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Full text of "Handbuch der babylonischen Astronomie"

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HANDBUCH 

DER 

BABYLONISCHEN  ASTRONOMIE 


ERNST  F.  WEIDNER 


ERSTER  BAND 


DER  BABYLONISCHE  FIXSTERNHIMMEL 

BEITRÄGE  ZUR  ÄLTESTEN  GESCHICHTE  DER  STERNBILDER 


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LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS  SCHE  BUCHHANDLUNG 

1915 


Assyriolog-ische  Bibliothek 

heraasgegeben  von 

'riedrich  Delitzsch  und  Paul  Haof  t 

Band  XXUI 


Alle  Recnte  yotoenalicn 


HERRN 

Dr.  jAMES  SIMON 

DEM  HOCHHERZIGEN  FÖRDERER  MEINER  STUDIEN 

IN  TIEFSTER  VEREHRUNG  UND  DANKBARKEIT 

ZUGEEIGNET 


Einleitung. 


Astronomie  und  Astrologie  —  zwei  untrennbare  Beg-riffe  im  alten  Babylonien. 
Niemals  und  nirg-ends  ist  auf  ihrer  Grundlage  eine  Weltanschauung-  von  so  großartiger 
Einheitlichkeit  geschaffen  worden  wie  hier.  Weltenbild  und  Himmelsbild  sind  eins  —  keine 
Grundformel  eines  Systems  kann  klarer,  keine  zugleich  umfassender  sein.  Der  Priester, 
der  zu  den  Astralgottheiten  flehte,  eignete  sich  eine  genaue  Kenntnis  des  gestirnten 
Himmels  an;  die  Bewegungen  der  Himmelskörper  und  ihre  Stellungen  zueinander  mußte 
er  erforschen,  um  den  Willen  der  Gottheit  zu  erkunden.  So  sind  in  uralten  Zeiten  die 
ersten  astronomischen  Kenntnisse  gewonnen  worden,  so  hat  aber  zugleich  der  Seiten- 
betrieb der  Astronomie,  die  Sterndeuterei,  eine  große  Bedeutung  gewonnen.  Im  Dienste 
der  Religion  sind  beide,  innig  verknüpft,  in  Babylonien  zu  ungeahnter  Blüte  gelangt, 
von  hier  sind  sie  zu  allen  Völkern  der  alten  Welt,  ja  selbst  nach  dem  Reiche  der  Mitte 
und  weiter  hinüber  nach  Amerika  gewandert.  Die  astronomischen  Kenntnisse  der 
Babylonier  stehen  bis  in  die  Zeiten  des  Mittelalters  unerreicht  da;  kein  Volk  des  Alter- 
tums hat  ein  so  umfassendes  Wissen  vom  Sternenhimmel  gehabt  wie  sie.  Als  Schüler 
babylonischer  Astronomen  Chaldaeus  sich  nennen  zu  dürfen,  galt  in  Rom  als  hohe 
Ehre.  Ebenso  aber  hat  bis  ins  Mittelalter  babylonische  Sterndeuterei  in  unheilvoller 
Weise  ihr  Wesen  getrieben.  Letzte  Reste  davon  haben  sich  ja  bis  heute  erhalten. 
Die  Entwicklung  der  Astronomie  und  Astrologie  in  Babylonien  sei  hier  nun  kurz  geschildert. 

Der  älteste  rein  astronomische  Text,  den  wir  zurzeit  kennen,  entstammt  der  Tempel- 
bibliothek von  Nippur  und  ist  um  die  Wende  des  dritten  und  zweiten  Jahrtausends  ge- 
schrieben'. Er  verzeichnet  zwei  so  überraschend  feine  Messungen  von  Fixsterndistanzen, 
daß  die  Astronomie  damals  in  Babylon  schon  auf  kaum  g-laublicher  Höhe  g-estanden  haben 
muß.  Außerdem  zeigt  der  Text,  daß  sich  die  babylonischen  Meister  bereits  damals  eines 
Aquatorialsystemes  bedienten,  mit  dessen  Hilfe  sie  die  Entfernungen  am  Himmel  maßen ^ 
Das  stellt  ihnen  ein  Zeug-nis  über  ihr  bedeutendes  Wissen  aus,  wie  man  es  sich  besser 
nicht  wünschen  kann.  So  war  die  babylonische  Astronomie  zur  Zeit  der  ersten  D3'nastie 
von  Babylon  und  der  Meerlanddynastie  zu  einer  Höhe  emporgestiegen,  die  unser  Er- 
staunen erregt.  Da  bricht  um  die  Mitte  des  i8.  vorchristlichen  Jahrhunderts  aus  den 
Zagrosbergen  das  Volk  der  Kassili  in  Babylonien  ein.  Die  frische  Kraft  des  Bergvolkes 
trägt  den  Sieg  davon.  Für  die  Dauer  von  500  Jahren  herrscht  nun  der  Fremdling  im 
Lande.  Wenn  in  dieser  Zeit  auch  kein  Niedergang  der  geistigen  Kultur  angenommen 
werden  darf,  so  doch  mindestens  ein  sehr  verlangsamter  Fortschritt.  Das  gilt  auch 
auf  dem  Gebiete  der  Astronomie.  An  Urkunden  haben  wir  aus  dieser  Periode  den 
astrologischen  Nippurtext    und   andererseits   die  Sternliste   und  die  astrologischen  Texte 


»)  Zur  Literatur   über  diesen  Text  vgl.  Bahyloniaca  VI.  4,   p.  221  und  231  fl.  ")   Vgl.   da 

Babyloniaca  VI,  4.  p    225/. 


aus  Boghaz-Köi.  Da  die  astronomischen  Fachausdrücke  in  diesen  Texten  vollzähHg  auf- 
treten, muß  die  wissenschaftliche  Astronomie  daneben  sich  langsam  fortentwickelt  haben. 
Später,  als  die  Kassüherrschaft  gebrochen  ist  und  wieder  Babylonier  die  Hände  Marduks 
faßten,  setzt  wohl  ein  neuer  großer  Aufschwung  ein.  Aus  der  Zeit  Asurbanipals  stammt 
dann  wieder  der  erste  rein  astronomische  Text  mit  Messungen  von  Fixsterndistanzen, 
wieder  unter  Benutzung  eines  Aquatorialsystems  \  Dann  folgt  aus  dem  37.  Jahre 
Nebukadnezars  die  erste  Ephemeride,  die  uns  erhalten  ist,  mit  großartig  genauen  astro- 
nomischen Beobachtungen^.  Und  von  nun  ab  besitzen  wir  astronomische  Texte  in 
ununterbrochener  Folge  bis  auf  den  Beginn  unserer  Zeitrechnung  herab. 

Was  die  babylonische  Astrologie  anlangt,  so  enthält  die  Bibliothek  Asurbanipals 
Texte  dieser  Gattung,  die  gegen  4500  v.  Chr.  verfaßt  oder  wenigstens  auf  diese  Zeit 
zurückdatiert  sind^.  Aus  der  Zeit  Sargons  von  Agade  (etwa  — 2850)  stammen  die 
ältesten  historisch-astrologischen  Omina,  die  dem  großen  astrologischen  Oinenwerke 
Enuma  Anu  "  Enlil  eingegliedert  sind*.  Es  folgen  solche  aus  der  Zeit  Tirikkiins,  des 
Königs  von  Gutium^  Ibi-Sins,  des  Königs  von  Ur  usw.  bis  herab  auf  die  Zeit  Nebukad- 
nezars I.,  des  Königs  aus  der  Dynastie  von  Pase.  Von  Originalen  aus  vorsargonidischer 
Zeit  stammen  die  ältesten  aus  der  Zeit  der  Kassüdynastie  und  sind  etwa  um  1500  ge- 
schrieben. Es  sind  dies  der  astrologische  Text  aus  Nippur*,  der  leider  nicht  genauer 
datiert  ist,  und  die  astrologischen  Texte  aus  Boghaz-Köi '.  Zeitlich  folgen  dann  die 
astrologischen  Urkunden  aus  der  Sargonidenzeit.  Aus  der  spätbabylonischen  Zeit  liegen 
nur  sehr  wenige  Originale  publiziert  vor,  obwohl  es  deren  zahlreiche  gibt*.  Die 
babylonische  Erbschaft  treten  dann  die  hellenistischen  Griechen,  die  Römer,  die  Inder 
u.  a.  an.  Früher  schon  ist  Astrologisches  aus  Babel  nach  China  gewandert*.  Das  ist 
in  großen  Zügen  die  Entwicklung  der  babylonischen  Astrologie. 

Mein  Handbuch  der  babylonischen  Astronomie  will  nun  im  ersten  vorliegenden 
Bande  alles  das  zusammenstellen,  was  wir  vom  babylonischen  Fixsternhimmel  wissen. 
Die  Masse  des  vorliegenden  Materials  gestattet  seine  fast  vollständige  Rekonstruktion. 
Der  zweite  soll  Mond,  Sonne  und  die  Planeten,  der  dritte  endlich  die  babylonische 
Meteorologie  behtmdeln. 

')  S.  Babyloniaca  VI,  4,  p.  220 — 230.  '')  S.  Babyloniaca  VI,  3,  p.  129  —  133.  *)  Vgl.  dazu 

meine  Beiträge,  S.  22;  Memnon  V,  i,  S.  39.  Das  ZwilUngszeitalter  (etwa  6200  bis  4400  v.  Chr.)  galt  bei  den 
späteren  Babyloniern  als  der  Anfang  aller  Kultur  und  alles  Wissens.  Auf  diese  Zeit  wird  daher  möglichst  alles 
zurückgeführt.  ")  S.  OLZ  1913,  3,  Sp.   K>2f.  <>)  Vgl.  Thireau-Dangin,    RA  IX,  p.   120. 

»)  S.  Ungnau,  OLZ  19 12,  10,  Sp.  446—49.  ')  Vgl.  einstweilen  Jerhmias,  KAO  III *,  S.  33 f.;  Babyloniaca  VI, 

p.  132;   ZA  XXVII,   S.  387.  *)  Kr<;i.KR   hat  Bruchstücke    von   astrologischen   Texten   der   Spätzeit   publiziert 

(vgl.  SSB  1,  S.  48 fl.  und  S.  230).  Eigentliche  Omina  enthalten  aber  diese  beiden  Texte  nicht.  Einige  Beispiele  dafür 
werden  in  einem  der  nächsten  Hefte  der  VAS  veröffentlicht  werden.  ")  Ausführlicheres  über  diese  Wanderungen 

an  anderer  Stelle.     Vgl.  inzwischen  Jastkow,  RBA  II,  S.  742  ft".  und  die  dort  zitierte  Literatur. 


Erstes  Kapitel. 

Die  bisherigen  Arbeiten  über  den  babylonischen 
Fixsternhimmel. 

Die  wissenschaftlichen  Bemühungen  um  den  babylonischen  Fixsternhimmel  reichen 
bis  ins  Jahr  1871  hinauf.  Opfert  ist  auch  hier  der  kühn  vorangehende  Pionier  ge- 
wesen. Im  Journal  Adatique  VI,  18,  S.  448  —  49  hat  er  über  Lütes  de  certaines  categories 
d'et&iles  gesprochen,  doch  sind  seine  dortigen  Ausführungen  heute  naturgemäß  fast  voll- 
ständig veraltet.  Im  Jahre  1874  erschien  dann  die  große  Arbeit  von  Sayce  in  den 
TSBA  III.  Auch  hier  findet  man  mancherlei  Bemerkungen  über  die  Fixsterne,  die  sich 
aber  nicht  über  das  allgemeine  Niveau  der  Arbeit  erheben.  Das  richtige  Urteil  über 
sie  hat  schon  Jensen  in  seiner  Kosmologie,  S.  43  ausgesprochen.  In  Gemeinschaft  mit 
dem  Astronomen  BOSANQUET  veröffentlichte  dann  Sayce  weitere  Studien  zur  baby- 
lonischen Astronomie  in  den  Monthli/  Notices  of  the  Royal  Astronomical  Society^.  Besonders 
im  zweiten  Aufsatze  beschäftigen  sich  die  beiden  Verfasser  mit  dem  babylonischen 
Fixsternhimmel;  ihn  betreffende  Keilschriftdokumente  hat  hier  Sayce  zum  ersten  Male 
publiziert.  Auf  alles  einzelne  werde  ich  unten  im  dritten  Kapitel  eingehen,  möchte 
aber  hier  schon  hervorheben,  daß  von  den  SAYCEschen  Fixsternidentifizierungen  so 
gut  wie  keine  der  Kritik  standhält.  Weite  Gelehrtenkreise  erregte  dann  der  Streit  um 
die  Identifizierung  des  ^'''•■'■■<''  KAK-Sl-DP.  OPPERT  wollte  in  der  Jagdinschrift  Tiglat- 
pilesers  I.  die  Kunde  gefunden  haben,  daß  die  Unterhändler  des  assyrischen  Großkönigs 
an  der  Samlandküste,  „wo  der  Nordstern  hochsteht",  Bernstein  gefischt  hätten. 
Das  veranlaßte  auch  andere,  sich  mit  der  Textstelle  zu  beschäftigen.  Hauptsächlich 
dem  Scharfsinne  JENSENS  gelang  es  dann,  die  richtige  Übersetzung  zu  finden.  Gleich- 
zeitig entbrannte  ein  heißer  Streit  um  den  ^"^'"'^  KAK-SI-DI,  der  in  der  Stelle  genannt 
war  und  in  dem  OpPERT  hatte  den  Nordstern  sehen  wollen.  Eine  ganze  Reihe  von 
Identifizierungen  wurden  mit  mehr  oder  minder  großer  Sicherheit  verfochten,  unter 
denen  diejenige  Jensens  ('■•<•''■*■«''  KAK-SI-DI  =  Antares)  nach  der  damaligen  Kenntnis 
des  babylonischen  P'ixsternhimmels  jedenfalls  die  größte  Wahrscheinlichkeit  für  sich  in 
Anspruch  nehmen  konnte.  Mit  ebenfalls  recht  schwerwiegenden  Argumenten  vertraten 
ihm  gegenüber  Halevy  und  Makler  die  Gleichung:  ^"^^"b  KAK-SI-Dl  =  Sirius. 
Als  letzter  trat  HOMMEL  für  die  Identifizierung  des  '=«*'"'''  KAK-SI-DI  mit  dem  Prokyon 
ein.  Dann  schlief  die  Streitfrage  allmählich  ein,  um  erst  im  Jahre  1906  zu  neuem  Leben 
zu  erwachen.  Im  ersten  Bande  seines  monumentalen  W^erkes  Das  Gilgameschepos  in  der 
Weltliteratur  stellte  JENSEN  die  neue  Gleichung  *■'"'''"'''  KAK-SI-DI  =  Beteigeuze  auf. 
Sie  wurde  auch  von  KuGLER  angenommen,  der  sich  im  ersten  Bande  seiner  SSB  nach 


1)  XXXIX,  p.  454 ff.;  XL,  p.  105  ff.,  505  ff.  ■^  Zur  ganzen  Literatur  vgl.  Jensen,  Kosmologie, 

und  Bdbyloniaca  VI,  p.  29 ff. 


^  Kapitel   I: 

Kräften  bemühte,  dieselbe  vorn  astronomischen  Standpunkte  aus  zu  stützen.  Man  hielt 
sie  nun  fast  allgemein  für  richtig-,  bis  ich  in  Bahyloniaea  VI  die  neue  Gleichung-  *>«""''' 
KAK-SI-Dl  =  Sirius  +  Prokyon  wahrscheinlich  zu  machen  suchte.  Sie  kann  jetzt  auf 
Grund  der  Angaben  in  der  neuen  Stemliste  in  CT  XXXIII  als  endgültig  gesichert 
gelten,  wie  ich  demnächst  in  OLZ  zeigen  werde. 

Wir  sind  damit  dem  Laufe  der  Entwicklung  schon  um  ein  beträchtliches  vorausgeeilt 
und  kehren  nun  zu  den  Arbeiten  zurück,  die  um  die  Wende  der  achtziger  und  neunziger 
Jahre  geschrieben  worden  sind.  Da  ist  zunächst  das  tiefeindringende  Werk  EPPINGS 
Astronomisches  aiis  Babylon  zu  nennen.  Hier  sind  eine  große  Reihe  babylonischer 
Ekliptikalsterne,  die  in  den  spätbabylonischen  astronomischen  Texten  genannt  sind,  auf 
dem  Wege  astronomischer  Berechnung,  also  in  unwiderleglicher  Weise,  am  Himmel 
identifiziert.  Da  eine  ganze  Reihe  dieser  Sterne  sich  auch  in  den  älteren  astronomisch- 
astrologischen Texten  finden,  so  besitzt  die  Arbeit  auch  für  unsere  Zwecke  einen 
erheblichen  Wert.  Noch  höher  schätze  ich  aber  JENSENS  Kosmologie  der  Bahylonier 
ein.  Der  erste  Teil  dieses  Werkes,  der  von  der  babylonischen  Astronomie  handelt, 
gehört  meines  Erachtens  zum  Wertvollsten,  was  bis  heute  über  diesen  Gegenstand  ge- 
schrieben worden  ist.  Mit  seinen  eing-ehenden  Ausführungen  über  den  Tierkreis  bei 
den  Babyloniern  hat  Jensen  zuerst  den  Weg  gezeigt,  wo  der  Ursprung  desselben  zu 
suchen  ist.  Auch  über  die  sonstig-en  Fixsternbilder  sind  seine  Darlegungen  von  hohem 
Werte,  wenn  er  auch,  was  bei  dem  geringen  Materiale  vor  20  Jahren  durchaus  das 
Geratene  war,  auf  Identifizierungen  meistens  verzichtet  hat. 

In  den  folgenden  beiden  Jahren,  also  1891 — 02,  veröffentlichte  dann  Hommel 
seine  Studien  über  bab3'lonische  Astronomie  in  der  Zeitschrift  Das  Ausland;  sie  sind 
dann  fast  ein  Jahrzehnt  später  im  dritten  Hefte  von  HoMMELS  Aufsätzen  und  Ab- 
handlungen  nochmals  abgedruckt  worden.  Der  Verfasser  hat  sich  hier  mit  frischem 
Mute  an  die  Identifizierung  der  babylonischen  P'ixsternbilder  gemacht,  und  niemand 
wird  ableugnen  können,  daß  seine  Bemühungen  in  sehr  vielen  Fällen  von  dem  schönsten 
Erfolge  gekrönt  worden  sind.  Daß  er  auch  oft  fehlgegangen  ist,  wird  jeder  verstehen, 
der  einmal  auf  diesem  schwierigen  Gebiete  gearbeitet  hat  und  der  noch  dazu  berück- 
sichtigt, wie  dürftig  damals  das  Material  war.  In  den  folgenden  Jahren  erschienen  dann 
die  Studien  über  den  babylonischen  Fixsternhimmel  von  R.  Brown,  hauptsächlich  in 
den  PSBA,  die  der  Verfasser  1899 — 1900  in  seinem  Buche  Researches  into  the  Origin  of 
(he  primitive  Constellations  zusammengefaßt  hat.  Der  Wert  dieser  Arbeiten  ist  ein  ganz 
außerordentlich  geringer,  ja  man  kann  fast  sagen,  sie  sind  ein  schlagendes  Beispiel  da- 
für, wohin  sich  der  Dilettantismus  verirren  kann.  Kurz  sei  hier  auch  auf  THIELE, 
Antike  Himmelsbilder  (1898)  hingewiesen,  wo  der  Verfasser  versucht  hat,  die  jENSENsche 
Theorie,  daß  die  Heimat  des  Tierkreises  Babylonien  sei,  zu  widerlegen.  Die  Unhaltbarkeit 
seiner  Ausführungen  ist  schlagend  dargelegt  worden  von  HoMMEL  im  zweiten  Hefte 
seiner  Aufsätze  imd  Abhandlungen. 

Um  die  Jahrhundertwende  machte  dann  THOMPSON  mehrere  hundert  Berichte 
von  Astronomen  an  den  a.ssyrischen  Königshof  der  Wissenschaft  zugänglich.  Sie  ent- 
halten ein  kolo,ssales  Material  auch  für  den  babylonischen  Fixsternhimmel,  das  unten 
bei  unseren  Identifizierungsversuchen  eine  große  Rolle  spielen  wird.  Um  dieselbe  Zeit 
veröffentlichte  Cl<Air,  eine  große  Anzahl  astrologischer  Omentexte  aus  den  reichen  Schätzen 
des  British  Museum,  freilich  mit  vielen  Fehlem.  Sie  sind  jetzt  aufs  neue,  und  zwar 
außerordentlich  vervollständigt,  in  dem  großen  monumentalen  Werke  von  Virolleaud, 
V Astrologie  Chaldeen7ie  zusammengefaßt  worden.  Dieses  wahrhaft  großartige  Werk  bietet 
für  alle  unsere  Untersuchungen  die  Hauptquelle.     Aus  neuester  Zeit   stammen  dann  die 


Die  bisherigen  Arbeiten  über  den  babylonischen  Fixsternhimmel.  z 

Arbeiten  des  Astronomen  KüGLER.  Sie  bedeuten  auch  für  den  babylonischen  Fixsteru- 
himniel  in  mancher  Hinsicht  einen  Fortschritt,  wenn  auch  kein  Zweifel  daran  sein  kann, 
daß  KuGLER  allzu  oft  infolge  mangelnder  Kenntnis  des  Assyrischen  und  der  ein- 
schlägigen Texte  am  Richtigen  vorbeigegangen  ist.  A.  Jereml\s  und  WrxcKLER,  die 
beiden  Hauptvertreter  der  als  „Panbabylonismus-'  gekennzeichneten  mythologischen 
Richtung,  haben  in  ihren  Schriften  zahlreiche  wertvolle  Beiträge  zur  babylonischen 
Astronomie  geliefert.  Insbesondere  hat  A.  JEREMIAS  in  seiner  Schrift  Das  Alter 
der  babylonischen  Astronomie  in  eingehenden,  höchst  scharfsinnigen  Ausführungen  das  hohe 
Alter  babylonischer  Himmelswissenschaft  nachgewiesen \  Ich  selbst  habe  einige  von 
meinen  Ergebnissen,  die  ich  unten  darlegen  werde,  bereits  in  meinen  Beiträgen  und  be- 
sonders in  der  Zeitschrift  Babyloniaca  veröffentlicht,  W'erde  aber  natürlich  das  Haupt- 
sächliche um  der  Vollständigkeit  willen  noch  einmal  unten  wiederholen.  Damit  wären 
wir  bei  dem  neuesten  Stadium  der  Erforschung  babylonischer  Astronomie  angelangt 
und  wollen  nun  im  zweiten  Kapitel  die  Quellen  zusammenstellen,  auf  denen  sich  unser 
Wissen  vom  babylonischen  Fixsternhimmel  aufbaut. 


')  Zu  dem  Streite,  der  sich  an  diese  Schrift  angeschlossen  hat  und  der  heute  nach  einer  vernichtenden 
Niederlage  Kuglers  als  beendigt  angesehen  werden  kann,  s.  zuletzt  OLZ  1913,  Sp.  20ft'.  und  54ff.,  dazu  die  dort 
angeführte  Literatur.     Hier   auf   diesen    Streit  noch   einmal  einzugehen,  halte  ich  für  überflüssig. 


Zweites  Kapitel. 

Die  Quellen. 

Das  Quellenmaterial  für  die  Rekonstruktion  des  babylonischen  Fixsternhimmels 
ist  ein  überaus  reiches.  Neben  den  in  größerer  Anzahl  vorliegenden  Sternlisten  ist  zu- 
nächst auf  die  von  ViROLLEAUD  so  trefflich  veröffentlichten  astrologischen  Texte 
hinzuweisen,  welche  die  Grundlage  für  unsere  Untersuchungen  bilden.  Ganz  vorzügliche 
Dienste  leisten  ferner  die  von  THOMPSON  veröffentlichten  astrologischen  Berichte.  Die 
hier  sich  findenden  Angaben  sind  in  vielen  Fällen  von  ausschlaggebender  Bedeutung. 
Auch  mancher  einzelne  Text,  der  nicht  direkt  astronomisch  oder  astrologisch  ist,  bietet 
uns  wertvolle  Fingerzeig-e.  Im  Folgenden  sind  nun  die  Quellen  im  einzelnen  näher  be- 
leuchtet, wobei  das  hauptsächlich  in  Betracht  kommende  Material  möglichst  übersicht- 
lich zusammengestellt  ist. 

1.  Die  Sternlisten. 

Die  meisten  Sternli.sten  sind  von  KiXG  im  20.  Bande  der  CT  (plate  40—50) 
veröffentlicht  worden,  denen  sich  die  neue  Sternliste  Br.  M.  86378  (CT  XXXIII,  pl.  i — 8), 
jene  sämtlich  an  Bedeutung  weit  überragend,  anschließt.  Daneben  finden  sich  noch 
eine  Reihe  weiterer.  Dazu  gehören  die  Liste  11  R  49,  Nr.  3,  ergänzt  durch  Lenormant, 
ChoiT  de  tcxtes  cuneiformes,  Nr.  23  (p.  82 — 83)',  ferner  die  große,  sehr  wertvolle  Liste 
V  R  46,  dann  das  sogenannte  große  „Astrolab".  Weiter  sind  dazu  zu  rechnen  die 
sogenannte  TE-Ta.ie\  und  die  sogenannte  L>IL-ßAT-Tnie\,  die  Liste,  welche  PiN'CHES  in 
den  PSBA  XXIII,  3,  March  iqii,  pl.  XI  veröffentlicht  hat,  der  Text  82,5—22,  512,  das 
Fragment  K  7646  (CT  XXIX,  47)  und  die  besonders  wichtige  Liste  VACh,  Sin  XLU,  wo- 
zu  S  1 1 7  1    (CT  XXVI,  46)  gehört. 

a)  Die  große  Stern  liste  K  250  nebst  ihren  Duplikaten. 
Die  Liste  K  250  ist  veröffentlicht  in  CT  XXVI,  40  —  41.  Sic  wird  in  vortreff- 
lichster Weise  ergänzt  durch  die  ebenda  publizierten  Texte  K  4195,  Vorders.;  K  8067; 
K  2067;  K  11267;  K  13677,  sowie  durch  K  7646  (CT  XXIX,  47).  Die  erste  Kolumne 
der  Vorderseite  von  K  250  wird  besonders  am  Anfange,  aber  auch  sonst  bis  Z.  11  durch 
K  4195,  Vorders.  Kol.  I,  weiterhin  (Z.  8  — 16)  durch  K  13677  (CT XXVI,  50)  vervollständigt. 
Sie  lautet  dann  in  Umschrift: 


')  Die   Kopie   Le.nokm.\nts  ist  indessen  nur  mit  Heranziehung  der  Verbesserungen  bei  Strassmaiek,   AV 
gebrauchen. 


Die  Sternliste  K  250  nebst  ihren  Duplikaten. 


3-    [. 


I.  Kolumne. 

I  [         .    iIT 

.  \  ana  mas-si-e 
DIL]-BAT  1  ana  csir  bu-lim 


4- 

p«Hja5    IM  .  SU  -  GIBIX  -  XA  -  NU 

-KÜS-SA  :  «  DIL-BAT 

5- 

l^akkai  DIL.BAT 

•■'  Is-tar  be-lit  mätäti 

6. 

kakkah  A-nu-ni-tum 

ü 

7- 

kakk.h  j.n-tum 

n 

8. 

kakkah  ]^.],a-ra 

u 

q. 

kakkah    QIE.TAB 

^  U-ha-ra 

10. 

kakkah  GIR-TAB 

*'  „  ti-amat 

11. 

kakkah   QIB-AN-NA 

kakkah  GIB-TAB 

12. 

kakkah  2sUN-MA^ 

kakkah 

i.V 

kakkah    KIN-MA^ 

^  MAff  hünat "'  iame  u  irdtim  ' 

14. 

kakkah  NIN-A-HA-KUD-DU 

be-lit  te-lÜ-ti 

15. 

''  Is-ha-ra 

16. 

kakkah  JBAJ^r 

kakkah  ]^s  ■  SIN 

n- 

kakkah   XIL 

kakkah 

18. 

kakkah  TIB.AN-NA 

kakkah 

IQ. 

kakkah  A-n-tum 

kakkah 

20. 

kakkah  MAK-GID-DA 

kakkah    1                                                                                                     10 

26. 

kakkah   PA   (?)8.j^         _ 

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RA        -       MUS      . 
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\U.E 


Komment  a  r. 

Z.  2.  Die  Zeilen  2  und  3  enthalten  Angaben  über  die  astrolog-ische  Bedeutung- 
des  Planeten  Venus.  Nach  Z.  2  bezieht  sich  ihr  Einfluß  ana  mas-si-e.  massi't  ist  bekannt- 
lich ein  S}'non3nnum  von  asaridu,  bedeutet  also  „Fürst";  s.  FRj\NK,  ZA  XXII,  S.  loi 
und  die  dort  angeführten  Stellen.  Ob  ynas-si-e  Singularis  oder  Pluralis  ist,  läßt  sich  nicht 
mit  Sicherheit  feststellen.  Wahrscheinlicher  ist  mir  das  letztere.  Jedenfalls  bezieht  sich 
also  der  astrologische  Einfluß  der  Venus  —  wahrscheinlich  unter  einem  bestimmten 
Namen,  der  Z.  2,  Spalte  i   zu  ergänzen  ist  —  auch  auf  das  Geschick  der  Fürsten. 

Z.  3.  In  der  linken  Spalte  ist  hier  vielleicht  zu  ergänzen:  ["  PIL-]BAT.  Dann 
wäre  zu  übersetzen:   „Der  Planet  Venus  bezieht  sich   auf  das  Gedeihen  des  Viehs." 

Z.  4.  Wir  kommen  jetzt  zu  einer  Aufzählung  von  Namen  für  den  Planeten 
Venus.  Hier  wird  er  genannt:  '""''"'>'  IM-SÜ-GIBIN-NUNU-KÜS-SA.  fM-SÜ-GIRIN-NA 
ist  nach  BrüXNOAV  Nr.  8459  =  tinürti  „Glutofen".  Im  übrigen  klärt  uns  auf  11  R  49,  3, 
Z.  27   (bei  Lenormant,   Choir  de  textes,  p.  83)*: 

[kakkah  IM.]SÜ-G1RIN-NA-NU-KÜS-SA-E-NE  :  la  a-H-bu  la  a-ni-lm. 

E-ne  ist  bekanntlich  Pluralsuffix  im  Sumerischen.  NU-KÜS-SÄ  wird  also  hier 
erklärt:   i.  als  lä  asibu  „nicht  ausruhend,  unablässig  ruhelos",   2.  als  la  ani/ju  mit  gleicher 

iimte   Spuren  erhalten. 


')   K  250    bietet   AX  u  KI.  K  4195   dagegen  nur  AX-KI.  -)    Nur 

')  Oder  S1\B  ...]':  ')  Korrigiert  nach  Str.\ssmaier,   AV   S.  136   und  758. 


8  Kap.  II:  Die  Ouellea. 

Bedeutung-,  üer  Sternname  bedeutet  also  „ruhelose  Glutöfen",  jedenfalls  ein  sehr  passen- 
der Name  für  den  ausdauernden  und  so  überaus  hellen  Glanz  des  Planeten  Venus. 
Der  Pluralis  deutet  doch  wohl  auf  die  doppelte  Erscheinung-  der  Venus  als  Morgen- 
und  Abendstern  hin'.  Auch  in  der  Sternliste  K  11739  (CT  XXVI,  47),  R.  9 — 10  finden 
wir:  """'"'''  IM-SÜ-GIRIN-NIA]-NU-KÜS-SÄ-E-[NE].  Endlich  möchte  ich  noch  auf  die 
Stelle  VACh,  IstarXX.V,  25—26  hinweisen: 
25.  y  hakkat  IMM-GTRIN-NA  ana  mu-sal-[lim-Üf] 
25.     T  kakkabu  sapiltum'""'  urrik  (GID  ■  GID)  mätu  rhnu  u  sui'rmu  ""'  \iiiimar] 

25.  „Der  Stern  JM-Si'-GININ-NA  bezieht  sich  auf  Wohlbehaltenheit  (?). 

26.  Hat    der  Stern    einen    tiefen  Stand    (zum   Horizonte)   lang-e  inne,  so  wird  das  Eand 
Gnade  und  Frieden  [schauen).'' 

Lesung-  und  Ergänzung  am  Ende  von  Z.  2,5  sind  völlig-  unsicher.  Indessen  kann 
mu-sal-\  ]    wohl    kaum    anders    ergänzt   werden.     Ein  Substantiv  rnusalimtu    von   D^B'' 

ist  zwar  nicht  belegt,  wäre  aber  durchaus  regelmäßig  gebildet.  Mög'lich  wäre  es  auch, 
zu  ergänzen:  ana  iatti  sal\lim-ti\  „auf  ein  glückbringendes  Jahr",  was  ich  aber  für  weniger 
wahrscheinlich  halte.  Auch  die  Lesung  der  Anfang-sworte  von  Z.  26  ist  nicht  sicher, 
doch  schien  mir  dies  die  beste  Lesung  zu  sein.  Zu  urrik  „hat  lange  inne"  vg-1.  ThR  247, 
R.  I :  ly  '' IJILSAT]  man-za-sa  ur-ri-ik  „Hat  Venus  ihren  Standort  lange  inne".  Zu 
Kl  =  iiaplu  s.  BrÜNNOW  Nr.  9638.  Zunächst  möchte  mau  Kl  *""^  eher  irdtnm'"'"  lesen, 
was  aber  keinen  Sinn  gäbe.  Merkwürdig  bleibt  nur,  daß  hier  ''"'■''"''  IM-SU-GIEIN-NA 
einfach  durch  kakkabu  wieder  aufgenommen  wird.  Das  macht  mich  an  meiner  Auffassung 
doch  wieder  zweifeln.  Unhaltbar  erscheint  mir  dagegen  die  Erklärung  von  JASTROW, 
RBA  II,  S.  699.  Eine  Schreibung  ki-tum  für  kil-tum  „Gerechtigkeit"  ist  meines  Erachtens 
ausgeschlossen.  Außerdem  handelt  es  sich  ja  um  Venus,  und  kakkab  kittum  ist  Saturn! 
Hier  wird  Venus  also  nur  als  '"•''''"''  IM-SÜ-GIRIN-NA  „Glutofenstern"  bezeichnet.  Es  gibt 
andererseits  auch  Stellen,  wo  der  Planet  nur  den  Namen  '^''*'"'''  NU-KÜS-SA  „ruheloser 
Stern"  führt.     Es  sind  dies: 

1.  VACh,  /6torXXX,  4: 

[\]  "'""""'  Nairul-'"  a-na  "•""«"'  NU-KÜä-§Ä  it/p  «  GÜ-UD  ana  <'D1L-BA7   [iiMi-)na] 
„Nähert  sich  der  Adlerstern  dem  *"''*''*  NU-KÜS-SÄ  (bedeutet:)  Merkur  nähert  sich  der 
Venus." 

2.  VACh,  mar  XXXVIII,  8: 

y    kakkal.    XU-KUS-SÄ   (?)     I  I 

Z.  5  —  8.  Hier  wird  zunächst  '"''''•"''  DIL- HAT  erklärt  als:  •'  Istar  brlü  mätäti  „Istar, 
Herrin  der  Länder".  Die  überragende  Bedeutung  des  Planeten  Venus  im  vorderasiatischen 
Kulturkreise  ist  bekannt.  In  dem  Planeten  herrscht  Istar  über  die  ganze  Welt.  In  den  Zeilen 
6 — 8  folgen  dann  noch  drei  weitere  Namen  für  den  gleichen  Planeten:  i.  '"'*^''"''  Anuniturn, 
2.  '"'>''"'''  Aritum  „Bogenstern"-,  3.  '"'**•■«''  J%ara.  Dieser  letztere  Name  ist  die  Bezeichnung 
der  Istar  als  Wassergöttin*.  Als  solche  verkörpert  sie  sich  in  dem  Sternbilde  des 
Skorpions  und  in  dem  Sternbilde  der  NIN-MAH.  Auf  diese  beiden  kommt  daher  unser 
Text  jetzt  zu  sprechen. 


')  Ist  das  richtig  —  uml  ein  Zweifel  daran  ist  wolil  kaum  möglich  — ,  so  folgt  daraus  schön  für  die 
Sumerer  die  Erkenntnis,  daß  Abend-  und  Morgenstern  nur  zwei  Erscheinungsformen  des  einen  Planeten  Venus  seien; 
denn  der  Name  ist  sumerisch,  stammt  doch  also  aus  sehr  alter  Zeit.  *)  Daß  artium  „Bogen",  nicht  „Schild"   be- 

deutet, wird  sich   uns  unten  mit  Sicherheit  ergeben.     S.  Kap.  III.  ')   Vgl.   unten  unter  kakkab  QIR-TAB. 


Die  Sternliste  K  250  nebst  ihren  Duplikaten.  a 

Z.  9  — 15  werden  eine  nähere  Besprechung  unten  unter  ''"'''"•''  GIR-TAB  und 
uu^^ua,.  Xjy.MAH  finden. 

Z.    16 — 28.     Siehe  dazu  unten  unter  den  einzelnen  Sternnamen. 

Die  zweite  Kolumne  der  Vorderseite  von  K  250  wird  von  Zeile  14  ab  erglänzt 
durch  K  4195,  Kol.  II  (CT  XXVI,  42);  Z.  7 — 14  werden  ergänzt  durch  K  7046  (CT  XXIX,  47). 

II.   Kolumne. 


kdkJiab 
katiknh 
kakkab 


XIN-Dü-[  . 
KÜ[E  (?)  .  . 
NI-NI-ABQ)  [ 
Dumu-\zi}    . 


ilu  «  ZAL-B[AT' 

kakkah 


Nergal 


7.      «••<"**«''  Ma-ag-ru-u 

«       „ 

8.     *«**"'  DIR 

l! 

9.     "-^^"^  GESTIN 

ü 

10.     '="''''<''>  Sanumma  "•" 

a 

II.     >=-^'""' A-Jßi-u 

••'      „ 

12.     ''"**''''  Na-ka-ru 

« 

13.     "<""""' Sar-ru 

i'i 

14.     *■""=<"■  ^f7i 

*'      „ 

15.     ""'"'"'' KÄ-A 

•( 

16.     ^""""^  NIM-MA 

ii 

17.     '^"i''^'''"'^^' SA-GAZ 

a 

18.     ^-^•*''^  UR-BAR-RA 

ii 

19.     fc'>«.fc«6  iVa*7-i»  i'" 

a 

20.     *"'■■'"'<'  Lu-um-nu 

•'      „ 

21.     X"'^'""' mii-mu-iü 

ü 

,2.     kakkah  la  minätivi 

il 

23.     ''•'>'■•'■■<■''  .4PiiV 

ü 

24.     *«'''•'"'  SÜD  UN 

il 

25.     ^'"'^»'■M-P^ 

a 

26.      fcafclal,  BAL-UR-A 

a 

2-1.    "<""""' DU G-GA 

ü 

28.     ''■-'''=''''  ^/P 

''      ,. 

29.  p]«««»  i\^LW« 

il 

30.  [^•'■'''■•]«'^  UT-KA-GAB-A 

il 

x\                                                    ... 

il 

32.      1    ■■'     7?          -          ri          -          iS  ] 

ki-gal  «  „ 

rc-     [  "    Neryal  ?                                                 ] 

"      ,.       Sam-su  (MUNE) 

^j.                                          .                    ... 

[J  Nergal 

35 

36.      p-^'''"'7.«-/Mn? 

il  EN-ME]-S4R-RA 

37       ^8 



')  Am  Ende  der  Zeile   38  sind  Spur 
ner,  Babylonische  . 


etwa  zu   X'IM  passen  würde 


jQ  Kap.  II:   Die  Quellen. 

K  o  m  m  e  n  t  a  r. 

Z.  I.  Zu  '"'«•■*"'' A'LY-i'f-[  .  .  .  ]  vg-1.  BrüXXOW  Nr.  11030—40.  Vielleicht 
ist  nach  Nr.  11040  '"''''"'''  XIN-DU-B[AR-EA]  zu  ergänzen.  Die  Spuren  nach  TVf"  würden 
dazu  passen. 

Z.  2.     Ist  etwa  '•"*'•'"''  KL\R-GAL]  zu  ergänzen? 

Z.  3.  Es  wäre  möglich,  daß  auch  die  linke  Kolumne  semitisch  zu  fassen  ist. 
Dann  hätten  wir  wohl  zu  lesen  ^"^''"^  i-l\  ab  (?)-[  |. 

Z.  4.     Die  Lesung  lJumu-[zi]  ist  nicht  sicher. 

Z.  5 — 35  enthalten  Namen  des  Planeten  Mars.  Daß  in  der  rechten  Spalte  von 
Z.  5  ■'  Nergal  zu  ergänzen  ist,  zeigt  Z.  34,  wo  sich  infolge  einer  Unterbrechung  in  Z.  33 
statt  ■'  TT  wieder  "  Ntrgal  findet.  Für  den  ganzen  Abschnitt  vgl.  vor  allem  die  treff- 
lichen Darlegungen  JENSENS  in  seiner  Kosmologie,  S.  119 — 125. 

Z.  5    ist    augenscheinlich    zu    fassen:    „Der  Gott   des  Planeten  Mars  ist  Xergal." 

Z.  6  weiß  ich  auch  nach  den  Spuren  in  K  7646  nicht  zu  ergänzen. 

Z.  7.  Mag{k,  kh'i'i  soll  sicher  den  Mars  als  einen  „unheilvollen,  ungünstigen"  Planeten 
bezeichnen,  wie  JENSEN,  Kosmologie,  S.  121  f.  nachgewiesen  hat.  Er  hat  es  dort,  meines 
Erachtens  mit  vollem  Rechte,  etymologisch  von  maguiii  „günstig  sein"  abgeleitet,  so  daß 
also  die  Babylonier  den  ungünstigen  Planeten  aus  religiöser  Scheu  als  „günstigen"  be- 
zeichnet hätten  (vgl  Ilövrog  Eü^tivos).  Man  beachte  auch,  daß  nach  S  777  und  III  R  53,  2,  6 
Jupiter  im  Monat  Abu  magni  heißt  und  daß  der  Glücksplanet,  der  in  der  genannten  Liste 
nur  glückbringende  Namen  führt,  nicht  mit  einem  Unglücksnamen  bezeichnet  sein  kann 
(s.  unten,  Abschnitt  e,  S.  24). 

Z.  8—9  nehmen  auf  die  Farbe  des  Mars  Rücksicht.  '■"^''"''  DIR  „der  Rote".  Diese 
Bezeichnung  für  den  Planeten  ist  zu  bekannt,  als  daß  noch  Weiteres  darüber  zu  sagen  wäre. 
Zu  *■■"'■■'■''''  GESTIN  ist  folgendes  zu  bemerken:  GESTIN  ist  bekanntlich  Ideogramm  für 
Icaränu  „Wein",  wohl  speziell  „Rotwein".  Damit  werden  ja  auch  in  der  griechischen 
Literatur  Vergleiche  angestellt;  so  nennt  Homer  das  Meer  oiVoi/'  7t6vTO$  „das  weinfarbene  = 
dunkelrot  schimmernde,  schwärzliche  Meer".  Darum  dürften  wir  auch  hier  '•"'■'•''''  GESTIA^ 
als  den  „weinfarbenen  =  dunkelroten  Planeten"  zu  fassen  haben.  Eine  weitere  Stütze 
für  meine  Erklärung  i.st  K  250,  Kol.  IV,  7 — 12,  wo  wir  die  Reihe  haben:  "' UD  (der  weiße 
Stern),  "'  MI  (der  schwarze  Stern),  "'  DIR  (der  dunkelrote  Stern),  "'  GESTIN  (der  wein- 
farbene Stern),  "'  DIR  (der  rote  Stern),  "'  GESTIN  (der  weinfarbene  Stern),  wobei  wir 
in  Z.  12  die  Gleichung  lesen:  *^"'""'''  GESTIN  = '^  MI '.  >•'•>*"'' G  ESI  IN  wird  hier  also  als 
„der  Schwarze"  erklärt,  was  wiederum  als  tertium  comparationis  das  Dunkelrot-Schwärz- 
liche für  Wein  und  Planeten  ergibt. 

Z.  10—14.  Hier  wird  Mars  in  seiner  Eigenschaft  als  unglückbringender  Planet 
behandelt.  In  Z.  10  wird  ''"'''"''' Sanumma '""  nicht  als  „der  andere,  der  verschiedene 
Stern"  zu  fassen  sein  (so  Jensen,  a.  a.  O.  S.  120),  sondern  als  „der  feindliche  Stern". 
Eine  Stütze  dafür  bietet  U  R  49,  3,  14: 


NakTu   (KL'N-I'A)     ■■ia-nu-utti-ma  |  TT  (=  ''  Nergal) 


Daraus  ergibt  sich,  dali  nahru  „feindlich"   und  samimma  Synonyma  sind. 

Die  folgenden  Zeilen  geben  dann  folgende  Namen  für  den  Planeten:  Z.  11: 
kakkah  j/,,-,  j.der  unheilbringende  Planet",  Z.  12:  '■<''■'■■"''  Nakwu  „der  feindliche  Planet", 
Z.  13:  '"'**'"''  Samt  „der  aufrührerische  Planet",  Z.  14:  '•"'■'■"''  HL'L  „der  verderbliche  Planet". 

')  II  R  49.  3.  29  (s.  unten  Abschnitt  g)  und  K.  4195,  Kol.  III  bieten  freilich  Icikkah  SJG  =  >>  MI;  doch 
halte  ich   SIG  für  einen  Schreibfehler  (s.  unten.  S.   32). 


J50  nebst  ihren   Duplika 


Z.  15  — J2.  Hier  werden  eine  Reihe  von  Namen  genannt,  die  teils  von  Tieren 
hergeleitet  sind,  teils  sich  auf  die  Sichtbarkeit   oder  den   Einfluß  des  Planeten  beziehen. 

1  j^.  kukkab  s^iiiju  ^.der  Fuchsstern'",  Z.  16:  "'■>"'">'  NJM-MA  „der  elamische  Stern".  Daß 
gerade  der  unheilbringende  Planet  Mars  der  Stern  Elams,  des  Todfeindes  von  Babylonien, 
ist,  braucht  uns  bei  dem  angedeuteten  Verhältnisse  der  beiden  Länder  nicht  wunder- 
zunehmen. Z.  1 7  :  '■"'""'''  ■""<■'  Hahhatu  (SA-GAZ)  „der  Räuberstern".  Vgl.  dazu  II  R  4g,  3,  Z.  1  1 : 

kaickah  amei  SA-GAZ  \  ]}ab-ha-tum  !  yy  (=  '■'  Nirgal) 

2  ,8:  kMah  ^Yhn  {UK-BAR-BA)  „der  Leopardenstern  (?)"  ^ 

Z.  19  erhält  Mars  den  Namen  ''''*^«^"*  Nasru  {W)b"  „der  Adlerstern"  (s.  u.  Kapitel  IV) 
und   in   Z.   20  dem  Namen  ''"''i"'''  Lu-um-nu  „der  verderbliche  Stern". 

Z.  21  finden  wir  den  Namen  ^'^^^^'>  Mali  {SI)-rnu-tü  „der  von  Tod  strotzende  Stern". 
Ks  ist  dies  eine  Variante  zu  dem  gewöhnlichen  Namen  des  Mars  ''  Mustabarrü-mütänu 
(s.  V  R  40,  42)   und  findet  sich  noch  an  folgenden  Stellen: 

I.  VACh,  lUar  XXIV,   2-5: 
y  ''  Mäli-mu-tü  nüri-su  salvm  JA'[ 

3.  y  ''  Mcili-mu-tü  nüri-sii  piv'i  ZL-KIL[ 

4.  y  ''  Mäli-mu-tü  nüri-su  arku  Kl-SU    J  [ 

5.  y  ''  Mäli-mu-tü  nüri-m  säniu  [ 


Ist  das  Licht  des  ''  Muli-mutu  schwarz, 

Ist  das  Licht  des  ''  Mäli-mutu  weiß,  [ 

Ist  das  Licht  des  *'  Mäli-mutu  grün,  [ 

Ist  das  Licht  des  "  Mäli-mutu  rot,  [ 


2.  VACh,   I.  Suppl.  VII,  0: 
9.    y  '^  Mdli-inut  '"•'•*''' Z.lA-ß.1 7"-"" 

9.    ''  Mäli-mut  =^  Mars. 
Trotz  der  merkwürdigen  Schreibung  dürfte   derselbe  Name  vorliegen. 

3.  VACh,  2.  Suppl.  LXVI,  R.  7»: 

7.    y  Enuma  (UD)  Mäli-mu-tü  nüru-sk  sämu  [  ] 

7.    „Wenn  das  Licht  des  Mäli-mutu  rot  ist,  [  ]." 

Z.  22  gibt  für  Mars  den  Namen  '"''■■'"'''  La  mim'ttiV'  „unberechenbarer  Stern"  an. 
Das  bezieht  sich  nicht  auf  seinen  Lauf  als  Planet,  sondern  auf  seinen  immer  wechseln- 
den Einfluß. 


')  Dieser  Name  für  den  bösen  Planeten  ist  sehr  interessant,  da  er  zeigt,  daß  schon  die  Babylonier  den 
bösen,  verschlagenen  Reineke  Fuchs  kannten.  Die  sumerische  Aussprache  des  Ideogramms  für  selihu  ist  KA-A. 
wie  die  Glosse  zu  ThR  103,9  zeigt.  '')  Sonst  der  Name  eines  Fixsterns  (s.   daher  Kapitel  III  und  IV).     DalJ 

URBARRA  ^  ahü  unmöglich  den  Schakal  bezeichnen  kann,  sondern  daß  ein  großes  Raubtier  darunter  zu  ver- 
stehen ist,  zeigt  auch  eine  Bemerkung  in  der  bekannten  astronomischen  Ephemeride  VAT  495 1)  zum  Monat  Adar 
(R.  21):  arJm  suätti  6  ahü  Bar-sip'''  erüb  2  kalbeP'  idük  lä  üsi  idük[tiP'-su]  „am  6.  dieses  Monats  drang 
ein  ahü  in  Borsippa  ein  und  tötete  zwei  Hunde.  Da  er  sich  nicht  wieder  hinausjagen  ließ,  tötete  man  ihn".  Ein 
Schakal  ist  hierbei  ausgeschlossen,  denn  erstens  sind  Schakale  viel  zu  feig,  als  daß  sie  sich  am  hellen  Tage  in  eine 
Stadt  wie  Borsippa  hineingewagt  hätten,  und  zweitens  müßten  dann  die  kalbe  winzige  Schoßhündchen  babylonischer 
Damen  gewesen  sein,  wenn  ein  Schakal  sie  hätte  töten  können.  ')   Vgl.   auch   die  sehr  verstümmelten  ersten 

Zeilen  der  R.   des  Te.xtes. 


Z.  23  ^30.  Die  hier  g-enannten  Namen  des  Planeten  sind  son.st  die  Namen  von 
Fixsternen.     Deshalb  siehe  Näheres  unten   Kapitel  IV. 

Z.  32.  Die  Ergänzung  kann  als  ziemlich  sicher  gelten.  Denn  da  Id-gal  bereits 
aul  der  rechten  Spalte  steht,  niuLi  in  der  linken  Spalte  eine  größere  Zeichengruppe 
vorangegangen  sein.  Jedenfalls  wird  hier  die  weibliche  Vertretung  der  Unterwolts- 
macht,  die  sich  im   Erdbeben  offenbart',  der  männlichen  gleichgesetzt. 

Z.  33  ist  wahrscheinlich  zu  erg-änzen:  [''  Nergal]  j  '' JJ  surn-m,  d.  h.  „Nergal  ist  sein 
(eigentlicher)  Name".  Der  weiblichen  Vertreterin  der  Unterweltsmacht  folgt  die  männliche. 

Z.  36.     Die  Ergänzung  stützt  sich  auf  V  R  46,  21.    Siehe  dazu  unten   Abschn.  i. 

Die  dritte  Kolumne  von  K  250  ist  vollständig  abgebrochen.  Die  vierte  Kolumne 
von  K  250  ist  ein  Duplikat  der  schlecht  erhaltenen  dritten  Kolumne  von  K  4195 
(CT  XXVI,  42).  Die  letzten  Zeilen  der  Kolumne  ergänzt  das  Fragment  K  i  1207  (ib.,  pl.  49); 
die  vollständige  Tafel  stimmte  in   der  Kolumneneinteilung  genau  mit  K  250  iiberein. 

IV.  Kolumne. 


1. 

kakklah 

1 

2. 

kakkaU   SI[B        -       ZI 

-      AN     -      NA 

s^i-ta-ad-\da-la\ 

?,■ 

sa  ina  s^^kakki  ma[/}-su  ^\ 

4- 

kukk„>.  Tid-tum 

•'  A-nu-m-t[um] 

5- 

nüne  ^^  iw-la-a-tum 

ismreV-  ]j,u-ü-    \-him'?\ 

6. 

'•'  TIR-AN-NA  arm 

nii-it/f-m 

sum,-Sü  :  mar-ra-ltum] 

7- 

UI) 

"  ZAL-BAT»-«" 

8. 

'"               MI 

«  Pap-mkkal 

Q- 

"'                 1)11! 

"  LU-BAD 

IG. 

<:  ESTIN 

''■  Dumu-zi 

I  I. 

'"               DUi 

Miktim'^  isäti 

12. 

•"               GPJSTIN 

'^MI 

13- 

1  kakkabu  (UJ.)  Sa  i 

na  -päni-su  sip-ru 

ina  arki-su  sihbatu  sahm\'"'\ 

14. 

innamar-ma  üamr '  iinammir  "' 

ki-ma  zal-lum-mu-\ü] 

15- 

ki-ma  me-Sil} 

kakkabäniv' 

16. 

zal-l,un-nm;i 

mes-liu  sa  kakkahi  mii\mr] 

1  7. 

ia-a-nu 

18. 

zal-lum-mu-ü 

mi-sih  kakkabi 

IQ- 

zal-lum-mu-ü 

sd-ra-dr  kakkabi 

20. 

zal-lum-mu-ü 

zi-im  kakkabi 

21. 

zal-lum-mu-ü 

sa-lum-m[a-tu\ 

22. 

sa-lum-ma-tü 

me-[lam-mu] 

23- 

imittu  Sin 

""«  [Akkadü*'] 

24. 

mmeUu  Sin 

""«  [Elamtu"'] 

25. 

eläti  Sin 

•»«  Amlumi"'] 

26. 

[saplali  Sin 

"«"  Subartu"'] 

')  Vgl.  ThR 


Bahylo 


2)  Gröüere  Lücke? 


Sternliste  K  2;o 


Duplika 


,  a  [*aua6  DIL-BAT 

2a.  P'^'^'"'  UR-GU-LA 

4a.  f*«**""  ENTE-NA-MASSiG 

5  a.  [''''**'"*  UT-KA-GAB-A 

6  a.  [«=«**'^  i\^f7{!)-J/r[S-Z>J 


I  >"'^'""'  Ü-ELTEGGAb" 

j    taWiaS    QI  R.TAB 

;  ^■''**'"'  HA 


7  a.     [Z77]  A-aM-a6«nii'P 


Elamü^ 


8  a. 

rfcaU--|,(!, 

JP/.^• 

j^taU«!,    ^4.„M.„j.ii„„ 

1 

oa. 

f.aU-^.. 

5//?-Z/-J^Y-.YJ 

[*'-'••'•■«»  UT-AE-TAR 

] 

loa. 

,.,..|«^ 

JiJi^Ö/Z>-i>J 

kakk^al,     SÜ-PA 

] 

1 1  a. 

paU.]a. 

Zi-ha-ni-tum 

"'"""'"  [LI K- BAT 

] 

12  a. 

^.aU.]„. 

Enzu 

kakkah   j^Tak-ub« 

z. 


K  o  III  ni  e  n  t  a  r. 
sind  erg-änzt  mit  Hilfe  von  II  R  49,  3.  Z.  20:  '••"'■•'"'•  SIB-Zl-AN-KA    GÄ-GIS- 


DAR  I  sa  ina    kak-ki  malym    und    einer    unveröffentlichten   zweisprachig'en    Hemerologie, 
wo  es  heißt: 

[J]    ^^  st    '■""  SIB-ZI-AN-NA  '^MN-SÜ-NIR   SUKKAJ^-MAH    AX-NA    UNANAA 
ina  "'"b  Du't'ui  si-ta-ad-da-lu  "  Pap-sukkal  sukaUu  d-i-rni  sa  ''  A-nim  u  ''  läai- 

Beide  Textstellen  g-estatten  die  einwandfreie  Ergänzung  der  beiden  Zeilen  unserer 
Liste.     Zur  weiteren  Erklärung  siehe  unten  unter  *"'■■'•"'  SIB-ZI-AX-NA. 

Z.  4 — 5.  Diese  beiden  Zeilen  sind  von  großem  Interesse  für  die  naturwissen- 
schaftlichen Anschauungen  der  Babylonier.  tidtxirn  bedeutet  bekanntlich  „Wurm";  nach 
Z.  4  ist  das  ,. Wurmgestirn"  mit  dem  Gestirne  "  Anunitum  identisch.  Wie  ich  nun  in 
Bahyloniaca  VI,  3,  p.  147  ff.  nachg'ewiesen  habe,  entspricht  der  *«'••*•■"''  Anunitum  dem 
südlichen  der  beiden  Fische  des  Tierkreises.  Dazu  paßt  nun  die  Gleichung  in  Z.  5: 
nunf;  f'  tülätum  „Fische  sind  Würmer",  woraus  sich  weiter  ergibt,  daß  die  Babylonier  die  Fische 
unter  die  Kategorie  „Würmer"  gerechnet  haben,  hauptsächlich  wohl  als  Kaltblüter  und 
wegen  des  Aussehens  einiger  Fischarten  (s.  schon  Bahyloniaca  VI,  p.  162).  Ihnen 
sind  die  Vögel  als  Warmblütler  gegenübergestellt,  als  das  ganze  Gegenteil  der  Fische: 
i^mre'^  /}u-u-'-[tum]  „Fische  sind  lebende  Wesen".  In  /fü'ttim  dürfte  noch  mehr  als 
„lebende  Wesen"  stecken,  besser  könnte  man  übersetzen  „Wesen  voll  warmpulsieren- 
dem Leben".  Es  soll  der  direkte  Gegensatz  zu  tülätum  ausgedrückt  werden.  IpVtiim  ist 
Plur.  zu  IßV  =  hebr.  ~'iü  „Leben,  Lebewesen."  Fische  und  Vögel  werden  auch  sonst  in 
der  astrologischen  Literatur  zusammen  genannt;  vgl.  z.  B.  VACb,  2.  Suppl.  LXVIII,  13; 
LXXI,  8  usw. 

Z.  6  handelt  vom  Regenbogen.  Ich  habe  darüber  schon  in  meinen  Beitrügen, 
S.  39  f.  und  82  gesprochen.  Die  Lesung  urm  nu-uh-m  ist  wohl  sicher  richtig;  man  dürfte 
nicht  etwa  nuljui  urri  erwarten.  Vgl.  z.  B.  I R  55,  IV,  57  f.:  mu-sd-az-ni-in  zu-xm-nim  nu-ulj-sü  „der 
da  regnen  läßt  an  Regen  eine  Fülle";  I  R  67,  II,  10:  mi-e  nu-tüt-sü  „an  Wasser  eine  Fülle" 
(s.  Delitzsch,  HW  458  f.).  NuJjsu  wird  also  fast  adjektivisch  gebraucht.  Nun  ist  aber 
urru  mihsu  „Farbenpracht"  nicht  etwa  als  Übersetzung  von  ■'  TI/'-AX-XA  aufzufassen:  es 
ist  nur  ein  ausschmückendes  Beiwort.  Als  Übersetzung  wird  in  Z.  6  angegeben:  marrafu. 
Dieselbe  Gleichung  bietet  VACh,  Sin  III,  122.  Dem  Ideogramme  nach  bedeutet  ''  TIR- 
AJV-NA  „Himmelswohnung"    oder  „Himmelswald"    (s.  Jexsen,  Theol.  LZ  XXIV,  2,  1899, 


mit  Hilfe  von  K  Soby;   s.  dazu 


das  Fragn 


Sp.  34).  Eine  Erklärung-  für  diesen  Namen  wage  ich  noch  nicht  recht  zu  geben.  Viel- 
leicht liegt  sie  in  folgender  Richtung:  Tierkreis  und  Regenbogen  gehören  mythologisch 
zusammen  (s.  JEREMIAS,  ATAO^  S.  13  u.  248).  Der  Tierkreis  ist  die  „Wohnung" 
der  Planetengötter,  in  übertragener  Weise  könnte  man  also  auch  den  Regenbogen  als 
solche  bezeichnen.  Und  nun  zu  dem  semitischen  Namen  marratu.  Nach  V  R  28,  76a— b 
ist  marratu  ein  Synonymum  von  unhi,  bedeutet  also  „Ring".  Dazu  paßt,  daß  in  der  von 
Peiser,  ZA  IV,  S.  369  veröffentlichten  babylonischen  Landkarte  der  die  Erde  wie  ein 
Ring  umschließende  Ozean  när  mar-ra-tum  „Kingstrom-'  genannt  wird.  Mit  dem  anderen 
7iär  marratum,  dem  Persischen  Golfe,  hat  dieser  när  mar-ra-twn  also  nichts  zu  tun.  Der 
Regenbogen  erscheint  nun  im  besten  Falle  als  ein  halber  Ring.  Die  Babylonier 
müssen  also  der  Meinung  gewesen  sein,  daß  der  Regen„bogen"  einen  ganzen  Ring 
bilde,  von  dem  die  zweite  Hälfte,  weil  unterhalb  des  Horizontes  liegend,  unsichtbar  sei. 
Und  wieder  drängt  sich  der  Vergleich  mit  dem  Tierkreis  auf:  der  Tierkreisring  und 
der  Regenbogenring  gehören  zweifellos  zusammen.  Andererseits  ergibt  sich,  daß  sich 
sumerisches  ''■  TIliANNA  und  semitisches  marratu  wohl  dem  Sinne,  aber  nicht  dem 
Worte  nach  decken. 

Z.  7  — 12.  Diese  Zeilen  sind  von  außerordentlicher  Bedeutung  für  die  babylonische 
Astrologie.  Es  sind  alles  Namen  des  Planeten  Mars.  In  Z.  7  wird  Mars,  hier  mit  seinem 
gewöhnlichen  Namen  ''  ZAJ^-BAT"""  bezeichnet,  merkwürdigerweise  der  „weiße  Stern" 
genannt,  während  doch  seine  spezifische  Farbe  die  rote  ist.  kakkabu  pim  ist  sonst  ein 
Name  des  Planeten  Jupiter  und  hier  auf  Mars  übertragen.  Solche  Namensübertragungeu 
sind  ja  bei  den  vier  Planeten  Merkur,  Mars,  Jupiter  und  Saturn  sehr  häufig,  wie  ja  auch 
Jupiter  Namen  des  Planeten  Mars  führt  (s.  unten  Abschn.  e).  Auch  Mars  kann  weißlich  er- 
scheinen, und  zwar  als  verblassender  Planet  bei  Sonnenaufgang  oder  nahe  dem  eigenen 
heliakischen  Untergange.  Das  bestätigt  die  Stelle  Harpkr,  /.'■//-;>•  VIT,  679,  V.  5: 
^kakkab  ZAL-BAT"-"")  un-nu-ut  pu-su  ia-kin  „Mars  war  iichtschwach,  machte  Weißheit" 
(vgl.  meine  Beiträge,  S.  15  f.).  In  den  Z.  8  —  10  und  12  sind  andererseits  Namen  des 
Planeten  Siiturn  auf  Mars  übertragen.  Z.  8:  „der  schwarze  Stern"  =  Papsukkal.  Schwarz 
ist  die  Farbe  des  Saturn.  Ferner  ist  Papsukkal  =  Ninsubur  =  Ninib,  und  Ninib  ist  der 
Gott  des  Planeten  Saturn.  Dazu  paßt,  daß  die  Gottheit  des  >"•>""'>'  Slß-Zl-AN-NA,  des  Orion, 
nach  VACh,  2.  Suppl.  I.XVU,  I,  10:  Papsukkal,  nach  Astrolab  B  dagegen  Ninsubur  ist, 
und  daß  z.  B.  nach  VACh,  2.  Suppl.  LXVI,  9  '"■'■*"''  SID-ZI-AN-NA  =  Saturn  ist.  Zum 
„schwarzen  Sterne"  =  Saturn  vgl.  endlich  auch  noch  11  R  49,  3,  19: 

k.Mui,  ]jj  ,   ii  (.a-ai-me)  SabuB  |  JJ  (=  "  SAG-US  ."  Sama.s) 

Mars,  der  ja  in  manchen  Farben  leuchten  kann,  erscheint  manchmal  auch  dunkel, 
ähnlich  dem  Planeten  Saturn.  So  ist  auch  diese  Übertragung  gerechtfertigt,  wie  ja 
überhaupt,  was  nicht  oft  genug  betont  werden  kann,  die  Namen  eines  jeden  der  vier 
genannten  Planeten  auf  die  drei  andern  übertragen  werden  können. 

In  Z.  9  finden  wir:  „der  rote  Stern"  =  „der  Planet".  Der  Planet  xar'  {^oyj^v 
ist  gewöhnlich  Merkur,  manchmal  Saturn'.  Der  „rote  Stern"  kann  nur  Mars  sein, 
folglich  kann  auch  Mars  als  „der  Planet"  bezeichnet  werden'-.  Ich  bin  der  Ansicht, 
daß  jeder  der  vier  bezeichneten  Planeten,  falls  er  in  Sonnennähe  kam,  den  Namen 
bibbu  =  „Planet  xöt'  l|ox»yJ'"  erhielt.  Das  erklärt,  weshalb  meistens  Merkur,  der  sich  ja  nie 
weit  von  der  Sonne  entfernt,  mit  bibbu  bezeichnet  wird,  weshalb  aber  auch  die  drei 
andern  Planeten  (von  Jupiter  ist  es  inschriftlich  noch  nicht  bezeugt)  den  Namen 
führen  können. 


')    Vgl.  JASTROW,  RBA  II,  S.  663,  Anm.  3.  ')  Man    beachte    dazu    die    Angabe    in    einem 

veröffentlichten  Vokabulare  zu  den  Ominatexten:  bi-ib-bti  =  ^  Nergal. 


Die  Sternliste  K  350  nebst  ihren  Duplikaten. 


15 


In  Z.  10  finden  wir  eine  besonders  bemerkenswerte  Angabe:  "'  GESIJN  = 
■'  Dumu-zi  ,.der  weinfarbene  Stern  =  Tammuz-'.  ''  GESTIN  ist  sonst  der  Name  der 
Schwester  des  Tammuz^,  doch  dürfte  hier  derselbe  Fall,  wie  oben  Kol.  II,  32,  vorliegen. 
Die  weibliche  Verkörperung  einer  Naturgewalt  wird  der  männlichen  gleichgesetzt.  Nun 
finden  wir  in  Z.  12,  daß  "'  GESTIN  auch  =  •'  MI  ist.  Also  „Weinstern  =  schwarze 
Gottheit" 2.  Z.  8  stand:  „schwarzer  Stern"  =  Papsukkal".  Daraus  folgt:  "'  GESTIN  = 
''  All  =  ''  Papsukkal  =  ''  Dumu-zi.  Papsukkal  wäre  also  =  Tammuz.  Dazu  vgl.  FiGULLA, 
Memnon  VI,  S.  181,  der  diese  Gleichung  nach  meiner  Angabe  dort  bereits  veröffentlicht 
und  weiteres  Material  beigebracht  hat.  Hier  möchte  ich  nur  darauf  noch  aufmerksam 
machen,  daß  Papsukkal  bekanntlich  =  Ninsubur  ist.  Suhur  ist  Ideogramm  für  sa}}ii 
..Wildeber,  Wildschwein-'  (BrüNXOW,  Nr.  974).  Ninsubur  bedeutet  also  „Herr  des 
Wildebers".  Der  Eber  ist  aber  das  Tier  des  Tammuz.  So  ergibt  sich  die  Gleichung: 
Ninsubur  =  Tammuz,  also  auch  wieder  Papsukkal  =  Tammuz. 

Z.  13  —  22.  Diese  Zeilen  handeln  von  dem  Erscheinen  einer  Feuerkugel  und 
sind  schon  in  trefflichster  Weise  von  P.Jensen  [Kosmologie,^.  154 — 160)  erklärt  worden. 
Die  ersten  drei  Zeilen  geben  zunächst  die  Beschreibung  einer  Feuerkugel:  „Ein  Stern, 
der  vorn  einen  Strahlenkern  (?),  hinten  einen  Schweif  hatte,  erschien  und  erleuchtete 
den  Himmel  wie  gleißender  Glanz,  wie  das  Funkeln  der  Sterne."  Im  einzelnen  ist  zu 
bemerken:  dpni  ist  schon  von  Jensen  (a.  a.  O.,  S.  159 f.)  als  „Strahlenbüschel"  gedeutet 
worden.  Es  ist  jedenfalls  damit  das  eigentliche  Meteor  gemeint,  welches  scharf 
hervortritt  (das  liegt  im  Worte!)  und  einen  langen  Glanzstreifen,  den  „Schweif",  nach 
sich  zieht.  Zu  demselben  Stamme  nss  gehört  das  Verbum  .^apäru  „klar,  scharf  hervor- 
treten". Vgl.  dazu  ThR  27,  ö;  34,  8;  36,  R.  1:  e-di-du:  m-pa-ru  Sa  kar-ni.  Diese  Ang-abe 
geht  auf  die  scharf  abgegrenzten  Ränder  der  MoudsicheP.    Zalhunnu)  „funkelnder  Glanz", 

das  zweifellos  zu  S3'r.  (:jj.^  '   zu  stellen  und  von  einem  Stamme  ti-<\  „g-Iänzen"  (zur  Bildung 

vgl.  Delitzsch,  Ass.  Gr.^  S.  185,  §  gi,  38)  abzuleiten  ist,  wird  nun  in  den  folgenden  Zeilen 
erklärt.  Z.  16  —  17  gehören  indessen  noch  eng  zu  dem  Vorhergehenden.  Zu  dem 
doppelten  Vergleiche  wird  bemerkt,  daß  die  beiden  Ausdrücke  dem  Sinne  nach  identisch 
sind:  zaUummu  =  mesl}u  sa  kakhahi.  Daran  schließt  sich  noch  eine  Notiz,  die  auf  die  Zeit 
der  Sichtbarwerdung  der  Feuerkugeln  Bezug  nimmt:  ;««[sm.^]*  ia-'-nu  „Nacht  war  es 
nicht".  Denn  Feuerkugeln,  die  manchmal  die  Tageshelle  überstrahlen,  werden  bekannt- 
lich auch  oft  am  Tage  sichtbar.  Auch  im  Hinblicke  auf  diese  letzte  Angabe  sowie 
auf  den  ganzen  Charakter  der  Stelle  möchte  ich  mit  Sicherheit  annehmen,  daß  wir 
hier  eine  einzelne  wirkliche  Beobachtung  (wohl  Auszug  aus  einer  Ephemeride)  vor  uns 
haben.  Z.  18  —  21  geben  nun  Synonyma  fär  zal/ummü  an:  i.  mi-.^Ij.  kakkabi  „P'unkeln,  vom 
Sterne  gesagt",  2.  sa-ra-dr  kakkabi  „Strahlen,  vom  Sterne  gesagt",  3.  si-im  kakkabi  „Glanz, 
vom  Sterne  gesagt",  4.  sa-lum-ma-tü  „schreckerregender  Glanz".  Z.  22  endlich  setzt 
salummatu  =  tne-[lam-mu'],  ein  Wort,  dem  auch  der  Begriff  des  „Glänzens"   eignet. 

Z.  23  —  26.  Diese  vier  Zeilen  sind  mit  Hilfe  von  ThR  268,  11  — 12  =  VACh, 
2.  Suppl.  CXVIII,  24  —  25  zu  ergänzen.  Auf  die  schwierigen  Probleme  der  astrologischen 
Geographie  bei   den  Babyloniern  gehe  ich  später  ein. 

Z.  la — 12  a.  Zu  diesen  Zeilen  vgl.  unten  die  eingehenden  Darleg-ungen  in  Ab- 
schnitt m  (Das  große  Astrolab). 


')^S.  Zimmern,  Der  babylonische  Gott  Taniüz,  S.  712(1".  '')  Vgl.  bereits  oben  S.   10. 

')   Vgl.  schon'OLZ    1912,  10,  Sp.  456.  ^)   Die  Zeicheureste  in  CT   passen  recht  gut  zu  MI,  noch  besser  das, 

was  II  R  49  bietet.     Auch  Jensen  liest  MI. 


Kap.  U:    Die  OueUen. 


(CT 


Die    fünfte    Kolumne    von    K    250    wird    von    Z.   14    iib    durcli    K   2007,    Z.    7  ff. 
XXVI,  45),  Z.  la— 5a  durcli  Sp.  II,  381  (PiNCHES,  PSBA  1912,  Dez.,  p.  292—95)  ergänzt. 


, 

Kolumne  V. 
hakkah  Da^u                                                     1  """"'!'  Ni-bi-rum 

2 

XII  kaJckabänif 

•»'«  Mkadi"' 

3 
4 
5 
6 
7 
8 

uMai  niL-GAN 

kakkah   J^[TS 

kakkat  ,vA45.  TAB-BA-  GAL-G^iL 
kukkub  jsujsi.MAU 
kakkah  ZAL-BAT""" 

kakkah   SIM-MAi; 

'-«"''  SÜ-GI 

kakkah   KAK-SI-1)I 
kakkah    ßjll 
kakkah    J^UGAI. 

kakkah  AL-LUL 

kakkah   kA-A 

9 

XII  kakkabänii'' 

•»<«  Amurri^^ 

10 

12 

■  ""'"""'  GAM 

kakkah    U-Iii-IN 
kakkah    GIS-LI-E 

kakkah   LUGAL 

kakkah  KA-MUS~NI-KÜ-A 

kakkah   ,Vi[/S    fakkah    USSI-DAR 

13 

VII 

Ü-ik-pi 

14 

16 
17 

kakkah  SÜ-GI 

kakkah  SI[B-ZI-AN-NA] 
kakkah  E[N-TE-NA-MAS-SfG 
["""'""'  PA-BIL-S AG] 

kakkah  UT-KA-GAB-A 
kakkah  KAK-SI-Dl 

18 

[                                                  VII 

Lu-rn\a-hi 

19 

Zur    weiteren  Ergänzung   siehe   unten 

K2067,  S.  igf. 

2  a. 

L'"«i  A-da-ii 

3  a. 

1  '"■"*  Si-ri-i-ehnri 

4  a. 

['"■"{'  Pi-te-buhi 

5". 

[-■!-  ■■'  MAII 

''"   r>AR-ZAG-GM{ 

•"'  GU-SI-SÄ 

""  SIG-GA 

•'"  SÜ-NUMUN-NA 

""  BIL-BJL-GAI.' 


K  o  m  m  e  n  t  a  r. 

Z.  I  bringt  die  beiden  noch  ausstehenden  Sterne  Akkads.  Die  übrigen  zehn 
waren  bereits  in  Kol.  IV,  Z.  8  a— 12  a  (s.  oben)  genannt.  Zur  Erklärung  s.  unten  Ab- 
schnitt k. 

Die  Z.  3  —  8  zählen  die  zwölf  Sterne  Amurrus  auf.     Vgl.  ebenfalls  dort. 

Z.   10 — 12  bringt  die  sieben  Tikpisterne,  über  die  ebenso  wie  über  die  in 

Z.  14—17  aufgezählten  Z?*ma6VSterne  unten  in  Kapitel  V  gesprochen  werden  wird. 

Über  die  Ergänzung  von  Z.   la — 5  a  vgl.  die  Bemerkungen    zu  Kol.  VI,  Z.  i — 7. 

Die  sechste  Kolumne  von  K  250  wird  von  Z.  i— 10  durch  Sp.  II,  381  (PiXCHF.s, 
PSBA   1912,  Dez.,   p.  292—95),  von  Z.   lö  ab  durch  III  R  53,  Nr.  3  =  K  2074-    ergänzt. 


')    Größere    Lücke  1 
lies  Textes  zur   Verlüuii 


')    Herr  Professor   ViROLLEAUü    stellte 


liebenswürdiger    Weise    eine 


Die   Sternliste  K  250  nebst  ihren  Duplikaten. 


VI.  Kolumne. 

, 

[<"■«*  A-bi 

«"  KIX-'INAXXA'\ 

2 

i"™*  La-lu-U-e 

«»  DU-\L-AZAG 

3 

[«••««'  Ät-pM-<M 

<«"]  ENG  AR-D  Ü-A 

4 

jaroj  Si-ri-i-e-ri-su 

1 

«»  G.AN-GAX-Niy  (!) 

5 

[<"•«*   Tam-ti-ri 

] 

"■'  AB-BA-i: 

6 

-rob  Si-li-li-ti^ 

<"'  ^S-.4-.4A' 

7 

'•™*  Hul-duh-ha-e  (!) 

■'"  SE-KIN-KUn 

T 

'"■"^  Nisannu  '""'  .4Z;[/(.-a 

du 

'f 

arah  ^iru  matELamtu<<i 

9 

""■"*  [Ämrmu 

möj«     ^,ny^;£.  fc« 

10 

-'[-!'  />«'«-'« 

•»■«    Subar^u  «■••■  «  ft<-<z-i 

1 1 

[ 

]  .  .  .           DIM 

12 

j-ornÄ  Xisannu  '"'"'-'  Abu 

'o^ 

•  Ki]slimu 

""«  ^Marf«'-' 

13 

[<"■«*  ^ir«  ''™»  f/Vw]/«  « 

rali 

Tebetu 

-""'  Elamtu^' 

14 

[--s  5m«nM]  -"■"«  le^itu 

'"■«b  Sabäpi 

"""  ^4»?m»T«  *■■' 

15 

['"■"^  i)M'«2]M  ■""*  .Ira/j 

samna  "™* 

Adam 

"""  i'»6ar<u''' 

16 

[J  -Stn   tna  to]7Mö7'ti-Ä^« 

iiltu    iimi  l 

>"'"  adi 

nni   V  ^'■" 

17 

[  F]  r.«/-- 

azkaru  ''  A-nim 

18 

[  Mte«                   Hmt 

17 

kan 

adi^]  ümi  X  *«" 

19 

[  T'                 i'imi  "" 

ka-ä-tum  "  £-a»] 

20 

[«/<(<                    ihni 

A7 

l:an 

adi  nmi  XV  ^■"'J 

21 

[  T'              «?Hi  ""    (igä 

ia.s- 

ri-iU-ti 

ip-pir-m 

a  "  En-lil] 

K  o  m  ni  e  n  t  a  r. 

Z.  I  —  7.  Die  Monate,  welche  in  Kolumne  V,  Z.  la — 5a  und  Kol.  VI,  Z.  i — 7 
genannt  sind,  bilden  im  Grundstocke  das  Venusjahr.  Die  Liste  ist  ergänzt  mit  Hilfe 
der  Monatsliste  V  R  43.  S.  die  Zusammenstellung  in  Memnon  V,  i,  S.  29  und  vgl. 
Babyloniaca  VI,  p.  178!.  Den  Nachweis,  daß  diese  Monate  das  Venusjahr  bilden,  ver- 
danken wir  den  wichtigen  Forschungsergebnissen  BoRKS  [Memnon  IV,  S.  83  — 105). 
Ich  glaube  dann  in  Memnon  V,  i,  S.  29  —  39  g'ezeigt  zu  haben,  daß  der  erste,  dem  Namen 
nach  unbekannte  und  der  letzte  Monat  nur  Lückenbüßer  sind,  die  in  das  System  nicht 
hineingehören.  Wir  haben  vielmehr  sicher  ein  auf  das  Venusjahr  zurückgehendes 
Zehnmonatsystem  vor  uns.  Dieses  liegt  uns  jetzt  inschriftlich  vor  in  dem  Texte  VACh, 
2.  Suppl.  LV,  R.  I  — 15,  wo  vom  arl}U  restn*  bis  zum  arhu  X '"'"  durchg'ezählt  wird.  Die 
Venusjahrmonate  erwähnen  auch  die  Texte  VACh,  2.  Suppl.  XLIX,  99;  LV;  LVI; 
LXXIX  und  K  7935   (unveröffentlicht).     Weiteres  zum  Venusjahre  an  anderer  Stelle. 

Z.  8  — II.  In  den  ersten  drei  Zeilen  dieses  Abschnitts  sind  die  ersten  vier  Monate 
auf  die  kibrät  irbitti  verteilt.  In  Z.  11  scheint  etwas  zu  stecken,  wie:  „Und  dementsprechend 
weiter"?  PiNXHES  (PSBA  1912,  Dez.,  p.  293)  ergänzt:  Y'''"'-'  Abu  '""'  U\a-liin,  was  ich 
für  ausgeschlossen  halte,  da  i.  ein  Land  Hahim  unbekannt  ist  und  2.  eine  alleinig-e  Be- 
rücksichtigung der  ersten  fünf  Monate  unverständlich  wäre. 


1)  Spuren:  ^)  Zum  Teü  abgebrochen 

dürfte  zu  ergänzen  sein:   [T  Istar  i-tia  arhi  )'eS-]ti-i 


^)  Spuren  vorhanden. 


*)  Z.   I    der  Rucks 


,g  Kap.  II:    Die  Quellen. 

Z.  12  — 15.  Hier  ist  die  im  vorigen  Abschnitte  angedeutete  Verteilung  der 
Monate  auf  die  kibrut  irhitti  übersichtlich  durchgeführt: 

I.  5.  9.     =  Akkad,         2.  6.   10.  =  Elam, 
3.   7.   II.  =  Amurru,       4.  8.    12.  =  Subartu. 

Die  Ergänzung  wird  bestätigt  durch  die  Angaben  des  Textes  VACh,  2.  Suppl. 
CXVIII,  19  —  20.  Vgl.  auch  die  Angaben  bei  ThR,  die  JASTROW,  RBA  II,  S.  505,  Anm.  1 
zusammengestellt  hat.  Jastriuv  hat  gleichfalls  die  obige  Ergänzung  vollzogen  (a.  a.  O., 
S.  621,  Anm.  4). 

Z.  16—21.  Diese  Zeilen  sind  ergänzt  mit  Hilfe  von  III  R  55,  Nr.  3.  Mit 
ViROLLEAUDS  gütiger  Erlaubnis  setze  ich  diesen  Text,  der  bei  Rawlixsox  mehrere 
Versehen  enthält,  nach  seiner  Kollation  hierher: 


,.  I  ]  GAI^  MU[  ] 

2.  L  ■'  ZM.-BAT?]  "-""  ü-ti- 1  j 

3.  [  y  S]in  ina    tamarti-su    uUu    thni    I  *■""    adi    limi    V  ^"" 

4.  V  nmi  "**   azkaru    •'  A-nu-um 

5.  iiliu  nmi  VI  '"'"  adi  ümi  X  '■""    V  nmi  "" 

6.  ka-li-ttim  *'  £-a 

7.  uäu  nmi  X/ ''■""  adi  nmi  XT'""' 

8.  1'  iimi  ""  agi't  tas-n-il}-ti  ip-pir-ma  ''  En-lil 

9.  '■'  Sin  •'  A-nu  ''  En-lil  %i  ''  t'j-a  par-m-m 

10.  ''■  Nannani  '^  Sin    sa   samc'    u   ir.^\iliiii  '""  ] 

11.  "  EN-ZU  "L  1 
.2.  "'TT  (  )'  Sin  \  ] 
,3.  •'  (i/.^-SIh'  I  J 

Die  Einteilung  dieses  Kalendariums  beruht  bekanntlich  auf  der  hamititu,  der 
Fünftagewoche.  Die  ersten  drei  Tagfünfte  sind  den  drei  Göttern  Anu,  Ea  und  Enlil  ge- 
weiht*. Da  mit  dem  15.  Tage  das  Kalendarium  abschließt,  an  diesem  Tage  aber  bei 
Voraussetzung  eines  Mondkalenders  Vollmond  ist  und  der  Mond  nunmehr  abnimmt,  so 
glaube  ich,  daß  die  drei  letzten  Tagfünfte  denselben  Göttern  in  umgekehrter  Reihen- 
folge gewidmet  gewesen  sein  werden.  Z.  9  möchte  ich  vorschlagen  zu  übersetzen: 
„Der  Mond:  ,Anu,  Enlil  und  Ea',  das  ist  seine  Teilung.  (?)." 

Dem  Sinne  nach  dürfte  parsu  „Teilung"  bedeuten  und  wäre  wohl  vom  Stamme 
ps  „durchbrechen,  zerteilen"  abzuleiten.  Von  Z.  10  ab  werden  dann  Namen  des  Mond- 
gottes aufgezählt.  Nach  Z.  3  —  6  sind  auch  die  Zeilen  12  —  13  von  K  13774.  einem  kleinen 
Bruchstücke  einer  anderen  Fassung  der  5.  Tafel  des  Epos'  Emtma  elis  zu  ergänzen  (Kixc, 
The  Seven  Tahlets  of  Creation  I,  p.  191;: 

12.  \rdtu  nmi  l"«"  adi  nmi]    V  «■'"'    V  üme  '"['  (?)  azkaru  ''  A-nu-ujum] 

1 3.  [uliu  timi   VP""  adi  iimi  X]  *<•"    V  üme  [""  (?)  ka-U-tum  «  £-a] 
Vgl.  auch  K  170,  Z.  1—3  (CT  XXV,  50). 

Damit  schließe  ich  meine  Erklärung  von  K  250  und  gehe  nun  zu  den  anderen  in 
CT  XXVI  veröffentlichten  Sternlisten   über. 


>)  Verlöscht.  -')  Zu   cukant   s.  meine  Beiträge.  S.  29—32,  zu  kalttum   ib.,  S.  70,   zu  agü  ta-snhti 

-33-     Vgl,  nuch   lIoMMKi.,  Gnnidriß,  S.  370.  Au.n.  i. 


Die   Sternliste   K    2067.  ,  g 

b)    K   20Ö7. 

K  2067  ist  in  CT  XXVI,  pl.  45  veröffentlicht  und  ist  zum  größten  Teile  g-ut 
erhalten.  Als  Duplikate  sind  folg-ende  Texte  zu  verzeichnen:  Zu  Z.  4 — 10  s.  oben  K  250, 
Kol.  V,  Z.  10 — 17;  zu  Z.  15  — 19  s.  K  7625  (CT  XXVI,  pl.  46);  zu  Z.  19  —  20  s.  K  13601 
(ib.,  pl.  48). 

1.  [  «  Nm]-ib  '■'  ZA-MÄ-MA  "  GAL-[  ] 

2.  [  ''  ]  SÄ-KUD  '■'  PA-BIL-SAG  [  ] 

3.  {VII {f)  iläni  P'  (?)  sa\  innamariini  *'-"'  ina  ereb   ''   [^1^4»$ 
4_  paMa6  (^]^jV/ te)cte6  LUGAL  '''  Ü-{Ri-)IN 

-.  [te«a(,j  KA-MUS-NLKÜ-E  *"*'"""  GIS-LI-E 

6_    pafcfcja!,    If^US    icamah    NE-GÜN     VII   ti-ik-pt 


7_  uaui^ab  SU-GI  "''^'"'^  UT-KA-GAB-A 

8.  "«'""•''  SIB'-ZI-AN-NA  "'""'«''  KAK-SI-Dl 

g_  kakicab  EN-TE-(NA-)AlAüS-SIG  "<"''""'  Nasm 

[Q.  *•"='='"'  PA-BIL-SAG  VII  lu-ma-si 


11.  '""='«•''  MAS-TAB-BA-GAL-GAL  "«"'"'''  MAS-TAB-BA-TUR-TUR 

12.  '""'*«*  MAS-TAB-BA  sa  ina  mihrit'^  *'■*''■«''  SIB-ZI-{AN-}NA  üsazu 

13.  *'''"^«»  NIN-SAR  '"•**""  IRRA^^-GAL 

j^,  tasfcai  ii  jVaÖM  "'""""'  LEGAL  ''■■'«•<'"  SAR-ÜR  "  SAR-GAZ 
15.  '^''^'""' Z7-5^-^liV-iV^    Fi/  ma-a-sH 


16. 
17- 
18. 

"'  Sanumma  """  *«'='«'*  ^4-^?/-)«  "'  Na-ka-ni 
"'Sar-ru  -' HUL  "' KÄ-A  "' NIM-[MA\-' 
•"  ZAL-BAT"-"'^   VII  dk-ru-sü 

19. 

20. 
21. 

•■'  5m 3  M  «  Samas  »'  ÜMUN-PA-il  "«''*'•"  DIL- BAT 
kaMab  LE-BAD  <(^'""""'y  SAG-ES*  "  LE-BAE)  GÜ-ED 
"' ZAL-BAT  "-""   VII  '''""""•  LE-BAD p' 

22.  pän  siri  ''  BAN-BA-AN-SER  da-'-ik  AN-K[IY 

23.  pän  siri  ■'  LA-BA-AN-SER  da-'-ik  AN-K[I\ 

24.  pän  nim-n  ilu  ka-mu-ü  da-'-ik  \_AN-KI'\ 

25.  [  S]EDI  da-'-ik  [AA^-A7] 

K  o  m  m  e  n  t  a  r. 

Z.  1 — 3.  Die  hier  genannten  Götter  g-ehören  sämtlich  zur  Ninibgruppe;  vg-1. 
Zimmern,  Zur  IhrsteUuny  der  gr.  habyl.  Gütterlide  An  =  {ilu)  Aniun,  S.  ii9ff.  Wir  dürften 
es  hier  mit  Gestirngottheiten  zu  tun  haben,  was  ja  zu  dem  Charakter  der  Tafel  gut 
paßt.  "  Nin-ib  ist  =  Saturn,  •'  ZA-MÄ-MA  ist  die  Gottheit  des  „Adler"  genannten  Stern- 
bildes (s.  unten  unter  '='"''"''•  Nas)-ul>"),  ''  SÄ-KUD  ist  ein  Name  des  Saturn  und  ''  PA-BIL- 
SAG  ist  der  „Schütze"  am  Himmel.  Auch  die  Unterschrift,  falls  richtig  ergänzt,  weist 
auf  Gestirngottheiten  hin:  „die  sieben  Götter,  welche  sichtbar  werden  beim  Unter- 
gange des  "  MAS,  d.  h.  der  Abendsonne". 

Z.  4 — 15.  Über  die  tikpi-,  luman-  und  )/i«,sM-Gestirne  spreche  ich  unten  ausführ- 
lich im  fünften  Kapitel. 

1)  Der  Text  hat  SAP.  ^j  In  K  7025:  "i  NIM-MA  '"•.  ')   Statt  XXX  hat  der  Text  XXXX! 

*J  K   13601   bietet  dafür  am  Ende  .  .  .  ]  irsitimi"'K 


II:   Die  Ouelle 


2.  i6— i8.  Dieser  Abschnitt  bring-t  die  sieben  Namen  für  den  "^  ZÄL-BA7  """, 
den  Planeten  Mars.  Sie  sind  uns  bereits  aus  K  250,  II,  Z.  10—16  bekannt,  wo  sie  sich 
genau  in  derselben  Reihenfolge  finden.  Die  Namen  bezeichnen  durchweg  den  Mars 
als  den  Unheilsplaneten:  „der  feindliche  Stern,  der  aufsässige  Stern,  der  böse  Stern, 
der  Fuchsstern,  der  Stern  Elams-'. 

Z.  19 — 21.  Eine  Aufzählung  der  sieben  hibbe'^,  d.  h.  Planeten.  Sie  sind  in  der 
Reihenfolge  aufgezählt: 

1.  Mond,    2.  Sonne,    3.  Jupiter,    4.  Venus,    5.  Saturn,    0.  Merkur,    7.  Mans. 
Über  diese  Anordnung  werde  ich  anderwärts  ausführlich  sprechen '. 

Z.  22 — 25.  Diese  Zeilen  liefern,  falls  von  mir  richtig  gefaßt,  Aufschlüsse  von 
großer  Wichtigkeit.     Ich   möchte  folgendermaßen   übersetzen: 

22.  Vor  der  „Schlange"   der  Gott  B.\y-BA{-)AN-SUli,  der  Zerschmetterer  von   Himmel 
und  Erde. 

23.  Vor    der  „Schlange"    der  Gott   LA-BA{-)AN-SUB,  der  Zerschmetterer    von    Himmel 
und  Erde. 

24.  Vor  dem   „Panther"   der  gefesselte  Gott,  der  Zerschmetterer  von  Himmel  und  Erde. 

25.  [Vor S\1Q)-D1,  der  Zerschmetterer  von  Himmel  und  Erde. 

Zunächst  einige  sprachliche  Bemerkungen.  Die  Lesung  der  Gruppen  ''  ß.lA'- 
BA{-)AN-SUJi  und  "  J,A-BA{-)AN-SUB  ist  nicht  sicher.  Ich  möchte  am  liebsten  zu- 
sammenfassen: "  BAN-BA  (LA-Dyi)  ilu  samt  „der  Gott  BAN-BA  (LA-BA),  der  glänzende 
Gott".  Ba-'-ik  ist  Part,  zu  -jn  mit  der  Bedeutung  „Zerschmetterer,  Töter"  (s.  Muss- 
Arnolt,  HWB,  S.  245a).  Ich  halte  es  dem  Charakter  des  Textes  entsprechend 
(s.  unten  Anm.  1)  für  sehr  wahrscheinlich,  daß  in  diesem  Abschnitte  die  sieben  „Zer- 
schmetterer von  Himmel  und  Erde"  genannt  waren.  Was  sind  das  für  Götter?  Ich 
glaube,  daß  wir  hier  eine  babylonische  Überlieferung  der  Titanen- 
oder Gigantenlegende  vor  uns  haben.  Es  ist  das  bekanntlich  eine  Welt- 
schöpfungslegende: die  alte  Welt  geht  unter,  eine  neue  entsteht.  Die  alte  Welt,  das 
Chaos,  sind  die  Titanen,  die  von  der  neuen  Welt,  die  durch  Zeus  und  seine  Helfer 
repräsentiert  wird,  vernichtet  wird.  Als  babylonische  Entsprechung  war  schon  der  Kampf 
Marduks  und  seiner  Helfer  gegen  Tiamat  und  ihre  Ungeheuer  bekannt.  In  der  baby- 
lonischen Legende  werden  dann  die  bezwungenen  Ungeheuer  an  den  Himmel  versetzt, 
die  griechische  Variante  läßt  die  Titanen  in  die  Unterwelt  verbannt  werden.  Hier 
scheint  nun  eine  zweite  babylonische  Variante,  die  der  als  griechisch  bezeichneten 
bedeutend  näher  steht,  vorzuliegen.  Den  h  i  m  m  e  1  s  t  ü  r  m  e  n  d  e  n  Titanen^  entsprechen 
genau  die  „Zer  sc  h  m  e  tt  e  r  e  r  von  Himmel  und  Erde"l  Näheres  über  die 
Legende  selbst  auszu.sagen,  ist  nicht  möglich,  da  unser  Text  nur  Auszüge  zu  astronomischen 
Zwecken  enthält.  Zur  Lage  der  Götter  "BAN-BA,  •' J.A-ßA  und  ilu  Lamü  am  Sternen- 
himmel vgl.  unten   das  dritte  Kapitel. 


1)  Die  ganze  Tafel  ist  auf  die  Siebenzabl  eingestellt,  was  besonders  bemerkt  zu  werden  verdient.  Die 
Ergänzung  [VII  iläni]  in  Z.  3  ist  möglich,  vielleicht  sogar  wahrscheinlich,  auch  im  letzten  Abschnitte,  der  bei  Z.  22 
beginnt,  dürften  sieben  Gestimgottheiten  genannt  gewesen  sein.  ')  Bei  den  Babyloniem  sind  es  sieben  „Titanen", 

entsprechend  der  Wichtigkeit,  die  die  Sieben  im  babylonischen  Mythus  spielt;  die  griechische  Legende  kennt  sechs 
oder  zwölf  Titanen,  welche  Zahl  ebenfalls  auf  babylonischen  Ursprung  hinweist  (vgl.  Tiamat  und  ihre  zwölf  Un- 
geheuer). Übrigens  ist  auch  das  Wort  TiTdr  babylonischer  Herkunft  (=  <ifonu  „der  Erdgeborene"),  wie  AssiiANN 
{Babyloniaca  VI,  p.  236—39)  gezeigt  hat  ■')  Derselbe  Typus  des  Titanenkampfes  liegt  auch  an  zwei  Stellen 

des  Alten  Testaments  vor,  in  dem  uralten  Stücke  Richter  V,  20  und  in  dem  nachexilischen  Stücke  Jesajas  24,  1 1  ff. 
Darauf  hat  mich  Herr  Dr.  Jeremias  freundlichst  aufmerksam  gemacht.      Vgl.  Jekkmias,  ATAO*,  S.  179,  474,   509. 


Die  Steraliste  K  8007.  2  l 

c)  K  8067. 

Die  Vorderseite  von  K  8067  (veröffeDtlicht  in  CT  XXVI,  pl.  44)  ist  bis  auf 
wenige  Zeichenreste  vollständig-  abgebrochen,  auch  die  Rückseite  ist  stark  beschädigt 
Die  erste  Kolumne  gehört  zum  Typus  der  Texte  VACh,  Sin  XIII  und  S  1171  (vgl.  da- 
zu unten).     Sie  lautet,  soweit  erhalten,  in  Umschrift: 


Kolumne  I. 


AN  (?)  .  .  .[ 
kätu  restü   [ 


n  UL-     [MES? 


GÜ-SI  gl+  [? 
EGIB  KI  Q  DI?)  \ 


6.     //  GU-  [ 


Infolge  des  traurigen  Zustandes,  in  dem  sich  diese  Kolumne  befindet,  ist  fast 
nichts  daraus  zu  entnehmen.  In  Z.  2  lesen  wir:  „vordere  Hand".  Wir  haben  anscheinend 
an  ein  als  schreitendes  Tier  gedachtes  Sternbild  zu  denken,  von  dem  der  eine  vor- 
gestreckte Fuß  in  der  angegebenen  Weise  bezeichnet  wurde.  In  Z.  3  folgt  die  Zu- 
sammenzählung- der  in  dem  vorigen  Abschnitte  behandelten  Sterne.  Z.  4  —  6  bleiben 
vorläufig  unverständlich. 

Kolumne  II. 


1 

^kakkaO    JJIJ^        .        /y   17 

k, 

^k«"     Kakkalni      ^■'■'^«''     Uli  -GL-   LA\ 

2 

\^akkax,  MA8-TAB-BA 

kakkab    ßAN] 

?, 

[«=«*'■'"'  Ü-ELTEG-GA  i 

•• 

kakkab  EN-TE-XA-MAS-SIG]' 

4 

kakkab  GIR-TAB 

^kakkab  UT-KA-GAB-M 

5 

kukkab    Q^     .     la       kakkab 

N[U  - 

MUS 

-   DA     ""*'""  ffA  ] 

ö 

XII  kahJcabäni  p' 

"'^  Elam[ti  "'  ] 

7 

kakkab    APIN 

kakkab  A-nu-ni-tum 

8 

kakkab    SIB-ZI-AX-X 

1 

kakkab  uj.AL-TAR 

Q 

kakkab  MAn-GlD-DA 

kakkab    SÜ-PA 

10 

kakkab  Zi-ba-ni-tum 

kakkab    EnZU 

kakkab   LIK-BAT 
kakkab  ^Yasru  fr« 

12 

kakkab    JJA-MU 

kakkab  M-U-ntm 

13 

XII  kakkabäniPi 

'■""  Akkadi  "' 

14 

kakkab     J)IJ^     .     QAX 

kakkab 

SU  - 

Gl 

kakkab   ^Ug   kakkab   RAK-SI-DI : 

15 

kakkab  MAS-TAB-BA-GAL-GAL-LA 

kakka 

>  BIR  ""'"^"^  NIN-MAIf: 

Z.  I — 3  sind  ergänzt  mit  Hilfe  des  großen  Astrolabes;  vgl.  dazu  unten  Ab- 
schnitt ni.  Über  die  Sterne  Elams,  Akkads  und  Aniurrus  wird  ebenda  im  Zusammen- 
hange gehandelt  werden. 


')  Ob  die  Verteilung  de 


er  angedeuteten  Weise  richtig  ist.  bleibt  ganz  unsiche 


Kap.  II:    Die  Quellen. 

Kolumne  III. 

1  a.     ["'"""•''  NL\-MAff  ^"'^^'^^LUGAL  '■«^'•"'  ZA/^-BAT"- 

2  a.     [k«*«.-''  AL-LUL   >''■'"<'"'  SIM-MAff  "'■>"""'  KÄ-A 

3  a.     [XII  kokkabäni  f  '"•'"  Arnum  «■'  | 

Große  Lücke. 


'■']  Marduk 
•]'  Nergal : 
N]in-ib 
'T  Oit-la 

V 

] 


NE-GUN 


k..kkai.  AN-IA-W'R-RA 
M\CL 
kaUkab  PA.BI]L-SAG 
\MUL 
M]UL 

Z.  la — 3  a  bringen  die  letzten  sechs  Sterne  Aniurrus  und  die  Unterschrift. 
Sonst  ist  die  Kolumne  fast  völlig  zerstört.  Z.  i  nennt  Marduk.  den  Gott  des  Planeten 
Jupiter.  Z.  2  setzt  Nirgal  =  "  NE-GUÄ^  (Kopf  des  Skorpions),  was  auch  sonst  bekannt  ist 
(s.  unten  unter  *■■<•''*'''  NE-Gi'N).  In  Z.  3  finden  wir  Ninib,  den  Gott  des  Planeten  Saturn, 
in  Z.  4  die  Göttin  Gula,  deren  Bereich  im  Wassermanne  liegl.  Z.  7  nennt  den  ''"'''"'^  LUGAL  = 
Regulus  oder  Jupiter,  Z.  8  den  *■■"''*■■"''  AN-TA-Si'R-BA  =  Sonne  oder  Stern  im  Schützen, 
Z.   10  den  '"""'••''  PA-BIL-SAG  „den  Schützen \ 

Die  Bedeutung  des  Textes  liegt  in  der  zweiten  Kolumne,  da  wir  nur  hier  den 
zweiten  Stern   Akkads  und  einige  der  Sterne  Eiams  erwähnt  finden. 


d)  K    11283  +  79.  7-8,  352. 
Der  Text  K  11  283  ist  veröffentlicht  in  CT  XXVI,  pl.  41,  der  Text  79,  7—8,  352 
ebenda,  pl.  50.     Daß    beide    zu  derselben  Tafel  gehören,  beweist  der  Umstand,  daß  die 
Zeilenenden  des  zuletzt  genannten  Textes  sich  genau  an  die  Zeilenanfänge  des  ersteren 
anschließen. 

