle geben, als die Triumphaldenkmaler. Selbst
Seeschlachten liessen sich bei dem Prinzip' der Alten, die
menschlichen Figuren hervorzuheben, die leblosen Massen als
Nebemverk unterzuordnen , plastisch in geringem Raume auf
3 anziehende Weise behandeln. Statuen von Kampfern in in-
teressanten Stellungen mogen auch meist ursprunglich in
grosseren historischen Gruppen ihre Bestimmung erfullt haben,
dann aber auch als besondere Leistung aufgestellt worden
4 sein. Anders ist es mit den zahlreichen Scenen auf Vasen-
gemalden, welche dem Kampfe vorhergehn, ihn begleiten
oder ihm folgen, wobei man schwerlich uberall an Begeben-
heiten der heroischen Zeit denken, aber auch keine speciell
historischen Ereignisse voraussetzen darf.
1. Montfaucon IV, I. Oben §. 419. A. 5. — Tropaeon-Errichtung,
Pitt. Ere. Ill, 39; an dem grossen Bronzehelm, M. Borb. X, 31. Ein
Romischer Krieger ein Tropaeon tragend, von einer Nike bekranzt, Ponipej.
Gemalde, M. Borb. IV, 19. Ein Rom. Feldherr, vor den Gefangene ge-
braeht werden, Sarkophag-Relief, PCI. V, 31. Triumphe auf Etr. Urnen,
Gori I; 178. 179, Kaiseraninzen max. moduli, an den Thriumphbogen,
vergl. das Fragment bei Hase Leo Diac. p. XX. — Romische Soldaten,
welche den Legions-Adler adoriren (die Signa waren eine Art Gottheiten),
Impr. d. Inst. II. 68. — Ferentarii equites (mit Wurfwaffen), Gemalde,
Varro L. L. VII. §. 57. Praetorianer ? L. 752. Clarac pi. 216. Ein
Punischer Elephantenfiihrer, Mionnet T. IX. pi. 9. n. 5.
2. Montf. IV, II. Schones Bruchstiick einer Seeschlacht, S. Marco
II, 50. [Davon ein Abguss in Bonn n. 385 d, erklart als die Flucht der
Achaeer aus Mysien. Durchaus ahnlich ist ein andres Bruchstuck M. Bres-
ciano tv. 51 irrig als Schlacht von Marathon erklart, von einem Sarkophag,
1427] Landleben, Jagd. Krieg. 749
nicht Fries, hergeleitet] Grossere Darstellungen in dern Relief, Montfaucftn
tb. 142. Kriegsschiffe auf Dariken, in genauer Abbildung Mionn. Suppl. VIII.
pi. 19, 3. M. von Gadara, Tripolis und andern Stadten in Phoenizien
(M. SGlem. 28, 275. 284 ff.), Byzanz (Gab. d'Allier pi. 3, 7), Kyzikos (aus
RQmischer Zeit); Vasen von Volci, Micali tv. 103. xRomische Kriegsschiffe
mit den Zeichen der Gohorten darauf, auf Gemmen, M. Flor. II, 49 f.
Die genaueste Darstellung eines Schiffs giebt das Praenestin. Relief mit
einer Bireme, Winck. M. I. 207. Beschr. Roms II. II. Beil. S. 11. Dazu
Le Roy Mem. de 1'Inst. Nat. Litt. III. p. 152. Fur die Rudereinrichtung
ist das Relief M. Borb. Ill, 44 wichtig; das vela contrahere kann das
Pompej. Relief, Mazois I. pi. 22, 2. Goro 6, 2, nebst Bartoli Luc. Ill, 12
besonders deutlich machen. Schiffe Impr. d. Inst. IV, 77. 78. Einrichtung
der alten Ruderschiffe Antichita di Ercolano.
3. Borghesischer Fechter §. 157, 3. Sterbender Fechter §. 157, 2.
Ein gebundner Gallier von einer Trophaee, eine treflfliche Bronze, bei
Grivaud Ant. Gaul. pi. 23. Ein stiirzender Kampfer, mit Phrygischer
Mutze, PCI. Ill, 50. Bouill. Ill, 17, 6. Kampfer, der auf ein Knie gesunken
fortkampft, M. Flor. Ill, 77 ; L. 50. Glarac pi. 280. Sterbender Barbarischer
Kampfer, M. Borb. VI, 24.
4. Auf Vasen: Rustung (Millin I, 39), Abschied und Libation dabei
(Millin I, 13. 41, vergl. das schone Griech. Relief, St. di S. Marco I, 48)
Zug in's Feld zu Wagen und sonst, Kampfe von Kriegern (mit dabei
stehenden Keryken), Krieger mit der Nike auf dem Viergespann (Millin, I, 24
u. dgl. Hopliten-Reihen im Angriff, auf Vasen von Volci, Micali tv. 96, 1.
Renter auf einer Stele; fur den Ziigel aus Bronze Locher zur Befestigung.
Stackelberg Graber Tf. II, 1. — Uebung im Pfeilschiessen nach einem
Hahn, Vasengem. M. Borb. VII, 41. Olenine Article III. p. 16 s. pi. 10.
11. 13. Schleuderer im Act des Schleuderns, sehr genau auf M. von Selge,
Mionnet Descr. PI. 47, 3. 6. Aenianische Schleudern auf M. Broensted
Voy. II. Vign. 48. p. 303 ff. missilibus den linken Fuss vor. Veget. de re
milit. p. 29 ed. Schwebel.
Gerichtshandlungen (wie auf Achill's Schilde) kommen hernach kaum
vor; die Provocation wird auf M. der g. Porcia angedeutet. Stieglitz
N. fam. p. 107.
4. Jagd, Landleben, Wirthschaftliches.
427. Jagden sind in alten Kunstwerken ziemlich haufig 1
vorgestellt worden, besonders die dem Eriege an Gefahrlich-
keit nahestehenden Saujagden und der besondre Behendigkeit
und Geschicklichkeit erfordernde Hasenfang. Die Geschafte des 2
landlichen Lebens werden selten durch unmittelbare Nach-
750 Gegenstande dies Menschen-Lebens. [4>27]
ahmung der Wirklichkeit vorgestellt, da ein so niannigfaltiger
mythischer Ausdrnck dafur im Gyklus der Demeter und des
Dionysos gegeben war; wenigstens mischt die Kunst gern
Satyrn, Eroten und andre mythische Figuren als dabei thatige
3 Personen ein. Liindliche Einfalt und Derbheit lag incless
nicht ausser dem Kreise der alien Kunst ; auch die kurze Statur,
das Vierschrotige, das alteren Figuren der Art gegeben wird,
ist der Darstellung eines schlichten baurischen Wesens forder-
4 Hch. In jugendlichen Gestalten gewinnt dieser landliche Gha-
5 rakter den Ausdruck harmloser Unschuld und Naivetat. So
war auch ein von langer Arbeit in der See abgemagerter,
sonnverbrannter, alter Fischer ein Gegenstand, welchen plasti-
sche Kiinstler, wie Dichter, des Alterthums mil grosser Natur-
6 wahrheit ausfuhrten. Zu mannigfachen Darstellungen von
Handwerken und Handel gaben Reliefs und Gemalde Ge-
legenheit, welche die Beschaftigung der Hausbewohner an-
kimdigen sollten.
1. Montfaucon III, 165 ff. Philostratos beschreibt I, 28 ein Bild,
Zvo&rJQKi, Phil. d. j. ein andres, Kwyyercu. Statue eines Jagers, in
Rock und Ghlamys von Fellen, rnit gefangnem Gefliigel und Hasen,
M. Borb. VII, 10. Schlummernder Jager, sehr schones Relief des
M. Gap. IV, 53. Auf Vasen alten Styls kommen ofter Saujagden vor,
zum Theil in Bezug auf dunkle mythische Geschichten, §. 75. A. 2. 99.
N. 4, vgl. Pans. I, 27, 7. Welcker, Jahn's Jahrb. 1829. I. S. 254. Ein
Wildschwein zuriick gebracht, Millin Vases I, 18. Gerh. Ant. Bildw. 70.
Hasenjagd, schon auf Vasengem., Millingen Un. Mon. 18. Die Lowenjagd
der Reliefs: G. Giust. II, 136; Mon. Matth. Ill, 40, 1. 2; Gaylus IV, 119;
Guattani Mem. enc. VII. p. 12; L. 423. Bouill. Ill, 64, 4; [Lowen-, Hirsch-
und Eberjagd, Sarkophag, Neapels A. Bildw. n. 185.] Verkaufer erlegten
Gefliigels, Impr. d. Inst. Ill, 49. Glarac pi. 151, mischt unter historische
Figuren eine Roma, wie bei Triumphzilgen. Vgl. 412. A. 2. Lowen-
jagden, oft auf spatern Kaiser-M. u. Gemmen, vergl. §. 207. A. 7. Jager,
welche den Tigern ihre Jungen abjagen, Bartoli Nason. 15. Ludi funebres,
Tiger, Lowen mit bestellten Kampfern, Mazois Pompej. 31. 32. Bartoli
Nason. 27. Luc. 31. Montfauc. Ill, 165. Herodes 'Att. setzte in Waldern
und Feldern Statuen seiner Pflegesohne in allerlei Stellungen des Jagers.
Philostr. V. §. II, 1, 10. [Die- Genrebildnerei in Statuen und Reliefen
muss iiberhaupt nach den vielen Ueberresten derselben in Rom, Neapel
u. a. 0. in spateren Zeiten in hohem Grade beliebt und ausgebreitet
gewesen sein. Auch in Wandgemalden fehlt es nicht an Proben dieses'
[427] Jagd, Landleben. 75 J
Kunstzweigs, der in den Vasengemalden einer fruheren Periods ebenfalls
eine nicht ganz unansehnliche StelJe einnimmt.J
2. 3. Bin Pfluger mit jdem alterthiimlichen Hakenpfluge, Etr. Bronze,
Micali 114. [Vasengemalde des Nikosthenes, in Berlin n. 1596.J Auf einer
Gemme, M. Flor. II, 42, 3. Pfliige von Schmetterlingen, Bienen gezogen,
auf Gemmen. Vgl. Ginzroth Wagen und Fahrwerke Tf. I B. Arbeiten der
Weinerndte (Stampfen der Trauben mit den Fussen, Giessen des Most's in
die Winterfasser) , Zoega 26. Glarac pi. 136. (L. 478). Passerie Luc. II,
48. 49. Gartner, welche Oliven vom Baume schlagen, Vasengem., Micali
tv. 92, 2. Olivenerndte, Vase aus Caere Mon. d. I. II, 44, b, Ritschl
Annali IX. p. 183 vgl. G. Hermann Zeitschrift fur AW. 1837. n. 103. Ein
Gesprach, wie hier, auch auf der Vase mit der Wiederkehr der Schwalbe,
M. d. I. II, 24. Ann. VII. p. 238. [Olivenerndte von sieben Frauen an
einer Amphora der Munchner Sammlung. Traubenlesen , Vasengemalde
Bull. 1843. p. 80. Zwei Manner schlagen die Friichte eines Oelbaums ab,
die in einen Korb von einem Knaben gesammelt werden, Berl. Vasen n. 633.]
Binderheerde unter dem Schutze von Landgottern, Basrelief Bondinini
Guattani 1788 Jan. tv. 3, jetzt in Miinchen [Mon. ined. 67, E. Braun,
Zwolf Basr. zu Tf. 7.] Melken einer Kub, Belief. PCI. VII, 23 (nach Vise.
fur priesterlichen Gebrauch). Ein Bauer ein geschlachtetes Thier aus-
weidend, treffliche Figur, L. 340. Bouill. Ill, 19. 6. Clarac pi. 287. Eine
landliche Scene, Bauern die einen Wagen beladen, beschreibt Libanios
p. 1048 B. eine ahnliche enthalten die Terme di Tito. Ein alter Bauer,
G. Giust. II, 45. Ein Hirt in einer Exomis von Fell, PCI. Ill, 34. Ein
Bauer, der eine landliche Schone mit einer urn seinen Stab gewundenen
Natter schreckt, idyllisches Gemalde en camayeu, M. Borb, IX, 49.
4. Eine Darstellung aus dem Landleben von wahrhaft riihrender
Einfalt ist der Dornausziehende Knabe, der sogen. Spinarius im Capitol,
aus Bronze, Maffei Bacc. 23. Franq. Ill, 21. Oft wiederholt. Auch die
mit Gansen ringenden Knaben (nach Boethos infans anserem strangulans,
von Bronze), namentlich der Capitolinische, Morghen Princ. 10. Bouill. II,
30, 1. M. Franc,. 22, gehoren hierher. — Knaben mit Amphoren anf den
Schultern als Brunnenstucke.
5. Der sog. Seneca L. 595 aus schwarzem Marmor, sehr erganzt,
ist nach Vise, ein Afrikanischer (?) Fischer, Sandrart II, 1. 8. V. Borgh.
3, 10. Bouill II, 65. Clarac pi. 325. Vgl. den ygntevg, aMrQvros ytQtov
Theokr. I, 39. Aehnliche Figuren, PCI. Ill, 32. L. 611. Bouill. Ill, 19, 7.