Umschrift. 


k^kkab  Ma[li-nm-lü 
kakkab  Ma-ag-ni-u 
kakkab  ZAL-BAT" 

kakkab   Bi-ib-hu 
kakkab   ^jj 

kakkab  Zi-ba-ni-tum 


')  Zwei  Zeilen  Zwischenraum, 
amens  sind  erhalten. 


■M 

«  [.W-rgaU 
''  Zi-b[a-ni-tum] 
''  Zi-\ba-ni-ium\ 
"  Samas  [  ] 

kakkab  AN-TA-SVR-RA    ■'  Samas  [         ] 

eren  Enden    nicht    beschrieben    sind. 


2)  Nur  Spuren    des  Gottes- 


Die  Stemliste  K  11283   +   79,  7—8,   352. 

8. 

nakicai.  BIL-BAT                     «  Btar  h[e-lit  mutati] 

Q- 

kitkhah  A.-nu-ni-tum.                    "  Istar  [be-lit  mätäli^ 

10. 

'""""•''  NIN-MAH  •'  Be-m   ü\i                             ] 

II. 

[''•'""■•]"^  •  •  [                                                                  ] 

K  o  m  m  e  n  t  a  r. 

Z.  I — 3  bringt  drei  Namen  des  Planeten  Mars.  Vgl.  dazu  oben  K  250,  Kol.  II, 
Z.  21,  7  und  5  und  die  Bemerkungen  dazu. 

Z.  4.  Hier  lesen  wir  eine  sehr  interessante  und  wichtige  Gleichung:  ''"*''"''  Bibbu  = 
''  Zihanitum.  Bibbu  bedeutet  bekanntlich  „Planet"  und  ZibanUu  ist  der  Name  des  Tier- 
kreisbildes der  „Wage-'.  Daraus  folgt,  daß  ein  Name  der  Wage  „Planet"  war,  daß  sie 
also  Planetenrang  hatte.     Das  zeigt  auch  das  Astrolab  B,  wo  es  heißt:  T  JcaJckabn  .... 

m anamihrit  '■"'•'•«''  GIR-TAB  izzazu"'  '="'""'''  LU-BAI>  "  Zi-ba-ni-tum  „Das  Sternbild, 

das  vor  dem  Skorpion  steht,  ist  der  , Planet'  Wage."  Zur  Erklärung  verg'leiche  man 
die  Zeilen  5  —  6.  Z.  5  lautet:  "'"'""'•  Ml  ='' ZibanUum.  ''«"kab  j^f/  ^^^g^  schwarze  Stern"  ist 
sonst  ein  Name  des  Saturn  (vgl.  II  R  49,  3,  16;  unten  Abschnitt  g).  Das  ist  leicht  er- 
klärlich, da  Saturn  in  der  Wage  sein  i)i//w//«  hat^  und  die  astrologische  Lehre  von  den 
ripMiiara aus  ßabylonien  nach  Griechenland  gekommen  istl  Saturn  gilt  bei  den  Babyloniern 
als  „Stern  von  Recht  und  Gerechtigkeit"  (vgl.  II  R  49,  15  (Abschn.  g);  K  12619 
(CT  XXVI,  50),  Kol.  II,  4 — 6  usw.).  Die  Wag-e,  die  Recht  und  Unrecht  abwägt,  gilt  — 
auch  noch  heute  —  als  Sinnbild  der  Justitia*.  Ich  glaube,  daß  auch  das  altbabylonisches 
Erbgut  ist*.  Andererseits  gilt  das  Tierkreisbild  der  Wage  als  Totenwage ^  Ferner 
wird  bekanntlich  Saturn  als  der  „Stern  der  Sonne"  bezeichnet,  ja,  er  führt  auch  in  den 
astronomischen  Texten  ebenfalls  den  Namen  "  Satnas.  So  kommt  es,  daß  schließlich 
''  ZibanUu  auch  "  Samas  „Sonnenplanet"  heißt,  wie  wir  es  in  Z.  6  finden.  Der  Name 
Sama.i  als  Bezeichnung  der  Wage  findet  sich  in  der  Tat  auch  in  einem  astrologischen 
Texte  gebraucht.     VACh,   3.  Suppl.  XL,  Z.  14—15   lesen  wir": 

14.  y  Sama-s  ina  AN-BIl^  ippuJfina  ''  MAS  anu  ribi-.m  illak  [  J 

15.  '■"'■'■"''  Zi-ba-ni-t.uin  ina  habal  \same^]    inaj)pa/}-ina   ''  MAS  ana  jiäni  .stfp[//  minr  "  iszas-jna?\ 

14.  Geht  Samas  (=  die  Wag-e)    im  Meridiane  auf  und  neig-t  sich  die  Abendsonne  zum 
Untergange,  so  [  ]  die  Pflanzen  werden  emporsprießen   [  J. 

15.  Die  Wage    ging-    im   Meridiane    auf    und    die  Abendsonne   stand  am  unteren  Teile 
des  Himmels  (?). 

Wenn  also  die  Wage  Namen  des  Planeten  Saturn  annehmen  konnte  (^'■«'■''"''  MI 
und  '■'  Samas;  vgl.  auch  unten  zu  II  R  49,  3,  15 — 17),  so  gewährleistet  das  der  Wage  eine 
hervorragende  Stellung  und  erklärt  ihre  Bezeichnung  als  „Planet"'. 


')  Vgl.  Bouchk-Leclercq,    L'Astrologie    (/recquc,  p.   197.  ')  S.  OLZ  1913.  ')  S.  Roschrk, 

Lexikon  der  gi:  und  röm.  Mythol.  I,  86  (Aequitas).  ■*)  Das  bestätigt  auch   die   Angabe  bei  Probus,   Geory. 

I,  32:    domicilium  Saturni  tradunt  astrologi  Libram,  quod  est  Signum  aequitatis.  ^)  S.  Jeremias,  KAO  I-, 

S.  69  (Anm.  3),  KAO  UI',  S.  51,  54.  ")  Vgl.    dazu  Babyloniaca  VI,  2,  p.  72—73.  ')  Es  liegt  hier 

meines  Wissens  der  einzige  Fall  vor,  daß  ein  Stern  oder  Gestirn  des  Fixsternhimmels  den  Namen  eines  Planeten 
annimmt.  Die  Zusammenstellung  des  Planeten  Saturn,  des  Sternes  „von  Recht  und  Gerechtigkeit"  und  des  Tierkreis- 
bildes der  Wage,  die  als  Sinnbild  der  Rechtsprechung  gilt,  zeigt  klar,  daß  die  Babylonier  mindestens  schon  zur  Zeit 
Asurbanipals  Skorpion  und  Wage  getrennt  hatten,  wodurch  sich  die  Angabe  des  Servius,  Georgien  I.  33  (.Äegyptii 
duodecim  esse  asscrunt  signa:  Chaldaei  cero  iirulecim.     Nam  Scorpium  et  Libram  tmicin  Signum  accipitmt .  .  .; 


H 


Kap.  H:    Di. 


2  -  kaickat  jijy.TA-SUB-BA  wird  nach  dem  Vorg-ange  Jensens  {Kosmoloffie, 
S.  158 f.)  meistens  mit  „Sternschnuppe,  Meteor"  übersetzt;  s.  Thompson,  Reports  II,  S.  137  b, 
KUGLER,  SSB  n,  I,  S.  91  usw.  Indessen  bedeutet  es  an  fast  allen  Stellen,  wo  es  sich 
sonst  findet»,  einen  Teil  vom  Sternbilde  des  *•'■«■•«■■«''  PA-BIL-SAG;  s.  unten  unter  ''"'''"'>'  AX-TA- 
SUB-L'A.  Die  erstgenannte  Gleichung-  ist  also  falsch-.  Hier  ist  es  nun  ein  Name  der 
Sonne,  was  wohl  auf  den  Namen  zurückzuführen  ist.  Denn  nach  IV  R  26,  38 — 39b  ist 
AN-IA-SUN-BA  =  säriri  „glänzend,  funkelnd"  (s.  Jensen,  a.  a.  O.,  S.  158).  Kakkabu  särint 
„funkelndes  Gestirn"  ist  aber  meines  Erachtens  ein  trefflich  passender  Name  für  die  Sonne. 

Z.  8  — 10.  In  den  nun  folgenden  Zeilen  werden  Namen  für  den  Planeten  Venus 
aufgeführt.  S.  dazu  bereits  oben  K  250,  I,  Z.  5,  ö  und  13.  Nur  bietet  K  250  in  I,  13b: 
''  .VAU,  unser  Text  dafür  den  semitischen  Namen  "  ßclit  ili  (BrüNXOW,  Nr.  1050). 


S   777    ist    veröffentlicht 


e)    S  77' 
CT  XXVI, 


III  R  53. 


pl.   49- 


13    wird    ergänzt    durch 


1.  [«'«»iY« 

2.  ["'■"*  Airu, ] 

3.  ['"■"^  Simänu ] 

4.  ["'"b  Iht^nzn ] 

5.  [     •      .      - ] 

6.  ['"■"»  Abu ] 

7.  ["•"«'  ilidu ] 

8.  ["'"*  TeSritu 

g.     [«'■o*  Ara/jsamna 

10.  ["•'"b  Kislimu 

11.  ['""«*  Tebetu 

12.  ["'■"'-'  Sabätu 

13.  ['"■"*  Adaru 

'5-  [ 

.6.  [ 


''  Marduk 

"  UD-AL-TAR 

^  DIL-GAN  BäbiW-'» 

•*  TJa-pi-nu  ' 

«  Ma-ag-r>i-u*  «  ZAL-BAT 

«  SAG-ME-GAR 

*]'  Ni-bi-nt 

'7  Rab-bu 

'"]  G.UJ 

•"]  LUG.iL 

•"]  GAJ. 

•"]  HA  "  J^-a 


]  kakkabäni 'P' 
]-tum 

ySA  {I>A  ?) 


Die  ersten  13  Zeilen  dieser  Liste  geben  die  Namen  des  Planeten  Jupiter  für 
die  zwölf  Monate  des  Jahres  an.  lU  R  53,  2  ist  die  Anordnung  etwas  anders.  Dort 
lesen  wir: 

2.  "'"^  Xkannu  ''  i'Mi'X-/A-fj  "  Marduk 

3.  ""■*  Airu         "  UT-AjyiAR  "  Marduk 

4.  '"•"*  Sividnu    "  DIL-GAN  Bäb-ilanif'    "  Marduk  usw. 

s.  Bouchf.-Leci.f.rcq.  L' Astrologie  grecque,  p.  54,  n.  2)  als  nicht  ganz  richtig  erweist.  Auch  ist  die  Bedeutung 
„Wage"  für  Zibanttu  über  allen  Zweifel  erhaben.  Freilich  ist  uns  auch  die  Gleichung  „Wagschalen"  =  „Scheren 
des  Skorpions"  überliefert  (s.  OLZ  1913,  4,  Sp.  150),  doch  dürfte  das  eine  Reminiszenz  an  die  Zeit  sein,  da  beide 
Gestirne  tatsächlich  noch  vereint  waren.  Die  Wage  ist  allem  Anscheine  nach  erst  im  Widderzeitalter  neu  geschaffen 
worden  (s.  Kap.  III).     Vgl.  auch   BoLL,  Sj)haei-a,  S.   l8b,   Anm.  2.  ')  An  den  Stellen  K  8067,  Kol.  III,   8 

(oben,  S.  22)  und  CT  XXIV.  pl.  3,  K  4333,  Kol.  I,  16  ist  natürlich  nicht  mit  Sicherheit  zu  entscheiden,  ob  es  sich 
um  Sonne    oder  Gestirn   am   Kixstemhimmel    handelt.  *)    Damit    stürzen    alle    die    waghalsigen    Hypothesen 

KUGLERS  betrefTend  den  Monat  >'"  ÄN-TA-SURBA  (SSB  U,  I,  S.  igSf.,  II,  2',  S.  219—22)  in  sich  zusammen. 
S.  schon  St.  Langdon.  PSBA   1912,  Nov.,  p.  251,  n.  15.  »)  UI  R  53:  Bäb-üäniPi.  <)  UI  R  53:  n. 

")   Kehlt  III  R  53. 


Sternliste  S  777. 


25 


Was  in  der  ersten  Kolumne  von  S  777  hinter  den  Monatsnamen  stand,  ist  nicht 
mit  Sicherheit  festzustellen.  Ob  etwa  ''  CMUN-PA-i??  Aber  wie  ist  dann  Z.  5  zu 
erg-änzen  ? 

Zur  Erklärung-  des  Textes  ist  zunächst  zu  betonen,  daß  derselbe  schablonenhaft 
daraufhin  gearbeitet  ist,  den  Umlauf  des  Jupiter  auf  ein  Jahr  festzulegen '.  Als  Ausgangs- 
punkt ist  genommen:  heliakischer  Aufgang  des  Jupiter  am  Friihlingspunkte  am  i.  Nisan 
zur  Frühlingstagundnachtgleiche.  Der  Frühlingspunkt  lag  um  700  v.  Chr.  —  aus 
dieser  Zeit  stammt  unser  Text  —  etwa  4"  östlich  von  u  Arietis.  Jupiter  ist  benn 
heliakischen  Aufgange  also  im  Widder  stehend  gedacht.  Da  er  in  einem  Jahre  nicht 
ganz  30°  zurücklegt,  so  wird  er  fast  das  ganze  Jahr  im  Widder  gesehen  und  tritt  erst 
gegen  Ende  des  Jahres  in   den  Stier  hinüber. 

Der  Name,  den  der  Jupiter  im  Nisan  führt,  ist  leichtverständlich.  Marduk  ist 
der  Neujahrs-  und  Frühlingsgott.  So  führt  natürlich  auch  Jupiter,  in  dem  sich  ja  Marduk 
in  allererster  Linie  offenbart,  im  ersten  Monat  diesen  Namen. 

Jupiter 
.Jvpiter 


Für  die  folgenden  Monate  sind  nun  meistens  Namen  g-ewählt,  welche  auf  den 
hellen  Glanz  des  Planeten  Rücksicht  nehmen.  So  heißt  er  im  zweiten  Monat,  wo  er 
nach  dem  heliakischen  Aufgange  wieder  zu  hellem  Glänze  gekommen  ist,  "  UT-AL-TAR,  = 
däpinu  „der  schrecklich  Helle"  '-,  ebenso  im  vierten  Monat,  wo  der  Name  indessen  phonetisch 
''  Da-pi-im  geschrieben  ist.  Im  achten  Monat  führt  er  die  Bezeichnung  *'  Rah-bu  ,.der 
Mächtige'',  im  neunten  TcaMahu  supt't  „der  glänzende  Stern" ^,  im  zehnten  l-aMab  mrri  „der 
Königsstern"*,  im   elften  Icalikahu  rahu  „der  große  Stern"  ^ 

Im  dritten  Monat  heißt  Jupiter  •'  UIL-GAN  Babili  '•^'l  Der  '■'""■''''  DIL-GAN  umfaßt 
sonst  auch  das  Tierkreisbild  des  Widders,  wie  unten  gezeigt  werden  wird.  Der  Planet 
steht  nun  tatsächlich,  wie  oben  gezeigt,  in  diesem  Tierkreisbilde.  Wie  kommt  es  aber, 
daß  er  gerade  im  dritten  Monat  dessen  Namen  erhält?  Das  ist  leicht  erklärlich,  wenn 
man  obige  Figuren  betrachtet.  Die  erste  zeigt  Jupiter  am  Anfange,  die  zweite  am 
Ende  des  dritten  Monats,  beidemal  sein  Stand  am  Himmel  bei  Sonnenaufgang  betrachtet. 

')  Der  synodische  Umlauf  des  Jupiter  (Zeitraum  von  einer  Opposition  bis  zur  andern)  beträgt  i  Jahr  und 
34  Tage.  Rechnet  man  die  Zeit  ab,  da  der  Jupiter  heliakisch  untergegangen  ist,  so  bleibt  für  die  Sichtbarkeit  etwa 
ein  Jahr  übrig.  '^)  Vgl.  Jensen,  Kosmologie,  S.  129!.     Zur  Gleichung   UT-AL-TAR  =  däpinu  s.  Brünnow, 

Nr.  7911.  »)  QAM=  stipü  (Brünnow,  Nr.  1218).     Unter  diesem  Namen  findet  sich  Jupiter  auch  ThR  1S5, 

R.  i;   196,  R.  4  usw.  <)  Vgl.  auch  ThR   185,   R.  3   usw.  ^)  S.   ThR  195,  R.  3.  wo  sich   gleichfalls 

die  Gleichung  findet:  kakkahu  rabü  '"'l'kab  UMUN-PA-E-A. 

Weidner,  Babylonische  Astronomie.  4 


26  Kap.   II:    Die  Onellen. 

Wie  inaii  sieht,  steht  der  Widder  mit  dem  Jupiter  zu  dieser  Zeit  hoch  am 
Himmel  im  Meridiane,  beherrscht  also  den  Himmel  als  zur  Zeit  wichti.sfstes  Gestirn. 
Daß  Jupiter  dann  den  Namen  dieses  Tierkreisbildes  annimmt,  ist  leichtverständlich. 

Im  fünften  Monat  führt  Jupiter  den  Namen  ''  Magm  „der  Günstig-e"  (s.  oben 
S.  lo),  was  sonst  in  euphemistischem  Sinne  ein  Beiname  des  Mars  ist.  Während  III  R  53,  2, 
Z.  6  nur  »'  Ma-ag-ru-ü  steht,  mußte  der  Schreiber  von  S  777  seine  Weisheit  an  den  Mann 
bring-en:  er  fügte  noch  bei:  "  ZAJ.-BAT"-""  „bedeutet  (sonst)  Mars". 

Im  sechsten  Monat  ist  der  Name  des  Jupiter  •'  SAG-ME-GAR.  Was  das  be- 
deutet, ist  noch  unklar.  V  R  46,  39a  b  erklärt  ^"'''"'^  SAG-ME-GAR  ah  na-aS  sa-ad-du  ana 
da-da-mn  „der  das  Vorzeichen  gibt  dem  Volke  (?)•'  (s.  unten).  Daß  diese  Erklärung-  nur 
eine  Spielerei  ist,  hat  schon  JENSEN,  Kosmologie,  S.  127  f.  ausgesprochen.  Jastrow, 
RBA  II,  S.  449,  Anm.  5,  zerlegt  SAG-ME-GAR  in  SAG  =  aAaridn  „Führer",  ME  =  th-tu 
„Vorzeichen"  und  GAU  =  sakanu  „machen",  also  „Führer,  der  Vorzeichen  gibt"'.  Ob 
das  richtig-  ist,  ist  natürlich  nicht  mit  Sicherheit  zu  entscheiden. 

Siebenter  Monat:  Jupiter  =  ''  Nibiru.  Nibiru  von  ebhu  „überschreiten"  heißt 
vielleicht  mit  JENSEN  {Kosmologie,  S.  i28f.)  „Fähre".  Jupiter  wird  so  genannt  als  „Über- 
schreiter der  Himnielsmitte",  d.  h.  Durchschreiter  des  Meridians  (vg-1.  ThR  94,  R.  i ),  und 
zweitens  als  „Überschreiter  der  Jahresmitte",  also  im  Monate  Tesrit. 

Zwölfter  Monat:  Jupiter  =  "^  IIA  "  £-a.  Am  Ende  des  zwölften  Monats,  also 
vor  Frühlingstagundnachtgleiche,  geht  nach  der  theoretischen  Darstellung-  unseres  Textes 
Jupiter  heliakisch  unter.  Zu  gleicher  Zeit  ging  aber  um  —700  a  Piscis  austrini  (Fomal- 
haut),  ein  Stern  erster  Größe,  der  bei  den  Babyloniern  den  Namen  '"''''"'''  IIA  "  J^-a  führte, 
heliakisch  auf.  Die  beiden  an  den  Lichtgrenzen  der  Sonne  stehenden  hellen  Sterne 
scheint  man  also  in  Verbindung  gebracht  und  den  Namen  des  aufglänzenden  auf  den 
untergehenden  übertragen  zu   haben. 

Bemerkt  sei  noch,  daß  diese  Verteilung  von  Jupiternamen  auf  die  einzelnen 
Monate  in  den  astrologischen  Ominatexten  so  gut  wie  gar  nicht  verwertet  ist.  Ausführ- 
liches darüber  wird  im  zweiten   Bande  meines  Handbuches  zu  sagen  sein. 

Die  Zeilen  14—16  der  Vorderseite  von  S  777  sind  in  dem  vorliegenden  Zustande 
unbrauchbar. 

Rückseite. 


2.  [  .  I-,.« 

3.  (  ...  AN-M\l  isia/ca»"" 

4.  i  r 

5-  [ ^ 

6.  lmu-d]u-ü  mu-du-ii 

7.  [r\i-],-al-lim 

8.  \ld]  mu-du-ü  lä  im,mar 

9.  [ik]kib  {[SA\-GiG)  ■'  A-iiim 
10.  ü  «  En-lil 

Mit  den  ersten  fünf  Zeilen  ist  vorläufig  nichts  anzufang-en.  Die  Unterschrift 
Z.  6  —  10  i.st  zu  übersetzen:  „Der  Wissende  möge  dem  Wissenden  (es)  mitteilen.  Der  Nicht- 
Wissende  soll  (es)  nicht  sehen.    Es  ist  ein  Mysterium  Anus  und  iuilils."     Man  vgl.  dazu  vor 

')   HOMMKI.  (Grundriß,   S.    102)    übersetzt:    „das   Haupt,   ilas   Hefehl    erteilt".  '•')   Schluß   der  Zeilen 

nicht  beschrieben. 


Kleinere  Fragnif 


allem  die  Ausführungen  JENSENS  in  KB  VI,  i,  S.  374  f.  und  die  dort  angeführten  Stellen, 

denen  noch  hinzuzufügen  ist  VA.Ch,  Adad  XXXIV,  5;  s.  auch  JEREMIAS,  HAOG,  S.  loff. 

Über  in  R  53,  2,  Z.  14—17   werde  ich  anderwärts  ausführlich  sprechen. 

f)  Kleinere  Fragmente  von  Sternlisten  aus  CT  XXVI. 

«.  K  117  36  (pl.  47). 

Vorderseite. 


2 

rkakkah                        p 

V 

V 

GIR-[TAB] 
UR-KU 

3 

rkaHab                        p 

V 

Sa-a-  ri 

4 
5 

["]'"""'»  LIK-ß AT 

"<"""">  GÜ-ELIM 

6 

««"••'•■''»  AL-LUL 

7 
8 

kakkal.   UR-GU-LA 
kakkai  A-EDIN 

9 

10 

12 

kakkai  DIL-GAy 

kakkab    iV„.„„    (_?) 

kakkah  LU-BAD 
kakkab  LU-BAD 

Spalte  II  abgebrochen. 

13 
14 

15 
16 
17 

kakkab   MAR- TU 
kakkab  EN-ME-SÄR 
kakkab  güJsTarkabtu 

kakkab    QAM 

-IQ.     ^"«"^  [ 

RA 

] 

Die  zweite  erklärende  Spalte  ist  leider  vollständig  abgebrochen.  Doch  handelt 
es  sich  wohl  sicher  durchgängig  um  Namen  von  Planeten,  die  (abgesehen  von  Z.  11  — 13) 
von   Fixsternen   auf  diese  übertragen  sind.     Weiteres  siehe  unten   in  Kap.  IV. 

Rückseite. 


[  ]•■•■[ 

^kaky.ab    L,i  (?).[&■,«] 

I*«']''''''  [  J  .  .  .  .  GAX{'^)  [ 

^kak^kab    a^«^ej    XU[-MAL\ 
kakkab    (-j-^j  .  JJSf-  [NA]  2 

kakkab  TIR-Ay-[XA] 

kakkab  yjx-  GÜN-  AX-N{Ä\ 

kakkab    JJ]L-B[AT] 

kakkab  IM-  SU  -  GIRIX-  X[A-] 
XU-KUS-SA-E-[NPJ\ 

kakkab  Mali -[mu- tu  (?)] 

_  ,  _         kakkab    f 


Spalte  II  abgebrochen. 


Auch  hier  haben  wir  es  zunächst  wieder  mit  Fixsternnamen,  die  auf  Planeten 
übertragen  sind,  zu  tun.  Die  Z.  7  —  10  geben  Namen  für  den  Planeten  Venus;  vgl.  da- 
zu oben  S.  7  f.,  besonders  für  Z.  9  —  10.  Z.  11  bietet,  falls  richtig  ergänzt,  den  be- 
kannten Namen  für  den  Planeten  JMars  (s.  oben  S.  11). 

1)  Fehlt  wohl  nichts!  «)  Oder  kukkah  Ea[kka]bu.  was  mir  wahrscheinlicher  ist. 


Kap.  II:    Die  Quellen. 

ß.  K  II 251  (pl.  47). 
Vorderseite. 

j  kakkah    r 

2.  ""«"'•  UR-  BAl^-[h'A 

3.  >''''""^"  SÜ-[GU 

. Q         kakkah    V 


Zu   *«**«''  Un-BAB-liA  und  ''•''*^"''  SU-Gl  (?)  s.  unten   Kapitel  III. 
Rückseite. 

'..'[ )••'.•'[ i 

(Zwischenraum.) 
2.     ikkib  (SA-GIG)  J'^^'ert  |a  .!.,„•,„  !,  "  En-lif] 
:,.     GAB -El  "'TIN-ITIÄ"^'] 
Zu  Z.  2   vgl.  oben  S.  26.     Nach  Z.  3  ist  unser  Text  das  Duplikat  eines  Originals 
aus  Babylon. 

;-.    K  7069  (pl.  4q). 
Die  erste  Kolumne  ist  bis  auf  ganz  winzige  Reste  abgebrochen.    Die  zweite  lautet: 


•  [ 


kakkab  gis  ^JSfarkabtu 

^  EN-ÄIE-SAE-B[A 

«  EN-ME-SAR-BA  [ 

kakkah   f^akkobu  Za-ap-pu  [ 

kakkah  BiL-Gl  nun  {B1L-GAI{)  [ 

[kafc-jfca!.    SUDUN    "<"'[>""'    .    .    . 

['"•i'fab  Xa-H-tum  [ 
^kak^kab  Kak[kabu 


Vkak-\k 


Diese  Sternliste  ist  von  nicht  unbedeutender  Wichtigkeit,  da  sie  mehrere,  sonst 
selten  oder  gar  nicht  vorkommende  Sternnamen  verzeichnet.  In  Z.  6  hat  '=<■**■<'''  Kakkabu  = 
Plejaden  den  Beinamen  Zapjni,  der  auch  sonst  vorkommt  (s.  unten  Kapitel  III).  Z.  7. 
Der  *"'•*'»''  BlL-Gl  „Stern  des  Feuergottes"  (Aldebaran)  wird  sehr  selten  genannt.  Er  wird 
hier    anscheinend    erklärt    als    isätu    sa    [  ]    „Feuer    des    [  ]",    wenn    nicht    nüru 

{BIJ^-GAB)  „Lichf   zu  lesen  ist.     Zu  den  anderen  Sternen  s.  unten  im    Kapitel  III. 

Ö.   K  12019  (pl.  50). 


]  NIM 
]   Akkadü 
]  SU 
]  MAR 
]   Akkadü 
]   NIM 


..     .  .  [ 

2.  SÄ  [ 

gi[ 

3.  MU-RI[S 


Die  Liste  U  R  49,  3   +  II  R  51.  2,  ;8— 71a  t 
4.      '^«^*«'^    Gl-\Gl 


]   GU 
]   MAli 


N]IM 
NI]M 


kakliah 

5.  kakkab  kit-ti  [u  me-m-ri  .... 

6.  kakkai  MI  ''"^[''•'"'  ZI-BA-ÄN-NA  ? 

7.  ''•»''-'="''  DU-ba[t  .... 

8.  iVLT/(?)  I 


Die  aus  den  astrologischen  Texten  wohlbekannten  Ländernamen  erscheinen  in  der 
ersten  Kolumne  in  starker  Verkürzung-.  Keiner  weist  das  Determinativ  *j*.  auf,  und  auch  nur 
Akkad  ist  durch  nachgestelltes  A7  als  Land  gekennzeichnet.  Diese  Verkürzung  ist  für 
die  astrologischen  Texte  späterer  Zeit  tjTDisch  (vgl.  VAT  4958).  NIM  =  Elam,  SC  =  Subartu, 
MAB  =  Amurru,  Gl'  =  Gutium. 

Kolumne  II,  zweiter  Abschnitt  ist  mit  Hilfe  von  11  R  49,  3,  18  —  20  ergänzt;  er 
handelt  also  von  Saturn  (s.  dazu  unten  Abschnitt  g).    Der  dritte  Abschnitt  betrifft  Venus. 

Damit  sind  die  in  CT  XXVI  veröffentlichten  Sternlisten  erledigt.  Einige  kleinere 
Fragmente,  die  ziemlich  wertlos  .sind,  habe  ich  unberücksicht  gelassen,  S  1125  wird  unten 
im  Abschnitte  über  das  Astrolab,  S  1171  und  K  11306  werden  zusammen  mit  VACh, 
Sin  Xlll  behandelt  werden. 


g)  Die  Liste  11  R  49,  3  +  II  R  51,  2,  58—71  ^ib. 
Der  Anfang  der  Liste  ist  nur  II  R  51,  2  erhalten.  Mit  der  vierten  Zeile  setzt 
II  R  49,  3  ein,  wo  der  Text  bis  Z.  25  mitgeteilt  ist.  Der  ganze  Text  ist  veröffentlicht 
von  LenoRMANT,  Choiv  de  te.vtes  Nr.  23  (p.  82  —  83),  allerdings  sehr  schlecht.  Verbesserungen 
dazu  findet  man  bei  SXRASSMAIER,  AV  (für  die  einzelnen  Stellen  s.  unten).  Außerdem 
hatte  Herr  Professor  Bezold  die  Güte,  mir  die  Ergebnisse  seiner  Kollation  von  K  260 
(=  11  R  49,  3  und  Lenormant)  zur  Verfügung  zu  stellen.  Ebenso  konnte  ich  bei  Herrn 
Professor  Zimmern  eine  Kopie  Jensens  vergleichen,  die  gleichfalls  einige  Verbesserungen 
ergab. 

l 

[ 

[ 

[ 

[ 

[       . 

"  [ZAL-BAT  "■"" 

[ 


kakkaU  nar  Jj^.l^t 

''  A-nu-ni-tum 

kakkab  när  p^^^attu 

Si-nun-tum 

kakkab  SAG-ME-GAB 

kakkab  ii  Marduk 

ne-bi-rü 

kakkab  UT-AL-TAR 

da-pi-nu 

kakkab  B  ABB  AR 

pi-m-ü 

kakkab  Dill 

ma-ag-ni-ii 

kakkab  Dm 

me-kit  i-sat 

kakkab  fJlTJ^ 

lum-nüin 

kakkab  ]si:me-A 

ba-lum 

kakkab  an.H  ßA-GAZ 

l}ab-ba-tum 

kakkab  LUL-LA 

sa-ar-mrn 

kakkab  amü  KÜR-RA 

na-kar 

kakkab  amcl  KÜR-RA 

sa-nu-iirn-ma 

kakkab  UR-BAR-RA 

a-Jju-u 

kakkab  MM-MA 

.     ""^""»GIG 

kakkab  Sip-ti  simat  mitnti'^^ 

.     <""""">  GI-GI 

kakkab  kit-tü  u  me-sar 

.     ^-'^^-^MI 

il  (^sa-ai-me-)  Salme 

.     '"""=«''  ZI-BA-AN-NA 

zi-ba-ni-tum 

•'  SAG- US  '■'  Sarnai 


21. 

kakkal  LU-BAD 

bi-ib-bi 

22. 

kakkah  GÜ-AN-NA 

"""'  me-d  li-e 

23- 

kakkab  SIB-ZI-AN-NA 

GÄ-GIS-DAR 

24- 

"'"^'^'"^  EN-TE-NA.MAS- 
SiG 

l}a-ba-n-ra-nu 

25. 

kakkal  KAK-SI-DI 

ki-ku-du 

26. 

kakkah  KAK-BAN 

27. 

l'^akkal^^lJ.^JirS.DA 

na-mas-M-u 

28. 

[,MUL--\AN-KA 

29. 

[kakkab-^  SiQ 

30. 

^kakkal  iMyäu-GiiuN- 

NA-NU-KUS-SÄ- 

E-NE:la  a-M-pa 

31. 

^kakkab  AN-GÜB-yiA- 
MES  u  AN-KU-A-MES 

''  Sin  u  ''  Samas 

32. 

^kakkah  ff'^a-ma-na-a-ii 

''  Al-ma-nu 

33. 

^kakkab  _      _  J    ZAG-A 

34- 

^kakkab   i'.-jU-IN 

SU-nii  (=  uUnim) 

35. 

[kakkai  SÜ-SUD-NU\N- 
KU-TU 

mm-ntan-mc 

"  GÜ-UD 
la-/ß-e  al-pu 
sa  ina  kak-ki  tnalj.- 
*'"■  ftst'K  üru  [ 

iar-ta-l}H 


■'  Sin 

la  a-ni-hii 

mul-le-iir  rak  +  >—  S 

mut  ''  Js-J}a-ra 
miit  <'  Be-lit  [ili}\ 
ha-ru-nn-ltui] 
kür-d-e  /;ar-«(t-<[Mm] 


K  o  m  m  e  n  t  a  r. 

Z.  1 — 2.  Die  beiden  in  Z.  i  —  2  g^enannten  „Flufjsterne"  schließen  sich  an  eine 
Reihe  von  Flußnamen  folg-erichtig  als  Abschluß  an  (s.  II  R  51,  2,  37—57).  Zum  ,.Tig-ris- 
sterne",  dem  südlichen  Fische  des  Tierkreises,  s.  unten  Kapitel  III  unter  '"''''"'''  Anunitum, 
zum  „Euphratsterne",  dem  nördlichen  Fische  des  Tierkreises,  ebenda  unter  *•"""■'' ÄLM-J/yL^fl 

Z.  3 — 6.  Es  folg-en  vier  Namen  des  Jupiters,  über  die  im  zweiten  Bande  zu 
sprechen  sein  wird.  Was  in  Kol.  III  zu  erg-änzen  ist,  kann  kaum  mit  Sicherheit  fest- 
gestellt werden.     Ob  "  Marduk  oder  "  UMUN-PA-tl} 

Z.  7  —  17.  Elf  Namen  für  den  Planeten  Mars  schliefen  sich  an.  Vgl.  oben 
S.  Q  ff.  und  Band  II,  für  '""""'''  UR-BAR-RA  unten  Kapitel  IV. 

Z.  18 — 20  bringen  drei  Namen  des  Saturn.  Für  die  ersten  beiden  s.  Band  II, 
für  '*"'''"''■  Zl-BA-AN-NA  =  zi-ba-ni-tum  =  Saturn  unten  Kapitel  lU  und   IV. 

Z.  21.    Ein  Name  des  Planeten  Merkur,  der  in  Band  U  zu  besprechen  sein  wird. 

Z.  22 — 27.  In  diesen  Zeilen  werden  eine  Reihe  von  Fixsternnamen  ety- 
mologisch erklärt. 

In  Z.  22  wird  der  '"''<'<ab  (iU-AN-NA,  der  „Himmelsstier'',  der  Stier  unseres  Tier- 
kreises, erklärt  als  ^^''me-d  li-e  =  la-l}i-e  al-pu,  d.  h.  „Stierkinnbacken".  Diese  Gleichung 
zeigt,  daß  der  '"''''"''>  GÜ-AN-NA  =  Hyaden  mit  Aldebaran  nach  einer  babylonischen 
Lehre  gerade  die  Kinnbiicken  des  Stiers,  d.  h.  wohl  die  Partie  des  Gesichts  unter- 
halb der  Augen,  repräsentierte.  Das  ist  die  uns  als  hellenistisch  überlieferte  Anschauung 
(vgl.  die  Abbildung  bei  Bouche-Leclercq,  V Astrologie  grecque,  p.  133),  nach  der  die 
Hyaden  tatsächlich  an  der  bezeichneten  Stelle  des  gegen  den  Orion  anstürmenden 
Tai'Qog  fji^ikofiOf;  liegen.     Danach  scheint  also  auch  diese  babylonisch  zu  sein. 

Z.  23.  Hier  wird  auf  den  '"''''"•''  SlB-Zl-AN-NA  =  Orion  eingegangen.  Das 
.Sumerische  der  zweiten  Kolumne  wird  in  der  dritten  übersetzt:  GA-GIS-DAR  =  sa  ina 
kakki  ma/jm^.    Das  Permansi v  7naJ}{i)m  kann  an  und  für  sich  bedeuten:  „er  wird  erschlagen" 


')    Fehlt  wohl  nichts. 
SAI  3749  und    10468. 


^)    Vgl.  scho 


VI,  3,  p.  160. 


Vgl.  dazu  Meissner, 


Die  Liste  HR  49.3  +  II  R  51,2.  58— 71  ab.  31 

und  „er  erschläg-t"  (als  dauernder  Zustand;  vgl.  Delitzsch,  AGr-,  S.  243J.  Hier  ist  mir 
das  letztere  wahrscheinlicher,  da  man  bei  einem  Sternbilde,  das  unvergäng-lich  am 
Himmel  steht,  recht  wohl  einen  dauernden  Zustand  des  Erschlagens  annehmen  konnte. 
Übersetzen  wir  also:  „der  mit  der  Waffe  Niederschlagende",  so  paßt  dieser  Name  vor- 
züglich auf  die  hellenistische  Auffassung  des  Orion,  nach  der  er  als  ein  gegen  den 
Stier  mit  erhobener  Waffe  anstürmender  Riese  gedacht  wird.  Slß-ZI-AN-XA,  der  Name 
des  Orion,  bedeutet:  „der  treue  Hirte  des  Himmels".  So  mag  die  ursprüngliche  (?)  Lehre 
im  Orion  einen  Hirten  mit  erhobenem  Hirtenstabe  gesehen  haben,  der  später  (?)  als 
Kämpfer  mit  erhobener  Waffe  umgedeutet  wurde.  Indessen  ist  auch  das  Umgekehrte 
möglich.  Die  mittelalterliche  Darstellung  des  Orion,  die  G.  Thiele,  Antike  Himmehhilder, 
S.  120  veröffentlicht  hat,  läßt  eher  die  Auffassung  des  Hirten  mit  Hirtenfell  und  krummem 
Hirtenstabe  zu.  Danach  scheinen  sich  also  Reste  auch  dieser  babylonischen  Auffassung 
bis  in  späte  Zeiten  gerettet  zu  haben.  Jedenfalls  ist  aber  auch  die  Auffassung  des  Orion 
als  kämpfenden  Kriegers  altorientalisch.  Sehr  bemerkenswert  ist,  daß  Stier  und  Orion, 
die  nach  der  hellenistischen  Überlieferung'  mythologisch  zusammengehören,  auch  hier 
zusammen  genannt  und  so  beschrieben  sind,  wie  sie  in  hellenistischer  Zeit  dargestellt 
zu  werden  pflegen. 

Z.  24.  Es  folgt  nun  der  ''"W"'''  EN-TE-XA-MAS-Slir  =  l}ahadranu  „das  Schweins- 
g'estirn",  welches  durch  Sterne  unserer  Sternbilder  Lynx,  Leo  minor  und  Ursa  major 
dargestellt  wird  (s.  unten  K^apitel  III).  Zu  Ijabadrämi  (vom  gleichen  Stamme  wie  Ißunfn-u) 
=  „Schwein"  vgl.  Jensen,  KB  VL  i,  S.  538f.,  Zimmern,  KAT^  S.  398,  Anm.  5;  Jastrow, 
RBA  II,  S.  697,  Anm.  i.  Das  Schwein,  der  Eber  ist  das  Tier  des  Tammuz,  dessen 
Tod  und  Auferstehung  zur  Zeit  der  Sommersonnenwende  gefeiert  wird.  Daraus  ist  nun 
weiter  zu  folgern,  daß  die  Entstehung  der  astralmythologischen  Variante,  die  im  Eber 
das  dem  Ninib-Tammuz  feindliche  Tier  sieht,  für  eine  Zeit  anzunehmen  ist,  als  die 
Hauptsteme  des  Schweinsgestirns  zur  Sommersonnenwende,  dem  Herrschaftspunkte  des 
Ninib-Tammuz,  heliakisch  aufgingen.  Das  war  im  Stierzeitalter.  Eür  das  hohe  Alter  der 
Tammuzmythen,  die  uns  nur  in  verhältnismäßig  später  Überlieferung  vorliegen,  ist  damit 
ein  neuer  wichtiger   Anhaltspunkt  gefunden. 

Der  nach  dem  heliakischen  Aufgange  des  Schweinsgestirnes  benannte  Monat  gab 
späterhin  einfach  dem  Sonimersonnenwendmonat  seinen  Namen.  Das  zeigt  der  syrische  Monat 
Hazirän  (zu  habadrdnu  =  Hazirän  vgl.  JENSEN  bei  Brockelmann,  Lex.  Syr.,  p.  108b),  der 
dem  babylonischen  Sivan  entspricht.  Er  umfaßt  etwa  den  Monat  Juni,  also  den  Monat  der 
Sommersonnenwe^de^i^  dem  aber  heute dasSchweinsgestirn  nicht  mehr  heliakisch  aufgeht*. 

Bemerkenswert  ist,  daß  der  '■<'''''■"''  Habadränu  in  unserem  Texte  gerade  hinter  dem 
'■"'■"'■"''  SIB-ZI-AX-XA,  dem  Orion,  genannt  wird.  Die  Gottheit,  die  sich  im  Orion  nach 
babylonischer  Lehre  offenbart,  ist  Papsukkal  =  Ninsubur  („Herr  des  Schweines"!),  beide 
gleich  Tammuz*.     Also  auch  hier  die  Verknüpfung  des  Tammuz  mit  dem  Eber. 

Bleibt  noch  Kolumne  III  von  Z.  24  zu  erklären,  wo  das  Schweinsgestirn  als 
^'"'esen  stru  „Rücken"  gedeutet  wird.  Das  geht  meines  Erachtens  ganz  einfach  auf  die 
astronomische  Tatsache  zurück,  daß  die  hellsten  Sterne  des  '><''^''"''  EX^-TE-XA-MAS-SJG 
g-erade  den  Rücken  des  Schweines  zu  bilden  scheinen. 

Z.  25  —  26.  Hier  wird  der  "'•'""'''  KAK-Sl-Dl  als  der  „Pfeilstern"  erklärt.  Die 
Gleichheitsstriche    in  Z.   26    bedeuten,    daß    der  ''«*:'"'''  KAK-BAX   dasselbe  bedeutet,  also 


')  VgL  Röscher,    Lexikon   der   Mythologie,  III,  i,   Sp.   loiSfi'.  '')  S.  Ginzel.   Handbuch   der 

Chronologie,  S    264.  ')  Zum    syrischen  Kalender,    der   auf   einen  altorientalischen  Prototyp    von  hohem  Alter 

zurückgeht,  s  anderwärts.  •■)  Vgl.  Zum  Kampfe  um  die  Altorientalische  Weltanschauung,  S.  13!.  u  oben  S.  15. 


,2  Kap.  U:    Die  Quellen. 

mit  dem  '•<•**•"'  KAK-SI-DI  identisch  ist.     Vgl.  schon  Bahyloniam  VI,  i,  S.  39  f.  und  unten 
Kapitel  IH  C^«'-*"''  KAK-SI-DI  und  '""■'••'"•  KAK-BAX). 

Z.  27.     Zum  >'''>''=<'*  NU-MUS-DA  vg-1.  unten  Kapitel  HI. 

Z.  28.  Ein  Name  des  Mondes:  [MUL]-AN-NA  =  kakkab  mmr  „das  Himmels- 
afestirn".  Vgl.  dazu  VACb,  Sin  III,  102 — 3  (s.  meine  Beiträge,  S.  58  und  66).  Weiteres 
Band  II. 

Z.  29.  Hier  ist  ein  Mame  des  Planeten  Saturn  genannt,  den  wir  schon  oben 
K  250,  Kol.  IV,  12  fanden  (s.  oben  S.  15).  Allerdings  steht  dort  in  der  ersten  Spalte 
nicht  das  Zeichen  576?  („grün"),  sondern  das  sehr  ähnliche  Zeichen  GESTIÄ'  (Name  der 
Schwester  des  Tammuz).  Da  nun  *'  MI,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  mit  Tammuz 
identisch  ist,  so  dürfte  auch  hier  statt  S76r  vielmehr  GESTIN  zu  lesen  sein,  wobei  also 
die  weibliche  Erscheinungsform   der  Gottheit  der  männlichen  gleichgesetzt  ist. 

Z.  30.     Ein  Name  des  Planeten  Venus;  s.  bereits  oben  S.  7  f. 

Z.  31.     Diese  Zeile    ist    von    so    überragender  Bedeutung,    daß  eine  ausführliche 
Besprechung  hier  am  Platze  ist.    Sie  lautet:  ['='''''"'''  AN-GÜB-]BA-M ES  u  AJV-KU-A-MES  „die 
stehenden  Götter  und  die  sitzenden  Götter"  entsprechen  Sin  und  Samas,   bezeichnet  als 
mul-te-sir  mimma  „Leiter  des  Alls"'.     Dazu  ist  zu  vergleichen  V  R  4O,    15— löa,  b: 
j.      uakkab  qCB-BA-MES  M-ut  E-KÜR        \  "  Sin  u  «  Nergal 
16.     '■•"^•'""' JV-AT-yl-.l/fö'  s,;-nt  E-KÜli  I  '^  A-nu  u  "En-m 
Ferner  der  Text  82,  5  —  22,  512   (CT  XXXIII,  9),    wo    unter    den  kakkabäni  sul  '' Aniin  als 
Nr.    10—12   genannt  sind-: 

To.  >-'^'^<"' Zi-ba-ni-hi  (Wage),  ii.  '""<'^<''' AK-KU-A-MES,  12.  '■''^^"'' .Vo.vm!'"  (Adler). 
Die  Stellen  II  R  49  und  V  R  46  dürften  zeigen,  daß  mit  „den  stehenden"  und  „den 
sitzenden"  Göttern  keine  Sterne  oder  Sternbilder,  sondern  Punkte  am  Himmel  gemeint 
sind.  Denn  Sin  und  Nergal  (=  Samas),  Anu  und  Enlil  sind  die  vier  Götter,  die  hoch 
oben  auf  dem  Weltberge  E-KÜR  ihre  Herrschaftspunkte  einnehmen.  Was  sind  das 
nun  für  Punkte?  Zunächst  ist  zu  bemerken,  daß  der  Sonnengott  hier  den  Namen 
Nergal  führt,  der  ihm  zur  Zeit  der  Wintersonnenwende  zukommt,  wenn  er  seinen  tiefsten 
Stand  am  Himmel  erreicht  hatl  Die  Wintersonnenwende  ist  aber  der  dies  natalis  solis 
invicti,  !jUof  yevid-liov^  [imiu  ilitti  "  Samas)*,  der  Geburtstag  des  Tammuz-Sonne.  Also 
ist  der  Nergal-Sama.s-Punkt  am  Himmel  der  Höhepunkt  des  Sonnenlaufes  am  Tage 
der  Wintersonnenwende.  Dann  muß  der  Höhepunkt  des  Sonnenlaufes  am  Tage  der 
Sommersonnenwende  dem  Sinpunkte  entsprechen,  wie  ja  auch  der  Geburtstag  des 
Tammuz-Mondes  die  Sommersonnenwende  ist.  Denn  die  Zwillinge  Mond  und  Sonne 
stehen  sich  diametral  gegenüber.  Erreicht  die  Sonne  ihren  höchsten  Punkt,  so  steht 
der  Mond  am  tiefsten,  und  umgekehrt.  So  heißt  auch  im  ältesten  semitisch-babylonischen 
Kalender  der  erste  Monat  des  Jahres,  das  mit  Wintersonnenwende  beginnt,  Mu/ßir-ilc 
„Gegenüberstehen  der  Götter"  (s.  Babyloniaca  VI,  S.  176).  Das  Ergebnis  ist  also:  der  Höhe- 
punkt des  Kreislaufes  zur  Sommersonnenwende  ist  der  Punkt  des  Sin  (sonst  Nibiru- 
Ninib)^,  der  Höhepunkt  des  Kreislaufes  zur  Wintersonnenwende  ist  der  Punkt  des  Nergal- 
Samas.     Für    den   Anu-  und  Enlilpunkt    nun    die  Identifizierungen   zu  finden,  kann  nicht 

')  Lfxormant  bietet    '^->~^,  Jknskns  Kopie  dagegen  "1^>~^T.  ^*s  doch  wobl  mimma  sein  soll. 
')  Zum,  Kampfe   um    die  AW,    S.  öflf.  '}  Vgl.  Boll,    Griechische  Kalender  I,    S.  33    und   W.  Schultz, 

OLZ  1911,9,  Sp.  438f.  ■*)  Dem  ijliov  yeviiH.ior  entspricht  ytiid'lior  oe).ifivi;e,   dessen  babylonischer  Proto- 

typ Ar»«*""  üitti  •'  Sin  {Babyloniaca  VI,  S.  10,  Z.  18)  ist.    Dementsprechend  wäre  als  Prototyp  für  ijlLiov  yhed-Xioi' 
iinm  üitti  '^  Samas    zu    bilden,  was    aber  freilich  noch  nicht  keilinschriftlich  belegt  ist.  '')  S.  A.  Jeremi.\s, 

.VTAO«.  S.  2of.  und   HAOG,  S.  72 f. 


Die  Liste  II  R  49,  3  +  II  R  5  i,  2.  58— 7lab.  33 

mehr  schwer  sein,  da  eigentlich  nur  noch  zwei  wichtige  Kreislaufpunkte  zur  Verfügung- 
stehen:  der  Pol  des  Äquators  und  der  Pol  der  Ekliptik.  Der  Tierkreisgürtel  ist  die 
himmlische  Erde,  und  da  nun  Enlil  als  „Herr  der  Erde"'  gilt,  so  muß  der  Pol  der 
Ekliptik,  die  den  Tierkreisgürtel  mitten  durchschneidet,  dem  Enlilpunkte  entsprechend 
Dann  ist  also  Anupunkt  =  Pol  des  Äquators  (Nordpol).  Er  führt  dann,  wie  unten 
(Kap.  III)  gezeigt  werden  wird,  den  Namen  ''"'"'"'^  MU-SIIl-KES-DÄ.  In  II  R  49  werden 
nun  die  „stehenden"  und  die  „sitzenden"  Götter  einander  gleichgesetzt:  beide  sind  gleich 
Sin-Samas.  Dabei  entspricht  Anu,  der  Pol  des  Äquators,  Sin,  dem  Höhepunkt  des 
Kreislaufes,  wie  ja  auch  Sin  in  den  Hymnen  direkt  den  Namen  Anu  führt  (s.  ZiMMERX, 
AOXni,  I,  S.  4;  Jeremias,  Artikel  Sin  bei  ROSCHER,  Lexikon  der  Mythologie  IV,  Sp.  894 f.) l 
Andererseits  ist  Samas  =  Enlil.  Soweit  ich  sehen  kann,  wird  Samas  in  den  bisher  be- 
kannt gewordenen  Hymnen*  nirgends  Enlil  g-enannt.  Es  gibt  indessen  ein  anderes  Ver- 
bindung-sglied  zwischen  beiden.  Bekanntlich  ist  Gold  das  Metall  des  Samas  (s.  ZlXiMERX, 
KAT^  S.  36S).  Bei  VACh,  i.  Suppl.  V,  ii  und  2.  Suppl.  XVII,  14  finden  wir  nun  aber 
die  Gleichung-  l}urcmi  =  ''  Eii-lil.     Also  Samas  entspricht  Enlil. 

Nun  wäre  noch  auf  die  Stelle  in  der  fünften  Tafel  des  Weltschöpfungsepos 
Emima  elis  einzugehen.     Es  heißt  dort  Z.  6 — 8^: 

ö.    ü-.kir-sid  man-za-az  ''  Ni-hi-ri'^  ana  ud-du-u  rik-d-su-un 

7.  a-na  la  e-pis  an-ni  la  e-gu-n''  ma-na-ma 

8.  inan-za-az  ''  En-lil  u  '^  E-a^  u-kin  it-ti-Su 

6.  Er  setzte  ein  den  Nibirupunkt,  um  festzulegen  ihre  Verknotung*, 

7.  damit  keiner  fehlgehe  noch  sich  versehe. 

8.  Den  Enlilpunkt  und  den  Eapunkt  setzte  er  bei  ihm  fest. 

Der  Nibirupunkt  ist  der  Höhepunkt  des  Kreislaufes,  der  Nordpunkt  der  Ekliptik, 
entsprechend  dem  Somniersonnenwendpunkte.  Ihn  übersteigt  keiner  der  Planeten,  keines 
der  Tierkreisgestirne.  Bei  ihm  werden  der  Enlil-  und  der  Eapunkt  festgesetzt.  Für 
letzteren  bietet  eine  Variante  Anupunkt.  Der  Enlilpunkt  entspricht,  wie  wir  oben  ge- 
sehen haben,  dem  Nordpole  der  Ekliptik.  Der  Eapunkt  kann  dann  nichts  anderes  sein 
als  der  Wintersonnenwendpunkt,  im  speziellen  Höhepunkt  des  Sonnenlaufes  zur  Winter- 
sonnenwende, der  sonst  Nergal-Samas  zueignet.  Denn  um  diese  Zeit  steht  die  Sonne 
im  südlichen  Teile  des  Tierkreisg-ürtels,  dem  Bereiche  Eas.  Der  Wintersonnenwendpunkt 
lag  zwischen  — 2000  und  — 300,  also  in  der  für  uns  in  Betracht  kommenden  Zeit  im 
Steinbock  (Wendekreis  des  Steinbocks);  dort  ist  dann  also  der  Eapunkt  zu  suchen.  Das 
bestätigt  eine  Notiz  im  Kommentare  des  Astrolabs  B  zum  ersten  Sterne  des  Monats 
Kislev.     Es  heißt  dort: 

—  kakkahl  sd  ina  milpit ''  E-a  izzazu  '"''=''<'''  ZAE-BAT"'""  kal  satta  man-sa-za  ut-ta-na-kar 
„Der  Stern,  der  vor  Ea  steht,  ist  der  ''"*«•"''  ZAE-BAT»"".  Das  ganze  Jahr  verändert  er 
seine  Stellung."  Der  ''"''''"'>  ZAJ.-BAT"""  ist  sonst  der  Name  des  Mars;  darauf  bezieht 
sich  auch  die  Bemerkung  am  Schlüsse  unserer  Stelle.  Wie  wir  unten  im  Abschnitte  m 
sehen  werden,  vertritt  hier  Mars  sein  üiptofiu,  d.  h.  den  Steinbock.  Der  Eapunkt  liegt 
gegenüber  dem  Steinbocke,  muß  folglich  mit  dem  Wintersonnenwendpunkte  identisch 
sein.     Die  umstehende  Fig-ur  faßt  unsere  Ergebnisse  zusammen. 


')   Vgl.  Jeremias,  ATAO'^  S.  95;  Zujh  Kampfe  usw.,  S.  b.  '^)  Diese  Identiüzierang   hat  bereits 

vor  mir  Jensen  vollzogen.     S.  Kosmologie,  S.  I9ff!,  KB  VI,  i,  S.  347.  ')  Man  beachte  auch,  daß  das  Silber 

sowohl  das  Metall  des  Sin  als  auch   des  Anu  (VACh,  i.  Suppl.  V,  11  usw.)  ist.                ')  Ein  argumentum  e  silentio 

liegt   mir   völlig  fem.                  ^)  CT  XIII,  pl.  22 f.;  Jensen,  KB  VI,  l,  S.  30!.     Die  Varianten  nach  K  13774    (bei 

King,   Tlie  Seven  Taolets  of  Creation  I,  p.  191).               °)  Var.  ru.  ')  Var.  ü.               ')  Var.  ''  A-nim\ 
")  Auf  riksu  komme  ich  unten  noch  ausführlich  zurück. 

Weidner,  Babylonische  Astronomie.  5 


^4  ivap.   11:    uie  yuelien. 

Z.  32 — 35.  Über  die  nun  folgenden  Zeilen  kann  ich  mich  kurz  fassen.  Z.  32. 
Von  dem  ersten  Zeichen  des  Namens  ist  noch  ein  Winkelhaken  übrig-.  Der  Erg-änzungs- 
möglichkeiten  sind  deshalb  viele.  Ich  inöchte  die  Vermutung  aussprechen,  daß  möglicher- 
weise [*"''''"''  H\a-ma-na-a-ti  z\i  ergänzen  ist.  Obwohl  die  erste  Spalte  sonst  durchweg 
sumerische  Namen  aufweist,  dürfte  hier  doch  ein  semitisches  Wort  vorliegen,  wie  die 
Endung  -tUi  zeigt.  Der  Singularis  dürfte  lauten  l}amattu  (vom  Stamme  "]an).  Dieses  Wort 
entspricht  wohl  dem  hebr.  190  „Sonnensäule".  Zur  Identifizierung  des  ''"''''■''''  Hamaunti 
s.  unten  Kapitel  III.  Z.  23.  Wie  die  erste  Spalte  dieser  Zeile  zu  ergänzen  ist,  weiß 
ich  nicht.  Nach  BrÜNNOW  Nr.  2883  ist  ^ EN-ZAG  ein  Name  des  Nebo  (vgl.  auch 
Nr.  8823).     Nebo    ist    aber    nicht    der  Gemahl    der  ''  />>'/ü  [i/i],    falls    letztere  Ergänzung 


Nibiru-KinihSin 


Entil  Pol  der  EkhpHk  ^  /  •S' 


richtig  ist.  Als  solcher  wird  in  CT  XXIV,  pl.  25,  Z.  97  •'  UMUN-PA-P.  genannt.  UMUN- 
l'A-P.  bedeutet  „der  aufstrahlende  Herr".  Nach  Brünnow  Nr.  6226  ist  KAJ.-ZAG-f'J 
Ideogramm  für  idht  am  „der  aufgehende  Herr",  woraus  sich  die  Gleichung  UMUN-I'A-K 
=  KAL-ZAG-T^^  ergäbe.  Ist  also  zu  ergänzen:  y'at<uab  x.iJ.-]ZAG-A,  was  dann  ein  Name 
des  Planeten  Jupiter  wäre*?  Z.  34.  Die  richtige  Ergänzung  ist  hier  nicht  schwer. 
Da  in  Spalte  3  anscheinend  baruntn  „das  Bunte"  (s.  Muss-Arnolt,  HW  192a  und 
CT  IV,  5,  22)  zu  lesen  ist  und  z.  B.  IV  R  5,  32— 34c  ü-li-m-na  hu-ru-un-ta  (=  KU-Ü-IJ-IN) 
sich  findet,  so  haben  wir  in  Spalte  i  zu  ergänzen:  [''«''*'''  Ü-]JJ-IN^.  Das  SÜ  in  Spalte  2 
besagt,  daß  das  sumerische  Wort  herüberg-enommen  werden  soll,  versehen  mit  der 
semitisierenden    Endung  mi  (also    ulinnu).     ulinnu   ist   dann  =  baruntu   mit   der  Bedeutung- 

')  Zu  KAL-ZAG-A  =  EALZAO-i:  vgl.,  daß  nach  V  R  43,  loc  .1  ein  Name  .les  Adaru  <'<<  HUL-DUB- 
BAE  lautet,   der  CT  XXVI,  42,  K  250,  VI,  7   It»  HUL-DUB-BA-A  geschrieben  wird  -')  Diese  richtige  Er- 

gänzung verdanke  ich   einer  freundlichen   Mitteilung  HoMMELS 


Die  Sternliste  Br.  M.   86378.  35 

„buntes  Tuch".  Da  der  „Stern  des  bunten  Tuches"  nur  hier  gfenannt  wird,  so  ist  es 
nicht  möghch,  seine  genaue  Lage  am  Fixsternhimmel  festzustellen  (vgl.  auch  Kap.  III). 
Z.  35.  In  der  zweiten  Spalte  lesen  wir  hier  simimannu  „Fessel",  dessen  Ideogramm 
nach  Brünnow  Nr.  7214  SÜ-SUD-NUN-KU-TU  ist.  Also  haben  wir  in  Spalte  i 
zu  ergänzen:  [^«^kah  SÜ-SUD-NÜ]N-KU-TÜ  „der  Fesselstern"  zu  ergänzen.  Spalte  3 
bringt  als  Erklärung  kurse  kamiituyn  „enganliegende  Fesseln".  Wo  der  Fesselstern  am 
Himmel  zu  suchen  ist,  bleibt  ungewiß.  Ist  er  etwa  mit  dem  üu  kaum  „dem  gefesselten 
Gotte"  identisch  (s.  oben  S.  20  und  unten   Kapitel  III)?? 

h)    Die  Sternliste  B  r.  M.  86378. 

Der  im  F^ebruar  1913  erschienene  33.  Band  der  CT  brachte  allen  Assyriologen 
eine  große  Überraschung.  Er  enthält  auf  den  ersten  acht  Plates  eine  Sternliste  von 
nicht  weniger  als  182  Zeilen  Länge,  deren  Bedeutung  für  die  Rekonstruktion  des  baby- 
lonischen Fixstemhimmels  unerreicht  dasteht.  Sie  verdient  darum  hier  eine  ganz  be- 
sonders ausführliche  Besprechung.  Ein  wörtlich  genau  übereinstimmendes  Duplikat  zu 
Kol.  I,  38  bis  II,  9  Hegt  in  Rm  2,  174  (=  VACh,  2.  Suppl.  LXVII)  vor.  Ein  weiteres, 
teilweise  ergänzendes  Duplikat  zu  Kol.  II,  42  bis  III,  5  und  III,  29  bis  39  ist  Rm  IV,  337 
(KUGLER,  SSB  I,  Tafel  XXIII,  26). 

Vorderseite. 

Kolumne  I. 
i^auuah   ipijsf  iiEn-lil  a-li]k  pa-ni  kakkabäniP'  Sü-ut  "  En-til: 
kakkah  UR-BAB-RA  ?  .  .  .]  sis  gindu  Xa  «••<"■*'•*  APIN 
kakkai  SÜ-]GI  ^  EN-ME-SÄR-RA 
kakkah  (j]  jj/  a  Qam-lum 
kakkah  2,iA^S-TAB-BA-G.\L-GAL  ^ LUGAL-GIR-RA  u  ^ MES-LAM-TA-E-A: 

6.  [—   >=<""='''>  MAS-T.iB-B]A-TUR-TUR  ^  LÄL  u  ^  NIN-SA-gh-R 

7.  [—    «="«''"'''  AI.-LU]L  iü-bai  "■  A-nim 

—  '^•""'•^  UR-G]U-LA  «  LA-TA-RA-.AX 

—  kakkabu  m  ina  trat  (?)  ''"''f"''  UR-GU-LA  izsasu  "'-'"''''"'''  Sarm: 

—  kakkabu  ki ]  .  .  -lum  sa  ina  zibbat  *«**"*  UR-GU-LA : 

—  ]  .  .  -mi  ''  A-EDIN  "  Sar-pa-ni-tum 

—  kakkah  SU-PA''En-]äl  sa  si-mat  mäti  i-sim-mu 

13.  L—  ]  •  •  *"'•■''■''''  He-gal-a-a  sukkal  ^  Niti-tU 

14.  [—  "•"f"  BAL-UR-A  mkkal  «  SU  ff 

15.  [—  ]  '^  Nin-lü 
kakkabu  m  ina  ...]..  -i-i-i  sa  MAR-GID-DA  izzazu"' 

kajuaft  KÄ-A^  ■■'  IRA^^  gas-ri  ilaniv' 
kakkabu  sa  ina  res  kakkar  "'"""'''  MAR-GID-DA  izzazu'"  '^  S.UiA  '^  A-a 
kakkah  MU-SIR-KES-DA  "  A-nim  rabü  »    «ix  same « 
kakkah  MAR-GID-DA-AN-NA  «  DMI-KI-AN-NA 
kakkabu  sa  ina  tur-ri-su  izzazu'"  ""'''"'''  TUR -\- US-E-MAff 
mdru  ris-tu-ü  sa  '^  A-nu-um 

23.  —    '"""^"Ki^'-GÜB-BA-MES  Sü-ut  E-KÜR  '''"''""'. IN-KU-A-MES  sü-ut  E-KÜR 

24.  —    «•■<''■■«•■«*  ^wzM  ^  Gu-la 

25.  —    kakkabu  sa  ina  mil}rit  '""''"''>  Enzu  izzazu  *"'""•''  UR-KU 


')  Fehlt  wohl   vor  '••'''••':,.(,  EAA  nicht: 


Kap.  II;    Die  Quellen. 

UUaba  ni-bu-ü  sa  *<"""«'  Emu  «  KAL  sukkal  "  Ba-Ü 

II  kakkabänif'  ia  arki-su  izzazü'^-"'  « NIN-SAR  u  '' IA'A''''-(IAL: 

kakkab  UT-KA-GAB-A  '' Nergal 

kakkabu  Sa  ina  imitti-m  izzazu'"  '"»'''"»''  UMUN  " Da-mu 

kakkabu  sa  ina  suinelti-su  izzazu  '"  '"■'''"'!>  immer  g^f^ 

kakkahl  m  ar/d-m  izzazu"'  '"''''"'''  Lu-liin  sukkal  *"'''"''  Kakkabi 

kakkabäniP^  um-mu-lu-tum  sa  ina  irat  '"''''"''>  Lu-lim 

izzazu^-'"  "  Mur-ri-ru  «  TIR-AN-NA 

kakkabu  sämu  ni-htr-ü  sa  ina  BIR  (?  bir  ?)  '•<»'■'"'''  Jji-litn 

izzazu'^  "'""'■"'  KA-Müä-NI-KÜ-E 

ki-ma  kakkabäniV-  sü-ut  *'  En-lil  ug-dam-mi-ru-ni 

kakkabu  rabn  ud-da-su  da-'-mat  same"  izäz-ma  izzazu'^''  kakkab  ''  Manlulc  i\i-bi- 

kakkah  SAG-ME-GAJi  manzos-su  %makkir"'  Same "  ib-bir 


33  kakkabänif^  sü-ut  •'  En- 


kakkah  BIL-GAN  M-bat  "  £-a  a-lik  pän  kakkabdni^  U-ut  "  A-nim 
kakkabu  sa  ina  mi/j.rit'*  ^"^^"^  BIL-GAN  izzazu"'  ^"^^"^  Si-nu-nu-tum 
kakkabu  sa  arU  ^"^'"'^  DIL-GAN  izzazu"'  >"'^'"''>  A-mi-ni-tmi 
kakkabu  s'a  arh-i-m  izzazu  '"''""''■  <"»«  KU-MAL  •'  Bumu-zi 
kakku,,  h:,M-abu  ''  IMINA-BI  iläni "'  rabüti  vi 

Kolumne  II. 
k,Mah  (Ju-AN-NA  "  GIS-L[I-E  Agü  ''  A-nim] 
kakkab  SIB-ZI-AN-NA  •'  Pap-sukkal  suk\kal  •'  A-nim  u  ■'  Istar] 
kakkab  MAS-TAB-BA  Sa  ina  mi/^rit"  ""'''"'{^  SIB-ZI-AN-NA\ 
izzazu»'-"'  ''MÜLU-LÄL  u  '' L\A.-TA-RAK\ 
kakkabu  sa  arki-su  izzazu"'  "'""«''>  [2 AR-LUG AL] 
kakkab  KAK-SI-BI  tar-ta-Ißi  karradu  rabü''  '['■  Nin-ib\ 
kakkab  ßj{]\f  ii  lg.tar  elamätum '""'  märat  '['  En-lil\ 
kakkab  usiru  i'  NIN-GIS-ZI{B)-BA  bei  ir-d-tum 
kakkab  IJ.ELTEG-GA»"  a-ri-bu  kakkab  -'Adad 
kakkab  ßS-SIN  "  Sd-la  sü-bu-ul-tum 
kakkab  Zl-BA-AN-NA  karan  '"•*"'"'  GIR-lAB 
kakkab  ii  ZA-MA-MÄ  «"■'''"'''  Nasrul>"  u  *"''*'""  ""''^  BAT 
kakkab  B IL- BAT  manzas-su  unakkir''-  same'  ib-bir 
kakkab  ZAL-BAT"""  manzas-su  unakkir'''  same"  ib-bir 
kakkab  £U-BAB  SAG-Ui§  manzas-m  unakkir'''  same'  ib-bir 
kakkab  LU-BAB  GÜ-UB  sa  "  MAS  sum-sii  lu  ina  sit  sarmi 

lu  ina  ereb  samM  e-ma  arlju  innamar-ma  e-ma  ariyu  itabbal 
23  kakkdbänivi  sü-ut  •'  A-nim 

kakkab  ffji  ii  ^.ß  a-lik  pän  kakkabäniV'  Sü-ut  •'  t-a 
"«"""^  Gu-la  «  t-a  '"•"*<"  NUN"'  «  E-a 
kakkabu  Sa  ina  imitti-Su  izzazu"'  """""■''  NIN-MAj[/ 
kakkab  KN-TE-NA-MA^-LÜM  '' NnV-GlR-SU 
kakkabu  Sa  ina  idi-Su  izzazu""  '""""''>  «a  GAN-GU^UR  si^kakka  (KU-A)  ''  A-MAL 

sa  ina  libbi'''-su  apsü  i-bar-ru-ü 
II  kakkabani"!'  Sa  arki-Su  izzazu"'-"'  "Nabu  u  '' LUGAL  '' Samai  u  ''Adad 


Die  Sternlisle  Er.  M.   So  378. 

-  JcakJiabu  Sa  arM-m-mi  izzazu '"  kima  "  E-a  ippuha  6" 
Mma  "  £-a  irUiP'  (!)   '""■'"•''  NU-MÜS-DA  «  Adad 

-  Icakkabu  ia  ina  mmelti  "'""""'  GIR-TAB  izzazu^»  *««■*"'  LIK-BAT  "  AZAG-SlI) 

-  '■■"*'••"''  GIR-TAB  ''■  U-ha-ra  be-lit  da-dd-me 
30      _    ^-^""^  Irat-GIR-TAB  i^'NE-GÜN  ^Nahü 

31.     —    //  kakkabäniP'  sa  im  zi-Ht  ""'""'''  GIR-TAB  h:a:,ii"-"' 
*'SAR-ÜR  u  <^SAR-GAZ 

-  kakkabu  sa  arU-su-nu  izzazu'"  ""^""^  PA-BIL-SAG 

-  "<'>""■''  MÄ-TU  u  ""'"""'  SUHUR-MÄSix' 


15  kakkabäni^^  sü-ut  ''■E-a 


36.     —    ina  ""'^  Nisanni  ümu  I'"'"  *«'■■'■■''''  '^'^'^  KU -MAL  ittanuiar 


-  ina  ■"■"*  Nüanni  ümu  XX ''""  *"'■■*"'*  GAM  ittanmar 

-  ina  «'"ft  Airi  ümu  I '-""  '"''''"'''  Kakkabu  ittanmar 

-  ina  <"•«»  Airi  ümu  XX  *«»  *'"'*<"'  GIS-LI-E  ittanmar 

-  ina  <"■"!>  Simänz  Ümu  X "•"""■'"""'  SIB-ZI-AN-NA  u  '""'•'""'  MAS-TAB-BA-GAL-GAL 
ittanmai'u^ 

-  ina  ■""«•  Bu'üzi  Ümu  F*«»  *^'"''"'''  MAS-TAB-BA-TUR-TÜR  u  "'""'"''  .\L-LiL  ittanmarn"' 

-  ina  <"■<"»  Buh'izi  ümu  XV'"'"  ''"'''"''>  KAK-SI-DI  ""'■'""'  Slru  u  "<"""'''  UR-GU-LA 
ittanmarü^'-rna  IV  ma-na  EN-NUN  üme'"^  II  ma-na  EN-NVN  inüsi 

-  ina  "'■"b  Abi  ümu   V'"''"^'''"'''  BAN  u  >"''""">  Sarm  ittanmar ü"' 

45.  _    ina  "ra!,  ui^i  ftfnu  X""» '"''''"''>  NUN'''  u  '""''=''''  Ü-ELTEG-GAl'"  ittanmaräP' 

46.  —    ina  <"■»'>  Ulüli  ümu  XV '"'"'"''''"'''  SÜ-PA  '^  En-lil  [ittanmar] 

-  ina  ["'■««■  Ulüli]   ümu  XXV i""")  '■•»«•«''  ES-SIN  [Ittanmar] 

Rückseite. 

Kolumne  III. 
I.    [—    ina  "'"b  Teh-iti  ümu  XV '"'«'"''''=''''  Zi-ba-7n-tum     ......      1 

,  ,j  kauab  UE.KU  ittanmarü'^'  III  ma-na  EN-NUN  üme'"'  III  ma-na  EN-NUN  müsi 

3.  -    [  ]...•[  ,.  1 

4.  —    ina  <"■<•!>  Araijsamna  ümu  XV f""" '""""'''  Enzu  u  ""'""'''  [SU ff UR-MASl'''?  ittanmarü'''] 

5.  —    ina  '"■"'>  Kislimi  ümu  XV"-"  '""'>"'''  UT-KA-GAB-A  '""=*■"*  iVai?-«»" 

6.  u  ''"'''"'''  PA-BIL-SAG  ittanmarü'''' 

7.  —    iiM  "•"''  Tebeti  ümu  XF'""'  «•<•''*«''  SIM-MAff  *"''■'■"''  Si-mi-nu-tum  ''"^'"'''  hnharu 

8.  ina  sitan  ittanmar  u  *°''*"''  KAK-SI-DI  ina  li-la-a-ti 

9.  ittanmar-ma  II  ma-na  EN-NUN  üme"'^  IV  ma-na  EN-NUN  müsi 

10.  —    ina  '"'"f' Sabäti  ümu    V '"'"'"''''"'''  Gu-la  ''"'''"'''  DIL-GAN  u  '"'■''''"■''  Lii- lim  ittanmarü '''■ 

11.  —    ina  "''"b  Sabäii  ümu  XXV '"'"'"''''"'''  A-nu-ni-tu7n  ittanmar 

i2_  —  ina  <"-"<>  Adari  ümu  XV '"'"'"''''"'''  ff A  u  '="'''"'''  SÜ-GI  ittanmarü''' 

13.  —  ''"'''"''' Kakkabu  inappal}-ma  '"''''"'''  Gl R-J AB  irabbi''' 

14.  —  ""**"'  GIR-TAB  inappalyma  *""«"•<'  Kakkabu  irabW^ 
i-_  _  kakkah  GÜ-AN-NA  inappalyma  ""''>""'  SÜ- PA  irabbi''' 

10      _    kakkai  sjß.zj.AN-NA  inappaJyma  "'""''"' PA-BIL-SAG  irabbi"' 
i_.     _    kakkah  XAK-Sl-DI  '"•**"»  i'Siru  u  '""""'''  UR-GU-LA  inappaW'-mu 

18.  kakkah  Gu.ia  u  *«'*"''  Nas)-ul>"  irabbüP' 

19.  —    kakkab  jjjj\/  „  kakkab  g(i„^  inappal}üv'-ma  >"'''''"■''  Enzu  irabbi''' 

20.  _    kakkab  jsiuj^ki  ^  kakkah  Ü-ELTEG-GA"»  i,iappalßtP'-ma  '""^'""'  UT-KA-GAB-A  irabbi''' 


38  Kap.   II:   Die   Quellen. 

2  1.  —    '••'■«'''  SÜ-PA  ■'  En-IH  imppah-ma  '""='"'''  DIL-GAN  irabbi''' 

22.  —    '"'*^"''  A'/N-MAJ/  inappa/yma  '"'^'"''>  A-nu-ni-tum  irabbi''' 

,3_  _    k^M-^i'  Zi-ba-ni-tum  >""""'>'  LI K-B AT  u  "">""'>'  EN-TE-NA-MAS-UM 

24.  imppoUi(f^-ma  '"''''"•■''  """'  KU-MAL  irabbi''' 

,^_  _    k..uk„h  (illi.TAB  u  "'•''■''■"''  Uh'-KU  inappahiiv'-ma  '<"'"'"''  Ai\\"'  u  '•"'■'■"''  Kuldabu.  irabbi)  •'' 

,5  _    kakM,  Irat-GIR-TAB  u  ''''""''' 7^'«-«  i>Mppa/m"'-ma  ''■«"^"^S^'-^r/  u  >^''>'''"'' Sl B-Zl-AN-NA 

irabbti''' 

,-  _    kukkui>  PA-niL-SAG  "'"^''""  ZA-MÄ-MA  u  AN-GÜB-BA-MES  inappa/ß,'"-ma 
,8.  kukkui,  AMA-NZ-ö/  "'"''"'''  BAN  u  '"''''"'''  GAM  irabbüi''- 

,g  _    kakkah  IT-KA-GAB-A  ^i  ''"*■'"•''  Nagru>><'  inappaJ}i(P'-7na 

30.  '""•'•""  M AS-TAB-BA-GAL-GAL  u  i""""'"  MAS-TA B-BA-lVR-rCE  irabbt,"' 

31.  —    '"•'■'"'''  DI L-GAN  *"'•■'''•''  Gii-hi  u  *"'■■''"''  Lu-lim  iiiappa/p'ti''-ma 

3,,  kakk.i,  UR-GU-LA   "'""'•'''  ''Siru  u  <«"""">  EN-TE-NA-MAS-J.UM  irabbü'" 

33  _    kukkni,  ^.\   „  kakkab  SÜ-GI  inapfaW'-ma  ""'='"'''  ES-SlN  u  *"**"'  JJK-BAT   irabbü'"-ma 

34.  —    ultti  nip/ß  m  '"''"'<''•  KAK-SI-DI  55  ümeP'  ana  nip/ji  sa  '""""'''  NUN''' 

35.  —    ulhi  nipfß  sa  '"•'''"•''  KAK-SI-DI  60  /tme^''  ana  niphi  sa  ""''''<">  SÜ-PA 

36.  —    ultu  niplß  sa  '""""'''  SÜ-PA  10  ümci"-  ana  iiip/ß  sa  >'"'""'''  ES-SIN 

37.  —    ultu  niphi  sa  ''"''''"■''  ES-SIN  20  ümcP'  ana  niplß  sa  ''"'''"'''  Zi-ba-ni-tum 

38.  —    ultu  niplß  sa  *"*■'"•''  Zi-ba-ni-tum  30  ümc»'  ana  niplß  sa  '"'*''"''  Enzu 

39.  —    ultu  niphi  Sa  '"""""'  Enzu  30  tiine'^  ana  niplß  sa  '"''''"''•  UT-KA-GAB-A 

40.  —    ultu  niplß  sa  ""'''"'''  UT-KA-GAB-A  30  ümcvi  ana  niplß  sa  '""'''"■''  älM-M^iff 

41.  —    ultu  niplß  sa  '"""""'  SIM-MAg  20  ttmef-  ana  niplß  sa  ''"'''"''>  DIL-GAN 

42.  —    ultu  niplß  sa  *»*'=»'  DIL-GAN  40  üme^  ana  niplß  sa  '""""'''  ffA 

43.  —    tdtu  niplß  sa  "'"""'''  ffA  35  ümeV'  ana  niplß  sa  *«*'"'''  GAM 

44.  —    ultu  niplß  sa  ''"*'"'''  GAM  10  üme'^  ana  niplß  sa  '"''''"'''  KaUabi 

45.  —    ultu  niplß  sa  '"''''"'''  Kakkabi  20  ümeV-  ana  niplß  sa  *"'''"'''  [Gty-AA'-jN'.l] 

40.  —    ultu  niplß  sa  ""'""''>  GÜ-AN-NA  20  ümei"'  ana  niplß  sa  "«'"'[''''  SIB-ZI-AN-ÄLi] 

47.  —    "Itu  niplß  sa  ''"'""'''  SIB-ZI-AN-NA  35  ümü^'  ana  niphi  sa  [*"*'"-''  KAK-SI-DI] 

48.  —    uäu  niplß  sa  *«*""'''  KAK-SI-DI  20  xme'»'  ana  niphi  sa  {""'""''■  BAN] 

49.  [ü^mu""'  I  ^S'o-i-a»  kakkabäniv'-  ina  ser-ti  [izzuzuP'] 

50.  Lm]'««""'  /  US'"-"-""  kalcicabmi'"  ina  li-la-u-t\i  izzazüv'] 

Kolumne  IV. 

k'ikkabani'''  sa  zik-jyi  sa  ina  lyairan  m-ut  J'  En-lil  ina  k[abal  sanu;^] 
ina  miljrit'^  irti  sa  SES  samc"  izzazü^-ina  niüsi  in[app>al}ü{SAR)i''-  u  irabbü'''\ 
sa  kakkabdni^''  ina  libbi'''-su-nu  im-ma-i-[u] 


kakkah  SÜ-PA  ""'""">  BAL-UR-A  >'<"""">  .IN-GÜB-BA-MES  '^">='''"'  UR-KU 

5.  '='""='"'  Enzu  "'""""'  UT-KA-GAB-A  "'"'''"'>  Lu-äm  "'"''"'''  SÜ-GI  '"""""'  GAM 

6.  "■""""'  MAS-TAB-BA-G.U.-GAL    "'"'>""' .LL-LUL    "'"""''•  UR-GU-LA    >""*""  A- EDI N  u 

kakkab  Jf^.g^l.a.a 

7.  napl}ar  an-nu-tu  kakkabäni i''  sa  zik-pi  sa  l}arrdn  sü-ut  ''  En-lil  sa  ina  kabal  same' 

8.  ina  mil^rit  **  irti-ka  izzai^ü  ^'■''"-ma  müsi  inappalßl »'  u  irabbü '"' 

9.  sa  kakkabäniP'  ina  Ubbi'''-su-nu  tam-ma-ru 

[o.     äumtna'""  d-ik-pa  a-na  a-ma-ri-ka  ina  ""■"*  Nisanni  ümu  XX'"'" 

[  I .  ina  ser-ti  la-am  •'  SamaS  ippulja  *"  tazzazu-ma  imitti-ka  *"*■  amurru 

[2.  sumclti-ka  ^'^''  sadü  ni-is  päni-ka  ^'"'  sittu 


ku-ma-ru  m  '-''«"'^  UT-KA-GAB-A  ina  kahal  Same 
ina  miltrit ''  irti-ka  izza2-ma  *•"*■''■•''''  GAM  inappajja  *' 


—  im  o™*  ylm  ärmi  Z*»"  irtu  sa  ''"■•*■•«''  UT-KA-G.LB-A  ina  kabal  k 
mUirit'*^  irti-ka  izzaz-ma  ^akkab  Xakkalm  inappaha'-'" 


i8. 


—  ina  «™»  Mri  ümu  XX  «■«»  ki-in-m  sa  '"•''^'">  UT-KA-GAB-A 

ina  kahal  Same'  inihiit*^  irti-ka  izzaz-ma  '"''''"•*  GIS-Ll-E  inapjmha'"^ 


ina  «>■"*  Simäni  ümu  X  «■""  a-d-du  Sa  *"*«•"''  UT-KA-GAB-A  ina  kahal  Samr 
milirit"  irli-ka  izzaz-ma  '■■"*'■•'"'  SIB-ZI-AN-NA  inajypaha'"' 


'""?•  Du'üd  ümu  XV^""  kakkabu  ni-lm-ü  Sa  '^'"^^""  SU-GT  J]   JJ  ^■"'■^"''  KAK-SI-D] 

inappaha  *" 


ina   ""*&  Ahi  ümu   AT''«"   kakkahani'''   um-mu-lu-tum  sa   '■"''^'•''  SU-GI 
yy  yy  '■"«-''  BAN  inappaha  *« 


24, 


lu   XV"«"  '^«'"^"^  ÄIAS.TAB-BA-G.4J.-GAL    JJ   ]]   '-"^"'^  SÜ-PA   u 

i:ai:i:„h  ^Vt/W'''  inapfml^il"' -ni 


•""f>  Te.irHi   dmu  AT'«"    '''■'^'^'•''  UE-GU-LA   yy    yy  '■■''■'■"^  Zi-ha-ni-tum   inappahal-'" 


ina  '"'"'■'  Ara/^mmna   i'anu   XV'"'"    ''"''''"''  A- EU IX  JJ    ^'J   *•"'■'•"''  Enzu  inajypa/ßi'-"^ 


[—    ina  '••■'•b  Ki]sUmi  limu  XV'='-"    k«*^"»  Sr-P.l   yy    yy   '■■'"■•'■«''  UT-KA-GAB-A  inappalja'J" 
•■"*  Te]betiÜ7miXV'""'   ^■'-'■■«•••■''  AX-GiIB-BA-MESY\  J\'""^"'"'SLy-MAJIinappa/Mi'-"' 


[ —  ina 


[_  iVa/  '"-"'J  Sa]bäti  ämuXV^""   '•"'^'■'"'  ^-A'-AY'  yi    yy  '^''^'^'">  DIL-GAX  inappaha 


[—  ina  <'™*]  .4da?-i  «»m  XF*'""   ''"'''"'^  Enzu   JJ    JJ  kakkai  jjj  inappa/u 


Ikakkabänt]''^  sei  i-na  harrän  "Sin  izzazt'if'-ma  ''Sin  e-ma  arhii 
{jpi^l-rik-Su-nu  ittikü»'-ma  ilappitüf'-Su-nu-ti 


^kakkab  x\akkabu  '•■'"••''•'"''  GU-.iX'-NA  "<"<'=''''  SIB-ZI-AX-NA  '•'"•'■"'■  SU-Gl 

l^laUot]  Q^m   kakk„h  ^J  Ig.J^J^.ß^.Q^ll^.QJJ^   '^'^^^'^^  AL-LUL   *"'•'"'''  UR-GU-LA 

[ ]..[....  ^•'"'■'•■'"']  Zi-ba-ni-tum  *«"*'"  GIR-TAB  '"""^'"'  PA-BIL-SAG 

[  '■•"••]'••'"'  Gu-la  Zibbdti»'  '■"^•'••<"  SLM-M.iH 

[  .t\um  u  "'""'"''  «"'''  KU-MAL 


\naplj.ar  an-nu-tu  kakkabäni'''  s]d  ina  Ijarrän  ''Sin  izza:üi''-ina  ''Sin  e-ma  oilii 
[pi  Q)-iik-su-7)u  ittiküY'-nia  ilapp{tü.f'-Su-7m-ti 


]{llak'"=  duppu  /'■■''"  '^'"='""' AFIX 
k'ima]  labh'i-su  Satir-ma  bar 


K  o  m  m  e  n  t  a  r. 
KrXG  hat  in  CT  XXXIII,  p.  4 f.  und  in  PSBA  1913,  i,  p.  41— 4ö  flen  Text  seinem 
allg-emeinen  Inhalte  nach  bereits  kurz  besprochen,  und  auch  die  einzelnen  Teile,  in  die 
der  Text  zerfällt,  größtenteils  richtig  festgestellt.  Die  vorliegende  Abschrift  der  Liste 
gehört  der  Schrift  nach  etwa  dem  sechsten  oder  fünften  Jahrhundert  v.  Chr.  an.  Das 
S.  35  verzeichnete  Duplikat  stammt  aus  Asurbanipals  Bibliothek  und,  wie  wir  unten  mit 
Sicherheit  erkennen  werden,  ist  die  Originalabfassung  etwa  auf   —3000  anzusetzen. 


40  Kap.  II:    Die  Quellen. 

KiNC.  hat  sich  in  seinem  oben  erwähnten  Aufsatze  in  den  PSBA  durch  die  späte  Abschrift  dieses  rein 
astrologischen  Textes  zu  falschen  Schlüssen  hinsichtlich  des  Alters  der  babylonischen  Astronomie  verleiten  lassen. 
Er  meint,  wenn  man  im  fünften  Jahrhundert  noch  solche  Texte  kopierte,  die  man  doch  .auch  sicher  noch  benutzt 
habe,  so  könne  man  damals  noch  kein  bedeutendes  Wissen  auf  dem  Gebiete  der  wissenschaftlichen  Astronomie  be- 
sessen haben.  Keinesfalls  aber  gingen  ihre  Anfänge  über  das  achte  vorchristliche  Jahrhundert  hinaus.  Dieser  SchluU 
ist  meines  Erachtens  unmöglich.  KlNG  hat  wohl  übersehen,  daß  ich  in  Babyloniaca  VI,  p.  129(1'.  auf  eine  rein  astro- 
nomische Ephemeride  aus  dem  Jahre  — 567  hingewiesen  habe,  die  an  Feinheit  der  Messung  und  Beobachtung  hinter 
keinem  Texte  gleicher  Gattung  aus  dem  ersten  vorchristlichen  Jahrhundert  zurücksteht.  Wenn  also  unsere  leiste  und 
jene  Ephemeride  aus  der  gleichen  Zeit  stammen  und  beide  doch  ganz  verschiedene  Methoden  repräsentieren  (hier 
wissenschaftlich-astronomisches,  dort  nnr  astrologisches  Interesse),  so  ist  es  klar,  dafj  unsere  Liste  für  die  Frage  nach 
dem  Alter  der  babylonischen  Astronomie  rein  gar  nichts  besagt.  Weiter  sei  hier  bereits  darauf  hingewiesen,  daß 
ein  demnächst  in  der  OLZ  zu  veröffentlichender  rein  astronomischer  Text  aus  dem  Jahre  • — 1336  die  Frage  jetzt  end- 
gültig zugunsten  der  „Panbabylonisten"  entscheidet'.  Andererseits  kenne  ich  astrologische  Texte  aus  später  Seleukiden- 
zeit  (z.  B.  ein  Duplikat  zu  VACh,  Tstar  XXI  mit  Kommentar),  wodurch  der  Gegenbeweis  geliefert  wird,  daÜ  diese 
Texte  zur  Beantwortung  jener  Frage  nicht  herangezogen  werden  dürfen.  Astronomie  und  Astrologie  haben  eben,  wie 
ich  schon  öfters  ausgeführt  habe,  in  Babylonien  nebeneinander  bestanden  ohne  bemerkenswerte  gegenseitige  Eingriffe, 
so  daß  Schlüsse  vom  einen  Gebiet  auf  das  .andere  Trugschlüsse  sind  und  sein  müssen. 

Ich  möchte  den  Inhnlt  der  einzelnen  Abschnitte  folgenderinalien  kurz  zu- 
sammenfassen: 

I,    Kol.  I,   1 — 39:  Die  33  Sterne  EnUls. 
II.    Kol.  I,  40— II,  18:  Die  23  Sterne  Anus. 

III.  Kol.  II,  IQ — 35:  Die   15  Sterne  Eas. 

IV.  Kol.  II,  36 — III,  12:  Die  heliakischen  Aufgänge  der  wichtig-sten   Fixsterne. 

V.  Kol.  in,  15  —  33:  Die  Gegengestirne,  die  zu  gleicher  Zeit  auf-  bzw.  untergehen. 

VI.  Kol.  III,  34 — 48:  Ein  Fixsternkalender. 

VII.    Kol.  m,  49 — 50:    Zeitangaben    über   die  Sichtbarkeit    der  Fixsterne   im   Osten  und 

Westen. 
VIII.    Kol.  IV,    1—9:    Tierkreisg-estirne,  die    nachts  aufg-ehen  und  verbleichend  im   Enlii- 
wege  kulminieren. 
IX.    Kol.  IV,   10  —  30:  Gegenüberstellung  von  Ge.stirnen,  die   in   den   einzelnen  Monaten 

zu  der  gleichen  Zeit  kulminieren,  da  andere  heliakisch  aufgehen. 
X.    Kol.  IV,  31 — 39:  Die  Mondstationen. 
XI.    Kol.  IV,  40— Schluß:  Unterschrift. 

Die  einzelnen  Sternnamen  werden  natürlich  erst  unten  in  Kapitel  III  behandelt 
werden.     Hier  nur  einige   Bemerkungen  allgemeinerer  Art. 

Abschnitt  I.  Dieser  erste  Teil  unseres  Textes  ist  sehr  wichtig,  da  er  für  die 
Liste  V  R  46  die  lange,  aber  immer  vergebens  gesuchte  Erklärung  bringt.  Wie  näm- 
lich eine  Vergleichung  zeigt,  finden  sich  die  mei.sten  hier  genannten  Sterne  Enlils  in 
den  ersten  21  Zeilen  von  V  R  40  in  unveränderter  Reihenfolge  wieder.  Im  einzelnen 
sind  die  Entsprechungen  folgende: 


V  R  46 : 
Z.   I 

_ 

CT  XXXIII 
Kol.  I,   I 

2 

= 

2? 

3 

4/5 

= 

4 
5 

V  R  46: 

CT 

XXXIU: 

Z.  6,7 

= 

0 

8' 

= 

Kol.  9 

9 

= 

•3 

10 

= 

14 

')  Noch  eins  sei  berichtigt.  King  meint  p.  43  und  4b,  wir  ..P.anbabylonisten"  behaupteten,  daC  die  „füllest 
development"  der  Astronomie  in  Babylonien  in  prähistorische  Zeiten  falle.  Das  ist  nicht  richtig.  Wir  behaupten  nur, 
daß  in  der  ältesten  uns  bekannten  Zeit  die  Babylonier  bereits  bemerkenswerte  astronomische  Kenntnisse  besaßen  (auf 
die  sie  eben  ihre  Weltanschauung  aufbauten),  die  sie  dann  natürlich  in  der  späteren  Zeit  weiter  gefördert  und  entwickelt 
haben.  Was  aber  bereits  in  der  ältesten  uns  bekannten  Geschichtsperiode  auf  merklicher  Höhe  steht,  muß  sich  doch 
wohl  in  für  uns  prähistorischen  Zeiten  zu  dieser  Höhe  entwickelt  haben;  vgl.  A.  Jeresuas,  KAO  IU',  S.  26 fT. 


Die   Sterulii 

äte  Br. 

M. 

8b  378. 

^  R  4ö: 

CT  XXXIII: 

V  R  46 : 

CT  XXXIII 

Z.   II 

= 

Kol.  I,  12 

Z.   17 

= 

Kol.  20 

12 

= 

19 

18 

= 

27 

13 

= 

21/22 

19 

= 

20 

16      j  '^  21  =  31 

Es  bleibt  iu  V  R  46  also  nur  ein  Stern  {'■'•'■'■a^'  O'^BAR,  Z.  14),  der  sich  in  unserer 
Liste  von  Enlilsternen  nicht  wiederfindet.  Eine  Platzvertauschung-  (der  in  V  R  46,  11 
g-enannte  Stern  mulö  um  zwei  Zeilen  hinaufgerückt  werden)  fällt  gleichfalls  nicht  ins 
Gewicht.  Da  im  übrig-en  Reihenfolg^e  und  Ausdrucksweise  in  beiden  Texten  durchaus 
g-leich  sind,  so  müssen  wir  die  ersten  21  Zeilen  von  V  R  46  als  eine  Liste  ausgewählter 
Enlilsterne  ansprechen.  Ob  sie  nun  ein  Auszug  aus  unserem  Texte  sind  oder  ob  beide 
Dokumente  auf  die  gleiclie  Quelle  zurückgehen,  lälk  sich  nicht  mit  Sicherheit  feststellen'. 
Für  unsere  Liste  ist  diese  Tatsache  auch  nicht  ohne  Wert,  denn  auf  Grund  derselben 
läßt  sich  wenigstens  eine  wahrscheinliche  Ergänzung  machen.  In  Z.  2  ist  auf  Grund 
von  VR46,  2  a  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  am  Anfange  '"''■''"''  UR-BAH-RA  zu  ergänzen'-. 

Während  ich  auf  die  einzelnen  Fixsterne  und  ihre  Identifizierung  im  dritten 
Kapitel  näher  eingehen  werde,  schließe  ich  hier  nur  noch  einige  Bemerkung-en  über  die 
Zeilen  36  —  38  an,  wo  unter  den  Enlilsternen  der  Planet  Jupiter  auftaucht.  Es  heißt  dort 
in  Übersetzung-:  „Wenn  die  Sterne  Enlils  vollendet  haben  (d.  h.  am  Morgenhimmel  ver- 
bleichen): der  große  Stern,  sein  Licht  ist  dunkel,  er  halbiert  den  Himmel  und  steht  so  da: 
(das  ist)  der  Stern  desMarduk-Nibiru:  der  Planet  Jupiter,  er  verändert  seine  Stellung,  über- 
schreitet den  Himmel."    Eine  Parallelstelle  dazu  liegt  vor  im  Kommentare  zum  Astrolab  B: 

—  kakkahu  sdmu  sd  ina  ZI  ^"'' mti  arki  iläni'''  luMiti''  ug-da-ini-ru-nim-ma  samf"  izilz- 
ma  izziz^'  Jcakkahu  kiütu  ^^ Ni-bi-m  '' Mardiik 

„Der  rötliche  Stern,  der  im  südlichen  ZI  des  Himmels,  nachdem  die  Götter 
der  Nacht  vollendet  haben,  den  Himmel  halbiert  und  so   dasteht,  ist  Nibiru-Marduk." 

Es  handelt  sich  also  um  den  Planeten  Jupiter-Marduk,  dem  der  Ostpunkt  im 
Kosmos,  der  Frühlingspunkt  im  Kreislauf  zueignet.  Er,  der  Morgenplanet,  steht  in  der 
Frühe,  da  die  Gestirne  verblassen,  hoch  oben  am  Südhimmel  im  Meridiane  als  Nibiru, 
d.  h.  Überschreiter  der  Himmelsmitte  und  befindet  sich  damit  im  Herrschaftspunkte  des 
Kosmos.  Der  Nibirupunkt,  der  Sommersonnenwendpunkt  und  Höhepunkt  des  Kreis- 
laufes, durch  den  der  Jupiter  als  Nibiru  geht,  bildet  zugleich  den  Höhepunkt  des  hairäii 
gut  ''  Enlü.  So  ist  es  verständlich,  daß  Jupiter  hier  als  Nibiru  unter  den  Enlilsternen 
erscheint. 

Abschnitt  II.  Die  Zeilen  1—7  von  Kol.  II  unseres  Textes  sind  erg'änzt  nach 
dem  bereits  oben  verzeichneten  Duplikate  VACh,  2.  Suppl.  LXVII,  Kol.  I.  Als  die  vier 
letzten  der  23  Anusterne  erscheinen  die  vier  Planeten  Venus,  Mars,  Saturn  und  Merkur 
(Kol.  II,  13 — 17).  Von  den  ersten  drei  wird  nur  kurz  gesag-t:  „Der  Planet  Venus 
(bzw.  Mars,  Saturn)  verändert  seine  Stellung,  er  überschreitet  den  Himmel."  Damit  sind 
sie  genügend  als  Planeten  gekennzeichnet.  Von  Merkur  heißt  es  (Kol.  II,  Z.  i6f.):  „Der 
Planet  Merkur,  dessen  Name  "  MAS  ist,  (steht)  entweder  im  Osten  oder  im  Westen,  wo 
der  Mond  sichtbar  wird  und  wo  der  Mond  verschwindet."     Die  Anfangsworte  sind  sehr 


1)   Vgl.   auch   unteu   Abschnitt  i   (Die    Liste   V  R  46),  S.  53.  «)   Die  Ergänzung  wird   bestätigt   durch   de 

in  Kapitel  III  zu  führenden  Nachweis,  daB  der  '■""."''  UB-BÄR-RA  der  hellste  Stern  der  als  '"''.'•■"''  APIN  bezeichnete 
Sterngruppe  ist. 

Weidner,  Babylouische  Äatrouoraie  ^ 


4  2  Kap.  II:    Die  Quellen. 

wichtig-.  Der  Gott  MAS  ist  eine  Erscheinungsform  des  Ninib^,  wie  denn  auch  mehrere 
Stellen  die  Gleichung  Ninib  =  Merkur  bezeugen,  z.  B.  VACh,  IStar  XX,  20:  -'•"'''•'•'^  JA'-BA1> 
kl  "  Ä'in-ib  sum-.vi  „Merkur,  dessen  Name  Ninib  ist"  (s.  Bahyloniaca  VI,  p.  87 f.).  Nach 
III  R  53,  33b  ist  MAS  ein  Name  der  untergehenden  Sonne.  Der  Hauptgott,  der  sich 
im  Planeten  Merkur  offenbart,  ist  nun  Nebo,  der  Gott  des  West-  und  des  Herbstpunktes 
(s.  unten,  S.  55).  Beide  Götter,  Nebo  und  MAS,  stimmen  also  in  ihrem  astralen 
Charakter  iiberein.  Für  die  These  von  der  vierfachen  Gottesoffenbarung  ist  die.se  Fest- 
stellung- der  Identität  von  erheblicher  Wichtigkeit,  da  sie  die  bisherige  Auffassung  des 
Charakters  von  Nebo-Merkur  von  neuem  bestätigt. 

Mit  Hilfe  dieser  Stelle  ist  VACh,  1.  Suppl.  LIU,  24 — 26  zu  ergänzen.  Wir  lesen  dort:  24.  —  ''  LU- 
BAD  r.i.ib-bu  sa  n  MAS  nabii  ff«  fcatA-»  ....  25.  EIpi  -su  KA  SAR  gab  (:)-hii  (r)  ....  26.-11  e-ma 
arhu  innamar-ma  e-mn  arhu  itabbal  ....  Wenn  wir  von  Z.  25  absehen,  die  mir  noch  unverständlich  ist,  so 
entsprechen   die   beiden   anderen  Zeilen    etwa    dem,    was   in    unserer  Sternliste   steht:    „Der  Planet  Merkur,    der  Maä 

heißt,  die  Waffe Derselbe    (wird  siebtbar),    wo    der  Mond    erscheint,    und   wo    der  Mond 

verschwindet."  In  Z.  24  steht  statt  des  eigentlich  erwarteten  ^' LU-BAD  GÜ-UD  „Merkur"  '^  LU-BAD  Bi-ib-bu. 
Bibbn  ist  nun  aber  bekanntlich  die  phonetische  Lesung  für  LU-BAD.  Andererseits  galt  Merkur  als  der  Planet 
xar"  e^oy_))v,  und  um  das  hervorzuheben,  schrieb  der  Verfasser  pleonastisch :  „der  Planet  'Planet'".  Hinter  MAS 
weisen  die  erhaltenen  Spuren  ganz  klar  auf  das  Ideogramm  für  nabU,  nämlich  SA  (Bruxnow  2290)  hin.  Als  wessen 
Waffe  der  Planet  Merkur  gilt,  ist  natürlich  nicht  mit  Sicherheit  auszumachen;  erwarten  sollte  man:  Waffe  des  Nebo. 
Zu  arhu  =  Mond  vgl.  meine  Beiträge,  S.  33.  Mit  den  Worten:  Merkur  steht  im  Westen  da,  wo  das  Neulicht 
zum  ersten  Male  nach  der  Konjunktion  des  Mondes  mit  der  Sonne  sichtbar  wird,  und  im  Osten  da,  wo  das  Altlicht 
vor  der  Konjunktion  verschwindet,  soll  ausgedrückt  werden,  daß  Merkur  in  seiner  größten  Digression  von  der  Sonne 
ebensoweit  von  dieser  absteht  wie  der  Mond  in  seinen  genannten  Phasen.  Das  ist  in  der  Tat  der  Fall;  denn  der 
Mond  ist  dann  etwa  19" — 26°  (im  Durchschnitt  also  etwa  23")  von  der  Sonne  entfernt,  die  größte  Digression  des 
Merkur  aber  beträgt  23". 

Abschnitt  III.  Hier  sind  die  15  Easterne  behandelt.  Für  alles  einzelne  muß 
auf  Kap.  111  verwiesen  werden.  Zu  Z.  30  vg'l.  unten  meine  Ausführungen  zu  V  R  40,  30 
(unten   im   Abschnitte  i,  S.  55). 

Untersucht  sei  hier  noch  das  Verhältnis  der  beiden  Abschnitte  11  und  III  zu 
der  Liste  V  R  46.  Hier  klappt  nicht  alles  so  schön  wie  oben  bei  den  Enlilsternen; 
vielmehr  g-ehen  V  R  46  die  Auusterne  und  die  Easterne  sehr  durcheinander.  Immerhin 
finden  sich  aber  mit  einer  Ausnahme  alle  dort  in  den  Zeilen  22—38  genannten  Sterne 
in  den  beiden  Abschnitten  unserer  Liste  wieder,  so  daß  ein  Zusammenhang  zwischen 
beiden  Texten  nicht  geleugnet  werden  kann.  Ich  glaube  also  mit  Sicherheit  die  An- 
sicht aussprechen  zu  dürfen,  daß  die  genannten  Zeilen  der  Liste  V  R  46  ebenfalls  eine 
Reihe  von  Anusternen  und  eine  solche  von  Easternen  bieten,  freilich  in  etwas  anderer 
Verteilung  wie  in  CT  XXXIII.  Daraus  dürfte  sich  weiter  ergeben,  daß  für  beide  Texte 
eine  g-leiche  Quelle  anzunehmen  ist.  Die  Originalabfassung-  muß  allerdings  sehr  weit  zu- 
rückgelegen und  bald  unter  dem  Einflüsse  verschiedener  Schulen  verschiedene  Variierungen 
erfahren  haben-.  Im  einzelnen  sind  die  Übereinstimmungen  zwischen  V  R  46  und 
unserer  Liste  folgende: 


V  R  46 : 

CT  XXXIII : 

V  R46: 

CT  XXX 111: 

Z.  22 

= 

Kol.  II,  3/4   (Anu) 

Z.  26 

= 

Kol. 

fehlt:- 

..    23 

= 

7   (Ann) 

..   27 

= 

5   (Anu) 

„    24 

= 

22   (Ea) 

„   28 

= 

„ 

12   (Anu) 

"    25 

= 

23  (Ea) 

„   29 

= 

" 

8  (Anu) 

')  S.  JKN.SEN,  Kosmologie,  S.  45Sf.  ^)  Auch  Abschreibefehler  sind  leicht  möglich.     So  konnte  für 

den  Fall,  daß  die  Anu-,  Enlil-  und  Easterne  in  drei  Kolumnen  nebeneinander  angeordnet  waren,  ein  unachtsamer 
Kopist  leicht  aus  einer  Kolumne  versehentlich  in  die  andere  geraten.  Es  war  also  nicht  unmöglich,  daß  sich  all- 
mählich   zwei   recht   verschiedene   Uberlieferungender  gleichen  Uriginalurkunde   herausbilden  konnten. 


/  R  46 : 

CT  XXXIII : 

Z.  34 

= 

Kol.  I,  41/4J   (Anu) 

..   37 

= 

Kol.  II,  20  (Ea) 

„   38 

= 

34  (Ea) 

uie  sternuste  ür.  lu.   0037».  aj 

V  R  46  :  CT  XXXIII : 

Z.  30        =        Kol.  II,  25   (Ea) 
„   31         =  -         29  (Ea) 

„    3^        =  -  3>/32   (Ea) 

„   33        =  ..         -8  (Ea) 

Weiteres   unten  bei  der  Besprechung  der  Liste  V  R  46,  S.  53. 

Abschnitt  IV.  Dieser  Abschnitt,  der  die  Daten  für  die  heliakischen  Aufgänge 
der  einzelnen  Fixsterne  ang-ibt,  ist  der  wichtigste  des  ganzen  Textes.  Denn  er  gestattet 
nicht  nur,  eine  große  Reihe  babylonischer  Fixsternnanien  auf  dem  Weg-e  der  Berechnung 
völlig-  einwandfrei  zu  identifizieren,  sondern  auch  das  Alter  der  Originalvorlage  unseres 
Textes  festzustellen. 

Das  mit  Nisan  beginnende  Monatssystem  ist  unlöslich  mit  der  Frühlingstagund- 
nachtgleiche verknüpft.  Wie  sich  uns  unten  (s.  S.  46)  mit  Sicherheit  ergeben  wird,  hat 
der  Verfasser  diese  auf  den  15.  Nisan  angesetzt.  Nun  lesen  wir  in  Kol.  II,  38:  „Am  i.Airu  wird 
der  '■■"'■'■"''  Kahkahu  sichtbar."  Das  genannte  Gestirn  ist  mit  den  Plejaden  identisch,  wie 
von  niemandem  bezweifelt  wird.  Wann  gingen  nun  die  Plejaden  15 — 16  Tage  nach 
dem  Frühling-säquinoktium  heliakisch  auf?  Ein  Blick  auf  die  in  Anhang  II  beigegebene 
Tabelle  lehrt,  daß  das  zu  der  Zeit  war,  da  der  Frühlingspunkt  etwa  bei  «  Tauri  lag-, 
d.  h.  um  —3000.  Da  auch  alle  anderen  Daten  in  unserem  Texte  für  diese  Zeit  vor- 
züglich stimmen,  wie  in  Kapitel  III  unter  den  einzelnen  Sternnamen  des  näheren  gezeigt 
werden  wird,  so  kann  kein  Zweifel  bestehen,  daß  die  Abfassung  des  Originales 
unseres  Textes  in  die  Zeit  um  —  3000,  also  noch  vor  S  a  r  g  o  n  I. 
fallen  muß'. 

Während  ich  für  alle  Einzelheiten  auf  Kapitel  III  verweisen  muß,  mögen  hier 
noch  einige  dort  nicht  unterzubringende  Bemerkung-en  folgen.  Die  ersten  beiden  Zeilen 
von  Kol.  III  sind  wenigstens  teilweise  ergänzt  nach  dem  Duplikate  Rm  IV,  337,  Vorder- 
seite 8-9  (KUGLER,  SSB  I,  Tafel  XXIII).  Die  Zeile  3  findet  sich  in  dem  Duplikate 
nicht,  woraus  vielleicht  auf  zwei  verschiedene  Überlieferungsreihen  zu  schließen  ist. 

Dieser  Abschnitt  enthält  ferner  Notizen  über  die  verschiedene  Dauer  von  Tag 
und  Nacht  in  den  verschiedenen  Jahreszeiten: 

15.    Tammuz :   IV  nia-na  EN-NUN  nme'"'  IT  ma-na  EN-NUN  mim  (Kol.  II,  Z.  43) 
15.    Tesrit:  III  ma-na  EN-NUN  nme""'  III  ma-na   EN-NEN  mfisi  (Kol.  III,  Z.  2) 
15.    Tebet:  //  ma-na  EN-NUN  »mf-  IV  ma-na  EN-NUN  mmi  (Kol.  III,  Z.  9). 

Hierbei  ist  der  ganze  Tag  von  24  Stunden  zunächst  in  sechs  Teile  —  sechs 
ma-na  drückt  sich  unser  Text  aus"  —  von  je  vier  Stunden  eingeteilt.  Auf  den  15.  Tesrit 
ist  Herbstäquinoktium  angesetzt,  wo  Tag  und  Nacht  gleiche  Dauer  haben.  Tatsächlich 
lesen  wir  auch  hier:  „drei  ma-na  (=  12'')  umfaßt  die  Tagwache,  drei  ma-na  {=  12^) 
umfaßt  die  Nachtwache".  Das  Frühling-säquinoktium  ist  nicht  ausdrücklich  erwähnt:  es 
muß  der  Entsprechung  gemäß  auf  den  15.  Nisan  angesetzt  werden  (s.  unten  S.  46).  Die 
Zahlenangabe  wäre  natürlich  die  gleiche.  Die  beiden  anderen  in  unserem  Texte  ge- 
nannten Daten    beziehen    sich    auf    das  Sommer-  und    das  Wintersolstitium.     Beide  sind 

•)  Auch  King,  PSBA  1913,  i,  p.  45,  n.  14  hat  die  Ansicht  ausgesprochen,  daß  das  Original  unseres 
Textes  etwa  in  der  Hammurapizeit  abgefaßt  sei.  -)  Wir  haben  hier  eine  Übertragung   der  Gewichtseinteilung 

auf  die  Zeiteinteilung:  i  Mine  {ma-na)  zerfällt  in  bo  Seisei.  So  umfaßt  eine  Zeitmine  von  4  Stunden  60  baby- 
lonische Minuten,  deren  jede  aus  4  unserer  Minuten  besteht  (s.  KuGLER,  SSB  I,  S.  2Soa,  unter  VS).  60  Minen 
bilden  ein  Talent,  60  Zeitminen  10  Tage.  Ob  hier  eine  Spur  der  Zehntagewoche  (Doppel-/mmMS<H)  vorliegt? 
(vgl.  GiNZEL,  Handb.  d.  Chronol.  1,  S.  165  f.).  ICi.ng  (CT  XXXIII,  p.  5)  hat  die  Angaben  unseres  Textes  sicher 
falsch  gefaßt. 

6* 


^4  Kap.  II:    Die  Quellen. 

astronomisch  falsch.  Wie  so  oft  in  Babylonien,  so  müssen  wir  auch  hier  streng-  zwischen 
astronomischer  und  astrologfischer  Überheferung-  scheiden.  Jene  beobachtet  und  rechnet 
und  g-ewinnt  so  mathematisch  unanfechtbare  Resultate;  diese  spekuliert  und  gelangt  so 
oft  zu  Schlußfolgerungen,  die  der  Wirklichkeit  Hohn  sprechen.  Beide  sind  in  Babylonien 
fast  unbeeinflußt  nebeneinander  hergegangen.  Hier  haben  wir  ein  neues  Beispiel  dafür. 
Während  der  längste  Tag  in  Babylon  (32'',5  n.Br.)  um  —3000  i^*"  12™  26' und  der  kürzeste 
gh  _^_m  24S  währt,  gibt  unser  Text  als  Dauer  des  längsten  Tages  (15.  Tammuz,  Sommer- 
sol.stitium)  I6^  als  Dauer  des  kürzesten  Tages  S*"  an.  Der  Fehler  beträgt  also  fast  zwei 
Stunden.  Kr  wird  verständlich,  wenn  wir  berücksichtigen,  daß  wir  hier  astrologischer 
Spekulation  gegenüberstehen.  ■  Man  hat  g-eschlossen :  wenn  an  den  Äquinoktien  Tag 
und  Nacht  gleich  sind,  also  je  drei  ma-iia  umfassen,  so  entfällt  am  Somniersolstitium 
auf  den  Tag  zwei  Drittel,  also  vier  yna-iia,  auf  die  Nacht  ein  Drittel  des  Volltages,  also 
zwei  ina-na.  Zur  Zeit  des  Wintersolstitiums  ist  es  dann  umgekehrt.  Die.se  Verteilung 
kommt  der  Wirklichkeit  noch  immer  am  nächsten,  wenn  man  dem  Tage  und  der  Nacht 
ganze  ma-7ia  zuschreiben,  also  Brüche  vermeiden   wollte. 

Abschnitt  V.  Hier  sind  den  Sternen,  die  zu  bestimmter  Zeit  heliakisch  auf- 
gehen, die  Sterne  geg-enübergestellt,  die  zu  gleicher  Zeit  heliakisch  untergehen.  Natür- 
lich sind  diese  Angaben  von  großer  Bedeutung  für  die  richtige  Identifizierung  der 
babylonischen  Fixsterne,  wie  des  näheren   unten  in   Kap.  III  gezeigt  werden  wird. 

Abschnitt  VI,  einer  der  wichtigsten  Teile  des  ganzen  Textes.  Hier  sind  nämlich 
die  Zeiten  angegeben,  die  zwischen  den  heliakischen  Aufgängen  der  hellsten  Sterne 
des  Fixsternhimmels  vergehen.  Die  Reihe  beginnt  mit  dem  ''"'''"'''  KAK-SI-BI,  dem 
Sirius  (vgl.  OLZ  1913,  Sp.  löof.),  der  doppelt  genannt  ist,  und  läuft  dann  immer  fort  bis 
zurück  zu  dem  genannten  Sterne.  Wenn  man  alle  Zeitdistanzen  zusammenzählt,  so  er- 
hält man  im  ganzen  3Ö0  Tage,  also  ein  Rundjahr.  Folgt  schon  daraus,  daß  die  Genauig- 
keit der  Zahlen  nicht  allzu  groß  sein  dürfte,  so  wird  dieser  Eindruck  noch  durch  die 
Tatsache  vermehrt,  daß  alle  Einzelzahlen  durch  fünf  teilbar  sind.  Daraus  ergibt  sich 
mit  Gewißheit,  daß  die  Zeitdistanzen  abgerundet  sind  und  daß  den  modernen  Berechnungen 
gegenüber  auftretende  Unterschiede  von  zwei  bis  drei  Tagen  nicht  im  geringsten  ins 
Gewicht  fallen.  Die  Abrundung  auf  fünf  dürfte  auf  den  Einfluß  der  hanmitu  zurück- 
zuführen sein,  so  daß  z.  B.  Z.  34  zu  interpretieren  ist:  „in  der  elften  Fünferwoche  nach 
dem   heliakischen  Aufgange   des  Sirius  geht  der  >"•'''"•'>  iVf/A''-'  heliakisch  auf". 

Auch  aus  hellenistischer  Zeit  sind  uns  eine  Reihe  solcher  Fixsternkalender  über- 
liefert'. Als  Beispiel  eines  solchen  möge  der  folgende  dienen  (BoLL,  Cutal.  cod.  adrolog. 
ijraec.  VII,  p.  162): 

Aufgang   der  Plejaden   bis  Sommersonnenwende  42  Tage 
Sommersonnenwende  bis  Aufgang  des  Orion         20       ,. 
Aufgang  des  Orion  bis  Aufgang  des  Sirius  1 1        „ 

Aufgang-  des  Sirius  bis  Aufgang  des  Arktur         51        ,, 
Aufgang  des  Arktur  bis  Herbstäquinoktium  10       ,, 

Herbstäquinoktium   bis  Plejadenuntergang  45        ,.    usw. 

Im  einzelnen  finden  sich  manche  Übereinstimmungen  in  der  Wahl  aufeinander- 
folgender Sterne  ^  doch  bedeutet  diis  noch  keine  Abhängigkeit  von  Babj'lon.  Daß  die 
Zahlen  nicht  übereinstimmen,  ist  selbstverständlich;  denn  unsere  Liste  stammt  aus  der 
Zeit  um  —3000,  die  griechischen  dagegen  aus  der  letzten  Zeit  vor  dem  Beginne  unserer 


')  Vgl.  C.  Wachsmuth  im  Anhange  zu  seiner  Ausgabe  des  Lydus,  De  Ostentis,  p.  300  f.  und  303  f., 
ferner  BoLL,  Catal.  cod.  astrol.  graec.  VII,  p.  162  f.  und  die  p.  162,  Anm,  I  zitierte  Literatur.  S.  auch  W.  Schultz, 
Mmnnmi  IV,  S.  1 50.  '')  Alle  Einzelheiten  in  Kap.  III. 


Die  Sternliste   Br.  M.   80378.  45 

Zeitrechnung-  und  weiter  liinauf  bis  ins  Mittelalter.  In  dieser  lang-en  Zeitspanne  haben 
sich  aber  die  zeitlichen  Distanzen  zwischen  den  einzelnen  heliakischen  Aufgängen  ganz 
beträchtlich  verschoben.  Die  Einrichtung  der  Fixsternkalender  dürfte  ihre  Heimat  in 
Babylonien  haben,  doch  ist  schwerlich  zu  erwarten,  daß  wir  einmal  eine  griechische 
Übersetzung  eines  babylonischen  Fixsternkalenders  finden,  ähnlich  wie  sich  griechische 
Übertragungen  astroIog"ischer  Keilschrifttexte  gefunden  haben.  Denn  für  das  Mittelalter 
waren  jene  wertlos. 

Abschnitt  VII  nennt  die  Zeiten,  welche  die  einzelnen  Fixsterne  nach  ihrem 
heliakischen  Aufgange  im  Osten  und  vor  ihrem  scheinbaren  akronychischen  Aufg.inge 
im  Westen  sichtbar  sind.  Beide  Male  gibt  der  Text  oo  Tage  an.  Wahrscheinlich  liegt 
auch  hier  wieder  astrologische  Spekulation  vor.  Es  ist  ein  Rundjahr  von  360  Tagen 
vorausgesetzt.  Dann  hat  man  auf  rund  180  Tage  die  Zeit  zwischen  dem  heliakischen 
Aufgange  und  dem  scheinbaren  akronychischen  Aufgange,  und  auf  ebensolange  die  Zeit 
zwischen  dem  scheinbaren  akronychischen  Aufgange  und  dem  heliakischen  Untergange 
angesetzt.  Die  180  Tage  zerfielen  in  drei  Teile:  00  Tage  steht  der  Stern  im  Osten, 
60  in  der  Mitte  des  Himmels  und  60  im  Westen.  Diese  Einteilung  läßt  auch  auf  eine 
Zerlegung  des  Jahres  in  sechs  Doppelmonate  schließen. 

Abschnitt  VIII.  Dieser  Abschnitt  unseres  Textes  verdient  eine  besonders  aus- 
führliche Besprechung,  da  er  gestattet,  mehrere  bisher  noch  strittige  Punkte  der  baby- 
lonischen Astronomie  einwandsfrei  zu  entscheiden,  besonders  aber  deshalb,  weil  hier 
zum  ersten  Male  zwei  astronomische  Instrumente,  deren  sich  die  Babylonier  bedient 
haben,  erw'ähnt  sind.  Der  erste  Absatz  (Kol.  IV,  1—3)  lautet  in  Übersetzung:  „Die 
ZüjyuSterne,  die  im  Enlilwege  im  Meridiane  vor  der  Brust  des  SES  samt'  stehen  und  nachts 
aufgehen  und  dann  verbleichen,  in  denen  man  Sterne  (=  Planeten)  sieht,  (sind  folg'ende)." 
Diese  Zikjni-Sterne  sind  dann  im  zweiten  Absätze  genannt.  Was  ist  züqm'?  Das  assyrische 
Lexikon  gibt  uns  dafür  als  Bedeutung  „Spitze-',  aber  auch,  wie  für  das  zum  gleichen 
Stamme  gehörige  zaljpu  (=  talm.  '*<?'P1)  „Stengel,  Pfahl".  Hier  muß  eine  Spezial- 
bedeutung  vorliegen,  und  darüber  klären  uns  die  Z.  loff.  auf,  wo  wir  lesen:  „Wenn  du 
den  sikpu  für  deine  Beobachtung  am  20.  Nisan  am  Morgen,  bevor  die  Sonne  aufg-eht, 
aufstellst  und  zu  deiner  Rechten  Westen,  zu  deiner  Linken  Osten,  vor  dir  Süden  ist,  so 
steht  der  hwnaru  des  ^auuab  UT-KA-GAB-A  im  Meridiane  vor  deiner  Brust  und  der  ''"'''"'^  GAM 
geht  heliakisch  auf."  Danach  ist  es  also  ein  astronomisches  Instrument,  und  zwar  ein 
Stab,  vermittels  dessen  nach  dem  Ortsmeridiane  visiert  und  die  Zeit  festgestellt  wurde, 
zu  der  ein  bestimmter  Stern  jenen  überschritt.  Allem  Anscheine  nach  ist  es  dasselbe 
wie  der  ägyptische  „Palmstab",  der  uns  in  einigen  Exemplaren  aus  dem  15.  und  6.  vor- 
christlichen Jahrhundert  erhalten  ist^  GiNZEL  {Klio  I,  S.  378,  Anm.  1)  hat  seinen  Ge- 
brauch in  folgender  Weise  kurz  und  treffend  zusammengefaßt:  „Das  erste  dieser  beiden 
.  .  .  Instrumente  (.Stundenzeiger'  und  ,Palmstab')  ist  ein  beinerner  Stiel,  an  welchem 
eine  Schnur  mit  Bleilot  befestigt  ist;  der  ,Palmstab'  besteht  aus  einer  Dattelpalmrippe, 
in  deren  breileres  Ende  ein  Schlitz  eingeschnitten  ist.  Zum  Beobachten  mit  diesen 
primitiven  Hilfsmitteln  gehörten  zwei  Personen.  Der  eine  Beobachter  stellte  sich  so 
auf,  daß  er,  durch  den  Schlitz  des  ,Palmstabs'  das  Lot  des  ,Stundenzeigers'  anvisierend, 
dem  anderen  Beobachter  angeben  konnte,  wann  sich  der  letztere  in  der  vom  Polarstern 
gezogen  gedachten  Lotlinie  befand.  Da  hierdurch  der  Meridian  näherungsweise  fixiert 
wurde,  konnte  der  zweite  also  nach  Süden  blickende  Beobachter  mittels  derselben  Art 
von  Instrumenten    feststellen,    wann    ein  -Stern  den  Meridian  passierte;    er  brauchte  nur 


')  Zur  Literatur  s.  Ginzel,  Handb.  d.  Chronol.  I.  S.  152,  Ad 


^5  Kap.  II:    Die  Quellen. 

mit    seinem  Lote    zu    visieren,    ob    sich    der  betreffende  Stern  genau  vertikal   über  dem 
Scheitel  des  ersten  Beobachters  befand  .  .  .  ." 

„ZihpuSteTne'-'  sind  also  Sterne,  die  hinter  den  Stab,  mithin  in  den  Ortsmeridian 
treten.  Dieses  Ergebnis  wird  durch  den  Zusatz,  daß  sie  im  kabal  same  „der  Mitte  des 
Himmels-',  d.  h.  im  Meridiane  stehen,  vollauf  bestätigt.  Im  gleichen  Absätze  findet  sich 
weiter  bemerkt,  dali  die  Sterne  dann  im  Enlilwege  stehen,  und  im  nächsten  Absätze 
(Z.  4 — 6)  sind  dann  die  Sterne  g-enannt,  um  die  es  sich  handelt.  Da  ergibt  sich,  daß 
die  Sterne  fast  den  ganzen  Himmel  in  einem  Ringe  umziehen.  Die  Aufzählung  beginnt 
nämlich  mit  Spica,  geht  weiter  bis  zum  '^«''■"''  /'/.'-A7',  dem  Hunde  der  Göttin  Gula,  der 
aus  Sternen  des  Wassermanns  gebildet  wird,  setzt  wieder  ein  mit  dem  '">*''«''  JLu-lim,  der 
Capeila,  und  schließt  mit  dem  ''"''''<•''  y.e-gal-a-a  in  der  Jungfrau.  Eine  ununterbrochene 
Reihe  von  Gestirnen  von  der  Capella  an  bis  zum  Wassermann  (also  fast  um  den  ganzen 
Himmel  herum)  stehen  mithin  im  Enlilwege.  Damit  erweist  sich  nun  doch  meine 
frühere,  anscheinend  wohlbegründete  Erklärung  der  drei  Wege  am  Himmel  als  un- 
richtig, und  eine  neue  Prüfung  des  Materials  ist  nötig.  Dank  den  neuen  Angaben  ist 
es  jetzt  mög-lich,  etwas  Endgültiges  zu  geben. 

Wenn  fast  der  ganze  Tierkreisgürtel  im  Enlilwege  stehen  kann,  so  kann  eine 
Auffassung  der  drei  Wege  als  dreier  Stücke  des  Tierkreises,  wie  sie  zuerst  HOMMEL 
ausgesprochen  hat,  nicht  länger  als  annehmbar  gelten.  Dagegen  kommt  WiNCKLERS 
Annahme,  daß  es  sich  um  drei  Parallelstreifen  handle,  wieder  zu  Ehren.  Allerdings 
können  es  nicht  drei  Parallelstreifen  des  Tierkreisgürtels  sein.  Dagegen  spricht  zunächst, 
daß  mehrere  der  in  unserem  Texte  genannten  Sterne  gar  nicht  im  Tierkreisgürtel  liegen. 
Ausgeschlossen  wird  diese  Erklärung  aber  durch  den  Text  Sm  1907  (veröffentlicht 
Jkdii/loitiaru  Vif,  1),  wo  es  heißt: 

1 — 3:  Vom    1.  Adar  bis  zum   30.  Airu  steht  die  Sonne  im  ? -Wege. 

4 — 5:   Vom    1.  Sivan  bis  zum   30.  Ab  steht  die  Sonne  im  Enlilwege. 

6—7:   Vom    1.  Elul  bis  zum   30.  Arahsamna  steht  die  Sonne  im  Anuwege. 
8:  Vom    i.   Kislev  bis  zum  30.  Sebat  steht  die  Sonne  im   Eawege. 

Da  die  Sonne  sich  nicht  von  der  Ekliptik,  die  den  Tierkreisgürtel  mitten  durch- 
schneidet, entfernen  kann,  so  muß  der  Gedanke  an  drei  Parallelstreifen  des  genannten 
Gürtels  aufgegeben  werden.  Da  bleibt  nur  noch  eine  sehr  naheliegende  Möglichkeit: 
es  handelt  sich  um  dreiPar  alle  Istreifen  des  zwischen  den  Wendekreisen 
lieg" enden  Äquatorialbezirkes,  den  die  Sonne  in  ihrem  tägTichen  Laufe 
während  eines  Jahres  durchzieht.  Die  Schiefe  der  Ekliptik -betrug  um  — 3000;  24'',09, 
der  genannte  Äquatorialbezirk  umfaßte  also  damals  eine  Ringfläche  von  48",  18  Breite. 
Das  Erühling-säquiiiüktium  wurde  von  den  älteren  Babyloniern  theoretisch  auf  den 
15.  Nisan  g-elegt'.  Am  1.  Nisan  zog  also  die  Sonne  4°,oi5  südlich  vom  Äquator  ihre 
Tagesbahn,  am  i.  Sivan  i2'',045  nördlich  vom  Äquator.  Dort  beginnt  also  der  Enlil- 
weg.  Am  15.  Tammuz  erreicht  die  Sonne  ihren  Höhepunkt:  sie  läuft  auf  dem  nörd- 
lichen Wendekreise.  Am  i.  Elul  steht  sie  wieder  bei  i2'',045.  Dieser  nördliche  Streifen 
von  i2",045  Breite  entspricht  also  dem  Enlilwege.  Vom  i.  Elul  bis  zum  30.  Arahsamna 
geht  nun  die  Sonne  im  Anuwege.  Es  ist  das  der  Streifen  von  i2'',045  nördlich  bis 
i2'',045  südlich  vom  Äquator,  also  von  24'',09  Breite.  Denselben  Streifen  muß  aber 
auch  die  Sonne  aufwärts  steigend  in  der  Zeit  vom  i.  Adar  bis  zum  30.  Airu  durch- 
laufen, so  daß  also  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  in  den  Zeilen  i — 3  Anuweg  zu 
ergänzen    ist.     Am    i.   Kislev    steht    die  Sonne    i2*',045    südlich    vom   Äquator,  senkt  sich 


')  S.  oben  S.  43. 


Die  SternUste  Br.  M. 


47 


allmählich  tiefer  hinab,  um  am  15.  Tebet,  dem  Tag-e  der  Wintersonnenwende,  den  süd- 
lichen Wendekreis  zu  durchlaufen,  und  steigt  nun  allmählich  wieder  höher,  um  am 
30.  Sebat  wieder  den  Kreis  1 2^,045  südlich  vom  Äquator  zu  erreichen.  Dieser  süd- 
liche Streifen  ist  der  Eaweg.  Die  folgende  Figur  gibt  die  soeben  gewonnenen  Fest- 
stellungen möglichst  anschaulich  wieder. 

Dem  VVegstreifen  des  Enlil  gehören  nun  also  um  — 3000  alle  Sterne  an,  die 
zwischen  i2'',045  und  24",oq  nördlich  vom  Äquator  liegen,  dem  des  Anu  alle  Sterne 
zwischen  1 2^,045  nördlich  und  i2'',045  südlich  vom  Äquator,  dem  des  Ea  alle  Sterne 
zwischen  i2",045  und  24*,09  südlich  vom  Äquator.  Diese  Feststellung  ist  natürlich 
von  großer  Wichtigkeit,  da  nun  für  die  im  zweiten  Absätze  genannten  Enlilsterne  eine 
bestimmte  Grenze   gegeben    ist,  die  für  die  Identifizierung  von  großem   Werte  ist.     Die 


Planeten  können  natürlich  zu  jeder  beliebigen  Jahreszeit  in  einem  der  drei  Wege  stehen, 
so  daß  Planetenbeobachtungen  für  die  Feststellung  der  Lage  der  Wege  ohne  Be- 
deutung- sind^ 

Ich  benutze  die  Gelegenheit,  um  auf  einige  der  in  meinen  Beiträgen  behandelten  Texte  zurückzukommen. 
Zunächst  noch  einmal  zu  III  R  51,9  {Beiträge,  S.  3 ff.).  Ich  übersetze  jetzt  von  Z.  14  ab:  „Was  den  Jupiter  anlangt, 
über  den  ich  zuvor  meinem  Herrn  Könige  berichtet  habe:  „Im  Anuwege  im  Bereiche  des  J^"''^"^  SIB-ZI-AN-NA 
ist  er  sichtbar  geworden,  er  steht  tief  und  ist  im  ryjsi'  nicht  deutlich  zu  erkennen,  doch  s.igt  man  jedenfalls  das: 
,Im  Anuwege  ist  er';  seine  astrologische  Deutung  werde  ich  dem  Herrn  Könige  noch  senden".  —  von  dem  ist  jetzt 
folgendes  zu  berichten:  Er  hat  sich  aufgerichtet,  ist  deutlich  geworden,  unter  dem  kakUM  ^^arkabtu  im  Enlilwege 
Stent  er,  dem  kahkab  Jfarkahtu  hat  er  sich  genähert.  Seine  astrologische  Deutung  wird  jetzt  durchgeführt  werden, 
wohingegen  die  astrologische  Deutung  betrefl's  des  Jupiter,  der  im  Anuwege  stand,  worüber  ich  zuvor  meinem  Herrn 


')  Das    bezieht    sich    auf    die 
'')  Dämmerung:   Dunstkreis r 


Beitrügen,  S.  8  fT.   behandelten  Texte. 


48 


Kap.  II:    Die  Quellen. 


Könige  berichtete,  nicht  durchgeführt  werden  konnte.  Der  Herr  König  möge  es  wissen."  Jupiter  ist  also  am 
Morgenhimmel  sichtbar  geworden,  und  zwar  im  Anuwege  nicht  weit  vom  Grenzkreise  des  Enlilweges.  Er  wird  also 
ungefähr  lo"  nördlich  vom  Äquator  gestanden  haben,  und  zwar  soll  er  sich  dabei  oberhalb  des  >«>kkah  SIB-ZT-AN-NA 
befunden  haben,  der,  wie  wir  unten  sehen  werden,  mit  dem  Orion  identisch  ist.  Das  stimmt  vortrefflich,  denn  für 
Beteigeuze  («  Orionis),  den  nördlichen  Hauptstern  des  Orion,  betrug  — 700  die  Deklination  <lf  =  -f-  2'',4g,  für  Rigel 
(/?  Orionis),  den  südUchen  Hauptstern  des  Orion,  (?  =  —  I5°,07'.  Der  Orion  erstreckte  sich  also  damals  durch  den 
größten  Teil  des  Anuweges  bis  in  den  Eaweg  hinein.  Betrug  die  Deldination  des  Jupiter  also  10",  so  stand  er  etwa 
/",-,  über  Beteigeuze.  Hier  werden  unsere  bisherigen  Ergebnisse  also  bestätigt.  Jupiter  geht  seine  Bahn  dann 
weiter  und  tritt  in  den  Enlilweg  hinüber.  Er  steht  dann  etwa  1 2" —  1 3"  nördlich  vom  Äquator  und  soll  sich  laut 
unserem  Texte  dann  unter  dem  kakknb  Narkabtu  befinden,  der,  wie  sich  unten  ergeben  wird,  aus  den  Sternen  /?  und  J 
Tauri  besteht*,  ß  Tauri  hatte  —700  .die  Deklination  (5' =  +  2i°,5i.  I  Tauri  8  = -\-  l4<>,Sl'.  Jupiter  st.ind  also 
in  jedem  Falle  unter  beiden  Sternen. 

Noch  einige  Worte  zu  den  anderen  Texten,  in  denen  die  Wege  genannt  sind,  soweit  sie  hier  für  uns 
von  Interesse  sind.  ThR  207,  i  — 0  (Beiträge,  S.  8f.)  heißt  es,  daß  Venus  im  Enlihvege  nicht  weit  vom  Krebse 
sichtbar  wurde.  Ihre  Deklination  betrug  also  12"  oder  darüber,  ß  Cancri,  der  südlichste  hellere  Stern  des  Krebses, 
hatte  — 700  die  Deklination  S  = -\-  I3'',20*.  Die  anderen  standen  beträchtlich  nördlicher,  /  z.B.  bei  -{- 26",^^*. 
Es  stimmt  also  auch  hier.  Zu  demselben  Ergebnisse  führen  die  Stellen  ThR  187,  4 — 6;  188,  3 — 4  {Beiträge,  S.  10). 
In  Sh  I  (8,  7— fa),  R.  II,  10  {Beiträge,  S.  12)  wird  von  einer  Lichterscheinung  berichtet,  die  im  Eawege  (!)'•  im  Be- 
reiche des  Skorpions  sichtbar  wurde.     Der  Skorpion  gehörte  um  — 700  tatsächlich  ganz  dem  Eawege  an. 

Nun  zurück  zu  unserer  Liste.  Es 
handelt  sich  also  um  Sterne,  die  hoch  oben 
im  Enlilweg-e  kulminieren.  Wie  unser  Text 
sagt,  stehen  sie  dann  ina  mihrit^  fa  SES  samv. 
Im  folgenden  steht  dafür  regelmäßig-  ina 
niil^rit''  irti-ka  „vor  deiner  Brust".  Ich  glaube 
kaum  auf  Widerspruch  zu  stoßen,  wenn 
ich  annehme,  daß  mit  SES  samc  wieder  ein 
Instrument  gemeint  ist.  Nach  BrCnnow, 
Nr.  6441  ist  SES  =  marratu,  wofür  wir  oben 
S.  14  die  Bedeutung  „Ring"  fanden*.  Was 
wäre  nun  aber  ein  „Himmelsring-"?  Meines 
Erachtens  kann  darunter  kaum  etwas  anderes 
als  eine  Art  Armille  verstanden  werden. 
Ein  solches  Instrument  besteht  aus  einem 
großen  „Ringe",  dem  Meridiankreise,  und 
einer  Reihe  weiterer  innerhalb  dieses 
Ringes  befindlicher  „Ringe"  (hauptsächlich 
Äquatorial-  und  Ekliptikalkreis),  so  daß  die 
Bezeichnung  „Himmelsring"  durchaus  zu 
Recht  bestände.  Schon  früher  habe  ich  vermutet,  daß  die  Babylonier  bei  ihren  Be- 
obachtungen sich  der  Armillen  bedient  haben  müssen  {Babyloniaca  VI,  p.  225!.).  Auch 
die  Tat.sache,  daß  die  Griechen  Äquinoktialarmillen  (Astrolabien)  benutzt  haben,  ist  von 
Wichtig-keit.  Wie  ihr  gesamtes  Wissen  vom  Sternenhimmel,  so  werden  sie  auch  ihre 
astronomischen  Instrumente  aus  Babylonien  bezogen  haben.  Es  ist  vielleicht  nicht  allzu 
gewagt,  nach  all  den  sicheren  Tatsachen,  die  wir  heute  kennen,  die  Rekonstruktion 
einer  babylonischen  Armille  zu  versuchen.  Die  beifolgende  Figur  zeigt  meinen  Rekon- 
struktionsversuch. 


')  S.  Neugebaiek,  Stemtafdn,  Nr.  131,  106.  ^)  Da  Jupiter  also  aus  dem  Gebiete  der  Zwillinge  in 

das  des  Stieres  hinübergeht.   w.ir  er  rückläufig.  ')  S.  Neugebauer,  Nr.  HO,  120.  *)  Neuoebaer.  Stern, 

tafeln  Nr.  183,  194.  '')  >' BAT  ist  in  neubabylonischen  Texten  bekanntlich  Ea  zu  lesen.  ")  Man  könnte 

zweifelhaft    sein,    ob    dies  marratu  dasselbe   ist  wie  das  oben    (S.  14)  erwähnte,   da  SKS  auch    ^   niarru    „bitter" 
ist.     Doch   könnte  auch   hier  eine  der  so  häufigen  Ideogrammsübertragungen  vorliegen. 


Die  Sternliste  Er.  M.   8637S.  ^g 

Der  Kreisring-  M  entspricht  dem  Ortsmeridiane.  Bei  richtiger  Einstellung-  geht 
seine  bis  zur  Himmelskug-el  ausgedehnt  gedjichte  Ebene  durch  Südpunkt,  Zenit  und 
Xordpunkt.  Die  beiden  auf  ihm  bezeichneten  Punkte  X  und  S  entsprechen  den  beiden 
Himmelspolen  (für  Babylon  32^5  über  dem  Nord-,  bzw.  unter  dem  Südhorizonte).  Sie 
repräsentieren  die  beiden  Enden  der  Himmelsachse.  Durch  den  Mittelpunkt  der  Achse 
ist  eine  kreisförmige  Ebene  gelegt,  die  der  Äquatorialebene  entspricht.  Praktisch  aus- 
geführt dürfte  man  das  so  haben,  daß  man  auf  dem  Mittelpunkte  der  Himmelsachse 
senkrecht  eine  zweite  Achse  errichtete,  durch  deren  Enden  ein  Ivreisring-,  eben  der 
Äquator,  gelegt  wurde  (s.  Figur,  Ring  A).  Unter  einem  Neigungswinkel  von  etwa  2  3*',5 
zur  Äquatorebene  1  wurde  dann  durch  den  Mittelpunkt  der  Himmelsachse  eine  zweite 
Ebene  gelegt,  die  Ekliptikalebene.  Der  Kreisring  E  in  der  Figur  stellt  die  Ekliptik 
dar.  Durch  die  beiden  Endpunkte  dieses  Ringes  wurden  dann  zwei  weitere  Ringe 
parallel  zum  Äquator  gezogen  (in  der  Figur  Wn  und  VVs)  als  nördlicher  und  südlicher 
Wendekreis.  Zwischen  den  an  die  Himmelskug-el  projiziert  gedachten  Ringen  Wn 
und  Ws  liegen  nun  die  Wege  des  Anu,  Enlil  und  Ea.  Für  praktische  Beobachtungen 
war  es  nun  zweckmäßig,  noch  zwei  Ringe  einzufüg-en:  einen  dort,  wo  Enlil-  und  Anu- 
weg  aufeinanderstießen  (in  Figur  Ring  b)  und  einen,  wo  Anu-  und  Eaweg  aufeinander- 
stießen (in  Figur  Ring  a).  So  war  man  imstande,  ganz  genau  und  mit  Sicherheit  fest- 
zustellen, in   welchem   der  drei  Wege  sich   ein  Planet  befand  '-'. 

Noch  ein  Punkt  bleibt  zu  berühren,  der  von  großer  Wichtigkeit  ist.  Wie  wir 
oben  (S.  43)  gesehen  haben,  ist  das  Original  unseres  Textes  etwa  um  —3000  abgefaßt. 
Damals  hat  man  also  schon  Armillen  besessen.  Es  ist  nun  nicht  anzunehmen,  daß  sie 
in  der  Folgezeit  jemals  wieder  außer  Gebrauch  gekommen  sind.  In  den  2300  Jahren 
seit  Abfassung  unserer  Liste  bis  auf  Asurbanipal  sind  nun  infolge  der  Präzession  eine 
ganze  Reihe  Sterne  aus  einem  ..Wege"  in  den  andern  gewandert,  so  da(j  die  Annahme, 
die  Babylonier  hätten  die  Präzession  nicht  gekannt,  auch  von  diesem  Standpunkte  aus 
als  gänzlich  unmöglich  erscheint.  Um  dieses  Wandern  der  Sterne  nicht  zu  bemerken, 
hätten  die  babylonischen  Astronomen  entweder  blind  oder  zu  astronomischem  Beobachten 
unfähig  sein  müssen.  Da  ersteres  nicht  gut  anzunehmen  ist,  letzteres  durch  alles,  was 
wir  über  die  Babylonier  wissen,  vollständig  ausgeschlossen  wird,  so  findet  auch  hier  die 
schon  früher  von  mir  auf  anderem  Wege  bewiesene  Annahme,  die  Babylonier  hätten 
die  Präzession  gekannt,  eine  neue  Bestätigung^. 

Doch  kehren  wir  zu  unserer  Liste  zurück.  Von  den  Sternen,  die  im  Enlilwege 
kulminieren,  heißt  es  dann  weiter,  daß  sie  müM  inapjmlj.ü >"■  u  irabhüf'  „nachts  aufgehen 
und  dann  verblassen ''•'.  Nach  F-Col.  IV,  3  scheinen  damit  nicht  alle  Gestirne  des  Enlil- 
weges,  sondern  nur  die  im  Bereiche  des  Tierkreisgürtels  gelegenen  gemeint  zu  sein, 
vorausg-esetzt,  daß  ich  die  Zeile  richtig  fasse.  Ich  übersetze:  ..Die  Z/Z;«-Gestirne  .  .  .  , 
in  deren  Mitte  man  Sterne  sieht.-'  Mit  den  ..Sternen-'  dürften  doch  aber  wohl  die 
Planeten  gemeint  sein,  da  sonst  ein  Sinn  schwer  in  die  Worte  zu  bringen  ist.  Viel- 
leicht ist  statt  l-akkaldni'''  überhaupt  hil/be'''  zu  lesen,  da  nach  MEISSNER,  S.\I  Nr.  2524 
MUL  auch  =  Ubbu  ..Planet"  ist. 


')  Die  Schiefe  war  natürlich  für  die  verschiedenen  Jahrhunderte  verschieden.  S.  die  Tabells  bei  Wislicen'U.s, 
Tafeln  zur  Bestimmung  der  jährlichen  Auf-  tmd  Untergänge  der  Gestirne,  S.  3 1  und  bei  Ginzel,  Sandbuch  der 
Chronologie  I,  S.  31.  *)  Die  Abbildung  ist  nach  einer  flüchtigen  Skizze   von  mir  gezeichnet  worden;    dabei 

ist  unglücklicherweise    die  Schiefe   der  Ekliptik  zu  groß  geraten,  sodaß  der  Nordpol  anstatt  bei  32*,  5   (für  Babylon) 
etwa  bei  45°  liegt  (ebenso  ist  der  Südpol  und  der  Höhepunkt  des  Aequators  verrückt).     D.i  es  mir  aber  nur  auf  den 
Gesamteindruck    des    Instrumentes    ankam,    habe    ich    auf    eine    Neuanfertigung    der    Zeichnung    verzichtet. 
')  S.  Bahyloniaca  VII,   i,    p.   iff.  *)  Beim  Morgengrauen! 

Weidner.  Babylonische  Astrüoouiie.  7 


50 


Kap.   II:    Die  Ouelle 


In  den  Z.  4—6  sind  dann  die  Hauptsterne  g-enannt,  die  dem  Enlilwege  an- 
g-ehören  (s.  schon  oben  S.  46).  l'ür  ihre  Identifizierung  verweise  ich  auf  Kap.  III.  Zu 
^"k'^'^i>  AX-GUB-BA-MES  s.  auch  schon  oben  S.  32f. 

Der  dritte  Absatz  (Z.  7  —  g)  faßt  kurz  zusammen  und  besagt  dasselbe  wie  der 
erste.  Er  lautet  in  Übersetzung:  ,. Alles  dieses  sind  ZikpiSterne  des  Knlilweges,  die  im 
Meridiane  vor  deiner  Brust  stehen  und  nachts  auf-  und  untergehen,  in  deren  Mitte  du 
Planeten  (?)  siehst."     Alle   Einzelerklärungen  sind  bereits  oben  gegeben. 

Abschnitt  IX  schließt  sich  an  den  vorhergehenden  eng  an.  Den  im  Enlilwege 
kuhiiinierenden  Sternen  werden  die  Sterne  gegenübergestellt,  die  zu  derselben  Zeit,  da 
jene  im  Meridiane  stehen,  am  Osthorizonte  heliakisch  aufgehen.  Die  einleitenden  Worte 
(Z.  10 ff.)  habe  ich  bereits  oben  übersetzt  (s.  S.  45).  Es  heißt  darin,  daß  man  am  Morgen, 
bevor  die  Sonne  aufgeht,  den  zikpu  aufstellen  und  nach  Süden  visieren  soll.  Dann 
würde  zu  einer  bestimmten  Zeit  des  Jahres  der  und  der  Stern  g-erade  im  Meridiane 
stehen  (es  sind  hier  nur  die  Sterne  des  Enlilweges  berücksichtigt),  während  ein  be- 
stimmter anderer  gerade  heliakisch  aufgehen  würde.  Daß  die  Orientierungsrichtung  für 
die  Babylonier  bei  ihren  astronomischen  Beobachtungen  Süden  war,  wird  hier  aufs  neue 
bestätigt'.  In  den  folg-enden  Zeilen  (bis  Z.  30)  ist  dann  die  Gegenüberstellung-  von 
kulminierenden  und  aufg-eheiiden  Sternen  für  die  einzelnen  Zeiten  des  Jahres  im  einzelnen 
durchgeführt  (s.  Kap.  III). 

Abschnitt  X  bringt  die  in  Babylonien  lange,  aber  immer  vergeblich  gesuchten 
Mondstationen-.  Die  einleitenden  Worte  sind  schwer  verständlich,  da  sie  verstümmelt 
und  zum  Teil  in  nicht  leicht  aufzulösenden  Ideogrammen  geschrieben  sind.  Ich  kann 
nur  einen  Sinn  hineinbringen,  wenn  ich  e-ma  in  Z.  31  mit  „oder"  übersetze.  Es  würde 
dann  hebr.  dx  entsprechen.  Unter  der  Voraussetzung,  daß  diese  Übersetzung  richtig  ist, 
gebe  ich  die  beiden  Zeilen  31 — 32  so  wieder:  „Die  Sterne,  die  auf  dem  Wege  des 
Mondes  stehen  und  deren  Bereich  der  Mond  (als  Vollmond)  oder  der  Mond  (als  Sichel) 
durchschreiten  und  sie  überholen  (?),  (sind  folgende)."  Daß  arhii  zunächst  die  Mond- 
sichel  bezeichnet,  geht  aus  vielen  Stellen  hervor;  vgl.  z.  B.  unsere  Liste  Kol.  II,  16  f. 
(s.  oben,  S.  41  f.),  wo  es  heißt,  daß  Merkur  dort  sichtbar  wird,  wo  der  arl}ii  (=  Neulicht) 
erscheint  und  der  arl}u  (=  Altlicht)  verschwindet '.  Demgegenüber  dürfte  Siti  hier  den 
Vollmond  bezeichnen.  Habe  ich  also  recht,  so  liegt  in  der  Phrase  ''  Sin  c-ma  arhu 
zugleich  eingeschlossen:  zunehmende  Sichel,  Vollmond,  abnehmende  Sichel.  Die  beiden 
Erscheinungsformen  des  Mondes  (Sichel  und  volle  Scheibe)  durchschreiten  nun  den  pink 
kakkakmi»'.  Pirku  bedeutet  „abgeschlossenes  Gebiet,  Bezirk"  (s.  DELITZSCH,  HW  456  a). 
Ein  pirku  entspricht  also  der  Mondstation,  in  der  der  Mond  24  Stunden  verweilt;  wir 
können  es  also  einfach  übersetzen  mit  „Mondstation  •'.  Innerhalb  eines  Monats  rückt 
nun  der  Mond  immer  weiter  von  einer  Station  in  die  andere.  Das  steckt  anscheinend 
in  dem  ihppitAi''-iu-nu-ti,  das  wörtlich  zu  übersetzen  wäre:  „sie  (die  Erscheinungsformen 
des  Mondes)  wenden  sie  (die  Mondstationen)  zurück",  mit  anderen  Worten:  eine  Mond- 
station nach  der  andern  wird  vom  Monde  verlassen,  bleibt  hinter  ihm  zurück. 

In  den  Zeilen  33  —  37   sind  dann  die  einzelnen   Mondstationen  genannt.    Sie  sind 


')  Vgl.  Jastrow,    ZA  XXIII,  S.  196  —  208.  *)  Nur  der  terminus  technicus  für  „Mondstation",  niiin- 

lich  manzazu  war  bisher  bekannt  (s.  meine  Beiträge,  S.  78;  Bahyloniaca  VI,  S.  l6);  das  Wort  ist  unter  der  Form 
manzü  dann  ins  Arabische  übergegangen.  Als  zweiter  terminus  findet  sich  im  Babylonischen  iMn  „Nachtlager"; 
vgl.  ThR  36  A,  3:  i-na  is-di  ia-vmr-[ti  ^^  Sin]  „in  dem  isdii,  da  der  Mond  (nach  der  Konjunktion  mit  der  Sonne) 
wieder  sichtbar  wird".  Isdu  „Nachtlager"  entspricht  genau  dem  chinesischen  Ausdruck  für  Moudstation,  nämlich  .sin 
„Nachtlager".  '■')  Auch   die  Phrase  itia  tnitiarti  arhi  „bei  Erscheinen  des  Neulichts"   findet  sich  (vgl    VACb, 

Sin   III,  10  usw.). 


nicht  alle  erhalten,  aber,  wie  ich  bereits  OLZ  1913,  4,  Sp.  151  f.  ausgesprochen,  gestattet  die 
Größe  der  Lücken  nur  eine  Liste  von  24  Mondstationen.  Es  kann  das  nichts  Ursprüng- 
liches sein,  denn  dann  würde  man  entsprechend  der  Sichtbarkeitsdauer  des  Mondes 
2-]  oder  28  Stationen  erwarten.  Es  sind  hier  schon  Mondbahn  und  Tierkreis  in  Einklang 
gebracht:  den  12  Tierkreisbildern  entsprechen  24  Mondstationen'.  Über  die  einzelnen 
Stationen  s.    Kap.  III  und  V. 

Der  Anfang  von  Z.  38  ist  nach  Kol.  IV,  7  erg-änzt.  Sonst  steht  in  diesem  Ab- 
sätze dasselbe  wie  in  den  Zeilen  31!.:  „Alles  dieses  sind  die  Sterne,  die  auf  dem  Wege 
des  Mondes  stehen  und  deren  Gebiet  der  Mond  (als  Vollmond)  oder  der  Mond  (als 
Sichel)  durchschreiten  und  sie  überholen  (?)." 

Abschnitt  XI.  Von  der  Unterschrift  ist  nur  noch  wenig  erhalten.  Am  Anfange 
von  Zeile  40  stand  einst  wahrscheinlich  die  Fangzeile  für  die  zweite  Tafel.  Sie  endete 
mit  dem  Worte  illak"^  „geht".  Dann  folgt  der  Vermerk:  „Tafel  I  der  Serie  *"**"*  ÄPIN^. 
Unser  Text  bildet  also  die  erste  Tafel  einer  nach  den  Anfangsworten  *■«"■*:'»''  APIN  ge- 
nannten Serie,  die  wahrscheinlich  das  astrologische  Wissen  der  ältesten  uns  be- 
kannten babylonischen  Zeit  in  den  Hauptzügen  darstellte^.  Von  Z.  41  ist  nur  noch  er- 
halten: [tiinia]  lablri-sa  mtir-ma  bdri  „gleich  dem  Original  geschrieben  und  durchgesehen". 
Der  Rest  ist  abgebrochen.  Es  stand  wahrscheinlich  noch  der  Name  des  Schreibers  und 
vielleicht  eine  Datierung  da. 


i)   Die  Liste  V  R  46. 


Umschrift. 


kalikab 
kakkab 
kakkab 
kukkab 
kakkab 

kakkab 
kakkab 


kakkab 
kakkab 


APIX 

UR-BAR-RA 

GMl 

MAS-TAB-BA-GAL-GAL-LA 

MAS-  TAB-BA-  TUR-  TUR 

LUGAL 

Ue-gäl-a-a 

BjiL-UR-A 


"  Amr 
•'  A-nu 

3i^Jcakhi  sa  hütd  " '^  Mardnk 
i^  LUGAL-GIR-RA  u  "  MES-LAM-JA-^-A 
''  Sin  u  *'  Nerval 
"  LÄL  u  «  NlN-SA-gü-R 
"  IGI-DU  u  "  NIN-SA-gii-R 
''  Mar  du  k 
j  "  Gl-BIL-LÄ 


SÜ-PA  ''^  En-lil  sa  si-mat  mdti  i-sim-mu  :  rabü  '^  En-lii'''^  '■^  Marduk 


MU  -  SIR  -  KES  -  LA     ''  A  -  nim 

TUB+US-E-MAJI 

9'»  BAR  namru  sa  mi/jrit 

i'EN-ME-SÄR-RA 
GÜB-BA-MES  m-ut  E-KÜR 
AN-KÜ-A-MES  sü-ut  E-KÜR 
LAM-MU  mkkal  ''  Ba-Ü 
NIN-SAR  u  "  IRA^-^-GAL 
UMUN  "  DA-MU 

immer  glgj^ 

Lu-liin 

MULU-LÄL  u  "  LA-IA-RAK 


rabü  "  sa  same ' 
"  SÄ-KUD 
''  Nusku 


ilu  rabü 


■'  Sin  u  ''  Ncrgal 
''  A-nu  u  ''■  En-lil 
''  UR-MA-TAK  mkkal 
■'  Nergal  u  ''  llyhi-tum 
«  A-nu 

"IM-DUGEBO" 
''  EN-ME-SÄR-J{A 
''  Sin  u  "■  Xcrgal 


Vgl.  Stucken,  Der  Ursprung  des  Alpliabäs  und  die  Mondstationen. 


■')  S. 


52 


Kap.  II:    Die   Quellen. 


kakkah   ß^^ 

"  Istar  Bähili"' 

kakkai  EN-ri'J-\A-MAS- UM 

"  UraS 

kakkab   gii  QAN  -  Gi'SUU    'J"  kuLku 

m  " 

A- 

Ha  ina  iibbi-m  apsü  ibarnl 

MIL-MLL-J.A 

[M 

\L 

y'H-akku  sa  kätä  '^  Mardiik 

kakkuu  TAR-LUGAL 

''  En-lil  sa  Kid-laba'''   '<■  Lugal-banda'^'' 

^•""-"'  « '  BA  T 

pa-gar  asakki 

kakkah   ^l„^ 

''  Eres-ki-gal 

'iNahü  u  i^LÜGAL 

"  j^amas  u  ''  Adad 

kakkab  GIR-TAB 

"'  l.s-l}a-ra  tam-iim 

i'-SAR-VR  V  "SAR-GA^ 

■'  Mm-te-iir  bab-lim  n  "  '■"'  hiklca  A^-SÄ-ZU 

kukkai,  /,  / 1^.  11  _  1  •/■  ,i  AZ AG-SUD 

''KÜR-GAB 

kukkah  A-im-m-in,ii   n  '"'''''"''  Si-nu-nu-lum 

•""■  Diklat  u  •""-  /'uraUu 

Rück.seite. 

k.,kka„  Mr-SIR-A-Ali-BA 

kakkah    J\r/:W" 

kukkah  MÄ-rr  ^<"'*"'  sriiij;.M. 

l'.S 

''  Nabu  u  '■'  Ta.i-me-tum 

kakkai  SAG-ME-GAE 

iui-ai<  sa-ad-du  ana  da-da-nm 

kakkab   JJfE.BAT 

na-ba-at  kak-ka-bu 

kokkai,  lA-.ßAT 

mus-mü  bu-liin 

'"""""'  ZAL-BAT-"'' 

mus-ia-bar-ru-ü  inu-ki-im 

kakkah  UT-KA-GAB-A 

ümu  "'"  na-i-ri 

kakkai,   mi-MUS-DA 

üu  Sa-gi-mu 

.    "'■'""">  BAL-UK-A 

kak-kab  bal-tum 

kakkai  A-EDIN 

ba-na-at  ri-lyu-twn 

.     fc"*«^«*  MU-SlB-KES-hA 

''■  Ni-ru  rak-m 

_      kakkai,  }Ja-ha-.<l-i;i-,ia   ''  MN-GJh 

-si; : 

ili-b 

i-ut  dr  ''  A-71U 

.     ""'"'■'"  JA-A/,'A/^ 

rem  ''"'''"">  GAM 

.    "'""«'"  DIL-GAN 

kakkab  ma-n-tü  :  vm-a-tn  Bäbllu"' 

.     "-""'"''  KAK.Sl-Dl 

kakkab  mes-i-i-e 

.     "<"""'»  SÜ-PA 

kakkabu  na-am-ru 

Enm 

be-lit  bi-ri 

.     "'"'J  KMimu  •'"''>  Tebctu  "'■"''  Saba 

tu  ka 

rnu 

'  Si?i  .siimclln  tarmC"'-}na  kakkard   uui-tat 

nu-ul}-l}U-ul  ü-di-e 

Sa  III ar/jäni^''  an-nu-ti  ümu  XI V""  üu  itti ili  lä  innamani^"  Kl-M IN 

MUL-AÄ'-NA  me»-l}u  imsu/}  "b  """''  nakni  name  '-a  ikamnds '"" 

''  TBBAL-TI  Kl-MIN  "  URU-BAR-RA  *'  Cras 

KU  Ü   1  ME  (=  loo?)  KU  ÜB  Gl  PI 


d  XXX  '^""  lä  L-« 


6o.  mu-da-a  mu-da-a  li-kal-lim 

6i.  kiina  labm-su  ki-tir-ma  ba-a-ri 

02.  gim    (lM-Gi{D)-DA)  makkür   K-:i.(d)-da  "'  ''-  Nabu-nadln-al}i 

63.  apil  "'  Är-kat-üäniP'-damiktu  """''  MAS  ana  üal-H 


64.     ütur  {IN-SAR)  ina  E-zi(d)-da  ü-kin 


K  o  m  in  e  n  t  a  r. 

Zunächst  über  die  Liste  im  allgemeinen.  Hommel  hat  an  verschiedenen  Stellen 
seiner  Schriften'  zu  beweisen  versucht,  daß  die  ersten  38  Zeilen  mit  Ausschlul.)  der 
Zeilen  12 — 26  eine  Mondstationenliste  darstellten,  begfinnend  mit  den  Plejaden  und 
schließend  mit  dem  Steinbocke,  wobei  die  wichtigsten  Sterne  zwischen  Steinbock  und 
Plejaden  in  dem  Exkurse  (Z.  12 — 26)  mitgeteilt  seien'.  Diese  Anschauung  ist  auch  sonst 
in  viele  Bücher  übergegangen^.  R.  Bro\\'X  hat  in  seinen  Researches  II,  p.  sgff.  sich 
geg^n  HOMMELS  Meinung"  erklärt  und  versucht,  die  ersten  38  Zeilen  als  einen  fortlaufenden 
'Lwiar  Zodiac'  (a.  a.  O.  p.  67  ff.)  nachzuweisen,  der  bei  «,  /.  'Z,  1].  ^,  /.,  ö  Aquarii  beginne. 
Diese  letztere  Anschauung  ist  vollständig  unhaltbar,  da  sich  unten  in  Kapitel  III  auf 
Grund  des  gesamten  Materials  herausstellen  wird,  daß  Browxs  Fixsternidentifizierungen 
so  gut  wie  durchgängig-  falsch  sind.  Leider  kann  ich  mich  aber  auch  HOMMELS  An- 
schauung, die  durchaus  fester  begründet  ist  wie  die  BROWNS,  nicht  anschheßen.  Auch 
er  ist  bei  einer  nicht  ganz  unbedeutenden  Reihe  von  Fixsternidentifizierungen  fehlgegangen, 
eine  Feststellung,  welche  die  Annahme  einer  einigermaßen  geordneten  Mondstationenliste 
nicht  länger  annehmbar  erscheinen  läßt.  Dazu  gesellt  sich  die  bereits  oben  (s.  S.  40  ff.) 
bei  Behandlung  der  Liste  Br.  M.  86378  (CT  XXXIII)  gemachte  Feststellung,  daß  unser 
Text  in  Wirklichkeit  eine  Liste  von  Enlil-,  Anu-  und  Easternen  ist  unter  Namhaftmachung- 
der  Götter,  die  sich  darin  offenbaren,  parallel  laufend  zu  den  drei  ersten  Abschnitten 
von  Br.M.  86378.  Die  ersten  21  Zeilen  enthalten  die  Enlilsteme.  Sie  erscheinen  genau 
in  der  gleichen  Reihenfolge  wieder  in  Br.  M.  86378,  Kol.  I,  i — 31,  wie  bereits  oben  (S.  40 f.) 
des  näheren  gezeigt  worden  ist.  Nur  *■«'■'•"''  si^ B^IR  (Z.  14)  findet  sich  in  CT  XXXIII  nicht; 
dafür  sind  dort  wieder  eine  ganze  Menge  anderer  Sterne  unter  der  Rubrik  'Enlilsterne' 
genannt,  die  wir  V  R  46  vermissen,  so  daß  die  Annahme  nicht  zu  umgehen  ist,  daß 
beide  Texte  auf  eine  gleiche  Quelle  zurückgehen,  aus  der  CT  XXXIII  einen  längeren, 
V  R  46  einen  kürzeren  Auszug  darstellt.  Während  nun  also  die  Zeilen  i — 21  ganz 
zweifellos  den  ersten  Abschnitt  ('Enlilsteme')  bilden,  wird  im  folgenden  die  Sache  schwieriger. 
Wohl  finden  sich  sämtliche  V  R  46,  22—38  genannten  Sterne  in  CT  XXXIII  unter  den 
Rubriken  'Anusterne'  und  'Easterne'  wieder,  aber  die  Ordnung  ist  gestört;  denn:  die 
Sterne  in  Z.  22  —  23  treten  in  CT  XXXIII  unter  den  Anusternen  auf,  die  in  Z.  24 — 25 
unter  den  Easternen,  die  in  Z.  26 — 29  unter  den  Anusternen,  die  in  Z.  30  —  33  unter  den 
Easternen,  der  Stern  in  Z.  34  unter  den  Anusternen,  die  Sterne  in  Z.  37 — 38  unter  den 
Easternen.  Der  zweite  Abschnitt  ('Anusterne')  scheint  von  Z.  22 — 29  zu  gehen,  der  dritte 
('Easterne')  von  Z.  30 — 38.  Entweder  sind  nun  versehentlich  beim  immer  wieder 
erneuten  Abschreiben  in  den  zweiten  Abschnitt  zwei  Easterne,  in  den  dritten  ein  Anu- 
stern  gelangt,  oder  es  gab  verschiedene  Überlieferungen,  nach  denen  ein  Stern  bald  zur 
Anu-,  bald  zur  Easphäre  gehörte.  Wahrscheinlicher  ist  mir  das  letztere.  Dann  erhielten 
wir  also  als  Endresultat: 

Z.   I— 21:  Enlilsteme,  Z.  22  —  29:  Anusterne,  Z.  30 — 38:   Easterne. 

Mit  Z.  39  beginnt  eine  neue  Materie. 

Die  Zeilen  39  —  53  enthalten  philologische  Erklärungen  einzelner  Planeten-  und 
Fixsternnamen.  Im  dritten  Abschnitt  (Z.  54 — 59)  folgen  einige  Mondbeobachtungen  und 
kleine  Notizen.     Der  Text  wird  beschlossen  durch  die  Unterschrift  (Z.  60 — 04). 


')  Aufsätze  und  Abhandlungen  111.  i,  S.  430 ff.    ZDMG  XLV,  i8gi,  S.  51)2  ff.    Grundriß  der  Geographie 
und  Gescliichte  des  AO,  S.  221  f.  u.  a.  -)  S.  Aufs,  u   Abhandl.  III.  i.  S.  431.  ■')  Vgl.  Je 

ATAO*,  S.  II   Anm.  3.     Glnzel,  Klio  I,  S.  14  (dagegen  Handbuch  der  Chronologie  I,  S.  70 ff.)  usw. 


54  Kap.   II:    Die  Quellen. 

Abschnitt  I  (Z.  i — 38).  Näheres  darüber  wirrt  unten  in  Kapitel  IIl  zu  sag-en  sein. 
Ich  g-ehe  hier  nur  kurz  auf  die  Zeilen  ein,  welche  Namen  von  Planeten  oder  Himmels- 
punkten enthalten. 

Z.  15 — 16.     Vg-1.  dazu  bereits  oben  S.  32  f. 

Z.  iS.  Hier  sind  zwei  Planeten  ''  ^IX-S^l/t  und  ''  J Ji'.\''^-(iAJ.  genannt,  die 
auch  in  K  2ob~,  Z.  13  (s.  oben  S.  ig)  unter  den  sieben  mäm  („Paarsternen")  auftreten. 
Da  ihnen  dort  ''«'''«''''!  iVa6i<  ti  *••"«■'"'''  LUGAL  „Merkur  und  Jupiter"  als  anderes  Planeten- 
paar gegenübergestellt  werden,  müssen  wir  in  ihnen  Mars  und  Saturn  erblicken '. 
''  NIN-SAR  ist  gewöhnlich  ein  Name  der  Istar'-.  Kr  kann  indessen  auch  einen  Gott 
bezeichnend  Nach  unserer  Stelle  sieht  es  so  aus,  als  wäre  •'  NIN-SAR  =  Nergal.  Das 
ist  aber  nicht  der  Fall;  vielmehr  ist,  wie  wir  aus  anderen  Texten  wissen*,  ''■IRA^^- 
(tAJ.  =.  Nergal  (so  schon  JENSEN,  Kosmologie,  S.  145).  Auch  Zimmern,  Ritualtafeln,  Nr.  27,8 
spricht  dagegen,  da  dort  '' NfN-S^\/;  und  "  Nnyal  nebeneinander  genannt  sind.  Dann 
wäre  also  " NIN'-SAR  =  ''  Ih-bi-tum.  lldnlu  (vom  Stamme  nan)  bedeutet  wohl  „Er  hat  ge- 
räubert" =  „Räuber"  ^  Mithin  erhalten  wir  die  Gleichungen:  '^  NIN-SAR  =  ''■  Il^bitum 
(„Räuberstern")  =  Saturn  und  " IRÄ^^-GAJ.  =  •' iV(T<7«7  =  Mars.  Saturn  ist  hier  anscheinend 
als  Unglücksplanet  aufgefaßt.  Denn  nach  K  250,  Koi.  11,  17  (s.  oben  S.  9)  und  anderen 
Stellen  ist  ''"'•■'•"''  "•'"' ^lablialu  „Räuberstern"  ein  Name  des  Unglück  verkündenden  Planeten 
Mars.  Wir  finden  also  auch  hier,  daß  Namen  und  Einfluß  der  beiden  Planeten  Mars  und 
Saturn  vom  einen  auf  den  andern  übergehen",  wie  überhaupt  die  vier  Planeten  Merkur, 
Mars,  Jupiter  und  Saturn  Namen  und  Einfluß  tauschen  können.  Saturn,  der  sonst  bei 
den  Babyloniern  durchaus  ein  Glücksplanet  ist,  tritt  hier  deutlich  als  Unglücksplanet  auf, 
wie  der  Name  zeigt  und  die  Gegenüberstellung: 

Merkur  und  Jupiter  :  Glücksplaneten. 

Mars  und  Saturn  :  Unglücksplaneten. 

Auch  diese  Zusammenfassung  zu  „Paarsternen"  ist  sonst  nicht  belegbar;  vielmehr  gelten 
sonst  überall  Merkur  und  Mars  einerseits  und  Jupiter  und  Saturn  andererseits  als 
Zwillingsplaneten.  Es  liegt  also  auch  hier  die  Tatsache  vor,  daß  an  den  verschiedenen 
Astrologenschulen  Babyloniens'  verschiedene  Überlieferungen  gepflegt  wurden. 

Z.  30.  Hier  ist  das  andere  Planetenpaar  '^  Nabu  u  ^'^  LUGAL  genannt,  das,  ilem 
oben  behandelten  entsprechend,  Merkur  und  Jupiter,  die  beiden  Glücksplaneten,  um- 
faßt^  ''■Nabu  =  Merkur  ist  bekannt;  zu  ''  lA'GAL  =  Marduk  =  Jupiter  vgl.  Z.  8  unseres 
Textes,  ferner  S  777,  V.  11  usw.".     Den  Zwillingsplaneten  Merkur  und  Jupiter  entsprechen 

')  Übrigens  werden  auch   die  kleinen  Zwillinge  so  genannt  (s.  Kap.  III) ;  sie  können  hier  natürlich  nicht  gemeint 
sein,  da  die  ''"l''"'''  MAS-TAB-BA-TüB-TUR  noch  gesondert  auftreten.  «)  Vgl.  Jensen,  Kosmologie,  S.  145; 

Brünnow,  Nr.  11034;  Meissner,  SAI,  Nr.  8455,  11362;  Weissbach,  Babylonische  MiszeUen,  S.  34,  Z.  33. 
Istar-Venus  ist  indessen  hier  ausgeschlossen,  da  sie  nie  mit  einem  Planeten  zu  einem  Paargestini,  sondern  stets  mit 
Mond  und  Sonne  zu  einer  Trias  zusammengefaßt  wird.  Wenn  Jensen  {Kosmologie,  S.  145)  und  HoMiMEi.  (Auf- 
sätze u.  Abliandl,  S.  387)  >l  NIN-SAR  hier  trotzdem  mit  Istar-Venus  identifizieren,  so  ist  das  sicher  unrichtig. 
')  Vgl.  CT  XXIV,  10,  ib   (MicHATz,  Götterlisten,  S.  55)  u.  a.  *)  Vgl.  Jensen,  Kosmologie,  S.  445,  470fr. 

■^)  Zur  Bildung  von  Ihbitu  vgl.  Delitzsch,  AGr',  S.  178,  wo  man  weitere  Beispiele  für  die  Verwendung  der 
Präteritalform  als  Substantivum  findet.  Daß  ihbitu  Präteritum  I,  i  von  n3n  ist,  scheint  mir  ziemlich  sicher  zu  sein. 
Man  würde  allerdings  eigentlich  ihbutn  erwarten,  aber,  wie  auch  sonst,  dürfte  auch  hier  die  Möglichkeit  einer 
doppelten  Präteritalbildung  mit  i  und  u  vorliegen.  «)  S.  Jeremias,  ATAO',  S.   24!.   u   a.  ')  Vgl.  IIeizev, 

Flinius  V Anden  et  les  Astrologues  chaldcens  :  Coniptes  R^ndus  de  l'Acad.  d.  Inser.  et  B.-L.  191 2,  Sept.,  p.  497  ff. 
(s.  OLZ  191 2,  II,  Sp.  523).  *)  Auch   die  großen  Zwillinge   des  Tierkreises  werden  als  Marduk  und  Nebo  auf- 

gefaßt (s.  Kap.  III);  hier  kann  indessen  das  Gestirn  nicht  gemeint  sein,  da  es  schon  in  Z.  4  unter  seinem  gewöhn- 
lichen Nauien  '^"'•kai'  MAS-TAB-BA-GAL-GAL-LA  aufgeführt  ist.  »j  S.  Jensen.  Kosmologie,  S.  145. 


Die  Liste  V  R  46. 


55 


nun  nach  Z.  30  Sanins  und  Adad.  Nebo  ist  also  gleich  Samas'.  Wie  bekannt,  offenbart 
sich  in  der  Abendsonne  und  der  Sonne  im  Herbstpunkte  tatsächlich  Nebo.  Meinen 
früheren  Ausführungen  darüber  {Zum  Kainpfe  um  die  Altonenlalische  Weltanschauung,  S.  6 ff.) 
kann  ich  noch  einiges  hinzufügen.  Auch  über  die  Götter  der  anderen  Jahrespunkte  sei, 
daran  anschließend,  ein  kleiner  ergänzender  Exkurs  gestattet.  Daß  Nebo  der  West- 
und  Herbstpunkt  zueignet,  zeigt  ganz  klar  und  unzweideutig-  der  Name,  den  er  in  der 
Götterliste  K;  29  (=  CT  XXV,  36;  früher  V  R  46,  2),  V.  24  führt,  nämlich  '^DUL-AZAG- 
GA.  In  dem  seit  der  Zeit  der  Hammurapi-D3'nastie  in  ganz  Babj'lonien  geltenden 
Monatssystem,  das  aber  aus  weit  älterer  Zeit  stammt^,  heißt  der  siebente  Monat,  der 
mit  Herbsttagundnachtgleiche  beginnt,  ''"  DLL-AZAG-GA  =  "'■"*  Tesritu^\  Noch  wichtiger 
ist  eine  Angabe  in  der  neuen  Liste  Br.  M.  86378.     Dort  heißt  es  pl.  3,    Kol.  II,  30: 

—  '-"^'••"''  Irat-AkraU  "  NE-GÜX  ■'  Nabu 
Wie  wir  oben  gesehen  haben,  ist  das  Original  der  Liste  um  — 3000  abgefaßt,  als  der 
Frühlingspunkt  bei  e  Tauri  lag.  Der  Herbstpunkt  lag  dementsprechend  im  Kopfe 
des  Skorpions,  nicht  fern  von  ß  Scorpii,  und  «■"'■''■«''  Jrat-Akrabi  =  ''  NE-GUN  ist  ß  Scorpii 
(s.  Kap.  III).  Nach  der  eben  zitierten  Stelle  offenbart  sich  dort  aber  Nebo.  Damit 
dürfte  die  erwähnte  Gleichung  endgültig-  bewiesen  sein. 

Zu  Ninib  =  Mittagssonne  und  Sonne  im  Sommersonnenwendpunkt  (also  kurz 
ausgedrückt:  N  i  n  i  b  =  H  ö  h  e  p  u  n  k  t  des  Kreislaufs)  ist  zu  vergleichen  K  133, 
V.  29!.  (Haupt,  ASKT,  S.  8o;  H]<.nzXY,  AJ//t/if)i  von  dem  Gotte  Ninmg,  MVAG  1903,  5, 
S.  40 f.).     Dort  wird  Ninib  angeredet: 

29.  EN  GISGAL-AN-NA  GÜ-EN-NA-Al!     .  .  .  |  ] 

30.  he-lum  man-za-zu  sa-hi-ü  iiia   XAB  (+)  .  .  |  ] 
„Herr,  Höhepunkt  am  .  .  .  [                                                                    ]." 

Damit  zeigt  sich,  daß  die  Zuweisung  des  Höhepunktes  an  Ninib  durchaus  zu 
Recht  besteht  und  daß  auch  •'  UT-URU-LU,  ein  Name,  den  Ninib  oft  führt,  als  „Süd- 
sonne-' aufzufassen  ist  (trotz  JENSEN',  Kosmologie,  S.  460  ff.),  da  jener  Höhepunkt  eben  hoch 
oben  am  Südhimmel  liegt. 

Wie  sich  nun  die  Sonne  im  Ost-  und  Frühlingspunkte  in  Marduk -Jupiter, 
im  Süd-  und  Sommerpunkte  in  Xinib-Saturn,  im  West-  und  Herbstpunkte  in  Nebo- 
Merkur  und  im  Nord-  und  Winterpunkte  in  Nergal-Mars  offenbart,  so  auch  der  Mond 
in  den  vier  Jahrespunkten  und  den  vier  Phasen.  Beweise:  Daß  Marduk-Jupiter  auch 
den  Mond  (und  zwar  als  Frühlingsmond  und  als  Mond  im  ersten  Viertel)  bezeichnet, 
zeigt  Harper,  Zrffer«  78,  R.  5  (vgl.  BEHRENS,  Assyrisch-hahylonische  Briefe,  S.  72  ff.)*: 
Mkah  SAG-ME-GAR  "  Sin  sü-u  Jupiter:  der  Mond  ist  er".  Auch  VACh,  Istar  VII,  43 
finden  wir  die  Gleichung:  •'  UT-AL-TAR  =  "  5m;  ■'  UT-AL-TAR  ist  sonst  bekanntlich  ein 
Name  des  Planeten  Jupiter  (vgl.  ebenda,  45).  Das  paßt  zur  babylonischen  Haupt- 
lehre, nach  der  Jupiter  und  Saturn  die  großen  Zwillinge  sind,  entsprechend  Mond 
und  Sonne.     Da  nun  Saturn    bekanntlich  =  Samas  ist",  so  muß  Jupiter  =  Sin  sein. 

')  Zu  Marduk  ^  Adad  s.  Band  II.  Hier  sei  nur  noch  auf  einiges  weitere  Material  für  diese  Gleichung  hin- 
gewiesen: VACh,  Adni  XVU,  7  wird  ''ckkab  J^U-MUS-DA  sowohl  =  Marduk,  als  auch  =  Adad  gesetzt;  ib.,  2. 
Suppl.  LXXXII,  12:  hiernach  donnert  Marduk  bei  Beginn  des  neuen  Jahres,  während  doch  sonst  der  Donnergott 
.\dad  ist,  usw.  ^  Einige   der  Namen    dieses  Monatssystems  finden   sich    schon  in  der  Zeit   der  Dynastie  von 

Ur    und     früher.  ')     Das    Allerheiligste     im    Tempel    Esagil,     wo    Marduk     nach     den    Inschriften     spät- 

babylonischer  Könige  beim  Neujahrsfeste  im  Nisan  die  Geschicke  bestimmt,  während  Nebo  dabei  als  Schreiber 
fungiert,  heißt  gleichfalls  DUL-AZAG-GA.  *)  Behrens  hat  den  Text  m.  E.  zum  großen  Teile  mißverstanden, 

ebenso  Ylvisaker,  Zur  hahyl.  und  assy}:   Grammatik,  S.  47,  Anm.  3.  '-)  S.  Jensex,  Kosmologie,  S.  usf.; 

Beiträge,  S.  84:  Jastrow.  RA  VII,  p.   163  f1'.  usw. 


56  K-«P-   II:    Die  Quellen. 

Zu  Ninib  =  Mond  und  Nerg-al  =  Mond  ist  auf  folg-ende  Tatsachen  hinzuweisen: 
In  dem  Texte  Sp.  I,  131  (ZA  VI,  S.  24iff.)  heißt  es  Z.  52—54:  "- ullu  ümi  XVfll'"'»  sa 
"'">■' JJii'ihi  adi  ümi  XXVIII '"••'  sa  ""'b  Kidimi  "'  100  ümr  1"  ina  '"'"'-'  Du  dzi  ümu  XVIII''''" 
''  Nirgal  irdtim''"*  ur-rad  ''*  '"■"''  Kislimi  ümu  XX]'III '''"'  elli  '^  Samai  u  ''  Nrrgal  islvn^"  „Vom 
18.  Tammuz  bis  zum  28.  Kislev  (verg-ehen)  160  Tag^e.  Am  18.  Tammuz  steig-t  Nergal 
in  dif  Unterweit  hinab,  am  28.  Kislev  kommt  er  wieder  lierauf.  Samas  und  Nerg-al 
sind  eins."  Es  handelt  sich  um  die  Zeit  von  Sommersonnenwende  bis  Wintersonnen- 
wende, in  der  die  Sonne  vom  höchsten  Punkte  bis  zum  tiefsten,  dem  Todespunkte,  hinab- 
steig-t.  In  dieser  Jahreshälfte  ist  Samas  =  Nergai.  Dann  muß  er  in  der  anderen  Jahres- 
liälfte  Ninib,  dem  Gegenpart  Nergals,  entsprechen.  Der  Höhepunkt  des  Kreislaufes  ge- 
hört Ninib,  g-ehört  Nibiru,  g'ehört  auch  Sin;  denn  im  Sommersonnenwendpunkte  wird 
Tammuz-Mond'  geboren.  So  wird  auch  entsprechend  der  Mondiauf  in  zwei  Hälften 
geteilt:  der  zunehmende  Mond  (bis  Vollmond)  ist  gleich  Sin  (=  Ninib),  der  abnehmende 
g-leich  Nerg-al  (vgl.  Jeremias,  ATAO-,  S.  104;  Zimmern,  KAT^,  S.  363!.  usw.).  Hommel 
hat  Hüprecht  Anniversmy  Volmac,  p.  1  73  auf  den  interessanten  Text  Harper,  Letters  VI,  648 
hing-ewiesen,  wo  es  R.  7 — 10  heißt:  ^  \ina\  pa-an  [sinä]  sa-hu-ra-a-ti  [''Stn  u '']  Nergai  is-si- 
nis  [lij-pu-su  „vor  den  beiden  kleinen  (der  zunehmenden  und  der  abnehmenden  Sichel), 
den  Göttern  Sin  und  Nerg-al,  möge  man  g-leichfalls  (Kult)  verrichten". 

Nun  wäre  noch  die  Mondnatur  Nebos  nachzuweisen,  was  indessen  nur  indirekt 
glückt.  Nach  Z.  38  unseres  Textes  ist  '■"'•''"''  MA-TL'  =  Nebo'-.  In  dem  Worte  M.i-TU 
steckt  zunächst  MA  ,.Schiff,  Boot",  und  der  Vergleich  der  Mondsichel  mit  einer  Barke 
ist  einer  der  häufigsten  auch  bei  den  Babyloniern.  Außerdem  finden  wir  aber  in  einem 
Vokabulare^  die  direkte  Angabe: 

MA-TU  =  ''  Nannaru^"'  e-di-Xii 

Also  MA-Ti'  bedeutet:  „die  sich  erneuernde  Mondsichel";  Naiinaru  ist  der  im  Babylonischen 
am  häutig-sten  g-ebrauchte  Ausdruck  für  ,.Sichel  des  Mondes",  i'di.in  aber  entspricht 
hebr.  t^l",  was  direkt  „Mondsichel"  bedeutet.  Damit  dürfte  auch  die  Mondnatur  Nebos 
g-enügend  beg-ründet  sein*. 

Die   Verteilung-  ist  also   nun   endg-ültig-  folgende: 

Sonne  Mond 

Marduk:    Frühling,  Frühlingsäquinoktium,  Morgen.     Frühling-,  erstes  Viertel. 

Ninib:        .Sommer,  Sommersolstitium,  Mittag-.  Sommer,   zweites  Viertel. 

Nebo:        Herbst,  Herbstäquinoktium,  Abend.  H^-b.st,      drittes  Viertel. 

Nergai:     Winter,  WintersoKstitium,  Mitternacht.  Winter,     viertes  Viertelt 

Abschnitt  II  (Z.  39  —  53).  Dieser  Abschnitt  bring-t  hauptsächlich  philologfische  Er- 
klärungen, zuerst  über  die  Namen  der  Planeten  Jupiter'^,  Venus,  Merkur  und  Mars.  Darüber 
wird  mehr  in  Band  II  zu  sagen  sein.  In  den  Z.  43  —  53  folgen  dann  Fixsternnamen,  die 
größtenteils  sprachlich  erklärt  werden.  Im  einzelnen  s.  unten  Kapitel  III  unter  den 
einzelnen  Namen. 


')  Vgl.  Jeremias,   ATAO''',  S.  32.  »)  Zur  Identifizierung  des  '■«''■'■•"''  MA-TU  als  Gestirn  am  Fix- 

sternhimmel s.  Kapitel  111.  ')  King,   The  Seven   Tahitis  of  Creation  II,  pl.  XLIX,  V.  17.  ■•)  Nebo  ist 

der  Gegenpart  Marduks.  Wie  sich  aber  die  Gegensätze  berühren,  so  sind  beider  Gestalten  vielfach  ineinander  über- 
geflossen, wie  das  auch  bei  Ninib  und  Nergai  der  Kall  ist.  Nebo  hat  besonderen  Einfluß  als  der  glückverheißende 
Neujahrsplanet.  So  kann  er  auch  als  Frühlingsmond  und  Mondsichel  im  ersten  Viertel  aufgefaßt  werden,  wie  ihn 
ja  auch    der  Name  Nabu  als   „Verkünder"    einer    neuen  Zeit    charakterisiert.  ')  Zum  Gesetze    der  Umkehrung, 

nach  dem  die  Gegenp.arte  M.arduk  und  Nebo  einerseits,  Ninib  und  Nürg.il  andererseits,  ihre  Plätze  tauschen  können, 
s.   vorige    Anmerkung.  ")   Vgl.   dazu   schon   oben   S.  26. 


Die  Liste  V  R  46.  -j 

Abschnitt  III  (Z.  54 — 59).  Die  ersten  vier  Zeilen  bringen  zunächst  zwei  Mond- 
omina. Das  erste  umfaßt  die  Z.  54 — 56  und  findet  sich  ohne  wesentliche  Varianten' 
auch  VACh,  Sin  IV,  2^i.  Die  Obersetzung-  lautet:  „Ist  im  Monat  Kislev,  Tebet,  Adar 
das  linke  Hörn  des  Mondes  ausg-estreckt  und  blickt  es  zur  Erde,  Herabkommen  (?)  eines 
Wissenden  (?).  In  diesen  drei  Monaten  wurde  am  14.  Tag-e  der  Gott  mit  dem  Gotte  nicht 
gesehen,  oder  am  30.  Tage  waren  sie  nicht  verdunkelt."  Um  die  Erklärung  der  Stelle 
hat  man  sich  bereits  verschiedentlich  bemüht  (vgl.  Jastrow,  RBA  II,  S.  547  (Anm.  12); 
Bezold-Boll,  Reßexe,  S.  27  (18)  und  32  (Anm.,  Ad  18);  Weidxer,  OLZ  1912,  10,  Sp.  457, 
unten).  Jastrow  liest  J'^-at  :  imitat"'  „ist  schwach",  Bezold:  inUalat  (?)  „füllt  sich-'  (?).  Ich 
habe  schon  in  OLZ  an  der  zitierten  Stelle  auf  VACh,  2.  .Suppl.  VIII,  7 — 8  hingewiesen, 
wo  es  heißt: 

7.  —  Sin  ha-bar  KI-MIN  lu-ri  u  J:arnu  imittu-su  tar-sa-at  [  ] 

8.  —  Sin  l'a-bar  KI-MIJV  ku-ri  u  kamu  sumeüu-su  tar-sa-at  [  ] 

„Ist  der  Mond  breit ^  oder  schmal   und  ist  sein  rechtes  (linkes)  Hörn  ausgestreckt, " 

Da  nun  T""  nach  BrÜXXi^V  Xr.  10115  =  tar(U>i  ist,  so  werden  wir  wohl  hier 
^'^-at  auch  tarsat  zu  lesen  haben.  Auch  für  die  Breite  von  Babylon  liegt  die  Neuniond- 
sichel  nur  zur  Zeit  der  Äquinoktien  parallel  zum  Horizonte  („Barke  des  Mondes").  In 
der  anderen  Zeit  ist  ihr  eines  Hörn  mehr  oder  weniger  zum  Horizonte  geneigt,  und 
zwar  ist  es  in  den  einzelnen  Monaten  folgendermaßen: 

Adaru,  Nisan,  Airu  :  etwa  parallel  zum  Horizonte. 

Sivan,  Tammuz,  Ab  :   rechtes  Hörn  geneigt  zum   Horizonte. 

Elul,  Tesrit,  Arahsamna  :  etwa  parallel  zum  Horizonte. 

Kislev,  Tebet,  Sebat         :   linkes  Hörn  geneigt  zum   Horizonte. 

Die  Z.  55  ist  sehr  schwer  zu  erklären.  Jastrow  zieht  sie  zum  eigentUchen 
Omen,  was  sicher  falsch  ist.  Bezold  (Reßexe,  S.  32  Anm.  i.  Ad  18)  faßt  nnhJjufani  üdl  = 
„so  bedeutet  das  Niedergeschlagenheit".  Auch  das  halte  ich  nicht  für  richtig.  Zunächst 
stände  u-di-e  =  „so  bedeutet  es"  einzigartig  in  der  gesamten  Ominaliteratur  da.  Das 
Wort  sieht  viel  eher  wie  ein  Genitiv  aus,  abhängig  von  nu-iih-hti-iit  (kaum  tani).  XiMut 
ist  U,  I  zu  nahätu,  für  das  sich  aus  dem  Hebräischen  die  Bedeutung  „herabkommen"  er- 
gibt^  Udd  ist  nach  V  R  31,  43d  ein  Synonymum  von  niädtl  „der  Wissende".  Also  möchte 
ich  unter  dem  nötigen  Vorbehalte  vorschlagen  zu  übersetzen:  „Herabkommen  eines 
Wissenden".  Ist  das  richtig,  so  enthielte  das  Omen  die  Prophezeiung  auf  das  Erscheinen 
eines  götthchen  Propheten*  auf  Erden,  der  als  Wissender  den  Menschen  die  Offen- 
barung bringt. 


')  Die  Varianten  sind:  Z.  54:  am  Anfange  bei  VACh  der  senkrechte  Keil,  der  hier  fehlt;  LAL^^'-ttui  : 
aMehlt  bei  VACh.  Z.  56:  inmmaru '■"  :  ni  fehlt  bei  VACh;  statt  A'J-Af/A"  bietet  VACh:;  DTB''',  VACh: 
DIBp'.  ^)  Kahar  ist  doch  wohl  Stat.  constr.  von  Itahni  „stark,  mächtig."    wie    sich    auch  sonst  häufig  der 

Stat.  constr.  in  dem  eigentlichen  Omen  findet  (z.  B.  säm,  ardk  usw.).  kabar  tritt  noch  in  der  Ephemeride  VAT  495b 
aus  dem  37.  Jahre  Nebukadnezars  auf  (vgl.  Babyloniaca  VI,  S.  129 ff.),  2.  B  :  Ai}-u  1  Sin  ina  SamaS  nazuzi  4  ü 
Sap  i'akkab  XUR  arkü  Sa  MAS-TAB-GAL  ittanmar  ka-har  agä  a-pir  „Am  i.  Airu  wurde  der  Moud, 
während    die  Sonne    noch    am  Himmel    stand,   10"  unter  ß  Gemin.  sichtbar.     Er  war  breit,  trug  die  Tiara". 

Ein  anderes  nuhkut  liegt  in  den  Geschäftsurkunden  vor  (Delitzsch,  HW  459  a;  Muss-Arnolt.HWB  6O0). 
'  I  Das  Herabsteigen  von  Göttern  kommt  auch  sonst  in  der  babylonischen  Literatur  vor.  So  heißt  es  in  einem 
uer  fälschlich  sogenannten  Kedorlaomer-Texte  (Sp.  15S  +  Sp.  II,  962,  R.  12;  PixcHES,  Journ.  of  the  Transaet. 
ofthe  Victoria  Institute  XXIX.  1897,  p.  88):  ur-ri-du-ma  ilanipl-sü-nu  ü-ri-du-ma  na-gab-bis  „es  werden  herab- 
steigen ihre  Götter,  sie  werden  herabsteigen  insgesamt".  Und  in  der  Hemerologie  des  Astrolabs  B  heißt  es  zum 
Hochsommennonat  Abu:  '^  BIL-GI  is-tii  samc^  ur-ra-dam-ma  it-ti  ^  Samas  i-sä-na-an  .BIL-GI  wird  vom 
Himmel   hemiedersteigen   und   mit  Samas  sich  gleichstellen". 

Weidner,  BabyloDische  Astronomie.  8 


58  Kap.  II:  Die  Quellen. 

Die  Z.  56  nennt  besondere  Begleitumstände,  die  sich  zu  dem  in  Z.  54  g-enannten 
Omen  gesellten,  Auszüg^e  aus  astronomischen  Berichten.  In  dem  einen  Falle  ist  in  den 
drei  genannten  Monaten  der  Vollmondstag  niemals  auf  den  14.  Monatstag  gefallen,  im 
anderen  Falle  hat  in  der  gleichen  Zeit  keine  Sonnenfinsternis  stattgefunden  \ 

Z.  57.  Ein  zweites  Mondomen  bringt  diese  Zeile,  das  in  Übersetzung  lautet: 
„Entwickelt  der  ,Stern  des  Himmels'  (=  Mond)  hellen  Glanz,  so  wird  der  Feind  auf 
meinem  Gefilde  sich  lagern."  Das  gleiche  Omen  findet  sich  auch  sonst  in  der  astro- 
logischen Ominaliteratur  erwähnt  (VACh,  Sin  III,  103 -;  2.  Suppl.  LXIII,  Kol.  I,  iq: 
ThR  165,5^).  Z\iMU/,-AN-XA  =  Mond  s.  BrüNNOW  Nr.  450.  Nach  indu/}"''  sind  in  unserem 
Texte  die  Zeichen  folgendermaßen  aufzulösen:  XA  =  amt'lu  (sehr  häufig  in  Omiuatexten; 
Meissner,  SAI,  Nr.  894),  nach  AVI  folgt  KÜIi  (!)  =  nakru,  zusammen  also  """''  nakm.  Als 
Ideogramm  für  namii  folgt  dann  ADAM;  die  Gleichung,  die  sich  weder  bei  BrüNXOW 
noch  bei  MEISSNER  findet,  ergibt  sich  zweifelsfrei  aus  der  Tatsache,  daß  sich  für  die  hier 
angewandte  ideogTaphische  Schreibung  A-UAM'-a  in  den  andern  Texten,  wo  sich  unser 
Omen  findet,  die  phonetische  na-me-e-a  findet. 

Z.  58.  Diese  Zeile  ist  recht  schwer  zu  erklären.  So  viel  scheint  sicher  zu  sein, 
daß  die  zuerst  g-enannten,  durch  Kl-MIX  „oder"  getrennten  Götter  als  Erscheinungs- 
formen des  Ura.s  erklärt  werden.  Soweit  ich  sehen  kann,  werden  die  beiden  Götter 
'' Tl-BAJ.-TI  und  "  UHU-BAR-RA  nur  hier  genannt.  Möglich  wäre  es  indessen,  daß 
"  URU-BAR-RA  =  •<  UR-BAR-Ä'A  ist,  möglich  auch,  daß  das  Original  statt  URU  überhaupt 
l'Ji  bietet.  UR-BAM-EA  bezeichnet  in  erster  Linie  den  Planeten  Mars,  allerdings  als  über- 
tragener Fixsternnanie  (s.  Kapitel  III).  Nach  Z.  2  unseres  Textes  ist  ■'  UR-BAR-RA  = 
Anu,  wie  auch  Uras  als  Erscheinungsform  des  Anu  gilt  (vgl.  Jensen,  AosmoZo^t«,S.  ißöf.,  45Q). 
Mit  ■'  TI-BAJ.-TI  weiß  ich   dagegen  gar  nichts  anzufangen. 

Z.  59.     Diese  Zeile  ist  mir  trotz  aller  Bemühungen   unverständlich  geblieben. 

Abschnitt  IV  (Z.  60—64).  Er  bringt  die  Unterschrift,  die  in  Übersetzung  lautet: 
„Der  Wissende  soll  (es)  den  Wissenden  leliren*.  Gemäß  dem  Originale  geschrieben  und 
durchgesehen.  Die  Tafel  ist  Eigentum  von  Ezida.  Nabü-nadin-ahi,  der  Sohn  des  Arkat- 
iläni-damiktu,  der  MAS-Priester,  hat  sie  für  sein  Heil  g-eschrieben  und  in  Ezida  nieder- 
gelegt." Danach  stammt  also  unser  Text  aus  der  Bibliothek  des  Nebotempels  von  Bor- 
sippa.  Dem  Schrifttypus  nach  stammt  er  jedenfalls  aus  spätbabylonischer  Zeit,  geht 
aber,  wie  schon  die  Bemerkung  kima  lahhi-m  kitir-ina  zeigt,  auf  ein  älteres  Original,  richtiger 
eine  ältere  Abschrift^,  zurück. 

k)  Der  Text  82,  9  —  18,  7292. 
Der  Text  ist  veröffentlicht  von  PiNCHES  in  den  PSBA  XXIII,  3,  March  loii, 
pl.  XI ".  Er  enthält  auf  der  Vorderseite  eine  Aufzählung  „der  sieben  Enliic",  auf  der 
Rückseite  eine  solche  „der  sieben  Bflit  il('".  Die  .sieben  Enlile,  die  Stadtgötter  der  haupt- 
sächlichsten Städte  Mesopotamiens,  führen  hier  die  Namen,  unter  denen  sie  sich  am 
Fixsternhimniel  offenbaren,  während  die  sieben  „Götterherrinnen"  (die  weiblichen  Ent- 
sprechungen der  Enlile)  unter  ihren  gewöhnlichen  Namen  auftreten  und  daher  un- 
berücksichtigt bleiben  können.     Der  Text  der  Vorderseite  lautet  in  Umschrift': 


')  So  ist  zu  hssea!     Nicht  wie  jASTRow,  a.  a.  O.,  S.  547,   Anm.  1.     Bei  einer  Sonnenfinsternis  sind  Sonne 
und  Mond  verdunkelt.  ^)  Vgl.  meine  Beiträge,  S.  81,  wo  meine  Erklärung  von  nntne-a  natürlich  falsch  ist. 

')  Hier  findet  sich  die  phonetische  Schreibung  na-me-e-a  i-katn-mis.  *)  Vgl.  dazu  oben  S.   26  f.  ')  Die 

Originalabfassung   dürfte   bis  ins  3.  Jahrtausend  ^inaufzudatieren  sein.  ")  Vgl.  dazu    die   Bemerkungen   von 

PiN(  HKS,  a.  a.  O.,  p.  94  f.     Die  Nummer  des  Textes,  der  aus  Borsippa  stammt,   ist   nicht   ganz   sicher.  ^  Die 

beiden  letzten  Zeilen  der  V.,  welche  die  erste  Biiif  ile  nennen,  sind  fortgelassen. 


knkM,  SU-GI  '■'  E?l-lil 

xa   Nippnr 


.V 

_     kaUUu,,    A-j'.^l                    .(/.-„.H 

■4- 

m  E-yAM-TI(L)-/.A 

,5- 

-   ^«^'-"'  rL'-BAE-HA  iiEn-lü 

0. 

sa   Har-saff-kiliDU-iiKi ''' 

/• 

-  ^■""^'"'  TAE-LUGAJ.  "En-Kl 

8. 

sa  Kul-laba«^ 

9- 

—  ''«"■"''  A1/-.LV-.V.  1  "  En-UL 

10. 

sa  AraUa'<' 

I  1. 

—   ''"■'■"'  Hum-ba   •<  En-m 

.2. 

m  Siiba  (}')'■•  :  Elaind''' 

'3- 

—  '^""'^'■o  Si'-rA  '■'  En-/U 

14- 

ia  Bäbiä  {TIX-TIR)'" 

15.  bä  »En-lilPi  "Marduk 

16.  ^"^^"^  SÜ-PA    '^En-lä  sa   ii-mat    m,Ui   i-Hm-mu 

17.  7  ''En-lüf 

Es  sind  sieben  Fixsternbilder  bzw.  Fixsterne  genannt,  die  alle  zwischen  Stier 
und  Jungfrau  liegen.  Zur  Identifizierung  der  einzelnen  muß  auf  Kapitel  III  verwiesen 
werden.     Hier  nur  einige  Bemerkungen  allgemeinerer  Art. 

Z.  1 — 2.  Der  „Herr  von  Nippur"  ist  Eniil  selbst;  darum  wird  diese  Hochburg 
des  Enlilkultes  zuerst  genannt. 

Z.  3  —  4.  Es  folgt  der  „Herr  von  E-XAM-T1(L)-LA".  Das  ist  kein  eigentlicher 
Stadtgott;  denn  E-NAA1-TI{L)-LA  (=  bit  baläü  „Haus  des  Lebens")  ist  ganz  klar  der 
Name  eines  Tempels,  zumal  auch  das  ürtsdeternnnativ  U  fehlt.  E-NAM-TI(L)-LA  ist 
als  Tempel  der  Stadt  Nippur  bekannt;  daß  er  dort  zu  suchen  ist,  zeigt  IV  R  11,  4 — 5a 
(s.  schon  PiXCHES,  a.  a.  O.,  p.  94).  Mithin  ist  also  Nippur  doppelt  vertreten,  was  nicht 
weiter  zu  verwundern  ist,  da  ja  nirgends  der  Enlilkult  so  ausgeprägt  war,  wie  gerade 
dort.  E-NAM-TI{L)-LA  wird  schon  in  den  Datenformeln  altbabylonischer  Könige  ge- 
nannt (s.  die  Daten  Animiditana  ig,  34,  Ammizaduga  5,  8,  14;  vgl.  POEBEL,  BEUP  VI,  2, 
p.  90  ff.).  Später  ist  er  wohl  gegenüber  E-KÜR,  dem  Haupttempel  Enlils  in  Nippur, 
zurückgetreten.  Soviel  ich  sehe,  wird  er  nämlich  nur  noch  einmal  genannt:  in  K  2096, 
R.  23  (Craig,  Religiom  Texls  I,  58  =  Martix,  Textes  religieux,  p.  2o8f.);  dort  werden  an- 
gerufen {ihiniv^]  sa  E-NAM-TI{L)-LA  „die  Götter  von  E-XAM-TI{L)-LA".  Wer  unter 
dem  „Herrn  von  E."  zu  verstehen  ist,  ist  indessen  nicht  mit  Sicherheit  auszumachen '. 

Z.  5—6.  Der  „Herr  von  Harsagkalamma"^  ergibt  sich  durch  Vergleich  mit 
V  R  46,  2a-b  (s.  oben  S.  51).  Dort  lesen  wir  die  Gleichung:  '""""•''  UB-BAR-RA  =  '' A-nu. 
Der  „Herr  von   H.-'   ist  also  Anu. 


')  Einige  weitere  Stellen  betreffend  E-NAM-TI{LyLA  in  den  Nachträgen, 
vgl.  HoMiiEL,  Grundriß  der  Geographie  u.  Geschichte  d.  AO,  S  33g. 


6o  Kap.  II:    Die  OueUen. 