Clarac pi. 325. Ein junger Fischer von Bronze, M. Borb. IV, 55. Schlum-
mernder Fischerknabe , PCI. Ill, 33. [Fischer Clarac pi. 881. 882. Ein
Fischer und ein Knabe mit einer Ente bei Gargiulo Bacc. tv. 50. Hirten
Clarac pi. 741, 742.]
6. Wild-Markt, G. Giust. II, 112. Bnden der Wild-Verkauferin, des
752 Gegenstande des Menschen-Lebens. [428]
Oarkochs, Zoega 27. 28. Wein-Verkauf (er wird aus grossen Schlauchen
auf dem Wagen in die Amphoren eingefullt), M. Borb. IV, A. V, 48.
Oell N. Pomp. 81. Verkauf-Markt, ganz wie der Pompejanische, in einem
Wandgem., Zahn Ornam. Tf. 42. Wollen-Verkauf, unter Aufsicht eines
Magistrals, Arkesilas (nach Andern der Silphion-Handel von Kyrene),
Vasengem. von Volci, M. I. d. Inst. 47. Ann. V. p. 56, [Rhein. Mus. V.
S. 140. Panofka Bilder antiken Lebens Tf. 16, 3. Micali M. ined. tv. 97.
Inghirami Vasi fitt. Ill, 250.] — Geschafte des Fullo, Wandgem. aus der
Fullonica von Pompeji, M. Borb. IV, 49 f. Gell N. Pomp. 51. — Die
schone Spinnerin, Boettiger Vasengem. III. S. 37. Stickerin, Vasengem.
M. Pourtales pi. 34. Weberinnen? 33. Die Kunst der Blumenflechter
(fiorari) durch geflugelte Kinder dargestellt, Wandgemalde M. Borb. IV, 47. —
Bauersmann der seine Proclukte auf den Markt bringt, Relief, M. d. I. II, 27.
J. M. Wagner Ann. IV. p. 47. — Schweineschlachten Impr. d. I. IV, 53.
Muhle mit Eseln IV, 79. [Schweinesieden, Gruppe, Neapels Ant. Bildw. n. 26.
Des Frachtschiffers Heimkehr, E. Braun Ant. Marmorw. I, 10. vgl. Glarac
pi. 192. n. 352. Grab des Backers Eurysaces M. d. I. II, 58. 0. Jahn
Ann. X. p. 231. An einem Sarkophag in V. Medicis eine Muhle von einern
Pferd gedreht, so an einem grossen Basrelief im M. Ghiaramonti, an einem
andern ein Esel die Muhle drehend. Erzgiesserei §. 306. A. 5. vgl. Bull.
1835. p. 166. Ann. IX. p. 184. Ein Vasenfabricant §. 321. A. 3. Werk-
-statte eines Bildhauers, Bruchstuck eines Basreliefs Riccardi in Florenz,
Roulez Bulletins de TAcad. r. de Belgique T. 13. n. 9. Malerin Pitt.
'd'Ercol. I, 5; eine andre unlangst entdeckt. Bull. Nap. 1846 p. 12.]
5. Hausliches und eheliches Leben.
1 428. Haufiger sind Darstellungen von geselligen Mah-
len, da der festliche Charakter derselben sie besonders fur
Kunstdarstellung eignete; es fehlt dabei nicht an musikalischen
und orchestischen Ergotzlichkeiten (iixoodpara) und durch-
2 sichtig bekleideten Hetaeren. Wie aber die einfachen Familien-
mahle auf Griechischen Leichensteinen deutlich als Mahle der
Todten, die dabei selbst als Unterweltsgottheiten erscheinen,
gefasst werden : so sollen auch jene Festgelage auf den Aschen-
kisten und Vasen Italiens wohl zum grossen Theile das
seelige Loos der Gestorbenen ausdriicken, welches Griechische
Hymnendichter durch ein unausgesetztes Schmausen an voll-
.3 besetzten Tafeln und eine ewige Trunkenheit bezeichneten. Bei
so sinnlicher Ausmalung des Looses der Seeligen wiirden
selbst die Freiheiten, welche die Gaste dieser Mahle sich mit
{728] Hausliches Leben. 753
buhlerischen Flotenspielerinnen (Griechischen Hurl's), nehmen,
nicht unziemlich erscheinen diirfen.
[Boettiger Kl. Schr. II. S. 308—341. Tf. 7 das Menschenleben.
1. Erzeugung und Geburt. 2. Sehnsucht. 3. Weigerung und Scham.
4. Beseelung. 5. Geburtsstunde. 6. Guter und boser Genius. Panofka
Bilder antiken Lebens mit 20 Kpftf. B. 1843. 1. Erziehung. 2. Gym-
nastische Spiele. 3. Wettrennen. 4. Musik. 5. Jagd. 6. Krieg. 7. Heil-
Tmnde. 8. Bildende Kunst. 9. Tanz. 10. Spiele. 11. Hochzeit. 12. Ge-
lage. 13. Opfer. 14. Landleben. 15. Seeleben. 16. Handel und Gewerbe.
17. Hausliches Leben. 18. 19. Frauenleben. 20. Lebensende. Ders.
Griechinnen und Griechen B. 1844. 3 Kpftf. Statuen von Kindern Clarac
pi. 875—881. 883. 884.]
1. Solche Gelage auf Etr. Urnen, Micali tv. 107. Vasengem, , Han-
carv. Ill, 62; Tischb. I, am Ende (wo ein Hoplomach u. ein weiblicher
Kybisteter dabei sind); II, 55 (mit einem Kymbalisten und einer Floten-
spielerin); III, 10 (die halbnackten Frauen sind Hetaeren); Millingen
Gogh. 8 (die Flotenspielerin ist, wie die Attischen, zugleich Hetaere);
Laborde I, 62 (die Flotenspielerin erscheint im durchsichtigen Gewande);
Maisonn. 45. Auf einer Vase aus Agrigent, Gerh. Ant. Bildvv. 71, haben
die Zecher und die Flotenspielerin beigeschriebene Namen. Ein schones
Vaseflgemalde mit einem solchen Hetaeren-Mahl wird in Neapels Ant.
5. 341 sehr lebendig beschrieben; abgebildet M. Borb. V, 51. Die durch-
sichtigen Gewander charakterisiren Madchen, wie die Rhodischen Samby-
kistrien, Athen. IV, 129. Eine Hetaere in einem solchen Gewande und
Haarnetz, mit Eros dabei, in dem Wandgem. M. Borb. VIII, 5, vgl. I, 23
und die Statue zu Dresden 245. [Kylix im Gregor. II. tv. 81 a. b. Gelag
umher, und einer, dem ein Weib den Kopf halt, ubergiebt sich; er halt
die Finger als ob er sie eben zuvor in den Hals gesteckt* hatte. Eine
andere Kylix desselben Museums ist nur angefuhrt, nicht abgebildet, von
Epiktetos, wo eine Medicin nach beiden Seiten wirkt, und der Kranke mit
Widerstreben Pillen zu handhaben scheint. Vgl. Bullett. 1841. p. 137.]
2. Familien-Mahle der Art bei Maffei M. Veron. 49, 1; Winck.
M. I. 19. 20; Zoega 11; Hobhouse Travels pi. 1;- M. Worsl. I, 12; Clarac
pi. 155 ff.; Wiener Jahrb. XLVII. Tf. 2; Gerh. Ant. Bildw..76, 2. Be-
sonders M. Oxon. I. tb. 51, 135—140. Basrelief zu Merbeka in der Ebene
vor Argos Exped. de la Moree II. pi. 62. [Le Bas Mon. d'antiqu. fig. 2.
Cah. P. 1837. pi. 85—245, Letronne L. a Mr. Le Bas sur les sujets
funeraires qu'on croit etre des repas funeraires et des scenes d'adieu,
Revue archeol. Ill, 1846. p. 214 s. p. 85. Gerhard A. Bildw. Tf. 315, 1-6,
auf 2 und 4 mit Darstellungen aus der Unterwelt, vgl. Beschr. Roms I.
S-. 323.] Der Mann liegt, die Frau sitzt auf der Y.UVTTI und hat ein
&QUVIOV (vgl. R.'Rochette M. I. p. 145) unter den Ftissen, ein ministrirender
O. Mullet's Archaeologie. 4. Aufl. 48
754 Gegenstande des Menschen-Lebens. [429J
Knabe sleht haulig dabei. Durch ein Fenster sieht man einen Pferdekopf
(der Tod als Reise, vgl. R. Rochette p. 96); eine Schlange trinkt hie und
da aus der dargehaltenen Schale (Oxon. I, 135. II, 67); und wenn, wie
ofter, der Mann einen Modius auf dem Kopfe hat, so sieht man deutlich,
dass das Mahl des Hades und der Persephone nachgebildet wird. Auch
nahet ofter ein Zug von Retenden, bisweilen mit einem Opferschwein
oder Schafe, z. R. Maffei M. Veron. 139, 6. G. Giust. II, 93. Rei Caylus
II, 74, wo die Namen dariiber stehen, werden die Speisenden bekranzt.
Am einfachsten und alterthumlichsten ist die Vorstellung Inghir. M. Mon.
Etr. VI. tv. c ff.
3. So ist z. R. das Vasengem., Tischb. II, 52, wohl ein Todten-
mahl; die Essenden geniessen die Eier der gewohnlichen coenae ferales;
und doch ist auch hier eine nackte Flotenspielerin dabei.
1 429. Unter den Scenen des ehelichen Lebens liebt
die Griechische Kunst der Vasengemalde besonders die Her-
beiholung des brautlichen Bades und die Heimfubrung der
Bra at zu Wagen als Bezeichnung einer Hochzeit zu gebrau-
2 chen. Eine auf Vasengemalden sehr haufige Vorstellung
eines Epheben, der ein Madchen verfolgt, mochte auf die
weitverbreitete Sitte des virginem rape^e zu deuten sein.
3 Aber auch die Uebergabe der Braut durch die Ehegottin Hera
liegt in verschiedenen Kunstwerken so vor, wie sie ein Kiinst-
4 ler der besten Griechischen Zeit gebildet haben muss. Auf
ahnliche Weise, durch die die Gatten vereinigende Juno Pro-
nuba, stellen auch Romische Sarkophage die Ehe dar; sonst
werden Aphrodite und Peitho, und im spatern Alterthum
5 Eros und Psyche, als Nebenpersonen eingefuhrt. Weiter fehlt
es nicht an Bildwerken, welche das Leben des Kindes durch
die Periode der Erziehung und des Jiinglings bis zum mann-
lichen Alter in den Hauptmomenten andeuten.
1. Attische Madchen das Rrautbad von der Kalirrhoe holend, auf
Vasen von Volci, §. 99. N. 13 (deren richtige Erklarung schon Goett.
GA. 1831. S. 1331 gegeben war, und hernach durch die Inschrift KAI-
PEKPENE bestatigt wurde), auch auf Gemmen, Lipp. Ill, 388. 89.
Jiingling im Rade, alt-Griech. herrliche Arbeit, aus Volci, Impr. d. Inst.
III, 46. Der Rrautzug zu Wagen, wie ihn Homer und Hesiod beschreiben,
nebst dem durch Apollon als Kitharoden dargestellten Hymenaeos, vereint
mit dem Komos des Dionysos — auf vielen alten Vasengem. (ein Sicilisches
herausgegeben von Maggiore) [1832], besonders von Volci, Ann. III. p. 162.
Rrautfuhrung nach dem Hause des Rrautigams, Apollon und Artemis voran
Stackelb. Tf. 32 (auch bei Millingen Peint. de V. 43). Hymenaeos sehr
[429] Eheliches Leben. 755
vollstanclig b. Slackelb. Tf. 42. [Poll. Ill, 40. Hesych. ayoy??.] Ueber
andere bochzeitliche Gegenstande dieser Vasen (Kusse, Geschenke, Kithar-
spiel) Ann. III. p. 58. Die Campanischen und Apulischen Hochzeitvasen
stellen besonders die Schmuckung der Braut unter Aphrodite's Walten
<lar. Die Griechische Braut irn Putzgemach, Boettiger Vasengem. I. S. 139.
2. Mehrere Vasen der Art giebt R. Rochette M. I. I. als Raub der
Thetis. Jiinglinge, welche Madchen auf Wagen entfuhren, Millingen
Gogh. 1 ff. Vgl. Gerhard Prodr. S. 76.
3. Die Uebergabe der Braut, in echt-Attischem Style, Lipp.
Suppl. 394; damit weist das Relief Adm. 57 auf dasselbe Original zuriick;
in dem bei Guattani 1785. p. XXXI ist Hera weggelassen, aber Ueber-
bringer von Hochzeitgaben sind, aus Griechischen Compositionen , hinzu-
gefiigt. Hochzeitgaben, schones Relief bei Guattani p. LXI. [R. Gironi
Le nozze de' Greci, Milano 1819. Vaseribild, auch in der Bibl. Ital. 1819
Marz (wo 1820 Febr. S. 228 ein anderes mit Hochzeitscaremonien bei
Santangelo in Neapel beschrieben ist); der Paranymphos fiihrt die Braut
an der Hand, die von der Pronuba dem mit Lanze bewehrten Gatten zu-
gedrangt wird; Apollon mit Lorberast, Artemis mit Bogen und Kocher,
und ein Weib, die zu dem Bespeerten spricht, vielleicht die Mutter der Braut.]
3. Romische Reliefs, auf denen Juno Pronuba die Gatten zusammen
fuhrt oder halt, Admir. Rom. 56. 65, wie Commodus und Crispina auf M.,
Vaillant De Gamps p. 45, 1. Eben so an einem grossen Vatican. Sarko-
phag, Gerh. Ant. Bildw. 74. [Grosser Sarkophag von Monticelli M. d. L
IV, 9. Ann. XVI. p. 186 E. Braun.] Vermahlung aus spater Rom. Zeit
(dabei ein Knabe mit einem Fruchtschurz) , L. 492. Glarac pi. 203.
Hochzeitliches Opfer mit glucklichen Zeichen, Adm. 58. Wicar III, 16
Fussbad der Braut (nach wahrscheinlicher Deutung), Adm. 59. Zoega
Bass. 12; L. 766. Glarac pi. 203. Die Aldobrandinische Hochzeit (§. 319-
A. 7) vereint die Braut im Thalamos, welche Gharis gesalbt hat und
Aphrodite (Peitho (beredet, mit der Zurichtung des Bades u. der Vorbe-
reitung zum Hymenaeos. Vgl. §. 378. A. 4. Die Niederkunft, Adm. 65*
Geburt eines Kindes, die Parzen stellen das Horoskop, L. 459. Clarac
pi. 159 [vgl. die Niederkunft der Alkmene, der Leda in Basreliefen]. —
Zwei Nester mit Kindern auf einem Baum, PG1. VII, 9; Wandgem. in
Pompeji, W. Gell N. Pomp. 48, ein Idyll nach Hirt, Ann. d. Inst. I. p. 251.
— Eros und Psyche auch auf dem Sardonyx-Gefass §. 315. A. 5. vgl.
§. 391. A. 9. — Kadmos u. Peleus Hochzeiten dienen als mythologische-
Reprasentanten wirklicher historischer. [Zoega Bassir. I. p. 252.]
5. Thorn. Bartholini Antiqu. vet. puerperii 1675. Darbringung des
Kindes an eine Kovgorgocpos &su §. 96. N. 13. Basrelief von Sigeion,,
Ion. antiq. I. vign. 2; von Troas, im L. 521. Panofka Ann. d. Inst. I.
p. 395. tv. 9. Clarac pi. 203; Sarkophagrelief im Gampo Santo zu Pisa,
756 Gegenstande des Menschen-Lebens. [430]
Rossellini Ann. VI. p. 236. tv. d'agg. F. Ehe u. Kinderzucht auf dem
Sarkophag, Guattani 1784. p. XLIII, vgl. R. Rochette M. I. p. 406. Lebens-
lauf eines Kindes, R. Rochette pi. 77, 1. 2. Erziehung imd Unterricht,
Winck. M. I. 184. Junglinge in das mannliche Himation gehiillt, Riick-
seite vieler Vasengem., Boettiger Vasengem. II. S. 37. §. 337. A. 5. Audi
mit Waffen, auf Vasen von Volci, Ann. III. p. 156, in Beziehung auf die
solenne Waffennahme der Epheben. Ein Rom. Jiingling bekommt die
toga pura, scheint es, in dem Relief Wicar IV, 16. Scenen im Frauen-
gemach, Stickrahmen, Laute, Spiegel, Spinnen Stackelb. Tf. 33. 34. Frauen-
bad, Douche Tf. 36. [Dame und Zofe, Ternite Pompej. Wandgem. 2. Reihe
Tf. 3, em dichtendes Madchen Tf. 1 u. s. w. Panofka Griechinnen und
Griechen. Griech. Frauenleben mit 56 bildl. Darstell. B. 1844. 4.]
Liebeszauber , Tischb. II, 44. — Anhangsweise muss hier auch der
grossen Anzahl obsconer Vorstellungen (besonders der Veneris figurae,
auf Gemalden, Gemmen, Miinzen, lasciva numismata Martial VIII, 78)
gedacht werden, zu denen auch die Mythologie viel Gelegeriheit gab,
s. §. 137. A. 3. Merkwiirdig, dass die Vasen von Volci obscone Gegen-
stande gerade im altesten Style darzustellen pflegen. Von den Porno-
graphen der spatern Zeit §. 163, 4.
1 430. Aber auch andre Scenen des hauslichen Lebens,
wie das Bad, welches der uppigeren Kunst der spatern
Vasen und Etruskischen Spiegel besonders zusagt, so wie allerlei
Spiel e und Ergotzlichkeiten liegen, besonders wenn sie einer
eigenthumlichen Entwickelung menschlicher Gharaktere Raum
2 gestatten, nicht ausserhalb des Kreises der alien Kunst ; welche
dann freilich ganz aus ihrer Bestimmung heraustritt , wenn
sie — wie in pompejanischen Gemalden — die in der Wirk-
lichkeit fehlen den Bibliotheken, leckern Gerichte, den Haushund,
an die Wand malt, und so zu einem blossen Surrogat der
Realitat herabsinkt.
1. Knaben, welche in einem offentlichen Bade, 4HMO2IA, baden,
Tischb. I, 58. Ein Privatbad wird auf einer andern Vase eben so durch
IJIA bezeichnet, R. Rochette M. I. p. 236. Bad u. Palaestra sind an
den Vasen offer verbunden. Badende Frauen, Tischb. Ill, 35 und oft,
auch mit dienenden Erote'n, in Vasengem., wie in Spiegelzeichnungen. In
Vasengemalden was Archilochos sagt.fr. 7: s%ov6a ftccKVov (ivgaivris BTSQ-
iteTo, QoSrjg re KK\OV KV&OS. Knabe im Bade im dicken Mantel, Impr. d. I.
IV, 73. Die Leiter, welche hier und oft in den Handen badender und sicli
sehmuckender Frauen vorkommt, ist wohl nur ein Gerath Bander aufzube-
wahren oder etwas Aehnliches. Douche-Bad, Vasengem. von Volci. , Romische
[431] Bader, Spiele. Tod. 757
Bader §. 292. A. 4. Das Anpinseln des Gesichts, Tischb. II, 58. Maisonn.
pi. 16. — Das Madchen beim Knochelspiel , eine ct6TguyK\L£ovGK (vergl.
§. 120. A. 3. 417. A. 2), ist in mehrern Exemplaren, im Brit. Museum
[II, 28, Clarac pi. 578, in Berlin das. Gerh. Berlins A. Denkm. n. 59],
Paris L. 686, Dresden [August Tf. 1061, der Wallmodenschen Sammlung,
vorhanden. Bouill. II, 30, 2. M. Franc,. IV, 9. Clarac "pi. 323. [Eins
im Palast Colonna, schone Arbeit, die linke Hand aufgestiitzt, die rechte
erhoben als ob sie eben geworfen hatte; sehr hubsch ist das Hemdchen
gearbeitet. Das altere Griechische Vorbild aus Tyndaris in Neapel, Bull.
1843. p. 60. Serradifalco Antich. d. Sicilia V. p. 52. So spielt Arne auf
M. von Kierion Millingen Anc. Coins pi. 3, 12, 13. Picoroni dei tali d.
Antichi R. 1734.] Der kleine Bogen an der Plinthe (nach Andern eine
Schlange) soil wohl eine der jungeren Nymphen der Artemis bezeichnen.
Vgl. Becker August. Th. III. S. 21. Levezow, Amalth. I. S. 193. Bret-
schaukel, auf Vasen, Gerh. Ant. Bildw. Ill, 53; Strickschaukel,
ebend. 54; Sitzschaukel , 55. Millingen Un. Mon. I, 30. Vgl.
uber diese atcoQui, oscilla, v. Kohler Masken S. 16. Spiel mit dem
Trochos, Winck. M. I. 194—195. Tassie tv. 47, 7981. 84. vgl. R. Rochette
M. I. p. 233, §. 391. A. 4. (Eros?); [auf Vasen eigen dem Ganymedes]
mit grossen Ballons, Tischb. II, 61. 62. Cottabus, Jacobs Verm. Schr.
VI. S. 106, in Kunstwerken noch zu suchen. [Vermuthlich Mon. ined.
200. Welcker Kl. Schr. II. S. 225.] Das Spiel Enkotyle (aber doch nicht
genau dargestellt auf Vasen,) M. I. d. Inst. 47 B. Ann. IV. p. 336.
Kinderspiele der Saturnalien, nach Melchiorri, auf einem Vatic. Relief,
Diss. d. Ace. Rom. II. p. 147. Gerh. Ant. Bildw. 65.
Zwerge als Romische Luxusartikel, in Bronzen, Ant. Ere. VI, 91. 92.
Gor'i M. Etr. I, 76. Pitt. Ere. V, 56 sqq. (als Pygmaeen).
6. Tod.
431. Directe Darstellungen des Todes und der dabei 1
beobachteten Gebrauche sind in der Griechischen Kunst selten ;
der todte Leib hort auf, Ausdruck des Lebens, und eben da-
durch, Gegenstand der Kunst zu sein. Zu den andeutenden 2
Vorstellungen gehort, ausser vielen schon erwahnten, theils
aus der Mythologie (§. 397. A. 2) theils aus dem Leben
(§. 428. A. 2) genommene;}, das einfache Bild eines Abschieds,
einer Reise ohne weitere Bezeichnung des unbekannten Ortes,
wohin sie gerichtet ist.
1. Conclamatio Relief, L. 182 (eine Imitation der Antike. Caylus
III, 73. Bouill. Ill, 60, 1. Clarac pi. 154. Planctus L. 459. Bouill. 60, 2.
758 Gegenstande des Menschen-Lebens. [431J
Glarac pi. 153; Urnen von Glusium §. 174. A. 2, vgl. Gori M. Etr. Ill, 3.
t. 20—23. Austragung der Leiche, sonderbares Gemalde, beschrieben von
Cell N. Pomp. II. p. 48. Beilegung des Todten im Grabe, Stackelberg
Tf. 38. [Besonders wichtig die drei Athenischen Vasen M. d. I. Ill, 60.
Ann. XV. p. 276. W. Henzen. Berl. Vasen nach Gerhard n. 1847—49.
Aehnlich auf einem Kantharos von Volci, Bull. 1844. p. 33.]
2. Ueber die Vorstellungen, meist Abschiede, und den schonen
Styl Griechischer Grab-Stelen, E. Wolff u. Gerhard Ann. d. Inst. I.
p. 134 ff. Sch6ne Stele Stackelberg Graber Tf. 1. S. die Marathonischen
Vasen L. 705 ff. Glarac pi. 152 f. und M. Worsl. I, 6. 14. Gaylus VI,
49 ff. Dabei ist richtig bemerkt worden, dass nicht die stehende, son-
dern die sitzende Person der Todte sei (Rinck, Kunstblatt 1828. N.
42, 7), s. auch M. Veron. 49, 2. 51, 11. Descr. de la Moree III. pi. 16.
Gastmal, der Mann liegt, er ist der Gestorbne, die Frau giebt ihm die
Hand. Vgl. pi. 14. 18, 2. 19, 1. 20, 2, der Sitzende der Todte. [Vgl.
Roulez Basr. funer. d'Arezzo p. 13. not. 1. Le Bas Mon. d'antiqu. fig.
p, 142 s.] Oft ist auch ein Pferd dabei, L. 695. Clarac pi. 152; R.
Rochette M. I. 46, 1. p. 126. Marm. Oxon. II. n. 63 (ein Attischer Cippus,
oben eine Sirene §. 393. 4). Hierher gehfirt auch das Relief Winck.
M. I. 72 mit der Schlange hinter dem Abschied nehmenden Jungling,
vgl. Gerhard, Beschr. Roms II, II. S. 6. [Kunstmus. zu Bonn 1841
S. 122 Schlange urn den Baum G. I. II. n. 3366 und n. 2322 h 86 und
b 94.] Der IJQCOS reitet auch selbst auf einen von der Schlange um-
wundenen Hesperiden-Baum (Symbol einer in Dunkel und Schrecken ge-
hiillten Seeligkeit) mit einem Altare zu, Maffei M. Veron. 49, 8. Doch
verwirft dies Symbol Gerhard Archemoros S. 68. Der IJQCOS in seinem
Heroon auf Vasen, gerade wie er an Stelen erscheint s. Stackelberg zu
Tf. 2, 2. Nach den Reliefs mussen die Abschiedsscenen auf Vasen wohl
auch grosstentheils gefasst werden. Auf Etr. Aschenkisten geht der Ab-
schied oft vor einer Grabsaule, mit einer Pinien-Frucht , gewohnlich vor
einer Thur vor; der Mantus oder Orcus haut zu. Auch hier ist der
Abschiednehmende ofter zu Pferd; eine Amphore liegt am Boden, eine
Schlange kommt hervor; Genien der Unterwelt fuhren das Pferd. Vgl.
§. 174. A. 3. — Frauen, welche die rechte Hand an das Kinn, die linke
an die Brust legen (wie bei den Romern Gefangne dargestellt werden),
scheinen den ewigen Abschied (Fadieu supreme) zu bezeichnen. R. Ro-
chette p. 132 und besonders die Stele im L. pi. 46, 3 und das schone
Brustbild von einem Grabdenkmal bei Stackelb. Graber 1 Abth. S. 44
Schlussvignette.