Z.  7—8.  Auch  für  die  Identifizierung"  des  „Herrn  von  Kullaba"'  ist  V  R  46 
heranzuziehen.  Nach  Z.  27  entspricht  er  dem  Lug-albanda.  Zu  diesem  vg-1.  Jensen, 
KB  V],  I,  S.  3Öqf.  und  458 f.;  Radau,  Hilp-eckt  Anniversanj   Volume,  p.  4i4ff. 

Z.  Q  — 10.  Wer  der  „Herr  von  Aratta"*  ist,  läßt  sich  aus  dem  vorliegfenden  zu 
g-eringen  Materiale  nicht  feststellen. 

Z.  II  — 12.  Hier  tritt  eine  elamische  Stadt  und  ihr  Stadtg-ott  auf.  Die  Lesung 
des  Stadtnamens  ist  nicht  ganz  zweifelsfrei.  Nach  BrCnnoW  i  i  743  ist  die  betreffende 
Zeichengruppe  (ZA  +  SL'H)  Suba  auszusprechen,  und  es  wäre  möglich,  daß  so  auch  der 
Stadtname  zu  lesen  ist.  Indessen  muß  immerhin  die  entfernte  Möglichkeit  einer  anderen 
Lesung  zugegeben  werden^.  Der  Stadtgott  von  Suba  ist  nach  Z.  11  der  Hauptgott  der 
Elamier,  Humba,  der  sich  am  Himmel  im  *■"''•"■■''''  ffumba  offenbart.  Zu  der  ganzen  Stelle 
schreibt  mir  Herr  Professor  F.  BoRK,  dem  ich  für  seine  liebenswürdige  Auskunft  bestens 
danke:  „Die  Stadt,  deren  Enlil  der  Stern  Humba  ist,  ist  eben  Ilumba-pami,  oder  auf 
elamisch  geschrieben:  Hu-pa-jya-nu  (vgl.  Memnon  IV,  S.  92  Anm.  i).  ZA  +  Si'^^'  =  Suba  *•• 
dürfte  eine  alte  Schreibung  sein,  die  einen  dem  semitischen  Ohre  fremden  elamischen 
Laut  zu  Anfang  des  Wortes  ausdrücken  wollte,  nämlich  den  sogenannten  7fVj-Laut.  Suba 
steht  also  wohl  für  Clm{m)ba.  Ich  mache  Sie  darauf  aufmerksam,  daß  HtJSING  gerade 
diesen  Laut  auf  elamischem  Boden  wahrscheinlich  gemacht  hat  (OLZ  1903,  Sp.  399ff.). 
Eine  andere  Möglichkeit  wäre,  daß  Suba  ein  Schreiberwitz  für  mbtum  sei,  das  dann  die 
Übersetzung  von  e\a.m.  pena,  fanu  sein  dürfte  {MemnonW,  S.  92  Anm.  1).  Es  käme  auch 
so  Hupa-panu  heraus,  da  schwerlich  eine  andere  Stadt  den  Humba  als  Enlil  haben  dürfte." 

Z.  13  — 14.  Der  ,.Herr  von  Babylon"  ist  natürlich  Marduk.  Er  wird  in  Z.  15 
als  der  „Herr  der  Herren-'  bezeichnet,  der  „das  Geschick  des  Landes  bestimmt"  (vgl.  da- 
zu Kapitel  III  unter  ''"'''"'''  SÜ- PA).  Z.  17  bringt  die  Zusammenzählung:  „7  Herren". 
Über  die  Bedeutung  des  Textes  für  die  astrologische  Geographie  wird  in  Kapitel  V 
zu  sprechen  sein. 

1)  Die  S  t  e  r  n  1  i  s  t  e  aus  B  o  g  h  a  z  -  K  ö  i. 
Das  große  Königsarchiv  von  Boghaz-Köi,  der  Hauptstadt  des  Hethiterreiches 
in  der  Amarnapericde,  dessen  Aufdeckung  wir  H.  WiNCKLER  verdanken,  enthält  auch 
eine  Menge  astronomisch-astrologischer  Texte,  die  durchweg  in  sumerischer  oder  semitisch- 
babylonischer Sprache  abgefaßt  sind.  Einer  der  wichtigsten,  eine  Sternaufzählung  ent- 
haltend, ist  bereits  in  Umschrift  von  A.  Jeremias,  Das  Alier  der  babylonischen  Astronomie^, 
S.  33  nach  der  Kopie  WiNCKLERS  veröffentlicht  worden.  Der  ganze  Text,  der  sonst 
in  der  kaukasischen  Sprache  der  Hethiter  abgefaßt  ist,  gehört  in  das  Gebiet  der  Ritual- 
oder Zaubertexte*.  Mitten  darin  stoßen  wir  auf  diesen  halb  semitischen,  halb  sumerischen 
Passus:  es  ist  eine  Anrufung  der  vier  Planeten  Merkur,  Mars,  Jupiter  und  Saturn  und  der 
Fixsternbilder,  entlang  dem  Tierkreise.     Er  lautet  in  Umschrift: 

12.  Icakkab  a-ha-ti  kakkah  tabäti{DUG-DUG)  kakkab  'Wumu-zi  kakkab  •'  Nin-U-zi-di  '««"'•  E-KU-E 

13.  ''•''^'"''' Kakkabu  "'"^'"'^  GIS-IJ-E  ''•''^'"'^  SI-PA-ZJ-AN-NA  ""'"""'  KA-AK-ZI-ZI 
14-  ""'""'''   'J'^BAN  '''''''"■'>  GIP-TAB  fc«'.*«»  A^a*ra »•'  kakkab  ^.^  «•««■■*«!- SJ.^l,l/-j/.l-.l// 


')  Vgl.  HOMMEL,  a.  a.  O.,  S.  39of.  «)  S.  Hommei.,  a.  a.  O.,  S.  353.  »)  Wir  lesen  hier  das 

Ideogramm  ZASUH  >".  ZA-SUH-ÜNU  l''  ist  nun  Ideogramm  der  Stadt  Hallab  (s.  Meissner,  SAI  9022).  Der 
Ininna  von  Hallab  werden  von  altbabylonischen  Königen,  wie  Hammurapi,  Rim-Sin  u.  a.,  Tempel  gebaut.  HaUab 
=  Aleppo,  das  in  der  Amamaperiode  und  später  genannt  wird,  kann  nicht  gemeint  sein;  es  wird  vielmehr  eine  Stadt 
im  Osten  Mesopotamiens  an  Elams  Grenze  in  Betracht  kommen.  Die  Möglichkeil,  daß  ZA-SUH'-'  =  ZA-SUH- 
FA77*'  =  Hallab  ist,  muß  wenigstens  angedeutet  werden.     S.  auch   die  Nachträge.  *)  Vgl.  ZniDtERN,   ßef 

babylonische  Gott  Tamüz,  S.  735,  .\nm.  1. 


nie   Sternliste  aus   Bughaz-Köi.  6l 

15.   ma-d  l:a-ad-da-ba-ka   '-'•'■"'' J/. l'.S' (?)   '^ ''•'-''' MAh'-TU  m-id   "  E-a  i:-:i-:a-,d 
10.  sa-a-ttt  '^  E-a  nap-l}ar  iu-u-ut  ''  A-id  ra-za-nl  sit-n  iit  '^  En-l[il\ 
1 7.  ki-me-ir-ku-nu  er-ra-ni 

Der  Text  wird  eingeleitet  durch  die  vier  Sterne  kidkah  n-ha-li,  /.nkhah  hthdli, 
kakkab  ''■  Dumu-zi  und  kakkab  ''  Nin-ki-si-di,  in  denen  wir  mit  Sielierlieit  die  vier  Planeten 
Mars,  Jupiter,  Saturn  und  Merkur  erkennen  dürfen.  Kakkab  ahdti  bedeutet  „Stern  der 
Widrig-keiten,  der  Feindseligkeiten".  Es  ist  also  ein  Unglücksplanet  g-emeint,  und  das 
kann  nur  Mars  sein.  Bestätigt  wird  das  dadurch,  daß  Mars  in  den  oben  behandelten 
Sternlisten  den  Namen  kakkabu  alyü,  ,.feindlicher  Stern"  trägt  (s.  oben  S.  10),  entsprechend 
der  hier  gewählten  Bezeichnung  kakkab  ahäli.  Gegenüberg'esteilt  wird  ihm  der  Jcakkab 
fnbdti^  „Stern  der  'Günstigkeiten'".  Der  Glücksstern  mit'  t£,oyj]v  ist  aber  nach  der  baby- 
lonischen Lehre  der  Jupiter.  Ks  kann  auch  sonst  kein  anderer  Planet  in  Betracht 
kommen,  da  sich  die  beiden  übrigen  Sternnamen  als  Namen  des  Saturn  und  Merkur 
herausstellen  werden.  Daß  der  Stern  des  Tammuz  der  Saturn  ist,  hat  sich  uns  schon 
oben  ergeben  (s.  S.  15).  Nach  K.  250,  Kol.  IV,  Z.  8-12  ist  i^^''^'"'"  GESTIN  ="  MJ, 
''"''''"'' GESTIN  =  "  Dumu-zi,  also  auch  '<■  MI  =  "  Bwnu-zi.  II  R  49,3,  19  bietet  aber  die 
Gleichung:  '"''''"''' MI  ="■  SAG-US  „Saturn"  (s.  oben  S.  2g).  Also  Tammuzstern  =  Saturn. 
Bleibt  noch  kaUab  "  Niii-M-zi-di  =  kakkab  ''  NIN-GIS-ZI{D)-DA.  Daß  Ningiszida  =  Nebo- 
Merkur  ist,  folgt  auch  IV  R  33,  2,  5,  wie  ich  Zum  Kampfe  um  die  AOW,  S.  13  gezeigt 
habe.  Daß  der  Planet  Venus  fehlt,  wird  keinen  wundernehmen,  der  die  überragende 
Bedeutung  des  Vierplanetensystenis  in  der  babylonischen  Astronomie  kennt  (s.  Zum 
Kampfe  usw.  S.  6 ff.).  Sie  gehört  mit  Mond  und  Sonne  zu  einer  Trias  zusammen.  Daß 
die  vier  Planeten  und  nicht  etwa  Fixsterne  gemeint  sind,  zeigen  i.  die  Namen,  wie 
eben  gezeigt,  2.  die  Tatsache,  daß  jetzt  hinter  Merkur  die  Reihe  der  Tierkreisbilder 
mit  Widder  einsetzt. 

Die  Z.  12  — 14  enthalten  nun  fast  alle  Tierkreisbilder,  wobei  die  lichtschwächeren 
durch  nahelieg-ende  helle  Fixsterne  und  Fixsternbilder  ersetzt  sind  (so  Krebs  durch 
Sirius  usw.).  Alles  Einzelne  in  den  Kapiteln  III  und  V.  Die  Zeile  15  beginnt  mit 
den  Worten  mu-ul  ka-ad-du-bti-Jja.  Das  ist  anscheinend  ein  zusammenfassender  Name 
für  die  vorher  genannten  Tierkreisgestirne.  Liest  man  ka-ad-du-bu-/}a  als  ein  Wort,  so 
kann  es  unmöglich  babylonisch  sein.  Aber  auch,  wenn  man  es  in  zwei  Worte  zerlegt, 
bleiben  beide  sinnlos.  Es  bestehen  also  nur  noch  die  Möglichkeiten,  i.  daß  die  Kopie 
WI^XKLERS  nicht  fehlerfrei  ist  oder  2.  daß  hier  ein  hethitisches  Wort  vorliegt.  Bis 
auf  weiteres  möchte  ich  der  letzteren  Annahme  zuneigen.  In  diesem  Falle  ist  es  vor- 
erst natürlich  unmöglich,  die  Bedeutung  des  Wortes  festzustellen.  Aber  eine  wenn 
auch  gänzlich  unbeweisbare  Vermutung  möchte  ich  doch  nicht  unterdrücken:  wäre  es 
nicht  mögiich,  daß  ka-ad-du-bu-ha  die  Bedeutung  „Tierkreis"  hat,  so  daß  wir  mu-ul  ka-ad- 
du-hu-ha  zu  übersetzen  hätten:  „(das  sind)  die  Tierkreisgestirne"?  Zur  vorhergehenden 
Aufzählung  würde  das  vorzüglich  passen,  auch  dazu,  daß  jetzt  anscheinend  zwei 
wichtige  außerhalb  des  Bereiches  des  Tierkreisgürtels  liegende  Sternbilder  g-e- 
nannt  werden. 

Nach  der  Umschrift  von  Jerejiias  folgen  jetzt  die  Sterne  ''"''''"''  Sibtu  und 
*"'"""' MAR-TU.  Was  soll  fibiu  sein?  Steht  etwa  das  Zeichen  »-Ji^  MAS  da,  das  = 
djytu  „Zinsen"  ist,  aber  hier  natürlich  nicht  so  zu  lesen  wäre?  Daß  '<"'''"'''  MAS  dann 
etwa  für  ''"''''"'■  SUHi'R-MÄS'J"  =  Steinbock  stände,  ist  wenig  wahrscheinlich,  da  die  nach- 
trägliche   Nennung    dieses    Tierkreisbildes    dann    unverständlich    wäre.      Da    aber    nach 


')  Geschrieben  DÜG-DÜG    (Brünnow   5S91)    anstatt    DUG-DUG    (Brünnow  8203). 


62  Kap.  II:    Die  Quellen. 

KAO  III-,  S.  32,  der  Text  nach  einer  ziemlich  flüchtig-en  Kopie  WiNCKLERS  mitgeteilt 
ist,  so  liegt  vielleicht  auch  die  Annahme  eines  Schreibfehlers  nicht  allzu  fern.  Sollte 
nicht  also  statt  ''<''''"'''  Sibtu  vielmehr  *«'■■''<'*  Sint  zu  lesen  sein?  Das  paßt  auch  durchaus 
in  den  Zusammenhang;  denn  wie  in  Kapitel  III  nachzuweisen  sein  wird,  bezeichnet 
''"'''"•''  Siru  das  große  und  wichtige  Sternbild  der  Hydra.  Der  ''"'''"''•  MAR- TU  ist,  wie  der 
Fixsternkommentar  des  Astrolabs  B  11,  13 f.  zeigt,  identisch  mit  dem  *"*■'"■''  SU-Gl, 
unserem  „Fuhrmann"  (s.  unten  S.  78).  Von  beiden  sagt  noch  Z.  15:  „mit  Bezug  auf 
Ea  stehen  sie  da",  d.  h.  es  sind  Gestirne,  in  denen  sich  Ea  offenbart.  In  den  Zeilen  6—17 
werden  dann  noch  alle  Sterne  mit  Bezug  auf  Ea,  Anu  und  Enlil  angerufen:  „Ihr  (Sterne) 
mit  Bezug  auf  Ea,  alle  ihr  mit  Bezug  auf  Anu  helft  mir!  Mit  Bezug-  auf  Enlil,  eure 
Gesamtheit,  umgebt  mich  schützend  M"  Zu  diesen  vgl.  Abschnitt  m  und  n  dieses  Kapitels, 
ferner  Kap.  V. 


m)    Das  Astrolab  und  seine  Duplikate. 

Aus  Asurbanipais  Bibliothek  besitzen  wir  drei  Fragmente  von  Tafeln  kreis- 
runder Form,  die  einst,  als  sie  noch  vollständig  waren,  in  zwölf  gleichmäßige  Sektoren 
zerfielen.  Jeder  dieser  Sektoren  enthält  am  äußeren  Rande  den  Namen  eines  Monats. 
Außerdem  sind  noch  zwei  konzentrische  Kreise  gezogen,  derart,  daß  die  ganze  Scheibe 
in  drei  Ringe  von  gleicher  Breite  zerfällt.  Im  ganzen  entstehen  so  also  36  Ringstücke, 
für  jeden  Monat  deren  drei.  Jedes  dieser  Ringstücke  enthält  nun  den  Namen  eines 
Sternes  und  eine  bestimmte  Zahl.  Man  hat  sich  daran  gewöhnt,  diese  Art  von  Texten 
„Astrolabe"  zu  nennen,  obwohl  die  Gründe,  die  man  einst  für  diese  Bezeichnung  bei- 
gebracht hat,  der  Berechtigung  entbehren.  Um  jede  Verwirrung  zu  vermeiden,  ist 
dieser  Name  auch  hier  beibehalten  worden.  In  Wirklichkeit  handelt  es  sich  um  die 
36  Haupt-  und  Normalsterne  des  babylonischen  F"ixsternhimmels.  Vom  Nordpol  bis  zum 
Südpol  des  Himmels  sind  zwölf  Meridiane  derart  gezogen,  daß  der  ganze  Himmel  in 
zwölf  gleiche  Sektoren  zerfällt,  deren  jeder  durch  einen  Äquatorstreifen  von  30"  Länge 
in  zwei  Hälften  geteilt  wird.  Jeder  dieser  Sektoren  enthält  nun  drei  der  Sterne.  Binnen 
24  Stunden  durchziehen  alle  zwölf  Sektoren  einmal  den  Ortsmeridian.  In  einer  bestimmten 
Zeit,  etwa  um  Mitternacht,  kulminiert  ein  bestimmter  Sektor,  und  zwar  jeder  einen  Monat 
lang:  nehmen  wir  an,  daß  am  ersten  Tage  eines  bestimmten  Monats  der  Anfangspunkt 
des  ersten  Sektors  um  Mitternacht  im  Meridiane  steht,  so  kulminiert  zur  gleichen  Zeit 
am  letzten  (30.)  Tage  des  Monats  der  Schlußpunkt  des  gleichen  Sektors.  Im  folgenden 
Monat  ist  dasselbe  der  P'all  mit  dem  zweiten  Sektor  usw.  So  kommt  es,  daß  jeder  der 
Sektoren  durch  einen  Monatsnamen  gekennzeichnet  wird.  Der  erste,  in  dem  der  Frühlings- 
punkt liegt,  ist  der  Nisansektor,  der  zweite  der  Airusektor  usw.  Über  die  Zahlen  und 
über  die  Vorstellung  von  der  Lage  der  Sterne  wird  unten  zu  sprechen  sein.  Hier  sei 
nur  noch  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  das  Astrolab  mit  seinen  36  Sternen  auch 
im   Weltschöpfungsepos  Enuma  elis  erwähnt  wird.     Es  heißt  dort  Tafel  V,  Z.  3  —  4-: 

3.  li-ad-di  mtta  mi-is-ra-la  i(-))ia-as-4r 

4.  13  arlte"'  kikkabäni"''  5 '«-"""  i«-.n-L~ 

3.  Er  schuf  das  Jahr,  teilte  ab  die  Grenzen, 

4.  1 2  Monate,  3   Gestirne  (für  jeden)  stellte  er  hin. 


')  Wohl  von  erü  „umgeben,  umhülen"    (Delitzsch,  HW  129b).  ''}  CT  XIII,  pl.  22  f.;    Jensen, 

KB  VI,  I,  S.  3of.;  Kino,   Tke  Seven  Tablets  I.  p.  ySf- 


Das   Astrolab   und  seine   DupliUate.  5-j 

Die  richtige  Veiwertung  des  Astrolabs  gestattet  meines  Erachtens  auch  die  endgültige  Lösung  einer  alten 
crux  bei  Diodor.  Es  heißt  dort  in  seinem  bekannten  Berichte  über  die  Chaldäer  (Bihlioth.  llist.  II,  29.  6;  s.  Jeremias, 
Artikel  Steifie  (babyl.)  bei  ROSCHER,  Lexikon  der  Mythol.  IV,  2):  vnb  Si  Tjjf  tavTiov  ifooäi'  '/.iyovai  TtTa./_d^tu 
Toidy.Oi'Ta  dars^aSt  ovj  7tQOoayoQ£^ovat  ßovkaiovs  d'eoiJS'  totjtcov  Sh  lov^  ^thv  i^ftloats  rovi  vtteo  yfji'  rÖTtovs 
i^o^är,  roviS  S^  rjfiiitEtg  Toits  i'Trd  ttjv  yrjVj  ta  xar^  avd'ofOTiovi  i:ttoxo7tovrTa^  dun  y.ai  T«  y,ara  TÖi'  ovoavör 
aiiißaitopTii-  Stä  S'  tjfisowf  Stxn  TTcfiTieod'at  rtöi'  fiev  urio  ^oöi  rovs  xärio  xalfdTTc^  äy/elov  tra  Tüii'  äareoioi/, 
Ttöp  ä'  vTTo  Yijp  Tiobi  Toi's  &vm  TiäXiv  bfwiuis  iim,  xa'i  lavTiir  %yeiv  airovs  ifoottv  fhoiafiii'tjv  xai  TtnoiöSoi  xsxroio- 
uii'riv  aiiofUo  „Dem  Laufe  der  Planeten  seien  30  Sterne  untergeordnet,  welche  beratende  Götter  heißen.  Die  eine 
H.älfte  derselben  führe  die  Aufsicht  in  dem  Raum  über  der  Erde,  die  andere  unter  der  Erde;  so  überschauten  sie, 
was  am  Himmel  und  was  unter  den  Menschen  vorgehe.  Je  nach  10  Tagen  werde  von  den  Oberen  zu  deu  Unteren 
einer  der  Sterne  als  Bote  gesandt,  und  ebenso  wieder  einer  von  den  Unterirdischen  zu  den  Oberen.  Diese  Bewegung 
derselben  sei  fest  bestimmt  und  gehe  regelmäßig  fort  in  ewigem  Kreislaufe."  Eine  der  beiden  hier  genannten  Zahlen 
(30  und  10)  muß  falsch  sein,  da  ein  Rundjahr  von  360  Tagen  vorausgesetzt  wird.  Man  hat  gewöhnlich  die  30  in 
36  verändert  (so  Letronne,  Lepsius,  Hommel,  Winckler  u.  a.),  indem  man  an  die  36  Dekane  dachte.  Dem- 
gegenüber hat  BoLL  {Sjihaera,  S  336,  Anm.  2)  auf  die  große  Bedeutung  des  Systems  der  Toidxui-rn  kauTtQol  darc^es 
in  der  hellenistischen  Astrologie  und  Meteorologie  hingewiesen.  Da  infolge  einer  unrichtigen  Textinterpretation  Browns' 
die  „dreißig  Sterne  auch  in  babylonischer  Überlieferung  bezeugt  zu  sein"  schienen  (BoLL,  a,  a.  O),  so  war  es  an- 
scheinend durchaus  berechtigt,  die  „10  Teige"  in  „12  Tage"  zu  verwandeln,  da  ja  eine  Reihe  von  12  Tagen  auch 
sonst  bezeugt  war.  So  spricht  BoLL  im  Catal.  cod.  astrol  graec.  V.  i,  p.  20+,  n.  i  denn  auch  schon  ohne  weiteres 
von  dem  systema  Bahyloniaiin  triginta  stellanim.  Trotzdem  ist  die  erste  Emendation  die  richtige,  und  zwar  aus 
folgenden  Gründen:  i.  ein  babylonisches  System  von  dreißig  Sternen  existiert  nicht;  2.  eine  zweite  Stelle  in  dem- 
selben Abschnitte  bei  Diodor  (II,  31,  4)  besagt:  ficrä  Si  röf  L,ipStaxbv  xvxXov  e'ixoat  xa'i  riirnom  d^ooi^ovair 
üariotti,  tof  toi»  iih-  iiftioeti  tf  TOt;  ßooeloti  ftifieoi,  rov;  S'  rjiuaiii  er  roii  roriotj  Tnd/i%ii  (/aal  „Außer  dem 
Tierkreis  zeichnen  sie  noch  24  Sterne  aus,  von  welchen  die  eine  Hälfte  in  den  nördlichen,  die  andere  in  den  süd- 
lichen Gebieten  steht."  Hier  hat  Diodor  doch  einfach  von  den  vorher  genannten  3b  Gestirnen  die  12  Tierkreis- 
gestirne abgezogen,  so  daß  also  noch  24  Gestirne  außerhalb  des  Tierkreises  verbleiben.  Meines  Erachtens  ist  dieser 
Schluß  zwingend  für  das  Einsetzen  der  Zahl  36.  Und  3.  dürfte  Diodor  mit  der  oben  zitierten  Stelle  nichts  anderes 
als  das  Astrolab  gemeint  haben.  Der  ganze  Himmel  zerfällt  in  zwölf  Äquatorialsektoreu  und  in  jedem  der  Sektoren 
stehen  drei  der  Sterne  (über  die  genauere  Vorstellung  s.  unten,  S.  73fi'):  wenn  nun  z.  B.  genau  um  Mitternacht 
der  Anfang  eines  der  Sektoren  am  Horizonte  aufgeht,  so  ist  genau  nach  3  X  10  Tagen  dasselbe  mit  dem  nächsten 
Sektor  der  Fall.  Alle  3  X  'O  Tage  sieht  man  um  Mitternacht  also  am  Osthorizonte  drei  Sterne  mehr,  am  West- 
horizonte drei  Sterne  weniger.    Diese  Auffassung  erklärt  meines  Erachtens  allein  einwandsfrei  die  Angaben  des  Diodor. 

Das  Hauptstück  der  zwölf  Sektoren  liegt  naturgemäß  am  Äquator  als  ein  Ring  von  zwölf  Äquatorial- 
dekanen. Dieser  Stundenkreis-  von  zwölf  Aquatorialabschnitten,  von  denen  binnen  zwei  Stunden  (einer  Doppelstunde) 
einer  aufgeht  und  der  gegenüberliegende  verschwindet,  ist  nun  nichts  anderes  als  die  Dodekaoros.  Sie  lieg',  als  ein 
„Zwölfstunden-Äquatorial-Tierkreis"  in  spätgriechischen  Texten  in  ägyptisierter  Form  vor'.  Sie  findet  sich  auch 
übertragen  als  Zwölfjahrzyklus  in  Ostasien  und  Amerika.  Es  ist  gerade  in  letzter  Zeit  viel  über  den  Zwölfstunden- 
und  den  Zwölfjahrzyklus  geschrieben  worden,  hauptsächlich  in  dem  Bestreben,  den  Ursprung  des  Systems  zu  finden. 
Von  besonders  hohem  Werte  ist  die  Arbeit  von  Bork,  Amerika  und  Westasien  im  Oriental.  Archiv  III,  i,  S.  1 — 9, 
wo  der  Verfasser  in  meisterhafter  Weise  die  Zusammenhänge  zwischen  dem  weit  zerstreuten  Materiale  dargelegt  hat. 
Er  sucht  die  Heimat  des  Systems  in  Elam,  Zu  demselben  Resultate  kommt  Fr.  RÖCK  in  seiner  wichtigen  Arbeit : 
Der  Falaeozoäiakus,  die  2'rähistorische  Urform  unseres  Tierkreises  im  Memnon  VI,  S.  147—76.  Fr.  Boll,  der 
in  seinem  Buche  Spliaera  noch  den  Ursprung  des  Systems  in  Babylonien  suchte,  trat  neuestens  für  seine  Herleitung 
aus  dem  hellenistischen  Ägypten  ein  (Der  ostasiatische  Tierzyklus  im  Hellenismus:  T'oung  Pao  XIII,  S.  699—718). 
Während  die  Hypothese  von  Bork  und  RöCK  recht  wohl  begründet  erscheint,  bin  ich  der  Meinung,  daß  Boll  bei 
seiner  neuesten  Auffassung  dem  argumentum  e  silentio  einen  gar  zu  großen  Raum  gewährt  hat.  Die  Dokumente, 
auf  die  er  sich  stützt,  entstammen  zwar  alle  dem  hellenistischen  Ägypten,  aber  die  Flagge  besagt  noch  lange  nichts 
für  die  Herkunft  der  Ware.  Außerdem  wissen  wir  doch,  daß  in  der  alexandrinischen  Epoche  der  Westen  dem  alt- 
orientalischen Geiste  Tür  und  Tor  öffnete,  und  so  wird  auch  der  Tierzyklus  aus  Vorderasien  nach  Ägypten  gekommen 
und  den  ägyptischen  Anstrich  erhalten  haben.  Aber  die  Heimat  in  Ägypten  zu  suchen,  dazu  berechtigt  meines  Er- 
achtens vor  der  Hand  gar  nichts.  Um  so  mehr  fallen  aber  folgende  Gründe  für  Babylonien  ins  Gewicht:  der  Zyklus 
der  zwölf  Stundentiere  repräsentiert  sich  am  Himmel  als  ein  zwölfteiliger  Äquatorialring;  ein  solcher  ist,  wie  in  diesem 
Abschnitte  dargelegt,  bereits  um    looo  v.  Chr.  für  Babylonien  bezeugt.     ADe  nichtbabylonischen  Quellen  treten  dem- 


')  Vgl.  seine  Researches  II,  p.  59 fi'.  -)  Stunde  immer   im   Sinne    von  KAS-GID    ..Doppelstunde" 

')  Besprochen  von  BoLL,  Sphnera,  S.  295  ff. 


64  Kap.  II:    Die  Quellen. 

gegenüber  um  looo  und  mehr  Jahre  zurück.  In  Ostasien  tritt  uns  der  Kreis  der  zwölf  Tiere  als  ein  Zwölfjahrzyklus 
entgegen;  die  griechischen  SchriftsteDer  sprechen  zahlreiche  Male  von  einer  Dodecaeteris,  die  immer  den  Zusatz  er- 
hält Chaldaica'.  Es  besteht  kein  Grund,  gegen  die  Richtigkeit  dieser  Überlieferung  Zweifel  zu  hegen,  wie  sich 
überhaupt  die  klassischen  Nachrichten  über  Astronomie  und  Kalender  der  Babylonier  bei  näherem  Zusehen  fast  alle 
als  richtig  herausstellen.  Wenn  sich  so  beide  Varianten  des  Zyklus  der  zwölf  Tiere  in  Babylonien  wiederfinden,  und 
zwar  zu  einer  Zeit,  die  weit  vor  der  des  gesamten  übrigen  Materials  liegt,  so  muß  es  meines  Erachtens  augenblicklich 
für  .im  wahrscheinlichsten  gelten,   den   Ursprung   iu  Babylonien  zu   suchen. 

Doch  kehren  wir  zum  Astrolab  zurück.  Es  handelt  sich  also  um  drei  Fragf- 
mente^  nämlich  um  Sm  162,  K  14943  +  81,  7  —  27,94  und  83,  i  — 18,  üo8.  Die  beiden 
letzten  sind  Bruchstücke  ein  und  desselben  Exemplars,  während  Sm  162  einem  zweiten 
angehört.  Jene  beiden  enthalten  noch  die  beiden  inneren  Sterne  für  Tesrit  und  Arah- 
samna,  Reste  des  mittleren  Sterns  für  Kislev,  die  beiden  äußeren  Sterne  für  Tebet  und 
den  äußeren  Stern  für  Sebat  und  Adar  (hier  auch  fast  ganz  abgebrochen).  Sm  iv>2  nennt 
noch  die  beiden  äußeren  Sterne  für  Arahsamna  und  Kislev^  Im  ganzen  erlialten  wir 
so  die  mehr  oder  weniger  erhaltenen  Namen  von  elf  Sternen  (also  nicht  einmal  ein 
Drittel  des  Ganzen!).  Wären  wir  also  nur  auf  diese  drei  Fragmente  angewiesen,  so 
würde  es  wohl  kaum  jemals  gelingen,  etwas  Genaueres  über  die  Bestimmung  und  den 
Sinn  des  Astrolabs  festzustellen.  Das  ist  aber  zum  Glücke  nicht  der  F'all.  Denn  im 
Jahre  1900  gelang  es  PiN'CHES,  unter  den  Schätzen  des  Britischen  Mu,seums  zwei  voll- 
.ständig  erhaltene  Tafeln  aufzufinden,  welche  zwar  nicht  in  Kreisform  gehalten  waren, 
aber  auch  für  jeden  Monat  drei  Sterne  mit  bestimmten  Zahlen  nannten.  Ein  Vergleich  mit 
den  Astrolabfragmenten  zeigte,  daß  hier  unter  den  in  Betracht  kommenden  Monaten 
genau  die  gleichen  Sterne  wie  dort  aufg-eführt  waren,  und  so  war  man  nun  in  der  glück- 
lichen Lage,  über  das  g-anze  Astrolab  zu  verfügen.  Übrig^ens  ist  auch  aus  Asurbanipals 
Bibliothek  ein  Bruchstück  eines  solchen  nicht  kreisförmigen  Astrolabtextes  erhalten:  S  1 125, 
veröffentlicht  in  CT  XXVI,  pl.  49.  Es  enthält  noch  die  Sterne  für  Arahsamna  und  Kislev. 
PiNCHES  veröffentlichte  das  so  vervollständigte  Astrolab  im  JRAS'i900,  p.  573  — 75-  In 
allerjüngster  Zeit  ist  nun  noch  im  Berliner  Museum  ein  weiteres  Exemplar  des  Astrolabs 
aufgetaucht  —  gleichfalls  nicht  in  Kreisform  — ,  dessen  Keilschrifttext  ich  im  nächsten 
Hefte  der  VAS  veröffentlichen  werde.  Es  ist  gegen  1000  v.  Chr.  geschrieben 
und  enthält  sehr  wertvolle  Varianten,  seine  g-anz  besondere  Wichtig-keit  liegt  aber  darin, 


1)  Das  Material  gesammelt  von  Boi.i.,  Catalog.  cod.  astrolog.  graec.  V,  i,  S.  171  ft'.  und  kurz  be- 
sprochen in  seinem  Artikel  Dodekaeteris:  RE  von  Pauly-Wis.süwa  V,  .Sp.  1254!.  -)  Das  eine  der 
drei  Fragmente,  nämlich  Sm  162,  wurde  zuerst  besprochen  von  S.WCK  in  den  MontMiJ  Not.  of  thc  Royal 
Astron.  Soc.  XL,  .3,  Jan.  iSSo,  p.  i  loft'.  Eine  bessere  Reproduktion  der  Vorderseite  gab  Bkzold  in  seinem 
Catalogue  IV,  p.  1385.  Die  beiden  andern  Fragmente  sind  in  Umschrift  mitgeteilt  von  R.  Bküwn,  Researclies  II, 
p.  9  —  12  Alle  drei  sind  jetzt  vor  kurzem  eist  in  bekannter,  mustergültiger  Weise  im  Keilschrifttexte  veröffentlicht 
worden  von  King  in  CT  XXXIII,  pl.  11  — 12.  ')  Auf  beiden  Exemplaren  des  Astrolabs  sind  immer  wieder- 
kehrende Figuren  ausgezeichnet.  Sm  162  zeigt  in  jedem  Ringstücke  einen  sechsstrahligen  Stern,  auf  dem  andern 
Exemplare  ist  in  jedes  Stück  des  inneren  Ringes  ein  Kreis,  in  jedes  Stück  der  beiden  andern  Ringe  ein  Kreis  mit 
starker  Her\'orhebung  des  Mittelpunktes  eingezeichnet,  so  daß  es  aussieht,  als  wären  es  zwei  konzentrische  Kreise, 
von  denen  der  innere  ausgefüllt  ist.  Das  erste  Symbol  (der  Stern)  ist  klar  verständlich,  das  zweite  schwerer  zu  er- 
klären. Da  indessen  die  Babylonier  die  Sterne  auch  als  Kreise  gezeichnet  haben  (vgl.  die  Darstellung  des  Sieben- 
gestirns der  Plejaden  als  sieben  Kreise  bei  Frank,  Bilder  und  Symbole,  S.  8  (AbbUd.  3),  S.  11  (Abbild.  4),  S.  17 
(Abbild,  b)  usw.),  so  dürften  auch  hier  die  Kreise  vielleicht  einfach  als  Stemsymbol  aufzufassen  sein.  Bei  der  starken 
Hervorhebung  des  Mittelpunktes  in  den  Kreisen  der  beiden  äußeren  Ringe  handelt  es  sich  wohl  um  nichts  anderes, 
als  um  die  häufig  auf  Tontafeln  auftretenden  kleinen  Kreise,  die  tief  in  die  Tafel  hineingehen  und  deren  Zweck  noch 
nicht  sicher  festgestellt  ist. 


Das   Astrolab   und   seine  Duplikate.  65 

daß  es  von  einem  Kommentare  beg-Ieitet  ist,   der  reiclie  Aufschlüsse   bietet'.     Es  ist  im 
folgenden   bezeichnet  als  Astrolab  B^ 

Was  ich  oben  am  Anfange  dieses  Abschnittes  über  das  Astrolab  ausgeführt 
habe,  ergibt  sich  ohne  weiteres  von  selbst.  Die  Sektorenvorstellung-  liegt  in  der  Anlage 
der  Tafel  selbst  deutlich  genug  begTÜndet.  Von  einer  Anordnung-  der  Sterne  nach 
ihren  heliakischen  Aufgängen,  wie  Kugler  irrtümlicherweise  meint,  kann  nicht  die 
Rede  sein;  vielmehr  gehen  die  Sterne  eines  Sektors,  je  nach  ihrer  Entfernung  von  der 
Ekliptik,  zu  ganz  verschiedenen  Zeiten  auf.  Zwei  Fragen  aber  erheben  sich,  die  von 
größter  Wichtigkeit  sind:  1.  Wie  verhalten  sich  die  drei  Sternenring-e  zu  den  Sektoren? 
2.  Was  bedeuten  die  Zahlen?  An  diesen  beiden  Fragen  sind  bisher  alle  Erklärungs- 
versuche gescheitert.  Daß  Sayces  Erklärung  von  Sm  162  (s.  oben  S.  64,  Anm.  2)  völlig 
mißglückt  ist,  wird  keinen  weiter  wunder  nehmen.  Nur  als  Kuriosum  erwähne  ich  die 
Ausführungen  R.  Browns  in  seinen  Researckes  II,  p.  4 — 12.  HOMMEL  hat  sich  mit  dem 
Astrolab  in  seinen  Aufsätzen  und  Ahhandhmgen,  S.  242  und  besonders  S.  458  -  66  beschäftigt. 
Trotz  vieler  guter  Einzelbeobachtungen  ist  es  auch  ihm  nicht  gelungen,  hinter  den  wahren 
Sinn  des  Textes  zu  kommen.  Zuletzt  hat  KuGLER  das  Astrolab  behandelt  (SSB  I,  S.  22gff.). 
Auch  er  hat  manche  richtig-e  Bemerkung  zur  Erklärung  beigesteuert,  aber,  abgesehen 
von  der  verkehrten  Auffassung,  es  handle  sich  um  heliakische  Aufgänge,  hat  er  sich 
die  Sache  dadurch  allzu  leicht  gemacht,  daß  er  die  Zahlen  einfach  weg-ließ.  Ehe  ich 
meine  Erklärung  gebe,  setze  ich  zunächst  den  Text  des  Aslrolabs  PlX(  IIES  hierher. 


arah  ^-isatmu 

Ural,  Jll,.,^ 

UaMal  DIL-GAN 

200 

icaukav  Kakkabu 

220 

kaKka,.  f,JJ,ß  11- 

100 

,u„ckal  St-Gl 

11(1 

h«l±ah   J/,JX 

50 

kakkdh  ^\-nu-ni-Ut 

r>5 

"'"''  Simänii 

<"«*  Dii'üzu 

kakkal  SIB-ZI-AN-NA 

240 

'••'"■■'•"';  KAK-SI-Dl 

220 

.„W.-a.   UR-A 

130 

kakkui  MAS-IAB-BA 

110 

k„Uka„  Puluhku 

CO 

'■■■"■■''•'■''  AJ.-TAR 

r^r> 

'"■'•!'  Alm 

"'■"l'  Ulidu 

UMuA  ß  IX 

200 

kakkah  ßJJ} 

180 

^""""'"  MAS-TAB-BA-GAL-CrAL 

100 

kakk..,.  V-ELTEG-GA 

90 

kam.b  MAB-GiD-DA 

50 

kakkah   SÜ-IA 

15 

')  Der  Text  enthält  zunächst  eine  zweisprachige  Hemerologie  für  die  zwölf  Monate,  die  sehr  wichtig  ist, 
und  den  Fixsternkommentar,  der  in  drei  Abteilungen  zerfällt  (12  Sterne  Eas,  12  Sterne  Anus,  12  Sterne  Enlils)  und 
in  der  Hauptsache  die  Sterne  berücksichtigt,  die  hernach  im  Astrolab  genannt  sind.  Beide  —  Hemerologie  and 
Kommentar  —  sind  im  Anhange  za  diesem  Abschnitte  behandelt.  Es  folgt  dar.-»uf  das  Astrolab  selbst  (s.  unten,  S.  ö6f.) 
und  die  Unterschrift,  welche  lautet:  I.  kdt  "^  ^^  Mardak-halat-su-erH  diipSarri.  sihri  2.  mär  i'- Nin-ih-''uhallit-su 
dupsar  sarri  3.  SI-G-ÄN  "'  'l  Bcl-aJUddina''"  4.  nis  '' A-sitr  suma  sat-ra  la-a  ta-pa-sit  „Von  der  Hand 
des  Marduk-balat-su-eres,  des  Unterschreibers,  Sohnes  des  Ninib-uballit-su,  des  königlichen  Schreibers.  Durch- 
gesehen   von  Belahiddina.     Bei    Asur    soU    man    die    geschriebene    Schrift    nicht    verlöschen."     Das  Datum    lautet: 

[ l]i-mu  "^Tk-ka-ru      Leider  sind  die  Namen  der  Eponymen  jener  alten  Zeit  noch  zu  wenig  bekannt,  als  daß 

es  möglich  wäre,  den  hier  genannten  Eponymen  zeitlich  einzuordnen.  Die  N:imen  der  Schreiber  sind  aus  der  Zeit  um 
1000  V.  Chr.  wohlbekannt.  Auf  dieselbe  Zeit  weisen  einige  altertümliche  Zeichenformen,  wie  die  Schreibung  von  DUL, 
i.4tf  usw.  (vgl.  den  Keilschrifttext).  Vor  li-mu  war  noch  Monat  und  Tag  angegeben.  Einen  Text  aus  der  gleichen 
Zeit  und  mit  gleicher  Unterschrift  hat  Br.   Meissner,   MV  AG  191 3,  2,  S.  11  ff.  veröffenüicht.  ')  Ein  Harallel- 

text  zum  Astrolab  ist  auch,  worauf  hier  kurz  hingewiesen  sei,  der  sehr  fragmentarisch  erhaltene  Text  VACh, 
mar  XXXIX,  Z.  2  ff. 

Weidner,  Babylonische   Astronomie.  ^ 


Kap.  U:    Die  OueUe 


"•"»  Tesritv 

"'o*  Arahsanma 

kakkah   MN-MAIJ 

160 

kakkab  UK-BAT 

110 

kakkab  Zi-ba-ni-tum  > 

SO 

kakkab  GIR.TAB 

70 

kakkab  EN-TE-XA-JJAS-SJ(i 

10 

kakkab  J^UG^U. 

35 

«'"*  Kislimu 

"'«»  Tebetu 

K-kkui  ZAZ-BAT"-'"' 

120 

kakkab  GU-LA  2 

110 

kakkai  UT-KA-GAB-A 

60 

kakkab  jiL-JML 

70 

kakkah   ^„-y 

m) 

kakkab  .Xamib" 

35 

'"■■'?'  Siahaln 

"'"*  Ädaru 

'''•kkab  Nr-Mis-/K\ 

IfiO 

kakkab  g^ 

ISO 

kakkab  S/M-M.  1  // 

so 

kakkab  XÄ-A 

f)0 

kakkah  JJJ.^i- 

40 

kakkab  Marduk 

15 

Daran  anschließend   folg-e  nun  der  Text  des  Astrolabs  B  (ohne  den  Koninieutar) 

Kolumne  1.  Kolumne  II.  Kolumne  111. 

'"•"*  Nisanmi     '•''^*"''  DfL- 
GAN  sü-ut  '' E-a 
"'"''  Airu''"'''"'^'  Kakkabu  su- 


nt '■'  E-a 

—  <"■«* .SV»/.,;««  '-'"•"''  siBZi- 

AN-NA  sunt  ''  E-a 

—  -'">-'  DaWza  """"■»  KAK-SI- 

DT  sü-ut  ''  E-a 

—  '•■'•'.'  Abu  ''"'■■'""'  BAA'  sti-ut  1  ''• 

'■'  E-a 

—  <"■">■•  Ulüln    ^•«"'•'■"  Ka-U-tuw     '' 

sii-til  '■'  E-a 

—  "™»   Tesntu     "•■""■"  N/N- 

ALUJ  sü-ut  i't:-a 

—  "'"l- Ara/}samna  fc«**«* /J/T- 

BAT sü-ut ''E-a 

—  "'■"''  Kidhnu     "«*'••"''  ZAJ^- 

BAT"-""  Sü-ut  '>E-a 

—  «'"'-'  'fchrtu  ""'"'"''  <TU-la  sü- 

ut  "^-a 

—  ""•'■■  Sabäln  '''■'^'^<''' NU-MU.^- 

J)A  sü-ut  <'  E-a 

—  «>•<■;,  Adam  '^"*-'^"''  Ximu  sü- 

ut  ''E-a 


'"'''•'•■'■'• />/y.-/i.l7\v»-»i  ''  A-mm     '.■''«"'',. 1 7 VxY  sü-,d  «En-lil 
kakkab  ßE-GI  sü-iit  ''  A-nim        '  '"'•'''■"''  A-HU-id-tum  sü-ut  ■'  En-Ul 
'^'•'<'^"'' i:R-GU-LAgü-ut''A-ni,n    '■""■•"'' .S/»-»  sü-ut  '' En-1!/ 


k'-kkab  ;^jjiS-TAB-BA  sü-ut       '  '^■"^^■'"LJMiW-IA-P.  sü-ut 


"  En-Ul 

'"""'■'KUA/raüf-DA    sü-ut 

''  En-Ul 
Mkabsi).2>A  sü-ut  "En-Ul 


'■'  A-nini 
MAS-TAB-BA-GAL- 

GAL  sü-ut  ''A-nim 
Ü-ELTEG-GA     sü-ut 
''  A-nim 
kakkab  Zi.ha-m-tum  sü-ut"  A-nim     '''"''<'"'  EX-  TE-NA  -MAS-SIG 

sü-ut  ''En-Ul 
""<"="'' G/n-TAB  sü-ut  "A-nim    '""•'■"'■  VXYtJA  sü-ut  "En-Ul 

'"''''="'' UT-KA-GAB-A    Sü-ut  \ '^<"'''"'' Eku  Sü-ut  "En-Ul 

"A-nim} 
''"'<''"''  Al-lu-nt-luiii  Sü-ut"  A-nim  [  *«''''•'''' iVo.sm  ('"  sü-ut  "En-Ul 


Sni-MAII Sü-ut  "A- 


''"'''""■  Marduk  Sü-ut  "A-nim 


kakkab  fJA-MU  Sü-ut  "  En-Ul 


KA- 


-ut  "En-Ul 


"*  Nüannu     '""""'''  DIL- 
GAN 

kakkab  XIN-MAII 


kakkab  fJJJ.ßj^f 

kn kku b  ZI- ba-ni- tum 


kakkab  güAPlNussi    (UB-TJU) 

kakkab  EN-  TE-NA- MAS-SIg 
irabbi  (SU) 


')   S3,   1  — iS,  üoS    ist  auscheineml   zu   ergänzen:   ['•"'•''■''' X/-i>.l-.4iV-JAvl  (!).  *)  K   mHj  +  Si, 

7  —  27,  94   bietet  fälschlich   kakkab  rJ{{l)-(TU-LA  (=  Lowe),  \v,ihrscheinlich   veranlaßt    durch   das   falsche   kakkab   .[]^. 
LUL  (=  Krebs;  statt  kakk,ii.  Alliltum,   s.  u.).      Im   Astrolab   B,   Kol.  I,  2ü  findet  sich   übrigens   derselbe   Fehler. 


Das   Astrolab   und  seine    Duplika 


,6.    _                   >'«>""■'> LIK-B AT 

kakkahSÜ-GI 

ka'<'^«"  GIR-TAB 

icakkak  A-nn-m-tum   „.4 
kMuhjjjQAL  irabbi 

,  7.       _    arab  Sinuhui   "'■'"'-»  SIB-ZI-      "->"""'  UB-GU-LA                                       *<"■■*"*  SirU    Ufd 

AN-NA 
18.    _             ^••'^''"^  ZAL-BAT-'"'' ^•""'-^  Ur-KA-GAB.A                 ""'"""' Enzu  irabbi 

19.    —  "'■"l'  Du'üsu     ""''''ab  KAK-    "-'"'->' AIASTAB-BA 
Sl-Dl 

,o_    _            ""i''"^'- LJR(\)-GU-LA  ' '^'""'"Kil-lu-iiUwn 

'"•kka^UMUNPA-i:  xisd 
kakka,.  Na.srul-  irabbi 

21.    -  ■""'.•  Ahc  ^•"*^"'^  BAN           1  '""''-"'  MAS-  TA B -  BA -  GAL - 
'                                  GAL-LÄ 
, ,  _    _             kckk..i  NU-MUS-D A  1  '■■«*-'=''^  SIM-MAH 

>'"'<'""'  MAR-GID-DA  us.ü 

"'■'""■'' DA-MU  irabbi 

.3.     _  a,«ft  57/^;^     «caM«^  Ka-li-him 
24.    —                             '"''''""' Nünu 

kakkat  ü-ELTEG-GA 

kakkab  ü  jniardiik 

kukkahSl),pA    „,,.,; 

kMabxA-A  irabbi 

,5.      _  «ra&    y,,V,'<„         fc"fc*°6    iV/iV- 

,o_     _         "<""''"' BIL-GAN  irabbi 

kakkab  Zi-ba-ni-tmn 

kakkai  DIL- BAT  ut-la-,ia-kav 

kakkab  EN-  TE-NA  -  MAS  -  SIG 

iissi 

k,.kkab  APINkalM-te  iz-:a-[az\ 

28.    —                        '-■'"""' Kakkabu 

>'"'""'"  GIB-TAB                       \  "-'"""' LUGAL  um 
kakkalsÜ-GI                                    \  '^'■'"■■"'' A-nu-id-tum  irabbi 

BAT""" 
30.    _         ^•«''•«■-ss/ß.^/.^^V.iV^^ 

kakkab  UT-KA-GAB-A                 "'""''•''  Emu  ussi 
kakkai  [JR.GU-LA                          "<""""'  Slru  irabbi 

31.    —  '""'J  Tebetu  '""'>""' Gu-la         \  "'"''"">  AI- lu-ut-tutn                        j '""•*"'' A^«.s»-i<  6"  «ssj 

33.  _  '"■«bSabatii'""""-" NU-MUS-    "'■>"-"' SIM-MAH 

DA 

34.  —                            ""■■*'"■  i?^.V  !  *•'«'■"  3i  J6'  -  7: 1 B-BA-  GAL  - 

G.iL-LA 

kakkab  JJA-MU    m?i 

kakkab  MAR-GID-DA  irabbi 

35.  _  '.-■..*  Adam  ""'"-"'  Nünu 

36.  —                       '"•''''"'' Ka-li-ticM 

kakkui,  ü  Marduk 
>-■'•■'<■"' DÜG-GA' 

kakkab  f-Ä.J     „,,j 

kakkab  sij,  PA  i^,ahu 

Vergleicht  man  nun  die  beiden  Astrolabe  miteinander,  so  ergeben  sich  sehr 
interessante  Varianten : 

1.  Der  zweite  Stern  des  Monats  Sivan  heißt  im  Astrolab  PiXCHES  '"''''"'^'  UR-A, 
im  Astrolab  B  (11,  3)  '"'«■'"'''  UR-GU-LA.  Diese  Variante  enthält  auch  schon  das  eine 
Exemplar  des  Astrolabs  PiXCHES  (85,4—30,  15;  s.  PiNCHES,  JRAS  1900,  p.  574,  n.  i). 
Beide  Gestirne  sind  also  identisch. 

2.  Dritter  Stern  des  Monats  Sivan:  Astrolab  PlXCHEs:  ''"''''"'' Pulukku  (Krebs)-, 
Astrolab  B:  ''"'''="'' S/m  („Schlangenstern").  Wahrscheinlich  liegt  im  Astrolab  PixCHES 
ein  Schreibfehler  vor:  die  Zeichen  iür  pubikku  und  .vru  sind  ja  nicht  schwer  zu  verwechseln. 


»)  So  hier  statt  '"'kkab  JJ-ELTEG-GA.  Beide  Xamen  bezeichnen  sonst  auch  den  Kometen  (s.  OLZ  191 2, 
Sp.  Ii6f.),  und  so  ist  es  verständlich,  daß  sie  auch  bei  dem  Sternbilde  wechseln.  Übrigens  ist  die  richtige  sumerische 
Aussprache  für  beide  Ugga  (s.  PraCHES,  JRAS  1900,  p.  574,  n.  2),  was  die  Vertauschung  noch  erklärlicher  macht. 
2)  So  heitit  der  Krebs  in  der  SpäUeit  (s    KUGLER,  SSB  I,  S.  30);    in    der   älteren  Zeit    findet   sich    der  Xame  nicht. 


58  Kap.  II:    Die  Quellen. 

3.  Das  Astrolab  PiNCHES  nennt  als  dritten  Stern  des  Monats  Tammuz  '"•'''"'''  AL- 
TAh',  das  Astrolab  B  >"""'"''  UMUN- PA- tl.     Vgl.  schon  Babijloniaca  VI,  p.  153,  Anm.  i. 

4.  Jirster  Stern  des  Monats  Elul:  Astrolab  Pinxhes  bietet  kakkabßjj^.  j^,  Astrolab  B 
finden  wir  dafür  die  phonetische  Schreibung  ^a«"*'  Ka-li-tum.  Zu  ßlR  =  halltM  „Niere" 
s.  Meissner,  SAI  6382. 

5.  Zweiter  Stern  des  Monats  lebet:  Astrolab  PlNXHES:  ^"^^"'^  AL-Li'L,  Astrolab  B: 
kakkcb  Al-lu-ul-tum.  Da  der  *"*•*"''  AL-LUL  das  Tierkreisbild  des  Krebses  ist,  bietet  Astrolab 
PIN'CIIES  zweifellos  einen  Abschriftfehler.  Es  ist  mit  Astrolab  B  ''"'''"^ AUuttum  (Steinbock; 
s.  Kapitel  III)  zu  lesen. 

ö.  Als  zweiter  und  dritter  Stern  dos  Monats  Adar  sind  im  Astrolab  PiXCHES 
liukkab  j^  [_j   yjjfj   ''<•''''<''' Marduk    genannt,    die    im  Astrolab  B    ihre  Plätze  g-etauscht  haben. 

Die  eben  festgestellten  Varianten  zeigen,  daß  es  entweder  in  Babylonien  ver- 
schiedene Überlieferungsreihen  des  Astrolabs  gab  oder  daß  die  Überlieferung  von  Jahr- 
hundert zu  Jahrhundert  immer  schlechter  wurde.  Für  die  letztere  Annahme  sprechen 
zunächst  sehr  eindringhch  die  Fehler,  die  hier  und  oben  S.  66,  Anm.  i  u.  2  aufgezeigt  wurden. 
Wie  leicht  konnten  die  einzelnen  Sternnamen  aus  einem  Ringe  in  den  andern  geraten 
und  auch  innerhalb  der  Ringe  konnte  durch  Unachtsamkeit  der  Schreiber  mit  der  Zeit 
die  schönste  Unordnung  eintreten!  Auf  das  Astrolab  im  vorliegenden  Zustande  darf 
also  eine  Erklärung  nicht  aufgebaut  werden.  Wie  ist  es  aber  möglich,  die  Urform  des 
Astrolabs  zu  rekonstruieren?  Solange  nicht  eine  Abschrift  aus  altbabylonischer  Zeit 
gefunden  wird,  gibt  es  nur  ein  Mittel,  das  allerdings  von  durchschlagender  Wichtigkeit 
ist:  die  36  Sterne  Akkads,  Elams  und  Amurrus  müssen  zum  Vergleiche  herangezogen 
werden.  In  verschiedenen  Listen'  werden  diese  Sterne  genannt,  von  denen  je  zwölf 
auf  jeden  der  drei  g-enannten  kibräti  fallen;  die  Sterne  Akkads  und  Amurrus  sind  alle 
erhalten,  dagegen  fehlen  neun  Sterne  Elams.  Wie  man  sich  nun  durch  einen  einfachen 
Vergleich  überzeugen  kann,  finden  sich  die  erhaltenen  27  Sternnamen  sämtlich  in 
derselben  Reihenfolge  im  Astrolabe,  so  daß  es  leicht  ist,  die  fehlenden  Sterne 
Elams  zu  ergänzen.  Die  36  Sterne  des  Astrolabs  sind  also  auf  die  drei  Länder  verteilt 
worden.  Da  dabei  Subartu  =  Assyrien  unberücksichtigt  geblieben  ist,  so  geht  diese 
Verteilung  mit  Sicherheit  auf  vorassyrische  Zeit  zurück  und  stammt  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  aus  der  Zeit  der  Abfassung  des  Astrolabs  selbst.  Dabei  ist  es  doch  wohl 
selbstverständlich,  daß  man  jedem  der  drei  Länder  einen  der  drei  Ringe  zugewiesen 
hat  und  nicht  in  den  drei  Ringen  herunigesprungen  ist,  wie  es  nach  dem  jetzigen  Zu- 
stande des  Astrolabs  der  Fall  zu  sein  scheint.  Wie  bereits  bemerkt,  konnten  bei  dem 
immer  wiederholten  Abschreiben  des  in  Kreisform  gehaltenen  Astrolabs  einzelne  Stern- 
namen leicht  in  einen  falschen  Ring  geraten.  Das  war  bei  der  Überlieferung  des 
Astrolabs  als  „Sterne  Akkads,  Elams  und  Amurrus"  ausgeschlossen;  denn  hier  bediente 
sich  jene  der  Listenform.  Hier  konnten  wohl  die  Sterne  der  einzelnen  Ringe  unter- 
einandergeraten, aber  nicht  ein  Stern  aus  einem  Ringe  in  einen  andern.  Geht  also  diese 
Verteilung,  wie  nicht  anders  anzunehmen  ist,  auf  die  Urform  des  Astrolabs  zurück,  so 
haben  wir  in  den  3X1-  Sternen  der  drei  Länder  die  Urform  der  drei  Ringe  vor  uns. 
Man  bemerkt  dabei  mit  Erstaunen,  welch  eine  Unordnung-  in  der  Überlieferung  des 
Astrolabs  aus  der  assyrischen  Zeit  herrscht.  Die  einzelnen  Ringe  sehen  dann  also 
folgendermaßen  aus,  wenn  wir  zur  erforderlichen  rechnerischen  Nachprüfung  gleich  die 
nötigen  Identifizierungen  mit  heutigen  Sternbildern  vorausnehmen: 

')  S.  oben  S.  15  f.  und   31  f. 


Das   Aslrolab   und 


Duplika 


69 


kakkah  DIL  GAN 
kakkabSÜ-GI 
kakkah  glfn 

kakkah  KAK-SI-DI 

kakkaj,  MAS-TAB-BA-GAL-G.IL 

k,.kk„b  ßjji 

kakk.b  MN-MAff 

kakkah  L[:QAL 

k<.kkai.  ZAL-BAT"-"' 

kakkah  jiliuUum 
kakkah  SIM-M.UI 
k,.kkab  f^^A 


ÄulJerer  Ring-. 

=  Cetus  +  Widder 

=  Puhrmann 

=  Hydra 

=  Sirius 

=  «  +  1^'  (Temin. 

=  Sterne  von   Carina  und 

=  Schwanz    der    Hydra    i 


220 
240 


Sterne    des 
Centaurus 


Corona  horealis 

i'ipMi.ia  des  Mars  (Steinbock) 

Ziegenfisch 

Nördhcher  Fisch  des  Tierkreises 

In  der  Nähe  der  Fische? 


140 
160 
180 


kakkah  J)ll^.ß AT 

kakkah  j^akkabu 

kakkah  UE-GU-LA 

kakkah  j^lAS-TAB-BA 

kakkab  ß^N 

kakkah  ü-ELTEG-GA 
kakkab  EN-  TE-NA-MAS-SIg 
kakkab  GiB-TAB 
kakkab  UT-KA-GAB-A 

kakkab  G^^.la 

kakkab  ^^^i'-^irS-DA 

kakkab  JJA 


kakkah  ^  /^IN 

kakkah  A-niini-tu 
kakkah  SIB-ZJ-AN-NA 
kakkab  UT-AL-TAR 
kakkab  MAK-GID-DA 

kakkab  SÜ-PA 

kakkah  Zi-ba-ni-tu 

kakkab  ßlK-B AT 
kakkah  EnZU  * 

kakkab  _;VasTO'-"' 
kakkah  UA-MU 


Mittlerer  Ring-, 

=     iiipio^icc  der  Venus  (Fische  des  Tierkreises) 
=     Plejaden 
=     Löwe 
=     Zwilling-e 

=     Canis  major  (ohne  Sirius)  +  angrenzen- 
der Teil  von  Puppis 


[2.     ''«"'' iVi-fci-j-ii ' 


=     Corvus 

— 

90 

=     Bootes 

— 

80 

=     Skorpion 

— 

70 

=     Ophiuchus  +  Serpens 

— 

60 

=     Wassermann 

— 

70 

=     Grus 

— 

80 

=     Piscis  austrinus 

'" 

QO 

Innerer  Ring. 

=     Ursa  minor 

— 

50 

=     SüdUcher  Fisch  des  Tierkreises 

— 

55 

=     Orion 

~ 

60 

=     (''(/K-j//«  des  Jupiter  (Krebs  oder  Prokyon) 

- 

55 

=     Großer  Bär 

— 

50 

=     Spica 

^ 

45 

=     Wage 

— 

40 

=     Lupus 

— 

35 

=     Kopf  des  Steinbocks 

— 

30 

=     Adler 

— 

35 

=     Equuleus  +  Delphinus  +   angrenzender 

Teil   des  Pegasus 

— 

40 

=     Perseus 

- 

45 

1)  So  in  der  Liste   der  Sterne  Akkads; 
des  Astrolabs  B,  Kul.  U,   29—32   (s.   unten,  S.  7 


Astrolab    steht    dafür  kakka',  Marduk.      Vgl.   dazu   Kommentar 
jch  bereits  oben  S.  4 1   zitiert). 


yo  Kap.   II:    Die  QueDen. 

Wie  ein  Verg-leich  lehrt,  sind  aus  dem  inneren  Ringe  drei,  ;ius  dem  mittleren 
Ringe  fünf  und  aus  dem  äußeren  Ringe  gar  sieben  Sterne  in  einen  anderen  Ring-  ge- 
raten. Welch  lange  Überlieferung  setzt  das  voraus !  Aber  wir  sind  noch  nicht  am 
Ende  unserer  Untersuchungen.  Wenn  nun  auch  alle  Sterne  im  richtigen  Ringe  stehen, 
so  können  doch  noch  einzelne  Sterne  innerhalb  eines  Ringes  an  eine  falsche  Stelle 
geraten  sein.  Bei  dem  kreisförmig  angelegten  Astrolab,  dessen  Kopie  mit  Schwierig- 
keiten verknüpft  war,  wird  das  wohl  zunächst  passiert  sein,  und  in  der  Assyrerzeit 
werden  dann  wohl  die  Kopisten  die  Reihenfolge  der  Sterne  Akkads,  Elams  und  Amurrus 
nach  dem  Astrolab  „berichtig-t"  haben.  Die  richtige  Reihenfolge  kann  nun  auf  folgen- 
dem Wege  festgestellt  werden:  Man  zieht  am  Himmel  vom  Nordpole  bis  zum  Südpole 
Meridiane  immer  in  Abständen  von  30 ";  dann  nmß  in  den  so  entstandenen  Sektoren 
immer  eins  der  Sternbilder  liegen.  Nun  ist  nur  noch  die  Frage:  Für  wann  ist  diese 
Untersuchung  anzustellen?  Wo  liegt  der  Anfangspunkt?  Wie  wir  unten  sehen  werden, 
ist  der  Text  auf  das  Zwillingszeitalter  zurückgeschraubt,  und  zwar  wahrscheinlich  auf 
die  Zeit,  als  der  Frühlingspunkt  bei  i]  Geminorum  lag-.  Das  war  vor  — 4000.  F,r  ist 
auf  der  Mitte  des  Sivansektors  liegend  gedacht.  Benutzen  wir  nun  die  Koordinaten 
einer  späteren  Zeit,  so  ist  der  Nullpunkt  eine  bestimmte  Anzahl  von  Graden  nach  Westen 
zu  verrücken.  Ich  habe  mich  für  meine  Untersuchung  der  Koordinaten  für  — 4000 
bedient.    Für  diese  Zeit  wurde  folgende  Ausdehnung-  für  die  einzelnen  Sektoren  gefunden: 


1. 

Nisansektor : 

Von 

297" 

bis    327" 

2. 

Airusektor : 

„ 

3^7" 

V      357  " 

3- 

Sivansektor : 

„ 

357" 

„        27  " 

4- 

Tammuzsektor 

„ 

27  " 

57" 

5- 

Absektor : 

„ 

57" 

„        87» 

ö. 

Elulsektor: 

„ 

87« 

,.      117" 

-. 

Te.sritsektor : 

^. 

117" 

V         147" 

8. 

Arahsamnasektor : 

„ 

147  " 

r         177" 

q. 

Kislevsektor : 

,. 

1  77 

I!      -t>7  " 

10. 
1  I. 

Tebetsektor: 
Sebatsektor: 

'• 

207  " 
^37" 

,■      ^37  " 
„      267  » 

12. 

Adarsektor : 

,• 

267" 

„      ^97  " 

Prüfen    wir 

nun 

die  Sterne    und 

Sternbild 

-r    der 

einzelnen 

Ringe,    wie   sich  zu 

dieser  Abgrenzung 

der 

Sektoren   stellen 

Äußerer  Ring. 

1.  *"'"^"VZ>//.-r/JA^=Cetus  4- Widder.  Für  —4000:  *  Ceti  «=2qS",  81  ;  0  Ceti 
«  =  316",  29;  «  Arietis  «  =  314",  38;  .i  Arietis  «-=31  1",  39.     Stimmt! 

2.  ''"'^■"'' aSL'-(?/  =  Fuhrmann.  Für  —4000:  u  Aurigae  ((  =  249",  42;  i  Aurigae 
«  =  350",  42;  i':'  Aurigae  «  =  357»,  71.     Stimmt! 

3.  «■"*■■'">'' Ära  =  Hydra-.  Für  —4000:  x>  Hydrae  «^37'',qo;  «  Hydrae  a  =  66",87; 
/2  Hydrae  «  =  78",  06;  /(  Hydrae  «  =  83",  38.  StiiiimL  nicht  für  Sektor  3,  wohl  aber 
für  Sektor  5. 

4-    '•"''""'' ÄV1Ä'-.S/-Z)7=  Sirius.     Für  —4000:  «  Canis  majoris  0  =  350,80.     Stimmt! 


')  Die  folgenden  Rektaszensionen    der  Fixsterne  nach  Nelgebauer,   Sterntafeln.  ')  Und  zwar  im 

besonderen  Kopf  der  Hydra. 


Das   Astrolab   und   seine   Duplikate.  -j  i 

5.  ^"'^=^''^  MAS-TAB-BA-GAL-GAJ.  =  u  +  ß  Geniin.  Für  —4000:  a  Gemin  «  = 
:2i'',  86;  ß  Gemio  «=26",  80.  Stimmt  nicht  für  Sektor  5,  wohl  aber  für  Sektor  3.  Da 
dort  das  Umg-ekehrte  der  Fall  ist,  so  ist  es  klar,  daß  beide  Sterne  g-egeneinander  zu 
vertauschen  sind. 

6.  ''"''■*■"'' 5/i?  =  Sterne  von  Carina  und  Vela.  F'ür  —4000:  t  Carinae  «  =  91",  33; 
ö  Vel.  «  =  88",  74;  /  Carinae  «  =  97",  70;  N  Vel.  «  =  97",  47;  i>  Carinae  («  =  112",  46. 
Stimmt! 

7.  *•""'•'•■"'' AXY- 37.1//=  Schwanz  der  Hydra  +  Sterne  des  Centaurus.  Für  —4000: 
y  Hydrae  0=123",  4^;  /  Centauri  «=i2ü'\  81;  ,r  Hydrae  «=134*',  03;  i>  Centauri 
«=136^,26.     Stimmt! 

8.  '•"'■''"'' Z6'(t>4/>=  Corona  borealis.  F^ür  — 4000:  «  Coron.  boreai.  «=165",  07'. 
Stimmt! 

9.  '^'"■'"''' ZAL-BAT''-''"  =  vil)iüua  des  Mars.  Als  solches  g-ilt  der  ^'^"'''"■^>  Enzu-,  der 
im  inneren  Ringe  im  gieichen  Sektoren  noch  besonders  genannt  ist.  '"'*■■'■■"''  Enzu  ist  der 
Name  für  den  vorderen  Teil  des  Steinbocks,  der  bei  den  Babyloniern  bis  weit  in  den 
Schützen  hinüberreichte,  wie  zu  diesem  wieder  der  Schwanz  des  Skorpions  gerechnet 
wurde  (s.  unten  Kap.  III).  Für  —4000:  71  Sagitt.  «=194",  61;  o  Sagitt.  «=190",  97; 
l.'  Sagitt.  «=196",  64;  7t  Sagitt.  «=202°,  49.     Stimmt! 

10.  '•"'•■*■■"'' ^Z/«<^M?n  =  Ziegenfisch  (unser  Capricornus).  F^ür  —4000:  «-  Capric. 
«  =  220",  89;  ß  Capric.  «  =  220",  35.     Stimmt! 

11.  ''■"'''"''' S/J/-Ji.4//=  Nördlicher  Fisch  des  Tierkreises.  Für  —4000:  (j'  Pi.sc. 
«  =  301",  67;  (f  Pisc.  «  =  300",  13;  X  Pisc.  0  =  301",  42;  ,'  Pisc.  «=29q",  09.  Die  Sterne 
liegen  also  alle  um  300°  herum.  Das  paßt  aber  für  Sektor  11  nicht;  auch  im  Sektor  12 
liegen  höchstens  ö  und  «  Piscium,  wenn  man  diese  noch  zum  ''"'''■"''  SIM-MAII  rechnen 
darf.  Die  anderen  Sterne  grenzen  zwar  ganz  hart  an,  gehören  aber  eigentlich  schon 
zum  Sektor  i.  Man  scheint  indessen  das  Gebiet  des  ''"''''"■'' SJM-3IAH  doch  noch  ein 
beträchtliches  Stück  von  300"  aus  westlich  gerechnet  zu  haben;  denn  in  der  oft  er- 
wähnten Ephemeride  aus  dem  Jahre  —567  (VAT  4956)  heißt  es,  daß  das  Neulicht 
des  Mondes  im  '■"'■'•"''  SIM-MAH  sichtbar  wurde.  Der  Berechnung  nach  stand  er  da- 
bei c.  8"  westlich  von  C  Piscium.  Wir  dürfen  also  ohne  Bedenken  den  ''"''''"''  S IM- AI AIJ 
in  den  12.  Sektor  rücken,  da  man  den  „Schwalbenfisch"  (s.  Kap.  111)  ja  zuni  großen 
Teile   in  diesem  gesehen  zu  haben  scheint. 

12.  ''■"''■'"''' A'.l-.l  ist  sonst  der  babj-lonische  Name  für  den  kleinen  Stern  Alkor 
über  L  Ursae  majoris^  Der  kann  aber  hier  nicht  gemeint  sein,  vielmehr  muß  ein 
Gestirn  in  der  Nähe  des  Pegasus  am  Nordhimmel  in  Betracht  kommen,  dessen  Länge 
dann  vortrefflich  für  den  Sektor  11  passen  würde,  wohin  ja  ''"'=''"''  KA-A,  seinen  Platz 
mit  ''"'''"''' SIM-MAH  tauschend,  gehört.  Seine  genaue  Lage  nm  Sternenhimmel  kann 
ich  aber  bei  dem   geringen  vorliegenden   Materiale  nicht  bestimmen. 

Innerer  Ring. 

1.  '"''''"'' DI L-BA'r  =  itfuiiia  der  Venus.  Als  solches  gelten  die  Fische^.  Im 
speziellen  dürfte  wohl  der  nördliche  Fisch  des  Tierkreises  g-emcint  sein,  dessen  östliche 
Hälfte  mit  den  Hauptsternen  tatsächlich  im  ersten  Sektoren  lieg-t  (s.  oben  >■•"'•■''"''  SIM- 
MAJI).     Stimmt! 

2.  *"''*"'' ÄaA7,-a7/M  =  Plejaden.     Für   —4000:  )■  Tauri   «  =  337",  65.     Stimmt! 


')   Die  übrigen  Sterne   des  schmalen   Sternbildes  liegen  nicht  weit  von  «  entfernt.  -)   S,   OLZ    1913. 

Sp.    209.  3)   S.  OLZ    191 3,   Sp.    152.  ■•)   S.   OLZ    1913,    Sp     208,    210. 


■J2  K^ip.   II:    Die  Quellen. 

3.  '■"'•'•■"'' 67v- ^T 6'- />J  =  Löwe.  Für  — 4000:  u  Leonis  a  =  65",  46;  ;'  Leonis 
0  =  62",  43;  ö  Leonis  «  =  75",  25.  Stimmt  nicht  für  den  Sektor  3,  wohl  aber  für  Sektor  5 
(s.  diesen  und  Sektor  4). 

4-  ""'''"'^  MäS-TAB-B  \  =  7.\\mnge  (ohne  « +  ji  Gemin.).  Für  -4000:  >;  Gemin. 
«=10",  47;  jt(  Gemin.  0=11",  89;  t  Gemin  «=15",  uS;  ;-  Gemin.  «=17",  80;  l  Gemin. 
«=21*,  50.  Stimmt  nicht  für  Sektor  4,  wohl  aber  für  Sektor  3,  wohin  ''"'=''"''  MAS-1  AB- BA 
also  zu  rücken  ist. 

ö-  ''"'''"''' BAU  =  Ciinis  major  (ohne  Sirius)  +  angrenzender  Teil  von  Puppis.  Für 
—  4000:  li  Canis  maj.  «  =  310,55;  f,  Canis  maj.  «  =  470,31;  ö  Canis  maj.  «  =  47",  63; 
tj  Canis  maj.  «  =  320,40;  tt  Puppis  «  =  570,  76.  Stimmt  nicht  für  Sektor  5,  wohl  aber 
für  Sektor  4.  Die  Sterne  der  drei  Sektoren  3—5  sind  also  folgendermaßen  anzuordnen: 
3.    '^"''''"'' MAS-TAB-BA,     4.   '■■'•'^'""' BAX,     5.   '^'"''^"'' UR-GU-LA. 

6.  '^"'"'"'' Ü-ELTEG-GA  =  Corvus.  Für  —4000:  «  Corvi  «=1080,15;  e  Corvi 
«=1080,13;  y  Corvi  «=1070,99;  ()  Corvi  «=1100,95;  tj  Corvi  «=1110,70;  ,i  Corvi 
"  =  '  '3"'  5Q-     Stimmt! 

7.  ''"'"'"'' EX-TE-XA-MAS-S/G  =  Bootea.  Für  —4000:  «  Bootis  «=1360,33; 
t  Bootis  0=145*,  16.     Stimmt! 

8.  '•"'■•*»'' ö/Ä-7VLß  =  Skorpion.  Für  —4000:  d  Scorpii  «=1600,91;  .i  Scorpii 
«=1620,64;  «Scorpii  «=1660,56;  f  Scorpii  «=  169O,  87;  Ä  Scorpii  «=  i  760,  30.    Stimmt! 

9.  *•"*■■'"''' 6^7- AVl-6f.li?-yl  =  Ophiuchus  +  Serpens.  Für  —4000:  1;  Ophiuchi  «  = 
1730,70;  if-  Ophiuchi  «=1730,29;  o  Ophiuchi  «=1960,40;  i  Serpentis  «=1850,24. 
Stimmt! 

10.  ''"'■'•■"'' G?<-/rt=  Wassermann.  Für  —4000:  ;i  Acjuarii  «  =  2400,37;  u  Aquarii 
«  =  2500,  60;  d  Aquarii  «=2530,  80.  Stimmt  nicht  für  Sektor  10,  wohl  aber  für  Sektor  11 
(s.  diesen). 

11.  '""'"••'■  XC-MUS-DA  =  Grus.  Für  -4000:  «  Gruis  «  =  2170,92;  ,:?  Gruis  «  = 
224O,  04.  Stimmt  nicht  für  Sektor  11,  wohl  aber  für  Sektor  10;  da  dort  das  Umgekehrte 
der  I-all   ist,  so   haben   die  Sterne  der  beiden  Sektoren  ihre  Plätze  zu  tauschen. 

12.  ''"'''"•'' HA  =  PiHcis  austrinus.  Für  —4000;  «  Pisc.  austr.  «  =  2440,69.  Das 
stimmt  zwar  für  Sektor  11,  aber  nicht  für  12.  Eine  Umstellung  ist  indessen  hier  un- 
möglich. Nun  wissen  wir  nicht,  welche  Sterne  die  Bab3rlonier  zum  südlichen  Fische 
zusammenfaloten.  In  der  hellenistischen  Zeit  und  später  dehnt  er  sich  etwa  parallel 
zum  Äquator  von  Fomalhaut  an  nach  Westen  aus.  Es  ist  sehr  wohl  denkbar,  daß  es 
bei  den  Babyloniern  anders  war;  die  Längenangabe  des  Astrolabs  scheint  es  mir  nahe 
zu  legen,  daß  man  zum  südlichen  Fisch  die  Sterne  von  Fomalhaut  durch  den  südöst- 
lichen Teil  des  Aquarius  bis  ß  Ceti  zusammenfaßte:  ß  Ceti  für  — 4000  «  =  2810,90. 
Dann  würde  der  größte  Teil  des  Fischleibes  im  richtigen  Sektor  liegen.  Eine  andere 
Möglichkeit  wäre,  daß  man  den  hellen  Fomalhaut  nicht  anders  unterzubringen  wußte 
als  im  Sektor  12,  dem  es  an  hellen  Sternen  gebrach  und  dem  er  wenigstens  nahe  lag', 
während  im   Sektor   1 1    helle  Sterne  genug  zur  Verfügung-  standen. 

Innerer  Ring. 

1.  ''■"*''"'' --lP/iV=Ursa  minor.  Für  —4000:  «  Ursae  min.  «  =  3210,36;  ß  Ursae 
min.  «  =  3170,  77.     Stimmt! 

2.  '""'■■'"''' ^l-«u-m-iM  =  Südlicher  Fisch  des  Tierkreises.  Für  — 4000:  die  durchweg 
nicht  sehr  hellen  Sterne  dieses  Sternbildes  erstreckten  sich  um  — 4000  etwa  zwischen  270" 
und   290O.     Das  stimmt  nicht  für  Sektor  2,  wohl  aber  für  Sektor   12   (s.  diesen). 

')  Schablone  ist  ja  bei  dem  ganzen   Astrolab  mit  im  Spiele. 


Das  Astrolab  und  seine   Duplikate.  t^ 

3.  «■■<"■*"'' S/5-Z/-.'LV-.VJ  =  Orion.  Für  -4000:  ^  Orionis  «  =  8",  88;  /  Orionis 
«  =  5«,  61;    £  Orionis  «=ii",  39;    u  Orionis  «=12",  82;    «  Orionis  «=12",  27.     Stimmt! 

4.  '"''''"''>  in-AL-TAJR  =  vip(o_ua  des  Jupiter;  als  solches  gilt  der  Krebst  Für 
—4000:  ß  Cancri  «  =  42*,  44;  e  Cancri  0  =  41",  84;  7  Cancri  0  =  41",  40;  d  Cancri  a  = 
43",  28.  Es  wäre  auch  möglich,  daß  hier  der  in  nächster  Nähe  des  Krebses  gelegene 
Prokyon  gemeint  ist:  für  — 4000:  «  Canis  min.  «=  36*',  Ö9.    Es  stimmt  also  in  jedem  Falle. 

5.  '"''''"''>  MAB-GiD-I)A  =  gro?deT  Bär.  Die  sieben  Sterne  des  „Wagens"  lagen 
— 4000  zwischen  21",  73  («  Ursae  maj.)  und  99",  39  (»;  Ursae  maj.).  Die  Mitte  liegt  also 
bei  60",  56,  d.  h.  ganz  richtig  im  Sektor  5.  Von  den  sieben  Sternen  selbst  befindet  sich 
freilich  nur  C  Ursae  maj.,  der  durch  seinen  Begleiter  Alkor  bekannte  Stern,  im  gleichen 
Sektor.     Stimmt! 

6.  ''"'''"'^  SL'-PA  =  V\rgo  (im  besonderen  Spica).  Für  — 4000:  ,i  Virg.  «  =  93",  32; 
tj  Virg.  «=103",  33;  y  Virg.  «=110",  24;  e  Virg.  «=111",  63.  Der  größte  Teil  des 
Tierkreisbildes  gehört  also  zum  Sektor  6,  während  Spica  («  =  i23°,03)  freilich  schon 
ein  kleines  Stückchen  über  die  Grenze  hinaus  im  nächsten  Sektor  liegt.     Stimmt! 

7.  ''"'''"'^  Zi-ba-ni-tu  =  Wa.ge.  Für  —4000:  «^  Librae  «=145^,23.  Nur  der  Haupt- 
stern des  Tierkreisbildes  liegt  im  richtigen  Sektor,  während  der  andere  helle  Stern  ß 
— 4000  etwa  4°  über  die  Grenze  hinaus  im  Sektor  8  lag.     Stimmt! 

8.  ''"'''"''' LIK-B AT  =Lnpas.  Für  — 4000:  y  Lupi  a=  152",  69;  tj  Lupi  a=  157",  04. 
Die  beiden  Sterne  a  und  ß  Lupi  liegen  noch  im  vorigen  Sektor,  allerdings  der  Grenze 
sehr  nahe.     Stimmt ! 

9.  *«''''<'' E'/ir;«  =  Kopf  des  Steinbocks.  S.  dazu  schon  oben  Stern  9  des  äußeren 
Ringes  (S.  71). 

10.  *"*''■'''' AüÄ-u  =  Adler.  Für  — 4000:  a  Aquilae  «  =  225",  19:  ß  Aquilae  a  = 
226",  35;  /  Aquilae  «=220°,  27.     Stimmt! 

11.  *■""'"'' Z>xl-J/Zy' =  Delphinus  +  Equuleus  +  angrenzender  Teil  des  Pegasus.  Für 
—  4000:  u  Equulei  0  =  242",  57;  e  Pegasi  «  =  250",  95.     Stimmt! 

1 2 .  '"''■•*-°''  Ni-U-m (=  Marduh)  =  Perseus.  Für  — 4000 :  ß  Persei  «  =  327»,  52;  u  Persei 
«  =  329",  54;  ^  Per  sei  «=337",  84;  «  Persei  «  =  337",  10.  Das  stimmt  nicht  für  den 
Sektor  12,  wohl  aber  für  den  Sektor  2;  da  dort  das  Umgekehrte  der  Fall  ist,  so  sind 
die  Sterne  der  beiden  Sektoren  gegeneinander  zu  vertauschen. 

Damit  wäre  der  erste  Teil  der  Erklärung  des  Astrolabs  beendigt.  Wir  haben 
festgestellt,  daß  in  der  späten  Assyrerzeit  aus  dem  Astrolab  ein  arger  Wirrwar  ent- 
standen war,  daß  es  aber  möglich  ist,  mit  Hilfe  der  36  Sterne  Akkads,  Elams  und 
Amurrus  die  drei  Ringe  der  Urform  des  Astrolabs  und  auf  rechnerischem  Wege  die 
richtige  Anordnung  der  Sterne-  innerhalb  derselben  wiederherzustellen.  Nun  zunächst 
noch  einige  Worte  zum  Astrolab  B,  Z.  13  ff.  Hier  sind  immer  die  einander  gegenüber- 
liegenden Sterne  zusammengestellt.  Der  Verfasser  dieses  Abschnittes  hat  es  einfach 
so  gemacht,  daß  er  jedem  Sterne  den  um  sechs  Sektoren  entfernten  desselben  Ringes 
gegenüberstellte.  Infolge  der  Unordnung  im  Astrolab  ist  dabei  natürlich  manches 
Falsche  herausgekommen.  Die  Gegenüberstellung  ist  so  ausgedrückt,  daß  z.  B.  gesagt 
wird  (Nisansektor,  erste  Spalte): 

Der  ^"^^•'^  DIL-GAN  geht  auf  [UD-DU  =  u??i),  der  '^"^'"'^  NIX- M All  geht  unter  {SU  =  imhln) 
oder  mit  anderen  Worten:  Wenn  der  '^"'''"'''  DIL-GAN  aufgeht,  geht  der  ''•''<''"''  XIN-MAH 

')  S.  OLZ   1913,   Sp.   209  f.  -)  Es  stimmt   in  allen  Fällen,    wenn  auch    die  bei    den  Babyloniern   so 

beliebte    Schablone     manchen    Stern     in    einen    Sektor     gezwängt     hat,    von     dem     er    eigentlich    schon    etwas    ent- 
fernt lag. 


74 


Kap.  II:  Die  Quelle 


unter.  Damit  soll  nur  ausg-edrückt  werden,  daß  die  beiden  Sterne  zwei  gegfenüber- 
liegenden  Sektoren  angehören,  also  etwa  i8o"  voneinander  entfernt  sind.  Wenn  der 
eine  Stern  am  Osthorizonte  erscheint,  geht  der  andere  am  Westhorizonte  unter  '.  In 
Zeile  26  finden  wir  zwei  interessante  Notizen.  In  der  mittleren  Spalte  .steht: 
kakkab  DlL-ßAT  ut-ta-na-kar  „der  '"•'"^"^  DIL-BAT  verändert  (seinen  Platz)".  Darunter  wird 
unten  im  Anhang  Bei  Besprechung  des  Kommentars  des  Astrolabs  ß  das  Nötige  gesagt 
werden.  In  Spalte  3  lesen  wir:  "'""'''>' APIN  kal  mt-te  t-ca-[as]  „der  ""'''«"' API N  steht 
das  ganze  Jahr  am  Himmel".  Das  heißt  also,  daß  er  weder  am  Osthorizonte  auf-  noch 
am  Westhorizonte  untergeht,  also  ein  Zirkuni  polarstem  ist,  der  im  oberen  Ende  des 
Nisansektors,  des  Gegenparts  des  Tesritsektors,  liegt.  Für  die  Identifizierung  des 
kakkah  jipjjy  ist-  damit  zugleich  ein  wichtiger  Fingerzeig  gegeben. 

Endlich  sind  noch  die  Zahlen  zu  erklären.  In  jedem  der  Sektoren  finden  wir 
eine  Zahl  eingeschrieben;  der  Höhepunkt  dieser  Zahlen  liegt  bei  jedem  der  drei  Ringe 
im  Sivansektor,  der  Tiefpunkt  im  Kislevsektor.  Im  äußeren  Ringe  gehen  sie  von  240 
bis  120  vom  Sivan-  bis  zum  Kislevsektor  abwärts  und  von  120  bis  240  vom  Kislev- 
bis  zum  Sivansektor  wieder  aufwärts  in  Abständen  von  immer  20;  dasselbe  entsprechend 
im  mittleren  Ringe  von  120  bis  60  und  von  00  bis  120  in  Abständen  von  je  10  und 
im  inneren  Ringe  von  öo  bis  30  und  von  30  bis  öo  in  Abständen  von  je  5.  Diese 
Zahlen  können  nichts  anderes  als  Gradzahlen  bedeuten.  Im  äußeren  Ringe  ist  der 
Vollkreis  in  240  Teile  eingeteilt.  Jeder  dieser  Teile  umfaßt  also  genau  1",  5.  Wie  ich 
nun  in  meinen  Beiträgen,  S.  97  ff.  gezeigt  habe,  haben  die  Babylonier  für  diese  Größe 
die  Bezeichnung  KAS-GID  (sonst  ja  gewöhnlich  30")  gebraucht.  Jeder  Sektor  umfaßt 
also  20  KAS-GJD.  Nun  beginnt  die  Zählung  nicht  bei  o,  sondern,  wie  bereits  erwähnt, 
wird  vom  Punkte  120  ab  nach  beiden  Seiten  aufwärts  gezählt.  Welche  Bewandtnis  hat 
es  nun  mit  den  Punkten  240  und  120?  Liegen  dort  die  Äquinoktial-  oder  die  Solstitial- 
punkte,  da  andere  nicht  gut  in  Frage  kommen  können?  Die  Solstitialpunkte  schwer- 
lich, denn  dem  Sivansektor,  in  dem  die  Zahl  240  steht,  gehört  das  Tierkreisbild  der 
Zwillinge  an  (s.  oben  S.  71),  in  dem  heute  der  Sommersolstitialpunkt  liegt.  Ist  aber  der 
Frühlingspunkt  bei  240  anzunehmen,  so  kommen  wir  bis  ins  Zwillingszeitalter  hinauf 
(etwa  von  6200  bis  4400  v.  Chr.).  Wahrscheinlich  stehen  wir  auch  hier  der  Tatsache 
gegenüber,  daß  die  Babylonier,  um  den  Anschein  hohen  Alters  zu  erwecken,  den  Text 
auf  das  Zwillingszeitalter  zurückgerechnet  haben  (vgl.  oben  S.  2,  Anm.  3).  Für  das 
Alter  des  Textes  selbst  ist  damit  also  nichts  gewonnen,  doch  dürften  wir  wohl  kaum 
fehlgehen,  wenn  wir  seine  Originalabfassung  etwa  bis  in  die  Zeit  Sargons  I.  (um  — 2850) 
zurückdatieren.  Wichtig  ist  dabei  das  eine:  wenn  die  Babylonier  imstande  waren,  solche 
Zurückdatierungen  für  eine  beträchthche  Zeitspanne  zu  machen,  so  ni  u  ß  ihnen  die 
Präzession  bekannt  gewesen  sein  '^  ohne  deren  Kenntnis  solche  Kunststücke  unmög- 
lich sind. 

Der  Nullpunkt  selbst  wird  auf  der  Mitte  des  Sivansektors  (=15-  Sivan)  anzu- 
nehmen sein.  Denn  in  dem  oben  besprochenen  Texte  Br.  M.  86  378  wird  das  Frühlings- 
äquinoktium auf  den  15.  Ni.san,  das  Sommersolstitium  auf  den  15.  Tammuz  usw.  angesetzt 
(s.  oben  S.  43f.).  Die  obige  Berechnung  wurde  für  —4000  angestellt  und  wir  fanden 
für  dieses  Jahr  als  Ausdehnung  des  Sivansektors:  357°— ^7"-  Für  die  Zeit,  für  die  der 
Babylonier    die   Zurückrechnung    vorgenommen   hat,    muß    entsprechend   dem    eben    Ge- 


')  Auf  heliakischen  Auf-  und  Untergang  kann  es  sich  natürlich  nicht  beziehen,  denn  wenn   ein   bestimmter 
Stern  heliakisch  aufgebt,  geht  ein  zweiter  in   180«  Entfernung  natürlich  nicht   gerade  heliakisch   unter.  *)   Die 

Beweise     für    die   Kenntnis    der   l'riizession    bei    den  Babylonieni   häufen  sieb.      S.   Bahyloniaca   VII,   I,    p.    I  ff.   und 
oben,  S.  4g 


Das   Astrolab   und  seine   Duplikate.  yj 

sagten  345" — 15"  ang-enommen  werden.  Daraus  erg'ibt  sich  dann  ohne  weiteres,  daß 
diese  12X7^=864  Jahre  vor  — 4000  liegt.  Wir  erhalten  also  das  interessante  und 
wertvolle  Resultat,  daß  im  Astrolab  die  Sternpositionen  für  etwa  — 4850  angegeben 
sind.     Der  Frühlingspunkt  lag  damals  genau  bei  t^   Geminorum. 

Nun  zu  den  Zahlen  zurück.  Wir  konstatierten  bereits,  daß  im  äußeren  Ringe  eine 
Einteilung  des  Vollkreises  in  240  Teile  (jeder  Teil=i'',  5)  vorliegt.  Im  mittleren  Ringe 
finden  wir  eine  solche  in  120  Teile  (jeder  Teil  =3"),  im  inneren  Ringe  endlich  eine  in 
60  Teile  (jeder  Teil ^6").  Wie  hat  man  sich  nun  diese  dreifache  Einteilung"  zu  denken? 
Es  gibt  nur  eine  einzige  Erklärung: 
Die  Babylonier  müssen   drei  Fixsternsphären  angenommen  liabenM 

Eine  innere  Sphäre  mit  einer  Einteilung  des  Äquators  in  60  Teile,  eine  mittlere 
mit  einer  Einteilung  in  120  Teile  und  eine  äußere  in  gleicher  Entfernung  von  der  zweiten 
wie  die  zweite  von  der  ersten  mit  einer  Einteilung  in  240  Teile.  Diese  Vorstellung 
wird  schon  durch  die  Anordnung  der  Sterne  des  Astrolabs  in  drei  Ringen  auf  den 
Fragmenten,  aus  Asurbanipals  Bibliothek  nahegelegt.  Wie  das  Astrolab  B,  Z.  1  — 12 
(s.  oben  S.  66)  angibt,  gehört  die  innere  Sphäre  dem  Enlil,  die  mittlere  dem  Anu  und 
die  äußere  dem  Ea.  Das  entspricht  durchaus  der  Dreiteilung  des  Alls  im  babylonischen 
Weltbilde:  Erde  =  Enlil,  Himmel  =  Anu,  Himmelsozean  =  Ea^. 

Daß  die  Babylonier  mehrere  Fixsternsphären  angenommen  haben,  war  schon 
griechisch  bezeugt.  In  den  Oracula  Chald.  (ed.  Cory),  Nr.  142  heißt  es:  twi'  BußvUoviiov 
Ol  doY.iuöicaoL  ayflag  y.a/.oCai  -/.Lghog  r«^"  aaTQt/.ag  acpaiga'^  nDie  angesehensten  der 
Babylonier  nennen  'Herden'  die  Fixsternsphären".  Man  erinnert  sich  dabei  sogleich  der 
Stelle  im   Weltschöpfungsepos  Enuma  elis  VU,   iiof.  ^: 

ia  kakkabäni^^  Sa-ma-rne  al-hat-su-HU  li-ki-il-lu 
kima  d-e-ni  ii-ir-ta-a  iläni  *'  gim-ra-su-nn 

Der  Sterne  des  Himmels  Bahnen  bestimme  er. 
Wie  Schafe  weide  er  der  Götter  Gesamtheit! 

Es  sind  hier  wohl  sicher  die  „Schafherden"  der  in  den  Fixsternen  sich  offen- 
barenden Astralg-ötter*  gemeint,  deren  Hirte  Marduk,  im  Nibirupunkte  hoch  am  Himmel 
sich  offenbarend,  sein  soll.  Daß  man  diese  „Schafherden"  in  mehreren  Sphären  sich 
angeordnet  dachte,  bezeugt  die  griechische  Stelle. 

Wenn  man  zu  den  sieben  Planetensphären  ^  die  drei  Fixsternsphären  hinzuzählt, 
erhält  man  ein  System  von  zehn  Sphären.  Dieses  spielt  unter  dem  Namen  der  zehn 
Sephirot  in  der  rabbinischen  Literatur  eine  große  Rolle  ^  Die  Sephirot  werden  dar- 
gestellt als  ein  Baum  mit  zehn  Asten  oder  als  ein  System  von  zehn  konzentrischen 
Kreisen.     Die    sieben    führen    den  Namen    „Stimmen-';    hier    sind    also    klar    die    sieben 


')  Sehr  bemerkenswert  ist,  daß  diese  Anschauung  von  mehreren  Fixsternsphären,  deren  Heimat  also  zweifel- 
los Babylonien  ist,  später  im  Hellenismus  wieder  auftaucht.  B01.L  schreibt  darüber  (RE  von  Pauly-Wissowa  VI, 
5p-  -4 '3):  „Bei  Geminus  I,  23  (p.  12,  3  IVIanitius)  wird  ausdrücklich  gesagt,  es  sei  nicht  anzunehmen,  daß  alle  Sterne 
auf  einer  einzigen  Kugeloberfläche  liegen,  vielmehr  seien  einige  höher,  andere  weniger  hoch;  Manilius  I,  393 f.  er- 
klärt die  geringe  Lichtstärke  der  Sterne,  die  das  Gesicht  des  Orion  bezeichnen,  aus  ihrer  weiteren  Entfernung''. 
*)  Vgl.  JEREMIAS,  HAOG,  S.  soft'.  ä)  Vgl.  CT  XIII,  pl.  27,0—7;  Jensen,  KB  VI,   i,  S.  36  f.,  Rev.  7-8; 

King,  Tfee  Seven  Tablets  of  Creation  I,  p.  108  f.,  Z.  1 10  f.  ■•)  Vgl.  auch  Reisner,  Hymnen  Nr.  56,  R.  19  f. 

(dazu   A.  Jeremias,    HAOG,    S.   258).  •'■)    Das    Material    darüber    bei    Jereiii.\s,    HAOG,    S.  42  ff. 

")  S.  Jeremias,  a.  a.  O.,  S.  4+  u.  89;  E.  Bischoff,  Die  Elemente  der  Kabbala.  S.  23  ff,;  Monumenta  Judaka  I, 
S.   195;  Micha  Josef  bin  Gorion,  Die  Sagen  der  Juden  I. 


76 


ap.  II:   Die  Quellen. 


Planetensphären,  welche  die  Sphärenmusik  hervorbringen,  von  den  drei  äußeren  geschieden. 
Mithin  stellt  sich  diese  rabbinische  Lehre  klar  als  babylonisches  Erbgut  dar. 

Damit  wäre  meine  Erklärung    des  Astrolabs    beendigt  und    ich  fasse  meine  Er- 
gebnisse in   dem   folg-enden  Versuch  einer  Rekonstruktion  des  Astrolabs  zusammen. 


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Anhang  zu  Abschnitt  m. 
Im   Anhange    zu  meiner    obigen  Behandlung    des  Astrolabs    gebe  ich  hier  eine 
Besprechung-  des  Fixsternkommentars  und   der  Hemerologie  des  Astrolabs  B. 

I.  Der  Fixsternkommentar  des  Astrolabs  B. 

Kolumne  I. 

1.  —  '""'>""'  DIL-GAN  sa  ina  ZI  ■*'"•  sadi  izzazu'" 

2.  ana  ^"''  süü  ipanik  kakkabu  mdtu 


Das  Astrolab  und  seine  Duplikate. 


hakkab  res  Satti  a-lik  pnn  kaMabatd''^ 
■^li-ut  ''  E-a 


kakkahu  sd  a?-ki-sü  izzazxi '" 

kakkab  Kakkahu  "  Sibi  >>'  iläni  p^  rahüti  ?' 


kakkabii  sd  arki-sii,  izzazu  '" 
kakkab  GÜ-li-e  A-gi  "  Ä-nim 


kakkahu  sd  arki-m  izzazii  *" 

kakkaf,  SIB-ZI-AN-NA  "  NIN-SUBUR 

suickal  ■*  A-nim  u  •'  Islar 


kakkahu  sd  ark-i-su  izzazu  ^" 
kakkab  KAK-SI-DI  "  Nin-ib 


kakkabu  sä  arki-m  izzazu  "' 
kakkah  ßAN  '■'  Istar  e-la-ma-tum 
[mdr]at  •'  A-ni77i 


[ —  kakkabu  sd  ai'M--su\  izzazu  ■ 
^kakkah  ßi^   iiJSli.^  iiE-d] 


[ —  kakkabu  sd\  ina  imitti  •*  E-a  izzazu 

\kakkah]S[l]ST\.MAH 


[ —  kakkabu  sa  ina  sunu'lti  ''  E-a  izz 
pafcjlab  LIK-BAT 


[ — ]  kakkabu  sa  ina  miJjrit  •*  E-a  izzazu, 
['^ak^kabZAE-BAT"-""  kal  iatta 
[inanyza-za  ut-ta-na-kar 


[—  '^'^'^f'^^  EN-TE-NA-MAS-SIG  ''^  NIX-GIE-SU 


"f"  ffA  ■'  i:- 


[XII  kak]kabäni  »^  sü-ut  ■'  £-« 

Kolumne  IL 
—  kakkabu  rabü  sd  eli  kakkabäni^^  rabi'äi^' 
sd  ina  ZI^^'  mti  izzasu"' 

rnanzaza  uttanakar  (KÜR-KÜR)  müil  iatti  ina  sit  SamM 
misil  satti  ina  ereb  Sainsi  kakkabu  suätu  '<«'<'"•<>  DIL-BAT 
a-lik  pa-ni  kakkabäni  p'  sü-ut  •'  A-nim 


kakkabu  sd  arki-iü  izzazu'" 
kakkab  GIR-TAB  "  Is-ha-ra 


kakkabu  sämu  sd  i-na  ZI  ^"''  siiti 


Kap   II:   Die  Quellen. 


9.  ana  mil}rit  "'"''""'  Gl E-TAB  ü:azu^ 

kakkab  LU-BAD  •'  Zi-ba-ni-tum 


—   kakkabu  sd  päni-Sü  izzazu  kap-pi  xi  rit-te  saknu  "" 
k.kkai  UT-KA-GAB-A  "  Nergal 


kakkabu  sd  arli-sii  izzazu  "<"""''' äÜ-GI 
i' EN-ME-SÄR-RA  '^  MAR-TU 


kakkabu  sd  birit  (RI-BA-AN)  *<""""'  SU-Gl 

H  ''  A-nim         izzazu  ™ 

kakkai,  siM-MAff         "'■'"""• '-RI 


kakkabu  sa  ina  iniljrit  •*  ''"'''"'^  [......  izzazu  ']" 

^kakkab  UR-GU-LA   ....  ] 


"<"''"'>>  [MAS-TAB-BA-TUR-TUR  sa  ina  mi/^rit]  ■'  A-nim  izzazu 
"  LUGAL-GIR-RA  u  *'  MES-LAM-TA-il 


'""'""^  MAS-TAB-BA-GAL-GAZ  sa  ina  mil^rit  »A-nim  izzazu 
■■'  Nabu  {PA)  u  «  LUGAL 


kakkabu  sämu  sd  ina  ZI  »"''sadl  arki 
''MAS-TAB-BA  sd  »Gu-la  izzazu'" 
agd  ap-ru  '"^''^"^  Al-lu-ut-tum 
kakkab  ''  A-nim  sarri 


kakkabu  sd  arki-sii  izzazu  '"'''>"'''  U-ELTEG-GA 


kakkabu  sämu  sd  ina  ZI  ^^''  suti 
arki  iläni'^  rnüsiti  ug-da-mi-ru-nim-ma 
same '  izüz-ma  izziz  "  kakkabu  suätti 
''  Ni-bi-ru  •*  Marduk 


XII  kakkabdni !>'■  sü-ut  »A-nim 

Kolumne  lU. 
—  kakkab  ,jig  .\  /7j\?  ^d  j„„  zr  *«'•  sadi  miffrit » 
''"''"•'^  MAR-GID-DA  izzazu'"  kakkabu  [suätii] 
»  En-lil  sa  si-mat  mäti  i-«OT-[mi«] 


kakkabu  sa  mi/}rit  ■'  •'  En-(il  ina  ZI  '""■  [  ]  izzazu 

kakkabu  suätu  »  A-nu-ni-tum 


kakkabu  sd  arki-sii  izzazu  [^"] 
"  Sim  »  NIN-GIS-ZI(D)-DA 


8.  —  kakkabu  sd  ina  birit  ^"'"  [ 


1)  Reste  von  Keilschriftzeiehe 


Das  Astrolab   and  seine   Duplikate 


9.  u  ^'"'  sadi  iparrik  kakkahu  suältii] 

,  o.         kakicai  MAR-OiD-DA  "  Nin-[m] 


kakkabu  sei  i-na  tu-n-sd  izzazu  [ 
sümu  ina  pu-ut  ni-ru  '^  E[7i-lil?  ] 


13.  —  kakkabu  sd  arki-sti  izzazu'" 

[4.         ""^^"^  Ermi  '' Gu-la 


15.  —  kakkabu  sd  arki-sü  izzazu 
t6.         ^•'"^''«»  UR-BAR.RA 


17.    —   kakkabu  sd  ina  miffrit  '"^'''"•^ .  .  .   | 
[8.  [t>ca]^t  ^«  *■■"'■■*«' iVöÄrM  *["  ] 


19.  —   kakkabu  sämu  sd  [  ]-m  i\zzazu"'\ 

20.  kakkabu  mätu     ^  DA-[MV'\ 

2\.  —  kakkabu  rabü  nam-rti  sd  ina  ZI  *'"'  [  ] 

22.  izzazu  ''■«««»  Sf^-PJ  immid  {L'S-US)  inainaza  ul[tanakar]  {KÜ[R- 

KUR]) 

23.  uakkab  UMUN-PA-i:  mkkal  "  [Marduk^ 


!4.  —  kakkabu  sd  arki-m  *"'''■"''  Ä\l-[.4] 


25.  —  kakkabu  sämu  sd  ina  ZI  ^"'' sadi 

26.  77ii/}rit''  agl  izzazu  agü^""  sfiti  *«'■■'=<'''[ 


27.  XII  kakkahhdvi  gü-ut  "  En-äi 

K  0  m  m  e  n  t  a  r. 

Alle  Einzelheiten  wird  man  in  Kapitel  III  besprochen  finden.  Hier  werden  nur 
einige  Einzelfragen  behandelt,  die  allgemeinen  Charakter  tragen  und  dort  schwer  unter- 
gebracht werden  könnten. 

Kol.  I,  1—4:  „Der  ^'"^^"-^  DIL-irAN,  der  im  ZI  des  Ostens  steht,  sich  nach  Süden 
hin  ausdehnt,  dieses  Gestirn  ist  das  Gestirn  des  Jahresanfangs,  das  einhergeht  vor  den 
Gestirnen  Eas."  Hier  erhebt  sich  sogleich  die  Frage:  Was  bedeutet  ZI?  Es  findet  sich 
noch  an  folgenden  Stellen  erwähnt: 

2)  Kol.  II,   I — 5:  Der  große  Stern ,  der  im  ZI  des  Südens  steht, 

.  .  .  ist  der  ''^"^'^"''  DIL-BAT. 

3)  ib.,  8 — 10:  Der  .  .  Stern,  der  im  ZI  des  Südens  vor  dem  Skorpion  steht,  ist 
.  .  .  die  Wage. 

4)  ib.,  24 — 27  :  Der  .  .  Stern,  der  im  ZI  des  Ostens  hinter  den  Zwillingen  der 
Gula  steht,  ....  ist  der  '"'''^'•''  AUuttum. 

5)  ib.,  29^32  :  Der  .  .  Stern,  der  im  ZI  des  Südens  ....  den  Himmel  halbierend 
steht,  ist  Nibiru-Marduk. 

6)  Kol.  III,  I — 3  :  Der  '■"'='"'''  s>s  APIX,  der  im  ZI  des  Ostens  gegenüber  dem  großen 
Bären  steht,  usw. 

7)  ib.,  25 — 26:  Der  .  .  Stern,  der  im  ZI  des  Ostens  gegenüber  der  Krone  steht, 
ist  die  Krone  des  Südens,  der  '"''''"'>>  [  ]. 


8o  Kap.  II:    Die  QueUen. 

8)  VACh,  IMar  XXV,  71: 

71.  —  hakkabu  sa  ina  ZI  ^"'- suti  (^"'- /)  milpit  i'  '"''''""■  SUD  UN  izzazu '"  «■'•'■■''■'''>  ß/Ä 
icakkah  SUDUN  "'"""'''  Gu-la  """"''f  Bin  '"""^'">  SUfIUI{-MÄS 

71.  Der  Stern,  der  im  ZI  des  Südens  gegenüber  dem  ''"'''"'''  SUlJUX  steht,  ist 
der  kakkab  ßiji  kakkah  SUDUN  (und)  *"'••'"'''  G-u/a  (sind  Gegensterne);  '•"'•'"'•  JJI/,' 
(und)  "'•'""''>  SU ffUF-MÄS  (sind  Gegensterne). 

9)  ib.,  Istar  XXVI,  12: 

12.  —   kakkabu  m  ina  ZI  ^•'"'  mti  izzazu"'  kakkah  ßjj^  'i Ni-ni  '' E-a  [  ] 

12.  Der  Stern,  der  im  ZI  des  Südens  steht,  ist  der  '"•'''"''' Bl Ix .  Das  ,.Joch" 
des  Ea  [  ]. 

Diese  Stelle  entspricht  voUsländig  der  vorigen;  denn  mru  „Joch"  ist  bekanntlich  die  semitische  Lesung 
Lesung  lür  SUDUN'.     Deshalb    dürfte    auch    am  Schlüsse   gemäli    der   unter  Nr.   8  zitierten  Stelle  zu  ergänzen  sein. 

10)  ib.,    I.  Suppl.  XIII,  10  =  2.  Suppl.  la,  Kol.  I,  15: 

15.  —  a?ia  ZI'""-  mti  {''"■  I)  iprik  u  '' DIL-IBAT (i')  ....  ]. 

15.  Erstreckt  er  (der  Mond)  sich  nach  dem  ZI  des  Südens  und  Venus  (?)  [....]. 

Dieselbe  ZI-Teilung  liegt  wohl  noch  einmal  in  un.serem  Texte  vor,  wenn  auch 
nicht  ausdrücklich   ZI  dasteht: 

11)  Kol.  UI,   8— 10:    Der  Stern,  der  zwischen und  Osten    steht,    ist    der 

große  Bär  .  .  . 

Mit  Hilfe  dieser  elf  Stellen  läßt  sich  nun  mit  ziemlicher  Sicherheit  die  Be- 
deutung von  ZI  feststellen.  Ziehen  wir  auf  der  Himmelskugei  den  Kreis  durch  den 
Ost-  und  Westpunkt  einerseits,  und  den  Kreis  durch  den  Nord-  und  Südpunkt  anderer- 
seits, so  zerfällt  jene  in  vier  Segmente,  die  zur  Hälfte  über,  zur  Hälfte  unter  dem  Horizonte 
liegen.  Bei  der  Beobachtung  wandte  sich  nun  der  babylonische  Astronom  nach  Süden 
(s.  oben  S.  50).  Er  konnte  dabei  bequem  die  Süd-,  Ost-  und  Westrichtung  überschauen 
aber  nicht  die  Nordrichtung,  ohne  seine  Stellung  zu  verändern.  So  entstand  also  eine 
Dreiteilung.  Die  beiden  südlichen  Segmente  zwischen  dem  Ost-  und  dem  Westpunkte 
erhielten  die  Bezeichnung  ,.ZI  des  Südens",  das  Segment  zwischen  dem  Ost-  und  dem 
Nordpunkte  die  Bezeichnung  „ZI  des  Ostens",  das  Segment  zwischen  dem  West-  und 
dem  Nordpunkte  die  Bezeichnung  „ZI  des  Westens".  Nun  hat  man  sich  sicher  die  drei 
ZIs  festliegend  gedacht,  nicht  etwa  an  der  allgemeinen  Kreislaufbewegung  teilnehmend, 
in  deren  Verlaufe  sonst  der  West-ZI  allmählich  nach  Osten,  und  der  Ost-ZI  nach  Westen 
gerückt  wäre.  Daraus  folgt  weiter,  daß  für  Babylon  alle  Sterne  nördlich  vom  Äquator 
bis  zu  einer  Breite  von  32",  5  im  Ost-ZI  aufgingen,  im  Süd-ZI  kulminierten  und  im 
West-ZI  untergingen.  Alle  Sterne  mit  einer  Deklination  zwischen  +32",  5  und  +90" 
gingen  im  Ost-ZI  auf,  kulminierten  auf  der  Grenze  zwischen  Ost-ZI  und  West-ZI  und 
gingen  im  West-ZI  unter.  Dagegen  verließen  alle  Sterne  mit  südlicher  Deklination 
über  dem  Horizonte  das  Süd-ZI  nicht.  Wenn  wir  die  Gesamtsegmente  berücksichtigen, 
also  auch  die  Hälften  unterhalb  des  Horizontes,  so  ergeben  sich  für  die  Sterne  drei 
Stellungsmöglichkeiten  (für  Babylon): 

1.  Alle  Sterne  zwischen  +32^,5   und  -H  90"  durchlaufen   nur  Ost-ZI   und  West-ZI. 

2.  Alle  Sterne  zwischen  +32",  5  und  —32",  5  durchlaufen  Ost-ZI,  Süd-ZI  und 
West-ZI  '. 

3.  Alle  Sterne  zwischen  — 32",  5   und  —90"^  durchlaufen  nur  den  Süd-ZI. 


»)   Die  Sterne  mit  negativer  Deklination  durchlaufen  Ost-ZI  und  West-ZI  natiiriich   unterhalb   des  Ho 
^  Die  Sterne  mit    einer  Deklination  zwischen  — 5/".  5    und    — 90°    kommen    für    Babylon    nicht    mehr    über    de 
Horizont. 


Das  Astrolab  und  seine  Duplikate.  8l 

Wenn  nun  in  unseren  Texten  gesag-t  wird,  daß  ein  bestimmter  Stern  in  dem 
und  dem  ZI  stehe  oder  aus  dem  und  dem  ZI  in  das  und  das  ZI  hinüberreiclie,  so  kann 
nach  dem  eben  Gesagten  nur  eine  bestimmte  Normalstellung-,  die  Hauptstellung-  im 
Kreislaufe,  gemeint  sein.  Und  das  ist  die  Stellung  der  Sterne  zur  Friihjahrstagundnacht- 
gleiche.  Also  muß  jetzt  nachgeprüft  werden,  ob  für  diesen  Zeitpunkt  alles  mit  unserer 
obigen  Erklärung  des  Terminus  ZI  übereinstimmt,  andernfalls  sich  ergibt,  daß  diese  ver- 
fehlt ist.  Nun  bleibt  vorher  aber  noch  eine  wichtige  Frage  zu  erledigen :  Für  welche 
Zeit  ist  diese  Nachprüfung  vorzunehmen  ?  Infolge  der  Präzession  wird  sich  die  Stellung 
der  Sterne  zu  der  angegebenen  Zeit  innerhalb  der  verschiedenen  Jahrhunderte  nämlich 
ganz  verschieden  gestalten.  Das  Astrolab  B  ist  um  —  looo  geschrieben,  tiefer  herab 
können  wir  also  zeitlich  schon  nicht  gehen.  JedenfaUs  ist  es  aber  wohl  schon  von  vornherein 
klar,  daß  die  Normalstellung  für  eine  Zeit  gilt,  die  weit  vor  — looo  liegt,  da  das  Astrolab 
doch  nur  eine  späte  Abschrift  eines  weit  älteren  Originals  ist.  Auf  folgendem  Wege 
habe  ich  nun  versucht,  die  richtige  Zeit  annäherungsweise  festzustellen:  In  der  oben 
unter  Nr.  ii  zitierten  Stelle  heißt  es,  daß  der  ''"'■'"'^  MAIi-GW-DA,  der  große  Bär,  sich 
vom  Ost-ZI  in  den  ?-ZI  (natürlich  West-ZI)  erstrecke.  Zu  welcher  Zeit  standen  nun  die 
sieben  Sterne  des  Wagens  zur  Frühjahrstagundnachtgleiche  so  am  Himmel,  daß  sie 
gleichmäßig  auf  beide  Seiten  des  Meridians,  der  Trennungslinie  von  Ost-ZI  und  West- ZI 
verteilt  waren  ?  Wie  man  aus  Neugebauer,  Sterntafeln  mit  Leichtigkeit  sich  berechnen 
kann,  war  das  um  • — 2900.  In  diesem  Jahre  haben  nämlich  der  östlichste  und  der  west- 
lichste der  sieben  Sterne  folgende  Rektaszensionen:  «  Ursae  maj.  «  =  43",  37;  /.  Ursae  maj. 
«=136",  71.  Das  arithmetische  Mittel  beträgt  go",  04.  Prüfen  wir  nun  für  diese  Zeit 
die  übrigen  Stellen  nach: 

Ad  I.  ^•"'*<'' Z»/Z-rT.4.V  =  Cetus  +  Widder.  Für  —2000:  ^  Ceti  «  =  316»,  03, 
^•  =  — 330,16;  Süd-ZI  (3)1.  0  Ceti  a  =  332«,23,  (J  =  — 280,81;  Süd-ZI  (3).  u  Arietis  «  = 
328»,49,  6  =  — 20,53;  Ost-ZI  (2).  /^  Arietis  «  =  3250,68,  d=— 50,21;  Ost-ZI  (2).  Die 
Angabe,  daß  der  ''"''^"^  DIL-GAN  im  Ost- ZI  stehe  und  in  den  Süd-ZI  hinüberreiche, 
stimmt  also  vollkommen. 

Ad  2.  *"*•*"'' i>/i-ß.ir=  Venus.  Nach  dem  Kontexte  ist  hier  ganz  klar  der 
Planet  Venus  selbst,  und  nicht  etwa  das  ütlnouu  der  Venus  gemeint.  Wahrscheinlich 
ist  hier  die  Zeit  gemeint,  da  Venus  in  vollstem  Glänze  hoch  am  Himmel  in  größter 
DigTession  von  der  Sonne  steht.     Sie  steht  dann  tatsächlich  im  vSüd-ZI.     Stimmt ! 

Ad  3.  '•"'•'•"'' Z<-6a-m-ft/7n  =  Wag-e.  Für — 2900:  ß- Librae  o  =  159",  56,  ($  =  -1-90,79; 
Süd-ZI  (2).  ß  Librae  a=i66*',79,  ($  =  -1-150,03;  Ost-ZI,  hart  an  der  Grenze  des  Süd-ZIs. 
Zum   größten  Teil  lag  das  Sternbild  jedenfalls  im   Süd-ZI.     Stimmt ! 

Ad  4.  '■"'■■'"''' .4WuttMm  =  Ziegenfisch  (unser  Capricornus).  Für  — 2900:  «-  Capric. 
«=2350,48,  ($=-12,43;  Ost-ZI  (2).  ß  Capric.  «  =  235»,  13,  ö  =  — 140,75;  Ost-ZI  (2). 
Stimmt ! 

Ad  5.  '■"'■■'•"''  yihiru-Marduk  =  Jupiter.  Es  ist  hier  Jupiter  hoch  am  Himmel  im 
Nibirupunkte  in  der  Herrschaftsstellung-  stehend  gemeint.  Er  steht  dann  natürlich  im 
Süd-ZI.     Stimmt! 

Ad  ö.  ^'''^*^''''^4P/iV^=Ursa  minor.  Für  — 2900:  «  Ursae  min.  (:f  =  3280,77,  d  = 
+  bi'>,oT,  Ost-ZI  (i).     ß  Ursae  min.  «=3120,82,  ^  =  -1-780,96;  Ost-ZI  (1).     Stimmt! 

Ad  7.  Läßt  sich  nicht  nachprüfen,  da  der  eigentliche  Name  des  Sternes  ab- 
gebrochen ist. 


')   Die  Zahl  in  KJammern  weist  aui    die  Rubrik    hin,    zu    der  der  Stern   gehört   (zu  den    drei  Rubriken 
oben  S.  80). 

Weidner,  Babylonische  Astronomie.  '  ■ 


ö2  Kap.   U:    Die  OueUen. 

Ad  8  und  9.  ^■<'^^'"  BIR==  Sterne  von  Carina  und  Vela.  Für  —2900:  e  Car.  a  =  97«,  87, 
()  =  — 49'',-'o;  Süd-ZI  (3).  d  Vel.  ß  =  96«,58,  d=-43",öo;  Süd-ZI  (3).  i  Car.  «=io5'Ü9! 
<)=  — 44'',69;  Süd-ZI  (3).     ^  Car.  a  =  12  i»,  13.  <>  =  — 43",  56  ;  Süd-ZI  (3).     Stimmt! 

Ad.  lo.  Diese  Stelle  besag-t,  daß  der  Mond  in  den  Süd-ZI  hinüberreiche.  Das 
soll  doch  wohl  heißen,  daß  er  auf  der  Grenze  zwischen  Ost-ZI  und  Süd-ZI  (weniger  wahr- 
scheinlich Süd-ZI  und  West-ZI)  stehe,  im  Begriffe,  in  den  Züd-ZI  (West-ZI?)  hinüber- 
zugehen. 

Ad  II.  ""'•''■'"' J/J7?-G/Z'-/>.-l  =  Ursa  major.  Wie  bereits  oben  festgestellt,  erstreckt 
sich  Ursa  major  in  der  erwähnten  Grundstellung  tatsächhch  vom  Ost-ZI  in  den  West-ZI. 
Nähere  Positionsangtiben  sind  hier  entbehrlich,  da  alle  Sterne  eine  beträchtliche  nörd- 
liche Deklination  haben  (zwischen  60«,  26,  ;i  Ursae  maj.  und  79«,  55,  r  Ursae  maj.),  also 
zur  Gruppe    1   gehören. 

Wie  leicht  ersichtlich,  stimmt  unsere  Erklärung  von  ZI  in  allen  Fällen,  und  des- 
halb dürfte  sie  bis  auf  weiteres  als  die  wahrscheinlichste  zu  gelten  haben,  wenn  auch 
immerhin  Bedenken  bleiben,  die  dagegen  sprechen,  sie  für  endgültig  gesichert  zu  erklären. 

In  Z.  3   unseres  Textes  wird  nun   der  ^«"-»  DIL-GA^  als  der  kakkab  res  satti  „das 

Gestirn  des  Jahresanfangs"  bezeichnet.     Dasselbe  berichtet  eine  sehr  interessante  Stelle 

des  hochwichtigen  Textes  UI  R  53,2   (=  Virolleaud,  Babyloniam  IV,   p.  109-113   und 

119—122).    Es  heißt  dort  III  R  53,2,  38-40  b  (=  Virolleaud,  1.  c,  p.  112,  Z.  58—60): 

58.  bi-ib-U  uddazaM  (sei)  ta-mar-ti  kakkabäniP'  a-da7i-na-ti-su-nu 

59-  mit-hur-Ü  reS  satti  s'a  "'""'-'>  DIL- GAN  ta-mar-ti  "Sin  u  '' Sams'i  Sa"-"'.'  Adan  u 

'"■"*  um 

60.  m-ip-lja  u  tamarta  kt   "Sin  ar-Jß-sam  tammaru"' 

58.  Die    Unsichtbarkeit,    das    Aufglänzen,    die    Sichtbarkeit    der    Sterne,    ihre 

Perioden, 
59-  das  Zwischenstück,  den  Jahresanfang  mit  ''"'^''"''  UIL-GAX,  das  Erscheinen 
von  Mond  und  Sonne  im  Adar  und  Elul, 

60.  Aufgang  und  Sichtbarkeit  des  Mondes  sollst  du  allmonatlich  beobachten 

Es  handelt  sich  hier  also  um  eine  Anweisung  für  den  beobachtenden  Astronomen. 
Er  soll  die  kakkabäni,  d.  h.  die  Planeten  (s.  oben  S.  49)  in  den  verschiedenen  Phasen  ihres 
Laufes  beobachten,  er  soll  darauf  achten,  wie  sich  Mond  und  Sonne  in  den  die  beiden 
Hälften  des  Jahres  abschließenden  Monaten  Adar  und  Elul  verhalten  und  wie  sich  die 
Phasenerscheinungen  des  Mondes  gestalten.  Uns  interessiert  hier  zunächst  aber  der  Anfang 
von  Z.  59.  Es  ist  da  zunächst  die  Rede  von  einem  mit/ßirüi,  einem  Zwischenstück  \  Da 
derjahresanfang  unmittelbar  darauf  folgt,  so  kann  meines  Erachtens  nichts  anderes  ge- 
meint sein  als  die  Epagomenenzeit,  die  Zwischenzeit  zwischen  Mond-  und  Sonnenjahr. 
Ich  habe  im  Memnon  VI,  S.  73  und  75  nachgewiesen,  daß  diese  Epagomenenzeit  unter 
dem  Namen  ''"  iJlli  schon   im  altbabylonischen  Kalender  eine  große  Rolle  spielte. 

Die  Erklärung  der  Angabe  .Jahresanfang  mit  '■•<"■•*'"' Z>/Z-G.-LV-'  führt  uns  auf 
die  vielumstrittene  Frage  nach  dem  Neujahrsfeste  und  dem  Jahresanfänge  in  Babylonien. 

Die  Babylonier  haben  zu  allen  uns  bekannten  Zeiten  nach  einem  Mondjahre  zu  354  Tagen  aerechnet 
Nach  bestimmten  Schaltregeln  wurde  aUe  2-3  Jahre  der  Mondkalender  mit  dem  Sonnenkalender  durch  Einfügung 
eines  Schaltmonates  in  Einklang  gebracht.  Daneben  hat  man  aber  auch  alljährlich  das  Sonnenjahr,  wenn  auch  nich^t 
direkt  praktisch,  so  doch  rechnerisch  berücksichtigt.  Das  wird  bewiesen  durch  die  eben  behandelte  Henorhebun» 
der  Epagomenenzeit.  Das  Sonnenjahr,  das  Jahr  der  Wissenschaft,  begann  mit  dem  Frühlingsäquinoktium.  Der 
Anlang  des  Mondjahres,  des  Jahres  der  Praxis,  konnte  in  einem  Zeiträume  von  30  Tagen,  dessen  Mittelpunkt  das 
Äquinoktium  einnahm,  hin  und  her  schwanken.     Die  von  mir  Bahyloniaca  VII,  p.  6  ff.  gesammelten  Belege  bringen 

')  Zu  mithurtu  „Zwischenstück"  vgl.  VACh,  4da(J  XVII,  14;  Rm  310,  R.7  (Virolleavd.  BahuloniacaUl 
p.  302), 


Das  Astrolab   und  seine  Duplikate.  gi 

den  inschriftlichen  Beweis  dafür.  Das  Mondjahr  begann  immer  mit  dem  i.  Nisan,  für  den  Anfang  des  Sonnenjahres 
ergab  sich  ein  Spielraum  vom  15.  Adar  (bzw.  Schaltadar)  bis  zum  15.  Nisan  (natürlich  rund  gerechnet!).  Die  Zeit 
zwischen  den  beiden  Jahresanfängen  galt  als  die  Epagomenenzeit.  Während  ihrer  Dauer  wurde  —  diese  Hypothese 
stelle  ich  hier  auf  and  werde  ich  sogleich  inschriftlich  zu  belegen  suchen  —  das  Neujahrsfest  {zagmuk,  res  Satti) 
gefeiert.  Man  hat  wohl  bisher  aUgemein  angenommen,  daß  der  i.  Nisan  (d.  h.  also  der  Anfang  des  Mondjahres) 
als  res  satti  galt.  Soweit  ich  sehen  kann,  läßt  sich  dafür  auch  nicht  ein  einziger  inschriftlicber  Beweis  anführen. 
Für  meine  eben  genannte  Anschauung  lassen  sich   dagegen  folgende  Beweise  beibringen : 

1.  ThR  16,  5  —  6  heißt  es:  ä  araj  Adaru  "''<'b  ülubt  res  satti  6  ki-i  sa  "rah  Msannn  "'■ah  Tesritu  „In 
die  Monate  Adar  und  Elul  kann  der  res  satti  geradesogut  fallen,  wie  in  die  Monate  Nisan  und  Tesrit".  Hier 
haben  wir  eigentlich  schon  den  vollgültigen  Beweis  für  meine  These.  Es  ist  hier  der  doppelte  Jahresanfang  erwähnt, 
wobei  die  zeitlichen  Umstände  zur  Zeit  des  Herbstäqninoktiums  denen  zur  Zeit  des  Frühlingsäquinoktiums  natürlich 
vollständig  entsprechen.  Unser  Text  sagt  also  ausdrücklich,  daß  der  res  satti  (im  Frühling)  in  die  Monate  Adar 
oder  Nisan  fallen  kann;  daß  dann  nur  der  Anfang  des  Sonnenjahres  für  den  res  satti  in  Betracht  kommen  kann, 
ist  wohl  ohne  weiteres  klar.  Damit  ist  aber  nocb  nicht  der  zweite  Teil  meiner  Hypothese,  daß  nämlich  die  ganze 
Zeit  zwischen  den  beiden  Jahresanfängen  als  res  satti  gefeiert  wurde,  bewiesen.     Das  folgt  aus 

2.  IR  54,  n,  54 fl-,  (L.4.NGD0N,  VAB  IV,  S.  126 f.)":  ^i DUL-AZAG  asar  simätipi  °^ sd  ÄR-SÜ-VEKIN- 
NA  parak  si-ma-a-ti  ^'>  sä  i-va  zag-mu-ku  ri-es  säat-ti  ^'  ümi  Till'"'"  ünii  X7'"'"  sarUäni  same  (m)  irsitim  belu  ihi 
^^  i-ra-am-mu-ü  .  .  .  „DUL-AZAG,  den  Ort  der  Geschicke,  in  AR-SU- UKKIN-NA,  dem  Gemach  der  Geschicke,  wo 
am  zagmuk,  dem  res  satti,  am  8.  und  11.  Tage  der  König  der  Götter  Himmels  und  der  Erde,  der  Herr-Gott  sich 
niederläßt  ..."  Hier  ist  also  ausdrücklich  der  8.  und  li.  Tag  der  res  satti-Feier  genannt,  und  da  wir  oben  ge- 
sehen haben,  daß  zwischen  den  beiden  Jahresanfängen  die  zeitliche  Differenz  bis  zu  15  Tagen  anwachsen  konnte,  so 
wird  auch  nun  auch  das  zu  großer  Wahrscheinlichkeit  erhoben,  daß  die  ganze  Epagomenenzeit  als  res  satti  gefeiert 
wurde.     Als  Höhepunkt  des  res  safti-Festes  hat  zweifellos  das  Frühlingsäquinoktium  gegolten. 

Der  Stern  oder  das  Gestirn  am  Fixsternhimmel,  dessen  heliakischer  Aufg-ang- 
in  diese  i'cs  satti-Zeit  fiel,  galt  natürlich  als  besonders  wichtig.  Für  das  Widderzeitalter 
und  später  (also  etwa  von  — 2000  ab)  war  das  der  '"''''''■''>  DIL-G.LS  (Widder  +  Cetus). 
Dadurch  erhält  nun  die  Bezeichnung-  des  ^'^^^''■b  ])JL.QAN  als  kakkab  res  satti  vollstes  Licht. 

Was  die  folgenden  Fixsterne  betrifft,  so  muß  die  Besprechung  der  wichtigen  An- 
gaben, die  hier  über  sie  gemacht  werden,  für  das  dritte  Kapitel  aufgespart  werden. 
Nur  einiges,  was  dort  nicht  recht  am  Platze  sein  würde,  sei  hier  noch   behandelt. 

Kol.  I,  igff.  Es  heißt  hier,  daß  der  '''"''"'''  XI X-MAI£  (Schwanz  der  Hydra  und 
Sterne  des  Centaurus)  rechts  von  Ea,  der  ''"''''"''  LIK-BAT  (Lupus)  links  von  Ea  und  der 
iafcftoi.  ZAL-BAT"-""  {üxpiofia  des  Mars  =  Steinbock)  vor  Ea  stehe.  Mit  Ea  ist  in  den  beiden 
ersten  Fällen  das  in  Z.  i8  genannte  Gestirn  ''■JVi-ru  ''■E-a,  d.  h.  das  südliche  Kreuz  ge- 
meint. Wenn  der  babylonische  Astronom  bei  der  Beobachtung  nach  Süden  schaute,  und  das 
südliche  Kreuz  gerade  im  Meridian  stand  (freilich  ganz  in  der  Nähe  des  Horizontes),  so  sah 
er  tatsächlich  rechts  davon  den  '"''''"'''  XIN-ALIH  und  links  den  *'"*^*-"''  LIK-BAT.  Im  dritten 
Falle  muß  aber  mit  Ea  etwas  anderes  gemeint  sein.  Wie  wir  bereits  oben  S.  33  sahen,  ent- 
spricht Ea  dem  Wintersonnenwendpunkte.  Nehmen  wir  das  Jahr  — 1000,  aus  welcher  Zeit 
das  Astrolab  B  stammt,  so  lag  dieser  Punkt  damals  im  Anfang-e  des  Wassermanns.  Im 
Verlaufe  der  Ekliptik  liegt  dann  tatsächlich  das  vipioi.ia  des  Mars  (der  Steinbock)  „davor". 

Kol.  I,  23  —  25:  s.  dazu  bereits  oben  S.  33   und  Kap.  III. 

Kol.  II,  I  —  5.  Es  handelt  sich  hier  um  den  Planeten  Venus,  der  die  Bezeichnung 
erhält:  „Der  große  Stern,  der  sich  zu  den  großen  Sternen  noch  (hinzugesellt)-'.  Mit 
den  großen  Sternen  sind  natürlich  die  vier  Planeten  Merkur,  Mars,  Jupiter  und  Saturn, 
die  Repräsentanten  der  vier  Hauptpunkte  in  Kosiuos  und  Kreislauf,  gemeint,  denen 
sich  als  fünfte  Venus  hinzugesellt.  Über  das  Fünf-Planeten-System  spreche  ich  im 
zweiten  Bande  ausführlich;  vgl.  Jeremias,  HAOG,  S.  ggf.  Es  heißt  in  unserem  Texte 
von  Venus  dann  weiter,  daß  sie  ihren  Platz  verändere  (vgl.  oben  S.  41)  und  daß  sie  ein 

»)  Vgl.  Jensen,   Kosmologie,   S.  84 f.;   Zimmern,  KAT',   S.  402,   Anm.  i.  -)   Die  These  Kuglers 

(SSB,  I.  Ergänzungsheft,  S.  5  f.),  daß  man  um  — 2000  den  Jahresanfang  nach  dem  heliakischen  Aufgange  des  Aldebaran, 
um  — 500  nach   dem  von  a  Arietis  bestimmte,  ist  völlig  unbegründet,   wie   unten   und  anderwärts  gezeigt  werden  wird. 

1 1' 


84  Kap.  II :    Die  Quellen. 

halbes  Jahr  im  Osten,  ein  halbes  Jahr  im  Westen  stehe.  Dadurch  wird  also  schon  für 
die  Zeit  um  — 1000  für  die  Babylonier  die  Erkenntnis  bezeug-t,  daß  Morgfen-  und  Abend- 
stern derselbe  Planet  sind  (vg-1.  auch  oben  S.  8).  Die  Angabe  betreifs  der  Sichtbarkeit 
von  je  einem  halben  Jahre  stimmt  aber  nicht.  In  Wirklichkeit  ist  Venus  je  etwa 
250  Tage  im  Osten,  bzw.  Westen  sichtbar.  Hier  ist  ganz  klar  die  Hand  des  Astrologen 
im  Spiele  gewesen.  Er  hat  den  s}' nodischen  Umlauf  der  Venus  auf  ein  Jahr  einzwängen 
wollen,  ohne  an  das  Unmögliche  seines  Beginnens  zu  denken;  wenn  er  es  nun  schon 
einmal  wollte,  so  konnte  er  in  der  Tat  nichts  Besseres  tun,  als  ihr  ein  halbes  Jahr 
Sichtbarkeit  im  Osten,  ein  halbes  Jahr  Sichtbarkeit  im  Westen  zuzuschreiben,  da  ja  die 
Dauer  ihrer  Sichtbarkeit  in  den  beiden  Himmelsgegenden  tatsächlich  fast  gleich  ist. 
Nichts  aber  wäre  törichter,  als  aus  diesen  falschen  Angaben  Schlüsse  auf  die  Höhe 
der  astronomischen  Kenntnisse  der  Babylonier  in  der  älteren  Zeit  zu  ziehen.  Wissen  wir 
doch  aus  bedeutend  älteren  Urkunden  als  das  Astrolab  B,  daß  die  Babylonier  bereits 
in  der  ältesten  Zeit  den  sj'nodischen  Umlauf  der  Venus  genau  gekannt  haben.  Die 
babylonische  Astrologie  ist  zwar  ganz  auf  astronomischer  Grundlage  aufgebaut,  macht 
sich  die  Astronomie  aber  nur  soweit  zu  nutze,  als  es  für  ihre  Spekulationen  paßt,  und 
scheut  sich  nicht,  dort  von  ihr  abzuweichen,  wo  sie  jenen  widerspricht.  Daraus  aber  zu 
schließen,  daß  man  in  Babylonien  das  Richtige  nicht  gekannt  hat,  muß  zu  Trugschlüssen 
führen,  wie  man  aus  KuGLERS  Schriften  leicht  ersehen  kann. 

Kol.  II,  8—10.     S.  bereits  oben  S.  zt,. 

Kol.  II,  II  — 12.     S.  dazu  Bahyhniaca  VI,  p.  218. 

Kol.  n,  20 — 2^.  Es  heißt  hier,  daß  die  großen  und  kleinen  Zwillinge  vor  Anu  stehen. 
Älit  Anu  ist  der  Krebs  gemeint,  wie  in  Kapitel  HI  unter  *■<>''*■■''''  ,LL-LUL  zu  zeigen  sein 
wird.  Er  führt  sicher  deshalb  diesen  Namen,  weil  im  Widderzeitalter  der  Sommer- 
sonnenwendepunkt im  Krebse  lag.  Dieser  Punkt  gehört,  wie  wir  oben  S.  53  gesehen  haben, 
Sin-Nibiru,  und  wie  wir  ebenda  sahen,  entspricht  der  Anupunkt  dem  Sinpunkt,  wie  ja 
auch  Sin  direkt  Anu  genannt  wird,  so  daß  auch  hier  ein  Austausch  der  Namen  vorliegt. 

Kol.  II,  29—32.     S.  dazu  bereits  oben  S.  41. 

Kol.  III,  21 — 23.  Hier  finden  wir  eine  sehr  interessante  Notiz.  Es  wird  gesagt,  daß 
der  „große  glänzende  Stern"  >^''^'"''>  SÜ-PA  heiße,  wenn  er  US-US,  d.  h.  immirP  „feststehe", 
also  als  „Fix"stern,  daß  er  dagegen  *•"'=*■"''  UMUN-PA-i]  heiße,  wenn  er  mcm-aza  uttanakar 
„seinen  Platz  verändere",  also  als  Planet.     Weiteres  in  Kapitel  III. 

Nun  wäre  noch  zu  untersuchen,  ob  die  hier  genannten  12  Sterne  Eas,  12  Sterne 
Anus  und  12  Sterne  Enlils  identisch  sind  mit  den  12  Sternen  Eas,  den  12  Sternen  Anus 
und  den    12  Sternen   Enlils  im  Astrolab  B.     Das  ist  nicht  durchweg  der  Fall. 

1.  Die  12  Sterne  Eas.  Die  Sterne  1—9  und  12  des  Astrolabs  finden  sich  auch 
im  Kommentar.  Es  fehlen  10  und  11.  Dafür  erscheint  hier  unter  den  Easternen  der 
7.  Enlilstern  des  Astrolabs,  und  außerdem  noch  der  dort  gar  nicht  genannte  *«**"''  (JIS-IJ-E. 

2.  Die  12  Anusterne.  Hier  stimmt  es  genau,  wenn  in  Z.  18  f.  des  Kommentars 
nach  dem  Astrolab  '"'""'''  UR-GU-LA  zu  ergänzen  ist. 

3.  Die  12  Sterne  Enlils.  Der  7.  Enlilstern  des  Astrolabs  ist  im  Kommentar 
schon  unter  den  Easternen  genannt.  Die  übrigen  Enlilsterne  des  Astrolabs  finden  sich 
alle  im  Kommentar  wieder,  wenn  in  Z.  26  nach  dem  Astrolab  '•■■''••*<'''  LUGAL  zu  ergänzen 
ist,  was  indessen  fraglich  bleibt.  Ein  im  Astrolab  nicht  genannter  Stern  tritt  uns  in 
Z.  II  f.  entgegen,  dessen  eigenthcher  Name  aber  abgebrochen  ist^. 

Alles  Weitere  in  Kapitel  III  unter  den  einzelnen  Sternnamen. 

')  Oder  eine  andere  Form  von  emedu.  ')  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  za  ergänzen  fcaSSoii  TÜR 

■\-  US-Ji-MAH;   s.  Kap.  III  unter  diesem  Sternnamen. 


Hemerolode  des  Astrolabs  B. 


85 


IL  Die  Henierolog-ie  des  Astrolabs  B. 
Dem  P'ixsternkomnientar  und  dem  Astrolab  ist  eine  Hemerolog-ie  für  die  zwölf 
Monate  vorausgeschickt.  Sie  ist  zweisprachig-  abgefaßt,  aber  nicht  interlinear  geschrieben, 
wie  man  es  bei  zweisprachigen  Texten  gewöhnt  ist,  sondern  in  jedem  Abschnitte  ist 
die  sumerische  Rezension  der  semitischen  vorangestellt.  Ein  Duplikat  zu  dem  Texte 
liegt,  worauf  mich  Herr  Dr.  LANDSBERGER  freundlichst  aufmerksam  gemacht  hat,  vor 
in  dem  Fragmente  K  2920  (veröffentlicht  von  Macmillax,  BA  V,  S.  704  f.),  allerdings 
größtenteils  nur  zu  den  Schlußzeilen  der  einzelnen  Abschnitte,  welche  angeben,  welcher 
Gottheit  der  Monat  geweiht,  was  für  den  Monat  charakteristisch  ist  usw.  Es  ist  deshalb 
wertvoll,  weil  es  einige  Lücken  unserer  Hemerologie  ergänzt.  Diese  Ergänzungen  und 
die  Varianten  sind  in  den  Anmerkungen  gebucht.  In  der  nun  folgenden  Umschrift  der 
Hemerologie,  die  von  großer  Bedeutung  ist,  sind  die  beiden  Rezensionen  einander 
gegenübergestellt. 

Umschrift. 
Kolumne  I. 


I. 

[ —  '^"  bdi']  '""'  dil-gati  bdr-an-na 

7- 

"'"*  Ä^isannu  i-ku-ü  sü-bat  ''  A-nim 

2. 

\ba\r{?)-)l-la  bdr-gar-ra 

8. 

saiTu  in-na-as-si  samt  issakan"" 

3- 

\sagQ)'\-gar-ra-an  slg-ga 

9- 

sur-ru-ii  damku  sd  '^  A-nitn 

4- 

[a]n-na  ^en-lil-ld-ge 

IG. 

«  ''En-lilarah  '^  EN-ZU 

5- 

\if\u  ^nannar  dumu-sag 

1 1. 

märi  ris-ti-i  sd  ''■  En-lil^ 

6. 

^en-lü-ld-gc 

12. 

—  "•'  gii  »""  mul  H7nina-bi 

19. 

'"'"^Aini  za-ap-pu  ''  Sibi'''  ildniv^   rabiUiP'' 

13- 

dingir-gul-gal-e-ne 

20. 

pi-tu-il  ir-d-ti 

14. 

ki-pad-du  gii-si-sä-e-ne 

21. 

alpe  *'  ul-te-es-se-rmn 

15- 

ki-a-gal  kät-kät 

22. 

ru-tu-ub-tu  up-ta-ta 

16. 

s"  apin  dur-dur-ni-gu 

n- 

*■*  epinne  J*'  ir-ra-ah-J^a-m 

17- 

Uli  '*  nin-gir-su 

24. 

aral}  ''■Nin-gir-su  kar-ra-di 

18. 

ur-sag  pa-te-si-gal  ''cn-lil-ld-gc 

25- 

is-sa-ak-ki  rabi'  sd  '' En-lil 

26. 

—  •'"  .st^  ""''■  gä-an-na  )l-an-na-ge 

Z^- 

""■"^  Simänu  gis-li-e  a-gi  ''  A-nim 

27. 

mul-bi  k{ne)a  ba-an-di 

33- 

\_kak\kabu  motu  "  BIL-GI  sd-nin 

28. 

itu  ü-sub  lugal-ge 

34- 

aral}  na-al-ba-an  sarri 

29 

lugal  ü-sub  dg-gc 

35- 

sarru  na-al-ba-na  i-la-bi-in 

30 

hlr-hlr  e-ne-ne  mu-un-dü-a 

36- 

mdtäti^^  bitäti  P'-si-na  ip-pu-sa 

31 

itu  gul-la  Jcalam-7na-ge 

37- 

aral}  gul-la  sd  ma-a-tim  - 

38 

[ — ]  **"  m  '""'  db-zi-an-na 

45- 

"""^Du'üzu  d-ta-ad-da-lu  *'■  Pap-sukkal 

39 

^nin-sicbur  (l)  sukkal-ma/j. 

46. 

sukallu  d-i-^i  sd  '■'■A-nim 

40 

an-na  ^inanna-hi-id-da-ge 

47- 

u  ''■  Istar  aral}  zeri  sa-pa-ku 

41 

itu  numun  düb-bu-ni  mimun 

48. 

zer  ni-J}ar-pi  sü-d-i 

42 

nim-ta-c-ne 

49- 

d-d-it  •'  Nin-ru-ru-gn 

43 

kät-kät  itu  '^nin-ru-ni-gü 

50. 

aral}  re'i  *'■  Dumu-zi  ik-ka-7nu-ü^ 

44 

db  '^dumu-zi  ba-dib-dib-ba 

')   K  2920,    V.  3;   [   .   .   . 
»)  K.   2920,  V.  9:  [ 


iru  r>s-tn-]ü  Sa  '^En-lil. 
ik-k]a-»iu-u. 


.  gul-]li  Sa 


Kap.   II;     Die   Quellen. 

Kolumne  IL 


I 

[ —   **"  ne  '""'  kak-si-di]  'hiin-iO-ra 

8 

"•^"'J  Abu  i<ii-ku-du  "  Nin-ib  kinäneP' 

2 

[ /d-ne-sar(?)-sa]r{?)-ri-iie 

9 

ut-tap-pa-]}a  di-pa-ni  a-ita  ■'  A-nun-na-gc 

3 

.  .[                          ]  '^a-nun-na-ge-ne 

10 

in-na-os-si  ^^BIL-GI 

4 

''  /;(n«)a  am-ta  dul-du-ne  ki  ^  babbar-ra 

1 1 

iS-tu  Same'  tir-ra-dam-ma 

5 

nim-nim-mu-ne  kal  gespit  lirum-ma 

12 

it-ti  ''Samas  i-sd-na-an 

6 

Uli  •*  gis-bil-ga-mis  kd-ne-ne 

'3 

arah  <'GIS-TU-BAR  tu-sü-'-ü 

7 

ud-'j-kam  a-du-mun ' 

14 

und""  id-lu-tu  ina  bäbäni '^'-siirnu 

15 

ii-ma-ds  ti-ba-ri  ul-te-m-ü^ 

i6 

^   ''"  A-«Vi  ""''tön  '^  inanna  nhn-ma''' -ge 

•9 

'"■"bUlülu  damku  '^  Istar  e-la-ma-H 

'7 

ania  ^inanna-e-ne  Hd-lii-ni-gü 

20 

*^Htarätii'^  ina  "  Nän  ü-tal-la-la 

i8 

el-e-ne  niu-bi  in-laff-la/}  * 

21 

sat-tu-sam  ü-  tab-ba-ba  * 

2  2 

—   «»  c?«;  ""■'  »m-«>4-es-da 

30 

»'•«*  Tesrttu  ni-i-ni  ■'  En-Ul 

-^3 

''  en-lü  gilp-pa-sü-nir-ne-ne 

31 

M-ba-a-tu  li-tal-la-la 

^4 

azag-azag-mu  nam-lü-gäl-lu  nmun  (/)«"- 

3^ 

ni-sii  ?j  ru-bu-it  ü-tab-ba-bu 

^5 

ne-sag  mu  azag-ga  kür-kür-ra       [la/yla/j 

33 

ni-ik  sat-ti  el-lu  sd  mdtäiim '"-'""■ 

2b 

^  a-mm-na-ge-e-ne  mu-un-na-{       )  kd 

34 

a-na  ^  A-nun-na-gc  in-na-ki 

^7 

zii-ab  ta-h  ki-se-ga 

35 

ba-ab  ap-si-i  ip-pat-te 

:;8 

lugal-^ did-azag-ga  '' en-ki  ''fdii-ki 

36 

ki-is-pu  [a-na]  Lugal-dul-azag-ga 

29 

itu  bab-bü-ga  ^en-lil-ld-gc* 

37 

^En-U'u  «iV%-Ä-i] 

Jl 

arah  a-bi  a-bi  [sa  '' En-U^* 

39 

—   ■'"  apiii  9is  al-ld-bi  s*-^  apin-na  [edin-na\ 

43 

"•■"b  Aralisamna  ^^^^  sü  MAff  ^i^  al-la 

40 

a-da-man  ri-ri-urudu 

44 

u  s'i  epinna  a-na  .üii  ul-te-m-ii 

41 

a-ki-tu  ur-gar-ra  itu  ''mir 

45 

a-k-i-it  e-ri-si  iS-sa-ka-an 

46. 


1 

—   ''■"  ga[n  /}c-gdl-ld  ]}C-nun-na] 

2 

mul  .  .[                                       1   .   •   [       1 

3 

ur-umgid  .  .   [.  .  ki-ta  ba-ra]-i: 

4 

iir-ur-[                   ]  tab-tab-ba 

5 

itu  nr-sag  giin-bll-di-du  " 

ne  UI 

6, 

7 


'"■"*  Kislimu  ]}C-gdl-lu  u  nu-id}-m 
nk-ta-ma-tii  karradu  dati-nu 
''■  Nergal  is-tu  ir-d-ü  i-la-a 
pii-sii  i[r-ru-ii]r  (?)  ki-lal-la-an 
araj}  karradi  [git-m']a-ä  '•^ Nergal^ 


')  In  K  2920  war  die  Verteilung  etwas  anders,  V.  10:  [itu  <'giii-hil-ga]-mis  ('.)  «d-9  Q-kam,  11:  [ 
.  .  .  .  ]->ie.  Zeile  II  anscheinend  etwas  anders  zu  ergänzen,  als  unsere  Hemerologie  bietet;  am  Schlüsse  doch 
wohl:  [.  .  .  .  e-]ne.  ^)  Auch  die  semitische  Rezension  weicht  etwas  ab:  12.  [arah  >'  GIS-TU-BAR  usw. 
id-hi-tu]  ina  pän  13.  [bäbdniP^-.iu-nu  ü-ma-as]  a-ba-ri  u,s-fe-is-su-u  „Monat,  da  Gilgames  usw^.  die  Eingeschlossenen, 
vor  ihren  Toren  stehend,  aas  der  Umschließung  der  Hürde  herausließ."  Bemerkenswert  ist  die  Variante  abari  für 
nbari  (s.  unten  S.  95).  ')  Hier  liegt  wieder  eine  etwas  andere  Fassung  vor:  Z.  14  (=  oben  S.  18):  [  ] 
•da-a-ni-sü  im-mi-in-lah-lah.  Statt  nm-bi  steht  also  das  Verbalpräfi.\  im-mi-,  und  vorher  lesen  wir  ein  Wort,  das 
sich  in  unserer  Hemerologie  überhaupt  nicht  findet.  Ebenso  weicht  Z.  15  (=  oben  Z.  21)  ab:  [  ]-si-na 
ü-tab-ba-ba.  Vor  -si-na  ist  ein  Substantivam  abgebrochen.  Beides  fehlt  in  unserer  Hemerologie.  *)  K  2920, 
R-  '—4:  I-  [ki-se-ga  lugal-^ dul-azag-]ga  2.  [^en-ki  ^nin-ki  itu  bab-bü-ga  ^en-li\l-lä-gi  3.  [ki-is-pu  a-na  Lugal- 
dul-azag-ga  ii  En-ki  u  >iNin-]ki    4.  [arah  a-bi  a-b]i  sa  '^  En-Ul.  ^)  K  2920,  R.  5—6:    5.   [ 

it]u  ^mcr  gü-gal  an-ki-a     6.  [  ]  .  .  arah  n  Adad  gü-gal  Same'  u  irmtim''"'.  «)  K  2920,  R.  7—8: 

7.  [itu  ur-sag  gim-bil-äs-du  * nirgal  ki-]la  ba-ra-e    8.  [arah  kar-ra-d]u  git-ma-lu  ''Nergal  Sa  a-na  mdti  tis-sa-a. 


Die  Hemerolngie  Jes  Asttolabs  B. 


87 


**"  ah  ec[en-]naj}  a]n-na-[ffc\ 
itu  im-gal  \^iiianna-ge] 
ab-ha  ur[u  .  .  . 
^  i-sum  [M]-ne-ne   [.  .  . 
sti-bar-r[a     ]  .  .  -nd  Jci 
itu-b[i  ]-bi-i 


ar-rct] 


■   [         ] 


<"■"''  [Tebüttt  i-]sin-nu  d-ru  m   [''■ 
alral}]  nam-ri-ri  ia  ''  ls-t[ar\ 
si-bu-ut  all  ana  puljn  iis-lsu-ni] 
"  I-sum  bäbäni'^-su-nu  i-]j[a  (?)- 
''  Samas  sü-ha-ru-ta  u  na-{-[la] 
sa  ir-d-ti  i-sd-ka-\an\ 
ar]}i  suäti  a-di  na-ag-ma-r[i-su^ 
hi-ub-bu-[u?\ 


25 

_ 

itu  a' 

-,n,,i,-rfi,.    ä 

,a.m[d.mci] 

30. 

"'•«;'  Sabdtu     '■•'■'•■fc«''  Nasr[u'J"  i' Za-md-7n<q 

26 

ti-J}ä 

ur-hi  edin 

-na  .  .  \ 

31- 

l^  ■■[                                                              ] 

27 

itu  sä-Su-ra-la 

Un.[ 

32. 

arJju(?)  [                                                           ] 

28 

itu  m  be{})-[ 

33- 

[                                                           •                ] 

29 

zag 

idf>"  .  .  [ 

34- 

[                                                                            1 

35 

41. 

-■^"I^Adaru  '-i-pai/^j  ,7£.„p  „,--,;  pij 

36 

42. 

mas-ka-na  [ina  (?)]  shi  i-7n[a-al-la-a] 

37 

43- 

ina  ü-ga-ri  rab-bu  \sa  .  .  .  .  Id-ni\ 

38 

44. 

nig-gal-lu  ul  e-d-\id  {t,  t)                      ]  ^ 

3Q 

■  [ 

45- 

aralj.     Ißi-ud     libbi  ''^     ki     "  En-[IU  {})   \ 

40 

•  •  [ 

46. 

ara/j           ^  E-a 

Übersetzung-. 
Kolumne  I. 

1.  Abschnitt:  Z.  1—6  ='7  —  11:  Zum  Monat  Nisan  gehört  der  '"•''''"''  Bf L-GAN, 
der  Sitz  des  Anu.  Der  König  wird  erhoben,  der  König  wird  proklamiert.  Der  Anfang 
wird  begünstigt  von  Anu  und  Enlil.     Monat  Sins,  des  erstgeborenen  Sohnes  Enlils. 

2.  Abschnitt:  Z.  12 — 18=  19 — 25:  Zum  Monat  Airu  gehören  die  Plejaden,  die 
Sieben,  die  großen  Götter.  Offnen  der  Erde,  die  Ochsen  werden  zurechtgebracht,  das 
Schöpfrad  wird  in  Betrieb  gesetzt,  die  Bewässerungsröhren  werden  überschwemmt.  Monat 
des  Kämpen  NIN-GIR-SU,  des  Hohenpriesters  EnUis. 

3.  Abschnitt:  Z.  26  —  31  =  32 — 37:  Zum  Monat  Sivan  gehört  der  Aldebaran,  die 
Tiara  Anus.  Dieser  Stern  stellt  sich  dem  Gott  BIL-GI  gleich.  Monat  des  Ziegelstreichens 
durch  den  König.  Der  König  streicht  Ziegel,  die  Länder  bauen  ihre  Häuser.  Monat 
der  Wildkuh  (?)  der  Länder. 

4.  Abschnitt:  Z.  38 — 44  =  45  —  50:  Zum  Monat  Tammuz  gehört  der  Orion,  der  Gott 
Papsukkal,  der  erhabene  Wesir  Anus  und  der  Istar.  Monat  der  Aussaat.  Ausstreuen 
des  Samens  der  aufgesproßten  Frühsaat.  Wehegeschrei  um  NIN-1'U-RU-GU.  Monat, 
da  der  Hirte  Tammuz  verbrannt  wird. 

Kolumne  II. 

5.  Abschnitt:  Z.  1  —  7  =  8 — 15:  Zum  Monat  Ab  g-ehört  der  Sirius,  der  Gott  Ninib. 
Feuerbecken  werden  angezündet,  eine  Fackel  für  die  Anunnaki  wird  erhoben.  BIL-GI 
steigt    vom    Himmel    herab    und  stellt    sich    mit  Samas    gleich.      Monat,     da    Gilgames 


')  K  2920,  R.  9— 10:  9.  [  ]  Ha  im-gal  ^inar, 

su-ni  i-sin-nii  si-ru  sa   »'  A-nim  urah   nam-ri-ir-ri  Sa   »'  Is-tar. 
Hemerologle  entsprechen  die  Zeilen  R.  11  — 13   von  K  2920:   11.   [ 
1  su-ge  alQ)-sü-da  ki-nu  kdt-kdt     13.  [  ]  i-ma-al-k 


-ge     10.  I   .  .  .  Si-bu-nt  alt  ana  puhri  m]s- 
^)    Den    Abschnitten   11    und   12    unserer 
\-hi  Sa  ii En-lil  ^en-lil-lä-ge     12,  [ 
ü-ga{:)-rH  rahüiiP'  Sa  paSSuri  {:)  ki-ni  ni- 


gäl-lu  (!)   ul  i-sif.     Es  folgt  noch   in  K  2920  eine  größtenteils  zerstörte  Unterschrift. 


88  Kap.  II:    Die  OueUen. 

nach  Verlauf  von  neun  Tagen  die  Eingeschlossenen  durch  ihre  Tore  aus  der  Umschließung 
der  Hürde  herausließ. 

6.  Abschnitt:  Z.  i6 — 18  =  19—21:  Zum  Elul  gehört  der  Bogenstern,  die  elamische 
Istar  (so  in  der  sumerischen  Rezension;  in  der  semitischen  steht  nur:  Monat  Elul,  Gunst 
der  elamischen  Istar).  Die  Mutter  der  Istaräti  wäscht  sich  im  göttlichen  Flusse,  alljährlich 
macht  sie  sich  glänzend  (die  semitische  Rezension  bietet:  die  Istaräti  waschen  sich  im 
göttlichen  Flusse,  alljährlich   machen  sie  sich  glänzend). 

7.  Abschnitt:  Z.  22 — 29  =  30 — 38:  Zum  Monat  Tesrit  gehört  das  Jochgestirn, 
der  Gott  Enlil.  Die  Wohnungen  werden  gereinigt,  Volk  und  Fürst  baden  sich.  Die 
Jahresspende  spendet  der  „Reine  der  Länder"  den  Anunnaki,  das  Tor  des  Apsü  wird 
aufgetan,  ein  Totenopfer  für  LUGAL-DUL-AZAG-GA,  EN-KI  und  NIN-KI.  Monat  des 
Großvaters  Enlils. 

8.  Abschnitt:  Z.  39—42  =  43—46:  Monat  Arahsamna:  x,  die  Hacke,  den  Trag- 
sack und  das  Bewässerungsgerät  bringt  man  aufs  Feld  hinaus.  Der  Anfang  mit  dem 
Bewässern  wird  gemacht.     Monat  des  Adad,  des  gü-gal  von   Himmel  und  Erde. 

Kolumne  III. 

9.  Abschnitt:  Z.  i — 5  =  6  —  10:  Monat  Kislev:  Reichtum  und  Fülle  strotzen. 
Nerg-al  steigt  aus  der  Unterwelt  empor,  sein  Mund  verflucht  beide.  Monat  des  helden- 
haften Kämpen  Nergal. 

IG.  Abschnitt:  Z.  11  — 16  =  17 — 24:  Monat  Tebet:  das  erhabene  Fest  des  Anu. 
Monat  des  Glänzens  des  Istarplaneten.  Die  Ältestenschaft  der  Stadt  zur  Versammlung  geht 
hinaus.  Isum  zerschmettert  (??)  ihre  Tore.  Samas  macht  Verlassenheit  und  Ausruhen 
der  Erde.    Während  dieses  Monats  bis  zu  seiner  Vollendung  möge  man  laut  wehklagen  (?). 

11.  Abschnitt:    Z.  25—29  =  30 — 34:    Zum  Monat  Sebat  gehört  das  Adlergestirn, 

der  Gott  Zamama.    Die  Pflanzen  gleichmäßig  auf  dem  Felde  [  ].    Monat 

des  Enlil  (?).     Monat [••••] des  Adlers  [  ]. 

12.  Abschnitt:  Z.  35 — 40  =  41 — 46:  Zum  Monat  Adar  gehört  der  ^a'^^«''  HA,  der  Gott 
Ea.     Die    Leute    füllen    die    Wohnung    auf    dem  Felde.     Auf    dem    Gefilde    der    Große 

[  ].      Der    niggallu  ....   nicht Monat  der  Herzensfreude   des  Enlil. 

Monat  des  Ea. 

K  o  m  m  e  n  t  a  r. 

Zu  dieser  Hemerologie  ist  im  allgemeinen  sprachlich  zu  bemerken,  daß  die 
sumerische  Rezension  eine  späte  zeitgemäße  Überarbeitung  eines  alten  Originals  ist,  bei 
der  sich  eine  ganze  Reihe  von  Fehlern  eingeschlichen  haben.  Diese  Überarbeitung  gilt 
für  das  Widderzeitalter  (etwa  — 2000  bis  — 100),  was  ganz  klar  und  einwandsfrei  aus 
folgendem  Umstände  erhellt:  wie  wir  unten  sehen  werden,  hat  der  Verfasser  der 
Hemerologie,  dem  Laufe  der  Ekliptik  folgend,  die  zwölf  bedeutendsten  und  hellsten 
Gestirne  auf  die  zwölf  Monate  verteilt.  Es  ist  selbstverständlich,  daß  er  dabei  beim 
Frühlingspunkte  anfing.  Als  erstes  Gestirn  wird  zum  Monat  Nisan  genannt:  '■'>'•'••«'' X'/y,- 
GAN  =  Widder  +  Cetus.  Damit  ist  die  obig^e  Feststellung  bewiesen.  Die  Plejaden,  die  um 
—  2200  beim  Frühlingspunkte  standen,  sind  auch  tatsächlich  erst  im  zweiten  Abschnitte, 
zum  Monate  Airu  genannt. 

Die  semitische  Rezension  weicht  in  manchen  Punkten,  und  mehrmals  bewußt, 
von  der  sumerischen  Vorlage  ab,  wofür  unten  Belege  gegeben  sind.  Daß  der  ganze 
Text  diktiert  worden  ist,  ergibt  sich  aus  den  zahlreichen  Ideogramniverwechselungen 
mit  Sicherheit.     Die  einzelnen   Fälle  sind  unten   gebucht  und  kurz  besprochen. 


I.  Abschnitt. 
In  allen  Abschnitten  sieht  es  so  aus,  als  stände  in  den  Anfangsworten  sowohl 
im  Sumerischen  als  auch  im  Semitischen:  AS  ''"BAR,  iiia  "'"l-' Alsanni  usw.  Das  ist  in- 
dessen eine  Täuschung-,  denn  im  Sumerischen  kann  natürlich  der  einzelne  wag-erechte 
Keil  nur  den  Begriff  „in"  verkörpern,  wenn  er  hinter  dem  Worte  steht.  Außerdem 
würde  „im  Monat  Nisan"  im  Sumerischen  schwerlich  durch  •'"  BAR-AS  ausgedrückt 
werden.  Es  bleibt  also  das  Wahrscheinlichste,  daß  der  Schreiber  zu  Anfang  der  ein- 
zelnen Abschnitte  eine  etwas  voller  geschriebene  Form  von  ITU  =  aiJpi  wählte'.  Die 
JVIonatsnamen  treten  überall  in  der  in  den  späteren  Texten  üblichen  Abkürzung-  auf. 
An  sie  werden  etymologische  Spielereien  geknüpft,  was  den  Hauptinhalt  aller  Abschnitte 
ausmacht.  Nach  dem  Monatsnamen  bieten  die  meisten  Abschnitte  den  Namen  eines  Sterns. 
Das  ist  nun  nicht  etwa  so  aufzufassen,  als  gingen  diese  Gestirne  in  den  einzelnen  Monaten 
heliakisch  auf.  Wenn  wir  z.  B.  die  Abschnitte  2  und  3  betrachten,  so  g-eht  Aldebaran 
natürlich  nicht  etwa  30  Tage  nach  den  Plejaden  auf,  sondern  der  Zwischenraum  ist  viel 
kürzer.  In  Wirklichkeit  ist  der  Verfasser  unseres  Textes  dem  Laufe  der  Ekliptik  ge- 
folgt und  hat  die  wichtigsten  und  hellsten  Sternbilder  vom  Frühiingspunkte  an  auf  die 
Monate  verteilt,  und  zwar  unter  Benutzung  von  Astrolab  und  Fixsternkommentar.  Was 
letzteren  betrifft,  so  kann  man  leicht  erkennen,  daß  die  ersten  sechs  Easterne  des  Fixstern- 
kommentars (s.  oben  S.  76 f.)  mit  den  Sternen  der  ersten  sechs  Monate  der  Hemerolog-ie 
identisch  sind.  Zwischen  Astrolab  und  Hemerologie  kann  man  andererseits  folgenden 
Verg-Ieich  ziehen: 


Astrolab 

Hemerologie 

1. 

kakkab  BIL-GAN 

Nisan 

Nisan 

2. 

kaukai  Kakkabu 

Airu 

Airu 

3- 

KakUai  GIS-LI-E 

fehlt 

Sivan 

4- 

Icaklcal  SIB-ZI-AN-NA 

Sivan 

Tammuz 

5- 

KakUab  KAK-SI-DI 

Tammuz 

Ab 

6. 

icakkai  ß4jY 

Ab 

Elul 

7. 

kakkai  MU-SIR-KES-DA 

fehlt 

Tesrit 

I. 

kakkai  Xasnib- 

Tebet 

Sebat 

In  Nr.  I  und  2  stimmt  es  also  vollständig,  durch  den  Einschub  von  '"''''■"''  GIS-IJ-E 
entsprechend  dem  Fixsternkommentar  sind  dann  die  folgenden  drei  Sterne  um  einen 
Monat  weiter  verschoben.  Wenn  man  also  das  Astrolab  benutzt  hat,  muß  diese  Ver- 
schiebung auch  im  folgenden  immer  regelmäßig  geschehen  sein,  was  in  der  Tat  der 
Fall  ist.  Denn  nach  der  großen  Lücke  ist  der  '""'■■'"'''  Nairul>"  tatsächlich  wieder  einen 
Monat  weiter  gerückt.  Also  steht  wohl  die  Benutzung  von  Astrolab  und  Fixstern- 
kommentar bei  Verteilung  der  Sterne  auf  die  Monate  der  Hemerologie  außer  Frage. 
Nun  zu  den  Einzelheiten. 

Z.  1/7:  Dem  ''"''''"''  DJ L-(t AN  des  sumerischen  Textes  entspricht  im  Semitischen 
i-ku-ü.  Daß  das  als  sumerisches  Lehnwort  zu  gelten  hat  und  die  Gruppe  »— ,5sl  ''" 
Sumerischen  iku  auszusprechen  ist,  erhellt  aus  VACh,  Adad  VII,  18,  wo  wir  lesen:  '-'"' 
>— ^lYTi  •  *'■"'- '■««^-     Das   semitische  Äquivalent    ist    also    iirusu    „Ähre".     Weiteres    dazu 


')  Die  Zahl  und  Stellung  der  wagerechten  Keile  bei  ITU  ■wechselt  ja  bekanntlich.  Zu  der  Tatsache,  dalj 
hier  statt  des  einzelnen  vorgestellten  Keils  zwei  auftreten,  vgl.  das  Syllabar  F.  i,  Z.  8  (s.  Delitzsch,  AL°,  S.  106},  wo 
in    neubabylonischer    Schreibung    dasselbe    der    Fall    ist.  '■')  Es   ist   also  ganz   gleichgültig,  ob   wir   ►— ,5mT 

als    DIL -GAN,    AS-KAR,  AS-GAN    oder    sonstwie    umschreiben.     Denn    damit   soll   ja    nur    angezeigt    werden, 
daß  das  Wort  aus  diesen  beiden  Zeichen  zusammengesetzt  ist.  die  im  Sumerischen  ikit  auszusprechen  sind. 
Weidner,  Babylonische  AstroüomiB.  12 


go  Kap.   II:    Die  Ouellea. 

in  Kap.  III  unter  *^"'''-"''  DIL-GAX.  Der  *■"'''"'''  IJIL-GAN  wird  d^inn  bezeichnet  als  BÄR- 
,LV-^\'.l  =  iü-hat  ■'  A-niin  „.Sitz  des  Anu".  Das  steht  in  merkwürdigem  Gegensatze  zum 
Fixsteriikonimentare,  wo  '■"''''«'^  DU.-GAN  unter  den  Easternen  genannt  ist,  und  besonders 
zu  der  Liste  Br.  M.  S6378,  Kol.  I,  40  (s.  oben  S.  36),  wo  ""'"""> DIL-G AN  ausdrücklich  als 
sil-bat  ''  E-a  bezeichnet  ist.  Es  zeigt  sich  also  auch  hier  wieder,  daß  es  in  Babylonien 
verschiedene  Differenzierungen  der  Lehre  gab. 

Z.  2/8 :  Hier  finden  wir  die  etymologische  Spielerei  mit  dem  Ideogramme  für  Nisannu, 
nämlich  BAE.    Dieses  kann  nämlich  auch  sarm  gelesen  werden  (BrüNXOW,  Nr.  6880),  und 
das    benutzte    der  Verfasser,    um    beim    ersten  Monat    des  Jahres  an  die  Jahresanfangs- 
zeremonie zu  erinnern.     Wenn  der  neue  Herrscher  nach  dem  Tode  seines  Vorgängers 
im  Verlaufe  eines  Jahres  den  Thron  bestieg,  so  galt  bekanntlich  der  Teil  seiner  Regierung- 
bis  Ende  des  laufenden  Jahres  als  seine  res  sarnlti.     Erst  wenn  er  beim   Neujahtsfeste  in 
feierlicher  Prozession  die  Hände  Marduks  im  Tempel  Esagil  erfaßt  hatte,  g-alt  er  als  der 
nach    dem    Willen   der  Götter   erwählte   König.     Das  folgende  Jahr   wurde   dann  als  das 
erste  seiner  Regierung'  bezeichnet.     Die  Angabe  unseres  Textes:    „Der  König  wird  er- 
hoben, der  König  wird  proklamiert"   bezieht  sich  also  wohl  auf  diese  feierliche  Investitur 
des  Herrschers  beim   Neujahrsfeste.     Noch  einige  Worte  zu   dem  Ideogramme  BAR  für 
ian-u.    BAR  ist  sonst  gleich  parakku  „Heilig-tum".     Wie  nun  der  König  als  Ebenbild  der 
Gottheit  gilt,  so  gilt  der  Tempel  als  Abbild  des  Kosmos,  und  wie  Gottheit  und  Kosmos 
zusammengehören,    so    dementsprechend   auch   König  und  Tempel.     So  erklärt  sich  die 
Wahl  von  BAR  auch  für  sarru.    Übrigens  kommt  dieses  Ideogramm  auch  sonst  in  dieser 
Bedeutung    in    den    astrologischen  Texten    vor;    vgl.  z.  B.  VACh,    2.  Suppl.  XCI,  Vs.  3  : 
.  .  Sarru  (BÄR)  rabii  imät-ma  iiu'ir-suS'^  hissd  mihhal  ......  ein  großer  König"  wird  sterben 

und  sein  Sohn  den  Thron  besteigen  .  .". 

Z.  3—4,  9 — 10:  Hier  wird  zum  Jahresanfangsmonat  gesagt,  daß  Anu  und  Enlil 
die  Begünstiger  des  Anfanges  seien.  Das  war  bereits  bekannt;  denn  nicht  nur  werden 
Anu  und  Enlil  bei  Götteraufzählungen  stets  an  der  Spitze  genannt,  nach  IV  R  33,  Nr.  2, 
Z.  I  ist  auch  der  Monat  Nisan  in  einer  anderen  Verteilung  der  zwölf  Monate  auf  die 
einzelnen  Gestalten  des  babylonischen  Götterpantheons  diesen  beiden  Göttern  geweiht. 
Zu  sun-ü  „anfangen"  s.  Muss-Arnolt,  HVVB,  .S.  1109.  Als  Ideogramm  dafür  gibt  MEISSNER, 
SAI  2290  SAG-ÄS  an,  und  da  nun  in  SAG  der  Begriff  „Anfang"  steckt,  schlage  ich 
vor,  den  Anfang  von  Z.  3  zu  [sag]-gar-ra-an  zu  ergänzen. 

Z.  5  —  6/10—11:  Den  Beschluß  jedes  Abschnitts  -bildet  die  Angabe,  welchem 
Gotte  der  Monat  geweiht  ist.  Der  Nisan  gehört  dem  Mondgotte.  Ich  spreche  über 
die  Verteilung-  der  Monate  hier  und  in  anderen  Texten  noch  anderwärts  im  Zu- 
sammenhange. 

2.  Abschnitt. 

Z.  12—13/19:  Dem  Monat  Airu  sind  die  Plejadcn  zugeteilt.  Im  Sumerischen 
führen  sie  den  Namen,  unter  dem  sie  gewöhnlich  in  den  astrologischen  und  astronomischen 
Texten  auftreten,  nämlich  ""'html  „das  Gestirn  {y.ai'  i^oxi'jvy.  Im  Semitischen  entspricht 
dem  aber  nicht  '"''''"''' Kakkaht,  sondern  zajypu,  ein  Beiname,  den  die  Plejaden  oft  führen 
(s.  oben  S.  28),  dessen  Bedeutung  aber  nicht  bekannt  ist.     Weiteres  in   Kap.  III. 

Z.  14—16/20  —  23:  Es  folgt  nun  die  übliche  „etymologische"  Erklärung  des  Monat- 
namens,   die    hier    besonders    ausführlich    gestaltet  ist.     Die  Spielerei   gruppiert  sich   um 


Die   Hemerologie   des   Astrolabs  B.  qI 

die  Worte  ff)i-si-»:i-e-ne  =  alpi-i''  id-te-es-se-rwn  „die  Ochsen  werden  zurechtgfebracht"  (Z.  i  42  1) ', 
womit  ein  Hinweis  auf  die  Feldbestellung  gegeben  war.  Das  wird  nun  im  einzelnen 
ausgeführt.  Es  heißt  da:  Id-pad-du  =  pi-tu-ü  ir-^i-ti  „Offnen  der  Erde  (mit  dem  Pfluge)". 
Hier  ist  eine  sehr  interessante  sprachliche  Einzelheit  zu  konstatieren.  Die  Gleichung 
^V  iP°^'^)  =  P^^^  ^^^  g:Anz  unbekannt,  ganz  geläufig  dagegen  die  Gleichung  ►-< 
(bad)  =  pitü  (BrÜXXOW  Nr.  1529).  Es  sieht  also  ganz  so  aus,  als  ob  der  Schreiber  nach 
Diktat  geschrieben  hätte,  wobei  er  jmd  statt  bad  verstand  und  dementsprechend  auch 
schrieb.  Es  werden  sich  unten  weitere  Belege  für  diese  Annahme  ergeben.  Der  Aus- 
druck „Öffnen  der  Erde"  für  „pflügen"  findet  sich  auch  im  Hebräischen:  'r'P'jX  ■  •  ~~2'. 
bei  Jes.  28,  24  (s.  Bexzixger,  Hebräische  Archäologie-,  S.  139  und  RPrTh^  i,  S.  136).  Die 
Ochsen  ziehen  den  Pflug,  wie  es  immer  und  überall  im  Orient  Brauch  war-  (vgl.  die  neben- 
stehende Abbildung  nach  einem  Siegel  aus  der  Kassüzeit^;  Clay,  MPUP  II,  2,  p.  66). 
Die  folgenden  Zeilen  betreffen  dann  die  Bewässerung  des  Feldes.  Z.  15/22:  mtnbtu  uptata 
„das  Schöpfwerk  wird  geöffnet  (d.  h.  in  Betrieb  gesetzt)".  Mit  rutubtu  dürften  die  großen 
Schöpfräder  g-emeint  sein,  die  das  Wasser  aus  dem  Flusse  vermittels  daran  angebrachter 
Schöpfeimer  heraufholen  und  es  in  Röhren  laufen  lassen,  die  es  an  die  Felder  weiter- 
geben. Diese  Schöpfräder  sind  bekanntlich 
heute  noch  in  Babylonien  im  Gebraucht    Die  ^ 

Röhren  sind  in  Z.  16 — 23  erwähnt,  denn  epinnu  "^p^ 

kann    gar    keine    andere    Bedeutung    haben*.  S^ 

Es     handelt     sich     wahrscheinlich     um     Ton- 
röhren,   in    denen    das    Wasser    vom    Flusse 

aus   bis  zum  Felde  weitergeleitet  wird.     Dort ■" ^'^    -^ 

ergießt  es  sich  in  die  das  Feld  durchziehen-  Nach  jERE>nAs,  Handbuch  der  aUorientalischen 
den  Rinnen,  und  so  wird  der  ganze  Acker  mit  Geisteskultur,  S.  310,  Abb.  210. 

der  nötigen  Feuchtigkeit    getränkt.     Z.   16,23 

ist  also  zu  übersetzen:  „die  Bewässerungsröhren  werden  überschwemmt,  d.  h.  laufen  voll 
Wasser".  Sprachlich  wäre  zu  den  Zeilen  15 — x6  22  —  23  zu  bemerken,  daß  die  Gleichung 
KI-A-GAL  =  rutuhtu  neu  ist.  Zu  KÄJ  =  pitü  s.  BrCxxow  Nr.  141 0.  Bei  DUR-DUB-RU 
=  irrahhasü  ist  ein  doppelter  Fehler  zu  konstatieren.  Es  gibt  ein  DUR-DUR-RU  =  rahäm; 
das  ist  aber  nicht  ral^äsu  „überschwemmen",  sondern  rahäm  „vertrauen"  (s.  DELITZSCH, 
HWöiya).    Und  zweitens  wird  dieses  DUR-DUR-RU  T^T  '^^-RU  k\\so:  DÜR-DÜR-RU; 


')  Die  Etvmologie  von  gü-si-sä  ist  natürlich  falsch.  Das  Wort  ist  vielmehr  astronomisch  zu  erklären  als 
„Stier  der  Orientiernng^;  der  Name  stammt  aus  dem  Stierzeitalter,  als  das  Tietkreisbild  des  Stiers  die  Reihe  der 
Tierkreisbilder  eröffnete.  ^  Vgl.  dazu  L.  Bauer.    Volksleben  im  Lande  der  Bibel,   S.   1 38  ff  ;    Be.vzkger, 

Archäologie^,  S.  140  und  RPrTh'  1,  S.  136;  Meissner,  BA  V,  S.  107  usw.  ')  In  der  Mitte  des  Pfluges  ist 

eine  Röhre  angebracht,  durch  die  der  Säemaim  den  Samen  wirft.  Durch  diese  Illustration  fällt  helles  Licht  auf  die 
Stelle  im  Buch  der  Jubiläen  11,  23  (Kautzsch.  Apokryphen  und  Pseudepigraphen  11,  bi):  „Und  im  i.  Jahre  der 
5.  Jahrwoche  belehrte  Abram  die,  welche  die  Geräte  für  das  Zugvieh  machten,  die  Holzkünstler,  und  sie  machten 
ein  Gefäß  über  der  Erde  gegenüber  dem  Krummholz  des  Pflugs,  um  darauf  den  Samen  zu  legen,  und  der  Same 
daraus  fiel  auf  das  Ende  des  Pflugs  und  wurde  in  der  Erde  geborgen,  imd  sie  fürchteten  sich  nicht  mehr  vor  den 
Raben";  vgl.  J.  A.  MoNTGOiiERY  im  Museum  Jourtial  (University  of  Pennsylvania)  IV',  3,  June  1913,  p.  55f. 
*j  Vg[.  Clay,  Light  ontJieOld  Testament  from  Babel,  pA22.^2i.  '')  Zu  e/»»»"«  ^gl.  Delitzsch,  HW  ii4aund6i8 

(nartabu);  Jexsex,  ThLZ  1S95,  Sp.  251  und  KB  VI,  i,  S.  402.  Daß  wir  es  mit  einem  Gerät  zu  tun  haben  und 
daß  es  sich  nicht  etwa  um  Erdrinnen  handelt,  beweist  das  Determinativ  gis,  beweist  auch  der  Umstand,  daß  nach 
unserer  Hemerologie  Kol.  H,  44  die  epjnjif  aufs  Feld  hinausgeschafft  werden.  Vgl.  auch  die  von  Delitzsch, 
HW  bi8b  zitierten  Angaben  aus  K  2014,  wonach  verschiedene  epinne  unterschieden  werden,  je  nachdem  sie  von 
acht,  sechs  usw.  Ochsen  gefüllt  werden.     Also  sicher  Röhren! 


g2  Kap.   II:    Die   Quellen. 

s.  BrüXXow  Nr.  10Ö52),  und  nicht  ,^Z^^iS^  »^I^^-yiT  geschrieben.  Dieser  zweite  P'ehler 
konmit  wieder  auf  Konto  des  Diktates. 

Nun  bleibt  noch  eine  Frage  zu  erledig-en;  es  ist  klar,  daß  diese  landvvirtschaft- 
Hchen  Notizen  in  erster  Linie  die  „etymologische"  Erklärung  des  Monatsnamens  ver- 
deuthchen  sollen.  Nun  dürfte  es  doch  aber  selbstverständlich  sein,  daß  dieser  Grund 
selbst  für  einen  Babylonier  nicht  ausreichend  ist,  um  blanken  Unsinn  hinzuschreiben. 
Denn  an  solchen  möchte  man  zunächst  glauben,  wenn  man  von  einer  Feldbestellung 
im  Airu  (April/Mai)  liest.  Allem  Anscheine  nach  aber  handelt  es  sich  um  die 
zweite  Aussaat  im  Frühjahr,  die  nach  der  Ernte  der  Wintersaat  vorgenommen  wird  und 
die  wir  im  alten  wie  im   modernen  Orient  finden'. 

Z.  17  —  18/24  —  25.  Ningirsu  ist  der  zweite  Monat  geweiht.  Er  erhält  die  Bei- 
namen: „der  Kämpe,  der  Hohepriester^  Enlils".  Sehr  interessant  ist  die  letztere  Notiz. 
Aus  der  Serie  AN  = ''^  A-nu-um  wissen  wir^  daß  jeder  der  großen  Götter  seinen  voll- 
ständigen Hofstaat  besaß.  Einen  solchen  hat  auch  Enlil,  dessen  große  Bedeutung  sich 
besonders  im  Stadtkult  von  Nippur  offenbart,  gehabt,  und  in  diesem  hat  Ningirsu,  dessen 
Stellung  im  babylonischen  Götterpantheon  ja  auch  keine  geringe  war,  die  oberste  Würde 
des  PA-TE-SI-GA]^  =  üsafcku  rabü,  d.  h.  des  Hohenpriesters,  eing-enommen.  Übrig-ens 
tritt  "JA-TE-SI-GAL,  TA-TE-SI-M.U1  usw.  auch  direkt  als  Göttername  auf*. 

Hier. sei  noch  darauf  hingewiesen,  daß  zu  den  Zeilen  14/20  —  21  und  17 — 18/24 — -5 
ein  Paralleltext  vorliegt  in  dem  kultischen  Kalender  VAX  662  =Reisner,  Ilyvmen  Nr.  VIH 
(S.  145),  worauf  mich  Herr  Dr.  Landsberger  freundlichst  aufmerksam  gemacht  hat.  Es  heißt 
dort  Vs.,  Kol.  II,  11  —  12:  "  —  •""'-' Airu  aralj  ^  Nin-gir-su  PA-TE-Sl  ^^  En-lü  ku-ra-du  '^  ara/j 
alpcf'  m-te-sir  uj>[\)^-ta-at-ta-a-ma  ma-a-tii  „Monat  Airu,  Monat  des  Ningirsu,  des  Priesters 
Enlils,  des  Kämpen.  Monat,  da  die  Ochsen  zurechtg-ebracht  werden  und  das  Land  ge- 
öffnet wird". 

3.  Abschnitt. 
Z.  26  —  27/32  —  33.  Zum  Monat  Sivan  gehört  der  Aldebaran.  Hier  ist  wieder 
ein  auf  Ivonto  des  Diktates  zu  setzender  F"ehler  zu  konstatieren.  Die  Gruppe 
k,.Ma6  ^j-J^^J.^V-iVyl  ist  natürlich  '""'*''' (rt^-^A^-A'.l  „Himmelsstier"  zu  lesen,  wie  der  Stier 
des  Tierkreises  gewöhnlich  heißt.  Denn  nach  BrüNNOW  Nr.  504  hat  >^£:V-T  auch  den 
Lautwert  gu.  Dem  '«■'''''•''  GU-AN-NA  entspricht  in  der  semitischen  Kolumne  gis-li-e,  das 
zweifellos  seinem  ganzen  Gepräge  nach  als  sumerisches  Lehnwort  anzusehen  ist,  wie 
iM  in  Z.  7.  Dabei  ist  .LY-A'.l  =  same  „Himmel",  und  dementsprechend  GIS  =  iame 
„Himmel"  (s.  Brünnow  Nr.  5705  und  Jensen,  Kosmologie,  S.  5).  Dem  GÜ  entspricht 
li-e,  wofür  die  Bedeutung  „Stier"  bekannt  ist  (s.  Delitzsch,  HW  304)".  Es  ist  nicht 
unwahrscheinlich,  daß  die  sumerische  Aussprache  für  die  Gruppe  GÜ-AN-NA  eben 
giilc  ist,  wie  für  DIL-GAN  ikü.  Als  zweiter  Name  für  Aldebaran  ist  IL-AJV-Ä'A-G£ 
=  agi  ''AniiH  „Tiara  Anus"  genannt.  IL  =  agü  ist  bisher  unbelegt.  Sollte  etwa  ein 
Schreibfehler  für  MJJi  vorliegen?  MIIi-AJ\'-i\A  =  agü  'Kinim  ist  ein  auch  sonst  häufig 
in  den  astrologischen  Texten  auftretender  Name  des  genannten  hellen  Sternes.     Er  hat 

')  Vgl.  Bkn/.inger,  RPrTh'  I,  S.  136;  L.  Bauer,  Volksleben  im  Lande  der  Bibel,  S.  1+2  usw.  Eine 
eingehende  Untersuchung  über  den  Ackerbau  in  Babylonien  ist  dringend  erwünscht.  -)  Zu  PA-TE-SI  =  issakku 

mit  der  Bedeutung  „Priester"  s.  Delitzsch,  MDOG  22,  S.  74.  ')  Vgl.  Zimmern,  Zur  Herstellung  der  großen 

babylonischen  Götterliste  AN  =  (ilu)  Anum:  Sitzungsber.  d.  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.,  phil.-hist.  KL, 
Bd.  t)3,  .\,  S.  107 ff.  ■■)  S.  MicHATZ,  Gutterlisten,  S.  59.  ^)  So!  nach  Kollotion.  ")  Daraus  ergibt 

sich   ferner,  daß  li'i   „Ochse"   als  sumerisches  Lehnwort  zu  gelten  hat. 


Die  Hemerulogie  des  Astrolabs  B.  g  ^ 

wegen  seines  roten  (ilanzes  im  Altertuine  eine  große  Rolle  s^espielt ',  und  auf  diese 
Röte  geht  das  Folgende:  miil-bi  I.\ne)a  ba-an-di  =  [lal-]kabu  iuätu  ''  BIL-GI  ki-nin  „dieser 
Stern  stellt  sich  dem  Feuergotte  gleich"  ^  Sehr  interessant  ist  das  sumerische  Ideogramm 
für  den  Feuergott:  es  ist  KA  „Mund"  mit  hineingesetzteni  NE  „Feuer"*.  Daraus  ergibt 
sich,  daß  sich  die  Babylonier  BIL-GI  mit  feurigem   Gluthauche  begabt  vorstellten*. 

Z.  28  —  29/34 — 35.  Es  folgt  die  Spielerei  mit  dem  Monatsnamen.  SIG  ist  be- 
kannthch  =  lahänu  „Ziegel  streichen"  und  libittu  „Ziegel".  Das  ist  für  das  Folgende  be- 
nutzt: ,.Monat  des  Ziegelstreichens  des  Königs.  Der  I^önig  streicht  Ziegel."  Zu  ÜSUB 
=  nalbanu  {nalbantu)  ,.Ziegelstreichen"  s.  MEISSNER,  SAI  Nr.  7175°.  Daß  der  König  hier 
besonders  hervorgehoben  ist,  ist  interessant.  Denn  bekannt  ist  ja  aus  Text  und  Dar- 
stellung die  Zeremonie  bei  Beginn  des  Tempelneubaues:  der  König  streicht  selbst 
Ziegel  und  trägt  den  Tragkorb '^. 

Z.  30/36.  Das  „Ziegelstreichen"  wird  noch  etwas  ausgeführt.  Es  folgt  noch 
der  Zusatz,  daß  in  diesem  Monat  die  „Länder  ihre  Häuser  bauen".  Hieraus  ist  zu 
schließen,  daß  man  im  alten  Babylonien  anscheinend  den  Hausbau  gern  im  Sivan  be- 
gonnen hat,    und  zwar  doch  wohl  aus  Gründen    des  Aberglaubens    („Backsteinmonat"!). 

Z.  31/37.  Man  erwartet  in  diesen  Zeilen  eigentlich  die  Nennung  der  Gottheit, 
welcher  der  Monat  g-eweiht  ist.  Diese  Erwartung  scheint  aber  getäuscht  zu  werden. 
Wir  lesen  nämlich:  itu  gid-la  kalam-ma-ge  =  aral}  gul-la  sei  ma-a-tim.  Was  bedeutet  gul-la, 
das  auch  in  die  semitische  Rezension  hinübergenommen  ist?  An  die  Göttin  Gula  zu 
denken,  ist  natüriich  ausgeschlossen.  Ist  gul-la  =  abätu  „zerstören"?  Was  wäre  aber 
„Monat  der  Zerstörung  des  Landes"?  Am  ansprechendsten  scheint  mir  folgende  Er- 
klärung: gul(-la)  ist  =  rimtu  „Wildkuh"  (MEISSNER,  SAI  6725),  und  diesen  Beinamen 
führt  die  Göttin  Istar  bei  Reisxer,  Hymnen  Nr.  56,  Rs.  13!.  {GUL-ZI(D)-DA  =  ri-im-tum 
sa-ku-ti;  vgl.  HusSEY,  AJSL  XXIH,  2,  p.  147).  Also  „Monat  der  Wildkuh  des  Landes"'? 
Man  beachte  dazu,  daß  Enlil  als  rlin  mätütim  „Wildochs  der  Länder"  bezeichnet  wird 
(MKA  2,  Kol.  III,  6  —  7:  E-AM-KÜli-KÜIi-RA  =  bU  ri-im  ma-ta-a-üm).  Aber  sicher  ist 
diese  Deutung  selbstverständlich  g-anz  und  gar  nicht. 

4.  Abschnitt. 
Z.  38  —  40/45  —  47.  Zum  Monat  Tammuz  gehört  der  Orion.  Er  führt  in  der 
sumerischen  Rezension  seinen  gewöhnlichen  Namen,  nämlich  *"'■'•"'' »S7/>-Z/-.LY-J^',l  „der 
getreue  Hirte  des  Himmels".  Im  Semitischen  entspricht  dem  (natürlich  nicht  als  Über- 
setzung, sondern  als  semitischer  Name  des  Sternbildes):  Utaddalu  „Riegler",  d.  h.  Tor- 
wächter, Pförtner.  Wie  es  dann  weiter  heißt,  offenbart  sich  im  Orion  der  Gott  Ninsubur* 
=  Papsukkal,  „der  erhabene  Wesir  Anus  und  der  Istar".  Die  Identität  von  Ninsubur 
und  Papsukkal  bezeugt  zunächst  zweifelsfrei  unsere  Stelle;  als  weiterer  Beleg-  kann 
dienen,  daß  nach  dem  Fixsternkommentar  des  Astrolabs  B,   Ivol.  I,  9 — 11    (s.  oben  S.  77) 


')   Vgl.  BOLL  in  der  RE  von  Pauly-Wissowa  VI,  Sp.   2415.  *)  Zn  >^afi>:<'b  BIL-GI  =  Aldebaran 

vgl.  auch  schon    oben  S.   28.  ')  Die  Aussprache    der  Gruppe  K-ne-A    ist    unbekannt.     Sie    findet    sich   nur 

noch  einmal  bei  Meissner,  MVAG   191 3,  3,    S.  27,   Kol    V,   83!.  ••)  Für   die    gleiche  Vorstellung   bei    den 

Griechen  vergleiche  man,  daß  das  Feuer  als  nvoiij  'Ufnioroio  schon  bei  Homer  bezeichnet  wird  (s.  RoscHER.  Lexikon 
der  Mythologie  I,  Sp.  2037).  ')   Ü-SUB  ist  =  nalbamt  (nalbantu)  „Ziegelstreichen",  9«  Ü-SUB  ist  = 

nalbanu  (nalbantu)  „Ziegelform".  Vgl.  auch  den  altbabylonischen  Monatsnamen  Uu  glG-y'^ t-SUB-BA-GAR 
„Monat,  da  der  Ziegel  in  die  Form  gelegt  wird"   (s.  Thureau-D angin,  RA  VIII,  p.  152).  ')  Zur  Deutung 

dieser  Zeremonie  s.  Jerejuas,  HAOG,    S.    1S6.  ')  Vgl.    dazu  A.  Jereml\s,  HAOG.  S.  254.  *)  So! 

Ninsubur  ist  sicher  zu  lesen,  und  nicht  Nin-su-nir  (danach  oben  S.  13  zu  verbessern!);  su-nir  ist  sicher  nur  ein  Schreib- 
fehler für  subur,  das  bezeugt  auch  der  Fixstemkommentar  Kol.  I,  10,  wo  kakkab  SIB-ZI-AX-X^A  zweifellos  mit 
Nin-subur  gleichgesetzt  wird. 


g^  JS.ap.   u:    uie   uueUen. 

kakk.b  SIH-ZI-AX-XA  =  Niiisubur  ist,  während  wir  S.  36,  Kol.  II,  2  die  Gleichung- 
kukk:ih  Slli-Zl-Ai\-NA  =  Papsukkal  fanden.  Die  Identität  beider  Götter  war  auch  bereits 
längst  aus  den  Götterlisten  bekannt  (s.  BrCxxOw  Nr.  1 1 006).  Daß  Papsukkal  als  Tür- 
hüter gilt,  wußten  wir  bereits.  Denn  III  R  67,  58c  d  erhält  er  den  Beinamen  sa  mu-le- 
ri-ti  „Gott  der  Türflügel"  und  wird  als  solcher  genannt  DINGIIi-IG-GAL-LA  „Gott 
der  großen  Tür"  (vgl.  DELITZSCH,  HW  703b  f.).  Diese  Bezeichnung  ist  sicher  astral  zu 
fassen;  denn  dort,  wo  der  Orion  am  Himmel  steht,  ist  einer  der  wichtigsten  Punkte  des 
Tierkreises:  dort  öffnet  sich  die  „Tür"  („Eingangstor")  zur  Milchstraße.  Wo  der  Tier- 
kreis die  Milchstraße  wieder  verläßt  („Ausgang'stor").  g-enau  dort  steht  die  Hydra 
(*"'■■*"'' An«),  in  der  sich  der  Gott  Ningiszida  offenbart.  Papsukkal  ist  gleich  Tammuz,  wie 
wir  S.  15  sahen.  Und  so  fällt  nun  mit  einem  Male  helles  Schlaglicht  auf  die  Tatsache, 
daß  Tammuz  und  Ningiszida  in  der  Adapalegende  als  Torwächter  auftreten  (s.  Jexsex, 
Kß  VI,  S.  Q4ff.)  '. 

Z.  41  —  42/47 — 48.  Die  übliche  Etymologisicrung  des  Monatsnamens,  der  voll- 
ständig bekanntlich  ""  SÜ-NUMUN-NA  lautet.  NUMUN  ist  nun  =  zem  „Samen",  und 
darauf  baut  sich  die  Spielerei  auf:  „Monat  der  Aussaat.  Ausstreuen  des  Samens  der 
aufg-esproßten  Frühsaat".  NiJjarpu  vom  Stamme  rjin  entspricht  vollständig- talm.  NS"]n  „Früh- 
saat"-; am  „emporsprießen"  von  Pflanzen  gesagt,  ist  bekannt  (s.  Bahyhniaca  VI,  S.  73). 
Daß  erst  im  Tammuz  die  Sommersaat  ausgesät  wird,  ist  selbstverständlich  landwirtschaft- 
lich unmöglich.  Das  fand  vielmehr  etwa  im  Airu  statt  (s.  oben  S.  gif.).  Um  seine  schöne 
Etymologie  zu  retten,  wußte  sich  der  Babylonier  aber  zu  helfen;  er  schrieb  :  „Aussäen 
der  nufg-esproßten  Frühsaat".  Die  Samenkörner  sind  also  bereits  angekeimt  zu 
denken.  Natürlich  ist  das  alles  nur  der  Etymolog-ie  zuliebe  gesagt;  daß  man  auch  in 
Wirklichkeit  im  Tammuz  angekeimte  Samenkörner  ausgesät  habe,  daran  zu  denken,  ist 
natürlich  ausgeschlossen. 

Z.  43 — 44  49— 50.  Hier  ist  in  der  sumerischen  Rezension  ein  Unglück  passiert, 
da  itu  erst  an  den  Anfang-  von  Z.  44  gehört.  Dem  sisitu  „Wehegeschrei"  entspricht  im 
Sumerischen  KÄT-KAT  (Zeichen  BrüXXOAV  Nr.  1402);  diese  Gleichung  ist  sonst  un- 
bekannt. Vielmehr  ist  das  gewöhnliche  Ideogramm  für  si»Hu:  SÜ  +  KÄT-SÜ  +  KÄT^. 
Nun  hat  die  Gruppe  SÜ  +  KÄT  nach  Brünnoav  Nr.  7096  die  Aussprache  KAT,  so 
daß  also  auch  hier  ein  Diktierfehler  vorliegen  dürfte.  BU-RU-GÜ  ist  nach  BrüXXOW 
Nr.  i452=safa<  „hoch".  Also  bedeutet  '^  Xin-ni-ru-gü  „erhabener  Herr".  Das  ist  sicher 
Tammuz;  denn  mit  dem  .iisit  ^'- Nin-ru-ru-gü  „Wehegeschrei  um  Ninrurugu"  kann  doch 
nur  die  Wehklage  um  den  toten  Tammuz  gemeint  sein.  Auf  Tammuz  gehen  auch  noch 
die  folgenden  Worte:  „Monat,  da  der  Hirte  Tammuz  verbrannt*  wird".  Vgl.  dazu 
Reisxer,  Hymnen  Nr.  VIII,  S.  145,  Vs.,  Kol.  III,  12:  arah  ki-mi-tum  "  Du[mu-zi]  „Monat  der 
Verbrennung  des  Tammuz".  Der  vom  Eber  g-etötete  Tammuz  wird  auf  den  Scheiter- 
haufen gelegt  und  verbrannt.     Aus  seiner  Asche  ersteht  der  neue  T; 


im  11m  z. 


')  Xach  HR  47,  21  cd  gilt  der  Planet  Merkur  als  Uli  mus-ta-dal-lu  „der  Plörtnergott".  Dazu  ist  zu  be- 
achten, d.iß  in  Merkur  sich  ja  auch  Xinib  offenbart  (s.  Babyloniaca  VI,  S.  87),  der  mit  Tammuz  wesenseins  ist 
(vgl.  JF.RF.MEAS,  HAOG,  S   278),    also    auch   Papsukkal    und  Ninsubur   entspricht.  ')  S.  Lkw.   ChaldäiJiches 

Wörierhuch,  S.  284  a      Neben  «t/i«>yi(  findet  sich  auch  einfaches  harpu    (Delitzsch,  HW  289a),    das    dem  talra. 
Worte  vollständig  entspricht.     Ist  das  ni  in  ni-har-pi  etwa  gar  als  Schreibfehler  aufzufassen  und  zu  tilgen? 
')  Vgl.  Mei.ssner,  SAI,  X>.  510Ö.  *)  Von  knmü  „verbrennen-',  nicht  etwa  von  A-amtt  „fesseln";  ebenso /.-imi^H 

„Verbrennung",  nicht  kimttu  „Fesselang"  (so  Zimmern,  Der  habyl.  Gott  Tamüz,  S.  732).  Das  Substantivuro  kommt 
auch  sonst  vor;  vgl.  z.  B.  MKA  S",  25f.:  hUu  Sü-ü  ina  ki-me-it  <'  GTS-BAR  us-tal-pit  „dieses  Haus  wurde  darch 
Feuerbrand  zerstört".  Zur  Verbrennung  des  Tammuz  erinnere  ich  daran,  daß  auch  Balder,  der  germanische  Tammuz, 
auf  einem  Scheiterhaufen  verbrannt  wird  (s.  Jereioas,  HAOG,  S.  272),  sowie  an  die  Sonnenwendfeuer,  die  ja  heute 
noch  an  vielen  Orten  angezündet  werden  (reiches  Material  dazu  bei  J.  Nork,  Der  Festkalender  (Stuttgart  1847),  S.  408  fr.). 


Die  Henierologie   des    Astrolabs   B.  gc 

5.  Abschnitt. 

Kol.  n,  1/8.  Zum  All  gehört  der  Sirius.  lu  der  stark  beschädig-ten  sumerischen 
Rezension  stand  g-ewiß  sein  gewöhnHcher  Name  '-"'''"''  KAK-SI-DI.  Dem  entspricht  im 
Semitischen  snkudu  „Pfeil".  Diese  Gleichung-  ist  auch  bereits  anderwärts  bekannt  (vgl.  z.  B. 
oben  S.  30,  Z.  :!5).  Der  Gott,  der  sich  im  Sirius  offenbart,  ist  Ninib.  Bemerkenswerter- 
weise  lesen  wir  nun  im  Sumerischen  '^Nin-ih-ra.  Das  ist  zweifellos  ein  Nominativ,  also 
kann  m  nicht  als  Pronominalsuffix,  sondern  nur  als  vokalische  Verlängerung  angesehen 
werden.  Hätte  das  Sumerische  nicht  halb  und  halb  als  „Küchensumerisch"  zu  gelten, 
so  könnte  man  daraus  schließen,  daß  Ninib  doch  nicht  die  richtig-e  Lesung-  ist,  sondern 
daß  der  zweite  Bestandteil  des  Namens  auf  )•  auslautet.  Aber  so  möchte  ich  doch  keinen 
großen  Wert  darauf  leg-en,  es  kann  auch  ein  Fehler  vorliegen. 

Z.  2  —  5; 8 — 12.  Die  Spielerei  mit  dem  Monatsnamen,  die  in  diesen  Zeilen  stecken 
muß,  ist  etwas  weniger  durchsichtig-.  Das  XE  des  Namens  ""NE  ist  als  „Feuer"  {isatu) 
gedeutet,  so  viel  ist  sicher.  Zunächst  steckt  es  in  KI-XE  (wörtlich  „P'euerort")  =  kiniaiu 
„Feuerbecken",  dann  ist  für  dipam  „Fackel"  sicher  das  Ideogramm  NE  verwandt  worden 
(s.  BrüXNOW  Nr.  458;;).  Warum  gerade  im  Hochsommermonat  Ab  Kohlenbecken  an- 
gefacht und  Fackeln  erhoben  werden,  läßt  sich  auf  Grund  dieser  einen  Notiz  natürlich 
nicht  sagen.  Sie  verdanke  nur  der  Etymologie  ihr  Dasein,  möchte  ich  bis  zum  Beweise 
des  Gegenteils  doch  nicht  annehmen.  Daß  die  Fackel  für  die  Anunnaki  erhoben  wird, 
erklärt  sich  daraus,  daß  sie  bei  den  Babyloniern  das  stehende  Attribut  dieser  Unterwelts- 
gottheiten ist;  vgl.  z.  B.  das  Gilgameschepos  XI,  99:  "  A-nim-na-ki  ü-sd-ü  di-pa-ra-a-ti  „die 
Anunnaki  erhoben  die  Fackeln"   usw. 

Die  nächsten  Zeilen  beziehen  sich  auf  die  fürchterliche  Hundstagshitze  im  Monat 
Ab:  „der  Feuergott  steigt  vom  Himmel  hernieder  und  stellt  sich  mit  Samas  gleich", 
d.  h.  die  Luft  wird  wie  Feuer  glühen,  daß  man  glaubt,  nicht  mehr  einfach  in  der 
Sonnenhitze,  sondern  schon  direkt  im  Feuer  zu  leben.  Diese  Ausdrucksweise  war  übrigens 
schon  bekannt;  denn  IR  36,  51  heißt  es:  i-7ia  '^'"^  Abi  am]}  a-rad  "^BIL-GI  „im  Monat  Ab, 
dem  Monat  des  Herabsteigens  des  BIL-GI".  Zum  „Herabsteigen"  von  Göttern  s.  noch 
oben  S.  57,  Anm.  4.  Sprachlich  möchte  ich  auf  die  sehr  interessante  Form  am-la  =  ii- 
iu  samt'  aufmerksam  machen;  am-ta  steht  natürlich  für  an-ta  und  dürfte  die  gesprochene 
Form  repräsentieren.  Also  wieder  ein  Anzeichen,  daß  unser  Text  diktiert  worden  ist. 
NIM-NIM  =  sanämc  ist  neu. 