Die Lutrophoros auf Attischen Grabern von unverheirathet Ge-
storbnen, Statue in Berlin, Gott. GA. 1830. S. 2016. Eine Lutrophoros
M. Ghiaram. I, 11. Clarac pi. 407. n. 703. 9AIJIMOE
[432, -fcUJ] Darstellungen des Todes, Skelette. 759
s. G. Hermann de duabus inscr Gr. 1835. p. 13.] — Grab eines
Jagers (ein Hirsch verzehrt die hingelegten Fruchte), Relief von Megara
in Wien, Wiener Zeitschr. 1832. N. 144.
432. Skelette ((7x«A«ro/, larvae), worunter bei den 1
Alten im Ganzen nur fleischlose, zu Haut und Knochen zu-
sammengeschrumpfte Gestalten zu verstehen sind, kommen, so
wie Todtenkopfe, erst in spatern Zeiten und auf kiinstlerisch
unbedeutenden Denkmalern als Bezeichnung des Todes vor.
Ein silbernes Geripp mahnt bei Trimalchio's Mahl an Le- 2
bensgenuss, und Appulejus wurde beschuldigt, eine Larve (lar-
valis imago, sceletus) als Amulet oder Zaubermittel bei sich
zu tragen.
1. Mehreres stellt Welcker Sylloge p. 98 zusammen. Der Grabsteiri
•mit der dort angefuhrten Inschr. u. einer larva darunter war 1822 in den
Souterrains des Brit. Museums zu sehn. Auf einem Grabmal von Pompeji
ein Relief mil einem Skelett, das eine Frau mil Bandern schmiickt, Mazois
Pomp. I, 29. Cippus in Neapel, mit einem Skelett, dessen Munde ein
Schmetterling entschwebt, Neapels Ant. S. 61. Ein Skelett aus der Urne
entfliehend (iiber Skelette in Amphoren vgl. Steinbuchel Alterth. S. 67),
indem Eros hineinleuchtet, Impr. d. Inst. II, 58. Ein Skelett tanzt nach
Silen's Flote, Wicar III, 28. S. auch Gori Inscr. I. p. 455 und die
Oemmen bei Christie Painted Vases 4. 6. (Gerippe mit Laternen). Ueber
•die Skelette von Kuma (§. 260. A. 1.) Schriften von Jorio, Sickler,
Blumenbach, Gott. GA. 1823. S. 1243. Goethe Werke XLIV. S. 194. Olfers,
Schriften der Berl. Akad. 1830. S. 1. Tf. 1—4. [Stackelberg Graber
S. 16: »keine tanzenden Gerippe, sondern hagre diirre Menschenkorper.«?
Die Schatten verlassen die Graber larvali habitu, nudis ossibus cobaerente,
Seneca Ep. 24 ossea forma, Ovid Ib. 146. So die zwei Figuren an einer
Vase, Mus. Chiusino II. tv. 168.] Verzeichniss der Skelette in der alten
Kunst ebd. S. 30 ff. Tf. 5. Eine larva, aus Haut und Knochen bestehend,
aus Erz, sollte Hippokrates nach Delphi geweiht haben, Paus. X, 2, 4.
2. Die larva argentea bei Petron. 34, sic apta, ut articuli eius verte-
braeque laxatae in omnem partem flecterentur, war hiernach ein formliches
Oerippe. Ein Skelett bei einem Feste auch auf dem Relief im L. 25. —
Appulej. de magia p. 68. Bip.
III. Gegenstande aus der ubrigen Natur.
1. Thiere und Pflanzen.
433. (434). Die Meisterhaftigkeit der Alten in der Dar- 1
stellung der edleren Thierarten geht aus ihrem feinen Sinne
fur charakteristische Form hervor. Das Pferd schloss sich in
760 Gegenstande aus der iibrigen Natur. [433J
Griechischen Siegerstatuen und Romischen statuae equestres
zunachst an die Menschengestalt an; obzwar selten schlank
und hochgebaut, sind die Rosse Griechischer Kunstwerke doch
sehr feurig und' lebensvoll , die Romischen schwerfalliger und
massiver ; ihr Schritt ist haufig der kiinstlich ihnen eingelernte,.
3 schaukelnde Zelt oder Pass (ambling, tolutim). Fur einen
seine Wunde leckenden Hund auf dem Capitol cavirten die
tutelarii nach Plinius mit dem Leben, weil er unschatzbar,
noch giebt es ausgezeichnet schone Thiere der Art; so wie
Wolfe, Stiere, Widder, Eber, Lowen, Panther, in denen
zum Theil die Formen dieser Thiere eben so grossartig ent-
wickelt sind, wie die menschlichen in Gottern und Heroen,
4 Kraftig entworfene wilde Thiere, besonders im Kampfe mit
einander, darzustellen, war eine der ersten Aufgaben der alt-
Griechischen Kunst.
1. Winckelmann W. IV. S. 236.
2. Ikonische Rosse, Aelian V. H. IX, 32. Kalamis Pferde, §. 112, 2,
Marcel de Serres Ueber die Thiere der alien Kunst, Bibl. univ. 1834..
Mars. p. 231 ff., unlerscheidet vier Pferde-Rassen, die Africanische, Appulische,
Thessalische, Sicilische. Derselbe zulelzl fiber die Thiere der Mosaik von
Palaslrina , Froriep Nolizen 1834. N. 922 ff. Viel Verkehrtes im Ganzen..
Beruhmt sind die Kopfe vom Parthenon §. 118, 2, c., die Venetianischen
Pferde (mil jenen verglichen von Haydon, L. 1818. u. Goethe Werke Lv
S. 118.) St. di S. Marco I, 43 ff. §. 261. A. 2, die von M. Gavallo
§.414. A. 4, das von M. Aurel §. 204. A. 4. Falconet Oeuvres II. p. 1.,
vgl. I. p. 157, die der Nonier §. 421. A. 4, eins ins Florenz, Gall. St. 80.
(vgl. 81—86). Herculanische Quadriga von Bronze, Ant. Ere. VI, 66.
Pferdekopf vom Pallast Colombrano in Neapel, Goethe W. XXVIII. S. 34.
M. Borb. Ill, 10. [Gicognara Storia d. scult. III. tv. 19.J Schoner Pferde-
kopf aus Bronze, vergoldet, in Augsburg (Raiser §. 264. A. 2). Wunder-
Pferd (§QOT07tovs] auf M. von Nikaeaj, Mionn. Suppl. V. tb. 1, 2. p. 148.
n. 861., vgl. Sueton Caes. 61. Sehr schone auf Thessalischen und Si-
cilischen M. Die Begriffe der Alien von Pferdeschonheit lernl man au&
Xenophon, Virgil, Golumella, Oppian. Erklarung der Muskeln und der
Basreliefs an E. E. Malthaei's Pferdemodelle von Seiler und Boetlliger
Dr. 1823. Vgl. oben §. 424, 1. [Ruhl fiber die Auffassung der Natur in der
Pferdebildung anliker Plaslik, Gassel 1846. 4.] Maulthiere besonders
auf Sicilischen M. [Eutychos mil seinem Esel Nikon, die Oclavian in
Nikopolis zum Andenken glucklicher Vorbedeulung durch ihre Begegnung*
in Erz Widen liess,Plul. Anlon. 66 in den Hippodrom inConslanlinopel verselzt
nach einem Schol. der Pfalzischen Handschr. Creuzer zur Archaeol. I. S. 47.J
[433] Thiere. 761
3. Ein vortrefi'licher Hund, der sich am Ohre krazt, in Neapel.
Herrliche Molosser, Cavac. I, 6. Mon. Gab. 43. Wolf von Belvedere, ein
riesenmassiges Thier. Myron's Kuh §. 122, 2. vgl. PCI. VII, 31. Toro
Farnese §. 157, Bronze in Venedig, S. Marco I, 47. Bronze in Dresden
(nach StrongylionV) Meyer Gesch. Tf. 9 c. Schone Stiere auf M. von
Epeiros, Gortyna, §. 350. A. 5. 351. A. 4. Stiere, die gleich den Kameelen
Kaunas auf dem Riicken haben, Aristot. H. A. VIII, 29, gibberes, wie die
Kypriscben, Serv. Georg. I, 138, Syrischen, Karischen, Plin. VIII, 45,
deformis scapulis torus eminet, Galpurnius VII, 61, vgl. eine Miinze des
Gordian zu Ephesus b. Tristan T. II. Der Bock, der in der Makedoni-
schen Urgeschicbte vorkommt, ist auf M. prachtig dargestellt, Mionnet
Suppl. III. pi. 9, 4—6. Giustinjanischer Bock. Schone Bronze einer
Gems, M. Borb. I, 51. Eherne Widder zu Palermo, Goethe W. XXVIII.
S. 121 [beide aus Syrakus, vollig gleich und zwei ahnliche sollen nach
Spanien geschickt worden sein, in der Zeit der Spanischen Regierung],
Ueber den aries gutturatus, in Florenz und Rom, eine Schrift von
Ad. Fabroni. Kalydonischer Eber, in Byzanz von Niketas p. 357 erwahnt,
vgl. Anth. Pal. XV, 51 ; ein sehr schoner, M. Flor. HI, 69. Schone Wild-
schweine auf M. von Clusium , Aetolien, N. Brit. 5, 25. Eine saugende
Sau, PCI. VII, 32, vgl. §. 418. A. 3. Saue, den Chinesischen ahnlich,
auf Gemmen, Impr. d. Inst. I, 51. 52. Sau mit Jungen, das. Ill, 55.
Low en zu Venedig vom Peiraeus Athens, S. Marco II, 48. 49. §. 253.
A. 2. Farnesischer, M. Borb. IX. front. Herrliche Figuren auf M. und
Gemmen. Vgl. Jen.L.Z. Erg. 1815. S. 290. Aus dem Felsen gehauener
Lowe in Keos, Broendsted Voy. I. pi. 11. Aehnliche hie und da in
Griechenland. Auf Heldengrabern (Ptolem. Hephaest. p. 147. Bekker),
z. B. des Hektor in der tab. Iliaca und des Leonidas zu Thermopylae.
Lowe auf M. von Milet. Ki-nv yLyas. Anthol. Pal. VI, 256. J. de Witte
Ann. VI. p. 343. Lowin mit einem Jungen Impr. Ill, 54. Ueber die
Bildung des Lowen (von Syrischer Rasse), Stiers (bos urus), Ebers (sus
Aethiopicus) am T. von Olympia, Geoffroy St. Hilaire Rech. au sujet de
quelques fragm. P. 1833. [Schwindeleien; s. Bonner Kunstrrms. 2. Ausg.
S. 168.] Colossaler Lowe zu Ghaeroneia, Dupre Voy. pi. 17. Lowe von
Plataeae, L. 708 b. Bacchische Panther aufM. mit Thyrsen oder Lanzen
im Rachen. Lowen- und Pantherkampf, kraftig gezeichnet, Laborde Vases
II, 21. Vgl. oben §. 322. A. 4. 427. A. 1. Tiger sind seltner als
Panther u. Leoparden. Elephanten als Fackeltrager aufM. der Seleuciden,
vgl. Sueton Caes. 37. K am eel mit Fiillen, von Elfenbein, Buonarr. Medagl.
p. 365. [Neapels Ant. Bildw. Marmore n. 499. N a shorn das. n. 509.]
Eine Sammlung von Thieren antiker Kunst, auch Adlern, Pfauen, Storchen,
PCI. VII, 26—34. Bouill. Ill, 95. Glarac pi. 350. Ein Adi er mit einer
Schlange, Niketas de stat. c. 8. Iktinos Nachteule, Lobeck Aglaoph. p. 973.
762 Gegenstande answer ubrigen Natur. [434. (435.)J
Schoner junger Hirsch aus Bronze, M. Pourtales p. 20, aus der Gegend
von Sybaris, der Guss mangelhaft. [Ein lebensgrosser aus schwarzem
Marmor im Lateranischen Museum.]
4. Die Homerischen und Hesiodischen Schilderungen, die alterthum-
lichen Vasen und Glusinischen Gefasse, die Etr. Bronzen, die alteren Munzen
und geschnittenen Steine zeigen den vorherrschenden Geschmack an Kampfen
wilder Thiere. (Die sogen. aegyptisirenden Vasen begnugen sich mit blossen
Zusammenstellungen). Die Art, sie anzubringen, ist oft ganz arabeskenartig.
.1 434. (435). Niedere Thierarten, Seethiere, Polypen,
werden meist in einem Styl behandelt, welcher mehr die kuh-
nen und grotesken Formen soldier Naturgegenstande iiberhaupt,
als die genaue Beschaffenheit der einzelnen Gattung darzu-
•2 stellen strebt. Eben so darf man wohl sagen, dass in den
Pflanzengewinden der Vasengemalde , wie in den Kran-
zen und Festons der zierenden Architektur und Gefassarbeit,
bei mannigfachen Abweichungen von den nachgebildeten Ge-
genstanden im Einzelnen, doch der'Geist und Gharakter der
3 Vegetation oft tief ergriffen ist. Besonders aber zeigt sich in
alien Composition en verschiedner Thiergestalten , welche
zum Theil durch den Orient angeregt, aber; in acht Helleni-
schem Sinne ausgebildet worden sind, ein Geist, welcher das
Naturleben in seiner schopferischen Kraftfulle mit eben so vie!