Z.  5 — 7/13  — 15.  Diese  Zeilen  können  wohl  als  das  wertvollste  Stück  des  ganzen 
Textes  betrachtet  werden,  da  hier  Gilgame.s  auftaucht.  Sie  lauten  in  Übersetzung  nach 
der  semitischen  Rezension:  „Monat,  da  Gilgame.s  als  neunfacher  in  bezug  auf  den 
Tag  (d.  h.  nach  Verlauf  von  neun  Tagen)  die  Eing-eschlossenen  durch  ihre  Tore  aus  der 
Umschließung  der  Hürde  herausließ."  Im  Sumerischen  herrscht  wieder  schönste  Un- 
ordnung-. Die  Worte  Jcal  gespu  liruin-ma  sind  eine  ganze  Zeile  zu  hoch  geraten;  sie  ge- 
hören vor  kd-ne-iu:  Die  Gruppe  ist  folgendermaßen  aufzulösen:  KAL  ist  =  idhi  „Herr", 
hier  mißbräuchlich  für  idhi  „der  Eingeschlossene"^;  gespu  (^^^  ^  ^^  ist  =  umi'iiu 
„Umschließung"  (BrüNNOAV  Nr.  7092);  liru(in-ma)  (^  ►^U})  ist  =  ubam  „Umschließung-, 
Hürde"  (BrüNNOW  Nr.  7188;  abaru  =  tclaru).  Das  Sumerische  bedeutet  also:  „die  in  der 
Umschließung  der  Hürde  Eing-eschlossenen".  Zu  ht-iü-'-it  „neunfach"  s.  Delitzsch,  AGr^ 
S.  215;  tus'ü  ümi  ist   doch   wohl  kaum  antlers  zu  fassen  als  „nach  Verlauf  von  neun  Tagen". 


')  iillntu  kauD   L.-itürlich    nur   PI.   sein  zu   idhi 


g6  Kap.  II;   Die  Quellen. 

Sumerisch  heißt  das  einfach  ud-ü-hiun.  Worauf  diese  kleine  Notiz  geht,  ist  mir  vorläufig' 
unklar;  denn  im  ganzen  Gilgamesepos  finde  ich  nichts,  was  dazu  passen  könnte.  Viel- 
leicht g-ehört  es   aber  zu  einem   der  verlorenen  Stücke. 

6.  Abschnitt. 

Z.  lö/iq.  Nach  der  sumerischen  Rezension  g-ehört  das  „Bogengestirn"  (s.  S.  71) 
als  (iestirn  der  fstar  von  Elam  zum  Monat  Elul.  Im  Semitischen  steht  dagegen  nur, 
daß  der  Monat  Klul  der  elamischen  IsUir  geweiht  sei;  statt  ''"''■''"''  Kastu  lesen  wir  hier 
nur  einfach  dainku.  Die  Erklärung  für  diesen  Wechsel  dürfte  in  folgender  Hinsicht 
liegen.  Nach  Z.  16  offenbart  sich  die  „elamische  Istar"  im  „Bogengestirn".  In  Z.  17 
heißt  sie  gar  die  „Mutter  der  Istaräti";  danach  nähme  sie  die  erste  Stelle  unter  den 
(iüttinnen  ein.  Das  paßt  ganz  dazu,  was  wir  von  dem  Istarkultus  in  Elam  wissen,  der 
dort  bei  weitem  stärker  ausg'epräg't  war  als  in  Babylonien  selbst.  Man  denke  nur  an 
das  elamische  Venusjahr,  an  das  stete  Auftreten  des  Istarsymboles  (achtstrahliger  Stern) 
auf  den  elamischen  Monumenten,  an  die  große  Bedeutung  der  Istarzahl  8  in  Elam  usw. 
Bemerkenswert  ist  aber,  daß  selbst  hier  in  einem  babylonischen  Texte  der  „Istar  von 
Elam"  die  Vormachtstellung-  eingeräumt  wird,  und  zwar,  was  noch  bemerkenswerter  ist, 
nur  in  der  sumerischen  Rezension.  Das  '«'kk"'>  BAN  ist  im  Semitischen  getilgt;  für  die 
elamische  Istar  war  kein  Platz  am  babylonischen  Fixsternhimmel,  deshalb  trat  für 
tiakkah  ßji]\T  ^^^  bloßc  daiiilu  ein.  Im  Sumerischen  heißt  die  elamische  Istar:  „Mutter  der 
I.slaräti";  sie  ist  es,  die  sich  im  Flusse  wäscht.  Im  Semitischen  ist  das  „Mutter"  fort- 
gefallen, und  die  Istaräti  selbst  baden  sich  im  Flusse.  Es  sclieint  also,  daß  der  Schreiber 
für  seine  sumerische  Rezension  ein  altes  sumerisches  Original  benutzt  hat,  daß  er  in  der 
semitischen  Rezension  aber  alles  fortließ,  was  danach  aussehen  konnte,  als  nehme  die 
Istar,  die  man  bei  den  alten  Todfeinden  in  Elam  verehrte,  eine  besondere  Stellung  vor 
den  babylonischen  Istaräti  ein.  In  anderen  Texten  ist  daher  die  „elamische  Istar"  in 
eine  „Istar  von  Babylon"  verwandelt  worden,  so  z.  B.  V  R  46,  23  a  b,  wo  wir  die  Gleichung" 
lesen:  '"^'^i"'''  BAN  =  ''•Istar  Bdbüi'''  (s.  oben  S.  52). 

Z.  17  — 18/20 — 21.  Wie  soeben  betont,  bietet  die  sumerische  Rezension:  „Die 
Mutter  der  Istaräti  (d.  i.  die  elamische  Venus)  badet  sich  im  Flusse,  alljährlich  macht 
sie  sich  g-länzend",  die  semitische  dagegen:  „die  Lstaräti  baden  sich  im  Flusse,  alljährlich 
machen  sie  sich  g-länzend".  Zu  '^ ID-LU-RU-GÜ  =  '' Näru  s.  bereits  V  R  27,  12a  b 
(BrüNNOW  Nr.  11654).     EL  =  el(Hu^  und  LAff-LAI/  =  ehebu  sind  bekannt. 

Die  Spielerei  mit  dem  Monatsnamen  liegt  hier  ini  Gottesnamen  Inanna-Istar 
sflhst;  denn  jener  lautet  vollständig  ''"KIX-'^INAXXA'-.  Das  KIN  ist  zur  „Etymologisierung-" 
nicht  benutzt.  Was  das  nun  für  eine  Reinigung  {Reinigungsfest)  im  Elul  ist,  wissen  wir 
nicht,  da  wir  sonst  nichts  darüber  erfahren.  Vielleicht  liegt  die  Erklärung  auf  folgendem 
Wege:  im  Elul  geht  Spica,  der  helleuchtende  Stern  der  Istar,  heliakisch  auf,  das  bedeutet, 
mythologisch  g-esprochen:  listar  kehrt  aus  der  Unterwelt  zurück*.  Und  vor  ihrer  Heim- 
kehr in  die  himmlischen  Wohnungen  badet  sie  sich  im  g-öttlichen  Flusse  ('' Näru),  um 
sich  von  dem  Schmutze  und  der  Unreinheit  der  Unterwelt  zu  befreien''.  Aber  das  ist 
selbstverständlich  nur  eine  Vernmtung. 

^)  Das  C-Jie  in  el-C-nC  ist  nicht  etwa  als  Vluralsufhx  aufzufassen.  Allem  Anscheine  nach  hat  überhaupt 
das  ganze  EL-K-NK  als  Ideogramm  für  dein  zu  gelten  (s.   Bkinnow   .\r.  u  iSo).  '-)  Wahrscheinlich   zu  er- 

klären als  Sipir  »'  [Star  „Sendung  der  Istar  (nach  der  Oberwelt)"  (s.  oben).  ')  Vgl.  dazu  A.  Jeki;mi.\.s,  HAOG, 

S.  25i)f.  *)  Vgl.   dazu   den  japanischen  Mythos   von  Izanami  und  Izanagi,  wo  Izanagi  nach  seiner  Rückkehr  aus 

der  Unterwelt  sagt:  ,,Da  ich  vorher  nach  einem  pfui!  scheußlichen,  schmutzigen  Orte  gegangen  bin,  so  gehört  es 
sich,  daß  ich   meinen  Körper  von  der  Verunreinigung  reinwasche"   (s.   K.  Fl.oKF.NZ,  Japanische  Mythologie,  S.   57). 


Die  Hemerologie  des  Astrolabs  B. 


97 


Der  Paralleltext  K  29:20  bietet  diesen  Abschnitt  in  etwas  anderer  Fassung- 
(s.  die  Varianten  S.  86  Anm.  3).  Er  spricht  auch  von  Istaräti,  nicht  von  der  „Mutter  der 
Istaräti",  worauf  Z.  15:  „sie  machen   gflänzend  ihre  [Körper??...]"  deutlich  hinweist. 

7.  Abschnitt. 

Z.  22-2i!s,o.  Zum  Tesrit  gehört  der  '^'"^'^"'' ML'-SfE-KES-DA  =  '"■^^"^  Mm,  d.  i.  der 
Pol  des  Äquators  (s.  Kap.  III).  Nach  unserer  Stelle  offenbart  sich  in  ihm  Enlil;  das  tut 
sonst  Anu  (vg-1.  z.  B.  V  R  46,  12 ab  [oben,  S.  51]  und  s.  S.  32 f.),  während  dem  Enlil  son.st 
der  Pol  der  Ekliptik  gfehört  (s.  S.  32  f.).  Wir  stehen  also  auch  hier  einer  der  Platz- 
vertauschungen  gegenüber,  die  wir  auch  sonst  bei  den  Babj'loniern   finden. 

Z.  23 — 28/31 — 37.  Der  Name  des  Tesrit  lautet  sumerisch  vollständig  ''"DUL- 
AZAG-GA.  Die  Spielerei  ist  hier  auf  das  AZAG  beschränkt.  AZAG  bedeutet  „glänzend, 
rein",  und  damit  werden  nun  alle  möglichen,  ziemlich  ausführlich  gehaltenen  Angaben 
verknüpft.  Es  beginnt  damit,  daß  die  Wohnungen  gereinigt  werden.  Als  Ideogramm 
für  subtu  „Wohnung"  lesen  wir  GUP-PA-SU-NIR^.  Das  ist  sonst  vollständig  unbekannt. 
Es  scheint  aber  wieder  ein  Fehler  vorzuliegen.  Das  Ideogramm  für  amhu,  subtu  ist  be- 
kanntlich KU-BA.  Statt  dessen  verstand  der  Schreiber  beim  Diktieren  GÜP-FA  (viel- 
leicht auch  KÜP-PA  zu  lesen)  und  schrieb  es  *~^^^^-PA'^.  Als  wahres  Ideogramm  für 
subtu  ergibt  sich  KÜ-BA-SÜ-XIR^.  Zu  AZAG  =  elelu  s.  Brünxow  Nr.  9889.  Weiter 
heiJ3t  es  dann,  daß  Volk  und  Fürst  sich  baden.  Dem  NAM-LÜ-GAL-LU  ent- 
spricht nUu  „Volk"  * ;  sonst  wird  gewöhnhch  nur  der  Pluralis  niie  gebraucht.  Dann 
wird  die  Gleichung  AZAG  =  diu  „rein,  geweiht"  ausgenützt.  Es  heißt,  daß  der 
„Reine  der  Länder"  den  Anunnaki  die  „Jahresspende"  darbringt.  Wer  darunter  zu 
verstehen  ist,  läßt  sich  schwerlich  sagen;  wahrscheinlich  handelt  es  sich  doch  um 
einen  sehr  hohen,  vielleicht  den  höchsten  babj'lonischen  Priester.  Er  gießt  den  Anun- 
naki die  ,.Jahresspende"  aus.  Entweder  ist  das  ein  alljährlich  wiederholtes  großes 
Opfer,  oder  wahrscheinlicher  das  große  Hauptopfer  im  babylonischen  Ritus,  das  zu  Be- 
ginn des  Monats  Tesrit  den  religiösen  Jahresanfang*  kennzeichnete.  Daß  es  gerade 
den  Anunnaki  dargebracht  wird,  scheint  auch  seinen  guten  Grund  zu  haben.  Denn 
wie  die  Anunnaki  die  mächtigen  Götter  und  Richter  der  Unterwelt  sind,  so  sinkt  jetzt 
die  Sonne  immer  südlicher  vom  Äquator  in  die  südliche,  der  Unterwelt  entsprechende 
Region  des  Tierkreises.  Im  Sumerischen  ist  beim  letzten  Worte  wieder  ein  Unglück 
passiert:  dem  in-na-fn  entspricht  mu-un-na-;  das  sind  nur  Präfixe  und  Infixe,  das  eigent- 
liche Verbum  ist  aus  Versehen  fortgelassen.  Es  ist  entweder  zu  ergänzen:  mu-un-na-bal 
oder  7wu-u»-«a-^<^«<  y.  In  Verbindung  mit  diesem  Opfer  wird  das  „Tor  des  apsä-'  ge- 
öffnet Mit  apsü  kann  natürlich  nicht  der  himmlische  oder  der  irdische  Ozean  gemeint 
sein.  Bereits  Umina  und  Urukagina  sprechen  aber  in  ihren  Inschriften  davon,  daß  sie 
eine  Kapelle  namens  AB-ZU  erbaut  hätten*.  Es  handelt  sich  jedenfalls  um  ein  besonders 
heiliges  Gemach    des  Tempels',    in    dem    ein    großes    kostbares  Becken    mit  geweihtem 


1)  Die  Gruppe  ST -}-  NIR  ist  auch  im  Sumerischen   -wahrscheinlich    surin    zu    lesen    (entsprechend  dem 
semitischen  Lehnworte  daraus  sHrinnu),  worauf  die  Wahl  des  Pluralsuffixes    ne-ne  hinweist.  ')  Diese  falsche 

Schreibung  läßt  aber  eine  sehr  wichtige  Feststellung  zu.     Bisher  war  man  sich  unklar  darüber,  wie  in  dem  Ideogramme 
T^J-6a  für  asfibit  das    T^J  auszusprechen  sei.     Es  ist  nun  klar,  daß  die  Lesung  ]cu{b)-ba  ist.  ')  Vgl.  auch 

EU-SÜ-NIR  (ein  Gerät),  BrCt^-now  Nr.   10623.  *)  Sonst  ist  NAM-LÜ-GÄLLU  bekanntlich  =  amelutu. 

')  Vgl.    dazu    Bdbyloniaca   Vn,   l,    p.  3ff.  *)    S.  dazu    die    eingehenden,    vortrefflichen    Aasführungen    von 

A.  JEREMIAS,   HAOG,   S.  57  fr.,    wo    das    gesamte  Material  verarbeitet  ist.  ^  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach 

doch  dann  das  Allerheiligste. 

"Weidner,  BabyloDiache  Astronomie.  I> 


gS  Kap.  II:  Die  Quellen. 

Wasser  (als  Nachbildung  des  Himmelsozeans)  aufg-estellt  war.  Der  Name  AB-ZU  (apm) 
für  das  Becken  wäre  dann  auf  das  gfanze  Gemach  übertragen  worden.  Bei  der  großen 
Feier  im  Tesrit  aber  wurde  die  Tür  des  AB-ZU  geöffnet  und  geweihtes  Wasser  für 
das  Opfer  entnommen.  Dann  schloß  sich  wohl  die  Tür  wieder  für  Jahresdauer  bis  zum 
nächsten  Jahresfeste.  Daß  das  aber  nur  Vermutung  ist,  bis  sich  Belegstellen  für  oder 
wider  finden,  braucht  wohl  nicht  noch  ausdrücklich  betont  zu  werden.  In  Verbindung 
mit  dem  großen  Jahresopfer  wird  ein  kiKpu,  ein  Totenopfer  dem  LUGAL-DU J.-AZAG-G A, 
dem  Ea  {EN-KI)  und  der  Damkina  {NIN-Kf)  dargebracht.  Mit  LUGAL-DUL-AZAG-GA 
(„König  von  DUL-AZAG-GA-')  ist  wohl  sicher  Marduk  gemeint,  da  ja  das  Allerheiligste 
im  Marduktempel  Esagil,  wo  Marduk  am  Neujahrstage  die  Geschicke  bestimmte,  DUJ^- 
AZAG-GA  hieß'.  Die  gleichzeitige  Nennung  von  Ea  und  Damkina  dürfte  aber  darauf 
hinweisen,  daß  wir  es  hier  nicht  mit  Marduk  von  Babylon,  sondern  mit  seinem  Prototyp, 
Marduk  von  Eridu,  dem  eigentlichen  Sohne  Eas,  zu  tun  haben  (s.  zu  diesem  A.  Jeremias, 
HAOG,  S.  238 f.).  Daß  hier  den  Gottheiten  des  Ozeans  ein  Opfer  dargebracht  wird, 
scheint  wieder  darauf  zurückzugehen,  daß  die  Sonne  von  jetzt  ab  die  Wasserregion  des 
Tierkreises  durchzieht. 

Z.  29/38.  Der  Monat  ist  dem  Großvater  des  fi^nlii  geweiht.  Nach  Enuma  elis 
wäre  das  Lahmu.  Ob  dieser  auch  hier  gemeint  ist,  läßt  sich  nicht  mit  Sicherheit  ent- 
scheiden. Als  Ideogramm  für  a-bi  a-bi  ist  hier  BAB-BU.-GA  gebraucht;  danach  ist 
V  R  42,  67  e  zu  ergänzen:  BAB-BIL-GI  =  si-i-[buYK  Slbu  „alter  Mann,  Vorfahr^'  und  abi  abi 
sind  als  Synonyma  bekannt. 

8.  Abschnitt. 

Hier  fehlt  zum  ersten  Maie  die  Nennung  eines  Ge-stirnes,  das  dem  Monat  ge- 
weiht ist.     Der  Abschnitt    beginnt   gleich  mit  der  Etymologisierung  des  Monatsnamens. 

Z.  39  —  41/43  —  45.  Der  Monatsnamen  lautet  vollständig  "" A/'/N-iJÜ-A,  wofür 
sich  auch  manchmal  ""  'J''' APIN-DU-A^  findet  (vgl.  Strassmaier,  Vertrüge  aus  Warka  41,39; 
46,  23;  52,37;  54,30;  62,  24  usw.).  Der  Name  bedeutet  also:  „Öffnung  (=  Inbetriebsetzung) 
der  Bewässerungsanlage".  Und  auf  das  Bewässern  des  Feldes  und  Bestellen  der  Winter- 
saat im  November  bezieht  sich  auch  der  Abschnitt.  Im  Sumerischen  sind  dabei  zwei 
Instrumente  genannt:  »'^ al-ld  „der  Tragsack",  in  dem  sich  der  Same  befindet  (vgl.  oben 
die  Abbildung  S.  91)  und  'J^apin  „die  Bewässerungsröhre".  In  der  semitischen  Rezension 
finden  sich  noch  zwei  weitere:  das  erste  heißt  s'^ DARA.  Das  oben  S.  86  wieder- 
gegebene schwierige  Zeichen  ist  DAKA  (BrüNXOAV,  Nr.  2946)*  und  findet  sich  in 
dieser  Form  noch  bei  Tiglatpileser  I.  (s.  Delitzsch,  AL^  S-  n,  Nr.  73),  ein  wichtiger 
Fingerzeig  für  die  Datierung  unseres  Textes;  für  das  semitische  Äquivalent  ist 
CT  XVIII,  29,  K  2054,  K.0I.  I,  54  zu  vergleichen.  Das  zweite  Instrument  heißt  9"  MA]^, 
was  nach  BrüKNOW  Nr.  1044  mirdetu  zu  lesen  ist.  Damit  ist  allem  Anscheine  nach 
die  Hacke  g-emeint,  entsprechend  talm.  «'^"ng  „Hacke".  Also  diese  vier  Geräte:  x, 
Hacke,  Tragsack  und  Bewässerungsröhre,  werden  aufs  Feld  hinausgebracht.  Im 
Sumerischen  steht  hinter  a-da-man  =  uliem  noch  n-ri-urudu.  Was  das  bedeutet  und 
was  im  Semitischen  entspricht,  habe  ich  nicht  ausfindig  machen  können.  Liegt  etwa 
wieder  ein  auf  Konto  des  Diktates  zu  stellender  Fehler  vor? 

In  Z.  41/45  heißt  es  nun  weiter:  „der  Anfang  (?)  mit  dem  Bewässern  wird  ge- 
macht".    Die  Übersetzung    „Neujahrsfest"    für    akitu    kann    hier    selbstverständlich  nicht 

1)  Auch  Nebo  wird  als  << DL'L-AZAG-GA  bezeichnet  (s.  oben  S.  55).  Er  kann  aber  hier  nicht  gemeint 
sein,  da  zu  Ea  und  Damkina  wohl  Marduk,  aber  nicht  Nebo  gehört.  '')  Danach  ist  Mkissner,  SAI  Nr.  667 

zu  verbessern.  ')  Dadurch   wird  die  neuerdings   befürwortete  Lesung  <t«ENGAR-DÜ-A    als   falsch 

*)  Ich   verdanke  diese   Identifizierung  einer  freundlichen  Mitteilung  HoMMELs. 


Die  Hemerologie  des   Asirolabs  B. 


99 


am  Platze  sein.  Darf  aus  „Neujahrsfest,  Jahresanfangsfest"  auf  eine  allgemeinere  Be- 
deutung „Anfang"  geschlossen  werden?  Nur  dann  ist  wenigstens  ein  Sinn  in  die  Worte 
zu  bringen^.  Man  vergleiche  auch,  daß  in  einem  altbabylonischen  Monatssysteme  der 
siebente  Monat,  der  den  zweiten  Jahresanfang  repräsentiert,  ""AkUii  (V  R  43,  33 ab)  heißt. 
Er  entspricht  also  dem  '"■"*  lesritu;  tesritu  ist  aber  etymologisch  als  „Anfang"  zu  erklären. 
Ferner  sei  darauf  hingewiesen,  daß  in  dem  oben  S.  17  besprochenen  Zehnmonatssystem 
der  achte  Monat  '""'-' Siri-erisic  „Monat  des  Beginns  mit  der  Bewässerung"  heißt.  Er 
wird  in  den  Listen  dem  Kislev  gleichgesetzt,  doch  ist  darauf  nichts  zu  geben,  da  dieses 
Zehnmonatssystem  durch  Einfügung  zweier  Lücken biißermonate  erst  dem  Zwölf monats- 
s^^stem  angepaßt  ist.  So  entspricht  dort  auch  der  "'"'}  A-bi  nicht  dem  Ab,  sondern  erst 
dem  folgenden  Monate. 

Als  Ideogramm  für  eir-^u  „bewässern"  findet  sich  Ch'.  Das  ist  wieder  ein  Fehler, 
der  aus  dem  Diktieren  zu  erklären  ist.  Es  ist  natürlich  das  Ideogramm  »^^J  einzu- 
setzen, dessen  Aussprache  in  der  Bedeutung  „bewässern"  im  Sumerischen  um  ist 
(s.  BrÜXNOAV  Nr.  1023). 

Z.  41 — 42/46.  Der  Monat  ist  dem  Adad,  dem  gn-gal  (Fürsten)  Himmels  und  der 
Erde,  geweiht.  Gu-gal  samr  u  irdiirn  ist  ein  stehender  Beiname  des  Gottes  (s.  DELITZSCH, 
HW  194  a)  2. 

9.  Abschnitt. 

Hier  ist  die  sumerische  Rezension  sehr  stark  verstümmelt,  die  semitische  aber 
glücklicherweise  fast  vollständig  erhalten.     Das  Monatsgestirn  fehlt  wieder. 

Kol.  UI,  Z.  I — 4/6  —  9.  Der  Monatsname  lautet  vollständig:  ''^'GAN-GAN-XA^. 
GAX  kann  im  Sumerischen  auch  Htl  gelesen  werden,  und  das  ist  zur  Etymologie  be- 
nutzt. Die  Worte,  welche  den  Monatsnamen  erklären  sollen,  sind  HE-GAL  =  Ipcgallu 
„Reichtum"  und  IIE-NUX  =  7ui/}su  „Fülle".  Der  Kislev  (November-Dezember)  fällt  nun 
in  den  Anfang  der  babylonischen  Regenzeit,  des  babylonischen  Winters,  also  in  die 
schlechte  Jahreszeit.  Dafür  schienen  dem  Verfasser  der  Hemerologie  aber  „Reichtum 
und  Fülle"  als  Charakteristika  nicht  zu  passen.  Er  half  sich  also,  indem  er  sagte,  daß 
am  Anfange  des  Monats  Reichtum  und  Fülle  da  wären,  daß  aber  Nergal  aus  der  Unter- 
welt emporsteige  und  beide  verfluche.  In  den  Kislev  fällt  bekanntlich  die  Wintersonnen- 
wende; in  diesem  Jahrespunkte  offenbart  sich  aber  Nergal'*.  Die  Sonne  erreicht  hier 
ihre  tiefste  Stellung  am  Himmel,  mythologisch  gesprochen,  den  tiefsten  Punkt  der  Unter- 
welt, und  steigt  nun  wieder  empor:  „Nergal  (d.  h.  die  Wintersonne) *  steigt  aus  der 
Unterwelt  empor".  Daß  diese  Angabe  zunächst  so  zu  erklären  ist,  zeigt  klar  die  be- 
kannte, oben  S.  56  zitierte  Stelle  aus  dem  Arsakidentexte  Sp.  I,  131,  der  mit  etwas 
anderen  Worten  dasselbe  besagt*.  Unsere  Hemerologie  gibt  dagegen  eine  rationalistische 
Ausdeutung.  Es  wird  wirklich  angenommen,  daß  Nergal  aus  der  im  Innern  der  Erde 
gedachten  Unterwelt  emporsteigt  und  durch  seinen  Fluch  Reichtum  und  Fülle  vernichtet. 

Sprachlich  wäre  zu  bemerken,  daß  als  Ideogranmi  für  kummuru  sich  wahrschein- 
lich MUL-MUL  ergibt  (Z.  2).  Dem  Nergal  in  Z.  8  entspricht  im  Sumerischen  ITüI ^'(^^lEj 
(UR-URUGAL).     Das  ^Py  (JjR)  ist  sicher  wieder  ein   durch   das  Diktieren  verschuldeter 

')  AkUxi  etwa  aUgemein  als  „Kest"  zu  fassen  und  „Bewässernngsfest"  zu  übersetzen,  dürfte  schwerlich  an- 
gehen. Denn  dazu  bringt  man  nicht  die  Geräte  aufs  Feld,  um  ein  „Bewässerungsfest"  (was  wäre  das  überhaupt?)  zu 
feiern.  ')  Teäup,  der  hethitische  Adad.  führt  in  den   Boghazköitexten  den  gleichen  Beinamen  (s.   WrNCKLER, 

OLZ  1910,  Sp.  296).  Auch  andere  Götter  führen  ihn,  z.  B.  Ninib  (I  R  17,  4),  Marduk  (Craig,  Beligious  Texts 
I,  pl.  29,  I ;  30,  24)  usw.  3)  Es  findet  sich  auch  U» GAN-GAN-NIN  (s.  oben  S.  1 7,  Z.  4).  ^)  S  A.  Jeremias, 

HAOG,  S.   92  f..   279.  ^)  Da  unsere  Hemerologie  um  — 1000  geschrieben  ist,  so  wäre  damit  einwandfrei  be- 

wiesen, daß  jener  Arsakidentext  nur  alte  Vorstellungen  wiedergibt. 


joo  Kap   II:   Die  Quellen. 

Fehler;  es  ist  statt  dessen  ^^  {UJ^)  ^-^  lesen,  wie  aus  BrÜXXow  Nr.  9202  zu  ent- 
nehmen ist'.  Zu  ÜE-ÜB  =  ardru  „verfluchen"  s.  BrÜXXOAV  Nr.  1 1  So.v  Die  letzte  Silbe 
von  iv-ru-ur  ist  nach  den  erhaltenen  Resten  walirsclieinlich  auch  wieder  mit  dorn  Zeichen 
ITT*^   g-eschrieben. 

Z.  5  10.  Der  Monat  ist  dem  „vollkommenen  Kämpen"  Nergal  geweiht.  Der 
Paralleltext  K  2920  faßt  den  Abschnitt  zusammen  in  die  Worte  (R.  7  —  8):  „Monat  des 
vollkommenen  Kämpen  Nergal,  der  aufs  Land  (d.  h.  die  Erdoberfläche)  herauskommt" 
(s.  oben  S.  86,  Anm.  6).  Sprachlich  ist  zu  bemerken,  dal.i  die  Gleichung  GIM-BfL-AS- 
DU  =  gitmalu-  neu  ist. 

IG.  Abschnitt. 

Z.  11  — 12/17  —  '8.  Statt  der  Nennung  eines  Monatsfixsternes  finden  wir  hier 
die  Notiz,  das  im  Tebet  das  „erhabene  Fest  des  Anu"  gefeiert  werde.  Soweit  ich  sehen 
kann,  wissen  wir  sonst  nichts  weiter  darüber.  Allerdings  findet  sich  schon  zur  Zeit  der 
Dynastie  von  Ur  ein  Monat  mit  Namen  Ezen-An-na  „Fest  des  Anu";  es  handelt  sich  dort 
aber  nicht  um  den  zehnten,  sondern  den  elften  Monat*.  Weiteres  als  den  Namen  wissen 
wir  allerdings  von  diesem  Monat  auch  nicht.  Im  folgenden  heißt  es  dann,  der  Tebet 
wäre  der  „Monat  des  Glänzens  der  Istar",  womit  doch  wohl  nur  der  Glanz  des  Planeten 
gemeint  sei.  Der  Tebet  (Dezember-Januar)  ist  der  eigentliche  Wintermonat  für  Babylonien. 
Die  Luft  ist  dann  am  klarsten,  und  alle  Bedingungen  sind  damit  gegeben,  daß  der 
leuchtende  Istarplanet  im  besonderen  Hochglanze  erstrahlen  kann.  Dieser  Monat  wird 
es  wohl  besonders   sein,  in  dem   man  den  Planeten   Venus  Schatten  werfen  sehen  kann. 

Z.  13—19.  Diese  Zeilen  enthalten  die  „etymologische"  Erklärung-  des  Monats- 
namens. Er  lautet  vollständig:  ''" AB-BA-il.  Nun  ist  AB-BA  =  siht  „Greis"  und  E  =  atsä 
„herausgehen".  Das  wurde  benutzt,  und  es  entstand  also:  „die  Ältesten  der  Stadt  gehen 
zur  Versammlung  hinaus".  Die  Notiz  ist  recht  wichtig,  da  aus  ihr  hervorgeht,  daß  es 
auch  in  Babylonien  ein  Kollegium  der  Ältesten  gab,  wohl  mit  denselben  Funktionen 
(hauptsächlich  richterlichen)  wie  in  Israel.  Ihr  Versammlungsort  war  wohl  das  Stadttor, 
in  dem  sich  ja  im  Orient  das  Hauptleben  abspielt  und  in  dem  auch  Gericht  gehalten  wird*. 

Z.  14—15/20 — 22.  Diese  Stadttore  sind  wohl  in  Z.  14  —  20  sicher  gemeint;  denn 
es  heißt:  ihre  Stadttore,  was  sich  nur  au{  sibüti  „die  Ältesten"  beziehen  kann.  Isuni 
macht  etwas  mit  diesen  Toren.  Isum  ist  bekanntlich  eine  Erscheinungsform  des  Feuer- 
gottes. Man  würde  also  etwa  erwarten,  daß  er  die  Tore  in  Brand  setzt,  zerstört  o.  ä. 
Vielleicht  ist  deshalb  am  Schlüsse  zu  ergänzen:  i-I}[a-ap-pi].  Also:  Isum  zerschmettert 
ihre  Tore.  Weshalb  er  das  tut  (wenn  die  Ergänzung  überhaupt  richtig  ist),  ist  schwer 
einzusehen,  da  Parallelstellen  fehlen  und  wir  auch  sonst  über  die  Gestalt  des  Isum  noch 
recht  im   unklaren  sind. 

Von  Sanias  wird  dann  in  der  folgenden  Zeile  gesagt,  daß  er  dem  Erdboden 
Ruhe  .schenke.  In  den  dem  Tebet  vorangehenden  Monaten  ist  die  Wintersaat  bestellt, 
und  im  Tebet  wird  nun  den  Feldern  Ruhe  geschenkt,  bis  dann  im  Sebat  das  erste 
Grün    hervorsprießt.     Im   Sumerischen    dürfte    das  '^  Samaä    entsprechende  ^  Babbar    noch 


')  Vgl.  auch  Jensen,  Kosmolojjie,  S.  4/63.  *)  Das  gewöhnliche  Ideogramm  für  gitmaltc  ist  SA-ÄS- 

DU  (s.  Meissner,  SAI,  Nr.  5981).  »)  S.  V  R  43,   icd;  dazu  Weidner,  Beiträge,  S.  21  f.  und  Memnon  VI. 

S.  71.  *)  Zu  den  Altesten  in  Israel  und  ihren  Funktionen  vgl.  Benzinger,  Hebräische  Archäologie'',  an  den 

im  Register,  S.  422  unter  'Aelteste'  angegebenen  Stellen;  zum  Tore  als  Versammlungs-  und  Gerichtsort  s.  ebenda, 
S.  274.  A.  JEREMIAS  verweist  mich  Ireundlichst  auf  die  bekannte  Opferszene  aus  dem  Palaste  Asurnasirpals 
(reproduziert  HAOG,   S.   293,  Abb.    189),  auf  der  anscheinend  eine  Gerichtsverhandlung  im  Tore  dargestellt  ist. 


Die  Hemerologie   des   Astrolabs  B.  lOI 

am  Schlüsse  von  Z.  14  gestanden  haben;  dem  SU-BAl'-L'A  in  Z.  15  entspricht  snbarüiu, 
das  dann  natürüch  sumerisches  Lehnwort  ist.  Die  Bedeutung  läßt  sich  folgendermaßen 
feststellen:  nach  BrüXXOW  Nr.  71 11  ist  SÜ-BAl'  =  >tiu.ihmi  „verlassen",  woraus  sich  für 
subarütu  als  Übersetzung  „Verlassenheit"  ergibt.  „Verlassenheit  der  Felder"  muß  ja  auch 
dastehen.  Dem  NÄ^  muß  «a-«-[  ]  entsprechen.  Da  nun  nach  BrÜXNOW  Nr.  8991 
NÄ  =  näh  „ruhen"  ist,  so  dürfte  na-i-[la(lu)\  zu  ergänzen  sein.  „Ausruhen  der  Felder" 
paßt  ja  wieder  vorzüglich.  Warum  schenkt  nun  aber  gerade  Samas  dem  Erdboden 
Ruhe?  Ist  das  etwa  so  zu  verstehen,  daß  im  Tebet  als  dem  eigentlichen  Wintermonat 
die  Sonne  meist  durch  Gewölk  verhüllt  ist  und  so  ihre  fördernde  KJraft  auf  den  Wuchs 
der  F^eldfrüchte  nicht  ausüben  kann,  so  daß  in  diesem  Monat  die  Felder  in  Ruhe  da- 
liegen und  erst  im  folgenden  Monat  zu  grünen  anfangen? 

Z.  16/23  —  24.  Die  Monatsgottheit  fehlt  hier.  Dafür  ist  eine  rituelle  Anweisung 
gegeben:  man  solle  den  ganzen  Monat  bis  zu  seiner  Vollendung  wehklagen  (?).  In  Z.  24 
kann  am  Schlüsse  kaum  ein  anderes  Zeichen  ergänzt  werden  als  u;  lu-xih-hu-u  wäre  II,  i 
von  nahü  mit  der  Bedeutung  „wehklagen"  (s.  DELITZSCH,  HW  442  a).  Die  trübe  Regen- 
zeit soll  man  also  durch  Bußgebete  und  Bußgesänge  ausfüllen.  Naginam  „Vollendung- 
ist neu:  als  Ideogramm   ist  vielleicht  TIL{-LA)  zu  erg-änzen. 

1 1.  Abschnitt. 

Dieser  Abschnitt  ist  am  schlechtesten  erhalten.  Von  der  sumerischen  Rezension 
fehlt  viel,  und  die  semitische  ist  fast  ganz  verloren  gegangen.  Ich  kann  mich  deshalb 
hier  kurz  fassen. 

Z.  25/30.  Hier  ist  wieder  ein  Monntsfixstern  genannt.  Zum  Sebat  gehört  der 
^"^^'•^ Nahm'-"'  „das  Adlergestirn",  identisch  mit  unserem  ,. Adler".  In  ihm  offenbart  sich 
der  Gott  Zamama,  was  bereits  bekannt  war  (vgl.  z.  ß.  CT  XXIV,  13,  Kol.  IV,  10  und 
s.  Kap.  UI  unter  '"•'''^"^ Nasrul>"). 

Z.  26/31.  In  dieser  Zeile  steckte  wahrscheinlich  die  Etymologisierung  des 
Monatsnamens.  Leider  ist  jedoch  das  Ende  der  Zeilen,  wo  die  entscheidenden  Worte 
standen,  abgebrochen,  und  es  ist  mir  vorläufig  nicht  möglich,  sie  zu  ergänzen.  Jeden- 
falls bezieht  sich  aber  die  Zeile  auf  das  Aufsprossen  der  Feldfrüchte.  Der  Anfang 
lautet:  ü-hä^  ur-hi  edin-na  .  .  .  „die  Pflanzen  in  gleicher  Weise  auf  dem  Felde  .  .  .".  Im 
Semitischen  ist  die  Zeile  fast  ganz  abgebrochen;  der  Anfang  wäre  nach  der  sumerischen 
Rezension  zu  ergänzen:  mmmv\_»^  mitJ^aris  ina  seri  ....]. 

Z.  27 — 29/32 — 34.  Hier  fehlt  die  semitische  Übersetzung  vollständig.  Da  auch 
das  Sumerische  recht  undurchsichtig  ist,  verzichte  ich  vorläufig  auf  eine  Erklärung. 
Nur  darauf  sei  noch   hingewiesen,  daß  in   Z.  29  wieder  W-'"  „der  Adler"  genannt  ist. 

12.  Abschnitt. 

In  diesem  Abschnitte  ist  wieder  die  sumerische  Rezension  vollständig-  verloren 
gegangen.  Die  semitische  ist  besser  erhalten  und  läßt  sich  durch  den  Paralleltext  K  2920 
fast  vollständig  ergänzen. 

Z.  35 — 38/41 — 44-  Am  Anfange  war  der  Name  des  Monatsfixsternes  genannt. 
Der  eigentliche  Name  ist  aber  verloren  gegangen;  wahrscheinlich  ist  zu  ergänzen  '■"'>['•■«''  HA 
*^Ea].     Es    heißt    dann,    daß  die  Leute  ihre  Wohnung  auf  die  Felder  verlegen.     Das  ist 


')  Zwischen  SU-BAR-BA  und    XA    standen  noch  ein  oder  zwei  Zeichen.     Was  da  gestanden  hat,  wa 
ich    nicht   zu    entscheiden.  -}   Daß    das   Zeichen  ^A^^T    als  Pluralsuffix  hä  zu   lesen   ist,  zeigt   die   Glosse 


I02  Kap.  II:    Die  Quellen. 

leicht  erklärlich;  denn  der  Adaru  ist  der  eigentliche  babylonische  Frühling-smonat,  und 
die  Ernte  steht  bevor  ^  Die  nächsten  beiden  Zeilen  sind  vorläufig-  nicht  einwandfrei 
deutbar.  Ist  Z.  43  etwa  zu  fassen:  „auf  dem  Gefilde  der  Große  des  ....  ist  rechtmäßig"?? 
Also:  bei  den  Leuten  auf  dem  Felde  ist  der  rabbu  sa  .  .  .  .^  gesetzmäßiger  Stellvertreter 
des  Königs?  Von  Z.  44  wag-e  ich  keine  Übersetzung  zu  geben,  da  die  Bedeutung  von 
niggallu  (sumerisches  Lehnwort?)  unbekannt  ist. 

Z.  39 — 40/45 — 46.  Nach  Z.  45  ist  der  Adaru  der  „Monat  der  Herzensfreude 
Enlils"^.  Worauf  sich  das  gründet,  ist  aus  Mangel  an  anderen  Nachrichten  schwer  ein- 
zusehen. Liegt  etwa  das  Verbindungsglied  in  der  Richtung,  daß  im  Adaru  der  reiche 
Ertrag  der  Erde  eingeheiinst  wird  und  daß  Enlil  der  Herr  der  Erde  ist?  Nach  Z.  46 
endlich  ist  der  Adar  dem  Ea  geweiht.  Hier  ist  der  innere  Zusammenhang  klar.  Denn 
zum  Adar  gehört  der  '•"'■■'•"?' //,|  '^  E-a  (s.  oben),  der  südliche  Fisch,  in  dem  sich  Ea 
offenbart. 

Damit  wären  wir  am  Schlüsse  angelangt;  ich  bemerke  noch  ausdrücklich,  daß 
ich  in  meinem  Kommentar  mich  auf  das  Notwendigste  beschränkt  und  alles  Sprachliche 
so  gut  wie  ganz  ausgeschaltet  habe.  Ich  hoffe  Gelegenheit  zu  finden,  auf  dies  und 
jenes  an  anderer  Stelle  noch   näher  einzugehen. 

n)  Der  Text  82,5  —  22,512. 

Die  Rückseite  des  vorliegenden  Textes  wurde  zuerst  in  Umschrift'  mitgeteilt 
und  besprochen  von  R.  Browx,  Researches  II,  p.  i66ff.  Weitere  Bemerkungen  dazu  gab 
HOMMEL,  Auf»,  und  Ahhandl.,  S.  468 ff.;  einen  Teil  besprach  ich  in  Bahyloniaca  VI,  p.  151. 
Der  ganze  Text  ist  in  Keilschrift  veröffentlicht  von   KiNG  in  CT  XXXIII,  pl.  9. 

Die  Vorderseite,  von  der  nur  der  Anfang  erhalten  ist,  enthält  anscheinend  ein 
zweisprachiges  Gebet  an  die  Götter  um  günstige  Horoskopstellung.  Da  von  der  semitischen 
Übersetzung  leider  ein  großer  Teil  verloren  gegangen  ist,  unterliegt  eine  vollständige 
Erklärung-  Schwierigkeiten.     Der  Text  lautet  in   Umschrift: 

1.  mul  sar  güh-ba  nam-kas  *en-(lU-)ld  ^en-ki 

2.  dingir-gal-gal-e-ne  Ill-a-bi  an-7ia  nam-^'^^^-g\i] 

3.  igi-bar-ra-zu-ki  Ju  mul-bi  dingir-ri-e-ne 

4.  \gi\s-ltar-rH  I-gim  l}C-en-ib-zal-zal-la 

5.  f  ]  .  .  gi{n)-ne-eS-dm 


6.  [  ]  samc'^  liarrän  sü-ut  "A-niin  sti-ut  ''En-lü 

7.  [sii-ut  ''  E-a  i(]dn{'^  rabülif^  se-lal-tu-sü-tiu 

8.  [  ]  a-na  nap-lu-si-ka 
q.        \kakkub  aiiirli  «7«J?i«|''|'  ina  li-mr-tu 

10.  [khna  hi]  kii-un-[nu\ 

11.  [  ]...[  1 


')   Die  Ernte    findet    heute    im  Iraij    etwa  in    den  Monaten  April-Mai   statt.     Im  alten  Babylonien  fiel  sie 
jedenfalls    etwa    um    einen  Monat    früher.  *)  Die  Spuren  des  Zeichens  weisen  auf  paSsüru    (s.  MjVCMIllan, 

BA  V,  S.  603).     Ist  der  rahbu  Sa  paSSüri    etwa    der  Hofmarschall:  '}  Schwerlich    ist  zu  ergänzen:    'l  EX- 

[ZIJ]  =  Sin.  *)  Es  ist  allerdings    eine  rätselvolle  Umschrift,  bei  der  man  sich   mehr  denken    muß,  was  in 

Wirklichkeit  dasteht,  als  daß  man  es  daraus  ersehen  könnte. 


Das  wäre  etwa  auf  deutsch: 

„Wenn    du    den  Stern,    der    da   aufblitzt    und    dasteht,    die    Wege    des    Anu, 

Enlil    und  Ea,  der  großen  Götter,   ihre  Drittel,  und beobachtest,  so 

mögen    den  Stern    des  Menschen  die  Götter  im   abgeg-renzten  Bezirke  gleich 
....  reichlich  und  beständig  machen." 

Von  dem  semitischen  Äquivalent  für  nml  sar  gi'ih-ha  (Z.  i)  ist  nur  noch  xainr''  (Z.  6) 
übrig.  Ich  möchte  unter  aller  Reserve  vorschlagen,  in  Z.  6  zu  ergänzen:  [kakkabu  nap- 
]}u  ina\  samit"  „der  am  Himmel  aufgeflammte  Stern".  Dem  sar  güb-ba  ,.aufglänzen  und 
nun  dastehen"  würde  dem  Sinne  nach  vollständig  ein  passivisch  zu  fassendes  naphu  „auf- 
geflammt" entsprechen.  Mehr  wie  eine  Vermutung  ist  es  aber  natürlich  nicht.  Im 
folgenden  ist  dann  der  Schreiber  mehrfach  entgleist.  Zunächst  hat  er  zwischen  '^en  und 
Id  das  lil  ausg-elassen,  und  weiter  hat  er  vor  dem  ''en-{lü-)ld  das  aji-na  ausgelassen.  Das 
muß  er,  wie  er  Z.  2  schrieb,  gemerkt  haben,  und  setzte  nun  das  anna  unter  das  ^en-(iil-) 
la.  Es  soll  natürlich  damit  angedeutet  sein,  daß  es  oben  davor  einzurücken  ist.  Das 
sumerische  nam-kas  in  Z.  i  drückt  die  „Gesamtheit  der  Wege"  aus.  Im  Semitischen 
würde  man  eigentlich  als  vollständig  entsprechende  Übersetzung  entweder  Ijajrdndti  oder 
dreimal  wiederholtes  harrdnu  erwarten.  Zu  den  „Wegen  des  Anu,  Enlil  und  Ea"  vgl.  oben 
S.  4öff.  Das  lll-a-bi  =  se-lal-tu-sii-nu  (Z.  2/7)  bezieht  sich  natürlich  nicht  mehr  auf  die  „Wege". 
Es  ist  damit  meines  Erachtens  sicher  das  dreigeteilte  himmlische  All  gemeint:  Himmel 
als  Sitz  des  summus  deus  =  Anu,  himmliches  Erdreich  (Tierkreis)  =  Enlil,  Himmels- 
ozean =  Ea  (vgl.  dazu  die  vortreffliche,  das  gesamte  Material  berücksichtigende  Dar- 
stellung von  A.  jEROriAS,  HAOG,  S.  30  fr.)'.  Was  "«m-Cl<^<-i'['']  in  Z.  2  ist,  ist  schwer 
zu  sagen,  zumal  das  semitische  Äquivalent  abgebrochen  ist;  ^■(^^  ist  besonders  =  elä 
„hoch  sein",  melä  „Höhe",  und  so  wird  wohl  auch  ««'«-^■(^^-£"'  etwas  mit  „Höhe"  (etwa 
des  Himmels)  zu  tun  haben.  Dem  igi-bar-ra-zu-ki  (Z.  3)  entspricht  a-na  nap-lu-si-ka  (Z.  8)-. 
Als  semitisches  Äquivalent  für  Ih-imd-bi  (Z.  3)  ist  kakkab  amcii  „Stern  des  Menschen"  (Z.  9) 
zu  ergänzen.  Dieser  Ausdruck  ist  sehr  wichtig,  da  er  mit  aller  Evidenz  zeigt,  daß  nach 
babylonischer  Lehre  auch  das  Einzelgeschick  mit  den  Gestirnen  verknüpft  war.  Mit 
dem  „Stern  des  Menschen"  ist  natürlich  der  Planet  gemeint,  der  in  der  Geburtsstunde 
am  mächtigsten  wirkt  und  aus  dessen  Stellung  zu  den  übrigen  Planeten  und  den  Fix- 
sternen geweissagt  wird.  Wir  hätten  somit  hier  die  älteste  Nachricht  über  Horoskop- 
stellung vor  uns.  Die  griechischen  Schriftsteller  berichten  oft^  daß  es  eine  Haupt- 
aufgabe der  babylonischen  Astrologen  gewesen  sei,  „die  Nativität  zu  stellen".  Außer 
einigen  Horoskopen  aus  der  Arsakidenzeit*  hatten  wir  aber  bisher  keinerlei  keilinschrift- 
liche  Zeugnisse  dafür.  Hier  liegt  die  erste  ältere  Belegstelle  vor.  Sie  zeigt  zugleich, 
daß  der  Astrologe  nicht  nur  das  Geschick  von  Königen  und  ganzen  Ländern  aus  den 
Sternen  las,  wie  man  behauptet  hat",  sondern  auch  das  Geschick  des  einzelnen  aus  ihnen 
prophezeite".  Daß  wir  solche  Horoskope  aus  der  eigentlichen  babylonischen  Zeit,  d.  h.  aus 
der  Zeit  vor  dem  Ende  des  neubabylonischen  Reiches,  noch  nicht  besitzen,  muß  dem 
Zufalle  zugeschrieben  werdend  Im  folgenden  heißt  es  dann,  daß  die  Götter  dem  Horoskop- 
steller den  „Stern  des  Menschen"  zeig-en  möchten,  und  zwar  im   imurtii,  „im  abgesteckten 


')  Auf   die    drei  Fixsternsphären,    die  auch  den  Göttern  Anu,  Enlil   und   Ea  gehören,   dürfte  es  sich  kaum 
beziehen.  *)  Wörtlich:   „für  deine   Beobachtung,  als  Erfolg  deiner  Beobachtung",  was   sich   inhaltlich  nahezu 

deckt  mit  einer  Übersetzung:    „bei  deiner  Beobachtung".     Oben  habe  ich  die  Worte    in  einen  Nebensatz  aufgelöst; 
„wenn  du  beobachtest".  ^)  Vgl.  Bouche-Leclercq,  L' Astrologie  grecque.  p.  49 f.  *)  Veröffentlicht  von 

Strassmaier,  ZA  IlI,  S    147 ff.   und  besprochen  von  Epping,  ib.  IV,  S.  JbS.  und    ibSff.  '')  Vgl.  Jastrow, 

RBA  II,  S.  4i6f.  «)  S.  dazu  A.  Jeremias,  HAOG,  S.  1S3.  '■)   Vgl.  indessen  die  Nachträge. 


t04 


Kap.  II:    Die  Quellen. 


Gebiete";  umrtu  entspricht  dem  Sinne  nach  etwa  lat.  templum  „abgfegrenzter  Bezirk".  Es 
sind  im  Einzelfalle  das  Tierkreisbild,  in  dem  der  Planet  steht,  „der  die  Stunde  regiert", 
und  noch  etwa  die  anstoßenden  Sternbilder,  aus  deren  Stellung  zum  Planeten  auf  das 
Geschick  des  neugeborenen  Kindes  geschlossen  wird.  Der  „Stern  des  Menschen"  möge 
nun  erscheinen  I-gim.  Was  bedeutet  das?  Wenn  auch  das  semitische  Äquivalent  fehlt, 
so  kann  doch  kaum  etwas  anderes  a.\a  kima  islcn  entsprochen  haben:  also  der  Stern  möge 
erscheinen  „wie  einer,  wie  der  einzige".  Meiner  Ansicht  nach  dürfte  das  besagen, 
daß  er  so  hell  glänzen  möge,  daß  er  die  anderen  Sterne  überstrahlt  und  wie  der  „ein- 
zige" Stern  am  Himmel  wirkt.  Zu  ]}e-en-ib-zal-zal-la  vgl.  IV  R  22,  i8ab  (BrÜXXOW  Nr.  5314), 
wo  ]}C-ni-ib-zal-zal-e  durch  liStah-ri  „er  möge  übervoll  sein"  übersetzt  wird.  Ich  möchte 
vorschlagen,  für  IfS-en-ib-zat-zal-la  als  Äquivalent  etwa  USbarrü  „sie  mögen  strotzend  machen"' 
zu  ergänzen;  eine  solche  Form  wird  ja  durch  das  Subjekt  ildnif^  und  den  Sinn  des  ganzen 
Satzes  gefordert.     Die  semitische  Übersetzung  von  |  |  .  .  -gi{n)-ne-es-d»i  ist  noch  zum 

g-roßen  Teile  erhalten  und  leicht  zu  vervollständigen;  sie  lautet:  llu]ku-un-[nu].  Die  Form 
i.st  Permansiv  II,  1  von  kdnu.  Die  Götter  sollen  also  den  Stern  „reichlich  und  beständig 
machen",  d.  h.  er  soll  ein  glückverheißender  Stern  sein,  der  reichen  Segen  bringt  und 
dessen  Segen  auch  anhält. 

Die  Rückseite  des  Textes  nennt,  soweit  sie  erhalten  ist,  36  Sterne,  von  denen 
je  12  dem  Enlil,  dem  Anu  und  dem  Ea  g-eweiht  sind.  Von  den  Enlilsternen  ist  der 
gTÖßere  Teil  verloren  gegangen.     Was  erhalten  ist,  lautet  in   Umschrift: 


1. 

rhiMcab 

, 

rkakkah 

3- 

['■""•" 

4- 

r  kakkab 

5- 

rkakkab 

6. 

rkakkab 

-|    karkkab 

]  "'"""•''  MAS-TAB-]i\A 
]  ^■'•^■^■«'  UB-GU-[LA] 

kakkab  JPji^ii 


[12  kaickabänivj 


sü-vt  ''En-lil 


Rkakkab  SIM--\MAfI 
f^kakkab  A-n\u-ni-ttim 
Rkakkab  Q^ü-AN-NA 
ykakkab  K\AK-SI-DI 

^kakkab^  J^S-SIN 

["""'"'f  AN-KU-A-MES 
12  kakkabäniP^ 


kakkab  DIL-GAN 
kakkab  Kakkabu 
kakkab  SIB-ZI-AM-NA 
kakkab  Ü-ELTEG-GAb" 
kakkab  Zi-ba-ni-tn 

kakkab   J^agruhu 


sü-ut  ''  A-nim 


15- 

kakkab 

Gu-la 

16. 

kakkab 

NU-MUS-DA 

17- 

kakkab 

AN-Ü-GI-E 

18. 

kakkab 

NUN"' 

19. 

kakkab 

1,    das  i 

"Nabü^  u  *'LC< 

m  Sumerischen   den 

GjU. 

1)  Das  et 

l'lurali 

2)   .\icht  vollständig 

erhaltt 

■n. 

kakkab  LU-BAD  sa  iiia  zibbdli»'- 

kakkab    I£j^ 

kakkab  TAir--LUGAL'"' 

kakkab  NIN-MAH 

kakkab  ^AR-Ün  "SAIi-GAZ 


luralis  ausilrückl,  steht  erst  hii 


Der  Text  82,  5—22.  512. 

PA-[BI]L-SAG  '■«^•°«"  SUHUB-MAS  '  »« 


21.    12  hakkabänivi- 


su-ut 


"E-a 


Diese  Liste  von  3  X  i-  Sternen,  in  denen  sich  Enlil,  Anu  und  Ea  offenbaren, 
fordert  zunächst  zur  Vergleichung  auf  mit  der  Liste  Br.  M.  86378  is.  oben  S.  350-).  in 
der  gleichfalls  Enlil-,  Anu-  und  Easterne,  wenn  auch  in  größerem  Umfange,  aufgezählt 
werden.  Es  zeigt  sich,  daß  die  Übereinstimmung  fast  vollständig  ist:  die  Sterne,  die 
hier  unter  der  Rubrik  Enlilsterne  aufgezählt  werden,  sind  auch  dort  als  Enlilsterne  ge- 
nannt usw.  Ferner  sind  auch  von  den  30  Sternen  des  Astrolabs  B  je  zwölf  den  drei 
genannten  Göttern  geweiht,  ebenso  zählt  der  Fixsternkommentar  des  Astrolabs  B  je 
zwölf  Sterne  Anus,  Enlils  und  Eas  auf.  Während  zwischen  den  beiden  letztgenannten 
Überlieferungen  große  Übereinstimmung  herrscht,  wie  wir  S.  84  sahen,  zeigt  ein  Vergleich 
mit  den  beiden  erstgenannten  eine  weitgehende  Divergenz.  Im  einzelnen  gestaltet  sich 
das  folgendermaßen-: 


Br.  M.  8Ü37S 

82 

5-23,  512 

Astrolab   B 

Fixstemkommentar 

kal;kab  MAS-TAB-BA 

I.  5,  EnUl 

Z. 

3  b,  EnUl 

II,  4,   Anu 

II.  20  f.,   Anu 

Uakkab  VR-GU-LA 

I,  S,  Enlil 

z. 

4  b,  Enlil 

II,  3,  Anu 

II,  18  f..  Anu 

kakkahSÜ-PA 

I,  12,   Eulil 

z. 

5  b,  Enlil 

UI,  b,  Enlil 

III,  21  f1-.,  Enlü 

kakkah  Enzil 

I,  24,  Enlil 

z. 

bb,  Enlü 

III,  9,  Enlil 

m,  13  f.,  Enlil 

kakkah  SIM-MAE 

1,41,  Anu 

z. 

8  a,   Anu 

II,  II,   Anu 

II,  15  ff.,   Anu 

Uakkab  DIL-GAN 

I,  4ü,    Anu 

z. 

8  b,  Anu 

I,  I,  Ea 

I,  I  ff.,  Ea 

kakkab  AnunUu 

I.  42.   Anu 

z. 

9  a,  Anu 

III,  2,  Enlil 

III,  4  f.,  Enlil 

kakkah  Kakkahl 

I,  44.   Anu 

z. 

9  b,  Anu 

I,  2,  Ea 

I,  5  f.,  Ea 

kakkab  GV-AN-NA 

II,  I,   Anu 

z. 

loa,  Anu 

fehlt 

fehlt 

kakkab  SIB-ZI-AN-NA 

II,  2,    Anu 

z. 

lOb,  Anu 

I,  3.  Ea 

I,  9  ff.,  Ea 

kakkab  KAK-SI-DI 

II.  0,   Anu 

z. 

1 1  a,  Anu 

I,  4,   Ea 

I,  12  f..  Ea 

kakkab  Ü-ELTEG-GA 

II,  9,  Anu 

z. 

IIb,   Ann 

II,  b.  Anu 

n,  28.   Anu 

kakkab  ES-SIN 

II,  10,  Anu 

z. 

12  a,   Anu 

fehlt 

fehlt 

kakkab  Zibamtu 

U,  II,  Anu 

z. 

12  b,  Anu 

n,  7,   Anu 

II,  9  f.,   Anu 

kakkab  AN-EU-A-MES 

I,  23,  Enlil 

z. 

13  a,  Anu 

fehlt 

fehlt 

kakkab  Nasm 

n,  12,   Anu 

z. 

13  b,  Anu 

III,  10,  Enlil 

m,  17  f,  Enlil 

kakkab  Gllla 

n,  20,  Ea 

z. 

15  a,  Ea 

I,  10,   Ea 

III,  13  f.,  EnUl? 

kakkab  LU-BAD  Sa  im 

fehlt 

z 

15b,  Ea 

fehlt 

fehlt 

zihhätt 

kakkab  NU-MUS-DA 

II,  27,  Ea 

z. 

Iba,  Ea 

I,   I  1 .   Ea 

fehlt 

>:  kakkab  SA 

II,  19,  Ea 

z. 

ibb,  Ea 

I.  12,   Ea 

I,  27.   Ea 

kakkab  2N-Ü-GI-E 

fehlt 

z 

17a,   Ea 

fehlt 

fehlt 

kakkab  TAR-LVGAL 

II,  5,  Anu 

z. 

17b,  Ea 

fehlt 

fehlt 

kakkab  NUN"' 

U,  20,  Ea 

z. 

i8a,  Ea 

fehlt 

fehlt 

0  kakkab  mN-MAH 

n,  21,  Ea 

z 

18b,  Ea 

I.  7.  Ea 

I,  19  f.,   Ea 

i'Nabü  u  iiLUGAL 

n,  25,  Ea 

z 

iga,  Ea 

11,  5,  Anu 

11,  22  f.,   Anu 

i'SAB-ÜR  u  iiSAR-GAZ 

n,  32,  Ea 

z 

19b,  Ea 

fehlt 

fehlt 

kakkab  PA-BIL-SAG 

II,  33.  Ea 

z 

20  a,  Ea 

fehlt 

fehlt 

kakkab  SU HUR-MÄS 

11.  34.  F-' 

z 

20  b,  Ea 

fehlt 

fehlt 

Es  handelt  sich  also  im  ganzen  um  28  Sterne;  davon  werden  nur  sieben  in  allen 
vier  Reihen  dem  gleichen  Gotte  zugewiesen  ^  Da  der  Prozentsatz  so  gering  ist,  müssen 
diese  Übereinstimmungen  in  allen  vier  Reihen  auf  Zufall  beruhen.  Es  ergeben  sich 
vielmehr    zwei  Überlieferungsreihen:    die   erste  wird  durch  die  Texte  Br.  M.  86378  und 


')  King  bietet  fälschlich  Gl.     Liegt  der  Fehler  auf  Seiten  des  Schreibers 
■')  Der  Vergleichung  zugrunde  gelegt  sind  natürlich   die  28  erhaltenen  Sterne  von  82, 
treffenden  Reihen  sind  vorn  durch   ein  Sternchen  gekennzeichnet. 
Weidoer,  Babylonische  Astronomie. 


3)  Die  be- 


,06  Kap.   II:  Die  Quellen. 

unseren  Text  82,  5  —  22,  512  repräsentiert;  in  24  Fällen  herrscht  volle  Übereinstimmung. 
Die  zweite  Reihe  liefern  das  Astroiab  B  und  der  Fixsternkommentar;  die  Übereinstimmung 
erstreckt  sich  hier  auf  26  Fälle.  Die  Hauptüberlieferung  scheint  in  Reihe  I  vorzuliegen, 
die  am  vollständigsten  in  der  Liste  Br.  M.  86378  mitgeteilt  ist.  Einen  Auszug  daraus^ 
der  sich  auf  3X12  Sterne  beschränkt,  gibt  unser  Text.  Die  zweite  Reihe  dagegen 
ist  sekundär.  Von  den  drei  Ringen  des  Astrolabs  ist  je  einer  den  Göttern  Anu,  Enlil 
und  Ka  zugewiesen.  Der  F'ixsternkommentar  aber  basiert  ja  fast  vollständig  auf  dem 
Astroiab,  wie  wir  oben  S.  84  gesehen   haben. 

Welche  Bedeutung  unser  Text  für  die  hlentifizierung  der  Fixsterne  hat,  wird  in 
Kapitel  III  zu  besprechen  sein. 

Anhangsweise  möchte  ich  hier  noch  auf  den  wichtigen,  leider  sehr  verstümmelten 
Text  K  1 1  306  (CT  XXVI,  48)  aufmerksam  machen,  welcher  ebenfalls  Anu-,  Kiilil-  und 
Jüisterne  aufzählt.     Das  Wenige,  was  erhalten  ist,  lautet  in   Umschrift: 

,_  [-                                   ]  '^"i^K"'' UA'- kl;  '""''""' JMQ?)-l  ] 

2.  \  ...  «-'<'<'"']  MU-SIR-KES-ÜA  '""^'^'"' SUD  UN  [  J 

3.  I  ...  "'"'^'■^]SÜ-PA     '"""^""SUDUN  mati  "  En-llU  ...  ] 

4.  L  .  •  .  "'"""•'•]  Ü-ELTEG-G Ab"                      '' En-{lil  ...  ] 

5.  [  ...  <"""""']  KÄ-A                                        "En-[lil  ...  ] 

6.  [  ...  '""'•'""'  G\1S-LI-E                                  '■'  En-[lil.  ...  ] 

7.  I  ...  /.■«"*"!- AT'jiV*'  "■"""^SUDUN  A-A/i-ßA  \  \ 

8.  I  ...  '^'""-'^]GAM                                        "  .  .  I  I 

9.  [  ...  """'"'^ n]IL-GAN                                 ''£-\a  ...  I 
IG.  I  .  .  .  '^■"^i""' N\U-MUS-DA                           "^-[a...  I 

11.  [  ...'"""""•  NU]-MUS-DA  ''I  I 

12.  [  ...  "EX-ME]-SAj,'-/r\  I  I 

Wenn  wir  nun  diesen  Text  mit  den  oben  festgestellten  beiden  Überlieforungs- 
reihen  vergleichen,  so  ergeben  sich  wieder  neue  Unterschiede,  so  dalJ  wir  um  die  An- 
nahme einer  dritten  Reihe  nicht  herumkommen.  In  den  Z.  3 — 6  werden  fünf  Enliisterne 
genannt.  Von  diesen  wird  '"'''^'''' SÜ-PA  auch  in  den  anderen  beiden  Reihen  dazu  ge- 
rechnet; auch  der  ''"''''"''  KA-A,  der  nur  noch  in  der  ersten  Reihe  (Br.  M.  86378,  Kol.  I,  17) 
genannt  wird,  findet  sich  dort  unter  den  Enlilsternen.  Dagegen  ist  ''"'''"'''  i'-EJ^TEG-GAb" 
in  den  beiden  anderen  Reihen  ein  Anustern,  und  ''"''''"'' GIS-LI-E  gar  in  Reihe  I  ein 
Anustern  (Br.  M.  80378,  Kol.  II,  i),  in  Reihe  II  ein  Eastern  (Fixsternkommentar  des 
Astrolabs  B  1,  7!)  und  hier  ein  Enlilstern^.  '•"'*'■'' Äf/Dt-'iV  mäli  (Z.  3)  kommt  in  den 
beiden  anderen  Reihen  nicht  vor.  Von  den  beiden  Easternen  (Z.  9 — 10)  wird  '"«'''m!i  X>//>- 
GAN  auch  in  Reihe  II  (in  Reihe  I  ist  er  ein  Anustern),  '"•'''"'^  NU-MU§-TJA  in  beiden 
Reihen  zu  diesen  g-erechnet. 

')  Da  aber  in  82,  5  —  22,  512  Sterne  genannt  sind,  die  wieder  in  Br.  M.  86378  nicht  vorkommen,  so  muß 
der  Verfasser  unseres  Textes  verschiedene  Quellen  benutzt  haben,  oder  beide  Texte  sind  Auszüge  der  gleichen  Vorlage. 
')  Eben  da  ich  Bogen  14  zum  Umbruch  schicken  will  (Oktober  1913),  erhalte  ich  durch  die  Güte  des  Verfassers 
C.  Bf.zoii),  Zenit-  und  Äquatorialgesfirne  am  babylonüchen  Fixatet-nhimmel  (Sitzungsber.  d.  Heidelb.  Akad.  d. 
Wissensch..  phil.-hist.  Kl,  1913,11).  Ich  freue  mich,  daß  Bezold  dort  S  6fir.  bezüglich  der  Wege  Anus,  Knlils 
und  Eas  im  wesentlichen  zu  ähnlichen  Resultaten  kommt,  wie  ich  oben  S.  46  ff.  Ebenda  S.  40  bringt  er  aber 
wieder  die  Sterne  siit  '<  Anitn  usw.  mit  den  „Wegen"  der  drei  großen  Götter  in  Verbindung.  Hätte  er  das  Astroiab  B 
gekannt  und  den  obigen  Text  K  1 1  30b  berücksichtigt,  so  wäre  der  Irrtum  gewiß  unterblieben  und  meine  scharfe 
.\bs.ige  in   Jldbylonidcd  VI.   S    151    verständlich  geworden. 


Die  Planispbäre  K  853 


o)  Die  PI  ani  Sphäre  K  8538. 
Eines  der  rätselvollsten  babylonischen  Dokumente  liegft  uns  in  der  sogenannten 
Planisphäre  K  8538  vor.  Sayce  und  BosAXOUET  haben  sie  zuerst  in  den  Monthly  Nottees 
of  the  Boyal  Astronomical  Society  XL,  3,  Jan.  1880,  p.  119  ff.  besprochen.  Dort  findet  sich 
auch  auf  der  Tafel  zwischen  p.  118  und  119  eine  Nachzeichnung-  der  Tafel,  bei  der  in- 
dessen die  Keilschriftzeichen  durch  Umschrift,  Übersetzung^  oder  griechische  Buchstaben 
ersetzt  sind.  Sie  wurde  reproduziert  von  HOMMEL  in  der  Zeitschrift  Dm  Ausland,  iSgi, 
S.  224,  der  einige  weitere  Bemerkungen  daran  knüpfte.  Später  erschien  dann  in  der 
Sammlung  Mansell  als  Nr.  1627  eine  vorzügliche  Photographie,  die  hier  nebenstehend 
in  verkleinertem  Maßstabe  wiedergegeben  ist  (nach  Jeremias,  HAOG,  S.  iio,  Abb.  86). 
Danach  kopierte  ich  den  Text  und  ver- 
öffentlichte einen  Teil  in  Babyloniaca  VI, 
p.  157.  Der  ganze  Text  ist  jetzt  von 
Ken-Ct  in  CT  XXXIII,  pl.  lo  publiziert 
worden. 

Die  Bezeichnung  des  Textes  als 
Planisphäre,  die  auch  hier  beibehalten 
wurde,  um  Verwirrungen  zu  vermeiden 
ist  wohl  nicht  ganz  zutreffend.  W: 
der  Name  besagt,  glaubte  man  ein 
babylonische  Himmelskarte  vor  sici 
zu  haben;  diese  Auffassung  findet  sie 
noch  bei  KiNG,  CT  XXXIII,  p.  6  und  bei 
Bezold,  Zenit-  und  Äqiiatorialgestirne,  S.  40. 
In  Wirklichkeit  dürften  wir  aber  hier 
ein  Dokument  vor  uns  haben,  das  der 
Wahrsagung  und  Zauberei  mit  Hilfe 
der  Astrologie  diente.  Die  anscheinend 
sinnlos  aneinandergereihten  und  mehr- 
fach wiederholten  Silben,  wie  z.  B.  be, 
he,  be,  be,  kas,  kas,  kas,  kas,  zu,  zu,  zu,  zu, 
sind  nichts  anderes  als  Zaubersprüche. 
Wir  kennen  .solche  ja  längst  aus  Baby- 
lonien;  vgl.  z.  B.  Sni   504  (Bezold,  Catalogue  IV, 


Nach  JERE)UAS.  Handbuch  der  altor 
S.   110,  Abb. 


P-  1413): 


faUscUen  Geisteshdiu 


I.    siplii  ki  ki  ki  [ 

] 

2.    zu  zu  zu  [ 

] 

3.    ka  ka  ka  ka  [ 

] 

4.    en  en  en  en  en  en  en  [ 

]  usw. 

Am  nächsten  stehen  den  Formeln  unseres  Textes  die  sogenannten  ABC-Denk- 
mäler  (s.  A.  Dieterich,  Kleine  Schriften,  S.  202 ff.),  die  wir  aus  fast  ganz  Europa  kennen. 
Sie  benutzen  zu  Zauberzwecken  entweder  das  einfache  Alphabet  oder  Silben,  die  durch 
Angliederung  der  verschiedenen  Vokale  an  die  verschiedenen  Konsonanten  gebildet 
werden.  Zur  Illustration  des  letzteren  diene  der  Anfang  der  Inschrift  eines  etruskischen 
Gefäßes:    bi,   ba,   bn,   be,   cfi,  ya,  gu,  ge  usw.     Genau    ein    solches    Dokument    besitzen    wir 


')   Vgl.  auch  e 
S.  963)    und    vor    allem 


nen  kleinen  Tonzylinder  aus  El-Amama  mit  ähnlicher  Aufschrift   (s.  Kn'UDtzox,  VAB  II' 
der  Anfang  des  berühmten  faethitischen  Textes  bei  Jeremias,  KAO  III»,    S.   33. 


I08  Kap.  II:   Die  Quellen. 

Übrigens  auch  aus  Babylonien,  und  zwar  aus  altbabylonischer  Zeit,  in  dem  Texte  AO  5399, 
veröffentlicht  von  Thi^REAU-Daxgin,  RA  IX,  p.  80 '.  Wir  lesen  dort  z.  B.  Kol.  II,  i  ff. 
du,  da,  di,  ku,  ka,  ki,  u,  a,  i,  ug,  ag,  lg,  im,  an,  in,  oder  Kol.  IV,  2  ff.  pu^,  pa,  pi,  gu,  ga,  gi  usw. 
Nahe  verwandt  ist  nun  auch  unser  Text,  der  aber  die  Zauberkraft  nicht  in  der  ver- 
schiedenen  Vokalisierung,  sondern   in  der  öfteren  Wiederholung  der  Silben  sieht. 

Außer  den  Formeln  sind  auf  der  Tafel  noch  eine  Reihe  von  Sternbildern  ge- 
nannt; sie  sind  nicht  genau  in  ihrer  richtigen  Lage  zueinander  eingetragen,  doch  wird 
die  richtige  Reihenfolge  einbehalten  (s.  unten).  Ks  .sind  aber  nur  einige  wichtige  genannt, 
so  daß  die  Annahme  einer  voUständig-en  ,.Himmelskarte"  hierdurch  widerlegt  wird. 
Sternbilder  und  Zauberformeln  stehen  sicher  in  Verbindung  miteinander.  Man  hat  sich 
zu  denken,  daß  man  beim  Sprechen  der  Formeln  sich  gegen  das  bestimmte  Gestirn 
wandte,  von  dem  dann  anzunehmen  ist,  daß  es  sich  in  astrologisch  wichtiger  Stellung 
befand  (im  Aufgange,  in  Kulmination  usw.).  Endlich  sind  noch  auf  der  Tafel  bestimmte 
Zeichnungen  eingeritzt.  Sie  dienten  sicherlich  ebenfalls  der  Wahrsagung  und  scheinen 
tatsächlich  dem  Himmel  entnommen  zu  sein,  indem  bestimmte  Sterne  oder  die  einzelnen 
Sterne  eines  Sternbildes  durch  Striche  miteinander  verbunden  wurden  *,  wodurch  ver- 
schiedene Figuren  entstanden,  aus  denen  man   dann  weissagte. 

Die  ganze  Tafel  zerfällt  in  acht  Sektoren.  Weshalb  gerade  diese  Einteilung 
gewählt  ist,  ist  schwer  zu  sagen,  doch  verweise  ich  auf  die  Achtteilung  des  Kreislaufes, 
über  die  neuerdings  BORK''  und  ROECK*  umfangreiche  Studien  veröffentlicht  haben". 
Da  auch  bei  den  Babyloniern  die  Achtzahl  von  nicht  unerheblicher  Bedeutung  war 
(vgl.  das  Material  bei  Jeremias,  HAOG,  S.  10  i  f.  und  150),  dürfte  es  auch  eine  Achtteilung 
des  Kreislaufes  in  der  babylonischen  Lehre  gegeben  haben,  die  dann  für  die  Einteilung 
unserer  Zaubertafel  maßgebend  gewesen  wäre".  Sehr  wichtig  erscheint  mir  in  diesem 
Zusammenhange,  daß  auch  die  bekannte  Zaubertrommel  von  Pergamon^  gerade  in  acht 
Segmente  zerfällt. 

Nun  noch  einige  Bemerkungen  zu  den  einzelnen  Sektoren.  Ich  habe  den  Sektor, 
in  dem  der  '■■"*'"'''  DIL-G^UV  genannt  ist  (rechts  oben  in  der  Veröffentlichung  bei  IvIXg), 
als  Nr.    I    bezeichnet  und  nach  links  weitergezählt. 

Sektor   i.     Am    rechten  Innenrande  steht  die  Formel:    [  |  na  na  na  na  a-na 

u-na  nu.  In  a-nu  scheint  die  Präposition  vorzuliegen;  einen  Sinn  ergibt  trotzdem  die 
Formel  natürlich   nicht.     Am   linken  Innenrande  lesen  wir:   ü  u  hur  bur  kür  kür  [  ]  ". 

An  die  Peripherie  des  Kreises  sind  rechts  zwei  Sternnamen  geschrieben.  Der  erste 
ist  fast  ganz  abgebrochen,  sicher  aber  zu  '■«**"''  S[IM-MAlj[]  zu  ergänzen  (s.  Bahyloniara  VI, 
p.  157  und  unten  Kapitel  III).  Der  zweite  lautet:  ''"'''"'''  A-nu-ni-[tHm\  Zur  Identifizierung 
beider  Gestirne  s.  Bahyloniara  VI,  p.  147  ff.  und  unten  Kapitel  III.  Links  an  der  Peripherie 
steht    die  Formel:    sa  sa  sa  m  sa  sa,  in   drei  Reihen    geschrieben,  also  immer  zwei  .ya  in 

')  Thurf.au-Dangin  h.it  übrigens  den  wahren  Charakter  des  Textes  nicht  erkannt.  *)  Geschrieben  KA  ^pO 

,..\Iund".  ')  Das  Verbinden  verschiedener  Sterne  durch   Linien  zur  leichteren  Orientierung  am  gestirnten  Himmel 

nennen  wir  heute  Alignementsystem  E^s  ist  hier  zeichnerisch,  in  den  im  nächsten  Abschnitte  behandelten  Texten 
(s.  unten  S.   112)  in  der  Beschreibung  verw.indt.  ■*)  Orientalisches  Archiv,  III,  S.   i — 9  und   151  — 168. 

°)  Memiion  VI,  S.  147^-  °)  ^'gl-  »uch  Boll,  Besprechung  von  Catal.  cod.  astrol  graec.  VIII,  3,  S.  A.  aus 

Wochenschr.  f.  klass.  Philol.   1 91 3,  S.  8  ff.  ')  Da  unser  Text  aber  doch  der  astrologischen  Wahrsagung  diente, 

so  könnte  die  Zerlegung  der  Tafel  in  acht  Sektoren  einfach  auf  das  Zeichen  für  AN  „Himmel"  zurückgehen,  das  in 
der  ältesten  Zeit  als   ein   achtstrahliger  Stern   erscheint.  *)  Veröffentlicht  von  R.  Wünsch,  Jahrb.  d.  Kais. 

Deutschen  ArchUol.  Institutes,  6.  Ergänzungsheft,  Berlin  1905.  Vgl.  dazu  die  wichtigen  Daricguugen  von  W.  ScHll-TZ, 
Memnon  IV,  S.  140 ff.  »)  Fehlt  vielleicht  nichts! 


Die  Planisphä 


ich 


die  unten  reproduzierte  Figur    mit  Bei- 


kukk.'h  JjJJ^.Q[X 


AIIX 


jeder   Reihe.     In  der  Mitte    befindet 
Schriften  von  Gestirnnanien. 

Über  der  mittleren  Linie  steht  ''■''''"'''  DJJ^-GAy,  der  unserem  heutigen  Widder  + 
Cetus  entspricht.  Da  unser  Text  aus  der  Zeit  um  — 700  stammt  und  der  FriihHng-spunkt 
damals  im  Widder  lag  (  —  700  etwa  4**  östlich  von  «  Arietis),  so  habe  ich  Babyloniaca  VII, 
p.  18  vermutet,  daß  die  Linie  unter  '"•'''"'''  DIL-GAN  die  Meridianlinie  kennzeichnen  soll, 
die  durch  den  Frühlingspunkt  geht.  Unter  der  Linie  lesen  wir:  '="'''"'''  APIN,  das  ist  unsere 
Kassiopeja  (vgl.  Kapitel  III).  Er  ist  darunter  durch  sieben  Punkte  gekennzeichnet  und 
wird  genannt  (die  Worte  in  dem  nach  dem  Mittelpunkte  zu  gelegenen  Dreiecke  sind 
mit  dazuzuziehen):  ''Eii-lil  a-lik  pdn  kakkabäni  sü-ut  ''-En-lil  „Enlil,  der  vor  den  Sternen 
Enlils  einhergeht".  Ebenso  wird  in  der  Liste  Br.  M.  86378,  Kol.  I,  1  bezeichnet  (s.  oben 
S.  3ö).  Dazu  paßt  auch,  daß  er  im  Astrolab  B  und  im  Fixsternkommentar  dazu  als  erster 
der  Enlilsterne  genannt  wird  (s.  oben  S.  66  und  78):  mit  anderen  Worten:  er  ist  das 
Gestirn  unter  den  Enlilsternen,  das  der  Meridianlinie,  die  durch  den  Frühlingspunkt  geht, 
am  nächsten  liegt.  Die  sieben  Punkte  sollen  anzeigen,  daß  der  hauuuh  \piy  ^m^^  sieben 
Sternen  besteht. 

Wozu  die  beiden 
Dreiecke  in  unserer  F^igur 
dienen  sollen,  ist  schwer  er- 
klärbar. Das  innere  gehört 
jedenfalls  zu  ^''""''  APIN, 
wie  die  hineingeschriebenen 
Worte  zeigen.  So  könnte 
man  annehmen,  daß  das 
äußere  nichtgeschlossene 
Dreieck,  in  dem  zehn  pa- 
rallele Striche 'gezogen  sind, 
zu  '■•''«■■^''*  DIL-GAN  gehört. 
Dann     wäre     es     möglich, 

daß  beide  als  eine  Art  Zeiger  gedacht  sind.  Das  innere  Dreieck  zeigt  nach  dem  Nordhimmel, 
wo  der  *"'''"''' ^P/iV  steht,  das  äußere  nach  dem  Südhimmel,  wo  der  '"''''"''' BIL-GAX  in  seinem 
größeren  Teile  (Cetus)  zu  sehen  ist'-.  Aber  andererseits  wäre  ebensogut  denkbar,  daß  die 
Figur  irgendwelchen  magischen  Zwecken  diente,  welche  festzustellen  mir  unmöglich  ist. 

Der  2.  Sektor  ist  fast  vollständig  verloren  geg-angen.  Wir  lesen  nur  viermal 
untereinander:  hi  nadi^'  hinadi'^'  lunadi[''']  lu\nadi'''\  „er  möge  werfen".    Alles  andere  fehlt. 

Der  3.  und  4.  Sektor  gehören  zusammen.  Vom  dritten  fehlt  wieder  ein  großer 
Teil.  Am  Rande  waren  zwei  Gestirne  genannt;  von  dem  ersten  ist  nur  noch  das 
Determinativ  kakkabu  erhalten,  von  dem  zweiten  ein  wenig  mehr,  nämlich  *"*'■'''  ^^,  was 
vielleicht  zu  *^''*-*'''  Gis-K-e  (Aldebaran)  zu  ergänzen  ist.  Der  Reihenfolge  nach  würde 
dieser  Stern  hier  passen;  denn  es  folgt  nun  der  Orion.  Ganz  in  dem  inneren  Winkel 
des  Segments  lesen  wir:  '  \'' Pap-mkkal\  sukkal  AX-XA  '^  [u  '\'Is-tar  ^  •'I-Ti-*ab-mt.  Darunter 
steht  längs  der  unteren  Seite  des  Sektors:  '•"'••*"•<'  SIB-ZI-AN-NA  (Orion).  Daß  im 
kakkab  ßiß.zi-AN-NA  sich  Papsukkal,  „der  Wesir  Anus  und  der  Istar"  offenbart,  war 
längst  bekannt  (vgl.  z.  B.  Br.  M.  86378,  Kol.  II,  2  [oben  S.  36];  weitere  Stellen  in  Kapitel  III). 
Hier  erhält  er  noch  den  Beinamen  ''JK-abmt.    Diesen  Namen  Papsukkals  (Jensen,  KB  VI, 


•'En-lÜ  a-lik 
jiiin  kakkabäni 


'}  Was  diese  bedeuten  könnten, 
üuiu  Astrolab  B,  Kol.  I,  i — 4  (s.  oben  S.  "( 


ich  nicht  zu  sagen, 
es  heißt,   daß   der  k, 


=)   Vi 


uch    den  Fixsternkommentar 
sich    nach    Süden   erstrecke. 


Kap.   II:     Die  Quelle 


S.  411,  erklärt  ilin  trao-eiid  als  „Flügfelg-ott")  kannten  wir  bereits  aus  der  Adapa- 
lei>ende,  Stück  II,  Z.  8  und  10,  wu  der  "  1-la-ab-ra-at  als  sukkallu  des  Anu  erscheint,  eine 
Rolle,  die  sonst  Papsukkal  zukommt.  Anderer.seits  sind  auch  Ninsubnr  und  Papsukkal  iden- 
tisch. So  wird  denn  auch  einmal  Ninsubur  '' I-Fi-ab-ral  genannt,  nämlich  K  3179 +  Sni  1861, 
II,  22  —  24  (Mf.IsSXKK,  OLZ  1908,  Sp.  1835.):  "^nin-mbur  sukkal-mal}  ait-na-g\i:\  = ''■  l-h-ab-rat 
mk-kal-lum  f[i-i-rum\  ki  '^A-niin^.  Von  der  Figur  in  der  Mitte  des  Sektors  ist  nur  noch 
ein  Teil  erhalten,  und  zwar  etwa  die  Hälfte  einer  Ellipse  mit  zwei  gleichschenkligen 
Dreiecken    darin.     Sinn    und    Bedeutung    der    jedenfalls    magischen  Zwecken    dienenden 

Figur  sind   mir  un- 
bekannt. 

Im  4.  Sektor 
lesen  wir  an  der 
oberen  Seite:  an  au 
(III    an    an   an  an  an 

►     an    an    an,    und     an 

der    unteren   Seite: 
des  Sektoren   findet  sich   die  neben- 


In  der  Mitte 


be  be  U  bc  ka.s  A„.v  kus  ka-"  zu   zu  z 
stehende  Figur  eingeritzt. 

Darüber  steht  die  zweizeilige  Beischriit :  ''"'''-"'■  ^/AS-7'Aß- /JA  ia  ina  inak.mf'-- 
■■^  i-'ii-i'<'''  Sfß-Z/-.\N-NA  izzazu'"  „die  Zwillinge,  die  vor  dem  Orion  stehen".  Es  sind  dies, 
wie  wir  in  Kapitel  III  sehen  werden,  y  und  t  Gemiiiorum.  Sie  führen  nach  der  Liste 
Br.  M.  86378,  Kol.  II,  4  (s.  oben  S.  36)  noch  im  besonderen  die  N.unen  •'LV-LAI.  und 
''J,A-TA-I;AK.  Diese  Namen  scheinen  auch  hier  unter  der  Figur  zu  stehen;  denn  statt 
Kixd.s  .  .  .  Ll'OAL  LÜ  '<  LA-TA-HAK  ist  doch  wohl  sicher  [''J7.L'(!)-7>.l'y.(!)  ^'J^A-TA-RAK 
zu  lesen.  Die  Figur  selbst  stellt  allem  Anscheine  nach  eine  Reihe  von  Sternen  dar,  die 
durch  Striche  miteinander  verbunden  sind.  Da  die  „Zwillinge  des  Orion"  dabei  genannt 
sind,  dürften  t  und  ;'  Geminorum  unter  diesen  Sternen  zu  suchen  sein.  In  der  l'at  ent- 
steht, wenn  man  zu  i-  und  ;'  üeminorum  die  umliegenden  Sterne,  darunter 
die  großen  Zwillinge,  hinzunimmt,  eine  Figur,  die  der  unsrigen  durchaus 
ähnlich  ist''.  Ich  stelle  zum  Vergleiche  die  beiden  Figuren  nebeneinander:  ,  \    /? 


')  HoMMKi.  macht  mich  freundlichst  darauf  aufmerksam,  daß  auch  inK.250,  Kol.II,  3  (s.  obenS.  9)  wahrscheinlich 
kakkaii  [-l]-ah-[rat]  zu  ergänzen  ist.  -)  Sonst  finden  wir  dafür  immer  mihrit '*■     Die  Variante  mahrat"'  zeigt, 

daß  SI ''  nicht  etwa  als  Si-id.  wie  man  früher  fälschlich  las,  oder  a\s  pän  id,  wie  ViROLLE.\UD  in  seiner  ACh 
durchweg  falsch  umschreibt,  zu  fassen  ist,  sondern  eben  als  miljrit  »*.  Vgl.  auch  ThR  86,  R.  2,  wo  sich  die  phonetische 
Schreibung  mi-ih-ri-ü  findet.  ')  Unsere  modernen  Sternkarten  werden   jetzt   meistens  so  gezeichnet,  daß  die 

Sterne  von  rechts  nach  links  weiterlaufen.  Manchmal  findet  man  allerdings  doch  noch  das  Umgekehrte.  Bei  den 
Babyloniern  war  nur  die  Anordnung  von  links  nach  rechts  gebräuchlich,  wie  wir  aus  unserem  Texte  und  aus  anderen 
Dokumenten  (z.  B.  aus  den  bekannten  Zeichnungen  von  Sternbildern,  s.  Jkrrmias,  HAOG.  S.  247.  auch  weiter 
unten  reproduziert)  ersehen.  In  der  obigen  Figur  habe  ich  natürlich  auch  diese  Anordnung  gewählt.  Die  Stellung 
der  Sterne  zueiuander  gilt   lür  —700. 


Die  Planisphäre  K  8538.  j  j  1 

Welche  Bedeutung  der  Pfeilstrich  hat,  der  sich  von  ,.ß  (leminoruni"  nach  dem 
Mittelpunkte  der  Fig-ur  hinzieht,  vermag-  ich  nicht  zu  sagen. 

Der  5.  Sektor  bietet  besonders  viele  Zauberformeln.  Am  oberen  Rande  findet 
sich,  nahe  der  Peripherie  der  Tafel,  zunächst:  '  lugal  lugal  -  higal  higaj,  daneben,  im  rechten 
Winkel  dazu  geschrieben:  an  an  an  an.  Weiter  nach  dem  Mittelpunkte  zu  lesen  wir, 
parallel  zu  higal  usw.  geschrieben :  '  an  an  an  an  an  ^  en  en  en  en  ^  hai-  hur  u  kür  *  ü.  Am 
anderen  Rande  lesen  wir  zunächst  eine  Reihe  Zahlen,  die  jedenfalls  unter  bestimmten 
Umständen  irgendwelche  magische  Bedeutung  hatten:  22  22  20  40  [4]o;  es  folgt  ein 
kleiner  Zwischenraum,  und  dann  finden  wir,  um  180"  gedreht:  40  40  40.  Nahe  der  Peripherie 
steht  endlich,  gegen  die  letztgenannten  Zahlen  wieder  um  180"  zurückgedreht:  ^  t'i  ü  [  ] 
-  ;/'  tah  +  tab(?)-b[a  .  .  .  ].  Darunter  befinden  sich  drei  Figuren,  von  denen  durchweg  ein 
großer  Teil  zerstört  ist;  die  dritte  ist  so  gut  wie  ganz  verloren  gegangen.  Es  sind 
wahrscheinlich  wieder  durch  Striche  verbundene  Sterne.  In  der  ersten  Figur  steht:  be 
be  [  ].  Was  sie  vorstellt  und  ob  die  Inschrift  etwas  Besonderes  bedeutet,  ist  nicht 
mehr  festzustellen.  Die  zweite  Figur  sieht  der  hinteren  Hälfte  eines  Vogelkörpers  sehr 
ähnlich,  wie  schon  KiN'G,  CT  XXXIII,  p.  6  bemerkt  hat.  Das  viermalige  hineingeschriebene 
Au  scheint  das  zu  bekräftigen,  da 
es  doch  wohl  als  issüru  „Vogel"  "^ /^ 

aufzufassen  ist.     Wenn  man  am  ,,    ~-,^ 

Sternhimmel  sucht,  so  käme  der  .^       ^  ^''lä^  ^ 

Stellung  nach  wohl  der  '■•''«■■«••«'' r-  ^'^.^^  Y  &!^^*^t~^ 

ELTEG-GA'";  der  „Rabe"  unter  '^-^  \k^t^^  T** 

der  Jungfrau,  für  die  Zeichnung        ''  IS  -  ^'^^^^^^"''^  ''  -P""'" '  ^' dl::*— 

in  Betracht. 

Vom  6.  Sektor  ist  wieder 
ein  großes  Stück  zerstört.  Auch 
hier  war  wieder  ein  Stück  des 
Sternhimmels    reproduziert,    mit 

anderen  Worten,  es  sind  wieder  eine  Menge  Sterne  eingezeichnet  und  durch  Striche  ver- 
bunden, aber  da  ein  großes  Stück  der  Zeichnung  fehlt  und  auch  ein  etwa  beigeschriebener 
Sternname  in  dem  verlorenen  Teile  gestanden  haben  muß,  so  ist  unmöglich  festzustellen, 
um  welche  Gegend  des  Fixsternhimmels  es  sich  handelt.  In  der  einen  Ecke  der  Zeichnung 
-steht  die  Beischrift  Assur.  Das  brächte  weiter;  denn  in  der  Liste  II  R  48,  55 — 59a  b 
(=  CT  XIX,  pl.  19,  K  4386,  R.  U,  58—62)  werden  eine  Reihe  Sternbilder  mit  Städten 
gleichgesetzt,  und  unter  diesen  Städten  befindet  sich  auch  A.ssur.  Leider  ist  aber  gerade 
der  Name  des  Sternbildes  abgebrochen.  So  scheitert  auch  diese  Hoffnung.  Parallel  zur 
Peripherie  steht  eine  zweite  Beischrift;  erhalten  ist:  [.  .  .  G]l-DU.  Wie  das  zu  ergänzen 
und  zu  erklären  ist,  vermag  ich  nicht  zu  sagen.  Über  der  Zeichnung  an  der  oberen 
Seite  des  Sektors  lesen  wir  die  Formel :  []}]ar  har  me  nie  me  me  nie  nie  ine. 

Der    7.  Sektor    ist    fast    vollständig    verloren    gegangen.     An    der    oberen  Seite 

steht  noch:  [ s]ud  sud,  etwa  in  der  Mitte  der  Rest  eines  Zeichens,  wahrscheinlich 

von  Aar,  am  unteren  Rande  [.  .- p]a  pa.     Das  ist  alles,  was  erhalten  ist. 

Vom  8.  Sektor  fehlt  nur  ein  kleines  Stück.  Er  ist  aber  am  schwierig.sten  zu 
erklären,  da  er  nur  eine  große  Figur  mit  Beischriften  enthält.  Diese  ist  oben 
reproduziert. 

Es  scheint  wieder  ein  .Stück  vom  Fixsternhimmel  zu  sein.  Aber  welches ? 
Tammuz    offenbart    sich    nach    d(>r    Liste    Br.   M.  86378,    Kol.   I,  43    (s.  oben    S.  30)    im 


,-•-'■■    k<^ 


,  ,2  Kap.  II:    Die   OueUen. 

kakkab  um,!  xi:,\JA/.  (uiisereni  Widder),  Istar  nach  der  gleichen  Liste  Kol.  II,  7  im  '■"'■'•■'"'>  ßAN 
(Canis  major  ohne  Sirius  +  anstoßender  Teil  von  Puppis,  s.  oben  S.  72).  Beide  Stern- 
bilder liegen  aber  nicht  nebeneinander.  Nun  ist  Ninib,  wie  bekannt,  eine  Tammuz- 
gestalt  (s.  Jeremias,  HAOG,  S.  278!.).  Ninib  offenbart  sich  aber  im  '"•'''"'''  KAK-SI-J)f, 
dem  Sirius.  '^<''''""' KAK-SI-DI  und  '■"*■■*■■"'' ßJiV  sind  benachbart,  '"•"''"^  KAK-SI-Bl  ist  der 
„Pfeil",  der  auf  '"^^'"'''  BAN,  dem  „Bogen",  liegt.  Diese  beiden  Sternbilder  könnten  also 
gemeint  sein,  doch  es  erhebt  sich  sofort  wieder  eine  Schwierigkeit.  Bisher  waren  die 
behandelten  Sternbilder  auf  die  einzelnen,  nacheinanderfolgenden  Sektoren  in  der  richtigen 
Reihenfolge  verteilt.  Der  achte  Sektor  würde  aber  nun  aus  der  Reihenfolge  heraus- 
fallen. Ich  glaube,  daß  daran  die  genannte  Erklärung  scheitern  dürfte.  Eine  zweite 
könnte  in  folgender  Richtung  liegen:  das  Wintersonnenwendfest  wird  bekanntlich  als 
Istar-Tammuz-Fest  gefeiert  (s.  JeR£MIAS,  HAOG,  S.  264).  Ist  also  mit  der  Zeichnung 
ein  Gestirn  g^emeint,  das  zur  Zeit  der  Wintersonnenwende  aufgeht?  Es  müßte  in  der 
Nähe  von  Steinbock  und  Wassermann  gesucht  werden,  doch  kann  ich  wenigstens  nicht 
mit  voller  Gewißheit  feststellen,  um  welche  Sterne  es  sich  handelt.  Wahrscheinlich  aber 
wäre  es  dann  der  Steinbock,  und  zwar  aus  folgendem  Grunde:  nach  dem  hochwichtigen 
Astralkommentar  zum  Weltschöpfungsepos  Enuma  elis  Br.  M.  55466  -h  55486  +  55627, 
R.,  Kol.  IV.  9*  sind  Tiamat  und  Kingu  gemeinsam  im  Sternbilde  des  Steinbocks  verstirnt. 
Von  ihm  heißt  es  ebenda,  Z.  12:  11  pa-nu-m  zikaru  u  sinnütu  si'i-ü  „er  ist  doppelköpfig 
und  mannweiblich".  Dem  Paare  Tiamat-Kingu  des  Chaos  entspricht  nun  das  Paar  Istar- 
Tammuz  der  geordneten  Welt^.  Das  würde,  glaube  ich,  dafür  sprechen,  daß  mit  der 
Zeichnung  unseres  Sektoren  der  Steinbock  (wahrscheinlich  mit  einer  Reihe  anliegender 
Sterne)  gemeint  ist.  Auch  die  Reihenfolge  wäre  dann  gewahrt,  und  ich  möchte  bis  auf 
weiteres  diese  Erklärung  für  die  wahrscheinlichste  halten,  bis  sich  eben  eine  bessere  findet. 

Was  die  Beischriften  zu  den  vier  kleinen  Nebenfiguren^  bedeuten,  vermag  ich 
nicht  zu  sagen;  sind  es  wieder  zu  Zauberzwecken   verwandte  Worte? 

Ich  schließe  meine  Erklärung  des  Textes,  obwohl  ich  mir  bewußt  bin,  nur  sehr 
wenig  wirklich  „erklärt"  zu  haben.  Aber  wer  vermöchte  heute  diesen  einzigartigen, 
und  gerade  wegen  seiner  Einzigartigkeit  so  überaus  schwierigen  Text  ganz  zu  enträtseln ! 
Ehe  nicht  weitere  und  besser  erhaltene  ähnliche  Texte  gefunden  sind,  wird  auch  in 
Zukunft  jeder  Versuch   einer  eingehenden,  voUständig^en  Erklärung-  scheitern  müssen. 


p)  Die  Liste  VACh,  Sin  XIII  und  ihre  P  ar  a  1 1  e  1 1  e  x  t  e. 

Der  von  Virdi.leaud  in  seinem  Werke  Astrologie.  Chaldeenne,  Sin  X.111  veröffent- 
lichte Text  und  die  parallel  laufenden  Listen  S  1171  (veröffentlicht  CT  XXVI,  pl.  46) 
und  K  8067,  Kol.  I  (s.  oben  S.  21)  gehören  zu  dem  wertvollsten  Materiale  für  die 
Rekonstruktion  des  babylonischen  Fixsternhimmels,  da  in  ihnen  eine  große  Anzahl  Sterne 
nach  einem  bestimmten  Systeme  zu  Gruppen  zusammengefaßt  werden  und  so  leicht  zu 
identifizieren  sind.  Dieses  System  nennen  wir  heute  Alignementsj^stem;  wir  fanden  es 
auch  bereits  auf  der  im  vorigen  Abschnitte  besprochenen  Tafel  zeichnerisch  angewandt, 
während  hier  die  Beschreibung  gewählt  ist.  Die  beiden  Texte  VACh,  Sin  XIll  und 
S   1171    lauten  in   Umschrift: 


')  Veröffentlicht  bei  King,  The  Seven  Tablets  II,  pl.  EXX.  *)  Man  vergleiche  dazu  auch,  daß  nach 

dem  .istrologischen  Kommentar  Br.  M.  32  574,  R.  9  (King,  a.  a.  0. 1,  p.  2  17)  Kingu  und  Tammuz  sich  im  kakkah  amil^lT. 
ifAL  offenbaren.  ^)   Damit  sind   doch  wohl  kleinere  Sterngebilde  gemeint,   die  dem  Hauptsternhild   naheliegen. 

Oller  haben  die  Nebenfiguren  nur  magischen  Zweck- 


Die  Liste  VACh,  Sin  XIII   und  ihre  Paralleltexte. 

I.  VACh,  Sin  XIII. 
_  .  kakkai-^  SÜ-GI  ''-^>'''''  BIL-BAT  ''"*«••'''' Gt>-.LY-iV[J   .  .  .] 


[                                          ]  SÜ  "<"""">  SIB-Zl-AN-NA  '••«'■■'••«''  .  .  [  I 

3.  [          ....  RI-'IBA-AN-NA  II  RI-BA-AN-NA  lU-BA-AX-NiA  ....         ] 

4.  [                   ]A  '"""^"^  UD-KA-GAB-A  '^'"*"'^  GL-  .  .  [  ] 
\RI-BA-AN-N\A  RI-BA-AN-NA  [  ] 


ES-SU  f^'"'''«''  DIL-BAT  ia  A-nu-m-[tum  .  .  .  . 


["<"''""'  KA-M]US-NI-Ki'-E  '''"^'^'"- DIL-BAT  sa  A-[nu-ni-tum  ....  ] 

[RI-]BA-AN-NA  IU-BA-[AN-NA  ....  ] 

[*«**«]*  UJfl-SUBUR  '''"'""•  .  .  .  [  ] 

[RI-BA-]AN-NA  RI-BA-AN-iNA  ....  ] 

[fcaH-ai.  uff.]SUBUR  '•■'■''■'•■o*  .  .  .  [  ] 

[  ...  RI]-BA-AN-NA    ]  [  ] 

13.    ikakkah  sfpti  im]{ttu  Un-KA-GAB-A[  ] 

14-  [         ...  RI-B]A-AN-NA   RI-lBA-.iN-NA  ....  | 

15-  ["«'""'^  Sepu  im]iUu  UD-KA-GAB-A  [  ] 

16.  p«'--^''«']  Sf  [pw]  mmeltu  UD-K[A-GAB-A  ...  ] 

17.  [         ...  RI-B]A-AN-NA  [.  .  .  .  '  ] 


'^'"='='">  Kätu  imittu  GU-ELIM  '""'■'•"''  L'If-SU[BUR{^\)  ...  ] 

kakkahäni^  GU-SI-DI  arhütil»' ] 

«■•'"^'""'  Kätu  imittu  GÜ-ELIM  AN  [  ] 

""'<'""' Kätu  mmeltu  GÜ-ELIM  ^NE-GÜN  '=<■'""'>' ZI- RA- AN- NA   ma/p-d"    III 

kakkabäni»^  .  .  [  ] 

kakhai  XEGÜN  «■•«^'■•'"'  Scpu  iumvltu  GÜ-ELIM  ''ZI-BA-.iN-NA  mahvu "  '•"'■■^■'"'  Isid- 

RS-SIN 
23.  IV  kakkahdnii"  BUG  ana  m-ub-U  i-[kab]-lji  GID-DA 


u^kkab  ]i[E-GÜN  u  >='"=''''''  Isid-£S-SIN  [  ]-di-ik-m 

25.    >"""'■"' ZI-BA-AN-NA  mabrä"  >^<""""' Sepu  sumeltu  GÜ-ELIM  kamu-.m  LUM[      ] 

>^M:ai,  xU-MA-Ri'   UD-KA-GAB-A    '^«i"-"  Agü    UD-KA-GAB-A   '•««^'•'"' iiTäto 

.iumcltu  6'-'"'-«-*'» 
M^M'  ZA-MÄ-M.i  IV  kakkabäni'"  GAN-LID  '"''"^<"' Srpu  ^-ummu  GÜ-'J''" 

'■«**'■'' M<i  (t'i?)    if'pi   iumHli   UD-KA-GAB-A    >^'"=^=«''  DJL-BAT    A-nu-ni-tmn  u 

kakkah  J^dtn  ("'-'' 

iduer,  Babyloniscbp  Astrouomte.  *5 


Kap.  II:  Die  QueUen. 


29.  ^"'■^•"''  Enzu  *«"'"''  §epu  imittti  ZA-MÄ-MÄ  u  ""'""*''  NaSm »«  III  kaJckäbaniP^  *'-''' 

30.  II  RLBA-AN-NA  RI-BA-AN-NA  ^-^^"^  Nak^^"  MAg  ÄD 


icakkab  Ug^n-kalhi  *<"*'""  Enzu  >""""''>  Fes  sa-ri  u  '"'^"""'  BAD  ü  '«"'''"''  Nasm^"  [         ] 

'""""">  Gu-h  C"^'""')  Lisän-kalbi  '"•*''•«"  S^Ä- 1'-  .  .  |  | 

kakkabdniP'  GU-SI-DI  EGIR-BA  II  Rl-BA-AN-NA  [  ] 

—  Sin  ina  ta-mar-ti-su  ina  dt  Samsi  i[t-tan-mar}  ...  | 
[duppii  .  .  .  '•■""            sa  tämit  ?]     Enuma           ''  En  -  lil 


2.    S    1171. 
Vorderseite. 


III  kakkabäni[P'   .  . 


'"""■•"''  MAS-TAB-B[A 
HI        [ 


"">""•>' MAS-TAB-BA  .  .  \ 

Icakkab     Ji-iii  r 

kakliab    Ji-ii  T 


kakkab 


KA-MUS-NI-IKÜ-E 


'  GAM  *''^*['"'  .  . 
GU-SI-DI  .  .  I 


kakkab  PA-SA-SU    ''"''*<'['' 

//  RI-BA-A[N.NA  .  . 


kakkab  g^-.p^^    imittu    [ 
kakkah  ^U    r 


''"'•'"''' Scpu  sumeltuQ)  [ 
III  kakkabäniP'  \ 
kakkab  g^py^  gu.[meltu  .  .  . 


"''>'"'' Si'pu  sumeltu  UR-[KU  (?) 


III  kakkabäniv\} 

kakkab  r 


//  R[I-IL\-AN-XA  . 


Die  Liste   VACh,  Sin  XIII  und  ihre   Paralleltexte. 


Si'pu  imil[tu 


kakkah  x^,^J^  gumeltu  [ 


X''"!''"' Kätu  sumeUu  UR-[KU(?) 
in  kakkäbaniP^      \ 

kakkah  g-j^^^    imiüU     [ 


kakkab  KU-MA-IW    .    .    [ 

(V  *•■"'■'•"'' SepM  sum/'lUu 
II  IiI-BA-A[N-NA  . 


kakkab  KU-MA'RU  smml{tu  (?)  ...                                                                               ] 
u  '''^''"^Sepu  imit[tu  ....                                                                                        ] 

^«^•'••«^  Agü  ZA-MÄ-[MÄ 

III  kakkabäniv^  [ 

kakkal,  ^TaSni^'^    [ 

III  kakkabdni\i''  .  .  . 

kakkai  _Re,'  5^^(!  ?).„• 

kakkai  Xablu   [ 

kakka,    [                                                                                                                                                                                                                 1 

Die  beiden  vorliegenden  Listen  ^  sind  für  die  Rekonstruktion  des  bab\^lonischen 
Fixsternhimmels  von  ganz  ausnehmender  Wichtigkeit.  Sie  Hegt  darin,  daß  hier  immer 
Gruppen  von  meist  naheliegenden  Sternen  zu  einer  Einheit  zusammengefaßt  werden, 
besonders  wenn  sie  eine  bestimmte  Figur  bilden  (etwa  ein  Viereck,  ein  Dreieck)  oder 
in  gleichen  Abständen  in  einer  Richtung  hintereinander  liegen.  Es  ist  also  eine  Art 
babylonisches  Alignementsystem',  das  wir  in  dem  im  vorigen  Abschnitt  behandelten 
Text  in  der  Zeichnung  (s.  oben  S.  io8)  und  hier  nun  in  der  Beschreibung  finden. 

Zunächst  nun  einige  Bemerkungen  zu  VACh,  Sin  XIII.  Die  Vorderseite  des 
Textes  ist  leider  sehr  zerstört.  Zeile  i  nennt  noch  die  drei  (jestirne  '"''''"'''  SU-GI  =  Fuhr- 
mann, '"'^'"''' DIL-BAT  =  Fische^  und  '"'""'' GL^-AA^.V.l  =  Stier.  Da  der  ganze  Rest  der 
Zeile  verloren  gegangen  ist,  vermag  ich  nicht  zu  sagen,  weshalb  gerade  diese  drei 
Sternbilder  zusammengefaßt  werden. 

Z.  2—3.  Von  den  Sternnamen,  die  hier  genannt  waren,  ist  nur  noch  ''"'•'''"'' Sl  Jj- 
ZI-Aj\'-NA  —  Orion  vollständig  erhalten.     Interessant   ist  hier  Zeile  3.     Wir  lesen  dort: 

')  Die  dritte  (K  8067,  Kol.  I.  s.  oben  S.  21)  ist  wertlos.  '')  Für  Nichtastronomen  sei  hier  bemerkt, 

daß  man  darunter  das  Ziehen  bestimmter  Linien  am  Himmel  versteht,  um  von  bekannten  Sternen  aus  weniger  be- 
kannte zu  finden;  allbekannt  ist  z.  B.,  daß  man  auf  den  Polarstem  trifft,  wenn  man  die  Entfernung  n — ß  Ursae 
majoris  fünfmal  über  «  Ursae  majoris  hinaus  verlängert.  ^)  Die  Fische  sind  bekanntlich   das  vnmfin  der  Venus 

(s.  OLZ  1912,  Sp.  Ii4f.  und  1913,  Sp.  20Sff.);  deshalb  führen  sie  einfach  den  Namen  kakkah  JJJL-BAT  (s.  auch 
oben  S.  71).  Daß  kakkab  X)Il,.ßjlT  auch  hier  als  Bezeichnung  für  das  Tierkreisbild  der  Fische  zu  fassen  ist,  zeigt 
klar  der  öfters  in  unserem  Texte  sich  findende  Sternname  kakkah  DJj^.jj^x  (.sa)  A-nu-ni-tmn,  womit  natürlich  der 
nördliche  Fisch  des  Tierkreises  gemeint  ist,  der  ja  bei  den  Babyloniem  Aminltu  hieß  (s.  Kapitel  III). 


jj5  Kap.  II:    Die  Quellen. 

.  .  .  h'I]BA-AN-yA  II  RI-BA-AN-NA  RJ-nA-AN-N[A  .  .  .  Ill-BA-AN-NA  ist  Ideogramm 
für  b'irtu  „Zwischenraum"  (s.  BrÜNNOW  2585);  mitunter  findet  sich  auch  in  den  astrologischen 
Texten  ina  lil-BA-AX-NA  =  ina  birit  „zwischen"  (z.B.  VACh,  IStar  XXV,  72;  Fixstern- 
kommentar des  Astrolabs  B,  Kol.  II,  15  [s.  oben  S.  78]  usw.).  Was  bedeutet  nun  aber 
hier:  „Zwischenraum,  Doppelzwischenraum,  Zwischenraum"?  Darüber  klärt  uns  am  besten 
Rs.  29 — 30  unseres  Textes  auf.  Es  werden  dort  aufgezählt:  '«•>•■'"'''  Enzu  =  «  Lj'rae, 
''"''''"'' Sc'pti  imittu  Za-md-mä  =  l  Aquilae,  ''"''■''"'' ]\^ai<}'u'-"'  =  a  Aquilae.  Die  drei  Sterne  bilden 
die  Ecken  eines  langgestreckten  Dreiecks  (s.  die  Sternkarte).  In  Z.  30  lesen  wir:  //  JU- 
/>A-AX-XA  R1-BA-AN-2\'A  „Doppelzwischenraum,  Zwischenraum".  Das  bedeutet,  wie 
man  aus  der  Sternkarte  leicht  ersehen  kann,  nichts  anderes  als:  der  Stern  ;  Aquilae 
ist  von  «  Lyrae  doppelt  soweit  entfernt  wie  von  o  Aquilae.  Und  so  sind  die  An- 
gaben über  h'I-BA-AJS'-XA  überall  zu  fassen. 

Die  folgenden  Zeilen  der  Vorderseite,  die  großenteils  sehr  zerstört  sind,  kann 
ich  übergehen,  da  sie  nichts  Neues  bieten.  Soweit  .sie  zur  Identifizierung  der  Fixsterne 
heranzuziehen  sind,  werden  sie  in  Kap.  III  besprochen  werden.  Ich  gehe  nun  zur  Rück- 
seite des  Textes  über. 

Z.  18  —  20.  In  diesem  Abschnitte  ist  nur  der  Sternname  ''"'''"''' Kdhi  imillu  GV- 
EI.IM  (^  Serp.  oder  j;  Ophiuchi)  vollständig  erhalten.  Dahinter  stand  in  Z.  18  wahr- 
scheinlich, entsprechend  Z.  9  und  1 1,  ^"'•'■■"''  UH-SV[BURQ.)\;  dieser  Stern  ist  nur  in  unserem 
Texte  genannt,  seine  genaue  Identifikation  ist  daher  vorläufig  unmöglich.  In  Z.  19 
werden  die  in  der  vorhergehenden  Zeile  genannten  Sterne  zusammengefaßt  als  kaMabänif' 
GU-SI-DI  arhUi['''].  Die  Bezeichnung  GU-SI-DI  findet  sich  noch  einmal  in  Z.  33  und  in 
S  1171,  V.  9.  In  SI-Dl  dürfte  mesrä  „Orientierung"  stecken  (vgl.  ^""""^  KAK-SI-DI  = 
kttkkah  mesri  „Stern  der  Orientierung",  V  R  46,  51  ab,  oben  S.  52).  Was  aber  GU  be- 
deutet, ist  schwer  zu  sagen.  Nach  Brünnow  11  140  ist  GU  =  zlmu  „Glanz".  Sind 
kakkabäni  GL'-SI-Dl  also  etwa  „glänzende  Sterne,  nach  denen  man  sich  orientiert"??  Die 
in  unserem  Abschnitte  genannten  Sterne  haben  nach  Z.  19  zudem  noch  die  Eigenschaft, 
daß  sie  arkiitii''  „gelbgrün"  sind. 

Z.  21.  Hier  sind  drei  Sterne  genannt,  nämlich  ''"'''"''' Kälu  sumeltu  GÜ-ELIM 
(=  ,•>  Ophiuchi),  ''NE  GÜN  (=  ß  Scorpii)  und  ^''^'"''' ZI-BA-AN-NA  mahn."  (=  a  Librae). 
Hinter  den  drei  Namen  lesen  wir  noch  III  kakkabäni»'  S:^.  Wenn  wir  Z.  33  und  den 
noch  erhaltenen  Rest  des  Zeichens  berücksichtigen,  so  dürfte  hinter  kakkabäniv'  mit  ziem- 
licher Sicherheit  E[GIR  .  .  .  .|  zu  ergänzen  sein,  d.  h.  also:  die  drei  Sterne  liegen  in  einer 
Reihe  hintereinander.  Ein  Blick  auf  die  Sternkarte  bestäti'g-t  das:  u  Librae,  ß  Scorpii 
und  iy  Ophiuchi  liegen  alle  drei  in  nächster  Nähe  der  Ekliptik  in  fast  gerader  Linie 
hintereinander. 

Z.  22 — 25.  Dieser  Abschnitt  ist  vielleicht  der  wichtigste  des  ganzen  Textes, 
da  er  wohl  am  klarsten  über  dessen  Bestimmung-  Aufschluß  gibt.  Die  Sterne,  die  darin 
behandelt  werden,  sind  (Z.  22):  '■''^^■<''' A'£-(rrAM,:?  Scorpii),  ""'""''' Sepii  kmicltti  GÜ-ELIM 
((),  t  Ophiuchi),  "Zl-ßA-A\-NA  ma/p-ü''  («  Librae)  und  ""'""''' Isid-M-SIN  (/«  Virg.).  Von 
ihnen  heißt  es  in  Z.  23:  /!'  kakkabdnii''  ^!^^-  Das  Zeichen  hinter  kakkabdui»'  ist  die  be- 
kannte Variante  für  .^  =  dng  (s.  CT  XI,  pl.  29, 1,  22),  dessen  älteste  erreichbare  Form  ein 
Viereck  ist  (s.  Thuri-:au-DaN'GIN,  Rechei-ches  mr  Forig.  de  Fee.  cimcif.  Nr.  206  und  Barton, 
BA  IX,  I,  p.  92,  Nr.  353).  Die  Worte  IV  kakkabdnii^  DUG  sind  also  zu  übersetzen:  „die 
vier  Sterne  bilden  ein  Viereck".  Das  wird  noch  einmal  wiederholt  mit  den  Worten : 
ana  fu-nb-bi  i-[kab]-bi  GID-DA  [  ]  „es  (das  Viereck)  entspricht  einem  Wagen".  Das 
Sternviereck    wird    also    mit    dem    viereckigen  Kasten    eines    vierrädrigen  Wagens   ver- 


Die  Liste   VACh.   Sin   XIII   und   ihre   Parallellexte.  II7 

g-Iichen ',  oder  richtig-er  noch  mit  den  vier  Sternen  des  großen  Wag-ens  am  ilimme!, 
die  den  Wagenkasten  bilden  («,  ji,  y,  d  Ursae  maj.).  Dieser  heißt  ja  auch  '•'»'''"'^  MAB- 
GID-DA,  und  das  semitische  Äquivalent  für  MAR-GID-DÄ  ist  mmbu.  (mbki).  Auf  MAR-GID- 
DA  weist  sicher  auch  das  auf  ikabbi  folgende  GID-DA  hin,  wenn  ich  es  auch  noch  nicht 
erklären  kann,  da  der  Rest  der  Zeile  fortgebrochen  ist. 

In  den  Z.  24  —  25  folgen  dann  noch  einige  Notizen  über  die  vier  Sterne,  in  Z.  24 
über  ß  Scorpii  und  //  Virg.,  in  Z.  25  über  a  Librae  und  e,  d  Ophiuchi;  die  gegenüber- 
liegenden Sterne  werden  also  hier  zusammengefaßt.  Im  übrigen  sind  beide  Zeilen  zu 
zerstört,  als  dalJ  etwas  Sicheres  daraus  zu  entnehmen  wäre. 

Z.  20 — 27.  Hier  sind  wieder  vier  Sterne  genannt:  ^'''='"'''  KU-MA-KU  L'T-KA- 
GAB-A  (»;  Cygni),  ''"''■'■°*  Ägü  UT-KA-GAB-A  («  Cephei)  und  ''•'^'"'^'  Kcitu  hiimltu  '''-'>'  «-'",  was 
nach  Z.  27  zu  ergänzen  ist  zu  ''"'''"''>  Kdtu  mmi'ltu  GÜ-ELIM  {!>  Ophiuchi)  und  i<"i=i<ab  Za- 
md-md  (Aquila).  Die  vier  Sterne  sollen  ein  GAN-LID  bilden.  Was  das  bedeutet,  weiß 
ich  nicht,  da  die  bisher  bekannten  Vokabulare  die  Gruppe  nicht  aufführen.  Wenn  man 
die  Sternkarte  betrachtet,  so  sieht  man,  daß  die  Sterne  «Cephei,  u  Aquilae  und  ^  Ophiuchi 
die  Ecken  eines  lang-gestreckten  Dreieckes  bilden,  und  daß  )/  Cygni  der  Basis  dieses 
Dreieckes  ganz  nahe  liegt.  Daraus  will  ich  aber  keineswegs  schließen,  dalö  GAN-LID 
die  Bedeutung  „Dreieck"'  habe.  Hinter  GAN-LID  ist  noch  der  Stern  '"^^^'''' Sfpu  mmcltu 
G^L'-*'-'"  (=  GÜ-ELIM,  f,  ()  Ophiuchi)  genannt.  Wahrscheinlich  fehlt  hinter  ELIM  noch 
ein  Wort.  Die  Sterne  «  Cephei,  «  Aquilae,  .'/  Ophiuchi  und  t,  d  Ophiuchi  bilden  die 
Ecken  eines  langgestreckten  Trapezes;  das  ist  wahrscheinlich  der  Grund,  weshalb  sie 
hier  zusammengefaßt  werden. 

Z.  28  führt  wieder  drei  Sterne  auf.  Leider  fehlt  der  Schluß  der  Zeile,  so  daß 
wir  nicht  wissen,  was  über  die  drei  Sterne  ausgesag-t  war.  Es  sind  '•"'•■'"''' /sie?  si'pi^ 
sumHli  UI-KA-GAB-A  (im  Cygnus  oder  seiner  Nähe),  '""'''•'''  DI L-B AT  A-nu-ni-üim  (=  nörd- 
licher Fisch,  s.  oben  S.  115,  Anm.  3)  und  ''a''^"'' AVitoi"-*';  der  letztgenannte  Stern  läßt  sich 
leider  nicht  mit  Sicherheit  ergänzen,  da  mehrere  Möglichkeiten  vorlieg-en. 

Z.  2Q — 30.  Die  hier  behandelten  drei  Sterne  sind:  ''"'''"''' E71ZU  («  Lyrae),  '•"'''"'* Scpu 
imittu  Za-md-md  (^  Aquilae)  und  '•■<«''■'"''  Na.mi^"^  (Atair).  Die  drei  Sterne  bilden  ein  lang-- 
gestrecktes  Dreieck,  was  bereits  oben  festgestellt  wurde.  Am  Anfang  von  Z.  30  wird 
gesagt,  daß  4'  Aquilae  von  a  LjTae  doppelt  so  weit  entfernt  sei  wie  von  Atair;  ein 
Blick  auf  die  Sternkarte  bestätigt  das.  Am  Schlüsse  von  Z.  30  wird  noch  bemerkt: 
kakkah  Xasm'-'"  MAI}  AD.     Was  das  bedeuten  könnte,  ist  schwer  zu  sagen. 

Z.  31  nennt,  soweit  erhalten,  fünf  Sterne:  ''"'''"''' Lisdn-kalbi  (C  Herculis?),  '■"'''"''' Enzu 
(«  Lyrae),  ''"''''"^  lii-s  sa-ri  («  Delphini),  kaaai,  ßj^j  ^j,^  Steinbock,  wahrscheinlich  bei 
y,  d,  4  Capric.)  und  *«''*«''  Nasrul"'  (Atair).  Weshalb  diese  fünf  Sterne  hier  zusammen- 
gefaßt werden,  war  am  Schlüsse  der  Zeile  mitgeteilt,  die  verloren  geg^angen  ist.  Trotz- 
dem legt  ein  Blick  auf  die  Sternkarte  die  Vermutung  nahe,  daß  ein  Dreieck  gemeint 
ist,  dessen  Ecken  die  Sterne  a  Lyrae,  /  Capricorni  und  L'  (?)  Herculis  bilden.  Von  der 
Linie  «  Lyrae  —  y  Capricorni  wird  auch  «  Delphini  geschnitten,  während  Atair  im 
Innern  des  Dreieckes  liegt. 

Z.  32 — 33.  Erhalten  sind  in  Z.  32  noch  drei  Sternnamen:  '■"''''"'' Gu-la  (in  der  Lyra), 
""'''"''' LiMn-kalbi  [C  Herculis?),  ''">""'''  SAL'-C-l       ]  (Corona  borealis?).    Im  fehlenden  Schlüsse 


')  Eine  babylonische  Darstellung  eines  vierr.idrigen  Wagens  findet  sich  z.  B.  Brnnzetore  von  Balawat, 
Schiene  B  2  (Billerbeck-Delitzsch,  BA  VI,  i,  Tafel  I,  auch  bei  HrNf.ER-LA.MEK,  Altorieiilalischc  KuUi(r  im  Bilde. 
S.  67  abgebildet).  '')  Bedeutet  isid  si'jn  „Fußsohle": 


I  |8  Kap.   II:     Die   Quellen. 

der  Zeile  waren  jedenfalls  noch  mehr  Sterne  aufgezählt.  Sie  werden  in  Z.  33  zusammen- 
gefaßt als  kakkabdniP^  GU-Sl-DI  (s.  oben  S.  116),  wozu  zur  genaueren  Orientierung  noch 
hinzugefügt  wird:  EGW-BA,  d.  h.  die  genannten  Sterne  liegen  in  einer  Reihe  hinter- 
einander. Wie  Z.  33  dann  noch  mitteilt,  soll  die  Distanz  *■"'■■*•■''''  Gu-la  bis  *■"*■■'•■''''  Lisün-lcalbi 
doppelt  so  groß  wie  die  vom  zweiten  zum  dritten  Sterne  sein.  Setzen  wir  *"'•■'""'  Gu-la  = 
ß  Lyrae,  '"'^'"'^  Liiän-kalU  =  ;'  Herculis  und  '^"''''"^  SäR-Ü-[  ]  =  a  Coronae  borealis,  so 
zeigt  ein  Blick  auf  die  Sternkarte,  daß  die  drei  Sterne  in  einer  Linie  liegen  und  die  beiden 
ersten    tatsächlich    doppelt    soweit   voneinander  entfernt  sind  wie  der  zweite  und  dritte. 

Z.  34 — 35.  Hier  folgt  die  Unterschrift.  Die  Tafel  gehörte  danach  zur  Serie  —  Sin  ina 
ta-mar-ti-m  ina  dt  Samsi  it-tan-inar  „Wird  der  JVIond  bei  seinem  Erscheinen  im  Osten  sicht- 
bar". Die  Serie  ist  uns  wohlbekannt;  ihre  erste  Tafel  liegt  uns  in  dem  wichtigen  Texte 
VACh,  Sin  III  vor.  Diese  Serie  war  dann  wieder  in  das  große  astrologische  Sammel- 
werk l'Mima  Ami  '^EnliP  eingereiht;  Z.  35  nannte  die  Nummer,  die  unsere  Tafel  in  dieser 
großen  Hauptserie  hatte. 

Nun  noch  einige  Worte  zu  S  1171.  Ich  kann  mich  hier  kurz  fas.sen,  da  von 
dem  Texte  nur  ein  kleiner  Teil  noch  erhalten  ist.  Die  ersten  erhaltenen  Zeilen  der 
Vorderseite  behandelten  '""''■■'''•  MAS-TÄB-BA  (die  Zwillinge),  '""■'""'  KA-MUS-NI-[KÜ-E\  (im 
Fuhrmann),  ''"••'■"'' f^. hl/  (Perseus).  In  Z.  10  ist  ein  sonst  unbekannter  Stern  genannt: 
katckah  p^.g^^  gfji  ^^stern  Körper  des  .  .  .  .".  Von  Z.  12  an  bis  etwa  Rs.  13  werden 
Teile  {st'pu,  käiu,  kiimaru)^  ein  und  desselben  Sternbildes  behandelt;  Vs.  17  und  Rs.  6  ist 
von  seinen  Namen  noch  t7i'  erhalten.  Es  handelt  sich  wohl  sicher  um  den  '•"*■'"'''  VR-KU, 
unseren  Hercules.  In  Z.  14  ist  der  Stern  *"''*••'•'' ..4^«  Za-mä-[ma\  (im  Aquila),  in  Z.  16 
der  «■■«wai.jYoÄT-«»"  (Atair),  in  Z.  18  wohl  der  '"'^^'''' lies  sla{\yn]  («  Delphini)  genannt. 
Im  übrigen  sind  die  Sterne  genau  wie  in  VACh,  Sin  XIII  zu  Gruppen  zusammengefaßt: 
kakkabdniP'  GU-SI-DI  werden  aufgezählt,  die  Entfernungen  in  RI-BA-j{N-NA  an- 
gegeben usw.  Von  besonderem  Werte  ist  S  1171  nicht,  da  allzuviel  fehlt,  so  daß  nichts 
Sicheres  daraus  zu  entnehmen   ist'. 


q)  Die  Dil  bat- Tafel. 
Die  sogenannte  Dilbat-Tafel  (81,  7  —  6,  102)  wurde  zuerst  in  Umschrift  mitgeteilt 
und  besprochen  von  R.  Brown,  Researches  II,  p.  löoff.  Weitere  ausführliche  Bemerkungen 
dazu  finden  sich  bei  HOMXIKL,  Aufsätze  und  Abhandlungen,  S.  467,  bei  KuciLER,  SSB  I, 
S.  22  9  ff.  und  bei  Jastrow,  ZA  XXII,  S.  163  ff.  Der  Keilschrifttext  *  wurde  publiziert 
von  PI^XI1ES,  PSßA  XXXI,  1909,  pl.  IV  (zwischen  p.  24  u.  25).     Danach  lautet  die  Li.ste: 


')  Auch  kurz  Enuma  '^Etilil  genannt,  wie  in    unserem  Texte.  -)  Oder  ist  '•'''•^"'' iYj-flnr-SH  „Stern. 

der  seinen  Körper  darstellt"  zu  fassen::  Aber  wessen  Körper:  l:«'-''"!'  Pa-iia-su  zu  lesen,  ist  wohl  ausgeschlossen. 
')  Da  hier  Rs.  12  der  linke  kumaru  genannt  wird,  stellt  sich  meine  in  Bahyloniaca  VI,  p.  225  im  Anschlnß  an 
Ho.MMF.i,  gegebene  Erklärung  von  kumaru  als  Penis  als  falsch  heraus.  Es  muß  ein  paarweise  vorhandener  Körper- 
teil sein.  Vgl.  jetzt  auch  Mf.is.snek,  Dl.Z  1913.  Nr.  48,  Sp.  3038  und  Thiikeai-D.vngin,  RA  X,  p  224.  Ob  die 
bei  Myhrman,  BEUP  IU.  i,  Nr.  77,  2  (p  65)  genannte  Waffe  9'^  kn-ma-rii  heranzuziehen  ist,  bleibt  fraglich 
(s.  Thireau-Dangin,  a.  a.  O..  p.  224,   n.  i).  *)  Zu  den  in  diesem  Abschnitte  behandelten  Texten  vgl.  jetzt 

auch  C.  Bkzold,    Zenit-  und  Äqnatnrkdgestirne,    S.  47!.    [Korrekturzusatz].  »)  Die  Liste    umfaßt    nur  die 

Vorderseite  des  Textes.  Über  die  Rückseite  teilt  P1NCHF..S  mit:  The  reverse  seems  to  be  principally  about  Venus. 
Die  Unterschrift  lautet  nach  Pinches:  %iltu  libWi'  li'i  labiri  sa  mu-kal-lim-e-tum  sa  —  Enuma  Anu  '> Eu-lil 
[duppti]  Sa  bU  '»Kti-un-du-i-hi-a-a-umQ)  „nach  einer  alten  Tafel  der  Hauptserie  Enuma  Afiu  '^Enlil.  Tafel  im 
Besitze  von  K."  Zu  mukaUimfu  vgl.  zuletzt  Kxai'ber,  Politisch- religiöse  Texte  aus  der  Sargonidenze.it,  S.  XXXI, 
Anm.  I.  Ich  möchte  es  mit  „Hauptserie"  übersetzen,  die  mehrere  kleine  Serien  zu  einem  großen  Ganzen  zusammen- 
faßt, wie  Enuma  Anu  •lEnlil;    diese  Bedeutung  wird  durch  Stellen  wie  VACh,  Adad  VII,  22  nahegelegt. 


Die 

Dilbat-Tafel. 

I. 

_ 

K'O^uab  JSUN-GÜN-AN-NA 

'-"''-"' DIL-B  AT 

ina  ■""*  Nixaimi 

2. 

— 

kakkat  A-ri-titm 

""'""' BIL-B AT 

ina  "''<'!'  Airi 

3- 

_ 

Icaklca,,  ßj^T 

"akkab  J)lL.ß^^T 

ina  "-"l'Abi 

4- 



kakkab  JSfUN'^i 

kakkab  J)lß.ß^T 

ina  "'-"bUm 

5. 

— 

kukkai  EY-  TE-NA-MAS-L  C 

M     '-'='""'  DIL- BAT 

ina  "'■"'-'  TesrUi 

6. 

_ 

'"■"-*  Rab-bu 

kakkab  BIL-BAT 

ina  "'■"'J  Aralpamna 

-. 

_ 

kakkab  GiE-AN-NA 

kakkab  fJlE.ß^^T 

ina  '"■"*  Kislimi 

8. 

_ 

kakkai  EnZU 

'-"^'^"^  DIL- BAT 

ina  "'■•"-'  TebHi 

9- 

— 

'-""«">  DIL-GAX 

"-'"-'^  DIL-BAT  ■ 

ina  "'"*  Sabäfi 

[0. 

[_ 

kak-^kab  ^^4 

'""^'-">  DIL- BAT 

ina  <"■"'■'  Adari 

1 1. 

[— 

kakkai^  S^Q 

'""^'-'' DIL-BAT 

ina  '"■<".•  Sirnäni 

[2. 

[- 

kakkai,  ]^lU]S{})-]'\-SAG-GA 

'-"^'-'' DIL-BAT 

ina  "'"'-'  Duiizi 

3- 

[_ 

'■■"'■'•■'"  MA]R-Gn>-DA 

'='""-">  DIL-B AT 

ina  fi/t  Samäi 

:4- 

[_ 

kakkab  ....].. 

'-"=<=-^  DTL-BAT 

ina  errb  Sainii 

5- 

f_ 

'•■"""''' 1-.4 

'-'"'-"^  DIL- BAT 

ina  eri'b  Samsi 

6. 

1  .  ..RA-AX 

kakkab  ßTTß AT 

Ein  wichtig-er  Paralleltext  dazu  ist  VACh,  J^tor  VIII: 

1.  [  ]  Ä'.-IÄ'  BC'  [  J 

2.  L—  ina  "'■"b  Kislimi]  "'Gu-la  :  "[DIL-BAT:  .  .  .  .  ] 

3.  [—  ina^'^b  Tebeti      "'Enzu  :  "  DIL-B[AT  :  .  .  .  .  ] 

4.  [—  ina-]  «™*  §abäd      "WIL-GAN  Bäb-iLmivi  [.  n BIL-BAT:  . 

5.  [ —  ina  "™*]  Sabäti  agil  sarru-ü-tu  ana  '■'■Marduk  [ 

6.  _  ina  "rab  Adari  '"^A  ^E-a  :  "DTL-BAT  :  [ 

■j.  [—\  ina  "•"'■'Adari    umu    11^""    am"    ina    BÄR-NAM-KU 

SEQ)-[ 


Brown  und  Kugler  g-laubten  in  der  Dilbat-Tafel  eine  Reihe  von  Fixsternen 
vor  sich  zu  haben,  welche  die  „Verkünder"  {''"'''"'^ DIL-BAT)  der  einzelnen  Monate  seien, 
d.  h.  in  den  einzelnen  Monaten  heliakisch  aufg-ingen.  Gegen  diese  Auffassung  hat  sich 
bereits  Jastrow  in  seinem  erwähnten  Aufsatze  mit  Recht  gewandt.  Pls  handelt  sich 
vielmehr,  wie  er  richtig  ausführt,  um  die  Benutzung  von  Fixsternnamen  als  Bezeichnungen 
für  den  Planeten  Venus.  Dabei  sind  vorzugsweise  solche  Fixsterne  ausg-ewählt,  in  denen 
sich  nach  dem  Glauben  der  Babylonier  Istar,  die  Göttin  des  Venusplaneten,  in  ihren 
verschiedenen  Erscheinungen  offenbart.  Daß  diese  Erklärung  die  richtige  ist,  ergibt 
schon  ein  Vergleich  mit  der  Liste  S  777  (s.  oben  S.  24ff.),  welche  die  zwölf  Namen  des 
Jupiter  aufzählt.  Darunter  sind  auch  eine  Reihe  von  Fixstern nanien,  aber  niemand  wird 
auf  den  Gedanken  kommen,  daß  es  sich  hier  wirklich  um  die  Fixsterne  handelt,  die  in 
irgendeiner  Hinsicht  als  „Jupiter"  bezeichnet  werden. 

Die  Namen,  welche  Venus  nun  in  unserer  Dilbat-Tafel  in  den  ersten  vier  Monaten - 
erhält,  kommen  ihr  als  Planeten  zu.  Von  den  beiden  ersten  Namen  wissen  wir  das  aus 
den  Sternlisten,  ^"kkab  gj^Q  jg^  ^^y^jj  nicht  als  Fixsternname  belegt  ^  und  der  Name  des 
Monats  Tammuz   ist,   weil  verstümmelt  und  vielleicht  nicht  ganz  richtig  kopiert,  dunkel. 


1)  Ist   etwa   rah(l)-hu  zu  lesen':      Vgl.   die   Dilbat-Tafel,  Z.  6.  -)  Der  Schreiber   unserer   Tafel    hat 

versehentlich    hinter  Airu  die  Monate  Sivan  und  Tammuz  ausgelassen  und    hinter  Adar   nachgetragen.  ^)   Daß 

kakkah  SAG    ein  Name  der  großen  Zwillinge  sein  soll,  wie  KUGLEK,   SSB  I.  S.  250  f.   will,  läßt  sich  nicht  beweisen. 


,20  Kap.  II:    Die  Quellen. 

Vom  Monat  Ab  an  bis  zum  Monat  Adar  sind  nur  noch  Fixsternnamen  g-ewählt.  Da 
der  Verfasser  dabei  so  verfahren  ist,  daß  er  dem  Laufe  der  Ekliptik  folgte  und  die 
Fixsternnamen  in  richtiger  Reihenfolg'e  in  die  Rubriken  der  einzelnen  Monate  eintrug-, 
bei  den  beiden  letzten  Monaten  die  Reihenfolge  aber  umkehrte,  so  muß  ein  bestimmtes 
System  zugrunde  liegen.  Dieses  ist  nicht  schwer  zu  ermitteln.  Es  ist  angenommen, 
die  Sonne  stehe  am  Anfange  der  Zwillinge  und  Venus  g-ehe  heliakisch  als  Abendstern 
auf.  Sie  steht  dann  etwa  lo"  östlich  von  der  Sonne,  südlich  g-anz  in  ihrer  Nähe  der 
'■■"'■'•"''  IJAX  (Canis  major  [ohne  Sirius]  und  angrenzender  Teil  von  Puppis)^.  Venus  entfernt 
sich  nun  weiter  von  der  .Sonne,  um  etwa  am  182.  Tage  nach  ihrem  Aufgange  ihre 
größte  östliche  Elongation  zu  erreichen.  Sie  würde  dann  beim  Steinbock  stehen,  deshalb 
finden  wir  als  Bezeichnung  für  den  Monat  Tebet  der  Fixsternname  ''«'•'"'''  Enzu  (Stein- 
bock) ^  Für  die  zwischenliegenden  vier  Monate  sind  die  Namen  von  vier  bedeutenden  Stern- 
bildern gewählt,  die  Venus  inzwischen  überholt  hat:  '■"''■'''''  At'A'''(Südl.  Kreuz),  ^"''■''•''''jEA^-r/i"- 
NA-MAS-LL'M(Ve\a.  +  westhcher  Centaurus), ""'■■'"''' yi-aö^w  (Lage  unbekannt)^  """''"''GiR-AN-NA 
(Skorpion).  Für  die  Wahl  von  '■"'•''•■''''  GIR-AN-NA  ^  scheint  mitgesprochen  zu  haben,  daß 
sich  in  ihr  nach  der  Lehre  der  Babylonier  die  Ishara,  eine  Istarerscheinung,  offenbarte*; 
ob  auch  bei  den  anderen  ähnliche  Gründe  vorlagen,  läßt  sich  nach  dem  heute  bekannten 
Materiale  noch  nicht  sagen.  Am  232.  Tage  nach  dem  Aufgange  wird  Venus  stationär 
(Elongation  etwa  28");  sie  steht  dann  am  Anfange  der  Fische  über  dem  Cetus,  der  bei 
den  Babyloniern  '■'"'■'"'''  DIL-GAJV  hieß.  Daher  die  Wahl  des  Namens  ''"'''"'''  DIL-GAN 
für  den  Monat  Sebat.  Venus  wird  nun  rückläufig  und  geht  etwa  am  247.  Tage  heliakisch 
unter,  um  etwa  14  Tage  später  wieder  heliakisch  als  Morgenstern  aufzugehen.  Sie  ist 
dann  noch  immer  rückläufig-  und  wird  etwa  am  274.  Tage  zum  zweiten  Male  stationär. 
Sie  hat  in  den  ca.  42  Tagen  ihrer  Rückläufigkeit  etwa  15"  nach  Westen  zurückg-eleg-t 
und  steht  nun  im  Wassermann,  über  dem  südlichen  Fisch.  Da  dieser  bei  den  Babyloniern 
hauitah  fj  \    hieß,    erklärt    sich    die  Wahl    des  Namens    auch    für    den  letzten  Monat. 

In  der  eben  besprochenen  Weise  lassen  sich  Auswahl  und  Anordnung  der 
Fixsternnamen  meines  Erachtens  am  besten  erklären,  und  so  bin  ich  überzeugt,  daß  bei 
dem  augenblicklichen  Stande  der  Wissenschaft  kaum  eine  andere  Erklärung  möglich 
sein  wird. 

Noch  einige  Worte  zu  dem  Paralleltexte  VACh,  Mar  VIII.  Die  Wahl  des  Namens  kakliab  DIL-GAN 
für  den  Monat  Sebat  gab  dem  Verfasser  Gelegenheit,  sein  mythologisches  Licht  leuchten  zu  lassen.  Der  kahkab  BIL- 
(iAN  galt  bekanuüich  als  das  himmlische  Babylon  (s.  Kap.  III);  der  Stadtgott  von  Babylon  ist  Marduk.  Das  gab 
Veranlassung,  in  Z.  5  einzufügen:  „Im  Monat  Sebat  die  Tiara  der  Königsherrschaft  dem  Marduk  [wurde  auf- 
gesetzt o.  ä.]."  Die  babylonische  Spekulation  scheint  also  die  Besiegung  des  Tiamat  und  Gewinnung  der  Welt- 
herrschaft durch  Marduk  in  den  Monat  Sebat  verlegt  zu  haben.  Auch  zum  Ad:u  findet  sich  eine  \oliz,  die  sich 
aber   auf   den  Ritus   bezieht.     Sie  besagt,  dalj  am   3.  Adar  ein   Auszug    nach   einem  bestimmten  Heiligtum  stattfinde. 


')  Eine    vorzügliche    kurze  Darstellung    des    synodischen  Laufes    der  Venus    findet  der  Nichtastronom  bei 
Kl'GLER,  SSB  I,  S.  16  f.  *)  Für  die  Wahl  von  kakkab  BAN  war  gewiß  auch  bestimmend,  daß  dieses  Gestirn  der 

Hauptofleubarungsort  der  Ktar  am  Fixsternhimmel  war  (s.  Fixsternkommentar  des  Astrolabs  B  I,   14  fr.,  s.  S.  77,  und 
V  R  46,  23,  s.  S.  52).  ')  kakkab  Eilzu   wird   oft   auch  in  den  Texten  als  Name    für   den  Planeten  Venus   ver- 

wandt  (vgl.  z.  B.  ThR  207,  R.  7).  *)  Oder  ist  kakkah  Jtahhu   gar  kein   Fi.xsternname,   und   die  Bezeichnung 

auf  den  hellen  Glanz    des  Planeten    zu    beziehen,  wie  ''Rabbli  in  S  777,  Z.  9  (oben  S.  24)    als  Name  des  Jupiterr 
Nach  ThR  234  A  gibt  es   allerdings   sicher   einen    kakkab  Rah-hu    am    Fixsternhimmel   (vgl.  Kap.  III).  ^)  In 

VACh,   Utar  VIII,  Z.  4  finden  wir  für  >^<'>-l'''''  GJE-AN-NA   die  Variante  '"•kkab  G-„-la.     Dies    ist    der    Name    der 
Lyra  (s.  Kap.  III),  die  schräg  über  dem  Skorpion  steht,  hier  also  als  Lehrvatiante  an  seine  Stelle  getreten  ist,  da  ja 
auch  die  Göttin  Gula  eine  Erscheinungsform  der  Istar  ist.    Damit  erledigt  sich  die  Annahme  von  JKSSEN,  Kosmologie. 
S.  73,  die  auch   Kigt.f.r,  SSB  I,  S.  2bif.  übernommen  hatte.      Weiteres  in  Kap.  III  unter  kakkab Enzu  (ßula). 
«)  Vgl.  z.   B.  K  250,   Kol.  I,  9  — II,   oben  S.  7. 


Die  TE-Tafel  und  verwandte  Texte.  I  o  I 

Nun  bleibt  noch  Z.  13  der  Dilbat-Tafel.  Danach  erhält  Venus  den  Namen 
kaikah  MÄR-GID-DA  als  Morg"enstern.  Es  ist  begreiflich,  daß  das  so  weit  abseits  vom 
Tierkreise  liegende  Zirkumpoiargestirn  ^'^'^^''''  MAR-GID-DA  (Ursa  major)  nicht  in  die 
Monatsreihe  hineingezogen,  sondern  als  Bezeichnung-  für  eine  ganze  Phase  des  Laufes 
der  Venus  verwandt  wurde.  Auch  sonst  erscheint  ""'''"'''  iMAR-GlD-DA  als  Name  des 
Planeten  Venus  in  den  astrologischen  Texten  (z.  B.  VACh,  2.  Suppl.  LXVI,  10).  Die 
Zeilen  14 — 16  der  Dilbat-Tafel  sind  zu  verstümmelt,  als  daß  ihnen  etwas  Sicheres  zu 
entnehmen  wäre. 

Erwähnt  sei  noch,  daß  von  allen  Fixsternnamen,  die  nach  unserem  Texte  die 
Venus  bezeichnen  können,  nur  zwei  auch  in  den  anderen  astrologischen  Texten  in  dieser 
Weise  verwandt  werden,  nämlich  ''"'''-"''  Enzu  (s.  oben  S.  120,  Anm.  3)  und  '"'''''"''  MAR-GIB- 
DA  (s.  soeben).  Den  g-leichen  Fall  stellten  wir  oben  S.  2ö  bei  S  777,  der  Liste  von 
Jupiternamen,  fest. 

r)  Die  TE-Tafel  und  verwandte  Texte. 
Die  TE-Tafel  ^  —  so  genannt,  weil  das  Determinativ  kakkabu  hier  durchweg  mit 
dem  Zeichen  TE  geschrieben  wird  —  wurde  zuerst  in  Transkription  veröffentlicht  von 
PiNCHES  in  der  Academy,  4.  Nov.  1893  und  besprochen  von  Browx,  Researches  II,  p.  14  ff., 
HOMMEL,  Aufsätze  und  Abhandl.,  S.  466  und  KuGLER,  SSB  I,  S.  228ff.  Der  Keilschrifttext 
ist  noch  nicht  veröffentlicht.  Die  Tafel  stammt  der  Schrift  nach  etwa  aus  dem  fünften 
Jahrhundert  und  enthält  eine  Aufzählung  der  zwölf  Tierkreisbilder.  Der  Text  lautet 
in  Umschrift : 

1.  kaklcabamflJ^lT.][Jj^J^  =    Widder 

2.  ''"^'"'i' Kakkabu  '"""^"'' GÜ-AN-NA-  =  Stier 

3.  f^""^"»  SIB-ZI-AN-NA  '^'X"^'"' MAS-TAB-GAL-GAJJ  =  Zwillinge 

4.  "''''^"i' AL-LUL  =  Krebs 

5.  kakkat  UR-GU-LA  =  Löwe 

6.  ''"'''"'*  ES-SIX  =  Jungfrau 

7.  '"''''"''' Zi-ba-[ni-tu]  =  Wage 

8.  "o**"*  GIR-TAB  =  Skorpion 

9.  «'"'i«:«!'  PA-BIL-SAG  =  Schütze 

10.  '■<"■"»'>  S6'.^C7i?  =  Steinbock 

11.  ^'"''ka'' Gu-Ja  =  Wassermann 

12.  ^'^''^^'''^  DI L-GAX  '''''''="''  Hiki'<  nüni-  =  Fi-sche 

Zu  den  Nr.  i  und  4 — 11  ist  hier  nichts  weiter  zu  bemerken.  In  Nr.  2  sind  als 
Tierkreisbild  des  „Stieres-'  '"•"'"''' Kakkabu  =  Plejaden  und  '""''"''>  GÜ-AN-NA  =  Hyaden 
(mit  Aldebaran),  in  Nr.  3  als  Tierkreisbild  der  „Zwillinge-'  '"'''^'''' SIB-ZI-AN-NA  =  Orion 
und  '="'''"''>  MAS- IIAB-GAL-G AB  =  a  +  ß  Gem'm.  genannt.  Das  Tierkreisbild  der  „Fische" 
(Nr.  12)  bilden  ^'''''=<''' DIL- GAN  =  Cetus  und  ''"^^"^  Rikis  nüni  =  Band  der  Fische  (auf  dem 
die  wichtigsten  Sterne  des  Tierkreisbildes  der  Fische  liegen,  wie  /;,  C,  d,  e  Pisc).  Der 
Text  entstammt  sicher  dem  Widderzeitalter  (etwa  — 2000  bis  — 100),  dürfte  aber  in  dem 
vorliegenden  Exemplare  nur  die  Abschrift  eines  älteren  Originals  sein.  Das  ergibt  sich 
deutlich  aus  dem   Umstände,  daß  durchweg  die  Sternnamen   der  älteren  Zeit,  nicht  aber 


1)  Die  Nummer  der  Tafel  ist  85,  4—30,  15.  ^1   Ob  zwischen   den  beiden  Sternnamen   »   ,,aud"   steht, 

for  Veröffentlichung  des  Keilschrifttextes  nicht  feststellbar. 
Weidner.  Babylonische  Astronomie. 


122  Kap.  II:    Die  Quellen. 

die  der  späten  astronomischen  Texte  verwandt  sind.  In  welche  Zeit  die  Originalabfassung 
unseres  Textes  zu  setzen  ist,  kann  natürlich  nicht  sicher  bestimmt  werden. 

Zwei  Paralleltexte  zur  TE-Tafel  liegfen  vor  in  den  hochwichtigen  astronomischen 
Texten  VAT  7847  und  7851.  Es  sind  jene  beiden  Tafeln,  auf  denen  Darstellungen  von 
Sternbildern  eingeritzt  sind,  die  Jeremias,  HAO(j,  S.  247  veröffentlicht  hat  und  die  auch 
unten  im  dritten  Kapitel  reproduziert  werden  sollen.  Die  Darstellungen  befinden  sich 
auf  der  Vorderseite  der  Tafeln,  zu  deren  Texte  sie  übrigens  in  keinerlei  Beziehung 
stehen '.  Über  den  Bildern  sind  in  beiden  Fällen  die  näheren  Umstände  einer  Mond- 
finsternis beschrieben  und  astrologisch  gedeutet,  darunter  werden  ebenfalls  auf  beiden 
Tafeln  die  zwölf  Tierkreisbitder  aufgezählt.  In  VAT  7851  ist  davon  nur  noch  wenig 
erhalten  und  auch  alles  übrige,  was  sonst  noch  auf  der  Vorderseite  der  Tafel  stand, 
vollständig  verloren  gegang-en.  In  VAT  7847  sind  dagegen  noch  die  Namen  von  zehn 
Tierkreisbildern  erhalten;  jeder  davon  steht  in  einem  Winkel  von  qo"  zu  dem  übrigen 
Texte  am  Kopfe  einer  Rubrik,  in  der  zu  jedem  der  Tierkreisbilder  je  ein  Tempel,  ein 
Baum,  eine  Pflanze  und  ein  Edelstein-  genannt  werden.  Beide  Texte  stammen  aus  der 
Arsakidenzeit*.  Da  aber  zu  VAT  7847  in  K  11  151  ein  Duplikat  aus  Asurbanipals 
Bibliothek  vorUegt,  so  haben  wir  sicher  hier  nur  späte  Abschriften  bedeutend  älterer 
Originale  vor  uns.     Wie  alt  diese  sind,  wird  sich  sogleich  mit  Sicherheit  ergeben. 

Was  in  VAT  7851  von  den  Namen  der  Tierkreisbilder  erhalten  ist.  hat  folgenden 
Wortlaut: 

I.Rubrik:  "">''''''' Kakkabu,  '"''''"''' GÜ-AN-[NÄ]  =  Stier 

2.  „        '''""""' MAS-[TAB-GAL-GAZ],  '=<"<"<"' SJB-[ZI-Ai\-NA]  =  Zwillinge 

3.  .       „        "'"^"^l'-jlL-LUL]  =  Krebs 

(Der  Rest  ist  fortgebrochen.) 

Die  drei  Zeilen  entsprechen  genau  den  Z.  2 — 4  der  TE-Tafel.  Wichtig  ist  aber, 
daß  hier  die  Reihe  der  Tierkreisbilder  mit  dem  Stier  beginnt.  Das  ist  auch  dem  Schreiber 
aus  der  Arsakidenzeit  aufgefallen;  er  hat  daher  vor  die  erste  Rubrik  geschrieben:  rem 
GÜ  „der  Anfang  liegt  im  Stier".  Er  will  damit  sagen:  „das  Original  der  vorliegenden 
Tafel  stammt  also  aus  der  Zeit,  da  der  f>ühlingspunkt  noch  im  Stiere  lag,  also  aus  dem 
Stierzeitalter".  Daraus  ergibt  sich  sonnenklar,  daß  dem  Schreiber  die  Tatsache  der 
Präzession  genau  bekannt  gewesen  ist^  Dem  Stierzeitalter  gehört  auch  das  Original 
des  zweiten  Textes,   VAT  7847,  an,  der  die  Tierkreisbilder  .folgendermaßen  aufzählt: 

1.  Rubrik:  '■o^'""' t/Ä-yl  =  Löwe 

2.  „         '"■"'"'^  ES-SIN  =  Jungfrau 
^          _^          kakkab  Zibamhi  {ZABf  =  Wage 

4.         „         i^"'''^"''  GIR-TAB  =  Skorpion 


')  Das  ist  kein  Wunder,  da  die  beiden  Texte  Konglomerate  von  allen  möglichen  interessanten  astronomischen 
und  astrologischen  Dingen  sind.     Der  Verfasser  hat  augenscheinlich    eine  ganze  Reihe  von  Texten  exzerpiert. 
-)  Vgl.  schon  Jeremi.vs,    H.\0G,  S.  192.  »)  VAT   7847    ist    nach    einem    bestimmten  Jahre    des  Anllochus 

(Jahreszahl    abgebrochen),   VAT  7851    gar   nicht    datiert.  ■*)  Die    beiden   Tafeln   sind    mit    einem   großen   Lot 

anderer  astronomischer  Tafeln  zusammen  angekauft  worden.  Sie  stammen  alle  aus  Warka.  Die  Datierungen,  die 
auf  einigen  Tafeln  vorliegen,  fallen  alle  in  die  Zeit  um  — 200.  Darf  dieses  Datum  auch  für  unsere  Tafeln  angenommen 
werden,  so  ist  hier  die  Kenntnis  der  Fräzession  geraume  Zeit  vor  Hipparch  für  die  Babylonier  bezeugt.  Die  Zeit, 
da  man  das  Märchen  für  wahr  hielt,  Hipparch  habe  die  Präzession  entdeckt,  dürfte  endgültig  vorüber  sein. 
")  Daß  ZAB  mit  der  sumerischen  Aussprache  rin  wirklich  zihanUu  zu  lesen  ist.  beweist  jetzt  endlich  ein  Vokabular, 
in  dem   es  heißt:     ID  GIS-BIX-XA  =  (l-lju   ■>•«  H-ba-iii-ti. 


Fixsternnamen  in  den   Götterlisten  und   Vokabularen.  12% 

Rubrik:  ''"'<'«'''  PA-BIL-SAG  =  Schütze 

i^.Mah  su:HUR-MÄS  =  Steinbock 

kakkah  Q.f,.i(i  =  Wassermann 

'■■akuab  j)ji.Qj^X  =  Fische 

kakkab  amü  XU-MAL  =  Widder 

Kakkai,  XaUabu,  ""kkoiGÜ  =  Stier 

kakk^ab jifj^S-TAB-GAL-GALl   '^"'^'^'■['^ SIB-ZI-AN-NA]  =  Zwillinge 

partes  Jx-Zri]  =  Krebs 

Die  Reihe,  welche  gleichfalls  fast  wörtlich  mit  der  der  TE-Tafel  übereinstimmt', 
beginnt  mit  dem  Löwen.  Das  führt  uns  wieder  auf  das  Stierzeitalter,  in  dem  der 
Sommersonnenwendepunkt  im   Löwen  lag-. 

Daß  die  Originale  der  beiden  Texte  wirklich  im  Stierzeitalter  abgefaßt  sind, 
daran  zu  zweifeln,  liegt  kein  Grund  vor.  Eine  späte  Fiktion  halte  ich  wenigstens  für 
ausgeschlossen.  Denn  energisch  spricht  dagegen  das  Duplikat  zu  VAX  7847  aus 
Asurbanipals  Bibliothek,  noch  mehr  aber  rrsu  GÜ,  die  Randnotiz  des  Schreibers  aus  der 
Arsakidenzeit,  der  damit  aufmerksam  machen  wollte  auf  das  Alter  des  Originaltextes, 
welcher  der  schon  damals  weit  zurückliegenden  Zeit  entstammte,  als  die  Sonne  zur 
Frühjahrstagundnachtgleiche  noch  im   Stier  stand. 

s)   Fixsternnamen  in  den  Götterlisten  und  Vokabularen. 

Auch  in  den  assyrisch-babylonischen  Götterlisten  aus  Asurbanipals  Bibliothek, 
welche  KiXG  in  CT  XXIV  und  XXV  vereinigt  hat,  finden  sich  an  einigen  Stellen  Fix- 
sterne erwähnt,  zu  denen  dort  notiert  wird,  welche  Gottheit  sich  in  ihnen  offenbart.  Es 
handelt  sich  um   folgende  Stellen: 

I.  CT  XXIV,  pl.  3,  K  4333,  Kol.I,  15  — 10: 
^^     i,k.kkab(i-k,,-«)DiL.(iAX  .5»  (=  Ü-») 

16.    '^AX-TA-SUR-RA  j      hi  (=  antmurrü) 

In  Z.  15  wird  der  '"''•'<''''  DIL-GAN  (Widder  +  Cetus)  genannt.  Die  sumerische 
Aussprache  der  Gruppe  DIL-GAN  ist  bekanntlich  iJcd  (vgl.  oben  S.  89),  wie  auch  die 
Glosse  in  der  sumerischen  Spalte  ausdrücklich  angibt.  Das  -iü  in  der  semitischen  Spalte 
zeigt  natürlich  an,  daß  auch  im  Semitischen  il-if  gelesen  werden  soll.  Zu  ''AX-TA-SC'B- 
RA  =  antasurrd  vgl.  oben  S.  24  und  unten   Kap.  III. 

2.   CT  XXV,  pl.  12,  K  4339,  Kol.  III,  Z.  2Q  —  iy. 

29.  '^  Nin-gir-sii  ]]  (=  "  UT- URL'- Li') 

30.  ""  APLX  yy  ,;  „  ) 

31.  ''PA-BIL-SAG       yy  (  „  ) 

Nach  Z.  29  sind  Ningirsu  und  Ninib  (in  seiner  Eigenschaft  als  ''UT-URU-LU  = 
„Südgott") ^  identisch;  das  war  bereits  längst  bekannt  (s.  Jeremias,  HAOG,  S.  278). 
Die  zwei  kleinen  Keile  in  der  sumerischen  Spalte  von  Z.  30  weisen  darauf  hin,  daß  .sich 

')  Die  Varianten  sind  folgende:  Z.  i:  kakkab  UU-A  statt  kakkab  UB-GU-LÄ;  Z.  3:  kakkub  Zibanitu  statt 
k«kkab  Zi-ha-[ni-tu];  Z.  6:  ''akkab  SUSUR-MAS  statt  kakkab  SUHUR;  Z.  10:  kakkahQir  statt  kakkab  (iij.Al^.]:^A. 
2)  Vgl.  JEREOTAS,  HAOG,  S.  92. 

10* 


[24 


Die   Quelleii. 


Ningfirsu  auch  im  '^  APIN  (=  Kassiopeja)  offenbart.  Die  rechte  Spalte  gibt  als  zweiten 
Teil  der  Gleichung  wieder  Ninib  an.  Diese  wichtige  Gleichung  ist  nur  hier  belegt. 
Z.  31  gibt  endlich  an,  daß  sich  Ninib  auch  im  "  PA-BIL-SAG  (=  Schütze)  offenbare. 
Das  läßt  sich  auch  anderweitig  belegen.  In  einigen  unveröffentlichten  Kaiendarien 
(VAT  7815,  7816  usw.)  wird  ständig  von  dem  kan-ada  rabii  '"•'■'"'''  PA- B IL- SAG  biiu  ralm'i 
gesprochen.    Dieselben  Epitheta  erhält  in  denselben  Texten   und  auch  anderwärts  Ninib'. 

3.   CT  XXV,  pl.  13,  K  4339,  Kol.  IV,  Z.  i-io,  pl.  14,  Z.  17: 

1.  "'"""''' GAN-GUSUP  '""'''"'' Li'-B.'W  GÜ-LD 

2.  ''<''''"''' Marduk 

3.  '^'•"""i  DIL-GAN 

4.  "'""""' KAK-SI-DJ 

5 .  ^"'"""'  EN-  lE-NA-MAS-L  UM 
5  kukkabj\^j  Zi-ba-ni-tum 

7.  '''"''"''' LU-BAB 

8.  '"'>""''> '^NIN-A-ZU 

9.  "'•'''"''' KAK-SI-DI  tar-ta-)}u 
IG.  '"'''^<''' Nasnib»  '^  Za-md-md 
17.  "SAR- ÜB  u  "SAB-GAZ 


"  Mn-ib 


Die  Zeilen  i  und  3—6  geben  fünf  Fixsternnamen  an,  die  als  Bezeichnungen 
für  den  Planeten  Merkur  verwandt  werden  können.  Im  einzelnen  ist  Kap.  IV  zu  ver- 
gleichen; zur  rechten  Spalte  von  Z.  6  s.  11  R  49,  3,  Z.  19 f.  (oben  S.  29)  und  die  Gleichung 
in  dem  unveröffentlichten  Texte  VAT  7813,  V.  19:  '"^^''"^ MI  =  Zi-ba-ni-tum.  Die  in  Z.  2 
notierte  Bezeichnung  von  Merkur  als  Mardukstern  hat  bekanntlich  während  der  Kontro- 
verse um  die  Planetenvertauschungshypothese  eine  große  Rolle  gespielt  (s.  Ungnad, 
ZA  XXII,  S.  13 ff.;  KUGLER,  AnthroposiV,  S.  4Qöf.;  HOMUKL,  Hilprecht  Anniversary  Volume, 
S.  178 f.;  Jeremias,  KAO  III-,  S.  8of.);  vgl.  jetzt  die  endgültige  Darstellung  bei  Jeremias, 
HAOG,  S.  93. 

In  Z.  7  findet  sich  weiter  die  Gleichung:  Ninib  =  Merkur  (s.  dazu  Babyloniaca  VI, 
p.  871.  und  OLZ  19 13,  Sp.  24!);  das  gibt  Gelegenheit,  einige  Fixsterne  zu  notieren, 
in  denen  sich  gleichfalls  Ninib  offenbart.  Ob  freilich  der  nur  hier  in  Z.  8  genannte 
kakkab  iiJ^IN-A-ZU  ein  Planet  oder  ein  Fixstern  sein  soll,  muß  aus  Mangel  an  Material 
unbeantwortet  bleiben.  Die  Z.  9  und  10  nennen  Sirius  und  Aquila  als  Offenbarungsstätten 
des  Ninib,  was  auch  sonst  zahlreiche  Male  belegt  ist. 

Das  in  Z.  17  genannte  Zwillingsgestirn  '^SAB-UB  u  ''  SAB-GAZ  {=  k  +  r  Scorp.) 
soll  als  Name  des  Mondgottes  in  einer  bestimmten  Stadt'^  dienen.  Die  Wahl  des 
Zwillingsgestirnes  soll  sicher  den  Mond,  der  ja  oft  den  Namen  elamme  „Zwillinge"  führt 
(s.  Jeremias,  HAOG,  S.  95),  in  seinen  beiden  Sichelerscheinungen  charakterisieren. 

Damit  ist  auch  das  in  den  Götterlisten  enthaltene  Material  erschöpft,  und  es 
bleibt  mir  nur  noch  übrig,  die  einzige  Stelle  zu  behandeln,  wo  in  einem  Vokabulare 
Fixsterne  genannt  werden.  Ich  meine  die  Stelle  II  R  48,  55  — 59a  b  (=  CT  XIX,  pl.  19, 
K  4386,  R.  IV,  58 — 62),    über    die    ich   bereits  OLZ  1913,  Sp.  56  gesprochen  habe".     In 


■)  Wenn  in  VAT  7847,  Rs.,  Sp.  9,  Z.  2—3:  i'FA-BlL-SAG  belli  rabn"  ilNin-ib  zu  lassen  ist:  ,,i'PA- 
BIL-SAG  (ist)    der    große  Herr  Ninib"',    so    hätten    wir    ilie  Gleichung    auch    hier    ausdrücklich    bezeugt. 
■-)  Der  Name  der  Stadt  ist  leider  vollständig  abgebrochen.  ■•)   Vgl.   auch   Jf.rkmi.vs,  HAOG.  S.    190. 


Die  astrologischen  Ominatexte   und  Rapporte.  125 

die  Besprechung  ziehe  ich  hier  noch  die  vorherg-ehenden  sieben  Zeilen  mit  ein,  welche 
die  bekannte  Planetenliste  enthalten,  da  in  einem  Falle  ein  Fixsternname  als  Planeten- 
bezeichnung- gewählt  ist. 


51  (48). 

"  A-KU 

"&•« 

52   (49)- 

n^as-se-hiXASSEBI 

•*  Samas 

53   (50). 

"Da-pi-m 

«  umun-pä-£:-a 

54  (51). 

u  .ib  ziB 

«niL-BAT 

55  (52). 

''Lii-äm 

«LU-BAJJ   SAG- US 

56  r53)- 

"Bi-ib-bu 

i' LI- BAD    GÜ-UD 

57  (54). 

"  Mäli-mu-tu 

''ZAL-BAT"-'" 

58  (55). 

i<,w,„6  AL-Ll'L 

Sip-par'-' 

59  (5Ö)- 

UaM:„l  MAE-GID-DA 

Xippur"' 

öo  (57). 

[""=''"  DIL-^GAX 

Bäb-ildniP' 

61   (58). 

[kau,,-.  si--P]A  1 

As-sur"' 

02   (59). 

[                                 ] 

Sü-H"^ 

Was  die  Planetenliste  betrifft,  so  beschränke  ich  mich  hier  auf  Z.  55.  Mit 
'*  Lu-üni  ist  sicher  der  ''"'^^'^^  Lu-lim  (Capeila)  g^emeint,  der  auch  VACh,  i.  Suppl.  L,  9  = 
2.  Suppl.  LXXV,  4  als  Name  für  den  Planeten  Saturn  dient-. 

Die  Z.  58 — 62  werden  in  Kap.  V  in  dem  Abschnitte  über  astrologische  Geographie 
eine  ausführlichere  Besprechung  finden.  Es  handelt  sich  um  einige  der  wichtigsten 
Sternbilder  {^"^^"^  AL-LUL  =  Krebs,  '""''""'  MAR-GID-DA  =  Ursa  major,  ''"'^'"'^  DIL-GAX  = 
Cetus  +  Widder,  '•"'•■'■■'''  SÜ-PA  =  Arktur),  die  als  die  himmlischen  Entsprechungen  der 
bedeutendsten  Städte  Babyloniens,  Assjoriens  und  Elams  angesehen  werden.  Die  kleine, 
wichtige  Liste  gibt  ein  besonders  schlagendes  Beispiel  für  die  Richtigkeit  der  Formel : 
Himmelsbild  =  Weltenbild. 


2.  Die  astrologischen  Ominatexte  und  Rapporte. 

Die  zweite  Quelle  für  die  Rekonstruktion  des  babylonischen  Fixsternhimmels 
sind  die  astrologischen  Ominatexte.  Eine  Auswahl  von  solchen  wurde  zuerst  von 
Rawlixsox,  Inscriptions  of  Western  Asia,  Bd.  LU  veröffentlicht,  um  für  lange  Zeit  fast  das 
einzige  zu  Gebote  stehende  Material  dieser  Art  zu  bleiben*.  Hauptsächlich  auf  diese 
Texte  und  auf  einige  wenige  Sternlisten,  die  im  zweiten  und  fünften  Bande  des  Raav- 
LIXSOX  publiziert  waren  (wie  K  250,  HR  49,  3,  V  R  46),  gestützt,  hat  man  dann  in  den 
folgenden  Jahrzehnten  die  Identifizierung  einer  Reihe  von  babylonischen  Fixsternen 
versucht.  Diese  Versuche  sind  geglückt,  wenn  die  Texte  besonders  klar  über  die  Lage 
des  Sternes  Auskunft  gaben,  blieben  aber  auch  oft  trotz  aller  Mühen  fruchtlos,  wie  das 
Beispiel  des  '"^^<'''  KAK-SI-DI  lehrt.  Der  leidige  Umstand,  daß  Fixsternnamen  auch  als 
Bezeichnungen    für  Planeten    verwandt  werden  und  man  oft  nur  aus  Kommentaren  er- 


1)  Ergänzt  nach  einem  unveröftentlichten  Texte.  '^)  Zu  Z.  54  vgl.  J.\STRO\v,  RBA  II.  S.  451,  Anm. 

(wo  übrigens  Rawlinson  11,  PI.  7,  obv.  14  und  V  [!],  PI.  39  usw.  zu  lesen  ist),  zu  Z.  57  oben  S.  11. 
')  Einige    wenige    andere  Texte  sind  noch  in  verschiedenen  Zeitschriften  veröffentlicht  worden. 


126  Kap.   II:    Die   Quellen. 

sehen  kann,  ob  Fixstern  oder  Planet  gemeint  ist,  ist  der  Anlaß  zu  weitereu  Irrfahrten 
gewesen  und  ist  es  leider  auch  beute  noch  in  gar  nicht  zu  seltenen  Fällen.  Im  Jahre  189Q 
erschien  dann  die  erste  größere  Publikation  astrologischer  Ominatexte  von  CRAIG, 
Astrological-AstroiLomical  Te.rts  (Assyriol.  Bibliothek,  Bd.  XIV).  So  erfreut  man  über  die 
nicht  unbedeutende  Vermehrung  des  Materials  sein  mußte,  so  wurde  doch  andererseits 
bald  klar,  daß  der  Herausgeber  von  dem  Inhalte  nicht  viel  verstanden  hatte  und  seine 
Kopien  eine  reichliche  Anzahl  von  Fehlern  aufwiesen.  Deshalb  war  es  mit  Freuden  zu 
begrüßen,  als  sich  wenige  Jahre  später  der  französische  Gelehrte  Ch.  ViROLLEAUD  für 
die  astrologische  Ominaliteratur  der  Babylonier  spezialisierte.  Er  veröffentlichte  zuerst 
eine  Reihe  von  Verbesserungen  zu  CRAIG  in  der  ZA*  und  sammelt  seit  1905  die  astro- 
logischen Texte  der  Serie  Eiiuma  Ann  ''  Enlil  aus  Asurbanipals  Bibliothek  in  seinem  auf 
die  breiteste  Grundlage  gestellten  großen  Werke  L^Astrologie  Chaldeenne.  Es  sind  davon 
bisher  14  Bände  (davon  7  Bände  Keilschrifttexte)  mit  etwa  350  Texten  erschienen ^ 
Daß  die  kolossale  Vermehrung  des  Materials  auch  die  Erforschung  des  babylonischen 
Fixsternhimmels  auf  eine  wesentlich  sicherere  Basis  stellte,  ist  ohne  weiteres  klar. 
ViROLLEAUD  hat  sein  Werk  in  vier  Teile  zerlegt;  der  erste  Teil  enthält  die  Texte,  die 
sich  hauptsächlich  mit  der  Sonne  beschäftigen  {Samas),  der  zweite  die  Mondtexte  {Sin), 
der  dritte  die  Planeten-  und  Fixsterntexte  {Täar)  und  der  vierte  die  meteorologischen 
Texte  (Adad).  So  ist  eine  gute  Übersicht  ermöglicht;  für  unsere  Zwecke  kommt  also 
hauptsächlich  der  Band  Utar  mit  seinen  Supplementen  in  Betracht,  dazu  noch  einige 
wenige  Texte  und  Textstellen  in   den  anderen  Bänden. 

Die  astrologischen  Ominatexte  ziehen  alle  Himmelserscheinungen  in  den  Bereich 
ihrer  Deutung  und  suchen  auf  Grund  derselben  das  zukünftige  Geschick  von  Herrschern 
und  Völkern,  ganz  selten  auch  von  Einzelmenschen  vorauszusagen^.  Man  nahm  an,  daß 
irgendein  Ereignis,  das  sich  unter  einer  bestimmten  Erscheinung  am  Himmel  vollzog, 
wieder  eintreten  werde,  wenn  dieselbe  Erscheinung  wieder  sichtbar  würde.  Man  notierte 
daher  dieses  Zusammentreffen  von  irdischem  Geschehnis  und  himmlischer  Erscheinung 
sorgfältig,  um  im  Wiederholungsfalle  zu  wissen,  was  nun  eintreten  würde,  und  durch 
die  Zusammenfassung  zahlreicher  solcher  Notizen  sind  dann  im  Laufe  der  Zeit  die  großen 
Ominawerke  entstanden,  die  wir  aus  Asurbanipals  Bibliothek  kennen'.  Die  größte  Rolle 
in  den  astrologischen  Ominatexten  spielt  der  Mond,  ihm  zunächst  Sonne  und  Planeten, 
aber  auch  die  Fixsterne  werden  in  großem  Umfange  berücksichtigt,  schon  deshalb,  weil 
das  Erscheinen  von  Mond  und  Planeten  in  der  Nähe  eines  Sternes  oder  Sternbildes  zu 
umfangreichen  Deutungen  Anlaß  gab. 

Was  die  sprachliche  Seite  der  astrologischen  Ominatexte  betrifft,  so  wird  zu- 
nächst das  astronomische  Faktum   einfach  als  Tatsache  mitgeteilt  (eingeleitet  durch  den 


')  ZA  XVII,  p.  267 fi'.,  XVIII,  p.  231  fr.  2)  Kleinere  Fragmente  hat  VmoLLEAiü  in  Bahyloniaca  HL 

p.  2fa8rt.  und  VI,  p.  Ujft'.   und  25ifi".  veröffentlicht.  ')  Zur  Charakterisierung  der  astrologischen  Ominatexte  vgl. 

auch  Webkk,  Literatur.  S.  190I.;  Jastrow,  RBA  IL  S.  417!.;  Hunger,  MVAG  1909,  3,  S.  i  ff.  *)  Das  Haupt- 

werk ist  Enuma  Ann  'l Enlil,  dessen  Fragmente  Virolleaüd  in  seinem  oben  zitierten  Werke  gesammelt  hat.  Es 
umfaßte  nach  dem  Kataloge  VAX  7814  (der  übrigens  aus  dem  Jahre — 194  stammt.')  107  Tafeln,  wobei  wahrschein- 
lich Auszüge  und  Kommentare  mitgezählt  sind.  Derselbe  Katalog  zählt  noch  folgende  Serien  auf:  —  Sin  ina 
tamarfi-m  e-rim  {':)  (132  Taleln).  —  Sin  ina  tamarti-su  agä  a-jnr  (139  Tafeln).  —  Sin  ina  tamarti-m  a-dir 
(142  Tafeln).  —  St«  ina  tamarti-sii  a-dir-mn  karnu  imittu-m  ki-pat  karnu  sumeUu-su  id-di-it  (131  Tafeln), 
—  St«  ina  tamarti-gu  '^"'''"'i' Kakkabu  ina  idi-su  izziz"  (116  Tafeln),  —  Sin  ina  '^''"b  Nisanni  ümu  Z*-»"  ina 
tamarti-Su  karnu  imittu-Sii  Same '  di-rat  (57  Tafeln),  —  Sin  ina  <"■«*  Tesnti  ümu  Z*"»  ina  tamarti-su  tarbasa 
ilmi  {';  Tafeln),  —  Sin  ina  tamarti-gu  tarbasa  ilmi-ma  ka-bar  u  Sü-par-ru-ur,  —  ina  <"■«(»  Nisanni  Sin  tarbasa 
ilmi-ma  bäba  li'i  ibsi-^',  [—....]  a»a  libbi  Sin  erub  (Rest  abgebrochen). 


Die  astrdlugischen   Ümiuatexte   und   Rapporte.  12^ 

senkrechten  Keil,  der  bekanntlich  nicht  mitzulesen  ist)';  das  Verbuin  steht  im  Präteritum 
oder  Permansiv,  womit  ganz  klar  nicht  die  augenblickliche,  sondern  die  längst  vergangene 
Himmelserscheinung  gemeint  ist,  unter  der  das  Ereignis  eintrat,  das  im  folgenden  als 
Deutung  benutzt  ist  (s.  auch  weiter  unten  das  zu  den  Berichten  Bemerkte).  Die  Deutung 
wird  daran  angehängt,  wobei  das  Verbum  hier  im  Präsens  steht.  Ein  beliebig  gewähltes 
Beispiel  dürfte  zur  Erläuterung  des  Gesagten  genügen:  VACh,  Utar  XX,  8i :  —  ''"'"•"''  ZAL- 
BAT"""  mes-ha  im-sulj.  bäl  "'^^  Amurri  iJ}allak  „Mars  ist  in  hellem  Glänze  aufgestrahlt; 
(daraus  folg-t:)  das  Vieh  von  Amurru  wird  zugrunde  gehen".  Wir  haben  uns  allgemein 
daran  gewöhnt,  den  ersten  Hauptsatz  in  einen  Nebensatz  zu  verwandeln,  auch  dort  das 
Präsens  zu  gebrauchen  und  zu  übersetzen:  „Strahlt  Mars  in  hellem  Glänze  auf,  so  wird  das 
Vieh  von  Amurru  zugrunde  gehen".  Wie  in  allen  Ominatexten,  so  werden  auch  in  den 
astrologischen  fast  ausschließlich  Ideogramme  verwandt,  was  dem  Verständnis  derselben 
große  Schwierigkeiten  bereitet.  Schon  die  Babylonier  und  Assyrer  müssen  das  empfunden 
haben  und  haben  deshalb  in  umfang-reichen  Kommentaren-  schwierige  Stellen  ausführ- 
lich erläutert,  was  uns  natürlich   heute  in  verstärktem   Maße  zugute  kommt. 

Den  astrologischen  Ominatexten  stehen  inhaltlich  sehr  nahe  die  astrologischen 
Rapporte,  die  fast  sämtlich  aus  Asurbanipals  Bibliothek  stammen.  Einige  Beispiele  von 
solchen  wurden  zuerst  veröffentlicht  im  III.  Rawlinson;  im  Jahre  1900  hat  dann 
R.  C.  Thompson  sämtliche  Berichte  in  seinem  Werke  Tlie  Reports  of  the  Magidans  and 
Astrologers  of  Ninevek  and  Babylon  gesammelt,  und  zwar  275  im  Keilschrifttexte  und  weitere 
224  in  Umschrift  mitgeteilt.  Obwohl  dieses  kolossale  Material  nicht  fehlerfrei  publiziert 
ist  (besonders  muß  getadelt  werden,  daß  die  Lücken  nie  in  der  richtig-en  Größe  angegeben 
sind  und  man  bei  Ergänzungsversuchen  daher  oft  im  Dunkeln  tappt),  so  ist  es  doch  in 
mancher  Hinsicht  noch  wichtiger  als  die  eigentlichen  Ominatexte.  Denn  in  vielen  Be- 
richten sind  zunächst  die  astronomischen  Fakta  angegeben,  so  daß  wir  hier  für  die 
Identifizierung  der  babylonischen  Fixsternnamen  zahlreiche  sehr  wertvolle  Angaben  finden. 
Dem  rein  astronomischen  Berichte  schließt  sich  dann -in  allen  Fällen  die  dem  Omina- 
werke  wörtlich  entnommene  astrologische  Deutung  des  Faktums  an.  Für  diese  Aus- 
züge den  Herkunftsort  festzustellen,  ist  meist  keine  zu  schwierige  Aufgabe,  um  deren 
Lösung  sich  in  vielen  Fällen  M.  JASTROW  in  seinem  Werke  Die  Religion  Habyloniem  und 
Assyriens  besonders  verdient  gemacht  hat. 

Ein  Beispiel  dürfte  hier  jede  weitere  Erläuterung  überflüssig-  machen;  ThR  207, 
I — 5  heißt  es:  '  '' DIL-BAT  ina  ereb  Samsi  Ina  harrän  sü-ut  ''En-lil  iltanmar"""'  -  an-ni-ti  pi- 
se-ir-m  ^  —  '^DIL-BAT  ina  '"'"'J  Siinäni  innamir"-  miktim*'"'  <""'' nakri  *  —  "DIL-BAT  ina 
>}airdn  sü-ut  '^En-lil  innamir"'  "  sar  Akkadi'''  inü/ßra  la  irassi^'  „Venus  ist  (jetzt  eben)  im 
Westen  im  Enlilwege  sichtbar  geworden.  Folgendes  ist  die  Deutung:  Wird  Venus  im 
Sivan  sichtbar,  Fall  des  Feindes.  Wird  Venus  im  Enlilwege  sichtbar,  so  wird  der  König- 
von  Akkad  keinen  ebenbürtigen  Gegner  haben."  Z.  1  gibt  zunächst  die  soeben  ge- 
machte Beobachtung  an  (daher  das  Präsens!);  es  folgt  die  frühere  gleiche  Erscheinung 
(daher  das  Präteritum!);  daran  schließt  sich  die  Erwähnung  des  Ereignisses,  das  einst 
daraufhin  eintrat  und  jetzt  zur  Zukunftsdeutung  wird  (daher  das  Präsens!). 

Mit  diesen  Rapporten  sind  im  Grunde  genommen  identisch  die  astrologischen 
Briefe,  die  sich  in  den  13  Bänden  von  Harper,  Assyrian  and  Babylonian  Letters  verstreut 
publiziert    finden.     Der    einzige  Unterschied    besteht    darin,    daß   hier  noch  am  Anfange 


')  Bezold   ist    wohl   der   einzige,    der   noch    annimmt,   daß  der  senkrechte  Keil  nniDiii  zu  lesen  sei.     Ich 
habe   im  Anschluß    an  Virolleaud  die  Umschrift  durch   einen  wagerechten  Strich  ge-wählt.  -)  Zum  größten 

Teile   von    Virolleaud   in   seiner    ACh    veröffentlicht    (s.  die  Zusammenstellung  in  Babylotüaca  VI,  p.  77);    zwei 
weitere  habe  ich   in  Babyloniacii  VI,  p.  77  ff.  publiziert.     Eine  ganze  Reihe  anderer  harren  noch  der  Veröffentlichung. 


128  K^»P-  ^-    Die  Ouellen. 

die  Anrede  an  den  König-  (oder  irgfendeinen  hohen  Beamten)  nebst  der  obligaten 
Wunsch-  und  Segfensformel  beig-efügl  ist,  während  die  Rapporte  nur  mit  dem  Namen 
des  Astronomen  unterzeichnet  sind. 

Es  wäre  zwecklos,  hier  auch  nur  einige  weitere  Beispiele  für  diese  beiden  Text- 
gattungen anzuführen  und  zu  besprechen,  da  alle  in  Betracht  kommenden  Texte  und 
Textstellen   im   dritten  Kapitel  ihre  eingehende  Erklärung  finden  werden. 


3.  Die  astronomischen  Texte. 

Die  rein  astronomischen  Texte  können  hier  in  der  Übersicht  der  „Quellen"  nur 
so  weit  Berücksichtigung  finden,  als  sie  sich  ausschließlich  mit  dem  E'ixsternhimmel  be- 
fassen. Ausgeschaltet  sind  daher  alle  Ephemeriden  und  Beobachtungstexte,  die  fast 
ausschließlich  der  spätbabylonischen  Zeit  angehören.  Die  Identifikation  der  darin  ge- 
nannten Fixsterne  macht  keinerlei  Schwierigkeiten;  diese  Aufgabe  ist  daher  schon  von 
EppfN'G  {Astronomisches  am  Babylon,  S.  ugff.)'  restlos  gelöst  worden.  Es  handelt  sich  da- 
bei mit  alleiniger  Ausnahme  des  Sirius  nur  um  Ekliptikalsterne;  sie  werden,  soweit  ihre 
Namen  mit  den  älteren  übereinstimmen,  im  dritten  Kapitel  Berücksichtigung  finden,  eine 
größere  Bedeutung  für  die  Rekonstruktion  des  babylonischen  Fixsternhimmels  kommt 
ihnen  aber  aus  dem  eben  genannten  Grunde  nicht  zu. 

Zwei  Texte  liegen  augenblicklich  vor,  welche  sich  ausschließlich  mit  Fixsternen 
befa.ssen.     Es  handelt  sich  in  beiden  Fällen   um   Messungen   von   Fixsterndistanzen. 

a)  Der  Nippurtext -. 

Der  Text  aus  Nippur,  der  in  diesem  Abschnitte  besprochen  werden  soll,  ist  eins 
der  wertvollsten  Dokumente  antiker  Astronomie.  Der  Keilschrifttext  ist  leider  noch 
nicht  publiziert.  Eine  Umschrift  des  Textes  wurde  zuerst  veröffentlicht  von  HOMMEL 
in  der  Beilage  der  Münchne)'  Neuesten  Nachrichten  1908,  Nr.  49  (August  27),  S.  459  und  von 
A.  Jeremias  in  KAO  IIP,  S.  32^  Seitdem  ist  ein  heftiger  Streit  um  den  Text  ent- 
brannt, der  bis  in  die  jüngste  Zeit  fortgesetzt  worden  ist  (s.  KuGl.ER,  SSB  II,  i,  S.  93 f.; 
n,  2\  S.  3i2ff.;  Ergänzunc/sheft ,  S.  73ff.,  ii2ff.  Weidner,  OLZ  iqii,  8.  Sp.  345ff.: 
Babyloniaca  VI,  p.  231  ff.). 

Der  Text  ist,  wie  aus  untrüglichen  epigraphischen  Anzeichen  hervorgeht,  um 
— 2000  geschrieben*.  Die  Streitfrage  dreht  sich  nun  um  den  Punkt:  Sind  die  Angaben 
des  Textes  so  genau,  daß  man  daraus  auf  bedeutende  astronomische  Kenntnisse  in 
Babylonien  für  die  Zeit  um  — 2000  schließen  kann?  KuGLER  hat  diese  Frage  verneint, 
ich  habe  sie  bejaht.  Auf  Grund  neupublizierter  Texte  und  hauptsächlich  auf  Grund 
einer  noch  unveröffentlichten  hochwichtigen  Tafel,  die  mir  vor  kurzem  zu  Gesicht  kam, 
hoffe  ich  jetzt  eine  endgültige  Erklärung  des  Textes  geben  zu  können.  Ich  lasse  nun 
zunächst  eine  Umschrift  desselben  folgen  nach  dem  mir  von  Herrn  Professor  HOMMF.l. 
freundlichst  mitgeteilten   Keilschrifttexte'': 


')   Vgl.  auch   KUGLER,  SSB  I,  S.  29  ff.  *)  Ich  habe  diese  allgemeine  Bezeichnung  gewählt,  da  die 

Nummer  des  Textes  unbekannt  ist.     Die  Tafel  befindet  sich  in  der  Sammlung  der  Universität  Pennsylvania,  ist  aber 
seit  HiLPRECHTS  Abschrift   verlegt   worden    und   hat  sich  bis  heute  nicht  wieder  finden  lassen.  ')   Vgl.  auch 

Hii.PRECHT,   Explorations  in  Bible  Lamh,  p.  S>9f.  »nd  The  Petets-HUpiecht  Controversy,  p.  183.  *)  Herr 

Professor   HoMMEL   war   so   liebenswürdig,    mir   im  Juli    1910   den    Keilschrifttext   mitzuteilen.     Die   Schreibung   des 
Zeichens  GAB  in  Z.  5   und  des  Zeichens  GAN  in  Z.  14  weisen  iweifellos  auf  die  altbabylonische  Zeit.  ^)  Die 

einzelnen  Zeilen  sind  durch   Striche  getrennt. 


Der  Nippurtext. 

1.  (44  ■  3600)  +  (26  ■  60)  +  40  a-du  9  (=)   400  ■  3600 

2.  13  beru  •  10  US  *"''•'■'"'  SÜ-PA 

3_       ,.li    kakkab  QJJ^    SUD 

4.     {44  •  3600)  +  {26  ■  60)  +  40  a-du  7  (=)  {311  ■  3600) 
=,.     10  bh-u  11   US  6^  GAR  2  Ü  ''"'''"">  GIB-TAB 
0.     e-li  "'^^^"^  SÜ-PA  SUD 

8.  [  Nach   HOMMEI.:   unbeschrieben  ? 
9- 


12.  [.Nach  Ho^r^[EL:  Unterschrift. 

14.     SI-GAX  '"  ''Sama.s-mu-bal-lit 

Es  handelt  sich  also  um  die  drei  Sterne  "'•'"'■"'' SÜ-PA,  '<"'•'<'"' GTB-TAB  und  '^"'<'<'">  GIB. 
Von  diesen  ist  zunächst  nur  der  zweite  Stern  eine  bekannte  Größe:  da  '■'•'''"•'' GIB- TAJi 
längst  als  Name  des  Tierkreisbildes  des  Skorpions  erwiesen  ist,  so  muß  es  sich  hier, 
da  natürlich  nur  e  i  n  Stern  und  dann  selbstverständlich  der  hellste  des  Sternbildes  in 
Betracht  kommen  kann,  um  Antares  {a  Scorpii)  handeln.  In  ^"^^"^  SÜ-PA  hat  man  seit 
HOMMEL  bis  in  die  jüngste  Zeit  die  Spica  gesehen.  Diese  Gleichung  ist  jetzt  nicht 
mehr  aufrechtzuerhalten.  Als  CT  XXXIIl  im  Februar  191 3  erschien,  äußerte  ich  nach 
kurzer  Durchsicht  der  neuen  Sternliste  gesprächsweise  zu  A.  Jeremias,  daß  danach  der 
kttkkab  SÜ-PA  nicht  Spica  sein  könne,  sondern  mit  Arktur  identifiziert  werden  müsse. 
Denselben  Schluß  haben  dann  KuGLER  (SSB,  Ergän:.,  S.  9)  und  Bezijld  {Zenit-  und 
Äquatonalgestirne,  S.  14)  auf  Grund  desselben  Textes  gezog"en.  Was  mich  aber  davon  ab- 
hielt, die  Gleichung ''"*■'"'' -SL'-P..4  =  Arktur  öffentlich  zu  vertreten,  war  unser  Nippurtext; 
denn  wenn  wirklich  Rektaszensionsdifferenzen  vorlagen,  wie  ich  annahm  —  eine  Meinung, 
die  zu  ändern  zunächst  kein  Grund  vorhanden  war  — ,  konnte  ''"'''"'^  SU-PA  nur  Spica, 
aber  nicht  Arktur  sein.  Dazu  ergab  sich  noch,  daß  die  neue  Liste  Br.  M.  86378  eine 
ganze  Reihe  fehlerhafter  Angaben  enthält.  Also  blieb  ich  zunächst  bei  der  Gleichung 
kakkab  gij.pj^  =  Spica  (s.  OLZ  191 3,  Sp.  150,  oben  S.  46,  69  usw.).  Ganz  neues  Material 
aber  veranlaßt  mich  nun,  Kugler  und  Bezold  recht  zu  geben  und  in  ''"'''"'''  SÜ-PA 
gleichfalls  den  Arktur  zu  sehen.  Die  Entscheidung  bringt  eine  hochwichtige  Tafel, 
welche  Darstellung-en  der  zwölf  Tierkreisbilder  enthält  (nicht  vollständig  erhalten) 
und  mir  Anfang  November  1913  zu  Gesicht  kam.  Auf  der  einen  Seite  sehen  wir  neben- 
einander: Jungfrau  (als  g-eflügelte  Jungfrau  mit  der  Ähre),  Wage  und  Skorpion.  Die 
Symbole  stehen  auf  einem  breiten  Streifen  paralleler  vertikaler  Striche.  Zu  jedem  der 
Symbole  gehören  genau  30  Striche,  dann  folgt  ein  kleiner  Zwischenraum,  und  dann 
beginnt  eine  neue  Serie.  Es  kann  damit  gar  nichts  anderes  gemeint  sein  als  die  in 
12  KAS-GID  zu  je  30  US  geteilte  Ekliptik.  Es  sind  also  die  zwölf  Tierkreis  z  e  i  c  h  e  n 
und  die  zwölf  Tierkreis  b  i  1  d  e  r  in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnisse  eingezeichnet.  Wie 
groß  die  dabei  beobachtete  Genauigkeit  ist,  dafür  nur  ein  Beispiel.  Die  30  US  der 
Wage  entsprechen  der  Strecke  180"— 210"  der  Ekliptik.  Genau  über  dem  sechsten 
Striche  steht  nun  das  Symbol  der  Wage,  d.  h.  bei  186".  Die  Tafel  stammt  aus  dem 
Anfange  des  ersten  Jahrtausends,  vielleicht  aus  dem  neunten  Jahrhundert.  Für  — 800 
aber  beträgt  die  Länge  von  «^  Librae,  dem   Hauptsterne  der  Wage,  Ä=  186",  25.     Eine 


')  Zu  KAS-GID  =  Um  s.  Landsberger,  ZA  XXV,  S.  385  f.  und  Thi'Reai-Dangin,  RA  X,  p.  222  f. 

ner,  Babylouisohe  Astronoiuie.  '7 


130  Kap.  II:   Die  Quellen. 

ganze  Reihe  dieser  Vertikalstriche  sind  durch  kleine  Horizontalstriche  besonders  markiert. 
Es  soll  damit  angedeutet  werden,  daß  bei  dieser  Länge  ein  bestimmter  Stern  des  be- 
treffenden Tierkreisbildes  steht. 

Dieser  Text  erlaubt  mit  voller  Sicherheit  die  Feststellung,  daß  die  Babylonier, 
wenn  sie  sich  der  Armille  bedienten  (s.  oben  S.  48f.)',  die  Längen  der  Sterne  auf  der 
Ekliptik  gemessen  haben.  Daraufhin  ist  nun  der  Nippurtext  zu  prüfen.  Als  die  ge- 
suchten Gleichungen  der  drei  Sterne  ergeben  sich  sofort:  '"'''''<''' SU- PA  =  Arktur  (aBootis), 
'""^"^"^  GIR-TAB  =  Antares,  >""''""' GIR  -=  k  Scorpii.  Nach  Neugebauers  Sterntafeln  sind 
die  Aquatorialkoordinaten  der  drei  Sterne  für  —2000  die  folgenden:  Arktur:  «=  i66",49, 
^'  =  +  42°,-j6;  Antares:  a  =  191",  58,  ö  =  —  9,51 ;  k  Scorpii:  a  =  201",  91,  d  =  —  23",  70. 
Nach  bekannten  Formeln*  umgerechnet,  ergeben  sich  folgende  Längen  für  die  drei 
Sterne:  Arktur:  /.  =  148",  81;  Antares:  /.  =  194",  40;  /.  Scorpii:  /.  =  209^,24.  Die 
Distanzen  sind  dann: 

Arktur  —  Antares     =  45",  59 
Arktur  —  Ä  Scorpii  =  00",  43. 

Daraus     ergibt     sich     zunächst     mit    Sicherheit:     i    bcrti  =  4",  5^:     i    US  =  9'; 
1  GAR  =  9";    i  U  =  I".    Nach  dem  Nippurtext  haben  also  die  Distanzen  folgende  Größe: 
Arktur  —  Antares     =  46",  67 
Arktur  —  k  Scorpii  =  60". 

Der  Fehler  beträgt  hiernach  im  ersten  Falle  —  1°,  08,  im  zweiten  Falle  +  o",  43. 
Die  Distanzen  verhalten  sich  nicht  wie  7  :  9,  sondern  wie  700  :  928.  Es  liegt  auch  keine 
Möglichkeit  vor,  die  Fehler  zu  verringern,  da  die  Längendifferenzen  nur  durch  die  Eigen- 
bewegung der  Sterne  in  ganz  minimaler  Weise  verändert  werden.  Obwohl  nun  Arktur 
bekanntlich  eine  verhältnismäßig  beträchtliche  Eigenbewegung  hat,  so  übt  sie  dennoch 
so  gut  wie  gar  keinen  Einfluß  aus.  Wenn  man  z.  B.  die  Rechnung  für  — 1500  macht, 
so  erhält  man  für  Arktur  /.  =  155°  70,  Antares  l  =  201",  29.  Die  Differenz  beträgt 
also  wieder  45",  59.  Für  die  Feststellung-  der  Genauigkeit  der  Messung"  ist  also  das  Alter 
des  Textes  ohne  jede  Bedeutung  ^ 

Und  nun  zur  Hauptfrage:  Bleibt  die  Bedeutung  des  Textes  für  das  Alter  der 
babylonischen  Astronomie  bestehen  oder  nicht?    Ganz  zweifellos  ja!    Zur  Beantwortung 


1)  Daß  die  Angaben  unseres  Textes  auf  eine  Messung  mit  Hilfe  eines  Apparates  (Armille)  zurückgehen,  ist 
deshalb  zweifellos,  weil  einmal  von  Westen  nach  Osten  und  das  zweite  Mal  zurück  von  Osten  nach  Westen  gemessen  ist. 
Unter  diesen  Umständen  kann  es  sich  natürlich  unmöglich  um  die  Differenzen  von  Kulminationen  handeln,  wie  in  AO  6478 
(s.  unten  S.  134).  '')  Da  der  Historiker  jetzt  öfter  in  die  Lage  kommen  könnte,  Rektaszensionen  und  Deklinationen 

in  Längen  und  Breiten  umzurechnen,  so  seien  die  Formeln  hier  mitgeteilt,  da  man  sie  in  Neugebauers  Sterntafeln  nicht 
angegeben  findet.  Gegeben  sind  a,  S  (Rektaszension  und  Deklination,  aus  Neugeisauer  zu  entnehmen)  und  e  (Schiefe 
der  Ekliptik,  zu  entnehmen  aus  Neugebauer,  Abgekürzte  Tafeln  der  Sonne,  S.  12  oder  bequemer  aus  dem  augen- 
blicklich noch  im  Druck  befindlichen  zweiten  Teile  der  Hilfstafeln  des  gleichen  Verfassers,  S.  4).  Die  Umrechnung 
geschieht  dann  nach   den  Formeln  (/?=;  Breite,  i  =  Länge); 

sin  fi  ^  —  cos   S  ■  sin  «  ■  sin   e  -j-  sin   1)  ■  cos   t 
cos   S  ■  cos   n 


cos  ß 
ä)    Zu    diesem    Resultate    ist    schon    einmal    Kugler,    SSB   H,    i,    S.    94    gelangt.      Jetzt    setzt    er     1    KAS-G1I> 
=  5".4(')  (SSB,  Erglinzunysheft.  8.75  f.)    und    erklärt   es    für   ein  irdisches  Längenmaß!     Beides  entbehrt  natürlich 
schon  a  priori   jeder  Glaubwürdigkeit   und   ist  vollständig   verfehlt.  ')  Erwähnt   sei   noch,  daß   die  Rechnung 

auch  für  Spica  stimmt.  Spica  hat  — 2000  die  Länge  l  =  I48°,38;  die  Distanzen  sind  dann  Spica  —  Antares  = 
46''.02.  Spica  —  A  Scorpii  =  6o",8b.  Es  scheint  also  fast,  als  ob  der  babylonische  Astronom,  als  er  die  Länge 
von  Arktur  an  der  Armille  feststellte,  sah,  daß  Arktur  und  Spica  nahezu  dieselbe  Länge  hatten,  und  überhaupt 
die  Distanzen  Spica — Antares  und  Spica  —  A  Scorpii  gemessen  hat.  Die  Genauigkeit  der  Messung  erfährt  dadurch 
keine  wesentliche  Änderung.  HoMMEL  macht  mich  freundlichst  darauf  aufmerksam,  daß  die  Araber  Spica  und  Arktur 
siwt'j/,- nennen  (vgl.lDEij.;«,  l'ntermich.  über  den  l'rxprniig  .  .  derStervnamen.  S.56,  172  undHoMMEi..  ZDMG45,  S.596). 


Text  AO  6478  und  sein   Duplikat  K  9794. 


[31 


der  Frag-e  verweise  ich  auf  die  eben  erschienene  Arbeit  von  E.  Paci,  AIcuni  scandagli 
mlla  esattezza  del  catalogo  di  1022  stelle  cotUenuto  nella  sintassi  matematica  di  Tolomeo:  Pvbb- 
licaziom  del  Reale  Osservatorio  di  Palermo  1913,  N.  31.  Paci  hat  dort  den  Sternkatalog-  des 
Ptolemäus  mit  den  Stemtafein  von  Neugebauer  verglichen  und  festgestellt,  daß  die 
Ang-aben  des  Ptolemäus  im  allg^emeinen  sehr  fehlerhaft  sind.  Die  Fehler  in  den  Längen- 
ang-aben  steigen  bis  auf  +  3'',87;  der  größte  Fehler  in  der  Breitenangabe  beträgt  —  •2'*,97!! 
Man  sieht  also  leicht,  daß  die  Meßkunst  der  Babylonier  in  der  alt- 
babylonischen Zeit  der  Meßkunst  der  hellenistischen  Griechen  in 
der  alexandrinischen  Periode  durchaus  überlegen  war.  Paci  hat  auch 
noch  die  Tafeln  des  Albategnius  (880  n.  Chr.)  und  die  Alphonsischen  Tafeln  (1500  n.  Chr.) 
mit  den  Sterntafeln  Neugebauers  verglichen  und  folgendes  festgestellt:  bei  Albategnius 
steigen  die  Fehler  in  den  Längenangaben  bis  auf  —  4'*,o7,  in  den  Breitenangaben  bis 
auf  +  i",74,  in  den  Alphonsischen  Tafeln  in  den  Längenangaben  bis  auf  —  4'',8,  in  den 
Breitenangaben  +  i'',7i!!  Ich  glaube,  nach  diesen  Feststellungen  wird  jeder  Unvorein- 
genommene bewundernd  vor  der  großartigen  Meßkunst  der  altbabylonischen  Meister 
stehen,  die  doch  primitive  Apparate  besaßen,  und  gern  zugeben,  daß  wir  hier  ein  Denk- 
mal der  wissenschaftlichen  Astronomie  der  Babylonier  aus  alter  Zeit  vor  uns  haben. 

Und  noch  eins  sei  bemerkt:  wir  wissen  ja  g-ar  nicht,  mit  welcher  Genauigkeit  der 
Babylonier  eigentlich  die  astronomische  Messung  vorgenommen  hat.  Was  uns 
vorliegt,  ist  schon  eine  astrologische  Bearbeitung.  Bei  der  Messung  sah  der 
Astronom,  daß  die  Distanzen  sich  ungefähr  wie  7:9  verhielten.  Da  es  sich  um  drei 
helle  Sterne  handelt  und  die  Zahlen  7  und  9  im  babylonischen  Systeme  von  weittragender 
Bedeutung  sind  (s.  Jeremias,  HAOG,  S.  149  f.).  so  schien  es  dem  Astronomen  von  Wert, 
diese  Tatsache  zu  notieren.  Er  veränderte  seine  vielleicht  genauere  Messung  nun  in 
der  Weise,  daß  das  genaue  Verhältnis  7  :  9  herauskam.  Wie  genau  die  eigentliche 
Messung  war,  können  wir  also  vielleicht  nicht  sagen.  Wichtig  ist  noch  das  Folgende : 
daß  der  Text  um  —2000  geschrieben  ist,  kann  keinem  Zweifel  unterliegen.  In  dieser 
Zeit  hat  man  also  schon  die  Lage  der  Ekliptik  genau  gekannt  und  sich  zur  Messung 
am  Himmel  der  Ekliptikallängen  bedient,  deren  Nullpunkt  sicher  der  Frühlingspunkt 
war  (das  beweist  die  oben  beschriebene  Tafel  mit  Darstellungen  der  Tierkreisbilder). 
All  das  beweist  den  hohen  Stand  der  babylonischen  Astronomie  um  die  Wende  des 
dritten  Jahrtausends;  diese  Tatsache  noch  länger  zu  bezweifeln,  wäre  ebenso  töricht 
wie  verfehlt,  und  wird  nun  wohl  hoffentlich  in  Zukunft  unterbleiben. 