Wahrheit als Kuhnheit auffasst; daher uns solche Gestalten
4 wie wahre und wirklich vorhandene entgegen treten. Ein ganz
andrer Geist, als dieses naive Naturgefuhl, spricht uns aus
den spa tern Gryllen auf Gemmen an; Witz im Zusammen-
fugen des Verschiedenartigsten, oft auch eine allegorisch aus-
gedriickte Reflexion liegen hier zum Grunde.
1. S. die Seethiere auf Vasen (die oft ganz damit bemalt sind), z. B.
Millingen Un. Mon. 10. Doch gab es auch selbst unter Phidias Namen die
genauesten Nachbildungen von Bienen, Fliegen, Cicaden (vgl. §. 159. A. 2), und
auch seltene Thiesarten werden oft in Anticaglien getreu dargestellt, Blumen-
bach Gommentatt. Soc. Gott.XVI. p. 184. GemalteSpinngewebe,Philostr.II,28.
2. S. von Griechischen Vasen Millin I, 15. 22. II, 32. 39; Romische
Arbeiten bei Gavaceppi, Piranesi Vasi und sonst. Wie schwer verschiedene
Pflanzenarteri auf alten Kunstwerken zu unterscheiden sind, bemerkt Sprengel
Hist, rei herbariae I. p. 29. Nachbildungen von Friichten in Wachs, §. 305.
A. 4, und in der Rhyparographie [Rhopographie] §. 163. A. 5. 210
A. 6. 211. A. 1. Ant. Ere. I, 9. 11. 45. 47 u. oft.
3. Marcel de Serres Ueber die Wunderthiere der alten Knnst, Bibl.
{435. (436.)] Thiercompositionen, Gryllen. Arabeske, Landschaft. 763
univ. 1834. Fevr. p. 160 findet auch in diesen phantastisclien Zusammen-
setzungen viel Naturwahrheit. — Die Sphinx auf den M. von Chios so
wie Gergis, Streber Mimchner Denkschr. Philol. I. S. 200 (eine Andeutung
der Sibylla) ist die Aegyptische, nur schlanker, und geflugelt [wie bei
Eurip. Phoeniss. 809.] Greifen §. 361 am Ende. Tragelaphen u. andre
groteske Thierfiguren auf den Vasen §. 75. A. 2. 171. A. 2, vgl. 238. A. 4.
Aehnlich liebte man an Silbergefassen iv 7CQOTOfj.fi, Juven. I, 7. Boeckh
Staatsh. II. S. 305. Ueber die Zusammensetzung der Protomae verschiedner
Thiere auf M. u. Gemmen (Lowe u. Slier, Stier u. Bock u. dgl. , oft mil
Flugem) §. 241. A. 3. Die geflugelte Sau der Volkssage von Klazornenae
(Aelian H. A. XII, 38) findet sich schon auf sehr alten Goldmiinzen der Stadt,
M. Brit. 13, 23. Ein schoner gefliigelter und gehornter Panther, der einen
Hirsch todtet, Woburn M. 11. Zwei Greife iiber einem Hirsch, Impr. d. Irist.
Ill, 91. — Das Monstrum an den Mauern von Amphipolis, Cousinery Voy.
pi. 8, ist dem auf den M. von Alexandrien, EckhelSyll.tb. 6, 15,z5emlichahnlich.
4. Die Gryllen (§. 163. A. 3) meist in Jaspis, Lipp. I, II, 517 ff. Suppl.
II, 413—428. Raponi tv. 52. Tassie p. 709. Impr. d. lust. Ill, 48. IV, 67. 68.
Man findet sie auch auf M. , namentlich von Signia, Steinbiichel Alterth.
•S. 78. 144. 244. Zum Theil entstehen sie durch Zusammenfugung Baccbischer
Masken mit andern Gesichtern. — Die Darstellungen von Thieren, besonders
Insekten, in menschlicher Handlung, in Wandgem. u. Gemmen, sind nicht
im Geiste der Thierfabel, sondern auch nur als Scherze zu nehmen.
2. Arabeske, Landschaft.
435. (436). So sehr sich die lebendige und geniale
Auffassung der Natur, welche die alte Kujist durchdringt, fiir
die Arabeske (§. 24 A. 2) eignet, deren Alter in der Grie-
chischen Kunst sehr weit zuriickgeht: so wenig war die Land-
schaft, im modernen Sinne, der antiken Kunstweise ange-
messen; wir fmden sie erst in einer spatern Periode, und m
•geringer Ausdehnung. Die Griechische Kunst verlangt von
ihren Gegenstanden ein nahes Verhaltniss, einen engen Zu-
sammenhang des Lebens und der Form, des Geistes und der
Erscheinung ; Alles erhalt eben dadurch in ihr einen entschied-
nen Gharakter, eine deutliche Physiognomie. Der ahndungs-
volle Dammerschein des Geistes, mit welchem die Landschaft
uns anspricht, musste den Alten nach ihrer Geistesrichtung
kimstlerischer Ausbildung un^.hig scheinen; ihre Landschaften
waren daher meist mehr scherzhaft als mit Ernst und Gefuhl
entworfen; das Ergotzende mannigfaltiger Bauten und An-
lagen und zahlreicher Figuren wird in den Herculanischen
764 Gegenstande aus der iibrigen Natur. [435 (436.)]
Bildern dem Ergreifenden einsamer Naturscenen iiberall vor-
3 gezogen. Oft beschaftigten auch ihre Naturbilder durch eine
landkartenahnliche Uebersicht ausgedehnter Gegenden eine
wissenschaftlicheAufmerksamkeit, und gabeneine Chorographie
und Ethnographie in Bildern.
1. Das Alter der Arabeske (uWf/ja bei Homer, spater yvrctQict
und £oo8aQia genannt) beweisen besonders die Vasen; ziemlich dieselben
Arabesken in Vasengemalden , wie M. Blacas pi. 25, Spiele der Laune,
wobei- jede Deutung bedenklich ist, u. in Terracottas of the Brit. Mus.
tv. 14, 22. 18, 31 ihre spatere reiche Ausbildung Romische Wandmalereien,
§. 210 ff., Candelaber, §. 302. A. 3, mid andre Gefasse. Zur Gesch. der
Arabesken H. Base Palaeologus S. 90. [Gruber Description of the plates
of fresco decorations and stuccos in — Italy with an essay on the Arabesques
of the Ancients as compared with those of Raphael and his school by Hittorf
L. 1844.]
2. S. §. 209 4. Landschaftlicher Art ist das: Vetus pictum
Nympbaeum exhibens ed. L. Holstenius (ex aed. Barberims). R. 1676.
Hafen, §. 296. A. 6. Labyrinthus, Maeander, Fest. Non. Villen im Meer,
Cell N. Pomp. vign. 9. Das Gemalde, Winck. M. I. 208, ist ein Beispiel,
wie viel Menschenwerk und IMenschenleben die Alten fur die Landschaft
fordern. Doch wissen bisweilen die Alten auch in einem kleinen Relief
durch ein Paar nur angedeutete Baume und Felsen, einige kletternde Ziegen,
einen recht landlichen und einsamen Eindruck hervorzubringen, z. B. L. 387.
Bouill. Ill, 57, 9. Clarac pi. 144, vgl. die Athenische Reliefplatte Walpole
Trav. letzte Tf.; solche Bildchen erinnern an die alte Rhopographie
§. 163. A. 5. Darstellwng einer gewohnlichen Stimmung des Gemuths-
lebens (Sinn durch die Nachbildung einer entsprechenden Stimmung des
Naturlebens (Wahrheit), Hauptaufgabe landschaftlicher Kunst, Garus Briefe
iiber Landschaflmalerei Lpz. 1835. 2. Aufl. Br. 3. S. 41.
<-.« 3. S. bei Philostratos die Gemalde der Sumpfgegend I, 9, das hochst
sinnreich gedachte des Bosporus I, 12. 13, der Inseln II, 17, unter denen
sich die Kykladen Keos, Tenos, Delos und Rheneia, Melos, Siphnos, Naxos
erkennen lassen, vgl. §. 384. A. 4. Gewiss batten diese grosse Aehnlichkeit.
mit der Mosaik von Palestrina §. 322. A. 4. Eine andre mehr mytho-
logische Darstellung von Aegypten, auf der Farnesischen Schale §.315. A. 5.
Visconti PG1. III. tv. c. Andre mehr komische, Brit. M. Terrac. 36.
Aegyptische Landschaften waren in Rom, besonders in Mosaiken, sehr
beliebt, etwa wie heutzutage Ghinesische. PG1. I. p. 14. n. Garten des
Alkinoos auf M. von Korkyra. Abhandl. von Glel. Cavedoni.
Nach Eustath. zu Dion. P. 87 gaben Maler den Bergen gern Formen
von Lowen und andern Thieren. Bei Antiochien war ein sog. Gharonisches
Haupt aus dem Felsen gehauen, Malalas p. 205. Tzetz. Ghil. II, 920.
[436. (433.)] Amulete, Symbole. 7G5
3. Amulete, Symbole.
436. (433). Zum Schlusse eine fliichtige Erwahnung 1
der Amulete des Alterthums, welche ihrer Natur nach iiberall
die Granzen der Kunst iiberschreiten^ ja dem Kunslsinhe
gradezu widersprechen. Die gefurchtete invidia wird nach dem
Glauben des Alterthums um sp sichrer abgewehrt, je widriger,
ja ekelhafter der Anblick ist, welchen man sich vorhalt ; und
die zahllosen phallischen Bronzen hajten, wenn auch nr-
sprunglich Symbole der lebenschaffenden Natur, spater doch
nur diesen Sinn und Zweck. In symbolischer und aberglaubischer 2
Bedeutung kommen das Auge, der Fuss, die Hand in verschie-
dener Anwendung vor ; ohne besondre Bedeutung bildete man
alle Glieder des menschlichen Korpers als Weihgeschenke an
Asklepios fur gliickljche Heilung. Sonst sind Figuren der 3
Aegyptischen Religion und des Alexandrinischen Eklekticismus
auf den Amuletsteinen bei weiten am gewohnlichsten. — 4
Lebensfulle, Gesundheit und Bliithe deutet der spatern Kunstzeit
am gewohnlichsten das Full horn an, welches als fur sich
bestehendes Symbol auch verdoppelt wird. Wo mathemati- 5
schen Linien und Figuren ein geheimer Sinn, willkuhrlich
oder aus philosophischen Grillen, beigelegt wird, verschwindet
mil der natiirlichen Einheit des Aeussern und Inner n alle
Kunst thatigkeit vollig.
1. Bekannt ist der Phallus an Pompejanischen Hausern mit der Bei-
schrift: hie habitat felicitas. Wohl das alteste Amulet der Art sieht man
an den Mauern Alatriums, Dodwell Views pi. 92. [Der Herausg. fand ein
ahnliches an einer Mauer der Homerischen Stadt Antheia.] Als Zeichen
der Tyche wahrscheinlicli ist ein ithyphallisches -Bild Tychon genannt
worden. Wahrscheinlich war dies auch das gewohnliche PKGKKVLOV, fas-
cinum, vor Werkstatten, Pollux VII, 108. (ysHolu TIVK, turpicula res). Vgl.
Boettiger Amalth. III. S. 340. Arditi II fascino e 1'amuleto contro del
fascino presso gli antichi. N. 1825. 4. II fico wird oft mit Phallen als
Amulet verbunden, Ant. Ere. VI, 99 Phalli alati. Aber auch todten-
Hhnliche Bilder erreichen diesen Zweck, und eine Art Heuschrecke,
die als larvalis imago angesehen werden konnte, soil von Peisistratos als
•nccTK^vT], fascinum, vor der Akropolis aufgestellt worden sein. Hesych,
vgl. Lobeck Aglaoph. p. 970. Daher die Heuschrecke in allerlei mensch-
lichen. Thatigkeiten auf Gemmen, Impr. d. Inst. II, 93. 95.
2. Der malus oculus wird am interessantesten in dem Relief
Woburn Marbles 14, vgl. Millingen Archaeol. Brit. XIX. p. 70, dargestellt,
766 Gegenstande aus der iibrigen Natur. [436. (433.)]
wo ihm alle mogiiche Schmach und ordure widerfahrt. Aehnlich sielit man
ihn von vielerlei Thieren angegriffen auf Gemmen (Lippert Suppl. II, 466.
Caylus V, 57. VI, 38. Kopp Palaeogr. III. 604 u. Expl. inscr. obsc. in
arnuleto. Heidelb. 1832), welche alle darauf, nicht auf Augenheilkunde, zu
beziehen sind. Pedes votifi, von Schlangen umwunden, mil dem Steinbock
als gliicklichem Zeichen darauf, und der Inschr. faustos redjre, Passerie Luc.
fict. II, 73. Fiisse als Zeichen der Anwesenheit an Wallfahrtsorten. Amuleten-
Hande bei Caylus III, 63. Causseus M. Rom. VI, 11— 14 etc. Concordien-
Hande, dextrae, Gaylus,^, 55, 4. Montf. Ill, p. 197. Verschlungene, oft auf
M. u. Gemmen. Kornahren daraus wachsend, Tropaeen dabei. Ueber Glieder
alsxWeihgeschenke fur Heilung, G. I. 497 ff. 1570. Einige der Art im
Brit. Museum. Einer wird am Ohr gezupft mit der Inschrift [ivrjfiovtve,
auf Gemmen und Munzen. Boettigers Opusc. p. 116 f.
3. Ueber Amulet e Schriften von Gaffarell, Arpe und A. Selbst
Aerzte, wie Alexander von Tralles, empfehlen medicas gemmas. Serapis
Figur war ein gewohnliches Phylakterion. Eine der besten Arbeiten der
Art ist der Stein mit Horus-Harpokrates auf beiden Seiten und der In-
schrift: Msyorg 'ilpog ' AnoM.cav '.^Troxpar^g sviluTog TCO qpopowrt,
Eckhel Pierr. grav. pi. 30. Impr. d. I. Ill, 99. 100. Abraxas §. 408, 8.
4. Fullhorn, mit Schlangen umwunden, auf M. der Byllionen,
vielleicht in Bezug auf Kadmos. N. Brit. 5, 12. Das Doppelhorn, welches so
oft auf M. mit Knabenkopfen vorkommt (mit den Kopfen von Epiphanes
und Kallinikos auf M. von Kommagene)r hiess Si-negus, Athen. V, 202 c.
Kramer iiber den Styl der gemalten Thongefasse S. 127. Lippert Suppl.
II, 398. Nach Athen. XI, 783 c. hiess das Fullhorn auch 'Eviavrog; vgl.
indess V, 198 a.
5. Ueber das Pentalpha besonders Laflge in Boett. Archaeol. und
Kunst I. S. 56. — Die Mysterientypen auf altgriech. Munzen, wovon
Stieglitz Archaeol. Unterh. II. S. 17, sind es zum geringsten Theil wirkliclu
Das Bild der drei sich umschwingenden Fiisse, welches sonst fur ein
Symbol der Trinakria Sicilien gait, wird in viel ausgedehnterem Kreise,
namentlich auch auf M. von Cilicien, Pamphylien u. Cypern, und auf
Panathenaischen Vasen gefunden, und scheint noch nicht befriedigend
erklart. Auf Munzen von Panormos die drei Beine, in der Mitte Medusen-
haupt, dazwischen Aehren. Torremuzza Siciliae numi tb. 58. 59.
Verzeichniss
tier Kiinstler und Kunstschulen.
(Die Zablen bezeichnen die Paragraphen; A. bedeutet Anmerkung.)
A.
Accius Priscus 209. A. 1.
Admon 200. A. 1. 315. A. 2.
Aeginetes 154. A.
Aelius 200. A. 1.
Aetion v. Amphipolis, Bildschn. 154.
A. 379. A 4.
Aetion, Maler 211, 1. u. A. 1.
Agasias, Dositheos S. 157*. A. 3.
— Menophilos S. 157*. A. 3.
Agathangelos 200. A. 1.
Agatharchos 135. A. 1. 136, 2.
Ageladas 82. A. 113. A. 1. 393. A. 1.
410. A. 2.
Agesandros 156. A. 1.
Aginetische Schule 332. A. 2.
Aglaophon 134. A. 1. 135. A. 1.
405. A. 5.
Agorakritos 112. A. 1. 117.
Agrolas 62. A.
Akesas 113. A. 1.
Akestor 112. A. 1.
Akragas 159. A. 1.
Alexander v. Athen 210. A. 6.
Alexandras, des Konigs Perseus S.
154. A.
Alexis 112. A. 1.
Alkamenes 112. A. 1. 117. 119, 2.
366, 5. u. A. 5. 372, 2.
Alkimachos 139. A. 2.
Alkon 307. A. 4.
Aloisius 194. A. 5.
Alypos 112. A. 1.
Amphilochus 149. A. 2.
Amphion (?) 139. A. 2.
— v. Knossos 112. A. 1.
Amphistratos 124. A. 1.
Amyklaos 82. A. 89. A. 3.
Anaxagoras v. Aegina 82. A.
Anaxandra 163. A. 1.
Androkydes 137. A. 4
Andronikos Kyrrhestes 153. A. 4*.
160, 5.
Androsthenes 112. A. 1.
Angelion 82. A. 86. A.
Antenor 82. A. 88. A.
Anthemios 194. A. 4.
Anthermos 82. A.
Antheus 154. A.
Antidotes 139. A. 2. 141. A. U
Antigonos 35. A. 1.
Antimachides 80. A. I, 4.
Antiochos 154. A.
Antipatros 159. A. 1.
Antiphanes 112. A. 1.
Antiphilos 163. A. 1.3. 4. 412. A. 2.
Antistates 80. A. I, 4.
Antistius Laheo 209. A. 1.
Antorides 163. A. 1.
Apaturios 209. A. 3.
Apellas 112. A. 1.
Apelles 35. A. 1. 130. A. 1. 141.
142, 1. 319, 7. u. A. 2. 406.
A. 2. a. E.
— v. Kolophon 139. A. 2.
Aphrodisische Schule 203. A. 1.
Aphrodisius v. Tralles 197. A. 2.
768
Verzeichniss
Apollodor 191. A. 1. bis.
Apollodoros, Erzg. 124. A. 1.
— v. Athen, Skiagraph 135. A. 1.
136. 137. A. 2. 415. A. 1. a. E.
416. A. 1.
Apollonides 315. A. 2.
Apollonios 385. A. 3.
— Nestor's S. 160, 4. u. A. 5.
— v. Tralles 157. A. 1.
Archennos 82. A. 334. A. 2.
Archias v. Athen 112. A. 1.
— v. Korinth 152. A. 1.
Archimedes 152. A. 1. his.
Ardikes 74. A.
Arellius 208. A. 1.
Aristandros 112. A. 1.
Aristeas 203. A. 1.
Aristeides, Erzg. u. Archit. 112. A. 1.
— v. Theben, Maler 139, 4. u.
A. 2. 140, 1. u. A. 1. 165. A. 2.
Aristeides, Aristeides S. 163. A. 1.
— Nikomachos Bruder 163. A. 1. 3.
Aristodemos, Maler 139. A. 2.
— Erzg. 154. A.
— aus Karien 211. A. 2.
Aristodikos 307. A. 1.
Aristogeiton 124. A. 1.
Aristokles, Nikomachos S. 163. A. 1.
— Kleotas S. 112. A. 1.
— v. Kydonia 82. A.
— v. Sikyon 82. A. 393. A. 1.
Aristolaos 139. A. 2. 141. A. 1.
Aristomedes 82. A.
Aristomedon 82. A. 88. A.
Ariston 163. A. 1.
Aristonidas 306. -A. 3. 412. A. 3.
S. 693.
Aristophon 135. A. 1.
Arkesilaos 376. A. 3. 391. A. 5.
— Tisikrates S., Maler 163. A. 1.
— Plaste, Erzg. u. Bildh. 196. A. 2.
— Aristodikos S. 82. *A.
— v. Paros 135. A. 1.
Arrhachion 87. A. 1.
Artemidorus .209. A. 1.
Artemon 411. A. 1.
— Maler 163. A. 1.
— Bildh. 197. A. 2.
— Periphoretos 121. A. 3.
Askaros 82. A.
Asklepiodoros 139. A. 2.
Asopodoros 112. A. 1.
Asteas 410. A. 4. S. 678.
Athenaos 154. A.
Athenion 139. A. 2. 141. A. 1.
351. A. 2. 413. A. 2.
Athenis 82. A.
Athenische Malerschule 135.
Atlienodor, Agesanders S. 156. A. 1.
Athenodoros, Erzg. 112. A. 1.
Attikion 203. A. 1.
Attikus 205. A. 2.
Attilianus 203. A. 1.
Attische Schule, jungere 360, 1.
Attische Thonbildner 72.
Aulanios Euandros 196. A. 2.
Aulos 200. A. 1.
B.
Bathykles 85. A. 2.
Batrachos 180. A. 2.
Beda 154. A.
Boethos 159. A. 1. 415. A. 1. S. 713.
Brietes 137. A. 4. ,
Bryaxis (v. Athen, Bildh. u. Erzg.)
124. A. 1. 128. 4. 5. u. A. 5.
146. A. 151. A. 1. 158. A. 1. bis.
Bularchos 74. A.
Bupalos 82. A.
Byzes 53.
C.
Celer 190. A. 2.
Chalkosthenes 72. A. 2.
Ghareas 124. A. 1.
Charephanes 163. A. 3.
Chares 154. A. 155, 1.
Charmadas 74. A.
Ghartas 82. A.
Cheirisophos 359. A. 5.
Cheirokrates 149. A. 2.
Ghersiphron v. Knossos 35. A. 1,
80. A. I, 1.
Ghimams, s. Julius.
Chionis 82. A. 89. A. 3.
Chryses 194. A. 4.
Chrysothemis 82. A.
Coccejus, T. Auctus 190. A. 1. II.
Coponius 196. A. 2. 199. A. 9.
Cossutius 153. A. 4. 180, 4.
D.
Dadaliden 70. A. 2.
Dadalos 68. A. 2. 3. 70. 81. A.
— v. Sikyon 112. A. 1. 123, 3.
Dahippos 154. A.
Dalion 315. A. 2. 402. A. 3.
der Kiinstler und Kunstschulen.
769
Dameas 82. A. 87. A. 1.
Damokritos 124. A. 1.
Damophilos 82. A. 180. A. 2. 319.
A. 5.
Damophon 124. A. 1. 312. A. 2.
Daniel 207. A. 5.
Daphnis 109. A. Ill, 15.
Datondas 154. A.
Decius 196. A. 2.
Decrianus 191. A. 1. S. 215. 197.
A. 3.
Deinias 74. A.
Deinochares 149. A. 2.
Deinokrates 80. A. I, 1. 149. u. A. 2.
151. A. 2.
Deinomenes 112. A. 1.
Deinon 112. A. 1.
Demeas 112. A. 1.
Demetrios von Athen 112. A. 1.
123. u. A. 2. 135. A. 3.
- v. Ephesos 80. A. I, 1.
— Goldschmied in Ephesos 197.
A. 2.
— roi%oy(>(xcpo$ 182. A. 2.
DemokopossMyrilla 106. A. 2.
Demokritos 107. u. A. 2.
Demophilos 135. A. 1.
Diagoras 87. A. 3.
Dibutades 53. A. 1. 62. A. 63. A.
72. A. 2.
Diogenes 163. A. 1.
— v. Athen 196. A. 2.
Diognetos 211. A. 1.
Dionysios, Maler 208. A. 1.
— v. Argos 82. A.
— v. Kolophon 135, 3. u. A. 1. 3.
— Bildh. 160. A. 2.
Dionysodoros 112. A. 1.
Dioskurides 209. A. 1. 425. A. 1.
Diponos 70. A. 2. 82. A. 84. A. 2.
359. A. 5.
Diyllos 82. A. 89. A. 3.
Dontas 82. A. 308. A. 3. 410.
A. 5.
Dorotheos 209. A. 1.
Dorykleidas 82. A. 85. A. 1.
E.
Echion 124. A. 1. 139. A. 2. 140.
A. 3.
Eetion 154. A. 308. A. 3.
Endoos 70. A. 2. 82. A. 368. A. 4.
Epeios 70. A. 4.
Ephesische Kunstler 157*. A. 3.
Ephoros 139. A. 2.
O. Miiller's Archaeologie. 4. Aufl.
Epimachos 152. A. 1.
Epithermos 149. A. 2.
Erateus 149. A. 2.
Erigonos 163. A. 1.
Erophilos 200. A. 1.
Euanetos 317. A. 2.
Euanthes 396. A. 2. 414. A. 3.
S. 705.
Eucheir 75. A. 1.
Eucheiros 82. A.
Eudoros 107. A. 3.
Euenor 135. A. 1.
Eugrammos 75. A. 1.
Eukadmos 112. A. 1.
Eukleidas 124. A. 1. 317. A. 2.
Eumaros 74. A.
Eumelos 211. A. 1.
tfumnestos 196. A. 2.
Euodos 200. A. 1.
Eupalinos 81. A.
Euphranor, Aristeides- (Ariston's)
Schiller 163. A. 1.
— 35. A. 1. bis. 124. A. 1. 129, 1.
u. A. 2. 3. 130. u. A. 2. 4. 139.
A. 2. 140, 3. u. A. 3. 141. A. 4.
366. A. 5. 398. A. 2. 405. A. 3.
409. A. 1.
Euphronides 124. A. 1.
Euphronios S. 710.
Eupolemos 109. A. II, 10. 11.
Eupompos 137. A. 4.
Euripides 135. A. 1.
Euryalos 62. A.
Eutelidas 82. A. 87. A. 1.
Euthykrates 154, 1. u. A.
Euthymides 257. A. 7.
Eutropos 207. A. 5.
Eutyches 200. A. 1.
Eutychides 146. A. 154. A. 158.
A. 5.
Euxenidas 137. A. 4.
F.
Fabius Pictor 182, 2. u. A. 2. 319.
A. 5.
Fabullus 209, 5. u. A. 1.
mscus 322. A. 4.
G.
Galaton 163. A. 3.
Gallienus 207. A. 7.
Gitiadas 82. A. 89. A. 2.
49
770
Verzeichniss
Glaukias 82. A. 87. A. 3.
Glaukion 139. A. 2.
Glaukos v. Argos 82. A.
— v. Chios 61. 311. A. 2.