Noch  einige  Worte  über  den  Schluß  des  Nippurtextes.  Auf  die  Mitteilungen 
über  die  Distanzen  folgt  in  Z.  10:  ki-a-am  ne-pi-m  „also  ist  es  gemacht  worden'',  d.  h.  obiges 
hat  die  Messung  ergeben '.  Die  gleiche  Unterschrift  findet  sich  am  Schlüsse  der  einzelnen 
Abschnitte  der  beiden  wichtigen  mathematischen  Texte  in  CT  IX,  pl.  8ff.^  In  den 
Z.  II  — 13  steht  wohl  der  Name  des  Schreibers,  Z.  14  teilt  mit,  daß  .Samasmuballit  die 
Tafel  auf  ihre  Richtigkeit  hin  durchgesehen  habe. 

b)    Der  Text  AO  0478   und  sein   Duplikat  K  9794. 

Der  Text  AO  6478,  der  die  Distanzen  von  26  Sternen  in  dreifacher  Art  angibt 
und  dem  dritten  Jahrhundert  v.  Chr.  entstammt,  ist  von  Thureau-Dangix  in  der  Hernie 


*)  Ho>EM£L  in  den  Münchner  IfeKesten  Xachrichten  (s.  oben)  und  nach  ihm  Weber  (Literatm;  S.  300) 
wollen  quod  erat  demonstrandum  übersetzen,  was  meines  Erachtens  unmöglich  ist.  -)  Die  beiden  Texte  stellen 

Berechnungen    eines    altbabylonischen    Architekten    vor.      Zahlreiche    Paralleltexte    dazu    betinden    sich    im    Berliner 
Museum,  die  ich  später  veröffenüichen  und  bearbeiten  werde. 


132 


Kap.   II:    Die  Quellen. 


d' Ässyrioloffie  X,  4,  p.  ^15  ff.  veröffentlicht  worden.  Herr  Dr.  Thureau-Dangin  hatte 
die  g-roße  Liebenswürdigkeit,  mir  bereits  Anfang  November  1913  eine  Abschrift  des 
Textes  zu  schicken,  wofür  ich  ihm  auch  hier  herzlichst  danke.  Als  ich  mit  der 
Entzifferung  und  Erklärung  des  Textes  bereits  fertig  war,  wurde  mir  das  neue  Er- 
gänzungsheft von  KUGLER,  SSB  zugänglich.  KUGLER  hat  dort  S.  77 ff.  ebenfalls  den  Text 
behandelt;  seine  Aufstellungen  sind  daher  unten  durchweg  berücksichtigt  worden.  Ein 
Duplikat  aus  A.surbanipals  Bibliothek  zu  Vs.  12  —  28  liegt  in  dem  Texte  K  9794 
(CT  XXVI,  50)  vor,  um  dessen  Erklärung  ich  mich  '\n  Babyloniwa  VI,  p.  222 ff.  vergebens 
bemüht  habe.     Der  Text  AO  6478  lautet  in  Umschrift: 

Vorderseite. 


ma  sä  A-AB-BA  .  .    [ 


2.  bi-rit    lahkabänif'-    sik-pi   sä  i-na  itairän  sü-ut   "En-lil  ina    kabal    \sanw'\ 

3.  mihrit''  irti  sa  nädr^"  same'  izzazü^-ma  müsi  nip/ß'>*  ü  \rib(f\ 

4.  .M  kakkabCini'f^  i-na  libbi^'-su-nu  \ini-ma-rü\ 


5- 
6. 

^4 

ma-na   sukiiUu 

9   US  i-na  kak-ka-ri 

uitu  >""""">  shbuN 

-_ 

:i 

ma-na    sukuUu 

12   US  i-na  kak-ka-ri 

8. 

idtu  "-<"""' SÜ DUN  imeri  arkiW' 

9- 
10. 

2j 

ma-na         „ 

i-  bcm  i-na  KI-MIN 

1 1. 

ma-na          „ 

5  US  i-na  KI-MIN 

12. 

uku  hakkaU  sa  i¥^S«-« 

13- 

i| 

ma-na          ,, 

10  US  i-na  KI-MIN 

14. 

idtu  kakkabi  sa   Ur-ka-a-ti 

15- 

j| 

ma-na          „ 

10  US  i-na  KI-MIN 

16. 

ultu  ^-^^-"DIL 

17- 

,?4 

ma-na         „ 

4  beru  ina  KI-MIN 

18. 

ultu  "•""'■">  Belit  balati 

19. 

i| 

ma-na          „ 

10  US  i-na  KI-MIN 

20. 

21. 

■'4 

ma-na          „ 

ultu  ku-  ma-risa  ^"^^"^UT-  KA-GAB-A 
1  bem  i-na  KI-MIN 

22. 

uhu  kakkabi  ni-bi-i  sa  irti-su 

23. 
24. 

[4^ 

ma-na          „ 

f  beru  i-na  KI-MIN 
ultu  '-""'"'>  kin-?i 

25- 

[11 

m\a-nii 

10   US  i-na  KI-MIN 

26. 

uüu  "<""«■>■  a-d-di 

27- 

28. 

[äi 

m]a-na        ,, 

4  beru  i-na  KI-MIN 
ültu  IV  sa  "'■'""■>' Lu-lim 

29. 

[4 

ma-na          „  ] 

4  beru  i-na  KI-MIN 

30. 

uüu  kakkabäni  um-mu-lu-ti 

31- 
32. 

i4 
[ 

ma-na          „ 

W]  US  i-na   KI-MIN 

ultu  ""''k«'- ni-bi-i  sa  [SÜ-(tI\ 

16200  bi'ru^  [ina  same'] 

adi  >"'i"""'SUDUN  [imcri  arkiti''\ 

21600  ber[u  ina  satmi'] 

adi  """l'""'  GAM''] 

27000  beru  ina  [Ä7-J//.\| 

adi  kakkabi  sa  MAS"'' 

9000  beru  ina  KI-MIN 

adi  kakkabi  sa  Ur-ka-a-li 

18000  beru  ina  KI-MIN 

adi   l'al'l'a'' J)J£ 

18000  beru  ina  KI-MIN 

adi  '"''''"•'>  Bellt  haldti 

36000  beru  ina  KI-MIN 

adik-u-ma-risa'"''"""'UT-  KA-GA  B-A 

18000  beru  ina  KI~MI\ 

adi  kakkabi  ni-bi-i  sa  irti-su 

36000  beru  ina  KI-MIN 

adi  >"•''''<''' kin-si 

36000  beru  ina  KI-MIN 

adi  *•■'"*»■''''  a-d-[di] 

18000  beru  i[na  KI-MIN\ 

adi  IV  sa  ''"'""''' Lu-[lim] 

27000  beru  [ina  KI-MIN] 

adi  kakkabäni  um-mu-lu-[ti] 

27000  beru  ina  [KI-MIN] 

adi  kakkabi  ni-bi-i  sa  [SU-GI] 

18000  beru  [ina   KI-MIN] 

adi  '"'*•■'■"''  na-[ax-ra-pi] 


')  Geschrieben  KASGID. 
Dangi.n.  RA  X.  p   222  f. 


Zu    dieser  Lesung    vgl.   L.\nd.sbf.rger,  ZA  XXV,   S.  385 


[^—  ma-na  sukultri\ 
[i-^  ma-iia  „  J 
[5      ma-na  „  ] 

[    ;■    ,na-na  „  ] 

3  t)ia-n[a  j]ma „ 
3  ma-na  -~  ma   „ 


■ima-)i(i  lOsiMu, 


Rückseite. 

4  beru  i-n[a  kak-k'ja-ri 
ultu  '"''■■'=«''  na-a»-ra-pi 
10  US  i-na  KI-MIN 

ultu    ^akt^abGAM 

1  beru  i-na  KI-MIN 
ultu  """'""'BIT  GAM 

5  US  i-na  KI-MIX 
bi-rit 

I  beru  i-na  KI-MIN 

idtu  '""""•"  MAS-TAB- DA  arki' 

~-  beru  i-na  KI-MIN 

ultu  ""'''"■'' AL-LUL 

10  US  i-na   KI-MIN 

ultu  II  kakkabdniP^  ia  kakhad 

'^""'""'Uli-GU-L. 
I   beru  i-na   KI-MIN 
ultu  kakkabi  I V  sa  irti-m 
10   US  i-na   KI-MIN 
ultu  kakkabi  II  sa  o''^  zibbati-su 
10   US  i-na  KI-MIN 
ultu  "«"'"'iDIL  sa  :ibbati-su 
I  beru  5   US  i-na  KI-MIN 
ultu  '"''<'"''' Eru 
s  US  i-na  KI-MIN 
ultu  '"''""'>' SUD  UN  imeri 


^'7000  beru  ina  same\'] 
adi   '""'■''•"'' |6rAW] 
18000  beru  ina  KI-MIN 
adi  """""''  BIT  GAM 
54000  beru  ina  KI-MIN 
adi  """"■'''  MAS-TAB-B.  1 
I  9000  beru  ina  KI-MIN 
""""<"•  MAS-TAB-BA 
36000  beru  ina  KI-MIX 
adi  "<""'■'"  AJ.-LUL 
36000   beru  ina    A7-.l//.\' 
adi   11  kakkabünl''  «'  lakhnl 

''"'^'•'"''u/l-GU-LA 
isooo   brru  ina    KI-MIN 
iidi  kakkabi  IV  so  irti-Ai 

36000  beru  ina   K/-M/N 

adi  kakkabi  II  sa  n'^  zibbati-in. 

18000  beru  ina  KI-MIN 

adi  """"«''DIL  sa  zibbati-m 

18000  beru  ina  KI-MIX 

adi  '■"*'•■'•''  Em 

45000  beru  ina  KI-MIN 
I  adi  *<•«•«''  SUDUN  imeri 

14400  beru  ina  KI-MIN 
l'adi  """"""SUDUN 


naphar  1  Ultu  \13  be]ru  4  US 


655200  be 
sih-ti  ana  be\rev^\ 


y  ma-na 

mi-iU}-ti 

sd  samt:'  ultu  "["""">'  .  .] 

suknltu 

ana  berei'i 

"""""KSUDUN 

i[<^   kak-ka-vi 

kakkabi  r(W\'\ 

a-di  [                                               1 

K  o  111  111  e  n  t  a  r. 
Die  Zeilen  2 — 4  gelten  als  Einleitung-  und  geben  Aufschi ul.'i  über  den  Zweck 
der  folgenden  Liste.  Sie  lauten  in  Übersetzung':  „Distanzen  der  ZjTi/^M-Gestirne,  welche 
im  Wege  Enlils  im  Meridiane  vor  der  Brust  des  Himmelsbeschauers  stehen  (und)  der 
nachts  die  Auf-  und  Untergänge  der  Sterne  mit  ihrer  Hilfe*  beobachtet"-.  Mit  anderen 
Worten:  Der  Astronom  beobachtet  mit  Hilfe  des  Zikpustabes  (s.  oben  S.  45  f.)  die  Meridian- 
durchgänge einer  Reihe  von  Sternen  und  rechnet  die  so  gewonnenen  Zeitdifferenzen  in 


•)  Zn  dieser  Übersetzung  vgl.  Thureau-Dan 
genannten  Sterne  werden  die   Auf-  und  Untei 
und  48  f.    zu    verbessern.     Die    Rekoustruktio 
lieh  unberührt. 


1.  O.,  p.  222.     Mit  Hilfe  der  Meridiandurchgänge  der 

r  Sterne  festgelegt.  '-)  Danach  ist  üben  S.  45 

babylonischen    Armille    bleibt    von    dieser  Verbesserung    natür- 


134  K-^p.  II:    Die  Quellen. 

Rektaszensionsdifferenzen  um.  Berücksichtigt  .sind  nur  Sterne  des  Enlilweges,  also  Sterne 
mit  einer  Deklination  von  etwa  +  12"  und  darüber.  Die  obere  Grenze  schneidet  den 
Meridian  nahe  dem  Zenit.  In  Wirklichkeit  lieg-t  der  Höhepunkt  dieses  Grenzkreises 
etwa  10"  südwärts  vom  Zenit  entfernt.  Man  wird  aber  diese  scharfe  Grenze  keineswegs 
einhalten  können,  da  es  ja  bekannt  ist,  daß  für  den  Beobachter  ohne  Apparat  die  Ent- 
fernung-en  nahe  dem  Horizont  stark  vergrößert,  dagegen  die  Entfernungen  nahe  dem 
Zenit  stark  verkürzt  erscheinen.  So  fällt  also  der  Höhepunkt  des  Grenzkreises  für  den 
Beobachter  mit  dem  Zenit  so  gut  wie  zu.sanimen;  daher  wird  die  Deklination  der  in 
Betracht  kommenden  Sterne  bis  etwa  10"  den  Grenzkreis  überschreiten  dürfen.  Damit 
ist  die  Grundlage  für  die  nähere  Untersuchung  des  Textes  gewonnen:  i.  es  handelt 
sich  um  Zeitdifferenzen  von  Meridiandurchgängen,  die  dann  in  Rektaszensionsdifferenzen 
umgerechnet  sind;  2.  die  Deklination  der  Sterne  darf  möglichst  nicht  unter  etwa  +  12" 
liegen  und  etwa  +  35"  nicht  überschreiten.  Nach  Z.  3—4  notierte  der  Astronom  ferner 
die  Sterne,  deren  Auf-  oder  Untergangszeit  mit  der  Kulminationszeit  der  beobachteten 
Sterne  des  Enlilweges  zusammenfiel.  Ein  Verzeichnis  dieser  Sterne  bietet  unser  Text 
nicht,  wohl  aber  die  Liste  Br.  M.  86378,  Kol.  IV,  15  ff.  (s.  oben  S.  39). 

Die  Fixsterndistanzen  sind  auf  drei  Arten  gemessen.  In  der  ersten  Spalte  finden 
wir  die  Angabe,  daß  die  Entfernung  eine  bestimmte  Anzahl  ma-na  sukultu  „Minen  Ge- 
wicht" betrage.  Damit  ist  gewiß,  wie  auch  KUGLER  (a.  a.  O.,  S.  78)  annimmt,  das  Ge- 
wicht des  Wassers  gemeint,  das  in  der  Zeit  aus  der  Wasseruhr  fließt,  die  zwischen  den 
Kulminationen  zweier  bestimmter  Sterne  verläuft.  Da  nach  der  Unterschrift  in  Z.  25 
während  eines  Tages  von  24''  ein  Talent  oder  00  Minen  Wasser  aus  der  Wasseruhr 
laufen,  so  entspricht  eine  Mine  der  Zeit  von  24".  Damit  i.st  die  erste  Spalte  voll- 
.ständig  erklärt. 

Nun  zur  zweiten  Spalte.  Zu  ihrer  Erklärung  muß  ich  zunächst  auf  eine  Stelle 
bei  Sextus  Empiricus  hinweisen,  die  auch  Kugler  (a.  a.  O.,  S.  95)  herangezogen  hat,  ohne 
daß  sie  ihm  die  richtige  Erkenntnis  vermittelt  hätte.  Sextus  Empiricus  berichtet  in 
seinem  Werke  Adiwsus  Mathernaticos  V,  23  von  den  Chaldäern:  'Kroötr/.vvvrei^  yuQ  -n^v 
fifiidöi'  ffuo'ir,  f'ya  iirh  lüiv  Iv  rOi  Cioöia/A])  Y.vyM;>  la^utQov  doTtQa  7taQaTi]Q)]aavitg  uvareklnvTCt 
Ol  .rükui.  tiict  ((iiijdijia  iii oijitvov  n'KiqQÜaaviti;  i'öuto^  ti'aaav  qiIv  sltg  ri  etSQOv  vTtoxeifievov 
äyytlov  lU^Qi  Tor  r.hv  avrbv  ävacjxtlv  äareQa,  aTOxaaäfievoi  ts  Sitto  tov  avTov  arif.ielov  ha. 
■10  aiith  arif.iHOv  ytynvivat  rijv  toO  y.wlov  irsQiarQorpiji'  7iuUv  eXäfißuvov  rh  öioöexarov  tov 
^vtvtog  ymI  iovJnrovro  tv  nöaej  touto  e^Qevae  xQÖviir  tv  ToaoÖT(^)  yaq  eksyov  xai  rh  diodhiaTov 
iieQOg  äveXrjlvd-evai  rov  -/.wlov  xal  toütov  exsiv  tov  löynv  to  -ävevex^^v  ueQog  ngog  rov  iilov 
xvxlov,  ov  exsi  TO  Qvhv  rot'  üdazog  TtQog  to  oKov  vÖioq.  m  ravTtjg  Tfjg  ävafpOQüg,  fprjfd  de  tov 
diode/.aTTjfiOQiov,  to  TeKevralnv  TteQog  satj^if-ioüvta  dno  aareQog  rivbg  imcpavoOg  xar'  avTo 
(}eioQovuevov  fj  &tcö  tivoc  tCov  avvavareklövTwv  ßoqeioriQiüv  fj  voTuoTiQwv  to  8i  avrb  enoLovv 
■/Ml  £7cl  Ti'iiv  ä'/dcüv  öiodey.uTrjjiOQUDV  „Wie  die,  welche  die  Methode  kennen,  berichten, 
beobachteten  die  Alten  den  Aufgang  eines  hellen  Sternes  am  Tierkreis,  füllten  dann 
ein  mit  einer  Öffnung  versehenes  Gefäß  mit  Wasser  und  ließen  das  Wasser  in  ein 
daruntergestelltes  zweites  Gefäß  laufen,  bis  derselbe  Stern  von  neuem  aufging.  Nach- 
dem sie  so  durch  die  Zeit  von  einer  bestimmten  Himmelserscheinung  bis  zu  ihrer 
Wiederkehr  den  Umfang  des  Tierkreises  zu  ermitteln  versucht  hatten,  nahmen  sie  ein 
Zwölftel  des  ausgeflossenen  Wassers  und  stellten  fest,  innerhalb  welcher  Zeit  es  ausfloß; 
denn  in  der  gleichen  Zeit,  so  sagten  sie,  sei  ein  Zwölftel  des  Tierkreises  aufgeg-angen, 
und  der  ganze  Tierkreis  verhalte  sich  zu  dem  aufgegangenen  Teile,  wie  das  ganze  Wasser 
zu  dem  ausgeflossenen  Wasser.  Auf  Grund  dieser  Vergieichung  (ich  spreche  von  dem 
Zwölftel    des  Tierkreises)    legten    sie    den  Ausgangspunkt   fest  bei  einem   hellen  Sterne, 


Der  Text  AO  6478   und  sein   Duplikat  K  9794.  ,  ,  - 

der    in    ihm    aufging,    oder  bei  einem  Sterne,  der  nördlich  oder  südlich  davon  aufging-; 
das  gleiche  taten  sie  auch  bei  den  übrigen  Zwölfteln  des  Tierkreises." 

Wie  schon  BoLL,  Sphaera,  S.  3 15  f.  bemerkt  hat,  konnten  die  Babylonier  auf 
diese  Weise  wohl  Zwölftel  des  Äquators,  aber  nicht  der  Ekliptik  abmessen,  die  sonst 
jedenfalls  sehr  ungleich  ausgefallen  wären.  Ideler  {Urspmng  des  Tierkreiseg.  S.  17)  hat 
deshalb  gemeint,  daß  die  Babylonier  erst  Zwölftel  des  Äquators  gemessen  und  von  diesen 
aus  erst  die  Zwölftel  der  Ekliptik  bestimmt  hätten.  Ob  das  richtig  ist,  erscheint  mir 
doch  fraglich.  Wir  haben  oben  gesehen  (s.  S.  130),  daß  die  Babylonier  mit  Hilfe  einer 
Armille  die  Längendifferenzen  zweier  Sterne  auf  der  Ekliptik  festgestellt  haben.  Hier 
finden  wir  nun  die  Methode,  mit  Hilfe  der  Wasseruhr  die  Rektaszensionsdifferenzen  fest- 
zustellen. Mir  scheint  fast,  als  ob  Sextus  Empiricus  diese  beiden  Methoden  zusammen- 
geworfen hätte;  denn  mit  Hilfe  von  Kulminationszeiten  und  der  Wasseruhr  auch  nur 
ganz  annähernd  richtige  Längendifferenzen  zu  erhalten,  ist  völlig  ausgeschlossen.  Aus 
dem  Gesagten  läßt  sich  nun  mit  Leichtigkeit  das  Resultat  ableiten,  daß  kakharu  in  der 
zweiten  Spalte  terminus  technicus  für  „Äquator-'  ist\  Aus  Spalte  1  sind  mit  Hilfe  der 
Gleichung  1  ma-na  =  6   i'S^  die  Rektaszensionsdifferenzen  einfach  abgeleitet. 

Ein  Wort  kalikarii  als  astronomischer  terminus  technicus  ist  längst  bekannt.  Die  babylonischen  Astronomen 
sprechen  von  dem  kakkaru  (=  Bezirk,  Gebiet)  eines  Sternbildes  (vgl.  z.  B.  III  R  51,  9,  Z.  18),  im  besonderen  be- 
deutet kakkant  aber  .TierkreisbUd-' *  (vgl.  z.  B.  ThR  221,  2,  Kuglek,  SSB  I,  Tafel  XXIV  usw.),  daher  kakkar 
msirti  „Tierkreisbild  der  Geheimoffenbarnng"  (eines  Planeten)  =  iifaiua  (s.  OLZ  1913,  Sp.  208 ff).  Ferner  wird 
die  Ekliptik  als  kakkar  '' Samsi  bezeichnet  (vgl.  schon  Kuglkr,  SSB  I,  S.  142,  259).  Auf  Grund  der  Angabe  des 
Sextus  Empiricus  könnte  man  daher  versucht  sein,  auch  hier  kakkaru  als  Ekliptik  zu  fassen.  Das  ist  aber  ganz  aus- 
geschlossen, da  erstens  kein  Zweifel  bestehen  kann,  daß  wir  Rektaszensionsdifferenzen  vor  uns  haben,  und  zweitens  Ugafyi^fj 
fehlt.     Auf  Grund  von  Spalte  1   läßt  sich  aber  die  Gleichung  kakkaru  =  Äquator   mit  völliger  Sicherheit  postulieren. 

In  der  dritten  .Spalte  sind  endlich  die  Entfernungen  „am  Himmel"  angeg-eben. 
Die  babylonische  Spekulation  versucht  hier,  die  wahren  Entfernungen  der  Fixsterne 
(aber  auch  auf  den  Äquator  bezogen!)  festzustellen.  Dabei  umfaßt  der  Vollkreis  von 
360"  nicht  wenig-er  als  648000  beru,  also  i"  1800  bh-u.  Wie  ist  diese  Zahl  zustande  ge- 
kommen? Nach  KUGLER  (a.  a.  O.,  S.  78)  besteht  sie  aus  einem  reellen  Faktor  (648) 
und  einem  ideellen  Faktor  (1000).  Der  reelle  Faktor  gebe  an,  wie  oft  der  mittlere 
scheinbare  Monddurchmesser  von  33^'  in  einem  Vollkreise  von  360"  enthalten  sei.  Diese 
Erklärung  scheitert  schon  daran,  daß  die  Babylonier  der  älteren  Zeit  den  mittleren 
scheinbaren  Monddurchmesser  nicht  =  33^',  sondern  =  30'  setzten  (s.  meine  Beitrüge, 
S.  97  ff.).  Meines  Erachtens  spielt  auch  hier  die  Präzessionszahl  72  wieder  ihre  Rolle; 
denn  1800  ist  =  72-25.  Worauf  der  Faktor  25  zurückgeht,  ist  mir  allerdings  noch 
unklar.  Bemerkenswert  ist-  auch,  daß  die  Zahl  648000  als  ^'^  der  platonischen  Zahl 
12960000  bereits  in  den  altbabylonischen  Zahlentexten  aus  Nippur  auftritt*. 

Ehe  ich  jetzt  zur  Prüfung  der  einzelnen  Angaben  unseres  Textes  übergehe, 
bleibt  noch  eine  Frage  zu  erledigen:  für  welche  Zeit  ist  diese  Nachprüfung  anzustellen :■- 
Da  es  sich  um  Rektaszensionsdifferenzen  handelt,  ergeben  sich  nämlich  für  die  ver- 
schiedenen Jahrhunderte  recht  verschiedene  Werte.  Der  Text  AO  6478  stammt  aus 
der  Seleukidenzeit  (etwa  — 200)  und  das  Duplikat  K  9794  aus  der  Bibliothek  Asurbanipals 
(um  —650).  AVie  aber  bereits  Thureau-Daxgix  (a.  a.  O.,  p.  22s)  mit  Recht  betont, 
dürfte  die  Originalabfassung  in  eine  weit  ältere  Zeit  zu  setzen  sein.     Da  ich  mich  aber 


')  KuGLER  übersetzt  ina  kakkari  „auf  Erden".  Diese  Übersetzung  ist  sehr  naiv!  Wo  sollen  denn  die 
babylonischen  Astionomen  sonst  gemessen  haben  als  auf  der  Erde?:  Vgl.  dagegen  die  vollkommen  richtige  Auf- 
lassung von  Thure.w-Daxgix,  a.  a.  O.,  p.  221,  die  nur  in  einer  Kleinigkeit  zu  präzisieren  ist  (Äquator  statt  parallele). 
)    I   US  =  i"  =  4ni,  ^e   längst   bekannt.  ')  So  doch    wohl   gegen  OLZ   191 3,   Sp    208,   Anm.  3. 

*)  Vgl.   Hii.PRECHT,  BEUP  XX,  p.    uff.,  Roeck.  ZA  XXIV.  S.  3l8ff.  usw. 


io"| 


136  Kap.  II:   Die  Ouellea. 

für  ein  bestimmtes  Jahr  entscheiden  mußte,  habe  ich  das  runde  Jahr  — 2500  gewählt : 
sehr  viel  älter  dürfte  die  Tafel  nicht  sein,  vielmehr  wäre  als  zeitlicher  Grenzpunkt  wohl 
die  Reg-ierung  Sargons  I.  (um   — 2850)  anzunehmen. 

Was  die  Genauigkeit  der  Messungen  betrifft,  so  können  schon  aus  dem  Grunde 
unsere  Erwartungen  nicht  zu  hoch  gespannt  sein,  dalJ  fast  alle  Gradzahlen  durch  5  teil- 
bar sind.  Dieses  Abrunden  hat  es  auch  verschuldet,  daß  am  Schlüsse  als  Summe  der 
Distanzen  sich  364*  ergibt,  obwohl  von  einem  bestimmten  Sterne  bis  zu  demselben 
zurückgemessen  wird.  Endlich  ist  auch  das  immer  wiederholte  Abschreiben  des  Textes 
im  Laufe  der  Jahrhunderte  an  dem  Texte  nicht  spurlos  vorübergegangen.  Außer  einer 
recht  auffäüigen  Unstimmigkeit  ist  auch  eine  ganze  Partie  des  Textes  durcheinander 
geraten  (darüber  unten   mehr). 

Ich  stelle  nun  zunächst  noch  einmal  übersichtlich  die  Sternnamen  zusammen  mit 
Angabe  der  Distanzen: 

I.  '•"«'"' <S6'i)t'.Y  14.  hakUhu  nibü  sa  [SÜ-G1\ 

9    {     ,  '«"^'^"^SUDUN  imn-i  arhiti"  '°o/t5-  ""'"""' na-m-ra-pi 

'-{    3 .  i:auuai,  ^;^4,y <■•  ' ^ }  1 6.  *""■'"'  GAM 

'l^\    4-  Icakkahu  m  MAS"-"  '^oji/-  '■'""""' J^IT  GAM 

^jj    5.  kaUalm  sa   Ui-ka-a-li  ^°U8.  ''">""•'>  MAS- TAB- BA 

i°{    0  kakkah j[)f/^  ,0/19-  5"  zwischen  den  '■"'■•'■•''M/.IN- 7.1  ß-/i.l 

l°„]    7-  """""' Beat  balah  T»!^^-  '""""''' -^--LUL 

'°„l    8.  k-itmam  sa  ''■'>''"''' UT-KA-G AB- A      '°A^i.  II  kakkabimif^ sakakkad  >'<'>■■'''•'■  C/.'-GL'-LA 

kakkabu  nibu  sa  irti-m  oj^--  1'"kJiabu  IV  sa  irti  su 

^°pjio.  '"''''"''' Hn-m  "°pJ23.  kakkabu  H  sa  s^-^  zibbati-iu 

"°„|ii.  '^«'''"'^  a-si-du  ^°o/24-  '"""""' l>  IL  sa  zibbati-gu 

'°ii2.  IV  m  "'"""''' Lu-Um  l^-ol^i-  '"""'''' Em 

'^„[13.  kakkabäni  um-mu-lu-ti  "ao/'^.  ""'''"''>  SU  DUN  imevi 

'^    I14.  kakkabu  nibü  sa  [SÜ-GI  \  M    ,.  lakkah SUDUX 

Die  Nachrechnung  beginnt  nun  am  zweckmäßigsten  bei  einem  bekannten  Sterne, 
über  dessen  Identifizierung  kein  Zweifel  mehr  besteht.    Ich  fange  also  mit  Stern  Nr.  ig  an. 

19.  Es  heißt  hier,  daß  die  '='•>'''">>  MAS-T.iB-BA  =  a  +  ß  Gemin.  5»  voneinander 
entfernt  seien.  Für  — 2500:  a  Gemin.  «  =  42^5o,  ß  Gemin.  «  =  47''.3i-  Die  Distanz  be- 
trägt 4'',8i.     Es  stimmt  also. 

20.  Der  "'•"'=<''>  AL-LUL  soll  von  ß  Gemin.  20"  entfernt  sein.  '^'"^^'"^  AL-LVL  be- 
zeichnet, wie  längst  bekannt  ist  (vgl.  ThOiMPSOX,  Reports  II,  p.  XXXV  f.  und  s.  unten 
Kap.  III),  das  Tierkreisbild  des  Krebses.  Bei  47'*,3i  +  20'  =  67"',3i  lag-  aber  um  — 2500 
kein  hellerer  Stern  des  Krebses;  in  seiner  Nähe  lagen  a,  y,  ö,  i  Cancri.  Ich  glaube 
nun,  daß  mit  '"''''"''' AL-LUL  hier  kein  besonderer  Stern  des  Krebses  gemeint  ist,  sondern 
daß  nur  gesagt  werden  soll,  daß  der  Meridian  67",3i  das  Sternbild  des  Krebses  in  der 
Nähe  seiner  helleren  Sterne  schneidet. 

21.  Wieder  20*  weiter  sollen  ,,2  Sterne  von  dem  Kopfe  des  Löwen"  liegen. 
Hier  ergibt  sich  die  erste  Unstimmigkeit;  denn  der  Meridian  87*,3i  schneidet  wohl 
a  Leonis  (Regulus),  aber  dieser  Stern  gehört  nicht  zum  Kopfe,  sondern  zur  Brust  des 
Löwen.  Die  Sterne  der  „Brust  des  Löwen"  sollen  aber  erst  10"  weiter  liegen  (s.  Nr.  22). 
Auch  KutJLER  (a.  a.  O.,  S.  80)  ist  dies  aufgefallen  und  er  hat  ganz  richtig  bemerkt, 
daß  der  babylonische  Astronom  nicht  von  67'',3i  weitergerechnet  hat,  sondern  von  einem 
Sterne    des  Krebses,    der    vorher    lag.     Wenn    er    dies   tat,  so  dürfte  er  doch   wohl   den 


Der  Text  AO  647S  und  seia   Duplikat  K  9794.  I^- 

Hauptsterii  des  Krebses  g-ewählt  haben.  Wie  sich  nun  in  Kap.  III  mit  Siclierheit  er- 
geben wird,  rechneten  die  Babylonier  den  Canis  minor,  also  vor  allem  den  hellen  Prokyon, 
zum  Tierkreisbilde  des  Krebses.  Und  in  der  Tat  stimmt  alles,  wenn  man  von  Prokyon 
an  weiterrechnet':  — 2500  «  Canis  min.  «  =  55",56;  20"  weiter,  also  bei  ys^.sö  sollen  die 
,.2  Sterne  vom  Kopfe  des  Löwen"  lieg-en.  Wahrscheinlich  sind  das  e  und  /(  Leonis 
(so  auch  Kugler),  deren  Rektaszensionen  für  — 2500  betrugen:  f  Leonis  a  =  76",38  und 
/(  Leonis  a  =  77°,i3.     Die  Fehler  bleiben  innerhalb  der  erlaubten   Grenzen. 

22.  Bei  75^56  +  10"  =  Ss^sö  soll  der  „4.  Stern  der  Brust"  des  Löwen  lieg-en. 
Kugler  (a.  a.  O.,  S.  82)  identifiziert  diesen  Stern  mit  C  Leonis,  der  doch  aber  unmöglich 
zur  „Brust"  des  Löwen  gehören  kann!  Da  Regulas  kaum  als  ,,4.  Stern"  der  Brust 
bezeichnet  werden  dürfte  (er  lag-  auch  — 2500  bei  87'',65),  so  dürfte  ,t  Leonis,  ein  Stern 
4,5.  Größe  südlich  von  Regulus  in  Betracht  kommen,  dessen  Rektaszension  vollständig-  paßt. 

23.  Als  nächster  Stern  in  20"  Entfernung  wird  der  „2.  Stern  des  Schwanzes" 
des  Löwen  genannt.  Es  handelt  sich  um  ^  Leonis  (so  auch  I^Cugler):  — 2500  0  Leonis 
«  =  103,08.  Der  Fehlbetrag  von  — 2'',48  ist  zwar  etwas  groL),  aber  nicht  zu  groß.  Auch 
kann  gar  kein  anderer  Stern  in  Betracht  kommen. 

24.  Bei  ]i5",56  soll  endlich  der  '"''■'■"'' 7>//,  des  „Schwanzes"  liegen.  J>I/,  be- 
deutet wohl,  wie  auch  KuGLER  richtig-  annimmt,  „alleinstehend".  Es  handelt  sich  um 
/>  Leonis  (so  auch  KUGLER),  der  — 2500  bei   ii3°,69  stand.     Der  Fehler  beträgt  — ■  i",87. 

25.  Als  nächster  Stern  ist  der  ''«i'i^"'' Em  g-enannt.  Über  dessen  Lag-e  orientiert 
die  Sternliste  Br.  M.  86378,  Kol.  I,  10—11,  ergänzt  nach  zwei  unveröffentlichten  Duplikaten-: 

IG.    —  kakkabuni'''^  um-mu-lu-tum  Sa  ina  zilihaf  '■"'''•'''  l' li-(i i'-]^.\  :  ^ 

II.  m-mi-nu^  ''Em'^  ''Sar-jxi-ni-tiüti 

Der  '•"'■'■■"'' /^).,(  umfaßt  also  die  „lichtschwachen  Sterne"  am  Schwänze  des  Löwen. 
Es  handelt  sich  dabei  vornehmlich  um  die  Sterne  ß,  i],  v,  i',  0,  ;r  Virg-inis.  Der  hier  in 
Betracht  kommende  Stern  soll  bei  i25'',56  .stehen.  Es  ist  wahrscheinlich  i,  Virginis  ge- 
meint, dessen  Rektaszension  — 2500:    i25",35   betrug.    ' 

26.  Wieder  25"  weiter,  also  bei  i5o'',35,  soll  der  ''"'-''"'''  SL'DL'X  iinni  stehen.  Er 
bildet  mit  den  Sternen  i  und  2  eine  Gruppe.  Da  nun  der  als  Nr.  i  genannte  '"'''-"'' SC f^L'X 
=  Arktur  ist,  so  muß  auch  unser  ''<•''■'■" 'j  SUJji'X  iinm  im  Bootes  liegen.  Es  handelt  sich 
um   die  Sterngruppe  ?;,  t,  v  Bootis,  die  — 2500  bei   150"  lag  (so  auch   Kugler). 

1.  Bei  i58'',35  soll  nun  der  '■"'•'•"'' <§f'Z>f.A"  lieg-en.  Es  kann  gar  kein  anderer 
Stern  in  Betracht  kommen  als  Arktur  (so  auch  Kugler),  der  — 2500  bei  i5q",65  stand. 
Die  Richtigkeit  dieser  Identifizierung  wird  anscheinend  bestätigt  durch  K  1 1  306,  Z.  3 
(s.  oben  S.  106),  wo  doch  wohl  '"''=''"'' SL-P.l  =  Arktur  als  '""''''«'' Äf'ZTA  indti  bezeichnet  wird. 

2.  Ich  rechne  nun  von  Arktur  aus  weiter.  Als  nächster  Stern  ist  der  ''"'=''"''  SU JJC'X 
imi'ri  ark'iti''  genannt;  er  soll  also  bei  i68°,65  stehen.  Es  handelt  sich  um  die  Sterngruppe 
C,  0,  ?(•  Bootis,  wie  auch  KuGLER  annimmt. 

3.  Bei  iSo^ös  soll  dann  weiter  der  '"•'''■<''' G^iM''  stehen.  Es  ist  damit  wahrschein- 
lich a  Serpentis  gemeint:  —2500  «  Serpentis  k  =  181^71.  Der  Fehler  beträgt  also 
—  i^oö.  Ob  GAM^'  liippati''  („Teil  der  Vog-elschling-e"  Delitzsch,  HW  347")  zu  lesen 
ist,  wie  Thureau-Dangin  (a.  a.  O.,  p.  23)  vorschlägt,  erscheint  mir  zum  mindesten 
sehr  fraglich. 


')  Die  Deklination  von  Prokyon  betrug  allerdings   —2500  nur  +  -l".54.  <•"'  stand  also  im   Anuwege;  .aber 
das  dürfte  gewiß  kein  Hindernis   gewesen   sein,    von  ihm  an   -weiterzurechnen.  ^)   Dan.acb  ist  oben  S.   35  zu 

verbessern.  »)  Variante  in  einem   Duplikat  kahkahu.  *)  Statt  :  stein   in  dem   einen  Duplikat  izzaziii'K 

in  dem  anderen  izzazu"'.  ^)  In  dem  einen  Duplik.at  mit  Glosse  si-si-nn.  ''■)  In  dem  gleichen  Duplikat 

mit  Glosse  e-l-u-  ')  Nicht  zu   verwechseln  mit  kippäti  „Enden". 

Wciduer,  Babylonische  Aätrouomie.  I  ■'■' 


138  Kap-  II:    iJie  Quellen. 

4.  Als  nächster  Stern  ist  ein  „Stern  aus  den  ^/JS«""  g-enannt.  Der  ^«^kab ]^.fj\ga-iii 
umfaßt  walirscheinlich  die  umfangreiche  Grup]3e  kleiner  Sterne  im  oberen  Ende  des 
Serpens  und  im  westlichsten  Teile  des  Herkules.  Hier  dürfte  speziell  ;t  Serpentis  oder 
)',  -/  Herculis  in  Betracht  kommen. 

5.  Wieder  5"  weiter  soll  ein  „Stern  in  den  Hündinnen-'-  stehen,  also  bei  soo^ös. 
Es  dürfte  sich  sicher  um  ji  Herculis  handeln,  der  — 2500  bei  igg'.Ss  stand.  Hier  ist 
wahrscheinlich  wieder  ein  Sprung-  zu  konstatieren,  wie  oben  bei  '•"'•'•"''  AL-LUL.  Der 
unter  Nr.  7  gfenannte  ''"'''"''' JBclit  baläti  muß  mit  Rücksicht  auf  die  dann  folgenden  Sterne 
die  Wega  sein.  Wenn  man  nun  aber  von  Stern  5  weiterrechnet,  müßte  Stern  7  bei 
22o'',65  stehen;  Wega  stand  aber  — 2500  bei  24i'',97.  Es  muß  also  eine  Lücke  von 
ca.  20"  angenommen  werden;  zu  einem  ähnlichen  Resultate  ist  KUGLER  (a.  a.  O.,  S.  81) 
gekommen.  Der  Grund,  weshalb  der  babylonische  Astronom  hier  einen  Sprung  ge- 
macht hat,  ist  nicht  schwer  zu  finden:  hätte  er  wie  vorher  weitergemessen,  so  hätte 
sich  bei  den  sonstigen  Ungenauigkeiten  des  Textes  als  Schlußresultat  nicht  364",  was 
ja  auch  schon  nicht  ganz  richtig  ist,  sondern  sogar  etwa  384"  ergeben.  Wollte  er  das 
vermeiden,  so  mußte  er  irgendwo  eine  Lücke  lassen.  Der  Überschuß  von  etwa  20"  er- 
gibt sich  einfach  daraus,  daß  sich  einige  Distanzen  teilweise  übereinanderlegen,  der  Text 
aber  so  abgefaßt  ist,  als  ob  alle  Distanzen  hintereinanderlägen,  und  ferner  daraus,  daß 
alle  Werte  abgerundet  sind.  Der  Astronom  dürfte  nun  so  vorgegangen  sein,  daß  er 
einfach  von- einem  anderen  „Sterne  in  den  Hündinnen"  weiterrechnete,  der  von  ^i  1-lerculis 
ca.  20"  entfernt  lag.     Es  dürfte  dafür  etwa  //  Herculis  in  Betracht  kommen. 

6.  Der  nächste  Stern  ist  der  '"'•''''  DIL,  also  wieder  ein  „alleinstehender"  Stern, 
der  also  etwa  bei  230"  zu  suchen  wäre.  Das  dürfte  .'/  Herculis  sein,  ein  Stern  4.  Größe, 
der  tatsächlich  ziemlich  isoliert  steht. 

7.  Wieder  10"  weiter  soll  der  ''"'■'•"''  lirUl  hahih  (der  Stern  der  Herrin  des  Lebens, 
s.  dazu  Ivap.  III)  stehen.  Es  kann  nur  Wega  in  Betracht  koiniuen,  die  —2500  bei 
241  ",97  stand. 

8.  Der  nächste  Stern  ist  der  kumani  .ia  '•"'•'•"'' /"/-A.  10'.  !/>'-.  1 ;  er  soll  20"  W(>iter, 
also  etwa  bei   262'',97  stehen.     Diese  Angabe  paßt  nur  auf  1^   Cygni. 

9.  Wieder  10"  weiter,  also  etwa  bei  272",q7  soll  der  kahkahu  )iihü  ki  irti-iii  stehen; 
wie  schon  die  Bezeichnung  nl/id  „Verkünder"  anzeigt,  kann  es  sich  nur  um  einen  recht 
hellen  Stern  handeln.  In  der  Tat  kann  nur  «  ^'gni  in  Betracht  koninien,  der  — 2500 
bei  272*',44  stand. 

IG.  Zum  ''"'''■"'•  L'T-l\.\-(l.\/>'-A  gehören  außer  dem  Cygnus  noch  Cepheus, 
Lacerta  und  der  westliche  ICil  der  Andromeda.  Der  khim'^  des  '"''•'■"'■ /' 7- A'.  1-6'. l/i-.l 
.soll  bei  292",44  liegen.  In  Betracht  kommt  dafür  die  Sterngruppe  2,  4,  5,  7  Lacertae. 
Ein  einzelner  Stern  ist  sicher  nicht  gemeint;  es  soll  nur  der  Meridian  g-enannt  werden, 
der  durch  den  Imsu  geht. 

11.  Das  gleiche  gilt  vom  amiu*  des  '"'''•"'' rV-A.  l-r;.l/)'-.l.  Der  Meridian,  der 
ihn  schneidet,  soll  wieder  20"  weiter  liegen.  Bei  3i2",44  liegt  wieder  kein  einzelner 
Stern.  In  Betracht  kommt  die  Sterngruppe  /,  /.,  Ä,  (//,  22  Andromedae.  Am  nächsten 
dem   Meridiane  liegt  der  kleine  Stern   22  Andromedae. 


')   Vielleicht  aliatia-'i  „die  UnglücUbeileutcncIen''  zu  lesen.     THUKEAf-DANGiNS  Vorschlag  (a.  a.  U..  p.  223) 
ist  kaum  richtig.  '■')    Urkäti,  pl.  von  urkitu  „Hündin".     J'rknti  kann  selbstverständlich  nicht  Singul.  sein,  wie 

KuGLER  (a.  a.  O.,  S.  85)  annimmt!  Vgl.  dazu  folgende  Stelle  in  einem  unveiöflenllichten  Texte:  — '■"k>-«^  UIl-KU 
kal-hu  Sa  ina  eli  ui-ki-ti-su  is-ric  „''<''='"•''  l'R-KU,  der  Hund,  der  über  seiner  Hündin  angeheftet  isf  (zu  is-rtl 
cf.  figere,   Fixstern!!).  *)  Nach    Hoi.M.'V,    Kiirpertcile.    S.   136 f.  =   „Schienbein,    Unterschenkel    o.  ä.-'. 

*)  Nach    HdlMA.   .1.  a.  I).,   S.   150  ein    ..Teil  des  Beines". 


Der  Text  AO  647S   und  sein  Duplikat  K  9794.  I-g 

Die  Sterne  12  — 17  stehen  nicht  mehr  in  der  richtig-en  Reihenfolge.  Wie  bereits 
oben  bemerkt,  dürfte  durch  das  immer  wiederholte  Abschreiben  die  Verwirrung^  ent- 
standen sein.  Wie  sich  aus  anderen  Texten  streng  beweisen  läßt,  ist  *<''••'"»''  G^iJI  =  Algol 
(ß  Persei),  *''^*'''' ZW«m  =  Capella  und  ''''^'"''' SÜ-GI  =  Auriga.  Danach  läßt  sich  der  Text 
mit  einiger  Sicherheit  folgendermaßen  restaurieren: 


^5"{ 


[2.  '•"'^'^"^  7ia-a.^-ra-pi  0  f  ^5-  kakkabihii  um-mu-lu-ti 

[3.  >""='^"'' TUT  G.UI'  ^°n}i6-  IV  a  "'"^'""'Lu-lim 

14.  "'""^"''G.-LM^  !°o|i7-  kakkabu  nibü  Sa  SÜ-GI 

[5.  JcakkabCmi  um-mu-lu-ti  ^°   i  18.  '"'<''^"' MAS-TAB-BA 


12.  Das  Gestirn  Nr.  11  sollte  bei  3i2'',44  liegten.  Da  kein  einzelner  Stern  in 
Betracht  kam,  ließ  sich  die  Größe  eines  etwaigen  Fehlers  nicht  feststellen.  Der  Ein- 
fachheit halber  können  wir  also  ruhig  von  310"  weiterrechnen.  Die  Gestirne  11  und  12 
sollen  etwa  lo"  voneinander  entfernt  sein.  Der  '^'''''"''' na-as-ra-pi  soll  also  etwa  bei  320° 
liegen.  Dann  kann  kaum  ein  anderer  Stern  als  a  Cassiopejae  in  Betracht  kommen,  der 
—  2500  bei  3i8'',88  stand.  Der  Fehler  beträgt  +  i*',i2,  bleibt  also  innerhalb  der  erlaubten 
Grenzen.  Auch  der  Name  '^"'"'"'^  nmrapu  spricht  für  diese  Identifizierung;  nasrapu  leitet 
sich  her  vom  Stamme  s^Ti.  Zum  gleichen  Stamme  gehört  das  Verbum  mrdpu,  das  sich 
auch  in  den  astrologischen  Inschriften  findet  und  wahrscheinlich  „färben,  gefärbt  sein" 
bedeutet  (vgl.  DELITZSCH,  HW  574).  Es  findet  sich  z.  B.  ThR  iSi,  i  :  —  Samas  ippu/j- 
ma  $dmu  m-rip  ,.Geht  die  Sonne  auf  und  ist  sie  rot  gefärbt",  VACh,  Istai-  VII,  23:  ka- 
lu-ki-ma  sämtu  m-rip  „(Venus)  war  vollständig  rot  gefärbt"  usw.  Unter  einem  „Sterne 
der  Färbung"  könnte  man  aber  einen  solchen  verstehen,  der  eine  verschiedene  Licht- 
färbung, d.  h.  Lichtstärke  annimmt,  also  einen  veränderlichen  Stern.  Und  das  ist 
«  Cassiopejae  in  der  Tat. 

13.  Der  nächste  Stern  soll  bei  3i8",S8  -|-  15"  =  333",88  liegen.  Das  kann  kaum 
ein  anderer  Stern  als  ;'  Andromedae  sein,  der  — 2500  bei  33 2^,70  stand.  Der  Eehler 
beläuft  sich  auf  —  i°,iS. 

14.  Wieder  15"  weiter,  also  bei  347",7o  soll  der  '■"'■''«'' 7,77  GAM  stehen.  Das 
ist  wohl  sicher  Algol  (j  Persei) :  —2500  i  Persei  u  =  345'',43.  Der  Fehler  beträg-t  zwar 
2'',27,  überschreitet  aber  nicht  die  erlaubten  Grenzen.  GAM  ist  nach  der  Liste  Br.  M.  86  378, 
Kol.  I,  3  (s.  oben  S.  35)  gamlu^  zu  lesen.  Die  Bedeutung  von  gambi  ist  meines  Erachtens 
sicher  „Bumerang",  mit  WiNCKLER,  OLZ  1901,  Sp.  70  und  Peiser,  MVAG  iqoo,  2,  S.  14, 
trotz  Thureau-Dangins  (a.  a.  O.,  p.  225)  Widerspruch.  Gamlu  wird  V  R  46,  3  als  „Waffe 
Marduks"  erklärt;  nun  kann  aber  die  Waffe,  die  Marduk  in  der  bekannten  Darstellung 
aus  Babylon  (s.  Jeremias,  HAOG,  S.  273)  in  der  Hand  hält,  kaum  etwas  anderes  als 
ein  Bumerang  sein.  Daß  der  yamlu  eine  gebogene  Waffe  ist,  folgt  aus  einer  von 
Thureau-Daxgix  mitgeteilten  Stelle  in  einem  unveröffentlichten  Texte,  war  auch  schon 
aus  VACh,  Adad  VI,  6  zu  schließen,  wo  der  Regenbogen  mit  einem  gamlu*  verglichen  wird. 
Die  Annahme,  daß  die  Biibylonier  den  Bumerang  nicht  gekannt  hätten  (so  Thureau- 
Daxgix,  a.  a.  O.,  p.  225,  n.  2),  wird  schon  durch  die  Geierstele  widerlegt,  auf  der  dar- 
gestellt ist,  wie  der  zum  Kampfe  ausfahrende  König  Eannatum  in  der  rechten  Hand  das 
Wurfholz  führt  ^.     Der  Perseus  hieß  bei  den  Babyloniern  '"''''"''>  Marduk  (s.  Kap.  lU);  dann 


')  Oder  iaklai'trJ.M.  ')  Oder  kakkab];iJT  GAM.  ')  In  dieser  Bedeutung   ist  die  sumerische 

Aussprache  des  Zeichens  übrigens   nicht  GAM,    sondern  ZUB   (s.   Brüxnow    1235).  ')  Gegen  ViRoiii-AfD 

ist  dort  natürlich  kinia  gam-lim  zu  lesen.  '")  S.  Heuzev  und  Thureal-Danc.in,   Ecstilution  matäklle  de 

la  Stele  des  Vautours,  pl.  II. 

iS* 


XAO  Kap.  II:    Die  Quellen. 

dürfte  Algol  sinngemäß  der  *'"^*'"''  HIT  GAM  „der  Handg-riff  des  Bunierangs"  (s.  Thurkau- 
Dangix,  II.  a.  O.,  p.  225)  sein  und  7  Andromedae  der  '"''•''"''' G^LM,  d.  b.  das  obere  Ende 
des  Bumerangs. 

15.  Bei  345",43  +  i5''  =  o",43  sollen  die  kaH-ab<hii  ummuhUi  ia  ''"''''"'' L»-Uin  stehen. 
Dafür  dürfte  die  Gruppe  kleiner  Sterne  am  östlichen  Ende  des  Perseus  (bei  /., ,«  Persei) 
in    I'.t;tracht  kommen,  die  — 2500  tatsächlich  in  der  Nähe  dieses  Meridianes  lagen. 

16.  Als  nächstes  Gestirn  sind  die  IV  Sa '^"^^'"'^  Lu-lim  g-enannt,  die  etwa  bei  io°,43 
stehen  sollen.  Es  handelt  sich  um  «,  e,  /;,  ^'  Aurig-ae;  u  Aurigae  (Capeila),  der  Haupt- 
stern, stand  — 2500  bei  8",! 7.  Der  Fehler  beträgt  also  immerhin  — 2'',26,  ist  aber  nicht 
zu  groß. 

17.  Der  nächste  Stern  ist  der  kakkahii  nihil  Sa  [SC-Gl].  Er  soll  etwa  bei  18",  17 
stehen.  Es  kann  sich  nur  um  ß  Aurigae  handeln:  —2500  ß  Aurigae  u  =  iö^.qö.  Der 
Fehler  beläuft  sich  auf  — i",2i. 

18.  Wir  kehren  zu  den  Zwillingen  zurück.  Die  Entfernung  lakLabu  nilni  Sa  \SL'- 
GI\  bis  ''''''^"''  MÄS-TÄß-UA  soll  etwa  30"  betragen.  Es  ist  nicht  gesagt,  ob  bis  a  oder 
,i'  Gem.  gemessen  ist.     Die  Distanz  ß  Aurigae  bis  ß  Gem.  beträgt  in  der  Tat  3o",35. 

Damit  wäre  die  Erklärung  von  AO  6478  beendigt.  In  der  Hauptsache  dürfte 
damit  das  Rätsel  des  schwierigen  Textes  gelöst  sein,  und  der  Zukunft  bleibt  es  nur  noch 
vorbehalten,  Einzelheiten  von  untergeordneter  Bedeutung-  zu  präzisieren. 

Was  die  Genauigkeit  des  Textes  anlangt,  so  verweise  ich  auf  das  oben  S.  131 
(iesagte,  wo  ich  dargelegt  habe,  daf^  weder  die  Sterntafeln  des  Ptolemäus  noch  die 
Alphonsischen  Tafeln  aus  dem  Mittelalter  eine  größere  Genauigkeit  aufweisen.  Die 
Schlüsse  I-CuGLERS,  die  er  aus  dem  Texte  auf  die  Höhe  der  altbabylonischen  Astronomie 
ziehen  wollte,  kennzeichnen  sich  damit  selbst.  Im  übrigen  brauche  ich  zur  Erklärung" 
des  Textes  wohl  nichts  weiter  hinzuzufügen. 

Mit  diesem  Texte  schließe  ich  das  zweite  Kapitel.  Ich  habe  mich  darin  beuiüht 
das  Quellenmaterial  zur  Rekonstruktion  des  babylonischen  Fixsternhinnnels  so  vollständig 
und  so  übersichtlich  wie  möglich  zusammenzustellen  und  werde  nun  im  dritten  Kapitel 
versuchen,  die  babylonischen  Sternbilder  und  Sterne  auf  Grund  desselben  am  Himmel 
zu  identifizieren. 


Nachträge  und  Verbesserungen  zu  Kapitel  I   und  2 

S.  I,   Z.  19   V.  o.:    Vgl.  dazu   S.  I2Sfl". 

S.  I,  Z.  24   V.  o.  und  5.  2,  /,.  6  v.  o.  lies:    Ekliptikalsystem. 
S.  2,  Z.  7  V.  o.  lies:    der  erste  astronomische  Beobachtungstext. 
S.  2,  Anm.  9  füge  hinzu:    vgl.  auch  KAO  IV,  S.  54 ff. 
S.  4,  Z.  3  V.  o.  streiche:    -J-   Prokyon;    füge  hinzu:  vgl.  KAO  IV,  S.  5+11. 
S.  4,  Z.  4  v.o.  lies:    OLZ   1913,  Sp.  I50f.  —  S.  5  zu  Anm.  I:  vgl.  jetzt  auch   KAO  IV. 
S.  6,  Z.  2   und  4   v.u.:    DaB   K   13677    tatsächlich    zu  K  250   und    K  7046   zu  K  .1195    gchdrt,    h,at   mir 
nach  vorhergehender  Nachprüfung  an  den  Originalen  freundlichst  bestätigt. 

S.  7:    Zu  K  250,  I,  Z.  2 f.  liegt    eine   ergänzende    Parallelstelle   in   VAT   9427,  Rs.  28 f.  vor.     Sie  lautet: 

28.  —  ii  NTX-GULTI  arm  nias-si-e  "  DIL-BAT  ana  e-Sir  bu-Hm 

29.  "  XlN-GUL-ri  "  DILBAT  BAR  hu-lum  SI-SÄ  h„-l[iim]. 

29    sei    hier   nur   bemerkt,  daß   danach    BAU  =  SI-SA  ist,    also    est';»    zu  lesen  ist  (s.   iMkiss.ner,  SAI  987). 


Nachträge  und  Verbesserungen. 

S.  9.  zu  Kül.  U,   3:   lies  tiakkab  J-H- ah-r[at]    und  vgl.  dazu  S.  iio,   Anm,   1. 

S.  9,  ztt  Kol.  n,  9 :  lies  Uakkab  Ma-ahm-u. 

S.  10:  streiche  die  Bemerkungen  zu  Z.  7   und  vgl.  für  makrü  OLZ   1914,  Sp.  1971'. 

S.  II,   Z.  II    V.  o.:  Für  kakkah   SfäU-mu-tä  vgl.  auch    die   S.  125,  Z.  10  v.  o.  zitierte  Stel 

S.  11,   Anm.  2  lies:  in  dem  bekannten  astronomischen  Beobachtungstexte. 

S.  13,  Z.  I    v.  o.  und  -weiter  im  ganzen  Buche  lies:   kakkai  Zappu  statt  kakkah  Kuhkuhu. 

S.  13,  Z.  15   V.  0.  lies:  und  der  Hemerologie  des  Astrolabs  B,  Kol.  I,   38,45  (s.  S.  Sj). 

S.  13,  Z.  17  V.  o.  lies:  i  XIN-SUBUR  (vgl.  S.  93.  Anm.  8). 

S.  13,  Z.  23   V.  o.  lies:   Wie  ich  nun  in  KAO  IV,  S.  43 fi".  nachgewiesen  habe,  .  .   . 

S.  13,  Z.  25   V.  o.  lies:   nördlichen  der  beiden  Fische. 

S.  15,  Z.  25   V.  o.  streiche  von  'zweifellos'   bis  'und'. 

S.  15,  Z,  10  v.  u.  lies:  Auszug  aus  einem  Beobachlungstexte. 

S    19:  Zu   K   2067,    I — 3  liegt  ein  wertvoller  ergänzender  Paralleltext  in   VAX  94iiS,    1 

22.  HIB  iiNIX-IB  ''  ZA-MA-MÄ 

23.  iiKa-hi-um  "XE-IBI-GAL 

24.  it  SA-EU D  >iPA-BILSAG 


25.  /~  •^XIX-IBp' 

Danach  ist  am  Anfange  von  Zeile  1  ''  IB  zu  ergänzen,  am  Ende  gegen  die  Spuren  in  CT  XXVI.  pl.  43 
wohl  '■'  AK  C)  =  "  Xahn  zu  lesen.  Am  Anfang  von  Z.  2  ist  i'  XE-IRI-GAL  zu  ergänzen,  am  Ende  fehlt  nichts. 
Die  Zeile  3  dürfte,  wie  hier  die  ZeUe  25,  mit:  T  >l  XIX-IB  Pl  begonnen  haben;  die  Ergänzung  sa  dahinter  ist 
wohl  sicher  falsch.  Die  Lesung  iimamaruni  V'-"'  därlte  möglicherweise  zu  Recht  bestehen,  der  Zusammenhang  ist 
aber  jedenfaUs  nicht  klar.  Der  Schluß  der  Zeile  ist  wohl  zu  fassen:  „Im  Westen  (oder  beim  Untergange,  ina  crcbi) 
(tritt  für  '■'  NIX-IB  der  Name)  >i  MAS  (ein)."  "  MAS  ist  bekanntlich  die  Bezeichnung  für  den  im  Westen  oder 
am   Abend  sich  offenbarenden  Ninib  (s.  oben  S.  42). 

S.  22  zu  Abschnitt  d:  Daß  die  beiden  Texte  wirklich  zusammeugeb.ireu,  hat  mir  King  durch  Nacl - 
prüfang  im   British   Museum  freundlichst  bestätigt. 

S.  22,  Z.  6  v.  n.  lies:   s«'-*«!'  Ma-ak-ru-u. 

S.  23,   Anm.  2  lies:    S   OLZ   1913,  Sp.  208 ff. 

S.  24,  Z.  iS  v.  u.  lies:    ''Ma-ak-ru-u. 

S.  26,  Z.  4  V.  o.  lies:    den  Namen  ii  Makru  „der  Rote". 

S.  26.  Z.  5   V.  o.  streiche:   in  euphemistischem  Sinne. 

S.  26,  Z.  ö  V.  dies:   '>  Ma-(ik-ru-ü. 

S.  27,  Z.  5   V.  o.  lies;    K    11739. 

S.  2S,  Z.  13/12  V.  u.  lies;  Nach  Z.  b  ist  '•■"''''"''  MUL  im  Semitischen  '••■'■•t«''  Zappa  auszusprechen 
(vgl.  KAO  IV.  S.  19.   Anm.  2). 

S.  29,  Z.  14  v.  u.  lies:   ma-ak-ru-n. 

S.  30,  Z.  23  V.  o.  lies:    dem  nördlichen  Fische,  Z   24   v.  o.  lies;    dem  südlichen  Fische. 

S.  31,  Z.  26  v.  u.  lies:   welches  hauptsächlich   aus  Sternen  unseres  Centaurus  besteht. 

S.  32,  zum  Kommentar  zu  Z.  31:  Dali  V  R  46  und  U  R  49  mit  kakkah  0  ÜB-BA-MES  und 
kakkah  AX-KU-A-MES  Punkte  am  Himmel  gemeint  sind,  dürfte  nicht  zu  bezweifeln  sein.  Ebensowenig  kann  aber, 
was  82,  5—22,  512  und  Br.M.  86378,  I,  23  (s.S.  35)  betrifft,  ein  Zweifel  sein,  daß  es  sich  hier  um  Fixsterne 
handelt.  Nach  den  deutlichen  Angaben  von  V.AT  9428,  Rs:  loff.  gibt  es  9  kakkabihii  pl  AX-KU-A-MES  und 
3  kakkahänipl  ÄX-GÜB-BA-MES,  die  zwischen  dem  fcolfco*  UR-KU  (Herkules)  und  dem  "Mab  MAR-GID- 
DA-AX-XA  (Ursa  minor)  liegen.  Es  handelt  sich  also  um  den  zwischen  den  beiden  genannten  Sternbildern  ge- 
legenen Teil  unseres  Drachen. 

S.  33  ist  der  Abschnitt  von  „Das  bestätigt"  (Z.  10  v.  u.)  bis  ,, identisch  sein"  (Z.  1  v.  u.)  zu  streichen. 
Es  handelt  sich  an  der  zitierten  Stelle  des  Astrolabs  B  nicht  uui  den  Eapunkt,  sondern  um  das  Gestirn  Eas 
{kakkah  HA  a  E-a). 

S.  35.  Der  Anfang  des  Textes  Er.  M.  S0378  ist  mit  Hilfe  von  VAT  9.f29  und  9435  vollständig  wieder- 
herzustellen (s.  K.\0  IV,   S.  24!.).     Er  lautet  dann: 

,.  _i  kakkah  APIX  '■'  En-lil  a-lik  pa-ni"^  kakkabäni  pi  sA-ut  ''  Eii-lil 
2.  _  kakkah  UR-BAR-KA  'Jii  itiä^  Sa  kakkah  APIX 


')   Der  senkrechte  Keil  am  Anfange  der  Zeilen  fehlt  in  einem  Duplikate  durchgängig.  '')  Var. :  prhi. 

So    zu    lesen    nach    einem    Vokabulare;    GISXIXBA-APIX  =  it-tu-n  Sa   epi-m-ni    (vgl.   Bri.nnow    4658). 


[42 


XachträKe  und  Verbesserungen. 


3.  _  kakkah  SÜ-GI  '■'  En-me-g&r-ra 

4.  _  kahkah  GAM  ii'  Gam-lum^ 

5.  _  kakkab  MAS-TAB-BA-GAL-GAL  i'  LUGAL-GiEBA  h^  'i  MESLAM-TA-K-A 
0.  _  kakkab  MAS-TAB-BA-TUE-TUB  "  LÄL*  »'  "  XIX-SA{g!i)E'' 

7.  _  kakkab  ALLIJL  sü-bat  i' A-nim 

8.  _  kakkab  IIR-GU-LA  •'  La-ta-ra-ak<> 

9.  —  kakkahu  sa  ina  irat  kakkab  TJR-GU-LA  izzazii  "'  ft^kkah  ßarm 

10.  —  knkkaJmiii  (•"  lon-mu-lu-tutn  sa  ina  zibbat  '"•k'"'''  UR-GU-LA:^ 

11.  sisstf^  .,  '  '  '/•;,■«'"  ii  Sar-pa-ni-tiim 

12.  —  '  s7    /    1   'I  En-liV^  sa  si-mat  mäti  i-iim-mu 

13.  —  k,iU:<ii<"  ^;  j:i„i-sii  izzazu"'  kakkab  B.c-gcÜ-a-a'^  siikkal  •'  Xin-lil 

14.  -  kakkaiu  .sa  arki-su  izzazu-"  kakkab  BALURA  sukkal  "  SUH 
,5.  _  kakkah  MAR-GiDDA  «  Nin-lil 

Ib.  —  kakkabu  sa  Mi  z(s)a-ri-i  sa  kakkab  mAR-GID-DA  izzazu"^ 
1 7.        fcakiat  xÄ-A  "  /m  '•''  i/as-j-i  iläni  p' 
S.  30,  I,  34  ist   wahrscheinlich   ina  kallt  kakkab  Ln-Uiii    zu   lesen   (s.  Bezuld,   Zenit-  und   Aquatvrial- 
ßcstirne,  S.  45);    II,  23  lies:   gü  kakkn  Sa  ''A-MAL  (s.  Bezold,  a.  a.  O.,  S.  50). 

S.  37.  Der  Anfang  der  dritten  Kolumne  kann  nach  einem  in  französischem  Privatbesitze  befindlichen 
Texte  ergänzt  werden,  der,  als  er  noch  vollständig  war,  die  ersten  beiden  Tafeln  der  Serie  —  kakkab  APIX  ent- 
hielt und  von  mir  später  in  Bah/loniaca  veröffentlicht  werden  wird.  Die  ersten  vier  Zeilen  der  dritten  Ivolunme 
von  Br.  M.  86378  sind  nach   Vs.  II,  2—5   dieses  Textes  folgendermaßen  zu  ergänzen: 

1.  —  ina  »'■''!<  Tesrtti  iimu  XVka»  kakkab  Zi-ba-ni-tum  kakkab  LIK-BAT  kakkab  EX-TE-XA-MAS-LL'M 

2.  u  kakkab  UR-KU  ittanmani pi -ma  3  ma-na  EN-XUN  ümi""  3  ma-na  EX-XUX  niüiil 

3.  —  ina  »'"iiArahsamna  iimti  Vkan  kakkab  GIR-TAB  ittanmar 

4.  —  ina  «>■«*  Arahsamna  ümu  XVkan  kakkab  Enzu  u  kakkab  h-at-GIR-TAB  iitaninarn  P' 

S.  38,  IV,  2  lies:  itii  Sa  näsir  Same'  izzazüP^-rna  müSi  niphc  i'i  u  ribcpi. 
S.  38,  IV,  8  lies:   TOM«  niphc  Pl u  rtbe P^ . 

S.  39,  IV,  31 — 39.  Von  diesen  Zeilen  sind  auf  dem  oben  erwähnten  französischen  Exemplare  glücklicher- 
weise gerade  die  Zeilenanfänge  erhalten  (Vs.  III,   7 — 14).     Der  vervollständigte  Text  lautet  dann: 

31.  kakkabäni  p'"  Sa  ina  harräri  •'  Sin  izzazu  P^-ma  ^^Sin  e-ma  arhi 

32.  ina  pi-rik-Su-nu  iltikuP^-ma  ilappitüP^-Su-nu-ti 

33.  kakkab   Zappu  kakkab  GÜ-AN-XA    kakkab   SIB-ZI-AX-XA    kakkab   SÜ-G l 

34.  kakkab  GAMkakkab  MAS-TAB-BA-GAL-GAL  kakkab  AL-LUL  kakkab   UK-GU-LA^' 

35.  kakkab  ES-'SIN  kakkab  Zi-ba-ni-tum  kakkab   GIR-TAB  kakkab  PA-BIL-SAG 

36.  kakkab  SUgUR-MASbu  kakkab  Oula  ZibbäH  V-  kakkab  SIM-MAH 

37.  kakkab  A-nu-rii-tum  U  kakkab  amel  KU-MAL 

38.  naphar  an-mi-tu  kakkabäni  i»'"  Sa  ina  harrän  •'  Sin  izzazu P^-ma  '^  Sin  c-ma  arhi 

39.  ina  pi-rik-Su-nw  ittikuP'^-ma  ilappitu  v^ -su-nu-ü. 
Die   Fangzeile  ist  nach   Vs.  III,    15   zu  ergänzen: 

40.  —  hairän  ''  Sin  iUak  "k 

S.  40,  Z.  6  V.  o.  lies:  einen  rein  astronomischen  Beobachtungstext. 

S.  40,  Z.  II  — 13  V.  o.  streiche  den  Satz  von  „Weiter"  bis  „entscheidet".  Der  Text  CBS  11901  ist  jetzt 
veröffentlicht  in  KAO  IV,  S.  9  ff.  und  Tafel.  Daß  seine  von  mir  gegebene  Datierung  aber  falsch  war,  hat  inzwischen 
KuGi.ER,  SSB,  Ergänzungsheft,  S.  233  f[.  gezeigt. 

S.  41,  Z.  20  v.  u.  lies:    ina  tib  ^"''  Süti  .  .  . 

S.  41,  Z.  18   V.  u.  lies:    der  dort,   wo  der  Südwind  sich   erhebt,   .  .   . 


')  Fehlt  in  beiden  Duplikaten.       '^)  V^r.:  gu-am-lum.       "J  Fehlt  in  einem  Duplikat.       ••)  Var. :  ''XI.VX-1- 
LÄL  (vgl.  V  R  46,  blJ).         •■)  Var.;   H  XIX-MAH.  «)  Var.:  a  La-ta-rak.  ')  Var.:  kakkabu.  ')  Var.: 

izzazü  *'  und   izzazu"'.  ")    In   einem   Duplikat   mit   Glosse:    si-si-nii.  '")   Geschrieben   A-EDIX.     In 

einem  Duplikat  mit  Glosse:   e-ru.  ")  Var.:  >l  BAT.  '»)  Var.:  Hc-yäl-a-a-ü'.  "}  Vai.iläniPK 

'*)  Das  französische  Exemplar  hat  leider  hier  eine  etwas  andere  Zeilenabteilung.  Mit  kakkab  IJR-GU-LA  beginnt  dort 
Z.  35,  kakkab  ES-SIN  ist  daher  nach  den  Spuren  in  CT  XXXIII,  pl.  8  ergänzt  (s.  Bezold,  Zenit-  und  Äquato- 
rialgestirne., S.  36).  kakkab  SUHUR-MAS  b"  (Z.  36)  ist  dem  Sinne  nach  ergänzt,  '•n*''"''  .d-»«-)n-i«m  (Z.  37) 
bietet  wieder  das  Duplikat.  '■')   Var.  an-uu-tum  iläni  i''. 


Nachträge  und   Verbesserungeü. 


'43 


S.  41,  Z.  2  V.  u.  lies:  wird  entweder  im  Osten  oder  im  Westen  während  eines  Monats  sichtbar  und  ver- 
schwindet (dann  wieder)  während  eines  Monats.  Ebenso  iibersetzt  Bezold,  Zenit-  oder  Äquatorialgestirne,  S.  25. 
Zu  ema   „während''    s.  Mcss-Arnolt.  HWB   54.     Zum   Ganzen  vgl.  KAO  IV,   S.  14  f. 

S.  42,  Z.  14  V.  o.  lies:  Derselbe  wird  während  eines  Monats  sichtbar  und  verschwindet  (auch  wieder) 
während  eines  Monats. 

S.  42,  Z.  20—25   \-  o.  ist  zu  streichen.  —   S.  44,  Z.  1  ff.  vgl.  KAO  IV.  S.  68 f. 

S.  45.  Z.  21  V.  o.  Hes;   ein  astronomisches  Instrument,  dessen  sich  die  Babylonier  bedient  haben,  erwähnt  wird. 

S.  45,  Z.  23  V.  o.  lies:  „Die  Zikpu-Steiae.  die  im  Enlilwege  im  Meridiane  vor  der  Brust  des  Himmels- 
beobachters stehen  und  unter  denen  er  nachts  die  Auf-  und  Untergänge  der  (Einzel)sterne  beobachtet,  (sind  folgende)." 
So  richtig  Bezold,  Zenit-  und  Aquatorialijestirne,  S.  32  f. 

S.  40,  Z.  b  V.  o.  streiche  das  Wort  „dann". 

S.  40,  Z.  8ff.  V.  o.  lies:  Die  Aufzählung  beginnt  nämlich  mit  Arktur,  nennt  lauter  Gestirne  des  Xord- 
himmels  und  schlielät  mit  dem  l-akkah  He-gäl-a-a,  unseren  Canes  venatici.  Eine  ununterbrochene  Reihe  von  Ge- 
stirnen des  nördlichen  Himmels  stehen  mithin  im  Enlilwege. 

S.  48  sind  die  Z.  26—15  ^'^  "■  unbedingt  zu  streichen.  Der  Exkurs  über  die  babylonische  Armille  fällt 
dann  allerdings  aus  dem  Ganzen  heraus.  Da  aber  die  Rekonstruktion  der  Armille  doch  wohl  einigermaßen  der 
Wirklichkeit  entsprechen  dürfte,  möge  der  Abschnitt  als  Exkurs  zum  ganzen  Buche  stehen  bleiben. 

S.  49  streiche  den  dritten  Abschnitt. 

S.  50,  Z.  5  V.  o.  lies:  ,, Alles  dies  sind  Zikjn-Steme  des  Enlilweges,  die  im  Meridiane  vor  deiner  Brust 
stehen  und   unter  denen  du  nachts  die  Aul-  und  Untergänge  der  (Einzel)sterne  beobachtest." 

S.  50  ist  der  Abschnitt  von  Z.  22  bis  Z.  b  (,, Mondstation")  v.  u.  stark  zu  ändern.  Es  ist  zu  lesen:  Ab- 
schnitt X  bringt  die  in  Babylonien  lange,  aber  immer  vergeblich  gesuchten  Mondstationen.  Die  mit  Hilfe  des 
französischen  Exemplars  ergänzten  einleitenden  Worte  (Z.  31 — 32)  sind  wohl  folgendermaßen  zu  übersetzen:  „Die 
Sterne',  die  auf  der  Bahn  des  Mondes  stehen  und  in  deren  Bereich  der  Mond  während  eines  Monats  eintritt 
und  sie  überholt,  (sind  folgende)."  Der  Mond  durchschreitet  also  den  pirik  kakkahäni  P'.  Pirkii  bedeutet 
„abgeschlossenes  Gebiet,  Bezirk"  (s.  Delitzsch,  HW  45ba).  Ein  jnrik  kakkahiinivl  ist  also  das  Gebiet  eines 
Sternbildes,  das  der  Mond  durchzieht.  Es  handelt  sich  keinesfalls  um  einen  Terminus  für  „Mondstation",  denn 
diese  wird  durch  den  Lauf  des  Mondes  innerhalb  24  h  abgegrenzt,  der  pirku  hängt  aber  ganz  von  der  Gestalt  und 
Ausdehnung  des  Sternbildes  selbst  ab.  Merkwürdigerweise  steht  nach  ■'  Sin  das  Verbuni  im  Pluralis.  Das  hängt 
wohl  damit  zusammen,  daß  der  Verfasser  des  Textes  an  die  einzelnen  Phasen  oder  Etappen  des  Mondes  im  Laufe 
des  Monats  gedacht  hat. 

S.  50,  Z.  I  v.  u.  —  S.  51,  Z.  6  V.  0.  Der  Abschnitt  ist  folgendermaßen  zu  ändern:  In  den  Zeilen  },'>,  —  37 
sind  dann  die  einzelnen  Mondstationen  genannt.  Es  sind  im  ganzen  iS  Stationen^,  also  liegt  nur  eine  Auswahl 
vor.     Über  die  einzelnen  Stationen  s.  Kap.  III  und  V. 

S.  51,  Z.  8  V.  o.  lies:  „Alles  dieses  sind  die  Sterne^  die  auf  der  Bahn  des  Mondes  stehen  und  in  deren 
Bereich  der  Mond  während  eines  Monats  eintritt  und  sie  überholt." 

S.  51,  Z.  12  V.  o.  lies:  steht  die  Fangzeile  für  die  zweite  Tafel.  Danach  begann  diese  mit  den  Worten: 
„Geht  er  (?)  die  Bahn  des  Mondes*)." 

S.  51,  Z.  10  V.  u.  lies:  kaUkah  aim  naniru  sn  mihrit  i>En-me-sär-m.  Zu  GTS-BAR  =  Girn 
(s.  Melssner,  OLZ   1912,  Sp.  117  f.). 

S.  57,  Z.  16  V.o.  Zu  den  Z.  54 — 55  liegt  in  VAX  9412,  Rs.  III,  3Sf  eine  Duplikatstelle  vor.  Dort 
finden  wir  statt  L.iL  "'  die  Variante  tar-sa-at.     Meine  Auffassung  von  L.IL  "'  erweist  sich  damit  also  .als  richtig. 

S.  57,  Anm.  2,  Z.  2  v.  o.  lies:   in  dem  Beobachtungstexte. 

S.  57,  Anm.  4,  Z.  3   v.  u.  lies:    des  Astrolabs  B,  II,    10—12   (s.  S.  80). 

S.  57,  Z.  12  V.  o.  Nach  einem  unveröffentlichten  Vokabular  ist  -l "  - /'.  1 .1/ ^  ndtiiä-  An  unserer  Stelle 
liegt  also  wohl  eine  Ideogrammverwechsluug  vor. 

S.  58,  Z.  24  V.  o.  Zum  Gott  ü  TI-BAL-TI  erinnert  mich  Hommkl  an  den  Gott  ''  TT-BAL  (IV  R\  52, 
9a  =  Surpu  II,   179,  Zimmern,  BBA,  S.  lof). 

S.   59.     Zu    82,    9- 18,    7292    liegt    ein   leider    etwas    verstümmelter   Paralleltext   in  VAX    941S.    Rs.  III. 


')  Var.:    Götter.  «)   Unrichtig  OLZ    1913,   S.  151!.     Vgl.  Kigler.  SSB,   Ergiinznngsheft,  S.  7of._ 

Bezold,  Zenit-  und  Äquatorialgestirne.   S.  57.     Hom^iel  nahm  von  vornherein  einen  Kreis  von   18  Mondstationen 
an,  wie  er  mir  am   10.  Juni   191 3  schrieb.  ')  Var.:  Götter.  ■•)  Der  Sinn  ist  mir  nicht  recht  klar.     Leider 

sind   gerade  die  Anfangszeilen    von   VAT   9412,    der    zweiten    Tafel   der    Serie  —  *"«••'■"'' .1P7-V   stark    verstümmelt. 
Näheres   in   einem  später  in  Bahyloniiica  erscheinenden    Aufsatze. 


IAA  Nachträge  und   Verbesserungen. 

2—9  vor.  An  Varianten  simi  /.u  notieren:  Z.  9  ''"k'^"''  GÜ-AX-XA  für  ''"'=!">''  AM-AX-XA,  Z.  11  Icakkah  ^IpJX 
für  /caWml  Hum-lxr: 

S.  59,  Z.  6  V.  u.  lies:   ReliifiOHS   Text». 

S.  59  zu  Anm.  I.  Der  Tempel  E-XAM-TI(L)-LA  wird  noch  Reisnkr,  iri/miien,  Nr.  25,  Vs.  ijf.  und 
Kino,  Letters  and  Inscriptions  of  HamnmraU  I,  pl.  107.  Rs   2\  (III,  p.  192  f.)  genannt. 

S.  59,  Z.  18  V.  o   streiche  die   Worte  von  „die  alle"  bis  „Jungfrau  liegen". 

S.  bo.  Uen  Text  von  Uoghaz-Köi,  der  die  Sternliste  enthält,  habe  ich  lange,  nachdem  der  Druck  des 
Abschnittes  1  vollendet  'war,  selbst  kopieren  können.  Eine  Umschrift  des  ganzen  Abschnittes  habe  ich  nach  meiner 
Kopie  bereits  in  KAO  IV,  S.  17 f.  gegeben.  Die  oben  mitgeteilten  Zeilen  43  —  48  (so  statt  12 — 17!)  sind  danach 
in  folgenden  Punkten  zu  verbessern:  43.  I.  {DIJG-DÜG)  —  i'  Xin-ki-zi-da;  44.  1.  kaTthah  Zappii  —  knkkab  SI-PA- 
ZI-A-XA;  46.  1.  kakkäb  Ka-ad-du-u}i-ha  —  '«'''kah  Enzn  (MAs)  —  m-n-ut ;  47.  l.  sü-iiut  —  s!(-u-ut;  4S.  n.ach 
er-ra-ni  füge  hinzu:  nie-Jd-ir-ku-mi  da-me-du. 

S.  61,  Z  5  u.  18  V.  dies:   '' Nin-ki-zi-da. 

S.  6?,  Z.  19  V.  u.  („Die  Zeile")  bis  S.  62,  Z.  11  v.  o  („schützend")  zu  streichen.  Der  Abschnitt  muli 
hcilicn:  In  Z.  4b  unseres  Textes  folgen  nun  die  Sterne  '■akkah  Xa-ad-du-uh-ha.  kakk„b  Efizu  und  ''nkkah  J^^iJi.XU, 
Mit  dem  ersteren  ist  sicher  der  kakkiil  (^UT)-KA-DÜ{H)-A  (Cygnus  [mit  Deaeb]  -|- Lacerta)  gemeint.  Was  das 
fehlende  ?"/'  betrifft,  so  mache  ich  darauf  aufmerksam,  daß  in  einer  ganzen  Reihe  unveröffentlichter  Texte  das  Gestirn 
tatsächlich  nur  kakkah  X^i-BlJ-A  heißt.  Mit  kakkah  Jg^m  ist  die  Lyra  mit  Wega  gemeint,  der  '"■'''"''' il/.lii'- 77' 
ist  nach  dem  Fixsternkommentar  des  Astrolabs  B  II,  13  f.  (s.  S.  78)  identisch  mit  dem  '>"'■'"''' Si'-G/,  unserem 
Fuhrmann  mit  Capella.  Es  werden  also  in  Z.  46  drei  der  hellsten  Sterne  des  Nordhimmels  (Deneb,  Wega  und 
Capella)  augerufen.  Mit  dem  Schluß  von  Z.  46  beginnt  noch  ein  allgemeiner  Anruf  au  sämtliche  Sterne.  „Ihr 
(Sterne)  mit  Bezug  auf  Ea.  tretet  herbei!  Ihr  (Sterne)  mit  Bezug  auf  Ea,  alle  ihr  mit  Bezug  auf  Ann  helft  mir! 
Mit  Bezug   auf    Enlil,    eure    Gesamtheit,   umgebt   mich    schützend"!     Euch    gegenüber   (ist    es)    eine    Bcschwr.rung'." 

S.  b3,  Z.  2   V.  o.  lies:    II,  30,  6.    Z.  3   v.  o.  lies:    IV,  2,  Sp.  1428. 

S.  63,  Z.  15  V.  u.  vgl.  auch  Bork  im  Orient.  Archiv  III,  S.  151  ft".  und  MVAG    1913,  3 

S.  64,   Anm.  3,  Z.  2  v.  o.  lies:    eingezeichnet. 

S.  b5,  Z.  5  v.  u.  lies:   knkkah  Xangaru. 

S.  66,  Anm.  2,  Z.  I    v.  u.  lies :    kakkab  AUuttim. 

S.  67,  Z.  3  u.  I   v.  u.  lies:   Itakhil  Xangaru- 

S.  69,  Z.  10  v.  o.  lies:  kakkah  LTJGAL  =  a  Ccntauri   (s.  Kigi.kr.  SSB.  ß-r//()i  :»»,;.*/«.,  S.  222  f.). 

S.  69,  Z.  13  v.  o.  lies:    kakkah  STM-MAH  =  Südlicher  Fisch   des  Tierkreises  (s.  KAO  IV,  S.  .13  IT.). 

S.  69,  Z.  23  V.  o.  lies:   ''akkd,  EX-TE-XAMAS-SIG  =  Centaurus. 

S.  69,  Z.  18  V.  u.  lies:   kakkah  UT-KA-GAB-A  =  Cygnus  +  Lacerta. 

S.  69,  Z.   13   V.  u.  lies :    kakkab  AFIX  =  Cassiopeja. 

S.  69,  Z.  12  V.  u.  lies:   kakkab  A-mi-ni-tu  =  Nördlicher  Fisch  des  Tierkreises. 

S.  69,  Z.  8  V.  u.  lies:   kakkab  SÜ-PA  =  Arktur,  Z.  5  v.  u.  Ues:   kakkab  jp^zn  =  Lyra. 

S.  70.  Hier  hätte  vor  allen  Dingen  noch  nachdrücklicher  d,-irauf  aufmerksam  gemacht  werden  müssen, 
rlaß  auch  beim  Astrolab  das  Schema  die  größte  Rolle  spielt.  Es  sind  doch  -wohl  allem  Anscheine  nach  vom  Ver- 
fasser lür  jeden  der  drei  Ringe  zunächst  12  Sterne  ausgesucht,  jedem  davon  ein  Sektor  zugewiesen  und  dann  die 
Zahlen  beigeschrieben  worden.  Daß  es  bei  diesem  Verfahren  manchmal  oder  .gar  öfters  nicht  geklappt  hat,  ist  klar. 
Aber  es  genügte  dem  Verfasser  offenbar,  wenn  der  betreffende  Stern  oder  das  betreffende  Sternbild  wenigstens  in 
der  Nähe  des  Sektors,  dem  er  eingefügt  war,  lag.  Wir  werden  also  die  Grenzen  der  Genauigkeit  noch  bedeutend 
weiter,  als  oben  geschehen,  stecken  müssen. 

S.  71,  Z.  II    V.  o  :     8.  kakkab  LUGAL  =  a  Centauri.      Für   —  4000  :  «   Centauri  «  =  148",  88.     Stimmt! 

S.  71.  Z.  13fr.  v.o.:  9.  kakkab  ZAL-BAT  "-""  =  i:ij(o/ia  des  Mars.  Als  solches  gilt  der  kakkab  Enzu, 
der  vordere  Teil  (Ziege!)  des  Steinbocks.  Für  —  4000  :  «"  Capric.  «  :=  220°,  89;  ß  Capric.  «  =:  220<',  35.  Die  Un- 
stimmigkeit ist  auf  Konto  des  Schemas  zu  setzen  (s.  o.).  10.  kakkab  ji^Hufttim  =  hinterer  Teil  des  Steinbocks.  Für 
—  ^^ooo:  y  Capric.  n  =  235»,  85;    S  Capric.  a  —  237",  84.     Stimmt  ungefähr! 

S.  71,  Z  21  fr.  v.  o,:  kakkab  SIM-MAU  =  Südlicher  Fisch  des  Tierkreises.  Für  —  40ÜO:  die  durchweg 
nicht  sehr  hellen  Sterne  dieses  Sternbilcies  erstreckten  sich  um  —  4000  etwa  zwischen  270°  und  290".  Liegt  hier 
wieder  Schema  vor  oder  hat  kakkab  ylJif.MA^  wirklich,  wie  oben  angenommen,  in  den  Sektor  12  zu  rücken:  — 
(Das  sonst  noch   S.  71    zu  lafc*«'' Äil/-il/.4//  Bemerkte  ist  zu  streichen.) 


')    Radau.    BEUP    XXX,    i,  p.  27,    n.  9  (am  Schlüsse)   möchte  dafür  '■■''••''"''  TA'M-MA    leseu^     Ob  mit 
Recht:  =)    Wohl   von    i'rii    „umgeben,    umhüten"    (DiCLiT/scii.    IIW    129a).  ■)    da-mc-dii  ^-  Idmrtii 

..Beschwörung"   (s.  Jkrkmias,  KAO  IM-,  S.  33). 


Nachtläge   and   Verbessernngen. 


145 


S.  72.  Z.  10  V.  o.:  7.  ''<•!''<•''>  EX-TE-XA-MäS-SIG  =  Centaurus.  Für  —  4000:  /  Centauri  «  =  122».  15; 
«   Centauri  «=  132°,  44;   J  Centauri  a  =   134",  37.     Stimmtl 

S.  72,  Z.  20  V.  o.:  9.  Icakkab  JJT-KA-GAB-A  =  Cygnus  +  Lacerta.  Für  —  4000:  a  Cygni  «  =  259»,  99; 
7  Cygni  «  =  252°,  66;  e  Cygni  a  =  2510,71.  Die  Unstimmigkeit  ist  hier  besonders  groß.  Ich  sehe  aber  nicht, 
wie  eine  Umstellung  des  Sternbildes  innerhalb  des  Ringes  bewerkstelligt  werden  soU. 

S.  72,  Z.  5  V.  u.:  I.  *o*/ta6  APIX  =  Cassiopeja.  Für  —  4000:  «  Cassiop.  n  =  303",  87;  ß  Cassiop. 
a  =  2990,56;    y  Cassiop.«  =  307",  52;    tV  Cassiop.«  =  310".  93.     Stimmt! 

S.72,  Z.  3  v.u.:  2.  '«»*«"'6.-l-n!f-ni-fM  =  Nördlicher  Fisch  des  Tierkreises.  Für  —  4000:  <j'  Pisc.  «  =  301",  07; 
(f  Pisc.  «  =  300»,  13;  X.  Pisc.  «  =  301",  42;  ;  Pisc.  n  =  2990.09.  Der  hakkah  Anuiütu  würde  also  eigentlich  in 
den  Sektor   I   gehören,   dem  Schema  zuliebe  ist  er  aber  in  den  Sektor   2   gezwängt  worden 

S.  73,  Z.  12  v.o.:  6.  kakkab SÜ-PA  =  Mktiii.  Für  —  4000:  «  Bootis  «=1360.  33.  Stimmt  wieder  nicht.  Schema! 

S.  73,  Z.  23  V.  u.:  9.  kakkai  Enzu  =  Lj-ta.  Für  —  4000:  «  Lyrae  «  =  230",  10;  £*  Lyrae  n  =  233»,  20: 
;  Lyrae  «  =  231",  41.     Stimmt  nicht.     Schema! 

S.  73.   Z.  21    V.  u.  lies:    kakkab  J^asru  b". 

S.  73,  Z.  16  T.U.Streiche  von  'Das  stimmt'  bis  'zu  vertauschen'.  Dafür  ist  einzusetzen;  Stimmt  nicht! 
Schema.     Ist  übrigens  kakkab  Xibiru  wirklich   der  Perseus :  r 

S.  74,  Z.  5  V.  o.  lies :  Darüber. 

S.  76  zur  Rekonstruktion  des  Astrolabs.  Im  äußeren  Ring  muß  es  zweifelhaft  bleiben,  ob  kakkab  KA-A 
und  kakkab  SIM-MAH.  wirklich  ihre  Plätze  zu  vertauschen  haben.  Im  innern  Sektor  haben  kakkub  A-nn-iü-tum  und 
kakkab  Xi-bi-ru  ihre  Plätze  zn  wechseln. 

S.  76,  I,  I,  S.  77,  II,  2.  8,  S.  7«,  II,  24.  29.  III.   I.  4,  S.  79.  ni,  21.  25  Hes:    ina  üb. 

S.  76,  I,  2  lies:   iparriku. 

S.  77,  I,   18  lies:    kakkab  XUXki  ü  E-a  (nach  Br.  M.  80378.  U.  20.  s.  S.  3b). 

S.  79,  III,   26:    ist  hier  kakkab  [LUGAL]   zu  ergänzen?      S.  S.  84. 

S.  80,  Z.  Ib  V.  o.  („Dieselbe  ZI-Teilung")  bis  S.  82,  Z.  15  v.  o.  („gesichert  zu  erklären")  ist  zu  streichen. 
Dafür  ist  einzusetzen:  ZI,  wie  schon  Virolleaud  in  seiner  ACh  es  richtig  durchgeführt  hat,  zweifellos  tib  zu  lesen. 
Das  ergibt  sich  mit  voller  Sicherheit  aus  VAT  9412,  Vs.  I,  68  fT.,  wo  wir  lesen:  summa""'  mu-si-e  säre  P^  ana 
SI-LAL'ka  kakkab  MAR-GID-DA  ina  ttb  (ZI)  iär  Utdni  iparrik  usw.  „Wenn  die  Ausgangsorte  der  Winde  deiner 
Beobachtung  (unterliegen),  so  dehnt  sich  der  kakkab  MAR-GID-DA  dort  aus,  wo  der  Nordwind  sich  erhebt"  usw. 
(vgl.  KAO  IV,  S.  47  f.  Näheres  unten  Kap.  III  unter  kakkab  Zappu).  Kol.  I,  I  unseres  Fixstemkommentars  ist  also 
z.  B.  zu  übersetzen:  „Dei  kakkab  DIJ^.Q-J^y^  der  dort  steht,  wo  der  Ostwind  sich  erhebt."  Die  Verteilung  der  einzel- 
nen Gestirne  auf  die  Z/s  ist  mir  nicht  ganz  klar.  Von  den  Planeten  Venus  und  Jupiter  wird  gesagt,  daß  sie  im  ZI 
des  Südens  ständen  (s.  Nr.  2  und  5  der  S.  79 f.  gesammelten  Stellen).  Das  gleiche  gilt  von  dem  als  Planeten  be- 
trachteten Gestirn  der  Wage  (Nr.  3).  Oder  ist  bei  ''  Zi-ba-ni-fum  an  den  Planeten  Saturn  zu  denken  (s.  S.  29f  )'r 
Daß  die  Planeten  dem  ZI  des  Südens  zugeteilt  sind,  erklärt  sich  wohl  einfach  daraus,  daß  der  Süden  als  Haupt- 
und  Orientierungsrichtung  gilt  und  die  Planeten  dort  kulminierend  ihre  große  Macht  am  gestirnten  Himmel  ausüben. 
Ohne  weiteres  ist  auch  klar,  weshalb  der  kakkab  BIR  dem  ZT  des  Südens  zugerechnet  wird  (Nr.  8  u.  9).  Stehen 
doch  die  Sterne  von  Carina  und  Vela,  die  das  Gestirn  bilden,  tief  am  Südhimmel.  Warum  sind  aber  kakkab  DH-GAX 
(Cetus  -|-  Widder),  kakkab  Alluttlim  (Steinbock)  und  kakkab  APIX  (Cassiopeja)  dem  ZI  des  Ostens  zugeteilt  (Nr.  i, 
4,  6):  An  die  NormalsteUung  von  VAT  9412  (s.  oben  und  KAO  IV,  S.  471.)  kann  dabei  nicht  gedacht  sein; 
denn  dann  wäre  es  wohl  verständllich,  daß  kakkab  DIL-GAX  und  kakkab  APIX  im  ZI  des  Ostens  stehen  soUen, 
während  kakkab  Alluüum  dem  ZI  des  Südens  angehören  müßte.  Das  Gemeinsame  bei  den  drei  Gestimeu  ist  nun, 
daß  sie  in  ungefährer  Nähe  des  Ostpunktes  aufgehen.  Hat  das  für  die  Zuteilung  zum  ZI  des  Ostens  genügt?  Die 
sichere  Antwort  darauf  kann  uns  erst  die  Zukunft  geben. 

S.  82,  Z.  II   V.  u.     Vgl.  KAO  IV,  S.  71  f.  und  80;  Z.  7tif.  v.  u.     Vgl.  KAO  IV,   S.  571!'. 

S.  83,  Z.  17  V.  Q.  Hes:    gegenüber  Ea  stehe,  Z.  16  v.  u.  lies:    kakkab  XUXk'  'l  E-a. 

S.  83,  Z.  13  V.  u.  („Im  dritten")  bis  Z.  9  v.  u.  („davor")  zu  streichen.  Dafür  ist  zu  lesen:  Im  dritten  Falle 
dürfte  mit  Ea  der  kakkab  B.A  >^  E-a  (Fixsternkommentar  I,  27),  d.  h.  der  südliche  Fisch  gemeint  sein.  Dem  süd- 
lichen Kreuz  liegt  der  Steinbock  ja  in  keiner  Weise  „gegenüber",  wohl  aber  haben  die  Sterne  des  Fischschwanzes 
des  Steinbocks  (vor  allem  /  und  S  Capric.)  und  Fomalhaut  («  Pisc.  austr.)  nahezu  die  gleiche  Rektaszension. 

S.  89,  Z.  I   v.  u.  lies:   Si-ir-^u.     Das  semitische  Äquivalent  ist  also  sir'n  „Ähre". 

S.  90,  Z.  5  ff.  V.  u.  lies :  Im  Semitischen  entspricht  dem  kakkab  Zappu.  Das  ist  eine  genaue  Übersetzung 
von  mulmul;    denn  auch  zappu  bedeutet  „Stern,  Gestirn"  (vgl.  vorläufig  KAO  IV.  S.  19,  Anm.  2). 

S.  91,  Z.  14  V.  u.  und  Anm.  5.  Daß  in  epinnu  ein  Bewässerungsgerät  zu  sehen  ist,  ist  klar.  Es  kann 
aber  keine  Röhre  sein,  da  wir  in  einer  Deutung  eines  unveröffentlichten  astrologischen  Textes  lesen :  omel  e-ri-Su 
arki  ä'i  epinni  illak  „der  Landmann  (wörtlich:  Bewässerer)  wird  hinter  dem  epinnu  hergehen".  Ist  epinnu  also 
etwa  gar  eine  Art  „Sprengwagen"? 

Weidner,  BabylonUche  Aatrocomie.  I9 


14()  Nachträge  und  Verbesserangen. 

S.  96,  Z.  9  ff.  V.  u.  Der  Liebenswürdigkeit  von  Herrn  Geheiiiirat  Aßmann  verdanke  ich  noch  eine  wichtige 
römische  Parallele.  Der  letzte  Tag  des  Festes  der  Kybele,  das  in  Rom  vom  22.  bis  27.  März  gefeiert  wurde,  galt 
als  dies  lavationis.  Die  Göttermutter  wurde  dann  in  feierlicher  Prozession  zum  Flusse  Almo  geleitet,  wo  sie  zur 
Reinigung  von  Totenklage  (um  ihren  Sohn  Attis)  und  Witwentum  das  heilige  Sühnebad  nahm  (Statius  silv.  5,  i,  222; 
Valerius  Flaccus  Argon.  8,   239;   Ammianus  Marcellinus  23,   3,  8). 

S.  97,  Anra.  I  ist  zu  streichen.  Neben  sti-iiir  finden  sich  bekanntlich  auch  Schreibungen  mit  vokalischem 
Auslaut  wie  su-nir-ri  usw.     Das  Wort  lautet  also  im  Sumerischen  sunir. 

S.  97,  Anm.  2:   vgl.  auch  Dki.itzsch,  Suwer.  Ghssar.  S.  123  f. 

S.  98,  Z.  19  V.  o.  Neben  p(h)ah-hil-ga  findet  sich  auch  die  Schreibung  pa-bil-ya.  Die  Bedeutung 
„Grolivater"  ist  längst  bekannt  (vgl.  Delitzsch,  Siimer.  Glossar,  S.  721. 

S.  loi,  Z.  14  V.o.  lilbbü  kann  natürlich  unmöglich  Prec.  II,  I  von  uabii  sein.  Hommel  weist  mich 
auf  labü  „sprechen"  hin  (Delitzsch,  HW  368  ''):  liibbn  wäre  davon  Inf.  II,  1  mit  der  wahrscheinlichen  Bedeutung 
„Wehklagen"  (eig.  „laut  Reden"). 

S.  103,  Z.  3  V.  o.  lies:    ihre  Dreiheit. 

S.  103,  Z.  18  („Das  Ill-a-bi")  bis  22  v.o.  („S.30ff.")  zu  streichen.  Dafür  ist  zu  lesen:  Das  Ill-a-bi  =  Se-lal- 
tu-SÜ-nU  (Z.  2/7)  „ihre  Dreiheit"  bezieht  sich  natürlich  noch  auf  die  drei  genannten  Götter. 

S.  103,  Anm.  2  lies:    „für  die  Zeit  deiner  Beobachtung"  (statt  „als  Erfolg  d.  B."). 

S.  1 03,  Anm.  7.  Für  ein  assyrisches  Zeugnis  über  die  Tätigkeit  der  Astrologen  vor  der  Geburt 
vgl.  JEREMLAS,  Artikel  Ramman  in  Roschkks  Lexikon  der  Mytholo(jie  IV,  Sp.  45  (s.  auch  ders.,  Art.  Sterne,  ib- 
Sp.  1431).  Über  den  Einfluß  des  Mondes  bei  der  Zeugung  eines  Kindes  gibt  VAT  7851,  Rs.  Aufschluß  (weiteres 
dazu  Kap.  UI). 

S.  107,   Anm.  I.     Der  Anfang  des  hethitischen  Textes  jetzt  berichtigt  in  KAO  IV,  S.  17. 

S.  loS,  Z.  2  V.  u.  Ues:    S.  KAO  IV,  S.  43  ff. 

S.  III.  Z.  15  v.u.  Als  der  Bogen  14  bereits  ausgedruckt  war,  gelang  es  mir  mit  Hüte  von  VAT  9437, 
die  fragliche  Zeile  zu  ergänzen  (s.S.  125).  Das  Gestirn  der  Stadt  Asäur  ist  also  der  '"*'«»*  S?7- PA  =  Arktur. 
Im  5.  Sektor  war  der  Rabe  eingezeichnet.  Da  der  Rabe  am  Himmel  dem  Arktur  unmittelbar  vorausgeht,  bleibt 
auch,  was  diese  beiden  Sektoren  anlangt,  das  Gesicht  einer  „Sternkarte"  genau  gewahrt. 

S.  118,  Anm.  2,  Z.  3  v.  o.  lies:    Anschluß. 

S.  r  20,  Z.  1 1    v.  o.  lies :    den  Fixstemnamen. 

S.  124,   Z.  18  v.  o.  Ues  :   «  URTJ-MU  sa  .  .  . 

S.  1 24,  Z.  7  V.  u.  lies :   als  Name  des  Stadtgottes  einer  bestimmten  Stadt  dienen. 

S.  124,  Z.  7  V.  u.  („Die  Wahl")  bis  Z.  5   v.  u.  („charakterisiert")  zu  streichen. 

S.  126,  Anm.  3  streiche  das  Zitat:    Weher,  Literatur,  S.  190I. 

S.  131,  Anm.  I  streiche  das  Zitat:  Weber,  Literatur,  S.  300.  Weber  hat  nur  die  Bemerkungen  von 
HoMMEL  mechanisch  übernommen,   da  ihm  wohl  ein  eigenes  Urteil  über  den  Gegenstand  abging. 


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