Glykon 129. A. 2. 160, 4. u. A. 5.
Gnaos 200. A. 1.
Gorgasos 82. A. 180. A. 2. 319.
A. 5.
Gorgias 112. A. 1.
H.
Hadrianus 191. A. 1. 203. A. 1.
211. A. 1.
Harmatios 372. A. 5.
Harmonides 56. A.
Hegesias 82. A.
Hegias 82. A. 113. A. 1.
Hekatodoros 124. A. 1.
Helena 163. A. 1. 6.
Helias 207. A. 7.
Helikon 113. A. 1.
Hephastos 58.
Herakleides v. Ephesos 157*. A. 3.
372. A. 5.
— v. Tarent 152. A. 1.
— aus Makedonien 163. A. 1.
Herakleitos 209. A. 1. 322. A. 4.
Hermodor 180. A. 2. bis.
Hermogenes 109. A. Ill, 17. 18.
Hermokles 154. A. 155. A. 3.
Hermolaus 197. A. 2.
Heron, Libios S. 149. A. 2.
— der Hydrauliker 152. A. 2.
Herodotos 124. A. 1.
Hieron 196. A. 2.
Hilarius 211. A. 1.
Hippias, urn 01. 110. 124. A. 1.
— urn 01. 114, 124, A. 1.
Hippodamos 111. u. A. 1.
Hippys 389. A. 3.
Hiram Abif 239. A. 3. 240. A. 5. bis.
Hygiemon 74. A.
Hypatodoros 124. A. 1. 370. A. 4.
Hyperbios 62. A.
i. (J.)
Idaos 137. A. 4.
Ikmalios 56. A.
Iktinos 35. A. 1. 109. A. I, 2. bis.
5. II, 12. 433. A. 3.
Joannes v. Byzanz 194. A. 4.
Jon 124. A. 1.
Isidor V. Milet 194. A. 1.
— der jungere 194. A. 1.
Isigonos 154. A.
Ismenias v. Chalkis 139. A. 2.
Julianus Argentarius 194. A. 5.
Julius Gliimarus 197. A. 2.
— Miletus, Qu. 192. A. 1.
K.
Kalamis 112, 1. u. A. 1. 2. 197, 4.
359. A. 6. 433. A. 2.
Kallaschros 80. A. I, 4.
Kallikles 112. A. 1.
Kallikrates 109. A. I, 2.
— der Lakedamonier 159. 2.
Kallimachos Katatexitechnos 108. A.
3. 112. A. 1. 123. u. A. 1.
Kallistonikos 124. A. 1.
Kallistratos 154. A.
Kalliteles 82. A.
Kallixenos 154. A.
Kallon v. Aegina 82. A. 89. A. 2.
— v. Elis 112. A. 1.
Kalynthos 82. A.
Kaiiachos v. Sikyon 82. A. 85. A. 1.
86. A. 164. A. 1. 374. A. 3.
393. A. 1. 394. A. 2.
— v. Sikyon, der jungere 112. A. K
Kantharos 154. A.
Karmanides 139. A. 2.
Karpion 35. A. 1. 109. I, 2.
Kephisodoros 196. A. 2.
Kephisodotos 112. A. 1. 393. A. 2.
Kephissodoros* 124. A. 1. 135. A. 1.
374. A. 5. 6.
Kephissodotos 124. A. 1. 125. A. 4.
Kimon 99. u. A. 1.
— Graveur 317. A. 2.
Kleagoras 135. A. 1.
Kleanthes 74. A.
Klearchos 82. A.
Kleisthenes 107. A. 3. 135. A. 1.
Kleiton 112. A. 1.
Kleomenes v. Naukratis 149. A. 2.
— Apollodoros S. 160, 3. A. 3.
— Kleomenes S. 160, 4. u. A. 4.
Kteoiisvrjs 415. A. 1. S. 708.
Kleon 124. A, 1.
Kleophantos 74. A. 75. A. 1.
Kleotas 106. A. 4. 112. A. 1.
Klesides 163. A. 1.
Kleudoros 317. A. 2,
Kolotes, Phidias Schiller 112. A. L
121. A. 3.
— Pasiteles Schuler 196. A. 2.
der Kunstler und Kunstschulen.
771
Kolotes v. Teos 137. A. 4.
Korobos, Tfipfer 62. A.
— Architekt 109. A. I, 5.
Korybas 163. A. 1.
Krateros 197. A. 2.
Krates 149. A. 2.
Kretische Schule 859, 5.
Kritias 82. A. 88. A.
Kriton 204. A. 5. 422. A. 7.
Kronios 315. A. 2.
Ktesibios 152. A. 299. S. 412. k.
Ktesidemos 139. A. 2,
Ktesilaos 112. A. 1. 121. 157*.
A. 2.
Ktesilochos 163. A. 1. 8.
Kydias 139. A. 2. 319. A. 2.
Kydon 121.
L.
Laerkes 58. A. 1.
Lala 163. A 4. 208, 3. u. A. 1.
Learchos 70. A. 21. 71.
Leochares 124. A. 1. 128, 1. 4.
5. u. A. 1. 5. 151. A. 1. 360.
A. 1.
Leonidas 139. A. 2.
Leontion 139. A. 2.
Leontiskos 163. A. 1.
Leostratidas* 196. A. 2.
Libon 109. A. II, 9.
Ludius 209, 4. u. A. 1.
Lykios von Eleuthera 112. A. 1.
122. A. 5. 345. A. 9.
Lysias 196. A. 2.
Lysikrates 108. A. 4. 345*, 7.
Lysippos 124. A. 1. 129. u. A. 130.
u. A. 1. 2. 4. 332. A. 2. 393.
A. 2. 399. A. 3. 410. 1. 3. u.
A. 4. 420. A. 4. bis.
Lysistratos 124. A. 1. 129, 5. u. A. 5.
Menestratos 124. A. 1.
Menocloros 127. A. 3. 197. A. 2.
Menophantos 377. A. 1.
Mentor 124. A. 1. 159. A. 1.
Metagenes 35. A. 1. 80. A. I, 1.
109. A. I, 5.
Melon 111, 2. u. A. 2.
Metrodor, Maler 163. A. 1. 182.
A. 3.
- Erzg. 172. A. 2.
Mikkiades 82. A.
Mikori v. Athen 135. A. 1. 2. bis.
319. A. 5.
— v. Syrakus 154. A.
Mnesikles 109. A. I, 3. 121. A. 3.
Mustius 191. A. 1.
Mutius 188. A. 2.
Mydon 163. A. 1.
Myrmekides 159, 2.
Myron 112. A. 1. 122. 359. A. 6.
410, 1.
Mys 112, A. 1. 116, 3. 311. A. 4.
N.
.Naukydes 112. A. 1. 123, 3.
Nealkes 163. A. 1.
Nero 197. A. 2.
Neuantos 317. A. 2.
Nikaarch 410. A. 9.
Nikanor 135. A. 1.
Nikeratos 112. A. 1.
Nikeros 163. A. 1.
Nikias 139. A. 2. 140, 5 141.
A. 4. 310. A. 5. 319. A. 2. 5.
409. A. 3.
Nikodamos 112. A. 1.
Nikolaos 204. A. 5. 422. A. 7.
Nikomachos 139. A. 2. 163. A. 4.
395. A. 2. 416. A. 1.
Nikophanes 163. A. 1. 3.
Novius Plautius 181. A. 5.
M.
Malas 82. A.
Mandrokles 99. A. 1.
Mani 248. A. 8.
Mechopanes 139. A. 2, 141. A. 1.
Medon 82. A. 85. A. 1.
Melanthios 139. A. 2. 140, 4.
Menachmos 35. A. 1. 82. A. 85.
A. 1.
Menalippos 153. A. 4.
Menelaos 196. A. 2.
0.
Olbiades 163. A. 1.
Olympiosthenes 124. A. 1. 393.
A. 2.
Olynthios 149. A. 2.
Omphalion 163. A. 1.
Onassimedes 306. A. 5.
Onatas 82. A. 83. A. 3. 85. A. 4.
89. A. 3. 112. A. 1. 135. ^. A. 1.
359, 6. u. A. 6.
772
Verzeichniss
Onesas 425. A. 1.
Onesimos 369. A. 2.
Orsipp 77. A. 2.
P.
Pacuvius, M. 182. A. 2.
Pamphilos, Praxiteles Schuler 124.
A. 1.
Pamphilos, Eupompos Schuler 139,
2. u. A. 2. 3.
Pananos 115. A. 1. 135. A. 1. 2.
319. A. 1.
Paiitias 112. A. 1.
Pantulejus 203. A. 1.
Paonios v. Ephesos 80. A. I, 1.
109. A. Ill, 15.
— v. Mende 112. A. 1. 119, 2.U.A.2.
Papias 203. A. 1.
Parmenion 158. A. 1.
Parrhasios 35. A. 1. 116, 3. 137.
A. 1. 2. 3. 4. 138, 2. u. A. 2.
139. 1. 141. A. 1. 318. A. 395.
A. 3. 409. A. 1.
Pasias 163. A. 1.
Pasiteles35.A. 1. 196. A. 2. 310. A. 2.
Patroklos 112. A. 1.
Pausanias 163. A. 1. 3.
— v. Apollonia 124. A. 1.
Pausias 139, 4. u. A. 2. 140, 2. u.
A. 2. 163. A. 4. 319. A. 5. 320.
A. 2.
Pauson 137. A. 4.
Pedius 208. A. 1.
Peirasos 68. A. 2.
Perdix 70. A. 2.
Eergamenische Kiinstler 157*.
Pergamos 200. A. 1. 315. A. 2.
Perikleitos 112, A. 1.
Perilaos 82. A.
Perillos 82. A.
Perseus 163. A. 1.
Pheidias 102. 112. A. 1. 113 ff.
u. A. 118. u. A. 4. 121. 122,5.
308. A. 3. 312. A. 1. 324. A. 1.
328. A. 2. 352, 4. 354. A. 5.
374. A. 5. 6. 399. A. 3. 400. A. 1.
434. A. 1.
Pheidon 98. u. A. 1.
Philiskos 160. A. 2. 393. A. 2. his.
Philochares 139. A. 2.
Philon, Architekt 35. A. 1. 109. A.
I, 5. 152. A. 1.
— Erzg. 124. A. 1.
.Philoxenos 163. A. 1. 4. 6.
Phomx 154. A.
Phradmon 112. A. 1. 121.
Phrylis 135. A. 1.
Phrynon 112. A. 1.
Pinus, Corn. 209. A. 1.
Pison 112. A. 1,
Piston 154. A.
Pixodaxos 80. A. I, 1.
Polycharmos 377. A. 5.
Polydektes 197. A. 2.
Polydorus 156. A. 1.
Polyeuktos 154. A.
Polygnotos 112. A. 1. 134. 135.
A. 2. his. 3. 139, 4. 319. A. 5.
415. A. 2. a. E.
Polykleitos 106. A. 2. 112. A. U
120. 121. 122, 5. u. A. 5. 312.
A. 1. 350. A. 6. 352, 5. 6. 422.
A. 7. 423. A. 3. S. 742.
— der jiingere 112. A. 1.
— Sohne 112. A. 1.-
Polykles der altere 124. A. 1. 128,
2. u. A. 2. 393. A. 2.
— der jiingere 154. A. 160. A. 2.
— Sohne 154. A.
Porinos 80. A. I, 4.
Poseidonios 196. A. 2.
Posis 196. A. 2. 305. A. 4.
Pratinas 365. A. 5.
Praxias 112. A. 1.
Praxidamas 87. A. 1.
Praxiteles 124. u. A. 1. 125. A. 4.
126, 1. 127. 128, 6. 130. A. 1...
151. A. 1. 357. A. 4. 358. A. 2.
365. A. 5. 381. A, 2. 398. A. 2.
410. A. 4.
— der jiingere 154. A.
— Arbeiter in Gefassen 196. A. 2..
Proklos 322. A. 4.
Prostatios -822. A. 4.
Protarchos 391. A. 5.
Protogenes 139. A. 2. 142.
Ptolichos v. Aegina 82.
— v. Korkyra 112. A. 1.
Publius 209. A. 1.
Pyreicus 163. A. 5.
Pyrgoteles 131, 2. u. A. 2.
Pyromachos 112. A. 1. 154. A. 157*:
394, 1. u. A.
Pythagoras 112, 1. 3. u. A. 1. 3..
351. A. 4. 414. A, 3.
— Vater 97. A. 2.
Pytheas 196. A. 2.
Pytheus 109. A. HI, 16. 151. A. 1,
Pythias 154. A.
Pythis 124. A. 1.
Pythodoros 197. A. 2. 352. A, 4.
— alius 197. A. 2.
Pythokles 154. A.
der K tins tier und Kunstschulen.
773
R.
Rabirius 190. A. 3.
Rhexibios 87. A. 1.
Rhodische Kiinstler 155 ff.
Rhokos 60. u. A. 71. A. 1.
Strongylion 124. A. 1. 306. A. 1,
393. A. 2. 433. A. 3.
Stypax 112. A. 1. 121. A. 3.
Syadras 82. A.
Synnoon 82. A.
s.
Samische Kunstlerschule 60. 71.
Samolas 124. A. 1.
Saturninus 200. A. 1. 204. A. 5.
Satyros 151. A. 1.
Sauras 180. A. 2.
Serapion 107. A. 3.
Severus 190. A. 2.
Sikyonische Kunstlerschule 74. 82.
163. A. 2.
Silanion 35. A. 1. 124. A. 1. 128, 3.
306. A. 3.
Sillax 135. A. 1.
Simon 82. A. 135. A. 1.
Skopas 109. A. II, 13. 124. 125.
126, 1. u. A. 4. 128, 4. 6. 151.
A. 1. 158. A. 1. 360, 1. 364.
A. 4. 372, 7. 394. A. 2.
Skyllis 70. A. 2. 82. A. 84. A. 2.
359. A. 5.
Skymnos 112. A. 1.
Smilis 70.
Soidas 82. A. 85. A. 1.
Sokrates v. Athen 70. A. 2. 112.
A. 1.
— v. Theben 82. A.
Solon 200. 'A. 1.
Sopolis 208. A. 1.
Sosias 143. A. 3.
Sosibios 363. A. 3. -379. A. 4.
Sosius 308. A. 3.
Sosokles 397. A. 5.
Sosos 163. A. 6.
Sostratos v. Chios 112. A. 1.
— v. Knidos 149. A. 2. 3.
— v. Rhegion 112. A. 1.
— Erzg. 124. A. 1.
Soter, Jul. 322. A. 4.
Spintharos 80. A. I, 5.
Stadieus 112. A. 1.
Stallius 153. A. 4.
Stasikrates 149. A. 2.
Statilius Taurus 188. A. 4.
Stephanos 196. A. 2.'
Sthenis 124. A. 1.
Stomios 82. A.
Stratonikos 154. A. 159. 'A. 1.
384. A. 4. g.
T.
Taleidas 99. A. 3. N. 2.
Talos 70. A. 2.
Tauriskos 157. A. 1. 159. A. 1.
Tektaos 82. A. 86. A.
Telchinen 70.
Telekles 60. A. 70. A. 4.
Telephanes v. Sikyon 74. A.
— der Phokeer 112. A. 1. 247.
A. 6.
Telesarchides 67. A.
Teucer 196. A. 2.
Teukros 410. A. 7.
Thaletio, Junius 196. A. 2.
Theodores (verschiedene) 35. A. 1.
55, A. 60. u. A. 70. A. 4. 80.
A. I, 1. 97. A. 2. 159, 2. 291.
A. 5. bis. 307. A. 4. 308. A. 5.
415. A. 1.
— (01. 118.) 163. A. 3.
Theodotos 182. A. 2.
Theokles 82. A. 85. A. 1. 410.
A. 4. S. 678.
Theokosmos 112. A. 1.
Theomnestos 139. A. 2.
Theon 139. A. 2. 142, 2.
Theophilos 311. A. 2.
Therikles 112. A. 1. 298. A. 1.
Therimachos 124. A. 1. 139. A. 2.
Timagoras 135. A. 1. 138. A. 3.
Timanthes 137. A. 4. 138, 3. u. A. 3.
— der 2te 163. A. 1.
Timarchides 125. A. 4. 154. A. 160.
A. 2. ter. 360. A. 1.
— Sohne 154. A.
Timarchos 124. A. 1. 345*. A. 4.
Timokles 154. A. 160. A. 2. ter.
Timomachos 207. A. 1. 2. bis. 412.
A. 5. a. E. 415. A. 1. S. 713.
416. A. 2. S. 718. a. E.
Timotheos 124. A. 1. 125. A. 4.
128, 4. 6. 151. A. 1.
Tisagoras 307. A. 4.
Tisandros 112. A. 1.
Tisikrates 154. A.
Tlepolemos 196. A. 2.
Thryphon 315. A. 2. 391. A. 5. 9.
Turpilianus Labeo 209. A. 1.
Turrianus 171, 3. u. A. 3.
774 Verzeichniss der Kvinstler und Kunstschulen.
V.
Vitruvius 35. A. 1. 189. 3.
X.
Xenaos 149. A. 4.
Xenokles 109. A. J, 5. bis.
Xenokrates 35. A. 1. 154. A.
Xenophantos 203. A. 1.
Xenophon 124. A. 1.
z.
Zenas 205. A. 2.
Zenodoros 197. 3. 4.
Zenon 203. A. 1.
Zeuxiades 154. A.
Zeuxippos 135. A. 1.
Zeuxis 130, 2. 136. A. 1. 137. u.
A. 4. 138, 1. A. 1. 139, 1. 318. A.
362. A. 4. 410. A. 4.
Zopyros 196. A. 2.
Bemerk. Die in den Zusatzen des Herrn Herausgebers sich finden-
den Kiinstlernamen sind in das Verzeichniss von mir nicht eingetragen,
weil ich keinen Auftrasf dazu erhalten habe.
A. L.
Z u s a t z e.
S. 23. Z. 4 v. u. Th. 3. 1847.
— 54. — 22. F. Osann Revision der Ansichten liber Ursprung u.
Herkunft der gemalten Gr. Vasen. Giessen 1841, aus den Denkschr.
der dortigen Ges. f. Wissensch. u. K.
— 77. - - 13. Die schone Terracotta mit vier Figuren Canina
Tusculo tv. 3.
— 96. — 9 v. u. Die Stoa von Thorikos hatte 14 Saulen an der
Seite.
— 114. — 3. vgl. Creuzer zur Archaol. I. S. 38.
— 122. — 10. ,,schwerlich haltbar," 0. Jahn Archaol. Beitr.
S. 178.
— 127. Wattkis Lloyd Xanthian Marbles: the Nereid Monument,
an historical and mythol. essay L. 1845. 8. enthalt nichts, das
die archaologische Frage angienge.
— 131. — 3 v. u. Der Hercules mit dem Namen des Lysippos
ist im Palast Pitti, eine zweite Copie mit dem Namen PAYK&N
in Volterra im Hause Guarnacci. Der Farnesische in Feas
Winckelmann II. tv. 7. III. p. 459., eine kleinere Nachbildung
in Mariner Gal. di Firenze Stat. T. III. tv. 108., kleine in Erz
110. 111. p. 25 ff. In Erzfigurchen finden sich unzahlige, wie
kaum von einem andern beruhmten Original. Ueber den Bezug
der Statue s. Zoe'ga Bassir. II. p. 86., 0. Jahn Telephos u. Troi-
los S. 63.
— 168. .— 22. ist nach 28 zuzusetzen 32.
_ 188. — 6. Plin. XXXIV, 8. placuere et lyclmuchi pensiles in
delubris. Ein Dreifuss aus Vulci Luynes Nouv. Ann. II, p. 237.
pi. 24 u. pi. C, wo 51 Dreifusse zusammengestellt sind. Z. 12
v. u. die palastrische Cista aus S. Luca jetzt im M. Gregor. I, 37.
— 189. — 18. Oskische Schalen in Berlin N. 1613—1618 der
Vasen.
— 190. — 28. Auf einer Aschenkiste aus Erde Charun mit Ham-
mer u. Ruder, welches Ambrosch laugnete, die Todtenpforte mit
Thierschadeln umkranzt; Charons Hammer Archaeolog. Zeit. 1846.
S. 350.
776 Zusatze.
S. 191. Z. 10 v. u. zu tv. 116, 1. vgl. Bull. 1836. p. 43.
— 192. — 13. Kunstbl. 1838. N. 62.
— 195. — 5. Das Grab Campana in Veji mit phantastisch ge-
stalteten und bunt gemalten Thieren 1st abgebildet in Caninas
Antich. di Veji tv. 31. p. 75., wichtig ftir die Kunstalterthumer,
so wie die in Veji gefundnen Vasen mit Thieren tv. 34. 35. p. 76,
aus dem zweiten Jahrhundert Eoms, von Korinthischer Abstammung
nach j). 80. f. Z. 9. Bull. 1847. p. 82. Z. 5. v. u. M. Gre-
gor. II, 88, 2. Etr. Vasenbilder Archaeol. Zeit. 1846. S. 350,
Raub der Proserpina u. Alkestis.
— 229. Z. 2. Vgl. Canina Antich. di Veji p. 83 f. Mit den
Kolossalstatuen des Tiberius u. Germanicus wurden von Augustus
u. Tiberius kolossale Kopfe 1824 gefunden. Z. 7. Tiberius Ca-
nina Tusculo tv. 29. Schone Biiste des Caligula, gefunden zu
Colchester Archaeologia L. XXXI. pi. 15. p. 446; ahnlich Cay-
lus I. pi. 65, unter dem Namen Claudius.
- 232. — 3. Clarac pi. 1053. Z. 21. ders. pi. 1052. Z. 4. v. u.
ders. pi. 1054, Claudius u. seine Familie, Germanicus u. Agrip-
pina pi. 1055—1057.
— 326. — 9. l.tl. 2. 3.
— 339. — 3. V'eji. Canina Descr. dell' ant. citta di Veji R.
1847 opera edita in pocchi esemplari da distribuirsi in dono fol.
p. 83 ff. Verz. der 1824 dort gefundnen von der Regierung an-
gekauften (175) Sculpturwerke u. Bruchstucke.
— 345. — 16 v. u. Von Viscontis M. Borghes. eine kleine Ausg.
von Labus, Mailand 1827. 8.
— 359. — 1 v. u. Bottiger Kl. Schr. II. S. 306. Tf. 4. Gerhard
Ant. Bildw. Tf. 310, 2. S. 73 f. Kunstbl. 1827. S. 375 ff.
— 416. — 13 v. u. Einmal auch KuUiGrog, HIUOKPITOZ
KAAISTOS, an einer Kylix aus Vulci Bull. 1847. p. 125.
— 421. — 10 v. u. Lebensgrosse Statue des Hermes u. Stiicke
von zwei lebensgrossen Gewandstatuen im Gregorianischen Mu-
seum zu Rom.
— 432. — 8. Arrian Diss. Epictet. II, 8, 25. TOTE Ssil-to vftlv TO
ayahfiK OTKV Tslsicoftfj , OTKV GnlTi vood"fl.
— 435. — 16 v. u. argenti, M. Gregor. I, 62—66.
— 436. — 5. Der Kranz von Fasano oder Gnathia. Beschrieben
von Avellino Bull. Napol. Ill, p. 129.
— 444. — 2 v. u. Gemme incise dal Cav. Gius. Girometti, pubL
con le illustr. di P. E. Visconti R. 1836 fol. 10 Tff. Ausg. von
nur 100 Ex.
— 453. — 12. Die Ilias roth gemalt, die Odyssee seefarb, Eustath.
ad II. v, 9.
— 461. — 11 v. u. gestochen bei Guattani 1784. p. XXXIII. tv. 3.
— 537. — 8 v. u. Second. Campanari Descriz. dei vasi rinvenuti
nelP isola Farnese (ant. Veji) 1839. tv. 4. p. 25. Vor dem
Tempel von Eleusis, augedeutet durch zwei Dorische Saulenr
giesst Demeter, vier Mohnstengel haltend, dem Tr. der sech&
Aehren empfangen hat, einen Abschiedstrank ein; der Wagen
gefltigelt, die Figure*n schon bekleidet, Tr. von weiblicher An-
muth, die Zeichnung von seltner Schonheit. Eine schone Tripto-
Zusatze.' 777
lemosvase 1st in der Sammltmg Campana in Rom, vielleicht die-
selbe. Bei Baseggio (1847) erne archaische. Tr. mit einer
Aehre stelit zwischen Demeter mid Kora, beide mit einer Bliithe.
Campana Op. di plastica tv. 17., Demeter sitzend, mit Schlange,
Fackel, Cista, Kora imd Tr. stehend, beide mit Fackel.
S. 541. Z. 2 v. u. Die Deutung der kleinen Figur auf deni Arm
des Apollon auf den Mtinzen von Kaulonia als Aulon wird von
Panofka seltsam vertheidigt Archaeol. Zeii IV. S. 312. Nicht
glticklicher waren die von Rathgeber (Annali 1846.) als Deimos
mid die von Minervini Bull. Napol. IV. p. 130. Cavedoni u. Birch
riethen auf Hermes Rinderdieb , da das Figiirchen in einigen
Exemplaren Talarien habe.
— 639. — 24. nach ,,Ruvo" 1. im Museum zu Neapel.
— 640. — 21. Pluton ist wahrscheinlich auch ein Kopf im M.
Chiaramonti, den man wegen struppiger Locken auf der Stirne
Neptun genannt hat (A. 606.)-
— 640. — 8 v. u. An einer Vase bei Baseggio Pluton u. Per-
sephone, sie mit einer Blume, ruhig zusehend dem Herakles, der
den Kerberos entftihrt.
— 659. — 4. Aktaon, Etrurische Urne M. Gregor. I, 94, 2. Terra-
cotta Campana Op. di plast. tv. 5.
— 678. — 2. auf sehr komische Weise falsch.
— 689. — 23. Vase bei Baseggio, Archaeol. Zeit. 1847. Beil. S. 24*
ELENA zu TVN4APEOZ zurtickgebracht durch KA2TOP u.
I1OLV4EVKEE2, beide zu Ross, zuletzt O[N]ETOPKALOZ.
BINDING SECT. AUG \,
PLEASE DO NOT REMOVE
CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY
N
5330
M9
1878
C.I
ROBA